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Inhaltsverzeichnis des VdS-Journals 85

NACH REDAKTIONSSCHLUSS
  4 Wissenschaftsjahr 2023 - unser Universum (VdS-Redaktion)
  5 Am 28. Oktober 2023 ist Astronomietag und Mondfinsternis! (VdS-Redaktion)
  SPT/VERUNGLüCKTE BEOBACHTUNGSERLEBNISSE
  6 Missglückte Beobachtungen? Fast missglückte Veranstaltungen? Pech gehabt? Dumm gelaufen? Gerade nochmal gutgegangen? (Gallus Astrid)
  7 Was den Arbeitskreis Meteore mit den Pi-Puppiden verbindet (Rendtel Jürgen)
  9 Ein verstörendes Ereignis (Hilger Thomas)
  10 Pleiten, Pech und Pannen - ein Sammelsurium von Missgeschicken und skurrilen Erlebnissen (Güths Torsten)
  12 Vergebliche Liebesmüh (Celnik Werner E.)
  13 Unzutreffende Kometenprognosen (Pilz Uwe)
  14 Zwei Erlebnisse der "besonderen Art" (Riepe Peter)
  16 Misslungener Exoplaneten-Transit (Wenzel Bernhard)
  18 Der Merkurtransit am 9. Mai 2016 (Kuhl Ansgar)
  19 Verluste (Vohla Frank)
  20 Jahrhundert-Sonnenfinsternis in den USA mit Herausforderungen (Detken Kai-Oliver)
  23 Pech am 11.11.2022 (Stolze Jürgen)

AMATEURTELESKOPE/SELBSTBAU
  26 Selbstbau und Optimierung von Zubehör (Klausmann Steffen)
  29 Ein zweiteiliger Sonnenfilter mit Magnetarretierung (Bleymann Florian)
  33 Ein Sonnenfilter für das Celestron 11 (Thomas Axel)

ASTROFOTOGRAFIE
  36 Komet C/2022 E3 mit Satellitenspuren (Fritsche Steffen)
  37 WW 1 - ein glücklicher Zufall (Wacker Wilfried)
  ASTROPHYSIK & ALGORITHMEN
  40 Neues aus der Fachgruppe Astrophysik & Algorithmen (Pilz Uwe)
  40 Dunkle Materie: Galaxien rotieren zu schnell! (Pilz Uwe)

DEEP SKY
  42 Skyguide 2023 - 1 (Frühling) (Zebahl Robert, Merting Rene)
  45 Zwei Frühlingsnächte mit 21 Zoll (Sawo Mathias)

GESCHICHTE
  48 Williamina Fleming (1857-1911) - Ein Leben für die Sterne (Fritz Olaf)
  48 Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie (Steinicke Wolfgang)

KLEINE PLANETEN
  52 Kosmische Begegnungen (Hohmann Klaus, Ries Wolfgang)

KOMETEN
  55 Bedeutende Kometen des dritten Quartals 2022 (Pilz Uwe)

MOND
  58 Der Mond - immer wieder ein lohnendes Beobachtungsobjekt! (Riepe Peter)

PLANETEN
  66 Mars, Jupiter und Saturn im Sommer 2022 (Libert Maciej, Bischof Wolfgang)
  69 Merkur und Uranus im Sommer und Herbst 2022 (Libert Maciej, Bischof Wolfgang)
  71 Die Trabanten von Jupiter und Saturn (Libert Maciej, Bischof Wolfgang)
  72 Jupiter bei exzellentem Seeing am 11. Oktober 2022 (Libert Maciej, Bischof Wolfgang)
  74 Vogelzug zum Jupiter (Staufer Thomas)

SONNE
  75 Die Sonne … ein Stern, eine Fachgruppe (Stolze Jürgen)
  77 Partielle Sonnenfinsternis von Horumersiel nahe Wilhelmshaven aus gesehen (Petzl Uwe)
  78 Beobachtung der Sonnenfinsternis mit einer Lochkamera (Vollmann Wolfgang)
  79 Bildergalerie zur partiellen Sonnenfinsternis am 25.10.2022 (Zunker Andreas)

STERNBEDECKUNGEN
  85 19. Juni 2022 - Jupitermond Europa bedeckt Stern (Bath Karl-Ludwig, Junius Martin, Mushardt Michael)
  89 Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im 2. Quartal 2023 (Riedel Eberhard)

IMPRESSION
  92 Mond bei Mars (Leinweber Körn)
  VERäNDERLICHE
  93 Das Minimum von OW Geminorum vom September 2022 (Wenzel Klaus, Hambsch Franz-Josef (Josch), Bannuscher Dietmar)

VDS-NACHRICHTEN
  97 Bericht aus dem Vorstand (Melchert Sven)
  97 Spenden an die Vereinigung der Sternfreunde e.V. (Klug Andreas)
  98 Jubiläen 2023 (VdS-Geschäftsstelle)
  100 Wir begrüßen neue Mitglieder (VdS-Geschäftsstelle)
  100 In Memoriam 2022 (VdS-Geschäftsstelle)

VDS VOR ORT / TAGUNGSBERICHTE
  101 100 Jahre Vereinigung der Sternfreunde Köln (Lachmann Heiner M.)

IMPRESSION
  108 Komet C/2022 E3 (ZTF) besucht die Hyaden (Binnewies Stefan)

Textinhalt des Journals 85

Der Textinhalt dient zum Durchsuchen, zum Ausschneiden vorn Text und für internetgestützte Übersetzungs-Software. Der Text ist nicht formatiert, Bildunterschriften sind irgendwo im Text eingefügt.
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Zum Lesen ist das Journal als pdf vorgesehen.



Nach Redaktionsschluss

Wissenschaftsjahr 2023 - unser Universum
Am 25. Januar wurde das Wissenschaftsjahr 2023 mit der Auftaktveranstaltung in Berlin offiziell eröffnet. Die Seite www. wissenschaftsjahr.de wurde mittlerweile mit Inhalten gefüllt und beschreibt ausführlich die geplanten Aktivitäten.

In einen zentralen Terminkalender können Angebote von Sternwarten und Vereinen eingetragen werden. Für Teilnehmende Institutionen stehen Werbemittel bereit, die kostenlos bestellt werden können - von einem schmucken Notizbuch für Aufzeichnungen über Flyer, Plakate und Post-its bis hin zu Fruchtgummis. Für eigene Werbemittel steht ein umfangreiches Archiv von Grafikvorlagen und Logos zur Verfügung und man kann sich zu einem Newsletter anmelden, um auf dem Laufenden zu sein.

Ein zentraler Teil des Wissenschaftsjahres ist die Roadshow ,,Universe on Tour"; das mobile Planetarium wird an 15 Standorten Station machen. Eine Beteiligung lokaler Sternwarten und Vereine ist nicht nur möglich, sondern sogar gewünscht. Mittlerweile stehen auch die Tourdaten zu den einzelnen Standorten fest (in Tübingen konnte leider kein Aufstellungsort gefunden werden, daher springt Reutlingen ein) und, so weit bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe (26.2.23) bekannt, auch die exakten Aufstellplätze:

- Rostock (Stadthafen Haedgehalbinsel): - Potsdam (Luisenplatz am Brandenburger Tor): - Hoyerswerda (Parkplatz Schloßstraße): - Jena: - Göttingen (Albaniplatz): - Fulda: - Bamberg: - München: - Reutlingen: - Heidelberg: - Frankfurt a. M.: - Bonn (Hofgartenwiese): - Dortmund (Park der Partnerstädte): - Oldenburg: - Bielefeld:

10. - 14.5. 17. - 21.5. 24. - 28.5. 31.5. - 04.6. 07. - 11.6. 14. - 18.6. 28.6. - 02.7. 05. - 09.7. 12. - 16.7. 19. - 23.7. 26. - 30.7. 09. - 13.8. 16. - 20.8. 23. - 27.8.
6. - 10.9

Die Regionalleiter der FG Astronomische Vereinigungen informieren laufend über Aktualisierungen, wer noch nicht im Verteiler sein sollte, wende sich bitte an seinen Ansprechpartner (Adressen unter www.sternfreunde.de Über uns Die VdS-Fachgruppen Astronomische Vereinigungen).

Erratum
Im VdS-Journal für Astronomie, Ausgabe 84, ist uns im Artikel ,,Astronomie-Börse Bad Kreuznach ein voller Erfolg" auf Seite 98 ein redaktioneller Fehler unterlaufen. Der Satz ,,Auf der anderen Seite begeisterte Dany Herzberg seine Zuhörer mit einem erfrischend praxisbezogenen Bericht zum astronomischen Eigenbau." lautet richtig ,,Auf der anderen Seite begeisterte Dany Herzberg ihre Zuhörer mit einem erfrischend praxisbezogenen Bericht zum astronomischen Eigenbau." Frau Herzberg, wir bitten um Entschuldigung!

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Nach Redaktionsschluss

Am 28. Oktober 2023 ist Astronomietag und Mondfinsternis!

Wir freuen uns wieder auf Ihre Teilnahme und stellen wie immer kostenlos Plakate zur Verfügung. Registrieren Sie Ihre Veranstaltung bitte unter www.astronomietag.de, dort können Sie auch Werbebanner, das Plakat für eigene Veranstaltungen und die Karte zur Mondfinsternis für Pressemitteilungen herunterladen.

Am Abend des 28. Oktober um 22:24 Uhr erreicht der Mond seine Vollmondstellung. Zwei Tage vorher befand sich unser Begleiter in Erdnähe und ist uns am Astronomietagabend mit 365.500 km immer noch recht nah. Doch das eigentlich Besondere ist seine Position neben der Ekliptik: knapp zwei Stunden vor Vollmond passiert der Mond die scheinbare Sonnenbahn von Süd nach Nord, er befindet sich im aufsteigenden Knoten. Daher können wir an diesem Abend eine Mondfinsternis verfolgen: zwar taucht der Mond nur zu einem kleinen Teil in den Schatten der Erde ein, dafür ist die Finsternis aber den ganzen Abend über in ihrer vollen Länge zu sehen:

Mond tritt in den Halbschatten der Erde ein: Mond tritt in den Kernschatten der Erde ein: Höhepunkt der partiellen Mondfinsternis: Mond tritt aus dem Kernschatten der Erde aus: Mond tritt aus dem Halbschatten der Erde aus:

20:00 Uhr MESZ 21:35 Uhr MESZ 22:14 Uhr MESZ 22:53 Uhr MESZ 00:28 Uhr MESZ am 29.10.

Mit dem bloßen Auge wird der Mond nur etwas ,,angeknabbert" erscheinen, durch das Fernrohr einer Sternwarte wird man deutlich sehen, dass dem Mond am unteren Rand ein gutes Stück fehlt.

Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie
Nachdem wir unser Schwerpunktthema für das Journal 86 ,,Veränderliche" abgeschlossen haben, möchten wir gerne auf unsere zukünftigen Schwerpunktthemen hinweisen:
,,Planetenbeobachtung" in Journal 87 Redaktionsschluss: 01.04.2023 Redakteur: Sven Melchert, redaktion-planeten@sternfreunde.de
Für die Ausgabe 88 ist kein Schwerpunktthema geplant.
,,Amateurteleskope und Elektronik" in Journal 89 Redaktionsschluss: 01.07.2023 Redakteur: Peter Riepe, fg-astrofotografie@sternfreunde.de
Zur Gestaltung unserer Journale benötigen wir Ihre Beiträge. Dies kann sowohl ein wissenschaftlich fundierter Artikel als auch ein einfaches Beobachtungserlebnis sein. Außerdem soll es möglichst regelmäßig eine Galerie von Fotografien und Zeichnungen geben. Wer nicht gerne schreibt, kann also auch auf diese Weise vertreten sein! Wir freuen uns über alle Einsendungen!
Beiträge sollen an die zuständigen Redakteure (siehe auch Liste der VdS-Fachgruppen-Redakteure) oder an die VdSGeschäftsstelle (Mail/Postadresse) geschickt werden. Vorher empfehlen wir, als Hilfestellung die Autorenhinweise zu nutzen (siehe www.sternfreunde.de/astronomiefuer-mitglieder/fuer-alle-mitglieder/vds-journal/ autorenhinweise-journal-fuer-astronomie/). Dort finden Sie auch einen Musterartikel als Vorbild und das Artikeldeckblatt zum Eintragen der wichtigsten Daten. Mit dem Einsenden gibt der Autor gleichzeitig sein Einverständnis zum Abdruck im ,,VdS-Journal für Astronomie" und zur Veröffentlichung auf den Webseiten der VdS. Es besteht jedoch keine Veröffentlichungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter Form abzudrucken. Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die Texte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion

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Verunglückte Beobachtungserlebnisse

Missglückte Beobachtungen? Fast missglückte Veranstaltungen? Pech gehabt? Dumm gelaufen? Gerade nochmal gutgegangen?
von Astrid Gallus

Das Schwerpunktthema dieses Journals ist erstmalig in seiner Geschichte Ereignissen gewidmet, die man lieber nicht weitererzählt, sondern lieber für sich behält. Normalerweise. Warum sollte man auch hinausposaunen, wenn etwas schiefgelaufen ist? Es ist schlimm genug, dass es passiert ist, und man ist froh, dass es hinter einem liegt.
Das einmal im Jahr stattfindende große Fachgruppentreffen verhandelt am Ende des Tages die künftigen Schwerpunktthemen der nächsten ein bis zwei Jahre des VdS-Journals für Astronomie. Das passiert immer vor dem gemeinsamen Abendessen in gelöster Stimmung mit Aussicht auf einen vergnügten Ausklang. Einer Ausgabe fehlte noch ein solches Thema und so kam es, vielleicht auch im Übermut, zu der Idee mit den (fast) missglückten Beobachtungen. Der Fokus war auf die FG Astronomische Vereinigungen gerichtet, wieso eigentlich? Denn Beiträge kamen auch aus anderen Fachgruppen.
Sogleich musste ich mich an meine peinlichste Unternehmung erinnern. Es war noch nicht lange her, dass ich begann, mich mit der Astronomie zu beschäftigten, das war kurz vor der Einschulung unserer Tochter. Als sie dann in der zweiten Klasse war und ich inzwischen über einen Refraktor verfügte, schlug ich in meinem Enthusiasmus dem Klassenlehrer eine ,,Mondlandung" vor. Dieser interessierte sich ebenfalls für den Sternenhimmel, obgleich er dazu neigte, Planeten und Sterne zu verwechseln. Aber er stimmte zu. Die Klassenkinder wurden mit ihren Geschwistern, Eltern und Großeltern eingeladen, einen gemeinsamen Flug zum Mond zu machen und das Gefühl zu bekommen, dabei fast zu landen. Dieser Effekt sollte mit drei ver-

schiedenen Okularen hergestellt werden, die zuerst den Mond zwar klein, aber für die meisten erstmals bereits unfassbar deutlich darstellten. Der nächste Schritt war dann eine stärkere Vergrößerung, die den Anflug zeigen sollte. Zuletzt, die Spannung sollte steigen, kam der Landeanflug mit der stärksten Vergrößerung auf den Krater Tycho.
Alle waren gekommen, das Wetter spielte mit, ich hatte rechtzeitig das Teleskop aufgebaut, ausgerichtet (keine Nachführung) und auch bereits erklärt, was gleich passieren würde. Die Kinder standen aufgeregt und neugierig hinter mir, ich wollte loslegen ..., aber ich fand den Mond nicht! Wo war der Mond? Es blieb schwarz in meinem Okular. Es war so peinlich. Ich sah nichts. Aber wieso? Im Sucher war er klar und deutlich zu sehen. Es wurde unruhig hinter mir. Ich weiß nicht mehr genau, was ich so alles erzählte, um die Zeit zu überbrücken, die ich brauchte, um den Mond zu finden. Groß genug war er ja. Die Situation war einfach nur schrecklich und ich wünschte mir sehnlichst das Mauseloch, in das ich damals so liebend gerne verschwunden wäre. Aber es gab weder ein Mauseloch noch den Mond im Okular. Die vielen Menschen, die gekommen waren, was sollte ich nur tun? Warum hatte ich überhaupt diese blöde Idee mit der Mondlandung gehabt?
Da sagte der Klassenlehrer zu mir: ,,Was ist mit dieser schwarzen Kappe dort auf dem Fernrohr?" Ich hatte vor lauter Nervosität, es war meine erste größere Führung am Teleskop, vergessen, den Tubusdeckel zu entfernen.
Danach klappte die versprochene Mondlandung gut und verlief wie am Schnürchen, der Effekt trat wie erhofft bei den Kleinen und den Großen ein. Der Schreck

jedoch, er war nachhaltig und sollte mir auf ewig in Erinnerung bleiben.
Nun, auch anderen Hobbyastronomen ist Ungeschick passiert, in größerem und kleinerem Umfang, unverschuldet und selbstverschuldet. Malheure ereignen sich nun einmal. Nehmen wir einfach ganz entspannt an, dass Missgeschicke jedem passieren können, und folgen Sie unter diesem Aspekt nun den kurzweiligen Beiträgen zu diesem Schwerpunktthema, bitte mit Verständnis und Respekt, zuweilen mit Vergnügen und vielleicht auch ein wenig unter der Prämisse von Wilhelm Busch: ,,Unglück, das man bei andern sieht, wirkt erhebend aufs Gemüt."
Daniel Fischer, Bochum, meinte zu diesem Schwerpunktthema: ,,Das kannste laut sagen: Meine größte ,,Leistung" in diesem Zusammengang war wohl der clever geplante Versuch, den Halleyschen Kometen 1986 exakt beim Gang durch den erdnächsten Bahnpunkt zu fotografieren, und ich führte emsig viele Minuten nach ..., um an Ende festzustellen, dass die Belichtungszeit der Kamera auf 1/125 Sekunde gestanden hatte. Das resultierende ,,Farb"-Dia wäre eher weniger VdS-Journalgeeignet."
Benjamin Mirwald, München, schreibt: ,,Im Studium hatte ich das große Glück, von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert zu werden. So konnte ich viele interessante Seminare besuchen. Die anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten waren meistens recht interessiert, wenn ich über mein Hobby Astronomie erzählte. Daher beschloss ich, zu einem Seminar ein kleines Teleskop mitzunehmen. Jupiter sollte zu sehen sein und sogar einer seiner Monde verfinstert werden. Wunderbarerweise spielte das

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Verunglückte Beobachtungserlebnisse

Wetter mit, so dass ich alle Erwartungen auf dieses besondere Ereignis wecken konnte. Kurz nach Mitternacht war es soweit - oder wäre es so weit gewesen ... Die vier Monde glitzerten im Okular, jedoch alle weit vom Jupiter-Schatten entfernt. Was für ein Anfängerfehler! Ich hatte den Datumswechsel um Mitternacht nicht bedacht und die Uhr-

zeit 0 Uhr noch auf die folgende Nachthälfte bezogen. Die Verfinsterung war 24 Stunden zuvor schon über die Bühne gegangen. Trösten konnte mich allein, dass eine Uhrzeit um Mitternacht ja für Studierende eher dem späten Abend entspricht und aus dieser Sicht eindeutig zum vorhergehenden Tag gehört.

Was den Arbeitskreis Meteore mit den Pi-Puppiden verbindet
von Jürgen Rendtel

Kürzlich haben wir das Jubiläum ,,40 Jahre Arbeitskreis Meteore" begangen und viele Begebenheiten Revue passieren lassen [1]. Im Zuge dessen wurde mir bewusst, dass meine eigenen Meteorbeobachtungen nunmehr einen Zeitraum von rund 50 Jahren umfassen - und an sich mit einem (fachlichen) Irrtum begannen.

Den Amateurastronomen in Potsdam stand Anfang der 1970er Jahre eine kleine Sternwarte mit einem 150-mm-Meniscas-Teleskop zur Verfügung. Die Kuppel war recht eng, und um am Teleskop Ruhe zum Beobachten und Fotografieren zu haben, war vereinbart, dass nur zwei oder drei Sternfreunde in der Kuppel waren, während die anderen davor warteten - im Sommer bequem in einer Hängematte. Dabei wurden immer wieder Meteore gesehen und über eventuelle Zusammenhänge diskutiert. Oft hieß es dann, dass man ,,die Meteore mal systematisch beobachten müsste".

1 Der Radiant der Pi-Puppiden (gelb markiert) befand sich zum Zeitpunkt der Beobachtung
weit unter dem Horizont, der als rote Gerade gezeigt wird. Der Mond befand sich nahe Regulus am westlichen Himmel (Karte: Stellarium online; Höhenlinien in 20 Grad Abstand).

Dazu braucht es wohl zwei Voraussetzungen: einmal die Umsetzung der Idee und dazu am besten einen lohnenden Anlass. Letzteres führte dazu, dass die erste gezielte, einem bestimmten Ereignis gewidmete Meteorbeobachtung am 23. April 1972 stattfand. Warum dieses, wo doch die sommerlichen Perseiden viel lohnender scheinen? Zum einen war der Entschluss im Spätwinter gefallen, und so war es bis zum August noch einige Monate hin. Dazu kam eine Publikation mit einer Aussage über

einen eventuell sehr aktiven Meteorstrom gerade recht. Leider ist das Original dieser Information nicht erhalten geblieben, auch wenn ich seinerzeit alle Angaben zu Meteoren gesammelt und aufgehoben habe. Kurz und gut: Das Ziel waren Meteore der Pi-Puppiden. Das sagt häufig nicht einmal versierten Meteorbeobachtern etwas. Daher hole ich an dieser Stelle ein wenig weiter aus.

Informationen über aktuelle Kometen oder gar Meteor-Ereignisse waren Anfang der 1970er Jahre eher rar. Umso erfreuter las ich daher im März 1972 von einem möglichen Meteorregen, der seinen Ursprung im kurzperiodischen Kometen 26P/GriggSkjellerup hat und am 23. April auftreten sollte. Die Pi-Puppiden - so der Name des Stromes - kommen von einem recht weit südlichen Radianten. In dem benannten Artikel wurde zwar beschrieben, dass die

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Verunglückte Beobachtungserlebnisse

bewahrt. Und in gewisser Weise hat diese Beobachtung dazu beigetragen, in den Folgejahren immer wieder zunächst kleine gemeinsame Beobachtungen zu dann besser bekannten Strömen zu realisieren. Aus denen wurden dann ab 1974 mehrtägige oder mehrwöchige Camps um die alljährlichen Perseiden-Maxima.

2 Das Protokoll der Beobachtung aus der Nacht 22./23. April 1972. Anfangs waren sogar
noch nach SW abziehende Wolkenstreifen vermerkt, die Luft war sehr ruhig (Sz für Szintillation) und transparent (D für Durchsicht). Dennoch sorgte der helle Mond für eine starke Aufhellung des gesamten Himmels. Die Radiantenposition ist mit Deklination -45 Grad und Rektaszension 7 h angegeben.

Meteore vorrangig etwas für Beobachter weiter im Süden wären. Aber wenn die Anzahl sehr hoch sei, so der Tenor, sollte auch in Mitteleuropa etwas davon zu sehen sein. Das war Anlass für einen Beobachtungsausflug von drei Amateur-Astronomen aus Potsdam an das Ufer des nahegelegenen Templiner Sees. Es war uns nicht klar, was kommen könnte. Ein dicker heller Mond südlich vom Löwen (Abb. 1) sorgte zwar für einen malerischen Anblick, aber auch für mäßige Aussichten auf viele Meteore. Wir beobachteten zwischen 00:15 und 02:00 Uhr MEZ (Sommerzeit gab es damals nicht). Und was passierte? Im Grunde gar nichts. Ganze fünf Meteore sahen wir in den knapp zwei Stunden, wie aus dem Protokoll der Beobachtung (Abb. 2) hervorgeht. Darunter natürlich überhaupt keinen Pi-Puppiden. Dass das hier in Mitteleuropa

nicht möglich war, war uns damals nicht klar. Von einem Radianten deutlich unter dem Horizont ist eben nichts zu sehen - man befindet sich auf der den ankommenden Teilchen abgewandten Seite der Erde. Und auch wenn die Dichte noch so groß ist - das Ergebnis muss Null sein. Beobachter auf der Südhalbkugel sahen 1972 tatsächlich Meteore des Stromes mit einer stündlichen Rate von rund 40.
Die Aktion war aber dennoch auf ihre Art spannend und hatte uns auch Spaß bereitet. Schließlich war es unsere Neugier, unser Forscherdrang, der uns zu der Beobachtung bewegt hatte. Und eine ,,Null" ist auch ein Ergebnis (wenngleich natürlich viele und helle Meteore mehr Anreiz geben). Die drei Beteiligten haben sich nicht abschrecken lassen und ihr Interesse am Thema Meteore

Ab 1975 trafen sich die Beobachter zum Austausch über ihre Beobachtungen und diskutierten lebhaft über die Methoden und die Auswertung der Daten. Ein einfaches Mitteilungsblatt entstand und die Treffen wurden größer. Schließlich folgte 1978 die Gründung des Arbeitskreises Meteore. Ursprünglich war dies einer von mehreren astronomischen Arbeitskreisen im Rahmen des Kulturbundes der DDR. Als ab 1990 eigenständiger Verein schloss der heutige Arbeitskreis Meteore e.V. lückenlos an die über fast zwei Jahrzehnte gewachsenen Kontakte an [2], und in den darauffolgenden mehr als 30 Jahren erfolgte u. a. die Vereinigung mit der VdS-Fachgruppe Meteore. Und das alles dank einer ,,völlig missglückten" Beobachtung der PiPuppiden im April 1972.
Literaturhinweise: [1] J. Rendtel, 2020: ,,40 Jahre Arbeits-
kreis Meteore (1): Von den Anfängen", Meteoros 23, S. 14-16 [2] J. Rendtel, 2020: ,,40 Jahre Arbeitskreis Meteore (6): Große Umstellungen", Meteoros 23, S. 173-174

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Verunglückte Beobachtungserlebnisse

Ein verstörendes Ereignis
von Thomas Hilger

Es war vor vielen Jahren ... im 8. Monat des Jahres 2000 n. Chr.. Damals zog ich noch des Öfteren allein zum Beobachten durch die Gegend. Dabei kam es zu einem für mich doch sehr verstörenden Ereignis.
Ich hatte wie schon x-mal vorher auf einem abgelegenen Fußballtrainingsplatz Stellung bezogen. Nach dem Aufbau in der Dämmerung freute ich mich auf eine warme Beobachtungsnacht. Eine Liege stand bereit, meine damalige EQ3-Montierung mit 4-Zoll-Refraktor samt Analogkamera (Mensch, ist das lange her), ein Fernglas und mein 6-Zoll-Maksutov-Newton als Dobson warteten auf ihren Einsatz.
Es wird wohl gegen 22:30 Uhr gewesen sein, als ich schon aus der Ferne ein lautes Geräusch vernahm, das immer näher kam. Je näher es kam, desto klarer wurde, dass es sich um eine Nachtwanderung mit Kindern handeln musste. Irgendwie hatte ich schon ein komisches Gefühl, so dass ich meinen Dobson mal in Sicherheit brachte.
Die Gruppe zog aber erst an mir vorbei, um ein paar Minuten später umso lauter aus dem anliegenden Wald auf den Fußballplatz zu stürmen. Um die 15 Kinder rannten schreiend auf mich zu: ,,Was machst du da? Dürfen wir auch mal durchschaun?" Da war es mit der Ruhe vorbei.
Da ich schon damals immer wieder bei Sternführungen aktiv war, wollte ich die Gelegenheit nutzen und mein Hobby den Kids etwas näherbringen.
Ich baute nun meine Kamera ab und stellte mit meinem Teleskop Wega ein. Ungeduldig warteten die Kinder. Nachdem ich ihnen aufgetragen hatte, sich in einer Reihe anzustellen, durften die Kids durch das Teleskop gucken. Nebenbei erklärte ich ihnen, was sie denn da im Teleskop sehen

würden. Auch die Erwachsenen waren sehr neugierig. So verwickelten mich die Eltern in ein Gespräch und ich ließ kurz mit meiner Aufmerksamkeit vom Teleskop ab. Diese Unachtsamkeit nutzen zwei Kinder nun aus.
Ich hörte im Hintergrund ein fröhlich glucksendes Lachen von Kindern. Da drehte ich mich um und sah zwei Kinder im Dunkeln schemenhaft mit dem Teleskop schaukeln. Eines hing an der Gegengewichtsstange, das andere am Teleskop selbst. Sie wippten etwas hin und her ... Nach dem erstem Schock fasste ich mich und wies die Kinder und die Eltern darauf hin, wie teuer so ein Teleskop ist.
Zum Glück hatte ich mir schon lange angewöhnt, die Klemmung nur ganz leicht anzuziehen, so nahm die Montierung keinen Schaden (was aber erst bei späteren Beobachtungen klar wurde).
Nachdem das geklärt war, wollte ich ihnen nun wieder die Wega zeigen. Als ich alles fix wieder eingestellt hatte wendete ich mich wieder der Gruppe zu. Nun ließ ich Kind für Kind an das Teleskop. Wieder begleitete ich die Kids mit meinen Erklärungen. Das ging dann für fünf Kinder ganz gut. Ich

drehte mich um und deutete einem nächsten Kind, dass es zu mir kommen könne.
Da hörte ich aus dem Hintergrund das Würgen eines Kindes, schon hörte man es plätschern. Ich wollte gar nicht hinsehen ... Die Eltern merkten, dass bei mir gerade etwas innerlich kippte. Sie bedankten sich schnell, zogen das Kind vom Teleskop weg und die ganze Gruppe verließ überstürzt tobend und schreiend den Platz.
So stand ich nun im Dunkeln auf dem Platz, rieb mir die Augen. War das gerade wirklich alles passiert??? Zwischen der Ankunft und dem Verlassen des Platzes waren wohl 30-45 Minuten vergangen. Mir kam es wie 15 Minuten vor ...
Das Kind hatte von der Montierung abwärts alles vollgekotzt. Ich schüttete das wenige Wasser, dass ich dabei hatte, darüber, um es notdürftig abzuwaschen. Ich wickelte die Montierung und Stativ in eine Decke und verstaute alles in meinem Auto. Natürlich war die Heimfahrt, naja, mit einem komischen Duft im Auto begleitet, aber diese Nacht, dachte ich, würde mir sicherlich in Erinnerung bleiben.

INSERENTEN
112 APM Telescopes, Sulzbach/Saar 29 astronomie - DAS MAGAZIN, Hamburg 19 astronomie.de, Mammendorf 59 ATT U4 Baader Planetarium, Mammendorf 17 euro EMC, Postau 39 Gerd Neumann jr. Entwicklung und Herstellung feinmechanischer & optischer Instrumente 15 Kosmos Verlag, Stuttgart U3 Optical Vision Limited, Kempten 25 Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg Spektrum der Wissenschaft 57 Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg Sterne und Weltraum 74 Stoker Media U2 Vesting e. K. Fachhandel für Astronomie, Seevetal

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Verunglückte Beobachtungserlebnisse

Pleiten, Pech und Pannen
- ein Sammelsurium von Missgeschicken und skurrilen Erlebnissen
von Torsten Güths

In über 40 Jahren Teleskopaktivität erlebt man eine Menge an Missgeschicken und Pannen. Glücklicherweise (oder leider?) habe ich kein singuläres spektakuläres Unglück gehabt. Eher mehrere kleine, teilweise seltsame Erlebnisse, die passiert sind, oder dass ich etwas verbockt habe. Hier möchte ich ein paar bemerkenswerte Geschichten zum Besten geben.
Angst im Dunkeln An einem schönen, klaren Abend ungefähr im Jahre 2000 machte ich mich mit meiner Olympus-Spiegelreflexkamera, 28-mmObjektiv und einem Bower-Fisheye-Vorsatz auf den Weg, verschiedene Standorte auf ihre Himmelsdunkelheit hin zu testen. An einem Ort bei einem damals verlassenen Bundeswehrdepot ragten ringsherum die Bäume bis auf gut 30 Grad empor. Pechschwarze undurchdringliche Schatten. Ich stand da - irgendwie verloren mit einem mir nicht erklärbaren Angstgefühl! Ich blieb die damals notwendigen 6 Minuten Belichtungszeit anwesend und sauste wieder davon, sobald die Aufnahme im Kasten war. Unnötig zu erwähnen, dass ich diesen Ort nicht für meine zukünftigen Beobachtungen auswählte.
Schnaufen im Boden Anlässlich meines ersten Jobs nach dem Studium zog es mich 1991 nach Pirmasens. Natürlich war eines der ersten Projekte das Aufspüren eines neuen Beobachtungsortes, was mir auch gelang. Sogar mit deutlich dunklerem Blick zum Südhimmel, als ich es im Taunus gewohnt war. Eines Nachts irritierte mich ein Geräusch, das wie ein Schnaufen klang. Die Versuche, es zu ignorieren, schlugen fehl, und die Konzentration auf die Beobachtungen war dahin. Also doch eine Taschenlampe anschalten und nachsehen. Ich leuchtete den Boden vor mir ab, weil das Geräusch von unten kam. Nichts. Ich ging ein paar Schritte und

das Schnaufen blieb stets vor mir - aus dem Boden kommend?! Unbekannte Wesen in unterirdischen Gängen? Entnervt richtete ich den Strahl der Lampe etwas weiter weg und erkannte die Ursache: Zwei Igel, die die ganze Zeit vor mir herliefen! Entweder mit partnerschaftlichem Interesse oder als Kollegen auf der Jagd.
Batterie leer Es war eine klare Winternacht im Jahr 1989, die ich fotografisch nutzte. Das kleine Motörchen der Vixen-Super-Polaris-Montierung würde in den vier Stunden wohl nicht viel Strom brauchen. Und leise Musik ebenfalls nicht. Ok - es war auch sehr kalt. Ja, sicher, meine Autobatterie war auch nicht mehr so gut. Doch als Mitte-Zwanzigjähriger ist man optimistisch - es wird schon klappen. Die Stille beim Betätigen des Anlassers war abschließend die physikalische Quittung des psychischen Optimismus! Anschieben war nicht möglich. Was jetzt?
So bin ich dann eine Viertelstunde lang bei schönstem Sternenhimmel in das benachbarte kleine Dorf gewandert, von dem ich wusste, dass es dort eine Telefonzelle gab. Zumindest war das bislang so. Glück gehabt: Sie war doch noch da und funktionierte auch tadellos. So rettete mich mein Vater aus der Situation und lernte auch einmal meinen Beobachtungsort kennen. Um 2 Uhr 30.
Ein Renault R11 wird zum VW Käfer Mein Stammplatz im Taunus war eine rund 40 Meter weite und drei Meter tiefe, windgeschützte Kuhle. Die Winternacht Anfang der 90er Jahre war verschneit mit gut 15 cm Schnee, was mich nicht daran hinderte, mit meinem Renault R11 doch hinein zu fahren. Es war eine schöne und kalte Beobachtungsnacht, die natürlich auch mal beendet werden musste: So verstaute ich die Ausrüstung und musste nur noch die

sanften drei Meter Steigung wieder hochfahren. Fehlanzeige: Beim ersten Absatz blieb ich mit durchdrehenden Reifen hängen. Ok - zurückstoßen und etwas mehr Anlauf nehmen. Wieder nichts. Nochmal und nochmal versuchte ich es. Doch die Fahrphysik, die einen frontgetriebenen Wagen beim Grip benachteiligt, war gnadenlos. Mit dem heckangetriebenen VW Käfer, den wir mal hatten, wäre das sicher nicht passiert. Da kam mir die Idee: Wenn ich mit dem frontangetriebenen R11 rückwärts fahren würde, hätte ich doch meinen Motor mit seinem Gewicht auf der Antriebsachse als Heckantrieb. Einen QuasiVW Käfer! Es funktionierte - auf Anhieb! Dieses Prinzip konnte ich noch zwei weitere Male anwenden: Am ITV (2003, glaube ich) in einer wilden Schlammschlacht und bei der Hochfahrt einer ebenfalls rutschigen Anhöhe in der Wetterau. Ja, etwas stolz bin ich schon auf diese Idee.
Keltenprozession? Im September um 1990 war ich mit meinem Freund Walter an unserem Taunus-Standort in der Kuhle. Irgendwann hörten wir aus der Ferne im Nordwesten einen Singsang. Dann wieder ein Lachen, dann mal eine Weile nichts und wieder Singsang. So ging es eine Weile weiter, bis mich doch die Neugier packte. Die Fantasien von irgendwelchen blutigen Ritualen schob ich beiseite (es klang ja auch nicht wirklich danach) und machte mich auf den Weg. Kaum 100 m entfernt vom Beobachtungsort kamen mir im Dunkeln gut 15 schwarze Schatten mit durch Sternenlicht und Lichtverschmutzung fahl aufgehellten Gesichtern im Gänsemarsch entgegen. Kein Laut war zu hören. Unheimlich! Mein kurzer Gruß ,,Guten Abend" wurde vom ,,Anführer" entsprechend erwidert und der Gänsemarsch setzte sich lautlos fort. In der Ferne hörte man später wieder ein fröhliches Lachen.

10 | Journal für Astronomie Nr. 85

Verunglückte Beobachtungserlebnisse

1 In Österreich lockten die Sterne bestenfalls durch die Wolkenlöcher. Bis auf immerhin eine klare Nacht.

Urlaub: Teleskop und Wetter ,,Wenn hier nicht wenigstens zwei bis drei klare Nächte herausspringen, dann werde ich daheim meine Bücher wegwerfen, alle Dateien löschen und meine Ausrüstung verkaufen!" Das war mein Schwur in 1.400 m Höhe auf dem Cumbre Vieja auf La Palma im März 1997. Mein erster Astrourlaub nur mit Leihwagen ohne Unterkunft. Wozu auch - ich bin ja nachts aktiv. Es sollte quasi meine Premierenwoche mit dem hellen Kometen Hale-Bopp sein. Der Himmel war durch eine anhaltende Zirruswolkenschicht unbrauchbar und in der dritten Nacht riss mir der Geduldsfaden. Nach dem anschließenden zweistündigen Nickerchen folgte die Überraschung: Die Zirren waren weg und so blieb mir die Astronomie erhalten! Die Leser mögen sich erinnern: Es gab zu dieser Zeit keine Smartphones mit Live-Satellitenbildern für Vorhersagen etc.

Im zweiwöchigen Urlaub August 2022 war Österreich angesagt: eine Woche Sightseeing in Wien (mit Mond) und eine Woche Entspannung in den Bergen im dunklen Murtal (ohne Mond). Die anfängliche Hitze- und Schönwetterperiode in Wien schlug um in eine Periode mit schlechterem Wetter. Natürlich: Fahre mit einem Fernrohr in den Urlaub außerhalb einer Wüste und Du hast schlechtes Wetter. Oder zumindest sehr eingeschränkte Möglichkeiten (Abb. 1).
Im Österreichurlaub erwies sich das Halskratzen gegen Ende der Wiener Woche leider nicht als Effekt der Klimaanlage - es war Covid19! Passenderweise stimmte der Gipfelpunkt des doch starken Unwohlseins mit den vollständig bewölkten Nächten überein. Versöhnlicherweise gab es sogar vier Stunden lang eine klare Nachtsicht, just, als ich wieder fit genug war.

Ähnlich (ohne Corona) geschehen in Mallorca 12/2000, ITT 9/2005, Lanzarote 10/2012, Rügen 9/2015, Gardasee 6/2016, Bodensee 7/2017, Toskana 8/2018, Dänemark 8/2020 und 2021. Häufig hörten wir bei Ankunft am Urlaubsort, dass letzte Woche das Wetter noch ganz toll gewesen sei ... frustrierend! Und über die SoFi 1999 möchte ich hier kein Wort verlieren! Dennoch: Beim nächsten Mal kommt wieder ein Fernrohr mit, denn immerhin hatte ich nie einen wirklichen Totalausfall.
Per aspera ad astra.

Journal für Astronomie Nr. 85 | 11

Verunglückte Beobachtungserlebnisse

Vergebliche Liebesmüh
von Werner E. Celnik

23. Dezember 1979, 05:11 Uhr chilenische Sommerzeit (= UT - 3 Std.). Anden, Höhe 2.400 m. Ich nehme die südliche Milchstraße in den Sternbildern Carina, Crux und Centaurus auf, mit dem Kohlensack in der Bildmitte und dem großen Carina-Nebel NGC 3372 auf der einen Bildseite und Alpha und Beta Centauri auf der anderen. Mit einer Kleinbildkamera Pentax ME und Normalobjektiv 1:1,7 / 50 mm, abgeblendet auf f/2,4, wegen der besseren Bildqualität. Von Digitaltechnik ist bei der Fotografie noch keine Rede. Daher belichte ich am Stück 20 Minuten lang durch einen Rotfilter RG 600 auf Astro-Emulsion Kodak 103a-E. Ja, auf Film!

Zuvor hatte ich noch einen Farbdiafilm eingelegt, einen Kodak Ektachrome 400 und wegen des Grünstiches dieses Films einen Magenta-Filter vorgeschaltet, dann 40 Minuten bei Blende 2,4 belichtet. Nach der 20-Min-Aufnahme belichte ich noch ein zweites Schwarzweiß-Negativ auf 103aE mit 8 Minuten bei Blende 1,7. Qualitativ nicht so gut wie bei Blende 2,4, aber die Dämmerung fängt bereits an.
Ok, den Diafilm kann ich erst zuhause zur Entwicklung ins Labor geben, aber den Schwarzweiß-Film kann ich hier vor Ort entwickeln. Und zwar jetzt gleich. Ich schneide im lichtdichten Wechselsack den bisher belichteten Filmstreifen in der Kamera an der Austrittsöffnung der Filmpatrone ab und achte darauf, nicht mit den Fingern auf die Filmseite mit der empfindlichen Emulsion zu fassen. Die Spule für die Entwicklertrommel liegt im Wechselsack bereit und ich fädele nach Gefühl den kurzen Filmstreifen ein. Die Spule mit der zentralen Achse in die Entwicklertrommel einschieben, Deckel zu und erst einmal fertig. Raus aus dem Wechselsack. Die Entwicklerlösung (Microphen) und das Fixierbad sind bereits angesetzt. Da der 103a-E mit einem Schwarzschild-Ex-

1 Das ging daneben. Milchstraße in den Sternbildern Carina bis Centaurus.
Rotfilteraufnahme aus dem Jahr 1979 mit 50-mm-Objektiv (f/2,4), 20 min belichtet auf Kodak 103a-E (Bild: Werner E. Celnik)

ponenten von nahe 1 zwar eine sehr empfindliche, jedoch recht grobkörnige AstroEmulsion ist, entwickle ich 40 Minuten lang bei einer Temperatur von nur 16 Grad C, um das Filmkorn etwas zu reduzieren. Nach dem Fixierbad den noch in der Spule befindlichen Filmstreifen gut wässern. Rausholen. Nein, noch nicht ansehen. Erst muss die LichthofSchutzschicht von der Rückseite des Films im Wasserbad entfernt werden. Dabei aufpassen: nicht versehentlich die belichtete Emulsionsschicht abwaschen (alles schon passiert)! Geschafft.
Nun obsiegt die Neugier. Ich nehme den kurzen, nassen Filmstreifen aus dem Bad und halte ihn hoch gegen das Tageslicht, um einen ersten Blick auf das Bildergebnis zu erhaschen, bevor der Streifen zum Trocknen aufgehängt wird.

O Schreck!! Der Streifen gleitet mir aus der Hand und fällt zu Boden! Meine Reaktion ist zu langsam. Ich kann den nassen Streifen nur noch vom Boden aufheben. Die Emulsionsseite ist verletzt, die Bilder sind hinüber.
Erst 2010 wechsele ich von der Fotografie auf Film in die digitale Welt der DSLRs. Heute, im Jahr 2022, belichte ich nur noch selten 20 Minuten lang, dann am Teleskop bei f/10 und durch Schmalband-Filter. Normalerweise werden viele kurz belichtete Digitalaufnahmen bei der ,,Entwicklung" im PC zu einer Langzeit-Belichtung ,,gestackt". Da spielt es kaum eine Rolle, wenn mal ein Einzelbild daneben geht. Aber damals ...

12 | Journal für Astronomie Nr. 85

Verunglückte Beobachtungserlebnisse

Unzutreffende Kometenprognosen
von Uwe Pilz

Ich schreibe seit vielen Jahren die monatliche Kometenrubrik für Sterne und Weltraum. Die Zeitschrift benötigt einen redaktionellen Vorlauf, daher schreibe ich die Aufsätze drei Monate vor dem Erscheinen. Vom Erscheinen bis zur Gültigkeit vergehen dann noch einmal zwei Wochen. Kometenvorhersagen so weit in die Zukunft gerichtet sind mitunter falsch. Die Rubrik umfasst die Angaben - Welche Kometen sind für Amateure er-
reichbar? Wie wird die Helligkeit sein? - Wo stehen sie am Himmel?

Bei jedem dieser Punkte können die Voraussagen von der Wirklichkeit abweichen. Es kommt oft vor, dass Kometen angekündigt werden, die sich viel schlechter entwickeln als erwartet und am Ende mit Amateurmitteln überhaupt nicht zu beobachten sind. Beispiel aus der letzten Zeit: 116P/ Wild erlebte im Januar 2022 einen raschen Helligkeitsanstieg. Ich prognostizierte für den März 10,5 mag. Die Helligkeitsentwicklung stagnierte aber ab Februar. Der Komet erreichte im März nur 14 mag und blieb damit außerhalb der Reichweite der meisten Amateure.
Es kommt auch vor, dass helle Kometen nicht in der Übersicht enthalten sind: Helligkeitsausbrüche sind nicht vorhersagbar. Es ist mir schon passiert, dass ein wirklich heller Schweifstern in der Monatsübersicht überhaupt nicht enthalten war. Ein schönes Beispiel ist C/2020 M3 (ATLAS). Als ich die Vorhersagen für den November und Dezember 2020 schrieb, war dieser Komet ein unscheinbares Körperchen 15. Größe. Anfang September brach er aus und wurde 5 mag heller. Im November und Dezember war er ein Fernglasobjekt! Publizieren konnte ich das aber erst in der Januarausgabe, welche die Leser Mitte Dezember erreicht. Da war die größte Pracht der Erscheinung bereits vorüber.

1 Im März 2017 kam der Komet 41P der Erde sehr nahe und war eine große, diffuse Erschei-
nung. Fehler in den Bahnelementen wirken sich in einer solchen Konstellation stark auf die Positionsangabe aus. (Bild: Martin Nischang)

Die Helligkeitsabschätzung ist insgesamt nicht einfach. Häufig wurden periodische Kometen noch nicht wieder beobachtet, wenn ich meinen Aufsatz schreibe. Ich muss also auf die Aktivität des letzten gut beobachteten Perihels zurückgreifen. Das klappt nicht immer, größere Abweichungen kommen vor. Selbst wenn Beobachtungen vorliegen, kann die Entwicklung anders verlaufen als meine Prognosen. Ich habe da inzwischen einiges an Erfahrungen gesammelt! Aber ich freue mich immer noch, wenn es dann einigermaßen stimmt und nehme dies nicht als den ,,Normalfall" an.
Besonders ärgerlich ist es, wenn die abgedruckte Sternkarte nicht stimmt und der Komet an anderer Stelle am Himmel steht.

Das hatte ich auch einmal: Komet 41P/Tuttle-Giacobini-Kresak war noch nicht wieder beobachtet worden, als ich die Vorschau für März 2017 schrieb. Damit waren aber auch die Bahnelemente nicht verbessert worden. Kometen sind fernab der Sonne gravitativ nur schwach gebunden und anfällig für Störungen durch Jupiter. Meist ändert sich die Bahn merklich. Die Situation war besonders heikel, da der Komet der Erde auf 0,14 AE nahekam und sich Unsicherheiten in der Bahn geozentrisch stark auswirkten. Ich lag mit meiner Karte einige Grad daneben. Ein wenig beruhigend war nur, dass es anderen ähnlich ging: Wir verlassen uns eben alle auf die Bahndaten des Minor Planet Centers.

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Verunglückte Beobachtungserlebnisse

Zwei Erlebnisse der ,,besonderen Art"
von Peter Riepe

La Palma - 27. Dezember 1991. Hans Gerhard Weber, Dieter Sporenberg und ich, drei Amateure der damals noch existierenden Astronomischen Arbeitsgemeinschaft Bochum, haben sich auf dem Roque de los Muchachos, dem höchsten Berg der Kanareninsel mit ihrer Ausrüstung eingefunden. Eine Vixen-DX-Montierung, darauf ein 70-mm-Nachführrefraktor und drei Kameras: eine Kleinbild-Kamera Ricoh KR-10 von Hans Gerhard mit Objektiv 1:2 / 50 mm, dazu Dieters Pentax 6x7 mit einem Pentax 1:2,8 / 110 mm und von mir schließlich eine Kleinbild-Kamera Pentax ME mit 1:1,4 / 50 mm. Astrofotografie war angesagt, und das bei einem superklaren Hochgebirgshimmel. Als Motiv war schon bei den Planungen zuhause der Orion als ein ,,Muss" festgelegt worden. Keine Frage, denn dieses objektreiche Sternbild kommt ja bei Kulmination hier auf der Kanareninsel rund 23 Grad höher als in Deutschland. Dieters 6x7-Kamera wurde mit einem Farbdiafilm Kodak Ektachrome 400 bestückt, die Ricoh von Hans Gerhard mit einem Fujichrome 400 und meine kleine Pentax mit dem damals noch verbreiteten Kodak 103 a-E, einem spektroskopischen Film, der in Verbindung mit einem tiefroten Kantenfilter Schott RG 645 schon recht gut ein 250 nm breites Transmissionsfenster um die HEmissionslinie von Gasnebeln ermöglichte. Die letzten Handgriffe anlegen! Kameraverschlüsse spannen, Belichtungszeiten auf ,,B" einstellen. Als Nachführender setze ich das Vixen GA-2 ein - ein sehr genaues Nachführokular mit feiner Strichplatte. Nachführstern eingestellt und jetzt geht die Post ab. Drei Drahtauslöser machen das erfreuliche ,,Klick". Der Nachführende hat eine Nachführzeit von 90 Minuten vor sich - immer schön ins Okular blicken und aufpassen, dass keine nennenswerte Abweichung des Sterns im Fadenkreuz auftritt. Frage der Kollegen: ,,Läuft alles?" Antwort: ,,Wie am Schnürchen."

1 Emissionsnebel Sh2-27, mit Kleinbildoptik 1:2,4 / 50 mm auf Kodak 103 a-E plus Rotfilter
RG 645, 90 Minuten belichtet.

Die Zeit vergeht. Jetzt nähert sie sich dem Ende. ,,Läuft noch alles?" Die erwartete Antwort, ganz entspannt: ,,Klar." Dann Hans Gerhard: ,,So, Peter, du bist erlöst!" Dieter hat die Aufgabe, die Drahtauslöser wieder zu betätigen und den Belichtungsvorgang zu beenden. Die Pentax 6x7 gibt ein lautes ,,Klack" von sich, die Ricoh ein kräftiges ,,Klick", die Pentax ME ... nichts. ,,Taschenlampe her zu mir! Oh je - die Belichtungszeit steht auf 1/125 s."

Fazit: Ich hatte zwei Kameras erfolgreich nachgeführt, aber meine eigene Kamera nach extrem kurzer Belichtungszeit von 1/125 s 90 Minuten lang völlig sinnlos (aber dafür mit punktförmiger Sternabbildung!) nachgeführt. Das Negativ zeigte später erwartungsgemäß - nichts.
Auf ein Neues Wechsel nach Namibia zur Astrofarm Tivoli im Sommer 1995. Wir waren zu fünft: Stefan Binnewies, Bernd Schröter, Rainer

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Kosmische Schmuckstücke --
auf fantastischen Bildern

-- Dieser Bildatlas zeigt über 300 Fotos der schönsten Sternhaufen und Nebel und erläutert an ihnen den Lebensweg der Sterne
-- Von Reflexionsnebeln über Kugelsternhaufen bis zu Supernovae erhalten Amateurastronomen eine verständliche Einführung in die Objekte unserer Milchstraße und erfahren, wie Sterne entstehen, sich entwickeln und vergehen
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Sparenberg, Harald Tomsik und ich. Viele Standardobjekte konnten bereits 1993 bei unserem ersten Tivoli-Aufenthalt abgehakt werden. Nun kamen einige teils noch heute wenig bekannte Motive an die Reihe, z. B. der ovale und recht lichtschwache Emissionsnebel Sh2-27 von rund 10 Grad Winkeldurchmesser um den Stern Zeta Ophiuchi (Abb. 1). Heute ist mit digitalen Kameras und Autoguider eine entsprechende Aufnahmeserie kein Problem - dann werden eben viele Einzelbelichtungen gemacht! Damals jedoch wurde am Nachführokular Vixen GA-2 kein Autoguiding betrieben, sondern visuell nachgeführt. Außerdem wusste niemand, wie gut gedeckt der Nebel auf einem 6x7-Farbnegativfilm eingefangen werden würde und ob die Belichtungszeit lang genug gewählt worden war. Das ergab sich dann erst nach der Filmentwicklung. Schließlich reagierte damals ein chemischer Film mit seinem bekannten Schwarzschildeffekt auf schwache Lichteindrücke völlig anders als heute ein CCDoder CMOS-Chip. Daher wurde recht kräf-

tig belichtet: 45 Minuten mit Objektiv Pentax 1:2,8 / 85 mm. Damit war sichergestellt, dass die Milchstraße auf jeden Fall gut zur Geltung kommen würde.
Das Motiv wurde dreimal belichtet, um später zuhause in der ,,Sandwich-Technik" drei gescannte Negative zur Mittelung digital übereinanderlegen zu können - ja, das hatten wir schon damals für uns entdeckt. So wurde das Rauschen verringert, welches durch das Filmkorn produziert wurde. Aber zunächst galt es, die belichteten Filme in Sicherheit zu bringen. Mein Part war es, in absoluter Dunkelheit zunächst den Film mit den drei Belichtungen von Sh2-27 aus der Pentax 6x7 zu holen. Dies geschah in der großen, lichtdichten Speisekammer, die uns von der Farmbesitzerin Frau Schreiber zur Verfügung gestellt wurde. Jeder Film wurde dann in seiner Entwicklungstrommel aufgespult, und das alles zwischen baumelnden Würsten und Orxy-Schinken (diese Düfte werde ich nie vergessen). Sämtliche Chemie zur Entwicklung sowohl

von Schwarzweiß- als auch Farbdia- und Farbnegativfilmen führten wir mit. Diese Arbeiten waren für den nächsten Tag vorgesehen. Die bestückte Entwicklungsdose nahm ich mit ins Wohnzimmer. Dann aber erst in die Heia.
Nach einigen Stunden Schlaf kam dann plötzlich aus dem Wohnzimmer eine Stimme: ,,Was steht denn hier herum?" Einer der Kollegen (er soll anonym bleiben) hatte die große Entwicklungsdose erspäht und ... grrrr ... auch geöffnet. ,,Da ist ja ein Film drin!" Tja, der war just in dem Moment deutlich ,,nachbelichtet" worden und konnte nun (wie man bei uns ein wenig rustikal sagt) in die Tonne gekloppt werden ... Später wurde das Motiv mit Kleinbildoptik 1:2,4 / 50 mm auf Kodak 103 a-E plus Rotfilter RG 645 wiederholt, auch 90 Minuten belichtet. Große Freude: Sh2-27 war als Emissionsnebel gesichert! (s. Bild)

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Verunglückte Beobachtungserlebnisse

Misslungener Exoplaneten-Transit
von Bernhard Wenzel

Wenn man denkt, ja super, der Stern ist lange vor dem vorhergesagten Transit eingestellt, das Setup läuft, die Datenpunkte kommen rein, man kann sich gegen 02:00 Uhr am Morgen kurz hinlegen, weil das bei einer Balkonsternwarte eben möglich ist ..., dann passiert aber genau zum wichtigsten Zeitpunkt der Messung, also mitten im Transit (Abb. 1), ein ,,Camera-ConnectionLost"!
Immerhin scheint im O-C (observed minus calculated)-Diagramm [2] mein blauer Datenpunkt mit dem vorhergesagten Minimum, mit großen Fehlerbalken, nähe-

rungsweise zu stimmen (Abb. 2). Ob dieser Transit [1] irgendwie, nur durch Abstieg und Anstieg ermittelt, brauchbar ist, können nur Folgemessungen zeigen.
Hätte ich den Zug am USB-Kamerakabel durch ein herunterbaumelndes Netzteil eher bemerkt, so wäre das natürlich nicht passiert. Das nennt man auch: Kabelmanagement (... oder Salat ...), habe ich mal wo gelesen ... Gegebenenfalls werde ich im APT-Forum anfragen, ob ein Alarm-Feature bei Camera-Connection-Lost eingebaut werden kann, ähnlich zum Star-LostSound der PHD2-Guiding-Software.

Und wenn dann noch beim Schreiben dieses Artikels der Laptop wegen eines leeren Akkus herunterfährt, dann hat man wieder einmal das Gesetz der Serie erfolgreich bestätigt!
Internethinweise (Stand 19.10.2022): [1] B. Wenzel, 2022: ,,Wasp 140b
Transit Observations", Variable Star and Exoplanet Section of Czech Astronomical Society, http://var2. astro.cz/tresca/transit-detail. php?id=1666171082&lang=en [2] B. Wenzel, 2022: ,,Wasp 140b O-C Diagramm", Variable Star and Exoplanet Section of Czech Astronomical Society, http://var2. astro.cz/ETD/etd.php?STARNAME =WASP-140&PLANET=b&userdata =2459870.55669%200.00402%20 99%2015.8%200.0206%200

1 Kurz nach dem Schlafengehen, weil das Fernrohr auf der Balkon-
sternwarte semiautomatisch bis zum Morgen durchläuft, passiert genau im entscheidenden Moment, also mitten im Transit, ein: ,,Camera-Connection-Lost"!

2 Immerhin ist mein blauer Datenpunkt im O-C-Diagramm auf der
vorhergesagten Linie. Folgemessungen werden zeigen, ob dieser Transit irgendwie plausibel ist.

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Verunglückte Beobachtungserlebnisse

Der Merkurtransit am 9. Mai 2016
von Ansgar Kuhl

Meine Frau und ich hatten uns vom 7. bis 14. Mai 2016 in Villingen-Schwenningen für ein paar Besinnungstage in einem Kloster angemeldet - genau in dem Zeitraum, in den der Merkurtransit fiel. Im Gepäck hatte ich mein 114er-Newton-Teleskop, einen Okularkoffer und eine extra für mein Teleskop zugeschnittene Sonnenschutzfolie. Den Transit wollte ich visuell beobachten.

Als wir am 7. Mai von Lohne wegfuhren schien die Sonne, der Wetterbericht sagte nur Gutes voraus. Voller Vorfreude auf das Himmelsschauspiel ging es Richtung Schwarzwald los. Nach ca. sechs Stunden Fahrzeit kamen wir endlich am Ziel an. Beim Auspacken des Fahrzeugs fragten mich einige Gäste neugierig, was ich mit dem Teleskop vorhätte. Einer vermutete sogar, dass ich ein Jäger wäre. Lächelnd erklärte ich ihm, dass am kommenden Montag der Merkur vor der Sonne vorbeiziehen würde. Das seltene Spektakel, das nicht nur in Villingen, sondern in ganz Deutschland und darüber hinaus zu sehen sein würde, wollte ich beobachten.
In ganz Deutschland war das Wetter gut, und das sollte auch in den nächsten Tagen so bleiben. Villingen-Schwenningen machte da keine Ausnahme, worüber ich mich sehr freute. Am Tag darauf sind wir durch die Gegend gefahren, um einen guten Beobachtungsplatz zu finden. Grundvoraussetzung dafür ist eine freie Sicht in alle Richtungen. Dieser Platz war schnell gefunden, nur ca. 10 min vom Kloster entfernt. Entspannt ließ ich den Transit auf mich zukommen. Am 9. Mai fuhr ich direkt nach dem Mittagessen zum Beobachtungsort. Ich baute mein Teleskop auf, während sich am Himmel ein paar harmlose Wolken tummelten, die mich nicht störten. Um 13:11 Uhr ging es endlich los.

1 Aufnahme des Merkurtransits am 9. Mai 2016. Kamera ASI 120 mc, 3-fache Barlowlinse
an einem Newton UNC 8 mit 1.000 mm Brennweite und Sonnenfilter davor, Effektivbrennweite 3.000 mm. Danach die Bilder zu einem Bild gestackt. Belichtungszeit und die Anzahl der Bilder sind leider nicht bekannt.(Bild: Oliver Bornhorst)

Voller Begeisterung schaute ich durchs Teleskop und sah, wie sich der Merkur nach dem ersten Kontakt an der Sonne entlanghangelte. Eine kleine Sonnenfleckengruppe machte die Beobachtung noch spannender. Mein Gedanke war zu diesem Zeitpunkt, wie klein wir doch auf dieser Erde sind. Als Merkur ungefähr die Mitte der Sonne erreicht hatte, nahm die Bewölkung allmählich zu. Noch konnte ich trotz vieler Wolken die Sonne sehen, doch gegen 16:30 Uhr war der Himmel komplett bedeckt, so dass eine weitere Beobachtung nicht mehr möglich war. Ich blieb noch eine Weile vor Ort in der Hoffnung, dass sich die Wolkendecke vielleicht noch einmal öffnen würde. Vergebens. Ich rief daraufhin einen Vereinskollegen an, der mit weiteren Sternfreunden zu Hause den Merkurtransit bewunderte. Er erzählte, dass im ganzen Umkreis absolute Wolkenlosigkeit herrschte und belegte dies mit ein paar Bildern, die er mir schickte. Dies brachte meine Laune endgültig in den

Keller. Jetzt war ich einmal in den Schwarzwald gefahren, wo normalerweise besseres Wetter herrscht als bei uns im Norden, und dann ist die Wetterlage genau umgekehrt. Ich packte mein Teleskop wieder ins Auto. Mein Blick ging wiederholt Richtung Himmel, aber es bestand leider keine Chance mehr.
Als das Equipment verstaut war und ich zurück zum Kloster fahren wollte, erlebte ich die zweite Pleite: Das Auto wollte nicht anspringen. So viel Pech kann man doch gar nicht haben! Der ADAC schleppte mich ab, und in der Werkstatt stellte sich heraus, dass die Autobatterie aus unerfindlichen Gründen leer war. Also musste eine neue Batterie eingebaut werden, denn meine Frau und ich mussten ja irgendwie wieder nach Hause kommen. Am nächsten Tag war die Reparatur fertig und ich konnte das Auto wieder abholen. Die Rückfahrt blieb dann zum Glück pannenfrei.

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Verluste
von Frank Vohla
Film gerissen Es muss um 1980 gewesen sein, ich war noch ein junger Beobachter. In einer eiskalten Winternacht wollte ich mit meinem kleinen Teleskop 50 mm / 540 mm Sterne fotografieren. Die verwendete Technik war sehr einfach. Ich hatte den Refraktor auf einer Montierung ohne Motor und ohne Feinbewegung montiert. Ich stellte den Leitstern unscharf, und wenn der Rand des Scheibchens das Fadenkreuz erreichte, schubste ich das Fernrohr ein kleines Stück weiter, wie man es bei einem Dobson tut.
Die Kamera war ein billiges Gerät mit SL-Kassetten. Dabei wurde der Film mit einem Stift, der in die Perforation eingriff, von der linken Kassette in eine zuvor leere Kassette auf der rechten Seite transportiert.
Nachdem ich einige Aufnahmen gemacht hatte, ging ich durchgefroren nach Hause und öffnete die Kamera. Dabei stellte sich heraus, dass der Stift die Perforation durchgerissen hatte. Somit war der Film nicht transportiert worden.
Datenlücke nach 25 Jahren entdeckt Den Urlaub zum Jahreswechsel 1995/96 verbrachte ich auf Jamaika. Zuvor war im September die Nova V723 Cas ausgebrochen. Sie war ziemlich langsam und dümpelte um 8,7 mag herum. Auf Jamaika benutzte ich ein 90-mm-Spiegelobjektiv mit 500 mm Brennweite als improvisiertes Fernrohr.
Am 15. Dezember schätzte ich die Nova auf 7,3 mag. Dieser Sprung verwunderte mich sehr. Zunächst vermutete ich einen Zusammenhang mit den auf der Insel beliebten tabakfreien Sportzigaretten. Andere Sterne zeigten aber nichts Ungewöhnliches. Leicht zugängliche Kommunikationsmittel für einen Abgleich mit anderen Beobachtern und Beobachterinnen gab es nicht. So musste ich bis zur Heimreise warten, um eine Bestätigung zu bekommen. Die Nova legte später noch weitere Ausbrüche hin.
Etwa ein Vierteljahrhundert später, im März 2021, brach V1405 Cas aus und zeigte bald ein ähnliches Verhalten. Da fiel mir das Erlebnis von Jamaika ein und ich wollte die BAV auf V723 Cas hinweisen. Dazu suchte ich in der Datenbank der AAVSO nach meinen damaligen Beobachtungen und fand sie nicht. Meine Meldung mit allen Beobachtungen vom Dezember 1995 war verschwunden. Zum Glück existierte noch ein Backup und ich konnte die Lücke schließen. Ohne die Erinnerung an das Erlebnis von Jamaika und den Ausbruch einer anderen Nova, fast 25 Jahre danach, wäre das Missgeschick bei einer Datenübertragung von Anfang 1996 nie aufgefallen.
Innerhalb einer Woche ging die Helligkeit wieder auf 8,8 mag zurück.

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Journal für Astronomie Nr. 85 | 19

Verunglückte Beobachtungserlebnisse

Jahrhundert-Sonnenfinsternis in den USA mit Herausforderungen
von Kai-Oliver Detken

Die Sonnenfinsternis 2017 in den USA war ein Höhepunkt, den viele Sternenfreunde noch in guter Erinnerung haben. Allerdings müssen solche Reisen immer sehr akribisch geplant werden, denn nichts ist schlimmer, als wenn man vor Ort feststellt, dass ein Adapter oder Stromkabel zu Hause vergessen wurde. Trotzdem kann zusätzlich immer eine Menge schiefgehen, wie sich auch bei meiner damaligen Reise in die USA gezeigt hat. Darüber soll in diesem Beitrag berichtet werden bzw., wie man trotzdem noch aus der Not eine Tugend machen kann.
Eine Sonnenfinsternis ist ein besonderes Erlebnis, welches leider innerhalb der Totalität immer nur wenige Minuten lang zu beobachten ist. In diesem Zeitraum muss einfach alles stimmen und es darf sich kein Fehler einschleichen. Denn anders als bei einer nächtlichen Deep-Sky-Fotositzung können die Aufnahmen nicht wiederholt werden. Aus diesem Grund lege ich vor einer solchen Reise immer eine Checkliste an, die beim Kofferpacken entsprechend durchgegangen und abgehakt wird, damit ja alle notwendigen Equipment-Teile mitkommen. Denn bereits vor meiner AstroLeidenschaft habe ich einmal den Fall gehabt, dass ich im Urlaub das falsche Ladegerät für meine Kamera mitgenommen hatte und daher mitten im Urlaub keine Fotos mehr aufnehmen konnte. So etwas möchte man natürlich unbedingt vermeiden. Eine gute Vorbereitung ist daher schon mal die halbe Miete.

1 Sonnenbeobach-
tung im Badlands National Park, South Dakota, mit einem H-Teleskop von Coronado und Ranger-Betreuung

2 Übersichtsaufnahme der Milchstraße
in Hotsprings (USA), Stativ mit AstroTrac TT320X-AG, Kamera Canon 700Da, Objektiv Sigma 10/2,8 EX DC Fisheye HSM, Brennweite 10 mm, Blende f/2,8, ISO 800, Belichtung pro Bild 3 min, Bildanzahl 19, Bortle-Skala 2-3

20 | Journal für Astronomie Nr. 85

Verunglückte Beobachtungserlebnisse

3 Der Autor mit seinem Foto-Equipment zur
Aufnahme der Sonnenfinsternis: AstroTrac TT320X-AG, Kamera Canon 700Da, Objektiv Sigma 70-200 mm f/2,8 EX DG OS HSM

Bei dem Jahrhundertereignis ,,The Great American Eclipse" im Jahr 2017, wie die Amerikaner die erste totale Sonnenfinsternis nach 99 Jahren in ihrem Land bezeichneten, durften solche Fehler natürlich nicht passieren. Nach monatelanger Vorbereitung konnte sich dann die Reisegruppe meines Astrovereins am 11. August 2017 auf den Weg nach Minneapolis machen, um von dort aus durch fünf Bundesstaaten und diverse Nationalparks zu unserem Reiseziel Wyoming zu fahren. Im Badlands National Park, South Dakota, hatten wir dann zum ersten Mal Berührung mit astronomisch Interessierten. Hier wurden von Rangern Sonnenteleskope der Marke Coronado aufgebaut, um die Sonnenoberfläche im H-Licht beobachten zu können (Abb. 1). Der Anblick durch das Teleskop war dabei sehr detailliert, so dass man auch einige Protuberanzen sah. Zusätzlich ließ sich ein kleiner Sonnenfleck mittig erkennen, den wir uns schon mal für die Sonnenfinsternis vormerkten, um ihn für die Fokussierung verwenden zu können.
Als der SoFi-Termin langsam näher rückte, wurden bei Hotsprings zwei kleine nächtliche Exkursionen veranstaltet, um den Sternhimmel zu beobachten und das Equipment zu testen. Ich richtete meine Reisemontierung auf den Polarstern aus, um eine Übersichtsaufnahme vorzunehmen (Abb. 2). Das Equipment funktionierte dabei auf Anhieb - die SoFi konnte also beginnen.
Am Tag der Sonnenfinsternis war ich bereits um 5 Uhr morgens wach. Da es die Nacht über geregnet hatte, machten wir uns natürlich zuallererst um das Wetter Sorgen. Diese Sorge war aber unbegründet, denn es sollte komplett aufklaren, je näher wir der Zentrallinie kamen. Nebenbei ging ich noch mal alles durch: Sind alle Batterien aufgeladen, alle Adapter eingepackt wor-

den, sämtliche Filter mit an Bord? Wir erreichten Douglas in Wyoming noch rechtzeitig um 10 Uhr morgens und suchten uns einen Beobachtungsplatz am North Plate River. Nun musste das Equipment schnell aufgebaut werden, da um 10:20 Uhr die SoFi begann. Auch diese Herausforderung wurde bewältigt, so dass wir rechtzeitig einsatzbereit waren und die ersten Bilder machen konnten.
Meine Reisemontierung AstroTrac führte die Kamera mit, so dass die Sonne immer im Mittelpunkt der Aufnahmen blieb (Abb. 3). Dadurch konnte man in aller Ruhe die Fokussierung anhand der vorhandenen Sonnenflecken überprüfen. Dann wurde es ernst, denn die Totalität wurde erreicht. Hier musste alles ganz schnell gehen, denn der Sonnenfilter ist in dieser Phase hinderlich und muss abgenommen werden. Anschließend hatte man nur zwei Minuten Zeit, die Sonne zu fotografieren, bevor der Mond sie wieder freigab und der Sonnenfilter unbedingt wieder aufgesetzt werden sollte. Es wurden die ersten Aufnahmen ohne Filter durchgeführt, wenn auch noch zu dunkel. Also wurde die Belichtungszeit angehoben. Man konnte nun direkt in die Sonne schauen und sah die Korona in allen Facetten.
Ich war begeistert und wollte nun bei den Bildern die Korona-Umgebung heller darstellen und erwog daher auf den automatischen Autofokus umzuschalten - was ein Fehler war, denn der Fokus war ja bereits perfekt eingestellt gewesen. Und auf einmal brach die Sonne wieder am anderen Rand hervor, weswegen die Fokussierung nun komplett verrücktspielte, was zu folgendem Szenario führte: Während man von vielen Beobachten ein ,,unbelievable" oder ,,great" hörte, wurde die Szenerie im Hintergrund von diversen deutschen Flüchen begleitet. Also wurden die Aufnahmen von mir so

schnell wie möglich wieder auf manuell umgestellt, aber der Zeitpunkt des Diamantrings ist dadurch leider verpasst worden. Ein weiterer Fehler kam noch dazu, der erst am Abend im Hotel in der Kleinstadt Cody erkannt wurde: Ich hatte vergessen, an dem Teleobjektiv die Bildstabilisierung auszuschalten. Diese ist nur hilfreich, wenn aus der Hand fotografiert wird und nicht bei Einsatz eines Stativs oder einer Nachführung. Die meisten Bilder der Totalität waren daher verwackelt (Beispiel s. Abb. 4). Bei den extrem kurzbelichteten Aufnahmen der SoFi war das nicht aufgefallen, aber in der Totalitätsphase musste die Belichtungszeit deutlich angehoben werden. Nur das Beispielfoto, welches ich als erstes zur Qualitätsüberprüfung vor Ort angeschaut hatte, war brauchbar. Das allein war schon ärgerlich, aber dabei sollte es nicht bleiben.
Durch die Nutzung der AstroTrac während der gesamten Sonnenfinsternisphasen war der Akku aufgebraucht und die Spindel der Reisemontierung konnte nicht mehr zurückgefahren werden. Also wurde die AstroTrac im ausgefahrenen Zustand auf die Wagenheckablage gelegt, wo sie zusätzlich der Sonne ausgesetzt war. Im YellowstoneNationalpark, der nächtliche Beobachtungen unter Gebirgsbedingungen bietet, zeigte sich dann, dass sich der Polsucher durch die Sonne verbogen hatte. Das war an sich schon ziemlich ärgerlich, da ohne diesen eine exakte Einnordung nicht möglich ist.

Journal für Astronomie Nr. 85 | 21

Verunglückte Beobachtungserlebnisse

4 Aufnahme der Sonnenfinsternis in der Totalitätsphase, Stativ mit
AstroTrac TT320X-AG, Kamera Canon 700Da, Objektiv Sigma 70-200 mm f/2,8 EX DG OS HSM, Sigma 2,0-fach EX APO DG Telekonverter, 400 mm, Blende f/45, ISO 100, Belichtung pro Bild 1/5 s

nahmen zustande, die aber lange nicht so eindrucksvoll waren wie dies mittels Nachführung möglich gewesen wäre. Immerhin konnten so einige Strichspuraufnahmen erstellt werden, die sonst wahrscheinlich nicht zustande gekommen wären (Abb. 5).

way-Straßen der USA gelegen haben muss. Nur im zusammengeklappten Zustand sei die AstroTrac stabil und reisetauglich. Seitdem habe ich einen anderen Akku dabei, der notfalls die gesamte Nacht die AstroTrac mit Strom versorgen kann.

Aber auch die AstroTrac selber hatte etwas abbekommen. Die Spindel hing aus der Verankerung und musste sich wohl durch die Erschütterungen bei der Autofahrt gelöst haben. Also fiel die Nachführung komplett aus. Daher blieb mir nur, das Beste aus dem Desaster zu machen: mit Stativ und stehender Kamera Kurzbelichtungen erstellen. So kamen doch noch Nachtauf-

Zu Hause angekommen, wurde erst einmal der Hersteller AstroTrac in England kontaktiert und die Reisemontierung zur Reparatur eingeschickt. Der Service war dabei erstklassig und ich brauchte noch nicht einmal die Reparatur bezahlen, obwohl die Garantie längst abgelaufen war. Auf meine Frage, woran der Defekt gelegen haben mag, kam zurück, dass dies an dem Autotransport über die schlechten High-

Grundsätzlich hat die Reise gezeigt, dass eine gute Vorbereitung unersetzlich ist. Dazu gehören Checklisten und Testaufnahmen im Vorfeld, denn jeder Handgriff muss, wenn es drauf ankommt, sitzen. Falls es dann doch zu technischen Problemen kommt, sollte man das Beste draus machen. Denn solche Pannen können bei jeder noch so genauen Planung leider immer passieren.

5 Strichspuraufnahme im Yellowstone National Park, Kamera Canon 700Da, Objektiv Sigma 10/2,8 EX DC Fisheye HSM, Brennweite 10 mm,
Blende 2,8, ISO 800, Belichtung pro Bild 1 min, Bildanzahl 215, Bortle-Skala 1-2
22 | Journal für Astronomie Nr. 85

Verunglückte Beobachtungserlebnisse

Pech am 11.11.2022
von Jürgen Stolze

Es ist Anfang November und der Wetterbericht verspricht ein gutes Bild für Hobbyastrofotografen. Ja, am nächsten Freitag soll es ab dem frühen Abend über Berlin einfach nur wolkenfrei sein. Nach mehreren Tagen Bewölkung ein echter Lichtblick.

Ich bereite also den Astroabend ausführlich vor. Da ich zwei Montierungen parallel betreiben kann, plane ich, welches Teleskop auf welche Montierung kommt und welches Ziel das jeweilige Gerät ansteuern soll. Beim Ansteuern und Aufnehmen lasse ich mir von ZWO asiair helfen. Das ist mittlerweile eine bequeme und sichere Sache, anders als früher. In der ersten Phase von asiair war ich noch Betatester und der Einzige, der eine Skywatcher AZgti mit asiair betreiben wollte. Das war schon ziemlich spannend, und es gab mit den Entwicklern in China regen Kontakt. Als das mehr und mehr Routine wurde, habe ich mich aus dem Kreis der Betatester verabschiedet und genieße nun den Service.

1 Der kleine Askar fma180 und die asiair-Steuerung auf der Skywatcher AZgit

Nach einiger Abwägung entscheide ich, welches Himmelsobjekt angesteuert werden soll. Mit asiair, dem kleinen Askar fma180 auf der Skywatcher AZgit und der asiair-Steuerung möchte ich die Plejaden einfangen. Parallel, bis die Plejaden sichtbar werden, will ich Aufnahmen vom Jupiter machen. Das mache ich lieber ohne asiair und mit Handsteuerung. Erneuter Wettercheck: Der Himmel am Freitag ab 20 Uhr bleibt wolkenfrei.
Am Freitag bereite ich schon mal alle später zum Einsatz vorgesehenen Geräte vor. Vorsichtshalber fahre ich auch asiair mit den gekoppelten Geräten hoch. Sicherheitshalber noch eine Prüfung, ob ich die aktuelle Software habe. Es ist mir schon mal passiert, dass ich loslegen wollte und die Software sagte: ,,Bitte erst updaten." Vor vielen Jahren stand ich auf freiem Feld, um Venus

noch gerade zu erwischen, als Bill Gates drauf bestand, doch erstmal das Betriebssystem zu aktualisieren. OK, geht ja fix. Ich habe mich damals dem Wunsch gebeugt und den aufziehenden Wolken zugesehen. Als Windows für die Aufnahmen bereit war, war Venus schon hinter den Wolken verschwunden.
Aus dieser Erfahrung heraus will ich jetzt also alle Komponenten einmal hochfahren, kurz testen, um dann einen entspannten Beobachtungsabend zu haben. Tatsächlich, eine neue Version steht zum Download bereit. Die neue Version ist schnell installiert, nochmal kurz hochfahren und alle Konfigurationen prüfen. Prima, es kann losgehen.
Mein Blick wandert in den folgenden Stunden zwischen normaler Satelliten-Wetterkarte, Astrowetter und dem tatsächlichen

Geschehen draußen hin und her. Es sieht nicht gut aus für Deep-Sky-Aufnahmen. Ich beschließe aufzugeben und räume den kleinen Deep-Sky-Aufbau ein. Zumindest besteht ja die Hoffnung auf eine PlanetenSession. Es klart auf. Habe ich Glück mit einem Wolkenloch? Schnell wieder die DeepSky-Ausstattung in Stellung gebracht. Das ist ja zum Glück alles schnell getan. Hoffnung keimt auf. Der Himmel ist herrlich gefärbt und die Wolkenlücken werden größer. Doch das tatsächliche Wolkengeschehen passt sich wieder der Wettervorhersage an. Grrrrrr. Ich warte und hoffe noch etwas. Die Zeit vergeht und Schleierbewölkung etabliert sich. Der Himmel über mir und die Wetterprognosen einigen sich zu meinen Ungunsten. Zähneknirschend baue ich also zumindest diesen Teil der Ausrüstung wieder ab. Das übt ungemein. Ich versuche, der Sache positive Seiten abzugewinnen.

Journal für Astronomie Nr. 85 | 23

Verunglückte Beobachtungserlebnisse

2 Der Himmel ist herrlich gefärbt und
die Wolkenlücken werden größer
3 Zum beabsichtigten Beobachtungsbeginn
nimmt die Bewölkung wieder zu ...

Schließlich kann ich mich dann komplett auf die Planeten konzentrieren. Zumindest diese Option sollte gelingen ... Es wird dunkel und Jupiter steigt langsam hinter der Birke hoch. Die leichte Schleierbewölkung stört nicht sehr. Es wird ja bestimmt besser. Zwischen den Zweigen kann ich schon mal den Maksutov ausrichten und alles in Stellung bringen. Noch etwas warten und dann kann ich endlich nach langer Zeit mal wieder einen Blick auf Jupiter werfen. Saturn ist noch hinter der Schleierbewölkung als schwammiger Punkt erkennbar. Ja, jetzt wird das Seeing etwas besser. Saturn versteckt sich nun in der Tanne. Jupiter hat gleich die Spitze der Birke erreicht ..., dann kann es losgehen. Als die Birkenspitze erreicht ist, nimmt die Bewölkung wieder zu. Das gibt`s doch nicht! Der Wetterdienst hat doch Wolkenfreiheit für meinen Standort um diese Zeit vorhergesagt. Ich versuche ein paar Aufnahmen. Nein, es wird immer dunstiger und es sind kaum noch Einzelheiten des Gasriesen zu erkennen. Ich gebe auf und fahre die Montierung in die Homeposition. Als ich den PC ausschalten will, fragt der mich, ob ich das neue Windows-Update installieren will. Immerhin: Das ist doch ein Trost. Windows hat dazugelernt und mich nicht schon vor den Auf-

nahmen blockiert (wie damals), sondern hat brav gewartet, bis ich fertig bin und den PC ausschalten will. Als das System nach dem Update wieder hochfährt, bekomme ich mit, dass heute der 11.11. ist. ... Es sei mir als Berliner nachgesehen, dass ich dieses wichtige Datum übersehen habe. Immerhin hatte ich ja ein astronomisches Hin und Her statt eines karnevalistischen, das man wohl Schunkeln nennt. Trotz allem: Die Hobby-Astronomie und das Dokumentieren der faszinierenden Umgebung dieses herrlichen und zerbrechlichen Planeten, genannt ,,Erde", bereiten mir viel Freude, auch wenn es solche Erlebnisse auszuhalten gibt. Was soll's, es ist ja der 11.11.
4 Heute ist tatsächlich
der 11.11.!

24 | Journal für Astronomie Nr. 85

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MARIIA VASILEVA / GETTY IMAGES / ISTOCK

Amateurteleskope/Selbstbau

Selbstbau und Optimierung von Zubehör
von Steffen Klausmann

Über den Selbstbau einiger Komponenten habe ich erstmals im Journal Nr. 23 [1] berichtet. Seither hat sich die Ausrüstung natürlich etwas erweitert, und als ich 2021 eine QHY 5-III-462C CMOS-Planeten- und Guiding-Farbkamera [2] mit Fisheye-Objektiv erwarb, wurde ein weiterer Selbstbau notwendig. Anfangs nutzte ich diese Videokamera nur für die Sonnen-, Mond- und Planetenfotografie und ab und zu als AutoguidingKamera, wenn ich Langzeitbelichtungen mit einer DSLR erstellen wollte.

1 Kamerabefestigung der
Astrokamera-Halterung

Kamera-Halterung Nach einer gewissen Einarbeitungszeit hegte ich dann den Wunsch, das im Umfang enthaltene Fisheye-Objektiv für großflächige Himmelsaufnahmen, Sternbilder und Meteore einzusetzen. So weit, so schön, aber wie sollte ich die Kamera gen Himmel richten? Sie besitzt keinerlei Befestigungsmöglichkeiten, da sie als Planeten- und Guiding-Kamera ja direkt in eine 1,25-zöllige Okularhülse gesteckt wird. Es musste also eine geeignete Astrokamera-Halterung her, welche auf ein Fotostativ montiert werden konnte. Die Kamera sollte dabei nicht nur stabil gehalten werden, sondern auch in weiten Teilen gedreht und geschwenkt werden können.

2 Holzgabel der
Astrokamera-Halterung

Ich entschied mich für eine Gabelhalterung in Holzbauweise. Für die Kamerabefestigung (Abb. 1) verwendete ich eine 60 mm breite und 20 mm hohe Holzleiste aus Buchenholz, die ich auf 100 mm kürzte. Für die Kamera fräste ich ein Loch (2) von 32 mm Durchmesser aus und bohrte von oben ein weiteres Loch (3) für eine M-4-Flügelschraube, die bei Bedarf die Kamera zusätzlich zu den Stoppringen fixieren könnte. Rechts und links an der Kamerabefestigung brachte ich zwei weitere Bohrungen (4) für M-4-Flügelschrauben an, die als Schwenkachse fungieren sollten. Eine Aussparung (5) sorgte dafür, dass die Madenschraube des mitgelieferten Halterings bedienbar blieb.

26 | Journal für Astronomie Nr. 85

3 Seitenteile der
Astrokamera-Halterung

Amateurteleskope/Selbstbau

Die Kamerabefestigung selbst wurde in einer Holzgabel (Abb. 2) gelagert. Diese besteht aus zwei Seitenteilen (7) und zwei Grundplatten (8a und 8b). Das USB-Kabel zwischen Kamera und PC besitzt einen recht langen Anschlussstecker, weshalb die beiden Gabeln 140 mm lang sein mussten. Für die Seitenteile und Grundplatten verwendete ich Sperrholz von 10 mm Stärke. Damit die Halterung auch drehbar und auf einem Fotostativ montierbar sein würde, erhielt die obere Grundplatte (8a) eine Bohrung für eine Fotoschraube mit Innengewinde. In die untere Grundplatte (8b) fräste ich ein 25-mm-Loch (11), so dass die Fotoschraube darin versenkt und der Boden plan war.

4 Grundplatte der Astrokamera-Halterung

Um die Astro-Kamerahalterung auch an meinen anderen Selbstbauten [1] montieren zu können, wurden mehrere 4-mmBohrungen (9) entsprechend der Lochmatrix eingebracht. Die beiden Seitenteile (7) erhielten (wie in Abb. 3 zu sehen ist) oben je eine 4-mm-Bohrung (12) für die Schwenkachse der Kamerahalterung. An den Grundplatten wurden die Seitenteile mit je vier Holzschrauben (13) befestigt. Dünner schwarzer Filz (14) wurde sowohl in das Kameraloch (2) als auch auf den Boden der unteren Grundplatte (8b) geklebt (Abb. 4). Zum Schluss erhielt die nun einsatzbereite Astrokamera-Halterung eine silbergraue Schutzlackierung mit Hammerite (Abb. 5). Abschließend lässt sich sagen, dass die Astrokamera-Halterung häufig im Einsatz ist und sich bestens bewährt hat. Bei Interesse stelle ich gerne meine Maßzeichnungen zur Verfügung.

Beleuchtung Handlungsbedarf hatte ich im selben Jahr auch hinsichtlich einer astrotauglichen Beleuchtung, denn die bisherigen ,,Rotlicht-Leuchten" der letzten Jahre konnten qualitativ nicht überzeugen. Selbst die

5 Fertige Astrokamera-Halterung

Journal für Astronomie Nr. 85 | 27

Amateurteleskope/Selbstbau

6 SLED-Leuchten und Farbfolie

7 Ein/Aus-Taste und USB-Buchse der LED-
Leuchten

dimmbare Rotlichttaschenlampe eines namhaften Herstellers für Fernrohre und Montierungen versagte regelmäßig ihren Dienst. Wenn als Astro-Zubehör keine tauglichen Produkte zu finden sind, muss Bewährtes eben astrotauglich gemacht werden! Im Internet wurde ich bei Küchen- und Schrankleuchten fündig: Zwei akkubetriebene, dimmbare LED-Leuchten mit selbstklebender Magnetplatte im Set [3]. Jede Leuchte besitzt sechs warmweiße LEDs hinter einer Streulinse, ist dimmbar und kann mittels USB-Kabel geladen werden. Um die LED-Leuchte astrotauglich zu machen, waren entweder ein roter Tauchlack oder eine rote selbstklebende Folie erforderlich. Da ich die Leuchte nicht öffnen wollte, entschied ich mich für eine rote Folie (Abb. 6) aus dem Autohandel [4]. Die stabile Vinyl-Folie (1) klebte ich auf eine der LED-Leuchten (2) und strich die Luftbläschen nach außen weg. Mit einem Cutter schnitt ich das überschüssige Material am Spalt entlang zwischen Gehäuse und Streulinse ab.
Noch am selben Abend testete ich die Rotlicht-LED-Leuchte. Der Ein-Aus-Sensor (3) sprach schnell auf Berührung an (Abb. 7). Blieb der Finger länger auf dem Sensor, konnte die Leuchte in feinen Stufen gedimmt werden. Die zuletzt eingestellte Dimmstufe blieb grundsätzlich beim erneuten Aus-Ein-Schalten gespeichert. Das

Rotlicht selbst war mir noch nicht satt genug und tendierte eher zu orange, weshalb ich eine zweite Folienschicht auf die erste klebte. Jetzt passte alles und ich wiederholte die Maßnahmen an der zweiten Leuchte.
Anmerkungen nach mehrmonatigem Einsatz: Die dunkelste Stufe ist jetzt perfekt, um direkt am Teleskop zu arbeiten. Mit der hellsten Stufe wird das nahe Umfeld komplett ausgeleuchtet, was besonders beim Auf- und Abbau im freien Feld vorteilhaft ist. Das kleine, mitgelieferte USBKabel (ohne Ladegerät) steckt satt in der USB-Buchse, siehe (4) in der Abbildung 7. Je Leuchte sind zwei selbstklebende Metallplatten beigelegt, so dass man die Leuchten an verschiedenen Orten fixieren kann. Bisher haben sich die beiden optimierten Leuchten bestens bewährt und verrichteten ohne Ausfall ihren Dienst - sowohl in der kalten als auch in der heißen Jahreszeit.

Fazit Seit rund 19 Jahren beschäftige ich mich jetzt schon mit diesem schönen Hobby Astronomie, und eines hat sich in dieser Zeit nicht geändert: Kleinere Optimierungen bis hin zum Selbstbau eigener ,,Helferlein" sind nach wie vor notwendig und machen Spaß!
Literatur- und Internethinweise (Stand 06.12.2022): [1] S. Klausmann, 2006: ,,Kleinere Opti-
mierungen und Selbstbauten eines Einsteigers"; VdS-Journal für Astronomie 23, S. 10 [2] QHY 5-III-462C CMOS-Kamera: www.baader-planetarium.com/de/ catalogsearch/result/?q=QHY+5-III462C+ [3] Qeemmy: Dimmbare akkubetriebene LED-Lampe, 2er-Set: www.amazon.de [4] WINOMO: Selbstklebende Scheinwerfer TailLights Tönung Vinyl www.amazon.de

28 | Journal für Astronomie Nr. 85

Ein zweiteiliger Sonnenfilter mit Magnetarretierung
von Florian Bleymann
Die Beobachtung und Fotografie der Sonne ist ein faszinierender Bereich der Amateurastronomie. Die Sonne liefert weitaus mehr Licht, als für die Belichtung mit einer Kamera oder der Beobachtung mit dem Auge notwendig wäre. Als Amateurastronom kennt man diesen Umstand natürlich und denkt im ersten Schritt sofort an geeignete Filtermöglichkeiten, um Schäden an den Augen oder am Bildsensor zu vermeiden.
Der preisgünstigste Einstieg in die Weißlichtbeobachtung und -fotografie ist sicherlich der Einsatz einer Filterfolie. Sonnenfilterfolien gibt es von etlichen bekannten Herstellern. Und egal für welche Folie man sich entscheidet - es ergibt sich sogleich die nächste Frage: Wie befestige ich die Folie sicher vor meinem Objektiv?

Amateurteleskope/Selbstbau
1 Seitenansicht links:
Filter-Basis und Top-Teile, die das Filter-Teil bilden
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Amateurteleskope/Selbstbau

Basisteil

Top-Teil

2 CAD-Modelle Top- und Basisteil
(erstellt: Florian Bleymann)

Sicher, der Kauf eines fertigen Filterhalters mit Folie wäre das Einfachste, aber meist auch teurer als ein Selbstbau. So hatte ich zu Beginn des Jahres 2021 die Idee, eine Sonnenfilterfolienhalterung selbst zu entwerfen und zu bauen. Nachdem ich schon in der Vergangenheit solche Exemplare mit einfachen Mitteln aus Karton gebaut hatte, wollte ich nun etwas Stabileres und Langlebigeres entwickeln. So kam die Idee, eine Halterung in einem CAD-Programm zu entwickeln und im Anschluss mit einem 3D-Drucker zu fertigen.

Nachdem ich 2017 in den USA die Sonnenfinsternis fotografierte, erinnerte ich mich sofort an ein Problem mit einer Filterfolienhalterung aus einem Stück: Für die Totalität musste der Filter abgenommen werden, um die Korona und Protuberanzen zu fotografieren. Aber die Halterung musste ein wenig ,,stramm" sitzen, um sich nicht durch einen Windstoß o. Ä. von der Tauschutzkappe einfach zu lösen und herunterzufallen. Leider musste ich dadurch ein wenig am Teleskop ruckeln, wobei sich Montierung und Ausrichtung etwas verstellten. Für die geplante Zeitraffersequenz musste ich dadurch leider öfter Korrekturbewegungen fahren und hatte dadurch einen vielfach höheren Aufwand in der Bild- und Videobearbeitung.

3 FDM 3D-Drucker (Bild: Christian Kögler)

30 | Journal für Astronomie Nr. 85

Amateurteleskope/Selbstbau

Wie kann man dieses Problem lösen? Durch einen zweiteiligen Aufbau der Filterhalterung! Es gibt eine teleskopseitige Basis, die ,,Sonnenfilter-Basis", die an der Tauschutzkappe befestigt wird, im Folgenden als Basisteil bezeichnet. Und es gibt einen Filterhalter, der die Filterfolie zwischen zwei identischen ,,Sonnenfilter-Tops" festklemmt (Abb. 1 und 2), im Folgenden als Filterteil bezeichnet. Um den eigentlichen Filterhalter leicht abnehmen zu können, kam mir die Idee, kleine Magnete einzusetzen. Sie mussten stark genug sein, um alles zu halten, aber schwach genug, um das Filterteil möglichst ruckelfrei von der Basis abnehmen zu können.

4 Fräsarbeiten zur Korrektur der Magnetposition, (Bild: Jonathan Heinz)

Nach der Konstruktion in FreeCAD [1] und dem 3D-Druck der Bauteile bei einem guten Freund mit einem handelsüblichen, günstigen FDM-Drucker (Abb. 3) konnten die bestellten Magnete [2] befestigt werden. Sowohl in der Filterbasis als auch in den Top-Teilen sind Flachsenkungen vorgesehen, 2 mm tief. In diesen Senklöchern werden die Magnete eingeklebt. Kleber auf Cyan-Acrylat-Basis funktionieren gut, um die Magnete zu fixieren. Durch einen kleinen Konstruktionsfehler musste ein TopTeil nachgefräst werden, damit der Abstand der Magnete ordentlich passt (Abb. 4). Das Basisteil besitzt drei Durchgangslöcher an der Seite, in welchen Gewindebuchsen (M5-Gewindeeinsätze der Marke Ruthex [3]) eingebaut sind (Abb. 5). Diese Buchsen kann man einfach erhitzen und dann einpressen in den PLA-Kunststoff. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann zusätzlich noch Kleber verwenden. Mit M5-Kunststoffschrauben kann man so die Filterbasis leicht zentrieren und sicher an der Tauschutzkappe befestigen.

5 Gewindebuchsen mit Kunststoffschrauben zum Befestigen des Basisteils

Die beiden Top-Teile haben alle 60 Grad je ein 6 mm großes Durchgangsloch. An einem Top wurden an der Unterseite (Seite mit

6 Praxistest: Blick auf den passend eingebauten Filter bei der partiellen Sonnenfinsternis
am 10.06.2021


Amateurteleskope/Selbstbau

keit von Neodymmagneten und folgender Entmagnetisierung bei Temperaturen um 80 Grad C und höher spielt keine Rolle. Ich hatte nach mehrmaligen Einsätzen unter starker Sonnenwärme über mehrere Stunden keine Probleme feststellen können. Bei Temperaturen von 80 Grad C und höher hätte überdies der PLA-Kunststoff auch seine Grenze erreicht, erste Verformungen könnten auftreten.

Ich kann nur jeden Interessierten dazu er-

7 Praxistest: Mein Refraktor mit dem Filteraufsatz bei der partiellen Sonnenfinsternis
am 10.06.2021

mutigen, das zweiteilige Filterkonzept (Filterteil und Basisteil) mit Magnethalterung einmal auszuprobieren. Es gibt einen klei-

nen Bericht im Forum Stellarum [4], dort

kann man bei Interesse auch gerne weitere

Flachsenkung für Magnete) mit einem Das günstige PLA-Material hatte auch nach Fragen stellen. Viel Spaß beim Nachbauen!

Kegelsenker nachträglich Kegelsenkungen über 5 Stunden in der prallen Sonne keine

bei allen sechs Durchgangslöchern ein- Verformung. Man kann dieses günstige

gebracht. So kann man zwischen beiden Druckmaterial also sehr gut verwenden, es Internethinweise (Stand Juli 2022):

Tops die ausgeschnittene Filterfolie, welche muss nicht gleich ABS-Kunststoff oder be- [1] FreeCAD: https://wiki.freecadweb.

ebenfalls alle 60 Grad ca. 8 mm große Löcher ständigeres Material sein.

org/Main_Page

mit einem Skalpell bekam, mit Senkkopf-

[2] Neodym-Scheibenmagnete:

schrauben festklemmen (Abb. 6). Wichtig Als Alternativmaterial kann man für die

www.magnetladen.de/neodym-

ist es, die Filterfolie locker und ,,faltig" zu drei Bauteile aber sicherlich auch Holz oder

scheibenmagnete/

belassen, denn je nach Kunststoff-Art des andere Materialien verwenden und mit [3] Erwerb von Gewindebuchsen:

3D-Druckers wird dessen Wärmeausdeh- entsprechenden Werkzeugen herstellen.

www.amazon.de/Gewindeeinsatz-

nung in der Sonne die Folie auch etwas Die Scheibenmagnete muss man dann an

Gewindebuchsen-Einpressmutter-

spannen. Notfalls kann man mit zwei oder die Größe und das Gewicht dafür anpassen

Kunststoffteile-Ultraschall/dp/

drei winzigen Kleberklecksen die Folie zu- - das muss man ausprobieren. Neodym-

B07YSVXWS8?ref_=ast_sto_dp&th=1

sätzlich fixieren.

Scheibenmagnete der Größe 4x2 oder 5x2 [4] Diskussion Sonnenfilter im Forum

[3] sind eine gute Einstiegsgröße. Die ge-

Stellarum: www.forum-stellarum.de/

Mit der Verschraubung der Filter-Tops kann legentlich diskutierte Temperaturanfällig-

showthread.php?tid=6989

man die Filterfolie auch leicht austauschen.

Denkbar wäre auch, ein zweites Filterteil zu

bauen. Dann hätte man ein abnehmbares Tabelle 1

Filterteil z. B. für eine ND5.0- und einmal

für eine ND3.0-Folie und kann so flexibel

Glossar/Abkürzungsverzeichnis

zwischen Filter für Beobachtung und Filter

für Fotografie wechseln mit der magneti-

CAD Computer Aided Design

schen Arretierung am Basisteil.

FDM Fused Deposition Modeling (deutsch: Schmelzschichtung)

Während der partiellen Sonnenfinsternis am 10.06.2021 zeigte der Praxistest, dass das Konzept mit dem aufgesetzten Filter am Teleskop wunderbar funktioniert (Abb. 7).

ABS Acrylnitril-Butadien-Styrol
PLA Polylactid, der am weitesten verbreitete Kunststoff im Filamentmarkt neben ABS

32 | Journal für Astronomie Nr. 85

Amateurteleskope/Selbstbau

Ein Sonnenfilter für das Celestron 11
von Axel Thomas

Seit ich im ,,home office" arbeite, komme ich tagsüber öfter dazu, nicht nur im Rahmen des A-Netzes der VdS-Fachgruppe Sonne mit der Sonnenfinsternisbrille nach Sonnenflecken zu suchen, sondern auch einen Blick durchs Fernrohr auf die Sonne zu tun. Mein kurzbrennweitiger Vierzöller ist dazu allerdings wenig geeignet, also musste ein Sonnenfilter für das Hauptrohr, ein Celestron 11, her. Da mein SelbstbauSonnenprisma aus mir immer noch unklaren Gründen keine scharfen Bilder lieferte, blieb als weitere Lösung ein Objektivsonnenfilter. Für 28 cm Öffnung scheint das schon eine Herausforderung, die aber mit Hilfe der bekannten Baader Astro-Solar Sonnenfilterfolie und einfachen Hilfsmitteln problemlos zu lösen ist.

benzöllers (171 mm Spiegeldurchmesser) entsprechen, deren maximaler Abstand aber einer Öffnung von 260 mm entspricht. Flächenmäßig kommt man dann mit einer DIN A4-Filterfolie aus, die in sechs gleichmäßige Teile geteilt die 70-mm-Öffnungen zwar knapp, aber ausreichend abdecken.
Die Grundkonstruktion basiert auf handelsüblichen 3 mm dicken weißen PVCPlatten aus dem Baumarkt. Ein Preisvergleich lohnt sich - das identische Produkt kann in unterschiedlichen Baumärkten leicht doppelt so teuer sein. Die Platten sind federleicht, aber trotzdem stabil, lassen sich mit einem Messer schneiden, bohren oder verkleben.

Der Aufbau ist denkbar einfach: Um eine zentrale Öffnung von 90 mm Durchmesser, die über die Fangspiegelfassung passt, werden in einem Kreis von 190 mm Durchmesser die sechs 70-mm-Öffnungen ausgeschnitten. Ich verwende dazu einen Kreisschneider für schwere Kartonagen. Rings um die Öffnungen werden Teppichklebebandstücke aufgeklebt (Abb. 1). Entsprechend der der Filterfolie beiliegenden Verarbeitungsanweisung sollte die Folie nicht straff aufgeklebt werden. Wie dort beschrieben legt man den Filterfolienabschnitt auf eine saubere Unterlage, zieht die Schutzfolien von Teppichklebeband und Filterfolie ab, positioniert eine Öffnung von oben exakt über der Filterfolie und senkt sie

Die meisten im Internet oder in Foren gezeigten Konstruktionen bestehen aus einem einzigen Stück Folie, das über einen Rahmen aus Papier oder Kunststoff gespannt wird. Für ein Celestron 11 mit 28 cm Öffnung ist das ein schlechter Ansatz: Zwar gibt es die Sonnenfilterfolie im Format 50 x 100 cm2, aber zum einen schreckt der Preis von 100 , zum anderen bleibt dann eine große Menge Filterfolie übrig. Gleichzeitig ist eine Folie von 28 cm Durchmesser nicht einfach zu fassen und im Gebrauch auch leicht zu beschädigen.

Bei der Sonnenbeobachtung ist große Öffnung allerdings nur bedingt notwendig, denn Licht steht in der Regel selbst bei kleinen Öffnungen in ausreichender Menge zur Verfügung. Große Öffnung ist dagegen für eine hohe Auflösung notwendig. Ein guter Kompromiss aus mechanischer Stabilität, optimaler Ausnutzung der angebotenen Filterfolienformate und hoher Auflösung ist eine Filterhalterung mit mehreren kleineren Öffnungen. Meine Lösung besitzt sechs gleichmäßig verteilte 70-mmÖffnungen, die der Gesamtfläche eines Sie-

1 Die fertig ausgeschnittene Basisplatte mit den aufgeklebten Abschnitten aus
Teppichklebeband, hier noch mit gelber Schutzfolie


Amateurteleskope/Selbstbau 34 | Journal für Astronomie Nr. 85

2 Die aufgeklebten Folienstücke.
Die ursprünglichen viereckigen Abschnitte sind achteckig beschnitten worden, um besser auf die runde Basisplatte zu passen.
langsam ohne jeden Druck auf die Folie ab (Abb. 2), wodurch die Filterfolie dann spannungsfrei über der Öffnung klebt (Abb. 3). Eine zweite Platte erhält dieselben kreisförmigen Aussparungen und wird mechanisch mit drei M3-Kunststoffschrauben lagerichtig über der ersten Platte befestigt. Zwei kleine Ausschnitte am Rand passen über die entsprechenden Stifte an der Korrektionsplattenzelle des Celestron 11 und helfen, ein unbeabsichtigtes Herunterfallen der Filterhalterung zu verhindern. Auf der Unterseite sind sicherheitshalber drei kleine Filzpolster aufgeklebt, die auf der Zelle der Korrektionsplatte aufliegen, obwohl die Korrektionsplatte durch das weiche PVCMaterial der Filterhalterung ohnehin nicht beschädigt werden kann. Ein Teppichstopper aus der Restekiste als Griff vervollständigt die Filterhalterung (Abb. 4). Damit lässt sich die gerade mal 125 g schwere Konstruktion leicht auf- und abbauen, ohne dass Gefahr besteht, die Filter zu beschädigen. Aus dem gleichen Grund habe ich aus einem dicken Kartonstück eine einfache Aufbewahrungsmappe geschnitten, in der die Filterhalterung bei Nichtbenutzung sicher aufbewahrt werden kann (Abb. 5).
Wie gut funktioniert der Filter? Das Sonnenbild hat, ohne zu blenden, die gewohnte neutral-weiße Färbung und ist frei von Geisterbildern. Auch wenn nichts Derartiges zu sehen ist: Um eine mögliche Reflexion der Unterseite der Filterhalterung in der
3 Die aufgeklebten Folienstücke von
der ,,Sonnenseite" der Filterhalterung aus gesehen

Amateurteleskope/Selbstbau

4 Die komplett montierte Filterhalterung am Celestron 11. Der weiße ,Knubbel` links unten dient als Griff, um die Filterhalterung
einfacher aufzusetzen bzw. abzunehmen.

Korrektionsplatte zu vermindern, wäre es wohl sinnvoll gewesen, für die der Korrektionsplatte zugewandten Seite eine schwarze PVC-Platte zu verwenden. Das werde ich jetzt stattdessen mit schwarzer Farbe nachholen. Wie so oft ist aber der eigentlich begrenzende Faktor die Luftunruhe, die bekanntermaßen mit der Öffnung steigt. Da die Dachkonstruktion meiner Schiebedachsternwarte einen direkten Blick nach Osten blockiert, kann ich erst relativ spät am Vormittag die Sonne einstellen. Dann ist die Luftunruhe meist bereits so groß, dass Details nur noch schwer zu erkennen sind. Eine mögliche Abhilfe wäre, variabel einzelne Öffnungen abdecken zu können, um so eine der jeweiligen Luftruhe besser angepasste kleinere Gesamtöffnung zu erhalten. Wie immer hat hier die bastlerische Initiative viel Freiraum. Aber auch mit der gezeigten Lösung habe ich mit wenig Arbeits- und Materialaufwand einen qualitativ hochwertigen Sonnenfilter für das Celestron 11 erhalten.

5 Die einfache Aufbewahrungsschachtel für den Sonnenfilter


Astrofotografie
Komet C/2022 E3 mit Satellitenspuren
von Steffen Fritsche Als Mitglied der Fachgruppe Astrofotografie fotografiere ich auch Kometen so oft es geht. In den beiden Nächten vom 16. und 17.10.2022 war es allerdings kein Spaß, den Kometen C/2022 E3 nach der Aufnahme zu bearbeiten. In AIRTOOLS markiere ich dann normalerweise auch jede Satellitenspur, damit sie im Summenbild nicht erscheint. Da hatte ich diesmal viel zu tun! Das untenstehende Bild zeigt fast das gesamte Bildfeld (etwa 2 Grad x 3 Grad ), in dem ich die Spuren künstlicher Störenfriede am Himmel drin gelassen habe. Einfach irre, was da in 24 min gesamter Belichtungszeit los war. In jeder Einzelaufnahme stecken sechs bis sieben Satelliten oder Flugzeuge ...
1 Komet C/2022 E3 am 16.10.2022, 19:24-19:51 Uhr UT, Instrument: TS APO100Q (100 mm Öffnung und
580 mm Brennweite), 6 x 4 min belichtet bei ISO 800 mit Canon EOS 6D MkII, Bildbearbeitung mit AIRTOOLS (Programmautor: Thomas Lehmann).
36 | Journal für Astronomie Nr. 85

Astrofotografie

WW 1 - ein glücklicher Zufall
von Wilfried Wacker

Diese Geschichte begann mit einer wunderbaren Aufnahme von NGC 5676, die unser Kollege Peter Knappert Ende Mai 2022 in der Mailingliste der Fachgruppe Astrofotografie vorstellte. NGC 5676 ist eine detailreiche Sbc-Spiralgalaxie im Sternbild Bärenhüter in rund 100 Millionen Lichtjahren Entfernung. Es entspann sich bald eine interessante Diskussion. Einen Tag darauf schrieb Peter Riepe u. a. von einem ,,lichtschwachen möglichen Begleiter", den er auf dem Bild erspäht hatte, und zwar ,,10,5 Bogenminuten südwestlich von NGC 5676."

Da speziell Objekte mit möglichst vielen Fragezeichen zu meinen Favoriten zählen, bewog mich das natürlich sofort, dieses Himmelsfeld selber zu erkunden. Zum Suchen verwende ich wegen der guten und schnellen Bedienbarkeit fast ausschließlich die online-Datenbank ESASky [1]. Dabei fiel mir ein weiteres Fleckchen auf, eventuell eine unbekannte Galaxie? Ich schrieb Peter eine Mail und fragte ihn, ob er dazu Informationen hätte. Seine prompte Antwort: ,,... die Galaxie 10,5` südwestlich von NGC 5676 hat eine sehr ähnliche Radialgeschwindigkeit wie NGC 5676, daher auch eine ähnliche Entfernung. Sie ist aber nicht anonym, wie Du vermutest, sondern ist als SDSS J143148.41+492223.6 katalogisiert. Die von Dir genannte Galaxie ca. 1` nordnordöstlich davon ist WISEA J143151.33+492313.3, offensichtlich eine weit im Hintergrund liegende Spiralgalaxie."
Also eigentlich nichts Besonderes für mich, beide Objekte sind schon bekannt. Da ich aber mehr an unbekannteren Objekten interessiert bin, einfach weil ich das spannend finde, gab ich nicht auf. Irgendwie kam es mir in den Sinn, die Umgebung von NGC 5676 noch einmal näher zu untersuchen. Ich benutze auch gerne innerhalb von

1 Die Galaxie NGC 5676 im Sloan Digital Sky Survey (SDSS). Oben Normalansicht, unten
kontrastverstärkt. Im nahen Umfeld der Galaxie befindet sich ein bisher nicht beachteter diffuser Flecken, jetzt vom Autor aufgespürt (s. Markierung).

ESASky die Einstellung ,,SDSS9color", um im tiefen Sloan Digital Sky Survey (SDSS) auf Objektsuche zu gehen. Man kann auch

direkt in den SDSS einsteigen und dort viele ausgewiesene Daten nutzen [2], z. B. Fotometrie oder Spektren.


Astrofotografie

2 Die Galaxie NGC 5676, aufgenommen von Wilfrid Wacker und Karl-Heinz Kower. Links Normalansicht, rechts kontrastverstärkt.
Der vom Autor im SDSS aufgespürte diffuse Flecken (s. Markierung) wurde hier ebenfalls abgebildet und als bislang unbekannter Kandidat für eine Zwerggalaxie und Begleiter von NGC 5676 bestätigt.

Plötzlich wurde ich stutzig! Da war doch noch ein zartes Fleckchen 3,5` südöstlich von NGC 5676! Bei einer Bildfeldgröße von 6,0` x 3,1` erkannte ich nun deutlich eine zarte, flächige Struktur (Abb. 1). Sie erweckte sofort den Eindruck einer schwachen Zwerggalaxie. Doch der Puls blieb noch unten, denn erstens sind solche Strukturen oftmals Artefakte. Zweitens ist eine Zwerggalaxie, die einem Amateurastronomen auffällt, garantiert schon bekannt. Aber natürlich berichtete ich Peter davon. Seine Antwort am 21.05.2022 ließ dann aber den Puls hochschnellen: ,,Jaaaaa! Da hast Du möglicherweise etwas Neues an der Angel. Bisher war bei Rektasz. = 14 h 32 min 59 s, Dekl. = +49 Grad 24` 42`` kein extragalaktisches Objekt bekannt. Das Ding ist im SDSS ja auch sehr lichtschwach. Und doch ist es Dir aufgefallen - sehr gut! Es könnte sich aber noch herausstellen, dass es sich um einen Nebelfetzen aus dem galaktischen Zirrus handelt."
Peters weitere Auswertungen ergaben, dass in der astronomischen Datenbank Simbad

[3] an der genannten Position kein Objekt verzeichnet ist. In der NASA Extragalactic Database [4] ist dort optisch auch nichts auffindbar. Aber mit Hilfe der Daten des Satelliten WISE lässt sich dort im fernen Infrarot Staub nachweisen.
Und so schrieb Peter eine Mail an Prof. Dr. Igor D. Karachentsev von der Russischen Akademie der Wissenschaften. Dieser bekannte Astrophysiker ist schon lange eng verbunden mit der TBG-Gruppe der Fachgruppe Astrofotografie. Die hat es sich zur Aufgabe gemacht, noch unbekannte Begleiter größerer Galaxien in der näheren Umgebung unserer Milchstraße aufzuspüren. Ich finde, diese menschlich-wissenschaftliche Verbindung ist nicht nur ein Paradebeispiel für internationale Zusammenarbeit zwischen Profis und Amateuren, sondern auch ein Stern am Himmel, was Freundschaft über Grenzen und Krieg hinweg bedeutet, gerade in dieser schwierigen Zeit!
Prof. Karachentsevs Antwort vom 23.05.2022 zu meinem Fund war zwar nur ein Satz, aber der reichte:

,,Dear Peter, yes, obviously, this is a dwarf satellite of NGC 5676." Auch der Gruß am Ende der Mail kam so richtig von Herzen: ,,Best wishes to you and Thorsten and Willi, Igor."
Jetzt war eine gewisse Eile von Nöten, denn der Bärenhüter schob sich stetig weiter nach Westen, und damit so langsam aus der Erreichbarkeit meines Teleskops. Ausreichend dunkel wurde es auch erst gegen Mitternacht. Und das Wetter spielte ebenfalls nicht mit. Mit dem Bild aus dem SDSS vor Augen wollte ich die mögliche neue Zwerggalaxie natürlich selbst aufnehmen. Am 03.06.2022 gegen Mitternacht bei mäßigem Wind startete ich einen Versuch. Aber wie kann es anders sein - es gab technische Probleme am Teleskop. Erst viel später entdeckte ich einen üblen Defekt in der Deklinationsachse der Montierung. Weiterhin gelang es mir nicht, die ,,neue" Galaxie abzubilden, ohne dass NGC 5676 überbelichtet wurde. Immer war NGC 5676 passend, dann aber der Zwerg nicht auszumachen - kein Wunder bei dem enormen Unterschied in der Flächenhelligkeit bei-

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Astrofotografie

der. Der Teleskopdefekt tat sein Übriges. In meiner Not vertraute ich mich meinem Freund Karl-Heinz Kower an, der sich sofort bereit erklärte, die Himmelsgegend für mich abzulichten. Die recht große Summe an Bildmaterial ergab dann ein entsprechend ansehnliches Ergebnis. Auf meinem 81 x 60 s belichteten Summenbild konnte man die schwache Galaxie schon deutlich erkennen, leider mit einem Artefakt als Anhängsel (deshalb zeige ich das Bild hier auch nicht ...). Der Fehler verschwand aber in der gesamten Kombination aller Bilder von Karl-Heinz und mir und trug so zu einer deutlicheren Abbildung bei (Abb. 2). An dieser Stelle danke ich Karl-Heinz nochmals herzlich, zeigt es doch, wie wichtig und schön Gemeinsamkeit sein kann! Abschließend noch ein Wort von Peter Riepe dazu: ,,Eine SDSS-Nummer gibt es nur dann, wenn die Galaxie auch von der automatischen Auswertung fotometrisch erfasst wurde und dann im SDSS als Galaxie angezeigt wird. Im direkten Umfeld von NGC 5676 gibt es bis jetzt noch keine fotometrischen Messungen. Daher ist Deine gefundene Zwerggalaxie noch unbekannt. Zwar

ist sie im SDSS bereits abgebildet, aber ohne Daten. Du hast sie jetzt aufgespürt."
Deswegen nenne ich meinen Fund ab jetzt freiweg ,,WW 1". Und ein Artikel im VdSJournal für Astronomie ist allemal ein toller Lohn für diesen Zufallsfund!
Internetlinks (Stand August 2022): [1] Datenbank ESASky, https://sky.esa.int/ [2] Sloan Digital Sky Survey, http://skyserver.sdss.org/dr16/en/tools/chart/navi.aspx [3] Datenbank Simbad, http://simbad.u-strasbg.fr/simbad/ [4] NASA/IPAC Extragalactic Database, https://ned.ipac.caltech.edu/
Aufnahmedaten
Wilfried Wacker: Newton 300 mm /1200 mm, CCD-Kamera Starlight Xpress SXV-H9, belichtet 81 x 60 s mit IR-/UV-Sperrfilter am 03.06.2022.
Karl-Heinz Kower: Newton 250 mm / 1225 mm, CCD-Kamera Atik 414EX, Belichtungen: 77 x 120 s (01.07.2022), 10 x 180 s (02.07.2022), und 25 x 300 s (03.07.2022).

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Astrophysik & Algorithmen

Neues aus der Fachgruppe
Holger Filling hat ein Excel-Arbeitsblatt entworfen, mit welchem man Sternbedeckungen durch den Mond selbst berechnen kann. Für die vorliegende Version muss man den Tag wissen, an welchem die Bedeckung stattfindet. Eine ,,Suche in die Zukunft" ist in Vorbereitung.
Das Excel-Programm ist im Programmarchiv der Fachgruppe hinterlegt: http://fg-astrophysik.vdsastro.de/_programme.html
Uwe Pilz

Dunkle Materie:
Galaxien rotieren zu schnell!
von Uwe Pilz

Wenn man die Schwerkraft im Inneren einer Galaxie simulieren oder berechnen möchte, muss man ein Modell der Masseverteilung zugrunde legen. Ein einfaches, aber plausibles Modell besteht darin, dass die Massendichte im Inneren den höchsten Wert hat und exponentiell nach außen abfällt (Abb. 1). Außerdem wird die Galaxie als zweidimensional angenommen, d. h. die Dicke wird vernachlässigt. Dies ist ein Modell, welches durch Messwerte gestützt wird [1].
Um die Kraft bzw. Beschleunigung irgendeines Punktes innerhalb der Galaxie zu berechnen, kann man das Gebiet mit einem Karomuster überziehen und die in jedem Karo enthaltenen Masse auf einen Punkt zusammenziehen. Dann lässt sich das Gravitationsgesetz anwenden. In der Abbildung 1 ist diese Diskretisierung angedeutet. Wenn man z. B. für das in Magenta markierte Feld die resultierende Beschleunigung ermitteln möchte, muss man die Beschleunigungswerte aller anderen Felder summieren. Dies gilt auch für Gebiete, die weiter außerhalb liegen. Da die Modellgalaxie unendlich ausgedehnt ist, muss man irgendwo eine Grenze ziehen. Ich habe dies beim Doppelten des Maximalradius getan, für welchen das Programm rechnen soll. Der so berechnete Verlauf der Beschleunigung gilt bis auf Maßstabsfaktoren für

1 Modell der Dichteverteilung innerhalb einer Galaxie

Galaxien jeder Ausdehnung und Masse. Es ist deshalb zweckmäßig, die Rechnung einheitenfrei auszuführen. Für die Masse habe ich so skaliert, dass das Produkt aus Gesamtmasse mG und Gravitationskonstante G gleich 1 ist. Die Gravitationskonstante ist dann in der Masse enthalten, sie entfällt in den Formeln und die Ergebnisgrößen liegen in einem gut handhabbaren Bereich. Die Koordinaten habe ich auf den charakteristischen Radius r0 skaliert. Dieser ergibt sich aus dem Exponenten der Dichteformel in ihrer einfachsten Form:
Der Radius r0 liegt bei dem Wert, wo die Dichte vom höchsten Wert im Zentrum auf 1/e abgefallen ist, das sind etwa 37%.
Um eine wirkliche Galaxie in den Modellbereich zu transformieren, muss man neben dem charakteristischen Radius die

Gesamtmasse der leuchtenden Materie kennen. Beides lässt sich aus Beobachtungen gewinnen. Für die Milchstraße gilt:
mG = 4,6 · 1040 kg r0 = 1,4 · 1019 m
Die Tabelle 1 gibt die Umrechnungsformeln zwischen den Modellgrößen m*, r* und v* und den Ausgangswerten m, r, und v an.
Das im Forum und auf den Internetseiten der Fachgruppe [2] veröffentliche Programm rechnet den Verlauf bis zum 8-fachen des charakteristischen Radius aus. Dieser Wert kann verändert werden. Die Abbildung 2 zeigt das Ergebnis, gemeinsam mit den Messwerten der Galaxie NGC 3198 [3]. Die berechnete Kurve tauchte schon im ersten Teil im Vergleich mit der Milchstraße auf, allerdings in Originalkoordinaten. Auch für NGC 3198 sind die Umlaufgeschwindigkeiten fernab vom Zentrum viel

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Astrophysik & Algorithmen

2 Theoretischer Verlauf der Umlaufgeschwindigkeiten
für leuchtende Materie (rot). Zum Vergleich: Gemessene Umlaufgeschwindigkeiten der Galaxie NGC 3198 (blau)

zu hoch. Der Effekt wird sogar noch deutlicher als bei der Milchstraße, da die Außenbereiche besser vertreten sind: Von außen darauf geschaut lassen sich diese einfacher vermessen als von unserem Standpunkt innerhalb der eigenen Galaxis. Auch wenn man komplexere Modelle für die Verteilung der sichtbaren Materie benutzt - der hier vorgestellte Effekt ist unüberwindlich. Im dritten Teil werde ich erläutern, wieso die Dunkle Materie einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet.
Literatur- und Internethinweise (Stand 06.12.2022): [1] K. C. Freeman, 1970: "On the disks of
spiral and S0 galaxies", Astrophys. J. 160, p. 811-830 [2] U. Pilz, 2022: "Der Dunklen Materie auf der Spur", VdS-Fachgruppe Astrophysik und Algorithmen, http://fgastrophysik.vdsastro.de/prg85_86. html [3] M. Lopez-Corredoira et al., 2007: "The long bar in the milky way: Corroboration of an Old Hypothesis", Astron. J. 133, p. 154-161 [4] T. S. van Albada et al., 1985: "Distribution of Dark Matter in the spiral Galaxy NGC 3198", Astron. J. 295, p. 305-313

Tabelle 1

Umrechnungsformeln in die Modellgrößen für Masse, Radius und Geschwindigkeit.
Die Formelzeichen mit * sind einheitenfrei.

Masse Radius Geschwindigkeit Geschwindigkeitsfaktor in m/s

m* = r* = v* = fV2 =

m / (G · mG) r / r0 v / fV G · mG / r0

m = m* · G · mG r = r* · r0 v = v* · fV

IMPRESSUM
VDS-JOURNAL FÜR ASTRONOMIE Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) Hier schreiben Sternfreunde für Sternfreunde.
Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) Geschäftsstelle: Postfach 1169 | 64629 Heppenheim | GERMANY Telefon: +496252 787154 | Fax: +496252 787220 service@sternfreunde.de | www.sternfreunde.de Redaktion: Dietmar Bannuscher, Dr. Werner E. Celnik, Otto Guthier, Sven Melchert, Peter Riepe. Redaktionelle Mitarbeit der VdS-FachgruppenRedakteure und VdS-Mitglieder Bearbeitung von Bildern und Grafiken: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren Gestaltung/Layout: Bettina Gessinger, Dipl. Designerin Anzeigen und Herstellung: Kullmann & Matic GbR, anzeigen@sternfreunde.de Druck: raff & wurzel Druck Gmbh, Riederich Vertrieb: Werner Teutsch GmbH, Laudenbach Bezug: ,,VdS-Journal für Astronomie" erscheint viermal pro Jahr und ist im Mitgliedsbeitrag von 40,- (EU) und 45,- (außerhalb der EU) bzw. ermäßigt 25,- pro Jahr enthalten. Beiträge: Beiträge für die Rubriken der VdS-Fachgruppen werden erbeten an die Redakteure der Fachgruppen (Adressen siehe Seite xxx und unter www.sternfreunde.de). Andere Beiträge senden Sie bitte an die VdS-Geschäftsstelle, Postfach 1169, 64629 Heppenheim, E-Mail: service@sternfreunde.de.

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Deep Sky

Skyguide 2023 - 1 (Frühling)
von Robert Zebahl und Rene Merting

Beobachter ohne automatische Nachführung des Teleskops können sich dieses Mal freuen, da wir uns nahe des nördlichen Himmelspols bewegen. Diese Region wirkt für einige sicher weniger attraktiv, bietet aber dennoch ein paar interessante Objekte, welche das ganze Jahr über beobachtet werden können. Fangen wir bei dem offensichtlichsten Objekt an:
Alpha Ursae Minoris (Polarstern oder Polaris). Mit einer Helligkeit von knapp 2 mag und einem derzeitigen Abstand zum nördlichen Himmelspol von weniger als 40 Bogenminuten eignet er sich hervorragend zur groben Ausrichtung

von äquatorialen Montierungen, aber auch zur optischen Prüfung von Teleskopen mittels Sterntest. Zudem ist Polaris ein visueller Doppelstern, dessen Hauptkomponente selbst ein sehr enger physikalischer Doppelstern ist. Mit 18,4 Bogensekunden Abstand lässt sich das weite Paar in jedem Teleskop trennen. Der Helligkeitsunterschied von gut sieben Größenklassen ist vergleichsweise groß. Der Begleiter wirkt recht schwach und deutlich abgesetzt neben der hellen Hauptkomponente.
Für das nächste Objekt bleiben wir einfach bei Polaris. Von ihm ausgehend Richtung Südwest formen knapp ein Dutzend Sterne

einen leicht ovalen Ring mit einem scheinbaren Durchmesser von etwa einem Grad. Diese Sterngruppe wird als
,,Diamond Ring" (engl., Diamantring), Harrington 1 oder auch ,,Engagement Ring" (engl., Verlobungsring) bezeichnet, wobei Polaris der strahlende Diamant ist. Visuell ist der Ring durchaus auffallend. Lediglich ein paar Sterne abseits des idealen Rings stören ein wenig den Gesamteindruck. Aufgrund der scheinbaren Größe sollte die Vergrößerung niedrig gewählt werden. Ein Fernglas reicht, wenn der Himmel nicht allzu stark aufgehellt ist.

Übersichtkarte
43

Cam

NGC 2276 & 2300

IC 3568 STF 1694

Leiter 3

Diamond Ring


STF 343 NGC 188

HJ 1986 75
49

50

48

40



42 | Journal für Astronomie Nr. 85

4

5





UMi




35

50 59









Karte erstellt mit Cartes du Ciel

Deep Sky

Wenige Grad von Polaris entfernt befindet sich der offene Sternhaufen

NGC 188 (Polarissima Cluster, 8,1 mag). Er liegt weit entfernt von der Milchstraßenebene und gehört mit 6,3 Milliarden Jahren zu den ältesten offenen Sternhaufen. Die Mitglieder sind allesamt recht schwach, so dass der Sternhaufen für visuelle Beobachtungen einen eher dunklen Himmel verlangt. Unter solchen Bedingungen ist er auch für das Fernglas zugänglich und zeigt sich als matte Aufhellung. In Teleskopen ab 6 Zoll Öffnung sind auch etliche Einzelsterne sichtbar.
Bewegen wir uns weiter Richtung Osten um Polaris, finden wir das Sternmuster

1 Leiter 3 - Quelle: DSS, gemeinfrei (um 180 Grad gedreht, Norden ist unten, Westen links)

Leiter 3 (Rektasz. 04h 28m 50,00s, Dekl. +83 Grad 56` 38,00``). Aufgrund seiner Form wird es auch ,,The Gallows" (engl., ,,Der Galgen") genannt. Einige Sterne bis etwa 12 mag bilden einen Galgen, selbst an einen Stützbalken am oberen Ende wurde gedacht. Lediglich der Balken gen Boden könnte etwas gerader sein. Ein wenig Galgenhumor kann auch in der Astronomie für Abwechslung sorgen. Mit einem 6-Zoll-Refraktor lässt sich das Sternmuster gut unter städtischen Bedingungen (Bortle 6) beobachten und der Galgen nimmt seine Form an. Etwa ein Dutzend Sterne sind sichtbar.

Wir ziehen unseren Kreis weiter um Polaris und machen Halt bei den Galaxien

NGC 2276 (11,4 mag) und NGC 2300 (11,0 mag) Interessant ist, dass NGC 2276 im Arp-Katalog unter Arp 25 (Galaxie mit einem ausgeprägten Spiralarm) und zusammen mit NGC 2300 unter Arp 114 (Wechselwirkung einer elliptischen Galaxie mit einer Spiralga-

2 Arp 114 (NGC 2276 und 2300) - Quelle: DSS, gemeinfrei

Journal für Astronomie Nr. 85 | 43

Deep Sky

3 Arp 114 (NGC 2276 und 2300) - Zeichnung von Robert Zebahl an einem
152-mm-ED-Refraktor (f/8) bei V = 92x unter Landhimmel (Bortle 4-)

IC 3568 vor, den man auch unter dem Namen ,,Lemon Slice Nebula" (engl., ,,Zitronenscheiben-Nebel") findet. Der Name des Nebels findet seinen Ursprung in FalschfarbenFotografien, in welchen er gelb dargestellt wird. Der Nebel wurde zudem (irrtümlicherweise?) in den UGC (Uppsala General Catalogue ) sowie PGC (Principal Galaxies Catalogue) aufgenommen. Beide Kataloge enthalten im Allgemeinen ausschließlich Galaxien. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 11,1 mag und seiner geringen Größe lässt er sich schon leicht mit einem kleinen Refraktor von nur 70 mm Öffnung unter einem Bortle-6-Himmel beobachten, erscheint aber bei 50-facher Vergrößerung noch immer sehr kompakt. Unter ähnlichen Bedingungen mit einem 6-Zoll-Refraktor wirkt der Nebel bei geringer Vergrößerung wie ein leicht unscharfer Stern. Bei hoher Vergrößerung von 171-fach ist der Nebel als deutliches Scheibchen sichtbar. Es zeigt sich ein heller, homogener, runder Innenbereich mit leicht diffusem Rand, welcher von einem deutlich schwächeren, sehr diffusen Halo umgeben ist. Unter dunklem Landhimmel reicht für eine Sichtung bereits ein Fernglas.

4 IC 3568 - Zeichnung von Robert Zebahl an einem 152-mm-ED-Refraktor (f/8)
bei V = 171x unter Landhimmel (Bortle 4-)

laxie) geführt wird. Es wird angenommen, dass beide Galaxien gravitativ gebunden sind. Trotz ähnlicher Helligkeiten ist NGC 2276 deutlich schwieriger, da sie kaum kondensiert ist. Dunkler Himmel dürfte hier entscheidender sein als die Öffnung des Teleskops. Unter einem Bortle-4-Himmel ist sie aber für 6 Zoll Teleskopöffnung gut zugänglich. Für Details innerhalb der Galaxie wird deutlich mehr Teleskopöffnung

benötigt. Einfacher gestaltet sich die Beobachtung von NGC 2300. Bereits unter Bortle-6-Himmel ist sie recht gut mit einem 6-Zoll-Refraktor und hoher Vergrößerung als rundlicher, gut kondensierter Nebel erkennbar, wenn auch wenig spektakulär.
Als letztes Objekt stellen wir kurz den planetarischen Nebel

Neben den hier vorstellten Objekten lohnt es, den ein oder anderen Doppelstern zu beobachten, welcher auf dem Weg dieser Tour liegt. So sind HJ 1986, STF 343 sowie STF 1694 eine kleine Auswahl an lohnenden Doppelsternen, die auch gut mit dem Fernglas beobachtet werden können und im Teleskop einen dezenten, aber schönen Farbkontrast zeigen. Auf der Fachgruppenseite findet ihr unter dem ,,DoppelsternProjekt" Informationen und Beobachtungen zu diesen und vielen weiteren Doppelsternen.
In diesem Sinne frohes Kreisen um Polaris und viel Spaß beim Beobachten!

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Deep Sky

Zwei Frühlingsnächte mit 21 Zoll
von Mathias Sawo

Der Frühling ist für mich eine besonders schöne Zeit zum Beobachten. Das liegt zum einen an den vielen Galaxien, die in dieser Zeit am Himmel stehen, zum anderen an den noch kalten und klaren Nächten, die oft eine hervorragende Transparenz mit sich bringen. Nach einer längeren wetterbedingten Pause gab es Anfang März 2021 wieder eine Gelegenheit, und das gleich mit einer Doppelnacht. Ich konnte mein 21-Zoll-Teleskop nutzen, um damit in die Lange Rhön, in der Nähe vom Schwarzen Moor, zu fahren. Die Ergebnisse möchte ich hier anhand meiner Zeichnungen präsentieren.
NGC 2261 NGC 2261 gehört für mich zu den schönsten Reflexionsnebeln und ist im Sternbild Einhorn zu finden. Der auch ,,Hubbles Veränderlicher" genannte Nebel gehört eigentlich zu den klassischen Winterobjekten, so beobachtete ich ihn noch am frühen Abend, bei schon sehr guter Transparenz. Als erstes fiel mir die hohe Flächenhelligkeit auf und zeigte mir, dass der Nebel eine hohe Vergrößerung verträgt. Beim ersten Blick mit 357-fach waren zunächst deutlich unruhige Strukturen wahrnehmbar, die ich recht schnell einordnen konnte. So waren Helligkeitsunterschiede an beiden Rändern zu sehen sowie hell Dunkelstrukturen im Inneren (Abb. 1). Besonders toll war ein schwacher, schweifartiger Ausläufer in nördliche Richtung, den man indirekt relativ gut und noch deutlicher mit field-sweeping sehen konnte und weit in den Raum hinaus verlief. Der Nebel stand auch in einem schönen Sternumfeld. So war östlich von dem Objekt ein sehr markantes Sternmuster aus acht unterschiedlich hellen Sternen zu sehen, ein sehr schönes Beiwerk.
NGC 2633 Weiter ging es dann zu meiner ersten Galaxie in dieser Nacht. Eine eher unbekannte Vertreterin, die im Sternbild Giraffe zu finden war. Bei 357-facher Vergrößerung war ein heller kompakter Balken einfach zu sehen, an dem ich an beiden Enden hellere Knoten erkennen konnte (Abb. 2). Die Schwierigkeit waren die zwei Spiralarme, die sich um den Balken herum erstreckten, die zwar schwach, aber noch gut wahrnehmbar waren, besser greifbar waren sie aber mit indirektem Sehen. Am Ende des östlichen Armes war ein geringfügig hellerer Bereich.
NGC 3359 Mein nächstes Ziel war NGC 3359 im Großen Bären. Diese Galaxie besticht durch eine ausgeprägte S-förmige Spiralstruktur, die visuell, mit 357-fach, recht gut zu sehen war. Im nördlichen Arm war zudem noch ein hellerer Knoten sichtbar (Abb. 3).

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Deep Sky

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Eine Herausforderung wurde ein abgesetzt wirkendes Teilstück eines Armes im südlichen Teil, der nur schwach indirekt und mit Hilfe von field sweeping wahrnehmbar war.
NGC 2976 NGC 2976 ist Mitglied der M-81-Galaxiengruppe. Aufgrund der prominenten Nachbarn wird sie oft übersehen, dabei ist sie recht flächenhell. Ihr zunächst homogenes Erscheinungsbild ist trügerisch und wird deswegen schnell übersprungen. Je nach Bedingungen wirkt sie bei mittleren Öffnungen bereits unruhig und fordert Geduld vom Beobachter. Mit steigender Öffnung werden die Strukturen dann besser greifbar. Aber trotzdem bleibt es eine Herausforderung, möglichst viel zu erkennen. Mit 21 Zoll und 357-fach habe ich bei sehr guter Transparenz und gutem Seeing einiges sehen können. Gutes Seeing ist hier ebenfalls wichtig, damit die feinen Details nicht verwischen. Mit viel Geduld konnte ich hellere Knoten sowie Segmente erkennen (Abb. 4). Markant war zudem eine scharfe Kante auf der östlichen Seite, was durch ein Staubband verursacht wird.
NGC 3162 Zu Beginn der zweiten Nacht suchte ich mir diese relativ helle Galaxie im Löwen aus, wo ich eine sichtbare Spiralstruktur erwartet habe. Dank sehr guter Transparenz und großer Öffnung wurde ich auch nicht enttäuscht. Gut erkannte ich bei 357-facher Vergrößerung die zwei vom Zentrum abgehende Arme (Abb. 5). Schwieriger, und mit Hilfe von indirektem Sehen, erkannte ich noch einen hellen Knoten im nördlichen Arm.

Deep Sky

M 102 Eines meiner Highlights war M 102 im Drachen. Die bekannte Galaxie besticht durch eine hohe Flächenhelligkeit und ist bereits mit deutlich kleinerer Öffnung als helle Spindel zu sehen. In dieser Nacht hatte ich es auf das Staubband der Galaxie abgesehen, welches für mich einen besonderen Reiz hat. Wegen der hohen Flächenhelligkeit konnte ich auch hoch vergrößern. Mit 357-fach war das Staubband dann einfach zu sehen (Abb. 6), teilweise auch direkt über einen längeren Zeitraum haltbar, was auch an einem sehr guten Seeing lag. Am nordwestlichen Bereich der Galaxie erkannte ich noch einen helleren Bereich, der mit indirektem Blick immer wieder sichtbar war
M 99 M 99 gehört zu den Galaxien, die visuell schon mit mittlerer Öffnung Spiralstrukturen zeigen können. So wie bei meiner Sichtung mit 10 Zoll, wo sich schon bei 125-fach zwei Spiralarme mit indirektem Blick zeigten. Vergrößert man auf über 200-fach, sind die Arme nur etwas besser wahrnehmbar, mehr ist dann nicht zu sehen. Wo dem 10-Zöller bei höherer Vergrößerung das Licht ausgeht, fängt es mit 21 Zoll erst an. Mit 357-fach wurden die Spiralarme nun sehr deutlich, dazu hellere Abschnitte in den Armen, welche durch die helleren Knoten hervorgerufen werden (Abb. 7). Zwei dieser Knoten waren außerhalb der Arme zu erkennen. Alle Details waren erstaunlich einfach, so dass ich vermute, dass man bei noch längerer Beobachtung noch etwas mehr herauskitzeln könnte. Diese Sichtung war die letzte Galaxie in den zwei Nächten und sicherlich auch der Anblick, der mich am meisten beeindruckte.

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Geschichte

Williamina Fleming (1857-1911)
- Ein Leben für die Sterne
von Olaf Fritz

,,Das Prisma hat uns etwas von der Natur der Himmelskörper offenbart, und die fotografische Platte hat eine permanente Aufzeichnung vom Zustand des Himmels geliefert." (W. Fleming [1])

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wandelt sich die Astronomie. Neue wissenschaftliche Erkenntnismethoden halten Einzug in die Forschung, wie zum Beispiel die Astrofotografie oder die Spektroskopie. Gleichzeitig öffnet sich die Tür zur astronomischen Forschung für Frauen in den USA einen Spalt. Dies war Edward Charles Pickering (1846-1919) geschuldet. Seines Zeichens der damalige Direktor der Harvard-Sternwarte in Cambridge, Massachusetts. Ab den 1880er Jahren setzt er für seine Forschungen, wie der Einordnung und Vermessung von Sternen in ihre Spektralklassen - im Rahmen des Henry Draper Memorials - weibliche Gehilfen ein ([2], S. 739). In dieser Beziehung schreiben die Astrophysiker Heather Couper und Nigel Henbest in ihrer ,,Geschichte der Astronomie", dass Pickering sich sicher war, dass die akademisch ausgebildeten Frauen seiner Zeit ebenso qualifiziert, fleißig und akribisch in ihrer Arbeit waren wie ihre männ-

lichen Kollegen. Weiter heißt es, dass die Entlohnung der weiblichen Kräfte gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den USA etwa 50 Prozent niedriger war als die ihrer Kollegen. Dadurch war es Pickering möglich ,,eine größere Zahl menschlicher Rechenkräfte" für seine Forschungen einzusetzen ([3], S. 209). Aus dieser Gruppe von Mitarbeiterinnen, die unter der spöttischen Bezeichnung ,,Pickerings Harem" bekannt wurde, sollte eine Reihe berühmter Astronominnen hervorgehen, wie zum Beispiel: Williamina P. Fleming (1857-1911), Annie J. Cannon (1863-1941) oder Henrietta S. Leavitt (1868-1921). In dieser biografischen Skizze wird der Frage nachgegangen, wer die schottisch-amerikanische Astronomin Williamina Fleming war. Und welchen Beitrag sie zur Geschichte der Astronomie erbrachte. Die hiermit verknüpfte Absicht ist, an die oft übersehene oder als bloße Randnotiz erwähnte Sternenforscherin zu erinnern.

Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie

Flemings frühe Lebensjahre (1857-1881) In der schottischen Ostküstenstadt Dundee wurde Williamina Paton Stevens am 15. Mai 1857 geboren, wie der englische Autor Paul A. Haley in seiner historisch-biografischen Abhandlung ,,Williamina Fleming and the Harvard College Observatory" berichtet. In dieser heißt es, dass Mina, wie sie offenbar auch genannt wurde, eines von zehn Kindern war. Ihre Eltern waren der Handwerker Robert Stevens und seine Frau Mary, geborene Walker. Ihr Vater starb im März 1864 unerwartet, kurz vor Minas siebten Geburtstag ([4], S. 2). Mit der freien Autorin für Wissenschaftsgeschichte Elizabeth D. Schafer können wir fortführen, dass Fleming ihre schulische Ausbildung an den öffentlichen Schulen ihrer Geburtsstadt erhielt. Fleming war eine strebsame Schülerin, denn Schafer schreibt in dieser Beziehung, dass sie im Alter von 14 Jahren eine bezahlte Stelle als Lehrassistentin (engl.: pupil-teacher) erhielt. Bei dieser Art von Tätigkeit handelt es sich scheinbar um eine Form der praktischen Lehrerausbildung, denn Schafer weist daraufhin, dass sie sowohl dabei half, Schüler zu unterrichten, als auch selbst ausgebildete wurde. Fleming unterrichtete bis zu ihrer Heirat [5]. An diesem Punkt kann man festhalten, dass sie einen der wenigen gesellschaftlich akzeptierten Wege für eine Frau in der viktorianischen Ära einschlug, um eine Erwerbsarbeit auszuüben.

Lesen Sie in diesem Heft eine interessante Biografie über Williamina Fleming, verfasst von Olaf Fritz. Versorgen Sie mich auch weiterhin mit interessanten Artikeln. Vielleicht schaffen wir es 2023 - nach längerer Abstinenz - wieder eine Geschichtstagung stattfinden zu lassen. Ein möglicher Termin wäre vom 21. bis 23. April, Der Tagungsort könnte Freiburg sein. Die Planungen laufen und natürlich sind auch Vorträge erwünscht. Den aktuellen Stand finden Sie auf der Webseite der Fachgruppe Geschichte der Astronomie http://geschichte.fg-vds.de.
Wolfgang Steinicke

Am 26. Mai 1877 heiratete die 20-jährige Williamina Paton Stevens in der United Presbyterian Church in Dundee den älteren Witwer James Orr Fleming (1841-1900), wie Haley erklärt. Gegen Ende des Jahres 1878 verließ das junge Ehepaar Fleming Schottland, um an der Ostküste der Vereinigten Staaten von Amerika zu siedeln. Sie ließen sich in Boston, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Massachusetts, nie-

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Geschichte

der. Zwei Jahre nach der Heirat kam es zum Bruch zwischen den Eheleuten ([4], S. 2 u. 25). Der Auslöser mag darin gelegen haben, dass Fleming bemerkte, dass sie ein Kind erwartete. Deshalb verließ ihr Ehemann sie ([69], S. 372). Unerwartet sieht sie sich mit dem Problem konfrontiert, dass sie eine Erwerbsarbeit braucht, um sich und ihr ungeborenes Kind in Zukunft versorgen zu können. Eine strapaziöse Lebenslage für eine junge Frau, die in der viktorianischen Ära aufwuchs. In einer Zeit, die keine alleinerziehende und berufstätige Mutter vorsah. Auch wenn das Schicksal sie in diese prekäre Lage katapultierte, stellte sie sich dieser Aufgabe erfolgreich.

Händeringend fand sie schließlich im Haushalt der Familie Pickering, die im Wohnbereich der Harvard-Sternwarte lebte, eine Anstellung als Hausmädchen. Rasch fielen dort ihr klarer Verstand, ihr Engagement und ihre Selbstbeherrschung auf, sowie ihr organisatorisches Geschick, wie die schottische Wissenschaftsautorin Allison Kirsop in einem Online-Artikel erläutert [7]. In diesem Zusammenhang ist mit der amerikanischen Sachautorin Dava Sobel zu ergänzen, dass: ,,Nachdem Mrs Pickering die Fähigkeiten der neuen Hausangestellten aufgefallen waren, wies Mr Pickering ihr im anderen Gebäudeflügel die Aufgaben einer Teilzeit-Kopistin und -Rechnerin zu. Doch kaum beherrschte Mrs Fleming ihre Aufgaben im Observatorium, da musste sie wegen der bevorstehenden Geburt ihres Kindes auch schon nach Hause ins schottische Dundee. Nach ihrer Niederkunft blieb sie länger als ein Jahr dort, ehe sie 1881 ihren Sohn Edward der Obhut ihrer Mutter und Großmutter überließ und nach Harvard zurückkehrte." ([8], S. 22-23)
Flemings Arbeit am Harvard College Observatorium (1881-1911) Mit ihrer Rückkehr an die Harvard-Stern-

1 Williamina Fleming (Archiv W. Steinicke)
warte wurde sie zur Vollzeitkraft in Pickerings Team. Die hiermit verknüpfte Beschäftigung hatte sie die nächsten 30 Jahre inne. Zunächst assistierte sie Pickering. Darüber hinaus erfüllte Fleming, wie Dava Sobel in ihrem detailreichen Buch ,,Das Glas-Universum. Wie die Frauen die Sterne entdeckten" erläutert, vielfältige Aufgaben ([8], S. 13-235; s. hierzu auch: [4], S. 2-32; [15], S. 263-264). Dazu gehörten etwa die Verarbeitung, der Vergleich und die Kontrolle des Beobachtungsmaterials. Dieses lag ihr in Form von Fotografien des nächtlichen Sternenhimmels vor, die auf dicken gläsernen Fotoplatten (im Format vergleichbar einem DIN-A4-Blatt) abgelichtet waren. Bei Tageslicht an einem Schreibtisch, mit der Lupe in der Hand und speziellen Hilfsmitteln, ermittelte Fleming den Standort, die Lichtstärke oder auch das jeweilige Spektrum der abgebildeten Sterne. In dieser Beziehung wurde sie auch von Pickering dazu ermutigt, wie Sobel schreibt, ein

Klassifizierungssystem der Sternspektren zu entwickeln ([8], S. 45-47). Dies erscheint bemerkenswert, denn vor ihrer Arbeit an der Sternwarte hatte Fleming keinen Bezug zur Astronomie und deren Arbeitsweisen. Die notwendigen Kenntnisse brachten ihr Pickering und seine erste Assistentin Nettie A. Farrar bei. Diese verließ gegen Ende 1886 die Sternwarte ([8], S. 22, 41-42).
Beim oben genannten Einordnungssystem handelte es sich um den Versuch, die unterschiedlichen Spektren der Sterne, die mittels der Spektroskopie ermittelt werden konnten, zu ordnen. Mit den amerikanischen Astrophysikern Jeffrey Bennett, Megan Donahue, Nicholas Schneider sowie Mark Voit können wir in diesem Zusammenhang festhalten, dass Fleming die unterschiedlichen Sterne zunächst in eine alphabetische Reihenfolge (A-O) brachte. Die Zuordnung der Sterne erfolgte dabei auf Basis der ermittelten Wasserstoffmen-

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Geschichte

gen im jeweiligen Sternspektrum (Wasserstofflinien). Im nächsten Schritt ordnete sie die Sterne mit dem größten Anteil an Wasserstoff den Typ A-Sternen zu. Gefolgt von B-Sternen, mit etwas weniger Wasserstoffgehalt usw. Schlusspunkt bildeten die O-Typen, weil diese die geringste Wasserstoffmenge in ihrem Sternspektrum aufwiesen. Dieser Vorschlag wurde von ihrer Kollegin Annie Jump Cannon später aufgegriffen und in modifizierter Form für die Einordnung der Sternklassen verwendet ([2], S. 740).
An diesem Punkt kann mit Sobel zusammenfassend fortgeführt werden, dass Fleming neben ihrer sorgfältigen Untersuchung- und Auswertungsarbeit der Glasplatten auch für deren sorgsamen Umgang und der geordneten Aufbewahrung verantwortlich war. Ferner leitete sie eine Gruppe von Mitarbeiterinnen an, führte eine Reihe von Büro- und Verwaltungsarbeiten aus und war für die Veröffentlichungen der Harvard-Sternwarte, wie etwa den ,,Annals of the Astronomical Observatory of Harvard College", zuständig. Sie redigierte die Manuskripte, welche zur Veröffentlichung bestimmt waren [8].
Entdeckungen, Veröffentlichungen und Auszeichnungen Nach Angaben des Autors Paul A. Haley entdeckte Fleming in ihrer 30-jährigen Tätigkeit an der Harvard-Sternwarte insgesamt 1 Supernova, 1 Weißen Zwerg, 2 spektroskopische Doppelsterne, 9 Novae, 59 Staub- bzw. Gasnebel, 75 Wolf-Rayet Sterne sowie 310 veränderliche Sterne ([4], S. 22 u. 25). Ohne Zweifel war es diese beachtliche Anzahl von Entdeckungen, die ihr einen Ehrenplatz in der Geschichte der Astronomie einbrachte.
Vor diesem Hintergrund ist eine Entdeckung besonders zu betonen, nämlich des

so genannten ,,Pferdekopf-Nebels". Sie war im Jahr 1888 die erste Person, die einen Blick auf die Fotoplatte mit der Kennung B 2312, die William Henry Pickering (18581938) vom Sternbild des Orion anfertigte, tat. Dabei bemerkte und dokumentierte sie bei der Auswertung jene markante halbkreisförmige Kontur des Nebels, der Ähnlichkeit zu einem Pferdekopf aufweist [7, 9]. In den frühen Jahren ihrer Forschungstätigkeit sichtet, untersucht und bewertet sie weit über 10.000 Sterne, die auf mehr als 600 Glasplatten abgelichtet waren [10]. Ihre gewissenhafte und beharrliche Arbeit der Erfassung und Einordnung der Sterne fand ihren Höhepunkt in dem 1890 veröffentlichten ,,Draper Catalogue of Stellar Spectra", der im Band 27 der ,,Annals" veröffentlicht wurde ([8], S. 63). Obwohl der erste Draper-Katalog unter Pickerings Namen erschien, schreibt er bereits auf der zweiten Seite, dass Fleming eine führende Rolle bei der Klassifizierung und Vermessung der Sternspektren sowie des Publikationsvorhabens gespielt hat. Als weitere zentrale Schriften Flemings führt etwa die Encyclopaedia Britannica folgende Arbeiten auf: 1.) ,,A Photographic Study of Variab-
le Stars" (1907), die im Band 47 der ,,Annals" erschien. Eine Abhandlung, in der sie über 222 veränderliche Sterne, ihre Position sowie Helligkeitsschwankungen berichtete. 2.) Die posthum veröffentlichte Arbeit mit dem Titel: ,,Stars Having Peculiar Spectra" (1912) im Band 56 der ,,Annals". Darin schrieb sie über auffällige Sternspektren [11].
Die vermutlich größte Wirkung über den Kreis der Astronomie hinaus erzielte sie mit ihrem Vortrag ,,A Field for Woman's Work in Astronomy", den sie für die Chicagoer Weltausstellung im Jahr 1893 verfasste und der später im ,,Journal for Astronomy

and Astrophysic" erschien [12]. In diesem längeren Artikel formulierte sie beispielsweise ihre Hoffnung, dass die Astronomie ein Tätigkeitsfeld für Frauen sein könnte, in denen sie wichtige Beiträge einbringen könnten (ausführlicher: [4], [8], [12]). Diese Erwartung erfüllten in beeindruckender Weise ihre Nachfolgerinnen an der Harvard-Sternwarte.
Ihre Arbeit und Forschung wurden im Verlauf der Zeit in unterschiedlicher Weise gewürdigt. So schreibt Sobel etwa, dass: ,,Im Jahr 1899 [...] ihr die Harvard Corporation auf Pickerings Drängen offiziell die neu geschaffene Stelle der Kuratorin der Astrofotografien [übertrug]. Damit wurde sie im Alter von 42 Jahren die erste Frau, die jemals an einem Observatorium, an einem College, ja an der gesamten Universität überhaupt, einen Titel innehatte." ([8], S. 137). Mit dieser Reputation, den ihr dieser offizielle Titel einbrachte, schob sie den Spalt zur Wissenschaft an der HarvardUniversität für Frauen ein Stückchen weiter auf. Aber bei dieser einen Würdigung blieb es nicht.
Mit ihrer Kollegin Annie Jump Cannon können wir in dieser Beziehung festhalten, dass Fleming von der englischen Royal Astronomical Society im Jahr 1906 zum Mitglied ehrenhalber ernannt wurde. Sodann, so berichtet Cannon, berief der astronomische Fachbereich des Wellesley College sie zum Ehrenmitglied. Darüber hinaus wurde sie für ihre astronomische Forschung, kurz vor ihrem Tod (1911), mit der Guadeloupe-Almendaro-Medaille in Gold der mexikanischen Gesellschaft für Astronomie ausgezeichnet. Weiterhin war sie aktiv in der ,,Astronomical and Astrophysical Society of America" und Mitglied der ,,Societe astronomique de France" [13, 15]. Am 9. September 1907 erhielt Fleming die US-Staatsbürgerschaft, dies führte da-

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Geschichte

zu, dass sie die erste US-Amerikanerin und Astronomin war, die von der Royal Astronomical Society geehrt wurde ([8], S. 179, 191).
Am 21. Mai 1911 starb Williamina Fleming (54-jährig) in Boston. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Mount-Auburn-Friedhof in Cambridge, Massachusetts. Auf ihrem Grabstein steht, neben persönlichen Daten, ihre Berufsbezeichnung: Astronomin [14].
Fazit Williamina Fleming war eine junge schottische Auswanderin, die ihr Glück in den USA fand. Sie war zunächst als Haushaltshilfe tätig und stieg im Verlauf von 30 Jahren zu einer renommierten Astronomin auf. Sie zog als alleinerziehende und berufstätige Mutter einen Sohn groß und schulterte die hiermit verknüpfte Doppelbelastung aus Erwerbs- und Familienarbeit. Und das bei einem deutlich geringeren Verdienst als ihre männlichen Kollegen. Mit ihrem vielfältigen und stetigen Einsatze sowie den zahlreichen astronomischen Entdeckungen verhalf sie der HarvardSternwarte dazu, eine führende Rolle in der astronomischen Forschung zu Beginn des 20. Jahrhunderts einzunehmen. Gleichzeitig schob sie die Tür der Wissenschaft für Frauen in den USA ein Stückchen weiter auf und wurde ein Vorbild für nachfolgende Astronominnen.
Literatur- und Internethinweise (Stand s. jeweils ff.): [1] W. Fleming zit. n. J. Mitton (Hrsg.),
2017: ,,Das Astronomiebuch", München, S. 126 [2] J. Bennett et al., 2010: ,,Astronomie. Die kosmische Perspektive", 5., akt. Aufl., München, S. 739-740 [3] H. Couper, N. Henbest, 2008: ,,Die Geschichte der Astronomie", München, S. 209-210

[4] P. A. Haley, 2017: ,,Williamina Fleming and the Harvard College Observatory" (PDF). In: The Antiquarian Astronomer, Nr. 11, June 2017, S. 2-32. Abgerufen unter: https:// societyforthehistoryofastronomy. com/wp-content/uploads/2019/07/ aa11.pdf, Zugriff am 09.10.2022
[5] E. D. Schafer: ,,Fleming, Williamina Paton (1857-1911)", https:// www.encyclopedia.com/women/ encyclopedias-almanacstranscripts-and-maps/flemingwilliamina-paton-1857-1911, Zugriff am 21.08.2022
[6] E. D. Hoffleiter, 2002: ,,Pioneering Women in the Spectral Classification of Stars" (PDF). In: Physics in Perspektive, Vol. 4, 2002, S. 370398, https://web.science.mq.edu. au/~orsola/MQTeaching/ASTR377/ Hoffleit.pdf, Zugriff am 06.10.2011
[7] A. Kirsop: ,,A Shining Star - Frontiers Magazin" (Webartikel), https:// frontiersmagazine.org/a-shiningstar/, Zugriff am 19.09.2022
[8] D. Sobel, 2018: ,,Das Glas-Universum. Wie Frauen die Sterne entdeckten", München, S. 9-235
[9] F. Freistetter, 2021: ,,Sternengeschichte Folge 425: Der Pferdekopfnebel" (Webartikel vom 15.01.2021), https://scienceblogs.de/ astrodicticum-simplex/2021/01/15/ sterne...,, Zugriff am 25.09.2022. Vgl. auch: A. McGrath: ,,The First Computer: Williamina Fleming and the Horsehead Nebula" (Webartikel), https://wolba.ch/gazette/the-firstcomputer-williamina-fleming-andthe-horsehead-nebula/, Zugriff am 30.08.2022
[10] A. Hirshfeld, 2017: ,,Williamina Fleming. Brief life of a spectrographic pioneer: 1857-1911", (Webartikel des Harvard Magazin, Jan./

Feb. 2017), www.harvardmagazine. com/2017/01/williamina-fleming, Zugriff am 12.08.2022 [11] Encyclopaedia Britannica: ,,Williamina Paton Stevens Fleming" (Webartikel), https://www.britannica.com/ biography/Williamina-PatonStevens-Fleming, Zugriff am 21.08.2022 [12] W. P. Fleming, 1893: ,,A Field for Woman's Work in Astronomy" (PDF). In: Journal for Astronomy and Astrophysic, Bd. 12, 1893, S. 683689, https://wolba.ch/gazette/ wp-content/uploads/2017/07/ Fleming-Mrs.-M._AstronomyAstrophysics_Vol.-12_1893_pp.-683689.pdf, Zugriff am 02.10.2022 [13] A. J. Cannon, 1911: ,,Williamina Paton Fleming - Obituary - Astrophysical Journal (1911)" (Webartikel), https://todayinsci.com/F/Fleming_ Williamina/FlemingWilliamina-Obit. htm, Zugriff am 03.09.2022 [14] Grabstein von W. Fleming, Foto von S. L. Hawkins auf: ,,Find a Grave: Williamina Paton Stevens Fleming (1857-1911)", https://de.findagrave. com/memorial/58437055/ williamina-paton-fleming, Zugriff am 03.09.2022 [15] S. I. Bailey,1931: "The history and work of Harvard observatory, 1839 to 1927. An outline of the origin, development, and researches of the Astronomical observatory of Harvard college together with brief biographies of its leading members", (PDF), New York/London, https:// adsabs.harvard.edu/pdf/1931 HarMo...4....1B, Zugriff am 03.10.2022

Journal für Astronomie Nr. 85 | 51

Kleine Planeten

Kosmische Begegnungen
von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf seiner Bahn um die Sonne weiterbewegt hat. Für viele Astrofotografen sind solche zufälligen kosmischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war.
Die aktuellen Aufnahmen haben neben den kosmischen Begegnungen weitere Gemeinsamkeiten. Sie wurden nicht in Mitteleuropa aufgenommen. Außerdem sind

die Bildautoren Wolfgang Bodemüller und Stefan Lilge für die Leser dieser Artikelserie bereits alte Bekannte, da sie schon mehrmals Bilder zur Verfügung gestellt haben.
Das 1. Bild stammt von Wolfgang Bodenmüller [1] und zeigt die Begegnung von (202) Chryseis und dem Leo-Triplet. Er sammelte dafür am 6. April 2022 die Rohdaten remote in New Mexico. Diese bekannte Galaxiengruppe war schon mehrmals Teil der kosmischen Begegnungen. Sie wird häufig fotografiert und durch die Nähe zur Ekliptik bekommt sie relativ oft Besuch von Kleinplaneten. Zuletzt wurde sie vor zwei Jahren in der Ausgabe 1/2021 Nr. 76 bei den

kosmischen Begegnungen ausführlicher beschrieben. Ich verzichte daher hier auf Wiederholungen und widme mich mehr (202) Chryseis. Im Bild [1] befindet sich der Hauptgürtelasteroid als kurze Strichpur links der Mitte auf das Zentrum der Galaxiengruppe zustrebend. Die obere Galaxie ist übrigens NGC 3628 und in der unteren Bildhälfte sind die beiden Messiergalaxien M 66 links bzw. M 65 rechts zu sehen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war (202) Chryseis ca. 11,9 mag hell und rund 268 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Der Kleinplanet ist knapp 90 Kilometer groß und braucht für die Umrundung der Sonne 5 Jahre und 139 Tage. Bei ihm ist auch

1 Der Kleinplanet (202) Chryseis und das Leo-Triplet, von Wolfgang Bodenmüller remote in New Mexico mit einem 4-zölligen
Apochromaten f/5 und einer Kamera SBIG STL 11000 aufgenommen.
52 | Journal für Astronomie Nr. 85

Kleine Planeten

2 Die Galaxie NGC 4517 mit 7 Kleinplaneten, von Stefan Lilge auf La Palma mit einem 5-zölligen Apochromaten f/6,4 und
einer Kamera ZWO ASI 1600 aufgenommen.

die Rotationsdauer bekannt, die mit 23,67 Stunden fast einem Erdentag entspricht. Der Kleinplanet (202) Chryseis gehört der Klasse der S-Asteroiden an. Diese sind mit 17% Anteil der zweithäufigste Asteroidentyp im Sonnensystem. Das S steht für Silikat und diese Klasse zeichnet sich durch eine Albedo von 0,15 bis 0,25 aus [11]. Sie sind viel heller als die mit rund 75 % Anteil häufigsten C-Asteroiden. Diese haben durch den hohen Kohlenstoffanteil nur eine Albedo von ca. 0,05 [3].
Entdeckt wurde (202) Chryseis im Jahr 1879 von Christian Heinrich Friedrich Peters, einem deutsch-amerikanischen Astronomen am Observatorium des Hamilton College in Clinton im Bundesstaat New York. Mit seinen 48 Kleinplanetenentdeckungen war er einer der Erfolgreichsten seiner Zeit. Außerdem machte er sich als Kometenentdecker

und Sonnenforscher einen Namen. Peters sprach neben einigen europäischen Sprachen auch Latein, Altgriechisch, Hebräisch, Arabisch, Persisch und Türkisch und war daher mit der antiken Mythologie bestens vertraut [4]. Seine Benennung von Chryseis entstammt dem Sagenkreis um Achilles und dem Trojanischen Krieg. Sie war die Tochter eines Priesters des Gottes Apollon, von Achilles geraubt und an Agamemnon als Kriegsbeute weitergegeben. Ihr Vater erbat die Rückgabe vom griechischen Heerführer, der dies aber verweigerte. Daraufhin bat Chryseis Vater den Gott Apollon um Hilfe, der in das Lager der Griechen Pfeile sandte, die Tod, Pest und Verderben brachten, bis Agamemnon Chryseis zu ihrem Vater zurückkehren ließ [5].
Stefan Lilge ist vielen Lesern durch seine tollen Astroaufnahmen bekannt, die er dem

hellen Berliner Nachthimmel abringt. Einige Male reiste er aber nach Namibia und La Palma, um unter besten, sprich dunkelsten Bedingungen sein Hobby auszuüben. Ab und zu unternimmt er auch Astroausflüge ins näher gelegene dunkle Brandenburg. Das 2. Bild stammt von einem Astrourlaub auf La Palma [6]. Dort belichtete er in der Nacht vom 27. auf dem 28. Februar 2017 mit einem vor Ort gemieteten Equipment die Galaxie NGC 4517 im Sternbild Jungfrau. Beim Stacken fiel ihm sofort eine Strichspur auf und bei näherer Untersuchung entdeckte er noch einige weitere. Die von William Herschel 1784 entdeckte Edge-on-Galaxie NGC 4517 ist 10,5 mag hell. Aufgrund eines Fehlers seines Sohnes John Herschel ist die Galaxie zweimal im New General Catalogue verzeichnet und auch unter NGC 4437 bekannt. Die Sc-Spirale ist Mitglied des Virgo-Clusters und ca. 50 Mio.

Journal für Astronomie Nr. 85 | 53

Kleine Planeten

Lichtjahre von uns entfernt. Am Himmel erscheint sie ca. 10,5 x 1,5 Bogenminuten2 groß. Mit einer tatsächlichen Ausdehnung von ca. 155.000 Lichtjahren dürfte sie etwas größer als die Milchstraße sein. Über ihr befindet sich die schwächere Spiralgalaxie NGC 4517A mit 12,6 mag. Von ihr wird angenommen, dass sie mit der größeren Galaxie eine Gruppe bildet. Diese Balkenspirale ist deutlich kleiner und masseärmer als ihre Partnerin [7].
Stefan konnte auf dem Bild sieben Strichspuren von Kleinplaneten entdecken. Im Druck sind wahrscheinlich die schwächeren schwer oder kaum zu erkennen. Daher mein Hinweis auf die Linkliste. Dort sind immer die URLs der Bilder angeführt, damit die Leser die Bilder auch am heimischen Computerbildschirm ansehen können. Man erkennt auf Stefans Bild, dass die Strichspuren ähnlich lang sind. Sie alle sind Asteroiden des Hauptgürtels. Je länger die Strichspur ist, umso näher sind in der Regel die Brocken der Erde. Marsbahnkreuzer würden längere und NEOs noch längere Strichspuren verursachen. Trojaner auf der Jupiterbahn würden sich hingegen in der gegebenen Belichtungszeit scheinbar viel kürzer am Himmel weiterbewegen. Bei Pluto und den anderen Trans-Neptun-Objekten würde man bei diesen Belichtungszeiten kaum eine Bewegung feststellen können. Die Positionswinkel der hier vorhandenen Kleinplaneten sind ähnlich, wei-

sen aber doch deutliche Unterschiede auf. Das zeigen die Variationen der Bahnneigungen der Asteroiden an. Während sich die großen Planeten kaum von der Ekliptik entfernen und praktisch in einer Ebene um die Sonne kreisen, gibt es bei den Kleinplaneten eine viel größere Variabilität bei den Bahnneigungen. Sie können auch weitab der Tierkreissternbilder ihre Bahn ziehen.
Ich beschränke mich in diesem Artikel auf die beiden hellsten Kleinplaneten im Bild. Das wären zum einen (450) Brigitta am oberen Bildrand. Sie war zum Aufnahmezeitpunkt 15,3 mag hell und 357 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Der rund 33 km große Brocken umrundet die Sonne in 5 Jahren und 87 Tagen. Der Kleinplanet (450) Brigitta wurde 1899 von den deutschen Astronomen Max Wolf und Arnold Schwassmann in Heidelberg entdeckt. Benannt haben sie ihn nach der Heiligen Brigitta von Schweden, die im 14. Jahrhundert lebte [8].
Mit 15,2 mag war (1171) Rusthawelia etwas heller als Brigitta. Der Kleinplanet (1171) Rusthawelia ist mit 90 km Durchmesser größer und war mit 380 Mio. km etwas weiter von der Erde entfernt als Brigitta. Eine unterschiedliche Albedo führt dazu, dass beide letztlich fast gleich hell im Bild erscheinen. Entdeckt wurde (1171) Rusthawelia 1930 vom belgischen Astronomen Sylvain Julien Victor Arend an der Sternwarte in Ukkel.

Er betrieb hauptsächlich Astrometrie und gehört wie Wolf und Schwassmann zum erlesenen Kreis der Kometenentdecker. Benannt hatte Arend diesen Kleinplaneten nach dem mittelalterlichen Dichter Schota Rustaweli, der aus Georgien stammte und Ritterepen verfasste [9].
Eine Möglichkeit, sich täglich über aktuelle kosmische Begegnungen zu informieren, finden Sie auf der Homepage von Klaus Hohmann [10] unter http://astrofotografie. hohmann-edv.de/aufnahmen/kosmische. begegnungen.php. Dort kann sich der interessierte Astrofotograf in dem von Klaus geschriebenen Tool kosmische Begegnungen anzeigen lassen. Interaktiv hat man die Möglichkeit, verschiedene Parameter wie die Helligkeit des Deep-Sky-Objektes oder die Helligkeit des Kleinplaneten selbst auszuwählen, um eine passende Konjunktion für sich zu finden.
Wir möchten Sie im Namen der Fachgruppe Kleine Planeten der VdS bitten, Ihre kosmische Begegnung einzusenden, um zukünftige Ausgaben des VdS-Journals für Astronomie mit Ihren Bildern zu bereichern. Schicken Sie die Bilder per Mail mit dem Betreff ,,Kosmische Begegnung" an ries@sternwarte-altschwendt.at. Bitte vergessen Sie nicht das Aufnahmedatum, die fotografierten Objekte und die Daten des Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen. Der Autor eines ausgewählten Bildes wird

Tabelle 1

Ausgewählte, besonders interessante Kosmische Begegnungen im 2. Quartal 2022.

Datum

Uhrzeit

Kleinkörper

mv

01.04.2023

23:00

(68) Leto

11,7

19.04.2023

22:00

(907) Rhoda

13,5

26.05.2023

24:00

(1978) Patrice

14,6

27.05.2023

24:00

(206) Hersilia

12,9

17.06.2023

23:00

(207) Hedda

12,9

23.06.2023

24:00

(171) Ophelia

13,1

Objekt

Art

NGC 4496

GX

M 90

GX

M 80

GC

NGC 6356

GC

M 4

GC

M 20

GN

mv

Abstand

11,2

4`

9,4

9`

7,3

10`

8,2

4`

5,4

10`

8,5

8`

Abkürzungen: GN - Galaktischer Nebel, GC - Galaktischer Kugelsternhaufen, GX - Galaxie

54 | Journal für Astronomie Nr. 85

Kometen

anschließend aufgefordert, eine unkomprimierte Version des Bildes für den Druck zur Verfügung zu stellen.
Internethinweise (Stand: 07.12.2022): [1] W. Bodenmüller, 2022: "Fotogalerie",
https://portfolio.fotocommunity.de/ wolfgang-bodenmueller [2] W. Bodenmüller, 2022: "Kleinplanet 202 Chryseis beim Leo-Triplett", https://portfolio.fotocommunity.de/ wolfgang-bodenmueller/942908/ photo/46834525 [3] Wikipedia: "(202) Chryseis",

https://de.wikipedia.org/wiki/(202)_ Chryse%C3%AFs [4] Wikipedia: "Christian Heinrich Friedrich Peters", https://de.wikipedia.org/ wiki/Christian_Heinrich_Friedrich_ Peters [5] Wikipedia: "Chryseis", https://de. wikipedia.org/wiki/Chryseis [6] S. Lilge: "Bild von NGC 4517 mit 7 Asteroidenspuren", http://ccdastronomy.de/temp12/4517 Asteroidsneu.jpg [7] Wikipedia: "NGC 4517", https://de. wikipedia.org/wiki/NGC_4517

[8] Wikipedia: "(450) Brigitta", https:// de.wikipedia.org/wiki/(450)_Brigitta
[9] Wikipedia: "(1171) Rusthawelia", https://de.wikipedia.org/wiki/(1171)_ Rusthawelia
[10] K. Hohmann, Homepage: "Astrofotografie: Kosmische Begegenungen", http://astrofotografie.hohmann-edv. de/aufnahmen/kosmische.begegnungen.php
[11] Asteroiden Klassifikation: https:// de.wikipedia.org/wiki/Asteroid# Klassifikationsschemata_von_ Asteroiden

Bedeutende Kometen des dritten Quartals 2022
von Uwe Pilz

Der Komet 22P/Kopff hatte sein Helligkeitsmaximum im 2. Quartal erreicht und war im Laufe des Sommers und Anfang des Herbstes noch gut bei ca. 12 mag zu beobachten. Die diffuse Koma erschwerte visuelle Beobachtungen, doch fotografisch zeigte er einen langen schmalen Schweif (Abb. 1).

Zwei ZTF-Kometen waren in der Reichweite der meisten Beobachter, C/2020 V2 und C/2022 E3. C/2020 V2 stand niedrig im Großen Wagen, erst Mitte September besserte sich dies. Trotz der akzeptablen Helligkeit von 12 mag war er kein leichtes Ziel (Abb. 2).

C/2022 E3 war zwar nicht viel heller, stand aber hoch am Abendhimmel und war recht kondensiert. Selbst visuell war der Schweif leicht erkennbar. Ich sah ihn auf dem Herzberger Teleskoptreffen deutlich im 6-Zöller. Die Koma war detailreich, hierzu schrieb Robin Hegenbarth: ,,Beeindruckend viele Details erkennbar, obwohl er noch gar nicht hell ist. Folgendes fiel mir an dem Kometen auf: - Auffällig heller False Nucleus - Ungefähr parabelförmig abgegrenzte in-
nere Koma - Schweif vom False Nucleus her seitlich
versetzt

1 22P/Kopff, 22.08.2022, 01:39 Uhr UT, 2 Stunden belichtet mit 11-Zoll-Teleskop (f/2,2) mit
CMOS-Kamera (Bild: Thomas Lehmann)

- Schweif etwa 5,5` lang in Richtung Positionswinkel 115 Grad , in der Mitte heller und zu den Seiten hin diffus auslaufend
- SWAN-Band-Filter unterdrückte den Schweif, allenfalls der False Nucleus war damit noch einfach sichtbar. Scheint ein staubreicher Komet zu sein." (Abb. 3)

Anfang des Quartals stand der ,,Langläufer" C/2017 K2 (Panstarrs) noch hoch genug am Abendhimmel, bevor im August die Beobachtungsperiode endete. Die Helligkeit stagnierte am Schluss bei 8,5 mag, mit Annäherung an das Perihel blieb der Komet hinter den Erwartungen zurück. Michael Jäger dokumentierte die Passage am Kugelsternhaufen M 10 (Abb. 4).

Journal für Astronomie Nr. 85 | 55

Kometen

2 C/2020 V2 (ZTF) 19. bis 22.09.2022, Passage an Galaxie
NGC 3310, beobachtet mit 14 Zoll-Teleskop, V = 144x (Zeichnung: Christian Harder)

3 C/2022 E3 (ZTF), 25.08.2022, 20:30 Uhr UT, beobachtet mit
20-Zoll-Teleskop, V = 256 (Zeichnung: Robin Hegenbarth)

4 C/2017 K2 (Panstarrs) bei M 10, 15.07.2022 (Bild: Michael Jäger)
56 | Journal für Astronomie Nr. 85

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Mond
Der Mond
- immer wieder ein lohnendes Beobachtungsobjekt!
Die Redaktion ist sehr erfreut darüber, dass der Mond für viele Sternfreunde nach wie vor nichts von seiner Faszination verloren hat. Er ist und bleibt ein interessantes astronomisches Objekt, zumal er aufgrund seiner Nähe sowohl für Astrofotografen als auch für visuelle Beobachter teleskopisch gut erreichbar ist, mit vielen bemerkenswerten Details. Deshalb unsere Bitte an alle Mondfreunde: Sammelt auch weiterhin ansprechende Beobachtungsergebnisse und reicht sie für diese Mondrubrik ein, zusammen mit ein paar passenden Informationen und technischen Beobachtungsdaten. Wir präsentieren diese Resultate hier sehr gern! Und jetzt viel Freude bei der Bilderschau, vielleicht ist ja auch die eine oder andere Anregung dabei. Eine gute Karte des Mondes ist immer förderlich, z. B. die Einzelansichten der Lunar Chart (LAC) Series [1] oder die Gesamtkarte LMP-1, Lunar Earthside Chart (bis zu 16 MB) [2]. [1] Lunar Chart (LAC) Series, www.lpi.usra.edu/resources/mapcatalog/LAC/ [2] LMP-1, Lunar Earthside Chart, www.lpi.usra.edu/resources/mapcatalog/LMP/lmp1/ Peter Riepe fg-astrofotografie@sternfreunde.de
1 Manfred Simon aus Kaufbeuren fotografierte am 26.08.2022 um 05:15 Uhr MESZ die schmale Mondsichel zusammen mit der Venus
durchs Dachfenster (Bildausschnitt). Kamera war eine Canon 1000Da mit einem alten Teleobjektiv mit 135 mm Brennweite und Blende 4. Belichtet wurde 5 s bei ISO 800. Der Mond war nur noch zu 1,6% beleuchtet. Sowohl Mond als auch Venus standen nur 1,4 Grad über dem Horizont, etwa 4,5 Grad voneinander getrennt. Die Wolken störten gar nicht, sondern belebten die Szene sogar.
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Mond
2 Am 11.08.2022 um 21:40 Uhr nahm Wolfgang Meirich den Mond über dem Oberger
Bismarckturm der Gemeinde Ilsede auf. Die Canon 700D mit einem Canon-Objektiv 70-200 L kam über einen Konverter auf 261 mm Brennweite. Belichtungszeit 1/10 s bei ISO 800 vom Stativ aus. Sehr schön gelungen ist die symmetrische Positionierung des Mondes über dem Turm innerhalb der Bäume.
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Mond
3 Im oberösterreichischen Scharnstein
gelang Gernot Wührleitner am 14.06.2022 diese Aufnahme des aufgehenden Vollmondes über einem entfernten Wald. Die Sony A7 III war mit einem Objektiv SEL 200600 ausgerüstet. Bei f = 600 mm, Blende 7,1 und ISO 100 wurde 1/160 s belichtet. Wir finden: eine gelungene und nicht simple Aufnahme. Denn zwischen dem vordergründigen Wald und dem fernen Mond muss schon eine gewisse Mindestentfernung vorliegen, um eine gute Gesamtschärfe zu erzielen!
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Mond

4 Links: Bei einer schmalen Sichel zeigt der
Mond im von der Sonne unbeleuchteten Teil das reflektierte Erdlicht - auch aschgraues Mondlicht genannt. Reinhard Kaltenböck aus Emmerich am Niederrhein setzte am 22.10.2022 ein TS Triplet 102 mm / 700 mm ein, dazu fokal eine Canon EOS 100D. Bei ISO 200 wurde 10 s belichtet. Dunstfreie Luft und hohe atmosphärische Transparenz begünstigten eine streulichtfreie Wiedergabe beim starken Kontrastverhältnis zwischen dunklen unbeleuchteten und hellen beleuchteten Mondpartien.

5 Dietmar Bode, Mitglied der Sternwarte Limburg, erstellte eine komplette
Mondansicht als Mosaik aus zwei Serien. Hier zeigen wir einen detailreichen Ausschnitt aus der Nordhalbkugel. Instrument war ein 12-Zoll-Newton f/5, kombiniert mit einer Farbkamera ASI 2600 MC-P mit Korrektor. Am 12.10.2022 erfolgte die Bilderserie zwischen 01:30 und ca. 02 Uhr MEZ. Das große Mare Imbrium (links) wird oben im Norden durch die Alpen mit dem flachen, dunklen Krater Plato eingerahmt, zur Bildmitte hin durch den Kaukasus. Links unten bildet das Apenninengebirge die Begrenzung. Unten mittig liegt das Mare Serenitatis mit seinem nordöstlichen Randkrater Posidonius. Er hat 100 km Durchmesser.
Nördlich des Mare Imbrium erstreckt sich das längliche Mare Frigoris. In der gebirgigen hellen Zone nördlich fällt der Strahlenkrater Anaxagoras auf, eine kleinere Ausführung des bekannten Tycho auf der Südhalbkugel. Von Anaxagoras ist es recht nahe zum lunaren Nordpol. Wieder zum Mare Frigoris: Sein Ostbereich (rechts) weist auf den markanten 125 km messenden Krater Endymion hin, der hier schon nahe am Terminator liegt und mit seiner dunklen Innenfläche Plato ähnelt. Von dort aus bis zur rechten unteren Bildecke, wo der Nordteil des Mare Crisium sichtbar wird, erstreckt sich eine kraterreiche Landschaft. Knapp oberhalb des Mare Crisium liegt Cleomedes mit 130 km Durchmesser.
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Mond
6 Visuelle Mondbeobachtungen sind selten geworden, mit einer Kamera
geht das ja schneller - oder? Jens Leich hat in seiner Sternwarte in Wiehl (Bergisches Land) das passende Instrumentarium, mit dem er Sonne, Mond und Planeten visuell beobachtet. Das Bild zeigt einen kleinen Ausschnitt aus der nördlichen Polgegend um die beiden Krater Philolaus und Mouchez (selenografische Länge: 26 Grad 49` West, selenografische Breite: 78 Grad 22` Nord, in Abb. 5 gut erkennbar). Der Anlass war die Bedeckung des Sterns 67 Tauri durch den Mond am 13.01.2022. Die Zeichnung entstand zwischen 20:33 und 21:36 Uhr UT an einem 130-mm-Apochromaten (Starfire) mit 2-facher Barlowlinse und Amiciprisma. Das verwendete Okular war ein TeleVue DeLite 4 mm (400-fache Vergrößerung). Es dürfte klar sein, dass eine so aufwändige Zeichnung einige Übung voraussetzt.
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Mond
7 Das Mare Crisium in Nahansicht. Die offensichtliche Einschlagsstruktur lässt sich im Bild auf etwa
436 km Ausdehnung in Nordsüdrichtung vermessen. Abgesehen vom bereits erwähnten großen Krater Cleomedes am Nordrand soll jetzt noch Proclus genannt werden. Der 27 km durchmessende Krater am Westrand des Mare Crisium fällt auf dem Bild durch sein hell strahlendes Inneres auf. Zudem verläuft von Proclus eine helle Fahne aus vermutlich hellerem Staub nach Nordwesten. Der Südrand dieser Fahne ist deutlich begrenzt. Das Gebiet südlich davon bis zum Mare Tranquillitatis heißt Palus Somni (Sumpf des Schlafs). Im Inneren des Mare Crisium lassen sich im Originalbild definitiv kleinste Sohlenkrater von 1,2 km Durchmesser erkennen! Das bedeutet eine Bildauflösung von 0,6 - 0,7 Bogensekunden! Gratulation an Bildautor Manfred Gentsch aus Mittelsten-Thüle. Mit einem Celestron EdgeHD 9.25 und einer ZWO ASI178MM gelang ihm einschließlich IR-Filter am 11.10.2022 um 23:07 Uhr MEZ dieser tolle Schnappschuss mit insgesamt 5.000 Bildern bei einer Rate von 40 Bildern pro Sekunde bei 2.350 mm Brennweite. Verwendete Software: AutoStakkert 3, RegiStax 6, Adobe PS und Topaz DeNoise AI.
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Mond
8 Jetzt auf in die Alpen und diese schöne Ansicht
des Alpentals. Wer die Rille im Alpental fotografisch so erfassen kann wie in diesem Bild, hat eine sehr gute Auflösung hinbekommen! Am 22.01.2021 um 18:45 Uhr UT nutzte Thomas Wahl aus Oer-Erkenschwick sein Meade LX200 16 Zoll EMC einschließlich 2-facher Barlowlinse (ZEISS Abbe), dazu eine ZWO ASI178MM mit Filter UV/IR-Cut. Bei 15 Bildern pro Sekunde wurden 2.500 Einzelbilder aufgenommen. Davon wurden 20% weiter wie folgt verarbeitet: Aufaddieren und Vorschärfen in AutoStakkert 3, das Nachschärfen in Registax 6, die Endbearbeitung in Photoshop.
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Mond
9 Am 12.11.2022 richtete Thomas Wahl seinen 16-Zöller (Meade LX200 EMC) mit Baader
Q-Turret-Barlowlinse (f/13) und einer Farbkamera ZWO ASI462C mit UV/IR-Cut-Filter auf den abnehmenden Dreiviertelmond. Ziel war der Krater Theophilus südlich des Sinus Asperitatis, das ist die flache Verbindung zwischen Mare Tranquillitatis und Mare Nectaris. Ab 00:45 Uhr UT wurden 15.000 Einzelbilder bei einer Rate von 67 Bildern pro Sekunde aufgenommen. Hiervon wurden 4% in AutoStakkert 3.1.4 weiterverarbeitet und vorgeschärft. Die Nachschärfung geschah in RegiStax 6, die Endbearbeitung in Photoshop. Theophilus hat rund 100 km Durchmesser, sein Kraterwall ist terrassiert und im Kraterzentrum sitzt ein schroffes Zentralgebirge mit vier Gipfeln. Im Bild liegt unterhalb von Theophilus der deutlich ältere Krater Cyrillus mit bereits abgerundeten Zentralbergen und abgeflachtem Wall. Im Inneren ist Rima Cyrillus II schön zu sehen, Rima Cyrillus I durchbricht den Kraterwall nach Süden. Die ursprüngliche Farbaufnahme ist hier schwarzweiß wiedergegeben, weil die hellen Ränder der kleinen Krater im Bild doch noch farbige Verläufe aufwiesen.
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Planeten

Mars, Jupiter und Saturn im Sommer 2022
von Maciej Libert und Wolfgang Bischof

Jupiter und Saturn hatten im August/September 2022 ihre Oppositionsstellungen zur Sonne. Obwohl die Kulminationshöhen noch nicht besonders groß waren, konnten mehrere Fotografen bereits herausragende Ergebnisse erzielen. Mars nahm zu diesem Zeitpunkt erst noch Anlauf und sollte im Dezember sehr hoch am Himmel stehen.
In der Nacht vom 2. auf den 3. August 2022 gelang es Ralf Burkart mit einem 16-ZollDobson, alle drei Planeten und dazu auch noch Uranus aufzunehmen. Die erreichte Auflösung ist derart gut, dass im Saturnring sogar die Encke-Teilung klar erkennbar ist. Dazu schrieb uns Ralf Burkart:
,,Die Nacht vom 2. auf den 3. August war einfach wunderbar. Ich habe vier Planeten gefilmt und ca. 1 TB Daten gesammelt. Ab ca. 23:30 UT (2.8.) konnte ich Saturn neben unserem Haus erwischen. Die Bedingun-
2 Mars am 12.10.2022 um 02:10 Uhr
MESZ, Aufnahme mit Meade LX200 16 Zoll EMC + Baader Q-Turret-Barlow 1,4x (feff = 5.700 mm), ZWO ASI 462MC, UV/IRCut-Filter, Belichtung 20 x 60 s bei 43 fps, Bildbearbeitung: Derotation mit WinJupos, AutoStakkert! 3 mit Vorschärfung, Nachschärfung mit Registax 6, Adobe Photoshop. Norden oben (Bild: Thomas Wahl)
3 Mars am 23.09.2022 um 05:12 Uhr
MESZ, Aufnahme mit Takahashi Mewlon 250 CRS bei feff = 5.350 mm, ZWO ASI 290MM, ADC von Gutekunst, links: CMOSRGB-Filter und R610-Filter von Baader, rechts: Chroma-U-Bessel-Filter, Seeing 7/10, Belichtung 3 x 60 s, Bildbearbeitung: AutoStakkert! 3, Derotation mit WinJupos, Wavelet-Schärfung mit Registax, Adobe Photoshop. Norden unten (Bild: Michael Büchner)
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1 Mars am 12.10.2022 um 04:36 Uhr MESZ, Aufnahme mit Celestron 14
bei f = 3.910 mm, ZWO ASI 290MM, RGB-Filter von Astronomik, Seeing 7/10, Belichtung pro Farbkanal 10 x 60 s mit 0,1 s pro Bild, Bildbearbeitung: AutoStakkert! 3, Derotation mit WinJupos, Adobe Photoshop. Norden unten (Bild: Maciej Libert)

Planeten

gen waren zunächst sehr seltsam, niedrigfrequentes Seeing, so etwas habe ich selten gesehen. Bei der Justage blähte sich ein Stern ganz langsam auf und verblasste regelrecht, um danach wieder zusammenzufallen und sehr sauber das Airy-Scheibchen zu zeigen. Fast zwei Stunden später war ich mit Jupiter und Mars durch und fragte mich, ob vielleicht Saturn doch noch einen Versuch wert wäre. Der Ringplanet hatte nur noch 22,5 Grad Horizonthöhe, aber ich wollte das inzwischen gute Seeing auch hier noch nutzen. Ich wurde belohnt mit einigen neuen Details, die ich in meinen anderen Bildern nicht nachweisen konnte. Da war zunächst ein kleiner Wirbel in der nördlichen Polarregion, nicht auffällig, aber seit über 10 Jahren endlich mal wieder ein Wolkendetail. Die Unterseite des NEB (analog zu Jupiter) zeigte zudem eine wellenartige Struktur, überhaupt scheint an einigen Stellen diese absolute Gleichmäßigkeit in der Fläche durchbrochen zu sein. Das blaue Band auf der Südhalbkugel war nun sehr deutlich zu erkennen und ganz knapp scheint sogar die Saturnkugel durch die Cassini-Teilung. Am meisten aber hat mich der dunkle Rand im C-Ring gefreut. Ich wusste gar nicht, dass es den gibt. Zunächst hatte ich ihn für ein Artefakt gehalten, aber nein, er ist real. Es gibt wenige Amateuraufnahmen, die das zeigen - es ist die Maxwell-Teilung. Auch bei Mars und Uranus waren die Bedingungen noch brauchbar, so zeigt der Uranus die etwas hellere Polkalotte und Mars unter anderem die Syrtis Major und Hellas Planitia."

4 Jupiter, Saturn, Mars und Uranus im Größenvergleich am 03.08.2022
von 03:18 bis 04:35 Uhr MESZ, Aufnahme mit 16-Zoll-Newton in DobsonBauweise bei feff = 5.075 mm, ZWO ASI 178MC, UV/IR-Cut-Filter. Weitere Erläuterungen s. Text. Norden oben (Bild: Ralf Burkart)

Die Ergebnisse von Ralf Burkart wurden in einer Collage zusammengefasst, womit man einen interessanten Größenvergleich erhält (Abb. 4). Weitere Beobachter lieferten ebenfalls hervorragende Ergebnisse.

5 Jupiter am 05.08.2022 um 03:52 Uhr MESZ, Aufnahme mit Takahashi Mewlon 250 CRS
bei feff = 5.350 mm, ZWO ASI 224MC, ADC von Gutekunst, UV/IR-Cut-Filter, Seeing 8/10, Belichtung 4 x 60 s, Bildbearbeitung: AutoStakkert! 3, Derotation mit WinJupos, WaveletSchärfung mit Registax, Adobe Photoshop. Norden oben (Bild: Michael Büchner)

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Planeten

6 Jupiter am 10.10.2022 um 01:06 Uhr MESZ, Aufnahme mit
12-Zoll-SCT von Meade bei feff = 7.500 mm, ZWO ASI 224MC, Luminanz-Filter von Astronomik, Seeing 5/10, Belichtung 90 s (4092 x 22 ms) bei Gain 240, Bildbearbeitung: AutoStakkert! 3 (Verwendungsrate: 25%), Schärfung mit Registax, Adobe Photoshop. Norden oben (Bild: Torsten Lietz)

7 Saturn am 04.08.2022 um 01:45 Uhr MESZ, Aufnahme mit Meade
LX200 16 Zoll EMC + Baader Q-Turret-Barlow 1,4x (feff = 5.700 mm), ZWO ASI 462MC, UV/IR-Cut-Filter, Belichtung 16 min bei 29 fps, Bildbearbeitung: Derotation mit WinJupos, AutoStakkert! 3 mit Vorschärfung, Nachschärfung mit Registax 6, Adobe Photoshop. Norden oben (Bild: Thomas Wahl)

8 Mars am 19.11.2022 um 4:10 Uhr MEZ. Aufnahme mit Celestron C14 bei f = 3910 mm, ZWO ASI 290MM, RGB- und IR742-Fil-
ter von Astronomik. Belichtungszeit: pro Farbkanal 7 x 60 s mit 0,15 s pro Bild. Bildbearbeitung: AutoStakkert! 3, Derotation mit WinJupos, Adobe Photoshop. Dem Farbbild wurde zu 33% der IR-Kanal als Luminanz beigemischt. Das Seeing war eher durchschnittlich, dennoch offenbarte der Planet viele Details. Interessant war vor allem eine starke Wolkenbildung rund um die Nordpolhaube. Im Bild ist diese sehr präsent, zusätzlich ist vermutlich oberhalb von Acidalia Planitia ein Loch in der Wolkendecke zu sehen (dunkle, längliche Struktur). Bildautor: Maciej Libert.
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Planeten

Merkur und Uranus im Sommer und Herbst 2022
von Maciej Libert und Wolfgang Bischof

Merkur und Uranus erreichen von der Erde aus gesehen nur sehr geringe Winkeldurchmesser. Merkur, weil er sehr klein ist, Uranus, weil er sehr weit entfernt ist. Beide Planeten stellen eine große Herausforderung für Planetenbeobachter dar. Trotzdem kann auch der Amateur mit heutigen Mitteln viel erreichen.

Merkur ist aufgrund seiner Nähe zur Sonne der Planet mit den schwierigsten Aufnahmebedingungen. Am 8. Oktober 2022 erreichte der flinke Götterbote seine größte westliche Elongation mit 17 Grad 59` Winkelabstand von der Sonne. Am 12., 16. und 19. Oktober nahmen sich Rudolf Hillebrecht, Marco Hodde und Ralf Burkart bei Elongationswinkeln von 17 Grad 21`, 15 Grad 30` und 13 Grad 40` den Planeten zum Ziel ihrer Aufnahmen. Trotz schlechter Seeingbedingungen entstanden dabei erstaunlich detaillierte Aufnahmen (in den Abb. 1 bis 3 rechts neben dem Foto jeweils eine Simulation der Ansicht mit WinJupos).

1 Merkur am 12.10.2022 um 11:15 Uhr MESZ, Aufnahme mit Celestron 14 bei f/32, ZWO ASI
290 MM, IR-Pass-Filter bei 805 nm von Astronomik, Seeing 3/10, Bildbearbeitung: AutoStakkert! 3, Schärfung mit Giotto, Norden oben (Bild: Rudolf Hillebrecht)

Uranus ist ein fast ebenso schwieriges Objekt, erreicht er doch selbst während der Opposition weniger als 4`` Winkeldurchmesser. Am 24. August 2022 konnte Wolfgang Bischof den weit entfernten und lichtschwachen Planeten mit einem Teleskop von nur 8 Zoll Öffnung bei sehr guten Seeingbedingungen dokumentieren. Am 30. Oktober gelang dies auch Rudolf Hillebrecht mit einem C14. Beide Aufnahmen

2 Merkur am 16.10.2022 um 10:03 Uhr MESZ, Aufnahme mit Vixen VMC 330l bei f/13, ZWO
ASI 290MM, Rotfilter, Belichtung 14 s mit 1,8 ms pro Bild, Bildbearbeitung: AutoStakkert! 3, Adobe Photoshop und Fitswork, Norden oben (Bild: Marco Hodde)

3 Merkur am 19.10.2022 von 11:10
bis 11:20 Uhr MESZ, Aufnahme mit 16-Zoll-Newton in Dobson-Bauweise bei feff = 5.075 mm, ZWO ASI 178MM, Rotfilter, Belichtung 12 x 30 s, Verwendungsrate 6%, Schärfung mit Adobe Photoshop, Norden oben (Bild: Ralf Burkart)

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Planeten

zeigen klar die helle Nordpolkalotte des Planeten und vage Strukturen in seinen Wolkenbändern, die ähnlich wie bei Jupiter angeordnet sind. Die Rotationsachse von Uranus liegt fast in seiner Bahnebene. Momentan ist der Nordpol der Erde zugewandt.
Am 9. Oktober 2022 gelang Torsten Lietz eine exzellente Aufnahme der Uranusmonde. Mit einem 12-Zoll-Schmidt-Cassegrain von Meade bei 7,5 m effektiver Brennweite und nur 15 Sekunden Einzelbelichtungszeit konnte er nicht weniger als fünf Uranusmonde bis zu einer Helligkeit von fast 17 mag problemlos nachweisen.

4 Uranus am 24.08.2022 um
06:01 Uhr MESZ, Aufnahme mit 8-Zoll-Newton und Zeiss-AbbeBarlowlinse (feff = 2.500 mm), ZWO ASI 178MM, Filter Astrodon Sloan i, Belichtung 304 s mit 300 ms pro Bild, Bildbearbeitung: Schärfung mit Giotto, Endbearbeitung mit Adobe Photoshop, Norden oben (Bild: Wolfgang Bischof)

5 Uranus am 30.10.2022 um 23:30 Uhr MEZ, Aufnahme mit Ce-
lestron 14 bei f/18, ZWO ASI 290MM, IR-Pass-Filter bei 685 nm von Baader, Bildbearbeitung: AutoStakkert! 3, Schärfung mit Giotto, Adobe Photoshop, Norden oben (Bild: Rudolf Hillebrecht)

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6 Uranus mit Monden am 10.10.2022 um 00:43 Uhr MESZ, Auf-
nahme mit 12-Zoll-SCT von Meade bei feff = 7.500 mm, ZWO ASI 224MC, Luminanz-Filter von Astronomik, Seeing: 4-5/10, Belichtung für Uranus 100 ms, für die Uranusmonde 15 s. Bildbearbeitung: Komposit aus kurz belichteter Planetenaufnahme und lang belichteter Aufnahme mit Monden, Norden oben (Bild: Torsten Lietz)

Die Trabanten von Jupiter und Saturn
von Maciej Libert und Wolfgang Bischof
Ein seltener Anblick bot sich Markus Kempf am 2. November 2022: Um 20:45 Uhr MEZ erwischte er mit einem 16-Zoll-SCT von Meade drei Jupitermonde unmittelbar am Planetenrand. Links Europa und Ganymed, rechts Io. Prominent im Bild dazu der GRF (Abb. 1).
Rudolf Hillebrecht hat am 26. Oktober 2022 zwischen 20:26 und 23:01 Uhr MESZ mit einem 7-Zoll-Refraktor eine ganze Reihe besonderer Jupitermonderscheinungen dokumentiert (Abb. 2). Zunächst schob sich Europa von links vor die Jupiterscheibe, vor der schon Ganymed stand. Danach wurde Io (rechts) von Jupiter bedeckt. Kurze Zeit später fielen die Schatten von Europa und Ganymed auf die Jupiterscheibe, während Ganymed am rechten Rand schon wieder hervorkam. Danach tauchte auch Europa auf. Kurze Zeit später erschien am linken Rand des Planeten der Mond Io. In dieser Fülle sieht man das nur selten.

Planeten

1 Jupiter mit Monden am 02.11.2022 um 20:45 Uhr MEZ, Aufnahme mit
16-Zoll-SCT von Meade bei f = 3.320 mm, Omegon Pro IMX 571C, Luminanzfilter von Optolong, Belichtung 60 s mit 0,02 s pro Bild, Bildbearbeitung: SER-Player zur Korrektur von Farbe, Gamma und Sättigung, Stacking und Schärfung mit PlanetarySystemStacker bei 20% Verwendung, Norden oben (Bild: Markus Kempf)
2 Jupitermonderscheinungen am 26.10.2022
von 20:26 bis 23:01 Uhr MESZ, Aufnahme mit 7-Zoll-Starfire-Refraktor, ZWO ASI 224MC, UV/IRSperrfilter, Belichtung je Bild 60 s (Bild Nr. 6 nur 30 s), Bildbearbeitung: AutoStakkert! 3, Schärfung mit Giotto, Farbkorrektur mit Adobe Photoshop, Norden oben (Bild: Rudolf Hillebrecht)

Journal für Astronomie Nr. 85 | 71

Planeten

Ein besonderes Ereignis war auch der Transit von Japetus vor Saturn am 18. Juli 2022. Wegen der großen Entfernung des Planeten ist der nur 1.500 km kleine Japetus sehr unscheinbar. Trotzdem konnte Michael Büchner das Ereignis dokumentieren (Abb. 3). Man muss schon sehr genau hinschauen, um den nur 0,2`` kleinen und deshalb verwaschen erscheinenden Mond als winzigen dunklen Flecken zu erkennen.

3 Japetus vor Saturn am 18.07.2022 um
02:30 Uhr MESZ, Aufnahme mit Takahashi Mewlon 250 CRS bei f = 4.750 mm, ADC von Gutekunst, ZWO ASI 462MC, UV/IR-Sperrfilter von Baader, Seeing 7/10, Belichtung 120 s, Bildbearbeitung: AutoStakkert! 3, WaveletSchärfung mit Registax, Adobe Photoshop, Norden oben (Bild: Michael Büchner)

Jupiter bei exzellentem Seeing am 11. Oktober 2022
von Maciej Libert und Wolfgang Bischof

Mit einem Beobachtungsaufruf für den 11.10.2022 schlug Ralf Burkart vor, eine Überprüfung der Seeingbestimmung und -vorhersage durchzuführen, die die speziellen Bedürfnisse von Planetenbeobachtern berücksichtigt. Es scheint so zu sein, dass eine geeignete Seeingvorhersage vor allem die unterschiedlichen Windrichtungen und -geschwindigkeiten in verschiedenen Luftschichten berücksichtigen muss - Parameter, die bei dem populären Vorhersagedienst Meteoblue zu kurz kommen. Am 11. Oktober sollten laut Ralf Burkart dank einer ruhigen Hochdruckwetterlage deutschlandweit gute Bedingungen vorherrschen - anders als vom schweizerischen Wetterdienst vorhergesagt.
Nachstehend die Ergebnisse mit unterschiedlichen Geräten, die die guten Bedingungen an diesem Abend in ganz Deutschland zeigen. Die Beobachter meldeten zum Teil exzellente Seeingbedingungen, wie sie vielleicht nur ein bis zwei Mal im Jahr vorherrschen. Die Methode wird durch die Fachgruppe Planeten weiter überprüft. Für die Zukunft ist eine systematische Datenerfassung der Seeingbedingungen geplant, bei denen die aktiven Beobachter der Mailingliste die Rolle von ,,SeeingReportern" übernehmen werden.
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1 Jupiter mit Io am 11.10.2022 um 23:30 Uhr MESZ, Aufnahme
mit Celestron 14 bei f = 3.910 mm, ZWO ASI 290MM, RGB-Filter von Astronomik, Seeing 7/10, Belichtung 30 s pro Farbkanal mit 0,15 s pro Bild, Gesamtbelichtungszeit 54 min, Bildbearbeitung: AutoStakkert! 3, Derotation mit WinJupos, Adobe Photoshop, Norden oben (Bild: Maciej Libert)

2 Jupiter mit Io am 12.10.2022 um 00:04 Uhr
MESZ, Aufnahme mit 8-Zoll-Newton, ZeissAbbe-Barlowlinse, feff = 2.500 mm, ZWO ASI 178MM, RGB-Filter von Astrodon, Belichtung je Farbkanal 52 s mit 13 ms pro Bild, Bildbearbeitung: Schärfung mit Giotto, Endbearbeitung mit Adobe Photoshop als G-RGB-Bild, Norden oben (Bild: Wolfgang Bischof)

Planeten

3 Jupiter am 12.10.2022 um 00:26 Uhr MESZ,
Aufnahme mit Meade LX200 16 Zoll EMC + Baader Q-Turret-Barlow 1,4x (feff = 5.700 mm), ZWO ASI 462MC, UV/IR-Cut-Filter, Belichtung 20 x 60 s bei 43 fps, Bildbearbeitung: Derotation mit WinJupos, AutoStakkert! 3 mit Vorschärfung, Nachschärfung mit Registax 6, Adobe Photoshop, Norden oben (Bild: Thomas Wahl)
4 Jupiter am 12.10.2022 um 00:54 Uhr MESZ. Auf-
nahme mit 16-Zoll-Newton in Dobson-Bauweise bei feff = 5,075 mm, ZWO ASI 178MM, UV/IR-Sperrfilter, Belichtung 194 x 30 s, davon wurden die besten 54 Aufnahmen verwendet, Gesamtbelichtungsdauer 82 min, Bildbearbeitung: selektive Schärfung mit Adobe Photoshop, Topaz DeNoise, Norden oben (Bild: Ralf Burkart)

Journal für Astronomie Nr. 85 | 73

Planeten

Vogelzug zum Jupiter
von Thomas Staufer

1 Jupiter und ein durchziehender Vogel
am 04.10.2022 um 22:26 Uhr MESZ (Bild: Thomas Staufer)

Am 4.10.2022 war ich mit kleiner Ausrüstung unterwegs, um Planeten zu filmen - und offensichtlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Zum Einsatz kam ein Triplet-Apochromat mit 115 mm Öffnung und 800 mm Brennweite (TS Photoline), Barlowlinse 2,5x Powermate von TeleVue, ADC, Kamera Alccd5L-II, Montierung HEQ5. Für die Aufnahmen diente Firecapture, Belichtungszeit 4,2 ms pro Bild, jeweils 90 s pro Video. Bei leider schlechtem Seeing ist mir um 22:26 Uhr MESZ ein Vogel durch ein Video geflogen - was mich zum Nachdenken und folgender kleiner Rechnung angeregt hat:
Schätzt man die Zeitdauer der abgebildeten Jupiterpassage ab, kommt man bei ca. 55 Bildern/s und 11 aufeinanderfolgenden Bildern auf 0,2 s, in denen der Vogel immerhin mehr als einen kompletten Flügelschlag vollendet hat, was eher für einen kleinen, schnell flatternden Vogel spricht.

Aus dem Winkeldurchmesser des Jupiters von gut 49`` habe ich mit ein wenig Trigonometrie abgeschätzt, wie weit der Vogel wohl von mir entfernt war. Bei einer angenommenen Körperlänge von 15 cm komme ich so auf etwa 4,4 km Entfernung und bei einer Jupiterhöhe von 34 Grad auf eine Flughöhe von knapp über 2,5 km über meinem Aufnahmeplatz nahe Traunstein im Alpenvorland.
Recherchen zu Vogelflughöhen bestätigten, dass Vögel tatsächlich in solchen Höhen fliegen, insbesondere, wenn es gilt, im Vogelzug die Alpen zu überwinden. Der größte Unsicherheitsfaktor in der Abschätzung ist sicher die Körperlänge des Vogels, da Entfernung und Höhe linear damit skalieren. Ich hoffe, er kommt gut in den Süden!

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74 | Journal für Astronomie Nr. 85

Die Sonne ... ein Stern, eine Fachgruppe
von Jürgen Stolze
Sterne beobachten ist eine schöne Sache. Einziger Nachteil: Das geht nur nachts mit einigermaßen klarem Himmel. Echt jetzt? Nein, ein Stern macht in dieser Beziehung alles anders als alle anderen. Dieser Stern ist tagsüber zu sehen und nie nachts. Er trägt den Namen ,,Sonne" und ist wie alle Sterne eine andauernde Explosion, ständig wird Energie abgegeben. Sonnenflecken sind ca. 1.000 Kelvin ,,kühler" als die Umgebung, haben also ,,nur" ca. 5.000 Grad C. Es sind Gebiete, in denen starke Magnetfelder den Wärmetransport vom Inneren an die Sonnenoberfläche behindern, wodurch das Plasma abkühlt.
,,Oberfläche" ist ein Begriff aus unserer menschlichen Vorstellungswelt. Die Sonne ist ein Gaskörper und da gibt es keine feste Oberfläche. Wer die Sonne fotografisch abbildet, kennt die verschiedenen Wellenlängen und damit die verschiedenen Höhenniveaus (von unten nach oben): Weißlicht (Kontinuum) - untere Photosphäre; Kalziumlicht (CaII-K) - obere Photosphäre; H-Licht - Chromosphäre.
Ich habe hier Bilder aus einer eigenen Beobachtungs-Session dieser drei verschiedenen Sonnenschichten beigefügt (Abb. 1 bis 3).
An diesem Tag war es glücklicherweise länger wolkenfrei und ich konnte so die entsprechenden Teleskope und Filter wechseln. Beim Refraktor nutze ich immer einen Herschelkeil mit Filtern für die Kalziumlinie bzw. für das Kontinuum.
1 H-Aufnahme, 26.09.2022, ca. 09:00 Uhr UT, Teleskop:
Lunt H-Alpha 60 mm / 500 mm B600, Kamera: ZWO ASI 290MM, Bildbearbeitung: FireCapture, AS!3, Paint.net (Bild: Jürgen Stolze)
2 CaII-K-Aufnahme, 26.09.2022, ca. 09:00 Uhr UT,
Teleskop: Vixen 62 mm / 520 mm mit Herschelkeil, Filter: Baader K-Line, Kamera: ZWO ASI 290MM, Bildbearbeitung: FireCapture, AS!3, Paint.net (Bild: Jürgen Stolze)
3 Weißlicht-Aufnahme, 26.09.2022, ca. 09:00 Uhr UT,
Teleskop: Vixen 62 mm / 520 mm mit Herschelkeil, Filter: Baader Solar Kontinuum, Kamera: ZWO ASI 290MM, Bildbearbeitung: FireCapture, AS!3, Paint.net (Bild: Jürgen Stolze)

Sonne Journal für Astronomie Nr. 85 | 75

Sonne

4 Der Autor mit seinem
Lunt H-Alpha 60 mm / 500 mm B600

Zentraler Anlaufpunkt für interessierte Sonnenbeobachter ist die Internetseite www.vds-sonne.de. Hier findet man zunächst die aktuelle Ausgabe von SONNE sowie Beobachtungsergebnisse, Tabellen, Berichte und Bilder. Klickt euch doch bitte auch mal durch die Themengebiete auf unserer Website.

Hier legen wir euch natürlich besonders die beiden Mitmach-Projekte SDO und LPT ans Herz:

Der hierbei genutzte Vixen-Refraktor 62 mm / 520 mm ist nicht mehr erhältlich, jedenfalls nicht unter dem Vixen-Label. Sucht man nach den technischen Details, so findet man unter anderem Label Geräte, die dem Vixen sehr stark ähneln. Das kleine Reiseteleskop ist mein persönlicher Liebling. Es kommt oft zum Einsatz.
Zurück zu unserem Zentralstern und dem Aufbau der oberen Schichten.
Über diesen Schichten, die wir gerne Oberfläche nennen, müsste es nach menschlicher Vorstellung eigentlich kühler werden. Schließlich ist das Weltall sehr kalt, ca. -270 Grad C. Oberhalb der Chromosphäre wird es aber erst richtig heiß. Im Bereich der Korona herrschen mehrere Millionen Grad Celsius Hitze. Spannend, finde ich.
Es gibt viel zu entdecken, zu beobachten und zu lernen. In der VdS gibt es extra für diesen einen, sehr nahen Stern eine eigene Fachgruppe, die dann auch so heißt: FG Sonne. Eine Mitgliedschaft gibt es hier nicht. Man muss sich also nicht erst anmelden, sondern kann in den Beobachternetzen einfach mitmachen und dabei sein.

Eigentlich gibt es eine alljährliche Tagung. Corona hat diese in den letzten Jahren verhindert. Hoffentlich gibt es sie im Jahr 2023 wieder.
Beobachtungsergebnisse, also Fotos, Fleckenzahlen und Zeichnungen kann man an die Redaktion von SONNE, dem Mitteilungsblatt der Fachgruppe, senden und dort veröffentlichen lassen.
Aufnahmen brauchen keinen besonderen Begleittext und können direkt an ,,redaktion@vds-sonne.de" gesendet werden. Es wird jedoch gebeten, einige Informationen zum Bild mitzuliefern: Welches Teleskop (Öffnung/Brennweite) wurde benutzt? Wurde z. B. eine Sonnenschutzfolie oder ein Herschelkeil eingesetzt? Welche Kamera kam zum Einsatz? Wann (Datum/ Uhrzeit/Zeitzone) sind die Aufnahmen entstanden? Schön wäre es, wenn Ihr dann auch noch angebt, welche Programme bei der Nachbearbeitung zum Einsatz kamen. Gerne könnt ihr der Redaktion auch Artikel über eure Ausrüstung und Beobachtungserlebnisse zusenden. Für unser Mitteilungsblatt SONNE ist das immer willkommen.

SDO: Das ,,Solar Dynamics Observatory" ist eine 2010 gestartete NASA-Mission zur Erforschung der dynamischen Vorgänge der Sonne. Statt eigener Beobachtungen kann man Aufnahmen des SDO auswerten [1], was den Vorteil hat, dass für jeden Tag verschiedene Aufnahmen zur Verfügung stehen.
LPT: ,,Lunar Transient Phenomena" sind Leuchterscheinungen auf dem Mond, die Minuten bis viele Stunden andauern. Sie treten in Teilen von Kratern auf oder in anderen eng begrenzten Gebieten. Sie sind meist rot oder blau. Es gibt Hinweise darauf, dass ihr Auftreten mit der Sonnenaktivität zusammenhängt. Das wollen wir mit praktischen Beobachtungen untermauern.
Du bist herzlich eingeladen, dabei zu sein! Einfach unter den angegebenen Mailadressen melden und mit im Team sein. Bis demnächst im Projekt!
Literaturhinweis: [1] M. Möller, 2022: ,,Eigenbewegungen
von Sonnenflecken", VdS-Journal für Astronomie 83, S. 14

76 | Journal für Astronomie Nr. 85

Sonne

Partielle Sonnenfinsternis von Horumersiel nahe Wilhelmshaven aus gesehen
von Uwe Petzl

Am 25.10.2022 fand eine partielle Sonnenfinsternis statt, welche von ganz Deutschland aus, freier Himmel vorausgesetzt, beobachtet werden konnte.

Familie Petzl aus Kefferhausen (Eichsfeld / Thüringen) war gerade in Horumersiel nahe Wilhelmshaven im Urlaub und konnte die Finsternis mit einer Gruppe Anwohner von dort aus sehen. Der Bedeckungsgrad der Sonne durch den Mond betrug hier 27%. Anfangs war die Finsternis schwer beobachtbar, da nur wenige Wolkenlücken den Blick auf das Himmelsschauspiel zuließen. Aber die Wolkenlücken wurden immer größer, so dass auch genug Zeit blieb, die Kamera auszurichten und genau zu fokussieren, so dass auch ein paar schöne Bilder entstanden sind.
Die Abbildung 1 zeigt die Gruppe, die die Finsternis von Horumersiel aus beobachtete. Von links nach rechts zu sehen sind: Luna, Susanne May mit Nova auf dem Arm, Junes, Helmut Kuhaupt mit Maja auf dem Arm, Marga Kuhaupt, sowie Uwe und Cordula Petzl mit Svenja und Ronja.

1 Die Gruppe, die die
Finsternis von Horumersiel aus beobachtete (Bild: Uwe Petzl)

Das zweite Foto zeigt die Sonne zum Zeitpunkt der maximalen Bedeckung von 27% um 12:07 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit. Bei genauem Hinsehen kann man sogar ein paar Sonnenflecken auf der Sonne erkennen. Das Foto wurde mit einer Canon EOS Ra und einem Teleskop Astro-Professional mit 820 mm Brennweite und 127 mm Öffnung, geschützt mit einem Glassonnenfilter, bei ISO 100 und 1/100 s Belichtungszeit aufgenommen.

2 DSonne zum Zeitpunkt der
maximalen Bedeckung von 27% um 12:07 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit, Aufnahmedaten s. Text (Bild: Uwe Petzl)

Journal für Astronomie Nr. 85 | 77

Sonne
Beobachtung der Sonnenfinsternis mit einer Lochkamera
von Wolfgang Vollmann
Für die Sonnenfinsternis verwandelten wir ein südseitig gelegenes Schlafzimmer in eine ,,Camera Obscura". Dazu brauchten wir nur einen Karton mit 6 mm großem Loch in ca. 3 Meter Entfernung, dunkle Vorhänge und weißes Papier für das Sonnenbild. Das Foto entstand um 12:22 Uhr MESZ, nahe der Mitte der Finsternis. Zum ersten Mal sahen wir die ,,Monddelle" im etwas unscharfen Sonnenbild um 11:18, das letzte Mal um 13:24 Uhr MESZ. Beobachtungsort war Wien.

1 Das Sonnenbild entstand gegen Mitte der Finsternis am
25.10.2022 um 12:22 Uhr MESZ. (Bild: Wolfgang Vollmann)

2 Die einfachste Art der
Sonnenbeobachtung: mit einer Camera Obscura. (Bild: Wolfgang Vollmann)

3 In Stuttgart
diente der Rollladen als Lochkamera und warf eine Vielzahl kleiner Sonnenfinsternisse auf den Fußboden von Sven Melchert.
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Bildergalerie zur partiellen Sonnenfinsternis am 25.10.2022
1 Reinhard Kaltenböck: Die Sonne und den Mond zu beobachten, das war am 25.10.2022 im
Kreis Kleve Glücksache. Denn bei 7/8 Kumulusbewölkung waren es immer nur kurze Augenblicke, um das himmlische Schauspiel zu beobachten. Ich hatte mir immer vorgenommen, das Christuskind auf der Erdkugel, die die Christopherus-Figur an der Rheinpromenade Emmerich hält, während einer partiellen Sonnenfinsternis zu fotografieren. War nicht ganz so einfach, doch hier ist das Ergebnis, aufgenommen mit einer Canon EOS 100D, 50-mm-Objektiv und Astrosolar-Sonnenfilterfolie. Gerade das abwechslungsreiche Wolkenspiel gestaltete dann das Motiv farbenreich. Anschließend habe ich mit meinem Astrofreund Robert noch den Rest der SoFi mit seinem PST beobachtet. Im Nordbereich waren zwei schöne Stabprotuberanzen zu sehen und direkt daneben der Mondrand der die Sonne teilweise bedeckte.
Journal für Astronomie Nr. 85 | 79

Sonne

2 Frank Schiewack: Dies war mein Blick
auf die SoFi von Baunatal aus. Bei diesen Wetterbedingungen habe ich keinen großen Aufwand betrieben. Kamera: Leica M-262 mit Apo-Summicron 2,0 / 90 mm und vorgehaltenem AstroSolar-Sonnenfilter. Einfach auf unendlich gestellt und pauschal in Richtung Sonne gezielt, ohne in den Sucher zu blicken.
3 Karlheinz Seeger: 25.Oktober 2022: Son-
nenfinsternis! Was mache ich da? Die Sache nur beobachten oder auch zusätzlich fotografieren von einem bestimmten Außenstandort? Ganz kurz vor dem Event entschloss ich mich, von einer meiner Terrassen zu beobachten und zu fotografieren. Standort: Nagold, Baden-Württemberg. Feststellung: Müsste hinhauen. Kamera: Sony Alpha 6000 Systemkamera, 210-mm-Teleobjektiv, Filter: Einfacher Selbstbaufilter aus Schwarzrollfilm 3-fach überlappend, Belichtungsdaten: 11:40 Uhr, 1/640 s bei Blende 8 und ISO 100.

Die partielle Sonnenfinsternis am 25.10.2022 stand in Deutschland aus meteorologischer Sicht unter keinem guten Stern. Einige Beobachter haben uns ihre Aufnahmen zugeschickt, vielen Dank dafür! Wetterbedingt zeigen die meisten Bilder Wolken, was durchaus auch ästhetisch sein kann.
Reinhard Kaltenböck fotografierte die teilverfinsterte Sonne hinter dem Christuskind auf der Christophorusfigur an der Rheinpromenade Emmerich (Abb. 1).

Ganz kurz vor dem Event entschloss ich mich, von einer meiner Terrassen zu beobachten und zu fotografieren. Feststellung: Müsste hinhauen." Und es hat hingehauen! (Abb. 3)
Jan Wilhelm berichtet aus Sinsheim: ,,An meinem Standort waren die Wolkenlücken so kurz, dass ich anfangs massive Schwierigkeiten mit der Fokussierung hatte. Drei Minuten vor dieser Aufnahme war die Sonne maximal mit 23% vom Mond bedeckt gewesen - bei mir genau im Maximum leider auch von Wolken." (Abb. 5)

Für Frank Schiewack aus Baunatal war es sogar das erste Foto, das er an das Journal für Astronomie geschickt hat (Abb. 2). ,,Einfach auf unendlich gestellt und pauschal in Richtung Sonne gezielt, ohne in den Sucher zu blicken." So einfach kann das sein!
Karlheinz Seeger aus Nagold hatte ein schnell improvisiertes SoFi-Erlebnis: ,,Was mache ich? Die SoFi nur beobachten oder auch zusätzlich fotografieren von einem bestimmten Außenstandort?

Die Aufnahmen zeigen, dass kein großes Teleskop notwendig ist, um eine Sonnenfinsternis festzuhalten, nur ausreichende Lichtdämpfung und/oder kurze Belichtungszeiten.
Andreas Zunker

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Sonne
4 Frank Lothar Unger nahm dieses Bild der partiellen SoFi am 25.10.2022 auf. Aufnahmedaten: Teleskop SW Startravel 120 mm /
600 mm, Filter: Baader Sonnenfilterfolie, Neutralfilter ND 0,6, Kamera: Canon 850D bei ISO 400.
Journal für Astronomie Nr. 85 | 81

Sonne

5 Jan Wilhelm: An meinem Standort bei Sinsheim im Kraich-
gau waren die Wolkenlücken so kurz, dass ich anfangs massive Schwierigkeiten mit der Fokussierung hatte. Drei Minuten vor dieser Aufnahme war die Sonne maximal mit 23% vom Mond bedeckt gewesen, bei mir genau im Maximum leider auch von Wolken. Glücklicherweise kam mein Jüngster (9) wegen einer erkrankten Lehrerin früher aus der Schule, so dass wir einen Teil der Sonnenfinsternis noch gemeinsam beobachten konnten. Die Aufnahmedaten: 25.10.2022, 12:15 Uhr MESZ. Refraktor 80 mm / 910 mm mit Objektivfilterfolie (optische Dichte 5), Kamera: Canon EOS R7, ISO 1000, 1/1000 s, Bildbearbeitung mit Snapseed.
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7 Rechts: Bernd Gährken doku-
mentierte den Verlauf der partiellen Sonnenfinsternis von Beginn bis Ende in München, Optik: Teleobjektiv Brennweite 180 mm (f/8), bestückt mit Astrosolar-Sonnenfilterfolie, Kamera: Canon EOS-M, Belichtungszeit jeweils 1/200 s.

Sonne
6 Frank Lothar Unger nahm eine Aufnahmeserie der SoFi unter erschwerten Bedingungen auf. Wegen wechselndem ständigem Wolken-
durchzug musste er für jeden Zeitpunkt die Belichtungszeit ausprobieren. Die Aufnahmedaten: Teleskop SW Startravel 120 mm / 600 mm, Filter: Baader Sonnenfilterfolie, Neutralfilter ND 0,6, Kamera: Canon 850D bei ISO 400.
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8 Maciej Libert: Schnell durchziehende Wolkenfelder machten mein Vorhaben zunichte, einen Zeitraffer der gesamten partiellen Sonnen-
finsternis zu erstellen. Zeitweise versperrten die Wolken über längere Zeiträume komplett den Blick auf die Sonne, mehrere Videos mussten nach nur wenigen Sekunden der Aufnahme abgebrochen werden. Es war ein Geduldsspiel, aber dennoch gelang es mir, das Spektakel in verschiedenen Phasen der Bedeckung mit meinem H-Teleskop abzulichten. Interessant wurde es vor allen Dingen dann, wenn der Mond außerhalb der Sonnenscheibe eine Protuberanz abdeckte und dadurch selbst auch dort sichtbar wurde. 25.10.2022, Ort: Bremerhaven, Aufnahmezeiten von ol. n. ur.: 09:18, 09:41, 10:06, 10:22, 10:56, 11:07 Uhr UT, Teleskop: Lunt LS60T, Brennweite 500 mm (f/8,3), Kamera: ASI 178MM.
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Sternbedeckungen

19. Juni 2022
- Jupitermond Europa bedeckt Stern
von Karl-Ludwig Bath, Martin Junius und Michael Mushardt

Am 19. Juni 2022 bedeckte der Jupitermond Europa einen 10,5 mag hellen Stern. Normalerweise wäre ein solches Ereignis wegen des großen Helligkeitsunterschiedes nicht zu beobachten. Doch ein äußerst glücklicher Zufall machte die Beobachtung trotzdem möglich: Europa befand sich gerade unsichtbar im Schatten von Jupiter. Der Stern, dicht neben Jupiter, wurde also durch die unsichtbare Europa verdeckt, ganze 100 s lang. Obwohl es noch eine ganze Reihe von Problemen gab, wurde die Beobachtung schließlich doch noch zu einem schönen Erfolg.

Der Schnellstart Das war schon eine knappe Sache. Der erste Hinweis auf das Bedeckungsereignis am 19. Juni 2022 früh um 05:05 Uhr MESZ kam erst am 16. Juni um 23:25 Uhr UTC über IOTAoccultations@groups.io. Sofort am folgenden Morgen erging der Aufruf an zwei IAS-Mitstreiter [1], und zum Glück konnten wir an den verbleibenden zwei Abenden noch die erforderlichen Tests durchführen.

1 Der Schattenstreifen des 3.100 km großen Jupitermondes Europa verlief über den Süden
Afrikas. Die IAS-Sternwarte in Namibia lag nahezu auf der Zentrallinie. (Bildquelle: [4])

Bedeutung Zunächst aber etwas zum Hintergrund des Ereignisses. Der Jupitermond Europa ist derzeit von besonderem Interesse, weil die ESA 2023 die Jupiter-Sonde JUICE zu den Galileischen Monden Europa, Ganymed und Kallisto schicken will. Der Start ist für den April 2023 vorgesehen, dann folgen ein Swingby am Mond, einer an der Venus, zwei an der Erde und schließlich die Ankunft bei Jupiter im Juli 2031. Untersucht werden soll unter anderem, ob auf Ganymed und Europa Leben möglich ist. Auch sollen die Dicken ihrer Eiskrusten vermessen werden. Für die Mission will man deshalb schon im Vorfeld möglichst genaue Bahndaten eben auch für Europa bekommen. Das also ist der Hintergrund für die internationale Kampagne zu dieser Sternbedeckung.

2 Hier sieht man die Beobachtungs-Situation: Außer den Monden Io und Ganymed erkennt
man knapp über dem massiv überbelichteten Jupiter den Stern, dessen Verschwinden gemessen werden sollte. Europa steht kurz vor der Bedeckung noch oberhalb des Sterns unsichtbar im Jupiterschatten.

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Sternbedeckungen
3 Die Lichtkurven der Jupitermonde Ganymed (gelb) und Io (grün). Die blaue Linie ganz unten ist die Lichtkurve des bedeckten Sterns.
Die Bedeckung zeigt sich in der kaum erkennbaren Einsenkung in der Mitte.
4 Hier sind die Lichtkurven von Ganymed und Io ausgeblendet, die des bedeckten Sterns ist an das Bildformat angepasst; der Untergrund
ist abgezogen. Jetzt erkennt man sehr deutlich, wann der Stern vom unsichtbaren Jupitermond Europa verfinstert wurde.
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Sternbedeckungen

Weitere Details zur Raumsonde JUICE finden sich in [2] und [3].

5 Das Auswerteprogramm AOTA liefert für die Bedeckung eine Dauer von (100,75 +- 0,18) s.

Zur Beobachtung Die Sternbedeckung war nun leider nicht vom heimischen Europa aus zu sehen, sondern nur im südlichen Afrika (Abb. 1). Die IAS-Sternwarte [1] auf der Astrofarm Hakos in Namibia lag sogar nahezu auf der Zentrallinie des vorhergesagten Schattenpfades.
Leider war zu dieser Zeit niemand von uns auf Hakos. In diesen modernen Zeiten war das aber kein Hindernis, denn es gab dort zwei Remote-Teleskope, einen 20-ZollNewton f/3 der IAS und einen 10-ZollNewton f/4 im ,,Wolfatorium", der privaten Remote-Sternwarte von Wolf-Peter Hartmann. Bei vorausgehenden Tests zeigte sich leider, dass der 20-Zoll-Newton der IAS aufgrund von Justage-Problemen noch nicht genutzt werden konnte. Also waren wir auf Wolfs privates Teleskop angewiesen. Für seine Zustimmung geht deshalb an Wolf ein ganz herzliches Dankeschön!
An den beiden Abenden vor dem Ereignis wurde also am Remote-Teleskop im ,,Wolfatorium" getestet. Reichliche Remote-Erfahrungen waren mit der Deep-Sky-Astrofotografie vorhanden, nicht jedoch mit Sternbedeckungen im Remote-Betrieb. Mit

der vorhandenen Kamera QHY268M und der Aufnahme-Software SharpCap wurden an Sternen ähnlicher Helligkeit die geeigneten Werte für die Belichtungszeit und das Gain bestimmt.
Im Remote-Betrieb ist die Latenz-Zeit von Deutschland nach Namibia mit 200 ms recht lang, was die Arbeit über die Fernsteuerungs-Software erschwert. Speziell bei Programmen wie SharpCap reagiert die Benutzeroberfläche dann sehr zäh. Um die erforderlichen genauen Uhrzeiten der Bedeckung zu erhalten, wurde der Remote-Rechner mit seinen Windows-10-Bordmitteln kurz vor dem Ereignis per NTP synchronisiert. Nach dem Motto ,,Irgendwas ist immer" zeigten sich dann aber noch Stabilitätsprobleme im Zusammenspiel von SharpCap und dem Kamera-Treiber, womöglich auch verursacht durch Eigenheiten des Rechners. Erst unmittelbar vor dem Ereignis war alles wieder einsatzbereit. Der Jupitermond Europa sollte also einen Stern bedecken. Das ist schon einmal ein seltenes Ereignis und äußerst selten dann, wenn es ein heller Stern sein soll. Der Stern vom 19. Juni war immerhin 10,5 mag hell. Das bedeutet, dass man bei der 5,8 mag

hellen Europa trotzdem einen Helligkeitsabfall von nur 1,3% messen sollte (genauer: bei Europa + Stern vs. Europa allein), bei dem üblichen Seeing ein aussichtsloses Unterfangen. Im vorliegenden Fall aber hatten die Astronomen ein unglaubliches Glück. Europa stand zur Zeit der Sternbedeckung im Schatten von Jupiter (!), so dass sie verfinstert und nicht zu sehen war. Das ergab die höchst erfreuliche Situation, dass der nun gut erkennbare Stern vollständig verschwindet, 100% Helligkeitsabfall also. - Gut erkennbar? Also, den Stern zu sehen und zu vermessen war immer noch eine Herausforderung: Er befand sich im Streulicht des 230.000 Mal helleren Jupiter und zusätzlich in einem seiner Spikes (Abb. 2). In den Aufnahmen lag der Stern mit 15.200 ADU (Helligkeitseinheiten) nur wenig über dem 15.000 ADU hellen Untergrund, was nur dank der 16-Bit-Kamera und mit erheblich gestrecktem Histogramm nachzuweisen war.
Wir hatten also die Aufnahme auf der Festplatte und es konnte an die Auswertung gehen. Die Abbildung 3 zeigt die Lichtkurven von Ganymed (gelb) und Io (grün). Das Gezappel rührt von der Luftunruhe, dem

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Sternbedeckungen

Seeing, her. Die blaue Linie unten ist die Lichtkurve des bedeckten Sterns mit der minimalen Einsenkung in der Mitte.
In der Abbildung 4 sind die Lichtkurven von Ganymed und Io ausgeblendet und die des bedeckten Sterns an das Bildformat angepasst, wobei der Untergrund abgezogen ist. Dieses Bild war eine große und freudige Überraschung! Jetzt sieht man tatsächlich sehr klar, in welchem Zeitraum der Stern von der unsichtbaren Europa verdeckt wird, und zwar für lange (100,75 +- 0,18) s, vorhergesagt waren maximal 99,9 s. Ein Problem ist immer die Wahl einer an die Helligkeit und das Rauschen angepassten Belichtungszeit. Wir hatten 400 ms gewählt. Wie man an dem Ergebnis sieht, wären 200 ms mit einer entsprechend höheren Zeitauflösung auch noch in Ordnung gewesen.
Alles nicht so einfach Was in dem Report an Planoccult [5] nicht erwähnt wurde: Wir hatten Probleme mit der Aufzeichnungssoftware. Statt der eingestellten Belichtungszeit von 400 ms zeigte SharpCap ganze 5 s an! Auf dem Bildschirm erschienen dagegen geschätzte zwei neue Bilder pro Sekunde! Ärgerlicherweise war es für einen SharpCap-Neustart inzwischen zu spät: Wir mussten dringend mit der Aufnahme anfangen: Starten, Starten, Starten! In dem aufgezeichneten SER-Video fanden sich dann zum Glück doch die zuvor eingestellten 400 ms - ungefähr jedenfalls.
Ungefähr 400 ms: Auch das aufgezeichnete SER-Video hat ein Problem: Eine zufällig ausgewählte Sequenz von 4 Einzelbildern zeigt ein Dt (Belichtungszeit + Auslesezeit) von 339 bis 484 ms, angezeigt im SER-Player rechts unten. Die mittlere Belichtungszeit über die ganze Sequenz beträgt lt. Tangra 418 ms. - Was war damit für die Zeitpunkte für das Verschwinden und Wiedererscheinen des Sterns zu erwarten?
Das Auswerteprogramm AOTA sagt ,,The time scale is totally unreliable", berechnet

aber trotzdem Zeitpunkte für die Bedeckung (Abb. 5). Die alternative Software PyMovie/PyOTE zeigt in der Lichtkurve unzählige senkrechte rote Linien, was ebenfalls massive Zeitfehler bedeutet. Trotzdem liefern beide Auswerteprogramme die gleichen Zeitpunkte für das Verschwinden (D) und das Wiederauftauchen (R) des Sterns. Es hat eine Woche gebraucht, bis das klar war, am Ende mit der freundlichen Unterstützung durch Christian Weber in Berlin. Was mit dem SER-Video eigentlich schiefgelaufen ist, versteht niemand. Christian vermutet, dass einfach die SER-Datei korrupt ist. Eine FITS-Serie statt des SER-Videos wäre vermutlich besser gewesen.
Da Tangra/AOTA und PyMovie/PyOTE, wie gesagt, die gleichen Werte für D und R ausgeben, wurde der Bericht in dieser Weise an Planoccult [5] und IOTAocculations [6] geschickt.

ProAm und Ausklang Die Beobachtungsdaten gingen auch an das Occultation Portal [8, 9, 10], eine fachastronomische Institution, an der auch das Observatorio Nacional/MCTIC in Rio de Janeiro, und LESIA/Lucky Star [11, 12] am Observatoire de Paris beteiligt sind. Hier bot sich für uns Amateure wieder einmal die Gelegenheit, einen Beitrag zur Wissenschaft zu leisten. Es war eine weitere gelungene Teamarbeit in unserer Gruppe und ein schöner Erfolg obendrein.
Internethinweise (Stand Oktober 2022): [1] Internationale Amateur-Sternwarte:
www.ias-observatory.org [2] Wikipedia: ,,JUICE (Raumsonde)",
https://de.wikipedia.org/wiki/JUICE [3] Wikipedia: "Europa Jupiter System
Mission", https://de.wikipedia.org/ wiki/Europa_Jupiter_System_ Mission

Ein wenig Zahlenspielerei

Mit den Sternbedeckungs-Messungen lässt sich eine Auflösung erzielen, die erst mit dem Extremely Large Telescope ELT [7] mit seinen 39 m Öffnung erreicht werden kann. Die Messgenauigkeit ist also ganz enorm. Aber wie groß ist sie im vorliegenden Fall genau?

0,4 s / 100 s
0,004 3.100 km 12,4 km / ( 748 106 km)
Zum Vergleich 384 000 km 16 10-9 8 000 km 16 10-9 800 km 16 10-9

= 0,004 = 12,4 km = 16 10-9
= 13 mm

= Belichtungszeit / Bedeckungsdauer = lineare Auflösung / Europa-Durchmesser = 0,4% des Europa-Durchmessers = lineare Auflösung auf Europa = Winkelauflösung in Jupiter-Entfernung = 3,4 mas (Millibogensekunden)
= 6 m = lineare Auflösung auf dem Mond = 13 cm= lineare Auflösung Frankfurt /
Hakos-Namibia = lineare Auflösung Freiburg / Berlin

Mit einem größeren Teleskop, also mehr Licht und kürzerer Belichtungszeit, wäre die erzielte Auflösung sogar noch größer gewesen. Diese Zahlenspielerei zeigt, welche gigantischen Möglichkeiten die Sternbedeckungs-Messungen bieten!

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Sternbedeckungen

[4] ESA, Science & Exploration, 2022: "Jupiter's moon Europa to obscure distant star", www.esa.int/Science_Exploration/Space_Science/ Gaia/Jupiter_s_moon_Europa_to_ obscure_distant_star, hier: Abb. 1
[5] Vereniging voor Sterrenkunde, Afdelingen: planoccult@ls.vvs.be
[6] IOTA: https://groups.io/g/ IOTAoccultations

[7] Wikipedia: "Extremely Large Telescope", https://de.wikipedia.org/wiki/ Extremely_Large_Telescope
[8] Y. Kilic et al, 2022: "Occultation Portal: a web-based platform for data collection and analysis of stellar occultations", https://export.arxiv. org/abs/2206.09615
[9] Y. Kilic et al, 2022: "Occultation Portal: a web-based platform for data

collection and analysis of stellar occultations", Monthly Not. Roy. Astron. Soc., Preprint, https://export. arxiv.org/pdf/2206.09615 [10] Occultation Portal, https:// occultation.tug.tubitak.gov.tr/ [11] ERC Lucky Star project, 2022: https://lesia.obspm.fr/lucky-star/ [12] https://lesia.obspm.fr/lucky-star/ predictions.php

Streifende Sternbedeckungen durch den Mond

im 2. Quartal 2023

von Eberhard Riedel

Karte mit den Grenzlinien der drei Streifungsereignisse

Im 2. Quartal dieses Jahres einschließlich des Monats Juli kommen Beobachter in den südlichen und östlichen Landesteilen Deutschland in den Genuss der Beobachtung von drei interessanten streifenden Bedeckungen von Sternen durch den Mond. Die Landkarte zeigt die Grenzlinien dieser Ereignisse, die der mittlere Mondrand während des Vorbeizuges am Stern beschreibt. Von jedem Punkt in der Nähe dieser Linien ist zum richtigen Zeitpunkt das oft mehrfache Verschwinden und Wiederauftauchen des Sterns zu verfolgen. Alle Streifungen finden am unbeleuchteten Nordrand des Mondes statt und sind daher auch mit kleineren Fernrohren relativ leicht zu beobachten.
Grundlage der hier veröffentlichten Profildaten sind Laser-Messungen des amerikanischen Lunar Reconnaissance Orbiters, die in ein dichtes Netz von librationsabhängigen Profilwerten umgerechnet wurden.
Um streifende Sternbedeckungen erfolgreich beobachten zu können, werden eine ganze Reihe präziser Informationen benötigt. Die europäische Sektion der International Occultation Timing Association (IOTA/ES) stellt diese Daten zur Verfügung. Kernstück ist die Software ,GRAZPREP` des Autors, die sowohl eine komplette und stets

Journal für Astronomie Nr. 85 | 89

Sternbedeckungen

aktualisierte Auflistung aller interessanten Ereignisse als auch für jedes Ereignis die genauen Koordinaten der Grenzlinien und viele weitere Informationen liefert. Darüber hinaus kann von jedem Standort aus das Profil des Mondes und die zu erwartende Sternbahn grafisch in verschiedensten Vergrößerungen dargestellt werden, um so den besten Beobachtungsstandort auswählen zu können. Letzterer muss auch unter Berücksichtigung der Höhe optimiert werden, weil diese einen Einfluss auf den Blickwinkel zum Mond hat. Hierzu können höhenkorrigierte Grenzlinien automatisch in eine Google Earth-Karte übertragen werden, mit der es dann einfach ist, die besten Beobachtungsstationen festzulegen.

Die Software kann kostenlos unter www. grazprep.com heruntergeladen und installiert werden (Password: IOTA/ES). Zusätzlich benötigte Vorhersagedateien sind dort ebenfalls herunterzuladen oder sind direkt vom Autor (e_riedel@msn.com) oder über die IOTA/ES (www.iota-es.de) zu beziehen. Weiterführende Informationen, z.B. über die Meldung der Bedeckungszeiten, sind dort ebenfalls erhältlich. Die VdSFachgruppe Sternbedeckungen informiert ferner über Beobachtungs- und Aufzeichnungstechniken dieser eindrucksvollen Ereignisse.

Ereignis 1: 24.04.2023

Am Abend des 24. April nähert sich der Mond dem 7,3 mag hellen Stern SAO 77804. Auf einer Linie von Freudenburg über St. Ingbert, Sinzheim, Horb am Neckar und Bad Waldsee bis Isny im Allgäu streift der unbeleuchtete raue Nordrand des nur zu 22% beleuchteten zunehmenden Mondes den Stern in ausreichender Höhe über dem westlichen Horizont.

Die Abbildung 1a zeigt die scheinbare Sternbahn (blau-weiß-gestrichelte Linie mit Minutenangaben) für die geografische Länge 10 Grad Ost nordöstlich von Lindau, wie sie bei einer Beobachtung von der vorhergesagten Grenzlinie verläuft. Diese Grenzlinie bezieht sich auf das mittlere Mondniveau. Das Mondrandprofil ist 6-fach überhöht dargestellt, weshalb auch die Krümmung der scheinbaren Sternbahn grafisch erforderlich ist. Die engste Annäherung zum mittleren Mondrand (weiß

1 a Die scheinbare Sternbahn von SAO 77804 (blau-weiß gestrichelte Linie) bei
Beobachtung von der vorhergesagten Grenzlinie, mit 6-facher Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei +- 3.000 m

gepunktete Linie) findet in ausreichender Entfernung zum Terminator statt, sodass die Mondhelligkeit die Beobachtung nicht stören kann. Wegen der Absenkung des Mondterrains wäre von dieser Position

allerdings keine Sternbedeckung zu verfolgen.
Die roten Begrenzungslinien zeigen den Versatz der scheinbaren Sternbahn bei

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Sternbedeckungen

einer Ortsänderung von 3.000 Metern in nordöstlicher bzw. südwestlicher Richtung senkrecht zur Bewegungsrichtung des Mondschattens.

Die Abbildung 1b zeigt die scheinbare Sternbahn von einer Beobachtungsstation gut 2.100 Meter südwestlich der vorherigen. Von dieser Stelle kommt es ab 22:19 Uhr MESZ innerhalb von ca. 90 Sekunden zu 12 oder sogar mehr Kontakten zwischen dem Mondrand und dem Stern (ungefähre Zeiten s. Inset), d. h. der Stern verschwindet mindestens 6 Mal nacheinander. Aber auch innerhalb des von den roten Grenzlinien gekennzeichneten +- 1.000 Meter breiten Streifens kommt es zu mehrfachen Bedeckungsereignissen mit jeweils ganz unterschiedlichen Kontaktzeiten.

1 b Die scheinbare Sternbahn von SAO 77804 bei einer Beobachtung gut 2.100 Meter
südwestlich der vorhergesagten Grenzlinie, 12-fache Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei +- 1.000 m

Einen Einfluss auf die zu beobachtenden Kontakte hat auch die Höhe des Beobachtungsortes, für die die aufzusuchende Beobachtungsposition korrigiert werden muss (zur Software s. Haupttext).

SAO 77804 ist nicht als Doppelstern bekannt. Nicht selten wurden allerdings bei Sternbedeckungen durch ein zeitversetztes Verschwinden und Wiedererscheinen des Sterns Doppelsterne entdeckt.

Ereignis 2: 27.04.2023

Am späten Abend des 27. April kommt es zu einer streifenden Bedeckung des 6,9 mag hellen Sterns SAO 80310, vorausgesetzt, man ist in der Nähe eines Streifens, der von Bitburg, Birkenfeld, Ramstein, Landau in der Pfalz, Karlsruhe, Pforzheim, Böblingen, Metzingen und Memmingen bis Garmisch-Partenkirchen reicht. Bei einem Beleuchtungsgrad von 49% liegt der helle Terminator in genügendem Abstand zur Streifungszone.
Auch in diesem Fall muss man ein ganzes Stück nach Südwesten ausweichen, damit der Mond mit möglichst vielen unbeleuchteten Strukturen den Stern bedecken kann. Die Abbildung 2 gibt die ungefähren Kontaktzeiten eines 6-maligen Verschwindens und Wiedererscheinens des Sterns zwischen 21:18 und 21:22 Uhr MESZ wieder, wie man es ca. 2.160 m südwestlich der Vorhersagelinie beobachten kann. Die Zeiten gelten für die in der Grafik angegebene geografische Position von 9 Grad östl.

2 Die scheinbare Sternbahn von SAO 80310 bei Beobachtung ca. 2.160 m südwestlich
der Grenzlinie, 12-fache Mondhöhendehnung; rote Begrenzungslinien bei +- 1.500 m

Länge im Großraum Böblingen und weichen an anderen Längen entlang der von West nach Ost verlaufenden Streifungslinie naturgemäß ab. Die roten Begrenzungslinien zeigen einen Versatz am Erdboden von +- 1.500m. Das Mondrandprofil ist 12-fach überhöht dargestellt. Während der Mond knapp 60 Grad über dem Horizont

steht, ist die Sonne nach ihrem Untergang um 20:33 Uhr MESZ erst 8 Grad unter dem Horizont. Die angebrochene nautische Dämmerung erschwert bei klarem Himmel aber nicht das Auffinden des Sterns.
SAO 80310 ist ebenfalls nicht als Doppelstern bekannt.

Journal für Astronomie Nr. 85 | 91

Sternbedeckungen

Ereignis 3: 06.07.2023
Am frühen Morgen des 6. Juli wird mit dem 5,7 mag hellen 37 Capricorni der hellste Stern dieser Serie streifend bedeckt. Das Ereignis beginnt in Friedrichshafen und zieht sich über Biberach/Riss, Günzburg, Feucht, Zwickau, Mühlberg/ Elbe und Fürstenwalde/Spree östlich an Müncheberg vorbei bis nach Letschin.

Der Beleuchtungsgrad des abnehmenden Mondes von noch 90% macht die Beobachtung allerdings etwas anspruchsvoll. Der Terminator befindet sich nur ca. 20 Bogensekunden von der Streifungszone entfernt, wodurch es besonders bei schlechtem Seeing zu Überstrahlungseffekten kommen kann. Die Abbildung 3 zeigt 14 Kontakte zwischen Mondrand und Stern bei einem Verlassen der Vorhersagelinie um ca. 2.600 m in südöstlicher Richtung. Die Kontakte können bei der Länge von 11 Grad Ost ab 03:35:30 Uhr

3 Die scheinbare Sternbahn von 37 Capricorni bei Beobachtung ca. 2.600 m südöstlich
der Grenzlinie, 12-fache Mondhöhendehnung; rote Begrenzungslinien bei +- 2.500 m

MESZ während gut 2 Minuten beobachtet werden. Die roten Begrenzungslinien zeigen einen Versatz am Erdboden von +- 2.500 m.

Das Mondrandprofil ist 12-fach überhöht dargestellt. 37 Capricorni ist ebenfalls nicht als Doppelstern bekannt.

Impression

Mond bei Mars
Entgegen der Wettervorhersage für den Morgen des 8.12.2022 gab der Himmel über Halle für Jörn Leinweber zumindest zum Beginn der Marsbedeckung mit einem Wolkenloch den Blick frei. Die Aufnahme gelang um 6:00 Uhr MEZ aus der freien Hand mit einer Lumix S1 plus Objektiv Sigma 150 - 600 mm bei f = 600 mm, Blende 6,3, ISO 6400 und t = 1/8000 s.

92 | Journal für Astronomie Nr. 85

Veränderliche

Das Minimum von OW Geminorum vom September 2022
von Klaus Wenzel, Franz-Josef (Josch) Hambsch und Dietmar Bannuscher

Durch einen Beobachtungsaufruf im BAV Rundbrief wurde ich (Klaus Wenzel) auf dieses relativ seltene Ereignis, das Minimums von OW Gem, aufmerksam [1, 2]. Ein Hauptminimum von OW Gem ereignet sich ja nur alle 3,44 Jahre (1.258,581 Tage), ist aber aufgrund der Helligkeit und der Position des Sterns in unseren Breiten sehr gut beobachtbar. Beim Nachschauen in meinen Unterlagen bemerkte ich übrigens, dass dieses Ereignis bereits im November 2008 schon mal auf meinem Beobachtungsplan stand [3].
Hier noch einmal in Kürze: Ein kleinerer, hellerer weißer Stern (Spektraltyp F2) wird von einem größeren, lichtschwächeren rötlichen Stern (Typ G8) bedeckt. Der eigent-

liche Helligkeitsrückgang von 8,2 mag auf etwa 9,8 mag vollzieht sich innerhalb einer Woche. Durch die relativ große Amplitude ist dies visuell am Teleskop oder auch auf CCD-Aufnahmen sehr markant. Danach erfolgt wieder der Anstieg zur Normalhelligkeit. Das ganze Ereignis dauert demnach etwa 14 Tage [1, 2]. OW Geminorum wurde übrigens bereits 1991, also drei Jahre nach der Entdeckung durch Daniel H. Kaiser [4], von BAV-Mitglied Wolfgang Quester in ,,Sterne und Weltraum" vorgestellt [5]. OW Gem war aber bereits vor der Entdeckung als NSV 3005 gelistet.
Andreas Viertel beschrieb 2012, dass er bei visuellen Beobachtungen während des Minimums eine deutliche Rotfärbung bei OW

Gem beobachten konnte, die von dem rötlichen G8-Stern verursacht wird, wenn er die hellere weiße Komponente bedeckt [6, 7].
Eigene CCD-Beobachtungen 2022 Nach dem Beobachtungsaufruf im BAV Rundbrief beschloss ich, das Minimum 2022 mit der CCD-Kamera zu beobachten. Ich nahm mir dabei zwei Ziele vor. Erstens wollte ich natürlich den Helligkeitsrückgang aufzeichnen und zweitens auch die Rotverfärbung während des Minimums per Aufnahme dokumentieren. Beobachtet werden musste immer jeweils kurz vor der Morgendämmerung. Als Instrument nutzte ich meinen 8,3-Zoll-Newton-Astrografen (f/3,9) in meiner Dachsternwarte in Großostheim-Wenigumstadt.

1 Karte von OW Gem mit Vergleichssternen (Bildfeld ca. 20` x 25`). Aufgenommen am 01.09.2022 um 02:33 Uhr UT
am Newton 208 mm / 812 mm (f/3,9) in K. Wenzels Dachsternwarte.
Journal für Astronomie Nr. 85 | 93

Veränderliche

2 Zwei kurzbelichtete (jeweils 5 s) CCD-Aufnahmen von OW Gem (8,3-Zoll-Newton)
mit Helligkeits- und Farbunterschied. Links: 06.09.2022, 02:08 Uhr UT (Minimum 9,6 mag Rotfärbung), Rechts: 21.09.2022, 02:58 Uhr UT (wieder Normalhelligkeit 8,4 mag - weiß).

Gem in mein Programm meiner RemoteSternwarte in Chile (ROAD) aufgenommen. Ich habe aber den Abstieg und den Minimums-Zeitpunkt durch meine Schusseligkeit verpasst, wie die beigefügte Lichtkurve zeigt (Abb. 4).
Aufgrund des normalerweise guten Wetters in Chile konnte ich beinahe jede Nacht ab dem 10. September eine Beobachtung machen. Vielleicht ergibt sich ja bei der nächsten Verfinsterung wieder die Möglichkeit.

3 Lichtkurve des Minimums von OW Geminorum nach CCD-Beobachtungen am
8,3-Zoll-Newton in K. Wenzels Dachsternwarte.

Meine Beobachtungsreihe konnte ich leider erst am 01.09.2022 starten. Weitere Beobachtungen jeweils am 04., 05. und 06.09. zeigten dann sehr schön den Rückgang der Helligkeit, und der Stern zeigte auch eine deutliche Rotverfärbung zum Minimum hin. Leider verließ mich dann das Wetterglück, so dass ich den Wiederanstieg der Helligkeit nicht beobachten konnte. Kurioserweise war es bei meinen visuellen Beobachtungen 2008 genau andersherum [3]. Bei meiner nächsten Beobachtung am 12.09. hatte OW Gem schon fast wieder die Normalhelligkeit erlangt und der Stern zeigte sich wieder im weißen Licht.

BAV-Mitglied Josch Hambsch hatte bei der Beobachtung des Helligkeitsanstieges mehr Glück:
Remote CCD-Beobachtungen 2022 von ROAD (Remote Observatory Atacama Desert) Ich (Franz-Josef Hambsch) hatte den Beobachtungsaufruf im Rundbrief der BAV und dem Journal der VdS auch gelesen, aber nicht direkt in mein Handy eingegeben (um die Beobachtungsperiode nicht zu vergessen). Nach einem BAV-Forumsbeitrag von Klaus wurde ich wieder daran erinnert und habe dann direkt die Beobachtung von OW

Gemeinschaftslichtkurve und Auswertung Mit den gesamten Daten (in V oder visuell) aller teilnehmenden BAVer dieser Kampagne (Klaus Wenzel, Frank Vohla und Josch Hambsch) lässt sich ein Minimum finden, allerdings gab es wetterbedingt genau im kritischen Bereich keine BAV-Beobachtungen (Abb. 6). Die ,,Eckpunkte" von Klaus Wenzel vor dem Minimum sowie von Frank Vohla nach dem Minimum bilden aber sicherlich die korrekten Leitplanken für die Minimums-Bestimmung. In der Abbildung 7 gibt es unterstützend noch zusätzliche Beobachter der AAVSO, so dass die Mitte der doch harmonisch ab- und ansteigenden Lichtkurve als Minimums-Zeitpunkt genommen werden kann. Die bisher erreichten 10 mag im Minimum konnten dieses Jahr von keinem der Beobachter gesichtet werden.
Minimum OW Gem: JD 2459830,1153 = 07.09.2022, 14:46 Uhr UT
Wenn man die Lichtkurve weiter auswertet (Tab. 1), kommt man auf die bekannte, rund 14 Tage dauernde, Bedeckung. Die Unterschiede zwischen den Messungen aller drei BAVer sind den verschiedenen Instrumentarien geschuldet, u. a. wurde ja auch visuell beobachtet.

94 | Journal für Astronomie Nr. 85

Veränderliche

Fazit und Ausblick Die Periode des Sterns scheint stabil zu sein, etwas mehr als 1.258 Tage. Eine genauere Bestimmung ist hier nicht weiter möglich. Gleichwohl bleibt die Beobachtung eines so hellen Bedeckungsveränderlichen ein schönes Erlebnis (sogar mit Farbwechsel, siehe Beginn dieses Beitrags).
Das nächste Ereignis könnte demzufolge am Morgen des 17. Februar 2026 stattfinden (JD 2461088,6963), diesmal zur Premiumzeit der Sichtbarkeit. Bitte dann bereits mindestens eine Woche vorher mit der Beobachtung beginnen. Die BAV wird auf jeden Fall dazu aufrufen.
Literaturhinweise: [1] D. Bannuscher, 2022: ,,OW Gemino-
rum - ein langperiodischer Bedeckungsstern 2022", BAV Rundbrief 2-2022, S. 132 [2] D. Bannuscher, 2022: ,,OW Geminorum - ein langperiodischer Bedeckungsstern 2022", VdS-Journal für Astronomie 82, S. 119 [3] K. Wenzel, 2009: ,,OW Gem 2008 beobachtet", BAV Rundbrief 1-2009, S. 8 [4] D. H. Kaiser et al., 1988: "NSV 03005: A probable long-period eclipsing binary", IBVS Nr. 3196, 27.05.1988 [5] W. Quester, 1991: ,,OW Geminorum - ein spektakulärer Bedeckungsveränderlicher", Sterne und Weltraum 8-9/1991, S. 524 [6] A. Viertel, 2012: ,,Der Bedeckungsveränderliche OW Geminorium", BAV Rundbrief 3-2012, S. 156 [7] A. Viertel, 2013: ,,Der Bedeckungsveränderliche OW Geminorium", VdSJournal für Astronomie 44, S. 110

4 Lichtkurve von OW Gem in B, V, R fotometrischen Filtern. Die Daten findet man
in der AAVSO-Datenbank.
5 Lichtkurve von OW Gem in V und I fotometrischen Filtern aus dem Jahr 2012.
Auch diese Daten findet man in der AAVSO-Datenbank.
Journal für Astronomie Nr. 85 | 95

Veränderliche

6 Gemeinschaftslichtkurve
von OW Gem mit Daten (in V und visuell) von K. Wenzel, F. Vohla und J. Hambsch

Tabelle 1
Tabelle der bei der AAVSO gelisteten Minima und die daraus abgeleiteten Periode (einfach Differenzrechnung zwischen den Minima)

Datum
12.02.1995 21.01.2002 24.11.2008 06.05.2012 17.10.2015 28.03.2019 07.09.2022

JD
2449761,569 2452277,85 2454794,704 2456053,59 2457312,69 2458571,44 2459830,1153

Periode (d)

2.516,135 2.516,85 1.258,89 1.259,10 1.258,75 1.258,67

(2 x 1.258,06) (2 x 1.258,427)

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7 Gemeinschaftslichtkurve
von OW Gem mit Daten der beteiligten BAVer sowie weiteren AAVSO-Beobachtern (mit freundlicher Genehmigung)

VdS-Nachrichten

Bericht aus dem Vorstand
von Sven Melchert

An dieser Stelle berichtet der Vorstand der Vereinigung der Sternfreunde e.V. über seine Arbeit der letzten drei Monate.
Mitgliederentwicklung Im Jahr 2022 sind 194 Mitglieder der VdS neu beigetreten und 131 Mitglieder haben den Verein verlassen. Insgesamt ist die Mitgliederzahl der VdS um 63 angewachsen und beträgt zum Jahresende 3900 Mitglieder. Nach Jahren der stetigen Abnahme der Mitgliederzahl können wir so erstmals wieder einen merklichen Mitgliederzuwachs verzeichnen. Das Angebot einer kostenlosen Mitgliedschaft für Personen unter 30 Jahren haben 21 Neumitglieder wahrgenommen.
Würzburger Frühjahrstagung Nach drei Jahren der pandemiebedingten Pause wird die Würzburger Frühjahrstagung in diesem Jahr wieder am bekannten Veranstaltungsort im Friedrich-KoenigGymnasium stattfinden - und zwar am 22.

April ab 10 Uhr. Der Vorstand freut sich auf ein Wiedersehen vor Ort!
Digital School Story Das Projekt digitalschoolstory.de will junge Menschen für das Lernen begeistern und sie von reinen Social-Media-Konsumenten zu aktiven Gestaltern machen. Schülerinnen und Schüler entwickeln im Team Videos zu einem konkreten Thema und werden dabei von Creators aus TikTok und Co. unterstützt. Der VdS-Vorstand hat die finanzielle Unterstützung eines Workshops zur Astronomie an einem Gymnasium beschlossen. Als größter Nutzen für die VdS wird das Begleiten des Projektverlaufs gesehen, in dem wir Kontakt zu Profis der modernen Wissensvermittlung bekommen und die Ergebnisse für zukünftige Aktivitäten auch selbst nutzen können.
Innovationsworkshop für Jugendliche Am Wochenende vom 12. bis 14. Mai wird

der nächste Innovationsshop für Jugendliche stattfinden. Ausrichter wird die Sternwarte Neanderhöhe Hochdahl e.V. in Erkrath sein. Am 13. Mai werden die Workshop-Teilnehmer gemeinsam den ATT besuchen. Der VdS-Vorstand unterstützt den Workshop mit einem Betrag von bis zu 3000 Euro, um Jugendlichen die Reisekosten zur Teilnahme zu erstatten.
Geschäftsstelle Nach 18 Jahren Tätigkeit für die VdS wendet sich Frau Garbe einer neuen beruflichen Herausforderung zu und hat ihre Arbeit für den Verein daher zum 31. März beendet. Wir bedanken uns sehr für die langjährige, sehr zuverlässige Betreuung der Geschäftsstelle und wünschen Frau Garbe alles Gute für die Zukunft. Unsere Mitglieder werden ab jetzt von Frau Elsner und bald einer weiteren Kraft betreut. Es grüßt Sie bis zum nächsten Mal Ihr VdS-Vorstand

Spenden an die Vereinigung der Sternfreunde e.V.
von Dr. Andreas Klug, VdS-Schatzmeister

Im Jahr 2022 erhielt unsere Vereinigung wieder zahlreiche Spenden von Mitgliedern. Der Vorstand bedankt sich bei allen Spendern ganz herzlich, auch bei den vielen ungenannten Mitgliedern, die bei der Überweisung der Jahresrechnung den Betrag aufrundeten. Insgesamt erhielt die VdS Spenden in Höhe von 9710,60 EUR, die teilweise zweckgebunden für bestimmte Projekte verwendet werden. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Mitgl.-Nr.
16787 13921 13502 12469 17898 16578 20424 12980
17034 12075 12451 20067 17326

Name
Gerda Schulze Stephan Kuppers Dr. Andreas Frank Wolfgang und Christel Gösser Rolf und Maria Spindler Udo Gahner Dr. Axel Michalides Franz-Josef und Helga Hambsch-Zieger Günther Ditsche Thomas Kessler Wolfgang Quester Hansjörg Wälchli Andreas Mühlenberg

16005 20109
17994 13448 20747 18175 14729 15127 15127 20289 20037 20308
18889

Günther Wenke Prof. Dr. Martin und Gertrud Wenzel Werner Henze Gunther Stuck Jürgen Altmann Thomas Reim Hans-Jürgen Wulfrath Eberhard Quaas Danielle Bouchet Decoit GmbH Marco Levenhagen Mathias-Ernst Braun Dr. Reinhard Bauer Michael Mantey

18432 21436 19893 13211 14604 11566
11998 18004
19137 16245 13861 19259

R. Kleppinger Rudolf Idler Christian Lorey Peter Hosters Peter Jonscher Johann-Benedikt und Erika Meier Gunnar Glitscher Manuel Dietrich Klug & Engelhard GmbH Olaf Manfred Fritz Rene Purwin Wolfgang Brüchmann Eckart und Ingrid Seybold

Journal für Astronomie Nr. 85 | 97

VdS-Nachrichten

Jubiläen 2023

Der Vorstand der Vereinigung der Sternfreunde e. V. gratuliert folgenden Mitgliedern zu der jetzt 20-jährigen, 30-jährigen, 40-jährigen, 50-jährigen, 60-jährigen und sogar 70-jährigen Mitgliedschaft in der VdS sehr herzlich und bedankt sich für Ihre Treue!

Mitgl.-Nr. Name
70-jähriges Jubiläum 10163 Schwäbische Sternwarte e.V.

60-jähriges Jubiläum 11044 Rainer Pauls 11057 Volkssternwarte Mittelhessen e.V. 11070 Hans-Dieter Hanisch 11072 Martin Reble 11085 Georg Neumann 11086 Joachim Ekrutt 11122 Hans-Jürgen Peter Schmitz 11141 Egon Hessenmüller

50-jähriges Jubiläum

12138 12145 12151 12156 12159 12161 12163 12178 12180 12184 12189 12191 12198 12222 12229 12233 12236 12256

Winfried Schneider Ulrich Hopp Lothar Krause Jürgen Hellwig Thomas Köhler Volkssternwarte Bonn Wolfgang Burkert Wolfgang Ober Rudolf A. Hillebrecht Stefan Jordan Renate Kehse Jörg Schünemann Ulrich Jung Manfred Meyer Wolfgang Palzer Hans Ilincic Karl-Heinz Wormanns Joseph-von-FraunhoferGymnasium

12247 Hans Czichon 12260 Sternwarte Schulzentrum Lohfeld

40-jähriges Jubiläum 13398 Michael Sigwarth 13400 Wolfgang Klein 13405 Michael Große 13411 Georg Solymar 13412 Roland Höfer 13413 Sven Skaberna

13416 Heinz Niggemeier 13419 Hans Michael Fritz 13421 Wolfgang Hahn 13428 Stefan Lilge 13431 Landschulheim Solling 13435 Thomas Nösekabel 13438 Peter Noch 13441 Christof Reinhart 13442 Karsten Reitinger 13447 Dieter Koch 13448 Günter Stück 13453 Joachim Pelzer 13454 Gerold Monninger 13458 Stefan Dieser 13463 Martin Thorn 13473 Jürgen Zielasek 13477 Verein der Freunde der Sternwarte Regensburg e.V. 13484 Klaus Schumacher 13489 Manfred Schank 13493 Klaus Wienrich 13494 Stephan Henke 13503 Astronomische Vereinigung
Weikersheim

13507 13508 13511

Bernhard Flach-Wilken Heinz-Ludwig Glaser Volkssternwarte Bayerischer Wald e.V.

13512 13513 13491 13496 13502 13517 13521 13531

Mirko Panse Gerold Benner Edgar Wunder Christopher Mersinger Andreas Frank Horst Vorbauer Rainer Kretschmann Michael Korff-Karlewski

30-jähriges Jubiläum 15478 Michael Kobusch 15479 Andreas Zimmermann 15481 Roland Göhner 15482 Udo Steiner 15489 Marc Vogel

15497 15499 15500 15507 15508 15509 15514
15515 15520 15521 15522 15529 15530 15534 15535 15536 15539 15541 15543 15545 15546 15547 15559 15561 15564 15566 15567 15575 15581 15584 15572 15573 15576 15589 15591 15593 15595 15603 15607 15608 15616 20684

Arnold Haag Jörg Briesemeister Frank Fleischmann John Lucas Bruno Mattern Kurt Huebner Schul- und Volkssternwarte K. E. Ziolkowski
Jens Weißbrodt Wolfgang Reddemann Hans-Werner Pink Manfred Lang Michael Geyer Markus Ritzka Lars Robben Jose Santiago-Estevez Michael Bauer Hans Eugen Witzel Reinhard Pankrath Horst Zimmer Ulrich Geßner Bernd Koch Bernd Antoni Bernd Koch Volkssternwarte Ubbedissen Stefan Neumann Michael Lalk Hans-Dieter Bauens Wolfgang G. Lüdtke Peter Hölldobler Jürgen Nowaczyk Wolfgang Spiess Axel Haubeiß Thomas Baer Ernst Brandl Winfried Mueller Wolfgang Kinzel Ulrich Schmidt Frank Päsler Wolfgang R. Dick Wilfried Oster Claus-Henning Hofmann Torsten Zörner

98 | Journal für Astronomie Nr. 85

VdS-Nachrichten

15605 15618 15625 15647 15652 15653 15654 15656 15657 15658 15661 15671 15675 15694 15702

Joachim Thiede Rolf Peter Kihn Hans-Dieter Greißner Ottmar Reuter Philipp Holzhauser Thomas Ehrenhard Andreas Kalz Franjo Gol Norbert Bergmann Werner Kreye Hans-Otto Paulußen Doris Ternes Alexander Jäger Thomas Grönert Alexander Quelle

20-jähriges Jubiläum

13302 18317 18318 18319 18322 18336 18338 18344 18345 18346 18348 18349 18351

Thorsten Melin Matthias Hartmann Antonius Recker Herbert Hardt Andreas Langbein Michael Parl Bernhard Ziegler Tobias Krause Bernhard Krömer Gottfried Reimann Matti Pootsmann Joachim Horn Astronomie-Gruppe Lahn/ Eder e.V.

18352 18357

Klaus Enghofer
Astronomische Vereinigung Kärntens

18360 18361 18365 18368 18380 18385 18386 18409 18413

Jürgen Kozok Jörg Kolbowski Rudolf Plohberger Martin Limbach Hans-Joachim Ramin Ernst Kimmich Holger Schmitt Robert Burger Falko Willmes

18418 18419 18445 18531 18374 18375 18384 18406 18412 18416 18417 18425 18427 18429 18432 18433 18434 18437 18439 18441 18446 18447 18448 18454 18455 18462 18463 18464 18444 18449 18451 18452 18456 18457 18465 18467 18473 18476 18480 18481 18482 18483 18484

Jörg Lauerwald Hubertus von Riedesel Cassiopeia Saarlouis e. V. Daniel Fischer Uwe-Jens Schönherr Manfred Streit Wilfried Warneck Artur Müller Wilhelm Sprenger Volkssternwarte Urania Jena e.V. Holger Bufler Thomas Meier Horst Eisenack Gernot Rieß Ralf Kleppinger Birgit Breimaier Marco Becker Martin Krohm Stefanie Kirschenmann Hans-Dieter Brandtner Klaus-Harald Weinbrenner Manfred Volkmer Anneliese Schmitz-Alsler Lothar Gröning Peter Zimmermann Matthias Rautmann Steffen Klausmann Detlef David Bauszus Michael Riemer Herbert Bock Rainer Rettig Sven Wienstein Marcus Thiel Peter Becker Klaus Meyer Horst Köhler Oliver Stein Werner Wefer Sven Wielsch Sven Klügl Tilman Sehlen Peter Schmiedeberg Thomas Schäfer

18500 18504 18518 18521 18523 18525 18530 18546 18549 18491 18495 18506 18509 18516 18528
18533 18541 18542 18543 18544 18552
18557 18567 18569 18571 18572 18573 18574 18575 18577 18584 18585 18590 18592 18594 18597 18599 18615

Bernd Landmann Ulrich Pfeiffer Hans Pietsch Uwe Süßenberger Urs Schöke Reinhard Lange Nikolai Wünsche Gerd Müller Wolfgang Kellermann Thomas Hars Wilfried Langer GUFORC e.V. Wilfried Edelmann Markus Früh Kulturbetrieb des Erzgebirgskreises e.V.
Clemens Schiff Rainer Woytaszek Manfred Schlapbach Clemens Unckell Olaf Zimmermann Marilia Coelho De NardiFalkenhain
Jochen Fischer Reinhard Kemper Andreas Müller Gert Rosendahl Wilfried Kohtz Christopher Kauffmann Peter Köchling Francois Scheffen Christoph Löser Stefan König Peter M. Spangenberg Harald Kavel Harald Bill Martin Bässgen Hans-Georg Mohr Rainer Miltner Oliver Lubenow

Journal für Astronomie Nr. 85 | 99

VdS-Nachrichten

Wir begrüßen neue Mitglieder

Mitgl.-Nr.
21613 21614 21615 21616 21617 21618 21620 21621 21622 21623 21624 21625 21626 21627 21628 21629 21630 21631 21632 21633 21634 21635 21636 21637 21638 21639 21640 21641 21642

Name
Tom Kockisch Werner Basler Jens Bartels Philipp Neudecker Paul Jacobs Jack Schmidt David Pitchford Paul Kruse Stefan Kindsvater Daniel Pazman Hansjürgen Schneider Michael Kuehn Michael Flügge Erich Weißsteiner Timo Olbrich Bernd Schmidt Alexandra Piworun Claus-Jürgen Denker Sonja Dillenberger Thorsten Zeißberg Jürgen Zimmer Michael Schloßbauer Timo Heinz Klaus-P. Dörpelkus Andreas Schinski Karl-Heinz Mann Yoshi Nike Emilia Eschen Manfred Rauen Markus Breitenbach

Mitgl.-Nr.
21643 21644 21645 21646 21647 21649 21650 21651 21652 21653 21654 21655 21656 21657 21658 21659 21660 21661 21662 21663 21664 21665 21666 21667 21668 21669 21670 21671 21672

Name
Oliver Bornhorst Oliver Hör Karl - Heinz Loeffler Emma Hör Holger Lohmann Marten Gerundt Timo Heinzelmann David Mesterhazy Kai Cardinal von Widder Jörg Schuhmann Michael Smykalla Yajie Liang Clara Runow Markus Winkler Hans Ulrich Veith Stefan Rödder David Bakonyi Claas Gabriel Thomas Grimm Dr. Evelyn Mohr Bernd Rieger Thomas Beil Jan Gaycken Ronny Jacob Jörg Renken Herzberger Sternfreunde e.V. Astroteam CERES PD Dr.Bertram Jobst Dieter Niermann

Mitgl.-Nr.
21673 21674 21675 21676 21677 21678 21679 21680 21681 21682 21683 21684 21685 21686 21687 21688 21689 21690 21691 21692 21693 21694 21695 21696 21697 21698 21699 21700 21701

Name
Bernd Ofterdinger Joachim Ewert Udo Weidmann Anjali Brumme Dr. Jörg Spelda Gunnar Lentz Paula Fischer Luise Huppertz Vera Schneider Mick Müller Pascal Cremer Dipl. Phys. Andreas Lauth Vanessa Buss Prof. Dr.Frank Breher Peter Pleimfeldner Gert Blaufelder Math Vos Emilia Müller Jörgen Konrad Cedric Mack Dr. Jürgen Gründmayer Hans-Christof Gruber Arie Gerhardt Dr. Markus Drumm Uwe Stasiak Louis Descamps Harald Becher Joachim Nolze Carsten Quaschinski

In Memoriam

Mitgl.-Nr.
10893 11757 12135 12312 13757 14444 14546 14913 15151 15451 15717 15962 16381 16505

Name
Harald Marx Joachim Klugmann Hartmut Unger Herbert Freyburger Franz Agerer Heinrich Spahr Andreas Hörstemeier Manfred Holl Wolfgang Düskau Wilfried Klein Peter Hahnel Egon Pilger Karl Cornelius Horst Schick

Mitgl.-Nr.
16702 16939 17008 17185 17860 19117 19386 19435 19641 20212 20229 21000 21286

Name
Klaus Mischke Harry Flechsig Hubert Lausen Udo Zlender Hans Stock Rolf Schulte Christian Netzel Joachim Kirschsieper Jutta Baur Werner Dengler Friedrich Schrutka Josef Lothmann Rolf Walliser

100 | Journal für Astronomie Nr. 85

VdS vor Ort / Tagungsberichte
100 Jahre Vereinigung der Sternfreunde Köln
von Heiner M. Lachmann

In den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erlebte die Astronomie eine bis dahin ungekannte Welle der Popularisierung: Mit immer größeren Teleskopen und immer besseren Emulsionen ließen sich zunehmend eindrucksvollere Aufnahmen ferner Nebel und Galaxien gewinnen, die als Lichtbilder astronomische Vorträge illustrieren und visuelle Eindrücke aus der Wunderwelt der Sterne vermitteln konnten und bei vielen Zeitgenossen den Wunsch weckten, selbst einmal durch ein Teleskop den Himmel zu betrachten.

So entstanden vielerorts Schul- und Volkssternwarten oder zumindest astronomische Vereine, die sich der Verbreitung der Himmelskunde verschrieben. Unterstützt wurde diese Popularisierungswelle durch kundige Autoren wie Bruno H. Bürgel oder Robert Henseling, die mit ihren Publikationen breite Bevölkerungskreise ansprachen. Auch die Vereinigung der Sternfreunde Köln, e.V. verdankt ihre Gründung dem großen Interesse, das ein von der Westdeutschen Konzertdirektion (!) ausgerichteter Vortrag über ,,Die Wunder der Sternenwelt" dort erfuhr: Er wurde in der Domstadt zwischen Februar und Oktober 1922 insgesamt drei Mal angeboten, und jedes Mal war der große Saal des Kölner Gürzenichs - heutzutage eher bekannt als Festsaal des Kölner Karnevals - bis auf den letzten Platz ausverkauft. Als Otto Kreuer, Besitzer einer Kölner Farbenfabrik, am letzten Abend feststellen musste, dass es in seiner Heimatstadt noch keinen SternfreundeVerein gab, ergriff er die Initiative und lud Interessierte über die Kölner Zeitungen zu einer Gründungsversammlung ein.
14 Jahre später konnte man eine weitgehend aus eigenen Mitteln finanzierte, ziemlich zentral gelegene Volkssternwarte errichten. Das dort aufgestellte Teleskop, ein

1 Die Mitglieder der Volkssternwarte Köln vor ihrer Sternwarte im Jahr 1936

6,5-Zoll-Refraktor, besaß ein Objektiv von Max Pauly, das zuvor unter anderem von Philipp Fauth genutzt worden war; es allein überlebte die heftigen Bombardierungen während des Zweiten Weltkriegs in einem Banksafe außerhalb von Köln.
1952 betrieb Otto Kreuer die Neugründung der Vereinigung, und diesmal dauerte es nur 10 Jahre, bis Köln auf dem Neubau des Schiller-Gymnasiums in Köln-Sülz etwa drei Kilometer vom Dom entfernt auch wieder eine Volkssternwarte erhielt. Hier wurde zunächst der wieder hergerichtete Pauly-Refraktor genutzt, von 1967 bis 2012 ein 9-Zoll-Wachter-Coude-Refraktor und seither ein Cassegrain-Reflektor mit einer LOMO-Optik 600 mm / 5.400 mm, den das Vereinsmitglied Matthias Wirth entworfen und gebaut hat und der von den Mitgliedern augenzwinkernd als Cologne Large Telescope (CLT) bezeichnet wird.
Entsprechend gab es in diesem Herbst Grund genug zum Feiern: 100 Jahre Vereinigung der Sternfreunde Köln, e.V., 60 Jahre neue

Volkssternwarte auf dem Schiller-Gymnasium und 10 Jahre CLT; rechnet man noch die rekordverdächtigen 30 ,,Dienstjahre" dazu, nach denen der langjährige 1. Vorsitzende Hermann-Michael Hahn im vergangenen Jahr sein Ehrenamt an Marco DresbachRunkel weitergegeben hat, kommt man auf ,,insgesamt 200 Jahre"...
So konnten die Kölner Sternfreunde, die rund 160 Mitglieder zählen, zu ihrem Festakt in der Aula des Schiller-Gymnasiums am 22.10.2022 nicht nur die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker als Gratulantin begrüßen, sondern auch den Vorsitzenden der bundesweiten Vereinigung der Sternfreunde e.V., Sven Melchert, der eigens aus Stuttgart angereist war. In seinem Grußwort betonte er unter anderem, dass nicht die Fernrohre die wichtigsten Instrumente einer Volkssternwarte seien, sondern die aktiven Mitglieder, die mit großem Engagement einen beachtlichen Teil ihrer Freizeit in ehrenamtlicher Form für den Betrieb einer solchen Einrichtung bereitstellten.

Journal für Astronomie Nr. 85 | 101

VdS vor Ort / Tagungsberichte

ziehen ihre Be-Deutung aus himmlischen Vorgaben, vorrangig aus der Kalenderproblematik, die sich daraus ergibt, dass sich die Umlaufzeiten von Sonne und Mond nicht durch kleine ganzzahlige Verhältnisse darstellen lassen. Ohne Astronomie (und damit ohne Vorgabe von Lunations- und Jahreslänge) hätten wir im Gegenzug sicher viel einfachere Dezimal-Kalender, die keine Schaltregeln benötigen ...

Aber natürlich kamen auch die Ergebnis-

se der wissenschaftlichen Astronomie seit

dem frühen 17. Jahrhundert nicht zu kurz:

2 Das ,,Cologne Large Telescope" (CLT), ein Cassegrain-Reflektor mit
600 mm Öffnung, ist das Hauptinstrument der Volkssternwarte Köln und das größte frei zugängliche Teleskop in Nordrhein-Westfalen.

Dass die Erde nicht im Mittelpunkt der Welt ruht und die Planeten nicht auf Kreisbahnen laufen, die Himmelsobjekte nicht makellos und unveränderlich sind und vor

allem nicht ewig leuchten - und dass wir al-

le Sternenstaub in uns tragen. Hahn zeigte

Den Festvortrag hatte Hermann-Michael Aufnahme gebaut worden. Hahns Kom- so, dass die Astronomie nicht nur die ältes-

Hahn, inzwischen Ehrenvorsitzender und mentar: ,,Nicht überall, wo Astronomie te Wissenschaft ist, sondern auch das kul-

demnächst 60 Jahre Mitglied der VdS-Köln, drin steckt, steht auch Astronomie drauf." turelle Schaffen angeregt und geprägt hat,

übernommen und ihn unter die Über-

von der Sprache über die Musik bis hin zur

schrift ,,Was wäre die Welt ohne Astrono- Das gilt auch für eine Reihe von Zahlen, die Kunst. Dieser weitgespannte Bogen regte

mie?" gestellt. Gebannt lauschten die mehr in der Zahlenmystik eine besondere Rolle das Publikum am Ende zu lang anhalten-

als 100 Zuhörer, darunter viele Vertreter spielen (3, 4, 7, 12, 13 und 19): Auch sie be- dem Beifall an.

des politischen Lebens in Köln, seinen Aus-

führungen. Und die begannen mit einem

Paukenschlag, dass nämlich Köln ohne

Astronomie (beziehungsweise einen - zu-

mindest gelegentlich - freien Blick auf die

Sterne) heute ganz anders aussähe, weil

es keinen Dom gäbe! Schließlich seien es

Sternkundige gewesen, die vor rund 2.000

Jahren nach Bethlehem geeilt seien, weil sie

,,seinen Stern" gesehen hätten, und das wä-

re ohne Blickmöglichkeit nach oben nicht

möglich gewesen. Folgerichtig wäre daraus

auch nicht die Legende der Heiligen Drei

Könige entstanden, hätte Reinhold von

Dassel die ihnen zugeschriebenen Gebeine auch nicht von Mailand nach Köln bringen können und wären dort auch kein goldener Schrein und kein Kölner Dom zu dessen

3 Hermann-Michael Hahn, Ehrenvorsitzender der VdS Köln, widmete seinen
Vortrag der Frage ,,Was wäre die Welt ohne Astronomie?" - und gab für alle überraschende Antworten darauf.

102 | Journal für Astronomie Nr. 85

SCHWAN

LEIER Albireo

Wega HERKULES

GROSSER BÄR

LUCHS

Castor ZWILLINGE Pollux

NÖRDL. KRONE
Gemma

BOOTES

SCHLANGE (KOPF)

Arktur

JAGDHUNDE
HAAR DER BERENIKE

INER LÖWE KLE

Mars KREBS

LÖWE

Regulus

KLEINER HUND
Procyon

SCHLANGENTRÄGER

SÜDOST

SKORPION

JUNGFRAU

WAAGE

Spica RABE

BECHER

Sternkarte exakt

gültig für 15. Mai 2023

23 Uhr MESZ

SÜD

Mondphasen im Mai 2023

SEXTANT

Alphard

RSCHLANGE WASSE
SÜDWEST
Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Zusammengestellt von Werner E. Celnik, mit Beiträgen von Dietmar Bannuscher (Veränderliche Sterne), Eberhard Riedel (streifende Sternbedeckungen), Oliver Klös (Sternbedeckungen durch Kleinplaneten).

Vollmond 5.5.

Letztes Viertel 12.5.

Ereignisse im Mai
03. 02:11 MESZ RR Lyr Maximum

04. 01:53 MESZ Beta Lyr Minimum

04. 03:00 MESZ Mond 2,7 Grad N Spica (1,1 mag)

05. 19:34 MESZ Vollmond, Halbschatten-Finsternis, endet zum

Mondaufgang

07. 02:00 MESZ Mond 7,7 Grad NW Antares (1,1 mag)

08. 02:00 MESZ Mond 6,3 Grad O Antares (1,1 mag)

09. 22:00 MESZ Uranus in Konjunktion mit der Sonne

09. 23:00 MESZ Venus (-4,2 mag, 18,3 arcsec) 1,7 Grad N

Sternhaufen M 35

10.

Mond erdnah, 32,2 arcmin

10. 23:30 MESZ Kleinplanet (6) Hebe (11,0 mag) 1,3 Grad N

Sternhfn. M 35 (3,1 mag, 1,5 Grad)

11.

max. Libration Mond-N, 6,8 Grad

12. 16:28 MESZ Letztes Viertel

14. 04:30 MESZ Mond 7,8 Grad O Saturn (1,0 mag, 16,7 arcsec)

15. 00:28 MESZ U Oph Minimum

16. 00:31 MESZ Beta Lyr Minimum

16. 03:02 MESZ RR Lyr Maximum

17. 16:08 MESZ Mond 22 arcmin N Jupiter (-2,1 mag, 33,8 arcsec),

Bedeckung in DK, N-EU, N- u. Mittel-Amerika

19. 17:53 MESZ Neumond

20. 01:15 MESZ U Oph Minimum

Neumond 19.5.

Erstes Viertel 27.5.

23. 22:45 MESZ Mond 3,6 Grad O Venus (-4,3 mag, 20,8 arcsec)

23. 23:30 MESZ Mond 3,5 Grad SW Pollux (1,2 mag)

24.

max. Libration Mond-S, 6,9 Grad

24. 23:30 MESZ Mond 3,0 Grad NW Mars (1,5 mag, 4,8 arcsec)

26.

Mond erdfern, 29,6 arcmin

26. 00:15 MESZ RZ Cas Minimum

27. 00:00 MESZ Mond 4,3 Grad NW Regulus (1,4 mag)

27. 17:22 MESZ Erstes Viertel

29.

Merkur in größter Elongation West (25 Grad), keine

Merkursichtbarkeit

29. 23:09 MESZ Beta Lyr Minimum

JJoouurnrnaal flüfür rAAsstrtoronnoommieieNNr.r.8845 | | 110033

LUCHS

Deneb SCHWAN

DRACHE

FÜCHSC HEN
DELFIN
PFEIL

Albireo

Wega LEIER

HERKULES

NÖRDL. KRONE
Gemma

Atair

ADLER
SCHLANGE (SCHWANZ)

SCHLANGE (KOPF)
SCHLANGENTRÄGER

GROSSER BÄR

JAGDHUNDE

BOOTES Arktur

HAAR DER BERENIKE

JUNGFRAU

LÖWE EINER KL

Mars

LÖWE

Regulus

SCHILD
SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. Juni 2023 23 Uhr MESZ
Mondphasen im Juni 2023

SKORPION Antares

WAAGE

Spica RABE

WOLF SÜD

WASSERSCHLANGE

BECHER
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Quellen: Datendienst US Naval Observatory, Berechnungen der BAV, Berechnungen der IOTA/ES (Eberhard Riedel [GRAZPREP]), Berechnungen von Steve Preston (Sternbedeckungen durch Kleinplaneten), International Meteor Organization (www.imo.net), Heavens-Above.com, Kosmos Himmelsjahr 2023, Kosmos Der Sternenhimmel 2023, eigene Recherchen mittels GUIDE (Project Pluto).

Vollmond 4.6.

Letztes Viertel 10.6.

Neumond 18.6.

Erstes Viertel 26.6.

Ereignisse im Juni

01. 00:00 MESZ Mond 5,3 Grad O Spica (1,1 mag)

02. 23:00 MESZ Mars (1,6 mag, 4,6 arcsec) im Sternhaufen

M 44 (Praesepe)

03. 23:53 MESZ Mond 0,6 Grad N Antares (1,1 mag)

04. 05:42 MESZ Vollmond

04.

Venus (-4,4 mag, 23,6 arcsec) in größter

Elongation Ost (45,4 Grad), Abendhimmel

07.

Mond erdnah, 32,8 arcmin

08.

max. Libration Mond-N, 6,7 Grad

10. 01:33 MESZ RR Lyr Maximum

10. 03:00 MESZ Mond 4,0 Grad SO Saturn (0,9 mag, 17,4 arcsec)

10. 21:31 MESZ Letztes Viertel

14. 04:15 MESZ Mond 1,6 Grad W Jupiter (-2,1 mag, 35,2 arcsec),

Bedeckung in NO-Amerika

18.

Saturn (0,9 mag, 17,7 arcsec) wird rückläufig,

Beginn Oppositionsschleife

18. 06:37 MESZ Neumond

20.

max. Libration Mond-S, 6,8 Grad

21. 16:58 MESZ Sommersonnenwende, Sommeranfang

21. 23:30 MESZ Mond 4,0 Grad NW Venus (-4,6 mag, 29,3 arcsec)

und 8,0 Grad NW Mars (1,7 mag, 4,4 arcsec)

22.

Mond erdfern, 29,5 arcmin

23. 00:00 MESZ Mond 7,4 Grad NW Regulus (1,4 mag) 24. 00:00 MESZ Mond 5,9 Grad NO Regulus (1,4 mag) 25. 22:53 MESZ U Oph Minimum 26. 02:05 MESZ RZ Cas Minimum 26. 09:50 MESZ Erstes Viertel 27. 01:37 MESZ RR Lyr Maximum 28. 00:30 MESZ Mond 1,8 Grad N Spica (1,1 mag) 30. 23:39 MESZ U Oph Minimum

104 | Journal für Astronomie Nr. 85

KLEINER LÖWE

Deneb

DRACHE

PEGASUS

FÜCHSCHEN

DELFIN FÜLLEN

PFEIL Atair

WASSE RM AN N

SCHWAN

Wega

LEIER Albireo

ADLER
SCHLANGE (SCHWANZ)

HERKULES

NÖRDL. KRONE
Gemma

SCHLANGE (KOPF)
SCHLANGENTRÄGER

GROSSER BÄR JAGDHUNDE

BOOTES Arktur

HAAR DER BERENIKE

LÖWE

JUNGFRAU

STEINBOCK SÜDOST

Pluto

Sternkarte exakt gültig für 15. Juli 2023 23 Uhr MESZ
Mondphasen im Juli 2023

SCHILD SCHÜTZE

SKORPION WAAGE

Antares

WOLF

SÜD

Spica
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Alle Zeitangaben für Standort bei 10 Grad ö.L. und 50 Grad n.Br., falls nicht anders angegeben. ,,Max. Libration Mond-O" bedeutet, dass das Mare Crisium sich weit weg vom westlichen Mondrand (Mond-Osten) befindet.

Vollmond 3.7.

Letztes Viertel 10.7.

Neumond 17.7.

Erstes Viertel 25.7.

Ereignisse im Juli

01.

max. Libration Mond-NW, 7,4 Grad

01.

Neptun (7,9 mag, 2,3 arcsec) wird rückläufig,

Beginn Oppositionsschleife

01. 01:00 MESZ Mond 5,6 Grad W Antares (1,1 mag)

01. 22:30 MESZ Venus (-4,7 mag, 33,9 arcsec) 3,6 Grad W Mars

(1,7 mag, 4,2 arcsec)

03. 13:39 MESZ Vollmond

05.

Mond erdnah, 33,3 arcmin

06. 00:06 MESZ AI Dra Minimum

06. ab

Streifende Sternbedeckung Mond - 37

03:35 MESZ Capricorni (SAO 190461) (5,7 mag), Friedrichs-

hafen - Biberach/Riss - Günzburg - Feucht -

Zwickau - Mühlberg/Elbe - Fürstenwalde/

Spree - östlich Müncheberg - Letschin

06. 22:06 MESZ Erde im Aphel, 152,1 Mio km

07. 03:30 MESZ Mond 4,1 Grad S Saturn (0,8 mag, 18,2 arcsec)

07.

Venus (37,2 arcsec) in größter Helligkeit (-4,7 mag)

08.

Kleinplanet (15) Eunomia (8,7 mag) in Opposition

zur Sonne, Sternbild Schütze

10. 02:29 MESZ RR Lyr Maximum

10. 03:48 MESZ Letztes Viertel

11. 01:12 MESZ U Oph Minimum

12. 03:00 MESZ Mond 3,4 Grad NO Jupiter (-2,3 mag, 37,6 arcsec)

und 8 Grad W Uranus (5,8 mag, 3,4 arcsec)

14. 04:00 MESZ Mond 7,8 Grad N Aldebaran (1,0 mag)

15.

max. Libration Mond-SO, 7,2 Grad

17. 20:32 MESZ Neumond

17. 23:49 MESZ AI Dra Minimum

18. 01:42 MESZ RR Lyr Maximum

20.

Mond erdfern, 29,3 arcmin

21. 02:10 MESZ Kleinplanet 409 Aspasia bedeckt TYC

1782-00252-1 (10,0 mag) für 6,8 s, Hell.Abfall

um 3,2 mag, Pfad in Österr.

21. 02:22 MESZ Kallisto 8 arcsec S Jupiter-Südpol

22.

Zwergplanet (134340) Pluto (14,6 mag, 0,1 arcsec)

in Opposition zur Sonne, Sternbild Schütze

23. 23:41 MESZ AI Dra Minimum

25. 23:14 MESZ RZ Cas Minimum

26. 00:07 MESZ Erstes Viertel

28. 19:28 MESZ Mond 0,5 Grad N Antares (1,1 mag), Taghimmel!

28. 23:00 MESZ Mond 1,6 Grad O Antares (1,1 mag)

29.

max. Libration Mond-NW, 8,4 Grad

30. 03:00 MESZ Zwergplanet (1) Ceres (8,8 mag) 4,2 arcmin

SW Gal. NGC 4772 (10,7 mag, 3,1 arcmin)

JJoouurnrnaal flüfür rAAsstrtoronnoommieieNNr.r.8855 | |101505

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