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Inhaltsverzeichnis des VdS-Journals 69

SONSTIGES/VDS
  1 Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie! (VdS-Geschäftsstelle)
  1 Editorial (Melchert Sven)
  2 INHALTSVERZEICHNIS (Melchert Sven)
  4 Erste Ergebnisse: Der Krebsnebel M 1 im polarisierten Licht (Michael Nolle)
  5 Errata (VdS-Geschäftsstelle)

SPT
  6 Zwei Jahre Fachgruppe Astronomische Vereinigungen - ein Resümee ("R. Dölling, M. Schomann, A. Gallus")
  8 Das achte Norddeutsche Sternwartentreffen (NST) am 16. Juni 2018 in Bremen (H. K. Engeldinger)
  9 Das zweite Süddeutsche Sternwartentreffen am 23. Juni 2018 (T. Hilger)
  12 Pimp my Observatory (M. Ludwig)
  16 Aus Wunsch wird Wirklichkeit - eine Volkssternwarte für den Hochtaunus (W. Voigt)
  17 Runder Tisch der Sternwarte Hofheim mit den Schulen des Main-Taunus-Kreis am 6. März 2018 (A. Klug)
  18 Sterne funkeln für Jeden - ein Projekt für Förder- und Inklusionsschulen (B. Woyth)
  20 Vereinsgeschichte der Sternfreunde Rüsselsheim e.V. (H. Tremel)
  22 Eine Nacht in Heidenrod-Laufenselden (P. Bentz)
  24 Hobbyastronomie als Ehrenamt (H.K. Engeldinger)
  26 50 Jahre Volkssternwarte Darmstadt e.V. (S. Kablitz)
  27 50 Jahre Walter-Hohmann-Sternwarte in Essen (C. Henkel)
  29 Führungen in Sternwarten konzipieren (K. Haller)
  32 Astronomische Vereinigung Lilienthal (AVL) - Interessens- und Arbeitsgruppen in geschichtlicher Tradition (K. O. Detken)

SONSTIGES/VDS
  34 Inserentenverzeichnis (VdS-Geschäftsstelle)

ASTRONOMISCHE VEREINIGUNGEN
  35 Drittes Treffen der Fachgruppe Astronomische Vereinigungen in Darmstadt (Gallus Astrid)

KINDERSEITE
  36 50 Jahre "Apollo 11" - Als der erste Mensch den Mond betrat (K. Schuller)
  37 Wie hast Du das erlebt, damals als Neil Armstrong den Mond betrat? (H. Tesar)
  39 "3 - 2 - 1 Wusch!" - Die Brauserakete: Bauanleitung für eine Rakete aus Brausetablettenröhrchen (T. und H. Tesar)
  41 Astronomische Kinder- und Jugendgruppen stellen sich vor (K. Schuller)

AMATEURTELESKOPE/SELBSTBAU
  42 Neues aus der Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau (Andreas Berger)
  43 Himmelsspiegel - entspannte Sternbeobachtung mit dem Fernglas (J. Leich)

SONSTIGES/VDS
  45 Die Granulation der Sonne (Wolfgang Bischof)
  46 Impressum (VdS-Geschäftsstelle)

ASTROFOTOGRAFIE
  46 Neues aus der FG Astrofotografie (Riepe Peter)
  47 Neue Astrofotos der VdS-Fachgruppe Astrofotografie (Riepe Peter)
  52 Kontinuumssubtraktion in der Astrofotografie - Theorie, Technik und eine praktische Anwendung mit Adobe Photoshop (W.E.Celnik, P.Riepe, H.Tomsik)
  ASTROPHYSIK & ALGORITHMEN
  58 Zur Farbaufspaltung an Nebensonnen (Pilz Uwe)
  60 Prinzip der Erforschung eines physikalischen Prozesses (J. Grühser)
  61 Der Sintflutalgorithmus und andere Optimierungsverfahren (Jahns Helmut)

"ATM. ERSCHEINUNGEN"
  63 Refraktionseffekte an der Sonne auf dem Fichtelberg im Erzgebirge (C. und H. Hinz)

DEEP SKY
  68 Skyguide 2019 - 1 (Frühling) ("R. Zebahl, R. Merting")
  71 Berkeley-Sternhaufen als Begleiter fürs Leben (Bannuscher Dietmar)

GESCHICHTE
  73 15. Tagung der Fachgruppe Geschichte der Astronomie in Tübingen (Steinicke Wolfgang)
  76 Johann Hieronymus Schroeters Mondatlas 1791 (Steinicke Wolfgang)

JUGENDARBEIT
  77 Ein Lichtermeer am Himmelszelt - Astronomische Beobachtungen im ASL (N. Steinkohl)
  80 Hinaus in unbekannte Weiten des Kosmos - Beobachtung des Quasars KUV 18217+6419 (J. Beckmann)

KLEINE PLANETEN
  82 Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten (Lehmann Gerhard)
  84 Wieder mal ein NEA, der in Europa entdeckt wurde (M. Griesser)
  85 Kosmische Begegnungen ("K. Hohmann, W. Ries")

KOMETEN
  88 Auffallende Kometen des dritten Quartals 2018 (Pilz Uwe)
  89 Fast vom Winde verweht - 46P/Wirtanen über dem Sauerland (Stefan Binnewies)

SONSTIGES/VDS
  90 Planetarischer Nebel NGC 246 (Walter Gröning)

PLANETEN
  91 Die Planetentagung 22. bis 23. September 2018 in Bonn (Gährken Bernd)

RADIOASTRONOMIE
  92 Neues aus der Fachgruppe Radioastronomie (Katja Schuller)
  93 "Sternbilder sind für Optiker" - Rückblick eines radioastronomischen Anfängers auf die EUCARA 2018 (Frank Thede)
  95 Junge Menschen am Astropeiler Stockert - Eine Schülerin bestimmt die Rotationskurve der Milchstraße ("Walter Gengel, Victoria Fethke")

SONNE
  98 Sonnenaktivität: Auf dem Weg zum Minimum (A. Bulling)

SPEKTROSKOPIE
  99 Das Arbeitsprinzip eines Echelle-Spektrografen (Eversberg Thomas)

SONSTIGES/VDS
  100 Planetarischer Nebel M 76 (Christoph Kaltseis)

STERNBEDECKUNGEN
  101 Kreuzende Schattenpfade - Sternbedeckungen durch (826) Henrika und (225) Henrietta (O. Klös)
  103 Höhepunkte für Beobachter streifender Sternbedeckungen im April und Mai 2019 (Riedel Eberhard)
  VERäNDERLICHE STERNE
  105 Ein stellares Schwarzes Loch ("K. Wenzel F.J. Hambsch")
  108 27. BAV-Tagung vom 19. bis 21.10.2018 in Altenburg (F. Vohla)

SONSTIGES/VDS
  109 Einladung zum Innovationsworkshop "Jugendliche in der Astronomie" (VdS-Geschäftsstelle)
  VERäNDERLICHE STERNE
  111 4. Europäische Veränderlichentagung 2019 in Belgien (EVS2019) (F. J. Hambsch)

NACHRICHTEN
  111 Wir begrüßen neue Mitglieder (VdS-Geschäftsstelle)
  111 Spenden an die Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS-Geschäftsstelle)
  112 Jubiläen 2019 (VdS-Geschäftsstelle)
  114 In Memoriam 2018 (VdS-Geschäftsstelle)
  115 Zum Tod von Peter Stättmayer (Volkmar Voigtländer)

VDS-NOSTALGIE
  116 Das war‘n noch Zeiten, Folge 36 (Völker Peter)

VDS VOR ORT
  119 37. BoHeTa unter dem Motto: Remote-Sternwarten und Gammastrahlen-Pulsare (K.-O. Detken)
  122 Zu Gast beim ASL 2018 (R. Zebahl)
  123 Reise in die Vergangenheit eines Hobbyastronomen ("R. Schmidt T. Eversberg")

SERVICE
  125 Himmelsvorschau April - Juni 2019 (Melchert Sven, Celnik Werner E.)

BEOBACHTERFORUM
  128 Norwegen im Winter - Reise zu den Polarlichtern (M. Hoppe)
  133 Perseiden und Leoniden 2018: Ergebnisse der FG Astrofotografie (Riepe Peter)

KLEINE PLANETEN
  137 Drebach-South, eine neue Südsternwarte (Lehmann Gerhard)

VORSCHAU
  141 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen April - Juli 2019 (WEC)

SONSTIGES/VDS
  143 Wichtige Informationen für unsere Mitglieder! (VdS-Geschäftsstelle)
  144 VdS-Fachgruppen-Redakteure (VdS-Geschäftsstelle)
  144 VdS-Fachgruppen-Verantwortliche (VdS-Geschäftsstelle)

Textinhalt des Journals 69

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VdS-Journal Nr. 69

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Nach Redaktionsschluss

Erste Ergebnisse: Der Krebsnebel M 1 im polarisierten Licht

von Michael Nolle

Seit meiner Jugend war ich von den Bildern in Burnham's Celestial Handbook [1] fasziniert, die den Krebsnebel im polarisierten Licht zeigen. So stand das Projekt ,,M 1 im polarisierten Licht" schon sehr lange auf meiner ,,To-do"Liste. Doch warum kostbares Licht von einem Deep-Sky-Objekt mittels Polarisationsfilter verschwenden? Fast jeder

kennt Farbaufnahmen des Krebsnebels, die eine graue Wolke mit relativ wenigen Strukturen zeigen, in der feine, rote Filamente eingelagert sind. Diese Filamente werden überwiegend durch Linienemissionen des angeregten Wasserstoffs H, des ionisierten Schwefels [SII] und des doppelt ionisierten Sauerstoffs [OIII] verursacht. Der graue Kontinuumsnebel

wird allerdings durch Synchrotronstrahlung hervorgerufen. Synchrotronstrahlung entsteht, wenn elektrisch geladene Teilchen wie Elektronen in ihrer geradlinigen Bewegung durch das Magnetfeld des Pulsars abgelenkt werden. Das Licht der Synchrotronstrahlung ist polarisiert.

1 M 1 in den Polarisationsrichtungen 0 Grad , 45 Grad , 90 Grad und 135 Grad (von oben links nach unten rechts). Aufnahmedaten im Text
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Nach Redaktionsschluss

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Unsicher, ob sich da wirklich Unterschiede in den Nebelstrukturen darstellen lassen, wollte ich für den Anfang nicht zu viel Belichtungszeit pro Polariationsrichtung investieren. Die ersten Versuchsbilder erscheinen mir jedoch interessant, vorzeigbar und diskussionswürdig. Daher zeige ich hier schon jetzt diese ersten Resultate. Mir ist klar, dass ich sicher noch einmal an die Bearbeitung gehe. Mit diesem Vorbericht habe ich natürlich auch noch keine Auswertung vorgenommen.
Als Aufnahmeteleskop verwendete ich meinen 8-zölligen Ritchey-Chretien bei f/8 auf einer EQ8-Montierung. Jedes der vier Bilder in der Abbildung 1 besteht aus 12 Einzelaufnahmen von je 5 Minuten Belichtung mit meiner gekühlten und astromodifizierten Canon EOS 700D bei einer Einstellung von ISO 3200. Der Kamerasensor wurde auf -15 Grad C gekühlt. Der lineare Polarisationsfilter von Hama entstammt meiner alten Fotoausrüstung und wurde teleskopseitig in den Klappspiegel geschraubt. Für die unterschiedlichen Polarisationsrichtungen wurde der ganze Okularauszug mitsamt dem Spiegel und der Kamera gedreht. Dadurch ist sichergestellt, dass die Ausrichtung der Kamera zum Polarisationsfilter gleich bleibt und nicht versehentlich und nicht nachvollziehbar verändert wird.
Die Bilder mit der Polarisationsrichtung 0 Grad , 90 Grad und 45 Grad wurden in der Weihnachtsnacht 2017 gemacht, die mit 135 Grad am 6. April 2018. Um eine Vergleichbarkeit zu erhalten, habe ich zuerst alle Bilder identisch bearbeitet. Gestackt wurden sie mit DeepSkyStacker (DSS) im Sigmaclipping-Modus, sie enthalten Dark-, Flat- und Biaskorrekturen. Die Hintergrundkalibrierung habe ich ebenfalls mit DSS durchgeführt und die Ergebnisse bzw. Hintergrundpixelwerte waren bei allen vier Stacks auch schön neutral und identisch. Des Weiteren habe ich die Bilder mit Photoshop (PS) gedreht, zur Deckung gebracht, ausgeschnitten und leicht linear kontrastvertärkt. Meine übliche Vorgehensweise bezüglich einer realistischen Farbwiedergabe von DeepSky-Objekten ist die Benutzung von sorgfältig bestimmten Weißabgleichfaktoren, welche ich ebenfalls in DSS eingebe. Das klappt eigentlich immer gut und gibt mir generell realistische Bilder, die ich normalerweise nicht mehr in der

Farbe (außer Sättigung) verändere. Wie auch immer, bei speziell einem Bild habe ich eine leicht andere Farbnuance erhalten, die mich beim Bildvergleich bezüglich der Strukturunterschiede sehr störte. Grund dafür könnte der starke Gradient in der Lichtverschmutzung sein, den ich hier auf der Mittelmeerinsel von Gozo/Malta in Ostwestrichtung habe. Die Intensität der LED-Straßenbeleuchtung wird obendrein um 23 Uhr um 25 % reduziert. Dementsprechend waren die Hintergrundhelligkeiten der Einzelbilder sehr unterschiedlich. Daher habe ich alle vier Stacks zusätzlich einer Kalibrierung im Farbindex B-V mittels Regim unterzogen. Das Ergebnis ist sehr zufriedenstellend geworden und liefert auf allen vier Bildern einen relativ neutralen Synchrotronnebel. Zum Schluss kam ein leichter Rauschfilter mit Noiseware Community zum Einsatz.
Die Transparenz war während der 135 Grad -Aufnahme wohl doch deutlich schlechter als ich dachte. Dann war es obendrein windig und ich musste einige Aufnahmen verwerfen, weil die Sterne zu groß oder zu lang waren. Ein kleiner Nachführfehler ist immer noch sichtbar. Alles im Allem habe ich bei diesem Bild nicht dieselbe Grenzgröße wie auf den anderen erreicht, was sich auch am Nebel bemerkbar macht. Eigentlich widerstrebt es mir, eine selektive Bearbeitung um des optischen Eindrucks willen zu machen, denn eine spätere Auswertung soll ja die tatsächlichen Unterschiede im Nebel auch quantitativ hervorheben. Dies kann z.B. dadurch geschehen, dass man ein Bild vom anderen subtrahiert. Daher sollten die Bilder unbedingt gleich entwickelt werden. Wie auch immer - auch in diesem Fall war es sehr lästig, dass ein Bild einfach unterschiedlich war. Ich habe daher bei diesem Bild die Belichtung in PS um 0,5 Blenden erhöht und Sterne und Filamente erscheinen nun zu den anderen vergleichbar.
Obwohl ich wegen der Schönheitskorrekturen nicht 100 % zufrieden bin, ist das Ergebnis doch interessanter und ganz anders als die alten Aufnahmen in Burnham's Celestial Handbook geworden. Das ist natürlich eine sehr alte Referenz und obendrein sind die Bilder dort nur schwarzweiß, doch habe ich im Internet keine richtigen RGB-Bilder gefunden, die den Nebel in unterschiedli-

chen Polarisationen darstellen, lediglich kombinierte Falschfarbenbilder. Das kleine Symbol in der rechten, oberen Ecke der Teilbilder in der Abbildung 1 stellt die jeweilige Polarisationsrichtung dar, Norden ist oben. Ein einfacher Vergleich meiner Aufnahmen zeigt erfreulicherweise schon sehr deutliche Unterschiede im Synchrotronnebel - je nach Polarisationsrichtung, ob großräumig oder kleinskalig. Ich habe mit diesen vier Aufnahmen eine Animation erstellt, die die Unterschiede durch das polarisierte Licht noch mehr ins Auge springen lässt. Die Animation findet sich unter [2]. Ich empfehle in den Full-screen-Modus zu gehen, damit die Animation automatisch wiederholt wird.
Wer Tipps zum Thema hat, kann mir gern über michaelnolle@yahoo.co.uk eine E-Mail senden. Inzwischen ist M 1 ja wieder sichtbar, so dass ich mein Projekt fortsetze und weitere Belichtungen anschließe. Es wird aber schwierig sein, die Ausrichtung des Filters genau gleich hinzubekommen.
Literaturhinweise und Weblinks (Stand: Februar 2019): [1] R. Burnham Jr., 1979: ,,Burnham's
Celestial Handbook", Dover Publishing Inc. [2] M. Nolle, 2018: ,,Animation der Unterschiede im polarisierten Licht von M 1", www.flickr.com/photos/ michaelnolle/42154540550/
Errata
Liebe Leserinnen und Leser, in der Ausgabe 68 des ,,Journals für Astronomie" wurden bei zwei Artikeln Bilder vertauscht, wir bitten dies zu entschuldigen. Den ersten Artikel, ,,Erste Ergebnisse: Der Krebsnebel M 1 im polarisierten Licht" wiederholen wir auf dieser Seite. Der zweite Artikel ist ,,Beobachtung von Eisnebelhalos im Erzgebirge" ab Seite 53 in Heft 68. Bei Interesse greifen Sie in diesem Fall bitte auf die PDF-Datei im Mitgliederbereich unter www.vds-astro.de zurück.
Die Redaktion
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Astronomische Vereinigungen

Zwei Jahre Fachgruppe Astronomische Vereinigungen - ein Resümee
von Rolando Dölling, Michael Schomann und Astrid Gallus

Die Entstehung der VdS-Fachgruppe Astronomische Vereinigungen ist schnell erzählt. Die VdS startete vor einigen Jahren im VdS-Journal für Astronomie die Rubrik ,,Podium". Hier konnten sich die Sternwarten und Astronomischen Vereinigungen in Wort und Bild vorstellen. Diese Rubrik fand viel Zuspruch und entwickelte sich schnell zu einem Renner.

In diesem Zusammenhang hatte Bodo Hübner die damalige VdS-Beisitzerin Astrid Gallus zum 4. Norddeutschen Sternwartentreffen 2014 als Gast eingeladen. Diese war über die vielen gemeinsamen norddeutschen Aktivitäten sehr erfreut. Unter anderem stellte Torsten Lohf aus Lübeck dort das bis heute gültige Internetportal der norddeutschen Amateurastronomen vor.

1 FG-Treffen Astronomische Vereinigungen in Heppenheim 2016, Bild: Michael Schomann

Die Idee einer bundesweiten Vernetzung unter den Sternfreunden, Sternwarten und anderen astronomischen Einrichtungen wurde intensiv erörtert und schon bald kam im Westen zwischen Bochum und Essen der Wunsch auf, es den Norddeutschen gleich zu tun.
Im Oktober 2016 fand dann auf Einladung der Vereinigung der Sternfreunde in Heppenheim das Gründungstreffen einer neuen Fachgruppe statt. Bezeichnend wurde der Name ,,Astronomische Vereinigungen" gewählt. Mit über 70 hoch motivierten Teilnehmern aus der ganzen Bundesrepublik wurde dort getagt, den ganzen Tag lang Pläne geschmiedet und Aufgaben verteilt. Naheliegend war eine Aufteilung in vier Regionalgruppen entsprechend den Himmelsrichtungen, am Ende des Tages waren es fünf Regionen, die gebildet wurden. Die fünfte Region sollte die Mitte Deutschlands darstellen. Zudem ergaben sich vier Fachthemenbereiche: Jugendarbeit, Lobbyarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und Interne Vernetzung.
Für jede Region wurde mindestens ein Regionalleiter gewählt. Ebenso bekam jedes Fachthema einen Referenten. Als Spitze wurde dann noch der Fachgrup-
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penleiter mit einem Stellvertreter gewählt sowie ein Fachredakteur. Das waren dann 12 Aufgabenbereiche und darin lag ein Problem. Trotz der euphorischen Stimmung mit viel Aktivismus bei der Gründung kam das Erwachen dann nach der ,,Party". Es gab individuell sehr unterschiedliche Vorstellungen, wie und vor allem in welchem Tempo sich die Gruppe weiterentwickeln sollte.
Die Gründung an einem Tag glich einer Revolution, doch jetzt war Evolution gefragt. Dabei kannten sich die meisten Leiter(innen) vorher gar nicht. Es war eine wundervolle Erfahrung, mit fremden Menschen das gleiche Ziel zu verfolgen. Das wichtigste Mittel war und ist die Kommunikation untereinander. Es gelang zwar leider nicht, den Schwung der Gründung mitzunehmen, zumal in einigen Bereichen die gewählten Vertreter dann doch keine Zeit oder Muße für die Arbeit hatten, wodurch wichtige Aufgaben liegenblieben. Dies führte bis zu unserem dritten Treffen am 22.09.2018 in Darmstadt zu personellen Veränderungen, die dort jedoch stabil und zukunftsweisend geklärt wurden. Zum Beispiel hat jetzt jeder Regionalleiter (Mitte fehlt

noch) einen gewählten Vertreter, so dass eine durchgehende Arbeit gesichert ist und die Verantwortung von zwei Personen getragen wird. Dieses Prinzip wird auch bei den Fachthemen angestrebt.
Das Wichtigste war und ist die Entwicklung in den Regionen. Und dort vor Ort ließ man sich nicht aufhalten und arbeitete an der Erweiterung, so dass sich die Regionen in den zwei Jahren kräftig vergrößerten. Alle Regionen laden mindestens einmal im Jahr zu einem Treffen ein oder sehen sich sogar zweimal im Jahr zum Austausch und Anstoß gemeinsamer Aktivitäten.
Der von allen Teilnehmern ins Auge genommene wichtigste erste Schritt war die Erstellung von vier weiteren Internetportalen ganz nach dem Vorbild der Region Nord. Dies konnte innerhalb des ersten Jahres umgesetzt werden. Es war ein Glück, dass alle Domains noch verfügbar waren. Auch diese Entwicklung verlief also äußerst positiv.
Parallel dazu wurde an einem Logo für die Fachgruppe gearbeitet, welches auch recht schnell umgesetzt wurde: Eine klei-

ne Sternwarte mit Kuppel unter dem Großen Wagen - hierauf konnte man sich sofort einigen!
Mit dem neuen Logo der Fachgruppe kam der Entwurf von Michael Schomann für ein passendes Rollup-Display, welches auf der Mitgliederversammlung der VdS im Oktober 2017 in Heidelberg vorgestellt wurde. Dieses gefiel dem Vorstand der VdS so gut, dass er gleich für jede Region eine eigene Ausfertigung anschaffen ließ.
Zum ATT 2018 erhielt der Flyer der FG AV sein Firstlight und war kurz danach bereits total vergriffen. Bis dieses Heft erscheint, dürfte die nächste Auflage längst gedruckt sein.
Die noch am Gründungstag eingerichtete Mailingliste war und ist bis heute das wichtigste Werkzeug unserer Kommunikation. Mit ihrer Hilfe wurde das Logo, das Rollup-Display, der Flyer besprochen, Termine bekannt gegeben und zum Beispiel über das Wie und Wann des Astronomietages diskutiert. Die dortigen Mondfinsternisbeiträge aus dem Juli 2018 fanden sogar den Weg ins Schwerpunktthema des VdS-Journals für Astronomie Nr. 68. Die Fachgruppe Astronomische Vereinigungen ist auch im Forum der VdS zu finden. Einige Male gab es Telefonkonferenzen. Etabliert haben sich eine große Tagung einmal im Jahr sowie ein einstündiges Treffen im Rahmen des jährlich stattfindenden ATT in Essen. Hierzu sind alle Interessierten stets eingeladen.
Die Fachgruppe widmet sich, wie bereits oben erwähnt, neben ihrer Erweiterung noch sehr speziellen Einzelthemen, die alle Sternwarten und Astronomischen Vereinigungen interessieren: Sponsoring und Finanzen, Referentenpool, Ehrenamt. Wir freuen uns, Ihnen heute einige Beiträge zu diesen Themen präsentieren zu können.
In der Gegenwart und für die Zukunft wird die Fachgruppe Astronomische Vereinigungen Antworten zur Vernetzung der Sternfreunde in Deutschland finden, wie sie auch schon im Flyer definiert sind. Auch innerhalb der VdS mit ihren 4.000 Mitgliedern und 18 Fachgruppen kann die Kommunikation untereinander ausgebaut werden. Letztendlich ist es der Einzelne, der den Baustein für das Ganze bildet. Doch das WIR gewinnt und es macht Spaß, dabei zu sein!

Astronomische Vereinigungen

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2 Rollup der FG AV,
Bild: Michael Schomann

3
Logo der FG AV, Bild: Michael Schomann

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Astronomische Vereinigungen

REGION NORD:

Das achte Norddeutsche Sternwartentreffen (NST)

am 16. Juni 2018 in Bremen
von Hans Karl Engeldinger

1 Tagungsteilnehmer 8. NST,
Foto: H. K. Engeldinger

In diesem Jahr hatte die Olbers-Gesellschaft e.V. mit der Walter-Stein-Sternwarte und dem Olbers-Planetarium eingeladen und es wurde eine spannende und vielseitige Tagung mit Beiträgen aus verschiedensten Feldern der Astronomie. An dem Treffen beteiligten sich Vertreter von 12 verschiedenen astronomischen Institutionen. Dies waren in der Reihenfolge von Nord nach Süd: Die Sternwarten Glücksburg, Rostock, Lübeck und Tornesch, die Sternfreunde Bremerhaven, der Astrokreis Wilhelmshaven, die Astronomische Vereinigung Lilienthal, die Olbers-Gesellschaft und das Zentrum für angewandte Raumfahrt-Technologie, beide in Bremen, sowie die Sternwarten Südheide, Braunschweig-Hondelage und Osnabrück.
Die insgesamt 40 Teilnehmer wurden von den Gastgebern mit einem vortrefflichen Frühstück begrüßt. Danach führte der Vorsitzende der Olbers-Gesellschaft, Holger Voigt, die Anwesenden in den Räumen der Bremer Hochschule durch das Programm.
Den ersten Fachvortrag hielt Herr Prof. Lämmerzahl vom Zentrum für angewandte Raumfahrt-Technologie und Mikrogravitation (ZARM). Die spannenden Ausführungen drehten sich um Versuchsergebnisse aus der Experimentalphysik, gewonnen im berühmten ,,Bremer Fallturm" mit einer Höhe von 146 m. Hier wird z.B. das Verhalten von Materialien bei hoher Beschleunigung im Hochvakuum und bei extremer Kälte (1015 K) untersucht - also unter Weltraum-

bedingungen. Neben den Forschungen zur Raumfahrt-Technologie laufen dort auch Experimente zur Mikrogravitation und zum Strömungsverhalten von Gasen und Flüssigkeiten. Michael Schomann von der Sternwarte Braunschweig-Hondelage berichtete über die Einbindung des NST in die Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS). Er war im Oktober 2016 bei der Gründung der VdS-Fachgruppen ,,Astronomische Vereinigungen" in Heppenheim zum Sprecher der Gruppe Nord gewählt worden. Von dem norddeutschen Astrofotografentreffen im April 2018 in Braunschweig zeigte er neue, selbst erstellte, sehenswerte Zeitraffer-Movies.
2 Holger Voigt von der Olbers-
Gesellschaft, Foto: H. K. Engeldinger

Bodo Hübner, der Leiter des Sternwartenvereins Tornesch, stellte ein neues Projekt vor. Darin geht es um die ehrenamtliche Arbeit von Vereinsmitgliedern. Sein Appell: Es sollen möglichst viele astronomische Institutionen die Aktivitäten ihrer Mitglieder ein Jahr lang aufsummieren und an die VdS weiterleiten. Beispielsweise wurden von den Aktiven des Tornescher Vereins in 2017 2.500 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet. Ziel der Aktion ist es, die astronomische Bildungsarbeit landesweit zu erfassen, um diese über die Medien in der Gesellschaft publik zu machen.
Zum Entspannen gab es eine Sondervorstellung im Olbers-Planetarium an der Bremer Hochschule für Nautik. Hierbei führte der Planetariumsleiter Andreas Vogel das Ruder. Er lenkte uns mit Hilfe von Jakobsstab und Sextant, zuletzt mittels GPS, auf eine vergnügliche Tour über den Sternenhimmel.
Die AVL Lilienthal war mit zwei Vorträgen vertreten, und in beiden spielte das ,,Telescopium" eine große Rolle. Es handelt sich um das geschichtsträchtige Riesenteleskop mit 50,8 cm Öffnung und 27 Fuß (8,25 m) Brennweite, das 1794 von J. H. Schroeter in Lilienthal bei Bremen fertiggestellt wurde. An diesem Gerät hatte der Astronom K. L. Harding im Jahr 1804 den Asteroiden Juno entdeckt.
Die geschichtliche Tradition der AVL wurde von Kai-Oliver Detken vorgestellt

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- natürlich mit dem Telescopium im Mittelpunkt. Gerald Willems berichtete, wie ein originalgetreuer Nachbau entstand, der 2015 eröffnet wurde und nun in voller Größe als neues historisches Wahrzeichen in Lilienthal zu bewundern ist.

Zur Mittagspause hatten wir Gelegenheit, die Walter-Stein-Sternwarte auf dem Hochschulgebäude mit dem 12-ZollNewton-Teleskop und dem 13-cm-Refraktor zu besichtigen.

Mit einem Sprung in den Norden von Island nahm Dr. Gerald Holtkamp vom Naturwissenschaftlichen Verein Osnabrück die Teilnehmer mit in die Welt der Polarlichter. In seinem unterhaltsamen Reisebericht mit dem Titel ,,Nordlichter im Sonnenminimum" konnte er belegen, wie das Auftreten von koronalen Löchern die Aktivität beeinflusst. Eindrucksvolle Bilder und Videosequenzen einer spektakulär leuchtenden Atmosphäre vollendeten seinen Vortrag.
Erstaunliches berichtete auch Thomas Biedermann von der Sternwarte Südheide: Aus einer Schüleridee entstand dort ein Radioteleskop für ernsthaft be-

3 ,,Telescopium" AVL Lilienthal, Foto: H. K. Engeldinger

triebene Astronomie. Die Betreuer der Sternwarte und 10 Schüler und Schülerinnen hatten sich Anregungen zum Bau u.a. aus Effelsberg in der Eifel eingeholt. Heraus kam ein Radioteleskop mit einer 4-Meter-Parabolantenne samt geeigneter Auswertestation (Spektrum-Analysator). Beobachtungsobjekte sind die Galaxis (21-cm-Linie des neutralen Wasserstoffs) und die Radioquelle im Objekt Cygnus A. Das offizielle Treffen endete mit einem großen Lob an die Veranstalter und der noch offenen Frage, welche Sternwarte

das 9. Norddeutsche Sternwartentreffen im Jahr 2019 übernimmt. Noch wird überlegt ...!
Mein persönliches Fazit: Das Treffen war von der Olbers-Gesellschaft Bremen gut organisiert, bot anspruchsvolle Beiträge mit einer ausgezeichneten Gästebetreuung - war also optimal! Nur hätte ich mir etwas mehr Zeit zum Erfahrungsaustausch zwischen uns Teilnehmern gewünscht.

REGION SÜD:
Das zweite Süddeutsche Sternwartentreffen am 23. Juni 2018
von Thomas Hilger

Nach dem ersten Süddeutschen Sternwartentreffen 2017 in Neumarkt in der Oberpfalz war klar, dass es mit der Fachgruppe im Süden weiter gehen würde. Auf der AME in Villingen-Schwenningen 2017 konnte ich Rolf Bitzer, den ersten Vorsitzenden der Sternwarte Zollern-Alb in Baden-Württemberg, als Ausrichter für das zweite Süddeutsche Sternwartentreffen 2018 gewinnen.
Inspiriert vom Erfolg der ersten Tagung sollte es auch dieses Mal neben dem Austausch und Kennenlernen wieder zwei Themenschwerpunkte geben: Lichtverschmutzung und Jugendarbeit. Pünktlich um 10:00 Uhr konnten wir am 23.06.2018 mit unserer Tagung starten, der Ablauf wurde besprochen und Rolf

Bitzer stellte zum Start die Sternwarte Zollern-Alb vor. Aufmerksam lauschten wir seinen Ausführungen, denn das ganze Sternwartenareal macht einen sehr imposanten Eindruck. Es wurde schnell ersichtlich, wie wichtig ein gutes Netzwerk in die Wirtschaft, zu den Menschen und vor allem auch in die Politik ist. Der erste Bürgermeister von RosenfeldBrittheim ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich zu begrüßen und bot neben seinem Grußwort einen Überblick über die Region. So wurde ersichtlich, wie eng die Zusammenarbeit mit der Sternwarte ist, ein wesentlicher Punkt, der zu diesem Erfolg geführt hat. Das hat nicht zuletzt auch dazu geführt, dass die Stadt Rosenfeld sehr bewusst das Thema Beleuchtung angeht.

1 Alexander Geiss beim Vortrag,
Foto: Rolando Dölling
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Astronomische Vereinigungen

2 Mathias Engel beim Vortrag, Foto: Rolando Dölling

Im Anschluss an den Besuch des Bürgermeisters begann die Vorstellungsrunde der Teilnehmer; dabei entstanden oft Fragen, die gleich beantwortet wurden.

Hieraus entwickelte sich eine Eigendynamik, die zu einem guten Dialog führte. Man spürte, wie engagiert die Teilnehmer in ihren Vereinen, Sternwarten und

Stammtischen arbeiteten und wie groß der Gesprächsbedarf war.
Alexander Geiss war der Referent für das Thema Lichtverschmutzung. Er stellte seine Bemühungen im Kampf gegen die Lichtverschmutzung vor. Wichtig waren ihm dabei nicht nur die Auswirkungen auf den Nachthimmel, sondern auch auf den Menschen und das Tier. Er zeigte auf, wie anhand von Immissionsschutzrecht es etliche Möglichkeiten gibt, wenigstens die Zunahme der falschen Beleuchtung einzudämmen. Sein Tenor: Es ist essentiell wichtig, von sich aus auf die Menschen, Gemeinden und Betriebe zuzugehen, denn viele wissen einfach nicht, wie schädlich falsche Beleuchtung ist und wie einfach sinnvolle Beleuchtung funktioniert.
Das Thema Lichtverschmutzung begleitete uns auch noch in der Mittagspause.

3 Teilnehmer am 2. Süddeutschen Sternwartentreffen Foto: Rolando Dölling
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Gestärkt ging es nun zurück an die Arbeit. Mathias Engel war inzwischen angereist und stellte das Projekt ,,Sternenpark Schwäbische Alb" vor. Es ist schon bewundernswert, mit wie viel Einsatz und Ausdauer dieses Projekt betrieben wird. Leider führte es noch nicht zum gewünschten Erfolg. Da die Fläche, auf dem der Sternenpark errichtet werden soll, sehr groß ist, gibt es hier natürlich noch sehr viel Überzeugungsarbeit zu leisten. So soll erst einmal versuchsweise der Truppenübungsplatz Münsingen als Sternenpark, als Vorläufer für seine große Schwester, ,,Sternenpark Schwäbische Alb", installiert werden.
In Vertretung von Manuel Philipp durfte ich den ,,Sternenpark Winklmoos-Alm" vorstellen. Dabei versuchte ich, sowohl die Idee, Entstehungsgeschichte als auch praktische Beispiele seiner Arbeit zu vermitteln. Manuel wählte einen anderen Weg als die bisherigen Sternenparks, aber natürlich war auch hier die Unterstützung der Gemeinde, der Almbauern und sogar der Gastwirte notwendig. Durch langwierige Überzeugungsarbeit, aber auch mit ,,einfach mal Machen", konnten in zwei Jahren von der Idee bis zur offiziellen Anerkennung sämtliche Bedingungen der International Dark Sky Association erfüllt werden. Hierbei hat Dr. Andreas Hänel von der VdS-Fachgruppe DarkSky maßgebliche fachliche Unterstützung geleistet.
Im Anschluss an den Themenblock Lichtverschmutzung hielt Peter Wüst einen sehr anschaulichen Vortrag zum Thema: ,,Mit dem Dobson sicher ans Ziel - Mit einfachen Mitteln (Neigungswinkelsensor aus dem Baumarkt) einen Goto-Dobson bauen". Nicht nur für mich waren da einige interessante Anregungen dabei.
Im zweiten Themenblock wurde die Jugendarbeit in den Vereinen besprochen. Benedikt Schnuchel von der Bayerischen Volkssternwarte Neumarkt stellte zunächst die Voraussetzungen für eine Jugendgruppe im Verein vor: Gesetzliche Auflagen wie das Jugendschutzgesetz und das Vereinsrecht. Dennoch ist es für die Jugendlichen enorm wichtig, das Gefühl zu haben, selbstständig zu entscheiden. So können Jugendliche besser motiviert werden mitzumachen und auch später im Verein ihren Beitrag zu leisten. Als Weiteres wurde auf den Kreisjugendring verwiesen, der zu diesem Thema als Unterstützung fungieren kann.
Aus der Runde der Teilnehmer wurde über ihre Erfahrungen berichtet. Es war festzustellen, dass alle Probleme haben, Jugendliche für das Thema Astronomie zu gewinnen und für das Vereinsleben zu interessieren. Ein Weg könnte sein, aktiver mit Schulen zusammenzuarbeiten. Im Anschluss daran wurden in einer freien Diskussionsrunde weitere Themen behandelt. - Verwendung von Laserpointern bei Sternführungen? ja/nein (Laserschutz
bestimmungen) Alternative: Starke LED-Lampen - Videoastronomie bei Führungen
- Sinn oder Unsinn? - Wie kann man den Besuchern das Gesehene im Okular vermitteln?
- Durch Erläuterungen während der Beobachtung an das Objekt heranführen. So kann das Seherlebnis gesteigert werden.
Zum Schluss stellte Rolando Dölling, Fachgruppenleiter der VdS-FG AV, die Arbeit der VdS vor. Dabei wies er auf die Möglichkeit der Vernetzung untereinander hin, die mit dieser Fachgruppe erreicht werden soll.
Als Ausrichter des nächsten Treffens am 15.06.2019 konnte die Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren gewonnen werden, denn nach dem Treffen ist vor dem Treffen!
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Teilnehmern bedanken. Mir wird dieses Treffen noch lange in Erinnerung bleiben. Ebenso geht mein besonderer Dank nochmals an die Sternwarte Zollern-Alb, ohne deren Gastfreundschaft und Vorbereitungen dieses Treffen nicht möglich gewesen wäre.

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Astronomische Vereinigungen

SPONSORING & FINANZEN:
Pimp my Observatory
von Marco Ludwig

Investitionsstau, Unterfinanzierung oder schlichtweg Geldnot sind Begriffe, die in Deutschland leider auf etliche Astronomievereine zutreffen. Die Gründe dafür sind vielschichtig, aber alle Vereine eint die Frage: Wie kann man etwas dagegen tun? Es ist eine Frage, die man sich an der vhs-Sternwarte Neumünster über Jahrzehnte gestellt hat. In den vergangenen zehn Jahren gelang es den Amateurastronomen jedoch, die Situation grundlegend zu ändern.

Im Sommer 2008 sollte die größte Sternwarte im nördlichsten Bundesland zum letzten Mal ihre Sternwartenkuppel öffnen. Es gab kein Geld, einen riesigen Investitionsstau und kaum Mitglieder. Da die Einrichtung der Volkshochschule gehörte und ehrenamtlich betreut wurde, sah man damals keine Möglichkeit, die vhs-Sternwarte noch zu retten. Als Notlösung bot ich mich als Leiter an - unter der Bedingung, dass eine Lösung für die andauernde Unterfinanzierung gefunden werden müsse.

Die vhs-Sternwarte ist als Teil der Volkshochschule zwar eine indirekt städtische Einrichtung, sie verfügte jedoch nie über einen eigenen Etat. Wenn also ein neues Okular gebraucht oder ein Raum tapeziert werden sollte, gab es schlichtweg kein Geld. Die Mitglieder mussten stets selbst für Investitionen sorgen. Somit verfiel die Sternwarte zusehends. Nach der Beinahe-Schließung merkte man auch seitens der Verantwortlichen bei der Stadt den Änderungsbedarf. Die Sternwarte braucht Geld und am besten in Form von Spenden. Aber wie sollte das gelingen? Um für mögliche Spender attraktiv zu werden, gründeten wir einen gemeinnützigen Förderverein. Somit durften wir Spenden auch mit einer Spendenquittung gegenzeichnen. Ein weiteres Problem der Sternwarte war aber auch ihr Bekanntheitsgrad. Innerhalb Neumünsters wusste kaum jemand, dass es in der Stadt tatsächlich eine Sternwarte gab. Also musste die Öffentlichkeitsarbeit optimiert werden.
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1 Polarstern-Startrails über der Kuppel der vhs-Sternwarte Neumünster

Die erste Spende Die Wunschliste war lang und ganz oben stand im Jahr der Astronomie ein Beamer, mit dessen Hilfe auch digitale Bilder des Sternenhimmels präsentiert werden konnten. Mit der Bitte um Unterstützung wandte sich der ehemalige Sternwartenleiter an seine Hausbank, die kurzerhand

entsprechende Mittel zur Verfügung stellte. Auch wenn es nur rund 1.000 Euro waren, so war es doch die erste größere Investition nach über einem Jahrzehnt. Außerdem motivierte dieser Erfolg die Mitglieder, in ihrem Umfeld nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen.

Ihr Reisebegleiter -- zu den Sternen

Wer als Urlauber südlich des Äquators in den Nachthimmel schaut, hat meistens Mühe, sich zu orientieren. Wann kann man das berühmte Kreuz des Südens sehen? Wo ndet man die Magellanschen Wolken und welche anderen himmlischen Schätze gibt es zu entdecken? Erich Karkoschkas Sternführer hilft, die Sternbilder des Südens zu bestimmen, und gibt Hobbyastronomen Beobachtungstipps für die schönsten Fernglasobjekte. Dank seines einzigartigen Konzepts ist das Buch bereits ab den Urlaubsländern am Mittelmeer verwendbar.

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Das nächste Projekt war schnell gefunden: Der alte Vortragsraum sollte modernisiert werden. Man brauchte Baumaterial und für manche Arbeiten auch Handwerker. In meinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb fand ich einen Partner für die Lieferung von Baumaterial. Die einzige Bedingung war jedoch das Erbringen von Eigenleistung in Form handwerklicher Tätigkeiten. Abreißen, Wärmedämmung einbauen und Gipsfaserplatten montieren konnten wir selbst und brauchten keine Profis hierfür zu engagieren. Während die Sternwartenmitglieder Hunderte Stunden daran im Seminarraum arbeiteten, gelang es, weitere Partner zu gewinnen, und in nur sechs Monaten war der neue Seminarraum entstanden. Neben der öffentlichen Aufmerksamkeit war für manche Betriebe auch interessant, dass sie ihre Auszubildenden zum eigenverantwortlichen Arbeiten in die Sternwarte schicken konnten. Reklamationen und Konventionalstrafen waren bei uns ja nicht zu befürchten.
Die Arbeiten am Seminarraum waren noch nicht beendet, da kündigte sich das

nächste Großprojekt an. Die Kollegen der Sternwarte Lübeck hatten von verschiedenen Stiftungen fast 100.000 Euro für ein neues Hauptinstrument gesammelt. Das alte Gerät bot man uns für eine günstige vierstellige Summe an. Aufgrund der Erfahrungen mit dem Seminarraum fühlten wir uns dem Projekt gewachsen, nur Geld hatten wir keines. Aufgrund privater Kontakte eines Sternwartenmitgliedes änderte sich aber auch dies und völlig unverhofft wanderte das rund eine Tonne schwere Hauptinstrument in die vhs-Sternwarte. Mit Unterstützung bereits bekannter Firmen sanierten wir dann auch gleich die Sternwartenkuppel und konnten das 40-jährige Jubiläum der Sternwarte mit neuen Attraktionen feiern.
Die Geister, die ich rief Besseres Equipment, ein funktionierender Seminarraum und mediale Aufmerksamkeit hatten innerhalb von drei Jahren dazu geführt, dass die vhs-Sternwarte auf einmal zahlreiche Anfragen von Besuchergruppen und Schulklassen bekam. Gerade bei der Betreuung von Schulklassen stellte sich aber die Frage, was man

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denn während der Schulzeit am Himmel beobachten könnte. Schnell wuchs der Wunsch nach einem eigenen Sonnenteleskop, aber der Förderverein hatte zu der Zeit lediglich einen Jahresetat von ca. 500 Euro - zu wenig für große Sprünge. Erstmals in der Sternwartengeschichte Neumünster wurde daher ein Antrag auf Förderung durch eine Stiftung gestellt. Die Stiftung der Sparkasse Südholstein hat diesen einige Monate später bewilligt und 8.600 Euro für eine umfangreiche Ausrüstung zur Verfügung gestellt. Das war bis dahin die größte Einzelspende in der Geschichte unseres Vereins. Eingeweiht wurde das Gerät medienwirksam mit der Leitung der Sparkasse sowie dem Oberbürgermeister. Getauft wurde das Fernrohr im Sinne des Spenders mit dem Namen der Bank - in Neumünster gibt es daher seitdem das ,,SparkassenTeleskop".
In den Folgejahren gab es immer wieder kleinere oder größere Spenden. Zuletzt überraschte uns die Sparda-Bank mit 5.700 Euro für ein mobiles Fernrohr, das heute als ,,Spardaskop" bezeichnet wird. Im Sommer 2018 fanden wir neue Wege,
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Astronomische Vereinigungen

2 Das 40-jährige Sternwartenjubiläum
mit neuem ,,altem" Hauptinstrument und sanierter Kuppel im November 2011

um an eine weitere Spende zu gelangen: Wir warben in einer Radioaktion um eine Vereinsspende. Man wurde schnell auf uns aufmerksam, da wir um eine Pfadfinderjurte für Teleskoptreffen geworben hatten. Eine Sternwarte, die ein Zelt beantragt, erschien den Verantwortlichen so ungewöhnlich, dass innerhalb kürzester Zeit die Zusage für eine Spende eintraf.
In den vergangenen zehn Jahren hat es an der vhs-Sternwarte ein geschätztes Spendenvolumen von ungefähr 50.000 Euro gegeben. Dabei rechnen wir Materialspenden und Arbeitsleistungen mit ein. Projekte mit Hilfe von Spenden zu realisieren, ist bei uns inzwischen keine Ausnahme mehr. Wenn es eine Idee gibt, überlegen wir gezielt, wie eine Umsetzung erreicht werden kann. In vielen
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3 Mitarbeiter der Bank übergeben das neue ,,Spardaskop" an den Vorsitzenden des
Fördervereins Stefan Bruns im Dezember 2017.

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Fällen waren wir damit auch erfolgreich. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre habe ich daher einige Tipps formuliert, die helfen können, Sponsoring und Spenden zu ermöglichen (s. Kasten).
Bei aller Euphorie über das Erreichte gilt es aber doch, auf dem Teppich zu bleiben. Die zahlreichen Erfolge sind keine Einzelleistung, sondern das Ergebnis des Engagements aller Mitglieder in vielen Bereichen. Und auch kritische Stimmen müssen Gehör finden. Jeder Verein sollte für sich entscheiden, ob es in Ordnung ist, auf ein gespendetes Gerät den Aufkleber einer Firma zu kleben. Wir hätten ohne die enorme Unterstützung der vergangenen Jahre unsere Sternwarte vermutlich schließen müssen. Jetzt ist sie ein echter Besuchermagnet geworden.

Hinweise zu erfolgreichen Spendenaktionen
1. Werden Sie aktiv und bringen Sie ihre Einrichtung in den Fokus der Öffentlichkeit. Astronomie ist ein gefragtes Thema, und mit eigenen Bildern können Sie bei Lokalredaktionen punkten. So können auch mögliche Förderer auf Sie aufmerksam werden.
2. Viele Förderer wünschen sich eine kleine Gegenleistung. Diese kann in Form einer Spendenquittung oder auch einer gemeinsamen Beobachtungsnacht erfolgen. Gerade für Firmen ist es aber wichtig, wenn ihr Engagement auch medienwirksam inszeniert wird. Zögern Sie also nicht, erfolgreiche Projekte in die Öffentlichkeit zu bringen.
3. Förderer favorisieren gerne Projekte, auf die sie einen Aufkleber kleben können. Baumaßnahmen oder Bilderausstellungen scheinen leider eher unbeliebt zu sein. Aber ein Fernrohr, ein Beamer, ein Notebook oder eine Astrokamera sind ideale Projekte.
4. Planen Sie ein Förderprojekt möglichst vollständig. Wenn Sie ein Sonnenteleskop beantragen wollen, sollten Sie auch an Okulare oder eine Montierung denken. Im Idealfall können Sie so Synergieeffekte nutzen.
5. Bringen Sie eine Eigenleistung in Ihr Förderprojekt ein. Wenn Sie Baumaterial gespendet bekommen, können Teile der Baumaßnahmen vielleicht auch durch Vereinsmitglieder erfolgen. Handwerker beteiligen sich gerne an der ,,Hilfe zur Selbsthilfe".
6. Motivieren Sie Ihre Vereinsmitglieder, selbst aktiv nach Förderern zu suchen. Oftmals ergeben sich so Kontakte, die man nie für möglich gehalten hätte. Entscheidend ist aber, dass Spenden nur selten vom Himmel fallen. Sie müssen aktiv werden und ,,Klinken putzen".
7. Gehen Sie wertschätzend mit Ihren Förderern um. Informieren Sie über Ihre Aktivitäten und laden Sie diese ein, um ihnen die Nachhaltigkeit Ihrer Fördermaßnahme deutlich zu machen.
8. Werden Sie nicht übermütig. Wenn Sie gerade ein neues Hauptinstrument unter Ihre Sternwartenkuppel stellen konnten, sollten Sie nicht drei Jahre später ein noch größeres Gerät beantragen. Das könnte auf Unverständnis stoßen und mögliche Förderer vergraulen.

4 Die Modernisierung des Seminarraums 2010 - vorher und nachher

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SPONSORING & FINANZEN:
Aus Wunsch wird Wirklichkeit
- eine Volkssternwarte für den Hochtaunus
von Wolfgang Voigt
Im zwanzigsten Jahr ihres Bestehens möchten die Mitglieder der Astronomischen Gesellschaft Orion Bad Homburg e.V. einen langgehegten Wunsch wahr werden lassen: die Errichtung einer eigenen Sternwarte. Seit Gründung des ,,Arbeitskreises Volkssternwarte" im Mai 2016 ist das Projekt gut vorangekommen und die Sternwarte soll 2019 in Betrieb genommen werden.

Frühere Versuche, eine Sternwarte zu

realisieren, scheiterten bislang immer

an der nötigen Unterstützung von Öf-

fentlichkeit und Politik, doch genau

diese haben sich die Sternfreunde aus

Bad Homburg in den letzten Jahren er-

arbeitet. Im Arbeitskreis Volkssternwarte wurden zunächst drei ganz wesentliche

1 AG-Orion-Mitglieder am 25.08.2018, v.l.n.r.: Oliver Debus, Reinhold Jäger,

Fragestellungen geklärt: die Form der

Wolfgang Voigt und Christian Schmitz, Foto von Michael Feiler

Sternwarte, die nötige Infrastruktur, der

Standort, die Finanzen und die Zielgrup-

pe für die Nutzung.

war es wichtig, den Nutzen für die All- mit anderen Volkssternwarten, deren

gemeinheit herauszustellen. Eine be- Arbeit in etwa der geplanten Arbeit in

Kooperation mit Schulen

sondere Rolle spielt dabei die geplante der Wunschsternwarte ähnelte. So re-

Die Antworten darauf führten schließ- Kooperation mit Schulen, welche dann cherchierten die Vereinsmitglieder Er-

lich zu einer Wunschsternwarte und zu die Volkssternwarte als Schulsternwarte fahrungen mit Geräten und Kuppeln und

einer Kostenplanung, aus der sich her nutzen können. Wichtig war ebenfalls, erfragten Betriebskosten für eine solche

auskristallisierte, dass der Verein auf die Sternwarte barrierefrei zu gestalten. Einrichtung. Auf diese Weise nahmen

Unterstützung der Kommunen und des Es folgte die Besichtigung möglicher das Aussehen und der ideale Standort der

Kreises angewiesen sein würde. Daher Standorte und der Erfahrungsaustausch Sternwarte langsam konkrete Gestalt an.

Die neue Sternwarte wird am Rand des

Bad Homburger Stadtteils Dornholzhau-

sen am ,,Peter-Schall-Haus" entstehen.

Dieses Areal wurde bereits seit 1983

von dem Astronomischen Arbeitskreis

der Volkshochschule Bad Homburg zur

Sternbeobachtung genutzt und hier wur-

de 1998 auch die AG Orion gegründet.

Es ist nicht wirklich der dunkelste Ort

im Hochtaunus, aber er bietet eine gute

Verkehrsanbindung, da der Bad Hombur-

ger Stadtbus bis fast ans Haus fährt. Das

schon bestehende ,,Peter-Schall-Haus"

können die Sternfreunde als Bad Hom-

burger Verein kostenfrei als Vortrags-

und Schulungszentrum nutzen. Da es

sich um ein städtisches Gelände handelt,

auf dem gebaut werden soll, entfallen

Kosten für den Kauf und die Erschlie-

2 Geplante Ansicht der Sternwarte, Simulation

ßung des Grundstücks.

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Astronomische Vereinigungen

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Unterstützung durch Stadt und Kreis Die Volkssternwarte Hochtaunus soll als quadratisches Gebäude mit einer Kantenlänge von 6,5 Metern und einer Höhe von 4 Metern gebaut werden, auf das eine Baader-AllSky-Kuppel mit 4,5 Metern Durchmesser gesetzt wird. Vor dem Gebäude ist zudem eine etwa 30 Quadratmeter große Teleskopterrasse vorgesehen.
Zur Finanzierung des Projekts wandte sich der Verein an die politischen Gremien der Stadt Bad Homburg und des Hochtaunuskreises. Es konnten inzwischen der Bad Homburger Oberbürgermeister Alexander Hetjes als Schirmherr für das Projekt gewonnen und auch der Landrat des Hochtaunuskreises Ulrich Krebs von dem Projekt überzeugt werden. Die Sternwartenkuppel kann somit von der Stadt Bad Homburg finanziert werden, der Kreis gibt einen Zuschuss für das Sternwartengebäude. Teleskope, Montierung und Zubehör sollen durch Spenden und durch Crowdfunding finanziert werden. Der im November 2017 erarbeitete Bauantrag wurde mittlerweile

3 Lageplan der Sternwarte
positiv von der Bauaufsicht beschieden. Mit dem Bau des Sternwartengebäudes soll voraussichtlich im Sommer 2019 begonnen werden.

Weitere Informationen findet man unter ,,AG Orion Bad Homburg" www.agorion.de

STERNWARTE & SCHULE:
Runder Tisch der Sternwarte Hofheim mit den Schulen des Main-Taunus-Kreises am 6. März 2018
von Andreas Klug
Schon seit Jahren hat die Sternwarte Hofheim überlegt, wie sie am besten den Kontakt zu den umliegenden Schulen verstärken bzw. aufnehmen kann. Es gibt zwar vielfältige Aktivitäten und rund 3.000 Besucher im Jahr (siehe www. sternwarte-hofheim.de), aber außer den Besuchen von Schulklassen gibt es immer weniger jugendliche Mitglieder in unserem Verein.

Hermann Minor, der verstorbene Gründer und Ehrenvorsitzende, war damals Physiklehrer und als Oberstudienrat an der Main-Taunus-Schule in Hofheim. Er war der ideale Multiplikator, um Schüler für das Thema Astronomie zu begeistern. Der Vorsitzende der Sternwarte Hofheim, A. Klug sowie der Projektleiter H. Bräuning sind zwei dieser ehemaligen Schüler. Inspiriert von der Gründung der FG AV Mitte hat der Verein beschlossen, zu einem runden Tisch mit den 26 Schulen

1 Teilnehmer des Treffens mit der Sternwarte Hofheim,
Foto von Andreas Klug

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Astronomische Vereinigungen

im Main-Taunus-Kreis einzuladen und das Thema Vernetzung sowie das Angebot der gemeinschaftlichen Nutzung der Sternwarte und des Knowhows der Mitglieder dort zur Sprache zu bringen. Ziel der Gespräche war es, die Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten und dadurch das Thema Astronomie mehr in den Fokus zu rücken, um damit Schüler für die Astronomie in der Schule, aber auch im Sinne der Nachwuchsförderung für den Verein zu gewinnen.
Von 26 Mittelstufen und Gymnasien im Main-Taunus-Kreis haben sich letztlich drei Schulen gemeldet und Vertreter zu dem Treffen entsandt. Das war zunächst keine große Ausbeute.
Zu Beginn gab es eine kurze Vorstellungsrunde. Die Lehrer kamen aus den umliegenden Gemeinden Eschborn, Flörsheim und Hofheim. Man erläuterte den eigenen Bezug zur Astronomie,

nannte die Aktivitäten an der eigenen Schule und formulierte erste Gedanken einer Zusammenarbeit.
Das Ergebnis waren erfreulicherweise drei konkrete Aktivitäten: 1. Teilnahme mit einem Stand und ei-
nem Vortrag an der MINT-Messe am 30.05.2018 in Flörsheim, evtl. Prämierung des besten Mondfotos eines Schülers durch die Vertreter der Sternwarte. 2. Der Physikkurs der Main-Taunus-Schule besucht am 06.05.2018 die Sternwarte zur Sonnenbeobachtung, weitere Aktivitäten und Besuche werden avisiert, unter anderem auch die Teilnahme am MINT-Tag der Schule mit ähnlichem Konzept wie in Flörsheim. Eventuell kommt die Einrichtung einer Spektroskopie-AG infrage. 3. Die Eschborner Schule wird im Rahmen einer Projektwoche am 18./19.06.2018 (je nach Wetterlage) einen Projekttag an der Sternwarte abhalten. Thema

sind zum Beispiel Astroaufnahmen und Bearbeitung mit dem Smartphone: Für den Herbst 02./03.10. ist ein zweiter Projekttag geplant.
Wir waren sehr zufrieden mit dieser Ausbeute und werden hier im VdS-Journal für Astronomie über die weitere Entwicklung berichten.
Derartige Aktivitäten eignen sich gut für die Pressarbeit der Vereine, denn die Gemeinde oder die Stadt erfahren, dass es sich hier um einen aktiven Verein handelt, der sich um Jugendliche kümmert. Wir können nur zu ähnlichen Aktivitäten ermuntern! Die Adressen sind leicht im Internet ausfindig gemacht, ein Serienbrief ist schnell aufgesetzt - unser Muster kann gerne zur Verfügung gestellt werden - einfach eine Mail an unsere (oben genannte) Sternwarte schreiben, und schon kann es losgehen!

STERNWARTE & SCHULE:
Sterne funkeln für Jeden -
ein Projekt für Förder- und Inklusionsschulen
von Beatrix Woyth

Förderschulen, Inklusionsschulen oder Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche mit Handicap unterrichtet beziehungsweise ausgebildet werden, können bereits seit vier Jahren an dem Projekt ,,Sterne funkeln für Jeden" teilnehmen und so den Schülern ermöglichen, selbst den Sternhimmel mit einem Teleskop zu entdecken. Das Projekt stammt ursprünglich aus den Niederlanden und Belgien und wurde von Harrie Rutten und Jean-Pierre Grootaerd ins Leben gerufen. In Deutschland betreut die Walter-Hohmann-Sternwarte Essen e.V. das Projekt. Unterstützt wird ,,Sterne funkeln für Jeden" von zwei namhaften Paten: Alexander Gerst und Rangar Yogeshwar. So verfügt die Walter-Hohmann-Sternwarte Essen e.V. voller Stolz über ein von Alexander Gerst handsigniertes Teleskop.
Interessierte Schulen können sich formlos mittels E-Mail (schulprojekt@stern warte-essen.de) an die Walter-Hoh-
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mann-Sternwarte wenden. Wichtig ist hier zu erwähnen, dass ,,Sterne funkeln für Jeden" tatsächlich formlos ist. Oft fragten mich Lehrer und Lehrerinnen, welche Formulare sie dafür ausfüllen müssen und in welcher Form sie eine Rückmeldung geben müssen. Beides ist nicht notwendig. Für einen symbolischen Betrag von nur 100 Euro, der ausschließlich für Transport und Verpackung genutzt wird, nehmen sie am Projekt teil. Jeder, der sich für Astronomie interessiert und möchte, dass Schulen daran teilnehmen, kann spenden und eine Schule nennen, für die das Teleskop gedacht ist. Überschüssige Gelder werden gesammelt und für Schulen genutzt, die an dem Projekt teilnehmen möchten, es finanziell jedoch nicht schaffen. Dies trifft leider auf viele Schulen zu, wie ich in den vier Jahren, in denen ich das Projekt betreue, gelernt habe. Das Teleskop gehört danach der Schule, es handelt sich nämlich, wie auch oft vermutet, nicht um eine Leihgabe. Die Schulen

erhalten einen 80-Millimeter-Refraktor mit 900 Millimetern Brennweite (OptikTubus, Sucher, Zenitprisma, zwei Okulare und Software), welches die Firma Bresser spendet. Des Weiteren gehören eine sehr stabile Montierung der Firma CNC Houttechniek sowie Begleitmaterial dazu. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich von einem Mitglied der Walter-Hohmann-Sternwarte Essen e.V. oder einer Partnersternwarte in Deutschland in die Handhabung der Teleskope einführen zu lassen.
Wir kommen bei Wunsch auch in den Unterricht und unterstützen die Lehrer. Dieses Angebot ist nicht einmalig, sondern kann ein ganzes Jahr lang genutzt werden, natürlich nach vorheriger Terminabsprache. Der Inhalt dieser Begleitung richtet sich nach den Wünschen und Erfordernissen der Schule. Nutzt ein Physiklehrer oder ein Hobby-Astronom das Teleskop für seinen Unterricht, ist eine Unterstützung meist nicht notwendig.

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Will ein Laie es nutzen, ist eine Einweisung in den Aufbau des Teleskops ebenso wichtig, wie die Einstellung der Okulare und die Einführung in eine ungefährliche Sonnenbeobachtung. Vervollständigt wird alles durch eine kurze Einführung in Himmelsobjekte, die auch am Tag sichtbar sind. Dies kann als kurze Einführung für den unterrichtenden Lehrer gestaltet sein, für das komplette Kollegium oder für mithelfende Eltern. Dabei berücksichtigen wir, dass in Schulen hauptsächlich der Taghimmel beobachtet wird.
Das Besondere an den Paketen sind zum einen die hochwertigen Fernrohre, die immer aus der aktuellen Produktion stammen und somit stets Verbesserungen unterliegen, wie auch die geniale Konstruktion der sehr stabilen Montierungen. Sie bestehen aus unbehandeltem Holz und werden zerlegt geliefert. Ihr Zusammenbau ist einfach. Die Kanten des Holzes sind gelasert, so dass sich niemand an Holzsplittern verletzen kann. Der Zusammenbau ermöglicht bereits ein haptisches Erlebnis. Die Schüler lernen durch die einzelnen Teile den Aufbau eines Teleskops und ihre jeweilige Funktion kennen. Bei Bedarf können die Schüler die Montierung künstlerisch gestalten, somit erhält jede Schule ihr ganz individuellesTeleskop.
Seit 2015 nahmen circa 50 Schulen in ganz Deutschland und darüber hinaus an dem Projekt teil. Dies bedeutet, dass durchschnittlich ein Teleskop pro Monat verschickt oder persönlich geliefert wird. Ein Teleskop einschließlich Zubehör wurde an eine deutsche Privatschule in Dänemark geschickt und zwei wurden persönlich nach Afrika geliefert!
Erste Erfahrungen Die Schulen nutzen das Teleskop sehr unterschiedlich.
Der Physiklehrer eines Gymnasiums berichtete mir, dass er das Teleskop für die Schüler nutzen will, die durch Inklusion neu in seine Klassen gekommen sind. Diese können oft dem sehr theoretischen Unterricht nicht folgen, so dass sie parallel dazu in zusätzlicher praktischer Beobachtung den Schulstoff erlernen können.
Mir als Hobby-Astronomin klangen die Berichte eines Rektors und der unterrich-

1 Teleskop in der Schule Borbeck
tenden Lehrerin einer reinen Förderschule wie Erzählungen aus einer anderen Dimension. Für einige Schüler war es eine völlig neue Erfahrung, dass es etwas oberhalb von ihnen gibt. Etwas, das nicht auf unserer Erde ist. Sie entdecken jedes Mal den Mond und die Sonne neu. Manche können sich oft nur für wenige Stunden an etwas erinnern, so habe ich zumindest die Lehrerin verstanden. Auch der Auf- und Abbau des Teleskops ist für die Schüler ein Abenteuer. Hierbei wird die ursprüngliche Idee des Projektes ,,Sterne funkeln für Jeden" besonders deutlich.
Eine Ganztagsgrundschule nutzt das Teleskop nicht nur für die Himmelsbeobachtung, sondern auch für Naturbeobachtungen. Neben den Kindern scheinen sich in dieser Schule alle Lehrer und sogar die Eltern sehr für Astronomie zu interessieren. Sie baten Jörg Henkel, unser Vereinsmitglied, der diese Schule betreute, sie häufiger zu besuchen und ihnen zu erklären, wie das Teleskop benutzt werden kann. So baute Jörg Henkel mit den Kindern einen Sonnenfilter, damit Sonnenbeobachtungen gefahrlos durchgeführt werden konnten. Der Höhepunkt war eine lange Astronomie-Nacht, in der die Schüler in der Schule übernach-

ten durften, um so den Abend- und den Nachthimmel kennen zu lernen.
Sehr aktiv nutzt der Lehrer einer Hauptschule im Werkunterricht das Teleskop. Hier lernte ich zum ersten Mal eine Schule kennen, die finanzielle Unterstützung benötigt. Mit dem Teleskop wird nicht nur der Himmel beobachtet, woran die Schüler viel Spaß haben, wie der Lehrer erzählte, sondern es wird zum Werken genutzt. Mit Hilfe von gespendeten Teilen alter Teleskope baut der Lehrer einfache Teleskope mit den Schülern nach und ermöglicht so, dass sie nicht nur Freude an der Astronomie bekommen, sondern ihre handwerklichen Fähigkeiten erweitern und damit ihre beruflichen Chancen erhöhen. Damit erreichen wir mit ,,Sterne funkeln für Jeden" weit mehr als ursprünglich geplant war. Besonders freut mich, dass der Lehrer inzwischen in einer zweiten Schule unterrichtet und das Projekt dort selbst verbreitet.
Die Walter-Hohmann-Sternwarte in Essen freut sich über jeden Lehrer oder jede Sternwarte, die sich bei ihr melden, um das einzigartige Projekt weiter zu verbreiten. Es ist überdies ideal für die regionale Öffentlichkeitsarbeit von Sternwarten geeignet.
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Vereinsgeschichte der Sternfreunde Rüsselsheim e.V.
von Horst Tremel

Unser Verein existiert seit dem 13.2.1975. Die meist jungen Leute, die den Verein gegründet haben, kamen aus der astronomischen Arbeitsgemeinschaft des MaxPlanck-Gymnasiums in Rüsselsheim, die damals von dem jungen Lehrer Karl Benz geleitet wurde. Nach seinem Wechsel ins Ausland wurde die Arbeit mit den angehenden Abiturienten und in der VHS von Klaus Freiburg erfolgreich weitergeführt. Mehrere dieser Gründungsmitglieder sind noch heute im Verein tätig. Zwei von ihnen haben die Astronomie sogar zu ihrem Beruf gemacht. Seit Jahren liegt die Mitgliederzahl zwischen 50 und 60. Wirtschaftliche Sorgen hat der Verein nicht, da mit den 40 EUR Jahresbeitrag für Erwachsene sparsam umgegangen wird.
Seit den 1980er-Jahren wurde jeweils in der Mitte des Quartals ein öffentlicher Vortrag zu einem astronomischen Thema angeboten, stets freitags um 20:00 Uhr in der Aula der MPS (Max-Planck-Schule). Seit 1990 werden diese Vorträge mit Unterstützung der Volkshochschule Rüsselsheim veranstaltet und in der Presse angekündigt. Durch die Verpflichtung namhafter Fachastronomen ist der Kreis der Interessenten deutlich größer geworden. Inzwischen finden die Veranstaltungen dieser Vortragsreihe in der Hochschule Rhein-Main am Brückweg statt.
In der Max-Planck-Schule gibt es eine Schulsternwarte, die eigentliche Wiege des Vereins, die danach über viele Jahre für Beobachtungen und öffentliche Sternführungen im Anschluss an die Vorträge sowie für die Arbeiten in den Astro-AGs genutzt wurde. In der Aula der MPS konnte der Verein im Jahr 2000 im Beisein zahlreicher Gründungsmitglieder sein 25-jähriges Jubiläum feiern. Im Zuge der Gesamtsanierung der MPS wurde im Jahr 2000 auch die Schulsternwarte renoviert: ein neues, abfahrbares Dach, neues Beobachtungspodest und ein neuer 7-Zoll-ED-APO-Refraktor von MEADE mit Computersteuerung ersetzte den klassischen Zeiss-Refraktor 15 cm/ 225 cm.
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1 Sonnenbeobachter 2013 bei den Rüsselsheimer Sternfreunden

Die Rüsselsheimer Sternfreunde haben ein eigenes Vereinsgelände am Schnepperberg südlich der Autobahn A60. Das liegt in der Nähe der Boxer- und Schäferhundevereine, also etwas außerhalb der Stadt mit ihren störenden Lichtern. Im Sommer 2009 fand eine Renovierung der Außenwände statt. Den ansprechenden Innenausbau des Vereinsheims verdanken die Sternfreunde dem leider schon viel zu früh verstorbenen Dietrich Lanzrath.
Auf dem Gelände befindet sich unter einem abfahrbaren Dach das Hauptgerät des Vereins, ein Newton-Teleskop mit 38 cm Spiegeldurchmesser und 2,64 m Brennweite mit Schrittmotor-Nachführung. Der Verein besitzt neben dem großen NewtonTeleskop noch weitere Beobachtungsgeräte: ein Ha-Sonnenteleskop, drei Refraktoren mit 3,5 bis 6 Zoll Öffnung und Glassonnenfilter, einen 20-cm-Newton sowie zwei kleine Newton-Teleskope. Die Geräte kommen auf massiven Säulen mit exakt eingenordeten Meade-Montierungen computergesteuert zum Einsatz.
Wir haben der Beobachtungsstation den Namen ,,Ewald-Becher-Sternwarte" gegeben. Ewald Becher gehörte mit zu den Vereinsgründern und hat sich als Vorstandsmitglied über viele Jahre um das Vereinsgelände gekümmert. Er ist

bei einer Expedition zur Sonnenfinsternis 1991 auf Hawaii tragisch ums Leben gekommen. Durch diese Namensvergabe bleibt er als verdientes Vereinsmitglied unvergessen.
Auf dem Vereinsgelände am Schnepperberg wollen wir nicht nur den Himmel beobachten, sondern wir treffen uns auch im Vereinsheim zu Gesprächen bzw. zu vereinsinternen Referaten in der Astro-Runde, zu Versammlungen und zum Aufwärmen an kalten Beobachtungsabenden. Zwei- bis dreimal im Jahr trifft man sich überregional mit Sonnenbeobachtern beim HaTR (HaTreff Rüsselsheim). Eine solche Anlage erfordert natürlich auch Pflege, die von den Vereinsmitgliedern erledigt wird. Es wird allerdings nicht nur gearbeitet, auch ein alljährliches Sommerfest mit Grillen und Lagerfeuer bringt alle Mitglieder und Freunde des Vereins in einer fröhlichen Runde zusammen - das Jahr wird im Dezember mit einer geselligen Astro-Runde beschlossen.
Wie in jedem Verein bilden sich im Laufe der Zeit Gruppen, die sich auf bestimmte Gebiete spezialisieren. So wird, wie in vielen anderen Vereinen, nicht nur der Himmel beobachtet, nein, er wird auch in Bildern festgehalten. Die einen zeichnen Planeten und Konstellationen, die ande-

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ren nehmen die Technik zur Hilfe, mit CCD-Kameras, aber auch mit völlig ,,normalen" Spiegelreflexkameras. Die daraus resultierenden Bilder sind auf unserer Website (ruesselsheimer-sternfreunde.de) zu sehen.
Seit Juli 2005 treffen sich ,,Sonnenanbeter aus ganz Deutschland zu den legendären Ha-Treffen in Rüsselsheim. Um die Sonne im Ha-Licht (Ha = Wasserstoffhauptlinie im Balmerspektrum) zu beobachten, werden spezielle Filter bzw. Teleskope benötigt. Das Ha-Treffen wurde ins Leben gerufen, um hier den Überblick und Vergleich zu ermöglichen. Bei den Treffen wird jedoch auch die Sonnenbeobachtung im Weißlicht und im Calcium-Licht (PST mit der CalciumK-Filterung) durchgeführt. Eine hervorragende Seite zum Thema Ha gibt es von Rolf Geissinger: www.stern-fan.de. Auf dieser Seite bitte auch die Galerie mit sehr schönen Ha-Aufnahmen beachten. Am Vorabend des Ha-Treffens wird ge-
Das H-alpha-Treffen April 2011
Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich im Laufe des Tages gut 50 Sternfreunde, die nicht nur aus der näheren Umgebung Wiesbaden, Frankfurt oder dem Kreis Groß-Gerau kamen, sondern man reiste auch aus Freiburg, Backnang, Kaiserslautern oder Köln an, um nur einige Orte zu nennen. Die 2005 von Dietmar Sellner initiierte Veranstaltung hat inzwischen im Terminkalender der Sonnenbeobachter als HaTR (Ha-Treff-Rüsselsheim) einen festen Platz gefunden - es geht um die Beobachtung und Fotografie der Sonnenaktivitäten wie Sonnenflecken, Flares, Protuberanzen, Granulation etc., und es geht um die zugehörigen Fernrohre und Filter. Man präsentiert sein eigenes Gerät und tauscht Erfahrungen mit gleich Interessierten aus. Gut die Hälfte der Besucher sind Stammgäste, die besonders auch die angenehme, schon fast familiäre Atmosphäre genießen. Der Pizzaservice sorgt für das leibliche Wohl und der Vorstand (unterstützt von fünf weiteren Vereinsmitgliedern) tut sein Bestes, das Treffen wiederum erfolgreich zu gestalten. Der Himmel war nicht nur wolkenlos, auf der Sonne selbst war nach den letzten beiden sehr ruhigen Jahren endlich wieder etwas los: zwei große Sonnenflecken.
Vor allem die Beobachtung der zahlreichen Protuberanzen im roten Licht der Wasserstofflinie (Ha) stand im Zentrum des Interesses - schließlich besteht unser Stern, die Sonne, zu 75% aus Wasserstoff und ca. 25% Helium. Ein riesiger Fusionsreaktor, der allein durch das Gleichgewicht von eigener Gravitation und Strahlung zusammengehalten wird und wohl noch ein paar Milliarden Jahre ausreichend Energie für uns alle liefert. Zu diesem Treffen 2011 waren ca. 55 Sternfreunde erschienen, die mit ihren mitgebrachten Geräten die Vergleiche von verschiedenen Ha- und Weißlicht-Anwendungen ermöglichten. Daneben waren das Gespräch und der persönliche Austausch wichtig.

2 Sonne im Ha-Licht
gen 18 Uhr über Durchführung oder wetterbedingte Verschiebung entschieden. Wir informieren auf unserer Homepage, in Astronomie-Foren und per E-Mail. Für die Solarfreunde organisieren wir mittags die Versorgung durch einen Pizzaservice. Im Kasten ist beschrieben, wie ein solches Treffen im Allgemeinen abläuft.
Comic

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Astronomische Vereinigungen

Eine Nacht in Heidenrod-Laufenselden
von Peter Bentz

Die Gemeinde Heidenrod liegt im Dreieck zwischen den Städten Koblenz, Limburg und Wiesbaden im Rheingau-TaunusKreis. Im Heidenroder Ortsteil Laufenselden betreibt der Flugsportclub Wiesbaden ,,Maikäfer" e.V. einen Segelflugplatz, und dort hat die Kulturvereinigung Heidenrod e.V. in den letzten Jahren immer wieder ein Drachenfest veranstaltet.

In diesem Jahr (2018) sollte dort nun zum ersten Mal eine ,,Astronomische Nacht" stattfinden. Durch Zufall wurde die ,,Astronomische Gesellschaft URANIA e.V. Wiesbaden" Hauptorganisator und lud benachbarte Astronomische Vereinigungen und Hobbyastronomen zur Teilnahme ein. Leider hatten einige astronomische Vereinigungen an diesem Abend ihre eigenen Veranstaltungen an ihren Sternwarten und konnten deshalb nicht teilnehmen. Am Samstag, dem 15. September, nach Einstellung des Flugbetriebes so gegen 19 Uhr, sollte die Aktion starten. Im Vorfeld wurde die Öffentlichkeit eingeladen, sich doch mal kostenlos die Schätze des Himmels von erfahrenen Hobbyastronomen zeigen und erklären zu lassen. Dazu wurden Plakate aufgehängt und eine Pressemitteilung von der regionalen Tageszeitung praktisch unverändert als Einladung gedruckt. Darin hatten wir darum gebeten, sich mit Taschenlampen, Smartphones und Blitzlicht doch bitte zurückzuhalten.

1 Besucher bestaunen die aufgebauten Teleskope, Foto von Wolfgang Heyne

Startseile weggeräumt waren, durften wir mit unseren Autos und der Ausrüstung auf den Platz. So war bei Tageslicht reichlich Zeit, alles aufzubauen und die Ausrüstungen zu bestaunen. So entstand ein kleines Teleskoptreffen, übrigens mein erstes, mit allem, was bei Amateurastronomen so zu finden ist. Vertreten waren kleine und große Refraktoren mit und ohne Nachführung, eine ,,Russentonne", ein Großbinokular, ein altes Flak-Fernglas, mehrere Dobsons mit bis zu 46 cm Spiegeldurchmesser und ein Foto-Newton mit Kamera auf Goto-Montierung, um auch die bunten Objekte vorführen zu können.

Die Sonne war wegen Wolken leider nicht mehr zu sehen, aber verschmerzbar wegen ihrer fleckenlosen Oberfläche. Bei einsetzender Dämmerung klarte der Himmel tatsächlich soweit auf, dass wir die sichelförmige Venus, Jupiter, Saturn und natürlich Mars gleichzeitig mit bloßem Auge sehen und zeigen konnten. Rund zweihundert Besucher nutzten die Gelegenheit, den Mond und die Planeten durch die meisten Teleskope zu beobachten und den Astronomen ,,Löcher in den Bauch zu fragen". Natürlich war, wie zu erwarten, der Saturn der Favorit des Abends und wurde von den Besu-

Der Samstag war tagsüber teilweise fast wolkenlos, aber am späten Nachmittag doch stärker und stärker bewölkt, jedoch mit Aussicht auf Aufklaren am Abend. Rund 15 Hobbyastronomen von der Astronomischen Gesellschaft URANIA e.V. Wiesbaden, der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft Rheingau e.V. und auch nichtorganisierte Astronomen trafen bereits vor 19 Uhr ein und betrachteten skeptisch den bewölkten Himmel.

Andre Menager, der erste Vorsitzende des Flugsportclubs, begrüßte uns und versprach um 21 Uhr einen wolkenfreien Himmel. Da die Segelflieger sich mindestens so intensiv wie die Astronomen mit dem Wetter und der Vorhersage beschäftigen, hat das die Stimmung schon mal aufgebessert. Drei Minuten, nachdem der letzte Motorsegler gelandet war und die
VdS-Journal Nr. 69

2 Besucher bestaunen und testen den 18-Zoll-Dobson, Foto von Martin Fromme

Astronomische Vereinigungen

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3 Die Besucher erfahren live, wie Astrofotografie funktioniert, Foto Kai-Uwe Wehrheim

bel (M 57), Hantelnebel (M 27) oder den Cirrusnebel zu zeigen.
Der Platz war wirklich recht dunkel und zum Beobachten recht gut geeignet und, na klar, riesig groß. Natürlich störten die Lichter der an- und abfahrenden Autos und die Smartphones der Besucher, aber damit hatten wir ja bei einem solchen öffentlichen Beobachtungsabend schließlich auch gerechnet.
Erst nach Mitternacht auf dem Weg nach Hause fiel mir siedend heiß ein, dass ich ja vor lauter Zeigen, Reden und Erklären überhaupt nicht daran gedacht hatte, ein paar Bilder für die Dokumentation zu machen. Immerhin haben andere daran gedacht und konnten so helfen.

chern entsprechend kommentiert. Der Flugsportclub als Hausherr bot Grillwürste und Getränke gegen Spende an und gegen 22:30 Uhr waren die Würste aufgegessen. Einige der Astronomen waren mit ihren Teleskopen und den Besuchern so eifrig beschäftigt, dass sie leider nichts mehr zu essen bekamen. Aber dies soll auch als ein Zeichen dafür gesehen werden, dass die Astronomische Nacht ein voller Erfolg war. Immerhin wurden wir an den Teleskopen vom Flugsportverein kostenlos mit Getränken versorgt. Nachdem Jedermann jeden Planeten durch mindestens ein Teleskop gesehen

hatte, zogen erneut Wolken auf und die ersten Besucher wollten bereits wieder den Flugplatz verlassen. Da bat der Vorsitzende der Kulturvereinigung, doch bitte ein paar Bilder zu zeigen, der Flugsportclub hätte extra dafür ein Bettlaken als Leinwand außen an einer Hütte angebracht und einen Beamer aufgestellt. Also zeigte ich noch einige astronomische Bilder, die ich mit einfachen Mitteln zum großen Teil ohne Nachführung im Laufe der Jahre gemacht habe. Später waren die Wolkenlücken groß genug, um immer wieder die Andromedagalaxie (M 31), Sternhaufen und Nebel wie Ringne-

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VdS-Journal Nr. 69

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Astronomische Vereinigungen

Hobbyastronomie als Ehrenamt
von Hans Karl Engeldinger

Ein Schlüsselthema auf der Tagung der VdS-Fachgruppe ,,Astronomische Vereinigungen" im Oktober 2017 in Bad Kreuznach war die Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit - mit Michael Schomann als Sprecher. Ein wesentlicher Baustein für diese Thematik ist die ehrenamtliche Tätigkeit, die von Sternwarten-Vereinen und -Institutionen geleistet wird. Wir alle, die diese Arbeit leisten, sind uns dieser Bedeutung bewusst. Jedoch bleibt der breiten Öffentlichkeit solcher Aufwand bisher leider weitgehend verborgen. Dieser Beitrag im VdS-Journal für Astronomie, der die Astronomischen Vereinigungen zum Schwerpunkt hat, soll ein Anstoß sein, die Situation zu verbessern. Ein erster Schritt, dies zu erreichen, sieht die Erfassung des zeitlichen Aufwands der ehrenamtlichen Tätigkeit vor. Bekanntlich wird als ,,Ehrenamt" ein Engagement in öffentlichen Funktionen bezeichnet, welches auf freiwilliger Basis ausgeübt wird und für dessen Tätigkeit der Inhaber keine Entlohnung erhält. Bei diesem Begriff denken die meisten an Freiwillige Feuerwehr, an Sportvereine, an Hilfsorganisationen oder andere gemeinnützigen Vereine. Darüber hinaus gibt es noch ehrenamtliche Tätigkeiten, in die man berufen wird, zum Beispiel als ehrenamtlicher Richter, Schöffe, als Gemeinderatsmitglied oder Wahlhelfer. Für letztere Gruppe sieht das Gesetz eine festgelegte Aufwandsentschädigung sowie eine obligatorische Arbeitsfreistellung vor. Die Zahl der ehrenamtlich tätigen Personen wird in Deutschland auf 23 Millionen geschätzt. Die Bedeutung in der gesamten EU ist so groß, dass der Europarat das Jahr 2011 zum Europäischen Jahr der freiwilligen Tätigkeit erklärte.
Wie messen wir die Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit von Hobbyastronomen? Auf dem 8. Norddeutschen Sternwartentreffen im Juni 2018 in Bremen stellte Bodo Hübner, Leiter der Sternwarte Tornesch, ein entsprechendes Projekt vor. Es geht um die Erfassung des zeitlichen Aufwandes der Hobbyastronomie in Deutschland. In seiner Zielsetzung sprach er unter anderem von ,,dem Plan, wie wir bei der nationalen Presse oder bei Verhandlungen mit Kommunen und
VdS-Journal Nr. 69

Schulverwaltungen gewichtiger auftreten können." Im Grunde ist die Sache unkompliziert: Die aktiven Mitglieder im Verein ermitteln ihre ehrenamtlich geleisteten Stunden eines Jahres, und das kumulierte Ergebnis wird an die Repräsentanten der VdS gemeldet. Der reale Zeitaufwand lässt sich einigermaßen genau für die einzelnen Aktivitäten (inklusive der Vorbereitungszeiten) angeben. Dazu zählen in erster Linie die spezifischen Aufgaben der Funktionsträger im Verein; dies sind regelmäßige Veranstaltungen wie öffentliche Beobachtungen und Vorträge, Pressearbeit, aber auch Reisetätigkeiten oder besondere Aktionen. Mit einzurechnen sind auch ehrenamtliche Tätigkeiten außerhalb der Vereine, beispielsweise die Betreuung von Astronomie-Arbeitsgemeinschaften an Schulen oder Kindergärten.
Die Tabelle 1 zeigt exemplarisch das Ergebnis unseres Vereins, der Regionalen Volks- und Schulsternwarte Tornesch für das Jahr 2017, vorgestellt von Bodo Hübner auf dem NST 2018. Das Ergebnis ist eindeutig: Die im Ehrenamt erbrachte Arbeitszeit ist deutlich höher als die Jahresleistung einer Vollzeitkraft!
Das Ziel ist also, dass möglichst viele astronomische Vereinigungen entsprechende Erhebungen abliefern. Je mehr

Tab. 1: Stundenanzahl der Volks- und Schulsternwarte
Tornesch e.V. für 2017

Person
Vorsitzender Schatzmeister und Schriftführer Technik-Vorstand Technik-Vorstand Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit Erweiterter Vorstand weitere aktive Mitglieder Leiter Astronomie-AG im Gymnasium Summe

Stunden
860
360 120 200
280 200 240
80 2.580

1 FG-Logo für den Bereich Ehrenamt,
erstellt von Sven Melchert
Daten, auch in Relation zur Zahl ihrer Mitglieder, zusammenkommen, umso konkreter lässt sich eine signifikante, also repräsentative Hochrechnung über die bundesweite ehrenamtliche Arbeit der über 100 astronomischen Vereinigungen erstellen. Daran arbeiten wir.
Mitmachen ist daher wichtig - darum hier der Appell an die Sprecher der VdSRegionen, ihre Vereine und Institutionen dafür zu motivieren! Bitte melden Sie gemäß untenstehendem Beispiel Ihre ehrenamtlich für Ihre Sternwarte oder Ihren Astronomieverein erbrachten Stunden an Bodo Hübner unter b.huebner@rvst.de.

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EDGE69 / GETTY IMAGES / ISTOCK

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Astronomische Vereinigungen

50 Jahre Volkssternwarte Darmstadt e.V.

von Stephan Kablitz
Ein Mann auf dem Mond. Vor 50 Jahren wurde die Vision von John F. Kennedy mit einem Mal Wirklichkeit. Ein Vorhaben, das noch wenige Jahre zuvor undenkbar schien, um das sich zwei Supermächte einen wahnwitzigen Wettlauf lieferten, setzte ein historisches Ausrufezeichen.

5. Mai 2019 ein großes Festprogramm veranstalten. Eigene und entliehene Exponate, Vorträge und weitere Angebote für Besucher aller Altersgruppen werden auf dem Programm stehen. Details zum Programm werden rechtzeitig auf der Internetseite des Vereins: www.vsda.de bekannt gegeben.

1 Mitglieder der Volkssternwarte
Darmstadt, Foto von Stephan Kablitz

Der Begeisterung konnten sich auch die Menschen in Darmstadt nicht entziehen und auf der Höhe dieser Begeisterung wurde 1969 der Verein der Volkssternwarte Darmstadt e.V. gegründet.

Die Volkssternwarte Darmstadt freut sich schon heute auf viele Besucher anlässlich ihres Jubiläums!

Mangels eigener Räumlichkeiten wurde in den ersten Jahren ,,im Feld" beobachtet. Der Zustrom an Mitgliedern war jedoch beträchtlich und der Wunsch nach der eigenen Sternwarte hatte zum Glück Rückenwind. Der Schwung konnte auch in den folgenden Jahren so lange beibehalten werden, bis 1981 nach viel Einsatz, Eigenleistung und auch Unterstützung durch die Stadt Darmstadt schließlich die Eröffnung der Volkssternwarte gefeiert werden konnte.

Nachdem es zwischenzeitlich auch Zeiten mit Mitgliederschwund gab, sind aktuell wieder mehr als 160 Personen eine solide Perspektive für die Zukunft.

Das 50-jährige Vereinsjubiläum soll nun im Mai 2019 gebührend gefeiert werden. Die Sternwarte wird hierzu am 4. und
VdS-Journal Nr. 69

2 Volkssternwarte Darmstadt e.V.,
Foto von Stephan Kablitz

Astronomische Vereinigungen

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50 Jahre Walter-Hohmann-Sternwarte in Essen
von Claudia Henkel
Es war einmal, vor langer Zeit, in einer weit, weit entfernten Galaxie ...

Fast kommt es einem so vor, aber es sind ,,nur" 50 Jahre und es geschah in der Milchstraße, genauer gesagt, auf dem Klasse-M-Planeten Erde, 51 Grad 27' 20,316'' Nord und 07 Grad 00' 41,599'' Ost, Sternzeit 1969. Ein Freundeskreis von Amateurastronomen mietete ein Gartengelände am Geilinghausweg in Essen-Heidhausen und traf sich dort zu astronomischen Beobachtungsabenden.
Auf diesem Gelände wurde nach zweijähriger Bauzeit im Jahr 1968 das erste größere Teleskop (Durchmesser 20 cm) fest installiert. Bald nach Beginn einer regelmäßigen Öffentlichkeitsarbeit wurde im Oktober 1969 die ,,Astronomische Arbeitsgemeinschaft Essen e.V." ins Vereinsregister beim Amtsgericht Essen eingetragen. Die WHS war geboren. Auch wenn sie erst 1971 ihren Namen erhielt: Arbeitsgemeinschaft Walter-HohmannSternwarte Essen e.V. Zum Andenken an den Essener Stadtbaurat Walter Hohmann, der bereits in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts die für Raumfahrtmissionen wichtigen Flugbahnen zum Mond und den Nachbarplaneten berechnet hat.
Mit finanzieller Unterstützung der Stadt Essen wurde im Jahr 1973 nach zweijähriger Bauzeit ein 30-cm-Spiegelteleskop fertiggestellt und die Kooperation mit der Volkshochschule Essen eingeleitet. 1977 wurde die WHS Mitherausgeber der überregionalen amateurastronomischen Zeitschrift ,,Sternzeit". Nach dem Tod des Grundstückseigentümers am Geilinghausweg sollte das Gelände anderweitig genutzt werden. Der Verein musste sich einen neuen Standort suchen. Die Stadt Essen half und vermittelte dem Verein eine ehemalige Schule mit benachbartem Freigelände an der Wallneyer-Straße 159 in Essen-Schuir. Im Juli 1978 begannen die Sternfreunde mit dem Um- und Ausbau der Schulräume.
Im Jahr 1980 fand die Feier des 100. Geburtstags von Walter Hohmann statt. Pas-

1 Feier der Namensgebung WHS, Foto: WHS-Archiv

senderweise stiftete die Sternwarte Hamburg-Bergedorf der WHS zeitgleich einen gebrauchten, von Bernhard Schmidt hergestellten 60-cm-Teleskopspiegel. 1982 wurden die drei ersten Schutzhütten auf dem Freigelände der neuen Sternwarte fertiggestellt und mit Instrumenten ausgerüstet. Im Jahr 1984 stellte die Stadt Essen das ehemalige Schulgebäude in Schuir unter Denkmalschutz.
Durch die finanzielle Unterstützung der Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung konnte endlich nach langjähriger Bauzeit die Kuppel, in der das 56-cm-Teleskop untergebracht wurde, im Jahr 1990 fertiggestellt werden. Zwei Jahre später bauten die Sternfreunde die Räumlichkeiten einer bereits angemieteten Nebenwohnung zu einem neuen, größeren Vortragsraum um. Damit wurden sie dem wachsenden öffentlichen Interesse an der Sternwarte gerecht. 1993 wurde ein apochromatischer 15-cm-Refraktor mit computergesteuerter Montierung angeschafft. Außerdem erneuerten die Sternfreunde optische Bauteile des 56-cm-Teleskops und bauten eine Computersteuerung für die Montierung. 1993 kam an der Sternwarte die erste CCD-Kamera zum Einsatz, und es wurde mit der Aufstellung eines Radioteleskops, einer gebrauchten 3-m-Parabolantenne der Deutschen Bundespost, begonnen. 1997 lockte der Jahrhundertkomet Hale-Bopp viele Essener Schaulustige zur Sternwarte. Dank Hale-Bopp waren die Beobach-

tungsstationen von Mitte März bis Mitte April an jedem klaren Abend geöffnet. 2001 baute die WHS ihre Internetpräsenz unter www.sternwarte-essen.de auf. Die Mitglieder stellten den 25-cm-Schiefspiegler nebst zugehöriger Montierung fertig und nahmen die Geräte erfolgreich in Betrieb. Im Jahr 2002 gelang der Sternwarte ein besonderer astronomischer Erfolg: Andre Knöfel entdeckte einen Planetoiden der besonderen Art. Es handelt sich um das Objekt mit dem Namen ,,2002 EL6", welches für die Erde als potenziell gefährlich eingestuft wird. Bislang entdeckten Mitglieder der Walter-Hohmann-Sternwarte
2 Gedenkstein Walter Hohmann,
Foto: WHS VdS-Journal Nr. 69

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Astronomische Vereinigungen

15 neue und identifizierten drei verloren gegangene Planetoiden!
Im Frühjahr 2004 wurden erste Gespräche zwischen Mitgliedern der WalterHohmann-Sternwarte und des Vereins für volkstümliche Astronomie Essen e.V. (VVA) über eine Fusion beider Essener Vereine geführt. Die Mitgliederversammlung vom 05.12.2005 verabschiedete den Verschmelzungsvertrag zwischen der Walter-Hohmann-Sternwarte und dem VVA, der am 01.01.2006 in Kraft trat. Der Vereinsname wurde nach Übereinkunft beider Vertragsparteien in WalterHohmann-Sternwarte Essen e.V. umgewandelt.
Dadurch wurde auch die Organisation der ,,Astronomiemesse ATT", die seit der Gründung 1983 regelmäßig vom VVA veranstaltet wurde, ab 2006 in die Verantwortung der Walter-Hohmann-Sternwarte gelegt. Die Messe wechselte von der Gesamtschule Bockmühle ab 2015 in das Gymnasium am Stoppenberg. Der ATT 2019 findet dort am 18. Mai statt.
2007 wurde der Bauantrag für eine neue, vierte Schiebedachhütte gestellt. Damit unter anderem auch Livebilder von den
VdS-Journal Nr. 69

warten der Region. Derzeit sind es 20 Vereinigungen, die sich zweimal im Jahr zum regen Erfahrungsaustausch treffen. Und wir freuen uns auf weitere Mitstreiter. Bei Interesse, bitte eine kurze Mail an vorsitzender@walter-hohmann-stern warte.de. Sie erhalten dann weitere Infos und den Termin des nächsten Treffens. Als ,,Regionalgruppe West der VdS-Fachgruppe Astronomische Vereinigungen" ist uns nun im dritten Jahr auch ein deutschlandweiter Erfahrungsaustausch möglich.

3
Hale-Bopp über der WHS, Foto: Jörg Henkel

2017 erhielt die WHS die Möglichkeit, Astrofotografien in der Orangerie der Gruga auszustellen. Die Ausstellung ,,Essen blickt ins Universum" wurde vom Essener Bürgermeister Britz eröffnet. Sie ermöglichte den Besuchern des Gruga-Parks, mit Hilfe der hervorragenden Fotografien der Hobbyastronomen der Walter-Hohmann-Sternwarte in weit entfernte fremde Welten zu blicken.

Teleskopen zum Vortragsraum übertragen werden konnten, richteten die Mitglieder des Vereins ein Computer-Netzwerk zwischen Vereinsgebäude und den Beobachtungsstationen mit Hilfe von WLAN ein.
Das Radioteleskop mit der 3-m-Parabolantenne wurde 2009 generalüberholt und in diesem Jahr wurde die vierte Schiebedachhütte Ende September fertig gestellt. Der Verein kaufte eine schwere deutsche Montierung vom Typ ,,ALT 7-ADN" für die neue Beobachtungsstation.

2019 wird der Oktober ganz im Zeichen der 50-Jahr-Feier der WHS stehen: Am 12. Oktober wird die offizielle Festveranstaltung im Residenzsaal des Borbecker Schlosses stattfinden und in der darauffolgenden Woche sind für jeden Tag Vorträge und/oder Kinderveranstaltungen rund um die Astronomie geplant. Die nächsten 50 Jahre können kommen. Möge das Seeing mit uns sein.

Außerdem beteiligte sich die Walter-Hohmann-Sternwarte aktiv am Knoten Rhein-Ruhr des Internationalen Astronomie-Jahres. Um solch eine Kooperation wieder aufleben zu lassen, trafen sich Ende 2015 zum ersten Mal insgesamt 11 Sternwarten, Vereine und ,,Nicht-Vereine" und starteten den Informationsaustausch zwischen den Stern-

4 Gruppenbild Astronomie West, Foto: WHS

Astronomische Vereinigungen

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Führungen in Sternwarten konzipieren
von Klaus Haller

Für BesucherInnen einer Sternwarte ist es ein Highlight, wenn sie zum ersten Mal die Krater des Mondes, den Saturn mit seinem Ringsystem oder ein Deep-SkyObjekt sehen. Doch wie können Demonstratoren einer Sternwarte ihre Führungen so gestalten, dass die Teilnehmer staunen und auch verstehen, was sie sehen? Dieser Artikel gibt Neulingen einen Überblick, wie sie Führungen gestalten können, und erfahrenen Demonstratoren Ideen, ihre Führungen weiterzuentwickeln.

Das didaktische Dreieck (in einer für Führungen in Sternwarten angepassten Form, s. Abb. 1) gibt einen Überblick über die Situation während einer Führung. Die Eckpunkte sind der Demonstrator, die Besucher und die ,,Stars am Himmel", also die Objekte des Nachthimmels, welche die Besucher durch ein Teleskop erleben. Diese drei Eckpunkte zusammen charakterisieren eine Führung. Der Demonstrator wählt dabei die Objekte aus, die an diesem Abend vorgestellt werden. Er überlegt, welche Informationen er vermitteln möchte, und präsentiert diese im Laufe der Führung den Besuchern.
Die Besucher Bei offenen Führungen kommen die Besucher ohne vorherige Anmeldung. Diese Besuchergruppen sind heterogen: einzelne Personen mit und ohne astronomisches Vorwissen. Familien mit kleinen und großen Kindern oder Freundesgruppen. Die Besucher sind zeitlich meist flexibel und erwarten nicht, dass die Führung auf die Minute genau endet. Es kommt auch vor, dass einzelne Besucher später kommen oder früher gehen. Bei Führungen zu einem größeren, im Fernsehen angekündigten astronomischen Ereignis (zum Beispiel einer Mondfinsternis) sollte man berücksichtigen, dass einzelne Besucher nur kurz vorbeischauen und recht schnell wieder gehen möchten. Besuchergruppen wie Schulklassen, Vereine oder FirmenAngehörige haben oft einen durchgetakteten Zeitplan und erwarten, dass die Führung pünktlich endet. Schulklassen kommen oft vorbereitet. Doch deren bestehende Sozialstruktur kann zu anspruchsvollerer Gruppendynamik führen (Stichwort ,,Klassenclown").

1 Das didaktische Dreieck für Führungen in Sternwarten

Himmelsobjekte präsentieren Natürlich sind die Krater des Mondes und das Ringsystem des Saturns faszinierend anzuschauen. Doch die Faszination für Astronomie und für die Objekte des Himmels entsteht im Kopf. Ein guter Demonstrator fördert die Vorstellungskraft der Besucher und regt ihre Gedanken an. Ist ein schwachrötlicher Punkt am Himmel nur ein Stern - oder sehen wir da die Zukunft unserer Sonne, wenn sie irgendwann einmal ein roter Riese sein wird? Das Objekt im Teleskop ist dasselbe, doch die Assoziationen der Besucher ganz verschieden.
Jede Faszination der Besucher für die Astronomie zerstört man mit lexikografischem Wissen aus Wikipedia. Natürlich sind Umlaufdauer eines Planeten oder die Entfernung eines Sterns interessant und sollten auch erwähnt werden. Sehr wohldosiert helfen solche Informationen bei der Einordnung, sind allerdings zu abstrakt, um Besucher zum Staunen zu bringen. Dafür empfehlen sich andere Herangehensweisen oder Themen, z.B.: - Astronomisch-physikalische Erklärun-
gen, die das Geschehen am Himmel besser erklären. Wie kommen die Krater auf den Mond? Was sind Doppelsterne? - Geschichten aus der Astronomiegeschichte, idealerweise solche, die ein Mitfiebern erlauben oder Emotionen wecken. Wie wurde Uranus entdeckt? Wie war das mit der Mondlandung?

Bei Objekten unseres Sonnensystems gibt es eine Vielzahl an Geschichten und historischen Begebenheiten. - Aktuelle Forschungsergebnisse oder Ereignisse in der Raumfahrt, über die gerade im Internet und Fernsehen berichtet wird. - Mythologische Geschichten aus der Antike, zum Beispiel die Geschichte des Jägers Orion und des Skorpions. - Persönliche Erlebnisse, zum Beispiel, dass man in einer eiskalten Nacht zum ersten Mal einen bestimmten Nebel gesehen hat.
Demonstratoren haben also verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten, wie sie ein konkretes Objekt am Himmel ihren Besuchern vorstellen. Die Tabelle 1 enthält dafür einige Ideen.
Ein Demonstrator als ,,Showmaster" wählt, wie er seine Geschichten und Informationen vorträgt. Er kann über die Beobachtungsobjekte frei und ohne alle Hilfsmittel erzählen oder er verwendet Folien. Film- und Audiodokumente oder Animationen machen Vorträge abwechslungsreich. Die NASA hat viel Material online, das man verwenden kann, ohne das Urheberrecht zu verletzen.
Abwechslungsreicher werden die Präsentationen, wenn der Demonstrator auch unüblichere Medien einsetzt. Poster im Raum können ähnlich eingesetzt werden wie Folien und schaffen gleichzeitig
VdS-Journal Nr. 69

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Astronomische Vereinigungen

Abwechslung. Es gibt eine Auswahl an

Verlauf der Führung

Postern über das Sonnensystem, seine

Planeten und unseren Mond oder den

Messier-Katalog. Weiterhin gibt es für

den Mond und einige Planeten (eher klei-

ne) Globen. Weitere Möglichkeiten sind

Sternkarten, astronomische Instrumente wie Astrolabien oder Meteoriten. Dieses

Ein Himmelsobjekt moderieren

Material hat den Vorteil, dass man es

nicht nur während der Führung einbauen

kann. Die Besucher können sich dies z.B.

bereits vor der Führung anschauen. Was

man natürlich nicht vergessen darf, ist,

dass die Objekte gegen Feuchtigkeit und

Temperaturschwankungen in der Stern-

warte selbst geschützt werden müssen.

2 Ablauf von Führungen in Sternwarten

Himmelsobjekte moderieren

Der Unterschied zwischen einem Vor-

trag über ein Himmelsobjekt und einer einer automatischen Steuerung kann so Bei der Präsentation eines Himmelsob-

Führung in der Sternwarte ist, dass sich etwas schnell zwei bis drei Minuten dau- jekts kann ein Demonstrator zwischen

bei einer Führung - anders als bei einem ern. Das führt zu einer kleinen Pause, in zwei Möglichkeiten wählen. Die einfa-

Vortrag - kurze Vortragsabschnitte und der sich Besucher in der Sternwarte um- chere ist der phänomenologische An-

Beobachtungen durch das Teleskop ab- schauen oder miteinander reden. Möchte satz, der sich für Besucher ohne jede

wechseln.

der Demonstrator wieder die Aufmerk- Vorkenntnisse, für ungeduldige Besu-

samkeit der Besucher zurückgewinnen, cher und für jüngere Kinder eignet. Der

Doch wenn der Demonstrator ein Objekt kann ein Videoclip helfen. Genauso Demonstrator erklärt kurz, was man im

präsentieren möchte, wird er dieses - au- denkbar ist auch, wenn der nächste Vor- Teleskop sieht. Bei Uranus würde man

ßer beim ersten Objekt des Abends - im tragsabschnitt mit einem Eye-Catcher zum Beispiel ein Foto nehmen, wo er

Teleskop einstellen müssen. Auch bei oder einer Frage ans Publikum beginnt. als kleine blaue Scheibe im Umfeld von

Sternen zu sehen ist. Das hat zwei Zie-

le. Erstens wissen die BesucherInnen

Tab. 1: Ideen für die Vorstellung konkreter Objekte

dann, was sie in einem Teleskop in einer Sternwarte sehen können. Das ist jedoch

Beobachtungsobjekt

Mögliche Themen

weniger farbig und detailliert, als sie es von Bildern und Animationen kennen.

Sternbilder

Mythologie

Zweitens kann der Demonstrator erklä-

Sternbilder, Sternzeichen und die Präzession

ren, worauf man besonders achten sollte.

Sonne Mond

Die Entdeckung der Sonnenflecken
Mondlandung Geologie des Mondes

Uranus ist eben kein blauer Punkt, sondern eine Scheibe. Nach einer Kurzerklärung schauen die Besucher selbst durch das Teleskop. Parallel oder danach kann

Merkur, Venus

Phasen & Weltbilder (geozentrisch, heliozentrisch, Tycho)

der Demonstrator weitere Informationen

Mars Ceres

Wasser auf dem Mars Leben auf dem Mars: Alte Vorstellungen & heutiges Wissen Space Race 2.0: Das Rennen zum Mars
Die Titius-Bode-Reihe und die Himmelspolizei

über das Objekt geben. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass Besucher bei nachträglichen Erklärungen weniger konzentriert sind. Wer wirklich Informationen vermitteln möchte - gerade bei optisch

Uranus

Doch kein Komet: Die Entdeckung des Uranus

wenig beeindruckenden und eher unbe-

Neptun Pluto

Erst berechnet, dann gefunden: Neptun, Planet Neun
Wie man Pluto entdeckt hat Pluto wird ein Zwergplanet

kannten Himmelsobjekten - sollte besser dem Ablauf aus der Abbildung 2 folgen: Die Präsentation von Informationen über das Himmelsobjekt erfolgen zuerst, da-

Sterne

Sterne: Wie sie entstehen, wie sie vergehen

nach kommt die Information, was man

Die Farben der Sterne

im Teleskop sieht und dann folgt für die

Doppelstern-Typen

Besucher der Blick durch das Teleskop.

Deep Sky

Der Messier-Katalog Unsere Position im Universum

VdS-Journal Nr. 69

Astronomische Vereinigungen

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Mond, Venus, Jupiter, Saturn:
Wie Galilei Galileo mit seinem Teleskop das Sonnensystem neu entdeckt

Vom Leben und Sterben

Vom Sonnensystem

der Sterne

zum weiten Universum:

Planetenparade: Mond, Planeten, Fixsterne und ferne Galaxien

Voyager 2 auf der Grand Tour

durch das Sonnensystem

3 Grafik: Ideen für Themenführungen

Verlauf der Führung Die Gesamtstruktur einer Führung ist - wie die Abbildung 2 zeigt - einfach: Die Besucher kommen meist 10-15 Minuten vor dem Beginn der Führung in die Sternwarte. Daher sollte der Demonstrator wissen, was er in dieser Zeit machen möchte, und dies den Zuschauern mitteilen. Möchte er die Zeit für letzte Vorbereitungen nutzen, so dass die Besucher vor dem Eingang warten? Oder können sich die Besucher Poster und Ausstellungsobjekte in der Sternwarte anschauen? Möchte der Demonstrator mit einzelnen Zuschauern reden, um ihre Motivation für den Besuch zu verstehen? Auch ist ein Videoclip oder eine FotoShow auf einem Monitor eine Chance, die Zeit zu überbrücken und gleichzeitig die Zuschauer auf die Führung einzustimmen.
Die eigentliche Führung beginnt mit der Begrüßung. Der Demonstrator stellt die

Sternwarte vor und klärt organisatorische Fragen; ebenso sollte der Demonstrator auch einen Überblick über den Verlauf des Abends und der Führung geben. Die Führung selbst besteht meist aus vier bis sechs Himmelsobjekten, die am Abend der Führung sichtbar sind. Teils besteht der Wunsch, dass die Objekte einem roten Faden folgen sollen. Das ist eine interessante, doch meist schwierige bis unmögliche Idee. Realistischer (und in jedem Fall sinnvoll) ist, dass man die Typen der Objekte kurz erklärt, welche die Besucher im Laufe des Abends sehen: Sterne, Planeten, Galaxien etc. So haben die Besucher ein Minimum an Orientierung, wie die Objekte zueinander stehen. Wer sich trotzdem an einer Führung unter einem Thema versuchen möchte, findet in der Grafik oben einige Ideen.
Jede Führung braucht ein klar festgelegtes Ende, bei dem sich der Demonstrator für den Besuch und die Aufmerksamkeit

bedankt. Ansonsten werden sich die Besucher nach und nach hinausschleichen. Doch gerade Sternwarten von Vereinen haben ein Interesse, mit besonders interessierten Besuchern anschließend ins Gespräch zu kommen. Schließlich suchen viele Sternwarten Mitglieder - und wer ist dafür besser geeignet als neugierige und motivierte Besucher ...
Der Autor ist selbst Demonstrator an der Sternwarte Rotgrueb Rümlang im Norden Zürichs.

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Astronomische Vereinigungen

Astronomische Vereinigung Lilienthal (AVL)
- Interessens- und Arbeitsgruppen in geschichtlicher Tradition
von Kai-Oliver Detken

Die Astronomische Vereinigung Lilienthal (AVL) [1] wurde im Jahr 2000 gegründet, weil man die große astronomische Geschichte Lilienthals den Bewohnern des Ortes wieder näherbringen wollte. Denn in Lilienthal stand um die Wende zum 19. Jahrhundert die größte Sternwarte des europäischen Festlands. Johann Hieronymus Schroeter, der Amtmann des Ortes und seines Zeichens engagierter Hobbyastronom, durchmusterte mit Karl Ludwig Harding und Friedrich Wilhelm Bessel sowie Heinrich Wilhelm Olbers regelmäßig den Nachthimmel auf der Suche nach neuen Objekten. Dies war lange Zeit schlichtweg in Vergessenheit geraten.

Bei der Gründung der AVL stand somit der geschichtliche Hintergrund des Ortes primär im Vordergrund. Deshalb gab es anfangs weder ein Vereinsheim noch eine eigene Sternwarte. Es stand erst einmal die Erweckung von Lilienthal aus dem geschichtlichen Dornröschenschlaf ganz oben auf der Agenda.

1 Das Schroeter-Teleskop bei der Einweihung im November 2015, Foto: Detken

Hinzu kam dabei ein weiteres gewagtes Vorhaben: Man wollte die Sternwarte von Johann Hieronymus Schroeter wieder aufbauen, der Ende des 18. Jahrhunderts im Jahr 1794 ein 27-Fuß-Teleskop mit 50 cm Öffnung und 8,25 m Brennweite im Amtsgarten nach seinen Vorgaben errichten ließ. Damit durchmusterte er regelmäßig den Himmel, um Objekte wie Mond, Planeten, aber auch Nebel und Sternhaufen zu beobachten und wissenschaftlich auszuwerten. Durch dieses Teleskop erlangte Schroeter Anerkennung und Berühmtheit, die ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt werden ließen. Er stand auch regelmäßig mit Friedrich Wilhelm Herschel in Kontakt, der in England ein noch größeres Teleskop mit 48 Zoll Öffnung errichten ließ, das er aber aufgrund recht großer Bildfehler (Koma und Astigmatismus) kaum nutzen konnte. Für die AVL war die Geschichte und der Wiederaufbau des Schroeter-Teleskops bei der Gründung auf jeden Fall ein so wichtiger Bestandteil, dass man es in die Vereinssatzung schreiben ließ.
VdS-Journal Nr. 69

Allerdings ist ein solches Projekt, was eine Vielzahl von Geldern notwendig werden lässt, für einen Verein eine relativ große Bürde. Um sich auf das Sammeln von Spendengeldern, politische Vorarbeiten (Fördergelder, Abstimmung mit der Gemeinde etc.) und Erstellung von Plänen konzentrieren zu können, wurde daher die TELESCOPIUM-Lilienthal gemeinnützige Stiftungsgesellschaft mbH [2] gegründet. Sie wirkt seit 2004 parallel zur AVL, um sich ganz dem Wiederaufbau widmen zu können.
Dabei scheiterte das Vorhaben zunächst viele Jahre an den fehlenden Geldern, denn ursprünglich sollte ein Astronomie Science Center mit Planetarium, inklusive der historischen Sternwarte von Lilienthal, entstehen. Dieses Vorhaben wurde später abgespeckt und überarbeitet, um ein Astronomie Convention Center mit Laboren und Sternwarte als außerschulischem Lernort zu etablieren. Trotz geringerer Kosten konnte aber auch dieses Projekt nicht realisiert werden. Ebenso die nochmalige Verkleinerung auf ein

Sterne-Restaurant mit Veranstaltungsräumen und dem Schroeter-Teleskop ließen nicht die notwendigen Spendengelder zusammenkommen.
10 Jahre später glaubten daher nur noch Wenige daran, dass die Vision des Wiederaufbaus doch gelingen könnte. Bei der AVL hatte man sich inzwischen als Verein weiterentwickelt, ein Vereinsheim restauriert und bezogen, eine eigene Sternwarte auf dem Außengelände aufgebaut und Astronomie-Arbeitsgruppen gegründet. Man dachte nur noch am Rande über das Schroeter-Teleskop nach und wollte den Passus fast schon aus der Vereinssatzung entfernen lassen.
Durch den nimmermüden Geschäftsführer des TELESCOPIUM-Lilienthal KlausDieter Uhden wurde allerdings zwischenzeitlich ein vierter Plan ausgearbeitet, der eine Reduzierung nunmehr auf das Schroeter-Teleskop selbst anstrebte. Als Gaststätte wurde das gegenüberliegende Borgfelder Landhaus akquiriert, so dass dieses ebenfalls nicht neu gebaut wer-

Astronomische Vereinigungen

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2 Gruppenfoto vor historischem Spiegelteleskop des Earl of Ross in Birr Castle (Irland), Foto: Detken

den musste. Die Kosten konnten dadurch nochmals erheblich vermindert und die Errichtung Anfang 2015 endgültig begonnen werden. Innerhalb kürzester Zeit wurde der Bau bewerkstelligt, so dass am 28. November 2015 durch den früheren Astronauten und heutigen ESA-Direktor Thomas Reiter die historische Sternwarte eröffnet werden konnte (Abb. 1). Bei der Planung, Konstruktion und Fertigstellung waren überwiegend AVL-Mitglieder beteiligt. Dies betrifft heute auch den Betrieb und die Führungen, die regelmäßig ehrenamtlich durchgeführt werden. Über die Webseite lassen sich Besichtigungen anfragen, die den Besucher dann in eine Zeit vor 200 Jahren zurückversetzen, wo man noch ohne Internet und Goto-Montierung die Objekte des Himmels finden musste.
Neben diesen Aktivitäten gibt es inzwischen aber auch andere große Arbeitsgruppen mit zirka 20 Teilnehmern bei der AVL, die sich mit der Astrophysik und der Astrofotografie beschäftigen. Die Astrophysik ist dabei dem Kosmos auf der Spur und diskutiert seit 10 Jahren unterschiedliche Themen (Schwarze Löcher, Relativitätstheorie, Gravitationswellen) monatlich in größerer Runde im Vereinsheim. Die Arbeitsgruppe der Astrofotografie besteht ebenfalls seit 10 Jahren und ist bestrebt, die Objekte des Nacht-

himmels in möglichst hoher Qualität einzufangen. Dabei werden die Ergebnisse nicht nur hinsichtlich der Bildverarbeitung diskutiert, sondern man geht auch auf die Technik (CCD-/DSLR-Kameras, Autoguiding, Montierungen etc.) und die Objekte (Nebelregionen, Sternenhaufen, Galaxien, Kometen etc.) selbst ein. Jeden Monat wird zudem ein Foto des Monats (FdM) ausgewählt, bei dem noch einmal genauer auf das entsprechende

Objekt für alle Mitglieder eingegangen wird. Geleitet wird die Gruppe von Gerald Willems [3], der sich als Deep-SkyFotograf in der Astroszene längst einen Namen gemacht hat. Er ist zugleich auch der erste Vorsitzende der AVL. Die zwei Sternwarten der AVL, die seit dem Jahr 2008 im Betrieb sind, werden daher rege von den Vereinsmitgliedern für nächtliche Fotoexkursionen genutzt.

3 Öffentliche Beobachtung des Venustransits unter Beteiligung des Regionalfernsehens
von Radio Bremen, Foto: Detken
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Astronomische Vereinigungen

4 Gruppenfoto an der kleinen AVL-Sternwarte mit einem Schroeter-Nachfahren und
seiner Frau, Foto: Detken

Um auch die Beobachtung von Himmelsobjekten zu fördern, werden zweimal im Jahr öffentliche Veranstaltungen durchgeführt. So findet im Frühjahr traditionsgemäß der bundesweite ,,Tag der Astronomie", ausgerufen von der Vereinigung der Sternfreunde e.V. [4] statt, zu dem auch die AVL die Öffentlichkeit in ihre Sternwarten einlädt. Zusätzlich findet jedes Jahr die ,,Nacht der Teleskope" [5] im Frühherbst statt, bei der AVL-Mitglieder ihr eigenes Equipment neben den Sternwarten betreiben. Dies ist ebenfalls für die Öffentlichkeit freigegeben, um den Besuchern den Sternenhimmel näher zu bringen und damit sie durch unterschiedliche Optiken schauen können. Es kommen an diesen Abenden aber auch gerne AVL-Mitglieder vorbei, die kein eigenes Gerät besitzen. Sonderbeobachtungen werden bei besonderen Geschehnissen angeboten, wie dies unter anderem beim Venustransit 2012 (Abb. 3) oder bei der Mondfinsternis im Juli 2018 der Fall war. Dann ist auch teilweise Funk und Fernsehen mit dabei und berichtet, wodurch natürlich eine noch größere Interessensgruppe erreicht wird. Zusätzlich werden öffentliche Vortragsreihen gehalten, deren Themen sich aus den Arbeitsgruppen ergeben. An diesen Abenden wird bei schönem Wetter auch immer zur Besichtigung der Sternwarten und zum Beobachten aufgerufen.
Für reiselustige Mitglieder werden zudem einmal pro Jahr Exkursionen auf die Beine gestellt, die astronomische Ziele haben. So wurde beispielsweise im Jahr 2008 in Irland das historische Spiegelteleskop des Earl of Ross besichtigt, welches in Birr Castle zu bewundern ist (Abb. 2). Drei Jahre später machte
VdS-Journal Nr. 69

man sich auf den Weg nach Effelsberg, um mehr über das dortige Radioteleskop zu erfahren. Es finden aber auch Sonnenfinsternis-Reisen statt, die selbst organisiert und durchgeführt werden. Denn schließlich ist es keine Option, auf die nächste Sonnenfinsternis (SoFi) in Deutschland im Jahr 2081 zu warten. So war man mit einer relativ großen Gruppe im Jahr 2006 bei der Sonnenfinsternis in der Türkei mit dabei. Aber auch bei der ,,Great American Eclipse" durfte man nicht fehlen, weshalb sich eine kleinere Reisegesellschaft im August 2017 auf den weiten Weg in und durch die USA machte. Dieses Jahr waren Mitglieder aus der Arbeitsgruppe Astrofotografie auf La Palma, um die dortige Sternenfarm ATHOS [6] zu besuchen. Diesmal hatten es die südlichen Regionen der Milchstraße, die in unseren Breiten schwer zu beobachten sind, den Teilnehmern besonders angetan.
Um die über 80 Mitglieder der AVL auf dem Laufenden zu halten, gibt es eine Internet-Präsenz [1] und seit dem Jahr 2005 eine vereinseigene Zeitschrift, die sich schlicht ,,Die Himmelspolizey" (kurz: HiPo) nennt und von den Mitgliedern selbst mit Leben gefüllt wird. Der Name leitet sich von den 24 europäischen Astronomen ab, die im Jahre 1800 auf die gezielte Suche nach dem ,,fehlenden" Planeten zwischen Mars und Jupiter gingen. Entdeckt wurde letztendlich der Asteroidengürtel, von dem geschätzt wird, dass er bis zu 1,9 Millionen Mitglieder enthält. Die Asteroiden-Mitglieder Pallas, Juno und Vesta sind damals von Bremen (Olbers) und Lilienthal (Harding) aus entdeckt worden. Einer der Gründer dieser Astronomischen Vereini-

gung war Johann Hieronymus Schroeter. Von seinem Nachfahren aus der sechsten Generation erhielten wir sogar an unserer AVL-Sternwarte hohen Besuch aus den USA (Abb. 4). Er wollte sich mit seiner Frau von der Wirkungsstätte seines berühmten Vorfahren ein eigenes Bild machen und war von den Aktivitäten der AVL beeindruckt, da diese nur ehrenamtlich geleistet werden. So schließt sich der Kreis über die Astronomische Vereinigung Lilienthal mit ihrer geschichtlichen Tradition an dieser Stelle wieder.
Literaturhinweise und Weblinks (Stand: 30.09.2018): [1] Astronomische Vereinigung Lilien-
thal (AVL): www.avl-lilienthal.de [2] TELESCOPIUM-Lilienthal:
www.telescopium-lilienthal.de [3] Homepage von Gerald Willems:
www.gwaquarius.de [4] Vereinigung der Sternfreunde e.V.:
www.vds-astro.de [5] K.-O. Detken, 2017: ,,In bester Tra-
dition - die ,Nacht der Teleskope' in Lilienthal bei der AVL", VdS-Journal für Astronomie 63 (IV/2017), S. 19-22 [6] Centro Astronómico La Palma ATHOS: www.athos.org

Inserentenverzeichnis

astronomie.de, Neunkirchen

11

Astroshop.de nimax GmbH,

59

Landsberg

ATT, Essen

23

Baader Planetarium, Mammendorf

U4

Euro EMC, Postau

97

Gerd Neumann jr. Entwicklung und 35 Herstellung feinmechanischer &
optischer Instrumente

Sahara Sky, Fritz G. Koring, Marocco 61

Kiripotib Astrofarm, Namibia

31

Kosmos Verlag, Stuttgart

13

Optical Vision Limited: UK

U3

Optische Geräte Wolfgang Lille,

42

Heinbockel

Spektrum der Wissenschaft

67

Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg

Spektrum der Wissenschaft

Spektrum der Wissenschaft

25

Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg

Sterne und Weltraum

Vesting e. K. Fachhandel für

U2

Astronomie, Hamburg

Astronomische Vereinigungen

35

Drittes Treffen der Fachgruppe Astronomische Vereinigungen in Darmstadt
von Astrid Gallus
Der Leiter der Fachgruppe Astronomische Vereinigungen, Rolando Dölling, hatte sich für unser drittes Treffen nach der Gründung etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Wir trafen uns am Samstagmorgen, den 22.09.2018, direkt vor den Toren der European Space Agency (ESA) in Darmstadt (Abb. 1). Sein Bruder arbeitet dort und er hatte die Erlaubnis, uns durch die ,,Heiligen Hallen" der ESA zu leiten. Im Presseraum führte er uns die vielfältigen Aufgaben der ESA vor Augen, und wir blickten von dort direkt in das Kontrollzentrum. Ein Anblick, der uns bisher nur durch die Liveübertragungen im Fernsehen vertraut war. Ein irres Gefühl, dort zu sitzen ..., man meinte, noch die Spannung der letzten Missionen zu spüren.
Danach fuhren wir in die Darmstädter Volkssternwarte (Abb. 2), deren Mitglieder uns ihre Sternwarte für den Rest des Tages zur Verfügung gestellt hatten, inklusive toller Verpflegung! Die Darmstädter Volkssternwarte besitzt neben ihrer Gastfreundlichkeit ein ganzes großes Haus für sich allein! Unsere Gruppe war nicht allzu groß, da die Regionalleiter gemeinsam entschieden hatten, im Wechsel eine große Tagung in geraden Jahren und eine Arbeitstagung in unge-

1 Die Teilnehmer bei der ESA
in Darmstadt, Bild: Jörg Henkel

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VdS-Kinderseiten

raden Jahren zu veranstalten. Gerade umgekehrt zur MV der VdS, damit die VdS jedes Jahr eine größere Veranstaltung anbieten kann. Natürlich ist jeder Interessierte immer zu beiden Tagungen der FG AV eingeladen, denn es gibt viel zu tun und es ist immer etwas los bei der VdS!
Unser Gast beim Arbeitsprogramm war Stefan van Ree, mit dem die FG AV eine Zusammenarbeit besprochen hat: Er wird bei astronomie.de eine eigene Internetseite für unsere FG entwickeln. Das wird unsere Kommunikation enorm verbessern.
Alle Regionen waren oder wurden vertreten und berichteten über ihre vielfältigen Aktivitäten; das neue Fachthema ,,Ehrenamt" wurde in die für uns wichtigen Themenbereiche aufgenommen und es wurden zwei neue Referenten für den Bereich interne Vernetzung gefunden: Benjamin Mirwald und Jörg Henkel. Ein großes Anliegen ist die Jugendarbeit, die noch nicht so recht vorankommt. Hier wurde der 05.10.2019 als Termin für ein Kolloquium mit Vereinen und Sternwarten, die in der Jugendarbeit aktiv sind, zusammen mit Jugendlichen festgelegt. Das Kolloquium wird entweder in Frankfurt a.M. oder in Heidelberg stattfinden. Die FG Astronomische Vereinigungen wird Sie, lieber Leser, weiter auf dem Laufenden halten!

2 Die Teilnehmer bei der Volkssternwarte Darmstadt, Bild: Jörg Henkel

(C) NASA

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50 Jahre ,,Apollo 11"
- Als der erste Mensch den Mond betrat
In den letzten beiden Ausgaben ging es auf eurer Kinderseite um den Mond. Am 20. Juli dieses Jahres wird es genau 50 Jahre her sein, dass zum ersten Mal ein Mensch den Mond betrat. ,,Apollo 11" hieß die Raumfahrtmission der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA, die Neil Armstrong, Edwin ,,Buzz" Aldrin und Michael Collins am 20. Juli 1969 zum Mond brachte. Während Armstrong und Aldrin als erste Menschen den Mond betraten, blieb Collins im Kommandom odul des Raumschiffs ,,Columbia" zurück. 22 Stunden hielten sich Armstrong und Aldrin auf dem Mond auf, bevor sie den Heimflug antraten.
In dieser Ausgabe schreibt euch Harald Tesar, wie er als 15-Jähriger die Mondlandung von Apollo 11 erlebt hat. Und er stellt euch vor, wie ihr ganz einfach eine Rakete basteln und starten könnt.
Eure Katja Schuller
VdS-Journal Nr. 69

(C) NASA (C) NASA

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,,In dieser Nacht sollte der erste Mensch

den Mond betreten. Und ich war dabei!"

von Harald Tesar

Das Fernsehbild war verschwommen, als Neil Armstrong die Leiter aus der Mondlandefähre am 20. Juli 1969 herabstieg - fast schon gespenstisch. Die Endlossendung des WDR im Fernsehen empfand ich als eher einschläfernd. Dann aber der Augenblick: ,,Ein kleiner Schritt für den Menschen, ein großer Sprung für die Menschheit." Neil Armstrong war der erste Mensch auf dem Mond. Der erste Mensch auf einem anderen Himmelskörper!
Es begann eine geschäftige Tätigkeit auf der Mondoberfläche, ,,Buzz" (Edwin) Aldrin stieg aus der Mondlandefähre, die Fernsehkamera wurde neu positioniert, wissenschaftliche Experimente aufgestellt und Proben von Mondgestein und -staub eingesammelt. Natürlich wurde auch die amerikanische Flagge aufgestellt! Michael Collins war nahezu verges-

sen, während er in Warteposition den Mond umkreiste.
Nach einigen Stunden stiegen die Astronauten wieder in ihre Mondlandefähre. Die zurückgelassene Fernsehkamera lieferte Bilder vom Rückstart zur Raumkapsel in der Mondumlaufbahn, die die ganze Mannschaft zur Erde zurückbrachte. Das hat dann noch mehrere Tage gedauert, weil es ein paar - na, besser gesagt rund 384.000! - Kilometer sind.
Die Nacht war vorbei und mein Arbeitstag begann, ich hatte den ersten Ferienjob meines Lebens.
Fazit: Trotz der Müdigkeit am nächsten Tag, hat sich diese durchwachte Nacht für mich gelohnt! Ich werde mich immer an diesen einzigartigen Moment erinnern!

Ich bin Harald Tesar, pensionierter Physiklehrer, naturwissenschaftlich vielfältig interessiert, Amateurastronom und Funkamateur.
Am 20. Juli 2019 ist es 50 Jahre her, dass erstmals Menschen auf dem Mond waren. Eine gute Gelegenheit, sich noch einmal zurückzubesinnen.
Ich war gerade 15 Jahre alt geworden, meine Eltern gingen früh zu Bett, denn Montag war Arbeitstag. Meine jüngeren Geschwister waren auch schon lange beim ,,Matratzenhorchdienst" und ich saß allein im Wohnzimmer, vor dem damals einzigen Fernseher (noch schwarzweiß) im Haus. In dieser Nacht sollte der erste Mensch den Mond betreten. Und ich war dabei!

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,,3-2-1-Wusch!"

Bauanleitung für eine Rakete aus Brausetablettenröhrchen

von Tanja und Harald Tesar, mit Bildern von Katja Schuller mit Lea (9), Victor (7) und Raphael (5)

Diese Materialien benötigst du zum Bau deiner Rakete:
Fotokarton Geodreieck Stift Schere Flüssigkleber oder Klebestreifen Brausetablettenröhrchen
(kein Schraubverschluss!)

Vitamin-C-Brausetabletten werden in vielen Supermärkten für unter 1 Euro angeboten. So erhältst du mit dem ,,Raketenmotor" gleich auch den ,,Treibstoff". Ersatzweise gehen auch Filmdöschen, falls du diese noch ergattern kannst.

Diese Materialien benötigt ihr zusätzlich zum Experimentieren:
Brausetabletten oder Backpulver
Wasser

Schritt 1
Schneide ein Stück Karton für den Raketenrumpf zurecht. Die Länge und die Form dieses Rumpfes sind dir überlassen. Bedenke jedoch, dass größere Kartonstücke die Rakete schwerer machen.
Schritt 2
Befestige diesen Rumpf mit Klebestreifen bzw. Flüssigkleber am Brausetablettenröhrchen. Achte darauf, dass du nicht den Deckel mit festklebst!

Schritt 3

Schneide für die Raketenspitze ein kreisförmiges Stück

x

Karton aus. Markiere den Mittelpunkt sowie eine gleich-

mäßig breite Klebefläche (ca. 5 mm) am Rand.

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Schritt 4
Schneide den Kreis einmal bis zum Mittelpunkt des Kartons ein. Anschließend schneidest du die Klebefläche zickzackförmig ein.

Schritt 5
Passe die Raketenspitze dem Raketenrumpf an. Dazu schneidest du das nicht benötigte Kreissegment ab. Denke jedoch daran, die Klebefläche überstehen zu lassen, die du brauchst, um sie zu einem Kegel zusammenzukleben!

Schritt 6
Klebe die Raketenspitze zu einem Kegel zusammen. Dieser Kegel wird nun mit den zickzackförmigen Klebeflächen an den Raketenrumpf geklebt.
Schritt 7
Stelle mindestens drei Leitwerke her, die am unteren Raketenrumpf angebracht werden sollen. Beachte auch hier die zusätzlichen Klebeflächen.
Schritt 8
Klebe die Leitwerke am unteren Raketenrumpf so an, dass sie den größtmöglichen Abstand zueinander haben. Bei drei Leitwerken sind das 120 Grad .

Schritt 9
Wenn du diese Schritte geschafft hast, kannst du deine Rakete noch verschönern. Denke dir einen tollen Namen aus und schreibe ihn auf die Rakete!

Jetzt füllst du deine Rakete etwa zur Hälfte mit Wasser und fügst eine halbe bis ganze Brausetablette oder etwas Backpulver hinzu. Das beste Mischungsverhältnis musst du selbst herausfinden. Schließe den Deckel und stelle die Rakete im Freien auf. Nach wenigen Sekunden erfolgt der Start. Dabei solltest du 2 bis 3 Meter Abstand halten!

Viel Spaß!

läuft!

Der Countdown

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VdS-Kinderseiten

iten

VdS-Kinderse

Astronomische Kinder- und Jugendgruppen

stellen sich vor

von Katja Schuller

Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe lautet ,,Astronomische Vereinigungen". In einem Teil des Heftes berichten Erwachsene, was sie tun, wenn sie sich treffen, um ihren astronomischen Interessen nachzugehen. Aber auch Kinder und Jugendliche treffen sich regelmäßig, um Sterne zu beobachten und etwas über astronomische Phänomene zu erfahren. Wir haben ihnen Steckbriefe zugesandt und sie gebeten, sich vorzustellen. Als erstes geantwortet hat uns Julia Haug von der Robert-Mayer-Volks- und Schulsternwarte Heilbronn. Hier findet ihr ihren Steckbrief. Sie hat uns auch ein paar Fotos von den Aktivitäten ihrer Jugendgruppe mitgeschickt.

,,Steckbrief"
Wenn ihr auch in einer der folgenden Ausgaben eure Gruppe vorstellen wollt, dann
beantwortet einfach die folgenden Fragen und schickt sie an kinderseite@vds-astro.de:
1) Wie heißt eure Gruppe und in welchem Ort befindet sie sich? 2) Wer macht alles bei euch mit? 3) Wer leitet euch an? 4) Wie oft trefft ihr euch? 5) Was macht ihr so, wenn ihr euch trefft? 6) Was macht euch bei euren Treffen am meisten Spaß? 7) Was macht eure Gruppe aus? Warum sollte jemand bei euch mitmachen? 8) Vervollständigt bitte den folgenden Satzanfang: ,,Astronomie ist für uns, wie ... " 9) Wenn jemand mitmachen will, an wen kann er oder sie sich wenden?
Fügt eurem Steckbrief ein paar Fotos von euren Aktivitäten bei,
damit sich andere Kinder vorstellen können, was ihr so macht. Schon bald werdet ihr euch auf dieser Seite wiederfinden!

sar stellt sich eure ich eure astron n om F i r sc a h g en e F n ragen beantworten.

Harald Te Ausgabe werde
kommenden Motto:

Ab der Und zwar unter diesem Nur zu!

umme Antworten!

Fragen? Fragen, nur d

n, der/die es noch

ne dummen

r jemanden frage ein Lehrer

Es gibt kei nur ich mich bfentlich la : m De ie r r l e i n eb . e Od G e ott weiß alles,

astro.de

Im Zweifel kann eiß. Aber ihr wisst hof esser w

fach an kinderseite@vds-

bweiß alles besser! t's! Schickt eure Fragen ein geh

Also, los

euer H B a i r s al b d al T d e , sar

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Steckbrief der Jugendgruppe der Robert-Mayer-Volks- und Schulsternwarte Heilbronn

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Amateurteleskope / Selbstbau

Neues aus der Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau
von Andreas Berger

Aufruf zum Mitmachen Liebe Teleskopbauer, als Verantwortlicher der VdS-Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau suche ich noch motivierte Amateurastronomen, die schon einmal ein oder mehrere Selbstbauprojekte vollendet haben oder gerade dabei sind. Dabei geht es nicht allein um den Teleskopbau selbst, sondern auch um alles, was um das Teleskop herum sonst noch in Eigenarbeit erstellt werden kann (Montierung, Zusatzgeräte, mechanische und elektrotechnische Hilfsmittel, Veränderungen am gekauften Equipment usw., siehe Abbildung 1). Mein Ziel ist es, die Fachgruppe lebendiger zu machen und sie um aktive Mitglieder zu bereichern. Keine Angst, es gibt keine Verpflichtungen oder sonstige Zwänge. Einzige Voraussetzung ist der Spaß am Bauen und Experimentieren. So mancher von Euch kann seine Erfahrungen auch gern als kleinen Bericht für das VdS-Journal für Astronomie verfassen. Solche Erfahrungsberichte und praktische Anleitungen sind immer willkommen.
Mailingliste Ihr habt es sicherlich schon bemerkt, dass es keine Mailingliste mehr gab. Das hat sich jetzt geändert! Ab sofort gibt es eine Mailingliste, die uns darüber informieren soll, wann etwas Wichtiges wo stattfindet oder es etwas Besonderes zu berichten gibt. Auch hier keine Angst, keiner wird mit Spam überschüttet. Wer dabei sein möchte, wird in unsere Mailingliste aufgenommen und ist selbstredend herzlich willkommen.

1 Wartung des Kegelrollenlagers einer parallaktischen Montierung
seine Seite löschen wird. Ich werde noch die Daten auf den VdS-Server einpflegen und melde mich, wenn ich damit fertig bin. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Wolfgang!
Bitte achtet stets auf Eure Gesundheit beim Bauen Eurer tollen Projekte ... Euer Andreas Berger E-Mail: fg-selbstbau@vds-astro.de

Fachgruppentref fen Auch ein regelmäßiges zwangloses Treffen, um sich einmal im Jahr an einem Wochenende auszutauschen, würde ich gerne einführen. Bei Interesse einfach eine Mail schicken.

Weihnachtsgeschenk an die VdS Wolfgang Höhle von der Webseite www. Binoviewer.at hat der VdS seine Webseiten-Daten nebst Bildern zur Verfügung gestellt, damit die Informationen auch in Zukunft für alle gesichert sind, da er
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Amateurteleskope / Selbstbau

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Himmelsspiegel
- entspannte Sternbeobachtung mit dem Fernglas
von Jens Leich

,,So, ist fertig ..." Kurz und knapp war die E-Mail von Tischlermeister Ron Dienes aus meinem Heimatdorf, um mir mitzuteilen, dass meine Fernglasmontierung aus Korkeichenfurnier abgeholt werden konnte.

Doch zunächst zur Vorgeschichte. Der Begriff ,,Himmelsspiegel" ist meine freie Übersetzung für eine vor mehr als 15 Jahren in den USA angebotene, hochwertig verarbeitete Fernglasmontierung mit dem Namen ,,Sky Window". Die aus eloxiertem Aluminium sauber verarbeitete Fernglasmontierung wurde seinerzeit zum ,,Hot Product" erkoren und hatte schnell viele Liebhaber. Nur wenige Jahre später wurde die Produktion aus Kostengründen leider eingestellt.

Was verbirgt sich hinter diesem ,,Sky Window"? Es ist eine komplett aufgebaute Vorrichtung zur Montage eines Fernglases, mit dem man mittels eines integrierten Spiegels den zenitnahen Sternenhimmel in bequemer Sitzhaltung beobachten kann. Es handelt sich jedoch nicht um einen handelsüblichen Wandspiegel, sondern um einen sogenannten ,,First Surface Mirror", zu Deutsch um einen ,,Vorderflächenspiegel". Dieser hat im Gegensatz zum Wandspiegel seine Reflexionsschicht nicht auf der Rückseite des Glasträgers, sondern direkt auf der vorderen Fläche. Des Weiteren unterscheidet sich der notwendige Spiegel durch eine ausreichend genaue Planheit. Für die Beobachtung mit Ferngläsern und moderater Vergrößerung sollte die Oberflächengenauigkeit mindestens bei Lambda 1 der Lichtwellenlänge des sichtbaren Lichts (gemessen bei ca. 560 Nanometer) liegen. Wo findet man diese Vorderflächenspiegel noch? Zum Beispiel an vielen Supermarktkassen mit Lichtscannern oder Umlenkspiegeln für Bildprojektionen. Hier reichen allerdings meist Genauigkeiten von Lambda 6. Diese Spiegel sind für die Fernglasbeobachtung jedoch wenig geeignet.
Ein niederländischer Sternfreund besitzt solch ein ,,Sky Window" schon seit mehr

1 Diese Aufnahme zeigt den einsatzbereiten Prototypen des Himmelspiegels mit
montiertem Fernglas auf einem Fotostativ.

als 15 Jahren und inspirierte mich schon früh damit. Doch tiefer eingestiegen in die Thematik bin ich erst wieder im Mai 2018.
Es nahm seinen Anfang auf der Messe ,,ATT" in Essen und war eine ,,hochpreisige" Bauchentscheidung, die so nicht geplant war. Aufgrund vieler Augenfehler und der Tatsache, dass ich nur noch mit Brille beobachten kann, war die Suche nach einem geeigneten Fernglas nicht einfach. Die Entscheidung fiel nach vielen Testbeobachtungen ,,augenscheinlich" auf ein Swarovski EL 12x50. Ein Kilogramm schwer, aber trotzdem handlich. Die ersten Blicke an den Sternenhimmel, noch am gleichen Abend, waren

faszinierend, so dass schnell der Wunsch aufkam, dieses Glas mit einem Sky Window stationär einsetzen zu wollen.
Über drei Monate habe ich vergeblich nach einem gebrauchten Instrument gesucht und entschied mich letztendlich für einen Selbstbau. Versuche, im Inland an einen geeigneten Vorderflächenspiegel zu gelangen, scheiterten an der Tatsache, dass ich ,,nur" Privatperson bin und nicht geschäftliche Avancen hatte. So habe ich nach einiger Recherche im Internet einen Vorderflächenspiegel aus den USA bezogen [1]. Bestellung und Lieferung funktionierten problemlos. Binnen drei Tagen war der 200 mm x 250 mm messende und 6 mm starke Vorderflächenspiegel mit ei-
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Amateurteleskope / Selbstbau

2
Eine Skizze mit Maßen diente als Vorlage für die Tischler-Version des Himmelsspiegels.

ner Genauigkeit von Lambda 1 geliefert. Kosten inklusive Fracht und Co. betrugen rund 80 EUR (Stand August 2018). Erste provisorische Beobachtungen mit Spiegel und Fernglas waren erfolgreich. So legte ich den Spiegel entweder auf eine Decke auf die Wiese oder auf einen Tisch und beobachtete über den Spiegel mit dem Fernglas im Stehen oder Sitzen. Eine passende Fernglasmontierung musste also her.
Im August 2018 besorgte ich mir diverse Holzteile und Utensilien, die geeignet

waren, einen Prototypen zu bauen. Buchenrundstäbe, Rohrbefestigungen aus dem Heizungs- und Sanitärbereich und Multiplex Holzplatten aus dem Baumarkt dienten als Baumaterial. An einem Samstagnachmittag entstand so ein Versuchsaufbau (Abb. 1), den ich auf einem Fotostativ montierte und noch am gleichen Abend am Sternenhimmel ausprobierte. Als Lohn entstand eine Zeichnung des sogenannten Kleiderbügelhaufens (ein Asterismus im Sternbild Vulpecula), der hoch am Himmel stand und sich im Sitzen bequem beobachten und zeichnen

ließ. Der Praxistest war also bestanden. Da ich ein Freund von schönen Dingen aus Holz bin, sollte es nicht bei diesem sicher funktionellen Aufbau bleiben. Der Prototyp fand inzwischen schnell einen dankbaren Abnehmer. Inspiriert durch andere Selbstbauten erstellte ich unter Einbindung meiner Erfahrung mit dem Versuchsaufbau eine grobe Konstruktionszeichnung (Abb. 2), die als Grundlage für eine professionelle Version dienen sollte. Da ich nicht über geeignetes Werkzeug verfüge, recherchierte ich im Internet nach lokalen Tischlerei-Betrieben, um

3 Der Spiegeltisch ist so konstruiert, dass er sich entlang
eines Schlitzes einige Zentimeter verstellen lässt, um ggf. auf einen abweichenden Neigungswinkel des Fernglases zu reagieren. Mit den Rändelschrauben lässt sich die Friktion der Neigeachse des Spiegeltischs einstellen.
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4 Kompletter Aufbau des Himmelsspiegels mit Abdeckung auf
einem 2D-Neiger auf Fotostativ. Auf der Unterseite der Grundplatte sind drei Filz-Füße montiert, um den Himmelsspiegel auch direkt auf einem Tisch oder einer anderen geraden und glatten Fläche zu positionieren. Eine universale Fernglashalterung der Firma Berlebach ist auf einem schwenkbaren Holzsteg montiert, um die Neigung des Fernglases zu variieren.

Amateurteleskope / Selbstbau

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mir eine edle Holzversion nach meinen Plänen bauen zu lassen. Geschickterweise ergab es sich, dass ein junger Tischlermeister nur wenige hundert Meter weiter im gleichen Dorf wohnte, und seine Werkstatt in der Nähe lag. Der erste Kontakt war sehr vielversprechend, und nach Einsicht meiner Pläne hatte ich ihn für dieses außergewöhnliche Projekt sofort gewinnen können, nur etwas Zeit müsse ich mitbringen. Er war der ideale Partner für dieses Projekt, da er selbst exklusive Projekte wie Holzverkleidungen an Motorrädern usw. verwirklichte. Ein eigens von mir angefertigtes simples Pappmodell diente als greifbare Vorlage, wobei ich ihm einen gewissen künstlerischen Freiraum zur Umsetzung gab. Auch die Materialwahl legte ich nicht fest. Nach etwa zehn Wochen war dann mein

eigener ,,Himmelsspiegel" fertig. Als Material verwendete er u.a. Korkeichen-Furnier als Multiplexmaterial, welches mit Öl nach der Holzbearbeitung entsprechend veredelt wurde. Die fertige Version sieht sehr filigran aus und hat mir auf Anhieb gefallen. Der Spiegel passt, ohne zu verspannen, perfekt in den Haltetisch und lässt sich mit einer farblich passenden Korkplatte vor Staub schützen. Der Spiegeltisch ist gemäß meinen Plänen nicht fixiert, sondern lässt sich einige Zentimeter in einem Schlitz verstellen (Abb. 3). Ebenso ist die Neigung des Fernglases einstellbar. Optisch passende Rändelschrauben dienen zur Befestigung bzw. Einstellung der Spiegeltisch-Friktion sowie der Neigung der Fernglashalterung der Firma Berlebach, welche mein Fernglas aufnimmt. Eine in die Holz-

Grundplatte der Fernglasmontierung eingebrachte Fotogewindebuchse dient zur Montage auf einem 2D-Neiger auf einem Fotostativ, so dass der komplett aufgebaute Himmelsspiegel am Sternenhimmel in alle Richtungen bewegt werden kann (Abb. 4). Eine passende hölzerne Transportkiste für den Himmelsspiegel ist in Planung.
Quellen (Stand: Februar 2019): [1] Bezugsquelle Spiegel: https://
firstsurfacemirror.com/glass-firstsurface-mirror/ (Stand 26.10.2018)
Impression

Die Sonne im Weißlicht

Eine neu gebildete Fleckengruppe in der Photosphäre der Sonne. Man erkennt sehr schön die Granulation, ein riesiges ,,Meer" kleiner Gaszungen von ca. 1.000 km Größe. Sie sind durch ein dunkleres, kühleres Netzwerk voneinander getrennt. Diese Konvektionserscheinung aus den unteren Schichten der Photosphäre ist nur kurzlebig (bis zu einigen Minuten). Aufnahmedaten: 11.09.2018, 200-mm-Newton mit Astrosolarfolie, f = 2,7 m über eine Zeiss-Abbe-Barlowlinse, Videokamera ASI 178 MM, Bild: Wolfgang Bischof.
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Astrofotografie

Neues aus der FG Astrofotografie

Frank Sackenheim hat seit 2015 beim Astrofoto der Woche (AdW, www.astronomie.de) mitgearbeitet und zu jedem Bild eine technische Kommentierung verfasst - dem Autor zur Hilfestellung und dem Leser zur Information. Zu Beginn des Jahres 2019 hat Frank Sackenheim aus persönlichen Gründen seine Mitarbeit im AdW-Team eingestellt. Hiermit einen herzlichen Dank für vier Jahre gute, konstruktive Zusammenarbeit!

Eine traurige Nachricht erschüttert die FG Astrofotografie: Peter Stättmayer, Gründungsmitglied der Astrofotografen im Jahre 1982, ist verstorben (siehe auch Nachruf in dieser Journalausgabe). Wir halten ihn in guter Erinnerung, zumal seine kollegiale Hilfsbereitschaft vorbildlich und seine instrumententechnischen Arbeiten stets wegweisend waren.

Die Rubrik Astrofotografie umfasst in dieser Journalausgabe wegen eines längeren Artikels zur Kontinuumssubtraktion mehr Seiten als üblich. Wir bitten um Verständnis, denn dieser Artikel lässt sich weder kürzen noch teilen, weil sonst der Zusammenhang und damit die Verständlichkeit fehlt. Peter Riepe

1 Wettervorteile im Alpenraum: Die Orte im Tal mit ihren Lichterglocken stecken gerade
im Herbst oftmals unter einer dichten Wolkendecke. Bei solchen Wetterlagen ist der Himmel - wie hier im November 2018 - oberhalb der Wolken deutlich weniger durch Streulicht aufgehellt. Nach Auflösung der Restwolken sind tiefere Beobachtungen möglich (Bild: Brigitte Schwarzenlander).

IMPRESSUM

VdS-Journal für Astronomie · Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) Hier schreiben Mitglieder für Sternfreunde.

Herausgeber:

Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS)

Gestaltung/Layout: Bettina Gessinger, Dipl. Designerin

Geschäftsstelle:

Postfach 1169 | D 64629 Heppenheim Tel: +49(0)6252 787154 Fax: +49(0)6252 787220 service@vds-astro.de www.vds-astro.de

Redaktion:

Dr. Werner E. Celnik, Dietmar Bannuscher,

Otto Guthier, Sven Melchert, Peter Riepe.

Redaktionelle Mitarbeit der VdS-Fach-

gruppen-Redakteure und VdS-Mitglieder

Bearbeitung von
Bildern u. Grafiken: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren

Anzeigen:

Kullmann Verlags-GbR, anzeigen@vds-astro.de

Litho und Druck:

Kullmann & Partner, Stuttgart

Vertrieb:

Werner Teutsch GmbH, Laudenbach

Bezug: ,,VdS-Journal für Astronomie" erscheint viermal pro Jahr und ist im Mitgliedsbeitrag von 35,- E (EU) und 40,- E (außerhalb der EU) bzw. ermäßigt 25,- E pro Jahr enthalten

Beiträge für die Rubriken der VdS-Fachgruppen werden erbeten an die Redakteure der Fachgruppen (Adressen siehe am Ende des Heftes oder unter www.vds-astro.de). Andere Beiträge senden Sie bitte an die VdS-Geschäftsstelle, Postfach 1169, 64629 Heppenheim, E-Mail: service@vds-astro.de.

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Astrofotografie

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Neue Astrofotos
der VdS-Fachgruppe Astrofotografie
zusammengestellt von Peter Riepe
Die Fachgruppe (FG) Astrofotografie erhält stets interessante neue Bilder zugeschickt. Ein Teil davon stammt aus der FG-Mailingliste, ein weiterer Teil kommt über das Astrofoto der Woche herein (AdW, siehe www.astronomie. de). Aber auch aus dem Kreis befreundeter Amateure außerhalb der FG werden regelmäßig dekorative Bilder fürs VdS-Journal für Astronomie eingereicht. Hier sollen nun wieder einige gelungene Aufnahmen präsentiert werden. Allen Einsendern sei herzlich gedankt, unseren Lesern viel Vergnügen bei der Bilderschau.
1
Blick auf die Sommermilchstraße über St. Jakob im Gurktal/Kärnten. Werner Probst setzte eine Canon 5D MkII bei 15 mm Objektivbrennweite ein und belichtete nachgeführt 1 x 180 s bei ISO 1600 und Blende 5 für den Himmel. Dann machte er eine zweite Aufnahme mit den gleichen Einstellungen ohne Nachführung für den Vordergrund. Nachgeführt wurde mit der Vixen Polaris.

2
Im Juli/August 2018 durchlief der Komet 21P/Giacobini-Zinner die Sternbilder Cepheus, Cassiopeia und Perseus. Stefan Binnewies gelang am 17.09.2018 diese feine Ansicht, als der Komet die Emissionsnebel NGC 2174-5, IC 443 und 444 mit dem Sternhaufen M 35 im Gebiet nördlicher Orion/ Zwillinge passierte. Die zugehörige Aufnahmeserie entstand in Much (Bergisches Land) mit einer Canon EOS 6D bei ISO 6400 und Canon 200-mmObjektiv bei Blende 4. Der mit dem Kometenbild kombinierte Deep-Sky-Hintergrund wurde bereits am 16.03.2012 mit einer SBIG ST-11000M und demselben Objektiv in der Eifel angefertigt. Das LRGB-Bild wurde je 4 x 10 min bei Blende 3,5 belichtet.

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3 Der Ara-Supernovaüberrest (RCW 114) liegt je zur Hälfte in den Sternbildern Ara und Skorpion. Rolf Dietrich nahm das selten gezeigte
Objekt mit einer Atik 16200 und einem Nikkor AIS ED 180 mm 1:2,8 in Namibia auf. Ort war die Astrofarm Kiripotib. Bei Blende 4 wurde 15 x 10 Minuten durch einen H-Filter (Halbwertbreite 3,5 nm) belichtet, dazu je 5 x 4 Minuten in R, G und B. Die Milchstraße würde das Objekt überlagern, daher wurde sie nur dezent eingearbeitet, um die schwache H-Struktur nicht zu stören. Als Software für die Bildbearbeitung wurde Straton zur ,,Entsternung" der H-Aufnahme verwendet, außerdem Photoshop, PixInsight und Fitswork.
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4
Stephan Küppers gelang während seines Urlaubs im Oktober 2018 diese beeindruckende Szenerie mit der Milchstraße über dem Pragser Wildsee in Südtirol. Im Wasser spiegeln sich Mars und die helleren Sterne. Es handelt sich um ein Mosaik aus sechs Einzelaufnahmen mit einer Canon 6D, einem IRIX Objektiv (f = 15 mm, Blende 2,4). Jedes Einzelbild wurde 15 s belichtet bei ISO 3200.

5
Seite 50: Ein sehr schönes, scharfes MondMosaik der Theophilus-Region gelang Manfred Wolf am 20. Juni 2018 am späten Nachmittag in Köngetried. Kamera war eine SkyRis 445M, eine monochrome Videokamera, von TIS in Zusammenarbeit mit Celestron entwickelt. Teleskop war ein Celestron 14 (fokal). Zur Seeing-Verbesserung wurde ein IR-Pass-Filter (Baader) verwendet, zum Stacken AutoStakkert 3. Laut Autor erlaubt der Filter etwas kürzere Belichtungszeiten und liefert auch mehr Kontrast. AutoStakkert 3 arbeitet detailreich und läuft recht schnell durch. Verwendet wurden nur 5%, weil da einfach noch Kleinstkrater zu sehen waren, die bei 30% untergingen.

6
Seite 51: Christoph Kaltseis fertigte am 22.05.2018 bei gutem Seeing dieses Mondpanorama in Sarleinsbach (Oberösterreich) an. Es zeigt ebenfalls die Region um die Krater Theophilus, Cyrillus und Catharina, dazu das Gebiet südlich davon. Daten: Celestron C9.25 EHD f/10 bei f = 2.350 mm, Skyris 236 Monochrom mit 2,8 m Pixelgröße. Mit einem tiefroten Passfilter der Kantenlage 685 nm wurde nur der langwellige Spektralbereich ausgewählt, um im roten und nahen infraroten Licht die bestmögliche Schärfeleistung herauszuholen.
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Kontinuumssubtraktion in der Astrofotografie
- Theorie, Technik und eine praktische Anwendung mit Adobe Photoshop
von Werner E. Celnik, Peter Riepe und Harald Tomsik
- Teil 2 -
Im ersten Teil unseres Beitrags [1] befassten wir uns mit den Grundlagen des Themas: Was sind eigentlich ,,Kontinuum" und ,,Emissionslinien"? Was bewirken engbandige Emissionslinienfilter bei der Fotografie? Was wird von welcher physikalischen Größe subtrahiert? Wo liegen praktische Anwendungen in der Astrofotografie?

Im vorliegenden zweiten Teil werden die Voraussetzungen für die praktische Anwendung in der Amateur-Astrofotografie beschrieben und ein Anwendungsbeispiel mit der unter Sternfreunden weit verbreiteten Bildbearbeitungssoftware ,,Adobe Photoshop" gegeben.
Angewandte Methode Im Gegensatz zur in Teil 1 beschriebenen Methode (zwei Schmalbandfilter, die auf zwei voneinander getrennte Wellenlängenbereiche zentriert sind) kommen jetzt zwei handelsübliche Interferenzfilter unterschiedlicher Bandbreite (Halbwertbreite, HWB), aber zentriert auf dieselbe Emissionslinie (hier: H) zum Einsatz (Abb. 1). Dasselbe Objekt wird also mit zwei unterschiedlich breiten H-Filtern aufgenommen, z.B. einmal mit einem H-Filter mit 6 nm HWB und einmal mit einem H-Filter mit 12 nm HWB.
Das Prinzip ist einfach: Die Emissionslinie eines Gasnebels wird von beiden Filtern mit etwa gleichem Prozentsatz durchgelassen (idealerweise 100 %), der 12-nm-Filter wird jedoch etwa doppelt so viel Kontinuumsstrahlung der abgebildeten Objekte durchlassen wie der 6 nm breite Filter. Daraus lassen sich die Anteile der Emissionslinien- und der Kontinuumsstrahlung voneinander trennen. Aber das Problem liegt im Detail: ,,etwa gleicher Prozentsatz" und ,,etwa doppelt so viel" ist leider zu ungenau. Es geht tatsächlich genauer.
Voraussetzungen Wir reden nicht von Bildern, sondern von Pixelwerten (PW). In der digitalen
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1 Die beiden vom Hersteller gelieferten grafischen Transmissionskurven der einge-
setzten H-Filter von 6 bzw. 12 nm HWB wurden digitalisiert, in Tabellenform gebracht und die Flächen ausgemessen. Eingetragen sind die Positionen der hier wichtigen Emissionslinien von H, [NII] und [SII].

Astrofotografie ist ein Bild aus einzelnen Pixeln zusammengesetzt. Wenn wir ein Bild mit einer Software bearbeiten, wird in Wirklichkeit jedes einzelne Pixel des Bildes in gleicher Weise verändert - der Original-Pixelwert, den die Kamera geliefert hat, wird verändert.
Wollen wir mit Bildern/Astrofotos sinnvoll ,,rechnen", sollten idealerweise alle beteiligten Bilder in gleicher Weise erzeugt und bearbeitet worden sein. ,,PWs" soll hier den Wert eines Pixels in dem Bild angeben, das mit dem schmalbandigeren Filter aufgenommen wurde, ,,PWb" den Pixelwert im entsprechenden breitbandiger aufgenommenen Bild.
Will man Kontinumssubtraktion mit zwei Filtern betreiben, sollten einige Voraussetzungen erfüllt werden: - Beide Belichtungen müssen unter Be-
rücksichtigung der Arbeitsblende gleich sein, d.h. ein Bild bei Blende 7 beispielsweise muss viermal so lang belichtet werden wie ein Bild bei Blende 3,5. - Bei Aufnahmen mit einer DSLR immer denselben ISO-Wert verwenden, z.B.

ISO 1600. - Beide Aufnahmen mit gleicher, mög-
lichst hoher Bittiefe anfertigen. Also nicht einmal mit 8 bit und einmal mit 16 bit. - Beide Bilder haben denselben Abbildungsmaßstab (idealerweise werden beide Bilder mit derselben Kamera am selben Teleskop aufgenommen). - Die Aufnahmebedingungen sind bei beiden Belichtungen gleich: Zenitdistanz, atmosphärische Extinktion, Himmelsaufhellung, ... Dies ist i.a. nicht der Fall. Wir kommen darauf zurück. - Alle Bilder sollten ein möglichst hohes Signal/Rausch-Verhältnis besitzen, also rauscharm sein. Einzelbilder stacken. - Schmalbandfilter-Aufnahme und Breitbandfilter-Aufnahme sollten möglichst die gleichen Sterndurchmesser aufweisen (Fokussierung, Luftunruhe). - Einzelbelichtungen so kurz wählen, dass möglichst keine gesättigten (überbelichteten) Pixel auftreten. - Nach dem reinen Stacken dürfen das Schmalbandfilter-Bild und das Breibandfilter-Bild höchstens mit li-

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2 Die in Graustufenbilder umgewandelten Original-Aufnahmen von M 33 in linear gestreckter Form (links) und in logarithmisch skalierter
Version (rechts), um den Bildinhalt deutlicher darstellen zu können. Oben die Aufnahme mit 12-nm-Filter, unten mit 6-nm-Filter. Jeweils in 3 Nächten 30 x 600 s (12 nm) und 34 x 600 s (6 nm) belichtet mit Newton-Teleskop 200 mm/800 mm und DSLR Canon 700 Da bei ISO 1600. Die Bilder wurden aufeinander ausgerichtet und beschnitten. Zur Berechnung der Kontinuumssubtraktion werden ausschließlich die in gleicher Weise linear skalierten Bilddateien verwendet.

near wirksamen Methoden, und dann nur mit den gleichen Parametern verändert werden. Auf keinen Fall logarithmische Skalierung o. ä. anwenden. Es sind nur Bildoperationen erlaubt, die fotometrische Ergebnisse nicht verändern. Die Gradationskurve des Bildes muss ihre Steigung bis zum Endergebnis der Berechnungen behalten. Eine evtl. notwendigerweise linear veränderte Kurve muss dann parallel zur alten Kurve liegen. Andernfalls hat man nicht-lineare Helligkeitsskalierungen durchgeführt, und nachfolgende Bildberechnungen stimmen nicht mehr. Insbesondere darf vor dem Berechnungsprozess in Photoshop nicht die Tonwertkorrektur verwendet werden, denn diese verändert die Steigung der Gradationskurve.
Ableitung einer Faustformel Gesucht werden die tatsächlichen Intensitäten der Emissionslinie IL und des Kontinuums IC, die vom Teleskop empfangen werden. Atmosphärische und interstellare Einflüsse auf die empfangene

Strahlung werden als ,,konstant" angenommen.
Die von der Kamera aufgenommene Intensität der Kontinuumsstrahlung ist um so höher, je breiter der Filter ist, genauer: je größer die Fläche A unter der Transmissionskurve des Filters ist. Zeichnet man die Transmissionskurve des Filters möglichst genau z.B. auf Millimeterpapier und zählt dann die Millimeterkästchen unter der Kurve, so erhält man die Fläche als Summe der Kästchen. Digital lässt sich das natürlich auch mit einem Tabellenkalkulationsprogramm erledigen. Die individuellen Transmissionskurven der beiden hier eingesetzten Filter von Astron omik [2] erhält man vom Hersteller nach Angabe der Seriennummer jedes Filters. Das ist notwendig, weil jeder Filter ein Unikat ist und sich immer leicht von anderen Filtern derselben Baureihe unterscheidet.
Das Verhältnis FC der im breiten und im schmalen Filter registrierten Kontinuumsstrahlung ICb und ICs entspricht

dann dem Verhältnis der Flächen As im Schmalbandfilter und Ab im Breitbandfilter
FC = ICb / ICs = Ab / As
und lässt sich aus den beiden Flächen unter den Filterkurven leicht ermitteln (Abb. 1), ist also ein instrumenteller Messwert. Die Fläche hat die physikalische Einheit [nm], vgl. Tabelle 1. Die gesuchte Intensität des Kontinuums IC vor dem Teleskop ergibt sich dann aus
IC = ICs / As = ICb / Ab und besitzt die physikalische Einheit [1/ nm]. Die Intensität des Kontinuums vor dem Teleskop wird bis zur Aufnahme noch beeinflusst durch die Absorption des Glases im Lichtweg und die Empfindlichkeit des Sensors in der Kamera bei der betreffenden Lichtwellenlänge. Da wir hier bei beiden Filtern mit gleicher Zentralwellenlänge arbeiten, können wir beides gleich 1 setzen, wenn wir stets dieselbe Kamera und dasselbe Teleskop verwenden.
Die Intensität der Emissionslinie IL vor dem Teleskop wird wegen der geringen
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3 Die Verteilung der Intensität der Emissionslinien H + [NII] im Bildfeld von M 33.
Oben das reine Berechnungsergebnis mit ,,Sternresten", Mitte eine Version mit retuschierten (weggestempelten) ,,Sternresten", unten nicht-linear skaliert und Rauschen gemildert.
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Breite der Emissionslinien nicht von der HWB des eingesetzten Filters beeinflusst, sondern von der Transmission des Filters TL bei der Lichtwellenlänge der Linie. TLs ist dann die Transmission des Schmalbandfilters und TLb die des Breitbandfilters bei der Wellenlänge der Linie. Es gilt
IL = ILs / TLs = ILb / TLb
Eigentlich trivial ist jetzt, dass sich der Anteil der Linienintensität IL aus dem Pixelwert PW abzüglich des Anteils der Kontinuumsintensität IC ergibt, jeweils für den Schmal- und den Breitbandfilter:
ILs = PWs - ICs ILb = PWb - ICb
Damit lässt sich für die Intensität der Emissionslinie IL ableiten: IL=(PWs-ICs)/TLs = (PWb-ICb)/TLb
Aus der Differenz der Pixelwerte in der breitbandigeren Aufnahme PWb und der schmalbandigeren Aufnahme PWs ergibt sich nach Umformen für den Anteil der Emissionslinienintensität IL an der gesamten vom Teleskop empfangenen Strahlung:
IL = (PWs FC-PWb)/(TLs FC-TLb)
Die Pixelwerte PWs und PWb sind Messwerte in den aufgenommenen Bildern, das Flächenverhältnis FC und die Transmissionswerte TLs und TLb sind Instrumenteneigenschaften, die sich aus den Filterkurven ergeben. Das Ergebnis IL ist hier wie der Pixelwert eine dimensionslose Zahl.
Entsprechend gilt für den Anteil der Kontinuumsstrahlung IC: IC = (TLs PWb-TLb PWs)/[ (As (TLs
FC-TLb) ]
Da die Menge der aufgenommenen Kontinuumsstrahlung von der Bandbreite abhängt, trägt der hier abgeleitete Wert für IC die physikalische Einheit [1/nm], wenn die Flächen unter den Filterkurven in nm angegeben werden. In der Praxis hat sich als vorteilhaft erwiesen, den Dividenden in der o.a. Formel für IC mit dem Faktor 10 zu versehen, damit die Pixelwerte im Endergebnis für IC nicht zu klein werden. Wendet man dies an, so wird die physikalische Einheit [1/10 nm].

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Somit lassen sich, in Kenntnis der Transmissionskurven der eingesetzten Filter, aus den Pixelwerten in den beiden aufgenommen Bildern die Intensitäten der Emissionslinie und des Kontinuums getrennt ermitteln, für jedes Bildpixel und damit also auch für das gesamte Bild.
Nimmt man auf diese Weise z.B. die Galaxie M 33 mit ihren Sternen, Sternhaufen, diffusem Sternenlicht, Reflexionsnebeln und HII-Regionen auf, dann zeigt das Ergebnisbild für die Intensität der Emissionslinie somit nur die Emissionslinienstrahlung der HII-Regionen (zusätzlich andere Emissionslinienobjekte wie Planetarische Nebel), ohne die übrigen Objekte. Das Ergebnisbild für die Kontinuumsstrahlung zeigt nur die Objekte, die ein kontinuierliches Spektrum aussenden, nicht aber die HII-Regionen - sofern die anfangs genannten Rahmenbedingungen zutreffen.
Sind jedoch z.B. die Beobachtungsbedingungen während der Aufnahmen mit verschiedenen Filtern nicht gleich, so ist im Verhältnis zwischen den Pixelwerten PWs und PWb ein Korrekturfaktor K anzubringen, d.h. einer der beiden Pixelwerte PWs oder PWb ist mit K zu multiplizieren. Wir wählen hier PWs. Die Faustformel für die Linienintensität IL verändert sich dann zu IL = (PWs K FC-PWb) / (TLs FC-TLb)
Und entsprechend die Kontinuumsintensität zu IC = (TLs PWb-TLb PWs K) / [ (As
(TLs FC-TLb ) ]
Der Korrekturfaktor K ist experimentell zu ermitteln. Man beginnt mit K = 1, wenn die Beobachtungsbedingungen für alle Filteraufnahmen gleich sind.
Sind die Bedingungen nicht gleich, z. B. wegen Mondlicht, das den Himmel während einer der beiden Aufnahmen stark aufhellt, so ist ein größeres oder kleineres K zu wählen. Ist K zu hoch, entsteht im Ergebnisbild von IC ein dunkler Bereich, weil zuviel subtrahiert wurde, ist K zu niedrig, wird zuwenig subtrahiert und die HII-Regionen bleiben im Ergebnisbild von IC sichtbar. Die Balance muss dann durch Probieren verschiedener K-Werte gefunden werden. Ob ein kleinerer oder ein größerer Wert für K genommen wer-

4 Die Verteilung der Intensität der Kontinuumsstrahlung im Bildfeld von M 33. Die
hellsten Nebelgebiete sind noch erkennbar, zum einen, weil die Zentren überbelichtet sind, zum anderen, weil sie interstellaren Staub enthalten, der Sternenlicht reflektiert.

den muss, hängt davon ab, welches der Bilder aufgehellt wurde.
Der konkrete Fall Die o.a. Formeln für die Emissionslinienintensität IL und die Kontinuumsintensität IC sehen kompliziert aus, werden jedoch sehr übersichtlich, sobald wir unsere Messwerte einsetzen. In der Tabelle 1 sind für die relevanten Emissionslinien die ihrer Wellenlänge entsprechenden Transmissionswerte der beiden verwendeten H-Filter von 6 nm und 12 nm HWB [2] angegeben; in der Tabelle 2 die Daten der für unseren Wellenlängenbereich relevanten Emissionslinien H, [NII], [SII]. Man erkennt sofort: Neben H sind auf jeden Fall die beiden benachbarten [NII]-Linien zu berücksichtigen, die weiter von H entfernten [SII]Linien liefern dagegen nur einen sehr kleinen Anteil an der gesamten von den Filtern durchgelassenen Linienemission. Wir dürfen daher nicht annehmen, dass die beobachtete Linienstrahlung IL nur

vom Wasserstoff erzeugt wird, sondern müssen den starken Anteil von Stickstoff mit berücksichtigen. Da wir diese beiden Strahlungen hier nicht trennen können, ist von der Summen-Strahlung von H + [NII] zu sprechen, wenn wir den minimalen Anteil des Lichtes von Schwefel [SII] hier vernachlässigen.
Die Linien treffen zum einen in verschiedener relativer Stärke (so erzeugt im Objekt, relativ zur H-Linie) auf die Aufnahmeoptik, zum anderen unterliegen sie verschiedenen Transmissionswerten der beiden verwendeten Filter. Diese Werte sind in der Tabelle 2 angegeben. Da wir mit diesen Filtern jedoch keine einzelnen Linien von anderen unterscheiden können, sehen wir die Summe des auf den Kamerasensor auftreffenden Lichtes aus allen genannten Emissionslinien. Wir bilden daher den mit der relativen Linienstärke [3] gewichteten Mittelwert der Transmissionswerte und erhalten somit die Transmissionswerte TLs (im Schmal-

Tabelle 1: Daten der hier verwendeten Filter

Hersteller Ser. Nr. HWB nominell HWB gemessen max. Transmission max. Transmission bei Fläche A (Äquivalentbreite) Flächenverhältnis FC

Schmalbandfilter
Astronomik 120 000 2909
6 nm 5,62 nm
0,972 657,3 nm 6,081 nm

1,967

Breitbandfilter
Astronomik 115 001 7145
12 nm 12,00 nm
0,970 657,8 nm 11,964 nm

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5 H-Aufnahme der Galaxie PGC 100169 = Cas 1 (www.sao.ru/lv/lvgdb/object.php?
name=Cas1&id=54), nach der Kontinuumssubtraktion (mit freundlicher Genehmigung der Bildautoren [7])

bandfilter) und TLb (im Breitbandfilter) einer ,,Pseudolinie", die die Emissionslinien rechnerisch zusammenfasst, und deren Intensität IC hier bestimmt wird. Also im Wesentlichen die Summen-Intensität der Ha- und [NII]-Linien. Somit erhalten wir die Werte für
Ab = 11,964 nm As = 6,081 nm FC = 1,967 TLb = 0,920 (92,0%) TLs = 0,891 (89,1%)
Setzen wir diese Werte ein, so vereinfachen sich die Formeln für IL und IC zu
IL = 2,361 (PWs K-PWb/1,967) IC [1/10nm] = 1,760 (PWb-PWs
K/0,968) K wird als 1 angenommen, weil in unserem Bildbeispiel (Galaxie M 33) die Beobachtungsbedingungen bei allen Aufnahmen nahezu identisch waren.
Kommt es uns nicht auf die Intensitätswerte VOR Eintritt der Strahlung ins Teleskop an, können wir die Vorfaktoren 2,361 und 1,760 auch weglassen (d.h. gleich 1 setzen), denn die Differenz der Pixelwerte wurde ja in der zuerst auszuführenden Rechenoperation in der Klammer bereits gebildet - Kontinuum und Emissionslinie wurden bereits getrennt. Zur reinen Kontraststeigerung können beliebige Vorfaktoren gesetzt werden.
In diesem Falle vereinfachen sich die mit dem Bildbearbeitungsprogramm durchzuführenden Rechenoperationen stark:
IL = PWs-PWb/1,967 IC [1/10 nm] = PWb-PWs/0,968 Zuerst ist eine Division, dann eine Subtraktion durchzuführen.
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Umsetzung mit Adobe Photoshop [4] Gestackte Schmal- und BreitbandfilterAufnahmen mit DSLRs liegen in der Regel als 16-bit-RGB-Bilder vor. Das komplette RGB-Bild kann in ein 16-bitGraustufenbild gewandelt werden. Die gestackten Schmal- und BreitbandfilterAufnahmen sollten exakt, möglichst subpixelgenau aufeinander ausrichtet werden. Dann die beiden Bilder auf einen gemeinsamen Bereich beschneiden und separat speichern (Abb. 2). Dabei auf Namensgebung achten, Verwechslungsgefahr! Anschließend sollte geprüft werden, ob beide Bilder ungefähr gleich ,,scharf" sind: Zeigen gleich helle Sterne die gleichen Halbwertbreiten (FWHM-Werte)? Falls nicht, evtl. das schärfere Bild leicht (!) verunschärfen und erneut prüfen.
Nach Durchführung der Rechenoperationen erscheint nun im Ergebnisbild IL der Anteil des kontinuierlichen Spektrums aus dem Bildsignal (Pixelwert) entfernt. Es sind nur noch die EmissionslinienAnteile sichtbar. Alle Sterne und Reflexionsnebel sollten idealerweise entfernt sein. Aber im Ergebnisbild sind immer noch ,,Sternreste" erkennbar (Abb. 3). Diskussion siehe weiter unten.
Im Ergebnisbild IC (Abb. 4) ist nun der Anteil der Emissionslinien aus dem Bildsignal (Pixelwert) entfernt. Es sind nur noch die Anteile des kontinuierlichen Spektrums sichtbar. Alle Sterne und Reflexionsnebel sind dargestellt. Alle Objekte, die nur Emissionslinien abstrahlen, sollten idealerweise vollständig entfernt sein. Das sind sie aber nicht unbedingt, wenn ein Gasnebel z.B. doch überbe-

lichtet ist, oder ein Nebelgebiet enthält neben leuchtenden Gasen auch Staub, der das kontinuierliche Sternenlicht reflektiert.
,,Sternreste" Warum sind im Ergebnisbild der Emissionslinien-Intensität noch Sternreste, insbesondere der hellen Sterne, erkennbar? Es gibt dazu mehrere Erklärungen: a) Die Bilder wurden nicht exakt aufei-
nander ausgerichtet, die Sterne sind noch leicht gegeneinander versetzt. Bei einer Subtraktion bleiben positive und negative Anteile im Bild zurück. b) Die Beobachtungsbedingungen waren nicht gleich. Die Sterne im schmalbandiger gefilterten H-Bild sehen anders aus als in dem breitbandiger gefilterten, weil die Luftunruhe und/oder die Fokussierung unterschiedlich war, oder weil das Objekt an anderer Stelle des Bildfeldes eingestellt wurde, wo die Bildfehler andere Werte besitzen (Koma, ...) c) Der Kamerasensor arbeitet möglicherweise nicht linear. Hellere Sterne werden gegenüber schwächeren Sternen abgeschwächt. Eine doppelt so hohe Sternintensität erzeugt NICHT einen doppelt so hohen Pixelwert. Die oben ermittelten Faktoren für die Bildberechnung gelten dann nicht für jede Höhe von Pixelwerten. Eigene Testaufnahmen im Labor über den gesamten Empfindlichkeitsbereich des DSLRSensors bestätigen dieses Verhalten.
Dieselben Probleme haben auch die Astronomen, die die Kontinuumssubtraktion für ähnliche Zwecke einsetzen (s.a. Teil 1 des Beitrags). In der Abbildung 5 hier im Beitrag ist ein Bild von PGC 100169 (Cas 1) [7] mit dem 6-m-Teleskop zu sehen, wo zahlreiche Sternreste mit grauen Masken abgedeckt wurden.
Kleine Fehlerbetrachtung Die ,,Standard"-Transmissionskurven für Filter, wie man sie z.B. auf den Händlerseiten findet, sind nicht gut brauchbar, die tatsächlichen Kurven für die eingesetzten Filter können sich davon unterscheiden. Eine Stichprobe ergab, dass die Differenzen bei Transmissionswerten bis zu 13 % betrugen, bei den Flächen unter den Kurven bis zu 2 %.
Die geringe Rotverschiebung (0,000597,

Astrofotografie

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[9] entspr. 0,4 nm bei H) des Spektrums von M 33 haben wir vernachlässigt. Bei Berücksichtigung könnten sich insbesondere bei den [NII]-Linien kleine Veränderungen in den Transmissionswerten im 6-nm-Filter ergeben.

Der Einfluss durch schief einfallende

Lichtbündel (hier Öffnungsverhältnis

1:4) auf die Verschiebung und Abfla-

chung der Filterkurven muss an dieser

Stelle nicht berücksichtigt werden. Der

Einfluss auf die Äquivalentbreite der

Filter ist gleich Null. Der Einfluss auf

die Transmissionswerte bei den Linien-

wellenlängen kann dagegen erheblich sein.

6 Zwei-Farb-Komposit von Kontinuums- und Linienstrahlung in M 33. Die Kontinuums-

strahlung ist im G- und B-Kanal dargestellt, die Linienstrahlung im R-Kanal. Man

Die Verschiebung der Kurven durch

beachte die weit ausgedehnte Verteilung der HII-Regionen über die Fläche von M 33.

Temperatureinflüsse ist nach Aussage

des Herstellers [8] wesentlich kleiner

als der Einfluss durch schief einfallende

RGB-Aufnahmen kombiniert wird (vgl. und der Himmelsobjekte selbst (weitere

Lichtbündel. Der Einfluss auf die Trans-

die Abb. 2 in [10]). Achtung: die Farbe Spektrallinien) berücksichtigt werden

missionswerte bei den Linienwellenlän-

der HII-Regionen kann dann verfälscht müssten.

gen kann dennoch erheblich sein.

werden!

Die ermittelten Transmissionswerte der Fazit

Literaturhinweise und Weblinks (Stand Oktober 2018):

verwendeten Filter gelten daher exakt Wir haben gezeigt, dass bei Astroaufnah- [1] P. Riepe, W. E. Celnik, H. Tomsik,

nur für die Bildmitte.

men mit Schmalband-Interferenzfiltern

2019: ,,Kontinuumssubtraktion in

Kombinationsmöglichkeiten

eine Trennung von Linienemission und kontinuierlicher Strahlung praktisch

der Astrofotografie (Teil 1 - Grundlagen und Methodik)", VdS-Journal

Die hier abgeleiteten Ergebnisse der möglich ist. Sind die Beobachtungsbe-

für Astronomie 68 (I-2019), S. 47

Kontinuumssubtraktion können vielfäl- dingungen während der Aufnahmen [2] Astronomik-Filter:

tig verwendet werden, z.B. unter ande- identisch, müssen keine Korrekturfakto-

www.astronomik.com/de/fotografische-

rem:

ren angebracht werden.

emissionslinienfilter.html

- Von Sternen ungestörte Kontrastanhe-

[3] G. D. Roth (Hrsg.), 1989: ,,Hand-

bung von Emissionsnebeln

Werden an Stelle zweier schmalbandiger

buch für Sternfreunde, Bd. 2,

- Erstellen eines 2-Falschfarb-Komposits Filter ein schmalbandiger und ein sehr

Springer Verlag, S. 651

von Kontinuums- und Linien-Intensi- breitbandiger Filter verwendet (z.B. der [4] Adobe Photoshop: www.adobe.com/

täten (Abb. 6)

Rot-Kanal von RGB-Aufnahmen), ist das

de/products/catalog.html

- Erstellen einer Kombination mit RGB- Ergebnis allerdings nicht mehr aussage- [5] Deep Sky Stacker: http://

Farbaufnahmen, HII-Region treten kräftig, weil wellenlängenabhängige Ein-

deepskystacker.free.fr/german/

deutlicher hervor, wenn z.B. das Emis- flüsse des Sensors, der atmosphärischen [6] REGIM: www.andreasroerig.de/

sionslinien-Bild mit dem R-Kanal von Extinktion, des Airglows, von Fremdlicht

regim/regim.xhtml

[7] Catalog & Atlas of the LV Galaxies,

www.sao.ru/lv/lvgdb/

Tabelle 2: Transmissionswerte und relative Stärken der in die Filterkurven fallenden Emissionslinien

[8] G. Neumann, priv. Komm., 2018: www.astronomik.com/de/kontakt/
[9] J. L. Hernandez et al., 2013:

Linie

Wellenlänge/ nm

Linienstärke relativ zu H [3]

relativ zu H

H 656,3 [SII] 671,6 [SII] 673,1 [NII] 654,8 [NII] 658,3

350 10 10 55 (Annahme) 55

1,000 0,029 0,029 0,157 0,157

,,Pseudo-Linie" = mit rel. Stärke gewichtetes Mittel aller Linien

Filtertransmission bei der Linie 12-nm-Filter 6-nm-Filter

0,964 0,006 0,005 0,930 0,964

0,968 0,003 0,001 0,691 0,925

0,920

0,891

,,Integral field spectroscopy of HII regions in M33", MNRAS 430, p. 472-508 [10] W. E. Celnik, K. Möller, B. FlachWilken, 2018: ,, Der Dreiecksnebel Messier 33 in Kombination von drei verschieden großen Teleskopen", VdS-Journal für Astronomie 64 (I-2018), S. 76

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Astrophysik & Algorithmen

Zur Farbaufspaltung an Nebensonnen
von Uwe Pilz

Im vorigen Heft (VdS-Journal für Astronomie 68) habe ich die optischen Effekte bei der Entstehung von Nebensonne erläutert. Ursache sind Wolken aus sechseckigen, waagerecht in der Luft schwebenden Eiskristallen. Nebensonnen können auch zart in Regenbogenfarben leuchten, man spricht vom Irisieren. Wie kommt es dazu?
Beim Strahlendurchlauf wird der Lichtstrahl zwei Mal gebrochen, beim Eintritt und beim Austritt. Der Brechungswinkel ist von der so genannten Brechzahl abhängig (Tab. 1). Diese Brechzahl ist eine Materialeigenschaft, welche von der Wellenlänge des Lichtes abhängig ist. Für Wassereis habe ich die Brechzahlen in Tabelle 1 angegeben.
Mit diesen Daten kann man die Ablenkungswinkel für verschiedene Wellenlängen ausrechnen. Die Formel dazu habe ich im ersten Teil gegeben, hier noch einmal, aber mit der variablen Brechzahl n:
= 1 + arcsin ( n sin ( 60 Grad - arcsin ( sin (1) / n ))) - 60 Grad
Wie im vorigen Teil dargelegt, kann der Austrittswinkel einen Wert von ca. 20 Grad nicht unterschreiten. Diese Grenze ist aber von der Wellenlänge abhängig. Mit der Formel kann man den minimalen Austrittswinkel in Abhängigkeit der Brechzahl ermitteln. An dieser scharfen Grenze lässt sich die Farbaufspaltung überhaupt nur sehen, weit jenseits davon mischen sich die Farben wieder.

Tabelle 1: Brechzahl für Wassereis in Abhängigkeit der Wellenlänge (aus: refractiveindex.info)

Farbe
violett blau blaugrün grün gelb orange rot

Wellenlänge in nm
0,40 0,46 0,51 0,54 0,57 0,61 0,70

Brechzahl
1,3194 1,3151 1,3126 1,3114 1,3103 1,3091 1,3069

min. Austrittswinkel / Grad
22,55 22,22 22,03 21,94 21,86 21,77 21,60

ist als der gelb-grüne - wie es auch die Rechnung ausweist. Im blauen und violetten Bereich wird die Farbe dieser kurzen Wellenlängen durch die dort auch vorhandenen roten bis grünen Anteile überlagert und ist deshalb nicht so deutlich erkennbar.
1 Farbaufspaltung
am Eiskristall (schematisch)

Der minimale Austrittswinkel wird bei Eintrittswinkeln zwischen 40 Grad und 42 Grad erreicht, man muss also nur in diesem Bereich rechnen. Wieder genügt der Taschenrechner. Ich habe diese Austrittswinkel in der Tabelle mit angegeben.

Dieser Winkel lässt sich auch theoretisch herleiten. Er ist am größten, wenn Einund Austrittswinkel gleich sind. Es gilt dann:
min = 2 ( arcsin ( n sin 30 Grad ) - 30 Grad )
Die Abbildung 2 zeigt die berechneten Minimumswinkel im Vergleich zu einer Fotografie. Es ist deutlich zu erkennen, dass der rot-orange-Bereich viel größer
VdS-Journal Nr. 69

2 Abhängigkeit des Minimumswinkels min von der Wellenlänge des einfallenden
Lichtes. Foto: Wikipedia/Lamiot

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Astrophysik & Algorithmen

Prinzip der Erforschung eines
physikalischen Prozesses
von Jochen Grühser
Der Wunsch nach Verständnis der Vorgänge in der unmittelbaren und weiteren Umgebung des Menschen ist so alt wie die Menschheit selbst. Erst seit rund 400 Jahren werden jedoch wissenschaftliche Experimente durchgeführt. Die technischen Möglichkeiten sowie die Methodik der Forschung wurden seither enorm erweitert und weiterentwickelt. Mit diesen erweiterten Möglichkeiten geht die Forschung immer mehr über das unmittelbar Anschauliche hinaus. Der Mensch benötigt Hilfsmittel, um die gewonnenen Daten zu bewältigen und die untersuchten physikalischen Prozesse zu verstehen.

Prinzip Mit Beginn der experimentellen Forschung zeigte sich, dass die menschlichen Sensoren nicht ausreichen. Es wurden Geräte entwickelt, die reproduzierbare und genaue Messwerte liefern können. Damit einher ging eine Erweiterung der Beobachtungsmöglichkeiten. Bestes Beispiel ist hier die zunehmende Nutzung immer größerer Bereiche des elektromagnetischen Spektrums gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Wenn man sich verschiedene Forschungsgebiete anschaut, findet man eine wiederkehrende Struktur aus Daten, Geräten und Abläufen, dargestellt in der Abbildung 1.
Ausgangspunkt sind die Beobachtungen der Realität mit einem Forschungsgerät, dessen Aufbau und Funktion abhängig sind von der Natur des zu erforschenden Prozesses. Man kann sich hier ein Weltraumteleskop, den Atlas-Detektor des CERN oder ein Amateurteleskop mit Digitalkamera vorstellen. Moderne Forschungsgeräte liefern ihre Messwerte in digitaler Form, wobei teilweise erhebliche Datenmengen erzeugt werden. Die gespeicherten Daten ermöglichen wiederholte Auswertungen nach ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten. In vielen Fällen sind diese Daten im Internet öffentlich verfügbar.
Die Aufgabe besteht nun darin, die gewonnenen Daten zu interpretieren (Abb. 1). Das dabei zu erstellende Modell hängt

1 Erforschung physikalischer Prozesse unter Nutzung von Modellen und Simulation

natürlich davon ab, welcher konkrete physikalische Prozess untersucht werden soll.
Modellierung Man muss sich klarmachen, dass jedes menschliche Denken auf Modellen beruht. Die Erstellung und Nutzung ,,natürlicher" Modelle der Realität erfolgt meist unbewusst. Dies soll am Beispiel des Schärfens einer etwas rostigen Axt mit einer Schleifscheibe verdeutlicht werden. Der Leser kann sich solch eine Axt vorstellen und kennt sicher auch die Funkengarben, die beim Schleifen entstehen. Wenn er diese Zeilen liest, hat er aber weder eine Axt noch verbrennende Eisenteilchen in seinem Kopf, sondern ein Modell sowohl der Gegenstände als auch des Schleifprozesses. Alles andere wäre sicher ungesund.
Normalerweise wird ein Forschungsgerät mit einer ganz bestimmten Zielstellung gebaut. Das Kepler-Teleskop [1] sollte für die Exoplanetensuche hoch präzise Helligkeitsmessungen liefern, was es auch

sehr erfolgreich getan hat. Es hat aber viel mehr beobachtet als nur Exoplanetensysteme, siehe z.B. [2] und [3].
Zum Verständnis der Kepler-Daten sind Modelle von Planetensystemen erforderlich. Helligkeitsveränderungen können viele Ursachen haben. Wie würde sich das Vorhandensein eines Planeten auswirken? Ist überhaupt ein Planet vorhanden? Gibt es möglicherweise mehrere Planeten, deren Wirkungen sich überlagern? Wie groß sind die Planeten?
Simulation Hat man ein (erstes) mathematisches Modell des Prozesses, kommt ein weiteres, entscheidendes Hilfsmittel ins Spiel: Die Simulation (siehe Abb. 1 rechts). Für ein mathematisches Modell kann man eine Simulation erstellen und auf einem Rechner ablaufen lassen. Das Modell liefert dann Simulationsdaten, die man mit den realen Daten vergleichen und überprüfen kann, ob das Modell den Prozess korrekt beschreibt. Die simulierten Daten müssen innerhalb bestimmter Fehlergrenzen

VdS-Journal Nr. 69

Astrophysik & Algorithmen

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mit den Messdaten übereinstimmen. Es ergibt sich ein Zyklus aus Simulation, Bewertung und Modellverbesserung, der mit Erreichen eines vorgegebenen EndeKriteriums beendet ist.
Man hat es also immer mit einem Wechselspiel zwischen wissenschaftlicher Fragestellung, Beschaffung von Messdaten sowie deren Interpretation auf der Basis von mathematischen Modellen und Simulationen zu tun. Besonders wichtig sind Voraussagen des Modells bezüglich des Verhaltens des physikalischen Prozesses. Man kann Hinweise zur Optimie-

rung der Beobachtungstechnik und der Auswertemethoden erhalten. Ein schönes Beispiel dafür ist der Nachweis der Gravitationswellen. Das so genannte Chirp-Signal ist durch Modellrechnungen vorhergesagt worden und konnte dann durch entsprechend angepasste Datenanalysen tatsächlich in den hochgradig gestörten Ligo-Daten gefunden werden [4].

Literaturhinweise und Weblinks: [1] Mikulski Archive for Space Tele-
scopes, http://archive.stsci.edu/ kepler, abgerufen am 31. 10.2018 [2] ,,Wenn zwei Supernovae zünden", Sterne und Weltraum 7/2016, S. 12 [3] "Shock Breakout and Early Light Curves of Type II-P Supernovae Observed with Kepler", https://arxiv. org/abs/1603.05657, abgerufen am 5.11.2018 [4] Gravitational Wave Open Science Center, www.gw-openscience.org/ events/GW150914, abgerufen am 31.10.2018

Der Sintflutalgorithmus und andere Optimierungsverfahren
von Helmut Jahns

Es gibt einige Berechnungen in Naturwissenschaft und Technik, die sich ausschließlich oder am effektivsten mit Optimierungsalgorithmen lösen lassen. Das sind vor allem Berechnungen, bei denen theoretische Rechengrößen, die von einem oder gar mehreren Parametern abhängen, an gemessene Größen angepasst werden sollen. In solchen Fällen ist es oft inakzeptabel aufwändig oder gar unmöglich, eine geschlossene Formel zur Berechnung dieser Lösung zu finden. Stattdessen wird der umgekehrte Weg beschritten und versucht, alle beteiligten Ausgangsparameter solange zu variieren, bis die bestmögliche Übereinstimmung der berechneten Modelldaten mit den realen Messdaten erreicht ist. Diese Vorgehensweise wird Optimierung genannt.

spätestens bei Zielgrößen, die von mehr als drei Parametern abhängen; rechnerisch ändert sich jedoch damit grundsätzlich nichts.
Im Beispiel mit der Abweichung von Modelldaten zu Messdaten möchte man eine Zielgröße eher minimieren und nicht maximieren. Mathematisch besteht jedoch kein Unterschied darin, denn man kann ohne Weiteres das Vorzeichen der Zielgröße umdrehen und sich wieder auf die Suche nach Maxima begeben.
Alle Parameter in ihrem Gültigkeitsbereich zu durchlaufen ist naheliegend, kann jedoch sehr rechenintensiv werden;

vor allem dann, wenn die Zielgröße von mehreren Parametern abhängt. Mit jedem weiteren Parameter vervielfacht sich die zu erwartende Rechenzeit. Man ist also geneigt, Heuristiken zu entwickeln, die eine schnellere Suche nach dem Optimum ermöglichen.
Im einfachsten Ansatz könnte man versuchen, diejenigen Schritte zu vermeiden, bei denen der Wanderer an Höhe verliert. Dass diese einfache Regel jedoch seine Tücken hat, liegt auf der Hand: Wenn der Wanderer immer nur bergauf steigt, könnte er in ein Nebenmaximum gelangen, aus dem er nicht mehr herausfindet. Das absolute Maximum im
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Der Gegenstand der Berechnung wird auch Zielgröße genannt. Im eingangs erwähnten Fall ist die Zielgröße die Abweichung des Modells zu den realen Messdaten. Man kann sich die Optimierung als ein mehr oder weniger zielgerichtetes Umherwandern eines Wanderers in einer hügeligen Landschaft vorstellen. Dies gelingt am besten bei einer Funktion von zwei Parametern, wobei die Zielgröße als Höhe des Landschaftspunktes angenommen werden kann (s. Abb. 1). Je nachdem, in welche Richtung man in der gedachten Landschaft wandert, kann die Höhe zu- oder abnehmen. Die menschliche Vorstellungskraft versagt allerdings

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Astrophysik & Algorithmen

Parameterraum mag jedoch ganz woanders liegen und bleibt für den Wanderer unerreichbar, da ihm jeglicher Abstieg verboten ist.
Damit dürfte klar sein: Wenn der Wanderer wirklich zum höchsten Gipfel gelangen soll, muss es ihm ermöglicht werden, wohldosierte Abstiege vorzunehmen. Nicht anders ergeht es einem bei der Durchführung einer Optimierungsaufgabe - auch bei diesen besteht die Gefahr, sich in einem Nebenmaximum zu verfangen.
Es gibt einige Varianten der Optimierung, die erstaunlich gute Resultate liefern [1]! Drei von Ihnen sollen in aller Kürze an diese Stelle vorgestellt werden: das ,,Threshold Accepting", das ,,simulierte Ausglühen" und der ,,Sintflutalgorithmus".
Threshold Accepting Beim Threshold Accepting sind Schritte, die zu einer Verringerung der Zielgröße führen, erlaubt, solange die Verringerung nicht größer als ein Schwellwert T (für Threshold) ausfällt. Damit ist es dem Wanderer im Parameterraum ermöglicht, lokale Maxima zu verlassen und Bereiche im ,,Hochgebirge" in der Nähe des absoluten Maximums zu betreten. Im Verlauf der Simulation wird der Schwellwert T allmählich gegen 0 abgesenkt. Durch den hohen Freiheitsgrad am Anfang der Berechnung ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass eine Zielgröße, die dem absoluten Maximum nahekommt, betreten wird.
Simuliertes Ausglühen (Simulated Annealing) Einen anderen Ansatz wird beim Simulierten Ausglühen gewählt. Anstatt einen Schwellwert vorzugeben, wird die Akzeptanz einer ungünstigeren Lösung vom Ergebnis eines Zufallsgenerators abhängig gemacht, und zwar ist die Akzeptanz um so wahrscheinlicher, je kleiner die Verschlechterung ausfällt.
Sintflutalgorithmus Beim Sintflutalgorithmus wird eine andere Form von Schwellwert definiert, den man sich am besten als einen Wasserstand vorstellen darf. Der Wanderer kann sich im Raum frei bewegen, auch wenn sich die Zielgröße verschlechtert. Er darf
VdS-Journal Nr. 69

1 Eine Funktion, die von zwei Variablen x und y abhängt, kann man sich als abstrakte
Landschaft darstellen. Ein Optimierungsverfahren kann man sich als Versuch vorstellen, den höchst gelegenen (oder auch tiefst gelegenen) Punkt dieser ,,Landschaft" zu erwandern, wobei der ,,Wanderer" mit dem Handicap versehen ist, diese Landschaft nicht einsehen zu können. Wenn solch ein Wanderer nur bergauf laufen darf und schließlich eines der Maxima erreicht hat - wie kann er sichergehen, dass es das absolute Maximum der Funktion ist und nicht irgendein lokales?

nur keine Bereiche betreten, die unterhalb des ,,Wasserstandes" liegen. Mit jeder Verbesserung, die beim Optimieren eintritt, wird der Wasserstand ein wenig angehoben, bis keine Verbesserung mehr erzielt wird.
Anwendung Auch für die Astronomie gibt es einige Anwendungen für Optimierungsaufgaben, bei denen die vorgestellten Verfahren prinzipiell gute und schnelle Lösungen liefern können. Aus eigener Erfahrung fällt mir die Anpassung eines Bahnelementesatzes von spektroskopischen Doppelsternen [2] und der daraus resultierenden Variation der Radialgeschwindigkeiten an eine gemessene Radialgeschwindigkeitskurve ein. Die Bahnelemente des Doppelsternsystems spannen einen 7-dimensionalen Parameterraum auf, die allesamt innerhalb eines bestimmten Gültigkeitsbereichs durchmustert werden können. Die Zielgröße ist die Abweichung der gemessenen Kurve von der theoretischen; man hätte es also in diesem Fall mit einer Minimierungsaufgabe zu tun.
Auch andere astronomische Aufgabenstellungen können unter Zuhilfenahme von Optimierungsalgorithmen gelöst werden. Die hier kurz vorgestellten Verfahren können vielleicht für einige von ihnen hilfreiche Dienste leisten.

Literaturhinweise und Weblinks (Stand: Februar 2019): [1] ,,Toleranzschwelle und Sintflut:
neue Ideen zur Optimierung": Spektrum der Wissenschaft 3/1993, Seite 42 [2] ,,Messung des Orbits spektroskopischer Doppelsterne": spektroskopie. vdsastro.de/files/pdfs/schanne2010. pdf

Atmosphärische Erscheinungen

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Refraktionseffekte an der Sonne
auf dem Fichtelberg im Erzgebirge
von Claudia und Wolfgang Hinz

Der Fichtelberg im Erzgebirge ist mit 1.215 Metern die höchste Erhebung Sachsens und liegt an der Grenze zu Tschechien. Gemeinsam mit dem nahe gelegenen Keilberg (tschechisch Klínovec; 1.244 m) auf böhmischer Seite bildet er den höchsten Punkt des Erzgebirgskamms. Die von Südwest nach Nordost ansteigende Pultscholle des Gebirges fällt nach Süden hin steil ins Böhmische Becken ab. Dort sammelt sich bei herbstlichen und winterlichen Hochdruckwetterlagen die Kaltluft (Böhmischer Nebel). Durch diese Konstellation liegt der Fichtelberg entweder in einer trockenen warmen Luftmasse darüber (Inversion) oder er wird direkt vom Böhmischen Nebel beeinflusst, wenn dieser über den Kamm fließt. Das führt zu zahlreichen optischen Erscheinungen, die es sonst in dieser Fülle nur selten gibt. So besticht der Gipfel bei Inversionswetterlagen nicht nur mit einer außergewöhnlichen Fernsicht, sondern auch mit ungewöhnlich starken Refraktionseffekten wie Luftspiegelungen, stark deformierter oder geteilter Sonnenscheibe sowie mehrfachen Grünen, Blauen und Roten Strahlen an der horizontnahen Sonne.
Im ersten Teil möchten wir Refraktionseffekte an der Sonne oberhalb einer Inversionsschicht beschreiben. Im zweiten

Teil gehen wir besonders auf Luftspiegelungen und maximale Fernsichtziele bei Inversionswetterlagen ein.
Teil I - Refraktionseffekte an der Sonne Bevor ein Lichtstrahl der Sonne unser Auge erreicht, passiert er unsere Erdatmosphäre. Da in der Lufthülle die Dichte mit kleiner werdender Höhe kontinuierlich zunimmt, wird der Lichtstrahl zum Erdboden hin gekrümmt. Diese so genannte atmosphärische Refraktion bewirkt einen ,,verfrühten" Sonnenaufgang bzw. einen ,,verspäteten" Sonnenuntergang. Denn da der scheinbare Sonnendurchmesser etwa der Refraktion am Horizont entspricht, ist die Sonne in Wirklichkeit bereits untergegangen, wenn ihr unterer Rand den Horizont berührt. Auch die am Horizont meist abgeplattete Sonne ist auf die Strahlenbrechung zurückzuführen,

1 Grüne Segmente bei Sonnenauf-
gang, Bildautor: Gerd Franze
denn wegen der Krümmung in unserer Atmosphäre wird der Strahl 1 aufgrund des flacheren Winkels stärker gebrochen als Strahl 2 (Abb. 2).
Es entstehen manchmal noch zusätzliche Refraktionseffekte durch den Böhmischen Nebel. Der Fichtelberg ist mit 1.215 Metern Höhe hoch genug, um meistens aus dieser kalten Schicht herauszuragen, und ist oft erheblich wärmer. Aufgrund des flachen Blickwinkels entlang der meist nur wenig tiefer liegenden Grenzschicht und der weiten hindernisfreien Sicht auf entfernte Berge oder die Sonne, entstehen oft starke Refraktionseffekte, die denen in arktischen Regionen sehr ähnlich sind.
2
Entstehung der abgeplatteten Sonne, Grafik: Claudia Hinz
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Atmosphärische Erscheinungen

3 Stark deformierter Sonnenaufgang mit gespiegeltem Sonnenfragment, Bildautor: Claudia Hinz
4 Grünes und Blaues Segment, Bildautor: Gerd Franze
5 Grüner Blitz, Bildautor: Claudia Hinz
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Atmosphärische Erscheinungen

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Verzerrte Sonne und Grüner Strahl Die häufigsten Refraktionseffekte oberhalb einer Inversionsschicht sind eine stark verzerrte Sonne bei Sonnenaufund -untergang mit mehrfachen Segmentabspaltungen und wiederholter Grün- oder Blaufärbung. Schon in den 1950er-Jahren beschrieben die Beobachter der Wetterwarte Fichtelberg, dass die Sonne nicht im klassischen Sinne aufgeht, sondern scheinbar Fragment um Fragment über den Horizont wächst (Abb.3).
Die ersten Beobachtungen des Grünen Strahls finden sich in alten Tagebüchern von Seefahrern, die ihn meist als Grünes Leuchten zum oder kurz nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang am entfernten Horizont über einer Wasseroberfläche beschrieben.
Heute wird die Erscheinung des Grünen Strahls in drei verschiedene Typen unterteilt: Das Grüne Leuchten, welches nach Sonnenuntergang noch für mehrere Sekunden über der Meeresoberfläche beobachtet werden kann, das grüne Segment, welches sich, wie oben beschrieben, im Vorfeld oder beim ,,Verlöschen" abgespalteter Segmente bildet, und der Grüne Blitz, der für den Bruchteil einer Sekunde dann zu sehen ist, wenn die Sonne am Horizont, hinter einem Berg oder auch hinter einer Wolke verschwindet (Abb. 4 und 5).
Die Physik ist jedoch ähnlich: das weiße Licht der Sonne wird beim Durchgang durch die Erdatmosphäre wellenabhängig gebrochen und in seine Spektralfarben zerlegt. Am Horizont und (von höheren Standpunkten aus geblickt) darunter ist die Lichtbrechung am stärksten, und das letzte Segment der Sonne besitzt faktisch einen roten, grünen und blauen Sonnenrand. Nach Untergang des roten Sonnenrandes ist für einen kurzen Moment der Grüne Strahl zu sehen. Ein Blauer Strahl zeigt sich dagegen sehr selten, da das kurzwellige Blau in der Erdatmosphäre am meisten gestreut wird. Nur bei sauberer klarer Luft hat man die Chance, ihn zu beobachten.
Die Grünen Segmente, wie sie auf dem Fichtelberg auftreten, sind ein Zusammenspiel von Lichtbrechung und Reflexion. Da Licht an der Grenzfläche vom

6 Grünes Segment, Bildautor: Claudia Hinz

7 Blauer Strahl beim Sonnenuntergang an der Zugspitze und grüne Wolkenkante
links im Bild, Bildautor: Claudia Hinz

8 Nowaja-Semlja-Effekt, Bildautor: Claudia Hinz

dichteren zum dünneren Medium unterhalb eines sehr flachen kritischen Winkels reflektiert wird, erscheinen oberhalb der eigentlichen Sonne Spiegelbilder. Diese Strahlen der Sonnenspiegelungen legen in der Atmosphäre den längsten Weg zum Beobachter zurück und werden deswegen wellenlängenabhängig am stärksten gebrochen (Abb. 6).
Inzwischen liegt an der Wetterwarte Fichtelberg zahlreiches Foto- und Film-

material vor, welches die stark deformierten und zum Teil auch gespaltenen Sonnenauf- und -untergänge zeigt und vor allem beweist, dass der Grüne Strahl nicht nur einfach, sondern mehrere Dutzend Mal auftreten kann.
Grüne Wolkenkante Manchmal ist zu sehen, dass sich nicht nur der Sonnenrand grün verfärbt, sondern auch Wolkenränder mitunter deutlich grün flackern. Interessanterweise
VdS-Journal Nr. 69

66

Atmosphärische Erscheinungen

9 Mehrminütiger Perlschnureffekt oberhalb einer Inversion am Fichtelberg,
Bildautor: Claudia Hinz

befinden sich diese Wolken nicht über der Sonne, wo man sie erwarten würde, sondern daneben. Claudia Hinz konnte derartige Effekte bereits auf dem Wendelstein und der Zugspitze beobachten. Auf dem Fichtelberg ist es Gerd Franze und Claudia Hinz schließlich gelungen, diese Erscheinung auf Video zu bannen (Abb. 7, siehe auch Videolink). Da weder in der Literatur noch im Internet adäquate Beobachtungen gefunden wurden, können nur eigene Vermutungen über die Entstehung angestellt werden. Am wahrscheinlichsten ist, dass die von hinten angeleuchtete Wolke als separate Lichtquelle fungiert und durch Spiegelungseffekte das grüne Flammenszenario erzeugt.
Alle Beobachtungen wurden von Bergen gemacht, von wo aus der wahre geografische Horizont bereits unterhalb der Nullhöhe liegt. Hier ist selbst die normale Höhenverschiebung der atmosphärischen Refraktion aufgrund des langen Lichtweges durch die Atmosphäre schon ziemlich hoch. Zudem wurden in allen Fällen
VdS-Journal Nr. 69

gleichzeitig oder später an der Sonne grüne bzw. blaue Strahlen oder Segmente beobachtet, was von zusätzlichen Dichteunterschieden der bodennahen Luftmassen zeugt.
Nowaja-Semlja-Ef fekt Ein besonders ausgeprägtes Beispiel für Refraktion ist der Nowaja-Semlja-Effekt (Abb. 8). Die erste Dokumentation geht auf eine Tagebuchaufzeichnung des Schiffszimmermanns Gerrit de Veer zurück. Dort beschreibt er am 24. Januar 1597 einen Sonnenaufgang auf der russischen Nordpolarmeerinsel Nowaja Semlja, der zwei Wochen früher als berechnet stattfand. Ähnliche Beobachtungen machten auch Nansen (1894, Arktischer Ozean), Shackleton (1915, Antarktis) und Liljequist (1951, Antarktis), welche die zu früh am Horizont stehende Sonne als horizontalen Streifen oder Quadrat beschrieben.
Erst 1998 wurde eine Erklärung dafür gefunden: Eine arktische Luftspiegelung. Während der Polarnacht sackt die Tem-

peratur über der Schneedecke ab und steigt dann nach oben hin erst einmal an. Entlang der Temperaturgrenzlinie wird das Licht zur kälteren Schicht hin gebrochen, das heißt, der Lichtstrahl vollführt eine Art Wellenbewegung um die Grenzschicht herum und kann auf diese Art eine bedeutend größere Entfernung zurücklegen, als auf einer geraden Linie. Bei einer Inversion herrschen ähnliche Bedingungen. Über einer markanten kalten Schicht liegt eine sehr warme Luftmasse, deren Temperatur in der Höhe wieder allmählich abnimmt. Die Folge ist, dass die Sonne bis zu 12 Minuten vor dem astronomischen Sonnenaufgang bereits als Perlschnur oder Quadrat unterhalb der Inversionsschicht zu sehen ist, bevor sie über den Horizont ,,wächst".
Perlschnurphänomen Das Perlschnurphänomen wurde zuerst im Jahre 1901 von dem britischen Amateur-Astronomen John FranklinAdams dokumentiert. Er beobachtete die Erscheinung mehrfach vom Schiff aus und führte sie auf den Wellengang am Horizont zurück.
Die Bedingungen bei einem Wolkenmeer ähneln denen auf dem Ozean. Die fließenden Wolken haben eine wellige Oberfläche, und wie auf dem Meer ist es auch an der Wolkenoberfläche am kältesten, so dass der Lichtstrahl reflektiert und das Objekt (in diesem Fall die Sonne selbst) nach oben angehoben wird. Durch die Lücken von Meeres- oder Wolkenwellen blinzeln dann die leuchtenden Perlen hindurch, die oft erst nach Minuten verglühen (Abb. 9).
Literaturhinweise und Weblinks (Stand: Februar 2019): [1] C. Hinz, W. Hinz, 2015: ,,Licht-
phänomene - Farbspiele am Himmel", Oculum-Verlag [2] ,,Wetter und Landschaft auf Sachsens höchstem Gipfel": https:// fichtelbergwetter.wordpress.com/ [3] http://glorie.de/videos/ [4] https://atoptics.wordpress. com/2017/03/21/green-rimmedcloud-at-sunrise/ [5] Webseite des AKM e.V.: ,,Beschreibungen atmosphärischer Erscheinungen mit vielen Beispielbildern sowie Tipps zur Beobachtung", www.meteoros.de

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Deep Sky

Karte erstellt mit Cartes du Ciel

Skyguide 2019 - 1 (Frühling)
von Robert Zebahl und Rene Merting

Unser Skyguide soll in erster Linie Anregungen für eigene Beobachtungen geben und wird dabei jährlich für jede Jahreszeit fünf Objekte kurz beschreiben. Es werden dabei sowohl leichte als auch schwierige Objekte ausgewählt, welche nach Schwierigkeitsgrad sortiert sind. Wie schwer ein Objekt letztlich ist, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab, vor allem der Himmelsqualität, der Teleskop-Öffnung und der persönlichen Erfahrung.

eigene Aufsuchkarten zu erstellen. Die visuelle Beschreibung des Objekts basiert weitestgehend auf eigenen Beobachtun-

gen und soll lediglich als Anhaltspunkt dienen.

Übersichtskarte für Skyguide 2019 - 1 (Frühjahr),

Zu jedem Objekt werden die wichtigsten Informationen in Kurzform und gegebenenfalls ein DSS-Bild (Digitized Sky Survey) angegeben. Des Weiteren ist eine Karte, erstellt mit der freien Software Cartes du Ciel (Skychart), für die grobe Orientierung vorhanden, welche Sterne bis zu einer Größenklasse von ca. 8,0 mag zeigt. Telradkreise (0,5 Grad ; 2 Grad ; 4 Grad ) auf der Karte markieren die Position des Objekts. Im Allgemeinen empfehle ich aber,

Corvus - Der Rabe
Das Sternbild Rabe ist ein recht kleines Sternbild und befindet sich nördlich der Wasserschlange (Hydra) bzw. südöstlich des Bechers (Crater). Die vier hellsten Sterne bilden dabei ein auffälliges Viereck. Aber was macht eigentlich der Rabe am Firmament? Der griechische Gott Apollon schickte einst einen Raben aus, welcher mit dem Becher Wasser aus einer Quelle für eine Opfergabe an seinen Vater Zeus holen sollte. Dabei entdeckte er auf seinem Weg einen Feigenbaum, dessen Früchte noch nicht reif waren. Doch die Verlockung war groß und so verharrte der Rabe für einige Tage, um von den reifen Früchten zu kosten. Da er sich dadurch verspätete, suchte er eine Entschuldigung und ergriff eine Wasserschlange, die ihm angeblich den Weg zu der Quelle versperrte. Apollon aber durchschaute diese Lüge und verbannte ihn aus Strafe zusammen mit dem Becher und der Wasserschlange an den Himmel.

1 Sternbild Corvus (Rabe), Quelle: Wikipedia

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Deep Sky

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Canali 1 (Stargate)

Typ:

Sternmuster

Sternbild:

Crv

Koordinaten (2000.0): Rektasz. 12h 35m 45s,

Dekl. -12 Grad 01' 00''

Winkelausdehnung: 8,0' x 8,0'

Dieses auffällige Sternmuster besteht aus zwei ineinanderliegenden Dreiecken, deren Sterne auch als Mehrfachsternsystem unter der Bezeichnung STF 1659 zu finden sind. Der Name ,,Stargate" (Sternentor) geht dabei auf die Science-Fiction-Serie ,,Buck Rogers" zurück, in welcher ein Portal beschrieben wird, um zeitloses Reisen an ferne Orte im Universum zu ermöglichen, welche ebenfalls über ein derartiges Portal verfügen. Im Jahr 1994 folgte eine Realverfilmung unter dem Titel ,,Stargate". Geprägt wurde der Name vom Texaner John Wagner in den 1980er Jahren. Der Katalogname Canali 1 geht auf den Amerikaner Eric G. Canali zurück. Allerdings ist dieses Sternmuster schon weit über 100 Jahre bekannt, da es bereits in den 1880er-Jahren von Reverend T. Webb beschrieben wurde.

2 Sternmuster Canali 1, Quelle: DSS

NGC 4361 (PK 294+43.1, H 1.65)

Typ:

Planetarischer Nebel

Sternbild:

Crv

Koordinaten (2000.0): Rektasz. 12h 24m 30,76s,

Dekl. -18 Grad 47' 05,4''

Helligkeit:

10,9 mag

Winkelausdehnung: 2,1' x 2,1'

NGC 4361 ist der hellste Planetarische Nebel inmitten des Sternbilds und zeigt ungewöhnliche Strukturen. Aus dem gut 4.500 Jahre alten Nebel ragen zwei gebogene Filamente heraus, welche ihm das Aussehen einer Spiralgalaxie verleihen. Die Gashülle von NGC 4361 dehnt sich zurzeit mit einer Geschwindigkeit von 38 km/s aus. Visuell ist der Nebel bereits mit einer Teleskopöffnung von 120 mm unter städtischen Bedingungen (Bortle 7) erreichbar, wobei ein [OIII]-Filter fast Pflicht ist. Der Nebel erscheint bei 40-facher Vergrößerung rundlich, recht schwach und mittig etwas heller. Mit 8 Zoll Teleskopöffnung unter dunklem Landhimmel erinnert der Nebel bei 50-facher Vergrößerung an einen Kometen ohne Schweif. Bei 12 Zoll Teleskopöffnung wird dann auch der 13,0 mag helle Zentralstern gut sichtbar, welcher von einem schwach leuchtenden, strukturlosen Nebel umgeben ist.

3 Planetarischer Nebel NGC 4361, Quelle: DSS

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70

Deep Sky

Arp 244 (Antennen-Galaxien)

Typ: Sternbild: Koordinaten (2000.0): Mitglieder:

Galaxienpaar Crv Rektasz. 12h 01m 50s, Dekl. -18 Grad 54' 00''' NGC 4038 (10,3 mag, 3,4' x 2,0') NGC 4039 (10,6 mag, 3,3' x 1,7')

Dieses Galaxienpaar ist eines der uns am nächsten befindlichen Beispiele für kosmische Kollisionen und das vielleicht schönste Beispiel von weit ausgedehnten Gezeitenschweifen. Beide Galaxien haben sich durch Gezeitenkräfte stark verformt. Der nördliche Bogen ist ca. 6' (150.000 Lichtjahre) lang, der südliche sogar 12' (300.000 Lichtjahre). Am Ende des südlichen Bogens befindet sich die sehr schwache Zwerggalaxie NGC 4038S, welche möglicherweise durch die Gezeitenkräfte entstanden ist. Die Galaxien selbst sind bereits mit mittleren Teleskopöffnungen unter dunklem Himmel gut beobachtbar. Mit steigender Öffnung ist auch die Trennung möglich. Die Beobachtung der Gezeitenschweife benötigt große Öffnung und exzellente Bedingungen. Der Amerikaner David Tosteson konnte zumindest Teile davon mit 25 Zoll Teleskopöffnung bei 450-facher Vergrößerung sehen.

4 Galaxienpaar Arp 244, Quelle: DSS

Algorab (delta Crv, 7 Crv, SHJ 145 AB)

Typ:

Doppelstern

Sternbild:

Crv

Koordinaten (2000.0): Rektasz. 12h 29m 51,86s,

Dekl. -16 Grad 30' 55,6''

Helligkeit:

2,95 mag/8,47 mag

Winkelabstand:

24,6''

Positionswinkel:

213 Grad

Epoche:

2012

Der Doppelstern Algorab bildet zusammen mit dem Stern Gienah (Gamma Crv) den Flügel des Raben. Der Winkelabstand beider Komponenten hat sich seit seiner Entdeckung im Jahr 1823 nicht verändert. Er wird damit als ,,Common Proper Motion Pair" eingestuft, wobei beide Komponenten eine gemeinsame Winkelgeschwindigkeit von 0,26 Bogensekunden pro Jahr in südwestliche Richtung aufweisen. Trotz der großen Helligkeitsdifferenz von über 4 Größenklassen ist der Doppelstern durch den recht großen Winkelabstand schon mit 4 Zoll Teleskopöffnung bei geringer Vergrößerung trennbar. Die helle Komponente erscheint gelblich, der schwache Begleiter eher grau, wodurch sich ein schöner Kontrast ergibt.

VdS-Journal Nr. 69

Deep Sky

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Berkeley-Sternhaufen als Begleiter fürs Leben
von Dietmar Bannuscher

Nach einem Aufruf zur Beobachtung von Offenen Sternhaufen in der damaligen VdS-Fachgruppen-Zeitschrift ,,Interstellarum" der VdS-Fachgruppe ,,Visuelle Deep-Sky-Beobachtung" verdingte ich mich zur Beobachtung der BerkeleySternhaufen, es sollten etwas über 100 Objekte sein, die bis dato nur wenig visuell beobachtet wurden.

Die Beobachtungen fanden in Etappen statt, teilweise gab es reine ,,BerkeleyNächte". Bedingt durch zum Teil jahrelange Beobachtungspausen und Interessensverschiebungen meinerseits innerhalb der Astronomie konnten bisher lediglich 48 Berkeley-Haufen beschrieben und gezeichnet werden. Die Berkeley-Sternhaufen erscheinen sehr unterschiedlich: von wunderschön bis unscheinbar, von Sternenstaub bis wenige Einzelsterne, von ,,sofort sichtbarem Haufencharakter" bis ,,gar nicht erkennbar" reichen die persönlichen Beobachtungserfahrungen.

Es müssen nun die noch fehlenden ,,Berkeleys" in den nächsten Jahren aufgesucht und beobachtet werden, und eigentlich könnte man ja die bereits gesichteten Sternhaufen nochmals anschauen, die Beobachtungen liegen schon so lange zurück.

1 Berkeley 4 im Sternbild Cassiopeia, Felddurchmesser ca. 21 Bogenminuten,
Bildquelle: Aladin, CDS Strasbourg

So werden mich die Berkeley-Sternhaufen noch eine Weile begleiten, vielleicht ein ganzes Astronomen-Leben lang.

Im Anschluss noch Auszüge aus dem Beobachterbuch zu einigen besonders schönen Berkeley-Sternhaufen. Benutzt wurde ein 254-mm-Dobson mit 1.245 mm Brennweite, bei verschiedenen Vergrößerungen.
Berkeley 4 im Sternbild Cassiopeia liegt zwischen zwei nahe beieinanderstehenden, gleich-

2
Berkeley 18 im Sternbild Fuhrmann, Felddurchmesser ca. 39 Bogenminuten, Bildquelle: Aladin, CDS Strasbourg

VdS-Journal Nr. 69

72

Deep Sky

3 Berkeley 32 im Sternbild Einhorn, Felddurchmesser ca. 40 Bogenminuten,
Bildquelle: Aladin, CDS Strasbourg

4 Berkeley 70 im Sternbild Fuhrmann, Felddurchmesser ca. 33 Bogenminuten,
Bildquelle: Aladin, CDS Strasbourg

hellen Sternen und breitet sich als eine Art ,,Nebel" vor allem nach Süden aus, bis 216-fache Vergrößerung bleibt der wirklich schillernde ,,Staub" nicht aufgelöst (Abb. 1).
VdS-Journal Nr. 69

Berkeley 5 ebenso im Sternbild Cassiopeia, zeigt bei 72-fach einen runden ,,Haufenschimmer", bei 216-fach sind nur 6 Sterne auszumachen.

Berkeley 11 findet sich im Sternbild Perseus und imponiert als leichter Schimmer, bei höheren Vergrößerungen wenige Sterne und ein leichtes Hintergrundleuchten.
Berkeley 18 befindet sich neben Capella im Sternbild Fuhrmann und zeigt bei geringer Vergrößerung einen leichten Schimmer über ein größeres Gebiet verteilt, bei 72-fach viele schwache Sterne sichtbar (Abb. 2).
Berkeley 21 im Sternbild Stier besteht aus wenigen schwachen Sternen in lockerer Anordnung. Die Lage ist interessant: Der Sternhaufen befindet sich oberhalb des Veränderlichen SU Tau vom Typ R CrB.
Berkeley 27 im Sternbild Einhorn zeigt einen deutlichen Haufencharakter, wenige Sterne dichtgedrängt. Berkeley 26 soll sich direkt neben Nr. 27 befinden (lediglich 1 Bogenminute Abstand), sein Vorhandensein wird aber bereits in der Sternhaufenliste als ,,zweifelhaft" geführt, ich selbst konnte keinen weiteren Sternhaufen an betreffender Stelle wahrnehmen.
Berkeley 29 im Sternbild Zwillinge sieht man als kleines gedrängtes Sternhäufchen. Interessanterweise ist dieser Sternhaufen auch im UGC und MCG gelistet (wohl versehentlich).
Berkeley 32 im Sternbild Einhorn: viele schwache Sterne bilden wunderschönen Sternenstaub (Abb. 3).
Berkeley 34 ebenfalls im Sternbild Einhorn gelegen, zeigt viele schwache Sterne in länglicher Form.
Berkeley 70 im Sternbild Fuhrmann, nicht weit von Capella, besitzt neben helleren Sternen auch viele schwächere mit einem Sternenschimmer im Hintergrund (Abb. 4).
Berkeley 72 im Sternbild Orion zeigt sich als nicht auflösbarer Schimmer zwischen mehreren Sternen.

Geschichte

73

15. Tagung der Fachgruppe

Geschichte der Astronomie

in Tübingen

von Wolfgang Steinicke

Vom 26. bis 28. Oktober 2018 fand die 15. Tagung der VdS-Fachgruppe ,,Geschichte der Astronomie" statt. Treffpunkt war diesmal die traditionsreiche Universitätsstadt Tübingen.

1 Die astronomische Uhr am
Tübinger Rathaus (Bild: S. Binnewies)

Das Vorprogramm begann am Freitagnachmittag mit der Besichtigung der Astronomischen Uhr am Tübinger Rathaus (Abb. 1). Auch von innen beeindruckt das Werk, erbaut 1511 vom Tübinger Mathematiker, Physiker und Astronomen Johannes Stöffler. Anschließend wurden auf einem Stadtrundgang weitere historische Stätten gezeigt. Er endete am Schloss Hohentübingen, das die 1814 von Johann Gottlieb Friedrich Bohnenberger errichtete Sternwarte beherbergt (Abb. 2). Der kleine Bau beherbergt nach wie vor das Originalinstrument: einen Repetitionskreis von Reichenbach. Abends traf man sich zum gemütlichen Beisammensein im nahe gelegenen Restaurant ,,Mauganeschtle". Hauptspeise waren natürlich Maultaschen.

Bohnenbergers Sternwarte
2 am Schloss Hohentübingen
(dieses und alle weiteren Bilder: W. Steinicke)

Die Tagung fand am Samstag im Astronomischen Institut der Universität statt; es ist in einem ehemaligen französischen Militärlazarett untergebracht. Der Hörsaal war mit insgesamt 36 Teilnehmern gut gefüllt (Abb. 3).

Das Programm startete um 10:00 Uhr mit dem Übersichtsvortrag ,,500 Jahre Astronomie in Tübingen" von Roland Müller. Er begann mit der 1477 gegründeten Universität und streifte wichtige Gelehrte wie Johannes Stöffler, Michael Mästlin, Johannes Kepler bis hin zu Bohnenberger. Viele historische Bilder und Schriften wurden gezeigt.

Völlig anderer Natur war der Beitrag ,,Netzwerke frühneuzeitlicher Astronomen" von Hartmut Knopp. Hier ging es um eine statistische Auswertung des astronomischen Briefwechsels im 17. und 18. Jahrhundert. Grundlage waren 36.000 Briefe von 3.500 Astronomen. Beziehungen und europaweite Netzwerke

3 Blick in den Vortragssaal: Roland Müller referiert über ,,500 Jahre Astronomie
in Tübingen"
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74

Geschichte

4 Gruppenfoto der Tagungsteilnehmer

wurden ermittelt und mittels einer sozialen Analyse untersucht und visualisiert. Es zeigten sich erstaunliche Verbindungen und historische Tatsachen.
Anschließend präsentierte Michael Geffert ,,Julius Schmidts Zeit in Düsseldorf und Bilk". Die vor kurzem in Bonn aufgefundenen Beobachtungstagebücher des bekannten Astronomen geben einen interessanten Einblick in die Anfangsjahre seiner Tätigkeit. Schmidt arbeitete im Jahre 1845 einige Monate bei Johann Friedrich Benzenberg. Dort erlebte er die Fertigstellung der neuen Sternwarte in Düsseldorf-Bilk und führte erste Beobachtungen durch. In dieser Zeit fertigte Schmidt auch kleine Skizzen seiner Beobachtungen an, von denen einige präsentiert wurden.
Die anderthalbstündige Mittagspause wurde - bei Brezeln und Apfelschorle - zu intensiven Gesprächen genutzt. Größere Touren ließ das nasskalte Wetter leider nicht zu.
Das Nachmittagsprogramm leitete KarlPeter Julius ein. Er präsentierte die von ihm neu herausgegebenen ,,Mondkarten aus Schroeters Selenotopographischen Fragmenten". Johann Hieronymus Schroeter hat 1787 bis 1790 von seinem Lilienthaler Observatorium aus intensiv den Mond beobachtet. Es entstanden 43 Kupfertafeln einzelner Regionen, die nun als Faksimile erschienen sind.
Anschließend entführte uns Regina Umland ins Reich der Mathematik. Sie berichtete über ,,Die Fortschritte in der Astronomie durch indisch-arabische Ziffern und das Positionssystem". Es ging um die Einführung der arabischen Zif-
VdS-Journal Nr. 69

5
Prof. Wagner erläutert die ,,Maschine von Bohnenberger"

6 Besuch der Ausstellung ,,Alte Kulturen" im Schloss Hohentübingen

fern 1 bis 9 sowie der ,,Null". Dies und die Anwendung der Arithmetik haben die Rechenverfahren in Europa grundlegend verändert. Innerhalb kürzester Zeit erschienen astronomische Tafelwerke und Ephemeriden.

Im Vortrag ,,Lord Rosse und die Entdeckung der Spiralnebel" von Wolfgang Steinicke ging es um die mysteriöse erste Beobachtung der Spiralstruktur des ,,Whirlpool-Nebels" M 51 in den Jagdhunden. Einen Monat vor Lord Ros-

Geschichte

75

ses Entdeckung (im April 1845) hatten zwei andere Astronomen die Galaxie mit dessen brandneuen 72-Zoll-Reflektor unter gleichen Bedingungen beobachtet. Erstaunlicherweise verloren sie kein Wort über die Spiralstruktur. Die Lösung dieses Rätsels ist ein Fall für die Psychologie. Der Vortrag führte zu intensiven Diskussionen.
Vor der einstündigen Kaffeepause wurde das obligatorische Gruppenfoto gemacht (Abb. 4). Dann gab es reichlich Kuchen - und anregende Gespräche.
Anschließend berichtete Karl Benz über ,,Astronomie in schweren Zeiten". Es ging um Professor Wolfgang Gleißberg, der vor den Nazis in die Türkei fliehen musste und an der Universität Istanbul die moderne astronomische Forschung begründete. Der Referent - ein Student von Gleißberg während dessen späterer Zeit in Frankfurt - verbrachte einige Jahre in Istanbul und berichtete über seine persönlichen Erfahrungen.
Im letzten Vortrag referierte Jörg Wagner, Professor für Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität Stuttgart (Abb. 5) über ,,Die ,Maschine von Bohnenberger` - ungeahnte Folgen eines didaktischen Hilfsmittels der Astronomie". Bohnenberger gilt als Erfinder wichtiger wissenschaftlicher Geräte, darunter der kardanisch gelagerte Kreisel. Dieser war zunächst als didaktisches Hilfsmittel für Astronomievorlesungen gedacht (einige wenige Exemplare sind erhalten). Das Instrument erwies sich aber als wegweisend für die Technik der Kreisel- und Inertialnavigation.
Der Tag fand seinen Ausklang im traditionsreichen Restaurant ,,Forelle".
Am Sonntagmorgen traf man sich wieder im Schloss Hohentübingen. Das hier beheimatete Museum ,,Alte Kulturen" zeigt rund 4.600 Exponate aus sieben archäologischen und kulturwissenschaftlichen Sammlungen der Universität Tübingen über einen Zeitraum von rund 40.000 Jahren (Abb. 6). Höhepunkt der Sammlung der Älteren Urgeschichte sind die Eiszeitfiguren aus Mammutelfenbein; dazu gehört auch das weltberühmte Vogelherd-Pferdchen. Zu sehen sind auch eine altägyptische Opferkammer und eine ,,Sternuhr" auf dem Sargdeckel des Idi Aus Assiut (Abb. 7). Beeindruckend ist das 1895 entstandene große Mondgemälde von Julius Grimm (Abb. 8).
Die 15. Tagung war - nach Ansicht der Teilnehmer - wieder eine gelungene Veranstaltung. Der nächste Ort ist bereits in der Diskussion: 2019 könnte es ins österreichische Kremsmünster bei Linz gehen. Näheres dazu finden Sie zu gegebener Zeit auf der Webseite der Fachgruppe ,,Geschichte der Astronomie" (http://geschichte.fg-vds.de).

7 Ägyptischer Sargdeckel (um 2000 v. Chr.): im braunen Ochsenbein
soll der Große Wagen zu sehen sein.
8 Das imposante Ölgemälde von Julius Grimm (1895) zeigt den Mond
sehr plastisch. VdS-Journal Nr. 69

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Geschichte

Johann Hieronymus Schroeters Mondatlas 1791
- Die 43 Kupfertafeln aus den ,,Selenotopographischen Fragmenten"

Albireo Verlag, Köln 2018, ISBN 978-3-9816040-5-4, 100 Seiten, 139,- EUR

Lilienthal ist ein beschaulicher Ort nördlich von Bremen. Hier fand 2017 die 14. Tagung der VdS-Fachgruppe ,,Geschichte der Astronomie" statt (siehe VdSJournal für Astronomie 65). Was ist so geschichtsträchtig an diesem Ort? Den Grund sieht man unmittelbar am Ortseingang: der Nachbau eines imposanten Spiegelteleskops mit einer Öffnung von 50,8 cm und 8,25 m Brennweite. Es wurde 1794 vom Astronomen Johann Hieronymus Schroeter errichtet. Eines seiner Lieblingsobjekte war der Mond. Seine Beobachtungen begannen 1779 mit einem kleinen Refraktor. Ab 1782 wirkte Schroeter als Oberamtmann in Lilienthal und baute größere Fernrohre für seine, damals in der Ortsmitte gelegene Privatsternwarte. Sein Bestand an Mondzeichnungen wuchs und er entschloss sich, einen Teil zu veröffentlichen. Das Werk erschien 1791 auf eigene Kosten unter dem etwas sperrigen Titel ,,Selenotopographische Fragmente zur genaueren Kenntniss der Mondoberfläche, ihrer erlittenen Veränderungen und Atmosphäre" (Selene ist die griechische Mondgöttin). Es enthält 43 Kupfertafeln mit Abbildungen der Mondoberfläche. Bei seinen Zeichnungen orientierte sich Schroeter an der Mondkarte von Tobias Mayer, die 1775 publiziert wurde. Darauf wird der Mond erstmals in Längen- und Breitengrade eingeteilt. Die Karte hat Schroeter als Tafel V in sein Werk integriert.

399 Exemplaren der limitierten Auflage. Das 100seitige Buch im A4-Format und Halblederbindung ist eine gelungene Mischung aus historischen Zeichnungen und modernem Kommentar. Die Mayersche Mondkarte ist als Falttafel eingefügt. Zweifellos gibt es bessere Zeichner als von Schroeter - vergleicht man etwa mit den Darstellungen des Mondes von Étienne Trouvelot. Der Schwerpunkt liegt aber hier nicht auf der künstlerischen Darstellung, sondern der Topografie. Der Lilienthaler Astronom konzentriert sich dabei auf ausgewählte Mondregionen. Das Aussehen der Formationen (Krater, Berge, Rillen) variiert bei unterschiedlichem Lichteinfall. Daraus gewinnt er - auf geometrischem Weg - die relativen

Die 43 Kupfertafeln - nebst Titelblatt (Abb. 2) und Einleitung - sind nun originalgetreu faksimiliert im Albireo Verlag in Buchform erschienen. Das Werk reiht sich ein in eine bemerkenswerte Sequenz von wiedererstandenen historischen Publikationen, darunter Doppelmayrs Atlas Coelestis (siehe VdS-Journal für Astronomie 55) oder der Himmelsatlas von Goldbach. Mastermind dieses ambitionierten Projekts ist der Kölner Jurist Karl-Peter Julius. Auch das jüngste Produkt überzeugt wieder durch seine Aufmachung: Einband, Papier und Inhalt sind ,,historisch". Das hat natürlich seinen Preis - dafür bekommt man aber auch eines von
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2 Titelblatt

1 Das Buch

Jugendarbeit

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Höhen. Die berechneten Werte stimmen in der Regel gut mit den modernen überein. Oft ist auch ein Höhenprofil beigefügt. Interessant ist die Plato-Region auf der Nordseite des Mondes. Schroeter zeichnet hier einen flachen Krater ,,Newton" im Mare Imbrium, der nicht auf Mayers Karte erscheint (Abb. 3). Schroeters Bezeichnung ist offenbar eine Hommage an den großen Physiker, die leider nicht übernommen wurde. Tatsächlich gibt es seit 1935 einen ,,offiziellen" Krater Newton direkt am Nordpol (der tiefste des Mondes).
Fazit: Das Buch sollte in keiner astronomischen Bibliothek fehlen. Es dürfte nicht nur dem historisch interessierten Leser Freude bereiten, sondern überdies auch zum eigenen Beobachten anregen. Sie brauchen hierzu kein Riesenteleskop à la Schroeter - ein guter Feldstecher oder ein kleiner Refraktor reicht, um die Mondoberfläche zu erkunden. Das Buch bietet hierzu eine anregende Vorlage. Dr. Wolfgang Steinicke
3 Plato und Newton

Ein Lichtermeer am Himmelszelt
- Astronomische Beobachtungen im ASL
von Nikolai Buchholz und Nikolaj Steinkohl

Das diesjährige astronomische Sommerlager (ASL) fand vom 28.07. bis zum 12.08.2018 im Schullandheim Heubach (Masserberg, Thüringen) statt. Dort waren alle Bedingungen perfekt, um unter dunklem Himmel und in abgelegener Natur astronomische Beobachtungen durchzuführen.
Bei dem ASL handelt es sich um ein unter der Schirmherrschaft der VdS stehendes Treffen für astronomisch interessierte Jugendliche, die für zwei Wochen AGs besuchen, wissenschaftlichen Vorträgen lauschen und miteinander den Sternenhimmel beobachten möchten. Wir, das sind Nikolai Buchholz (19) und Nikolaj Steinkohl (19), waren in diesem Jahr Teilnehmer. Wir fertigten bereits im Jahr 2013 einen ausführlichen Bericht zu unseren damaligen Beobachtungen an (vgl.

VdS-Journal für Astronomie 49, II/2014, S. 65). Im Folgenden möchten wir erneut die Impressionen aus dem vergangenen ASL resümieren.
Die ersten beiden Tage trübte starke Bewölkung unsere Hoffnung auf detailreiche astronomische Beobachtungen. Erst am 30.07. war es uns das erste Mal möglich, die auf dem Gelände stehende Sternwarte mitsamt Kuppel in Betrieb zu nehmen. Für die Benutzung des etwa 5 Zoll großen Zeiss-Refraktors musste vor Beginn der Beobachtung viel Arbeit geleistet werden. Das Kuppeldach öffnete sich erst, nachdem es mühsam aufgekurbelt wurde.
Am selben Abend beobachteten wir den Jupiter. Im Refraktor zeigten sich der Große Rote Fleck (GRF) und die angren-

zenden Hauptbänder deutlich. Selbst beim Mars waren wir uns trotz des schlechten Seeings sicher, zumindest indirekt die vereiste Polkappe ,,aufblitzen" zu sehen.
Am 02.08. wagten wir uns nach ersten Erfolgen erneut in die Kuppel. Tatsächlich beobachteten wir an jenem Abend auch den Transit des Jupitermondes Io und den dazugehörigen Schattenkegel auf der Jupiterscheibe. Anschließend schätzte Nikolai außerhalb der Kuppel mit seinem 8-Zoll-Newton-Reflektor die Helligkeit einiger veränderlicher Sterne. Am selben Abend gingen wir mit Einbruch der Nacht unverzüglich zur Beobachtung diverser Deep-Sky-Objekte über. Neben dem 8-Zoll-Teleskop kam dabei auch Jan Beckmanns 10-Zoll-NewtonReflektor zum Einsatz.
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Amateurteleskope / Selbstbau

VdS-Journal Nr. 69

Jugendarbeit

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Die Galaxien M 81 und M 82 zeigten sich im 8-Zoll-Teleskop bereits gut strukturiert und in scharfer Abgrenzung zum Himmelshintergrund. Der großflächige offene Sternhaufen NGC 7789 konnte bei 80-facher Vergrößerung in etliche Einzelsterne aufgelöst werden, die homogen verteilt erschienen. Selbst im 8x50-Feldstecher war er in der Kassiopeia als diffuser Nebelfleck zu erkennen.
Im Sternbild Schwan befindet sich ein markanter Supernovaüberrest. Der Cirrusnebel trat mit Einsatz des [OIII]-Filters im 10-Zoll-Reflektor deutlich hervor. Die Ost- und Westseite sowie Pickular's Triangular Wisp waren gut konturiert. Im Schwan kam es zur Beobachtung von NGC 6888. Inmitten des Nebels befindet sich ein Wolf-Rayet-Stern, der bedingt durch seine Instabilität enorme Massenverlustraten zu verzeichnen hat. NGC 6888 trat vor allem bei indirektem Sehen und auch ohne Filtereinsatz gut hervor. Er erschien oval und diffus, wobei die Nordkante des Nebels deutlich ins Auge fiel.
Im Sternbild Pfeil beobachteten wir den Kugelsternhaufen M 71. Mit Einsatz des 8-Zöllers und 120-facher Vergrößerung lösten wir das verhältnismäßig schwache Objekt in diverse Einzelsterne auf. Der freiäugig sichtbare Saturn konnte im 8-Zoll-Reflektor detailliert beobachtet werden. Die Cassini-Teilung war bereits bei geringster Vergrößerung zu sehen. Im direkten Umfeld wagten wir einen Abstecher zum Lagunen- und angrenzenden Trifidnebel. Beide Objekte waren bereits im Feldstecher zu sehen.
Der Wildentenhaufen M 11 erschien am Schwanz des Adlers sehr konzentriert und konnte im 8-Zoll-Reflektor bei 80-facher Vergrößerung in Hunderte Einzelsterne aufgelöst werden. Nach einer etwa halbstündigen Verschnaufpause machten wir uns dann an die Beobachtung des im Sternbild Kassiopeia auffindbaren Kometen 21/P Giacobini-Zinner. Er erschien schwach im Feldstecher, zeigte im 8-Zoll-Reflektor bereits einen sehr stellaren Kern und einen gut ausgeprägten Schweifansatz, der im Okular südwestlich auslief. Seine Helligkeit schätzten wir auf grob 9 mag.
Wir beendeten die recht lange Beobachtungsnacht gegen 03:00 Uhr mit

der Beobachtung des extragalaktischen Kugelsternhaufens G 1. Im 10-Zoll-Reflektor war der Haufen in einer DreieckKonstellation aufzufinden. Er erschien bei 120-facher Vergrößerung als kleiner, diffuser Fleck. Erschöpft und befriedigt durch die zahlreichen Beobachtungen legten wir uns anschließend schlafen.
Bereits am 05.08. führte uns der wolkenlose Himmel erneut unter das paradiesische Firmament. Der zunehmend schwächer werdende Mond begünstigte intensive Deep-Sky-Beobachtungen. Folglich suchten wir in jener Nacht eine Vielzahl planetarischer Nebel und Galaxien auf.
Beginnend beim planetarischen Nebel NGC 40, der im Sternbild Kepheus als kleiner, gut abgegrenzter Nebelfleck erschien, setzten wir unsere Beobachtungen mit der Galaxie NGC 7332 fort. Sie erschien im 8-Zoll-Reflektor als EdgeOn-Galaxie mit deutlichem Helligkeitszentrum und schwach auslaufenden Gebieten. In unmittelbarer Nähe sichteten wir eine ästhetische Sternenaufreihung.
Im Sternbild Andromeda wagten wir uns an die Galaxie NGC 891. Ihr markantes Staubband fiel bei hoher Vergrößerung und indirektem Sehen deutlich ins Auge. Der planetarische Nebel NGC 6543 erschien schon in der Übersichtsvergrößerung als merklich türkiser Nebel. Mit steigender Vergrößerung kam die elongierte Form deutlicher zum Vorschein, wobei die Farbe des Nebels zunehmend verblasste.
Im weiteren Verlauf der Nacht beobachteten wir viele Meteore und einen rauchigen Boliden in sattem Grün. Wir machten es uns auf naheliegenden Steinen bequem und verfolgten das ästhetische Band der Milchstraße mit dem Feldstecher.
Kurz darauf erblickten wir im 8-ZollReflektor die Galaxie NGC 7217. Sie erschien diffus und erinnerte auf den ersten Blick an einen Kugelsternhaufen. Ausgehend vom hellen Zentrum lief das Objekt fast in den Himmelshintergrund aus, ehe seine Helligkeit zum Rand hin wieder deutlich anstieg. Die letzte Beobachtung des Abends wurde dem rund 3 Milliarden Lichtjahre entfernten Quasar KUV 18217+6419 vergönnt. Das Aufsu-

chen im Sternbild Drache gestaltete sich kompliziert und war nur mithilfe einer Detailkarte möglich. Schließlich erblickten wir den Quasar im 10-Zoll-Reflektor unter hoher Vergrößerung. Er war in einer Sternenkonstellation angeordnet, deren Form an das Sternbild Kassiopeia erinnerte. Seine Helligkeit konnte auf etwa 14,3 mag geschätzt werden (vgl. den nachfolgenden Bericht in diesem Heft).
Das Wetter genehmigte uns am 06.08. die letzte gänzlich brauchbare Nacht. Dort beobachteten wir unter anderem die planetarischen Nebel NGC 6905 und NGC 7027. Ersterer erschien im 8-ZollReflektor sehr diffus und rund. Indirekt erschien der Gasnebel an einer Stelle konzentriert. NGC 7027 fiel durch sein intensives Türkis ins Auge. Insgesamt erschien das Objekt jedoch hell, kompakt und weitestgehend strukturlos. In der gleichen Nacht fiel unser Augenmerk auf die Galaxie NGC 7331. Es konnte ein Helligkeitszentrum mit seitlich auslaufenden Arealen gesichtet werden. Unweit dieser Position gelang uns ein ,,Ausflug" zu Stephans Quintett. Indirekt waren wir uns sicher, bei hoher Vergrößerung drei Galaxien gesichtet zu haben. Die Galaxie NGC 7640 erschien im 8-Zoll-Reflektor sehr schwach, indirekt jedoch stark elongiert. Sie markierte das Ende unserer nächtlichen Beobachtung.
Zusammenfassend gelangen uns auch im diesjährigen ASL 2018 eine Vielzahl von interessanten und reizvollen Beobachtungen. Bei der unendlichen Vielfalt des Kosmos stehen uns auch in Zukunft viele faszinierende Entdeckungen bevor.
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Jugendarbeit

Hinaus in unbekannte Weiten des Kosmos
- Beobachtung des Quasars KUV 18217+6419 mit einem 254 mm/1.000 mm-Newton
von Jan Beckmann
Dieser Beobachtungsbericht handelt von meiner allerersten Beobachtung eines quasistellaren Objektes (QSO), kurz Quasar genannt. Dieses lang ersehnte Vorhaben konnte durch besonders gute Beobachtungsbedingungen und intensive Zusammenarbeit mit Nikolai Buchholz und Nikolaj Steinkohl im Rahmen des Astronomischen Sommerlagers (ASL) 2018 in Heubach/Thüringen realisiert werden. Nach einer Suche passender Objekte, vor allem in Bezug auf Helligkeit im V-Band, sowie eine besonders hohe Position über dem Horizont, fiel die Wahl auf den Quasar KUV 18217+6419. Die Eckdaten zum Objekt können den Tabellen 1 und 2 entnommen werden.

Der Beobachtungsort selbst, eine sehr unebene und leicht abschüssige Wiese neben der Sternwarte des Schullandheimes Heubach, brachte viele Herausforderungen mit sich. Der Aufbau, genaue Justierung und Polarausrichtung der Montierung wurden dadurch erheblich erschwert. Diese Probleme konnten aber nach einiger Geduld und einem aus Versehen gezogenen Stromkabel der Steuereinheit überwunden werden, so dass ab ca. 23:00 Uhr zusammen mit Nikolaj mit der Suche nach KUV begonnen werden konnte. Am Tag vorher haben wir uns bereits einige Aufsuchkarten (Widefield bis Detailansicht) mithilfe von Stellarium und dem Interstellarum DeepSky Atlas erstellt (Abb. 1 bis 3), so dass sinnvoll Star-Hopping betrieben werden konnte. Ein guter erster Orientierungspunkt ist der Katzenaugennebel (NGC 6543). Dieser kann bequem mit der GoTo-Montierung angefahren werden und ist direkt im Bildfeld des 24-mm-Okulars zu sehen. Ca. 1,5 Grad bis 2 Grad unterhalb und 20 min links davon befinden sich zwei relativ helle Sterne (5 mag): 42 Dra und 36 Dra (s. Abb. 1).

1 Übersichtskarte, erstellt mit Stellarium (nachbearbeitet)

Ca. 6 min links und 10 Bogenminuten unterhalb von 36 Dra befindet sich eine markante, dreieckige Sternstruktur mit HIP 89867 (7,3 mag) an der Spitze. Diese Struktur wurde rot unten rechts
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2 Detailliertere Aufsuchkarte mit gekennzeichneten markanten Sternformationen,
erstellt mit Stellarium (nachbearbeitet)

Jugendarbeit

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3 Detailkarte der Umgebung des Objektes mit vis. Magnitude
nach SDSS9-Survey, erstellt mit Stellarium (nachbearbeitet)

4 Vergleichskarte aus dem SDSS9-color Datensatz, Gesichtsfeld
ca. 10' x 10', erstellt in Aladin (nachbearbeitet)

im Bild markiert. Wenn man über die Spitze des Dreiecks um etwa 2 Bogenminuten hinausgeht (siehe roter Pfeil, Abb. 2), gelangt man zu einer weiteren Sternformation. Sie besteht aus mindestens 5 Sternen und ähnelt dem Sternbild Cassiop eia (s. Abb. 3).
Spätestens hier sollte auf kurzbrennweitige Okulare umgestiegen werden. Nach einer kurzen Übersicht im 11-mm-Okular haben wir zu einem 4,7-mm-Okular gewechselt. Dort sind vier Sterne deutlich direkt zu erkennen. Der Mittlere (Spitze im Inneren des ,,W"s) ist der gesuchte Quasar bei 14,2 mag, welcher mit Anstrengung direkt beobachtet und mit Leichtigkeit indirekt gehalten werden kann. Die Identität des Objekts ist nach mehrmaligem Vergleich mit Sternenkarten eindeutig zu bestätigen. In unmittelbarer Nähe des Objekts blitzt indirekt immer wieder ein kleiner Stern mit ca. 15 mag auf (im Folgenden als Objekt 2 bezeichnet), welcher in Stellarium nicht verzeichnet ist. Oberhalb ist ein weiterer Stern zu sehen (Objekt 1), welcher mit 14,6 mag in Stellarium verzeichnet ist. Im Programm auffallend ist seine sehr blaue Farbe (B-V Farbindex von -0,34). Aus Interesse und zum Vergleich der beobachteten Region mit vorhandenen

Aufnahmen habe ich die Datensätze des war auch gleichzeitig mit z = 0,297 mein

Sloan Digital Sky Surveys (SDSS9) in bisher am weitesten entferntes Objekt.

Aladin aufgerufen (Abb. 4).

Die Anforderungen an die Kalibration

von Optik und Montierung sowie das

Dort kann der in Stellarium fehlende Finden des mit 14,24 mag sehr schwa-

Stern (Objekt 2) sicher links unterhalb chen Objekts waren für einen vergleichs-

des Quasars identifiziert werden. Außer- weise unerfahrenen Amateurastronomen

dem sieht man sehr deutlich, dass der an- wie mich groß, aber zu bewältigen. Ich

dere Stern rechts oberhalb des Quasars, bedanke mich bei Nikolaj und Nikolai für

wie in Stellarium angegeben, tatsächlich die Unterstützung beim Aufsuchen, sowie

sehr blau ist. Ein kurzer Check in Top- in der Vorbereitung der Beobachtung.

cat bestätigt das mittlere Objekt als den

gesuchten Quasar KUV 18217+6419. Es Ebenfalls ausschlaggebend für den Erfolg

wäre sicherlich eine sehr interessante der Beobachtung waren das exzellen-

Aufgabe, den eigenartigen blauen Stern, te Seeing sowie die sehr geringe Licht-

welcher hier erkennbar in einem eben- verschmutzung am Beobachtungsort in

falls bläulich leuchtenden Nebel (Refle- Heubach. Diese Bedingungen standen

xionsnebel?) liegt, mithilfe von Virtual wegen der begrenzten Dauer des ASL nur

Observatory (VO) Tools wie

Topcat/Aladin nochmals

genauer zu untersuchen. Damit könnte man auf dessen Eigenschaften bzw. Be-

Tabelle 1: Objektdaten des Quasars KUV 18217+6419

sonderheiten, die sich aus der extremen Farbe ergeben, schließen.

Typ Katalogbezeichnung Helligkeit (V-Band)

QSO KUV 18217 + 6419 14,24 mag

Insgesamt lässt sich diese Beobachtung als meine erste erfolgreiche visuelle Beobachtung eines QSOs zusammenfassen. Dieses

Absolute Helligkeit Rektasz. (J2000.0) Dekl. (J2000.0) Sternbild Rotverschiebung z

ca. -26,50 mag 18h 21min 57,20s +64 Grad 20' 36,0'' Drache (Draco) 0,297

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Kleine Planeten

5 Aufnahme des Objektes (Aus-
schnitt), 70-cm-Cassegrain-Teleskop der Landessternwarte, Gesichtsfeld ca. 10' x 10'

temporär zur Verfügung. In Heidelberg kann man von solchen Beobachtungen mit einem Amateurteleskop ähnlicher Öffnung nur träumen.
Kurze Zeit später konnte ich im Rahmen meines Studiums Beobachtungszeit am 70-cm-f/7-RC-Teleskop der Landessternwarte auf dem Königsstuhl in Heidelberg unter Prof. Dr. Jochen Heidt bekommen. Dort eröffnete sich die Möglichkeit, den Quasar noch einmal fotografisch nachzuweisen (Abb. 5). Das Negativ zeigt die aus dem Visuellen bekannten Strukturen. Der Quasar ist deutlich sichtbar.
Ich hoffe, bis zum nächsten ASL (27.7. bis 10.08.2019) in Bischofsheim/Rhön das nötige Equipment zur Verfügung zu haben, um mit dem 10-Zoll-Newton fotometrische Beobachtungen von ähnlichen Objekten durchführen zu können. Damit kann beispielsweise der Farbindex bzw. die Rotverschiebung bestimmt werden.

Tabelle 2: Beobachtungsdaten des Quasars KUV 18217+6419

Datum / Zeit (GMT+1)
LST (gemittelt) Beobachtungsort Seeing (1 bis 6) Teleskop / Equipment

06. bis 07. August 2018, ca. 23:00 Uhr bis ca. 02:30 Uhr ca. 22:00 Uhr
Heubach, Thüringen (50,51 Grad Nord, 10,93 Grad Ost)
1,5
Skywatcher Quattro 10CF (254 mm/1.000 mm) auf Montierung AZ-EQ6-GT

Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten
von Gerhard Lehmann
Die Astrometrie, also die Messung von Rektaszension und Deklination zu einem genau bestimmten Zeitpunkt, ist immer noch spannend und Anreiz für die Beobachtung von Kleinplaneten. Aber welche Kleinplaneten sollen Ziel der Begierde sein? Zunehmend wird der Sternenhimmel von Profisternwarten gezielt gescannt, oft respektlos ,,Staubsauger" genannt. Es lohnt sich also nicht, die schon gut bekannten Kleinplaneten erneut zu beobachten.
1 Verteilung der ,,discovery" MPECs
für die Eschenberg Sternwarte in Winterthur mit dem IAU Observatory Code 151, Bild: Jost Jahn
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Kleine Planeten

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2 Die VEGA-Sternwarte auf dem
Hausberg bei Salzburg, Museum für Natur & Technik ,,Haus der Natur" (Simmerstatter)

Hier kommt die NEO Confirmation Page (NEOCP) [1] ins Spiel. Auf ihr werden interessante, meist erst vor Stunden entdeckte Kleinplaneten veröffentlicht. Lohn der Mühe der manchmal nicht einfachen Beobachtung ist ein Minor Planet Electronic Circular (MPEC). Unser Fachgruppenmitglied Jost Jahn hat nun im Internet [2] eine Möglichkeit geschaffen, alle diese MPECs gezielt nach bestimmten Kriterien abzufragen. Unter anderem besteht die Möglichkeit, ,,discovery" MPECs für jede gewünschte Sternwarte abzufragen. Für die Eschenberg Sternwarte in Winterthur mit dem IAU Observatory Code 151 wurden diese MPECs (Abb. 1) abgefragt. Passend dazu berichtet Markus Griesser in diesem VdS-Journal für Astronomie, ebenfalls Fachgruppenmitglied, über die Beobachtung eines Near Earth Asteroiden (NEA) von der NEOCP.
Unser Fachgruppenmitglied Erwin Schwab hat ein Faible für Fantasiegestalten aus der Literatur und dem Film. So ist Saruman eine der Figuren, welche J.R.R. Tolkien (1892-1973) für seine Romane ,,Der Hobbit" (1937) und ,,Der Herr der Ringe" (1954/55) [3] erdacht hat. Gemeinsam mit der Mitentdeckerin Ute Zimmer hat er danach den Kleinplaneten 2008 SZ84 benannt.
Die 22. Kleinplanetentagung wird vom 14. Juni bis zum 16. Juni 2019 auf der neuen VEGA-Sternwarte (Abb. 2) auf dem Hausberg bei Salzburg stattfinden. Sie gehört zum Museum für Natur & Technik ,,Haus der Natur" [4]. Die Sternwarte wurde im August 2018 eröffnet und verfügt über zwei moderne Spiegelteleskope mit einer Öffnung von 1 m und 0,4 m, jeweils unter einer 6-m-Sternwartenkuppel. Herzstück der Einrichtung ist ein großer multimedial ausgestatteter Vortragsraum. Für unsere Tagung wurden Hotelkontingente [5, 6] reserviert. Weitere Informationen, unter anderem den aktuellen Link zur Homepage der 22. Kleinplanetentagung, entnehmen Sie bitte der Kleinplanetenseite [7].

(418532) Saruman = 2008 SZ84
Discovered 2008 Sept. 27 by E. Schwab and U. Zimmer at Taunus.
Saruman is a fictional character in J. R. R. Tolkien's fantasy novel ,,The Lord of the Rings". In the film version, the role of Saruman was played by actor Christopher Lee.
Wenn Sie Lust bekommen haben, vielleicht auch einmal Kleinplaneten zu beobachten, dann sind Sie herzlich eingeladen. Als Mitglied in der FG Kleine Planeten werden Sie Gleichgesinnte treffen und von den Erfahrungen der anderen profitieren.
Weblinks (Stand: Februar 2019): [1] NEOCP: www.minorplanetcenter.
net/iau/NEO/toconfirm_tabular.html [2] MPEC statistics: http://mpec.
jostjahn.de/ [3] Figuren in Tolkiens Welt: https://
de.wikipedia.org/wiki/Figuren_in_ Tolkiens_Welt [4] Haus der Natur: www.hausdernatur. at/de/wissenschaft-und-bildung. html [5] Hotel Ammerhauser: www. ammerhauser.at [6] Gablerbräu: https://starinnhotels. com/star-inn-hotel-premiumsalzburg-gablerbraeu-by-quality/ [7] Kleinplanetenseite: www.kleinplanetenseite.de/

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Kleine Planeten

Wieder mal ein NEA, der in Europa entdeckt wurde
von Markus Griesser

Die wunderschönen Herbsttage im Oktob er 2018 und die in der ersten Monatshälfte noch kleine Mondphase ermöglichten mir auf der Winterthurer Sternwarte Eschenberg, in der nordöstlichen Schweiz, zahlreiche Beobachtungen von selbst sehr lichtschwachen Asteroiden, die in Erdnähe herumgeistern. Nachdem ich mich seit mehr als 20 Jahren mit gutem Erfolg der Vermessung solcher Objekte widme, gelang mir in diesen klaren Ausnahmenächten eine außergewöhnliche Ausbeute. Mehrmals konnte ich solide Positionsmessungen sogar an Kleinplaneten jenseits der 20. Größenklasse ausführen.

Bestätigung einer Entdeckung aus Ungarn Ganz besonders freuen mich aber drei Messungen am Asteroiden 2018 TY5. Dieser neue erdnahe Kleinplanet vom Typ Aten ist am frühen Morgen des 11. Oktober auf der ungarischen Universitäts-Sternwarte Piszkesteto entdeckt worden und erschien dann mit der ungewöhnlichen provisorischen Designation ,,SaKurSV" in der NEO Confirmation List [1]. ,,Ob sich da jemand einen Scherz erlaubt?" war mein erster Gedanke, zumal auch am nächsten Tag noch keine Follow-up-Beobachtungen an diesem Objekt in der Liste auftauchten. Von der Sternwarte Eschenberg aus gelangen mir dann aber am späteren Abend des 14. Oktober 2018 die weltweit ersten bestätigenden Messungen, die so genannte Confirmation, an diesem interessanten Himmelskörper. Kristian Sarneczky, der Forschungsleiter des Konkoly-Observatory [2], zu dem die Piszkesteto Mountain Station mit dem IAU-Sternwartencode K88 gehört, übermittelte mir für meinen offenbar geschätzten Einsatz eine kurze, anerkennende Dankes-Mail.
Modernste Technik auf dem Eschenberg im Einsatz Möglich ist die Beobachtung solch lichtschwacher Objekte in Winterthur dank dem ,,Heuberger"-Astrografen. Seit vier Jahren ist dieses voll über ein drahtloses Netzwerk gesteuerte und sehr lichtstarke
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1 Auf 80 Einzelaufnahmen zeigt der erst zwei Tage zuvor in Ungarn entdeckte erdnahe
Kleinplanet 2018 TY5 mit einer kurzen Strichspur seine rasche Bewegung am Sternenhimmel. Es ist dies eine der seltenen Entdeckungen eines Near Earth Asteroid, die wieder einmal von Europa aus gelungen ist. Der markante Stern ist Iota Tauri, der zum Sternhaufen der Hyaden gehört. Mit seiner Helligkeit von 4,62 mag ist er bei guter Sicht noch dem unbewaffneten Auge zugänglich. Das Foto entstand am Abend des 14. Oktober 2014 mit dem ,,Heuberger"-Astrografen 60 cm f/3,8 und einer CCDKamera des US-Herstellers ,,Apogee". Bild: Markus Griesser
Teleskop mit seinem 60-cm-Spiegel auf dem Eschenberg im bewährten Einsatz. Mit seinem hohen Leistungsvermögen und dem noch recht guten und lichtgeschützten Standort unserer Sternwarte begeistert das mit einem Förderbeitrag des Kantons Zürich beschaffte und nach dem Winterthurer Unternehmerpaar Robert und Ruth Heuberger benannte Instrument immer wieder neu.
Weblinks (Stand: Februar 2019): [1] NEOCP: www.minorplanetcenter.
net/iau/NEO/toconfirm_tabular.html [2] Homepage: www.konkoly.hu/
index_en.shtml

2 Das Minor Planet Circular 2018-
T175 dokumentiert nach den vielen Beobachtungen der den Kleinplaneten entdeckenden Station K88 die bestätigenden Messungen des Eschenberg Observatory mit dem Code 151, denen dann die Messungen weiterer Stationen folgten. Bild: MPC

Kleine Planeten

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Kosmische Begegnungen
von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf seiner Bahn um die Sonne weiter bewegt hat. Für viele Astrofotografen sind solche zufälligen kosmischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war.

Ein Teil jedes Artikels dieser Kolumne ist die kleine Tabelle mit Beobachtungsvorschlägen. Relativ selten erreichen mich tatsächlich Bilder dieser Vorschläge. Um so mehr freut mich die eingereichte Aufnahme von Olaf Filzinger. Er wählte als Motiv die kosmische Begegnung zwischen dem Kleinplaneten (22) Kalliope und dem Galaxienpärchen NGC 4754/62, welche in der Ausgabe 65 des VdS-Journals für Astronomie vorgeschlagen wurde. Seine Aufnahme (Abb. 1) stammt aus

der Nacht vom 19. auf den 20. April 2018 und zeigt eine gut dreieinhalb Stunden lange Strichspur, die sehr nahe an NGC 4754 heranreicht.
Olaf ist engagiertes Mitglied der Sternwarte Hofheim [1] im Main-TaunusKreis. Dort ist er im Vorstand für die Finanzen und die Mitgliederbetreuung zuständig. Der fleißige Astrofotograf ist aber auch technisch sehr versiert. So hat er seine DSLR kurz vor der Aufnahme
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Kleine Planeten

1 Das Galaxienpaar NGC 4754/62 und der Kleinplanet (22) Kalliope, aufgenommen in der Nacht vom 19. auf den 20. April 2018 mit einem
fotografischen 200-mm-Newton mit f/5 und einer modifizierten Canon EOS 600Da SLR. Bild: Olaf Filzinger

mit einer Peltierkühlung ausgestattet. Die Idee dazu lieferte der Artikel von Peter Köchling im VdS-Journal für Astronomie 63. Er baute ein etwas leistungsstärkeres Peltierelement und einen größeren Lüfter ein. Die Temperaturverringerung des Kamerasensors bewirkt eine deutliche Verringerung des Rauschens in den Aufnahmen. Die Modifikation wurde gerade rechtzeitig fertig, da die Aufnahmenacht im April besonders warm war. Dass sich der Aufwand gelohnt hat, beweist seine tolle Aufnahme, die nicht die letzte in dieser Artikelserie gewesen sein wird.
Ein weiterer Astrofotograf erwischte ebenfalls diese kosmische Begegnung. Manfred Simon [2, 3] ist schon ein alter Bekannter hier. Seine Anregung für die Aufnahme entnahm er der Tabelle in Sterne und Weltraum 4/2018, Seite 50, wo ebenfalls diese interessante Begegnung aufgelistet war. Das Bild (Abb. 2) entstand eine Nacht später, und der Kleinplanet (22) Kalliope war schon ein Stück weiter gewandert als in der Aufnahme von Olaf. Das bietet die Gelegenheit, wieder darauf hinzuweisen, dass die Kleinplaneten bei Equipments mit größeren Gesichtsfeldern auch einen Tag vor oder nach dem Beobachtungsvorschlag
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noch in der Nähe des Deep-Sky-Objektes sein können. In seinem Bild bewegte sich (22) Kalliope 108 Minuten durch das Bildfeld, dementsprechend kürzer ist die Strichspur. Die Aufnahmebedingungen waren bei Manfred nicht besonders gut. Da traf es sich gut, dass er das Motiv bereits ein Jahr zuvor aufgenommen hatte und er diese Daten zur Rauschminimierung heranziehen konnte. Neben dem Bild mailte Manfred auch gleich einige interessante Fakten und Daten zu den Objekten mit. Besten Dank für diese Unterstützung beim Artikelschreiben!
Beim Galaxienpaar NGC 4754/62 handelt es sich nicht um ein physikalisch verbundenes Paar. Die Entfernungsangaben sind besonders für die Balkenspirale NGC 5762, die wir als Edge-On-Galaxie sehen, recht unterschiedlich und reichen von ca. 32 Mio. Lichtjahren bis zu über 50 Mio. Lichtjahren. NGC 4754 müsste auf jeden Fall weiter entfernt sein. Der Abstand ist zumindest so groß, dass keine Wechselwirkungseffekte sichtbar sind. Die beiden Galaxien sind im Sternbild Jungfrau zu finden und 10,4 bzw. 10,1 mag hell. Bei Manfred ist noch die 11,7 mag helle elliptische Galaxie NGC 4733 im Bild zu sehen.

Der Hauptgürtelasteroid (22) Kalliope wurde 1852 vom britischen Astronomen John Russell Hind entdeckt. In der griechischen Mythologie ist Kalliope die älteste der neun Töchter, die Zeus mit Mnemosyne gezeugt hat. Diese neun Töchter sind die neun Musen, wobei Kalliope die Muse der epischen Dichtung, der Wissenschaft, der Philosophie, des Saitenspiels, des Epos und der Elegie ist. Astronomisch ist Kalliope ein unregelmäßig geformter Brocken, der ca. 231 x 175 x 146 km groß ist. Er braucht für die Umrundung der Sonne etwas weniger als 5 Jahre. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen war Kalliope ca. 323 Mio. km von der Erde entfernt und 11,1 mag hell. Im Jahr 2001 wurde ein Mond des Asteroiden entdeckt, der den Namen Linus erhielt. Linus ist ca. 28 km groß und umkreist Kalliope im Abstand von ungefähr 1.100 km. Dafür braucht er etwa dreieinhalb Tage. Mit Amateurmitteln ist vom Mond nichts zu sehen. Derzeit sind über 340 Monde von Kleinplaneten bekannt. Davon ist Linus der zweitgrößte [5].
Kosmische Begegnungen finden täglich statt. Die nachfolgende Tabelle enthält eine kleine Auswahl interessanter Be-

Kleine Planeten

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2 Das Galaxienpaar NGC 4754/62 und der Kleinplanet (22) Kalliope, aufgenommen in der Nacht vom 20. auf den 21. April 2018 mit einem
200-mm-Schmidt-Newton mit f/4 und einer modifizierten Canon EOS 1000Da SLR. Bild: Manfred Simon

gegnungen zwischen Kleinplaneten und Deep-Sky-Objekten, die von uns erstellt wurde. Damit soll Ihnen Ihr Weg zum persönlichen Bild einer kosmischen Begegnung erleichtert werden.
Eine Möglichkeit, sich täglich über aktuelle kosmische Begegnungen zu informieren, finden sie auf der Homepage von Klaus Hohmann [5]. Dort kann sich der interessierte Astrofotograf in dem von Klaus geschriebenen Tool kosmische Begegnungen anzeigen lassen.
Interaktiv hat man die Möglichkeit, verschiedene Parameter wie die Helligkeit des Deep-Sky-Objektes oder die Hellig-

keit des Kleinplaneten selbst auszuwählen, um eine passende Konjunktion für sich zu finden.
Wir möchten sie im Namen der Fachgruppe Kleine Planeten der VdS bitten, ihre kosmische Begegnung einzusenden, um zukünftige Ausgaben des VdS-Journals für Astronomie mit Ihren Bildern zu bereichern. Schicken Sie die Bilder per Mail mit dem Betreff ,,Kosmische Begegnung" an ries@sternwarte-altschwendt.at. Bitte vergessen Sie nicht das Aufnahmedatum, die fotografierten Objekte und die Daten des Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen. Der Autor eines ausgewählten Bildes wird anschließend aufgefordert, eine un-

komprimierte Version des Bildes für den Druck zur Verfügung zu stellen.
Weblinks (Stand: Februar 2019): [1] Homepage: www.sternwarte-
hofheim.de/ [2] Homepage: www.astro-manni.de/
index.html [3] Homepage: www.astro-manni.de/
asteroiden.html [4] Homepage: https://de.wikipedia.org [5] Homepage: http://astrofotografie.
hohmann-edv.de/aufnahmen/ kosmische.begegnungen.php

Datum 05.04.2019 07.04.2019 06.05.2019 07.05.2019 03.06.2019 04.06.2019

Tabelle 1: Auswahl interessanter Begegnungen zwischen Kleinplaneten und Deep-Sky-Objekten für das 2. Quartal 2019

Uhrzeit Kleinkörper

Hell./mag

Objekt

Art

Hell./mag

22:00

(207) Hedda

13,2

M 96

Gx

9,3

24:00

(787) Moskva

13,2

NGC 4666/68

Gx

10,8/12,9

24:00

(185) Eunike

12,6

M 53

GC

7,7

23:00

(44) Nysa

10,1

NGC 5426/27

Gx

12,1,/11,4

24:00

(1166) Sakuntala

12,9

NGC 6366

GC

9,5

24:00

(288) Glauke

12,9

M 23

OC

5,5

Abstand 10' 8' 15' 6' 6' 5'

Abkürzungen: Gx - Galaxie, GC - Kugelsternhaufen, OC - Offener Sternhaufen

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Kometen

Auffallende Kometen des dritten Quartals 2018
von Uwe Pilz
Vom deutschen Sprachraum aus waren zwei Kometen für Beobachter mit mittelgroßen Optiken gut erreichbar. Der eindrucksvollste von ihnen war 21P/Giacobini-Zinner. Er überschritt im Juli die 10. Größenklasse und war im August und September ein schöner Fernglaskomet. Er zog von der Kassiopeia durch den Fuhrmann in die Zwillinge und war oft nahe der Milchstraße. Dadurch gab es viele sehenswerte Begegnungen mit Nebelobjekten (Abb. 1). Der Schweif war nicht nur fotografisch, sondern auch visuell eindrucksvoll: Gerhard Scheerle erfasste am 18. September erstaunliche 1,3 Grad Länge. In der inneren Koma waren Jets auszumachen. Fotografisch war dies schwierig und erforderte erhebliche Anstrengungen bei der Bildbearbeitung. Christian Harder gelang dies sogar visuell! Er benutzte eine sehr hohe Vergrößerung (Abb. 2).
64P/Swift-Gehrels überraschte uns Anfang August mit einem Helligkeitsausbruch von ca. 2 mag. Obwohl sich die Folgen dieses Ausbruchs innerhalb von einigen Tagen verflüchtigten, blieb er für mittelgroße Instrumente beobachtbar, da der allgemeine Helligkeitsanstieg einsetzte. Der Komet näherte sich im September dem Helligkeitsmaximum und erreichte zu dieser Zeit etwa 10,5 mag. Er bewegte sich an der östlichen Seite des Pegasus-Vierecks nach Norden und war somit gut positioniert am Abendhimmel. Der kleine Schweifansatz war nur fotografisch auszumachen (Abb. 3).
1 Komet 21P/Giacobini-Zinner,
09.09.2018, 00:08 Uhr UT, Objektiv: 85 mm, f/2,8, mit Deep-Sky-Filter, 17 min belichtet mit einer Fujfilm X-H1Digitalkamera bei ISO 12800 (Bild: Uwe Wohlrab)
2 Komet 21P/Giacobini-Zinner,
13.08.2018, 00:38 Uhr UT, Instrument: 16-Zoll-Dobson, 600x (Zeichnung: Christian Harder)
3 Komet 64P/Swift-Gehrels, 18.09.2018,
22:25 Uhr UT, Instrument: 16-Zoll-Astrograf, 12 min belichtet mit CDS-5DCMOS-Kamera (Bild: Roland Fichtl)
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Kometen

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Fast vom Winde verweht
- 46P/Wirtanen über dem Sauerland
von Stefan Binnewies

Ein freisichtiger Komet, Mitte Dezember 2018 hoch am Abendhimmel, das versprach mein Himmels-Almanach schon Ende 2017 und somit war ich vorgewarnt. Im Herbst 2018 wurde es dann konkret, insbesondere als mir die enge Passage des Kometen an den Plejaden, passend an einem Wochenende, deutlich wurde. Der Mond sollte kurz nach Mitternacht untergehen und dann noch genügend Zeit für eine tiefe, an den Himmelshintergrund heranreichende Aufnahme übrig lassen, bevor auch der Komet an den Horizont herab sinken würde. Das Bühnenbild für diesen Auftritt war somit klar, blieb noch die Frage offen, wie sich der Hauptdarsteller entwickeln würde.
46P/Wirtanen ist ein 1948 in den USA von Carl Alvar Wirtanen fotografisch

entdeckter kurzperiodischer Komet mit nur 5,4 Jahren Umlaufzeit um die Sonne. Sein Kern hat einen Durchmesser von einem Kilometer (Komet 1P/Halleys Kern hat einen fast zehnmal größeren Durchmesser), und nur auf Grund seines bei diesem Perihel sehr engen Vorbeifluges an der Erde, in etwa 30-facher Mondentfernung, war die Möglichkeit der Beobachtung mit bloßem Auge vorhergesagt worden. Maximal 4,0 mag sollte 46P erreichen, genau passend zu den Tagen während der Plejaden-Passage.
Nun bin ich kein ausgemachter Kometenfotograf, keiner, der wenn möglich jeden aktuell am Himmel stehenden Kometen aufnimmt, um Komadurchmesser, Schweifentwicklung und Helligkeit zu dokumentieren. Ich bin eher der Ab-

stauber, einer, der erst dann versucht ein Bild zu schießen, wenn das Motiv ein möglichst eindrucksvolles Ergebnis ver-
1 Komet 46P/Wirtanen in der Nacht
vom 15./16.12.2018 zwischen 22:00 und 01:20 Uhr MEZ belichtet. Aufsummiertes Bild aus 280 Aufnahmen, je 18 Sekunden belichtet. Der Komet wurde gesondert aus 80 auf ihn gestackten Einzelbildern erstellt. Aufnahmeinstrument war eine Canon EOS 6D mit Canon 200-mm-Objektiv (Anfangsblende 2,8 abgeblendet auf Blende 3,5), ISO 1600, ab Mitternacht ISO 3200. Beobachtungsort bei Bad Wünnenberg im Sauerland, Bildautor Stefan Binnewies.

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Kometen

spricht. So habe ich auf meine Gelegenheit in der Nacht von Samstag, 15.12., auf Sonntag, 16.12.2018 (dem Tag der Erdnähe und der Plejaden-Passage), gewartet, hoch erfreut, dass sich der Komet an die prognostizierte Helligkeitsentwicklung hielt.
Doch wie immer, zeitlich eng begrenzte Beobachtungsfenster sind besonders wetterabhängig und die kalte Waschküche über Mitteleuropa vor dem Ereignis ließ die Spannung bis zum Nachmittag des 15. Dezembers steigen. Bis dahin war mir nicht wirklich klar, wo und wie lange es aufklaren würde. In der Nacht sollte dann noch von Westen Schneefall einsetzen, alles in allem keine guten Voraussetzungen für eine längere Autofahrt an einen dunklen Beobachtungsplatz. Am späten Nachmittag des 15. Dezember hielt eine wolkenarme Zone über dem Rhein die Front aus Westen kurzzeitig in Schach, während von Norden eine wolkenlose Insel vom Münsterland bis hinein ins Sauerland eine ungestörte Beobachtung bis etwa Mitternacht versprach. Das war der Startschuss, ab ins Auto und 200 Straßenkilometer nach Nordosten ging es ins Herz des Wolkenlochs bei Bad Wünnenberg südlich von Paderborn. Dort angekommen war es längst dunkel, und ein eisiger böiger Wind, überwie-

gend aus Osten, mit dem ich nicht gerechnet hatte, ließ keine Beobachterfreude aufkommen. Das gleißende Mondlicht tat ein Übriges, ein heller Himmel, aber wenigsten keine Wolken weit und breit. Auf das Feld und in den Windschatten des PKW kam ein kleines Stativ, darauf die Reisemontierung vom Typ Skywatcher Star Adventurer, die sonst mein 200-mm-Teleobjektiv bei Windstille sicher bis zu 30 s (maximal 60 s) nachführt. Nur war es nicht windstill und zahlreiche Aufnahmen zeigten Schwänze oder Strichlein an den Sternen, so dass die Belichtungszeit auf 18 Sekunden (bei Blende 3,5) begrenzt wurde, um die Ausschussrate bei den Bildern zu senken. So fanden sich trotz Wind noch genügend ungestörte Aufnahmen, die zunächst bei ISO 1600, nach dem Monduntergang bei ISO 3200 belichtet wurden. Um 01:20 Uhr MEZ machte dann die Nachführung schlapp, dazu kamen bereits erste Wolkenfetzen über den Himmel geflitzt. Der Mond war längst untergegangen und der Komet tatsächlich mit freiem Auge zu sehen, allerdings alles andere als auffällig. Für mich war das wie eine Erlösung, inzwischen hatte ich bereits viele hundert Aufnahmen belichtet, und die hellsten Plejadennebel waren auf jedem Einzelbild zu erkennen. Ziemlich durchgefroren ging es wieder nach Hause, wo

ich noch vor dem später einsetzenden Schneefall eintraf.
Nach der Umwandlung aller Raw-Bilder in das Tiff-Format (16 bit) erfolgte am heimischen PC die Selektion der besten 280 Aufnahmen (ohne Wolken, ohne Nachführfehler, möglichst ohne Mondlicht), die anschließend mit dem Programm RegiStar exakt auf das Sternfeld (mit dem Combine Difference Befehl) überlagert wurden. Der Komet hinterließ so keine breite Spur im Bild und konnte problemlos in Photoshop CC 2019 mit dem Stempelwerkzeug entfernt werden. Anschließend wurden die 80 ersten Kometenbelichtungen auf den Kometenkern zentriert, überlagert und dann die Kometenkoma nach Entfernen der Sterne im Hintergrund in das zuvor erstellte DeepSky-Feld aus den 280 besten Aufnahmen eingefügt. Den äußerst schwachen Kometenschweif habe ich so nicht mit abbilden können, wohl aber den kleinen kosmischen Vagabunden neben den sieben Schwestern und vor den Staub- und Gaswolken der Taurus-Molekülwolke.
Nun freue ich mich auf das nächste Astro-Event: die totale Mondfinsternis in einigen Wochen. Und ich werde dann auf Wind und Kälte besser vorbereitet sein!

Impression

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NGC 246
NGC 246, ein 6' großer PN im Walfisch. Sein Anteil kurzwelliger Emissionslinien ist 3,4-mal größer als von H, daher die Türkisfärbung. Daten: Juli 2017, IAS-Sternwarte (Namibia), 20-Zoll-Newton (f = 1.888 mm), Canon EOS 5D MkIII, 18 x 4 min belichtet. Bild: Walter Gröning.

Planeten

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Die Planetentagung
22. bis 23. September 2018 in Bonn
von Bernd Gährken

1
Gruppenbild der Planetentagungsteilnehmer 2018

Seit dem Ende der Jupitersonde Galileo und dem Verglühen der Cassini-Sonde beim Saturn haben die Planetenaufnahmen der Hobbyastronomen einen neuen Stellenwert erhalten. Bei der Erforschung dieser Planeten ergaben sich in den letzten Jahren neue Fragestellungen, die nun mit Aufnahmen von der Erde beantwortet werden müssen. Eine kostengünstige, lückenlose Beobachtung gelingt inzwischen am besten durch das weltweite Netzwerk der Amateure. So sind auf den Tagungen professioneller Astronomen mittlerweile viele Arbeiten zu sehen, die auf Amateuraufnahmen basieren. Sogar bei den großen Satellitenmissionen spielen die Amateure mit. Zum Beispiel werden die Aufnahmen der Juno-Sonde fast ausschließlich von engagierten Freizeitastronomen aufbereitet. Durch das Internet sind ehemalige Informationsmonopole verschwunden, manchmal sind die Resultate von Profis und Amateuren kaum noch zu unterscheiden.
Bei Tagungen der Profis sind Hobbyastronomen inzwischen gern gesehene Gäste, worüber auch bei Amateurtagungen berichtet wird. Auf der diesjährigen Planetentagung in Bonn war das deutlich zu sehen. Gleich mehrere Tagungsberichte über die Profiszene eröffneten den Blick auf neueste Erkenntnisse. So sprach Daniel Fischer über die diesjährige Tagung der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in Wien und Bernd Gährken

berichtete vom European Planetary Science Congress (EPSC) in Berlin. Die EPSC hatte 2018 mehr als 1.200 angemeldete Teilnehmer - dazu kommen noch die nicht vorangemeldeten Gäste und Vertreter von Presse und Industrie.
Obwohl die Referenten dort selten mehr als 20 Minuten Vortragszeit beanspruchen, lief die Veranstaltung parallel in sechs Räumen über eine komplette Woche. Das funktioniert, weil die so genannten ,,Sessions" spezialisiert sind und jeweils die Vorträge eines Themenbereichs zusammenfassen. Neben den Vorträgen gab es auf der EPSC auch rund 400 Posterbeiträge zu sehen. Es gab so viel Material, dass neben Bernd Gährken auch Silvia Kowollik über die EPSC berichteten konnte, ohne dass Überschneidungen feststellbar waren. Silvia Kowollik berichtete zudem von dem RAS-JUNO-Meeting in Großbritannien, auf dem mit Vertretern der NASA aktuelle Jupiterbeobachtungen diskutiert und zukünftige Projekte koordiniert wurden.
Neben den Stammreferenten konnten diesmal auch neue Referenten gewonnen werden. Die jüngste Referentin war zehn Jahre alt und feierte ihr Debüt mit einem Vortrag über die Software ,,UniverseSandbox2". Paul Hombach zeigte, dass auch mit einfacher Ausrüstung originelle Merkurbeobachtungen möglich sind. Mondfinsternis und Marsopposition waren 2018

ein großes Thema, aber auch exotische Themen wie Astro-Geologie im AcastaGneis fanden aufmerksame Zuhörer.
Am Abend wurde gegrillt, ab 19:30 Uhr gab es in Kombination mit dem Bonner Planetenseminar Informationen zur ,,Mondstruktur des Gregorianischen Kalenders", die uns 2019 ein besonders spätes Osterdatum bescheren wird. Als Fachreferent konnte Joe Zender vom ESTEC gewonnen werden, der über die Mission ,,Beppi Colombo" zum Merkur berichtete. Der Tagungsausflug führte in das Argelander-Institut der Universität Bonn. Dort gibt es eine Sammlung historischer Fotos und Instrumente. Zu den Highlights zählen das Originalteleskop der Bonner Durchmusterung sowie zahlreiche Handschriften und Zeichnungen von Argelander und seinen Kollegen.
Dank gebührt den Bonner Sternfreunden, die nicht nur die Räumlichkeiten zur Verfügung stellten, sondern auch beim Catering ihr Bestes gegeben haben. Für Kaffee und Kuchen war im gemütlichen Untergeschoss der Bonner Sternwarte reichlich gesorgt, am Ende der Tagung gab es nur zufriedene Gesichter. Die Kooperation zwischen dem Bonner Planetenseminar und der Planetentagung war ein Erfolg, sie könnte auch 2019 fortgeführt werden. Weitere Bilder von der Tagung unter: www.astrode.de/reisen/reisen18c/ planet18.htm
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Radioastronomie

Neues aus der Fachgruppe Radioastronomie
von Katja Schuller

Fachgruppentreffen der FG Radioastronomie - ein herzliches Wiedersehen in Bad Münstereifel

Anlässlich der Eucara-Konferenz am 14./15.09.2018 trafen sich am Vorabend Mitglieder der Fachgruppe Radioastronomie in gemütlicher Runde am Astropeiler. Hier wurden wir herzlich empfangen und gut versorgt von Mitgliedern des Astropeilers Stockert e.V., den Organisatoren der Eucara-Konferenz. Seit dem Gründungstreffen der Fachgruppe im Februar 2018 war inzwischen ein gutes halbes Jahr vergangen - ein guter Zeitpunkt, um gemeinsam eine erste Bilanz zu ziehen. Zunächst begrüßten wir neue Mitglieder in unserer Runde. So hatten wir endlich Gelegenheit, uns jenseits von Mails und Co. von Angesicht zu Angesicht kennenzulernen.
Zum Einstieg erinnerte Katja Schuller noch einmal an die zentralen Aufgaben, auf die sich die Gründungsmitglieder für die Fachgruppenarbeit im Februar 2018 geeinigt hatten: Eine ganz zentrale Aufgabe ist die Förderung der Vernetzung und Kommunikation der Amateur-Radioastronomen im deutschsprachigen Raum.

Zum Zweiten ist es erklärte Aufgabe der Fachgruppe, eine verlässliche Informationsquelle zu schaffen, in der sich sowohl fortgeschrittene Amateure als auch Einsteiger in die Amateur-Radioastronomie informieren können. Drittens ist es der Fachgruppe wichtig, Artikel und Veröffentlichungen für das VdS-Journal für Astronomie beizutragen, in denen Fachgruppenmitglieder über ihre radioastronomischen Beobachtungen berichten. Darüber hinaus wird langfristig die Entwicklung von ,,Kooperations-Projekten" zwischen Amateur-Radioastronomen für die Fachgruppenarbeit eine wichtige Rolle spielen.
Insbesondere beschäftigte uns bei diesem ersten Treffen nach der Gründung die Frage, wie wir die ,,verlässliche Informationsquelle" gestalten wollen. Die Mitglieder der Fachgruppe werden gemeinsam an einem Wiki arbeiten, das auf der VdS-Webseite der Fachgruppe verfügbar ist (http://radioastronomie.vdsastro.de/ doku.php?id=start, s. Abb. 1). Frederic

Schuller stellte hierfür eine erste Struktur zur Diskussion. Schnell wurde klar, dass es direkt losgehen kann mit dem Schreiben. Inzwischen sind schon einige spannende Inhalte dort zu finden. Frank Theede, unser inzwischen eingearbeiteter Fachgruppenredakteur, berichtete darüber, wie wir mit Artikeln zum VdS-Journal für Astronomie beitragen können. Eine erste große Herausforderung wird für unsere Gruppe die Gestaltung des Schwerpunktthemas für die Ausgabe 71.
Auch das nächste Fachgruppentreffen stand auf der Tagesordnung: Wenn alles gut geht, werden wir uns im Frühjahr am 6. April 2019 in Essen wiedersehen können. Schon jetzt ein herzliches Dankeschön an die Verantwortlichen der dortigen Walter-Hohmann-Sternwarte!
Alles in Allem war es ein gelungenes Treffen, das einige von uns gemütlich in einem Restaurant im schönen Bad Münstereifel ausklingen ließen.

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1
Die Mitglieder der Fachgruppe Radioastronomie arbeiten gemeinsam an einem Wiki, in dem wertvolle Informationen für Amateur-Radioastronomen (Einsteiger und Fortgeschrittene) gesammelt werden.

Radioastronomie

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,,Sternbilder sind für Optiker"
- Rückblick eines radioastronomischen Anfängers auf die EUCARA 2018
von Frank Theede

Am 15. und 16. September fand die dritte, englischsprachige ,,European Conference on Radio Astronomy" (EUCARA) auf dem Stockert in Bad Münstereifel-Eschweiler statt. Mit der Radioastronomie kommen die meisten Amateure, viele Studenten der Astrophysik sowie manche Berufsastronomen selten in Berührung. Obwohl dieses ebenso für mich gilt und ich erst am Anfang der Einarbeitung stehe, traute ich mich, mich zu dieser Konferenz anzumelden - und habe es nicht eine Minute bereut.

(Amateur-)Radioastronomie unterscheidet sich in einigen Punkten entscheidend von der optischen Astronomie. Wunderbar zusammengefasst in der Antwort ,,Sternbilder sind für Optiker" von Dr. Wolfgang Herrmann, welcher die Konferenz moderierte und in einem Vortrag die ,,Highlights from the observations at Astrop eiler Stockert" vorstellte, auf die Frage nach dem Sternbild eines beobachteten Objektes. Dafür finden sich viele Funkamateure unter den Beobachtern im Frequenzbereich von 10 MHz bis 100 GHz.

Die Inhalte der Konferenz kann man in drei eng verwobene Bereiche aufteilen: Beobachtungstechnik, astronomische Fragestellungen und die praktische Ansicht und Vorführung. Während sich bei der Beobachtungstechnik alles um Antennen, Elektronik und Empfindlichkeiten drehte, lag der Schwerpunkt der astronomischen Themen bei Beobachtungen von Meteoren, Pulsaren und der Wasserstoffverteilung in der Milchstraße. Die Bandbreite der besuchten und vorgeführten Beobachtungssysteme reichte von handtellergroßen Empfängern über den 25-m-Spiegel auf dem Stockert bis zum großen 100-m-Radioteleskop in Effelsberg.
Am Vorabend der Konferenz trafen sich die ersten Teilnehmer auf dem Stockert, und die FG Radioastronomie hielt ein ,,kleines" Fachgruppentreffen ab (s. dazu auch den Beitrag ,,Neues aus der Fach-

1 Beobachtung des Pulsars PSR B0329+54 mit Walter Gengel, Bild: Frank Theede

gruppe Radioastronomie" in diesem Heft). Am Samstagvormittag standen die ersten Vorträge, nebst Verteilung der Konferenzkaffeebecher für die obligatorischen Kaffeepausen, auf dem Programm.
Über alle Vorträge und Diskussionen kann an dieser Stelle nicht berichtet werden, daher greife ich neben dem Hauptvortrag zwei weitere Präsentationen heraus, wobei die Auswahl nicht als Bewertung aufzufassen ist. Bei Interesse und zur Vertiefung findet man die Prä-

sentationen aller Vorträge auf der Webseite des Vereins [1].
Jürgen Starek sprach über ,,Digital Sky Maps and Catalogues for Amateur Radio Astronomy" und machte gleich wieder einen Unterschied zwischen optischer Astronomie und Radioastronomie deutlich: Für erstere gibt es sehr gute Himmelskarten-Software (Stellarium, Cartes du Ciel, ...), für Radioastronomen ist das etwas komplizierter. Das liegt auch an den verschiedenen Durchmusterungen und Katalogen. Jürgen Starek verglich
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Radioastronomie

2 Die Teilnehmer vor dem 25-m-Radioteleskop, Bild: Eyk Stein

die diversen Fähigkeiten der Programme tabellarisch und führte letztendlich als besten Kompromiss die kommerzielle Software ,,Radio Eyes" an. Abschließend wurde der professionelle, interaktive Sternatlas Aladin in einer Live-Demo vorgeführt.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen fuhren wir nach Effelsberg zum Besuch des dortigen 100-m-Radioteleskops. Das benachbarte LOFAR-Feld fand natürlich nicht die gleiche Aufmerksamkeit. Für mich weckte es dafür schon fast heimatliche Gefühle, da ich mir eine weitere Station in Norderstedt bei Hamburg bereits angesehen hatte. Nach der Rückkehr wurde ein fehlender Vortrag nachgeholt, um anschließend gemeinsam zum Konferenzdinner im ,,Historischen Kurhaus" in Bad Münstereifel zu fahren.
Am Sonntagmorgen wurde das Programm fortgesetzt mit dem Vortrag von Prof. Dr. Michael Kramer, Direktor und Leiter der Forschungsabteilung Radioastronomische Fundamentalphysik am Max-Planck-Insitut für Radioastronomie, über ,,Pulsars - more than 50 years of discoveries".
Im letzten Vortrag der Konferenz ,,Hydrogenline and pulsar observations with a small antenna" schloss sich dann der große Themenbogen: Prof. Matjaz Vidmar, Fakultät für Elektrotechnik der Universität von Ljubljana, berichtete, wie im Rahmen der Masterarbeit der Stu-
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dentin Tadeja Saje ein Radioteleskop mit 3 m Durchmesser entstand und u. a. für Pulsarbeobachtungen eingesetzt wurde. Leider wurde das System bei einem Sturm schwer beschädigt und soll nun durch ein 3,7-m-System ersetzt werden. Die Probleme beim Import entsprechender Teile aus China wurden erwähnt. In diesem Vortrag wurde wieder deutlich, wie sinnvoll fundierte Kenntnisse in Elektronik für die Radioastronomie sind. Das erklärt auch den bereits erwähnten hohen Anteil von Funkamateuren im Bereich der Radioastronomie und die steile Lernkurve beim Einstieg in die Radioastronomie für die anderen.
Wie bei den Themen war auch bei den Teilnehmern ein weites Spektrum zu finden: Anfänger, ,,semi-professionelle" und durch den Beruf versierte Radioastronomen - was sich bereichernd und abwechslungsreich bei den Themen und in den Vortragsstilen widerspiegelte. Leider mussten einige Teilnehmer wegen ihrer langen Rückfahrten bereits am Sonntagmittag abreisen. Dadurch verpassten sie die Vorführungen an den Radioteleskopen auf dem Stockert, darunter die Beobachtung des Pulsars B0329+54 mit dem 25-m-Teleskop (Abb. 1). Dabei war festzustellen: (nichtsolare) Astronomie am Tage bei durchgehend wunderbarem Wetter hat auch ihre Vorteile. Diese Verknüpfung von Theorie in den Vorträgen und Praxis durch ausgestellte und vorgeführte Instrumente war eine große Bereicherung.

Die Konferenz war vom Team des Astropeilers Stockert e.V. [2] perfekt vorbereitet und begleitet, obwohl sie mit 59 Teilnehmern (Abb. 2) aus acht Ländern an ihre Kapazitätsgrenze stieß. Das einzige, was nicht immer funktionierte, war die Einhaltung des Zeitplanes. Aber dies war den angeregten Diskussionen und den manchmal sympathisch ungeplanten Vortragszeiten geschuldet. Niemand wird die gleiche zeitliche Konstanz erwarten wie sie die Signale eines Pulsars als hochgenaue kosmische Uhren leisten. Ich habe unendlich viele Ideen, Anregungen, neue Kontakte und natürlich auch Fragen mit nach Hause genommen.
Die nächste EUCARA ist für 2020 geplant, der Ort ist noch nicht festgelegt. Ich hoffe sehr, dass ich mit mehr Fachwissen und Erfahrung wieder teilnehmen kann.
Zum Abschluss noch etwas Astronomisches: Der in den Vorträgen mehrmalig als Beispiel erwähnte und bei der Vorführung beobachtete Pulsar PSR B0329+54 ist der hellste am Nordhimmel zu beobachtende, zirkumpolare Pulsar. Und für die Optiker, die bis hierher durchgehalten haben: Er liegt im Sternbild Giraffe.
Weblinks (Stand: Oktober 2018) [1] https://astropeiler.de/european-
conference-amateur-radioastronomy-2018 [2] https://astropeiler.de

Radioastronomie

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Junge Menschen am Astropeiler Stockert
- Eine Schülerin bestimmt die Rotationskurve der Milchstraße
von Walter Gengel und Victoria Fethke

Am 19. Juli 2018 besuchte eine Gruppe der Schülerakademie des Physikalischen Instituts der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn [1] den Astropeiler auf dem Stockert. Interessierte Schülerinnen und Schüler ab der 10. Klasse waren eingeladen, in der ersten Sommerferienwoche einen Einblick in das Physikstudium zu bekommen. Nach der Begrüßung und einleitenden Worten wurden Gruppen von jeweils 5 oder 6 Schülerinnen und Schülern gebildet. Abwechselnd wurden gruppenweise verschiedene Stationen der Anlage auf dem Stockert besucht, darunter die Radioteleskope mit 3 m, 10 m und 25 m Durchmesser. Beim Letztgenannten erfolgte zusätzlich der Aufstieg auf die Plattform. Alle Teilnehmer durften die jeweiligen Messungen selbstständig an den Radioteleskopen durchführen. Es wurden mit dem 3-m- und dem 25-m-Radioteleskop Beobachtungen von Wasserstoffwolken in der galaktischen Ebene durchgeführt. Zum Abschluss wurden die Ergebnisse der Messungen besprochen und weitere interessante Gespräche rund um das Thema Radioastronomie mit den Schülerinnen und Schülern geführt.
Die 16-jährige Schülerin Victoria Fethke zeigte besonderes Interesse an radioastronomischen Beobachtungen. Sie hat bereits weitgehende Kenntnisse über Objekte und Eigenschaften unseres Universums. Victoria lebt mit ihren Eltern und Schwestern in Vietnam. Im Sommer 2018 war sie zu Besuch bei den Großeltern in der Nähe von Köln und schloss sich der Schülerakademie an. Victoria berichtete, dass sie zurzeit an einem Extended Essay arbeitet, der für ihren internationalen Schulabschluss (International Baccalaureate [2]) nötig ist. In diesem hat sie in 4.000 Wörtern über ein selbst bestimmtes Thema zu schreiben. Da sie sehr an Physik und Astronomie interessiert ist, entschied sie sich, für ihre Arbeit die Rotationskurve unserer Milchstraße zu messen und damit die Variation der Dichte der Dunklen Materie zu bestimmen. Victoria führte ihre Messungen zunächst mit einem remote-gesteuerten 3-m-Radiotele-

1 Victoria Fethke bei den Messungen im Steuerraum am 25-m-Teleskop

skop in Schweden durch. Da ihre Messergebnisse allerdings schwankende Werte aufwiesen, war sie begeistert über unser Angebot, Messungen mit dem 25-m-Teleskop durchführen zu dürfen.
Beobachtungen und Ergebnisse Um die Rotationskurve der Milchstraße zu bestimmen, hat Victoria die Geschwindigkeiten der Wasserstoffwolken in der galaktischen Ebene von 0 Grad bis 90 Grad galaktischer Länge gemessen. Am 30. Juli 2018 begann sie mit den Messungen

um ca. 18 Uhr (Abb. 1). Zu diesem Zeitpunkt stand der Ort mit 90 Grad galaktischer Länge über dem Horizont, so dass für diesen Ort die erste Messung stattfinden konnte. Neutraler Wasserstoff sendet die bekannte 21-cm-Linie aus, die einer Ruhefrequenz von 1.420,4 MHz entspricht. Daher wurde die Intensität des HI-Signals im Frequenzbereich von 1.419 bis 1.422 MHz gemessen, was in der Abbildung 2 dargestellt ist. Man sieht, dass das HISignal keine simple Linie ist, sondern mehrere Intensitäts-Peaks aufweist. Dazu

2 Das HI-Spektrum in der galaktischen Ebene bei 88 Grad galaktischer Länge
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Radioastronomie

3 Rotationskurve der inneren Milchstraße, Erläuterung dazu im Text

4 Dichteverlauf der Dunklen Materie im logarithmischen Maßstab, Erläuterung dazu im Text

ist die Linie im Mittel auch noch leicht zu höheren Frequenzen hin verschoben, und daraus ergibt sich die im Bild an der unteren waagrechten Achse gelistete Radialgeschwindigkeit.
Um die Milchstraße abzufahren, wurden die nächsten Messpunkte entlang der galaktischen Ebene in 2 Grad -Schritten gewählt. Um ca. 23 Uhr ging dann das galaktische Zentrum (0 Grad galaktische Länge) auf. Hier endete die Messreihe. Die gemessene Dopplerverschiebung der 21-cm-Linie an jeder Messposition ermöglicht dann die Berechnung des Radialgeschwindigkeitsprofils der HI-Wolke. Und daraus lässt sich letztlich berechnen, wie deren Rotation um das galaktische Zentrum ausschaut.
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Victoria trug die gemessenen Rotationsgeschwindigkeiten in ein Diagramm ein (Abb. 3). Weil die Materie und damit auch die Gravitation in den äußeren Bereichen unserer Spiralgalaxie abnimmt, müsste auch die Geschwindigkeit der beobachteten Wasserstoffwolken abnehmen. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die gemessenen Geschwindigkeiten bleiben nahezu konstant. Die benötigte Masse, um solch einen Effekt zu erzeugen, ist erheblich größer als die Masse der Objekte, die wir detektieren. Folglich muss dort etwas vorhanden sein, was viel Masse hat und damit Gravitation erzeugt. Das ist ein Hinweis auf das Vorhandensein einer Materie, die wir mit unseren aktuellen Modellen nicht erklären und auch

nicht erfassen oder messen können. Wir nennen sie deshalb ,,Dunkle Materie". Die Eigenschaften dieser Materie sorgen offensichtlich für Kräfte, die in unserer Galaxie bewirken, dass die Rotationsgeschwindigkeit der Wasserstoffwolken mit zunehmender Entfernung vom galaktischen Zentrum nicht abnimmt, sondern nahezu konstant bleibt.
Victoria kombinierte Daten der Rotationskurve mit Massenmodellen des galaktischen Bulges, interstellaren Gases und der stellaren Scheibe, um zu berechnen, wie die Dichte der Dunklen Materie in der Milchstraße variiert (Abb. 4). Sie fand, dass sie ungefähr mit 1/R2 vom Zentrum aus abnimmt. Das legt nahe, dass der Versuch der direkten Detektion Dunkler Materie auf das galaktische Zentrum fokussiert sein sollte.
Über eine Näherungsformel kann man die Dichte der sichtbaren Materie an den einzelnen gemessenen Positionen in der galaktischen Ebene berechnen. Mit diesen Werten kann die Geschwindigkeit jeder HI-Wolke berechnet und in ein Diagramm eingetragen werden [4]. Die tatsächlich gemessene Rotationskurve weicht hiervon erheblich ab, weil die vorhandene Masse in den äußeren Bereichen der Milchstraße offensichtlich größer als die sichtbare Masse ist [3].
Victoria Fethke schreibt dazu: "Dieses Projekt war eine der besten Erfahrungen meiner Schullaufbahn. Ich konnte selbst entscheiden, was ich erforschen will und wie ich es messe. Die Mitglieder des Vereins ,,Astropeiler Stockert e.V." waren so engagiert und haben mich sofort willkommen geheißen. Dies hat mir gezeigt, welch wunderbare, weltoffene Denkweise in der Radioastronomie und in der Naturwissenschaft existiert, und ich kann es somit kaum erwarten, in die Forschung zu gehen."
Internetquellen (Stand: Oktober 2018): [1] www.schuelerlabor.uni-bonn.de/
veranstaltungen/bonnerschuelerakademie-physikastronomie/2018 [2] www.ibo.org [3] https://de.wikipedia.org/wiki/ Dunkle_Materie [4] https://de.wikipedia.org/wiki/ Rotationskurve

98 Sonne

Sonnenaktivität: Auf dem Weg zum Minimum
von Andreas Bulling

- Teil 1 - Der 24. Zyklus der Sonnenaktivität seit 1755 geht seinem Ende entgegen. Die Sonnenaktivität ist bereits sehr niedrig. Seit über 250 Jahren wird die Sonnenaktivität anhand ihrer offensichtlichsten Erscheinungsform bestimmt: der Sonnenflecken, genauer gesagt: der Anzahlen der Sonnenflecken (f) und der Sonnenfleckengruppen (g). Daraus ergibt sich mit Re = 10 g + f die Sonnenfleckenrelativzahl Re.
Seit September 2017 haben sich die Monatsmittel der Relativzahlen des weltweiten SONNE-Netzes der Fachgruppe Sonne auf Werte zwischen Re = 0 und Re = 10 eingependelt. Der Abwärtstrend der geglätteten Monatsmittel setzte sich fort und diese sollten sich demnächst, ein Jahr nach dem Plateau bei Re = 15, auf Werte um Re = 5 stabilisieren (Abb. 1). Ob damit die Talsohle erreicht ist, bleibt abzuwarten - lagen doch die langfristigen Mittel im letzten Minimum noch um den Faktor 2-3 niedriger.
Ein gutes Kriterium für die Bestimmung des Minimumszeitpunktes ist die Anzahl der Tage, an denen kein Fleck auf der Sonne sichtbar war (Re = 0). Die Zahl der fleckenfreien Tage pro Monat stieg auf 11,4 (geglättetes Mittel für Januar 2018). Der Kurvenverlauf für das Mini-

mum vor Zyklus 25 folgt damit weiterhin dem Durchschnitt der Zyklen 22 bis 24 (Abb. 2). Das Minimum wäre demnach zur Jahreswende 2018/2019 zu erwarten.
Natürlich basiert diese Einschätzung nur auf einem einzelnen Parameter und einem kurzen Vergleichszeitraum. Eine fundierte aktuelle Veröffentlichung [1] geht von einem späteren Minimumszeitpunkt (2020/2021) und einem niedrigen 25. Zyklus in Höhe des 24. aus. Es wird erwartet, dass auch die kommenden 11-jährigen Zyklen passend zum gegenwärtigen Minimum des 80- bis 100-jährigen Gleissberg-Zyklus niedrig sein werden. Ob sogar ein neues ,,MaunderMinimum" (jahrzehntelange Phase niedriger Sonnenaktivität wie 1650-1700) zu erwarten ist, kann demnach erst nach Zyklus 25 abgeschätzt werden.
Weitere Ergebnisse und Veröffentlichungen der Fachgruppe Sonne und Möglichkeiten für Ihre Mitarbeit, zu der Sie herzlich eingeladen sind, finden Sie unter http://vds-sonne.de.
Literaturhinweise: [1] L. A. Upton, D.H. Hathaway,
2018: "An Updated Solar Cycle 25 Prediction with AFT: The Modern

Minimum", Confid. man. submitted to Geophys. Res. Letters, abgerufen am 03.10.18 unter https://arxiv. org/pdf/1808.04868.pdf
In eigener Sache: Provisorische Relativzahlen
An dieser Stelle wurden in der Vergangenheit regelmäßig die täglichen Provisorischen Sonnenflecken-Relativzahlen des SONNE-Netzes der Fachgruppe Sonne veröffentlicht. Da wir Platz für spannendere Beiträge zur aktuellen Sonnenaktivität machen wollen, möchten wir Sie bitten, sich die Provisorischen Relativzahlen ab jetzt unter der folgenden Internetadresse herunterzuladen: www.vds-sonne.de/gem/res/ provrel
Die Seite wird monatlich aktualisiert, damit bekommen Sie die aktuellen Relativzahlen deutlich früher als bisher im VdS-Journal für Astronomie. Vielen Dank für Ihr Verständnis!
Andreas Zunker, Fachgruppen-Redakteur

1 Verlauf der Monatsmittel und P17-Mittel der Wolfschen
Relativzahl Re des SONNE-Netzes im absteigenden Ast von Zyklus Nr. 24. (P17-Mittel: Glättung mit Gewichtungsfaktoren aus einer Glockenkurve [Polynomfunktion] über 17 Monate)
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2 Anzahl der fleckenfreien Tage pro Monat (P17-Mittel) für die
Zyklen 22-24 (durchschnittlicher Verlauf gestrichelt) und für das bevorstehende Minimum vor Zyklus 25

Spektroskopie

99

Das Arbeitsprinzip eines Echelle-Spektrografen
von Thomas Eversberg

Spektrografen, insbesondere EchelleSpektrografen, sind die Arbeitspferde der Astronomischen Forschung und stehen mittlerweile auch dem Amateurastronomen zur Verfügung. Voraussetzung für einen sinnvollen Einsatz als berührungsloses Messinstrument ist ein Grundverständnis zur Funktionsweise. Der folgende Text dient einem prinzipiellen Einblick in diese Technik.
Das Grundprinzip der meisten Spektrografen ist die Beugung von Licht an einem so genannten optischen Gitter sowie die Interferenz der entsprechenden Beugungsstrahlen (Prismen-Spektrografen folgen dem Prinzip der Lichtbrechung). Diese Beugungsgitter sind in der Regel transparente Gläser mit mehreren Hundert Beugungselementen (Linien) pro Millimeter (Abb. 1). Manchmal kommen aber auch Reflexionsgitter zum Einsatz, die eine spiegelartige Oberfläche mit vielen Rillen als Beugungselemente aufweisen.
Eine unter dem Einfallswinkel einfallende ebene sinusförmige Lichtwelle einer bestimmten Wellenlänge wird nach der Beugung bei bestimmten Dispersionswinkeln sowie den Gitterabständen d zyklisch verstärkt bzw.

abgeschwächt (sie interferiert). Dieser Prozess ist völlig analog zu Wasserwellen, die von zwei Ursprüngen ausgehen und miteinander wechselwirken. Da diese Interferenz zyklisch erfolgt, gilt sie auch bei dem ganzzahligen Vielfachen n der Wellenlänge. Daraus ergibt sich die berühmte Gittergleichung (genaue Herleitungen der Gleichung finden sich im Internet):
n = d ( sin + sin )
Um diese Gleichung besser zu verstehen, wählen wir das Koordinatensystem so, dass der Einfallswinkel = 0 sei:
n = d sin
Für jeden Dispersionswinkel ist das Produkt n bei vorgegebenem Gitterlinienabstand d also konstant. Das heißt, dass eine bestimmte Lichtwellenlänge l innerhalb einer festen Ordnung in genau eine Richtung gebeugt wird. Bei höheren Ordnungen wächst der Beugungswinkel entsprechend. Bei niedrigen benachbarten Ordnungen (kleine Dispersionswinkel) fällt das nicht auf, da diese dann so weit auseinander liegen, dass die beiden Spektren nicht überlappen. Hier messen die meisten Standard-Spektrografen.

1 Geometrische Interpretation zur
Interferenzbedingung eines parallel auf zwei Linien einfallenden Lichtstrahls und dessen Beugung an diesen zwei Linien [1].
Wechselt man aber zu höheren Dispersionswinkeln, rücken die Spektren der einzelnen Ordnungen weiter und weiter zusammen, bis sie bei hohen n geometrisch überlappen. Ein spezielles Reflexionsgitter, das Echelle (nach Französisch ,,echelle": Leiter), kann diese Ordnungen (typischerweise n > 30) in hoher Auflösung und hoher Intensität nutzbar machen. Der Echelle-Spektrograf bildet dann in einem schmalen Winkelbereich

3 Rechts: Prinzip eines Echelle-Spektrografen mit Prismen-Cross-Disper-
ser. Das vom Teleskop kommende Licht wird von einem mechanischen Spalt oder einer Fiberoptik auf eine einheitliche Länge in Dispersionsrichtung gebracht und von einem Kollimator parallelisiert. Das Echelle-Gitter beugt das Licht in hohe Ordnungen, viele Spektren sind überlagert. Der Cross-Disperser (hier ein Prisma) trennt diese Ordnungen senkrecht zur Dispersionsrichtung des Echellegitters. Die nun zweidimensionale Abbildung aller spektralen Ordnungen wird mit einer Kameraoptik in der Fokalebene abgebildet [1].

2
Links: In höheren Ordnungen n (hier willkürlich gewählt) wächst der Dispersionswinkel für eine bestimmte Wellenlänge, und die zugehörigen Spektren überlappen sich immer weiter. Ein Echelle-Spektrograf nutzt diese hohen Ordnungen, weshalb die Dispersionsabbildung direkt hinter dem Gitter weiß erscheint [1].

Kollimator

Querzerleger Kamera

Spalt

FokalEbene

Echelle-Gitter

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Spektroskopie

viele verschiedene Spektralbereiche in mehreren hohen Ordnungen n ab. Die geometrische Überlagerung der einzelnen Spektren führt jedoch dazu, dass eine Punktlichtquelle hinter dem Echelle-Gitter als weißer Spektralstreifen abgebildet wird, denn die addierten Einzelspektren in den verschiedenen Ordnungen sind in Dispersionsrichtung gegeneinander verschoben. Die einzelnen Spektren vermischen sich (Abb. 2).
Der ,,Trick" eines Echelle-Spektrografen ist nun der so genannte Cross-Disperser (Querzerleger): Ein weiteres Dispersions-

element, beispielsweise ein Prisma, steht im Lichtpfad hinter dem Gitter, mit seiner Dispersionsrichtung senkrecht zur Beugungsrichtung (Abb. 3). Die einzelnen Spektren werden daher geometrisch voneinander getrennt und können über eine Kameraoptik abgebildet werden.
Da die abgebildeten Ordnungen verschiedene Wellenlängenbereiche beinhalten, werden sie am Cross-Disperser unterschiedlich stark gebeugt oder gebrochen und somit geometrisch getrennt. Im Kamerafokus dahinter erscheinen sie dann als viele parallel angeordnete Einzel-

4
Farbige Abbildung vieler EchelleSpektren unterschiedlicher Ordnung nach dem Durchgang durch einen Prismen-CrossDisperser [1].
spektren, von denen jedes einen kleinen Wellenlängenbereich abbildet (Abb. 4). Im Verlauf der Datenreduktion kann der Nutzer die Ordnungen miteinander verbinden und erhält schließlich ein ununterbrochenes, hochaufgelöstes Spektrum.
Literaturhinweise: [1] Th. Eversberg, K. Vollmann, 2014:
,,Spectroscopic Instrumentation - Fundamentals and Guidelines for Astronomers", Springer Praxis Books, Berlin, S. 38, 195, 276, 197, 270, 212

Impression
Der Planetarische Nebel Messier 76 im Perseus

Celestron 14 Edge HD bei f = 2.676 mm, belichtet 30 x 300 s in Sarleinsbach/Oberösterreich, 12. und 13.10.2018, Nikon D810A bei ISO 800. Bild: Christoph Kaltseis.
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Sternbedeckungen

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Kreuzende Schattenpfade
- Sternbedeckungen durch (826) Henrika und (225) Henrietta
von Oliver Klös

Am 27. und 28. Mai 2019 finden Sternbedeckungen durch zwei Kleinplaneten des Hauptgürtels innerhalb von 26 Stunden statt. Dabei kreuzen sich die Bedeckungspfade in der Mitte von Deutschland (Abb. 1).

(826) Henrika Den Anfang macht (826) Henrika am 27. Mai gegen 02:00 UHR MESZ. Von Süden kommend streift der Schatten über die Schweiz, den Südwesten und den Nordosten Deutschlands. Der Zielstern HIP 66216 im Sternbild Jungfrau hat eine Helligkeit von 7,0 mag und steht zum Bedeckungszeitpunkt ca. 13 Grad über dem südwestlichen Horizont. Auch wenn der Stern recht hell ist, wird eine gute atmosphärische Durchsicht in Horizontnähe für eine erfolgreiche Beobachtung nötig sein. Eine maximale Bedeckungsdauer von 5,3 Sekunden wird erwartet. Dabei fällt die kombinierte Helligkeit von Asteroid und Stern um 8 mag auf die Helligkeit des Asteroiden (15,0 mag) ab [1].
Die ,,kleine" Henrika wurde bereits im Jahr 1916 von Max Wolf in Heidelberg entdeckt. Bisher einmal wurde eine Bedeckung durch (826) Henrika erfolgreich gemessen (Stand Nov. 2018). In Australien maß Hristo Pavlov (IOTA/ES) eine Bedeckungsdauer von nur 1,3 Sekunden im Januar 2010 unter schwierigen Bedingungen, da der Zielstern nur eine Höhe von 8 Grad über dem Horizont zum Bedeckungszeitpunkt hatte. Diese Messung mit nur einer Sehne ergab einen Durchmesser von 19 km [2]. Die wahre Form der (826) Henrika ist damit weiterhin unbekannt.

1 Das ermittelte Schattenprofil von (225) Henrietta am 16. Juli 2007. Jede Sehne stellt
die Messung einer Station dar, die gepunktete Sehne 6 ist die vorhergesagte Zentrallinie. Der Abstand der Punkte beträgt eine Sekunde. Die Ellipse stellt nur die beste Übereinstimmung der gemessenen Punkte dar und damit die etwaige Größe des Asteroiden. Sehne 5 hat als nördlichste Station noch eine positive Beobachtung messen können. Sehne 19 meldete ,,Negativ", obwohl die weiter außen liegenden Station eine kurze Bedeckung beobachtete (Sehne 21). Der Beobachter auf dieser Sehne sah ca. 5 Sekunden vor der eigentlichen Bedeckung den Stern für ca. 1 Sekunde verschwinden (Sehne 20). Leider liegen den Sehnen 19 bis 21 visuelle Beobachtungen zu Grunde und können nicht nachträglich auf Richtigkeit überprüft werden. Ist der Station von Sehne 19 eine kurze Bedeckung entgangen? Vielleicht deutet Sehne Nr. 20 auf einen Mond im Orbit von (285) Henrietta hin, oder hat sich der Beobachter von Seeing-Einflüssen täuschen lassen? Zukünftige gemessene Sternbedeckungen durch (225) Henrietta könnten eine Antwort darauf geben. (Grafik: Occult V4 von D. Herald, IOTA)

(225) Henrietta Nur etwas mehr als 25 Stunden später wird der Stern TYC 0355-00548-1 (10,2 mag) im Sternbild Schlange von (225) Henrietta für maximal 11,1 Sekunden bedeckt. Die Helligkeit der kombinierten Magnitude fällt um 2,7 mag ab. Der Schatten erreicht Österreich am 29. Mai gegen 02:20 Uhr MESZ und wandert über

den Südwesten in den Norden Deutschlands. Der Zielstern steht dabei 36 Grad über dem südwestlichen Horizont [3].
Der Durchmesser von (225) Henrietta, entdeckt 1882 in Wien, ist recht gut bekannt, da der Asteroid im Jahr 2001 mittels Radar vom Radioteleskop in Arecibo abgetastet wurde. Dabei stellten die

Radioastronomen einen Durchmesser von 148 km x 119 km x 108 km +- 16% fest [4]. Sternbedeckungen von (225) Henrietta wurden schon über zehn Mal erfolgreich gemessen. Die erfolgreichste Messung erfolgte im Juli 2007 in den USA und Kanada mit 15 positiven Sehnen. Das ermittelte, leicht ovale Profil des Kleinplaneten hat eine Dimension
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Sternbedeckungen

von 149 km x 88 km [2] (Abb. 1). Dieser Wert ist in guter Übereinstimmung mit den Messungen der Radioastronomen von Arecibo. Eine erfolgreiche Beobachtung der kommenden Bedeckung mit gut verteilten Sehnen über die ganze Breite des Pfads und seiner Fehlergrenzen kann diesen Wert weiter verbessern.

Zwei Bedeckungen innerhalb von 26 Stunden Die Wahrscheinlichkeit, zwei positive Bedeckungen innerhalb von 26 Stunden zu beobachten, ist in der Fläche, die von beiden vorhergesagten Pfaden berührt wird, am größten (Abb. 2). Diese erstreckt sich von Magdeburg im Nordosten bis nach Fulda im Südwesten. Der Schnittpunkt der beiden Zentrallinien liegt südlich von Nordhausen in Thüringen an der Position 51 Grad 21' 25'' Nord und 10 Grad 45' 46'' Ost. Dabei sollte aber nicht außer acht gelassen werden, dass die erfolgreiche Beobachtung von Kleinplanetenbedeckungen immer von einer guten Streuung der Beobachtungsstationen im Pfad und über die Pfadgrenzen hinaus abhängt. Wenn alle Beobachter nahe der Zentrallinie beobachten, kann kein aussagekräftiges Profil erstellt werden.
Pfadverschiebungen sind immer möglich. Die hier beschriebenen Vorhersagen erstellte Steve Preston (IOTA) im Juni 2018. Beobachter sollten sich ein paar Tage vor der Bedeckung über mögliche Pfadverschiebungen erkundigen. Auch der Schnittpunkt der Pfade hängt von diesen Berechnungen ab. Aktuelle Informationen zu diesen und weiteren Bedeckungen sind auf der Webseite ,,Call for Observations" der IOTA/ES [5] und im VdS-Forum online zu finden.
Weblinks (Stand: Februar 2019): [1] S. Preston, 2018: ,,(826) Henrika/
HIP 66216 event on 2019 May 26, 23:49 UT", http://asteroidoccultation. com/2019_05/0526_826_62666.htm [2] ,,Occultation of TYC 6120-00450-1 by (826) Henrika, 2010 January 19": Webseite der Royal Astronomical Society of New Zealand (RASNZ), 2010, www.occultations.org.nz/ planet/2010/results/20100119_ 826_Henrika_Rep.htm
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2 Die vorhergesagten Bedeckungspfade von (826) Henrika (von links unten nach rechts
oben) und (225) Henrietta kreuzen sich in der Mitte von Deutschland. Die gestrichelten Linien stellen die 1-sigma Fehlergrenzen der Pfadberechnung dar. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 68% findet irgendwo innerhalb dieser Fehlergrenzen die Bedeckung statt. Es wird deutlich, dass die Vorhersage des Pfads von (826) Henrika eine geringere Genauigkeit hat. Die dargestellten Pfade basieren auf einer Berechnung im Juni 2018. Pfadverschiebungen sind möglich. (Grafik: O. Klös, IOTA/ES, Daten: S. Preston, IOTA)
[3] S. Preston, 2018: ,,(225) Henrietta/ TYC 0355-00548-1 event on 2019 May 28, 00:20 UT", http://asteroidoccultation.com/ 2019_05/0528_225_60210.htm
[4] C. Magri et al., Jan. 2007: ,,A radar survey of main-belt asteroids: Arecibo observations of 55 objects during 1999 2003" (PDF), Icarus, 186(1): p. 126-151, Bibcode: 2007Icar..186..126M, doi:10.1016/j.icarus.2006.08.018, retrieved 2015-04-14
[5] O. Klös, 2019: ,,Highlights of Asteroid Occultations in Europe", IOTA/ES, VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen, http://call4obs.iotaes.de/

Sternbedeckungen

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Höhepunkte für Beobachter streifender Sternbedeckungen im April und Mai 2019
von Eberhard Riedel

Im zweiten Quartal dieses Jahres kommen nur Beobachter in Norddeutschland in den Genuss der Beobachtung interessanter streifender Bedeckungen von Sternen durch den Mond. Die Landkarte zeigt die Grenzlinien dieser drei Ereignisse, die der mittlere Mondrand während des Vorbeizuges am Stern beschreibt. Von jedem Punkt in der Nähe dieser Linien ist zum richtigen Zeitpunkt das oft mehrfache Verschwinden und Wiederauftauchen des Sterns bereits in einem kleinen bis mittleren Fernrohr zu verfolgen. Alle Streifungen finden am unbeleuchteten Nordrand des Mondes in meist ausreichendem Abstand zum hellen Mondterminator statt und sind daher relativ leicht zu beobachten. Immer herrscht zunehmender Mond, weshalb die Beobachtungen bequem in der ersten Nachthälfte zu verfolgen sind.

Karte mit den Grenzlinien der drei Streifungsereignisse

Ereignis 1: 13.04.2019 Nach 23 Uhr MESZ wird es am 13. April auf einer Linie von Sylt über Föhr, Husum, Lübeck, Pritzwalk und Berlin spannend. Der zu 62% beleuchtete Mond streift mit seinem Nordrand den 6,8 mag hellen Stern SAO 98019. Die Abbildung 1a zeigt die scheinbare Sternbahn (blauweiß-gestrichelte Linie mit Minutenangaben) für die Länge 10 Grad Ost, wie sie bei einer Beobachtung von der vorhergesagten Grenzlinie verläuft. Das Mondrandprofil ist 6-fach überhöht dargestellt, weshalb auch die Krümmung der scheinbaren Sternbahn grafisch erforderlich ist. Die engste Annäherung zum mittleren Mondrand (weiß gepunktete Linie) findet in nur geringer Entfernung zum Terminator statt. Wegen der Absenkung des Mondterrains wäre von dieser Position keine Sternbedeckung zu verfolgen. Die roten Begrenzungslinien zeigen den Versatz der scheinbaren Sternbahn bei einer Ortsänderung von 2.000 Metern in nordöstlicher bzw. südwestlicher Richtung senkrecht zur Bewegungsrichtung des Mondschattens. Die Abbildung 1b zeigt die scheinbare Sternbahn von einer Beobachtungsstation 1.950 Meter südwestlich der vorherigen. Von dieser Stelle kommt es zu 10 Kontakten zwischen

Stern und Mondrand (ungefähre Zeiten s. Inset), d.h. der Stern verschwindet 5 mal nacheinander. Es ist auch erkennbar, warum es sinnvoll ist, soweit von der vorhergesagten Linie abzuweichen, da dann die ersten Kontakte im bequemen Abstand zu den beleuchteten Mondstrukturen stattfinden und so leichter zu beobachten sind. Einen Einfluss auf die zu beobachtenden Kontakte hat auch die Höhe des Beobachtungsortes, für die die aufzusuchende Beobachtungsposition korrigiert werden muss (zur Software s. u.). SAO 98019 ist ein sehr enger Doppelstern, dessen Verschwinden und Wiedererscheinen am Mondrand jeweils nicht schlagartig erfolgt. Dieses Phänomen ist aber nur bei Aufzeichnungstechniken mit sehr hoher zeitlicher Auflösung feststellbar und visuell wie auch bei Videoaufzeichnung nicht erkennbar.
Ereignis 2: 09.05.2019 Eine ähnliche Mondrandsituation wie bei Ereignis 1 zeigt sich am späten Abend

des 9. Mai, allerdings ist der Mond nur zu 25% beleuchtet. Der nördliche Schattenrand des Mondes zieht über Amrum, Hamburg und Rathenow nördlich an Görlitz vorbei. Gestreift wird der 6,5 mag helle Stern SAO 79386, der ebenfalls ein sehr enger Doppelstern ist. Auch in diesem Fall muss man ein ganzes Stück nach Süden ausweichen, damit der Mond mit möglichst vielen unbeleuchteten Strukturen den Stern bedecken kann. Die Abbildung 2 gibt die ungefähren Kontaktzeiten eines fünfmaligen Verschwindens und Wiedererscheinens zwischen 23:25 und 23:28 Uhr MESZ wieder. Lediglich das letzte Wiedererscheinen des Sterns am hellen Mondrand wird schwer zu verfolgen sein. Die Zeiten gelten für die in der Grafik angegebene geografische Position in der Nähe von 10 Grad östl. Länge und ändern sich entlang der Streifungslinie. Das Profil zeigt hingegen bei unterschiedlichen Längen nur geringe Unterschiede.
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Sternbedeckungen

1a Die scheinbare Sternbahn von SAO 98019 (blau-weiß gestrichelte Linie) bei Beob-
achtung von der vorhergesagten Grenzlinie, mit 6-facher Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei +- 2 km
1b Die scheinbare Sternbahn von SAO 98019 bei einer Beobachtung 1.950 Meter süd-
westlich der vorhergesagten Grenzlinie, 6-fache Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei +- 2 km
2 Die scheinbare Sternbahn von SAO 79386 bei Beobachtung ca. 3.200 m südwestlich
der Grenzlinie, 6-fache Mondhöhendehnung; rote Begrenzungslinien bei +- 2 km VdS-Journal Nr. 69

Ereignis 3: 10.05.2019 Am Abend des Folgetages (10. Mai) ist der Beleuchtungsgrad des Mondes auf 36% angewachsen. Gegen 22:34 Uhr MESZ beginnt in Bremerhaven die Streifung des 7,3 mag hellen Sterns SAO 80164 und zieht sich über Wolfsburg und Bitterfeld-Wolfen bis nach Dippoldiswalde. Bei erneut ähnlichem Positionswinkel und wiederum tiefliegender Mondoberfläche findet auf der vorausberechneten Grenzlinie keine Bedeckung statt, weshalb erneut ein Stück nach Südwesten ausgewichen werden sollte. Aber auch an anderen Positionen wird eine größere Zahl an Kontakten sichtbar sein. Die Abbildung 3 zeigt die Streifungssituation ca. 2.100 Meter von der vorhergesagten Grenzlinie entfernt in der Nähe von 10 Grad östlicher Länge, von wo entlang der blau-weiß gestrichelten scheinbaren Sternbahn zwischen ca. 22:35 und 22:37 Uhr MESZ mindestens zwölf Mal das Verschwinden und Wiederauftauchen des Sterns zu sehen sein dürfte. SAO 80164 ist die hellere Komponente eines weiten Doppelsterns, deren Verschwinden und Wiedererscheinen am Mondrand daher schlagartig erfolgen wird.
Allgemeines Grundlage der hier veröffentlichten Profildaten sind Laser-Messungen des amerikanischen Lunar Reconaissance Orbiters, die in ein dichtes Netz von librationsabhängigen Profilwerten umgerechnet wurden. Um streifende Sternbedeckungen erfolgreich beobachten zu können, werden eine ganze Reihe präziser Informationen benötigt. Die europäische Sektion der International Occultation Timing Association (IOTA/ES) stellt diese Daten zur Verfügung. Kernstück ist die Software ,GRAZPREP` des Autors, die sowohl eine komplette und stets aktualisierte Auflistung aller interessanten Ereignisse als auch für jedes Ereignis die genauen Koordinaten der Grenzlinien und viele weitere Informationen liefert. Darüber hinaus kann von jedem Standort aus das Profil des Mondes und die zu erwartende Sternbahn grafisch in verschiedensten Vergrößerungen dargestellt werden, um so den besten Beobachtungsstandort auswählen zu können. Letzterer muss auch unter Berücksichtigung der Höhe optimiert werden, weil diese einen Einfluss auf den Blickwinkel zum Mond hat. Hierzu können hö-

Veränderliche

105

henkorrigierte Grenzlinien automatisch in eine Google-Earth-Karte übertragen werden, mit der es dann einfach ist, die besten Beobachtungsstationen festzulegen. Die Software kann kostenlos unter www.grazprep.com heruntergeladen und installiert werden (Password: IOTA/ES). Zusätzlich benötigte Vorhersagedateien sind dort ebenfalls herunterzuladen oder sind direkt vom Autor (e_riedel@msn. com) oder über die IOTA/ES (www.iotaes.de) zu beziehen. Weiterführende Informationen, z. B. über die Meldung der Bedeckungszeiten, sind dort ebenfalls erhältlich. Die VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen informiert ferner über Beobachtungs- und Aufzeichnungstechniken dieser eindrucksvollen Ereignisse.

3 Die scheinbare Sternbahn von SAO 80164 bei Beobachtung 2.100 Meter südwestlich
der vorhergesagten Grenzlinie, mit 6-facher Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei +- 2 km

Ein stellares Schwarzes Loch
von Klaus Wenzel und F.-J. (Josch) Hambsch

Am 11. März 2018 meldete das MAXI/ GSC nova alert System den Ausbruch einer bislang unbekannten Röntgenquelle im Sternbild Ophiuchus [1]. Parallel hierzu wurde die fragliche Region mit dem 0,43-Meter-Teleskop (f/6,8) des Siding Spring Observatoriums in Australien optisch untersucht und mit den roten POSS-Aufnahmen abgeglichen. Auffällig in der fraglichen Region war ein stellares Objekt mit einer Helligkeit von 13,3 mag, das bereits am 6. März 2018 von der ASASSN Survey bei der Position (2000.0) 18h 20min 22s, +07 Grad 11' 07'' mit 14,9 mag gemeldet wurde [2]. Vier Tage zuvor konnte an dieser Stelle kein Objekt heller als 16,7 mag beobachtet werden. Bei Vergleich der Aufnahmen von POSS I und II zeigte diese um die 20 mag helle Quelle bereits Helligkeitsschwankungen. Man vermutete deshalb zunächst eine bislang unbekannte Zwergnova. Doch schon bald erhärtete sich der Verdacht, dass es sich bei MAXI J1820+070 = ASASSN-18ey um ein stellares Schwarzes Loch (black hole X-ray binary candidate) ähnlich wie V404 Cyg handelt [3].

Visuelle und digitale Beobachtungen Durch eine Alert-Meldung vom 12. März 2018 wurde ich (K. Wenzel) auf dieses Objekt aufmerksam. Eine ers-

1 Identifizierungskarte von ASASSN-18ey (im Ruhelicht um 20 mag)
auf dem POSS II (Rot), man vergleiche die Aufnahme mit Abb. 3; Bildfeldgröße 10' x 10'
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2 Erste Übersichtsaufnahme des Feldes von ASASSN-18ey vom 15.03.2018 um
03:28 Uhr am 8,3-Zoll-Newton in der Dachsternwarte in Wenigumstadt. Die Bildfeldgröße beträgt etwa 35' x 25'. Bild: K. Wenzel

wieder in Stufen mit zwischenzeitlichen kurzfristigen Anstiegen zurück auf das Niveau von etwa 14 mag. Bei Redaktionsschluss des Journals war dieser bemerkenswerte Ausbruch also keinesfalls beendet. Weitere Beobachtungen, um die Helligkeitsentwicklung zu verfolgen, sind in der kommenden Beobachtungssaison geplant.
Die kurzfristigen Helligkeitsschwankungen dieser Quelle wurden von dem BAVBeobachter Josch Hambsch remote in seiner Sternwarte in Chile (Remote Observatory Atacama Desert - ROAD) während des gesamten Zeitraums beobachtet.
Remote Beobachtungen Ich (J. Hambsch) bin seit dem 17.03.2018 an diesem Objekt dran und beobachtete es zum Zeitpunkt des Schreibens von diesem Bericht in mehr als 180 Nächten.

te CCD-Beobachtung erfolgte dann am 15.03.2018 am 8,3-Zoll-Newton (f/3,9) meiner Dachsternwarte. Bei dieser ersten Beobachtung hatte ASASSN-18ey bereits die Helligkeit von 12,8 mag ereicht. Am 20.03.2018 erfolgte dann die erste visuelle Sichtung am 12,5-Zoll-Newton (f/4,8). Die Helligkeit betrug bereits 12,2 mag. ASASSN-18ey stand nun regelmäßig auf meinem Beobachtungsplan, sowohl visuell als auch digital. Teilweise wurden auch mehrere Beobachtungen in einer Nacht durchgeführt, um kurzfristige Helligkeitsschwankungen zu dokumentieren. Bei Farbaufnahmen, die mit einer Canon EOS 1300D am 8,3-Zöller durchgeführt wurden, zeigte sich ASASSN18ey als deutlich blaues Sternchen.
Visuell konnten in der ersten Beobachtungsphase bereits nach wenigen Minuten Beobachtungszeit direkt Helligkeitsschwankungen am Okular des 317mm/1.500mm-Newton-Teleskops bei 170- bis 250-facher Vergrößerung erkannt werden.
Die größte Helligkeit von 11,8 mag konnte ich am 25.03.2018 beobachten. Danach erfolgte bis zum 04.06.2018 ein langsamer, von Wellen unterbrochener Abstieg auf etwa 13,6 mag. Dann stieg die Helligkeit wieder langsam an und betrug bis Ende Juli wieder etwa 13 mag. Bis Mitte Oktober ging die Helligkeit dann
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3 Kurzbelichtete (4 x 60 s) Farbaufnahme vom 06.05.2018 um 01:50 Uhr UT
am 8,3-Zoll-Newton. Die Brennweite wurde auf 1.624 mm (f7,8) verlängert. Deutlich ist die blaue Farbe von ASASSN-18ey erkennbar. Die Objekthelligkeit auf dieser Aufnahme liegt bei 12,5 mag. Die Bildfeldgröße beträgt etwa 10' x 10'. Bild: K. Wenzel

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4 Helligkeitsentwicklung von ASASSN-18ey von März bis Oktober 2018, nach Beobachtungen (visuell 12,5-Zoll-Newton und
digital 8,3- sowie 6-Zoll-Newton) des Autors in der Dachsternwarte in Wenigumstadt, Bild: K. Wenzel

Zum Einsatz kam ein 40-cm-OptimizedDall-Kirkham-Teleskop (ODK, f/6,8) von Orion Optics, UK, und eine FLI ML16803 CCD-Kamera. Das alles sitzt auf einer ASA-Direkt-Drive-Montierung DDM85. Die Helligkeit war zu Beginn der Beobachtung ca. 12,5 mag und schwankte zwischen 12,3 und 12,7 mag innerhalb von wenigen Minuten. Die Helligkeit stieg in den nächsten Tagen und Wochen noch weiter und erreichte ein Maximum von ca. 11,8 mag. Ich habe mittlerweile mehr als 40.000 Beobachtungen gemacht, und eine Lichtkurve ist in der Abbildung 5 zu sehen. Man erkennt deutlich, dass der Stern für etwa 180 Tage eine Heiligkeit oberhalb von 14 mag hatte und erst die letzten Wochen bis auf 15 mag zurückgefallen ist. Allerdings stieg in den letzten 2 Wochen die Helligkeit wieder auf beinahe 14 mag an.
Kurzfristige Helligkeitsschwankungen von bis zu 0,5 mag innerhalb von Minuten zeigten sich am Anfang der Beobachtungen im März 2018. Das zog sich mehrere Wochen hin und es konnte eigentlich keinerlei definitive Periode aus den Daten extrahiert werden. Erst nachdem die kurzfristigen Schwankungen ab ca. Mitte Juni sich allmählich abschwächten, wurde ein Superbuckel mit einer Periode von etwa 17 Stunden beobachtbar. Dieser konnte für knapp 3 Monate beobachtet werden. Leider schrumpft das Beobachtungsfenster nun rapide und aufgrund der großen Periode lassen sich kleine Schwankungen nicht mehr richtig einschätzen. Man muss jetzt warten, was die nächste Beobachtungs-

periode in 2019 für diesen Stern bringen wird. Ich werde weiter am Ball bleiben.
Literaturhinweise: [1] ATel #11399 (11.03.2018) T.
Kawamuro et. al. - MAXI/GSC detection of a probable new X-Ray transient MAXI J1820+070 [2] ATel #11400 (11.03.2018) D. Denisenko - Optical follow-up of MAXI J1820+070 and possible identity with ASASSN-18ey [3] ATel #11418 (14.03.2018) M. Cristina Baglio et. al. - Optical observations of MAXI J1820+070 suggest it is a black hole X-ray binary
5 Lichtkurve zu ASSASN-18ey, remote von Chile aus beobachtet, Bild: Josch Hambsch
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27. BAV-Tagung
vom 19. bis 21.10.2018 in Altenburg
von Frank Vohla

Zur 27. Tagung hatte die BAV für den 19.-21. Oktober ins ostthüringische Altenburg eingeladen. Am Freitagabend bezogen die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Quartier im nahe am Bahnhof gelegenen Hotel Astor. Im Chalkidiki Athos, dem griechischen Restaurant nebenan, waren ab 19 Uhr Plätze für ein gemeinsames Abendessen reserviert. Diese Plätze reichten gerade so aus, und schnell entwickelten sich interessante Gespräche.

1 Vortrag von Lienhard Pagel, Foto: Frank Vohla

Am Morgen des 20. Oktober öffnete das Naturkundemuseum Mauritianum um 8:30 Uhr. Einlass und Aufbau der Technik verliefen pannenfrei, und die Bestuhlung war vom Museum bereits am Vortag vorgenommen worden. Somit konnte der öffentliche Vortragsteil pünktlich um 9:30 Uhr beginnen.

Kathrin Worschech, die stellv. Direktorin des Mauritianum, begrüßte zunächst die Gäste im Namen des Hauses, bevor Lienhard Pagel, Vorsitzender der BAV, die Tagung eröffnete und anschließend über Perspektiven der Datenerfassung in der BAV sprach. Ziel ist es, durch weitere Automatisierung den Arbeitsaufwand zu verringern.
Auflösung, Grenzgrößen und Reichweite in der Spektroskopie war das Thema des folgenden Vortrages von Daniel Sablowski vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP). Die Anforderungen an die Qualität der Messungen beschränkt die Reichweite. Höhere Auflösung verringert das Signal-Rausch-Verhältnis. Dies hat Konsequenzen auf die Auswahl der Objekte und die Kombination FernrohrSpektroskop. Aus seinen Betrachtungen ergibt sich die Faustregel, dass sich für kleine Fernrohre nur billigere Spektrografen mit niedriger Auflösung lohnen, und dass für große Fernrohre teurere Spektrografen hoher Auflösung angeschafft werden sollten, um das Fernrohr auszunutzen.
Gangolf Frost aus Hartha berichtete über einen neu gegründeten Verein, der sich
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2 Vortrag von Rainer Gröbel, Foto: Frank Vohla

um die Pflege des Fotoplattenarchives der Hartharer Sternwarte und die Veränderlichenbeobachtung kümmert. Dabei zeigte er auch Bilder aus der Geschichte der Sternwarte. Zu sehen war u.a. ein Toepfersches Fotometer, welches Diskussionen zum Thema des nächsten Vortrages anregte, der hinter die Mittagspause verschoben werden musste.
Das Mittagessen wurde im Friesenheim eingenommen. Diese Gaststätte ist Treffpunkt des Altenburger Astronomievereins und hatte mittags extra für die Tagung geöffnet. Das Essen schmeckte und es bot sich Gelegenheit, über das Gehörte zu diskutieren.

Nach der Pause hielt Frank Vohla einen Vortrag über Herzog Ernst II. von Sachsen, Altenburg und die Fotometrie. Ernst II. hatte nach seiner Abdankung in seinem Schloss in Wolfersdorf eine Sternwarte eingerichtet und dort mit angestellten Astronomen Veränderlichenbeobachtung betrieben. In Zusammenarbeit mit Paul Görlich wurden Fotozellen getestet und andere Versuche unternommen, die Fotometrie zu verbessern. Anwesend war in Altenburg auch der Sohn von Görlich, der Informationen zum Vortrag eingebracht hatte. Das erwähnte Toepfersche Fotometer war von Wolfersdorf über Sonneberg auf Initiative von Helmut Busch nach Hartha gelangt.

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In den folgenden Vorträgen ging es wieder um aktuelle Forschung. Wolfgang Quester berichtete über seine Erfahrungen mit der DSLR-Fotometrie. Schwierigkeiten bereiten dabei Unterschiede der spektralen Empfindlichkeit der Farbkanäle zum Johnson-CousinsBVR-System. Wichtig ist auch optimales Defokussieren. Große Sternscheibchen bedecken viele Pixel und verbessern die Wahrscheinlichkeit eines ausgewogenen Verhältnisses der Farbpixel der BayerMatrix. Als Software benutzt Quester Fitswork. Dieses Programm bietet u.a. eine Möglichkeit, leicht festzustellen, ob Sterne in die Sättigung geraten sind. Teststern war VV Cep.
Gisela Maintz ist eine Kennerin der RRLyrae-Sterne und auf diesem Gebiet Ansprechpartnerin bei der BAV. Folgerichtig sprach sie zum Thema ,,Interessante Beobachtungen von RR-Lyrae-Sternen". Blazhko-Perioden spielten eine Rolle und

wie man diese von Laufzeitschwankungen in Doppelsternsystemen unterscheiden kann. Derzeit ist nur ein RR-LyraeStern bekannt, der sicher Mitglied eines Doppelsternsystems ist.
Der Vortrag von Rainer Gröbel über Datamining und Beobachtungsplanung schloss sich thematisch sehr gut an, weil es auch hier um RR-Lyrae-Sterne ging, und ob man aus Survey-Daten BlazhkoPerioden ermitteln kann. Er untersuchte dazu eine Arbeit von Szczgiel und Fabrycky. Bei der Überprüfung dieser Arbeit zeigte sich, dass die Survey-Daten in einigen Fällen geeignet sind, Blazhko-Perioden zu finden. Besonders bei sehr kurzen und sehr langen Blazhko-Perioden sind die Ergebnisse jedoch zweifelhaft.
Vieles zum Thema brachte auch Klaus Bernhard mit ,,Einige Neuigkeiten aus dem Data-Mining" ein. Erfolg hatte die Suche nach RCB-Sternen. Anhand der

Eigenschaften im IR lassen sich Verdächtige identifizieren. Beim Stern 2MASS J18552552-0251457 wurde tatsächlich ein Minimum in den Surveys gefunden. Mit den Kepler-Daten ließen sich magnetische Pekuliarsterne untersuchen. Im zweiten Teil seines Vortrages stellte Bernhard nützliche Tools vor, die das Erstellen von Fachartikeln erleichtern.
Das Vortragsprogramm endete mit dem Thema VV-Cep-Kampagne der BAV. Frank Walter berichtete über den aktuellen Beobachtungseingang, die Qualität der Beobachtungen und Erkenntnisse über die physikalische Natur des Doppelsternsystems.
Der Abend wurde wieder gemeinsam im Chalkidiki Athos verbracht. Am Sonntagvormittag wurde die Mitgliederversammlung mit Berichten, Diskussionen und Wahlen durchgeführt.

Einladung

Veranstaltungsort: im Physikalischen Verein mit Sternwarte Frankfurt Robert-Mayer-Straße 2 in 60325 Frankfurt a.M.

Programm von 11:00 Uhr bis ca.16 Uhr mit kleiner Pausenverpflegung; anschließend ist die Besichtigung der HansLudwig-Neumann-Sternwarte auf dem Kleinen Feldberg im Taunus möglich.
Anmeldung: Dr. Rolando Dölling rolando.doelling@vds-astro.de
Anfahrt und ÜbernachtungsTipps: www.physikalischer-verein. de/find-us

Mitten in Deutschland - somit für die meisten gut erreichbar - veranstaltet die VdS-Fachgruppe Astronomische Vereinigungen einen Workshop zum Thema Nachwuchsgewinnung für Fachgruppen und Astro-Vereine. Hierzu sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Wir freuen uns hierbei auch über die Teilnahme von Jugendlichen, mit denen wir vor Ort diskutieren wollen. Es wäre schön, wenn wir zum Workshop auch viele Vereine be-

grüßen können, die aktive Jugendarbeit betreiben. Sie können dann vor Ort berichten, wie sie das Interesse der Jugend für die Astronomie gewinnen.
Querdenken und Kreativität sind besonders gewünscht - ganz im Sinne von Einstein, der sagte: ,,Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt".

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Veränderliche

VdS-Nachrichten

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4. Europäische Veränderlichentagung 2019 in Belgien (EVS 2019)
von Josch Hambsch

Die nunmehr vierte Europäische Veränderlichentagung wird 2019 im MIRA-Observatorium zu Grimbergen nahe Brüssel stattfinden.
Am 14. und 15. September 2019 treffen sich Veränderlichenbeobachter (Amateure wie auch Profis) von nah und fern zu einer schönen Tagung mit Vorträgen, Austausch und einem tollen Programm.

Datenvergleich, gemeinsame Beobachtungskampagnen sowie Interessensbündelung sind ebenso möglich, wie auch persönliche Gespräche und Begegnungen.
Mehr unter www.evs2019.be

1 Linke Seite: Poster mit Informationen rund ums EVS 2019

Wir begrüßen neue Mitglieder

Mitgl.-Nr.
21020 21021 21022 21023 21027 21028 21031 21033 21034 21035 21036 21037 21038 21039 21040 21041 21042 21043 21044 21045 21046 21047 21048 21049 21050 21051 21053 21054 21055 21057 21058

Name
Gärtner Englmaier Kirchhofer Kupczak Kopp Talasz Donner Lempka Schmidt Mainka Kowalec Schmitz Sinulis Gaschk Müller Dr. Leiste Muth Gans Werner Fischer Deichmann Burkhardt Kiera Wirtjes Kleibrink Wloka Hennecke Kohl Aigner Wendl Tießen

Vorname
Nico Peter Marc Kurt Karsten Heribert Daniel Anton Dominik Jürgen Christian Maximiliane Artur Fred Michael Harald Enrico Thomas Frank-Stephan Manfred W. K. Karl-Heinz Björn Michael Björn Rainer Frank Gerrit Markus Karl Michael Verena

Spenden
an die Vereinigung der Sternfreunde e.V.
von Dr. Andreas Klug, VdS-Schatzmeister
Im Jahr 2018 erhielt unsere Vereinigung wieder zahlreiche Spenden von Mitgliedern. Der Vorstand bedankt sich bei allen Spendern ganz herzlich, auch bei den vielen ungenannten Mitgliedern, die bei der Überweisung der Jahresrechnung den Betrag aufrundeten.
Insgesamt erhielt die VdS Spenden in Höhe von 3.515,16 EUR, die teilweise zweckgebunden für bestimmte Projekte verwendet werden. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Mitgl.-Nr.
18728 17898 19677 15127 13448 17998 20243 13861 12451 20037 17994 20288 12469 13211 20626 19445 11324 18495 18860 19270 20424

Name

Vorname

Küppers

Stefan

Spindler

Rolf

Straußberger

Klaus

Quaas

Eberhard

Stück

Günter

Böttcher

Peter

Sternfreunde Dieterskirchen e.V.

Brüchmann

Wolfgang

Quester

Wolfgang

Levenhagen

Marco

Henze

Werner

Leitz

Bruno

Gässer

Wolfgang

Hosters

Peter

Hahner

Frank

Selig

Gisela

Fuchs

Rainer

Langer

Wilfried

Bork

Jens Peter

Burgemeister

Sonja

Michalides

Axel

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VdS-Nachrichten

Jubiläen 2019
Der Vorstand der Vereinigung der Sternfreunde e.V. gratuliert folgenden Mitgliedern zu der jetzt 20-jährigen, 30-jährigen, 40-jährigen, 50-jährigen und 60-jährigen Mitgliedschaft in der VdS sehr herzlich und bedankt sich für Ihre Treue!

Ehrenmitglied
Mitgl.-Nr. Name
18535 Plötz

Vorname
Hildegard

50-jähriges Jubiläum

Mitgl.-Nr. Name

Vorname

11608 11633 11636

Otto

Gunter

Markworth

Peter

Ludwig-Uhland-Gymnasium Kirchheim

c/o Hanke

Bernfried

60-jähriges Jubiläum

Mitgl.-Nr. Name

Vorname

10605 10635 10639

Neuhaus Loibl Karnapp

Friedrich-Wilhelm Günter Alfred

Mitgl.-Nr.
11667 11669 11673 11680

Name
Sitter Klaffke Moschner Göckeler

Vorname
Reinhard Lothar Wolfgang Meinulf

40-jähriges Jubiläum

Mitgl.-Nr. Name

Vorname

12908 12912 12913 12914 12920 12924 12929 12931 12933 12934 12941

Kieler Planetarium e.V.

Johann-Kern-Sternwarte Wertheim e.V.

Junker

Elmar

Kappes

Bernd

Spies

Matthias

Volkssternwarte Coburg (VHS)

Jakob

Margit

Conrad

Walter

Matzik

Peter

Thomas

Axel

Fuhr

Heinz

Mitgl.-Nr.
12948 12949 12962 12965 12966 12980 12981 12983 12993 13000

Name

Vorname

Klaue

Wolfgang

Esser

Klaus

HS Mannheim Bibliothek

Philipp

Andreas

Broschag

Matthias

Hambsch

Franz-Josef

Sokolowski-Tinten Klaus

Strickling

Wolfgang

Volkssternwarte Hof

Ophey

Hans

30-jähriges Jubiläum

Mitgl.-Nr. Name

14233 14236 14239 14240 14252 14254 14255 14256 14257 14259 14266 14270 14273 14274 14275 14277 14278 14280 14281 14282 14286 14287 14290

Greulich Liggesmeier Betzler Haun Opitz Kohlert Mendl Hilbrecht Esser Edenhofer Hayen Köppl Steiger Maxeiner Nelson Kohler Staiger Gerhardt Gürtler Schloderer Stukemeier Hager Franze

Vorname
Wolfgang Jürgen Bernd Jens Peter Karl Manfred Heinz Heinrich Nikita Johann Manfred Franz Stephan Niels Jan Johann Ralph Volker Michael Richard Karl-Heinz Bernhard Benedikt

VdS-Journal Nr. 69

Mitgl.-Nr.
14294 14295 14298 14299 14301 14302 14304 14306 14307 14312 14314 14317 14330 14332 14333 14337 14338 14340 14347 14350 14354 14356 14360

Name
Hippler Schröck Schürle Deufel Miller Link (jun.) Haesloop Sens Schmitt Determann Schäfer Roggemans Frömel Sütterlin Cornelßen Reichl Keerl Bätzel Buchner-Eysell Helsper Canonaco Baule Alzner

Vorname
Günter Bernhard Michael Bernhard Günter Hubert Dirk Dietbert Horst Heinz Gerd Michael Paul Horst Peter Enno Harald Werner Hans-Dieter Udo Winfried Giuseppe Rainer Andreas

30-jähriges Jubiläum

Mitgl.-Nr. Name

Vorname

14363 14369 14370 14375 14378 14383 14398 14399 14401 14402 14407 14408 14411 14429 14431 14433 14434 14437 14440 14441 14442 14443 14444 14450

Mester

Dorothee

Schrödl

Josef

Appel

Dieter

Cuno

Hans-Hellmuth

Richter

Peter

Schuchter

Christian

Metternich

Rainer

Renner

Manfred

Roedern

Thomas

Stolte

Rudolf

Kosbi

Klaus

Vielhaber

Harald

Wichmann

Manfred

Vornholz

Dieter

Rode

Roland

Peppler

Gernot

Böttcher

Hans-Werner

Kirch

Hans

Schönhardt

R. E.

von Hentig

Roger

Förner

Alfred

Klein

Rainer

Spahr

Heinrich

Stella Nova Observatory c/o Strandbaek Knud

14451 14452 14454

Michels Martens Mrozek

Helmut Johannes Norbert

20-jähriges Jubiläum

Mitgl.-Nr. Name

Vorname

14983 17125 17126 17132 17133 17134 17141 17142 17144 17157 17158 17160 17162 17168 17171 17173 17180 17183 17185 17191 17193 17198 17200 17207

Zilch

Thorsten

Leizinger

Karl

Rothe

Martin

Weiskopf

Joerg

Lohrsträter

Karl-Heinz

Körber

Erich

Schröder

Gerd

Mediendom der Fachhochschule Kiel

Voß

Holger

Götzinger

Reiner

Schmidt-Teichmann Sylvia

Schwertfeger

Dieter

Knoblauch

Friedo

Kuhn

Klaus

Korth

Edgar

Dillschneider

Uwe

Kreßner

Jan

Herzog

Gerhard

Zlender

Udo

van Heek

Karl-Heinz

Zellhuber

Herbert

Baumgarten

Wilfried

Schäffler

Hans

Gerstenberg

Uwe

VdS-Nachrichten

113

Mitgl.-Nr.
14458 14459 14464 14465 14466 14468 14486 14487 14489 14496 14503 14504 14515 14520 14521 14526 14527 14529 14530 14531 14532 14534 14536 14538 14542 14543 14544 14546 14644

Name

Vorname

Moser

Jens

Stingl

Thomas

Hägerich

Siegfried

Witt

Volker

AV Volkssternwarte Papenburg e.V.

Engelhardt

Andreas

Preuschmann

Rolf

Kabuß

Roland

Haupt

Herbert

Bergmann

Ralph

Schulze-Koops

Karen

Hoppe

Michael

Schneider

Michael

Eikmeier

Uwe

Lendermann

Karl-Friedrich

Solmecke

Hans-Joachim

Förste

Ulrich

Pacholke

Ralf

Herm Stapelberg Jürgen

Malina

Anton

Fink

Claude

Schiewack

Frank

Ulrich

Georg

Zeitz

Alexander

Volkssternwarte Paderborn e.V.

Arns

Wolfgang

Strzelczyk

Peter

Hörstemeier

Andreas

Handschuh

Robert

Mitgl.-Nr.
17208 17213 17215 17221 17225 17226 17227 17231 17232 17234 17243 17245 17251 17253 17255 17258 17260 17264 17265 17267 17272 17276 17278 17280

Name

Vorname

Schaffarczik

Jürgen

Müller-Blask

Klaus

Winkhaus

Michael

Motl

Wolfgang

Felber

Tobias

Neumaier

Eva

Heinen

Norbert

Hoppe

Helmut

Haupt

Olaf

Limmer

Wolfgang

Astronomischer Verein Remscheid e.V.

Kissinger

Hugo

Fleck

Hartmut

Falke

Thorsten

Kreb

Micha

Moll

Michael

Funk

Stefan

Leiter

Frank

Schmidt

Peter

Lechte

Bernd

Lang

Stefan

Oberender

Willy

Lorenz

Joachim

Förster

Georg

VdS-Journal Nr. 69

114

VdS-Nachrichten

20-jähriges Jubiläum

Mitgl.-Nr. Name

17283 17294 17295 17296 17300 17301 17306 17307 17311 17321 17326 17327 17328 17329 17332 17334 17340 17343 17346 17349 17351 17356 17358 17359 17360 17362 17367 17368 17373 17375

Leinhos Horn Vollmer Merten Tiede Kern Filippetti Leineweber Welnowski Müller Mühlenberg Weis Böckling Knülle-Wenzel Lauterbach Meske Maucksch Forster Tug Juwig Ewers Akkermann Doehring Riegler Krellenberg Lehr Schmitt Bold Kusch Schäfer

Vorname
Thomas Gerhard Manfred Günter Kurt Hans Alessandro Jörn Dieter Kevin Andreas Christian Gerald Alfred Reinhard Hartmut Michael Ernst-Ulrich Timur Bernd Dirk Alfred Carsten Peter Thomas Peter Udo Walter Patrick Heiko Torsten

In Memoriam 2018

Mitgl.-Nr.
10253 10950 12968 12986 14339 14852 14939 15026 16121 17462 17501 18617 18853 18953 19056 19267 19438 19786 20002 20219 20983

Name
Beneke Korte Steines Stättmayer Kilian Weishaupt Thyen Gebhard Holz Predki Heilmann Helmschrott Toomes Engelhardt Ihle Relling AKN, Haus 9 Schachner Mraz Franssen Reinhardt Kratzsch

Vorname
Ernst-Jochen Ansgar Rainer Peter Karl-Heinz Maximilian Manfred Siegfried Kai Wolfgang Wolfgang Thomas Heikki Andreas Wolfgang Thomas Ernst Franz Frans Günter Klaus-Achim

VdS-Journal Nr. 69

Mitgl.-Nr.
17378 17379 17384 17385 17387 17391 17397 17400 17402 17403 17404 17405 17406 17408 17410 17414 17415 17416 17418 17428 17429 17431 17434 17436 17438 17441 17449 17460 17461

Name
Rosenstein Dietrich Fuchs Bauer Klink Schreckling Arnold Bayer Reichling Kalkreuth Meingast Miederhoff Ehrhart Heeder Diehl Tesch von der Werth Knoblauch Streubel Daiber Stumpf Leipold Klös Brunner Warßischek Heuchle Weigt Rathofer Gebler

Vorname
Günter Martin Peter Wolfgang Hartmut Kurt Horst Thomas Wolfram Klaus Rudolf Sebastian Tino Jörg Norman Andreas Sören Klaus-Peter Uwe Torsten Stefan Hansi Oliver Jürgen Ulrich Michael Thomas Dirk Horst

VdS-Nachrichten

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Zum Tod von Peter Stättmayer

Die Bayerische Volkssternwarte München e.V. trauert um ihren ehemaligen Leiter und herausragenden Kommunikator Peter Stättmayer, dem vor allem die astronomische Bildung von Kindern am Herzen lag.

Er ist am 18. Oktober 2018 in Herrsching am Ammersee verstorben. Von 1991 - 2015 war Stättmayer Leiter der Bayerischen Volkssternwarte München e.V. Mit 15 Jahren wurde er 1961 Mitglied des Vereins. Schon Ende der sechziger Jahre führte er öffentliche Führungen durch.

Ab Anfang der 1970er Jahre widmete er sich immer mehr der Astrofotografie. Mit immer neuen Ideen zur Aufnahmetechnik wie Spezialteleskopen, Tiefkühlkameras und Hypersensibilisierung von Filmen holte er die letzten Reste Empfindlichkeit aus den Emulsionen heraus. Mit seinem Wissen und handwerklichen Geschick hat er alles selber konstruiert und gebaut. Stundenlang testete er die Technik in der Dunkelkammer an künstlichen Sternen. Er war erst zufrieden, wenn das Ergebnis perfekt war.
Seine Bilder brachten Farbe in den Kosmos. Farbige Astrofotos waren damals selten. Damit machte er sich rasch einen Namen in der Astrofotoszene im deutschsprachigen Raum.
Ab 1977, in seiner Zeit als stellvertretender Leiter, arbeitete er sich immer mehr in die Thematik der astronomischen Wissensvermittlung ein. Vorträge über den Sternhimmel unterlegte er mit schönen Bildern und kommentierte sie mit einer Prise Humor.
Mit seiner freundlichen Art fand er immer die richtigen Worte für die Besucher. Er konnte das Publikum mit einfachen Worten einfangen und mit auf die Reise nehmen. Sein Gefühl, dass da oben was ganz Großartiges abläuft, schwang in seinen Vorträgen immer mit, und das Publikum nahm seine Begeisterung auf. Ja, die Menschen kamen extra, weil seine Vorträge so entspannend, aber auch informativ waren.

Wegen dieser großen Fähigkeit, mit dem Publikum zu kommunizieren, wurde ihm zu Ehren zu seinem 50. Geburtstag von der Internationalen Astronomischen Union der Asteroid 3398 auf den Namen Stättmayer getauft. Mit sechs Kilometern Durchmesser umkreist dieser in 31/2 Jahren die Sonne.
Ein weiteres großes Anliegen war Peter Stättmayer die Weiterentwicklung des astronomischen Bildungsangebotes. Ihm war klar, dass das Publikumsinteresse immer wieder durch neue Angebote geweckt werden muss. Dieses Aktuell-Halten unseres Programms hat er mit viel Eigeninitiative umgesetzt.
Dabei war ihm die Astronomie für Kinder eine Herzensangelegenheit. Keine Mühe war ihm zu groß, den Kleinen das Universum näher zu bringen. Er genoss auch die Begeisterung der Kinder im Planetarium, viele davon kennen ja kaum den Sternenhimmel.
Die Öffnung der Sternwarte für Kinder, Einführung von Kindernachmittagen, Führungen für Kindergärten und Schu-

len und Kindergeburtstage sind seine Ideen, von denen wir heute und hoffentlich noch länger zehren können. Wir haben einen großartigen Ideengeber für die Vermittlung von astronomischem Wissen verloren. Er hat die Volkssternwarte zu dem gemacht, wie sie heute ist. Es ist für uns eine Ehre und Verpflichtung, dieses Erbe in seinem Sinn weiterzuführen. Sein Leben waren die Sterne - nun ist er den Sternen näher. Volkmar Voigtländer Vorsitzender Bayerische Volkssternwarte München e.V. München, November 2018
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116

VdS-Nostalgie

Ein persönliches Wort

Die Nachricht vom Tod Peter Stättmayers hat mich persönlich getroffen. Begegnet bin ich ihm schon in den 70ern auf vielen Sternfreunde-Tagungen, auf denen er seine astrofotografischen Ergebnisse und seine Neuentwicklungen von Technik und Verfahren in der Amateur-Astronomie präsentierte. Man kann sagen, dass er eines meiner großen Vorbilder war, dem ich nachzueifern begann, sowohl, was die Astrofotografie anging, als auch seine Art, anderen Menschen aller Altersgruppen die Astronomie näher zu bringen.
Im Jahr 1982 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Volkssternwarte Bonn wurde die VdS-Fachgruppe Astrofotografie gegründet. Kein Wunder, dass er als einer der aktivsten und innovativsten Astrofotografen im deutschsprachigen Raum zu den Gründungsmitgliedern zählte. Damals gab es das VdS-Journal für Astronomie noch nicht, und so verfasste er allein und auch in Zusammenarbeit mit anderen Astrofotografen zahlreiche Aufsätze in der damaligen Partnerzeitschrift der VdS, Sterne und Weltraum.

Bereits seit 1979 war Peter im Vorstand der VdS tätig und hatte das Amt des Geschäftsführers übernommen, das arbeitsintensivste Amt im Vorstand. Als ich 1987 in das Amt des Vorsitzenden der VdS gewählt wurde, konnte ich mich auf ihn als höchst kompetenten und absolut partnerschaftlich denkenden Vorstandskollegen verlassen. Peter entschied sich, nach für die VdS sehr erfolgreichen Jahren, erst 1993, nicht mehr für den Vorstand zu kandidieren. Er wollte sich verstärkt seiner Tätigkeit an der Volkssternwarte München widmen.
Auch wenn wir in den letzten Jahren nur wenig Kontakt hatten, Peter hat bei vielen Sternfreunden bleibende, positive Spuren hinterlassen.
So auch bei mir. Werner E. Celnik

Ausgewählt und zusammengestellt von Peter Völker - Folge 36
Da dämmerte eine neue Zeit herauf! ,,Elektronische Datenverarbeitung"! Was ist denn das? Von manchen Unkundigen als ,,Geheimwissenschaft" gefürchtet, von manchem Hochschullehrer geächtet: ,,Manche Leute erliegen dem Rausch dieses Gefühls so sehr, dass sie süchtig werden und über dem Programmieren andere Dinge vernachlässigen!" Ein außerordentlich amüsanter Beitrag aus den VdS-Nachrichten, Januar 1969, von Edgar Mädlow, der hier als Faksimile in Auszügen nachgedruckt ist.

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VdS-Nostalgie

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VdS-Nostalgie

VdS-Journal Nr. 69

VdS-Nostalgie

VdS vor Ort/Tagungsberichte

119

37. BoHeTa unter dem Motto:
Remote-Sternwarten und Gammastrahlen-Pulsare
von Kai-Oliver Detken

Die Bochumer Herbsttagung (BoHeTa) [1] fand am 3. November 2018 erneut an der Ruhr-Universität Bochum statt (Abb. 1) mit einem interessanten Mix aus Reiseberichten, Anwendererfahrungen und aktueller Forschung. Dies nahm der Deutschlandfunk online zum Anlass für eine ausführliche Ankündigung [2]. Thematische Schwerpunkte der BoHeTa 2018 waren Remote-Sternwarten und Gammastrahlen-Pulsare.

Stefan Korth, der im Rheinland wohnt und mit starker Lichtverseuchung zu kämpfen hat, entdeckte für sich die Remote-Astronomie von iTelescope.net [3], wo man hochwertige Ausrüstung in großer Auswahl mieten kann. Der Betreiber besitzt vier Standorte weltweit, so dass auch Bilder von der Südhalbkugel (Australien) möglich sind. Die Bedienung wird über entsprechende Eingabemasken mittels Browser vorgenommen. Trotzdem kann es auch hier Probleme geben, die vom Wetter über die Auslastung der Geräte bis hin zu technischen Schwierigkeiten gehen können.

1 Der Hörsaal HZO 20 in der Bochumer Ruhr-Universität

Rainer Sparenberg, der gerne AstroExkursionen unternimmt und dabei immer wieder hervorragende Bilder erstellt, berichtete über eine fotografische Reise nach Island und Norwegen. Das astronomische Foto-Motiv für diese Länder: Polarlichter. Für eine solche Reise sollte als Startzeitpunkt kurz nach Vollmond eingeplant werden, um das Mondlicht zur

zusätzlichen Aufhellung der Landschaft zu nutzen. Ein lichtstarkes Objektiv mit Blende 1,4 ist ebenso zu empfehlen wie ein Stativ und Fernsteuerung der Kamera für die Aufnahmen. Dann sind Kurzbelichtungen von 2-5 Sekunden bei ISO 6400 möglich, die das Polarlicht fast in Echtzeit einfangen. Selbst Panoramaaufnahmen lassen sich in ruhigen Pha-

2 Dr. F.-J. Hambsch bei seinem Vortrag

3 Reiff-Vortragender Prof. Dr. Michael Kramer, MPIfR Bonn
VdS-Journal Nr. 69

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VdS vor Ort/Tagungsberichte

sen belichten, wie eindrucksvoll gezeigt wurde.
Der in Belgien lebende Dr. Franz-Josef Hambsch stellte seine Arbeiten unter dem Thema Remote Observatory Atacama Desert (ROAD) vor (Abb. 2). Er kam über ,,pretty pictures" zur wissenschaftlichen Betrachtung seiner fotografierten Himmelsobjekte, ausgelöst durch einen Gammastrahlenausbruch im Jahr 2003. Seitdem interessiert er sich speziell für die Beobachtung veränderlicher Sterne. Auf der Suche nach einer Remote-Sternwarte wurde er in der Atacama-Wüste in Chile bei SPACEOBS [4] fündig. Hier können Teleskope auf hochwertigen ASA-Montierungen gemietet werden und rund 320 Nächte pro Jahr zum Einsatz kommen. Hambsch nutzt diese Chance ausgiebig und steuert ca. 50 Sterne pro Nacht an. Im Vortrag wurden sowohl Bilder als u. a. auch wissenschaftliche Arbeiten zu Weißen Zwergen und ,,Zombie-Sternen"

vorgestellt. Zuletzt zog eine sehr detaillierte Zeitreihenanalyse eines Sterns große Aufmerksamkeit auf sich. Inzwischen wird der Referent sogar zu Konferenzen der Profiastronomen eingeladen.
Dazu passte der Vortrag von Peter Bresseler, der einem Vierfach-Quasar auf der Spur war. Im Februar 2018 wurde ein Objekt J014709+463037 im Sternbild Andromeda beobachtet, welches von PanSTARRS (Panoramic Survey Telescope And Rapid Response System) [5] auf Hawaii entdeckt wurde. Der 11 Milliarden Lichtjahre entfernte Quasar (Spitzname: Andromedas Fallschirm) zog auch die Aufmerksamkeit des Referenten auf sich, er las Fachartikel und stellte weitere Recherchen an. Mit dem eigenen Equipment wurde der Vierfachquasar nun ebenfalls abgelichtet. Im Bild ließen sich Strukturen erkennen, so dass eine Veröffentlichung in Sterne und Weltraum diesen Erfolg noch einmal krönte. Damit

konnte Bresseler nachweisen, dass solche Objekte selbst von Hobby-Astronomen fotografisch machbar sind.
Wie man hingegen wesentlich nähere Objekte wie den Mond hochauflösend aufnehmen kann, berichtete Rolf Hempel. Er entwickelte dazu ein eigenes Programm mit dem Namen MoonPanoramaMaker [6]. Ziel war es, die maximale Auflösung des verwendeten Teleskops zu erreichen, indem Panoramabilder automatisiert angefertigt werden. Dabei sind schnelle CMOS-Kameras die beste Alternative für Lucky Imaging. MoonPanoramaMaker ermöglicht eine gewisse Automatisierung bei Panoramaaufnahmen, arbeitet eng mit FireCapture [7] zusammen und fährt den Mond schrittweise ab. Bei den Aufnahmen muss die Kamera allerdings zuerst auf den Äquator des Mondes ausgerichtet werden, um die hohe astrometrische Genauigkeit der Panoramasoftware zu unterstützen.

4 Galaxie NGC 253 im Sculptor, Aufnahme: Dr. Kai Wicker
VdS-Journal Nr. 69

VdS vor Ort/Tagungsberichte

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Passend zur Mondfotografie wurde im nächsten Vortrag von Wolfgang Bischof die Frage geklärt, wie groß Aldebaran wirklich ist. Dies kann man am besten durch eine Sternbedeckung am Mond berechnen, indem eine exakte Lichtkurve der Bedeckung aufgenommen und ausgewertet wird. Anhand der Lichtkurve und der Einbeziehung der InterferenzUngenauigkeit konnten 0,019 statt 0,020 Bogensekunden ausgemacht werden. Somit konnte der bekannte Größenwert von Aldebaran erfolgreich korrigiert werden.
Dr. Uwe Trulson entführte die Teilnehmer nach La Palma, wo er den Aufbau einer Amateursternwarte plant. Hier stellt ein Gesetz zur Verhinderung der Lichtverschmutzung sicher, dass die Qualität des Nachthimmels auch zukünftig gut sein wird. Ein Grundstück wurde in der Nähe von Puntagorda in 1.600 m Höhe an einem alten Weingut gekauft. Die dort nun entstehende Sternwarte mit Namen PATECAS (Paraíso Astronómico TElescope Cluster for Amateurs and Science) [8] befindet sich noch im Aufbau. Im Clusterverbund sind mehrere Teleskope geplant, die der ambitionierte Amateur dort selbst aufstellen und betreiben kann.
Danach wurde der Reiff-Preis für Amateur- und Schularbeiten vergeben - gekonnt von Dr. Carolin Liefke moderiert. So wurde der Sternenpark Rhön e.V. aufgrund seines Kampfes gegen die Lichtverschmutzung ausgezeichnet. Das Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Lienz in Österreich wurde ebenfalls mit einem Preis bedacht, mit dem man die praktische Astronomie ausbauen will. Des Weiteren waren von der Jury zwei erste Plätze vergeben worden, an das Einstein-Gymnasium Neuenhagen und das Bischöfliche Gymnasium Josephinum Hildesheim. Beide wollen mit den Geldern jeweils in eine eigene Sternwarte und Montierung investieren.
Nach der Kaffeepause folgte der ReiffVortrag des Profi-Astronomen Prof. Dr. Michael Kramer vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn (Abb. 3). Er berichtete von Neutronensternen bis hin zu Gravitationswellen und behandelte folgende Fragestellung: Wie entwickelt sich das Universum und wie können die Theorien von Einstein interpretiert werden? Hier gibt es noch offene Fragen

hinsichtlich dunkler Materie und dunkler Energie. Daher wird oft diskutiert, ob Einsteins Theorien wirklich das letzte Verständnis darstellen. Bisher wurden aber alle Theorien bewiesen, zuletzt anhand von Gravitationswellen. Das Laser Interferometer Gravitational Wave Observatory (LIGO) [9] hat 2018 erstmals deren Existenz durch eine erfolgreiche Messung bestätigt. Zwei Schwarze Löcher von je drei Sonnenmassen strahlen Gravitationswellen ab. Dies wurde im Vortrag sogar akustisch dargestellt.
Daran anknüpfend berichtete Hans-Peter Tobler im Amateur-Reiff-Vortrag über die Entdeckung von GammastrahlenPulsaren. Die notwendigen Daten stellt der Satellit Fermi Gamma-ray Space Telescope (FGST) [10] zur Verfügung. Aus diesen ,,Big Data" wird versucht, über BOINC [11], das größte Computer Grid der Erde, das aus einem Zusammenschluss von 690.000 Rechnern besteht, eine Blindsuche nach passenden Daten vorzunehmen. Dies wird über die Software Einstein@Home [12] ermöglicht, die über BOINC auf eine Rechenleistung von 5,5 Petaflops zurückgreifen kann. Jeder kann seinen Rechner dem Computer Grid zur Verfügung stellen und dabei helfen, weitere Pulsare zu finden. Genau dabei war Tobler bereits erfolgreich.
Im vorletzten Vortrag gab es erstmals einen geschichtlichen BoHeTa-Vortrag. Winfried Berberich thematisierte Sternkarten im Vergleich vom frühen Mittelalter bis Argelander. So kam der erste exakte Sternatlas von Johannes Bayer auf Basis vermessener Daten erst 1603 zustande.
In der abschließenden Präsentation ging Dr. Kai Wicker (Astronomische Vereinigung Lilienthal) der Fragestellung nach, ob es überhaupt realistische Astrofotos gibt (Abb. 4). So besitzt eine modifizierte DSLR-Kamera zwar eine erheblich größere Empfindlichkeit als eine unmodifizierte Kamera, da sie Rotanteile (Wasserstoff) kräftiger herausstellt. Aber die realistischere Abbildung erzeugt eigentlich die unmodifizierte Kamera. Der Einsatz von Schmalbandfiltern verschärft diese Problematik noch! Hinzu kommt der jeweilige Arbeitsablauf des HobbyAstronomen, aus dem Deep-Sky-Foto die meisten Einzelheiten herauszuholen. Da-

durch kann eine unrealistische Darstellung entstehen. Fazit: Es sollte möglichst immer eine Farbkalibrierung durchgeführt werden, außerdem sollte auch immer die Astrophysik mit berücksichtigt werden.
Die BoHeTa bot wieder viele interessante Neuigkeiten und ein geballtes Programm, das sich bis 19 Uhr abends erstreckte und von den Veranstaltern wie gewohnt souverän moderiert wurde. Der nächste Termin der BoHeTa steht daher wieder fest und wurde bereits bei der Einführung bekanntgegeben: Samstag, der 9. November 2019.
Weblinks (Stand November 2018): [1] Webseite der Bochumer Herbst-
tagung: www.boheta.de [2] Deutschlandfunk-Beitrag zur
BoHeTa, 2018: www.deutschlandfunk.de/ legendaeres-treffen-der-amateur astronomen-die-bochumer.732. de.html?dram:article_id=431964 [3] Remote-Astronomie-Webseite von iTelescope.net: www.itelescope.net [4] San Pedro de Atacama Celestial Explorations: www.spaceobs.com/en [5] Pan-STARRS auf Hawaii: http:// pswww.ifa.hawaii.edu/pswww/ [6] MoonPanoramaMaker von Rolf Hempel: https://github.com/RolfHempel/MoonPanoramaMaker [7] FireCapture von Torsten Edelmann: www.firecapture.de [8] Privatsternwarte PATECAS auf La Palma: www.patecas.eu [9] Laser Interferometer Gravitational Wave Observatory (LIGO): www.ligo.caltech.edu [10] Fermi Gamma-ray Space Telescope (FGST): https://fermi.gsfc.nasa.gov [11] Computer Grid Software BOINC: https://boinc.berkeley.edu [12] Einstein@Home: https:// einsteinathome.org/de/home
VdS-Journal Nr. 69

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VdS vor Ort/Tagungsberichte

Zu Gast beim ASL 2018
von Robert Zebahl

Bei unserem jährlichen Treffen der Fachgruppenverantwortlichen und -redakteure 2017 erfuhr ich von dem Astronomischen Sommerlager (ASL). Dieses findet jedes Jahr statt und bietet für zwei Wochen ein abwechslungsreiches Angebot für Jugendliche rund um das Thema Astronomie und Physik. Neben verschiedenen Workshops werden auch Vorträge gehalten. Das nahm ich zum Anlass, das ASL 2018 zu besuchen. Mein neunjähriger Sohn durfte mich ebenfalls begleiten und so fuhren wir Anfang August in das Schullandheim in Heubach (Masserberg, Thüringen), wo das ASL stattfand.

Wir waren für vier Tage zu Gast. Tagsüber sind die Teilnehmer in Arbeitsgruppen eingebunden, so dass wir bei unserer Ankunft Zeit hatten, das Gelände zu erkunden und unseren Schlafplatz einzurichten. Obwohl wir ein Zimmer angeboten bekommen hatten, entschieden wir uns für das Tarp auf der Wiese. Die Temperaturen waren sommerlich.

Ein erster, persönlicher Höhepunkt war der Erwerb eines Refraktors 152 mm/900 mm, welcher mir freundlicherweise beim ASL gleich nach unserer Ankunft übergeben wurde. Ein beeindruckendes Gerät, welches dann auch als Hauptinstrument bei den nächtlichen Beobachtungen diente. Von den drei Nächten konnten wir zumindest die ersten beiden Nächte nutzen. Die immer wieder durchziehenden Wolken konnten uns kaum beeindrucken.
Der erste Abend galt vornehmlich der Beobachtung, wobei ich hier schon eine Vorauswahl an Objekten getroffen hatte. Neben Jupiter und Saturn war es eine Reihe von bekannten Messier- und NGCObjekten. Aber auch extragalaktische Objekte wie den Emissionsnebel NGC 604 in der Galaxie Messier 33, Doppelsterne sowie den hellen Kometen 21P/ Giacobini-Zinner mit erkennbarem, aber kurzem Schweif haben wir beobachtet. Die Bedingungen waren an diesem ländlichen Standort gut (Bortle 4).
Der zweite Abend wurde durch meinen einführenden Vortrag über die Beobachtung von Deep-Sky-Objekten eingeleitet,
VdS-Journal Nr. 69

1 Raketenbau beim ASL 2018, Foto: Robert Zebahl

wo ich auch einige Grundlagen vermittelt habe. Danach wurde beobachtet, so gut es eben ging. Die hohen Wolken waren hartnäckig, so dass es längere Pausen gab. Dennoch fanden sich auch an diesem Abend immer wieder Teilnehmer vom ASL ein, welche sich das ein oder andere Objekt zeigen ließen.
Genügend Schlaf gab es dann am letzten Abend, da die Wolken keine Beobachtung ermöglichten. Am Nachmittag war mein Sohn sehr beschäftigt, da es einen Workshop gab, in welchem Raketen gebastelt werden konnten, die am Ende auf einem Feld mit Wasser als Antrieb gen Himmel schossen. Das war sehr beeindruckend, und mein Sohn hatte viel Spaß mit seiner Rakete, welche einen wirklich schönen Start hinlegte. Aber auch bei den Dreharbeiten des ASL-Kurzfilms konnten wir hin und wieder zuschauen.

Der fertige Film machte meiner Familie viel Freude, auch wenn es teils gruselig war. Immerhin ging es um ,,Werziegen". An dieser Stelle kurz die Sicht meines Sohnes über das ASL:
,,Ich fand es sehr schön, bis auf die Krabbeltierchen, und ich habe auch den Jupiter, Saturn und einen Kugelsternhaufen gesehen. Ich habe eine Rakete gebaut und bei meiner Rakete ist nur eine Finne abgebrochen. Ich und mein Papa haben gezeltet und in der Nacht ist eine Kreuzspinne in das Tarp gekrabbelt. Ich habe sie Maxi genannt. Das Essen fand ich sehr lecker."
Überraschend bekam ich Mitte Oktober 2018 von Nikolaj, einem der ASL-Teilnehmer, die Nachricht, dass er zwecks Studium nach Leipzig gezogen sei. Er nahm an dem monatlichen Stammtisch

VdS vor Ort/Tagungsberichte

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der Leipziger Sternfreunde teil, und wir haben auch schon gemeinsam beobachten können.
Rückblickend war das ASL sehr gelungen und wir freuen uns schon jetzt darauf, im Jahr 2019 wieder vorbeizuschauen.

2
Raketenstart beim ASL 2018, Foto: Robert Zebahl

Reise in die Vergangenheit eines Hobbyastronomen
von Ralf Schmidt und Thomas Eversberg

Es war schon eine tolle Nachricht, die wir vor einigen Wochen aus Mössingen bekommen haben. Sternwarte zu verschenken! Sven Melchert hatte diese Meldung Ende Oktober im VdS-Forum verkündet. Angesichts der Materialliste wurden wir alte Knacker, die viel von amateurastronomischen Klassikern halten, schnell aufmerksam. Da war von Zeiss- und LichtenkneckerRefraktoren die Rede, von einem 20-cm-Faltrefraktor, einem 30-cm-Maksutov sowie einem 40-cm-Newton. Er warnte aber auch, dass die Demontage nicht einfach sein wird. Egal, wir melden unser Interesse an und Sven sendet Bilder, die nach einem kleinen Abenteuer riechen. Aber ist es das wert, vom Oberbergischen Land bis zur Schwäbischen Alb zu gondeln? Klar, wenn die Dinger in der Nähe wären ... egal, auf geht's! Auf der rund viereinhalbstündigen Fahrt nach Mössingen gehen uns viele Gedanken durch den Kopf. Was wird uns erwarten? Ein Mobiltelefonat mit unserer ,,Vorhut" Hans Werner steigert unsere Spannung ins Unermessliche. Schwere Montierung! Nicht weg zu bekommen! Eigenbau der Montierung mit bis dahin nie gesichteter technischer Umsetzung! Viele Teleskope!

Eine Stunde weiter sind wir vor Ort und werden sehr freundlich von Familie Spaich/Maderner begrüßt. Ein kleiner Empfang mit schwäbischen Leckereien ist bereits vorbereitet. Wir lehnen dankend ab nach dem Motto, erst die Arbeit dann das Vergnügen. Eigentlich ist es aber die hohe Erwartungshaltung und die Spannung auf das, was kommt.

Auf geht es zu einer alten Scheune, die augenscheinlich seit 20 Jahren im Dornröschenschlaf gelegen hat. Der Weg führt uns über eine Holztreppe auf den Dachboden. Nachdem wir oben bei Hans Werner ankommen, muss die knarrende Luke verschlossen werden, um überhaupt im Bereich der Montierung stehen zu können. Ein riesiger Eigenbau begrüßt uns. Ein bizarres Monument von über zwei Meter Höhe und geschätzt einer Tonne Ge-

1 Die Maderner-Montierung mit Kettensteuerung
VdS-Journal Nr. 69

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VdS vor Ort/Tagungsberichte

wicht. Kettengetriebe und Steuerungen, die kaum nachvollziehbar sind (Abb. 1). Ein absolutes Unikat. Das Teil sieht aus wie ein Trommelrevolver mit verschieden großen Patronen. Alle sind sichtlich beeindruckt. Man hört nur noch Booooei, Lichtenknecker, Wahnsinn, Maksutov, Cassegrain, ich flipp aus, das gibt es doch nicht!
Im angrenzenden Raum steht eine perfekt ausgestattete Werkstatt der 90erJahre mit Drehbank, Bohrmaschinen, Stichsägen, elektronischen Reglern und jeder Menge Tüftlerkram. Was ist dieser Dr. Maderner wohl für ein Mensch gewesen? Als Zahnarzt war er nach Feierabend wohl ein genialer Erfinder, der seine Freizeit ausschließlich damit verbrachte, zu entwickeln und zu bauen.
Wir sind gedanklich in seinem Lebenswerk gefangen und haben Hemmungen, dieses zu zerstören. Nun geht es aber trotzdem los, und wir machen uns an das Eingemachte. Der Revolver wird von uns fachmännisch filetiert, die Teleskope runtergebracht, und viel Kleinkram verladen.
Anschließend sitzen wir bei Familie Spaich nett zusammen und vertilgen die nun verdienten Schwäbischen Spezialitäten bei einem guten Bayerischen Bier. Man sagt uns extra noch, dass wir auch die gesamte Werkstatt haben können, doch wir zögern wieder, ob wir dieses großartige Angebot annehmen können. Also dankbarer Abschied! Ein netter Ausklang im Hotel rundet den Tag dann noch ab. Wir besprechen das Angebot, auch die Werkstatt zu bekommen und geben uns einen Ruck. Wir kündigen uns also für den nächsten Tag an. Mit dem Wissen, noch einmal zur Scheune zurückzukehren, schlafen wir alle selig ein.
Der nächste Tag! Frühstück und los geht's. Während wir bedächtig die Werkstatt ausräumen, spüren wir die vielseitigen Interessen des vor zwanzig Jahren verstorbenen Astronomie-Kollegen. Wir entdecken elektronische Messgeräte, Schaltpläne und entsprechende Literatur. Schweißgeräte, Spezialwerkzeuge und Drehbank. Ein spezialisierter Generalist, dessen Arbeit Respekt verdient. Eine Sache stimmt aber überhaupt nicht! Wo sind eigentlich die Okulare? Familie
VdS-Journal Nr. 69

2 Ein 20-cm-f/10-Faltrefraktor nach Günter D. Roth

Spaich ist überfragt. Wir erklären, dass man bei fünf großen Teleskopen eigentlich zehn Okulare erwarten sollte, ,,also so Lupen, mit denen man ins Fernrohr guckt und die man wegen des Werts nicht in der Scheune lässt". Frau Spaich zieht los! Zehn Minuten später ruft sie uns ins Haus und zeigt uns einen Schrank ...
Seit wir unser 80-cm-Teleskop mit zehn Metern Brennweite haben, suchen wir sehr langbrennweitige Okulare, um auch mal sinnvoll durchschauen zu können. ATT in Essen, Hatt in Hattingen, diverse Foren ... ohne Erfolg. Und nun halten wir ein 70-mm- und ein 100-mm-Okular von Lichtenknecker in der Hand! Daneben eine Ledertasche mit weiteren Okularen unterschiedlicher Bauart. Und ein Regal tiefer liegt der legendäre 14x100 Wachter-Gigant-Feldstecher von Lichtenknecker. Wir sind platt!
Wir weisen noch einmal auf den Wert all dieser Geräte hin, doch Familie Spaich ist erklärtermaßen glücklich über die weitere Verwendung für die astronomische Nachwuchsarbeit an unserer Sternwarte. Wir sind gerührt über die Großzügigkeit und das Wohlwollen, das uns entgegengebracht wird.
Wir packen und verabschieden uns nochmals mit einer herzlichen Einladung nach Waldbröl. Erschöpft geht es mit voll beladenem Anhänger Richtung Norden. Stille im Auto - alle hängen ihren Ge-

danken über das Erlebte nach. Wir freuen uns, dass die Arbeit eines Kollegen gerettet wurde. Danksagung Den Familien Spaich und Maderner danken wir für die Weitergabe der MadernerSternwarte an den wissenschaftlichen Nachwuchs und ihr freundliches Wohlwollen.
Comic

HERKULES

NÖRDL. KRONE
Gemma

SCHLANGE (KOPF)

BOOTES

JAGDHUNDE

Arktur

HAAR DER BERENIKE

JUNGFRAU

GROSSER BÄR

KLEINER LÖWE

LÖWE

Regulus

Capella FUHRMANN

LUCHS
Castor Pollux

ZWILLINGE

STIER

KREBS

ORION Beteigeuze

Procyon

KLEINER HUND

WAAGE
SÜDOST Sternkarte exakt gültig für 15. April 23 Uhr MESZ

Spica RABE

Mondphasen im April 2019

BECHER

SEXTANT RSCHLANGE
WASSE

Alphard

SÜD

EINHORN
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune (Veränderliche Sterne), Eberhard Riedel (streifende Sternbedeckungen), Oliver Klös (Sternbedeckungen durch Kleinplaneten).

Neumond 5.4.

Erstes Viertel 12.4.

Vollmond 19.4.

Letztes Viertel 26.4.

Planeten im April
Merkur wird am 11. April seinen größten westlichen Abstand von der Sonne einnehmen und wäre damit theoretisch am Morgenhimmel zu sehen. Praktisch leider nicht, da er deutlich südlicher als die Sonne am Himmel steht.
Venus verabschiedet sich vom Morgenhimmel, denn ihr Abstand zur Sonne schrumpft und sie steht zudem südlicher als das Tagesgestirn. Am 2. April wird sie vom Mond besucht.
Mars hält sich wacker am westlichen Abendhimmel, seine Helligkeit geht aber weiter zurück. Im April kann man verfolgen, wie der rote Planet durch das ,,goldene Tor der Ekliptik" zwischen den Plejaden und Hyaden läuft.
Jupiter bietet sich in der zweiten Nachthälfte zur Beobachtung an. Am 23. April steht der Mond neben ihm.
Saturn baut seine Sichtbarkeit am Morgenhimmel leicht aus, am 25. April weist der Mond den Weg zum Ringplaneten.
Uranus steht Ende April in Konjunktion mit der Sonne und damit unbeobachtbar am Taghimmel.
Neptun hatte seine Konjunktionsstellung bereits Anfang März, taucht aber noch nicht am Morgenhimmel auf.

Ereignisse im April

01. 01h Mond erdfern, 29,5'

04. ab Io-Schatten vor Jupiter, bis 05:05, ab 04:05 mit

02:54 Io vor Jupiter

04. 21h Mars zwischen Plejaden und Hyaden

05. ab Europa vor Jupiter, bis 05:38, bis 03:17 mit

03:15 Schatten

05. 09:50 Neumond

05. 20:30 Mars (1,5 mag, 4,6'') im Planetentor zw. Plejaden

und Hyaden

06. 21h Kleinplanet (433) Eros (11,3 mag) 1,1 Grad N off.Hfn.

M48, Sternbild Wasserschlange

09.

max. Libration im Mond-W

09. 20h Mond 2,0 Grad NO Aldebaran ( Tau, 1,0 mag)

u. 6,8 Grad SO Mars (1,5 mag, 4,5'')

10. 01h Kleinplanet (2) Pallas (7,9 mag) in Opposition

zur Sonne, 19' SO Boo (2,8 mag), Sternbild

Bärenhüter

10. 22h Kleinplanet (2) Pallas (7,9 mag) 1,9' O Boo

(2,7 mag) u. ca. 3'' O TYC 1470-646-1 (9,8 mag),

Sternbild Bärenhüter

11.

Merkur in größter Elongation West, 27 Grad 43'

12. ab Europa-Schatten vor Jupiter, bis 05:50, ab 05:40

03:28 mit Europa

12. 20:06 Erstes Viertel

13. bis Io vor Jupiter, bis 01:27 mit Schatten

02:34

13. ab ca. Streifende Sternbedeckung Mond - SAO 98019

23:13 (6,8 mag), Linie Sylt - Föhr - Husum - Lübeck -

Pritzwalk - Berlin

15. 02h Mond 6,2 Grad NW Regulus ( Leo, 1,4 mag)

15. 21h Mars (1,5 mag, 4,6'') 6,4 Grad N Aldebaran ( Tau,

1,0 mag)

16. ab Ganymed vor Jupiter, bis 03:26

01:16

16. 23h Mond erdnah, 32,8'

19. 03:30 Mond 6,1 Grad N Spica ( Vir, 1,1 mag)

19. 12:12 Vollmond

20. ab Io-Schatten vor Jupiter, bis 03:20, ab 02:12

01:09 bis 04:23 mit Io vor Jupiter

22.

max. Libration im Mond-O

22. 04h Mond 8,2 Grad NW Antares ( Sco, 1,1 mag)

22. 22-04h Maximum Meteorschauer der Lyriden, 49 km/s,

ca. 20/h

23.

Uranus in Konjunktion mit der Sonne

23. ab Ganymed-Schatten vor Jupiter, bis 03:00,

00:47 ab 04:52 Ganymed vor Jupiter

23. 04h Mond 4,9 Grad N Jupiter (-2,4 mag, 42,6'')

23. 13h Mond 1,6 Grad N Jupiter

25. 04h Mond 5,8 Grad W Saturn (0,5 mag, 17,0'')

26. 23:18 Letztes Viertel

27. ab Io-Schatten vor Jupiter, ab 03:59 mit Io

03:03 vor Jupiter

28. 19h Mond erdfern, 29,5'

28. ab Europa vor Jupiter, bis 02:00, bis 00:14 mit

23:36 Io-Schatten

VdS-Journal Nr. 69

SCHWAN LUCHS

LEIER Albireo

Wega HERKULES

GROSSER BÄR

Castor ZWILLINGE Pollux

SCHLANGENTRÄGER

NÖRDL. KRONE
Gemma

BOOTES

SCHLANGE (KOPF)

Arktur JUNGFRAU

JAGDHUNDE
HAAR DER BERENIKE

SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. Mai 23 Uhr MESZ

SKORPION

WAAGE

Mondphasen im Mai 2019

Spica RABE

BECHER

SÜD

KLEINER LÖWE

KREBS

LÖWE

Regulus

KLEINER HUND
Procyon

SEXTANT

Alphard

RSCHLANGE WASSE
SÜDWEST
Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Quellen: US Naval Observatory, eigene Recherchen mittels GUIDE (Project Pluto), Berechnungen der BAV, Berechnungen der IOTA (Steve Preston), Berechnungen der IOTA/ES (Eberhard Riedel [GRAZPREP]), Homepage der International Meteor Organization (IMO).

Neumond 4.5.

Erstes Viertel 12.5.

Vollmond 18.5.

Letztes Viertel 26.5.

Planeten im Mai
Merkur zieht im Mai an der Sonne vorbei, nachts ist er nicht zu sehen.
Venus ist jetzt wieder etwas weiter nördlich als die Sonne, doch ihr Abstand geht weiter zurück. Venus am Morgenhimmel zu finden ist daher eine sportliche Herausforderung.
Mars pirscht entlang der Ekliptik und zieht im Mai an deren nördlichsten Punkt vorbei. Der rote Planet leuchtet matt am Abendhimmel, am 8. glänzt die junge Mondsichel neben Mars.
Jupiter bereitet sich auf seine Opposition im kommenden Monat vor, jetzt beginnt die beste Phase für Fernrohrbeobachter, allerdings steht Jupiter tief im Schlangenträger. Am 21. Mai steht einmal wieder der Mond neben Jupiter.
Saturn geht nun bald in der Zeit vor Mitternacht auf. Wer Jupiter beobachtet und Zeit hat, kann auch einen Blick auf Saturn werfen. Am 22. Mai schaut der Mond bei Saturn vorbei.
Uranus stand Ende April in Konjunktion mit der Sonne und bleibt somit nachts unter dem Horizont.
Neptun kann sich ebenfalls noch nicht aus den Strahlen der Sonne befreien.

Ereignisse im Mai

02. 22h Kleinplanet (433) Eros (12,0 mag) 7,6' NO

Hya (2,0 mag), Sternbild Wasserschlange

04. 23:46 Neumond

05.

max. Libration im Mond-W

05. ab Io und Schatten vor Jupiter, bis 02:24

23:25

06. ab 2h Maximum Meteorschauer der Eta-Aquariden,

66 km/s, bis zu 50/h

06. 20:30 Mond 2,5 Grad NW Aldebaran ( Tau, 1,0 mag)

07. ab Europa und Schatten vor Jupiter

00:23

07. 21:30 Mond 4,7 Grad S Mars (1,7 mag, 4,1''), Sternbild

Stier

09. ab ca. Streifende Sternbedeckung Mond - SAO 79386

23:25 (6,5 mag), Linie Amrum - Hamburg -

Rathenow - nördlich Görlitz

10. ab ca. Streifende Sternbedeckung Mond - SAO 80164

22:35 (7,3 mag), Linie Bremerhaven - Wolfsburg -

Bitterfeld-Wolfen - Dippoldiswalde

10. ab Ganymed erst Verfinsterung, dann Bedeckung,

22:50 bis 03:54

12. 02:12 Erstes Viertel

12. 21h Mond 3,1 Grad NO Regulus ( Leo, 1,4 mag)

13. ab Io und Schatten Transit vor Jupiter

01:19

13. 23h Mond erdnah, 32,4'

16. 21:30 Mond 8,6 Grad NO Spica ( Vir, 1,1 mag)

18. 22:11 Vollmond

19. 22:30 Mond 7,1 Grad NO Antares ( Sco, 1,1 mag)

20.

max. Libration im Mond-O

20. 22;30 21. 23. 00:30
26. 14h 26. 17:34 27. 00:30
27. 00:59
28. 00:30
28. ab 21:56
28. ab 23:35
31. ab 21:50

Mond 3,0 Grad O Jupiter (-2,6 mag, 45,3'') Merkur in Konjunktion mit der Sonne Mond 1,7 Grad SO Saturn (0,3 mag, 17,8''), Sternbild Schütze Mond erdfern, 29,6' Letztes Viertel Zwergplanet Ceres (7,0 mag, 0,72'') in Erdnähe (262 Mio. km), Sternbild Schlangenträger Kleinplanet (826) Henrika (15,0 mag) bedeckt Stern HIP 66216 (7,0 mag, Sternbild Jungfrau) für 5,3 s, Helligkeitsabfall um 8,0 mag, Pfad von Schweiz nach SW-Deutschld. Zwergplanet Ceres (7,0 mag) in Opposition zur Sonne Ganymed u. Schatten vor Jupiter, bis 00:06
Io u. Schatten vor Jupiter, bis 02:05
Europa u. Schatten vor Jupiter, bis 00:14

VdS-Journal Nr. 69

LUCHS

Deneb SCHWAN

DRACHE

FÜCHSC HEN
DELFIN PFEIL

Wega Albireo LEIER

HERKULES

NÖRDL. KRONE
Gemma

Atair

ADLER
SCHLANGE (SCHWANZ)

SCHLANGENTRÄGER

SCHLANGE (KOPF)

GROSSER BÄR

JAGDHUNDE

BOOTES Arktur

HAAR DER BERENIKE

JUNGFRAU

LÖWE KLEINER

LÖWE

Regulus

SCHILD
SÜDOST Sternkarte exakt gültig für 15. Juni 23 Uhr MESZ

Jupiter SKORPION Antares

Mondphasen im Juni 2019

WAAGE

Spica RABE

WOLF SÜD

WASSERSCHLANGE

BECHER
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Alle Zeitangaben in MEZ, für Standort bei 10 Grad ö.L. und 50 Grad n.Br. zum Umrechnen in MESZ im Zeitraum 31.03.2019 2:00 Uhr MEZ bis 27.10.2019 2:00 MEZ eine Stunde zu den Zeitangaben addieren.

Neumond 3.6.

Erstes Viertel 10.6.

Vollmond 17.6.

Letztes Viertel 25.6.

Planeten im Juni
Merkur taucht Anfang Juni am Abendhimmel auf. Beste Sichtbarkeit ist vom 9. bis zum 14. Man findet ihn gegen 22:30 Uhr MESZ flach über dem nordwestlichen Horizont. Am 18. Juni passiert Merkur in nur 0,2 Grad Abstand den roten Planeten Mars.
Venus verabschiedet sich nun endgültig vom Morgenhimmel, sie läuft auf die Sonne zu.
Mars beendet seine Sichtbarkeitsperiode, er verschwindet in der Abenddämmerung. Am 5. Juni begegnet ihm zum letzten Mal die schmale Sichel das zunehmenden Mondes.
Jupiter steht am 10. Juni in Opposition zur Sonne. Damit ist für Hobbyastronomen alles gesagt: Jupiter ist die ganze (dunkle) Nacht über zu sehen, erreicht seine größte Helligkeit und den maximalen Durchmesser. Am 16. Juni steht der Mond nahe bei Jupiter.
Saturn wird erst Anfang Juli seine diesjährige Opposition erreichen. Im Juni ist der Ringplanet ein Objekt für die Zeit um oder nach Mitternacht. In der Nacht vom 18. auf den 19. Juni läuft der Mond an Saturn vorbei.
Uranus ist noch nicht weit genug von der Sonne entfernt, um am Morgenhimmel aufzutauchen.
Neptun hat auch noch Sommerpause, nur ganz Ungeduldige werden ihm Ende des Monats nachstellen.

Ereignisse im Juni

01.

max. Libration im Mond-W

03. 11:02 Neumond 04. 21h Mond 4,5 Grad S Merkur (-0,8 mag, 5,8'')

05. ab Ganymed u. Schatten vor Jupiter, bis 03:23,

00:35 ab 01:29 mit Io u. Schatten

05. 21:30 Mond 3,6 Grad S Mars (1,8 mag, 3,8'')

05. 21h Merkur (-0,7 mag, 5,8''), Beginn Abendsicht-

barkeit, bis ca. 20.06.

07. ab Europa u. Schatten vor Jupiter, bis 02:29

23:55

08. 0h Mond erdnah, 32,4'

08. 23:27 Mond 2,1 Grad N Regulus ( Leo, 1,4 mag) 08. 23:30 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg v.

8,1 mag

10. 06:59 Erstes Viertel 10. 16h Jupiter (-2,6 mag, 46,0'') in Opposition zur

Sonne, Sternbild Schlangenträger

11. 0h Zwergplanet Ceres (7,3 mag) 1,4 Grad N Nebel-

gebiet LBN 1113, Sternbild Skorpion

12. 05h Jupiter (-2,6 mag, 46,0'') erdnah, 641 Mio. km

12. 22h Mond 6,7 Grad NO Spica ( Vir, 1,1 mag) 12. 22:40 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg

v. 8,1 mag

13. ab Io u. Schatten vor Jupiter, bis 00:05

21:48

15. ab Europa u. Schatten vor Jupiter

02:18

16.

max. Libration im Mond-O

16. 01h Mond 7,3 Grad N Antares ( Sco, 1,1 mag) 16. 22h Mond 1,7 Grad NO Jupiter (-2,6 mag, 46,0'')

17. 09:31 Vollmond 18. 21:30 Merkur (0,2 mag, 7,4'') 13' NO Mars

(1,8 mag, 3,7'')

19. 3h Mond 1,8 Grad SW Saturn (0,2 mag, 18,3''),

Sternbild Schütze

21. 16:54 Sommeranfang

20. ab Io u. Schatten vor Jupiter, bis 01:59

23:32

23. 9h Mond erdfern, 29,5'

23. bis 27. Maxima Meteorschauer Juni-Bootiden, 18 km/s,

Feuerkugeln

24.

Merkur in größer Elongation Ost, 25 Grad 09'

25. 10:46 Letztes Viertel

25. 22:30 U Oph Min. 6,5 mag, Abstieg v. 5,8 mag in

rd. 2 h

25. 23:30 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg

v. 8,1 mag

28. ab Io u. Schatten vor Jupiter

01:16

29.

max. Libration im Mond-W

29. bis Io u. Schatten vor Jupiter

22:22

30. 23:20 U Oph Min. 6,5 mag, Abstieg v. 5,8 mag

in rd. 2 h

VVdSd-SJo-JuorunranlalNNr.r.6969

128

Beobachterforum

Norwegen im Winter
- Reise zu den Polarlichtern
von Michael Hoppe, unter Mitwirkung von Angelika Hoppe, Gerhard Hilverkus, Elvi und Rainer Sparenberg

1 Nachtbild von Tromsö
vom Berg Nordkjosbotn
aus, Bild: Michael Hoppe

Es ist einfach unbeschreiblich und auch ähnlich wie bei einer Sonnenfinsternis, ein - wie ich finde - auch emotionales Erlebnis, die beeindruckende Dynamik von Polarlichtern selbst zu erleben. Wir hatten uns zur Beobachtung einen Platz auf der Insel Senja in Norwegen oberhalb des Polarkreises ausgesucht. So standen wir im Februar 2018 an einem Fjord am Nordatlantik und hatten freien Blick auf die farbenprächtige Himmelserscheinung. Aber nun alles von Anfang an ...
Wissenschaftlich betrachtet ist das Polaroder Nordlicht (Aurora borealis) auf der Nordhalbkugel oder eben das Südlicht (Aurora australis) auf der Südhalbkugel, eine durch geladene Teilchen des Sonnenwindes unseres Heimatsterns hervorgerufene Leuchterscheinung durch angeregte Stickstoff- und Sauerstoffatome in der Hochatmosphäre. Das elektrisch geladene Plasma des Sonnenwindes trifft auf das Erdmagnetfeld und wird von diesem abgelenkt. Nur an den Polen durchdringen die Feldlinien die Atmosphäre und verursachten dort durch Rekombination in der Hochatmosphäre die prächtigen Lichterscheinungen am Himmel. Das Polarlicht durch angeregte Sauerstoffatome ist grün oder rot eingefärbt, je nach Höhe am Himmel (ca. 100 oder 200 Kilometer), oder violettes bis blaues Licht, soweit es sich um angeregte Stickstoffatome han-
VdS-Journal Nr. 69

delt. Diese Farben sind auch mit bloßem Auge sichtbar, soweit die Helligkeit des Polarlichtes für die entsprechenden Rezeptoren unserer Augen ausreicht. Ich kann hier schon verraten, es hat bei uns allen für die farbige Sichtbarkeit der Polarlichter ausgereicht!
Polarlichter treten als Ring, der auch ,,Polarlicht-Oval" genannt wird, um die magnetischen Pole auf. Dieses sich verändernde Oval mit einer Breite von ca. 400 Kilometern erstreckt sich jenseits des 64. Breitengrades auf der Nordhalbkugel über Nordskandinavien, Island, Grönland, Nordkanada, Alaska und Sibirien. Unser Ziel war daher schnell ausgemacht und so nahmen wir Nord-Norwegen ins Visier.
Unsere Reisegruppe im Februar 2018 bestand neben mir aus meiner Frau Angelika Hoppe, Gerhard Hilverkus sowie Elvi und Rainer Sparenberg. Ein sehr guter Standort für die Polarlichtbeobachtung ist die zweitgrößte Insel Norwegens, die Insel Senja, die etwa 350 Kilometer nördlich des Polarkreises auf 69. Grad nördlicher Breite liegt. Auch ein kommerzieller Anbieter hat die Insel Senja im Programm [1]. Wir wollten aber eine Individualreise machen und flexibel sein, daher begaben wir uns selbst auf die Suche. Nach entsprechender Recherche fan-

den wir eine Unterkunft in Mefjordvaer, einem kleinen Fischerort an einem Fjord umgeben von Bergen mit Blick auf den Nordatlantik. Norwegen ist allerdings ein ,,helles Land" und hat Energie im Überfluss, so werden auch abgelegene Orte sehr ausgeleuchtet. Leider ist daher die Suche von geeigneten Beobachtungsplätzen ein zentrales Thema. Vom 27. November bis zum 14. Januar findet in Tromsö kein Sonnenaufgang statt. Für unsere Reisezeit wählten wir den Februar 2018 aus und daher hatten wir zumindest ein paar Stunden Sonnenlicht. Von Fotografen werden diese Zeiten mit den besonderen Lichtverhältnissen auch ,,goldene Stunde" bei tiefstehender Sonne kurz vor Sonnenuntergang bzw. ,,blaue Stunde" nach Sonnenuntergang während der Dämmerungszeit genannt. Gleiches gilt auch den Lichtverhältnissen entsprechend für die Stunden vor und nach Sonnenaufgang.
Auch die Anreise war bereits ein Abenteuer; so ging es mit dem Flugzeug von Düsseldorf über Amsterdam nach Bergen und von dort aus weiter nach Tromsö, unserem ersten Etappenziel. Am Flughafen Bergen mussten wir leider unser gesamtes Gepäck abholen und nochmals einchecken, durch dieses Prozedere verpassten wir den Anschlussflug. Eine ungeplante Aufenthaltszeit

Beobachterforum

129

2 Oben: 06.02.2018, Polarlicht-Korona, Kamera: Canon EOS
6D, Objektiv: Sigma A 1,4/24 mm, 2 s bei f/2,0, ISO 1250, Bild: Michael Hoppe

3 Unten: 09.02.2018, Polarlicht hinter Wolken, Kamera: Canon
EOS 6D, Objektiv: Sigma A 1,4/20 mm, 1 s bei f/1,4, ISO 800, Bild: Gerhard Hilverkus

VdS-Journal Nr. 69

130

Beobachterforum

4 Oben: 09.02.2018, Polarlicht vor Bergkulisse, Kamera:
Canon EOS 6D, Objektiv: Sigma A 1,4/24 mm, 1,6 s bei f/1,4, ISO 1250, Bild: Michael Hoppe

5 Unten: 06.02.2018, Polarlichtbogen am Nordhorizont,
Kamera: Canon EOS 6D, Objektiv: Sigma A 1,4/24 mm, 20 s bei f/2,0, ISO 1250, Bild: Michael Hoppe

VdS-Journal Nr. 69

132

Beobachterforum

kam daher dazu, aber die Umbuchung auf den nächsten Flug klappte ohne Schwierigkeiten. Die Abholung des Mietwagens gelang uns auch noch vor dem Schließen des Schalters, aber dafür sahen wir bereits am Flughafen die ersten Polarlichter. Trotz der hellen Flughafenbeleuchtung konnten wir bereits beim Ausstieg aus dem Flugzeug Polarlichter sehen und mit der DSLR gelang einem von uns bereits ein erster fotografischer Nachweis.
Nach dem Erstkontakt mit der guten norwegischen Infrastruktur, der Hotelunterkunft und der problemlosen Fahrt auf Eis und Schnee (die meisten Fahrzeuge haben Spikes) stand für uns schnell fest: Bereits in dieser Nacht wollten wir Polarlichter sehen! Es ging also schon in dieser Nacht zu einem benachbarten Fjord von Tromsö. In der Stadt selbst ist alles sehr gut ausgeleuchtet und zumindest für Ortsunkundige kein ,,dunkler Platz" auszumachen. Wir fanden nach kurzer Zeit einen im Vorfeld bereits recherchierten Platz und bauten auf. Schon nach kurzer Zeit ging es bei durch den Mond beleuchteter Kulisse mit den Polarlichtern los. Tanzender grüne Bänder und verändernde Strukturen faszinierten uns und auch eine Reihe von Aufnahmen entstanden bereits in dieser ersten Nacht.
Tromsö ist mit ca. 75.000 Einwohnern die größte Stadt im Norden von Norwegen. Es gibt dort viele Sehenswürdigkeiten (Eismeerkathedrale, Polarmuseum u.v.m.), aber auch das Straßentunnelsystem mit Parkmöglichkeiten ist ein Erlebnis für sich. Unbedingt zu empfehlen ist eine Fahrt mit der Seilbahn zum Hausberg ,,Storsteinen" auf 420 Meter Höhe mit einem einmaligen Panoramablick [2]. Von dort aus machten wir bei klarem Himmel Aufnahmen von Tromsö und der Umgebung (Abb. 1), allerdings mussten wir uns danach bei -15 Grad C Außentemperatur erst mal richtig aufwärmen. Am nächsten Tag ging es dann auf die Reise zur Insel Senja. Die beeindruckende Fahrt durch die Winterlandschaft faszinierte uns sehr und so gab es viele Fotostopps. Die Fahrtstrecke betrug 230 Kilometer und ging zunächst Richtung Süden nach Nordkjosbotn und dann nach Westen über Finnsnes bis nach Mefjordvaer. Ohne Pause eine Fahrt von ca. 31/2 bis 4 Stunden, aber wer will schon einfach
VdS-Journal Nr. 69

durchfahren. Auf dieser Fahrt erreichten wir dann auch den Tiefstwert der Temperatur mit -21 Grad C, der aber mangels Wind und trockener Kälte erstaunlicherweise noch erträglich war.
In unserem Ferienhaus in Mefjord Brygge im Ort Mefjordvaer hatten wir eine sehr komfortable Unterbringung und viel Platz, allerdings musste die Einliegerwohnung im Keller erst aufgeheizt werden. Wie überall in Norwegen war alles hell erleuchtet und für einige Lampen im Haus waren trotz intensiver Suche keine Ausschalter zu finden (!). Bereits einige Meter vom Haus hatten wir jedoch die Möglichkeit unser Equipment aufzubauen. Für bessere Bedingungen war dann ein kleiner Fußmarsch erforderlich. Eine große Unsicherheit war die Wetterlage und wir hatten nur eine Woche Zeit für die geplanten Aufnahmen. Wir hatten aber Glück und so hatten wir ein paar klare Nächte dabei, natürlich war dies nicht jede Nacht der Fall.
Um die Sichtbarkeit von Polarlichtern trotz klaren Himmels einschätzen zu können, ist der ,,kp-Index", also der Index für die solare Teilchenstrahlung, von Bedeutung. Dieser wird in ganzzahligen Werten von 0 bis 9 angegeben. Eine sehr gute App für das Smartphone ist z. B. ,,Aurora Forecast" für Android und Apple. Nach unseren Erfahrungen ist aber trotz niedrigem kp-Index im ,,hohen Norden" immer das Polarlicht-Oval bei Langzeitbelichtungen sichtbar. Auch sind plötzliche Aktivitätshöhepunkte immer wieder möglich, und daher sollte für die Polarlichtbeobachtung einfach entsprechend Zeit eingeplant werden. Es gibt die verschiedensten Formen; so sind ruhige, sich langsame bewegende Bögen, die fast zu stehen scheinen, und auch sehr lebhafte Bänder zu sehen.
Spektakulär ist eine sogenannte Polarlicht-Korona, wenn diese direkt über dem Beobachter zu sehen ist. Diese Erscheinung konnten wir auch einmal beobachten. Direkt im Zenit stehend gingen dabei die Strahlen Richtung Horizont, eine sehr beeindruckende, aber auch eine sehr kurzlebige Erscheinung (Abb. 2). So etwas ist schwer zu beschreiben, wenn dabei die Landschaft und das Meer in grünes Licht getaucht werden.

6 Bild Seite 131: 02.02.2018,
Polarlicht bei Mondlicht, Kamera: Canon EOS 6D, Objektiv: Sigma A 1,4/20 mm, 2,5 s bei f/2,2, ISO 800, Bild: Rainer Sparenberg
In der vorletzten Nacht waren dann die Polarlichter so hell, dass trotz zunächst vollständig bedecktem Himmel die Polarlichter durch die Wolken zu sehen waren. Dies hatten wir auch schon an anderen Abenden bemerkt, aber ein solches ,,Gewitter" war einfach beeindruckend (Abb. 3). Wir hatten dann aber Glück und so zogen die Wolken ab und danach hatten wir eine absolut beeindruckende Lichterschau. Kurze heftige Streamer mit Farben von grün bis rot und wallende Vorhänge am Himmel, einfach unbeschreiblich (Abb. 4 bis 6). Die Belichtungszeiten mussten wegen der Schnelligkeit der Bewegungen auch korrigiert werden und so konnten wir mit lichtstarken Objektiven (Blende 1,4) auf 1 Sekunde Belichtungszeit heruntergehen. Dies war auch notwendig.
Mit einer reichen Ausbeute ging es dann wieder auf den Heimweg. Zunächst wieder nach Tromsö und dann mit Zwischenlandungen nach Deutschland.
Bei sehr starken Sonnenwindausbrüchen können Polarlichter sogar in Deutschland oder wie 2003 sogar in Griechenland gesichtet werden. Dies ist aber eine absolute Ausnahme und nur in Zeiten sehr hohen Sonnenaktivität möglich. Eine Reise ins Land der Polarlichter ist daher sehr zu empfehlen und hier bieten sich Norwegen, aber auch Island als Reiseziele an. Es gehört aber neben der richtigen Zeit auch Wetterglück dazu, daher sollte etwas mehr Zeit für die Beobachtungen eingeplant werden.
Weblinks (Stand: Februar 2019): [1] www.eclipse-reisen.de [2] https://fjellheisen.no/de/about/

Perseiden und Leoniden 2018:
Ergebnisse der FG Astrofotografie
zusammengestellt von Peter Riepe
Im August 2018 waren die Perseiden in Zentraleuropa gut zu verfolgen, zumal kein Mond störte. Das Maximum trat in der Nacht vom 12. zum 13. August auf. Seitens der Fachgruppe Astrofotografie kamen einige schöne Bildergebnisse zustande, die nun hier gezeigt werden. Allen Einsendern sei herzlich gedankt!
Steffen Fritsche gelang ein animiertes GIF eines hellen Perseiden mit einer nachfolgenden Rauchfahne aus Hof/Franken heraus. Hier sind drei Episoden wiedergegeben (Abb. 1). Mit einer Canon EOS 700da und einem Zeiss-Objektiv 1:2,8/29 mm wurde bei Blende 5,6 und ISO 3200 jeweils 2 Minuten belichtet. Kleine Kreisspuren der Sterne blieben bei der Festaufstellung nach Norden nicht aus. Der Perseid zog komplett durch das Sternbild Ursa Minor. Nahe der Bildmitte ist der Polarstern zu sehen, links unten die Sterne Beta und Gamma UMi. Von oben nach unten: 13.08.2018 um 01:20:25 Uhr UT, 01:22:30 Uhr UT und 01:24:35 Uhr UT. In dieser Zeitabfolge lässt sich sehr schön die Entwicklung der Rauchfahne in der oberen Atmosphäre erkennen.
Mit einfacher Ausrüstung wurde das prächtige All-Sky-Bild der Abbildung 2 angefertigt: Stefan Binnewies, Rainer Sparenberg und Frank Sackenheim erlebten die Perseiden-Nacht in der Vulkaneifel. Eine Canon EOS 6D mit einem 8-mm-Fisheye-Objektiv saß auf einer kleinen Reisemontierung. Die Belichtungszeit betrug 60 Sekunden pro Bild
1 Entwicklung eines Perseiden
am 13.08.2018 um 01:20:25 UT, 01:22:30 Ut und 01:24:35 UT, Ort: Hof/Franken, Bild: Steffen Fritsche, weitere Daten im Text

Beobachterforum

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VdS-Journal Nr. 69

134

Beobachterforum

2 Perseiden in der Nacht 12./13.08.2018, 22:37 bis 03:03 MESZ, Ort: Vulkaneifel,
Bild: Stefan Binnewies, Rainer Sparenberg und Frank Sackenheim, weitere Daten im Text

bei Blende 4 und ISO 3200. Aus 255 Aufnahmen (belichtet zwischen 22:37 und 03:03 Uhr MESZ) wurden 25 Einzelbilder aufsummiert. Die Meteorspuren wurden auf ein Pixel genau in ihrer Position in das Sternenfeld kopiert. Sämtliche Flugzeugspuren sind vorher herausgerechnet worden. Neben den zahlreich über den Himmel huschenden Meteoren erfreuten zwei helle Boliden die Beobachter. Ihre
VdS-Journal Nr. 69

Spuren sind natürlich im Bild zu finden. Michael Hoppe war mit Astro-Kollegen am Vogelsberg. Sein Bild (Abb. 3) entstand um 02:24 Uhr MESZ und zeigt einen Perseiden-Meteor vom Perseus kommend in Richtung Auriga fliegend. Rechts im Bild sind oben die Plejaden und darunter die Hyaden zu sehen, unten die beleuchteten Stative. Verwendet wurde eine Canon EOS 700d mit Objektiv

Sigma Art 1:1,8/18-35 mm DC HSM, belichtet wurde 10 Sekunden bei ISO 800.
Nach dem vorhergesagten pünktlichen Aufklaren stellte sich Josef Müller kurz entschlossen neben sein Haus. Auf einem Feldweg baute er das Stativ auf, bestückt mit einer Canon EOS 6D und einem Wallimex Pro 1:2,8/14 mm ED. Das Objektiv wurde auf Blende 4 abge-

Beobachterforum

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3 Perseid am 13.08.2018 um
02:24 MESZ, Ort: Vogelsberg, Bild: Michael Hoppe, weitere Daten im Text
4 Perseid am 13.08.2018 um
00:52:36 UT, Bildausschnitt, Bild: Josef Müller, weitere Daten im Text
5 Perseid in der Nacht
12./13.08.2018, 23 bis 02 Uhr MESZ, Ort: Nähe Karlsruhe, Bild: Harald Kaiser, weitere Daten im Text
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blendet. Die ISO-Einstellung wechselte zwischen 4600, 5000 und 6400. Belichtet wurde zwischen 20 und 30 Sekunden. Um 00:52:36 Uhr UT gelang dann das Bild aus der Abbildung 4 mit einem grün auslaufenden Meteor im Perseus (Ausschnitt).
Harald Kaiser war außerhalb von Karlsruhe mobil unterwegs. In der Zeit von 23 bis 2 Uhr MESZ fertigte er sehr viele Einzelaufnahmen von jeweils 30 s Belichtungszeit an. Dazu nutzte er eine Sony 7 mit dem Irix 15 bei ISO 800. ,,Danach war der Akku leer", teilte er mit. Der in der Abbildung 5 erfasste Meteor kam aus dem Perseus und flog in Richtung Capella im Fuhrmann.
Aber auch die Leoniden zeigten am 17.11.2018 ein bemerkenswertes Schauspiel. Rudolf Dobesberger von den Sternfreunden Steyr war im ,,Star Park Hohe Dirn" und fertigte ein Zeitraffer-Video in Richtung Nordhimmel über den Kuppeln an. Um 02:14 Uhr MEZ erwischte er über der Schuart-Kuppel einen Boliden mit nachleuchtender Rauchspur. Kamera war eine Canon 6D mit 15-mm-Objektiv. Bei Blende 4 und ISO 3200 entstand die Bildserie mit Einzelbelichtungen von je 30 Sekunden Dauer. Aus der Gif-Animation sind hier in der Abbildung 6 acht Bilder wiedergegeben, die die Entwicklung des Nachleuchtens zeigen. Das letzte dieser Bilder zeigt noch einen weiteren, aber etwas schwächeren Meteor. Der hier erfasste Zeitraum beträgt 36 Minuten. Rechts im Bildfeld sieht man den Großen Wagen, zwischen ihm und der Milchstraße mit h/ Persei sowie dem Andromedanebel liegt der Kleine Bär mit dem Polarstern.

6 Entwicklung eines
Leoniden am 17.11.2018 von 02:14 bis 02:50 MEZ, Ort: Star Park Hohe Dirn, Bild: Rudolf Dobesberger, weitere Daten im Text
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Drebach-South, eine neue Südsternwarte
von Gerhard Lehmann

Ein Traum ist dazu da, dass er verwirklicht wird. Zur 15. Kleinplanetentagung 2012 in der Archenhold-Sternwarte, Berlin, saßen am Samstagabend Joachim Lorenz, Guido Wollenhaupt und meine Wenigkeit in einer Gaststätte zum Abendbrot beisammen. Nach einigen Gläsern Hopfenblütentee stand die Idee einer gemeinsamen Sternwarte auf der Südhalbkugel im Raum. Wir diskutierten, planten, schwadronierten, lachten und alle weiteren Anwesenden am Tisch amüsierten sich köstlich. Da uns aber die Kosten für ein solches Projekt auch schon bald klar waren, löste sich die Idee vorerst wieder in Luft auf. Doch sie wurde in der hintersten Ecke eines jeden Gehirns geparkt.
Im Herbst 2016 erreichte mich eine Mail. Darin wurde im Auftrag der Firma ASA [1] ein gebrauchter 16-zölliger Newton f/3,8 angeboten. Durch einen dazu gehörenden 3-zölligen Wynne-Korrektor wird daraus ein 16-zölliger Astrograf f/3,6. Was für ein Gerät! Schnell war klar, dass wir uns zusammentun und das Gerät erwerben. Gesagt, getan. Am Buß- und Bettag 2016 holte es der Verfasser gemeinsam mit Joachim nach Deutschland. Ein solcher Astrograf benötigt eine ge-

1 Bauplan für die 3 m x 4 m große Schiebedachhütte der Sternwarte Drebach-South.
Bild: Matthias Lehmann

scheite Montierung. Wir entschlossen uns, eine ASA DDM85 Standard mit einer Tragfähigkeit von 65 kg zu erwerben. Es handelt sich hier um eine direkt angetriebene Montierung, d. h. die Achsen der Montierung sind Teil von Torquemotoren. Das sind hochpolige, elektrische Direktantriebe aus der Gruppe der Langsamläufer. Torquemotoren weisen sehr hohe Drehmomente bei relativ kleinen

Drehzahlen auf. Die Montierung enthält also keinen Antrieb aus einer Schnecke und einem Zahnrad!
Aber ein solcher Astrograf benötigt auch eine passende CCD-Kamera. Die Firma Moravian Instruments in Tschechien [2] hat in der Astroszene einen guten Ruf. Wir entschlossen uns zum Kauf einer Moravian-G4-CCD-Kamera. Die Kamera

2 Außenansicht der Sternwarte Drebach-South. Links der
Funkmast der Telekom Namibia und mittig der elektrische Garagentorantrieb für das Öffnen und Schließen des Schiebedachs. Bild: Gerhard Lehmann

3 Von links nach rechts das Sternwartenteam: Guido Wollen-
haupt, Gerhard Lehmann und Joachim Lorenz. Seit dem Juni 2018 hat die Sternwarte den IAU Observer Code L29. Bild: Gerhard Lehmann
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Das Instrument in der Schiebedachhütte der Sternwarte Drebach-South. Mit diesem Teleskop entstanden alle hier gezeigten Astrofotos. Bild: Gerhard Lehmann

enthält den KAF16803-CCD-Chip mit 4096 Px x 4096 Px mit einer Größe von 9 m und äußeren Abmessungen von 36,9 mm x 36,9 mm. Ein wahrer Monsterchip! Daher benötigt er auch ein Filterrad für 7 x 50 mm x 50 mm große Farbfilter. Wer A sagt, muss auch B sagen.
Was fehlt noch? Die Sternwarte! Wir sind seit 2005 in mehr oder minder regelmäßigen Abständen auf der Farm Tivoli/ Namibia [3] zu Besuch und kennen den in der Wintersaison auf der Südhalbkugel oft vorzüglichen Südsternhimmel. Um so mehr freuten wir uns im Herbst 2016 über die Zusage der Farmbesitzer

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Fam. Schreiber, eine Sternwarte errichten zu dürfen. Der Sohn des Verfassers, Matthias Lehmann, seines Zeichens Maschinenbaustudent an der TU Dresden, übernahm es, unsere Ideen in einen Plan (Abb. 1) umzusetzen. So entstand die Idee einer 3 m x 4 m großen Schiebedachhütte. Das Dach wurde relativ niedrig konstruiert, um am Gewicht des manuell abklappbaren Südgiebels zu sparen. Der Nachbar der Farm Tivoli begann den Bau im Frühjahr 2017 und so war die Sternwarte im Sommer 2017 bezugsfertig.
Die Firma ASA hat in unserem Auftrag die DDM85-Montierung direkt von Österreich nach Namibia versandt. Das gleiche geschah mit der G4-Kamera, wobei der Händler sie von Deutschland nach Namibia verschickte. Wie wir als Privatleute den 16-zölligen Astrografen nach Namibia mit Luftfracht verbrachten, ist eine Geschichte für sich. Nur so viel, es klappte alles.
Wer nun glaubt, dass die Technik innerhalb weniger Tage in der Sternwarte aufgebaut und in Betrieb genommen werden kann, der irrt sich genau so wie es bei uns der Fall war. Der Verfasser und Joachim waren im Sommer und im Herbst 2017 auf der Farm Tivoli, um am Ende aber festzustellen, dass der elektrische Fokussierer mit einer Masse von ca. 5 kg, bestehend aus CCD-Kamera, Filterrad und Korrektor, überfordert war. Ein letzter Aufenthalt von Joachim im Frühjahr 2018 war notwendig, um einen neuen Fokussierer zu installieren und alles in Betrieb zu nehmen. Die Sternwarte (Abb. 2) war zum Beobachten bereit!
Unsere Sternwarte war in den Neumondperioden Mai und Juni 2018 vermietet. Nun war es an uns, die eigene Sternwarte zu nutzen. Im Juli 2018, Mondfinsternis und Marsopposition an einem Tag sei Dank, waren wir (Abb. 3) wieder zu Gast auf der Farm Tivoli. Nach dem nochmaligen Einscheinen und dem Erstellen eines
5 Links: Emissionsnebel IC 2944
(,,Running Chicken"), Gesamtbelichtung 6,5 Std. (210 min H, 60 min Luminanz und jeweils 40 min Rot, Grün sowie Blau), Bild: Gerhard Lehmann und Joachim Lorenz

6 Emissionsnebel NGC 6357 (,,Hummernebel"), Gesamtbelichtung 4,5 Std. (150 min H
und jeweils 40 min Rot, Grün sowie Blau), Bild: Gerhard Lehmann und Joachim Lorenz

besseren Pointingmodells waren wir zum Beobachten (Abb. 4) bereit. Insgesamt 17 Nächte standen uns zur Verfügung. Stellvertretend für die vielen Aufnahmen haben wir drei Objekte am südlichen Sternenhimmel ausgewählt.
Der Emissionsnebel IC 2944, auch Running Chicken [4] genannt, befindet sich im Sternbild Zentaur. Es handelt sich hier um eine HII-Region im Sagittarius-Arm unserer Milchstraße. Ein bekanntes Merkmal sind einige dunkle Kokons, auch als Globulen bezeichnet, in denen Sterne entstehen (Abb. 5). Wir belichteten insgesamt 6,5 Stunden, wobei 210 min auf H, 60 min auf Luminanz und jeweils 40 min auf Rot, Grün sowie Blau entfielen.
Bei dem Emissionsnebel NGC 6357 im Sternbild Skorpion, auch Hummernebel [5] genannt, handelt es sich um ein Sternentstehungsgebiet nahe dem Milchstraßenzentrum (Abb. 6). Innerhalb von NGC 6357 befindet sich der offene Sternhaufen Pismis 24. Das Objekt wurde 1837 vom englischen Astronomen John Herschel von Südafrika aus beobachtet. Hier belichteten wir insgesamt 4,5 Stunden, wobei 150 min auf H und jeweils 40 min auf Rot, Grün sowie Blau entfielen.

Der Planetarische Nebel NGC 7293, auch Helixnebel [6] genannt, befindet sich im Sternbild Wassermann (Abb. 7). Vielleicht ist er einer der beeindruckendsten Nebel überhaupt. Er wurde im Jahr 1823 von dem deutschen Astronomen Karl Ludwig Harding entdeckt. Wir belichteten insgesamt 8 Stunden, wobei jeweils 120 min auf H und [OIII], 120 min auf Luminanz und jeweils 40 min auf Rot, Grün sowie Blau entfielen. Dies war in diesem Jahr die längste Belichtung.
Bei keiner dieser Aufnahmen wurde ein Leitrohr benutzt. Mit der der Montierung mitgelieferten Software ,,Sequence" wurde vor jeder Belichtungsreihe ein lokales Pointingfile (MLPT) erstellt. Nach einiger Übung und gesammelten Erfahrungen wurde das Leitrohr nicht mehr vermisst. Aber der Verfasser dieser Zeilen musste auch die Erfahrung machen, dass es dennoch wichtig ist, die Qualität der Aufnahmen vor Ort zu überwachen.
Wozu denn nun dieser immense Aufwand? Wir haben uns einen Traum erfüllt. Aber wie Träume nun mal so sind, davon leben kann man nicht. Es ist ein Hobby. Wir sind der Fam. Schreiber als Besitzer der Farm Tivoli dankbar, auf ih-
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Vorschau

7 Planetarischer Nebel NGC 7293 (,,Helixnebel"), Gesamtbelichtung 8 Std. (jeweils 120 min H, [OIII], Luminanz und jeweils 40 min Rot,
Grün sowie Blau), Bild: Gerhard Lehmann und Joachim Lorenz

rem Grund und Boden die neunte Sternwarte errichtet zu haben. An erfahrene Amateurastronomen werden wir auch in Zukunft die Sternwarte vermieten. Kost und Logis verrechnen sie mit der Fam. Schreiber. Interessenten können sich auf der Webseite der Farm Tivoli [7] über freie Kapazitäten informieren und dort auch buchen. In unserer Sternwarte finden sie ein Komplettsystem aus der Montierung, dem Teleskop, der CCD-Kamera und einem Notebook mit der notwendigen Software vor. Eine Fritz!Box verbindet die Sternwarte mit dem Internet. Das Teleskop ist eingescheinert, die Motorparameter sind eingestellt, das Pointingmodell ist erstellt und es wird damit alles funktionieren. Es ist dem Mieter nicht gestattet, eigene Hard- und Software zu benutzen.
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Kurz noch einmal alles zusammengefasst: Wir haben auf einer direkt angetriebenen deutschen Montierung einen 16-zölligen Astrografen f/3,6. Er besitzt also eine Brennweite von 1.440 mm. Der in der CCD-Kamera benutzte Bildchip hat eine quadratische Kantenlänge von 36,8 mm bei einer Pixelgröße von 9 m. Damit ergibt sich ein theoretisches quadratisches Gesichtsfeld von 1,46 Grad bei einem Auflösungsvermögen von 1,29'' pro einem Bildpixel. Das Filterrad hat LRGB, H-, [OIII]- und [SII]-Filter. Auf dem Notebock befinden sich unter anderem die Programme Autoslew für die Montierung, sowie The SkyX, MaxIm DL6 und PinPoint. Weitere CCD-Hilfsprogramme liste ich hier nicht auf.

Weblinks (Stand: Februar 2019): [1] ASA: www.astrosysteme.com/home/ [2] Moravian Instruments:
www.gxccd.com/ [3] Farm Tivoli: www.tivoli-astrofarm.
de/tivoli_astrofarm.htm [4] https://de.wikipedia.org/wiki/
IC_2944 [5] https://de.wikipedia.org/wiki/
NGC_6357 [6] https://de.wikipedia.org/wiki/
Helixnebel [7] Tivoli Service: www.tivoli-
astrofarm.de/htm_d/service/ planer_neumondphasen.php

Hinweise

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