Direkt zum Inhalt Inhaltsverzeichnis des VdS-Journals 89
NACH REDAKTIONSSCHLUSS
4 AllSky7, 2024 BX1 und der Meteoritenfall von Ribbeck (Molau Sirko)
SPT/AMATEURTELESKOPE UND ELEKTRONIK
6 Zum Schwerpunktthema Amateurteleskope und Elektronik (Riepe Peter, Hermelingmeier Hubert)
6 Fotokoffer unter Strom (Leich Jens)
8 Elektronik mobil - Beobachtung von Sternbedeckungen im Feld (Bredner Eberhard H. R.)
12 Der Weg zur vollautomatischen Remote-Sternwarte - ein Bericht aus der gleichnamigen Arbeitsgruppe (Detken Kai-Oliver)
18 Eine selbstgebaute Motorfokussierung (Huhn Bernd)
19 Selbstbau eines elektronischen Fokussierers (Rörig Andreas)
22 Zeitsynchronisation und Zeiterfassung von Beobachtungsereignissen (Guhl Konrad)
25 Elektronische Selbstbau-Nachführung für eine Super-Polaris-Montierung von Vixen (Zilch Thorsten)
AMATEURTELESKOPE/SELBSTBAU
28 Neues aus der Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau (Berger Andreas, Hermelingmeier Hubert, Riepe Peter)
28 "Eine ""Zweitsternwarte"" im Garten" (Thomas Axel)
IMPRESSION
30 Dynamischer Jupiter (Libert Maciej)
AMATEURTELESKOPE/SELBSTBAU
31 Eigenkonstruktion einer Stativauflage für einen kleinen Feldstecher (Herzog Gerhard)
ASTROFOTOGRAFIE
33 Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie (Riepe Peter)
33 100 Jahre Cepheid V1 im Andromedanebel M 31 (Kempter Andreas, Riepe Peter)
35 Hoch lichtstarke Objektive in der Astrofotografie - Teil 1: Grundlagen (Slansky Peter C.)
IMPRESSION
38 Sonnenuntergang (Sparenberg Rainer)
ASTROFOTOGRAFIE
40 Neue Astroaufnahmen (Riepe Peter)
ASTRONOMISCHE VEREINIGUNGEN
44 Universe on Tour 2023 (Gallus Astrid)
IMPRESSION
44 Sonne und grüner Blitz (Calderari Patricio)
ASTRONOMISCHE VEREINIGUNGEN
45 Einfach nur mal Zuschauer sein! (Schomann Michael)
48 "Universe on Tour" aus Bochumer Sicht (Fischer Daniel)
50 "Mikrometeorite - Sternenstaub für jeden" Exponat der Walter-Hohmann-Sternwarte an Bord der MS Wissenschaft 2023 (Gärtner Peter)
53 "Universe on Tour" in Hofheim (Ritzinger Hubertus)
55 "Universe on Tour" in Bielefeld (Hermelingmeier Hubert, Kähler Björn)
ASTROPHYSIK & ALGORITHMEN
57 Wellenoptik: Das Konzept zum Verständnis von Beugungserscheinungen (Pilz Uwe)
DEEP SKY
60 Skyguide 2024 - 1 (Frühling) (Zebahl Robert, Merting Rene)
GESCHICHTE
62 Vor 60 Jahren: Juri Gagarin und Valentina Tereschkowa zu Besuch in Ostdeutschland (Schmerbauch Maik)
66 Die Scheibennadel von Falera - Darstellung einer bronzezeitlichen Berechnung für die Sichtbarkeitsverhältnisse der inneren Planeten? (Filling Holger)
KLEINE PLANETEN
70 2023 RY3 - die zweite NEO-Entdeckung am Schmidt-Teleskop auf dem Calar Alto (Schwab Erwin)
72 Kosmische Begegnungen (Hohmann Klaus, Ries Wolfgang)
KOMETEN
76 Bedeutende Kometen des dritten Quartals 2023 (Pilz Uwe)
METEORE
78 Der Meteoritenfall in Elmshorn am 25. April 2023 (Möller Andreas)
82 Meteorkamera des Global Meteor Network - Bau dir deine eigene Meteorkamera und werde Teil eines weltweiten Netzwerkes (Stano Radim, Roggemans Paul, Dörr Jürgen, Vollstedt Jochen, Leiting Hartmut)
MOND
87 Die partielle Mondfinsternis vom 28.10.2023 (Petzl Uwe)
88 Die partielle Mondfinsternis vom 28.10.2023 (Melchert Sven)
PLANETEN
91 Die Venusbedeckung vom 9.11.2023 (Melchert Sven)
RADIOASTRONOMIE
93 Zu Gast bei der EUCARA 2023 auf dem Astropeiler Stockert - Ein Bericht von der 5. European Conference on Amateur Radio Astronomy (EUCARA) (Fenger-Vegeler Hermann)
VERäNDERLICHE
97 SN 2011fe und SN 2023ixf - Zwei Supernovae in M 101 im Vergleich (Wenzel Klaus)
VDS-NACHRICHTEN
100 Bericht aus dem Vorstand (Gallus Astrid)
101 Spenden an die Vereinigung der Sternfreunde e.V. (Klug Andreas)
101 Wir begrüßen neue Mitglieder (VdS-Geschäftsstelle)
102 Jubiläen 2024 (VdS-Geschäftsstelle)
VDS VOR ORT / TAGUNGSBERICHTE
104 Astronomietag 2023: Partielle Mondfinsternis fiel ins Wasser - trotzdem eine runde Veranstaltung (Köhler Florian)
ZUM NACHDENKEN
106 Was Sternfreunde über geistiges Eigentum und Schutzrechte wissen sollten (Fopp Patrick)
108 "Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?" - Oder: Haben wir keine Augen mehr im Kopf? (Herzog Gerhard)
BEOBACHTERFORUM
112 *Moderne Zeiten* - Mondfotos mit Telementor und Smartphone (Völker Peter)
IMPRESSION
113 Interstellare Materie im Stier (Becher Harald)
115 Supernova in NGC 4216 (Wenzel Klaus, Remmel Peter)
Textinhalt des Journals 89
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Nach Redaktionsschluss
AllSky7, 2024 BX1 und der Meteoritenfall von Ribbeck
von Sirko Molau
In den späten Abendstunden des 20. Januar 2024 entdeckte der ungarische Astronom Krisztian Sarneczky einen kleinen Asteroiden, der zunächst die Bezeichnung Sar2736 erhielt. Schnell wurde deutlich, dass es kein gewöhnlicher Asteroid ist, sondern ein ca. 1 m großen Brocken auf Kollisionskurs mit der Erde. Gegen Mitternacht war klar, dass der Asteroid am 21. Januar gegen 1:32 MEZ nordwestlich von Berlin in die Erdatmosphäre eintreten würde, und diese Nachricht verbreitete sich schnell auf vielen Kanälen (Abb. 1). Ich arbeitete noch bis spät in die Nacht und bekam durch den Hinweis eines Sternfreundes 15 min vor dem vorhergesagten Eintritt Wind von der Sache. Schnell setzte ich noch einige Alarmmeldungen in WhatsApp-Gruppen und Mailinglisten ab. Auch meine Familie, die in unserem Ferienhaus in Ketzür bei Brandenburg weilte, konnte dank meines Anrufs die prächtige Feuerkugel mit eigenen Augen verfolgen, was mir in Bayern leider versagt blieb.
Nachdem es großräumig klar war, konnten auch viele Kameras des von uns organisierten europaweiten AllSky7-Feuerkugelnetzes [1] das Ereignis aufzeichnen, zum Beispiel die von Andre Knöfel in Lindenberg (AMS22), von Wolfgang Hamburg in Demmin (AMS30) und vom Planetarium Wolfsburg (AMS213). Tatsächlich war meine eigene Kamera in Ketzür (AMS16) dem Geschehen am Nächsten und zeichnete die nahezu senkrecht eintretende Feuerkugel detailliert auf (Abb. 2). Im Video ist gut zu erkennen, wie der Asteroid nach mehreren Flares heller als der Vollmond in kleinere Bruchstücke zerfiel, die dann einzeln verloschen [2].
Nach gut einer Stunde waren die ersten Videoaufnahmen gesichert und zu Mike Hankey in das ,,AllSky7 Headquarter" nach Amerika weitergeleitet. Während wir uns
1 Ankündigung des bevorstehenden
Eintritts des Asteroiden Sar2736 auf dem IMO-Account von X, ca. eine Stunde vor dem Ereignis.
schlafen legten, kümmerte er sich um erste Berechnungen der Trajektorie und des möglichen Streufeldes. Als ich am nächsten Vormittag auf mein Handy schaute, traf mich fast der Schlag: Die Spezialisten waren sich einig, dass es vom Asteroiden 2024 BX1, wie er inzwischen offiziell genannt wurde, auf jeden Fall einige Meteoriten bis zum Boden geschafft haben, und das berechnete Streufeld lag quasi ,,in unserem Vorgarten", nur 20 km von Ketzür entfernt. Ohne zu frühstücken stieg ich sofort in das Auto und machte mich auf den Weg nach Brandenburg. Unterwegs telefonierte ich verschiedene Mitglieder des AS7-Kameranetzes und des Arbeitskreises Meteore ab, um noch am selben Nachmittag eine erste Suche an Ort und Stelle zu starten. Wir trafen uns um 15 Uhr in Möthlow und suchten in den verbleibenden zwei Stunden bis zur Dunkelheit erste Felder in Richtung Nennhausen ab. Leider ohne Erfolg.
Am nächsten Tag nahm ich mir spontan frei, um mit einigen Mitstreitern weiter auf Meteoritenpirsch zu gehen. Nachdem sich die Streufeldvorhersage über Nacht nochmal um einige Kilometer verschoben hatte, weil in der ersten Vorhersage die Höhenwinde nicht ausreichend berücksichtigt waren, suchten wir dieses Mal östlich von Retzow in Richtung Ribbeck. Neben unserem Team war auch eine größere Gruppe vom DLR und dem Naturkundemuseum (MFN) in Berlin unterwegs. Wie sich später herausstellte, waren wir jetzt schon etwa am richtigen Ort unterwegs, auch wenn wir wieder nichts fanden. In den Folgetagen musste ich wieder arbeiten, aber die DLR/ MFN-Gruppe und einige AKM-Mitglieder suchten fleißig weiter, bevorzugt in der Gegend um Ribbeck.
Spannend wurde es, als am 25. Januar Bilder von professionellen polnischen Meteoritensuchern in sozialen Medien auftauchten, die einen ersten Fund von fast 200 Gramm zeigten. Zwar blieb der genaue Fundort geheim, aber es war klar, dass der Meteorit in der Gegend um Ribbeck gefunden wurde. Noch verblüffender war, dass er nicht die erwartete schwarze Farbe hatte, sondern eher gesprenkelt wie ein kleiner Pflasterstein aussah. Damit war erstens klar, dass tatsächlich Meteoriten gefallen waren, und wir wussten zweitens noch genauer, wo wir etwa suchen und nach was wir Ausschau halten mussten. Also war am darauffolgenden Samstag, sechs Tage nach dem Eintritt des Asteroiden, die nächste große Suchaktion angesetzt, zusammen mit befreundeten Meteorbeobachtern aus benachbarten Ländern.
Dieses Mal begannen wir auf einem Feld südöstlich von Ribbeck. Wir waren keine zehn Minuten unterwegs, als Ina Rendtel ausrief: ,,Ich glaube, ich hab` was!" Und tatsächlich - da lag ein ca. 20 g schweres
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Nach Redaktionsschluss
Bruchstück des Asteroiden unter Rapsblättern versteckt auf dem Boden. Unser erster Fund (Abb. 3)! Voller Elan ging es weiter, und in den nächsten Stunden hatten wir etwa ein halbes Dutzend Meteoriten beisammen. Zwei untrügliche Erkennungszeichen schälten sich schnell heraus: Alle Meteorite rochen merklich nach Schwefel und sie waren im Gegensatz zu anderen Steinen nicht im Boden eingesunken, sondern lagen obenauf (weil der Boden in der Nacht des Meteoritenfalls hart gefroren war). Das Feld wurde langsam voller, weil auch neugierige Bewohner aus Berlin und Umgebung nach Ribbeck kamen, um auf ,,Schatzsuche" zu gehen. Am Nachmittag wurden wir dann von der Polizei freundlich, aber bestimmt des Feldes verwiesen, weil der Besitzer nicht so glücklich darüber war, dass seine Rapssaat von Meteoritensuchern zertrampelt wurde.
Auch in den darauffolgenden Tagen und Wochen wurden die Felder um Ribbeck intensiv abgesucht. In der Nähe von Ribbeck, wo wir unsere ersten Erfolge hatten, gab es nur sehr wenige größere Fundstücke von etwa 20 g. Einige Kilometer weiter östlich waren die Meteoriten kleiner (1 bis 10 g), dafür aber auch zahlreicher - genau wie vorhergesagt. Insgesamt haben die Teams von AllSky7/AKM und MFN/DLR mehrere Dutzend kleiner Meteoriten gefunden. Die zwei Hauptmassen von >150 g blieben jedoch dem polnischen Team vorbehalten, das westlich von Ribbeck unterwegs war. Auch wir verbrachten dort einige Zeit, aber ohne Erfolg.
2 Summenbild der Feuerkugel von der nächstgelegen AllSky7-Kamerastation AMS16
in Ketzür.
werden konnte, weil der Asteroid kurz vor dem Eintritt in die Erdatmosphäre entdeckt wurde. Zudem ist er erst der vierte Fall, bei dem auch noch Meteoriten gefunden wurden. Inzwischen haben die Meteoriten offiziell den Namen ,,Ribbeck" erhalten. Ein toller Erfolg, sowohl für unser AllSky7Feuerkugelnetz, das rund um die Uhr von der kleinsten Sternschnuppe bis zur hellsten Feuerkugel alles über uns aufzeichnet, als auch für die AllSky7-Kamerabetreiber
in Deutschland und für die vielen fleißigen Meteoritensucher vom Arbeitskreis Meteore und anderen Organisationen vor Ort.
Internethinweise: [1] https://allsky7.net [2] https://archive.allsky.tv/AMS16/
METEORS/2024/2024_01_21/ AMS16_2024_01_21_00_32_ 42_000_010096-AS7.mp4
Einige der Meteorite sind inzwischen in darauf spezialisierten Labors untersucht worden. Es stellte sich heraus, dass es sich um den seltenen Meteoritentyp ,,Aubrit" handelt, von dem nur elf historische Fälle bekannt sind. 2024 BX1 ist der achte Fall, bei dem eine Feuerkugel ,,vorhergesagt"
3 Unser erster Meteoritenfund von 2024 BX1 auf einem Feld bei Ribbeck.
Journal für Astronomie Nr. 89 | 5
Amateurteleskope und Elektronik
Zum Schwerpunktthema Amateurteleskope
und Elektronik
Das Schwerpunktthema in dieser Journalausgabe 89 gestaltet So gesehen ist das Sachgebiet Amateurteleskope/Selbstbau -
sich aus Beiträgen von Sternfreunden, die praktische Erfahrun- wie kann es auch anders sein - immer mit verschiedenen tech-
gen im Selbstbau gesammelt haben und diese an unsere Leser nischen Aktivitäten verbunden. Oft sind es die ,,Bastler", die
weiterreichen möchten. Hurra, der Selbstbau lebt!
sich intensiv mit Mechanik, Elektrik, Optik usw. befassen. Des-
halb stellen wir in diesem Schwerpunktthema nicht nur reine
Ein Amateurteleskop ist heutzutage viel mehr als nur eine Röh- ,,Elektrik-Artikel" zusammen, sondern auch solche, die über-
re mit Optik auf einem Stativ. Ob für die visuelle Beobachtung, greifende Aspekte zum Inhalt haben.
Fotografie, Spektroskopie, Zeiterfassung, Astrometrie oder
Fotometrie - der Computer und die Elektronik, dazu auch die Und nun wünschen wir viel Freude mit dem neuen Schwer-
verschiedenen Arten an Software, gehören längst als erweiter- punktthema und hoffen, dass unseren Lesern auch neue Ideen
tes Gerät dazu. Die Bildbearbeitung ist ebenfalls ein Teil der zum Selbstbau einfallen. Wir würden uns darüber freuen!
Werkzeuge, die uns über unsere erzielten Ergebnisse immer
mehr Erkenntnisse über das Universum gebracht haben. Erst Peter Riepe und Hubert Hermelingmeier
die letztgenannten Bausteine in dieser Kette haben den foto-
grafierenden Hobbyastronomen Resultate ermöglicht, die in-
zwischen höchste Qualität erreicht haben.
Fotokoffer unter Strom
von Jens Leich
Bevor ich mir im Jahr 2008 den Traum einer eigenen Gartensternwarte erfüllen konnte, stand das abendliche Herausfahren an einen geeigneten Beobachtungsort auf der Tagesordnung. Ausgerüstet mit einer Äquatorialmontierung mit Schrittmotoren für die Nachführung galt es u. a. auch für eine geeignete Stromversorgung zu sorgen. Das naheliegende Anzapfen der Autobatterie führte aber mitunter zu Startproblemen vor der Heimfahrt nach dem Beobachten. Eine eigene Stromversorgung musste also her. Ein ausgedienter Fotokoffer aus Aluminium mit Klappdeckel wurde dafür auserkoren. Bestückt mit anfangs zwei kleinen und einem größeren Blei-Gel-Akkumulator [1], stattete ich diesen mit einigen Funktionen aus, die mir das abendliche Beobachten erleichterten. Alle Stromverbraucher am Teleskop stattete ich mit 4-mm-Büschelsteckern [2] aus, die entsprechenden Buchsen fanden sich dann am Koffer wieder. Insgesamt drei Verbraucher konnten so versorgt werden. Die Buchsen sind jeweils geschaltet und rot
1 Das Bild zeigt den geschlossenen Koffer mit eingeschalteter Spannungsanzeige.
Der kleine silberne Kippschalter unten halblinks dient der Beleuchtung des Spannungsmessers, der kleine schwarze Schalter direkt links vom Display schaltet die Spannungsmessung ein und aus. Beleuchtung und Spannungsmessung werden von zwei unabhängigen 9-Volt-Blöcken versorgt.
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Amateurteleskope und Elektronik
beleuchtet. Auch das Laden der Akkus erfolgt über diese Buchsen. Um die Spannung des Akkus zu kontrollieren, verbaute ich noch ein zuschaltbares Voltmeter - wahlweise auch beleuchtet. Über einen Drehschalter konnte ich so die Spannung jedes einzelnen Akkus ablesen. Das Steckerladegerät sowie das Polsucherfernrohr nebst einer ebenfalls selbst gebauten Blinklichtschaltung für die Polsucherbeleuchtung fanden Platz in diesem Koffer. Nach Errichtung der Sternwarte wurde er jedoch nicht mehr häufig eingesetzt und hat mittlerweile einen neuen Besitzer gefunden.
2 Hier die Verdrahtung und die Spannungsversorgung des Spannungsmessers
und seiner Beleuchtung.
Internethinweise (Stand Oktober 2023): [1] Blei-Gel-Batterien - wartungsarme
Akkus mit höherem Gewicht: www.fritz-berger.de/blog/hilfeberatung/technikratgeber/blei-gelbatterie.html
[2] Nachweis Büschelstecker bei Conrad: www.conrad.de/de/f/bueschelstecker1783339.html
3 Man sieht hier die drei Akkus im Inneren des Koffers mitsamt Verdrahtung.
Jeder Akku wurde zusätzlich noch mit einer Kfz-Sicherung abgesichert.
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Amateurteleskope und Elektronik
Elektronik mobil
- Beobachtung von Sternbedeckungen im Feld
von Eberhard H. R. Bredner
Unsere Astrogeräte werden schon seit vielen Jahren in der Regel mit einer Versorgungsspannung von 12 Volt Gleichstrom betrieben. Vormals war oft ein Anschluss an die Netzspannung 220/230 Volt notwendig, die damit verbundenen Gefahren erforderten einen erhöhten Aufwand. Mit Übergang auf 12 Volt sind unsere Beobachtungen im Feld sehr erleichtert worden und seitdem oftmals überhaupt erst möglich (Abb. 1). Wer auch heute nur in der Nähe einer Schuko-Steckdose beobachtet, kann die Probleme mobiler Beobachter oft nicht einschätzen. Vielleicht ist aber auch für diese stationären Beobachter ein Tipp in diesem Bericht.
1 Schuko-Steckdose und 12-Volt-Steckdose
Grundlage für unsere Mobilität ist natürlich in jedem Falle eine solide Spannungsquelle mit ausreichender Ladekapazität. Nächtliche Beobachtungen bei eisigen Temperaturen erfordern da eine sorgfältige Planung. Akkus mögen tiefe Temperaturen nicht, sie haben dann weniger ,,Durchhaltevermögen" (Abb. 2). Die oft als Quelle genutzte Zigarettenanzünderbuchse im Auto verlangt größte Umsicht, schaltet sie sich doch bei vielen PKW nach einer gewissen Zeit einfach ab.
Schon beim Aufbau im Feld vermeiden wir grelle Beleuchtung, um unsere Augenempfindlichkeit wenig zu belasten. Deshalb ist eine fehlervermeidende Verkabelung bei geringer Helligkeit schon angebracht. Meine Lösung ist in dem grünen Koffer verwirklicht. Alles ist in eine untere und eine obere Ebene aufgeteilt. Unten (Abb. 3) liegen links beide Video-Kameras (Watec N120+ und Watec 910HX) mit ihren jeweiligen Anschlusskabeln und der Sensor für das GPS-Signal zur Steuerung der Zeiteingabe (Time Inserter). Mittig ist der 12-VoltAkku mit einer ,,Kapazität" von 7 Ah, der aufgeladen alles für mindestens 60 Minuten versorgen kann. Hinweis: Bedeckungsbe-
2 Akkukapazität in Abhängigkeit von der Temperatur (mit freundlicher Genehmigung
der Firma Sonnenschein)
obachtungen laufen im Minutenbereich ab. In den Fächern daneben findet sich ein zusätzlicher DCF77-Sensor für den Time Inserter, falls das GPS-Signal ausfällt - und für Tests im Hause, weil dort kein GPS-Signal empfangen werden kann. Auch der Kleinkram findet hier ein Fach.
Im oberen Teil des grünen Koffers sind alle elektronischen Komponenten und Anschlüsse zusammengefasst (Abb. 4). Links neben dem Monitor finden sich die Steckbuchsen für die Kabel der Kameras, je ein Buchsenpärchen für die Sucherkamera und eines für die Kamera des Hauptfernrohres. Die Kameras werden dabei über 12-Volt-
8 | Journal für Astronomie Nr. 89
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Lautsprecherstecker gespeist. Bananenstecker wären als Kontakte sicher vorzuziehen, aber die Verwechselungsgefahr ist gerade in der Dunkelheit groß.
Unterhalb des Monitors befindet sich der Time Inserter und darauf der Mikrofonverstärker. Die Signale der jeweiligen Kamera werden mit dem Signal vom GPS-Sensor oder vom DCF 77-Sensor im Time Inserter gemischt. Im PAL-System liefert jede Kamera 50 Halbbilder je Sekunde und in jedes dieser Bilder prägt der Time Inserter die vom GPS abgeleitete Weltzeit UTC ein, alle 20 Millisekunden neu.
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Kamera am Teleskop, Monitor, zusätzliche Spannungsversorgung. Die Kameras sind immer angeschlossen, sie werden jeweils über ihren Schalter aktiviert (mit 12
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Volt verbunden). Deshalb lässt es sich sehr schnell zwischen Sucherbild und Teleskopbild umschalten, das ist besonders während der Suche in Richtung Zielstern (beim Starhopping) sehr hilfreich.
Während der Aufzeichnung der Bedeckung werden zu dem Video-Signal auch Informationen zur Beobachtung auf das Band gesprochen, natürlich auch euphorische Äußerungen. Die spätere Auswertung erleichtert sich durch diese aufgesprochenen Parameter. Über die Schalterleiste unten wird alles gesteuert: Hauptschalter, Time Inserter, Zeiteinblendung kleine Ziffern, Sekunden-Blinksignal, Kamera am Sucher,
3 Koffer unten
Journal für Astronomie Nr. 89 | 9
Amateurteleskope und Elektronik
4 Koffer oben
annähernd halbwegs scharfes Bild zeigt. Zur Kontrolle wird dann der Camcorder ein erstes Mal mit dem Video- und Audiosignal verbunden. Dann heißt es nur noch zu warten und zu hoffen, dass die berechneten Vorhersagen für die Bedeckung zutreffen und die Aufzeichnung via Camcorder fixiert wird. Nicht beschrieben wird hier meine Reaktion, wenn im letzten Augenblick noch Wolken aufziehen ...
Für die Auswertung der Zeiten muss die analoge Aufzeichnung in ein AVI-Format digitalisiert werden. Nur so kann über eine spezielle Software (Tangra) eine Lichtkurve erstellt werden.
Der Aufbau irgendwo - möglichst auch auf einem ungenutzten Feldweg - führt im Ergebnis zu zwei Zeiten: Anfang und Ende der Bedeckung. Über zwei weitere Auswerte-Kontroll-Stationen (Deutschland und Australien) werden diese Zeiten am Ende dann in die USA zum Minor Planet Center nach Boston geleitet, aber nur, wenn bei der Beobachtung die Elektronik wie erhofft anstandslos funktioniert hat, Überraschungen sind nicht ausgeschlossen.
Jetzt würde auch die Nachführung der Montierung eingeschaltet. Der Monitor (Bildschirm) zeigt in jedem Falle das Bild der gerade aktivierten Kamera. Seine Helligkeit wird nach Möglichkeit so reduziert, dass der Zielstern noch gut sichtbar ist. Im Kabel zu dem aufzeichnenden Camcorder (rechts) wird in jedem Falle das volle Signal der Kamera übertragen. Die Ausgangsleistung des Time-Inserter-Verstärkers ist ausreichend, um Monitor und Camcorder zu versorgen. Die sichere Aufzeichnung lässt sich auch über den kleinen Bildschirm des Camcorders verfolgen.
Beim Aufbau der Beobachtungsstation werden die optischen Achsen von Sucher und Teleskop parallelisiert, dazu wird alles zunächst visuell justiert. Hilfreich sind dabei weit entfernte Signallampen von Windkraftanlagen. Die Grundeinstellung erfolgt zunächst ohne Nachführung. Für den Übergang zur Elektronik - die Okulare werden gegen die Kameras getauscht - waren längere Einstelltests notwendig, weil Okularfokus und Kamerafokus nie übereinstimmen. Man muss also vorher geübt haben, in welche Richtung und wie oft ein Einstellrad nach dem Tausch jeweils gedreht werden muss, damit beim Einschalten der jeweiligen Kamera der Monitor ein
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Amateurteleskope und Elektronik
Der Weg zur vollautomatischen RemoteSternwarte - ein Bericht aus der gleichnamigen Arbeitsgruppe
von Kai-Oliver Detken
Von einer eigenen Sternwarte im heimischen Garten träumt sicherlich fast jeder engagierte Astrofotograf, um schnell und flexibel den Sternhimmel beobachten zu können. Um jede Wolkenlücke auch unterwegs nutzen zu können, wird man sich dann auch mit einer Remote-Ansteuerung und der damit einhergehenden Automatisierung beschäftigen müssen. Doch der Weg dahin kann sehr steinig und kostspielig sein, wenn noch keine Erfahrung existiert. Die im Herbst 2021 neu entstandene VdS-Fachgruppe Remote-Sternwarten [1] hat daher zum Ziel, sich mit der Planung, dem Bau und dem Betrieb einer RemoteSternwarte auseinanderzusetzen und diese auch zur Verfügung zu stellen. Die dafür notwendige Expertise soll durch das verteilte Fachwissen innerhalb der Fachgruppe erarbeitet werden. Da auch die finanziellen Mittel über die Minor-Stiftung [2] bereitgestellt werden konnten, begann die neue Fachgruppe im Frühjahr 2022 mit der Organisation und der genauen Planung.
Um die Arbeiten auf mehrere Schultern zu verteilen, sind die Untergruppen Infrastruktur, Equipment, Software und Betrieb gegründet worden. Im ersten Schritt wurde dabei der Standort der ersten RemoteSternwarte in verschiedenen Zoom-Treffen diskutiert. Dabei war man sich schnell einig, dass dieser nicht in Deutschland sein sollte, da das Wetter für kontinuierliche Beobachtungen nicht ausreichend gut ist. Auch die Lichtverschmutzung macht hier den Astrofotografen schwer zu schaffen, weshalb Spanien, Frankreich, Chile und Namibia diskutiert wurden. Den Zuschlag erhielt schließlich Namibia und dort die Astrofarm Hakos [3], da man hier die gleiche Zeitzone hat und eine Betreuung vor Ort sichergestellt werden kann. Denn ein Mitglied der Fachgruppe lebt dort und kann bei Pannen schnell helfen. Zudem hatte Hakos während der Corona-Phase begonnen, ver-
1 12-Zoll-Newton-Astrograf von Teleskop-Service (TS) Ransburg mit
Feather-Touch-Auszug, Bild: Teleskop-Service Ransburg
schiedene Remote-Sternwarten aufzubauen, da die Astrogäste ausblieben bzw. Namibia nicht mehr anfliegen konnten. Es gab also bereits eine Wissensbasis, wie man ein solches Projekt am geeignetsten umsetzen könnte. Und auch die Internet-Verbindung war gegenüber den anderen Astrofarmen in höherer Bandbreite (25 Mbit/s symmetrisch) vorhanden. Nachdem der erste Platz für eine Remote-Sternwarte gefunden wurde, ging man von der Infrastrukturplanung in die Equipment- und Software-Planung über, die beide parallel bearbeitet wurden. Dazu wurde das verteilte Wissen der Fachgruppe genutzt, denn die Wenigsten hatten eine solche Remote-Sternwarte bereits eigenständig aufgebaut.
Bei der Equipment-Planung wurden Montierung und Teleskope diskutiert und ausgesucht. Bedingung für eine RemoteSternwarte war es, sich mit möglichst we-
nigen Fehlerquellen auseinandersetzen zu müssen. Daher wurde mit der 10Micron GM3000 eine überdimensionierte Montierung angeschafft, die kein Autoguiding benötigt, da sie mit ihrem Star-Pointing-Modell exakt genug nachführen kann. Zusätzlich besitzt diese parallaktische Montierung hochgenaue Absolut-Encoder, wodurch sie immer ihre eigene Position kennt.
Um verschiedene Brennweiten nutzen zu können, wurden zudem zwei Teleskope vorgesehen, die die Montierung sicher tragen kann. Beide Teleskope zusammen kommen dabei ungefähr auf ein Gewicht von 30 kg, was für die Montierung keinerlei Herausforderung bedeutet, da sie eine Zuladung von bis zu 100 kg verträgt.
Die kleinere Teleskopoptik ist ein Takahashi-Epsilon 160ED, der bei Astrofotografen sehr beliebt ist. Ein zweilinsiger Korrek-
12 | Journal für Astronomie Nr. 89
Amateurteleskope und Elektronik
2 AnyDesk-Remote-Zugriff auf die VdS-Sternwarte mit der Oberfläche des Startbildschirms
tor ist hier direkt im Okularauszug verbaut, so dass ein optimal korrigiertes Bildfeld für die angeschlossene Kamera vorliegt. Das schnelle Öffnungsverhältnis von 1:3,3 bei einer Brennweite von 530 mm ermöglicht es, Übersichtsaufnahmen und auch lichtschwache Nebelobjekte auszuwählen. Der 1,5-fache Extender für den Takahashi wurde ebenfalls mitbestellt, da man dann auch 800 mm Brennweite umsetzen könnte. Allerdings müsste dieser manuell angebracht werden, was natürlich nur durch eine Person vor Ort geht.
Als Kamera wurde, aufgrund der guten Erfahrungen einiger Fachgruppenmitglieder damit, die DeepSkyPro2600c von Lacerta (ToupTek) ausgewählt. Dies ist eine Farbkamera, die mit fünf 2-Zoll-Filtern in einem USB-Filterrad betrieben wird. Als Fokusmotor wurde der Pegasus Focuscube V2 einschließlich Pegasus Ultimade Powerbox V2 geordert, die für das Strommanagement zuständig ist. Als Hauptteleskop wurde ein 12-zölliger Newton-Astrograf von Teleskop-Service (TS) Ransburg ausgewählt
(Abb. 1). Dieser wurde direkt nach den Vorgaben der Fachgruppe angefertigt. Er besitzt ein Öffnungsverhältnis von 1:4,56 bei einer Brennweite von 1.391 mm. Der Tubus ist aus Kohlefaser (engl.: carbon) für eine geringe Temperaturanfälligkeit und schnelleres Auskühlen. Er besitzt einen eingebauten 3-zölligen Komakorrektor und als Okularauszug einen Feather Touch TRUE mit verzahntem Zahnrad ohne Kugellager, wodurch die Fokussierung sicher gehalten werden kann.
Als Kamera wurde ebenfalls die DeepSkyPro2600 von Lacerta (ToupTek) ausgesucht - allerdings die Monochrom-Variante. Das USB-Filterrad kann hier sieben verschiedene Filter aufnehmen. Als Fokusmotor wurde ein Starlight-HSM30-Schrittmotor verbaut. Zur Brennweitenverlängerung, um ggf. auch Planetenaufnahmen mit abdecken zu können, wurde eine TeleVue Powermate 5-fache Barlowlinse einbezogen. Auch hier müsste man händisch eingreifen, um die Barlowlinse einzubauen und eine Planetenkamera installieren zu können.
Filtersätze wurden von den Herstellern Astronomik für die Monochromkamera und Antlia für die Farbkamera ausgewählt. Bei Astronomik sind das ein Deep-SkyRGB-Filtersatz, ein UV-IR-Blockfilter und die MaxFR-Filterserie für H, [OIII] und [SII] mit 6 nm Halbwertsbreite. Es wurden für die Monochromkamera zwar auch noch Baader- und Astrodon-Filter in die engere Auswahl genommen. Aber Baader konnte zu dem Zeitpunkt keine Schmalbandfilter liefern und bei Astrodon waren sogar alle Filtertypen vergriffen. Die Astronomik-Filter sind aber auch keine zweite Wahl, denn sie besitzen sehr steile Transmissionskurven, wodurch die Filterbänder schmaler und dadurch effektiver werden. Bei der Farbkamera wurde ein Antlia-TribandRGB-Filter angeschafft sowie für Schmalband der ALP-T-Dualband-Filter von Antlia mit 5 nm und als Ergänzung dazu für die Hubble-Palette den Antila-S-II-Filter mit 3 nm Halbwertsbreite. Die Antlia-Filter zeichnen sich durch schmale Bandbreiten aus und dass sie minimale Halos an hellen Sternen erzeugen, im Gegensatz zu
Journal für Astronomie Nr. 89 | 13
Amateurteleskope und Elektronik
Eine IP-Steckdosenleiste stand ebenfalls noch auf der Wunschliste, um aus Deutschland die Geräte vor Ort einzeln an- und ausschalten zu können. Ebenso eine Kamera mit Fisheye-Objektiv (ASI 178MC), um den Innenraum der Rolldachhütte einsehen zu können. Inzwischen wurden damit auch einige Zeitrafferaufnahmen von Beobachtungsnächten angefertigt und als Planetenkamera könnte sie ebenfalls eingesetzt werden.
3 Die Aufbau-Crew in der VdS-Sternwarte auf Hakos (v.l.n.r.: Thomas Appel,
Jürgen Obstfelder, Friedhelm Hund, Bernd Christensen), Bild: Bernd Christensen
den stark verbreiteten Filtern von Optolong L-eNhance oder L-eXtreme. Dieser Vorteil gilt im Übrigen auch für die AstronomikSchmalbandfilter, was allerdings seinen Preis hat. Ein Luminanz-Filter von Baader und ein L-eNhance-Filter von Optolong ergänzen das Filterrad der Farbkamera.
Danach wurde die Planung des weiteren Equipments vorangetrieben. Als Steuerrechner wurde ein Industrie-PC von Thomas Krenn ausgewählt, der über keinen Lüfter verfügt und mehr Rechenleistung als ein Klein-PC (z. B. Intel-NUC) besitzt. Er wurde mit 32 GByte RAM-Speicher bestückt, einer 240-GByte-SSD-Festplatte für das Betriebssystem und einer 3,84-TByteSSD-Festplatte für die Datensicherung. Aus Sicherheitsgründen wurde diese zweimal gekauft, um einen Ausfall vor Ort leicht kompensieren zu können. Eine externe
USB-Festplatte für die Datensicherung wurde ebenfalls eingeplant, die unabhängig von einem Cloud-Zugang für die Aufnahmedaten vorhanden sein sollte. Da es in Namibia häufiger zu Stromausfällen kommen kann, wurde eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) mit angeschafft und diese in Windhoek geordert, da sie doch einiges an Gewicht mit sich bringt.
Die Säule für die Montierung wurde ebenfalls vor Ort angeschafft und aufgebaut. Zur Abdeckung der Teleskope, die dem Staub von Namibia trotz Schutzhütte ausgesetzt sind, wurden die Flatpanels eXcalibur von RB-Focus angeschafft. Diese sind mit einem Motor ausgestattet, so dass sie remote geöffnet werden können. Neben der Staubschutzfunktion lassen sich damit natürlich auch die notwendigen Flats anfertigen.
Die Software wurde durch die SoftwareGruppe diskutiert und bereits vorher auf dem Thomas-Krenn-Rechner installiert, erreichbar in Deutschland über eine gesicherte Internetverbindung. Aber das war letztendlich eine Trockenübung, da das zu steuernde Equipment ja noch gar nicht angeschlossen war. Installiert wurden als Betriebssystem Windows 10 Professional, 10Micron-Treiber mit virtueller Handsteuerbox, PegasusAstro Unity Platform zum Einschalten der Kameras, Flatdeckelund Fokussiermotoren, das Planetariumsprogramm Cartes du Ciel, die ASCOMSchnittstelle zur Steuerung der Kameras und der Montierung sowie die Aufnahmesoftware N.I.N.A. zur Verwaltung der Aufnahmesequenzen. Um remote auf den Rechner zugreifen zu können, wurde das Programm AnyDesk installiert. Die Abbildung 2 zeigt eine AnyDesk-Sitzung und die Programmanordnung, wie sie für Namibia umgesetzt wurde. Man erkennt neben den beschriebenen Softwaretools auch die dortigen Außenkameras der Rolldachhütten sowie die Fisheye-Innenkamera, die beide Teleskope zeigt.
Im April 2023 flogen dann zwei Gruppenmitglieder nach Hakos, um die Sternwarte aufzubauen. Sie wurden von zwei Kollegen vor Ort unterstützt (Abb. 3). Vorab wurde noch in München bei TS Ransburg die Ware
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in Augenschein genommen und Funktionstests mit den Rechnern, der Firmware und der Ansteuerung durchgeführt. Die Montierung konnte dabei nicht getestet werden und auch nicht der Takahashi-Epsilon 160ED, da diese schon in Namibia waren. Zwar wurde in der Gruppe diskutiert, ob man das Equipment probeweise in Deutschland aufbauen und testen sollte, bevor es die Anreise nach Namibia antritt. Dies wurde aber aus Kosten- und Aufwandsgründen fallengelassen. Auch der Zeitplan wäre dadurch beträchtlich nach hinten gezogen worden. Eine Entscheidung, die sich fast gerächt hätte, denn natürlich ging vor Ort nicht alles glatt und es kam zu technischen Problemen. Es wurde daher während des Aufbaus kontinuierlich mit der Fachgruppe in Deutschland kommuniziert, um die Herausforderungen zu meistern und Lösungen finden zu können. Alle Herausforderungen konnten aber vor Ort gelöst werden, so dass es ein erstes ,,First Light" während der Aufbauphase für die gesamte Fachgruppe gab, indem per Zoom-Konferenz die Bedienung live in Namibia gezeigt werden konnte.
Nach der Rückkehr des Aufbauteams wurde von Mai bis Juni 2023 am Finetuning gearbeitet. Denn es waren noch einige Kleinigkeiten zu lösen, die während der arbeitsreichen Zeit vor Ort liegengeblieben waren. Ab Juli wurde dann eine Power-User-Gruppe gegründet, die für die fehlerfreie Bedienung der Remote-Sternwarte sorgen sollte. Die Einweisung und das Training der 12-köpfigen Gruppe dauerte bis Anfang September, so dass die gesamte Fachgruppe ihr ,,First Light" erst am 13. September erleben konnte. Inzwischen sind erste Beobachtungsergebnisse auf der Webseite [1] in der Bildgalerie eingestellt worden und ein erster Pilotbetrieb der gesamten Fachgruppe konnte seit Oktober 2023 gestartet werden.
Daher ist nach 1,5 Jahren Findungs-, Planungs- und Umsetzungsphase ein RemoteTeleskop entstanden, welches unter optimalem Himmel hervorragende Aufnahmen erstellen kann. VdS-Mitglieder können der Fachgruppe über die Webseite gerne beitreten, um an den Erfahrungen eines Remote-Betriebs zu partizipieren oder eigene Beobachtungen zu planen. Zukünftig sollen weitere Remote-Sternwarten entstehen.
Weitere Abbildungen auf den Seiten 16/17.
Internethinweise (Stand: Oktober 2023): [1] Fachgruppe Remote-Sternwarten: https://remotesternwarten.
sternfreunde.de
[2] Minor-Stiftung für Amateurastronomie: www.minor-stiftung.de
[3] Astrofarm Hakos in Namibia: www.hakos-astrofarm.com/de/
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Amateurteleskope und Elektronik
4 Die Aufnahme des Kugelsternhaufens Omega Centauri (NGC 5139) im Sternbild Zentaur entstand als eines der ersten Bilder
bei den Aufbauarbeiten am 14. April 2023 mit dem Takahashi Epsilon 160ED von Thomas Appel. Mit der Brennweite von 530 mm und einem Öffnungsverhältnis von 1/3,3 kamen 70 Bilder zur Verwertung, die zwischen 15 und 300 Sekunden belichtet wurden. Als Farbkamera kam die Lacerta DeepSkyPro2600c zum Einsatz. Es wurde nur ein Klarglasfilter verwendet.
5 Die Belichtung des Kugelsternhaufens NGC 6723 und der Reflexionsnebel NGC 6726/6729 im Sternbild Südliche Krone war ein
Gemeinschaftsprojekt von Rainer Sparenberg und Georg Piehler. Am 08. August und 04. September wurde mit dem TS-12"-NewtonAstrographen und einer Brennweite von 1.391 mm mit einem Öffnungsverhältnis von 1/4,56 eine Gesamtbelichtung von 3,5 Stunden erreicht. Es handelt sich um eine reine LRGB-Aufnahme. Es kam die Monochromkamera Lacerta DeepSkyPro2600 zum Einsatz.
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Amateurteleskope und Elektronik
6 Auf dieser Aufnahme ist ein kleiner Ausschnitt der Großen Magellanschen Wolke aus dem Sternbild Schwertfisch zu erkennen, der
Tarantelnebel NGC 2070. Er wurde am 27. August und 13. September von Kai-Oliver Detken mit dem TS-12"-Newton-Astrographen bei 1.391 mm Brennweite aufgenommen. Die LRGB-Daten wurden mit den H-alpha-Daten kombiniert und die Sterne verkleinert. Die Gesamtbelichtungszeit beträgt 3 Stunden und beinhaltet 46 Aufnahmen à 5 min. Es kam die Monochromkamera Lacerta DeepSkyPro2600 zum Einsatz.
7 Auch diese Aufnahmen der Galaxien NGC 1316 und NGC 1317 im Sternbild Fornax entstanden mit dem TS-12"-Newton-Astro-
graphen und wurden von Martin Nischang von Oktober bis November gesammelt. Ausgewertet wurde die Gesamtbelichtung von 14,5 Stunden von Carsten Reese. Es handelt sich um eine reine LRGB-Aufnahme. Als Kamera kam die Monochromkamera Lacerta DeepSkyPro2600 zum Einsatz.
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Amateurteleskope und Elektronik
Eine selbstgebaute Motorfokussierung
von Bernd Huhn
Unzufrieden mit der ungenauen Fokussiermechanik an meinem LX 10 (ein 23 Jahre alter 8-Zöller von Meade) habe ich schon vor vielen Jahren aus einem SpiegelreflexWeitwinkelobjektiv die Linsen und die Blendenmechanik entfernt. Übrig blieb ein ,,leeres Objektiv" mit einem Fokussiergewinde, das bei Drehung um 190 Grad einen Hub von 2 mm bietet. Mit einigen Schräubchen ließen sich daran die Okularaufnahme und der Überwurfring für deren ursprüngliche Befestigung am Tubus des Teleskops anbringen. Die Okulare sitzen dadurch knapp 3 cm weiter vom Tubus entfernt als vorher. Per Hand kann ich seither bei visueller Beobachtung präzise fokussieren.
Später baute ich meine erste Digitalkamera an und wollte mithilfe der 10fach-Lupe ihres Displays fokussieren, aber beim Drehen am Einstellring per Hand wackelte das
Bild zu heftig. Also musste ein Motor diese Aufgabe übernehmen. Den fand ich bei Conrad Electronic (Artikel-Nr. 498907), mit Getriebeuntersetzung 298:1, nur 35 mm x 12 mm x 10 mm groß, mit Spannung zwischen 1 V und 4,5 V in beiden Laufrichtungen zu betreiben [1].
Für die Kopplung an das leere Objektiv kam ein Kunststoffzahnrad mit dreizehn Zähnen (Opitec, Artikel-Nr. 840103) auf die Welle am Ausgang des Getriebes, von einem zweiten mit passendem Durchmesser (Opitec, Artikel-Nr. 840169) wurde die Hälfte des äußeren Zahnkranzes abgetrennt und auf den Fokussierring des Objektivs geklebt [2]. Aus einer Pertinaxplatte sägte ich eine Halterung für den Getriebemotor und schraubte sie gleich neben dem Fokussierring auf das Objektiv. Eine Aluminiumplatte, an der das Getriebe ange-
schraubt ist, wird darauf mit zwei auch im Dunklen zu findenden Schrauben in Langlöchern so fixiert, dass das kleine Zahnrad in den Zahnkranz greift oder auch ausgekoppelt bleibt. Eine Handbox mit einem Batteriefach und einem geeigneten Taster für beide Laufrichtungen kam hinzu, dazu ein weiches Verbindungskabel, das kaum Kräfte übertragen kann.
Weniger als eine Vierteldrehung des Einstellrings reicht immer für die Feinfokussierung, wenn man per Hand vorher bei mittlerer Position des Zahnrads am Zahnkranz grob fokussiert hat. Daher ist eine Endabschaltung des Motors unnötig; schlimmstenfalls läuft er leer, wenn das Ende des Zahnkranzes erreicht wird.
Internethinweise (Stand Oktober 2023): [1] Motor bei Conrad Elektronik:
www.conrad.de/
[2] Kunststoffzahnräder bei Opitec: www.opitec.de/startseite/
1 Das Ergebnis der Bastelei, dazu unten links der Ausgangszustand und oben rechts
aus veränderter Richtung ein Blick auf das Getriebe bei gelöster Verschraubung der Aluminiumplatte
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Amateurteleskope und Elektronik
Selbstbau eines elektronischen Fokussierers
von Andreas Rörig
Elektronische Fokussiersysteme gibt es fertig zu kaufen, entweder als Komplettlösung vom Teleskop- bzw. Okularauszughersteller oder zum Nachrüsten von diversen Drittanbietern. Die Preisspannen sind beträchtlich und allgemein recht hoch (i.d.R. mehrere hundert Euro). Diese Systeme bestehen im Wesentlichen aus drei Hauptkomponenten: - Schrittmotor zum Bewegen des Okular-
auszuges - Schrittmotortreiber - Mikrocontroller für die Logik und die
Ansteuerung des Motortreibers
1 Motoradaption via Wellenkupplung am Newton
Da die Programmierung eines Mikrocontrollers für mich als Informatiker kein großes Problem ist und ich auch weiß, an welchem Ende ein Lötkolben heiß wird, entschloss ich mich, mir solch ein Gerät selbst zu bauen. Es sollte folgende Anforderungen erfüllen: - Steuerung des Motors per Hand über
zwei Taster für rein/raus bei visueller Beobachtung - Steuerung des Motors vom Computer via INDI- oder ASCOM-Treiber aus der Aufnahmesoftware heraus für die Astrofotografie (Autofokus) - Betrieb mit 12 V Gleichspannung - Verwendung mit verschiedenen Schrittmotoren - Materialkosten deutlich unter dem Preis der kommerziellen Lösungen
Auswahl der Motoren An einem meiner Newton-Teleskope hatte ich schon einen Motor (McLennan P542M48), den ich weiterverwenden wollte. Für die anderen suchte ich nach einem kleinen, aber ausreichend stark untersetzten Motor für genug Kraft und Auflösung pro Schritt. Der günstige (ca. 5 ) 28BYJ-48 mit einem Untersetzungsgetriebe 64:1 erfüllt diese Anforderungen. Diese Motoren sind bei vielen Elektronikversendern erhältlich.
Adaption des Motors an den Auszug Zur Adaption des Motors an den Auszug habe ich zwei Varianten realisiert. An meinem 30-cm-Newton mit 2-Zoll-Auszug (FeatherTouch) habe ich den Motor über eine Wellenkupplung direkt mit der Welle der Feinfokussierung verbunden (Abb. 1). Die Wellenkupplung habe ich auf meinem 3D-Drucker gefertigt. Ferner wurden ein Motorgehäuse und eine Befestigungsschiene in FreeCAD entworfen und auf dem 3DDrucker gedruckt.
Die Adaption über eine Wellenkupplung hat den Nachteil, dass sie nicht so einfach zu entfernen ist. Eine Fokussierung per Hand ist somit nicht mehr möglich. Für meine anderen Teleskope entschied ich mich daher für eine Adaption über einen Zahnriemen (Abb. 2). Dieser kann relativ leicht entfernt oder gelockert werden und dann kann man wieder von Hand fokussieren. Die notwendigen Zahnriemenscheiben und Befestigungen für den Motor wurden wieder mit FreeCAD und dem 3D-Drucker gefertigt.
Die elektronischen Komponenten Für die Ansteuerung von Schrittmotoren gibt es heutzutage einige fertige Treibermodule, die recht leistungsfähig und preiswert sind. Ich entschied mich für ein Treibermo-
dul des Typs DRV8825. Dieses Modul ist sehr einfach vom Mikrocontroller aus anzusteuern und kann Motoren von 8,5 V bis 45 V mit bis zu 2,2 A Strangstrom bedienen. Es beherrscht Mikroschrittbetrieb bis 1/32 und kostet ca. 3 .
Beim Mikrocontroller entschied ich mich für den ESP32 in Form eines ESP32 DevKitC V4 (Kosten ca. 10 ). Der ESP32 ist zwar eigentlich für solch ein Projekt schon deutlich überdimensioniert, aber ich hatte noch einige davon herumliegen. Man könnte stattdessen auch ähnliche Controller wie Arduino Nano oder Raspberry Pico verwenden. Der ESP32 lässt sich mit der Arduino-IDE in C/C++ programmieren.
Der ESP32 benötigt eine Spannungsversorgung von 5 V. Um von 12 V, mit denen auch der Motor betrieben werden sollte, auf diese 5 V zu kommen, wurde noch ein einstellbares Abwärtsreglermodul (buck converter) LM2596 (Kosten < 2 ) eingeplant. Davor habe ich noch einen Brückengleichrichter als Verpolungsschutz gesetzt.
Bei den Steckern für die 12-V-Spannungsversorgung verwende ich in meiner Sternwarte mittlerweile (fast) ausschließlich Anderson-Powerpole-Verbinder. Diese
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Amateurteleskope und Elektronik
Ferner ist an einem weiteren digitalen Eingang ein Schalter verbunden, mit dem man zwischen schnell und langsam umschalten kann. Da der ESP32 über interne Pullupund Pulldown-Widerstände verfügt, die man softwareseitig auf die Eingänge legen kann, können externe Pulldown-Widerstände entfallen.
Drei digitale Ausgänge des ESP32 sind mit den Eingängen MS1 bis MS3 des DRV8825 verbunden. Über sie kann der Mikroschrittmodus ausgewählt werden (Vollschritt bis 1/32 Mikroschritt). Ein digitales Signal des ESP32 steuert die Drehrichtung des Motors (DIRECTION). Mit einem weiteren digitalen Ausgang des ESP32 werden die einzelnen (Mikro-)Schritte des Motors ausgelöst (STEP). Schließlich dient noch
ein digitaler Ausgang des ESP32 dazu, die Ausgänge des DRV8825 überhaupt zu aktivieren (ENABLE). Vier Ausgänge des DRV8825 sind mit den Wicklungen des Motors verbunden. Ein 100-µF-Kondensator zur Stabilisierung zwischen +12 V und Masse rundet die Schaltung ab (Abb. 4).
Da ich nur zwei oder drei Geräte bauen wollte und der Verdrahtungsaufwand überschaubar war, war mir der Aufwand für eine gedruckte Platine zu hoch. Stattdessen wurde die Schaltung auf einer Lochrasterplatine aufgebaut. Schließlich wurde die Platine mit den Tastern und Schaltern in ein Gehäuse eingebaut, welches auch wieder dem 3D-Drucker entsprungen ist (Abb. 3). Der Anschluss der Motoren erfolgt über Kabel mit DB-9-Steckern.
2 Motoradaption via Zahnriemen und
Handbox am Refraktor
sind sehr kontaktsicher, erlauben hohe Ströme und sind bei entsprechender Konfektionierung der Kabel verpolungssicher (Abb. 3).
Die Schaltung Die 12 V von der Spannungsversorgung werden zunächst über einen Schalter und den Brückengleichrichter (beide sind im Schaltplan weggelassen) zum Abwärtsregler geführt, der dann die 5 V für den ESP32 bereitstellt. Die 12 V gehen dann noch zum Motortreiber für den Betrieb des Motors. Das ESP32 DevKit stellt an einem seiner Pins noch 3,3 V bereit, die zur Beschaltung der Logikeingänge verwendet werden. Zwei dieser digitalen Eingänge des ESP32 sind mit zwei Tastern verbunden. Über die Betätigung dieser Taster kann dann der Auszug rein- oder rausgefahren werden.
3 Innenansicht der Handbox und Spannungsversorgung über
Anderson-Powerpole-Verbinder
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Amateurteleskope und Elektronik
4 Schaltplan der Schaltung
PC-Anbindung via INDI/ASCOM Wird der ESP32 über ein USB-Kabel mit dem PC verbunden, so meldet er sich beim PC als neue serielle Schnittstelle. Über diese Schnittstelle erfolgt dann die Kommunikation zwischen der INDI/ASCOM-Anwendung und dem Fokussierer.
Um zu vermeiden, dass ich auf der PC-Seite auch noch einen INDI- (meine Aufnahmesoftware KStars/Ekos läuft unter Linux) oder ASCOM-Treiber schreiben und installieren muss, habe ich auf dem ESP32 einfach ein Protokoll implementiert, für das es PC-seitig schon entsprechende Treiber gibt. Die Wahl fiel hier auf das Protokoll für die MoonLite-Fokussierer. Das Protokoll ist recht einfach aufgebaut und ordentlich dokumentiert, was die Implementierung enorm erleichterte.
In der CCD-Aufnahmesoftware auf dem PC wählt man dann den INDI- bzw. ASCOMTreiber für einen MoonLite-Auszug. Damit
sollte die Aufnahmesoftware dann in der Lage sein, automatisch zu fokussieren. Bei mir funktioniert das mit KStars/Ekos problemlos.
Die Programmierung Das Programm für den ESP32 muss folgende Aufgaben erfüllen: - die Betätigung der beiden Taster für rein/
raus erkennen und darauf reagieren - das Umschalten des Schalters für schnell/
langsam erkennen und darauf reagieren - eingehende Kommandos vom PC erken-
nen und ausführen - den Schrittmotortreiber zum Bewegen
des Motors ansteuern
Die Implementierung erfolgte in der Programmiersprache C/C++. Um einen gleichmäßigen Lauf des Motors zu gewährleisten, wird die Methode zur Erzeugung der STEPImpulse für den Motortreiber über einen Timer-Interrupt aufgerufen. Wird der Schalter von schnell auf langsam geschal-
tet, so wird der Motortreiber einfach vom Vollschrittmodus in den 1/4-Mikroschrittmodus geschaltet und umgekehrt. Praktisch alle Taster prellen beim Drücken und Loslassen, d. h. es erfolgt ein mehrfaches Schließen und Öffnen des Kontaktes, bis das Signal stabil anliegt. Das ist bei der visuellen Beobachtung extrem nervig, wenn man über die Taster fokussiert. Daher muss man die Taster entprellen. Das kann entweder per Hardware mit einem RC-Glied als Tiefpassfilter erfolgen oder man erledigt das per Software. Da es zum Entprellen fertige Softwarelösungen gibt, bietet es sich an, diese zu verwenden. Damit braucht man keine zusätzlichen Hardwarekomponenten und die Schaltung bleibt simpel.
Eine Routine horcht auf die serielle Verbindung (via USB) zum PC und reagiert auf eingehende Kommandos im MoonLiteProtokoll. Ein Kommando beginnt stets mit einem Doppelpunkt und endet mit einem Rautezeichen (#). Mit dem Kommando
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Amateurteleskope und Elektronik
[:GP#] fragt der Computer z. B. nach der aktuellen Position des Auszuges. Der ESP32 antwortet dann mit einer vierstelligen Hexadezimalzahl für die Position, gefolgt von einem Rautezeichen. Entsprechend gibt es weitere Kommandos zum Setzen einer Sollposition, zum Fahren zu dieser Sollposition und einiges mehr.
genannten Preise beziehen sich auf 2023. Die investierte Arbeitszeit habe ich nicht genau erfasst, aber es kamen natürlich einige Stunden zusammen. Wer also Spaß am Selbstbau hat, für den ist solch ein Projekt sicher lohnenswert. Weitere Informationen auf meiner Webseite [1].
Fazit Mittlerweile habe ich zwei dieser Fokussierer schon einige Zeit im Einsatz und bin sehr zufrieden. Sie funktionieren so, wie ich mir das vorgestellt habe. Dabei lagen die Materialkosten pro Fokussierer bei ca. 35 bis 40 Euro. Alle von mir hier im Bericht
Internethinweis (Stand 10.12.2023): [1] A. Rörig, Homepage:
www.andreasroerig.de
Materialliste
- 1 ESP32 DevKitC V4 - 1 DRV8825-Schrittmotortreiber - 1 28BYJ-48-Schrittmotor - 1 Brückengleichrichter (optional) - 1 LM2596 Buck Converter - 2 Kippschalter (Ein/Ein) - 2 Taster - 1 100µF Elko - 1 Lochrasterplatine - Kabel
Zeitsynchronisation und Zeiterfassung von Beobachtungsereignissen
von Konrad Guhl, IOTA-ES
Zu jeder astronomischen Beobachtung gehört ein Beobachtungsprotokoll. Neben der Beschreibung des genutzten Instrumentariums und der Einschätzung der Beobachtungsbedingungen (Atmosphäre, Mondlichteinfluss u. Ä.) gehört die Angabe der Uhrzeit in jedes Protokoll. Abhängig von der Beobachtungsaufgabe kann diese Zeitnahme auf unterschiedlichem Weg geschehen. Dabei haben verschiedene Beobachtungsinhalte unterschiedliche Anforderungen an die Genauigkeit der Zeitangabe (Abb. 1).
Eine Astrofotografie ohne wissenschaftliche Absicht oder eine Zeichnung sind minutengenau ausreichend dokumentiert. Die Fotometrie von veränderlichen Sternen kann jedoch schon Anforderungen im Bruchteilbereich einer Minute stellen. Grundsätzlich sollte man es sich zur Regel machen, die Zeit in der koordinierten Weltzeit, UTC, anzugeben. Einen hohen Anspruch an die Zeitgenauigkeit stellen Bedeckungsbeobachtun-
gen von Sternen. Auf die dafür verwendeten Techniken wird im Weiteren eingegangen.
Dieser Artikel gibt anhand von drei Fragen einen Überblick zum Titel. Die letzten Feinheiten werden gern in der direkten Diskussion geklärt. Dazu steht in der VdS die Fachgruppe Sternbedeckungen, die IOTA-ES, bereit.
Quellen der genauen Zeit - woher kommt die Zeit? Wir Amateur-Astronomen müssen uns die Frage beantworten: ,,Woher bekommen wir eigentlich die genaue Zeit und welcher Quelle können wir vertrauen?" Dazu seien einige Quellen und ihre Brauchbarkeit hier aufgelistet.
Interne Geräteuhren In vielen Geräten, vom Küchenherd bis zum digitalen Fotoapparat, gibt es eine ,,Uhr". Diese läuft fast immer frei und kann
oft nur händisch per Knopfdruck gestellt werden. Dabei sind Ungenauigkeiten im Sekundenbereich keine Seltenheit. Natürlich gilt dies auch für die interne Uhr einer Kamera/Videokamera. Hier haben wir aber den Vorteil, dass die Abweichung einfach ermittelt werden kann: Wird vor und nach der Beobachtung eine zuverlässige Uhr gefilmt, kann der Fehler der internen Uhr ermittelt und berücksichtigt werden. Selbstverständlich muss die Kamera ununterbrochen in Betrieb sein.
Stoppuhr/Hauptuhr Das Verfahren war jahrzehntelang auf Sternwarten bei der visuellen Beobachtung von Sternbedeckungen durch den Mond oder Transitbeobachtungen in Gebrauch. Da der ,,Anschluss" der Stoppuhr an die kontrollierte Hauptuhr über den Beobachter erfolgt, bringt die ,,Schrecksekunde", auch persönliche Gleichung genannt, Ungenauigkeiten.
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Amateurteleskope und Elektronik
1 Zeitsynchronisation früher: F. S. Archenhold hält seine Taschenuhr ins Bild bei Filmaufnahmen einer Sonnenfinsternis
am Treptower Riesenfernrohr. Bild: Archiv der Archenhold-Sternwarte
Computerzeit Auch wenn die Anzeige hohe Genauigkeit vorgibt, darf man sich auf die Zeit des Computers nur eingeschränkt verlassen. Die Uhr des Computers ist zunächst einmal auch eine interne Geräteuhr. Man muss sich über zwei Dinge informieren: Wie oft synchronisiert der Computer seine Systemzeit-Uhr mit der Internetzeit und wie wird die Systemzeit vom Betriebssystem und der Anwendersoftware verarbeitet. Besonders der zweite Punkt sorgt für unangenehme Überraschungen: Ältere Versionen von Windows (bis Windows 8) und einige Kamerasteuerprogramme erzeugen hier Fehler von mehr als einer Sekunde!
Zeit auf dem Mobiltelefon Die Situation ist ähnlich einer Computerzeit aber noch ungenauer. Die Telefone werden nicht für Zeitmessaufgaben ausgelegt. Es dürfen nur solche Anwendungen (Apps) genutzt werden, die für die Zeitmessung programmiert sind. Der Bildschirmzeit sollte man nicht vertrauen.
Internet-Zeitprotokoll Das Zeitprotokoll des Internets, das Network Time Protocol (NTP), ist hochgenau und wird zuverlässig von einer Reihe von dafür eingesetzten Servern bereitgestellt. Auch die Abweichungen vom Zeitnormal werden hochgenau protokolliert. Um einem Computer diese Zeit als Systemzeit aufzuzwingen, sind zuverlässige Soft- und Hardwarelösungen verfügbar.
Zeitsignale von Zeitzeichensendern und Funkuhren Seit über 100 Jahren werden kontinuierlich Zeitsignale ausgesendet. In Deutschland wird das von dem nahe Frankfurt stationierten Sender DCF 77 unter Signalversorgung durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) getan. In dem System Zeitaussendung/Zeitanzeige gibt es natürlich Signallaufzeiten, die man experimentell ermitteln kann.
Navigationssatelliten Die Navigationssatelliten basieren auf
Atomuhren und stellen das beste weltweit empfangbare Zeitsignal dar. Die Systeme GPS (USA), Glonass (Russland) und Baidou (China) werden vom Militär betrieben und stehen aber ziviler Nutzung zur Verfügung. Das europäische System Galileo ist das erste zivil betriebene Satellitennavigationssystem. Viele Empfänger stellen das sogenannte ,,Pulse pro Sekunde" (PPS)-Signal zur Verfügung, das selbst bei einfachen Geräten eine Genauigkeit von <30 µs besitzt.
Fazit: Für den mobilen Einsatz ist die Zeit von Navigationssatelliten die Basis für die genaue Zeit. Eine Alternative bieten dafür konfigurierte Mobiltelefone. Beides gilt natürlich auch im stationären Betrieb (Sternwarte), hier kann auch das Internet-Zeitprotokoll betrieben werden.
Wie kommt die Zeit ins Bild? Da auch Videos nur eine Folge von Bildern sind, gilt diese Frage natürlich auch für eine Zahl von Bildern. Es gibt eine Reihe von zu-
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Amateurteleskope und Elektronik
2 Zeitsynchronisation heute: Die moder-
ne Digital-VTI-Kamera setzt die GPS-Zeit in das aufgenommene Bild ein. Bild: About the DVTI+CAM, https://dvticam.com/home
verlässigen Techniken, das Bild mit einem Zeitstempel zu versehen. Die am häufigsten genutzten Lösungen seien hier vorgestellt.
Time Inserter, elektronisch Ein Time Inserter (TIM = Time inserting module) ist ein Gerät, welches in ein Videosignal einen Text hinzufügt. Das hinzugefügte Signal ist wie ein ,,Wasserzeichen" mit dem Einzelbild unlösbar verbunden. Das kann ein Text, Zahlen u. Ä. sein, so auch eine Uhrzeit. Dazu wird dem Inserter ein kontinuierliches Zeitsignal zugeführt. Das Signal kommt von einer oben beschriebenen Quelle, wie z. B. einem Zeitzeichenempfänger oder einem GPS-Empfänger. Elektronische TIM werden sowohl kommerziell angeboten, aber auch nach verfügbaren Bauanleitungen selbst gebaut. Da der TIM eine aktive Elektronik enthält, benötigt er auch eine Stromversorgung. Der Betrieb dieser Geräte ist nur möglich, wenn ein separiertes Videosignal vorliegt, die Kamera also ein Ausgangskabel hat. Damit beschränkt sich Einsatz der TIM auf die 8-Bit-Videotechnik.
TIM, optisch Die Anzeige einer Uhr oder das Blinken eines Sekundenimpulses können auch optisch in das Bild eingefügt werden. Wie beim elektronischen TIM wird das Zeitsignal dem entstehenden Bild optisch hinzugefügt, also in den Strahlengang gebracht. Dies ist bei fast allen Kameratypen möglich.
Flash App Eine Sonderform des optischen TIM sei hier extra beschrieben: Mit der ,,Flash App" kann mit einem Mobiltelefon ein Lichtblitz vor und nach einer Beobachtung ausgelöst werden. Der Blitz wird bei günstiger Positionierung des Telefons von der Kamera
registriert. Die App verfügt über eine Funktion, die die Systemzeit des Telefons kurz vor der Beobachtung mit der Internetzeit (NTP) synchronisiert. Die App protokolliert die Auslösezeit der Blitze. Damit kann eine interne Zeiterfassung (Computeroder Kamera-Uhr) im mobilen Betrieb einfach vor und nach der Beobachtung mit der richtigen Zeit synchronisiert werden.
Kontrollierte Kamerazeit Wenn die Kamera bereits über eine Geräteuhr verfügt, ist meist eine Inserter-Funktion ins Bild vorhanden. Die eingesetzte Zeit lässt sich nicht genau genug stellen. Abhilfe schafft das o. g. Verfahren: Eine genaue Uhr wird vor und nach der Beobachtung gefilmt und die Abweichung ermittelt. Auch mit der o. g. App kann die Kamerazeit kontrolliert werden.
Softwaregenerierte Zeitstempel Verschiedene Programme zur Kamerasteuerung wie z. B. FireCapture können dem aufgenommenen Bild eine Zeit hinzufügen. Quelle ist die Systemzeit des Computers. Hier lauern allerdings Gefahren: Die Rechnerbelastung durch die Bildübernahme von der Kamera ist groß und viele der eingesetzten Programme behandeln die Zeitbestimmung nachrangig.
Kamera mit Zeitstempel Die neueste Generation digitaler Kameras ist mit einem GPS-Empfänger ausgerüstet (Abb. 2). Dabei wird die Zeit aus dem Empfänger nicht nur in der Steuersoftware angezeigt, sondern auch in jedes Bild als ,,Zeitstempel" eingefügt. Bei richtiger Bedienung stellt der Einsatz solcher Kameras die beste Lösung des Problems von Zeitsynchronisation und Zeiterfassung dar.
Welche Zeit ist im Bild? Die Belichtung eines Bildes erfolgt in einem Zeitintervall. Die eingesetzte Zeit (Zeitstempel) ist aber ein Zeitpunkt. Bei der Auswertung müssen wir uns darüber im Klaren sein, wann der Zeitstempel gesetzt wird. Ist es zu Beginn der Belichtung oder am Ende? Möglicherweise sogar in der Mitte der Belichtungszeit? Nur bei exakter Eingabe dieser Information kann eine Auswertesoftware aus der ermittelten Bildfolge den genauen Zeitpunkt eines Ereignisses berechnen. Bei einigen Kameras vergeht ein bisschen Zeit beim Bildaufbau. Solche Kameraverzögerungen können mit Testaufbauten ermittelt werden. An dieser Stelle sei vor dem Einsatz von CMOS-Kameras mit einem ,,rolling shutter" gewarnt: Bei dieser Technik kann dem Kamerabild kein Zeitpunkt zugeordnet werden.
Fazit Die Bestimmung der genauen Zeit einer Beobachtung ist kein ,,Hexenwerk". Wie immer, müssen wir ,,nur" verstehen, was wir tun. Sind die oben genannten Fragen beantwortet, ist der gewählte Aufbau getestet und hat sich als zuverlässig erwiesen, steht einer erfolgreichen Bedeckungsbeobachtung nichts mehr im Weg. Der Autor verzichtet an dieser Stelle auf ein Literatur- und Quellenverzeichnis, ist aber gern bereit, individuelle Fragen zu beantworten. Als Kontaktadresse bitte die Fachgruppenadresse verwenden: fg-sternbedeckungen@sternfreunde.de
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Amateurteleskope und Elektronik
Elektronische Selbstbau-Nachführung für eine Super-Polaris-Montierung von Vixen
von Thorsten Zilch
Zum Hobby Astronomie kam ich Ende der achtziger Jahre als Schüler. Der Funke sprang letztlich über, als ich bei einem Freund die Möglichkeit bekam, durch ein achtzölliges Schmidt-Cassegrain-Teleskop den Jupiter zu beobachten und in wenigen Stunden erleben konnte, dass der sonst starr anmutende Himmel plötzlich ein fantastisch zu beobachtendes Bewegungsschauspiel bot. Seit diesem Augenblick stand mein Ziel fest zu sparen, und es dauerte bis zur anstehenden ATT-Messe am 20.04.1991, bis ich einen 102M-Refraktor (f/10) von Vixen, gepaart mit einer grünen, äquatorialen Montierung des Typs ,,Super Polaris" gleichen Herstellers, mein Eigen nennen durfte.
Die Freude war groß, als erste Beobachtungen folgten, jedoch empfand ich von Anfang an Wehmut darüber, dass ich noch keine elektronische Nachführung hatte. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie mich der Aufpreis einer motorischen Nachführung von zusätzlichen 500 DM, mittlerweile in einer Elektroniker-Ausbildung samt erstem eigenen Einkommen gelandet, trotzdem regelrecht erstarren ließ. Was also tun, denn ohne Nachführung war es ja auf Dauer auch nicht wirklich auszuhalten.
Da mein Vater und ich bis dato immer viel Zeit im heimischen Arbeitskeller verbracht hatten, entstand die Idee, eine elektrische Nachführung für die Montierung selbst zu bauen. Zwei Grunddisziplinen mussten dabei bewältigt werden: Mechanik und Elektronik. Eine weitere Bedingung stand im Raum: Es musste nicht schön aussehen, es sollte nur funktionieren. Also: ,,Ab in den Keller!" Während der Mechanik-Anteil von meinem Vater führend übernommen wurde, kümmerte ich mich um die elektrischen und elektronischen Angelegenheiten.
1 Ein 12-V-Gleichstrommotor (rechts) treibt viele Zahnraduntersetzungen im Innern
des Scheibenwischermotor-Getriebes an und sorgt damit letztlich für eine am Ende der Getriebestufe kaum feststellbare Drehung der Messingzahnräder (links), welche die Rotation auf die Schneckenwelle der Montierung übertragen.
Mechanik Die Hauptaufgabe der Mechanik bestand darin, die hohe Motordrehzahl eines Elektromotors mittels eines geeigneten Getriebes so weit zu reduzieren, dass sich die Stundenachse nur einmal in etwa 24 Stunden um die eigene Achse dreht. Zudem sollte genügend Kraftübertragung vorliegen, dass sich das Teleskop mit Zubehör zukünftig problemfrei bewegen lässt.
Beide Anforderungen wurden mit einer alten Getriebestufe eines Scheibenwischermotors (Herkunft und Automarke leider nicht mehr bekannt) umgesetzt. Die Ankopplung der Motorwelle an die Welle der Getriebestufe erfolgte über einen kleinen weichen Gummischlauch aus der Aquaristik. Der Schlauch hatte den Vorteil, dass ein möglicher axialer Versatz beider Achsen zueinander nicht zu einem Klemmen und erhöhter Reibung führte. Die Übertragung der Drehzahl des Getriebes auf die Schneckenwelle der
Montierung wurde dann über einen (mit Zwirnfaden zusammengenähten!) Zahnriemen auf entsprechenden Riemenrollen realisiert. In späteren Optimierungsschritten wurde dann die zuvor umgesetzte Übertragung mittels Zahnriemen durch eine ,,weniger dehnbare" Evolventen-Verzahnung mit Hilfe kleiner Messingzahnräder ersetzt (Abb. 1). Seitdem waren auch die leichten Pendelbewegungen der Sterne im Okular, die durch das periodische Nachgeben der Naht entstanden sind, verhindert.
Elektronik Um im nächtlichen Feld einsatzbereit sein zu können, war eine 12-V-Gleichspannung erforderlich, die über einen kleinen Modellbau-Akkumulator sichergestellt wurde. Mit der Elektronik wurde eine einfache Gleichstrom-Motorsteuerung umgesetzt, welche durch das Drücken verschiedener Taster auf einem Bedienfeld zu von der einfachen siderischen Sterngeschwindigkeit abweichenden Geschwindigkeiten führte.
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Amateurteleskope und Elektronik
2 Die Bauteile der elektronischen Schaltung wurden auf ein kariertes Blatt Papier übertragen. Die elektrischen Verbindungen
zwischen den Bauteilen wurden dann ,,wie Gummibänder" flexibel auf der Rückseite eingezeichnet.
Die stabilisierte Spannungsversorgung des Motors übernahm dabei ein Spannungsregler vom Typ LM-317. Da ich selbst bis dahin keine Möglichkeiten hatte, eine entsprechende Platine zu ätzen, wurde zunächst der entworfene Stromlaufplan als Layout auf einem karierten Blatt Papier geplant (Abb. 2). Der benötigte Kabelbaum wurde klassisch mit Wachsband abgebunden und die benötigten Leiterbahnen auf der Rückseite der Platine mit Hilfe von verzinktem, 0,5 Millimeter starkem Draht verlegt und gelötet. Das Gehäuse für Elektronik, Schalter und Taster entstand am Ende aus PMMA, also ,,Plexiglas". Auch wenn innerhalb der Box nichts Spannendes zu beobachten war, fand ich es immer schön, dass man zumindest hineingucken konnte (Abb. 3).
Der erste Test am Sternhimmel zeigte noch geringe Abweichungen der Nachführgeschwindigkeit zur Sterngeschwindigkeit,
die aber mit einem (gleich zu Beginn vorgesehenen) Stell-Potentiometer zum Feinabgleich in den Griff zu bekommen waren. Weil die gesamte Elektronik während der Nacht (wie zu erwarten) einer temperaturabhängigen Widerstandsänderung unterliegt, war das Potentiometer zudem für den Feinabgleich je nach vorliegender Temperatur erforderlich. Diesen Umstand nahm ich aber in Kauf, da mir eine Schrittmotorsteuerung als Selbstbauprojekt zu diesem Zeitpunkt noch viel zu kompliziert war.
Von dem positiven Ergebnis des Projektes motiviert, erfolgte dann kurze Zeit später auch noch eine weitere Entwicklung und anschließend der Bau eines Antriebes samt Handsteuerung für die Deklinationsachse (Abb. 4).
Die Handsteuerbox der Deklinationsachse besaß dann bereits ,,serienmäßig" eine Spannungspegelüberwachung, welche mir
das Unterschreiten der Batteriespannung nach langen kalten Nächten mit Hilfe einer kleinen roten LED anzeigte. Realisiert wurde diese Spannungsüberwachung mittels angesteuertem Operationsverstärker. Nun war ich in der Lage, meine ersten Schritte in der Astrofotografie zu unternehmen, ohne ständig an den biegsamen Wellen drehen und ,,wackeln" zu müssen. Auch musste ich kein wertvolles Kleinbild-Negativ mehr belichten, wenn die rote LED bereits leuchtete.
Die von nun an motorisierte Super-Polaris-Montierung hat in der Folgezeit für viele schöne Beobachtungsnächte und fotografische Erfolge gesorgt. Im Jahr 2005 erlitt die Montierung beim Transport zur ringförmigen Sonnenfinsternis über Spanien, bedingt durch einen Sturz, leider einen irreparablen Schaden an der Deklinationsachse. Sie war zwar noch nutzbar, war jedoch seit dem Sturz nicht mehr häufig im Einsatz. Zudem brachte es die Zeit irgendwann mit sich, dass
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Amateurteleskope und Elektronik
eine größere Montierung zum Einsatz kam. Die Steuerung könnte aber auch heute noch an jede weitere Super-Polaris-Montierung montiert werden und würde nach kleinen Einstellarbeiten sofort funktionieren.
Diese damalige Erfahrung scheint in der heutigen Welt nichts mehr wert zu sein, da sie zu einer Zeit gemacht wurde, als selbst ,,Goto" noch in den Sternen stand und heute gefühlt jedes noch so günstige Teleskop bereits mit Hilfe einer ,,App" alles von selbst erledigt. Jedoch waren diese Erfahrungen als Schüler für mich sehr wertvoll und ich bin heute froh, diese intensive Zeit mit meinem Vater gemeinsam durchlebt zu haben. Auch wenn die damalige Technik den Stand von heute sicherlich nicht mehr wiedergibt, so hoffe ich trotzdem, mit Hilfe dieses Berichts ,,aus alter Zeit" besonders die Einsteiger zu erreichen, welche sich vielleicht hierdurch motiviert fühlen und sich deshalb auch einmal an einem kleinen ,,Projekt" versuchen. Viel Erfolg dabei, aber vor allem viel Spaß!
3 Leider gab es keine Detail-Fotos aus vergangener Zeit, deswegen geben die hier ge-
zeigten Bilder der Elektronik den heutigen Stand wieder. Die ,,chaotische" Kabelführung innerhalb der Handsteuerbox ergab sich durch einen nachträglich ergänzten AutoguidingEinbau, als die Platine bereits einige Jahrzehnte unverändert im Einsatz war.
4 Für die Deklinations-
achse wurde dann die zweite Handsteuerbox gebaut. Die Spannungsversorgung wurde dabei über ein weiteres Spiralkabel von dem Stundenachsmotor zum Deklinationsmotor realisiert.
Journal für Astronomie Nr. 89 | 27
Amateurteleskope/Selbstbau
Neues aus der Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau
Die Fachgruppenmitglieder tauschen sich in einer Signal-Gruppe aus. In den letzten Wochen sind einige neue Mitglieder hinzugekommen, die die Diskussionen mit ihren Beiträgen belebt haben. Es wurden Spiegelqualitäten diskutiert, 3D-Drucker vorgestellt und über Schutzbauten geschrieben.
Auf der Webseite sind einige Artikel dazugekommen, und in der Galerie gibt es unter ,,Dobson" jetzt auch das erste Video über eine raffinierte Kugeldobsonkonstruktion.
Wer Interesse an einer Mitgliedschaft in der Fachgruppe hat, melde sich: - per E-Mail fg-selbstbau@sternfreunde.de beim
Fachgruppenleiter Andreas Berger oder schreibe ihn direkt via Signal, Whatsapp, Line oder Telegram bzw. SMS an. Dazu die Handynummer: 017684048898, - oder per E-Mail pstwbh@privatsternwarte.net bei Hubert Hermelingmeier.
Was mittlerweile recht gut klappt, sind regelmäßige Beiträge hier in unserem Journal zum Thema Teleskope/Selbstbau. So kam auch das Schwerpunktthema in dieser Ausgabe zustande. Vielleicht aber noch einmal unser Hinweis: Es müssen nicht immer ausgefeilte, inhaltlich professionell aufgebaute Artikel sein! Viel wichtiger ist, dass unsere Leser die Erfahrungen eines Autors mitbekommen und nutzen können. Auch wenn die Leser Eure Berichte nicht 1:1 umsetzen können, so liefern alle Amateurbeiträge doch wertvolle Hinweise und vermitteln neue Ideen. Wer also etwas mitzuteilen hat, wende sich entweder per E-Mail an den Fachgruppenleiter Andreas Berger oder an den Fachgruppenredakteur Peter Riepe: - fg-selbstbau@sternfreunde.de - redaktion-selbstbau@sternfreunde.de
Weiterhin alles Gute für Eure Projekte, viele positive Ideen und Spaß am Selbstbau wünschen
Andreas Berger, Hubert Hermelingmeier, Peter Riepe
von Axel Thom Eine "asZweitsternwarte" im Garten
Mit dem Bau einer Schiebedachsternwarte im Garten wurde für mich wie für so viele andere Sternfreunde ein Traum wahr. Abends einfach das Dach wegschieben, Strom einschalten, beobachten. Natürlich ist es nie ganz so einfach - im Sommer muss ich spätestens mit Sonnenuntergang das Dach öffnen, um mit Dämmerungsende ein halbwegs ausgekühltes Fernrohr benutzen zu können und vor Mitternacht, bevor die störende Gehweglampe am Südhorizont ausgeschaltet wird, ist trotz ,,Schattenwerfer" [1, 2] an ein Beobachten schwächerer Objekte in Richtung Süden nicht zu denken. Da ein Großteil meiner Beobachtungszeit in Serienaufnahmen zur Fotometrie kurzperiodisch veränderlicher Sterne fließt, ist die Sternwarte außerdem oft belegt. Die CCD-Kamera oder DSLR versieht ihre Arbeit automatisch und eigentlich hat man Zeit, andere Objekte visuell zu beobachten. Zum visuellen Beobachten dann Stativ, Montierung und Fern-
1 Der Pflaumenbaum in Norden der Sternwarte
rohr der Reiseausrüstung herausholen und im Garten neben der Sternwarte aufstellen, macht man dann doch nicht - gerade das sollte doch die Sternwarte vermeiden hel-
fen. Oft bin ich dann hin- und hergerissen, ob ich eine gute Nacht zum Fotometrieren oder lieber zum visuellen Beobachten nutzen möchte.
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Amateurteleskope/Selbstbau
2 Der abgesägte Baum im nächsten Winter. Ein Blumentopf schützt die
Schnittstelle provisorisch gegen Regen.
3 Die "Säule" mit aufgesetztem Montierungsadapter
und verlegtem Pflaster. Unten am Stamm erkennt man die
Stelle, an der der Stamm "geringelt" wurde.
Eine zweite feste Beobachtungsmöglichkeit musste also her. Zwar ließ sich in der Schiebedachhütte aus Platzgründen kein zweites Fernrohr aufstellen, aber eine feste Säule mit Stromanschluss im Garten, die zumindest das Aufstellen und Ausrichten eines Stativs unnötig macht, wäre ja bereits eine große Hilfe. Nun ist unser Garten werder übermäßig groß noch bin ich alleiniger Herrscher über seine Nutzung. Eigentlich gab es keinen so rechten Platz, wo man noch eine Säule hinsetzen konnte. Und so blieb es beim Überlegen - bis die Pflaumensägewespe zuschlug.
Direkt nördlich der Sternwarte wuchs ein Pflaumenbaum, der nie so recht einen brauchbaren Ertrag geliefert hatte (Abb. 1). Das Bäumchen wurde Jahr für Jahr von der Pflaumensägewespe befallen und lieferte nach prächtiger Blüte selten auch nur eine einzige Pflaume. Da es (selbst wenn man spritzen wollte) keine für den Privatmann einsetzbare Schädlingsabwehr gibt und alle Hausmittel versagten, war es nur noch eine Frage der Zeit, sich für das Fällen des Bäumchens zu entscheiden und es durch einen geeigneteren Obstbaum zu ersetzen. Schon beim Gedanken an das Ausgraben der Wurzel tat mir der Rücken weh, aber da kam mir eine ganz andere Idee: warum nicht das Praktische mit dem Nützlichen verbinden und den Baum als Säule verwenden?
Im ersten Schritt ,,ringelte" ich den Stamm rund zwei Handbreit über dem Erdboden.
Dabei wird die Rinde in einem Streifen rings um den Stamm bis auf das Holz entfernt, wodurch der Baum keine Nährstoffe zwischen Blättern und Wurzeln mehr transportieren kann und im Verlauf der nächsten ein bis zwei Jahre abstirbt. So lange wollte ich nicht warten. Im nächsten Herbst sägte ich den Baum auf einer Höhe von rund 75 cm plan ab (Abb. 2). Vervollständigt wurde der Umbau durch das Verlegen von Pflaster zwischen ,,Säule" und Sternwarte (Abb. 3). Die ,,Säule" steht praktischerweise etwas im Schatten der Sternwarte und ich habe als Nebeneffekt auch bessere Beobachtungsmöglichkeiten nach Osten.
Mit nur 12 cm Durchmesser trägt die ,,Säule" keine großen Geräte, passt aber sehr gut für mein Zweitgerät, einen vierzölligen Semi-Apochromaten mit 600 mm Brennweite auf einer GP-DX-Montierung. Der auf der ,,Säule" sitzende Montierungsadapter besteht aus zwei Teilen (Abb. 4), die ich ursprünglich vor 40 Jahren für eine Säule der Außensternwarte der Volkssternwarte Darmstadt fertigen ließ! Die Verbindung zwischen ,,Säule" und Adapterplatte erfolgt mit drei M8-Stockschrauben, so dass eine einfache horizontale Justierung möglich ist. Stromversorgung und Kamerasteuerung laufen über ein vor dem Pflastern verlegtes 12-V-Strom- und ein USB-Kabel aus der Sternwarte. Zwei für Bananenstecker bzw. USB-Buchse umgebaute herkömmliche Außensteckdosen (Abb. 5) und eine 12-V-
Zeitschaltuhr in der Sternwarte komplettieren die Installation. Eingeweiht wurde die ,,Säule" aber anders als erwartet. Da in der Sternwarte der Austausch der defekten Steuerung meiner Fornax-50-Montierung gegen eine OnStepSteuerung viel länger dauerte als erwartet,
4 Der Montierungsadapter auf der "Säule".
Eine alte Schnellspannnabe dient als Klemmung für die Montierung ohne Schrauberei. Die Stromversorgung ist noch nicht montiert.
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Amateurteleskope/Selbstbau
5 Umgebaute spritzwassergeschützte
Steckdosen für die 12-V-Stromversorgung und USB-Kabel
avancierte die ,,Säule" plötzlich zum Hauptgerät. Um weiter Fotometrie betreiben zu können, setzte ich mein 300-mm-Tessar mit DSLR auf die GP-DX - eine Kombination, mit der ich sonst gerne Sternfelder mit Dunkelnebeln fotografiere (Abb. 6). Diese Kombination funktioniert für hellere Veränderliche so gut, dass - in Verbindung mit der Zeitschaltuhr, die gegen Morgen den Strom und damit die Nachführung abschaltet - auch die ,,Säule" meist für Fotometrie genutzt wird. In Zukunft wird also wohl das Problem sein, dass in klaren Nächten an beiden Säulen Fotometrie betrieben wird und wieder kein Platz für die visuelle Beobachtung übrig bleibt. Aber bequem im Liegestuhl mit dem Feldstecher zu beobachten, kann ja auch sehr schön sein ...
6 Ein 300-mm-Tessar (Marke Heidenhain, hinten) mit Sucher bzw.
Nachführrohr ist im Moment das Standardinstrumentarium auf der ,,Säule" für kurzbrennweitige fotometrische Bilderserien.
Literatur- und Internethinweise (Stand Oktober 2023): [1] A. Thomas, Homepage: ,,Mein Schat-
tenwerfer", http://geoatwork.de/ selbstbau/schattenwerfer.html
[2] A. Thomas, 2016: ,,Schattenwerfer gegen Lichtverschmutzung", VdSJournal für Astronomie 57, II/2016, S. 66-67
Dynamischer Jupiter
Impression
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Am 27. Januar richtete Maciej Libert sein Celestron C 14 auf Jupiter. Das Seeing war sehr variabel, aber einige wenige Serien waren am Ende ganz brauchbar. Die Entwicklung des Bandes rund um den GRF ist sehr dynamisch und beeindruckend. Kamera: QHY 5-III-678M, Belichtungen: 10 x 60 s mit Rotfilter, je einmal 60 s mit Grün- und Blaufilter.
Amateurteleskope/Selbstbau
Eigenkonstruktion einer Stativauflage für einen kleinen Feldstecher
von Gerhard Herzog
Lange, vernebelte Oktober-Novemberabende, das Fernsehprogramm gibt nichts her und ausgehen will man auch nicht. Was bleibt zu tun? Nun, wenn man das Hobby ,,Astronomie" schon seit vielen Jahren (ja, Jahrzehnten!) pflegt, sammeln sich im Lauf der Zeit Kleinteile an, die man doch einer sinnvollen Nutzung zuführen könnte. Dazu kommen Erbstücke und Dinge, die sich - mehr oder minder bewusst beschafft - im eigenen Haushalt angesammelt haben. So ging es mir vor ca. fünf Jahren. Es stand zur Verfügung: ein noch vom Großvater stammender, kleiner 6x25-Feldstecher der Firma Zeiss (voll funktionstüchtig, gebaut irgendwann zwischen 1910 und 1920) und Teile eines noch aus Kindertagen stammenden Märklin-Metallbaukastens. Freihändig eingesetzt bringt das optische Gerät astronomisch natürlich nicht viel, aber ruhend (beispielsweise aufgesetzt auf eine
Mauer) werden sogar die Scheibchennatur des Jupiter und seine Galileischen Monde sichtbar. Allerdings war nirgends auf dem Markt eine dazu passende Stativklemmung zu finden.
Daher die Überlegung: Es ist doch vor einiger Zeit die azimutale Montierung des alten ,,Schülerrefraktors" (60 mm, f:10) frei geworden nach dessen Versetzung auf eine einfache parallaktische Montierung. So musste also eine zur Azimutalmontierung passende Auflage konstruiert werden. Und hier kam nun der alte Metallbaukasten zu neuen Ehren. Unter Erweiterung eines einzigen Bohrloches konnte eine Platte so modifiziert werden, dass sie in den Abstand der Achsschrauben der Höheneinstellung der Gabel passte. Auf- und Anbauten an der Platte wurden sämtlich mit den noch vorhandenen Teilen des Baukastens durch-
geführt. So entstand unter der Verwendung der noch vorhandenen Feinverstellung der Höhenachse des Teleskops im Verlauf mehrerer Abende (teils im ,,Try and Error-Modus") eine Auflage, die genügend stabil den astronomischen Einsatz des Feldstechers auch im Freien ermöglicht (zwei Ansichten, Abb. 1 und 2). Dieser Auflage könnte sogar ein noch herumliegender Leuchtpunktsucher ,,verpasst" werden, was aber beim großen Gesichtsfeld des Feldstechers nicht unbedingt nötig erscheint. Es entstand so ein kleiner, aber feiner Apparateaufbau, der sich hervorragend für Mondbeobachtungen und das Verfolgen hellerer Kometen eignet.
1 Feldstecher auf Stativauflage (seitliche Ansicht)
2 Feldstecher auf Stativauflage (Sicht von vorn)
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Astrofotografie
Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie
Derzeit hat die Fachgruppe Astrofotografie 140 Mitglieder. Über unsere Mailingliste läuft eine rege Kommunikation ab, es werden Fragen gestellt, Aufnahmen und deren Probleme diskutiert, neue Ideen eingereicht. Die Arbeitsgebiete erstrecken sich überwiegend auf die Deep-Sky-Fotografie, wobei selbst aus lichtverschmutztem Stadtgebiet bei überlegtem Filtereinsatz sehr ansprechende Ergebnisse entstehen (Abb. 1). Aber auch die Fotografie von Sonne, Mond und Planeten wird erfolg-
1 Thomas Wahl aus Oer-Erkenschwick
testete anhand von M 33 erstmals eine Canon EOS 6Da an seinem 14-Zoll-Newton mit 0,95-fachem Maxfield-Korrektor (f = 2.520 mm) und L-eNhance Dual-Bandpassfilter von Optolong. Aufnahme vom 14., 15., 17. und 19.10.2023, Belichtung 16 x 10 min und 16 x 15 min mit Filter, 8 x 6 min ohne Filter.
reich betrieben. Wenn neue Kometen erscheinen, ergeben sich erfreulicherweise viele Aktivitäten, wobei wir auch Mitglieder der FGn Planeten und Kometen in unseren Reihen haben. Davon ab: Neue Mitglieder sind immer gern gesehen - Interessenten wenden sich bitte an die Fachgruppenleitung (siehe unten).
Eines unserer sehr gut angenommenen Aktivitätsfelder - auch von externen Astrofotografen - ist das ,,Astrofoto der Woche" (AdW). Es läuft seit 2004, hat also in diesem Jahr das 20-jährige Jubiläum. Die Zusammenarbeit mit Astronomie.de ist nach wie vor vorbildlich und sehr kollegial! Meine Erfahrungen der letzten zwei Jahre: Es wurde deutlich, dass die AdW-Einsendungen mittlerweile zum Teil sehr anspruchsvoll sind. Es gibt aber auch vermehrt ziemlich unkritische Bildergebnisse, was die Objekt-
planung, die Bildbearbeitung und die Beschäftigung mit dem Objekt selbst angeht. So mancher Astrofotograf schaut nicht in verlässliche Surveys, um Vergleiche des eigenen Bildes mit der astronomischen Realität anzustellen. Man orientiert sich - aus welchen Gründen auch immer - zu einem großen Teil nur an Bildern, die man im Internet googelt. Die Folge davon ist, dass der Diskussionsumfang zwischen Fachgruppenleitung und Bildautoren erheblich zugenommen hat. Hin und wieder muss es dann auch Ablehnungen geben.
Mein Dank geht an alle Mitglieder, die sich für einen lebendigen und konstruktiven Ablauf innerhalb der Fachgruppe Astrofotografie einsetzen.
Peter Riepe fg-astrofotografie@sternfreunde.de
100 Jahre Cepheid V1 im Andromedanebel M 31
von Andreas Kempter und Peter Riepe
Der Andromedanebel M 31 ist als nebeliges Wölkchen schon mit bloßem Auge zu sehen. Lange Zeit jedoch - bis weit nach der Erfindung astronomischer Fernrohre - war unklar, um was für eine Art Objekt es sich eigentlich handelt. Erst 1923 gelang es Edwin Hubble anhand verschieden alter fotografischer Platten erstmals, in M 31 einen veränderlichen Stern nachzuweisen. Dazu stand ihm auch der 2,5-m-Reflektor des Mt.-Wilson-Observatoriums zur Verfügung. Hubble ging davon aus, dass es sich um einen Veränderlichen des Cepheidentyps handelt. Diese Art von Veränderlichen kommt auch in unserer Milchstraße recht häufig vor.
Die Abbildung 1 (S. 34) zeigt einen Ausschnitt aus einer eigenen Aufnahme von M 31, Aufnahmedaten siehe Bildunterschrift.
Der gelbe Kasten um Hubbles Veränderlichem ist rechts vergrößert zu sehen. Die Position des 19,4 mag +- 1,0 mag hellen Veränderlichen V1-M31 ist gelb markiert. Für diesen Stern konnte Edwin Hubble über die so genannte Perioden-Leuchtkraft-Beziehung eine erste grobe Entfernungsbestimmung von 900.000 Lichtjahren vornehmen (Abb. 2) und damit zeigen, dass M 31 nicht unserer Milchstraße angehört, sondern tatsächlich ein eigenes Sternsystem darstellt [1]. Die Ansicht seines Opponenten Harlow Shapley, solche Nebel wie M 31 seien Teil unserer eigenen Galaxis, war somit widerlegt.
Die Suche nach Veränderlichen in M 31 entwickelte sich danach rasant. Schon 1929 veröffentlichte Edwin Hubble eine weitere Untersuchung zu M 31, worin er über
50 entdeckte Veränderliche berichtete [2]. Mit Inbetriebnahme des 5-m-Spiegels am Mt.-Palomar-Observatorium ging diese Entwicklung weiter, als Walter Baade und Henrietta Swope in zwei Feldern südlich der Zentraregion von M 31 insgesamt 452 Veränderliche entdeckten, davon 263 Cepheiden [3].
Bald zeigte sich jedoch, dass es noch Varianten der Cepheiden gibt, mit durchaus unterschiedlichen Leuchtkräften. So hatte Edwin Hubble in den Berechnungen für seinen V1 einen falschen Wert für den ,,zero point" der Perioden-LeuchtkraftBeziehung zugrunde gelegt und daher mit 900.000 Lichtjahren eine zu geringe Entfernung erhalten. Dies wurde später zwar korrigiert, aber die daraus folgende Entfernung war immer noch zu gering. Erst nach
Astrofotografie
1 LRGB-Aufnahme von M 31 (Ausschnitt), Takahashi TSA 120 plus Reducer, f = 630 mm (f/5,3), ZWO ASI2600 mono für die Lu-
minanz-Aufnahmen, Farbaufnahmen mit der Color-Variante derselben Kamera, Montierung Skywatcher AZ EQ 6 R Pro, Astronomik-CLS-CCD-Filter, Gesamtbelichtungszeit 8,82 Stunden, verwendete Software: N.I.N.A., PHD2, PixInsight und Luminar 4. Der gelbe Kasten umrahmt das nähere Umfeld des Veränderlichen V1-M31 und ist rechts vergrößert dargestellt. Hubbles Veränderlicher V1 bei Rektasz. 00 h 41 min 27,3 s und Dekl. +41 Grad 10` 11`` ist mit gelben Pfeilen markiert. Bild: Andreas Kempter der Einführung von CCD-Detektoren wurden neue fotometrische Methoden zur Bestimmung extragalaktischer Entfernungen entwickelt, unabhängig von Messungen an Cepheiden. So gelten heute 2,56 Millionen Lichtjahre als Distanz zwischen der Milchstraße und M 31.
2 Auszug aus der Originalarbeit von E. Hubble (1923)
Literatur- und Internethinweise (Stand November 2023): [1] Infos zu M 31: https://de.wikipedia.org/wiki/Andromedagalaxie [2] E. P. Hubble, 1929: ,,A spiral nebula as a stellar system, Messier 31",
Astrophys. J. 69, p. 103-158, https://articles.adsabs.harvard.edu/ pdf/1929ApJ....69..103H [3] W. Baade, H. H. Swope, 1965: ,,Variables in the Andromeda galaxy - Fields I and III", Astron. J. 70, p. 212, https://articles.adsabs.harvard. edu/pdf/1965AJ.....70..212B
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Astrofotografie
Hoch lichtstarke Objektive in der Astrofotografie
- Teil 1: Grundlagen
von Peter C. Slansky
Außer in der Sonnenbeobachtung besteht in der Astrofotografie allgemein das Problem geringer Objekthelligkeiten. Vier weitere Faktoren gehen in die Belichtung der Aufnahme ein: die Kameraempfindlichkeit, meist ausgedrückt durch den ISOWert, die Belichtungszeit, eventuelle optische Filter und, last but not least, die Öffnung des Objektivs. Diese Öffnung kann absolut angegeben werden, etwa durch den Durchmesser der Eintrittspupille in mm, oder als relative Blendenzahl F. Eine kleine Blendenzahl bedeutet eine große relative Öffnung. Die geringste einstellbare Blendenzahl bezeichnet man als die Lichtstärke des Objektivs. Hat man also in der Astrofotografie die Kameraempfindlichkeit über den ISO-Wert bereits ausgereizt, hat man bestimmte optische Filter gewählt oder nicht, und kann man die Belichtungszeit nicht verlängern (z. B. bei Videoaufnahmen), so fällt das Augenmerk folgerichtig auf Objektive mit besonders hoher Lichtstärke. Vor allem Videoaufnahmen ,,schneller" Himmelsereignisse rufen nach hoch lichtstarken Objektiven: Polarlichter, Meteore, Satelliten und deren Sonnenreflexe oder auch der Vorbeizug eines Erdbahnkreuzers. Der Fotohandel und der Gebrauchtmarkt bieten etliche auf den ersten Blick interessant erscheinende Exemplare. Immerhin wurden - und werden - hoch lichtstarke Objektive nicht nur für bildmäßige Aufnahmezwecke entwickelt, sondern auch für Projektionszwecke. Doch unter welchen Umständen lohnt sich der Kauf, eine Adaption oder gar ein Umbau einer hoch lichtstarken Optik für die Astrofotografie wirklich? Dieser Fragestellung gehen wir, d. h. Georg Dittie im zweiten Teil des Beitrags, nach. Den Anstoß bildete das AKM-Treffen 2023 in Bad Kissingen, bei dem Georg Dittie, einen Vortrag zu diesem Thema hielt, und zu dem wir beide zusammen nicht weniger als elf hoch lichtstarke Objektive zusammengetragen hatten.
Optische Grundlagen Die relative Blendenzahl F errechnet sich nach [1] aus dem Verhältnis der Brennweite f [mm] zum Durchmesser der Eintrittspupille DEp [mm] zu F = f / DEp
Die Blendenzahl F ist für die Belichtung flächenhafter Objekte maßgeblich. Punktförmige Objekte, wie z. B. Sterne, werden dagegen (im Idealfall) auch ,,punktförmig" wiedergegeben. Das steht hier in Anführungszeichen, weil die Abbildung bei optimaler Korrektur aller Abbildungsfehler in Form eines Beugungsscheibchens erfolgt. In dem Fall hängt die Belichtung des Sterns nur von der freien Öffnung des Objektivs, der Eintrittspupille, ab: Die Belichtung ist dann proportional zur Fläche der Eintrittspupille bzw. zum Quadrat ihres Durchmessers. In der Praxis der Astrofotografie ist also zu beachten, ob man ein flächenhaftes Objekt aufnehmen will, wie z. B. einen ausgedehnten Nebel, oder punktförmige Objekte wie Sterne oder Sternhaufen, aber auch Meteore. Im ersten Fall benötigt man Objektive mit kleiner Blendenzahl F, im zweiten Fall Objektive mit großer Eintrittspupille.
Die Grenze zwischen lichtstarken und hoch lichtstarken Objektiven ist nicht eindeutig definiert. In diesem Artikel liegt der Schwerpunkt auf Kameras mit Sensorgrößen von Micro Four Thirds über APS-C bis Vollformat. Für diese Kameras kann man ein Objektiv mit einer Lichtstärke von 1,4 als lichtstark und eines mit 1,2 als hoch lichtstark ansehen. Das gilt allerdings nur für ,,mittlere" Brennweiten im Bereich der einfachen bis zur doppelten Formatdiagonalen. Beim Vollformat liegt die Sensordiagonale bei 43,3 mm, bei APS-C bei 27 mm, bei Micro Four Thirds bei 21,7 mm.
Welche Objektivbrennweite für eine bestimmte Kamera hoch lichtstark ausgeführt
werden kann, hängt nun sehr davon ab, ob es sich um eine Spiegelreflexkamera oder eine spiegellose Systemkamera handelt. Bei einer Spiegelreflexkamera muss der Abstand zwischen der hintersten Linse und dem Sensor so groß sein, dass im Moment der Aufnahme der Spiegel noch nach oben klappen kann. Das bedingt Objektivkonstruktionen mit langer Schnittweite, was bei kurzen Brennweiten, also Weitwinkelobjektiven, hoch lichtstarke Konstruktionen stark erschwert oder ganz verhindert. Dagegen können bei einer spiegellosen Systemkamera derselben Sensorgröße die letzten Linsenglieder sehr viel näher an den Sensor gebracht werden, was insbesondere der Lichtstärke von Weitwinkelobjektiven förderlich ist. Der seit einigen Jahren zu beobachtende Trend weg von DSLRs hin zu spiegellosen Systemkameras wirkt sich daher positiv auf die Entwicklung neuer hoch lichtstarker Objektive aus.
Umgekehrt sind hoch lichtstarke Objektive bei langen Brennweiten, also oberhalb der doppelten Sensordiagonalen, ebenfalls schwierig auszuführen: Der Durchmesser der Eintrittspupille kann nicht beliebig proportional zur Brennweite gesteigert werden, denn die Folge wären extrem große Linsendurchmesser. Ist bei einem Objektiv 1,4/50 mm die Eintrittspupille mit einem Durchmesser von 35 mm noch ohne Weiteres beherrschbar, so wäre sie es bei einem Objektiv 1,4/400 mm mit 285 mm nicht mehr. In der Folge ist ein Teleobjektiv 2,8/400 mm durchaus als hoch lichtstark anzusehen: Die Eintrittspupille hat dann schon einen Durchmesser von 142 mm.
Zuletzt darf nicht vergessen werden, dass bereits der Objektivanschluss der Kamera die maximale Lichtstärke des Objektivs begrenzt. Betrachten wir hierzu als Beispiel den EF-Anschluss für Canon EOS DSLRs: Mit einem Auflagemaß von 44 mm und ei-
Astrofotografie
1 Hoch lichtstarke Objektive des Autors. Von links nach rechts:
- Projektionsobjektiv für 3-Röhren-Videobeamer Precision HD-8 1.04/140 mm (Typ PF) - Projektionsobjektiv zum Abfilmen von Oszilloskopen Carl Zeiss Jena 0.77/50 mm (Typ PN) - Vollformat-Foto-/Videoobjektiv Sony GM 1.2/50 mm (Typ AB) - Kleinbild-Fotoobjektiv Canon FD 1.4/50 mm (Typ AB) - 35-mm-Filmkameraobjektiv Zeiss Cine Distagon 1.2/35 mm (Typ AF) - Vollformat-Foto-/Videoobjektiv Sony GM 1.4/24 mm (Typ AB) - 16-mm-Filmkameraobjektiv Angenieux R 41 1.3/15 mm (Typ AF)
nem freien Durchmesser von 51 mm kann höchstens eine Lichtstärke von 44 mm / 51 mm = 0,86 realisiert werden. Das ist ein theoretischer Wert, denn die Wandstärke der Linsenfassung reduziert ja den freien Durchmesser noch weiter. Außerdem gilt er nur für die Bildmitte; zum Rand hin verschlechtert er sich. Betrachten wir dagegen den E-Mount für spiegellose Sony-Systemkameras: Bei einem Auflagemaß von 18 mm und einem freien Durchmesser von 44 mm ergibt sich ein Verhältnis von 0,41. Somit sind hier deutlich lichtstärkere Objektive verwendbar.
Systematik hoch lichtstarker Objektive Das lichtstärkste Objektiv für die bildmäßige Fotografie ist das berühmte 0,7/50 mm Planar, das die Firma Zeiss 1967 für die NASA entwickelt hatte, und das dann vom Regisseur Stanley Kubrick und seinem Kameramann John Alcott für den Historienfilm ,,Barry Lyndon" an eine 35-mmFilmkamera adaptiert wurde, um Szenen allein mit Kerzenlicht drehen zu können [2]. Doch etliche andere hoch lichtstarke Objektive wurden gar nicht für die bild-
mäßige Fotografie entwickelt, sondern für die Projektion. Stellen wir also eine kleine Systematik auf: Zunächst unterscheiden wir Objektive nach ihrem Haupteinsatzgebiet: der Aufnahme (Typ A) oder der Projektion (Typ P). Bei den Aufnahmeobjektiven können wir drei Untergruppen unterscheiden: Aufnahmeobjektive für die bildmäßige Fotografie (Typ AB), für die (Kino-)Filmaufnahme (Typ AF) oder für die Astrofotografie (Typ AA). In die erste Untergruppe fallen alle aktuellen und historischen hoch lichtstarken Fotoobjektive aus dem Profiund Consumer-Bereich. Hier hatte es in den 1960er Jahren einen besonderen Entwicklungsschub für Kleinbild-Sucherkameras gegeben [3]. Die zweite Untergruppe wird gebildet von Filmobjektiven, die mechanisch wie optisch speziell für die Laufbildaufnahme konstruiert sind. Da Filmobjektive für den Profibereich nur in kleinen Stückzahlen produziert werden, kann ein einziges Objektiv mit fixer Brennweite pro Stück bis zu 25.000 kosten. Professionelle Filmobjektive scheiden also für den Amateurastronomen aus; im Low-Cost-Bereich kann man aber durchaus fündig werden.
Speziell für die Astrofotografie wurden bestimmte, hoch lichtstarke optische Systeme entwickelt, wie etwa die Super-Schmidtkamera. Hier ist der Übergang zu den Teleskopen fließend.
Bei den Projektionsobjektiven unterscheiden wir zweckmäßigerweise nach der Art der Projektion: für die Projektion in den Fernbereich (Typ PF) oder für den Nahbereich (Typ PN). In die erste Untergruppe fallen Projektionsobjektive für Dia-, Filmoder Videoprojektoren, in die zweite Untergruppe Projektionsobjektive zum Abfilmen lichtschwacher elektronischer Bildschirme, z. B. Oszilloskope oder Röntgenbildschirme.
Bei jedem Objektiv muss stets auch der Schärfekreis beachtet werden, der mindestens so groß sein muss wie die Diagonale des Kamerasensors. Für die Objektivtypen AB, AF, AA und PF wird dieser Schärfekreis in der Regel für die Unendlich-Stellung angegeben. Das ist wichtig zu wissen, denn bei einer Fokussierung durch Vergrößerung des Objektivauszugs vergrößert sich im Nahbereich auch der Schärfekreis. Daher Achtung: Objektive vom Typ PN haben in der Unendlich-Stellung einen geringeren Schärfekreis, denn dieser verkleinert sich bei Scharfstellung auf Unendlich aufgrund der Verringerung des Objektivauszugs. Es kann daher sogar vorkommen, dass ein PN-Objektiv sich gar nicht bis auf Unendlich fokussieren lässt, weil bereits vorher die Hinterlinse an den Sensor oder den Objektivanschluss stößt.
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Astrofotografie
Bildfehler hoch lichtstarker Objektive Grundsätzlich müssen bei hoch lichtstarken Objektiven dieselben Abbildungsfehler korrigiert werden wie bei allen anderen Objektiven auch. Besonders relevant für die Astrofotografie sind: Geometrische Aberrationen - Bildfeldwölbung - Astigmatismus - Koma Chromatische Aberrationen - Farblängsfehler - Farbquerfehler Lichtabfall von der Bildmitte zum Rand
Hoch lichtstarke Objektive der Typen AB und AF sind in der Regel nicht gleich gut von der Bildmitte bis zum Bildrand korrigiert. Die Auslegung eines Objektivs auf extreme Lichtstärke ist also der Korrektur dieser Bildfehler an sich nicht förderlich. Natürlich gibt es hier Ausnahmen, die aber freilich ihren Preis haben. Wird dagegen alles dem Kriterium Lichtstärke bzw. Eintrittspupille untergeordnet, so leiden - bei gegebenem Preis - zwangsläufig die Korrekturen der Bildfehler. Es entsteht dann eine unausgewogene Konstruktion, die eine unausgewogene Abbildung zur Folge hat. Bei der Sternabbildung muss bedacht werden, dass die Kombination der drei oben genannten geometrischen Aberrationen meist zu stark deformierten Sternfiguren am Bildrand führt. Dadurch konzentriert sich das Sternenlicht nicht mehr auf einen Punkt, den Sternen wachsen gewissermaßen ,,Flügelchen". Eine mangelnde chromatische Korrektur eines hoch lichtstarken Objektivs kann dadurch korrigiert werden, dass ein leichter, zumeist gelber Farbfilter verwendet wird, um zu starke blaue Farbsäume zu verhindern. Die Verwendung eines optischen Filters widerspricht aber dem Wunsch nach möglichst guter Ausnutzung des Lichts. In der Regel haben hoch
lichtstarke Objektive einen deutlichen Ab- der digitalen Objektivkorrektur durch die
fall der Lichtstärke von der Bildmitte zum Kamera sehr. Diese funktioniert aber nur
Rand. Dieser kann ohne Weiteres einein- mit denjenigen Objektiven, die über Kon-
halb Blendenstufen betragen. In dem Fall takte im Objektivanschluss mit der Kamera
kommt in den Bildecken nur noch 36% der kommunizieren. Adaptierte Fremdobjekti-
Lichtmenge der Bildmitte an. Aber auch ve können dagegen nicht auf diese Weise di-
dieser Wert sagt noch nicht alles, denn das gital korrigiert werden. Das sollte vor dem
Profil des Lichtabfalls geht ebenfalls ein: Es Erwerb exotischer Lichtriesen, vor allem
ist klar, dass ein zuerst flach abfallender, nur der Typen PF und PN, bedacht werden.
in den Ecken starker Lichtabfall günstiger
ist als ein kontinuierlicher.
Brennweitenreduzierer bzw. Reducer
- eine Alternative?
Digitale Korrektur optischer
Kann man statt eines teuren, aber mögli-
Abbildungsfehler
cherweise optisch unausgewogenen hoch
Nun könnte man im Digitalzeitalter mei- lichtstarken Objektivs nicht ein lichtstarkes
nen, dass alle oben genannten optischen Objektiv in Verbindung mit einem Reducer
Abbildungsfehler doch von der Kamera verwenden? Ein Reducer bewirkt an einem
oder der verwendeten Bildbearbeitungs- Objektiv - wie eine Shapley-Linse an einem
software digital korrigiert werden
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können müssten.
Hier kommt es
aber darauf an,
ob man in einem
R AW-For mat
mit hoher Bittiefe
fotografiert oder
ein Video mit
einem stark kom-
primiert arbei-
tenden 8-Bit-Co-
dec aufnimmt. Im
ersten Fall sind vielfältige Möglichkeiten der digitalen Korrektur gegeben, sofern das Objektiv in der Library der
S50 All-in-one
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50/250mm Triplet · Sony IMX 462 · Vollautomatische Positionierung und
Software gelistet ist. Nimmt man aber z. B. ein Vi-
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deo zur Meteorbeobachtung auf, so empfiehlt sich die Verwendung
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Astrofotografie
Teleskop - eine nachträgliche Verkleinerung der Abbildung. Dadurch konzentriert sich das vom Objektiv kommende Licht auf ein Abbild mit entsprechend kleinerer Fläche, welches dadurch an Flächenhelligkeit gewinnt. Kann man also z. B. aus einem vorhandenen Objektiv 1,4/50 mm mit einem 0,7-fachen Reducer ein Objektiv 1,0/35 mm machen? Rein rechnerisch ja, denn die Blendenzahl wird ebenfalls um den Reduktionsfaktor verkleinert. Das Objektiv wird also lichtstärker, in unserem Fall um eine Blende. Es darf aber nicht vergessen werden, dass mit einem Reducer auch der Schärfekreis des Objektivs mit dem Reduktionsfaktor abnimmt. Würde man im obigen Beispiel ein Objektiv 1,4/50 mm für das Vollformat annehmen, so würde die Kombination mit einem 0,7-fachen Reducer nur noch das APS-C-Format scharf auszeichnen. Na gut, könnte man als Besitzer einer APS-C-Kamera meinen, dann kann ich doch immerhin aus einer Vollformatlinse 1,0/50 mm mit einem 0,7-fach Reducer meine Traumkombination 0,7/35 mm zaubern. Leider nein: Ein Reducer funktioniert nur bis zu einem gewissen Grenzwinkel, unter dem die vom Objektiv kommenden Lichtstrahlen auftreffen dürfen. Ist das Objektiv bereits hoch lichtstark, so kann dieser Grenzwinkel überschritten werden und die Abbildung wird fehlerhaft oder vignettiert. Der Hersteller Metabones beispielsweise gibt für seinen Vollformat CINE Speed
Booster® ULTRA 0,71x eine Lichtstärkengrenze von F = 0,9 am Ausgang an, was eine Grenzlichtstärke des Objektivs von F = 1,27 bedeutet [4]. Angesichts des durchaus stattlichen Preises eines optisch gut korrigierten Reducers empfiehlt sich also im Zweifelsfall ein praktischer Test mit dem vorgesehenen Objektiv. Ein letztes Wort zu Weitwinkelvorsätzen, die vorne vor das Objektiv geschraubt werden: Sie verändern die Blende und damit die Lichtstärke nicht, da sie die Eintrittspupille proportional mit verkleinern.
Fazit Optische Experimente mit exotischen Lichtriesen machen großen Spaß. Aber auch in der Astrofotografie bemisst sich die Qualität eines Objektivs nach einer Vielzahl von Kriterien, von denen eine möglichst
große Eintrittspupille bzw. eine möglichst große Lichtstärke nur eines ist. Wird alles dem Kriterium Lichtstärke bzw. Eintrittspupille untergeordnet, so leiden - bei gegebenem Preis - zwangsläufig die anderen Kriterien: Es entsteht eine unausgewogene Konstruktion, die eine unausgewogene Abbildung mit sich bringt. Für flächenhafte Objekte mag eine große Lichtstärke allein noch vorteilhaft sein, sofern der Lichtabfall zum Rand noch erträglich bleibt. Doch für punktförmige Objekte - und in der Astrofotografie haben wir meistens Sterne im Bild - ist mir eine gute Korrektur der Punktabbildung bis in die Bildecken ebenfalls wichtig. Daher bevorzuge ich für hochqualitative Aufnahmen Objektive mit einer guten Korrektur aller Parameter und nehme eine Blende weniger an Lichtstärke in Kauf.
Literatur- und Internethinweise (Stand Mai 2023): [1] J. J. Marchesi, 1993: ,,Handbuch der Fotografie, Band 1",
Verlag Fotografie
[2] ,,Two Special Lenses for ,Barry Lyndon`", www.visual-memory. co.uk/sk/ac/len/page1.htm
[3] Frühe lichtstarke Objektive: www.klassik-cameras.de/Biotar. html
[4] Vollformat CINE Speed Booster® ULTRA 0,71x: www. metabones.com/products/details/MB_SPEF-m43-BTA
Impression
Sonnenuntergang
Der Leuchtturm von Westerhever beim Sonnenuntergang am 06.09.2023 um 18:57 Uhr MEZ. Rainer Sparenberg verwendete eine Canon R5 mit einem Objektiv Canon RF100-400. Bei 400 mm Brennweite wurden zwei Einzelbilder kombiniert: 1. Belichtung 1/8000 s bei Blende 14, 2. Belichtung 1/8000 s bei Blende 32.
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Astrofotografie
Neue Astroaufnahmen
zusammengestellt von Peter Riepe
Wieder einmal gibt es wunderschöne astrofotografische Bildergebnisse, die unseren Lesern nicht vorenthalten werden sollen. Zunehmend versuchen wir auch, ganzseitige Abbildungen zu bringen. Schließlich sollen die gezeigten Motive einen Anreiz schaffen, sich abgesehen von den technischen Aufnahmedaten auch einmal näher mit den astronomischen Eigenschaften der Objekte zu befassen. Unser Ziel ist es generell, dem Leser mit einer Bilderstrecke neue Ideen zu liefern. Sollte es Fragen geben - bitte an die Fachgruppenleitung wenden: fg-astrofotografie@sternfreunde.de
1 Oben: Am 28.10.2023, kurz vor der partiellen Mondfinsternis, flog die-
ser Jet vor dem Mond her. Gefilmt hat es Jessica Berendes in Geseke, als sie gerade ihr Handy am Teleskop ihres Vaters Jürgen Behler hatte. Es war tatsächlich das erste Mal für beide, so etwas live mitzuerleben. Daten: Intes MK-65 Maksutov 150 mm / 1.500 mm mit 30-mm-Okular und Handykamera Xiaomi Redni Note 10 pro, Belichtungszeit automatisch.
2 Rechts: Im Sternbild Cassiopeia liegt der Reflexionsnebel vdB 15 (Nor-
den links, Osten unten). Harald Becher setzte einen Apochromaten 125 mm / 975 mm (Marke TS) ein, dazu eine CMOS-Kamera OGMA AP26MC (monochrom), Montierung Sky-Watcher AZ-EQ6 Pro. Mit Optolong-Filtern wurde am 11.10.2023 wie folgt belichtet: je 40 x 3 min (R, G und UV/IR cut), 25 x 3 min (B). Software: PixInsight, NoiseXTerminator, Affinity Photo und N.I.N.A. Bereits nach 7 h 15 min tritt schon die breitbandige rote Kontinuumsstrahlung außen um vdB 15 in Erscheinung.
40 | Journal für Astronomie Nr. 89
Astrofotografie Journal für Astronomie Nr. 89 | 41
3 ONGC 7129 ist ein offener Sternhaufen im Sternbild Cepheus, der von dem Reflexionsnebel GN 21.41.8.01
umgeben wird (Norden links, Osten unten). Patrick Winkler nutzte im September 2021 am Aufnahmeort Piregg (Steiermark) ein 16-zölliges RC-Teleskop 400 mm / 3.200 mm von ASA, dazu eine Kamera ZWO ASI6200MM Pro. Belichtungszeiten: 165 min (L), 72 min (R), 69 min (G) und 75 min (B), alles mit 2x2-Binning.
42 | Journal für Astronomie Nr. 89
4 Mathias Wegner und Dennis Haase fotografierten den Kokon-Nebel mit dem enthaltenen Sternhaufen IC 5146 im Sternbild
Schwan jeweils mit einem Skywatcher-Newton 200 mm / 1.000 mm PDS. Beide Kameras waren Farbkameras von Lacerta, Typ DeepSkyPro2600. Die Einzelbelichtungen entstanden ca. 40 km südlich von Hamburg und in Rostock, sie wurden zu einem gemeinsamen Summenbild kombiniert (Norden links, Osten unten). Belichtet wurde insgesamt 401 x 150 s (= 16,7 h). Die Bildbearbeitung erfolgte in PixInsight. Der Kokon-Nebel steckt als Emissionsnebel in dichtem Staub, starke bläuliche Reflexionsanteile sind die Folge. Schön zeigt sich die vom Nebel weglaufende, zunehmend schwärzere Staubwolke.
Journal für Astronomie Nr. 89 | 43
Astronomische Vereinigungen
Universe on Tour 2023
von Astrid Gallus
1 Viel Spaß beim Schmökern, Schauen und Beobachten hatten
die Besucher des Universe on Tour, hier z. B. in Heidelberg. Bild: Carolin Liefke
Das Wissenschaftsprojekt ,,Universe on Tour" - die ,,Roadshow", die ,,MS Wissenschaft" sowie der ,,Mars findet Stadt" - bot mit seinen astronomischen Themen vielen Sternwarten und astronomischen Einrichtungen die Gelegenheit, sich in prominenter Weise ins Licht zu rücken.
Viele haben dabei mitgemacht und ihre Berichte an die Redaktion des VdS-Journals für Astronomie gesendet. Wie in einem der Texte zu lesen ist, kamen die Amateure bei der Planung zwar kaum zu Wort, dafür konnten sie vor Ort die Profis umso mehr beeindrucken. Viel Spaß beim Schmökern!
Sonne und grüner Blitz
Impression
Die Sonne mit dem ,,grünen Blitz" beim Aufgang direkt über der Bucht von Moreira (Spanien). Am Morgen des 02.01.2024 um 08:17 Uhr MEZ setzte Patricio Calderari eine Nikon D850 mit einem Nikkor 800 mm f/5,6 ein, dazu einen 2-fachen Telekonverter. Bei ISO 80 wurde 1/4000 s bei f/22 belichtet.
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Astronomische Vereinigungen
Einfach nur mal Zuschauer sein!
von Michael Schomann
Für jemanden, der fast sein ganzes Berufsleben lang Messen organisiert hat, fällt es nicht leicht, Ausstellungen zu besuchen, ohne sie selber gestaltet zu haben. Auch die Überflutung an Reizen und Informationen ist manchmal schwer verdaulich. Doch nun hatte ich mir vorgenommen, im Laufe des Sommers gleich zu vier Wanderausstellungen des Wissenschaftsjahres 2023 ,,Unser Universum" als Zuschauer zu fahren. Daher nun kurz und bündig mein Eindruck zu den vier Veranstaltungen in Norddeutschland.
,,MS Wissenschaft" in Hannover am 29. Juni 2023 Dieses Binnenschiff wird nun schon seit den Anfängen der Wissenschaftsjahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) durch ,,Wissenschaft im Dialog" (WiD) als schwimmende Ausstellung genutzt. In Hannover machte das Schiff Station am Mittellandkanal an der Vahrenwalder Straße. Überrascht hat mich die räumliche Größe im Inneren des Schiffes, die es erlaubte, die verschiedenen Themen auch optisch zu trennen. Der Spruch am Eingang ,,All an Bord" war auch schon das Einzige, was unter Tage an ein Schiff erinnerte. Gleich nach einem Tunnel, der an ein Schwarzes Loch erinnerte, referierte Dr. Benjamin Knispel als Pressesprecher von GEO600 zu Gravitationswellen. Ansonsten gab es viele Stationen, insbesondere diejenigen, die zum Mitmachen einluden, die von den anwesenden Schulklassen mit Begeisterung aufgenommen wurden.
1 Die ,,MS Wissenschaft" in Hannover
,,Universe on Tour" in Oldenburg am 28. August 2023 Diese Roadshow durch fünfzehn deutsche Städte für jeweils eine Woche war das Kernstück eines gelungenen Wissenschaftsjahres. Sie bestand aus jeweils einem 10 Meter großen Planetarium und einem Ausstellungszelt, ebenfalls in einer Kuppel. Die von der Stiftung Planetarium Berlin vorprodu-
2 Benjamin Knispel erklärt Gravitationswellen
zierte Show wurde in Oldenburg live moderiert, die regionalen Aussteller und Institutionen vor Ort wurden ebenfalls vorgestellt. Das Ausstellungszelt bestand zum größten Teil aus Grafikwänden, welche den Stand
der Erforschung der elektromagnetischen Wellen unseres Universums zeigten. Verantwortlich hierfür war das Max-PlanckInstitut für Radioastronomie in Bonn. Ein Grußwort der Bundesministerin des
Journal für Astronomie Nr. 89 | 45
Astronomische Vereinigungen
3 ,,Universe on Tour"-Planetarium in Oldenburg
4 Ausstellungszelt in Oldenburg
BMBF fehlte nicht. Auf der gegenüberliegenden Wand präsentierten Institutionen, Sternwarten und Astronomievereine aus der Region Oldenburg ihre Arbeiten. Zu sehen waren zum Beispiel Poster und ein
Monitor, auf dem sich auch das regionale Astronomie-Netzwerk Weser-Ems präsentierte, welches Profis und Amateure verbindet. Neben dem Zelt wartete das mobile Tiny Observatorium von der Universität
Oldenburg, auch ein Projekt des Wissenschaftsjahres, auf seinen Einsatz. Aufgrund des regnerischen Wetters war es leider geschlossen. Zusatz: Am 14. Oktober konnte ich beim ATO-Teleskoptreffen in Ostfriesland den Anhänger mit Kuppel in Aktion erleben.
,,Mars findet Stadt" in Bremen am 28. August 2023 Der sieben Meter große Mars des britischen Künstlers Luke Jerram schwebte beeindruckend in der Kulturkirche St. Stephani. Fotografieren war erwünscht, nur während des Auf- und Abbaus waren Aufnahmen untersagt, da die Mechanik für die langsame Drehung an einem Stahlseil ein Geheimnis bleiben sollte. Längere Belichtungen vom Stativ zeigten die detaillierte Marsoberfläche daher verwischt. In gleicher Größe hatte der Künstler bereits vor einigen Jahren Kopien in aller Welt von dem beleuchteten Mond als ,,Museum of the Moon" vorgestellt.
5 Das ,,Tiny Observatorium" beim ATO
,,James-Webb-Weltraumteleskop" in Hildesheim am 10. September 2023 Das ,,Größte Auge im All" wurde als Wanderausstellung vom Haus der Astronomie
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Astronomische Vereinigungen
und dem Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg als Modell im Maßstab 1:10 auf Wanderschaft geschickt. Dazu gehörten Grafikwände und eine riesige Holzkiste zum Transport. Der Lehrer und Gewinner des Reiff-Preises, Arndt Latußeck, hatte diese Ausstellung an das Gymnasium Mariano-Josephinum geholt. Dazu zeigte er im schuleigenen aufblasbaren Planetarium die Geschichte vom James-Webb-Teleskop und hielt im Anschluss einen gut besuchten kurzweiligen Vortrag zu dem Thema in der Turnhalle.
Fazit Das Wissenschaftsjahr 2023 [1] bot hochwertige und interessante Einblicke in unser Universum, und das komplett gratis, weil es durch das BMBF gefördert wurde. Der Vorstand der VdS hatte bei Bekanntwerden des Mottos kein eigenes Projekt geplant, sich jedoch bei drei Projekten als Partner eingebracht. Am intensivsten war die Mitarbeit an der Roadshow ,,Universe on Tour". Leider standen die Amateur-Astronomen nach den Instituten und anderen professionellen Einrichtungen am unteren Ende der ,,Nahrungskette", was unseren Einfluss begrenzte. Aber die Profis zeigten sich beeindruckt von den Amateuren. Einige Projekte zum Universum werden noch bis in das kommende Jahr 2024 weiterlaufen, auch wenn das neue Wissenschaftsjahr 2024 dann bereits startet zum Thema ,,Freiheit".
6 ,,Mars findet Bremen"
Internethinweis (Stand November 2023): [1] Wissenschaftsjahr 2023, Förderpro-
jekte: www.wissenschaftsjahr.de/ 2023/ueber-uns/foerderprojekte
7 Das Modell des ,,James Webb Space Telescope" in Hildesheim, mit Arndt Latußeck
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Astronomische Vereinigungen
,,Universe on Tour" aus Bochumer Sicht
von Daniel Fischer
Astronomen und Sternfreunde aus Bochum, die sich ohnehin in den letzten Jahren in Sachen Öffentlichkeitsarbeit vielfältig vernetzt haben, waren bei drei der großen Wanderausstellungen des Wissenschaftsjahres 2023 mit dabei: mit Exponaten auf der MS Wissenschaft, als Haupt-Organisatoren des Auftritts von Universe on Tour in Dortmund (das der Autor im Vorfeld auch in Göttingen und Bonn inspiziert hatte) und insbesondere als Gastgeber des 7-Meter-Mars in Bochum selbst, wo er in einer ,,Kulturkirche" aufgehängt wurde.
Das Programm des Universe on Tour bestand jeweils - in der mobilen Planetariumsshow, die als zentrale Attraktion gesetzt war, wie im Ausstellungszelt daneben - aus einem größeren fixen Teil und einem kleineren, der von Akteuren rund um den Schauplatz gestaltet werden sollte. Zu Beiträgen für die Show waren ausschließlich Fachastronomen eingeladen, im und vor dem Zelt aber konnten und sollten sich daneben auch Amateur-Astronomen austoben: Mit Plakaten, Beiträgen für eine in Endlosschleife laufende Bildschirm-Präsentation und mit Sonnenteleskopen für aktive Beobachtung.
1 Mars in Bochum. Bild: Daniel Fischer
Um das ,,Casting" der lokalen Astro-Vereine hatte sich vornehmlich mit einigem Einsatz die VdS gekümmert, mit recht unterschiedlichem Echo, aber zumindest an den Wochenenden - das Universe gastierte jeweils von Mittwoch bis Sonntag - fanden sich bei gutem Wetter in der Regel auch oft Aktive mit mobilen Teleskopen ein. Der wandernde Mars wiederum, der in ganz verschiedenen Räumlichkeiten - von (Ex-) Kirchen bis Einkaufszentren - raumgreifend Platz nahm, bot sich als Rahmen für zahlreiche Veranstaltungen wie Vorträge und Konzerte an und lockte allein in Bochum rund 9.000 Besucher in die ,,Kulturkirche".
2 Universe on Tour in Bonn, ein Sonnenbeobachter. Bild: Daniel Fischer
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Astronomische Vereinigungen
3 Bonn, Gesamtansicht. Bild: Daniel Fischer
4 Universe on Tour in Dortmund, Amateur-Astronomen. Bild: Daniel Fischer
5 Universe on Tour in Göttingen, Beobachter.
Bild: Daniel Fischer
6 Universe on Tour
in Göttingen, lokale Ausstellung. Bild: Daniel Fischer
Astronomische Vereinigungen
,,Mikrometeorite - Sternenstaub für jeden"
Exponat der Walter-Hohmann-Sternwarte an Bord der MS Wissenschaft 2023
von Peter Gärtner
Die MS Wissenschaft (MSW) ist ein schwimmendes Science Center, das seit 2002 jährlich mit interaktiven Ausstellungen zu aktuellen Forschungsthemen über Flüsse und Kanäle fährt. Im Wissenschaftsjahr 2023 steuerte das Schiff unter dem Motto ,,Unser Universum" 33 Städte in Deutschland und Österreich an. Mit an Bord: das Exponat ,,Mikrometeorite - Sternenstaub für jeden" der Walter-HohmannSternwarte (WHS) in Essen.
Seit dem Jahr 2000 richten das Bundesministerium für Bildung und Forschung zusammen mit der Initiative ,,Wissenschaft im Dialog" die Wissenschaftsjahre aus. Ziel ist es, das Interesse der Menschen für Wissenschaft zu erhöhen und den Dialog über Forschung zu befördern. Seit über zwanzig Jahren unterstützt die MS Wissenschaft das jeweilige Schwerpunktthema. Unter dem Motto ,,Wissenschaftsjahr 2023 - Unser Universum" war das Ausstellungsschiff im Mai in Berlin gestartet (Abb. 1). 2.600 Kilometer und 33 Städte später endete die Tour im September in Nürnberg. Mehr als 100.000 Besucher jedes Alters hatten sich bis dahin die interaktiven Exponate zur Erforschung des Weltalls im Bauch des Schiffes angesehen.
Erfolgreiche WHS-Bewerbung Im Herbst 2022 war der WHS-Vorstand erstmalig auf die MS Wissenschaft aufmerksam geworden. Man hatte erfahren, dass sich neben Universitäten, Hochschulen und wissenschaftlichen Instituten auch Amateur-Einrichtungen mit einem Exponat für die schwimmende Ausstellung bewerben können. Nach kurzer Überlegung, ob man als ehrenamtlich betriebene Sternwarte im Bewerbungsprozess gegen die ,,Profis" überhaupt eine Chance hätte, ent-
1 Die MS Wissenschaft 2023 zu Tourbeginn am Ankerplatz in Berlin
(Quelle: (C) Peter Gärtner / WHS, CC BY-SA 4.0)
schied man sich, mit dem seit 2019 an der WHS beheimateten Thema ,,Mikrometeorite" ins Rennen zu gehen. Mit Erfolg: Unter dem Titel ,,Mikrometeorite - Sternenstaub für jeden" konnten die Essener am Ende einen der 25 Ausstellungsplätze ergattern (Abb. 2).
Wie alles begann Der Autor dieses Beitrags hatte im Herbst 2019 am Museum für Naturkunde in Berlin den Vortrag ,,Stardust in the City" besucht. Jon Larsen, ein norwegischer Amateurfor-
scher, stellte darin die von ihm entwickelte Methode vor, Mikrometeorite auch im städtischen Umfeld zu finden. Bis zum Jahr 2015 hatte man ausschließlich in Gegenden fernab jeder Zivilisation nach den winzigen Boten aus dem All gesucht, unter anderem in der Antarktis und im Weltraum. Zurück in Essen fanden sich schnell Mitstreiter, die sich auf Flachdächern und in Regenrinnen auf die Suche nach ,,Sternenstaub" machten.
Was sind Mikrometeorite? Im Sonnensystem gibt es neben den Pla-
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Astronomische Vereinigungen
neten und deren Monden eine Vielzahl weiterer Objekte: von Zwergplaneten über Asteroiden und Kometen bis hin zu winzigen Partikeln, dem interplanetaren Staub. Dringt diese Materie in die Erdatmosphäre ein, kommt es je nach Masse zu unterschiedlichen Auswirkungen: Größere Brocken erleuchten durch Reibung an den Luftmolekülen den Himmel (Meteore), ihre Bruchstücke erreichen den Erdboden (Meteorite). Kleinere Teilchen von wenigen Millimetern verglühen vollständig in der Atmosphäre (Sternschnuppen). Und die allerkleinsten Staubteilchen rieseln nach dem Erhitzen und anschließenden Abkühlen auf ihrem Weg durch die Lufthülle bis auf den Erdboden - Mikrometeorite!
2 Besucher beim Workshop in Berlin am Exponat #18
(Quelle: (C) Ilja C. Hendel / WiD, CC BY-SA 4.0)
Die meisten Mikrometeorite sind rundlich bis oval, zwischen 0,1 und 0,4 Millimeter klein und haben eine sehr dunkle, matte Farbe. Beim Flug durch die Atmosphäre werden sie stark erhitzt. Beim Abkühlen bilden sich auf der Oberfläche typische Strukturen. Oft werden die Partikel durch die Reibung so heiß, dass das gesamte Teilchen schmilzt. Dabei trennen sich die verschiedenen Bestandteile. Nach dem Erkalten ist auf der Oberfläche gelegentlich eine so genannte ,,Perle" aus Eisen und/oder Nickel zu sehen (Abb. 3).
Das WHS-Exponat auf der MSW 2023 Mikrometeorite sind Zeitzeugen der Entstehung unseres Sonnensystems. Dem WHS-Exponat ,,Mikrometeorite - Sternenstaub für jeden" liegt der faszinierende Gedanke zugrunde, diese 4,5 Milliarden Jahre alte Materie aus dem All mit einfachen Mitteln vor der eigenen Haustüre zu finden. Der von Jon Larsen entwickelte Suchprozess wurde anschaulich mit Hilfe von Fotos und Texten erläutert. Das vergrößerte 3D-Modell eines Mikrometeoriten und der Blick durchs Mikroskop auf einen echten Mikrometeoriten (Abb. 4) ließen
3 Ein Mikrometeorit vom Typ Barred Olivine (BO) mit typischer Oberflächenstruktur
und Eisen-Nickel-Perle bei einem Durchmesser von 0,3 Millimetern (Quelle: (C) Dr. Klaus Jost / WHS, CC BY-SA 4.0)
eine unmittelbare, emotionale Beziehung zwischen Milliarden Jahre altem Sternenstaub und seinem Betrachter entstehen. Ein Beitrag im Audioguide unterstützte die Texte, Fotos und Anschauungsobjekte.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Exponat-Leihgebern auf der MSW 2023 betreibt die WHS keine Forschung im klassischen Sinn. Das Exponat ,,Mikrometeorite - Sternenstaub für jeden" war daher
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Astronomische Vereinigungen
4 Ein Mikrometeorit unter dem
Bresser-Mikroskop im Größenvergleich zu Mohnsamen und Salzkristallen (Quelle: (C) Ilja C. Hendel / WiD, CC BY-SA 4.0)
auch nicht das Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit. Vielmehr sollte es die Besucher zum Mitmachen über den Besuch auf der MS Wissenschaft hinaus animieren. Das scheint gelungen zu sein, wie eine Reihe von Kontaktaufnahmen im Nachgang belegen. Im Idealfall entstehenden daraus nun Schulprojekte, Wissenschaftskarrieren und/oder zukünftige Nobelpreisträger!
Internethinweise (Stand: 27.11.2023): [1] MS Wissenschaft: www.ms-wissenschaft.de
[2] WHS-Internetseite zu Mikrometeoriten: www.mikrometeoriten.de
[3] WHS-Facebookgruppe zu Mikrometeoriten: www.facebook.com/groups/mikrometeoriten
[4] J. Larsen: ,,Project Stardust" (engl.): www.projectstardust.xyz
[5] T. Hasse: ,,Urbane Mikrometeoriten", www.micrometeorites.org
Hinweis zum Referentenpool der VdS
Auf der Webseite www.sternfreunde.de unter Fachgruppen und dort unter Astronomische Vereinigungen finden Sie den Link zum Referentenpool (Projekt 07). Hier haben sich Vortragende mit ihren Themen und einer Kurzvorstellung eingetragen. Klicken Sie sich da hinein, wenn Sie einen Referenten für einen Vortragsabend suchen.
Wollen Sie einen eigenen Vortrag anbieten, können Sie sich auf der interaktiven Seite dort selbst eintragen. Astrid Gallus
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Astronomische Vereinigungen
,,Universe on Tour" in Hofheim
von Hubertus Ritzinger
Im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2023 reiste die Wissenschafts-Roadshow ,,Universe on Tour" durch die Lande und machte durch die Initiative und Vermittlung unseres Vereinsvorsitzenden und Schatzmeisters der VdS, Dr. Andreas Klug, auch im Rhein-Main-Gebiet Station. Damit wurde der Astronomieverein aus der Kreisstadt Hofheim lokaler Partner des Events. Da gab es für die Vereinsmitglieder erstmal viel zu tun, Konzepte waren zu erarbeiten, Flyer, Handzettel und Plakate zu erstellen, unser Imagefilm und der Auftritt in den sozialen Medien musste überarbeitet werden. Das Sonnenteleskop wurde für den Einsatz vorbereitet, aber vor allem galt es, die Werbetrommel tüchtig zu rühren. Das erforderte viel Engagement und auch finanziellen Einsatz, was bei Schatzmeister Olaf Filzinger zunächst auch einiges Stirnrunzeln erzeugte: ,,Hoffentlich lohnt sich der mittlerweile in den vierstelligen Bereich gekommeneAufwand auch wirklich."
Am Mittwoch, dem 26. Juli 2023, war es dann soweit, die Planetariumsshow, die Ausstellung und unser Sternwarten-Pavil-
1 Plakat Hofheim.
Foto: Hubertus Ritzinger
lon wurden für das Publikum freigegeben. Es waren bei Weitem nicht alle Details geklärt, Improvisationsgeschick war gefragt. Das hat auch gut funktioniert, denn schon der erste Tag war ein voller Erfolg. Es kamen viele interessierte Besucher, die auch bei uns, der Sternwarte Hofheim, vorbeischauten. Presse, Radio und Fernsehen kamen und machten Interviews.
Der Donnerstag litt stark unter ausdauerndem Regen, Laufkundschaft war rar. Die Planetariumsshow dagegen war gut besucht. Nachmittags gab es dann Aufsehen
2 Es wird aufgebaut am Hofheimer
Kellereiplatz. Foto: Thomas Grohmann
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Astronomische Vereinigungen
3 Hoher Besuch: Bundesministerin Stark-Watzinger im Gespräch
mit Dr. A. Klug. Foto: Thomas Grohmann
4 Schüler bei der Sonnenbeobachtung. Foto: Thomas Grohmann
5 Viel los am Pavillon der Sternwarte Hofheim. Foto: Hubertus Ritzinger
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erregenden Besuch aus Berlin: Die zuständige Bundesministerin, Bettina Stark-Watzinger, gab sich die Ehre.
Auch am Freitag war das Wetter durchwachsen, das Sonnenteleskop blieb eingepackt. Das Interesse am Event war aber weiterhin ungebrochen, die Planetariumsshow musste Sonderschichten fahren, um allen Interessierten die Teilnahme zu ermöglichen. Unser Team hat kräftig Werbung für den Verein gemacht, es konnten sogar neue Mitglieder gewonnen werden.
Der Samstag brachte deutlich besseres Wetter, endlich kam es zur Sonnenbeobachtung, die sich großer Beliebtheit erfreute. Unser Team am Vereinspavillon wurde erstmals verstärkt durch Schüler der MainTaunus-Schule, die sich mit großem Einsatz und Sachkenntnis einbrachten. Dem rhetorischen Geschick von Peter Löbig ist
Astronomische Vereinigungen
es zu verdanken, dass weitere Interessenten an einer Mitgliedschaft gewonnen werden konnten.
Auch am Sonntag waren die Warteschlangen recht lang, das Interesse ungebrochen. Wetterbedingt waren Sonnenbeobachtungen erst gegen Abend möglich. Als weiteres Highlight hat Vereinsmitglied Ulrich Diel seinen Spektrografen mitgebracht und die Besucher konnten so exzellent und detailreich die Fraunhoferlinien der Sonne bestaunen.
Noch am Sonntagabend wurde abgebaut und das Inventar des Pavillons an verschiedenen Lokationen eingelagert. Etwa 4.800 Neugierige haben sich die Ausstellung angesehen und 2.500 waren in der Planetari-
umsshow; ein großer Teil davon hat auch an unserem Pavillon vorbeigeschaut.
Es war von der Vorbereitung über die Durchführung bis zum Abbau ein großes Stück Arbeit für uns als lokaler Partner, aber viele Helfer haben den Erfolg des Projektes möglich gemacht. Mit Sicherheit haben wir einen positiven, bleibenden Eindruck auf verschiedenen Ebenen hinterlassen.
Es bleibt zu hoffen, dass das Interesse an unseren Vorträgen und den Beobachtungsabenden tatsächlich einen Schub erhält oder dass vielleicht auch weitere neue Mitstreiter gewonnen werden. Zusätzlich brachte das Projekt dem Verein eine exzellente Teambuildingmaßnahme.
,,Universe on Tour" in Bielefeld
von Hubert Hermelingmeier und Björn Kähler
Die Universe on Tour wurde auch in Bielefeld von den dortigen Sternfreunden und VdS-Mitgliedern aus der Region begleitet. Die Astro-Community war an allen fünf Tagen vor Ort vertreten und präsentierte neben verschiedenen Teleskopbeobachtungen auch eigene Ergebnisse der Astrofotografie. Wir nahmen außerdem die Gelegenheit wahr, die Sternwarten in der Region Bielefeld vorzustellen und erhielten Resonanzen wie: ,,Ich wusste gar nicht, dass es sowas hier gibt!"
Durch die unerwartet große Neugier in der Bevölkerung stand oft eine große Traube Menschen um die Teleskope herum. Dabei kam es zu vielen ausgedehnten Gesprächen über unser schönes Hobby. Beim Anblick der Teleskope und dem Bild, welches sie im Okular sahen, bekamen vor allem die vielen Kinder leuchtende Augen. Nicht zuletzt war für den Erfolg aber auch das gute
Hinweis zur SternwartenOnlinekarte der VdS
Auf der Webseite www.sternfreunde. de unter Fachgruppen und dort unter Astronomische Vereinigungen finden Sie den Link zu Karten für Sternfreunde (Projekt 04). Bitte prüfen Sie, ob Ihre Sternwarte dort eingetragen ist. Falls nicht, wenden Sie sich bitte an uns: fg-astronomische-vereinigungen@ sternfreunde.de. Die Karte soll möglichst alle Sternwarten und Astro-Vereine abbilden. Später wird ein Klick auf die entsprechende Sternwarte direkt auf die zugehörige Webseite führen. Astrid Gallus
1 Sonnenbeobachtung am Refraktor,
Bild: H. Hermelingmeier
Journal für Astronomie Nr. 89 | 55
Astronomische Vereinigungen
2 Mondbeobachtung am Taghimmel, Bild: U. Kriese
Wetter in Bielefeld verantwortlich, beim dem selbst der Mond am Taghimmel zu beobachten war. Im Ausstellungsdome wurde mit dem Journal für Astronomie für die VdS-Mitgliedschaft geworben.
3 Das VdS-Journal für Astronomie in der Ausstellung,
Bild: H. Hermelingmeier
Internethinweis (Stand: 19.09.2023): [1] Webseite des BMBF zum Wissenschaftsjahr: www.wissenschaftsjahr.de/2023/
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Astrophysik & Algorithmen
Wellenoptik: Das Konzept zum Verständnis von Beugungserscheinungen
von Uwe Pilz
Wir Astronomen sind auf die Leistungsfähigkeit unserer Instrumente angewiesen. Möchte man einen optischen Entwurf nachrechnen, dann kann man sich im einfachsten Fall das Licht als ein Bündel von Strahlen vorstellen, welche den Gesetzen der Reflexion und Brechung unterliegen. Obwohl man damit sehr weit kommt, lassen sich manche Effekte damit nicht erklären. So bildet ein ideales Instrument (z. B. ein vollkommener Parabolspiegel) einen Stern nach der Strahlenoptik in einem Punkt ab. In Wirklichkeit erhalten wir jedoch eine kleine Scheibe, welche nach dem Astronomen George Biddell Airy benannt ist.
1 Das Huygensche Prinzip sagt: Jeder Punkt, der von einer Wellenfront getroffen wird, ist
Ausgangspunkt einer Kugelwelle. Diese Einzelwellen überlagern sich wieder zu einer Wellenfront. In der Abbildung habe ich die Ausbreitung der Wellenfront einmal wirklich konstruiert. Ähnlich verläuft die ,,Konstruktion" im abgedruckten Programm.
Um Beugungseffekte zu verstehen und nachzurechnen, muss man die Wellenoptik anwenden. Und dies ist überraschend einfach. Man benötigt die Idee der Wellenfront (Kasten) und das sog. Huygensche Prinzip (Abb. 1). Um aus einer Wellenfront eine optische Abbildung zu bestimmen, muss man lediglich Kugelwellen überlagern, also unter Beachtung ihrer Phasenlage addieren.
Das einfachste Beispiel hierfür ist die Beugung an einem optischen Spalt. Hierzu kann man ein ganz einfaches Experiment ausführen: Wenn man zwei Finger einander sehr stark annähert, dann entsteht in der Mitte des Zwischenraums in Folge von Beugung ein dunkler Streifen. Leider lässt sich dies kaum fotografieren. Auf einem Leuchtschirm lässt sich der Beugungseffekt
2 Ein schmaler optischer Spalt erzeugt
auf einem Leuchtschirm eine Serie heller und dunkler Streifen. Diese entstehen durch die Überlagerung aller Elementarwellen, die vom schmalen Spalt ausgehen. Ursache sind winzige Laufzeitunterschiede, welche zu unterschiedlichen Amplituden am Leuchtschirm führen.
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Astrophysik & Algorithmen
Programm
def sq(x): # Quadratfunktion return x*x
# Main - Beugung am Spalt scr=600 I = [0 for i in range(scr)] # Bild D=0.1 # Abstand zum Schirm w=0.1 # Breite des Schirms b=2.5e-6 # Breite des Spaltes S=1000 # Anzahl Elementarwellen
l=0.555e-6 # lambda 555nm
for i in range (scr):
# jeder Punkt des Schirms...
X=i*w/2/scr
# X läuft über den halben Schirm
Q=sqrt(sq(D)+sq(X))
# Länge vom Spalt-Zentrum
for j in range (S+1):
x=-b/2+j/S*b
# x läuft quer über den ganzen Spalt
q=sqrt(sq(D)+sq(X-x)) # Länge des betrachteten Wellenzuges
s=Q-q
a=cos(2*pi*s/l)/q
I[i]=I[i]+a M=0 # maximale Intensität suchen
Eine Wellenfront
for i in range (scr): a=sq(I[i]) if a>M: M=a
tracer(0,0) initKoor(0,1000*w,1000*w/10, 0,1,0.25) # Millimeter in x for i in range (scr):
a=sq(I[i]) x=1000*w*i/scr # in mm plot(x,a/M) # auf Maximum skaliert
ist eine gedachte Fläche, innerhalb derer alle Punkte dieselbe Laufzeit zu einer punktförmig gedachten Lichtquelle haben. Alle Punkte der Wellenfront weisen dieselbe Phase auf. Ungestörte Wellenfronten sind Kugelschalen, in weiter Entfernung von der Lichtquelle näherungsweise Ebenen.
hideturtle();update();done()
an einem genau gefertigten optischen Spalt aber leicht aufnehmen.
Für eine numerische Simulation dieses Effekts muss man über die Breite des Spaltes ein Anzahl Punkte legen, von denen jeweils eine Kugelwelle ausgeht. Jede dieser Elementarwellen trifft den dahinter befindlichen Projektionsschirm an unterschiedlichen Stellen mit verschiedener Phasenlage. Diese vielen Elementarwellen überlagern sich zu einem Streifenmuster (Abb. 2 oben). Um die Phasenlage an einem Punkt des Projektionsschirms zu bestimmen, benötigt man die Laufzeit der Elementarwelle von ihrer Quelle bis zum Schirm. Elemen-
tarwellen, welche von verschiedenen Stellen des Spalts ausgehen, haben eine etwas unterschiedliche Laufzeit. Da die Ausbreitungsgeschwindigkeit konstant ist, kann man statt der Laufzeit auch den optischen Weg analysieren.
Die an einem Ort des Schirms auftreffenden Elementarwellen unterscheiden sich also in ihrer Phasenlage. Dies ist in der Abbildung 2 unten dargestellt: Die grüne Welle hat es etwas weiter und damit gegenüber der orangefarbenen eine andere Amplitude. Die resultierende Helligkeit an einem Punkt des Schirms ergibt sich durch Überlagerung aller Wellen, die vom Spalt ausge-
hen. Dabei müssen die Amplituden ,,vorzeichenrichtig" addiert werden. Im Beispiel ist die Amplitude der grünen Welle negativ, ihre Amplitude wird von derjenigen der orangefarbenen Welle abgezogen. Es verbleibt die blaue Amplitude, also der blaue Pfeil in der unteren Skizze, der die resultierende Intensität ergibt.
Auch bei komplexen abbildenden Optiken ist es so, dass die Amplitude am Ort der Bildentstehung ausschließlich von den Laufzeitunterschieden abhängt und durch Überlagerung von Elementarwellen berechnet werden kann.
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Astrophysik & Algorithmen
Zum Programm Die Beugung am Spalt hängt nur von einer Koordinatenrichtung ab. Ich habe x benutzt als Koordinate im Spalt und X als Koordinate auf dem Leuchtschirm. Das Bild auf dem Leuchtschirm ist symmetrisch, das Programm berechnet deshalb nur eine Hälfte. Die Phasenlage am Spalt wird so gesetzt, dass die aus der Mitte des Spaltes hervorgehende Welle am Leuchtschirm eine maximal positive Amplitude einnimmt. Die Amplitude der anderen Wellen hängt dann nur von der Wegdifferenz (und damit Laufzeitdifferenz) zur zentralen Welle Q-q ab. Aus dieser Differenz kann über die Kosinus-Funktion die Amplitude aller vom Spalt ausgehenden Wellen ermittelt werden, die an einen betrachteten Ort eintreffen. Das Programm beachtet auch, dass die Beleuchtungsstärke mit der Entfernung zur Lichtquelle abnimmt. Aus diesem Grund wird die Amplitude durch q dividiert.
Licht ist eine elektromagnetische Welle mit einem elektrischen und einem magnetischen Anteil. Eine Summation der Amplituden, wie im Programm ausgeführt, berücksichtigt nur einen dieser Anteile. Ein Maß für die Lichtintensität erhält man, wenn man das Ergebnis quadriert. Dies wird in der Nachbehandlung vorgenommen. Das Programm enthält Funktionen zur Benutzung der Turtle-Grafik und für ein Koordinatensystem. Diese sind nicht mit abgedruckt, aber in unserem Webauftritt abgelegt [1].
Mit diesem kleinen Programm kann man experimentieren: Was passiert, wenn man die Spaltbreite und den Projektionsabstand verändert? In beiden Fällen muss ggf. die Breite des Projektionsschirms angepasst werden. Wenn man den Spalt schmaler macht als die Wellenlänge des Lichts, kommt es zu keinen Beugungserscheinungen mehr - auch das wird vom Programm richtig berechnet.
3 Lichtintensität an einem Spalt, Experi-
ment und Simulation. Das Foto oben zeigt einen Ausschnitt aus einem wirklichen Experiment, bei dem das Bild eines 20-mSpaltes direkt auf den CCD-Chip einer Kamera projiziert wurde. Foto: Pieter Kuiper, Wikimedia
Das Programm betrachtet nur eine Phasenlage der einlaufenden Wellenfronten, für die Beugung am Spalt genügt das. In Wirklichkeit würde man eine Überlagerung aller Phasenlagen sehen. Für kompliziertere Beugungsmuster muss man wenigstens zwei um 90 Grad versetzte Phasenlagen durchrechnen. Im nächsten Heft wird uns dies begegnen.
Internethinweis (Stand Dezember 2023): [1] U. Pilz: ,,Einführung in die Wellen-
optik", VdS-Journal für Astronomie 89-91; www.fg-astrophysik. vdsastro.de/prg89-91.html
Journal für Astronomie Nr. 89 | 59
Deep Sky
Skyguide 2024 - 1 (Frühling)
von Robert Zebahl und Rene Merting
Unsere Frühlingstour verläuft in dem sehr auffälligen Sternbild Bärenhüter (lat. Bootes) nahe der Grenze zur Nördlichen Krone und Herkules. Der Hauptstern Arktur ist mit mv = -0,05 der hellste Stern des Nordhimmels und dritthellste Stern des gesamten Himmels. Trotz der Größe des Sternbildes bietet der Bärenhüter vergleichsweise wenige helle Deep-Sky-Objekte, dafür aber etliche schöne Doppelsterne.
Den Anfang macht der optische ,,Doppelstern" n1 und n2 Bootis. Bis zum Jahr 1930 waren beide Sterne zusätzlich unter der Bezeichnung y1 bzw. y2 Herculis durch Johann Bayer aufgeführt, da es bis zu diesem Zeitpunkt noch keine klare Definition der
Sternbildgrenzen gab. Diese wurden erst durch die IAU (International Astronomical Union) festgelegt und sind noch heute gültig. Beide Sterne sind mit 5 mag gleich hell. Der Winkelabstand beträgt gut 10 Bogenminuten. Damit lassen sich beide Sterne auch im städtischen Umfeld mit freiem Auge beobachten und trennen. Im Fernglas ist besonders der Farbkontrast sehenswert: n1 Bootis strahlt gelblich, n2 Bootis eher weißbläulich.
Ausgehend von n Bootis in südöstliche Richtung kommen wir schnell zu unserem nächsten Ziel. Der Mehrfachstern STT 298 besteht aus den 5 Komponenten A bis E, wobei visuell die Komponenten A (7,2
mag) , B (8,4 mag) und C (7,8 mag) besonders lohnend sind (Abb. 2). Das Paar ABC mit 2 Bogenminuten Winkelabstand ist ein schönes Objekt für das Fernglas. Für das enge Paar AB braucht es dagegen ein Teleskop. Der Winkelabstand liegt derzeit bei etwa 1,1 Bogensekunden und wird sich im Laufe der nächsten 10 Jahre auf 0,8 Bogensekunden verringern. Aktuell sollte ein Teleskop mit 100 mm Öffnung bei ruhiger Luft reichen, um STT 298 zumindest als Doppelstern zu erkennen. Die Periode des Paares AB beträgt etwas mehr als 55 Jahre. Die Bewegung dieses Sternsystems kann also mit etwas Geduld gut nachvollzogen werden.
1 Aufsuchkarte
33
30
2 Arp 90
2 1
25 NGC 5966
1 1
1 2
CrB
50
40
Boo
46
34
60 | Journal für Astronomie Nr. 89
Erstellt mit Cartes du Ciel
Deep Sky
Um die Komponenten von STT 298 finden sich noch vier Galaxien. NGC 5966 (mv = 12,3) ist die hellste Galaxie und sollte mit 150 mm Teleskopöffnung noch gut beobachtbar sein. Es handelt sich um eine elliptische Galaxie mit einem aktiven Galaxienkern. Ein aktiver Kern emittiert enorm große Mengen an Strahlung. Als Ursache geht man von einem supermassereichen Schwarzen Loch aus, welches verhältnismäßig klein ist. Besitzer größerer Teleskope erreichen zudem auch die Balkenspiralgalaxie IC 4563 (mv = 14,3), die linsenförmige Galaxie IC 4560 (mv = 15,7) sowie die Galaxie westlich von NGC 5966.
Zurück zu n Bootis gehen wir nun genau in die andere Richtung bei etwa gleicher Entfernung und gelangen zu Arp 90, bestehend aus der Spiralgalaxie NGC 5929 (mv = 13,3) mit aktivem Kern und der Balkenspiralgalaxie NGC 5930 (mv = 12,2). Beide Galaxien sind wechselwirkend. Dies lässt sich gut auf Fotografien und auch visuell nachvollziehen (Abb. 3). In einem 8-Zoll-Dobson unter dunklem Himmel erscheint das Paar eher als eine ovale Aufhellung. Die Vergrößerung sollte nicht zu niedrig gewählt werden. Ab welcher Teleskopöffnung gelingt die visuelle Trennung der Galaxien? Nordöstlich von Arp 90 befindet sich noch die Galaxie UGC 9857, welche mit einer Blauhelligkeit von 16,0 mag und geringer Flächenhelligkeit eine Herausforderung für große Teleskope ist. Dunkler Himmel ist hier natürlich vorausgesetzt. Uwe Glahn konnte diese Galaxien sehr schön in einer Zeichnung festhalten.
2 STT 298 und NGC 5966, Bild: DSS, gemeinfrei
3 Arp 90 und UGC 9857, Zeichnung von Uwe Glahn an einem 27-Zoll-Dobson
bei 293-facher Vergrößerung unter sehr dunklem Himmel (freisichtige stellare Grenzgröße mindestens 6,5 mag)
Journal für Astronomie Nr. 89 | 61
Geschichte
Vor 60 Jahren: Juri Gagarin und Valentina Tereschkowa zu Besuch in Ostdeutschland
von Maik Schmerbauch
Vor 60 Jahren ... Vor 60 Jahren, im Jahr 1963, fand auf deutschem Boden ein markantes Ereignis der Astronomie- und Raumfahrtgeschichte mit großer politischer Dimension statt. Denn der erste Mensch im Weltraum und die erste Frau im Weltraum besuchten die damalige DDR mitten in der Zeit des so genannten ,,Kalten Krieges". Beide Russen waren vom 17. bis 22. Oktober 1963 zusammen aus der Sowjetunion in die DDR angereist: der Kosmonaut Juri Gagarin (1934-1968) und die Kosmonautin Valentina Tereschkowa (geb. 1937). Beide waren in diesem Jahr groß gefeierte ,,Helden der Sowjetunion" gewesen. Dass Gagarin am 12. April 1961 über 100 Minuten mit der Wostok 1 die Erde in über 100 Kilometer als erster Mensch im Weltraum umrundete, müsste bis heute Menschen der Erlebnisgeneration, aber auch der jüngeren Generationen auf der ganzen Welt im Bewusstsein sein. Unter den Jüngeren im wiedervereinigen Deutschland dürfte aber Valentina Tereschkowa weniger bekannt sein, die als erste Frau den Weltraum mit ihrem Ausflug eroberte.
1 Tereschkowa im Raumanzug kurz
vor dem Start (Neues Deutschland vom 17.06.1963, S. 1)
Einen Tag vorher war mit der ,,Wostok 5" auch ein weiteres sowjetisches Raumschiff mit dem Kosmonauten Valeri Bykowski (1934-2019) gestartet und verblieb einige Tage im Erdorbit [2]. Am Sonntag, den 16. Juni 1963, startete dann die erst 26-jährige Tereschkowa, die während des Fluges ,,Tschaika" gerufen wurde, gegen 10 Uhr vom sowjetischen Weltraumbahnhof Baikonur in der kasachischen Steppe mit der ,,Wostok 6" ins All und bewegte sich fortan in der Erdumlaufbahn zwischen 180 und 240 km über der Erdoberfläche. Für die ersten Erdumrundungen brauchte sie etwa jeweils 90 Minuten. Die Temperatur der ,,Wostok 6" betrug am ersten Tag etwa 20 Grad bei einem Druck von 780 mm bei 34% Luftfeuchtigkeit. Die DDR-Presse berichtete dem Volk, alles sei wie geplant nach dem Start gelungen [3]. Durchzuführen waren verschiedene wissenschaftliche Untersu-
Valentina Tereschkowa - erste Frau im Weltraum Tereschkowa, auch einfach ,,Valja" genannt, wurde 1937 geboren und stammte aus einfachen russischen Verhältnissen. Sie verlor früh ihren Vater, bildete sich aber von einer einfachen Textilarbeiterin zur Technikerin weiter. Sie liebte den Sport und vor allem das Fallschirmspringen. Das waren ideale Voraussetzungen für ihre spätere Tat. Die Sowjetunion verfolgte nach dem Flug Gagarins, der im April 1961 die ganze Welt begeistert hatte, das Ziel, auch eine Frau als Kosmonautin anzuwerben. Gagarin war ihr Idol, und so bewarb sich Tereschkowa für das Kosmonautenprogramm für Frauen, in dem sie schließlich erfolgreich ausgewählt wurde [1].
2 Karikatur über Tereschkowa anlässlich des Weltkongresses der Frauen in Moskau,
von Elizabeth Shaw (Neues Deutschland vom 19.06.1963, S. 1)
62 | Journal für Astronomie Nr. 89
Geschichte
chungen von Tereschkowa, z. B. Beobachtungen der Erdoberfläche, der Wolkendecke, der Erde und des Mondes. Sie traf nach über 70 Stunden im Weltraum nach fast 50 Erdumrundungen mit über zwei Millionen km am 19. Juni gegen 9 Uhr morgens mit ihrer Kapsel wieder gesund auf sowjetischem Gebiet ein [4].
Die gesamten drei Tage vom 16. bis 19. Juni lang berichtete die Presse weltweit von dem Ausflug der ersten Frau im All. Der propagandistischen Ausschlachtung dieses historischen Erfolgs bediente sich neben der Sowjetunion vor allem die DDR-Propaganda. Noch vor ihrer Rückkehr zur Erde berichtete die SED-nahe Zeitung der DDR ,,Neues Deutschland", die Kosmonautin Tereschkowa habe die Erde an zwei Tagen schon über 40-mal umrundet, und ,,stach damit allein alle vier USA-Raumflieger mit ihren insgesamt nur 34 Erdumflügen aus" [5]. Dabei hätten die USA diesem sowjetischen Erfolg einer Frau im Weltraum durchaus Paroli bieten können, denn ein Jahr vorher, 1962, wurde von privater Seite eine ursprüngliche Weltraummission ,,Mercury 13" mit Astronautinnen in den USA geplant, die aber von der NASA letztlich, nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus technischen Gründen, nicht befürwortet wurde [6]. Selbst während des Fluges Tereschkowas betonte die NASA unter erkennbarem Konkurrenzdruck um die Oberhoheit im Weltraum, man werde in der nächsten Zeit keine Weltraumflüge realisieren, was in der BRD-Presse auf einiges Unverständnis stieß, in der DDR dagegen die vermeintliche Überlegenheit des Kommunismus zelebrierte [7].
Die BRD verfolgte den Weltraumflug von Tereschkowa auch, wohl aber nicht mit gleicher Intensität. Ein Grund neben dem ideologischen Graben zwischen Ost und West war zu diesem Zeitpunkt, dass am 23.
3 Rückfahrt nach Moskau, Zum Abschied winken Gagarin und Tereschkowa
(Neues Deutschland vom 22.10.1963, S. 1)
Juni 1963 der US-Präsident John F. Kennedy (1917-1963) in der BRD und am 26. Juni in West-Berlin zu Besuch war [8], was in der BRD-Öffentlichkeit weitaus größere Aufmerksamkeit bekam [9]. Dennoch blieb die Erdumrundung Tereschkowas ein berichtetes Thema, und selbst kleinere Regionalzeitungen unter der Masse der BRD-Presseprodukte mussten den Erfolg Tereschkowas anerkennen, wenn auch mit Vorbehalten gegenüber dem wirklichen wissenschaftlichen Erfolg. Auch die Zeitungen in den USA beobachteten die beiden Raumflüge mit größtem Interesse [10].
Dennoch waren auch auf Sowjetseite hinter den Kulissen nicht alle nach der Rückkehr Tereschkowas mit dem Erfolg so zufrieden gewesen, wie vor dem Raumflug gehofft wurde. Der Chefkonstrukteur des russischen Weltraumprogramms, Sergej Pawlowitsch Koroljew (1906-1966), soll sogar gesagt haben ,,ein Weib komme ihm nicht mehr ins All". Auch verschiedene, mühsam geplante wissenschaftliche Untersuchungen konnte Tereschkowa nicht wie beabsichtigt verfolgen. Doch wer hätte einen allumfassenden Erfolg unter solch schwie-
rigen Bedingungen, allein und zum ersten Mal in einer engen Kapsel im Weltraum, überhaupt annehmen können? Es war zu dieser Zeit schon ein Wunder, die ,,Wostok 6" sicher in den Erdorbit zu bringen, und dass die Pilotin nach drei Tagen gesund zurückkam. Und das war der Sowjetunion mit Tereschkowa ohne Zweifel gelungen [11].
Die Propagandashow Der politische Wert der Weltraumreise Tereschkowas lag klar auf der ideologischen Seite, denn es war in den Augen der Kommunisten ein Sieg um die Weltraumfahrt zugunsten der Sowjetunion und des Kommunismus gegenüber dem ,,amerikanischen Imperialismus", die diesen Sieg auch voll auskosteten. Noch am ersten Tag ihres Fluges telegrafierte der Generalsekretär der Kommunistischen Partei KPdSU, Nikita Chruschtschow (1864-1971), zu Tereschkowa in den Erdorbit [12]. Auch das Zentralkomitee der KPdSU übermittelte der ,,Wostok 5" und ,,Wostok 6" Grüße an die ,,kühnen und tapferen Patrioten unseres Heimatlandes" [13]. Sofort nach der Landung Tereschkowas sandten Otto Grotewohl, Walter Ulbricht sowie die ge-
Journal für Astronomie Nr. 89 | 63
Geschichte
auf der politischen Propaganda der Überlegenheit des Sozialismus [18].
4 Ulbricht mit Tereschkowa und Gagarin nach der Ankunft am 17.06.1963
(Foto: Kurt Schwarz)
samte DDR-Regierung an Chruschtschow, die KPdSU und den Obersten Sowjet die besten Glückwünsche, verbunden mit der Aufgabe, den Kommunismus weiter aufzubauen, und man sprach vom ,,Triumph des Marxismus-Leninismus". Die Presse in der Sowjetunion und in der DDR veranstalteten eine Lobhudelei über alle Maßen [14]. Nach ihrer Rückkehr wurde Tereschkowa viele Wochen lang in der Sowjetunion mit Straßenparaden und Auftritten gefeiert. Dazu kam einige Tage später nach der Landung auch der ,,Weltkongreß der Frauen" in Moskau vom 24.-29. Juni 1963, der die Bedeutung dieses Raumfluges für die Frauen aller Welt noch deutlicher für die Anwesenden hervorhob. In den folgenden Monaten besuchte Tereschkowa nicht nur kommunistische Länder, wo sie geehrt und gefeiert wurde. Anfang Oktober waren sie und Gagarin zu Besuch in Kuba gewesen [15]. Anschließend reisten sie kurz nach New York und besuchten dort die Vereinten Nationen, wo sie sich auch schon auf den DDR-Besuch vorbereiteten, der im Anschluss erfolgen sollte [16].
Die Idole in der DDR Der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht selbst hatte die beiden zu einem Be-
such in die DDR eingeladen, der vom 17. bis zum 22. Oktober 1963 stattfinden sollte. Der Ministerrat der DDR schien von der Kurzfristigkeit der Einladung zwar nicht begeistert, aber man entsprach dem Willen des Staatsratsvorsitzenden, der beide Russen mit dem ,,Karl-Marx-Orden" auszeichnen wollte. Ein großes Festprogramm wurde kurzfristig für den Besuch geplant. Immerhin sollten sie ausgewählte Bezirke in der DDR besuchen und vor Ort sichtbar werden und nicht nur in Berlin weilen [17]. Auch war die Einladung zur Selbstverherrlichung des DDR-Regimes geeignet, denn während des Besuchs fanden die Volkskammerwahlen am 20. Oktober 1963 der DDR statt, für die man mit diesem Besuch noch aus der Euphorie der Bevölkerung schöpfen konnte. Am 6. Oktober teilte die DDR-Presse der Öffentlichkeit offiziell mit, dass Tereschkowa zusammen mit Gagarin als ,,Helden der Sowjetunion" die DDR besuchen würden. Wichtig war der gleichgeschalteten Presse in diesem Zusammenhang, dass sich beide ,,ein Bild von unserem Leben und unserer Arbeit beim Aufbau des Sozialismus verschaffen". Die Priorität beim Besuch lag für einige DDR-Politiker wohl weniger auf der Kommunikation hinsichtlich der astronomischen Erkenntnisse des Raumflugs als
Am Donnerstag, 17. Oktober, trafen beide mit dem Zug abends in Berlin am Ostbahnhof ein. Gagarin brachte auch seine Frau mit. Nach einem Empfang mit allen Ehren sollte es am Freitag ,,ins Land gehen". So herrschte am Freitag, dem 18. Oktober, ein Ausnahmezustand in vielen Städten, Bezirken und Kreisen der DDR, bis hin in Dörfer, Betriebe und LPG. Der DDR-Staat hatte dafür seine SED-Kompanien mobilisiert, die entsprechenden Vorbereitungen für feierliche Umzüge, Versammlungen, Kundgebungen und Feste zu organisieren, ,,um überall die Kosmonauten und Kampfgefährten hochleben zu lassen". Wenn es auch politischer Druck war für die Bevölkerung, an diesen Veranstaltungen teilzunehmen, so kann das allein die historische Bedeutung der Leistung der beiden Helden nicht mindern. Auch ohne diesen wurden sie vom DDR-Volk geehrt [19]. Tereschkowa besuchte an diesem Tag eine Chemiefabrik in Wolfen, wo sie mit vielen Frauen sprach, nachmittags ging es in eine Strumpffabrik nach Auerbach und dann nach Karl-MarxStadt [20]. Gagarin besuchte unter großem Jubel der Bevölkerung am 19. Oktober morgens die Stadt Gera. Dann ging es nach Jena zu den Carl-Zeiss-Werken, wo er die neuesten Entwicklungen der Weltraumtechnik in der ,,Astrohalle" begutachten konnte. Abends ging es nach Erfurt, wo man ihm zu Ehren einen Fackelzug veranstaltete. Es wurde ein Ereignis, das vielen Einwohnern bis heute in Erinnerung blieb [21]. Einen Tag vorher hatte er die Stadt Suhl besucht [22]. Die DDR-Presse kannte tagelang kaum ein anderes Thema in der Berichterstattung, die Wahl zur Volkskammer fand deshalb nur nachgeordnete Beachtung. Am 20. Oktober gab es einen großen ,,Kosmonautenball" in der Berliner Dynamo-Sporthalle mit Tereschkowa und
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Geschichte
Gagarin, die während ihres Aufenthaltes tausende Gespräche mit den Menschen führten. Allerdings ließen sich beide immer wieder stark politisieren, gaben sich offen als Vertreter des Kommunismus und der marxistisch-leninistischen Ideologie zu erkennen, die ihnen beiden den Erfolg ermöglicht hatte. Tereschkowa sagte sogar: ,,Ich bin froh, am Wahltag dabei zu sein." Kritik am System der DDR wurde nicht geäußert [23]. Ulbricht persönlich überreichte ihnen den ,,Karl-Marx-Orden" mit höchsten Worten der Verehrung. Für ihre Rückkehr am Morgen des 22. Oktober wurde noch einmal Spalier gestanden und eine Kundgebung am Berliner Ostbahnhof aufgefahren [24]. Am späten Nachmittag des 22. Oktober trafen beide wieder in Moskau ein, so dass sich dann auch die DDR-Presse wieder auf innere Themen konzentrieren konnte [25]. Es gab noch Reportagen und Filme über den Besuch viele Monate später [26]. Es war ein denkwürdiges Ereignis gewesen, Tereschkowa und Gagarin zusammen zu Besuch willkommen zu heißen, trotz der politischen Dimension.
Tereschkowa heute Die Sowjetunion war den Amerikanern zuvorgekommen, eine Frau ins Weltall zu schicken, und konnte nach Gagarin auch hier einen ideologischen Erfolg beim Wettkampf ums All verbuchen. Rückblickend war das Jahr 1963 wie schon 1957 mit Sputnik und 1961 mit Gagarin ein großer Meilenstein. Wichtig wurde die Erkenntnis, dass auch Frauen körperlich, seelisch, gesundheitlich und technisch in der Lage waren, einen Weltraumflug auszuüben, der scheinbar nur Männern vorbehalten blieb. Damit standen auch sie zukünftig bereit, bei Weltraumflügen als Personal dabei zu sein. Gagarin starb schon wenige Jahre später, während Tereschkowa viele Jahrzehnte lang ihren Erfolg feiern konnte. Vielen späteren Astro- und Kosmonautinnen galt sie
5 Briefmarke zu Ehren Tereschkowas 1963
(DLR Magazin Nr. 138, S. 29)
als Vorbild. Dennoch trieb sie dieser Erfolg auch in politische Ämter, sie wurde ein Mitglied der KPdSU und später Abgeordnete der Duma, was sie bis heute immer noch ist. Aufgrund des schrecklichen Krieges Putins gegen die Ukraine seit dem Februar 2022, dem Tereschkowa bis heute als Angehörige der Duma nicht aktiv widersprochen hat, wird man ihr diese Putin-Gefolgschaft unabhängig von ihrer großen Bedeutung für die Raumfahrt auch anlasten. Dass für ihren Erfolg auch der Ukrainer Koroljew verantwortlich war, macht für sie die Tragik des aktuellen Krieges zwischen den beiden slawischen Brudervölkern noch umso schlimmer. Ob sich der Ukrainer Koroljew und Tereschkowa heute noch etwas zu sagen hätten, bleibt ein ungelöstes Geheimnis der Geschichte. Denn leider hat die Raumfahrt- und Astronomiegeschichte bis heute auch immer eine politische Dimension, ging oft über die technische Erkundung des Weltraums hinaus.
Literaturhinweise: [1] R.-M. Simon, ,,Walja und dann lange
keine", in: DLR Magazin, Zeitschrift des Deutschen Zentrums für Luftund Raumfahrt, Nr. 138, S. 28-29.
[2] Neues Deutschland, 19. Juni 1963, ,,Bykowski übertraf Kosmosrekord", S. 1.
[3] Neues Deutschland, 17. Juni 1963, ,,Valentina Tereschkowa am Sonntag 10.30 Uhr mit der Wostok 6 gestartet", S. 1.
[4] Neues Deutschland, 20. Juni 1963, ,,Programm vollständig erfüllt", S. 1.
[5] Neues Deutschland, 19. Juni 1963, ,,Bykowski übertraf Kosmosrekord", S. 1.
[6] R.-M. Simon, ,,Walja und dann lange keine", in: DLR-Magazin, Zeitschrift des Deutschen Zentrums für Luftund Raumfahrt, Nr. 138, S. 28-29.
[7] Neues Deutschland, 16. Juni 1963, ,,In Houston rosten die Astronauten", S. 6.
[8] UFA-Wochenschau 361/1963 vom 28. Juni 1963: Bericht über John F. Kennedys Aufenthalt in Berlin
[9] R.-M. Simon, "Walja und dann lange keine", S. 28-29; vgl. auch M. Ackmann, "The Mercury 13 - the untold story of thirteen American women and the dream of space flight", New York 2003.
[10] Honnefer Zeitung, 18. Juni 1963, ,,Drittes Raumschiff vor dem Start. Heute Morgen Hinweise aus Moskau", S. 1.
[11] R.-M. Simon, ,,Walja und dann lange keine", S. 28-29.
[12] Neues Deutschland, 17. Juni 1963, ,,Valentina Tereschkowa am Sonntag 10.30 Uhr mit der Wostok 6 gestartet", S. 1.
[13] Neues Deutschland`, 19. Juni 1963, ,,Bykowski übertraf Kosmosrekord", S. 1.
[14] Neues Deutschland, 20. Juni 1963, ,,Der Glückwunsch der DDR", S. 1.
[15] Neues Deutschland, 6. Oktober 1963, S. 7, ,,Waljas fünfter Tag in Kuba"
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Geschichte
[16] Neues Deutschland, 18. Oktober 1963, ,,Gruß vom Zwischenaufenthalt in New York. Walja und Juri: Wir freuen uns auf den Besuch in der DDR", S. 5.
[17] Bundesarchiv Berlin, Bestand DDR mit Sowjetischer Besatzungszone, Ministerrat der DDR-Sitzungen des Präsidiums Sig. DC20 I/4, Film Nr. 128 mit Akte: 138-Sitzung des Präsidiums des MR vom 10. Okt. 1963; hier: Dokumente über den Besuch Gagarins und Tereschkowas vom 17.-22. Oktober in der DDR, Dok. vom 10. Oktober 1963, mss. Dok., 1 S.
[18] Neues Deutschland, 6. Oktober 1963, ,,Unsere Republik umarmt Valentina und Juri", S. 1.
[19] R. Gries, S. Satjukow; ,,Von Men-
schen und Übermenschen, Der Alltag und das Außertägliche der sozialistischen Helden", in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Ausgabe 17 (2002), S. 40-46. [20] Neues Deutschland, 19. Oktober 1963, ,,Auf einer Woge stürmischer Liebe durch unsere Republik", S. 1. [21] ,,Eine Stadt steht Kopf: Juri Gagarin 1963 in Erfurt". Eine Ausstellung des Museums für Thüringer Volkskunde in der Erfurter Einkaufsgalerie ,,Anger 1" vom 8.-15. Oktober 2016 [22] Landesarchiv Thüringen, Staatsarchiv Meiningen, Bestand SED Bezirksleitung Suhl-Büro 1. Sekretär, 4-95-1201, Laufzeit 1963, Akte: ,,Planung, Protokoll und Berichte über den Besuch von Juri Gagarin
und Valentina Tereschkowa am 18. Oktober 1963 in Suhl und Merkers" [23] Neues Deutschland, 20. Oktober 1963, ,,Alle Herzen schlagen für die Helden des sozialistischen Zeitalters", S. 3. [24] Neues Deutschland, 22. Oktober 1963, ,,Walja Tereschkowa und Juri Gagarin mit dem Karl-Marx-Orden geehrt", S. 1. [25] Neues Deutschland, 23. Oktober 1963, ,,Auf Wiedersehen, Walja und Juri", S. 1. [26] Vgl. ,,Geliebt von Millionen", Schwarz-Weiß-Dokumentarfilm (19 Minuten), Regie: Heinz Müller, DEFA-Studio für Dokumentarfilme, Erstausstrahlung am 29. November 1963
Die Scheibennadel von Falera
- Darstellung einer bronzezeitlichen Berechnung für die Sichtbarkeitsverhältnisse der inneren Planeten?
von Holger Filling
In dem Buch des im Jahr 2008 verstorbenen Schweizer Autors Martin Kerner mit dem Titel ,,Bronzezeitliche Astronomie" [1] wird ab Seite 156 eine Scheibennadel aus Bronze beschrieben, die in der Nähe des Ortes Falera (Fellers) im Kanton Graubünden auf dem Hügel Mutta in einer Höhe von etwa 1.200 m üb. NN gefunden wurde (Abb. 1). An dieser Stelle hatte sich eine bronzezeitliche Siedlung befunden, die von Archäologen in die erste Hälfte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends datiert wurde.
Die Scheibennadel befindet sich gegenwärtig unter der Inventarnummer 41388 im Rätischen Museum in Chur. Sie hat eine Länge von 84 cm, was einer megalithischen Elle entspricht. Die ovale Scheibe (Abb. 2) hat eine Breite von 159 mm und eine Höhe von 126 mm, außerdem ist sie mit gepunzten Buckeln verziert, die von halbovalen Ziselierungen umgeben sind. Diese sind in zwei Kränzen angeordnet, einmal im Innern der Scheibe und einmal an ihrem äußeren Rand. Dr. William Brunner aus dem schweizerischen Ort Kloten fand bereits im Jahr 1982 heraus, dass es sich bei den Darstellungen auf der Scheibe um einen Venuskalender handeln könnte, und fertigte die in der Abbildung 3 dargestellte Zeichnung mit seinen schriftlichen Anmerkungen dazu.
Bei meinem Versuch, die Ikonographie auf der Scheibennadel noch besser an den Rhythmus der Venus anzugleichen, ist mir aufgefallen, dass es sich bei dem
66 | Journal für Astronomie Nr. 89
1 Die Scheibennadel von Falera
Geschichte
inneren Buckel-Kranz, im Gegensatz zu dem äußeren, nicht um die Venus handeln kann. Der äußere Buckel-Kranz besteht aus 19 großen und einem kleinen Buckel am unteren Rand. Herr Brunner deutete sie als einen Rhythmus von 30 Tagen für die großen Buckel und die Hälfte = 1/2 x 30 Tage = 15 Tage für den kleinen Buckel. Den 30-Tage-Rhythmus begründete er auf die durchschnittliche Zeitspanne zwischen zwei Konjunktionen von Venus und Mond. Mit dieser Annahme ergibt sich die Dauer einer Venus-Synode zu:
19 1 30 Tage + 1 1/2 30 Tage = 585 Tage
Das ist nur ein Tag mehr als im ,,Sterne und Weltraum"-Taschenbuch (Nr. 4) für Planetenbeobachter von G. D. Roth [2] auf der Seite 105 als mittlere Dauer der Venus-Synode angegeben wird.
Ich habe die Buckel auf dem äußeren und dem inneren Kranz nummeriert und dabei festgestellt, dass es sich nicht um die gleiche Anzahl von Buckeln handelt. Wenn man für die 16 großen Buckel des inneren Buckel-Kranzes einen Rhythmus von nur 7 Tagen annimmt und für den einen kleinen
3 Der Venuskalender auf dem Zepter
von Falera/Mutta. Zeichnung: W. Brunner
2 Größe der Scheibennadel
von Falera (Fellers)
Journal für Astronomie Nr. 89 | 67
Geschichte
4 Der 7-tägige Rhythmus des Planeten Merkur auf der Scheibennadel von Falera.
Quelle: J. Schulz, Rhythmen der Sterne [3]
5 Der 30-tägige Rhythmus des Planeten Venus auf der Scheibennadel von Falera.
Quelle: J. Schulz, Rhythmen der Sterne [3]
68 | Journal für Astronomie Nr. 89
Buckel, wie bei dem äußeren Buckel-Kranz, die Hälfte des Rhythmus, also:
1/2 7 Tage = (aufgerundet) 4 Tage,
erhält man als Ergebnis:
16 1 7 Tage + 1 1/2 7 Tage = 112 Tage + 4 Tage = 116 Tage,
was genau der Dauer einer Synode von Merkur entspricht. Ich habe mehrere Tage dazu gebraucht, um herauszufinden, warum der Hersteller der Scheibennadel gerade auf 7 Tage gekommen sein könnte. Als eine mögliche Erklärung dafür kann ich nur die nachfolgende ,,Milchmädchenrechnung" anbieten.
Dazu muss man die mittlere tägliche Bewegung der Planeten Merkur und Venus um die Sonne als ihre Bewegung um die Erde annehmen. Ich vermute außerdem, dass die damalige Genauigkeit der Messung nicht weniger als ein Grad betragen hat. Unter dieser Voraussetzung beträgt die tägliche Bewegung (tatsächliche Werte in Klammern) von Merkur 4 Grad (4,092 Grad ) und die der Venus 2 Grad (1,602 Grad ). Die tägliche siderische Bewegung des Mondes beträgt 13 Grad (13,176 Grad ). Die Konjunktion von Venus und Mond ereignet sich damit nach 360 Grad / (13 Grad - 2 Grad ) = 32,7; aufgerundet 33 Tage, und die Konjunktion von Merkur und Mond nach 360 Grad / (13 Grad - 4 Grad ) = 40 Tage. Aus der Differenz dieser beiden Termine erhält man dann: 40 - 33 = 7 Tage. Mit dem Rhythmus von 30 Tagen für die Venus und 7 Tage für den Merkur lässt sich der Sichtbarkeitsverlauf der beiden Planeten zwischen zwei oberen Konjunktionen recht genau vorhersagen. Die Mittelwerte in den beiden Tabellen in den Abbildungen 4 und 5 wurden wieder dem Taschenbuch für Planetenbeobachter auf den Seiten 104 und 105 entnommen.
Der halbe Rhythmus für Merkur von 4 Tagen und 15 Tagen für Venus wird jeweils
Geschichte
nach der unteren Konjunktion der beiden Planeten eingefügt. Es ist schon erstaunlich, dass die Termine häufig nur um einige Tage von den Mittelwerten abweichen, obwohl sie mit der eigentlich dazu erforderlichen Berechnung der Bewegung der Planeten Merkur, Venus und Erde um die Sonne nun wirklich rein gar nichts zu tun haben, weil sie nur von der Konjunktion der Planeten mit dem Mond abgeleitet worden sind. Es handelte sich damals eben noch nicht um so eine präzise astronomische Berechnung, wie sie heute möglich ist. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass bereits in der Bronzezeit angenommen worden sein muss, dass sich die Planeten, wie der Mond, um die Erde bewegen. Diese Annahme wurde ja erst etwa 3.000 Jahre später durch Nikolaus Kopernikus widerlegt.
6 Der Kalender der inneren Planeten auf der Scheibennadel von Falera/Mutta.
Zeichnung: W. Brunner (vom Autor geändert)
Literaturhinweise: [1] M. Kerner, 2006: ,,Bronzezeitliche Astronomie - Die Bronzescheibe von Nebra",
Mantis Verlag Dr. Heribert Illig, Gräfelfing [2] G. D. Roth, 1987: ,,Taschenbuch für Planetenbeobachter", Sterne und Weltraum,
Taschenbuch Nr. 4, Verlag Sterne und Weltraum, 3. Auflage [3] J. Schultz, 1985: ,,Rhythmen der Sterne", Philosophisch-Anthroposophischer Verlag
am Goetheanum, Dornach (Schweiz), 3. Auflage (vergriffen)
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Journal für Astronomie Nr. 89 | 69
Kleine Planeten
2023 RY3 - die zweite NEO-Entdeckung am
Schmidt-Teleskop auf dem Calar Alto
von Erwin Schwab
Angefangen hat meine Leidenschaft für Kleinplaneten auf der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim, wo ich im Mai 1979 Mitglied wurde. Dort sah ich meinen ersten Kleinen Planeten, die Vesta, welche Gerhard Iser am 20-cm-Newton-Teleskop eingestellt hatte. Auf der Landessternwarte Heidelberg durfte ich 1981 den Zeiss-Koordinatenmesstisch für meine damals noch analogen Auswertungen verwenden. Mit Rainer Kling zusammen initiierte ich im Jahr 2006 die Astrometrie von Kleinplaneten auf der Taunus-Sternwarte des Physikalischen Vereins, welche inzwischen mit 121 Kleinplaneten-Entdeckungen die erfolgreichste Vereinssternwarte Deutschlands auf diesem Gebiet ist. Seit 2016 habe ich die Ehre, am professionellen Schmidt-Teleskop, das sich auf dem Calar Alto befindet, ferngesteuert zu beobachten.
Das ehemalige Große Hamburger SchmidtTeleskop wurde bei Zeiss Jena 1954 fertiggestellt. Das Gerät hat einen Hauptspiegel-Durchmesser von 1,2 Meter und einen Durchmesser der Schmidt-Korrekturplatte von 0,8 Meter. 1975 wurde es von Hamburg zum Calar Alto nach Spanien verschifft. Ab 1997 war das Instrument stillgelegt - es gab keine Fotoplatten mehr zu kaufen. Im Zuge der Wiederinbetriebnahme durch die Europäische Weltraumorganisation ESA bekam im September 2015 der Calar-AltoSchmidt die IAU-Kennung Z84 [1]. Bei der aktuell verwendeten Kamera FLI ProLine PL230-42 ergibt sich mit 2,4 m Brennweite ein Gesichtsfeld von rund 44 x 44 Bogenminuten2. Im Vergleich zum ursprünglichen Gesichtsfeld von 5,5 x 5,5 Quadratgrad bei Verwendung von Fotoplatten im Format 24 cm x 24 cm [2], ist dies nur 1/56 der damaligen Fläche.
Die ESA hat dieses Teleskop nicht als Survey-Instrument ausgelegt, sondern im Wesentlichen für die Nachverfolgung sowie
1 Entdeckungsaufnahmen des NEOs 2023 RY3 vom 09.09.2023 am Calar-Alto-Schmidt-
Teleskop, Spanien. Überlagerung dreier Summenbilder, mit je 24 x 60 s = 1.440 s Belichtungszeit pro Summenbild. Bildautor: Erwin Schwab
Wiederentdeckung von Nahen Erd-Objekten (NEOs). Außerdem werden Messungen von Rotationslichtkurven vorgenommen. Trotz des relativ kleinen Gesichtsfeldes gelang mir im Februar 2022 die Entdeckung des NEOs 2022 DX, welche die erste NEOEntdeckung an diesem Gerät war, seitdem es sich in Spanien befindet. Im ESA-Newsletter ist darüber ein Artikel erschienen und ich habe im VdS-Journal für Astronomie darüber berichtet [3, 4].
und ich als einziger Nicht-Profi-Nutzer verständlicherweise mit niedriger Priorität Zugriff habe. An einem Wochenende im September hatten sich die ESA-Astronomen etwas Ruhe gegönnt und ich durfte wieder mal ran. Eigentlich wollte ich in der Nacht vom 8. auf den 9. September 2023 den Kometen P/2002 T6 (NEAT-LINEAR) wiederfinden, der seit seiner Entdeckung, also seit rund 20 Jahren, nicht mehr gesichtet wurde.
Seit April 2023 hatte ich nicht mehr die Möglichkeit gehabt, das Teleskop zu verwenden, da es ausgiebig von den Berufsastronomen der ESA verwendet wurde
Zum Auswerten verwende ich seit 2020 die Astrometrie-Software Tycho Tracker [5], womit tausende von Bewegungsvektoren automatisch berücksichtigt werden können
70 | Journal für Astronomie Nr. 89
Kleine Planeten
und somit Objekte mit ungewöhnlichen Bahnen relativ schnell erkannt werden. Ich fand ein Objekt, welches sich rasch mit 3,6 Bogensekunden pro Minute bewegte. Die NEO-Rating-Seite bescheinigte eine 100%ige Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein erdnahes Objekt handelt. Binnen 10 Minuten nach meinem Report an das Minor Planet Center befand sich der Kandidat auf der NEO-Bestätigungsseite, kurz NEOCP.
In der Abbildung 1 sind die Entdeckungsaufnahmen überlagert zu sehen. Gezeigt ist nur ein kleiner Ausschnitt von 8,3 x 8,3 Bogenminuten2. Die Abbildung 2 zeigt das gesamte Gesichtsfeld, dargestellt mit der Software EasySky [6]. Der NEO bewegte sich ziemlich genau von Norden nach Süden (P.A. = 179 Grad ) und hatte am Firmament eine scheinbare Geschwindigkeit, welche rund 10-mal schneller war als die von Hauptgürtel-Kleinplaneten. Der Hauptgürtel-Kleinplanet (27079) Vsetin, welcher sich im selben Feld befand, bewegte sich von Osten nach Westen mit nur 0,4 Bogensekunden pro Minute.
In der folgenden Nacht konnte ich den erdnahen Kleinplanten wiederfinden, jedoch wurde dieser Neuling von keinem anderen Observatorium weiterverfolgt, die NEOBestätigungsseite war gefüllt mit vielen Kandidaten. Zudem drohte das Wetter auf dem Calar Alto schlechter zu werden. Deshalb kontaktierte ich Bringfried Stecklum von der Landessternwarte Tautenburg und Paul Breitenstein, der online Zugang hat zum LCO-Teleskopnetzwerk. Beide hatten das Objekt sehr fleißig weiterverfolgt, so dass letztendlich das Minor Planet Circular 2023-R124 am 11. September, ganz ohne Beteiligung einer US-amerikanischen Sternwarte, veröffentlicht wurde [7]. Der erdnahe Asteroid bekam die Designation 2023 RY3 und gehört zum Amor-Typ, de-
2 Gesichtsfeld generiert mittels der Software EasySky. Eingezeichnet sind
der Fundort des NEOs am 09.09.2023 und dessen 1-Stunden-Spur sowie die Sollposition des gesuchten Kometen. Als Vergleich der scheinbaren Bewegung ist die 1-Stunden-Spur (sehr kurzer Pfeil) des HauptgürtelKleinplaneten (27079) Vsetin dargestellt. Bildautor: Erwin Schwab
ren Orbit komplett außerhalb der Erdbahn liegt. Der ca. 80 Meter große Brocken hat eine Umlaufzeit von 1,19 Jahren und die minimal mögliche Distanz zur Erdumlaufbahn beträgt 0,06 AE.
Da sich 2023 RY3 nach Süden bewegte, wurde die Sichtbarkeit von Standorten der Nordhalbkugel immer ungünstiger. Die letzte Beobachtung gelang Paul Breitenstein am 13. Oktober, ferngesteuert mit dem 1-m-Siding-Spring-LCO in Australien, was den Bahnbogen von 16 Tage auf 34 Tage mehr als verdoppelte und somit das Auffinden in der nächsten Annäherung erheblich erleichtern wird. Im März 2030 wird die nächste Annäherung sattfinden, mit einer Helligkeit von rund 22. Magnitude. Dank Paul wird man dann nur ein Gebiet der Größe +-1 Grad für eine 3-Sigma-Abdeckung durchsuchen müssen.
Vor über 40 Jahren erblickte ich den Kleinen Planeten Vesta im Okular. Aktuell darf
ich 101 anerkannte Kleinplaneten-Funde mein Eigen nennen. Meine Team-Entdeckungen sowie die noch nicht nummerierten Funde sind darin nicht enthalten, ebensowenig wie der in diesem Artikel beschriebene NEO, welcher vorerst nur eine Designation hat. Bereits im Juli 2023 hatte ich die 100er-Marke geknackt, womit ich erst der dritte deutsche Amateur-Astronom bin, dem dies gelungen ist (nach Wolf Bickel und Sebastian Hönig). Als ich mit dem Hobby Astronomie anfing, hatte ich es nicht für möglich gehalten, dass ich irgendwann etwas entdecken könnte.
Die Nutzung des 0,8m-Calar-AltoSchmidt-Teleskops hat mir die ESA ermöglicht. Bedanken möchte ich mich insbesondere bei den ESA-Mitarbeitern Luca Conversi, Rainer Kresken, Detlef Koschny, Marco Micheli und Francisco Ocaña. Vielen Dank an Paul Breitenstein sowie Bringfried Stecklum für die eifrige Weiterverfolgung des NEOs.
Journal für Astronomie Nr. 89 | 71
Kleine Planeten
Literatur- und Internethinweise (Stand 18.12.2023): [1] MPC 95313, New Observatory Codes: https://minorplanetcenter.net/iau/ECS/
[1]
[6]
MPCArchive/2015/MPC_20150928.pdf
[2] K. Birkle, H. Belleman, H. Elsässer, 1994: ,,The Schmidt Telescope at Calar Alto Observatory",
1994IAUS..161...46B [3] ESA-Newsletter März 2022: https://neo.ssa.esa.int/documents/20126/419169/
[3]
[7]
Newsletter+March+2022.pdf
[4] E. Schwab, 2023: ,,2022 DX - die erste NEO-Entdeckung am Schmidt-Teleskop auf dem Calar
Alto", VdS-Journal für Astronomie 84, S.76 [5] Software Tycho Tracker: www.tycho-tracker.com [5]
[6] Software EasySky: www.easysky.de
[7] MPEC 2023-R124: "2023 RY3", www.minorplanetcenter.net/mpec/K23/K23RC4.html
Kosmische Begegnungen
von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries
Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf seiner Bahn um die Sonne weiterbewegt hat. Für viele Astrofotografen sind solche zufälligen kosmischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war.
Für die heutige Ausgabe verwende ich wieder einmal ein Bild aus meinem Bestand. Bei einer Bilderserie zum Galaxienpärchen NGC 4206 und NGC 4216 gingen mir zwei kleine Brocken ins Netz. Sicher keine spektakuläre kosmische Begegnung, aber manchmal reichen ja Kleinigkeiten, um ein Bild interessanter zu machen.
Die Aufnahme entstand in der Nacht des 8. Mai 2021. In den Wochen davor hatte ich schon einige Nächte auf die beiden Galaxien gehalten, aber nie waren ausreichend helle Kleinplaneten in der Nähe, um eine deutliche Strichspur zu hinterlassen. Daher freute ich mich über die relativ helle Stichspur von (15451) 1998 XK42. Nach dem Stacken der Bilder fiel mir noch eine zweite schwache Strichspur in der Nähe der ersten auf. Ihr Verursacher war (81398) 2000 GP84. Damit hatte ich zwei Edge-on-Galaxien und zwei Strichpuren in ähnlicher Orientierung in meinem Bild. Das ist zwar
Zufall, aber in so einem Fall springt die intuitive Mustererkennung bei uns Menschen an. Die Neugierde wird geweckt und die Sache fing an, interessant für mich zu werden. Die Galaxie NGC 4216 gehört zum VirgoGalaxiencluster und befindet sich in einer Entfernung von ca. 55 Mio. Lichtjahren [1]. Sie wird von zwei weiteren Galaxien in Kantenlage begleitet, von denen hier nur NGC 4206 ins Bildfeld passte. Visuell ist die Gruppe daher in größeren Teleskopen ein schöner Anblick. Die visuelle Helligkeit der Hauptgalaxie beträgt ca. 10,3 mag. Sie wird als Balkenspirale vom Typ SAB(s)b klassifiziert und ähnelt daher unserer Milchstraße, auch wenn sie größer und massereicher als diese ist. In der Tat gehört sie zu den massereichsten Spiralen im Virgocluster. Die kleinere Edge-on-Galaxie NGC 4206 ist eine klassische Spiralgalaxie vom Typ Sbc und ist 12 mag hell [2]. Interessanterweise gibt die deutschsprachige Wikipedia die Entfernung mit 29 Mio. Lichtjahren an, während die englischsprachige Fassung [3] 67 Mio. Lichtjahre nennt. Anscheinend besteht da noch Forschungs- oder Kommunikationsbedarf. Auf jeden Fall wurden beide am 17. April 1784 von Wilhelm Herschel entdeckt. NGC 4206 trägt auch die IC-Nummer 3064, da sie im Jahr 1900 vom deutschen Astronomen Arnold Schwassmann ,,wiederentdeckt" wurde. Diese Doppelbenennungen passierten damals bei vielen NGC-Objekten.
Auch bei den Kleinplaneten gibt es viele, die mehrmals entdeckt wurden. Wenn ein neues Objekt entdeckt wird, erhält es vom Minor Planet Center eine vorläufige Bezeichnung aus Jahreszahl und Buchstaben/ Zahlenkombination. Ist der Beobachtungszeitraum relativ kurz, kann die ungenaue Bahn dazu führen, dass der Kleinplanet nicht mehr auffindbar ist. Wenn er dann nach einiger Zeit wieder ins Netz der Kleinplanetenjäger geht, bekommt er vom MPC wiederum eine vorläufige Bezeichnung. Später kann sich dann herausstellen, dass die Bahndaten der beiden vorläufig bezeichneten Brocken zueinander passen und eine der beiden Bezeichnungen wird gestrichen. Dieses Spiel kann sich auch mehrmals wiederholen. So wurde (15451) 1998 XK42 dreimal entdeckt und bekam dabei die folgenden vorläufigen Bezeichnungen: 1985 JM1, 1998 XK42 und 2000 FP31. Wenn schließlich Bahndaten aus mindestens vier Oppositionen vorliegen und die Bahn des Kleinplaneten hinreichend genau bekannt ist, wird er nummeriert und das Entdeckungsprozedere ist offiziell beendet. Die Nummer wird in Klammern vor die vorläufige Bezeichnung geschrieben. In diesem Fall (15451) 1998 XK42. Der Entdecker hat dann das Recht einen Namensvorschlag beim MPC einzureichen. Falls dieser von der Namenskommission angenommen wird, wird die vorläufige Bezeichnung durch den Namen ersetzt. Hier wurde noch kein Name vergeben.
72 | Journal für Astronomie Nr. 89
1 Die Galaxien NGC 4216 und NGC 4206 sowie die Kleinplaneten (15451) 1998 XK42 und (81398) 2000 GP84, aufgenommen von Stefan
Heutz und Wolfgang Ries mit einem 18-zölligen Newton f/4,5 und einer AL9-CCD-Kamera.
Im Detail spielte sich das beim Kleinplaneten mit der Nummer 15451 folgendermaßen ab. Im Jahre 1985 wurden erste Bahndaten vom Mount Palomar Observatory beim MPC eingereicht. Er erhielt die vorläufige Bezeichnung 1985 JM1. Anschließend verlor sich seine Spur. Ab dem Jahr 1994 gab es vereinzelte Beobachtungen von verschiedenen anderen Kleinplanetenstationen, die aber nie für eine vorläufige Benennung reichten. Erst im Dezember des Jahres 1998 ging er dem automatischen Suchprogramm LINEAR ins Netz, das den Bahnbogen über ein paar Monate bis ins Jahr 1999 verfolgen konnte. Dafür erhielt er seine zweite Designation 1998 XK42. Dieser Bahnbogen war
länger als der aus dem Jahr 1985 und daher wurde die erste provisorische Designation verworfen. Im Jahr 2000 ging der Brocken wieder LINEAR ins Netz. Die Messgenauigkeit der automatischen Systeme war aber ab und zu sehr schlecht. Daher konnten diese Messungen nicht sofort 1998 XK42 zugeordnet werden und das MPC vergab für diese Messreihe wiederum eine provisorische Designation. Später stellte sich dann heraus, dass diese Messungen große Fehler aufwiesen und von 1998 XK42 stammen. So blieb die vorläufige Benennung aus dem Jahr 1998 die mit dem längsten Bahnbogen und wurde beibehalten und die 2000er-Designation verworfen.
Seit seiner Entdeckung und Nummerierung liegen dem MPC über 4.000 Bahnvermessungspunkte vor und die automatischen Suchprogramme liefern laufend neue Beobachtungen. Dass der Brocken noch einmal verloren geht, ist also ziemlich unwahrscheinlich [4].
Der Kleinplanet (15451) 1998 XK42 ist übrigens ein Hauptgürtelasteroid mit ca. 11 km Durchmesser. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war er rund 325 Mio. km von der Erde entfernt und 16,9 mag hell. Er umrundet die Sonne in ca. 5,22 Jahren.
Journal für Astronomie Nr. 89 | 73
Kleine Planeten
Der Kleinplanet (81398) 2000 GP84 wurde im Jahr 2000 ebenfalls von LINEAR entdeckt. Er ging nie verloren, daher blieb es bei der einzigen vorläufigen Benennung. Der ca. 4 km große Brocken war zum Zeitpunkt der Aufnahme 19,8 mag hell und rund 239 Mio. km von der Erde entfernt. Er ist ebenfalls ein Hauptgürtelasteroid und zieht seine Bahn etwas enger um die Sonne. Für eine Umrundung benötigt er daher nur 4,22 Jahre [5].
der Fachgruppe Kleine Planeten der VdS bitten, Ihre kosmische Begegnung einzusenden, um zukünftige Ausgaben des VdSJournals für Astronomie mit Ihren Bildern zu bereichern. Schicken Sie die Bilder per Mail mit dem Betreff ,,Kosmische Begegnung" an ries@sternwarte-altschwendt. at. Bitte vergessen Sie nicht, das Aufnahmedatum, die fotografierten Objekte und
die Daten des Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen. Der Autor eines ausgewählten Bildes wird anschließend aufgefordert, eine unkomprimierte Version für den Druck zur Verfügung zu stellen.
Kosmische Begegnungen finden täglich Internethinweise (Stand 19.12.2023):
[1]
statt. Die Tabelle 1 enthält eine kleine Aus- [1] NGC 4216: Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/
wahl interessanter Begegnungen zwischen
NGC_4216
Kleinplaneten und Deep-Sky-Objekten, die [2] NGC 4206: Wikipedia deutsch, https://de.wikipedia.org/
[2]
von uns erstellt wurde. Damit soll Ihnen Ihr
wiki/NGC_4206
Weg zum persönlichen Bild einer kosmi- [3] NGC 4206: Wikipedia englisch, https://en.wikipedia.org/
schen Begegnung erleichtert werden.
wiki/NGC_4206
[4] Minor Planet Center: Bahndaten Kleinplanet 15451, [3]
Eine Möglichkeit, sich täglich über aktuelle
https://minorplanetcenter.net/db_search/show_object?
kosmische Begegnungen zu informieren,
object_id=15451
finden Sie auf der Homepage von Klaus [5] Minor Planet Center, Bahndaten Kleinplanet 81398, [4]
Hohmann [6]. Dort kann sich der interes-
https://minorplanetcenter.net/db_search/show_object?
sierte Astrofotograf in dem von Klaus ge-
object_id=81398
schriebenen Tool kosmische Begegnungen [6] Homepage: "Astrofotografie: Kosmische Begegnungen",
anzeigen lassen. Interaktiv hat man die Mög-
http://astrofotografie.hohmann-edv.de/aufnahmen/
[5]
lichkeit, verschiedene Parameter wie die
kosmische.begegnungen.php
Helligkeit des Deep-Sky-Objektes oder die
Helligkeit des Kleinplaneten selbst auszu-
[6]
wählen, um eine passende Konjunktion für
sich zu finden. Wir möchten Sie im Namen
Tabelle 1
Ausgewählte interessante kosmische Begegnungen zwischen Kleinplaneten und Deep-Sky-Objekten im 2. Quartal 2024
Datum
01.04.2024 05.04.2024 02.05.2024 15.05.2024 05.06.2024 07.06.2024
Uhrzeit
22:00 22:00 22:00 24:00 23:00 23:00
Kleinkörper
(166) Rhodope (464) Megaira (4798) Mercator (489) Comacina (1548) Palomaa (3767) DiMaggio
vis. Hell./mag
14,5 14,5 15,3 13,0 15,2 14,9
Abkürzungen: Gx - Galaxie, GC - Kugelsternhaufen
Objekt
M 59 M 87 NGC 5534 M 10 M 10 NGC 6517
Art
vis. Hell./mag Abstand
Gx
9,7
5'
Gx
8,6
12'
Gx
12,3
2'
GC
6,6
12'
GC
6,6
5'
GC
10,1
7'
74 | Journal für Astronomie Nr. 89
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Kometen
Bedeutende Kometen des dritten Quartals 2023
von Uwe PIlz
Das dritte Quartal 2023 bescherte uns eine ganze Reihe sehenswerter Kometen, teilweise mit Einblick in die Kometenphysik.
Der Enckesche Komet 2P hat zwar eine Umlaufzeit von 3,3 Jahren, aber nur alle 10 Jahre ist er wirklich gut zu sehen. Im Herbst 2023 erlebten wir eine ,,mittelgute Sichtbarkeit", der Komet stand recht flach am Morgenhimmel (Abb. 1). Einen Ausgleich bot die recht ordentliche Helligkeit von 9 mag und auch der hohe Gasanteil, so dass ein Swan-Band-Filter gut wirkte.
Eine Überraschung bot 12P/Pons-Brooks. Ende Juli erhöhte sich die Helligkeit um mehrere Magnituden und erreichte 11 mag. Der Komet stand gut erreichbar im Drachen. Besonders sehenswert war die Hufeisenform der Koma, welche auf ein einzelnes Aktivitätsgebiet hinweist. Der Nukleus verhindert das Abströmen in eine Richtung (Abb. 2).
Komet 103P/Hartley wird von der Astronomengemeinde als atypisch angesehen: Eine ungewöhnliche Lichtkurve und die Neigung zu Ausbrüchen tragen dazu bei. Im dritten Quartal erreichte die Helligkeit das Maximum von etwa 10 mag (Abb. 3). Auf Anregung von Thomas Lehmann versucht die Fachgruppe, die Rotationsperiode des Kometen aus fotografischen Aufnahmen zu gewinnen.
1 2P/Encke,
16.09.2023, 03:05 Uhr UT, 28-cm-SCT (Bild: Jürgen Linder)
2 12P/Pons-Brooks, 11.08.2023,
00:05 Uhr UT, 12,5-Zoll-Newton (Bild: Thorsten Böckel)
3 103P/Hartley, 27.09.2023,
02:52 Uhr UT (Bild: Stefan Beck)
76 | Journal für Astronomie Nr. 89
Kometen
4 C/2023 E1 (ATLAS), 10.08.2023, 23:10 Uhr UT, 13-cm-Refraktor (Bild: Norbert Mrozek)
C/2023 E1 (ATLAS) erreichte Ende August eine Helligkeit von 9 mag und wurde häufig beobachtet. Hoch am Abendhimmel war er ein schönes Demonstrationsobjekt bei den Teleskoptreffen im Herbst (Abb. 4).
Die größte Überraschung des Quartals war C/2023 P1 (Nishimura), der erst Mitte August entdeckt wurde und sich schnell zu einer wirklich hellen Erscheinung entwickelte. Gegen Mitte September wurden die Sichtbedingungen immer schlechter. Die letzten Beobachtungen zeigten einen fast 4 mag hellen Kometen (Abb. 5).
5 C/2023 P1 (Nishimura),
08.09.2023, 03:03 Uhr UT, Teleobjektiv 1:2,8 / 400 mm (Bild: Roland Fichtl)
Journal für Astronomie Nr. 89 | 77
Meteore
Der Meteoritenfall in Elmshorn am 25. April 2023
von Andreas Möller
Tagesfeuerkugel Am Dienstag, dem 25. April 2023 um 14:14:24 Uhr MESZ, trat ein Meteoroid mit einer Masse von geschätzten 100 kg in die Erdatmosphäre über Norddeutschland ein. Die dabei auftretende Tagesfeuerkugel konnte von mehreren Augenzeugen in Deutschland und den Niederlanden beobachtet werden [1]. Aufgezeichnet wurde diese ebenfalls von unserem AllSky7-Kameranetzwerk. Bedingt durch verbreitet bewölktes Wetter konnten nur die Kameras in Bremerhaven (AMS62) und Wolfsburg (AMS213) die Feuerkugel festhalten.
1 Links: Einschlagskrater der Hauptmasse im Garten von Familie Sahin.
Rechts: Der frisch geborgene Meteorit. (Fotos: Mahmut Sahin)
Bereits am nächsten Tag spekulierte die Lokalpresse über mögliche Meteoritenfunde in Elmshorn, einer nordwestlich von Hamburg gelegenen Kleinstadt. So hörten
Anwohner in der Irena-Sendler-Straße am Nachmittag des 25. April 2023 einen lauten Knall und fanden ein tiefes Loch im Garten
vor. Daraufhin riefen sie die Feuerwehr an, die mit dem Löschzug für Gefahrenabwehr anrückte. Nachdem die Feuerwehr die Ge-
2 Die Hauptmasse von 3.724 g im Garten von Familie Sahin, 3 Tage nach dem Meteoritenfall (Foto: Andreas Möller)
78 | Journal für Astronomie Nr. 89
Meteore
gend untersucht hatte, fanden sie im Inneren des Lochs einen Stein. Dieser wurde unter anderem auf Radioaktivität untersucht und letztendlich für ungefährlich befunden und ausgebuddelt. Einen Meteoritenfall schlossen lokale ,,Experten" aus. Ein weiterer Bericht spricht von einem Dachtreffer an anderer Stelle in Elmshorn.
3 Der Arbeitskreis
Meteore plant die Meteoritensuche in Elmshorn (Foto: Martina Hanke)
Erstbegutachtung durch den Arbeitskreis Meteore e.V. Aufgrund der Berichte und Gerüchte machte sich AKM-Mitglied Carsten Jonas zusammen mit Marco A. Ludwig am 28. April auf dem Weg nach Elmshorn, um die vermeintlichen Meteoritenfunde zu begutachten.
Als Erstes statteten beide der Familie Labusch im Iltisweg einen Besuch ab. Tatsächlich ist hier ein Meteorit in das Hausdach geschlagen, dort abgeprallt und dann gegen den Blechzaun des Nachbargrundstücks gestoßen. Nachdem die Familie einen lau-
ten Knall gehört hatte und aufschrak, sind sie hinausgegangen und haben Fragmente der Dachpfanne in der Auffahrt gefunden. Direkt neben dem Zaun des Nachbarn lag der Meteorit, der eine schwarze Spur am Zaun hinterlassen hat. Carsten konnte den Stein eindeutig als Meteoriten identifizieren und vermutete, dass es sich um einen gewöhnlichen Chondrit handelt. Familie Labusch war so freundlich, den Meteoriten sofort zu Detlev Degering ins FelsenkellerLabor des VKTA zu schicken, um diesen
gammaspektroskopisch zu untersuchen. Dort konnte unter anderem auch das genaue Gewicht mit 234 g bestimmt werden. Ein weiterer Fund wurde in der Gärtnerstraße gemacht. Gegen 14:00 Uhr parkte eine Frau ihr Auto, um einen Termin wahrzunehmen. Als sie eine halbe Stunde später wieder losfahren wollte, fand sie Dachsplitter und Gesteinsfragmente in der Auffahrt liegen. Zusammen mit ihrem Ehemann sicherte sie ca. 160 g an Material. Auch hier schlug ein Meteorit in eine Dachpfanne
4 Das von Mitgliedern des AKM am 29./30. April abgesuchte Gebiet in Elmshorn (Google Maps)
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Leider stellte sich heraus, dass nur auf einer sehr kleinen Fläche des Streufeldes sinnvoll gesucht werden konnte.
5 Karte der bekannten Fundorte (Stand: 18.06.2023, Google Maps)
ein und beschädigte diese. Trotz intensiver Suche im Umkreis des Einschlaggebiets konnte Carsten zusammen mit dem Ehepaar keine weiteren Meteoriten finden. Ein Bruchstück wurde zur mineralogischen Untersuchung und Klassifizierung an die Universität Münster gesendet.
Als Letztes verschlug es Carsten und Marco in die Irena-Sendler-Straße, die schon aus der Lokalpresse bekannt war. Hier ereignete sich der beeindruckendste Fall. Während die Familie Sahin im Wohnzimmer saß, hörte sie ebenfalls einen lauten Knall und sah nach, was passiert war. Wie im Pressebericht beschrieben, entdeckten sie ein großes Loch im Rasen. Daraufhin riefen sie die Feuerwehr an, da sie zuerst an eine explodierte Gasleitung dachten. Die Feuerwehr barg einen Stein aus einer Tiefe von etwa 40 cm. Leider wurde der Meteorit dabei leicht beschädigt und kleine abgeplatzte Fragmente verblieben im Einschlagsloch. Auch hier konnte der AKM-Experte bestätigen, dass es sich um einen echten Meteoriten von stolzen 3,7 kg handelt.
Am 17. Mai stattete Carsten Jonas der Familie Sahin erneut einen Besuch ab. Im Schlepptau hatte er das Fernsehteam des NDR sowie einen 3D-Scanner und eine Feinwaage, um die Hauptmasse möglichst genau zu vermessen. Das Gewicht konnte auf 3.736 g bestimmt werden. Seine Maße betragen 180 x 138 x 105 mm³. Die Beiträ-
ge des NDR wurden zwei Tage später ausgestrahlt und können über die Mediathek erneut aufgerufen werden [2], [3].
Suchaktion des Arbeitskreises Meteore Durch die Bestätigung von drei Meteoritenfällen in Elmshorn entstand eine spontane WhatsApp-Gruppe, in der sich Mitglieder des Arbeitskreises Meteore zu einer gemeinsamen Suchaktion organisierten. Dank der AllSky7-Aufnahmen und den genauen Fundorten und Massen der gefundenen Meteorite konnte Mike Hankey (USA) ein erstes Streufeld berechnen.
So kam es, dass wir uns am Samstag, dem 29. April 2023, gegen 14 Uhr auf dem Parkplatz eines Discounters in Elmshorn trafen und einen Plan für den Tag ausarbeiteten. Während der Suche in Elmshorn hatten wir regen Austausch mit Mike, der uns mit den neuesten Streufeldberechnungen versorgte. So kam es, dass wir zuerst ein Suchgebiet in der Nähe der drei bestätigten Meteoritenfälle, also im Nordwesten von Elmshorn, abgrasten. Viele Gehwege und Straßen wurden wahrscheinlich schon gereinigt, da ein Großteil von Elmshorn pikobello sauber erschien. Ein kurzer Blick auf die Webseite der Stadtreinigung zeigte uns, dass die Straßen wöchentlich und bedeutende Plätze sogar täglich gereinigt wurden. Somit fokussierten wir unsere Suche auf Felder, Wiesen, Industriegebiete und Hinterhöfe.
Unser erstes Suchgebiet konzentrierte sich auf den Bereich der ersten beiden Einschläge im Wohngebiet nördlich der Straße Hasenbusch. Wir mussten feststellen, dass die Straßen und Gärten sehr gepflegt und sauber waren, so dass die Chancen, etwas zu finden, doch eher gering erschienen. Später verlagerten wir das Suchgebiet in die Umgebung der Gärtnerstraße, leider auch ohne Erfolg. Nachdem wir erste Erfahrungen gesammelt hatten, entschlossen wir uns am Sonntagvormittag, den Friedhof von Elmshorn zu durchkämmen, da dies einer der wenigen Orte war, den man großflächig strukturiert absuchen konnte. Nachmittags verschob sich unsere Suche in Richtung Stadtzentrum, da wir hier kleine Fragmente und Meteoritensplitter vermuteten.
Trotz intensiver Suche und Planung blieben wir erfolglos und fanden keine Meteoriten. Neben Muskelkater und sinkender Motivation entwickelten wir großen Respekt vor professionellen Suchern, die wochenlang im Fallgebiet unterwegs sind.
Weitere Meteoritenfunde Andere Meteoritensucher hatten mehr Glück. So fanden Ewelina Burska und Maciej Burski bereits am Samstag, dem 29. April, zwei Stücke mit einem Gewicht von 20 g und 9 g auf einem Gehweg und im Gras. Der Fundort lag in der Nähe der Straße Kaltenhof. Vermutlich wurden beide Meteorite kurz vor dem Auftreffen voneinander getrennt. Ein weiteres Fragment konnte einen Tag später auf einem Parkplatz vor dem Gelände des Jacobs-Douwe-EgbertsKaffeewerks gefunden werden. Das Stück, das von Svend Buhl entdeckt wurde, wog ebenfalls knapp 9 g. Ärgerlich ist, dass dieser Parkplatz bereits einen Tag vorher von
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Meteore
uns abgesucht wurde. Ein weiteres Bruchstück mit einem Gewicht von lediglich 2 g wurde am 5. Mai von Ingo Herkstroeter in der Nähe der Fritz-Reuter-Str. 21 entdeckt. Anfang Juni gab Lukasz Smula auf der Internetseite ,,ART&MET Meteorites Collection" bekannt, dass er zusammen mit seiner Frau 14 Meteorite mit einer Gesamtmasse von 99,11 g gefunden hat [4]. Innerhalb von zwei Wochen haben beide eine Wegstrecke von unglaublichen 601 km zu Fuß zurückgelegt. Auch Dieter Heinlein berichtete von einem weiteren, erst kürzlich bekannt gewordenen Fund von Anwohnern. Bereits am 1. Mai haben Ansässige in der Stettiner Straße auf der Terrasse ihres Grundstücks einen Meteoriten mit einer Masse von lediglich 1,09 g entdeckt.
Nach aktuellem Stand (01. Oktober 2023) gibt es 21 Fundstellen, an denen Meteori-
6 Meteorit von 20,5 g Masse, gefunden von Ewelina und Maciej Burski
te entdeckt wurden. Insgesamt konnten 32 Fragmente mit einer Gesamtmasse von 4.282 g geborgen werden. Aufgrund der Verteilung der Meteoritenfunde im Streufeld lässt sich mit großer Sicherheit sagen, dass es sich beim Meteoriten in der IrenaSendler-Straße um die Hauptmasse handelt.
Aufzeichnung des Meteoritenfalls durch Überwachungskameras Während wir am Sonntagnachmittag durch Elmshorn wanderten, um weitere Fragmente des Meteoriten zu suchen, meldete
sich Mahmut Sahin bei uns und berichtete begeistert von einer Entdeckung. Neugierig fuhren Sirko Molau und Andreas Möller zur Familie Sahin und hatten die Ehre, das Prachtexemplar der Hauptmasse in Augenschein zu nehmen.
Die eigentliche Sensation ist jedoch, dass zwei Überwachungskameras in der Nähe den Zeitpunkt des Meteoritenfalls aufzeichnen konnten. Auf den Tonspuren kann man das Heransausen des Meteoriten als lauter werdendes Zischen und den Ein-
7 Spektrogramm des Audiosignals vom Einschlag des Meteoriten, analysiert und visualisiert von Andre Knöfel
mit dem Programm SpectraLayers von Steinberg
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schlag in die Rasenfläche hören. Eine der Überwachungskameras befand sich nur 14 Meter vom Einschlagsort entfernt. Hierbei handelt es sich nach unserem Wissen um das erste Mal, dass ein Meteoriteneinschlag aus nächster Nähe akustisch aufgenommen wurde. Die Audiodateien können auf der Webseite des Arbeitskreises Meteore angehört werden [5]. Mit Hilfe der beiden Aufnahmen ist es gelungen, den Ablauf des Meteoritenfalls sekundengenau zu rekonstruieren (alle Zeiten in MESZ): 14:14:24 - Aufnahme der Feuerkugel von AllSky7-Kameras 14:15:07 - Drei Überschallknalle kurz hintereinander 14:15:12 - Vierter und stärkster Überschallknall, gefolgt von Grollen 14:16:18 - Geräusch des heranfliegenden Meteoriten 14:16:21 - Einschlag der Hauptmasse in die Rasenfläche
Analyse des Elmshorn-Meteoriten Im Dresdener Felsenkeller des VKTA konnten schon nach wenigen Tagen die kurzlebigen Nuklide Aluminium-26 und Mangan-54 nachgewiesen werden. Somit handelt es sich um einen frisch gefallenen Meteoriten. Dr. Markus Patzek und Prof.
Dr. Addi Bischoff untersuchen aktuell die mineralische Zusammensetzung des Meteoriten. Es handelt sich um einen gewöhnlichen Chondrit des Typs H. Er besitzt somit einen hohen Eisenanteil. Das Alter des Meteoriten, der ursprünglich aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammt, wird auf 4,5 Milliarden Jahre geschätzt.
Der Meteoritenfall in Elmshorn ist der zweite in Schleswig-Holstein innerhalb von nur vier Jahren. Im September 2019 ereignete sich der Flensburger Fall. Dank des AllSky7-Kameranetzwerks, das von Mitgliedern des Arbeitskreises Meteore aufgebaut und betreut wird, und der systematischen Suche konnten in Elmshorn mehr als 4 Kilogramm an Meteoritenmaterial geborgen werden. Der Meteoritenfall zeigt beeindruckend, wie professionelle Wissenschaft, amateurastronomische Vereinigungen und Meteoritensucher effektiv und erfolgreich zusammenarbeiten können. Auch wenn der Meteorit zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht offiziell bestätigt wurde, wird er mit Sicherheit unter dem Namen ,,Elmshorn" in die Geschichtsbücher eingehen.
Internethinweise (Stand 20.12.2023): [1] Meldungen der Feuerkugelsichtungen
an die IMO: https://fireball. amsmeteors.org/members/ imo_view/event/2023/2341 [2] Schleswig-Holstein NDR Beitrag (ab Minute 3:32): www.ndr.de/ fernsehen/sendungen/schleswigholstein_1800/Schleswig-Holstein1800,shmag104952.html [3] Schleswig-Holstein Magazin: www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ schleswig-holstein_magazin/ Schleswig-Holstein-Magazin, shmag104934.html [4] Webseite ART&MET Meteorites Collection: www.artmet-meteorites.com/ [5] Audioaufnahme des Meteoriteneinschlags: www.meteoros.de/themen/ meteore/meteorite/2023-04-25meteoritenfall-von-elmshorn
[1]
[4]
[2] [5] [3]
Meteorkamera des Global Meteor Network
- Bau dir deine eigene Meteorkamera und werde Teil eines weltweiten Netzwerkes
von Radim Stano, Paul Roggemans, Jürgen Dörr, Jochen Vollstedt und Hartmut Leiting
In diesem Artikel möchten wir den Lesern das Global Meteor Network und seine automatischen Meteorbeobachtungskameras vorstellen. Wir beginnen mit den ersten Schritten der Meteorbeobachtung, gehen durch die Geschichte und entdecken, wie das Global Meteor Network nicht nur Feuerkugeln, sondern alle visuellen Meteore aufzeichnen will. Dann beantworten wir die Frage, wie dieses Netzwerk aus günstigen und automatischen Kameras Erfolg bringen kann. Und schließlich, wie Sie sich uns anschließen und Ihre eigene Meteorkamera bauen oder bestellen können. Viel Spaß beim Lesen, liebe Astrofreunde!
Hintergrund zur Meteorastronomie Um Meteorströme und Staub in unserem Sonnensystem im Allgemeinen zu studieren, nutzen wir die Erdatmosphäre als riesiges Instrument. Damit beobachten wir diese Partikel, wenn sie zwischen etwa 80 und 120 km über der Oberfläche als Meteore sichtbar werden. Der Ursprung und die Natur von Meteoren wurden erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts entdeckt.
In den 1950er Jahren erforderten die Vorbereitungen von Raumflügen gründliche Kenntnisse über die Auswirkungen von Meteoroiden auf Raumfahrzeuge in der Nähe der Erde. Der Mangel an
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Meteore
Wissen über Meteore rechtfertigte enorme Investitionen in diesem Bereich. Der amerikanische Astronom Fred Whipple ließ die Super-Schmidt-Meteorkameras bauen. Das waren die ersten Instrumente, welche bedeutende Mengen an Meteoren gleichzeitig von mehreren Stationen fotografierten, um Orbits zu berechnen und die Auswirkungen für Raumflüge zu bewerten.
Die Rückkehr des Kometen Halley im Jahr 1986 löste sowohl in der professionellen als auch in der Amateur-Community Interesse für Zusammenarbeit und globale Anstrengungen zur Beobachtung der Halley-Meteorströme aus, die als Orioniden im Oktober und als Eta-Aquariiden Anfang Mai bekannt sind.
1 Die GMN-Kamerafelder in Deutschland
Bereits 1988 zeigten diese weltweiten Beobachtungen einen zweiten Höhepunkt der Perseidenaktivität im August, der sich zu einem starken Ausbruch im Jahr 1991 entwickelte. Der unerwartete Dust Trail wurde als mögliche Ankündigung einer Rückkehr des Perseiden-Mutterkörpers 109P/ Swift-Tuttle angesehen. Der Komet wurde 1992 effektiv wiederentdeckt und die verschiedenen Dust Trails innerhalb des Stroms konnten dank globaler Beobachtungsanstrengungen untersucht werden. Die Zerstörung eines teuren Satelliten und die Beschädigung einiger anderer Geräte im Weltraum während des Perseidenausbruchs 1993 erneuerte das Interesse der Raumfahrtbehörden an der Risikobewertung der Meteoraktivität.
2 Meteordetektionen im Juni 2023 über Teilen von Europa mit Löchern in Deutschland
Im 20. Jahrhundert waren visuelle Beobachtungen der effektivste Weg, um Meteorströme zu studieren. Diese Beobachtungen ermöglichten es aber nicht, einzelne Radianten, Bahnen oder Trajektorien von Meteoroiden zu bestimmen. Professionelle Institute entwickelten All-Sky-Kameranetzwerke, um Feuerkugeln von poten-
3 Ansicht der Kamera
und einige Befestigungsmöglichkeiten
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Meteore
4 Fast alle Teile des Kamerasystems, nur der Power-over-Ethernet Injector
zur Stromversorgung fehlt.
5 Montage der Kamera im Gehäuse
ziellen Meteoritenfällen als Alternative zur Sammlung von extraterrestrischem Material zu studieren. Amateure begannen mit Experimenten zur Video-Meteorbeobachtungen und bildeten lokale Netzwerke, um Meteore von verschiedenen Standorten aus zu registrieren und Triangulationen zur Berechnung der Trajektorien durchzuführen. Seit 1999 ist in Europa das IMO-Netzwerk in Betrieb, dessen Daten aus Einzelstationen später in das EDMOND-Netzwerk einflossen. Ab 2007 sammelten das japanische Videokameranetzwerk SonotaCo und ab 2010 das EDMOND-Netzwerk, ein Zusammenschluss mehrerer Beobachtungsnetze in Europa, erfolgreich Meteoroidenbahndaten. Das von der NASA finanzierte professionelle CAMS-Projekt startete 2010 und war das erste, das in den letzten Jahren eine fast weltweite Abdeckung erreichte. Mitglieder des kroatischen Meteornetzwerks lieferten bis 2016 Daten an EDMOND. Sie experimentierten mit kostengünstigen IPKameramodulen und Raspberry Pi-Computern, die 2018 zu einem voll funktionsfähigen System wurden und die Grundlage für das Global Meteor Network bildeten.
Global Meteor Network Das Global Meteor Network ist eine wissenschaftliche Initiative von Freiwilligen
aus der ganzen Welt. Es stellt seine Daten offen (Lizenz CC BY 4.0) in nahezu Echtzeit für jedermann zur Verfügung. Die Software ist ein quelloffenes System. Es gibt eine große Community von ca. 100 aktiven Teilnehmern, die bei allen Fragen zur Hard- und Software hilfreich zur Seite stehen. Wer möchte, kann selbst mitarbeiten. Geleitet wird das GMN von Dr. Denis Vida, Wissenschaftler für Meteorphysik an der Western University, Kanada.
Die Mission des Global Meteor Networks ist es, ,,keinen Meteor unentdeckt zu lassen". Unser Wissen über Meteorströme - auch über die bekanntesten jährlichen großen Ströme - ist sehr begrenzt. Selbst für die meisten Jahre des 20. Jahrhunderts gibt es kaum oder gar keine Beobachtungsdaten. Das Ziel des GMN, eine 24-stündige, 7-tägige Beobachtungsabdeckung der Meteoraktivität zu erreichen, ist sehr ehrgeizig, da es den Betrieb von Kameras an vielen Längengraden auf beiden Hemisphären erfordert.
Mit Stand 02.07.2023 sind weltweit mehr als 800 GMN-Kameras installiert, davon 21 in Deutschland, 5 in der Schweiz und leider noch keine in Österreich (eine erste Kamera im Rahmen des Global Meteor Network
Outreach-Projekts ist am Gymnasium Kepler Graz geplant).
Das Global Meteor Network in Deutschland Die erste GMN-Kamera in Deutschland sammelte im August 2019 in Kombination mit belgischen GMN-Kameras ihre ersten Orbits. Ende 2019 gab es vier GMN-Kameras in Deutschland, die für 200 Orbits sorgten. Die Anzahl der Kameras erhöhte sich 2020 auf zehn und die Anzahl der Orbits auf 3.963. Mit zwölf Kameras wurden 2021 7.009 Orbits gesammelt und 2022 mit achtzehn Kameras 9.128 Orbits. Einige GMN-Kameras im Nordwesten Deutschlands unterstützen auch das CAMS-BeNeLux-Netzwerk.
Die Abdeckung in Deutschland ist bisher recht dünn (aus GMN-Sicht) und alle deutschen Kamerabetreiber hoffen auf neue Mitstreiter. Die Karte mit den vorhandenen GMN-Kamerafeldern in Deutschland (Abb. 1) zeigt, dass die meisten installierten Kameras darauf warten, dass Freiwillige weitere Kameras bereitstellen, um das Netzwerk zu vervollständigen.
Erfolge des Global Meteor Networks Ende 2022 hatte das Global Meteor Network 722.311 genaue Meteoroidenorbits
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gesammelt (seit Dezember 2018). Dies ist die größte Sammlung von Meteoroidenorbits durch Amateure noch vor dem japanischen SonotaCo, das zwischen 2007 und 2021 346.041 Meteororbits gesammelt hatte. Das professionelle CAMS-Projekt, welches von der NASA finanziert wird, hat seit seinem Start im Jahr 2010 etwa 2,5 Millionen Meteoroidenorbits gesammelt.
In seinen ersten Jahren entdeckte das Global Meteor Network zusammen mit anderen Netzwerken und Beobachtern mehrere Ausbrüche von Meteorströmen wie den Nach-Maximums-Ausbruch der Perseiden im Jahr 2021. Das Netzwerk fand einige unbekannte Meteorströme, ermöglichte detaillierte Studien von Meteorstromstrukturen und lieferte zusammen mit anderen Kameras genaue Trajektoriendaten, um Meteoritenfälle zu lokalisieren, wie zum Beispiel den kohligen Chondriten Winchcombe am 28. Februar 2021 in England und vor Kurzem Fragmente von 2023 CX1, die in Frankreich nach dem Fall am 13. Februar gefunden wurden. Eine statistisch signifikante Anzahl genauer Meteororbits wird eine vollständig neue Untersuchung aller bekannten Meteorströme ermöglichen und viele unsichere Einträge in der Arbeitsliste für Meteorströme des ,,IAU Meteor Data Center" klären. Die aus den GMN-Kameradaten ermittelte Meteoroidenflussdichte hilft dabei, das Risiko von Auswirkungen auf Raumfahrzeuge und Satelliten in Echtzeit zu überwachen.
Die Meteorkamera Die Installation von Meteorkameras ist ähnlich der Installation einer Sicherheitskamera im Freien, außer dass die Meteorkamera zum Himmel gerichtet ist (Abb. 3).
Eine Meteorkamera ist prinzipiell eine Überwachungskamera. Sie nimmt ständig ein Video von einem vorgegebenen Gesichtsfeld auf. In diesem Videostrom werden mittels Kleinrechner die Meteorspuren gesucht. Diese Me-
6 426 Meteordetektionen in der Nacht vom 14.12.2022 (Maximum der
Geminiden) von der Kamera DE000B
7 Schöner Meteor auf der GMN-Kamera FR000X am Observatoire Omega,
Hagnicourt, Frankreich, 28.02.2023
8 Heller Meteor auf der GMN-Kamera BE000E in der Sterrenwacht Polderster,
Assenede, Belgien, 26.12.2022
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Meteore
9 Heller Meteor, aber auch ein Flugzeug und leider ein paar
Satelliten auf der GMN-Kamera BE000E in der Sterrenwacht Polderster, Assenede, Belgien, 25.06.2023
1 0 Heller Meteor auf der GMN-Kamera BE0005 am Observatoire
Centre Ardennes, Grapfontaine, Belgien, 23.10.2022
teorspuren werden täglich an einen Server gesendet. Der Server kann dann beim Vorhandensein der gleichen Meteorspur von einer anderen Kamera genau dessen Herkunft berechnen.
In Städten mit viel Lichtverschmutzung können Kameras ein 6-mm-Objektiv mit einem Gesichtsfeld von 54 Grad x 30 Grad nutzen. An dunklen Orten können die Kameras mit einem 4-mm-Objektiv ausgestattet werden, was ein Sichtfeld von 88 Grad x 47 Grad ergibt.
Wer selbst basteln will, kann der ausführlichen Anleitung zum Bau und Teilekauf auf dem GMN-Wiki folgen [2]. Wer Fragen hat, bekommt in einem Forum Hilfe. Die Bauteile kosten etwa 200 Euro (Abb. 4).
eine Herausforderung, aber sie kann dazu beitragen, Raumfahrzeuge vor Zerstörung zu schützen, das Leben von Astronauten zu retten, gefährliche Auswirkungen vorherzusagen und einfach den Astronomen helfen, die komplexen Dust Trails in unserem Sonnensystem zu verstehen.
Wir möchten bereits jetzt einen Ausblick auf den nächsten Artikel geben - das GMN arbeitet an einem Projekt, an dem drei Schulen aus dem deutschsprachigen Raum (zwei aus Deutschland, eine aus Österreich) teilnehmen werden.
Wir hoffen, dass wir Ihnen eine gute Vorstellung vom Global Meteor Network und
den Meteorkameras gegeben haben und dass Sie unser Netzwerk erweitern werden. Es gibt einige regionale GMN-Gruppen - vielleicht ist es an der Zeit für eine regionale Gruppe für den deutschsprachigen Raum?
Wer die Kamera lieber fertig montiert kau-
fen möchte, kann sie bei Istrastream in Kro-
Internethinweise (Stand 20.12.2023):
atien bestellen. Weitere Informationen auf der GMN-Website [1]. Ein fertiges System
[1] GMN-Webseite: https:// globalmeteornetwork.org/
[1]
[4]
mit aufgespielter Software kostet 520 Euro.
[2] GMN-Wiki: https://
globalmeteornetwork.org/wiki/
Fazit
[3] GMN-Daten: https://
[2]
[5]
Noch nie zuvor in der Geschichte der As-
globalmeteornetwork.org/data/
tronomie hatten Freiwillige und Amateur-
[4] GMN-Kameras visuelle Daten (pro Land):
astronomen die Möglichkeit, den Staub im
https://globalmeteornetwork.org/
[3]
Sonnensystem zu einem so niedrigen Preis
weblog/
wie dem Global Meteor Network zu erfor-
[5] Karte mit den Meteoren und den
schen. Wir können Geschichte schreiben,
Gesichtsfeldern der Kameras: https://
wenn wir wollen, indem wir IP-Meteor-
tammojan.github.io/meteormap
kameras an vielen Orten installieren. Es ist
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Mond
Die partielle Mondfinsternis vom 28.10.2023
von Uwe Petzl
Die partielle Mondfinsternis vom 28.10.2023 habe ich von Kefferhausen (Eichsfeld, Thüringen) aus gesehen. Sie war nur zeitweise durch einige Wolkenauflockerungen hindurch zu beobachten. Durch die dann etwas dünneren Wolkenschichten war es unter erschwerten Bedingungen möglich, einige Fotoserien aufzunehmen. Dieses Foto entstand kurz nach 22:00 Uhr MESZ noch vor der maximalen Verfinsterung (um 22:14 Uhr MESZ) durch den Erdschatten.
Aufgenommen habe ich das Foto mit einer Canon EOS Ra und dem Objektiv RF800mm F11 IS STM, dazu mit dem Extender RF 2x, so dass die Brennweite 1.600
mm betrug bei einer festen Blende von 22. Da die Bedingungen mit starker vorüberziehender Bewölkung und sich ändernden Lichtsituationen recht schlecht waren (meistens war gar nichts zu sehen und wenn, dann nur sehr kurz), habe ich sehr sportlich die Kamera auf Auto-ISO und Auto-Belichtungszeit gestellt, um überhaupt eine Chance auf ein Foto zu bekommen. Auch hatte ich den Autofokus angestellt. Die Empfindlichkeit hat die Kamera in dieser Situation dann auf ISO 12.800 gestellt bei einer Belichtungszeit von 1/1250 Sekunde. Natürlich hätte ich mit einer längeren Belichtungszeit eine geringere ISOEmpfindlichkeit wählen können, denn das ISO-Rauschen ist ja doch recht unschön.
Die Kamera hatte ich zwar auf einem Stativ, aber nur als Stütze. Ich behielt sie in der Hand, um besser den Mond nachzuführen bzw. ihn überhaupt schnell in den kurzen Momenten finden zu können, was bei f = 1.600 mm nicht ganz einfach war. Wie gesagt, es war recht wenig Zeit in den kurzen Momenten der Sichtbarkeit der partiellen Mondfinsternis, so dass ich mich freue, überhaupt Fotos dieses Ereignisses zu haben.
Das Foto wurde noch etwas nachbearbeitet und zugeschnitten mit dem Fotoprogramm Luminar AI.
1 Partielle Mondfinsternis vom 28.10.2023, Aufnahmedaten im Text, Bild: Uwe Petzl
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Die partielle Mondfinsternis vom 28.10.2023
Am 28. Oktober bescherte uns das Himmelsgeschehen eine partielle Mondfinsternis - und Sternwarten und Vereine boten beim Astronomietag eine öffentliche Beobachtung dazu an. Dabei trat nur der Südrand des Mondes zu einem kleinen Teil in den Schatten der Erde ein. Dazu behinderten wieder einmal Wolken vielfach die Beobachtungen, verliehen den Aufnahmen aber auch einen besonderen Reiz. Viel Spaß beim Betrachten der im Bild festgehaltenen Eindrücke! Sven Melchert
1 Oben: Kai-Oliver Detken konnte die Fins-
ternis fast komplett beobachten. Er schreibt dazu: Der Wettergott hatte gestern zum Astronomietag, zu dem die Astronomische Vereinigung Lilienthal (AVL) natürlich auch eingeladen hatte, ein Einsehen. Um 18 Uhr schüttete es noch vom Himmel, aber danach klarte es auf. Durch die Wolkenlücke konnte man von 20:00 bis 22:40 Uhr die Mondfinsternis hervorragend verfolgen, bevor die nächste Wolkenwand kam.
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2 + 3 Auch bei Jürgen Burghard in
Schwülper gab eine Wolkenlücke ab 21 Uhr den Blick auf den Mond frei. Bis auf einige verirrte Wolkenfetzen konnte diese partielle Mondfinsternis komplett beobachtet werden. Dabei sind gerade durch den leichten Dunst die Lichtbrechungen im Bereich des Mondhofes recht reizvoll.
Mond
4 Anderer Ort, ähnliche Wetter-
verhältnisse: bei Martin Fiedler in Radebeul gab es auch pünktlich zum Maximum eine Wolkenlücke. Er hat nur das Handy bemüht und am Coude-Refraktor freihand einen Schnappschuss gemacht. Visuell sah es mit bloßem Auge, dem Jupiter daneben und der Aureole am schönsten aus.
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5 Bei Maciej Libert in
Bremerhaven klappte das mit der Mondfinsternis trotz Schleierwolken auch erstaunlich gut.
6 Oliver Schneider in Leopoldshöhe
hatte bis ca. 22 Uhr ebenfalls recht klaren Himmel.
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7 In Stuttgart hatte Sven Melchert mit
der Mondfinsternis wegen der Wolken gedanklich schon abgeschlossen, da riss der Himmel doch noch auf. Schnell wurde das MTO 100 mm / 1.000 mm mit der Nikon Z6II aufs Stativ gepackt und die Mondfinsternis im Bild festgehalten.
Die Venusbedeckung vom 9.11.2023
Am Vormittag des 9. November 2023 bedeckte der Mond den Planeten Venus. Der Eintritt fand am beleuchteten Mondrand statt, der Austritt auf der unbeleuchteten Mondseite. Das Novemberwetter zeigte sich leider typisch unfreundlich, so dass nur wenige Sternfreunde das Glück hatten, die Bedeckung beobachten zu können. Die nachfolgenden Bilder vermitteln dennoch einen Eindruck von diesem Ereignis. Sven Melchert
Planeten
1 + 2 Nicht nur die Wolken waren für
Kurt Hopf in Hof eine Herausforderung, auch die Technik spielte nicht richtig mit. Seine Notizen zur Beobachtung: ... danke Petrus, er hat das Wolkenloch wieder offen gehalten; alles wurde 20 Minuten vorher im Eiltempo aufgebaut. Warum ich zwar mit der Autostar-Handbox die Motoren bedienen konnte, aber die automatische Nachführung nicht ging ... nunja, McMurphy wird es wissen, aber besser als Wolken.
3 Peter Lindner hatte in Hoyerswerda mehr Erfolg. Pünktlich
zum Eintritt gab es eine längere wolkenfreie Phase. Er hat mit der QHY 174M-GPS ein Video aufgenommen. Das Bild zeigt die Situation kurz vor dem Eintritt.
4 Bei Bernd Gährken in München war die Transparenz schlecht, schon
in der Morgendämmerung zogen Zirrus-Wolken auf. Während des Aufgangs waren Mond und Venus als schönes Paar noch gut zu erkennen, doch mit der zunehmenden Helligkeit wurde es für den Mond schwierig, sich gegen die dünnen Wolken durchzusetzen. Die Venus hat eine höhere Flächenhelligkeit als der Mond und war daher im Teleskop permanent zu sehen.
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Planeten
6 Zum Austritt verdichteten
sich die Wolken, trotzdem gelang es, den Austritt zu dokumentieren. Die Venus hatte sich an den Rand des Gesichtsfeldes bewegt. Die Aufhellung links kommt nicht vom Mond, sondern aus einem ungleichmäßigen Flat. Bild: Bernd Gährken.
5 Während die Besucher am 10-Zöller und
am 16-Zöller die Bedeckung am Bildschirm live sehen konnten, wurde am Münchener 80-cm-Spiegel versucht, das Ereignis fotografisch zu dokumentieren. Die stets wechselnde Zirrus-Bewölkung verursachte Schwankungen in der Bildhelligkeit, dennoch kam ein brauchbares Resultat zustande. Die Aufnahmen stammen aus einem Video mit Bildern in 1,25 Sekunden Abstand. Bild: Bernd Gährken.
7 Otto Guthier wollte die Venusbedeckung im Urlaub von Teneriffa aus beobachten. Dann war das Erstaunen groß: Von diesem Standort
aus bedeckte der Mond die Venus überhaupt nicht! Zwischen dem Mondrand und der Venus klaffte bei der nächsten Annäherung noch eine Lücke von rund 13 Bogenminuten. Wir zeigen stattdessen ein Bild von Otto Guthier in dunkler Nacht, aufgenommen um 6:00 Uhr MESZ. Kamera Canon EOS 350D, Objektiv Sigma f = 135 mm, Blende 5 und ISO 800. Belichtungszeit: 3,2 Sekunden. Standort: Teneriffa Süd.
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8 Frederik Wanink aus Itterbeck konnte den Eintritt der Venus hinter dem Mond aufnehmen. Er verwendete ein 10-Zoll-Newton-Teleskop
mit f = 1.600 mm (Orion VX10L) zusammen mit einer ZWO ASI462MM und Rotfilter. Für die Bilder wurden jeweils 60 Aufnahmen mittels AutoStakkert!3 gemittelt und in Registax geschärft.
Zu Gast bei der EUCARA 2023 auf dem Astropeiler Stockert - Ein Bericht von der 5. European
Conference on Amateur Radio Astronomy (EUCARA)
von Hermann Fenger-Vegeler
Nach fünf Jahren gab es vom 16.-17. September 2023 endlich wieder die Möglichkeit des persönlichen Austausches zwischen Amateur-Radioastronomen auf europäischer Ebene. Die Sternfreunde des Astropeiler Stockert e.V. [1] richteten die Konferenz bereits zum dritten Mal aus (Abb. 1). Insgesamt nahmen 50 Teilneh-
1 Der Astropeiler ist weithin sichtbar auf
dem Berg Stockert bei Bad MünstereifelEschweiler am Rande des Nationalparks Eifel gelegen. Das Tagungsgebäude rechts und das 25-m- und 10-m-Instrument. Im Vordergrund der mobile Schulspiegel, komplett montiert auf einem PKW-Anhänger. Bild: Hermann Fenger-Vegeler
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Radioastronomie
2 EUCARA 2023 - Gruppenbild vor dem 25-m-Spiegel des Astropeilers. Mit freundlicher Genehmigung: Astropeiler Stockert e.V.
Bild: Andreas Ollhoff
mer aus acht Nationen an dem Treffen teil, wobei der überraschend hohe Präsenzanteil von ca. 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sich positiv hervorhob (Abb. 2). Ohnehin war die Konferenz bestens vorbereitet. Die freiwilligen Helfer des Vereins sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Der freundliche Umgang, die allseits gute Stimmung, aber auch ein breites Rahmenprogramm mit ausreichendem Freiraum zu persönlichen Gesprächen sowie eine vorzügliche Versorgung machten die Veranstaltung zu einem vollen Erfolg.
Bereits am Freitag war der Astropeiler Stockert inoffiziell geöffnet und die anreisenden Teilnehmer konnten erste Kontakte knüpfen. Dies wurde auch reichlich genutzt, und bei bestem Spätsommerwetter gab es intensive Gespräche zu diversen Themen rund um die Radioastronomie. Für Samstag und Sonntag stand dann eine Fülle von Fachbeiträgen an, die eine gute Mischung verschiedener Bereiche der Radioastronomie umfasste. Umrahmt von
den beiden hervorragenden Hauptvorträgen von Dr. Laura Spitler (Max-Planck-Institut für Radioastronomie MPIfR) über ihr faszinierendes Forschungsgebiet der Fast Radio Bursts sowie von Dr. Jürgen Kerp (Argelander-Institut der Universität Bonn) über die Arbeit an der 5. HI-Durchmusterung, gab es weitere spannende Referate über Meteor-Scatter, MASER-Beobachtungen, Fast Radio Bursts, modular erweiterbare Software für diverse Bereiche der Radioastronomie, Kleinteleskope für den Bereich 10-22 GHz, Open-Source-Software für 3-m-Radioteleskope und MyonDetektoren.
Der Vortragsreigen wurde am Samstag von Dr. Laura Spitler eröffnet. Sie sprach über Fast Radio Bursts und die zahlreichen noch zu lüftenden Geheimnisse dieser seltsam intensiven, aber extrem kurzen Radioblitze. Von Duncan Lorimer und David Narkevic 2006 bei der Durchsicht von alten Archivdaten entdeckt, gibt es bislang keine umfassende Theorie zu diesen Phänome-
nen. Wahrscheinlich handelt es sich auch um mindestens zwei verschiedene Klassen von Objekten, die solche Strahlung erzeugen. Waren es anfänglich nur einzelne, sich nicht wiederholende Ereignisse, so wurden ab 2012 erstmals Radioblitze beobachtet, die in unregelmäßigen Abständen an demselben Ort wieder aufleuchten. Diese Repeater genannten Objekte können durch ihr Spektrum klassifiziert werden. Die Blitze weisen im Allgemeinen eine deutlich geringere Energie auf als die singulären Erscheinungen und ähneln insgesamt den Signalen von Pulsaren bzw. Magnetaren. Trotzdem sind die allermeisten FRBs extragalaktischen Ursprungs. Die Distanz zu den bislang fernsten Radioblitzen beträgt vermutlich 3 Milliarden Lichtjahre und stammt eben von jenem ersten Repeater mit der Bezeichnung FRB121102.
,,Per aspera ad astra", dass dies nicht nur ein geflügeltes Wort ist, wurde einmal mehr durch den Bericht von Wolfgang Herrmann über die FRB-Beobachtungen mit
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Radioastronomie
durch die wunderschöne Eifellandschaft zum Radioteleskop des MPIfR bei Effelsberg. Es gab eine detaillierte Einführung in die Geschichte und Technik des Teleskops, an die sich eine ausgedehnte, kompetente Führung durch Norbert Junkes und Gerhard Schramm anschloss und die Besucher über und unter das Gelände des voll schwenkbaren 100-m-Teleskops führte (Abb. 3 und 4). Ein Höhepunkt war sicher die Besichtigung der Elevationsplattform in 20 Metern und der Elevationsachse in luftigen 50 Metern Höhe mit einem herrlichen Blick über das Tal und die LOFAR-Antennenanlage [2, 3]. Nach der Rückkehr aus Effelsberg wurde zum Conference Dinner geladen. In einem gemütlichen Lokal in Mechernich, bei leckerem Essen und Getränken, ließen sich Gesehenes und Gehörtes im kleineren Kreis vertiefen.
3 50 m über Grund. Blick über die LOFAR-Antennen
Richtung Süden. Bild: Hermann Fenger-Vegeler
dem 25-m-Spiegel auf dem Stockert verdeutlicht. Mehr als 4.500 Beobachtungsstunden brachte das Team des Astropeilers auf, während derer sie mehr als 180 dieser schnellen Radioausbrüche erfassten. Damit konnte das Team einen wertvollen Beitrag zur Erforschung der periodischen Fast Radio Bursts leisten.
Für die Beobachtung von Meteorechos wird in Belgien das Projekt BRAMS (Belgian Radio Meteor Stations) weiter ausgebaut und mit einem zusätzlichen Sender ergänzt. Herve Lamy vom Royal Belgian Institute for Space Aeronomy beschrieb, wie das bereits ausgedehnte Netzwerk in die Lage versetzt werden soll, neben den Positionen der Meteorechos auch Aussagen über den Radianten der Meteore zu ermöglichen. Es besteht Interesse an Kooperationen mit Stationen im westlichen Deutschland und in den Niederlanden. Des Weiteren werden auch Partner gesucht, die im Rahmen des Projekts MOMSTER (Mobil Meteor Station for Education and Outreach) mitarbeiten und mobile Empfangsanlagen in Schulen einführen möchten. Europäische Kooperationen werden auch von den britischen Freunden der UK Radio Amateur Association angestrebt, die ein Meteor-Scatter-Netzwerk in Großbritannien aufbauen. Über den Stand des Projektes berichtete Andrew Thomas.
Im Anschluss an das gemeinsame Mittagessen ging es dann am Samstagnachmittag bei spätsommerlichem Wetter im Reisebus
4 100-m-Teleskop in Effelsberg. Der Pfeil zeigt zur Elevations
achse in über 50 m Höhe. Von hier gibt es einen fantastischen Ausblick über das Tal. Bild: Hermann Fenger-Vegeler
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Radioastronomie
5 Demonstration der Myon-
Detektoren. In der Mitte der Detektor von Thomas Freina, eingerahmt von den beiden Geräten, die von Hans-Georg Zaunick präsentiert wurden. Der Freina-Detektor hat gerade ein Myon registriert. Bild: Hermann Fenger-Vegeler
Eine modulare erweiterbare Teleskop-Software (VRT) für Messungen in diversen Bereichen der Radioastronomie (HI, Pulsare, Maser etc.) mit den CAMRAS-Teleskopen in Dwingeloo stellten Tammo Jan Dijkema und Thomas Telkamp vor, während Hans-Georg Zaunick umfassend über die Automatisierung eines 3-m-Spiegels der Volkssternwarte Radebeul auf Basis eines Raspberry-Pi-Prozessors informierte. Zu diesem Vortrag gibt es auch ein Video [6].
Nach Abschluss des offiziellen Teils der Konferenz, bei dem sich die Teilnehmer nochmals durch einen herzlichen und lang anhaltenden Applaus bei den Referenten und den Sternfreunden vom Astropeiler bedankten, kam es am Rande noch zu einer kurzen Zusammenkunft der VdS-Fachgruppe Radioastronomie, an der sich acht Mitglieder beteiligten.
Am Sonntag wurde die Konferenz von Paul Hearn eröffnet, der den BAA-RA-MyonDetektor präsentierte [4]. Dieser Ausflug in den Bereich der kosmischen Strahlung lag sicher energetisch etwas außerhalb der Radioastronomie, dennoch wurde das Thema Hochenergiephysik mit großem Interesse aufgenommen, zumal die Myonen-Strahlung bereits mit relativ einfachen Mitteln detektierbar ist.
Ebenfalls beeindruckend sind die Arbeiten von Eduard Mol aus den Niederlanden. Seine Beobachtungen von Methanol- und Wasser-Masern wurden mit einem Spiegel mit nur 1 m Durchmesser durchgeführt. Das ist besonders für Einsteiger in die Radioastronomie, aber auch für die Ausbildung, eine attraktive, weil sehr mobile und kostengünstige Instrumentierung. Wenn zudem eine Montierung schon vorhanden ist, können unter Umständen optische Geräte und der Radiospiegel parallel bzw. im
Wechsel betrieben werden. Eduard Mol benutzt dazu eine einfache EQ5, die gerade noch für die Gesamtlast des Spiegels von ca. 8 kg ausreichend ist.
Dr. Jürgen Kerp vom Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn sprach im zweiten Hauptvortrag der Konferenz über den Stand der 5. HI-Durchmusterung, die in Kooperation mit dem australischen Parkes- und dem Effelsberger Radioteleskop den kompletten Radiohimmel im Bereich um die 21-cm-Linie des neutralen Wasserstoffs (HI) umfasst. Bei der neuerlichen Durchmusterung wurde die spektrale Auflösung weiter verbessert. Sie beträgt jetzt für das Effelsberger Teleskop 1,4 km/s, innerhalb einer Relativgeschwindigkeit von +- 500 km/s. Die Ergebnisse, die auch für viele Anwendungen im Bereich der Amateur-Radioastronomie von großer Bedeutung sind, sind frei zugänglich [5].
Danach ergab sich für die Teilnehmer die Möglichkeit zu weiteren Gesprächen und Diskussionen, Besichtigungen der Teleskope und Einrichtungen des Astropeilers. Als besonderer Service wurde den Besuchern die Möglichkeit geboten, mitgebrachte Elektronik durch Mitglieder des Astropeiler-Vereins vermessen bzw. testen zu lassen. Da der Mond günstig am Himmel stand, gab es im Rahmenprogramm auch EME- Demonstrationen, die mit dem 10-m-Spiegel des Vereins durchgeführt wurden. EME steht für ,,Erde-Mond-Erde" und ist der Aufbau einer Funkverbindung, bei der der Mond als Reflektor genutzt wird. Hierbei lassen sich auch wichtige astronomische Daten erfassen und auswerten, z. B. Entfernung oder radiale Geschwindigkeit des Mondes. Mit größeren Antennen können sogar grobe Radarbilder des Mondes erstellt werden, wie die Freunde von CAMRAS aus den Niederlanden eindrucksvoll zeigen konnten.
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Veränderliche
Im Teleskopgebäude wurden gleich drei Va-
rianten eines Myon-Detektors gezeigt. Den Literatur und Internetlinks (Stand: Oktober 2023)
schon im Vortrag ausführlich erläuterten [1] Astropeiler Stockert e.V.: www.astropeiler.de/ [1] [4] BAA-RA-Detektor stellte Paul Hearn vor. [2] MPIFR - Max-Planck-Institut für Radioastrono-
Einen auf demselben Prinzip zweier ge-
mie: www.mpifr-bonn.mpg.de/lofar/erste_
koppelter Sekundärphotonen-Zähler beru-
deutsche_station
henden Detektor präsentierte Hans-Georg [3] LOFAR - Low Frequency Array: www.astron.nl/ [2]
[5]
Zaunick. Einen weiteren Myon-Detektor,
telescopes/lofar/
bestehend aus zwei Hochspannungsröhren, [4] BAA RA - British Astronomical Association -
zeigte Thomas Freina. Dieser Detektor war
Section Radio Astronomy: https://britastro.org/
durch seine besondere optische und akusti-
sections/radio-astronomy
[3]
[6]
sche Gestaltung ein Publikumsmagnet (Abb. [5] Argelander-HI-Durchmusterung: www.astro.uni-
5). Es waren drei wunderbare Tage auf dem
bonn.de/hisurvey/euhou/LABprofile/index.php
Stockert am Rande des Nationalparks Eifel. [6] H.-G. Zaunik: ,,PiRaTe - Das Pi Radio Telescope",
Mit Freuden wird schon jetzt die EUCARA
www.youtube.com/watch?v=UlyTVV7Aq0I
2025 erwartet, die dann in der Nähe von Ox-
ford zum ersten Mal in Großbritannien statt-
finden wird.
SN 2011fe und SN 2023ixf
- Zwei Supernovae in M 101 im Vergleich
von Klaus Wenzel
In den letzten 12 Jahren konnten wir zwei helle Supernovae in der imposanten Spiralgalaxie M 101 beobachten (Abb. 1, 2. 3). Da wir davon ausgehen dürfen, dass beide Supernovae sich in ähnlicher Entfernung (etwa 21 Mio. Lichtjahre) von uns befinden, ist dies eine sehr gute Gelegenheit, die beiden Ereignisse direkt miteinander zu vergleichen. Sehr interessant ist hierbei auch, dass SN 2011fe eine Supernova vom Typ Ia, also die Explosion eines Weißen Zwerges, und SN 2023ixf (Typ IIL) der Kernkollaps eines
1 Die Spiralgalaxie M 101 mit ihren beiden
Supernovae. Komposit aus einer BRT-Aufnahme (14-Zoll-SCT, Bradford Robotic Telescope, Teneriffa) vom 29.02.2012 und einer Aufnahme aus meiner Dachsternwarte (8,3-Zoll-Newton) vom 06.10.2023.
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Veränderliche
massenreichen Sterns (>8 M) war. Wir können hier also zwei unterschiedliche Ausbruchszenarien bei zumindest weitgehend ähnlichen Bedingungen direkt vergleichen.
Die Beobachtungen Beide Ereignisse konnte ich frühzeitig, also noch vor dem Maximum, in meiner Dachsternwarte beobachten. Als Zeitraum setzte ich etwa 90 Tage nach dem Maximum zum direkten Vergleich der Lichtkurven an. Die Beobachtungen wurden zum Teil visuell mit meinen beiden größeren Newton-Teleskopen (12,5 Zoll und 16 Zoll) und fotografisch, meist ungefilterte CCD-Aufnahmen (mit 6-Zoll- und 8,3-Zoll-Newton-Teleskopen) durchgeführt. Zur Ergänzung erhielt ich auch einige wenige Aufnahmen von der Remote-Sternwarte BRT bzw. COAST und PIRATE in Teneriffa [1]. Für Vergleichssterne wurden bei beiden Ereignissen die Karten der AAVSO herangezogen. Meine so erhaltenen Beobachtungen wurden alle bei der AAVSO eingereicht und decken sich sehr gut mit den dort abrufbaren Lichtkurven [2].
SN 2011fe (Typ Ia) Diese Typ-Ia-Supernova wurde am 24.08.2011 von der Palomar Transient Factory (PTF) mit einer Helligkeit von etwa 17 mag entdeckt. Ein Vorläuferstern konnte auch mit Hilfe des Hubble-Teleskops nicht aufgefunden werden [3]. Bei meiner ersten Beobachtung am 27.08.2011 hatte die Supernova bereits die Helligkeit von 12,6 mag erreicht. Das relativ spitze Maximum konnte ich mit 10,1 mag zwischen dem 10. und 14.09. beobachten. Dann setzte der kontinuierliche Helligkeitsabstieg ein, zuerst steil und dann ab Ende Oktober deutlich flacher werdend. Zwischen dem 27.08.2011 und dem 14.01.2012 konnte ich insgesamt 36 verwertbare Beobachtungen erzielen, die in die hier abgebildete 90-Tage-Lichtkurve einflossen (Abb. 4). Bei der letzten hier berücksichtigten Beobachtung betrug die Helligkeit der SN noch 14,1 mag.
SN 2023ixf (Typ IIL) Diese Supernova wurde am 19.05.2023 mit einer Helligkeit von 14,9 mag von dem Japaner Koichi Itagaki an seinem Yamaga-
ta-Observatorium im Norden von Japan entdeckt. Hier handelte es sich im Gegensatz zu SN 2011fe um eine Typ-IIL-Supernova (L = linear abfallende Helligkeit), also um den Kernkollaps eines massereichen Sterns (>8 M) am Ende seines Lebensweges. Im Gegensatz zu SN 2011fe konnte hierbei ein Vorläuferstern auf Aufnahmen des Spitzer-Weltraumteleskops im Infrarotbereich identifiziert werden [4]. SN 2023ixf befindet sich in den südwestlichen Außenbereichen der HII-Region NGC 5461.
Die erste Beobachtung dieser Supernova gelang mir bereits einen Tag nach Itagakis Entdeckung am 20.05.2023. Bei dieser Beobachtung hatte die Supernova schon die Helligkeit von 12,2 mag erreicht. Das breite Maximum wurde um den 24.05. mit 11 mag erreicht. Ende Mai beobachtete ich einen leichten Helligkeitsrückgang (0,1 mag), dem ein Wiederanstieg auf erneut 11 mag folgte. Der kontinuierliche, langsame Abstieg setzte dann um den 02.06. ein. Etwa zwei Monate später folgte dann ein abrupter Helligkeitseinbruch von 12,65 mag (02.08.)
2 Remote-CCD-Aufnahme (CV) von SN 2011fe, aufgenommen
am 14-Zoll-SCT Bradford Robotic Telescope in Teneriffa (1 x 90 s Belichtung)
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3 CCD-Aufnahme (CV) von M 101 mit SN 2023ixf am 8,3-Zoll-
Newton vom 25.05.2023. Die Supernova hat mit 11 mag ihre Maximalhelligkeit erreicht. (10 x 60 s Belichtung)
Veränderliche
4 90-Tage-Licht-
kurve von SN 2011fe, aufgetragen ist die visuelle Helligkeit in Größenklassen über die Zeit (Beschreibung siehe Text).
5 90-Tage-Licht-
kurve von SN 2023ixf, aufgetragen ist die visuelle Helligkeit in Größenklassen über die Zeit (Beschreibung siehe Text).
auf 14,2 mag (14.08.). Danach setzte sich der kontinuierliche langsame Abstieg fort. Hier konnte ich vom 20.05.2023 bis zum 22.08.2023 insgesamt 52 Beobachtungen erzielen, die in die hier abgebildete 90-TageLichtkurve einflossen (Abb. 5).
Die Lichtkurven Zum besseren Vergleich habe ich meine Beobachtungen für beide Supernovae in einer bis jeweils etwa 90 Tage nach dem Maximum reichenden Lichtkurve erstellt.
Deutlich sind die Unterschiede der zwei verschiedenen Typen erkennbar.
Bei SN 2011fe ist nach dem Maximum der zunächst steile und dann flacher werdende Abstieg, wie er für Typ-Ia-Supernovae typisch ist, erkennbar. In den 90 Tagen fiel die Helligkeit um 4 Größenklassen ab.
Bei der Supernova SN 2023ixf ist nach dem breiten Maximum ein zunächst flacher kontinuierlicher Abstieg und dann der be-
schriebene Helligkeitseinbruch Anfang August dokumentiert. Die Helligkeit fiel bei SN 2023ixf im 90-Tage-Überwachungszeitraum um etwa 3,5 Größenklassen ab.
Ob die um eine Größenklasse schwächere Maximumshelligkeit von SN 2023ixf real ist, bleibt etwas unklar, denn es kann sich einfach nur um eine etwas größere Abschwächung (Extinktion) durch Staub in der benachbarten HII-Region (NGC 5461) handeln.
Literatur- und Internethinweise (Stand: 20. Oktober 2023):
[1]
[3b]
[1] The Open University: www.telescope.org
[2] American Association of Variable Star Observers: www.aavso.org
[3] D.Y. Tsvetkov et al., 2013: ,,Optical observations of SN 2011fe", Contrib. Astron. Obs.
[2]
[4]
Skalnate Pleso 43, p. 94-108, https://ui.adsabs.harvard.edu/abs/2013CoSka..43...94T/
abstract oder http://arxiv.org/abs/1311.3484
[4] M. Soraisam et. al., 2023: "The SN 2023ixf Progenitor in M101: I. Infrared Variability", [3a] arXiv:2306.10783v1; https://arxiv.org/abs/2306.10783
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VdS-Nachrichten
Bericht aus dem Vorstand
von Astrid Gallus
An dieser Stelle berichtet der Vorstand der Vereinigung der Sternfreunde e.V. über seine Arbeit der letzten drei Monate.
Nun ist es erst ein paar Monate her, dass sich die Mitgliederversammlung in Bremen getroffen und einen neuen Vorsitzenden gewählt hat. Ich plaudere hier gern aus dem Nähkästchen, wenn ich verrate, dass der Vorstand als ein inzwischen gut geöltes und lange eingearbeitetes Team dem neuen Vorsitzenden Uwe Pilz einen recht angenehmen Start bereitet hat.
Webseite der VdS Eine Überraschung gab es dennoch, die nahte jedoch aus anderer, vollkommen unerwarteter Richtung: Die VdS-Webseite www.sternfreunde.de wurde zu neuem Leben erweckt! Mit einem Mal erscheinen dort ständig aktuelle Beobachtungstipps, inklusive Aufsuchkarten, hilfreichen Ratschlägen und allem Drum und Dran. Unsere Webseite ist viel astronomischer geworden und präsentiert sich dadurch ein ganzes Stück lebendiger. Die Highlights des aktuellen Himmelsgeschehens finden jetzt auf der ersten Seite unserer Webseite statt. Und das macht in wahrhafter Eigenregie unser neuer Vorsitzender Uwe Pilz. Er hat mich dazu gebracht, täglich neugierig auf unsere Webseite zu gehen, um zu sehen, was am Sternenhimmel passiert. Tun Sie's auch, liebe Leserinnen und Leser! Es lohnt sich und Sie gewöhnen sich gern daran. Die VdS bringt Ihnen den Sternenhimmel direkt ins Haus.
Beitragsrechnungen 2024 In die Beitragsrechnungen für 2024 hat sich ein Fehler eingeschlichen: Die AboPreise für SuW haben sich erhöht, wie in Journal 88 auf Seite 4 nachzulesen ist. Leider fand sich diese Erhöhung nicht auf den Rechnungen wieder. Sofern keine Einzugsermächtigung erteilt ist, bitten wir um
Berücksichtigung respektive um Nachzahlung durch Überweisung. Danke für Ihr Verständnis!
Umzug der Geschäftsstelle Am 09.03.2024 zog unsere Geschäftsstelle nach vielen langen Jahren in Heppenheim ins benachbarte 64625 Bensheim, Darmstädter Straße 57, um. Grund hierfür war eine deutliche Mieterpreishöhung, die der Vorstand nicht bereit war zu tragen. Das außerdem in den letzten Jahren erlebte ,,Mietersterben" in der Anlage, sichtbar durch immer mehr leerstehende Geschäftsräume in der Passage, begünstigte die Entscheidung, neue Räume für unsere Geschäftsstelle zu finden. Die VdS ist nun im Obergeschoß einer Gründerzeitvilla zu günstigeren Konditionen untergekommen. Die neuen Kontaktdaten finden Sie auf Seite 120 im Impressum.
Einsteigerbuch der VdS Im vorherigen Bericht aus dem Vorstand erwähnte ich u.a. das Einsteigerbuch der VdS ,,Astronomie - Ihr neues Hobby" und stellte es als das erste Buch der VdS vor. Das war nicht ganz korrekt, wie Peter Völker mir schrieb. Denn im Jahr 1982 erschien in 1. Auflage das ,,Handbuch für Sonnenbeobachter" und 1989 auch die zweite Auflage als eine Veröffentlichung der Vereinigung der Sternfreunde. Die Autoren waren Klaus Reinsch, Rainer Beck, Heinz Hilbrecht und Peter Völker. Danach wurde das Buch bei ,,Sterne und Weltraum" unter dem Titel ,,Die Sonne beobachten" herausgebracht. Auch in den USA ist es als ,,Solar Astronomy Handbook" erhältlich.
Also: Ehre, wem Ehre gebührt - das Einsteigerbuch ist das zweite Buch, welches die VdS herausgegeben hat. Für Mitglieder ist es zum Vorzugspreis zu erwerben und für Mitgliedssternwarten gibt es ab größeren Bestellmengen weitere Preisreduktionen.
VdS-Teleskop in Namibia Das VdS-Teleskop auf der Hakos-Farm in Namibia wurde letztes Jahr in den Osterferien in Betrieb genommen. In der VdSFachgruppe Remote-Sternwarten kann sich jedes VdS-Mitglied informieren und teilnehmen. Vereine und Sternwarten, die Mitglied bei der VdS sind, können sich melden und nach Beobachtungszeiten fragen: Remote-Sternwarten - VdS-Fachgruppe (sternfreunde.de)
Sie sehen, bei uns ist immer viel los! Es grüßt Sie bis zum nächsten Mal Ihre VdS
100 | Journal für Astronomie Nr. 89
VdS-Nachrichten
Spenden an die Vereinigung der Sternfreunde e.V.
von Dr. Andreas Klug, VdS-Schatzmeister
Mitgl.-Nr.
13921 21333 16578 13448 17119 20626 12265 17898 12469 20109
17994 12075 20014 17034 12980
Name
Stephan Kuppers Peter Gärtner Udo Gahner Gunther Stuck Markus Thiel Frank Hahner Kurt und Erika Decker Rolf und Maria Spindler Wolfgang und Maria Gösser Prof. Dr. Martin und Gertrud Wenzel
Werner Henze Thomas Kessler Dieter Sterkel Günther Ditsche Hambsch-Zieger Franz-Josef und Heidi
Mitgl.-Nr.
18175 12451 12178 16005 20067 20289
16245 21727
20037 20308 18432 13211
Name
Thomas Reim Wolfgang Quester Dr. Wolfgang Ober Gunther Helmut Wenke Hansjoerg Walchili Decoit GmbH - Website FG Planeten
Hans-Peter Klie Gunther Zidorn Rene Volker Benedict Purwin Ing. Andreas Tazreiter Carl Josef Kaeser Marco Levenhagen Matthias-Ernst Braun HR R. Kleppinger Peter Hosters Gunter Zidorn
Mitgl.-Nr.
18264 15943 20424 14604 11998 20072
20468
Name
Bernd Christensen H. G. J. Rutten Karl-Heinz Kower Dr. Axel Michalides Peter Jonscher Gunnar Glitscher Benna, Gerard Dr. Stephan Fedtke - System Software
Rainer Ritter
Wir begrüßen neue Mitglieder
Mitgl.-Nr.
21866 21867 21868 21869 21870 21871 21872 21873 21874 21875 21876 21877 21878 21879 21880 21881 21882 21883 21884 21885 21886 21887
Name
Dirk Schallock Christian Trefflich Stefan Künkel Friedrich Braumann Götz Bramsemann Verein Sternwarte Trier e.V. Christian Loenhoff Matthias Schröder Andre Reichert Clemens Ogiolda Robert Schilling Erich Iwanoff Rainer Hoffmann Klaus Henning Henrik Bergmann Christoph Samsen Guido Fuhrmann Stefan Vrana Ruben Gerhard Hans J. Reichmann Linda Bender Peter Seizinger
Mitgl.-Nr.
21888 21889 21890 21891 21892 21893 21894 21895 21896 21897 21898 21899 21900 21901 21902 21903 21904 21905
21906 21907 21908
Name
Michael Lucht Wolfgang Seitinger Florian Weinz Christoph Hahn Bernhard Schaefer Rolf Stinner Jörn Bernhard Kevin Wotzlaw Sebastian Ziewer-Arndts Horst Pfeiffer Michael Johne Gunter Damian Peter Nielsen Thomas Krenz Roman Rogoszynski Daniel de Wildt Mila Tillmann Astrofreunde - Oben an der Volme
Felix Schäfer Boris Briehl Basilio Noris
Mitgl.-Nr.
21909 21910 21911 21912 21913 21914 21915 21916 21917 21918 21919 21920 21921 21922 21923 21924 21925 21926 21927 21928
Name
Rene Hensel Achim Conradi Nils Kopal Klaus Frische Christian Sinn Thomas Gommlich Andreas Schumann Andreas Krieb Oliver Köppen Sebastian Müller Gerd Kohler Armin Stephan Müller Franz Zitzelsberger Lea Frey Bernhard Bloemer Karl Josef Lange Jens Hennig Alexandra Lapper Lothar Leuther Reinhold Graf
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VdS-Nachrichten
Jubiläen 2024
Der Vorstand der Vereinigung der Sternfreunde e. V. gratuliert
Mitgl.-Nr. Name
70-jähriges Jubiläum 10228 Astronomischer Verein
Dortmund e.V.
10251 Olbers-Gesellschaft e.V. 10270 Wolfgang Sorgenfrey
60-jähriges Jubiläum 11179 Klaus Freiburg 11185 Gerd Weigelt 11207 Karl-Friedrich Ebert 11239 Herbert Kuhl
50-jähriges Jubiläum
12264 12265 12266 12267 12269 12273 12276 12278 12282
Rudolf Dittrich Kurt Decker Richard Pragner Matthias Rauls Rasmus Ross Dietmar Staps Winfried Lichtscheidel Martin Weigele Arbeitsgemeinschaft Volkssternwarte Hagen e. V.
12300 12326
Ralph Sommer
Vereinigung der Sternfreunde Menden e.V.
12342 Walter-Hohmann-Sternwarte Essen e.V.
12348 12351 12352 12354 12356 12362 12367 12384 12393 12405 12378
Horst Gers Freiherr-vom-Stein-Schule Florian Banhart Klaus Bächele Michael Möller Thomas Eickhoff Günter Grampp Peter Riepe Josef Loserth Andreas Schuster Volkssternwarte Ennepetal e.V.
40-jähriges Jubiläum 13533 Ulrich Bendel 13535 Heinrich Pohlabeln
Mitgl.-Nr. Name
13536 Roland Schneider 13543 Sighard Schräbler 13546 Wolfgang Wildmann 13548 Reinhard Braden 13549 Bernd Scheffold 13554 Ulrich Lotzmann 13559 Ursula Appeltauer 13563 Peter Köster 13564 Markus Schütt 13571 Peter Völker 13575 Thomas Elfers 13577 Volkmar Koch 13584 Gerhard Schwaab 13587 Josef Laufer 13589 Michael Beck 13594 Udo Köster 13596 Jürgen Vogel 13601 Michael Mushardt 13602 Florian Kerber 13603 Gunter Dorsch 13609 Georg Berchtold 13613 Thomas Ehehalt 13616 Mathias Göken 13632 Jürgen Frank 13639 Michael Grevelhörster 13640 Wolfgang Vieser 13624 Helmut Sedlatschek 13634 Walter Münker 13635 Gudrun Wolfschmidt
30-jähriges Jubiläum 15668 Dennis Baum 15684 Ansgar Heuser 15686 Christian Kuhn 15687 Marco Rogozia 15695 Heiko Siebert 15704 Heiner Roclawski 15706 Klaus Mendte 15709 Andreas Ulrich 15712 Gerd Ramme 15714 Ekkehard Domning 15716 Gerhard Franke 15722 Herbert Golawski
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Mitgl.-Nr. Name
15725 Michael Stölken 15726 Gerhard Frenck 15727 Heinz Oostendorp 15731 Johannes Koppenhöfer 15734 Gerhard Miedaner 15735 Knut Berg 15740 Markus Weber 15744 Reinhold Schoon 15750 Igor Hirsch 15752 Jens Kandler 15741 Peter Wüst 15743 Thomas Grau 15753 Alfred Dufter 15754 Jürgen Breitung 15771 H. A. Kurzhals 15774 Achim Lederle 15776 Bernhard Nagel 15780 Diether Weigand 15785 Günther Eder 15786 Peter Stinner 15788 Rainer Böhnert 15800 Robert-Mayer-Volkssternwarte e.V. 15803 Volker Tödt 15801 Albert Baumgartner-Murr 15808 Peter F. Hesse 15809 Andreas Junk 15810 Hans-Ullrich Heller 15821 Richard Süverkrüp 15827 Otto Rathausky 15829 Benedikt Köster 15834 Uwe Gerdts 15835 Horst Huhmann 15837 Michael Koch 15841 Thorsten Lange 15845 Konrad Pfaffenberger 15847 Jürgen Naser 15852 Ekkehart Hirsch 15854 Ralf Ulrichs 15857 Bernd Will 15864 Anton Josef Mayer 15875 Wolfgang Rothe 15876 Maximilian Ratzer
VdS-Nachrichten
Mitgl.-Nr. Name
20-jähriges Jubiläum
13860 18580 18591 18598 18601 18606 18609 18611
Gerhard Rank Christof Schurr Christian Brinkmöller Christian Münter Heinz Schroer Stefan Ries Otmar Hofbeck Astronomische Vereinigung Tübingen
18616 18618 18623 18626 18628 18630 18632 18634 18636 18637 18638 18643 18644 18647 18650 18655 18658 18671 18684 18708 18712 18719 18738 18641 18654 18661 18667 18682 18700 18701 18702 18703 18705
Klaus Sperling Jürgen Schmidt Lars Wiefel Arnd Ridder Steffen Veidt Joachim Keller Steven Müller Jürgen Stümpfl Günther Spohr Melanie Gola Evelyn Petkow Alexander Boos Martin Otte Gerhard Fingerhuth Dieter Eckert Horst Gonska Klaus Rohe Dieter Woellner Wolfgang Dzieran Friedhelm Mühlsiepen Andreas Kirschner Rainer Zierlein Johannes Jäger Frank Bewermeyer Bernhard Lebeda Uwe Klünder Roland Bähr Matthias Juchert Axel Mellinger Asta Cramer Amal Lotfi Kurt Schwender Michael Luy
Mitgl.-Nr. Name
18706 Friedhelm Künzel 18710 Huub Jacobs 18713 Lothar Gussning 18716 Volker Windte 18724 Lothar Zeyer 18728 Stephan Küppers 18757 Heinz Kotzlowski 18693 Manfred Simon 18696 Eva Ponick 18715 Gerd Huissel 18732 Monika Sprandel 18733 Gerald Stegemann 18736 Gerhard Schneid 18740 Ullrich Dittler 18745 Jürgen Wunner 18754 Jürgen Matyschok 18756 Dominik Berger 18758 Axel Zerinius 18760 Thorsten Grebe 18764 Thomas Veldhoen 18765 Michael Kretschmer 18766 Clemens Schmidt 18781 Stefan Huskamp 18785 Jürgen Prahl 18795 Guido Wollenhaupt 18796 Manfred Schneider 18799 Claus Wagner 18769 Manfred Wolf 18787 Wolfgang Friederichs 18788 Christian Lelonek 18790 Fritz Koring 18794 Erik Wischnewski 18798 Claus Geldner 18801 Ulrich Dickmann 18803 Claus Winkelmann 18804 Klaus-Peter Daub 18806 Andreas-Gerhard Maul 18813 Alexander Scheid 18814 Reiner Guse 18815 Edmund Goetz 18816 Reinhard Dieterich 18820 German Schmalzl 18821 Sonja Muck
Mitgl.-Nr. Name
18823 Werner Schmidt 18824 Andreas Stadlmair 18825 Matthias Böhringer 18833 Jürgen Borowka 18834 Thomas Forster 18847 Rüdiger Maaß
Journal für Astronomie Nr. 89 | 103
VdS vor Ort / Tagungsberichte
Astronomietag 2023
Partielle Mondfinsternis fiel ins Wasser - trotzdem eine runde Veranstaltung
von Florian Köhler
Die partielle Mondfinsternis am 28. Oktober war sicherlich der Höhepunkt des Astronomietags 2023 - bzw. wäre es gewesen, wenn nicht alle Wetterdienste für Schweinfurt und Umgebung eine totale Bedeckung und zeitweisen Regen gemeldet hätten. Was tun, wenn sich etwa 25 Kinder plus einige Eltern verbindlich zum entsprechenden ,,Kids & Teens Programm" [1] angemeldet haben? Ausfallen lassen? Keinesfalls!
Zugegeben, einige Gedanken haben wir uns im Vorfeld schon gemacht, mit welchem Programm wir für unsere Besucher aufwarten und dazu über die Enttäuschung wegen des unsäglichen Wetters hinwegtrösten können. Es waren auch immerhin drei Stunden angemessen zu füllen. Meinem Mitstreiter Michael Sessler [2] und mir wurde schnell klar, dass wir nur mit einem abwechslungsreichen Abend die Besucher für uns gewinnen können.
1 Teleskop der Sternwarte Schweinfurt, Bild: Florian Köhler
Wir überlegten uns insgesamt sechs Stationen, die die Gäste im etwa halbstündlichen Turnus durchlaufen sollten. Dazu wurden unsere Gäste in zwei Gruppen aufgeteilt und diese beiden Gruppen wechselten im Laufe des Abends mehrfach zwischen uns hin und her. Im ersten Themenblock zeigte Michael die Sternwarte mit unserem 30-cm-RC-Teleskop, der Fornax-Montierung und dem Begleitfernrohr und erklärte die Funktionsweise einer Sternwarte (Abb. 1). Parallel dazu habe ich im Klassenzimmer mit Tischplanetarium, Computer-Animation und der ein oder anderen Skizze an der Tafel erläutert, wie eine Mondfinsternis zustande kommt, was es mit dem ,,Blutmond" und dem ,,Blauen Mond" auf sich hat und wieso hin und wieder auch ein ,,Supermond" durch die Medienlandschaft geistert.
2 Thematisierung der Lichtverschmutzung, Bild: Florian Köhler
104 | Journal für Astronomie Nr. 89
VdS vor Ort / Tagungsberichte
Im zweiten Block thematisierte Michael die Lichtverschmutzung mit all ihren negativen Folgen für Mensch und Umwelt und zeigte auf, wie Beleuchtung sparsam und sinnvoll eingesetzt werden kann. Rückblickend auf sein mehrjähriges Engagement für einen dunkleren Nachthimmel berichtete er, wie schwierig es ist, Betriebe und Kommunen dazu zu bewegen, auf bessere Lichtquellen umzusteigen oder unnötiges Licht ganz abzuschalten (Abb. 2). Zeitgleich konnte ich, lediglich ein Klassenzimmer weiter, den Besuchern etwas über die Entstehung des Mondes näherbringen und auf die verschiedenen Oberflächenstrukturen eingehen. Dazu hatte ich auch eine Schüssel mit Mehl dabei, und die Kinder konnten mit Glasmurmeln Einschläge simulieren. Danach verglichen wir unser Experiment mit Aufnahmen von der Mondoberfläche (Abb. 3).
3 Mondkrater im ,,Mehlmodell", Bild: Florian Köhler
Die Zeit war bereits fortgeschritten - eigentlich wäre jetzt der Höhepunkt der partiellen Finsternis - und so machten sich die Kinder auf zu den letzten beiden Stationen. Michael ließ seine Gruppe am Schulteleskop hantieren und die Kinder durften versuchen, selbst mal ein (irdisches) Objekt einzustellen (Leuchtreklamen gibt es in Schweinfurt genug). Im Erdgeschoss hatte ich die Einzelteile meines Dobson-Teleskops liegen, die die Kinder alleine (unter Aufsicht) zum funktionsfähigen Gerät zusammenbauen sollten. Beide Gruppen haben auch diese Aufgaben sehr gut gemeistert und hatten viel Spaß dabei. Insbesondere die Beobachtung eines Plakats, mit dem Dobson den langen Korridor entlang, führte zu viel Gelächter, zumal im Okular immer wieder mal ein Kindergesicht mit fröhlicher Grimasse auftauchte.
ten, auch ohne einen Blick auf die Mondfinsternis, eine tolle Zeit verbracht. Alle Besucher haben neue Erkenntnisse gewonnen, die Kinder waren engagiert bei allen Stationen dabei, und als Feedback wurde uns mitgeteilt, wie interessant und kurzweilig der Abend doch gewesen sei. Wir freuen uns auf die nächste Veranstaltung, mit oder ohne klaren Himmel und auf unser interessiertes Publikum.
Internethinweise (Stand 29.10.2023): [1] Jugendprogramm Stadt Schweinfurt: www.schweinfurt.de/
leben-freizeit/jugend-familie/ferien--freizeit/5104.KIDSTEENS.html [2] Paten der Nacht: www.paten-der-nacht.de/michaelsessler/
Das Wetter hatte während der dreistündigen Veranstaltung kein Einsehen mit uns und dennoch haben wir mit unseren Gäs-
Journal für Astronomie Nr. 89 | 105
Zum Nachdenken
Was Sternfreunde über geistiges Eigentum und Schutzrechte wissen sollten
von Patrick Fopp
Sicherlich ist schon vielen von uns bei unserem schönen Hobby, vielleicht beim Basteln am Fernrohr oder an der Montierung, bei Tüfteleien an Kameras, beim Selberschleifen der Optik oder beim Bau der eigenen Sternwarte schon mal eine Idee gekommen, wie man dieses oder jenes ,,technische Ärgernis" wohl besser umsetzen könnte. Aber auch sonst im Alltag ist keiner von uns vor solch ,,zündenden" Ideen gefeit. Wer sie hat, sollte auch über die vielfältigen Schutzmöglichkeiten im Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes und die jeweils daran geknüpften Voraussetzungen informiert sein.
Was ist eine Erfindung? Im deutschen Patentgesetz (PatG) findet sich keine Legaldefinition dazu, was eine ,,Erfindung" ist. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat sich schon in den 1960er Jahren in der Entscheidung ,,Rote Taube" (Az. X ZB 15/67, 1967) um eine Definition bemüht, derzufolge es sich bei einer Erfindung um eine ,,Lehre zum planmäßigen Handeln unter Einsatz beherrschbarer Naturkräfte zur Erreichung eines kausal übersehbaren Erfolges" handelt. Planmäßig in diesem Sinne ist eine Handlung dann, wenn sie wiederholbar ist und gewissen naturgesetzlichen Regelmäßigkeiten unterliegt. In der Patentschrift muss die Erfindung derart beschrieben sein, dass ein Durchschnittsfachmann sie nacharbeiten und ausführen kann. Zum Anmeldezeitpunkt muss also eine ,,fertige" Erfindung vorliegen. Eine restlose vollständige wissenschaftliche Erklärung der Funktionsweise wird hingegen nicht gefordert.
In den $$ 1 und 2 PatG wird aufgeführt, was nicht als Erfindung angesehen wird und für welche Erfindungen nach deutschem Recht keine Patente erteilt werden.
Ingenieure und Wissenschaftler müssen hier die Abgrenzung der Erfindung zur bloßen Entdeckung bedenken. Auch sind zum Beispiel wissenschaftliche Theorien und mathematische Methoden, Pläne, Regeln und Verfahren für gedankliche Tätigkeiten und reine Computerprogramme als solche keine Erfindungen im Sinne des Patentgesetzes. Wird allerdings ein technisches Problem mit technischen Mitteln gelöst, beispielsweise unter Einsatz eines Compu-
ters, so unterliegt eine solche Vorrichtung nicht dem Patentierungshindernis ($ 1 Abs. 4 PatG).Landwirte und Züchter sollten beachten, dass keine Patente auf Pflanzensorten und Tierrassen sowie rein biologische Züchtungsverfahren erteilt werden. Neu gezüchtete Pflanzensorten können hingegen nach dem Sortenschutzgesetz (SortSchG) geschützt werden.
Für Mediziner sei angemerkt, dass Verfahren zur chirurgischen oder therapeutischen Behandlung des menschlichen oder tierischen Körpers und Diagnoseverfahren, die am menschlichen oder tierischen Körper vorgenommen werden, nicht patentierbar sind. Im Gegensatz dazu kann aber sehr wohl ein Patent auf ein medizinisches Gerät, das in einem solchen Verfahren eingesetzt wird, erteilt werden. Weiterhin werden Patente nicht erteilt für Erfindungen, deren gewerbliche Verwertung gegen die öffentliche Ordnung oder die guten Sitten verstoßen würde, wie beispielsweise Verfahren zum Klonen menschlicher Lebewesen, die Verwendung menschlicher Embryonen zu industriellen oder kommerziellen Zwecken und Verfahren zur Veränderung der genetischen Identität von Tieren, die ohne wesentlichen Nutzen Leiden dieser Tiere verursachen.
Was ist der Sinn eines Patents? Eine Erfindung ist nur patentwürdig, sofern sie die Gewährung eines Ausschließlichkeitsrechts rechtfertigt. Dazu sind die Interessen des Erfinders an einer ausschließlichen Nutzung seines Leistungsergebnisses gegenüber dem Interesse der Allgemeinheit
an einer freien Nutzung der Technik abzuwägen. Das Patent kommt dem Erfinder für seine besondere technische Leistung zugute. Es dient sowohl als Anerkennung für die Erfindung und die Bereicherung des technischen Wissens der Allgemeinheit als auch zum Ansporn für weitere technische Leistungen. Mit der Offenlegung seines Wissens bereichert der Erfinder aber nicht nur den technischen Fortschritt, sondern die Allgemeinheit hat gleichzeitig auch Zugriff auf die Erfindung und kann dadurch alternative Lösungen entwickeln. Für diese Förderung des technischen, wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts gewährt der Staat dem Anmelder durch Erteilung eines Patents für eine bestimmte Zeit das ausschließliche Recht, die Erfindung wirtschaftlich zu verwerten.
Anders als häufig geglaubt wird, berechtigt ein erteiltes Patent dessen Inhaber nicht zur Nutzung seiner in der Patentschrift niedergeschriebenen Erfindung im Sinne einer Zulassung. Mit einem erteilten Patent hat der Patentinhaber ein staatlich verbrieftes Ausschließlichkeitsrecht mit Monopolwirkung inne, mit dem er andere für eine begrenzte Zeitdauer von maximal 20 Jahren ab dem Anmeldetag, wenn nötig auch auf gerichtlichem Wege, von der gewerblichen Nutzung seiner Erfindung ausschließen kann. Er kann über seine Erfindung allein verfügen oder anderen Lizenzen an der Nutzung seiner Erfindung einräumen. Das dadurch mögliche exklusive Angebot seines Produktes am Markt garantiert zwar nicht automatisch einen wirtschaftlichen Erfolg, soll dem Patentinhaber aber zumindest die Amortisation geleisteter Investitionen, zum Beispiel in Forschung und Entwicklung, erleichtern.
Wie bekommt man ein Patent? Bei einem deutschen Patent handelt es sich um ein Schutzrecht, das für eine technische Erfindung vom DPMA geprüft und bei Vorliegen aller notwendigen Voraus-
106 | Journal für Astronomie Nr. 89
Zum Nachdenken
setzungen nach dem deutschen Patentgesetz erteilt wird. Voraussetzung für die Erteilung zum Patent ist zunächst, dass die Erfindung neu ist, das heißt sie darf nicht bereits identisch offenbart worden sein. In einem nächsten Prüfungsschritt muss die Erfindung auf einer erfinderischen Tätigkeit beruhen. Dies bedeutet, dass sie sich hinreichend erfinderisch vom bereits bekannten Stand der Technik abheben muss. Eine weitere Voraussetzung für die Patenterteilung ist die gewerbliche Anwendbarkeit der Erfindung ($ 1 PatG).
Gemäß $ 3 Abs. 1 PatG gilt eine Erfindung als neu, wenn sie an dem für den Zeitrang der Anmeldung maßgeblichen Tag nicht zum Stand der Technik gehört. Der ,,für den Zeitrang der Anmeldung maßgebliche Tag" kann der Anmeldetag der Patentanmeldung sein. Zum ,,Stand der Technik" zählen alle Kenntnisse, die durch schriftliche oder mündliche Beschreibung, durch Benutzung oder in sonstiger Weise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden sind. Da jegliche Vorveröffentlichung neuheitsschädlich ist, muss sorgfältig darauf geachtet werden, dass keine für die Erfindung relevanten Informationen etwa durch Veröffentlichungen zum Beispiel in Zeitschriften und im Internet oder auch nur durch mündliches Kundtun auf Vortragsveranstaltungen etc. zu früh öffentlich zugänglich gemacht werden. Hinsichtlich der Beurteilung, ob eine Erfindung bereits veröffentlicht ist, ist dabei nicht die Einschätzung des Erfinders oder des Anmelders maßgeblich. Es reicht bereits aus, wenn bei objektiver Betrachtung eine Person irgendwie, irgendwo und irgendwann Zugang zu der Erfindung erhalten konnte. Aus diesen Gründen sollte eine ,,fertige" Erfindung schnellstmöglich angemeldet werden, um mit Hinterlegung der Patentanmeldung den Anmeldetag zu sichern und somit den für die Anmeldung relevanten Stand der Technik ,,einzufrieren". Gemäß $ 4 PatG beruht eine Erfindung auf einer erfinderischen Tätigkeit, wenn sie sich für den Durchschnittsfachmann nicht in naheliegender Weise aus dem Stand der Technik ergibt. Ausgangspunkt ist auch
hier wieder der Stand der Technik. Sofern die Erfindung auch mit dem Wissen eines Durchschnittsfachmanns hätte erreicht werden können, war die Erfindung naheliegend und es bedurfte somit keiner erfinderischen Tätigkeit. Diese Beurteilung erfinderischer Tätigkeit ist in der Praxis mitunter nicht einfach. Daher sind auch zu dieser Patentierungsvoraussetzung von der Rechtsprechung Kriterien entwickelt worden, anhand derer die erfinderische Tätigkeit beurteilt werden kann. Demnach ist von einer erfinderischen Tätigkeit auszugehen, wenn - das Problem bereits seit Längerem in der
Fachwelt bekannt war und einer Lösung bedurfte, - durch die Erfindung eine technische Fehlinterpretation ausgeräumt oder korrigiert worden ist, - der Erfindung ein bisher unerkanntes Überraschungsmoment innewohnt oder durch sie ein besonderer Vorteil erreicht wird. Gewerblich anwendbar im Sinne des $ 5 Abs. 1 PatG ist eine Erfindung dann, wenn sie auf irgendeinem gewerblichen Gebiet einschließlich der Landwirtschaft hergestellt oder benutzt werden kann. Was in diesem Zusammenhang unter Gewerbe zu verstehen ist, ergibt sich aus der einschlägigen Definition im Handelsrecht. Danach ist ein Gewerbe ,,jede äußerlich erkennbare, planmäßige, auf Dauer angelegte, erlaubte, selbständige und auf Gewinnerzielung gerichtete Tätigkeit mit Ausnahme der freien Berufe". Als Urproduktion untersteht dabei auch die Landwirtschaft dieser Definition. Die Beurteilung, ob eine Erfindung die Voraussetzung der gewerblichen Anwendbarkeit erfüllt, ist jedoch meist unkritisch. Sie fällt lediglich in den Fällen negativ aus, in denen sich Erfindungen ausschließlich auf ihre theoretische Bedeutung erstrecken und aus diesem Grund im Gewerbebetrieb praktisch unter keinen Umständen angewendet werden können.
Welche weiteren Schutzrechte gibt es noch? Neben dem Patentschutz sind auch der Gebrauchsmusterschutz, der Designschutz, der
Sortenschutz sowie der Markenschutz zum Schutz des geistigen Eigentums wichtig.
Im Markengesetz (MarkenG) ist der Schutz einer Marke geregelt. Eine Marke dient grundsätzlich der Kennzeichnung von Waren und/oder Dienstleistungen eines Unternehmens. Als Marke schutzfähig sind alle Zeichen, die geeignet sind, Waren und/ oder Dienstleistungen eines Unternehmens von denjenigen anderer Unternehmen zu unterscheiden. Das können beispielsweise Wörter, Abbildungen, Buchstaben und Zahlen, aber auch Klänge, dreidimensionale Gestaltungen, Farben, Hologramme und Multimediazeichen sein. Damit eine Marke eintragungsfähig ist, muss sie für die beanspruchten Waren und/oder Dienstleistungen Unterscheidungskraft besitzen und sie darf nicht ausschließlich aus für die allgemeine Benutzung freihaltebedürftigen Zeichen oder Angaben bestehen. Nach erfolgter Prüfung der Schutzfähigkeit durch das DPMA wird die Marke in das Markenregister eingetragen. Inhaber älterer identischer oder ähnlicher Marken können gegen diese Neueintragung Widerspruch einlegen. Zu beachten ist, dass die Marke innerhalb der ersten fünf Jahre nach Anmeldung für diese beanspruchten Waren und/oder Dienstleistungen auch benutzt werden muss. Andernfalls kann sie auf Antrag von Dritten aus dem Markenregister gelöscht werden. Die Marke ist das einzige gewerbliche Schutzrecht, das unbegrenzt verlängert werden kann.
Beim Europäischen Amt für geistiges Eigentum (EUIPO) in Alicante, Spanien, kann eine Unionsmarke angemeldet werden, die entsprechenden Schutz auf dem gesamten Gebiet der europäischen Union bietet. Weiterhin besteht die Möglichkeit, eine Basismarke, zum Beispiel eine deutsche Marke, international registrieren zu lassen und so Markenschutz in weiteren Ländern der Welt zu erlangen.
Bei Fragen bitte ich um Kontaktaufnahme: info@teutopatent.de
Journal für Astronomie Nr. 89 | 107
Zum Nachdenken
,,Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?"
- Oder: Haben wir keine Augen mehr im Kopf?
von Gerhard Herzog
Ab und zu, wenn ich unser ,,Journal" studiere oder im Internet zu astronomischen Themen unterwegs bin, kann ich mich eines - in der heutigen Zeit wohl eher ketzerischen - Gedankens nicht erwehren: ,,Wissen diese Leute eigentlich noch, wo sie unterwegs sind am Himmel?" Ich stellte vor einiger Zeit - anlässlich eines Vortrages - einer Amateurastronomin die Frage, wo sich der von ihr entdeckte Nebelfleck denn befinde. ,,Irgendwo süd- bis südwestlich des Orion, aber ich kenne mich da nicht so genau aus", lautete sinngemäß die mir erteilte Antwort. Und da musste ich unwillkürlich an den deutschen Dramatiker Berthold Brecht und seine ,,Fragen eines lesenden Arbeiters" (entstanden ca. 1935) denken: ,,Caesar schlug die Gallier, hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?"
Ich kann mich, bei aller gebührenden Hochachtung vor der Leistung, die von vielen, auch sehr jungen Amateuren erbracht wird, des Gedankens nicht erwehren, dass diese Sternfreunde gar nicht mehr wissen, was sie tun. Haben sie sich je die Zeit genommen, einmal den Sternenhimmel mit bloßem Auge zu studieren? Einfach nur ,,Sehen", mit dem - kybernetisch gesprochen - natürlichsten Empfangsorgan, das dem Menschen ermöglicht, ins Weltall vorzudringen. Und sagen wir es einmal frei heraus: Ist es nicht absolut staunenswert, was die Menschen (man denke einmal an Tycho Brahe und seinen Adlatus Johannes Kepler) allein aufgrund sehr exakter Messungen nur durch ,,Freiaugen-Beobachtungen" erkennen konnten?
Ich breche hier bewusst eine Lanze für eine - meiner Meinung nach - offenbar fast ausgestorbene Tugend. Machen wir uns doch einmal wieder klar, was beispielsweise unser Vater angerichtet hat mit dem Satz: ,,Schau` mal da rüber, der rötliche, das ist Arktur!" Ist es denn nicht wirklich stau-
1 Der untere Teil des Sternbildes Orion mit dem bekannten Nebel, aufgenommen
mit einer Canon EOS 1200D
nenswert, was uns allein unser Auge schon zu bieten hat? Wechselnde Einstellung der Lichtaufnahme (Pupillengröße), Verschiebung der spektralen Empfindlichkeit zwischen Tag- und Nachtbeobachtungen, die Tatsache, dass ein vollständig dunkeladaptiertes Auge eine nahezu 500.000-fach höhere Lichtempfindlichkeit als am Tage aufweist. Und die Realität heute: ,,Irgendwo süd- bis südwestlich des Orion" (s. o.). Technisch ist natürlich heute eine fast unerschöpfliche Palette an Beobachtungsmöglichkeiten gegeben. Aber - ich bitte um Verzeihung -, wo bleibt die ,,Faszination Sternenhimmel"?
Vor einiger Zeit erlebte ich eine Szene, die vielleicht klar macht, um was es mir mit dieser kleinen Notiz geht. In einem Lokal, natürlich fernab jeglichen Teleskopes, kam ich mit zwei mir flüchtig bekannten Frauen mittleren Alters ins Gespräch. Beiläufig zeigte ich ihnen auf meinem - inzwischen eher altertümlich anmutenden - Handy ein
Astrofoto, das bei einer ca. doppelten bis dreifachen Brennweite des menschlichen Auges entstanden war (eine unbearbeitete Einzelaufnahme!). ,,Erstaunlich", lautete die Reaktion der beiden. Und eh` ich dachte, durfte ich nahezu eine Stunde lang über den Sternenhimmel und meine diesbezügliche Faszination berichten.
Ich denke, es ist klar, worauf ich hinauswill. Ein ,,Staunender" kann Staunen erwecken, selbst ohne technische Hilfsmittel. Dies allerdings nur, wenn er sich - zumindest im ausreichenden Maß - selbst ohne Technik ,,in der oberen Hälfte" der Natur auskennt. Deswegen meine Aufforderung: ,,Versucht es doch mal wieder!" Denn (s. o.): ,,Ein Staunender ..." Oder (um in Analogie zu B. Brecht zu sprechen, der seinen Text ja eigentlich soziohistorisch-politisch ,,der ,Rang` der ,kleinen Leute`" gemeint hatte): Er hatte mindestens einen Koch bei sich!
108 | Journal für Astronomie Nr. 89
SCHWAN LUCHS
LEIER Albireo
Wega HERKULES
GROSSER BÄR
Castor ZWILLINGE Pollux
NÖRDL. KRONE
Gemma
BOOTES
SCHLANGE (KOPF)
Arktur
JAGDHUNDE
HAAR DER BERENIKE
INER LÖWE KLE
KREBS
LÖWE
Regulus
KLEINER HUND
Procyon
SCHLANGENTRÄGER
SÜDOST
SKORPION
JUNGFRAU
WAAGE
Spica RABE
BECHER
Sternkarte exakt
gültig für 15. Mai 2024
23 Uhr MESZ
SÜD
Mondphasen im Mai 2024
SEXTANT
Alphard
RSCHLANGE WASSE
SÜDWEST
Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de
Letztes Viertel 1.5.
Neumond 8.5.
Erstes Viertel 15.5.
Vollmond 23.5.
Ereignisse im Mai
01. 13:27 03. 02:36 05. 23:00 06. 00:05 08. 05:22 09. 10. 23:30 11. 03:55 12. 12. 02:08 13. 00:43 13. 00:57 15. 13:48 15. 23:45 16. 02:34 17. 20:58 18. 19. 02:21 20. 00:00 23. 15:53 24. 02:00 26. 28.
Letztes Viertel AI Dra im Min Meteorschauer Eta-Aquariden, ca. 40-85/h, 66 km/s Mond erdnah, 32,58' Neumond Merkur (0,4 mag, 8,22'') in größter Elongation West (26 Grad ) Mond 3,5 Grad SO beta Tau (Elnath, 1,7 mag) RR Lyr im Max max. Libration Mond-SO, 9,1 Grad U Cep im Min Mond 2,4 Grad S Pollux (beta Gem, 1,2 mag) Mond bedeckt 76 Gem (5,3 mag), genaue Zeit abh. v. Standort Erstes Viertel Mond 2,5 Grad N Regulus (alpha Leo, 1,4 mag) Mond bedeckt 37 Leo (5,4 mag), Zeitangabe f. Frankfurt/M. Mond erdfern, 29,85' Jupiter in Konjunktion mit der Sonne RR Lyr im Max Mond 6,5 Grad NW Spica (alpha Vir, 1,1 mag) Vollmond Mond 1,8 Grad W Antares (alpha Sco, 1,1 mag) max. Libration Mond-NW, 8,3 Grad Kleinplanet (2) Pallas (9,1 mag) in Opposition zur Sonne, Sternbild Hercules
30. 19:13 31. 03:30
Letztes Viertel Mond 4,1 Grad SW Saturn (1,2 mag, 17,0'')
Zusammengestellt von Werner E. Celnik, mit Beiträgen von Andreas Barchfeld (Veränderliche Sterne), Eberhard Riedel (streifende Sternbedeckungen), Oliver Klös (Sternbedeckungen durch Mond und Kleinplaneten)
Letztes Viertel 30.5.
Journal für Astronomie Nr. 89 | 109
LUCHS
Deneb SCHWAN
DRACHE
FÜCHSC HEN
DELFIN
PFEIL
Albireo
Wega LEIER
HERKULES
NÖRDL. KRONE
Gemma
Atair
ADLER
SCHLANGE (SCHWANZ)
SCHLANGE (KOPF)
SCHLANGENTRÄGER
GROSSER BÄR
JAGDHUNDE
BOOTES Arktur
HAAR DER BERENIKE
JUNGFRAU
LÖWE EINER KL
LÖWE
Regulus
SCHILD
SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. Juni 2024 23 Uhr MESZ
Mondphasen im Juni 2024
SKORPION Antares
WAAGE
Spica RABE
WOLF SÜD
WASSERSCHLANGE
BECHER
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de
Quellen: Datendienst US Naval Observatory, Berechnungen der BAV, Berechnungen der IOTA/ES (Eberhard Riedel [GRAZPREP]), Berechnungen von Steve Preston (Sternbedeckungen durch Kleinplaneten), International Meteor Organization (www.imo.net), Kosmos Himmelsjahr 2024, Kosmos Der Sternenhimmel 2024, eigene Recherchen mittels GUIDE (Project Pluto).
Neumond 6.6.
Erstes Viertel 14.6.
Ereignisse im Juni
01. 03:13 RR Lyr im Max
02. 03:30 Kleinplanet (3) Juno (10,7 mag) 2,6' SW Galaxie NGC 3433
(11,8 mag), Sternbild Leo
02. 09:19 Mond erdnah, 32,87'
03.
Kleinplanet (43) Ariadne (9,1 mag) in Opposition zur Sonne,
Sternbild Ophiuchus
04.
Venus in oberer Konjunktion mit der Sonne (hinter der Sonne)
06. 14:38 Neumond
08. 02:20 beta Lyr im Min
08. 23:15 Mond 6,4 Grad W Pollux (beta Gem, 1,2 mag)
09. 02:11 RZ Cas im Min
10.
max. Libration Mond-SO, 8 Grad
11. 23:30 Mond 5,2 Grad NW Regulus (alpha Leo, 1,4 mag)
14. 07:18 Erstes Viertel
14. 15:35 Mond erdfern, 29,71'
15. 23:49 U Cep im Min
17. 00:00 Mond 1,4 Grad SO Spica (alpha Vir, 1,1 mag)
20. 00:00 Mond 7,1 Grad W Antares (alpha Sco, 1,1 mag)
20. 22:51 Sommersonnenwende, Sommeranfang
21. 00:00 Mond 6,0 Grad O Antares (alpha Sco, 1,1 mag)
22.
max. Libration Mond-NW, 8,2 Grad
22. 02:30 RR Lyr im Max
22. 03:08 Vollmond
110 | Journal für Astronomie Nr. 89
Vollmond 22.6.
Letztes Viertel 28.6.
25.
27. 03:23 27. 13:31 28. 23:53 30. 03:24
Saturnring: kleinster Durchmesser der kleinen Achse in 2024, 1,4'' Mond 8,1 Grad SW Saturn (1,1 mag, 17,8'') Mond erdnah, 32,18' Letztes Viertel X Tri im Min
KLEINER LÖWE
Deneb
DRACHE
PEGASUS
FÜCHSCHEN
DELFIN FÜLLEN
PFEIL Atair
WASSE RM AN N
SCHWAN
Wega
LEIER Albireo
ADLER
SCHLANGE (SCHWANZ)
HERKULES
NÖRDL. KRONE
Gemma
SCHLANGE (KOPF)
SCHLANGENTRÄGER
GROSSER BÄR JAGDHUNDE
BOOTES Arktur
HAAR DER BERENIKE
LÖWE
JUNGFRAU
STEINBOCK SÜDOST
Pluto
Sternkarte exakt gültig für 15. Juli 2024 23 Uhr MESZ
Mondphasen im Juli 2024
SCHILD SCHÜTZE
SKORPION WAAGE
Antares
WOLF
SÜD
Spica
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de
Alle Zeitangaben sind gültige Uhrzeiten (Sommerzeit bereits berücksichtigt) und für Standort bei 10 Grad ö.L. und 50 Grad n.Br., falls nicht anders angegeben. ,,Max. Libration Mond-O" bedeutet, dass das Mare Crisium sich weit weg vom westlichen Mondrand (Mond-Osten) befindet.
Neumond 6.7.
Erstes Viertel 14.7.
Ereignisse im Juli
01. 23:58 Kleinplanet (5594) Jimiller bedeckt UCAC4 393-068395
(8,7 mag) für 3,0 s, Hell.Abfall um 7,9 mag
01. 03:30 Mond 8,1 Grad W Mars (1,0 mag, 5,4''), O-Horizont
02. 03:30 Mond 6,4 Grad NO Mars (1,0 mag, 5,4''), O-Horizont
03. 03:30 Mond 4,8 Grad NW Jupiter (-2,0 mag, 33,7''), NO-Horizont
05. 03:22 RR Lyr im Max
05. 07:06 Erde im Aphel, Sonne 31,46'
06.
Zwergplanet (1) Ceres (7,3 mag) in Opposition zur Sonne,
Sternbild Sagittarius
06.
max. Libration Mond-SO, 8,2 Grad
06. 00:57 Neumond
07. 04:09 Kleinplanet (445) Edna bedeckt TYC 1152-00055-1 (9,1 mag)
für 7,4 s, Hell.Abfall um 5,0 mag
07. 22:13 Mond 2,3 Grad N Merkur (-0,2 mag, 6,2''), NW-Horizont
07. 23:22 RR Lyr im Max
08. 03:00 Kleinplanet (1) Ceres (7,3 mag) 26' N zeta Sgr (2,6 mag)
09. 03:25 Kleinplanet (8861) Jenskandler bedeckt TYC 549-01365-1
(9,6 mag) für 2,1 s, Hell.Abfall um 8,5 mag
10. 21:16 Mond bedeckt chi Leo (4,6 mag, Doppelstern), genaue Zeit
abh. v. Standort
12. 10:13 Mond erdfern, 29,39'
13. 23:15 Mond 3,2 Grad W Spica (alpha Vir, 1,1 mag)
Vollmond 21.7.
Letztes Viertel 28.7.
14. 00:49 Erstes Viertel
17. 23:00 Mond 50' S Antares (alpha Sco, 1,1 mag)
19. 03:00 U Sge im Min
19.
max. Libration Mond-NW, 8,7 Grad
21. 12:17 Vollmond
21. 23:47 Delta Cep im Max
22.
Merkur (0,4 mag, 7,92'') in größter Elongation Ost (27 Grad )
23.
Zwergplanet Pluto (14,6 mag, 0,10'') in Opposition zur Sonne,
Dist. 5093 Mio. km, Sternbild Capricornus
24. 07:39 Mond erdnah, 32,86'
25. 00:30 Mond 1,5 Grad O Saturn (0,9 mag, 18,6'')
26. 02:39 RR Lyr im Max
27. 03:00 Mars (0,9 mag, 5,8'') im "Planetentor" zwischen Plejaden
und Hyaden
28. 02:19 RZ Cas im Min
28. 04:51 Letztes Viertel
30. 03:15 Mond 5,4 Grad NW Mars (0,9 mag, 5,8'') u. 2,5 Grad O Plejaden,
NO-Himmel
31.
Meteorschauer Südliche Delta-Aquariden, ca. 25/h, 41 km/s
31. 03:15 Mond 5,3 Grad NO Jupiter (-2,1 mag, 35,4'') u. 6,9 Grad W beta Tau
(Elnath, 1,7 mag)
Journal für Astronomie Nr. 89 | 111
Beobachterforum
*Moderne Zeiten*
- Mondfotos mit Telementor und Smartphone
von Peter Völker
Bereits einige Male wurde in unserem Journal auf die ,,Lange Wand (Rupes Recta)" als lohnenswertes Beoachtungsobjekt unseres Mondes und ihre fotografische Dokumentation hingewiesen [1] mit 6-Zoll-Refraktor und mit 14-Zoll-Celestron [2] und mit Smartphone am 5-Zoll-Refraktor [3].
Der Anblick beeindruckte mich jedes Mal, und ich nahm mir vor, bei Gelegenheit selbst zu versuchen, sie am Terminator ,,zu erwischen". Am Abend des 7. September 2023 war das Beobachtungsziel eigentlich das Pracht-Dreiergespann Ptolemäus, Alphonsus und Arzachel. Leider waren sie bereits auf der dunklen Seite des Mondes. Aber die ,,Lange Wand" liegt nicht weit entfernt - und siehe da - sie war im Telementor (63 mm Öffnung) gut zu sehen. Ich versuchte mutig, die Gegend mit dem Smartphone zu fotografieren.
Entgegen allen althergebrachten Lehrmeinungen der Astrofotografie-Experten: feste Verbindung zwischen Fernrohr und Fotoapparat - insbesondere bei Okularprojektion, bei Digitalfotos Auswahl der schärfsten Bilder plus nachträglicher Schärfung der Fotos am Rechner usw., hielt ich mutig das Smartphone frei Hand hinter das Okular, und das Ergebnis zeigt die Abbildung 1. Am Abend darauf zeigte ich meiner Frau diese Mondgegend mit einem Zeiss-4-mmOkular. Bei einer (laut Lehrmeinung) ,,leeren Vergrößerung" von 210x überraschte uns Ernst Abbe sei Dank - ein gestochen scharfes Bild der ,,Langen Wand". Aygün richtete sogleich ihr Smartphone auf das Beobachtete nach dem Motto: ,,Was du siehst, kannst du auch fotografieren." Ich meldete zu diesem Vorgang sogleich meine Bedenken an: ,,Viel zu kleine Austrittspupille und dann noch Okularprojektion!" Sie tat's trotzdem - und heraus kam die Abbildung 2!
1 Südhälfte des abnehmenden Mondes am 07.09.2023 um 02:47 Uhr MESZ.
Okularprojektion mit TeleVue Radian 8 mm WW am Telementor 2, Smartphone Google Pixel 6, nur leichte Nachschärfung am Rechner. Bild: Peter Völker
112 | Journal für Astronomie Nr. 89
2 Die ,,Lange Wand" am Terminator des
abnehmenden Mondes am 08.09.2023 um 02:59 Uhr MESZ. Okularprojektion mit Zeiss 4 mm am Telementor 2, Smartphone Google Pixel 7 Pro, nur leichte Nachschärfung am Rechner. Bild: Aygün Völker
Glosse Wenn die technische Entwicklung der Digitalfotografie in diesem Tempo weitereilt, kann man/frau in 20 Jahren wahrscheinlich mit dem Telementor den Andromedanebel in Einzelsterne auflösen!!
Literaturhinweise: [1] W. E. Celnik, 2012: ,,Impressionen",
VdS-Journal für Astronomie 43, IV/2012, S. 118 [2] E. Rixen, 2014: ,,Mondaufnahmen in Namibia", VdS-Journal für Astronomie 49, II/2014, S. 14 [3] P. Völker, 2015: ,,Clavius mit dem Smartphone", VdS-Journal für Astronomie 55, IV/2015, S. 129
Interstellare Materie im Stier
Beobachterforum
Impression
Von oben links nach rechts drei Reflexionsnebel: GN 04.18.8, Cederblad 30, direkt darüber die Dunkelwolke Barnard 10, rechts Bernes 71. Rechter Bildrand: die Spiralgalaxie IC 359. Die seltsame Nebelformation unten ist eine Kette aus dunklem Staub mit hellen Rändern aus Reflexionsanteilen, weiträumig durchsetzt von molekularem Gas. Aufnahme vom 05.-06.02.2024, Norden oben. Autor: Harald Becher (Reichertshofen), Teleskop: Sharpstar 94EDPH auf Sky-Watcher AZ-EQ6 PRO, Kamera: OGMA AP26MC, Optolong-LRGB-Filter, R, G und B: je 1 h belichtet, L (UV/IR cut): 5 h belichtet.
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Datum, Unterschrift
Supernova in NGC 4216
Der Japaner Koichi Itagaki entdeckte am 04.01.2024 die Supernova SN2024gy vom Typ Ia in der Balkenspirale NGC 4216 im Virgohaufen.
Impression
1 Diese Aufnahme von Klaus
Wenzel vom 9. Januar 2024 um 01:24 Uhr UT zeigt die Supernova mit einer scheinbaren visuellen Helligkeit von 14,05 mag. Instrument war ein Newton-Teleskop 208 mm / 812 mm, Belichtung 5 x 45 s und 5 x 60 s.
2 Am 13.02.2024 erwischte
Peter Remmel bei kurzem Aufklaren NGC 4216 mit SN2024gy in einem schönen Galaxienumfeld, Aufnahmeort: Kirberg im Hintertaunus, Teleskop: C14 Hyperstar f/1,9 (f = 668 mm), Montierung Omegon pro Taurus GM-60, ZWO ASI294mm, 2x2-Binning, ab Mitternacht 45 x 60 s ohne Autoguiding belichtet, Norden oben, Bildbearbeitung: PixInsight und Photoshop 2024. Der Astro-Kollege Dietmar Bode fotografierte parallel mit einem 300-mm-Newton.
Journal für Astronomie Nr. 89 | 115
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