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Inhaltsverzeichnis des VdS-Journals 67

BEITRAG
  0 4-fach-Mond mit Farben (Lionel Majzik)
  1 Editorial (Vorstand)
  2 Inhaltsübersicht (VdS-Geschäftsstelle)
  4 Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie! (VdS-Geschäftsstelle)
  4 Astronomietag 2019: "Naturerlebnis Nacht" (VdS-Geschäftsstelle)
  5 VdS-Medaille - Deutscher Preis für Amateur-Astronomie (VdS-Geschäftsstelle)
  5 46P/Wirtanen: der Weihnachtskomet (VdS-Geschäftsstelle)
  5 Wochenende der Astonomie in Münster (M. Dütting)
  6 Zum Schwerpunktthema Mond (Riepe Peter)
  7 Meine Erfahrungen bei der Momndfotografie (Wolfgang Bischof)
  10 Roter Mond - und doch keine Mondfinsternis (Markus Furger)
  11 Panoramen von Sonne und Mond (Gährken Bernd)
  16 "Swirls"" auf dem Mond " (Harald Kaiser)
  16 Supervollmond im Vergleich (Reinhard Kaltenboeck)
  18 Monddetails zeichnen (Jens Leich)
  19 Faszination Licht und Schatten, Mondlandschaften bei Sonnenauf- und -untergang (Jens Leich)
  24 Mond im H-alpha-Licht (Oliver Schneider)
  24 Mond bedeckt Aldebaran (Stefan Binnewies)
  25 Mondfotografie mit Teleobjektiv (Jürgen Buhr)
  26 Der Mond - mehr als nur ein Störenfried für Deep Sky (Dietmar Büttner, Andreas Viertel)
  28 Zwischen Maria, Terrae und Kratern: vielfältige Mondoberfläche (Kai-Oliver Detken)
  32 "Lunar X - ""Gefällt mir""" (Jürgen Stolze)
  34 Mond - ganz einfach! (Thomas Wassmuth)
  35 Die Farben des Mondes - Schritt für Schritt (Lionel Majzik)
  36 VdS-Kinderseite: Der Mond (Katja Schuller, Silke Müller-Michelsen)
  39 Impressum (VdS-Geschäftsstelle)
  40 Sternbedeckungen durch den Mond - Faszinierend und wertvoll (Dietmar Büttner)
  43 Alte und neuere Monliteratur kostenlos im Internet (Bannuscher Dietmar)
  44 Flug über den Mond - VdS-Bilderstrecke zum Mond (Riepe Peter)
  54 Die Sternfreunde im FEZ e.V. stellen sich als neues Mitglied der FG AV Region Ost vor (J. Scholze)
  54 Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie (Riepe Peter)
  57 Neues aus der Regionalgruppe West der FG Astronomische Vereinigungen (Claudia Henkel)
  57 Inserentenverzeichnis (VdS-Geschäftsstelle)
  58 Das Norddeutsche Astrofotografentreffen (NAFT) 2018 in Braunschweig-Hondelage (Michael Schomann)
  59 Cirrusnebel (Impression)
  59 GNU Scientific Library (GSL) (Jahns Helmut)
  60 Hochaufgelöst: MoonPanoramaMaker (Jahns Helmut)
  60 Mehr Simulation zur Bahnbewegung von Planeten (Pilz Uwe)
  62 Das 38. AKM-Treffen im Kiez Waldpark Grünheide im Vogtland (Fischer Daniel)
  66 Beobachtung einmal anders - Sternassoziation Camelopardalis OB 1 (C. Hey)

IMPRESSION
  68 Sharpless 173 (C. Kalteis)

BEITRAG
  69 Skyguide 2018-3 (Herbst) (Zebahl Robert)
  72 Skyguide Nachbeobachtungen (Zebahl Robert)

IMPRESSION
  74 Internationale Raumstation (B. Koch)

BEITRAG
  74 Astronomie? Klingt spannend, das mach ich auch! (Sebastian Hosnedl)
  75 Einladung zur Kleinplanetentagung in Salzburg/Österreich (VdS-Geschäftsstelle)
  75 Neues aus der FG Kleinplaneten (Lehmann Gerhard)
  76 NEOs und Kometen mit dem Hamburger-Schmidt-Teleskop auf dem Calar Alto (E. Schwab)
  78 Kosmische Begegnungen ("K. Hohmann W. Ries")
  79 Zwiebelmodell für Helligkeitsentwicklung von Kometen (M. Hauss)
  82 Auffallende Kometen des ersten Quartals 2018 (Pilz Uwe)
  83 Konferenz zwischen Datenpaketen und Bleistiftspitzen (Uwe Schultheiß, P. Christoph Gerhard )
  85 Beobachtung der Lutetium II - Linie bei 6222 A auf der Sonne (D. Goretzki)
  88 Row-Shooter-Zeilenkamera zur Erfassung spektroskopischer Messungen (D. P. Sablowski)

IMPRESSION
  91 Mond trifft Venus (M. Kipplaß)

BEITRAG
  92 Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im 4. Quartal 2018 (Riedel Eberhard)
  96 Fortsetzung der Beobachtungskampagne VV Cep: Neue Erkentnisse (Frank Walter)
  98 Veränderlichen-Treffen in Hartha 2018 (Bannuscher Dietmar)
  99 Wir begrüßen neue Mitglieder (VdS-Geschäftsstelle)
  99 Nachruf zum Tod von Ansgar Korte (Riepe Peter)
  100 Nachruf Ernst-Jochen Beneke (Guthier Otto)
  101 Das war´n noch Zeiten (Folge 34) (Völker Peter)
  104 Einführungswort zum Astronomietag 2018 (Melchert Sven)
  105 Sonnenbeobachtung am Planetarium Mannheim (Michael Quartz)
  106 Der Astronomietag 2018 im Isarwinkel (F.X. Kohlhauf)
  107 Astronomietag auf dem Wochenmarkt in Osnabrück (Werner Wöhrmann)
  108 Der Astronomietag 2018 in Quedlinburg mit astrotauglichem Wasserbehälter (Wilfried Lassak)
  109 Beobachtungsabend auf der Festung Ludwigs des XIV. in Saarlouis (Wolfgang Heidecke)
  110 FIRST LIGHT an der Schulsternwarte Zwickau (Monika Müller)
  112 … und zum ersten Mal in Holzgerlingen (Stefan Beck)
  113 Die VdS und ihr Online-Forum - eine moderne Austauschplattform (Eversberg Thomas)
  115 Himmelsvorschau Oktober 2018 (Melchert Sven, Celnik Werner E.)
  116 Himmelsvorschau November 2018 (Melchert Sven, Celnik Werner E.)
  117 Himmelsvorschau Dezember 2018 (Melchert Sven, Celnik Werner E.)
  118 Das Doppelsternsystem 61 Cygni - Beobachtung der verschiedenen Bewegungen (T. Hebbeker)
  123 Astrophysikalische Instrumentierung und Messtechnik für die Spektroskopie (U. Waldschläger)
  124 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen Oktober bis Dezember 2018 (WEC)
  125 VdS-FG-Redakteure (VdS-Geschäftsstelle)
  125 VdS-FG-Verantwortliche (VdS-Geschäftsstelle)
  126 Wichtige Informationen für unsere Mitglieder! (VdS-Geschäftsstelle)
  126 Gibt es Neuigkeiten? (VdS-Geschäftsstelle)
  127 VdS-Medaille - Deutscher Preis für Amateur-Astronomie (S. Melchert, GS)

IMPRESSION
  128 Raumstation vor dem Mond (Melchert Sven)

Textinhalt des Journals 67

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VdS-Journal Nr. 67

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Nach Redaktionsschluss

Astronomietag 2019:
,,Naturerlebnis Nacht"

Wir Sternfreunde kennen das Problem: durch die zunehmende künstliche Beleuchtung wird der Nachthimmel immer heller. Wer erfolgreich beobachten oder fotografieren möchte, muss raus ins Dunkle fahren. Mit dem Wechsel zur Straßen- und Gebäudebeleuchtung mittels LED-Lampen kann einerseits das Licht gezielter gelenkt werden, andererseits verschärft sich die Situation noch einmal, da durch höhere Effizienz heller beleuchtet wird. Auch die Naturfreunde sind besorgt, denn die grellen Lampen ziehen magisch Insekten an, die dort qualvoll verenden. Zugvögel werden durch künstliches Licht von ihrem Weg abgebracht. Selbst unser Alltag ist mehr und mehr von der Nachtbeleuchtung

betroffen, wenn schlecht abgeschirmte Straßenlampen das Schlafzimmer aufhellen und so unseren Biorhythmus durcheinander bringen.
Unsere Fachgruppe Dark Sky rund um Andreas Hänel und Torsten Güths ist seit Jahren aktiv, um auf das Problem der Lichtverschmutzung hinzuweisen, Behörden einzubeziehen und ganz konkret für lokal sinnvollere Beleuchtung zu sorgen. In Deutschland gibt es mittlerweile sogenannte ,,Sternenparks", die sich den Schutz der dunklen Nacht auf die Fahnen geschrieben haben: im Westhavelland, in der Rhön, in der Eifel und in den bayerischen Alpen. Umweltministerien einiger Bundesländer haben Empfehlungen zur

Hinweis
Nachdem wir unser Schwerpunktthema für das Journal 68 ,,Mondfinsternis am 27.7.2018" abgeschlossen haben, möchten wir gerne auf unsere zukünftigen Schwerpunktthemen hinweisen:
,,Astronomische Vereinigungen" in Journal Nr. 69 Redaktionsschluss: 01.11.2018 Redakteurin: A. Gallus, astrid.gallus@vds-astro.de
,,Ergebnisse der Mars-Opposition" in Journal Nr. 70 Redaktionsschluss: 01.02.2019 Redakteur: S. Melchert, sven.melchert@vds-astro.de
Zur Gestaltung unserer Journale benötigen wir Beiträge der Mitglieder. Dies kann sowohl ein wissenschaftlich fundierter Artikel als auch ein einfaches Beobachtungserlebnis sein. Außerdem soll es möglichst regelmäßig eine Galerie von Fotografien und Zeichnungen geben. Wer nicht gerne schreibt, kann also auch auf diese Weise vertreten sein! Wir freuen uns über alle Einsendungen!
Beiträge sollen an die zuständigen Redakteure (siehe auch Liste der VdS-Fachgruppen-Redakteure) oder an die VdS-Geschäftsstelle (Mail/Postadresse) geschickt werden. Vorher empfehlen wir, als Hilfestellung die Autorenhinweise zu nutzen (www.vds-astro.de/index.php?id=307). Dort finden Sie in der rechten Randspalte auch einen Musterartikel als Vorbild und das Artikeldeckblatt zum Eintragen der wichtigsten Daten.
Mit dem Einsenden gibt jeder Autor gleichzeitig sein Einverständnis zum Abdruck im ,,VdS-Journal für Astronomie". Es besteht jedoch keine Veröffentlichungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter Form abzudrucken. Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die Texte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion

Reduktion der Lichtverschmutzung herausgegeben. Auch die Bundesregierung will zum Insektenschutz die Lichtverschmutzung reduzieren.
Der nächste Astronomietag wird am Samstag, den 30. März 2019, stattfinden. Von 20:30 bis 21:30 Uhr ruft der WWF an diesem Abend zur alljährlichen ,,Earth Hour" auf - eine Stunde lang werden einige Städte und Gemeinden die Beleuchtung merklich reduzieren. Zudem sorgt der Mond nicht für eine natürliche Himmelsaufhellung. Die VdS widmet den Astronomietag 2019 daher dem Thema Lichtverschmutzung und möchte möglichst viele Aktivisten, auch außerhalb der Astronomie, einbinden. Geplant ist eine zentrale Veranstaltung in Fulda; Sabina Frank, die Koordinatorin des Sternenparks Rhön, hat bereits ihre Unterstützung zugesagt. Aber es soll natürlich an jeder Sternwarte und an allen anderen Veranstaltungsorten zum Astronomietag die Lichtverschmutzung ein Thema sein. Die VdS sorgt für Flyer, Plakate und PR - und freut sich über Ideen und Erfahrungen aus dem Veranstalter- und Mitgliederkreis. Wir werden uns dazu im Forum der VdS austauschen (Rubrik ,,Termine & Treffen"/Astronomietag 2019). Wer lieber per E-Mail schreiben möchte, kann das natürlich auch tun: sven.melchert@vds-astro.de.
In der nächsten Ausgabe des VdS-Journals werden wir über die konkreten Aktivitäten berichten. Möge die Nacht mit uns sein!
Comic

VdS-Journal Nr. 67

Nach Redaktionsschluss

5

46P/Wirtanen:
der Weihnachtskomet
46P ist ein guter Bekannter: der Komet wurde am 17. Januar 1948 von Carl Alvar Wirtanen am Lick-Observatorium auf einer fotografischen Platte vom 15. Januar entdeckt. Mit einer Umlaufzeit von rund 5,5 Jahren zählt er zu den kurzperiodischen Kometen. In Sonnenferne, dem Aphel, kommt er Jupiter recht nahe, was in der Vergangenheit zu merklichen Bahnänderungen geführt hat. So nahm 1984 die Periheldistanz von 1,26 auf 1,08 Astronomische Einheiten ab. Bei seiner letzten Sichtbarkeit 2013 waren die Bedingungen ungünstig, in der Bilddatenbank der Fachgruppe Kometen findet sich aus dieser Zeit keine Aufnahme.
Ganz anders verhält es sich hingegen in diesem Jahr: Wirtanen wird der Erde mit einem Abstand von nur 0,0775 AE - das sind 11,6 Millionen Kilometer oder 30 mittlere Mondentfernungen - besonders nahe kommen. Den kleinsten Abstand zur Sonne erreicht 46P am 12. Dezember, in Erdnähe steht er nur vier Tage später am 16. Dezember. Und das fast genau gegenüber der Sonne, also in Opposition. Bessere Bedingungen für eine Kometensichtbarkeit gibt es kaum.
Die Bahn des Kometen verläuft von Südwest nach Nordost. Etwa ab Mitte November wird man 46P mit ca. 7 mag gegen 23 Uhr knapp über dem Südhorizont im Chemischen Ofen beobachten können. Bis Ende November steigt Wirtanen zehn Grad höher und ist eine Magnitude heller. Anschließend gewinnt er rasch nördlichere Deklikationen und überschreitet am 9. Dezember den Himmelsäquator nahe Ceti im Walfisch. Die Helligkeit beträgt dann an die 5 mag. Am Tag des Perihels (12. Dezember) steht 46P bei Tauri im Stier, am Tag der Erdnähe (16. Dezember) etwas östlich der Plejaden. Die maximale Helligkeit könnte 4 mag erreichen, auf jeden Fall ist mit einem hübschen Fernglaskometen in dunkler Nacht, hoch über dem Horizont, zu rechnen.
Am 23. Dezember zieht 46P/Wirtanen knapp an Kapella vorbei, an den Weihnachstagen steht er ein Stück östlich von diesem Leitstern im Fuhrmann. Mit einer Deklination von über 50 Grad ist der Komet zu dieser Zeit sogar zirkumpolar und immer noch 5 mag hell. Da bleibt als größter Wunsch zum Weihnachtsfest eigentlich nur: gutes Wetter!
Aktuelle Informationen, Aufsuchkarten und Bilder bietet wie immer die Fachgruppe Kometen unter kometen.fg-vds.de und im Forum der VdS unter forum.sternfreunde.de.

Wochenende der Astronomie in Münster
von Michael Dütting
Am 17. und 18. November (14-18 und 9-18 Uhr) laden die Sternfreunde Münster zu einem Wochenende der Astronomie im LWL-Naturkundemuseum ein. Wer selbst den Sternenhimmel erkunden und sich ein Fernrohr anschaffen möchte, der hat an beiden Tagen die Möglichkeit, sich vor einem geplanten Kauf ausführlich beraten zu lassen. Die Gelegenheit, Geräte unterschiedlicher Bautypen und Preiskategorien in Augenschein zu nehmen, bietet eine Teleskopausstellung im Foyer des Museums. Der Verein präsentiert zusätzlich Aufnahmen seiner Mitglieder von verschiedenen Himmelsobjekten, die die Möglichkeiten der Fotografie und Bildbearbeitung für Astroamateure demonstrieren.
Zeitgleich findet am Samstag der Familientag im Naturkundemuseum statt. Die Sternfreunde laden dann außerdem zu Wanderungen über den Planetenweg ein. Zeiten: 14:45 und 15:45 Uhr, Dauer jeweils 20 bis 25 Minuten.
An beiden Abenden sind bei wolkenfreiem Himmel Führungen durch den Sternenhimmel über Münster mit den Teleskopen des Vereins und des Naturkundemuseums geplant. Der Eintritt zu den Veranstaltungen der Sternfreunde ist frei.
Link zum Termin: www.sternfreunde-muenster.de/termin.php?kid=6343
Bilder vom vergangenen Jahr: www.sternfreunde-muenster.de/galerie.php?t=akt
VdS-Medaille -
Deutscher Preis für AmateurAstronomie
Die VdS-Medaille ist eine Anerkennung der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) für herausragende Arbeiten im Bereich der Amateurastronomie in Deutschland. Sie wird nach Beschluss der Mitgliederversammlung vom 21. Oktober 2017 alle zwei Jahre verliehen und der Preisträger im Rahmen der Mitgliederversammlung geehrt.
Die nächste Mitgliederversammlung der VdS wird im Oktober 2019 stattfinden. Vorschläge zur Verleihung der VdS-Medaille mit einer hinreichenden Begründung können bis zum 31. März 2019 beim Vorstand schriftlich eingereicht werden.
Die aktuellen Vergabekriterien finden Sie in diesem Heft auf Seite 100.
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Mond

Zum Schwerpunktthema Mond
von Peter Riepe

Der Mond - ein ungeliebter Störenfried? Keineswegs, wie diese Journalausgabe beweist. Es gibt genügend Phänomene und Oberflächendetails, die den Amateur zur ausführlichen Beschäftigung mit dem Thema Mond anregen. Astrofotografen setzen für ihre Aufnahmen inzwischen größtenteils die exzellente Videotechnik ein. Mit ihr können bei sehr kurzen Belichtungszeiten die ein Bild verschlechternden Auswirkungen atmosphärischer Turbulenzen eingedämmt werden, so als wären beste Seeing-Bedingungen vor-

handen. Damit entstehen scharfe Mondbilder, die durchaus an die Auflösungsgrenze der Aufnahmeoptik heranreichen. Zwar dominieren die technisch basierten Mondbeiträge, aber nicht nur fotografisch, sondern auch visuell ist die Mondbeobachtung lohnenswert. Drei Beiträge zeigen das eindrucksvoll. Außerdem ist der Mond für Volkssternwarten und ihre Besucher visuell stets ein ,,Zugpferd". Was zeigt sich nicht alles am Terminator? Krater, Gebirge, Dome und Falten. Mit einem langsamen Schwenk in Deklination

vermag sich der Sternwartenbesucher sehr gut vorzustellen, welche grandiosen Eindrücke die Apollo-Raumfahrer bei ihren Mondflügen gewinnen konnten.
An dieser Stelle sei allen Autoren und Bildeinsendern ganz herzlich gedankt. Was noch vor Jahresfrist eher mit einem Fragezeichen versehen war, hat sich nun zu einem interessanten und abwechselungsreichen Schwerpunktthema entwickelt mit zahlreichen gelungenen und informativen Beiträgen. Schön ist, dass

1 Südbereich des Mondes am 15.02.2008 um 19:46 MEZ, Teleskop TMB 130 mm/780 mm plus Baader FFC bei f = 3.670 mm mit CCD-
Farbkamera SBIG ST4000XCM (Chiptemperatur -20 Grad C, Belichtungszeit 1/50 s), Aufnahme von Rolf Wilmes in Hofheim-Wildsachsen
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Mond

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auch einige Beiträge insbesondere auf Anfänger zugeschnitten sind, der Mond ist schließlich wunderbar geeignet für den Einstieg in die Astron omie. Das gilt gerade auch für Kinder, die Astronomie noch sehr objektbezogen und emotional erleben. Letztendlich lässt sich dem Mond als Fotomotiv auch eine gewisse Portion

Romantik nicht absprechen. Allen Lesern wünsche ich viel Spaß und vielleicht auch die eine oder andere neue Einsicht beim ,,Mondspaziergang" durch diese Journalausgabe. Und wer sein Wissen vertiefen möchte, dem hilft der Beitrag über alte und neue Mondliteratur sicherlich weiter.

2 Zu einer anderen Phase ein anderer
Blick auf den Südteil des Mondes mit Strahlenkrater Tycho und vielen Details am Terminator, am 27.04.2018 um 21:15:18 Uhr, Astro-PhysicsStarfire-EDF 155 mm/1.085 mm, 40-mm-Okular, Samsung S5 Mini bei 1/331 s Belichtungszeit, Blende 4 und ISO 400, Bildautor: Martin Nischang

Meine Erfahrungen bei der Mondfotografie
von Wolfgang Bischof

Naturgenießer und Romantiker können sich beim Anblick des Mondes begeistern, bei Deep-Sky-Fotografen wird er dagegen meist nur als Störquelle wahrgenommen. Deshalb findet die Fotografie des Mondes unter Astrofotografen oft wenig Anklang. Allerdings ist die Mondfotografie eine ideale Einstiegsdroge, denn man benötigt nur eine vergleichsweise kleine Ausrüstung, um vorzeigbare Ergebnisse zu produzieren, und die Mondoberfläche ist sehr kontrastreich, was die Bearbeitung von Detailaufnahmen vereinfacht.
Das Spektrum der Fotomöglichkeiten ist vielfältig. Es reicht von stimmungsvollen Mondauf- und -untergängen über die Darstellung von Erdschein oder Mondfinsternissen bis hin zu hoch aufgelösten Detailaufnahmen an der Grenze des physikalischen Auflösungsvermögens des

verwendeten Teleskops. Speziell davon soll in diesem Artikel die Rede sein. Die Ausführungen gelten fast identisch auch für die Fotografie der Planeten.
Um die Grenzauflösung A seines Teleskops ausreizen zu können, muss man diese erst einmal kennen. Bei einer Lichtwellenlänge von 500 nm wird sie durch die Beugung am Rand des Objektivs begrenzt und hängt vom Objektivdurchmesser D und der Lichtwellenlänge ab. Sie kann leicht nach folgender Gleichung berechnet werden:
A = 1,22 / D Für eine Wellenlänge von 500 nm wird
daraus A [,,] = 126 / D [mm] Ich benutze ein nach heutigen Maßstäben eher bescheidenes Newton-Spiegelteleskop von 200 mm Durchmesser und

1.200 mm Brennweite und erreiche also ein theoretisches Auflösungsvermögen von 0,63''. Das ist der Winkelabstand zweier Punkte, die man gerade noch getrennt erkennen kann. In mittlerer Mondentfernung entspricht das einer Objektgröße von (tan 0,63'') 384.400 km = 1,17 km. Auf dem Kamerachip entspricht dieser Wert einer Länge von (tan 0,63'') 1.200 mm 0,0037 mm. Das ist ein wirklich winziger Abstand. Dieser muss nach dem NyquistTheorem auch noch auf mindestens zwei Bildpunkte der Kamera treffen. Die Größe der Pixel auf dem Kamerachip darf also höchstens 0,0018 mm betragen.
Meine sehr feinpixelige Kamera ASI 178 MM hat 0,0024 mm Pixelgröße. Dies ist mehr als die nötigen 0,0018 mm, folglich muss die Brennweite des Teleskops zum Erreichen der Grenzauflösung um

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Mond

1 Krater Kopernikus, Bild: W. Bischof

mindestens einen Faktor 0,0024 / 0,0018 = 1,3 verlängert werden. Dazu benutze ich eine Zeiss-Abbe-Barlowlinse, die eine sehr gute optische Qualität hat und deren Verlängerungsfaktor mittels T2Zwischenringen von 2x bis 4x eingestellt werden kann. Um mit Sicherheit keine Details zu verlieren, ist es nicht schlecht, einen etwas zu großen Verlängerungsfaktor zu wählen. Man darf es aber auch nicht übertreiben, denn eine längere Brennweite führt zu einem Verlust an Flächenhelligkeit des Objekts, wodurch dann wieder die Belichtungszeit erhöht werden muss, was bekanntlich zu anderen Problemen führt.
Das wesentliche Problem bei der hochauflösenden Fotografie ist die atmosphärische Beschaffenheit (Seeing). Schlechtes Seeing führt dazu, dass die Bildpunkte ständig in Bewegung sind, wodurch die Bildstrukturen unscharf und auch verzerrt abgebildet werden können. Gegen die Unschärfe helfen möglichst kurze Belichtungszeiten, die Verzerrung kann man zum Teil durch Bildbearbeitung reduzieren. Entscheidend ist es, pro Zeitintervall möglichst viele Einzelbilder mit möglichst kurzer Belichtungszeit aufzu-
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nehmen, von denen dann nur die qualitativ besten (bei mir max. 35 %) selektiert und zur Rauschunterdrückung aufaddiert werden. Die Kamera muss also nicht nur möglichst empfindlich, sondern auch sehr schnell sein und dabei muss auch das Speichermedium mitspielen.
Die von mir verwendete Kamera ASI 178 MM erfüllt alle Bedingungen und hat darüber hinaus noch einen relativ großen Bildchip. Die ausgelesene Bildfläche kann zur Erhöhung der Bildfrequenz eingeschränkt werden. Mit dem vollen Chip (6,4 Megapixel) erreicht man ca. 20 Bilder pro Sekunde, bei starker Eingrenzung (für Monddetails oder auch Planeten) kann man weit über 200 Bilder pro Sekunde erreichen. Damit erhält man ein hohes Maß an Flexibilität. Bei der Aufnahmesoftware habe ich sehr gute Erfahrungen mit FireCapture [1] gemacht. Das Programm unterstützt sogar den automatischen Filterwechsel und eine einfache Autoguidingfunktion. Sehr wichtig ist die Beurteilung des Aufnahmehistogramms. Überbelichtungen müssen unbedingt vermieden werden, weil sie nicht mehr korrigierbar sind! Zur Verringerung der Luftunruhe

wird häufig ein IR-Passfilter eingesetzt. Das ist einerseits sicherlich wirksam, andererseits wird nach der ersten Formel oben aber das Auflösungsvermögen schlechter.
Nun zum Teleskop: Hier ist nur die beste optische Qualität aller verwendeten Komponenten gut genug. Was die Optik (inkl. Fangspiegel und Barlowlinse) nicht zeigt, ist unwiederbringlich verloren. Ein gut laufender Motorfokussierer ist zur genauen Fokussierung absolut notwendig. Zur Vermeidung des Tubusseeings hilft ein Lüfter, aber auch ein überdimensionierter Tubusdurchmesser ohne interne Blenden ist vorteilhaft, um die warme Luft außerhalb des Strahlengangs abfließen zu lassen. Das Teleskop muss selbstverständlich thermisch gut an die Außenluft angepasst und perfekt kollimiert sein.
Weiter geht es zur Bildbearbeitung: Zur Bildselektion und Aufaddierung der Bilder kann ich das Programm AutoStakkert [2] empfehlen. Es arbeitet schnell und zuverlässig, kann mehrere Videosequenzen nacheinander abarbeiten und die fertigen Summenbilder werden in übersichtlicher

Mond

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2 Goldener Henkel, Plato und Vallis Alpes, Bild: W. Bischof

Ordnung automatisch abgespeichert. Auch wenn man alles richtig gemacht hat, wird man vom ersten Summenbild wahrscheinlich enttäuscht sein. Es wirkt flau und unscharf. Das ist eine Folge der Luftunruhe. Eine anschließende Bildbearbeitung ist unumgänglich. Das Bild muss geschärft und im Kontrast angepasst werden. Dazu gibt es viele unterschiedliche Ansätze. Deshalb beschränke ich mich darauf, hier nur meinen persönlichen Arbeitsablauf darzustellen.
Ich benutze seit vielen Jahren das Programm Giotto [3]. Es bietet unter ,,Schärfen und Filtern" den ,,Mexican-Hat"Filter mit mehreren Filtercharakteristiken an. Damit sollte man experimentieren, bis man seine optimale Konfiguration gefunden hat. Filtergröße und -wirkung müssen für jede Aufnahmeserie neu festgelegt werden. Je unruhiger die Luft ist, desto größere und stärkere Filter sind nötig. Die Schärfung darf nicht übertrieben werden! Das Bild wirkt dann zwar kontrastreicher, aber feine Strukturen können verlorengehen.
Auch im fertigen Bild sind oft Fehler erkennbar. Speziell bei Mondaufnahmen

ist mir aufgefallen, dass kleine Krater manchmal länglich verzerrt erscheinen. Das kann an einer schlechten Kollimation der Optik liegen. Es kann aber auch an unruhiger Luft liegen, denn die Luftschlieren steigen vertikal vom Erdboden auf und verzerren das Bild dann genau in der Vertikalen. Generell gilt: Ein gutes Seeing ist durch nichts zu ersetzen. Bei mir hat es eine absolut ruhige Luft übrigens noch nie gegeben!
Was mit einem 20-cm-Teleskop erreichbar ist, zeigen die Abbildungen 1 und 2: Die Rille im Vallis Alpes hat z. B. eine mittlere Breite von nur 0,6 km und ist fast durchgängig sichtbar! Dieser Wert ist sogar geringer als die Grenzauflösung, was aber daran liegt, dass man langgestreckte lineare Strukturen besser erkennen kann, als zwei getrennte Punkte.
Zum Schluss einige Beispiele, wie man als Amateurastronom auch am ,,langweiligen" Mond ernsthafte Arbeit leisten kann:
· Dokumentation des Terminatorfortschritts als Video
· Dokumentation der Farben der

Mondoberfläche durch Erhöhung der Farbdynamik · Aufnahme von Gebieten, die wegen der Libration nur selten zu sehen sind · Aufnahme von Sternbedeckungen und Ableitung von Sterndurchmessern · Dokumentation von Asteroideinschlägen auf der dunklen Seite des Mondes
Weblinks: [1] Aufnahmesoftware:
www.firecapture.de [2] Stackingsoftware:
www.autostakkert.com [3] Kontrastanpassung und Schärfungs-
filter: www.giotto-software.de [4] Webseite des Autors:
www.magicviews.de
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10 Mond

Roter Mond - und doch keine Mondfinsternis
von Markus Furger

Anlässlich unserer Sonnenfinsternisreise in den Nordwesten der USA im August 2017 konnte ich eine Variante eines blutroten Mondes beobachten (Abb. 1), welche sich vom Bild eines rot gefärbten Mondes, wie er bei totalen Mondfinsternissen zu sehen ist, deutlich abhebt. Schon die Viertelphase zeigt, dass es sich nicht um eine Mondfinsternis handeln kann. Die Rotfärbung ist aber dennoch der Erdatmosphäre geschuldet.

Die Aufnahme entstand am 29. August 2017 um 21:35 Uhr Lokalzeit in Redmond, Oregon, USA bei 23 Grad Elevation des Mondes. Die rote Färbung wurde durch Feinstaub (Aerosole) in der Luft verursacht, der als Folge der verschiedenen Waldbrände im Pazifischen Nordwesten (Washington, Oregon) die Atmosphäre stark belastete, hier im Gebiet der Three Sisters. Man fand sich umgeben von Rauch und konnte den Geruch brennenden Holzes deutlich riechen. Aerosole, die bei der Verbrennung von Holz entstehen, absorbieren Licht kürzerer Wellenlänge viel stärker als langwelliges Licht [1]. Blaues Licht wird somit absorbiert, während rotes Licht die Atmosphäre beinahe ungehindert durchdringen kann, wodurch der Mond seine starke Rotfärbung erhält. Zum Vergleich zeigt die Abbildung 2 eine Aufnahme mit der gleichen Kamera einen Tag später, als die Luftqualität stellenweise wieder besser war. Der Mond zeigte wieder seine normale Farbe.

1 Mond am 29.08.2017, 21:35 Uhr Lokalzeit, Bild: M. Furger 2 Mond am 30.08.2017, 21:23 Uhr Lokalzeit, Bild: M. Furger

Die Waldbrände im August 2017 bedeckten weite Gebiete des Pazifischen Nordwestens. Vereinzelte Ereignisse brachten Feinstaub bis hinauf in die Stratosphäre [2], wo dieser dann innerhalb dreier Wochen die Nordhalbkugel umrundete [3]. Feinstaub dieser Feuer konnte somit auch in Südfrankreich nachgewiesen werden. Es ist zu erwarten, dass die erhöhten Feinstaubkonzentrationen in der Stratosphäre auch eine gewisse Rotfärbung von Mondund Planetenaufnahmen auf der gesamten Nordhalbkugel bewirkt haben, wenngleich natürlich in erheblich geringerem Ausmaß als in unmittelbarer Nähe der Brandherde.
VdS-Journal Nr. 67

Literaturhinweise und Weblinks: (Stand: April 2018) [1] J. Sandradewi, A. S. H. Prevôt,
E. Weingartner, R. Schmidhauser, M. Gysel, U. Baltensperger, 2008: ,,A study of wood burning and traffic aerosols in an Alpine valley using a multi-wavelength Aethalometer", Atmospheric Environment, Vol. 42, 101-112, https://doi.org/10.1016/ j.atmosenv. 2007.09.034 [2] https://ozoneaq.gsfc.nasa.gov/omps/ blog/2017/8/31/oregon-pyrocbsproduce-large-high-altitude-smoke

[3] S. M. Khaykin, S. Godin-Beekmann, A. Hauchecorne, J. Pelon, F. Ravetta, P. Keckhut, 2018: ,,Stratospheric smoke with unprecedentedly high backscatter observed by lidars above southern France", Geophys. Res. Lett. 45, 1639-1646, https://doi. org/10.1002/2017GL076763

Mond 11

Panoramen von Sonne und Mond
von Bernd Gährken

Die Zeiten, als die Webcam die Planetenfotografie revolutionierte, liegen mittlerweile schon 15 Jahre zurück [1]. Es gab seitdem viele Neuerungen, doch manches

hat sich kaum geändert. Die große Stärke der Astrowebcams ist ein relativ kleiner Chip, der schnell ausgelesen werden kann. Durch die Erzeugung von Tausen-

den von Bildern innerhalb einer Minute ist es möglich, das Seeing auszutricksen. Der Nachteil der schnellen Chips ist ihre geringe Größe. Für den maximal 45 Bo-

1 Mond mit Goldenem Henkel am
25.02.2018, 72-mm-Refraktor (f/6), Mosaik aus 11 Bildern mit Omegon Proteus 120

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12 Mond

2
Mond am 12.10.2015, Celestron 11 (f/10), Omegon Proteus 120
VdS-Journal Nr. 67

gensekunden großen Jupiter ist eine Chipgröße von wenigen Hundert Pixeln völlig ausreichend, um die maximale Auflösung zu erreichen, denn ein Seeing im Bereich von Subbogensekunden ist in Deutschland eher selten. Bei Mond und Sonne stoßen die Webcams jedoch an ihre Grenzen. Die Objekte sind so riesig, dass sie einfach nicht auf dem Chip passen. Selbst moderne FullHD-Webcams haben nur 1.920 x 1.080 Pixel und können dem 1.800 Bogensekunden großen Mond nicht gerecht werden. Größere Chips finden sich in den digitalen Spiegelreflexkameras (DSLRs). Doch hier sind im Einzelbildmodus die Bildraten zu gering. Einige der DSLRs haben zwar auch eine Videofunktion, doch die arbeitet mit einer Kompression, die zwar für das Auge nicht sichtbar ist, doch im Hintergrund den Informationsgehalt so weit reduziert, dass die Aufnahmen für die weitere Bildverarbeitung unbrauchbar sind.
Die Lösung ist das Anfertigen von Mosaiken mit einem Bildverarbeitungsprogramm. Händisch ist dies zwar möglich, aber sehr mühsam. Einen Ausweg bieten Panoramatools. Dazu werden einfach die gestackten und geschärften Summenbilder geladen und die Software erstellt auto-

matisch ein Mosaik. Es gibt eine Vielzahl von Panoramaprogrammen für die verschiedenen Betriebssysteme. Einige davon sind als Freeware erhältlich und können auf Plattformen wie http://download.cnet. com/ kostenlos heruntergeladen werden. Bessere Tools bieten nicht nur Funktionen zur Erstellung von Mosaikbildern, sondern generieren interaktive Oberflächen, die es erlauben, im Browser mit der Maus über die Mondoberfläche zu fliegen. Einige Beispiele gibt es unter [2-4]. Die Panoramen sind mit der Shareware ,,PanoramaStudio 3" entstanden. Das gleiche Programm wurde auch für die zu diesem Beitrag gehörenden Mosaike verwendet.
Literaturhinweise und Weblinks: [1] B. Gährken, 2001: ,,Astro-Fotografie
mit der Webcam", Sterne und Weltraum 11/2001 [2] www.astrode.de/mondflug/ mondwe39.htm [3] www.astrode.de/mondflug/ mondwe40.htm [4] www.astrode.de/sonwe93.htm

Mond 13
VdS-Journal Nr. 67

14 Mond

3 Links und rechts: Mondterminator
am 24.09.2016, Celestron 11 (f/10), Mosaik aus 14 Summenbildern mit Omegon Proteus 120
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4 Seite 15, links und rechts: Mond
am 22.04.2018, Celestron 11 (f/10), Mosaik aus 13 Aufnahmen, Omegon Proteus 120

Mond 15
VdS-Journal Nr. 67

16 Mond

,,Swirls" auf dem Mond
von Harald Kaiser

Reiner Gamma ist ein ,,Swirl", ein Wirbel auf Deutsch. Swirls gibt es nur auf dem Mond. Bisher sind elf bekannt. Die meisten liegen auf der Mondrückseite, Reiner Gamma liegt auf der Vorderseite im Oceanus Procellarum. Swirls sind Bereiche mit ausgeprägtem eigenem Magnetfeld, die Ursachen hierfür sind noch nicht ganz klar. Man bezeichnet solche magnetischen Anomalien als MAGCON (magnetic concentration). Swirls verhindern, wahrscheinlich durch das Magnetfeld, dass der Sonnenwind die Oberfläche erodiert und sind deshalb recht hell. Die auf dem Mondboden hinterlassenen Muster wirken verwirbelt, daher auch der Name. Die Magnetfelder der Swirls wölben sich kuppelförmig über der Oberfläche und bilden einen Schutzschild gegen den Sonnenwind.

1 Ein Swirl auf der Mond-Vorderseite: Reiner Gamma. Details s. Text. Bild: H. Kaiser

Am 20.03.2018 gelang mir um 23:30 MEZ die nebenstehende Aufnahme. A ist der Krater Reiner, B Reiner Gamma. Teleskop war ein Ritchey-Chretien von 300 mm Öffnung und 2.400 mm Brennweite. Als Kamera verwendete ich eine Sony a7II und

nahm bei ISO 400 eine Serie mit 1/300 s auf. Von 100 Bildern wurden 14 mit AutoStakkert und RegiStax verarbeitet. Alles wurde durch Schleierwolken/Zirren hindurch aufgenommen, immer achtete ich auf die beste Wolkenlücke.

Weblinks (Stand Mai 2018): [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Swirl [2] http://the-moon.wikispaces.com/
swirl

Supervollmond im Vergleich
von Reinhard Kaltenböck

Das neue Jahr fing schon gut an. Am Neujahrstag regnete es nur. Über dem Niederrhein lag ein Tiefdruckwirbel, der in den frühen Stunden des 2. Januar 2018 den Himmel kurzfristig freigab. So konnte ich den Supervollmond um 01:21 UT fotografieren (Abb. 1, links).

[1]. Nützlich empfinde ich auch die Texte aus astronomie.info ,,Heute am Himmel" von Arnold Barmettler [2].

Weblinks: [1] Virtual Moon Atlas: https://
virtual-moon-atlas.de.softonic.com/ [2] https://news.astronomie.info/

Es war der drittgrößte Vollmond der letzten 10 Jahre und der größte bis 2034. Der Mond befand sich in Erdnähe. Sein Abstand vom Erdmittelpunkt betrug zum Aufnahmezeitpunkt 351.600 km. Einen Vergleich bietet die Abbildung 1, rechts: Hier hatte ich den Vollmond am 09.07.2017 um 20:33 UT aufgenommen. Zu dem Zeitpunkt betrug die Entfernung des Mondes 400.547 km.

Die Größenunterschiede sind schon beim Betrachten beider Aufnahmen gut zu erkennen. Die Enfernungsangaben hatte ich dem Virtual Moon Atlas entnommen
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1 Vollmond am 02.01.2018 (links), 1/500 s, und am 09.07.2017 (rechts), 1/40 s
belichtet. Teleskop: Achromat 80 mm/400 mm (Marke Skywatcher), Kamera: Canon EOS 100D fokal bei ISO 100. Bild: R. Kaltenböck

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18 Mond

Monddetails zeichnen
von Jens Leich

Seit jeher faszinierte der Mond am Himmel den Menschen. Die Zeit der frühen 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts, als die ersten Menschen unseren Trabanten betraten, war besonders vom Mond geprägt. Heute gilt er für nicht wenige Astrofotografen als ,,Störenfried". Im Zeitalter der digitalen Fotografie ist auch das Beobachten ein wenig ins Hintertreffen geraten, auch wenn man hier und da einen gewissen Trend zurück zu den Wurzeln der astronomischen Beobachtung und damit auch zu der des Mondes verzeichnen kann. Zunehmende Lichtverschmutzung und das zuletzt sehr unbeständige Wetter (besonders der dunkle Winter im November 2017 bis Januar 2018) lassen viele an ihrem Hobby verzweifeln.
Für mich war und ist der Mond schon immer eines meiner Lieblingsobjekte der astronomischen Beobachtung und zuletzt immer häufiger im Zusammenspiel mit der zeichnerischen Dokumentation der beobachteten Bereiche. Schon als Schüler besuchte ich vor über 40 Jahren die seinerzeit schon verwaiste und im Verfall befindliche kleine Sternwarte des ,,Internationalen Mondprogramms der Sternwarte Gummersbach", die genau vor 50 Jahren einen relativ großen Bekanntheitsgrad genoss. Sie lag nur wenige Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Auf Ergebnisse diverser Beobachtungen stützte sich sogar die NASA im Rahmen der bemannten Mondlandungen. Erst kürzlich erschien dazu ein Artikel in unserer lokalen Presse.
Mit diesem Beobachtungsbericht bringe ich den Mond etwas ins Rampenlicht und zwar tatkräftig untermalt mit eigenen Zeichnungen von Kratern, besonders an der Licht-Schatten-Grenze, dem sogenannten Terminator. Hier sind aufgrund des kräftigen Schattenwurfs besonders spektakuläre Beobachtungen möglich. Im Gegensatz zur Fotografie bedeutet für mich das Zeichnen den direkten Draht zum Objekt und bringt mir die so nötige Entspannung zum hektischen Alltag. Manche Zeichnungen ziehen sich über mehr als eine Stunde hin und wirken besser als jedes Medikament. Weiterer
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1 Eine Holzschatulle mit zwei unterteilten Schubladen enthält alle notwendigen
Zeichenutensilien wie Stifte, Papier und verschiedene Radierer, dazu andere Hilfsmittel. Ein DIN-A5-Klemmbrett versehen mit einer roten LED-Klemmlampe ist die Basis für jede meiner Zeichnungen. Bild: J. Leich

Vorteil ist, dass sich mir das Objekt bei der intensiven Beschäftigung des Zeichnens besonders einprägt. Unschätzbarer Mehrwert der Zeichnung ist auch das Ausfeilen meiner Beobachtungstechnik. Mit jeder weiteren Zeichnung reichert sich mein Erfahrungsschatz an. Nicht jeder hat hierzu einen Zugang und ich habe ggfs. das Glück, ein wenig Talent mitbekommen zu haben, aber auch hier gilt: Übung macht den Meister.
Allen Zeichnungen ist gemein, dass sie weder nachbearbeitet noch retuschiert wurden. Sie wurden alle direkt am Okular fertiggestellt und lediglich eingescannt, beschriftet und in einer Darstellung mit der Maske eines Blicks durch ein Okular digitalisiert. Gezeichnet wurde auf schwarzem Zeichenpapier mit verschieden Tafel- bzw. Pastellstiften (Abb. 1). Meist war die gescannte Zeichnung innerhalb von 15 Minuten als digitales Ergebnis vollendet. Aufgrund verschiedener Sehfehler kann ich nur noch mit Brille beobachten. U. a. mit den neueren Okularserien ,,Delos" und ,,DeLite" von Televue komme ich persönlich als Brillenträger am besten zurecht.

Mein Hauptinstrument ist ein apochromatischer Refraktor der Marke Astrophysics Starfire mit einer Öffnung von 130 mm und einer Brennweite von 838 mm. Für die meisten Zeichnungen wurde zudem ein Amiciprisma verwendet, welches mir den seitenrichtigen Anblick ermöglicht. Während meiner Beobachtungen verfolge ich Wetterdaten wie relative Luftfeuchtigkeit und Temperatur über meine eigene Wetterstation, die mit professionellen Sensoren ausgestattet ist. Sie visualisiert diese Daten in Echtzeit und die Messwerte werden zusätzlich im Minutentakt abgespeichert.
Besonders interessant sind bestimmte Lichtereignisse von Kratern oder anderen Objekten, z. B. Lichtstrahleneffekte, die nur zu bestimmten Zeiten bzw. Lichtverhältnissen auf dem Mond auftreten. Ich kann nur leidenschaftlich dazu aufrufen, den Mond einmal eines Blickes zu würdigen - sollte das bei dem ein oder anderen etwas eingeschlafen sein. Welche Zeichnungen bei meinen Beobachtungen entstanden, zeigt der Folgebericht.

Mond 19

Faszination Licht & Schatten
- Mondlandschaften bei Sonnenauf- und -untergang
von Jens Leich

Nach der Vorstellung meiner Mondzeichnungstechniken folgt hier ein Ergebnisbericht. Beginnen möchte ich mit einer Zeichnung des 92 km großen und 2,4 km tiefen Kraters Barrow.
Barrow Er liegt hoch im Mondnorden (Abb. 1) und ist benannt nach einem englischen Gelehrten und Mathematiker. Am Abend des 03.04.2017 war ein besonderes Phänomen zu beobachten: Der Sonnenstand erzeugte einen markanten Lichteffekt, den sogenannten Barrow-Lichtstrahl. Dabei fällt das Sonnenlicht strahlenförmig über den Kraterboden und auf den westlichen Kraterrand. Dieser Effekt ist immer zu beobachten, wenn der Morgenterminator über Barrow läuft. Die Beobachtung war sehr kurzweilig, auch wenn die Zeichnung immerhin 50 Minuten in Anspruch nahm (20:17-21:07 UT). Nur einen Abend später hatte es mir ein prägnanter Krater angetan:
Archimedes Der zerklüftete Schattenwurf und der terrassenförmige Kraterwall (Abb. 2) waren eine Augenweide. Archimedes misst etwa 82 km Durchmesser und der Kraterwall erreicht eine Höhe von rund 2,1 km über dem Kraterboden. Der große Durchmesser lässt eigentlich einen Zentralberg vermuten. Dieser ist jedoch von Lava völlig überflutet. Der Boden wirkt glatt und eben. Ein recht auffälliges dreieckiges Kap erstreckt sich ca. 30 km nach Südosten (04.04.2017, 20:20-20:58 Uhr).
Endymion Am 29.04.2017 kam mein kleiner apochromatischer Takahashi-Refraktor mit einer Öffnung von nur 60 mm und 355 mm Brennweite zum Einsatz. Mit einem 3-mm-Okular ergab sich eine Vergrößerung von 118-fach. Die Zeichnung dauerte von 19:21-19:56 UT und zeigt die 123 km große und 2,8 km tiefe Wallebene Endymion (Abb. 3) am nordöstlichen Mondrand. Diese Wallebene ist bei günstigen Librationswinkeln sichtbar.

Diophantus und Delisle Die nächste Zeichnung entstand 6 Monate später, am 30.10.2017, nach langer Durststrecke. Sie zeigt ein junges Kraterpaar mit scharfen Kraterrändern südlich des Sinus Iridum. In der Realität liegen die beiden 17 und 25 km großen Krater Diophantus und Delisle (Abb. 4) in Nord-Süd-Richtung untereinander. Die Beobachtung und damit auch die Zeichnung erfolgten um ca. 90 Grad gekippt, daher liegen sie hier nebeneinander. Auf der Zeichnung ist auch Mons Delisle zu finden, es ist ein südwestlich von Delisle gelegener Überrest des ehemaligen Hochlandes mit einer Länge von ca. 30 km. Am Terminator, in der Abbildung unten rechts, blitzen die ca. 2,5 km hohen Bergspitzen von Montes Harbinger in der aufgehenden Sonne auf. Die Zeichnung dauerte von 20:21 bis 21:19 UT.
Briggs und Seleucus Nach wochenlang regnerischem Wetter konnte ich am 01.12.2017 die markanten 37 und 43 km großen Krater Briggs und Seleucus östlich der 118 km großen Wallebene Eddington beobachten und zeichnen (Abb. 5). Sie liegen am nordwestlichen Mondrand und sind ebenso wie Endymion am besten bei günstiger Libration zu beobachten. An diesem Abend waren die Bedingungen so gut, dass ich am 130-mm-Starfire mit meinem 4,5-mm-Okular (Televue Delos) und einer apochromatischen 2-fachen Barlowlinse bei 372-facher Vergrößerung beobachten konnte. Seleucus zeigt terrassenförmige innere Wälle, der vorhandene kleine Zentralberg liegt im Schatten. Die Zeichnung entstand zwischen 18:59 und 19:39 UT.
Das Wetter Nach einem dunklen, grauen und verregneten Winter 2017 etablierte sich im Februar 2018 eine Wetterlage mit einem massiven Hochdruckgebiet über Skandinavien, das uns aus Osten eine bitterkalte, aber sehr trockene Witterung bescherte. Der mitunter stürmische bitterkalte Ostwind war fast unerträglich. Daher erfolgten alle Zeichnungen in oder

vor meiner Gartensternwarte. Wegen des Lichtschutzes sind die Sternwartenwände sehr hoch, ich öffnete das Flachdach teilweise nur so weit, dass der Mond sichtbar war. Nur so war überhaupt an eine ,,schmerzfreie" Beobachtung und vor allem Zeichnung zu denken. Aus dem 8-tägigen, ununterbrochenen ,,ZeichnenMarathon" zwischen dem 20. und 27.02.2018 zeige ich 5 Objekte.
Eudoxus und Aristoteles Am Abend des 21.02.2018 war ein großartiges Kraterpaar zu bewundern, das bei fast allen Mondphasen leicht zu finden ist. Am Südrand des Mare Frigoris (,,Meer der Kälte") und etwas östlich der Mondalpen befinden sich die jeweils 67 bzw. 87 km großen Krater Eudoxus und Aristoteles. Letzterer weist innen eine feine Terrassierung auf. Die Kraterwälle beider Krater erheben sich etwa 3,3 km über den Kraterboden und an der Ostflanke von Aristoteles findet man noch den 30 km großen Krater Mitchell. Eudoxus und Aristoteles weisen wie etliche andere Mondkrater einen polygonalen (vieleckigen) Umriss auf. Was die Ursache für diese Formen ist, ist weitgehend ungeklärt. Die Zeichnung dieses wunderbaren Kraterpaares (Abb. 6) währte von 19:21 bis 20:04 Uhr. Zusätzlich zur Zeichnung zeige ich eine nahezu zeitgleich und unabhängig erfolgte Fotografie von Wolfgang Bischof aus Recklinghausen als direkten Vergleich (Abb. 7).
Apenninen und Eratosthenes Hoch ,,Hartmut" hatte einen langen Atem, auch am Abend des 23.02.2018 packte ich meine Zeichenstifte. Diesmal blieb mein Blick durchs Okular an einem der auffälligsten Gebirgszüge auf dem Mond hängen, den Apenninen (Abb. 8). Zweimal im Monat sind die Bedingungen günstig: in der Zeit des Ersten und des Letzten Viertels. Eine 600 km lange, zerklüftete Gebirgskette entlang des südöstlichen Ufers des Mare Imbrium bot mit ihren faszinierenden Schattenwürfen einen atemberaubenden Anblick, den ich festzuhalten versuchte. Zum fantastischen Gesamteindruck trug der
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20 Mond

1
Diese Zeichnung zeigt den Barrow-Lichtstrahl genau zum 1. Viertel. Instrument war ein apochromatischer 130-mm-Refraktor (Astrophysics Starfire). Die Vergrößerung betrug 279-fach und wurde mit einem 3-mm-Okular (Televue DeLite ) erzielt.

2
Am 04.04.17 konnte der prägnante Krater Archimedes beobachtet und gezeichnet werden. Das verwendete Instrumentarium ist identisch mit dem aus Abb. 1.

3
Auch mit kleiner Öffnung lohnt sich die Mondbeobachtung. So entstand diese Zeichnung des Kraters Endymion mit nur 60 mm Öffnung am 29.04.17 bei einem Mondalter von 3,2 Tagen. Aufnahmetechnik: siehe Text.

4
Bei einem Mondalter von 11 Tagen und somit wenige Tage vor Vollmond konnte am 30.10.2017 das Kraterpaar Diophantus und Delisle beobachtet werden. Das verwendete Instrumentarium ist wie bei Abb. 1.

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Mond 21

5
Diese Zeichnung zeigt die beiden Krater Briggs und Seleucus am Abend des 01.12.2017, rund 1,9 Tage vor Vollmond.

6
Diese Abbildung zeigt das auffällige Kraterpaar Aristoteles und Eudoxus vom Abend des 21.02.18. Das verwendete Instrumentarium ist wie bei Abb. 1.

7
Fast zeitgleich wie in Abb. 6 fertigte Wolfgang Bischof eine Aufnahme von Eudoxus und Aristoteles an. Dazu diente ein Newtonteleskop mit 200 mm Öffnung und 1.200 mm Brennweite. Das gezeigte Bild ist das Ergebnis eines Videos, aufgenommen mit einer CMOS-Kamera der Marke ZWO ASI 178 MM. Eine 2-fache Barlowlinse verlängerte die Brennweite auf 2.400 mm. 400 von 2.000 Bildern wurden in AutoStakkert verwendet und das Bild nachträglich in Giotto geschärft.

8
Diese Zeichnung vom 23.02.18 zeigt die faszinierenden Schattenwürfe der Apenninen südöstlich des Mare Imbrium. Bei sehr kalter Witterung wurden 70 min für die Zeichnung benötigt. Das verwendete Instrumentarium ist wie bei Abb. 1.
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22 Mond

halb beleuchtete und bei diesem Sonnenstand sehr auffällige 58 km große Krater Eratosthenes bei. Bei flachen Beleuchtungswinkeln wie an diesem Abend tritt er deutlich in Erscheinung und mit Schatten erfüllt wirkt er besonders tief. Der Kraterrand erhebt sich 2,4 km über die umliegende Ebene und sein Kraterboden liegt nochmals um den gleichen Wert unterhalb der Ebene. Ein Astronaut auf dem Kraterrand, der in Richtung der Zentralberge blickt, würde sehen, wie die terrassierten Wände mit einer Neigung von 30 % zum 5 km tieferen Kraterboden abfallen und das riesige Amphitheater in grelles Sonnenlicht getaucht ist, während der Himmel über ihm pechschwarz ist. Was muss das für ein spektakulärer Anblick sein! Diese Zeichnung dauerte zwar über eine Stunde, aber die Zeit von 18:38 bis 19:48 UT verging beim Blick über die Schattenwürfe der Bergspitzen wie im Fluge.
Copernicus und das ,,Quincunx" Acht Abende hintereinander konnte der Mond beobachtet werden. Der frühe Abend des 24.02.2018 bescherte uns eine besondere Beleuchtungssituation: das Phänomen ,,Quincunx" in der Umgebung des vielleicht eindrucksvollsten Kraters auf der uns zugewandten Seite des Mondes, des ca. 800 Mio. Jahre ,,jungen" Kraters Copernicus. Er hat einen Durchmesser von 92 km und ist mit einer Kraterwallhöhe von ca. 900 m eher ein flacher Teller als eine tiefe Schüssel. Die Seeingbedingungen waren außergewöhnlich gut und es war ein Genuss, die feinen Terrassen der inneren Kraterwallsegmente zu beobachten! Davon konnten sich auch acht Gäste, die z. T. noch nie durch ein Teleskop geschaut hatten, beeindruckt überzeugen. Der Anblick des Mondes war atemberaubend. Kurz bevor meine Sternwartenbesucher eintrafen, habe ich das an einen Würfel mit der Zahl 5 erinnernde Lichtphänomen zeichnerisch zwischen 17:52 und 18:15 UT festgehalten (Abb. 9). Im Umfeld von Copernicus leuchteten dabei insgesamt sechs Bergspitzen (der Karpaten, Anm. d. Red.) in der Nähe des Kraters Gay-Lussac im Sonnenlicht auf und formten eben diese typische Würfelfigur. Trotz mittlerweile -5 Grad C hat man in der windgeschützten Sternwarte die Kälte bei 50 % relativer Luftfeuchtigkeit kaum wahrgenommen. Die Beobachtung des Mondes
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hat alle Besucher beeindruckt. Die Abbildung 10 zeigt dazu eine zeitlich passende Fotografie dieses Phänomens von Reinhard Kaltenböck, erstellt am Niederrhein.
Sinus Iridum Einen Abend später schien das Wetterglück zu schwinden. Bei -5 Grad C und deutlich schlechterem Seeing zogen immer wieder Wolken auf, die letztlich dazu führten, dass die um 19:37 UT begonnene Zeichnung des sog. ,,Goldenen Henkels" (Abb. 11) um 20:22 Uhr UT zunächst abgebrochen werden musste. Doch die Wolkenlücken kamen wieder, und so vervollständigte ich meine Beobachtung zwischen 20:59 und 21:30 UT. Insgesamt wurden 76 Minuten nötig, um die Regenbogenbucht, wie Sinus Iridum übersetzt lautet, auf Papier zu bringen. Sinus Iridum ist der Überrest einer riesigen Wallebene, die im Nordwesten durch das Jura-Gebirge (Montes Jura) begrenzt wird. Das Jura-Gebirge endet in zwei Kaps, dem Promontorium (Vorgebirge) Heraclides im Südwesten und Promontorium Laplace im Südosten. Sie sind jeweils 1,7 und 2,6 km hoch. Letzteres wirft bei flachen Beleuchtungswinkeln wie an diesem Abend einen dreieckigen Schatten in die Bucht, der auf der Zeichnung zu sehen ist. Auch aufgrund des schlechteren Seeings setzte ich bei dieser Beobachtung eine kleinere Vergrößerung ein. Es kam dabei ein Televue-Okular Delos mit 4,5 mm Brennweite zum Einsatz, das in Kombination mit dem 130-mm-Apochromaten eine 186-fache Vergrößerung ergibt.
Mons Pico Als letztes präsentiere ich noch eine kleine Zeichnung (Abb. 12) des ,,Mons Pico", auch deshalb, da diese erstmals mit ,,neuen" Stiften erfolgte. Man kann das fast mit der Neuanschaffung einer anderen Kamera vergleichen. Diese unter internationalen Mondzeichnern häufig verwendeten Pastellstifte haben mir einen neuen Horizont eröffnet. So bin ich nun in der Lage, nicht nur schwarz und weiß zu zeichnen, sondern kann nun auch Zwischenstufen mit verschiedenen hell- und dunkelgrauen Pastellstiften darstellen. Das ,,Handling" wird nun etwas exotischer beim Zeichnen. Bisher hatte ich in der Regel zwei Stifte gleichzeitig in den Fingern, bei dieser Zeichnung waren es fünf! Mons Pico wurde von Johann Hie-

ronymus Schröter (1745-1816) nach dem Pico del Teide auf Teneriffa benannt. Er ist - ähnlich dem in der Nähe liegenden Mons Piton - ein isoliert stehender Berg mit einer Basis von 15 km x 25 km und einer Höhe von 2,4 km. Die an diesem Abend beobachtete streifende Beleuchtung warf einen spektakulären, rund 90 km langen und pechschwarzen Schatten auf die umgebende Lavafläche. Dies erweckt den Eindruck, es handele sich um einen extrem spitzen und schroffen Gipfel. Das täuscht allerdings, denn da der Mond keinerlei Atmosphäre besitzt, wird das Sonnenlicht nicht gestreut, was zur Folge hat, dass die Schattendichte und damit die Wirkung des Schattens intensiviert wird. Setzt man die Höhe und die Basis des Berges ins Verhältnis, ist Mons Pico eher ein stattlicher Hügel mit relativ flacher Hangneigung als eine schroffe Bergspitze. Der Anblick am Okular ist immer wieder schön, genauso die Schattenspitzen einzelner im Norden der Zeichnung befindlicher Bergspitzen.
Ich hoffe, ich konnte mit diesen Eindrücken den Mond noch einmal ins Gedächtnis rücken und Appetit wecken, sich ihn mal wieder anzuschauen.
(Alle Abbildungen stammen vom Autor, falls nicht in der Bildunterschrift anders vermerkt.)
Literaturhinweise und Weblinks: [1] G. North, 2003: ,,Den Mond beob-
achten", Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg [2] A. Chu, W. Paech, M. Weigand, 2000: ,,Fotografischer Mondatlas", Oculum Verlag, Erlangen [3] Hinweise zu besonderen Lichteffekten bestimmter Krater: www.lunar-occultations.com/rlo/ rays/rays.htm

Mond 23

9
Am 24.02.18 konnte das sogenannte Quincunx-Phänomen beobachtet werden (s. Text). Diese Zeichnung erfolgte bei außergewöhnlich guter Luftruhe und gleichem Instrumentarium wie für Abb. 1.

10
Am 24.02.18 erstellte Reinhard Kaltenböck aus Emmerich ebenfalls unabhängig eine Fotografie des Quincunx-Phänomens. Die Aufnahme entstand um 18.09 Uhr UT mit einem apochromatischen TS Triplet bei 102 mm Öffnung und 700 mm Fokalbrennweite. Kamera war eine digitale Spiegelreflexkamera Canon EOS 100D bei ISO 100.

11
Die Umstände für diese umfangreiche Zeichnung waren nicht optimal. Die Zeichnung des ,,Goldenen Henkels" bei einem Mondalter von 10 Tagen musste wegen aufziehender Wolken in zwei Etappen erfolgen (s. Text).

12
Neue Pastellstifte - neue Gestaltungsmöglichkeiten (s. Text). Die tiefschwarzen Schatten des Mons Pico und einiger Bergspitzen der nahen Alpen waren ein Genuss am Okular. Die Zeichnung erfolgte am 24.03.18 zwischen 23:34 und 24:00 UT. Das verwendete Instrumentarium ist identisch mit dem aus Abb. 1.
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24 Mond

Mond bedeckt Aldebaran
von Stefan Binnewies

Am 23. Februar 2018 verfolgte ich aus meinem Garten in Much heraus die Aldebaranbedeckung durch den Mond über dem Bergischen Land. Der 105-mm-Refraktor mit 600 mm Brennweite trug als Kamera eine Canon EOS 6D. Zwischen 16:50 und 18:45 UT entstand die hier gezeigte Aufnahmesequenz bei ISO 200.

Die Belichtungszeit für den Stern und das Erdlicht betrug 0,6 s, die Belichtungszeit für die beleuchtete Mondseite 1/125 s. Ich habe für den Mond (helle und dunkle Seite) jetzt nur noch den Rot-Kanal genutzt, um die Überstrahlung komplett zu eliminieren.

1
Mond bedeckt Aldebaran am 23.02.2018, Aufnahmedetails im Text. Bild: S. Binnewies

Mond im H-Licht
von Oliver Schneider
Am 28. Februar 2018 war der Mond bei eisigem, stürmischem Wind mein Ziel. Da der H-Filter noch montiert war, habe ich die Mondaufnahme einfach im ,,roten Licht" gemacht. Was dabei herausgekommen ist, zeigt die Abbildung 1. Es handelt sich um ein Mosaik aus sechs Einzelfeldern. Es ging zwar auf Vollmond zu, aber am unteren Bildrand sind dennoch einige schöne Krater zu sehen.
Hinweis: Ein schmalbandiger Filter tut jeder Abbildung gut, insbesondere bei Linsen-Optiken. Außerdem hat im roten Licht das Seeing geringere fotografische Auswirkungen als im grünen oder blauen Licht.
Aufnahmedaten: Die Kamera war eine ZWO ASI 178 mono, dazu ein H-Filter von Astronomik, mein Fernrohr ist ein 340-mm-Hypergraph mit f = 1.096 mm.

1 Der Mond im H-Licht, Bilddetails
s. Text, Bild: O. Schneider

VdS-Journal Nr. 67

Mond 25

Mondfotografie mit Tele-Objektiv
von Jürgen Buhr

Die optische ,,Bewaffnung" hat sich ja in den letzten Jahren außerordentlich entwickelt. Günstige Teleskope sind inzwischen fast für jeden erschwinglich und Mondaufnahmen schon fast Massenware. Aber e i n Problem ist für echte Mond-Enthusiasten auch damit nicht gelöst, nämlich die permanente Verfügbarkeit. Konkret: Vor einigen Wochen fuhr ich zu abendlicher Zeit unvorbereitet mit dem Auto in Richtung Heimat. Am Waldesrand erschien der Mond (etwa 7.-8. Tag) in betörender Schönheit über dem Horizont - und mein Teleskop war natürlich zu Hause, fast schon eine frustrierende Standardsituation.

Aber: Ich nahm meine Canon-Kamera, die für alle möglichen Situationen und Fälle stets ihren Platz im Auto hat, stellte sie auf das Autodach und betätigte zum Schutz gegen das Verwackeln durch das Abdrücken den Selbstauslöser. Das Ergebnis sehen Sie im Bild (optischer Zoom 50-fach und digital 4-fach, also bis 200fach möglich). Und letztere Möglichkeit habe ich genutzt.

Dies soll keine Reklame für eine Kamera sein, sondern nur die Flexibilität aufzeigen, die man mit gezielter Nutzung vorhandener Fototechnik a u c h unvorbereitet erreichen kann.

1 Mond im Ersten Viertel, am Terminator oben der bekannte Krater Kopernikus,
unten der markante Clavius. Aufnahmedaten im Text. Bild: J. Buhr

Ein kurzer redaktioneller Kommentar

Der Einsender schreibt ganz nett: ,,Wenn Sie in diesem Sinne für die anhängenden exemplarischen Aufnahmen Verwendung für das Journal Nr. 67 haben, würde es mich freuen." Die Antwort war sofort klar - so etwas gehört genau in dieses Schwerpunktthema. Die Einfachheit der Durchführung kann auch Einsteiger gut motivieren! Dabei ist man zunächst ein wenig ungläubig, was die Tele-Optik leistet. Meine Skepsis war aber schnell verflogen. Bei der Kamera handelt es sich um eine Canon PowerShot SX50 HS. Das Objektiv hat die Bezeichnung CANON ZOOM LENS 50xIS 4.3-215.0 mm, 1:3.4-6.5 USM. Informationen zum Kamera-Chip kamen aus dem Internet. Der CMOS-Chip hat eine Fläche von 6,16 mm x 4,62 mm. Die Pixelzahl (nicht: Auflösung!) beträgt 4.011 px x 3.016 px, macht 12,1 Megapixel. Auch kritische

Leute dürfen jetzt rechnen: Ein Pixel hat 1,54 Mikrometer im Quadrat. Bei einem 50-fachen optischen Zoom plus 4-fachem digitalen Zoom beträgt die Brennweite 860 mm. Der Mond, etwa 31 Bogenminuten (= 1.860 Bogensekunden) groß, wird dann 7,75 mm groß, wird also größer als der Chip lang ist und bedeckt vom Durchmesser her 5.032 Pixel. Das passt zur Abbildung von 4.000 px x 3.000 px. Die Auflösung beträgt demnach 0,37 Bogensekunden pro Pixel. Und das wird von der Abbildung recht gut wiedergegeben. Probe: Der Krater Ptolemäus (etwa in der Bildmitte) erstreckt sich auf 216 Pixel, nimmt also 80 Bogensekunden in Anspruch. Das ergibt für eine mittlere Mondentfernung von 384.400 km einen Kraterdurchmesser von 149 km. Passt wunderbar! P. Riepe

VdS-Journal Nr. 67

26 Mond

Der Mond - mehr als nur ein Störenfried für Deep Sky
von Dietmar Büttner und Andreas Viertel

Für die meisten Neueinsteiger in die Amateurastronomie ist der Mond das erste Beobachtungsobjekt. Tatsächlich präsentiert der Mond ja auch so viele Details wie kein anderer Himmelskörper. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb verlieren viele Sternfreunde schnell das Interesse am Mond, weil sie sich von dieser Fülle regelrecht überfordert fühlen. Manche gehen dann zur Fotografie des Mondes über, sind aber schnell enttäuscht, wenn sie nicht gleich solche hervorragenden Aufnahmen erzielen, wie sie in Zeitschriften und im Internet zu finden sind. Oder sie konzentrieren deshalb ihre ganze Kraft nur noch auf die Technik der Aufnahme und Bildbearbeitung und verlieren dabei den Mond selbst als das eigentliche Beobachtungsobjekt aus dem Auge. Oder noch andere fühlen sich angesichts der meisterhaften Fotos bzw. Zeichnungen einiger langjährig erfahrener Beobachter von vornherein unterlegen und lassen deshalb gleich die Finger vom Mond. Dabei bietet gerade der Mond für Instrumente jeder Größe und für die ganz unterschiedlichen Interessen und Voraussetzungen jedes Sternfreundes etwas. In Abwandlung des bekannten Spruches gilt: Jedes Fernrohr hat seinen Mond, wenn der richtige Beobachter dahinter sitzt.

Vielfalt auf dem Mond Neben der Fülle bietet der Mond eine nahezu unerschöpfliche Vielfalt an Objekten und Effekten. Da sind zunächst die bekannten Klassen von Objekten wie z.B. Krater, Gebirge, Einzelberge, Rillen oder Dome. Innerhalb dieser Klassen gibt es wieder zahlreiche Unterteilungen und Sonderfälle, so z.B. kreisrunde, ovale sowie vieleckige Krater oder Krater mit und ohne Zentralberg.

1 Sonnenuntergang am Krater Copernicus. Die Sequenz zeigt deutlich, wie schnell
sich die Beleuchtung beim Sonnenuntergang ändert. Immer mehr leuchtende Bergspitzen verschwinden im Schatten. Bereits mit einer derartigen einfachen Beobachtung lassen sich interessante Ergebnisse erzielen. Beobachtung am 27.07.2008 zwischen 03:20 und 04:44 MESZ; Zeichnung: D. Büttner am Refraktor 100 mm/ 900 mm, V = 180x, Norden oben

Hinzu kommt das sich ständig verändernde Wechselspiel von Licht und Schatten. So wandelt sich bekanntlich das Erscheinungsbild eines Objektes bei unterschiedlichen Sonnenständen z.T. ganz erheblich. Diese ständigen Veränderungen werden schließlich noch erweitert durch die Libration. Das sind die kleinen
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Pendelbewegungen des Mondes in selenografischer Länge und Breite. Dadurch sehen wir von der Erde aus den Mond im Laufe der Zeit aus jeweils geringfügig anderen Blickwinkeln, wodurch sich das Aussehen der Objekte vor allem nahe des Mondrandes u.U. drastisch ändern kann.

Geeignete Aufgaben und Methoden zur Beobachtung finden Die o.g. Fülle und Vielfalt bieten entsprechend viele Möglichkeiten für eigene Beobachtungen, von gelegentlichen Einzelbeobachtungen bis hin zu langfristigen systematischen Projekten. Dabei kommt

Mond 27

es überhaupt nicht auf konkurrenzfähige High-End-Ergebnisse an. Sobald sich jemand in einen Wettbewerb oder gar Konkurrenz mit anderen Sternfreunden begibt, läuft er zwangsläufig Gefahr, zum Verlierer zu werden. Und dabei verliert er vor allem das Wichtigste an seinem Hobby, nämlich die Freude am persönlichen Erlebnis durch die eigenen Beobachtungen.
Gute Aufnahmen sind eine der Quellen beim Studium des Mondes, solange sie nicht das ausschließliche Ziel der Beobachtung sind. Besonders wertvoll im Erkenntnisprozess sind jedoch visuelle Beobachtungen mit einem bestimmten Thema, weil sie zum genaueren Hinsehen anregen und damit eine ganz unmittelbare Vertrautheit mit dem jeweiligen Objekt vermitteln.
Dokumentiert können solche Beobachtungen durch verbale Beschreibungen oder kleine Skizzen bzw. Zeichnungen werden. Statt auf Perfektion kommt es hierbei vor allem auf das zweckmäßige Festhalten des Wesentlichen an. Solche Dokumentationen ermöglichen den Vergleich mit eigenen früheren oder späteren Beobachtungen bzw. mit den Ergebnissen anderer Beobachter.
Die anfangs vielleicht empfundene Überforderung durch die Fülle an Details lässt sich auf verschiedenen Wegen wirksam eingrenzen. Das ist zunächst die Verwendung eines kleineren Instrumentes. Es muss nicht immer die größtmögliche Öffnung bzw. Brennweite sein, wenn man erst einmal das Charakteristische eines Objektes erfassen möchte. So ist z.B. ein Refraktor bis 10 cm Öffnung ein geeignetes Instrument für den Einstieg. Außerdem wird ein Instrument bekanntlich mit zunehmender Öffnung empfindlicher gegen die Luftunruhe, und mit steigender Vergrößerung wird diese auch noch deutlich mitvergrößert. Gerade bei Detailbeobachtungen am Mond ist das sehr lästig.
Eine andere Möglichkeit zum Erschließen geeigneter Beobachtungsaufgaben besteht darin, sich dabei jeweils auf ein kleines Areal auf der Mondoberfläche, auf ein einzelnes Objekt oder auf einen genau bestimmtem Aspekt zu konzentrieren. So lässt sich z.B. die Komplexität des Licht- und Schattenspiels auf der

gesamten Mondscheibe exemplarisch reduzieren, indem man einmal über einige Stunden hinweg das veränderliche Erscheinungsbild eines einzelnen Kraters am Terminator verfolgt (Abb. 1).
Anregungen zu konkreten Beobachtungsaufgaben Nachfolgend seien einige ausgewählte Objekte und Themen genannt, die bei einem minimalen Beobachtungsaufwand einen guten Lerneffekt bieten: · Zentralberge in Kratern (Vorhanden-
sein, Anzahl, Größe, Form) · Beschaffenheit der Wälle verschiede-
ner Krater · Schatten von Bergen (Form, Konturen
der Kanten, zeitliche Veränderungen) · Furchen (z.B. Rupes Recta) · Rillen (z.B. im Krater Posidonius) · Miyamori-Tal (aufgrund der Lichtver-
hältnisse nur wenige Stunden sichtbar)
Weiterhin soll auf einige interessante Beleuchtungserscheinungen hingewiesen werden, bei denen v.a. die zeitliche Veränderlichkeit spannend ist: · auftauchende/verlöschende Bergspitzen
bei Sonnenauf- bzw. -untergang, z.B. an Kraterwällen · Lichtstrahl im Krater Hesiodus · das leuchtende ,,X" beim Krater Werner Etwas anspruchsvoller und dafür umso reizvoller sind z.B. · Bestimmung von Berghöhen aus der Messung von Schattenlängen · direkte Beobachtung des Profils von Mondbergen an den Mondpolen · Sternbedeckungen durch den Mond (siehe gesonderter Artikel von D. Büttner in diesem Heft)

Für weiterführende Anregungen und Aufgaben sei auf die Quellen verwiesen. Die BAA [1] und die ALPO [2] haben aktive Mondbeobachtergruppen und veröffentlichen monatlich Zirkulare mit vielfältigen Ergebnissen und Anregungen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ob man nun als Liebhaberastronom möglichst ästhetisch oder als Amateurastronom doch mehr auf Ergebnisse orientiert beobachten möchte, gerade der Mond bietet für jede dieser beiden Sparten eine reiche Auswahl. Und noch etwas: Für Mondbeobachtungen braucht man Zeit, denn sehen kann jeder, aber das Beobachten muss man lernen.
Literaturhinweise und Weblinks: (Stand: April 2018) [1] British Astronomical Association
(BAA), Lunar Section: http:// britastro.org [2] Association of Lunar and Planetary Observers (ALPO), Lunar Section: http://alpo-astronomy.org/index.htm [3] L. Spix, F. Gasparini, 2011: ,,Der Moonhopper, 20 Mondtouren für Hobbyastronomen", Oculum-Verlag GmbH, Erlangen [4] G. North, 2012: ,,Den Mond beobachten", Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg [5] A. Rükl: ,,Mondatlas", verschiedene Ausgaben [6] Lunar and Planetary Institute, Lunar Chart (LAC) Series: https:// www.lpi.usra.edu/resources/ mapcatalog/LAC/
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28 Mond

Zwischen Maria, Terrae und Kratern - eine vielfältige Mondoberfläche
von Kai-Oliver Detken

Eigentlich ist der Mond bei Astrofotografen kein beliebtes Objekt am Himmel. Trägt er doch in zunehmenden Mondphasen zur natürlichen Lichtverschmutzung bei, wodurch man für DeepSky-Aufnahmen entweder auf Schmalbandfilter wechseln muss oder gleich zur nächtlichen Ruhe übergeht. Dabei ist eigentlich auch der Mond ein spannendes Himmelsobjekt, denn er hat bei unterschiedlichsten Brennweiten einiges zu bieten. Mit dem Fernglas oder beim Blick durch ein Teleskop lassen sich eindrucksvolle ,,Spaziergänge" unternehmen, die bei Neueinsteigern immer wieder zu spontanen Begeisterungsrufen führen. Auch ich selbst war durch mein erstes ,,Kaufhaus-Teleskop" in jüngeren Jahren immer wieder beeindruckt vom Mond. Und diese Faszination hat eigentlich bis heute angehalten.

Der Mond ist unser ständiger Begleiter und der einzige natürliche Satellit unserer Erde. Mit einem Durchmesser von 3.476 km ist er ein auffälliges Himmelsobjekt und der fünftgrößte Mond unseres Sonnensystems. Unter Anderem durch die Apollo-Missionen der NASA, Ende der 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre, ist er der am besten erforschte Himmelskörper und der einzige, der bisher von Menschen betreten wurde. Trotzdem gibt es nach wie vor noch viele Unklarheiten bzw. Theorien bzgl. seiner Entstehung.

1 Schmale Mondsichel mit aschgrauem Mondlicht bei 420 mm Brennweite

Das Aussehen des Mondes, von der Erde aus betrachtet, variiert im Laufe seines Bahnumlaufs und durchläuft verschiedene Mondphasen. Davon ist den Deep-Sky-Fotografen der Neumond am liebsten, denn in dieser Phase kann die gesamte Nacht hindurch belichtet werden, ohne dass Mondlicht sich störend auf die Aufnahmen auswirkt. An manchen Neumondkonstellationen ereignen sich auch Sonnenfinsternisse, bei denen der Mond die Sonne teilweise oder ganz verdeckt. Der Mondschatten streicht dabei über die Erde, der allerdings nur einige hundert Kilometer breit ist. So etwas ist ein faszinierendes astronomisches Ereignis, für das man lange Reisen in Kauf nehmen muss, da die nächste Sonnenfinsternis in Deutschland erst wieder im Jahr 2081 stattfinden wird.

Der zunehmende Mond startet mit der schmalen Mondsichel nach Neumond und ist westlich am Abendhimmel sichtbar. Gerade diese schmale Mondsichel ein oder zwei Tage nach Neumond
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2 Mosaik aus drei Bildreihen mit TS-PHOTOLINE-130-mm-Apochromat bei 910 mm
(Triplett mit f/7)

Mond 29

ist fotografisch oder visuell auch immer wieder ein Höhepunkt. Insbesondere, wenn man das aschgraue Mondlicht mit einbezieht, das von der Erde reflektierte Sonnenlicht, welches auf die unbeleuchtete Mondfläche geworfen wird (Abb. 1). Aber auch Landschaftsaufnahmen haben dann ihre Reize. Der Halbmond hingegen fängt bereits an, den Abendhimmel stark aufzuhellen, bietet aber selbst einen hohen Kontrast an der Tag-Nacht-Grenze (dem Terminator), wie die Abbildung 2 zeigt. Hier lassen sich jetzt durch Schattenspiele jeden Abend andere Formationen der Krater und Rillen betrachten.
Der Vollmond hingegen ist selbst zum Beobachten nicht optimal, weil der Kon

3 Mondfinsternis am 28.09.2015, 420 mm Brennweite

trast entsprechend nachlässt. Auch erhellt er den Nachthimmel für den Astronomen gefühlt taghell. Beliebt wird er hingegen, wenn es zu einer Mondfinsternis kommt (Abb. 3), weil Sonne und Mond optimal in Opposition zueinander stehen und er sich blutrot verfärbt (sog. Blutmond). Dieses Phänomen tritt auf, weil in der Erdatmosphäre das Sonnenlicht in den Schattenkegel hinein gebrochen wird, was vor allem langwellige rote Anteile betrifft.
Je nachdem, welche Brennweite man zur Verfügung hat, kann man sich der Mondoberfläche unterschiedlich nähern. Heutige CCD-Kameras mit sehr kleinen Pixeln lassen noch mehr Details erkennen, als dies mit Spiegelreflexkameras der Fall ist und können durch ihre Videoaufnahmeeigenschaft das Seeing austricksen. Besonders eindrucksvoll kann man dies an der Abbildung 4 sehen, aufgenommen mit einem C11-Teleskop bei 2,8 m Brennweite. Die verwendete Kamera ZWOptical A.S.I. 178MM [1] besitzt Pixel der Größe 0,0024 mm, bei einem gleichzeitig recht großen Gesichtsfeld von 6,4 Megapixeln. Durch die Pixelgröße sind keine Barlowlinsen zur Vergrößerung der Brennweite mehr erforderlich, da man so bereits an die maximale Auflösung herankommt. Gleichzeitig ist die Kamera in der Lage, rauscharme Bilder bei hoher Empfindlichkeit und Geschwindigkeit zu erstel-
4 Krater Copernicus, junge isolierte
Formation mit sechseckiger Form
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30 Mond

5 Schroetertal mit Krater Aristarchus, die hellste Formation auf der Vorderseite des Mondes

len, was sie insbesondere für Planetenaufnahmen interessant macht. Aber auch bei Mondaufnahmen können 60 Bilder pro Sekunde das Seeing entsprechend kompensieren, indem nur die besten Bilder einer Ausnahmeserie verwendet werden. Denn je näher man der Oberfläche kommt, umso mehr machen sich Luftbewegungen und Bildunschärfe negativ bemerkbar.
In der Abbildung 4 konnte so der Krater Copernicus in seiner sechseckigen Form bei einem Durchmesser von ca. 95 km sehr schön detailliert abgelichtet werden. Belichtet wurde 5,62 ms pro Bild. Aus dem aufgenommenen Video wurden 310 Bilder zum Stacken ausgewählt. Die drei
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Zentralberge in der Mitte sind ebenfalls gut erkennbar, obwohl dies eher ungewöhnlich ist. Denn normalerweise besitzen solche Kraterformationen einen einzelnen Zentralberg. Die Kraterwand ist terrassenförmig angeordnet. Im Rahmen des Apollo-Programms war das Ringgebirge als möglicher Mondlandeplatz für die Mission 20 vorgesehen worden, die aber den finanziellen Mitteln zum Opfer gefallen ist.
Nicht nur Detailaufnahmen machen am Mond Spaß, wie ich finde. Auch Übersichtsaufnahmen, die aus verschiedenen Aufnahmen zu einem Mosaik zusammengesetzt wurden, haben ihren Reiz. So wurde einen Tag vor dem sog. ,,Su-

permond", einem Vollmond oder Neumond im oder nahe des erdnächsten Punktes seiner Erdumlaufbahn, am 13. November 2016 das Schroeter-Tal bzw. die Schroeter-Rille u.a. mit dem hellen Krater Aristarchus aufgenommen (Abb. 5). Diesen Bereich kann man am besten erkennen, wenn der Mond sich im letzten Drittel vor Vollmond befindet. Auf einem Hochplateau, nördlich des Oceanus Procellarum, fällt dabei eine langgestreckte, gewundene Rille auf. An ihrer breitesten Stelle ist sie ca. 10 km breit und besitzt eine Gesamtlänge von 170 km. Das Tal entstand durch Vulkanismus auf dem Mond durch einen unterirdischen Lava-Kanal, der nach dem Versiegen des Lavastroms einbrach. Der

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Anfang des Tals wird auch gerne mit einem Kobra-Kopf verglichen. Unterhalb des Kopfes liegt der Krater Herodot, der aufgrund von Lava-Überflutungen einen dunklen Kraterboden aufweist. Daneben ist der helle Krater Aristarchus auszumachen, der durch einen Einschlag vor ungefähr 500 Mio. Jahren entstand. Dabei wurde das helle Gestein der Mondkruste an die Oberfläche geschleudert und ein leichtes Strahlensystem bildete sich aus. Das Schroeter-Tal oder Vallis Schroeteri wurde nach dem Lilienthaler Amtmann und Astronomen Johann Hieronymus Schroeter benannt und ist natürlich die erste Anlaufstelle für Mitglieder der Astronomischen Vereinigung Lilienthals (AVL) [2].
Unten rechts ist der Krater Kepler zu erkennen, der noch wesentlich deutlichere Strahlen aufweist. Er ist ein sehr auffälliger Krater nahe dem Mondäquator und besitzt einen Durchmesser von 32 km. Die Höhe der Kraterwand beträgt 2,6 km. Auch dieser Krater ist etwas eckig geformt, ähnlich Copernicus, was aber nur in Detailaufnahmen klar erkennbar ist. Die Aufnahmen entstanden ebenfalls mit einem C11-Teleskop bei 2,8 m Brennwei-

te. Als Kamera kam wieder die ZWOptical A.S.I. 178MM zum Einsatz. Vier Bildergebnisse bei 3,2 ms Belichtung und insgesamt ca. 1.000 Bildern wurden zu einem einzelnen Summenbild zusammengefasst. Neben den geschilderten auffälligen Objekten auf dem Bild sind auf der linken Seite weitere Kraterformationen (wie z.B. Grimaldi, Riccioli und Hevelius unten links oder Eddington, Struve und Russell oben links) erkennbar, die man nach erfolgter Aufnahme ebenfalls nachträglich genauer untersuchen kann. Dadurch lernt man die Mondoberfläche immer besser kennen.
Der Mond ist ein interessantes Objekt am Himmel, wenn man sich im Detail mit ihm beschäftigt. Und das ist nicht nur fotografisch der Fall. Denn viele HobbyAstronomen vergessen oftmals durch die Fotografie, dass man auch Okulare am Teleskop einsetzen kann. Gerade der Mond wirkt durch ein entsprechendes Teleskop unheimlich plastisch und beeindruckend. Dieses Erlebnis kann noch gesteigert werden, indem man einen Binokular-Adapter mit zwei gleichen Okularen bestückt und auf dem Mond ,,spazieren geht". Dann entsteht ein drei-

14.08.18 11:35
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dimensionaler Eindruck und man hat das Gefühl über der Oberfläche zu schweben. Dies kann insbesondere für laue Sommernächte empfohlen werden, wenn es sowieso nicht mehr richtig dunkel wird und es abends ausreichend warm bleibt. Dann ein paar Freunde einladen oder Familienmitglieder bei einem schönen Glas gekühltem Weißwein um sich scharen und es kann entspannt beobachtet werden. Allerdings sollte man dies vorher üben, da nicht jeder mit der zweiäugigen Betrachtung sofort klarkommt. Hat man aber erst einmal den Dreh heraus, steht einer eindrucksvollen Beobachtung nichts mehr im Wege, denn der Mond selbst bietet jeden Abend neue faszinierende Eindrücke mit seinen Maria, Terrae und Kratern.
(Alle Aufnahmen stammen vom Autor.)
Weblinks: [1] Herstellerseite von ZWOptical:
www.astronomy-imaging-camera. com [2] Vereinsseite der Astronomischen Vereinigung Lilienthals (AVL): www.avl-lilienthal.de
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32 Mond

Lunar X - ,,gefällt mir"
von Jürgen Stolze

Ich sitze allein auf meiner Balkonsternwarte in Berlin-Zehlendorf und beobachte gespannt, wie die Bergspitzen langsam aus dem Dunkel auftauchen - von der Sonne angestrahlt werden. Ein grandioser Anblick. ,,Die ersten Details werden erkennbar!", meint Peter Oden in Bonn. ,,Geh mal mit dem Gammawert hoch, dann kommen noch mehr Details, Jürgen", empfiehlt er über facebook.

Facebook ist nicht jedermanns Sache. Kann ich gut verstehen und eine kritische Distanz ist nicht verkehrt. Wie alles, ist etwas immer das, was man daraus macht. Leider ist bei facebook auch viel Hass, Unsinnigkeit und Zeitverschwendung. Zum Glück kann man aber auch seinem Hobby nachgehen, Leute kennenlernen und sich austauschen, ganz gesittet und zielgerichtet. So habe ich auch, einem Tipp folgend, seit ich Astronomie als Hobby betreibe, einen Account bei faceb ook eingerichtet und poste dort Fotos und Erlebnisse meines Astro-Hobbys. Ich halte meinen ,,Freundeskreis" klein und übersichtlich. Wichtig ist mir echte Kommunikation. Das hat mich z.B. auch im Sommer 2017 zu einem schönen Erlebnis und zum Dazulernen geführt.

Peter Oden, seit einigen Jahren einer meiner facebook-Freunde und 1. Vorstand der Volkssternwarte Bonn [1], berichtete auf facebook über das bevorstehende Ereignis des ,,X-on-the-Moon". Was das ist? In Abb. 1 ist das komplett erhellte X zu sehen und in Abb. 2 der zeitliche Ablauf bis dahin. Das ist einer von mehreren Lichtstrahleffekten, die nur zu bestimmten Zeiten und nur bei bestimmten Bedingungen auf dem Mond sichtbar sind. Informieren kann man sich über solche Ereignisse z.B. bei Wikipedia [2] oder CalSky.com [3]. Dort wird sogar der Service angeboten, die Ereignisse für eine bestimmte Zeitperiode in den eigenen Kalender eintragen zu lassen. Zu diesen Ereignissen zählt z.B. der Hesiodus-Strahl oder eben das ,,X auf dem Mond", eine bestimmte Sonne-MondKonstellation, wenn der Terminator dicht am Krater Werner steht. Dann werden die Spitzen der Kraterwände von Purbach, La Caille und Blanchinus erhellt. Die Kra-
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1 Knapp oberhalb der Bildmitte das Lunar X, direkt darunter der Krater Werner mit
dem hell erleuchteten (linken) Westrand und südlich davon der gleich große Aliacensis. 01.06.2017, 23:25 UT, Ort: Berlin-Zehlendorf, Teleskop: Maksutov 127 mm/1.530 mm, Kamera: ASI 120 MC, Aufnahmesoftware: FireCapture, Bildbearbeitungssoftware: AutoStakkert 3, geschärft in Fitswork.

ter selber bleiben im Dunkel. So bilden diese Spitzen gemeinsam das ,,Lunar X". Je mehr die Sonne den Terminator verschiebt und die Mondoberfläche erhellt, umso mehr verschwindet das X wieder.
Am 1.6.2017 war es mal wieder soweit. Alle Bedingungen waren für den Abend erfüllt: Mond sichtbar, Sonnenwinkel richtig, wolkenfreier Himmel und keine anderen Termine. Die Temperaturen waren sehr mild. Also alles, was man sich so wünschen kann. Welch seltenes Glück.

Also die Ausrüstung aufgebaut. Alles klar und betriebsbereit. Noch rasch bei Peter Oden für den facebook-Hinweis auf das Ereignis bedanken und warten. Von meinen Vorbereitungen habe ich meine Freunde schon mal per ,,Live-Funktion" informiert. Dabei wird eine Video-Aufnahme erstellt, die man kommentiert, die man sich vor der Veröffentlichung auch nochmal ansehen kann (ganz wichtig) und dann entscheidet, ob das Video gepostet wird. Die Freunde werden dann informiert, dass man einen Live-Beitrag

eingestellt hat. Als Ankündigung und Erinnerung für meinen Freundeskreis habe ich über facebook von den Vorbereitungen berichtet, also den Aufbau gezeigt und auch das Monitorbild meines Aufnahmeprogramms. Ich nutze FireCapture. Per Messenger meldete sich Peter Oden bei mir und gab noch Tipps zum Feintuning meiner Aufnahmen. Über den Messenger-Dienst werden persönliche Nachrichten zwischen Einzelpersonen oder Gruppen ausgetauscht. Das sehen dann nur die direkt ausgewählten Teilnehmer. Dank der Hinweise zu den gewählten FireCapture-Einstellungen habe ich meine Aufnahmen vom ,,Lunar X" noch um einiges klarer und besser hinbekommen. So über facebook im direkten Austausch zwischen Bonn und Berlin verbunden, haben Peter und ich dann das Erscheinen bis zum vollständigen Mondereignis erlebt.
Ein großartiges Erlebnis, ein schöner Erfolg, ein Abend bleibender positiver Erinnerung. So macht facebook Spaß und verbindet Amateurastronomen, auch wenn sie weiter voneinander entfernt sind. Wer sich über unsere facebook-Aktivitäten informieren will: Gerne, man sieht sich dort.
(Alle Aufnahmen stammen vom Autor.)
Weblinks: (Stand Januar 2018) [1] www.volkssternwarte-bonn.de/wordpress/der-vorstand/ [2] Lunar X: https://en.wikipedia.org/wiki/Lunar_X [3] CalSky Astro-Kalender: www.calsky.com/
2
Die Veränderung des Lunar X innerhalb einer Stunde
Comic

Mond 33

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34 Mond

Mond - ganz einfach!
von Thomas Wassmuth

Den Mond zu fotografieren, ist doch keine Kunst. Mag sein, aber viele Mondbilder sind - wenn sie denn den ganzen Mond zeigen sollen - nicht immer überzeugend. Andererseits soll sich der Aufwand in Grenzen halten, was die Größe der Optik betrifft. Außerdem sind Mondfotos ein guter Einstieg in die Astrofotografie. Meine ersten Versuche mit DSLR und Teleobjektiv auf einem Stativ waren zwar ermutigend, doch selbst mit 300 bis 400 mm Brennweite fehlte es an Details.
Mit nachgeführter DSLR und einem Apochromaten 80 mm/480 mm entfielen zu wenige Pixel auf den Mond, als dass es ein überzeugend scharfes Bild geworden wäre; auch das Stacken einiger Dutzend Aufnahmen hat die Ausbeute nicht wesentlich verbessert. Ich erstand dann eine

kleine Astro-Kamera - eine ZWO ASI 178MC.
Die kleine CMOS-Kamera verfügt über sehr kleine Pixel (0,0024 mm) und eine Chipgröße von 7,4 mm x 5,0 mm. Zur Bildgewinnung verwendete ich SharpCap 3.0 und zum Stacken RegiStax 6.0. Da der Mond nun hell genug ist, reichte ein niedriger gain-Wert für rauscharme Bilder. Bei voller Auflösung liefert die Kamera ca. 30 Bilder zu je 6 Megapixel pro Sekunde, nach 20 Sekunden landeten fast 4 GB als avi-Datei auf dem Laptop! Nach Bearbeitung in RegiStax, Schärfungsfilterung und Umwandlung in ein einfach handhabbares png-Bild bleiben davon 3-6 MB übrig. Die Ergebnisse sind deutlich besser als mit einer DSLR. So weit, so gut. Geht das nicht noch einfacher?

So etwas wollte ich Besuchern an der Sternwarte Dortmund als kleine Vorführung bieten. Dazu habe ich den Aufbau weiter vereinfacht, keine Nachführung, keine Montierung, sondern nur Fotostativ mit altazimutaler Montierung auf den Mond ausrichten, fokussieren und Videosequenz starten. Dabei wandert der Mond natürlich über den Bildschirm. Sobald er vollständig am linken Bildschirmrand erschien, startete ich die Aufnahme. Solange er vollständig zu sehen bleibt, kann RegiStax die Bilder problemlos stacken.
Es ist erstaunlich, mit wie wenig Aufwand dabei ein brauchbares Mondbild (Abb. 1) entsteht.
1
Mond am 30.03.2018, verwendet wurden 15 % von 1.000 Videobildern, weitere Aufnahmetechnik im Text. Bild: Thomas Wassmuth

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Mond 35

Die Farben des Mondes
- Schritt für Schritt
von Lionel Majzik

Wenn du jemanden nach der Farbe des Mondes fragst, wird die Antwort wahrscheinlich lauten ,,grau". Jedoch können wir auf Mondaufnahmen sehen, dass das nicht ganz so ist. Wenn die Farbsättigung der Mondaufnahme genügend angehoben wird, zeigen sich atemberaubende Farben. Oberflächenformen und Bodentypen können deutlich voneinander unterschieden werden. Wenngleich übertrieben, so können die verschiedenen Farben doch als reale Unterschiede im ,,chemischen Makeup" des Mondgesichts angesehen werden. Blaue Farbtöne weisen auf titanreiche Gebiete hin, während orange und purpurne Farben Regionen zeigen, welche relativ arm an Titan und Eisen sind.

Die gezeigte Aufnahme entstand am 03.11.2017 in meinem Heimatort Tapióbicske, Ungarn. Verwendet wurde ein 150-mm-Newton (Sky-Watcher f/5) mit dreifacher Barlowlinse, dazu eine Nikon D3300, belichtet wurden acht Mondbereiche mit 1/200 s bei ISO 200. Die Aufnahme ist also ein Mosaik aus acht zusammengestellten RAW-Aufnahmen mit jeweils 1/200 s Belichtung. Diese Aufnahmen ergaben die Farbe für das Finalbild. Um die negativen atmosphärischen Seeing-Einflüsse zu eliminieren, nahm ich dieselben acht Regionen mit jeweils dreiminütigen Videos aus je 7.500 Einzelbildern auf. Die besten Einzelaufnahmen dieser Videos lieferten die Bildschärfe des Mondes. In der endgül-

tigen Collage ist der Prozess erkennbar, wie ich von links oben nach rechts unten die Farbsättigung allmählich von grau bis zur Übersättigung steigerte. Für die Farbarbeiten nutzte ich Adobe Photoshop, für die Videos RegiStax6.

1 Die Farben des Mondes, aufgenom-
men am 03.11.2017, Aufnahmedetails im Text, Bild: Lionel Majzik
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VdS-Kinderseite 36 Mond

1 Schematische Darstellung der Mondphasen
Grafik: Silke Müller-Michelsen

Der Mond
von Katja Schuller und Silke Müller-Michelsen

Wenn wir an einem wolkenlosen Abend an den Himmel schauen, sehen wir unendlich viele Himmelskörper. Einen können wir besonders gut mit bloßem Auge erkennen: den Mond. Vielleicht kennt ihr das berühmte Abendlied von Matthias Claudius (1740-1815) ,,Der Mond ist aufgegangen". In der dritten Strophe heißt es: ,,Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön." Warum ist es so, dass wir den Mond mal ganz rund, mal halb und mal nur als schmale Sichel sehen?

Sonne

Der Mond strahlt nicht selbst. Er wird, wie die Erde, von der Sonne angestrahlt. Nur deshalb können wir ihn überhaupt sehen. Ihr wisst sicher schon, dass der Mond um die Erde kreist und sich dabei einmal um sich selbst dreht. Er braucht dafür etwa 29 Tage (ungefähr 4 Wochen).

Schaut euch die Abbildung 1 einmal genau an. Hier seht ihr, welchen Weg der Mond um die Erde nimmt. Und ihr könnt sehen, dass die Sonne immer die eine Seite des Mondes anstrahlt und die an-

dere Seite nicht. Das kennt ihr von der Erde. Auf einer Seite ist Tag, da scheint die Sonne, auf der anderen Seite ist Nacht, da ist es dunkel. Genauso ist es auf dem Mond.

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2 Vollmond durchs Teleskop. (Aufnahmeteleskop: Vixen VMC200L,
Kamera: ASI 120MM-S, Bild: Garrett Hubing, FG Astrofotografie)

Mond 37

Interessante Fakten zum Mond

- Alter:

4,5 Milliarden Jahre

- Entfernung Mond - Erde: 385.000 km

Mit dem Flugzeug bräuchte man

mehr als 2 Wochen, um von der Erde

zum Mond zu fliegen.

- Größenverhältnis (Volumen): Der Mond passt 49-mal in die Erde.

- Maße:

Die Erde wiegt etwa 81-mal so viel

wie der Mond, vergleiche die

Abbildung 5.

- Anziehungskraft:

1/6 der Erdanziehungskraft, deshalb

kann man auf dem Mond viel höher

springen als auf der Erde, vergleiche

die Abbildung 6.

- Wie ist der Mond aufgebaut? Das zeigt die Abbildung 7.

3 Links: Nahaufnahme der Mondoberfläche, Bild: NASA, Apollo 17

Die Abbildung 1 zeigt, welchen Teil des Mondes wir von der Erde aus sehen, wenn Neumond ist (Position 1). Wir sehen nur den nicht angestrahlten Teil des Mondes, also die Seite, die im Schatten liegt. Deshalb, sehen wir den Mond so gut wie gar nicht. Welchen Teil des Mondes können wir eine Woche später sehen (Position 2)? Der Mond ist auf seiner Bahn weitergewandert. Nun sehen wir die Hälfte des beleuchteten Teils (Halbmond). Es sieht aus, als hätte der Mond zugenommen. Noch eine Woche später (Position 3) sehen wir die volle beleuchtete Seite, den Vollmond. Und noch eine Woche später (Position 4)? Wieder ist der Mond auf seiner Bahn weitergewandert. Und wir sehen nur noch eine Hälfte der angestrahlten Seite. Aber genau die andere Hälfte! Es sieht so aus, als hätte der Mond wieder abgenommen.
Und der Mond wandert weiter und weiter auf seiner Bahn, bis wir nach etwa 29 Tagen wieder seine Schattenseite sehen können (Position 1). Und dann beginnt die Reise des Mondes wieder von vorn. Wie seht ihr den Mond heute oder bei nächster Gelegenheit? Malt ihn doch einmal ins Kästchen auf der linken Seite!

Ist euch schon einmal aufgefallen, dass der Mond größere und kleinere dunkle Flecken hat? Es sieht aus, als hätte er ein Gesicht. Habt ihr euch da auch schon einmal gefragt, wie es genau auf dem Mond aussieht? Ach, wenn wir doch die Möglichkeit hätten, einmal ganz, ganz dicht an den Mond heranzufliegen, um ihn aus der Nähe zu betrachten!

4 Das ,,Tal des Mondes"
(,,Valle de la luna") in Chile - so stellten sich Menschen die Oberfläche des Mondes vor. Bild: Katja Schuller
VdS-Journal Nr. 67

38 Mond

Quellen
- ,,Wissen. Weltall: Das Universum in spektakulären Bildern", Dorling Kindersley Verlag, München
- www.planet-wissen.de - www.wikipedia.de - NASA, Apollo 17:
www.lpi.usra.edu/resources/ apollo/frame/?AS17-M-2444

Wir versuchen es einmal mit den folgenden zwei Bildern. Auf dem ersten Bild (Abb. 2) seht ihr, wie wir den Mond mit dem Teleskop von der Erde aus sehen können. Erkennt ihr die dunklen Flecken? Früher dachten die Menschen, dass die dunklen Flecken Meere wären. Nun schauen wir uns das zweite Bild an (Abb. 3). Hier können wir den Mond ganz aus der Nähe sehen. Wir wissen inzwischen, dass die dunklen Flecken keine Meere sind - jedenfalls keine Meere mit Wasser, wie wir sie von der Erde kennen. Das, was wie Meere aussieht, sind riesige Gesteinsbecken, die mit erkalteter, dunkler Lava gefüllt sind. Auffällig sind auch die unzähligen großen Krater, die du gut mit einem Teleskop erkennen kannst. Sie stammen von Meteoriteneinschlägen. Als der Mond noch jung war, gab es ein regelrechtes Meteoritenbombardement. Auch die Hochländer und Gebirge auf dem Mond sind von den Trümmern der Meteoriteneinschläge übersät.
5 Links: Der Mond und die Erde auf
der Waage - die Erde wiegt 81mal so viel wie der Mond. Grafik: Silke Müller-Michelsen.

6 Effekt der Erdanziehungskraft beim
Springen: Da der Mond viel weniger Masse hat als die Erde, ist dort auch die Mondanziehungskraft geringer. Deshalb können wir auf dem Mond höher springen als auf der Erde. Grafik: Silke Müller-Michelsen

Ist der Mond ein kalter Gesteinsbrocken?

7 Aufbau des Mondes, Grafik: Silke Müller-Michelsen
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Mond

VdS-Kinderseite Könnt ihr euch vorstellen, wie es ist, auf
dem Mond zu sein? Es gibt Landschaften auf unserer Erde, bei denen sich die

Wir brauchen Unterstützung!

Menschen vorstellten, dass so der Mond aussieht. Zum Beispiel in der AtacamaWüste in Chile. Hier gibt es das ,,Valle

Pädagoge für die redaktionelle Mitarbeit bei der Kinderseite des VdS-Journals gesucht!

de la luna", das ,,Tal des Mondes" (Abb. 4). Wenn ihr dieses Foto mit der Nahaufnahme des Mondes vergleicht, seht ihr, dass diese Vorstellung gar nicht so verkehrt ist.

Es macht Ihnen Spaß, anspruchsvolle Inhalte der Astronomie für Kinder aufzubereiten und ansprechend zu gestalten? Es begeistert Sie, die drängenden Fragen der Jüngsten ernst zu nehmen und geduldig zu beantworten? Sie suchen immer wieder gern nach Wegen, um Kindern faszinierende astronomische Phänomene nahezubringen und verständlich zu erklären? Sie haben schon

einschlägige (pädagogische) Erfahrungen mit der Vermittlung astronomischer

Liebe Kinder,
ab dieser Ausgabe des VdS-Journals gibt es regelmäßig eine Doppelseite

Inhalte an Kinder sammeln können?
Dann suchen wir genau Sie, um uns bei der konzeptionellen und inhaltlichen Gestaltung der Kinderseite für das VdS-Journal für Astronomie zu unterstützen!

extra für euch. Hier beschreiben und erklären wir euch jedes Mal ein anderes astronomisches Phänomen! Habt ihr Fragen, die ihr von einem Sternfreund beantwortet haben möchtet? Dann schickt diese gern an uns und wir versuchen, eine Antwort für euch zu finden: kinderseite@vds-astro.de. Auch über eure Anregungen und

Ihre Entlohnung: Die Mitarbeit in einem sympathischen und engagierten Team sowie die Mitgestaltungsmöglichkeit in der größten deutschsprachigen überregionalen Amateurzeitschrift für Astronomie. Alle Fachgruppenredakteure arbeiten ehrenamtlich, es gibt also keine Vergütung, die Reisekosten jedoch (z.B. zu den gemeinsamen Fachgruppensitzungen) können erstattet werden. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann wenden Sie sich bitte an die Redaktion der VdS-Journal-Kinderseite (Katja Schuller): kinderseite@vds-astro.de! Wir freuen uns auf Sie!

Ideen freuen wir uns sehr.

Die Autoren

Eure Katja und Silke

Silke Müller-Michelsen ist Architektin und Mutter von 2 Kindern (6 Jahre

und 3 Jahre). Sie sucht für euch nach interessanten Fakten zu astronomischen

Phänomenen und illustriert diese liebevoll und anschaulich.

Katja Schuller ist Psychologin und Mutter von drei Kindern (8 Jahre, 6 Jahre und 4 Jahre). Sie versucht, euch astronomische Themen verständlich zu beschreiben und zu erklären.

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IMPRESSUM

VdS-Journal für Astronomie · Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Hier schreiben Mitglieder für Sternfreunde.

Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V.
Geschäftsstelle: Postfach 1169, D-64629 Heppenheim Tel: 0 62 52 / 78 71 54 Fax: 0 62 52 / 78 72 20 E-Mail: service@vds-astro.de www.vds-astro.de

Grafiken u. Bildbearbeitung:

Dr. Werner E. Celnik und die Autoren

Gestaltung/Layout: Bettina Gessinger, Dipl. Designerin

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Redaktion: Dr. Werner E. Celnik, Stephan Fichtner, Otto Guthier, Dietmar Bannuscher, Sven Melchert, Peter Riepe.
Redaktionelle Mitarbeit der VdS-Fachgruppen-Redakteure und VdS-Mitglieder

Mitarbeit:

Eva Garbe

Litho und Druck: Kullmann und Partner, Stuttgart

Vertrieb:

Werner Teutsch GmbH, Laudenbach

Bezug: ,,VdS-Journal für Astronomie" erscheint viermal pro Jahr und ist im Mitgliedsbeitrag von 35,- E (EU) und 40,- E (außerhalb der EU) bzw. ermäßigt 25,- E pro Jahr enthalten

Beiträge werden erbeten an: VdS-Geschäftsstelle, Postfach 1169, D-64629 Heppenheim und an die Redakteure der VdS-Fachgruppen (siehe Redaktionsliste).

VdS-Journal Nr. 67

40 Mond

Sternbedeckungen durch den Mond - faszinierend und wertvoll
von Dietmar Büttner

Wenn sich der Mond auf seiner Bahn am Himmel vor einen Stern schiebt, dann spricht man von einer Sternbedeckung. Beim Eintritt wird der Stern am vorausgehenden Rand der Mondscheibe unsichtbar und beim Austritt entsprechend am nachfolgenden Mondrand wieder sichtbar. Bei zunehmendem Mond finden die Eintritte und bei abnehmendem Mond die Austritte am dunklen Mondrand statt und können dort sicher beobachtet werden. Die jeweils andere Phase ereignet sich am hellen Rand und kann dort (mit Ausnahme weniger sehr heller Sterne) visuell oder mit einer Kamera nicht sicher registriert werden. Da der Mond keine Atmosphäre besitzt und da die meisten Sterne einen sehr kleinen scheinbaren Durchmesser haben, erfolgen Sternbedeckungen praktisch schlagartig.

Die beiden o.g. Phasen sind der Normalfall bei den so genannten totalen Sternbedeckungen. Jedoch gibt es bei jeder Sternbedeckung zwei Sonderfälle an der Nord- und an der Südgrenze der Zone auf der Erdoberfläche, für die eine Bedeckung stattfindet (s. Abb. 1). Für Orte auf diesen Grenzlinien verschmelzen der Ein- und der Austritt zu einem einzigen Ereignis mit der Dauer Null, wenn der (theoretisch ideal kreisförmige) Mondrand den Stern für einen einzigen Moment berührt. Dann spricht man von einer streifenden Sternbedeckung. Infolge der Unregelmäßigkeiten des Mondrandes kann man an Orten, die sich sehr nahe dieser beiden Grenzlinien befinden, mehrere Kontakte des Sterns mit dem Mondrand sehen, wenn er hinter Mondbergen verschwindet bzw. dazwischen wieder auftaucht.
Die Bedeckungsereignisse sind abhängig von den Positionen des Sterns, des Mondrandes und des Beobachters sowie vom Zeitpunkt (s. Abb. 2). Die Beziehung dieser drei Positionen zueinander entscheidet darüber, ob überhaupt eine Bedeckung stattfindet, wo sie sichtbar ist und wann sie sich ereignet. In den Momenten des Eintritts bzw. des Austritts
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1 Schattenwurf bei einer Sternbedeckung durch den Mond. Für alle Orte auf der gelben
Linie steht der Stern genau am Mondrand. Die Bedeckung findet zwischen der südlichen (grünen) und nördlichen (roten) Linie statt. Der Punkt der Streifung liegt in diesem Moment zugleich in Nordostdeutschland (Nordrand) und in Pakistan (Südrand).

haben die drei Positionen eine mathematisch definierte Relation zueinander. Das macht Sternbedeckungen allgemein und streifende Sternbedeckungen im Besonderen so wertvoll für astrometrische Untersuchungen [5].
Beobachtung Die klassische Aufgabe bei einer Sternbedeckungsbeobachtung besteht in der möglichst präzisen Bestimmung des Zeitpunktes für den Ein- bzw. Austritt bezogen auf die UTC-Zeitskala. Das gilt sowohl für totale als auch für streifende Sternbedeckungen. Solche Beobachtungen wurden über mehrere Jahrhunderte visuell vorgenommen. Allerdings begrenzt die unmittelbare Beteiligung des Beobachters im Prozess der Messung durch die unvermeidlichen subjektiven

Unsicherheiten die erreichbare Zeitgenauigkeit. Heutzutage sind wesentlich genauere Zeitmessungen durch Beobachtungen mit CCD- bzw. Videokameras möglich.
Bei streifenden Sternbedeckungen geht es zusätzlich darum herauszufinden, ob und wie viele Kontakte an einem gegebenen Ort stattfinden. Das war v.a. in früheren Jahrzehnten wichtig, als die Kenntnisse über die Mond- und Sternpositionen sowie über das Mondrandprofil noch nicht so genau waren wie heute.
Ein anderer Gegenstand von Bedeckungsbeobachtungen sind sehr enge Doppelsterne. Bei vielen Doppelsternen stehen die Komponenten so nah beieinander, dass sie nicht mit anderen Metho-

Mond 41

den getrennt werden können. Durch die spezifische Geometrie bei einer Sternbedeckung (und insbesondere bei einer streifenden Bedeckung) können enge Doppelsterne entdeckt und gemessen werden, wenn mit jeder Komponente ein identifizierbares Bedeckungsereignis verbunden ist. In einigen Fällen ist das mit einer begrenzten Genauigkeit sogar visuell möglich.
Schließlich ist das anspruchsvollste Ziel einer Bedeckungsbeobachtung die Gewinnung einer Lichtkurve vom Bedeckungsverlauf. Trotz des nahezu schlagartigen Verlaufes erstrecken sich die Ein- und Austritte über eine Spanne von mehreren Millisekunden. Das kann mit einer ausreichenden Zeitauflösung mittels Video- bzw. CCD-Kameras aufgezeichnet werden. Solche Lichtkurven zeigen die Helligkeitsänderung als Funktion der Zeit. Daraus können neben Doppelsternparametern auch Sterndurchmesser ermittelt werden, die zwar sehr klein, aber dennoch größer als Null sind.
Aus der Geschichte Da Beobachtungen von Sternbedeckungen relativ einfach und mit kleinen Instrumenten möglich sind, waren sie von jeher eine Domäne interessierter Amateurastronomen. Die entsprechenden Aktivitäten der beteiligten Amateure werden weltweit von der International Occultation Timing Association IOTA bzw. ihren regionalen Tochterorganisationen koordiniert. Für Europa ist dies die IOTA/ES (European Section), die in Deutschland durch die VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen repräsentiert wird.
Die Vorhersagen, Reduktionen und Analysen von Sternbedeckungen erfordern komplexe und hochgenaue Berechnungen und sehr spezielle Kenntnisse. Deshalb war diese Arbeit über Jahrzehnte hinweg die Aufgabe von Berufsastronomen an mehreren internationalen staatlichen Sternwarten und Instituten. Beginnend mit den 1980er-Jahren fielen diese vermeintlich ,,unnötigen und sinnlosen" Arbeiten den drastischen Budgetkürzungen bei öffentlichen Geldern in vielen Ländern zum Opfer.
Danach wurden diese Arbeiten komplett durch die IOTA übernommen. Das war einerseits durch die technische Ent-

2 Vorhersage für eine streifende Sternbedeckung. Die scheinbare Sternbahn (blauweiß
gestrichelte Linie, jede Farbe sind 10 Sekunden) durch das 6-fach gedehnte südliche Mondrandprofil. Die engste Annäherung ist beim Positionswinkel von ca. 182 Grad . Der Stern verschwindet an der angegebenen geografischen Position erstmals um 19:05:34 UT und erscheint schließlich am hellen Mondrand wieder um 19:10:19 UT.

wicklung (leistungsstarke Computer und Internet für jedermann) möglich. Andererseits ist das dem hohen persönlichen Einsatz einer kleinen Gruppe sehr engagierter Amateurastronomen innerhalb der IOTA zu verdanken!
Aktueller Stand Derzeit sind die Voraussetzungen für eine komfortable Arbeit mit Sternbedeckungen und für hervorragende Ergebnisse so gut wie nie zuvor: Es gibt hochwertige astrometrische Grundlagendaten, die vor allem bei zahlreichen Raumfahrtmissionen gewonnen wurden. Das sind zunächst die extrem genauen Mondund Planetenephemeriden DE 430 des Jet Propulsion Laboratory (JPL) und die Sternpositionen aus dem Gaia-Katalog mit einer bisher unvergleichbar hohen Präzision. Weiterhin sind dies mehrere Modelle höchstgenauer Mondrandprofile, die auf den Messungen der Mondsonden Kaguya und Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) basieren. Die voneinander unabhängigen Mondrandmodelle der IOTA-Mitglieder Mitsuru Soma, David Herald und Dietmar Büttner bestätigen sich abgesehen von minimalen Abweichungen gegenseitig sehr gut. Für die unmittelbare Nutzung stehen den Beobachtern zwei hochentwickelte PC-Programme für den gesamten Prozess der Vorhersage, Erfassung, Prüfung und Weitermeldung zur Verfügung. Dies sind die Programme OCCULT von David Herald und GRAZPREP von Eberhard Riedel. Beide Programme sind frei verfügbar und stellen gewissermaßen den Stand der Technik in ihrer Branche dar.

Weiterhin stehen den Beobachtern über GPS hochgenaue Daten zu ihrer topografischen Position auf der Erdoberfläche sowie bezüglich der Zeitskala UTC zur Verfügung. Außerdem kann über das topografische Internet-Portal Google Earth die Lage der Grenzkurven streifender Sternbedeckungen relativ zu potenziellen Beobachtungsplätzen komfortabel visualisiert werden. Bei der Hardware sind zahlreiche bequem transportable Fernrohr- und hochempfindliche Kamerasysteme verfügbar. Dazu gibt es spezielle ,,Time Inserter", mit denen die GPS-Informationen zu Ort und Zeit in die Aufzeichnung der fotometrischen CCD-Beobachtung eingeblendet werden können.
Weiterhin gibt es für die Reduktion der mittels CCD-Kameras aufgenommenen Lichtkurven zwei leistungsfähige Programme namens ,,Limovie" von Kazuhisa Miyashita und ,,Tangra" von Hristo Pavlov. Auch hier wurde durch besonders engagierte Amateurastronomen eine hervorragende Entwicklungsarbeit an Hard- und Software geleistet. Schließlich wurden alle bekannten Ergebnisse der weltweit beobachteten Sternbedeckungen durch die IOTA zusammengetragen und in der Datenbank Vizier am Stellar Data Center Strasbourg (CDS) eingestellt, wo sie allen interessierten Forschern frei zur Verfügung stehen [1, 2].
Wissenschaftliche Nutzung Jede Sternbedeckung ist ein einmaliges Ereignis, das sich nie wieder genau unter den gleichen Umständen wiederholt (Stern, Beobachtungsort, Stelle am
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42 Mond

3 Auswertung einer gemeinschaftlichen Beobachtung einer streifenden Sternbedeckung. Jeder der fünf an unterschiedlichen Positionen
aufgestellten Beobachter ermittelte andere Kontaktzeiten. Ein offener gelber Kreis gibt die Zeit für das Verschwinden, ein geschlossener gelber Kreis den Zeitpunkt des Wiedererscheinens des Sterns an. Die Beobachtungen entsprechen weitgehend dem berechneten Mondrandprofil.

Mondrand). Dadurch ist jede einzelne Sternbedeckung wertvoll. Darüber hinaus bieten streifende Sternbedeckungen noch zusätzlich einen wissenschaftlichen Wert, da sie sehr sensibel gegen geringste Abweichungen in den Positionen der beteiligten Körper sind (s. Abb. 3).
In der Vergangenheit wurden Sternbedeckungen vor allem für zahlreiche astrometrische und geophysikalische Untersuchungen analysiert. Sie betrafen: - Mondephemeriden - Sternpositionen und Eigenbewegungen - Mondrandtopografie - Entdeckung enger Doppelsterne und
Ableitung ihrer astrometrischen Parameter - Fluktuationen der Erdrotation - Beziehung zwischen verschiedenen astrometrischen Referenzsystemen
Durch hochgenaue Beobachtungsmethoden aus der Raumfahrt und anderen Wissenschaftsbereichen sind einige dieser Themen für die Untersuchung mit Sternbedeckungen heute nicht mehr so relevant wie früher. Einige haben sich gehalten, wie z.B. die langfristige Verfolgung der Änderungen in der Erdrotation
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[3]. Hier spielt vor allem die Kombination aktueller genauer Beobachtungen mit älteren, über Jahrhunderte gewonnenen Daten, eine wichtige Rolle.
Als aktuelle Aufgaben für die Beobachtung von Sternbedeckungen seien die folgenden genannt: - Doppelsterne (Neuentdeckung, Bestäti-
gung, Verbesserung) - Sterndurchmesser (Messung, Bestäti-
gung, Verbesserung) - hochgenaue Astrometrie bei streifen-
den Sternbedeckungen
Obwohl die weniger genauen visuellen Beobachtungen dafür nicht mehr so gefragt sind, stellen sie zumindest einen willkommenen Einstieg in die Welt der Sternbedeckungen dar. Und schließlich sind Sternbedeckungen nach den sehr treffenden Worten von Eberhard Riedel in [4] ,, A field of professional astronomy between science and beauty".
(Die Abbildungen wurden durch Eberhard Riedel erstellt.)
Literaturhinweise und Weblinks: [1] D. Herald, D. Gault, 2012: ,,Archive

of Lunar occultation observations (1623 to the present time)", updated 2015 Oct, Centre de Donnees Astronomique de Strasbourg, http://cdsarc.u-strasbg.fr/viz-bin/ Cat?VI/132B [2] D. Herald et al., 2016: ,,Occultation light curves", http://cdsarc.ustrasbg.fr/viz-bin/Cat?B/occ [3] F. R. Stephenson, L. V. Morrison, C. Y. Hohenkerk, 2016: ,,Measurement of the Earth's rotation: 720 BC to AD 2015", Proc. R. Soc. A 472: 20160404, http://dx.doi. org/10.1098/rspa.2016.0404 [4] E. Riedel: ,,Grazing Occultations of Stars by the Moon. A field of professional astronomy between science and beauty", www.iota-es.de/moon/ grazing_descrx101.html [5] R. Nugent (Editor), 2012: ,,Chasing the Shadow: The IOTA Occultation Observer's Manual", www. poyntsource.com/IOTAmanual/ Preview.htm [6] D. Büttner, 2017: ,,A Renaissance of Lunar Occultations", Journal for Occultation Astronomy, 2017-2, www.iota-es.de/JOA/joafree.html

Mond 43

Alte und neuere Mondliteratur kostenlos im Internet
von Dietmar Bannuscher

Wer den Mond liebt, möchte sicherlich auch ältere und neuere Bücher dazu lesen und Karten bzw. Atlanten studieren. Viele Bücher der berühmten Mondforscher aus dem meist 19. und auch frühen 20. Jahrhundert gibt es nicht mehr zu kaufen, allerdings finden sie sich schon einmal in Antiquariaten, (Instituts-)Bibliotheken und bei Internetbuchdiensten. Fast die gesamte berühmte Mondliteratur und auch Bücher aus den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts kann der geneigte Leser kostenlos im Internet finden und meist im PDF-Format sowie anderen Dateitypen auf seinen Computer herunterladen. Dazu gehören Bücher von Mädler/Beer, Schmidt, Neison, Fauth, Elger, Firsoff, Krieger, Lohrmann, Nasmyth/ Carpenter, Proctor, Schröter, Aitken, um nur einige zu nennen. Es gibt durchaus deutsche Literatur, die meisten Bücher sind logischerweise auf Englisch, wie man unten sehen kann.
Eine wahre Fundgrube ist der Zusammenschluss von meist nordamerikanischen und auch europäischen Bibliotheken, die unter www.archive.org im Netz zu finden sind. Oben links auf das Buchzeichen drücken und dann auf das erscheinende runde Buchzeichen in der obersten Zeile. Dann sieht man eine Suchfunktion, in welche nun Eingaben mit Schlagwörtern (z.B. Mond, Moon, Lunar Atlas, Apollo, Astronomy usw.) oder Namen von Autoren zu den gewünschten Büchern führen. Manchmal ist etwas Kreativität in der Wortwahl gefragt, um den einen oder anderen Atlas zu finden. Mit dem Anklicken des Buchsymbols in der Auflistung öffnet sich eine Voransicht, in welcher der Leser blättern kann, unter der Voransicht die Infos zu dem Buch mit den Lademöglichkeiten. Durch Anklicken der unterschiedlichen Dateitypen lässt sich dann das Buch herunterladen.
Eine weitere Funktion der Seite ist das Ausleihen von E-Books (hier dann die neusten Mondbücher), die mit einem kostenlosen Registrieren für meist zwei Wochen zu bekommen sind. Diese Bü-

cher sind in der Kurzansicht dann extra mit ,,Borrow" gekennzeichnet. Bisher habe ich aber selbst diese Möglichkeit noch nicht genutzt.
Als weitere Quelle für eher modernere Bücher ist die Seite des Lunar and Planetary Institute (LPI) zu nennen. Unter www.lpi. usra.edu/ und dort im Menü oben rechts im Bereich ,,Resources" und dann unter ,,Collections" bzw. danach unter ,,OnlineBooks" ist eine Liste von Sachbüchern zu finden (meistens tolle Mondliteratur), die jeweils als PDF-Komplettversionen geladen werden können. Ebenso findet sich unter ,,Collections" eine ganze Anzahl von Mondbilder-Sammlungen, Karten und legendäre Bilderatlanten wie z.B. der ,,Digital Lunar Orbiter Photographic Atlas of the Moon" oder der ,,Consolidated Lunar Atlas". Der ,,Lunar Orbiter Atlas" ist auch als Buch unter archive.org (siehe oben) herunterladbar. Auf der LPI-Hauptseite ist zusätzlich im Menü der Bereich ,,The Moon" erreichbar (etwas unterhalb von ,,Resources"). Dort gibt es u.a. im linken Untermenü bei ,,Lunar Surface" das bemerkenswerte Buch ,,Apollo over the Moon: A View from Orbit". Dazu und in den anderen Menü-Unterpunkten gibt es eine Vielzahl an Veröffentlichungen, Bildern und Informationen.
Eine besondere Seite ist die mit dem Mondglobus der Lunar Reconnaissance Orbiter Camera (LROC). Unter http:// target.lroc.asu.edu/q3/ zeigt sich der Gesamtmond, in welchem die Bilder der LROC zoombar genutzt werden können. Durch Klicken auf den Globus kann der Mondboden in noch nicht da gewesener Genauigkeit studiert werden, z.B. können die Mondlandefährenüberreste aufgesucht werden.
Auch auf der Seite für NASA-Literatur NTRS (www.sti.nasa.gov) finden sich per Schlagwortsuche interessante Mondbeiträge und ältere Monografien zum Thema. Bei der Association of Lunar & Planetary Observers (ALPO, http:// alpo-astronomy.org) gibt es auf der lin-

ken Seite die ,,Lunar Section" und danach in der rechten Spalte unter dem Bereich ,,Lunar Sections Links" die ,,TLO Back Issues". Dies sind wunderbare Beiträge von Amateuren rund um den Mond.
Nach wie vor gibt es die ,,Berliner Mondbeobachter". Unter www.planetariumberlin.de/Wilhelm-Foerster-Sternwarte/ Programm und dort unter ,,Arbeitsgemeinschaften" gibt es Informationen und Protokolle der Berliner Mondbeobachter. Ein besonderer Tipp ist die private Seite von Wolfgang Paech und Franz Hofmann, www.chamaeleon-observatory.de, dort findet man selbst erstellte Mondatlanten, Mosaike und Einzelbilder in Hülle und Fülle. Außerdem können hier die bemerkenswerten Atlanten von Alan Chu und K. C. Pau kostenlos heruntergeladen werden (Achtung: große Datenmengen!). Der Dank gilt den beiden genannten Autoren, die ihre Bücher für die Leser so zugänglich machen sowie den WebsiteBesitzern, welche die Plattform dafür bieten.
Meine Übersicht kann nicht vollständig sein, ich hoffe aber doch, die alte (und neuere) Mondliteratur in Erinnerung gebracht und einen möglichen Zugang dahin geöffnet zu haben. Das Internet hält also einige Seiten mit vielen kostenlosen Büchern, Veröffentlichungen und Sonden-Bildern bereit. In letzter Zeit wurden von Verlagen einige der alten Bücher wieder in neuer Form vorgelegt. Es bleibt jedem Mondfreund überlassen, ob er lieber die Bücher, sofern möglich, als Antiquariate oder Neuauflage in der Hand halten will, oder online die Bücher lädt und später z.B. mit einem E-BookReader bzw. Tablet liest.
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44 Mond

Flug über den Mond
- eine VdS-Bilderstrecke
von Peter Riepe

Für diese Bilderstrecke wurden zahlreiche Aufnahmen eingeschickt. Die Einsendungen - von technisch einfach bis anspruchsvoll - stammen allerdings ausschließlich aus der FG Astrofotografie. Dazu dankt die Redaktion allen Bildautoren ganz herzlich. Es bereitete mir eine große Freude, aus diesen verschiedenen Aufnahmen die nachfolgenden Bilderseiten zu erstellen. Dabei reicht die Vielfalt

von allseits beliebten Stimmungsmotiven über Nahaufnahmen der Mondoberfläche bis hin zu feinen Einzelheiten. Ein kleiner Tipp für Mondbeobachter: Ich nutze gern den ,,Lunar Map Catalog" (https://www. lpi.usra.edu/resources/mapcatalog/). Er besteht aus einem Angebot zahlreicher, verschiedener Kartenwerke (Charts). Mit solchen Karten, auch topografischen, ist ein direkter Vergleich von Katalogbildern

1 Karsamstag, 31.03.2018, 05:27 UT. Der
Frühnebel hüllte die Landschaft in einen blauweißen Schimmer und färbte den untergehenden Vollmond rötlich. Im Dunst erschien der Kirchturm von St. Vitus, Hoch-Elten. Canon EOS 100D, Tamron-Tele 55-200 mm bei 121 mm, ISO 100, Blende 8, 1/25 s. Bildautor: Reinhard Kaltenböck
mit eigenen Aufnahmen möglich. Mondkarten sind übrigens genauso orientiert wie Karten der Erde: Westen links, Norden oben - nicht wie am Himmel: Osten links, Norden oben.
Viel Vergnügen beim Anschauen!

2 Der Mond einen Tag vor Neumond am 28.11.2016 um 07:01 MEZ mit dem aschgrauen Licht in der Morgenröte - eine wunderschöne
Ansicht über den Hochöfen von Thyssen-Krupp in Duisburg-Beekerwerth. Manfred Kiau nutzte eine Canon EOS 7D mit Objektiv Canon 4.0/70-200 L IS USM bei Blende 5,6 und 176 mm Brennweite. Belichtungszeit 0,8 s bei ISO 400.
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3
Eine andere Industriekulisse bot sich Werner E. Celnik. Er bestieg für diese Aufnahme des aufgehenden Vollmonds am 12.03.2017 die Halde Rheinpreußen in Moers. Das Bild entstand um 17:53 UT mit einer DSLR Canon 5D MkII, dazu ein Objektiv 4,0/105 mm, ISO 3200, Belichtung 1/60 s.
4
Rainer Sparenberg nahm am 31.07.2015 um 20:20 MESZ den untergehenden Vollmond über der Halde Hoheward in Recklinghausen auf. Er verwendete eine Canon 6D mit Tamron-Objektiv 150-600 mm bei 600 mm (Blende 6,3). Belichtet wurde 1/200 s bei ISO 400.

Mond 45

5
Ein Flugzeug saust über die Vollmondscheibe. Aufnahme von Stephan Küppers, 07.07.2017, Canon EOS 500D mit Objektiv Sigma 150-600 mm (1:5-6,3) bei f = 600 mm und Blende 6,3. Belichtet wurde 1/1000 s bei ISO 1000.
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46 Mond

6
Karsten Möller gestaltete den Mond durch Anhebung der Farbsättigung (siehe auch Artikel von Lionel Majzik). Die Mondmeere (Maria) kommen unterschiedlich heraus, z.B. das bläuliche Mare Tranquillitatis verglichen mit dem bräunlichen Nordbereich des Mare Imbrium.

7
Werner Probst nahm den Vollmond am Abendhimmel des 03.12.2017 um 17:41 MEZ über den Bergen des Gurktals in Kärnten auf. Er belichtete 0,5 s mit einer Canon 5D und 200-mm-Objektiv bei Blende 5,6 und ISO 1000.
8
Nordbereich bei günstiger Libration, Mosaik aus drei Bildern. In der Bildmitte liegen die Krater Hercules und Atlas, knapp nördlich davon der größere Endymion mit flachem Boden und in Verlängerung zum Mondrand das dunkle und selten sichtbare Mare Humboldtianum - eigentlich ein flacher Großkrater direkt beim anschließenden hellen Melkovic. Helmut Metz verwendete den 150-mm-ED-Apochromaten der Walter-HohmannSternwarte fokal (f/8). Am 03.04.2017 entstanden mit einer ZWO ASI290MM und Baader-R-Filter drei Videos, 256 von 962 Einzelbildern wurden verwendet. Bewertet, ausgerichtet und gestackt wurde mit AutoStakkert, geschärft mit dem Wavelet-Filter von RegiStax 6.

Mond 47
9
Noch etwas näher ins Gebiet zwischen Mare Frigoris und Mare Serenitatis. Dort liegen links in Terminatornähe die beiden Krater Aristoteles (oben) und Eudoxus mit stark terrassierten Kraterwällen, rechts Hercules und Atlas (außen), dazu Endymion (siehe Abb. 8). Christoph Kaltseis nutzte ein Celestron 9.25 Edge HD bei 2.350 mm Brennweite, Kamera war eine monochrome Skyris 236M mit 685-nm-Filter. Das Bild ist ein Stack, Einzelbelichtungszeiten 1/87 s.

10 Nicht weit vom Mondnordpol entfernt liegt der Krater Goldschmidt (Bildmitte). Sein Wall wird vom markanten, kleineren Anaxagoras durch-
brochen. Von ihm aus läuft ein Strahlensystem radial nach außen - ähnlich wie bei anderen lunaren Strahlenkratern. Helmut Metz setzte am 12. März 2014 den 25-cm-Schiefspiegler der Walter-Hohman-Sternwarte in Essen ein, dazu fokal eine ALccd5 mit R-Filter (Astronomik), belichtet wurde 15 ms bei Gain 60. Er verwendete 75 von 600 Einzelbildern. Video und Summenbild wurden in RegiStax bearbeitet.

11 Bei flachem Sonnenstand beeindruckt der
Krater Herschel mit seinem rauen Boden im Vergleich zum Mare Frigoris. Meade 10-Zoll-ACF mit zweifacher Barlowlinse (Baader Hyperion), ASI120MM und UV/IR-Sperrfilter, FireCapture, Einzelbild 10,3 ms belichtet, Gain 47, Gamma 56. Von 1.500 Einzelbildern wurden 300 gestackt und auch geschärft mit AutoStakkert, danach weiter mit Photoshop bearbeitet. Aufnahme vom 19.03.2016 von Michael Nolle.

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48 Mond
12 Eine riesige Einschlagsstruktur - das Mare Crisium. Die kleinsten erkennbaren Sohlenkrater haben Durchmesser um 2,5 km (= 1,3'').
Der große Krater Cleomedes direkt nördlich des Mare Crisium misst etwa 135 km im Durchmesser. Wolfgang Bischof ist Autor dieses Panoramas aus zwei Aufnahmen. Datum: 29.04.2017 um 19:28 UT, 200-mm-Newton mit Zeiss-Abbe-Barlowlinse, Brennweite auf ca. 6 m effektiv verlängert, Kamera war eine ASI-174 MM (monochrom). VdS-Journal Nr. 67

13
Das Mare Imbrium mit Randgebirgen, von Plato in den Mondalpen (oben) bis Eratosthenes am Südende der Mondapenninen (unten), in der Bildmitte Archimedes. Panorama aus sieben Einzelbildern von Wolfgang Bischof, Technik wie in Abb. 12, Effektivbrennweite 3,2 Meter.

Mond 51

14 Links: Am Nordrand des Mare Hu-

15 Oben: Ptolemäus, Alphonsus, Arzachel (links v.o.n.u.) 16 Unten: Mit der Tech-

morum liegt der Krater Gassendi mit

sowie Hipparchus und Albategnius (rechts). Arzachel

nik aus Abb. 15 nahm

auffälligen inneren Rillen und Zent-

beeindruckt durch einen markanten Zentralberg, inne-

Manfred Wolf auch das

ralgebirge, oben die stark überflutete

re Rillen und terrassierte Kraterwände. Manfred Wolf

Gebiet der Kraterketten

Kraterruine Letronne. Aufnahme vom

nutzte sein Celestron 14 mit einer Videokamera Skyris

zwischen Kopernikus

10.12.2016 um 20:20 UT, 10-Zoll-

445M. Sie verfügt über das sehr schnelle USB 3.0

und Eratosthenes auf.

Refraktor (f/16) der Volkssternwarte

mit 12 Bit, so dass selbst bei recht großem Chip mit

Die hohe Bildauflösung

München, Omegon Proteus 120 und

1.280 x 960 Pixeln und 3,75 m Pixelgröße 30 Bilder

ist bemerkenswert!

Rotfilter, Bildautor: Bernd Gährken.

pro Sekunde möglich sind. Mit Q-Turret-Barlowlinse

und einem IR-Passfilter wurden die Einzelbilder 1/34 s

belichtet, bei Gain 17 (Skala zwischen 0 und 30).

52 Mond

17
Mosaik der Südhalbkugel des Mondes, erste Testaufnahme mit einem Celestron 11 von Thorsten Zilch am 16.02.2016. Jedes Einzelbild entstand fokal mit 2.800 mm Brennweite (plus H-Filter) aus Videos von je 5.000 Einzelbildern mit einer ASI120MM-S, davon wurden ca. 50 % für das Endbild genutzt. Software: SharpCap 2.6, AutoStakkert 2.0, RegiStax 6.

18 Der Krater Schiller am Südwestrand des Mondes mit
seiner länglichen Form entstand vermutlich durch mindestens zwei flach einschlagende Körper. Meade10-Zoll-ACF mit zweifacher Barlowlinse (Baader Hyperion), ASI120MM und UV/IR-Sperrfilter, FireCapture, Einzelbild 6 ms belichtet, Gain 51, Gamma 70. Von 2.000 Einzelbildern wurden 200 gestackt und auch geschärft mit AutoStakkert, Weiterbearbeitung mit Photoshop. Aufnahme vom 19.03.2016 von Michael Nolle.
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19 Am Nordwestrand des großen Kraters Pitatus schließt der kleinere
Hesiodus an. Durch eine Lücke im Kraterwall von Pitatus beleuchtet die Sonne bei einem ganz bestimmten Stand ein schmales Stück Boden von Hesiodus. Das Beleuchtungsphänomen kennt man als ,,HesiodusLichtstrahl". Aufnahme: Oliver Schneider am 17.03.2016 um 18:05 UT, 340-mm-Hypergraph, Sekundärfokus mit Okularprojektion bei 6.250 mm Brennweite, TIS DMK 21AU618.AS, Baader-IR-Passfilter 685 nm, Belichtungszeit ca. 10 ms, Gamma 100, Gain 850-900, Sternwarte Leopoldshöhe, Software: FireCapture 2.3, AutoStakkert 2, RegiStax 6.

DER NEUE BILDKALENDER
HIMMEL UND ERDE 2019
Sterne und Weltraum präsentiert im Bildkalender »Himmel und Erde« 13 herausragende Motive aus der astronomischen Forschung. Sie stammen aus verschiedenen Bereichen des elektromagnetischen Spektrums wie dem sichtbaren Licht oder dem Infrarotlicht. Die Aufnahmen stammen u. a. vom Weltraumteleskop Hubble, der Jupitersonde Juno und dem Very Large Telescope der ESO.
Zusätzlich bietet der Kalender wichtige Hinweise auf die herausragenden Himmelsereignisse 2019 und erläutert ausführlich auf einer Extraseite alle auf den Monatsblättern des Kalenders abgebildeten Objekte.
14 Seiten; 13 farbige Großfotos; Spiralbindung; Format: 55 x 46 cm; 29,95 zzgl. Porto; als Standing Order 27,- inkl. Inlandsversand
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Telefon: 06221 9126-743 www.sterne-und-weltraum.de/kalender E-Mail: service@spektrum.de

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Astrofotografie

Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie

Ein neues Projekt Unsere TBG-Gruppe befasst sich mit der Aufnahme tief belichteter Galaxien (TBG, siehe auch tbg.vds-astro.de). Seit 2013 wurden etliche neue Zwerggalaxien entdeckt, die in Zusammenarbeit mit Prof. Igor Karachentsev vom Special Astrophysical Observatory der Russischen Akademie der Wissenschaften in Form von wissenschaftlichen Fachartikeln veröffentlicht wurden.
Neben diesen Dingen wollen wir jetzt ein neues Projekt durchführen, und zwar auch gemeinsam mit Astrofotografen, die nicht der TBG-Gruppe angehören: ,,Draco Dwarf und Ursa Minor Dwarf" (s. Tab. 1). Die beiden Zwerggalaxien des Typs dSph zeichnen sich dadurch aus, dass sie nur aus locker verstreuten Sternen bestehen. Sie besitzen weder eine Spiralstruktur noch interstellare Materie wie leuchtendes Gas oder Reflexionsnebel, auch keine Staubwolken. Beide sind daher nur als Sternverdichtungen im umgebenden Sternfeld erkennbar. Und genau dadurch ergeben sich hohe astrofotografische Anforderungen.
Projektziel ist es, die wahre Form dieser sphäroiden Zwerge nachzuweisen. Dazu sind erstens gut kalibrierte Summen-

aufnahmen gefragt (Flatfield, Darkfield), zweitens möglichst gut kalibrierte Sternfarben (G2-Sterne oder Farbindex B-V). Da die Durchmesserwerte in der Literatur nicht einheitlich sind (manche Quellen geben deutlich größere Werte an als in der Tabelle), wird auch ein entsprechend großes Umfeld benötigt. Für das Projektziel ist es unbedingt erforderlich, die 22. Größenklasse sicher zu erreichen. Was das für die Optik, die Kamera, das Aufnahmefeld und die Belichtungszeiten bedeutet, wird jeder selbst abschätzen können.
Wie bereits oben zu lesen: Gern kann jeder interessierte Astrofotograf mitmachen! Eine Anmeldung ist jedoch erforderlich. Kontakt: Peter Riepe, fg-astrofotografie@vdsastro.de
Das Astrofoto der Woche (AdW) Im Mai 2018 beendete Mark Hellweg aus privaten Gründen seine Mitarbeit im AdW-Team. Sieben Jahre lang hatte er die wöchentlichen Astrofotos auf Astronomie.de (www. astronomie.de) eingestellt. An dieser Stelle offiziell einen herzlichen Dank für die freundschaftliche und gute Zusammenarbeit. Peter Riepe

Zwerggalaxie Dra Dwarf UMi Dwarf

Tabelle 1: Grunddaten zu den Projektgalaxien

andere Id DDO 208 DDO 199

Rektasz. (J2000) 17h 20min 12,4s 15h 09min 10,2s

Dekl. +57 Grad 54' 55'' +67 Grad 12' 52''

Bogenminuten 35,5 x 24,5 30,2 x 19,1

Distanz (Lj) 270.000 215.000

Die Sternfreunde im FEZ e.V.
- neues Mitglied der Fachgruppe Astronomische Vereinigungen Region Ost
von Jürgen Stolze

Wenn Sternfreunde durch ihre Lichtsammler sehen, dann ist das immer ein Blick in die Vergangenheit:
Es war einmal, vor langer Zeit, in einer weit entfernten Galaxie ... namens DDR. Man schrieb das Jahr 1951, als die ,,Pionierrepublik Ernst Thälmann" gegründet wurde. 1979 wurde in Berlin das damalige Gelände der FEZ, das größte gemeinnützige Kinder-, Jugend- und Familienzentrum, auf dem es eine Freilichtbühne, einen Badesee und die Parkeisenbahn gab, um den ,,Pionierpalast" ergänzt. Heute heißt das Gelände ,,Frei-

zeit- und Erholungszentrum". Das FEZ ist heute eines der größten Freizeitangebote in Europa [1].
Unser Verein arbeitet im FEZ mit dem dortigen Orbitall [2] zusammen. Das Orbitall (Abb. 1) ist ein hochmodernes Raumfahrtzentrum, eine der Hauptattraktionen. In engem Kontakt mit Forschungseinrichtungen aus Wissenschaft und Wirtschaft wird im Orbitall einem breiten Publikum, insbesondere Kindern und Jugendlichen, das Thema Raumfahrt nähergebracht, unter dem Motto: ,,Selbst erleben und gestalten".

Unter den ca. zwei Millionen Besuchern seit Bestehen waren auch bekannte Raumfahrer wie Sigmund Jähn, Reinhard Furrer, Edgar Mitchell, Waleri Bykowski, Reinhold Ewald, Thomas Reiter und Ulrich Walter. Werner Bachmann, Mitglied unseres Vereines, der das Orbitall lange Zeit geführt hat, kennt einige davon persönlich.
Unser Vereinsraum liegt fast direkt über dem Orbitall auf dem Dach des FEZ. So finden viele Besucher dieser Einrichtung auch den Weg zu uns. Die Astronomie für Kinder und Jugendliche erlebbar zu

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Astronomische Vereinigungen

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machen, ist das wichtigste Ziel unseres Vereins. Eine Sternwarte, die von den Kindern nach fachkundiger Anleitung selbst bedient werden kann, ist im Entstehen. Für diese Planung sind wir mit dem Förderpreis ,,IdeenMacher" der ThyssenKrupp AG ausgezeichnet worden (Abb. 2). Es wird allerdings noch einige Zeit vergehen, bis die Kuppel der Kindersternwarte betriebsbereit sein wird. Wie man sich die fertige Kuppel vorstellen kann, zeigt (Abb. 3). Unser Hauptaugenmerk richten wir auf kindgerecht aufbereitete Astronomie. Seit vielen Jahren, immer im Sommer, findet das einwöchige ,,Space-Camp" [3, 4] statt. Hier begleitet unser Verein Teilnehmer ab 12 Jahren in Gruppen von jeweils ca. 20 Personen. Die Jugendlichen können unter anderem an Astronautentraining, Gesundheitschecks, Vorträgen sowie Raketenbasteln teilnehmen.
Unser Verein wurde 1995 gegründet und erhielt 1999 die Gemeinnützigkeit zuerkannt. Erster Vorsitzender und Vereinsgründer war Klaus-Jürgen Kober, dem wir den Standort und eine Reihe erstklassiger Zeiss-Geräte verdanken. Mittlerweile dürfen wir uns auch als anerkannter Träger der deutschen Jugendhilfe bezeichnen.
Der letzte Umbau des FEZ war eine schwere Zeit für uns, da unsere Räumlichkeiten in dieser Zeit komplett gesperrt waren. Von einst fast 50 Mitgliedern schrumpften wir auf knapp die Hälfte. Jetzt befinden wir uns mitten im Wiederaufbau des Vereins.
Neben der Tätigkeit im FEZ beteiligen wir uns bei der ,,Langen Nacht der Wissenschaften", der ,,Langen Nacht der Astronomie", der ,,Langen Nacht der Familien", dem ,,Tag der Astronomie" und dem ,,Tag der Asteroiden". Puh, da passiert so einiges für eine kleine Truppe wie uns. Aber es bereitet auch viel Spaß und Freude. Mit weiteren Veranstaltungen in den Vereinsräumen des FEZ sowie Angeboten in Berlin und Brandenburg erreichen wir jährlich ca. 1.500 Besucher.
Neben diesen Aktivitäten gehen wir natürlich auch unserem ursprünglichen Hobby, der Astronomie, nach. Unsere eigentlichen Vereinstreffen finden an gänzlich anderer Stelle, im Südosten Ber-

1 Blick vom Gang in das Orbitall. Bild: Jürgen Stolze

lins seit Anfang 2018 immer am ersten Sonntagnachmittag im Monat statt. Es hat sich herausgestellt, dass dieser Termin für die meisten Mitglieder am besten planbar ist. Dort haben wir unseren Vereinsraum mit einer Dachterrasse, die nach Südosten ausgerichtet ist.
Vorhaben und Entscheidungen werden im Verein ganz offen über die bestehende Mailingliste oder die WhatsApp-Gruppe diskutiert. Geheimabsprachen in Hinterzimmern oder elitäre Grüppchen gibt es nicht. Das ist der Vorteil eines so kleinen Vereins. Der Vorstand kann mit Hilfe der gängigen IT-Techniken auf alle Dokumente des Vereins jederzeit und an jedem Ort der Erde zugreifen, da wir bereits alles digitalisiert und cloudbasiert vorliegen haben. Das steigert die Effektivität der Vereinstätigkeit sehr.
Unsere Arbeitsgruppe ,,Fotografie-Süd" verabredet sich spontan, wenn die Wol-

ken aufreißen, zum gemeinsamen Beobachten im Umland von Berlin. Um das noch mehr zu unterstützen, wollen wir im südlichen Berliner Umland an einem festen Standort zunächst Betonsäulen errichten. Später soll dort eine Aufbewahrungsmöglichkeit für Geräte hinzukommen.
Auch die Geselligkeit darf natürlich nicht zu kurz kommen. Neben gelegentlichen Grilltreffen oder Beobachtungs-Sessions gibt es im Frühjahr auch eine mehrtägige Reise in den Sternenpark Westhavelland. Es ist eine gute Gelegenheit, sich besser kennenzulernen und natürlich auch den wunderbaren Himmel fernab und doch nahe Berlins beobachten zu können.
Unser Verein zeichnet sich durch eine gute Durchmischung der Generationen aus. Neben den ,,alten Hasen" haben wir Frauen und Männer jeder Altersgruppe im Verein. Und das ist auch gut so! Ei-
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Astronomische Vereinigungen

nes unserer Vereinsmitglieder ist Peter Völker. Er war viele Jahre im Vorstand der VdS tätig und erhielt 2009 die ,,VdS-Medaille". Die Abbildung 4 zeigt Peter Völker und den Vorsitzenden Viktor Schmidt im Kreis einiger Sternfreunde auf unserer Beobachtungsplattform im FEZ. Er ist Mitherausgeber des ,,Handbuch für Sonnenbeobachter" und er hat das ,,VdS-Logo" entworfen. Ein weiteres Mitglied ist Steffen Janke, der mit anderen Vereinsmitgliedern zusammen das Programm ,,SONNE32" entwickelt hat. Es dient der Datenerfassung und Visualisierung. Es ist unter Sonnenbeobachtern gut bekannt.
Besucher können nach Terminvereinbarung zu uns kommen und den kargen Berliner Himmel durch unsere Fernrohre nach astronomischen Schätzen absuchen. Selbstverständlich helfen und erklären wir dabei. Wir freuen uns auf neue Sternfreunde, sie sind herzlich eingeladen, uns zu besuchen.
Zum Glück spielt heute die räumliche Entfernung keine wirklich wichtige Rolle mehr bei der Wahl eines Vereins. Wir sind digital über die bekannten Netzwerke untereinander verbunden und tauschen uns auf diesem Weg auch sehr rege aus. Man kann uns auf Facebook folgen oder bei Twitter finden, indem man einfach nur den Vereinsnamen eingibt. Unsere Aktivitäten kann man auch auf der neugestalteten Vereins-Homepage [5] verfolgen. Natürlich kann man dort auch einen Mitgliedsantrag herunterladen und nachlesen, wie man uns auch finanziell unterstützen kann
Über die Kontakt-Mailadresse [6] erreichen uns allerlei Angebote und Anfragen. Vor einiger Zeit beispielsweise bat eine Künstlergruppe um Unterstützung für ein prämiertes Projekt. Radiowellen aus dem Universum sollen dabei in Musik und eine ,,Fulldome-Visualisierung" umgesetzt werden - ein spannendes und interessantes Projekt.
Im Berliner Stadtgebiet und im Umland gibt es noch eine Reihe anderer Astronomie-Vereine. Wir treten aktiv für ko-
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3 Geplante Kuppel der Kinderstern-
warte auf der Beobachtungsplattform im FEZ. Bild: Steffen Janke

2 Urkunde der Thyssen-AG: 1. Preis
im Wettbewerb ,,IdeenMacher". Bild: Jürgen Stolze
operativen Austausch, Kommunikation und die gegenseitige Unterstützung ein. Es gibt bereits einige Beispiele für die Zusammenarbeit der Astronomen in der Region Berlin/Brandenburg. Wir arbeiten weiter daran, dies zu vertiefen und zu festigen.

Weblinks: [1] https://fez-berlin.de/ [2] https://orbitall.fez-berlin.de/ [3] www.vds-astro.de/index.
php?id=126 [4] https://orbitall.fez-berlin.de/
programm/internationalesspacecamp-2018/ [5] www.sifez.de [6] kontakt@sifez.de

4 Peter Völker mit der VdS-Medaille und dem Vorsitzenden Viktor Schmidt im Kreis
einiger Vereinsmitglieder (SiFEZ)

Astronomische Vereinigungen

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Neues aus der Regionalgruppe West der Fachgruppe Astronomische Vereinigungen

von Claudia Henkel
Bereits zum sechsten Mal trafen sich die Mitglieder der VdS-Fachgruppe (FG) Astronomische Vereinigungen, Regionalgruppe West, zum Erfahrungsaustausch an der Walter-Hohmann-Sternwarte e.V. in Essen (WHS). Seit November 2015 treffen sich zweimal im Jahr interessierte Vertreter von Sternwarten, Vereinen, Stammtischen etc. zum intensiven Austausch. Die Regionalgruppe West umfasst mittlerweile 20 Mitglieder. Natürlich kann nicht jedes Mitglied an jedem Treffen teilnehmen. Über eine geschlossene Mailingliste partizipieren aber alle an den Erfahrungen und Erkenntnissen, die auf diesen Treffen gemacht und ausgetauscht werden.
Die Treffen finden immer an der WHS in Essen statt. Aufgrund der manchmal doch recht weiten Anreise wird stets mit einem Mittagsimbiss begonnen. Beim letzten Treffen am 7. April 2018 ging es u.a. um die Themen - Treffen der Regionalgruppen am
22.09.2018 in Darmstadt, - Artikel für das VdS-Journal für Astro-
nomie 2018, - Astronomietag, - Referentenpool, - neue Datenschutzverordnung, - Kinder- und Jugendarbeit.

Die neue Datenschutzgrundverordnung und ihre Auswirkungen auf eingetragene Vereine war das brisanteste Thema. Es wurde lebhaft diskutiert und nachgefragt, schließlich betrifft es ja alle. Auch der Punkt ,,Kinder- und Jugendarbeit in der Astronomie" erschien uns sehr wichtig. Hierzu hatte sich bekanntlich bei der Gründungsveranstaltung der FG Astronomische Vereinigungen ein Kreis von Interessenten zusammengefunden mit dem Ziel, Ideen zu sammeln, die künftig auf breiter Ebene weiterentwickelt werden. Junge Menschen für die Astronomie zu begeistern und so den Nachwuchs zu fördern - das muss unbedingt innerhalb der Fachgruppe angegangen werden. Es bleibt zu hoffen, dass wir zu diesem wichtigen Thema demnächst nähere Informationen erhalten.
Die Regionalgruppe West ist Teil der VdS-FG Astronomische Vereinigungen, die im September 2016 gegründet wurde. Seither hat sich eine neue Tradition gebildet: Der jährliche ATT in Essen bietet eine ausgezeichnete Plattform, die von Mitgliedern aus allen Regionalgruppen für gemeinsame Planungen, Gespräche und den Erfahrungsaustausch genutzt werden kann. In diesem Jahr versammelten sich beim ATT wieder viele Teilnehmer aus allen Teilen Deutschlands. Ein-

1 Die Teilnehmer des Regionaltreffens
West am 7. April 2018 am Gedenkstein von Walter Hohmann. Bild: Jörg Henkel
stimmig war man der Meinung, dieses Treffen als jährliche Veranstaltung während der Astronomie-Börse einzuführen.

Inserentenverzeichnis

astronomie.de, Neunkirchen

65

Baader Planetarium,

U4

Mammendorf

Gerd Neumann jr., Hamburg

35

Kosmos Verlag, Stuttgart

31

Optical Vision Ltd., UK

U3

Optische Geräte Wolfgang Lille,

27

Heinbockel

Sahara Sky, Fritz G. Koring,

77

Marocco

Spektrum der Wissenschaft Ver-

17

lagsgesellschaft mbH, Heidelberg

Spektrum der Wissenschaften

Spektrum der Wissenschaft Ver-

53

lagsgesellschaft mbH, Heidelberg

Sterne und Weltraum

Vesting e.K., Fachhandel,

U2

Hamburg

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Astronomische Vereinigungen

Das Norddeutsche Astrofotografentreffen (NAFT) 2018 in Braunschweig-Hondelage
von Michael Schomann

Das Norddeutsche Astrofotografentreffen an der Sternwarte im Braunschweiger Vorort Hondelage stand unter einem guten Stern. Es schien nicht nur die Sonne, sondern mit 40 Sternfreunden war auch die perfekte Teilnehmeranzahl erreicht worden. Die am weitesten Angereisten kamen aus Lübeck und Flensburg. Wie immer konnte man bei Ankunft ab 11 Uhr seinen Vortrag mit Angabe von Titel, Namen und Zeit an die Tafel schreiben. Unterbrochen wurde dieser Vortragsreigen dann nur durch Pausen, in denen sich fachsimpeln ließ oder es die Sternwarte zu entdecken galt. Natürlich gab es Kaffee, Kuchen und Wiener Würstchen für eine kleine Spende.
Pünktlich um 12 Uhr eröffnete unser Gründungsvater und langjähriger 1. Vorsitzender Hans Zimmermann die Tagung. Ein Image-Film von Michael Schomann zu den Sternfreunden in Braunschweig folgte sowie ein Vortrag des 1. Vorsitzenden Thorsten Schipmann zur Vereinsgeschichte und dem Bau der Sternwarte. Danach referierte Mathias Levens aus Hannover unter anderem zur Polarlichtfahrt auf den Hurtigruten im Februar

2018 mit tollen Fotos und Zeitraffern. Andreas Zirke zeigte darauf eindrucksvoll tiefe Deep-Sky-Fotos aus dem Deister. Nach einer Pause ging es weiter mit einem Bericht unseres Vereinsmitglieds Bernd Hartwig zur Teleskopgruppe. Diese baut derzeit die K-100-Montierung und die Soft- bzw. Hardware zum 20-zölligen Cassegrain-Teleskop von Philipp Keller komplett neu auf. Im Anschluss zeigte unsere Sternfreundin und Autorin Katja Seidel die faszinierende Fotoplanung mit der App TPE-3D anhand ihrer hervorragenden Nightscape-Fotografien. Mit dem gut dokumentierten und erfolgreichen Bau einer Gartensternwarte durch Arndt Latußeck aus Hildesheim wurde dieser Vortragsblock beendet.
Es folgte die letzte Pause des Tages mit Sonnenbaden auf unserer Terrasse oder Spechteln durch das Ha-Teleskop. Günter Beck von den Braunschweiger Sternfreunden zeigte danach schöne Bilder unseres Zentralsterns, ebenfalls gewonnen mit einem Lunt-Ha-Sonnenteleskop. Den neuen vereinsinternen Fotowettbewerb ,,AdM" der Sternfreunde Hondelage stellte Michael Schomann vor. Das Kür-

zel steht für ,,Astrofoto des Monats" und soll am Jahresende in einem Kalender mit 12 Gewinnerbildern von 12 Astrofotograf/innen enden. Den letzten Vortrag des Tages hielt wieder Arndt Latußeck. Als Lehrer flog er 2017 mit seiner Schulklasse zur totalen Sonnenfinsternis nach St. Louis. Es folgte ein sehr eindrucksvoller und emotionaler Bericht.
Danach ging es zum kulinarischen Ausklang in die Pizzeria ,,La Luna". Ein neuer Gastgeber schien mit der Sternwarte Sankt Andreasberg schnell gefunden zu sein, doch diese sagten kurzfristig ab. Umso mehr freuen wir uns, dass die Sternfreunde von der ,,Regionalen Volksund Schulsternwarte Tornesch" nun zum Herbst-NAFT am Samstag, den 27. Oktober 2018 einladen. Man erinnere sich: In Tornesch nordwestlich von Hamburg fand 2011 auch das erste NST statt. Danke an Bodo Hübner und sein Team.
VdS-Fachgruppe Astronomische Vereinigungen, Region Nord Sternfreunde Braunschweig-Hondelage Planetarium Wolfsburg

1 Die Teilnehmer des NAFT 2018 vor der Sternwarte in Braunschweig-Hondelage
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Astrophysik & Algorithmen

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GNU Scientific Library (GSL)
von Helmut Jahns

Für viele Algorithmen liegen bereits fertige und vor allem durchgetestete Lösungen vor. Anstatt einen Standardalgorithmus selbst zu entwickeln und durch alle Tiefen des Fehlersuchens und Softwaretestens zu schreiten, ist es oft sinnvoll, sich das Leben etwas einfacher zu gestalten und auf eine vorhandene, bereits bewährte Lösung zu setzen. Die GNU Scientific Library, kurz GSL, ist eine sehr umfangreiche Codebibliothek, die sich an C- und C++-Programmierer richtet und eine Fülle an Funktionen bietet.
Die GSL ist ursprünglich unter UNIX entwickelt worden und ist für viele unixoide Plattformen wie z.B. Linux verfügbar. Wenn das Gesamtpaket unter Windows (mit dem Compiler MinGW) in Betrieb

genommen werden soll, sind hierfür einige Handgriffe erforderlich, wobei allerdings der Hinweis unter [1] weiterhilft. Alternativ können auch Einzelroutinen aus der GSL verwendet werden. Hierzu sollte man sich selbstredend eine Übersicht über die aufgerufen Unterfunktionen verschaffen und diese ebenfalls extrahieren.
Das Projekt hat seine Homepage unter www.gnu.org/software/gsl. Einige Beispiele für den Leistungsumfang: - Interpolation - Ausgleichskurven (anfitten) - Zufallszahlen - Fast Fourier Transformation - Vektorrechnung

- Statistikfunktionen und vieles mehr.
Man bekommt die Library unentgeltlich als Quelltext.
Es gilt übrigens der gleiche Grundsatz wie beim Verwenden von Codebibliotheken im Allgemeinen: Ihre Benutzung ersetzt nicht das Nachdenken über die Aufgabe! Wer vorhandenen Code benutzt, sollte sich über seine Funktionsweise, seine Vorbedingungen und seine Schnittstelle Gedanken machen.
Weblink: [1] Suchbegriff im Netz: Building GSL
on Windows using Native Tools

Cirrusnebel

Impression
Westlicher Teil des Cirrusnebels NGC 6960. PlaneWave CDK 14 F/7.2 (356 mm / 2563 mm), DSLR Nikon D810A, 20 x 8 Minuten belichtet bei ISO 800 im Garten, Sarleinsbach/Oberösterreich, Bildautor: Christoph Kaltseis.

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Astrophysik & Algorithmen

Hochaufgelöst:
MoonPanoramaMaker
von Helmut Jahns

Mondpanoramen bei hohen Vergrößerungen zu erstellen, kann bedeuten, Dutzende Einzelaufnahmen von Mosaikfeldern aufzunehmen. Dies händisch auszuführen, kann ein mühsamer Prozess werden. Wer mit seinem Gespann aus parallaktisch montiertem Teleskop und WebCam Mondpanoramen erstellen möchte, könnte daher einen Blick auf die Windows-Anwendung MoonPanoramaMaker werfen. MoonPanoramaMaker wurde von Rolf Hempel entwickelt und ist eine Freeware, welche die Steuerung eines Fernrohrs übernimmt, um dieses Prozedere zu automatisieren. Das Programm verbindet sich mit dem Teleskop über die ASCOM-Schnittstelle.

MoonPanoramaMaker arbeitet in zwei Modi: einem halbautomatischen und einem vollautomatischen. Beim halbautomatischen Modus obliegt die Ansteuerung der Kamera dem Benutzer, während beim vollautomatischen Modus die Kamera von FireCapture kontrolliert wird, wobei FireCapture wiederum über seine Plugin-Schnittstelle von MoonPanoramaMaker angesteuert wird. MoonPanoramaMaker berechnet anhand von Teleskopbrennweite und Chipgröße einen Satz von Mosaikfeldern, die den sichtbaren Teil des Mondes überdecken, mit hinreichenden Überlappzonen. Nach Abschluss der Konfiguration fährt die Software sämtliche Mosaikfelder nachei-

nander an und löst entweder bei FireCapture die Aufnahme aus oder fordert den Benutzer auf, die Aufnahme auszulösen. Nachdem die Mosaikfelder aufgenommen worden sind, können sie mit geeigneten Panorama-Stitchern, z.B. Hugin [1], kombiniert werden.
MoonPanoramaMaker kann unter [2] heruntergeladen werden; eine ausführliche Bedienungsanleitung auf Englisch liegt bei.
Weblinks: [1] Hugin: http://hugin.sourceforge.net/ [2] MoonPanoramaMaker: https://
github.com/Rolf-Hempel/Moon PanoramaMaker

Mehr Simulationen zur Bahnbewegung von Planeten
von Uwe Pilz

Das kleine Simulationsprogramm in der vorigen Ausgabe eignet sich dazu, wirklich nützliche Ephemeriden zu berechnen. Ich möchte diesen Aufsatz mit einem kleinen Beispiel beginnen: Wo stand der Planet Mars am 1. April 2017? - Zieldatum: 1. 4. 2017 - vorheriges Perihel: 29. Oktober 2016 - Zeit seit dem Perihel: 154 Tage - Umlaufzeit (siderisch): 687 Tage - Fläche der Gesamtellipse zum Zielzeit-
punkt: 22,4 % - Exzentrizität e = 0,0935

Wenn man die Anomalie in das Programm einsetzt, dann erhält man ausgehend vom Perihelzeitpunkt eine Ephemeridentabelle in Wahrer Anomalie. Wir benötigen die Werte für 22,4 % Teilfläche. Das Programm gibt dazu aus: - Teilfläche (%): 22.01 wahre Anomalie:
89.96 - Teilfläche (%): 22.51 wahre Anomalie:
91.77
Wenn man zwischen diesen Daten interpoliert, dann erhält man eine wahre Ano
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1 Aus den selbst berechneten heliozentrischen Längen kann die ekliptikale Länge
geometrisch bestimmt werden.

Astrophysik & Algorithmen

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# Grafik ca. von -300 bis 300 from turtle import * def plot(x,y):
penup() goto(x,y) pendown() dot(4) hideturtle()

# Hauptprogramm

import math

a=1

e=0.3

b=math.sqrt(1-e*e)

2 Bahnellipse mit einer Exzentrizität von e = 0,3

plot(300*e,0) # Sonne t=0

(Python-Programm)

u=a*math.cos(t)-e

v=b*math.sin(t)

plot(300*(u+e), 300*v)

malie von 91,4 Grad . Zum Vergleich: Wenn überstreicht (Abb. 2).

f=0

man die Marsbahn als Kreisbahn an- Die ersten Zeilen

i=1

nimmt, dann sind 22,42 % von 360 Grad = sind mathematisch

anzahlPunkte = 32

80,7 Grad - viel ungenauer.

nicht von Interes-

for i in range(anzahlPunkte-1):

se. Sie sorgen da-

while f<math.pi*a*b/anzahlPunkte:

Zu dem berechneten Wert muss die Län- für, dass man einen

t=t+math.pi/1000

ge des Perihels (336,04 Grad ) addiert werden, Punkt mit den Ko-

x=a*math.cos(t)-e

damit man auf die heliozentrische Länge ordinaten x und y

y=b*math.sin(t)

kommt. Die Summe liegt über 360 Grad , so setzen kann. Man

p=math.sqrt((x-u)**2+(y-v)**2)

dass der Winkel bereinigt werden muss. muss beachten, dass

q=math.sqrt(u**2+v**2)

Das Ergebnis für die heliozentrische Län- das voreingestellte

r=math.sqrt(x**2+y**2)

ge beträgt 67,4 Grad , was in guter Überein- Koordinatensystem

s=(p+q+r)/2

stimmung mit dem Ergebnis aus Guide 9 in beiden Koordina-

f=f+math.sqrt(s*(s-p)*(s-q)*(s-r))

steht (67,5 Grad ).

ten von ca. -300 bis

u=x

etwa +300 reicht.

v=y

In gleicher Weise kann man die helio-

plot(300*(x+e),300*y)

zentrische Länge der Erde bestimmen Das Hauptprogramm

f=f-math.pi*a*b/anzahlPunkte

(191,6 Grad ; Guide: 191,5 Grad ). Heliozentrische ähnelt dem der vo-

name = input("Fertig?")

Längen kann man in ein Schema des rigen Ausgabe. Ich

Planetensystems eintragen. Geozentri- bespreche hier nur

sche Werte kann man einfach mit dem die Unterschiede. Der Mittelpunkt der (Pi/1000) fest vorgegeben. Kleinere Werte

Winkelmesser bestimmen (Abb. 1). Die Ellipse liegt bei x = y = 0. Ich setze die führen zu einer besseren Genauigkeit.

damit bestimmten ekliptikalen Längen lange Halbachse auf 300 Pixel. Die Lage

lassen sich in eine Sternkarte eintragen der Sonne ist dann bei 300 e, wohin zur Auf eine Interpolation habe ich ver-

und können somit für eine wirkliche Be- Orientierung ein Punkt gesetzt wird.

zichtet, da die Grafik ohnehin nur eine

obachtung benutzt werden. Gemessen

begrenzte Genauigkeit hat. Allerdings

habe ich an der Skizze 45,5 Grad , was mit der Dem Programm ist vorgegeben, wie viele ist die überstrichene Fläche jedes Mal

Angabe aus Guide übereinstimmt.

Punkte auf der Ellipse gezeichnet werden ein wenig zu groß. Wenn man dies ig-

sollen (anzahlPunkte). Diesen Wert kann noriert, dann summieren sich die Fehler

Python bietet eine kleine Grafik, welche man natürlich auch verändern. Aus die- und führen dazu, dass der Umlauf ,,nicht

schon im Auslieferungszustand instal- ser Anzahl ergibt sich die Teilfläche, die aufgeht". Ich habe deshalb diese überzäh-

liert ist. Mit deren Hilfe kann man sich bis zum Zeichnen eines Punktes durch- lige Fläche als Startfläche in die nächste

Ellipsenbahnen verschiedener Exzentri- laufen werden muss:

Runde gegeben, das ist die letzte Zeile

zität anzeigen lassen. Ich finde das sehr

der i-Schleife. Ihr könnt probieren, wie

instruktiv. Die Abstände der Punkte auf

Pi a b/anzahlPunkte

sich das Ergebnis verschlechtert, wenn

dem Rand der Ellipse entsprechen glei-

ihr das auskommentiert.

chen Zeitabschnitten. Man sieht sehr an- Im Programm läuft eine Schleife, die

schaulich, was es bedeutet, dass der Leit- prüft, ob dieser Wert überschritten wur- Das Programm publiziere ich wieder in

strahl in gleichen Zeiten gleiche Flächen de. Die Schrittweite ist dabei mit 0,18 Grad unserem Forum.

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Atmosphärische Erscheinungen

Das 38. AKM-Treffen im KIEZ-Waldpark

Grünheide im Vogtland
von Daniel Fischer

1 Das Gruppenfoto vor einer MIG 21-
F13, geflogen vom ersten deutschen Kosmonauten Sigmund Jähn,

Von Schneestürmen in Schleswig-Holstein über optische Erscheinungen an Plankton, Meteoritensuche in der Sahara und Halobeobachtung mit Stratosphärenballons bis zur optimalen Ausrichtung von Meteorkameras reichte das außerordentlich breite Spektrum der Vorträge auf dem Frühjahrsseminar 2018 des AKM. Schauplatz vom 16. bis 18. März war das KiEZ Waldpark Grünheide bei Auerbach im sächsischen Vogtland - pünktlich zum Seminar kräftig eingeschneit beim letzten Wintereinbruch

der Saison. Trotzdem erreichten fast alle Teilnehmer rechtzeitig das ausgedehnte Kinder- und Jugenderholungszentrum 700 m über NN, wo der erste Abend mit dem bewährten Rückblick auf die atmosphärischen Erscheinungen des vorangegangenen Jahres begann, zusammengestellt von Claudia Hinz.
Dramatische Displays Leuchtender Nachtwolken (und erst recht von Polarlicht) hatte es nicht gegeben, und die größte Pracht entfalteten wieder einmal

Foto: Andreas Möller
Eisnebelhalos. Im Anschluss berichtete noch Frank Wächter über eine Schwedenreise im August 2017, während der sich trotz sommerlichen Sonnenstands schon erste Nordlichter bemerkbar machten - und dabei in der Nacht 24./25. August auch kurz zwei kuriose Strahlen mit ungewohnter Geometrie: womöglich Verwandte des erst kürzlich beschriebenen und vor allem aus Kanada bekannten STEVE-Phänomens [1], das wird derzeit noch näher analysiert (wobei weitere Polarlichtbeobachtungen aus derselben Nacht oder Informationen über ungewöhnliche geomagnetische Vorgänge in dieser Zeit hilfreich wären).

Der Samstag begann mit der Fortsetzung von Wolfgang Hinz' Vortrag vom Vorjahr über 30 Jahre Haloerfassung im AKM: Was haben wir gelernt? Von 1986 bis 2017 waren 166.739 Halos berichtet worden, 97 % durch Cirrus verursacht und 93 % an der Sonne, bei dieser wieder der 22 Grad -Ring mit 34 % am häufigsten. Aber auch 11.566 Mondhalos waren dabei: 53 % dieser Sichtungen umfassten den 22 Grad -Ring, gefolgt von Nebenmonden (19 %) und Lichtsäulen (16 %). In-

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2 Das frisch verschneite Hauptgebäude
im KiEZ-Waldpark Grünheide, Foto: Andreas Möller

Atmosphärische Erscheinungen

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3 Die Vorsitzende des AKM eröffnet das Seminar 2018, Foto: Elmar Schmidt

teressant die natürlich normierte - HaloHäufigkeit: Die Jahre 1986 bis 1988, 1994 bis 2002 und dann noch 2010, 2012 und 2014 lagen über dem 32-jährigen Durchschnitt, während es um 1992 ein 5 Jahre währendes tiefes Minimum und auch 2011 und just 2017 besonders dürftige Jahre gab. Eine vage Korrelation mit dem Sonnenzyklus mag sich da andeuten, ein plausibler Mechanismus zunächst nicht. Im Jahresgang wiederum gibt es Maxima der Haloaktivität im Frühjahr und Herbst und Minima im Juli und Dezember, andere Verteilungen mögen indes eher das typische Sozialverhalten der Beobachter reflektieren.
Halobeobachtungen mit Actioncams, die wissenschaftliche Ballons in die Stratosphäre mitnahmen, präsentierte sodann Andre Knöfel mit dynamischen Filmausschnitten: 22 Grad -Halos mit Nebensonnen, Untersonnen - und auch mal Gewässer im Gegenlicht, während der Ballon unaufhaltsam Richtung Polen driftete. Jörg Strunk verblüffte dann mit Beobachtungen der 2017er-Sonnenfinsternis in Wyoming durch einen Cirrenschirm, der vor und nach der Totalität einen auffälligen 22 Grad -Halo erzeugte - welcher aber komplett verschwand, solange nur noch die Sonnenkorona als Lichtquelle diente. Wie das, wo doch der Ring der inneren Korona weit heller als der Vollmond ist und Letzterer - siehe oben - auffällige Halos produzieren kann? Dieses Paradoxon - mutmaßlich ein Kontrastproblem wegen der Resthelligkeit des Finsternishimmels - führte noch während der Tagung zu angeregten Diskussionen auch in diversen SoFi-Foren im Internet: eine auch als solche bemerkenswerte Wech-

selwirkung von realem und virtuellen ,,Treffen".
Nächstes Thema Regenbogen: Alexander Haußmann hatte neue Simulationen dieses im Detail verblüffend komplexen Phänomens mitgebracht, dem man sich in später, eisiger Nacht auch noch mit handfesten Experimenten nähern würde. Die Verteilung der Tropfengrößen ist orts- und zeitabhängig, die Wassertropfen werden deformiert und verkippt, reagieren empfindlich auf Windfelder usw. Und viele Faktoren sind noch nicht mal quantitativ erfasst.
Elmar Schmidt hatte es diesen Januar schon zum dritten Mal nach Hawaii gezogen, zwecks Präzisionsfotometrie der totalen Mondfinsternis. Nicht zuletzt weil er unbedingt erneut auf dem Mauna Loa Observatory beobachten wollte, zogen sich die Vorbereitungen über 8 Monate hin. 12 Stunden lang wurde schließlich gemessen [2]: Die Helligkeit des Mondes fiel von -13,3 auf -2,8 astronomische Größenklassen, also auf 1/16.000. Es war damit eine besonders helle Finsternis, was nicht recht dazu passt, dass der Mond diesmal recht tief in den Kernschatten der Erde eingedrungen war: Andere MoFis mit ähnlicher Magnitude waren teils eine ganze Größenklasse dunkler ausgefallen. Andere Faktoren sind mithin noch am Werk, wovon das irreguläre Muster der Maria der Mondoberfläche nur einer sein kann. Weitere Messungen plant Schmidt diesen Juli in Namibia und nächstes Jahr in Mexiko: Der engagierte MoFi-Forscher muss sich schon anstrengen, denn es gibt im Jahrhundert keine 20 totalen Finsternisse pro

Erdviertel, und da sollten schon Orte mit guter Wetterstatistik angesteuert werden. Von Grünheide sind es nur ein paar Kilometer bis zum Dorf Morgenröthe-Rautenkranz, das neuerdings zur Gemeinde Muldenhammer gehört - und vor 40 Jahren überregionale, ach was, kosmische Bedeutung erlangte: Hier wurde der erste deutsche Raumfahrer, Fliegerkosmo-
4 Deutsche Raumfahrtausstellung
Morgenröthe-Rautenkranz, Foto: Andreas Möller
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Atmosphärische Erscheinungen

(Mitbegründer Wolfgang Hinz, der auch zurzeit mit an einer Schrift über die Vereinsgeschichte arbeitet), Relaunch und Pflege der Homepage (Andreas Möller) und 20 Jahre Meteoros (Andre Knöfel) sowie in absentia Ina Rendtel für die Betreuung der Kasse von Anbeginn. Da diese weiter gut gefüllt ist, bleiben - die einzige Abstimmung diesmal - die Mitgliedsbeiträge unverändert.

Und schon ging das Vortragsprogramm

weiter: mit Beobachtungen Rainer Arlts

von kuriosen Lichtphänomenen vor Var-

na während der Algenblüte im Schwar-

zen Meer, die ein Zwischenrufer hinten

im Saal sogleich als typische Wasser-Au-

reole [4] identifizierte, und Sirko Molaus

ersten Schritten mit autonomen Allsky-

Kameras des FRIPON-Projekts [5] aus

5 Das deutsche Trainingsmodul der Raumstation MIR kann man auch begehen,

Frankreich. Das Netz der Kameras soll nun auch in Deutschland ausgebaut wer-

Foto: Christian Fenn

den: Die Universität Oldenburg hat etwa

5 Stück bestellt und sucht nun Freiwilli-

ge, die sie betreiben.

naut Sigmund Jähn, geboren, und hier ihm mitgeführte ,,Bundesbiene" [3] hat

entstand schon bald eines der wenigen hier ihr Zuhause gefunden. Die anderen Das Abendprogramm begann mit spek-

dezidierten Raumfahrtmuseen Deutsch- Interkosmos-Kosmonauten, deren dritter takulären Polarlichtern in Echtzeit, die

lands. Viele Seminarteilnehmer mach- Jähn war, kommen in Bildern vor, und Anke Hamann und Manfred Heinrich

ten sich zu Fuß auf, andere ließen sich die Weltraumforschung - jetzt nicht nur im September in Skandinavien aufge-

lieber von durcheinander quasselnden die deutsche - wird ebenfalls gewürdigt. nommen hatten - mit einer frisch an-

Navis in breitem Bogen auf der Straße

geschafften Sony Alpha7s nahe am An-

zur ,,Deutschen Raumfahrtausstellung" Wieder zurück in Grünheide umfasste die schlag der Empfindlichkeit, was zu einem

leiten, die 2007 in eine große Halle um- kurze Mitgliederversammlung des AKM ausnehmend hellen und bunten Treiben

gezogen war: So mancher AKMler hatte Ehrungen für 40 Jahre treue Dienste auf der Leinwand führte.

sie 2004 im alten Haus in drangvoller

Enge besucht. Jetzt kann die Sammlung,

die sich auf die 11 deutschen Raumfahrer

konzentriert, recht übersichtlich auf zwei

Etagen präsentiert werden. Komplette

originale Raumkapseln findet man hier

zwar nicht, dafür immerhin das echte

(westliche) Trainingsmodell der Raum-

station Mir - und zahlreiche authenti-

sche ,,Kleinteile". Das beginnt schon mit

dem knappen historischen Einstieg: In

Morgenröthe-Rautenkranz werden doch

tatsächlich mehr Original-Komponenten

(bzw. Wrackteile) von A4-Raketen ge-

zeigt als im viel größeren Museum in

Peenemünde, das sich zunehmend ver-

krampft bemüht, gerade kein Raumfahrt-

museum - mehr - zu sein. Den deut-

schen Raumfahrern werden jeweils große

Vitrinen mit zahlreichen Informationen

und Utensilien gewidmet, wobei Jähn in

keiner Weise überhöht wird: Bis hin zu Alexander Gersts ISS-Aufenthalt 2014

6 An vielen Modellen, hier Sojus-Raumschiff, wird die Raumfahrt praktisch dargestellt,

ist alles dokumentiert, und auch die von

Foto: Wolfgang Hinz

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Atmosphärische Erscheinungen

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Dann Laura Kranich mit gleich zwei Auftritten in Stand- und Bewegtbild: zu ungewöhnlichen Dämmerungserscheinungen im Herbst 2017 [6], für die der Qualm der Waldbrände in Kanada und den USA gesorgt hatte, den Windströmungen bis nach Europa trugen - und zum kürzlichen Wintereinbruch in SchleswigHolstein, der insbesondere an der Küste zu ungewohnten halbgefrorenen Wellenphänomenen führte.
Ein paar zu allem Entschlossene um Alexander Haußmann wagten sich dann noch ins Freie, um bei vielleicht -10 Grad C mit einem Scheinwerfer und einer Sprühflasche Regenbögen zu erzeugen.
Und schon der letzte Tag: Ulrich Sperberg stellte zahlreiche - bestätigte [7] - Impaktkrater in Skandinavien vor, nebst der Physik hinter ihrer Entstehung, und Andre Knöfel berichtete launig über eine Abenteuerreise in einen Randbereich der Sahara in Marokko, wo mit Hilfe spezialisierter Berber tatsächlich eine Reihe kleiner Meteoriten gefunden wurden. Das muss auch so sein: Auf die Erde fallen jährlich 82 Meteoriten pro Million Quadratkilometer, macht etwa 550 pro Jahr in jenen sandarmen Landschaften der Sahara, wo sie auch aufzufinden sind. Und da die Sahara etwa 3.000 Jahre alt ist, müssten allein in den 100.000 km2 dieser Hammada bzw. Serir im vergleichsweise noch am leichtesten zu bereisenden Marokko etwa 24.000 Meteoriten herumliegen. Jetzt sind es 24 weniger ...
In der letzten Session schließlich das ,,normale" Meteorgeschehen am Himmel: Jürgen Rendtel verwies auf den kontinuierlichen Anstieg der Aktivität der Geminiden [8], die inzwischen mit einer ZHR um 160 (!) der beste jährliche Meteorstrom geworden sind. Der langsame Anstieg der Fallraten wird außer von visuellen Beobachtungen seit 1985 (noch ältere harren der Hebung in der Literatur) und modernen Videodaten auch von Radioechos seit Beginn dieses Jahrhunderts bestätigt. Dieses Jahr sollte die ganze Nacht 13./14. Dezember beobachtet werden, der Mond wird kaum stören. Dieser Autor verwies auf einen möglichen Tau-Herculiden-Sturm am 31. Mai 2022 gegen 5:15 UTC, der eine Reise auf die Azoren oder in die Karibik [9] rechtfertigen könnte: Dazu scheint freilich noch sehr wenig publiziert zu sein.
Georg Dittie zeigte Ergebnisse laufender Meteorecho-Beobachtungen, u.a. mehrerer prominenter Feuerkugeln des letzten Jahres - und Sirko Molau rechnete vor, wo am Himmel eigentlich die meisten Meteore eines Stroms aufleuchten: Jede Menge Faktoren spielen eine Rolle, aber bei den meisten Strömen sollten Kameras die beste Ausbeute erzielen, die in den Bereich Nordosten bis Südosten in 30 Grad Höhe schauen. Visuelle Beobachter brauchen das allerdings weniger streng zu sehen, sie sollten sich lieber auch auf das dunkelste Stück ihres Himmels konzentrieren. Mit dieser Erkenntnis endete das lehrreiche wie unterhaltsame Seminar 2018 auf den Punkt, und die nächsten AKM-Veranstaltungen stehen auch schon fest: Es sind das Treffen der Beobachter atmosphärischer Erscheinungen im tschechischen Bozi Dar vom 29.11. bis 2.12. und das AKM-Seminar 2019 im thüringischen Lauterbach vom 15.-17.3.2019.
Weblinks: [1] https://abenteuer-astronomie.de/mehr-fragen-als-antworten-zum-polar-
licht-mysterium-steve/ [2] https://forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=1&t=57857 [3] https://bonnstern.wordpress.com/2015/01/28/5276/ [4] www.atoptics.co.uk/fz26.htm [5] www.fripon.org/?lang=en [6] https://forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=2&t=57597 [7] www.passc.net/EarthImpactDatabase [8] https://abenteuer-astronomie.de/geminiden-jedes-jahr-etwas-staerker/ [9] www.dpreview.com/forums/thread/4261964

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Deep Sky

Beobachtung einmal anders - Sternassoziation Camelopardalis OB1
Weite Wolken im Lokalen Arm ... oder frei nach Loriot: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts!
von Christopher Hay und Rene Merting

An der Grenze zwischen Cassiopeia und Camelopardalis verliert die Milchstraße an Helligkeit. Sie verschwindet fast vollständig bei 143 Grad galaktischer Länge in der Gegend des Sternhaufens King 6. Erst an der Grenze zu Auriga, bei 170 Grad galaktischer Länge, scheint die Milchstraße wieder auf.

Dies liegt daran, dass ausgedehnte Molekülwolken in diesem Bereich das Licht der dahinter liegenden Sterne abschirmen. Die Molekülwolken sind in zwei Schichten innerhalb des Orion-Arms (auch Lokaler Arm genannt) der Galaxis konzentriert. Eine mit dem LindbladRing zusammenhängende Schicht liegt in ca. 800 Lichtjahren Entfernung und eine zweite wesentlich dichtere Schicht in ca. 3.000 Lichtjahren Entfernung. Jene zweite Schicht am äußeren Rand des Lokalen Arms ist Ursprung und Heimat der Sternassoziation Cam OB1.

Cam OB1 deckt ein Himmelsareal von 24 Grad in galaktischer Länge und 12 Grad in galaktischer Breite ab, mit einem Zentrum etwa 2 Grad nördlich des galaktischen Äquators und südöstlich des (physikalisch nicht verbundenen) Sternhaufens Stock 23.

Über diese für eine Sternassoziation ungewöhnlich große Fläche liegen mehr als 40 Sterne der Spektralklassen O und B sowie ein halbes Dutzend Überriesen verstreut. Hinzu kommen etwa 15 im offenen Haufen NGC 1502 konzentrierte OB-Sterne. Diese Sterne sind Zeugnisse von Sternentstehung während der letzten 10 Millionen Jahre.

1 Übersichtsaufnahme im Bereich der Sternassoziation Cam OB1, Quelle: SDSS colored,
mit freundlicher Genehmigung

Einige Dutzend Young Stellar Objects (YSOs) in den dichten Molekülwolken von Cam OB1 zeigen zudem an, dass Sternentstehungsprozesse hier anhalten. Das Gebiet von Cam OB1 liegt größtenteils innerhalb der Grenzen des Sternbildes Camelopardalis, greift aber an sei-
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nen Rändern in Cassiopeia und Perseus über. Dort kommt es zur perspektivischen Überlappung mit den Assoziationen Cas OB6 (mit dem Herznebel IC 1805 und dem Seelennebel IC 1848) und Per OB1 (mit dem Doppelhaufen h und chi Per). Cas OB6 sowie Per OB1 liegen im Per-

seus-Arm der Galaxis in zweieinhalbfacher Entfernung zu Cam OB1.
Die Staub- und Objektdichte in dieser Blickrichtung im Raum zwischen dem Lokalen Arm (mit Cam OB1) und dem Perseus-Arm (mit Cas OB6 und Per OB1)

Deep Sky

67

ist sehr gering, das heißt, die Arme sind hier sehr deutlich im Raum getrennt. Neuere Forschungen schlagen eine Untergliederung von Cam OB1 in drei Unterbereiche A, B und C vor. In diesen Bereichen konzentrieren sich die DeepSky-Objekte sowie die OB-Sterne der Assoziation.
Der Emissionsnebel Sh 2-202 sowie die Reflexionsnebel vdB 14 und vdB 15 liegen nahe des Zentrums von Cam OB1. Dies ist der Ort aktivster Sterne ntstehung innerhalb der Assoziation. Sh 2-202 ist zwar nur fotografisch zugänglich, seine Lage wird jedoch schon im Fernglas durch den offenen Sternhaufen Stock 23 angezeigt. Stock 23 (Pazmino's Cluster) liegt in unserer Perspektive exakt in der Mitte des Emissionsnebels - allerdings weit im Vordergrund ohne physikalischen Zusammenhang zum Nebel. Auch vdB 14 und vdB 15 sind nur fotografisch zugänglich, jedoch sind die sie beleuchtenden Sterne mit bloßem Auge sichtbar. vdB 14

2 NGC 1502, Quelle: CCD-Guide - Markus Blauensteiner, mit freundlicher Genehmigung

wird vom 4,2 mag hellen Stern CS Cam beleuchtet, der ein klein wenig nordwestlich des Nebels steht. vdB 15 wird seinerseits vom 4,5 mag hellen CE Cam

beleuchtet, der mitten im Nebel liegt. Die zwei Sterne bilden ein nordsüd gerichtetes Paar mit 1 Grad Abstand zueinander (CS: 3h 29min, +59 Grad 56'; CE: 3h 30min, +58 Grad 54').

3 Kembles Kaskade, Quelle: CCD-Guide - Thomas Henne, mit freundlicher Genehmigung

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Deep Sky

Der Emissionsnebel Sh 2-205 im südwestlichen Unterbereich von Cam OB1 ist die zweite Nebel-Konzentration innerhalb der Assoziation. Obwohl Sh 2-205 nicht visuell zugänglich ist, wird seine Lage durch den 1 Grad südwestlich gelegenen Haufen NGC 1444 markiert. Der B-Stern der Magnitude 6,7 im Zentrum von NGC 1444 wird als Doppelstern Struve 446 katalogisiert und ist ein Mitglied von Cam OB1. Ein zweiter B-Stern der Magnitude 6,9 liegt 1/3 Grad südöstlich von NGC 1444 und ist ebenfalls Mitglied der Assoziation. Diese zwei Sterne sind visuell nicht weiter aufregend, zeigen aber immerhin schon im Opernglas die Lage des Unterbereichs B von Cam OB1. Es ist unsicher, ob NGC 1444 ein echter physikalischer Haufen ist, und er ist auch visuell kaum als Haufen auszumachen.

Der Sternhaufen NGC 1502 Der einzige gesicherte Sternhaufen der Assoziation ist ein Paradeobjekt für kleine Teleskope (Abb. 2). Die Sternentstehung in diesem Unterbereich ist abgeschlossen. Um den Haufen herum haben sich die ursprünglichen Staub- und Gaswolken durch den Strahlungsdruck der 15 OB-Sterne längst verflüchtigt, der Haufen steht daher frei. NGC 1502 wird auch als ,,Golden Harp Cluster" bezeichnet. Der Doppelstern STF485 AE dominiert den Haufen. Beide Komponenten sind 6,9 mag hell, die nordwestliche Komponente ist der Veränderliche SZ Cam. Bei unseren Beobachtungen mit kleinen Refraktoren und geringen Vergrößerungen zeigte sich der zentrale optische Doppelstern STF485 AE in NGC 1502 sehr dominant. Bei höheren Vergrößerungen wurden um den Doppelstern herum gut zwei Dutzend locker verteilte, deutlich

schwächere Sterne sichtbar. Einige dieser Sterne sind paarweise angeordnet, was dem Haufen einen besonderen Reiz verleiht. Bei unserer Beobachtung mit einem 12-Zoll-Spiegel und 40-facher Vergrößerung waren im Haufen zwei Sternketten auffällig, die wie zwei Hörner aussahen. Mit etwas Fantasie hat der Sternhaufen das Aussehen einer lachenden Teufelsmaske.
Wenn wir wieder zurücktreten und die Szenerie im Feldstecher betrachten, wird deutlich, daß der Haufen NGC 1502 am Ende einer auffälligen, mehr als 2 Grad langen Sternkette namens ,,Kembles Kaskade" steht (Abb. 3). Dem Franziskaner-Mönch Lucian Kemble fiel diese Stern-Kaskade in den 1980ern mit einem 7x35-Fernglas auf. In dieser bildhaften Vorstellung bildet der Haufen das Becken, in das sich die Kaskade ergießt.

Sharpless 173

Impression
Frank Iwaszkiewicz nahm dieses reizvolle Bild am 26.01.2017 in Eggersdorf auf. Teleskop war ein ONTC-Newton 250 mm/1000 mm, dazu eine CCD-Kamera Atik 383L+. Mehr als 80 % der Belichtung entfielen auf den H-Anteil: 18 x 30 Minuten (6 nm Halbwertsbreite), dazu dann nur 8 x 5 Minuten je RGB-Filter. Bildbearbeitung: Nico Geisler.

Deep Sky

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Skyguide 2018 - 3 (Herbst)
von Robert Zebahl und Rene Merting

Unser Skyguide soll in erster Linie Anregungen für eigene Beobachtungen geben und beschreibt kurz für jede Jahreszeit fünf Objekte. Es werden dabei sowohl leichte als auch schwierige Objekte ausgewählt, welche nach Schwierigkeitsgrad sortiert sind. Wie schwer ein Objekt letztlich ist, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab, vor allem der Himmelsqualität, der Teleskop-Öffnung und der persönlichen Erfahrung.

markieren die Position des Objekts. Im Allgemeinen empfehlen wir aber, eigene Aufsuchkarten zu erstellen. Die visuelle Beschreibung des Objekts basiert weitestgehend auf eigenen Beobachtungen und soll lediglich als Anhaltspunkt dienen.

Zu jedem Objekt werden die wichtigsten Informationen in Kurzform und gegebenenfalls ein DSS-Bild (Digitized Sky Survey) angegeben. Des Weiteren ist eine Karte, erstellt mit der freien Software Cartes du Ciel (Skychart), für die grobe Orientierung vorhanden, welche Sterne bis zu einer Größenklasse von ca. 8,0 mag zeigt. Telradkreise (0,5 Grad ; 2 Grad ; 4 Grad ) auf der Karte

M 34
6
10 14

Übersichtskarte für Skyguide 2018-3 (Herbst)

65 6 64
62
60 1
NGC 752 58
Triangulum



M 76





51

49



41 M 31 M 110

Andromeda

M 32


32 NGC 404




22
NGC 206


3

18

7

8

NGC 7662 4







14 NGC 7640

M 33

82 91





28





64 72
78

15

Karte, erstellt mit Cartes du Ciel


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Deep Sky

NGC 7662 (PK 106-17.1, H 4.18, Blauer Schneeball)

Typ:

Planetarischer Nebel

Sternbild:

And

Koordinaten (2000.0): 23h 25m 53,6s, +42 Grad 32' 06''

Helligkeit:

8,2 mag

Winkelausdehnung: 1,0' x 0,7'

Ein besonders heller planetarischer Nebel ist NGC 7662, welcher im Teleskop bereits seine blaugrüne Farbe zeigt. Es gibt nicht viele Deep-Sky-Objekte, wo Farbe erkannt werden kann, da oft die Flächenhelligkeit zu gering ist. Sein Zentralstern ist ein Weißer Zwerg mit einer Oberflächentemperatur von etwa 75.000 Kelvin. Er zählt wohl mit zu den heißesten bekannten Sternen. Visuell kann der Nebel unter einem Landhimmel schon mit einem kleinen Fernglas gesichtet werden, erscheint dann aber punktförmig. Im Teleskop bei höherer Vergrößerung zeigt sich der Nebel deutlich flächig und rund. NGC 7662 ist eines der wenigen Objekte, die selbst unter stärker aufgehelltem Himmel noch gut beobachtbar sind.

1 Planetarischer Nebel NGC 7662, Quelle: DSS

NGC 752 (H 7.32)

Typ:

Offener Sternhaufen

Sternbild:

And

Koordinaten (2000.0): 01h 57m 41,0s, +37 Grad 47' 06''

Helligkeit:

5,7 mag

Winkelausdehnung: 50,0' x 50,0'

Das Sternbild Andromeda enthält nur sehr wenige offene Sternhaufen, von denen NGC 752 der auffälligste Vertreter ist. Mit einem geschätzten Alter von 1,1 bis 1,6 Milliarden Jahren ist dieser Sternhaufen schon relativ alt und daher recht sternarm, mit locker verteilten Mitgliedern. Visuell kann das gut beobachtet werden. Unter einem Landhimmel (Bortle 4) reicht bereits ein kleines Fernglas, wobei am südwestlichen Ende des Sternhaufens eine Kette hellerer Sterne auffällig ist. Ansonsten zeigt der Sternhaufen einige verstreute Mitglieder verschiedener Helligkeit.

2 Offener Sternhaufen NGC 752, Quelle: DSS

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NGC 404 (UGC 718, H 2.224, Mirachs Geist)

Typ:

Galaxie

Sternbild:

And

Koordinaten (2000.0): 01h 09m 27,1s, +35 Grad 43' 05''

Helligkeit:

10,0 mag

Winkelausdehnung: 3,5' x 3,5'

NGC 404 ist eine linsenförmige Zwerggalaxie und wurde bereits 1784 von Friedrich Wilhelm Herschel entdeckt. Aufgrund der geringen Winkeldistanz zu Beta Andromedae (Mirach) wird sie auch Mirachs Geist genannt. Ich konnte immer wieder lesen, dass diese Galaxie einigen Beobachtern Probleme bereitet. Zumindest ist sie leicht zu finden und mit 10,0 mag relativ hell. Unter städtischen Bedingungen (Bortle 6-7) ist die Galaxie indirekt noch gut mit 4-5 Zoll Teleskopöffnung beobachtbar, unter einem Landhimmel (Bortle 4) reichen sogar 50 mm. Mit 8 Zoll Teleskopöffnung wird die Galaxie ein leichtes Ziel, selbst unter städtischen Bedingungen. Eine höhere Vergrößerung ist durchaus empfehlenswert. Die Zunahme der Helligkeit zur Mitte hin ist dann gut sichtbar.

3 Galaxie NGC 404, Quelle: DSS

NGC 7640 (UGC 12554, H 2.600)

Typ:

Galaxie

Sternbild:

And

Koordinaten (2000.0): 23h 22m 06,58s, +40 Grad 50' 43,5''

Helligkeit:

11,1 mag

Winkelausdehnung: 10,0' x 2,0'

NGC 7640 ist eine Balkenspiralgalaxie in Kantenlage und zeigte deutliche Strukturen, die sicher auch fotografisch sehr reizvoll sind. Es gibt Hinweise darauf, dass diese Galaxie mit einer kleineren Galaxie kollidiert ist. Eine Folge davon scheint eine höhere Sternentstehungsrate zu sein. Visuell ist diese Galaxie etwas anspruchsvoller, da ihre Flächenhelligkeit vergleichsweise gering ist. Die letzten eigenen Beobachtungen liegen schon einige Jahre zurück, wo sie unter einem Landhimmel (Bortle 4) mit 8 Zoll Teleskopöffnung als langgestreckter Nebel mit hellerem, ebenfalls länglichem Zentrum indirekt gut sichtbar war. Der erfahrene Beobachter kann sich durchaus auch mit kleinerem Teleskop oder weniger guten Bedingungen versuchen. Für Besitzer größerer Teleskope werden sicher auch einige Details erreichbar.

4 Galaxie NGC 7640, Quelle: DSS

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Deep Sky

NGC 206

Typ:

Sternassoziation

Sternbild:

And

Koordinaten (2000.0): 00h 40m 33,8s, +40 Grad 44' 22,0''

Helligkeit:

12,8 mag

Winkelausdehnung: 4,2' x 4,2'

Bei NGC 206 handelt es sich eigentlich nicht um einen typischen offenen Sternhaufen, sondern um eine große Sternassoziation innerhalb der Galaxie Messier 31. Im Vergleich zu offenen Sternhaufen sind die Sterne weniger aneinander gebunden. NGC 206 ist das visuell hellste extragalaktische Objekt in Messier 31. Auf Fotografien von Messier 31 ist diese Sternassoziation oft auffällig. Visuell ist NGC 206 unter einem Landhimmel recht gut mit 8 Zoll Teleskopöffnung erreichbar, wobei höhere Vergrößerung und eine ordentliche Aufsuchkarte sehr empfehlenswert sind. Bei 150-facher Vergrößerung war NGC 206 indirekt als eher schwache, leicht längliche, gleichmäßige Aufhellung zu erkennen.

5 Sternassoziation NGC 206, Quelle: DSS

Skyguide - Nachbeobachtungen
von Robert Zebahl

In den letzten Monaten haben Uwe Pilz und ich einige Objekte aus den vorausgegangenen Skyguides beobachtet. Einige Beobachtungen entstanden dabei aus der Stadt Leipzig heraus mit vorrangig kleineren Teleskopen im Bereich von 3 bis 5 Zoll Öffnung. Ich möchte hier unsere Beobachtungen kurz schildern.

NGC 1501 Dieser relativ helle planetarische Nebel im Sternbild Giraffe lässt sich unter einem Landhimmel (Bortle 4, SQM-L 20,9) bereits problemlos mit 70 mm Teleskopöffnung beobachten. Ohne Nebelfilter erscheint der Nebel schon bei 15-facher Vergrößerung indirekt als kleine, schwache, runde, gleichmäßige, weniger auffällige Aufhellung. Für den erfahrenen Beobachter ein leichtes Ziel. Uwe Pilz bestätigte meine Beobachtung. Unter städtischen Bedingungen (Bortle 6-7) konnte ich diesen Nebel auch im 5-ZollRefraktor beobachten. Leider zogen an diesem Abend etliche hohe Wolken durch, so dass die Durchsicht nicht gut war. Bei 40-facher Vergrößerung konn-

1
NGC 1502, beobachtet am 14.01.2018 von Uwe Pilz mit 105 mm/650 mm-APO (66x)

te ich den Nebel ohne Filter nur als extrem schwache Aufhellung an der Wahrnehmungsgrenze sehen. Der Einsatz eines [OIII]-Filters zeigte deutliche Wirkung: Der Nebel war indirekt auffällig, klein, rund, gleichmäßig hell. Unter aufgehelltem Himmel ist bei kleineren Teleskopöffnungen ein Nebelfilter empfehlenswert.
NGC 1502 Nahe NGC 1501 und am Ende von Kembles Kaskade befindet sich der kleine

Sternhaufen NGC 1502. Dieser Sternhaufen lässt sich unter aufgehelltem Himmel (Bortle 6) sehr gut mit 5 Zoll Teleskopöffnung beobachten. Der zentrale Doppelstern STF485 AE fällt sofort auf. Dieser ist umgeben von etlichen, schwächeren Sternen. Unter ländlichen Bedingungen gefiel mir der Anblick im kleinen 70-mm-ED-Refraktor bei 15-facher Vergrößerung verglichen mit dem 8-Zoll-Dobson am besten. Die umliegenden Sterne wirkten dabei teils V- bzw.

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2
Xi UMa, beobachtet am 06.06.2018 von Uwe Pilz mit 105 mm/650 mm-APO (66x)

3
NGC 4151, beobachtet am 07.04.2018 von Robert Zebahl mit 120 mm/600 mm-Refraktor (48x), Bortle 4, SQM-L 21,3

pfeilförmig. Uwe Pilz zeichnete diesen Sternhaufen bei 66-facher Vergrößerung an einem 105 mm/650 mm-APO (Abb. 1).
IC 356 (Arp 213) Diese Galaxie aus dem Index-Katalog (IC) hatte ich bisher nur unter ländlichen Bedingungen mit dem 8-Zoll-Dobson beobachtet, wo sie bei mittleren Vergrößerungen indirekt gut als ovale Aufhellung zu sehen ist. Ich wollte wissen, ob diese auch mit kleiner Teleskopöffnung zugänglich ist. Anfang Februar 2018 fuhr ich an unseren ländlichen Beobachtungsplatz im Norden Leipzigs, wo ich zusammen mit Uwe Pilz beobachtete. Ich hatte meinen 70-mm-ED-Refraktor dabei. Die Bedingungen waren gut: Bortle 4, SQM-L 20,9. Bei 71-facher Vergrößerung konnte ich nach einigen Minuten in der Tat eine sehr schwache, leicht ovale, eher gleichmäßige Aufhellung indirekt dauerhaft erkennen. Uwe Pilz sah die Galaxie ebenfalls, obwohl er anfangs erstaunt war über mein Vorhaben.
Xi UMa Ein heller und damit leicht beobachtbarer Doppelstern ist Xi UMa (Alula Australis, STF1523 AB). Ich habe diesen Doppelstern bereits im Februar 2018 mit meinem 70-mm-ED-Refraktor bei 100-facher Vergrößerung beobachten können und notierte: sehr dicht zusammen bei nahezu gleicher Helligkeit. Auf den ersten Blick als ,,8" erkennbar, bei genauem Hinsehen teils auch getrennt sichtbar. Im 5-Zoll-Refraktor war der Doppelstern bei 166-facher Vergrößerung dann einfach zu trennen und der Helligkeitsunterschied der beiden Komponenten war gut erkennbar. Uwe Pilz fertigte am 105 mm/ 650 mm-APO bei 288-facher Vergrößerung eine Zeichnung an (Abb.2).

Lalande 21185 Dieser rote Zwerg wurde von Uwe Pilz im 105 mm/650 mm-APO bei 66-facher und von mir im 5-Zoll-Refraktor bei 23-facher Vergrößerung beobachtet. Bei einer scheinbaren Helligkeit von 7,5 mag reicht ein kleines Teleskop, selbst unter einem Stadthimmel. Uwe Pilz nahm ihn orangefarben war, ich zumindest in einem hellen Orange.
NGC 4151 Unter städtischen Bedingungen (Bortle 6, SQM-L 19,3) lässt sich diese recht kleine Galaxie bereits mit 5 Zoll Teleskopöffnung gut beobachten: Bei 23-facher Vergrößerung fällt nur der helle Kern als sehr kompakte Aufhellung auf und kann leicht übersehen werden. Bei 48-fach ist das Zentrum noch immer recht kompakt, aber flächig und von einem eher kleinen, schwachen, runden Halo umgeben. Bei 66-fach erscheint der Kern nun deutlich flächig, die Galaxie ist indirekt sehr auffällig. Ich habe eine Zeichnung angefertigt (Abb. 3). Unter vergleichbaren Bedingungen waren im 8-Zoll-Dobson nicht mehr Details zu sehen. Sie erschien lediglich heller und war damit einfacher beobachtbar.
Arp 294 Dieses Galaxienpaar zeigt zwei ähnliche Galaxien in schöner Lage zueinander. Ich hatte sie nur einmal im Jahr 2013 mit dem 8-Zoll-Dobson beobachtet, wo beide Galaxien unter einem Landhimmel gut sichtbar waren. Im März 2018 konnte ich die beiden Galaxien mit meinem 5-ZollRefraktor unter einem Bortle-4-Himmel (SQM-L 21,3) beobachten: NGC 3788 war bereits bei 48-fach als elongierter, gleichmäßiger Nebel erkennbar. Bei 85fach konnte dann auch NGC 3786 als

schwacher, ovaler, gleichmäßiger Nebel gesehen werden. Mit Helligkeiten von 12,3 und 12,5 mag sind die Galaxien sicher kein Ziel für den Einsteiger mit 5 Zoll Teleskopöffnung, für den erfahrenen Beobachter aber bieten sie einen schönen Anblick.
Hickson 61 Bei Hickson 61 (,,The Box") können gleich 4 Galaxien beobachtet werden, wobei diese unterschiedlich schwer sind. Unter sehr guten, ländlichen Bedingungen können alle 4 Galaxien bereits mit 8 Zoll Teleskopöffnung beobachtet werden. Ich versuchte mein Glück mit einem 5-ZollRefraktor bei guten Bedingungen (Bortle 4, SQM-L 21,3): Von den vier Galaxien war lediglich das hellste Mitglied NGC 4169 zu sehen. Bei 48-facher Vergrößerung noch recht kompakt, bei 85-fach rundlich bis leicht oval, kondensiert. An diesem Abend stand ein Leipziger Mitbeobachter mit seinem 10-Zoll-Dobson daneben, wo bei 120-facher Vergrößerung alle 4 Mitglieder gut sichtbar waren. Uwe Pilz konnte unter sehr guten Bedingungen (Bortle 3, SQM-L 21,6) auf dem Südbrandenburger Teleskoptreffen in seinem 105 mm/650 mm-APO drei Mitglieder sehen: NGC 4169 war auffallend, NGC 4174 erforderte etwas Konzentration und NGC 4175 war schwierig. Die schwache NGC 4173 war nicht sichtbar.
Es lohnt sich auch, regelmäßig in unserem VdS-Forum vorbeizuschauen, wo weitere Beobachtungen veröffentlicht sind und natürlich ergänzt werden dürfen.
Alle Zeichnungen sind in der Orientierung aufrecht und seitenrichtig.
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Astronomie? Klingt spannend, das mach' ich auch!
von Sebastian Hosnedl

Einfach gesagt, aber wie fängt man richtig damit an? Ein bisschen im Internet recherchiert und schon ist der Laie erstmal überfordert.
So oder so ähnlich wird es sicher einigen gehen bzw. gegangen sein. Mir jedenfalls ging es so, nachdem ich für mich entschieden habe, dass ich mich gern mit dem Thema Astronomie als Hobby auseinandersetzen möchte. Am ehesten hat mich natürlich die Anschaffung eines Teleskops gereizt. Aber auch dort gibt es ja natürlich eine Riesenauswahl. Auch was die Auswahl des ,,richtigen" Typs angeht, stellt sich sicherlich ein Neuling auf diesem Gebiet etwas schwerfällig an.
Nachdem meine Recherche im Internet schnell gezeigt hat, dass es nicht so einfach war, das passende Gerät für mich zu finden, überlegte ich mir, mich in einem Forum anzumelden. Gesagt - getan!
Schon nach dem ersten Tag in einem Astronomie-Forum bekam ich eine positive Rückmeldung von Robert Zebahl. Er lud mich ein, mir bei ihm ein paar seiner Beobachtungsinstrumente genauer anzuschauen. Natürlich hat dieses eine Treffen nicht genügt, um eine endgültige Entscheidung treffen zu können, jedoch

hatte ich einen groben ersten Eindruck und konnte auch schon durch das ein oder andere Teleskop schauen.
Mit diesen neu gewonnenen Erkenntnissen konnte die Suche nach dem passenden Teleskop weitergehen. Jedoch kamen immer mehr ,,Schwierigkeiten" hinzu. Welche Okulare werde ich benötigen, welche Montierung auf welchem Stativ? Aber auch hier erwies sich Robert wieder als sehr große Hilfe. Er hat mir einen seiner Refraktoren ausgeliehen und ein weiterer Sternfreund aus Leipzig seine Montierung. Dadurch war es mir möglich, meine ersten eigenen Beobachtungen durchzuführen, dachte ich jedenfalls. Es ist doch weit schwieriger als erwartet, sich am Sternenhimmel zurechtzufinden. Also habe ich mich bei den ersten eigenen Versuchen eher damit abgemüht, das Suchen zu üben, als dass ich zum eigentlichen Beobachten gekommen wäre. Dreimal dürft ihr raten, wer mir dabei erneut unter die Arme gegriffen hat ... Robert. Mit seiner Hilfe konnte ich mich das erste Mal GEZIELT am Nachthimmel bewegen und meine ersten ,,eigenen" Doppelsterne entdecken. Ich war von Epsilon Lyrae so begeistert, dass ich nun auch wusste, in welche Richtung die Beobachtungen gehen sollten: Deep Sky. Da Robert

über einen umfangreichen Wissensschatz diesbezüglich verfügt, konnte er mir auch weitere Beobachtungstipps geben, und so konnte ich mich weiter in die Materie vertiefen und meine ersten eigenen Erfahrungen im Deep-Sky-Bereich sammeln.
In einer geführten Deep-Sky-Tour von Robert konnte ich diesen ersten Eindruck weiter festigen und mich immer mehr für diesen Bereich begeistern, auch wenn der ein oder andere Doppelstern sich meiner Beobachtung entzogen hat.
Abschließend kann man also sagen, dass es für einen Neuling in diesem Bereich nicht so einfach ist, sich zurechtzufinden. Falls ihr auch vorhabt, euch etwas intensiver damit auseinanderzusetzen, sucht euch auf jeden Fall Hilfe und lasst euch beraten. Es wäre unklug, einfach auf gut Glück ein Beobachtungsinstrument zu erwerben. Vor allem lasst euch nicht von den ,,bunten Bildern" in die Irre führen. Schaut euch nach Möglichkeit vor dem Kauf alles in Ruhe an. Dann werdet ihr auch garantiert eine Menge Spaß und Freude damit haben, sofern das Wetter mitspielt. In diesem Sinne danke ich fürs Lesen und wünsche euch allen einen klaren Himmel!

Internationale Raumstation
Die Internationale Raumstation (ISS) über Sörth/Westerwald, 30.07.2018, 21:12:31,9 Uhr UT, Celestron 14 Edge HD (355 mm/ v2700 mm), Celestron NexImage Burst M mit Rotfilter, bestes geschärftes Einzelbild eines Videos (25 fps, 2,85 ms). Die Montierung 10Micron GM2000HPS folgte der ISS nach aktualisierten Bahnelementen. Distanz zur ISS: 434 km, Abmessungen etwa 100 m, Berechnung des Bildmaßstabs anhand des Doppelsterns Epsilon 1,2 Lyrae. Bildautor: Bernd Koch.

Impression

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Neues aus der FG Kleine Planeten
von Gerhard Lehmann

Im kommenden Jahr führt die FG Kleine Planeten ihre 22. Kleinplanetentagung in der VEGA-Sternwarte in Salzburg durch. Sie gehört zum Haus der Natur in Salzburg [1]. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Kasten.

Am 15. April 2018 näherte sich der Apollo-Kleinplanet 2018 GE3 bis auf 0,0013 AE [2] der Erde. Das waren nur ca. 200.000 km. Unser FG-Mitglied Gerhard Dangl fotografierte ihn mit seinem 10-zölligen Newton (f/4,7) in den Abendstunden des 14. April 2018 und stellte uns sein Bild zur Verfügung (Abb.1).

Im Jahr 2009 entdeckte unser FG-Mitglied Erwin Schwab mit einem Teleskop der Tzec Maun Foundation [3] einen Kleinplaneten mit der vorläufigen provisorischen Bezeichnung 2009 KH2. Nach seiner Nummerierung erhielt er nach einem Namensvorschlag des Entdeckers den Namen ,,Hasubick". Werner Hasubick, ebenfalls FG-Mitglied, kann auf die Beobachtung von mehr als 1.000 Kometen zurückblicken (s. Kasten unten).
Das große Hamburger Schmidt-Teleskop wird vielen durch die Entdeckung des Kometen C/1973 E1 (Kohoutek) bekannt sein. Erwin Schwab berichtet über Remote-Beobachtungen von Kleinplaneten und Kometen mit diesem Teleskop. Eine wunderschöne scheinbare Begegnung des Kleinplaneten (372) Palma mit M 31/ 32 und M 110 im Sternbild Andromeda stellt uns unser FG-Mitglied Wolfgang
(389293) Hasubick = 2009 KH2

1 Der Kleinplanet 2018 GE3 mit einem 10-zölligen Newton und einer Atik 314L+ S/W-
CCD-Kamera. Fotografiert am 14.04.2018 von 23:28 UT bis 23:43 UT mit Einzelbelichtungen von je 1 s. Beobachtet von Gerhard Dangl in Nonndorf. Die Distanz des Kleinplaneten variierte während des Beobachtungszeitraums zwischen 0,793 bis 0,763 Mio. km.
Einladung zur
KLEINPLANETENTAGUNG
in Salzburg/Österreich
Die Fachgruppe ,,Kleine Planeten" der VdS lädt recht herzlich ein zur
22. Kleinplanetentagung am 15. und 16. Juni 2019
in die VEGA-Sternwarte in Salzburg. Weitere Informationen unter www.kleinplanetenseite.de

Discovered 2009 May 19 by E. Schwab at Tzec Maun. Werner Hasubick (b. 1960) is a German amateur astronomer and an enthusiastic observer of comets. Hasubick started his astronomical work at the Buchloe Observatory in 1977 with the observation of C/1977 R1 (Kohler). He has now observed more than 1000 comets.

Ries gemeinsam mit Klaus Hohmann vor. Aber lesen Sie bitte selbst die Artikel auf den nächsten Seiten.
Wenn Sie Lust bekommen haben, vielleicht auch einmal Kleinplaneten zu beobachten, dann sind Sie herzlich eingeladen. Als Mitglied in der FG Kleine Planeten werden Sie Gleichgesinnte treffen und von den Erfahrungen der anderen profitieren.

Weblinks: [1] VEGA-Sternwarte: www.hausder
natur.at/index.php/de/sternwarte. html [2] Minor Planet Ephemeris Service: www.minorplanetcenter.net/iau/ MPEph/MPEph.html [3] Tzec Maun Foundation: www.tzecmaun.org/
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Kleine Planeten

NEOs und Kometen mit dem Hamburger Schmidt-Teleskop auf dem Calar Alto
von Erwin Schwab

Das Große Hamburger Schmidt-Teleskop wurde von 1954 bis 1975 auf der Sternwarte Hamburg-Bergedorf betrieben. Eines der besonderen Ereignisse aus dieser Zeit war wohl die Entdeckung eines Kometen durch den tschechischen Astronomen Lubos Kohoutek am 7. März 1973. Im Juni 1975 wurde das Fernrohr demontiert und nach Spanien auf den Calar Alto verlegt, wo es eine neue Montierung von Grubb-Parson bekam. Am neuen Standort wurde im Zeitraum von 1985 bis 1997 der Hamburger Quasar-Survey durchgeführt [1].
Ich selbst war im Januar 2001 auf dem Calar Alto und hatte das Vergnügen, bei einer Führung das ehemalige Hamburger Schmidt-Teleskop mit einem Hauptspiegel-Durchmesser von 1,2 Metern und einem Durchmesser der Schmidt-Korrekturplatte von 0,8 Metern zu bewundern. Allerdings machte das Fernrohr zu diesem Zeitpunkt einen etwas vernachlässigten Eindruck. Der Schein trügte nicht. Das historische Gerät wurde schon eine Weile nicht mehr genutzt, da es kein Fotomaterial mehr zu kaufen gab - das Zelluloid-Zeitalter näherte sich seinem Ende. Bei der Führung hieß es: ,,Vielleicht kommen ja mal wieder bessere Zeiten auf das Fernrohr zu ..."
Rund 15 Jahre später traf ich Detlef Koschny, Leiter des ESA-Segments für Erdnahe Objekte, bei einer Tagung der VdSKleinplanetenfachgruppe. Er fragte mich, ob ich vielleicht mal Lust hätte, mit einem professionellen Teleskop ferngesteuert zu beobachten. Spontan sagte ich: ,,Auf jeden Fall, wann kann ich loslegen?" Mein Herz schlug heftiger, als ich erfuhr, dass es sich bei dem Fernrohr, das ich bald aus der Ferne steuern durfte, um das ehemalige Hamburger Schmidt-Teleskop auf dem Calar Alto handelte. Detlef hatte nämlich im Rahmen des ,,Programms zur Weltraumlageerfassung" (Space Situational Awareness Program) der European Space Agency (ESA) finanzielle Mittel bewilligt bekommen. Wie hoch sein Budget zur Reanimation des Teleskops war,
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1 Der Autor beim Fernsteuern des Calar-Alto-Schmidt-Teleskops

verriet er mir nicht. Aber die Tatsache, dass Detlef seine eigene privat gekaufte SBIG-Digitalkamera nach Spanien verschiffte und dort ans Teleskop montieren ließ, deutete eher auf geringe Mittel hin. Der ESA/ESRIN-Mitarbeiter Marco Micheli durfte die ersten Tests machen, danach war bereits ich ab Dezember 2016 als zweiter Nutzer ,,remote controlled" an der Reihe (s. Abb. 1). Die Kamera von Detlef war eine SBIG ST-10XME, womit sich bei einer Brennweite von 2,4 m ein Gesichtsfeld von 21,3 x 14,3 Bogenminuten ergibt. Natürlich ist das für ein Schmidt-System winzig im Vergleich zum optisch korrigierten Bildfeld, aber als Amateur-Astronom bin ich eh kein größeres Gesichtsfeld gewohnt.
Für meine erste Testaufnahme wählte ich den Hauptgürtel-Kleinplaneten (24713) Ekrutt, benannt nach Joachim Ekrutt, dem Autor des Werkes ,,Die Kleinen Planeten". Das Buch trägt eine nicht unerhebliche Mitschuld daran, dass ich Kleinplaneten-Beobachter wurde.
Aufgrund des kleinen Gesichtsfeldes machte ich zunächst Folgebeobachtungen von Objekten der Near Earth Object Confirmation Page (NEOCP). Später wagte ich mich dann auch an die Wiederentdeckungen von NEOs und Kometen, falls deren vorhergesagte EphemeridenUngenauigkeit nicht allzu hoch war.

Bis April 2018 war ich mit diesem Teleskop an der Veröffentlichung von rund 120 Minor Planet Electronic Circulars (MPECs) beteiligt und es gelangen mir die Wiederentdeckungen von folgenden fünf Kometen: - P/2005 JN (SPACEWATCH), - P/2013 CU129 (PANSTARRS), - P/2011 VJ5 (LEMMON), - P/2010 P4 (WISE) und - P/2011 CR42 (CATALINA), wofür jeweils ein ,,IAU Electronic Telegram" veröffentlicht wurde [2 bis 6]. Die Wiederentdeckung des Kometen P/2011 CR42 (CATALINA) hat den Betreibern des Calar-Alto-Observatoriums sogar so gut gefallen, dass eine Pressemitteilung auf deren Internetseite erschienen ist [7].
Einen Kometen als solchen zu identifizieren, wenn er Schweif und Koma hat, ist keine Kunst. Alle fünf Kometen zeigten bei meiner Wiederentdeckung aber weder Koma noch eine Andeutung eines Schweifs, siehe beispielhaft die Wiederentdeckungsaufnahme (Abb. 2) des Kometen P/2013 CU129 (PANSTARRS). In solchen Fällen bleibt nur die neue Bahnberechnung unter Einbezug der eigenen Positionsmessungen als eindeutige Identifikationsmöglichkeit übrig. Diese Verifizierung ist zwingend notwendig, bevor man seine Messungen ans Kleinplanetenzentrum sendet.

Kleine Planeten

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Am 16. Januar 2018 hatte ich mir einen ganz besonderen NEO herausgesucht, was sich allerdings erst im Laufe der Beobachtung herausstellte. Das NEOCPObjekt P10G8tt zeigte einen extremen Lichtwechsel mit einer Amplitude von mehr als einer Magnitude. Deshalb entschloss ich mich, die Beobachtungszeit für dieses Objekt zu verlängern, um eine Lichtkurve vermessen zu können.
Es wurde bald deutlich, dass sich dieser Asteroid sehr schnell dreht. Die Auswertung ergab eine Rotationsperiode von nur 12,5 Minuten. Diese sehr schnelle Rotation ist für ein Objekt dieser Größe ungewöhnlich, da bekannt ist, dass fast alle Asteroiden, die größer als ca. 200 m sind, dazu neigen, Perioden länger als 2 Stunden aufzuweisen (die so genannte Spin-Barriere). Die Ergebnisse dieser Messungen wurden zur Veröffentlichung an das ,,Minor Planet Bulletin" übermittelt [8].
Abschließend möchte ich erwähnen, dass die Möglichkeit, fast jede Nacht beobachten zu können, einen hohen zeitlichen Aufwand darstellt. Jedoch hat es viel Vergnügen bereitet, denn als Amateur-Astronom kommt man selten in den Genuss von zuhause aus im Pyjama gekleidet ein professionelles Fernrohr bedienen zu dürfen. Leider war im April 2018 der Fernsteuer-Spaß (vorerst?) beendet. Der Nutzungsvertrag zwischen ESA und dem Calar-Alto-Observatorium war abgelaufen.
Literaturhinweise und Weblinks: [1] J. Schramm, 2010: ,,Sterne über
Hamburg", Kultur- & Geschichtskontor Hamburg 2010, ISBN: 9783-9811271-8-8 [2] IAU Electronic Telegram, Central Bureau Electronic Telegrams, 4429, (2017) [3] IAU Electronic Telegram, Central Bureau Electronic Telegrams, 4455, (2017) [4] IAU Electronic Telegram, Central Bureau Electronic Telegrams, 4474, (2018) [5] IAU Electronic Telegram, Central Bureau Electronic Telegrams, 4497, (2018) [6] IAU Electronic Telegram ,Central Bureau Electronic Telegrams, 4510, (2018)

2 Wiederentdeckungsaufnahme des Kometen P/2013 CU129 (PANSTARRS). Wie bei den
meisten Kometen-Wiederentdeckungen ist auch hier weder Koma noch Schweif zu erkennen. Das gezeigte Bild ist eine Überlagerung von 4 Einzelfotos, von denen jedes wiederum aus einer Serie von 10 Frames mit jeweils 60 s Belichtungszeit besteht. Das gezeigte Bildfeld ist ein Ausschnitt von 3 x 3 Bogenminuten. Aufnahmen vom 16.01.2018 am Schmidt-Teleskop, Calar Alto, Spanien. Bild: Erwin Schwab

[7] www.caha.es/news/releasesmainmenu-163/12812-recoveringof-comet-catalina-with-theschmidt-telescope
[8] E. Schwab et al., 2018: ,,Rotation Period for the potentially hazardous Asteroid 2018 AM12", Minor Planet Bulletin, Issue 45-3, (2018 Jul-Sep)

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Kosmische Begegnungen
von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf seiner Bahn um die Sonne weiter bewegt hat. Für viele Astrofotografen sind solche zufälligen kosmischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war.

Das heutige Deep-Sky-Objekt brauchen wir keinem Amateurastronomen vorstellen. Die Schwester der Milchstraße ist wohl die meist fotografierte Galaxie des Nordhimmels. Dieses tolle Bild [1] der Andromedagalaxie stellte uns Ulrich Teschke zur Verfügung. Er ist ein begnadeter Aurora-Fotograf wie seine Homepage [2] zeigt. Von der heimischen Gartensternwarte am Niederrhein hat er leider mit Lichtern am Himmel zu kämpfen, die weniger ästhetisch sind. Die Lichtverschmutzung entspricht der des Ruhrgebietes.

Umso bemerkenswerter sind seine hervorragenden astrofotografischen Ergebnisse. Im Falle dieses Bildes von M 31 fotografierte er in der Nacht des 23. Oktober 2011 durch einen UHC-S-Filter, um die größten Anteile der Lichtverschmutzung zu eliminieren. Das Ergebnis war von den Strukturen und Farben in Ordnung, aber nicht sehr tief. Daher investierte Ulrich auch die folgende Nacht und fotografierte diesmal M 31 ohne Filter. Hier zeigte sich die volle Ausdehnung der Galaxie, aber die Farben und der Kontrast haben durch die Lichtverschmutzung stark gelitten. Erst die Kombination der Aufnahmen aus beiden Nächten führte zum Erfolg. Schon beim Stacken der zweiten Nacht fiel ihm aber eine kleine Strichspur in der Nähe der Begleitgalaxie M 110 auf. Daher stackte er diese Nacht mittels Addition und verwendete nicht das übliche ,,Sigma combine", damit die Strichspur erhalten blieb. Bei der Kombination beider Nächte diente diese zweite Nacht als Luminanz und die Farbe stammte hauptsächlich aus den gefilterten Aufnahmen. Das tolle Ergebnis spricht für sich und
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1 Die Galaxien M 31 und M 110 sowie am Bildrand rechts der Kleinplanet (372) Palma,
aufgenommen mit einem 75-mm-Refraktor mit f/6,7 und einer modifizierten DSLR. Bild: Ulrich Teschke

der kleine Besucher macht die Aufnahme zu etwas Besonderem.
Aufgrund der langsamen Bewegung tippte Ulrich natürlich sofort auf einen Kleinplaneten als Verursacher der Strichspur. Mit Hilfe der Planetariumssoftware ,,Cartes du Ciel" fand er rasch heraus, dass (372) Palma an jenem Abend seine

Bahn dort gezogen hat. Der Kleinplanet (372) Palma wurde am 19. August 1893 von Auguste Charlois in Nizza entdeckt, der den Hauptgürtelasteroiden nach der Hauptstadt der Baleareninsel Mallorca benannt hat. In der Ausgabe 48 war schon einmal ein Asteroid von Charlois an einer kosmischen Begegnung beteiligt. Der erfolgreiche Kleinplanetenjäger

Kometen

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brachte es auf 99 Entdeckungen und wurde 1910 von seinem Schwager ermordet. Mit rund 190 km Durchmesser ist (372) Palma um einiges größer als die Mittelmeerinsel. Für einen Umlauf um die Sonne braucht der Asteroid ca. 5,59 Jahre. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war er etwa 11,4 mag hell und rund 246 Mio. km von der Erde entfernt [3].
Eine Möglichkeit, sich täglich über aktuelle kosmische Begegnungen zu informieren, finden Sie auf der Homepage von Klaus Hohmann unter: http://astrofoto grafie.hohmann-edv.de/aufnahmen/ kosmische.begegnungen.php.
Dort kann sich der interessierte Astrofotograf in dem von Klaus geschriebenen

Tool kosmische Begegnungen anzeigen lassen. Interaktiv hat man die Möglichkeit, verschiedene Parameter wie die Helligkeit des Deep-Sky-Objektes oder die Helligkeit des Kleinplaneten selbst auszuwählen, um eine passende Konjunktion für sich zu finden.
Wir möchten Sie im Namen der Fachgruppe Kleine Planeten der VdS bitten, Ihre kosmische Begegnung einzusenden, um zukünftige Ausgaben des VdS-Journals für Astronomie mit Ihren Bildern zu bereichern. Schicken Sie die Bilder per Mail mit dem Betreff ,,Kosmische Begegnung" an ries@sternwarte-altschwendt. at. Bitte vergessen Sie nicht das Aufnahmedatum, die fotografierten Objekte und die Daten des Teleskops bzw. der Kamera

mitzuteilen. Der Autor eines ausgewählten Bildes wird anschließend aufgefordert, eine unkomprimierte Version des Bildes für den Druck zur Verfügung zu stellen.
Weblinks: [1] M 31 von Ulrich Teschke, 2018:
www.ulrich-teschke.de/images/ m31_b.jpg [2] Homepage von Ulrich Teschke: www.ulrich-teschke.de/ [3] Wikipedia: https://de.wikipedia.org/

Tabelle 1: Einige ausgewählte interessante Begegnungen zwischen Kleinplaneten und Deep-Sky-Objekten für das Quartal IV-2018

Datum 07.10.2018 11.10.2018 04.11.2018 05.11.2018 03.12.2018 04.12.2018

Uhrzeit 24:00 24:00 24:00 20:00 22:00 23:00

Kleinkörper (6753) Fursenko (1543) Bourgeois (7353) Kazuya (4583) Lugo (3) Juno (122) Gerda / (700) Auravictrix

mag 16,1 14,7 15,6 16,1
7,6 12,6/14,2

Objekt M 74 M 33 NGC 1003 NGC 520 NGC 1417 / IC 347 NGC 2174/5

Art Gx Gx Gx Gx Gx OC/GN

mag 9,1 5,5 11,3 11,3 12,1/13,0 6,8

Abstand 3'
27' 2' 2'
17'/8' 30'/22'

Abkürzungen: Gx - Galaxie, GN - Galaktischer Nebel, OC - Offener Sternhaufen

Zwiebelmodell für die Helligkeitsentwicklung von Kometen
von Michael Hauss

Die Beobachtung von Kometen ist außerordentlich faszinierend! Die Entwicklung der Koma und die nicht selten vorhandene Ausbildung eines Schweifs sind immer wieder sehr spannend zu verfolgen. Insbesondere die Entwicklung der Helligkeit sorgt häufig für Überraschungen - sowohl im Positiven als auch im Negativen. Das gilt für die visuelle und für die fotografische Beobachtung der Schweifsterne gleichermaßen. Die Helligkeitsentwicklung eines Kometen kann empirisch meist gut beschrieben werden durch die Formel
m = m0 + 5 lg + 2,5 n lg r,
wobei die Entfernung des Kometen

von der Erde in AE, r die Entfernung des Kometen von der Sonne in AE, m0 die auf die Entfernung von 1 AE von Sonne und Erde normierte Helligkeit des Kometen und n der Aktivitätsfaktor, ein Maß für die Eigenaktivität des Kometen, ist [1]. Mit dieser Formel lässt sich bedingt durch zeitweise veränderte Aktivitäten des Kometen die Helligkeitsentwicklung gegebenenfalls auch stückweise beschreiben. D.h., diese Formel bezieht sich stets nur auf den zugrundeliegenden Zeitraum der empirischen Beobachtungen. Eine Extrapolation in die Zukunft wird in Ermangelung von Alternativen für Helligkeitsprognosen zwar gerne vorgenommen, ist aber nur gültig, wenn

sich die zugrunde liegenden Parameter nicht ändern. Da das aber recht häufig der Fall ist, weichen Prognosen und tatsächliche Helligkeiten oft und manchmal auch stark voneinander ab.
In manchen Fällen kann die Entwicklung der Helligkeit eines Kometen besser beschrieben werden durch die empirische Formel
m = m0(T) + 5 log + nt |t - T|
wobei m0(T) die auf die Entfernung von 1 AE von der Erde normierte Helligkeit des Kometen zum Zeitpunkt des Perihels T und nt der Aktivitätsfaktor ist [1]. Diese Formel eignet sich im Vergleich zur

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Kometen

1 Grafische Darstellung der Helligkeitsformeln von Komet 71P/Clark vor und nach dem Perihel am 30.06.2017 für den Auswertezeitraum
vom 05.03.2017 bis zum 02.01.2018. Für die Boxgröße 10'' x 10'' sind zusätzlich auch die zugrunde liegenden Messwerte eingezeichnet. Bild: Michael Hauss.

erstgenannten Formel erfahrungsgemäß manchmal besser für die Beschreibung periodischer Kometen.
Die Auswertung von visuellen Helligkeitsbeobachtungen und die Beschreibung der Helligkeitsentwicklungen durch die oben genannten Formeln ist ganz besonders wertvoll, da man hier durch die festgelegte Methodik Resultate erhält, mit denen man Kometen über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg miteinander vergleichen kann. Allerdings gibt es auch Nachteile, denn visuelle Beobachtungen sind subjektiv, die Bestimmung der Helligkeiten hängt bis zu einem gewissen Grad vom verwendeten Instrument ab und zeigt nicht selten auch aufgrund der Erfahrung der Beobachter große Streuungen auf.
Andererseits werden heutzutage viele Beobachtungen fotografisch durchgeführt, wodurch vor allem die Analyse lichtschwacher Kometen ermöglicht wird. Dabei stellt sich das immer wieder
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diskutierte Problem dar, dass visuelle Helligkeiten und fotografisch ermittelte Helligkeiten von Kometen insbesondere wegen deren z.T. erheblicher Ausdehnung der Koma nicht unmittelbar miteinander vergleichbar sind. Der hehre Wunsch ist es bisher, dass sich aus den fotografischen Beobachtungen ein Äquivalent der visuellen Helligkeit ableiten lässt, so dass diese so ermittelte Kennzahl mit den visuellen Helligkeitsschätzungen vergleichbar ist. Das gelang bisher nicht immer zufriedenstellend, wobei insbesondere helle und ausgedehnte Kometen erhebliche Probleme bereiteten. Bei der Auswertung von Beobachtungen heller Schweifsterne werden genau diese Beobachtungen dann gerne auch wieder aussortiert.
Für die Auswertung von Fotografien mit dem Ziel einer Helligkeitsermittlung von Kometen hat sich die MultiaperturMessung bewährt, die sich auf die Helligkeitsermittlung im Vergleich zu Sternen im R-Band beschränkt und die Helligkei-

ten in rechteckigen Boxen mit den Seitenlängen 10'' x 10'', 20'' x 20'' bis hin zu 60'' x 60'' Größe bestimmt (Schweifstern 173, [3]). Ein großer Vorteil dabei ist, dass es sich um ein standardisiertes und objektives Verfahren zur Helligkeitsbestimmung handelt. Folglich sind auch die Beobachter übergreifenden Streuungen der Messergebnisse deutlich geringer als bei der visuellen Beobachtung.
Anstatt also ,,nur" die visuelle Gesamthelligkeit eines Kometen und ihre abgeleiteten Helligkeitsparameter zu betrachten, sollen hier zusätzlich auch für die Multiapertur-Messungen in den Boxen von 10'' x 10'' bis 60'' x 60'' Größe die Helligkeitsparameter bestimmt werden und alle so abgeleiteten Parameter ,,gleichberechtigt" nebeneinander betrachtet werden. Zudem erreicht man so eine einheitliche Betrachtung von den sehr hellen Kometen (mit vielen visuellen Beobachtungen) und den schwachen Kometen (mit wenigen oder keinen visuellen Beobachtungen).

Kometen

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Am Beispiel des Kometen 71P/Clark sind die verfügbaren Multiapertur-Messungen [2] mit der Box-Größe 10'' x 10'' aufgetragen (blaue Punkte in der Abb. 1). Aus diesen Daten wurde die Helligkeitsentwicklung differenziert für den Zeitraum vor und nach dem Perihel (am 30.06.2017) ermittelt, wobei das Bestimmtheitsmaß der Parameterermittlung sehr hoch ist (blaue Kurve in Abb.1):
m[10''x10''] = 13,17 + 5 log + 0,0269 |t - T|,
mit R2 = 0,97 im Zeitraum 05.03.2017 28.05.2017, m[10''x10''] = 13,93 + 5 log + 0,0056 |t - T|,
mit R2 = 0,78 im Zeitraum 24.06.2017 - 02.01.2018.
Von den 31 Messungen im 10''x10''-Feld, davon 6 des Autors, wurden ausnahmslos alle verwendet. Davon haben 27 Messungen eine Abweichung zu den angegebenen Helligkeitsformeln von unter 0,20 mag, während die größte Abweichung bei nur 0,27 mag liegt. Diese niedrige Größenordnung von Abweichungen ist für die 10''x10''-Felder typisch.
Führt man diese Berechnungen für alle sechs Messboxen durch, dann erhält man die folgenden weiteren Formeln zur Helligkeitsentwicklung. Zusätzlich ist auch die Formel zur visuellen Helligkeitsentwicklung von Andreas Kammerer mit angegeben, die die (visuelle) Gesamthelligkeit des Kometen beschreibt (Schweifstern 173, [3]). Im Zeitraum 05.03.2017 - 28.05.2017, d. h. im Wesentlichen vor dem Perihel (s.a. Tab.1):
m[20''x20''] = 12,33 + 5 log + 0,0284 |t - T|, R2 = 0,95
m[30''x30''] = 11,94 + 5 log + 0,0293 |t - T|, R2 = 0,91

m[40''x40''] = 11,66 + 5 log + 0,0302 |t - T|, R2 = 0,89

m[50''x50''] = 11,45 + 5 log + 0,0312 |t - T|, R2 = 0,89

m[60''x60''] = 11,28 + 5 log + 0,0320 |t - T|, R2 = 0,89

m[visuell] |t - T|

= 11,1

+ 5 log + 0,031

Im Zeitraum 24.06.2017 - 02.01.2018 erhält man analoge Formeln (Tab. 2).

Trägt man diese Helligkeitsformeln im zugehörigen Gültigkeitsbereich in ein Diagramm ein, das die scheinbare Helligkeit gegen das Datum darstellt, dann erhält man ein umfangreiches ,,Zwiebelmodell", das die Helligkeitsentwicklung des Kometen optisch gut erfassbar darstellt (Abb. 1).

Das Zwiebelmodell der Helligkeitsermittlung zeigt beim Kometen 71P/Clark, dass der Komet vor dem Perihel einen starken Helligkeitsanstieg aufweist (steile Kurven), wobei sich die Helligkeit noch auf einen recht kleinen Bereich um den Kometenkern konzentriert (die Linien des Zwiebelmodells liegen sehr eng beieinander). Nach dem Perihel nimmt die Helligkeit deutlich langsamer wieder ab, und die Helligkeit des Kometen verteilt sich auf einen etwas größeren Bereich (die Linien liegen etwas weiter auseinander). Das lässt sich an dem Bildmaterial der FG Kometen gut verifizieren.

Mathematisch gesehen lässt sich das
Zwiebelmodell für 71P/Clark folglich
pro definiertem Abschnitt unter Verwen-
dung der Helligkeitsformel m = m0(T) + 5 log + nt |t - T| durch die zweimal sechs Parameter aus den Multiapertur-

Messungen und aus der Gesamthelligkeit des Kometen (quasi als Grenzwert der Multiapertur-Messungen) vollständig beschreiben. Diese Parameter geben einen wesentlich umfangreicheren Blick auf die Eigenschaften des Kometen, da auch die Ausdehnung und die Kondensation des Kometen bis zu einem gewissen Grad mit erfasst werden. Allerdings wird es nur unter zusätzlichen Randbedingungen möglich sein, die Gesamthelligkeit als Grenzwert der Multiapertur-Messungen tatsächlich auszurechnen.
Die visuellen Helligkeiten sind Gesamthelligkeiten im visuellen Farbbereich, während die Multiapertur-Messungen auf Vergleichen zu Rothelligkeiten basieren. Hier gibt es also zusätzlich noch Differenzen zwischen der Gesamthelligkeit und der visuellen Helligkeit, die vor allem bei aktiven Kometen mit Gasproduktion eine bedeutende Rolle spielen. Setzt man für die Gesamthelligkeit die visuelle Helligkeit ein, dann erhält man als Beispiel für den Kometen 71P/Clark die in den Tabellen 1 und 2 tabellarisch dargestellten beschreibenden Parameter.
Literaturhinweise und Weblinks: [1] A. Kammerer, M. Kretlow, 1998:
,,Kometen beobachten", Verlag Sterne und Weltraum (abrufbar unter http://fg-kometen. vdsastro.de/Publ/kometen_ beobachten_2.0.pdf) [2] Cometas observados recienemente: http://astrosurf.com/cometas-obs [3] ,,Komet 71P/Clark", 2018, Schweifstern 173 (abrufbar unter http://fg-kometen. vdsastro.de/schweifstern/Sst_173_ V1-0.pdf)

Tab. 1: Parameter vor dem 29.05.2017: m = m0(T)+ 5 log + nt |t - T|

Box m0(T)

nt

R2

10"x10" 13,17 0,0269 0,97

20"x20" 12,33 0,0284 0,95

30"x30" 11,94 0,0293 0,91

40"x40" 11,66 0,0302 0,89

50"x50" 11,45 0,0312 0,89

60"x60" 11,28 0,0320 0,89

Visuell 11,10 0,031

Tab. 2: Parameter nach dem 23.06.2017: m = m0(T)+ 5 log + nt |t - T|

Box m0(T)

nt

R2

10''x10'' 13,93 0,0056 0,78

20''x20'' 12,94 0,0069 0,73

30''x30'' 12,46 0,0072 0,69

40''x40'' 12,15 0,0074 0,68

50''x50'' 11,93 0,0075 0,66

60''x60'' 11,76 0,0074 0,64

Visuell 11,10 0,010

VdS-Journal Nr. 67

82

Kometen

Auffallende Kometen des ersten Quartals 2018
von Uwe Pilz
Im ersten Quartal gab es nur zwei Kometen, welche die 10. Größenklasse erreichten. Komet Heinze (C/2017 T1) gelang dies durch eine besonders große Erdnähe von nur 0,22 AE, welche er am 4. Januar durchlief. Solche erdnahen Kometen sind oft groß und diffus, und so war es auch hier: Mit einer geringeren Vergrößerung konnte er im Teleskop besser erkannt werden als mit einer höheren. Fotogra-
1 Komet C/2017 T1 (Heinze),
06.01.2018, 00:19 UT, Instrument: 10-Zoll-Astrograph, f/4, 620 s belichtet mit ASI-1600MM-CMOSKamera. Bild: Michael Jäger

2 Komet C/2016 R2 (PANSTARRS), 05.02.2018, 19:05 UT, Instrument: 135-mm-Teleobjektiv, f/2,5, 3600 s belichtet mit
Maravian-G2-8300-CCD-Kamera. Bild: Norbert Mrozek
VdS-Journal Nr. 67

Planeten

83

fisch konnte ein Schweif nachgewiesen werden (Abb. 1). Außerdem war die scheinbare Bewegung am Himmel sehr groß: Heinze durchlief in kurzer Zeit die Sternbilder Luchs, Giraffe, Kassiopeia, Eidechse und Pegasus, wobei er sich der Sonne näherte. Im ersten Februardrittel endete die Sichtbarkeitsperiode für mitteleuropäische Beobachter. Die Helligkeit hat sich während dieser gesamten Zeit kaum verändert, der wachsende Erdabstand wurde durch die zunehmende Sonnennähe ausgeglichen. Heinze kam der Sonne so nahe, dass seine Auflösung befürchtet wurde. Wahrscheinlich ist dies auch der Fall gewesen: Nach dem Perihel wurde er nur noch einmal gemessen, am 28. März wurde m1 = 16 mag bestimmt (elektronisch). Zu erwarten gewesen wä-

ren zu diesem Zeitpunkt 13 mag. Hierbei muss allerdings beachtet werden, dass herkömmliche elektronische Helligkeitsbestimmungen die Magnitude unterschätzen, mitunter um mehrere Größenklassen.
Obwohl sich C/2016 R2 (PANSTARRS) dem Perihel näherte, ging seine Helligkeit im ersten Quartal von etwa 10 mag auf 12 mag zurück: Der Erdabstand wuchs kontinuierlich, während er der Sonne nur langsam näher kam: Diese langsame Annäherung ist typisch für Kometen mit einem größeren Perihelabstand, hier waren es 2,6 AE. Visuell war der Komet wenig auffällig, lediglich Walter Kutschera konnte mit mehr als einem halben Meter Öffnung einen Schweifansatz ausma-

chen. Für die Fotografen hingegen bot PANSTARRS außergewöhnliche Schweifstrukturen, die an eine Qualle mit Tentakeln erinnern. Besonders eindrucksvoll ist dies in kurzen Filmsequenzen zu sehen [1]. Der Komet zog seine Bahn in prominenter Umgebung: Von den Hyaden an stieg er bogenförmig nach Norden, wobei er den Plejaden nahekam. Diese schöne Konjunktion hat Norbert Mrozek festgehalten (Abb. 2).
Weblink: [1] M. Jäger, C/2016 R2 (PANSTARRS)
am 19. Januar 2018: http://fg-kometen.vdsastro.de/ pix/2016R2/2016R2_19012018. htm

Konferenz zwischen Datenpaketen und Bleistiftspitzen

von Uwe Schultheiß und P. Christoph Gerhard

Die meisten Stunden der Hobbyastronomie betreiben wir (P. Christoph Gerhard und ich, Uwe Schultheiß) sicherlich eher in Stille und alleine am Teleskop unter dem Sternenhimmel. In dunklen Nächten die Ruhe zu genießen und den Weltraum zu erleben, ist ein hervorragender Ausgleich für ereignisreiche, nicht selten auch stressige Arbeitstage.
Die Begeisterung für das schönste Hobby der Welt ist bei uns beiden nun über Jahre hinweg ungebrochen. Beinahe jede gute Beobachtungsmöglichkeit wird genutzt, um aktiv am Teleskop zu beobachten.
Allerdings ist man während der Zeit schon etwas wählerischer geworden, was die Luftruhe und die Transparenz betrifft. Bei der Planetenfotografie ist es häufig erstaunlich, wie unterschiedlich sich die Ergebnisse in Anbetracht der augenscheinlichen ,,Himmelsqualität" darstellen. Schaut man durch das Okular, ist man enttäuscht über das ,,Geflimmer". Trotzdem kann es sein, dass Christophs Filmaufnahmen durch die Bildbearbeitung und durch Stacking und Schärfen sehr detailreich werden. Auf der anderen Seite kommt bei hochfrequenter Luft manchmal das Auge besser zurecht als

die Kamera. Dieses Phänomen haben wir beide schon häufiger diskutiert.
Ich bin leidenschaftlicher Zeichner. Es reichen ein weißes Blatt, das Zeichenbrett und die Bleistiftbox, um gesehene Eindrücke auf Papier zu bannen. Was ein geschultes, ans Okular gewöhntes Auge, gerade was die Planetenbeobachtung be-trifft, wahrnehmen kann, ist in Anbetracht der Voraussetzungen im Vergleich zu den High-Tech-Kameras nicht selten erstaunlich. Gelegentlich stacheln wir uns dann sogar an, wer wohl am Abend erfolgreicher abschneiden wird.
So auch an einem Samstag, Ende Mai 2018, als wir bereits am Nachmittag telefonisch Kontakt hatten, und abwogen, ob die kommende Nacht brauchbar für eine Jupiterbeobachtung erschien oder nicht. Die Wetterprognosen waren mehr schlecht als recht, so dass wir uns nicht weiter konkret verabredeten. Als aber Christoph gegen 21:30 MESZ noch in der Dämmerung schnell mal auf Jupiter schaute, fiel ihm nach einiger Zeit das relativ gute Seeing auf. Phasenweise waren während der Filmaufnahmen sogar Details im Großen Roten Fleck des Gasplaneten zu beobachten. Zumindest waren

diese am Bildschirm zu erkennen! Da der Durchgang des großen Wirbelsturms anstand, schrieb er eine SMS an Uwe:
,,Habe verhältnismäßig gutes Seeing!!! Stell den Dob raus! Strukturen im GRF!!!"
Da wir nur ca. 30 km Luftlinie getrennt am Himmel unterwegs sind, kam die SMS von mir nur zögernd:
,,Hier ist eher schlecht mit dem kleinen Russen (gemeint ist mein 4,5-Zoll-TMBAPO) und für Details im GRF reicht wahrscheinlich die Öffnung nicht aus ... Hast Du auch so viele Zirren?"
Auch weiter östlich bei Christoph waren die hohen Wolken unterwegs und sie nötigten ihn, meinen Co-,,Beobachter", zu ständigen Veränderungen an den Kameraeinstellungen während der Aufnahmen. Der Entschluss bei mir zu einer längeren Beobachtung war dennoch schnell gefasst, wenn er auch per SMS von mir als Frage formuliert worden war:
,,Dann bleiben wir mal dran ...?"
Die lakonische Antwort von Christoph
,,Ich müll' die Platte mit Jupiter voll! ;))",

VdS-Journal Nr. 67

84

Planeten

1 Jupiter am 26.05.2018 um 21:10 UT, parallel beobachtet an zwei verschiedenen
Instrumenten an zwei verschiedenen Orten mit zwei verschiedenen Techniken. Bild: Uwe Schultheiß und P. Christoph Gerhard

beseitigte alle Zweifel. Unsere Eindrücke bei der Arbeit mit den Teleskopen wechselten nun im Minutentakt hin und her:
,,Jetzt semmelt mir auch noch ein Flieger durch die Aufnahme!",
klagte Christoph, während ich
,,Hinter dem GRF ist noch ein Spot oder eine ähnliche Struktur ... sehr interessant."
in das Smartphone tippte.
,,Ja! Und unten am GRF ist auch noch was zu sehen!",
kam die Antwort aus Schwarzach.
,,Aliens???", meinte ich süffisant.
,,So eine dunkle Umrandung! Jupi hat wahrscheinlich schlecht geschlafen!",
kam seine Antwort auf das Display.
,,Wo ist im All denn nun ,unten`?", schrieb ich fordernd. VdS-Journal Nr. 67

,,Ach, jetzt ist es wieder matschig bei mir! Apropos unten, also Süden, ist rechts bei mir am Bildschirm!",
teilte Christoph mit. So gingen die Kurzbotschaften hin und her, bis ich an Christoph schrieb:
,,Soll ich mal kritzeln? ..."
Die Antwort war klar:
,,Ja! Wer weiß, was ich sonst wieder in Photoshop alles erfinde!"
Hier sei erwähnt, dass jedwede Arbeit von Astrofotografen in PS bei mir als Zeichner immer ein Anlass zu Sticheleien und Fragestellungen ist. Dann war eine Viertelstunde Pause im Äther, denn ich war mit Zeichnen beschäftigt. Einige Zeit später kam ein erstes Bild von Christoph, nur einfach gestackt und mit Fitswork ohne Derotation als RGB zusammengebaut. Meine Zeichnung war praktisch zur selben Zeit fertig und ich schickte sie los mit der Bemerkung:
,,War ´ne harte Nummer."

Mein Ergebnis wurde von Christoph mit einem
,,Uff!!! Super, klasse, Halleluja!!!"
Kommentar gewürdigt. Dann rätselten wir über unser Ergebnis hin und her. Erst dachten wir an eine gewisse Zeitverschiebung, aber dann wurde uns der Hintergrund unserer verschiedenen Ansichten klar: Durch mein Zenitprisma war mein Bild gespiegelt. Damit konnten wir die Details vergleichen und Christoph war völlig von den Socken, was ich alles auf das Papier gebannt hatte. Als am nächsten Tag die Bildverarbeitung bei Christoph erledigt war (er hatte 43 Gigabyte an Videoclips auf die Festplatte gespielt), präsentierten wir unsere Ergebnisse im lokalen Forum-Stellarum.de.
Gegenüber den sonst einsamen Nächten war diese gemeinsame, wenn auch räumlich getrennte Beobachtungssession etwas ganz Besonderes. Auch wegen der relativ gleichen Jupiteransichten, die wir mit völlig verschiedenen Teleskopen und Ausrüstungen gewonnen hatten.
Ich möchte alle ermutigen, nicht nur die Kamera an ein Teleskop anzuschließen, sondern auch hin und wieder visuell zu beobachten und den Zeichenstift zu nutzen.
Comic

Spektroskopie

85

Beobachtung der Lutetium-II-Linie bei 6222 Å auf der Sonne
von Dieter Goretzki

Das Element Lutetium (Ordnungszahl 71, im deutschsprachigen Raum früher als Cassiopeium bezeichnet) ist neben Thulium eines der seltensten stabilen Elemente auf der Sonne. Interessanterweise ist es aber in der Erdkruste ca. 10-mal häufiger vertreten als Silber, hat jedoch technisch keine Bedeutung erlangt. In den bekannten Tabellen von Moore (1966) [8] sind auf der Sonne drei Linien des Lutetiums aufgeführt, die aber alle im UV-Bereich (< 3500 Å) liegen und für Amateure nicht erreichbar sind. Außerdem sind diese Linien durch Blends gestört. Erst 1997 konnten D. J. Bord et al. [1] eine sehr schwache spektrale Signatur bei 6222 Å im Sonnenspektrum eindeutig dem Element Lutetium zuordnen. Diese Linie ist kaum gestört und durch die genaue Vermessung der Äquivalentbreite konnte die bis dahin bestehende Diskrepanz der Häufigkeiten von Lutetium auf der Sonne und in Meteoriten beseitigt werden.

Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit werden die Ergebnisse spektroskopischer Untersuchungen der Lutetium-II-Linie bei 6222 Å auf der Sonne vorgestellt. Diese Linie ist mit einer Äquivalentweite von < 1 mÅ sehr schwach. Trotzdem ist die Hyperfeinstruktur deutlich zu erkennen. Die Elementkonzentration von Lutetium auf der Sonne wird ermittelt.
1 Gemessenes Aufspaltungsmuster der Linie bei 6222 Å aus [2]

Das Besondere an dieser sehr schwachen Linie ist die Tatsache, dass sie wegen der recht großen Hyperfeinstrukturaufspaltung aus zwei deutlich getrennten Teilen besteht.
Hyperfeinstruktur der Linie Lutetium kommt auf der Erde mit den beiden Isotopen 175Lu (97,41 %) und 176Lu (2,59 %) vor. Während 175Lu stabil ist, ist das Isotop 176Lu schwach radioaktiv, mit einer Halbwertszeit von ca. 1010 Jahren. Es kann deshalb zur Altersbestimmung von sehr alten Gesteinen herangezogen werden. Beide Isotope haben eine ungerade Zahl an Protonen und/oder Neutronen, so dass der nicht ausgeglichene Kernspin eine Hyperfeinstrukturaufspaltung (Hfs) einiger Spektrallinien verursacht. Da das Isotop 176Lu nur zu weniger als 3 % vertreten und die zu beobachtende Linie ohnehin sehr schwach ist, wurde bei den Untersuchungen dieses Isotop nicht weiter berücksichtigt.

Die Linie bei 6222 Å besteht aus insgesamt 9 einzelnen Komponenten. Das Aufspaltungsmuster kann theoretisch nach den folgenden Formeln berechnet werden, wobei der Kernspin für das Isotop 175Lu I = 7/2 beträgt:

Die Konstanten A und B wurden [3] entnommen und mit diesen Angaben die in der Abbildung 1 angegeben Energiedif-

Das Spektrum von Lutetium und die Hyperfeinstrukturaufspaltung einzelner Linien wurden schon sehr früh (1935) von H. Schüler und Th. Schmidt vermessen [2].

2 Übersichtsspektrum um den Bereich der LuII-Linie

VdS-Journal Nr. 67

86

Spektroskopie

3
Struktur der Lu-II-Linie im Vergleich zur Rechnung

ferenzen berechnet. Der Übergang, der die Linie erzeugt, erfolgt zwischen den beiden Energieniveaus in der Tabelle 1. Wie die Tabelle 2 zeigt, ist die Übereinstimmung mit den Messungen gut. Die Hfs-Aufspaltung der Linie ist sehr groß und umfasst einen Bereich von ca. 0,5 Å.
Beobachtungspraxis Die Beobachtungen wurden mit Hilfe des CT2000 [4] durchgeführt. Das Bild der Sonne (16 mm ) wurde mit einem 4-Zoll-SC (f/D = 10) auf einen Schirm projiziert. Der Eingang des LWL wurde hinter einem Loch von 0,5 mm positioniert und das Licht der Sonnenmitte eingefangen. Die Belichtungszeit betrug 25 s. Nach der Aufnahmeserie wurden unmittelbar Flat- und Dark-Spektren erstellt. Die Reduktion des Spektrums erfolgte mit ESO-MIDAS® [5].
Die Spektren wurden in der 7. Ordnung des Blaze-Gitters gewonnen. Dazu war es erforderlich, den zu beobachtenden Spektralbereich durch einen Bandpassfilter einzugrenzen. Dieser wurde aus der Kombination eines Kurzpass- und eines Langpass-Interferenzfilters realisiert.
Bei vorangegangenen Testaufnahmen wurde festgestellt, dass ein 2x2-Binning des CCD deutlich bessere Ergebnisse hinsichtlich des Untergrundrauschens lie-

ferte als das sonst von mir bevorzugte Arbeiten ohne Binning. Durch diese Maßnahme konnte außerdem die Belichtungszeit deutlich reduziert werden. Es wurde eine Serie von 10 Aufnahmen gewonnen, die bei der Reduktion gemittelt wurden.
Auswertung Wie das Übersichtsspektrum (Abb. 2) zeigt, ist die spektrale Signatur der Linie im Sonnenspektrum schon sehr schwach. Deshalb wurde dieser Bereich nach einer groben Normalisierung des Spektrums nochmals fein justiert. Obwohl es so aussieht, als ob es sich um zwei eigenständige Linien handelt, wird die spektrale Signatur nur durch einen Übergang hervorgerufen.
Zur Modellierung des Profils der Linie wurde jede einzelne der 9 Hfs-Komponenten durch Gauß-Profile approximiert und überlagert.
Das Ergebnis zeigt die Abbildung 3. Hier sind die einzelnen Übergänge der Hyperfeinstruktur mit eingezeichnet. Man erkennt deutlich, dass die ,,beiden" Linien nur durch die weit getrennten Hfs-Übergänge gebildet werden. Allerdings war es nicht einfach, dieses Spektrum zu reproduzieren. Bei manchen Aufnahmeserien war die Struktur der Linie gar nicht zu erkennen. Ob das ggf. an der Luftunruhe lag, konnte nicht geklärt werden. Auch

brachte es keine Vorteile, mehr als 10 Spektren zu überlagern.

In der Abbildung 4 ist als Vergleich das Ergebnis mit einem professionellen Spektrum (Labs & Neckel [6]) dargestellt.

Bestimmung der Element-

konzentration

Die untersuchte Linie des Lutetiums ist

sehr schwach. Deshalb wurde zur Aus-

wertung nur das Spektrum von Labs &

Neckel herangezogen. Bei schwachen

Linien ist die Säulenkonzentration eines

Elementes [Atome / m2] der Äquivalent-

breite direkt proportional [7]. Betrachtet

man die Linie als aus zwei Teilen beste-

hend, so erhält man mit der Gleichung in

genannter Quelle:

Roter Teil der Linie: 3,33 10-4 Å

Blauer Teil der Linie: 4,16 10-4 Å

Summe:

7,49 10-4 Å

Nun ist aber zu berücksichtigen, dass mit diesem Messwert nicht die vollständige Linie erfasst wird. Dies zeigt die Abbildung 4 mit z.B. den Komponenten unter der Fe-Linie. Die Korrektur kann aus den relativen Anteilen der einzelnen Komponenten abgeschätzt werden, die bei der Bestimmung der Äquivalentbreite nicht berücksichtigt werden konnten. Die effektive Äquivalentbreite beträgt damit ca. 1 10-3 Å.

Tabelle 1: Die beteiligten Energieniveaus der LuII-Linien bei 6222 Å

Unteres Niveau Oberes Niveau

Term-Schema
5d6s 3D2 bei 12435,32 cm-1 6s6p 3P1 bei 28503,16 cm-1

A [mK] 64,39 +- 0,10 165,38 +- 0,07

B [mK]

J

45,8 +- 1,0

2

-61,1 +- 0,7

1

VdS-Journal Nr. 67

Spektroskopie

87

4
Vergleich mit einem professionellen Spektrum [6]

Die Rechnung ergibt mit diesem Wert eine Säulenhöhe von 8,6 1014 Atome/m2, wobei mit einer Oszillatorenstärke f von 0,034 (NIST Atomic Spectra Database) gerechnet wurde.
Allerdings wurde hier nur eine Linie ausgewertet. Um alle Atome des einfach ionisierten Lutetiums, die ,,irgendwie" angeregt sind, zu erfassen, hilft die bekannte Boltzmann-Formel (sie repräsentiert die Besetzungswahrscheinlichkeit unterschiedlicher Niveaus). Für die Bedingungen der Photosphäre (Temperatur ca. 5.800 K) erhält man eine Korrektur von 0,1. Das bedeutet, dass etwa 10-mal mehr Atome einfach ionisiert sind, als durch die Bestimmung nur einer Linie ermittelt wurden.
Die Säulendichte ergibt sich somit zu 8,6 1015 Atome/m2.
Des Weiteren sind die Atome zu berücksichtigen, die nicht ionisiert oder doppelt ionisiert sind. Hier hilft die Saha-Gleichung. Eine überschlägige Rechnung zeigt aber, dass nur etwa 1 % aller Atome nicht ionisiert ist. Zum Vergleich liegt dieser Wert für Natrium mit einer etwas geringeren Ionisationsenergie bei ca. 0,3 %. Diese Korrektur kann deshalb vernachlässigt werden. Zweifach ionisiertes Lutetium ist unter den Bedingungen der Photosphäre auf der Sonne nicht zu erwarten (Ionisationsenergie ca. 15 eV).
Somit beträgt die Säulendichte wie angegeben 8,6 1015 Atome/m2. Um diesen Wert mit den Angaben in der Literatur zu vergleichen, wird er auf Wasserstoff bezogen und auf 1012 normiert. Die Säu-

lendichte für Wasserstoff wird auf der Sonne mit ca. 6,6 1027 Atome/m2 angegeben. Damit erhält man: [Lu] = lg (8,6 1015) - lg (6,6 1027) + lg (1012)
[Lu] = 15,93 - 27,82 + 12 = 0,11
Dieser Wert passt gut mit den Angaben aus der Literatur überein: Asplund 2009: 0,10 +- 0,09 (Meteorit: 0,09)
Fehlerbetrachtung In dieser Arbeit ging es im Wesentlichen um phänomenologische Untersuchungen. Die Übereinstimmung der berechneten Hfs-Aufspaltungen mit den Messungen von Schüler et al. ist gut. Die Linie kann mit Hilfe dieser Rechnungen reproduziert werden. Dabei musste aber die FWHM jedes einzelnen der 9 Gaußprofile auf 0,0749 Å festgelegt werden. In diesem Spektralbereich entspricht dies einer Auflösung des Spektrografen von 6.222/0,0749 = 83.000.
Die schwächere Auflösung gegenüber einem professionellen Gerät wird in der Abbildung 4 deutlich. Während bei mir die maximale Linieneinsenkung nur ca. 0,5 % vom Kontinuum beträgt, werden bei Labs 1 % erreicht.
Nach der Rechnung liegt der Linienschwerpunkt der Lutetium-Linie (für Luft) bei 6221,891 Å und nach den Angaben in der VALD-Datenbank übereinstimmend bei 6221,890 Å.
Für die Elementkonzentration gelten die üblichen Unsicherheiten, die im Wesentlichen die Bestimmung der Äquivalentbreite betreffen (< 10 %). Die ermittelte Elementkonzentration ist vergleichbar

Tabelle 2: Vergleich zwischen Messung und Rechnung

Linie
1 - 2 2 - 3 3 - 4 4 - 5 5 - 6 6 - 7 7 - 8 8 - 9

Rechnung E/cm-1
0,208 0,140 0,019 0,287 0,017 0,191 0,190 0,287

Messung E/cm-1
0,210 0,139 0,020 0,288 0,014 0,196 0,186 0,288

mit dem Literaturwert, obwohl nur eine Linie des Elements und diese nur zum Teil ausgewertet wurde.
Literaturhinweise und Weblinks: [1] D. J. Bord, C. R. Cowley, D. Mirija-
nian, 1998: Solar Phys. 178, p. 22 [2] H. Schüler, Th. Schmidt, 1935:
,,Über die Abweichung des Cassiopeiumatomkerns von der Kugelsymmetrie", Zeitschrift für Physik 95, Issue 5-6, pp. 265-273 [3] C. Sneden et al., 2003: Astrophys. J. 591, p. 936 (Tab. 10) [4] D. Goretzki, 2010: Spektrum 39 (http://spektroskopie.fg-vds.de/pdf/ Spektrum39.pdf) [5] ESO-MIDAS: www.eso.org/sci/ software/esomidas/doc/index.html [6] www.hs.uni-hamburg.de/DE/Oef/ Inf/Einbl/Sospec/sonnspec.html [7] H. Scheffler, H. Elsässer, 1990: ,,Physik der Sterne und der Sonne", B. I. Wissenschaftsverlag, Mannheim, 2. Auflage, S. 368 [8] Ch. E. Moore, 1966: ,,The Solar Spectrum 2935 A to 8770 A", National Bureau of Standards Monograph 61
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Spektroskopie

Row-Shooter - Zeilenkamera zur Erfassung spektroskopischer Messungen
von Daniel P. Sablowski

In der Labor- und Analysetechnik sind Zeilenkameras weit verbreitet. Sie finden beispielsweise Anwendung in Monochromatoren (Czerny-Turner o.ä.), um das längliche und meist schlanke Spektrum aufzuzeichnen. Da in der Amateurastronomie gekühlte, aber auch ungekühlte Kameras mit Array-Chips angeboten werden, greifen Spektroskopiker dieser Szene auch überwiegend auf diese zurück. Jedoch ist das Spektrum einer stellaren Quelle auf dem Detektor etwa nur so breit, wie das Seeingscheibchen im Teleskopfokus (modulo der Vergrößerung durch die Spektrometeroptik) und daher bleibt der Großteil einer FlächenCCD ungenutzt. Sucht man im Internet nach entsprechenden Zeilendetektoren, so stößt man vornehmlich auf ungekühlte Systeme mit Preisen vergleichbar mit Flächen-CCD-Systemen. Für massenhaft hergestellte und daher mittelmäßige CCD-Chips ist dies auch verständlich, wenn der Chip im Vergleich zur restlichen Elektronik und Mechanik einen niedrigen Wert besitzt. Nichtsdestotrotz haben Zeilendetektoren den Vorteil, dass zunächst die Auslesezeit für wesentlich weniger Pixel geringer ist. Außerdem sind die Detektoren meist sehr lang und können daher einen wesentlich größeren Bereich des Spektrums erfassen. Ein Nachteil ist die Positionierung des Detektors bzw. des Sternbildes exakt auf dem nur eine Pixelzeile hohen Detektor. Für die im Folgenden vorgestellte Kamera ist die Pixelzeile 200 m hoch. Verwendet man also einen Spaltspektrografen direkt am Teleskop, so muss die Position längs des Spaltes genau bestimmt werden, damit das Spektrum den Detektor trifft. Des Weiteren muss sichergestellt werden, dass die Pixelzeile exakt parallel zum Spektrum ausgerichtet ist. Eine Aufgabe, welche für fasergekoppelte Spektrografen einfacher und reproduzierbarer durchgeführt werden kann.

1 Innenleben des Row-Shooters
bunden. Diese wird mittels USB-Kabel am PC angeschlossen. Eine einfache Software erlaubt die direkte Darstellung der Pixelwerte gegen die Pixelnummer. Die Platine ist direkt beim Hersteller in UK erhältlich [1] oder bei einem Vertriebspartner in Deutschland [2].

Der Zeilendetektor ist ein TCD1304AP von Toshiba mit Pixelbreite von 8 m und Pixelhöhe von 200 m. Hiervon sind 3.648 in einer Zeile angeordnet, was eine Detektorlänge von ca. 29,18 mm ergibt. Der Chip ist für den optischen Bereich maximal von 380 nm bis 1.100 nm

Technik Ein Foto des Innenlebens der Kamera ist in der Abbildung 1 gezeigt. Die Platine, welche den Zeilenchip trägt, ist über ein Flachbandkabel mit der Hauptplatine ver-
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2 Row-Shooter an MiniSpec

Spektroskopie

89

3 Von oben links nach unten rechts: Eisblau, Grün, Grün2 und Orange (Neon)

nutzbar. Der praktisch nutzbare Bereich ist aber effektiv durch die Effizienz des Chips eingeschränkt auf ca. 400 nm bis 1.000 nm. Die Effizienzkurve peakt bei ca. 550 nm. Weitere Daten wie z.B. das Dunkelstromverhalten können dem Datenblatt im Internet entnommen werden. Um eine gute Abschirmung der Elektronik zu erhalten, wurden die Platinen in ein gemeinsames Metallgehäuse aus Aluminium-Druckguss integriert. Als

Anschluss wurde ein Gewindeflansch mit einem T2-Innengewinde angebracht.
Messungen einiger Glimmlampen Der Detektor wurde zusammen mit dem Spektrometer MiniSpec getestet (Abb. 2). Zunächst wurden einige Spektren von Lampen aufgenommen. Beispielsweise gibt es im Elektronikhandel eine Vielzahl an verschiedenen Glimmlampen. Diese leuchten meist im Neonspektrum. Eini-

ge sind jedoch auch mit einem Farbglas versehen. Die Lampen wurden direkt vor einen 40-m-Spalt gehalten und so ausgerichtet, dass das Spektrum ein hohes Signal auf dem Detektor zeigt. Eine Kalibration in der Wellenlänge wurde hier nicht durchgeführt. Als Referenz ist das Neon-Spektrum im unteren rechten Diagramm der Abbildung 3 angegeben.

4 Tageslichtspektrum

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90

Spektroskopie

5
Kalibration der Spektren aus der Zeilenkamera. Blaue Kreuze zeigen die verwendeten Neon-Linien (deren zugewiesenen Wellenlängen auf der x- und Pixelpositionen auf der y-Achse). Die FWHM der Linien ist rechts angetragen.

Einige dieser Spektren sind in der Abbildung 3 dargestellt. Die breite Emission bei den farbigen Lampen rührt höchstwahrscheinlich von Fluoreszenz her. Für den Einsatz im Labor hat sich diese kleine Kamera also bereits gut bewährt. Die Integrationszeit für die Spektren lag weit unter einer Sekunde, was auch beim Einsatz am Teleskop für hellere Quellen durchaus brauchbare Ergebnisse liefern sollte. In der Abbildung 4 ist noch das Tageslichtspektrum gezeigt.

Zusätzlich sind in der Tabelle 1 einige Auswertungen zur Statistik der Kamera in Abhängigkeit von der Belichtungszeit zusammengefasst. Hierbei handelt es sich um Darks, welche bei Raumtemperatur gemacht wurden.
Messungen am Stern Für einen Test am Himmel wurde ein 6-Zoll-Newton auf einer EQ5-Montierung verwendet. Das Sternlicht wurde über eine Faserkopplung in den Spektro

grafen geführt. Die Software speichert die Anzahl der spezifizierten Scans in ein Textfile. Um diese weiter zu verarbeiten und die Spektren zu kalibrieren, wurde ein kleines Programm geschrieben. Dieses bildet den Mittelwert aller Scans und kann auch zur Kalibration mittels Referenzspektrum (hier Neon) verwendet werden. Ein Beispiel für eine Kalibration ist in der Abbildung 5 gezeigt. Hier ist die Pixelnummer links angetragen, die Wellenlänge auf der x-Achse und die

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6
Gemittelte und kalibrierte Spektren von Alpha Bootis, aufgenommen unter Verwendung verschiedener Fasern. Für nähere Informationen siehe Text.

Spektroskopie

91

FWHM der zur Kalibration verwendeten Linien an der rechten Seite. Die blauen Kreuze bezeichnen die verwendeten Linien aus dem Neonspektrum, die rote Linie ist dann ein linearer Fit, um die Beziehung zwischen Wellenlänge und Pixelzahl zu ermitteln. Die schwarzen Kreise markieren die FWHM dieser verwendeten Linien, welche den entsprechenden Gauß-Fits der Kalibration entnommen sind.
Als Objekt wurde ein heller Stern gewählt, in diesem Fall Alpha Bootis. Verschiedene Fasern wurden getestet, was im Folgenden kurz diskutiert werden soll. Jeweils 10 Scans wurden gemittelt und dann anhand eines Neon-Spektrums kalibriert. Um einen allgemeinen Eindruck zum Response der CCD zu bekommen, verzichten wir hier absichtlich auf eine Normierung der Spektren. Die kalibrierten Spektren sind in der Abbildung 6 gezeigt. Spektrum 25 wurde mit einer Faser mit 25 m Durchmesser erhalten. Dieses Spektrum zeigt aufgrund der höchsten Verluste beim Einkoppeln auch das stärkste Rauschen. Schon besser wird das Signal/Rausch-Verhältnis

mit der 36-m-Faser von CeramOptec. Das beste Signal hat die rechteckige Faser von J-Fiber mit 50 m x 150 m Querschnitt. Hier machen sich dann auch die Guidingfehler weniger bemerkbar. Weiter geht es mit einer 50 m runden Faser von Polymicro (Molex) und einer ebenfalls 50-m-Faser, aber achteckig von CeramOptec.
Diskussion Abschließend lässt sich also festhalten: Mit ca. 300 EUR für diese Kamera erhält man ein System, welches (1) einen großen Spektralbereich erfas-
sen kann, was bei Flächen-CCDs nur mit erheblich höherem finanziellen Aufwand (Faktor 20 oder mehr) machbar wäre. (2) Die Spektren sind i.A. rauschiger, was sich aber durch Mittelung von vielen Einzelaufnahmen signifikant reduzieren lässt. (3) Die Belichtungszeiten sind stark begrenzt, was an dem allgemein höheren Rauschpegel bei langen Belichtungszeiten liegt (s. Tab. 1). Daher sind schwache Objekte für eine solche ungekühlte CCD nicht zu erreichen.

Tab. 1: Standardabweichung und Mittelwert über alle 3.674 Pixel für verschiedene Belichtungszeiten bei
Raumtemperatur

Belichtungs- Standardzeit/ms abweichung

1

2,34 DN

5

2,32 DN

10

2,36 DN

100

3,08 DN

250

5,18 DN

500

7,23 DN

1.000

12,95 DN

Mittelwert
58,8 DN 60,0 DN 60,0 DN 81,3 DN 96,7 DN 114,5 DN 159,9 DN

Wer eine kosteneffiziente Lösung für helle Objekte und Laborarbeit sucht, ist mit einer solchen CCD gut beraten. Angemerkt sei hier noch, dass es solche Zeilen-Chips auch mit einer UV-Beschichtung gibt, so dass eine wesentlich höhere Effizienz unterhalb von 450 nm erreicht wird [2].
Referenzen: [1] Spectronic Devices Ltd. [2] Eureca Messtechnik GmbH

Impression

Mond

trifft Venus
Am 16. Juni 2018 zog die schmale Sichel des zunehmenden Mondes am Abendstern Venus vorbei. Meinhard Kipplaß fotografierte das Schauspiel in der Abenddämmerung mit einer Canon EOS 5DII bei 300 mm Brennweite, Blende 5,6, ISO 1600, die Belichtungszeit betrug 0,5 s.

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Sternbedeckungen

Streifende Sternbedeckungen durch den

Mond im 4. Quartal 2018

von Eberhard Riedel
Das 4. Quartal wartet mit 6 sehr interessanten streifenden Bedeckungen von Sternen durch den Mond auf, die im Folgenden dargestellt werden. Die Landkarte zeigt die Grenzlinien dieser Ereignisse quer über Deutschland, die der mittlere Mondrand während des Vorbeizuges am Stern beschreibt. Von jedem Punkt in der Nähe dieser Linien ist zum richtigen Zeitpunkt das oft mehrfache Verschwinden und Wiederauftauchen des Sterns bereits in einem kleinen bis mittleren Fernrohr zu verfolgen. Alle Streifungen finden am unbeleuchteten Mondrand, meistens deutlich entfernt vom hellen Mondterminator statt, und sind daher relativ leicht zu beobachten.

Karte mit den Grenzlinien der 6 Streifungsereignisse

Ereignis 1: 28.10.2018 Der Abend des 28. Oktober bietet gleich das spektakulärste Ereignis dieses Quartals. Ab 21:38 MEZ zieht der zu 79 % beleuchtete abnehmende Mond mit seinem Nordrand am 4,4 mag hellen Stern Chi1 Orionis vorbei. Trotz der Helligkeit des Mondes ist dieses Ereignis wegen des großen Abstandes zu den beleuchteten Mondstrukturen auch in einem kleinen Fernrohr leicht zu verfolgen. Die Bedeckungslinie beginnt im Saarland und läuft in nordöstlicher Richtung quer durch insgesamt 7 Bundesländer nach Polen hinein.

Die Abbildung 1 zeigt für die Länge 10 Grad Ost, dass die scheinbare Sternbahn (blauweiß gestrichelte Linie mit Minutenangaben) den Mondrand ein Stück weit vom Terminator entfernt berührt, so dass die Mondhelligkeit bei diesem Ereignis nicht stören wird.
Die Streifungslinie bei 10 Grad Ost, bezogen auf das mittlere Mondrandniveau, ist mit N 50 Grad 58' 05'' auf Meereshöhe berechnet. Da die Mondoberfläche bei der gegebenen Libration unterhalb des mittleren Mondniveaus (weiß gepunktete Linie) liegt, muss man sich ein Stück weit nach Süden bewegen, um überhaupt eine Bedeckung sehen zu können. Die Grafik in der Abbildung 1 oben zeigt die scheinbare Sternbahn für einen Ort knapp 2,5
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km weiter südlich. Das Mondrandprofil ist in 6-facher Überhöhung dargestellt, weshalb auch die Krümmung der scheinbaren Sternbahn grafisch erforderlich ist. Auf diese Weise kann besser beurteilt werden, wann und wie viele Bedeckungsereignisse im Einzelnen zu erwarten sind. Tatsächlich können von dieser Position zwischen 21:38:38 und 21:40:10 MEZ mindestens 12 Kontakte verfolgt werden.
Die untere Grafik in der Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt der Streifungslinie gegen 21:40 MEZ. Die Mondstrukturen

sind hier 12-fach überhöht dargestellt. Da die Mondoberfläche an dieser Stelle den Stern fast parallel schrammt, kann es zu vielen Bedeckungsereignissen kommen.
Einen Anhalt über die Verlagerung der scheinbaren Sternbahn, wenn man die in der Grafik angegebene geografische Breite verlässt, geben die roten Begrenzungslinien. Diese zeigen einen Abstand von der Grenzlinie von +- 1 km, welcher senkrecht zur auf der Erde verlaufenden Grenzlinie angetragen wird. Hierdurch ist erkennbar, wie unterschiedlich die zu erwartenden Kontaktzeiten innerhalb dieses Streifens

Sternbedeckungen

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sein können. Einen weiteren Einfluss auf die zu beobachtenden Kontakte hat auch die Höhe des Beobachtungsortes, für die die aufzusuchende Beobachtungsposition korrigiert werden muss.
Chi1 Orionis ist nicht als Doppelstern bekannt, weshalb sein Verschwinden am Mondrand jeweils schlagartig erfolgen müsste. Nicht selten wurden jedoch bei Sternbedeckungen durch den Mond enge Doppelsterne entdeckt. Zu beobachten wäre dann ein langsameres, schrittweises oder nur teilweises Verschwinden und Wiederauftauchen des Sternlichtes.
Ereignis 2: 29.10.2018 Die gleiche Nacht entschädigt am frühen Morgen des 29. Oktober Baden-Württemberger und Bayern für das am Vorabend entgangene spektakuläre Ereignis weiter nördlich. Auf einer Linie von Freiburg über Augsburg Richtung Passau bedeckt der noch zu 78 % beleuchtete abnehmende Mond den 7,1 mag hellen Stern SAO 77983 mit seinem unbeleuchteten Nordrand. Eine Beobachtung ist ebenfalls bereits mit einem kleineren Fernrohr möglich.
Der Mondrandausschnitt in der Abbildung 2 zeigt die Situation bei der geografischen Länge von 10 Grad Ost und verdeutlicht den ausreichenden Abstand der Bedeckungszone zum Terminator. Auf der vorausberechneten Zentrallinie werden jedoch keine Kontakte zu sehen sein. Die Grafik zeigt, dass die Mondoberfläche an dieser Stelle überwiegend unterhalb des mittleren Mondniveaus (weiß gepunktete Linie) liegt, weshalb ein Stück weit nach Süden ausgewichen werden muss. Die roten Begrenzungslinien deuten den Versatz der scheinbaren Sternbahn in einem Abstand von +- 1.000 m von der berechneten Streifungslinie an.
Bei 400 Metern südlich der mittleren Streifungslinie können zwischen 03:48 und 03:50 MEZ eine Vielzahl von Kontakten erwartet werden. Das Mondrandprofil ist hier in 12-facher Überhöhung dargestellt.
SAO 77983 ist ebenfalls nicht als Doppelstern bekannt.
Ereignis 3: 30.10.2018 Nur knapp 24 Stunden später ist wieder die Mitte Deutschlands dran. Der Be-

1 Die scheinbare Sternbahn von Chi1 Orionis (blauweiß gestrichelte Linie) bei Beobach-
tung im Abstand von 2.446 Metern südlich der vorhergesagten Grenzlinie. Oben: mit 6-facher Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei +- 3.000 m. Unten: 12-fache Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei +- 1.000 m.
2 Die scheinbare Sternbahn von SAO 77983 bei Beobachtung 400 m südlich der Grenz-
linie, 12-fache Mondhöhendehnung; rote Begrenzungslinien bei +- 1.000 m. VdS-Journal Nr. 67

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Sternbedeckungen

leuchtungsgrad des Mondes ist am Morgen des 30. Oktober auf 68 % zurückgegangen. Die hellen Mondstrukturen sind zudem genügend weit vom Bedeckungsort entfernt. Der Stern ist SAO 79047 und mit einer Helligkeit von 7,8 mag im kleinen Fernrohr bequem auszumachen.
Die Abbildung 3 lässt erkennen, dass erneut wegen überwiegend tief liegender Mondrandstrukturen auf der vorausberechneten Grenzlinie keine Bedeckung stattfindet. Die roten Begrenzungslinien im Abstand von +- 2.000 Metern deuten an, wie sich die scheinbare Sternbahn am Mondrand bei entsprechender Abweichung von der berechneten Nulllinie verschiebt.
In der Abbildung sind die Profilhöhen 6-fach gedehnt dargestellt. Abgebildet ist die Streifungssituation bei einer Beobachtung ca. 630 Meter südlich von der berechneten Grenzlinie bei 10 Grad östlicher Länge, von wo entlang der blauweiß gestrichelten scheinbaren Sternbahn zwischen ca. 02:23:54 und 02:25:07 MEZ mindestens vierzehn Mal das Verschwinden und Wiederauftauchen des Sterns zu sehen sein dürfte.
Entlang der Grenze zwischen RheinlandPfalz und NRW läuft die Schattengrenze des Mondes in annähernd nordöstlicher Richtung quer durch Deutschland und passiert unter anderem die Stadt Halle knapp nördlich.
SAO 79047 ist ein Doppelstern. Der Begleiter hat eine Helligkeit von 11,2 mag und steht in einem Abstand von knapp 2'' im Positionswinkel von ca. 270 Grad . Bei genauer Beobachtung wird der Stern also jeweils in 2 Stufen verschwinden und wiederauftauchen, was dieses Ereignis besonders interessant macht.
Die Grafik ist, wie alle anderen, für Meeresh öhe gerechnet. Bei deutlich höher gelegenen Beobachtungsstationen muss deren Höhe ebenfalls in die Berechnung einbezogen werden, um eine genügend genaue Vorhersage zu erhalten. (zur Software s.u.)
Ereignis 4: 01.11.2018 Am frühen Morgen des 1. November hat der Mond mit einem Beleuchtungsgrad von 44 % das letzte Viertel bereits über-
VdS-Journal Nr. 67

3 Die scheinbare Sternbahn von SAO 79047 bei Beobachtung 633 m südlich der
Grenzlinie, mit 6-facher Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei +- 2.000 m.

4 Die scheinbare Sternbahn von 78 Cancri bei Beobachtung 1.175 m südlich der
Grenzlinie, 12-fache Mondhöhendehnung; rote Begrenzungslinien bei +- 1.000 m.

schritten. Der unbeleuchtete Mondrand streift den 7,2 mag hellen Stern 78 Cancri (SAO 98389).
Die Bedeckungslinie startet südlich von Trier und passiert knapp nördlich Würzburg und Bamberg. Auch diesmal liegt die Mondoberfläche überall unterhalb des mittleren Mondniveaus, was ein Ausweichen nach Süden erforderlich macht. Die Abbildung 4 zeigt die Situation auf 10 Grad östlicher Länge in der Nähe von Würzburg. Die vorausberechnete Nulllinie wurde 1.175 Meter nach Süden verlassen. Genau hier streift der Mond mit einem stark zerklüfteten Terrain (hier 12fach gedehnt dargestellt) den Stern über eine lange Strecke. Zwischen 03:49 und

03:51 MEZ können mindestens 16 Kontakte von dort aufgezeichnet werden.
78 Cancri ist ein sehr enger Doppelstern, so dass die Kontakte jeweils schlagartig erfolgen werden.
Ereignis 5: 16.11.2018 Eine Herausforderung für erfahrenere Beobachter ist die Südrand-Streifung des 7,4 mag hellen Sterns SAO 165243 am Abend des 16. November. Beobachter in Ostfriesland, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein können auf der vorausberechneten Nulllinie mehrere Kontakte in der Nähe des Terminators sehen, wozu allerdings eine Fernrohröffnung von mindestens 15 cm erforderlich ist.

Sternbedeckungen

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Die letzten Kontakte am hellen Mondrand sind nicht beobachtbar. Der zunehmende Mond ist zu 61 % beleuchtet.
Die Abbildung 5 zeigt die Situation am Mondrand bei einer Beobachtung knapp nördlich von Hamburg. Bis zum Verschwinden in der Mondhelligkeit sind ab 22:19 MEZ mindestens 5 Kontakte zu erwarten.
SAO 165243 ist nicht als Doppelstern bekannt.
Ereignis 6: 13.12.2018 Die letzte sehenswerte streifende Sternbedeckung des Jahres findet am frühen Abend des 13. Dezember am unbeleuchteten Südrand des zu 33 % beleuchteten Mondes statt. Obwohl der Veränderliche KT Aquarii nur 7,8. Größe hat, ist das Ereignis auch in kleineren Fernrohren zu verfolgen.
In den Genuss kommen NRW, Niedersachsen (Hannover und Celle werden eng berührt) sowie Mecklenburg-Vorpommern. Die Grafik zeigt wiederum die Streifung bei 10 Grad östl. Länge. Wenn man dort genau auf der vorausberechneten Nulllinie steht, kann man bereits mindestens 6 Kontakte erleben. Die roten Begrenzungslinien beidseits der scheinbaren Sternbahn zeigen in diesem Fall deren Verschiebung bei einem Abstand von +- 3.000 Metern von der Nulllinie. Mehrere Beobachter, die in dieser Zone die Kontaktzeiten messen, können aus ihren Aufzeichnungen das Profil rekonstruieren.
Allgemeines Grundlage der hier veröffentlichten Profildaten sind Laser-Messungen des amerikanischen Lunar Reconaissance Orbiters, die in ein dichtes Netz von librationsabhängigen Profilwerten umgerechnet wurden.
Um streifende Sternbedeckungen erfolgreich beobachten zu können, werden eine ganze Reihe präziser Informationen benötigt. Die europäische Sektion der International Occultation Timing Association (IOTA/ES) stellt diese Daten zur Verfügung. Kernstück ist die Software ,GRAZPREP` des Autors, die sowohl eine komplette und stets aktualisierte Auflistung aller interessanten Ereignisse als auch für jedes Ereignis die genauen

5 Die scheinbare Sternbahn von SAO 165243 bei Beobachtung genau von der vorherge-
sagten Grenzlinie, mit 6-facher Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei +- 3.000 m.

6 Die scheinbare Sternbahn von KT Aquarii bei Beobachtung genau von der vorherge-
sagten Grenzlinie, 6-fache Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei +- 3.000 m.

Koordinaten der Grenzlinien und viele weitere Informationen liefert. Darüber hinaus kann von jedem Standort aus das Profil des Mondes und die zu erwartende Sternbahn grafisch in verschiedensten Vergrößerungen dargestellt werden, um so den besten Beobachtungsstandort auswählen zu können. Letzterer muss auch unter Berücksichtigung der Höhe optimiert werden, weil diese einen Einfluss auf den Blickwinkel zum Mond hat. Hierzu können höhenkorrigierte Grenzlinien automatisch in eine Google-EarthKarte übertragen werden, mit der es dann einfach ist, die besten Beobachtungsstationen festzulegen.

Die Software kann kostenlos unter www. grazprep.com heruntergeladen und installiert werden (Password: IOTA/ES). Zusätzlich benötigte Vorhersagedateien sind dort ebenfalls herunterzuladen oder sind direkt vom Autor (e_riedel@ msn.com) oder über die IOTA/ES (www. iota-es.de) zu beziehen. Weiterführende Informationen, z.B. über die Meldung der Bedeckungszeiten, sind dort ebenfalls erhältlich. Die VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen informiert ferner über Beobachtungs- und Aufzeichnungstechniken dieser eindrucksvollen Ereignisse.

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Veränderliche

Fortsetzung der Beobachtungskampagne VV Cep - neue Erkenntnisse

von Frank Walter

Bereits im Jahre 2015 haben wir zur Beobachtung einer der seltenen Bedeckungen des Sterns VV Cep aufgerufen. Zahlreiche Beobachter aus Deutschland und Österreich sind diesem Aufruf gefolgt, so dass wir über eine nahezu lückenlose Gemeinschaftslichtkurve über einen Zeitraum von 2011 bis heute verfügen (mit Helligkeiten in verschiedenen Farbbereichen). Parallel zu den fotometrischen Untersuchungen der BAV (Koordinator Frank Walter) hat unter Führung von Ernst Pollmann eine Kooperation der BAV und der ARAS-Spektroskopiegruppe über mögliche Korrelationen zwischen der H-Äquivalentbreite (EW) und der visuellen Helligkeit V die Arbeit aufgenommen. Über beide Aktivitäten berichten wir laufend auf unserer Webpage zur Kampagne (www.bav-astro.eu). Dort, im VdS-Jounal für Astronomie Nr. 65 und im BAV-Rundbrief 4/2017 [1] sowie 2/2018 [5] sind alle Daten zum Stern und zu der laufenden Bedeckung dargestellt, so dass wir uns hier auf eine Aktualisierung der fotometrischen Ergebnisse beschränken. Zusammen mit den spektroskopischen Untersuchungen lassen sich daraus neue Interpretationen zur Natur des Bedeckungssystems ableiten.
Die Abbildung 2 der Lichtkurve zeigt alle vom 01.01.2017 bis zum 05.05.2018 erfassten Helligkeiten von oben nach unten in den Farbbereichen R, V, B, U. Für die Datenpunkte der einzelnen Beobachter wurden nach Form und Farbe unterschiedliche Symbole verwendet.

der letzten Bedeckung 1997/98 haben D. Graczik, M. Mikolajewski und J. L. Janowski einen sprunghaften Anstieg der Periode gegenüber früheren Bedeckungen festgestellt [3]. Unsere Beobachtung des verfrühten 1. Kontaktes stimmt damit also nicht überein. Der Helligkeitsabfall vom Maximum bis zum bisher festgestellten Minimum beträgt im V-Bereich ca. 0,5 mag und im B-Bereich ca. 0,6 mag. Das ist naheliegend, denn der blaue Begleiter wird vom Überriesen bedeckt.
Die Helligkeit steigt in beiden Farbbereichen etwa 75 Tage nach dem Beginn der Bedeckung bei JD = 2458026 ziemlich abrupt wieder an. War der 2. Kontakt bereits am 29.09.2017 erreicht? Vorhergesagt war dieses Ereignis für den 27.10.2017. Der schwankende Verlauf der Lichtkurve auch während der Bedeckung ist weiter zu verfolgen. Er wird uns sicher Erkenntnisse liefern über die Natur des Bedeckungssystems und seiner Komponenten. Zumindest lässt sich feststellen, dass die Verfinsterung - ausgelöst durch die Bedeckung - von einem zweiten Lichtwechsel überlagert ist. Eine wesentliche Rolle sollte dabei die Akkretionsscheibe spielen. Sie entsteht um den bedeckten massereichen B-Stern, ständig aufgefüllt durch den heftigen Sternwind, der vom bedeckenden M-Überriesen ausgeht.
Die parallel zur fotometrischen Beobachtungskampagne laufenden spektroskopische Untersuchungen [2] haben deutliche

Hinweise geliefert, dass dieses angenommene Modell für das Bedeckungssystem VV Cep korrigiert werden muss. Das Scheibenmodell kann nicht aufrechterhalten werden. Die der Bedeckung überlagerte Variabilität liegt im M-Stern selbst (intrinsisch). Ihre Ursache ist im weiteren Verlauf der Bedeckung noch zu klären. Details siehe [4] oder BAV-Rundbrief 2/2018 [5].
Literaturhinweise und Weblinks: [1] F. Walter, 2017: ,,Ein Projekt für
mehrere Jahre: Beobachtungskampagne VV Cep", BAV-Rundbrief 4/2017 und VdS-Journal für Astronomie 65 [2] J. L. Hopkins, P. D. Bennett, E. Pollmann, 2015: "VV Cep Eclipsing Campaign 2017 / 2019", http://astrospectroscopy.de/media/ files/SAS_2015.pdf [3] D. Graczyk, M. Mikolajewski, J. L. Janowski, 1999: "The Sudden Period Change of VV Cephei", IBVS 4679 [4] E. Pollmann, W. Vollmann, P. D. Bennett, 2017: "A Time Series of BV photometry and H{alpha} Emission Fluxes of the Eclipsing Binary VV Cep", IBVS 6198 [5] E. Pollmann, P. Bennett, W. Vollmann, P. Somogyi, 2018: ,,Stand der ARAS-BAV-Beobachtungskampagne am BedeckungsDoppelsternsystem VV Cephei. 1. Periodische Variation der HEmission", BAV-Rundbrief 2/2018

Die Abbildung 1 zeigt einen Auszug der Gemeinschaftslichtkurve in den Farbbereichen V und B. Aus den Datenpunkten wurden 5er-Mittel gebildet und die blaue Kurve wurde parallel an die grüne herangeschoben. Es zeigen sich deutlich Helligkeitsschwankungen des Gesamtsystems außerhalb und innerhalb der Bedeckung. Sie verlaufen in beiden Farbbereichen sehr genau parallel.

Wir können den Beginn der Bedeckung (1. Kontakt), ablesen. Er ergibt sich zu ungefähr JD = 2457952, 18.07.2017, 16 Tage früher als vorhergesagt (04.08.2017). Bei
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1 BAV-Gemeinschaftslichtkurve für VV Cep, 01.01.2017-30.04.2018, Farbbereiche V
und B (Details)

2
BAV-Gemeinschaftslichtkurve für VV Cep, 01.01.201705.05.2018

Amateurteleskope / Selbstbau

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Veränderliche

Veränderlichen-Beobachtertref fen in Hartha 2018
von Dietmar Bannuscher

Nach längerer Abstinenz konnte ich dieses Jahr wieder das jährlich stattfindende Veränderlichen-Beobachtertreffen in Hartha besuchen. Traditionell findet es im Mai auf der schönen Bruno-H.Bürgel-Sternwarte statt, und ein rühriges Team kümmert sich um den Ablauf sowie die wirklich gute Pausenversorgung. Bereits am Freitagabend trafen sich die bisher angereisten Teilnehmer im gemeinsamen Hotel.
Nach der Begrüßung durch den Sternwartenleiter, Thomas Berthold, und den Vorsitzenden der BAV, Lienhard Pagel, begann dieser auch schon mit dem ersten Vortrag.
Hier ging es um Projekte der BAV wie die Datenerfassung, das BAV-Journal, die Betreuung der BAV-Website und der Umgang mit den Daten aus den Himmelsüberwachungen (Surveys). Außerdem wurde über die Datenauswertung der BAV berichtet, vieles ist mittlerweile automatisiert, die Verbesserung des Systems ein laufender Prozess.

Andreas Barchfeld sprach über die Erstellung des BAV-Vorhersageorgans ,,BAV Circular", dessen mögliche zukünftige Entwicklung sowie über die Neuerungen im Verein durch die neuen Datenschutzrichtlinien der EU (DSVGO).
Ernst Pollmann führte in die Geheimnisse des Be-Sterns Gamma Cas ein, welcher schon seit langer Zeit durch Amateure spektroskopisch beobachtet wird. Dieser heiße Stern rotiert sehr schnell und ist möglicherweise ein Dreifach-System.
Über die Ergebnisse der Dataminer (Veränderlichensuche in Himmelsüberwachungen) berichtete Klaus Bernhard. Bei der Zusammenarbeit zwischen Amateuren und Profis wurden schon sehr viele neue (Mira-)Veränderliche entdeckt, wichtig hierbei neben der Periode und Lichtkurve ist auch die Festlegung auf den Veränderlichentyp.
Peter Frank berichtete kurzweilig über die ,,Nieten und Treffer eines kleinkalibrigen Jägers". Es gab viele Neuentdeckungen und -bestimmungen, allerdings auch

Fehlinterpretationen durch Verschmutzungen auf dem Kamera-Chip und anderen Stolperfallen. Bei einem Stern dauerte es 50 Jahre bis zur Lösung des Rätsels.
Die spektroskopischen Ergebnisse zum Projekt VV Cep präsentierte Ernst Pollmann. Hier konnten einige Mysterien und Geheimnisse gelöst bzw. diese durch Beobachtungen geklärt werden. Einzelheiten stehen im Artikel ,,Stand der ARAS-BAV-Beobachtungskampagne am Bedeckungs-Doppelsternsystem VV Cephei" (BAV Rundbrief 2-2018, S. 52ff) sowie auf S. 96 dieses VdS-Journals.
Abschließend stellte Thorsten Lange den kataklysmischen Veränderlichen V392 Per vor, welcher im Frühjahr 2018 einen erneuten Nova-Ausbruch bis auf 5,6 mag zeigte.
Das Treffen lebt neben den Vorträgen von den Begegnungen und Gesprächen mit Freunden, Veränderlichen-Begeisterten und den Machern vor Ort und zeigt wieder einmal, dass Tagungen durch nichts zu ersetzen sind.

1 Teilnehmer des Veränderlichen-Beobachtertreffens in Hartha 2018
VdS-Journal Nr. 67

VdS-Nachrichten

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Wir begrüßen neue Mitglieder

Mitgl.-Nr.
20944 20945 20946 20950 20951 20954 20955 20963 20964 20965 20966 20968 20969 20970 20971 20972 20973

Name
Deiters Metzner Rocznik Makaro Griepenstroh Philippi Derichs Seric Herrmann Vasi Weber Scharfhausen Birkner Thränhardt Kunze Heinrich Klös

Vorname
Stefan Volkhard Peter Mario Jörg Bastian Jörg Marco Reinhard Marcus Thomas Axel Claus Rene Christoph Steffen Lucas-Maximilian

Mitgl.-Nr.
20974 20975 20976 20977 20978 20979 20980 20981 20982 20983 20984 20985 20986 20987 20988 20989 21000

Name
Mies Benz Frost Büchner Beuck Philipp Träbert Lemier Satzvey Kratzsch Bühler Kimmerle Dietrich Elko Broßmann Altmann Lothmann

Vorname
Thilo Stefan Gangolf Jens Christoph Johannes Dirk Christian Sebastian Klaus-Achim Martin Philipp Rolf Jacobs Michaela Michael Josef

Nachruf zum Tod von
Ansgar Korte
(*26.10.1929, 11.03.2018)

Ansgar Korte war Gründungsmitglied, langjähriger 1. Vorsitzender und späteres Ehrenmitglied der Walter-Hohmann-Sternwarte Essen e.V. Er verstarb am 11. März 2018 im Alter von 88 Jahren.
Der gebürtige Essener und Klempnermeister pachtete 1969 in Essen-Heidhausen eine Wiese, um dort zusammen mit einigen Freunden eine Holzhütte mit einem 12-zölligen Spiegelteleskop zu errichten. Dies waren die Anfänge, aus denen sich nach und nach die Walter-Hohmann-Sternwarte Essen e.V. entwickelte. Ansgar Korte arbeitete seit 1976 für das ,,Kuratorium der Mensch und der Weltraum" mit Sitz in München und wurde später dessen zweiter Vorsitzender. Er war und blieb stets ein Mann der Tat, der auch im fortgeschrittenen Alter immer mit anpackte. Die astronomische Öffentlichkeitsarbeit und Volksbildung lagen ihm sehr am Herzen. Von daher wird verständlich, dass es ihm immer ein sehr großes Anliegen war, den Besuchern bei seinen Führungen am 56-cm-Nasmyth-Cassegrain den Himmel näher zu bringen. In seiner typisch netten Art schaffte er es, die Besucher für die Himmelsobjekte zu begeistern.

Wichtig war ihm auch, dass Walter Hohmanns Buch ,,Die Erreichbarkeit der Himmelskörper" 1994 als Faksimiledruck nachgedruckt und 2013 ins Russische übersetzt und veröffentlicht wurde. In späteren Jahren arbeitete Ansgar Korte noch bis zu seiner Erkrankung in der Essener Fachgruppe Radioastronomie mit.

Ansgar Korte, Aufnahme von Ingrid Eirich-Schaab

Ansgar Korte wurde für seine Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Mit seinem Tod verlieren nicht nur die Essener, sondern viele Sternfreunde besonders im Ruhrgebiet und im Westen der Republik einen engagierten Amateurastronomen und liebevollen Mitmenschen. Wir werden ihn stets in guter Erinnerung behalten! Peter Riepe

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VdS-Nachrichten

Nachruf zum Tod von Ernst-Jochen Beneke
von Otto Guthier

Viele Sternfreunde kannten und schätzten ihn von vielen Tagungen, Sternfreunde-Treffen und Begegnungen: Ernst-Jochen Beneke verstarb am 30. April 2018 im Alter von 83 Jahren.
Mit ihm verliert nicht nur die Vereinigung der Sternfreunde e. V. ein Mitglied der ersten Stunde, sondern auch einen sehr engagierten, bis ins hohe Alter hinein aktiven Sternfreund.
Im Frühjahr 1954 trat Ernst-Jochen Beneke mit der Mitgliedsnummer 253 der damals erst wenige Monate bestehenden Vereinigung der Sternfreunde bei. Zunächst war er nach der Flucht aus der DDR 1953 in der Olbers-Gesellschaft Bremen, ab 1958 an der schwäbischen Sternwarte in Stuttgart und von 1969 bis 1977 im Vorstand unserer Vereinigung tätig. Er übernahm in all den Jahren Verantwortung als ehrenamtlich tätiger Amateurastronom, dem zeitlebens die Beobachtung von Planeten und Kometen am Herzen lag. Im Jahr 1973 organisierte er die 11. VdS-Tagung, die zum zweiten Mal Stuttgart stattfand.
Selbst bis ins hohe Alter blieb Ernst-Jochen Beneke seinem Hobby und der VdS treu. Ich erinnere mich an die vielen Begegnungen und anregenden Gespräche am Rande vieler Fachgruppentagungen, VdS-Tagungen und besonders der Würzburger Frühjahrstagung, die er von Jahr zu Jahr mit seiner Lebenspartnerin, selbst im hohen Alter, noch besuchte.
Aus dieser Zeit stammen auch seine persönlichen Notizen und Anmerkungen, die er dem Autor im Februar 2015 zukommen ließ und die ich gerne in Auszügen wiedergebe, da es sich um ein interessantes Stück ,,VdSGeschichte" handelt.
Mit Ernst-Jochen Beneke verliert die VdS einen Sternfreund, dem unsere Vereinigung sehr am Herzen lag und für die er sich zeitlebens einsetzte. Seiner Familie und den Hinterbliebenen gilt unser Mitgefühl, wir werden Ernst-Jochen Beneke ein ehrendes Andenken bewahren.
Für den VdS-Vorstand Otto Guthier

,,Lieber, sehr geehrter Herr Guthier,
zu meiner 60jährigen-Mitgliedschaft bei der VdS schrieben Sie mir am 30.04.2014 einen sehr netten Brief, den ich sträflicherweise nicht beantwortete. Das tue ich nun hiermit. Leider trafen wir uns, mangels Anlass meinerseits, auch nicht. Nun habe ich zu meinem Beitrag für das laufende Jahr eine kleine Spende mitgegeben, klein deshalb, weil ich am Jahresanfang zu meinen Beiträgen für Bremen, Stuttgart und Hannover auch dort mit Spenden die Summen aufrunde. An diesen Orten bin ich seit 1953, 1958 bzw. 2010 Mitglied der Sternwartenvereine. Bremen war ja mit der AG-Tagung im Oktober 1953 auch mein Einstieg in die VdS (Edgar Mädlow warb mich), wo ich mit meinem Beitrag (ich glaube, es waren 2,00 DM!) ab dem Frühjahr 1954 mit der Nummer 253 geführt werde. Bremen hat die Nummer 252. ... Allora! Alsdann: 1969 kam ich zur Tagung nach (West-) Berlin, wo man mich gleich für die Neubesetzung des Vorstandes gewinnen wollte. Dr. Stein trat zurück, Dr. Frevert wurde der Nachfolger an der Spitze. 1971 in Wetzlar war es dann soweit, dass ich nicht ,,Nein" sagen konnte. Ich war 35 Jahre alt und nun Beisitzer. Ich bekam auch gleich meine Hausaufgaben: die Fachgruppen Planeten und Sonne zu organisieren. Das tat ich wohl auch mit Erfolg, wie ich Jahre und Jahrzehnte später bestätigt bekam. Vor allem sollte die nächste Tagung 1973 in Stuttgart stattfinden mit allen Bequemlichkeiten der Organisation, so dass der Vorsitzende und sein Staff nur noch anreisen und tagen brauchten. Als ich meinem Vorstand das in Stuttgart beigebracht hatte, hieß es ,,Nun machen Sie`s mal schön!" Gesagt, getan. Jung und dynamisch warb ich Referenten ein und verschickte die Einladungen und sammelte die Anmeldungen. In Stuttgart fand nach der zweiten VdS-Tagung 1955 nun 1973 die elfte (?) Tagung mit erstmals über 300 Teilnehmern statt. Der Vorstand der Schwäbischen Sternwarte e. V. hatte in der ,,Liederhalle" einen Saal organisiert; ich den Ausflug mit vier Bussen der städtischen Verkehrsbetriebe und einem Konvoi von privaten PKW zu den Carl-Zeiss-Werken in Oberkochen, ... und zum Impaktkrater Steinheimer Becken unweit von Heidenheim. Als Rundum-Organisator war ich danach bekannt wie ein ,,bunter Hund". Für Mars wurden Zeichenvorlagen von mir, Herrn Dr. Kimberger/Nürnberg und Herrn Solms/Wetzlar erarbeitet (für Jupiter gab es die der WFS in Berlin) und für die Sonne von Herrn Völker/Berlin. Damals wurden Planeten noch am Teleskop gezeichnet. Über meine inzwischen entstandenen Kontakte warb ich für den Schriftentausch unter den Volkssternwarten und Amateuren. ... Dass sich aus der anfänglichen Amateurtätigkeit eine intensive Öffentlichkeitsarbeit entwickelte, war nicht geplant. Sie ergab sich durch die Anwesenheit an den Volkssternwarten. Aus den Führungen am Fernrohr wuchsen eigene Vorträge, die in Stuttgart auch zur Volkshochschule führten. Das war in den 70er-Jahren und benutzt wurden da vor allem die drehbare Kosmos-Sternkarte und das Buch ,,Welcher Stern ist das?" von Widmann-Schütte aus dem Franckh-Kosmos-Verlag, preiswert und leicht zu beschaffen: Teilnehmerkreis zwischen 10 und 40 Personen pro Kurs. ... Herr Guthier, das ist also ein kurzer Überblick für Sie und/oder das Archiv. Es grüßt Sie sehr herzlich.
Ernst-Jochen Beneke"
(Diesem Schreiben lag eine Collage von vielen Zeichnungen des Kometen Hale-Bopp bei.)

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VdS-Nostalgie

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Ausgewählt und zusammengestellt von Peter Völker - Folge 34
Nachdem wir uns in der letzten Folge die von Edgar Mädlow zusammengestellte Literatur zur ,,BeobachtungsAnleitung" aus den VdS-Nachrichten 4/1968 angeschaut haben, folgt hier als Fortsetzung ,,Sternatlanten - eine Übersicht" aus den VdS-Nachrichten, Heft 7-8/1968, S. 87-90, ebenfalls von Edgar Mädlow.

VdS-Journal Nr. 67

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VdS-Nostalgie

VdS-Journal Nr. 67

VdS-Nostalgie

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VdS vor Ort/Tagungsberichte

Das war der Astronomietag 2018
von Sven Melchert

,,Das geheime Leben der Sterne" - so lautete das Motto zum diesjährigen Astronomietag. Dabei ging es natürlich um die Entwicklung der Sterne; von der Entstehung in Gasnebeln über offene Sternhaufen, unterschiedliche Massen, Größen und Spektralfarben bis zum Ende als Planetarischer Nebel oder Supernova. Der Frühlingshimmel bietet zu jedem dieser kosmischen Entwicklungsschritte sehenswerte Himmelsobjekte.

Vielen Dank an alle, die wieder mit dabei waren - in diesem Jahr wurden es dank verstärkter Werbung von Carolin Liefke über Facebook und Twitter 221 Veranstaltungen mit rund 35.000 Teilnehmern, das ist eine deutliche Zunahme. Im Anschluss an den Astronomietag hat die VdS wieder ein Feedbackformular eingerichtet; uns erreichten 46 Antworten, auch dafür herzlichen Dank!

Wie so oft war das Wetter für den Erfolg oder Misserfolg des Astronomietages entscheidend. Von den 46 Befragten äußerten sich 40 als ,,vollauf zufrieden" oder ,,zufrieden". Wiederholt wurden verstärkte Presseaktivitäten gewünscht, ein späterer Termin im Jahr, wenn es wärmer ist, oder gar eine Verlegung in den Herbst. Das wissen wir alles und würden es gern allen recht machen, doch die Mehrzahl der in der FG Astronomische Vereinigungen organisierten Veranstalter plädieren bisher für einen Termin Ende März. Doch das kann sich ändern, denn in den kommenden Jahren wird sich die Sichtbarkeit der Planeten in die Herbstund Wintermonate verlagern und damit vielleicht auch der Astronomietag.
Ein Veranstalter schrieb ,,Besser wäre es, über die Lichtverschmutzung und deren Auswirkungen sowie Gegenmaßnahmen aufzuklären". Diesen Wunsch können wir sofort erfüllen und freuen uns, den Astronomietag 2019 dem Thema Lichtverschmutzung zu widmen. Das (vorläufige) Motto lautet: ,,Möge die Nacht mit euch sein." Das macht nicht nur grundsätzlich Sinn, sondern auch ganz praktisch, denn am Astronomietag, dem 30. März 2019, findet abends auch die ,,Earth hour" des WWF statt - dann heißt es ab
VdS-Journal Nr. 67

20.30 Uhr für eine Stunde ,,Licht aus". Die VdS plant diesmal eine zentrale Veranstaltung, mehr dazu im nächsten Heft oder online unter www.sternfreunde.de, facebook.com/sternfreunde und Twitter @astronomietag.

Comic

VdS vor Ort/Tagungsberichte

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Sonnenbeobachtung am Planetarium
Mannheim
von Michael Quartz
Zum bundesweiten Astronomietag 2018 waren wir mit drei Teleskopen und den beiden Spektrografen von unserem Mitglied Franz Bolduan in Mannheim am Planetarium zu Gast. Mit dabei waren die Astro-Scouts mit ihren Sonnenteleskopen und viel Fachwissen. So bot sich unseren rund 200 Besuchern ein vielseitiger Blick auf die Sonne. Leider ließen sich an diesem Tag keine Sonnenflecken beobachten. Doch zu unserem Glück konnten wir den Besuchern am Nachmittag den Halbmond durch unsere Teleskope zeigen.

1 Das Planetarium Mannheim bot die Plattform für den
Astronomietag.

2 Sonnenbeobachtung stand an. Hier im Weißlicht mit
Sonnenfolienfilter ...

3 ... aber auch im roten Licht des Wasserstoffs der
Chromosphäre mit einem Sonnenteleskop.

4
Es wurden jedoch nicht nur Beobachtungen geboten, sondern auch handfeste Informationen zu Instrumenten und Vereinen.

Unsere Kontaktdaten
Astronomische Vereinigung Vorderpfalz e.V. https://avvp.de info@avvp.de
VdS-Journal Nr. 67

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VdS vor Ort/Tagungsberichte

Der Astronomietag 2018 im Isarwinkel

- ein Fest für die Isarwinkler Sternfreunde am Planetarium in Bad Tölz

von Franz Xaver Kohlhauf
Das Wetter hätte nicht besser sein können an diesem 24. März 2018. Bereits vor Beginn unserer ,,Astro-Show" um 15 Uhr warteten bereits einige Besucher geduldig, bis wir mit dem Aufbau der Teleskope fertig waren.
Leider hatte sich auch die Sonne besonders herausgeputzt - absolut fleckenfrei -, so dass wir nur die blanke Gaskugel prä-

sentieren konnten. Aber mit der wichtigen Erklärung des im Teleskop Gesehenen steigert sich das Staunen sofort. Neben Venus bekam auch der Halbmond bereits am Nachmittag die ersten Blicke zugeworfen. Er wurde dann im Laufe des Abends zum richtigen Superstar, als er mit seinen Krater- und Gebirgslandschaften bei bestem Seeing alle in seinen Bann zog.

1 Oben: Das Universum fasziniert alle
Altersgruppen. Bild: F. X. Kohlhauf

2 Ob mit dem Auge oder dem CCD-Chip, für jeden Ge-
schmack wurde etwas geboten zum AT 2018 in Bad Tölz. Bild: F. X. Kohlhauf
3 Rechts: Auch die Faszination der digitalen Beobachtung
kam nicht zu kurz. Bild: F. X. Kohlhauf
VdS-Journal Nr. 67

VdS vor Ort/Tagungsberichte

107

4 So mancher der Jüngsten schien am Okular festzukleben. Faszinierend,
dem Astronomietag sei Dank. Bild: F. X. Kohlhauf

Neben den Live-Beobachtungen gab's im Planetarium abends noch zwei Planetariumsvorführungen, bei denen es um ,,das geheime Leben der Sterne", dem Motto dieses ATs ging. Mit der Besucherzahl von ca. 70 Personen jeden Alters sind wir wieder zufrieden, wobei natürlich eine weitere Steigerung sicher möglich wäre ..., schaun ma mal.
Ein herzlicher Dank gebührt auch unseren Frauen, die uns wie immer mit köstlichen Stärkungen versorgten, und, last but not least, Herrn Albert Maly-Motta, dem Leiter des Tölzer Planetariums, für seine Gastfreundschaft!

Astronomietag auf dem Wochenmarkt in Osnabrück
von Werner Wöhrmann

Unsere Gruppe ist ein Teil des Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück (NVO). Wir haben den ganzen Tag über Beobachtungen angeboten.

Begonnen haben wir am Rande des Wochenmarktes Osnabrück. Als ehemaliger Gemüsegärtner und Wochenmarktbeschicker habe ich vor einigen Jahren diese Möglichkeit geschaffen. Das Wetter spielte mit. Im Weißlicht war die Sonne durch unsere Teleskope sehr gut, leider fleckenlos, zu sehen. Etwas Dunst machte die Beobachtung im Ha-Licht manchmal schwierig.

Viele Wochenmarktbesucher machten bei uns Halt und nutzten die Gelegenheit, einmal gefahrlos durch ein Teleskop die Sonne zu sehen. Natürlich wurden einige interessante Gespräche geführt, was uns ja auch wichtig war. Eine gelungene Sache!

1 Am Randes es Wochenmarktes gab
es viel Leben um die Teleskope herum ...

Comic

Der Nachmittag am Naturwissenschaftlichen Museum (gleichzeitig Zooeingang) war wolkig. Wir haben uns zum großen Teil ins Museum zurückgezogen. Viele Museumsbesucher kamen leider nicht zu uns. Die Planetariumsvorstellungen im gleichen Haus waren dann wieder gut besucht.

wieder mehr Besucher da. Es gab ja auch einige größere Wolkenlücken.
Ein schöner Tag, an dem wir die Astronomie einigen Besuchern näherbringen konnten, was uns ja auch viel Freude bringt.

Am Abend an unserer Sternwarte (Hauptinstrument ist ein 60-cm-Spiegel) waren

Allen Sternfreunden einen klaren Himmel!

VdS-Journal Nr. 67

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VdS vor Ort/Tagungsberichte

Der Astronomietag in Quedlinburg mit astrotauglichem Wasserbehälter
von Wilfried Lassak

Der ,,Verein Sternwarte Quedlinburg" und die Arbeitsgemeinschaft ,,Astronomie und Raumfahrt" im Kultur- und Heimatverein Quedlinburg veranstalteten am 24. März den 16. Astronomietag. Wir luden ab 11 Uhr auf das Gelände der zukünftigen Volks-und Schulsternwarte ein.

Los ging es mit Sonnenbeobachtungen im Weißlicht und im Ha-Bereich. Dazu hatten wir drei Teleskope aufgestellt. Die Sonne zeigte sich aber buchstäblich von ihrer ,,besten" Seite: keine Flecken. Auch fielen spektakuläre Aktivitäten, die mit unserem LUNT sehr gut zu erkennen gewesen wären, leider aus.
2 Abendliche Himmelsbeobachtungen
bei wolkenlosem Himmel
Dadurch blieb mehr Zeit für Vorträge zum Thementag und ausführliche Erklärungen zur Handhabung der unterschiedlichsten Teleskope. Zu unserer großen Freude stellten wir fest, dass diesmal viele Kinder mit ihren Eltern oder Großeltern und Jugendliche unserer Einladung gefolgt waren. Das ist mit Sicherheit auch der Tatsache geschuldet, dass 1958 in der DDR Astronomie als Einstundenfach in Klasse 10 eingeführt wurde und Sachsen-Anhalt eins von drei Bundesländern ist, das diese lobenswerte Tradition nach der Wende nicht über Bord geworfen hat. Außerdem stand für Groß und Klein ein umfangreiches Angebot an Informationsmaterial, FachbroVdS-Journal Nr. 67

1 Die Sternwartenkuppel auf dem ehemaligen Wasserbehälter in Quedlinburg

schüren und Bastelbögen zur Verfügung, um den Einen oder Anderen für unsere Arbeit und die Astronomie zu begeistern.
In kleinen Gruppen ging es aber nicht nur in die Beobachtungskuppel nach oben, sondern auch zwei Stockwerke nach unten in den aus rotem Klinker gemauerten ehemaligen Wasserbehälter. Auf einer Grundfläche von 400 Quadratmetern sollen hier neben einem Sonnenobservatorium eine astronomische Bibliothek und die Schauwerkstatt eines Linsenschleifers entstehen. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Harz und dem Kulturzentrum ,,Reichenstraße" kann nach der Fertigstellung die Räumlichkeit auch für kulturelle Zwecke genutzt werden. Der Sternwartenkomplex wäre dann ein weiteres Kulturzentrum von Quedlinburg.

Die abendlichen Himmelsbeobachtungen wurden für unsere Gäste wegen des wolkenlosen Himmels ein weiteres ,,Highlight". Einige von ihnen nutzten die Gelegenheit, mit dem Handy vor dem Okular des Teleskops ein paar Fotos zu machen oder mit einem Kameraadapter fast professionelle Bilder vom zunehmenden Halbmond zu schießen. Um dem ganzen Geschehen einen ,,romantischen" Hauch zu verleihen, entfachten wir zur späten Stunde in einer Schale ein Feuer. So ließ es sich in gemütlicher Runde besser fachsimpeln und das erste Resümee ziehen. Insgesamt folgten knapp 200 Besucher der Einladung, so dass sich unsere Erwartungen an den Verlauf des Tages erfüllt haben. (Bildautor ist Hannjo Humpsch)
3 ,,Und bist du zu klein, dann helf'
ich dir rauf ..."

VdS vor Ort/Tagungsberichte

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Beobachtungsabend auf der Festung Ludwigs des XIV. in Saarlouis

Der Astronomieverein Cassiopeia Saarlouis veranstaltete zusammen mit der Volkshochschule Saarlouis am Deutschen Astronomietag am Samstag, 24. März, einen Beobachtungsabend auf der Bastion VI der Festungsanlage Saarlouis. Der französische König Ludwig XIV. ließ 1680 die Festungsstadt Saarlouis zum Schutz der neuen Ostgrenze errichten. Der berühmte Festungsbaumeister Vauban war für den Bau der Festung verantwortlich. Es entstand eine Festungsanlage mit sechs gleichförmig angebrachten Bastionen.
Auf dem Plateau der Bastion VI baute der Astronomieverein sechs Teleskope unterschiedlicher Art und Größe zur Beobachtung um 19:30 Uhr auf. Die ersten Besucher, überwiegend Eltern mit Kindern, konnten um diese Uhrzeit schon den Mond und die Venus bewundern. Im Verlauf des Abends nahm der Besucherstrom zu und es konnten u.a. der Orion mit seinem Nebel, die Plejaden und Hyaden, der offene Sternhaufen Praesepe und die

1
Plan der Festungsanlage Saarlouis von 1693

2 Blick auf die Festungsanlage bei Sonnenuntergang. Bild: Jochem Maas

Kugelsternhaufen im Sternbild Herkules beobachtet werden. Um 23 Uhr wurde der Beobachtungsabend beendet und die Teleskope abgebaut.
Ein besonderer Dank gilt dem Neuen Betriebshof der Stadt Saarlouis, der uns die Auffahrt auf das Plateau ermöglicht und

die unmittelbar am Beobachtungsort gelegenen Beleuchtungen für den Beobachtungszeitraum ausgeschaltet hat.
Wir möchten noch bei der Festlegung des Datums für den Deutschen Astronomietag dafür plädieren, den Zeitraum kurz vor oder nach Neumond festzulegen. Der

3 Der Eine muss sich bücken, für
Andere ist eine Trittstufe da, um ans Okular zu gelangen. Bild: Jochem Maas
VdS-Journal Nr. 67

110

VdS vor Ort/Tagungsberichte

Halbmond am 24. März hat dazu geführt, dass viele Objekte von der Helligkeit des Mondes überstrahlt wurden.
(Bei den Fotos handelt es sich bis auf den Festungsplan von 1693 um Vereinsfotos.)

4 Unser Nachwuchs beim Einrichten
des Teleskops seines Vaters. Bild: Jochem Maas

5 Ein toller Astronomie-Abend: Der Mond überstrahlt den darunter liegenden Orion.
Bild: Tobias Dillenburger

FIRST LIGHT an der Schulsternwarte Zwickau
von Monika Müller

Der Tag der Astronomie am 24.03.2018 war für den Förderverein der Schulsternwarte Zwickau ein ganz besonderer Tag. Nicht nur, dass wieder rund 150 Besucher in der Zeit von 18-21 Uhr das vielfältige Angebot nutzten - ein wolkenloser Himmel ließ eine gelungene Fernrohrpremiere zu.

Innerhalb von 2 Jahren gelang es uns, u.a. durch eine Spende der Sparkasse Zwickau, die Finanzen aufzubringen, um das über 40 Jahre alte Hauptteleskop mit recht schwerer Montierung und nicht mehr exaktem Nachlauf durch die neue EQ8-Montierung und ein 14-Zoll-RCSpiegelteleskop in Gitterbauweise zu ersetzen. Die Demontage der alten Technik gestaltete sich zu einem Kraftakt, da Teile über 100 kg schwer waren, sogar ein kleiner Kran musste zu Hilfe genommen werden. 2017 war finanzmäßig erstmal nur der Kauf der neuen EQ8-Montierung möglich. Somit mussten wir ab Juni 2017
VdS-Journal Nr. 67

1 Neue Technik ab 8. März 2018, 14-Zoll-RC-Spiegelteleskop und neue EQ8-Montierung

mit einem Provisorium leben. Zum Glück existierte im Fernrohrbestand ein passendes Instrument, welches wir an der EQ8 anbringen konnten. Umso mehr erfreute es uns, dass wir Anfang 2018 das Geld für das neue Instrument zusammen

hatten und es auch noch zwei Wochen vor dem diesjährigen Tag der Astronomie installieren konnten.
Das neu erworbene Ritchey-ChretienSpiegelteleskop hat zwei hyperbolisch

111

geformte Spiegel und ermöglicht damit u.a. eine komafreie Abbildung. Somit ist unser Teleskop mit einem Hauptspiegeldurchmesser von 350 mm der ,,kleine Bruder" vieler Großteleskope, wie z.B. dem Hubble-Teleskop. Die ersten erstellten Aufnahmen vom Mond zeugen von einer ansprechenden Bildqualität. Wir fühlen uns damit für die dieses Jahr noch anstehende Mondfinsternis gerätemäßig gut gerüstet und hoffen, dass auch am 27.07. gute Beobachtungsbedingungen herrschen werden.
Da natürlich auch alle Besucher einmal durch das neue Teleskop schauen wollten, bildete sich zeitweise sogar eine Schlange. Die Wartezeit ließ sich gut mit einem Blick durch weitere, auf der Beobachtungsplattform aufgebaute Fernrohre verschiedener Bauweisen (u.a. Dobson, Telementor) überbrücken. Dabei gefiel den erfreulicherweise zahlreich anwesenden Kindern, die etwa ein Drittel der Besucher ausmachten, besonders der Blick auf den zunehmenden Halbmond. Großes Interesse fanden auch wieder die Vorträge, sowohl im Planetarium zum aktuellen Sternhimmel als auch im Vortragssaal. Beim kindgerechten Vortrag ,,Sonne - Mond - Erde" reichten die Sitzplätze nicht aus, so dass dieser am 03.05. anlässlich der Festwoche ,,900 Jahre Zwickau" nochmals angeboten wurde. Im Anschluss an den Fachvortrag zum diesjährigen Motto des Astronomietages ,,Das Leben der Sterne" kam es zu angeregten Diskussionen. Viele Gäste vertieften das Gehörte, indem sie sich einige

2 Zunehmender Mond am 24.03.2018
mit RC-Teleskop
der genannten Objekte, wie Orionnebel und Plejaden, nochmals im Fernrohr anschauten.
Um die neue Fernrohrtechnik vielfältig nutzen zu können, steht als nächste große Herausforderung vor uns, die aus den 70er-Jahren stammende drehbare Kuppel

mit Kuppelspalt zu erneuern, da sie insbesondere an kalten Tagen nicht mehr so richtig funktionieren will.
Kontaktdaten
Monika Müller stv. Vorsitzende des Fördervereins der Schulsternwarte Zwickau Telefon 0375 780619 sternwarte-z@lichtentanne.km3.de

3 Beobachtungsplattform am 24.03.2018
4 Rechts: Kinder bei Beobachtung am 24.03.2018. Alle aufge-
führten Fotos stammen von Mitgliedern des Fördervereins.

VdS-Journal Nr. 67

112

VdS vor Ort/Tagungsberichte

... und zum ersten Mal in Holzgerlingen
von Stefan Beck

In der Stadt Holzgerlingen, am Rande des Schönbuchs, fand in diesem Jahr zum ersten Mal eine Veranstaltung zum Tag der Astronomie statt. Vier Amateurastronomen erstellten ein Programm für alle Wetterbedingungen. Durch gute Kontakte durften wir den Lehrsaal des DRK Holzgerlingen/Altdorf nutzen und einen Bilder-/Videovortrag über ,,Sonne, Mond und Sterne" zeigen. Doch vor dem Beginn des Vortrags musste der Saal noch schnell weiter aufgestuhlt werden, denn der Andrang der Besucher war größer als erwartet.

Mit Bildern, die ohne großartige Teleskope aufgenommen wurden, konnten wir den Besuchern einen Eindruck vermitteln, was denn mit dem bloßen Auge am Himmel zu sehen ist. Ein Video der Sonnenfinsternis 2017 in den USA zeigte die eindrucksvolle Verdunklung während der Totalität. Aber auch ein praktischer Zweck der Himmelskunde, die Navigation oder Positionsfeststellung anhand der Sterne, wurde den interessierten Besuchern erläutert. Ein weiterer Vortrag zum Thema ,,Licht und die Folgen" zeigte die Auswirkungen der ,,Lichtverschmutzung".

1 ... Lehrsaal. Bild: Michael Heim, Holzgerlingen
Kommentar von Michael Heim (1. Vorsitzender des DRK) auf Facebook: ,,Alles in allem eine sehr gelungene Veranstaltung." Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Auf Grund des guten Wetters ging es nach den Vorträgen zu Fuß in die Dunkelheit, um den Sternenhimmel ,,live" zu erleben, Sternbilder am Himmel zu erkennen und am Beobachtungsplatz durch die vier aufgestellten Teleskope zu beobachten. Etwa 70-80 Personen folgten unseren Zeitungsartikeln und versammelten sich um die Teleskope, beobachteten den Mond, die Plejaden, den Orionnebel und stellten viele Fragen. Auch für die kleineren Sterngucker wurde mit Klapptritten und Erhöhungen dafür gesorgt, dass der Blick durchs Teleskop möglich war.

2 Mondaufnahme: Jan aus Holzgerlingen

Ein jugendlicher Teilnehmer meinte nur ,,guck mal hier", nachdem er gehört hatte ,,für Astrofotografie ist ein Dobson ungeeignet". Und das Schöne daran: Er und sein Freund möchten informiert werden, wenn wir wieder einmal zur Beobachtung ,,im Feld" sind.
VdS-Journal Nr. 67

Zum Nachdenken

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Die VdS und ihr Online-Forum - eine moderne Austauschplattform

von Thomas Eversberg

Der inhaltliche Austausch ist für die allermeisten Amateurastronomen ein zentraler Bestandteil der eigenen Arbeit. Mit Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen kann der Erfahrungs- und Wissenshorizont erweitert und die Freude an der Sache vergrößert werden. Wie die allermeisten Vereine bieten die VdS und ihre Fachgruppen (FG) daher unterschiedliche Möglichkeiten zum gegenseitigen Fachaustausch. Das war und ist in erster Linie das VdS-Journal für Astronomie exklusiv für die Vereinsmitglieder. Mit dem Internet kamen Mailinglisten auf, die von den Fachgruppen eingerichtet und betrieben werden. Über eine simple Anmeldung können auch Sternfreunde teilnehmen, die sich nicht für einen Beitritt zur VdS entschließen wollen. Als dann im World Wide Web die ersten frei verfügbaren Online-Werkzeuge zum Betrieb

eines Diskussionsforums zur Verfügung standen, haben sich diese Plattformen schnell durchgesetzt. Heute werden innerhalb der VdS alle drei Medien genutzt.
Das im Jahr 2016 online gestellte ,,VdSForum" (Abb.1 ) profitierte von einer mehr als zehnjährigen Erfahrung der FG Spektroskopie mit solch einer Plattform. Die FG realisierte damals ihr neues Forum, welches die bis dahin genutzte Mailingliste ablöste. Die ,,Abstimmung mit den Füßen" dauerte rund sechs Wochen und danach tummelte sich die ganze Fachgruppe im Forum. Es gab noch ein paar Verbesserungen (z.B. Mail-Anbindung) und seitdem wuchs die Aktivität massiv an. Die FG verjüngte sich signifikant, weil ihre Aktivitäten plötzlich sichtbar waren.

Im Jahr 2015 nahm der VdS-Vorstand den Vorschlag auf, ein gesamtes VdSForum zu installieren, in das möglichst alle Fachgruppen integriert sind, und stellte es in 2016 online.
Ein Forum hat gegenüber Mailinglisten entscheidende Vorteile: - Forendiskussionen sind für alle sicht-
bar. Sie laden Besucher nicht nur zum Mitmachen, sondern auch in die VdS ein. Frische Ideen werden damit in den Kreis der Aktiven gebracht. - Ein Forum ist ein Archiv. Über eine Suchfunktion können frühere Themen und Diskussionen problemlos gefunden werden. - Das VdS-Forum ist fachübergreifend. Man sieht, was in anderen Gruppen diskutiert wird und lernt neue astronomische Felder kennen.

1 Die Oberfläche des VdS-Forums

VdS-Journal Nr. 67

114

Zum Nachdenken

- Das VdS-Forum ist transparent. Durch den Zwang zum Klarnamen eskalieren Diskussionen in der Regel nicht, wie man es in anderen Foren oft beobachten kann.
- Ein Forum ist strukturiert. Zu jedem Thema kann eine Diskussionsrunde eröffnet werden, so dass das in Mailinglisten übliche Durcheinander in der eigenen Mailbox unbekannt ist.
- Die Moderation liegt gleichberechtigt in mehreren Händen. Ein Administratorenteam, welches auch wechseln kann, pflegt das Forum gemeinsam und in enger Abstimmung.
- Ein Forum verjüngt die VdS. Gerade für junge Leute stellen Anmeldungen im Forum eine deutlich geringere Hürde dar. Sie können durch Mitlesen vorab prüfen, was sie dort erwartet.
Fehlende Partner Überraschenderweise wiederholte sich die erfolgreiche Historie des SpektroskopieForums nicht. Die Teilnehmerzahl stieg nicht so an, wie es ein Verein mit mehreren Tausend Mitgliedern und die Szene der Amateurastronomen in Deutschland und weltweit erwarten lassen. Das Diagramm, welches die Teilnehmerzahl im Forum im Laufe der Jahre darstellt (Abb. 2), zeigt einen annähernd linearen Anstieg zu Zeiten des Spektroskopieforums bis 2016. Selbstverständlich wuchs die Gruppe nicht so dramatisch. Nutzer meldeten sich an, wurden jedoch beinahe nie gelöscht. Entsprechend ist die Grafik der FG-Mitstreiter deutlich flacher. Mit der Zusammenführung zu einem VdS-Forum im Oktober 2016 stieg die Nutzerzahl zunächst dramatisch an, was einer sehr viel größeren Zielgruppe entspricht. Dies sind nicht nur die VdS, sondern auch weitere Kolleginnen und Kollegen, die sich im Forum angemeldet haben und sich mit den dort gelisteten Themen beschäftigen. Doch schon rund sieben Monate später, im Mai 2017, flachte die Kurve wiederum ab.
Wir wollen diskutieren Es gibt vermutlich keine eindeutige Erklärung für die schwache Resonanz. Doch Gespräche mit verschiedenen FGAktiven und FG-Sprechern geben einen Hinweis darauf, wie die zögerliche Haltung erklärt werden kann. Wir alle sind Gewohnheitstiere und wechseln liebgewordene Prozeduren ungern. ,,Bewährte"
VdS-Journal Nr. 67

2 Veränderung der Teilnehmerzahl im Forum

Werkzeuge funktionieren gut und neue müssen erst erlernt werden. Das war bei allen medialen Umbrüchen so (Radio Fernsehen Internet). Leider verzichtet man mit diesem Verhalten auf potenzielle Vorteile technischer Entwicklungen (siehe oben). Eine zentrale Rolle spielen hierbei die FG-Sprecher und -Leiter. Sie setzen den Rahmen für die Fachgruppenarbeit und weisen verantwortungsvoll den Weg. Als die Spektroskopiker 2006 ihr Forum in Betrieb nahmen, verlagerten alle zentralen Personen inklusive des Sprechers ihre Aktivitäten vollumfänglich in das Forum. Damit wurde schnell eine kritische Wissensgrenze erreicht (nicht die Personen sind entscheidend, sondern deren Wissen) und die Mailingliste wurde aufgegeben.
Allerdings geben FG-Sprecher mit dem Weg in das VdS-Forum einen Teil ihrer Macht innerhalb der FG ab. Das fällt den meisten Menschen sicher nicht leicht. Doch es ist auch klar, dass alle Sprecher und ihre Fachgruppen von ihrem Status innerhalb der VdS profitieren. Das heißt, dass sie verpflichtet sind, etwas an die Amateurastronomen innerhalb und außerhalb der VdS zurück zu geben. Das sind ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Begeisterung. Sich dem durch abgeschlossene und vor allem unsichtbare Mailinglisten komplett zu entziehen, ist nicht im Sinne der VdS.
Ich würde mir wünschen, dass alle VdSMitglieder, unorganisierte Kolleginnen und Kollegen sowie die VdS-Fachgruppen ihr Wissen und ihre Ideen mit anderen Amateuren im VdS-Forum teilen und

besprechen. Das ist die Aufgabe der VdS und ihrer Fachgruppen. Und es ist im Sinne einer besseren zukünftigen Aufstellung des Vereins. Gerade junge Menschen werden im Zeitalter von WhatsApp mit Mailinglisten und anderen ,,Insellösungen" kaum erreichbar sein.
Comic

Castor Pollux
ZWILLINGE
Beteigeuze ORION

FUHRMANN Aldebaran

Capella

KASSIOPEIA

KEPHEUS

STIER

PERSEUS Plejaden

Algol
DREIECK WIDDER

ANDRO MEDA

Uranus

FISCHE

EIDECHSE

Deneb PEGASUS

Wega

LEIER

SCHWAN

Albireo

FÜCHSCHEN PFEIL

DELFIN FÜLLEN

Atair ADLER

Mira Rigel

SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. Oktober 1 Uhr MESZ

ERIDANUS

Mondphasen im Oktober 2018

WALFISCH

Neptun WASSERMANN

BILDHAUER SÜD

FomalhautSÜDL. FISCH

STEINBOCK SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune (Veränderliche Sterne), Eberhard Riedel (streifende Sternbedeckungen), Oliver Klös (Sternbedeckungen durch Kleinplaneten).

Letztes Viertel 2.10.

Neumond 9.10.

Erstes Viertel 16.10.

Vollmond 24.10.

Letztes Viertel 31.10.

Planeten im Oktober
Merkur entfernt sich bis Ende Oktober wieder weit von der Sonne, taucht in der Abenddämmerung aber nur in südlichen Ländern auf.
Venus zieht Ende Oktober an der Sonne vorbei, sie bleibt daher diesen Monat unsichtbar.
Mars hält sich hartnäckig am Abendhimmel auf, seine Bahn führt ihn durch das Sternbild Steinbock. Am 18. Oktober steht der Mond links von Mars.
Jupiter wird nun von den Strahlen der Sonne eingeholt, seine Sichtbarkeit endet im Laufe des Monats. Man kann seinen Abschied von Tag zu Tag in der Abenddämmerung verfolgen.
Saturn hat etwas mehr Abstand zur Sonne als Jupiter, daher kann man den Ringplaneten diesen Monat noch am Abendhimmel sehen.
Uranus steht Ende Oktober im Rampenlicht - seine Opposition tritt ein, er ist die ganze Nacht lang zwischen Fischen und Widder zu sehen. Natürlich nur mit einem Fernglas oder Teleskop.
Neptun erreicht seine Südstellung nun bereits in der Zeit vor Mitternacht, das ist für eine spätabendliche Beobachtung des bläulichen Gasplaneten eine angenehme Zeit.
Ereignisse im Oktober
02. 10:46 Letztes Viertel 02. 20:50 AI Dra Minimum 8,1 mag, Abstieg von 7,0 mag in
rd. 2 Std. 03. 03:50 Streifende Sternbedeckung Mond - SAO 79343
(7,7 mag), Linie in der Mitte Deutschlands: Marburg - Halle 05. 20h Kleinplanet 4-Vesta (7,5 mag) 51' S Kugelhfn. M 28 (6,9 mag), Sternbild Sagittarius 05. 23:28 Mond erdnah, 32,4'

05. 23:00 RR Lyr Maximum 7,1 mag, rd. 1,5 Std. schneller Anstieg

von 8,1 mag

06. 4h Mond 3,4 Grad O Regulus ( Leo, 1,4 mag)

06. 4h Kleinplanet 6-Hebe (9,6 mag) 49' SW Stern 13 Mon

(4,5 mag) u. 1,5 Grad N Rosettennebel NGC 2244

06. 21h Mars (-1,2 mag, 14,9'') 9,9' S 17 Cap (5,9 mag),

Sternbild Capricornus

06. 23:20 Lyr Minimum 4,35 mag, rd. 2 Tage Abstieg von

3,25 mag. Periode 12,94 d, Nebenminimum 3,85 mag

07. 20h Kleinplanet 4-Vesta (7,5 mag) 19' S Stern Sgr

(2,8 mag)

08. 20:40 AI Dra Minimum 8,1 mag, Abstieg von 7,0 mag in

rd. 2 Std.

09. 04:47 Neumond

09. 22:10 RR Lyr Maximum 7,1 mag, rd. 1,5 Std. schneller Anstieg

von 8,1 mag

11.

max. Libration im Mond-SO, 8,7 Grad

12. 19:30 Kleinplanet 4-Vesta (7,6 mag) 1,8 Grad S Kugelhfn. M 22

(5,2 mag), Sternbild Sagittarius

13. 21:30 RR Lyr Maximum 7,1 mag, rd. 1,5 Std. schneller Anstieg

von 8,1 mag

14. 19h Mond 4,9 Grad W Saturn (0,5 mag, 16,1''), Sternbild

Sagittarius

14. 20:30 AI Dra Minimum 8,1 mag, Abstieg von 7,0 mag in

rd. 2 Std.

16. 18:54 Mars (-0,9 mag, 13,6'') 2,3' SO Cap (4,9 mag,

Doppelstern), Sternbild Capricornus

16. 19:02 Erstes Viertel

17.

Mars Südhalbkugel Sommeranfang

17. 20:19 Mond erdfern, 29,7'

17. 20:40 RR Lyr Maximum 7,1 mag, rd. 1,5 Std. schneller Anstieg

von 8,1 mag

18. 18:30 Mond 2,7 Grad NO Mars (-0,9 mag, 13,4''), Sternbild

Capricornus

19.

Mars-Südpol genau in Südrichtung, ab jetzt wieder

östl. der Südrichtung

19. 18:17 Mars (-0,9 mag, 13,3'') 5' SO Kleinplanet (47) Aglaja

(12,4 mag), Sternbild Capricornus

19. 22:00 Lyr Minimum 4,35 mag, rd. 2 Tage Abstieg von

3,25 mag. Periode 12,94 d, Nebenminimum 3,85 mag

20. 20:20 AI Dra Minimum 8,1 mag, Abstieg von 7,0 mag in

rd. 2 Std.

21. ab Maximum Meteorschauer der Orioniden, 66 km/s,

21h bis zu mehr als 20/h

23. 19h Kleinplanet 4-Vesta (7,7 mag) 39' S Stern Sgr

(2,1 mag)

23. 22:30 X Tri Minimum 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg von

8,6 mag. Weitere Minima tägl. rd. 45 Min. früher

24.

max. Libration im Mond-NW, 8 Grad

24. 1h Uranus (5,7 mag, 3,7'') in Opposition zur Sonne,

Sternbild Aries

24. 17:45 Vollmond

26. 20:10 AI Dra Minimum 8,1 mag, Abstieg von 7,0 mag in

rd. 2 Std.

26. 21:40 Per (Algol) Minimum 3,4 mag, Abstieg von 2,1 mag

in rd. 3 Std.

26. 22:20 RR Lyr Maximum 7,1 mag, rd. 1,5 Std. schneller Anstieg

von 8,1 mag

27. 02:10 Venus (-4,0 mag) in unterer Konjunktion zur Sonne,

Venus 6,1 Grad S Sonne

27. 5h Mond 5,8 Grad W Aldebaran ( Tau, 1,0 mag)

28. 02:00 Umstellung von Sommerzeit MESZ auf MEZ, Uhr um

1 Stunde von 3h MESZ auf 2h MEZ zurückstellen

28. 21:38 streifende Sternbedeckung d.d. Mond, Ch1 Ori

(4,4 mag) am N-Rand, Linie Saarland - Polen

29. 03:48 streifende Sternbedeckung d.d. Mond, SAO 77983

(7,1 mag, Sternb. Ori) am N-Rand, Linie Freiburg -

Augsburg - Passau

30. 02:23 streifende Sternbedeckung d.d. Mond, SAO 79047

(7,8 mag, Doppelstern, Sternb. Gem) am N-Rand,

Linie entlang Grenze Rheinland-Pfalz/NRW - nördl.

Stadt Halle

30. 21:30 RR Lyr Maximum 7,1 mag, rd. 1,5 Std. schneller

Anstieg von 8,1 mag

31. 17:41 Letztes Viertel

31. 21:27 Mond erdnah, 32,2'

VdS-Journal Nr. 67

LUCHS

KREBS

Pollux Castor ZWILLINGE

KLEINER HUND
Procyon

Beteigeuze

GIRAFFE Capella

KASSIOPEIA

FUHRMANN
STIER Aldebaran ORION

Algol PERSEUS

ANDROMEDA DREIECK

Plejaden

WIDDER

Uranus

FISCHE

E EIDECHS

SCHWAN PEGASUS

EINHORN
GROSSER HUND Sirius
SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. November 0 Uhr MEZ

Rigel HASE

Mondphasen im November 2018

WALFISCH
ERIDANUS CHEMISCHER OFEN
SÜD

Neptun WASSERMANN
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Alle Zeitangaben in MEZ, für Standort bei 10 Grad ö.L. und 50 Grad n.Br. zum Umrechnen in MESZ im Zeitraum 25.03. 2:00 Uhr MEZ bis 28.10. 2:00 MEZ eine Stunde zu den Zeitangaben addieren.

Neumond 7.11.
Planeten im November
Merkur bietet Anfang November von Breitengraden südlicher als 40 Grad eine Abendsichtbarkeit.
Venus macht sich ab Mitte November über dem Südosthorizont als Morgenstern bemerkbar. Sie steht dann nicht weit vom Jungfrauhauptstern Spica entfernt, so dass man die Bewegung des Planeten von Tag zu Tag bemerken wird.
Mars arbeitet sich die Ekliptik empor, er wechselt vom Steinbock in den Wassermann. Am 16. November begegnet ihm wieder einmal der Mond.
Jupiter steht von uns aus gesehen Ende November jenseits der Sonne, der Riesenplanet ist somit nachts nicht zu sehen.
Saturn sagt nun Ade am Abendhimmel und beendet seine Sichtbarkeit für dieses Jahr. Am 11. November bietet die Mondsichel nahe bei Saturn einen hübschen Himmelsanblick.
Uranus ist in seinem Monat nach der Opposition und damit ein leichtes Fernglasobjekt, sobald es richtig dunkel geworden ist.
Neptun sollte man vor Uranus aufsuchen, er ist schon abends in bester Position in Südrichtung.
Ereignisse im November
01. 03:49 streifende Sternbedeckung d.d. Mond, 78 Cnc (SAO 98389, 7,2 mag) am N-Rand, Linie südl. Trier - nördl. Würzburg - Bamberg
01. 20:10 AI Dra Minimum 8,1 mag, Abstieg von 7,0 mag in rd. 2 Std.
01. 20:30 Lyr Minimum 4,35 mag, rd. 2 Tage Abstieg von 3,25 mag. Periode 12,94 d, Nebenminimum 3,85 mag
02. 05:30 Mond 1,5 Grad N Regulus ( Leo, 1,4 mag)

Erstes Viertel 15.11.

Vollmond 23.11.

Letztes Viertel 30.11.

02. 19h Mars (-0,6 mag, 11,7'') 21' NW Cap (3,7 mag),

Sternbild Capricornus

03. 20:50 RR Lyr Maximum 7,1 mag, rd. 1,5 Std. schneller Anstieg

von 8,1 mag

05. 19h Mars (-0,5 mag, 11,4'') 32' N Cap (2,9 mag), Sternbild

Capricornus

06. 06:15 Mond 8,3 Grad N Venus (-4,3 mag, 58,4'') u. 6,9 Grad NO Spica

( Vir, 1,1 mag)

07.

max. Libration im Mond-SO, 8,2 Grad

07.

Merkur in größter Elongation Ost, 23 Grad , keine Abend-

sichtbarkeit

07. 01:59 Kleinplanet (391) Ingeborg (14,4 mag) bedeckt Stern

TYC 4820-00073-1 (10,0 mag), Dauer 1,4 s, Hell.-Abfall

um 4,4 mag, Sternbild Monoceros, Pfad üb. W- u.

SW-Deutschland, O-Schweiz

07. 17:02 Neumond

10. 03:10 Kleinplanet (1756) Giacobini (14,1 mag) bedeckt Stern

HIP 7358 (6,7 mag), Dauer 1,9 s, Hell.-Abfall um

7,4 mag, Sternbild Pisces, Pfad O- nach NW-

Deutschland

11. 18h Mond 42' NO Saturn (0,6 mag, 15,5''), Sternbild

Sagittarius

12. 20:32 Mars 6,9'' bei Stern PPM 239710 (9,5 mag)

14. 16:59 Mond erdfern, 29,7'

14. 18:30 Mars (-0,3 mag, 10,6'') 27' NO Iota Aqr (4,3 mag),

Sternbild Aquarius

14. 18:30 Kleinplanet 4-Vesta (7,9 mag) 5,7' NO Stern 52 Sgr

(4,6 mag) u. 13' SO Stern 51 Sgr (5,6 mag)

14. 19:10 Lyr Minimum 4,35 mag, rd. 2 Tage Abstieg von

3,25 mag. Periode 12,94 d, Nebenminimum 3,85 mag

15. 1h Kleinplanet 3-Juno (7,5 mag) 18' SO Stern 32 Eri

(4,7 mag)

15. 15:54 Erstes Viertel

15. 22h Mond 4,6 Grad SW Mars (-0,3 mag, 10,4''), Sternbild

Aquarius

15. 23:30 Per (Algol) Minimum 3,4 mag, Abstieg von 2,1 mag

in rd. 3 Std.

16.

Kleinplanet 3-Juno (7,4 mag) in Opposition zur Sonne,

Sternbild Eridanus

16.

Mars Phasenwinkel maximal (44,3 Grad ), deutliche

Phasengestalt

16. 1h Kleinplanet 3-Juno (7,4 mag) 16' S Stern 32 Eri

(4,7 mag)

16. 22:19 streifende Sternbedeckung d.d. Mond, SAO 165243,

(7,4 mag) am S-Rand, Linie Ostfriesland - Bremen -

Hamburg - Schleswig-Holstein

17. 17:02 Mars bedeckt Stern PPM 239971 (9,0 mag), helle

Dämmerung!

17. 23:30 Maximum Meteorschauer der Leoniden, 71 km/s,

10-20/h, Aktivitätsspitzen möglich bis 25.11.

18. 20:10 Per (Algol) Minimum 3,4 mag, Abstieg von 2,1 mag

in rd. 3 Std.

21.

Mars unterschreitet einen Winkeldurchmesser von 10''

21.

max. Libration im Mond-NW, 8,6 Grad

23. 06:39 Vollmond

23. 21:14 Mond 59' N Aldebaran ( Tau, 1,0 mag)

24. 21:30 Mars (-0,1 mag, 9,7'') 9,5' SW Aqr (4,8 mag,

Doppelstern), Sternbild Aquarius

25. 23:20 X Tri Minimum 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg von

8,6 mag. Weitere Minima tägl. rd. 45 Min. früher

26. 07:27 Jupiter in Konjunktion zur Sonne

26. 13:10 Mond erdnah, 32,5'

29. 6h Mond 3,8 Grad NW Regulus ( Leo, 1,4 mag)

30. 01:19 Letztes Viertel

30. 5h Venus mit -4,7 mag in größtem Glanz

VdS-Journal Nr. 67

GROSSER BÄR

GIRAFFE

KASSIOPEIA

LÖWKLEIN E ER LÖWE

LUCHS

Capella

KREBS

Castor Pollux

FUHRMANN ZWILLINGE

Regulus

WASSERSCHLANGE
Alphard

KLEINER HUND
Procyon

Beteigeuze

EINHORN

SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. Dezember 0 Uhr MEZ

Sirius
GROSSER HUND

Aldebaran ORION
Rigel HASE

SÜD
Mondphasen im Dezember 2018

Algol PERSEUS

ANDROMEDA DREIECK

Plejaden

WIDDER

STIER

Uranus

PEGASUS FISCHE

ERIDANUS

WALFISCH
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Quellen: US Naval Observatory, eigene Recherchen mittels GUIDE (Project Pluto), Berechnungen der BAV, Berechnungen der IOTA (Steve Preston), Berechnungen der IOTA/ES (Eberhard Riedel [GRAZPREP]), Homepage der International Meteor Organization (IMO).

Neumond 7.12.

Erstes Viertel 15.12.

Vollmond 22.12.

Letztes Viertel 29.12.

Planeten im Dezember
Merkur schwingt sich gegen Mitte Dezember zu einer respektablen Morgensichtbarkeit auf. Beste Beobachtungszeit ist vom 10. bis 20. Dezember gegen 7 Uhr.
Venus läutet den neuen Tag als Morgenstern ein. Am 4. Dezember schimmert neben ihr die dünne Sichel des abnehmenden Mondes.
Mars kann sich weiterhin am Abendhimmel halten. Am 7. zieht er sehr nah (knapp 2,5 Bogenminuten) am fernen Planeten Neptun vorbei - ein Fall für Fernglas oder Fernrohr.
Jupiter macht sich Ende Dezember wieder am Morgenhimmel bemerkbar. Am 21./22. läuft Merkur direkt an ihm vorbei. Ein hübsches Motiv für Fernglas und Fotos.
Saturn verblasst in der Abenddämmerung, Anfang Januar wird ihn die Sonne einholen.
Uranus kann man im Dezember noch am Abendhimmel aufsuchen, auch wenn die beste Beobachtungszeit für diese Periode nun vorüber ist.
Neptun ist eine Herausforderung am Abendhimmel, am 7. Dezember steht Mars direkt neben ihm - so kann man Neptun mit einem Fernglas leicht finden.

Ereignisse im Dezember

03. 6h Mond 8,4 Grad NW Venus (-4,7 mag, 39,3'') u. 6,8 Grad N

Spica ( Vir, 1,1 mag)

04.

max. Libration im Mond-SO, 8,5 Grad

05. 7h Mond 8 Grad NW Merkur (0,8 mag, 8,7'')

06. 7h Mond 5,2 Grad O Merkur (0,5 mag, 8,4'')

06. 23:34 Kleinplanet (3495) Colchagua (17,0 mag) bedeckt

Stern SAO 78566 (9,0 mag), Dauer 2,3 s, Hell.-Abfall

um 8,0 mag, Sternbild Gemini, Pfad quer üb. Mitte

Deutschland

07. 08:20 Neumond

07. 18h Mars (0,1 mag, 8,8'') 5' NO Neptun (7,9 mag, 2,3''),

Sternbild Aquarius

08.

Kleinplanet 40-Harmonia (9,4 mag) in Opposition zur

Sonne, Sternbild Taurus

08. 22:00 Per (Algol) Minimum 3,4 mag, Abstieg von 2,1 mag

in rd. 3 Std.

12. 13:26 Mond erdfern, 29,6'

13. 21:30 Mars (0,2 mag, 8,5'') 21' NW Phi Aqr (4,2 mag),

Sternbild Aquarius

13. 22:19 streifende Sternbedeckung d.d. Mond, KT Aqr,

(7,8 mag) am S-Rand, NRW - Niedersachsen

(Hannover/Celle) - Mecklenburg-Vorpommern

14. ab Maximum Meteorschauer der Geminiden, 35 km/s,

20h bis zu 120/h

14. 21:30 Mond 5,1 Grad SW Mars (0,2 mag, 8,3''), Sternbild

Aquarius

15. 7h Merkur (-0,4 mag, 6,7'') in größter Elongation West

(21 Grad ), Morgensichtbarkeit

15. 12:49 Erstes Viertel

15. 18h Mars (0,2 mag, 8,3'') 8,5' O 96 Aqr (5,6 mag,

Doppelstern), Sternbild Aquarius

16. 1h Kleinplanet 6-Hebe (8,5 mag) beginnt Durchquerung

des Rosettennebels NGC 2244, bis ca. 23.12.

17. 21:49 Kleinplanet (2773) Brooks (15,3 mag) bedeckt Stern

SAO 78393 (8,9 mag), Dauer 1,5 s, Hell.-Abfall um

6,4 mag, Sternbild Gemini, Pfad quer üb. Österreich,

Schweiz

18.

max. Libration im Mond-NW, 9,5 Grad

21. 5h Mond in den Hyaden, 3,0 Grad W Aldebaran ( Tau,

1,0 mag)

21. 23:23 Winteranfang

22. 18:49 Vollmond

24. 10:50 Mond erdnah, 33,0'

26. 3h Kleinplanet 6-Hebe (8,4 mag) 39' NO Doppelstern

Mon (4,4 mag)

26. 7h Mond 7,7 Grad NW Regulus ( Leo, 1,4 mag)

27. 23:50 U Cep Minimums-Mitte 9,1 mag. Dauer gleicher

Helligkeit 2,3 Std. Abstieg von 6,8 mag in rd. 5 Std.,

zum Schluss ganz schnell

28.

Mars-Südpol um 26 Grad zur Erde geneigt, Maximum

29.

Kleinplanet 6-Hebe (8,4 mag) in Opposition zur

Sonne, Sternbild Monoceros

29. 10:34 Letztes Viertel

29. 23:20 X Tri Minimum 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg von

8,6 mag. Weitere Minima tägl. rd. 45 Min. früher

30. 6h Mond 8,3 Grad NW Spica ( Vir, 1,1 mag)

31.

max. Libration im Mond-SO, 9,4 Grad

31. 20:30 Per (Algol) Minimum 3,4 mag, Abstieg von 2,1 mag

in rd. 3 Std.

Januar 2019

01. 05:30 Mond 8,3 Grad NW Venus (-4,5 mag, 26,2'')

02.

Saturn in Konjunktion zur Sonne

03. 06:20 Erde im Perihel

03. 7h Mond 2,5 Grad N Jupiter (-1,8 mag, 31,9'') u. 7,7 Grad N

Stern Antares ( Sco, 1,1 mag)

03.

Maximum Meteorschauer der Quadrantiden, 41 km/s,

bis 110/h

06. 02:28 Neumond

06. 7h Venus (-4,4 mag, 24,7'') in größter westl. Elongation,

47 Grad

09. 05:28 Mond erdfern, 29,1'

VVddSS--JJoouurrnnaall NNrr.. 6677

118

Beobachterforum

Das Doppelsternsystem 61 Cygni
- Beobachtung der verschiedenen Bewegungen
von Thomas Hebbeker

Im Jahr 1753 erkannte James Bradley, dass es sich bei diesem etwa 5 Magnituden hellen Fleck im Sternbild Schwan um ein Doppelsternsystem handelt. Die beiden Partner 61 Cyg A und 61 Cyg B sind etwa gleich hell und haben einen Winkelabstand von rund 30 Bogensekunden. Erst 1934 wurde klar, dass es sich um ein physikalisches Binärsystem handelt und nicht um zufällig nebeneinander am Himmel stehende Sterne.

1
Sternparallaxe, Prinzip (Quelle: Wikipedia [1]).

2 Einzelaufnahme 61 Cygni, Bildausschnitt
VdS-Journal Nr. 67

Guiseppe Piazzi hat 1792 als Erster die schnelle Eigenbewegung von 61 Cyg gemessen, daher sprach man von ,,Piazzi's Flying Star". Daraus folgt, dass der Abstand zur Erde relativ klein ist.
Seine größte Berühmtheit erreichte der Doppelstern 1838, als es Friedrich Wilhelm Bessel mit sehr genauen Messungen gelang, die winzige Parallaxe zu bestimmen. Das ist die periodische Verschiebung der scheinbaren Sternposition relativ zu weit entfernten Hintergrundsternen im Lauf der Jahre, wie in der Abbildung 1 illustriert ist. Die aus der Bewegung der Erde um die Sonne resultierende variierende Position des Beobachters ist die Ursache dieser Parallaxe, aus der Bessel den Abstand von 61 Cyg zur Erde zu gut 10 Lichtjahren berechnen konnte. Dies war die erste stellare Parallaxenmessung überhaupt und damit die allererste Abstandsmessung eines Sterns. Distanzmessungen in der Astronomie waren und sind einerseits sehr wichtig, aber auch notorisch schwierig. Seit 1838 spricht man deshalb oft von ,,Bessels Stern" - und meint damit den Doppelstern 61 Cygni.
Eigene Beobachtungen Die vielfältigen Bewegungen des Doppelsternsystems fordern natürlich auch den heutigen Amateurastronomen heraus: Kann man mit moderatem Aufwand Ei-
3 61 Cygni und benachbarte Hinter-
grundsterne, Summenbild von 10 Fotos nach Aufbereitung mit Bildbearbeitungsprogramm, Bildausschnitt

Beobachterforum

119

genbewegung, Parallaxe und die Bewegung der Sterne auf ihrer Umlaufbahn um den gemeinsamen Schwerpunkt messen?
Um dies herauszufinden, habe ich über einen Zeitraum von fünf Jahren, von 2012-2017, alle zwei bis drei Wochen Aufnahmen des Doppelsternsystems 61 Cygni gemacht, natürlich zusammen mit den benachbarten Hintergrundsternen. Da diese Sterne zirkumpolar sind, kann man sie im Prinzip jede Nacht beobachten, mal abends, mal morgens.
Die von mir eingesetzte Technik hat sich im Lauf der Zeit verbessert, am Ende der Messkampagne habe ich ein Celestron8-Zoll-Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit einer Brennweite von 2 Metern auf einer Montierung der Firma 10Micron benutzt. Die Fotos wurden mit einer APS-C-Kamera von Canon aufgenommen. Visuelle Positionsmessungen, zum Beispiel mit einem Fadenkreuzokular, sind für meine Zwecke nicht präzise genug; ohne Fotoapparat oder sehr spezielle Messgeräte wie das von Bessel eingesetzte Heliometer geht es nicht. Die Abbildung 2 zeigt den zentralen Ausschnitt einer Einzelaufnahme vom 21. Mai 2017, es wurde 5 Sekunden lang bei einem ISO-Wert von 200 belichtet. Die Bildbreite des Originalfotos entspricht einem Winkelbereich am Himmel von etwa 0,6 Grad , gezeigt ist hier ein Ausschnitt der Breite von 0,3 Grad Grad. Norden ist oben und Osten links. Die beiden dicht benachbarten hellen Sterne im Zentrum sind 61 Cyg A (oben) und 61 Cyg B (unten). Die viel lichtschwächeren Hintergrundsterne werden erst erkennbar, wenn man zehn im Rohformat direkt hintereinander aufgenommene Einzelbilder addiert, zum Beispiel mit dem Programm Deep Sky Stacker [2], und dann mit einem Bildbearbeitungsprogramm die blassen Sterne verstärkt. Die hellen Abbilder der beiden 61-Cygni-Sterne habe ich abgeschwächt und damit verkleinert, um deren Positionen genauer messen zu können. Das Ergebnis einer solchen Aufbereitung zeigt die Abbildung 3, wieder ist nur der zentrale Bildteil dargestellt. An jedem Beobachtungsabend habe ich drei Serien zu je zehn Fotos aufgenommen, um die Konsistenz der Ergebnisse zu überprüfen und um die Messgenauigkeit abzuschätzen. Insgesamt habe ich einige tausend Einzelaufnahmen gemacht, die in die im Folgenden beschriebene Ana-

VaVriaraitaitioonn iinn DDeekliklniatniaotni/oBnog/enBsoekguenndseenkunden

Deklination/GradDeklination/Grad

38 Grad 45' 43" 38 Grad 45' 40"

Mittelpunkt 61 Cyg A,B

38 Grad 45' 37"

38 Grad 45' 34"

38 Grad 45' 31"

38 Grad 45' 28"

38 Grad 45' 25" 01.01. 2012

31.12. 2012

31.12. 2013

31.12. 2014

4 Eigenbewegung von 61 Cygni in Deklination

31.12. 2015

31.12. 2016

31.12. 2017

DatuDmatum

1 0.8 0.6 0.4 0.2
0 -0.2 -0.4 -0.6 -0.8
-1
01.01. 2012

Mittelpunkt 61 Cyg A,B

31.12. 2012

31.12. 2013

31.12. 2014

31.12. 2015

5 Parallaxeneffekt von 61 Cygni in Deklination

31.12. 2016

31.12. 2017

DatuDmatum

VdS-Journal Nr. 67

120

Beobachterforum

lyse eingegangen sind. Das Projekt war also insgesamt recht aufwändig, und nur durch die Verteilung der Auswertearbeit über mehrere Jahre konnte ich die dafür erforderliche Zeit finden.
Positionsmessungen Aus den aufbereiteten Bildern, wie dem in der Abbildung 3 gezeigten, können jetzt die äquatorialen Koordinaten, also Rektaszension und Deklination, von 61 Cyg A und 61 Cyg B bestimmt werden. Dazu habe ich 15 der umgebenden Hintergrundsterne ausgewählt, die keine erkennbare Eigenbewegung zeigen, und deren Himmelskoordinaten (für die Epoche J2000) bekannt sind. Jetzt müssen für jedes Bild zunächst die Pixelkoordinaten x und y der 15 Referenzsterne und natürlich auch die der beiden Sterne 61 Cygni bestimmt werden. Zur bestmöglichen Bestimmung der Sternpositionen auf dem Foto anhand der Helligkeitsmaxima der kleinen Sternflecken setze ich Programme wie IRIS [3] oder Astrometrica [4] ein. Aus den so gemessenen Pixelkoordinaten x und y der Referenzsterne berechne ich dann mit einem selbst geschriebenen C++-Programm eine Übersetzungsformel zwischen Pixel- und Himmelskoordinaten. Angewandt auf die aus dem Bild bestimmten Pixelkoordinaten der beiden 61-Cygni-Sterne erhält man die J2000Himmelskoordinaten von 61 Cyg A und 61 Cyg B. Bei der Berechnung wird auch die Refraktion des Sternlichts in der Atmosphäre berücksichtigt, die von der Höhe über dem Horizont abhängt.
Wie schon erwähnt, kann man die Messgenauigkeit durch Vergleich der Koordinatenwerte, die sich aus den drei Messreihen der gleichen Nacht ergeben, abschätzen. Die Winkelauflösung meiner neueren Messungen ergibt sich daraus zu etwa 0,1 Bogensekunde sowohl in Rektaszension als auch in Deklination. Das reicht aus, um die kleine Parallaxe bestimmen zu können, wie wir gleich sehen werden.
Die Eigenbewegung Trägt man die äquatorialen Koordinaten als Funktion der Zeit auf, erkennt man sofort die rasante Eigenbewegung. Abb. 4 zeigt diese am Beispiel der Deklination. Aufgetragen ist der Mittelwert der Koordinaten von 61 Cyg A und 61 Cyg B. Für die Rektaszension ergibt sich
VdS-Journal Nr. 67

ein sehr ähnliches Bild. Insgesamt ergibt meine Messung einen Wert für die Eigenbewegung am Himmel von 5,22 +- 0,01 Bogensekunden pro Jahr, in guter Übereinstimmung mit dem Literaturwert (5,23 Bogensekunden pro Jahr). In den fünf Beobachtungsjahren haben sich die beiden Sterne also um eine Strecke weiterbewegt, die grob ihrem Winkelabstand von etwa 30 Bogensekunden entspricht.
Die Parallaxe Jetzt wird es anspruchsvoller. Sieht man sich die Abbildung 4 genauer an, erkennt man, dass die Datenpunkte periodisch um den durch die Linie repräsentierten langjährigen Mittelwert schwanken. Trägt man die Koordinaten relativ zu dieser Mittellinie auf, ergibt sich für die Variation der Deklination der in der Abbildung 5 dargestellte zeitliche Verlauf, für die Rektaszension erhält man ein ähnliches Diagramm. Jetzt treten die periodischen Variationen deutlich zu Tage, sie haben eine Periode von einem Jahr, wie zu erwarten. Die Phase dieser Sinuskurve folgt aus der Position von Bessels Stern relativ zur Erdbahn. Die gemessene Amplitude des Parallaxeneffekts, etwa +-0,26 Bogensekunden in Rektaszension und +-0,22 Bogensekunden in Deklination, interessiert uns am meisten: Aus ihr kann man bei bekanntem Abstand ErdeSonne die Entfernung zu 61 Cygni bestimmen. Meine Messungen ergeben 12,1 +- 1,0 Lichtjahre, die Genauigkeit ist also von der Größenordnung 10 %. Der Weltmittelwert liegt bei 11,4 Lichtjahren.

Die Bahnbewegung Wie kann man die in der Abbildung 6 skizzierte orbitale Bewegung der beiden Sterne um den gemeinsamen Schwerpunkt vermessen? Da die inzwischen bekannte Umlaufperiode des Binärsystems 61 Cygni immerhin 659 Jahre beträgt, darf man bei meinem Beobachtungs-Zeitfenster von fünf Jahren keine Präzisionsergebnisse erwarten, es geht lediglich darum, die Existenz der Bahnbewegung nachzuweisen, also die gravitative Kopplung der beiden Sterne zu zeigen. Unabhängig von der Exzentrizität der Bahn erwartet man eine Drehung der Verbindungslinie zwischen 61 Cyg A und 61 Cyg B (s. Abb. 6). Der entsprechende von mir gemessene Positionswinkel von 61 Cyg B relativ zu 61 Cyg A ist in der Abbildung 7 als Funktion der Zeit gezeigt. Dieser Positionswinkel ist definiert als der Winkel, um den man die Verbindungslinie zwischen A und Nordpol über Ost drehen muss, bis man B erreicht. Im Laufe der fünf Beobachtungsjahre hat er sich um etwa ein halbes Grad vergrößert bzw. um 0,15 Grad pro Jahr. Und sie drehen sich! Ein ganzer Umlauf, einem Winkel von 360 Grad entsprechend, braucht also mehrere hundert Jahre. Schließlich kann man spekulieren, dass die Umlaufbahnen deutlich exzentrisch sind. Dann variiert auch der Abstand der beiden Sterne mit der Zeit, während bei kreisförmigen Bahnen kein solcher Effekt resultiert. Die Abbildung 8 zeigt, dass sich der Abstand zwischen 61 Cyg A und 61 Cyg B tatsächlich erkennbar ändert, um etwa 0,05 Bogensekunden jährlich, die Bahnen sind also elliptisch
Comic

Beobachterforum

121

6 Prinzipskizze eines physikalischen
Binärsystems

PoPsiotisoitnisowinnskweilnvkoenl 6v1oCnyg61B/CGyrgadB / Grad
--- 2012

154

153.5

mit nicht verschwindender Exzentrizität. Natürlich kann man aus den Positionsmessungen grundsätzlich nur Aussagen über die Projektion der Bahn auf die Ebene senkrecht zur Blickrichtung machen. Die Bestimmung der radialen Geschwindigkeitskomponenten erfordert die Messung des Dopplereffektes durch eine spektroskopische Analyse des Sternlichtes.
Ein Fazit Alle drei charakteristischen Bewegungsarten des Doppelsterns 61 Cygni konnte ich mit einer mittleren Amateurausrüstung messen oder zumindest nachweisen. Dabei habe ich für die Auswertung mehr Zeit benötigt als für die Astrofotografie selbst. Die deutliche Eigenbewegung kann man übrigens in einem Zeitrahmen von ein paar Jahren auch mit einem Teleobjektiv an einer Digitalkamera auf einem einfachen Fotostativ nachweisen - als kleiner Tipp für Amateure, die selbst mal eine Eigenbewegung messen wollen.
Für mich ist das Projekt zwar erst einmal abgeschlossen, andererseits kann ich die Bestimmung der Orbitalbewegung natürlich deutlich verbessern, wenn ich in 10 Jahren noch einmal messe ...
Weblinks: [1] Parallaxe: https://de.wikipedia.
org/wiki/Parallaxe#/media/ File:ParallaxeV2.png [2] L. Coiffier: «Deep Sky Stacker», http://deepskystacker.free.fr/ german/ [3] C. Buil: "Iris", http://astrosurf.com/ buil/us/iris/iris.htm [4] H. Raab: ,,Astrometrica", www.astrometrica.at/

AbstAabnstdan6d1 6C1yCgygB -B6-161CyCyggAA//BBooggeensneskeuknudennden
--- 2012

153

152.5

152

2017 ----

151.5

151

0

500

1000

1500

2000

Zeit/Tage nach 1.1.2012
Zeit/Tagen nach 1.1.2012 7 Positionswinkel von 61 Cyg B relativ zu 61 Cyg A als Funktion der Zeit

32.4

32.2

32

31.8

31.6

2017 ----

31.4

31.2

31

30.8

30.6

0

500

1000

1500

2000

Zeit/Tage nach 1.1.2012
Zeit/Tagen nach 1.1.2012 8 Veränderung des Abstandes zwischen 61 Cyg A und 61 Cyg B

VdS-Journal Nr. 67

122

Rezension

Buchbesprechung:
Astrophysikalische Instrumentierung und Messtechnik für die Spektroskopie
- Theorie, Praxis, Technik und Beobachtung
von Daniel P. Sablowski und Lothar F. Schanne, Selbstverlag, 1. Auflage 2018, 595 Seiten und 508 Abbildungen, ISBN: 978-3-00-058833-4

Ein erheblicher Teil unseres heutigen Wissens über das Universum basiert auf der spektroskopischen Analyse von Licht. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass die Astrospektroskopie zu einem der interessantesten Betätigungsfelder für Amateurastronomen gehört und sich wachsender Beliebtheit erfreut. Gleichzeitig ist die Astrospektroskopie aber auch eines der methodisch und instrumentell anspruchsvollsten Themen, denen man sich in der Astronomie zuwenden kann. Das wissen die beiden Autoren Daniel Sablowski und Lothar Schanne aus eigener, langjähriger Erfahrung nur zu gut.
Auf dem Weg von den ersten Sternspektren, die man vielleicht mit einem Transmissionsgitter noch relativ einfach gewinnt, bis hin zu professionellen Daten, die das Interesse von Profiastronomen finden, ist man nicht selten mit einer Vielzahl von anspruchsvollen Herausforderungen konfrontiert. Das kann dann schon zu Frustration und zeitweiliger Entmutigung führen. Die gute Nachricht ist, es gab bereits Amateurastronomen, die diesen Weg gegangen sind und immer noch gehen. Damit sind wir beim Zweck dieses Buches. Eine der wichtigsten Aussagen der Autoren aus dem Vorwort der ersten Auflage ist: ,,Das größte Ziel ist es, die Leser vor den eigenen Fehlern der Autoren zu bewahren."
Nun muss auch mit diesem Buch keiner Angst haben, er würde zukünftig seiner eigenen wundervollen Erfahrungen und Fehler beraubt. Dazu wird es noch genügend Gelegenheiten geben. Was man aber mit Sicherheit mit diesem Buch gewinnt, ist Zeit, viel Erfahrung, Geld und Befriedigung durch den schnelleren Erfolg bei den eigenen Projekten. Das gilt insbesondere für die Vorhaben, an
VdS-Journal Nr. 67

die man sich ohne dieses Buch erst gar nicht gewagt hätte. Bleibt die Frage zu beantworten: Warum soll dieses Buch das können?
Der Titel des Buches nimmt es eigentlich schon vorweg und beim ersten Betrachten des Inhaltsverzeichnisses (12 Seiten) wird dann recht deutlich, dass es sich hier um eine sehr umfassende Wissensvermittlung zum Thema praktische Astrospektroskopie handelt. Nun ist schiere Menge noch kein Garant für erfolgreichen Kompetenztransfer. Beide Autoren haben diese Themen aber bewusst vor dem Hintergrund eigener wissenschaftlicher Ausbildung und langjähriger astrospektroskopischer Tätigkeit gewählt und sich große Mühe gegeben, nicht nur zu berichten, sondern auch zu vermitteln. Nicht zuletzt darum deklarieren sie ihr Werk ja auch zurecht als Lehrbuch.

Die beschworene Praxisnähe des Buches kommt natürlich nicht ohne Theorie aus - und davon gibt es reichlich. Folgerichtig werden zu Anfang des Buches in einem weiten thematischen Bogen wichtige theoretische Grundlagen für die eigene Tätigkeit in der Astrospektroskopie gelegt. Angefangen bei den wichtigsten Grundlagen optischer Abbildung, Abbildungsfehlern über die prinzipiellen Grundlagen von messtechnischen Prozessen bis hin zu atomphysikalischen Grundlagen der Spektroskopie und ersten Basics der Sternphysik ist reichlich für Lernstoff gesorgt.
Die Fülle und das Niveau der Themen haben dann allerdings auch zur Folge, dass der Stoff an einigen Stellen für Anfänger nicht gerade als ,,leichte Kost" daher kommt. Davon muss man sich als Neueinsteiger aber nicht abschrecken lassen. Die wichtigsten Dinge sind auch

Rezension

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für Anfänger verständlich erläutert und man kann mit Astrospektroskopie durchaus beginnen, ohne jedes Detail komplett verstanden zu haben. Nicht selten wird man später im Laufe der Zeit zu bestimmten Kapiteln zurückkehren, um sich Themen zuzuwenden, die im ersten Anlauf schwierig zu verstehen oder nicht gleich so wichtig waren. Vielen anderen Lesern wiederum wird die kompakte und fundierte Präsentation des Theorieteils gefallen.
Im weiteren Verlauf des Lehrbuches wird es mit dem Kapitel 2 ,,Optische Instrumente und Ausrüstungen für die Beobachtung" dann schnell konkreter. Unterstützt durch zahlreiche Grafiken und Bilder wird hier sehr detailreich das technische Umfeld der Astrospektroskopie erläutert. Der Schwerpunkt dieses Kapitels liegt auf der Beschreibung der verschiedenen Spektrografen-Typen, ihrer Funktionsweise, den wichtigsten physikalischen Zusammenhängen und den damit verbundenen Vor- und Nachteilen dieser Geräte im Einsatz. Darüber hinaus werden aber auch Teleskop-, Montierungsund Sternwarten-Technik beschrieben. Richtig rund wird dieses Kapitel dann noch durch eine ausführliche Betrachtung der Lichtleitertechnologie als mögliches Bindeglied zwischen Spektrograf und Teleskop.
Eine der großen Tugenden der Astronomen war es schon immer, dass sie die Entwicklung und den Aufbau wissenschaftlicher Ausrüstung selber vorangetrieben und verwirklicht haben. Darum gehört es auch zu den besonderen Vorzügen dieses Buches, dass es sich in der zweiten Hälfte zu einer sehr konkreten Hilfestellung für die Projektierung und den Aufbau eigener wissenschaftlicher Ausrüstung entwickelt. Im Kapitel 3 ,,Planung von Spektrografen" wird der Leser von den Autoren zuerst einmal mit den wichtigsten Baugruppen eines Spektrografen und den prinzipiellen Grundsätzen seiner Dimensionierung vertraut gemacht. Der aufmerksame Leser beginnt hier z.B. zu verstehen, welche Konsequenzen eine gewünschte analytische Performance bei einer gegebenen Teleskoptechnik für die Dimensionierung eines Spektrografen hat und wie sich die Parameter gegenseitig beeinflussen.

Noch konkreter wird es dann im Kapitel 4 ,,Beispiele für Selbstbauspektrografen". Hier werden tatsächlich acht (!) mit recht unterschiedlichem Anspruch und Aufwand realisierte Eigenbauvarianten für Astrospektrografen im Detail vorgestellt. Dabei wird z.B. genau erläutert, mit welchem Konzept man bei den Leistungsparametern und dem Design gestartet ist, welche Materialien verwendet wurden, welche Probleme es bei der Umsetzung gab und wie die tatsächlich erreichte Performance dann in der Praxis war. Das alles wiederum begleitet durch zahlreiche Bilder, technische Zeichnungen und Spot-Diagramme. Für Selbstbau-Enthusiasten wird dieses Kapitel mit Sicherheit eine besondere Fundgrube sein.
Der notwendige Kompetenzaufbau für die Astrospektroskopie setzt sich dann in den Kapiteln 5 bis 8 systematisch weiter fort. In Kapitel 5 ,,Fit für das Feld" und 6 ,,Der Spektrograf im Einsatz" geht es in erster Linie um die Inbetriebnahme und den Einsatz der zuvor beschriebenen Technik. Hier wird das wesentliche Rüstzeug vermittelt, das man braucht, um Spektrografen zu justieren, sie mit der Teleskoptechnik zu verbinden, das Licht des Sterns möglichst effektiv zu erfassen und alle notwendigen Rohdaten für die spektroskopische Analyse zu erzeugen.
Kapitel 7 ,,Früchte der Nacht" widmet sich den finalen Schritten der Datenreduktion, an deren Ende ja erst ein wissenschaftlich nutzbares Sternspektrum zur Verfügung steht. Nach einer prinzipiellen Erklärung der verschiedenen Schritte des Datenreduktionsprozesses, stellen die Autoren noch einmal exemplarisch drei hierfür nutzbare FreewareSoftware-Tools vor und geben wertvolle Praxistipps zum Datenmanagement und der Archivierung.
Stellt sich zum Schluss natürlich die Frage: Was sehe ich dort eigentlich, in meinen aufwändig erzeugten Spektren und wie geht es damit weiter? Die Themen der Astrospektroskopie sind ähnlich vielfältig wie die Welt der Sterne im Universum. Das bietet reichlich Möglichkeit für spannende Beschäftigung und Konfusion gleichermaßen. Aus diesem Grund bietet Kapitel 8 ,,Wissenswertes rund um Spektren" eine Hilfestellung zum Verständnis von Sternspektren. Dazu werden erst ein-

mal wichtige Eigenschaften von Spektren wie z.B. Struktur, spektrale Auflösung, Signal-Rauschverhältnis, Artefakte und Fremdlinien beschrieben. Im zweiten Teil des Kapitels werden dem Leser dann an Hand verschiedener Sterntypen und entsprechender Beispiele die unterschiedlichen Fragestellungen und Möglichkeiten der Astrospektroskopie nähergebracht.
Seinen inhaltlichen Abschluss findet das Buch mit einer umfangreichen Sammlung von Links zu astrospektroskopischen Vereinen, Gruppen, Datenbanken, Büchern und Lieferanten von Komponenten.
Nach dieser primär inhaltlichen Verdichtung noch etwas Prinzipielles zu diesem Buch: Im deutschsprachigen Raum gibt es derzeit nichts Vergleichbares in dieser Vollständigkeit und vor allem Praxisnähe. Für mich entfaltet das Buch besonders da seine Stärken, wo es aus der Erfahrung der Autoren heraus unglaublich viele Details und Informationen für den Leser im wahrsten Sinne des Wortes ,,begreifbar" macht. Erfahrene Amateurastronomen werden für sich hier mit Sicherheit noch etwas Neues und Anregungen finden. Einsteiger erhalten mit diesem Buch ein effektives Rüstzeug für den Start in das Abenteuer Astrospektroskopie.
Dem wachsamen Auge wird an einigen wenigen Details das fehlende Lektorat der ersten Auflage auffallen. Das tut dem Wert des Lehrbuches aber keinen Abbruch, sondern trägt halt noch den Charme einer Veröffentlichung im Selbstverlag. Dies zu bereinigen wird weiteren Auflagen vorbehalten bleiben, die mit Sicherheit kommen werden.
Ulrich Waldschlaeger
VdS-Journal Nr. 67

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