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BEITRAG
1 Editorial (Melchert Sven)
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0 INHALTSVERZEICHNIS (Beitrag)
BEITRAG
4 Vor 20 Jahren: Komet Hale-Bopp am Morgenhimmel (Emmerich Mark, Melchert Sven)
4 Mitgliedsbeiträge und Bezugskosten von "Sterne und Weltraum" (Guthier Otto)
4 Hinweise zur Beitragsrechnung für das Kalenderjahr 2017 (Keßler Thomas)
5 Treffen der Sternwarten und Astronomievereine am 22. Oktober 2016 (Lempkem Ralf)
8 Der grenzenlose Himmel als verbindendes Element (Simmons Mike)
8 Der Himmel kennt keine Grenzen Internationale Zusammenarbeit von Amateurastronomen (Weis Alexander)
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0 Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie! (Beitrag)
BEITRAG
12 Sterne für alle! (Schroer Sibylle)
15 Lichtverschmutzungsgruppen international (Hänel Andreas)
18 Der internationale Anteil im TBG-Projekt (Zilch Thorsten)
20 Amateurastronomie in Schottland (Staubermann Klaus)
21 ASTRODESSIN Ein französisches Buchprojekt mit deutscher Beteiligung (Töpler Rainer)
22 Amateurastronomie in Kroatien (Božičević Dorian)
25 Volkssternwarte Tivoli: Historische Volkssternwarte in West-Nord-Brabant (NL) (Nelson Niels)
27 Volkssternwarte Halley: Astronomische Perle in Nord-Ost-Brabant (NL) (Nelson Niels)
30 IC 10, ein Begleiter der Andromedagalaxie (Riepe Peter, Sparenberg Rainer)
34 Andromedanebel (Siegismund Endriko)
35 TBG - demnächst auch mit Planetarischen Nebeln unterwegs? (Zilch Thorsten, Riepe Peter, Pölzl Robert)
38 Der Gum-Nebel - eine HII-Region am südlichen Winterhimmel (Riepe Peter, Binnewies Stefan)
40 In Memoriam Günther Röttler (Hinz Claudia, Hinz Wolfgang)
40 Entrauschen von Daten (Jahns Helmut)
41 Platinenlayouts ohne Limits: KiCAD 2015 (Jahns Helmut)
41 Vertrauensintervalle für streuende Messwerte bestimmen (Jahns Helmut)
42 Galaxienbeobachtung im Mai 2016 (Sawo Mathias)
44 Beobachtung einmal anders - Sternassoziation Auriga OB1 (Hay Christopher, Merting Rene)
46 Skyguide 2016-4 (Winter) (Zebahl Robert, Merting Rene)
49 Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten (Lehmann Gerhard)
50 Berlin empfing die Kleinplanetler zum vierten Mal (Griesser Markus)
56 Astrometrie mit Astrometrica - Teil 2: Astrometrische Messungen (Liefke Carolin)
56 Einladung zur 20. Kleinplanetentagung (Rutten Harrie)
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0 Impressum (Beitrag)
BEITRAG
60 Kosmische Begegnungen (Hohmann Klaus, Ries Wolfgang)
63 Wiederentdeckung des Kometen P/2010 N1 (WISE) - ein Puzzle wird zusammengefügt (Schwab Erwin)
66 Der Ausbruch des Kometen 252P/LINEAR (Pilz Uwe)
68 C/2013 X1 (PANSTARRS) - ein heller Komet am Südhimmel (Rehmann Gerald)
74 Der Merkurtransit vom 9. Mai 2016, beobachtet am Carl-Fuhlrott-Gymnasium in Wuppertal (Koch Bernd)
75 Wie groß ist eine Astronomische Einheit? - Planetenmodell hilft bei der Beantwortung (Müller Monika)
77 Merkurdurchgang - Faszination des Erlebnisses (Geiss Alexander)
80 Merkurtransit am 9. Mai 2016 (Spuling Johann)
81 Danke, Peter! - Mein ganz persönlicher Merkurtransit vom 9.05.2016 (Flach-Wilken Bernd)
83 Die Hα-Relativzahl 2008 - 2015 (Hörenz Martin)
83 Eine Mini-Sonnenfinsternis (Schendel Rainer)
84 Ein Versuch zur Bestimmung der Chromosphärendicke der Sonne (Ridder Markus, Seifert Beate)
85 Die provisorischen Relativzahlen des SONNE-Netzes, 1. Halbjahr 2016 (Bulling Andreas)
86 Die Sonne am 4. September 2016 (Klauser Franz)
87 Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im 1. Quartal 2017 (Riedel Eberhard)
91 Die schwierige Grenze zwischen SRa- und Mirasternen (Vohla Frank)
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0 Wir begrüßen neue Mitglieder (Beitrag)
BEITRAG
93 Nachruf Alfred Sturm (Guthier Otto)
94 Das war‘n noch Zeiten, Folge 27 (Völker Peter)
97 Astronomie im Peiner Land - die Sternwarte in Peine macht es möglich (Meirich Wolfgang, Guse Reiner)
98 Die Rainer-Ludwig-Sternwarte in Medebach - Raumwunder in astronomischer Diaspora (Rieger Hubertus)
100 Himmelsvorschau Januar - März 2017 (Celnik Werner E.)
103 Sechs Jahre Remotesternwarte in Moydans - ein Erfahrungsbericht (Berlemann Jochem)
107 Nachruf Ottó Faragó (Eberle Andreas)
108 Michael König, Stefan Binnewies: Bildatlas der Galaxien (Celnik Werner E.)
109 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen Januar - März 2017 (Celnik Werner E.)
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0 Inserentenverzeichnis (Beitrag)
BEITRAG
110 Wichtige Informationen für unsere Mitglieder (Garbe Eva)
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0 VdS-Fachgruppen-Redakteure (Beitrag)
0 VdS-Fachgruppen-Verantwortliche (Beitrag)
0 Autorenverzeichnis (Beitrag)
Textinhalt des Journals 60
Der Textinhalt dient zum Durchsuchen, zum Ausschneiden vorn Text und für internetgestützte Übersetzungs-Software.
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Zum Lesen ist das Journal als pdf vorgesehen.
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Nach Redaktionsschluss
Hinweise zur Beitragsrechnung für das Kalenderjahr 2017
von Thomas Kessler, VdS-Vorstand
Dieser Ausgabe des Journals ist wieder eine Beitragsrechnung beigefügt. Der Versand des Journals erfolgte in einer Fensterversandtasche, dabei diente das Adressfeld auf der Beitragsrechnung gleichzeitig dem Versand. Wer diese Hinweise liest, hat auch eine Beitragsrechnung erhalten.
Bitte gleichen Sie den Betrag der Beitragsrechnung möglichst umgehend aus. Soweit eine Lastschriftvollmacht vorliegt, ist dies auf der Rechnung vermerkt. Bei Zahlungen geben Sie bitte unbedingt Ihre Mitgliedsnummer an.
Bei SEPA-Überweisungen sind folgende Angaben notwendig:
Sparkasse Starkenburg IBAN = DE79 5095 1469 0000 0117 45 BIC/SWIFT-Code = HELADEF1HEP
Sollen die Beiträge ab 2017 eingezogen werden, kann das Lastschriftverfahren vereinbart werden. Setzen Sie sich in diesem Fall bitte mit der Geschäftsstelle in Verbindung.
Um die Beiträge in der Steuererklärung geltend zu machen, bedarf es keiner gesonderten Zuwendungsbestätigung. Bis zu einem Betrag (Beitrag/Spende) von nicht mehr als 200,00 EUR reicht der Zahlungsnachweis in Verbindung mit der auf der Beitragsrechnung abgedruckten Bestätigung.
Bei Fragen im Zusammenhang mit der Beitragszahlung können Sie sich direkt an mich wenden, entweder per E-Mail unter thomas.kessler@vds-astro.de oder schriftlich an Thomas Kessler, Postfach 1930, 21309 Lüneburg. Bitte geben Sie dabei eine Telefonnummer an, da sich viele Fragen telefonisch schneller klären lassen.
Vor 20 Jahren:
Anfang März 1997 stand der Komet (C/1995 O1) Hale-Bopp als heller Schweifstern am Morgenhimmel. Aufnahme vom 9. März 1997 von Mark Emmerich und Sven Melchert.
Mitgliedsbeiträge und Bezugskosten von ,,Sterne und Weltraum"
von Otto Guthier, VdS-Vorstand
Der Vorstand hat in seiner Sitzung am 9. August in Heppenheim über die Beiträge beraten und beschlossen, dass die Mitgliedsbeiträge für 2017 unverändert bleiben. Im Mitgliedsbeitrag ist auch der Bezug der Vereinszeitschrift ,,VdS-Journal für Astronomie" enthalten.
Die Mitgliedsbeiträge für 2017 betragen:
Normalbeitrag Inland und EU
EUR
für Schüler, Studenten und Auszubildende EUR
für Sternfreunde außerhalb der EU
EUR
einmalige Aufnahmegebühr
EUR
35,00 25,00 40,00
7,00
VdS-Mitglieder können die monatlich erscheinende Zeitschrift ,,Sterne und Weltraum" zu deutlich ermäßigten Bezugskosten über die VdS abonnieren. Auch diese bleiben für 2017 unverändert, wie der Spektrum-Verlag mitteilt.
Die Bezugskosten für ,,Sterne und Weltraum" betragen 2017:
Abo Inland:
EUR 89,00; für VdS-Mitglieder EUR 69,40
Abo Inland ermäßigt: EUR 67,80; für VdS-Mitglieder EUR 57,00
Abo Ausland:
EUR 97,40; für VdS-Mitglieder EUR 77,80
Abo Ausland ermäßigt: EUR 76,20; für VdS-Mitglieder EUR 65,40
VdS-Journal Nr. 60
Nach Redaktionsschluss
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Treffen der Sternwarten und Astronomievereine
am 22. Oktober 2016
von Ralf Lempken
Zusammen mit dem Schwerpunktthema ,,Mitgliedssternwarten" wurde in der Ausgabe 58 des ,,VdS-Journals für Astronomie" die Einladung zum ,,Treffen der Sternwarten und Astronomievereine" veröffentlicht [1]. Diese fand unter konstruktiver Mitwirkung von 31 Sternwarten und Astronomievereinen, welche durch insgesamt 65 Teilnehmer vertreten wurden, am 22.10.2016 in sehr angenehmer Umgebung in Heppenheim an der Bergstraße statt.
Mit der Ausgabe 42 des VdS-Journals wurde im Herbst 2012 ein erster Schritt zur Einrichtung eines ,,Podiums für Sternwarten, Vereine und Planetarien mit VdS-Mitgliedschaft" gemacht [2].
Damit sollte zunächst der Bekanntheitsgrad der angesprochenen, in der VdS organisierten Institutionen untereinander gesteigert werden. Dazu wurden ab Heft 42 neben einer Liste der Mitgliedssternwarten jeweils zwei bis vier Sternwarten oder Vereine pro Heft als Kurzporträt veröffentlicht. Mit dem jetzt gestarteten nächsten Schritt in Richtung eines
gemeinsamen Podiums sollten konkrete Möglichkeiten einer Unterstützungsarbeit durch die VdS diskutiert und eine entsprechende Fachgruppe gegründet werden.
Einen Überblick über Anzahl und Verteilung der in der VdS als Mitglied geführten Sternwarten gibt die Karte auf Seite 6 von Heft 58. Hieraus lässt sich die Ambitioniertheit des Projektziels, für möglichst alle dieser Vereinigungen eine gemeinsame Kommunikations- und Handlungsplattform zu bieten, bereits erahnen. Zumal alle in der VdS organisierten Astronomie-Vereine, welche nicht über eine eigene Sternwarte verfügen, natürlich nicht ausgeschlossen sind. So war es auch eine enorme Herausforderung, zumindest die Grundlagen dafür an nur einem Tag zu manifestieren.
Motivation und Anstoß Auf der an der Schlossmauer in Königsberg angebrachten, dem Philosophen Immanuel Kant (1724-1804) gewidmeten Gedenktafel ist der Satz zu lesen [3]:
1 Ein historischer Moment:
Am 22. Oktober 2016 haben Vertreter aus 33 Sternwarten und Vereinen die Fachgruppe ,,Astronomische Vereinigungen" der VdS gegründet. Foto: Jörg Henkel.
,,Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und wachsender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der gestirnte Himmel über mir, und das Moralische Gesetz in mir."
Damit ist wohl die Motivation eines jeden Amateurastronomen buchstäblich in Stein gemeißelt! 200 Jahre später hat eine andere berühmte Persönlichkeit - Wernher von Braun (1912-1977) - auf die Frage, ob der Mensch wohl jemals zu anderen Planeten reisen könne, geantwortet:
,,Wir müssen dazu zwei Probleme überwinden, das eine ist die Gravitation, das andere die Bürokratie. Das erste bekommen wir wohl in den Griff." [4]
Und genau der, durch diese beiden Aussagen ausgedrückte Gegensatz zwischen Motivation und Realität, bringt die Situation vieler kleiner Sternwarten und Astronomischer Vereinigungen auf den Punkt. In Zeiten schrumpfender Haushaltskassen ist es in manchen Regionen
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Nach Redaktionsschluss
Auftritt und Öffentlichkeitsarbeit zugeordnet. Anschließend wurden vier Arbeitsgruppen zusammengestellt, in denen Argumente und Lösungsvorschläge zu jedem dieser Themen erarbeitet, diskutiert und im Anschluss der Allgemeinheit kurz vorgestellt wurden.
Die vorgestellten Gedanken und Ansätze können für die Zukunft sowohl als ,,Arbeitsauftrag" für die neu zu gründende Fachgruppe als auch als Anreiz für zukünftige Aktivitäten in den regionalen Vereinen aufgefasst werden.
2 In Arbeitsgruppen wurden die Aufgaben der neuen Fachgruppe festgelegt
- es gibt viel zu tun. Foto: Ralf Lemkpen.
für kleine Astronomievereine, trotz deren Engagement in der Schülerweiterbildung, fast unmöglich, etwas vom ,,Kultursponsoring" abzubekommen.
Inhalte und Ergebnisse der Zusammenkunft Im VdS-Journal für Astronomie Nr. 58 wurden zusammen mit der Einladung die Tagesordnungspunkte veröffentlicht. Diese möchte ich hier zu drei Themenschwerpunkten zusammenfassen.
1. Bildung einer ,,Fachgruppe Sternwarten/Astronomievereine" als bundesweit tätige, übergeordnete Organisation, die auch kleinen Sternwarten und Vereinen ein repräsentatives Auftreten sowie einen effektiven Erfahrungsaustausch ermöglichen soll.
Um in der kurzen, zur Verfügung stehenden Zeit das ambitionierte Pensum der Tagesordnung zu schaffen, hat sich die Versammlungsleitung ein effektives und zeitsparendes Konzept überlegt. Zunächst hatte ein Vertreter jeder der anwesenden Vereinigungen etwa drei Minuten Gelegenheit, ein Porträt seines Vereins darzustellen, und vor allem auch seine Erwartungen an diese Zusammenkunft zu äußern.
Die gesammelten Erwartungen wurden dann den vier Themen Lobby-Arbeit, Vernetzung, Jugendarbeit sowie Web-
Da die Existenz der örtlichen Vereine maßgeblich von öffentlicher Anerkennung und Unterstützung abhängt, ging es primär um die Schaffung von Werkzeugen, die Anerkennung der Astronomie-Vereine als wesentlichen Multiplikator in den Bereichen Bildung und Kultur auf allen bildungspolitischen Ebenen zu verbessern. Die örtlichen Vereine können gegenüber den Verantwortlichen in der Kommunalpolitik meist nur mit bescheidenen Erfolgszahlen auftreten. Deshalb gilt es, eine Organisationsstruktur auf die Beine zu stellen, die aussagekräftige, bundesweit gültige Zahlen bietet, und damit den ,,politischen Hebel" weiter oben ansetzen kann.
Mit der Jugendarbeit, und hier insbesondere den Möglichkeiten zum Ausgleich des Bildungsmangels an vielen Schulen, wurde ein weiteres, existenziell wichtiges Thema eingehend behandelt. Hier kann eine auf Bundesebene wirkende Fach-
2. Um die Effektivität weiter zu steigern, sollen mit den Mitteln der modernen Kommunikationstechnik auch die Astronomievereine untereinander vernetzt werden. Dazu ist ein gemeinsamer, einheitlicher Internet-Auftritt geplant.
3. Es soll weiterhin ein gemeinsamer Vortrags- und Referentenfundus zur Vereinfachung der Organisation örtlicher Vortragsveranstaltungen mit Gastreferenten geschaffen werden. Dies kommt natürlich auch dem (inoffiziellen) Bildungsauftrag der Sternwarten zugute.
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3 Bei der Wahl des Fachgruppenverantwortlichen war man sich schnell einig.
Foto: Jörg Henkel.
Nach Redaktionsschluss
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gruppe unterstützend mitwirken, das regionale Ungleichgewicht in der naturwissenschaftlichen Bildung an deutschen Schulen etwas auszugleichen. Der Artikel ,,Vor fünf Jahren verlor Sachsen das Fach Astronomie" in [5] gibt einen Eindruck vom Wirken der politischen Mächte auf die Bildung unserer Jugend. Der Artikel macht deutlich, dass die Auflösung des seit 1959 ab der 10. Klasse mit 30 Wochenstunden in Sachsen unterrichteten Schulfachs Astronomie im Jahre 2007 gegen massive Widerstände seitens Eltern und Lehrer und ohne erkennbare Logik auf rein politischer Ebene durchgesetzt wurde. Hier trifft die eingangs zitierte Aussage Wernher von Brauns genau ins Schwarze!
Das lokal an einigen Schulen in Deutschland mit einem ,,Schulfach Astronomie" auch andere Wege beschritten werden, zeigt das auf der Versammlung durch Dr. Valentin Sgibner vertretene Schloßgymnasium (mit Sternwarte) in Düsseldorf-Benrath. Das Problem daran ist nur, dass solche ,,Insel-Lösungen" die Chancengleichheit unserer schulpflichtigen Jugend nicht gerade fördern. An dieser Stelle können gerade Volkssternwarten mit einem Bildungsangebot in theoretischer und praktischer Astronomie ansetzen und wichtige Arbeit leisten.
Die weiteren Diskussionsthemen betrafen die zur Erreichung der gesteckten Ziele erforderlichen Werkzeuge, wie Vernetzung der Astronomischen Vereine und Sternwarten untereinander zusammen mit einem sinnvoll nutzbaren Internetauftritt sowie das Thema Öffentlichkeitsarbeit. Anschließend ging es auf die Zielgerade zur Gründung einer VdSFachgruppe.
Dazu wurden zuerst fünf Regionalgruppen gebildet, die die bereits bestehenden Regionalgruppen ,,Astronomie Nord" und ,,Astronomie West" ergänzen. Die fünf Regionalgruppen und ihre Ansprechpartner sind: - Nord: Michael Schomann (Sternwarte
Braunschweig-Hondelage) - West: Claudia Henkel (Walter-Hoh-
mann-Sternwarte Essen) - Mitte: Andreas Klug (Volkssternwarte
Hofheim) - Süd: Thomas Hilger (Astronomie im
Chiemgau)
4 Als Verantwortlicher für die neu gegründete Fachgruppe ,,Astronomische Vereini-
gungen" wurde Stefan Schwager von der Sternwarte Riesa gewählt. Astrid Gallus vom VdS-Vorstand gratulierte mit einem metallenen Beobachter am Newton. Foto: Michael Schomann.
- Ost: Sabrina Hofmann und Stefan Plach (Sternwarte Riesa)
Im zweiten Schritt ging es um die Gründung einer VdS-Fachgruppe. Diese trägt eine möglichst eindeutige Bezeichnung und setzt sich zusammen aus einem Fachgruppenverantwortlichen und einem Fachgruppenredakteur.
Für die neu zu gründende Fachgruppe galt es zunächst, eine Bezeichnung zu finden, und anschließend die genannten Posten personell zu besetzen. Nach kurzer Diskussion einigte man sich auf den Namen ,,Fachgruppe Astronomische Vereinigungen". Hiermit werden alle astronomischen Vereine mit und ohne eigene Sternwarte Stammtische und Astrogruppen unabhängig von der Mitgliederzahl angesprochen.
Gewählt wurden in nicht geheimer Abstimmung: - für den Posten des Fachgruppenver-
antwortlichen: Stefan Schwager von der Sternwarte Riesa - für den Posten des stellvertretenden Fachgruppenverantwortlichen: Rolando Dölling, Observatorium Aurora - für den Posten des Fachgruppenredakteurs: Roland Zahn vom AK Astronomie am Geoskop
Resümee Der zur Verfügung gestellte Raum im ,,Viniversum" bot die optimalen Rahmenbedingungen für einen effektiven Verlauf der Veranstaltung. Das Konzept der Ver-
anstaltungs-Moderatorinnen - Sammeln der durch die Vertreter jeder Region vorgetragenen Erwartungen an die Veranstaltung, Konzentration der gesammelten Erwartungen auf wenige übergeordnete Themen, Diskussion der Themen in vier Workshops mit anschließender Vorstellung der Ergebnisse - hat sich aus meiner Sicht für die kurze, zur Verfügung stehende Zeit glänzend bewährt. Mit der Bearbeitung der Themen in Workshops wurde das sture Verfolgen eingefahrener Gleise vermieden, und so ganz nebenbei noch das gegenseitige Kennenlernen gefördert. Beim abendlichen Ausklang im Restaurant ,,Halber Mond" (man achte auf den astronomischen Bezug ...) konnten begonnene Diskussionen noch zum Abschluss gebracht werden.
Als Schlusswort möchte ich noch meinen ganz persönlichen Dank an alle Initiatoren und Organisatoren dieser Veranstaltung aussprechen.
Quellenangaben: [1] VdS-Journal für Astronomie Nr. 58,
Seiten 4, 6f [2] VdS-Journal für Astronomie Nr. 42,
Seite 120 [3] Manfred Geier, ,,Kants Welt - Eine
Biografie", rororo 2003; Abbildung der Gedenktafel im Anhang [4] Vittorio Marchis, ,,Wernher von Braun", Spektrum der Wissenschaft, Biografie 2001 [5] VdS-Journal für Astronomie Nr. 43, Seite 102
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Amateurastronomie international
Der Himmel kennt keine Grenzen
Internationale Zusammenarbeit von Amateurastronomen
von Alexander Weis
Das Schwerpunktthema ,,Internationale Zusammenarbeit" in dieser Ausgabe legt den Fokus auf einen Aspekt, der bisher im VdS-Journal in zahlreichen Berichten eine Rolle spielte, aber nie explizit im Mittelpunkt stand. Wie tauschen sich Amateure über Grenzen hinweg aus, wie arbeiten sie zusammen und welche Formen der Zusammenarbeit auf institutioneller wie individueller Ebene gibt es? Eine umfassende Antwort würde den Rahmen nicht nur dieses Journals sprengen. Das ist so gesehen schon erfreulich. Exemplarisch soll daher anhand von Beispielen die Zusammenarbeit und die Motivation hinter dem Austausch über unsere irdischen Grenzen hinweg vorgestellt werden.
Das Internationale Jahr der Astronomie 2009 war sicher ein Meilenstein, um den internationalen Charakter der Astronomie zu betonen. Astronomie ist als Wissenschaft fast in jedem Teil der Erde verwurzelt, bisweilen sogar Teil der jeweiligen Kulturgeschichte. Fast jede Nation kann auf eine mehr oder weniger ausgeprägte Forschungsgeschichte rund um die Himmelskunde verweisen.
Das gemeinsame Interesse ist die Basis für jeden Kontakt. In vielen Fachgruppen der VdS sind internationale Kontakte üblich. Projekte und Kampagnen profitieren von der internationalen Zusammenarbeit. So findet man auf diesem Weg Anschluss zu weiteren Mitstreitern und deren Expertise sowie Zugang zu Beobachtungsergebnissen, die an anderen Standorten gewonnen wurden. Dank Internet ist es heute kein Problem, unzählige internationale Ressourcen wie Foren und Websites vom heimischen Rechner aus zu erschließen und Kontakte zu pflegen. Die allgemein übliche Sprache ist dabei Englisch. Automatische Online-Übersetzungsdienste wie
der Service von ,,Google Translator" ermöglichen es dazu, das Geschehen zu verfolgen, auch wenn man der jeweiligen Sprache nicht wirklich mächtig ist. Dabei ist Angst unnötig das gemeinsame Interesse schafft Verständnis und Empathie genug, so dass es beim Austausch in einer nicht täglich gesprochenen Sprache auch mal holprig zugehen darf.
,,Astronomers Without Borders" (AWB) ist eine weltweit aufgestellte Organisation, die seit 2016 in Deutschland durch die VdS vertreten wird. Im Interview mit Gründer und Präsident Mike Simmons wollen wir die Idee hinter den ,,Astronomen ohne Grenzen" beleuchten. Sibylle Schroer mit ihrem Beitrag über die Aktivitäten von ,,Stars4All" und Andreas Hänel mit einem Überblick über weltweite Organisationen zum Schutz der Nacht zeigen, wie sich das globale Problem Lichtverschmutzung in grenzübergreifenden Aktivitäten niederschlägt. In welcher Weise ein von der VdS-Fachgruppe Astrofotografie initiiertes Projekt weitere Mitstreiter und messbar Interessenten im internationalem Maßstab findet, stellt Thorsten Zilch anhand des Projekts ,,Tief Belichtete Galax ien" (TBG) dar. In Schottland hat sich Klaus Staubermann niedergelassen und gibt aus seiner Innensicht ein Streiflicht zur dortigen amateurastronomischen Szene. Rainer Töpler berichtet in seinem Beitrag über ein deutsch-französisches Buchprojekt, an dem er als Teil des Autorenteams mitwirkte. Dorian Bozicevi bringt uns in seinem Beitrag die Amateurastronomie in Kroatien näher und Niels Nelson stellt schließlich zwei Sternwarten bei unseren niederländischen Nachbarn vor.
Vielen Dank an alle, die durch Beiträge und Anregungen zu diesem Schwerpunktthema beigetragen haben.
Der grenzenlose Himmel als verbindendes Element
Interview mit Mike Simmons, Präsident und Gründer von ,,Astronomers Without Borders" (AWB)
VdS: Wie kam es zur Gründung von ,,Astronomers Without Borders" (AWB)? Mike Simmons: Gegründet wurde AWB im Jahr 2007 und damit noch vor dem Internationalen Jahr der Astronomie 2009. Mit dem von der UNO auf Vorschlag der Internationalen Astronomischen Union ausgerufenen Jahr der Astronomie wurde an die ersten Beobachtungen mit einem Teleskop durch Galileo Galilei und
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andere 400 Jahre zuvor erinnert. Ich war in diesem Rahmen gemeinsam mit einem internationalen Team mit der Organisation der Kampagne ,,100 Hours of Astronomy" (,,100 Stunden Astronomie") betraut. Es handelte sich dabei um ein den Globus umspannendes BeobachtungsEvent. Die Organisation dieses Events war sehr arbeitsintensiv, so dass mir in dieser Zeit wenig Gelegenheit blieb,
AWB selbst weiterzuentwickeln. Die ,,100 Hours of Astronomy" waren am Ende so erfolgreich, dass sich ein Jahr später alle einig waren, dass die Idee eine Fortsetzung finden und nicht ein einmaliges Event bleiben sollte. Da war AWB die naheliegende Organisation, um daraus eine kontinuierliche Veranstaltung zu entwickeln. Den Monat April haben wir beibehalten, und so ist der ,,Global Ast-
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ronomy Month" (GAM) im April mittlerweile das weltweit größte jährliche Fest der Astronomie in allen Formen, von der Wissenschaft bis zur Kunst. Die Idee, Menschen auf aller Welt über das Interesse an Astron omie zu verbinden, findet darin eine direkte Umsetzung.
VdS: Der Grundgedanke, der sich auch im Motto von AWB wiederfindet? Mike Simmons: Richtig. Unser Claim lautet ,,One People, One Sky", auf deutsch etwa ,,Eine Menschheit, ein Himmel", denn Astronomie in der einfachsten Bedeutung der Beobachtung des Himmels und der Gestirne ist überall auf der Welt, unabhängig von nationalen Grenzen, möglich. Am Ende teilen wir einfach den gleichen Himmel - sieht man von Unterschieden durch die geografische Breite ab. Wenn ich im iranischen Teheran bin, sehe ich beispielsweise genau den gleichen Himmel wie bei mir zu Hause in Südkalifornien. Nur zu einer anderen Zeit. Die Sternbilder nahe dem Himmelsäquator können wir sowohl von der nördlichen als auch der südlichen Hemisphäre beobachten. Wir teilen also den gleichen Himmel, auch wenn es Unterschiede gibt. Es ist nicht wirklich von Bedeutung, wo wir sind. Es gibt keine Grenzen, Mauern oder andere Dinge, die uns davon abhalten, die gleichen Objekte zu betrachten, und das auch einmal zur exakt gleichen Zeit.
VdS: Es geht bei AWB also weniger um die Astronomie als Wissenschaft? Mike Simmons: Astronomie umfasst weit mehr als allein die Wissenschaft. Es beginnt schon mit der Schönheit des Nachthimmels an sich. Etwas das einfach beeindruckend ist, ohne die Wissenschaft dahinter verstehen zu müssen. Beim Anblick des Sternenhimmels macht sich fast jeder Gedanken über das unvorstellbar riesige Universum und welche Rolle wir darin einnehmen. Die Astronomie inspiriert eine ganze Reihe von philosophischen und anderen Fragestellungen. So gibt es z. B. die Kunstrichtung ,,SpaceArt", die wir in unserem kontinuierlichen Programm ,,AstroArt" zeigen: Auf der einen Seite Künstler, die das Weltall zum Thema ihrer Werke machen, auf der anderen Seite Astronomen, die neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit über die Kunst einen Weg finden, ihre Gedanken zur Astronomie auszudrücken. Astrono-
1 Im Gespräch in der VdS-Geschäftsstelle: Otto Guthier, Gernot Meiser,
Mike Simmons und Alexander Weis (v.l.n.r.)
Hinweis
Nachdem wir unser Schwerpunktthema für das Journal 61 ,,Sonnenfinsternisse" abgeschlossen haben, möchten wir gerne auf unsere zukünftigen Schwerpunktthemen hinweisen:
,,Künstliche Satelliten" in Journal Nr. 62 Redaktionsschluss: 01.02.2017 Redakteur: Helmut Jahns, redaktion-computerastronomie@vds-astro.de
,,Treffen, Messen, Veranstaltungen" in Journal Nr. 63 Redaktionsschluss: 01.05.2017 Redakteur: S. Melchert, Sven.Melchert@vds-astro.de
,,Feuerkugeln und Meteorite" in Journal Nr. 64 Redaktionsschluss: 01.08.2017 Redakteur: Sirko Molau, fg-meteore@vds-astro.de
Zur Gestaltung unserer Journale benötigen wir Beiträge der Mitglieder. Dies kann sowohl ein wissenschaftlich fundierter Artikel als auch ein einfaches Beobachtungserlebnis sein. Außerdem soll es möglichst regelmäßig eine Galerie von Fotografien und Zeichnungen geben. Wer nicht gerne schreibt, kann also auch auf diese Weise vertreten sein! Wir freuen uns über alle Einsendungen!
Beiträge sollen an die zuständigen Redakteure (siehe auch Liste der VdS-Fachgruppen-Redakteure) oder an die VdS-Geschäftsstelle (Mail/Postadresse) geschickt werden. Vorher empfehlen wir, als Hilfestellung die Autorenhinweise zu nutzen (siehe www.vds-astro.de/fuer-mitglieder/vds-journal/vds-journal-autorenhinweise.html). Dort finden Sie in der rechten Randspalte auch einen Musterartikel als Vorbild und das Artikeldeckblatt zum Eintragen der wichtigsten Daten.
Mit dem Einsenden gibt jeder Autor gleichzeitig sein Einverständnis zum Abdruck im ,,VdS-Journal für Astronomie". Es besteht jedoch keine Veröffentlichungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter Form abzudrucken. Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die Texte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion
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Amateurastronomie international
,,Astronomie in der einfachsten Bedeutung der Beobachtung
des Himmels und der Gestirne ist überall auf der Welt möglich. Am Ende teilen wir alle
den gleichen Himmel", Mike Simmons
mie ist einmalig darin, gleichsam so viele Bereiche zu berühren und Ideen zu generieren und verbindet dabei viele Aktivitäten der Menschen. Wie tiefgehend und ernsthaft jemand am Ende Astronomie im wissenschaftlichen Sinn betreiben will, das ist jedem Einzelnen überlassen. Es sollten aber möglichst viele Menschen über entsprechende Angebote dazu motiviert werden, sich einmal bewusst mit astronomischen Themen auseinanderzusetzen. Der Aufwand, um hier Impulse zu geben, muss nicht besonders groß sein. Einfach ein Teleskop aufstellen und Beobachtungen anbieten. Galilei hat mit aus heutiger Sicht äußerst bescheidenen Mitteln beobachtet und unser Weltbild damit verändert. Wer regelmäßigen Zugang zu einem Teleskop hat, vergisst vielleicht, dass der Anblick etwa von Mond, Saturn und Nebeln für viele ein besonderes Erlebnis darstellt und tiefe Eindrücke hinterlässt. Dieses Erlebnis über Grenzen hinweg bewusst zu teilen, ist der Kern des ,,Global Astronomy Month". Beobachtungen, die man nicht nur alleine erlebt, sondern über die man sich austauscht und begegnet. Und das eben nicht nur in unmittelbarer Nachbarschaft ...
VdS: ... sondern auch in fernen Ländern. Mike Simmons: Weltweit ohne Rücksicht auf politische und kulturelle Grenzen. Als ich anlässlich der totalen Sonnenfinsternis im August 1999 in den Iran gereist bin, war ich tief beeindruckt angesichts des Interesses am konkreten Ereignis, aber zugleich auch angesichts des Interesses an der Astronomie im Allgemeinen. Darüber knüpft man schnell Kontakte. Die Voraussetzungen zur Beobachtung im Hinblick auf Instrumente und Einrichtungen sind eben andere, als man es aus seinem gewohnten Umfeld kennt. Seitens AWB unterstützen
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wir unter diesem Aspekt auch Projekte in verschiedenen Ländern und Regionen mit dem Ziel, anderen Sternfreunden vor Ort konkrete Unterstützung für Beobachtungen und Projekte durch Sachspenden, Geldspenden, aber auch durch Wissensaustausch zu bieten. Aktuelle Beispiele sind die Crowdfunding-Aktion von Finsternisbrillen für Schüler in Afrika und Südamerika zur Beobachtung totaler Sonnenfinsternisse oder die Aktion ,,Teleskope für Tansania". Insbesondere für junge Menschen wollen wir damit den Zugang zum Erlebnis Astronomie ebnen. Ein Erlebnis, das sich vielleicht zu einem lebenslangen Interesse an der Wissenschaft entwickelt. Es ist zudem eine gute Sache, wenn man Menschen in anderen Ländern kennt und mit ihnen die gleichen Interessen teilt oder sogar die Möglichkeit für einen direkten Austausch oder gar eine persönliche Begegnung hat. Das ändert die Wahrnehmung, denn man verbindet nun mit einem Land viel mehr als nur einen Namen oder ein Areal auf der Landkarte. Die Leidenschaft für den Himmel, die uns auf lokaler Ebene verbindet, ist die Basis für Verbindungen über geografische, kulturelle und politische Grenzen hinweg. Gemeinsame Aktionen und Kampagnen verhelfen der Astronomie nicht zuletzt zu mehr Aufmerksamkeit. Knapp 90.000 Menschen aus aller Welt folgen beispielsweise unserem Facebook-Angebot [1], das ist eine stolze Zahl.
VdS: Das bekannte globale Fotografennetzwerk ,,The World At Night" (TWAN) ist auch aus einem Projekt von AWB hervorgegangen? Mike Simmons: Richtig, es ist Teil unserer Aktivitäten im Bereich Kunst und Kultur und verbindet in sehr ästhetischer Weise Himmelsansichten mit besonderen Plätzen auf der Erde. Neben dem Be-
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Mike Simmons, Gründer und Präsident von ,,Astronomers without Borders"
reich Fotografie finden sich im Segment Kunst und Kultur auch Gedichte und darstellende Kunst rund um das Thema Astronomie. TWAN selbst ist inzwischen so erfolgreich, dass sich das Projekt zwischenzeitlich zu einer eigenen Organisation weiterentwickelt hat. Es ist schön zu sehen, wenn sich Initiativen derart positiv entwickeln.
VdS: Wenn man die Ideen von AWB unterstützen möchte, wie kann man dann in Kontakt treten? Mike Simmons: Natürlich kann man sich im Internet individuell über unsere Angebote informieren und in Kontakt treten [2]. Wir finanzieren uns über Spenden und so freuen wir uns natürlich auch über alle, die uns nicht nur ideell, sondern auch über eine finanzielle Förderung unsere Arbeit unterstützen. In vielen Ländern weltweit ist AWB über nationale Koordinatoren vertreten, die gerne Ansprechpartner vor Ort sind und helfen, Kampagnen und Aktionen zu koordinieren und umgekehrt Initiativen aufgreifen und Ideen multiplizieren. In Deutschland hat die VdS als Institution diese Rolle übernommen. Auch in anderen Ländern sind wir bemüht, zunehmend mit Institutionen statt mit einzelnen Ansprechpartnern zusammenzuarbeiten, um die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen. Ich denke, eine Institution wie die VdS mit einem entsprechenden lokalen Netzwerk nutzen zu können, ist ein Gewinn für beide Seiten. Mit den zum Teil schon international verankerten Fachgruppen, dem Astronomietag sowie der Öffentlichkeitsarbeit zur Förderung der Astronomie ist die Arbeit der VdS sehr gut mit den Ideen von AWB zu verbinden. Ich freue mich im Namen von AWB darauf, die Inhalte und Aktionen von AWB in der nächsten Zeit gemeinsam mit der VdS weiter ausbauen zu können.
Internethinweise: [1] Facebook-Auftritt von AWB:
www.facebook.com/astronomers withoutborders [2] Webseite von AWB: http:// astronomerswithoutborders.org
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Amateurastronomie international
Sterne für alle!
von Sibylle Schroer
Das Wochenende naht, die Wettervorhersage ist perfekt, nur wohin sollen wir aufbrechen, um der Lichtverschmutzung zu entgehen? Den meisten Sternfreunden ist diese Situation bekannt. Die Lichtverschmutzung nimmt immer mehr Raum ein und lässt den Blick auf die Sterne schwinden. Das Projekt ,,Stars4all" greift diese Sorge auf. Das europäische Förderprogramm ,,Collective Awareness Platforms for Sustainability and Social Innovation" (CAPS) fördert gesellschaftliche Plattformen speziell für nachhaltige und soziale Innovationen. Von CAPS-Projekten wird erwartet, dass sie Umweltbewusstsein und ,,Grassroot"-Bürgerinitiativen unterstützen sowie Wissen an die Öffentlichkeit weitergeben, um Veränderungen in Lebensstil, Produktions- bzw. Konsumverhalten sowie partizipative demokratische Prozesse voranzutreiben. Das Stars4all-Projekt wird über dieses EU-Programm gefördert und durch acht Partner [1] getragen sowie durch bestehende Netzwerke und Organisationen zum Schutz von Nachtlandschaften unterstützt. Das Projekt vertritt den Grundsatz der UNESCO, dass der Himmel ein unveräußerliches Recht des Menschen ist [2]. Ziel ist, eine öffentliche Plattform für Sternfreunde und andere Aktivisten zu schaffen, die sich für den Schutz der Nacht einsetzen, und auf der man Initiativen vorantreiben oder auch selbst anbieten kann.
1 Am 09.03.2016 filmte das Stars4all-Team unter Leitung von Miquel Serra-Ricart (IAC)
die Sonnenfinsternis in Indonesien. Bei fast wolkenlosem Himmel entstanden wunderbare Aufnahmen des Phänomens, welche auf der Webseite www.stars4all.eu zu sehen sind.
Initiativen für Hobby-Astronomen ,,Stars4all" bietet Übertragungen astronomischer Ereignisse aus der ganzen Welt an. Am 9. März 2016 wurde die Sonnenfinsternis in Indonesien gefilmt und live übertragen (Abb. 1). Desgleichen am 9. Mai, als der Transit des Planeten Merkur vor der Sonne von den Kanarischen Inseln und von Island aus übertragen wurde (Abb. 2). Die totale Sonnenfinsternis am 21. August 2017 soll auch wieder übertragen werden, diesmal von Nebraska, USA, aus.
Fotos und Videos von Himmelsbeobachtungen können auch an Stars4all eingesendet werden und werden dann auf den Social-Media-Kanälen von Stars4all veröffentlicht, um allen Menschen die Möglichkeit zu bieten, diesen Himmelsereignissen - und sei es nur aus der Ferne, beizuwohnen. Hobby-Astronomen und Profis treffen sich jährlich, um die Himmelshelligkeit in Städten und in Naturparks zu erkunden. Dabei werden hochmoderne und sensible Messgeräte miteinander verglichen und kalibriert.
2 Am 09.05.2016 wurde der Transit des Merkurs vor der Sonne durch das Stars4all-
Team unter Leitung von Miquel Serra-Ricart (IAC) von Teneriffa und Island aus gefilmt. Für fast acht Stunden war Merkur als kleiner Punkt vor der Sonne zu sehen. Die Bahn des Merkurs vor der Sonnenscheibe ist hier von den zwei Beob-achtungsstandpunkten aus dargestellt.
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Ein Netzwerk zur Messung der Lichtverschmutzung Die Anwendung ,,Verlust der Nacht", welche kostenfrei auf Smartphones geladen werden kann, ermöglicht die Messung der örtlichen Himmelshelligkeit für jedermann. Gleichzeitig kann man seine Kenntnisse der Sternnamen testen und die Positionen vieler Sterne namentlich erlernen. Voraussetzungen sind eine freie Sicht auf den Sternenhimmel, klares Wetter und weder zu viel noch zu wenig künstliche Beleuchtung, denn in direkter Nachbarschaft zu Lampen sieht man gar keine Sterne und ganz ohne Kunstlicht viel zu viele. In letzterem Fall dient diese App aber trotzdem zum Orten von Ster-
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3 Darstellung einer Messung der Himmelshelligkeit mithilfe der App ,,Verlust der Nacht" auf der Internetseite www.MyskyatNight.com:
An diesem beispielhaften Standort wurde in drei Messungen eine Sichtbarkeit von bis zu 800 Sternen ermittelt. Gelbe Sterne wurden gut erkannt, orangenfarbene Sterne waren nur schlecht sichtbar. Braune Sterne wurden nicht in die Messung mit einbezogen, bei den grauen Sternen war der Anwender unsicher und schwarze Sterne bedeuten, dass der Anwender sie nicht sehen konnte.
nen. Es können aber auch Messungen, die mit einem ,,Sky Quality Meter" (SQM) gewonnen wurden, eingegeben werden. Die Ergebnisse jedes Einzelnen gehen in eine internationale Datenbank ein und dienen wissenschaftlichen Beobachtungen der Veränderungen der Himmelshelligkeit weltweit.
Einsehbar sind die Ergebnisse auf der Seite www.MyskyatNight.com. Jede Messung wird dort aufgezeichnet und die gefundenen Sterne nach ihrer scheinbaren Helligkeit von der Erde aus skaliert (Abb. 3). Wurden bei einer Messung viele Sterne mit schwacher Helligkeit gefunden, aber nur wenige sehr helle, so stimmt etwas mit der Messung nicht. ,,My Sky at Night" soll dem Anwender die Messdaten zur Verfügung stellen und zur Korrektur der eigenen Messgenauigkeit beitragen. Wiederholungen lassen den Laien zum Profi werden und gemeinsames Messen in einer großen Gruppe erhöht nicht nur die Genauigkeit der Daten, sondern auch den Spaß an der Sache. Daher werden
auch sogenannte Flashmobs angeboten, zu denen sich viele Teilnehmer an einem Ort treffen, um gemeinsam zu messen.
Stars4all bietet weiterhin ein Photometer in Taschengröße (Abb. 4), um die Veränderungen der Nachthimmelshelligkeit europaweit messen zu können. Das Gerät soll in Zukunft für jedermann erwerbbar sein, um die Daten aus privaten Standorten wie Dächer und Gärten in das Netzwerk einfließen zu lassen.
Wer lieber zu Hause am Computer arbeitet, kann außerdem Bilder von Astronauten der Internationalen Raumstation (ISS) auswerten. Diese nehmen nächtlich unsere Erde auf, können aber selten den genauen Ort bestimmen. Auf der Seite ,,Cities at Night" kann man seinen Heimatort vom All aus bewundern oder mithelfen, eine Aufnahme zu finden, auf welcher dieser abgelichtet ist. Unsere Mitarbeit wird dringend im Projekt ,,Dark Skies" benötigt, in dem die Fotos aus der ISS erstmals in Aufnahmen von Städ-
ten, Sternen, Astronauten oder AuroraAufnahmen kategorisiert werden. Interessante Ausblicke auf unsere der Sonne abgewandte Erdhälfte sind bei dieser ehrenamtlichen Arbeit garantiert (Abb. 5).
Spiele und Petitionen Gegen störendes Licht des nächsten Kiosks oder von Werbetafeln, welches das Wohnzimmer erhellt, kann man zukünftig in Online-Spielen vorgehen. Aufnahmen von Straßen und Beleuchtung während der Nacht werden von vielen Städten zusammengetragen. Durch das Erkennen schlecht abgeschirmter Lampen, kann man Punkte erzielen und die Ergebnisse können dem Eigentümer dazu dienen, seine Beleuchtung zu optimieren.
Wenn ein Spiel zur Bewusstseinsbildung nicht hilft, bietet Stars4all weiterhin die Möglichkeit, sich in Petitionen zusammenzufinden, um die Sicht auf die Sterne zu verbessern oder sich für den Artenschutz einzusetzen. Erzielt werden soll ein positives Umdenken, wie Beleuch-
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4 Photometer in Taschengröße. Das Messgerät wurde von der ,,Universidad Complutense
de Madrid" (UCM) entwickelt und soll zukünftig auf der Internetseite www.stars4all.eu zu erwerben sein.
tung ihren Zweck erfüllt, ohne Nachbarn oder den Artenschutz zu stören. Wer das erreicht, kann zukünftig ein Stars4all-
Siegel erhalten, das durch die Mithilfe von Bürgern entwickelt und verliehen wird.
Und wo gibt es Sterne für alle? Zu all diesen Zielen müssen noch das öffentliche Bewusstsein gefördert, Gelder durch Crowdfunding eingenommen und vor allem jede Menge Mitmacher eingeworben werden. Noch gibt es einige der Angebote nur auf Englisch oder Spanisch. Die Übersetzung in Französisch, Deutsch und Italienisch sowie möglichst viele andere Sprachen soll mithilfe vieler Freiwilliger so schnell wie möglich umgesetzt werden. Die Helfer bekommen Sterne als Boni und sind dann ganz vorne dabei, wenn es mal einen Platz neben einem Profiastronomen bei der Beobachtung von Himmelsphänomenen zu verlosen gibt.
Für die Aussicht auf die echten Sterne und einen geeigneten Aufenthaltsort für das nächste Wochenende bietet die spanische Initiative ,,NixNox" die Möglichkeit, Karten aus SQM-Messungen von Hobby-Astronomen zu erstellen. Die Messungen sollen helfen, Orte mit sehr niedriger Himmelshelligkeit aber den-
5 Ausgezeichnetes Foto der NASA, aufgenommen von der ISS am 9. August 2015. Ein Mitglied einer Expedition nahm dieses Foto der
Milchstraße auf, während sich die ISS südlich von Hawaii oberhalb eines Gewitters befand. Quelle: Earth Science and Remote Sensing Unit, NASA - Johnson Space Center. ,,The Gateway to Astronaut Photography of Earth."
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noch guter Infrastruktur ausfindig zu machen. Jeder kann dazu beitragen, indem er diese Karten durch seine liebsten Beobachtungsorte ergänzt. Die Benennung der Orte kann auch dazu beitragen, dass wertvolle Gebiete als touristische Attraktion wertgeschätzt und damit vor eventuellen Vorhaben mit intensiver Beleuchtung geschützt werden.
Mehr Informationen zu Initiativen und Möglichkeiten des Mitmachens gibt es auf der Webseite www.stars4all.eu.
Internet- und Literaturhinweise: [1] Das STARS4ALL-Team besteht aus
acht Partnern aus folgenden Einrichtungen: Universidad Politecnica de Madrid (UPM), Universidad Complutense de Madrid (UCM), Instituto de Astrofsica de Canarias (IAC), Universität Southampton (SOTON), Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), CEFRIEL Italien, ESCP Europe und dem European Crowdfunding Network (ECN).
[2] Starlight-Deklaration, erarbeitet in La Palma, Kanarische Inseln, 19.20. April 2007, unter Mitwirkung von Repräsentanten aus UNESCO, UNWTO, IAU, UNEP-CMS, COE, SCBD, MaB, EC and Ramsar Convention: http://starlight2007.net/ pdf/proceedings/Declaration.pdf
Lichtverschmutzungsgruppen international
von Andreas Hänel
Da die Lichtverschmutzung Amateurastronomen weltweit beeinträchtigt, ist es nicht verwunderlich, dass sich in vielen Ländern Initiativen dagegen gebildet haben und insbesondere in Europa auch eng zusammenarbeiten.
International Dark Sky Association 1988 wurde in Tucson, Arizona, die ,,International Dark Sky Association" (IDA) als gemeinnützige Vereinigung gegründet. Der Astronom Dr. David Crawford vom Kitt-Peak-Observatorium und der Arzt und Amateurastronom Dr. Timothy Hunter hatten das Ziel, die Nacht und den Sternenhimmel durch eine ,,gute Beleuchtung" zu schützen. Inzwischen hat die Vereinigung rund 5.000 Mitglieder in 70 Ländern, wobei diese aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen stammen. In verschiedenen Ländern gibt es Sektionen oder Kooperationspartner.
Die IDA verleiht ein Siegel an Firmen für Leuchtenmodelle, die kein Licht nach oben, gen Himmel, abstrahlen. Gemeinsam mit der Vereinigung der amerikanischen Beleuchtungsingenieure (IESNA) haben sie eine Modell-Beleuchtungssatzung erarbeitet. Unterschiedliche Kategorien von Kommunen, Parks oder Reservaten, die einen dunklen Sternenhimmel mit guter Beleuchtung schützen wollen, können Auszeichnungen wie ,,International Dark Sky Community", ,,-Park" oder ,,-Reserve" erhalten. Zudem wird umfangreiches Informationsmaterial auf der Internetseite www.darksky.org zur Verfügung gestellt.
Europäische Gruppen Annähernd zeitgleich haben sich auch in Europa nationale Gruppen gebildet, die sich gegen die zunehmende Lichtverschmutzung einsetzen, wobei diese meist
aus nationalen Amateurvereinigungen hervorgingen.
Großbritannien Die ,,British Astronomical Association" (BAA) ist die größte astronomische Vereinigung in Großbritannien. Ihre Mitglieder haben bereits 1989 die ,,Campaign for Dark Skies" (CfDS) gebildet, der inzwischen einige hundert Unterstützer angehören (www.britastro.org/ dark-skies/). Über das Land verteilt gibt es etwa 140 freiwillig arbeitende Ansprechpartner, die vor Ort beratend tätig werden. Eine der zentralen Personen ist Bob Mizon, der auch ein Buch über die Lichtverschmutzung geschrieben hat. Die CfDS findet immer wieder breites Medienecho in Großbritannien, insbesondere eine Zusammenarbeit mit der ,,Campaign to protect Rural England" erfreute sich eines breiten Interesses.
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1 Die Teilnehmer des 13. Europäischen Symposiums zum Schutz der Nacht in Pamplona
besuchen Puente la Reina, einen Ort, in dem fast nur voll abgeschirmte Leuchten installiert sind.
Mit Beleuchtungsingenieuren, der für den Straßenbau zuständigen Behörde und anderen Einrichtungen wurden Hinweise für Beleuchtungen erarbeitet, die den nächtlichen Himmel möglichst wenig stören. Die größten Erfolge sind der Einfluss auf einen Bericht des Parlamentarischen Wissenschaftsausschusses und die Königliche Kommission zur Umweltverschmutzung, die Informationen zur Lichtverschmutzung erstellt haben. Auch die Einrichtung von Schutzgebieten wurde von der CfDS unterstützt.
So gibt es davon in Großbritannien ungewöhnlich viele: die ,,Dark Sky Parks" im Galloway Forest, Northumberland National Park and Kielder Water & Forest Park sowie Elan Valley Estate, ,,Dark Sky Communities" auf der Kanalinsel Sark, der schottischen Insel Coll und Moffat im Galloway Forest oder die Parks Dark Sky Reserves Exmoor Nationalpark, South
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Downs Nationalpark sowie Snowdonia und Brecon Beacons Nationalparks in Wales.
Italien In Italien formierte sich die Gruppe ,,CieloBuio" aus Amateurastronomen, die Gesetze zur Reduzierung der Lichtverschmutzung für die Lombardei vorschlug (www.cielobuio.org). Dies unterstützten 25.000 Bürger, weswegen letztlich im Jahre 2000 ein Gesetz erlassen wurde, das dann in weiteren Regionen Italiens in ähnlicher Form übernommen wurde. Die Gruppe hat inzwischen eine hohe Kompetenz in technischen Fragen und veranstaltet Fortbildungen für Beleuchtungsingenieure und berät Kommunen in Beleuchtungsfragen.
Frankreich In Frankreich hat sich die Vereinigung ,,Association Nationale pour la Protec-
tion du Ciel et de l'Environnement Nocturnes" mit Unterstützung der ,,Societe Astronomique de France" gebildet (www. anpcen.fr). Sie hat inzwischen einige hundert Mitglieder und Ansprechpartner in fast allen französischen Departements. Eine sehr erfolgreiche Aktion der französischen Gruppe ist die Auszeichnung ,,Ville et Village toile", eine Auszeichnung von Städten und Dörfern mit bis zu fünf Sternen, entsprechend ihrem Einsatz zum Schutz des nächtlichen Himmels durch Begrenzung der Lichtmenge, Ausrichtung des Lichts auf die Straße, Farbabstimmung der Lampen und Energieverbrauch.
Zudem ist die Vereinigung sehr stark bei der Gesetzgebung eingebunden, da Lichtverschmutzung ein Thema im neuen Umweltgesetz in Frankreich (Grenelle) ist. Mit den Naturparks ,,Parcs Naturels Regionaux" gibt es Vereinbarungen zur Reduzierung der Lichtverschmutzung; mit einigen auch eine enge Zusammenarbeit. 2015 wurde eine umfangreiche Studie ,,Beleuchtung des 21. Jahrhunderts und Biodiversität" veröffentlicht und im Juli 2016 wurden die negativen Auswirkungen der Lichtverschmutzung in das Gesetz zum Erhalt der Biodiversität aufgenommen.
Spanien In Spanien setzt sich der Verein ,,Cel Fosc" seit vielen Jahren gegen die Lichtverschmutzung ein (www.celfosc.org). Er vereint die Aktivitäten zahlreicher spanischer astronomischer Vereinigungen. Auf die Initiative des Lehrers Pere Horts und anderer wurde beispielsweise in der Region Katalonien schon 2001 eine Kartierung der Lichtverschmutzung vorgenommen und ein Gesetz gegen Lichtverschmutzung erlassen. Danach dürfen nur voll abgeschirmte Leuchten zum Einsatz kommen sowie in naturnahen Gebieten nur Leuchtmittel mit geringen Blauanteilen, weswegen dort inzwischen häufig gelbe LED-Lampen eingesetzt werden.
Schweiz In der Schweiz ist die Vereinigung ,,Dark Sky Switzerland" aktiv (www.darksky. ch). Besonders nach der Diplomarbeit von Rene Kobler über die Lichtverschmutzung in der Schweiz und der darauf folgenden Publikation der ,,Empfehlungen zur Vermeidung von Lichtemissionen"
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durch das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft ist das Thema in der Schweiz sehr stark verankert.
Niederlande In den Niederlanden, die durch ihre dichte Besiedlung besonders stark durch künstliche Beleuchtung beeinträchtigt werden, ist Wim Schmidt sehr aktiv, er hat Lichtverschmutzungskarten von vielen niederländischen Regionen erstellt (www.sotto.nl) und ist zugleich in der Vereinigung ,,Platform Lichthinder" (www.platformlichthinder.nl) aktiv. Mit seiner Unterstützung ist auch in einer der dunkelsten Regionen der Niederlande, am östlichen Ende der Nordsee-Insel Terschelling, im Naturschutzgebiet ,,De Boschplaat" der erste ,,International Dark Sky Park" eingerichtet worden.
Belgien Die belgische Gruppe ,,Preventie Lichthinder" (preventielichthinder.be) in der flämischen Region besteht aus der ,,Arbeitsgruppe Lichthinder" der ,,Verenigung voor Sterrenkunde" und dem ,,Bond Beter Leefmilieu" und hat mehrere Kommunen und das Land bei der
Leuchtenplanung beraten. Besonders erfolgreich ist sie mit der jährlich stattfindenden ,,Nacht van der Duisternis", der sich von Jahr zu Jahr mehr Kommunen (vor allem im flämischen Teil) anschließen und in dieser Nacht die Beleuchtung abstellen und Veranstaltungen anbieten. Im wallonischen Teil ist die Gruppe ,,Association pour la Sauvegarde du Ciel et de l`Environnement Nocturnes" (ASCEN) aktiv.
Slowenien Die Dark Sky Gruppe in Slowenien um Andrej Mohar ist so aktiv, dass in dem Land als Erstem der Europäischen Gemeinschaft im Jahr 2007 ein Gesetz gegen die Lichtverschmutzung erlassen wurde.
Europäische Zusammenarbeit über Symposien Seit 1998 organisieren die europäischen Gruppen auf ehrenamtlicher Basis ein Europäisches Symposium zum Schutz der Nacht (,,European Symposium for the Protection of the Night Sky"), das von der IDA, in der Anfangsphase vor allem von Bob Gent, unterstützt wurde.
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Die Vorträge werden meist auf den Internetseiten der Symposien als Download angeboten. Folgende Symposien fanden statt: 1998 Paris (Frankreich), 2002 Luzern (Schweiz), 2003 Stuttgart (Deutschland), 2004 Paris (Frankreich), 2005 Genk (Belgien), 2006 Portsmouth (Großbritannien), 2007 Bled (Slowenien), 2008 Wien (Österreich), 2009 Armagh (Nordirland), 2010 Kaposvar (Ungarn), 2011 Osnabrück (Deutschland), 2012 Bielsko-Biala (Polen), 2013 Pamplona (Spanien). 2014 sollte das Symposium in der portugiesischen Starlight Touristic Destination Alqueva stattfinden, zu dessen Durchführung es allerdings nicht kam.
Weitere Symposien wurden bislang nicht mehr durchgeführt. Ein Grund dafür dürfte sein, dass sich inzwischen die professionelle ALAN-(Artificial Light at Night)-Konferenz etabliert hat. Sie fand 2013 in Berlin, 2014 in Leicester/England, 2015 in Sherbrooke/Kanada und 2016 in Cluj-Napoca/Rumänien statt.
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Amateurastronomie international
Der internationale Anteil im TBG-Projekt
von Thorsten Zilch
Das im Jahr 2012 ins Leben gerufene Projekt ,,Tief Belichtete Galaxien" innerhalb der Fachgruppe Astrofotografie verfolgte zunächst das Ziel, die Amateurwelt mit der Welt der Berufsastronomen gewinnbringend zu verknüpfen. Der erste Schritt erfolgte über Sternströme mit dem Astro-
nomischen Institut der Ruhr-Universität Bochum. Aus der Anfangszeit des TBGProjektes wurde bereits ausführlich an verschiedenen Stellen im VdS-Journal berichtet [1]. Gleich zu Beginn ist es durch die Zusammenarbeit mit österreichischen und schweizerischen Amateur
astronomen im Projektteam gelungen, eine internationale Gemeinschaft im deutschsprachigen Raum zu gründen.
Sowohl die Restrukturierung des Projektes im Jahr 2013 als auch die Entdeckung eines Sternstromes, inklusive drei weite-
1 Die Verteilung der ,,Klicks" sowohl innerhalb Europas als auch weltweit (Stand Juli 2016)
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rer Zwerggalaxien um NGC 4631, machten es erforderlich, die ,,eigenen Fühler" weiter nach außen zu strecken. Dabei erkannte man recht schnell, wie sehr die wissenschaftliche Welt im heutigen Internet-Zeitalter doch zusammengewachsen ist und internationale Grenzen kaum mehr eine Rolle spielen. So gelang es den Projektleitern der TBG-Gruppe, einen Kontakt zum russischen Berufsastronomen Prof. Dr. Igor D. Karachentsev aufzubauen. Er zeigte sofort Interesse für das spannende Anliegen der deutschsprachigen Amateurgruppe und bot seine Unterstützung an, die dann im Jahr 2014 in einem ersten ,,preprint" mündete [2, 3]. Diese neue ,,internationale Note" erwies sich im Nachgang für den weiteren Projektfortschritt als ein wahrer Segen! Im Jahr 2015 folgte dann eine weitere Veröffentlichung, bei der u.a. zwecks Bestätigung von Zwerggalaxien auch spektroskopische Untersuchungen mit dem 6-Meter-Spiegelteleskop in KaratschaiTscherkessien/Russland einflossen [4]. Die Verleihung des ,,Viktor Ambartsumian Prize 2014" an Prof. Karachentsev unterstreicht dabei in beeindruckender Art und Weise die Qualität unseres Ehrenmitglieds [5]. Zwischen dem russischen Team und der heimischen TBG-Gruppe besteht seitdem eine regelrechte ,,wissenschaftliche Symbiose auf internationaler Ebene", denn im Grunde brauchen wir uns gegenseitig!
Anlässlich des im September 2015 erfolgten Nova-Ereignisses ,,PNV J01044358+ 0203419" in IC 1613 ergab sich für die TBG-Gruppe im Sommer 2016 die Möglichkeit, einen italienischen Kontakt zu knüpfen. Den ausführlichen Artikel hierzu (,,TBG - demnächst auch mit Planetarischen Nebeln unterwegs?") findet der interessierte Leser im gleichen Heft auf Seite 33.
Das Ziel des TBG-Projekts, interessante astronomische Zusammenhänge u.a. mit Berufsastronomen zu diskutieren, konnte in diesem Fall durch das Nova-Ereignis auf eine sehr angenehme Weise erfüllt werden.
Mittlerweile können auch Antworten auf die Frage gegeben werden, wie das TBGProjekt aus internationalem Blickwinkel wahrgenommen wird. Der im November 2014 eingerichtete Internetauftritt der
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Die globale Interessensverteilung der aktivsten elf Länder (alle vorhandenen Unterseiten der TBG-Hauptseite mit einbezogen)
TBG-Gruppe [6] hat neben der reinen Informationszusammenstellung zu den untersuchten Objekten auch die Zielsetzung, eine möglichst unkomplizierte Kontaktaufnahme zu uns auf globaler Ebene zu ermöglichen. Auf unserer Webseite ist zudem ein Zählmechanismus implementiert, der uns erkennen lässt, wie viele Interessenten uns besuchen, wie oft sie welche Informationen abrufen und aus welchem Land sie kommen. Die Verteilung der ,,Klicks" sowohl innerhalb Europas als auch weltweit gibt Abbildung 1 wieder.
Allein die Hauptseite www.tbg.vds-astro. de zählt aktuell (Juli 2016) über 12.300 Klicks. Zählt man die Klicks aller untergeordneten Webseiten mit hinzu, so sind in Kürze 45.000 Klicks erreicht. Man erkennt anhand der Verteilung, dass dieses Amateurprojekt nicht nur innerhalb von Europa verfolgt wird. Vor allem die Vereinigten Staaten von Amerika und China zeigen ein sehr großes Interesse an unseren Ergebnissen. Die globale Interessensverteilung der aktivsten elf Länder wird in Bild 2 gezeigt. Die untergeordneten Webseiten zu Objekten, Publikationen etc. sind hierbei inkludiert.
Die Vorbereitungen für ein persönliches Kennenlernen in Form eines ersten Treffens zwischen der Projektleitung und Prof. Karachentsev in Deutschland sind
angelaufen. Voraussetzung ist natürlich, dass alle Teilnehmer weiterhin gesund sind und die politische Situation unverändert bleibt. Bereits jetzt ist die Vorfreude (und Hoffnung zugleich) sehr groß, dass ein solches Treffen stattfinden kann.
Internet- und Literaturhinweise (Stand: Juli 2016): [1] P. Riepe, T. Zilch, F. Neyer, 2014:
,,Das Projekt 'Tief Belichtete Galaxien' (TBG) und die Zusammenarbeit mit Berufsastronomen", VdS-Journal für Astronomie Nr. 49, 50 [2] D. Bautzmann, B. Mattern, F. Neyer, R. Pölzl, P. Riepe, T. Zilch, 2014: ,,TBG-Gruppe entdeckt drei LSBZwerggalaxien um NGC 4631", VdS-Journal für Astronomie Nr. 50, 50 [3] Erster online-preprint http://lanl. arxiv.org/abs/1401.2719 [4] Zweiter Fachartikel http://arxiv.org/ abs/1511.00955 [5] P. Riepe, 2015: ,,Igor D. Karachentsev und der 'Viktor Ambartsumian Prize 2014'", VdS-Journal für Astronomie Nr. 53, 62 [6] T. Zilch, 2015: ,,Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie - die Internetseite der TBG-Gruppe", VdSJournal für Astronomie Nr. 53, 61
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In Schottland gut möglich: die direkte Beobachtung einer Sonnenfinsternis durch die Wolkendecke
Amateurastronomie in Schottland
von Klaus Staubermann
Schottland hat eine lange Tradition in der Astronomie und Forschungseinrichtungen wie das Royal Observatory in Edinburgh sind vielen bekannt. Dass Schottland aber auch eine lebendige Amateurastronomie besitzt, ist nicht unbedingt selbstverständlich. Ich lebe seit gut zehn Jahren in Schottland, hatte das Privileg in den 1990er-Jahren an der Königlichen Sternwarte in Edinburgh studieren zu dürfen und bin praktizierender Amateurastronom - soweit es die Bedingungen zulassen.
Wenn Schottland auch einen der dunkelsten Himmel Europas aufzuweisen hat, sind die Rahmenbedingungen nicht ideal. Das Wetter ist sehr unbeständig und im Sommer bleibt es durchgängig hell. Dafür beeindruckt der schottische Himmel aber oft mit atmosphärischen Erscheinungen von Regenbögen über Halos und leuchtenden Nachtwolken bis hin zu Polarlichtern. Bei der nächtlichen Beobachtung ist es wichtig, mit den ,,Elementen" zu arbeiten, das heißt schnell zu
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sein, wenn es aufklart und windfestes Gerät zu haben.
Es ist daher nicht überraschend, dass der Schwerpunkt der zahlreichen schottischen Amateurvereinigungen vielfach auf der Bildungsarbeit und nicht immer auf dem Beobachten liegt. Astronomische Bildungsarbeit hat darüber hinaus in Schottland einen festen Stellenwert und anders als im übrigen Großbritannien gibt es hier zahlreiche historische Volkssternwarten, die bis auf das 19. Jahrhundert zurückgehen, zum Beispiel Airdrie, Dundee oder Paisley Observatories. Heute gibt es mehr als 25 astronomische Vereinigungen in Schottland, vom dichter besiedelten Süden bis hinauf zu den entlegenen Inseln im Norden.
In den vergangenen Jahren hat sich Schottland auch als Dark-Sky-Standort etabliert. Ausgangspunkt dafür war eine Initiative namens ,,Dark Sky Scotland", die aus einer Kooperation der schottischen Forstverwaltung und der
Königlichen Sternwarte in Edinburgh hervorging. Das Projekt war ein großartiger Erfolg, nicht zuletzt aufgrund einer Öffentlichkeitsarbeit, die zum Beispiel Sternkarten als Beilagen in den Wochenendausgaben der schottischen Tageszeitungen einschloss. Dieses Projekt führte zur Etablierung eines Dark-Sky-Parks in Galloway, im Südwesten Schottlands, der im Internationalen Jahr der Astronomie 2009 offiziell akkreditiert wurde.
Schottland hat eine außergewöhnlich gut entwickelte Infrastruktur für Besucher und so sind viele Bed & BreakfastHotels in die Astronomie eingebunden, indem sie beispielsweise astronomische Informationen für Besucher bereithalten. Weitere Hinweise zu Schottland als Urlaubsland finden sich auf der offiziellen Besucher-Webseite ,,Visit Scotland" [1].
Internet- und Literaturhinweise: [1] www.visitscotland.com/de-de/
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ASTRODESSIN
Ein französisches Buchprojekt mit deutscher Beteiligung
von Rainer Töpler
Im Jahr 2010 kam der vielleicht bekannteste französische Astronomiezeichner Serge Viellard mit dem Angebot auf mich zu, ob ich Interesse hätte, mich an einem umfassenden Standardwerk zur astronomischen Beobachtung und über das Zeichnen am Teleskop zu beteiligen. Damals hatte ich schon seit einigen Jahren gute Kontakte in die französische Astronomieszene über meine Beiträge im Szeneblatt ,,Ciel extrme", welches von Yann Pothier herausgegeben wurde.
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Das Ergebnis der Autorengemeinschaft: die beiden Bände von ,,ASTRODESSIN"
Außerdem hatte ich bereits persönliche Kontakte auf einem der größten französischen Hobbyastronomentreffen ,,Rencontre Astronomique du Pilat" - später ,,Rencontre Astronomique du Printemps" (RAP) geknüpft.
Ich nahm das Angebot also gerne an und so entstand im Verlauf von über drei Jahren unter Führung von Serge und hochengagierter Mitarbeit der bekannten französischen Beobachter Nicolas Biver, Fred Burgeot, Yann Pothier, Fabrice Morat und anderer ein Monumentalwerk,
2 Nicolas Biver, ein versierter Planeten- und Kometenbeobachter, demonstriert, dass man auch vor Planetenmonden nicht haltmachen muss.
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Amateurastronomie international
welches das Thema in erschöpfender Tiefe behandelt. Ich selbst durfte große Partien des Textes und zahlreiche Zeichnungen zum Gelingen beisteuern.
Das zweibändige Werk, welches 788 Seiten im Format A4 umfasst, bietet eine große Fülle astronomischer Zeichnungen aus allen Bereichen der Astronomie, von Polarlichtern über Sonnen-, Finsternis-, Mond- und Planetenbeobachtungen bis hin zur Deep-Sky-Astronomie. Es finden sich darin Beobachtungen mit dem bloßen Auge bis hin zu Teleskopen der Meterklasse.
Der Grundtenor des Inhalts bleibt dabei immer freundschaftlich locker und ist durchweg auf leichte Verständlichkeit ausgelegt. Die verschiedensten Herangehensweisen der Autoren werden gleichberechtigt und ohne Dogmatismus nebeneinander dargestellt, womit der Leser
und Betrachter ein großes Spektrum unterschiedlicher Methoden nahegebracht bekommt.
Band 1 beschäftigt sich mit der Beobachtung an sich, mit den Voraussetzungen, Methoden, Techniken und Instrumenten. Daraufhin wird eine genaue Einleitung verschiedener Zeichenmethoden vom Bleistift bis zum PC gegeben, immer illustriert mit zahlreichen Abbildungen.
Band 2 richtet den Blick auf die verschiedenen Objektklassen, welche astronomisch kurz erklärt werden. Im Folgenden werden Sonne, Mond, Planeten, Kometen, Sternhaufen, Nebel, Planetarische Nebel, Galaxien einzeln und in ihrer ganzen Vielfalt behandelt. Der Leser wird für jede Objektkategorie separat an die Beobachtungsweise und die Zeichenmethoden herangeführt, so dass die Beispiele gut selbst nachvollzogen werden
können. Begleitend werden zahlreiche Bildbeispiele gegeben, welche die Ausstattung des Werks entscheidend prägen.
Fast vier Jahre hat es gedauert, dieses Werk bis zum Druck beim Verlag Axilone zu bringen. Als zweibändiges Standardwerk gibt es letztendlich einen umfassenden Überblick und wird Amateurastronomen und vor allem visuellen Beobachtern von großem Nutzen sein. Und auch wer nur rudimentär des Französischen mächtig ist, wird von der Vielzahl der Abbildungen, die oft als Erklärung der Methoden für sich stehen können, begeistert sein.
Zu beziehen ist ,,ASTRODESSIN" als 2-bändiges Werk zum Komplettpreis von 49 Euro (plus 20 Euro Porto außerhalb Frankreichs) in Europa unter: www.astrodessin.com
Amateurastronomie in Kroatien
von Dorian Bozicevi, Sekretär der Astronomischen Union Kroatien
Das erste astronomische Observatorium, die k.u.k.-MarineSternwarte, wurde 1869 von der Österreichisch-Ungarischen Monarchie in der Stadt Pula gebaut und war Teil des kaiserlichen und königlichen hydrografischen Amts der Kriegsmarine. Eine der Kuppelbauten des Instituts blieb bei den Bombadierungen der Stadt im 1. und 2. Weltkrieg erhalten und ist heute eine Amateur-Sternwarte, die von der Astronomischen Gesellschaft Istra-Pula betrieben wird.
Es dauerte nicht lange und im Jahr 1893 wurde ein privates astronomisches Observatorium in Mali Losinj auf der Insel Losinj gebaut. Die erste Amateur-Sternwarte in Kroatien, das ,,Manora"-Observatorium in Mali Losinj wurde von Leo Brenner (Spiridion Gopcevi) gebaut und nahm am 9. Mai 1894 den Betrieb auf. Das Hauptinstrument des Observatoriums war ein Refraktor mit 178 Millimetern Öffnung und 2680 Millimetern Brennweite, hergestellt von Reinfelder & Hertel in München. Die Manora-Sternwarte arbeitete bis 1909, als Brenner das Observatorium schloss und nach Amerika ging. Die amateurastronomische Tradition auf der Insel Losinj wird von der Astronomischen Gesellschaft ,,Leo Brenner" fortgeführt. Diese wurde 1994 zum 100. Jahrestag der alten Sternwarte gegründet.
1 Hydrografisches Amt der k.u.k.-Marine in Pula
Im Jahre 1903, wurde in der Hauptstadt Zagreb ein weiteres Observatorium von der kroatischen ,,Gesellschaft für Naturwissenschaften" gebaut. Der erste Direktor der Sternwarte war Oton Kucera. Die Sterwarte war mit einem Refraktor von 162,6 Millimetern Öffnung der Firma Reinfelder & Hertel
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2 Manora-Observatorium
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ausgerüstet. Das Observatorium wurde 2009 modernisiert und ist Ausbildungsort für professionelle Astronomen und unterstützt die amateurastronomische Arbeit der ,,Astronomischen und Astronautischen Gesellschaft Zagreb" und der ,,Astronomischen Vereinigung" der Stadt Zagreb.
Amateurastronomen in Kroatien sind meistens Mitglieder der recht großen Zahl an astronomischen Vereinen und Clubs, die alle in der ,,Astronomischen Union Kroatien" vereint sind. Sie geht auf das Jahr 1987 zurück und wurde nach einigen Jahren der Inaktivität 2009 neu gegründet. In der ,,Astronomischen Union Kroatien" (www.astronomskisa vez.hr) sind heute 25 Vereine und Clubs vertreten. Sie hat ihren Sitz in Mali Losinj auf der Insel Losinj. Die astronomischen Vereine organisieren regelmäßig Mitgliederversammlungen, Beobachtungen, Vorträge, Aktivitäten für Kinder und betreiben wissenschaftliche Forschung.
Das größte amateurastronomische Projekt in Kroatien ist heute das kroatische Meteor-Netzwerk (http://cmn.rgn.hr), das 2007 den Betrieb aufnahm und mit derzeit 21 arbeitenden Kameras den kroatischen Himmel fast vollständig abdeckt. Zu den wichtigsten Ergebnissen zählt das Auffinden des Krizevci-Meteoriten und die Entdeckung von acht neuen Meteorströmen, die nun aufgelistet sind in der IAU MDC: June Cygnids (510 JRC), Puppids (512 RPU), Ursae Majorids (524 LUM), Southern Draconids (526 SLD), Hydrids (529 EHY), July Arietids (533 JXA), 49 Andromedids (549 FAN) und Hydrids (569 OHY).
3 Astronomisches Zentrum Rijeka; Sternwarte und digitales Planetarium mit täglichen
Öffnungszeiten für Besucher
4 Observatorien in Visnjan und Tian. Beide Observatorien werden von der ,,Astronomi-
schen Gesellschaft Visnjan" und dem Wissenschafts- und Erziehungszentrum Visnjan betrieben und bieten eine Vielzahl von astronomischen Aktivitäten über das Jahr.
Zu den wichtigsten amateurastronomischen Veranstaltungen, Treffen und Starparties in Kroatien zählen: - der Messier-Marathon - das ältes-
te Treffen von Amateurastronomen und Starparty in Visnjan, organisiert von der Astronomischen Gesellschaft Visnjan jedes Jahr im März/April seit 1995. - das Astrofest - Starparty, Festival der Astronomie, Wein und Musik in Visnjan, organisiert von der Astronomischen Gesellschaft Visnjan jedes Jahr zur Sommersonnenwende seit 2000.
5 Sternwarte Pula. Die älteste Sternwarte Kroatiens kann nach Voranmeldung besichtigt
werden.
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Amateurastronomie international
6 Die Insel Losinj; ein dunkler Ort in
Kroatien, Sitz der ersten AmateurSternwarte, der Astronomischen Gesellschaft ,,Leo Brenner", der ,,Astronomischen Union Kroatien" und der Vereinigung ,,Unser Himmel" zum Schutz des Nachthimmels.
8 Sternwarte und Planetari-
um Zagreb; die drittälteste Sternwarte Kroatiens und das mechanische Planetarium im Technik-Museum sind regelmäßig für Besucher geöffnet.
7 Eremitage Blaca; Museum auf der
Insel Brac, in dem sich das Hauptinstrument und die Montierung der Manora-Sternwarte befinden, wohin sie 1926 gebracht wurden.
- die ,,Petrova Gora Starparty" (PGSP) - jährlich auf dem Berg Petrova Gora, organisiert von der Astronomischen Gesellschaft Beskraj aus Zagreb seit 2006.
- das jährliche Treffen der astronomischen Vereine Kroatiens - im September, organisiert von der ,,Astronomischen Union Kroatien" auf der Insel Losinj seit 2010.
- ,,10 Tage Astronomie" in Daruvar - jährlich im März/April, organisiert von der Astronomischen Gesellschaft ,,Kumova Slama" seit 2010.
Die astronomischen Vereine Kroatiens nehmen Teil und organisieren jährliche, internationale Treffen mit Gesellschaften aus den Regionen Friuli-Venezia-Giulia (Italien) und Slowenien. Diese Treffen
finden nun seit über 25 Jahren statt und sind benannt als die Koordination der Amateurastronomen der Alpen-AdriaRegion. Die Treffen werden von Paolo Corelli vom Mandi-Observatorium in Pagnacco, Italien, koordiniert und von unterschiedlichen Vereinen aus Kroatien, Italien oder Slowenien ausgerichtet.
9 Die Insel Lastovo. Vielleicht der dunkelste Ort in Europa, der von vielen Amateurastronomen für Urlaub und Beobachtung besucht wird.
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Amateurastronomie international
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Internetadressen von Vereinen und Clubs in der Astronomischen Union Kroatien:
Astronomical Society ,,Leo Brenner" - Mali Losinj www.ad-leo-brenner.hr
Academic Astronomical Society Rijeka www.aad.hr
Astronomical and Astronautical Society Zadar www.aadz.hr
Astronomical Society ,,Istra" Pula www.adip.hr
Astronomical Society Korenica www.adk.hr
Astronomical Society Koprivnica www.adkoprivnica.hr
Astronomical Society ,,Oton Kucera" - Vinkovci Astronomical Society Visnjan www.astro.hr
Astronomical Association of Korcula www.auk.hr
Natural Sciences and Astronomical Society Sisak Astronomical Society ,,Anonymus" - Valpovo www.anonymus.hr
Astronomical Center Salona - Provincia Dalmatia www.acs.hr
Astronomical Society ,,Giordano Bruno" - Beli Manastir Astronomical Society ,,Ptolomej" - Knin Astronomical Society Omis www.adomis.hr
Astronomical Society Beskraj - Zagreb www.ad-beskraj.hr
Astronomical Society ,,Ivan Stefek" - Kutina Astronomical Society ,,Kumova slama" - Daruvar www.kumova-slama.hr
Astronomical Society Vega - Cakovec www.advega.hr
Astronomical Society Danica - Ogulin www.au-danica.hr
Astronomical Association of Krizevci - ,,Perzeidi" www.perzeidi.hr
Our Sky - Association for the protection of the night sky www.nasenebo.hr
Volkssternwarte Tivoli:
Historische Volkssternwarte in West-Nord-Brabant (NL)
von Niels Nelson
Am 10. Oktober 2015 wurde in Oudenbosch im Dreieck Roosendaal-BredaLage Zwaluwe (150 Kilometer westlich von der deutsch-niederländischen Grenze bei Goch-Kleve entfernt) zum zweiten Mal in zirka 55 Jahren eine Volkssternwarte eröffnet. Am 14. Januar 1961 hatte Hans de Rijk, ein 35-jähriger Lehrer, Schriftsteller und Amateurastronom zusammmen mit dem damaligen Utrechter Professor Minnaert in Oudenbosch die erste Volkssternwarte der Niederlande eröffnet. Diese ,,Volkssternwarte Simon Stevin" spielte von 1961 bis 1998 eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der astronomischen Bildungsarbeit in den Niederlanden. Die Niederlande haben jetzt ungefähr 25 Volkssternwarten mit erzieherischen Aktivitäten. Nachdem die ,,Sternwarte Simon Stevin" in Konkurs ging und im Jahre 1998 geschlossen wurde, gab es 17 Jahre lang keine astronomische Bildungsarbeit mehr im westlichen Teil der Provinz Nord-Brabant.
1 Hans de Rijk (links) eröffnet am 10. Oktober 2015 die Volkssternwarte Tivoli in
Oudenbosch im Beisein des Niederländischen Astronauten Andre Kuipers.
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Amateurastronomie international
2 Nach 85 Treppenstufen im historischen Aufgang gelangt man zum 29-Zentimeter-
Maksutow-Teleskop (aus dem Jahre 1963) der Sternwarte Tivoli. Herman Vissia erzählt sehr gerne Geschichten über das Teleskop.
In den Gebäuden eines Jesuitenklosters in Oudenbosch aus der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es schon im Jahre 1890 eine Sternwarte für den schulischen Einsatz. Dass diese auch mit einem Meridianteleskop ausgerüstet war, darauf weisen Baustrukturen im Nebenfoyer vor dem Eingang in die heutige Kuppel hin. Nach dem 2. Weltkrieg war jedoch alles zerfallen und wurde glücklicherweise im Jahre 1961 durch Hans de Rijk, damals auch Klosterbewohner, neu aufgebaut. Die heutige Kuppel mit dem 29-Zentimeter-Maksutow-Teleskop datiert aus dem Jahr 1963. Diese wurde aber in den Jahren 1970 bis 2014 auf dem Grundstück Bovenstraat 89, vier Kilometer weiter östlich im Ort Hoeven noch von der ,,Volkssternwarte Simon Stevin" betrieben. Anfang 2015 wurde die Kuppel dann durch Firmen in Oudenbosch überholt und im Mai 2015 auf das Klostergebäude gesetzt.
elle Genehmigung der Amerikanischen Raumfahrtagentur NASA bekommen hatte. Mit dieser Genehmigung durfte er auf speziellen Frequenzen die Kommunikation der Apollokapseln mit der Bodenstation in Houston und damit den Funkverkehr mit den Astronauten in den Jahren 1969-1972 mithören. Theo Vermeesch war Direktor der ,,Sternwarte Simon Stevin" von 1969 bis 1990.
Besucher starten während einer Führung mit einem historischen Überblick über das Gebäude und einem Film über die Geschichte der ,,Volkssternwarte Simon Stevin" sowie den Bau der ,,Volkssternwarte Tivoli". Dies findet im vormaligen, restaurierten Bibliotheksraum des Klosters, dem jetzigen Empfangsraum statt.
Die Führung geht dann weiter, 85 Treppenstufen hoch zur Kuppel zum sogenannten Beobachtungsdachboden. Spezielle Aufmerksamkeit haben in den Jahren 1960-1980 vor allem die Spiegelschleifkurse für junge Amateurastronomen von Hans de Rijk gefunden. Diese werden bei der Führung anhand eines Modells vorgeführt. Auch die Vorliebe von Hans de Rijk für das Kutter-Teleskop wird erwähnt. Im September 2016 hat ein erstes Treffen der Liebhaber des KutterTeleskops in Oudenbosch stattgefunden. Auch die originalen Radioamateurgeräte von Theo Vermeesch sind zu besichtigen. Weitere moderne Teleskope sind auf der Montierung des Maksutow-Teleskops zu finden. Die ,,Sternwarte Tivoli" zeigt diese modernen Teleskope den Besuchern jeden Sonntagnachmittag ab 14 Uhr. Beim guten Wetter wird die Sonne mit einem 60-Millimeter-Lunt-Teleskop im H-Licht und mit einem Gerät gleicher Öffnung im Ca-K-Licht beobachtet. Damit bietet das alte Maksutow-Teleskop auf gleicher Montierung modernste Beobachtungsmöglichkeiten.
Seit 2014 finden auf der ,,Sternwarte Tivoli" auch Astronomie-Kurse für Anfänger statt. Mit einem neuen didaktischen Ansatz und der thematischen Aufteilung in ,,Das leuchtende Weltall" und ,,Die dunklen Himmelskörper im Universum" werden die Teilnehmer in die Astronomie eingeführt. Ein Jugendkurs unter den Namen ,,Sternenstaub" wird von Hans Braakman regelmäßig veranstaltet.
Das Bewahren dieser historischen Sternwarte war das Ziel von Herman Vissia (Vorsitzender des Vereins ,,Sternwarte Tivoli") und Sjoerd de Bot (Eigentümer des Restaurants Tivoli im heutigen Klostergebäude) und Frau Tamara Klop (Restaurant Tivoli).
Besucher bekommen bei einer Führung auch die berühmte Geschichte der ,,Sternwarte Simon Stevin" in Oudenbosch aus dem Jahre 1969 erzählt. Diese hatte sogar zu einigen Berichten in der Weltpresse geführt. Es war nämlich der Nachfolger von Hans de Rijk, Theo Vermeesch (1933-2001), der eine spezi-
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3 Historischer Bibliotheks- und heutiger Empfangsraum der ,,Volkssternwarte Tivoli"
Amateurastronomie international
27
Eine Zusammenarbeit in ganz Brabant besteht mit der KNVWS (dem niederländischen Pendant der VdS), Abteilung Breda. Diese inzwischen 73 Jahre alte Astronomie-Vereinigung besitzt einen eigenen Beobachtungsplatz in BredaBavel. Zweimal im Monat am Freitag Abend gibt die ,,KNVWS Abteilung Bre-
da" Besuchern Auskünfte zum Teleskopbau und zum eigenen Beobachten. Außerdem arbeitet die ,,Sternwarte Tivoli" eng mit der Sternwarte Halley in Heesch (Nord-Ost-Brabant) zusammen.
Die ,,Sternwarte Tivoli" ist die neueste unter den historischen Sternwarten
in den Niederlanden, die astronomische Bildungsarbeit leisten, und gleichzeitig ist sie ein modernes astronomisches Denkmal der Provinz Nord-Brabant, in der die astronomische Bildungsarbeit der Niederlande im Jahre 1961 ihren Anfang genommen hat.
Volkssternwarte Halley -
Astronomische Perle in Nord-Ost-Brabant (NL)
von Niels Nelson
Seit November 1984 befindet sich im Dreieck Uden-Oss-s'Hertogenbosch (60 Kilometer von der deutsch-niederländischen Grenze bei Goch-Kleve entfernt) die ,,Volksternwarte Halley" (Halleyweg 1, Heesch).
Weil sich im Jahr 1984 Komet Halley der Sonne näherte, war ein Name für die damals entstehende, neue Sternwarte schnell gefunden. Doch zuerst musste man die für den Bau notwendigen Gelder zusammenbekommen. Das Ministerium für Wohlhaben, Volksgesundheit und Kultur gab entsprechende Beträge und auch die Provinz Nord-Brabant und die Kreisgemeinden Oss und Bernheze waren unter den Spendern.
1987 wurde der Grundstein gelegt und am 13. Oktober 1989 fanden die offiziellen Eröffnungsfeierlichkeiten unter der Schirmherrschaft von Herrn Dr. Piet Smolders statt. Er ist ein in den Niederlanden bekannter Raumfahrtjournalist, welcher der russischen und amerikanischen Raumfahrt zu sehr viel Ansehen unter den Niederländern verholfen hat.
Die ,,Sternwarte Halley" besaß im Jahr 1990 zwei Teleskopkuppeln, einen Vorlesungsraum und einen Verfügungsraum für die Teleskope und die Bibliothek. Im Jahre 1995 erhielt die Sternwarte ein weiteres Instrument: ein 3,5-MeterRadioteleskop. Damals begann ein großer Umbau, der bis heute noch nicht komplett vollendet ist
Im Jahr 2007 war es dem Vorstand der Sternwarte gelungen, von der Europäischen Subventionsorganisation CERES
1 Sternwarte Halley von der Südseite gesehen
Geld für einen neuen Vorlesungsraum mit 90 Plätzen zu erhalten. Der alte Raum wurde in einen Ausstellungsraum umgewandelt. Es folgten ein neuer Eingangsbereich und ein kleines Planetarium für 18 Besucher. Der Architekt Anton Valks hat diese (fast) Verdopplung der Grundfläche des Gebäudes begleitet und auch im Jahre 2016 die aus 112 Zellen bestehende Solaranlage zur Stromerzeugung angebaut.
In der großen Kuppel steht - speziell für Besucher - ein 30-Zentimeter-SchmidtCassegrain-Teleskop. Zirka 18 freiwillige ehrenamtliche Mitarbeiter der Halley-
Sternwarte betreuen pro Jahr ungefähr 5300 Besucher.
Die ,,Sternwarte Halley" pflegt eine fast 30-jährige Tradition im Bereich der Jugendkurse. Der Meteorbeobachter Urjan Poerink hat diese Kurse für 7- bis 12-Jährige im Zusammenarbeit mit dem Physiklehrer Erwin van Ballgoij fast 100mal organisiert. Zwei- bis dreimal pro Jahr findet der Jugendkurs statt. Ebenfalls seit dem Jahre 1984 gibt es den Astronomiekurs ,,Astronomie für Jedermann" mit sechs Vorlesungen pro Kurs. Hier werden alle Strukturen im Weltall in möglichst einfacher Sprache dargestellt.
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Amateurastronomie international
2 Sternwarte Halley - die 3. Kuppel mit den Sonnenteleskopen
Mit einem neuen didaktischen Ansatz und der thematischen Teilung in: ,,Das leuchtende Weltall" und ,,Die dunklen Himmelskörper im Universum" werden die Teilnehmer in die Astronomie eingeführt.
Eine brabantweite Zusammenarbeit besteht mit der KNVWS (das ist die niederländische VdS), Abteilung ,,Galaxis" in s'Hertogenbosch, Brabants Hauptstadt (Nord-Brabant ist die flächenmäßig größte Provinz in den Niederlanden und die Bezeichnung ,,Nord" unterscheidet sie zur Provinz Brabant in Belgien). Mitglieder der ,,Sternwarte Halley" und von ,,Galaxis" können kostenlos die jeweiligen Vorlesungen der anderen Organisation besuchen. Es besteht außerdem eine Zusammenarbeit mit der erst kürzlich eröffneten ,,Sternwarte Tivoli" in Oudenbosch (siehe auch den vorherigen Beitrag) bei der Beobachtungs- und Vorlesungsbetreuung.
Natürlich gibt es auch niederländische ,,Astronomie-Tage" (jedes Jahr im März) und das ,,Wochenende der Wissenschaft" im Oktober, welche beide attraktive Höhepunkte für das Publikum darstellen. Ingesamt finden pro Jahr etwa 140 öf-
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fentliche Publikumsveranstaltungen auf der ,,Sternwarte Halley" statt.
Im Jahr 2015 wurde ein Planetenweg im Kreis Bernheze realisiert. Er erstreckt sich über zehn Kilometer, beginnend mit der Sonne (der westliche Kreisteil der Sternwarte) bis hin zum Zwergplaneten Pluto (dem Naturbesucherzentrum SlabroeckMaashorst am östlichen Ende der Kreisgemeinde). Bei vielen Radfahrern ist die Route entlang des Planetenweges schon sehr beliebt.
Neben dem Auftrag zur astronomischen Bildungsarbeit für das Publikum, besitzt die ,,Sternwarte Halley" auch amateurastronomische Instrumente. In der kleineren Kuppel steht das 30-ZentimeterJones-Bird-Newton-Teleskop und ein Takahashi-Epsilon-300.
Im Jahre 2014 hat die Sternwarte angefangen, eine Sonnenwarte in einer dritten, neu eingerichteten Kuppel zu realisieren. Wieder haben die Kreisgemeinden, Europa und die Provinz Geld dafür gegeben. Teleskopbauer Herman ten Haaf und der Amateurastronom Patrick Duis haben hierfür eine leichte, zelttuchartige windgeschützte Kuppel entworfen
und darin vier Teleskope auf einer Montierung aufgestellt: - ein 150 Millimeter H-Lunt-Teleskop - ein 60 Millimeter Ca-K-Lunt-Teleskop - einen 130 Millimeter apochromati-
schen APM-Refraktor - ein 30 Zentimeter Orion-Dall-Kirk-
ham-Teleskop
Die 3. Kuppel wurde im Mai 2015 eröffnet. Weiter sind eine Meteorbeobachtungsgruppe unter der Leitung Urijan Poerinks und eine Himmelsbeobachtungsgruppe unter der Leitung von Edwin van Schijndel damit beschäftigt, neue Sternwarten-Mitglieder aktiv aufzunehmen und zu begleiten.
Die ,,Sternwarte Halley" ist eine der größten Amateursternwarten und eines der größten astronomischen Bildungszentren in den Niederlanden - und eine wahre astronomische Perle der Provinz Nord-Brabant.
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Astrofotografie
IC 10, ein Begleiter der Andromedagalaxie
von Peter Riepe und Rainer Sparenberg
Langbrennweitige Aufnahmen mit dem Teleskop der Sternwarte Melle ermöglichen tiefe Blicke in unsere extragalaktische Nachbarschaft. So gelang im Oktober 2015 bei guten atmosphärischen Bedingungen eine Aufnahmeserie der Nachbargalaxie IC 10. Nun ist es nicht unsere Art, neue Bilder sofort in allen möglichen Foren herumzuzeigen. Vielmehr wird eine tiefe, gelungene Aufnahme wie diese von IC 10 zunächst gründlich untersucht: Was steckt eigentlich alles in dem Bild? Dies setzt ausführliche Recherchen in den Datenbanken und in der Fachliteratur voraus. Jetzt berichten wir, welche überraschenden Details die Zwerggalaxie bereithält.
Das Teleskop der Sternwarte Melle Zur Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover wurde die Sternwarte Melle als externes Projekt zertifiziert. Betreiber ist die Astronomische Gesellschaft Bochum/ Melle. Das Hauptteleskop, ein NewtonReflektor von 1.120 mm Öffnung und 4.400 mm Primärbrennweite, verfügt über einen 140-mm-Bildfeldkorrektor, der 5.000 mm effektive Brennweite erzeugt. Auf einem acht Meter hohen, asymmetrischen Betonsockel sitzt im zweiten Stockwerk eine schwere parallaktische Gabelmontierung, darauf das Teleskop im dritten Stockwerk, 10 Meter hoch über der Umgebung (Abb. 1), was ein gutes Seeing begünstigt. Um eine längere Stundenachse mit den üblichen Verbiegungen zu vermeiden, wurde der Schneckenantrieb direkt in den Gabelboden integriert. Für astrofotografische Zwecke gibt es verschiedene CCD-Kameras.
Was wissen wir über IC 10? Die irreguläre Zwerggalaxie IC 10 liegt im Sternbild Cassiopeia 3,3 Grad südlich des galaktischen Äquators, ihre Beobachtung wird durch die interstellare Materie der Milchstraße stark beeinträchtigt. Nach Kim et al. (2009) beträgt die mittlere visuelle Absorption am Ort von IC 10 etwa 77 %, verbunden mit einer deutlichen Rötung des zu uns kommenden Lichts. Ohne diese ,,Sichtbehinderung" wäre
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1 Das 1,12-m-Teleskop der Sternwarte Melle
IC 10 etwa 4,4-mal heller. Die scheinbare Helligkeit beträgt laut Datenbank SIMBAD 13,6 mag im Blauen und 9,5 mag im Visuellen, die Differenz von 4,1 mag (= Farbindex B-V) verdeutlicht diese starke Rötung. Bei solchen Bedingungen ist die Entfernung von IC 10 nur schwer bestimmbar und stark von der Messmethode abhängig. Karachentsev et al. (2004) nennen 660 kpc, Lim und Lee (2015) geben 715 kpc an, Demers et al. (2004) ermittelten 741 kpc. Messwerte anderer Astronomen liegen z. T. deutlich ober- oder unterhalb dieser Werte. Wir verwenden hier 715 kpc (2,33 Mio. Lj).
Die Abbildung 2 zeigt IC 10 in moderater Ausschnittsvergrößerung mit vielen gut aufgelösten Details. Die kontrastverstärkte, invertierte Version (hier nicht dargestellt) zeigt die Galaxie in einen großen Halo eingebettet, den wir zu 11,9 Bogenminuten Durchmesser bestimmen. Das entspricht einem wahren Durchmesser von 2.475 pc (ca. 8.000 Lj). Damit ist IC 10 etwa um gut 50 % größer als in SIMBAD angegeben. Dennoch ist sie klein, nur halb so groß wie der Andromedabegleiter NGC 205. Die Abbildung 3 zeigt einen Ausschnitt aus dem Südbereich von IC 10. Der Maßstab
Astrofotografie
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2
Die Zwerggalaxie IC 10 (Ausschnitt 12,2' x 9,8'). Aufnahme Rainer Sparenberg am 12.10.2015, SBIG ST-11000, L/R/G/B 110/70/70/70 min, Bildbearbeitung Stefan Binnewies.
von 10'' darin beweist unser hohes Auflösungsvermögen.
Sterne des Typs Wolf-Rayet (WR) WR-Sterne sind entwickelte Nachfahren massereicher O-Sterne [1]. Sie produzieren heftige Sternwinde, die allseitig vom Stern abströmen und mit dem umgebenden interstellaren Medium kollidieren. Auf diese Weise entstehen blasenförmige Nebel wie NGC 6888 im Cygnus oder der Bubble-Nebel in der Cassiopeia. WR-Sterne besitzen sehr hohe effektive Temperaturen, ihre Eigenfarbe ist blau. In IC 10 sind bis heute 26 WR-Sterne bekannt [2, 3]. Mit V-Helligkeiten zwischen etwa 20 bis 23 mag können wir sie leicht nachweisen. Die Abbildung 4 zeigt die WR-Sterne [MAC92] 5 sowie RSMV 5 und 6, aufgenommen mit dem 4,2-mTeleskop ,,William Herschel" auf La Pal-
3 Sternfeld in IC 10 (Ausschnitt 62'' x 48''). Der gelbe Balken misst 10''.
Von den darüberstehenden drei Sternchen haben die zwei weißlichen 1,8'' Distanz.
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Astrofotografie
4 WR-Sterne in IC 10, Aufnahme nach [3] mit dem 4,2-m-Teleskop ,,William Herschel"
auf La Palma (links), rechts mit dem Meller Teleskop. Oben die WR-Sterne RSMV 5 und 6, unten [MAC92] 5. Um ihn herum zeigt unser Bild deutlich einen runden Nebel.
5 H-Aufnahmen zweier PN in IC 10 nach [5] mit dem russischen 6-m-Teleskop (links)
und mit dem Meller Teleskop (rechts). Oben: der PN 7, unten der PN 9 (siehe Text). VdS-Journal Nr. 60
ma und mit dem Meller Teleskop. Bei genauem Hinschauen erkennt man einen ringförmigen Nebel um [MAC92] 5 - eine typische Gasblase um einen WR-Stern.
Planetarische Nebel (PN) IC 10 besitzt zahlreiche PN. Mit dem 2,5-m-Teleskop ,,Isaac Newton" auf La Palma fanden Laura Magrini und Kollegen 16 PN-Kandidaten [4]. SIMBAD listet heute 27 PN, jedoch fanden D. R. Goncalves et al. (2012) weitere PN, so dass die Gesamtzahl aktuell bei 41 steht. IC 10 besitzt demnach auch eine Sternpopulation von einigen Milliarden Jahren Alter. Erstaunlich ist, dass die PN-Verteilung weit über den sichtbaren Körper von IC 10 hinausgeht. Der am weitesten entfernte PN hat 12,7 Abstand vom Galaxienzentrum. IC 10 ist also noch größer als bisher angenommen. Die Suche nach PN geschieht in der Regel über tiefe, in H und [O III] gefilterte Aufnahmen. Werden bei einem punktförmigen Objekt diese Emissionen nachgewiesen, so ist ein PN-Kandidat gefunden. Wir haben viele der in SIMBAD gelisteten PN aufgespürt. Abb. 5 zeigt die PN 7 und 9 in IC 10, aufgenommen mit dem russischen 6-m-Teleskop. Den direkten Vergleich brauchen wir nicht zu scheuen. PN 7 erscheint im Palomar Observatory Sky Survey elliptisch, zeigt bei hoher Auflösung jedoch zwei Komponenten 7a und 7b. Wir sehen bei 7b einen rötlichen Fleck mit Zentralstern. Der Fleck misst auf dem Bild 12 Pixel (4,5 arcsec), was einen Realdurchmesser von ca. 50 Lj bedeutet - viel zu groß! Alte große galaktische PN wie die Abell-PN erreichen maximal 3,5 Lj Durchmesser. Das Rätsel wurde 2008 spektroskopisch gelöst: IC10 PN 7 ist eine kompakte HII-Region [5].
Sternhaufen Sternentstehung kann langsam, aber auch rasant ablaufen. Bei einem Starburst werden in der Regel größere Mengen an Sternen geboren, oft als Assoziationen oder als massive Sternhaufen. In IC 10 kennt man heute 66 offene Sternhaufen, wobei die kleinen Exemplare noch durchweg unbekannt sind. Wir haben uns auf zwei wesentliche Untersuchungen konzentriert, die erst in den letzten 10 Jahren erschienen [6, 7]. Typische Durchmesser offener Sternhaufen in IC 10 liegen bei 2 bis 4,5 Bogensekunden, was maximal 50 Lichtjahren entspricht.
Die Abbildung 6 zeigt drei Beispiele für solche offenen Sternhaufen. Sie erscheinen gelblich wegen der Rötung.
HII-Regionen IC 10 gehört zu den Begleitern von M 31 und ist die uns nächstgelegene ,,Starburst-Galaxie". Was bedeutet das? In IC 10 hat vor kurzem eine rege Sternentstehung in Form eines weitflächig verteilten Ausbruchs (Starburst) stattgefunden. Klare Indizien dafür sind die vielen jungen HIIRegionen mit darin enthaltenen massereichen Sternen (siehe Abb. 1). Die hellste junge HIIRegion ist die bläuliche [HL90] 111 im Südostteil von IC 10. Diese Bezeichnung geht auf die beiden Entdecker zurück, P. Hodge und M. G. Lee [8]. Die H-Leuchtkraft dieser HII-Region wird auf etwa 10 % der des Tarantelnebels in der Großen Magellanschen Wolke eingeschätzt. Südlich davon sitzt der Nebelbogen [HL90] 106, von dem aus sich die dunkle Molekülwolke [LBW2006] B11 über 2,5' am gesamten Südrand von IC 10 entlangzieht. Im Zentralteil von IC 10 liegen zwei weitere helle HII-Regionen, [HL90] 45 und 50. Schon etwas lichtschwächer sind [HL90] 29/30 und 39 am nördlichen Galaxienrand. Darüber hinaus sind noch über den gesamten Galaxienkörper und in seinen Randbereichen zahllose kleinere rote Nebelchen verteilt, Hodge und Lee katalogisierten insgesamt 144 HII-Regionen. Interessant ist die elliptisch erscheinende HII-Blase [HL90] 4-6-8 im südwestlichen Außenbereich (Abb. 7). Ihr Längsdurchmesser von 30'' entspricht einem wahren Durchmesser von etwa 340 Lichtjahren, vergleichbar mit Barnard's Loop im Orion.
Astrofotografie
33
6
Offene Sternhaufen in IC 10, oben: [TG2009] 29, Mitte: [TG2009] 28, unten: [TG2009] 10 (jeweils in der Ausschnittsmitte). Das Profil aller Haufen ist deutlich diffus.
Fazit Dieser Bericht zeigt, dass (und wie) man als Amateur interessante Details in Galaxien findet. Selbstverständlich geht das auch mit kleineren Teleskopen. Schon vor langen Jahren spürten Amateure die Kugelsternhaufen des Andromedanebels mit Öffnungen um 200 bis 300 mm auf. Interessant sind auch extragalaktische HII-Regionen oder Planetarische Nebel, wobei der heutige Amateur auf ein reichhaltiges Filtersortiment zugreifen kann. Ein solches Projekt ist vom Seeing limitiert, man sollte also Vorkehrungen
7 Die runde HII-Blase [HL90] 4-6-8
mit dem gelb markierten WR-Stern [MAC92] 2.
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Astrofotografie
für gute Luftruhe treffen. Wer dazu Ratschläge benötigt, schreibe uns. Wir sehen es auch als wichtig an, Fachliteratur zu studieren.
Literaturhinweise: [1] A. J. Willis (1996): ,,Wolf-Rayet
stars. Physical, chemical and Mass Loss Properties and Evolutionary Status", Astrophys. Sp. Sci. 237, 145-168 [2] P. Massey, T. E. Armandroff, P. S. Conti (1992): ,,IC 10 - a poor cousin rich in Wolf-Rayet stars", Astron. J. 103, 1159-1165 [3] P. A. Crowther et al. (2003): ,,Gemini observations of Wolf-Rayet stars in the Local Group starburst galaxy IC 10", Astron. Astrophys. 404, 483-493 [4] L. Magrini et al. (2003): ,,The Local Group Census: Planetary nebulae in IC 10, Leo A and Sextans A", Astron. Astrophys. 407, 51-59
Objekt [MAC92] 2 [MAC92] 5 RSMV 5 RSMV 6 IC10 PN 7 IC10 PN 9 [TG2009] 29 [TG2009] 28 [TG2009] 10 [HL90] 4-6-8
Beobachtete Objekte in IC 10
Typ
RA (J2000) DE
mag
WR
00 19 59,65 +59 16 55,3
21,7 (V)
WR
00 20 12,85 +59 20 08,5
22,4 (V)
WR
00 20 04,24 +59 18 06,6
22,0 (V)
WR
00 20 03,02 +59 18 27,4
22,5 (V)
PN
00 20 22,22 +59 20 01,6
21,7 [OIII]
PN
00 20 32,08 +59 16 01,6
23,4 [OIII]
OC
00 20 17,90 +59 19 50,1
19,8 (V)
OC
00 20 17,79 +59 17 02,9
19,7 (V)
OC
00 20 05,69 +59 18 26,6
20,3 (V)
HII
00 19 59,30 +59 16 59,0
-
[5] A. Y. Kniazev, S. A. Pustilnik, D. B. Zucker (2008): ,,Spectroscopy of two PN candidates in IC 10", Mon. Not. Roy. Astron. Soc. 384, 1045-1052
[6] N. A. Tikhonov, O. A. Galazutdinova (2009): ,,Stellar population of the irregular galaxy IC 10", Astron. Letters 35, 748-763
[7] S. Lim, M. G. Lee (2015): ,,The star cluster system in the local group starburst galaxy IC 10", Astrophys. J. 804, 123
[8] P. Hodge, M. G. Lee (1990): ,,The HII Regions of IC 10", Publ. Astron. Soc. Pac. 102, 26
Impression
Zur Aufnahme der Andromedagalaxie verwendete Endriko Siegismund aus Frankfurt/Oder einen Apochromaten 107/700 mm (APM) mit RiccardiReducer (525 mm), dazu eine modifizierte Canon 60d auf -13 Grad C gekühlt. Das störende Streulicht wurde mit einem IDAS-Filter LP2 verringert. Belichtung: 57 x 600 s bei ISO 500.
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TBG - demnächst auch mit Planetarischen Nebeln unterwegs?
von Thorsten Zilch, Peter Riepe und Robert Pölzl
Das in den Vereinigten Staaten von Amerika entwickelte und vollautomatisch ablaufende Programm zur Suche nach Supernovae ,,LOSS" (Lick Observatory Supernova Search Program) konnte am 10.09.2015 eine positive Entdeckungsmeldung verbuchen. In den Aufnahmen zum Zeitpunkt t = 2015-09-10.840 UT wurde ein stellarer Helligkeitsanstieg innerhalb der Zwerggalaxie IC 1613 registriert (Abb. 1).
Unabhängig davon führte Robert Pölzl im Rahmen des TBG-Projektes (Tief Belichtete Galaxien) Langzeitbelichtungen an genau dieser Zwerggalaxie durch. Mit Hilfe seiner Remote-Sternwarte in Nerpio/Spanien belichtete er IC 1613 mit seinem 14,5-Zoll-Newton vom 9. bis zum 24. September 2015 in unregelmäßigen LRGB-Sequenzen. Diese Langzeitbelichtungen geschahen komplett ohne die Vorahnung, dass LOSS den Helligkeitsanstieg entdeckt hatte.
Am 15. November 2015 schrieb Robert nach Bildbearbeitung und Auswertung seiner Rohdaten von IC 1613 eine E-Mail an Peter Riepe und Thorsten Zilch, in der er von dem Helligkeitsanstieg eines Sterns in IC 1613 berichtete. Das Interessante an diesem Vorfall war, dass er durch die Vielzahl von Rohbildern mit Hilfe unterschiedlicher Farbfilter den Helligkeitsverlauf über längere Zeit aufgezeichnet hatte. Das finale farbkalibrierte LRGB-Bild gibt einen Eindruck des Geschehens wieder (Abb. 2). Zu berücksichtigen ist, dass sich für die Nova im farbkalibrierten Summenbild eine unrealistische Farbe ergibt. Grund hierfür ist die sich verändernde Nova-Helligkeit innerhalb der RGB-Sequenzen zu unterschiedlichen Zeitpunkten.
Während Robert noch mit der Datenreduktion seiner Rohbilder beschäftigt war, hatten die Profis bereits die vermeintliche Ursache für den Helligkeitsanstieg gefunden. Schon am 17. September 2015 folgte im ,,Astronomers Telegram" unter der Bezeichnung ,,ATel #8061" eine
1 Entdeckungsaufnahme der ,,NOVA IC 1613", (C) 2015 Lick Observatory
Bestätigung am Liverpool Telescope. Die durchgeführten spektroskopischen Untersuchungen belegten ein hauptsächlich blauhaltiges kontinuierliches Spektrum, begleitet von starken Balmer-Emissionen, dazu dann Fe II (4924, 5018 und 5169 ), Na I und O I (7773 ). Laut Auffassung der beteiligten Astronomen stellt dies einen gesicherten Beweis für eine extragalaktische Fe-II-Nova dar [1].
Auch die erst am 17. November 2015 erfolgte Meldung ,,CBET 4186" durch das ,,Central Bureau for Astronomical Telegrams" bestätigte im Grunde noch einmal, dass es sich bei dem Helligkeitsanstieg in IC 1613 um eine extragalaktische
Nova handelt. Die hier zu Grunde liegende spektroskopische Untersuchung am 3-Meter-Shane-Reflektor des Lick-Observatoriums vom 11.09.2015 zeigte ebenfalls ein blauhaltiges Kontinuum, begleitet von starken Balmer-Emissionen, insbesondere H und H. Die scheinbare Magnitude betrug zum Zeitpunkt der Entdeckung 17,5 mag. Die Position des Ereignisses wurde astrometriert und den äquatorialen Koordinaten 01h 04m 43,58s und +02 Grad 03' 41,9'' (Äquinoktium 2000.0) zugeordnet. Auch die genaue Bezeichnung war mittlerweile geklärt: Das Objekt bekam die unspektakulären Bezeichnungen ,,PNV J01044358+0203419" bzw. ,,PS15byt" [2].
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Astrofotografie
2 Nova PNV J01044358+0203419 in IC 1613. Aufnahmezeitraum: 09. - 24.09.2015;
14,5-Zoll-Newton (f/3,8); Remote-Sternwarte in Nerpio/Spanien; Gesamtbelichtung: 20,16 Stunden; Kamera: FLI ML 8300; LRGB-Filter (Baader); Bildautor: Robert Pölzl
Unsere tiefergreifenden Recherchen zeigten in den folgenden Monaten, dass die Position der Nova mit der Position des im Jahre 2005 durch Magrini et al. [3] entdeckten Planetarischen Nebels ,,IC 1613 PN2" sehr gut übereinstimmte. Die Fachwelt zog diese Möglichkeit aber scheinbar nicht in Betracht. Dass der Zentralstern eines Planetarischen Nebels mehrmals Materie auswerfen kann, ist aufgrund der Struktur vieler ,,multipleshell PNe" nicht von der Hand zu weisen [4]. Es bestand die Möglichkeit, dass hier gar keine Nova explodiert war, sondern ein erneuter PN-Ausbruch stattgefunden hatte. Dies waren zwar interessante, jedoch unsichere Zusammenhänge, die es erforderlich machten, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen!
(Lupton, 2005) in scheinbare Helligkeiten des Johnson-Filter-Systems überführt. Dies diente vor allem der besseren Vergleichbarkeit mit professionellen Fotometrie-Werten der Nova.
Im Anschluss wurden die Intensitätssummenverhältnisse der Referenzsterne und der Nova jedes einzelnen kalibrierten Rohbildes bewertet (Addition aller Intensitäten innerhalb des dreidimensionalen Gaußprofils des Sternscheibchens). Über die Johnson-Magnitude und die Intensitätssummen der Referenzsterne gelangten wir so auf die Magnitude der sich verändernden Nova. Hierzu wurde das freie Programm ,,Fitsmag" von Ottmar Nickel verwendet [5]. Die Berechnung erfolgte mit linearen Intensitäten, nicht mit logarithmusbehafteten Magnituden! Durch die jeweils pro Filter und Tag gemittelten Messwerte konnte keine exakte Zeitzuordnung erfolgen. Somit liegen alle Messwerte jeweils im Ursprung der Hauptgitterlinien des Diagramms. Die Streubreiten der Messungen beinhalten dabei sämtliche Störgrößen der Nacht. Sowohl die Anzahl der Referenzsterne als auch die Anzahl der Rohbilder je Nacht hat dabei einen Einfluss auf das Streuungsmaß. Die Verteilung der Messwerte gab damit einen - wenn auch nur lückenhaften - Einblick in den zeitlichen Helligkeitsverlauf dieser Nova. Das Thema hatte aber einen ganz anderen Haken: Da durch die belichteten RGBSequenzen nicht zu jeder Beobachtungsnacht drei Farbkanal-Intensitäten vorlagen, waren wir letztlich nicht in der Lage, interessante Veränderungen in der Farbe dieser Nova zu verfolgen. Es lagen lediglich einzelne Farbkanalinformationen pro Beobachtungsnacht vor. Somit
Es folgte zunächst eine intensive Auseinandersetzung mit der Fotometrie dieses Objektes. Nach der Bestimmung von (in diesem Beispiel sechs verwendeten) Referenzsternen und Ermittlung von deren g- und r-Helligkeiten aus dem Sloan Digital Sky Survey (SDSS) wurden diese mittels Transformationsgleichungen
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3 Ergebnis der Fotometrie des RGB-Bildmaterials aus Abb. 2
Astrofotografie
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wurden die fotometrischen Messungen für die Berufsastronomen im Grunde unbrauchbar, aber da der Maximum-Effekt erkennbar ist, zeigen wir die Ergebnisse trotzdem (Abb. 3).
Neben eigenen Untersuchungen hinsichtlich Fotometrie und genauer Objektidentifizierung beschäftigten wir uns zunehmend mit dem Gedanken, die Berufsastronomen zu kontaktieren, die im Jahr 2005 den Planetarischen Nebel entdeckt hatten. So ergab sich für uns im Sommer 2016 die Möglichkeit, einen weiteren internationalen Kontakt - dieses Mal Richtung Italien - zu knüpfen. Frau Dr. Magrini vom ,,National Institute of Astrophysics, Rome, Italy" war sehr erfreut zu erfahren, dass sich Amateure mit ihrem im Jahr 2005 entdeckten Planetarischen Nebel derart ernsthaft auseinandersetzten.
Der Kontakt zu ihr verlief sehr positiv und vielversprechend, so dass wir zumindest mit ihrer Unterstützung rechnen konnten. Zur Diskussion stand, ob man das Objekt mit dem russischen 6-mTeleskop spektrografieren sollte. Der TBG-Projektleitung war jedoch bewusst, dass wir erst noch einmal intensiv die Hausaufgaben überprüfen mussten, bevor mögliche Großteleskope auf dieses Objekt gerichtet würden. Wir wollten absolut sicher sein und belegen können, ob die Nova mit dem Planetarischen Nebel zusammenhängt!
Über Roberts Bild bestand bei einer verwendeten Brennweite von 1.400 mm keine Chance, die erforderliche Auflösung zur Trennung nah beieinander stehender Einzelsterne zu erreichen. Schließlich gelang ein Abgleich von Bildern aus der Magrini-Publikation, dem SDSS und einem hoch aufgelösten, zoomfähigen VLT-Bild der ESO [6]. Hiermit konnte letztlich gezeigt werden, dass die Nova und der Planetarische Nebel zwei sich sehr nahe stehende, jedoch voneinander unabhängige Objekte sind (Abb. 4 und 5). Dem Abbildungsmaßstab des SDSSBildes mit 5 Bogensekunden ist zu entnehmen, dass beide Objekte drei Bogensekunden voneinander entfernt stehen! Das war echt knapp!
Unser Untersuchungsergebnis ist somit, dass keine erneute Eruption eines beste-
4 Links: IC 1613 PN2, H-Aufnahme mit dem VLT (Quelle: Magrini et al. 2005).
Rechts: Neues ESO-Bild von IC 1613, aufgenommen mit dem VLT (Ausschnittsvergrößerung). Das Feld von Magrini et al. ist blau umrandet. IC 1613 PN2 ist als ein rotes Objekt zu erkennen. Der PN ist jeweils durch einen Pfeil gekennzeichnet, Norden ist oben, Osten links.
5 Links: Das neue ESO-Bild von IC 1613, Ausschnittsvergrößerung auf IC 1613 PN2
zentriert. Etwa 3 Bogensekunden nordwestlich ist die Nova vom September 2015 zu erkennen. Rechts: Das Sternfeld aus Sicht des SDSS DR12, jedoch invertiert und kontrastverstärkt. Das Objekt IC 1613 PN2 ist auch hier klar zu identifizieren, die Instrumentenauflösung ist jedoch schlechter.
henden Planetarischen Nebels beobachtet wurde. Trotzdem war die Arbeit an diesem Thema sehr abwechslungsreich und hat sehr viel Spaß bereitet. Immerhin konnten wir im Zuge dessen einen neuen internationalen Kontakt knüpfen, welcher vielleicht für zukünftige Themen noch einmal bedeutsam werden kann. Die TBG-Beiträge haben jedenfalls den Eindruck ernstzunehmender Amateurarbeit hinterlassen.
Internet- und Literaturhinweise (Stand Juli 2016): [1] www.astronomerstelegram.org/
?read=8061
[2] www.cbat.eps.harvard.edu/iau/ cbet/004100/CBET004186.txt
[3] L. Magrini et al. (2005): ,,The Local Group Census: searching for planetary nebulae in IC 1613, WLM and GR8", Mon. Not. Roy. Astr. Soc. 361, 517-524
[4] P. Riepe (2015): ,,Planetarische Nebel und ihre Zentralsterne", VdSJournal für Astronomie 52, 30
[5] freie Fotometriesoftware Fitsmag 3.0 von Ottmar Nickel: www.staff. uni-mainz.de/nickel/fitsmag.html
[6] www.eso.org/public/images/ eso1603a/
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Astrofotografie
Der Gum-Nebel, eine HII-Region am südlichen Winterhimmel
von Peter Riepe und Stefan Binnewies
HII-Regionen sind beliebte Motive für den Astrofotografen. Sie fallen durch ihre rote Farbe auf, die vom häufigsten Element herrührt - dem Wasserstoff. Aber außer der bekannten roten H-Linie emittieren HII-Regionen auch noch weitere Linien des Wasserstoffs, so beispielsweise die blaue H-Linie, die gemeinsam mit der türkisfarbenen [OIII]-Linie des zweifach ionisierten Sauerstoffs das sichtbare Licht der HII-Regionen liefern. Nur mit Hilfe dieses Lichts können visuelle Beobachter überhaupt HII-Regionen beobachten.
Ein Emissionsnebel wird bei visuellen Beobachtungen in seiner Gesamtheit gewiss ausscheiden, schon aus Gründen seiner riesigen Ausdehnung: der hier vorgestellte Gum-Nebel. Er überdeckt in wesentlichen Teilen die südlichen Wintersternbilder Vela und Puppis. Mit 35 Grad führt der Gum-Nebel die Hitparade der HII-Regionen an, was den Durchmesser am Himmel betrifft. Genau hier präsentiert die Astrofotografie ihre Vorzüge. Sie ermöglicht über die Weitwinkelperspektive die Abbildung ausgedehnter, lichtschwacher Objekte, so dass wir den Gum-Nebel jetzt einmal in all seinen Details anschauen können. Die Abbildung 1 zeigt eine Farbaufnahme über ein Feld von 63 Grad x 48 Grad . Natürlich ist die Erreichbarkeit solcher Nebel auch eine Frage der angewandten Belichtungszeit.
Jetzt einige Details zum Gum-Nebel, da er ja wohl nicht zu den Standardobjekten zählt. Im Jahre 1955 erschien in den Memoiren der Royal Astronomical Society eine umfangreiche Arbeit von Colin S. Gum. Der australische Astronom setzte damit am Mt. Stromlo Observatory fort, was dort bereits seit 1950 von C. W. Allen begonnen worden war: ein HSurvey entlang der südlichen Milchstraße, und das mit einer kleinen Schmidtkamera von 100 mm Öffnung und einem Öffnungsverhältnis von 1:1. Ein Großteil der 1955er-Publikation stammt aus Gums Doktorarbeit. Alle 85 beobachteten HII-Emissionsgebiete wurden von Gum mit einer ,,Stromlo-Nummer" ka-
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talogisiert, die Nachwelt hat daraus die Gum-Nummern gemacht. Zu den Nebeln wurden auch die möglichen anregenden Sterne aufgeführt. Gum bemerkte, dass ein Großteil der Emissionsnebel zwischen 220 Grad und 245 Grad galaktischer Länge ganz offensichtlich einen riesigen, zusammenhängenden Nebelkomplex formen. Und genau dieses Objekt Stromlo 12ab wird heute neben den vielen anderen Nebeln des Stromlo-Katalogs als ,,der Gum-Nebel" schlechthin bezeichnet.
Ein Gebiet schwacher roter Emissionsnebel wird erst dann genügend aussagekräftig, wenn der Rotkanal separat im Kontrast angehoben und als invertiertes Schwarzweißbild dargestellt wird (Abb. 2). Schön ist im Bild zu erkennen, dass der Gum-Nebel auf dem galaktischen Äquator liegt, wobei seine Längsrichtung senkrecht zur galaktischen Ebene orientiert ist. Rechts im Bild ist der helle Stern Sirius im Großen Hund zu sehen, direkt darüber die HII-Region IC 2177 (Gum 1+2), die auch als Seemöwe bekannt ist. Zur Orientierung: Die Nordrichtung verläuft vom Fußpunkt des Großen Hundes durch IC 2177. Im Zentralgebiet des Gum-Nebels, knapp oberhalb des galaktischen Äquators, liegen zwei markante runde Nebel, Gum 14 und 17, zwischen beiden noch der kleine Gum 15. Unterhalb dieser drei Nebel (im Bild gerade noch zu sehen) stößt man auf das Gewirr der Filamente des Vela-Supernovarestes. Inwieweit der Gum-Nebel und der Vela-Supernovarest miteinander in Beziehung stehen, soll hier nicht weiter angeschnitten werden. Interessant sind noch die beiden langen Filamente des Gum-Nebels oberhalb des galaktischen Äquators (Gum 12b). Sie erstrecken sich jeweils über 8 Grad . Unten ist mittig am Bildrand soeben noch der Schein des hellen Sterns Canopus zu erkennen. Canopus und Sirius liegen 36 Grad auseinander, und das entspricht dann auch der Dimension des Gum-Nebels in seiner Längsform. Damit ist der Gum-Nebel etwa dreimal so ausgedehnt wie der bekannte Barnard's Loop im Orion. Insgesamt stellt er eine gewaltige HII-Region dar, die sich durch
die Strahlung und Winde der enthaltenen jungen Sterne dynamisch zu einem blasenförmigen Objekt entwickelt hat. Hervorzuheben ist der zentral gelegene heiße Wolf-Rayet-Stern Gamma Velorum.
Das Bild entstand während eines Urlaubs von S. B. im März 2016 auf den Seychellen, Insel Praslin, direkt am Strand. Belichtet wurde auf einem iOptron Star-Tracker. Als Kamera diente eine astromodifizierte Canon EOS 600Da bei ISO 1600, Belichtungszeit 60 x 60 s. Anschließend folgte mit einer Canon EOS 6D eine kurze Serie von 7 x 60 s für die korrekten Sternfarben bei ISO 6400. Verwendet wurde jeweils ein Canon-Objektiv von 24 mm Brennweite bei Blende 4. Durchziehende Wolkenstreifen schluckten während der Aufnahme etwas Licht und sind verantwortlich für die aufgeblähten hellsten Sternscheibchen.
Übrigens, Colin S. Gum hat mit seinen Entdeckungen schnell Karriere gemacht und gehörte wie der zeitgleich in den USA tätige George O. Abell zur aufstrebenden jungen Astronomen-Generation seines Landes. 1960 befand er sich auf einer Informationsreise durch Europa und führte in den Niederlanden Gespräche zum Kauf eines 36-Zoll-Reflektors für die Universität Sydney. Danach sollte es nach Deutschland gehen. Allerdings, zwischendurch entspannte Colin S. Gum einige Tage in der Schweiz, wo er bei einem Skiunfall in Zermatt tragisch ums Leben kam.
1 Rechte Seite oben: Farbbild des
Gum-Nebels, Aufnahmedaten im Text
2 Rechte Seite unten: Invertierte,
kontrastverstärkte Schwarzweißversion von Abb. 1
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Atmosphärische Erscheinungen
In Memoriam Günther Röttler
- 55 Jahre Halobeobachtung 1961-2016
Es gibt weltweit nur drei über Jahrzehnte währende Halobeobachtungsreihen. Gerhard Stemmlers Reihe in Oelsnitz/Erzgebirge ging von 1953-2013, Jan Kanareks Reihe in Deblin/Polen von 1936-1990 und Günther Röttlers Beobachtungen endeten im März 2016, nach 55 Jahren und 2 Monaten. Sie alle bilden einen wertvollen Bestandteil der über 30-jährigen Reihe des AKM e.V.
Begonnen hat Günther Röttler die Halobeobachtungen im Rahmen der Hagener Volkssternwarte, er schloss sich dann ab 1967 der Halobeobachtungsgruppe um Bernt Albers in Hamburg an, welche auch in der VdS e.V. aktiv war. Nach Albers Tod führte die Beobachtungssammlung Günther Schubert in Schwerin im Rahmen des Meteorologischen Dienstes der DDR bis zu seinem Tode Ende der 70er-Jahre weiter. Zum AKM e.V. fand Günther Röttler im Jahre 1993.
Anlässlich des Jubiläums seiner 50-jährigen Halobeobachtungsreihe berichtete er über seine Tätigkeit als kontinuierlicher Halobeobachter im VdS-Journal für Astronomie Nr. 41, II/2012, ab Seite 10.
Seit Gründung der Hagener Volkssternwarte im Jahre 1956 war er sehr in die Aktivitäten der Sternwarte eingebunden. Im Schwerpunktthema ,,Mitgliedssternwarten" erschien sein letzter Beitrag über die Sternwarte im VdS-Journal für Astronomie Nr. 58, III/2016, Seite 27.
Wir trauern um unseren langjährigen Beobachter, der im Alter von 87 Jahren im März 2016 verstorben ist.
Claudia und Wolfgang Hinz im Namen des Arbeitskreises Meteore e.V. und der Fachgruppe Atmosphärische Erscheinungen der VdS e.V.
+ + + + + + + + + + Computer-Ecke + + + + + + + + + +
Entrauschen von Daten
von Helmut Jahns
Eine Serie von Messwerten ist oftmals verrauscht, d. h., sie ist mit einer Unsicherheit behaftet, die mit einem Fehlerbalken beschrieben werden kann. Man könnte sich mehrere Wege vorstellen, wie man derart verrauschte Daten glätten könnte.
Zum Einen könnte man versucht sein, eine Interpolationskurve zu erzeugen, die durch jeden einzelnen Messpunkt hindurchgeht, z. B. durch Kubische Splines. Da wir jedoch wegen der Fehlerbalken nicht davon ausgehen können, dass unsere Messwerte auch genau sind, erweist sich die Interpolation hierfür als nicht geeignet.
Ein anderer, sehr effektvoller Ansatz ist, den Datensatz mit einer Ausgleichskurve
anzufitten, z. B. durch Polynomiale Regression. Hierzu benötigt man allerdings ein Modell für die Daten in Form einer Funktion der Art f(x) = ...; dies kann im Beispiel eine quadratische Regression f(x) = ax2 + bx + c sein (Abb. 1). Verfügt man jedoch nicht über ein solches theoretisches Modell, so kommt man hier ebenfalls nicht weiter. Frei von Zusatzannahmen wird man die vorliegenden Daten mit einem anderen Verfahren glätten müssen.
Im einfachsten Fall mittelt man die Daten. Für jeden Datenpunkt betrachte man ein Intervall von n Datenpunkten links und rechts des Datenpunktes und führe eine Mittelung über die Werte aus. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: In der Nähe eines Extremwertes (lokales Maximum
oder Minimum) kommt es zu einer Verschiebung der geglätteten Kurve weg vom Extremwert hin zum Mittelmaß (Abb. 2), und zwar umso mehr, je breiter das Intervall der zu mittelnden Werte ist!
Im Buch ,,Numerical Recipes" von Press et al. (s. u.) wird ein anderer Weg des Entrauschens von Daten beschrieben, der die oben stehende Einschränkung vermeidet. Hierbei wird in einem ersten Schritt eine lineare Ausgleichskurve in die Rohdaten gelegt und anschließend von den Rohdaten abgezogen. Der resultierende Datensatz wird einer Fast Fourier Transformation (FFT) unterzogen und von einem Tiefpassfilter verarbeitet. Um die gewünschte geglättete Kurve zu erhalten, wird das Ergebnis rücktransformiert (FFT) und der lineare Anteil wieder
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Computerastronomie
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addiert. Das Glättverhalten kann über einen Parameter n, der der Anzahl der Messpunkte in einem Intervall links bzw. rechts eines Datenpunktes entspricht und nicht notwendigerweise ganzzahlig ist, gesteuert werden.
Ein weiterer Aspekt betrifft die Behandlung von Datenpunkten an den Rändern des Messbereichs. Wenn z. B. rechts eines Datenpunktes weniger Messpunkte vorliegen als für das Intervall der Breite 2n erforderlich ist, so wird das Intervall auf der linken Seite um den gleichen Betrag erweitert. Das hat zur Folge, dass an den Rändern die Glättung konstante Werte annimmt. Dies ist vielleicht etwas unschön, liefert aber eine bessere Näherung, als wenn die Intervallbreite an den Rändern passend verringert wird, so dass das Intervall genau hineinpasst und beim letzten Messpunkt die Breite 0 annimmt. Denn dies bedeutet, dass der letzte mit einem Fehler behaftete Wert
1 Beispiel eines Graphen mit
verrauschten Daten (aus Numerical Recipes) samt einer Glättungskurve.
für genau gehalten wird. In der ersten Auflage von ,,Numerical Recipes" findet sich der Quelltext zu einer Funktion namens smooft(), die genau dieses Glätten bewerkstelligt. Das Buch ist in den inaktuellen Auflagen in Netz frei verfügbar, wobei in der dritten Auflage die Funk-
2 Die Mittelung von Daten (schwarze
Kästchen) in der Nähe eines Extremums über beispielsweise 12 Messpunkte führt zu einer Verschiebung der geglätteten Kurve (blau) nach unten. Die mit dem Auge erwartete Glättungskurve verläuft oberhalb der gemittelten.
tion in einer anderen namens convlv() aufgegangen ist.
Literatur: Press et al, Numerical Recipes in C/Pascal/Fortran, 1. Auflage, Ch. 13.9: "Smoothing of data"
Ihre Ideen sind gefragt!
Benutzen Sie eine Software, die Sie bei Ihrer Astropraxis, wie immer sie aussieht, unterstützt? Wir suchen Hinweise auf Programme, die vielleicht nicht alltäglich sind, aber trotzdem für Beobachtungen oder auch ihre Auswertung nützlich sind. Kennen Sie Astro-Webseiten, die irgendwie etwas besonderes sind? Dann schicken bitte Ihre Anregungen an: fg-redakteur-computerastronomie @vds-astro.de
Ideal wären ein paar Stichworte, was die Software oder Website interessant oder sogar außergewöhnlich macht.
Wir suchen auch Mitstreiter für die Computer-Ecke; Sternfreunde, die gern bereit sind, einen Kurzartikel über ein Thema der Astrosoftware, zu Algorithmen oder zur rechnenden Astronomie im Allgemeinen zu schreiben.
Helmut Jahns
Vertrauensintervalle für streuende Messwerte bestimmen
von Helmut Jahns
Das Vertrauensintervall ist ein Maß für die Präzision von Messwerten, welche mit statistischen Ungenauigkeiten behaftet sind. Vereinfacht formuliert liegt der tatsächliche Wert eines Messwertes mit X % innerhalb dieses Vertrauensintervalls, wobei X % ein vorgegebener Wahrscheinlichkeitswert ist, das sogenannte Konfidenzniveau. Ein häufig benutzter Wert für das Konfidenzniveau ist 95 %. Für eigene Auswertungen steht im Internet ein Applet bereit, welches Messwertreihen entgegennimmt und daraus ein Vertrauensintervall zu berechnen erlaubt. Die Messwerte können manuell editiert oder einfach über die Zwischenablage in das Eingabefeld kopiert werden. Das Konfidenzniveau wird über ein Eingabefeld angegeben.
Das Applet erfordert einen java-fähigen Browser. Die URL lautet www.labonde.eu/L1/Konfidenzintervall.html.
Software
Platinenlayout ohne Limits: KiCAD 2015
von Helmut Jahns Elektronikaffine Sternfreunde könnten einen Blick auf KiCAD 2015 werfen: Diese Open-Source-Software bietet ein Arbeiten ohne die von den kostenlosen Ablegern der kommerziellen Produkte üblichen Beschränkungen in Platinengröße und Layeranzahl an. URL: www.kicad-pcb.org
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Deep Sky
Galaxienbeobachtung
von Mathias Sawo
Der Wonnemonat Mai machte seinem Namen alle Ehre, und so nutzte ich eine mehr als eine Woche anhaltende Schönwetterphase. In dieser Zeit beobachtete ich, wie für die Jahreszeit typisch, Galaxien. Die Bedingungen waren dank des trockenen Ostwindes und der dadurch guten bis sehr guten Transparenz perfekt dafür geeignet.
im
Mai
2016
Einige der Ergebnisse möchte ich hier anhand von Beschreibungen und den dazugehörigen Zeichnungen präsentieren. Beobachtet habe ich an meinem Stammplatz, der in den Bergen der Rhön liegt. Zur Verfügung standen mir ein 10- und ein 18-ZollDobson-Teleskop.
NGC 4449 (10 Zoll) Die Galaxie im Sternbild Jagdhunde zeigte ihre irreguläre Form schon bei geringer Vergrößerung. Der äußere Halo wirkte wie ein abgerundetes Rechteck mit einem hellen länglichen Zentrum, das bei 156-facher Vergrößerung und indirektem Blick in mehrere unterschiedlich helle Bereiche aufgelöst wurde. Bei dieser Vergrößerung war am nordöstlichen Ende ein ovales Anhängsel gut auszumachen. Im Halo selbst war blickweise ein schwacher Stern zu erkennen. Eine interessante Galaxie, in der es visuell, bei klarer und ruhiger Luft, einiges zu entdecken gibt.
1 Zeichnung von NGC 4449 nach Beobachtungen mit einem
10-Zoll-Dobson-Teleskop, Mathias Sawo
2 Zeichnung von M 60 nach Beobachtungen mit einem 10-Zoll-
Dobson-Teleskop, Mathias Sawo
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3 Zeichnung von NGC 4618 nach Beobachtungen mit einem
18-Zoll-Dobson-Teleskop, Mathias Sawo
Deep Sky
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M 60, NGC 4647 (10 Zoll) Das Sternbild Jungfrau ist voll von hellen Galaxienpärchen. Dieses Paar, das im Arp-Katalog unter der Nr. 116 zu finden ist, erschien mir besonders lohnenswert. Die strahlend helle Galaxie M 60 hat ein gut abgegrenztes Zentrum, das in einen diffusen äußeren Halo übergeht, in der Mitte sitzt ein stellarer Kern. NGC 4647 saß direkt neben M 60 und war deutlich schwächer und zur Mitte hin heller, die Halos der zwei Galaxien schienen miteinander zu verschmelzen. Der Kontrast zwischen den beiden hat mir gut gefallen, und das Paar ist sicher auch mit kleinerer Öffnung oder bei weniger dunklem Himmel einen Besuch wert.
NGC 4618 (18 Zoll) Die Galaxie, die im Arp-Katalog mit der Nr. 23 geführt wird, ist im Sternbild Jagdhunde zu finden. Mit der typischen Vergrößerung beim Aufsuchen sah ich einen oval-runden Halo mit einem dezentrierten hellen Kern. Bei genauem Hinschauen war der große diffuse Spiralarm bereits ansatzweise zu sehen. Beim Vergrößern auf 205-fach wurde dieser sehr deutlich und an dessen Ende war blickweise eine Aufhellung zu erkennen. Der helle Kern der Galaxie erschien sehr unruhig, in Momenten ruhiger Luft blitzten bei indirektem Blick zwei hellere Bereiche hervor. In der Nähe befindet sich noch die ebenfalls recht helle, aber kleinere Galaxie NGC 4625.
Hickson 61 (18 Zoll) Die Galaxiegruppe, die auch ,,The Box" genannt wird, befindet sich im Sternbild Haar der Berenike. Das Vergrößern auf 120-fach reichte bereits aus, um alle Mitglieder zu erkennen, bei 205-fach wirkte das Quartett dann wie ,,ausgestanzt". Mitglieder: NGC 4174: oval-länglich, zur Mitte hin heller,
stellarer Kern NGC 4175: länglich, zur Mitte hin heller, stellarer
Kern (leicht flächig) NGC 4169: oval-länglich, sehr helles Zentrum,
stellarer Kern NGC 4173: langgestreckt, diffus, zur Mitte hin
nur leicht heller
NGC 5529 (18 Zoll) Diese Edge-On-Galaxie befindet sich im Bärenhüter und ich sah sie bereits beim Aufsuchen als feine langgestreckte ,,Lichtnadel". Beim Vergrößern auf 148-fach wirkte die Form wie eine flachgedrückte Linse. Im Zentrum war sie heller, das Staubband konnte ich allerdings nicht sehen. Südöstlich der Galaxie befindet sich PGC 50952, die als runde, diffuse Aufhellung mit einem helleren Zentrum teilweise direkt sichtbar war. Zusammen mit dem schönen Sternfeld ein toller Anblick.
M 64 (18 Zoll) Das Sternbild Haar der Berenike bietet einige interessante Galaxien. M 64 gehört sicher dazu, Grund da-
4 Zeichnung der Galaxiengruppe Hickson 61 nach Beobachtungen mit
einem 18-Zoll-Dobson-Teleskop, Mathias Sawo
5 Zeichnung von NGC 5529 nach Beobachtungen mit einem 18-Zoll-
Dobson-Teleskop, Mathias Sawo VdS-Journal Nr. 60
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Deep Sky
für ist die Dunkelwolke nahe des Kernbereiches, weshalb sie auch ,,Black-Eye-Galaxie" genannt wird. Bei meiner Sichtung mit 158-facher Vergrößerung stach diese Verdunkelung plastisch hervor und krümmte sich um das sehr helle Zentrum. An der nördlichen Kante der Dunkelwolke erkannte ich blickweise einen hellen Streifen. Neben den runden bis ovalen Schalen im Inneren waren auch schwache Außenbereiche sichtbar, die sehr diffus in den Hintergrund übergingen und der Galaxie eine eher längliche Form gaben.
6
Zeichnung von M 64 nach Beobachtungen mit einem 18-Zoll-Dobson-Teleskop, Mathias Sawo
Beobachtung einmal anders - Sternassoziation Auriga OB1
von Spinnen und anderen Tieren auf dem Sprung
von Christopher Hay und Rene Merting
Die Sternassoziation Aur OB1 liegt auf der Rückseite des lokalen Orion-Arms der Galaxis (,,Orion Spur" in der Abbildung 1). Sie reicht in den dahinter liegenden Perseus-Arm hinein. Unser Blick geht hier zum galaktischen Antizentrum durch das ,,Auriga-Fenster".
Wir schauen hier also direkt vom galaktischen Zentrum weg zum Rand unserer Galaxis: zunächst durch den Orion-Arm (mit dem Flaming Star Nebula IC 405), dann durch den Zwischenraum zwischen Orion- und Perseus-Arm (mit den Objekten von Aur OB1; der bekannte Sternhaufen M 37 ist ebenfalls im Fenster, ist jedoch nicht Mitglied von Aur OB1, sondern sitzt etwas dahinter im PerseusArm) und schließlich zum äußeren Arm (Outer Arm) der Galaxis mit dem Kaulquappennebel IC 410.
Das Auriga-Fenster ist ein Gebiet mit ungewöhnlich geringer Absorption durch Staub in der galaktischen Scheibe. Dies erlaubt uns diesen fantastisch tiefen Blick an den Rand der Galaxis mit der Staffelung der Objekte in drei Spiralarmen und ihren Zwischenräumen.
Der junge Sternhaufen Messier 36 in 4.400 Lichtjahren Entfernung gilt als der Kern von Aur OB1. Der Ursprungsstern des SNR (Supernova Remnant - Supernova-Überrest) Simeis 147 (in Taurus, 730 Lichtjahre entfernt) war vermutlich ein OB-Stern, der aus M 36 herausgeschleudert wurde.
Hellster Stern von Aur OB1 ist der B5Überriese Aur am südöstlichen Rand der Assoziation (Abb. 2). Weitere Mitglieder sind der Emissionsnebel IC 417 (,,The Spider") mit eingebettetem offenem Sternhaufen Stock 8, der Reflexionsnebel NGC 1931 (,,The Fly") mit eingebettetem offenem Sternhaufen Stock 9, der Reflexionsnebel NGC 1985 und der Sh 2-235-Nebelkomplex.
Der südwestliche Teil der Assoziation wird perspektivisch vom Kaulquappennebel IC 410 mit dem eingebetteten offenen Sternhaufen NGC 1893 überlagert. Diese sind jedoch nicht Teil von Aur OB1, sondern liegen dreimal so weit entfernt - ca. 15.000 Lj - und gehören zur Assoziation Aur OB2.
Der bekannte Emissionsnebel IC 405 (,,Flaming Star Nebula") ist ebenfalls nicht Teil der Assoziation, sondern liegt weit im Vordergrund.
Beobachtung Durch Aur am südlichen Rand der Assoziation wird Aur OB1 schon mit bloßem Auge markiert. Mit M 36 im Zentrum von Aur OB1, enthält die Assoziation ein Objekt, das schon im kleinen Fernglas auszumachen ist. IC 417 mit Stock 8 tritt mit einem 6-Zöller hervor, NGC 1931 mit Stock 9 sind noch etwas schwächer. Mit 3 Grad Gesichtsfeld können diese Objekte alle ,,auf einem Blick" betrachtet werden.
M 36 Aur, Rektasz. 05h 36m 18s Dekl. +34 Grad 08' 24'' (jeweils Äquinoktium 2000.0) Fernglas, Helligkeit 8,8 mag Offener Sternhaufen (OS).
Dieser Sternhaufen hat den Beinamen ,,The Frog" und ist mit geschätzten 20 bis 40 Mio. Jahren noch recht jung und der sternärmste der drei Messier-AurigaSternhaufen, aber als Kern der Assozi-
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Deep Sky
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ation Aur OB1 physikalisch der interessanteste und schon im Fernglas sind einzelne Sterne auflösbar. Mit 8 Zoll hebt sich M 36 gut von der Umgebung ab und einige hellere und schwächere Sterne sind in Sternketten angeordnet. Er zeigt eine leichte Konzentration zur Mitte hin.
Einer der Autoren hatte mit 14 Zoll Öffnung tatsächlich den Eindruck, dass der Sternhaufen so aussah wie ,,etwas auf dem Sprung", der Haufen wirkte dabei sehr symmetrisch und gut 40 bis 50 relativ gleichmäßig helle Sterne wurden dabei sichtbar.
IC 417 Aur, Rektasz. 05h 28m 07s Dekl. +34 Grad 25' 12'' (2000.0) ab 8 Zoll, Galaktischer Nebel (GN) Stock 8, Aur, ab 4 Zoll Helligkeit 9 mag Offener Sternhaufen (OS).
IC 417 ist auch als ,,The Spider" bekannt. In den Emissionsnebel ist der Sternhaufen Stock 8 eingebettet. Der Nebel bleibt visuell in allen Öffnungen ein eher anspruchsvolles Objekt, auch in großen Teleskopen ist kaum mehr als ein schwaches Leuchten um den Sternhaufen zu sehen. Mit 6-Zoll-Öffnung wird ein schwaches Glühen erkennbar, das gut gehalten werden kann, trotz des hellen Sterns Aur direkt in der Nähe. Mit größeren Öffnungen ist ein UHC-Filter für die Sichtbarkeit hilfreich.
NGC 1931 Aur, Rektasz. 05h 31m 23s Dekl. +34 Grad 13' 59'' (2000.0) ab 4 Zoll, Galaktischer Nebel (GN) Stock 9, Aur, ab 4 Zoll Helligkeit 10,1 mag Offener Sternhaufen (OS).
Wieder ein Objekt mit einem Eigennamen - ,,The Fly". Der Galaktische Nebel besitzt teils amorphe, teils aber auch filamentartige Strukturen. In den Nebel eingebettet ist eine kleine Gruppe von schwachen Sternen, die auch als Stock 9 bekannt sind.
Mit 8 Zoll und kleinen Vergrößerungen wirkt der Nebel sehr klein und hell. Steigert man die Vergrößerung, zeigt er sich immer noch hell genug und wirkt etwas flächiger.
1 Schematisches Bild unserer Galaxis, mit freundlicher Genehmigung
NASA/JPL-Caltech/R. Hurt
2 Das Gebiet der Aur-OB1-Assoziation, Ursprung Aladin - DSS2 coloured,
Einträge durch die Autoren VdS-Journal Nr. 60
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Deep Sky
NGC 1985 Aur, Rektasz. 05h 37m 48s Dekl. +31 Grad 59' 24'' (2000.0) ab 8 Zoll, Galaktischer Nebel (GN)
Der Nebel sollte nicht verwechselt werden mit UGC 3327, ebenfalls ein Reflexionsnebel (keine Galaxie!) nur gut 15' südwestlich und etwa gleich hell. Mit 8 Zoll und 150-facher-Vergrößerung zeigt sich ein rundlicher diffuser nahezu gleichmäßiger Nebel.
Sh 2-235 Aur, Rektasz. 05h 41m 07s Dekl. +35 Grad 50' 24'' (2000.0) ab 8 Zoll, Galaktischer Nebel (GN)
Der Emmissionsnebel (EN) ist der hellste Nebel des fotografisch interessanten Sh 2-235-Komplexes. Neben Sh 2-235 enthält der Komplex Sh 2-231 (12' Durchmesser), Sh 2-232 (40') und Sh 2-233 (1') sowie eine Gruppe sehr kleiner Nebel direkt südlich von Sh 2-235, welche als GM 1-66 kartiert werden. Sh 232 ist
auf Hb-Aufnahmen außerordentlich prägnant mit einer merkwürdigen ,,Bauchbinde" und sollte ab 8 Zoll sichtbar werden. Die anderen Nebel Sh 231 bis 233 (EN) und GM 1-66 (Reflexionsnebel) sind visuell nicht erreichbar bzw. es wurden noch keine Sichtungen bestätigt.
Haben wir Euer Interesse für Sternassoziationen geweckt? Unter www.freundeder-nacht.net/beobachtungsprojekte/ sternassoziationen/ findet Ihr mehr Informationen zu diesem spannenden Thema.
Skyguide 2016-4 (Winter)
von Robert Zebahl und Rene Merting
Unser Skyguide soll in erster Linie Anregungen für eigene Beobachtungen geben und wird dabei jährlich für jede Jahreszeit 5 Objekte kurz beschreiben. Es werden dabei sowohl leichte als auch schwierige Objekte ausgewählt, welche
nach Schwierigkeitsgrad sortiert sind. Wie schwer ein Objekt letztlich ist, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab, vor allem der Himmelsqualität, der Teleskop-Öffnung und der persönlichen Erfahrung.
Zu jedem Objekt werden die wichtigsten Informationen in Kurzform und gegebenenfalls ein DSS-Bild (Digitized Sky Survey) angegeben. Des Weiteren ist eine Karte, erstellt mit der freien Software Cartes du Ciel (Skychart), für die
Übersichtskarte der Objekte für Skyguide 2016-4
Karte erstellt mit Cartes du Ciel VdS-Journal Nr. 60
Deep Sky
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grobe Orientierung vorhanden, welche Sterne bis zu einer Größenklasse von ca. 8,0 mag zeigt. Telradkreise (0,5 Grad ; 2 Grad ; 4 Grad ) auf der Karte markieren die Position des Objekts. Im Allgemeinen empfehlen wir
aber, eigene Aufsuchkarten zu erstellen. Die visuelle Beschreibung des Objekts basiert weitestgehend auf eigenen Beobachtungen und soll lediglich als Anhaltspunkt dienen.
M 50 (NGC 2323)
Typ:
Offener Sternhaufen
Sternbild:
Mon
Koordinaten (2000.0): Rektasz. 07h 02m 47,50s
Dekl. +08 Grad 20' 16,0''
Helligkeit:
5,9 mag
Winkelausdehnung: 16' x 16'
Messier 50 gilt mit einem Alter von rund 100 Millionen Jahren zwar schon als komplett entwickelt, ist aber dennoch vergleichsweise kompakt. Mit zunehmendem Alter dehnen sich Offene Sternhaufen immer mehr aus. Es ist meist nicht ausreichend Masse vorhanden, um die Sterne gravitativ aneinander zu binden. Entdeckt wurde der Sternhaufen übrigens zweimal: Im Jahr 1711 vom französischen Astronomen Giovanni Domenico Cassini und unabhängig davon im Jahr 1772 von Charles Messier. Letzterer war ebenfalls ein französischer Astronom, welcher den bekannten Messier-Katalog, heute bestehend aus 110 Objekten, erstellte. Für die visuelle Beobachtung von Messier 50 reicht ein Fernglas aus, wobei der Sternhaufen mit größerem Instrument besser aufgelöst wird und mehr Sterne zeigt. Insgesamt handelt es sich um einen hellen, recht auffälligen Sternhaufen.
1 M 50 im DSS M 50 im DSS
NGC 2261 (H 4.2, Hubbles Veränderlicher Nebel)
Typ:
Heller Nebel
Sternbild:
Mon
Koordinaten (2000.0): Rektasz. 06h 39m 10,0s
Dekl. +08 Grad 45'
Helligkeit:
9 mag
Winkelausdehnung: 2' x 1'
Ein ziemlich bekannter Reflexionsnebel ist NGC 2261, welcher vom Stern R Monocerotis beleuchtet wird. Der Name des Nebels kommt vor allem durch die Variabilität seiner Helligkeit und Form, wobei sich insbesondere Details im Inneren des Nebels über die letzten Jahre hinweg verändert haben. Ausgehend von den letzten Jahren kann hier von einem hellen, aber kleinen Nebel gesprochen werden. Ein Teleskop mit 4 Zoll Öffnung zeigt den Nebel unter ländlichen Bedingungen ohne Probleme als kleine Aufhellung. Bereits mit 8 Zoll Teleskopöffnung werden erste Details sichtbar. Der Nebel offenbart einfach seine kometenartige Form sowie eine stellare Aufhellung am Südende. Ob es sich dabei um R Monocerotis oder doch nur um eine starke Verdichtung von Staub handelt, ist allerdings unklar.
2 NGC 2261 im DSS
VdS-Journal Nr. 60
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Deep Sky
NGC 2237-39 & NGC 2246 (Rosettennebel)
Typ:
Heller Nebel
Sternbild:
Mon
Koordinaten (2000.0): Rektasz. 06h 32m
Dekl. +05 Grad 00'
Helligkeit:
6 mag
Winkelausdehnung: 80' x 60'
Der Rosettennebel ist ein aktives Sternentstehungsgebiet, wobei der Nebel vom zentralen Sternhaufen NGC 2244 zum Leuchten angeregt wird. NGC 2244 selbst ist mit einer visuellen Gesamthelligkeit von 4,8 mag bereits mit bloßem Auge unter halbwegs dunklem Himmel sichtbar. Das Zentrum direkt um den Sternhaufen ist dabei fast frei von Nebel. Der Rosettennebel ist historisch bedingt in mehrere Regionen gegliedert, wodurch er mehrere Katalogeinträge umfasst. Für die erfolgreiche Beobachtung ist die Teleskop-Öffnung nicht so entscheidend. Bereits im Fernglas kann der Nebel als rundliche Aufhellung gesehen werden. Ein dunkler Himmel ist von großem Vorteil. Nebelfilter wie der UHC- oder [OIII]-Filter helfen sehr. Mit 8 Zoll Teleskopöffnung lässt sich wunderbar die unregelmäßige Form mit vielen Hell-Dunkel-Verläufen beobachten.
3 Rosettennebel im DSS
NGC 2346 (PK 215+3.1, H 4.65)
Typ:
Planetarischer Nebel
Sternbild:
Mon
Koordinaten (2000.0): Rektasz. 07h 09m 22,52s
Dekl. +00 Grad 48' 23,6''
Helligkeit:
11,6 mag
Winkelausdehnung: 1,0' x 0,9'
NGC 2346 ist ein bipolarer Nebel, dessen Zentralstern V651 Monocerotis ein spektroskopischer Doppelstern mit einer Umlaufzeit von knapp 16 Tagen ist. Neben der besonderen Form ist vor allem der Zentralstern von großem wissenschaftlichem Interesse, da dieser im Jahre 1981 ungewöhnliche Helligkeitsschwankungen zeigte, die durch vorbeiziehende Staubwolken verursacht wurden.
Aufgrund seiner Form wird er auch als ,,Butterfly Nebula" (Schmetterlingsnebel) oder ,,The Hourglass" (Sanduhr) bezeichnet. Visuell kann unter ländlichem Himmel schon mit 4 Zoll Teleskopöffnung der Nebel als kleine, nichtstellare Aufhellung gesehen werden. Nebelfilter helfen bei der Sichtung. Bei schwacher Vergrößerung kann der Nebel allerdings auch leicht für einen Stern gehalten werden. Mit 8 Zoll Teleskopöffnung ist der ca. 11 mag helle Zentralstern einfach zu sehen. Der Nebel selbst erscheint rund bis leicht oval mit abfallendem Rand.
4 NGC 2346 im DSS
VdS-Journal Nr. 60
Kleinplaneten
49
vdB 87
Typ:
Heller Nebel
Sternbild:
Mon
Koordinaten (2000.0): Rektasz. 07h 00m 34,5s
Dekl. +08 Grad 51' 50,0''
Helligkeit:
8,8 mag
Winkelausdehnung: 3' x 3'
Nur 40' südwestlich von Messier 50 befindet sich dieser recht unbekannte, aber aus unserer Sicht interessante Reflexionsnebel, welcher von 2 mittelhellen Sternen dominiert wird. Der Nebel soll auch Emissionsanteile enthalten. Unsere bisherigen Beobachtungen beschränken sich auf 4 Zoll Teleskopöffnung, wo lediglich ein ,,unscharfer" Stern gesehen werden konnte. Etwas höhere Vergrößerung zeigte eine weitere, stellare Aufhellung. Ob und wie gut sich dieser Nebel beobachten lässt, werden weitere Unternehmungen zeigen. Laut dem ,,Interstellarum Deep Sky Atlas" (von Ronald Stoyan und Stephan Schurig) soll eine Sichtung ab 8 Zoll Teleskop-Öffnung unter gutem Landhimmel möglich sein. Wir sind gespannt, freuen uns aber auch über kurze Berichte Eurerseits, selbst wenn nichts zu sehen war.
5 vdB 87 im DSS
Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten
von Gerhard Lehmann
Die FG Kleine Planeten der VdS führte im vergangenen Jahr ihre 19. Kleinplanetentagung in der traditionsreichen Archenhold-Sternwarte in Berlin durch. In diesem VdS-Journal für Astronomie lesen Sie den dazu gehörenden Tagungsbericht, der wie immer von Markus Griesser von der Eschenberg Sternwarte in Winterthur/Schweiz [1] verfasst wurde.
Freuen können sich alle Vereinsmitglieder der Sternwarte Gahberg in Österreich [2]. Unser FG-Mitglied Richard Gierlinger hat den von ihm am 18. August 2007 auf seiner Sternwarte Gaisberg [3] entdeckten Kleinplaneten 2007 QJ3 nach seiner Nummerierung in (431436) Gahberg benannt. Eine sehr schöne Geste unter Sternfreunden. Aber nicht nur das. Markus Blauensteiner hat den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko gemeinsam mit NGC 3628 auf der Sternwarte Gahberg fotografiert. Lesen Sie dazu den Artikel ,,Kosmische Begegnungen" in diesem Heft.
Aber in diesem Heft lesen Sie auch von der Wiederentdeckung des Kometen P/2010 N1 (WISE). Was diese Wiederentdeckung mit einem Kleinplaneten gemeinsam hat, können Sie im Artikel von Erwin Schwab nachlesen. Amateurastronomie kann sehr spannend sein, aber mehr will ich nicht verraten.
Ein sehr komfortables Werkzeug für die Astrometrie, z. B. von Kleinplaneten und Kometen, stellt das Programm ASTROMETRICA von Herbert Raab dar. Lesen Sie hierzu den zweiten Teil ,,Astrom etrie mit Astrometrica" von Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg. Abschließend möchte ich Sie ganz herzlich zur 20. Kleinplanetentagung vom 9.-11. Juni 2017 in die Sternwarte Leiden in den Niederlanden einzuladen. Im gleichnamigen Artikel geben wir Ihnen weitere Informationen.
Wenn Sie Lust bekommen haben, vielleicht auch einmal Kleinplaneten zu
(431436) Gahberg = 2007 QJ3
Discovered 2007 Aug. 18 by R. Gierlinger at Gaisberg.
Gahberg is a 864-m-mountain close to the Alps, located near Weyregg on the lake Attersee. Since 1970, astronomers have used this mountain for observations. In 1988, an observatory was built, by the Astronomischer Arbeitskreis Salzkammergut Club. The Gahberg observatory is a center for astrophotography in Europe.
beobachten, dann sind Sie herzlich eingeladen. Als Mitglied in der FG Kleine Planeten werden Sie Gleichgesinnte treffen und von den Erfahrungen der anderen profitieren.
Internetlinks: [1] Homepage Eschenberg Sternwarte:
www.eschenberg.ch/ [2] Homepage Sternwarte Gahberg:
www.astronomie.at/ [3] Homepage Sternwarte Gaisberg:
http://observatorium.at/
VdS-Journal Nr. 60
50
Kleinplaneten
Berlin empfing die Kleinplanetler zum vierten Mal
von Markus Griesser
Sven Andersson und seine Kollegin Martina Haupt konnten als Vertreter der Organisatoren der Archenhold-Sternwarte erneut gut 50 Sternfreunde aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz begrüßen, darunter viele bekannte Gesichter, die sich schon seit Jahren immer wieder im Juni zum Meeting einfinden und das Beisammensein mit Gleichgesinnten genießen. Und es war bereits die vierte Kleinplanetentagung, die Gastrecht in der altehrwürdigen Archenh old-Sternwarte in BerlinTreptow hatte.
Mitgefühl für einen verunfallten Freund Gerhard Lehmann, der langjährige Leiter der Fachgruppe, verwies in seiner Begrüßung auf die seit Jahren anhaltende Tradition und gab auch seiner Freude Ausdruck, dass bereits nächstes Jahr die 20. Fachtagung stattfinden wird - und zwar diesmal in den Niederlanden. Noch vor einem Jahr in Essen hatte Harrie Rutten, der weltweit anerkannte Optikfachmann und immer fröhliche Sternfreund aus den Niederlanden, voller Zuversicht zur übernächsten Tagung nach Leiden in seine Heimat eingeladen. Doch im vergangenen Frühling wurde er Opfer eines schweren Verkehrsunfalls mit massiven gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Rolf Apitsch aus dem Schwarzwald hatte den Freund kürzlich in seinem Heim besucht und brachte nun einen Video-Clip mit einer bewegenden Grußbotschaft von diesem Treffen mit.
- Alles Gute, lieber Harrie, und die besten Genesungswünsche auch von dieser Stelle aus! - Und Du weißt ja: Sternfreunde kennen ganz besonders auch ihre Freunde auf der Erde, denn die kreisen auf leicht berechenbaren Bahnen ... :-)
Gerhard Lehmann würdigte in seinem Eintrittsreferat die große Arbeit der Fachgruppe mit vielen Zahlen und bunten Statistiken. Aktuell zählt die Gruppe 95 Mitglieder aus Deutschland, Österreich, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz, was im Vergleich zum Grün-
VdS-Journal Nr. 60
1 Teilnehmer der 19. Kleinplanetentagung, zu Gast in der Archenhold-Sternwarte in
Berlin. Bildautor: Gerhard Dangl
dungsjahr 1997 eine Verdreifachung bedeutet - 65 Prozent davon sind auch Mitglied in der VdS. Bis zum April dieses Jahres lieferten die FG-Mitglieder insgesamt 358.729 Positionsbestimmungen ab, wobei sich in der jahreszeitlichen Verteilung dieser regen Aktivitäten deutlich und auch nicht unerwartet ein ,,Sommerloch" abzeichnet.
Wie fleißig die Sternfreunde in der Entdeckung und Benennung von Asteroiden sind, zeigte der Referent dann in einer nach Kategorien gegliederten Namensliste. Leider musste er aber darauf hinweisen, dass mit den neuen Regeln und den großen Surveys, die heute Nacht für Nacht im Einsatz stehen, auch die ,,Goldgräberstimmung" früherer Jahre bei unseren Amateuren vorüber ist. Amateure tun sich heute schwer mit Neufunden und haben erst recht große Probleme, die Priorität allfälliger Erstsichtung dann auch behalten zu können.
Vesta und Ceres im Visier Katharina Otto, Fachwissenschafterin im nahen Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin, gab mit einer tollen Präsentation und vielen neuen Aufnahmen einen vertieften Einblick in die Erforschung von Vesta und Ceres
und erzählte auch von vielen neuen Erkenntnissen, die sich mit der Mission der im Herbst 2007 gestarteten US-Sonde ,,Dawn" ergeben haben.
Der 1801 entdeckte, rund 950 km große Zwergplanet Ceres besteht zum Teil aus Wassereis und unterscheidet sich damit grundlegend von der 1804 entdeckten Vesta, die mit ihrem Durchmesser von 525 km eher als trocken und wüstenähnlich gilt. Auf der Erde gefundene Achondrite, die dem Asteroiden aufgrund von Spektren zugeordnet werden können, bestätigen diesen Befund.
Die Billigmission ,,Dawn" erforschte in den Jahren 2011/12 zuerst die Vesta, um die sie rund ein Jahr lang kreiste. Es folgte dann der Weiterflug zur Ceres, die sie 2015 erreichte. Der Missionsabschluss ist auf Ende 2016 geplant. Nur drei Instrumente sind an Bord, darunter eine vom DLR entwickelte Kamera, die mit ihren sieben Farbfiltern wichtige Beiträge leistet bei der Analyse der Planetenoberflächen. Ihr Auflösungsvermögen erreichte rund 20 Meter pro Pixel.
Mit vielen beeindruckenden Bildern erläuterte Katharina Otto die faszinierenden Oberflächendetails, beispielsweise
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52
Kleinplaneten
die beiden riesigen Krater Rheasilvia und Venenaia beim Südpol der Vesta oder den berühmten Krater Haulani mit dem hellen Zentralberg auf der Ceres. Dass einzelne Fachwissenschafter auch sehr wohl mit noch anderen Talenten ausgestattet sind, zeigte die junge Forscherin mit zwei Video-Clips der Mission Dawn, die ein Kollege von ihr, der gleichzeitig auch Musiker ist, mit passender Musik unterlegt hatte.
Gleich zwei Jubiläen in Siegen Harald Bill berichtete in seinem Referat von den regen Aktivitäten, die Sternfreunde in Siegen seit 40 bzw. 10 Jahren entfalten. Dabei geht es nicht nur um Beobachtungen an Kleinplaneten und Kometen der Sternwarte Siegen (Stationscode 510), sondern auch um erfolgreiche Aktivitäten in den NEAT-Datensätzen (Code 644) sowie um Remote-Beobachtungen an der Station Tzec Maun (H10) und die Mitarbeit im ESA-Programm TOTAS (J04).
Der Kleinplanet (386) Siegena ist am 1. März 1894 von Max Wolf entdeckt und von Prof. Kreutz nach seiner Heimatstadt benannt worden. Obwohl die Beobachtungen in Siegen selber erst viel später begannen, stellten sich doch immer wieder hübsche Erfolge ein. So gelang beispielsweise im Jahre 2008 am Asteroiden (747) Winchester die Beobachtung einer Sternbedeckung. Im gleichen Jahr verlief in den Datensätzen von NEAT am Kleinplaneten 2004 RA84 eine erste PreCovery mit positivem Resultat. Und 2009 wurde an 2009 BD58 mit einer Lichtkurve nachgewiesen, dass es sich um einen Fast-Rotator handelt. Vier vermeintliche Neusichtungen im Jahr 2011 wurden von Surveys weggelinkt - ein Schicksal, das manchem Fachgruppen-Mitglied seit den Änderungen der Entdeckungsregeln im Jahr 2010 sehr bekannt sein dürfte. Immerhin gelang es dann 2013 einem Sternfreund aus Siegen, in Aufnahmen von TOTAS einen ersten erdnahen Asteroiden zu finden.
Vom Postsekretär zum gefeierten Astronomen In einem sehr lebendigen und farbigen Referat und mit großer Sachkenntnis berichtete Konrad Guhl von der Archenhold Sternwarte über das bewegte Leben von Karl Ludwig Henke (1793-1866). Den
VdS-Journal Nr. 60
2 Prof. Dr. Herrmann im Gespräch mit Konrad Guhl und Sven Andersson
(von links nach rechts). Bildautor: Gerhard Dangl
Ausführungen des Referenten lag auch ein konkretes Jubiläum zugrunde: 2016 jährt sich der Todestag des Astronomen, der im damals preußischen Driesen (heute Drezdenko in Polen) gewirkt hat, zum 150. Mal. Der Referent berichtete von einer Gedenktafel, die seit dem 28. Oktober 2015 am Haus von Henke zweisprachig an ihn und seine Entdeckungen erinnert. Er war von den polnischen Behörden zur Enthüllung dieser Tafel eingeladen worden und kam dabei auch in Kontakt mit etlichen Nachkommen des Astronomen.
Karl Ludwig Henke startete seine Karriere als 14-jähriger Lehrling im Postamt Driesen, trat dann ins Yorksche Freikorps ein, wurde im Kampf gegen die napoleonischen Truppen erheblich verwundet und kehrte danach wieder ins zivile Leben zurück. Ab 1817 nahm er seine Arbeit als Postsekretär in verschiedenen preußischen Postämtern auf. Per 1. Oktober 1837 ging er - erst 45-jährig - in Pension. Von seinem Haus in Driesen aus widmete sich Henke in den folgenden Jahren und mit großer Leidenschaft bis zu seinem Tod am 21. September 1866 der Astronomie.
Begonnen hatte die himmlische Leidenschaft des Postbeamten bereits 1822 mit dem Kauf eines Teleskops, mit dem er sich dann ab 1830 als klassischer Amateurastronom der Suche nach Kleinplaneten widmete. Nahe bei der Vesta fand er am
8. Dezember 1845 vom Dachfenster seines Wohnhauses aus den Asteroiden (5) Astraea, was fast vierzig Jahre seit dem letzten Asteroidenfund weit über die Fachwelt hinaus als veritable Sensation galt. Selbst der preußische König wurde auf seinen ehemaligen Postbeamten aufmerksam, belohnte den Ratsmann und nun erfolgreichen Himmelsbeobachter mit 300 Talern Pensionszuschuss und zeichnete ihn außerdem mit dem Roten Adlerorden aus. Auch Frankreich ließ sich da mit einer Zuwendung von 635 Talern nicht lumpen und doppelte ebenfalls mit einer Ordensverleihung nach. Solchermaßen beflügelt stolperte Henke am 1. Juli 1847 über einen weiteren Kleinplaneten, (6) Hebe, und wurde diesmal sogar mit einem EhrendoktorTitel belohnt. Doch die wohl schönste Auszeichnung für ihn war das Vertrauen der Preußischen Akademie in die Anfertigung eines weiteren Kartenblattes der berühmten Akademischen Sternkarten, die ja u. a. bei der Entdeckung des Neptuns eine wichtige Rolle spielten. Henke durfte - wohlverstanden: als einziger Amateurastronom - das Blatt ,,Hora20" anfertigen, das er dann 1851 ablieferte.
Henkes Teleskop ist übrigens heute im Besitz der Archenhold-Sternwarte. Es wurde in den 1930er-Jahren dem Sohn des Gründers und damaligen Leiters der Sternwarte, Günter Archenhold, geschenkt und überlebte auf abenteuerliche
Weise die Wirren und Schäden des Zweiten Weltkriegs. Es ist heute ein Prunkstück in der reichhaltigen Sammlung der Berliner Sternwarte.
Beobachten, Entdecken und Spekulieren in der Astronomie In einem rhetorisch und inhaltlich herausragenden Referat und mit angenehm wenigen PowerPoint-Folien berichtete Prof. Dr. Dieter B. Herrmann, der Altmeister in der Geschichte der Astronomie, über den Disput zwischen dem Naturphilosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel (1770-1831) und den Anhängern der Titius-BodeReihe, die zum Beginn des 19. Jahrhunderts unweigerlich zur Entdeckung des ersten Kleinplaneten geführt hätte. Doch bekanntlich ist Giuseppe Piazzi dieser mit einer Beobachtungskampagne sorgfältig aufgegleisten Suche mit seinem Zufallsfund der Ceres in der Neujahrsnacht 1801 zuvorgekommen.
In seiner ,,Dissertatio" stellte Hegel die kühne erkenntnisphilosophische Behauptung auf: ,,Es gibt nur sieben Planeten!" und begründete diese Annahme ähnlich wie seine Kontrahenten aus dem Lager von Titius-Bode mit einer ziemlich abenteuerlich zurechtgebogenen Zahlenreihe, die aber eben keine Lücke zwischen Mars und Jupiter vorsah. Die kühne und reichlich provokativ formulierte Behauptung des selbstbewussten Philosophen fand rasch das Missfallen der damals führenden Astronomen rund um Zach, Olbers und Bessel, tatkräftig in ihren Zweifeln unterstützt durch den großen Mathematiker Carl Friedrich Gauß. Vor allem Letzterer sandte immer wieder ziemliche Spitzen in Richtung des Philosophen, der sich für die Astronomen allmählich zur ,,Persona non grata" entwickelte.
Heute sieht man diesen damals mit Leidenschaft geführten Disput gelassener: Intuitives und spekulatives Wissen sind in der heutigen Forschung wichtige Techniken in der Erkenntnisgewinnung, was der Philosoph Immanuel Kant bereits in seiner Naturerkenntnis formulierte und u. a. die großen Physiker Niels Bohr und Albert Einstein auch in ihren Arbeiten immer wieder tatkräftig bewiesen. Trotzdem lastet bis heute ein Schatten über dem Namen Hegels, obwohl die IAU bekanntlich im August 2006 die Zahl der Planeten auf acht reduziert hat. Sein Ruhm als wichtigster Vertreter des deutschen Idealismus in der Geschichte der Philosophie ist ungebrochen. Prof. Herrmann beschloss seine spannenden Ausführungen mit dem Hinweis, dass Hegel auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof unweit der Sternwarte ein Berliner Ehrengrab bekommen hat.
Ungereimtheiten in der Datenbank des MPC Gerhard Lehmann, der neben seiner Lehrtätigkeit und vielen weiteren Engagements in der Astronomie auch gerne eigene Computer-Programme schreibt, hat die große Datenbank des Minor Planet Center, die MPCORB, mal genauer unter die Lupe genommen. Am Stichtag 25. März 2016 enthielt der für uns Kleinplanetenbeobachter so wichtige Datensatz rund 710.000 Kleinplaneten und beanspruchte in dekomprimierter Form stolze 142 Megabyte Speicherplatz.
Aber eben: Immer wieder gibt es in MPCORB auch Ungereimtheiten: So fand Gerhard im vergangenen Frühjahr gleich mehrmals Doppeleinträge. Und am 1. Juni 2016 wiesen die Datensätze nicht weniger als 432 Objekte mit Bahnbögen von 0 Tagen aus. Gerhard berichtete auch von neuen Zuordnungen: So gibt es unter den NEOs neu die kleine Gruppe der Atiras, deren Bahn vollständig innerhalb der Erdbahn verläuft.
Ein Kleinplanet entpuppt sich als Veränderlicher Mit Rolf Apitsch berichtete einer der fleißigsten Beobachter der Fachgruppe über einige herausragende Ereignisse der letzten Zeit. Dazu gehört auch die Benennung des Asteroiden (233880) Urbanpriol, den Rolf im Jahr 2008 entdeckt und im April 2015 nach dem unterfränkischen Comedian Urban Priol benannt hat. Der solchermaßen Geehrte habe sich über diese Benennung sehr gefreut, berichtete der Referent, was nach seinen früheren Erfahrungen mit anderen Benennungen alles andere als selbstverständlich ist.
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Kleinplaneten
Weiter erzählte Rolf Apitsch von seinem Apollo-Asteroiden 2009 CV, der im Oktober 2015 von Dave Tholen mit großen Teleskopen von Hawaii aus beobachtet worden ist. Der Grund, dass sich auch Profis mit diesem Brocken befassten, liegt offenbar bei der NASA, die den Asteroiden in eine Liste ,,leicht erreichbarer Ziele" aufgenommen hat. Ende Juni/Anfang Juli ist der Erdkreuzer übrigens erneut von Hawaii (Station 568) aus vermessen worden.
Bei seinen eigenen Beobachtungen stieß unser Sternfreund vor einer Dunkelwolke aus dem Barnard-Verzeichnis in mehrstündigen Additionen auf mehrere neue Objekte, darunter auch eines, das seine Helligkeit markant änderte. Doch der vermeintliche Fast-Rotator entpuppte sich in einer vertieften Auswertung als bisher noch nicht bekannter kataklysmischer Veränderlicher, den Rolf dann an die zuständige Veränderlichen-Organisation weitergemeldet hat: Ein schönes Beispiel dafür, dass fleißige Beobachter auch heute noch mit einem unerwarteten Geschenk überrascht werden können.
Einstieg in die Fotometrie Aus der kleinen Delegation von niederländischen Sternfreunden berichtete Henk de Groot von seinen schwierigen fotometrischen Beobachtungen am stark aufgehellten holländischen Firmament, denen er sich seit Anfang 2015 widmet. Nach anfänglichen Misserfolgen gelang mit dem Asteroiden (1460) Haltia der Durchbruch: Endlich wurde in den stundenlangen Beobachtungen und den anschließenden Helligkeitsbestimmungen eine Lichtkurve sichtbar, aus der dann auch eine Rotationszeit abgeleitet werden konnte. In engem Kontakt mit Raoul Behrend vom Observatoire de Genve tastete sich der Referent langsam an seine ersten brauchbaren Messungen heran und verwendete dazu die Software ,,Iris". Henk will auch in Zukunft dranbleiben und hat sich nun für die weiteren Beobachtungen das professionelle Messprogramm ,,Prisma" gekauft.
Auf der Spur von schnellen Erdbahnkreuzern Mit Gerhard Dangl berichtete ein weiterer leidenschaftlicher Sternfreund und übrigens der einzige Vertreter aus Öster-
reich über seine erstaunlichen Erfolge bei der Beobachtung schneller Erdbahnkreuzer aus der NEO Confirmation List. Gerhard wohnt zwar mit seiner Station C47 in Nonndorf im noch recht dunklen Österreichischen Waldviertel, doch ist sein übrigens nicht einmal fix montiertes Equipment mit einem 254-mm/ 1.200-mm-Reflektor auf einer Skywatcher-Montierung äußerst bescheiden. Doch der technisch sehr versierte Sternfreund verfolgt mit viel Geduld und langen Belichtungsreihen selbst sehr schwache Objekte hart an der 20. Größenklasse und liefert auch dank seines selbstgebauten Exposure Time Analyzers stets Messungen mit nur kleinen Residuals ab. Gerhard dokumentierte seine wertvollen Beiträge an insgesamt 16 neu gefundenen Objekten aus der NEOCP.
Fünf Jahre Asteroidensuche mit Schulkindern Mit Carolin Liefke eröffnete am Sonntagmorgen die zweite Profi-Astronomin den bunten Vortragsreigen. Sie hatte 2010 in Heppenheim von einem Projekt berichtet, in dem Schulkinder unter Anleitung Aufnahmen von Pan-STARRS PS 1 nach
Interview mit Gerhard Lehmann zur 19. KP-Tagung in Berlin
Du führst in der VdS seit bald 20 Jahren die Fachgruppe Kleinplaneten. Was fasziniert Dich persönlich noch heute an den kosmischen Kleinkörpern? Das Faszinierende an ihrer Beobachtung ist, wissenschaftlich wertvolle Daten bezüglich ihrer astrometrischen Position und ihrer scheinbaren Helligkeit zu liefern.
Und wie sind die Beziehungen der Amateure zum Minor Planet Center? Das Minor Planet Center in den USA schätzt die Beobachtungen der weltweit beobachtenden Amateure. Aber es sind Profis, die nicht immer auf die Wünsche und Anregungen der Amateure eingehen können.
Was hat sich in diesen zwei Jahrzehnten verändert? In der Fachgruppe? Technisch? Der technische Fortschritt hat auch hier deutliche Spuren hinterlassen. Keiner arbeitet mehr fotografisch mit einem Film. Der CCD-Chip hat ihn überflügelt. Auch die Kommunikation untereinander und die Datenbeschaffung wurden durch das Internet revolutioniert. Leider ist die Goldgräberstimmung bei den Neuentdeckungen von Kleinplaneten durch einzelne Amateure vorbei.
In der Fachgruppe gibt es zahlreiche Beobachter, die sowohl in der Astrometrie als auch auf anderen Gebieten eine hervorragende Arbeit leisten. Wie ist das Verhältnis zwischen diesen ambitionierten Sternfreunden und den professionellen Astronomen? Wenn sich Kontakte ergeben, dann münden diese in den meisten Fällen in einer fruchtbaren Zusammenarbeit, von denen beide Seiten profitieren.
Was schätzt Du an Deiner Fachgruppe ganz besonders? Die Mitglieder der FG sind hochmotiviert und haben den Anspruch, sich ständig weiter zu entwickeln. Der persönliche Kontakt untereinander, z. B. auf den Tagungen der FG, ist herzlich und durch nichts zu ersetzen. Über die schon erwähnten Jahre haben sich viele persönliche Freundschaften länderübergreifend ergeben.
Nächstes Jahr findet die 20. Kleinplanetentagung statt, diesmal sogar in den Niederlanden. Wie wird sich die Arbeit der Fachgruppe in der Zukunft entwickeln? Wie sich die Arbeit der FG entwickeln wird, ist kaum vorherzusagen. Aber der Einzelbeobachter wird seltener werden. Die Zukunft liegt in einer gemeinsamen Beobachtung an Remote-Teleskopen, welche sich an klimatisch vorteilhafteren Standorten befinden. Trotzdem sollten wir nicht vergessen, dass wir nur ein Hobby betreiben.
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neuen Kleinplaneten absuchten. Herbert Raab stellte dafür sein bewährtes Programm ,,Astrometrica für Windows" unentgeltlich zur Verfügung, wobei es bei der Einbindung dieser bewährten Auswerte-Software in die Schul-Netzwerke manch böse Überraschung gab.
Carolin berichtete von mancherlei weiteren Problemen, die zum Teil auch mit der internationalen Zusammenarbeit zusammenhingen. Aber unterm Strich waren die teilnehmenden Gruppen aus deutschen Schulen doch auch recht erfolgreich: Aus insgesamt 17 Kampagnen, an denen sich in den Jahren von 2010 bis 2016 immerhin 167 Schülergruppen aus Deutschland beteiligten, resultierten rund 2.100 One Night Stands und stolze 230 Designations, darunter eine für einen TNO.
Das einzig Ärgerliche in dieser schönen Erfolgsreihe ist die Tatsache, dass noch kein einziger dieser von Schülern entdeckten Asteroiden nummeriert worden ist. Die Referentin erwähnte hier als Beispiel den 2011 FY88, von dem inzwischen Beobachtungen aus 8 Oppositionen bei U = 0 vorliegen. Aber eben: Die längst überfällige Vergabe einer Nummer gehört in jene endlose Reihe von Rätseln, mit denen wir aktiven Kleinplaneten-Beobachter eigentlich schon lange und immer wieder konfrontiert sind. Möglicherweise hängt dies ganz einfach mit der chronischen Überlastung der Leute am MPC zusammen - ärgerlich bleiben diese Ungereimtheiten gleichwohl ...
Eisige Zwerge jenseits der Neptunbahn Dieses Thema nahm Konrad Guhl in seinem zweiten Referat auf. Den Mitgliedern der International Occultation Timing Assaciation (IOTA-ES) ist es vorbehalten, bei Sternbedeckungen mit äußerst preisgünstigen Methoden die Existenz von Atmosphären und Ringen bei diesen weit entfernten Objekten nachzuweisen. Im Unterschied zu teuren Spektroskopen oder gar Raumsonden braucht es dazu lediglich ein Teleskop, eine Kamera und einen präzisen Zeitgeber. Und die Ergebnisse sind erstaunlich verlässlich.
Die Sternwarte Leiden in den Niederlanden Wim Nobel und seinem Kollegen blieb es dann vorbehalten, im abschließenden Referat auf die Sternwarte Leiden in den Niederlanden und damit auf den für die 20. Kleinplanetentagung vorgesehen Ort im Juni 2017 zu verweisen.
Offenbar stammt der Name des Ortes vom niederländischen Wort ,,Leithon", was ,,Am Wasser" bedeuten soll. Die Stadt wurde 1121 gegründet und erhielt durch Wilhelm von Oranien bereits 1574 eine Universität, an die 1633 eine Sternwarte angegliedert wurde - übrigens die erste Universitätssternwarte der Welt! 1861 wurde eine neue Sternwarte gebaut, wobei u. a. die damals sehr populären MarsBeobachtungen im Vordergrund standen. Dafür stand allerdings nur ein 6-ZollRefraktor zu Verfügung. Doch trotz der eher bescheidenen Ausstattung brachte das Observatorium Leiden immer wieder Astronomen von Weltrang hervor, unter ihnen Frederik Kaiser, Willem de Sitter, Ejnar Hertzsprung und Jan Hendrik Oort. Für uns Kleinplanetler von besonderem Interesse waren aber zweifellos der auf Palomar wirkende Tom Gerehls (1925-2011) und das Ehepaar van Houten, die mit ihrem Palomar-Leiden-Survey Astron omie-Geschichte geschrieben haben. Die aus Berlin stammende Ingrid van Houten war unseren Sternfreunden aus der Fachgruppe ganz besonders gewogen. Sie verstarb im vergangenen Jahr.
1974 wurden vom Institut nahe bei der alten Sternwarte neue Räumlichkeiten bezogen. Die alten Gebäude gelten als Denkmal, wobei sich eine 60-köpfige Arbeitsgemeinschaft um die Instandhaltung insbesondere der Instrumente kümmert.
Unsere niederländischen Freunde freuen sich, möglichst viele Fachgruppenmitglieder vom 9. bis zum 11. Juni 2017 in Leiden begrüßen zu dürfen. Vorgesehen ist am Montag auch ein Ausflug zur ESA-Zweigstelle, an der ja auch unser Kollege Detlev Koschny als Fachgruppenleiter für NEOs wirkt.
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Kleinplaneten
Einladung zur
20. Kleinplanetentagung
von Harrie Rutten
Die DMPA, Dutch Minor Planet Association, oder auf Deutsch die Fachgruppe ,,Kleine Planeten" in den Niederlanden lädt zur Kleinplanetentagung 2017 nach Leiden in die frisch renovierte Sternwarte ein.
Harrie Rutten hatte im Jahre 2004 die 7. Kleinplanetentagung in der Walter-Hohmann-Sternwarte in Essen rein zufällig besucht und war sehr beeindruckt von den Aktivitäten der Fachgruppe Kleine Planeten in Deutschland. Zitat Harrie: ,,Das muss es in den Niederlanden auch geben". Und es hat geklappt. So wurde die Fachgruppe von Harrie Rutten gemeinsam mit Erik Bellaard und Niek de Kort daraufhin gegründet. Zwar sind die meisten Mitglieder nicht im Besitz von größeren Teleskopen, aber jeder ist in seiner Weise aktiv.
Wie ist die Planung für die Kleinplanetentagung 2017 in Leiden? Sie findet vom 9.-11. Juni 2017 in der Sternwarte Leiden statt. Am Freitagnachmittag, dem 9. Juni, und am Sonntagmorgen, dem 11. Juni, sind Führungen an der Sternwarte vorgesehen. Berühmte Leute wie Ejnar Hertzsprung (1873-1967), Jan Hendrik Oort (1900-1992), Gerard Peter Kuiper (1905-1973) und Albert Einstein (1879-1955) haben dort gearbeitet. Vor allem aber unsere Kleinplanetenexperten Cornelis Johannes van Houten (1920-2002) und seine Ehefrau Ingrid van Houten-Groeneveld (1921-2015) haben mehr als 6.000 Kleinplaneten in mühseliger manueller Kleinarbeit mit einem Blinkkomparator auf den Platten des 48-zölligen ,,Big Schmidt" auf dem Mount Palomar vermessen. Ingrid war übrigens auch bei der Gründung der DMPA am 26. Februar 2005 mit einem Vortrag dabei.
1 Die Sternwarte Leiden in den Niederlanden
Es werden Teilnehmer aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Österreich und der Schweiz erwartet. Die Tagungssprache ist Deutsch. Wenn genügend Anmeldungen kommen, werden wir am Montag, den 12. Juni, eine Exkursion zur ESA/NL mit einer Führung und einen Besuch in der ,,Space Expo ESA Niederlande" organisieren. Die Tagungsgebühr beträgt etwa 30 EUR und die Führung bei der ESA mit Space Expo wird ca. 20 EUR kosten. Wir organisieren die Übernachtung im ,,Van Der Valk Hotel Leiden". Dort werden wir am Freitag- und am Samstagabend auf eigene Kosten essen. Alles Weitere wird auf der Webseite www.dmpa.nl/HomeKPT2017.html zu finden sein.
Wir freuen uns auf viele Teilnehmer! Übrigens gibt es in Leiden auch interessante Museen, wie z. B. das Boerhaave, ein Museum für die Geschichte der Naturwissenschaften und der Medizin in Leiden. Es laden ein: Harrie Rutten, Erik Bellaard, Wim Nobel, Henk de Groot, Jan Maarten Winkel, Niek de Kort und alle Freunde der Sternwarte Leiden.
Astrometrie mit Astrometrica
- Teil 2: Astrometrische Messungen
von Carolin Liefke
Nach dem Kennenlernen der grundlegenden Einstellungen von Astrometrica in Teil 1 [5] ist es nun an der Zeit, sich der eigentlichen Kernaufgabe des Programms zu widmen - der Bestimmung der Positionen von Kleinkörpern in unserem Sonnensystem wie Asteroiden und Kometen.
Insbesondere die auf Bildern immer punktförmigen und somit von Sternen zunächst nicht zu unterscheidenden Asteroiden lassen sich nur anhand
von Bilderserien, die ihre Bewegung vor dem Sternhintergrund dokumentieren, eindeutig als solche identifizieren. Benötigt werden dazu mindestens drei Aufnahmen, denn mit nur zwei Bildern kann man sie nach wie vor leicht mit zufällig auftretenden Bildfehlern wie heißen Pixeln (hot pixel), Cosmics oder wandernden Reflexen heller Sterne verwechseln. Bei Cosmics (abgekürzt für ,,Cosmic Rays") handelt es sich um Ionisationseffekte meist durch die kosmische Höhenstrahlung, aber auch durch
die Umgebungsradioaktivität, durch die während der Aufnahme kleine, meist längliche Pixelgruppen auf dem CCDChip in Sättigung gehen.
Wie groß der zeitliche Abstand zwischen den einzelnen Aufnahmen idealerweise sein sollte, damit man die Bewegung gut mit dem Auge erkennen kann, hängt sowohl von der Brennweite des verwendeten Teleskops in Kombination mit der Pixelgröße der Kamera als auch von der Geschwindigkeit ab, mit der diese Ob-
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Kleinplaneten
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1 Ein Bildausschnitt mit der vorausberechneten Position eines bekannten Asteroiden, welcher sich im roten Quadrat befinden soll.
Letztendlich steht er etwas rechts und oberhalb der vorausberechneten Position. Im rechten Kandidatenfenster (Object Verification) ist er markiert und weitere Informationen werden in der Objektliste (Object Identification) angezeigt. Bildautorin: Carolin Liefke
jekte zum Aufnahmezeitpunkt über den Himmel ziehen. Die Eigenbewegung ist generell umso größer, je näher sich der Körper an der Erde befindet. Für Hauptgürtelasteroiden ergeben sich meist Werte zwischen 15 Minuten und einer Stunde, während sich erdnahe Objekte oft schon innerhalb weniger Minuten bemerkbar machen und auf vergleichsweise kurz belichteten Aufnahmen schon zu Strichen verzogen sein können. Umgekehrt muss man einen oder mehrere Tage ins Land gehen lassen, um die Bahnbewegung von Kuipergürtelobjekten oder dem Pluto eindeutig dokumentieren zu können.
Zu Beginn der Auswertung lädt man alle Bilder in Astrometrica und ermittelt die Plattenlösung. Verwendet man dazu statt der einfachen astrometrischen Datenreduktion (dem Knopf mit dem grünen Fadenkreuz) die automatische Objektsuche (den Knopf mit dem roten Fadenkreuz), versucht Astrometrica im Anschluss an die Datenreduktion automatisch, bewegliche Objekte in den Aufnahmen zu detektieren und schon bekannten Asteroiden und Kometen zuzuordnen. Das klappt allerdings nicht immer, bei zu großem Hintergrundrauschen ,,findet" die Routine zum Beispiel oftmals eine Reihe unechter Objekte, die in Wirk-
lichkeit nur statistische Ansammlungen hellerer Pixel sind, die zufällig an den passenden Stellen im Bild auftauchen. Auch die oben genannten Bildfehler oder die Spikes heller Sterne können zu Fehldetektionen führen. Auf der anderen Seite findet die Automatik viele schwächere Asteroiden auch einfach nicht. Eine sorgfältige manuelle Suche nach beweglichen Objekten ist der automatischen Suchroutine also immer vorzuziehen, insbesondere sollte man sich als Einsteiger nicht ausschließlich darauf verlassen. Man kann die Automatik aber natürlich später dennoch zur Überprüfung der eigenen Funde heranziehen.
Nach der astrometrischen Datenredukt ion erzeugt man mit ,,Blink current Images" eine Animation, deren Anzeige zwischen den Einzelaufnahmen wechselt, eine Art digitales Daumenkino oder wissenschaftlich gesehen ein Blinkkomparator. Es werden nun zusätzliche Knöpfe zum Steuern der Animation freigegeben, die zuvor ausgegraut waren: Analog zu den Bedienelementen eines CD-Players kann man die Animation anhalten und erneut starten bzw. nach dem Anhalten manuell zwischen den Bildern hin- und herwechseln. Bei laufender Animation hält man nun mit dem Auge nach sich bewegenden Objekten Ausschau. Oft ist es dabei
hilfreich, den Zoomfaktor höherz ustellen und das Bildfeld in einzelne Abschnitte unterteilt zu betrachten.
Entscheidend bei der Suche ist, echte von unechten Asteroiden zu unterscheiden. Es gibt vier wichtige Merkmale, die ein echtes Objekt kennzeichnen: 1. Es sieht auf den Einzelbildern wie ein
gleich heller Stern aus. 2. Es bewegt sich in der Animation
entlang einer geraden Linie. 3. Es bewegt sich mit gleichbleibender
Geschwindigkeit. 4. Seine Helligkeit bleibt in etwa gleich.
Wie überprüft man das? Abbildungen von Sternen verteilen sich über mehrere Pixel, sind (idealerweise) rund und ein Schnitt durch ihre Helligkeitsverteilung folgt einer Gaußkurve, ist also in der Mitte am hellsten und nach außen schwächer ohne scharfe Begrenzung. Sieht man nur einzelne, scharf gegen den Hintergrund abgegrenzte helle Pixel oder kleine Pixelgrüppchen, handelt es sich um Cosmics oder heiße Pixel. Die Bewegung eines Asteroidenkandidaten lässt sich leicht verifizieren, indem man ein Lineal an den Bildschirm hält und darauf achtet, ob das Objekt sich exakt entlang der Linealkante bewegt. Bei Zickzackbewegungen oder ungleichmäßigen Sprün-
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Kleinplaneten
2 Zwei Bildausschnitte aufeinanderfolgender Aufnahmen mit der vorausberechneter Position eines bekannten Asteroiden (rotes Quadrat)
und den gemessenen Positionen (fliederfarbener Kreis). Die Bewegung des Objekts ist deutlich erkennbar. Bildautorin: Carolin Liefke
gen muss es sich um ein Bildartefakt handeln. Mit etwas Übung kann man echte Asteroiden meist schnell von einem ,,falschen Alarm" unterscheiden.
Sobald man ein passendes Objekt findet, stoppt man die Animation und klickt sich mit dem ,,Forward"oder dem ,,Back"Knopf zu Bild Nummer 1 (abzulesen in der Fensterleiste der Animation) durch. Nun positioniert man das Fadenkreuz so genau wie möglich auf das Objekt und klickt es an. Daraufhin öffnet sich ein neues Fenster (,,Object Verification"), das den Bildausschnitt um den Kandidaten noch mal vergrößert zeigt und weitere Informationen wie die Helligkeit und das Signal-zu-Rausch-Verhältnis angibt. Astrometrica findet meist zuverlässig den korrekten Helligkeitsschwerpunkt innerhalb der in Frage kommenden Pixel und markiert das Objekt mit einem roten Kreis. Sollte der Kreis doch einmal danebenliegen, bricht man die Messung mit ,,Reject" ab und klickt das Objekt erneut an.
Die Frage ist nun, um welchen Asteroiden es sich handelt, oder ob man womöglich sogar ein bislang noch unentdecktes, neues Objekt aufgenommen hat. Astrometrica kann die gemessenen Positionen des Kandidaten anhand des Aufnahmezeitpunkts des Bildes mit den vorausberechneten Positionen aller Objekte in der Datenbank des Minor Planet Centers abgleichen und so bekannten Asteroiden zuordnen. Dazu klickt man auf den rechteckigen kleinen Knopf ne-
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ben dem Feld ,,Object Designation". Es öffnet sich daraufhin eine Liste (,,Object Identification") mit den nächstgelegenen bekannten Asteroiden. Gibt es in der Liste ein Objekt, dessen Abweichung in Rektaszension (dRA) und Deklination (dDe) nahe bei Null liegt und dessen Helligkeit mit dem gemessenen Zahlenwert in etwa übereinstimmt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um diesen Asteroiden handelt, siehe Abbildung 1.
Um auf Nummer sicher zu gehen, kann man in der Menüleiste ,,Known Object Overlay" auswählen, um in der Animation die vorausberechneten Positionen der bekannten Asteroiden als rote Quadrate anzeigen zu lassen. Die Beschriftung der Markierungen ist ein Kürzel, das in kompakter Form der vorläufigen Bezeichnung oder der endgültigen Nummer des Asteroiden entspricht [1]. Ein Asteroid muss sich nicht unbedingt exakt an der Position des Kästchens befinden, denn schon kleine Abweichungen und Unsicherheiten in den in der Datenbank hinterlegten Bahnparametern können bei langen Interpolationszeiträumen zu großen Abweichungen führen. Aber er sollte sich in der Animation parallel zu den Kästchen bewegen. Hat man einen Asteroiden sicher identifiziert, wählt man das Objekt in der Liste an, klickt auf ,,OK" und anschließend auf ,,Accept". Damit wird im Hintergrund auch der eigentliche Messprozess der Position abgeschlossen. Im Bild ist das vermessene Objekt nun mit einem fliederfarbenen Kreis und der Bezeichnung markiert.
Sollte tatsächlich kein passendes Objekt vorhanden sein, verlässt man das Listenfenster über ,,Cancel" und gibt eine vorläufige Bezeichnung in das leere Feld rechts neben ,,Object Designation" ein, die den Asteroiden als mögliche Neuentdeckung kennzeichnet. Anschließend klickt man auf ,,Accept". Der dabei vergebene Name darf maximal sieben Zeichen lang sein und keine Sonderzeichen enthalten. Üblich (aber nicht vorgeschrieben) sind zwei oder drei Buchstaben mit einem Kürzel des Beobachters oder des Standorts gefolgt von vier Ziffern, die man dann für jeden jemals neu entdeckten Kandidaten fortlaufend wählt.
Die Zuordnungsprozedur muss sowohl im Falle eines bekannten Asteroiden als auch bei einer Neuentdeckung mit allen weiteren Bildern wiederholt werden. Mit dem ,,Forward"-Knopf springt man zum nächsten Bild, klickt das Objekt erneut an und wählt die passende Bezeichnung aus oder vergibt denselben neuen Namen wie zuvor. Dabei sollte man darauf achten, dass keine Aufnahme übersprungen oder versehentlich doppelt vermessen wird. Befindet sich ein Asteroid in einem der Bilder unmittelbar am Bildrand oder kommt er auf einem Stern zu liegen, muss diese Messung übersprungen werden. Die Animation wird solange sorgfältig analysiert, bis man keine weiteren Kandidaten mehr erkennen kann. Die Veränderung der Position eines Asteroiden zwischen zwei Einzelbildern illustriert die Abbildung 2.
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Astrometrica speichert die Messungen direkt in dem Format, in welchem das Minor Planet Center Positionsmessungen entgegennimmt. Über den Knopf ,,View MPC Report" im Dateimenü kann man sich die Messungen anzeigen lassen (s. Abb. 3). Der MPC-Report besteht zum einen aus Kopfzeilen und zum anderen aus Einträgen mit den gemessenen Asteroidenpositionen. Die Kopfzeilen fassen die Daten zusammen, die in der Konfigurationsdatei hinterlegt sind und meist nicht mehr verändert werden müssen. Detaillierte Informationen zu den einzelnen Kürzeln finden sich auf den Seiten des Minor Planet Center [2].
Für jede vermessene Position eines Asteroiden enthält der Hauptteil des Reports eine Zeile. Ist ein Asteroid also auf drei Bildern zu sehen und vermessen worden, müssen auch drei Zeilen für diesen Asteroiden angezeigt werden. Wenn das nicht der Fall ist, ist bei der Messung etwas schiefgegangen. Jede Messung enthält eine Bezeichnung für den Asteroiden, den Zeitpunkt, zu dem er beobachtet wurde, seine Position am Himmel, gegebenenfalls seine Helligkeit und den Observatory Code als Kürzel für den Beobachtungsort. Die Position dieser Informationen innerhalb der Zeile ist dabei eindeutig festgelegt, deshalb dürfen in diesem Teil des Reports auf keinen Fall Zeichen gelöscht oder hinzugefügt werden. Das Format ist auf den Webseiten
3 Fenster zum abschließenden Überprüfen und Abschicken des fertigen MPC-Reports.
Bildautorin: Carolin Liefke
des Minor Planet Center ausführlich dokumentiert [3].
Astrometrica kann den Report direkt an das Minor Planet Center schicken, wenn man die Zugangsdaten seines E-MailAccounts im Reiter ,,Internet" in der Konfigurationsdatei hinterlegt hat. Man kann den Inhalt des Report-Fensters aber auch in sein E-Mail-Programm kopieren und die Nachricht von dort aus versenden. Wichtig ist dabei, darauf zu achten, dass man die E-Mail im reinen Textformat und nicht als HTML-Mail verschickt. Außerdem dürfen die Zeilen mit den Messungen nicht durch Zeilenumbrüche zerstückelt werden. Hat man noch keinen eigenen Observatory Code, kann man gegebenenfalls seine ersten Mes-
sungen einreichen, um einen zu erhalten. Erst wenn man einen Code zugewiesen bekommen hat, kann man auch eigene Entdeckungen einreichen [4].
Literaturhinweise und Internetlinks: [1] www.minorplanetcenter.net/iau/
info/PackedDes.html [2] www.minorplanetcenter.net/iau/
info/ObsDetails.html [3] www.minorplanetcenter.net/iau/
info/OpticalObs.html [4] www.minorplanetcenter.net/iau/
info/Astrometry.html#HowObsCode [5] C. Liefke, 2016: ,,Astrometrie mit
Astrometrica Teil 1 - Einrichtung des Programms und erste Schritte", VdS-Journal für Astronomie 59, 27
IMPRESSUM
VdS-Journal für Astronomie Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V.
Hier schreiben Mitglieder für Sternfreunde.
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Geschäftsstelle: Postfach 1169, D-64629 Heppenheim Tel: 0 62 52 / 78 71 54 Fax: 0 62 52 / 78 72 20 E-Mail: service@vds-astro.de www.vds-astro.de
Grafiken u. Bildbearbeitung: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren
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Vertrieb:
Werner Teutsch GmbH, Laudenbach
Sven Melchert, Peter Riepe. Redaktionelle Mitarbeit der VdS-Fach
gruppen-Redakteure und VdS-Mitglieder
Bezug: ,,VdS-Journal für Astronomie" erscheint viermal pro Jahr und ist im Mitglieds-beitrag von 35,- E (Europa) und 40,- E
Mitarbeit:
Eva Garbe, Elke Lawrenz
(außereurop. Länder), bzw. ermäßigt 25,- E pro Jahr enthalten
Beiträge werden erbeten an:
VdS-Geschäftsstelle, Postfach 1169, D-64629 Heppenheim und an die Redakteure der VdS-Fachgruppen (siehe Redaktionsliste).
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Kleinplaneten
Kosmische Begegnungen
von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries
Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf seiner Bahn um die Sonne weiter bewegt hat. Für viele Astrofotografen sind solche zufälligen kosmischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war.
Im VdS-Journal für Astronomie 57 haben wir auf die Begegnung des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko mit der M66-Gruppe, auch als Leo-Triplett bekannt, hingewiesen. Tatsächlich stellten uns vier Astrofotografen ihre Aufnahmen dieses kosmischen Spitzentreffens zur Verfügung. In alphabetischer Rei-
henfolge wären das Markus Blauensteiner, Werner E. Celnik, Stefan Lilge und Gerald Willems.
Der Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko, wegen des unaussprechlichen Namens von den Medien wissenschaftlich nicht exakt Tschuri (englisch Chuvy) genannt, wurde durch den Besuch der Raumsonde Rosetta weltberühmt. Die fantastischen Bilder vom Kometen und die Aufregungen um den Lander Philae bleiben wohl jedem Sternfreund in Erinnerung.
Der Komet war zum Zeitpunkt der Aufnahmen ca. 16,8 mag hell und rund 280 Mio. km von der Erde entfernt. Das bekannte Leo-Triplett, bestehend aus den Galaxien M 65, M 66 und NGC 3628, ist hingegen ca. 30 Mio. Lichtjahre von uns weg. Die Helligkeiten der Triplett-Mit-
glieder betragen zwischen 8,9 mag und 9,6 mag. Dementsprechend hell erscheinen sie gegenüber dem lichtschwachen Kometen auf den Aufnahmen.
Markus Blauensteiner [1] belichtete am 4. April 2016 rund 3,5 Stunden die Galaxie NGC 3628 in seiner Sternwarte am oberösterreichischen Gahberg. Bei der Bearbeitung fiel ihm ein schwacher Nebelstreifen auf. Rasch fand er heraus, dass es sich dabei um 67P/ChuryumovGerasimenko handelte. Wir drucken die Negativ-Version ab, da man hier die Ausdehnung des Schweifes des Kometen sowie die Gezeitenströme der Galaxie am besten sehen kann (Abb. 1). Größer und auch als Positiv-Version [2] finden Sie die Aufnahmen wie üblich in der Linkliste auf den Homepages der Bildautoren.
1 NGC 3628 und 67P/Churyumov-Gerasimenko, aufgenommen am 04.04.2016 von Markus Blauensteiner mit einem 10-zölligen Newton
(f/4) und einer CCD-Kamera, Negativdarstellung.
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2 Leo-Triplett, 67P/Churyumov-Gerasimenko und (394) Arduina, aufge-
nommen am 10.04.2016 von Werner E. Celnik simultan mit einem 6-zölligen Apochromaten (f/7,3) und einem 8-zölligen Newton (f/4), jeweils mit DSLR-Kamera [4].
3 Leo-Triplett und 67P/Churyumov-Gerasimenko, auf-
genommen am 7.04.2016 von Stefan Lilge mit einem 11-zölligen Rowe-Ackermann-Schmidt-Astrograph (f/2,2) und einer gekühlten CMOS-Kamera sowie einem Hutech-IDAS-LPS-Nebelfilter [5].
Am 10. April fotografierte Werner E. Celnik das Leo-Triplett gleichzeitig mit einem 6-zölligen Apochromaten und einem 8-zölligen Newton. Die so gesammelten Daten von insgesamt 4,1 Stunden zeigen eine wunderbare Übersichtsaufnahme [3] des Leo-Tripletts sowie die Strichspur des Kometen am mittleren rechten Rand (Abb. 2). Deutlich ist der diffuse Charakter des Kometen sichtbar. Im Gegensatz dazu hinterließ der Kleinplanet (394) Arduina rechts von M 66 eine scharfe Strichspur. Der Hauptgürtelasteroid (394) Arduina war zum Zeitpunkt der Aufnahme rund 371 Mio. km von der Erde entfernt. Trotz der größeren Entfernung als der Komet erreichte der Kleinplanet dank seines größeren Durchmessers von ca. 30 km eine Helligkeit von 14,9 mag und übertraf 67P/ Churyumov-Gerasimenko um ca. 2 mag.
Der Kleinplanet wurde am 19. November 1894 von Alphonse Borrelly in Marseille entdeckt, der ihn nach einer keltischen Göttin benannte.
Die dritte Aufnahme der kosmischen Begegnung fotografierte Stefan Lilge am 7. April. Trotz des aufgehellten Berliner Himmels gelang es ihm dank schneller Optik, gekühlter Kamera und eines Filters den Kometen nachzuweisen und so aus dem tollen Bild vom Galaxien-Trio etwas Besonderes zu machen (Abb. 3). Der mit einem Sky Quality Meter (SQML), einem Gerät zur Messung der Helligkeit des Nachthimmels, bestimmte Wert betrug 18,7 mag/arcsec2. Nur einem ausgewiesenen Könner gelingt es bei so extremer Lichtverschmutzung Aufnahmen zu erstellen, bei denen Farbe und Tiefe überzeugen.
Gerald Willems [6] machte in der Nacht vom 7. auf den 8. April Testaufnahmen und wählte NGC 3628 als Ziel. Zu dem Zeitpunkt zog auch 67P/ChuryumovGerasimenko an der Galaxie vorbei. Als Mitglied der Fachgruppe Astrofotografie erfuhr er von Kollegen von dem Kometen und konnte auf der Aufnahmeserie den Kometen sehr schön nachweisen. Am 11. April nahm Gerald einen kompletten LRGB-CCD-Filtersatz von NGC 3628 auf und kombinierte ihn mit den Daten der Testnacht (Abb. 4). Das Ergebnis ist eine fantastische Detailaufnahme [7] des Triplett-Mitglieds mit Kometenbegleitung.
Kosmische Begegnungen finden täglich statt. Die nachfolgende Tabelle 1 enthält eine kleine Auswahl interessanter Begegnungen zwischen Kleinplaneten und Deep-Sky-Objekten, die von uns erstellt
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Amateurteleskope / Selbstbau
4 NGC 3628 und 67P/Churyumov-Gerasimenko, aufgenommen am 07. und 11.04.2016 von Gerald Willems mit einem 14-zölligen Newton
(f/3,4) und einer CCD-Kamera.
wurde. Damit soll Ihnen Ihr Weg zum persönlichen Bild einer kosmischen Begegnung erleichtert werden.
Eine Möglichkeit, sich täglich über aktuelle kosmische Begegnungen zu informieren, finden Sie auf der Homepage von Klaus Hohmann [8] unter: http://astrofotografie.hohmann-edv.de/ aufnahmen/kosmische.begegnungen.php.
Dort kann sich der interessierte Astrofotograf in dem von Klaus geschriebenen Tool kosmische Begegnungen anzeigen lassen. Interaktiv hat man die Möglich-
keit, verschiedene Parameter wie die Helligkeit des Deep-Sky-Objektes oder die Helligkeit des Kleinplaneten selbst auszuwählen, um eine passende Konjunktion für sich zu finden.
Wir möchten Sie im Namen der Fachgruppe Kleine Planeten der VdS bitten, Ihre kosmische Begegnung einzusenden, um zukünftige Ausgaben des VdSJournals mit Ihren Bildern zu bereichern. Schicken Sie die Bilder per Mail mit dem Betreff ,,Kosmische Begegnung" an ries@sternwarte-altschwendt.at.
Tab. 1: Auswahl interessanter Begegnungen von Kleinplaneten mit Deep-Sky-Objekten im Quartal 1-2017
Datum 08.01.2017 30.01.2017 20.02.2017 22.02.2017 03.03.2017 30.03.2017
Uhrzeit 22:00 24:00 24:00 21:00 24:00 24:00
Kleinkörper mag
(157) Dejanira 13,9
(742) Edisona 14,6
(1999) Hirayama 14,6
(340) Eduarda 13,5
(369) Aeria
12,8
(1506) Xosa
15,1
Objekt Art mag Abstand
IC 405
GN
1'
M 37
OC 5,6 1'
Leo I
Gx 11,1 5'
NGC 3131 Gx 13,1 7'
NGC 4032 Gx 12,2 3'
NGC 4361 PN 10,9 6'
Abkürzungen: GN - Diffuser Nebel, PN - Planetarischer Nebel, Gx - Galaxie, OC - Offener Sternhaufen
VdS-Journal Nr. 60
Bitte vergessen Sie nicht das Aufnahmedatum, die fotografierten Objekte und die Daten des Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen. Der Autor eines ausgewählten Bildes wird anschließend aufgefordert, eine unkomprimierte Version des Bildes für den Druck zur Verfügung zu stellen.
Internetlinks: [1] www.deeplook.astronomie.at [2] www.deeplook.astronomie.at/
ngc3628_67p.htm [3] https://dl.dropboxusercontent.
com/u/46045296/Werner_E_ Celnik_M65-M66-67PChuri394Arduina.jpg [4] www.astronomicum.de/modules/ Gallery/data/media/16/LeoTrio67P126x60sgut_2.jpg [5] www.astronomicum.de/modules/ Gallery/data/media/16/LeoTrio67P126x60sINVgut.jpg [6] www.gwaquarius.com [7] www.gwaquarius.de/NGC3628_ LRGB_kombi_tschuri_gr.jpg [8] http://astrofotografie.hohmann-edv. de/aufnahmen/kosmische. begegnungen.php
Kleinplaneten
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Wiederentdeckung des Kometen P/2010 N1 (WISE)
- ein Puzzle wird zusammengefügt
von Erwin Schwab
Der Komet P/2010 N1 (WISE) wurde auf Fotos des WISE-Satelliten entdeckt [1] und seit dem Jahr der Entdeckung nicht mehr wiedergefunden. Die letzte Positionsmessung, am 9. August 2010, stammt von Werner Hasubick, Buchloe [2].
Seit 2012 habe ich die Möglichkeit, für das 1-m-Teleskop auf dem Teide-Observatorium der European Space Agency Optical Ground Station (ESA OGS) Beobachtungen zu planen und auszuwerten. In einem Team, bestehend aus Berufsastronomen und erfahrenen Amateuren, bin ich zuständig für das Wiederentdecken von gefährlichen Kleinplaneten und Kometen. Als Amateurastronom bin ich dabei natürlich ehrenamtlich tätig.
Die Wiederentdeckung eines Kometen oder Kleinplaneten steigert die Genauigkeit der Bahnberechnung enorm und verbessert damit signifikant die Vorhersag-
barkeit einer möglichen Gefährdung der Erde. Deshalb gehören gezielte Wiederentdeckungen zu den Schwerpunkten des ,,Space Situational Awareness Program (SSA-NEO)" am 1-m-Teleskop der ESA OGS. Im Rahmen dieses Projektes sind bereits Wiederentdeckungen von über 50 erdnahen Kleinplaneten sowie die Wiederentdeckung der Kometen P/2003 U3 (NEAT) [3], P/1997 T3 (Lagerkvist-Carsenty) [4], P/2001 F1 (NEAT) [5], P/2008 Y2 (Gibbs) [6] und P/2008 J3 (McNaught) [7] gelungen (Stand: Juli 2016). Mein bisheriger persönlicher Höhepunkt war die Entdeckung des gefährlichen Kleinplaneten 2015 BK515, der sich zufällig im gleichen Gesichtsfeld der Wiederentdeckungsaufnahme des NEOs 2013 GD34 befand [8].
Die Beobachtungsplanung für unsere 4 bis 6 Beobachtungsnächte pro Monat machen Matthias Busch (Amateur), Andre
Knöfel (Amateur), Detlef Koschny (ESA/ ESTEC), Marco Micheli (ESA/ESRIN) und meine Wenigkeit (Amateur). Da das Teleskop nicht ferngesteuert werden kann, wird die Liste der Beobachtungsobjekte entweder an Pablo Ruiz oder David Abreu (je nachdem wer gerade Dienst hat) per E-Mail übermittelt, die dann die Objekte belichten. Später können die Bilder zur Auswertung vom Server heruntergeladen werden. Im Juni 2016 wurde mein Vorschlag, nach dem Kometen P/2010 N1 (WISE) zu suchen, in den Beobachtungsplan der ESA OGS aufgenommen. Aufgrund der Bahnunsicherheit mussten für diese Wiederentdeckungskampagne mehrere Gesichtsfelder entlang des Ungenauigkeitsgebietes auf zwei Nächte verteilt (2016-06-04 und 2016-06-05) fotografiert werden (Abb. 1).
Zeitgleich und unabhängig zur Wiederentdeckungskampagne an der ESA OGS
1 Anordnung der drei Suchfelder vom 4.6.2016 und 5.6.2016 für die Wiederentdeckung des Kometen P/2010 N1 (WISE). Eingezeichnet
sind: die 3-Sigma-Ungenauigkeitslinie, die drei Suchfelder mit 47 x 47 Bogenminuten Gesichtsfeld, die Sollposition der Vorhersagen des MPCs und der NASA-JPL sowie der Fundort. Bildautor: Erwin Schwab
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Kleinplaneten
2 Foto zur Wiederentdeckung des Kometen P/2010 N1 (WISE) vom 5.6.2016
ca. 2:00 Uhr UT. Stack aus 30 Aufnahmen mit je 60 s Belichtungszeit. Bildausschnitt etwa 12 x 10 Bogenminuten aus einem Gesamtfeld von 47 x 47 Bogenminuten am Ritchey-Chretien-Teleskop (f/4,4) mit 1 m Spiegeldurchmesser. (C) Erwin Schwab/ESA
vermutete Richard J. Wainscoat, dass es sich bei einem kürzlich entdeckten Kleinplaneten um einen Kometen handeln könnte. Der Kleinplanet mit der Bezeichnung 2016 GE216 wurde im April 2016 von Pan-STARRS1 entdeckt und war seinerzeit mit der Kennung P10uJpz als mutmaßlicher erdnaher Kleinplanet auf der NEO-Bestätigungs-Internetseite (NEO Confirmation Page) veröffentlicht worden. Weitere Beobachtungen ergaben aber, dass es sich nicht um ein NEO handelt. Nach der Auswertung weiterer Pan-STARRS1-Aufnahmen (vom 4. Juni 2016) vermutete Wainscoat jedoch, dass es sich bei diesem Objekt um einen Kometen handeln könnte.
Einen Tag darauf, am 5. Juni 2016, analysierte ich die an der ESA OGS gewonnenen Aufnahmen, um den Kometen P/2010 N1 (WISE) wiederzuentdecken. Auf dem dritten Gesichtsfeld, 1,26 Grad neben der vom Ephemeriden-Service des Minor Planet Centers berechneten Position (0,75 Grad neben der NASA-JPL-Vorhersage), fand ich ein Objekt mit der gleichen Bewegungsrichtung und -geschwindigkeit, wie dies für den Kometen vorhergesagt wurde. Eine Koma oder gar ein Schweif war aber nicht zu erkennen (s. Abb. 2). Deshalb machte ich eine neue Bahnbe-
VdS-Journal Nr. 60
rechnung mit der Software Findorb [9], meine eigenen Positionsmessungen eingeschlossen und das Ergebnis brachte die Gewissheit, dass es sich bei diesem Objekt zweifelsfrei um den gesuchten Kometen P/2010 N1 (WISE) handeln musste. Um 08:26 UT meldete ich diese Wiederentdeckung an das Minor Planet Center (MPC) und an das Central Bureau for Astronomical Telegrams (CBAT). Danach begann ich zufrieden, das Mittagessen vorzubereiten.
Währenddessen, am 5. Juni 2016 um 08:40 UT, unabhängig von meinen ESAOGS-Auswertungen, belichtete Richard J. Wainscoat zusammen mit Peter Forshay weitere Aufnahmen des Kleinplaneten 2016 GE216 am 3,6-m-Canada-FranceHawaii-Teleskop, um dessen vermutete kometare Natur zu bestätigen. Die Analyse dieser Aufnahmen übernahm Marco Micheli, der später bestätigte, dass es sich bei dem Kleinplaneten 2016 GE216 um einen Kometen handeln musste. Micheli sah auf den Aufnahmen mit einer Belichtungszeit von 60 s zwar keine Koma, aber einen schwachen nur 5 Bogensekunden kurzen Schweif [10].
Nach meinem Mittagessen betrachtete ich das Gesichtsfeld, auf dem ich den Ko-
meten P/2010 N1 (WISE) wiederentdeckt hatte, nochmals, um es nach weiteren unbekannten Objekten zu durchforsten. Dazu schaltete ich jetzt in der Software Astrometrica [11] die Markierungen der bekannten Objekte ein. Plötzlich war meine Kometen-Wiederentdeckung als ein bereits bekannter Kleinplanet markiert. Zunächst erschrak ich, weil ich dachte: ,,Welche höchst peinliche Aktion, jetzt hast du einen bereits bekannten Kleinplaneten als Kometen-Wiederentdeckung eingereicht". Doch dann begriff ich, dass dieser Kleinplanet meinem wiederentdeckten Kometen P/2010 N1 (WISE) entsprach: ,,Habe ich etwa eine sogenannte Identität gefunden?" Diese Vermutung verifizierte ich, indem ich alle vorhandenen Positionsmessungen des Kleinplaneten aus der Datenbank [2] des MPCs herunterlud und mit denen des Kometen P/2010 N1 (WISE) ,,verlinkte". Durch meine neue Bahnberechnung wurde dieser Verdacht bestätigt und um 12:06 UT (5. Juni 2016) meldete ich die gefundene Identität an das MPC und CBAT.
Bei dem Kleinplaneten, zu dem ich diese Identität festgestellt hatte, handelte es sich um 2016 GE216 - also exakt das Objekt, welches zeitgleich von Wainscoat, Forshay und Micheli unter die Lupe genommen wurde, um dessen kometare Natur nachzuweisen. Jedoch wussten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es sich dabei um den Kometen P/2010 N1 (WISE) handelte.
Somit gelang es mir, das Puzzle endgültig zu lösen: Das Objekt namens 2016 GE216 ist identisch mit dem Kometen P/2010 N1 (WISE). Für die gefundene Identität wurde ein Minor Planet Electronic Circular (MPEC) mit der netten Erwähnung ,,The identification was by E. Schwab" generiert [12] und eine Veröffentlichung des Bureau for Astronomical Telegrams war diese kuriose Geschichte ebenso wert [10].
Eine besonders nette Geste war die Reaktion von Amy Mainzer (NEOWISE Principal Investigator), Sprecherin der Gruppe, die den Kometen im Jahr 2010 entdeckt hatte. In ihrer E-Mail an mich verwendete sie auch ein deutsches Wort: ,,Wunderbar! Thank you so much for the recovery - on behalf of the NEOWISE team, we
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RADIOTELESKOP: ISTOCK / KOJIHIRANO; STERNBILD: ISTOCK / SOLOLOS; COMPOSING: SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT
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Kometen
greatly appreciate your time and effort to better constrain the orbit and brightness of this comet" [13].
Quellenangaben: [1] IAUC 9157, 2010 July: www.cbat.
eps.harvard.edu/iauc/09100/09157. html [2] MPC-Database: www.minorplanet center.net/db_search [3] CBET 3887, 2014 June [4] CBET 3925, 2014 July
[5] CBET 4237, 2016 January: www.cbat.eps.harvard.edu/iau/ cbet/004200/CBET004237.txt
[6] CBET 4253, 2016 February: www.cbat.eps.harvard.edu/iau/ cbet/004200/CBET004253.txt
[7] CBET 4288, 2016 July: www.cbat.eps.harvard.edu/iau/ cbet/004200/CBET004288.txt
[8] E. Schwab, 2015: ,,Die Entdeckung des gefährlichen Kleinplaneten 2015 BK515", VdS-Journal für Astronomie 55, 46
[9] Software Findorb: www.projectpluto. com/find_orb.htm
[10] CBET 4283, 2016 June: www.cbat.eps.harvard.edu/iau/ cbet/004200/CBET004283.txt
[11] Software Astrometrica: www.astrometrica.at
[12] M. P. E. C. 2016-L36, 2016 June: www.minorplanetcenter.net/mpec/ K16/K16L36.html
[13] priv. E-Mail-Kontakt
Der Ausbruch des Kometen 252P/
LINEAR
von Uwe Pilz
252P/LINEAR ist ein bemerkenswerter Komet. Obwohl er erst im Frühjahr 2000 von einem automatischen Suchprogramm entdeckt wurde, befindet er sich wahrscheinlich seit Ende des 18. Jahrhunderts in einer sonnennahen Umlaufbahn, die von Jupiter beeinflusst ist [1]. Mitte des 19. Jahrhunderts spaltete sich der im Januar 2016 entdeckte C/2016 BA 14 (PANSTARRS) von LINEAR ab [2]. Abspaltungen führen meist zu Helligkeitsausbrüchen, also ist LINEAR dafür ein Kandidat.
Zwei Wochen vor dem Perihel (15. März 2016)
1 03. April 2016, 3:00 UT, Kamera: Canon 1100D, ISO 1600 mit Teleobjektiv 200 mm (f/3,2),
begann die Helligkeit von
Bild: Robert Hilgendorf
252P rasch zu steigen. In
nur drei Wochen entwi-
ckelte er sich von 14 mag auf 4,5 mag! Ausbruch und war mit 14 mag etwas für achten und sah ein längliches Nebelchen.
Das Helligkeitsmaximum wurde am 22. Spezialisten.
Fünf Tage später hatte ich ein mondfreies
März beobachtet, der Komet stand zu
Beobachtungsfenster und konnte den 5,5
diesem Zeitpunkt tief am Südhimmel im LINEAR bewegte sich nach Ausbruch mag hellen Körper sogar mit dem freien
Sternbild Altar. Einen Tag vorher befand und Erdnähe steil nach Norden und Auge sehen, allerdings unter Zuhilfe-
sich der Komet in großer Erdnähe von konnte Ende des Monats von Beobach- nahme der Nebelfilter meines Fernglases
nur 0,035 AE und erschien als zwei Grad tern mittlerer nördlicher Breiten gesehen (Abb. 2). Der Komet war mit 40' deutlich
große diffuse Wolke. Noch näher kam werden: immer noch hell und wegen der größer als der Mond!
der abgespaltene PANSTARRS: 0,024 AE, Erdnähe groß und diffus (Abb. 1). Bereits
das ist etwa das 10-fache des Mondab- am 28. März konnte ich ihn in einem In den folgenden Tagen wurde der Komet
standes. Dieser Komet zeigte aber keinen 7-cm-Fernglas trotz Mondeinfluss beob- von unserer Fachgruppe viel beobachtet,
VdS-Journal Nr. 60
zusammen mit den internationalen Helligkeitsbestimmungen ergibt sich eine dicht besetzte Lichtkurve. Spätestens Anfang Mai ließ sich der Komet trotz beachtlicher nomineller Helligkeit von etwa 8 mag nur noch schwierig beobachten, die Flächenhelligkeit war zu gering. Ab den ersten Junitagen hatten auch fotografische Beobachter große Probleme, den Kometen überhaupt nachzuweisen.
Die Lichtkurve zeigt den steilen Anstieg, der sich mit den herkömmlichen Modellen nicht sinnvoll beschreiben lässt. Für den Helligkeitsabfall kann man eine absolute Magnitude von 9,2 mag und einen Aktivitätsparameter von 8,8 angeben (Abb. 3). LINEAR war damit ein sehr sehenswerter Komet des Frühjahrs. Es zeigt sich wieder, dass Kometenbeobachter auf Informationen aus dem Internet angewiesen sind, um solche rasch verlaufenden Effekte wie einen Ausbruch nicht zu verpassen. Ein guter Einstieg sind die Seiten der Fachgruppe Kometen [3].
Literaturhinweise und Internetlinks: [1] Q. Ye, P. Brown, P. Wiegert, 2016:
"Comet 252P/LINEAR: Born (almost) dead?", Astrophys. J. Lett. 818, L29 [2] D. Green, 2016: CBET 4257, www.cbat.eps.harvard.edu/iau/ cbet/004200/CBET004257.txt [3] U. Pilz, Fachgruppe Kometen in der VdS, http://kometen.fg-vds.de
Kometen
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2
Links: 02. April 2016, 2:00 UT, Zeichnung am 16x70-Fernglas. Der umrandete Bereich war mit Nebelfiltern heller. Bild: Uwe Pilz
3
Unten: Die Lichtkurve von 252P. Für den Abfall ergibt sich die Helligkeitsformel m = 9,2 + 5 lg (D) + 22,0 lg (r) (D: Erdabstand, r: Sonnenabstand).
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Kometen
C/2013 X1 (PANSTARRS)
- ein heller Komet am Südhimmel
von Gerald Rhemann
Wahrscheinlich auf Grund der Tatsache, dass dieser Komet die meiste Zeit nur vom Südhimmel aus sichtbar war, gab es international nur sehr wenige fotografische Beobachtungen. Obwohl der Komet mit 6,5 bis 7,0 mag relativ hell war und sein Gasschweif immer wieder interessante Strukturen zeigte, wurden auch von Beobachtern auf der Südhemisphäre nur wenige Aufnahmen zur Schweifaktivität publiziert. Somit wurden die meisten meiner insgesamt 24 fotografischen Beobachtungen zur Schweifentwicklung dieses Kometen zum Unikat. Meine Beobachtungen möchte ich daher im Folgenden ausführlicher beschreiben.
Zur richtigen Zeit in Namibia Bereits ein paar Monate nach meinem Aufenthalt in Namibia im Jahr 2014 buchte ich bereits für meinen nächsten Aufenthalt auf Farm Tivoli für Ende April 2016, um dort unter dunkelstem Himmel Astrofotos machen zu können. Im Januar 2016 fotografierte ich Komet C/2013 X1 (PANSTARRS) das erste Mal, weil er zu diesem Zeitpunkt einen Helligkeitsausbruch hatte und dabei 8 mag erreichte (Abb. 1). Die Aufnahmen zeigten einen langen Gasschweif und weckten mein Interesse, diesen Kometen weiter zu beobachten. Erst dabei fiel mir auf, dass der Komet zur Zeit meines geplanten Aufenthalts in Namibia nach seinem Perihel von dort aus sehr gut beobachtbar sein würde. Diese Erkenntnis war für mich besonders wertvoll, da meine Leidenschaft der Kometenfotografie gehört.
Zur Bahn des Kometen Der Komet mit der offiziellen Bezeichnung C/2013 X1 (PANSTARRS) wurde am 4. Dezember 2013 vom automatischen Panoramic Survey Telescope And Rapid Response System (PanSTARRS) am Haleakala-Observatorium auf Hawaii entdeckt. Aufgrund der Bahnneigung ergaben sich für Mitteleuropa nur im Zeitraum Januar bis Februar 2016 eingeschränkte Sichtbarkeitsbedingungen am Abendhimmel, wo der Komet, wie bereits erwähnt, mit einem Helligkeitsausbruch überraschte. Im weiteren Verlauf wan-
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derte der Komet dann weiter Richtung Südhimmel. Nach seinem Perihel am 20. April in einer Entfernung von 1,314 AE war er dann von Ende April bis in den August hinein auf der Südhalbkugel sehr gut zu beobachten.
Zur Zeit seiner Morgensichtbarkeit, Ende April bis Mitte Mai, stand der Komet im Sternbild Fische als 7 mag helles Objekt und wanderte dann langsam in das Sternbild Wassermann, wo es Anfang Juni zu einer sehr knappen Begegnung mit dem Helix-Nebel, NGC 7293, kam (Abb. 8). Ab Juni war der Komet dann die ganze Nacht über beobachtbar.
Er zog durch die Sternbilder Südlicher Fisch und Mikroskop sowie Teleskop und Altar und erreichte am 21. Juni mit nur 0,64 AE seinen erdnächsten Punkt mit einer Helligkeit von ca. 6,5 mag. Ab Juli verlagerte sich die Sichtbarkeit immer mehr in die erste Nachthälfte, die Helligkeit des Kometen nahm jedoch rasch ab. Er wanderte durch die hellen Milchstraßengebiete im Lineal und weiter in den Wolf. Mitte Juli wechselte er in den Zentauren und erreichte Mitte August die Wasserschlange, von wo aus er dann auch wieder von der Nordkugel aus beobachtbar war.
Meine fotografischen Beobachtungen des Kometen Vom 29. April bis zum 15. Mai war ich also auf der Farm Tivoli, wo ich mit meinem mitgebrachten 8-Zoll-ASA-Astrographen (f/2,9) und meiner FLI-PL16803-CCDKamera Großfeldaufnahmen (Gesichtsfeld 3,5 Grad x 3,5 Grad ) des Kometen machen konnte. Danach konnte ich per Fernsteuerung auf eine Sternwarte, die sich ebenso auf Tivoli befindet, zugreifen, um dort weitere Aufnahmen von Wien aus zu machen. Diese Sternwarte gehört meinem Freund Thomas Maca, der mir die Benutzung erlaubt, sofern die Sternwarte nicht vor Ort von Gästen der Farm benutzt wird. Der dort installierte 12-Zoll-ASA-Astrograph (f/3,6) und eine FLI ML16200 ermöglichten interessante Aufnahmen bei einem Gesichtsfeld von 85' x 68'.
Eine erste Aufnahme kurz vor seinem Perihel gelang mir bereits vor meinem Besuch auf Namibia mit der oben erwähnten Ausrüstung der Remote-Sternwarte am 17.4.2016, als der Komet knapp vor der Morgendämmerung nur 5 Grad über dem Horizont stand. Er zeigte trotz geringer Horizonthöhe einen markanten Staubschweif und einen schwachen, aber strukturierten Gasschweif.
Ab 29. April war ich, wie erwähnt, in Namibia auf der Farm Tivoli. Zu dieser Zeit war der Komet am Morgenhimmel zu finden. Leider war der Mond in den ersten Tagen noch sehr hell und kam dem Kometen von Tag zu Tag näher. Dadurch machten fotografische Beobachtungen in diesem Zeitraum keinen Sinn. Am Morgen des 3. Mai stand der Mond sogar nur 1,5 Grad neben dem Kometen. Am darauffolgenden Morgen, den 4. Mai, ergab sich dann die erste Gelegenheit den Kometen erfolgreich zu fotografieren. Er stand nun oberhalb des aufgehenden Mondes in einer Entfernung von 15 Grad . Die beleuchtete Seite der Mondsichel zeigte vom Kometen weg und wir waren bereits drei Tage vor Neumond. Jedoch stand der Komet nur knapp 20 Grad über dem Horizont und leider im Zodiakallicht. Entsprechend enttäuscht war ich über das Aufnahmeergebnis. Es waren zwar Koma und Staubschweif sehr gut abgebildet aber der dünne Gasschweif war nur mit Mühe über 2 Grad sichtbar.
Mit jedem Tag verbesserte sich jedoch nun die Situation da der Komet täglich um ca. 1 Grad an Höhe gewann. Schon am darauffolgenden Morgen (Abb. 2) war der Gasschweif viel heller und zeigte außer einem markanten Hauptstrahl einen weiteren hellen Gasstrahl. Der helle, aber relativ kurze Staubschweif blieb auf allen Aufnahmen unverändert. Wegen einer Schlechtwetterphase waren in den darauffolgenden vier Nächten keine Beobachtungen möglich. Erst am Morgen des 10. Mai war der Himmel wieder frei. Auf den Aufnahmen zeigte sich der Gasschweif nun prächtig entwickelt und die Strukturen im Schweif veränderten sich
Kometen
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von Nacht zu Nacht. Am 14.5. entstand ein Video, das einen eindrucksvollen Schweifabriss dokumentiert. Die letzte Aufnahme entstand am 15. Mai knapp vor unserer Abreise und bestätigte die unveränderte Aktivität im Gasschweif (Abb. 5). Der 3 Grad lange Gasschweif reichte in allen gemachten Aufnahmen bis an das Ende des Bildfeldes. Die Helligkeit des Kometen lag bei ca. 7 mag, so dass der Komet auch unter den hervorragenden namibischen Himmelsbedingungen nicht mit freiem Auge gesehen werden konnte.
Wieder zu Hause konnte ich meine Beobachtungen nun remote mit dem 12-Zoll-Astrographen in Namibia fortsetzen. Leider waren hier nur noch zwei Beobachtungen bis zum 20. Mai möglich, weil danach der Mond störte. Die längere Brennweite offenbarte jedoch wunderbare Schweifstrahlen und Strukturen. Da ich wusste, dass in der nächsten Neu-
mondphase die Sternwarte besetzt war, konnte ich nur hoffen, dass mich der Mieter, den ich gut kenne, am 5. Juni ans Teleskop ließ, denn zu dieser Zeit stand der Komet nur ca. 50' von NGC 7293, dem Helix-Nebel, entfernt. Nach einem kurzen Telefonat stand fest, dass ich zwei Stunden Beobachtungszeit zur Verfügung bekam, um diese Begegnung mit einem Mosaikbild festhalten zu können (Abb. 8).
Nach längerer Unterbrechung war dann die Sternwarte wieder ab 14. Juni frei und bei den Aufnahmen war nun deutlich zu merken, dass der Komet der Erde immer näher kam, um am 21. Juni mit 0,64 AE seinen erdnächsten Punkt zu erreichen. Der Komet bewegte sich nun sehr rasch und auch die Strukturen im Schweif veränderten sich rasend schnell. Die wahrscheinlich beste Aufnahme in Erdnähe gelang mir in den Morgen-
stunden des 16. Juni, als ein markanter Schweifabriss imposante Strukturen in den Gasschweif zauberte (Abb. 10). Die letzte Aufnahme, bevor der Vollmond störte, entstand am 18. Juni und zeigte noch immer einen aktiven Gasschweif. Nach Vollmond wechselte der Komet zum Abendhimmel und auf den ersten Aufnahmen am 24. Juni war dann der Gasschweif interessanterweise nur noch sehr schwach erkennbar, während der Staubschweif noch länger und ausgeprägter erschien (Abb. 11).
Internationale Beobachtungen in den Tagen und Wochen danach bestätigten diese Beobachtung. Der Gasschweif war nun sogar völlig verschwunden, wie auch auf einer meiner letzten Aufnahmen vom 24. Juli. Da die Erde sich jedoch immer mehr an die Bahnebene des Kometen annäherte, war der Staubschweif nun über das gesamte Bildfeld sehr hell zu sehen.
1
Mitte Januar 2016 präsentierte sich der Komet nach einem Helligkeitsausbruch um eine Größenklasse heller als prognostiziert. Der 8 mag helle Komet zeigte einen mehr als 2 Grad langen Gasstrahl auf dieser Aufnahme vom 12. Die Aufnahme entstand mit einem 12-Zoll-ASAAstrographen (f/3,6) und einer FLI-PL16803-CCDKamera in Eichgraben, Niederösterreich. Belichtung in LRGB 20/5/5/5 min.
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Kometen
2
Obwohl der Komet nicht höher als 25 Grad und außerdem im Zodiakallicht stand, zeigt er auf dieser Aufnahme vom 5.5.2016 bereits einen geteilten Gasschweif und einen kurzen und hellen Staubschweif. LRGB-Aufnahme 9/5/5/5 min. belichtet mit ASA-H-8-ZollAstrograph (f/2,9) und FLI-PL16803-CCDKamera.
3 Am 13.5.2016 stand der Komet bereits um
10 Grad höher als zu Beginn meiner Beobachtungen auf Tivoli und der Gasschweif war nun in voller Pracht bis zum Ende des Gesichtsfeldes über 3 Grad deutlich sichtbar. Aufnahme mit ASA-H-8-Zoll-Astrograph (f/2,9) und FLIPL16803-CCD- Kamera. Belichtung in LRGB 18/8/8/8 min.
4 Am 14.5.2016 kam es dann zu reger Aktivität
im Gasschweif. Einen Schweifabriss, der ungefähr in einer Entfernung von 2 Grad vom Kometenkopf begann und auf dieser Aufnahme bei ca. 3 Grad vom Kopf entfernt angelangt war, konnte ich in einem spektakulären Video festhalten. Aufnahme mit ASA-H-8-Zoll-Astrograph (f/2,9) und FLI-PL16803-CCD-Kamera. Belichtung in LRGB 18/8/8/8 min.
5
Einige Schweifstrahlen prägten am 15.5.2016, am Tag nach dem Schweifabriss, das Erscheinungsbild. Die Aufnahme entstand wieder mit dem ASA-H-8-ZollAstrograph (f/2,9) und FLI-PL16803-CCDKamera. Belichtung in LRGB 18/8/8/8 min. Es war dies meine letzte Aufnahme vor der Heimreise nach Wien.
6
Unten: Die erste nach meiner Heimkehr aus Namibia per Fernsteuerung erstellte Aufnahme entstand am 18.5.2016 und zeigt wieder sehr viele helle Schweifstrahlen. 12-Zoll-ASA-Astrograph (f/3,6) und FLI-ML16200-CCD-Kamera. Belichtung in LRGB 18/4/4/4 min.
7 Links: Auch auf dieser Aufnahme vom
20.5.2016 sind wieder einige schöne Gasstrahlen sichtbar. 12-Zoll-ASA-Astrograph (f/3,6) und FLI-ML16200-CCD-Kamera. Belichtung in LRGB 18/4/4/4 min.
8 Nächste Seite: Der Staubschweif ragt in
dieser Aufnahme vom 5.6.2016 bis zu dem nur 55' vom Kometenkopf entfernten HelixNebel. Mosaik aus 2 Feldern. Belichtung je Feld in LRGB 17/10/10/10 min. Die Aufnahme entstand wieder mit dem 12-Zoll-ASA-Astrographen (f/3,6) mit einer FLI-ML16200-CCDKamera.
9 Ganz oben: Bei dieser Aufnahme vom 14.6.2016 handelt es sich um
ein Mosaik aus 2 Feldern. Die ,,Strahlen" beim Kopf des Kometen sind keine Bildfehler sondern intergalaktischer Staub, der sich in dieser Himmelsgegend befindet. 12-Zoll-ASA-Astrograph (f/3,6) und FLI-ML16200CCD-Kamera. Belichtung pro Feld 10/3,5/3,5/3,5 min.
10 Oben: Da der Komet der Erde zum Zeitpunkt dieser Aufnahme am
16.6.2016 schon sehr nahe stand, bewegte er sich sehr rasch. Auch der im Bild festgehaltene Schweifabriss bewegte sich schnell vom Kometenkopf weg, wie ein Video zeigt, welches ich davon gemacht habe. Es handelt sich wieder um ein Mosaik aus 2 Feldern mit dem 12-Zoll-ASAAstrographen (f/3,6). Belichtung pro Feld in LRGB 10/3,5/3,5/3,5 min.
11 Oben: Auf dieser Aufnahme vom 24.6.2016 ist der Gasschweif
nur noch sehr schwach zu sehen, während der Staubschweif nun bereits mehr als 1,5 Grad Länge erreicht hat. 12-Zoll-ASA-Astrograph (f/3,6), Belichtung in LRGB 10/3,5/3,5/3,5 min.
12 Rechts: Auf meiner letzten Aufnahme am 24.7.2016 ist der Gas-
schweif völlig verschwunden. Da die Erde sich immer mehr der Bahnebene des Kometen näherte, ist der Staubschweif nun über das gesamte Bildfeld sehr hell zu sehen. 12-Zoll-ASA-Astrograph (f/3,6), Belichtung in LRGB 8/4/4/4 min.
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Planeten
Der Merkurtransit vom 9. Mai 2016,
beobachtet am Carl-Fuhlrott-Gymnasium in Wuppertal
von Bernd Koch
Schüler aller Jahrgangstufen, Lehrer und Besucher konnten den Merkureintritt unter besten Bedingungen beobachten und fotografieren. Die weiteste Anreise von mehr als 100 km hatten als Gäste der Physiklehrer Dr. Georg Meinhardt nebst einer Schülerin seiner Astro-AG vom Westerwald-Gymnasium Altenkirchen und Peter Stinner, ehemaliger Physiklehrer und Leiter der Astro-AG des Kopernikus-Gymnasiums, Wissen/Sieg. War es beim Ereignis 2003 noch so, dass der Hausmeister die Polizei rief, weil er ,,Menschen bemerkte, die sich auf dem Schuldach herumtreiben", so lief diesmal der Beobachtungsbetrieb reibungslos. Die Stimmung war trotz zunehmender Wolkenbedeckung, die einen Blick auf den Austritt verhinderte, hervorragend: Der Merkurtransit war das bisherige Highlight in 2016. Auch die lokale Presse war anwesend.
1 Die Beobachtungsinseln auf dem Dach des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums;
von links: der Autor, Dr. Meinhardt mit Schülerin Vanessa, Peter Stinner.
Am ,,Schülerlabor Astronomie" des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums, WuppertalKüllenhahn/Cronenberg, wurden drei Stunden vor Beginn des Ereignisses unter meiner Leitung und mit tatkräftiger Unterstützung von Burkhard Sirringhaus, Master-Student der Bergischen Universität Wuppertal, und Peter Stinner
alle sechs Beobachtungsinseln voll bestückt: sechsmal C11 EdgeHD mit AstroSolar-Folie und sechsmal Pentax 75 mit H-Filter (SolarSpectrum, HWB 0,5). Sowohl Beobachtung als auch Foto- und Videografie waren somit gleichzeitig möglich.
Die Videos wurden mit AstroSolarSonnenfilterfolie vor dem C11 und Solar-Continuum-Filter vor der CelestronKamera Skyris 274M aufgenommen, das Stacking erfolgte, wie auch bei den H-Videos, mit Autostakkert!. Bildschärfung mit Giotto-Software (Mexican-HatFilter), finale Nachbearbeitung mit Adobe Photoshop (Abb. 2). Leider war in der Nähe des scheinbar 12,1 Bogensekunden großen Neumerkur kein signifikanter Sonnenfleck zu sehen, deshalb wurde zum Größenvergleich ein Videoergebnis herangezogen, welches die Aktive Region 2542 zeigt. Man achte auf die körnige, granulare Struktur der Photosphäre, die insbesondere mit dem Solar-Continuum-Filter gut sichtbar ist (Abb. 3).
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Merkur um 13:18:05 Uhr MESZ vor der Sonne, Refraktor Pentax 75, H-Filter mit HWB 0,5 (SolarSpectrum), CelestronKamera Skyris 274M, Video und Bearbeitung: Bernd Koch.
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Die Sonne mit einer Videokamera als Ganzes zu erfassen, erfordert beim Pentax 75 mit 500 mm Brennweite eine besondere Aufnahmeanordnung. Zwischen H-Filter und Pentax 75 wurde das Telezentrische System TZ-2 von Baader Planetarium eingesetzt, womit eine Gesamtbrennweite von 1.000 mm erzielt wurde. Um das geforderte Öffnungsverhältnis von ca. 1:30 zu erreichen, wurde vor dem Energieschutzfilter D-ERF eine Blende mit 34 mm Durchmesser platziert. Am Ausgang des H-Filters kam noch der Solar Reducer zum Einsatz sowie eine variable Abstandshülse für den Anschluss der Videokamera. Damit konnte erreicht werden, dass die Sonne vollformatig auf dem Sensor der Skyris 274M erschien, mit ausreichend Platz für die Protuberanzen. Die Auflösung des Bildes entspricht also der eines Teleskops mit effektiv 34 mm Öffnung. Diese Anordnung eignet sich insbesondere für ein Monitoring der Sonnenaktivität.
Mit dem Celestron 11 EdgeHD wurden im Laufe des Transits Aufnahmen und Videos bei 2,8 m Brennweite angefertigt. Da sich das Seeing aufgrund von dich-
3 Merkur vor der Sonnengranulation um 16:21:06 Uhr MESZ, Celestron 11 EdgeHD,
Sonnenfilterfolie AstroSolar, Celestron-Kamera Skyris 274M, Baader-Solar-ContinuumFilter, Videodauer 90 s, Video und Bearbeitung: Bernd Koch.
tem Wolkenaufzug am Nachmittag zunehmend verschlechterte, bot sich auch hier die Videografie an, um wenigstens die Chance auf ein paar gute ,,Lucky Images" im Videostrom zu erhalten. Die
Videoaufnahmen mit der monochromen Skyris 274M sind erwartungsgemäß deutlich besser gelungen als die Einzelbilder mit der Canon-EOS-Kamera mit Farbmatrix.
Wie groß ist eine Astronomische Einheit? - Planetenmodell hilft bei der Beantwortung
von Monika Müller
Der 9. Mai 2016 war für den Förderverein der Schulsternwarte Zwickau (Abb. 1) gleich in zweierlei Hinsicht ein besonderes Datum. Dank hervorragender Wetterbedingungen konnte der Merkurtransit sehr gut vom Eintritt um 13:14 Uhr bis gegen 19:15 Uhr beobachtet werden (Abb. 2). Leider verhinderten Bäume außerhalb des Sternwartengeländes die weitere Beobachtung bis zum Austritt. Trotzdem ist ein sehr beeindruckendes Zeitraffervideo mit dem H-Teleskop der Sternwarte entstanden, anzuschauen z. B. auf der Facebookseite der Schulsternwarte Zwickau. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, selbst durchs Fernrohr zu schauen und sich dann die Liveübertragung im Kinosaal auf großer Leinwand anzusehen (Abb. 5).
Der zweite Höhepunkt an diesem Tag war die offizielle Einweihung des Plane-
2
Fernrohre für die Merkurtransitbeobachtung
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Sternwartengelände
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tenmodells (Abb. 3) im Beisein der Baubürgermeisterin der Stadt Zwickau und örtlichen Medienvertretern (Abb. 4). Da uns als Schulsternwarte die Bildung der Kinder besonders am Herzen liegt, suchten wir nach einer Möglichkeit, neben dem Planetarium auch für Besucher am Tag - also insbesondere für Kindergarten- und Grundschulkinder - ein weiteres Angebot machen zu können. Schnell waren wir uns einig, dass ein Modell unseres Planetensystems gut geeignet wäre. Wir entschieden uns, den Maßstab so zu wählen, dass die Kuppel des Planetariums mit einem Durchmesser von 6 m die Sonne darstellen soll. Damit hat die Erde dann einen Durchmesser von ca. 6 cm. Die Suche nach nicht zu schweren, trotzdem stabilen und bezahlbaren Kugeln mit Durchmessern von 2 cm für Merkur bis 60 cm für Jupiter führte zum Material Edelstahl. Um nun auch die Entfernung der Planeten zur Sonne im gleichen Maßstab darzustellen, entschieden wir uns für Beschriftungstafeln in A4-Größe mit gelasertem Text, auf denen u. a. steht, wo die Modelle in der Umgebung der Schulsternwarte, die sich in der Gartenanlage ,,Am Kreuzberg" in Zwickau-Oberplanitz befindet, stehen müssten. Saturn wäre dann z. B. am Tierpark Hirschfeld und Neptun an der Motorsportstrecke ,,Sachsenring" in Hohenstein-Ernstthal. Damit vorbeigehende Bürger ebenfalls Informationen erhalten, wurde auch an der Rückseite eine Folie mit Kurzinformationen angebracht.
Ohne die großzügige Spende der Zwickauer Sparkasse und der Beteiligung Zwickauer Firmen hätte dieses Modell so nicht entstehen können, dafür möchten wir uns hiermit nochmals bedanken. Das Modell des Sonnensystems mit der Veranschaulichung der Größen- und Abstandsverhältnisse ermöglichte es vielen Besuchern, den zu beobachtenden Merkurtransit erst richtig zu würdigen, so dass es sich als gute Idee erwies, das astronomische Ereignis mit der Modelleinweihung zu verknüpfen.
3 Planetenmodell mit Beschriftungsplatten 4 Modellerklärung anlässlich der Einweihung
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5 Projektion des Transitbildes vom H-Teleskop im Kinosaal
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Merkurdurchgang
- Faszination des Erlebnisses
von Alexander Geiss
Dass das eine unerwartet lohnenswerte Aktion am Willibald-Gymnasium Eichstätt auf der Sonnenterrasse werden sollte und sogar Wolken uns fantastische Beobachtungen ermöglichen sollten, konnten wir nicht ahnen. Ich wollte eigentlich nur den Merkurtransit durch die ,,Astronomiefreunde Ingolstadt" öffentlich beobachtbar machen. Diese öffentliche Beobachtung sollte eine Kooperation mit dieser Schule werden, denn bei der partiellen Sonnenfinsternis 2015 stellte sie Schülerinnen, Schülern und sämtlichem Personal eine jeweils eigene SoFiBrille und ermöglichte einigen Klassen eine Exkursion zu Fuß in die Altstadt zur damaligen öffentlichen Beobachtung [1]. Auf die Anfrage hin bot man uns zu diesem Zweck die von außen zugängliche Sonnenterrasse ohne Beschränkung von Zuschauerzahlen an.
Zur Prüfung des Standortes traf ich mich vor Ort mit der Physiklehrerin Maren und verwendete Kompass, Sextant und Positionsangaben der Sonne [2]. Wir stellten fest, dass ab Mittag bis maximal 19:30 Uhr eine Beobachtung zwischen den Bäumen möglich sein sollte. Da das Ereignisende auf den Koordinaten von Eichstätt beruhte und für den Zeitpunkt des Sonnenuntergangs berechnet war, erschien mir eine Beobachtung selbst auf einer Anhöhe nur bei extrem guter Wetterlage und transparentem Himmel aussichtsreich - nicht wirklich realistisch. Mit Hilfe der Infos auf der VdS-Internetseite verfasste ich bereits Wochen zuvor für Schulen und Presse einen Artikel, der das Himmelsereignis und die öffentliche Beobachtung ankündigen sollte.
Ich beendete meinen Bürotag deutlich vor Mittag, erfasste noch in Ruhe die H-Relativzahl [3], holte meine Tochter Katharina (7 Jahre) nach Schulende. Mit unserem ebenfalls interessierten AuPair-Mädchen Maroua fuhren wir zum Gymnasium. Astronomiefreund Holger war bereits gut gelaunt und fertig mit Sechs- und Zehnzöller, inklusive der am Vorabend eingenordeten Montierung, sowie Kameras und Großbildschirm zur Live-Übertragung von seinem Teleskop. Vom laufenden Unterricht war nichts zu bemerken und so konnte ich mit beiden jungen Helferinnen die bereits morgens verladenen Gerätschaften schnell in Stellung bringen: 6-Zöller auf parallaktischer Montierung, 40-mm-H-Teleskop (PST) auf Fotostativ und den kleinen Sonnenprojektor - einen 30-mm-Apochromaten aus einem Papp-Bausatz für 20 EUR [4]. Besucher waren auch noch nicht da. 13:00 Uhr, Punktlandung!
Und so konnten Holger und ich uns - die Kinder spielten schon wieder - dem 1. Kontakt widmen. Punkt 13:12 Uhr MESZ war es soweit: Die Sonne wurde angeknabbert. Schon war ich begeistert
1 Besucherwelle, Bild: Holger Altmann
Der Transittag rückte näher und die Wetterlage schien stabil. Doch am 9. Mai schließlich sah ich bereits morgens auf dem Satellitenfilm ein anrückendes schmales Wolkenband mit dahinterliegender Wolkenfront, die nicht langsamer werden wollten und uns im Laufe des Nachmittags erreichen würden. Wenigstens der erste Teil des Durchgangs wäre sichtbar. Schon waren die Wolken am Horizont zu sehen!
2 Merkur vor Ereignismitte, Galaxy Dobson 250 mm/1.250 mm, Canon EOS 450D,
ISO 100, Belichtungszeit 1/320 s, Objektiv 1:4,5 / 35 mm durchs 32-mm-Okular fotografiert, Bild: Marco Alt
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3 Zirkumzenitalbogen mit Handykamera aufgenommen, Bild: Katharina Geiss
und das sollte stundenlang anhalten. Und auch den 2. Kontakt um 13:15 Uhr erkannten wir. Man konnte direkt Merkurs Bewegung beobachten. Er erschien klein, aber wie ausgestanzt! Die 50-fache Vergrößerung stellte im 6-Zöller einen guten Kompromiss aus Größe des Flecks und langem Verweilen im Bildfeld des 20-mm-Okulars (Plössl) dar. Im kleinen PST war er bei 27-facher Vergrößerung eindeutig zu sehen. Alle Erscheinungen, die im PST eigentlich sichtbar waren, nahm ich nun kaum wahr - die Betonpflastersteine blendeten fast gleißend hell. Noch während wir angeregt diskutierten, kamen die ersten Besucher und es wurde warm auf der Terrasse.
Nun ging es richtig los: Begrüßung der Gäste und ran ans Teleskop (Abb. 1). Die Nachführung gelang einfach durch den Projektionsschirm hinter dem Sucher und der Markierung, wo das schwache Bild der Sonne liegen musste, wenn sie in der Mitte des Gesichtsfeldes des Okulars war. Und auch am PST erwies sich die kurz zuvor am eingebauten Sucherbildschirm direkt aufgemalte Markierung als so hilfreich, dass ich nicht selbst ins Teleskop blicken musste, um es korrekt auszurichten. Meine erst am Wochenende gebaute Gegengewichtung war sehr brauchbar.
Der kleine Projektor verblüffte mich, denn er zeigte tatsächlich ebenfalls Merkur, zwar nur als winzigen Fleck, wenn man den Projektor leicht bewegte. Aber mit einem Bleistift konnte ich ihn zeigen und er wurde immer wieder bestätigt.
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Glücklicherweise ging er nicht in Flammen auf, wenn das kleine Sonnenbild aus dem optischen Bereich herauswanderte. Die aktuell sichtbaren Sonnenflecken boten Anhaltspunkte, um Merkurs Bewegung abzuschätzen: eine schöne HGruppe mit Umbra und Penumbra auf der Nordhemisphäre und eine C-Gruppe auf fast gleichen Längengraden. Bereits nach einer Stunde war Merkurs Abstand vom Sonnenrand deutlich gewachsen. Mir kam das direkt unwirklich vor, hatte ich doch einen Transit vor der Sonne bislang noch nie sehen können. Die Bewegung des Mondes vor der Sonne und seine Sternbedeckungen kannte ich bereits und auch gegenseitige Erscheinun-
gen der Jupitermonde. Heute aber war eine Bewegung eines Planeten visuell im Teleskop erlebbar, und für Besucher zusätzlich richtig groß auf dem Bildschirm! Nun zogen Zirruswolken auf und der kleine Projektor zeigte ein verschmiertes Sonnenbild, so dass Merkur unsichtbar wurde. Die anderen Geräte schienen dadurch nicht so beeinträchtigt zu sein. Besucher ermutigte ich immer wieder, länger zu bleiben, um später Merkurs sichtbare Bewegung bestätigen zu können. Plötzlich war da die Dame der Presse, die mich fragte, was es denn nun eigentlich zu sehen gab. Sie hatte nur ein kleines Ereignis mit einem winzigen Punkt erwartet und nun ließ sie sich mitreißen, weil ich so begeistert davon erzählte.
Und dann noch das: Beim Blick nach oben bemerkte ich einen 22 Grad -Ring um die Sonne - alle Augen nach oben (Abb. 3)! Hier gab es nun eine nicht alltägliche atmosphärische Erscheinung, zusätzlich zum Merkurtransit. Ich konnte nicht anders, als diese Besonderheit hervorzuheben. Jemand wunderte sich: ,,Was ihr so alles seht?!" Weil das noch nicht genug war, war ein Passagierjet ,,durch" den 22 Grad -Ring geflogen und erzeugte einen Kondensstreifen, der vor die Sonne trieb und einen Schatten in tiefere Schichten projizierte, wobei wir ihn dann als Saum quer über dem darüberliegenden 22 Grad -Ring sahen.
4
Rechte Nebensonne, Canon EOS 5D, Bild: Peter Maier
Fast schon geriet Merkur in den Hintergrund, da rückte die zeitliche Mitte des Ereignisses heran. Das war zwar nicht wirklich bewegend, zeigte uns jedoch, wie lange dieses Ereignis insgesamt dauern würde.
Immer wieder kamen kleine Besucherwellen. Der Anteil junger Besucher war erfreulich hoch. Holger bat wartende Gäste, sich auf unbesetzte Teleskope zu verteilen. Eine Dame wollte unbedingt - wie im Jahr zuvor - Sonneneruptionen sehen und durch das PST blicken. Die waren aber vorher ohne Zirren besser sichtbar, doch die Besucherin war so bereits glücklich.
Wir Astronomiefreunde waren nun gut vertreten: Holger erstellte eine Zeitrafferserie, Marco fotografierte mit DigiCam durch das Okular (Abb. 2). Mane wiederum hatte den Auszug seines kleinen Newtons nach unten gedreht und projizierte auf eine schräg angelehnte kleine Tafel: genial einfach und kompakt war seine Ausrüstung. Peter und Carina, die diesmal kein Instrument dabei hatten, bedienten ab und zu meine Teleskope, während ich an meinem Sonnensystem aus Karton die derzeitige Planetenkonstellation und Seltenheit dieses Transits erklärte. Und dann machte Carina auf eine linke Nebensonne in Form eines farbigen Bogens aufmerksam (Abb. 4). Mit so vielen Erscheinungen hatte niemand rechnen können!
Eine Besucherin brachte nicht nur ihre zwei Jungen mit, sondern auch deren kleines 76-mm-Teleskop (f/4), welches sie sich erklären und einstellen lassen wollten. Holger optimierte noch am Okularauszug. Als Ersatz für einen Sucher gab ich ihr die Empfehlung, einen kurzen dicken Strohhalm zum Peilen zu befestigen und mit geringer Vergrößerung nach den Objekten zu suchen. Weil Marco seinen Zehnzöller aufgefahren hatte, konnte ich meinen Sechszollfilter an dem kleinen Teleskop der Jungen befestigen. So hatten sie First Light mit Merkur am eigenen Teleskop!
Langsam fiel unser Beobachtungsplatz in den Schatten der Bäume und ein letztes Mal kam mein Modell des Sonnensystems zur Erklärung der Seltenheit eines Merkurtransits zum Einsatz. Erste Teleskope mussten umgesetzt werden. Dabei bemerkte ich über den Bäumen auch die rechte Nebensonne und Peter entdeckte kurz darauf den ebenfalls deutlich farbigen Zirkumzenitalbogen! Wir hielten alles im Bild fest.
Kurz vor Beobachtungsende kam noch ein letzter Besucher. Ihm konnte noch gezeigt werden, wie Merkur sich schon deutlich in die Nähe des gegenüberliegenden Sonnenrandes bewegt hatte. Katharinas letzte Beobachtung um 19:12 Uhr erfolgte durch Zweige und Blätter, doch Merkur war noch gut sichtbar.
Positiv bemerken möchte ich den insgesamt wirklich sorgsamen und respektvollen Umgang mit den Geräten. Zwar war ich auf Reinigen vorbereitet, doch gab es weder Wimperntusche auf den Okularen, noch Fingerabdrücke auf meiner PSTObjektivlinse, trotz kindgerecht reduzierter Einblickhöhe. Nur mein Modell des Sonnensystems hatte etwas gelitten: Merkur war aus seiner Bahn gerissen worden - aber wann wäre das wohl passender gewesen als an diesem Tag? Zum Ende hin herrschte eine ausgelassene Stimmung, auch bei den Kindern. Wir Astronomiefreunde waren froh und stolz, eine solch gelungene Aktion auf die Beine gestellt und abgeschlossen zu haben.
Literaturhinweise und Internetlinks: [1] A. Geiss, 2015: ,,SoFi 2015 in Eichstätt", VdS-Journal für Astronomie 55,
142 [2] Sonnenposition: www.heavens-above.com (Stand: Juni 2016) [3] A. Geiss, 2015: ,,Mein Vorgehen bei der H-Alpha-Beobachtung der Sonne",
VdS-Journal für Astronomie 52, 110 [4] Bausatz Sonnenprojektor: http://astromedia.eu/Astronomie-zum-
Anfassen/Der-Sonnen-Projektor:: 58.html (Stand August 2016)
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Merkurtransit am 9. Mai 2016
von Johann Spuling
Nach 13 Jahren und zwei Tagen fand am Montag, dem 9. Mai 2016, wieder das seltene Ereignis eines Merkurtransits statt, welches von Mitteleuropa aus zu beobachten war. Die Wetterbedingun-
gen an meinem Beobachtungsstandort 20 km nördlich von Kassel waren gut. Interessierte Besucher konnten in meiner Hobbysternwarte das Ereignis mitbeobachten. Ein Merkurtransit lockte natürlich
nicht so viele Besucher an, wie das z. B. bei einer Sonnenfinsternis der Fall gewesen wäre. Mit den Vorbereitungen begann ich bereits 2 Tage vor dem Ereignis. Ganz wichtig war für mich das Prüfen und
1 Merkur kurz vor dem 2. Kontakt, aufgenommen mit Baader-
Filterfolie (Dichte 5,0), Brennweite 950 mm, Belichtung 1/1.250 s, ISO 100, f/7,5.
2 Merkur mit großem Sonnenfleck, aufgenommen mit Baader-
Filterfolie (Dichte 5,0), Okularprojektion mit eff. Brennweite 4.750 mm, Belichtung 1/400 s, ISO 320, f/7,5.
3 Merkur mit großem Sonnenfleck und Fackeln in 11-Uhr-
Stellung (Bildausschnitt), aufgenommen mit Baader-Filterfolie (Dichte 5,0), Brennweite 950 mm, Belichtung 1/1.600 s, ISO 100, f/7,5.
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4 Merkur kurz vorm dritten Kontakt und kurz vor Sonnen-
untergang, aufgenommen mit Baader-Filterfolie (Dichte 5,0), Brennweite 420 mm, Belichtung 1/320 s, ISO 160, f/6,0.
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Anbringen der Objektivsonnenfilter an den Instrumenten. Auf einer Montierung NEQ6 von Skywatcher montierte ich eine Doppelbefestigung, um zwei Refraktoren, einen 5-Zoll-Refraktor von Omegon (Triplet) und einen 3-Zoll-TS-INED-70-mmRefraktor parallel befestigen zu können. Der 5-Zoll-Refraktor war für Aufnahmen mit einer DSLR vorgesehen, der 3-ZollRefraktor diente, ausgerüstet mit einem 2-Zoll-Zenitspiegel und einem 10-mmWeitwinkelokular, der reinen visuellen Beobachtung. Für die Videoaufnahmen hatte ich zusätzlich eine Digitalvideokamera aufgesattelt. Kurz nach dem 1. Kontakt (13:12:09 MESZ) zeigte sich bei
der Digitalvideokamera ein Problem mit der manuellen Belichtungseinstellung. Also entschloss ich mich kurzerhand; die DSLR für die Fotografie und für die Videoaufnahmen einzusetzen. Das funktionierte auch ganz gut, denn das Ereignis lief ja über 7 Stunden. Die Besucher schauten gebannt durch das Teleskop, so etwas hatte von den Anwesenden vorher noch keiner gesehen. Der 3-Zoll-Refraktor lieferte eine konturenscharfe und fast flimmerfreie Abbildung der Sonne mit einem großen Sonnenfleck in der oberen Sonnenhälfte, in 11-Uhr-Stellung mit Fackeln am Sonnenrand und natürlich auch mit der dunklen Merkurschei-
be. Da die Montierung exakt eingenordet war, liefen beide Fernrohre über die Zeitdauer des Ereignisses sehr genau nach. Das Wetter blieb klar. Um 16:00 Uhr kamen ein paar Hochschlieren hinzu. Die Sonne ging allerdings aufgrund des nicht ebenen Geländes, das Gelände steigt in Nord-West-Richtung an, vor dem Merkuraustritt unter. Rundherum ein schönes Ereignis, konnte man doch den Größenunterschied zwischen Sonne und Merkur gut erkennen und auch die Geschwindigkeit von Merkur beeindruckend mitverfolgen.
Danke, Peter!
- Mein ganz persönlicher Merkurtransit vom 09.05.2016
von Bernd Flach-Wilken
Das bereits im Vorfeld hochgepriesene ,,astronomische Ereignis des Jahres" drohte hier im Westteil der Republik nach einer Schönwetterperiode von etwa 1 Woche Opfer des heranrückenden Tiefdruckgebiets ,,Yekatarina" zu werden. Aber Hoch ,,Peter" hielt sich am 9. Mai doch tapferer als befürchtet und machte die ganze Sache noch spannender als sie sowieso schon war. Würde der Transit zu beobachten sein oder nicht?
Unter nicht idealen, aber doch recht brauchbaren Wetterbedingungen konnte ich dann doch meinen 2. Merkurtransit nach jenem zufällig auch am 9. Mai stattfindenden Transit von 1970 beobachten. Damals als Schüler anlässlich einer Berlin-Klassenfahrt auf der Wilhelm-Foerster-Sternwarte, dieses Mal auf meinem Hausbalkon mit inzwischen eigenen Instrumenten.
Damals konnte ich das Ereignis auf einem Sonnenprojektionsschirm eines 150-mmRefraktors verfolgen, dieses Mal im H-Licht meines 178-mm-Refraktors, was zugegebenermaßen noch interessanter und dramatischer war als dieses Jugenderlebnis.
Fing der Transit 1970 schon in den frühen Morgenstunden an (wenn Schüler noch feste schlafen ...) und endete mittags, so begann er ja bekanntermaßen dieses Mal erst nach der
1 Ab 13:10 MESZ stieg die Spannung ins Unermessliche: Wo würde Merkur genau
erscheinen und wie deutlich würde er sich im Lichte der H-Linie vor den Sonnenrandspikulen abheben? Sowohl visuell als auch am Monitor einer Videokamera war dann der Transitbeginn überraschend problemlos zu beobachten. Dass dabei eine kleine Protuberanz zufällig in der Nähe stand, war das i-Pünktchen auf dem ganzen Event. 2.000 Videoframes dieser Situation wurden in AVISTACK2 zusammengerechnet und in Photoshop künstlich eingefärbt. Mit einer USB3Kamera war diese Aufnahmeserie in wenigen Sekunden gewonnen, so dass es keine Unschärfen durch Merkurs Eigenbewegung gab. Instrumente: 178-mmChristen-Refraktor mit SolarSpectrum-H-Filter 0,5, DERF, eff. Brennweite 3,5 m, ZWO-ASI174MM-Kamera.
(Anm. d. Red.: Dieses Bild erschien bereits als Titelbild im VdS-Journal für Astronomie 59, wird deshalb an dieser Stelle nur noch einmal in kleiner Version gezeigt.)
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2 Im visuellen Spektralbereich gab
es eigentlich, bis auf Merkur selbst, nichts weiter Aufregendes zu beobachten. Momentweise ließ das sehr schlechte Seeing an diesem Tag aber doch die Sonnengranulation erkennen, wie dieses Bild zeigt. Instrument wie bei Abb. 1, eff. Brennweite 5 m, 1.000 frames 8-bit, damit es schnell ging (Seeing!), Herschelprisma und Solar-Continuum-Filter. Leider haben die Wavelet-Filter zur Nachschärfung der Sonnenoberfläche die Bildqualität um Merkur herum stark degradiert.
Comic
Sonnenkulmination und endete erst gegen deren Untergang.
Leider schwächelte ,,Peter" dann am Nachmittag und ,,Yekatarina" trieb gnadenlos hohe, dichte Schleierwolken zu meinem Beobachtungsort herein.
So endete voreilig für mich das Astroereignis des Jahres, fügte sich jedoch immerhin mit meinem 1970er-Erlebnis zusammen zu einem runden Komplettmerkurtransit. Die erste Transithälfte 2016, die zweite 46 Jahre zuvor 1970 ... zwar in vertauschter Reihenfolge, aber immerhin.
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3 Etwas schwierig gestaltete sich die Ausarbeitung dieses Bildes, da sich der
Aufnahmezeitraum über 1,5 Stunden hinzog. Ab 13:16 Uhr wurde etwa jede Viertelstunde eine Aufnahme zu je 1.000 Videoframes gewonnen und dann in einem Bildbearbeitungsprogramm zu diesem Ergebnis zusammengerechnet. Die Schwierigkeit bestand in der sich über diesen Zeitraum hin verändernden Sonnenoberfläche, so dass markante Fixpunkte zur Composite rstellung schwierig wiederzufinden waren. Der Sonnenrand erwies sich dabei als sehr hilfreich. Instrument und H-Setup wie bei Abb. 1, je 1.000 Videoframes.
Sonne 83
Eine Mini-Sonnenfinsternis
von Rainer Schendel Die Mini-Sonnenfinsternis am 9. Mai 2016 habe ich an der Wilhelm-Foerster-Sternwarte in Berlin gut beobachten und auch aufnehmen können. Das dargestellte Bild des Merkur vor der Sonnenscheibe habe ich mit einer Digitalkamera von Jenoptik durch ein Glassonnenfilter an meinem 4-Zöller gewinnen können. Es war ein tolles Erlebnis!
1
Merkurdurchgang am 9. Mai 2016 mit einem 4-Zoll-Teleskop.
Die H-Relativzahl 2008-2015
von Martin Hörenz
Vor mittlerweile mehr als acht Jahren wurde von Ronald Stoyan und Peter Völker das Beobachtungsprogramm ,,HRelativzahl" initiiert. Seit Beginn des Programms wurden über eine Eingabemaske auf der Homepage der Zeitschrift ,,interstellarum" von 40 Einzelbeobachtern insgesamt ca. 8.000 Beobachtungen eingegeben. Seit 01.06.2016 ist die Eingabefunktion bei interstellarum deaktiviert. Gleichzeitig wurde eine ähnlich gestaltete Eingabemaske bei der Fachgruppe Sonne freigeschaltet, so dass das Programm nahezu unverändert weiterlaufen kann [1]. Zusätzliche Eingabefelder zur Brennweite und zum Seeing erfassen nun optional auch weitere Daten. Die Fachgruppe Sonne freut sich über weiterhin zahlreiche Einsendungen! Beobachten Sie mit!
gen für jeden Beobachter mit mehr als 25 Beobachtungen in einem Kalenderhalbjahr ein persönlicher Korrekturfaktor errechnet.
Betrachtet man die Sonnenaktivität in H, so lässt sich anhand der geglätteten Kurve (P17-Mittlung) ablesen, dass das Maximum der H-Relativzahl im Juni 2013 erreicht wurde. Der Maximumswert
selbst betrug 433. Ohne die Korrektur ergibt sich dagegen ein Wert von nur 317. Begründen lässt sich dieser Unterschied damit, dass sich der Beobachterstamm im Laufe der Jahre verändert hat, Beobachter mit einem niedrigen Korrekturfaktor abgesprungen sind, dafür Beobachter mit einem höheren Korrekturfaktor hinzugekommen sind. Seit etwa 2011 gleichen sich beide Datenreihen langsam wieder
Sowohl auf der deaktivierten als auch auf der neuen Seite werden bereits aus allen Eingaben Monatsmittelwerte automatisch berechnet. Die gesammelten Daten werden aber von der VdS-Fachgruppe Sonne noch mal gesondert ausgewertet, um Effekte auszugleichen, die sich aufgrund des Einsatzes unterschiedlicher Instrumente ergeben. Dabei wird aus älteren und aktuellen Beobachtun-
1 Entwicklung der Monatsmittelwerte der H-Relativzahl
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84 Sonne
verläuft. Wenn die Sonne im Weißlicht z. B. auch im Maximum weniger Sonnenflecken zeigt, als man erwarten würde, muss das nicht zwangsweise heißen, dass die Aktivität in H ebenfalls gering ist. Hier kann es sein, dass noch eine große Zahl von älteren Filamenten in der Chromosphäre beobachtet werden können und gleichzeitig schon kleinere neue Aktivitätsherde zu sehen sind, aus denen im Weißlicht noch keine Fleckengruppen resultieren.
2 Entwicklung der H-Relativzahlen im Vergleich mit den Sonnenflecken-Relativzahlen
der FG Sonne
etwas an. Die Entwicklung sowohl der korrigierten als auch der unkorrigierten Monatsmittelwerte zeigt die Abbildung 1.
Vergleicht man nun die H-Relativzahlen mit den Sonnenfleckenrelativzahlen des SONNE-Netzes, die nach gleichem Muster ausgewertet werden, zeigen sich deutliche Unterschiede. Während im HBereich nur ein Maximum zu verfolgen war, gab es bei den Sonnenflecken-Re-
lativzahlen wieder ein Doppelmaximum: ein niedrigeres Maximum mit Re = 66 im Dezember 2011 und das Hauptmaximum mit Re = 82 im März 2014 (s. Abb. 2). Das Weißlicht-Hauptmaximum liegt damit ein Dreivierteljahr nach dem Maximum der H-Relativzahl.
Beobachtungen des Autors zeigen, dass das Auf und Ab der Sonnenaktivität in H und im Weißlicht unterschiedlich
Da die Aktivität im H-Licht auch im Minimum nicht auf ,,Null" sinken wird, ist es möglich, dass sich auch hier Unterschiede zwischen Sonnenfleckenrelativzahl und H-Relativzahl ergeben. Interessant wird sein, ob der Minimumszeitpunkt übereinstimmt oder ob es ebenfalls Unterschiede geben wird. Es bleibt also spannend, auch das nächste Minimum zu verfolgen!
Internetlink: [1] VdS-Fachgruppe Sonne - H-
Relativzahl Dateneingabe: http:// sonne.vdsastro.de/de/h-halpha.php
Ein Versuch zur Bestimmung der Chromosphärendicke der Sonne
von Markus Ridder und Beate Seifert
Der Merkurtransit vom 9. Mai 2016 wurde für einen Versuch zur Messung der Dicke der Chromosphäre der Sonne genutzt. Die Messung erfolgte dabei indi-
rekt durch die Messung der Kontaktzeitdifferenzen im Integrallicht bzw. im Licht der H-Linie beim Eintritt des Merkur. Da die im H-Licht beobachtbare Chro-
mosphäre oberhalb der im Integrallicht beobachtbaren Photosphäre liegt, erfolgt der Eintritt (1. und 2. Kontakt) in H vor dem jeweiligen Ereignis im Integrallicht. Auf die Idee zu dieser Messung wurde ich von meinem Sternfreund Christian Grunwald gebracht, mit dem ich eine ähnliche Messung bereits beim Venustransit 2004 in den Pyrenäen durchgeführt habe.
1 Das Setup mit den Autoren
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Es wurden die beiden folgenden Setups genutzt: #1 (Integral): FH 80 mm/500 mm, Herschelkeil, Baader-Solar-Continuum-Filter, Graufilter, 13-mm-TeleVue-NaglerOkular, Vergrößerung: ca. 38x, visuell durch Beate Seifert #2 (H): APO 80 mm/640 mm, 50-mmSolarview-H-Filter, Blockfilter, BG38Filter, 19-mm-TeleVue-Panoptik-Okular, Vergrößerung: ca. 34x, visuell durch Markus Ridder.
Sonne 85
Tabelle 1: Beobachtete Zeitdifferenzen
Auswertung Aus den Zeitdifferenzen wurde versucht,
zwischen 1. und 2. Kontakt in H: zwischen 1. und 2. Kontakt im Integrallicht: zwischen Ha und Integrallicht, 1. Kontakt: zwischen Ha und Integrallicht, 2. Kontakt:
tH
=
tintegral =
t1
=
t2
=
107 s 115 s 59 s 67 s
die Dicke der Chromosphäre der Sonne zu bestimmen. Aus der Länge der Eintrittsdauer des Merkur, also der Zeit, die Merkur benötigt, um den Rand der Sonne zu überqueren, lässt sich bei be-
kanntem Winkeldurchmesser des Mer-
kur zum Zeitpunkt der Beobachtung die
Teleskop #1 wurde auf einer parallaktisch vermehrt Wolken aus Südwest auf und scheinbare mittlere Geschwindigkeit von
aufgestellten und motorisierten Vixen- die Beobachtung konnte nur noch im In- Merkur vor der Sonne ermitteln. Der
GP-Montierung betrieben. Teleskop #2 tegrallicht erfolgen. Später war auch hier scheinbare Durchmesser von Merkur be-
wurde auf einer manuellen azimutalen keine Beobachtung mehr möglich. Der trug am 9. Mai 2016, 13:00 Uhr MESZ,
Montierung Giro-2 genutzt. Beide Setups liefern eine ähnliche Vergrößerung und
Austritt des Merkur konnte weder in H noch im Integrallicht beobachtet werden,
ca. DMerkur = 12,1''. Die scheinbare Geschwindigkeit des Merkur ergibt sich aus
damit eine vergleichbar genaue Erkenn- da die Sonne zu diesem Zeitpunkt bereits dem Verhältnis des scheinbaren Durch-
barkeit der Kontakte.
sehr tief stand und von Wolken verdeckt messers und der Zeitdifferenz zwischen
Beobachtung
wurde.
1. und 2. Kontakt (Mittelwert) zu 0,11''/s.
Zur Messung der Kontaktzeitdifferenzen
wurde die Diktierfunktion eines Smartphones genutzt. Die Kontakte wurden dabei aufgesprochen und die Differenzen
Die provisorischen Relativzahlen des SONNE-Netzes, 1. Halbjahr 2016 von Andreas Bulling
später durch Abhören des Aufgesprochenen ermittelt. Leider wurde vergessen, Referenzzeitpunkte aufzusprechen, so dass eine Bestimmung der absoluten Kontaktzeiten nicht mehr möglich war. Die Genauigkeit der Bestimmung der Zeitdifferenzen liegt bei ca. 1 s. Hinzu kommen natürlich die Unsicherheit bei der Erkennung der Kontakte und die Verzögerung zwischen der Wahrnehmung und der akustischen Äußerung. Die Genauigkeit insgesamt ist daher eher im Bereich von ca. +- 5 s anzusiedeln.
Tag
Januar Februar März
April
Mai
Juni
1
19
28
39
9
60
24
2
26
40
45
10
55
9
3
30
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Vor dem Eintritt wurde versucht, den erwarteten Eintrittsort zu ermitteln, um nur einen möglichst kleinen Bereich des Sonnenrandes ,,überwachen" zu müssen. Insbesondere für den 1. Kontakt in H ist das wichtig, um den Fehler klein zu halten. Dennoch ist es sicher dieser Zeitpunkt, der mit dem größten Fehler behaftet sein dürfte. Die meteorologische Situation während des 1. und 2. Kontaktes war recht gut, wenn auch die Luftunruhe gegenüber den Morgenstunden deutlich zugenommen hatte. Der 1. Kontakt erfolgte nahezu genau an der erwarteten Position, exakt oberhalb einer schönen Protuberanz. Die Auswertung des Smartphone-Diktiergerätes ergab die in Tabelle 1 dargestellten Zeitdifferenzen.
13
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29
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-
Die Wanderung des Merkurs über die Sonnenscheibe wurde visuell verfolgt. Im Laufe des Nachmittags kamen jedoch
Mittel Mittel 2.0
35,5
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34,6
13,6
71,8
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49,3
19,4
VdS-Journal Nr. 60
86 Sonne
Die scheinbare Dicke der Chromosphäre folgt aus der scheinbaren Geschwindigkeit und der Zeitdifferenz zwischen den Beobachtungsarten (Integrallicht/H) zu etwa 6,9''.
Mit dem mittleren Sonnendurchmesser von 1.392.000 km und dem scheinbaren Durchmesser der Sonne zur Zeit des Transits von 31,7' erhält man einen Maßstab von 732 km/''. Daraus folgt als Zwischenergebnis der Messungen eine Chromosphärendicke von ca. 5.050 km. Da der Merkurtransit am 9. Mai 2016 nicht zentral erfolgte, also nicht durch den Mittelpunkt der Sonne verlief, ist bei dem Messergebnis noch ein ,,Verkürzungsfaktor" zu berücksichtigen. Bei einem nicht-zentralen Transit tritt Merkur nicht senkrecht zur am Eintrittspunkt an die Sonne angelegten Tangente vor die Chromosphäre/Photosphäre, sondern ,,schräg" dazu. Damit wird der Weg durch die Chromosphäre gegenüber ihrer tatsächlichen Dicke verlängert. Der
zu berücksichtigende Verkürzungsfaktor ergibt sich aus der Positionswinkeldifferenz zwischen 1. und 4. Kontakt von 141 Grad zu ca. 0,94. Abschließend folgt damit als Messergebnis für die Dicke der Sonnenchromosphäre ein Wert von ca. 4.700 km.
Diskussion In der Literatur wird die Dicke der Chromosphäre mit ca. 2.000 km angegeben [1]. Unser Messergebnis liegt damit deutlich über dem Literaturwert. Es gibt verschiedene mögliche Ursachen für diese Differenz. Zunächst bezieht sich der Literaturwert auf die ,,ruhige" Chromosphäre". Zum Zeitpunkt unserer Messung und am Eintrittspunkt des Merkurs war die Chromosphäre jedoch alles andere als ,,ruhig". Die Protuberanz unmittelbar neben der Eintrittsstelle des Merkur mag hierfür als Indiz gesehen werden. Auch die im H-Licht sichtbaren Spikulen, die als chromosphärische Erscheinung gelten, reichen bis in Höhen von ca. 9.000 km [1]. Sicher war auch die bei der Beobachtung
verwendete geringe Vergrößerung (34x bzw. 38x) nicht optimal und erschwerte die genaue Erkennbarkeit der Kontaktzeitpunkte. Mit dem verfügbaren Equipment war es jedoch die einzige Möglichkeit, im Integrallicht und in H eine ähnliche Vergrößerung zu realisieren.
Das verwendete Verfahren ist auch nicht genau genug, um die Dicke der Chromosphäre, im Sinne ihrer Definition, die sich mehr am Temperaturverlauf als an der Sichtbarkeit von H-Phänomenen orientiert, exakt zu vermessen. Sie ist jedoch genau genug, um eine Abschätzung der Dimensionen der ,,realen" Chromosphäre und ihrer Erscheinungen zu liefern.
Literaturhinweis: [1] K. Reinsch, R. Beck, H. Hilbrecht,
P. Völker: ,,Die Sonne beobachten", Verlag Sterne und Weltraum (S. 299 ff)
Impression
Die Sonne am 4. September 2016 um 11:04 Uhr MESZ. Franz Klauser (Sternwarte Puchheim/Oberösterreich) verwendete einen 120-mm-Refraktor f/6, dessen Öffnung durch einen Energieschutzfilter auf 110 mm reduziert worden war, dazu einen Ha-Filter (Daystar Quark). Mit einer ASI 174 MM Mono unter Firecapture wurde die volle Auflösung (1936 x 1216 Pixel) genutzt. Die Bearbeitung erfolgte mit AutoStakkert und RegiStax6.
Sternbedeckungen
87
Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im 1. Quartal 2017
von Eberhard Riedel
Die derzeitige Bahnlage des Mondes führt ihn in diesem Jahr durch den V-förmigen offenen Sternhaufen der Hyaden im Sternbild Stier. Allein 5 dieser Hyadenpassagen sind in Deutschland bei Nacht zu verfolgen. Überquert wird jeweils der sternreiche südliche Teil des Sternhaufens, was zu einer großen Zahl von Bedeckungen heller Sterne führt.
Karte mit den Grenzlinien der 3 Streifungsereignisse
Die drei sehenswertesten streifenden Bedeckungen von Sternen durch den Mond im 1. Quartal des Jahres 2017 sind im Folgenden dargestellt. Darunter ist die Streifung des 0,9 mag hellen Aldebaran am 5. Februar ein wirklich spektakuläres Ereignis, zumal es am unbeleuchteten Mondrand stattfindet (s. Ereignis 3). Die Landkarte zeigt alle Grenzlinien dieser Ereignisse quer über Deutschland, die der mittlere Mondrand während des Vorbeizuges am Stern beschreibt. Von jedem Punkt in der Nähe dieser Linien ist zum richtigen Zeitpunkt das oft mehrfache Verschwinden und Wiederauftauchen des Sterns bereits in einem kleinen bis mittleren Fernrohr zu verfolgen.
Allgemeines Grundlage der hier veröffentlichten Profildaten sind Laser-Messungen des amerikanischen Lunar Reconaissance Orbiters, die vom Chemnitzer Sternfreund Dietmar Büttner in ein dichtes Netz von librationsabhängigen Profilwerten umgerechnet wurden.
Um streifende Sternbedeckungen erfolgreich beobachten zu können, werden eine ganze Reihe präziser Informationen benötigt. Die europäische Sektion der International Occultation Timing Association (IOTA/ES) stellt diese Daten zur Verfügung. Kernstück ist die Software ,GRAZPREP` des Autors, die sowohl eine komplette und stets aktualisierte Auflistung aller interessanten Ereignisse als auch für jedes Ereignis die genauen Koordinaten der Grenzlinien und viele weitere Informationen liefert. Darüber hinaus kann von jedem Standort aus das Profil des Mondes und die zu erwartende Sternbahn grafisch in verschiedens-
ten Vergrößerungen dargestellt werden, um so den besten Beobachtungsstandort auswählen zu können. Letzterer muss auch unter Berücksichtigung der Höhe optimiert werden, weil diese einen Einfluss auf den Blickwinkel zum Mond hat. Hierzu können höhenkorrigierte Grenzlinien automatisch in eine Google-EarthKarte übertragen werden, mit der es dann einfach ist, die besten Beobachtungsstationen festzulegen.
Die Software kann kostenlos unter www. grazprep.com heruntergeladen und in-
stalliert werden (Password: IOTA/ES). Zusätzlich benötigte Vorhersagedateien sind direkt vom Autor (e_riedel@msn. com) oder über die IOTA/ES (www.iotaes.de) zu beziehen. Weiterführende Informationen, z. B. über die Meldung der Bedeckungszeiten, sind dort ebenfalls erhältlich.
VdS-Journal Nr. 60
88
Sternbedeckungen
Ereignis 1: 05.02.2017
In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar zieht kurz nach Mitternacht der gut zur Hälfte beleuchtete zunehmende Mond mit seinem unbeleuchteten Nordrand am 6,7 mag hellen Stern SAO 93532 vorbei. Zu verfolgen ist das Ereignis auf einer Linie, die sich über Freiburg im Breisgau und Lindau bis nach Innsbruck zieht.
Die Abbildung 1a zeigt zudem (hier für eine Länge von 7 Grad 50' Ost), dass die scheinbare Sternbahn (blauweiß gestrichelte Linie mit Minutenangaben) den Mondrand weitab von Terminator berührt, so dass die Mondhelligkeit bei diesem Ereignis nicht stören wird. Die Mondrandstrukturen sind hier 6-fach überhöht dargestellt, weshalb auch die Krümmung der scheinbaren Sternbahn grafisch erforderlich ist. Die Zeiten gelten nur für die gewählte geografische Länge, die einer Position im südlichen Stadtgebiet von Freiburg im Breisgau entspricht.
Die Abbildung 1b zeigt eine starke Vergrößerung der engsten Annäherung zwischen Mond und Stern auf 7 Grad 50' Ost, wie sie sich auf der für das mittlere Mondrandniveau vorausberechneten Streifungslinie darstellt. In dieser Grafik ist das Mondrandprofil in 12-facher Überhöhung dargestellt, da auf diese Weise besser beurteilt werden kann, wann und wie viele Bedeckungsereignisse im Einzelnen zu erwarten sind. Tatsächlich können von dieser Position zwischen 00:23:01 und 00:24:07 MEZ 12 Kontakte verfolgt werden (s. Inset).
Einen Anhalt über die Verlagerung der scheinbaren Sternbahn, wenn man die in der Grafik angegebene geografische Breite verlässt, geben die roten Begrenzungslinien. Diese zeigen in den Abbildungen 1a und 1b einen Abstand von der Grenzlinie von +- 1.000 m, welcher senkrecht zum Verlauf der Grenzlinie angetragen wird. Hierdurch ist erkennbar, dass es bei einer anderen Positionie-
1a Die scheinbare Sternbahn (blauweiß gestrichelte Linie) bei Beobachtung genau
von der vorhergesagten Grenzlinie, 6-fache Mondhöhendehnung
1b Streifungssituation von SAO 93532, Beobachtung genau von der Grenzlinie mit
12-facher Mondhöhendehnung
rung außerhalb der vorausberechneten Zentrallinie jeweils zu einer sehr unterschiedlichen Anzahl von Bedeckungen des Sterns kommen wird.
Während der knapp 2 Minuten, in denen bei diesem Ereignis der Mondschatten über Deutschland wandert, kommt es zu keiner nennenswerten Verschiebung der Streifungsposition am Mondrand. Deshalb kann man davon ausgehen, dass das oben Gesagte annähernd auch für alle anderen Längen der Grenzlinie gilt. Lediglich die Kontaktzeiten verschieben sich.
SAO 93532 ist nicht als Doppelstern bekannt, weshalb sein Verschwinden am Mondrand jeweils schlagartig erfolgen müsste. Nicht selten wurden bei Sternbedeckungen durch den Mond jedoch enge Doppelsterne entdeckt. Zu beobachten wäre dann ein langsameres oder nur teilweises Verschwinden und Wiederauftauchen des Sternlichtes.
VdS-Journal Nr. 60
Sternbedeckungen
89
Ereignis 2: 05.02.2017
Am Abend des gleichen Tages kommt es zu einer etwas schwieriger zu beobachtenden streifenden Bedeckung des 5,5 mag hellen Sterns 81 Tauri. Der Mond ist dann bereits 68 % beleuchtet, jedoch ist insbesondere der Abstand der Streifungszone zu den beleuchteten Mondstrukturen sehr gering. Weil die Bedeckung teilweise am hellen Mondrand stattfindet und dort nicht zu verfolgen ist, bleibt das Beobachtungsgebiet auf das nordwestliche Niedersachsen und den südlichen Hamburger Raum beschränkt.
Der Mondrandausschnitt in der Abbil- 2a Die scheinbare Sternbahn von 81 Tauri bei 68 % beleuchtetem Mond, 6-fache
dung 2a zeigt die scheinbare Sternbahn
Mondhöhendehnung
bei der geografischen Länge von 8 Grad Ost
und verdeutlicht geometrisch die Nähe
des Terminators. Auf der vorausbe-
rechneten Zentrallinie werden mehrere
Kontakte zu sehen sein, von denen aber
nur einer vor dem Terminator stattfin-
det. Wegen der dort zu erwartenden
Überstrahlung wird auch dieses Ver-
schwinden des Sterns kaum zu beob-
achten sein.
Um aber dennoch Kontakte am dunklen Mondrand sehen zu können, muss man die berechnete Zentrallinie nach Norden verlassen. Wie sinnvoll das ist, zeigt die Abbildung 2b, in der die Pro-
fildetails 12-fach überhöht dargestellt 2b
sind. Etwa 6 km weiter nördlich können zwischen 20:30 und 20:31 MEZ ohne Weiteres 7 Kontakte oder mehr zu beobachten sein. Auch ein kleineres Fernrohr macht eine Beobachtung möglich. Die roten Begrenzungslinien zeigen einen Versatz auf der Erdoberfläche von +- 3.000 m senkrecht zur Schattenrichtung des Mondes.
Streifungssituation von 81 Tauri ca. 6.000 m nördlich der Grenzlinie mit 12-facher Mondhöhendehnung
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VdS-Journal Nr. 60
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Sternbedeckungen
Ereignis 3: 05.02.2017
Nur 3 Stunden später steht die spektakulärste Sternbedeckung des Jahres auf dem Kalender: der dunkle Nordrand des zu 69 % beleuchteten Mondes streift den 0,9 mag hellen Hauptstern im Stier, Aldebaran. In den Genuss dieses seltenen Ereignisses kommt der Süden Deutschlands auf einer Linie, die südlich von Straßburg, Ulm, München und Salzburg verläuft.
Die Abbildung 3a zeigt die scheinbare Bahn des Aldebaran durch das zerklüftete Mondterrain auf der vorausberechneten Zentrallinie für eine Länge von 10 Grad Ost, wo der Stern bereits mehrfach verschwindet und wieder erscheint. Aber bereits bei einer Beobachtungsposition nur ca. 90 m (!) weiter nördlich vervielfachen sich diese Bedeckungsereignisse.
Die Abbildung 3b zeigt diese Kontakte von der nördlicheren Position. Die Grafik ist, wie alle anderen, für Meereshöhe gerechnet. Bei deutlich höher gelegenen Beobachtungsstationen muss deren Höhe ebenfalls in die Berechnung einbezogen werden, um eine genügend genaue Vorhersage zu erhalten (zur Software s.o.).
Aldebaran ist der Hauptstern eines Mehrfachsternsystems, weshalb es bei dessen Bedeckung oft nicht zu dem schlagartigen Verschwinden des Sterns kommt, wie man es am atmosphärelosen Mond gewohnt ist, sondern immer auch Helligkeitsschwankungen beobachtbar sind. Bereits das unvollständige Verschwinden und Wiederauftauchen des Hauptsterns selbst kann Grund für diese Lichtschwankungen sein. Dieses verdeutlicht ebenfalls die Abbildung 3b, in der das Mondrandprofil 24fach gedehnt abgebildet ist. Dadurch ist es möglich, Aldebaran mit seinem Durchmesser darzustellen. Die schwarzen Begrenzungslinien der scheinbaren Sternbahn zeigen die Höhenausdehnung dieses roten Rie-
3a Die scheinbare Sternbahn von Aldebaran bei Beobachtung genau von der vorher-
gesagten Grenzlinie, 12-fache Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei +- 1.000 m
3b Die scheinbare Sternbahn von Aldebaran bei Beobachtung ca. 90 m nördlich der
Grenzlinie, 24-fache Mondhöhendehnung; Begrenzungsstriche zeigen die Höhenausdehnung des Aldebaranscheibchens.
sensterns, der bei einem Winkeldurchmesser von ca. 0,02 Bogensekunden am Mondrand einen Durchmesser von ca. 36 Metern hat. Die Grafik macht deutlich, dass es so auch zu partiellen Bedeckungen des Aldebaran und damit statt eines völligen Verlöschens zu Helligkeitsschwankungen kommen kann. Die Kontakte geschehen auf der Länge von 10 Grad Ost ca. zwischen 23:36:46 und 23:38:20 MEZ.
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Veränderliche
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Die schwierige Grenze zwischen SRa- und Mirasternen
von Frank Vohla
Die Halbregelmäßigen vom Typ SRa und die Mirasterne haben ähnliche physikalische und chemische Eigenschaften. Die Perioden liegen zwischen wenigen Monaten und etwa drei Jahren. Als Grenze ist die visuelle Amplitude von 2,5 mag festgelegt. Darüber liegen die Mirasterne, darunter die Halbregelmäßigen. Diese Grenze ist willkürlich gezogen worden.
Weil bei beiden Veränderlichentypen die Amplituden nicht sehr konstant sind, ist die Einteilung schwierig. Es gibt Halbregelmäßige, die zum Zeitpunkt der Klassifizierung Amplituden kleiner 2,5 mag hatten und dann lange Zeit mit einer größeren Amplitude liefen. Wären diese Sterne später entdeckt worden, hätte man sie vielleicht als Mirasterne eingestuft. Umgekehrt beobachten wir Mirasterne, die mehrere Jahre lang kleine Amplituden haben.
1 BAV-Beobachtungen von BG Cygni 2003-2016 (1.090 Beob.)
Im Folgenden wird die Schwierigkeit mit der 2,5-mag-Grenze anhand der Mirasterne BG Cygni, UV Aurigae, PQ Cephei und T Ursae Minoris sowie am Halbregelmäßigen V Bootis beschrieben.
2 BAV-Beobachtungen von UV Aurigae 2000-2016 (1.092 Beob.)
BG Cygni zeigt eine Amplitude zwischen zwei und drei Größenklassen (Abb. 1). Tatsächlich ist auch geringfügig mehr drin, da nicht alle Minima vollständig beobachtet sind. Es ist der ideale Grenzgänger. BG Cyg ist als Mirastern eingestuft. Die ansonsten ziemlich regelmäßige Lichtkurvenform hat das wohl begünstigt.
UV Aurigae ist ebenfalls ein Mirastern mit einer mittleren Amplitude um drei Größenklassen. Der Mirastern ist zudem Teil eines symbiotischen Systems vom Typ Z And. Daher ist ein langsamer Lichtwechsel überlagert (Abb. 2). Eine ähnliche Lichtkurvenform zeigt AZ Aur. In GCVS (Generalkatalog für veränderliche Sterne) und VSX (Veränderliche-Sterne-Index der AAVSO, der amerikanischen Veränderlichenorganisation) sind bei diesem Stern keine Hinweise auf ein symbiotisches System zu finden.
3 BAV-Beobachtungen von V Bootis 2012-2016 (431 Beob.)
Für die meisten Mirasterne gilt auch, dass die Periodendauer eher halbregelmäßig ist. Die Perioden ändern sich oft spontan. Manchmal wird eine Periode plötzlich um Wochen kürzer oder länger.
PQ Cephei In der BAV-Mailingliste beschrieb Jörg Neumann unter Bezug auf seine eigenen
Beobachtungen und Ergebnisse von Michael Dahm das Verhalten von PQ Cep: Die Perioden liegen demnach zwischen 415 und 476 Tagen. Die Amplitude dieses Sterns liegt übrigens auch im Grenzbereich zwischen SRa- und Mirastern. Er ist zirkumpolar und liegt nahe bei T Cep und S Cep.
VdS-Journal Nr. 60
92
VdS-Nachrichten
V Bootis Es gibt auch auf Seiten der Halbregelmäßigen Beispiele für eine Ähnlichkeit mit Mirasternen. V Bootis ist laut GCVS und VSX als Typ SRa mit einem Lichtwechsel von 7 bis 12 mag bei einer Periode von 257 bzw. 258 Tagen gelistet (Abb. 3). In den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts ähnelte der Lichtwechsel sehr dem eines Mirasterns. Danach ging die Amplitude zurück. Bis vor wenigen Jahren lag sie bei ca. einer Größenklasse. In den letzten drei Zyklen nahm die Amplitude deutlich zu.
T Ursae Majoris Die bisherigen Beispiele waren Sterne, die sich häufig oder immer im Grenzbereich aufhalten. Möglich ist auch, dass ein plötzlich auftretendes Ereignis einem wirklichen Mirastern mit großer Amplitude einen halbregelmäßigen Lichtwechsel aufzwingt. Bei T Ursae Minoris gab es 1985 eine drastische Periodenverkürzung. In der Folge verringerte sich auch die Amplitude.
4 BAV-Beobachtungen von T Ursae Minoris 1980-2016 (2.888 Beob.)
Das Schrumpfen der Amplitude ist in der Langzeitlichtkurve (Abb. 4) gut erkennbar. Als Ursache wird ein Heliumflash angenommen.
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Nachruf
Alfred Sturm verstorben
Am 26. Juli 2016 verstarb im Alter von 92 Jahren Alfred Sturm, Gründer der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim.
Alfred Sturm war von Beruf Frisör und fand sehr früh den Weg zur Astronomie.
Ende der fünfziger Jahre errichtete er zusammen mit seinem im vergangenen Jahr verstorbenen Freund, Martin Geffert, eine kleine Beobachtungsplattform im Giebel seines Hauses am Rande der Heppenheimer Altstadt.
Das erste Teleskop war ein 15-cm-Newtonspiegel, den er selbst schliff und polierte. In den Folgejahren gründete er zusammen mit Martin Geffert den astronomischen Arbeitskreis Heppenheim. Jeden Dienstag traf man sich in seinem kleinen Frisör-Lädchen zu einem astronomischen Kolloquium. Der Autor dieser Zeilen stieß als 16-Jähriger zu diesem Kreis, der schnell an Interessenten gewann.
In den Folgejahren kam der Wunsch nach einer größeren Sternwarte auf. Auf dem nahegelegenen Schlossberg fand sich ein idealer Platz unweit der im Jahr 965 erbauten Starkenburg.
Der Heppenheimer Bürgermeister unterstützte dieses Vorhaben und im Jahr 1971 konnte die Starkenburg-Sternwarte eröffnet werden. Ausgestattet war die Beobachtungsplattform mit einem Schiebedach und beherbergte anfangs ein bescheidenes Instrumentarium der jungen Astrogemeinde. Die Mitgliederzahl wuchs ständig, so dass der astronomische Arbeitskreis im Jahr 1991 in einen eigenständigen, gemeinnützigen Verein überführt wurde.
Alfred Sturm war wie kein anderer der Motor, Anker und Drehpunkt der Sternwarte und des Vereinslebens. Insgesamt 34 Jahre war Alfred Sturm der Vorsitzende des Arbeitskreises und Vereins. In dieser Zeit führte er Tausende von Besuchern und Sternfreunden durch die Sternwarte oder sprach als begeisterter Hobby-Astronom zu seinem Publikum.
Im Jahr 2000 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt und blieb zeitlebens ,,seiner" Sternwarte und der Astronomie treu.
Seit Mitte der 90iger-Jahre wurden bislang über 50 Asteroiden an der weit über die Grenzen hinaus bekannten Einrichtung entdeckt. So gibt es ihm zu Ehren einen Kleinplaneten, der seinen Namen ,,Alfred Sturm" trägt.
Die vielen Sternfreunde und Menschen, die ihm begegneten, werden ihn und seine Begeisterung für die Astronomie in guter Erinnerung behalten. Otto Guthier
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VdS-Nostalgie
ausgewählt und zusammengestellt von Peter Völker - Folge 27
Der in Folge 26 vorgestellte Rückblick auf den Artikel von Wolf-Dietrich Grope zum Thema CODIAC sorgte damals offensichtlich für erheblichen Zündstoff. Jedenfalls kann man dies aus den hier abgedruckten Faksimiles der VdS-Nachrichten Dezember 1965, S. 166/167 und Januar/Februar 1966, S. 23 schließen. Gute Unterhaltung beim Lesen!
Im Anschluss des 66er-CODIAC-Diskussionsbeitrags finden wir noch eine kleine aber feine Richtigstellung zum Begriff des ,,Schaer-Refraktors". Dies ist interessant, da dieser Fernrohr-Typus fast nicht mehr gebaut wird und auch früher recht selten war. G. D. Roth hatte im angeführten November-Heft 1965 auf Seite 144 über das ,,2. Preisausschreiben der VdS" berichtet. Der Gewinner des 3. Preises war Wolfgang Sorgenfrey aus München, der ihn für eingesandte Mondphotos (mit p-h!) bekommen hat. Und diese hatte er - so G. D. Roths Berichterstattung - mit einem ,,Schärrefraktor" erhalten.
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VdS vor Ort
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Astronomie im Peiner Land
- die Sternwarte in Peine macht es möglich
von Wolfgang Meirich und Reiner Guse
Nutzung der Sternwarte durch den Astro-Stammtisch Freitagabend, 18 Uhr, der Vortragsraum unterhalb der Sternwarte ist bis auf den letzten Platz besetzt. Astro-StammtischMitglied Andreas S. hält einen allgemeinverständlichen Vortrag über Gravitation. Über 90 Minuten lauschen die 19 astronomiebegeisterten Zuhörer, stellen zwischendurch Fragen, diskutieren einige Punkte. Andreas, der Physik studiert hat, zieht seine Wissensschubladen auf, kann zu jeder Frage eine verständliche Antwort geben.
Solche Vortragsabende finden regelmäßig, alle zwei Wochen, in der Sternwarte am Ratsgymnasium in Peine statt. Vortragender ist meistens ein Mitglied vom KVHS-Astro-Stammtisch. Ist der Himmel an den Freitagabenden wolkenlos, dann wird jedoch sofort flexibel reagiert: Der anstehende Vortrag wird kurzerhand verschoben und es werden mit dem im Jahr 2014 von der Erich-MundstockStiftung übergebenen 12-Zoll-SchmidtCassegrain-Teleskop die Himmelslichter anvisiert. Theorie und Praxis können so wunderbar miteinander verknüpft werden. Die Sternwarte eignet sich sehr gut für die Aktivitäten des Astro-Stammtisches, da sie über folgende Einrichtungen verfügt: - eine Kuppel mit 3,5 Metern Durchmesser
und besagtem 12-Zoll-Teleskop, - einen Vorbereitungsraum direkt unter
der Kuppel samt Bibliothek, - einem Vortragsraum mit Beamer,
Leinwand und einem sich daran anschließenden Geräteraum, der neben kleineren Teleskopen Planetenmodelle und weiteres Anschauungsmaterial zur Astronomie enthält, - eine weiträumige Terrasse, die das Aufstellen und Beobachten mit zusätzlichen Teleskopen ermöglicht.
Der Peiner Astro-Stammtisch wurde am 14.09.2001 von Wolfgang Meirich ins Leben gerufen. Er ist kein Verein, sondern besteht aus einer lockeren Gruppierung
1 Die Sternwarte in der Burgstraße 2 in 31224 Peine befindet sich direkt neben dem
Ratsgymnasium. Links unterhalb der Kuppel sind Vortragsraum und Terrasse zu sehen.
von Sternenbegeisterten unter dem Dach der Kreisvolkshochschule Peine (KVHS). Wer beim Astro-Stammtisch mitmachen möchte, muss sich jedes Semester bei der Volkshochschule anmelden.
Fast zeitgleich mit Gründung des AstroStammtisches wurde die Sternwarte am Ratsgymnasium Peine als Schulsternwarte in Betrieb genommen, stand aber damals noch nicht für den Stammtisch zur Verfügung. In den ersten Jahren wurde sie ausschließlich für Astronomiekurse des Gymnasiums genutzt, die ein astronomiebegeisterter Lehrer durchführte. Aber wie das so ist, wenn kein Motor da ist ...
Der Lehrer ging in Ruhestand und die Sternwarte verwaiste. 2010 brachte der Astro-Stammtisch wieder Leben in den runden Turm, nachdem er - nach Absprache mit der Schule - die Räumlichkeiten für seine Veranstaltungen, Beobachtungen und die regelmäßigen Treffen übernahm. Seitdem werden die Teleskope
und Geräte in der Sternwarte von den Mitgliedern des Stammtisches gepflegt und betreut.
Ideale Bedingungen für die Astronomie-AG Auch das Ratsgymnasium profitierte von der Wiederbelebung der Sternwarte durch den Stammtisch. Ein Mitglied des Stammtisches, Reiner Guse, erklärte sich bereit, wieder eine Astronomie-AG anzubieten und seit fünf Jahren besuchen astronomiebegeisterte Schülerinnen und Schüler diese Arbeitsgemeinschaft. Im Laufe eines Schuljahres erforschen die Teilnehmer der AG auf einer Reise das Weltall. Die Reise beginnt auf unser Erde, führt dann über unser Planetensystem durch die Milchstraße und endet beim Urknall. Dabei sorgt die Sternwarte mit ihren Einrichtungen für optimale Arbeitsbedingungen. Hier können die Schülerinnen und Schüler die Objekte zum Teil direkt beobachten. Während im Sommer die Sonne mit Aufzeichnungen der Sonnenflecken und Protuberanzen
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VdS vor Ort
im Vordergrund steht, wird das Teleskop in der Sternwarte in den Wintermonaten bei klarem Himmel abends zur Beobachtung des Mondes, der Planeten und weiterer Himmelsobjekte genutzt. Die Aufzeichnungen und auch Aufnahmen einer Videokamera werden im Unterricht genutzt, um astronomische Zusammenhänge zu ergründen und zu verstehen.
Der gut ausgestattete Vortragsraum und die Bibliothek ermöglichen einen projektorientierten Unterricht mit der Förderung des selbstständigen Arbeitens. Insbesondere durch die Verknüpfung von praktischen Tätigkeiten mit Beobachtungen und der entsprechenden Theorie sind die Schülerinnen und Schüler motiviert und arbeiten aktiv mit. Einige Schüler haben sich nur wegen der vorhandenen Sternwarte und der Astronomie-AG bei der Auswahl für dieses Gymnasium entschieden.
Angebote für die Öffentlichkeit Auch für die Öffentlichkeit steht die Sternwarte durch Veranstaltungen des Astro-Stammtisches zur Verfügung.
- Beim bundesweiten Astronomietag werden für die Besucher neben Beobachtungsmöglichkeiten auch allgemeine Informationen zur Astronomie vermittelt, die durch Astrofotos, Videos und Animationsprogrammen unterstützt werden.
- Zu besonderen Ereignissen wie z. B. während der Sonnenfinsternis 2015 öffnete die Sternwarte ebenfalls für die Allgemeinheit ihre Pforten.
- Für interessierte Gruppen werden Führungen und Vorträge in der Sternwarte angeboten.
- Seit 2016 finden an bestimmten Terminen bei klarem Himmel Beobachtungsabende statt.
Die Sternwarte in Peine hat insbesondere im Zusammenhang mit den Aktivitäten des Astro-Stammtisches dazu beigetragen, dass die Astronomie in dieser Region einen besonderen Stellenwert einnimmt. Kurzum: Die Astronomie wird im Peiner Land gelebt.
Neben der beschriebenen Sternwarte gibt es übrigens im Landkreis Peine noch zwei weitere Kuppeln mit ähnlichen Teleskopen. Sie gehören den beiden Autoren und werden zusätzlich für Beobachtungen und zur Aufnahme von astronomischen Objekten eingesetzt.
Kontakt: www.astro-stammtisch.org/
Die Rainer-Ludwig-Sternwarte in Medebach
- Raumwunder in astronomischer Diaspora
von Hubertus Rieger
Eigenartigerweise herrscht mitunter dort, wo die Beobachtungsbedingungen günstig sind, die astronomische Diaspora, wohingegen in Licht durchfluteten Ballungsräumen, wie dem Ruhrgebiet, jede Großstadt (mindestens) eine Volkssternwarte vorweisen kann. Um dem Licht im Ruhrgebiet Richtung Sauerland zu entfliehen, entschied ich mich für den Standort auf einer Weide südlich von Medebach, mit deren Eigentümer ich über viele Bekannte hinweg schon Ende 2005 in Kontakt kam und der mir 50 Quadratmeter als Standort freundlicherweise zur Verfügung stellte. Der Standort Medebach zeichnet sich dadurch aus, dass er im Unterschied zum sonstigen Sauerland ein Regenmangelgebiet mit trockenem Mikroklima ist. Die Medebacher Bucht selbst ist recht flach und erlaubt eine gute Sicht auf den flachen Horizont. Der Ort bietet einen durchschnittlichen Himmel (zwischen 6,2 und 6,5 mag) und ist am Wochenende von Wanne-Eickel aus noch gut erreichbar.
VdS-Journal Nr. 60
Da der Standort ausschließlich nach den Beobachtungsbedingungen ausgewählt wurde und nicht danach, ob man eine Baugenehmigung für das Grundstück erwerben könnte, war im Jahr 2006 wenig zu erreichen. Die Bürokratie tat sich schwer, eine Sternwarte auf einer Kuhweide zu genehmigen. Anstatt diese nun weiter zu bearbeiten, zumal ich selbst nicht der Eigner des Grundstückes war, ersann ich mit einem Bekannten und einem befreundeten Architekten eine komplett neue Lösung, welche die gültigen Genehmigungsvorschriften schlicht unterlief: Da Landwirte auf ihrem Gelände Geräteschuppen von 3,5 x 3,5 x 3,5 Metern genehmigungsfrei aufstellen dürfen, sollte es nun anstelle einer 4 x 8 Meter Rolldachhütte eine 2,2 x 3,5 m Rollhütte werden, welche zwei Säulen für die stationären Hauptteleskope in einer Platz sparenden Ruhestellung aufnehmen sollte. Als Konsequenz aus dem Sturmtief ,,Kyrill" vom Februar 2007 fiel der Bau der Rollhütte entsprechend mas-
siv aus, so dass diese heute ein Gewicht von ca. vier Tonnen hat. Aber wenn ein Pferd auf Schienen das 8-fache Gewicht ziehen kann wie auf der Straße, so kann ein Durchschnittsmensch, der einen Kleinwagen von 500 Kilogramm allein anschieben kann, auf Schienen auch diese vier Tonnen bewegen. Zwischen Sommerferien und Herbstferien 2007 wurde die Sternwarte realisiert und konnte bereits in der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober 2007 (der 50. Jubiläumsnacht des ersten Sputnik-Starts) eröffnet werden. In der Bauvariante einer Rollhütte ist mir zumindest kein Projekt dieser Größenordnung bekannt.
Die Hütte beherbergt heute stationär ein 16-Zoll-Newton-Teleskop auf niedriger Säule im Süden über den hinweg im Norden auf hoher Säule ein Halbapochromat von 150 x 2300 Millimetern hinwegschaut. Bei Bedarf stehen noch ein 100-Millimeter-Großfernglas auf einer Parallelogramm-Montierung
VdS vor Ort
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1
Die ,,Rainer-Ludwig-Sternwarte" in Medebach
und ein 6-Zoll-Richfield-Refraktor zur Verfügung. Am Tage erlauben ein Herschelkeil oder (für Gruppen) ein großer Projektionsschirm am großen Refraktor sowie ein 120-Millimeter-PST-Umbau und ein weiteres 4-Zoll-Teleskop visuelle Sonnenbeobachtung im Weiß-, Ha- und Kalziumlicht. Die Komponenten für die mobilen Geräte können an den Wänden und der Decke der Hütte aufgehängt werden. Der Holzboden und ein Hochbett, das im geschlossenen Zustand immer noch heruntergeklappt werden kann,
erlauben bis zu fünf Personen, darin zu campen. Ferner stehen eine kleine Küche, eine Campingtoilette sowie ein Kartentisch, Esstisch und ein Tisch für den Laptop bzw. schnell greifbares Zubehör zur Verfügung.
Die Sternwarte nutze ich für Astro-Exkursionen mit Schülern meiner Astronomie-AG aus Bochum. Seit 2010 besteht eine Zusammenarbeit mit der örtlichen Touristikgesellschaft, deren Nachtwanderungen zur Sternwarte schnell das
bestbesuchte Spektakel im Ferienprogramm wurden und auf deren Website die Besuchstermine für individuelle Besuche durch Einheimische und Touristen veröffentlicht werden. Seitdem ist die astronomische Diaspora zwischen den öffentlichen Beobachtungsstätten in Paderborn, Kassel, Marburg und Siegen ein Stück weiter behoben.
Kontakt: www.medebach-touristik.de/
2 Blick von Süden auf die
,,Rainer-Ludwig-Sternwarte"
VdS-Journal Nr. 60
JAGDHUNDE
GROSSER BÄR
GIRAFFE Capella
HAAR DER BERENIKE
JUNGFRAU
KLEINER LÖWE
LÖWE
Regulus
LUCHS Castor
Pollux
KREBS
FUHRMANN
ZWILLINGE
Aldebaran
Procyon
KLEINER HUND
Beteigeuze
ORION
SEXTANT
BECHER
SÜDOST Sternkarte exakt gültig für 15. Januar 0 Uhr MEZ
Alphard
RSCHLANGE WASSE
KOMPASS
EINHORN Sirius
HINTERDECK
GROSSER HUND
Rigel HASE
SÜD
Mondphasen im Januar 2017
PERSEUS Algol
ANDROMEDA DREIECK
STIER
WIDDER FISCHE
WALFISCH
ERIDANUS
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de
zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune (Veränderliche Sterne), Eberhard Riedel (streifende Sternbedeckungen), Oliver Klös (Sternbedeckungen durch Kleinplaneten)
Erstes Viertel 5.1.
Planeten im Januar
Merkur macht sich Mitte Januar am südöstlichen Morgenhimmel bemerkbar.
Venus ist Abendstern und erreicht am 12.1. ihre größte östliche Elongation. Am 31.1. mit Mond.
Mars zeigt sich noch am Abendhimmel. Am 1. Januar zieht er in
,,
74 Abstand an Neptun vorbei.
Jupiter ist Planet der zweiten Nachthälfte. Er steht unweit von Spica in der Jungfrau.
Saturn im Schlangenträger taucht nach Mitte Januar morgens am Südosthimmel auf.
Uranus in den Fischen (nahe Psc) wird zum Objekt am Abendhimmel.
Neptun in den Fischen kann man noch abends aufsuchen. Ihm begegnet am 1. Januar Mars.
Ereignisse im Januar
01. 03:59 Beginn Jupitermond Io und sein Schatten vor Jupiter (-2,0 mag), bis 06:11
01. 04h Kleinplanet (9) Metis (10,0 mag) 35' N Gal. NGC 3489 (10,2 mag)
01. 8h Mars (0,9 mag) 74'' S Neptun (7,9 mag), um 19h Abstand 0,3 Grad
01. 20h Mira ( Ceti) 8 mag 02. 17h Mond 3,6 Grad NO Venus (-4,4 mag) 02. 19h Komet 2P/Encke (14,3 mag) 24' S Psc (4,5 mag),
Sternbild Pisces, SW-Himmel 03. 05h Kleinplanet (14) Irene (10,0 mag) 5' SO 51 Leo
(5,5 mag) 03. Tag Maximum Meteorschauer Quadrantiden, nach 22h
ca. 10-15/h, 40 km/s, Radiant im Sternbild Bootes 03. 18h Mond 5 Grad NO Mars (0,9 mag) 03. 19:58 RZ Cas Min. 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag 04. 04:32 Beginn Jupitermond Europa und sein Schatten vor
Jupiter (-2,0 mag), bis 06:57
VdS-Journal Nr. 60
Vollmond 12.1.
Letztes Viertel 19.1.
Neumond 28.1.
04. 15h Erde im Perihel
04. 20:17 streifende Sternbedeckung durch d. Mond an SAO
128595 (6,4 mag), S-Rand, Sternbild Cetus, genaue
Zeit abh. v. Standort
05. 20:47 Erstes Viertel
06. 06h Kleinplanet (9) Metis (9,9 mag) 15' SO Gal. NGC 3485
(11,9 mag)
06. 20h Kleinplanet (18) Melpomene (9,7 mag) 9' N 70 Cet
(5,4 mag)
08.
max. Libration im Mond-NW, 6,9 Grad
09. 18h Mond 2 Grad O Aldebaran ( Tau, 1,0 mag)
09. 19:29 RZ Cas Min. 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
10. 7h Mond erdnah, 32,9'
10. 07:10 Beginn Merkur (0,2 mag) Morgensichtbarkeit,
SO-Horizont
10. 19:30 Mira ( Ceti) 7 mag
10. 21:24 RW Tau Min.-Mitte 11,6 mag, rd. 2 Std. schneller
Abstieg v. 8,0 mag auf ein 1,3 Stunden Min. gleich
bleibender Hell.
12. 12:34 Vollmond
12. 14h Venus (-4,4 mag) in größter östl. Elongation, 47,1 Grad ,
Abendhimmel
12. 19h Venus (-4,4 mag) 0,4 Grad N Neptun (7,9 mag)
14.
Venus (-4,4 mag) in Halbphase (Dichotomie, mag)
14.
Merkur (0,0 mag) Halbphase (Dichotomie, 7,4''),
Morgenhimmel
15. 05:07 Mond 1,5 Grad S Regulus ( Leo, 1,4 mag)
15. 06:30 Saturn (0,5 mag, 15,6'') am Morgenhimmel, Ring-
öffnung 26,7 Grad , Ringdurchm. 35,3''
15. 18:46 RZ Cas Min. 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
16.
Maximum Meteorstrom Delta-Cancriden, 30 km/s,
ca. 4/h
16. 21:10 Algol ( Per) Min. 3,4 mag, Abstieg v. 2,1 mag in
rd. 3 Std.
17. 02:14 Beginn Jupitermond Io und sein Schatten vor Jupiter
(-2,0 mag), bis 05:37
17. 19:43 X Tri Min. 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag
18. 19:03 X Tri Min. 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag
18.
Kleinplanet (4) Vesta (6,2 mag) in Opposition zur
Sonne, Sternbild Cancer
19. 6h Mond 2 Grad N Jupiter (-2,1 mag) u. 5,7 Grad N Spica ( Vir,
1,1 mag)
19.
Merkur (-0,2 mag) in größter westl. Elongation, 24,1 Grad ,
Morgenhimmel
19. 18:23 X Tri Min. 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag
19. 19h Komet 2P/Encke (12,9 mag) 9' S 7 Psc (5,1 mag),
Sternbild Pisces, SW-Himmel
19. 23:13 Letztes Viertel
20. 19h Mira ( Ceti) 6 mag
20. 19h Kleinplanet (18) Melpomene (10,0 mag) 9' NO Gal. NGC
1016 (11,6 mag)
20.
Jupiter (-2,1 mag) 4 Grad N Spica ( Vir, 1,1 mag)
22. 01h Mond erdfern, 29,5'
23.
max. Libration im Mond-S, 6,8 Grad
24. 04:07 Beginn Jupitermond Io und sein Schatten vor Jupiter
(-2,1 mag), bis 06:19
24. 7h Mond 3,5 Grad NO Saturn (0,5 mag)
24. 19h Kleinplanet (18) Melpomene (10,1 mag) 16' SO Cet
(3,5 mag)
25. 19h Komet 2P/Encke (12,2 mag) 36' S q Psc (4,3 mag),
Sternbild Pisces, SW-Himmel
26. 03:53 Beginn Ganymed-Schatten vor Jupiter (-2,1 mag), bis
06:29
26. 7h Mond 4,2 Grad NO Merkur (-0,2 mag)
28. 01:07 Neumond 28. 22:22 U Cep Min.-Mitte 9,1 mag. Dauer gleicher Hell. 2,3 Std.
Abstieg v. 6,8 mag in rd. 5 Std., zum Schluss ganz schnell 29. 01:27 Beginn Jupitermond Europa und sein Schatten vor Jupiter (-2,1 mag), bis 03:49 29. 20:41 HU Tau Min.-Mitte 6,7 mag, Abstieg v. 5,9 mag. in rd. 2 Std. auf ein 1,0-Std.-Min. gleich bleibender Hell. 31. 18:30 Mira ( Ceti) 5 mag 31. 20h Mond 4,4 Grad S Mars (1,1 mag) und Venus (-4,6 mag), W-Horizont 31. 22:07 HU Tau Min.-Mitte 6,7 mag, Abstieg v. 5,9 mag. in rd. 2 Std. auf ein 1,0-Std.-Min. gleich bleibender Hell.
NÖRDL. KRONE
Gemma
BOOTES
JAGDHUNDE
GROSSER BÄR
LUCHS
Capella FUHRMANN
Algol PERSEUS
Plejaden
Arctur
HAAR DER BERENIKE
JUNGFRAU
Jupiter Spica
SÜDOST
RABE
Sternkarte exakt gültig für 15. Februar 0 Uhr MEZ
BECHER
Mondphasen im Februar 2017
KLEINER LÖWE
LÖWE
Regulus
Castor Pollux
KREBS
KLEINER HUND Procyon
SEXTANT
Alphard
RSCHLANGE WASSE
KOMPASS HINTERDECK
SÜD
HalbschattenFinsternis
ZWILLINGE
Aldebaran
STIER
Beteigeuze
ORION
EINHORN
Rigel
ANUS ERID
Sirius
HASE
GROSSER D HUN
SÜDWEST
Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de
Quellen: US Naval Observatory, eigene Recherchen mittels GUIDE (Project Pluto), Berechnungen der BAV, Berechnungen der IOTA (Steve Preston), Berechnungen der IOTA/ES (Eberhard Riedel [GRAZPREP]), Kosmos Himmelsjahr 2016 (H.U. Keller)
Erstes Viertel 4.2.
Planeten im Februar
Merkur steuert auf die Sonne zu, die er aber erst im März erreicht; er ist im Februar nicht zu sehen.
Venus strahlt am 17.2. abends im größten Glanz. Ihr Scheibchen wird größer und schmaler.
Mars ist Anfang Februar nur 5 Grad von Venus entfernt. Am 26. zieht Mars an Uranus vorbei.
Jupiter baut seine Sichtbarkeit aus, er setzt zur Oppositionsschleife in der Jungfrau an.
Saturn zeigt sich am Morgenhimmel, er geht zunehmend früher auf.
Uranus bleibt abends in den Fischen sichtbar, ein Objekt für die ersten Nachtstunden.
Neptun wird am 2. März seine Konjunktion mit der Sonne erreichen, er ist jetzt nicht sichtbar.
Ereignisse im Februar
01. 19h Mond 8 Grad O Mars (1,1 mag) 01. 19:15 Mira ( Ceti) Helligkeit 5 mag 01. 20h Venus (-4,6 mag) 5 Grad W Mars (1,1 mag) 01. 20h Kleinplanet (1) Ceres (8,9 mag) 28' NW Galaxie NGC
741 (11,3 mag) 02. 01:38 Beginn Jupitermond Io und sein Schatten vor Jupiter
(-2,2 mag), bis 03:47 02. 04h Kleinplanet (9) Metis (9,4 mag) 17' SW Gal. NGC
3454/5 (12 mag) 02. 19h Komet 2P/Encke (11,2 mag) 57' N Psc (4,1 mag),
Sternbild Pisces, W-Himmel 03. 00:43 Kleinplanet (1847) Stobbe (15,1 mag) bedeckt TYC
1900-01248-1 (9,9 mag), Dauer 2,4 s, Hell.-Abfall um 5,7 mag, Sternbild Gemini, in NO-Deutschland 03. 02h Kleinplanet (4) Vesta (6,6 mag) 29' NO Gem (3,6 mag) 04. 02h Kleinplanet (14) Irene (9,2 mag) 16' SW 41 LMi (5,1 mag)
Vollmond 11.2.
Letztes Viertel 18.2.
Neumond 26.2.
04. 05:19 Erstes Viertel
04. 19:29 RW Tau Min.-Mitte 11,6 mag, rd. 2 Std. schneller
Abstieg v. 8,0 mag auf ein 1,3-Std.-Min. gleich bleiben-
der Hell.
05.
max. Libration im Mond-N, 6,8 Grad
05. 00:23 Streifende Sternbedeckung durch den Mond an SAO
93532 (6,7 mag), N-Rand, entlang Linie Freiburg -
Lindau - Innsbruck, genaue Zeit abh. v. Standort
05. 01:37 Beginn Jupitermond Europa und sein Schatten vor
Jupiter (-2,2 mag), bis 06:17
05. 18:55 Mond bedeckt 1 + 2 Tau (3,4 +3,8 mag), genaue
Uhrzeit abh. v. Standort
05. 20:30 Streifende Sternbedeckung durch den Mond an 81 Tau
(5,5 mag), Südrand, NW-Niedersachsen - südl.
Hamburg, genaue Zeit abh. v. Standort
05. 23:26 Mond bedeckt Aldebaran total ( Tauri, 1,0 mag),
Schweiz
05. 23:33 Streifende Sternbedeckung durch den Mond an
Aldebaran (1,0 mag), N-Rand, entlang Linie Straßburg
- Ulm - München - Salzburg, genaue Zeit abh. v.
Standort
06. 15h Mond erdnah, 32,4'
06.
Jupiter (-2,2 mag) 3,5 Grad N Spica ( Virginis, 1,1 mag),
wird rückläufig
08. 20:43 Algol ( Per) Min. 3,4 mag, Abstieg v. 2,1 mag in rd.
3 Std.
09. 02:22 Beginn Jupitermond Io und sein Schatten vor Jupiter
(-2,2 mag), bis 05:37
10. 01h Kleinplanet (9) Metis (9,2 mag) 14' SW Gal. IC 642
(12 mag)
10. 19:30 Mira ( Ceti) Helligkeit 4 mag
11. 01:33 Vollmond
11. 01:44 Halbschatten-Mondfinsternis Mitte, Beginn 10.2. um
23:32, Ende um 03:55, Größe 1,01
11. 03h Kleinplanet (15) Eunomia (9,3 mag) 19' N Sex
(4,5 mag)
11. 21h Mond 4 Grad SO Regulus ( Leo, 1,4 mag)
15. 16h Mond 2,7 Grad N Jupiter (-2,2 mag)
15. 19:30 Komet 2P/Encke (8,8 mag) 45' N Psc (4,0 mag),
Sternbild Pisces, W-Himmel
15. 20:41 RZ Cas Min. 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
15. 21:24 RW Tau Min.-Mitte 11,6 mag, rd. 2 Std. schneller
Abstieg v. 8,0 mag auf ein 1,3-Std.-Minimum gleich
bleibender Hell.
16. 01h Mond 4,8 Grad O Jupiter (-2,3 mag) u. 6,5 Grad NO Spica
( Vir, 1,1 mag)
16. 04:44 streifende Sternbedeckung durch d. Mond an SAO
139584 (6,9 mag), S-Rand, Sternbild Virgo, genaue
Zeit abh. v. Standort
16. 23h Kleinplanet (29) Amphitrite (9,4 mag) 2' S SAO 118735
(5,8 mag), Sternbild Leo
17.
Venus in größter Helligkeit, -4,9 mag
18. 20:33 Letztes Viertel
18. 22h Mond erdfern, 29,6'
19. 19:30 Kleinplanet (1) Ceres (9,0 mag) 14' SO Cet (4,4 mag)
20.
max. Libration im Mond-S, 6,9 Grad
20. 20:00 Mira ( Cet) Helligkeit 3 mag
20. 20h Kleinplanet (18) Melpomene (10,5 mag) 34' SO Cet
(3,6 mag)
21. 5h Mond 3,8 Grad NO Saturn (0,5 mag)
21. 20:12 RZ Cas Min. 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
23. 20:26 R CMa Min. 6,3 mag, Abstieg v. 5,7 mag in rd.1,5 Std.
23. 23:38 Beginn Jupitermond Ganymed vor Jupiter (-2,3 mag),
bis 01:35 am 24.
25. 00:36 Beginn Jupitermond Io und sein Schatten vor Jupiter
(-2,3 mag), bis 03:39
26. 15:58 Neumond, ringförmige Sonnenfinsternis, beobachtbar
in Südamerika, südl. Afrika
26. 20h Mars (1,3 mag) 0,6 Grad N Uranus (5,9 mag)
28. 20h Mond S Mars (1,3 mag) und Venus (-4,6 mag), W-
Horizont
28. 20h Mira ( Cet) Helligkeit 3 mag
28. 21:24 Algol ( Per) Min. 3,4 mag, Abstieg v. 2,1 mag in rd.
3 Std.
VdS-Journal Nr. 60
HERKULES
NÖRDL. KRONE
Gemma
SCHLANGE (KOPF)
BOOTES
JAGDHUNDE
Arktur
HAAR DER BERENIKE
JUNGFRAU
GROSSER BÄR
KLEINER LÖWE
LÖWE
Regulus
Capella FUHRMANN
LUCHS
Castor Pollux
ZWILLINGE
STIER
KREBS
ORION Beteigeuze
Procyon
KLEINER HUND
WAAGE
SÜDOST Sternkarte exakt gültig für 15. März 0 Uhr MEZ
Jupiter Spica RABE
Mondphasen im März 2017
BECHER
SEXTANT RSCHLANGE
WASSE
Alphard
SÜD
EINHORN
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de
Alle Zeitangaben in MEZ, für Standort bei 10 Grad ö.L. und 50 Grad n.Br. zum Umrechnen in MESZ im Zeitraum 26.03. 2:00 Uhr MEZ bis 29.10. 2:00 MEZ eine Stunde zu den Zeitangaben addieren
Erstes Viertel 5.3.
Vollmond 12.3.
Letztes Viertel 20.3.
Neumond 28.3.
Planeten im März
Merkur taucht Ende März/Anfang April am Abendhimmel auf - die einzige gute Abendsichtbarkeit 2017.
Venus zieht sich jetzt schnell vom Abendhimmel zurück; Konjunktion mit der Sonne am 25.3.
Mars steigt in der Ekliptik auf und kann sich daher weiterhin am Abendhimmel behaupten.
Jupiter geht in den Abendstunden auf, seine Opposition im April rückt näher.
Saturn müht sich, aufgrund seiner südlichen Position morgens früher aufzugehen.
Uranus wird Mitte April seine Konjunktion mit der Sonne einnehmen, er zieht sich jetzt zurück.
Neptun zieht am 2. März an der Sonne vorbei und steht somit nachts unter dem Horizont.
Ereignisse im März
01. 20h Mond 14 Grad SO Venus (-4,6 mag) u. 4,3 Grad S Mars
(1,3 mag), W-Horizont
01. 20h Mira ( Cet) Helligkeit 3 mag
01. 22:38 Beginn Jupitermond Europa und sein Schatten vor
Jupiter (-2,3 mag), bis 02:39 am 2.
02. 00h Kleinplanet (15) Eunomia (9,3 mag) 7' NO Gal.Gruppe
NGC 3018/23 (12 mag)
02. 23:41 Beginn Jupitermond Ganymed und sein Schatten vor
Jupiter (-2,3 mag), bis 05:03 am 3.
02.
Neptun in Konjunktion mit der Sonne
03. 9h Mond erdnah, 32,4'
04. 02:29 Beginn Jupitermond Io und sein Schatten vor Jupiter
(-2,3 mag), bis 05:25
04. ab 19h Mond in den Hyaden
04. 21:53 Mond bedeckt Tau (3,6 mag), genaue Uhrzeit abh. v.
Standort
05.
max. Libration im Mond-N, 6,8 Grad
VdVSd-JSo-uJornuarlnaNlr.N6r.060
05. 12:32 Erstes Viertel
05. 19:43 HU Tau Min.-Mitte 6,7 mag, Abstieg v. 5,9 mag. in rd.
2 Std. auf ein 1,0-Std.-Min. gleich bleibender Hell.
05. 20h Kleinplanet (18) Melpomene (10,7 mag) 20' SO 30 Tau
(5,1 mag)
06. 05h Kleinplanet (9) Metis (9,3 mag) 25' NO Gal. NGC
3226/7 (10,4 mag)
07. 21:10 HU Tau Min.-Mitte 6,7 mag, Abstieg v. 5,9 mag. in rd.
2 Std. auf ein 1,0-Std.-Min. gleich bleibender Hell.
09. 01:13 Beginn Jupitermond Europa und sein Schatten vor
Jupiter (-2,4 mag), bis 04:58
10. 05h Kleinplanet (9) Metis (9,4 mag) 40' N Leo (2,2 mag)
10. 23h Mond 1,3 Grad S Regulus ( Leo, 1,4 mag)
12. 15:54 Vollmond
12. 22:51 Beginn Jupitermond Io und sein Schatten vor Jupiter
(-2,4 mag), bis 01:37 am 13.
13. 22:07 BM Ori (Trapez-Stern) Min 8,7 mag, nach langsamem
Abstieg v. 7,9 mag
15. 00h Mond 2,1 Grad NO Jupiter (-2,4 mag) u. 6,6 Grad N Spica ( Vir,
1,1 mag)
18. 18h Mond erdfern, 29,5'
19. 04h Mond 9,2 Grad NO Antares (a Sco, 1,1 mag)
20. 00:44 Beginn Jupitermond Io und sein Schatten vor Jupiter
(-2,4 mag), bis 03:21
20. 5h Mond 4,1 Grad NW Saturn (0,5 mag)
20. 11:29 Frühlingstagundnachtgleiche
20. 16:58 Letztes Viertel
20. 19:15 Beginn Merkursichtbarkeit (-1,2 mag), Abendhimmel,
W-Horizont
20. 20h Kleinplanet (18) Melpomene (10,8 mag) 33' S Tau
(3,4 mag)
21.
max. Libration im Mond-SW, 6,9 Grad
25. 11h Venus (-4,0 mag) in unterer Konjunktion mit der
Sonne, Venus 8 Grad N, 59,4''
26. 02:00 Umstellung auf MESZ = MEZ+1h
26. 05:30 Beginn Venussichtbarkeit Morgenhimmel, -4,1 mag
26.
Mond bedeckt Neptun, beobachtbar in Südamerika,
südl. Afrika
26. 20:19 Beginn Jupitermond Europa und sein Schatten vor
Jupiter (-2,4 mag), bis 22:40
26. 21:41 BM Ori (Trapez-Stern) Min 8,7 mag, nach langsamem
Abstieg v. 7,9 mag
27. 02:38 Beginn Jupitermond Io und sein Schatten vor Jupiter
(-2,4 mag), bis 04:50
27. 19:30 Merkur (-0,6 mag) 2,8 Grad N Uranus (5,9 mag)
27. 22h Kleinplanet (4) Vesta (7,5 mag) 29' NO Gem
(4,0 mag)
28. 03:57 Neumond
28. 21:06 Beginn Jupitermond Io und sein Schatten vor Jupiter
(-2,5 mag), bis 23:31
29. 20h Mond 7,7 Grad SO Merkur (-0,4 mag) u. 14 Grad SW Mars, W-
Horizont
30. 14h Mond erdnah, 32,8'
30.
Merkur Halbphase (Dichotomie, 7,1'', -0,3 mag)
Beobachterforum
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Sechs Jahre Remotesternwarte in Moydans
- ein Erfahrungsbericht
von Jochem Berlemann
Einleitung Welcher Astrofotograf träumt nicht von Aufnahmen in südlichen Gefilden und unter einem perfekten Himmel - speziell, wenn er im häufig verregneten Nordrhein-Westfalen wohnt?
Viele Astrofotografen opfern dafür ihren Urlaub. Gewichtsbeschränkungen im Reisegepäck und Konflikte mit der Familie lassen diesen Weg der Astrofotografie nicht ganz unbelastet (,,Können wir heute Abend nicht mal etwas zusammen machen ...?").
Eine ziemlich teure Alternative sind kommerziell geführte Sternwarten in New Mexico, Australien, Südfrankreich und anderen Orten [1], [2], [3]. Sie vermieten Teleskopzeit für Amateure. Die Kosten betragen zwischen 50 und 100 Dollar pro Stunde. Da überlegt man sich schon, ob man tiefbelichtete Aufnahmen startet. Man schickt einen Foto-Auftrag los und hofft, einige Stunden später seine Rohbilder auf einem Server zu finden. Die Aufnahmen selbst werden vollautomatisch mit einem Sternwartenprogramm wie ,,ACP" [4] durchgeführt. Wer etwas direkteren Kontakt zu den astronomischen Geräten haben will, kann sich einen Standort für eine Remote-Sternwarte suchen, an dem er seine eigenen Geräte aufstellt [5], [6], [7]. Viele bekannte Astrofotografen sind diesen Weg gegangen - Rob Gendler, Daniel Verschatse, Ranga Yogeshwar, um nur einige zu nennen. Hier kann man alle Schritte der Aufnahme noch selbst beeinflussen und hat ein größeres Erfolgserlebnis.
Deshalb waren wir Feuer und Flamme, als wir im Jahr 2010 die Möglichkeit bekamen, für die Sternwarte unserer Hochschule OWL in Lemgo einen Remote-Standort aufzubauen [8]. Auch die Warnungen einiger erfahrener Astrokollegen konnten uns nicht von diesem Vorhaben abbringen. Wie sagte Daniel
1
Gesamtansicht der Anlage ,,Observatoire Baronnies Provencales". Das 2. Gebäude von links ist die Rolldachhütte.
Verschatse auf der CEDIC 2011: ,,It will hit you full in the face, one time after the other" [9], eine Übersetzung erübrigt sich hier. Seine Remotesternwarte in Chile war in einem Gewittersturm
ertrunken. ,,So etwas passiert uns sicher nicht ..." - man wird sehen. Außer dem Aufbau eines guten Standortes für die Astrofotografie war unser Projektziel, die Zuverlässigkeit der Datenübertra-
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Beobachterforum
2 Innenansicht der Rolldachhütte; oben der 7-Zoll-TMB-Refraktor mit Leitrohr,
unten der Takahashi FSQ-106
und eine gute Kontrolle über das Internet. Jede Teleskop-Kamera-Kombination wurde an einem eigenen Server betrieben, um bei einem Rechnerausfall eine weitere Kombination zur Verfügung zu haben. Ein dritter Server stand als Reserve bereit. Die drei Webcams dienten der Kontrolle des Gesamtaufbaus, der Säule und der Kontrolle des Himmels in Blickrichtung der Teleskope. Unsere Anlage - die immerhin 15 IP-Adressen belegte - wurde über einen VPN-Tunnel (Virtual Private Network, [11]) vom Heimatstandort aus, die Server wurden über RDP (Remote Desktop Protocol, [12]) gesteuert. Alle Komponenten wurden so gut wie möglich vor dem Transport getestet - dieses ist sehr zu empfehlen. Nach einem
gung im Internet über eine Entfernung von 2700 Kilometern zu testen. Unser Remote-Standort war Moydans in den französischen Seealpen. Wir fanden Platz im Observatorium ,,Observatoire Baronnies Provencales" [9]. Der Standort liegt 900 Meter hoch in einem Naturpark mit dünner Besiedlung. Die Gemeinden im Naturpark ,,des Baronnies Provencales" [10] haben sich dem Kampf gegen die Lichtverschmutzung verschrieben. Mit EU-Geldern werden z.B. Straßenlaternen und Leuchtreklamen umgerüstet. 250 sternenklare Nächte im Jahr waren versprochen. Abbildung 1 zeigt die ganze Anlage des Gastgebers. Unsere Geräte waren in einer Rolldachhütte untergebracht (Abb. 2), die noch weitere Geräte anderer Nutzer beherbergte. Das Rolldach wurde bei gutem Wetter abends vom Betreiber des Observatoriums geöffnet und morgens wieder geschlossen. Schutzschaltungen sollten das Dach bei Wolken, Wind und in der Morgendämmerung automatisch schließen.
Planung und Aufbau Ein 7-Zoll-TMB-Refraktor mit einer SBIG STL-11000M sowie ein Takahashi FSQ106 mit einer SBIG ST-8300 C waren die Hauptkomponenten der astronomischen Ausrüstung. Als Montierung diente eine Paramount ME. Ergänzt wurde die Anlage durch mehrere Webcams, drei Windows-Server, zwei unterbrechungsfreie Stromversorgungen (USV) und mehrere IP-Steckdosen. Wegen der großen Entfernung zum Heimatstandort legten wir Wert auf eine Redundanz der Geräte
VdS-Journal Nr. 60
3 Pelikan-Nebel (IC 5070). Belichtung 12 x 300 s mit Takahashi FSQ-106 und
SBIG ST-8300 C
Beobachterforum
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zweitägigen Transport und drei Tagen Aufbau funktionierte die Anlage dann. Ein Vertrag regelte die kommerzielle Seite des Projekts.
Betriebserfahrungen An ,,guten" Tagen war es eine Freude, mit der Anlage zu arbeiten. ,,Gute" Tage waren Tage, an denen die Kommunikation funktionierte. Dann konnte man unter perfektem Himmel schöne Astrofotos machen (Abb. 3 und 4).
Leider hatten wir in dem Vertrag mit dem Gastgeber keine Mindeststandards für die Kommunikation vereinbart. Da der Standort im Gebirge weitab von jeder Stadt lag, war die Kommunikation ein großes Problem. In den ersten zwei Jahren war die Leitung zum RemoteStandort stark wetterabhängig. Bei Regen war ein Betrieb nicht möglich, da es wohl Undichtigkeiten in der Isolierung der Leitung gab. Die anschließende Lösung mit einer Satellitenverbindung war stabil, der Delay (Antwortzeit) von 700 Millisekunden war für einen RemoteDesktop-Betrieb jedoch zu lang. Erst die Anbindung des Observatoriums über WiFi brachte einen einigermaßen zuverlässigen Betrieb. Ein weiteres Problem war die Mehrfachnutzung der Leitung durch andere Nutzer der Anlage. In diesem Betriebsfall stiegen die Antwortzeiten im RDP-Betrieb so stark an, dass ein Bildaufbau nach einem Mausklick zirka eine Minute dauerte. Interaktiver Be-
4 Plejaden (M 45). Belichtung 10 x 300 s mit Takahashi FSQ-106 und
SBIG ST-8300 C
trieb - wie beim Fokussieren - war dann nicht mehr möglich. Deshalb wurden später auch alle Webcams abgeschaltet, wenn sie für den Betrieb nicht unbedingt benötigt wurden. Um stark interaktive Tätigkeiten zu vermeiden, haben wir gezwungenermaßen viele Aktionen weitgehend automatisiert (Fokussieren mit ,,FocusMax" und ,,MaxIm DL", exaktes Ansteuern eines Objektes durch gute Pointing-Files in ,,TheSky6", Aufnahme von Serien mit ,,MaxIm DL"). Ein vollständig automatisierter Betrieb mit einem Sternwartenprogramm wie ,,ACP" wäre auch möglich gewesen. Wir haben jedoch darauf verzichtet, da die hierzu
notwendigen Tests sehr zeitaufwändig gewesen wären und wir den direkteren Kontakt zu den Geräten bevorzugten. Wir haben gelernt, dass in der Komplexität einer solchen Anlage ein erheblicher Unterschied zwischen einer direkten Steuerung der Geräte im Remote-Betrieb und einem vollautomatischem Betrieb besteht.
Ein weiteres Problem waren Ausfälle der Hardware durch die Witterung. USB-Verbindungen waren häufig die Ursachen für Ausfälle und der Betreiber des Observatoriums musste dann das Kontaktspray zücken. 2015 kam eine Email: ,, ...
5 Paketlaufzeiten und Paketverluste bei guten Übertragungsbedingungen über einen Zeitraum von 30 Stunden
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Beobachterforum
6 In der Bildmitte die Paketlaufzeiten und Paketverluste bei stark belegtem Leitungsnetz
7 Paketlaufzeiten und Paketverluste bei Satellitenübertragung: Beide Werte sind für einen RDP-Betrieb zu groß.
es ist während eines Gewitters ein Blitz eingeschlagen. Daraufhin hat sich das Rolldach geöffnet - ich habe zwei Tage eure Geräte getrocknet ...". Das kam uns irgendwie bekannt vor - siehe oben.
Die Kommunikation Wir haben sechs Jahre lang alle 60 Sekunden Pings zum VPN-Server des Remote-Standortes geschickt. Pings sind Datenpakete, mit denen man überprüfen kann, ob ein Server erreichbar ist [13]. Der Server schickt die Datenpakete zurück. Die Antwortzeiten und der Verlust von Datenpaketen werden registriert. Ein geeignetes Programm ist z.B. Smoke-
VdS-Journal Nr. 60
ping [14]. So konnten alle Betriebsfälle gut dokumentiert werden - gute Zeiten, schlechte Zeiten, Totalausfälle usw. Die Abbildungen oben zeigen die Antwortzeiten und Paketverluste auf der Strecke Lemgo - Moydans - Lemgo über der Zeit. Wichtig für einen Remote-Betrieb sind kleine Antwortzeiten < 400 Millisekunden und Paketverluste von < 10 Prozent. Zusätzlich sollte die Datenrate mindestens 4 Mbit/s betragen, um eine flüssige Bedienung von Windows zu ermöglichen. Abbildung 5 zeigt eine gute Phase. Die mittleren Antwortzeiten liegen hier bei 68 Millisekunden, die Paketverluste betragen 0 bis 10 Prozent. Die
Änderungen der Antwortzeiten ergeben sich aus den unterschiedlichen Wegen, welche die Pakete im Netz zurücklegen. Der Betrieb ist hier so flüssig, als wenn man direkt an seinem Rechner sitzt.
Abbildung 6 zeigt in der Mitte des Diagramms Störungen des Betriebs durch zu viel Verkehr auf der Leitung durch andere Nutzer, die vermutlich ihre Bilder herunterladen. Mittlere Antwortzeiten von 500 bis 600 Millisekunden machen die Bedienung der Remote-Rechner zu einem Geduldsspiel: Die Reaktionszeiten nach einem Mausklick betragen in diesem Betriebsfall mehr als eine Minute,
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ein erneuter Bildaufbau gelingt nicht mehr und der RDP-Betrieb bricht manchmal ab und muss neu aufgebaut werden.
Abbildung 7 zeigt die konstanten, aber zu langen Antwortzeiten bei Satellitenbetrieb. 240 Millisekunden beträgt hier alleine die Übertragungszeit zwischen Erde und Satellit. Hinzu kommen die Zeiten für die Übertragung der Datenpakete im Leitungsnetz zu den Erde-Funkstellen. Ein Remote-Betrieb war so ebenfalls nicht möglich. Ob andere Verfahren als RDP toleranter gegenüber langen Antwortzeiten sind, konnten wir nicht testen.
Hinweise für einen erfolgreichen Remote-Betrieb Für einen erfolgreichen und stressfreien Remote-Betrieb sollte man folgenden Punkten besondere Aufmerksamkeit widmen: - ein ausgiebiger Test der geplanten
Internetverbindung vor der Entscheidung für einen Standort - sich einer Person vor Ort versichern, die fachkundig kleinere Wartungs- und Reparaturarbeiten durchführen kann - ein ausgiebiger Test der Anlage vor dem Transport über eine Zeit von mindestens sechs Monaten
- die Vermeidung von USB-Verbindern; viele Verbindungen laufen heute über RJ45-Verbinder und Netzwerk-Kabel, die deutlich zuverlässiger sind
- Ersatzteile und Werkzeug vor Ort lagern
- eine ausführliche Dokumentation über Hardware, Software, Wartungen usw. anlegen
- mindestens eine Wartungsreise pro Jahr einplanen
Resümee Wir haben in den sechs Jahren sehr viel über die Planung und den Betrieb von Remote-Sternwarten, die Datenkommunikation und die Automatisierung von Abläufen gelernt.
Ein solches Projekt ist sehr technik-orientiert. Man sollte auf allen angesprochenen Gebieten solide Grundkenntnisse haben. Dann kommt auch mit Sicherheit eine Faszination für das eigentliche Fachgebiet - die Astronomie - auf. Wem das alles zu ,,steril" und zu weit weg vom Feeling unter einem Sternenhimmel ist, kann sich ja nachts zuhause mit seinem Laptop in den Garten setzen, die Sterne betrachten und dabei seine Remote-Sternwarte über WLAN und das Internet steuern.
Ott Farag
Am 3. August 2016 starb nach längerer Krankheit der passionierte Hobbyastronom Ott Farag im Alter von 56 Jahren. Sowohl beruflich als auch privat prägte die Astronomie weite Bereiche seines Lebens. Schon mit 17 Jahren wurde er Mitglied der Sternwarte Stuttgart und begleitete bis zuletzt - fast 40 Jahre lang - treu und aktiv deren Entwicklung.
Danksagung Wir bedanken uns bei Klaus Eikmeier und Wolfgang Paech, die tatkräftig beim Aufbau der Remote-Sternwarte mitgearbeitet haben.
Internet- und Literaturhinweise (Stand Juli 2016): [1] www.itelescope.net [2] www.lightbuckets.com [3] www.go-astronomy.com/
observatories.htm [4] www.acp.dc3.com [5] www.rosa-remote.com [6] www.sierra-remote.com [7] www.nmskies.com [8] www.hs-owl.de/sternwarte/
remote-standort [9] www.cedic.at [10] www.baronnies-provencales.fr [11] de.wikipedia.org/wiki/Virtual_
Private_Network [12] de.wikipedia.org/wiki/Remote_
Desktop_Protocol [13] de.wikipedia.org/wiki/Ping_
(Datenübertragung) [14] www.heise.de/download/product/
smokeping-56266
Nachruf
Obwohl Ott nur ungern im Rampenlicht stand und bevorzugt im Hintergrund arbeitete, war er mit vielen bekannt und hatte Kontakte in aller Welt. Diese hatte er einerseits durch seine langjährige Arbeit im Carl-Zeiss-Planetarium Stuttgart, andererseits durch die große Anzahl an Exkursionen zu Teleskoptreffen und Tagungen, vor allem aber wegen seiner freundlichen und unkomplizierten Art, mit der er rasch mit anderen ins Gespräch kam.
Seine Spezialität innerhalb der Astronomie lag in dem weiten Feld der Sternbedeckungen. Alleine in den letzten 10 Jahren beteiligte er sich an 59 Beobachtungskampagnen (die letzte noch 2 Wochen vor seinem Tod). Auch zu so besonderen Aufgaben wie der Vermessung des Sonnendurchmessers während einer totalen Finsternis oder dem Analysieren fremder Planetenatmosphären steuerte er seine Daten bei.
Mit seiner ehrenamtlichen Arbeit, auch mehrere Jahre als Vorstandsmitglied, trug er in erheblichem Maße zur weiteren Entwicklung der Sternwarte Stuttgart bei. Die von ihm mitentwickelten Veranstaltungen ,,City-Star-Party" und der alle zwei Jahre stattfindende ,,CCD-Workshop" sind und bleiben lebendige, feste Größen im Vereinsleben. Andreas Eberle, Sternwarte Stuttgart
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Rezension
Michael König, Stefan Binnewies:
Bildatlas der Galaxien
431 Seiten, Format BxH 230 mm x 280 mm, erschienen 2016 im Kosmos Verlag, Stuttgart. ISBN 978-3-440-15045-0.
Meine Erwartungen waren hoch, als ich von dem Buchprojekt hörte, und erst recht, als ich das Besprechungsexemplar in die Hand bekam. Die Autoren sind bekannt für fachliche und technische Kompetenz. Die Redakteure stehen für Sorgfalt und argumentative Standfestigkeit bei solchen Projekten. ,,Bildatlas der Galaxien"? Wikipedia sagt zum Stichwort ,,Atlas": ,,Ein Atlas ist ein kartografisches Nachschlagewerk geografischer Gegebenheiten: nutzerorientiert (zum Beispiel Schulatlas), historisch oder politisch (Historischer Atlas), regional orientiert (zum Beispiel Nationalatlas). Nicht zu den kartografischen Produkten gehörend, aber doch den Begriff Atlas im Titel verwendend, sind zum Beispiel Anatomieatlanten (Sammlung von Illustrationen mit Erklärungen zum Körperbau des Menschen)." Gut. Hier dann eben eine Sammlung von Illustrationen mit Erklärungen zur Objektgruppe Galaxien. Und damit sind wir beim eigentlichen Thema: kein kartografisches Werk, sondern eine Sammlung von Galaxienbildern, die astrophysikalische Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Galaxientypen, zu Galaxiengruppen bis hin zu Gravitationslinsen und Quasaren unterstützen. Und warum dafür nicht die mit viel Fachwissen und Einsatz gewonnenen astronomischen Aufnahmen von Amateur-Astronomen verwenden? Auch wenn die von zahlreichen Bildautoren dargestellten Aufnahmen meist mit größeren Instrumenten zwischen 400 und 1.300 mm Öffnung gewonnen wurden, so sind es dennoch Aufnahmen von Sternfreunden, die damit eben nicht ihren Lebensunterhalt verdienen. Wer diese Aufnahmen mit Aufnahmen vergleicht, die für wissenschaftliche Auswertungen und an noch größeren Teleskopen gewonnen wurden, wird schnell feststellen, dass es kaum einen Qualitätsunterschied, weder in der Tiefe der Aufnahmen noch in ihrer Bildschärfe gibt. Die Farbaufnahmen der Sternfreunde stehen vielmehr für den Vorteil, dass man darin sofort die Wirkung astrophysikalischer Gesetze sieht, ohne viele Schwarzweißbilder
vergleichen zu müssen, die mit verschiedenen Filtern und Teleskopen aufgenommen wurden. Und genau darauf zielt dieses Buch ab.
Eine ausführliche Einleitung ins Thema ist vorangestellt. Es folgen übergeordnete Kapitel zu den einzelnen Galaxientypen wie Spiralgalaxien, Balkenspiralen, Elliptische Galaxien etc. Jedes dieser übergeordneten Kapitel enthält umfangreiche Hinweise auf Originalliteratur. Jedem einzelnen übergeordneten Kapitel zugeordnet sind dann die Einzelbeispiele, meist 1 Seite = 1 Objekt, mit Fotografie, aktuell bekannten Informationen zu dieser Galaxie, und einer Tabelle mit Grunddaten des Objektes und Daten der fotografischen Aufnahme. Damit kann der geneigte Sternfreund z. B. seine eigenen fotografischen Ergebnisse vergleichen und einschätzen. Gleichzeitig weiß er nun, was er da eigentlich aufgenommen (beobachtet) hat: Ist die Galaxie 10 Millionen oder 300 Millionen Lichtjahre entfernt? Wie groß ist die Galaxie in Wirklichkeit? Welche astrophysikalischen Besonderheiten gibt es hier zu beobachten?
Ein kurzer Textabschnitt aus der willkürlich aufgeschlagenen Seite 290, die die Zwerggalaxie IC 2574 behandelt: ,,... In der Astronomie wird die Aktivität durch die Sternentstehungsrate (engl. ,,star formation rate", SFR) beschrieben und in Einheiten von Sonnenmassen pro Jahr angegeben. In IC 2574 liegt diese Rate bei etwa 0,1 Sonnenmassen pro Jahr. In der größeren Milchstraße schwankt die Sternentstehungsrate zwischen 0,5 und 1,6 Sonnenmassen pro Jahr. Bei diesem Vergleich muss allerdings beachtet werden, dass ... die Metallizität des Gases, das für Sternentstehung zur Verfügung steht, in irregulären Galaxien geringer ist als in Spiralgalaxien. Es existiert also ein
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fundamentaler Zusammenhang zwischen der Sternentstehungsrate, der Metallizität und der stellaren Masse einer Galaxie ...". Und weiter: ,,... Auf der Aufnahme kann man die SGS (Supergiant Shells) am linken nördlichen Rand von IC 2574 anhand der dichten Haufen aus hellen, blauweißen Sternen leicht identifizieren ...".
Ein Beispiel für astrophysikalische Zusammenhänge, die anhand einer Beispielgalaxie erläutert werden, die zudem in hoher Winkelauflösung dargestellt ist und deren Abbildung Detailreichtum aufweist.
Noch einmal 12 Seiten Hinweise auf Originalliteratur und ein ausführliches 4-seitiges Register am Ende des Buches unterstützen die Arbeit mit diesem Werk. Hier lässt sich ins Thema Galaxien einsteigen und nach fachlichen Details der einzelnen Objekte und astrophysikalischen Fragestellungen tiefer nachforschen. Zu schade für den Bücherfriedhof im Regal, das Buch gehört auf den Schreibtisch. Dies ist ein Buch, in dem man blättern und lesen muss, mit dem man lernen und arbeiten kann, das die Neugier des Sternfreundes anregt und füttert, das zu kreativen Ideen für die eigene Praxis leiten kann. Fachlich, gestalterisch, inhaltlich herausragend.
Meine Erwartungen an das Buch? Übertroffen! Werner E. Celnik
Vorschau 109