A&A Title Image Direkt zum Inhalt

Inhaltsverzeichnis des VdS-Journals 58

BEITRAG
  1 Editorial (Melchert Sven)

58
  0 INHALTSVERZEICHNIS (Beitrag)

BEITRAG
  4 Einladung zum Sternwartentreffen/Treffen der Astronomievereine (Bannuscher Dietmar, Henkel Claudia, Gallus Astrid)
  4 Ausschreibung der Reiff-Förderpreise 2016 (Liefke Carolin)
  6 Einführung ins Schwerpunktthema (Gallus Astrid, Bergthal Siegfried, Bannuscher Dietmar)
  7 Die vhs-Sternwarte Neumünster (Ludwig Marco)

58
  0 Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie (Beitrag)

BEITRAG
  9 Die Astronomische Vereinigung Lilienthal (AVL) auf den Spuren von Johann Hieronymus Schroeter (Detken Kai-Oliver)
  12 Sternwarte und Planetarium Neuenhaus (Lohuis Christoph)
  14 Die Sternfreunde Braunschweig-Hondelage (Beck Günter, Michalik Rudolf)
  18 Die Astronomie-AG in Helmstedt (Meinhard Guido)
  20 Eine Sternwarte im Garten (Neumann Georg)
  21 "Umbruch" in Paderborn - eine Sternwarte wird kernsaniert (Fiebig Raoul)
  24 Die Walter-Hohmann-Sternwarte Essen e. V. - Organisator des ATT (Metz Helmut)

58
  0 Impressum (Beitrag)

BEITRAG
  27 60 Jahre Volkssternwarte Hagen/Westfalen (Röttler Günter)
  29 Die Sternwarte des astronomischen Arbeitskreises Kassel e. V. auf dem Schülerforschungszentrum Nordhessen (Haupt Klaus-Peter)
  32 Die Volkssternwarte Riesa - eine ZEISS-Sternwarte wird barrierefrei (Schwager Stefan)
  36 160 Jahre Görlitzer Sternwarte (Pannier Lutz)
  40 Die Sternwarte Radebeul (Peschel Ulf)
  41 Sternwarte Dresden-Gönnsdorf - ein Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche des Vereins zur Förderung der Jugend e. V. (Franz Renate)

58
  0 Inserentenverzeichnis (Beitrag)

BEITRAG
  46 Volkssternwarte Wetterau e. V. in Bad Nauheim (Güths Torsten)
  47 Die Sternwarte Bad Kreuznach (Peerdman Bernd)
  48 Johann-Kern-Sternwarte Wertheim (Horn Ralf)
  51 Urknall auf der grünen Wiese - Sternwarte Dieterskirchen (Köppl Johann, Janousch David)
  54 Fritz-Weithas-Sternwarte Neumarkt (Leonhardt Andreas, Schnuchel Benedikt)
  56 Verein der Freunde der Sternwarte Regensburg e. V. (Kemmerer Jürgen)
  58 Sternwarte Ingolstadt - eine Bildungseinrichtung mit Erinnerung an eine Zeit großer deutscher Astrowerkstätten (Zitzelsberger Franz)
  61 Die Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg - ein Generationenprojekt (Tischhäuser Martin)
  63 Die Geschichte der Sternwarte Stuttgart (Eberle Andreas)
  66 Die Volkssternwarte Diedorf (Zerbe Christine)
  69 Die Entstehung des "Astronomical Observatory Aurora" (Dölling Rolando, Dölling Nelly)
  72 50 Jahre im Dienst der astronomischen Volksbildung - Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren e. V. feiert rundes Jubiläum (Steinmüller Harald)
  74 Die Isartalsternwarte e. V. (Motl Kurt)
  78 Astrofotografie - Vergleich visueller Fokussiermethoden (Karnapp Alfred)
  81 Mondfotografie (Probst Werner)
  83 Der lange und teure Weg zum Hobbyastrofotografen (Wallner Reinhard)
  86 In Memoriam Dietrich Zucht (Preuschmann Rolf)
  88 Neues aus der FG Astrofotografie: Das Astrofoto des Jahres 2015 (Zilch Thorsten)
  92 Treffen der Beobachter atmosphärischer Erscheinungen (Schmidt Elmar)
  96 Automation im Observatorium (Bornemann Hartmut)
  98 Aufruf zur Einsendung von FITS-Bildern (Sturm Christian)
  99 Aus Alt mach Neu - Software refaktorieren (Jahns Helmut)
  101 CCD-Guide 2016 (Hubl Bernhard)
  104 Where is M 13? (Jahns Helmut)
  105 Simulationstool für Gravitationslinsen (Jahns Helmut)
  106 ESA Sky (Jahns Helmut)
  106 Von Eseln und (Gelegenheits-) Programmierern (Theede Frank)
  107 Gravitational N-Body Simulations (Jahns Helmut)
  108 Skyguide 2016 - 2 (Sommer) (Zebahl Robert)
  110 Beobachtung einmal anders - Sternassoziation Cyg OB2 - von kleinen Sternhaufen und großen Zusammenhängen in unserer Galaxis (Hay Christopher, Merting Rene)
  111 Das Periastron des Doppelsternes Gamma Virginis (Viertel Andreas)
  114 Der Blick auf den Mond - Zur Kulturgeschichte des Mondes (Sitte Arnold)
  114 Neues aus der FG Geschichte der Astronomie (Steinicke Wolfgang)
  118 Die Anfänge der Theorie des Sternaufbaus in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts (Rohe Klaus)
  120 Neues aus der FG Kleine Planeten (Lehmann Gerhard)
  121 Kosmische Begegnungen (Hohmann Klaus, Ries Wolfgang)
  122 Heimtückische Anschläge auf den Himmelsjäger? (Simon Manfred)
  124 Der Kondensationsgrad von Kometen (Pilz Uwe)
  126 Komet Catalina C/2013 US 10 - die VdS-Bilderstrecke (Celnik Werner E., Riepe Peter)
  135 Meteoritenfall über Kopenhagen von der Sternwarte Gahberg aus fotografiert (Filimon Erwin)
  136 Der Bolide am 6. Februar 2016 (Binnewies Stefan)
  136 Lichtbrücken Typ n - Es gibt sie wirklich, 30 Jahre haben Amateure daran gearbeitet (Hilbrecht Heinz, Seebörger-Weichselbaum Michael )
  138 Autoren für BAV-Projekt gesucht! (Pollmann Ernst, Pagel Lienhard)
  140 Cygnus X-1 = V1357 Cygni - Röntgendoppelstern, Mikroquasar und schwarzes Loch (Vollmann Wolfgang)
  141 Die 11. Veränderlichen-Beobachtungswoche der BAV an der VdS-Sternwarte in Kirchheim (Flechsig Gerd-Uwe)

58
  0 Spektroskopiepreis Nachwuchsförderung (Beitrag)

BEITRAG
  143 Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im 3. Quartal 2016 (Riedel Eberhard)
  145 32. Tagung und Mitgliederversammlung der VdS in Braunschweig (Gallus Astrid)

58
  0 Himmelsvorschau Juli - September 2016 (Beitrag)

BEITRAG
  151 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen Juli - September 2016 (Celnik Werner E.)

58
  0 Autorenverzeichnis (Beitrag)

Textinhalt des Journals 58

Der Textinhalt dient zum Durchsuchen, zum Ausschneiden vorn Text und für internetgestützte Übersetzungs-Software. Der Text ist nicht formatiert, Bildunterschriften sind irgendwo im Text eingefügt.
Nach seiten suchen: str-f, dann für gerade Seitennummer z.B. 24 | , für ungerade | 79
Zum Lesen ist das Journal als pdf vorgesehen.



4

Nach Redaktionsschluss

Ausschreibung der
Reiff-Förderpreise 2016
In diesem Jahr lobt die Reiff-Stiftung zur Förderung der Amateur- und Schulastronomie zum achten Mal die nach dem Stifter Hans Ernst Reiff (1932-2007) benannten Förderpreise für Jugendarbeit in der Amateurastronomie und astronomische Projektarbeiten in der Schule aus. Seit 2012 wird der Preis in zwei Kategorien ausgeschrieben; er ist mit insgesamt EUR 6.500 dotiert.
Kategorie 1: Projekte im Amateurbereich und in weiterführenden Schulen
Hier können bis zu drei Preise vergeben werden: 1. Preis: 3.000 Euro, 2. Preis: 2.000 Euro, 3. Preis: 1.000 Euro. Das Preisgeld ist für die Durch- oder Fortführung eines eigenständigen amateur- oder schulastronomischen Projekts bestimmt. Für die Bewertung hat die aktive Beteiligung Jugendlicher besonderes Gewicht.
Kategorie 2: Astronomie-Projekte für das Kindergarten- und Grundschulalter
Hier beträgt das Preisgeld 500 Euro. Das Preisgeld ist für die Durch- oder Fortführung eines Projekts bestimmt, das Kinder im Kindergarten- oder im Grundschulalter an die Astronomie heranführt. Das geförderte Projekt sollte Vorbildcharakter haben - es sollte in gleicher oder ähnlicher Form auch an derer Stelle umsetzbar sein.
Bewerben können sich sowohl Einzelpersonen als auch Arbeitsgemeinschaften. Die Bewerbungen sollten enthalten: - eine kurze Vorstellung der Beteiligten (max. 1 Seite) - eine Beschreibung von bereits durchgeführten Projekten, mit Verweis auf bisherige Veröffentlichungen zum Beispiel im
VdS-Journal, bei Sterne und Weltraum oder Interstellarum/Abenteuer Astronomie falls vorhanden (max. 2 Seiten) - eine Beschreibung des für den Förderpreis vorgeschlagenen Projekts, einschließlich der Angabe, wofür das Preisgeld
konkret eingesetzt werden soll (max. 3 Seiten)
Die Bewerbungsfrist endet am 15.10.2016, die Preisträger werden auf der BoHeTa am 12. November 2016 bekanntgegeben. Bewerbungen bitte an: Carolin Liefke, Haus der Astronomie, Königstuhl 17, D-69117 Heidelberg, reiff-preis@reiff-stiftung.de
EINLADUNG zum Sternwartentreffen/
Treffen der Astronomievereine
am 22. Oktober 2016 um 10.00 Uhr in der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim
Liebe Mitglieder, liebe Vorsitzende der Sternwarten und Astronomie-Vereine,
die VdS lädt Sie hiermit herzlich zu einem bundesweiten Treffen am 22.10.2016 um 10.00 Uhr in die Räume der Starkenburg Sternwarte, Starkenburgweg 32 in 64646 Heppenheim/Bergstraße ein. Wir möchten mit Ihnen
- eine Fachgruppe Sternwarten/Astronomievereine gründen und damit - ein Podium für die Sternwarten und Astronomievereine zum Erfahrungsaustausch bilden - eine mögliche gesamtdeutsche Vernetzung bereits bestehender regionaler Astrogruppen ermöglichen - ein Forum zur gegenseitigen Bereicherung anbieten - einen gemeinsamen Internetauftritt gestalten - eine gemeinsame Pressearbeit/Öffentlichkeitsarbeit verwirklichen - einen Vortrags- und Referentenfundus einrichten
Die VdS bietet mit ihren überregionalen Ressourcen eine zeitgemäße Plattform und unterstützt maßgeblich die Vernetzung der Sternwarten und Vereine untereinander. Auf dieser Veranstaltung werden dann vereinsspezifische/ sternwartenspezifische Belange diskutiert und besprochen, die bei anderen Treffen zu kurz kommen.
Um die Mittagszeit ist ein Besuch der Geschäftsstelle der VdS in Heppenheim sowie ein gemeinsames Mittagessen in der Stadt Heppenheim geplant. Danach geht es zurück in die Starkenburg-Sternwarte. Das Ende der Veranstaltung wird gegen 18.00 Uhr sein.
Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie sich zahlreich zu diesem Auftakt-Treffen anmelden. Gern können Sie als Vorsitzende oder Mitglied der Sternwarten und Vereine auch die Verantwortlichen Ihrer Webseiten mitbringen, damit deren Erfahrungsaustausch gleich beginnen kann.
Für den kleinen Hunger und Durst zwischendurch wird seitens der VdS gesorgt. Falls Sie übernachten wollen, helfen wir Ihnen gerne dabei. Bitte melden Sie sich am besten sofort oder spätestens bis zum 31.08.2016 direkt beim podium@vds-astro.de oder per Mail an die Geschäftsstelle: service@vds-astro.de an.
Wir freuen uns auf einen konstruktiven 22. Oktober 2016 in der Starkenburg-Sternwarte an der Bergstraße! Herzliche Grüße - Ihr Team vom Podium der VdS Dietmar Bannuscher, Claudia Henkel und Astrid Gallus
VdS-Journal Nr. 58

STERNWARTEN
Wir bauen Ihre Sternwarte!
4 Gründe für Ihr Sternwarten-Projekt mit Astroshop Erfahrener Partner bei Planung und Realisierung Teleskop, Montierung, Kuppel - alles aus einer Hand Kuppeln von 2,0 bis 5,5 m - manuelle oder Remote-Steuerung After-Sales-Service

A st roshop.de ist ein Bereic h der nimax GmbH. Mehr Inf or mat ionen zu unserem Unter nehmen f inden Sie unter w w w.nimax .de. A lle angegebenen Preise in Euro inkl. 19% Mw St . Preis änder ungen und Irr t ümer vor behalten.

Direkt zum Produkt durch Eingabe der Artikelnummer ins Suchfeld auf Astroshop.de!

2 m-Kuppel
4.450,-
Die optimale Remote-Sternwarte Mit oder ohne Turm (80 cm/ 120 cm) Gut geeignet für SC- oder RC-Teleskope Schnelle Montage
47843, 47844

3 m-Kuppel
5.300,-
Die ideale Gartensternwarte 2,4 m Innenhöhe und 1,0 m Fensterbreite Für SC- oder RC-Teleskope bis 16" Optional als Remote-System
43565

Sternwarte als System für Amateur und Profi
Wir sind spezialisiert auf die Realisierung schlüsselfertiger Sternwarten. Wir begleiten Ihr Projekt von der ersten Skizze bis zum First Light. Die Bandbreite unserer Projekte reicht von privaten Gartensternwarten bis hin zu remote betriebenen, wissenschaftlichen Einrichtungen - und das weltweit!
Überzeugen Sie sich von den bereits durchgeführten Projekten unter www.astroshop.de/blog/?tag=kuppel oder gelangen Sie
über den QR-Code direkt zum Blog.
Die Sterwarte ist ein System aus mehreren Teilen: Teleskop, Montierung und die Kuppel müssen sinnvoll zusammengefügt werden. Das umfangreiche Sortiment und die Markenunabhängigkeit ermöglichen uns individuelle Lösungen zu finden.
Profitieren Sie von unserer jahrelangen Erfahrung und lassen Sie uns über die Details Ihres Projektes sprechen!
Hans Gerritsen und Michael Suchodolski
Informieren Sie sich jetzt!

4 m-Kuppel

5,5 m-Kuppel

18.800,-
Ideal für Schulen oder Vereine Inklusive Remote-System Fensterbreite 1,4 m Heizsystem für Elektronik und Getriebe
20887

31.000,-
Perfekter Schutz für wissenschaftliche Ausrüstung Inklusive Remote-System Bewährt in jeder Klimazone Freier Zenit für Optiken bis 1,0 m
20287

Astroshop.de
Alle Marken
3.000 m2 Lager, viele Artikel sofort lieferbar
Persönliche Beratung vor Ort, am Telefon und per E-Mail
Service auch nach dem Kauf
Eigene Werkstatt mit optischer Bank

Kontakt
Telefon
+49 8191 94049-1
E-Mail
service@astroshop.de
Adresse
Astroshop.de c/o nimax GmbH Otto-Lilienthal-Straße 9 86899 Landsberg
Direkt an der A96 und B17, ca. 30min von Augsburg und München.
Öffnungszeiten
Montag - Freitag 09:00 Uhr- 12:30 Uhr/13:30 Uhr- 17:00 Uhr
jeden ersten Samstag im Monat 10:00 Uhr - 16:00 Uhr
Terminvereinbarung für Beratung im Showroom empfohlen

6

Mitgliedssternwarten

Schwerpunktthema dieses Journals sind die
Mitgliedersternwarten und -vereine der VdS

1 So verteilen sich die in diesem Schwerpunktthema vorgestellten Mitgliedssternwarten (blaue Markierungen) über das Bundesgebiet.
Erstellt unter Verwendung einer Karte von Wikimedia Commons (Autor TUBS)
VdS-Journal Nr. 58

Mitgliedssternwarten

7

In diesem Journal stellen sich 27 Sternwarten und Astronomie-Vereine vor, die nicht nur das gemeinsame Hobby der Astronomie miteinander teilen, sondern die alle auch Mitglied der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) sind.
Vielen Dank an dieser Stelle für Ihre engagierten Schilderungen, die aus allen Himmelsrichtungen bei uns eingegangen sind. Dabei stellen sie nur ein Viertel aller Sternwarten und Vereine dar, die unserem Verein angehören! Wir könnten also noch mindestens zwei weitere Journale mit diesem Schwerpunktthema herausbringen. Allerdings würde dies zu lange dauern, da schon für die nächsten zwei Jahre alle Schwerpunktthemen vergeben sind. In nicht ganz ferner Zukunft ist geplant, basierend auf diesen und zukünftigen Beiträgen in Zusammenarbeit mit Ihnen allen eine gebundene Broschüre über die Sternwarten und Astronomie-Vereine in größerer Auflage mit Deutschlandkarte zu erstellen. Die gehört dann in die Auslage Ihrer Sternwarten, Planetarien, Vereinsräume für Sie und Ihre Besucher und ins Handgepäck für Ihre nächste Deutschlandreise!
Es war ein wahres Füllhorn von Beiträgen, Bildern und spannenden Geschichten, die unser Redaktionsteam vom Podium erreicht hat; sich hier einzulesen hat wirklich Spaß gemacht. Wie vielfältig und einzigartig die verschiedenen Schritte waren, um endlich den Traum von einem richtigen Observatorium vor der eigenen Haustür zu verwirklichen, lesen Sie in den folgenden Beiträgen. Die Reihenfolge der Artikel haben wir natürlich astronomisch ausgerichtet: von Nord

Hinweis
Nachdem wir unser Schwerpunktthema für das Journal 59 ,,Kleinplaneten" abgeschlossen haben, möchten wir gerne auf unsere zukünftigen Schwerpunktthemen hinweisen:
,,Amateurastronomie international" in Journal Nr. 60 Redaktionsschluss: 01.08.2016 Redakteur: A. Weis/G. Meiser, Alexander.Weis@vds-astro.de
,,Sonnenfinsternisse" in Journal Nr. 61 Redaktionsschluss: 01.11.2016 Redakteur: Martin Hörenz, redaktion-sonne@vds-astro.de
,,Künstliche Satelliten" in Journal Nr. 62 Redaktionsschluss: 01.02.2017 Redakteur: Helmut Jahns, redaktion-computerastronomie@vds-astro.de
Zur Gestaltung unserer Journale benötigen wir Beiträge der Mitglieder. Dies kann sowohl ein wissenschaftlich fundierter Artikel als auch ein einfaches Beobachtungserlebnis sein. Außerdem soll es möglichst regelmäßig eine Galerie von Fotografien und Zeichnungen geben. Wer nicht gerne schreibt, kann also auch auf diese Weise vertreten sein! Wir freuen uns über alle Einsendungen!
Beiträge sollen an die zuständigen Redakteure (siehe auch Liste der VdS-Fachgruppen-Redakteure) oder an die VdS-Geschäftsstelle (Mail/Postadresse) geschickt werden.
Mit dem Einsenden gibt jeder Autor gleichzeitig sein Einverständnis zum Abdruck im ,,VdS-Journal für Astronomie". Es besteht jedoch keine Veröffentlichungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter Form abzudrucken. Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die Texte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion

nach Süd. Und auch eine dazu passende Karte aller 27 vorgestellten Sternwarten (die blauen Fähnchen in Abbildung 1) hat unser Kollege Alexander Weis noch kurz vor Redaktionsschluss erstellt.
Liebe Sternfreunde, tauchen Sie ein, Sie werden Ihre Freude beim Lesen haben. Wenn Sie sich dadurch animiert fühlen, senden bitte auch Sie Ihren Beitrag über Ihre Sternwarte oder Ihren Verein

in Kurzform (halbe Seite inkl. 1 Bild, d.h. ca. 1700 Zeichen) oder in Langform (ganze Journalseite inkl. 1 Bild, d.h. ca. 6000 Zeichen) zu uns ein, damit wir diesen wundervollen Schwerpunkt in den nächsten Journalen jeweils auf zwei bis drei Seiten fortsetzen können.
Herzlichst Ihr Team vom Podium der VdS Astrid Gallus und Siegfried Bergthal sowie Dietmar Bannuscher

Die vhs-Sternwarte Neumünster

von Marco Ludwig

Die vhs-Sternwarte ist eine Institution der Volkshochschule Neumünster und besteht bereits seit 1971. Seitdem finden hier professionelle Himmelsbeobachtungen, Volkshochschulkurse, Tagungen und viele andere Aktivitäten rund um das Thema Astronomie statt.
Dieses Observatorium wird durch die Astronomie-AG der Volkshochschule, deren Mitglieder sich ,,Sternkieker" nen-

nen, ehrenamtlich betreut. In ihrer Freizeit kümmern sie sich um den Erhalt der wertvollen Instrumente, den Ausbau der Sternwarte und gestalten Führungen und Vorträge für Schulklassen und andere Besuchergruppen. Die Mitglieder nutzen für die Beobachtung verschiedenster Objekte am nächtlichen Sternenhimmel eine Vielzahl optischer Instrumente. So wurde lange Zeit unter der Sternwartenkuppel ein Spiegelteleskop mit 25 Zentimetern

Objektivdurchmesser und 1500 Millimetern Brennweite eingesetzt. Seit 2011 befindet sich unter der Kuppel das ehemalige Hauptteleskop der Sternwarte Lübeck mit 48 Zentimetern Objektivdurchmesser und 2000 Millimetern Brennweite.
Für Feldbeobachtungen nutzen die Astronomen sogar ein Dobson-Spiegelteleskop mit 40 Zentimeter Objektivdurchmesser und 2000 Millimetern Brennweite. Für

VdS-Journal Nr. 58

8

Mitgliedssternwarten

1 Die Kuppel der vhs-Sternwarte
Neumünster. Foto: Marco Ludwig
Schulungszwecke stehen den Mitgliedern und auch den Kursteilnehmern der Volkshochschule diverse Kleingeräte zur Verfügung, die auch ausgeliehen werden können.
Unser Anliegen Wir möchten die Faszination an der Astronomie an die Menschen in und um Neumünster weitergeben. Astronomie ist nicht nur eine spezielle Naturwissenschaft, sondern umfasst ein vielfältiges Gebiet, das die Physik, Chemie, Mathematik aber auch die Geschichte, Philosophie und für einige Menschen sogar die Religion berührt. Es ist die Wissenschaft, welche die Natur mit den Geisteswissenschaften verbindet und Menschen auf der ganzen Welt gleichermaßen begeistert.
Der Aufbau der vhs-Sternwarte Neumünster In den 1960er-Jahren war das Interesse der Bevölkerung an astronomischen Themen sehr groß. Zu jener Zeit fand an der Volkshochschule Neumünster ein Kurs statt, der sich mit praktischer Astronomie beschäftigte. 1969 bekam diese Gruppe um den damaligen Kursleiter Horst Bender von einer namhaften Kaufhauskette ein parallaktisch montiertes Linsenteleskop geschenkt. An die Schenkung war jedoch die Bedingung geknüpft, für das Gerät einen festen Beobachtungsstandort einzurichten.

VdS-Journal Nr. 58

Man wählte dafür ein Gebäude der ehemaligen Marinefunkstation Hahnknüll aus. Das Gebäude wurde während des 2. Weltkrieges mit einem massiven Flakturm aus Stahlbeton versehen, der bis 1969 ungenutzt der Witterung ausgesetzt war. Das Gebäude selbst wurde damals als Seniorenheim genutzt.
Mit Genehmigung der Stadt Neumünster und der Volkshochschule organisierte der
2 Volkshochschulkurse sind ständiger
Bestandteil der Bildungsarbeit an der Sternwarte. Foto: Marco Ludwig

Mitgliedssternwarten

9

spätere Sternwartenleiter Horst Bender den Bau einer 5,5 Meter durchmessenden Sternwartenkuppel auf dem Flakturm. Mit Hilfe zahlreicher ehrenamtlicher Helfer und der Unterstützung der örtlichen Wirtschaft gelang es, nicht nur die größte Sternwartenkuppel des Landes Schleswig-Holstein zu bauen, sondern auch ein Büro, einen Vortragsraum und eine Teleskopwerkstatt einzurichten. Am 5. November 1971 wurde die vhs-Sternwarte Neumünster feierlich von Professor Unsöld (Universität Kiel) eingeweiht. Weitere finanzielle Unterstützung durch die Stadt und auch die Stadtwerke Neumünster führten zu Beginn der 1970er-Jahre zur Anschaffung eines neuen Hauptinstruments. Man entschied sich für die Installation eines 10-Zoll-Newton-Teleskops auf einer ALT-5-Montierung.
Zum 40-jährigen Jubiläum im Jahr 2011 wurde die Kuppel renoviert und das Hauptinstrument durch das ehemalige Teleskop der Sternwarte Lübeck, einen Newton-Spiegel mit 48 Zentimetern Durchmesser und 2000 Millimetern Brennweite, ersetzt. Zur Einnordung wurden Strichspuraufnahmen nach

der Methode von Hartwig Lüthen (GvA Hamburg) verwendet. Unser Mitglied Jürgen Kahlhöfer hat eine Excel-Tabelle zur genauen Auswertung der Aufnahmen entwickelt. So entstand eine neue, komfortable Methode der Einnordung, die als Lüthen-Kahlhöfer-Methode Eingang in Erik Wischnewskis Standardwerk ,,Astronomie in Theorie und Praxis" gefunden hat.
Forschungsschwerpunkt Astrofotografie Die vhs-Sternwarte Neumünster erlangte vor allem durch die Leistungen in der Astrofotografie der 1970er-Jahre einen hohen Bekanntheitsgrad. Zu verdanken ist dies vor allem Franz Haar, der bis 1974 an der Berliner Wilhelm-FörsterSternwarte fotografiert hatte.
Franz Haar nutzte den dunkleren Sternenhimmel am Rande der Stadt und bannte mit Hilfe des 10-Zoll-NewtonTeleskops und einer 8-Zoll-SchmidtKamera zahlreiche lichtschwache Nebel auf Dia und Film. Gemeinsam mit Bernd Schatzmann gelang ihm auch eine seltene Aufnahme des Kometen West im

Jahr 1976. Viele der Aufnahmen der beiden Astrofotografen wurden in Fachzeitschriften und Büchern veröffentlicht. Der fachliche Austausch mit Fotografen anderer Sternwarten führte letztlich auch zur Gründung des Norddeutschen Astrofototreffens (NAFT). Diese Fachtagung wird seit den 1980er-Jahren zweimal jährlich an wechselnden Veranstaltungsorten in Norddeutschland durchgeführt.
Die Astrofotografie ist neben der umfangreichen Bildungsarbeit immer noch Arbeitsschwerpunkt für viele Mitglieder. Regelmäßig finden auch Exkursionen zur Beobachtung und Fotografie besonderer Ereignisse statt. So verteilten sich zum Venustransit 2012 mehrere Gruppen in ganz Norddeutschland und Dänemark. Dabei entstanden viele beeindruckende Bilder.
Kontakt: Leiter der vhs-Sternwarte Neumünster: Marco Ludwig, Hahnknüll 58, 24537 Neumünster Telefon: 0162-2137065 leitung@sternwarte-nms.de www.sternwarte-nms.de

Die Astronomische Vereinigung Lilienthal (AVL)
auf den Spuren von Johann Hieronymus Schroeter

von Kai-Oliver Detken

Der kleine Ort Lilienthal am Ortsrand von Bremen besitzt eine große astronomische Geschichte, die durch Johann Hieronymus Schroeter (1745-1816) begründet wurde. Er baute als Oberamtmann und Astronom um die Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts, die damals größte Sternwarte des europäischen Kontinents. In Lilienthal entdeckte zudem Karl Ludwig Harding den Kleinplaneten Juno und Friedrich Wilhelm Bessel verbrachte seine astronomischen Lehrjahre als Sternwarten-Inspektor bei Schroeter. Zusammen mit Wilhelm Olbers in Bremen gingen damals von Lilienthal entscheidende Impulse für die Astronomie des 19. Jahrhunderts aus. Dies geriet allerdings im Laufe der Zeit in Vergessenheit, weshalb die Astronomische Vereinigung

Lilienthal (AVL) im Juni 2000 gegründet wurde.
Hauptzweck des Vereins AVL [1] war daher erst einmal, das Andenken von J. H. Schroeter zu bewahren und in Lilienthal wieder bekannt zu machen. Eigene Vereinsräume oder gar eine Sternwarte besaß man zunächst nicht, hielt aber nach geeigneten Plätzen immer wieder Ausschau. Ein weiteres Ziel bestand darin, die Mitglieder mit der Astronomie vertrauter zu machen, denn es hatten sich im Verein nicht ausschließlich erfahrene Hobby-Astronomen zusammengefunden. Zusammen wollte man die Natur sowie das Weltall entdecken und dies mit gemeinsamen Beobachtungen verbinden. Dies wurde in der Anfangsphase an

unterschiedlichen Orten und Zeiten im Jahr immer wieder durchexerziert. Als ich 2007 zur AVL stieß, war ich verblüfft, dass nicht jedes Mitglied über ausreichende Erfahrungen am Sternenhimmel verfügte und relativ wenig eigene Beobachtungsgeräte zur Verfügung standen. Das sollte sich im Laufe der Zeit aber verbessern. Ein frühes Ziel und besonderes Anliegen war es immer, auch Kinder und Jugendliche für die Astronomie zu begeistern, weshalb regelmäßig Vorträge gehalten oder Veranstaltungen durchgeführt wurden. Sogar eine KindergartenAkademie wurde betrieben, um spielerisch die Kinder mit einzubeziehen.
Gemeinsames Beobachten macht auf Dauer allerdings nur Sinn, wenn man einen

VdS-Journal Nr. 58

10

Mitgliedssternwarten

geeigneten Beobachtungsplatz besitzt, der auch Platz für ein eigenes Vereinsheim bietet. Die AVL fand in der Gemeinde Lilienthal auf einer Wiese einen geeigneten Platz außerhalb störender Lichtquellen. Der dort ansässige Kindergarten belegte nur das halbe Haus, so dass beschlossen wurde, das Dachgeschoss zu einem Vereinsheim umzubauen. Dies wurde bis zum Jahr 2003 in kompletter Eigenarbeit gebaut und konnte fortan auch für die regelmäßig stattfindenden Vortragsveranstaltungen genutzt werden. Blieb noch der Wunsch nach einer eigenen Sternwarte. Dieses Bauvorhaben dauerte von Beginn bis zur Fertigstellung allerdings von 2006 bis 2009. Auch hier waren wieder alle Mitglieder gefordert mitzuhelfen. Allerdings verzögerten immer wieder fehlende Gelder den Weiterbau. Doch dann war es endlich geschafft und es konnte ,,First Light" vermeldet werden. Abbildung 1 zeigt unsere beiden Sternwarten, die fotografisch und visuell genutzt werden können.
Die Aktivitäten der AVL sind sehr mannigfaltig und binden alle Mitglieder mit ihren unterschiedlichen Interessen ein. So nimmt der Verein regelmäßig an Lilienthaler Sommerveranstaltungen teil, um auf die Astronomie aufmerksam zu machen. Einmal pro Jahr findet die sogenannte ,,Nacht der Teleskope" statt, bei der alle Mitglieder aufgefordert werden, ihr eigenes Equipment für eine gemeinsame Beobachtungsnacht mitzubringen.
Der Termin wird auch der Öffentlichkeit über die Medien bekannt gegeben, um Astronomie-Interessierte für dieses Event zu begeistern. Meistens findet die Beobachtung auf dem Vereinsgelände statt. Manchmal werden aber auch andere Orte gewählt, wie dies beispielsweise 2014 der Fall war, als zur 125-Jahr-Feier von Worpswede der Weyerberg ausgesucht wurde. Das Wetter war an diesem Tag hervorragend, so dass dort ein klarer Sternenhimmel durch viele unterschiedliche Teleskope bestaunt werden konnte. Die AVL brachte zu diesem Zweck sogar das historische 7-füßige Newton-Spiegelteleskop von Professor J. G. Schrader auf den Berg, das mit einer Handkurbel nachgeführt werden muss. Die Qualität der Abbildung von Mondkratern war dabei beachtlich, wie auch die Besucher feststellen konnten. Nur ein Beispiel der
VdS-Journal Nr. 58

1 Die Kuppeln der Vereinssternwarte der AVL in Wührden bei Lilienthal [2]

tollen ,,Nacht der Teleskope", die allen Beteiligten noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Einmal pro Jahr unternimmt die AVL eine Vereinsreise, die entweder zu historischen Orten führt (z. B. zum 36-Zoll-Spiegelteleskop von Lord Rosse von Birr Castle in Irland), sich nach aktuellen Sonnenfinsternissen richtet (z. B. die SoFi 2006 in der Türkei) oder Forschungseinrichtungen (z. B. das Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn) besucht. Die Reisen sind immer hochinteressant und bieten auch ein Partnerprogramm, um so auch die nicht Astronomie-Interessierten mitzunehmen. Für 2017 ist geplant, die SoFi in den USA mitzuerleben! Wenn aktuelle Ereignisse sich in Lilienthal abspielen, wird aber auch immer ein Programm für die Mitglieder bzw. die Öffentlichkeit angeboten, wie beispielsweise am 20. März 2015, als eine partielle Sonnenfinsternis sich in unseren Breitengraden ereignete. Ein weiteres jährliches Event ist das ,,Perseiden-Grillen", um gemeinsam Sternschnuppen zu zählen und gemütlich beim Grillen zusammenzusitzen.
Inzwischen hat sich die AVL auf über 80 Mitglieder vergrößert, weshalb man 2008 anfing, sich in folgenden Arbeitsgruppen zu organisieren:
Astrophysik: Es wird monatlich u. a. über Schwarze Löcher und gekrümmte Räume diskutiert, es werden Themen erarbeitet und diese vorgetragen. Die Gruppe besteht nicht nur aus Astrophysikern, son-

dern ist heterogen zusammengesetzt. Es entstehen regelmäßig interessante Vorträge aus den Themen der Arbeitsgruppe.
Astrofotografie: Es wird die Theorie erarbeitet und es werden Themen wie Ausrichtungen und Guiding diskutiert, Bildverarbeitung erlernt sowie Bildergebnisse besprochen. Die Gruppe trifft sich ebenfalls monatlich und legt auch das Foto des Monats für die Homepage fest. Alle zwei Jahre berichtet die Arbeitsgruppe in einem Vortrag über ihre Fortschritte.
Beobachtung: Es werden aktuelle Himmelsobjekte besprochen, gemeinsam beobachtet und Equipment-Fragestellungen diskutiert. Die Gruppe trifft sich monatlich, unabhängig vom Wetter, zu festen Terminen, um aktiv zu beobachten oder eigene Beobachtungen nachzubesprechen.
Jugendgruppe: Es wird Kindern und Jugendlichen die Astronomie durch das spielerische Erlernen von Theorie und praktischem Beobachten nahegebracht. Auch diese Gruppe trifft sich monatlich.
Der monatliche Stammtisch findet über alle Arbeitsgruppen hinweg statt. Hier wird diskutiert, thematisiert und es werden oftmals auch nicht astronomische Themen besprochen. Es gibt außerdem seit dem Jahr 2005 die Vereinszeitschrift ,,Himmelspolizey" (HiPo). Diese erscheint einmal pro Quartal und berichtet vor Mitgliedern für Mitglieder. Enthalten sind z. B. Themen wie Astro-Technik,

Mitgliedssternwarten

11

AVL unterwegs, Astrophysik, Fotografie, Geschichte und AVL-Bibliothek. Der Name der Zeitschrift leitet sich von den 24 europäischen Astronomen ab, die im Jahr 1800 auf die gezielte Suche nach dem ,,fehlenden" Planeten zwischen Mars und Jupiter gingen. Entdeckt wurde dabei letztendlich der Asteroidengürtel. Einer der Gründer war J. H. Schroeter, weshalb die AVL diesen Namen für ihre Mitgliederzeitschrift gewählt hat. Im Jahr 2012 ergab sich übrigens das Highlight für die AVL, als ein SchroeterNachfahre aus sechster Generation die Sternwarte besuchte. Er war sichtlich beeindruckt von den Aktivitäten und versuchte nachzuvollziehen, was seinen berühmten Vorfahren ehemals angetrieben hat. Die HiPo kann auf den Vereinsseiten übrigens kostenlos als PDF heruntergeladen werden [3].
Nach über 15 Jahren ihres Bestehens ist die AVL inzwischen zu einem festen Bestandteil des öffentlichen Lebens der Gemeinde Lilienthal geworden. Auch das Wissen darüber, dass Lilienthal einmal eine große astronomische Geschichte hatte, ist wieder im Bewusstsein. Dies festigte sich zuletzt auch dadurch, dass man das 27-Fuß-Spiegelteleskop von J. H. Schroeter bis zum November 2015 wieder in Lilienthal aufgebaute (siehe Abbildung 2). Dieses Projekt wurde durch die gemeinnützige Stiftungsgesellschaft TELESCOPIUM-Lilienthal [4] umgesetzt, die sich 2004 von der AVL abgespalten hatte, da man ein solches Projekt, aufgrund der damit verbundenen Kosten, auf eigene Beine stellen musste. Gut zehn Jahre später wurde der Traum dann

2 Der Nachbau des 27-Fuß-Spiegelteleskops von Schroeter wird eröffnet [2].

Wirklichkeit, so dass nun AstronomieGeschichte in Lilienthal direkt erlebt und die Kooperation mit Birr Castle in Irland mit Leben erfüllt werden kann. Ab Frühjahr 2016 startet der Betrieb mit Führungen und Beobachtungen, wobei die AVL als enger Kooperationspartner auch mit Fachvorträgen und den Betrieb vor Fachpublikum unterstützen soll. Diese Aktivitäten will die AVL in einer weiteren Arbeitsgruppe bündeln, die gerade im Aufbau ist.
Die Mitglieder der AVL haben alle unterschiedliche Interessen und AstronomieVorlieben. Sie vereint aber die Freude am

Sternenhimmel und das Staunen über die unerschöpflichen Wunder des Weltalls. Zusätzlich verspüren alle den Wunsch, dies gemeinsam zu erleben. Das Abenteuer Astronomie hat daher für die AVL letztendlich gerade erst begonnen ...
Internet- und Literaturhinweise: [1] AVL-Webseite: www.avl-lilienthal.
de [2] Die Bilder dieses Beitrags stammen
von Mitgliedern der AVL [3] www.avl-lilienthal.de/cms/front_
content.php?idcat=82 [4] www.telescopium-lilienthal.de
Anzeige

Astrourlaub im Sternenpark Westhavelland
Erleben Sie den sternenreichsten Nachthimmel Deutschlands! Die professionelle Ausrüstung für spektakuläre Astrobeobachtungen steht schon für Sie bereit und gastfreundliche Menschen erwarten Sie.

In Kooperation mit:

í Sternenreicher, dunkler Nachthimmel .6 mag/arcsec2 direkt am Ferienhaus.
í Für den engagierten Hobbyastronom bis zum Einsteiger, stehen professionelle Teleskope zur Ausleihe, darunter ein Dobson " GoTo, ein 8" Newton, ein SC- LX , ein SC " ACF, ein " Apochromat von Kasai und Astrofeldstecher sowie hochwertiges Zubehör bereit.
í Wir verfügen über zwei fest installierte Säulen zur Aufnahme einer EQ6 AZ Montierung mit vollautomatischer Positionierung.
í Gemütliche Ferienwohnungen und Ferienhäuser liegen am idyllischen Lochower Waldsee.
í Einzigartige Natur, familienfreundliche Umgebung, gutes Radwegenetz.
í Für Gruppen steht ein Raum für ca. Personen mit Beamer und Leinwand zur Verfügung.

10% RABATT:
FÜR VdS MITGLIEDER für Übernachtung
& Teleskop-Ausleihe

Ferienhausvermietung Liane Zemlin | Dorfstrasse 6 | 14715 Stechow-Ferchesar | T: 033 874 / 60 365 | info@sternenpark-havelland.de | www.sternenpark-havelland.de

12

Mitgliedssternwarten

Sternwarte und Planetarium Neuenhaus
von Christoph Lohuis

1
Winterlicher Sternenhimmel über der Sternwarte und den Dächern von Neuenhaus (Grafschaft Bentheim)

Wie charakterisiert man einen astronomischen Verein? Beginnen wir profan, langweilig, aber irgendwie informativ mit den örtlichen Gegebenheiten. Rein ehrenamtlich geführt, verfügt der gemeinnützige Astronomische Verein der Grafschaft Bentheim e. V. über eine Sternwarte und ein Planetarium, die sich über zwei Etagen erstrecken und auf über 300 Quadratmeter Innenraum Platz zum Verweilen bieten. Auf der 120 Quadratmeter großen Beobachtungsterrasse können Besucher durch eine Vielzahl Teleskope die großen und kleinen Wunder des Universums bestaunen oder auch nur mit dem bloßen Auge bewaffnet das Weltall live erkunden. Auf eben dieser Beobachtungsterrasse befindet sich auch die Beobachtungskuppel mit einem Durchmesser von 3,5 Metern, in der eine parallaktische Montierung steht, die unterschiedliche Optiken trägt. Primär kommen hierbei ein C11 (Carbon-Tubus) oder ein 12,,-Newton zum Einsatz.
Das Planetarium bietet 50 Personen Platz und ist mit einem digitalen Projektor ausgestattet. Neben dem Kennenlernen der Sternbilder ermöglicht dieser auch die Einbindung von Animationen. Trotz moderner Technik gibt es hier aber keine

Präsentationen ,,vom Band". Individuelle Programme ermöglichen zu jedem Zeitpunkt das Eingehen auf Fragen und Schwerpunktsetzungen der Gäste. Darüber hinaus steht das gestirnte Firmament im Vordergrund und Filme sind lediglich unterstützende Begleiter. Eine Besonderheit ist die Tatsache, dass sich die Einrichtung in einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert befindet und sich die historische Architektur im Patrizierstil hier mit moderner Astronomie verbindet.
Bei den Beobachtungen kann der Besucher gleichzeitig seinen Blick über die malerische Stadt Neuenhaus schweifen lassen. Dem geneigten Amateurastronomen springt bei der Erwähnung des Begriffes ,,Stadt" wahrscheinlich sofort die Lichtverschmutzung ins Auge, womit er auch richtig liegt, denn bekanntlich ist ein dunkler Himmel nur durch einen noch dunkleren zu ersetzen. Dennoch ermöglicht gerade der Innenraum der Beobachtungskuppel ansprechende Himmelsbedingungen. Gleichzeitig gewährleisten Parkplätze, eine Bushaltestelle sowie ein Bahnhof vor der Haustür eine sehr gute Erreichbarkeit und unterstützen somit die Ziele einer Volkssternwarte. Das Fazit: Vereinsmitglieder und

Besucher sind mit dem Kompromiss aus ausreichender Dunkelheit, guter Infrastruktur und vorhandener Bausubstanz sehr zufrieden.
Heute zählt der Verein etwa 100 Mitglieder aus der Grafschaft Bentheim, dem Emsland, dem angrenzenden Osnabrücker Land, Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden und begrüßt jährlich 8.000 Besucher. Mit Fug und Recht darf behauptet werden, dass sich der Verein durch die aufgebauten Strukturen und insbesondere durch die konzeptionellen Entwicklungen von einer kleinen Einrichtung zu einer überregional etablierten Sternwarte und Bildungsinstitution entwickelt hat. Hierbei ruht die Vereinsarbeit auf den drei Säulen Amateurastronomie, Bildungs- sowie Öffentlichkeitsarbeit, was wunderbar in den Bereich der Aktivitäten überleitet.
Im Rahmen der Amateurastronomie ist das Engagement der Vereinsmitglieder so breit gefächert, wie Interessen bei Amateurastronomen eben sein können: Das Spektrum erstreckt sich von der ambitionierten Astrofotografie, der visuellen Beobachtung, über Spektroskopie und der Nutzung von Remote-Sternwarten

VdS-Journal Nr. 58

Mitgliedssternwarten

13

bis zur IAU-geeichten Gartensternwarte zur Vermessung von Kleinplaneten. Darüber hinaus wurden und werden auch größere Projekte durch die Vereinsmitglieder initiiert und durchgeführt. Die ehemalige Zeitschrift ,,NightSky - von Amateuren für Amateure", das Zeichnen von Messierobjekten oder eine Analyse zur Farbwahrnehmung an M 42 können lediglich einen kleinen Abriss skizzieren. Seit zwölf Jahren ist die Sternwarte Neuenhaus auch Ausrichter der überregionalen Fachtagung ,,PaS". Bei dieser Veranstaltung sind zwei Dinge von Bedeutung: der Spaß am Hobby Astronomie und ein leckeres Buffet. Gepaart mit einem Vortragsprogramm, welches den Anfänger bis zum Alten Hasen interessiert und eben auch von diesen gestaltet wird. So ergibt sich Jahr für Jahr ein lehrreicher und spannender Nachmittag. Eine weitere Quintessenz dieser Veranstaltung bleibt noch festzuhalten: Digitale Medien, Internet und Foren sind wichtige Verbündete der Amateurastronomen geworden. Doch manchmal ist der persönliche Austausch bei einem Kaffee oder bei einem Bier durch nichts zu ersetzen.
Im Kontext der Bildungsarbeit ergibt sich ebenfalls ein breites Angebot. Kooperationen mit Kindergärten, Grund- und weiterführenden Schulen ermöglichen es einer Vielzahl Kindern und Jugendlichen, in die Themenfelder Astronomie und Raumfahrt reinzuschnuppern. Die Programme sind der Jahrgangsstufe entsprechend angepasst und entsprechend

2 Albert van Duin (Niederlande) bei einem Vortrag auf der amateurastronomischen
Fachtagung PaS

methodisch sowie didaktisch aufbereitet. Die Angebote sind vielseitig und vielschichtig, so dass Kindergartenkinder schon einmal mit Pippi Langstrumpf Theater spielen und mit ihr zum Mond fliegen, Schüler beim Lesen von Bertolt Brechts Drama ,,Leben des Galilei" neben der literarischen Analyse auch das Frieren bei Minusgraden am Teleskop erfahren, Wetterballone in die Stratosphäre schicken oder Astronauten beim EAC in Köln besuchen. Eine enge Verzahnung mit Schulen ergibt sich auch allein schon daraus, dass Lehrer im Verein aktiv sind, so dass Schul-AGs und Seminarfächer regelmäßig angeboten werden.
Beim Letzteren setzen sich Oberstufenschüler vertiefend mit astronomischen Themen auseinander und üben vertiefendes wissenschaftliches Arbeiten, welches einem späteren Studium zugute kommt. Parallel sind Studienseminare regelmäßig zu Besuch, um Referendaren aus unterschiedlichen Fachgebieten das Themenfeld ,,Astronomie und Schule" näher zu bringen und gleichzeitig die praktischen Möglichkeiten in der Sternwarte kennen zu lernen. Aus diesen Aktivitäten entwickelt sich im Nordwesten Niedersachsens ein Netzwerk, das Astronomie, Bildung und Schule zusammen bringt und dessen Fäden in der Sternwarte Neuenhaus zusammenlaufen.

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl außerschulischer Aktivitäten, wobei Kinder-Akademien in einem Kloster, sozialpädagogische Projekte und Ferienpassaktionen lediglich einige Beispiele darstellen. Wie groß das Interesse ist, zeigt sich darin, dass sich im letzten Jahr auf die 180 freien Plätze der Ferienpassaktionen über 700 Kinder bewarben. Auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit versteht sich die Sternwarte Neuenhaus nicht als Elfenbeinturm, sondern integriert astronomisches Wissen in gesellige und spaßige Rundführungen. In den wöchentlichen Veranstaltungen wird der Besucher mit auf eine Reise quer durch die Astronomie genommen. Hierbei werden Fragen beantwortet, warum zum Beispiel eine Flasche guter Riesling wichtig bei der Beobachtung von Sternschnuppen ist oder unter welchen Bedingungen extraterrestrische Besucher durch das Maisfeld des Nachbarn laufen! Relevant: Der Besucher muss sich gut fühlen und Spaß dabei haben. Dieses hat wenig mit einer oberflächlichen Spaßgesellschaft gemein, sondern ermöglicht durch die Kombination von Wissen und Unterhaltung einen hohen Grad an Nachhaltigkeit.
Der Spielraum der Sternwarte geht weit über den eigenen Tellerrand hinaus: So werden astronomische Fotografien in Restaurants ausgestellt, die Plejaden werden fachübergreifend in Kooperation
VdS-Journal Nr. 58

14

Mitgliedssternwarten

mit dem Grafschafter Kunstverein aufgearbeitet oder das Interesse an prähistorischer Astronomie wird in Kooperation mit dem Bronzezeithof Uelsen und archäologischer Unterstützung zum Leben erweckt. Spannend war auch eine Space Night im Hallenbad Neuenhaus. Sterne und Kerzen soweit das Auge sah, astronomische Kurzvorträge und Zuhörer, die im Wasser planschten. Hört sich komisch an, war es auch, hat aber allen unglaublich viel Spaß bereitet und auch zehn Jahre später erinnern sich noch viele Beteiligte an diese Veranstaltung. Zu einer kleinen Kultveranstaltung ist der Themenabend ,,Gab es den Stern von Bethlehem?" geworden. Natürlich gibt es keine wissenschaftlich haltbare These zu die-

sem Thema und der eine oder andere aus dem ,,Inner Circle" mag denken ,,schon wieder". Doch hier erfahren die Besucher in weihnachtlicher Atmosphäre Astronomiegeschichte zum Anfassen, erleben Himmelsmechanik und übertragen diese Erkenntnisse im Anschluss bei Beobachtungen an den realen Himmel. Das Ganze bei Kaffee, Tee, Plätzchen und Glühwein. Der Abend wird somit versüßt und aus diesem Gesamtkonzept nimmt der Besucher langfristig Wissen mit nach Hause. Eintritt? Keiner! Es wird um eine Spende gebeten, die dann in Summe an eine wohltätige regionale Einrichtung fließt. Fazit: Bereits im Januar ist die Veranstaltung für Dezember mehr als zur Hälfte ausgebucht. Wer mehr wissen möchte, ist

immer herzlich in Neuenhaus willkommen, um bei einem Kaffee zu klönen. Die Internetseite www.avgb.de bietet weitere Informationen oder auch unter der Telefonnummer 05941-990904 ist immer ein Anrufbeantworter zu erreichen und manchmal auch eine freundliche Frauenstimme. Auch in regionalen sowie überregionalen Medien (zum Beispiel beim NDR) findet der Interessierte Informationen über die Sternwarte und das Planetarium Neuenhaus. Öffnungszeiten, besondere Veranstaltungen und Eintrittspreise sind auf der Internetseite abrufbar.
Kontakt: Telefon: 05941-990904 Internet: www.avgb.de

Die Sternfreunde Braunschweig-

Hondelage

von Günter Beck und Rudolf Michalik

,,... dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden und über die Erde hin leuchten. Sie sollen Zeichen sein und zur

Bestimmung von Festzeiten, von Tagen und Jahren dienen. So geschah es. Gott machte die beiden großen Lichter, das größere, das über den Tag herrscht, das

kleinere, das über die Nacht herrscht, auch die Sterne." Seit der Schöpfung versucht die Menschheit, das Geheimnis des Universums zu erforschen. So auch die Stern-

1 Sternwarte der Sternfreunde Braunschweig-Hondelage
VdS-Journal Nr. 58

Mitgliedssternwarten

15

freunde aus Braunschweig-Hondelage. Nicht in einem Elfenbeinturm der Wissenschaft. Nein, wir Freunde der Astronomie, haben eine kleine, aber feine eigene Sternwarte, in der wir unser Hobby pflegen.
Seit dem Frühjahr 1982 trifft sich eine zunächst noch kleine Gruppe von Amateurastronomen regelmäßig im Gemeindezentrum Hondelage, einem Vorort von Braunschweig, um sich über ihr Hobby auszutauschen. Man kann mit Gleichgesinnten über Erfahrungen beim Beobachten der Sterne und der ,,DeepSky"-Objekte reden und sich über die vielen technischen Geräte gegenseitig informieren.
Schon nach kurzer Zeit stellte man fest, dass es im näheren Umkreis mehr Menschen gab, die sich für Astronomie interessierten, aber bislang keinen Kontakt untereinander hatten. Aus diesem Grund wurde noch im Laufe des Jahres die erste Astronomieausstellung organisiert, die bei Jung und Alt eine erstaunliche Beachtung fand. In den nächsten Jahren folgten immer größere und erfolgreichere Ausstellungen.
Bereits im Jahre 1984 fand die Gründungsversammlung des eingetragenen Vereins ,,Sternfreunde Hondelage e.V." statt. Von anfänglich 7 bis 8 Mitgliedern wuchs dieser Verein schnell auf ca. 90 Mitglieder. Das erklärte Ziel war, neben dem Gedankenaustausch über das gemeinsame Hobby, möglichst schnell eine eigene Sternwarte zu bauen. Man traf sich jeden Mittwoch und Freitag unabhängig vom Wetter. War der Himmel klar, ging es mit eigen en Geräten in die Feldmark, anderenfalls wurde im Gemeindezentrum über die Beobachtungen diskutiert. Ein reges Vereinsleben entwickelte sich schnell.
So lange der Traum von einer eigenen Sternwarte noch nicht Wirklichkeit war, musste ein provisorischer Beobachtungspunkt helfen. Er bestand aus einer nicht mehr genutzten Rübenmiete, die ein Bauer den Sternfreunden gegen einen geringen Geldbetrag überließ. Ihre Betonwände schützten an drei Seiten vor Wind und Licht aus der Umgebung; ihr fester Boden erlaubte eine standfeste Aufstellung der Geräte. Ein Provisorium, aber ein Anfang!

2 Selbstgebaute Beobachtungsstation auf eigenem Gelände

Bald stellte sich jedoch heraus, dass dieses Provisorium nicht den Ansprüchen vieler Mitglieder entsprach, dem zufolge kaufte der Verein 1987 ein geeignetes Gelände in der näheren Umgebung. In fleißiger Eigenarbeit wurde das Areal mit einem Sichtschutz umbaut, der Fremdlicht und Wind abschirmte. Ein erschütterungsfreies Fundament für die Stative und Montierungen der Geräte wurde durch mehrere solide Betonsäulen geschaffen. Für die nächsten Jahre war hier in unserer Beobachtungsstation und im Gemeindezentrum die Heimat der Sternfreunde.
Der Verein ,,Sternfreunde Hondelage e.V." entwickelte sich weiter. Neben den Treffen im Gemeindezentrum Hondelage und gemeinsamen Beobachtungen in der Beobachtungsstation erweiterten sich die Aktivitäten. Der Reiz ferner, hier nicht beobachtbarer Sternenwelten lockte. Reisen in fernere Gegenden bis nach Südfrankreich und sogar nach Namibia, wurden von einigen Mitgliedern unternommen. Erstaunliche Ergebnisse der analogen Astrofotografie faszinierten die Daheimgebliebenen.
Jährliche, gemeinsame Exkursionen wurden organisiert und ergänzten Erfahrungen aus Beobachtung und Studium der Fachliteratur. Reiseziele waren beispielsweise das DESY in Hamburg, das RadioTeleskop in Effelsberg, das Max-PlanckInstitut in Lindau-Katlenburg im Harz, das Deutsche Museum in München und andere Sternwarten. Diese Exkursionen waren und sind herausragende Jahreshöhepunkte der Sternfreunde.

Nicht zu vergessen die Lehrerseminare und Ausstellungen, die stets ein großes Publikumsinteresse hervorriefen. Die Verbreitung astronomischen Wissens, insbesondere in den Schulen, lag und liegt dem Verein besonders am Herzen. Seit 1993 regelmäßig durchgeführte Seminare unter dem Motto ,,Astronomie und Schule" sind ein Nachweis dieses Anliegens. Mit besonderem Engagement gelang es jedes Mal, angesehene Wissenschaftler und Buchautoren als Referenten zu gewinnen. Daneben wurden Kurse in Schulen angeboten und Arbeitsgemeinschaften betreut. Der gerechte Lohn für diese Mühen ist der Erfolg, und dieser stellte sich jedes Mal deutlich ein.
Natürlich wurden besondere Ereignisse, wie Finsternisse, Kometen, seltene Konstellationen und Bedeckungen, für die Vereinsmitglieder, aber auch für die breite Öffentlichkeit durch ehrgeizig vorbereitete Veranstaltungen gewürdigt.
Das große Ziel, die Errichtung einer eigenen Sternwarte, wurde dabei nie aus den Augen verloren. Seit Mitte der 1990erJahre verhandelte man mit dem Landkreis Helmstedt und versuchte eine Baugenehmigung auf dem vereinseigenen Gelände zu bekommen, jedoch stellte die Bürokratie eine allzu große Hürde dar. Dieser erste Versuch dauerte fünf Jahre und endete mit einer endgültigen Absage. Trotz der großen Enttäuschung gab man nicht auf und hatte Glück im Unglück. Die Stadt Braunschweig erwies sich zugänglicher, kam dem Verein entgegen und stellte ein Grundstück auf städtischem Gebiet in der Nähe der Grundschule Hondelage zur Verfügung.
VdS-Journal Nr. 58

16

Mitgliedssternwarten

3 Hans Zimmermann, der stolze ,,Vater" der Sternwarte

Ein sehr geeignetes Gelände, verkehrsmäßig gut zu erreichen, aber trotzdem durch die äußerste Randlage abgeschirmt gegen das Streulicht, das eine Großstadt nun einmal abstrahlt. Der Verein erhielt das Grundstück in Erbpacht. Noch einmal zeigte sich die Stadt Braunschweig kulant. Gegen die Zusage, Braunschweiger Schulen kostenlos zu betreuen, erlies sie dem Verein den Pachtzins. Auf dem Weg zu einer eigenen Sternwarte war man ein gutes Stück vorangekommen.
Nun fing damit die eigentliche Arbeit aber erst an. Zunächst einmal musste Klarheit darüber geschaffen werden, was man eigentlich exakt wollte und wie man es finanzieren konnte. In endlosen Stunden saß man zusammen und diskutierte, holte Informationen und Angebote ein, plante und verwarf die Pläne wieder, da sich immer wieder neue Gesichtspunkte ergaben. Es war schon gewaltig, was alles zu berücksichtigen war, an welche Details es zu denken galt. Nicht zu vergessen die aufwendige Suche nach Finanzquellen und Sponsoren. Niemand hatte zuvor eine Sternwarte geplant und gebaut. Niemand wusste genau, auf was man sich einließ. Aber man fing an und der Ehrgeiz, das einmal gesetzte Ziel zu erreichen, half über alle Schwierigkeiten hinweg und ließ die Mühen vergessen. Endlich - im Mai 2002 - war Baubeginn.
Im März 2003 wurde die Baader-Kuppel aufgesetzt und ein Jahr später konnten die Montierung und das Teleskop eingebaut werden. In erstaunlich kurzer Zeit (nicht zuletzt wegen der sorgfältigen Planung) wurde die Sternwarte bereits im Mai 2004 eingeweiht. Es war geschafft!
VdS-Journal Nr. 58

Prunkstück der Anlage ist das Spiegelteleskop (ein Cassegrain-Reflektor) mit einem Spiegeldurchmesser von 50 Zentimetern und einer Brennweite von 5000 Millimetern. Gelagert ist es in einer deutschen parallaktischen Montierung.
Die Kosten des eingebauten Geräts einschließlich der Montierung betrugen 45.000 Euro. Es wiegt rund eine halbe Tonne und ist auf einer vom Gebäude völlig unabhängigen Betonsäule montiert. Diese hat an ihrem Fundament die Ausmaße von 2 x 2 Meter und verjüngt sich bis zum Fuß der Montierung auf 40 x 40 Zentimeter. Die Kuppel selbst hat einen Durchmesser von 5,30 Metern. Sie ist so ausgelegt, dass sie auch stärksten Stürmen widersteht. Das Besondere an ihr ist eine extra breite, elektrisch verschließbare große Öffnung, die einen sehr schnellen Temperaturausgleich zwischen der Außenluft und dem Innenraum der Kuppel ermöglicht.
Natürlich sind auch wichtige Zusatzgeräte vorhanden. Dazu gehören eine hochauflösende CCD-Kamera, ein Leitrohr (Refraktor) von der Fa. Zeiss, ein Lunt-Solar-Sonnenteleskop LS 80THa mit ,,Pressure Tuner", das die Beobachtung und Fotografie von Protuberanzen, Filamenten, Spikulen, Plages und Sonneneruptionen ermöglicht, leistungsfähige Computer, im Seminarraum moderne Projektionseinrichtungen und eine kleine Bibliothek.
Trotz erheblicher Eigenleistungen der Mitglieder konnte das Werk nur Dank vieler großzügiger Sponsoren gelingen. Das Gebäude stellt immerhin einen Wert

von rund 280.000 Euro dar. Stellvertretend sei hier die NORD/LB-Stiftung in Braunschweig erwähnt, die sich in besonderer Weise engagiert hat, aber auch jeder einzelne Beitrag war für das Erreichen des Ziels notwendig. Hervorzuheben ist auch das Engagement von Handwerks- und Zulieferfirmen, die sich erstaunlich großzügig zeigten. Jedem Spender ist ein goldener Stern mit Namen an der Wand der Kuppel gewidmet. Dank dieser Hilfen ist der Verein ,,Sternfreunde Hondelage e.V." schuldenfrei.
Seit ihrer Einweihung im Mai 2004 wird die Sternwarte nahezu täglich von Vereinsmitgliedern genutzt, um den Sternenhimmel zu beobachten, zu fotografieren und Schüler der Braunschweiger Schulen in die Geheimnisse der Astronomie einzuführen. Regelmäßig finden Vereinsabende statt, an denen Erfahrungen ausgetauscht werden und die Gemeinschaft gepflegt wird. Es gibt auch feste Arbeitsgruppen: freies Beobachten, Astronomie + Schule (inkl. Lehrerfortbildung), Vorbereitung und Durchführung von Kursen an Schulen, digitale Astrofotografie, Weltraumfahrt, freie Jugendgruppen ,,astroKids" (5 - 10 Personen im Alter von 8 bis 18 Jahren), Betreuung von Schülergruppen, Besucherführungen und das Ferienprogramm der Braunschweiger Schulen.
Besonders erwähnenswert ist die intensive Zusammenarbeit mit verschiedenen Instituten der Technischen Universität Braunschweig, dem Planetarium Wolfsburg, dem Arbeitskreis Norddeutscher Sternwarten, der Vereinigung der Sternfreunde Deutschlands (VdS), dem ,,Haus der Wissenschaft" Braunschweig und der hiesigen Kirchengemeinde mit dem Posaunenchor. Bereits Tradition ist der Gottesdienst am Himmelfahrtstag auf der Sternwarte.
Jeden ersten Dienstag im Monat steht die Sternwarte ab 19 Uhr für Besucher offen. Vorträge und Führungen für Schulen sind kostenlos. Bislang wurden über 16.000 Besucher betreut.
Sämtliche Bilder des Artikels stammen von Mitgliedern des Vereins.
Kontakt: www.sternfreunde-hondelage.de

JETZT ZUM VORZUGSPREIS ABONNIEREN!
NUTZEN SIE IHRE VORTEILE ALS VDS-MITGLIED!

+ ERSPARNIS FÜR VDS-MITGLIEDER: 12 x im Jahr Sterne und Weltraum für nur 69,40 (ermäßigt auf Nachweis 57,-) portofrei ins Haus. Sie sparen fast 20,- gegenüber dem Normalabopreis.
+ PÜNKTLICHE LIEFERUNG: Sie erhalten die Hefte noch vor dem Erscheinen im Handel.
+ KEINE MINDESTLAUFZEIT: Sie können das Abonnement jederzeit kündigen.

BESTELLEN SIE NOCH HEUTE
ÜBER DIE VDSGESCHÄFTSSTELLE!

So einfach erreichen Sie uns:
Telefon: 06221 9126-743 www.sterne-und-weltraum.de
E-Mail: service@spektrum.de

Hier QR-Code per Smartphone scannen!

18

Mitgliedssternwarten

Die Astronomie-AG in Helmstedt
von Guido Meinhard

Als in Helmstedt, einer Kleinstadt im östlichen Niedersachsen, im Jahre 1992 Herr Manfred Braun die Genehmigung bekam, auf dem Gelände der Lessingschule Helmstedt eine Sternwarte zu errichten, war der Grundstein für eine Astroszene gelegt. Parallel dazu begann Frau Astrid Gallus in der KVHS Helmstedt Astronomiekurse zu geben. Weil Astrid mit viel Engagement und ihrer mitreißenden Art die Teilnehmer einfach begeisterte, kam auch ich zur Astronomie. Da ich mich seit langem für Astronomie interessierte, jedoch nicht so recht wusste, wie man dieses Thema angeht, entschied ich mich, diesen besagten Volkshochschulkurs im Jahre 2003 zu besuchen. Hier hatte ich nun endlich Gleichgesinnte und konnte das erste Mal durch ein Teleskop blicken. Wie wahrscheinlich bei allen von der As-

tronomie Begeisterten war und blieb für mich die Sichtung von Saturn und Orionnebel ein unvergessenes Erlebnis.
Nach etlichen Beobachtungsabenden mit mobilen Geräten an den Lübbensteinen vor den Toren Helmstedts und auf freiem Feld, folgte für mich die Zeit der ,,Aufrüstung" in Sachen Beobachtungsequipment. Es begann mit einem 127-Millimeter-Fraunhofer-Refraktor mit 1200 Millimetern Brennweite auf einer HEQ5Montierung. Die folgenden Jahre waren Jahre des Ausprobierens verschiedener Geräte, zumal ich begann, mich auch in die Astrofotografie einzuarbeiten. Meine Gerätekombination umfasst heute drei Geräte, ein Schmidt-Cassegrain C9,25, einen ED-Refraktor mit 80 Millimetern Öffnung und 600 Millimetern Brennwei-

te sowie einen Starfire-Refraktor mit 102 Millimetern Öffnung und 800 Millimetern Brennweite. Als Montierung dient mir eine modifizierte EQ6, für die ich im Garten eine kleine Säule installiert habe.
Als im Jahr 2014 die Sternwarte von Herrn Braun auf dem Gelände der Lessingschule aus gesundheitlichen Gründen an die Stadt abgegeben wurde und diese einen neuen Leiter suchte, hatte ich das Glück, diese betreuen zu dürfen. Da ich selbst Anlieger des Schulgrundstücks war und die Sternwarte nur ca. 100 Meter von meinem Grundstück entfernt lag, waren dies für mich optimale Bedingungen. Der Standort an einem hochgelegenen dunklen Ort über Helmstedt war einfach optimal zum Beobachten und Fotografieren. Somit hatte ich nun die

1 In der Schiebedachhütte mit dem C11
VdS-Journal Nr. 58

Mitgliedssternwarten

19

2 Die Drehsternwarte in Helmstedt

Möglichkeit, ein C11 auf einer Vixen-Saturnmontierung und einem Leitrohr mit 100 Millimetern nutzen zu können. Diese Geräte sind in einer Schiebedachhütte untergebracht. Die Sternwarte bietet Platz, um an diversen Monitoren Erklärungen zum Sternenhimmel und kleine Präsentationen zu halten. Für größere Vorträge stehen im Hauptgebäude der anliegenden Schule Räume für Vorträge zur Verfügung.
Das zweite Gebäude, eine Drehsternwarte, beinhaltet einen Starfire-Refraktor mit 120 Millimetern Öffnung auf einer Losmandy-G11-Montierung. Hieran ist ein Vixen-Refraktor mit Ha-Filter zur Sonnenbeobachtung von Wolfgang Lille montiert. Die Drehsternwarte, ein Gebäude mit Drehkranz, ist zum Beobachten im Winter optimal, da ein kleiner Teil des Daches geöffnet werden kann und man hierdurch sehr geschützt steht. Dieses ist gerade in der kalten Jahreszeit ein unschätzbarer Vorteil.

Nach der Übernahme wurden die beiden Gebäude von mir saniert, da der Zahn der Zeit die Tragbalken der Schiebesternwarte und das Dach der Drehturmsternwarte sehr in Mitleidenschaft gezogen hatte. Die Kosten hierfür übernahm die Stadt Helmstedt.
Zurzeit besteht unsere Gruppe aus acht Mitgliedern. Alle sind, so wie ich damals, über die Volkshochschule zur Astronomie gekommen. Wir treffen uns einmal im Monat zu unserem Astrostammtisch. Hier werden je nach Laune verschiedene Astrothemen behandelt, aber auch über allgemeine Dinge des Alltags gesprochen. Das Beobachten steht je nach Absprache und Wetterlage im Vordergrund.
Zu astronomischen Highlights wie Sonnen- oder Mondfinsternissen laden wir Schulen und die Öffentlichkeit über die hiesige Presse ein. So war die Grundschule Lessingstraße bei der letzten Sonnenfinsternis mit 400 Schülerinnen und

Schülern vertreten. Durch die gute Organisation der Schulleitung hatte jeder Schüler die Möglichkeit, die Sonne auf einem Projektionsschirm zu sehen. Ebenfalls konnte jeder einzelne Schüler einen kurzen Blick durch das Ha-Teleskop werfen, was für die Kinder ein bleibendes Erlebnis bedeutete. Für ältere Schülerinnen und Schüler bieten wir in Zusammenarbeit mit der Kinderuni Helmstedt zweimal im Jahr Führungen und Vorträge an. Auf der Projektionsscheibe können die Jugendlichen Sonnenflecken beobachten und sie auf Sonnenkarten einzeichnen. Auch die letzte Mondfinsternis war für uns ein Highlight. Der ungünstige Zeitpunkt schreckte jedoch viele Besucher ab, somit blieb mir Zeit, um ein paar schöne Fotos von der Finsternis zu machen. Für die interessierte Öffentlichkeit werden je nach astronomischen Gegebenheiten Beobachtungsabende angeboten.
VdS-Journal Nr. 58

20

Mitgliedssternwarten

Eine Sternwarte im Garten
von Georg Neumann

Beim Einzug ins neue Haus 1971 stellte sich für mich die Frage, wo die bereits fertige, dreiteilige 100-kg-Stahlsäule im Garten aufgestellt werden könnte. Nach der Idee meiner Frau, etwas ,,Endgültiges" für mein Fernrohr zu schaffen, plante ich den Bau einer Sternwarte. Das freistehende, damals noch einsame Haus vertrug sich nicht mit einem Kuppelbau, so dass dann eine Schiebedachhütte in Frage kam. Diese bauten wir massiv in Verlängerung der Garage. Als Schiebedach benutze ich ein Garagenschwenktor, welches mit zwei weiteren Rollen und einer verlängerten Laufschiene versehen auch nach fast 45 Jahren immer noch seinen Dienst erfüllt.
An Teleskopen stehen ein Refraktor ,,R3" mit 75/1200 Millimetern aus dem Jahr 1962 und ein jetzt bald 41 Jahre altes C8 zur Verfügung. Die Optiken beider Geräte sind noch einwandfrei.
Meine Aktivitäten spezialisieren sich zuerst hauptsächlich auf das visuelle

,,Direkterlebnis". Fotografiert wird aber auch. Zunächst fotografierte ich analog, ab 2004 dann auch digital.
Für die Sonnenbeobachtung kommt ein selbstgebauter Protuberanzenvorsatz mit einem 30-Ångström-Filter zum Einsatz. Seit 1980 arbeite ich mit einem DaystarFilter mit 0,6 Ångström, seit 2000 mit einem Halle-Lyot-Filter mit 0,5 Ångström.
Um Planeten und helle Sterne zu jeder Tageszeit beobachten zu können, verwende ich seit 1963 Objekt-Positionen. Meine Regulus-Montierung von Witte u. Nehls besitzt exakte Teilkreise und mit der Sternzeituhr ,,Synastrone" macht diese schnelle Methode das Auffinden von Objekten leicht möglich, gerade auch am Tage. Die Teleskope sind so justiert, dass gesuchte Objekte immer im Okular sichtbar sind.
Alle Planeten (damals noch einschließlich Pluto) durfte ich in den letzten Jahrzehnten beobachten, ebenso alle Mes-

VdS-Journal Nr. 58

1 Die Sternwarte von oben mit
geöffnetem Dach
2 Beide Teleskope auf der
100-Kilogramm-Säule

Mitgliedssternwarten

21

sier-Objekte. Vor allem das Aufsuchen von roten Sternen bereitete mir lange Zeit Freude, viele dieser Objekte entpuppen sich allerdings als eher orange oder gelb. S Cephei ist allerdings knallrot und konnte schon für mache Überraschung bei Beobachtungsgästen sorgen.

Auch Kometen beobachte ich, was mit der Suche per Teilkreise schnell geht. Ein besonderes Highlight war der Halleysche Komet im November 1985. Ihn sollte ich ein halbes Jahr später noch beeindruckender in Namibia erleben.

Eines ist jedenfalls sicher: Eine feste Sternwarte führt zu mehr und erlebnisreicheren Beobachtungen als die mobile ,,Aufbaumethode". Besucher kommen immer wieder zur Sternwarte, darunter auch Schulklassen und sogar Kita-Gruppen.

,,Umbruch" in Paderborn - eine Sternwarte wird kernsaniert
von Raoul Fiebig

Seit 1984 beherbergt das Gymnasium Schloß Neuhaus im gleichnamigen Paderborner Stadtteil in seinem dritten Obergeschoss die Volkssternwarte Paderborn. Dem 1971 gegründeten Verein ,,Volkssternwarte Paderborn e.V. - Astronomische Arbeitsgemeinschaft" stehen dort rund 150 Quadratmeter nutzbare Fläche und eine große Dachterrasse zur Verfügung, auf der eine 4,5 Meter durchmessende Eigenbau-Kuppel errichtet wurde, die vor wenigen Jahren durch eine zweite, kleinere Kuppel ergänzt wurde, die ausschließlich den Vereinsmitgliedern zur Verfügung steht. Im größeren Observatorium, das für öffentliche Sternführungen genutzt wird, kommt als Hauptinstrument ein 350-MillimeterNewton-Teleskop von Orion Optics UK zum Einsatz, daneben ein 150-Millimeter-Schaer-Refraktor mit LichtenkneckerOptik sowie ein 102-Millimeter-UnitronRefraktor. Zudem kann wahlweise noch ein 125-Millimeter-Kutter-Schiefspiegler installiert werden, ebenfalls von Lichtenknecker. Die schwere deutsche Eigenbaumontierung wird durch eine Gemini Pulsar via PC gesteuert. In der kleinen Kuppel ist ein 254-Millimeter-LX200Schmidt-Cassegrain von Meade untergebracht.

eine solche Sternwarte nicht. Dass selbst der Heilige Stuhl bereits seit Jahrhunderten eine sehr renommierte Sternwarte betreibt, war ins fromme Ostwestfalen wohl noch nicht durchgedrungen.
Die Lage der Sternwarte am Nordrand der Großstadt Paderborn ist von den Beobachtungsbedingungen her zwar alles andere als optimal, bietet jedoch eine sehr gute Erreichbarkeit, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Seit der Schloßpark des Weserrenaissance-Schlosses Schloß Neuhaus, in dem das Gymnasium liegt, für die Landesgartenschau 1994 völlig neugestaltet wurde, liegt die Stern-

warte zudem inmitten des ,,Schloß- und Auenparks", in dem - insbesondere in den Sommermonaten - zahlreiche Veranstaltungen stattfinden. Einen besonderen Schwerpunkt der ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeiter der Sternwarte bildet seit jeher naturgemäß die Öffentlichkeitsarbeit mit wöchentlicher Besichtigungsmöglichkeit/Himmelsbeobachtung, alle zwei bis vier Wochen Vorträge mit unterschiedlichem Anspruch sowie Sonderveranstaltungen nach Terminabsprache für Besuchergruppen. Einen weiteren Schwerpunkt stellt bereits seit 1976 die Sonnenbeobachtung dar. Seinerzeit wurde das ,,Inter-Sol-Programm"

Bei den Bemühungen, einen festen Standort für eine Paderborner Volkssternwarte zu finden, musste seinerzeit viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Bei der Vorstellung des Projekts im Rat der Stadt Paderborn wurde den Amateurastronomen teilweise mit Unbehagen bis Unmut begegnet, was in dem Vorwurf eines Ratsherrn gipfelte, man wolle doch nur dem lieben Gott auf die Finger schauen und Paderborn benötige

1 Dieser kleine Raum stand der Sternwarte in den letzten zwei Jahren als
,,Vereinsraum" zur Verfügung.
VdS-Journal Nr. 58

22

Mitgliedssternwarten

2 Das größere Observatorium wird sich nach dem Umbau weitgehend unverändert präsentieren.

zur Sonnenfleckenzählung vom Gründer der Sternwarte, Reinhard Wiechoczek, entwickelt und wird seitdem von rund 50 Beobachtern in aller Welt fortgeführt. Bereits wenige Jahre nach Bezug der Räumlichkeiten im Gymnasium Schloß Neuhaus stellte sich heraus, dass diese für den zwischenzeitlich stark auf heute mehr als 100 Mitglieder angewachsenen Verein eigentlich zu klein waren. Ein erster Antrag auf räumliche Erweiterung wurde 1990 gestellt, zahlreiche weitere folgten in den folgenden mehr als 20 Jahren. Das ebenfalls stetig gewachsene Gymnasium konnte jedoch keine weiteren Räume erübrigen und eine mögliche Erweiterung des 3. Obergeschosses, für die ausreichend Platz vorhanden gewesen wäre, kam aus Kostengründen nicht in Frage.
Im Jahr 2012 wurde dann jedoch beschlossen, dass das in den 1970er-Jahren errichtete Gymnasium Schloß Neuhaus kernsaniert werden sollte. Im Rahmen des ersten Bauabschnitts sollte zunächst das Gebäude, auf dem sich auch die Volkssternwarte befindet, bis auf die tragenden Teile vollständig entkernt und erneuert werden. Der Beginn der Arbeiten war für Ende 2013 vorgesehen. Gemeinsam mit der Stadt Paderborn, dem
VdS-Journal Nr. 58

Gymnasium und den beauftragten Architekten erarbeitete der Vorstand der Sternwarte daraufhin mehrere mögliche Erweiterungskonzepte, die neben einer Erweiterung des 3. Obergeschosses alternativ auch die Nutzung zusätzlicher Räumlichkeiten im 2. Obergeschoss vorschlugen. Aufgrund der Schließung der im gleichen Gebäudekomplex untergebrachten Hauptschule Heinrich standen dem Gymnasium nämlich nun deutlich mehr Räume zur Verfügung als zuvor, so dass sich die chronische Raumnot nun deutlich verbessert hatte. Eine Erweiterung des 3. Obergeschosses schied letztlich auch diesmal aufgrund von Kostengründen aus. Das Gymnasium stimmte jedoch der Nutzung eines neu zu schaffenden innenliegenden Raums mit drei kleinen Nebenräumen im 2. Obergeschoss als Vortragsraum der Sternwarte zu. Hierdurch sollte im Bereich des bisherigen Vortragsraums im 3. OG Platz für einen vernünftigen PC-Arbeitsraum sowie einen gut nutzbaren Werkraum (der vorherige war mit nur rund einem Meter Breite unter die Schräge des Treppenaufgangs zur Dachterrasse ,,gequetscht" worden) geschaffen werden. Dies sollte beispielsweise der aktiven SpiegelschleifGruppe des Vereins die Möglichkeit geben, endlich in der Sternwarte selbst ar-

beiten zu können und nicht mehr darauf angewiesen zu sein, sich mangels eines geeigneten Raums außerhalb zu treffen.
Seit Bezug der Räumlichkeiten 1984 hatte die Volkssternwarte Paderborn mehrere zehntausend Euro in den Ausbau der Räume investiert, um etwa aus dem ehemals sehr kühl und nüchtern wirkenden Seminarraum mit Neonlicht und Backsteinwänden einen optisch und technisch hochwertig ausgestatteten Vortragsraum zu machen oder den jeweils aktuellen Brandschutzrichtlinien zu entsprechen. All diese Ausbauten sollten im Rahmen der Kernsanierung abgerissen werden. Der bislang nur aus einem schmalen Flur bestehende Ausstellungsbereich sollte nun durch Verrücken einer Innenwand um eine große Nische erweitert werden, in der auch Ausstellungsvitrinen oder Teleskope zu Anschauungszwecken aufgestellt werden können.
Im Herbst 2013 sollten die Arbeiten beginnen. Die Sternwarte begann daher bereits in den Sommerferien mit dem Abbau der Teleskope in den Observatorien und lagerte diese ein. Da dem Verein während der Umbauphase nur ein einziger Raum im Erdgeschoss des Nachbargebäudes (ehemalige Hauptschule Heinrich)

Mitgliedssternwarten

23

zur Verfügung stehen würde, mussten auch große Teile der sonstigen Einrichtung eingelagert werden. Lediglich die Fachbibliothek mit Ausnahme der Zeitschriften, drei PC-Arbeitsplätze sowie eine Sitzecke fanden nämlich in dem vorübergehenden ,,Vereinsraum" Platz, den die Sternwarte dank einer Absprache mit dem Gymnasium nutzen konnte. Der Beginn der Arbeiten verzögerte sich aufgrund von Vergabebeschwerden - unter anderem bei einer Container-Ausweichschule, die auf dem Schulhof errichtet wurde - jedoch bis Anfang 2014. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten Vorträge noch im bisherigen Vortragsraum der Sternwarte stattfinden, danach in einem doch arg abgehalfterten, sonst für Klausuren genutzten Raum mit bunt zusammengewürfelten Sitzmöbeln im Erdgeschoss der ehemaligen Hauptschule, nahe dem ,,Vereinsraum". Da trotz Beschilderung viele Besucher den Weg dorthin nicht fanden, wurden anfangs Vereinsmitglieder entsprechend postiert, um den Weg zu weisen.
Sonderveranstaltungen nach Terminabsprache für Besuchergruppen (Schulen, Kindergärten usw.), die traditionell einen erheblichen Anteil der Besucher der Sternwarte ausmachten, kamen im Zuge der Umbauarbeiten beinahe völlig zum Erliegen. Kaum jemand wollte den Weg auf sich nehmen, um ,,nur" einen Vortrag zu hören, aber keine Möglichkeit zu haben, das Observatorium zu besichtigen oder gar dort einen Blick durchs Fernrohr zu werfen. Auch bei öffentlichen Vorträgen, bei denen ein Besuch der großen Kuppel sonst ebenfalls angeboten wurde, gingen die Besucherzahlen zum Teil deutlich zurück, so dass die Sternwarte gegen Ende der Kernsanierung einen Gästeverlust von rund 90 Prozent beklagen muss. Mit Sorge blickte der Vorstand des Vereins dem Unterfangen auch aus noch einem anderen Grund entgegen: Würden doch den Vereinsmitgliedern während der Bauphase die meisten Beschäftigungsmöglichkeiten geraubt. Die Frage war, ob die Aktiven dem Verein dennoch die Treue halten und sich weiter zu den montäglichen Treffen im ,,Vereinsraum" einfinden würden oder ob sie zuhause bleiben würden. Könnte gar eine Austrittswelle folgen? Diese Befürchtungen erwiesen sich - anders als die zu den Besucherzahlen - jedoch erfreuli-

3 Anblick der Sternwarte auf dem Dach des Gymnasiums Schloß Neuhaus vor dem
Umbau (alle Fotos: Raoul Fiebig).

cherweise als völlig unbegründet. Der kleine Raum war an vielen Montagen so gut gefüllt, dass die Sitzplätze ausgingen und auch das Engagement für Vorträge blieb trotz der niedrigen Besucherzahlen hoch - der Autor dieser Zeilen hielt im Sommer 2014 einen Vortrag für eine zahlende Besucherin und eine Handvoll Mitglieder. Sowohl 2014 als auch im vergangenen Jahr kamen sogar mehr neue Mitglieder hinzu als - im üblichen Rahmen - austraten. Auch ohne Sternwarte konnte der Verein zahlreiche Leistungen an die Mitglieder aufrecht erhalten, darunter gemeinsame Beobachtungen auf einem gut erreichbaren und zugleich recht dunklen Beobachtungsplatz außerhalb Paderborns, verschiedene Ausflüge, regelmäßige Zusammenkünfte der Beobachtergruppe und gesellige Treffen für die ganze Familie.
Auf dem Höhepunkt der Kernsanierung - die Abbrucharbeiten waren längst abgeschlossen, der Neuausbau hatte begonnen - wurde durch die Stadt Paderborn dann plötzlich ein Baustopp über die von der Sternwarte genutzten Räume verhängt. In Teilen der Lokalpolitik hatte sich - allen bereits erfolgten Beschlüssen zum Trotz - so erheblicher Widerstand gegen die im Zuge der Kernsanierung der Sternwarte anfallenden Kosten geregt, dass der Verwaltung keine andere Mög-

lichkeit blieb. Der Nutzen der Sternwarte als Bildungseinrichtung wurde - wie schon 30 Jahre zuvor - angezweifelt und die Ausgaben als hierfür nicht gerechtfertigt bezeichnet. Allerdings wären die vom Verein genutzten Räumlichkeiten ja ohnehin kernsaniert worden, völlig unabhängig davon, wer sie nutzt. Forderungen nach einer finanziellen Beteiligung der Sternwarte in einem Rahmen, der deren Vermögenswerte um ein Vielfaches überstieg sowie nach - aus Vereinssicht - horrenden Mietzahlungen im deutlich fünfstelligen Bereich pro Jahr, wurden erhoben. Durch direkte Vermittlung des Paderborner Bürgermeisters sowie der sehr deutlich formulierten Unterstützung des Schulleiters des Gymnasiums Schloß Neuhaus gelang es nach Monaten, einen neuen Nutzungsvertrag zu erarbeiten, der weiterhin eine mietfreie Nutzung sicherstellt, auch wenn der Verein zukünftig die tatsächlich anfallenden Verbrauchskosten zu tragen hat. Zudem gelten der Vortragsraum im 2. Obergeschoss und seine Nebenräume nun ausdrücklich als Schulräumlichkeiten, für die seitens der Sternwarte lediglich ein Nutzungsrecht außerhalb der Schulzeit, darüber hinaus nur nach Absprache, besteht. Dies war eine - von der Schule im Übrigen ausdrücklich nicht gewünschte - Bedingung der Politik.
VdS-Journal Nr. 58

24

Mitgliedssternwarten

Der Baustopp wurde daraufhin aufgehoben. Eine enge Zusammenarbeit zwischen dem vielfach ausgezeichneten Gymnasium Schloß Neuhaus (u. a. Deutscher Schulpreis 2008 als bestes Gymnasium Deutschlands) und der Volkssternwarte Paderborn e.V. wurde als fundamentaler Bestandteil in den neuen Nutzungsvertrag übernommen, um dem Vorwurf, die Sternwarte habe trotz Abertausender Schüler, die sie in den letzten Jahrzenten im Rahmen einer schulischen Veranstaltung besucht haben, keinen Nutzen für die Paderborner Bildungslandschaft, eindrucksvoll entgegenzutreten.
Eine Fertigstellung des ersten Bauabschnitts der Kernsanierung war für die Sommerferien 2015 vorgesehen. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass dieser Termin nicht zu halten war. Auch eine Fertigstellung in den Herbstferien 2015 war nicht möglich. Die Arbeiten in den von der Sternwarte genutzten Räumlich-

keiten im 3. Obergeschoss wurden daher abermals zurückgestellt, um eine weitestgehende Komplettierung der schulisch genutzten Bereiche bis zum alljährlichen Tag der offenen Tür des Gymnasiums Mitte November zu ermöglichen. Dies gelang auch in weiten Teilen. Die Trockenbauarbeiten in der Sternwarte verzögerten sich allerdings so deutlich, dass der Verein erst Anfang Dezember 2015, drei Monate später als zuletzt geplant, mit den Malerarbeiten beginnen konnte.
Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieser Ausgabe befand sich die Sternwarte mitten im Umzug des Büros aus dem vorübergehenden Vereinsraum in das neue/alte Büro im 3. Obergeschoss.
Die offizielle Wiedereröffnung der Sternwarte ist nun für Sonntag, den 1. Mai 2016, im Rahmen eines Tags der offenen Tür vorgesehen. Am ,,Tag der Arbeit" wird traditionell der jährliche ,,Schloßsommer"

im Schloßpark Schloß Neuhaus feierlich eröffnet. Bis dahin stehen noch zahlreiche weitere Arbeiten in Eigenleistung an, angefangen von der vollständigen Einrichtung des Vortragsraums bis zur Fertigstellung und Einrichtung der übrigen Räume. Auch im großen Observatorium sind neben der Installation der Teleskope noch diverse Änderungen wie etwa ein neues Beleuchtungskonzept vorgesehen. Die Kernsanierung hat den Verein in den vergangenen Jahren extrem gefordert, forderte von den aktiven Mitgliedern zahlreiche Entbehrungen und sorgte auch für Frustration. Umso mehr freuen sie sich nun darauf, bald wieder in den Kuppeln beobachten und interessierten Besuchern die Astronomie auch praktisch nahebringen zu können. Denn dies ist nicht nur ein spannendes und facettenreiches Hobby, sondern auch ein essentieller Bestandteil der Volksbildung - allen Unkenrufen von Wissenschafts-Skeptikern zum Trotz!

Die Walter-Hohmann-Sternwarte Essen e.V. - Organisator des ATT
von Helmut Metz

Die Anfänge des Vereins reichen zurück in die Mitte der 1960er-Jahre. Ein Freundeskreis astronomisch interessierter Bür-

ger mietete damals ein Gartengelände in Essen Heidhausen an und errichtete dort eine Sternwarte. Nach Fertigstellung und

Inbetriebnahme eines größeren Teleskops gründete sich im Jahr 1969 die Astronomische Arbeitsgemeinschaft Essen und

VdS-Journal Nr. 58

1 Die Außenanlage mit allen
Beobachtungsstätten

Mitgliedssternwarten

25

veranlasste die Eintragung ins Vereinsregister. Bald wurde man auf das Vermächtnis des Essener Stadtbaurats Walter Hohmann aufmerksam, der in seiner Freizeit wichtige Beiträge zu den Grundlagen der Raumfahrt geliefert hatte. Im Jahr 1971 gab sich der Verein den Namen ,,Arbeitsgemeinschaft Walter-HohmannSternwarte Essen". Ende der 1970er-Jahre musste der Verein sein Gartengrundstück räumen. Durch Vermittlung des damaligen Essener Oberbürgermeisters Katzor konnte der Verein ein altes städtisches Schulgebäude und ein benachbartes Grundstück in Essen-Schuir pachten.

Seit dem Jahr 1978 gibt es nun die Sternwarte im ländlich geprägten Essener Süden, dem Stadtteil Schuir. Wie schon der Name nahelegt (Schuir kommt von ,,Scheuer" oder ,,Scheune"), wird auf der fruchtbaren, hügeligen Hochfläche oberhalb des Ruhrtals noch intensiv Landwirtschaft betrieben.
Das Vereinsgebäude Die alte Volksschule beherbergt einen Vortragsraum mit 45 Plätzen, in welchem regelmäßig öffentliche Vorträge und Kurse zu astronomischen Themen stattfinden. Die Walter-Hohmann-Stern-

2 Luftbild der gesamten Sternwarte
warte arbeitet mit der Volkshochschule Essen zusammen. Neben den Vorträgen betreuen die Mitglieder auch Gruppenveranstaltungen, welche auf Anfrage durchgeführt werden.
Teleskope und Schutzbauten Nur wenige Meter entfernt vom Vereinsgebäude befindet sich in mehreren Schutzbauten das Instrumentarium des Vereins, welches ihn sicherlich zu einer der größten Amateursternwarten in Deutschland macht (siehe Tabelle 1).
VdS-Journal Nr. 58

26

Mitgliedssternwarten

Tabelle 1: Instrumentarium der Walter-Hohmann-Sternwarte Essen e.V.

Instrumentenname
56-cm-Cassegrain mit Nasmyth-Fokus 40-cm-Newton-Astrograf 32-cm-Newton-Astrograf 25-cm-Schiefspiegler 15-cm-ED-Refraktor 3-m-Radioreflektor

Brennweite
7000 mm 1700 mm 1800 mm 5000 mm 1200 mm

Schutzbau
Kuppel Schiebedachhütte Schiebedachhütte Schiebedachhütte Schiebedachhütte (freistehend)

Aufgabe
Öffentliche Sternführungen, visuelle Beobachtung Astrofotografie Astrofotografie, visuelle Deep-Sky-Beobachtung Mond- und Planetenbeobachtung, Astrofotografie Öffentliche Sternführungen, Sonnenbeobachtung Radioastronomie

Aktivitäten Die Walter-Hohmann-Sternwarte (WHS) zählt zurzeit 115 Mitglieder. Die meisten Mitglieder widmen sich der visuellen Beobachtung und der Astrofotografie. Daneben gibt es auch Interessensgruppen, welche sich mit Spektroskopie, Radioastronomie und Kleinplaneten befassen. Mechanische Teile für astronomische Geräte können mit der vereinseigenen Drehmaschine und Fräsbank hergestellt und bearbeitet werden. Die Vorteile einer Mitgliedschaft bei der WHS sind die selbstständige Benutzung der Instrumente und der Werkstatt der Sternwarte nach Einweisung, Bezug der Amateurzeitschrift ,,Sternzeit" und Teilnahme an den Projekten der Fachgruppen.
Neben den Fachgruppen gibt es auch das ATT-Team, welches die bekannte Astronomiemesse in Essen organisiert. Die ersten Sitzungen zur Vorbereitung eines ATT

finden bereits im November des Vorjahres statt. Die ,,heiße Phase" beginnt dann im Januar. Viele Stunden ihrer Freizeit verwenden die Sternfreunde der WHS darauf, um die Aussteller zu betreuen, ihnen Standflächen möglichst entsprechend ihren Wünschen zuzuordnen, die Broschüre ,,Ad Astra" zusammenzustellen, das Vortragsprogramm und die Sonderveranstaltungen zu organisieren und vieles andere mehr. Der ATT ist auch für viele WHS-Mitglieder der Höhepunkt des Vereinsjahres. In den Wochen nach dem ATT gibt es normalerweise noch einmal ein Nachtreffen, wo die Erfahrungen der Aktiven und besondere Vorkommnisse eine Rolle spielen.
In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Essen organisiert der Verein regelmäßig Vorträge und Kurse, welche während der VHS-Semester mittwochs und freitags im Vereinsgebäude stattfinden.

Das aktuelle Vortragsprogramm findet man auf der WHS-Webseite, den Schaukästen und in den an der Sternwarte erhältlichen Flyern.
Mittwochstref fen Die Aktiven treffen sich jeden Mittwoch ab 20 Uhr im Vereinsgebäude in gemütlicher Atmosphäre zu Gesprächen, Sternbeobachtungen und einem Erfahrungsaustausch. In den Sommermonaten ist die Sternwarte bei gutem Wetter sonntags von 14 bis 16 Uhr für Sonnenbeobachtungen geöffnet. Mitbürger und Besucher, welche einen Blick ins All wagen wollen oder sich für die Astronomie allgemein interessieren, sind zu diesen Terminen willkommen.
WHS-Webseite Alles über den Verein findet man auch auf der WHS-Webseite: www.sternwarte-essen.de.

IMPRESSUM

VdS-Journal für Astronomie · Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Hier schreiben Mitglieder für Sternfreunde.

Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V.
Geschäftsstelle: Postfach 1169, D-64629 Heppenheim Tel: 0 62 52 / 78 71 54 Fax: 0 62 52 / 78 72 20 E-Mail: service@vds-astro.de www.vds-astro.de

Grafiken u. Bildbearbeitung: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren

Layout:

Bettina Gessinger, Dipl. Designerin

Anzeigen:

Otto Guthier c/o VdS-Geschäftsstelle

Litho und Druck: Kullmann und Partner, Stuttgart

Redaktion: Dr. Werner E. Celnik, Stephan Fichtner, Otto Guthier, Dietmar Bannuscher, Sven Melchert, Peter Riepe.
Redaktionelle Mitarbeit der VdS-Fachgruppen-Redakteure und VdS-Mitglieder

Mitarbeit:

Eva Garbe, Elke Lawrenz

Vertrieb:

Werner Teutsch GmbH, Laudenbach

Bezug: ,,VdS-Journal für Astronomie" erscheint viermal pro Jahr und ist im Mitglieds-beitrag von 35,- E (Europa) und 40,- E (außereurop. Länder) bzw. ermäßigt 25,- E pro Jahr enthalten

Beiträge werden erbeten an: VdS-Geschäftsstelle, Postfach 1169, D-64629 Heppenheim und an die Redakteure der VdS-Fachgruppen (siehe Redaktionsliste).

VdS-Journal Nr. 58

Mitgliedssternwarten

27

60 Jahre Volkssternwarte
Westfalen
von Günter Röttler
Am 9. November 1955 erfolgte die Gründung der ,,Arbeitsgemeinschaft Volkssternwarte Hagen e.V.". Albert Schäfer, der Initiator des Vereins, hatte in vielen Bereichen ein umfangreiches Wissen erworben. Beispielsweise entdeckte er auf Hagener Gebiet die Stelle mit den meisten steinzeitlichen Artefakten. Insgesamt fand er etwa 6000 Artefakte. Auch die Natur interessierte ihn sehr. In den Nachkriegsjahren war einer seiner größten Wünsche, eine Sternwarte zu gründen. In weiser Voraussicht pachtete er bei der Stadt einen Kiosk, der seinen Platz auf einem Bergrücken im Süden der Stadt, direkt neben dem Eugen-Richter-Aussichtsturm hat. Gemeinsam mit zwei weiteren Lehrern wurde in diesem Kiosk das Gründungsprotokoll der Volkssternwarte unterzeichnet. Hier war von nun an einige Jahre lang der Treffpunkt des Vereins.

Hagen/

Nach Veröffentlichungen in der Presse schlossen sich etliche Sternfreunde dem Verein an. Einige kleinere Refraktoren und eine kleine Bibliothek waren bald vorhanden. Ein Sternfreund brachte ein 174-Millimeter-Newtonteleskop mit und stellte es der Sternwarte zur Verfügung. Auf dem Platz vor dem genannten Turm fanden die Beobachtungen statt. Schon das zweite Beobachtungsjahr brachte mit ,,Arend-Roland" und ,,Mrkos" zwei helle Kometen. Den letztgenannten beobachteten Mitglieder der Volkssternwarte Hagen deutschlandweit als erste. Die fortschreitende Raumfahrt verstärkte das Interesse der Bürger an dieser und an der Astronomie. Am 12. August 1960 startete die NASA mit ,,Echo 1" den ersten passiven Kommunikationssatelliten. Mit einer Größe von 30 Metern zog er als sehr helles Objekt über den Himmel, so auch bald über den Hagener Abendhimmel. Zahlreiche Besucher auf der Volkssternwarte ließen bei diesem Schauspiel Begeisterungsrufe ertönen.
Allen war bewusst, dass das SternwartenProvisorium in Hagen bald enden musste. Albert Schäfers großer Bekanntenkreis und das Wohlwollen des damaligen

1 Blick vom Schiefspiegler-Raum auf die Kuppel und den Eugen-Richter-Turm
(alle Fotos: Peter Rucks, 2015)

Oberbürgermeisters Turck und des Oberstadtdirektors Jellinghaus führten dazu, dass die Stadt ein Grundstück neben dem Eugen-Richter-Turm und Gelder für den Bau eines Sternwartengebäudes zur Verfügung stellte. Damit die Wünsche erfüllt werden konnten, wurde das Gebäude in

etwa 8000 Arbeitsstunden in Eigenleistung erbaut. Bei der Übergabe am 22. März 1962 waren sowohl die Stadtspitze als auch das Fernsehen anwesend. Oberstadtdirektor Jellinghaus sprach in seiner Rede von einem neuen Kulturzentrum, das am Eugen-Richter-Turm entstanden
VdS-Journal Nr. 58

28

Mitgliedssternwarten

sei. Das Gebäude enthält einen großen Arbeitsraum mit Bibliothek, einen Hörsaal mit Sitzplätzen für 50 Personen, ein begehbares Flachdach zu Beobachtungszwecken und im Keller eine Werkstatt.
Am 13. Mai 1970 starb Albert Schäfer im Alter von 68 Jahren, was für die Sternwarte ein großer Verlust war. Aber der Betrieb musste weiterlaufen. Mitte der 1970er-Jahre fertigte ein Mitglied ein Schiefspiegler-Teleskop 250/5000 Millimeter (f/20) für die Planetenbeobachtung an. Dieses Teleskop brauchte unbedingt einen festen Standort, weshalb auf dem Hauptgebäude ein Beobachtungsraum mit einem abfahrbaren Dach errichtet wurde. In diesem Raum fanden zusätzlich noch ein 250-Millimeter-RC-Spiegelteleskop und ein Refraktor zur Sonnenbeobachtung ihren Platz. Ein Protuberanzen-Fernrohr zur Beobachtung der über den Sonnenrand emporströmenden Gasmassen war schon seit Ende der 1950er-Jahre vorhanden. Später erfolgte die Anschaffung weiterer Instrumente.
Im Lauf der Jahre gab es weitere Baumaßnahmen. Das Hauptgebäude wurde durch einen Anbau erweitert, welcher den Mitgliedern als Küche und Aufenthaltsraum dient. Weiterhin entstand ein dreigeschossiger Beobachtungsturm, den eine selbst gefertigte Kunststoffkuppel von sechs Metern Durchmesser oben
VdS-Journal Nr. 58

2 Blick vom Eugen-Richter-Turm auf die Sternwarte

abschließt. Hier wurde zum 50-jährigen Bestehen des Vereins im Jahr 2005 ein Hypergraph als Hauptinstrument eingeweiht. Sein Durchmesser beträgt 500 Millimeter und seine Brennweite ist veränderbar (f/8 und f/3). Auch wurde mit Unterstützung der Sparkasse Hagen eine leistungsfähige CCD-Kamera erworben, welche neben der Erstellung von ,,Pretty Pictures" vor allem für die Kleinplanetenvermessung eingesetzt wird.
Auf dem Sternwartengebäude befindet sich seit fast 20 Jahren eine Kamera des europäischen Feuerkugelnetzes, die mittels eines gewölbten Spiegels den gesamten Himmel ablichtet. Ziel ist es, helle Feuerkugeln zu erfassen und mögliche, auf die Erde gefallene Meteoriten schnell zu orten, da diese für wissenschaftliche Untersuchungen sehr wichtig sind. Dieses Projekt wird mittlerweile vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) betreut.
Die astronomischen Interessengebiete der Mitglieder sind vielfältig: Visuelle Beobachtung von Sonne, Planeten und Deep-Sky-Objekten, Fotografie von Kometen und Deep-Sky-Objekten, Vermessung und Neuentdeckung (bisher 19) von Kleinplaneten und viele andere Themen mehr. Eine Öffentlichkeitsarbeit mit Breitenwirkung war auf ehrenamtlicher Basis

schon im Gründungsprotokoll festgelegt und wird auch heute noch ausgeübt, wobei Kinder und Jugendliche den Mitgliedern besonders am Herzen liegen. Für Kinder ist unter einer bunten Kuppel ein eigenes Fernrohr vorhanden. Im März 1996 brachte der sehr helle Komet ,,Hale-Bopp" der Volkssternwarte mit 1.700 Besuchern einen Rekord. Die Sternwarte bietet neben regelmäßigen Öffnungszeiten mit Himmelsbeobachtungen, Vorträgen und Kinderveranstaltungen auch spezielle Termine für Gruppenbesuche an.
Zeitgleich mit der astronomischen Beobachtungstätigkeit erfolgen auch Wetterbeobachtungen und deren Aufzeichnungen. Absicht ist, das Hagener Klima und dessen eventuelle Schwankungen näher kennenzulernen. Jeden Tag kommt ein anderes Mitglied zur Sternwarte und zeichnet die Messwerte auf. Diese Statistik ist seit Gründung der Sternwarte lückenlos. Die erfassten Daten haben ihren Anteil an langzeitigen Klimamessungen und waren Grundlage von Examensarbeiten und Dissertationen. Seit einigen Jahren wird zusätzlich eine elektronische Messstation betrieben, deren Daten laufend aktualisiert auf unserer Internetseite abgefragt werden können.
Kontakt: www.sternwarte-hagen.de

Mitgliedssternwarten

29

Die Sternwarte des Astronomischen Arbeitskreises Kassel e.V.
auf dem Schülerforschungszentrum Nordhessen
von Klaus-Peter Haupt

Der 1972 gegründete Astronomische Arbeitskreis Kassel hatte bis zum Frühjahr 2012 seine Sternwarte am Ortsrand des 20 Kilometer von Kassel entfernt liegenden Ortes Calden. Da einerseits unmittelbar neben dem Sternwartengelände der neue Kasseler Airport gebaut wurde und andererseits die Sternwarte wegen der schlechten Nahverkehrsverbindungen gerade für Jugendliche nur schwer erreichbar war, entschlossen wir uns im Jahr 2007 gemeinsam mit der Universität Kassel, auf dem neuen Gebäude des Schülerforschungszentrums Nordhessen (SFN) der Universität Kassel - mitten in Kassel - eine Forschungs-, Schul- und Volkssternwarte aufzubauen. Das SFN wurde im Mai 2012 eröffnet und kurze Zeit später konnte auch die neue Sternwarte ihren Betrieb aufnehmen.
Für die Sternwarte Kassel wurde ein neues Celestron C14, eine VollformatCCD-Kamera mit Filterrad sowie ein Spektroskop und komplett neue Filter und hochwertige Okulare von der WE Heraeus-Stiftung, der Universität Kassel und dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst finanziert. Außerdem sind alle Instrumente der ehemaligen Sternwarte Calden nun in Kassel. Durch die Kombination der alten, schon sehr guten Ausrüstung mit den neuen Geräten ist eine der modernsten Schul- und Volkssternwarten Hessens entstanden. Um es vorweg zu sagen: Der Umzug hat sich gelohnt. Tausende von Besuchern, darunter viele Jugendliche, nutzen die mit Straßenbahn und Bus leicht erreichbare Sternwarte bei zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen.
Das SFN bietet etwa 300 Jugendlichen aus 35 nordhessischen Schulen die Möglichkeit, eigene Forschungsarbeiten in allen Naturwissenschaften, allen technischen Gebieten sowie der Mathematik und Informatik durchzuführen. Sie werden dabei von acht Lehrern und 26 Studenten betreut, darunter zwei studier-

1 Gebäude des SFN mit Sternwartenkuppel auf dem Dach

te Astrophysiker und fünf Amateurastronomen. Die Sternwarte wird gemeinsam vom SFN und vom Astronomischen Arbeitskreis Kassel betrieben. Der Autor ist sowohl seit 40 Jahren Vorsitzender des Vereins als auch Gründer und Leiter des SFN. Verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Sternwarte ist Bernd Holstein, der auch von den studentischen Mitarbeitern des SFN unterstützt wird. Der Autor hat auch zahlreiche ,,Jugend forscht"-Arbeiten mit astronomischen Themen betreut. Drei Arbeiten errangen den hessischen Landessieg, eine Arbeit sogar den Bundessieg (2015).
Auf einer erhöhten Plattform stehen von einem fahrbaren Dach geschützt - die drei Hauptinstrumente der Sternwarte. Die Sternwarte wird über den Seminarraum des SFN betreten. In diesem Raum stehen zahlreiche Computer, über welche die Fernrohre ebenfalls gesteuert werden können. Die Bilder der Fernrohre können auch über einen Beamer im Seminarraum oder dem Hörsaal des SFN einer größeren Gruppe durch direkte Über-

tragung aus der Sternwarte zugänglich gemacht werden.
Sowohl vom Seminarraum als auch von der Sternwarte aus kommt man auf eine große Dachterrasse. Hier steht ein behindertengerecht montiertes Fernrohr, dessen Säulenhöhe auf die Augenhöhe eines Rollstuhlfahrers eingestellt werden kann. Da die Sternwarte barrierefrei mit einem Fahrstuhl erreichbar ist, können am SFN auch Rollstuhlfahrer astronomische Beobachtungen durchführen.
Die große Dachterrasse bietet auch Gelegenheit für Sternbilderführungen und den Aufbau weiterer Instrumente. Neben dem Seminarraum steht den Besuchern eine Bibliothek mit zahlreichen astronomischen Büchern und Fachzeitschriften sowie weiteren Computerarbeitsplätzen zur Verfügung. In Bibliothek und Seminarraum sind gemütliche Sitzmöglichkeiten und Schlafgelegenheiten vorhanden. Abgerundet wird die Sternwartenetage durch eine kleine Küche mit Backofen, Mikrowelle und Kaffeemaschine.
VdS-Journal Nr. 58

30

Mitgliedssternwarten

die Finsternis bis zur Morgendämmerung durch die Fernrohre und liegend auf der Dachterrasse beobachtet. Um Mitternacht gab es ein großes Mondfinsternis-Büffet und zu Ende ging diese besondere Nacht mit einem gemeinsamen Frühstück bei Sonnenaufgang.

Zusätzlich zu den von uns selbst ge-

haltenen Vorträgen laden wir auch oft

Wissenschaftler zu uns ein, die über ihre

Arbeit berichten. Dies geschieht teilweise

auch in englischer Sprache. So war die

Entdeckerin der Pulsare, Prof. Dr. Jocelyn

Bell Burnell drei Tage bei uns zu Gast.

Sie diskutierte mit den Jugendlichen und

2 Preisverleihung Bundessieg 2015 bei ,,Jugend forscht", Thema Planetenentstehung

hielt zwei öffentliche Vorträge, darunter einen vor 450 nordhessischen Schülern,

den wir in Zusammenarbeit mit der Uni-

versität organisierten.

Die regelmäßig stattfindenden Vorträge netenentstehung, um 1.30 Uhr!), zahlrei-

werden häufig im Hörsaal des SFN an- che Arbeitsgruppen (Fotografie mit einer Die Arbeitsgruppe Astrophysik von Pro-

geboten, der bis zu 100 Gästen Platz bie- alten Plattenkamera, Spektroskopie, IR- fessor Giesen (Universität Kassel) plant

tet. Sternwartenbesucher können auch Bilder der Umgebung, Mondkraterdurch- gemeinsam mit dem Astronomischen Ar-

das Einstein-Labor des SFN nutzen: Mit messerbestimmung u. v. m.) und schließ- beitskreis Kassel, der Sternwarte und dem

Hilfe von Computerlernstationen und lich wurde ab 2 Uhr nachts gemeinsam SFN, einen schulübergreifenden zwei-

Beamerprojektionen kann man die Ef-

fekte der speziellen und allgemeinen Re-

lativitätstheorie erkunden und verstehen. Die große Werkstatt des SFN steht auch

Instrumente der Sternwarte

den Mitarbeitern der Sternwarte zur Ver-

fügung.

Beobachtungsplattform

- 300/1600-mm-Newton-Spiegelfernrohr auf Montierung Fornax51.

Das Jahr 2015 bot viele Gelegenheiten,

- 200/3000-mm-Schaer-Refraktor auf computergesteuerter Montierung mit

die Sternwarte in den Blickpunkt der

Sonnenteleskop für H- und Kalzium-Licht

Öffentlichkeit zu stellen: Am Tag der

- 356/3910 mm C14 Celestron Edge-HD-1400, Flatfield-Cassegrain-System

Sonnenfinsternis (20.3.2015) fanden für

- Binokular-Fernglas Miyauchi 20 x 100 mit Montierung

1000 Schüler/innen folgende Aktionen

statt: Vorträge, Basteln von Sonnentele-

Dachterrasse

skopen, Besuch einer begehbaren Loch-

- 250-mm-Dobson-Spiegelteleskop

kamera, vier große Sonnenfinsternisfens-

- elektrisch höhenverstellbare Säule für Rollstuhlfahrer und Kinder:

ter, Live-Übertragung aus Spitzbergen,

200-mm-Celestron C8, Schmidt-Cassegrain-Teleskop

Leistungsmessungen einer Solaranlage

- zahlreiche kleinere Teleskope und Ferngläser zum Ausprobieren für

während der Finsternis und natürlich die

Besucher/innen

direkte Beobachtung des Himmelsereig-

nisses mit unseren Fernrohren. Während

Zubehör

der gesamten Finsternis war der Him-

- Gitterspektrograf

mel über Kassel mit einer mäßig dichten

- Halbleiter-Fotometer

Nebelschicht überzogen, durch die man

- H-Filter, sowie Kalzium-Teleskop Sonnenbetrachtung

gefahrlos die Finsternis mit freiem Auge

- Vollformat-CCD-Kamera, gekühlt, mit USB-Filterrad

beobachten konnte.

- Fernglas 20x80 mit Stativ

- Interferenzfilter

Knapp 50 Personen kamen auch zur ,,Langen Nacht des Mondes" anlässlich

- Mintron-Himmelskamera mit Monitor - 6,,-Schmidtkamera

der totalen Mondfinsternis im Septem-

- Objektivsonnenfilter

ber: Um 20 Uhr öffneten wir das SFN und

- Canon-EOS-Da-Astrokamera

die Sternwarte. Es gab mehrere Fachvor-

- Spektroskop

träge (u.a. erläuterte Bundessieger Robin

- Übertragungsmöglichkeit der Fernrohrbilder in den Vortragsraum

Heinemann seine Simulationen zur Pla-

VdS-Journal Nr. 58

Mitgliedssternwarten

31

3 Instrumente in der Schiebedachhütte auf dem SFN

jährigen Astronomie-Grundkurs anzubieten, der sowohl durch die Sternwarte auf dem SFN als auch durch die Labore von Professor Giesen einen sehr hohen Praktikumsanteil erhalten soll. In diesen Kurs wird auch die über dreißigjährige Erfahrung des Autors mit Astronomieunterricht in der Oberstufe eingehen. Er wird hoffentlich zu einer langjährigen Einrichtung werden. Geplant ist, dass die Schüler/innen in jedem Semester je ein Praktikum in der ,,Sternwarte auf dem SFN" und in der Arbeitsgruppe von Professor Giesen absolvieren. So ist die

Sternwarte auf dem SFN mittlerweile zu einer wichtigen zentralen Einrichtung der astronomischen Öffentlichkeitsarbeit in Nordhessen geworden. Verstärkt wird sie durch eine monatliche halbseitige Astronomie-Rubrik des Autors in der Nordhessischen Zeitung, durch die - inzwischen schon im sechsten Jahr - immer wieder auf Beobachtungen in der Sternwarte und auf besondere Himmelsereignisse hingewiesen wird.

Öffentliche Führungen: - Freitags um 20 Uhr
(Sommer: Dämmerungsbeginn) - Samstags (gerade Wochen):
14 Uhr Sonnenbeobachtungen - Donnerstags 18 Uhr (besondere Termine):
Vorträge - Führungen für Gruppen und Schul-
klassen nach Voranmeldung

Kontakt: www.sfn-kassel.de www.astronomie-kassel.de

Anzeige

32

Mitgliedssternwarten

Die Volkssternwarte Riesa
- eine ZEISS-Sternwarte wird barrierefrei
von Stefan Schwager

Viele Sternwarten im Osten Deutschland haben ihren Ursprung in der Zeit nach 1950. Ein wesentlicher Grund dafür liegt in der damals beginnenden Etablierung des Schulfaches Astronomie in der DDR. So entstanden in einem weltweit einmaligen dichten Netz etliche Volkssternwarten, Planetarien, astronomische Zentren und Schulsternwarten auf engstem Raum. Und genau hier liegt auch die Geburtswiege der Riesaer Sternwarte, welche im Juni 1969 sprichwörtlich erschaffen wurde. In dem südwestlich gelegenen Stadtteil Weida wurde gerade eine neue Schule gebaut und in Betrieb genommen, als engagierte Lehrer, Eltern und vor allem Schüler den Wunsch hegten, nachträglich noch eine Sternwarte auf der Schule zu errichten. So geschah es, dass über symbolische Sammelaktionen, Materialbeschaffung und bildungspolitische

Arbeit in allen Ebenen die Wege ermöglicht wurden, bei ZEISS eine entsprechende Bestellung auszulösen und das Observatorium für Riesa auf den Weg zu bringen. Studienrat i. R. Pohl berichtete dem Autor, dass dann alles sehr schnell voranging und die Sternwarte innerhalb kürzester Zeit realisiert wurde. Allein die Zeit bis zur Genehmigung des Bauantrages vom 15.06.1969 beeindruckt: In nur drei Tagen war die Genehmigung da und noch im selben Sommer konnte die Schulsternwarte errichtet werden.
Sie bestand damals aus einer drehbaren 3-Meter-Kuppel des VEB Carl ZEISS Jena auf einem 3,25 Meter großen Beobachtungsraum, welcher aus einer Stahlringwand, einer dünnen Außenhülle aus Wellaluminium und einem Laufkranz für die Kuppelräder gefertigt war. Als Instru-

ment plante man zu Beginn noch einen massiven ZEISS-Coude-Refraktor, doch später wurde ein hochwertiges 6,,-ZEISSCassegrain auf einer ZEISS-1b-Säule in Betrieb genommen. Mit Plattenkameras, Sonnenfiltern und etlichem optischen Zubehör war die Sternwarte sofort arbeitsfähig.
Ab dem Schuljahr 1969/70 war die Sternwarte dann fest im Stadtbild verankert und mit einem der damals wenigen Fachbereichsleiter in Astronomie genoss die Sternwarte eine rege Nutzung von Arbeitsgemeinschaften und für schulische Exkursionen. Es gab eine schulische Arbeitsgemeinschaft und eine enge Zusammenarbeit mit der 1975 entstandenen Schulsternwarte der Nachbarstadt Strehla. Öffentliche Beobachtungen fanden vor allem zu besonderen Ereig-

1 Innenaufnahme der Sternwarte Riesa
VdS-Journal Nr. 58

Mitgliedssternwarten

33

2 Beobachter-Tage auf der Sternwarte Riesa

nissen, wie bei Finsternissen und besonderen Planetensichtbarkeiten, statt. Bis zur Wende verblieb die Schulsternwarte in diesem Rahmen und in genau dieser technischen Ausstattung.
In den Wendejahren geriet die Sternwarte ein wenig in Vergessenheit, bis sich ab 1993 zunehmend wieder interessierte Bürger und auch der Autor dieser Zeilen in einer Interessens- und Arbeitsgemeinschaft um deren Fortbestand kümmerten. Die Sternwarte bekam ein Dach aus Zinkblech, einen Innenausbau aus Holz, neuen Dachbelag und ein neues Geländer rings um die Plattform. Mit steigender Nutzung bei öffentlichen Beobachtungsangeboten wurde im Jahre 1996 auch neue Beobachtungstechnik angeschafft, um vor allem in die Astrofotografie einsteigen zu können. Aus privatem Engagement wurde in dieser Zeit ein 12,,-LX200-Schmidt-Cassegrain-Teleskop von Meade sowie umfangreiches Zubehör in Eigenleistung angeschafft und finanziert. Eine beachtliche Aufwendung, welche der Sternwarte des neu gegründeten ,,Manfred von Ardenne Gymnasiums Riesa" einen starken technischen Aufwind bescherte. Noch bis

heute ist dieses Instrument im Einsatz, wenn auch die elektronische Steuerung im Frühjahr 2008 durch eine CELESTRON-CGE-Montierung ersetzt werden musste.
Vor allem in den 1990er-Jahren erlebte die Sternwarte als öffentlicher Kristallisationskeim für an Astronomie Interessierte einen enormen Aufschwung. Eine Bürger- und Schülerarbeitsgemeinschaft mit mehr als 30 Mitgliedern kümmerte sich in dieser Zeit um den Betrieb der alten Schulsternwarte. Der Sternwartenbetrieb an einer Schule erleichterte die Lösung so mancher infrastruktureller Herausforderungen, wie die Begleichung von Stromkosten und Versicherungsbeträgen oder die Instandhaltung von WC-Anlagen und Aufenthaltsräumen. Die Kosten hierfür hat die Stadt Riesa über den laufenden Betrieb dankenswerterweise übernommen, so dass die Sternfreunde ohne Mitgliedsbeiträge oder Eintritt arbeiten konnten. Seit dem Jahre 2003 trug ein nicht eingetragener Interessensverein den Namen ,,Sternenfreunde Riesa" und legte den Grundstein für eine verstärkte öffentliche Arbeit. Im Jahr 2005 konnten erstmals über 2000

Besucher begrüßt werden. Doch als die Schule im Jahre 2007 geschlossen wurde, standen die ersten großen Veränderungen ins Haus, um die Sternwarte nachhaltig abzusichern. Da das Gebäude noch immer bestehen bleiben sollte, musste für einen Fortbestand des öffentlichen Betriebes ein gemeinnütziger Verein gegründet werden. So schlug am 28.10.2007 die Geburtsstunde des Riesaer Astronomievereins ,,Sternwarte Riesa e.V.", welcher mit seinen 19 Gründungsmitgliedern fortan die Geschicke der Sternwarte in die Hand nahm.
In seiner Vereinssatzung war vor allem der Neubau, Ausbau und Betrieb der Sternwarte und die Förderung der volkstümlichen astronomischen Bildung breiter Bevölkerungskreise verankert. In den ersten fünf Jahren erschuf der junge Verein ein echtes astronomisches Kleinod in der Stadt, welches auch überregional auf sich aufmerksam machte. In dieser Zeit wuchs der Verein auf gut 80 Mitglieder an und ist noch heute einer der mitgliedsstärksten aktiven Astronomievereine in der Region. Das Jahr 2012 war das letzte öffentliche am historischen Standort. Der Verein um die Sternwarte Riesa
VdS-Journal Nr. 58

34

Mitgliedssternwarten

3 Sternwarte Riesa mit barrierefreiem Zugang

baut seitdem stetig die Angebote aus und bereichert die Stadt mit naturwissenschaftlichen Themen rund um Astronomie, Raumfahrt, Technik, Klimawandel und Umweltschutz. Neben regelmäßigen öffentlichen Beobachtungen am Tage und in der Nacht sowie bei besonderen Himmelsereignissen, werden auch Bildungsprogramme für Kindertagesstätten, Schulen aller Art und erwachsenenpädagogische Einrichtungen angeboten. Bis zum Ende des Betriebs der historischen Sternwarte im Jahre 2012 kamen jährlich mehr als 100 Schulklassen zu Besuch.
Noch vor der Vereinsgründung wurde im Jahre 2006 das ,,STT - das Sächsische Teleskoptreffen" begründet, welches fortan ein jährlicher Treffpunkt für alle Sternwarten, Vereine und Sternenfreunde Sachsens und Deutschlands sein sollte.
Im Jahre 2007 wurde im Rahmen eines Stadtjubiläums erstmals die ,,Riesaer Astronomiewoche" von der Sternwarte ausgerufen. Hierbei hatten alle astronomischen Einrichtungen an insgesamt acht Tagen jeweils durchgehend 24 Stunden geöffnet und zusammen mit den Vereinsmitgliedern wurden Tag und Nacht astronomische Angebote organisiert.
VdS-Journal Nr. 58

Seit Sommer 2009 hat sich der Verein zusätzlich noch ein besonderes außerschulisches Projekt auf die Fahnen geschrieben: die ,,Kinderuniversität Riesa". Mindestens einmal im Monat werden Kinder der Region zu einer speziellen Vorlesung eingeladen. Hierbei stehen vielfältige Themen der Wissenschaft, Natur, Technik, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Mittelpunkt. Vor allem die pädagogischen Leiter des Vereins tragen dieses Projekt mit Herzblut, so dass bereits über 70 Vorlesungen erfolgreich gestaltet werden konnten und bisher knapp 2000 Kinder Teilnahme-Diplome erhielten.
Die Mitglieder der Sternwarte gehen - neben der Öffentlichkeitsarbeit für den Verein - vielfältigen eigenen Fachrichtungen nach. Es gibt begeisterte Kometenjäger, Polarlichtbeobachter, Interessenten an atmosphärischen Phänomenen und Sonnenfinsternissen sowie Teleskopbauer, Spiegelschleifer und Bastler. Etliche Mitglieder beobachten täglich die Sonne. So hat beispielsweise die Sternwartenleitung seit 1993 durchgängig Daten und Zeichnungen gesammelt. Neben digitaler und analoger Astrofotografie begeistern sich einige Mitglieder seit Jahren auch für die Zeichnung astronomischer Objek-

te. Sonnen-, Kometen-, Sternbilder- und Nebelzeichnungen stehen hier besonders im Fokus.
Einige Mitglieder betreiben eigene Wetterstationen und dokumentieren zahlreiche Wetterereignisse und dazugehörige Datenerhebungen. Einige Jahre arbeitete der Verein mit der Sächsischen Zeitung zusammen und lieferte in ehrenamtlicher Arbeit täglich redaktionelle Beiträge und Fotos zu bevorstehenden Wetterprognosen. Derzeit arbeitet der Verein zusammen mit der Stadt an einem Jahrbuch und erstellt hierfür monatliche Wetterzusammenfassungen. Neueste Interessensgebiete sind astronomische und meteorologische Zeitrafferaufnahmen, Kleinplanetensuche und Astrochemie.
Die Raumfahrt war in Riesa schon seit den frühen 1990er-Jahren von Bedeutung. Der Sternwartenleiter besitzt eine umfangreiche private Raumfahrtsammlung. Ein Ehrenmitglied des Vereins steht mit der weltweit umfangreichsten Sammlung dieser Art seit Jahren im Guinnessbuch der Rekorde. Etliche Mitglieder besuchten Raketen- und Shuttlestarts sowie historische Raumfahrtschauplätze in aller Welt. Treffen mit zahlreichen Astronauten und Kosmonauten krönten die Erlebnisse und selbst Apollo-11-Astronaut Buzz Aldrin war bereits bei den Sternenfreunden aus Riesa zu Besuch.

Mitgliedssternwarten

35

Ab 2012 gab es jedoch enorme Schwierigkeiten, die Infrastruktur und Angebote weiterhin aufrechtzuerhalten. Die Stadt Riesa entschied kurzerhand, die alte Schule abzureißen. Im Sommer 2012 endeten die Öffnungszeiten und am 20. November 2012 fand die letzte öffentliche Veranstaltung im alten Observatorium statt. Alle Bemühungen des Vereins seit 2010, den möglichen Abriss abzuwenden, liefen jedoch ins Leere. Die Sternwartenleitung erarbeitete mehr als zehn Machbarkeitsstudien und Wiederaufbauszenarien, doch keine wurde wirklich ernsthaft durch die Verwaltung oder Politik unterstützt.
Die Bevölkerung, zahlreiche Medien und befreundete Vereine begleiteten und unterstützten die Riesaer in dieser schweren Zeit bei der Suche nach Auswegen. Der Verein setzte alles daran, die alte ZEISSKuppel vom Gebäude zu bergen und an einem anderen Ort wieder neu aufzubauen. Dank des MDR-Teams der Sendung ,,mach dich ran" und vieler Firmen aus Nah und Fern, gelang es im März 2013, die Kuppel vor dem Abriss zu bewahren und in Sicherheit zu bringen. Nach Abbau der Teleskoptechnik wurden die Kuppel und der Beobachtungsraum aus dem alten Dachfundament befreit und in Einzelteilen mit einem Kran vom Dach gehoben. In einer Werkshalle einer Riesaer Stahlfirma arbeiteten Mitglieder des Vereins mehrere tausend Stunden an der Restaurierung der Kuppel, so dass diese bereits im Herbst 2013 neuwertig und aufbaubereit wieder zur Verfügung stand.
Doch die Stadt Riesa zögerte den Wiederaufbau weiter hinaus und so dauerte es weitere 18 Monate, bis endlich ein mögliches Grundstück zur Verfügung stand. Währenddessen wurden schnell neue Vereinsräume angemietet, Sponsoren gesucht und vielfältige Aktivitäten mit und an Schulen gestartet. Ohne eigene Sternwarte und unter Einsatz privater Teleskoptechnik der Vereinsmitglieder organisierten die Riesaer Sternenfreunde zahlreiche Aktionstage mit weit über 4000 Besuchern. Im Herbst 2013 gewannen die Riesaer sogar den 1. Platz im ,,ISON-Wettbewerb" der Firma Baader Planetarium und Celestron Deutschland und erhielten als Preis ein neues GOTONewton-Teleskop.

Das überzeugte schließlich auch die Stadtpolitiker, so dass es am 15. Oktober 2014 schließlich zum Spatenstich der neuen Sternwarte kam. Am Nikolaustag 2014 wurde dann zusammen mit allen Sponsoren, der Bevölkerung, Freunden und Medien die Einweihung gefeiert und die Volkssternwarte Riesa prägt seitdem das Stadtbild. Mit insgesamt über 30.000 Euro Baukosten ist der Wiederaufbau innerhalb kürzester Zeit gelungen und dies vor allem dank aller Sponsoren und Mitglieder.
Die partielle Sonnenfinsternis am 20.03.2015 und der VdS-Astronomietag waren die ersten Beobachtungstage mit wieder neu installierter Technik und zogen Hunderte begeisterte Gäste in ihren Bann. Bei laufendem Betrieb wurde weiterhin am Ausbau der Infrastruktur gearbeitet, so dass bis Ende 2015 ein barrierefreier Zugang zur Kuppel und eine Bereinigung des umgebenden Geländes abgeschlossen werden konnte. In den nächsten Jahren folgt ein Anbau mit Vortrags- und Ausstellungsräumen, welcher den Neubau eines Planetariums vorbereiten soll. Doch die gegenwärtigen Richtlinien von Versammlungsstätten, Brandschutz und öffentlichem Baurecht stellen den jungen Verein noch vor viele, vor allem teure, Herausforderungen. Ein Neubau mit öffentlicher Nutzungsausrichtung birgt vor allem astronomisch

hohe Kosten, welche ein kleiner Verein alleine kaum zu stemmen vermag. Noch immer suchen wir Sponsoren und Helfer, welche den Fortbestand und Ausbau der Volkssternwarte Riesa mit fördern. Als neu erbaute und restaurierte ,,Volkssternwarte Riesa" hat der 2007 gegründete Verein dem ZEISS-Observatorium eine Zukunft ermöglicht. Ziel ist es, diese Einrichtung als technisches Denkmal zu erhalten und entgegen zahlreich angestrebter Modernisierungen in ursprünglicher Funktionalität zu belassen. Manuelle Bedienung statt automatischer Steuerung und rustikale Bestandteile sollen Sternwarten-Nostalgiker begeistern. Als barrierefreie Einrichtung ist die Volkssternwarte Riesa nun eine der wenigen öffentlichen Sternwarten in der Bundesrepublik, welche auch für behinderte und ältere Menschen erreichbar ist. Die Volkssternwarte Riesa hat seit 2003 eine eigene Webseite. Dort gibt es auch eine kleine Bildergalerie sowie Bilder, Videos und Dokumentationen zum Wiederaufbau der Sternwarte. Weiterhin gibt es Informationen zu jährlichen Terminen, dem Sächsischen Teleskoptreffen, dem Projekt der Kinderuniversität und aktuellen Aktivitäten. Kontakt: www.Sternenfreunde-Riesa.de
Anzeige
VdS-Journal Nr. 58

36

Mitgliedssternwarten

160 Jahre Görlitzer Sternwarte
von Lutz Pannier

Besucht man Görlitz, reist man stets durch die schöne Oberlausitz mit ihren interessanten Sehenswürdigkeiten. Drei Planetarien, neun Sternwarten (Pulsnitz, Bautzen, Sohland/Spree, Löbau, Jonsdorf, Zittau, Görlitz, Krauschwitz, Hoyerswerda), zahlreiche Sonnenuhren sowie Museen und Bibliotheken laden zu astronomischen Entdeckungstouren ein. In Görlitz angekommen rückt dem Astronomen wohl zuerst der 15. Längenmeridian ins Bewusstsein. Denn hier, in der östlichsten Stadt Deutschlands, sind MEZ und mittlere Ortszeit nahezu identisch. Außerdem fasziniert ein Rundgang durch die wunderbare Altstadt. Auf dem Untermarkt erinnern die eindrucksvollen Uhren am Rathausturm mit der Mondphasenanzeige sowie die großen Sonnenuhren von 1550 an den Görlitzer Renaissancegelehrten Bartholomäus Scultetus. Er galt damals als sehr gefragter Kalenderastronom. Lebenslang war er im Briefkontakt mit Tycho Brahe, und auch Johannes Kepler besuchte ihn in Görlitz. 1565 richtete die Stadt im ehemaligen Franziskanerkloster das Gymnasium Augustum ein. Schnell
VdS-Journal Nr. 58

entwickelte es sich zu einer begehrten Bildungsstätte. Die Bausubstanz jedoch wurde im Laufe der Zeit immer maroder. 1852 konnte das alte Gebäude endlich abgerissen und ein Neubau errichtet werden, der an seiner Südostecke einen Sternwartenturm aufwies.
Mit der Übergabe des neuen Schulgebäudes auf dem Klosterplatz am 15. Oktober 1856 beginnt die Geschichte der heutigen Görlitzer Sternwarte, die damit zu einer der ältesten Schulsternwarten Deutschlands gehört. Johann Gottfried Galle, der Entdecker des Neptun, stand bei der Ausstattung der Sternwarte beratend zur Seite. Zwei Jahre später erhielt sie sogar ein gut ausgestattetes Planetarium, geschaffen vom Görlitzer Tischlermeister David Richter. Angeregt durch öffentliche Vorträge beschaffte er sich Literatur und setzte sich intensiv mit den Vorgängen im Kosmos auseinander. Bald begann der Tischlermeister selbst astronomische Modelle zu bauen und ging damit auf Vortragsreisen. Schließlich konnte er die damit einhergehenden

Unkosten nicht ausgleichen. 1858 erwarb die Stadt die Modelle als Planetarium für die Sternwarte (Projektionsplanetarien gab es erst ab dem Jahr 1923). Enthalten waren unter anderem ein 1,6 Meter großer Sternenglobus mit 500 Sternen, bewegliche Tellurien und ein PlanetoCometarium, in dem Drähte die Bahnen der damals bekannten Planeten, Planetoiden und Kometen maßstabsgetreu darstellten.
Es ist unbekannt, wie intensiv die Sternwarte am Ende des 19. Jahrhunderts genutzt wurde. Ein Abiturient aus dieser Zeit war jedenfalls Karl Friedrich Küstner, der als Astronom in Berlin und die längste Zeit in Bonn wirkte. Er wurde vor allem durch den exakten Nachweis der Polschwankungen international berühmt.
Wir wüssten heute kaum etwas über die Gründungszeit der Görlitzer Sternwarte und Richters Modelle, wenn nicht Walter Zimmermann diese vor rund hundert Jahren dem Vergessen entrissen hätte. 1876 in Breslau geboren, promovierte

1 Linke Seite: Sternwartenturm auf dem Klosterplatz (Foto:Lutz Pannier) 2 Scultetus-Sternwarte in Görlitz/Biesnitz (Foto: Steffen Reimann)

er in Astronomie und arbeitete zunächst als Assistent an der Breslauer Universitätssternwarte. Schließlich übernahm er 1908 die freigewordene Stelle eines Mathematiklehrers am Gymnasium Augustum in Görlitz und erweckte die Sternwarte aus ihrem Dornröschenschlaf. Mit Unterstützung der Stadt wurden die Dreizöller modernisiert, das Focault-Pendel repariert, Mikrometer mit Beleuchtung, eine Riefleruhr mit Sekundenpendel und Theodolit angeschafft. Walter Zimmermann scharte eine Schülerarbeitsgemeinschaft um sich, es wurde viel beobachtet. In seinem sehr aktiven Ruhestand führte er Lehrgänge durch, hielt öffentliche Vorträge und widmete sich historischen Studien, wie beispielsweise der Biografie D. Richters oder über die bereits erwähnten Sonnenuhren auf dem Untermarkt. Noch vor Kriegsende verließ er die Stadt. Im Schulgebäude wurde bald ein Lazarett eingerichtet. Denn das kaum zerstörte Görlitz war ungeheuren Belastungen durch die Flüchtlingsströme aus Schlesien ausgesetzt. Die Sternwarte verwahrloste zunehmend, Richters Mo-

delle gingen verloren, nur der demolierte Sternglobus war noch da.
Im Januar 1947 trafen sich astronomisch interessierte Jugendliche regelmäßig zu Beobachtungen in der Sternwarte. Sie waren entschlossen, den Sternwartenturm wieder in Betrieb zu nehmen. Nach einigen Verhandlungen mit der Stadt erhielten sie die Schlüssel. In der Sternwarte bot sich ihnen ein deprimierender Anblick. Doch die Jugendlichen ließen sich nicht entmutigen. Nach unzähligen Arbeitsstunden - unterstützt durch Verwaltung und Betriebe der Stadt - konnten ab Januar 1949 wieder öffentliche Beobachtungen stattfinden. Aber auch größere Beobachtungsprogramme wurden in Angriff genommen. Fachliche Beratung kam vor allem von der Sternwarte in Bautzen. Es muss betont werden, dass diese Aktivitäten aus Eigeninitiative der Gruppe heraus erfolgten. Alljährlich im Januar wählten die Jugendlichen aus ihrer Mitte einen Sternwartenleiter. So gab es viele aktive Mitglieder, die hier leider nicht alle aufgezählt werden können. Aber durch

die regelmäßig herausgegebenen Mitteilungsblätter ist die damalige Arbeit der Sternwarte sehr gut dokumentiert.
Zweifelsohne waren Manfred Mehlich und Rudi Bienert die verdienstvollen Initiatoren bei der Wiedergeburt der Sternwarte. Unbedingt gewürdigt werden muss aber auch das Engagement von Hellmut Winkler, der seit 1948 zur Sternwarte gehörte und ab 1953 als Leiter eine kontinuierliche Sternwartenarbeit gewährleistete, obwohl er zu dieser Zeit bereits in Berlin wohnte. Ende der fünziger Jahre verschärften sich die personellen Probleme: Anforderungen in Studium und Beruf forderten den harten Kern der ehemaligen Schülergruppe so stark, dass die Sternwarte kaum noch arbeitsfähig war.
Im September 1959 führte die DDR in ihren Schulen den Astronomieunterricht ein. Mit Beginn des Haushaltsjahres 1960 übernahm die Abteilung Volksbildung beim Rat der Stadt Görlitz die Sternwarte auf dem Klosterplatz, um sie effektiv für Unterricht und Lehrerweiterbildung nutzen zu können. Als Hauptgerät wurde ein 150-mm-ZEISS-Cassegrain angeschafft und der Lehrer Günter Lampe zum neuen Leiter der Schulsternwarte ernannt. Viele
VdS-Journal Nr. 58

38

Mitgliedssternwarten

Schulen nutzten die angebotenen Beobachtungsabende zum Astronomieunterricht auf der Sternwarte. Bald existierten auch vier Arbeitsgemeinschaften für Schüler der Klassen 7 bis 10. Öffentliche Beobachtungen und Führungen fanden statt.
Allmählich genügte der Turm aber nicht mehr den gewachsenen Anforderungen. Im Jahr 1963 begann Lampe mit der Planung eines Neubaus am Südrand der Stadt. Der ideale Standort auf dem Gipfel der Landeskrone bereitete zu große versorgungstechnische Probleme. So begann 1968 der Bau auf dem heutigen Gelände am Fuß des Berges. Am 20. Februar 1971 konnte der erste Bauabschnitt mit Vortragsraum, Fotolabor, Beobachtungskuppel, -haus und -plattform eingeweiht werden. Die Sternwarte zog vom Klosterplatz in den Stadtteil Biesnitz. Hier war das neue Hauptgerät ein 400-Millimeter-Cassegrain-Newton-Teleskop, mit einem aufgesetzten 110-Millimeter-ZEISS-Refraktor nun unter einer 4-Meter-Kuppel zu Hause. Nur durch den aufopferungsvollen Einsatz von Günther Lampe, unterstützt durch seine SchülerArbeitsgemeinschaften, konnte der Betrieb aufrechterhalten und die Fortsetzung der Bauarbeiten gesichert werden.
Besserung trat erst ein, als ab 1982 weiteres Personal eingestellt wurde. Nun gab es zehn Schülerarbeitsgemeinschaften für Astronomie von der 7. bis 12. Klasse sowie vier für Mathematik. Die Erwachsenen fanden sich hier zu einer Kulturbundfachgruppe Astronomie zusammen. Montags bis freitags wurden bei geeignetem Wetter öffentliche Beobachtungsabende durchgeführt, die 10. Klassen absolvierten regelmäßig ihre Beobachtungen zum Astronomieunterricht, angemeldete Gruppen kamen zu Führungen durch die Sternwarte.
Im März 1986 begannen endlich die Arbeiten an den restlichen Bauabschnitten. Mit dem Anbau eines weiteren Beobachtungsturms mit 3,5-Meter-Kuppel, des ZKP1-Kleinplanetariums mit 8-MeterProjektionskuppel und eines zweiten Beobachtungshauses entstand hier - nach Bautzen - die zweitgrößte Sternwarte der Oberlausitz. Am 2. September 1989 erfolgte die feierliche Übergabe. Vor allem das Planetarium bot nun über den
VdS-Journal Nr. 58

eigentlichen Astrono-

mieunterricht hinaus die

Möglichkeit, regelmäßig

lehrplanbezogene Ver-

anstaltungen für andere

Fächer und Klassenstu-

fen anzubieten. Im No-

vember 1990 wurde Herr

Günter Lampe mit einer

Feierstunde in seinen re-

gulären Ruhestand ver-

abschiedet. Der Verfasser

dieser Zeilen übernahm

die Leitung. Jetzt galt es,

die Einrichtung an die

marktwirtschaftlichen

Rahmenbedingungen

des vereinigten Deutsch-

lands anzupassen. Träger

der Sternwarte blieb die

Stadt, jetzt allerdings

ohne die finanziellen

staatlichen Zuwendun-

gen. Im Zuge mehrerer

Haushaltskonsolidierun-

gen reduzierten sich die

Mitarbeiterstellen. Die

pädagogischen Mitarbei-

ter wechselten verständ-

licherweise an Schulen,

um ihren Lehrerstatus

nicht zu verlieren. Ab

1995 betrieben der Leiter

sowie sein unverzicht-

barer, mit ,,goldenen

Händen" ausgestatteter,

Mitarbeiter Steffen Rei-

mann das Observato-

rium und Planetarium

im Zweimannbetrieb. Glücklicherweise wurden

3 Roll-Up der Görlitzer Sternfreunde e.V.

Sie tatkräftig unterstützt

(Foto: Steffen Reimann)

von stundenweise dele-

gierten Lehrern und dem

Förderverein, der sich aus der Kultur- Faszination des Sternhimmels und seine

bundfachgruppe gebildet hatte.

inspirierende Wirkung auf Naturwissen-

schaften, Philosophie und Künste an-

Das Interesse an Schülerarbeitsgemein- schaulich nahegebracht werden konnte.

schaften war erwartungsgemäß nicht Konzerte, Filmvorführungen, auch Tref-

mehr so groß wie zu Zeiten der DDR. fen der Trekkies im Planetarium waren

Dafür aber der Bedarf an Praktika, Pro- und sind sehr beliebt, und selbst der

jektgruppen, Leistungskursen etc. Das Apollo-16-Astronaut Charles Duke war

Planetarium wurde schnell zum Besu- schon zu Gast.

chermagneten, vor allem auch bei un-

seren polnischen Nachbarn, die keine Trotz ständig steigender Besucherzahlen

vergleichbaren Einrichtungen in ihrer kann sich die Sternwarte jedoch nicht

Nähe hatten. Besucher schätzten an der selbst über Eintrittsgelder zu finanzieren.

Institution vor allem, dass hier allen Gerade im Freistaat Sachsen mit seinen

Altersgruppen bei jeder Witterung die vielen Schulsternwarten und Kleinpla-

netarien gibt es viele interessante Beispiele finanzierbarer Betreiberformen. Doch in Görlitz beschränkte sich die Stadtverwaltung ausgerechnet im Jahr 2006 - dem Jahr des 150. Jubiläums der Einrichtung - darauf, die Sternwarte ab 2007 im Rahmen einer Haushaltskonsolidierung zu schließen. Besuchern wurde rigoros der Zutritt verwehrt. Die ,,Görlitzer Sternfreunde e.V." als Förderverein der Sternwarte bemühten sich daraufhin intensiv, die Einrichtung auf Basis eines Mietverhältnisses für die Öffentlichkeit weiter betreiben zu können. Nach langwierigen Verhandlungen wurde erreicht, dass ab 2009 gelegentlich Veranstaltungen durchgeführt werden durften, und schließlich kam 2011 ein Mietvertrag zustande, der die regelmäßige Nutzung der Sternwarte für Verein und Öffentlichkeit ermöglichte.
Bei allem Engagement der Vereinsfreunde ist deren zur Verfügung stehende Freizeit natürlich begrenzt. Besucherströme wie bis zum Jahr 2006 können auf dieser Basis keinesfalls bewältigt werden. Doch über hundert Veranstaltungen pro Jahr sind es schon, die überwiegend nach vorheriger Terminvereinbarung durchgeführt werden. Öffentliche Veranstaltungen ohne Voranmeldung werden jeden ersten Sonnabend im Monat und natürlich während astronomischer Ereignisse angeboten. Dazu kommen noch öffentliche Vorträge namhafter Referenten, die wir in der Stadt gemeinsam mit dem hiesigen Naturkundemuseum durchführen, weil das Planetarium der Sternwarte nicht 100 bis 200 Zuhörern Platz bieten kann. Diese Vortragsveranstaltungen werden in Kooperation mit den Sternwarten Sohland/Spree und Bautzen organisiert.
Höhen und Tiefen kennzeichnen die Geschichte der Görlitzer Sternwarte. Aufwärts ging es für sie immer dann, wenn bürgerschaftliches Engagement und eine bürgerfreundliche Stadtverwaltung zusammen fanden. Zurzeit ,,stehen die Sterne wieder günstig", und so plant der Verein, in den kommenden Jahren gemeinsam mit der Stadt Modernisierungen am Sternwartengebäude unter Nutzung vorhandener Förderprogramme anzugehen. Das Vereinsleben beschränkt sich aber nicht nur auf die Sternwartenarbeit, denn der ,,Görlitzer Sternfreunde e.V." ist eine Gemeinschaft begeisterter Amateurastronomen mit vielfältigen individuellen Interessensfeldern.
Sollten Leser dieser Zeilen die Oberlausitz besuchen, ist ein Besuch von Görlitz ein unbedingtes Muss. Gern machen wir Sie mit den astronomischen Sehenswürdigkeiten unserer Stadt vertraut.
Kontakt: Scultetus-Sternwarte Görlitz An der Sternwarte 1 | 02827 Görlitz sternwarte.goerlitz@t-online.de www.goerlitzer-sternfreunde.de
Görlitzer Sternfreunde e.V. Förderverein der Scultetus-Sternwarte Görlitz c/o Lutz Pannier Friedrich-Naumann-Straße 26 | 02827 Görlitz

Anzeige

Astro-Messe AME2016

· 11. Internationale Astronomie-Messe AME

am 10. September 2016 in 78054 VS-Schwenningen.

AME2016

10. September 2016
· VdS-Kaffee auf der AME
der Treffpunkt für VdS-Mitglieder. Zum Kennenlernen und für den persönlichen Erfahrungsaustausch. Ganztägig während der AME, direkt neben dem Haupteingang.
· Attraktives Rahmenprogramm Freuen Sie sich wieder auf attraktive Vorträge mit Jens Hackmann, Dr. Matthias Engel und Dr. Martin Gutekunst.
· Ganztägig während der Messe - Das Einstein-Wellen-Mobil - Sonnenbeobachtung live - Veranstaltungen und Aktionen der teilnehmenden Aussteller - Präsentationen zahlreicher Institute, Sternwarten und Vereine - VdS-Cafe - Ausstellung Namibia Land und Sterne (Jens Hackmann und Timm Kasper)
· Webcam-Workshop am Donnerstag und Freitag vor der Messe (8. und 9. September 2016). Mit Silvia Kowollik an der Sternwarte Zollern-Alb. Anmeldung ab sofort möglich. Details auf der Website www.astro-messe.de
· Sonnenfinsternis-Treffen am Freitag, 9. September 2016 in Deißlingen im Hotel Hirt ab 19:00 Uhr.
· Ansprechpartner Walburga und Siegfried Bergthal Tel.: 0741 270 62 10 E-Mail: info@astro-messe.de
VdS-Journal Nr. 58
www.astro-messe.de

40

Mitgliedssternwarten

Die Sternwarte Radebeul
von Ulf Peschel

Bereits im Jahr 1955 nahm die Geschichte der Radebeuler Volkssternwarte ihren Anfang. Die ersten Beobachtungen des gestirnten Himmels fanden auf dem städtischen Bahnhofsvorplatz statt und stießen bei der Bevölkerung auf ein großes Interesse. Daher stand schnell der Entschluss fest: ,,Radebeul braucht eine Volkssternwarte." Dass sie letztendlich Wirklichkeit wurde, ist dem unermüdlichen Einsatz und Streben des Begründers und langjährigen Leiters der Einrichtung, Rüdiger Kollar zu verdanken.
Kurz nach den ersten Beobachtungen begann die Standortsuche. Die Wahl fiel auf den ,,Balkon Radebeuls", ein Gelände oberhalb der Weinberge am Jakobstein. Mit dem Bau einer auf Schienen fahrbaren Holzhütte entstand 1959 das erste Gebäude der Einrichtung. Das erste Fernrohr war ein Newton-Spiegelteleskop

180/1400 Millimeter von Erich Bartl aus Apolda mit einem Parabolspiegelastrografen 250/960 Millimeter.
Mit der Einführung der Astronomie als Unterrichtsfach am 1. September 1959 wurde schnell klar, dass man auch einen Unterrichtsraum benötigte. Schon 1961 konnte er eingeweiht werden. Doch auch dieser Raum erwies sich schnell als zu klein, vor allem aufgrund der ständig steigenden Besucherzahlen. Bis 1969 entstand mit einem grundlegenden Neubau die Sternwarte in der heutigen Form. Besonders mit dem neuen Planetarium erfuhr die Einrichtung eine erhebliche Attraktivitätssteigerung. Als Haupt-Beobachtungsinstrument wurde ein Couderefraktor der Firma Carl Zeiss aufgestellt. Im Jahr 1984 erfuhr das Planetarium dann mit einem neuen Projektor eine Modernisierung.

Mit der politischen Wende 1989 begannen schwierige Zeiten für die Radebeuler Sternwarte. Die Besucherzahlen gingen zurück, die vormals angestellten Mitarbeiter wurden, bis auf einen, nicht weiter beschäftigt und für notwendige Erhaltungsmaßnahmen fehlten die Mittel. In diese Zeit fiel die Gründung des Astroclubs, eines Vereins aus astronomiebegeisterten Jugendlichen, die den Betrieb der Sternwarte fortan mit Leben erfüllten. Seit dieser Zeit hat sich die Einrichtung rasant entwickelt. So konnte das Beobachtungsinstrumentarium kontinuierlich erweitert und verbessert werden. An die bestehenden Gebäude wurde eine weitere Beobachtungsstation angebaut, die heute einen Maksutow-Newton mit 35 Zentimetern Öffnung und einige kleinere Fernrohre beherbergt. 2003 konnte ein Radioteleskop mit drei Metern Durchmesser in Betrieb genommen

1 Die Sternwarte Radebeul aus der Luft aufgenommen
VdS-Journal Nr. 58

Mitgliedssternwarten

41

werden. Derzeit neigt sich die komplette Sanierung eines Spektroheliografen aus dem Jahre 1978 dem Ende entgegen. Seit 2014 steht den Besuchern und Vereinsmitgliedern mit einem 24-Zoll-Newton das größte transportable Fernrohr der Sternwarte zur Verfügung.

Insgesamt elf Asteroiden wurden durch Vereinsmitglieder an der Sternwarte entdeckt. Einer davon erhielt den Namen ,,Rüdiger Kollar", dessen Vermächtnis damit geehrt wurde. Auch das Planetarium erfuhr eine grundlegende Erneuerung. 2011 konnte mit dem ZKP4 der Firma Zeiss einer der modernsten Planetariumsprojektoren eingebaut werden. Komplettiert wird die Anlage durch ein Ganzkuppelprojektionssystem, welches die kuppelfüllende Darstellung von Video- und Bildinhalten erlaubt. So stellt die Sternwarte Radebeul heute eine schöne Kombination dar, in der die Theorie im Planetarium und die Praxis am Fernrohr in einer wunderbaren Umgebung räumlich vereint sind.
Betrieben wird das Haus durch die Stadt Radebeul. Zwei hauptamtliche Mitarbeiter und die enorm rührigen Mitglieder des Vereins betreuen die unzähligen Veranstaltungen an den Fernrohren und im Planetarium. Es werden auch Veranstaltungen für Schulen angeboten, um Schüler in die Grundlagen der Astro-

2 Der 24-Zoll-Dobson der Sternwarte
nomie einzuführen bzw. um astronomische Lerninhalte unterrichtsbegleitend zu vertiefen. Gerade mit dem Wegfall des eigenständigen Fachs Astronomie an den Schulen ist eine allgemeine Bildung auf diesem Gebiet wichtiger denn je. An den Wochenenden steht das öffentliche Angebot der Sternwarte mit Beobachtungsabenden und Planetariumsprogrammen zu unterschiedlichen Themen jedem offen.
Im vergangenen Jahr besuchten etwa 20.000 Menschen aller Altersgruppen die

Einrichtung. Heute gilt das Haus als eine bedeutende Institution der Stadt Radebeul. Seit vielen Jahren steigen die Besucherzahlen kontinuierlich an. So wirkt die Sternwarte bis heute als ein Ort der naturwissenschaftlichen Bildung und der Kultur weit über die Grenzen der Stadt Radebeul hinaus.
Kontakt: www.sternwarte-radebeul.de

Sternwarte Dresden-Gönnsdorf -
ein Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche des Vereins zur Förderung der Jugend e.V.
von Renate Franz

Aktivitäten Aus einer hässlichen Hülle entstand eine ,,wunderschöne Lady" - aus einer leerstehenden Sternwarte entwickelte sich ein einzigartiges Projekt, mit dem wir, die Interessengemeinschaft Sternwarte Dresden-Gönnsdorf (IG), ein anspruchsvolles Ziel verfolgen: Im Rahmen der außerschulischen Bildung wollen wir Kindern und Jugendlichen ein interessantes, niveauvolles Freizeitprojekt anbieten und ihnen in Vorträgen, bei Live-Beobachtungen oder in Gesprächsrunden astronomische Kenntnisse vermitteln. Wir

verstehen uns als eine Kommunikationsstätte für Hobbyastronomen und interessierte Bürger. Sonderveranstaltungen zu verschiedenen Themen runden unsere Aktivitäten ab.
Seit 2013 werden unsere Angebote gut genutzt. Jeden Montag ist die Sternwarte für Neugierige geöffnet (bei Regen geschlossen). Jeden zweiten Montag im Monat bieten wir unabhängig vom Wetter einen Vortrag an. Alle Vorträge erarbeiten unsere IG-Mitglieder selbst. Besuchergruppen haben die Möglichkeit,

sich über unsere Homepage für einen Besuch außerhalb der Öffnungszeit anzumelden. Dieses Angebot wird gern im Rahmen von Familienfeiern, so zwischen Kaffee und Abendbrot, im Rahmen von Kindergeburtstagen oder auch von Wander- und anderen interessierten Gruppen genutzt.
Ein wesentlicher Erfolg unserer bisherigen Arbeit ist die 2013 gegründete Schüler-AG. Zirka 10 Schüler der 5.-12. Klasse kommen jeden Freitagabend in die Sternwarte und erwerben theoretisches
VdS-Journal Nr. 58

42

Mitgliedssternwarten

1 Sternwarte Gönnsdorf vor dem Umbau ...

2 ... Sternwarte Gönnsdorf mit Nebengebäuden nach dem Umbau

und praktisches Wissen rund um die Astronomie. Dabei streifen sie auch andere Disziplinen, wie z. B. Mathematik, Physik, Chemie, Biologie und Umwelt, Geologie oder Raumfahrt. Bereits seit 2014 halten die Schüler kleine Fachvorträge im Rahmen des Tages der Astronomie.
Die Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen hat sich seit 2013 sehr gut entwickelt. So ist unsere Sternwarte oft Ziel von Ausflügen von Kindergartengruppen, Vorschulgruppen oder der krönende Abschluss von GrundschulProjektwochen ,,Sonne, Mond und Sterne". Wir gestalten die Stunde je nach Situation und dem Alter der Besucher angepasst. Grundschüler versetzen mit ihren Fragen und ihrem Wissen über Astronomie teilweise ihre Lehrer und auch uns ins Staunen. Besonders freut uns, dass auch immer öfter Gymnasien unsere Sternwarte besuchen, um Astro- bzw. Leistungskurse je nach Anlass und Thema vor Ort durchzuführen.
Den Ausbau der Spektroskopie haben wir maßgeblich der Kooperation mit dem
VdS-Journal Nr. 58

Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) zu verdanken. Bereits im Jahr 2011 entstand der Kontakt zum Schülerlabor ,,DeltaX" des HZDR. Die Schüler werden im Schülerlabor zuerst mit der Thematik vertraut gemacht und haben dann Gelegenheit, praktische Erfahrungen dazu in der Sternwarte zu sammeln. Das HZDR stellte dafür die notwendigen optischen Geräte zur Verfügung. Am 16-Zoll-Teleskop können die Schüler mit Hilfe des DADOS-Spektrografen und einer Kamera Sternspektren aufnehmen und dann auch auswerten.
Historie Die Geschichte der Sternwarte Gönnsdorf beginnt bereits in den 1970er-Jahren. Für die Realisierung verschiedener astronomischer Beobachtungsprogramme suchte die Technische Universität Dresden (TU) ab Anfang der 1960er-Jahre nach einem geeigneten Standort für eine Außenstelle, weil auf dem Campusgelände der TU Dresden die ungünstigen innerstädtischen Lichtverhältnisse keine sinnvollen wissenschaftlichen Beobachtungen zuließen. Die Wahl fiel schließ-

lich auf Gönnsdorf. Zur damaligen Zeit war es dort stockdunkel. In den Jahren 1966/67 wurde das erste Beobachtungshaus errichtet (mittlerweile abgerissen). Zwischen 1973 und 1975 wurde die Außenstelle durch den Bau unserer heutigen Sternwarte erweitert. Als Beobachtungsinstrument wurde ein 30-ZentimeterAstrograf genutzt, der hauptsächlich der Beobachtung von Asteroiden diente.
Bereits 1998 war klar, dass der Standort der TU-Sternwarte aufgrund der zunehmenden Lichtverschmutzung sowie der veralteten Fotoplattentechnik für wissenschaftliche Zwecke nicht mehr ausreichte. Die TU suchte einen neuen Standort für ihre Außenstelle und fand ihn auf dem Triebenberg, der mit seinen 383 Metern Höhe die höchste Erhebung in Dresden ist. Dafür sollte die Sternwarte der Gemeinde Schönfeld-Weißig als späteres gemeinnütziges Objekt überlassen werden.
Nach drei Jahren intensiver Bemühungen konnte die Sternwarte im Januar 2009 endlich für den Verein zur Förderung der

Das Universum -- verstehen
-- Der umfassende und verständliche Einstieg in die Astronomie
-- Ideal zum Nachschlagen: mit über 200 Tabellen und Illustrationen
-- Für das Selbststudium und als Begleitbuch für Astronomiekurse geeignet

(C) Tjefferson / fotolia

400 Seiten, /D 39,90

BESTELLEN SIE JETZT AUF KOSMOS.DE BESUCHEN SIE UNS UNTER: FACEBOOK.COM/KOSMOS.ASTRONOMIE

VDS_58.indd 1
Jugend e.V. mit Hilfe des Ortschaftsrates vom Land erworben werden.
Interessengemeinschaft Sternwarte Dresden-Gönnsdorf Nach einem Aufruf im Frühjahr 2009 meldeten sich 13 Bürger, vorwiegend Hobbyastronomen, Lehrer, Physiker, aber auch ein Pastor, eine japanische Schriftstellerin und interessierte Bürger. Alle waren motiviert, die Sternwarte mit aufzubauen, erst recht, da das Fach Astronomie aus dem sächsischen Lehrplan gestrichen worden war. Am 29.04.2009 gründeten wir unsere Interessengemeinschaft (IG). Die meisten Mitglieder sind nicht wie im herkömmlichen Sinne nur auf die Sternwarte und Astronomie fixiert, sondern hatten vor der Gründung der IG andere Hobbys, Familie, waren beruflich gebunden und hatten auch andere Verpflichtungen. Dennoch waren alle bereit, an dieser schönen und interessanten Aufgabe mitzuwirken. Als Erstes wurde eine Nutzungskonzeption erarbeitet. An dieser Stelle gebührt unser Dank unserem IG-Mitglied Prof. Christoph Metzner, der aufgrund seiner

Erfahrungen mit dem Betrieb der Volkssternwarte Manfred-von-Ardenne in den 1980er-Jahren wesentlichen Anteil an der Erarbeitung sämtlicher Konzepte hat.
Logischerweise stand die Sanierung der Sternwarte an erster Stelle, denn wir verfügten lediglich über eine Betonhülle. Leider erhielten wir keine staatliche Unterstützung. Es blieb also nur das persönliche Einwerben von Spenden. Anfangs waren potenzielle Spender skeptisch, vor allem die großen Betriebe. Als dann aber das Gerüst stand, war der Bann gebrochen.
Ein Glücksfall für uns war das Jahr 2009, das ,,Internationale Jahr der Astronomie": Bei den ansässigen, kleinen, mittelständischen Gewerbetreibenden öffneten sich für uns damit die Türen der Hilfsbereitschaft. Nicht nur hier, sondern quer durch Deutschland. Die Sternwarte war in einem desolaten Zustand und vollkommen ohne Medienanschlüsse. Auch die Motoren zum Drehen der Kuppel waren entfernt worden.

Anzeige
27.04.16 15:01
Die dringend notwendige Sanierung der Kuppelaußenhaut war für uns eine große Herausforderung. Die Schwierigkeit bestand darin, die restliche Farbe von der Außenhaut zu entfernen, ohne die Oberfläche zu beschädigen. Die Kuppel war seinerzeit mit sogenannter ,,PUR-Farbe" gestrichen worden - keine Chance, diese mit gängigen Mitteln leicht zu entfernen. Zur Kuppel gibt es eine kleine Geschichte: Die UdSSR erteilte Carl Zeiss Jena seinerzeit den Auftrag zur Errichtung einer Sternwarte im Ural. Die Kuppel wurde an der TU Dresden in der Leichtbaufakultät gebaut. Allerdings stornierten die Auftraggeber nach Fertigstellung der Kuppel ihren Auftrag. Das hatte zur Folge, dass die Kuppel nach einer längeren Wartezeit in unserer Sternwarte verbaut wurde. Ein Glücksfall für uns, denn dadurch wurde die Sternwarte so groß, dass heute wenigstens eine ganze Schulklasse darin Platz findet.
Ohne Tobias Felber, Gründungsmitglied und passionierter Hobbyastronom, der fast zwei Jahre seiner Freizeit in den Aufund Ausbau der Sternwarte steckte, wä-
VdS-Journal Nr. 58

44

Mitgliedssternwarten

3 Mitglieder und Helfer vor der Sternwarte Gönnsdorf

ren wir nicht so zügig, wenn überhaupt, vorangekommen. Da er Handwerker ist und selbst eine kleine Gartensternwarte betreibt (IAU-Code G34; www.ofd-wetter. de), konnte er sein Wissen bei der Rekonstruktion der Sternwarte einbringen.
Die Reinigung der mit Graffitischmierereien verunstalteten Wellblech-Außenhülle der Sternwarte durch die Firma ,,Graffitty Ex" war eine sehr große Unterstützung für uns, die wir aus eigener Kraft nicht hätten durchführen können. Um wilden Graffitis künftig vorzubeugen, suchten wir nach einem attraktiven Motiv und kamen auf die Idee, hierfür Motiv und Motto des Internationalen Jahres der Astronomie 2009 zu verwenden: ,,Das Weltall: du lebst darin, entdecke es". Zwei ,,professionelle" Graffiti-Sprayer haben das dann ganz toll umgesetzt.
Die Unterstützung durch die kleinen, mittelständischen Gewerbetreibenden des Schönfelder Hochlandes und aus der Umgebung, die vielen großen und kleinen Spender und unser eigenes finan-
VdS-Journal Nr. 58

zielles und handwerkliches Engagement ermöglichten es, dass die Sternwarte bereits am 28. Oktober 2010 eingeweiht werden konnte. Die Sanierung der Sternwarte, die nur mit finanziellen und Sachspenden realisiert wurde, war nicht nur für uns ein großer Schritt und Erfolg, sondern sie wurde und wird auch immer wieder von der Bevölkerung sehr positiv aufgenommen.
Doch was nutzt die schönste sanierte Sternwarten ohne optische Geräte? Deshalb wurden parallel zur Sanierung alle Hebel in Bewegung gesetzt, um auch hier voranzukommen. Dank vieler großzügiger Spenden von Teleskopherstellern, Banken und Verwaltungsbetrieben sowie vieler anderer Unterstützer, konnten wir bereits 2009 einige geschenkte Teleskope unser Eigen nennen, darunter ein 14-Zoll-Leihteleskop, welches wir bis zum Kauf unseres 16-Zoll-Teleskops behalten durften.
Das Jahr 2011 begann am 04.01.2011 mit einer partiellen Sonnenfinsternis, zu der wir als Premierengäste auch eine erste

Klasse begrüßen konnten. Das ganze Jahr über nutzten Schulen und Kindergärten das Angebot der Sternwarte intensiv und wir merkten recht bald, dass die Voraussetzungen für ein Freizeitprojekt noch nicht optimal waren. Es fehlten Sanitäranlagen und ein beheizbarer Raum. Wir konnten die Behörden von der Notwendigkeit überzeugen und erhielten unseren Funktionsbau mit einer kleinen Küche sowie einem kleinen Teleskopraum und WC. Dank durch zum Teil großzügige Spenden konnten wir am Tag der Astronomie 2013 mit unseren Unterstützern zusammen die Einweihung feiern.
Seit 2011 ist die Teilnahme am Tag der Astronomie ein fester Bestandteil in unserem Programm. Die stündlichen Fachvorträge unserer IG-Mitglieder und seit 2014 auch der Schüler-AG werden von interessierten Bürgern gut besucht. Selbstverständlich gehören auch Himmelsereignisse wie Venustransit, Mondund Sonnenfinsternisse zu unserem Programm. Unsere Teilnahme (seit 2009) am regionalen ,,Hochlandfest", auf welchem sich u. a. die Vereine des Schönfelder

Mitgliedssternwarten

45

Hochlandes präsentieren, ist inzwischen ein Muss für uns. Auch hier können sich die Besucher aus Nah und Fern über unsere Arbeit informieren. Seit 2010 nehmen wir auch am ,,Tag des offenen Labors" des HZDR teil, welche alle zwei Jahre stattfindet.
Gefeiert wird natürlich auch. 2014 konnten wir z. B. das fünfjährige Bestehen unserer IG und 2015 das Doppeljubiläum ,,50 Jahre Kuppel" und ,,40 Jahre Sternwarte" mit Zeitzeugen, Spendern, Unterstützern und befreundeten Sternwarten feiern.
Jedes Jahr wird ein Sommerfest als Dankeschön für die Unterstützung organisiert, oder wir treffen uns zum Neujahrsgrillen. Das sind auch schöne Gelegenheiten, um neue Kontakte zu knüpfen und alte zu pflegen. Den Jahresabschluss bildet unsere Weihnachtsfeier in gemütlicher Runde.
Seit 2009 findet jeden Monat ein IGTreffen mit allen Mitgliedern statt. Auf der Tagesordnung stehen organisatorische und inhaltliche Themen. In unserer ländlichen Gegend müssen wir etwas mehr Aufwand in die Öffentlichkeitsarbeit stecken. Mit unseren Flyern und Publikationen sowie unserem Schaukasten informieren wir über unsere Arbeit und werben für den Besuch unserer Sternwarte, ebenso berichten wir seit unserer Gründung 2009 über unsere monatlichen Aktivitäten in unserem Lokalblatt ,,Hochlandkurier". Alle IG-Mitglieder sind ehrenamtlich tätig. Insofern ist das Projekt Sternwarte eine Herausforderung für alle 15 Mitglieder, denn ein gut funktionierender Sternwartenbetrieb ist vom Engagement eines jeden Mitglieds abhängig. Mitglied kann z. Zt. nur werden, wer sich aktiv einbringen kann. Wir sind weiterhin auf Spenden angewiesen. An unseren Öffnungstagen und zu Veranstaltungen müssen wir daher Eintritt verlangen, um unsere Betriebskosten decken zu können. Wünschenswert wäre eine kontinuierliche Zuwendung, damit Kinder und Jugendliche generell freien Eintritt erhalten könnten.
Seit 2009 begleitet uns Prof. Dr. Kai Zuber, Kernphysiker an der TU Dresden. Wir sind stolz, dass wir ihn 2013 als Ehrenmitglied aufnehmen durften.

Mal über den Tellerrand schauen Da hilft ein guter Kontakt zu Nachbarsternwarten wie denen in Radeberg, Riesa, der Palitzsch-Gesellschaft und der Sternwarte Radebeul, den wir je nach Anlass und zeitlicher Verfügbarkeit gern pflegen.
Und wie sieht die Zukunft aus? Wir stehen vor folgenden Fragen: Wie erreichen wir die Jugend in der heutigen Zeit, die mit Freizeitangeboten nur so überschüttet wird? Wie und womit können wir sie für die Astronomie begeistern? Das Thema Spektroskopie wird weiterhin ausgebaut. Als zusätzliches Projekt bahnt sich die Astrofotografie gerade ihren Weg in unser Programm. Dafür stehen uns das 10-Zoll-Teleskop und eine EQ8-Montierung zur Verfügung. Außerdem soll die Sternwarte Zentrum eines künftigen Planetenwanderweges im Schönfelder Hochland werden.
Sterne und Musik - noch ist es eine (meine) Vision, aber an der Verwirklichung wird gearbeitet. Zur Zeit fehlen noch die notwendigen technischen Voraussetzungen, um auch das Flair unserer Kuppel optimal dafür nutzen zu können, denn sie verfügt über eine sehr schöne Akustik. Erklärungen zum Sternenhimmel im Wechsel mit Musik, sei es, dass sich junge Künstler präsentieren oder Musik einfach abgespielt wird, könnte auch bei uns eine neue Art von Wissensvermittlung werden und auch Besucher begeistern.
Die Gestaltung des Außengeländes ist ein weiteres Thema, denn es fehlen dringend Sitzgelegenheiten für den Aufenthalt im Freien. Ein Teleskopplatz befindet sich im Aufbau.
Resümee So unterschiedlich wir auch sind, jeder brachte und bringt seine Ideen und Fähigkeiten nach besten Möglichkeiten ein, so dass ein einzigartiges Team entstand. Die Erforschung des Universums geht von der Erde aus und das in einem rasanten Tempo. Mit unserem Engagement sehen wir unseren kleinen Beitrag auch darin, die nachkommenden Generationen auf diese Mission vorzubereiten.
Wir laden Sie herzlich zu einem Besuch auf unserer Homepage ein oder Sie schauen bei einem Dresden-Besuch ein-

fach mal persönlich vorbei. Wir würden uns freuen.
Info und Kontakt: Gönnsdorf, 318 m ü. NN, ist einer der 16 kleinen Orte, welche die Ortschaft Schönfeld-Weißig bilden. Diese 16 kleinen, ehemaligen Gemeinden schlossen sich 1993 zusammen und wurden 1999 nach Dresden eingemeindet.
www.sternwarte-goennsdorf.de info@sternwarte-goennsdorf.de
Verein zur Förderung der Jugend e.V.: www.verein-zur-foerderung-der-jugend. de.

Inserentenverzeichnis

8. AME Astro-Messe

39

astronomie.de, Neunkirchen

87

Astro-Shop, Hamburg

U2

Astroshop.de nimax GmbH,

5

Landsberg

Baader Planetarium,

U4

Mammendorf

Bresser GmbH, Rhede

91

eMedia GmbH, München

77

Ferienhausvermietung

11

Liane Zemlin,

www.sternenpark-havelland.de

Gerd Neumann jr., Hamburg

31

Koring, Marokko

35

Kosmos Verlag, Stuttgart

43

Optival Vision Ltd., UK

U3

Optische Geräte Wolfgang Lille, 105 Heinbockel

Spektrum der Wissenschaft Ver- 17 lagsgesellschaft mbH, Heidelberg

Spektrum der Wissenschaft Ver- 139 lagsgesellschaft mbH, Heidelberg

VdS-Journal Nr. 58

46

Mitgliedssternwarten

Volkssternwarte Wetterau e.V. in Bad Nauheim
von Torsten Güths

Glück gehabt! Beim ersten Besuch der Sternwarte in Bad Nauheim öffnete die freundliche Astronomin die Kuppel wieder und verlagerte ihren ,,Feierabend" auf eine spätere Stunde. Der helle Stern im Westen entpuppte sich im großen Fernrohr als Planet Jupiter, dessen Anblick bei 350-facher Vergrößerung den damals dreizehnjährigen Autor so verzauberte, dass er von da an gänzlich der Astronomie verfiel. So geschehen im Februar 1977.

Von einer rund 800 Jahre alten Wehrkirche blieb nur der verwunschen wirkende Kirchturm übrig, der sicherlich eine ereignisreiche Zeit hatte, bis er im 19. Jahrhundert als Aussichtsturm eingerichtet wurde (Abb. 1). Die private Initiative des Astronomen Erwin Krauskopf rief im November 1965 an ebendieser Stelle ein Observatorium auf seiner Aussichtsplattform ins Leben. Seitdem bietet er als Sternwarte den Besuchern eindrucksvolle Bilder vom Weltall. Nach dem Ausscheiden Krauskopfs und der Leitung durch verschiedene Astronomiebegeisterte gründete sich im Jahr 1989 der Verein Volkssternwarte Wetterau e.V., der seitdem der Öffentlichkeit als profunder Ansprechpartner für Astronomie zur Verfügung steht.

Die anfängliche teleskopische Ausrüstung war ein 30-Zentimeter-CassegrainTeleskop auf einer Staus-Montierung. Seit dem umfangreichen Umbau im Jahre 1994 sind ein Celestron C14 und ein 18-Zentimeter-Astrophysics-Starfire auf einer Alt-AD7-Montierung befestigt, wobei besonders die apochromatische Optik des Refraktors hervorragende Bilder vom Mond und den Planeten liefert. Die Deep-Sky-Beobachtung ist leider nur eingeschränkt möglich, obwohl das Observatorium rund 140 Meter oberhalb des Stadtzentrums von Bad Nauheim liegt. Anlässlich der Landesgartenschau wurde im Jahr 2010 auch ein Planetenwanderweg eingeweiht, der den Besuchern die kosmischen Maßstäbe erfahren lässt (Abb. 2).
VdS-Journal Nr. 58

1 Rund 800 Jahre alt und knapp 20 Meter hoch ist der romantische Turm von seltener,
achteckiger Bauweise. Ein Vortragsraum befindet sich unter der Kuppel.

Die Sternwarte hat in den 50 Jahren ihres Bestehens schätzungsweise 100.000 Besucher empfangen, von denen viele auch einen Blick durch die Teleskope auf die Gestirne erhaschen konnten. Unbekannt ist leider die Zahl derer, die vielleicht, wie der Verfasser, dadurch ihren Schlüs-

selmoment erlebten, der sie zum Hobby der Astronomie brachte.
Die Vereinstätigkeit konzentriert sich im Wesentlichen auf den Führungsbetrieb in der Sternwarte. Zusätzlich zur wöchentlichen Standardveranstaltung am Diens-

Mitgliedssternwarten

47

tag um 20 Uhr werden Sonderführungen und auch besondere Veranstaltungen angeboten. Private Himmelsbeobachtungen und Ausflüge runden die Aktivitäten der emsigen Vereinsmitglieder ab.

Kontakt: www.sternwartewetterau.de

2 Das Modell des Sonnensystems
im Maßstab 1:2,8 Milliarden zieht sich durch ganz Bad Nauheim. Am rund 1,5 Kilometer entfernten Pluto vor dem Cafe Johannisberg (im Bild oben) angekommen, überblickt man das gesamte Sonnensystem und kann die Leere im Weltall regelrecht erfühlen.

Die Sternwarte Bad Kreuznach

von Bernd Peerdman
Gegründet wurde die Sternwarte Bad Kreuznach im September 1986. In den folgenden Jahren wurden in Eigenleistung mehrere Sternwartengebäude und ein Vortragsgebäude errichtet.
Der eingetragene Verein hat aktuell 38 Mitglieder. Wir sehen unsere Aufgabe darin, der Bevölkerung das Thema Astronomie näherzubringen, wissenschaftliche Zusammenhänge zu veranschaulichen und mit unserer professionellen Ausrüstung auch praktisch vorzuführen. Unser vielfältiges Angebot umfasst Vorträge für Schulklassen und interessierte Gruppen, VHS-Fachvorträge, allgemeine Beratung rund um die Astronomie, Beobachtungsabende und Sonnenbeobachtung, die Beteiligung am bundesweiten Astronomietag sowie einen Tag der offenen Tür. Bei astronomischen Ereignissen sind wir mit unserer mobilen Ausrüstung in der Stadt Bad Kreuznach unterwegs und können

Ausrüstung der Sternwarte
Montierungen: - ALT 5 ADN mit Original-Steuerung - Vixen Saturn - Gemini G40 mit FS-2-Steuerung - LiteMa GmbH mit FS-2-Steuerung - Meade-Gabelmontierung mit Original-Steuerung

Refraktor: - FH-TMB - Lichtenknecker - Vixen Super Polaris - Flourite-Apo-FL-S - Vixen-NP-L

203/1800 110/1.375 102/1.000 90/810 80/1.200

f/8,9 f/12,5 f/10 f/9 f/15

Spiegel: Meade LX 200 Dobson

200/2.000 f/10 350/1.600 f/4,6

Ha: Lunt LS152T - Ha B3400 152/900 f/5,9

Zubehör: - 2-Zoll-Herschelprisma - Spektrograf Lhires III - verschiedene 2-Zoll- und 1,25-Zoll-Okulare und Filter - 2-Zoll-Filterrad

1 Sternwarte Bad Kreuznach, Schiebedachhütte und
Beobachtungsplattform
VdS-Journal Nr. 58

48

Mitgliedssternwarten

Ein weiteres Hobby von uns sind Modellraketen. Unser Workshop ,,Raketen basteln" ist bei Kindern sehr beliebt. Unter Anleitung werden an einem Nachmittag RaketenPappmodelle zusammengebaut und anschließend unter Aufsicht gestartet.

Die Dimension unseres

2 Refraktor auf der Beobachtungsplattform

Sonnensystems kann auf unserem Planetenweg,

entlang der Nahe im Maß-

stab 1:1.000.000.000, er-

so die Bevölkerung daran teilnehmen

kundet werden.

lassen. Unsere Vorträge und Veranstal-

tungen besuchen pro Jahr etwa 1.500 Kommen Sie vorbei, ein Besuch lohnt

Besucher.

sich.

sonst Anrufbeantworter) www.sternwarte-kreuznach.de info@sternwarte-kreuznach.de
Mitglieder-Tref f: Freitags ab 19 Uhr, Gäste sind herzlich willkommen.
Sonnenbeobachtung: Anfang März bis Ende September: Jeden Sonntag von 10:30 Uhr bis 13:00 Uhr
Anfang Oktober bis Ende Februar: Jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat von 10:30 Uhr bis 13 Uhr
Öffentlicher Vortrag: Jeden letzten Freitag eines Monats ab 20 Uhr

Unsere Jugendgruppe trifft sich seit 2007 zweimal pro Monat. Die Jugendlichen werden spielerisch und mit viel Spaß an unser Hobby Astronomie herangeführt. Viele Projekte haben wir bereits mit den Jugendlichen durchgeführt.

Kontakt: An der Sternwarte 2 (Navi: Rheingrafenstraße 912) 55543 Bad Kreuznach Tel. 0671/8965070 (während der Öffnungszeiten,

Jugendgruppe: Jeden zweiten und vierten Samstag im Monat 16 bis 18 Uhr

Johann-Kern-Sternwarte Wertheim

von Ralf Horn

Wo wir herkommen Die Geschichte der Wertheimer Sternwarte beginnt mit der Vereinsgründung im Jahre 1978, doch die Geschichte des Hauptinstruments, des 24-Zoll-Newtons mit einer Brennweite von drei Metern, beginnt schon viel früher. Sein Bau ist den Bemühungen des später als ,,Bauernastronom" bekannt gewordenen Johann Kern zu verdanken. Dieser war in seinem Heimatort Steinmark im nordbayerischen Spessart sein ganzes Leben lang als innovativer Geist bekannt. Er war sehr stark von der Astronomie geprägt, was er auf einem Vortrag 1957, den er auf Einladung an der Sternwarte Bochum halten durfte (für ihn ein sehr bedeutender Tag), amüsant darlegte:
,,Von allen Menschen, die privaten Leidenschaften nachgehen, sind wir am schlechtesten dran; denn wer sich mit der Astronomie befasst, der muss nachts heraus, wenn andere sich in den Betten räkeln. Und glauben Sie mir, es ist bitterkalt in einer sternklaren Winternacht,

wenn ich auf dem Hügel meiner Sternwarte im Freien stehe und ins All blicke. Aber das, was ich sehe, entschädigt mich für alle Entbehrungen."
Während Kern hier noch von seinem Spiegelteleskop mit 41 Zentimetern Durchmesser spricht, trieb ihn sein Interesse an lichtschwachen Galaxien dazu, den Bau eines noch größeren Teleskops in Angriff zu nehmen.
Die Idee, wie dies gelingen könnte, hatte Kern im Jahre 1963: ,,Da las ich in meinem Buch ,Fernrohre und ihre Meister`, dass die Amerikaner seit 1890 all ihre Fernrohre durch Spenden errichteten. Da kam ich auf den Gedanken, das kannst Du auch einmal probieren", schrieb er in seinem Beobachtungsbuch. Viele seiner ,,Bettelbriefe" stießen dann tatsächlich auf offene Ohren, und so konnte der inzwischen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Johann Kern mit Unterstützung namhafter Industrieunternehmen seinen Traum realisieren: Der

Spiegel wurde von Schott in Mainz hergestellt und von Zeiss Jena geschliffen, weitere Firmen aus dem ganzen Bundesgebiet unterstützten das Projekt durch Material, Dienstleistungen oder Spenden.
Das riesige Teleskop wurde in einem abfahrbaren Schuppen auf einer ,,Englischen Montierung" befestigt und war damals eines der größten Amateurteleskope weltweit. Die beweglichen Teile des Teleskops haben ein Gewicht von immerhin 1,4 Tonnen. Um an das Okular des Newton-Teleskops zu kommen, nutzte Kern ein ,,Öldruck-Gerät", also eine hydraulische Plattform, die von seinem ,,Assistenten" Albert bedient wurde, welchen er regelmäßig zu den Beobachtungen auf der Sternwarte ,,einbestellte".
Aufgrund gesundheitlicher Probleme war Johann Kern ab 1968 nicht mehr in der Lage, an seinem Teleskop zu beobachten. Die letzte Beobachtung fand im November desselben Jahres statt. Im letzten Eintrag seines Beobachtungsbuches vom

VdS-Journal Nr. 58

Mitgliedssternwarten

49

März 1969 betrauert er zudem den plötzlichen Tod seines langjährigen Helfers Ludwig Albert. Die Sternwarte fiel in einen Dornröschenschlaf, bis im Jahre 1976, ein Jahr nach dem Tod von Johann Kern, ein Wertheimer Bürger auf das Teleskop aufmerksam wurde und es erwarb. Um es wieder zum Einsatz zu bringen, wurde am 6. April 1978 der Verein ,,Johann-Kern-Sternwarte Wertheim e.V." gegründet. Dieser schaffte es, mit Spenden und Zuschüssen, das Teleskop wieder herzurichten und eine Sternwarte in Form eines zweigeschossigen Rundbaus mit einer 6-Meter-Aluminiumkuppel zu errichten (Abb. 1 und 2). Als Standort wurde eine Anhöhe südlich von Wertheim, oberhalb des Ortsteiles Reicholzheim, gewählt. Das Teleskop wurde im neuen Zuhause wieder auf seiner ursprünglichen Englischen Montierung installiert und am 9. Mai 1981 war es dann soweit: Das 60-Zentimeter-Teleskop erstrahlte in altem Glanz und wurde im Rahmen einer Einweihungsfeier seiner Bestimmung übergeben.
Seitdem wird die Sternwarte nicht nur für eigene Beobachtungen aus den Reihen der Mitglieder genutzt, sondern steht auch Schulen und Jugendgruppen im Rahmen von Führungen und Workshops zur Verfügung. Interessierte Besucher haben bei zahlreichen öffentlichen Beobachtungen ebenfalls die Gelegenheit, einen Blick durch das Teleskop zu werfen. Natürlich blieb die Zeit nicht stehen. So erforderten stark steigende Besucherzahlen einen weiteren Ausbau der Sternwar-

te. Planeten- und Sonnenbeobachtungen verlangten nach zusätzlichen Teleskopen.
Ganz in der Tradition von Johann Kern wurde in den 1990er-Jahren unter dem damaligen Vorsitzenden Dr. Rolf Weidelt eine Zuschuss- und Spendeninitiative gestartet, um den weiteren Ausbau der Sternwarte zu ermöglichen. Eine meist positive Resonanz seitens öffentlicher Institutionen und Industrie machten es möglich, dass zunächst ein weiteres Teleskop, ein 6-Zoll-Starfire-Refraktor auf einer Alt-5-Montierung angeschafft werden konnte, der allerdings zu jeder Beobachtung auf einer Säule vor der Sternwarte aufgebaut werde musste. Die allererste Beobachtung mit diesem Teleskop blieb in stetiger Erinnerung: Der Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy 9 im Juli 1994 auf Jupiter.
Der Auf-und Abbau des Teleskops inkl. Montierung war aufwändig, die Gefahr für das Gerät selbst und die Wirbelsäulen der Sternfreunde nicht unerheblich. Daher wurde eine Folge-Initiative zum Bau eines zweiten Beobachtungsgebäudes gestartet, um eine Festinstallation des Refraktors und ggf. weiterer Optiken zu ermöglichen.
Mit weiteren Spenden und Fördermitteln sowie erheblichen Eigenleistungen der Mitglieder konnte im Jahr 2004 ein neues Gebäude fertiggestellt und eingeweiht werden. Das rechteckige Gebäude mit abfahrbarem Dach beherbergt heute den Starfire-Refraktor sowie ein

1 Gesamtansicht der Sternwarte
11,,-Schmidt-Cassegrain-Teleskop auf einer computergesteuerten Montierung. In Anerkennung eines langjährigen Mäzens der Sternwarte wurde dieses Gebäude ,,Ernst-Sachs-Bau" genannt.
Letzte Ergänzung des Instrumentariums war ein 4-Zoll-Ha-Teleskop für die Sonnenbeobachtung, welches auch regelmäßig bei öffentlichen Beobachtungen zum Einsatz kommt. Damit verfügt die Sternwarte über eine breite Auswahl hervorragender Geräte, wobei das große 24-Zoll-Teleskop von Johann Kern bis heute unübertroffene visuelle Beobachtungseindrücke gerade bei Deep-SkyObjekten bietet.
Da stehen wir heute Als ,,Schul- und Volkssternwarte" bietet die Sternwarte regelmäßig 1-2 Termine pro Monat für die öffentliche Beobachtung an. Daneben gibt es Führungen für Schulklassen, Vereine und Kindergärten aus der Region. Pro Jahr kommen so mehrere hundert Besucher auf die Sternwarte und viele sind nicht nur vom Sternenhimmel, sondern auch von der interessanten Geschichte des historischen Kern-Teleskops fasziniert. Ebenso gibt es inzwischen eine Zusammenarbeit mit der örtlich ansässigen ,,Hector-Kinderakademie". Pro Schulhalbjahr wird hier ein Astronomiekurs für Grundschüler angeboten, der auch eine Beobachtung auf der Sternwarte beinhaltet.
VdS-Journal Nr. 58

50

Mitgliedssternwarten

Der Verein ist mit knapp 50 Mitgliedern - gut zehn Prozent davon sind aktive Sternfreunde - für alle größeren Neuanschaffungen auf Sponsoren angewiesen. Für die Zukunft bereitet uns jedoch die Altersstruktur der Mitglieder etwas Sorgen. Trotz regelmäßiger öffentlicher Beobachtungen mit inzwischen Hunderten von Besuchern und den speziellen Angeboten für Schüler und Jugendliche gelingt es kaum, neue, vor allem junge Mitglieder anzuwerben.
Seit einigen Jahren werden die Instrumente der Sternwarte auch mit modernen Kameras genutzt. Am 24-Zoll-Teleskop ergeben sich hierdurch einige neue Herausforderungen, die dem Alter und damaligen Konstruktionsprinzip des Teleskops geschuldet sind. So konnte durch verschiedene Messungen festgestellt werden, dass sich der Tubus je nach Position unter seinem Eigengewicht verbiegt. Kommt dies bei der visuellen Beobachtung nur wenig zum Tragen, hat die Durchbiegung insbesondere bei hochauflösenden Aufnahmen einen erheblichen Einfluss auf die erreichbare Schärfe. Verschiedene Maßnahmen konnten dieses Problem zwar etwas abmildern, aber doch nicht ganz eliminieren.
Die abgeschiedene Lage südlich von Wertheim garantiert auch heute noch einen relativ dunklen Himmel (SQMWerte bis 21,2). Ein Nachteil der Abgeschiedenheit ist jedoch, dass die Sternwarte autonom arbeiten muss, die Stromversorgung erfolgt über Solarzel-
VdS-Journal Nr. 58

len und Batterien. Ebenso gibt es keine Vortragsräume, die Sternwarte ist also eine reine Beobachtungsstation. Für die regelmäßig stattfindenden Vereinstreffen (,,Astro-Stammtisch") muss daher bei ungünstiger Witterung - insbesondere in den Wintermonaten - auf die örtliche Gastronomie zurückgegriffen werden. Für gelegentliche Vortragsveranstaltungen steht ein Raum des nahegelegenen Fraunhofer-Instituts für Silikatforschung in Bronnbach zur Verfügung.
Und da könnte die Reise hingehen Eine der größten Herausforderungen wird es sein, Wege zu finden, um neue Mitglieder anzuwerben. Eine Möglichkeit wäre, noch intensiver mit den lokalen Schulen in Form von Astro-Kursen oder Projekten der praktischen Astronomie (v. a. für ältere Schüler) zusammenzuarbeiten. Ob sich dies zeitlich von den (berufstätigen) Aktiven stemmen lässt und wie die Resonanz von Seiten der Schulen und Schüler ist, bleibt abzuwarten.
Ein kontinuierliches Ziel ist die weitere Optimierung des Kern-Teleskops: Viele Dinge können hier noch verbessert werden. Aktuell wurde ein Telescope-DriveMaster (TDM) installiert, der die Nachführgenauigkeit des Fernrohrs erheblich verbessert. Ebenso ist die Eliminierung der Tubus-Durchbiegung nach wie vor ein Thema. Den 24-Zöller mit einem Goto-Antrieb und einer entsprechenden Steuerung auszustatten steht ebenso auf unserer Agenda.

2 Das 24-Zoll-Newton-Teleskop
in der Sternwarte
Einige Ergebnisse Auch wenn oben einige Herausforderungen der Sternwarte und des Vereins geschildert wurden, so bieten die Geräte doch auch schon heute hervorragende Beobachtungsmöglichkeiten. Ergebnisse befinden sich auf der Webseite der Sternwarte www.sternwarte-wertheim.de.
Mit der Sternwarte Wertheim hat der Lebenstraum von Johann Kern seine Fortsetzung gefunden. Das in Steinmark errichtete Fernrohr wurde wieder zum Leben erweckt und die Nutzung im Sinne seines Erbauers fortgesetzt. Liest man in den Beobachtungsnotizen des ,,Bauernastronomen", unter welchen Bedingungen seine Beobachtungen damals stattfanden und vergleicht dies mit dem, was heute aus ,,seinem" 24-Zöller geworden ist, dann hätte selbst ein innovativer Geist wie Johann Kern sich das sicherlich nicht träumen lassen.
Kontakt: www.sternwarte-wertheim.de
Internet- und Literaturhinweis: [1] Steinicke, Wolfgang: ,,Johann Kern
- Pionier der visuellen Deep-SkyBeobachtung" [2] www.klima-luft.de/steinicke/Artikel/ kern.pdf

Mitgliedssternwarten

51

Urknall auf der grünen Wiese - Sternwarte Dieterskirchen
von Johann Köppl und David Janousch

1
Sternwarte Dieterskirchen, Ansicht von der Kreuzung Staatsstraße/Auf fahrt

Der Landkreis Schwandorf an der bayerischen Grenze zu Tschechien ist astronomische Diaspora. Keine Beobachtergruppe, keine Sternwarte. Dann trifft ein Geldgeber auf eine Handvoll Enthusiasten. In Rekordzeit stellen sie in Dieterskirchen eine Volkssternwarte mit einem 70-Zentimeter-Teleskop und einem Planetarium auf die grüne Wiese.
Die hügelige Landschaft rund um die 1000-Seelen-Gemeinde Dieterskirchen in der Oberpfalz bietet sehr gute Voraussetzung für astronomische Erlebnisse. Fernab großer Städte überspannt ein noch erträglich lichtverschmutzter Himmel das Grenzland. Allerdings betrieben hier bis in die jüngste Vergangenheit nur Einzelkämpfer Hobbyastronomie. Die nächsten Sternwarten und Beobachtergruppen gibt es in Weiden, Amberg, Cham und Regensburg - jeweils eine kleine nächtliche Weltreise entfernt. Damit gab es hier bisher auch kein Angebot an astronomischer Wissensvermittlung für breite Bevölkerungsschichten.
Einige Enthusiasten um den ehemaligen zweiten Bürgermeister des Ortes, Johann Köppl, wollten der Bevölkerung zumindest mit bescheidenen Mitteln die Wunder des Himmels erschließen. So luden sie in den Sommerferien 2007 erstmals im Rahmen des Ferienprogramms Kinder und Jugendliche zum Thema ,,Der Sternenhimmel im August" ein - mit großem Erfolg. Was die Veranstalter sehr

überraschte, war die Tatsache, dass fast mehr Erwachsene als Kinder kamen, um unter anderem mit einem 10-ZentimeterNewton-Teleskop ins All zu blicken. Das Angebot wurde ein fester Bestandteil des Ferienprogramms der darauffolgenden Jahre.
Spontaner Sponsor Im Jahr der Astronomie 2009 führte der Weg auch in die Grundschule von Dieterskirchen. Kinder der 3. und 4. Klasse sollten etwas über Himmelsmechanik erfahren. Der unkonventionelle Unterricht sprach sich schnell herum. So wurde auch der Krankenhaus-Chefarzt im Ruhestand Dr. Heio Steffens aus dem nahen Neunburg vorm Wald auf das ehrenamtliche Engagement aufmerksam. Der astronomiebegeisterte Mediziner stellte bei einem Besuch fest, dass in Dieterskirchen erhebliches Interesse an der Astronomie herrschte, es aber hinten und vorne an technischer Ausstattung fehlte. Er verblüffte die Hobbysternfreunde mit einem radikalen Vorschlag: Er würde einen ansehnlichen Betrag zur Verfügung stellen und eine leistungsfähige Sternwarte mitsamt Planetarium auf die grüne Wiese bauen. Den Betrieb sollte ein noch zu gründender Verein übernehmen.
Zunächst steckte noch ein recht kleiner Kreis um Köppl und Dr. Steffens sowie Bürgermeister Johann Graßl den Rahmen für das wie aus dem Nichts aufgetauchte Großprojekt ab. Eine erste Hürde: der

Standort. War eine Berghöhe für astronomische Beobachtungen bestens geeignet, so fehlten dort Wasser, Strom und eine Zufahrt. Lagen die notwendigen Versorgungsleitungen quasi vor der Haustür, hätte man sich die Lichtverschmutzung der Nachbarn gleich mit eingehandelt.
Streuobst statt Streulicht Nach einem Dreivierteljahr fanden die Planer ein geeignetes Grundstück: eine Streuobstwiese an einem Obstlehrpfad - noch nahe genug am Ortsrand gelegen, aber weit genug von störend hellen Lichtquellen entfernt. Ende 2012 gingen nach einem Aufruf in der Lokalpresse die ,,Sternenfreunde Dieterskirchen e.V." mit 35 Gründungsmitgliedern um den Vorsitzenden Köppl an den Start. Dabei trafen Hobbyastronomen aus dem Landkreis Schwandorf und Nachbarkreisen aufeinander, die sich bisher zum Teil noch nie begegnet waren. Kurz darauf kam es zur Gründung der ,,Dr. Heio und Brita Steffens Stiftung", welche die Mittel für das Projekt bereitstellte.
Der extrem kurzfristig geplante Bau der barrierefreien Sternwarte mit Planetarium ließ sich nur hochgradig arbeitsteilig bewerkstelligen. Binnen weniger Monate sollte ein 70-Zentimeter-CassegrainTeleskop einsatzbereit sein - ausgelegt für öffentliche Führungen wie auch für hochaufgelöste Astrofotografie oder als Instrument für wissenschaftliche Arbeiten. Ebenso zwei Planetariumsprojekto-
VdS-Journal Nr. 58

52

Mitgliedssternwarten

2 Von links nach rechts: 8-Zoll-Newton f/5; DK700, Parallelogramm-Montierung mit Feldstecher; 12-Zoll-Dobson f/6; hinter DK700: Celestron C8

ren in einer Sechs-Meter-Kuppel, welche in ganz Ostbayern ein Alleinstellungsmerkmal sind. Die Stiftung engagierte die Architektin Regina von Wenz, die sich das ungewöhnliche, aber auch sehr ehrgeizige Projekt zutraute, und beauftragte Baufirmen mit der Umsetzung. Die Gemeinde Dieterskirchen stellte das Grundstück zur Verfügung und sorgte für dessen Erschließung. Ein Antrag auf Zuwendungen aus dem ,,LEADER"Programm der Europäischen Union wurde in den Sommermonaten 2013 positiv beschieden und bescherte eine willkommene finanzielle Unterstützung in sechsstelliger Höhe.
Eine Sternwarte mit baulich integriertem Planetarium erschien nicht sinnvoll. Die Planungen sahen schließlich eine Lösung mit zwei Gebäuden vor. Eine Schiebedachsternwarte sollte das Teleskop aufnehmen, der andere Bau - das Hauptgebäude - einen Vortragsraum, einen Technikraum, Sanitärräume und eine Sechs-Meter-Planetariumskuppel.
Sternstunden einer Gemeinde Der auch im Oberpfälzer Wald extrem milde Winter 2013/14 ermöglichte einen zügigen Baufortschritt. Bereits im März 2014 feierten Verein und Stifter das Richtfest. Wenige Wochen später hievte ein Autokran die Einzelteile des ASA-Te-
VdS-Journal Nr. 58

leskops auf das vorbereitete Betonfundament. Die Vereinsmitglieder brachten neben der planerischen Unterstützung auch ihre ,,Muskelhypothek" mit ein: sämtliche Malerarbeiten, Bepflanzungen der Außenanlage sowie Teile der Schreiner- und Elektroarbeiten wurden in Eigenregie geleistet. Die Einzigartigkeit des Projekts in einer 1000-Seele-Gemeinde auf dem flachen Land rief viele Helfer auf den Plan: Neben anderen sprangen die Freiwillige Feuerwehr, der Musikverein oder der Gartenbau- und Ortsverschönerungsverein den neu gegründeten ,,Sternenfreunden" bei und ermöglichten es, dass etwa die Einweihungsfeier am 26. Juli 2014 pünktlich über die Bühne gehen konnte.
Von der Vereinsgründung bis zur Eröffnung der Sternwarte Dieterskirchen im September 2014 waren deutlich weniger als zwei Jahre vergangen. In dieser kurzen Zeit schlossen die fruchtbare Zusammenarbeit eines Mäzens mit idealistischen Amateurastronomen sowie einer aufgeschlossenen Bürgerschaft und Gemeindespitze nicht nur eine Lücke im Sternwartennetz Ostbayerns. Die Dieterskirchener Sternenfreunde verfügen nunmehr über eine der leistungsfähigsten Volkssternwarten im Umkreis. Was nach einem Sechser im Lotto klingt, ist für den jungen Verein aber auch eine Herausfor-

derung. Die großzügige Stiftung ist ein Auftrag für die Zukunft.
Kometenhafter Aufstieg Den Gründervätern ist jedoch nicht bange, denn das Projekt Sternwarte zieht Menschen magisch an: Zählten die Sternenfreunde zur Eröffnung bereits mehr als 100 Mitglieder, wuchs der Verein bis Anfang 2016 auf etwa 160 Mitglieder an. Ein harter Kern des Vereins hat es zusammen mit dem Vorstand geschafft, seit der Eröffnung über 5000 Besucher zu begrüßen. Davon waren etwa ein Drittel Kinder und Jugendliche.
Der Verein überträgt seinen Mitgliedern nicht nur Aufgaben, sondern bietet ihnen auch ein abwechslungsreiches Programm. So führte der erste Vereinsausflug ins Großplanetarium nach Nürnberg. Dort konnten die Dieterskirchener neben der regulären Vorführung auch eine Sondervorführung besuchen - sozusagen unter Planetariumskollegen.
Monatlich findet im Vereinslokal ein ,,Vollmondstammtisch" statt. Dieser bietet den Mitgliedern nicht nur Geselligkeit unter Sternenfreunden. Es wird auch über aktuelle Entwicklungen im Verein und an der Sternwarte berichtet oder es werden Vorträge organisiert. Dabei stehen astronomische Themen ebenso im

Mitgliedssternwarten

53

Mittelpunkt wie Erlebnisberichte, etwa wenn Vereinsmitglieder eine benachbarte Sternwarte besucht haben.
Astronomie für Alle Dem Verein und auch dem Stifter liegt sehr viel daran, besonders auch Kinder und Jugendliche an der Astronomie teilhaben zu lassen. So versuchen es die ehrenamtlichen Mitglieder, wann immer es möglich ist, Schülergruppen zu unterrichtsüblichen Zeiten einzuladen. Der Verein bietet den Schülern eine Vorführung im Planetarium und will ihnen - gemeinsam mit den Lehrern - die Faszination Universum vermitteln.
Viele der Besucher der Volkssternwarte mit Planetarium in Dieterskirchen kommen in geschlossenen Gruppen. Ein Vorteil der kleineren Planetarien liegt darin, dass es ihnen leicht möglich ist, individuelle Gruppenführungen zu veranstalten. Vom besonderen Geburtstagsgeschenk bis hin zum Ausflug von Lehrern des Fachbereichs Physik, die den Ausflug gleich zur eigenen Fortbildung unterm Sternenhimmel nutzen. Wie viele andere

Volkssternwarte mit Planetarium Dieterskirchen
Sternwartengebäude: Schiebedachsternwarte mit nach Norden abfahrbarem Dach, Südwand als Schiebetor ausgeführt, barrierefrei, 5 x 5 m Teleskop: 700 mm f/9 Cassegrain, Hersteller Fa. ASA, A-Neumart i.M., maximales visuelles Blickfeld 0,6 Grad - entspricht 100-fach Montierung: DDM 160 auf Knicksäule, Hersteller Fa. ASA
Hauptgebäude: Das Hauptgebäude besteht aus dem Planetarium, Technik- und Vortragsraum sowie einem Sanitärbereich. Der 30 Quadratmeter große Vortragsraum kann eine Besuchergruppe mit bis zu 30 Personen aufnehmen. Der Technikraum dient als Steuerraum für das Teleskop, Lagerraum, Rückzugsraum für den Verein. Auch Teile der Haustechnik sind dort untergebracht. Das Planetarium hat einen Durchmesser von 6 Metern und ist mit 19 neig- und drehbaren Sitzplätzen ausgestattet. Die Bestuhlung ist konzentrisch angeordnet. Optomechanischer Projektor: Hersteller Fa. Astrogeräte Berger, Solingen Digitaler Projektor (Fulldome): Hersteller Fa. SkySkan, Seeshaupt

Volkssternwarten auch, hat die Volkssternwarte mit Planetarium in Dieterskirchen für die spontanen Besucher an Freitagabenden geöffnet. Daneben öffnet

die Sternwarte auch zu besonderen astronomischen Ereignissen, wie etwa der abendlichen Jupiter-Venus-Konjunktion im vergangenen Jahr.

3 Gruppenfoto vor DK700, links: David Janousch (stellv. Vorsitzender), 2. v. l.: Johann Köppl (Vorsitzender)

VdS-Journal Nr. 58

54

Mitgliedssternwarten

Ambitionierte Astrofotografie Das 70-Zentimeter-Teleskop ist mit einer Brennweite von über sechs Metern besonders gut geeignet, um kleine Objekte zu fotografieren. So ist es nicht verwunderlich, dass das erste Objekt, welches mit dem ,,DK700" (so wurde das Teleskop getauft) aufgenommen wurde, der Ringnebel in der Leier war. Die Freude war besonders groß, dass gleich beim fotografischen Firstlight ein 1,6 Bogensekunden auseinanderstehender Doppelstern sauber getrennt werden konnte. Die Seeingbedingungen waren an diesem Abend recht gut.
Die Ausstattung der Sternwarte wird zukünftig noch um eine Astro-CCD-Kamera erweitert. Es wird sich dabei um eine Kamera mit einem Sensor handeln, der größer als das Kleinbildformat ist. Neben der Ausrüstung für die klassische Langzeitbelichtung steht dem Verein auch eine leistungsfähige Planetenkamera zur Verfügung. Mit der ASI174 mono können trotz der hohen Brennweite, relativ große Gesichtsfelder aufgenommen werden. Eine weitere besondere Kamera kommt ursprünglich aus dem ConsumerBereich. Die extrem empfindliche Sony A7s - allerdings in einer astrooptimierten Ausführung - erlaubt es Besuchern, am Teleskop quasi ,,am Bildschirm in Farbe durchs Teleskop zu schauen". Oder es wird das Livebild vom Teleskop direkt in den Vortragsraum übertragen. Ein Highlight in den knapp 1,5 Jahren

Sternwartenbetrieb war auch die LiveÜbertragung der partiellen Sonnenfinsternis vom 20. März 2015 ins Internet. Dies gelang in Zusammenarbeit mit dem Medienhaus ,,Der neue Tag" in Weiden.
Spezialfeld: Spektroskopie Ein weiteres Aufnahmegerät ist der Echelle-Spektrograf. Der BACHES-Spektrograf ist ein mächtiges Werkzeug, nicht nur um schöne Bilder zu machen, sondern daraus auch wissenschaftlich verwertbare Daten zu gewinnen. Dass in Dieterskirchen ambitionierte Spektroskopie betrieben wird, geht auf die besondere Initiative von Dr. Steffens zurück. Der Stifter hatte vorgegeben, die Technik der Sternwarte solle auch Schulen und Hochschulen bzw. Instituten zur Verfügung stehen. So reisten zwei Mitglieder der Sternenfreunde Dieterskirchen e. V. mehr oder minder unerfahren im Bereich der praktischen Spektroskopie zum Spektroskopie-Seminar ,,Aspekt 2015" der VdS-Fachgruppe in Freiburg. Die Teilnahme dort hat große Begeisterung geweckt, und inzwischen wird das ,,DK700" mehr für Spektroskopie verwendet als für klassische Astrofotografie. Wie sich das ,,Aufnahmezeit-Verhältnis" verändert, wenn die neue Kamera zum Einsatz kommt, wird die Zukunft zeigen.
Beobachtung de luxe Jeder, der visuell den Nachthimmel erkundet, kennt das Gefühl, motiviert das Teleskop aufzubauen. Im Idealfall ein

20-Zoll-Dobson. Und die Begeisterung, das eine oder andere Objekt an der Wahrnehmungsgrenze erspäht zu haben oder den Orionnebel mit seinen Ausläufern zu erkunden. Aber spätestens dann, wenn die ganze Technik vom Tau beschlagen ist, Müdigkeit aufkommt und einen friert, muss man das schwere Gerät abbauen und im Auto verstauen. Viel angenehmer ist es hingegen, unter bereits gutem grenznahen Himmel in Ostbayern mit einem stationären 70-Zentimeter-GotoTeleskop die Objekte der Wahl anzufahren. Und zwar ohne sich über Abbau und sonstiges Drumherum Gedanken machen zu müssen. Den kompletten Vollmond mit 100-fach zu betrachten, oder Jupiter mit Dämpfungsfilter bei 300-facher Vergrößerung, lockt sogar die ,,Astrofotografen-Fraktion" wieder hinter dem Bildschirm hervor.
Alles in allem sind wir - die Sternenfreunde Dieterskirchen e. V. - unserem Stifter Herrn Dr. Steffens überaus dankbar, dass er zusammen mit der ,,LEADER"-Förderung und der Gemeinde Dieterskirchen das Megaprojekt ,,Sternwarte und Planetarium auf der grünen Wiese" möglich gemacht hat.
Kontakt: www.sternwarte-dieterskirchen.de

Fritz-Weithas-Sternwarte Neumarkt
von Andreas Leonhardt und Benedikt Schnuchel

Die Fritz-Weithas-Sternwarte in Neumarkt in der Oberpfalz befindet sich im westlichen Teil des Oberpfälzer Juras auf dem Höhenberg mit 575 Metern über Normalnull. Das Observatorium wird vom gemeinnützigen Verein ,,Bayerische Volkssternwarte Neumarkt i.d.OPf. e.V." betrieben, welcher im Jahr 1969 von Fritz Weithas gegründet wurde. Die Sternwarte liegt auf der Achse NürnbergRegensburg und ist von der BAB 3 sehr gut erreichbar. Die Stadt Neumarkt liegt nordwestlich des Vereinsgeländes eingebettet in einem Tal, so dass wir von der Lichtverschmutzung nur zum Teil eingeschränkt sind. Zum Glück haben wir

von Osten über Süden bis Westen keine großen Ortschaften in der Nachbarschaft, so dass unser Standort über gute Bedingungen für die astronomische Beobachtung verfügt.
Die Sternwarte Neumarkt besitzt einen Vortragsraum mit einer maximal möglichen Bestuhlung von 90 Plätzen, der mit einer ausgereiften Dolby-Surroundanlage und einem modernen Beamer ausgestattet ist, womit sich Inhalte im HD-Format wiedergeben lassen. Daneben existiert noch eine hervorragende DiaProjektionsanlage, mit der auch Bilder aus der vordigitalen Zeit noch gezeigt

werden können. Jeden Freitag werden Beobachtungsabende für die interessierte Öffentlichkeit angeboten. Zusätzlich dürfen sich die Besucher oft über den Vortrag eines internen oder externen Referenten freuen. Die Themen reichen von Kindervorträgen (einmal pro Monat) bis hin zu wissenschaftlich hochwertigen Präsentationen, mit denen wir auch Fachbesucher anziehen.
Nach den Vorträgen strömen die Besucher auf die Plattform oder in die Kuppel zur Himmelsbeobachtung. Die Plattform bietet auf 8 x 12 Metern mit drei festmontieren Teleskopstativen beste Bedin-

VdS-Journal Nr. 58

Mitgliedssternwarten

55

1 Die Sternwarte Neumarkt e. V. aus der Vogelperspektive

gungen für ausgiebige Beobachtungen. Seitens des Vereins stehen ein 8-ZollDobson, ein 10-Zoll-Dobson und ein 16-Zoll-Dobson sowie ein 8-Zoll- und ein 12-Zoll-Schmidt-Cassegrain für die Beobachtung zur Verfügung. Vereinsmitglieder nutzen daneben auch ihre eigenen Stative und Optiken für die gemeinsame Beobachtung bzw., um dem Besucheransturm gerecht zu werden.

Jeder Besucher will selbstverständlich auch durch das Kuppelteleskop schauen, bei dem wir mit einem hochmodernen, computergesteuerten 16-Zoll-SchmidtCassegrain-Spiegelteleskop der amerikanischen Firma Meade aufwarten können. Quasi huckepack steht ein 4-Zoll-Refraktor zur Verfügung, für den wir einen hochwertigen Ha-Filter zur Sonnenbeobachtung besitzen.

Die Sternwarte hat insgesamt knapp 200 Vereinsmitglieder, von denen ca. 40 aktiv beobachten.
Kontakt: www.sternwarte-neumarkt.de Facebook: www.facebook.com/ Sternwarte.Neumarkt

2 Blick in die Kuppel mit dem 16-Zoll-Schmidt-Cassegrain-Spiegelteleskop; beide Fotos: Benedikt Schnuchel

VdS-Journal Nr. 58

56

Mitgliedssternwarten

1 Sternwarte Regensburg

Verein der Freunde der Sternwarte Regensburg e.V.
von Jürgen Kemmerer

Geschichte der Astronomie in Regensburg Regensburg hat neben seiner Jahrtausende währenden Geschichte auch einige astronomische Besonderheiten zu bieten. Im Benediktinerkloster St. Emmeram beschäftigte sich der Gelehrte Abt Wilhelm von Hirsau bereits Mitte des 11. Jahrhunderts mit Astronomie. Sein berühmtes Meridianinstrument, das ,,Regensburger Astrolabium", ist noch heute im Stadtmuseum zu besichtigen. Johannes Kepler (1571 - 1630) verweilte mehrere Male in Regensburg, wo er schließlich auch verstarb. Im Jahre 1613 erkannte er im Regensburger Dom zum ersten Mal Flecken auf der Sonne, als diese durch brüchig gewordene Fenster schien und sich Sonnenscheibchen mit sichtbaren Flecken am Fußboden des Domes zeigten.
Im Jahre 1774 ließ Fürst-Abt Frobenius Forster von St. Emmeram eine Sternwar-
VdS-Journal Nr. 58

te errichten, in welcher Pater Placidus Heinrich wirkte. Gewissenhaft beobachtete dieser die mittägliche Sonnenhöhe, Sonnen- und Mondfinsternisse, Sternbedeckungen durch den Mond sowie am 7.5.1799 einen Vorübergang des Planeten Merkur vor der Sonnenscheibe. Als 1812 das Reichskloster aufgelöst wurde, ließ Fürst Karl Alexander von Thurn und Taxis für Pater Heinrich im fürstlichen Hofgarten eine Sternwarte einrichten, die unter dem Namen ,,Placidusturm" bekannt geworden ist. Dieses FrobeniusForster-Observatorium stand auch für den Unterricht am königlichen Lyzeum, der späteren philosophisch theologischen Hochschule, zur Verfügung.
Die älteste Volkssternwarte Süddeutschlands Der Placidusturm fiel im Jahre 1902 der Erweiterung des heutigen Peterswegs zum Opfer. Als neuen Standort

entschied man sich für das Dachplateau des königlichen Lyzeums, dem jetzigen Gebäude am Ägidienplatz mit der Hausnummer 2. Die Sternwarte wurde 1905 nach dreijähriger Bauzeit vollendet. Die 3,5 Meter durchmessende Kuppel wurde 1902 von der Dresdner Firma Hayde errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Stand die Sternwarte zunächst nur Studierenden am Lyzeum zur Verfügung, so machte sie Professor Dr. Karl Stöckl (1873-1959) im Jahre 1920 der Öffentlichkeit zugänglich - die älteste Volkssternwarte Süddeutschlands war geboren. Nach Stöckls Tod wurde sie von Professor Doktor Bernhard Heß bis zur Auflösung der Hochschule im Jahre 1968 weitergeführt und anschließend von Alois Menath übernommen. Im Jahre 1976 wurde der Verein der Freunde der Sternwarte Regensburg e.V. gegründet, dem heute die Leitung der Sternwarte obliegt.

Mitgliedssternwarten

57

Technische Ausstattung Die Mitglieder des Vereins engagieren sich ehrenamtlich, sorgen für die Erhaltung der Gerätschaften und organisieren Führungen und Vorträge. Die Volkssternwarte übernimmt die Schnittstelle zwischen astronomischer Forschung und Vermittlung wissenschaftlicher Fakten, wozu auch eine entsprechende Ausrüstung vorhanden ist.
Heute sind folgende Teleskope auf der Plattform der Sternwarte fest montiert: In der Kuppel befindet sich ein Linsenteleskop (Refraktor) mit einem Durchmesser von 150 Millimetern und einer Brennweite von 2250 Millimetern. Ebenso befindet sich auf der Montierung in der Kuppel ein Cassegrain-Teleskop mit einem Durchmesser von 317 Millimetern und einer Brennweite von 4780 Millimetern.
Weiterhin steht ein Spiegelteleskop nach dem Schmidt-Cassegrain-Prinzip mit einem Durchmesser von 305 Millimetern und einer Brennweite von 3048 Millimetern zur Verfügung. Desgleichen können die Besucher ein Spiegelteleskop nach dem Schmidt-Cassegrain-Prinzip mit einem Durchmesser von 280 Millimetern und einer Brennweite von 2800 Millimetern benutzen.
Bei Bedarf werden auch tragbare Geräte eingesetzt, wie beispielsweise ein Selbstbau-Newton mit 10 Zoll, f/5, und ein Skywatcher Heritage mit 5 Zoll, f/5.
Den Mitgliedern steht außerdem eine Außensternwarte mit einem 16-Zoll-, einem 22-Zoll- und einem 25-Zoll-NewtonTeleskop zur Verfügung. Es können auch eigene Fernrohre mitgebracht und auf den sich dort befindlichen Montierungen betrieben werden.
Führungsbetrieb Im mit Leinwand und Beamer ausgestatteten Vortragsraum der Sternwarte finden circa 70 Personen Platz. Die denkmalgeschützte Kuppel und historische Ausstellungsstücke verbinden sich mit modernster Ausstattung zu einem besonderen Ambiente. Im Hörsaal erleben die Besucher die Faszination des Weltalls mit Hilfe einer modernen Multimedia-Anlage. Selbstgestaltete Ausstellungsräume erläutern Aufbau und Erforschung des

2 25-Zoll-Newton-Teleskop auf ASA DDM 160 in der Außensternwarte

Kosmos. In einem Raum - dem so genannten Planetarium - sind die Planeten als Modelle, einige als Globen und wiederum alle auf vielen Bildern zu finden. Letztere stammen zum Teil von den Astrofotografen unter den Mitgliedern.
Auf der Beobachtungsplattform können Besucher unter sachkundiger Anleitung selbst Himmelsbeobachtungen an den Fernrohren durchführen und dabei das erworbene theoretische Wissen anwenden und vertiefen.
Auf Anfrage werden auch Sonderführungen während der Woche für Schulen, Vereine, Firmen, Jugendliche und alle Wissbegierigen organisiert. Außerdem öffnet die Sternwarte bei besonderen astronomischen Ereignissen wie einer Mondfinsternis oder einer Marsopposition ihre Pforten für die Öffentlichkeit. Ferner werden über die Volkshochschule Regensburg Astronomiekurse angeboten, die vom Grundkurs ohne besondere Vorkenntnisse bis zur Einführung in die Kosmologie reichen. Auch werden immer wieder von Schulen, Kindergärten oder Jugendämtern Außenführungen direkt vor Ort gewünscht. Hier bringen die Sternwartenmitglieder ihr eigenes Equipment mit und führen die Besucher einen Abend lang in die Geheimnisse des Firmaments ein.
Im Jahr 2015 konnten bei insgesamt 160 internen und externen Veranstaltungen über 5.000 Besucher begrüßt werden.

Bildungsangebot Die öffentlichen Sternführungen finden jeden Freitagabend bei klarem Himmel statt. Eine Kooperation mit dem Regensburger Gästeführer e.V. ermöglicht es Interessierten, eine gemeinsame Führung durch das Kepler-Gedächtnishaus und die Volkssternwarte zu buchen.
Das interne Bildungsangebot für die Vereinsmitglieder umfasst unter anderem eine gut ausgestattete Bibliothek mit weit über 500 Büchern. Sie hält dabei eine große Bandbreite an Büchern - von Klassikern über aktuelle Fachliteratur bis zu populärwissenschaftlichen Büchern (z.B. Lesch, Hawking) bereit. Bemerkenswert sind die derzeitigen Spitzenreiter, unter anderem ,,Telescope Optics", ,,Universum für alle", ,,Star Testing Astronomical Telescopes" und ,,Das Schicksal des Universums". Trotz E-Books und Internet können die beiden betriebsamen Bibliothekare steigende Ausleihzahlen verzeichnen.
Aktuelles Der Verein hat momentan über 230 Mitglieder. Davon beteiligen sich zwischen 35 und 40 Aktive am Führungsbetrieb und an den Vorträgen. Einmal im Monat wird ein so genannter Monatsvortrag zu einem speziellen Thema angeboten, das auch besonders in der Presse angekündigt wird. In Jahr 2016 stehen beispielsweise auf dem Programm: - Astrofotografie - Ein Hobby für Ein-
steiger und Profis
VdS-Journal Nr. 58

58

Mitgliedssternwarten

- Mars - Neues vom Roten Planeten - Venus - Die Schwester der Erde? - Supernovae - Kosmische Killer er-
schaffen Gold und Leben - Die Mythologie hinter den Stern-
bildern
Der alljährlich stattfindende Vereinsausflug hat ebenfalls immer einen astronomischen Bezug. So wurde bereits eine Fahrt in das Nördlinger Ries organisiert, zu der Satellitenstation in Wettzell mit in der Nähe gelegenem Planetenweg oder auch in das Stift Kremsmünster in Österreich mit seiner Sternwarte (Mathematischer Turm) und dem Wissen-

schaftsmuseum. Die hier untergebrachten Sammlungen reichen von Physik und Astronomie über Geologie und Biologie bis hin zur Völkerkunde.
Nicht vergessen werden darf die Gruppe der Astrofotografen. Neben einer beachtlichen Foto-Ausbeute (Planeten, Galaxien, Nebel etc.) einzelner Mitglieder, gibt es auch eine bemerkenswerte Zusammenarbeit, die so genannte ,,Regensburger Deep Imaging Sky Cooperation" (R-DISC). Hier sind bereits einige Gemeinschaftsarbeiten entstanden, zu denen jeder seinen ,,Farbkanal" beigetragen hat.

Tag der Astronomie Am 19.03.2016 fand anlässlich des Tages der Astronomie ein Tag der offenen Tür auf der Volkssternwarte mit Vorträgen, Filmen, Multimedia-Vorführungen, einem Kinderprogramm, Sonnenbeobachtung und Sternführung statt. Für die Kinder wurde eine Reise zu den Planeten organisiert mit einem Besuch von Johannes Kepler, der just zu diesem Zeitpunkt in Regensburg weilt. Die erwachsenen Besucher konnten im Laufe des Tages zwischen verschiedenen Vorträgen wählen. Kontakt: www.sternwarte-regensburg.de astronomie@sternwarte-regensburg.de

Sternwarte Ingolstadt -
eine Bildungseinrichtung mit Erinnerung an eine Zeit großer deutscher Astrowerkstätten
von Franz Zitzelsberger

1 Sternwarte Ingolstadt

Das Projekt ,,Ingolstädter Sternwarte" unter der Trägerschaft des Astronomischen Arbeitskreises in Ingolstadt konnte 1977 mit Unterstützung des Ministeriums für Unterricht und Kultus sowie durch die Förderung der Stadt Ingolstadt und vieler Sponsoren verwirklicht werden. In all diesen Jahren wurde die Sternwarte zur festen kulturellen Einrichtung. Sie wurde Zug um Zug ausgebaut und für
VdS-Journal Nr. 58

ihre Besucher immer attraktiver. Heute ist der Besuch ihrer Kuppel fast schon ein Geheimtipp für besondere Gruppenveranstaltungen, Bildungseinrichtungen und Hobbyastronomen. Neben regelmäßig stattfindenden öffentlichen Führungen stehen auch zielgruppenorientierte Sonderveranstaltungen auf dem Nutzungsplan. Für viele Gruppen gehört der Besuch zum regelmäßigen Jahrespro-

gramm. Dabei begeistern sich die Gäste vielfach nicht allein am faszinierenden Sternenhimmel, sondern zu Recht auch an der beeindruckenden instrumentellen Ausstattung der Sternwarte. Zwei mächtig erscheinende Refraktoren, in fachmännisch gekonnter Konstruktion gebündelt und über einer starken Montierung angebracht, dominieren das Zentrum der Kuppel.

Mitgliedssternwarten

59

,,Penthouse" mit Sonderfenster zum Sternenhimmel Die Kuppel der Sternwarte ist auf das Flachdach eines dreistöckigen Schulgebäudes der Stadt aufgesetzt. Hier bietet der Aufbau mit gut vier Metern Durchmesser alles, was man für einen exklusiven Blick zu den Gestirnen braucht.
Die Höhe des Gebäudes hebt die Kuppel weit über die der Straßenlaternen hinaus und mindert so die unvermeidliche Beeinträchtigung durch Beleuchtungseinrichtungen; auch schmälert die Lage außerhalb der Stadtmitte störende Lichteinflüsse. So ist der Besuch der Sternwarte mit ihren Teleskopen eine der wenigen Möglichkeiten, Sternanordnungen zu entdecken, die wegen der allgemeinen Lichtglocke über einer Stadt mit freiem Auge oder auch mit einem normalen Fernglas normalerweise nicht mehr erreichbar sind.
Im Laufe der Jahre wurde die Sternwarte Anlaufstelle nicht nur für Bildungseinrichtungen und interessierte Gruppen aus Ingolstadt; vielmehr zieht sie heute Besucher aus einem Radius von rund 25 Kilometern an. So gehören auch Schulklassen aus den angrenzenden Landkrei-

sen Pfaffenhofen, Neuburg und Eichstätt immer wieder zu unseren Gästen.
Um einen Überblick über die sichtbaren Objekte am Himmel zu geben, ist die Dachterrasse ein idealer Platz. Dank ihres großen und freien Blickfelds ist eine weitreichende Übersicht über die Lage der Sternbilder, die Ekliptik u. a. möglich. Planeten, deren Namen fast jeder kennt, sind jedoch für viele erst beim Blick durchs Fernrohr von größerem Interesse. Wer hat schon die Monde des Jupiter erblickt? Und welche große Bedeutung sie zum Ende des alten geozentrischen Weltbildes hatten, weiß kaum ein Besucher.
Plötzlich werden die Planeten mit anderen Augen gesehen und einige Fragen geben Anlass zu kurzweiligen Gesprächen. Richten wir das Fernrohr jedoch auf den Mond, so wird selbst der Coolste von der Faszination des Anblicks gepackt und zückt sein Handy für ein Erinnerungsfoto.
Eine Führung dauert je nach Gruppengröße, Wetter und Interesse der Teilnehmer zwischen einer und zwei Stunden. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen beschränkt. Auf der umgebenden

2 Das Instrumentarium der Sternwarte
Ingolstadt
Dach-Plattform können Besucher unter sachkundiger Begleitung auch selbst Himmelsbeobachtungen mit geeigneten Ferngläsern durchführen. Bei wolkenlosem Nachthimmel lassen sich von hier auch noch die lichtschwächeren Sternbilder finden.
Kleines Observatorium mit attraktiver Ausstattung Die Sternwarte wie auch der Ingolstädter Astronomiepark sind eng mit den Namen und dem persönlichem Engagement führender Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens der Stadt verbunden. Dank eines begleitenden Einsatzes technisch versierter, stark motivierter Vereinsmitglieder des Astronomischen Arbeitskreises entwickelte sie sich in bald 40 Jahren sowohl als Ganzes wie auch in der Bestückung mit Einzelinstrumenten zu einem leistungsstarken Kleinobservatorium unter den Volkssternwarten Bayerns. Nach außen wie nach innen bietet sie ,,Astronomie zum Anfassen" und ist zudem ein liebenswertes ,,Zeitfenster" zu handwerklich meisterhafter Wertarbeit geworden.
VdS-Journal Nr. 58

60

Mitgliedssternwarten

Die Instrumentenbestückung mit höherwertigeren Beobachtungsgeräten stammt im Wesentlichen aus den späten 1980erund frühen 1990er-Jahren. Qualitätsprodukte der in der Astroszene bekannten, teilweise als legendär geltenden Autoritäten für astronomische Instrumente, Dieter Lichtenknecker, Manfred Wachter, Klaus Schwemin und Eckhard Alt, sind dort vertreten.
In ihrer mechanischen Fertigungsqualität sind die Instrumente heutigen Geräten vielfach überlegen. Was ihr optisches Auflösungsvermögen und ihre visuelle Leistungsfähigkeit angeht, brauchen sie sich durchaus nicht vor neuzeitlichen Produkten aus Fernost zu verstecken. Dennoch ist es unser Zukunftsprojekt, die bestehenden Refraktoren mit einem modernen, leistungsstarken Spiegelteleskop zu ergänzen.
Gäste, die das erste Mal das Innere der dämmrigen Kuppel betreten, sind sofort beeindruckt. ,,Welch ein Teleskop! Wo soll man denn da reinschauen? Wie kann man das bewegen?" Eine gute Gelegenheit, erst einmal zu zeigen, zu erklären und auch fühlen zu lassen, mit welchen Instrumenten es der angehende Beobachter gleich zu tun bekommt! Je nach technischem Interesse des Gegenübers können sich unsere Sternwartenführer nach Herzenslust verausgaben. Zu erzählen gibt es genug. Gerade auch für Kenner der Astroszene gilt es, auf einige Besonderheiten der Ausstattung hinzuweisen.
Mächtigstes Beobachtungsinstrument ist ein Schaer-Refraktor mit (gefalteten)
Comic

4200 Millimetern Brennweite, bestückt mit einem Lichtenknecker-Objektiv 240 Millimeter FH. Die Tuben aus Aluminium 180/186, 1200 Millimeter lang und 235/243, 1500 Millimeter lang stammen aus der Astroschmiede von Klaus Schwemin aus Herten Westerholt im westfälischen Kreis Recklinghausen (heute Astro-Arge-Westerholt). Okularauszug und Optik stammen von Lichtenknecker aus Belgien. Das Besondere daran: Ein Ingenieur unseres Vereins hat analog zu adäquaten Vorbildern aus optischen und mechanischen Teilen bester Qualität ein leistungsstarkes Instrument konzipiert. Ein Unikat von Rang!
Ein HA-Refraktor von 1979(!) mit einer Brennweite von 1500 Millimetern und einem zweilinsigen 150-Millimeter-Objektiv Typ Lichtenknecker ist das ,,kleinere" Parallelinstrument. Das Öffnungsverhältnis 1:10 lässt sich mit dem Einsatz einer Shapleylinse (heute ,,Reducer" genannt) auf das Öffnungsverhältnis 1:6 steigern. So verwendeten die Astrofreunde der 1980er-Jahre den Refraktor gerne für ,,langbrennweitige" Astrofotografie. Der Okularauszug ist von Wachter. Montierung und Nachführung bestehen u. a. aus einem aus hochwertigem Messing gefrästen Schneckenrad mit 320 Zähnen und gehärteter und geschliffener Präzisionsschnecke. Gefertigt wurde die Mechanik von Eckhard Alt aus Limburgerhof in Rheinland-Pfalz. Sie wird von einem Schrittmotor in Bewegung gehalten.
Worauf wir noch besonders stolz sind: Unsere Sternwarte schmückt ein Zeitdokument von besonderer ideeller Bedeutung für uns: ein sehr persönlich gehaltener handschriftlicher Brief des damals allseits geschätzten Meisters astronomischer Optiken, Dieter Lichtenknecker, von 1987. Neben persönlichen Wünschen an unseren damaligen Vereinsvorsitzenden übergibt er unserem Verein mit dem Schriftwechsel seinen bis dahin wohl privat genutzten Glassonnenfilter für ein 150-Millimeter-Objektiv.

VdS-Journal Nr. 58

Trägerschaft der Sternwarte - ein bewährtes ,,Doppelgestirn" Der Betrieb der Sternwarte als bereicherndes Element der vielfältigen öffentlichen Bildungseinrichtungen in Ingolstadt wird seit ihrer Errichtung über eine bewährte

Zusammenarbeit zwischen den für die Kultur und die Gebäude zuständigen Institutionen der Stadt und dem Astronomischen Arbeitskreis des Vereins Sternwarte Ingolstadt-AAI e.V. sichergestellt.
Seit Anbeginn stellt der Verein über Mitgliedsbeiträge, Sponsoring und Fördermittel die technische Ausstattung und deren Wartung, schult Führungspersonal, gewährleistet dessen Fortbildung und motiviert dazu, sich für öffentliche Führungen zur Verfügung zu stellen. Die Betreuung der Sternwarte ist ein Teilbeitrag des Vereins, die kulturellen Angebote der Stadt mit Themen der Astronomie zu begleiten. So sind öffentliche Führungen in der Sternwarte wie auch auf dem Planetenlehrpfad des Astronomieparks in zusätzlichen Bildungsangeboten eingebunden; dazu gehören z.B. Vorträge an der Volkshochschule und wöchentliche Themenabende in den Vereinsräumen.
Zukunft In einem Jahr können die Stadt Ingolstadt und der Astronomische Arbeitskreis das 40-jährige Bestehen ihrer Sternwarte feiern. Sie ist dann nicht nur ein Fenster in den Nachthimmel, ins weite Universum, nein, sie wird eine über viele Jahre bewährte kulturelle Bereicherung der Stadt bleiben können. Sie ist nicht die einzige der Stadtgeschichte. Aber sie ist auch in Zukunft eine in Architektur gegossene Fortführung der Astronomiegeschichte der Stadt, die in vielfältigen Formen bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht und so Generationen miteinander verbindet. Daran erinnert auch ein Astronomenbrunnen mit Figuren von Persönlichkeiten der wissenschaftlichen Astronomie, die in Ingolstadt gewirkt haben, wie Christoph Scheiner, Peter Apian und Johann Baptist Cysat.
Und noch eines: Auch Schüler dürfen im Rahmen der Ganztagsschule das Angebot der Sternwarte wahrnehmen. Ebenso ist es Menschen im Berufsleben und im Ruhestand hier möglich, zusammen mit Vereinsmitgliedern ihr Interesse an der Astronomie zu wecken und auszuleben. Wie gestern und heute werden alle Berufe vertreten sein. Und wie in Vergangenheit und Gegenwart wird auch in Zukunft eine attraktive Sternwarte für die Stadt - für ihre Bürger und den Astronomischen Arbeitskreis - ein Gewinn sein.

Mitgliedssternwarten

61

1 Gesamtansicht Sternwarte
Bieselsberg

Die Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg
- ein Generationenprojekt

von Martin Tischhäuser

Pforzheim liegt am Rande des Nordschwarzwalds, einer relativ dünn besiedelten Region in Baden-Württemberg. Die Nächte sind hier zwar auch nicht regelmäßig klarer oder wolkenfreier als anderswo in der Region, doch wenn die Bedingungen gut sind, dann bieten sich in den Höhenlagen der Schwarzwaldausläufer ideale Beobachtungsbedingungen. Der dunkle Horizont in Richtung Süden erlaubt einen ausgezeichneten Blick auf selbst tiefstehende Himmelsobjekte im Schützen, Skorpion, Walfisch oder Fornax. Bei einer kleinen Gruppe Pforzheimer Studenten und Amateurastronomen war das wohlbekannt, denn sie hatte längst die besten Beobachtungspunkte im Umkreis ausgekundschaftet und man traf sich mit Kaufhausteleskopen und Selbstbauinstrumenten zu gemeinsamen Starpartys. Aber was wäre, wenn bei 10 Zoll Öffnung noch nicht Schluss sein müsste? Oder eine GP-DX-Montierung eben nicht das höchste der Gefühle wäre? Wie groß sollte ein Teleskop für das gemeinsame Hobby tatsächlich sein?

Das war 1982 und der Entschluss war gefallen: Die Gründung eines Astronomievereins! Der Astronomische Arbeitskreis Pforzheim war fortan der Treffpunkt für Amateurastronomen der Region mit einem gemeinsamen Ziel, dem Bau einer Sternwarte. Doch den Höhenflügen des Sternwartenprojekts gingen zunächst die Mühen der Ebene voraus. Ein Beobachtungsplatz für nächtliche Exkursionen ist leicht gefunden, ein Bauplatz für den Neubau einer Sternwarte leider nicht. Neubaugebiete, geschützte Streuobstwiesen oder Vorbehalte der Behörden erschwerten die Suche. Erst der 1989 hergestellte Kontakt ins Bürgermeisteramt der Gemeinde Schömberg brachte die Wende: ,,Orts- und Gemeinderat haben das Projekt von Anfang an unterstützt" erinnerte sich der damalige Bürgermeister Gerhard Vogel, und die Gemeinde hat dem Verein ein kleines Grundstück am Südrand des Ortes Bieselsberg zur Verfügung gestellt. Es dauerte insgesamt vier Jahre, bis vom Landratsamt die Baugenehmigung erteilt war und die

Jugendstiftung Baden-Württemberg eine Projektförderung zugesagt hatte. Nun konkretisierten sich die Planungen mit dem Ziel, zur totalen Sonnenfinsternis im August 1999 die Sternwarte in Betrieb zu nehmen. Mit dem feierlichen Spatenstich am 20. April 1996 begann das Projekt, Form anzunehmen. Im Selbstbau entstanden ein zweistöckiges Kuppelgebäude mit 5,5 Metern Durchmesser sowie ein kleines Servicegebäude.
Parallel zu den Bauarbeiten begann die Planung des Teleskops. Der ursprüngliche Wunsch, ein Newton-NasmythReflektor mit 62 Zentimetern Öffnung und 3 Metern Brennweite zu entwickeln, musste aufgegeben werden, weil sich kein Hersteller für die anspruchsvolle Optik fand. Also sollte es ein NewtonReflektor der 50-Zentimeter-Klasse werden. Doch auch dessen Beschaffung bei Pegasus Optics in den USA verzögerte sich. Um bei der heranrückenden Sonnenfinsternis nicht ohne Teleskop dazustehen, wurde ein Großrefraktor der

VdS-Journal Nr. 58

62

Mitgliedssternwarten

2 Teleskop der Sternwarte Bieselsberg: 50-Zentimeter-Spiegelteleskop und 15-Zentimeter-Refraktor

Firma Lichtenknecker Optics gekauft. Das neue Fernrohr hatte 150 Millimeter Öffnung und 2,25 Meter Brennweite und hervorragende Abbildungseigenschaften. Der große Tag konnte also kommen: der 11. August 1999.
Mit einem Festakt wurde die Sternwarte Nordschwarzwald in Betrieb genommen - erst einmal provisorisch, denn noch fehlte der Kuppelspalt und das Teleskop residierte bis dahin auf einer vorläufigen Selbstbaumontierung. Allerdings fiel die Einweihung der Sternwarte buchstäblich ins Wasser. Dichte Wolken bescherten uns einen Regenschauer, und statt einen Blick auf die Sonnenkorona werfen zu können bemühte man sich, den Kuppelspalt mit Planen abzudichten, um das wertvolle Gerät zu schützen.
Nach diesem etwas frustrierenden Auftakt dauerte es dann noch weitere vier Jahre, bis die Sternwarte Nordschwarzwald schließlich ihren regulären Betrieb aufnehmen konnte. Noch immer leistete der Refraktor auf seiner Übergangsmontierung hervorragende Dienste, während das Projekt Spiegelteleskop weiterhin nur langsam Fortschritte machte. Die
VdS-Journal Nr. 58

Optik des neuen Teleskops war zwar in der Zwischenzeit aus den USA geliefert, aber der Montierungsselbstbau machte Schwierigkeiten. Aus den Studenten waren mittlerweile Familienväter geworden, die tagsüber einer regulären Arbeit nachgingen. Die Zeit für das Hobby war nun nicht mehr so frei verfügbar und planbar. Auch war zwischenzeitlich fraglich geworden, ob der Selbstbau denn zu einem tatsächlichen Mehrwert führen würde, denn exzellentes Teleskopequipment mit beachtlicher Leistungsfähigkeit war mittlerweile auch für den Privatgebrauch erschwinglich geworden. Computerumrüstungen mit verlorenen Bauplänen, beim Härten verbogene Achsen und private Schicksale führten zu weiteren Rückschlägen.
Erst 2012 kam wieder neuer Schwung in den Teleskopbau. Die Optik des Teleskops wurde nun im Tubus verbaut und justiert. 2014 wurde die Planung der Deutschen Montierung fertiggestellt, einzelne Bauteile zu Gruppen zusammengeführt und wir verbrachten zahllose Stunden in der Werkstatt. Nun wurden auch die Provisorien in der Sternwartenkuppel entfernt, und eine neue tragende Säule

für die Montierung gegossen. Daraufhin wurden die Bauteile der Montierung - mit Achsen von 148 bzw. 128 Millimeter Durchmesser und Teilen von bis zu 180 Kilogramm Gewicht - in die Sternwarte transportiert und dort Stück für Stück zusammenmontiert. Am 29. November 2014, kurz vor Mitternacht war es dann geschafft: Das neue Teleskop der Sternwarte war betriebsfertig in der Kuppel der Sternwarte Nordschwarzwald aufgebaut - 32 Jahre nach der Gründung unseres Vereins!
Der Astronomische Arbeitskreis Pforzheim betreibt damit heute eine der leistungsfähigsten Sternwarten der Region. Der große Newton-Reflektor mit einer Öffnung von 508 Millimetern und 2,1 Metern Brennweite erlaubt es den Beobachtern, einen scharfen Blick auch auf die lichtschwächsten Objekte des Weltalls zu werfen. ,,Mit dem neuen Teleskop verbessert sich der Lichtwert nun um den Faktor neun" freute sich Dr. Martin Tischhäuser, Vorsitzender des Vereins, anlässlich der offiziellen Eröffnung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg im Mai 2015. ,,Ich kann mich nicht erinnern, die Spiralarme der Whirlpool-Galaxie jemals

Mitgliedssternwarten

63

zuvor so klar aufgelöst gesehen zu haben" begeistert sich Armin Lindenmann, der zu Hause einen 13-Zoll-Newton hat. Die optische Abbildungsqualität des Teleskops ist dank der massiven 18-6-PunktFlotations-Spiegelzelle in jeder Beobachtungslage gewährleistet, und wird durch zahlreiche Streulichtblenden zusätzlich erhöht. Der Fangspiegel mit 125 Millimetern in der kleinen Achse garantiert die optimale Ausleuchtung des gesamten Bildfeldes und der motorisierte 3-ZollOkularauszug des Teleskops fasst sowohl hochklassige Okulare, als auch fotografische Ausrüstung. Die computergesteuerte und thermal kontrollierte Montierung erlaubt eine schnelle und präzise Ansteuerung und Nachführung der Himmelsobjekte. Der zuvor als Hauptteleskop eingesetzte 6-Zoll-Refraktor dient mittlerweile als Leitrohr, und ermöglicht eine genaue Kontrolle der Teleskopposition - auch für die hohen Ansprüche der Astrofotografie.

Die Ausrüstung der Sternwarte in Bieselsberg steht primär den Mitgliedern des Astronomischen Arbeitskreises Pforzheim zur Verfügung. Das neue Teleskop wird sowohl wissenschaftlich-technisch als auch zum reinen Vergnügen genutzt. Gleichzeitig betreibt der AAP die Sternwarte Nordschwarzwald als für jedermann zugängliche Volkssternwarte sowie zur Jugendbildung und bietet ein breites Programm öffentlicher Führungen an. Auch Sonderführungen sind auf Anfrage möglich. Durch Spenden und die finanzielle Hilfe von Förderern ist es dem AAP möglich, den Ausbau der Sternwarte Nordschwarzwald ständig weiter voranzutreiben. Derzeit laufen die Planungen für ein weiteres Kuppelgebäude, in dem künftig ein 10-Zoll-Teleskop den öffentlichen Führungsbetrieb ergänzen soll. Weiterhin sind zusätzliche Investitionen geplant, um die Modernisierung des Großteleskops weiter zu steigern - darunter auch ein leistungsfähiges

CCD-Kamerasystem für die fotografische Beobachtung.
Die Umsetzung der Vision der Gründungsmitglieder des AAP verlangte einen langen Atem. Mittlerweile sind nur noch wenige von ihnen Mitglied im Verein und zumeist aus logistischen Gründen kaum noch in der Lage, die Sternwarte so zu nutzen, wie seinerzeit erhofft. Indes hat aber bereits die nächste Generation von Amateurastronomen den Betrieb der Sternwarte übernommen und die Faszination an einem hochwertigen Großteleskop, welches für die private Ausrüstung nach wie vor unerschwinglich bleibt, ist ungebrochen. Wir hoffen, dass sich dafür auch die nächste Generation von Amateurastronomen noch begeistern kann.
Kontakt: www.sternwarte-bieselsberg.de info@sternwarte-bieselsberg.de

Die Geschichte der Sternwarte Stuttgart von Andreas Eberle

Historie Die Gründung der Sternwarte Stuttgart fällt in eine Zeit, in der unser Sonnensystem noch acht Planeten hatte (wie heute wieder), Wellenlängenbereiche jenseits des visuellen Spektrums noch weitgehend unerschlossen waren, die Astrofotografie noch in den Kinderschuhen steckte und Dinge wie Raumfahrt oder gar eine bemannte Mondlandung vier Jahrzehnte später noch nach purer Science-Fiction klangen - hätte es den Begriff Science-Fiction damals schon gegeben.
Treibende Kraft in diesen frühen Jahren war Robert Henseling, Vereinsgründer und später erster Planetariumsdirektor in Stuttgart. Sein von ihm herausgegebenes astronomisches Jahrbuch ,,Das Sternbüchlein" findet bis heute als ,,KOSMOS Himmelsjahr" seine Fortsetzung und gehört zur Standardliteratur vieler Hobbyastronomen. Auf der Stuttgarter Uhlandshöhe fand sich ein geeigneter Platz, um im Sommer 1919 mit kleinen mobilen Instrumenten zunächst einzelnen

Sternfreunden, schnell aber auch Hunderten von Zuhörern den Sternenhimmel näher zu bringen. Im Jahr darauf wurde schließlich der Verein ,,Schwäbische Sternwarte e.V." gegründet, der innerhalb von nur zwei Jahren an dieser Stelle die Sternwarte Stuttgart errichtete. Sie zählt damit zu den ältesten für die Öffentlichkeit zugänglichen Sternwarten in Deutschland überhaupt. Die kurze Bauzeit war nur dank Materialspenden (Steine aus den Abfällen eines verlassenen Steinbruchs am Fuße der Uhlandshöhe), der unentgeltlichen Arbeitsleistung vieler Handwerker und zahlreicher finanzieller Groß- und Kleinspenden möglich. Auch namhafte Größen wie Max Wolf und Albert Einstein kamen zu Vorträgen nach Stuttgart und spendeten Teile ihres Honorars zugunsten des Sternwartenbaus.
Als Hauptinstrument in diesen Anfangstagen diente ein von Prof. Dr. Anton Staus zunächst geliehenes und später testamentarisch dem Verein übereigneter Refraktor mit fast neun Zoll Öffnung

und 2,89 Metern Brennweite (Baujahr vermutlich 1890).
Der Zweite Weltkrieg ging auch an der Sternwarte nicht spurlos vorbei. Die Sternwartenkuppel wurde entfernt und stattdessen ein Flak-Geschütz installiert. Die Teleskope wurden demontiert und im damaligen Planetarium eingelagert. Nach Bombentreffern brannte dieses später aus, wodurch fast alle Gerätschaften und Unterlagen verloren gingen - nur das separat gelagerte Objektiv überlebte.
Eine kleine Gruppe Mitarbeiter fand sich 1945, um mit aus im Schutt gefundenen Trümmern der alten Montierung, kleiner Optik und mit viel Tauschhandel einen Neuanfang der Sternwarte zu wagen. Zum 25-jährigen Bestehen konnte die Sternwarte im September 1947 wieder für das Publikum geöffnet werden.
Das notdürftig zusammengebaute Beobachtungsinstrument konnte bereits 1948 durch einen stattlichen 7-Zoll-ZeissRefraktor (Baujahr vermutlich 1911) er-

VdS-Journal Nr. 58

64

Mitgliedssternwarten

setzt werden. Dieses zunächst leihweise zur Verfügung gestellte Teleskop wurde zum 30-jährigen Bestehen schließlich von Auguste Kessler dem Verein gestiftet. Dieses Gerät wurde 1991/92 von Mitarbeitern aufwändig renoviert und ist auch heute noch das Schmuckstück der Hauptkuppel. Denn auch im Alter von über hundert Jahren ist es nicht einfach ein Museumsstück zum Anschauen, sondern nach wie vor ein hervorragend funktionierendes Teleskop zum Durchschauen. So erfüllt es Nacht für Nacht seinen Auftrag. Schon weit mehr als eine viertel Millionen Menschen konnten einen Blick durch das Instrument werfen.
Im Laufe der Geschichte hat sich die Sternwarte stetig weiterentwickelt. Bestand die Sternwarte zunächst nur aus dem markanten Turm (der inzwischen sogar den Titel ,,Kulturdenkmal" tragen darf), wurde sie 1951 um eine weitere kleine Kuppel und 1957 um einen Vortragssaal erweitert. Die letzte umfassende Sanierung und Erneuerung der Sternwarte fand in den Jahren 1971/1972 statt.
Ausstattung der Sternwarte Auch instrumentell hat sich einiges getan. Um während der Renovierung 1971/1972 dennoch Führungen anbieten zu können, wurden ein ,,neues altes" Teleskop eingesetzt. Mit dem erhalten gebliebenen Objektiv von Prof. Staus baute die Firma Wachter einen kompakten Faltrefraktor. Erst um das Jahr 2000
VdS-Journal Nr. 58

1 Sternwarte Stuttgart
wurde es durch einen deutlich lichtstärkeren 16-Zoll-Newton ersetzt, der seither noch mehrfach umgebaut und optimiert wurde.
Als zusätzliche Unterstützung ist zudem seit 1989 ein 7-Zoll-Starfire-Apochromat auf der Beobachtungsterrasse im Einsatz. Mit ihm lässt sich das häufig überraschend gute Seeing auf der Sternwarte nutzen, um vor allem den Mond und die Planeten in all ihren Details zu genießen. Für Sonnenbeobachtungen steht seit 2011 ein hervorragendes Ha-Teleskop von Lunt mit 100 Millimetern Öffnung und Stackingfilter zur Verfügung.
Das Instrument in der kleinen Kuppel änderte sich mehrfach: Zuletzt war hier ab 1980 über drei Jahrzehnte lang ein C14-Teleskop im Einsatz. 2012 schließlich wurde das Teleskop verkauft und die gesamte Kuppel abtransportiert und der Sternwarte Bieselsberg geschenkt.
Stattdessen wurde eine sich vollständig öffnen lassende Kuppel aufgebaut. Diese wird derzeit vom DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) genutzt, um an der Methodenentwicklung zur Detektion und Bahnvermessung von Weltraumschrott zu forschen. So wird wissenschaftliche Forschung für die Besucher der Sternwarte unmittelbar erlebbar.

Aber auch eigene Forschungsaktivitäten der Mitarbeiter der Sternwarte dauern bis heute an. So wurden lange Zeit die Helligkeiten veränderlicher Sterne gemessen, vor allem ist die Sternwarte aber für ihre Aktivitäten im Bereich der HighSpeed-Astronomie bekannt. So konnten schon zahlreiche Bedeckungen aller Art vermessen werden.
Der Schwerpunkt des Vereins lag aber schon immer auf der Öffentlichkeitsarbeit (auch die Gründung der Vereinigung der Sternfreunde wurde von der Schwäbischen Sternwarte e.V. unterstützt). Vollständig in Eigenregie werden regelmäßig Informationsflyer erstellt, die in der Stadt an zentralen Stellen kostenlos ausliegen und über die aktuellen astronomischen Ereignissen informieren (Ende dieses Jahres ist es bereits die hunderste Ausgabe). Kern der Aktivitäten bilden natürlich die Tag- und Nachtführungen am Teleskop. Mit jährlich rund 200 Veranstaltungen ist die Sternwarte Stuttgart die aktivste, rein ehrenamtlich betriebene Sternwarte in Deutschland. Mehrere tausend Besucher kommen jedes Jahr im Rahmen einer öffentlichen Sternführung hierher. Zusätzlich finden jährlich zahlreiche Sonderführungen statt. Die Gruppenführungen, darunter häufig mit Schulklassen, sind dem Verein besonders wichtig, denn so können schon Kinder

Mitgliedssternwarten

65

2
Historischer Refraktor in der Kuppel der Sternwarte (Foto: Ottó Faragó)

und Jugendliche für Astronomie, Wissenschaft und Technik begeistert werden.
Auch für andere Sternfreunde hat die Sternwarte viel zu bieten. So ist z. B. der alle ungeraden Jahre im Oktober organisierte ,,CCDWorkshop" (www.sternwarte. de/ccd-workshop) eine der ältesten amateurastronomischen Fachtagungen zur digitalen Astrofotografie. An jedem ersten Freitag eines Monats finden zudem Vorträge statt, zu denen Referenten von nah und fern über aktuelle Themen der Astronomie berichten.
Seit dem Jahr der Astronomie 2009, zu dem in Zusammenarbeit mit umliegenden Sternwarten ein tolles Jahresprogramm durchgeführt wurde, gibt es jeden Sommer sogar ein Teleskoptreffen in schöner Atmosphäre auf der an die Sternwarte angrenzenden Rasenfläche (www.city-star-party.de).
Der Brand vom 10. November 2015 Mitten in dem an sich sehr erfolgreichen Jahr 2015 gab es einen schweren Rückschlag für den Verein. Am frühen Morgen des 10. November 2015 entdeckte eine Passantin starke Rauchentwicklung über der Sternwarte Stuttgart. Die herbeigerufene Feuerwehr konnte das Feuer zwar rasch unter Kontrolle bringen, die Sternwarte Stuttgart hat dennoch einen erheblichen Schaden zu beklagen. Noch schockierender war die polizeiliche Erkenntnis, dass nur Brandstiftung als Ursache in Frage kommt.
Bei dem Feuer brannte der Vortragsraum, in dem sich auch die Bibliothek befand, komplett aus. Noch schwerwiegender

war die starke Rauchgasentwicklung, die sämtliche Oberflächen im Gebäude kontaminiert hat. Auch das historische Zeiss-Teleskop wurde durch die säurehaltigen Rauchgase stark in Mitleidenschaft gezogen.
Die Belastung durch diese giftigen Rauchgase machte es nun notwendig, alle Wandverkleidungen komplett zurückzubauen und die Sternwarte wieder in den Rohbau-Zustand zu versetzen. Das Inventar musste größtenteils entsorgt oder aufwändig gereinigt werden. Auch das historische Zeiss-Teleskop musste zur Reinigung abtransportiert werden und wird in den nächsten Monaten vollständig zerlegt.

Diese dunkle Stunde für die Sternwarte war aber zugleich kombiniert mit der wundervollen Erfahrung, wie sehr die Gemeinschaft der Astronomen in solchen Momenten zusammenrückt. Aus allen Richtungen kamen Aufmunterungen und tatkräftige Angebote der Unterstützung.
Wenngleich es noch viele Monate dauern wird, ehe die Sternwarte Stuttgart wieder ihren vollen Betrieb aufnehmen kann auch dieses Kapitel ihrer Geschichte wird sie meistern.

Kontakt: www.sternwarte.de

VdS-Journal Nr. 58

66

Mitgliedssternwarten

Die Volkssternwarte Diedorf
von Christine Zerbe

Am 8. November 1965 wurde die Astronomische Vereinigung Augsburg als Verein eingetragen. Wir feierten im letzten Jahr also unser 50-jähriges Bestehen. Die ersten zehn Jahre fanden Treffen und Vorträge vor allem in Gaststätten statt. Von Anfang an bestand allerdings der Wunsch, eine eigene Sternwarte zu haben. Sie sollte nicht in der Stadt Augsburg entstehen, sondern im Umland, das damals noch kaum unter künstlichen Lichtquellen zu leiden hatte. Die Wahl fiel bald auf den Ort Diedorf. Im Jahr 1970 ergab sich nämlich die Chance, ein zusätzliches Stockwerk auf der neu errichteten Verbandsschule aufzusetzen. Die Kosten waren zwar erheblich, wurden jedoch vom Schulverband und der Gemeinde Diedorf zunächst übernommen (und später gestiftet).

Eine Kuppel mit einem Durchmesser von acht Metern sollte nicht ein Fernrohr, sondern ausschließlich das Planetarium aufnehmen. Als tragendes Material wurde eine Stahlgerippe-Konstruktion gewählt, zwischen die dann SperrholzPlatten montiert und die von innen ausgeschäumt wurde. Außen bekam die Kuppel eine Aluminium-Hülle als Wetterschutz. Oben drauf wurde eine Kugel mit einem Durchmesser von 1,4 Metern gesetzt. Diese stellte die Sonne im Maßstab 1:1 000 000 000 dar und sollte den Mittelpunkt eines (jedoch bis jetzt nicht realisierten) Planetenweges bilden. Die Metallkuppel überragt seitdem die Gemeinde Diedorf und ist so etwas wie ein Wahrzeichen des Ortes geworden.
Die Beobachtung mit Teleskopen sollte auf einer Plattform mit abschiebbarem Dach stattfinden. Eine Plattform hat eine Reihe von Vorteilen gegenüber einer Kuppel: Zum einen können mehrere Fernrohre aufgestellt und mit ihnen gleichzeitig beobachtet werden. Und auf einer Plattform hat man einen wesentlich besseren Überblick über den Sternenhimmel als in einer Kuppel, wo immer nur ein kleiner Ausschnitt des Himmels zu sehen ist.
Die planende Kraft hinter dem Vorhaben war Werner Schapfl, der bis 1975
VdS-Journal Nr. 58

1 Kuppel, Kirchturm und Beobachtungsplattform mit dem 15-Zentimeter-Coude-Refraktor
(linker Bildrand), Foto: Ingo Piez

fast 4.000 Arbeitsstunden für die Konstruktion der Kuppel, des Rolldachs und der weiteren Räume aufgewendet hat. Praktisch der gesamte Innenausbau wurde durch die Vereinsmitglieder selbst geleistet. Es war bewundernswert, wie viel Engagement damals aufgebracht wurde. Und so konnte die Sternwarte am 28. Juni 1975 bereits offiziell eröffnet werden.
Das erste Fernrohr des Vereins, dessen Finanzmittel durch den Bau weitgehend aufgezehrt waren, wurde von Hans Oberndorfer von der Volkssternwarte München gespendet: Ein CassegrainTeleskop mit 25 Zentimetern Öffnung.

Daneben tat ein kleines Newton-Teleskop mit drei Zoll Öffnung bei den Beobachtungen während des Führungsbetriebes seinen Dienst. Bereits im ersten Jahr ihres Bestehens lockte die Sternwarte eine große Zahl von Interessierten nach Diedorf. Darunter waren auch zahlreiche Schüler und Lehrer der neu errichteten Schule.
Neben der neuen Beobachtungsplattform hielt der Neubau eine Bibliothek für die Vereinsmitglieder, einen Büroraum für Besprechungen und Treffen im kleinen Kreise sowie eine kleine Werkstatt und ein funktionierendes Fotolabor bereit.

Mitgliedssternwarten

67

Letzteres wurde mit der steigenden Zahl von Astrofotografen ab etwa 1986 sehr intensiv genutzt. Vorausgegangen war die Beschaffung einer LichtenkneckerFlatfield-Kamera für die Astrofotog rafie. Dazu wurde das Filmmaterial immer besser, so dass viele hervorragende Aufnahmen auf der Sternwarte gelangen. Der Himmel war in Diedorf immer noch sehr dunkel, was sich erst ab 1988 mit der Entstehung eines Neubaugebietes um die Sternwarte herum langsam änderte. Die Fotografen bekamen eine von Ingo Piez gebaute Anlage zur Hypersensibilisierung von Astrofilmen. Testreihen der Filme, Entwicklung, Diskussion der Ergebnisse und Arbeiten an der Anlage und im Fotolabor dauerten manchmal bis weit in den frühen Morgen hinein. Viele jüngere Mitglieder bezogen die Sternwarte quasi als ,,Zweitwohnsitz", beteiligten sich rege am Führungsbetrieb und nutzten jedes kleine Wolkenloch für ihre Beobachtungen.
Irgendwann entstand dann der Wunsch nach einem großen Teleskop. Die Möglichkeiten, zu einem erschwinglichen Preis ein großes Spiegelteleskop zu bauen, wurden intensiv diskutiert, was schließlich zum Aufstellen eines Newton-Teleskops mit 45 Zentimeter großem Hauptspiegel im Jahr 1991 führte. Dieses Gerät ermöglichte viele tolle Beobachtungen von Galaxien, Sternhaufen und Planeten. Aber erst größere Umbauten über die Jahre hinweg machten das Fernrohr voll nutzbar. Die Fernrohrbauer hatten damals die zukünftigen Anforderungen und Wünsche der Hobbyastronomen an ein so großes Selbstbauprojekt nicht absehen können. So musste die Konstruktion in den darauffolgenden Jahren mehrfach verbessert werden. Auch die Optik im Teleskop erfuhr mehrfache Veränderungen.
Der 45-Zentimeter-Newton ist seitdem das Hauptbeobachtungsinstrument der Sternwarte. Weitere Teleskope sind im Einsatz, um der großen Zahl an Besuchern möglichst viel Gelegenheit zur Beobachtung zu bieten. Seit 1977 ist ein Wachter-Coude-Refraktor (mit sechs Zoll Öffnung) aufgestellt. Unser Gründungsmitglied Prof. Dr. Walter Zumach hatte keinen Platz dafür, so dass er auf der Sternwarte eine neue Verwendung fand. Dieses Fernrohr lenkt den Strahlengang

2 Beobachtungsplattform mit dem 45-Zentimeter-Newton, dem 30-Zentimeter-Schmidt-
Cassegrain (rechter Bildrand) und einem kleinen Sonnenteleskop

des einfallenden Lichts über zwei Umlenkspiegel so in den Okularauszug, dass dieser starr und stets an der gleichen Stelle bleibt. Dadurch wird der Einblick gerade für kleinere Kinder wie auch ältere Menschen sehr bequem erreichbar, was den Coude zu einem idealen Fernrohr für die Volkssternwarte macht. Schließlich wurde im Jahr 2001 ein 30-ZentimeterSchmidt-Cassegrain als drittes, fest aufgestelltes Teleskop eingeweiht. Dieses computergesteuerte Teleskop, das nicht mehr parallaktisch, sondern azimutal montiert ist, erleichtert das Einstellen von schwächeren Objekten durch ein automatisches Anfahren des Objektes.
Im Moment bauen wir auf der Plattform eine weitere Säule mit Montierung, auf der je nach Bedarf verschiedene Teleskope befestigt werden können. Vereinsmitglieder können dann ihr eigenes Teleskop z.B. für die Astrofotografie oder die Sonnenbeobachtung einsetzen.
Das Diedorfer Planetarium ist in seiner Bauweise einzigartig. Seit nunmehr über 30 Jahren sind Besucher von dem sehr natürlich wirkenden Sternenhimmel fasziniert. Doch der Weg dorthin war lang. Nachdem die Außenkuppel fertig gestellt war, wurde mit dem Bau der Innenkuppel begonnen. Der damalige Vereinsvorsitzende Herr Johann Mayer konstruierte und erbaute dafür ein Holzgerüst aus 48 doppelt verleimten und diagonal verstrebten Halbbögen, die anschließend mit Styropor verkleidet wurden. Das Material dazu hatte er kostenlos von zwei Firmen erhalten. Mayer verbrachte viele Arbeitsstunden in der Sternwarte und

war dort fast täglich anzutreffen. Von den Mitgliedern und der Jugendgruppe des Vereins wurde er in dieser Zeit tatkräftig unterstützt. Noch ein weiterer Mann verbrachte viel Zeit mit dem Innenausbau der Kuppel: Karl Schuster aus Diedorf, ebenfalls ein führender Kopf des Vereins. Er erledigte sämtliche Metall- und Lackierarbeiten und sorgte außerdem für eine sichere Aufhängung der Innenkuppel.
Für die Realisierung des Planetariums selbst gab es verschiedene Ideen. Der Kauf eines Projektors wäre nur über Spenden zu finanzieren gewesen, die aber nicht reichlich genug flossen. Als eine etwas preiswertere Alternative wurde der Eigenbau eines Projektors ins Auge gefasst. Doch hatte Karl Schuster Bedenken bezüglich der Finanzierung und Durchführbarkeit und schlug ein völlig neues Konzept vor, das er in der Vereinszeitschrift URANUS aus dem Jahr 1979 wie folgt beschrieb: ,,Die einzige vernünftige, machbare Möglichkeit ist nach meinem Ermessen ein statischer Sternhimmel! [...] Nach Festlegung der Sternörter werden Leuchtdioden mit einem der Größenklasse der Sterne entsprechenden Vorwiderstand befestigt und an eine Stromquelle angeschlossen." Die Idee des Leuchtdiodenplanetariums war geboren!
Nach heftigen Diskussionen machte schließlich die Idee mit den Leuchtdioden das Rennen. Bei den Leuchtdioden hielten sich die Kosten in Grenzen, da der Verein von der Firma Siemens ungefähr 2000 Stück geschenkt bekam. Nun waren noch viele freiwillige Helfer nötig,
VdS-Journal Nr. 58

3 Schulgebäude mit Kuppel

um das Projekt ,,Sternhimmel" umsetzen zu können.
Der Vereinsvorsitzende Werner Mayr wandte sich in der Vereinszeitschrift URANUS an die Leser: ,,Mitglieder, die die Kunst des Lötens beherrschen, sind herzlichst zur Mitarbeit eingeladen." Mehrmals wöchentlich wurde nun am Bau des Himmels gearbeitet. Zunächst mussten die Positionen der zukünftigen Sterne an der Kuppel festgelegt werden. Dazu wurde ein eigens konstruiertes Projektionsgerät mit Deklinations- und Rektaszensionsskala (wie man es von Teleskopmontierungen her kennt) exakt unter dem Zenit der Kuppel fest montiert. Anschließend wurde die Innenkuppel herabgesenkt und eingenordet, so dass die Himmelsrichtungen im Planetarium exakt mit den echten Himmelsrichtungen übereinstimmten. Die Position des jeweiligen Sterns wurde aus einem Stern-atlas entnommen und dann am Projektionsgerät eingestellt, das diese dann als Lichtpunkt an die Kuppel projizierte. Dort wurde ein Nagel ins Styropor gesteckt und mit einer Farbmarkierung versehen, die die Helligkeitsklasse
VdS-Journal Nr. 58

des zukünftigen Sternes anzeigte. Dann ging es weiter zum nächsten Stern. Dass dies eine mühevolle Aufgabe war, erklärt sich dadurch, dass insgesamt ca. 1200 Nägel montiert wurden. Anschließend wurde jeder Nagel durch eine Leuchtdiode ersetzt und mit zwei Drähten entsprechend der gewünschten Helligkeit an die jeweilige Versorgungsleitung angeschlossen, von denen fünf Stück rings um die Außenseite der Innenkuppel verlegt wurden. Die Helligkeitsabstufungen der Sterne entsprechen dabei den in der Astronomie üblichen Größenklassen Die schwächsten Sterne der 5. Größenklasse waren zuerst dran. Sie bildeten quasi die ,,Hintergrundbeleuchtung" und machten zahlenmäßig den größten Teil aus. Dann ging es weiter zur vierten Helligkeitsklasse usw. So verbrachten viele aktive Mitglieder zahlreiche Abende mit dem Lötkolben bewaffnet in der Sternwarte und dem Ziel vor Augen, das Planetarium im Frühjahr 1982 in Betrieb nehmen zu können. Nach harter Arbeit war es dann soweit: Am 16. August 1982 wurde das Planetarium offiziell eröffnet! So entstand nach einer Bauzeit von ungefähr einem Jahr der erste und bislang einzige

Leuchtdiodenhimmel deutschlandweit. Die Besucher zeigten großen Gefallen an den Planetariumsführungen, obwohl die Ausstattung des Planetariums zum damaligen Zeitpunkt noch eher bescheiden und in der rund 30-minütigen Vorführung lediglich der Winterhimmel inklusive einiger Zusatzeffekte wie beispielsweise der Bewegung des Planeten Mars am Himmel gezeigt werden konnte.
Es gab im Sternwartenteam bereits zahlreiche Ideen zur Erweiterung des Planetariums. An erster Stelle stand sicherlich der Bau des Sommerhimmels, gefolgt von der Simulation einer realitätsnahen Morgen- und Abenddämmerung, der Darstellung der Milchstraße mittels Projektoren sowie der Neugestaltung des Schaltpultes, um nur einige zu nennen. Doch zunächst musste sich der Verein um andere Dinge kümmern. Die Außenkuppel war inzwischen an den Fugen undicht geworden, Wasser war eingedrungen und die Innenkuppel dadurch beschädigt worden. Nachdem eine Dachdeckerfirma die Schäden repariert hatte, erhielt die Innenkuppel einen neuen Anstrich. Nun stand einem Ausbau des Planetariums nichts mehr im Wege. Die rund 1000 Mark, die noch in der Vereinskasse übrig waren, deckten jedoch längst nicht alle Kosten, so dass wieder viel Eigenarbeit gefragt war. Zum Glück zeigte sich die Firma Siemens erneut großzügig und spendete dem Verein 3000 Leuchtdioden und vier Kilometer Kabel. Das war der Startschuss für den Bau des Sommerhimmels. Erneut wurde die Innenkuppel abgesenkt, die Positionen der Sterne an der Kuppel bestimmt und mit den Lötarbeiten begonnen. Die meisten Helfer gehörten zur Jugendgruppe des Vereins. Bereits zwei Monate und mehrere hundert Arbeitsstunden später war der Sommerhimmel fertig und das Planetarium wieder einsatzbereit.
Was unterscheidet diesen künstlichen Sternhimmel von einem durch einen Projektor dargestellten Planetariumshimmel? In unserem Planetarium können wir den Auf- und Untergang der Gestirne nicht simulieren, da ja die Sterne fest in der Kuppel stecken und diese nicht bewegt werden kann. Das mag ein Nach-

Mitgliedssternwarten

69

teil sein, doch im Gegenzug zeigt sich ein großer Vorteil: Unser Himmel sieht wie echt aus! In Wirklichkeit erscheinen alle Sterne von der Erde aus aufgrund ihrer großen Entfernung punktförmig. Genau da ist ein Planetariumsprojektor hilflos: Er kann Sterne nur als Scheibchen auf der Kuppel abbilden, deren Durchmesser mit der Helligkeit des Sternes zunimmt. Bei unseren Leuchtdiodensternen ist das anders: Sie leuchten selbst, sie sind unterschiedlich hell und sie sehen punktförmig aus - wie echte Sterne eben!
Der Himmel, die Sternhelligkeiten sowie alle weiteren Effekte werden zentral von einem Ort aus gesteuert, dem Schaltpult. Unser Planetarium ist ein echter Oldie, denn der Himmel ist schon über dreißig Jahre alt und seitdem nicht grundlegend verändert worden. Da könnte man wohl berechtigterweise fragen, ob die Technik nicht total veraltet ist und man überhaupt noch den Zeitgeist von heute trifft. Während in anderen Planetarien die Saturnringe beim virtuellen Vorbei-

flug dreidimensional erscheinen und die Besucher sich nicht den Hals verrenken müssen, weil das gezeigte Sternbild praktischerweise in Blickrichtung nach vorne wandert, gibt es bei unseren Führungen keine computergesteuerten Animationen und wer im Osten etwas sehen möchte, muss sich auf seinem Stuhl umdrehen.
Und trotzdem: Die Besucher lieben unser Planetarium, weil der Himmel wirklich wie echt aussieht und wir versuchen, bei jeder Führung das Beste herauszuholen. Der Sternhimmel draußen in der Natur hat sich in den letzten dreißig Jahren auch nicht verändert und wann unser Planetariumshimmel einmal grundlegend verändert oder renoviert wird, steht noch in den Sternen. Nachdem inzwischen jedoch einige Alterserscheinungen auftreten, überlegen wir uns seit Längerem, das Schaltpult zu erneuern. Bisher haben wir uns noch nicht so recht daran getraut.

Zum Schluss noch ein paar aktuelle Zahlen: Finanziert wird die Sternwarte nur durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Zum Glück können wir die Räume mietfrei nutzen. Die Sternwarte ist jeden Freitag für Besucher geöffnet, angemeldete Gruppen und Schulklassen kommen zusätzlich an anderen Tagen. Etwa 2000 Besucher kommen jährlich zu uns. Es finden auch immer wieder Vorträge und Workshops statt. Unser Verein hat zur Zeit 170 Mitglieder. Der Interessensschwerpunkt der ca. 20 aktiven Vereinsmitglieder liegt auf der Astrofotografie, dem Spiegelschleifen und dem Teleskopbau - und natürlich auf Besucherführungen, wie es sich für eine Volkssternwarte gehört.
Literaturhinweise: [1] Funk, Stefan: ,,Die Entstehung und
Entwicklung der Volkssternwarte Diedorf" (Sonderheft URANUS 88) [2] Thurner, Irina: ,,Unser Leuchtdiodenplanetarium"

Die Entstehung des ,,Astronomical Observatory Aurora"
von Rolando und Nelly Dölling

Der folgende Beitrag zeigt die Entstehung einer privaten Sternwarte in der Stadt Hechingen. Von einer einfachen Montierung über eine feste Säule und einem einfachen Geräteschutz bis zur fertigen Konstruktion eines ferngesteuerten drehbaren Doms / Teleskopsystems und seines Kontrollraums.

1. Phase, Winter 2008 Motivation und ,,Segui" Es war Winter im Jahr 2008, als der Wunsch nach besseren Bildern meiner Lieblingskonstellation Orion mich auf den Gedanken brachte, für meinen Fotoapparat eine Nachführung zu konstruieren. Inspiriert durch verschiedene Fachbücher und Zeitschriften, war ich von der deutschen Montierung begeistert. Mit Hilfe von Legosteinen und einem Lego-NXT-Mindåstorm Computer konnte ich sie implementieren, es war eine einfache Realisierung mit nur einem Motor und einem 3D-Stativkopf. Sie kom-

1 Ein Schutzdach auf Rädern
pensierte die Erdrotationsbewegung. Ich nannte sie ,,Segui", nach dem spanischen Wort seguidor, ,,der Verfolger". Segui kann eine definierte Rotationsbewegung durchführen, wobei die Rotationsachse

des Stativkopfs parallel zur Rotationsachse der Erde ausgeführt werden muss. Die Geschwindigkeit der Rotationsbewegung kann durch den Lego-MindstormComputer programmiert und somit exakt
VdS-Journal Nr. 58

70

Mitgliedssternwarten

2 ,,Astronomical Observatory Aurora" mit Kontrollraum

auf eine Umdrehung pro 24 Stunden eingestellt werden. Die ersten Bilder haben mich sehr fasziniert. Der Himmel hat sich für mich in diesen Moment eröffnet. Allerdings war es für diese Kunstoff-Konstruktion nicht einfach, das Gleichgewicht bei schweren Objektiven zu halten. Mit der Zeit lernte ich die Grenzen dieser Montierung erkennen. Trotzdem erzielte ich mit meiner Sony Alpha 100 bis max. 75 Millimeter Brennweite und 15 Sekunden Belichtungszeit damals ganz tolle Ergebnisse.
2. Phase, Herbst 2009 bis Winter 2011 Eine astronomische, computergesteuerte Montierung Der Spaß war so groß, dass ich mir ein Jahr später eine gebrauchte LDX55Montierung und einen Meade-Computer anschaffte. Der Unterschied war riesig, genauso wie mein Bedarf, Neues in den Fächern Astrofotografie, Bildverarbeitung und Astronomie zu lernen. Viel Fachliteratur habe ich seitdem gelesen und zum ersten Mal mit meiner Frau auch die Messen ATT (Essen) und AME (Villingen-Schwenningen) besucht. Dort sprach ich zum ersten Mal mit anderen Hobbyastronomen und sah richtige Ausrüstungen. Ein ernsthaftes Hobby ist bei uns entstanden und mit ihm die Mitgliedschaft in dem grandiosen Verein der VdS. Mein Beruf und Hobby waren immer die Elektronik und die Automatisierungstechnik. Deswegen befasste
VdS-Journal Nr. 58

ich mich v. a. mit der Fernsteuerung der Montierung und des Fotoapparates von Anfang an. Dafür verwendete ich ein altes Notebook, welches noch eine serielle Schnittstelle besaß und habe viel Zeit investiert, um mich in dieses neue Feld einzuarbeiten. In kurzer Zeit konnte ich die Steuerung der Montierung und der Kamera vollständig automatisieren. Es war sehr interessant zu sehen, was mit einem Schlauch voller Kabeln vom Garten bis ins Haus alles gesteuert werden kann.
Das erste Teleskop für Aurora Im Februar 2011 schenkte mir meine Frau zum 50. Geburtstag ein ,,schnelles" FotoNewton-Teleskop, D = 203 mm, F/4. Das war ein Traum. Es folgten sehr lange und schöne Beobachtungsnächte. Jedes Mal musste ich das Teleskop mit Fotoausrüstung vom Haus in den Garten schleppen, den Polarstern finden und die Montierung neu kalibrieren, damit eine erfolgreiche lange Beobachtung stattfinden konnte. Der nächste Schritt war, meine Sony-Kamera am Okularauszug zu befestigen. Spätestens in diesem Moment lernt man, wie wichtig geeignete Adapter, Verlängerungen und Filter für eine richtige Adaption, Fokussierung und für die erfolgreiche Astrofotografie sind. Die Vielfalt und Anzahl an Möglichkeiten ist enorm. Der Rat aus dem Mund eines erfahrenen Amateurastronomen ist hierbei sehr hilfreich, um das richtige Equipment anzuschaffen.

3. Phase, Winter bis Frühling 2011 Vorüberlegung Im Winter 2011 kam mir zum ersten Mal der Gedanke, eine feste Säule im Garten zu installieren, damit ich die Ausrüstung nicht jedes Mal neu ausrichten musste. Dies nahm einige Zeit in Anspruch. Die Überlegung für einen festen TeleskopPlatz ist dabei jeden Tag konkreter geworden. Über eine feste Säule im Garten waren meine Frau und ich uns einig. Was dann folgte, war die Analyse über den besten Platz für die Teleskopsäule. Zusammen mit meiner Frau stellte ich verschiedene Messungen im Garten an. Dann habe ich bei den drei besten Orten unterschiedliche Winkelmessungen zur Sichtprüfung durchgeführt. In diesem Moment fragte ich mich: ,,Welche Höhe sollte unsere Säule eigentlich haben? 90 Zentimeter wie bisher?" Zeitweise hatte ich sogar die Idee, auf eine Höhe von ca. drei Metern zu gehen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen waren sehr interessant, denn ich merkte, dass viele Hindernisse plötzlich nicht mehr im Weg waren, die vorher noch gestört hatten. Es folgte die Frage, wie man auch die Montierung schützen könnte, die nachts ja draußen bleiben sollte? In diesem Moment war uns klar, dass wir nicht mehr so weit von einer eigenen kleinen Sternwarte entfernt waren. Im Frühling 2011 haben wir uns verschiedene Konstruktionen dafür überlegt. Eine Art Simulation mit Überlagerung von Bildern von unserem Garten mit den verschiedenen Säulen-Konzepten wurden miteinander verglichen. Die Schnittstelle zur Säule war auch ein Thema. Letztendlich haben wir uns aus Kostengründen für den Bau eines zwei Meter hohen Holzturmes und einer drei Meter hohen Säule mit einem rollbaren Gartenschrank als Geräteschutz entschieden.
Konstruktion der Säule und des Beobachtungsturms Nach einer genauen Analyse des Geländes und der damit verbundenen Konstruktion begannen wir mit den Bau der Säule. Die Holzkonstruktion musste getrennt von der Säule befestigt werden, damit während der Beobachtung und der Arbeiten am Teleskop entstehende Vibrationen sich nicht auf die Säule übertrugen. Eine Idee meines Vaters, eine Betonsäule in Form eines ,,Stempels", wurde ausgewählt. Eine Betonsäule zu bauen, hat mir als Elektroingenieur keine große

Mitgliedssternwarten

71

Freude bereitet: Zu viele Komponenten, mit denen ich wirklich keine Erfahrung hatte. So haben wir nach der Anweisung meines Vaters die Säule mit meiner Familie und den Nachbarn gebaut. Insgesamt mehr als eine halbe Tonne Beton mussten dafür vorbereitet und verarbeitet werden!
Die Montierung und Schnittstelle zur Säule Während der AME (Herbst) in VillingenSchwenningen haben wir uns entschieden, eine neue, genauere und tragfähigere Montierung anzuschaffen. Wir haben uns für die EQ6 entschieden. Ich habe sie gleichzeitig bei der Firma Nimax vor der Lieferung verbessern lassen (besseres Fett und Lager). Die Montierung wurde dann mit Hilfe einer selbstgebauten ,,Schnittstelle" mit der Betonsäule verbunden.
Das ,,Schutzdach" Nach der AME wurde im Rahmen der VdS-Mitgliederversammlung ein Besuch zur Zollernalb-Sternwarte organisiert. Dort hatte ich die Möglichkeit, meine bisherigen Ergebnisse zu präsentierten und zahlreiche Anregungen zu sammeln. Diese waren die Basis für die nachfolgend beschriebenen Aktionen. So zeigt Abbildung 1 die Realisierung unserer ,,eckigen Schutzhaube".
Der Gartenschrank wurde auf einem mehrfach geleimten Anhängerbrett angeschraubt und mit einem Schnitt in der Mitte versehen, damit die Säule in den Schrank ,,hineinschlüpfen" kann. Der ganze Schrankboden wurde verstärkt und auf Rädern montiert. Damit ist das Hinein- und Herausschieben der ,,Bedachung" möglich. Diese ,,Bewegung" führte dazu, dass ein kleiner Balkon zusätzlich zum Turm gebaut werden musste. Dort wird die Bedachung positioniert, wenn das Teleskop frei zum Himmel schaut. Auch im Falle von starken Gewittern und/oder Stürmen wurde im Inneren und Äußeren des Schranks für Stabilität gesorgt. Zur einfacheren Bewegung wurden im vergangenen Sommer zwei Aluminium-Schienen in den Boden eingelassen. Das Schieben der Bedachung ist damit nun deutlich einfacher geworden. Im Schrank ist, mit Einschränkung, genug Platz zum Sitzen. Das Computersystem und zwei kleine Tische mit Schubladen wurden dort eingebaut.

3 Blick auf das ,,Astronomical Observatory Aurora"

Isolierung des Geräte-Schutzes Im Sommer habe ich sehr starke Temperaturschwankungen (> 39 Grad C) im Inneren der Bedachung gemessen, deswegen führte ich eine komplette Isolierung des Schranks durch. So war es möglich, ungefähr die gleichen Temperaturen wie im Freien unter Schatten einzuhalten. Die Isolierung ist in drei Schichten aufgeteilt: Zuerst eine 50 Mikrometer starke Alufolie, gefolgt von ein Zentimeter dickem Styrodur und wieder eine Schicht Alufolie.
4. Phase, Winter 2013/2014 Upgrade auf eine drehbare Kuppel Zwei harte Winter haben gezeigt, dass der einfache, rollbare Schrank gerade bei kalter Witterung in seiner Bewegung sehr limitiert ist. Bei kräftigen Schneeschauern mit anschließender Vereisung der beweglichen Teile war uns nur mit viel Mühe, Zeit und Kraft möglich, das Gerät von Eis und Schnee zu befreien. Das Öffnen und Schließen und der Schutz vor starkem Wind waren im Winter nur schwer möglich. Der Spaß beim Fotografieren und Beobachten war so riesig geworden, dass wir uns immer wieder fragten, ob vielleicht doch eine größere Investition in Richtung einer drehbaren Kuppel nicht eine bessere Lösung wäre. Natürlich wollten wir so viel wie möglich aus unserem ersten Aufbau übernehmen. Nach einigen Überlegungen kristallisierte sich die Idee heraus, einen ,,Kubus" (3 x 3 Meter) basierend aus einem Gartenhaus (mit 28 Millimeter dicken Holz-

wänden) um unseren Turm zu bauen und auf die Beobachtungsbasis eine Kuppel (3 Meter) von ,,ScopeDome" zu setzen. Die Höhe des Kubus entsprach der Höhe des Turms minus 30 Zentimetern für die neue Basis, damit die Säule auch nicht verändert werden musste. Zwischen Basis des Kubus und Boden wurde ein Sicherheitsabstand eingehalten. Auf vier Stahlträgern in I-Form, eingeschraubt auf eine Betonumrandung, wurde eine Zwischenbasis gesetzt, auf der nun der Kubus aufsitzt. Auf dem Dach des Kubus wurde seitlich (West-Nord-Seite) eine Öffnung eingelassen und eine besondere Treppe zum Aufstieg in die Kuppel konstruiert. Der ,,ScopeDome" hat ein Tor mit der Breite von einem Meter, welche für eine schnelle Anpassung an die Außentemperatur sorgt (< 15 Minuten). Alle Nachbarn und Freunde meines Sohn haben uns beim Aufbau kräftig unterstützt. Das gesamte Aufsetzen der Kuppel auf die Basis dauerte mit acht Personen etwa fünf Stunden.
Der Kontrollraum Neben dem Kubus wurde ein kleiner Raum geschaffen. Von dort aus ist es über LAN-Verbindung möglich, Dome, Montierung, Kameras und sämtliches elektronisches Zubehör zu 100 % fernzusteuern. Mit Hilfe einer Wetterstation (zur Temperatur-, Feuchtigkeits-, atmosphärischer Druck-, Windmessung und mit Hilfe eines Infrarotsensors auch die Wolkendicke), welche an die Steuerung des Domes gekoppelt ist, kann der Dome
VdS-Journal Nr. 58

72

Mitgliedssternwarten

auch bei schnellen Wetterwechseln automatisch und sofort geschlossen werden. Zur visuellen Überwachung der Teleskopbewegungen, insbesondere wenn es nahe der Säule schwenkt, und zur Überwachung der automatischen Verfolgung der Nachpositionierung der Kuppel zum Teleskop wurden drei Webcams im Dome installiert. Da der Kontrollraum physikalisch von der Kuppel völlig getrennt ist, kann er in kalten Wintertagen auch geheizt werden (Abb. 2).
Name und Bekanntmachung, Besucherprogramm Die Sternwarte wurde auf den Namen ,,Astronomical Observatory Aurora" (AOA -bezugnehmend auf das Nordlicht ,,Aurora Borealis") getauft. Die Sternwarte kann, nach telefonischer Absprache, von jedem Interessenten besichtigt werden. Amateure, Jugendliche sowie Fami-

lien mit Kindern sind gerne willkommen. Eine zweite Montierung ermöglicht den mobilen Teleskopeinsatz unten im Garten und somit die fachliche Erklärung von technischen und praktischen Aspekten der Beobachtung für kleine Kinder und für Menschen mit Behinderungen. Auch an schönen sonnigen Tagen kann die Sonne in unterschiedlichen Formen und für jedes Alter geeignet beobachtet werden. Für die jungen Besucher (ab Kindergartenalter) bietet das AOA auch ein einfaches Programm an. Kleine Führungen in Deutsch, Englisch und Spanisch sind ebenfalls möglich.
5. Wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Universitäten und astronomischen Instituten Zurzeit werden verschiedene wissenschaftliche Arbeiten im Rahmen des NEO-Programms zusammen mit dem

Institut für theoretische und praktische Astronomie der National-Universität Córdoba durchgeführt, dem Observatorium Cordoba (OAC) unter der Leitung von Dr. Diego Garcia Lambas und dem Observatorio Astronómico OAEGG (Observatorio Astronómico el Gato Griss von Carlos Colaza).
Das AOA wird auch als Lehrobjekt zum Thema ,,Mathematische Modellierungen" und ,,Robotik" verwendet. Hier haben Studenten die Möglichkeit, in Theorie und bei Praktika, eine computergestützte Steuerungsmechanik kennenzulernen. Diese Aktivitäten erfolgen im Lehrauftrag der Hochschulen Albstadt-Sigmaringen und des Robert-Bosch-Zentrums, der Hochschule Reutlingen und in Kooperation mit der Universität Stuttgart. Beide sind Bestandteil des dortigen Masterstudiengangs.

50 Jahre im Dienst der astronomischen Volksbildung - Allgäuer Volksstern-
warte Ottobeuren e.V. feiert rundes Jubiläum

von Harald Steinmüller

Gründung und Geschichte Wie bei vielen astronomischen Vereinigungen begann die Himmelsbeobachtung in Ottobeuren mit dem Zusammentreffen mehrerer gleichgesinnter Amateurastronomen. Hermann Speidel, Hermann Schmid und Heinz Forth gründeten 1966 die Allgäuer Volkssternwarte. Auf einem südlich von Ottobeuren gelegenen Höhenzug, Konohof genannt, fanden sie auf einer Höhe von 746 m ü. d. M. ideale Bedingungen zur Himmelsbeobachtung: wenig Streulicht, freie Sicht in alle vier Himmelsrichtungen und Zugang über schöne Spazierwege von Ottobeuren aus oder mit dem Auto auf der Staatsstraße von Ottobeuren in Richtung Wolfertschwenden/Bad Grönenbach.

1 Sternwarte Ottobeuren 1969

Unter schwierigen Bedingungen wurde voll Optimismus 1966 der Bau einer Sternwarte begonnen. Mit der Aufnahme des Führungsbetriebs 1968 begann auch die noch heute sehr gute Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) und die Aufnahme in die Liste der Naturstudienplätze des DJH (zusammen
VdS-Journal Nr. 58

mit den Sternwarten Violau und Passau). Der erste Tag der offenen Tür 1969 zeigte bereits das große Interesse der Bevölkerung an dieser Einrichtung.
1971 verstarb im Alter von erst 33 Jahren Hermann Speidel, Gründungsvorsitzen-

der und treibende Kraft des jungen Vereins. Nachfolger wurde Dieter Berghofer (+ 2014), der zusammen mit dem aktiven Team in den nächsten Jahren beharrlich am Aufbau der Sternwarte arbeitete. 1972 wurde ein neues 30-ZentimeterCassegrain-Spiegelteleskop von Wachter

Mitgliedssternwarten

73

eingeweiht. Im Jahr darauf verlieh das DJH der Sternwarte die ,,Kopernikus-Medaille" für ihre volksbildende Arbeit. Das DJH stiftete 1980 auch einen 15-Zentimeter-Refraktor von Lichtenknecker, zu dem sich 1984 ein Daystar-Ha-Filter zur Sonnenbeobachtung gesellte.
Die um ein Jahr verfrühte 20-Jahr-Feier 1985 setzte mit der Wanderausstellung ,,Sendboten aus dem Weltall" und mit dem umstrittenen Buchautor Erich von Däniken als Jubiläumsreferenten ein Ausrufezeichen. Die Anzahl der Führungen und die Besucherzahlen stiegen stetig. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, entschied sich der Vorstand, die Sternwarte um einen neuen, größeren Vortragsraum und eine Beobachtungskuppel zu erweitern.
Um die Beschaffung der finanziellen Mittel kümmerte sich in erster Linie Helmut Ziegler, der 1986 Dieter Berghofer als erster Vorsitzender folgte. 1987 begannen die Bauarbeiten und bereits ein Jahr später konnte der Anbau eingeweiht werden. Zum Plattforminstrument gesellte sich nun in der neuen Kuppel ein MPT-300 von Lichtenknecker, welches vorwiegend für fotografische Zwecke zum Einsatz kam. Den Festvortrag zur Einweihung hielt Prof. Wolfgang Hillebrandt vom MPI für Astrophysik.
In diesen Jahren entstanden erste Kontakte zur Sektion Rheintal der Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft und später zu den Vorarlberger Amateurastronomen, zu welchen auch heute noch freundschaftliche Verbindungen bestehen.

Zum 25-jährigen Jubliäum 1991 konnte der bekannte Astrophysiker Prof. Rudolf Kippenhahn als Festreferent gewonnen werden. Schon damals regte sich der Wunsch nach einem größeren Beobachtungsinstrument für die Plattform.
Pünktlich zum 30-jährigen Jubiläum 1996 konnte als neues Hauptinstrument ein 60-Zentimeter-Cassegrain eingeweiht werden. Sein Nasmyth-Fokus ermöglicht den Besuchern einen idealen Einblick, gleichgültig ob bei horizont- oder zenitnaher Beobachtung. Als besondere Ehrengäste konnten zu den Feierlichkeiten zwei Astronomen vom Purple-MountainObservatorium in China begrüßt werden.
Mit Harald Steinmüller als Vorsitzenden, Wolfgang Forth als Geschäftsführer sowie Frank Hegemann als technischer Vorstand (heute Kassier) übernahmen in den Jahren 1998 bis 2000 schrittweise ehemalige Jugendgruppenmitglieder Verantwortung in der Vereinsführung.
Die Ehrenmitglieder Wilhelm Briechle und Heinz Forth wurden für ihr ehrenamtliches Engagement mit dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet.
2002 wurde die Vortragstechnik grundlegend umgebaut, um auch Mulitmedia im Führungsbetrieb einsetzen zu können. Zum 40-jährigen Jubiläum 2006 erfolgte ein Umbau des 60-Zentimeter-Hauptinstruments. Als Festredner konnte der Planetenforscher Prof. Gerhard Neukum gewonnen werden.

2 Sternwarte Ottobeuren 2015
Im Rahmen des Internationalen Astronomiejahres 2009 nahm eine Abordnung der Allgäuer Volkssternwarte an einem Symposium über Volks- und Schulastronomie am Moletai-Observatorium in Litauen teil.
Nach fast drei Jahrzehnten im Einsatz wurde 2011 das Daystar-Ha-Filter gegen ein Solarmax-II-Teleskop von Coronado ersetzt. So können auch zukünftig regelmäßige Sonnenbeobachtungen durchgeführt werden. Im gleichen Jahr testete die Europäische Südsternwarte (ESO) in der Sternwarte über mehrere Monate hinweg ein neues Laser Guide Star System. Die Zusammenarbeit mit den Profis war überaus interessant und wurde im ,,ESOCast Nr. 34" vorgestellt.
Öf fentlichkeitsarbeit Bereits vor 50 Jahren wurde in der Satzung die volksbildende Astronomie als Vereinszweck festgelegt. Öffentliche Führungen jeden Freitag und nach Vereinbarung auch an Sonderterminen ermöglichen es den Besuchern, in die faszinierende Welt der Sterne einzutauchen. Multimediale Vorträge zu den verschiedensten astronomischen Themen und eine sich anschließende Himmelsbeobachtung bei gutem Wetter sind Bestandteil jeder Führung.
1997 faszinierte Komet Hale-Bopp die Bevölkerung - die Besucherzahlen stiegen erstmals auf über 4000 Personen und pendelten sich in den Jahren danach auf
VdS-Journal Nr. 58

74

Mitgliedssternwarten

durchschnittlich 3500 ein. Der absolute Besucherrekord mit über 5400 Personen wurde 2003 anlässlich der großen MarsOpposition erreicht.
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendherbergswerk fanden seit 1970 immer wieder Astronomie-Ferienkurse in der Sternwarte Ottobeuren statt.
Mit den Ottobeurer Schulen wurden in den letzten Jahren mehrere Projektwochen veranstaltet, so z. B. 2009 im Rahmen des Internationalen Astronomiejahres und 2015 im Vorfeld der partiellen Sonnenfinsternis.
Heute ist die Sternwarte jeden Freitag ab 19.30 Uhr bei jeder Witterung für Besucher geöffnet. Darüber hinaus von Mai bis Oktober jeden ersten Sonntagnachmittag im Monat zur Sonnenbeobachtung. Gruppenführungen ab 15 Personen finden nach vorheriger Anmeldung während der Woche statt.
Regelmäßige Fotoausstellungen in Ottobeuren und der Region locken interessierte Besucher genauso wie Fachkollegen und zeigen nicht nur den Sternenhimmel, sondern auch die Schönheit des Allgäus bei Nacht.
Jubiläumsfeier und Zukunft Am verlängerten Wochenende vom 4. bis 8. Mai haben wir das 50-jährige Bestehen der Sternwarte mit einem Festakt und einer Fotoausstellung in Ottobeuren gefeiert.

Um die Sternwarte für die Zukunft fit zu machen, muss das nun 50 Jahre alte Gebäude generalsaniert werden. Zusätzlich sollen der Arbeits- und Aufenthaltsraum erweitert werden. Ein Werkstatt- und Lagergebäude mit Beobachtungsplattform wird sich im Norden anschließen, und im Süden wird ein Foyer beide bisherigen Eingänge verbinden und mehr Platz für die Besucher bieten. Die Planungen laufen bereits, der erste Spatenstich ist für diesen Sommer geplant. Um den Führungsbetrieb weiter zu gewährleisten, werden die Baumaßnahmen in drei Abschnitten durchgeführt. Wenn 2018 der letzte Bauabschnitt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, erstrahlt die Volkssternwarte Ottobeuren in neuer Pracht und kann auch in Zukunft ihren Besuchern die Schönheiten des Allgäuer

Sternenhimmels näherbringen.
Kontakt: Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren e.V. Geschäftsstelle Bgm.-Hasel-Str. 17 87724 Ottobeuren Telefon 08332/9336058 Telefax 08332/936890 www.avso.de info@avso.de www.facebook.com/AVSO.de
Adresse der Sternwarte (für Navigationssysteme): Wolferts 40 | 87724 Ottobeuren
Koordinaten: 47 Grad 55, 47,, Nord / 10 Grad 17, 18,, Ost Höhe: 746 m. ü. d. M.

Ausstattung Sternwarte Ottobeuren
Optisches Equipment der Sternwarte 600-mm-Cassegrain mit Nasmyth-Fokus, f/12 bei 7200 mm Brennweite 150-mm-Refraktor, f/10 bei 1500 mm Brennweite Coronado Solar Max 90 II Doublestack, f/9 bei 800 mm Brennweite 16'' Meade-Lightbridge-Dobson, 1524 mm Brennweite Miyauchi-Fernglas 20 x 100 16,, Meade LX200EMC, f/10 bei 4064 mm Brennweite 130-mm-Starfire-ED-Apochromat, 1030 mm Brennweite 115-mm-LZOS-Refraktor, 804 mm Brennweite
Vortragstechnik Videokamera für Fernrohrübertragungen auf Großleinwand Full-HD-Videobeamer mit Dolby-Surround-Anlage

Die Isartalsternwarte e.V.
von Kurt Motl

An der Isartalsternwarte in Königsdorf-Rothmühle führen wir für die interessierte Öffentlichkeit regelmäßig Sternführungen am großen 60-Zentimeter-Spiegelteleskop durch. Auf der Dachterrasse kommen Dobsons und andere mobile Teleskope zum Einsatz. Hier werden die aktuell am Himmel stehenden Sternbilder erklärt und wir zeigen unseren Besuchern, wie man sich am Himmel orientiert. Tageshimmelführungen mit Beobachtungen der Sonnenaktivität
VdS-Journal Nr. 58

stehen ebenfalls auf dem Programm. In regelmäßigen Abständen bereichern Vortragsveranstaltungen zu astronomischen Themen unser Bildungsangebot.
Die Sternwarte ist bei klarem Himmel jeden Mittwoch und Freitag geöffnet. Zusätzlich können Schulklassen und Jugendgruppen Sonderführungen buchen. Weil besondere astronomische Ereignisse, wie z. B. Sonnen- und Mondfinsternisse, Planetenbedeckungen durch den

Mond, Auftritte von Kometen und Asteroiden, Perseiden und Geminiden usw., in der Öffentlichkeit auf besonderes Interesse stoßen, haben wir natürlich dann geöffnet. Darüber hinaus engagiert sich der Verein regelmäßig beim bundesweiten Astronomietag, bei den Ferienpassaktionen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, beim Geretsrieder Kinder- und Jugendtag und beim alle zwei Jahre stattfindenden Lernfest im Kloster Benediktbeuern.

Mitgliedssternwarten

75

1 Isartalsternwarte ,,by night" (Foto: Christoph Otawa)

Alle Veranstaltungen der Sternwarte werden von ehrenamtlich tätigen aktiven Vereinsmitgliedern durchgeführt, dem ,,harten Kern" des gemeinnützigen Vereins Isartalsternwarte e.V., der gegenwärtig insgesamt ca. 65 Mitglieder zählt und sich der astronomischen Volksbildung verschrieben hat.
Der Verein feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. An dieser Stelle sei seine Geschichte kurz erzählt: Als der Sachaufwandträger des Landkreises Anfang der 1970er-Jahre eine fortschrittliche Schule, eine kooperative Gesamtschule, in Geretsried baute, stattete er sie mit einer Sternwarte aus - damals ein Novum in bayerischen Gymnasien. Um die Sternwarte einzurichten, fehlte allerdings das Geld. Genau dieser Umstand war der Anstoß für die spätere Vereinsgründung. Es dauerte einige Jahre bis der Leerstand der Sternwarte durch einen neugierigen Hobbyastronomen aufgedeckt und in der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde. Mit Herrn Dr. Otto Rothe an der Spitze trafen sich am 8. Juli 1976 elf interessierte Bürger zur Gründungsversammlung der ,,Schulsternwarte Geretsried e.V.", um die leerstehende Stern-

warte mit einem Teleskop auszustatten und (laut Satzung) ,,eine Sternwarte zum allgemeinbildenden Nutzen der Schüler und Bürger Geretsrieds sowie der interessierten Öffentlichkeit zu betreiben". Hierzu stellte der neugierige Hobbyastronom sein 20-Zentimeter-Newton-Spiegelteleskop zur Verfügung.
Von der Astronomie begeisterte Schüler traten dem Verein bei und setzten neben dem schulischen Wahlunterricht auch durch ihr Engagement neue Schwerpunkte. Der Verein entwickelte sich in den 1990er-Jahren weiter zu einer Volksund Schulsternwarte. Auch die technische Ausstattung der Sternwarte am Schulzentrum Geretsried wurde laufend verbessert. Mit der Anschaffung eines 6-Zoll-ED-APO-Refraktors von MEADE und der Spende eines 10-Zoll-SchmidtNewton-Spiegelteleskops war die technische Runderneuerung der Sternwarte vorerst abgeschlossen.
Die größten Besuchermagneten an dieser Sternwarte waren der Komet Hale-Bopp im Frühjahr 1997 und der Komet Shoemaker-Levy im Juli 1994. Wegen HaleBopp wurde die Sternwarte von Hunder-

ten Besuchern regelrecht überrannt. Sie drängten an die Teleskope, obwohl es da keinen Kometenkern zu sehen gab. Auch die Hoffnung der Besucher, die Einschläge der Bruchstücke von Shoemaker-Levy live auf dem Jupiter verfolgen zu können, wurde enttäuscht, weil sie auf der erdabgewandten Seite des Planeten erfolgten.
Der absolute astronomische Höhepunkt der Sternwarte am Schulzentrum war aber der denkwürdige 11. August 1999, der Tag, an dem die Sonne vom Mond total verfinstert wurde und der Kernschatten des Mondes über die Sternwarte hinwegzog. Eine halbe Stunde vor der Totalität schüttete es noch in Strömen und wenige Minuten nach der Totalität verschluckten Wolken schon wieder alles Sonnenlicht. Die totale Phase dauerte nur knapp eine Minute, aber diese Minute war einfach fantastisch, unwirklich, beglückend. Wir waren begeistert.
2008 - ein Wendepunkt in der Vereinsgeschichte: Christian Müller, 2. Vorstand, erfuhr, dass auf dem Wendelstein der Bau eines neuen Observatoriums in Planung war. Das alte, ein mit Blech verkleidetes
VdS-Journal Nr. 58

76

Mitgliedssternwarten

Stahlskelett mit einer Ashdome-Kuppel, sollte dem Neubau weichen. Der Clou: Das Gebäude würde nichts kosten außer den Transportkosten. Diese Nachricht schlug im Verein ein, denn es tat sich plötzlich eine einmalige Chance auf, mit überschaubaren Mitteln eine große Sternwarte im Landkreis zu errichten. Heftige Aktivitäten folgten: Ein geeigneter dunkler Standort musste gefunden werden. Die Finanzierung eines Großteleskops sollte mit Hilfe von LEADERFördermitteln erfolgen. Der Betrieb der Sternwarte könnte in Kooperation mit der Volkssternwarte München, die eine Außensternwarte an einem dunklen Standort suchte, erfolgen. Trotz geringem Eigenkapital schien uns das Konzept schlüssig und realisierbar. Wir legten uns einen neuen Namen zu: ,,Isartalsternwarte e.V." wegen der überregionalen Bedeutung der geplanten Sternwarte.
Doch Rückschläge blieben nicht aus: So erhielten wir nicht den Zuschlag für das alte Wendelstein-Gebäude, worüber wir im Nachhinein froh sind. Auch das Interesse der Volkssternwarte München flaute ab. Und der Standort löste sich in Luft auf, weil die Grundstückseigentümerin nach 11/2 Jahren ihr zuerst gegebenes
VdS-Journal Nr. 58

2 Sternwarte am Schulzentrum Geretsried (Foto: Kurt Motl)

Placet zurücknahm. Ein weiterer Standort wurde zwar gefunden, doch der zuständige Gemeinderat wollte diesen nicht akzeptieren. Erst im dritten Anlauf wurde die Standortfrage gelöst. Dies verdanken wir dem Leiter der Jugendsiedlung Hochland (JSH) in Königsdorf-Rothmühle. Auf dem riesigen Gelände der JSH fanden wir einen idealen Standort, der - frei von Kunstlichtquellen - auch bei Tag durch seine idyllische Lage überzeugte. Aus der Nähe der Jugendsiedlung, die rund 50.000 Übernachtungen pro Jahr registriert, ziehen wir großen Nutzen und umgekehrt - eine Win-Win-Situation.
Eine letzte Hürde war die Finanzierung der Sternwarte. Die geschätzten Gesamtkosten waren auf 350.000 Euro hochgeschnellt. Für unser ehrgeiziges Projekt beantragten wir LEADER-Fördermittel, die auch in einer Höhe von rund 150.000 Euro zugesagt wurden, wenn wir die Kofinanzierung in Höhe von rd. 200.000 Euro nachweisen könnten - eine echte Herausforderung bei einem Eigenkapital von nur 10.000 Euro. Wir rührten die Werbetrommel, veranstalteten Ausstellungen, um unser Projekt im Landkreis

bekannt zu machen. Die Politik bezeichnete unser Projekt als ,,Leuchtturmprojekt für den Landkreis". Wir dachten uns Aktionen aus, um Spenden aus kleinen und großen Geldbeuteln zu bekommen und fragten bei Banken, Firmen und Gewerbebetrieben an. Die Resonanz war groß und wir erhielten Hunderte kleinere und größere, z.T. auch sehr große Zuwendungen im Vertrauen darauf, dass wir das Finanzierungsziel erreichen würden. Und wir haben es tatsächlich geschafft - und das grenzt an ein Wunder.
Nach Erhalt der Baugenehmigung für privilegiertes Bauen im Außenbereich folgte am 06. Juli 2013 der ,,Erste Spatenstich" auf der grünen Wiese: Der Verein blickt optimistisch in eine rosige astronomische Zukunft.
Der Einladung zur Grundsteinlegung am 08. August 2013 waren unser Landtagsmitglied Martin Bachhuber, drei Bürgermeister und zahlreiche Förderer gefolgt. In eine Zeitkapsel wurde unter anderen Dingen auch je eine Ausgabe von ,,Sterne und Weltraum" und ,,Interstellarum" gegeben und diese dann eingemauert.

Vier Monate später war der Rohbau fertig gestellt und die 5,5-Meter-ScopeDomeKuppel von der Firma Astroshop aufgestellt.
Um die Gesamtkosten nicht explodieren zu lassen, waren zumindest die Aktiven im Verein beim Ausbau extrem gefordert. Wir nahmen so ziemlich alles, was machbar war, selbst in die Hand: Malerarbeiten, Verlegen von Fußböden, Einbau einer Küche, alle Holzarbeiten, zum Beispiel das Anbringen der Fassade. Wenn man alle Fichte-Rhombuslatten aneinanderlegt, kann man damit einen Sportplatz zehnmal umrunden. Die Gesamtlänge aller Latten beträgt vier Kilometer. Um sie an der Unterkonstruktion zu befestigen, drehten wir mehr als 6.000 Edelstahlschrauben hinein.
Mit der Sichtung des Teleskopmarktes, das Für und Wider der einzelnen Modelle darzustellen, damit hatten wir Werner Eich beauftragt. Er ist unser erfahrener Optikexperte, der schon die verschiedensten Teleskope berechnet und selbst konstruiert hat. Seine Empfehlung war ein 60-Zentimeter-Spiegelteleskop der Firma PlaneWave Instruments (USA). Das CDK24 ist ein 24,,-Corrected Dall-KirkhamAstrograf. Am 03. Juni 2014 wurde es von der Firma Baader Planetarium geliefert, per Kran in die Kuppel gehievt und auf einer parallaktischen 10-MICRON-GM4000 HPS-GoTo-Montierung (Italien) montiert.
Die ersten Testfotos ein paar Tage nach dem Einbau machte Christoph Otawa, unser ,,Star"-Astrofotograf und mehrfacher Preisträger (u. a. 1. Preis im großen Fotowettbewerb von Astrosysteme Austria und Sterne und Weltraum, 2014). Die Testfotos zeigten, dass unser großes Teleskop, das größte in einem 100-KilometerUmkreis (ausgenommen Volkssternwarte München), unsere Erwartungen voll erfüllte.
Nach einer Festrede des Bayerischen Staatsministers Helmut Brunner und Grußworten von Kommunalpolitikern wurde die Isartalsternwarte am 16. Oktober 2014 durch die örtliche Geistlichkeit in Anwesenheit von MdL Martin Bachhuber, dem stellv. Landrat, fünf Bürgermeistern und zahlreichen Förderern und Ehrengästen ökumenisch eingeweiht. Es war eine Sternstunde für den Verein, eine Sternstunde für Königsdorf, eine Sternstunde für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und das gesamte Oberland. Mit einem Tag der offenen Tür am 26. Oktober 2014 nahm die Sternwarte ihren Führungsbetrieb auf.
Im ersten Jahr ihres Bestehens verzeichnete die Isartalsternwarte reges Interesse in der Bevölkerung und bei Schulklassen. Nicht wenige Besucher nahmen sogar längere Autofahrten in Kauf, um abseits störender Lichtquellen mit einem großen Teleskop einen Blick auf die Wunder des Weltalls zu werfen. Begünstigt durch schönes Wetter lockten astronomische Ereignisse im vergangenen Jahr besonders viele Besucher an. So beispielsweise die Merkur-Venus-Konjunktion am 10. Januar 2015, die Venus-Jupiter-Konjunktion am 30. Juni 2015 und die Nacht der Galaxien am 18. April 2015. Viele Wünsche wurden in der Nacht der Perseiden im August und in der Nacht der Geminiden im Dezember zum Himmel geschickt, die hoffentlich alle in Erfüllung gegangen sind. Die absoluten Highlights waren natürlich die beiden Finsternisse, die partielle Sonnenfinsternis am 20. März und trotz unchristlicher Uhrzeit die totale Mondfinsternis am 28. September 2015. Gerade die totale Mondfinsternis wird allen, die sie erlebt haben, als eindrucksvollste der letzten Jahrzehnte in Erinnerung bleiben.
Kontakt: Isartalsternwarte Rothmühle 9 82549 Königsdorf Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen www.isartalsternwarte.de

Anzeige

Entdecken Sie die Wunder des
Universums!

Das ist Space:
Vollgepackt mit informativen Artikeln und atemberaubenden Fotos berichtet Space über die Technik der Weltraumfahrt, ebenso wie über Astronomie und kosmische Phänomene.

Testen Sie 2 x Space mit 30% Rabatt!
Lesen Sie 2 Ausgaben Space für nur 11,90 * statt 17,00 * im Handel.

Jetzt bestellen und vom Test-Angebot pro tieren:
www.emedia.de/ space-mini

Telefon: 0541 80 009 126
(Mo.-Fr. 8 19 Uhr, Sa. 10 14 Uhr)

E Mail: space-abo@emedia.de

Post:

eMedia Leserservice Postfach 24 69 49014 Osnabrück

*Preis in Deutschland.

78

Astrofotografie

Astrofotografie - Vergleich visueller Fokussiermethoden
von Alfred Karnapp

In der Astrofotografie, z. B. in der Planeten- und Mondfotografie, soll optisch nichts verschenkt werden. Das gilt für die Güte der Optik sowie für das Fokussieren. Hier werden drei übliche Fokussiermethoden am Beugungsbild eines Sterns miteinander verglichen. Das Fokussieren erfolgt am Bild des Kameradisplays. Wie zur Optikprüfung, so sind Sterne auch zum Fokussieren optimal geeignet.

1. Gegebenheiten Das optische System besteht aus dem auf Unendlich fokussierten Teleskop, afokales System, und der Kamera. Das Beugungsbild des Teststerns wird auf dem Kameradisplay betrachtet. Zur Ausrüstung vgl. Tabelle 1. Den einfachen Fokussiertubus zeigt die Abbildung 1.

1 Fokussiertubus

2. Fokussiermethoden 2.1. Bahtinov-Maske Das Fokussieren mit der Bahtinov-Maske (Abb. 2) erfolgt vorteilhaft mit Hilfe der außermittigen Beugungsbilder neben dem zentralen Beugungsbild. In diesen beiden dezentralen Teilen des Beugungsbilds ist Symmetrie einzustellen. Das Auge nimmt Abweichungen von der Symmetrie sehr gut wahr. Die Defokussierung in der Größenordnung der wellenoptischen Abbildungstiefe ist erkennbar. Belichtungszeit der Fotos in den Abbildungen 3 und 4 ist etwa 1 s; der Seeingeinfluss ist merklich. Dem Auge mit seiner kürzeren ,,Belichtungszeit" erscheinen die Beugungsbilder deutlich schärfer. Ein Beugungsbild von Beteigeuze bei relativ geringer Luftunruhe zeigt die Abbildung 5. Die Beugungsbilder enthalten noch weitere lichtschwächere Elemente.
Für das Fokussieren ist die Kamera zwischenzeitlich auf ISO-Werte von etwa 6000 zu stellen. Damit das Beugungsbild leichter gefunden werden kann, ist es von Vorteil, das Teleskop vorher mit dem Okular auf etwa unendlich zu fokussieren. Ohne geeignetes Objekt ist dafür in Abhängigkeit von der Temperatur die Kenntnis der jeweiligen Stellung des Fokussiertubus von Vorteil.
VdS-Journal Nr. 58

Nicht vergessen: Nach dem Fokussieren Bahtinov-Maske abnehmen.
2.2. Dreilochblende die Dreilochblende (Abb. 6) kann leicht selber hergestellt werden. Der Fokus ist erreicht, wenn die drei Beugungsbilder der Öffnungen (Abb. 7) zu einem Bild zusammengeführt sind.
2.3. Volle Objektivöffnung (D = 100 mm) Im Vergleich zu den vorgeschalteten Blenden wird auch normal mit voller Objektivöffnung fokussiert.

3. Vergleich der Fokussierverfahren Die jeweils erreichte Fokussiergenauigkeit weist die Tabelle 2 aus. Für die Bewertung der erreichten Genauigkeiten ist als Kriterium die wellenoptische Abbildungstiefe (WAT) geeignet. Sie wird bestimmt durch den Abstand vom Fokus (Intensität 100 %) bis zu dem Punkt auf der optischen Achse, in dem die Intensität auf 80 % Fokus abgefallen ist. Es gilt
WAT = 2,038 * l * N2
(wobei l = Wellenlänge in m, N = F/D = Öffnungszahl bzw. Blende). Für = 0,5 m ergibt sich die Abbildungstiefe einfach aus
WAT (in m) = +- N2
und beträgt WAT = +- 0,1 mm, da N = 10. Die Fokussierfehler seien normalverteilt. Dann kann nach Gauß (Fehlerin-
tegral) der Anteil der Fokussierungen bestimmt werden, deren Fehler innerhalb der wellenoptischen Abbildungstiefe bleibt. Dieser Anteil sei die Gutausbeute (Tab. 3).
2
Bahtinov-Maske

Astrofotografie

79

Tabelle 1: Gegebenheiten der Ausrüstung - Vergleich Fokussiermethoden

Teleskop Objektiv: Öffnungsverhältnis: Okular: Vergrößerung: wellenoptische Abbildungstiefe: Tubus:

Apochromat AP 100 mm/1.000 mm, CZ Jena, D:F = 1:10 W-11, Weitwinkel, CZ-Jena, Brennweite 11 mm 91-fach +- 0,1 mm, siehe 3. 100 mm/1.000 mm, CZ-Jena Fokussiertubus

Kamera

Systemkamera:

NX1000, SAMSUNG

Objektiv:

1:3,5-5,6, 20-50 mm

Objektivbrennweite-KB:

30,6 bis 76,5 mm

(KB: auf Kleinbildformat 24 x 36 mm bezogen)

CCD:
Cropfaktor: Pixelkantenlänge: Kameradisplay:

5.472 Pixel x 3.648 Pixel 15,7 mm x 23,5 mm 36/23,5 = 1,53 4,3 m (KB: 6,8 m) 921.000 Pixel

Teleskop und Kamera Systembrennweite-KB Kamerachip: 1.000 mm · (33,7 mm/11 mm) = 3,1 m Systembrennweite-KB Kameradisplay: 25 m, mit Fokussierhilfe 8-fach

Teststern
mv Seeing

1,6 mag mittelmäßig

- Die Bahtinov-Maske ist eindeutig überlegen, besonders für die weitere digitale Bearbeitung wie Stacking, wo eine größere Zahl an Aufnahmen benötigt wird.
- Das Fokussieren mit den anderen beiden Methoden ist etwas weniger zeitaufwändig, dafür weniger genau; bei kleinen Aufnahmeserien sind einige mehr Fokussierstellungen vertretbar.
- Gute Luftverhältnisse und eine feinfühligere bzw. motorische Fokussierung, die die von der Handkraft erzeugten Schwingungen des Teleskops ausschließt, werden zu einer höheren Gutausbeute führen.
- Sicherheitshalber werden Aufnahmen mit gering veränderten Fokussierpositionen sinnvoll sein.
- Für andere freie Durchmesser und

Öffnungsverhältnisse dürfte die erreichbare Gutausbeute vergleichbar sein, sofern sinnvoll Vergrößerungen benutzbar sind, die etwa der mm-Zahl des freien Durchmessers entsprechen. - In der Standardabweichung, die im Vergleich zum Skalenwert des Fokussiertubus von 0,1 mm klein ist, sind auch Anteile aus Fehlern der Ablesung sowie in der Mechanik des Fokussiertubus enthalten. - Mit der Fokussierhilfe der Kamera ist der Fokussierzustand nur im zentralen Bereich des Bildfeldes kontrollierbar.
4. Einige Bemerkungen Wegen der besseren Vergleichbarkeit ist es angebracht, die Größen auf das Kleinbildformat 24 mm x 36 mm zu beziehen. Das Umrechnen erfolgt mit dem Cropfak-

Tabelle 2: Vergleich der Fokussierverfahren

Verfahren Bahtinov-Maske Dreilochblende Objektivöffnung ø100mm

Zahl der Messungen 20 20 20

Standardabweichung/mm 0,062 0,086 0,145

3-5
Oben: Beugungsbild im Fokus
Mitte: Beugungsbild 0,1 mm defokussiert
Unten: Beugungsbild bei geringer Luftunruhe
tor, der den Unterschied der CCD-Größe zum Kleinbildformat erfasst. Sicherheitshalber sollte man um die ermittelte Fokusstellung auch Aufnahmen auf beiden Seiten nahe dieser Position gewinnen. Damit bei einfacheren Fokussiertuben die Umkehrlose/Backlash im Antrieb unwirksam wird, ist mit der extrafokalen Position zu beginnen. Es ist darauf zu achten, dass weitere Positionen von etwas zu weit herausgefahrenem Tubus (extrafokale Position) konsequent nur in einer Richtung, in Richtung Objektiv angefahren werden, damit nur gegen die Schwerkraftrichtung bewegt wird. Wird das Kamerabild auf dem Rechnerdisplay betrachtet, lässt sich das gesamte Bildfeld überprüfen. Wird die Abbildung vom Rechner ausgewertet, dann wäre bei
VdS-Journal Nr. 58

80

Astrofotografie

vorhandener Ansteuerung eines motorischen Fokussiertubus eine Autofokusfunktion prinzipiell realisierbar.
Die Größe der gerade noch von der Optik aufgelösten Objektstruktur wird mit zunehmender Öffnung kleiner. Bei gleichem Öffnungsverhältnis bleibt die Größe dieser Struktur in der Bildebene konstant. Um vom CCD noch erfasst zu werden, darf die Struktur nicht kleiner als zwei Pixelgrößen sein (Sampling). Die Bedingung wird für die Pixelgröße der Kamera von 6,8 m bezogen auf KB-Format erfüllt, wenn das Verhältnis von Öffnung und Systembrennweite etwa bei 25 liegt. Das gilt für die Zeilen- und Spaltenrichtung des CCD, für andere Richtungen auf dem CCD mag die effektive Pixelgröße etwas zunehmen.
Die Systembrennweite FS(KB) für die Ausrüstung bestimmt sich zu
FS(KB) = FOB x FK(KB) / FOK
mit FOB = Objektivbrennweite, FOK = Okularb rennweite, FK(KB) = Kamerabrennweite.
Für Optiken, die aus mehreren abbildenden Komponenten bestehen, wie hier das Teleskop und die Kamera, sei auf die Pupillenverknüpfung hingewiesen. Ein abbildendes System besitzt eine Eintrittspupille EPn und eine Austrittspupille APn. Das Lichtbündel eines Teilsystems wird vom nachfolgenden Teilsystem ohne Verlust aufgenommen, wenn - die optischen Achsen der beiden Kom-
ponenten deckungsgleich fluchten, - die Eintrittspupille EP2 der zweiten
Komponente sich am Ort der Austrittspupille AP1 des ersten Teilsystems befindet, - EP2 > AP1
Abweichungen von den ersten zwei Bedingungen führen zu Abschattung/ Vignettierung im Gesichtsfeld, erkennbar an unscharfen Begrenzungen des Gesichtsfeldes, vgl. die Abbildung 8.

6 Dreilochblende
Die Eintrittspupille EP1 des Teleskops ist die Objektiv- oder Spiegelöffnung. Die vom Okular abgebildete EP1 ist die Austrittspupille AP1. Die Lage der Eintrittspupille EP2 des Kameraobjektivs ist im Allgemeinen nicht bekannt. Zum Finden des optimalen Abstands der Kamera zu AP1 empfiehlt sich eine kleine Kamerablende. Bei Objektiven mit veränderlicher Brennweite wird man diese Einstellmöglichkeit zum Suchen des optimalen Abstands ebenfalls nutzen.
Ist EP2 < AP1, dann wird das Lichtbündel vom Teleskop durch das Kameraobjektiv beschnitten, neben dem Lichtverlust reduziert sich auch das Auflösungsvermögen. Für die Aufnahmen ist die Blende des Kameraobjektivs auf den Größtwert zu stellen. Eine solide Verbindung Teleskop und Kamera ist unerlässlich, damit die einmal gefundene Stellung mit Sicherheit wiedergefunden werden kann. Die Ergebnisse sind auf andere Anordnungen mehr oder weniger übertragbar, wie z. B. Fotografie mit Okularprojektion. Befriedigende Aufnahmen wird man bei der Funktionenvielfalt der Digitalkameras und im Zusammenspiel mit dem Teleskop, wie Belichtung, ISO-Empfindlichkeit, Sampling usw., erst nach Versuchen und gewonnenen Erfahrungen erhalten. Durch Stacking einer Serie hinreichend guter Aufnahmen lässt sich letztlich eine Auflösung im Bild erreichen, die dem theoretischen Auflösungsvermögen nahe kommt. Ein Ausschnitt aus einem Einzelbild mit dem oben genannten Teleskop

7 Beugungsbild der Dreilochblende
und der Kamera PowerShot A710 IS von Canon zeigt die Abbildung 9, leicht bearbeitet mit Foto & Grafik Designer 10 von MAGIX. Im Internet findet sich eine Überfülle an Informationen zum Thema Astrofotografie. Einen guten Gesamtüberblick vermag [1] zu geben. Literatur- und Quellenangabe: [1] A. Martin, B. Koch, 2009: ,,Digi-
tale Astrofotografie - Grundlagen und Praxis der CCD- und Digitalkameratechnik", Oculum-Verlag, Erlangen, 1. Auflage
8 Beispiel für Vignette

Tabelle 3: Gutausbeute - Vergleich der Fokussiermethoden

Verfahren Bahtinov-Maske Dreilochblende Objektivöffnung ø 100 mm

Standardabweichung/mm 0,062 0,086 0,145

Gutausbeute 90 % 75 % 51 %

VdS-Journal Nr. 58

9 Mond, Hyginus-Rille und Triesnecker mit
Rillen, 10.04.2011, 18:06 UT, Lichtgrenze +1 Grad , 1/8 s, ISO 200; Systembrennweite 7 m, bezogen auf das Kleinbildformat

Astrofotografie

81

Mondfotografie
von Werner Probst

An sich bin ich ja mehr der Fotografie von interstellaren und extragalaktischen Objekten zugeneigt. Aber wie oft hat man denn wirklich gute Bedingungen dafür? Zum Glück gibt es noch Mond, Planeten und auch Sonne. Ein Vorteil ist, dass man ein kurzes Zeitfenster mit klarem Himmel schon dafür nutzen kann, um eine vollständige Aufnahme in den Kasten zu bekommen. Die Bildbearbeitung unterscheidet sich allerdings sehr von der im Deep-Sky-Bereich, sie ist aber genauso herausfordernd.
Für die Fotografie des Mondes verwende ich einen 10-zölligen Newton f/6 von Orion UK. Um eine höhere Auflösung zu erreichen, gebrauche ich eine 2,5-fache Barlowlinse (TS). Zur Aufnahme verwende ich die DMK 21AU618.AS in Kombination mit einem Filtersatz von Baader. Aufnahmeort ist fast immer mein Balkon im Kärntner Gurktal. Hin und wieder fotografiere ich auch mit kleineren Tele-

skopen, aber für Mond und Planeten gilt wirklich, je mehr Öffnung desto besser.
Als Aufnahmesoftware verwende ich das mit der DMK mitgelieferte Programm IC Capture.AS. Firecapture wäre eine sehr gute Alternative und ist außerdem Freeware. Die Reduktion der Videos mache ich fast immer mit Autostakkert2! (AS2!). Es ist ein sehr einfach zu bedienendes und vor allem auch sehr schnell arbeitendes Programm (Abb. 1), das außerdem noch gratis ist [1]. Wie man es genau verwendet, wird auf so manchem YoutubeKanal sehr gut erklärt [2]. Wesentlich ist, dass damit Multi-Point-Alignment möglich ist, d. h. die Einzelbilder werden an verschiedensten Bildpunkten ausgerichtet. Das ist beim Mond wichtig, da das Seeing nicht über das gesamte Bildfeld gleich sein muss, gerade bei größeren Bildwinkeln. Bevorzugt nehme ich Videos mit ca. 4.000 Einzelbildern (Frames) auf, es können aber auch mal mehr sein.

Die Verwendungsrate hängt von den Bedingungen ab, liegt aber meistens so zwischen 10 % und 20 %. Die Abbildung 2 zeigt das dann erhaltene Rohbild.
Nach erfolgter Datenreduktion arbeite ich mit PixInsight weiter (Abb. 3). Da geht es darum, den Tonwert anzupassen und zu schärfen. Alternativ kann man das natürlich mit Programmen wie z. B. Registax genauso gut erledigen. Wesentlich ist, wie man beim Schärfen vorgeht. Das macht man bei Sonne, Planeten und Mond per Wavelets. Ich arbeite fast nur mit der ersten Ebene, sie ist für die feinsten Details zuständig. Ebene 2 ist dann für etwas grobere Strukturen und so weiter. Mit wie vielen Ebenen man arbeitet, ist wählbar. Aber zwei Ebenen reichen meistens, was einfach auszuprobieren ist. PixInsight bietet die Möglichkeit, ein Vorschaufenster zu öffnen. Da kann man dann die Veränderungen unmittelbar beobachten. Aber meistens werden die

1 Arbeitsoberfläche von Autostakkert2!

VdS-Journal Nr. 58

82

Astrofotografie

Kontraste ab Ebene 2 zu hart. Sollte Rauschen im Bild auftreten, gibt es dafür einen Regler, mit dem man die Rauschreduktion steuern kann. Behutsames Probieren ist hier anzuraten. Gleichzeitig kann man dann auch versuchen, das durch das Schärfen zu stark gewordene Rauschen mittels Rauschreduktion wieder zu dämpfen.
Was sich oft als sehr sinnvoll erweist, ist das Aufnehmen des Filmes mit einem R-Filter. Grundsätzlich nehmen mit zunehmender Wellenlänge die Seeing-Unschärfen ab. Meine Erfahrung sagt, dass das aber nicht immer funktionieren muss und von den Bedingungen abhängt. Viele Mondfotografen haben das Problem, dass Staubflecken, die sich am Chip befinden, im Film und in weiterer Folge im Bild sichtbar werden. Dies lässt sich leicht beheben, indem man eine zweite, leicht versetzte Aufnahme macht. Man bearbeitet beide Bilder gleich und kann dann z. B. in Photoshop mit Ebenen per ,,Aufhellen" diese Flecken mit einem Schlag eliminieren. Sollte die Qualität der beiden Aufnahmen unterschiedlich sein, dann lege ich die bessere Aufnahme als Ebene darüber und radiere die Staubfleckchen aus. So entsteht ein Loch in der Ebene und die gleiche Stelle kommt nun ohne Staubfleck zum Vorschein.

2 Gestacktes, unbearbeitetes Bild

3 Einstellungsmöglichkeiten in PixInsight
VdS-Journal Nr. 58

4 Krater Clavius
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass meiner Erfahrung nach bei der Bearbeitung von Mondbildern die Devise gilt: Weniger ist sehr oft mehr! D. h. sehr vorsichtig schärfen, auch die Kontraste nicht zu stark anheben. Es ist besonders wichtig darauf zu achten, dass keine Artefakte im Bild entstehen. Vor allem Kraterränder sind da problematisch. Will man andere Regionen stärker schärfen, so kann man das Problem wieder mit zwei Ebenen lösen, indem man eine leicht und eine stärker geschärfte Version überlagert und die überschärften Stellen wieder ausradiert. Diese Radiergummimethode bewirkt das gleiche wie das Arbeiten mit Masken, geht aber schneller und einfacher. Da man die Deckkraft des Radiergummiwerkzeugs einstellen kann, ist eine wirklich sehr feinfühlige Bearbeitung möglich. Das Endergebnis kann dann so aussehen wie in den Abbildungen 4 (auch Titelbild) und 5.
Aber das Allerwichtigste ist das Seeing, sollte es nicht mitspielen, kann man am PC noch so tief in der Trickkiste wühlen, man wird das kaum kompensieren können. Möglichst viele Frames und eine geringe Verwendungsrate

Astrofotografie

83

können da vielleicht noch etwas retten. Jedenfalls kann ich alle Besitzer von Fernrohren mit größerer Öffnung nur dazu aufmuntern, sich eine Kamera für diese Art von Fotografie anzuschaffen. Es macht wirklich großen Spaß und kann über so manche wetterbedingte DeepSky-Flaute hinwegtrösten.

Quellenangaben (Stand Januar 2016): [1] www.autostakkert.com [2] www.youtube.com/
watch?v=XdA5l8OwOCU (Kanal von astrohardy)
5 Krater Copernicus

Der lange und teure Weg
Hobbyastrofotografen
von Reinhard Wallner
Ich möchte gleich einmal festhalten, dass ich kein Hobbyastronom bin, sondern bestenfalls ein Hobbyastrofotograf. Heute bin ich glücklich. Das war nicht immer so, denn der Weg hierher war dornig, sehr teuer und nicht nachahmenswert. Das Wissen eines Astronomen werde ich mir auch sicher nicht mehr aneignen können. Ich schreibe diesen Bericht einfach nieder, um auch meinen Frust abzubauen. Nach einigen Jahren, in denen ich versucht habe, ein ordentliches Equipment zusammenzustellen, ist der Frust sehr groß gewesen. Aber vielleicht von Anfang an.

zum

Krankheitsbedingt musste ich in Rente gehen. Was tut man mit der Unmenge an Zeit, die plötzlich zur Verfügung steht? Also, man geht ins Internet. Unzählige Shops. Nichts kann man angreifen oder ausprobieren. Alles wird versprochen. Foren kennt man noch nicht. Schau an, man findet einen Shop in Österreich. Zufällig in Wien. Super, da geht man hin und erhält eine Beratung. Man kauft ein. Nach einiger Zeit, wie man halt so ist, will man schnell mehr. Man kauft größere Teleskope, diverse Okulare. Alles funktioniert bestens, solange man visuell unterwegs ist.

1 Sternwarte zu Beginn
Jetzt tauchen die ersten Foren am PC auf. Man sieht im Netz wahnsinnig schöne Fotos des Universums. So etwas hätte man auch gerne. Hier beginnt der Wahnsinn, weil ab hier der Weg ohne Betreuung eines Erfahrenen sehr dornig wird. Man begreift hier auch noch nicht, worauf man sich eingelassen hat, da schlichtweg das notwendige Wissen fehlt. Jeder Erzeuger, Shop hat da so seine eigenen

Gewindenormen, Adapterlängen, Chipauflagemaße usw. Zum Fotografieren kommt man da nicht viel, weil man mehr am Basteln, Testen und Austauschen von Komponenten ist. Lehrreich ist das alle mal. Zum Glück habe ich eine technische Ausbildung genossen.
Nächte, die wirklich nicht so in Hülle und Fülle vorhanden sind, werden mit den
VdS-Journal Nr. 58

84

Astrofotografie

2 Sternwarte heute

3 Mein erstes (unscharfes) Foto, natürlich vom Orionnebel am 05.11.2010, Apochromat
80mm/600 mm reduziert auf 510 mm, Canon 1000D, Belichtung 30 x 2 min bei ISO 800.

blödesten Tests verbraucht, da meistens nichts auf Anhieb funktioniert. Ein paar Millimeter hin oder her, eine Verkippung hier oder da - schon ist die Nacht vorbei. Wieder kein Bild.
Ich verstehe das aber nicht. Normen ja, aber bitte doch nicht so. M 54, T2, M 48, C-Mount, Zeiss M 68, einmal Innengewinde, einmal Außengewinde, einmal xx mm dann wieder yy mm. Gleich ge-
VdS-Journal Nr. 58

schnitten sind die genormten Gewinde auch nicht immer, denn jeder produziert noch seine eigene Steigung x 0,75 oder x 1,0. Da wird man verrückt, oder? Am besten wäre es gewesen, ich hätte mir gleich eine ordentliche Drehbank mit dazugekauft. Auf jeden Adapter wartet man gleich einmal 14 Tage, und ein paar Euro sind dann auch wieder weg. Eigentlich wollte ich fotografieren und nicht zum Dreher werden.

Teleskope des gleichen Typs sind aber auch nicht immer baugleich. Einmal ist der Okularauszug länger, einmal kürzer. So geschehen bei einem PST. Man kommt aber erst immer zuhause darauf, beim ersten Test. Eigentlich wollte ich ein bisschen die Sonne fotografieren keinen Fokus erreicht, wieder nichts mit einem Foto.
Wenn sich alle Händler da mal einig würden und dieser Vielfalt ein Ende setzten, wäre das für uns Käufer eine große Erleichterung. Bitte jetzt keine Ausrede mit den Chinesen. Die produzieren das, was der Mann aus dem glorreichen Westen bestellt, oder ihnen abkauft, und nicht alles kommt gleich aus China. Aber vielleicht will man diese Normen gar nicht vereinfachen. Man könnte ja Kunden an andere Shops oder Lieferanten verlieren. Ich mache dann trotzdem weiter, kämpfe, nur bei der Auswahl der Lieferfirmen bin ich genauer geworden. Bezahlen werde ich allerdings in Zukunft erst dann, wenn alles passt. Ich habe bis dato so annähernd 100.000,- Euro oder mehr ausgegeben, und wirklich zufrieden bin ich nur mit dem TEC 160/1120, dem 8-24 Hyperion und dem Televue Nagler 26 mm. Die Montierung ist mittlerweile eine 10 Micron geworden. Läuft perfekt.
Jetzt wird jeder sagen, das ist viel zu teuer. Kann sein, aber wenn man einen gewissen Level erreichen will, sollte man lieber gleich ins Geld greifen. Wer billig kauft, kauft teuer. Ein Verkäufer einer deutschen Firma sagte mir einmal: ,,Qualität hat Ihren Preis, nach einiger Zeit vergisst man den Preis, aber die Qualität bleibt." Recht hatte er.
Vielleicht bin ich auch zu blöd für dieses Hobby, oder aber der Markt sollte mal nachdenken, wie man dieses Gewerbe verbessern bzw. für den Kunden vereinfachen könnte. Ich weiß, dass jetzt unzählige Erklärungen kommen werden, aber im tiefsten Inneren wissen Sie alle und ich auch, dass ich Recht habe. Um
4 Rechte Seite: Mein erstes ,,richtiges"
Foto, die Betreuung von Dieter Beer dauerte ungefähr ein Jahr. Equinox 120 mm/900 mm auf 765 mm reduziert.

Amateurteleskope / Selbstbau

85

VdS-Journal Nr. 58

86

Astrofotografie

zu belegen, was ich meine, hier eine Auflistung der Dinge, die ich in den letzten Jahren vor dem Umstieg auf Qualität gekauft habe: Erste EQ6 - Polhöhenschrauben verbogen - Polsucher verschmutzt und falsch
eingebaut - Beschreibung des Einnordens fehler-
haft - Nach einer Woche Platine kaputt
(kann passieren)
Zweite EQ6 (für unterwegs) - Sehr großes mechanisches Achsenspiel
in Rektaszension und Deklination (selbst wieder eingestellt) - Erstes MGen Display lockert sich öfters - Zweites MGen ist ok.
Die Newtonteleskope von 150, 200 und 250 mm Öffnung waren ok, ebenso ein Apochromat 80 mm/600 mm. Der Refraktor 120 mm/900 mm (Equinox) war ok, aber es gab keinen Adapter, mit dem man den 0,85-fachen Reducer mit dem Equinox hätte verbinden können. Bei einem Teleskop für 1.400,- Euro (nicht Schillinge) hätte man erwarten können, dass es einen passenden Adapter für den eigenen Reducer/Flattener gibt.
Beim PST zur Sonnenbeobachtung komme ich mit einer Webcam von TIS nicht in den Fokus. Man sagt mir, dass die vorherigen PST alle einen anderen OAZ gehabt hätten, meiner sei jetzt so anders. Also wieder einen Adapter drehen lassen. Diverse Kleinteleskope, Off-Axis-Guider der dünnsten Bauweise und Reisemontierungen erwähne ich gar nicht mehr. Nichts hat so funktioniert, wie man es gerne für sein Geld hätte. Ein Zoomobjektiv war nach einer Woche so schwergängig wie eine Kaffeemühle.
Gern hätte ich eine Fornax 51 oder Fornax 100 gekauft. Nach langer Wartezeit und keiner Antwort über eine Auskunft zu den Motorentypen und der Untersetzung habe ich dann eine 10 Micron 2000 QCI und eine 1000 HPS gekauft.
Vixen Flip-Mirror: Man möchte mit einem schlichten Fernrohr guiden und vorher durch Umklappen des Spiegels schauen, ob denn ein Leitstern zur Verfügung steht. Idee gut - gekauft, aber man
VdS-Journal Nr. 58

5 Kein Fokus, Tubus des Okularauszugs zu lang

6 Okularauszug des Equinox auf M68 gedreht, nun passt der Klick Lock (zwei Zoll) und
damit in den Off-Axis-Guider. Mit dem MGEN-Guider fand ich nie einen Leitstern im OAG.

kommt gar nicht in den Fokus mit dem Teleskop 80 mm / 320 mm. Ich bestellte Taukappen für einen Newton, erhielt aber Taukappen für einen RC mit Heizung.

Kunststoffbefestigungen für Bahtinovmasken sind sehr zerbrechlich. Einmal falsch eingepackt, dann sind sie abgebrochen. Flexible T2-Verlängerungen

In Memoriam
Dietrich Zucht
Herr Studiendirektor Dietrich Zucht, VdS-Mitglied 10664 seit 1959, ist am 2. Oktober 2015 verstorben. Seine Aktivitäten waren vor allem mit der Wilhelm-Foerster-Sternwarte Berlin verknüpft, deren 2. Vorsitzender er bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war. Im Laufe seines langen Beobachterlebens hat er viele Sonnenfinsternisse mit Gleichgesinnten in aller Welt bereist. Sein Einsatz für die Jugend, z. B. als Juror bei ,,Jugend forscht" und in den Praktika der Wilhelm-Foerster-Sternwarte war beispielhaft.
Rolf Preuschmann

Anzeige

sind so dünn, vor allem das Gewinde, dass der Konterring gar nicht richtig hält. Habe mir ein Teleskop 100 mm / 700 mm bestellt - 1,5 Monate Wartezeit. Gut, aber dann kommen die falschen Adapter: Innengewinde anstatt Außengewinde, obwohl man richtig bestellt hat. Endlich kommen die richtigen! Freude auf das erste Licht, ei schau - man kommt gar nicht in den Fokus. Da hat man sich bloß mit dem OAZ geirrt. Jetzt wird halt wieder mal ein Adapter gedreht. Versprochen hat man, dass alles geprüft wird und ganz sicher passt. Aber auch jetzt kommt man nicht in den Fokus. Erst als Herr Rohr bestätigt, dass der Tubus zu lang ist (20-40 mm) ist die Firma bereit diesen abzudrehen. Das Ergebnis am Himmel steht aus.
Die ALCCD9c ist da. Man freut sich, lässt passende Adapter drehen, macht das erste Bild, ei siehe da: Die Kamera macht Streifen. Schräge Streifen im Bild. Auf 5 PCs das Gleiche. Beim Hersteller macht es das natürlich nicht! Die ALCCD10c gibt auf Grund des Ausleseverfahrens senkrechte Bilder aus. Steht auch nicht im Prospekt. In Theli hab ich daher ewig gebraucht, bis ich für die verdrehten Bilder die richtigen Einstellungen für die Flats gefunden habe. Heute klappt es super. Mit den sechs Moravian-Kameras bin ich heute halbwegs zufrieden. Die haben wenigstens die gleichen Gewinde und die gleichen Auflagemaße. Mechanisch sind sie perfekt, und für die verbauten Chips kann der Hersteller der Kamera ja fast nichts.
Das war sicher noch nicht alles, aber mir reicht es schon. Das waren die Anfänge. Dann habe ich einen erfahrenen Astrofotografen kennengelernt, Dieter Beer. Er hat mich wie ein Lehrer geführt. Ich habe mir APOs zugelegt, und die Welt wurde viel angenehmer. Justagearbeiten fielen weg. Man konnte sich endlich auf das Gewollte konzentrieren - die Astrofotografie. Unzählige mobile Einsätze folgten, und ich konnte mich in den Nächten mit Dieter viel unterhalten. Dadurch wurde die Qualität der Bilder besser und besser.
Ein TEC 160 mm/1.120 mm und eine 10 Micron 2000 QCI folgten, und ich wurde glücklich. Meine eigene Sternwarte habe ich konstruiert und vollkommen automatisiert. Die Automatisierung hat gerade mal 100 Euro gekostet. Für den mobilen Einsatz verwende ich heute eine 10 Micron 1000 HPS. Was die Bildbearbeitung betrifft, habe ich mich durch eine Unzahl von Lektüre und DVDs geackert, um meinen heutigen Level zu erreichen. Gelandet bin ich nach verschiedener Software bei CCD Stack, PS, CCD Commander und MaxIm DL.
Ich bin zufrieden. Im Jahr 2015 - also nach knapp 5 Jahren - habe ich es probiert. Ein Bild an die Jury des Astrofotos der Woche gesendet, und ich habe es geschafft. Ein bisschen Stolz macht das schon, da hier nebst Erklärungen zum Objekt auch von zwei erfahrenen Astrofotografen ein Kommentar geschrieben wird, der sehr ehrlich ist. Als Ösi in einem deutschen Fachforum ein AdW zu bekommen ist doch schön, oder???
Jungen angehenden Astrohobbyfotog rafen kann ich nur empfehlen, sich einige Zeit einem älteren Kollegen anzuschließen, zu lernen und dann erst ein eigenes Equipment zu kaufen. Sollte wer Hilfe brauchen, ich helfe gerne. Schönen Himmel, soweit Ihr den habt und soweit euer Equipment funktioniert.

88

Astrofotografie

Neues aus der FG Astrofotografie:
- Das Astrofoto des Jahres 2015
von Thorsten Zilch

VdS-Journal Nr. 58

Astrofotografie

89

Die FG Astrofotografie veröffentlicht auf Astronomie.de regelmäßig das ,,Astrofoto der Woche". Auf diese Weise kommen pro Jahr 52 bis 53 wunderschöne Astroaufnahmen aus dem Kreise der deutschsprachigen Astrofotografen zusammen. In diesem Jahr wurde zudem eine Neuerung eingeführt: Nicht wie sonst waren nur die ,,alten" Mitglieder der FG-Astrofotografie stimmberechtigt. Ab 2015 gehörten alle Mitglieder der Mailingliste als Neumitglieder der FG-Astrofotografie zum stimmberechtigten Personenkreis (in Summe mehr als 100 Personen!).

Platz 1
Linke Seite: Messier 27. Norden ist links, Osten unten. 368-mm-Newton (f/3,8) in Nerpio/Spanien auf einer ASAMontierung des Typs DDM 85 XL im remote-Betrieb. Als Kamera diente eine FLI 8300ML. Datum: Juli/August 2014; Belichtung: H+[N II], [O III], LRGB / 22,5; 38,5; 4,34,2-4,5-4,8 Stunden, in Summe 79 Stunden! Bildautoren: Robert Pölzl, Fabian Neyer.

Platz 2
Unten: Der bipolare planetarische Nebel ,,Outters 4". Er misst 1,2 Grad x 20' - damit handelt es sich um einen der vermutlich nächstgelegenen PN! Norden ist links, Osten unten. Optik: Skywatcher-Apochromat (Esprit 80, f = 400 mm); CCD-Kamera: Moravian G2-8300; Belichtung: 6,5 h in H belichtet, dazu 6,5 h in [O III] und noch 1,5 h in RGB; Aufnahmeort: Himberg bei Wien/Österreich, Datum: 03.07.2015 bis 11.07.2015; Bildautor: Arno Rottal.

VdS-Journal Nr. 58

90

Astrofotografie

Platz 3

NGC 2264. 350-mm-Newton mit 1.200 mm Brennweite, Norden rechts, Osten oben. Kamera war eine Atik 4000 M. Das Bild ist ein Komposit aus H+[N II], [O III] und [S II]. Hier wird eine Kombination aus der Hubblepalette und der CFHT-Palette (CFHT = Canada France Hawaii Telescope) präsentiert. Farbzuordnung: H+[N II] = rot, [O III] = grün, [S II] = blau. Belichtet wurde H+[N II]: 33 x 10 min, [O III]: 13 x 10 min, [S II]: 10 x 10 min mit Filtern von Baader. Die Bildgewinnung zog sich über den Zeitraum von Dezember 2014 bis Februar 2015. Bildautor: Gerald Willems.

Von den vielen sehr guten Resultaten durften letztlich wie immer nur drei übrig bleiben. Folgende Bilder wurden als die ,,Astrofotos des Jahres 2015" nominiert:

Platz 3

Der Cirrusnebel. Insgesamt 54,5 Stunden belichtet, ist eine Gemeinschaftsarbeit von 4 Astrofotografen, die sich im AStrofotoTeam Niederrhein zusammengeschlossen haben: Ralf Burkart/Kreuels, Stephan Küppers, Michael Kunze und Mark Schocke. Jeder der Vier fotografierte zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Standorten mit z.T. auch verschiedener Technik. Alle Aufnahmen wurden dann bildbearbeitungstechnisch kombiniert. So entstand ein Farbbild des Cirrusnebels in vorher kaum gekannter Tiefe.

VdS-Journal Nr. 58

Platz 1:
Fabian Neyer und Robert Pölzl, Woche 15 ,,Messier 27 - schon einmal so gesehen?" (63 Punkte)
Platz 2:
Arno Rottal, Woche 32 ,,Ein PN in einer H II-Region", (26 Punkte)
Platz 3 (doppelt belegt):
Gerald Willems, Woche 11 ,,Ein Weihnachtsbaum im Einhorn" (24 Punkte)
Ralf Kreuels, Stephan Küppers, Michael Kunze, Mark Schocke, Woche 2 ,,Der Cirrusnebel - schon einmal so gesehen?" (24 Punkte)
Dieses Bild zierte bereits die Titelseite von Heft 55, deshalb wird es hier nur in kleiner Version zur Erinnerung gezeigt.
Herzlichen Glückwunsch den Gewinnern, aber auch ein großes Dankeschön an alle unsere treuen Einsenderinnen und Einsender!

Newton Reflektoren
z.B. NT-203/1000
Art. Nr. 4803100
HEXAFOC-FOKUSSIERER

Alle
sofo Mod rt lieferbelle ar!
8" Dobson
Newton Reflektor 203/1218 · f/6 DOB-203
Art. Nr. 4716420

ANZ_Bresser_Messier_Hexfoc_Smart_Halter_0516_1_1_A4_de / Irrtümer und technische Änderungen vorbehalten.
*Modelle NT-130L, NT-130S, AR-90, MC-90, MC-100 und MC-127 technisch bedingt ohne Hexafoc. *Aktionszeitraum: 1.5.-1.7.2016, solange der Vorrat reicht. Wert der Gratis-Zugabe lt. unverb. Preisempfehlung d. Herstellers: 79,- inkl. MwSt.Keine Barauszahlung oder Verrechnung des Gegenwertes

Alle Modelle* der MESSIER Serie ab sofort ausgestattet mit 2,5" Hexafoc-Fokussierer
Achrom. Refraktoren
z.B. AR-152L/1200
Art. Nr. 4852120
MaksutovCassegrain
z.B. MC-152/1900
Art. Nr. 4852190
AUCH ALS KOMPLETTSYSTEME
z.B. AR-127S/635 EXOS-2 GoTo
Art.-Nr. 4727639
Die Komplettsysteme
beinhalten den optischen Tubus, ein Stahlrohr-Stativ sowie wahl-
weise eine Montierung in der Ausführung EXOS-1, EXOS-2 oder EXOS-2 GoTo (Computersteuerung)
- EXOS-2 inkl. Polsucher -

ZUBEHÖR (OPTIONAL ERH.)
SmartphoneHalter
für Fernglas/ Teleskop
Art. Nr. 4910300 nur 39,00
(ohne Teleskop und Smartphone)
10:1 Mikrountersetzung
Art. Nr. 0625720 · nur 75,90
Diese und weitere Produkte auf www.bresser.de

www.bresser.de

Besuchen Sie uns auf:

Bresser GmbH · Gutenbergstr. 2 · 46414 Rhede · Tel. +49 28 72 - 80 74-300 · Fax +49 28 72 - 80 74-333 · info@bresser.de

92

Atmosphärische Erscheinungen

Treffen der Beobachter atmosphärischer Erscheinungen
vom 26.-29.11.2015 in Bozi Dar/Gottesgab (CZ)
von Elmar Schmidt

Zum 13. Mal trafen sich Interessenten und Beobachter des Arbeitskreises Meteore e.V. und der FG Atmosphärische Erscheinungen der VdS e.V. nach 2014 nun schon zum 2. Mal im verschneiten tschechischen Bozi Dar im KeilbergFichtelberggebiet im Erzgebirge. Claudia und Wolfgang Hinz aus Schwarzenberg hatten dort zwei Tage vor dem Treffen das fünfte Eisnebel-Halophänomen in zwei Jahren dokumentiert.
In Widerlegung der zunächst eher gedämpften Erwartungen zog bei Frost zwischen -2 Grad C und -5 Grad C mehrfach Eisnebel (bzw. Polarschnee oder ,,diamond dust") von Nordwesten über den Erzgebirgskamm, anders als sonst von Süden aus dem böhmischen Becken. Schon am ersten Morgen fiel Kevin Förster aus Carlsfeld ab etwa 10 Uhr (alle Angaben MEZ) bei einer Sonnenhöhe von ca. 14 Grad an der Straße zum Keilberg ein aus Myriaden flimmernd aufblitzender Kriställ-

chen gebildeter, sonnenseitig gelborange gefärbter Oberer Berührungsbogen (OBB) auf. Dem gesellte sich ein etwas schwächerer 22 Grad -Ring hinzu sowie da, wo Sonne hinfiel, auch noch der schmale Untere Berührungsbogen (UBB). Dieser war am deutlichsten vor dem schattigen Waldrand oder nahe stehenden Personen zu sehen, wenn man sich dabei seitlich etwas hin und her bewegte. Dies zeigt die Dreidimensionalität der Erscheinungen, die in ihrer Fast-Greifbarkeit überhaupt nicht mit Wolkenhalos zu vergleichen ist, zumal das Aufprasseln der winzigen Kristalle auf den Schneejacken dieses Erlebnis noch spürbar unterstrich.
Während fast alle Teilnehmer nur die Halos abzulichten trachteten, wendete sich Reinhard Nitze aus Barsinghausen meist von den Erscheinungen ab, um frisch gefallene Eiskristalle mikrofotografisch zu dokumentieren. In seinen Aufnahmen vom Freitagmorgen zeigten sich, pas-

send zu den vorhandenen Halos, fast nur Säulchen.
Über dem OBB bildet sich mit zunehmender Kristalldichte episodenhaft das spindelförmige Hellfeld und schließlich auch dessen oberer Abschluss, der konkave Parrybogen, ein Zeichen dafür, dass nun genügend Kristalle zweifach orientiert waren.
Die Beobachter fuhren dann auf den höchsten Erzgebirgsgipfel, den Keilberg (Klínovec, 1.244 m), wo sie sich von 11 bis 12:30 Uhr aufhielten. Dort traten weitere Erscheinungen hinzu, die vorher nur jeweils kurz aufgetaucht waren, sogar erste Touristen wurden nun aufmerksam. Ein Anteil von Plättchenkristallen sorgte zusätzlich für schwache Nebensonnen und Teile des Horizontalkreises. Sehr deutlich und teilweise voll ausgebildet zeigten sich nun der 46 Grad -Ring oder Supralateralbogen, die für diese Son-

1 22 Grad -Ring und vollständiger Oberer Berührungsbogen auf dem Fichtelberg im Erzgebirge. Entstanden im Eisnebel. Bildautor: Andreas Möller
VdS-Journal Nr. 58

Atmosphärische Erscheinungen

93

2 Alle Teilnehmer des Treffens verfolgen und fotografieren die Entwicklung des Mondhalodisplays im Eisnebel auf dem Keilberg (CZ).
Bildautor: Kevin Förster

nenhöhe (18 Grad ) nur schwer voneinander trennbar sind.
In Zenitnähe erkannte man durch scharf begrenztes Aufblitzen der driftenden Kristalle auch die Kontur des dort zu erwartenden Sonnenbogens, wiewohl er sich für das Auge als solcher nicht richtig ausbilden wollte. Übrigens trug eine laufende Schneekanone nicht zu dem Phä-

nomen bei, das also ausschließlich dem fallenden Eisnebel zu verdanken war.
Nach dem Mittagessen auf dem benachbarten Fichtelberg (1.215 m) zogen erneut Eisnebelhalos auf, so dass sich die versammelten Arbeitkreismitglieder weitere anderthalb Stunden lang in der wärmenden Nachmittagssonne beim Schauen und Fotografieren erging.

Das Schöne dabei war, dass sich die Fichtelberg-Halos anders als auf dem Keilberg vor fast homogen blauem Himmel entfalteten und von Eiskristallschwaden in allen Ebenen von zum Greifen nah bis vielleicht 100 m Abstand erzeugt wurden. Somit pulsierte der mitunter in riesigen Hörnern auslaufende OBB teilweise im Takt nur weniger Sekunden aus verschiedenen Entfernungen. Auch der 22er

3 Helle Aufregung am Autoscheinwerfer: 22 Grad -Ring zum Greifen nahe. Bildautor: Wolfgang Hinz

VdS-Journal Nr. 58

94

Atmosphärische Erscheinungen

4 Alexander Haußmann erzeugt künstliche Halo mit dem Halo-
mator von Michael Großmann. Bildautor: Kevin Förster

5 Großes Interesse fanden die physikalischen Experimente von
Alexander Haußmann. Bildautor: Wolfgang Hinz

war teils zum Greifen nahe und zeichnete sich vor den Schattenseiten von Aufbauten des Bergplateaus als glitzernder Kristallschwarm ab. Ja, mehr noch, durch die frisch gefallenen Kristalle zeichnete sich der 22er als Schneedeckenhalo selbst auf dem schon zertrampelten Altschnee gut ab. Und gegen 15:30 Uhr bildete sich noch eine sehr helle Säule um die Sonne aus, über deren Entfernung man nichts sagen konnte, da hier kaum Einzelkristalle sichtbar aufblitzten.
Nach einem Weihnachtsmarktbesuch in Annaberg-Buchholz fuhr der Beobachterkonvoi zum Fichtelberg zurück, wo es aber nur sternklar war, anschließend

zum Keilberg, der mit einer noch nicht ganz so vielversprechenden Nebelhaube aufwartete, durch die sich der nur knapp zwei Tage nach voll recht helle Mond aus 17 Grad Höhe zunächst noch nicht recht durchsetzen konnte.
Andreas Möller aus Berlin machte den Vorschlag, es mit Autoscheinwerfern zu probieren, und so zeigte sich, dass wieder Eisnebel am Fallen war und für 22 Grad und 46 Grad -Halos sorgte, kurz aufleuchtend sogar den Moilanenbogen. Aufgrund der Divergenz des Strahlengangs war bei Annäherung an die Scheinwerfer auch das Entlanggleiten des 22 Grad -Rings auf der Minnaertzigarre zu verfolgen.

Allmählich hatte sich der Eisgriesel zum Mond hin so weit verdünnt, dass dessen Halos, die anfangs nur als Dreingabe neben den Lampenhalos fotografiert worden waren, nun die ganze Aufmerksamkeit auf sich zogen. Schon bald waren die Stativkameras von mehr als einem halben Dutzend AKM-Fotografen zu einem Mondhalophänomen hin ausgerichtet, im Einzelnen bestehend aus 22 Grad -Ring, OBB, UBB, Parrybogen, 46 Grad -Ring/Supralateralbogen, Horizontalkreisansätzen sowie grenz- bis subvisuell Moilanenbogen, Tapes-Bögen und ,,Sonnenbogen" (bzw. Mondbogen) hoch über den Köpfen. Erst einige Zeit nach 21 Uhr (bei Mondhöhe 30 Grad ) stellten die letzten ihre Tätigkeit

6 Gruppenfoto mit der Thermokamera im Außengelände. Bildautor: Georg Dittie
VdS-Journal Nr. 58

Atmosphärische Erscheinungen

95

ein, nachdem sich Kälte und Wind gegen allen Enthusiasmus durchgesetzt hatten und die Erscheinungen auch wieder schwächer geworden waren.
Einige waren am zweiten Tag schon vor 9 Uhr etwas unterhalb des Fichtelberggipfels, um erneut Eisnebelhalos (22 Grad Ring, OBB, 46 Grad -Ring) zu fotografieren. Allerdings zogen die Eisnebelschwaden im auffrischenden Wind um einiges schneller vorbei. Es deutete sich die im Wetterbericht angekündigte westliche Schnee- und Regenfront an, so dass nun das Vortragsprogramm anlaufen konnte. Den Anfang machte Elmar Schmidt aus Bad Schönborn mit einer Zusammenschau der bald 30 im AKM-Forum dokumentierten Zirkumhorizontalbögen des vergangenen Sommers. Alexander Haußmann aus Dresden griff dieses Thema von der theoretischen Seite auf und stellte umfangreiche Monte-Carlo-Simulationen dieses Halos für Cirren über der real gekrümmten Erdkugel vor, welche bestätigen, dass der ZHB für Sonnenhöhen unterhalb des lokalen Grenzwinkels von 58 Grad auftritt und auch zeigen, dass bei größeren Azimuten Abweichungen von seiner Horizontparallelität auftreten sollten. Nach Hinzunahme von dreieckigen Kristallen und Mehrfachreflexionen kann vorhergesagt werden, dass es auch beim ZHB einen ,,Kernbogen" in Fortsetzung des eigentlichen ZHB geben könnte.
Claudia Hinz zog in einem Vortrag über langjährige Beobachtungen von Brockengespenstern, Glorien und Nebelbögen vom Wendelstein und der Zugspitze den Schluss, dass diese Erscheinungen mit zunehmender Höhe häufiger und eindrucksvoller werden. Sie illustrierte auch ihre Entdeckung des sog. Glorisierens, welches sich in einem Unsymmetrischwerden der sonst kreisförmigen Glorie längs Wolkenstrukturen äußert, analog zum Verhältnis zwischen Koronen und Irisieren im sonnenzugewandten Teil des Himmels.
Michael Theusner, der Entdecker des natürlichen Regenbogens 4. Ordnung, stellte zunächst interessante Techniken zur Bildbearbeitung von Halos in praktischen Beispielen vor. Mit Photoshop für spektralfarbige Halos nützlich ist die von N. Lefaudeux bekannt gemachte Rot-Blau-Subtraktion an Einzelbildern,

7 Claudia Hinz führte durch die 100-jährige Wetterwarte auf dem 1.215 m hohen
Fichtelberg. Bildautor: Georg Dittie

auch wenn dabei die Farbeindrücke von USM-Bildern verloren gehen. Beim Vorhandensein von Bildserien ist Stacking von Vorteil, wie an einem Mondpyramidalhalo demonstriert wurde. Im zweiten Teil seines Vortrags ging Michael auf sein aus einfachen Materialien und einer nicht mehr benötigten DSLR gebautes, fenstermontiertes spektrografisches Polarlicht-Warnsystem ein, das auf die stärksten Emissionslinien getriggert ist.
In guter Tradition der letzten fünf Halotreffen schlossen sich nach einer Kaffeepause schöne Experimente an. Alexander Haußmann zeigte gleich vier derselben, nämlich zunächst Halos von rhomboedrischen Natriumnitrat-(NaNO3-)-Kristallen in alkoholischer Lösung, dann einen ,,künstlichen Sonnenuntergang" mit abgelöstem grünem Segment beim Durchleuchten einer Inversionsschicht aus Salzlösungen. Es schloss sich die Demonstration einer Korona von Bärlappsporen an, gefolgt vom immer wieder eindrucksvollen Glasperlenbogen im divergenten Licht. Später zeigte auch Kevin Förster noch ähnliche Experimente.
Reinhard Nitze demonstrierte seine Methode des Herstellens von etwa 4 cm großen, ziemlich einschlussfreien hexagonalen Eiskristallen in einer schwimmenden Silikonkautschukform gleich in mehreren Exemplaren. Zwei Exemplare wurden mit einem eingefrorenen

Bolzen rasch gedreht. Mit kollimiertem Weißlicht konnten in der nur möglichen Spanne weniger Minuten somit verschiedene Haloarten künstlich erzeugt werden, während über einen dabei unerwartet auffallenden ,,elliptischen Halo" noch etwas nachgedacht werden muss.
Eindrucksvolle Bilderschauen, u. a. des krankheitsbedingt abwesenden Michael Großmann, bestritten den Samstagabend. Besonders erwähnt sei die Dokumentation des Wolkenirisierens vom 10. Januar 2015 durch Thomas Klein aus Miesbach. Diese Erscheinungen wurden zeitgleich im ganzen Alpenraum verzeichnet und erregten mit ihrer Farbigkeit sogar Medienaufmerksamkeit.
Der Bildbericht von Richard Löwenherz aus Berlin über seine achttägige Fahrradtour durch das winterliche SchwedischLappland bei Temperaturen bis fast -30 Grad C setzte den Schlussakkord. Weil Richard sich in den langen Nächten nur mit Biwakzelt und abseits städtischer Lichtverschmutzung aufhielt, wurde er mit himmelsfüllenden Polarlichtern belohnt.
Am Sonntag gab es auf dem von Sturmböen gebeutelten Fichtelberg von Claudia Hinz noch eine interessante Führung durch die 100-jährige Wetterwarte, die leider 2019 geschlossen bzw. ohne Personal weiter betrieben werden soll.
VdS-Journal Nr. 58

96

Computerastronomie

Automation im Observatorium
von Hartmut Bornemann

Ein gut ausgestattetes Observatorium kann mit wachsenden Anforderungen eine komplizierte Sache werden. Die Bedienung der elektrisch betriebenen astronomischen Instrumente ist durch Software und Netzwerktechnik schon sehr gut gelöst und verlangt nach der Einrichtung und Einmessung kaum noch die Anwesenheit des Beobachters. Oft fehlt es aber an Bausteinen für weitergehende Funktionen, insbesondere, wenn ein automatisierter oder sogar ferngesteuerter Betrieb angestrebt wird. Wenn der Markt hierfür keine zufriedenstellenden Antworten liefert, sollte man den Selbstbau von Steuerungen durchaus in Betracht ziehen. Das geht meistens nicht direkt mit dem PC, aber sehr gut mit weniger komplexen Mikrocomputern, wie mit einem Arduino.

Man könnte fast sagen, dass dieser Typ Microcomputer bereits zum Standard in Observatorien geworden ist. Die Marke steht dabei stellvertretend für eine ganze Reihe von Produkten, mit denen sich kostengünstig und sicher Steuergeräte realisieren lassen, die durch einen Zentralrechner bedient werden können oder autonom arbeiten. Anfängern sei gleich gesagt, dass hier nichts per ,,plug'n play" läuft. Jede Funktion muss sorgfältig durchdacht werden und oft sind ausgiebige Tests erforderlich, bevor eine selbsterstellte Steuerung im Observatorium verbaut wird. Die Hilfestellung von Herstellern und erfahrenen Nutzern im Internet erleichtert die Einarbeitung aber enorm.
Wo ist der Anfang? Der erste Besuch zu Arduino führt über (www.arduino.cc/). Danach geht`s zu ,,Lern Arduino" oder auf die deutsche Seite (www.arduino-tutorial.de/). Man kommt dann schnell auf den Geschmack, die Sache doch mal auszuprobieren, kauft ein ,,Arduino Board" und lädt die Software zur Installation auf den eigenen Rechner. Das klassische Beispiel ist wohl die LED-Schaltung, das ,,1st Light" des Arduino-Anfängers. Licht an - Licht aus, oder im zweiten Schritt die stufenlose Überblendung per Pulsweitenmodulation (PWM). Und wenn man den Punkt erreicht hat, ist man schon einen Riesen-
VdS-Journal Nr. 58

1 Übersicht einer Automatisierung
schritt vorangekommen. Alles Weitere ist Planung und Umsetzung durch Fleißarbeit. Die Anleitungen hierzu findet man, wie schon erwähnt, auf zahlreichen Seiten im Internet.
Welche Aufgaben lassen sich mit diesen Bausteinen lösen? - Tasten und Endschalter abfragen,
mechanisch oder kontaktlos - Relais für die Stromversorgung von
Geräten ein- und ausschalten - Messung der Temperaturen
. Umgebungstemperatur . Temperaturen von Hauptspiegel,
Sekundärspiegel
. Temperaturen des Refraktortubus
- Messen des Luftdrucks und der Luftfeuchtigkeit
- Messen von Spannungen und Strömen - Messen von Abständen, um z. B.
Kollisionen zu vermeiden - Betrieb von Motoren
. Dächer oder Spiegelabdeckungen
bewegen
. Positionieren von Filterrädern,
Fokussierern und Montierungen
. Öffnen der Kuppel . Rotieren der Kuppel

- Erzeugen variabler Spannungen für Heizungen, Lüfter und Flat-LightBoxen
- Erzeugung exakter Pulslängen für die Nachführung von Montierungen
- Funkuhr für lokale und siderische Zeit
Der Umgang mit einem Microcomputer unterscheidet sich, wie schon gesagt, grundlegend von der Benutzung eines PC. PCs haben mit Bildschirm, Tastatur und Maus bereits eine Reihe von Peripheriegeräten sowie ein Betriebssystem. Beim Arduino ist nichts derlei vorhanden und das macht ihn trotzdem oder gerade deswegen interessant für die genannten Aufgaben. Ein Arduino nimmt's mit der Zeit genau, er wird nicht ständig von Hintergrundprozessen unterbrochen und er versteht sich besser mit peripheren Geräten, für die ein PC weder Anschlüsse noch eine unterstützende Software bietet.
Peripherie Zuerst soll hier auf die Peripherie für die gestellten Aufgaben eingegangen werden. Die Kommunikation zwischen Arduino und einem Gerät wird durch zwei oder mehrere Leitungen hergestellt.

Computerastronomie

97

Davon ist immer eine Leitung mit dem Nullpunkt (GND) verbunden und auf mindestens einer Leitung erfolgt der Informationsaustausch. Man spricht hier von digitalen und analogen Leitungen, die auf der Arduino-Platine als einfache Steckkontakte (Pins) zur Verfügung stehen. Vielfach reichen direkte Kabelverbindungen aus. Wenn größere Lasten geschaltet werden, bedient man sich einer Interface-Elektronik. Hört sich schwierig an, ist aber oft mit ein oder zwei Halbleitern zu machen.

Von einem Ein-/Aus-Schalter als Peripheriegerät zu sprechen ist vielleicht übertrieben, aber damit fängt alles an. Einen Kontakt verbindet man mit GND, den zweiten Kontakt mit einem digitalen Pin. In dem Steuerprogramm deklariert man den digitalen Pin als ,,INPUT_PULLUP" und schon lässt sich ermitteln, ob der Kontakt geöffnet oder geschlossen ist. Ebenso einfach wird eine digitale Ausgabe realisiert, wenn man eine 5VLED einschl. Vorwiderstand mit einem digitalen Pin und GND polrichtig verbindet. Relais benötigen bei 12 V z. B. 40 mA. Weder Spannung noch Strom des Arduino sind dafür ausgelegt, und hier kommt erstmals ein Interface in Form eines Transistors oder eines Treiber-ICs vom Typ ULN2003A ins Spiel.
Eine Besonderheit bietet Arduino mit der Pulsweitenmodulation (PWM). Mittels einer einfachen Angabe kann man am digitalen Port ein Schaltverhältnis festlegen und somit die Leitung einer Heizung oder einer LED-Flatbox variieren. Es stehen 256 Stufen von 0 (aus) bis 255 (volle Leistung) zur Verfügung. Zu den Peripheriegeräten für das Observatorium zählen die zahlreichen Sensoren. In der einfachsten Form findet man Sensoren zur

2 Beispiel für einen Peripherie-Schaltplan zur Messung von Luftfeuchtigkeit und
Temperatur(en), Abfrage eines Horizontal-Sensors in Form eine Quecksilberschalters, 2 Relais mit denen z. B. Montierung und Kamera ein- und ausgeschaltet werden und über 2 MOSFETs werden Taukappen- und Spiegelheizungen mit variabler Leistung versorgt.

Messung der Luftfeuchtigkeit (DHT22) oder der Temperatur(en). Manchmal ist es erforderlich, nicht nur die Umgebungstemperatur zu messen, sondern auch die Temperatur(en) an/in den Instrumenten. Der kleine Baustein mit der trefflichen Bezeichnung DS18B20 ist hierfür ideal geeignet. Er kann an einem einzigen 3-adrigen ,,Bus" in großer Zahl betrieben werden, wobei der Bus aus praktischen Gründen in einer Stern-Topologie realisiert werden sollte.

Andere Sensoren findet man für seinen Zweck über das Internet und die bekannten Händler.
Nun ist es nicht immer notwendig, die Schaltung nach dem obigen Beispiel mit diskreten Bausteinen aufzubauen. Komplexere Schaltungen z. B. für Schrittmotoren oder Wetterstationen kann man vielfach als sogen. ,,Arduino Shield" erwerben und sich eine Menge an Arbeit sparen. Wichtig ist bei der Suche und vor der Bestellung festzustellen, dass es für solche ,,Shields" auch die passenden Bibliotheksbausteine (Libraries *.h und *.cpp) gibt.

3 Die Rechteckkurve ist die typische Signalform für die Pulsweitenmodulation. Anhand der
Zeitdauer (relativ zur Periode gesehen), in der das Signal auf hohe Spannung liegt, wird der zu übertragende Datenwert festgemacht, der zwischen einem Minimalwert (grün) und einem Maximalwert (blau gestrichelt) liegen kann.

Damit wären wir auch bei der Software Anstelle eines Betriebssystems gibt es nur ein einziges Programm, mit dem der Microcomputer arbeitet, und dieses Programm setzt sich zusammen aus eigenen Definitionen, eigenen und/oder fremden Bibliotheken, einem Setup-Programm (void setup()) und einem Ausführungsteil
VdS-Journal Nr. 58

98

Computerastronomie

(void loop()). Codiert wird in der Sprache C++ mit Hilfe der Arduino-Entwicklungsumgebung, die, wie schon gesagt, per Download im Internet verfügbar ist. Diese Entwicklungsumgebung beinhaltet einen Editor und einen Uploader, mit dem das eigene Programm zur Ausführung in den Microcomputer geladen wird. Des Weiteren können mit dem ,,Serial Monitor" Texte an das Programm gesendet und Ergebnisse vom Programm aufgelistet werden. Das ist unbedingt hilfreich bei den Testarbeiten, bevor eigene PC-Programme über die serielle Schnittstelle die Kommunikation mit dem Arduino übernehmen. Die UploadFunktion erfolgt übrigens nur während der Entwicklung. Danach bleibt das eigene Programm im Arduino gespeichert und wird mit der Stromzufuhr über Netzteil oder USB sofort aktiv, durchläuft den Setup-Part und geht dann in die Dauerschleife (loop) über, in der alle Aufgaben der Kommunikation, der Sensor-Abfrage und der Ausgabe an Relais, Lampen, Heizungen und Motoren der Reihe nach abgearbeitet werden.
Kommunikation mit dem PC Solange das Programm im Arduino keine Informationen vom PC benötigt, kann er ohne den USB-Anschluss über eine Spannungsversorgung von 7,5...12 V arbeiten. Das bietet sich an, wenn z. B. eine Temperatursteuerung von Spiegeln zur

Vermeidung von Niederschlägen benötigt wird. Diese Geräte werden im Leerlaufbetrieb des Observatoriums praktisch nie ausgeschaltet. Wenn vor Aufnahme der Arbeiten am Teleskop eine Abkühlung des Spiegels eingeleitet werden soll, muss die Steuerung aber Kenntnis davon bekommen und ,,umdenken". Der Befehl hierfür wird über die serielle Schnittstelle vom PC an das Programm im Arduino geschickt. Die Gestaltung dieser Kommunikation, d. h. das Protokoll, mit dem sich PC und Arduino verständigen, kann aus allen Zeichen frei gestaltet werden (s. Beispiel im Kasten).
Integration Das Steuerprogramm im PC sollte anfänglich in einer ,,Stand-Alone"-Ausführung realisiert werden. Auch hier gibt es keine Vorschriften, welche Sprache

und welches Betriebssystem zum Einsatz kommen. Der gemeinsame Nenner ist die Kommunikationsverbindung über die serielle Schnittstelle, deren Parameter Geschwindigkeit, Parität, Stop-Bits und Satzendezeichen lediglich übereinstimmen müssen.
Geradezu perfekt und vielseitig wird die Sache, wenn aus dem ,,Stand-Alone"Programm ein ASCOM-Treiber mit dem Gerätetyp ,,Switch" entsteht. Hierfür gibt es Vorschriften und die Arbeit setzt eine kleine Auseinandersetzung mit den ASCOM-Standards (http://ascom-standards.org/) voraus. Die Arbeit lohnt sich, wenn man eine Integration mit einem Teleskopsteuerprogramm und damit die Herstellung automatisierter Abläufe anstrebt.

Ein Beispiel

PC an Arduino:

v 1 v 0 h1 200 r1 1

Arduino an PC:
usw ...

OK t2 10.5 h 49.7

(schalte Ventilator(en) ein) (schalte Ventilator(en) aus) (Heizung 1 auf 200/255 Leistung) (schalte Relais1 für Teleskop ein)
(Befehl verstanden und ausgeführt) (Temperatur am Sensor 2 ist 10.5 Grad C) (Luftfeuchtigkeit 49,7%)

+ + + + + + + + + + Computer-Ecke + + + + + + + + + +

Aufruf zur Einsendung von FITS-Bildern
von Christian Sturm

Als Beobachter von vornehmlich Kleinplaneten habe ich in den letzten Jahren einige tausend CCD-Aufnahmen im Format FITS [1] erstellt. Da sich mein Interesse an astronomischen Objekten zwischenzeitlich neu ausgerichtet hat, entstand der Wunsch, in historischen Beständen nach Aufnahmen zu suchen. Mittlerweile ist eine Anwendung unter Windows entstanden, welche ein Bilderarchiv durchsucht, Ergebnisse in Listenform darstellt und eine Filterung nach ausgewählten Kriterien ermöglicht. Neben verschiedenen Suchkriterien ist die
VdS-Journal Nr. 58

Suche nach Bildern an bestimmten Himmelskoordinaten die wichtigste Suchmöglichkeit.
Eine solche Suche in Bildern ist nur möglich, wenn die Bilder über Informationen verfügen, die die Position des Bildes beschreiben. Derartige Informationen werden durch Nutzung des World Coordinate System (WCS) [2] innerhalb von Bilddateien vermerkt. Es sind dort der Mittelpunkt des Bildes, die Orientierung und die Größe angegeben. WCS-Informationen werden etwa bei der Astrome-

trie innerhalb von Bildern abgespeichert. Im jetzigen Status der Entwicklung zeigt die Anwendung mit den mir zur Verfügung stehenden, selbst erzeugten Bildern ein fehlerfreies Verhalten. Um die Robustheit der Anwendung zu prüfen, sind Tests mit weiteren Bildern sinnvoll, die durch andere Aufnahmegeräte und andere Software erstellt und bearbeitet wurden.
Ich bitte daher die Amateurastronomen, mir einzelne Bilder zuzusenden. Anforderungen an die Bilder sind:

Computerastronomie

99

1 Die Oberfläche der Anwendung mit einer Auswahl von FITS-Dateien

- Dateiformate: Alle Bilddateien, die dem FITS-Standard entsprechen (fit, fits, fts)
- WCS: Interessant sind vor allem Bilder, die bereits WCS-Informationen enthalten. Bilder ohne WCS-Informationen sind von geringerem Interesse, runden jedoch die Tests ab.

- Bildgröße/Seitenformate: Keine Vorgaben; vielfältige Ausprägungen sind wünschenswert.
- Graustufen/Farbe: Keine Vorgaben; beide Ausprägungen sind wünschenswert.
Bitte senden Sie ein oder mehrere Bilder an: fits-o-mat@lx200.de. Informationen

zum aktuellen Stand der Entwicklung sind unter [3] zu finden.
Hinweise zu Weblinks: [1] http://fits.gsfc.nasa.gov/fits_
standard.html [2] http://fits.gsfc.nasa.gov/fits_
wcs.html [3] www.lx200.de/fits-o-mat

Aus Alt mach Neu -

Software

Software refaktorieren

von Helmut Jahns

- Teil 2 -
Programmierlogbuch In der letzten Ausgabe (VdS-Journal für Astronomie 57) haben wir das Refaktorieren von Software eingeführt, ein Verfahren, mit dem man die Qualität des Codes durch Umschreiben von Quelltext in kleinen Schritten verbessern kann. Als Beispiel diente das Programm zur numerischen Integration aus [1], dessen Codebasis den Ansprüchen des Autors dieses Beitrages partout nicht mehr genügte. Das Refaktorieren und die Codequalität ist ein weites und für das Programmierverständnis sehr aufschlussreiches Gebiet, das mit diesem Beitrag in die zweite Runde geht.

Vermeide globale Variablen Globale Variablen sind im gesamten Code gültig. Sie haben Vorteile, aber auch gravierende Nachteile. Ihr Vorteil besteht darin, dass sie von überall relativ einfach zugreifbar sind. Dieser Vorzug ist jedoch teuer erkauft; mit globalen Variablen heimst man sich Unwägbarkeiten und Fallstricke ganz anderer Art ein, die den vermeintlichen Vorteil mehr als zunichte machen. Diese Probleme sind es, die in der industriellen Softwareentwicklung dazu geführt haben, den Gebrauch globaler Variablen durchweg zu verbannen. Wie aber sehen diese Fallstricke aus? Im Beispielprogramm wurde ein Bezeichner namens k verwandt, der in der Himmelsmechanik für die Gaußsche Kons-

tante steht und für die Berechnung von Schwerkraftwirkungen verwandt wird. Da die Gaußsche Konstante für unser Sonnensystem überall den gleichen konstanten Wert annimmt, schien es legitim zu sein, die Konstante auch ,,global" gelten zu lassen. In der numerischen Integration, speziell beim Runge-KuttaVerfahren, taucht dieser Bezeichner jedoch ebenfalls wieder auf; man bekommt einen Namenskonflikt. Man kann diesen zwar durch einfache Umbenennung umgehen, was jedoch etwas unschön ist.
Ein anderer Aspekt ist schwerwiegender: Globale Variablen durchziehen weite Teile des Quelltextes und schaffen so unnötig Abhängigkeiten zwischen verschie-

VdS-Journal Nr. 58

100

Computerastronomie

denen Codebestandteilen, die in keiner Beziehung zueinander stehen. Das hört sich lapidar an, ist aber beim Weiterentwickeln eines Programms nicht nur lästig, sondern schafft regelrecht Probleme. Dazu wieder ein Beispiel. In einer frühen Variante des Integrationsprogramms wurden die Koordinaten aller Körper des Sonnensystems in globalen Arrays verwaltet. Dies erschien auf den ersten Blick nicht schädlich zu sein, denn wenn die Anwendung die Positionsberechnung im Sonnensystem zum Inhalt hat, warum nicht die Koordinaten auch im Code überall gelten lassen? Was kann dabei passieren? Ein Namenskonflikt kann vermieden werden, wenn man sich dessen bewusst ist. Man merkt jedoch beim Weiterentwickeln, dass dieses Argument nicht allein stehen kann. Im Beispiel des zu refaktorierenden Programms wurde es zum Ziel, nicht die Objektkoordinaten allein, sondern vielmehr eine Zeitreihe von allen Koordinaten zu verwalten, um die zeitliche Entwicklung des Sonnensystems zu veranschaulichen. Die hierfür erforderlichen Änderungen zogen sich durch den gesamten Quelltext. Dies geradezuziehen war sehr aufwändig und erforderte auch viel Fehlerbehebung, aber die Codequalität war es mir schließlich wert.
Datenkapselung Globale Variablen gehören in das Gebiet der Datenkapselung. Beim Programmieren sollte man sich nicht nur Gedanken machen, welche Variablen man braucht, sondern auch, wie weit ihr Gültigkeitsbereich gefasst ist; ob eine Variable nur innerhalb einer Funktion, eines Moduls, einer Klasse oder auch außerhalb gültig sein soll. Grundsätzlich sollte der Gültigkeitsbereich so eng wie möglich gesetzt werden, also nur dort gültig sein, wo sie wirklich gebraucht wird. Der Gültigkeitsrahmen sollte so eng wie möglich und so weit wie nötig gehalten werden. Je kleiner der Gültigkeitsrahmen für Variablen, desto weniger ist der Code anfällig für Seiteneffekte durch unbedachte Verwendung von Variablen. In diesem Kontext versteht es sich von selbst, dass eine Variable nur für einen einzigen bestimmten Zweck angelegt wird und nicht für einen weiteren Zweck ,,zweckentfremdet" wird. Es kann sinnvoll sein, für diejenigen Variablen eines Moduls oder einer Klasse (Member), auf die wirklich von außen zu-
VdS-Journal Nr. 58

1 Beispiel für Set-Funktion in C++ für die Bahnexzentrizität e eines Himmelskörpers.
Die Exzentrizität (e<1, e=1 oder e>1) legt die Bahnform fest: elliptisch, parabelförmig oder hyperbolisch. Die Bahnform ist also eine von e abhängige Variable, anhand der die Rechenmethode ausgewählt wird. Um sich nicht darauf verlassen zu müssen, dass bei jeder einzelnen Zuweisung der Exzentrizität im Code die korrekte Bahnform ebenfalls fehlerfrei ermittelt wird, erfolgt die Bahnformzuweisung innerhalb der Getter-Funktion. Die Exzentrizität e ist von außen nicht zugänglich (private); insbesondere sind interne Abhängigkeiten damit von außen auch nicht sichtbar.

gegriffen werden darf und soll, Schnittstellenfunktionen bereitzustellen: eine Funktion namens GetVariable() liest z. B. die Variable aus, während ihr Gegenstück SetVariable(Value) sie mit dem übergebenen Wert belegt. Über diese Schnittstellenfunktionen bekommt man Kontrolle darüber, auf welche Variablen überhaupt zugriffen werden soll oder ob nur lesend zugegriffen wird (einfach durch Weglassen der Funktion SetVariable).
Dieser Gedanke wird noch wichtiger, wenn mehrere Personen an einem Programm schreiben. Ein anderer Vorzug ist: Wenn beim Lesen oder Schreiben aus oder in eine Variable andere Aktionen stattfinden müssen, so kann dies in der Get-/Set-Funktion erfolgen. Ein Benutzer des Variablenwertes von außerhalb muss sich dann um derlei Abhängigkeiten nicht kümmern.
Ein weiterer Nutzen der Datenkapselung ist, dass die Implementierung eines Moduls oder einer Klasse verändert werden kann, ohne dass dies andere Module/ Klassen betrifft.

In der kommenden Ausgabe werden wir unsere kleine Reihe aus dem Programmierlogbuch mit einigen weiteren Hinweisen zur Codequalität abschließen.
Comic

Computerastronomie

101

CCD-Guide 2016
von Bernhard Hubl

Software

Seit dem Jahr 1997 veröffentlicht der Astronomische Arbeitskreis Salzkammergut (AAS) jedes Jahr eine neue DVD mit den besten Aufnahmen des aktiven CCDTeams. Neben mehr als 3.300 Referenzaufnahmen und 1.700 Archivaufnahmen von 52 Astrofotografen findet man auch die nötige Software und Know-HowBeiträge, die sowohl den Einsteiger als auch den versierten Astrofotografen unterstützen.

Das Projekt CCD-Guide Bereits im Jahr 1997 wurde im AAS die Idee geboren, eine CD mit Referenzaufnahmen verschiedener Astrofotografen zusammenzustellen und sie gleichzeitig mit einer Software zur Betrachtung der Bilder und der Aufnahmedaten auszu-

1 LBN 558; Teleskop: TEC APO 140 ED; Kamera: SBIG STL-11000M;
Belichtung: L 560 min, R 260 min, G 160 min, B 200 min; Bildautor: Fabian Neyer

2 Der Browser zeigt nur diejenigen Bilddatensätze an, in denen die gesuchte Galaxie M 51 sichtbar ist. Die in der oberen Hälfte des
Fensters sichtbaren Vorschaubilder sind dem aktiven Datensatz zugeordnet, der in der Tabelle blau hinterlegt ist.
VdS-Journal Nr. 58

102

Computerastronomie

statten. Zu dieser Zeit war ein Internetzugang keinesfalls selbstverständlich und die CCD-Technik steckte noch in den Kinderschuhen. Für CCD-Einsteiger war es schwierig, Vergleichsaufnahmen zu finden, und so wurde die jährlich aktualisierte CD des Projekts CCD-Guide von den österreichischen Astrofotografen sehr gut angenommen.
Heute ist ein Internetzugang selbstverständlich und mit Suchmaschinen kann eine Unmenge an Astrofotos, Bilddaten und Objektdaten gefunden werden. Daher war es im Jahr 2012 an der Zeit, etwas Neues zu schaffen und das Projekt den geänderten Rahmenbedingungen anzupassen. Ein engagiertes Team des AAS investierte mehr als 1.000 Arbeitsstunden und entwickelte eine neue datenbankbasierte Software mit einem deutlich erweiterten Funktionsumfang [1].

3 Die Eingabemaske zum Filtern von Bilddatensätzen ermöglicht es, die Datensätze mit
Hilfe objektbezogener Kriterien (oberer Fensterteil) als auch mit Hilfe bildbezogener Kriterien (unterer Fensterteil) einzuschränken.

4 Aufbau des Planner-Reiters: Im oberen Fensterbereich findet man den Editierbereich der Felder eines Planungsdatensatzes und rechts
daneben befinden sich die Vorschaubilder für das FOV-Bild und für das Referenzbild. Die Hauptdatentabelle mit den Planungsdatensätzen befindet sich in der unteren Fensterhälfte. Der blau hinterlegte Datensatz ist der gerade aktive Planungsdatensatz.
VdS-Journal Nr. 58

Computerastronomie

103

Computerastronomie

CCD-Guide 2016 im Überblick Seit dem Jahr 2012 wurde kontinuierlich an der Weiterentwicklung der CCDGuide-Software und der Erweiterung der Objektdaten sowie der Bilddaten gearbeitet. Mittlerweile ist nun die Version CCD-Guide 2016 erschienen, welche mit folgenden Leistungsmerkmalen aufwarten kann:
- Bilddatenbank mit mehr als 5.000 Astrofotos von 52 Astrofotografen
- Umfangreiche Deep-Sky-Objektdatenbank inklusive Objektdaten, basierend auf 30 großen Standardkatalogen
- Einfache Suche nach Objekten - Gleichzeitiges Betrachten von Objekt-
daten, Aufnahmedaten und Vorschaubild - Filtern der Bilder nach verschiedenen Kriterien (wie z. B. Koordinaten, Objekttyp, Objektgröße, Sternbild, Katalog, Fotograf, Kamera, Teleskop oder Datum) - Erstellen einer Diashow von selektierten Bildern - Eingabe eigener Bilder (Erstellung eines persönlichen Bildarchivs) - Beobachtungsplanung für Astrofotografen - Minimale Systemanforderungen: CCD-Guide ist ohne Installation und ohne Internetzugang auf allen gängigen Windows-Rechnern sofort lauffähig.

Das bereits hohe Qualitätsniveau der Astrofotos in CCD-Guide konnte in den letzten Jahren noch weiter gesteigert werden. Dazu haben vor allem Neuzugänge bei den Bildautoren beigetragen, die weltweit anerkannte Referenzaufnahmen liefern, wie zum Beispiel Thomas Henne, Fabian Neyer, Robert Pölzl, Wolfgang Promper, Gerald Rhemann, Martin Rusterholz, Johannes Schedler, Daniel Verschatse oder Sebastian Voltmer. Als Bildbeispiel sei die Abbildung 1 angeführt. Sie zeigt eine außerordentlich tiefe Aufnahme des Dunkelnebels LBN 558 von Fabian Neyer.

Der Zugriff auf die umfangreichen Funktionen der Software in CCD-Guide ist in acht verschiedenen Reitern angeordnet. Da eine vollständige Beschreibung des Funktionsumfangs den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, werden im Folgenden nur die beiden wichtigsten Reiter,

5 Fenster zum Generieren des FOV-Bildes. Durch Verschieben des roten Kreuzes
kann das Zentrum des Bildfeldes verlagert werden.

der Browser-Reiter und der Planner-Reiter, detaillierter beschrieben.
Der Browser Der Browser-Reiter befindet sich an der ersten Stelle. In einem Fenster werden zu jeder Aufnahme ein Vorschaubild sowie die Objekt- und Aufnahmedaten angezeigt (Abb. 2). Mit einem Doppelklick auf das Vorschaubild öffnet sich die Bildbetrachtungssoftware IrfanView. Zusätzliche Bilder, beispielsweise Objektidentifizierungsbilder oder Bilder mit invertierter Darstellung, werden ebenfalls als Vorschaubild angezeigt und lassen sich in IrfanView betrachten.
Mit Hilfe der Pfeiltasten der Tastatur ist es möglich, von einem Datensatz zum nächsten zu wechseln. Dabei wird der ausgewählte Datensatz mit blauer Hintergrundfarbe hervorgehoben. Beim Wechsel zwischen den Datensätzen aktualisiert CCD-Guide zugleich die Vorschaubilder und alle Tabellen des Browsers. Die Hauptdatentabelle listet alle Objekt- und Aufnahmedaten auf. Die ,,AdditionalObjects"-Tabelle ordnet einem Bild zusätzlich zum Hauptobjekt weitere Nebenobjekte zu. Dadurch findet man bei einer Suche nach M 82 nicht nur diejenigen Aufnahmen, welche diese Galaxie als Hauptobjekt enthalten, sondern auch solche Aufnahmen, in denen sie als Nebenobjekt vermerkt ist.
Der Browser ermöglicht nicht nur den Zugriff auf die Bilder inklusive deren Bilddaten, sondern auch den direkten

Zugriff auf die komplette Objektdatenbank. Dazu muss nur der Modus von ImageBrowser auf ObjectBrowser umgestellt werden. Danach können auch Objektdaten von Objekten abgefragt werden, von denen noch keine Bilder in der Datenbank vorhanden sind.
Ein wesentlicher Vorteil von CCD-Guide ist auch die Möglichkeit, die mittlerweile sehr große Anzahl an Bilddatensätzen beziehungsweise Objektdatensätzen durch Nutzung von Filtern auf eine überschaubare Anzahl zu reduzieren. Die Abbildung 3 zeigt die Eingabemaske zum Filtern von Bilddatensätzen. Die Bilder können sowohl nach objektbezogenen Kriterien wie zum Beispiel Koordinaten, Objekttyp oder Objektgröße als auch nach bildbezogenen Kriterien wie zum Beispiel Fotograf, Kamera, Teleskop oder Datum eingeschränkt werden. So sind sehr komplexe Suchabfragen möglich. Hat der Anwender die Bilddatensätze mit Hilfe der Filterfunktionen schließlich auf eine überschaubare Anzahl reduziert, bietet CCD-Guide die Möglichkeit, die selektierten Bilder in einer Diaschau im Vollbildmodus zu betrachten.
Der Browser ist eine Funktion von CCDGuide, die nicht nur Astrofotografen anspricht, sondern auch für jeden nützlich sein kann, der Recherchen zu Objekten durchführt und Bildmaterial sucht, beziehungsweise für alle, die einfach Spaß beim Betrachten und Durchstöbern von guten Astrofotos haben.
VdS-Journal Nr. 58

104

Computerastronomie

Der Planner In den letzten Jahren wurde der Funktionsumfang des Planners erheblich erweitert und gleichzeitig die Bedienung deutlich vereinfacht. Der CCD-Guide-Planner ist mittlerweile für viele Astrofotografen zu einem unverzichtbaren Werkzeug bei der Planung der eigenen Belichtungsprojekte geworden.
Das Konzept des Planners basiert auf der Idee, dass man vorhat, ein bestimmtes Objekt mit einem bestimmten ,,Setup" aufzunehmen. CCD-Guide versteht unter einem Setup eine Kombination aus einem Teleskop und einer Kamera unter Verwendung einer bestimmten Brennweite. Nachdem man seine persönlichen Setups definiert hat, kann der Planner genutzt werden. Die Abbildung 4 zeigt den Aufbau des Planner-Reiters, welcher in drei Abschnitte unterteilt ist: - Edit (oberer Rahmen): Der Edit-Rahmen ermöglicht das Editieren aller Datenfelder eines Planungsdatensatzes einschließlich der beiden optionalen Planerbilder (FOV Image und Ref Image). Rechts vom Edit-Rahmen werden die optionalen Planerbilder angezeigt. Mit einem Doppelklick auf das Vorschaubild wird das Bild in IrfanView geöffnet. Das FOV Image (Field of View Image) zeigt das Bildfeld, während das

Ref Image zum Ablegen eines Referenzbildes genutzt werden kann. - Filter- und Info-Button-Leiste: Unterhalb des Edit-Rahmens findet man links die Buttons zum Suchen und Filtern von Planungsdatensätzen und rechts den Slide Show-Button zum Erstellen einer Diaschau und den Info-Button ,,>>>". - PlannerData (unterer Rahmen): Die zentrale Planungsdatentabelle zeigt alle gefilterten Planungsdatensätze an. Der aktive Planungsdatensatz ist blau markiert und kann im Edit-Rahmen jederzeit editiert werden.
Jedem Planungsdatensatz ist immer ein Status zugeordnet. Der Status gibt an, ob bereits ein Bild dieses Objekts vorhanden ist, wie die Qualität vorhandener Aufnahmen beurteilt wird, oder ob ein Belichtungsprojekt zu diesem Objekt bereits begonnen, jedoch noch nicht abgeschlossen wurde. Ein Kommentarfeld erlaubt eine detaillierte Beschreibung des momentanen Status. Besonders hilfreich hat sich die Nutzung des FOV-Images herausgestellt. Damit ist es möglich, ein Bild des exakten Bildfelds des Setups zu erstellen, welches von der Plattform www.sky-map.org aus Daten des DSS (Digitized Sky Survey) generiert wird. Die Abbildung 5 zeigt das Fenster, mit dem das FOV-Bild generiert wird.

6 Cover des CCD-Guide 2016
Weitere Infos und Bestellmöglichkeit CCD-Guide 2016 ist für 29 Euro, das Update für 19 Euro zuzüglich Versandkosten erhältlich. Die Einnahmen fließen in die Deckung der Herstellkosten und in die Unterstützung von Projekten der vom Astronomischen Arbeitskreis Salzkammergut betriebenen Sternwarte Gahberg. Informationen und Bestellmöglichkeit: www.ccdguide.com
Literaturhinweise: [1] Bernhard Hubl, 2012: ,,CCD-Guide,
Praktische Hilfe für Astrofotografen", Sterne und Weltraum 10/2012, 80 [2] www.ccdguide.com

Where is M 13?
von Helmut Jahns
Wo in der Milchstraße befindet sich eigentlich der Orionnebel? Wie weit ist es bis zum Kugelsternhaufen M 15 im Vergleich zur Entfernung des Milchstraßenzentrums? Befindet sich der Omeganebel im Schützen wirklich mitten in einem Spiralarm oder etwa doch mehr am Rand?
Wir Astroamateure sind gerne zur Hand mit Angaben zu Entfernungen und Positionen, wenn wir beobachten oder jemandem die Schönheiten des Sternhimmels näherbringen. Wie sieht es aber mit der räumlichen Vorstellung der An-

Software

1 Oberfläche von ,,Where is M13?"
VdS-Journal Nr. 58

Computerastronomie

105

ordnung der vertrauten Himmelsobjekte innerhalb unserer Milchstraße aus? Vielen von uns fehlt da die Vorstellung von der Geometrie der Milchstraße. Da es noch nicht sonderlich viele Angebote seitens guter Software gibt, versucht das Tool ,,Where is M13?" diese Lücke zu schließen.

,,Where is M13" kommt mit einer Objektliste daher, in der die Objekte über eine Checkbox zur Darstellung selektiert werden können. Die Objektliste kann mit Objekten aus dem Messier-Katalog oder einer Auswahl von NGC-/IC-/Collinderoder Caldwell-Objekten befüllt werden. Die Darstellung erfolgt in zwei Fenstern:

eine Draufsicht und eine Kantenansicht auf unsere Milchstraße. Alternativ kann auch zu einer erdgebunden Ansicht gewechselt werden.
Weblink: [1] www.thinkastronomy.com/M13/

Software
Simulationstool für Gravitationslinsen
von Helmut Jahns

Gravitationslinsen sind ein Phänomen, das mit der Allgemeinen Relativitätstheorie erklärt werden kann: Befinden sich zwei große Massenansammlungen, z. B. Galaxien oder Quasare, von der Erde aus gesehen nahezu hintereinander auf der Sichtlinie, so vermag das vordere Objekt (die ,,Linse") das Licht des hinter ihm liegenden Objektes abzulenken. Dadurch können die bei uns beobachtbaren Abbilder von Hintergrundobjekten verstärkt und verzerrt werden. Zum Beispiel werden die Bilder von Galaxien von im Vordergrund befindlichen Galaxienhaufen zu Bögen verzerrt, während von einzelnen Quasaren Doppel- und Mehrfachbilder erzeugt werden können. Wie die resultierenden Bilder genau aussehen, hängt von der Massenverteilung der ,,Linse" und selbstverständlich vom Erscheinungsbild des gelinsten Objekts ab.
Für diejenigen, die ein wenig mit Gravitationslinsen experimentieren möchten, wird im Netz ein Java-Tool namens ,,Gravitational Lensing Model" zum Download angeboten. Es ermöglicht die Simulation vor Gravitationslinseneffekten, wobei drei Konfigurationen zur Verfügung stehen: punktförmige Quellen und Linsen, punktförmige Linsen und ausgedehnte Quellen sowie ,,gesoftete" sphärische Linsen und ausgedehnte Objekte. Das Ensemble kann sowohl über Eingabefelder als auch mit der Maus bearbeitet werden. Für die Bedienung des Programms selbst und für die Erklärung der Algorithmen steht ein kleines Tutorial zur Verfügung. Gravitational Lensing Model wurde von Maider Sancho Miranda entwickelt und ist Teil des Open Source Physics Project. Als Suchbegriffe für die Webseite empfehlen sich ,,gravitational lensing EJS".

1 Screenshot von ,,Gravitational Lensing Model".
Auf der linken Seite ist das ursprüngliche Bild des gelinsten Objekts abgebildet, während rechts die Linsenwirkung dargestellt ist.
Anzeige
VdS-Journal Nr. 58

106

Computerastronomie

Im Netz
ESA Sky
von Helmut Jahns

Das WorldWideTelescope bekommt Konkurrenz: Die Europäische Raumfahrtagentur entwickelt mit ESA Sky eine Darstellung des nächtlichen Sternenhimmels für den Browser. Die Deep-SkyObjekte sind hierbei als Astrofotografien in mehreren Detailstufen hinterlegt, d. h. beim Zoomen wechselt der Detailreichtum je nach Darstellungsmaßstab.

Die URL lautet http://archives.esac.esa. int/esasky-beta/. ESA Sky liegt momentan (November 2015) noch als BetaVersion vor; zum Herumstöbern oder Himmelsvorführen eignet sich das Tool allemal.

1 Screenshot von ,,ESA Sky"

Bücherkiste

Von Eseln und (Gelegenheits-) Programmierern
- Eine Rezension zu Kathrin Passig und Johannes Jander:
,,Weniger schlecht programmieren" (O'Reilly, 2013)

von Frank Theede

Der russische Physiker Lew Dawidowitsch Landau (1908-1968, Nobelpreis 1962) hat wichtige Beiträge auf vielen Bereichen der Theoretischen Physik geleistet, auch zur Astrophysik, indem er ,,[...] 1932 die Chandrasekhar-Grenze berechnete und Neutronensterne vorhersagte [...], und zwar vor Entdeckung des Neutrons. Landau war auch ein Kritiker früher Sternmodelle etwa von Arthur Eddington. [...]" [1].
Trotz dieser Erfolge äußerte er sich über seine eigenen Fähigkeiten zurückhaltend: ,,L.D. sagte selbst gern, dass der Name Dau von der französischen Lesart seines Familiennamens herrührt: Landau = L'âne Dau (der Esel Dau)." [2]
Ein ebensolcher Esel ziert den Buchumschlag von ,,Weniger schlecht program-

mieren" von Passig und Jander - und dies natürlich ganz bewusst, denn es gibt viele Möglichkeiten für den Anfänger und Gelegenheitsprogrammierer (und für den erfahrenen, professionellen Softwareentwickler ...) sich zum Esel zu machen.
Die Autoren führen durch alle wichtigen Bereiche der Softwareentwicklung und fassen die wichtigsten, bewährten Erkenntnisse und Ratschläge unterhaltsam zusammen. Dabei liest man schon einmal Sätze wie ,,Auch die ahnungsloseste Programmieramöbe kennt jemanden, der noch weniger weiß." - ein gewisses Maß an Selbstironie sollten der Leser und die Leserin mitbringen.
Zielgruppe des Buches sind ausdrücklich Menschen, die gelegentlich Soft-

ware schreiben, um bestimmte Aufgaben zu erledigen und nicht als Selbstzweck - meistens ohne dafür bezahlt zu werden. Eine Programmiersprache sollte der Leser ,,so lala" beherrschen und einen ,,entspannten Umgang mit der eigenen Ahnungslosigkeit" pflegen.
Das Buch ist in 4 Teile gegliedert: - Allgemeines über eigene Grenzen - Bessere Programme schreiben - Fehler finden und die Software
verbessern - Auswahl und Nutzung der Software-
werkzeuge
Einige Ratschläge aus Teil 2 seien hier kurz zusammengefasst: - Schreibe Software so, dass andere
Menschen sie lesen und verstehen können. Der andere wirst in ein paar

VdS-Journal Nr. 58

Computerastronomie

107

Wochen du selber sein. Martin Fowler schrieb dazu: ,,Any fool can write code that a computer can understand. Good programmers write code that humans can understand." - Halte dich an übliche Konventionen (insbesondere im Team). - Amerikanisch ist die Sprache der Softwareentwicklung. Das gilt auch für Kommentare. - Nimm dir Zeit bei der Wahl von Namen (Variablen, Funktionen, Klassen) - Wenn sich Aufgaben und Inhalte ändern, ändere auch die Namen. - Vermeide bei Namen etc. Witze ($r2d2) und für andere unverständliche Bezüge - Viele Namen sind als üblicher Standard durchgesetzt und sollten so verwendet werden: join, merge, get,

set, start-stop, invert, reverse, ... Diese sollte man wie in den Standardbibliotheken verwenden. - Vorsicht: manche Begriffe kann man nicht einfach vom Deutschen ins Englische übertragen, zum Beispiel ist die Übersetzung von aktuell nicht actual. - Jedes Modul (Funktion, Klasse, ...) soll genau eine Aufgabe haben. - Bevor man fremden Code liest, andere persönlich oder in Foren fragt: Immer erst die Dokumentation lesen. - Fragen an andere gut vorbereiten, d. h. das Problem genau eingrenzen und dokumentieren. Oft erledigt sich dann das Fragen.
Nach der Lektüre wird man zwar vermutlich keine gute (oder gar ,,perfekte" oder ,,professionelle") Software schreiben,

aber hoffentlich bessere. Und das Programmieren wird leichter und mit mehr Freude geschehen, ebenso die spätere Wartung. Und das wünschen sich natürlich auch professionelle Entwickler, die daher dieses Buch ebenfalls mit Gewinn lesen werden.
Literatur- und Internethinweise: [1] Wikipedia https://de.wikipedia.org/
wiki/Lew_Dawidowitsch_Landau, abgerufen 2015-12-29 [2] Landau, Lifschitz, 1984: ,,Lehrbuch der Theoretischen Physik", Bd. 1, S. 215, 11. Auflage, Akademie Verlag Berlin

Bücherkiste

Gravitational N-Body Simulations

von Helmut Jahns

Sverre J. Aarseth hat mit seinem Werk ,,Gravitational N-Body Simulations" ein Kompendium der Computersimulation von Vielteilchensystemen erstellt. Die N-Körper-Rechnung behandelt das gravitative Aufeinanderwirken von einigen wenigen (das klassische Beispiel ist das Dreikörperproblem) bis hin zu vielen Tausend als Punktmassen angenommene Himmelskörpern, wie sie in der Simulation von Sternhaufen und Galaxien angenommen werden, mittels numerischer Integration. Das Buch zielt weniger auf die Beschreibung und den Vergleich diverser numerischen Algorithmen (z. B. Runge-Kutta-Verfahren) ab, für die bereits einige andere Bücher vorliegen, sondern widmet sich mehr den übrigen Begleitumständen, die einfach zur Praxis des Simulierens von Vielkörpersystemen am Computer gehören.
Das Buch baut ausgehend von einem historischen Abriss einen roten Faden über die verschiedenen Aspekte des Simulierens auf. Als Verfahren zur numerischen Integration wird

das Prädiktor-Korrektor-Verfahren vorgestellt. Es werden zahlreiche Betrachtungen vorgenommen; z. B. wie sinnvolle Ausgangsverteilungen von Körpern anzulegen sind, wie nahe Vorübergänge zweier Probemassen oder gar Kollisionen berechnet werden oder mit welchen Verfahren zwischen benachbarten und nichtbenachbarten Teilchen unterschieden werden kann, um so die Simulation effizienter und schneller ablaufen zu lassen. Es wurden eigene Kapitel für die Simulation im Planetensystem, von Sternhaufen oder von Galaxien mit ihren jeweiligen Besonderheiten spendiert. Abgerundet wird das Buch von einigen Anhängen, die etwas speziellere Themen anreißen.
,,Gravitational N-Body Simulations" liefert einen umfassenden Überblick über praktisch alle Herausforderungen, mit denen man sich beim Programmieren solcher Simulationen konfrontiert sieht, und kann sicherlich einem Sternfreund, der sich für dieses Themengebiet interessiert, empfohlen werden.

Anmerkung:
Alle URLs in der Rubrik Computerastronomie sind vom Stand Januar 2016.
VdS-Journal Nr. 58

108 Deep-Sky
Skyguide 2016 - 2 (Sommer)
von Robert Zebahl
Der Skyguide soll in erster Linie Anregungen für eigene Beobachtungen geben und beschreibt dabei jährlich für jede Jahreszeit kurz 5 Objekte. Es werden dabei sowohl leichte als auch schwierige Objekte ausgewählt, welche nach Schwierigkeitsgrad sortiert sind. Wie schwer ein Objekt letztlich ist, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab, vor allem der Himmelsqualität, Öffnung und Erfahrung.
Zu jedem Objekt werden die wichtigsten Informationen in Kurzform und gegebenenfalls ein DSS-Bild (Digitized Sky Survey) angegeben. Des Weiteren ist eine Karte, erstellt mit der freien Software Cartes du Ciel (Skychart), für die grobe Orientierung vorhanden, welche Sterne bis zu einer Größenklasse von ca. 8,0 mag zeigt. Telradkreise (0,5 Grad , 2 Grad , 4 Grad ) auf der Karte markieren die Position des Objekts. Im Allgemeinen empfehlen wir aber, eigene Aufsuchkarten zu erstellen. Die visuelle Beschreibung des Objekts basiert weitestgehend auf eigenen Beobachtungen und soll lediglich als Anhaltspunkt dienen.

1
Übersichtskarte der Objekte 2016-2

HK Lyrae

Typ: Sternbild: Koordinaten:
Helligkeit: Periode:

Kohlenstoffstern Lyr Rektasz. 18h 42m 50,00s Dekl. +36 Grad 57' 30,9'' 7,5 - 8,4 mag 186 d

Spektraltyp sind. Die Perioden liegen dabei zwischen 30 und teils mehreren tausend Tagen. Ähnlich verhält es sich mit den Amplituden, welche von wenigen Hundertstel bis zu mehreren Magnituden reichen können. In diesem Fall haben wir es mit einer vergleichsweise geringen Amplitude zu tun, was die visuelle Beobachtung vereinfacht.

Mit der Spektralklasse C5 ist HK Lyr ein Vertreter der Kohlenstoffsterne und gehört zur Klasse der halbregelmäßig veränderlichen Sterne (SR, semiregular variable star), welche typischerweise Riesen oder Überriesen mit mittlerem bis spätem

HK Lyr gehört nach eigenen Erfahrungen nicht unbedingt zu den besonders roten Sternen, zeigte sich aber bei Öffnungen um die 4 Zoll immer sehr auffällig in einem satten Orange.

VdS-Journal Nr. 58

NGC 6791

Typ: Sternbild: Koordinaten: Helligkeit: Winkelausdehnung:

Offener Sternhaufen Lyr Rektasz. 19h 20m 53,00s/Dekl. +37 Grad 46' 18,0'' 9,5 mag 16' x 16'

NGC 6791 ist mit einem geschätzten Alter von 8 Milliarden Jahren ziemlich alt. Er wurde vom deutschen Astronomen Friedrich August Theodor Winnecke im Jahre 1853 entdeckt, durch dessen Doppelsternmessungen der optische Doppelstern Messier 40 (UMa) den Namen Winnecke 4 erhielt. NGC 6791 ist ein vergleichsweise schwacher, aber sternreicher Haufen. Für eine erfolgreiche Beobachtung sollte man einen halbwegs dunklen Standort aufsuchen. Kleinere Öffnungen im Bereich von 4 Zoll sind aber in der Regel ausreichend für eine erfolgreiche Sichtung. Einzelsterne sind auf jeden Fall mit 8 Zoll sichtbar, wobei der Hintergrund diffus bleibt. Am nordwestlichen Rand des Sternhaufens befindet sich noch der sehr farbintensive Kohlenstoffstern U Lyrae.

Minkowski 1-64 (PK 64+15.1)

Typ:

Planetarischer Nebel

Sternbild:

Lyr

Koordinaten:

Rektasz. 18h 50m 02,09s/Dekl. +35 Grad 14' 36,1''

Helligkeit:

13,3 mag

Winkelausdehnung: 0,4' x 0,4'

Der Minkowski-Katalog besteht aus insgesamt 66 planetarischen Nebeln, welcher in 4 Teile gegliedert ist. Der Name des Katalogs geht auf Rudolph Leo Bernhard Minkowski zurück, welcher selbst eine Reihe planetarischer Nebel entdeckte. Er war außerdem Leiter des Sky Survey des Palomar-Observatoriums (POSS), der fotografischen Kartierung der nördlichen Hemisphäre. Minkowski 1-64 ist ein vermutlich nicht so bekannter, aber dennoch recht heller planetarischer Nebel inmitten des Sternbilds Leier. Bereits mit 8 Zoll Öffnung ohne Filter ist der Nebel unter ländlichen Bedingungen bei mittleren Vergrößerungen keine Herausforderung, erscheint aber recht kompakt. Höhere Vergrößerungen zeigen dann einen runden, homogenen Nebel. Mit größerer Öffnung ist auch die Ringstruktur zugänglich.

2 NGC 6791 im DSS 3 Minkowski 1-64 im DSS

NGC 6765 (PK 62+9.1)

Typ:

Planetarischer Nebel

Sternbild:

Lyr

Koordinaten:

Rektasz. 19h 11m 06,46s/Dekl. +30 Grad 32' 42,5''

Helligkeit:

12,9 mag

Winkelausdehnung: 0,7' x 0,7'

NGC 6765 ist ein weiterer planetarischer Nebel nahe dem bekannten Kugelsternhaufen Messier 56, der etwas schwieriger als Minkowski 1-64 sein dürfte. Zumindest ist ein Nebelfilter sehr hilfreich. Mit 8 Zoll Öffnung und [OIII]-Filter ist der Nebel bei mittlerer Vergrößerung zweifelsfrei mit indirektem Sehen erkennbar, allerdings nur als eher strukturlose Aufhellung. Bereits mit 12 Zoll kann die unregelmäßige Form des Nebels beobachtet werden, welcher zunehmend länglich erscheint. Ein durchaus lohnendes Exemplar, welches einige Strukturen für Besitzer größerer Teleskope bietet.

4 NGC 6765 im DSS

Deep-Sky 109
VdS-Journal Nr. 58

110 Deep-Sky

NGC 6745 (UGC 11391)

Typ: Sternbild: Koordinaten: Helligkeit: Winkelausdehnung:

Galaxie Lyr Rektasz. 19h 01m 41,62s/Dekl. +40 Grad 44' 37,2'' 13,3 mag 1,3' x 0,5'

NGC 6745 ist eine irreguläre Galaxie in einer Entfernung von über 200 Millionen Lichtjahren. Ihre Form entstand durch eine Kollision mit einer kleineren Galaxie, welche auf dem DSS-Bild nördlich der Galaxie als schwacher, elongierter Nebel erkennbar ist. Damit ist diese Galaxie sicher auch für Fotografen interessant. Visuell ist zumindest mit 8 Zoll Öffnung unter ländlichem Himmel bei 100x ein länglicher Nebel mit Nord-Süd-Ausrichtung und einem geschätzten Achsverhältnis von 1:3 indirekt noch gut erkennbar. Größere Öffnung und damit höhere Vergrößerung dürften das Schauspiel dieser Kollision noch deutlicher zeigen.

5 NGC 6745 im DSS

Beobachtung einmal anders - Sternassoziation Cyg OB2
- Von kleinen Sternhaufen und großen Zusammenhängen in unserer Galaxis
von Christopher Hay und Rene Merting
In der letzten Ausgabe des Journals berichteten wir über Sternassoziationen im Allgemeinen und haben einen Blick auf die Gem OB1 im Perseus-Arm geworfen. Diesmal soll unser Blick in die entgegengesetzte Richtung entlang des Orionarms wandern.

Im Sternbild Schwan wimmelt es nur so von Sternassoziationen, und so ist es nicht verwunderlich, dass hier mit Cyg OB2 die wohl masse- und sternreichste OB-Assoziation anzutreffen ist, welche in unserer Galaxis bekannt ist.

Cyg OB2 liegt auf der Innenseite des lokalen Orion-Arms der Galaxis in 5.600 Lichtjahren Entfernung. Sie ist mit 3 bis 4 Millionen Jahren noch recht jung, hat es aber in sich. Während andere Assoziationen meist nur wenige Dutzend bis ein paar Hundert Sterne der Spektralklassen O und B enthalten, beherbergt Cyg OB2 mehrere Tausend solcher Sterne! Gut ein halbes Dutzend dieser Sterne haben
VdS-Journal Nr. 58

1 Schema unserer Galaxis (erstellt von den Autoren)

Deep-Sky 111

eine Helligkeit, welche alleine schon die Gesamthelligkeit des hellsten Kugelsternhaufens unserer Galaxie, Omega Centauri, übersteigt. Mit einer GesamtSternpopulation aller Typen von bis zu 300.000 Sternen und einer kompakten sphärischen Form ähnelt Cyg OB2 den jungen Kugelsternhaufen in der Kleinen Magellanschen Wolke.

Tabelle 1: Daten zu den beiden eng zusammen stehenden Sternhaufen Bica 1 und Bica 2 im Sternbild Cygnus

Sternbild Rektaszension (2000.0) Deklination (2000.0) Sichtbar ab Öffnung Ausdehnung hellster Stern

Bica 1 Cyg 20h 33m 10s +41 Grad 13' 06'' 4 Zoll 4' x 4' 10,8 mag

Bica 2 Cyg 20h 33m 15s +41 Grad 18' 42'' 4 Zoll 5' x 5' 8,7 mag

Mit einer solchen Helligkeit und einem Durchmesser von nur 2 Grad sollte Cyg OB2 das dramatischste Objekt am Himmel sein. Jedoch beträgt die Extinktion durch Vordergrundstaub in dieser Region bis zu 20 Magnituden. Daher ist diese Region visuell für uns kaum zugänglich mit Ausnahme des Sternhaufen-Paars Bica 1 und Bica 2 im Mittelpunkt der Assoziation. Hier muss ,,wissenden Auges" zum Himmel geschaut werden, um die Dramatik der Situation zu erfassen!
Aber es geht noch gigantischer. Cyg OB2 liegt 3 Grad nordwestlich des Zentrums der Cygnus-Superblase (Cygnus SuperBubble, CSB). Aktuell wird die Blase von der enormen Energie der Assoziation Cyg

OB2 getrieben, wogegen die Initialzündung wohl eine Hypernova oder auch mehrere Supernovae in ihrer Mitte war. Die Entstehung der weiteren Assoziationen Cyg OB1, OB3 und OB9, welche alle am Rand der Blase liegen, hängt ebenfalls mit den Vorgängen in der CygnusSuperblase zusammen.
Superblasen können groß genug werden, um die galaktische Scheibe zu durchdringen und ihre Energie in das galaktische Halo freizusetzen und darüber hinaus ein Fenster zum intergalaktischen Medium zu bilden. Es wird vermutet, dass die 13 Grad x 18 Grad große Cygnus-Superblase das Format hierfür hat.

Bica 1 und 2 sind ein echtes physikalisches Sternhaufen-Paar mit einem Abstand zueinander im Raum von nur 7,5 Lichtjahren und einem Alter von weniger als 4 Mio. Jahren. Der hellste Stern dieses Paares ist der 8,7 mag helle SAO 49781 im Zentrum von Bica 2. Beide Sternhaufen sind schon mit Teleskopen ab 4 Zoll Öffnung zugänglich, doch sind größere Öffnungen von Vorteil, um die erhebliche Rötung der Sterne durch Vordergrundstaub zu erkennen. Visuell erschließen sich gut ein Dutzend Mitglieder in jedem Haufen, in Wirklichkeit dürfte jeder Haufen die zehnfache Menge besitzen.

Das Periastron des Gamma Virginis
von Andreas Viertel
Der dritthellste Stern im Sternbild Jungfrau (Virgo) mit der Bezeichnung Gamma Vir, auch Porrima genannt, ist ein bemerkenswerter, nur etwa 38 Lichtjahre entfernter Doppelstern. Beide Komponenten sind praktisch ,,Zwillinge" mit der gleichen Spektralklasse F0V, dem anderthalbfachen Sonnendurchmesser, der fast fünffachen Sonnenleuchtkraft und der anderthalbfachen Sonnenmasse. Aufgrund der geringen scheinbaren Distanz der beiden mit 3,5 mag etwa gleichhellen Komponenten von maximal ca. 6 Bogensekunden Abstand war er in der Neuzeit mit den damals vorhandenen Instrumenten nur schwer zu trennen.

Doppelsternes

Entdeckt hatten ihn 1689 Richaud sowie unabhängig davon 1718 Bradley und Pound. Auch J. Cassini beobachtete ihn 1720. Seine Messwerte lauteten: Distanz 7,49'', Positionswinkel (PW) 139,7 Grad . Grundlage für diesen PW war aber eine andere Festlegung der Komponenten. Nach heutiger Definition macht diese Beobachtung nur Sinn, wenn man die Komponenten A und B vertauscht.

Am 23. Dezember 1776 beobachtete ihn Christian Mayer in Mannheim und nahm ihn unter der Nr. 33 in seinen berühmten ersten
1 Zeiss AS 80 mm/1.200 mm auf dem Balkon in
Beobachtungsrichtung

VdS-Journal Nr. 58

112 Deep-Sky

zeigten eine zunehmende Abweichung von den jahrzehntelang verwendeten Daten.

2 Das Okularende mit Wechselvorrichtung, Positionskreis und ZP

Doppelsternkatalog auf. F. W. Herschel überlieferte eine 1780 beginnende Beobachtungsreihe, da er eine Bewegung der beiden Komponenten zueinander festgestellt hatte und deshalb eine physische Zusammengehörigkeit vermutete. Der anfängliche Verdacht einer Umlaufszeit von über 500 Jahren bestätigte sich allerdings nicht. Beide Sterne durchliefen um 1836,5 den engsten Teil ihrer Umlaufbahn.
Dieses Periastron wurde seit 1820 von F. G. W. Struve mit dem damals weltbesten Fernrohr, dem 24-cm-FraunhoferRefraktor in Dorpat, verfolgt und brachte die bislang genauesten Bahndaten. Die geringste gemessene Distanz unterschritt dabei mit 0,257'' sogar das Auflösungsvermögen des Refraktors! Der Positionswinkel im Periastron wurde mit 151,34 Grad gemessen. Auch der Sohn F. W. Herschels, John Herschel, beobachtete dieses Periastron. Er benutzte einen 47-cm-Spiegel mit einer 480-fachen Vergrößerung in Kapstadt, konnte aber beide Komponenten mehrere Monate lang nicht trennen.

In den letzten 100 Jahren war Gamma Vir für alle Beobachter das Paradebeispiel für einen schönen Doppelstern mit zwei gleichhellen Komponenten im Abstand von bis zu 6'', der im kleinsten Amateurteleskop getrennt werden konnte. Für Generationen von Amateurbeobachtern blieb das so. Anfangs der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zeichnete sich aber ab, dass beide Sterne auf ein neues Periastron zusteuerten. Sowohl die Distanz als auch der Positionswinkel

Da es nur sehr wenige Doppelsterne gibt, die im Laufe eines Menschenlebens solche gravierenden Bahnbewegungen zeigen, setzte ich mir zum Ziel, die Periastronpassage mit meinen bescheidenen optischen Mitteln zu verfolgen und zeichnerisch zu dokumentieren. Eingesetzt wurden dazu mein Zeiss-Eigenbaurefraktor C 63 mm/840 mm (das TelementorObjektiv) und vor allem mein Zeiss-Eigenbaurefraktor AS 80 mm/1.200 mm. Das letztere Objektiv ist von exzellenter Güte und leistet bei der Sternabbildung das physikalisch maximal mögliche. Ich kenne keine ähnliche Optik vergleichbarer Qualität. Montiert waren die Teleskope auf der schweren Zeiss-Montierung Ib, die wiederum auf einer über einen Zentner schweren gusseisernen Säule auf dem Balkon ruhte. Das sorgte für genügende Stabilität des ganzen Aufbaus.
Für Manipulationen am Okular war das aber immer noch zu schwingungsanfällig. Deshalb musste ich mich auf rein visuelle Beobachtungen beschränken, bei

J. H. Mädler in Königsberg berechnete aus Struves, Herschels und eigenen Beobachtungen eine Umlaufszeit von ca. 170 Jahren. Der moderne Wert liegt bei 168,9 Jahren und wird durch das jetzige Periastron 2005,4 glänzend bestätigt. Über die Doppelsternbeobachtungen Mädlers sind übrigens interessante Details überliefert. So beobachtete er solche hellen Doppelsterne am Dämmerungs- und sogar am Tageshimmel, um den Überblendungseffekt zum Hintergrund zu minimieren.
VdS-Journal Nr. 58

3 Positionswinkel- und Distanzschätzungen des Autors

Deep-Sky 113

denen man das Fernrohr nicht zu berühren braucht. Besondere Anforderungen werden bei solchen diffizilen Beobachtungen auch an das Zubehör gestellt. Ich benutzte immer den Zeiss-VierfachOkularrevolver mit aufrecht abbildendem Amici-Prisma. Die damit erreichte Bequemlichkeit bei der Beobachtung erscheint mir wichtiger als die Einsparung von einigen Glas-Luft-Flächen. Hauptsächlich verwendete ich für die detaillierte Beobachtung der Beugungsscheibchen die orthoskopischen Zeiss-Okulare 6-O und 4-O (200-fach und 300-fach am 80/1200 bzw. 140-fach und 210-fach am 63/840). Sie zeigten fast immer sauber die Beugungsscheibchen und -ringe. Aber auch ein Vixen-Zoom-Okular 24 mm - 8 mm bot bei f:8 am 80/1200 eine hervorragende Definition. Bei einem Abstand der beiden Komponenten von lediglich 1,2'' zeigte es eine ineinander übergehende 8-förmige Struktur beider Beugungsscheibchen. Das ist auch unter der Auflösungsgrenze der Optik!
Entscheidend bei solchen Beobachtungen ist neben der Güte der Optik die Luftruhe. Dabei sind kleinere Öffnungen im Vorteil. Ich beobachtete immer so, dass der Einblick ins Amici-Prisma von oben aus Richtung Nord erfolgte. Mittels eines Zeiss-Positionskreises und der Fadenkreuzokulare 10-O und 6-O ließen sich die Haupthimmelsrichtungen ziemlich genau festlegen. Man dreht das Okular so, dass der Stern bei ausgeschalteter Nachführung auf dem waagerechten Faden entlang läuft. Mittels der Wechseleinrichtung kann man den Positionskreis so drehen, dass die Skala auf 270 Grad steht. Damit läuft der Stern genau nach Westen. Die Drehung des Positionskreises, bis der andere Faden parallel zur Verbindungslinie der beiden Sterne steht, erlaubt dann die Ablesung des Positionswinkels.
Voraussetzung dafür ist die relativ genaue Polausrichtung der parallaktischen Montierung. Ich habe sie lediglich visuell auf den Himmelsnordpol ausgerichtet (das ist nicht der Polarstern!). Eingescheinert habe ich sie nicht. Die Verwendung eines Zenitspiegels bzw. -prismas bei vielleicht noch seitlichem Einblick verkompliziert die Bestimmung des Positionswinkels ungemein. Überhaupt sind Kenntnisse über die korrekte Zählweise des Positionswinkels und die

4 Eine Bahn des OMP Cambridge und Brera mit meinen eingezeichneten Schätzpunkten (rot)

Festlegungen der Himmelsrichtungen im Gesichtsfeld unabdingbar. Relativ genau sind die Positionswinkelschätzungen in den Richtungen 0 Grad /360 Grad , 90 Grad , 180 Grad und 270 Grad . Befindet sich die Doppelsternkomponente aber mitten in dem jeweiligen Quadranten, wird es schon schwieriger. Dann lässt die erreichbare Genauigkeit deutlich nach.
Schwieriger ist die Distanz-Schätzung der beiden Komponenten. Sie ist naturgemäß um so genauer, je näher beide Sterne an der Auflösungsgrenze der Optik sind. Deshalb wurde bei größeren Distanzen der 63/840 verwendet. Im Gegensatz zu den 1,4'' Auflösung (Durchmesser des Beugungsscheibchens) des 80/1200 liegt seine mögliche Auflösung bei etwa 1,7''. Die bringt es aber auch! Ganz deutlich wurde dies bei der Beobachtung 2013. Während im 63/840 beide Beugungsscheibchen durch einen ganz schmalen Spalt getrennt waren, standen sie im 80/1200 deutlich schwerer einschätzbar weiter auseinander. Die jeweiligen Schätzwerte waren 2,1'' bzw. 2,8''. Die Ephemeride nach Scardia gibt für diesen Zeitpunkt 2,008''. Der Positionswinkel wurde in beiden Optiken auf 12 Grad geschätzt (Scardia: 10,25 Grad ). Die kleinere Optik brachte also die genaueren Resultate.

Um die Zeit des eigentlichen Periastrons 2005,4 waren beide Sterne mit den verwendeten Optiken über mehrere Jahre nicht zu trennen. Umso spannender war die Erwartung, wann das wieder möglich sein würde. Wichtig war die Berücksichtigung der Voreingenommenheit. Deshalb wurden die über mehrere Tage verteilten Einzelbeobachtungen im Frühjahr, als Gamma Vir nahe der Kulmination stand, erst danach mit den Ephemeridenwerten verglichen. Vor der Beobachtung kannte ich diese nicht. Im Frühjahr 2016 liegt die Distanz bei etwa 2,4'', der Positionswinkel ändert sich langsam auf 0 Grad /360 Grad und die nächsten ca. 150 Jahre wird Gamma Vir wieder der schöne VorzeigeDoppelstern für kleine Fernrohre sein. Erst um das Jahr 2165 beginnt sich die Bahnbewegung erneut deutlich zu beschleunigen und Gamma Vir steuert auf ein neues Periastron zu, welches 2174,3 durchlaufen wird.
Übrigens steht uns das System so nahe, dass es eine merkliche jährliche Eigenbewegung von 0,57'' im Positionswinkel 271 Grad zeigt. Beide Sterne haben sich also während meiner Beobachtungsreihe um mehr als 10'' in Richtung Westen bewegt. Zusätzlich nähern sie sich uns mit knapp 20 km/s. Und dies alles sind im Okular nur zwei helle Punkte...
VdS-Journal Nr. 58

114

Geschichte

Der Blick auf den Mond
- Zur Kulturgeschichte des Mondes
von Arnold Sitte

Seit Urzeiten hat der Mond die Menschen fasziniert. Auch in unserem Kulturkreis hat er in Magie und Aberglaube, Philosophie und Religion, Literatur und Kunst die Phantasie beflügelt.

Die Naturphilosophen im antiken Griechenland brachten den Mond durchweg mit Feuer und Flammen in Verbindung. Aristoteles ging im 4. vorchristlichen Jahrhundert davon aus, dass auch der Mond, wie alle Himmelskörper, aus einer feuerartigen Substanz besteht. In der griechischen Mythologie ritt die Göttin Selene in leuchtendem Gewand über den Himmel. Die Römer bauten ihren Mondgöttinen Luna und Diana Tempel. Die christliche Marienverehrung stellte die Muttergottes oft auf der Mondsichel thronend dar. Ihre Unbeflecktheit spiegelte sich in der angenommenen Reinheit des Mondes (Abb. 1).

Die wechselnde Lichtgestalt des Mondes weckte die unterschiedlichsten Vorstellungen. Mal schien die Mondsichel ein Behälter für das von Sünden befreite Licht zu sein, mal eine Barke, die über das Weltmeer fährt, wie bei den Babyloniern. Der Vollmond war vielerorts An-

1 Albrecht Dürer, Die Jungfrau auf der Mondsichel (1511)

Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie
In diesem Heft lesen Sie eine Beitrag von Klaus Rohe über drei weniger bekannte Astrophysiker des 20. Jahrhunderts: Jonathan H. Laue, August Ritter und Robert Emden. Er entstammt einem Vortrag, gehalten auf der letztjährigen Geschichtstagung in Berlin. Arnold Sitte wagt einen ,,Blick auf den Mond" und untersuchte die Kulturgeschichte des Mondes.
Versorgen Sie mich auch weiterhin mit interessanten Artikeln. Informationen zur Fachgruppe finden Sie wie gewohnt auf unserer Webseite http://geschichte.fg-vds.de.
Wolfgang Steinicke
VdS-Journal Nr. 58

lass für religiöse und weltliche Feiern. Nackt trafen sich zum Beispiel Schamanen der Chuckchee in Nordsibirien, um sich vom Vollmond neue magische Kräfte verleihen zu lassen. Bei Neumond beschwor man mit Gebeten den Mond, ans Firmament zurückzukehren.
Die Mondzyklen liefern seit jeher Stoff für Aberglauben. Bereits der römische Naturforscher Plinius betonte den Einfluss des Mondes auf Körpersäfte, Haareschneiden und Aderlass. Bauern- und Mondkalender geben die Mondphasen für wichtige Vorhaben an. Abnehmender Mond soll ,,trocknend und kühlend" wirken aber auch zu Blindheit, Fallsucht und Wahnsinn führen. Solcherlei Ratschläge, vom Anbau und der Verarbeitung von Pflanzen bis zum günstigsten Zeitpunkt für die chemische Reinigung, finden sich

Geschichte

115

bis heute in der auflagenstarken esoterischen Literatur.

Der reale Mond Irgendwann haben die Menschen die Bewegungen des Mondes am Himmel, sein regelmäßiges Verschwinden und Erscheinen als gesetzmäßigen Vorgang erkannt. Die Astronomen im alten Ägypten setzten um 3000 v. Chr. für einen Monat 30 Tage an und legten 365 Tage für ein Jahr fest. Im Christentum orientiert man sich am Mond, um das Datum des Osterfestes zu bestimmen. Von praktischer Bedeutung wurde das Wissen über Mondphasen für die Landbevölkerung. Mondkalender und Almanache verrieten, welche Nächte sich für Tätigkeiten außer Haus

2 Mondglobus von Thomas Dickert (Bonn um 1850)

1610 im Buch ,,Sidereus Nuncius" (Sternenbote). Der Mond war nicht mehr der ideale Himmelskörper der Naturphilosophen und nicht mehr ,,unbefleckt", wie die Theologen es Glauben machten. Bald fertigte man Mondkarten und Mondgloben an (Abb. 2). Der erste Mondatlas von Wilhelm Beer und Johann Heinrich Mädler erschien 1837.

3 Geflügelte Menschen auf dem Mond in der ,,New York Sun" 1835

Der Mond als andere Erde Schon früh spekulierten gelehrte Köpfe über die Ähnlichkeit zwischen Erde und Mond. Der griechische Philosoph Plutarch (50-125 n. Chr.) schrieb in ,,De facie in lunae" (Über das Mondgesicht): ,,Man müsste ja glauben, er sei ohne Sinn und Zweck geschaffen, wenn er nicht Früchte hervorbringt, Menschen einen Wohnsitz bietet, ihre Geburt und Ernährung ermöglicht, Dinge, um derentwillen

eigneten. Mondlicht war fürs Säen und Einbringen der Ernten bedeutsam. Da im September der Vollmond wegen seiner geringen Neigung zur Umlaufbahn einige Nächte heller leuchtet als sonst, sprach man in England vom ,,harvest moon" (Erntemond).
Als Galileo Galilei 1609 sein Fernrohr auf den Mond richtete, sollte das den Blick auf den kosmischen Nachbar für immer verändern. Der Himmelskörper zeigte eine raue und unebene Oberfläche. Galilei fertige die ersten Skizzen und Aquarelle der sichtbaren Strukturen des Mondes an und veröffentlichte sie

4 Illustration zu Jules Vernes ,,Reise zum Mond"

VdS-Journal Nr. 58

116

Geschichte

unsere Erde geschaffen ist." Die Idee vom bewohnten Mond war geboren und sollte sich über Jahrhunderte halten. Johannes Kepler phantasierte 1609 in einer Traumerzählung über Mondbewohner: ,,Und es kann für sie eine Art Stadt entstehen: die Häuser als eine Menge Höhlen, in jene kreisrunden Sockel hinein gegraben, Äcker und Weideland in der Mitte, damit sie auf der Flucht vor der Sonne sich dennoch nicht allzu weit von ihrem Besitz zu entfernen brauchen." William Herschel schloss aus seinen Beobachtungen 1790 auf die ,,hohe Wahrscheinlichkeit der Bewohnbarkeit des Mondes." Johann Hieronymus Schroeter ließ in seinen ,,Selenotopographischen Fragmenten" (1791) die Frage offen, ob es sich bei der entdeckten Hyginus-Rille um einen zweckmäßigen Bau handeln könnte. Franz Paul von Gruithuisen glaubte 1824, eine kolossale Ruinenstadt auf dem Mond entdeckt zu haben. John Herschel geriet 1835 unversehens in die Schlagzeilen, als die ,,New York Sun" eine Artikelserie veröffentlichte, in der Herschel behauptete, auf dem Mond Vulkane, üppige Pflanzen,

seltsame Tiere und ,,Fledermausmenschen" entdeckt zu haben (Abb. 3). Die Auflagen steigernde Serie entpuppte sich allerdings als Schwindel eines anderen Autors namens Richard A. Locke.
Literarische Reisen zum Mond Nur eine Reise zum Mond hätte klären können, ob es tatsächlich Mondbewohner gibt. Doch vorerst musste Phantasie fehlende Technik ersetzen. Als frühestes literarisches Zeugnis gelten die ,,Wahren Geschichten" des antiken Satirikers

6 Adam Elsheimer, Die Flucht nach Ägypten (1609), Alte Pinakothek München
VdS-Journal Nr. 58

5 Ludovico Cigoli,
Maria Immaculat (1612)
und Historikers Lucian von Samosata. Er ließ im 2. nachchristlichen Jahrhundert den Protagonisten einer Reise durch den Weltraum berichten: ,,Am meisten aber machte mir der Mond zu schaffen, dessen Eigenheiten mir ganz seltsam und unerklärlich vorkamen und dessen Gestalten (...) irgendeine geheimnisvolle und unergründliche Ursache haben müssen."
Nach Kopernikus, Galilei und Kepler, weiteren physikalischen Erkenntnissen und dem technischen Fortschritt nahmen die Erzählungen und Romane über Mondreisen allmählich realistischere Züge an. Zwar ließ Bischof Francis Godwin in seiner Erzählung ,,The man in the moon" (1638) das Gefährt seines Helden Gonzales noch von Gänsen bis zum Mond ziehen. Aber schon der französische Schriftsteller Cyrano de Bergerac katapultierte sich in seinem utopischen Roman ,,Die Reise zu den Mondstaaten und Sonnenreichen" (1657/1662) mit Signalraketen zum Mond. In einem Ballon schickte der amerikanische Autor Edgar Allen Poe in ,,Die unvergleichlichen Abenteuer eines gewissen Hans Pfaall" (1835) seinen Helden zum Mond. Jules Verne nahm in seinen Romanen ,,Von der Erde zum Mond" (1865) und ,,Reise um den Mond" (1870) die Apollo-Missionen in manchen Details verblüffend realitätsnah vorweg - mit dem Bau des Gefährts aus Stahl und Aluminium, dem Start in Florida und der Landung auf einer großen Wasserfläche (Abb. 4). Herbert George Wells erfand in seinem phantastischen Roman ,,The first men in the moon" (1901) einen fiktiven Stoff namens Cavorit, um zum Mond zu gelangen. Konstantin E. Ciolkovski, Begründer der russischen Weltraumforschung, schrieb 1920 die Erzählung ,,Außerhalb der Erde". Seine Vision von einer mehrstufigen Weltraumrakete wurde teils beim Bau russischer Großraketen umgesetzt.
Bilder vom Mond Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Mond wurde durch drei epochale Erfindungen entscheidend beeinflusst: Teleskop, Fotografie und Raumfahrt. Erstmals versuchte Lodovico Il Cigoli, ein Freund Galileis, den Widerspruch

Geschichte

117

7 Eine der ersten Fotografien des
Mondes (1858) von Sir William Crookes
zwischen der teleskopischen und theologischen Ansicht vom Mond malerisch zu überbrücken. Seine Madonna steht auf einer ,,befleckten", pockennarbigen Mondsichel.
Maler wie Leonardo da Vinci und Jan van Eyck hatten den Mond bereits in vorteleskopischer Zeit so gemalt, wie er sich dem bloßen Auge darbot. Nachtbilder wurden zur malerischen Aufgabe großer Meister wie Rubens und Rembrandt. Adam Elsheimer malte 1609 den sich im Wasser spiegelnden Mond - und als Erster die Milchstraße. Die Maler der deutschen Romantik (19. Jh.) stellten den Mond in allen seinen Phasen oft symbolträchtig mit Landschaften, Städten und Denkmälern dar.
Im 19. Jahrhundert übernahm die neu erfundene Fotografie maßgeblich die Abbildung des Erdtrabanten. Inzwischen dürfte er wohl zu den weltweit am meisten fotografierten Objekten zählen. Von rund 17.000 Aufnahmen, die die zwölf Astronauten auf dem Trabanten machten, wurde eines zur Ikone: Armstrong spiegelt sich im Helm seines Gegenübers Aldrin.
Die impressionistischen Maler im 19. Jh. reagierten auf die Authentizität der Fotos mit stimmungsvollen, unscharfen Bildern. Für die Künstler des angehenden 20. Jh. wurde der Mond zum farbigen Spielball malerischer Kreativität.
Anders im Medium Film. In dem futuristisch anmutenden Streifen ,,Frau im Mond" (1929) bediente sich Regisseur Fritz Lang der neuesten Erkenntnisse des Raketenbaus. Der Spielfilm ,,Destination Moon" (1950) war ein Dokument des Kalten Krieges. Ironisch porträtierte der Film ,,Cat-Women of the Moon" (1955) die letzten Überlebenden der menschlichen Zivilisation. In Stanley Kubriks Spielfilm ,,2001 Space Odyssee" (1968) spielt der Mond zwar nur eine Nebenrolle, Flug und Landung auf dem Trabanten waren aber von eindrucksvoller Wirkung. In dem Spielfilm ,,Moon" (2008) von Duncan Jones ist die Handlung in eine Anlage zum Abbau von Mondge-

stein verlegt, aus dem man Helium-3 als Hauptenergiequelle der Erde gewinnt. Das Motiv griff Frank Schätzing 2009 in dem Roman ,,Limit" auf und thematisierte die begrenzten Ressourcen als Problem der Gegenwart.
Literaturhinweise: [1] Bernd Brunner, 2010: ,,Mond. die
Geschichte einer Faszination", München

[2] Brigitte Rötling, 2008: ,,Der Mond. Neues über den Erdtrabanten", München
[3] Roger Kirch, 2006: ,,In der Stunde der Nacht. Eine Geschichte der Dunkelheit", Bergisch Gladbach
[4] Erhard Oeser, 2009: ,,Die Suche nach der zweiten Erde. Illusion und Wirklichkeit der Weltraumforschung", WBG, Darmstadt
[5] Wallraf-Richard-Museum, 2009: ,,Fundation Corboud, Der Mond", Köln

8 Einen expressionistischen Mond malte Karl Schmidt-Rottluff (Blauer Mond, 1920)
VdS-Journal Nr. 58

118

Geschichte

Die Anfänge der Theorie des Sternaufbaus
in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts
- dargestellt an den Arbeiten von Jonathan H. Laue, August Ritter und Robert Emden

von Klaus Rohe
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Mechanik sowie die noch relativ junge Thermodynamik und kinetische Gastheorie dazu benutzt, erste physikalische Modelle für die Sonne zu entwickeln. Im Folgenden werden drei Wissenschaftler vorgestellt, die in diesem Zeitraum Pionierarbeit auf diesem Gebiet geleistet haben. Es sind dies der Amerikaner Jonathan Homer Lane, der Deutsche August Ritter und der Schweizer Robert Emden. Bemerkenswert an ihnen ist, dass sie zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ihrer Arbeiten nicht zum Kreise der damals etablierten Astronomen gehörten. Kurzbiografien sind in den Tabellen 1-3 zu finden.
Die Sonnentheorie von Jonathan Homer Lane Lane geht in seiner Veröffentlichung von den folgenden Annahmen aus: - Die Sonne ist gasförmig und es gelten
die Gesetze des idealen Gases, so wie man sie aus Laborexperimenten auf der Erde kennt. - Das Gas im Sonneninneren befindet sich im hydrostatischen und konvektiven Gleichgewicht.

1 August Ritter (Foto freundlicherweise
von der Bibliothek der RWTH Aachen zur Verfügung gestellt).
Aus diesen Annahmen leitet er zwei Integralgleichungen her, die das Verhältnis der Dichte im Abstand r zum Zentrum der Sonne zur Dichte im Zentrum der Sonne beschreiben ([8], S. 250). Lane löst diese Gleichungen numerisch. Druck

Tabelle 1: Kurzbiografie von J. H. Lane [7]

09.08.1819 1846
1860 bis 1866
1870
1872 03.05.1880

Lane wird in Geneseo im Staat New York geboren.
Studium in Yale, Abschluss 1846 BS in Mathematics, kommt hier auch mit der Astronomie in Kontakt
Betätigt sich als Physiker und Erfinder, Superintendent of the Coast Survey, Patentprüfer am U.S. Patent Office
Arbeitet privat an der Entwicklung einer Kältemaschine
Bekannt mit dem Astronomen Simon Newcomb, beide sind Mitglied im Washington Scientific Club. Lane diskutiert hier mit ihm seine Ideen über den Sonnenaufbau.
Publikation von ,,On the Theoretical Temperature of the Sun; under the Hypothesis of a Gaseous Mass maintaining its Volume by its Internal Heat, and depending on the Laws of Gases as known by Terrestrial Experiment" im American Journal of Science and Arts, Nachdruck in [4], S. 257-276.
Mitglied der National Academy of Sciences
Lane stirbt in Washington, D. C.

und Temperatur kann er dann mit Hilfe der Adiabaten Gleichungen berechnen. Aus der Solarkonstante berechnet er die Oberflächentemperatur der Sonne über ein empirisches Gesetz von Dulong-Petit. Das Stefansche Strahlungsgesetz war zu der Zeit noch nicht bekannt! Er erhält damit eine Oberflächentemperatur von ungefähr 30.000 Grad C und eine zentrale Dichte von 28 g/cm3. Diese Werte sind aus heutiger Sicht nicht besonders gut. Die Bedeutung von Lanes Arbeit liegt darin, dass hier erstmalig gezeigt wird, wie man durch Anwendung von Mechanik und Thermodynamik zu einem einfachen physikalischen Modell der Sonnen kommen kann.
August Ritters Abhandlungen über gasförmige Weltkörper Ritter (Abb. 1) geht wie Lane von der Annahme aus, dass die Sonne bzw. Fixsterne Gaskugeln sind, für die die Gesetze des idealen Gases gelten. Ritters Untersuchungen sind wesentlich umfangreicher als die von Lane (s. Tab. 2). Eine sehr gute Zusammenfassung von Ritters Arbeiten wird in [6] a) gegeben. Hier einige wichtige Ergebnisse aus Ritters Arbeiten ([6] a) und b)): - Er zeigt, dass die Wärmekapazität von
Gaskugeln negativ ist. - Er leitet die Differenzialgleichung her,
welche die Dichte einer Gaskugel als Funktion des Radius beschreibt. Sie wird heute als Lane-Emden-Gleichung bezeichnet, obwohl sie in Lanes Arbeit nicht explizit enthalten ist. - Er leitet eine Formel für die radialen Schwingungen einer Gaskugel her und versucht damit den Helligkeitswechsel von veränderlichen Sternen zu erklären. - Er arbeitet eine erste Theorie der Sternentwicklung aus und stellt eine Masse-Leuchtkraft-Beziehung auf.
Die allgemeine Anerkennung seiner Errungenschaften auf dem Gebiet der Astrophysik bleibt Ritter zu seiner Le-

VdS-Journal Nr. 58

Geschichte

119

benszeit versagt. 5 Jahre vor seinem Tod werden seine Leistungen auf dem Gebiet der technischen Mechanik mit der Verleihung des Dr. Ing. E. h. der TH Dresden gewürdigt.
Robert Emden und die Gaskugeln Die Theorie der kosmischen Gaskugeln werden von Robert Emden (Abb. 2) in seiner 1907 veröffentlichten Monografie ,,Gaskugeln" ausgebaut und präzisiert [1]. Er würdigt dort ausführlich die Arbeiten von Ritter. Er behandelt systematisch die Lösungen der heute nach ihm und Lane benannten Differenzialgleichung. Für die Berechnung der numerischen Lösungen wendet er dabei intensiv ein neues Verfahren an, das von seinem Münchener Mathematikerkollegen Martin Wilhelm Kutta mitentwickelt wurde. Es ist heute als Runge-Kutta-Verfahren bekannt und eine der Standardmethoden zur numerischen Lösung von Differenzialgleichungen.
,,Gaskugeln" wird auch unter Astronomen ein sehr bekanntes Werk. Emden ist in diesen Kreisen durch die Heirat mit der Schwester des Astronomen Karl Schwarzschild gut vernetzt. Er interessiert sich aber nicht nur für kosmische Gaskugeln, sondern auch für irdische in der Form von Ballonen. Emden ist begeisterter Ballonfahrer. Zu diesem Thema veröffentlicht er 1910 ein Lehrbuch (siehe [1] b)). 1933 schreibt er noch eine umfangreiche Abhandlung mit dem Titel ,,Thermodynamik der Himmelskörper" für die Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften (siehe [1] c)).
Zusammenfassung Die Ergebnisse von Lane, Ritter und Emden werden 1926 von Arthur Eddington in seinem Buch ,,The Internal Constitution of the Stars" benutzt, um die Physik der Sterne weiter auszubauen. Subrahmanyan Chandrasekhar schreibt in seiner Monografie ,,Introduction to the study of stellar structure" von 1939 auf den Seiten 178-179: ,,... what we have called the `Lane-Emden-equation', though it should have been more appropriate to have called it the `Lane-Ritter-equation'". Die Resultate von Lane, Ritter und Emden werden heute in vielen Lehrbüchern zur Sternphysik dargestellt und benutzt, und die Namen ,,Lane" und ,,Emden" findet man dort häufig, während August

2 Robert Emden 1930 bei einer Vorlesung in München. Foto: Deutsches Museum.

Ritter nur sehr selten erwähnt wird. Festhalten sollte man, dass die Physik der Sterne entscheidend durch ,,astronomische Außenseiter" vorangetrieben wurde und nicht durch die seinerzeit etablierten Astronomen. Auch Emden war zur Zeit der Veröffentlichung von ,,Gaskugeln" mehr Physiker und Meteorologe als Astronom.

Literaturhinweise: [1] Emden, Robert
a) Gaskugeln: Anwendungen der mechanischen Wärmetheorie auf kosmologische und meteorologische Probleme, Leipzig 1907 b) Grundlagen der Ballonführung, Leipzig 1910 c) Thermodynamik der Himmelskörper, Encyklopädie der mathematischen Wissenschaften mit

Tabelle 2: Kurzbiografie von August Ritter
(siehe [3] und [6 a))

11.12.1826 1843-1846
1850-1853 1856-1870 1863-1876 1870-1899 1878-1889
1879
1903
26.02.1908

Ritter wird in Lüneburg geboren.
Maschinenbaustudium an der Polytechnischen Schule Hannover (heute Leibniz Universität Hannover). Danach Industrietätigkeit als Maschinenbauingenieur.
Studium an der Universität Göttingen, Abschluss als Dr. Phil. und Prüfung zum Gymnasiallehrer
Lehrer an der polytechnischen Schule Hannover Veröffentlichung von 5 Lehrbüchern der techn. Mechanik, Übersetzung in mehrere Sprachen
Professor für Ingenieurmechanik an der Polytechnischen Schule Aachen (heute RWTH Aachen).
Serie von 18 Veröffentlichungen in Wied. Ann. Phys. Mit dem Titel ,,Untersuchungen über die Constitution gasförmiger Weltkörper ", insgesamt 346 Seiten [7]
Publikation von ,,Anwendungen der mechanischen Wärmetheorie auf Kosmologische Probleme: Sechs Abhandlungen enthaltend Untersuchungen über die Constitution gasförmiger Weltkörper" [6]. Dies ist eine Überarbeitung der ersten 6 Veröffentlichungen in Wied. Ann. Phys.
Dr. Ing. E.h. TH Dresden ,,in Würdigung seiner grundlegenden und hervorragenden Arbeiten auf dem Gebiet der technischen Mechanik und der Statik der Baukonstruktionen" [3].
Ritter stirbt in Lüneburg

VdS-Journal Nr. 58

120

Kleine Planeten

Einschluss ihrer Anwendungen, Teubner 1933, S. 373-1087 [2] A. Gautschy, 2012: ,,Robert Emden - Wanderer zwischen Welten. Zu seinem 150. Geburtstag", ETH, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, ETH Bibliothek [3] C. Matschoss, 1925: ,,Männer der Technik - ein biographisches Handbuch", Berlin, VDI-Verlag, S. 227-228 [4] A. J. Meadows, 1970: "Early Solar Physics", Pergamon Press [5] August Ritter, 1879: ,,Anwendungen der Mechanischen Wärmetheorie auf kosmologische Probleme", Hannover [6] Schwarz, Oliver a) Zur historischen Entwicklung der Theorie des inneren Aufbaus der Sterne von 1861 bis 1926, Veröffentlichung der ArchenholdSternwarte Nr. 22, Berlin-Treptow 1992 b) August Ritter und die erste Theorie des Aufbaus und der Entwicklung von Fixsternen als konvektive Gaskugeln, NTM Inter-

Tabelle 3: Kurzbiografie von Robert Emden [2]

04.03.1862 1887 1889 1907
ab 1907
ab 1924 1930 1933
08.10.1940

Emden wird in St. Gallen, Schweiz, geboren.
Studium der Physik in Heidelberg, Berlin und in Straßburg, wo er 1887 promoviert Habilitation an der TU München Heirat mit Carla Schwarzschild, der Schwester des Astronomen Karl Schwarzschild. In diesem Jahr erscheint auch sein Werk ,,Gaskugeln ...", siehe [1]
außerordentlicher Professor für Meteorologie, Luftschifffahrt und theoretische Physik
Honorarprofessor für Astrophysik an der LMU München Mitbegründer der ,,Zeitschrift für Astrophysik"
nach der Machtergreifung der Nazis verliert Emden alle seine Ämter, da er jüdischer Abstammung ist. Er kehrt mit seiner Familie in die Schweiz zurück.
Emden stirbt in Zürich

national Journal of History & Ethics of Natural Sciences, Technology & Medicine December 1993, Volume 1, Issue 1, S. 137-145 [7] C. Stevenson-Powell, 1988: "Homer Lane and the Internal Structure of the Sun", Journal for the History of

Astronomy, Vol.19, NO. 3/AUG, S. 183-198 [8] J.-L. Tassoul, M. Tassoul, 2004: "A concise History of Solar and Stellar Physics", Princeton

Neues aus der FG Kleine Planeten
von Gerhard Lehmann

Die FG Kleine Planeten der VdS führte vor wenigen Tagen ihre 19. Kleinplanetentagung in jährlicher Folge in der traditionsreichen Archenhold-Sternwarte in Berlin durch. Viele Vorträge und Gespräche in den Pausen prägten die wieder sehr interessante Tagung. Im übernächsten VdS-Journal für Astronomie werden Sie dazu einen Tagungsbericht lesen können.
Comic

Seit vielen Jahren ist Dr. Freimut Börngen Mitglied unserer FG in der VdS. Von 1961 bis 1995 war er hauptberuflich am Karl-Schwarzschild-Observatorium, der heutigen Thüringer Landessternwarte, tätig.
Mit seinen 538 Entdeckungen von Kleinplaneten steht er noch immer an dritter Stelle einer Rankingliste deutscher Kleinplanetenentdecker [1], welche Erwin Schwab, auch Mitglied der FG, erstellt hat. Freuen kann er sich über den im März 1992 entdeckten und von ihm 2015 benannten Kleinplaneten (350178) Eisleben, passend zum 500. Reformationsjubiläum im Jahre 2017.
Das Schwerpunktthema im kommenden VdS-Journal für Astronomie sind die ,,Kleinplaneten". Freuen Sie sich schon jetzt auf interessante Beiträge zur Kleinplanetenastronomie.

(350178) Eisleben = 2011 UR139
Discovered 1992 Mar. 30 by F. Borngen at Tautenburg. Eisleben is a German town situated in SaxonyAnhalt, where Martin Luther was born and died.
Wenn Sie Lust bekommen haben, vielleicht auch einmal Kleinplaneten zu beobachten, dann sind Sie herzlich eingeladen. Als Mitglied in der FG Kleine Planeten werden Sie Gleichgesinnte treffen und von den Erfahrungen der anderen profitieren.
Weblink: [1] www.erwinschwab.de/MPC/
RankingGermanDiscoverers.txt

VdS-Journal Nr. 58

Kleine Planeten

121

Kosmische Begegnungen
von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf seiner Bahn um die Sonne weiter bewegt hat. Für viele Astrofotografen sind solche zufälligen kosmischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war.
Wir zeigen an dieser Stelle gern Bilder von kosmischen Begegnungen, die der Jahreszeit der Ausgabe entsprechen. Der Sommer ist in dieser Hinsicht etwas problematisch. Zum einen sind die Nächte sehr kurz und andererseits befindet sich

die Ekliptik, wo sich die meisten Kleinplaneten tummeln, tief im Süden. Für diese Ausgabe erreichte uns kein passendes Bild unserer Leser. Vielleicht nimmt das der eine oder andere Astrofotograf unter ihnen zum Anlass, in nächster Zeit auf die Pirsch zu gehen, damit wir im nächsten Sommer sein Bild hier zeigen können.
Die kosmische Begegnung in diesem Heft hat Mitautor Klaus Hohmann im Mai 2015 aufgenommen und zeigt die Begegnung von NGC 5426/7 mit dem Kleinplaneten (41680) 2000 UY8 [1]. Das wechselwirkende Galaxienpaar befindet sich im östlichen Teil des Sternbildes Jungfrau und ist auch als Arp 271 bekannt. Interessant ist, dass wir beide Partner in

der Draufsicht sehen. Die beiden Spiralen sind durch deutlich sichtbare Lichtbrücken miteinander verbunden. Diese Wechselwirkungen bedingen auch eine verstärkte Sternentstehung in den Spiralarmen. Die 12,1 mag bzw. 11,4 mag hellen Galaxien sind ca. 127 Mio. Lichtjahre von uns entfernt. Entdeckt wurden sie 1785 von Friedrich Wilhelm Herschel (1738-1822).
Exakt 215 Jahre später wurde der Kleinplanet (41680) 2000 UY8 durch das Suchprogramm LINEAR entdeckt. Er zog am 10. Mai 2015 knapp südlich des Galaxienpärchens vorbei. Über diesen kleinen Brocken ist bis auf seine Bahndaten wenig bekannt, so dass man bezüglich seines Durchmessers nur grobe Schät-

1 Der Kleinplanet (41680) 2000 UY8 und NGC 5426/7, aufgenommen mit einer Atik 16IC-HS CCD-Kamera und einem 10-zölligen Schmidt-
Cassegrain bei f/3,8 am 10. Mai 2015. Bildautor: Klaus Hohmann
VdS-Journal Nr. 58

122

Kleine Planeten

Tabelle 1: Interessante Begegnungen von Kleinplaneten mit Deep-Sky-Objekten im 3. Quartal 2016.

Datum

Uhrzeit

Kleinkörper

mag

04.07.2016

24:00

(1497) Tampare

15,0

06.07.2015

24:00

(3885) Bogorodskij

16,1

04.08.2016

24:00

(2397) Lappajarvi

16,1

07.08.2016

24:00

(1434) Margot

14,2

02.09.2015

22:00

(454) Mathesis

13,2

28.09.2016

24:00

(2885) Palva

15,7

Objekt M 22 M 18 NGC 6822 NGC 7009 M 30 NGC 660

Art

mag

Abstand

GC

5,2

8'

OC

6,9

4'

Gx

8,7

8'

PN

8,0

8'

GC

6,9

5'

Gx

10,7

2'

Abkürzungen: Gx - Galaxie, GC - Kugelsternhaufen, OC - Offener Sternhaufen, PN - Planetarischer Nebel

zungen abgeben kann, der zwischen 9 und 18 km betragen kann. Der Asteroid umkreist die Sonne einmal in 4,165 Jahren in einem Abstand von 2,40 bis 2,78 AE und ist damit ein typischer Hauptgürtelasteroid. Zum Aufnahmezeitpunkt befand sich (41680) 2000 UY8 nahe seines Perihels und war rund 220 Mio. km von der Erde entfernt. Die gezeigte Punktspur stammt aus jeweils 5 gestackten Aufnahmen in einem zeitlichen Abstand von 30 Minuten. Die Helligkeit des Asteroiden stieg während der Aufnahmezeit von ca. 3 Stunden von 17,2 mag auf 16,6 mag. Vermutlich rotiert dieser Körper und zeigt uns wegen seiner unregelmäßigen Form dabei unterschiedlich große Flächen.
Ich möchte hier auf den Artikel von Manfred Simon in dieser Ausgabe hinweisen. Er hat uns schon früher mit Bildern von kosmischen Begegnungen versorgt und will das auch weiterhin tun. Besten Dank dafür! Im Winter gelangen ihm zwei tolle Aufnahmen von Kleinplaneten im Orion. Da er auch über großes schriftstellerisches Talent verfügt, kamen wir überein, diese Bilder als Basis für seinen eigenständigen Beitrag zu verwenden. Viel-

leicht werden dadurch auch andere Leser ermutigt, eigene Artikel zu verfassen. Lassen sie dabei ihrer Kreativität freien Lauf. Wie Manfred Simon zeigt, gibt es viele Möglichkeiten, sich dem Thema kosmische Begegnungen zu nähern. Falls sie also innovativ sein wollen, kontaktieren sie uns bitte.
Kosmische Begegnungen finden täglich statt. Die Tabelle oben enthält eine kleine Auswahl interessanter Begegnungen zwischen Kleinplaneten und Deep-SkyObjekten, die von uns erstellt wurde. Damit soll Ihnen Ihr Weg zum persönlichen Bild einer kosmischen Begegnung erleichtert werden.
Eine Möglichkeit, sich täglich über aktuelle kosmische Begegnungen zu informieren, finden sie auf der Homepage von Klaus Hohmann [2] unter http://astrofotografie.hohmann-edv.de/aufnahmen/ kosmische.begegnungen.php. Dort kann sich der interessierte Astrofotograf in dem von Klaus geschriebenen Tool kosmische Begegnungen anzeigen lassen. Interaktiv hat man die Möglichkeit, verschiedene Parameter wie die Helligkeit

des Deep-Sky-Objektes oder die Helligkeit des Kleinplaneten selbst auszuwählen, um eine passende Konjunktion für sich zu finden.
Wir möchten sie im Namen der Fachgruppe Kleine Planeten der VdS bitten, ihre kosmische Begegnung einzusenden, um zukünftige Ausgaben des VdS-Journals für Astronomie mit Ihren Bildern zu bereichern. Schicken Sie die Bilder per Mail mit dem Betreff ,,Kosmische Begegnung" an ries@sternwarte-altschwendt.at. Bitte vergessen Sie nicht das Aufnahmedatum, die fotografierten Objekte und die Daten des Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen. Der Autor eines ausgewählten Bildes wird anschließend aufgefordert, eine unkomprimierte Version des Bildes für den Druck zur Verfügung zu stellen.
Weblinks: [1] Homepage: http://astrofotografie.
hohmann-edv.de/aufnahmen/ NGC5427.php [2] Homepage: http://astrofotografie. hohmann-edv.de/aufnahmen/ kosmische.begegnungen.php

Heimtückische Anschläge auf den Himmelsjäger?
von Manfred Simon

Langsam neigte sich das Jahr 2015 dem Ende zu, und schon vor Mitternacht konnte man sehen, wie sich im Osten der Himmelsjäger Orion mit stolz geschwellter Brust aufrichtete, sein Schild wehrhaft in Richtung des wild schnaubenden Stiers mit seinem blutroten Auge gerichtet. Lange ist es her, dass er, von Eos geliebt und von Artemis - versehentlich? - getötet, mit seinen beiden Hunden, mit

Sirius und Procyon, auf das Himmelszelt verpflanzt wurde. Oder war es ein Skorpion, der ihn an der Ferse tödlich verwundete, weil er alles Getier vertilgen wollte? Viele Mythen ranken sich um ihn, zu lange ist es her.
Doch nun, im Jahr 2015, schien er sogar am Himmel seines Daseins nicht mehr sicher zu sein. Was pirschte sich

da heran? Eine riesige Kugel, (747) Winchester genannt, schlich sich langsam vom Stier im Westen kommend einher, unterm abwehrenden Schild vorbei, der Orions Blick verdeckte. Unterhalb seines Gürtels machte sie eine Wendung um fast 180 Grad, um so dessen Schwertgehänge treffen und unschädlich machen zu können. Was jedoch nicht gelang. Aber nur 20 Tage später erfolgte ein zweiter

VdS-Journal Nr. 58

Kleine Planeten

123

Angriff, diesmal auf seinen sternbewehrten Gürtel mit Alnitak, Alnilam und Mintaka, um ihm gleich das ganze Schwertgehänge zu entreißen. Dieser schnelle Brocken namens (33342) 1998WT24 kam diesmal aus Richtung des Einhorns im Osten. Gut, dass auch dieses Geschoß viele Lichtjahre entfernt vorbei flog, so dass wir uns weiterhin am Anblick des Orionnebels erfreuen können.
War dies ein ,,Nachtreten" aus der griechischen Mythologie? Oder ein gelungener Werbegag für die angekündigte Premiere des Films ,,Star Wars: Das Erwachen der Macht"? Natürlich ließ ich mir beide Ereignisse nicht entgehen und zückte meine Kamera, um sie zu dokumentieren.
Dies war nicht so einfach, denn beim ersten ,,Angriff" am 18.11.2015 störten immer wieder Wolken und es stürmte so sehr, dass ich mein Teleskop auf dem Balkon mit einem großen schräg gehaltenen Sonnenschirm schützen musste. So konnte ich nur drei kurze Aufnahmeserien im Abstand von 30 Minuten machen (Abb. 1). Der etwa 142 km große Hauptgürtelasteroid (747) Winchester, im Jahr 1913 in Winchester, Massachusetts, entdeckt, war dabei 1,151 AE von uns und 2,020 AE von der Sonne entfernt.
Der zweite ,,Angriff" am 08.12.2015 war einfacher zu fotografieren (Abb. 2). Auch wenn der 400 m große Aten-Asteroid (33342) 1998 WT24 am Himmel wesentlich schneller unterwegs war, da er dabei in nur 12-facher Mondentfernung an unserer Erde vorbei flog. Von der Sonne war er 1,013 AE entfernt, bei seiner exzentrischen Bahn um die Sonne (0,418 bis 1,019 AE) kreuzt er sogar die Merkurbahn.

1 Der Orionnebel M 42 und davor der Asteroid (747) Winchester, aufgenommen von Manfred
Simon mit einem 8-zölligen Schmidt-Newton f/8 und einer DSLR EOS 1000D. Es wurden drei Aufnahmeserien vom 18./19.11.2015 gegen 23:25, 23:55 und 00:25 MEZ, bestehend aus 16 bis maximal 21 Einzelbildern mit einer Belichtungszeit von 15 s bei ISO 800, miteinander kombiniert. Das Bildfeld beträgt 45 x 67 Bogenminuten. Bildorientierung: Norden oben und Osten links.

2 Der Asteroid (33342) 1998 WT24 südlich des Gürtelsterns Mintaka, aufgenommen von
Manfred Simon mit einem 8-zölligen Schmidt-Newton f/8 und einer DSLR EOS 1000D. Eine Aufnahmeserie am 8.12.2015 von 22:55 bis 23:55 MEZ, bestehend aus 43 Einzelbildern mit einer Belichtungszeit von 15 s bei ISO 800. Das Bildfeld beträgt 60 x 90 Bogenminuten. Bildorientierung: Norden oben und Osten links.
VdS-Journal Nr. 58

124 Kometen

Der Kondensationsgrad von Kometen
von Uwe Pilz

Das Erscheinungsbild von Kometen kann ganz unterschiedlich sein: Dies macht einen Teil des Reizes aus, gerade diese Objekte zu beobachten und zu fotografieren. In die visuellen Beobachtungsberichte geht die Morphologie in Form des sogenannten Kondensationsgrades ein, der von 0 (gänzlich diffus) bis 9 (hoch kondensiert) beschrieben wird. Eine tiefer gehende Definition existiert nicht, die vorhandene ist weder reproduzierbar noch physikalisch begründet. Meist werden Beispiele in Form von Zeichnungen gegeben. In den Materialien der Fachgruppe ist dies eine 20 Jahre alte Grafik von Stefan Korth (Abb. 2).
Moderne Fotografien sind bezüglich des Kondensationsgrades wenig aussagekräftig, da in der Regel eine starke elektronische Nachbearbeitung erfolgt. Ich habe aber Beispiel aus den Zeiten der chemischen Fotografie gefunden (Abb. 1). Dieses Beispiel illustriert einen Teil der Schwierigkeiten, welche die visuellen Beobachter bei der Bestimmung des Kondensationswertes haben: Der Vergleich mit den Zeichnungen in der Abbildung 2 ist problematisch.

1 Der Komet C/1989 T1 (Helin-Roman-Alu) wurde von den Beobachtern der Fachgruppe
als außerordentlich diffus beschrieben. Es wurde meist nur die innere Koma mit wenigen Bogenminuten Durchmesser gesehen. Die fotografisch nachweisbare, ein Grad große schwache Nebelhülle wurde für die Einschätzung des Kondensationsgrades nicht benutzt. Dieses Bild offenbart ein Dilemma der Kondensationsdefinition: Unter Beachtung der schwachen Hülle entspricht der Komet am ehesten DC=9, nur der innere Teil etwa DC=2. Wenn man - z.B. als Fernglasbeobachter - den inneren Teil als Kondensation beschreibt (die bei der DC-Einschätzung getrennt gewertet wird) könnte man für den Gesamtkometen zu DC=0D kommen (D = dominierende scheibenförmige Kondensation). Fotografie: Michael Jäger, 14.11.1989, 16:45 UT, Helligkeit: 9,0/9,5 mag.

Eine ungestörte Koma zeigt ein sog. freies Abströmen der Gas- und Staubpartikel, was zumindest im inneren Verlauf der Koma dazu führt, dass in jeder Kreisscheibe der Projektion dieselbe Zahl an Gasmolekülen und Staubteilchen zu finden sind (Abb. 3). Diese Situation kann man

als physikalisch begründeten Normalfall festhalten. Eine geringere Kondensation bedeutet, dass die äußeren Teile der Koma bezüglich der Gasentwicklung bevorzugt waren: Der Fall tritt bei raschem Helligkeitsabfall auf. Besonders deutlich wird dies nach Ausbrüchen, welche oft danach

rasch abflauen. Komet Holmes mit seiner großen, diffusen Nebelhülle ist mir im Gedächtnis. Ein hoher Kondensationsgrad hingegen wird von einem raschen Anstieg der Helligkeit hervorgerufen, beispielsweise bei einer raschen Sonnenannäherung und damit stark beschleunigten

2 Grafik der Fachgruppe Kometen für den Kondensationsgrad. Die Vorlage der Kometensektion des BAA ist ganz ähnlich.
Links oben ist DC=0, rechts unten DC=9. Zeichnung: Stefan Korth.
VdS-Journal Nr. 58

Kometen 125

Gasproduktion oder bei einem noch im Gange befindlichen Ausbruch.
Ich habe versucht, eine physikalisch besser begründete Festlegung des Kondensationsgrades abzuleiten und den Beobachtern bessere Grafiken zu geben, als es die einfachen Zeichnungen sein können. Dazu habe ich den Helligkeitsverlauf in der Koma durch zufällig verteilte Teilchen simuliert. Die Verteilungsfunktion wurde dabei so gewählt, dass die physikalisch begründeten Kondensationsgrade für DC= 0, also völlig homogene Koma und für freies Abströmen realisiert werden. Gewählt habe ich DC=4 für freies Abströmen.
Ein Computer erzeugt ohne weitere Angaben gleichverteilte Zufallszahlen im Bereich zwischen 0 und 1. Wenn man damit einen zufälligen Winkel und einen zufälligen Radius wählt, dann ist das Auftreten von Teilchen in jedem Kreisring gleich wahrscheinlich. Damit wird der mittlere Kondensationsgrad (also DC=4 nach meiner Definition) erzeugt. Die Teilchenmenge ist zwar in jedem Kreisring gleich, die Teilchendichte jedoch ist in den äußeren Bereichen geringer, da dort die Kreisflächen größer sind.
Um eine völlig homogene Kreisscheibe zu erreichen, muss man die Wurzel aus der Radius-Zufallszahl ziehen. Dadurch werden die äußeren Radien bevorzugt. Man kann das leicht auf einem Taschenrechner ausprobieren: Wenn man aus einer Zahl zwischen 0 und 1 immer wieder die Wurzel zieht, gelangt man schließlich zu 1.

Somit ist der funktionale Zusammenhang klar: Man muss den Radius potenzieren (die Wurzel ist eine Potenzierung zu 0,5). Potenzen kleiner 1 führen zu Verteilungen, die sich der Gleichförmigkeit nähern, Potenzen größer 1 führen zu einer stärkeren Ungleichförmigkeit. Die Potenz 1 ändert nichts und zeigt das Modell des freien Abströmens. Ich habe die Potenzen an Hand der beiden Fixpunkte DC=0 und DC=4 gleichmäßig steigend gewählt. Die Teilchendichte habe ich so gewählt, dass am Rand des Kometen für alle Kondensationsgrade dieselbe Dichte erzeugt wurde. Im realen Leben ist das dieselbe Flächenhelligkeit am Rand. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass es bei gegebenen Bedingungen immer dieselbe

3
Das freie Abströmen von Gasund Staubteilchen bewirkt, dass in jeder gleich dicken Kugelschale der Koma gleich viele Teilchen liegen. Betrachtend sehen wir eine Projektion auf eine Ebene: Für den inneren Teil der Koma gilt auch hier, dass in jeder gleich breiten Kreisscheine näherungsweise dieselbe Anzahl von Teilchen sind. Gezeigt ist ein eindimensionaler Schnitt dieser Projektion.
schwache Leuchtdichte ist, die gerade noch erkannt werden kann. Diese Flächenleuchtdichte begrenzt das visuell bestimmbare Ausmaß der Koma. Das Ergebnis ist in der Abbildung 4 zu sehen. Es ist zu beachten, dass für die hohen Kondensationsgrade die Leuchtdichte im Zentrum so hoch ist, dass mehrere Teilchen auf einen Pixel treffen. Ich habe dies durch Benutzung mehrerer Graustufen nachgebildet.
Die Simulationsergebnisse eignen sich m. E. deutlich besser als Hilfsmittel zum Einschätzen von realen Kometen. Vorteilhaft ist, dass physikalische Bezüge zugrunde liegen.

4 Komasimulationen für verschieden stark kondensierte Kometen. Links oben ist DC=0, bis hin zu rechts unten DC=9.
VdS-Journal Nr. 58

126 Kometen

Komet Catalina C/2013 US10 - die VdS-Bilderstrecke

zusammengestellt von Werner E. Celnik und Peter Riepe
1
08.12.2015, 05:32 UT, Catalina bei Venus und Mond, Kamera: Canon EOS 700Da, Objektiv: 1:5,6/100mm, ISO 400, 35 min, Ort: Rheinberg (Bild: Werner E. Celnik)

25. Dezember 2015, der ,,Weihnachtskomet" Catalina C/2013 US10 steht bei Dämmerungsbeginn gegen 05:30 MEZ ca. 33 Grad hoch über dem Südost-Horizont, wetterbedingt leider nicht von jedem Ort Mitteleuropas aus beobachtbar.
,,Catalina", wie der Komet liebevoll von den Sternfreunden genannt wird, bleibt von Anfang Dezember 2015 bis in den Frühsommer 2016 hinein beobachtbar, zieht sogar dicht am Polarstern vorüber - wie auch an vielen anderen Deep-SkyObjekten. Das sind Situationen, die stets gerne von den Sternfreunden in Zeichnungen oder fotografischen Aufnahmen festgehalten werden.
Entdeckt im Jahr 2013 erreichte er sein Perihel am 15. November 2015 mit einer minimalen Sonnendistanz von 0,82 AE (123 Mio. km). Catalina näherte sich dann weiter der Erde, entfernte sich aber gleichzeitig von der Sonne und erreichte seine maximale visuelle Helligkeit von 4,7 mag Ende November 2015 in einer Erd-Entfernung von 1,6 AE (239 Mio. km). Am nächsten stand er uns am 17. Januar 2016 mit 0,72 AE (108,3 Mio. km). Die Bahn des Kometen führte ihn nach dem Perihel durch die Sternbilder Libra, Virgo, Bootes, Canes Venatici, Ursa Major, Draco, Ursa Minor, Camelopardalis und Perseus. Hier endete im Frühsommer seine Sichtbarkeitsperiode 2015/16.
Catalina tauchte nach seinem Perihel in mitteleuropäischen Breiten tief im Südosten am Morgenhimmel im Sternbild Virgo auf, mit ca. 26 Grad Elongation West. In der 1. Dezemberwoche zog der Komet östlich am Morgenstern Venus vorüber. Am 8.12. gesellte sich die Mondsichel mit ihrem aschgrauen Mondlicht in der Dämmerung hinzu. Ein langer, strukturierter Gasschweif und ein diffuser, kürzerer und gekrümmter Staubschweif

VdS-Journal Nr. 58

2 08.12.2015, 05:21 UT, 200-mm-New-
ton (f/2,8), CCD-Kamera Moravian 8300, L/R/G/B 8/4/4/4 min, Ort: Versetalsperre (Bild: Norbert Mrozek)

Kometen 127

standen fast diametral auseinander. Am Neujahrstag passierte Catalina in nur 25 Bogenminuten Abstand den hellen Stern Arktur.
Ein Highlight war die Passage des Kometen zwischen dem ,,Augenprüfer" Mizar/ Alcor im Großen Bären und der ausgedehnten Galaxie M 101 am 16. Januar 2016. Am 31. Januar zog Catalina bei Polaris in 2 Grad Abstand vorüber, und 2 Wochen später an der 8,4 mag hellen Galaxie IC 342. Bis Ende März war der Komet neben einigen offenen Sternhaufen (NGC 1502 am 22.2., NGC 1528 am 23.3. und NGC 1545 am 28.3.) zu beobachten. Zu dieser Zeit hatte sich die Schweifgeometrie total geändert, wie an den Aufnahmen unserer Bildautoren deutlich wird. Ein sehr schönes Motiv bot der Planetarische Nebel NGC 1501 neben dem Kometen am 24. Februar.
Unsere Bilderstrecke deckt die Zeit vom 08.12.2015 bis zum 13.03.2016 ab, an 18 Tagen wurde der Komet hierin von 11 Sternfreunden in der FG Astrofotografie 26 Mal fotografisch dokumentiert. Weitere hunderte Aufnahmen sind auf der

3 18.12.2015, 04:40 UT, Refr. Esprit 80mm/400mm, Kamera: Canon EOS 6D, 4 x 300 s,
Ort: Sternw. Gahberg (Bild: Günter Kerschhuber)
4
20.12.2015, 12:17 UT, Refr. Takahashi FSQ 106mm/530mm, CCD-Kamera SBIG STL-11000M, 2 x 300 s, Ort: Mayhill / New Mexico (Bild: Michael Hauss)

5 20.12.2015, ca. 3:00 UT, 200-mm-Schmidt-
Newton (f/4), CCD-Kamera Atik 414, 17 x 60 s (Bild: Bernd Gährken)
VdS-Journal Nr. 58

128 Kometen

Seite der FG Kometen zu finden (http:// kometen.fg-vds.de/pix/2013US10.htm).
Wenn dieses Heft erscheint, am 1. Juli 2016, befindet sich Catalina 4 Grad östlich des hellen Sterns Capella im Sternbild Auriga, in der Abenddämmerung am NordHorizont, nur noch ca. 13 mag hell, leider unbeobachtbar. Bis dahin hatte er uns jedoch eine wunderbare Show geliefert!

6 23.12.2015, 04:27 UT, Kamera: Canon EOS 1100D, Objektiv 1:5,6/105mm, 3 x 8 min,
Ort: Stw. Gahberg (Bild: Günter Kerschhuber)

7 24.12.2015, 05:15 UT, SCT Celestron Hyperstar C11
(f/2,1), CCD-Kamera: Moravian G2-8300, 18 x 60 s, Ort: Stw. Leopoldshöhe (Bild: Oliver Schneider)

8 30.12.2015, 03:50 UT, Catalina bei Arktur, Kamera: Canon
EOS 700Da, Objektiv: 1:6,3/200mm, ISO 200, 44 x 130 s, Ort: Rheinberg (Bild: Werner E. Celnik)

Kometen 129
9
09.01.2016, 04:44 UT, Kamera: Fuji X-M1, Objektiv: 1:2,0/135mm, 65 min, Ort: Loburg/Fläming (Bild: Thomas Pfister und Martin Nischang)

10 09.01.2016, 03:45 UT, Catalina bei Galaxiengruppe NGC 5440- 11 14.01.2016, 01:45 UT, Catalina bei Galaxie NGC 5377, SCT

5445, SCT Celestron Hyperstar C11 (f/2,1) mit CCD-Kamera

Celestron Hyperstar C11 (f/2,1) mit CCD-Kamera Moravian G2-

Moravian G2-8300 und 300-mm-Newton (f/3,8) mit DSLR Canon

8300 und 300-mm-Newton (f/3,8) mit DSLR Canon 6D, 12 min,

6D, 10 min, Ort: Stw. Leopoldshöhe (Bild: Oliver Schneider)

Ort: Stw. Leopoldshöhe (Bild: Oliver Schneider)

VdS-Journal Nr. 58

12
18.01.2016, 00:14 UT, Catalina zwischen Mizar und der Galaxie M 101, Kamera: Canon EOS 5D MkII, Objektiv: 1:6,7/285mm, ISO 800, 86 x 90 s, Ort: Rheinberg (Bild: Werner E. Celnik)
13 18.01.2016, 04:17 UT, 200-mm-Newton (f/2,8), CCD-Kamera Moravian 8300,
L: 8 x 3 min, RGB: 9 min (Bild: Norbert Mrozek)
14 19.01.2016, 04:15 UT, Refr. ED 70mm/336mm, Kamera:
Nikon D5300, ISO 800, 17 x 90 s, Ort: Las Canadas / Teneriffa (Bild: Hans Gerhard Weber)
VdS-Journal Nr. 58

131

15 19.01.2016, ca. 03:00 UT, Refr. Apo 107 mm, Brenn- 16 19.01.2016, 03:30 UT, Kamera: Canon EOS 700D, Objektiv: 1:4/200mm,

weite 525 mm, Kamera: Canon EOS 60Da gekühlt,

47 x 60 s, Ort: Grasberg (Bild: Kai-Oliver Detken)

13 x 180 s, Ort: Frankfurt/Oder (Bild: Endriko

Siegismund)

17 26.01.2016, 19:25 UT, Refr. Williams Apo 110mm/770mm, CCD-
Kamera: Artemis 4021, LRGB je 10 x 60 s, Ort: Stw. Gahberg (Bild: Markus Blauensteiner)

18 29.01.2016, 19:25 UT, Refr. Esprit 80mm/400mm,
Kamera: Canon EOS 6D, 20 x 300 s, Ort: Stw. Gahberg (Bild: Günter Kerschhuber)

VdS-Journal Nr. 58

19 29.01.2016, ca. 22:00 UT, Teleskope: L: ASAN10 (f/4), RGB:
200-mm-ASK (f(4), CCD-Kameras: L: Trius 694, RGB: Starlight SXV-H9, Belichtung: L: 31 x 180 s, RGB: 30 x 180 s, Ort: Stw. Gahberg (Norden oben, Bild: Günter Kerschhuber)
20 07.02.2016, 02:21 UT, Kamera: Fuji X-M1, Objektiv:
1:2,0/135mm, 58 x 60 s, Ort: Loburg / Fläming (Norden rechts, Bild: Martin Nischang)

VdS-Journal Nr. 58

21 05.02.2016, 23:50 UT, Catalina bei Galaxie PGC 17561,
200-mm-Schmidt-Newton (f/4), Kamera: Canon EOS 700, 44 x 30 s (Norden rechts, Bild: Bernd Gährken)

133
22 Links oben: 07.02.2016, 18:15 UT, 300-mm-Newton
(f/3,8), CCD-Kamera Moravian G2-8300, 4 x 3 min, Ort: Stw. Leopoldshöhe (Norden rechts, Bild: Oliver Schneider)
23 Oben: 13.02.2016, 01:24 UT, Teleskop: ASA 12NO3Z
(f/3,6), CCD-Kamera: ALccd12, 8 x 5 min, Ort: Loburg/ Fläming (Norden rechts, Bild: Martin Nischang)
24 16.02.2016, 20:50 UT, Refr. Takahashi Apo TOA
150mm/1.100mm, Kamera: Canon EOS 5D MkII, ISO 1600, 150 x 60 s, Ort: Rheinberg (Norden rechts, Bild: Werner E. Celnik)
VdS-Journal Nr. 58

134 Kometen

25 27.02.2016, 20:01 UT, Refr. Takahashi Apo TOA
150mm/1.100mm mit Canon EOS 5D MkII u. Newton 200mm/800mm mit Canon EOS 700Da, ISO 800, 54 x 120s + 94 x 60 s, Ort: Rheinberg (Norden rechts, Bild: Werner E. Celnik)

26 13.03.2016, 19:15 UT, Catalina nördlich des off. Sternhaufens NGC
1528 u. des Gasnebels S 206, CCD-Kamera Moravian 8300, Objektiv: 1:2,0/135mm, LRGB 4 x 5 min, (Norden oben, Bild: Norbert Mrozek)

VdS-Journal Nr. 58

27
01.05.2016, 21:22 UT, Refr. Takahashi Apo TOA 150 mm/1.100 mm mit Canon EOS 5D MkII, ISO 1250, 32 x 120 s, kombiniert mit Aufnahme mit Newton 200 mm/800 mm mit Canon EOS 700Da, ISO 400, 32 x 120 s, Kantenlänge lange Seite: 45 Bogenminuten, Ort: Rheinberg (Norden oben, Bild: Werner E. Celnik)

Meteore 135

Meteoritenfall über Kopenhagen
von der Sternwarte Gahberg aus fotografiert
von Erwin Filimon

Seit Sommer 2015 betreibe ich auf der Sternwarte Gahberg eine Kamera, die speziell für die Aufnahme von Polarlichtern konzipiert ist. Die Spiegelreflexkamera Canon 1000D mit lichtstarkem Normalobjektiv in einem wetterfesten Gehäuse (dank der Konstruktion von Manfred Penn) wird über einen PC gesteuert, auf den ich remote zugreifen kann. Die Kamera ist Richtung Norden ausgerichtet und zeigt den nördlichen Horizont in Richtung Hausruck. (Anm. d. Red.: ein kleines Mittelgebirge von 800 m Höhe, ca. 20 km vom Gahberg entfernt). Jede klare Nacht ist die Kamera eingeschaltet, und bei einer Belichtungszeit von 30 Sekunden pro Bild ergeben sich in den Wintermonaten mehr als 1.000 Aufnahmen in einer Nacht. Je nach Nachthelligkeit durch den Mond wird die Empfindlichkeit zwischen ISO 200 und 1.600 eingestellt.

1 Der horizontnahe Bolide auf dieser automatischen Überwachungsaufnahme
vom 06.02.2016 ist ca. 900 km entfernt! (Aufnahme von E. Filimon)

2015 sind mir damit zwei fotografische Polarlichter gelungen; Gewitterblitze, nachtleuchtende Wolken in den Sommermonaten und einige schöne Feuerkugeln der Geminiden- und Tauriden-Meteorströme waren weitere Erfolge. Bei der Auswertung der Aufnahmen vom 6. Februar 2016 fand ich um 22:07 Uhr MEZ eine eigenartige Spur auf der Aufnahme - relativ schwach, sehr knapp über dem Horizont beginnend und im Horizont endend. Astronomen des dänischen und norwegischen Meteoritenortungsnetzes berichteten von einer extrem hellen Feuerkugel mit Meteoritenfund direkt über Kopenhagen um 22:07 Uhr MEZ. Da die dänischen und norwegischen Kameras zu dieser Zeit Bewölkung hatten, gab es keine Aufnahmen von Skandinavien aus. Schließlich bekam ich die Bestätigung, dass es mir gelungen war, diese Feuerkugel über eine Entfernung von etwa 900 Kilometern dank sehr klaren Himmels in Horizontnähe aufzunehmen. Die Aufnahme vom Gahberg zeigt die Bahnspur der Feuerkugel über der Wolkendecke in Dänemark. Später gab es noch eine weitere Aufnahme aus Norddeutschland. Somit sollte es möglich sein, die Bahn des Meteoriten im Weltall zu berechnen.

2 Bildausschnitt von Abb. 1.
Nahe Kopenhagen wurde auch ein Steinmeteorit mit rund 56 Gramm gefunden. Die Internationale Meteor Organisation (IMO) war an meiner Aufnahme sehr interessiert, da noch keine Feuerkugel so nahe am Horizont und über eine so große Distanz fotografiert werden konnte. Hier die Sichtungsmeldungen auf der IMOHomepage: http://www.amsmeteors.org/ members/imo_view/event/2016/489. Meine Aufnahme wurde im dänischen

Fernsehen gezeigt und auch in dänischen Zeitungen veröffentlicht. Noch ist der Meteoritenfall nicht fertig ausgewertet, ich bin schon gespannt auf die Ergebnisse.
VdS-Journal Nr. 58

136 Sonne

Der Bolide am 6. Februar 2016
von Stefan Binnewies

Am 6. Februar 2016 um 22:07 MEZ, just vor dem Meteoritenfall bei Kopenhagen, fertigte ich eine Nordhorizontaufnahme an. Standort war der Vogelsberg, nahe der Sternwarte bei Stumpertenrod - und erwischte den Boliden, den auch Erwin Filimon im vorstehenden Beitrag beschreibt.

Eine direkt nachfolgende Belichtung mit den gleichen Aufnahmedaten zeigt kein atmosphärisches Rekombinationsleuchten. Koordinaten des Aufnahmestandortes (nach Google Earth): +50 Grad 36`42" und 9 Grad 10`32" ö.L.

Die abgebildete Aufnahme ist ein Ausschnitt aus einer nicht nachgeführten, 45 s belichteten EOS 6D-Aufnahme, 14 mm-Weitwinkel-Objektiv, Blende 4 und ISO 3200.

1 Der Bolide am 06.02.2016, beobachtet am Vogelsberg (Bildautor S. Binnewies)

Lichtbrücken Typ n -
Es gibt sie wirklich, 30 Jahre haben Amateure daran gearbeitet
von Heinz Hilbrecht und Michael Seebörger-Weichselbaum

Lichtbrücken vom Typ n sind helle ,,Inseln" in der Umbra eines Sonnenflecks, ohne Verbindung zur umgebenden Penumbra. Ihre Helligkeit ist vergleichbar mit der Helligkeit der ungestörten Photosphäre. Sie haben eine Lebensdauer von mehreren Stunden bis zu ungefähr zwei Tagen. Sie fallen nicht ins übliche Schema der Lichtbrücken, die sich aus der Photosphäre oder aus der Penumbra heraus entwickeln ([1], [2]).
Sind diese Objekte real? Der physikalische Kontrast zwischen der kühlen, dunklen Umbra und einer heißen, hellen n-Lichtbrücke ist ungewöhnlich groß. Es ist die Frage, wie isolierte heiße Gebiete in der Umbra existieren können, wo das Magnetfeld Konvektion bremst und der Energiefluss aus dem Inneren der Sonne behindert ist. Außerdem können Effekte der Luftunruhe isolierte helle Gebiete vortäuschen. Penumbrale Lichtbrücken sind gut bekannt, in denen sich helle und dunkle Penumbra-Filamente in die Umb-
VdS-Journal Nr. 58

ra schieben. Helle Teile können zeitweise isoliert erscheinen, weil dunkle Filamente schlechter sichtbar sind.
Die Entdeckung durch Amateure Der Typ n wurde erstmals von Michael Seebörger-Weichselbaum [3] vorgeschlagen. Er hatte bei visuellen Beobachtungen am 19. Mai 1982 und 11. Juli 1982 helle ,,Inseln" in den Umbren zweier Sonnenfleckengruppen in Zeichnungen dokumentiert. Die Probleme damit waren damals schon bekannt. In der VdSFachgruppe Sonne wurde die Fragestellung aufgegriffen. Systematische visuelle Beobachtungen von Dieter Brauckhoff [4] klärten auf, dass diese Lichtbrücken keine Artefakte waren, sondern reale Phänomene auf der Sonne. Er beobachtete 1983 insgesamt 14 Lichtbrücken vom Typ n und 1984 insgesamt 12. Sie verteilten sich auf Fleckengruppen aller Klassen. Was n-Lichtbrücken aber wirklich sind, blieb weiter unbekannt. Es gab keine hoch aufgelösten Fotos.

Weltraumobservatorien kommen ins Spiel Im Jahr 2014 entstand ein neues Interesse an Lichtbrücken. Henning Hanke [5] veröffentlichte ein Foto der Aktiven Region AR 12109 vom 11. Juli 2014, mit einer klar erkennbaren, hellen nLichtbrücke. Heinz Hilbrecht zog Bilder des Weltraumobservatoriums SDO hinzu: Das Gebilde war real und auch im Ultraviolett zu sehen. Heinz Hilbrecht und Andreas Lagg [1] stellten die Verbindung mit einem Feld von Umbral Dots und die spätere Entwicklung in eine penumbrale Lichtbrücke fest. Umbral Dots sind dunkel erscheinende, kontrastarme Konvektionszellen in Umbren von Sonnenflecken.
Am 10. und 11. August 2015 erschien eine n-Lichtbrücke in AR 12396. Eine kurzlebige n-Lichtbrücke lieferte am 21. August 2015 auch AR 12403, am besten in den SDO-Bildern gegen 15:00 UT zu sehen. In den Bildern vom SDO war in

Sonne 137

der Nachbarschaft der beiden Lichtbrücken ein schwach aufgehelltes Feld zu erkennen, vermutlich wieder dicht stehende Umbral Dots. Beide Lichtbrücken waren auch im Ultraviolett zu sehen (160 nm und 170 nm Wellenlänge), dort allerdings mit einer um Stunden versetzten Entwicklung der Lichtkurve.
Endlich hochauflösend Der Durchbruch gelang, weil von AR 12396 Bilder mit dem Weltraumobservatorium Hinode/SOT aufgenommen wurden, vom 9. bis 11. August (Abb. 1). Die Bilder dokumentierten die komplette Entwicklung, von der Entstehung der ersten hellen Granule in einem dichten Feld von Umbral Dots, der Herausbildung weiterer heller, kleiner Granulen, die über sechs bis acht Stunden als n-

Lichtbrücke erschienen. Danach entwickelte sich das helle Gebiet weiter in eine penumbrale Lichtbrücke.
Auflösung und Kontrastumfang dieser Bilder lassen keinen Zweifel zu: Lichtbrücken Typ n sind real und sie stehen für physikalische Prozesse in der Umbra eines Sonnenflecks. Sie sind keine kurzlebigen Erscheinungen, sondern echte Lichtbrücken mit einer Lebensdauer von Stunden bis Tagen. In den drei bisher gut dokumentierten Fällen entstanden die nLichtbrücken stets in einem dichten Feld von Umbral Dots.
Tipps für die Beobachtung Mit den Erkenntnissen durch Weltraumteleskope sind nun auch Amateurbeobachtungen besser nachvollziehbar und

planbar. Die n-Lichtbrücken vom 10./11. August 2015 und vom 21. August 2015 erschienen im 100-mm-Refraktor sehr hell, aber ungewöhnlich unscharf, während die Umbra/Penumbra-Grenze im Sonnenfleck deutlich schärfer abgegrenzt war. Der unscharfe Eindruck entstand offenbar durch das dichte Feld der Umbral Dots in der Nachbarschaft zur n-Lichtbrücke. Wer n-Lichtbrücken fotografieren möchte, muss die Belichtungszeiten auf Sonnenflecken optimieren. Vor allem für die dunklen Strukturen in den Umbren sind die Bilder meist zu kurz belichtet. Mit einfacher Bildverarbeitung lässt sich feststellen, ob in den Umbren Grauwerte vorhanden sind oder ob das Foto dort nur strukturlos schwarz ist, die Belichtung also noch nicht ausreicht.

1 Die Entwicklung der Lichtbrücke Typ n in der großen Umbra von AR 12396 vom 09. bis 11.08.2015, aufgenommen mit dem Weltraum
observatorium Hinode/SOT (G-Band). In einem Feld von dicht stehenden Umbral Dots entwickelt sich eine Aufhellung in Form einer einzelnen, hellen Granule, die sich durch Bildung weiterer Granulen vergrößert. Das Gebiet bildet immer mehr Struktur, indem sich die Granulen in länglicher Form anordnen, eine verzweigte Form ausbilden, bis schließlich Kontakt zur Penumbra entsteht. Diese Granulen sind besonders klein, kleiner noch als die Granulen in granularen Lichtbrücken (links in der Penumbra). Lichtbrücken-Granulen sind im Durchschnitt grundsätzlich kleiner als Granulen in der ungestörten Photosphäre. Aufnahmedaten (von li. ob. nach re. un.): 09.08.2015, 17:49 UT; 19:49 UT; 21:49 UT; 10.08.2015, 02:19 UT; 07:04 UT; 18:44 UT. (Bildquelle: ISAS/JAXA/NAOJ/Hinode)
VdS-Journal Nr. 58

138

Spektroskopie

Die bekannten Formen von Lichtbrücken sind auch in H-Alpha und Ca II in vielen Fällen klar erkennbar und erscheinen häufig in größere Strukturen eingebettet. Für n-Lichtbrücken gibt es bisher nur Erfahrung im Ultraviolett, aus Bildern vom SDO. Sie können im UV Stunden früher oder später sichtbar werden als im Weißlicht. Filterbeobachtungen liefern also eine Erweiterung des Weißlicht-Bilds.
Beobachtungsprojekt In der VdS-Fachgruppe Sonne gibt es das ,,Projekt n-Lichtbrücken". Wer eine n-Lichtbrücke sieht, sollte sie maximal nach den Möglichkeiten dokumentieren und die Beobachtungen in die Lichtbrücken-Gruppe einfließen lassen. Über ein ,,Alarmsystem" via Internet wird derzeit nachgedacht. Material für LichtbrückenBeobachter steht zum Download bereit.
Literatur- und Internethinweise: [1] H. Hilbrecht, A, Lagg, 2015:
,,Lichtbrücken in Sonnenflecken - Rasante Entwicklungen lohnen die Beobachtung", Sterne und Weltraum 8/2015, 76 [2] H. Hilbrecht, 2015: ,,Lichtbrücken in Sonnenflecken beobachten - viel Dynamik - viel Unbekanntes", VdSJournal für Astronomie 55, 82 [3] M. Seebörger-Weichselbaum, 1982: ,,Ein neuer Lichtbrücken-Typ?", SONNE 24, 172 (vds-sonne.de/ Archiv/Sonne/so024.pdf) [4] D. Brauckhoff, 1985: ,,Lichtbrücken - Erfahrungen und Ergebnisse nach zweijähriger Beobachtung", SONNE 34, 63 (vds-sonne.de/Archiv/Sonne/ so034.pdf) [5] H. Hanke, 2014: ,,Lichtbrücke Typ n - Ein Fleck im Fleck", SONNE 135, 37 (vds-sonne.de/Archiv/ Sonne/so135.pdf) [6] H. Hilbrecht, 1999: ,,Lichtbrücken", in: K. Reinsch et al., ,,Die Sonne beobachten", Kap. 5.1.7.; Verlag Sterne und Weltraum, Heidelberg [7] Material für Lichtbrücken-Beobachter bei der VdS-Fachgruppe Sonne: sonne.vdsastro.de/index. php?page=de/mitarb.html#lbnetz oder www.fuhrmann-hilbrecht.de/ LB
VdS-Journal Nr. 58

Die provisorischen Relativzahlen des SONNE-Netzes, 2. Halbjahr 2015 von Andreas Bulling

Tag

Juli

1

49

2

59

3

66

4

79

5

84

6

76

7

91

8

94

9

82

10

80

11

62

12

53

13

39

14

36

15

34

16

40

17

35

18

42

19

34

20

30

21

29

22

27

23

21

24

19

25

26

26

30

27

38

28

45

29

51

30

57

31

53

Mittel 50,4

Mittel 2.0 71,8

August
39 37 42 58 64 71 72 60 50 46 46 38 38 29 25 24 22 25 32 45 49 47 52 57 42 32 32 29 34 27 26 41,6
59,2

September
29 25 19 24 18 31 30 31 35 31 52 57 51 39 46 53 46 45 44 45 45 54 60 74 97 108 114 98 79 65
- 51,5
73,3

Oktober
60 38 29 18 13 16 22 24 16 13 18 32 41 38 36 44 50 50 66 60 61 67 64 52 46 47 41 51 58 59 50 41,3
58,8

November
61 74 58 68 58 56 56 50 43 44 38 34 29 21 33 15 22 20 29 35 43 51 39 40 42 45 35 36 38 25
- 41,3
58,8

Dezember
20 20 21 25 28 35 40 38 50 61 54 52 53 48 43 41 37 41 26 15 15 42 41 46 49 43 36 41 34 20 16 36,5
52,0

Autoren für BAV-Projekt gesucht!
Die zunehmende Wertschätzung des astronomischen Fachgebietes Spektroskopie in der Amateurastronomie findet geradezu zwangsläufig auch ihren entsprechenden Niederschlag in der Amateur-Veränderlichenbeobachtung.
So sieht der Vorstand der BAV (Bundesdeutsche Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche Sterne e.V.) im Kontext einer wachsenden Anzahl von professionellen fotometrischen Surveys die Spektroskopie als zukunftsträchtiges Betätigungsfeld. Die Spektroskopie ist eine wichtige Alternative zur fotometrischen Beobachtung Veränderlicher. Die professionelle Astronomie wird sicher künftig großes Interesse der spektroskopischen Beobachtung Veränderlicher entgegen bringen.
In diesem Sinne ist ein Projekt ins Leben gerufen worden, mit dem Ziel, ein Tutorial zum Einstieg in die ,,Spektroskopie für Veränderlichenbeobachter" zu gestalten. Es werden nun Autoren gesucht, welche sich sowohl auf dem Sektor des Einsteigerwesens als auch im fortgeschrittenen Bereich der Amateur-Astrospektroskopie durch eigene Tätigkeiten ein entsprechendes Erfahrungspotenzial angeeignet haben, wobei sie zu einem vorgegebenen Themenpaket Schreibrechte auf der BAVSpektroskopie-Seite erhalten.
Direkte und weiterführende, konkrete Informationen finden interessierte Autoren auf der BAV-Webadresse: http://www.bav-astro.eu/joomla/index.php/ beobachtungspraxis/spektroskopie/einstieg-in-die-spektroskopie Ernst Pollmann und Lienhard Pagel

UNSERE AUTOREN SIND AUSGEZEICHNET. MANCHE MIT DEM NOBELPREIS.
JETZT
ABONNIEREN!
IM KOMBIABO ALS PRINT- & DIGITAL-
AUSGABE*

*Jahresabo mit 12 Printausgaben von Spektrum der Wissenschaft für nur 89,- (ermäßigt auf Nachweis 69,90), fast 10 % günstiger als der Normalpreis. KOMBIABO: Privatpersonen erhalten für nur 6,-/Jahr Aufpreis Zugriff auf die digitale Ausgabe des Magazins im PDF-Format.

So einfach erreichen Sie uns:
Telefon: 06221 9126-743 www.spektrum.de/abo
E-Mail: service@spektrum.de

Oder QR-Code per Smartphone scannen und Angebot sichern!

140

Veränderliche

Cygnus X-1 = V1357 Cygni
- Röntgendoppelstern, Mikroquasar und Schwarzes Loch
von Wolfgang Vollmann

Wo ist das der Erde nächste Schwarze Loch? Es ist möglicherweise das System Cygnus X-1 in 6.000 Lichtjahren Entfernung beim Hals des Sternbilds Schwan (Rektasz. 19h 58min 22s und Dekl. +35 Grad 12' (2000.0)) nicht weit von Eta Cygni (h Cyg). Im kleinen Fernrohr ist 26' ostnordöstlich von h Cyg ein Stern mit 8,8 mag sichtbar. Er ist im visuellen Spektralbereich ein klein wenig veränderlich, um weniger als 0,1 mag, und hat die Veränderlichen-Bezeichnung V1357 Cygni erhalten [1]. Dieser sehr heiße leuchtkräftige O-Stern (Spektraltyp O9.7 Iab) bildet mit einem extrem kompakten Objekt, dem wahrscheinlichen Schwarzen Loch, ein Doppelsystem, bei dem sich die beiden Objekte in 5,6 Tagen umkreisen. Eine visuelle Beobachtung von V1357 Cygni ist mit einem kleinen Fernrohr gut möglich. Ab etwa 20-facher Vergrößerung ist der Stern auch gut getrennt vom 55 Bogensekunden nördlich stehenden Stern (9,9 mag) zu sehen, der ebenfalls etwas veränderlich ist (V1674 Cygni, unbekannter Typ, Helligkeitsänderungen kleiner als 0,1 mag). Der Begleiter macht visuelle Helligkeitsschätzungen von V1357 Cygni schwieriger.

1 V1357 Cygni = Cyg X-1. Aufnahme 12.11.2015, 19:15 UT. Bildfeld 3 Grad x 2,5 Grad , Norden ist
oben. Der helle Stern rechts neben dem markierten Objekt ist der mit freiem Auge sichtbare Stern Eta Cygni ( Cyg, 3,9 mag).

Cygnus X-1 ist ein gut untersuchtes System mit zurzeit mehr als 3.000 in Simbad zitierten Fachartikeln [2]. Einen guten Einstieg dazu bietet [3] mit der Zusammenfassung im Wikipedia-Eintrag [4]. Der visuell sichtbare Stern ist ein Überriese vom Spektraltyp O, ein wahres Leuchtfeuer mit etwa 40 (+-10) Sonnenmassen und etwa 400.000-facher Sonnenleuchtkraft mit einer Oberflächentemperatur von 30.000 Kelvin. Der unsichtbare kompakte Begleiter macht sich durch die von extrem aufgeheiztem Gas ausgesandte Röntgenstrahlung bemerkbar. Das Gas stammt vom durch Gezeitenkräfte verformten O-Überriesen und wird in einer Akkretionsscheibe aufgesammelt. Die Masse des Objekts von 20 (+-5) Sonnenmassen ist viel zu groß für einen Neutronenstern. Daher ist es sehr wahrscheinlich ein Schwarzes Loch [+-10]. Neben dem Aufsuchen des Objekts im Fernrohr interessierte mich, ob seine Helligkeits-
VdS-Journal Nr. 58

änderungen visuell sichtbar sind. Auf der AAVSO-Seite zu diesem Objekt mit der Veränderlichen-Bezeichnung V1357 Cygni [5] gab es vor kurzem eine Dis-

kussion, ob das Objekt deutlichere Helligkeitsänderungen von einigen Zehntel Größenklassen zeigt.

2 V1357 Cygni = Cyg X-1. Aufnahme aus dem DSS Digital Sky Survey. Der helle Stern
rechts ist Eta Cygni. Das nebelige Objekt links ist der Emissionsnebel Sh2-101

Veränderliche

141

Ich versuchte im November 2015 mehrere visuelle und fotografische Beobachtungen. Ergebnis: Die visuellen Helligkeitsschätzungen an neun Abenden ergaben eine mittlere Helligkeit von 9,1 (+- 0,1) mag. An vier Abenden konnte ich auch die Helligkeit auf Aufnahmen mit der DSLR-Kamera messen und erhielt 8,96 (+- 0,05) mag (Grünhelligkeit). Der Lichtwechsel war also zumindest im November 2015 im Rahmen der Beobachtungsgenauigkeit nicht feststellbar.
V1357 Cygni zeigt geringen Lichtwechsel von weniger als 0,05 mag durch die elliptische Verformung des Hauptsterns (OStern) im Umlauf um den gemeinsamen Schwerpunkt mit dem kompakten Objekt. Weiter sind kleine unregelmäßige Helligkeitsänderungen durch die Veränderungen der Akkretionsscheibe um das kompakte Objekt gemessen worden [7] [8] [9].
Fotografische Fotometrie aus den letzten 100 Jahren aus der digitalisierten Harvard Plattensammlung [6] zeigt im Rahmen der Beobachtungsgenauigkeit keine größeren Helligkeitsänderungen, weder periodisch noch mit längerfristigen Änderungen. Der in [5] visuell vermutete Lichtwechsel um bis zu 0,3 mag dürfte also mit der schwierigen Helligkeitsschätzung durch den nahen hellen Begleiter V1674 Cyg zusammenhängen. Auch ich fand die visuelle Helligkeitsschätzung im kleinen Fernrohr (105mm/445-mm-Newton bei 64-facher Vergrößerung) schwierig. V1357 Cygni sieht im Fernrohr wie viele andere Sterne dieser Helligkeit in der sternreichen Milchstraße im Stern-

3 So können wir uns das Doppelsystem aus dem heißen leuchtkräftigen Riesenstern
vom Spektraltyp O und dem Schwarzen Loch vorstellen. Quelle: www.spacetelescope. org/images/cygx1_illust_orig/ (Credit: NASA, ESA, Martin Kornmesser (ESA/Hubble))

bild Schwan aus und erscheint nicht besonders bemerkenswert. Mit etwas Hintergrundrecherche zur Forschungsgeschichte wird daraus ein faszinierendes Objekt, welches das Vorstellungsvermögen herausfordert.
Literatur- und Internethinweise: [1] AAVSO Variable Star Index:
www.aavso.org/vsx/ [2] Simbad-Literaturdatenbank: http://
simbad.u-strasbg.fr/simbad [3] Blog von Florian Freistetter: http://
scienceblogs.de/astrodicticumsimplex/2011/11/23/das-schwarzeloch-von-cygnus-x1/ [4] Wikipedia-Eintrag: https:// en.wikipedia.org/wiki/Cygnus_X-1 (ausführlich) bzw. https:// de.wikipedia.org/wiki/Cygnus_X-1 [5] AAVSO-Seite zu V1357 Cygni: www.aavso.org/v1357-cygni

[6] Mathieu Servillat: ,,DASCH 100-yr light curves of high-mass X-ray binaries", http://arxiv.org/ pdf/1303.1179.pdf
[7] A. N. Sazonov, 2013: ,,Multicolor electrophotometry of the peculiar object V1357 Cyg=Cyg X-1 in the period 1986-1992", http://adsabs.harvard.edu/ abs/2013arXiv1304.2487S
[8] I. B. Voloshina, V. Lyuty, 2004: ,,UBV photometry of Cyg X-1 from 1996 to 2003", http://adsabs.harvard.edu/ abs/2004RMxAC..20..217V
[9] C. Lloyd, E.N. Walker, 1989: ,,The optical light curve of Cygnus X-1", http://adsabs.harvard.edu/ abs/1989ESASP.296..511L
[10] J. Kaler: ,,Cygnus X-1", http://stars. astro.illinois.edu/sow/cygx1.html

Die 11. Veränderlichen-Beobachtungswoche
der BAV an der VdS-Sternwarte in Kirchheim

von Gerd-Uwe Flechsig

Vom 1.8. bis 9.8.2015 fand nach einem Jahr Pause die offizielle 11. Veränderlichen-Beobachtungswoche der BAV an der VdS-Sternwarte in Kirchheim statt. Die Beobachtungswoche war gut besucht. Die 6 Teilnehmer waren Gerd-Uwe Flechsig, Wolfgang Gauger, Wolfgang Grimm, Reiner Hopfer, Eyck Rudolph und Guido Wollenhaupt. Wie schon bei der ersten Veranstaltung 2004 waren sowohl theoretische als auch praktische Einfüh-

rungsveranstaltungen für neue bzw. unerfahrene Beobachter geplant. Daneben bestand auch für geübte Interessenten mit ansonsten zeitlich bzw. instrumentell beschränkten Beobachtungsmöglichkeiten die Gelegenheit für vertiefte Arbeiten an Veränderlichen. Bedingt durch das sehr heiße hochsommerliche Wetter standen vor allem praktische nächtliche Beobachtungen und Auswertungen im Vordergrund. Das Ausflugsprogramm

wurde wegen der Hitze dagegen gekürzt. Wir besuchten lediglich Erfurt am Montag und Jena sowie die Landessternwarte Tautenburg am Dienstag.
Die Beobachtungswoche war aufgrund mehrerer klarer und warmer Nächte sehr schön und erfolgreich. Wir blieben mehrmals bis halb vier Uhr morgens auf. Die Außenanlagen in Kirchheim sind neu gestaltet, ein zusätzliches Gästezimmer
VdS-Journal Nr. 58

142

Veränderliche

1 Nächtliche Beobachtungsszene auf dem neugestalteten Innenplatz der Sternwarte
Kirchheim (Foto: Eyck Rudolph)

steht in der neuen Schiebedachhütte bereit. Man kann auch nächtens bequem und gefahrlos auf dem Gelände umherspazieren, da die neuen gepflasterten Gehwege mit phosphoreszierenden Steinen markiert sind. Alle fünf nächtlichen Beobachter konnten Ergebnisse erhalten. Der sechste Teilnehmer war aus familiären Gründen nur tagsüber zeitweise dabei. In den Seminaren wurde vor allem die Auswertung von CCD- und DSLRAufnahmen mit den Programmen ,,Muniwin" und ,,Peranso" besprochen.
Guido konnte seine neue Ausrüstung mit adaptiver Optik an einem 5-Zoll-ApoRefraktor auf einer Losmandy-G11-Montierung ausgiebig testen und sehr schöne Ergebnisse erhalten.

Wir durften auch den 60-cm-Spiegel in mehreren Nächten mehrmals nutzen und haben einen von Giesela Maintz' dunkleren RR-Lyr Sternen ,,eingefangen". Besonders eindrucksvoll war die vollkommen lautlose, schnelle und hochpräzise Positionierung des Instruments auf der großen ASA-Montierung. Normalerweise ist das 60-cm-Gerät den Vereinsmitgliedern vorbehalten, aber mit Jürgen bzw. Guido waren solche immer vor Ort, und so konnten auch Eyck, Reiner und ich daran beobachten.
Ich habe daneben meine kleine ungekühlte Guiding-CCD-Kamera Starlight Xpress Lodestar erstmals zum Fotometrieren genutzt, was sehr gut ging. Lediglich den Shutter muss man manuell mit-

tels Objektivdeckel darstellen, wenn die Software zur Aufnahme von Darks verlangt. Da die Lufttemperatur mit ca. 18 Grad C die Nacht über weitgehend konstant blieb, konnte immer dasselbe Dark vom Anfang der Serie verwendet werden. Ich benutzte Maxim DL für die Serienaufnahmen, was sehr gut funktionierte. Zusammen mit Eycks FH 102 mm / 600 mm auf einer Celestron-CAM gelangen gute Serienaufnahmen. In einer anderen Nacht montierte ich die Lodestar an den 5-Zoll-Takahashi-Refraktor in der kleinen Schiebedachhütte.
Wolfgang konnte seine Canon EOS an einem Meade LX200 ausprobieren.
Mein Fazit Die BAV-Veränderlichenwoche in Kirchheim hat sich zum 11. Mal bewährt und zeigte erneut, dass die Kombination aus nächtlicher Beobachtung, Seminar- und Ausflugsprogramm sowohl für Einsteiger als auch für alte Hasen attraktiv ist. Fortsetzungen sind daher auch in den kommenden Jahren geplant. Die Exkursion zu einer Profisternwarte sollte auch in Zukunft zum Programm gehören, sofern sich genügend Teilnehmer vorher anmelden. Neben Tautenburg hatten wir in den Vorjahren auch schon Sonneberg besucht.

Spektroskopiepreis Nachwuchsförderung
Die VdS-Fachgruppe Spektroskopie lobt auch im Jahr 2016 einen Förderpreis im Bereich Spektroskopie für Schülerinnen und Schüler aus. Der Preis beinhaltet ein Preisgeld von 1.500,00 EUR sowie einen Reisekostenzuschuss von höchstens 500,00 EUR für die Reise zur Preisverleihung und ggf. für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Fachgruppe ,,Aspekt" gemäß den Vergabebedingungen.
Die Regularien zum Preis finden sich unter http://spektroskopie.fg-vds.de/pdf/preis.pdf.
Einsendeschluss der Bewerbungsunterlagen ist wieder der 30. September.
VdS-Journal Nr. 58

Sternbedeckungen

143

Streifende Sternbedeckungen
durch den Mond im 3. Quartal 2016
von Eberhard Riedel
Die mit astronomischen Highlights dünn gesäte Sommerzeit wartet unter anderem mit zwei streifenden Sternbedeckungen des Aldebaran auf, die jedoch beide am Taghimmel stattfinden und Beobachter daher vor eine sehr spezielle Herausforderung stellen. Da aber Aldebaranbedeckungen selten sind, dürften es interessierte Sternfreunde mit Fernrohren ab ca. 25 cm Öffnung dennoch versuchen. Auf die einzige Aldebaranstreifung, die in diesem Zyklus von Deutschland aus bei Nacht am dunklen Mondrand stattfindet, müssen Beobachter noch bis zum 13. Dezember warten. Und auch die ist nicht einfach zu verfolgen, da sie in Nordwestdeutschland unterhalb von 5 Grad Horizonthöhe stattfindet.
Die Karte (Abb. 1) zeigt die blauen Grenzlinien dieser beiden Ereignisse über Süddeutschland, die der mittlere Mondrand während des Vorbeizuges am Stern beschreibt. Ein Fernrohr, das zur richtigen Zeit auf einem Punkt nahe dieser Linien aufgebaut und auf den Mondrand eingestellt wird, zeigt innerhalb weniger Minuten, wie das zerklüftete Randprofil des Mondes den Stern schlagartig verschwinden und wiederauftauchen lässt. Bei einer streifenden Bedeckung passiert das in der Regel mehrfach.
1 Karte mit den Grenzlinien der
drei Streifungsereignisse

Ereignis 1 am 29.07.2016
Am 29. Juli findet ab 14:21 Uhr (MESZ) die erste Streifung des 0,9 mag. hellen Aldebaran auf einer Linie ausgehend von Baden-Baden über Ulm und südlich von München in Richtung Salzburg statt. Der zu 23 % beleuchtete abnehmende Mond zieht dann mit seinem Nordrand am Stern vorbei. Die Abbildung 2 zeigt die Streifungssituation, wenn man bei 10 Grad östl. Länge genau auf der vorausberechneten Grenzlinie steht. Genau hier berührt die scheinbare Sternbahn (weiß-blau gestrichelte gekrümmte Linie mit Minuteneinteilungen) das mittlere Mondniveau, welches als weiß bzw. schwarz gepunktete Linie dargestellt ist. Erschwerend für eine sichere Beobachtung des Verschwindens und Wiederauftauchen des Sterns ist,

2 29.07.2016, Beleuchtungssituation am Mondrand mit hochauflgelöstem
Oberflächenprofil

dass der Mond Aldebaran mit seinem beleuchteten Rand streift.

Die Krümmung der scheinbaren Sternbahn ist grafisch erforderlich, weil die
VdS-Journal Nr. 58

144

Sternbedeckungen

Profilstrukturen in 6-facher Überhöhung dargestellt sind. Auf diese Weise kann besser beurteilt werden, wann und wie viele Bedeckungsereignisse im Einzelnen zu erwarten sind.
Einen Anhalt über die Verlagerung der scheinbaren Sternbahn, wenn man die

vorausberechnete (in der Grafik angegebene) geografische Breite verlässt, geben die roten Begrenzungslinien. Diese zeigen einen Abstand von der Grenzlinie von +/- 3.000 m, welche senkrecht zur Grenzlinie angetragen wird. Eine Beobachtung ist nur bei sehr guten atmosphärischen Bedingungen und aus-

schließlich visuell mit längerer Brennweite und hoher Vergrößerung möglich. Die Verwendung von Video- oder Digitalkameras scheidet deshalb aus, weil das Licht des Aldebaran bei der engsten Annäherung mit den hellen Mondstrukturen verschmilzt.

Ereignis 2 am 07.10.2016
Am 7. Oktober findet ab ca. 19:44 MESZ eine wesentlich einfacher zu beobachtende Südrandstreifung des 6,8 mag hellen 6 Sagittarii (HIP 87410) statt. Die Linie beginnt nördlich der Stadt Brandenburg und verläuft dann quer durch Brandenburg nördlich an Berlin vorbei nach Polen. Der zunehmende Mond ist nur zu 36 % beleuchtet, der Positionswinkelunterschied zwischen der Streifungszone und der Terminatorspitze aber mit weniger als 1 Grad nur gering, sodass das Ende der Streifung am hellen Mondrand nicht beobachtbar sein wird. Der Mondrandausschnitt in der Abbildung 3 zeigt die scheinbare Sternbahn bei der geografischen Länge von 13 Grad Ost, jedoch nicht von der vorausberechneten mittleren Streifungslinie, sondern in einem Abstand von 11 km davon, der senkrecht zum Verlauf des Mondschattens in nördliche Richtung angetragen

3 07.10.2016, Streifungssituation 11 km nördlich der Grenzlinie mit 6-facher
Mondhöhendehnung

wird. Die roten Begrenzungslinien im gleichen Ablagebetrag eingezeichnet. Eine so verlagerte Beobachtungsposition macht es möglich, mehrere Kontakte (Verschwinden und Wiederauftauchen des Sterns) im Bereich des dunklen

Mondrandes zu verfolgen. Sogar noch 22 km nördlich der mittleren Grenzlinie (siehe obere rote Begrenzungslinie) ist mit mehreren Kontakten ca. 3 Minuten vor der engsten Annäherung des Mondmittelpunktes an den Stern zu rechnen.

Ereignis 3 am 19.10.2016
Die 2. Aldebaranstreifung ist am Morgen des 19. Oktober ab 09:46 Uhr (MESZ) in Baden-Würtemberg und im südwestlichsten Bayern vom Schwarzwald über Ravensburg bis nach Füssen zu sehen. Obwohl sich der zu 87 % beleuchtete abnehmende Mond mit seinem unbeleuchteten Nordrand am Aldebaran vorbeischiebt, ist die Nähe zum Terminator eher gering. Die Abbildung 4 zeigt einen kleinen Ausschnitt des nördlichen Mondrandes mit der weiß-blau-gestrichelten Sternbahn, wie sie sich bei der Beobachtung direkt auf der berechneten mittleren Streifungslinie bei der Länge 10 Grad Ost darstellt. Die scheinbare Sternbahn berührt das mittlere Mondrandniveau (weiße Punkte) zwischen zwei

4 19.10.2016, scheinbare Sternbahn von Aldebaran bei 24-facher Profilüberzeichnung

Bergspitzen des Mondes jenseits des Terminators, die hier zum zweimaligen Verschwinden und Wiedererscheinen

des Sterns führen. Der geometrische Abstand zum Terminator beträgt jedoch nur ca. 0,2 Bogensekunden. Die Profil-

VdS-Journal Nr. 58

VdS vor Ort/Tagungsbericht

145

höhen sind hier 24-fach gedehnt. Diese starke Dehnung und die hohe Vergrößerung machen es möglich, Aldebaran mit seinem Durchmesser darzustellen. Die schwarzen Begrenzungslinien der scheinbaren Sternbahn zeigen die

Höhenausdehnung dieses roten Riesensterns, der bei einem Winkeldurchmesser von ca. 0,02 Bogensekunden am Mondrand einen Durchmesser von ca. 36 Metern hat. Die Grafik macht deutlich, dass es so auch zu partiellen

Bedeckungen des Aldebaran kommen kann (!), wodurch statt eines völligen Verlöschens des Sterns nur Helligkeitsschwankungen beobachtet werden.

Grundlage der hier veröffentlichten Profildaten sind Laser-Messungen der japanischen Kaguya-Sonde. Um streifende Sternbedeckungen erfolgreich beobachten zu können, werden eine ganze Reihe präziser Informationen benötigt. Die europäische Sektion der International Occultation Timing Association (IOTA/ ES) stellt diese Daten zur Verfügung. Kernstück ist die Software ,GRAZPREP` des Autors, die sowohl eine komplette und stets aktualisierte Auflistung aller interessanten Ereignisse als auch für jedes Ereignis die genauen Koordinaten

der Grenzlinien und viele weitere Informationen liefert. Darüber hinaus kann von jedem Standort aus das Profil des Mondes und die zu erwartende Sternbahn grafisch in verschiedensten Vergrößerungen dargestellt werden, um so den besten Beobachtungsstandort auswählen zu können. Letzterer muss auch unter Berücksichtigung der Höhe optimiert werden, weil diese einen Einfluss auf den Blickwinkel zum Mond hat. Hierzu können höhenkorrigierte Grenzlinien automatisch in eine Google Earth-Karte übertragen werden, mit der es dann ein-

fach ist, die besten Beobachtungsstationen festzulegen.
Die Software kann kostenlos unter www. grazprep.com heruntergeladen und installiert werden (Password: IOTA/ES). Die zusätzlich benötigten Vorhersagedateien sind direkt vom Autor (e_riedel@msn. com) oder über die IOTA/ES (www.iotaes.de) zu beziehen. Weiterführende Informationen, z. B. über die Meldung der Bedeckungszeiten, sind dort ebenfalls erhältlich.

32. Tagung und Mitgliederversammlung der VdS in Braunschweig
von Astrid Gallus

Die Sternfreunde Braunschweig-Hondelage richteten am Wochenende des 21. Novembers 2015 die Tagung und Mitgliederversammlung der VdS aus. Dabei haben sich die Braunschweiger viel einfallen lassen, um den Teilnehmern von Tagung und Mitgliederversammlung ein wirklich spannendes und durchdachtes Programm zu bieten. Um es vorwegzunehmen: Es war ein tolles Wochenende in fabelhafter Atmosphäre! Bereits am Freitagabend trafen sich etliche Gäste in einer Pizzeria am Botanischen Garten in Braunschweig. Die Vorfreude auf die nächsten beiden Tage lag spürbar in der Luft.
Am Samstagmorgen trafen dann die Teilnehmer im Haus der Wissenschaft ein. Die Braunschweiger Sternfreunde hatten das ehrwürdige Gemäuer professionell beschildert und für einen Tag lang in eine VdS-Hochburg verwandelt. In der ersten Etage wurde eine Lounge für die Pausen hergerichtet, wo die Braunschweiger Sternfreunde verschiedene Sorten Kuchen, Schokoladen, heiße und kalte Getränke anboten. Die Eröffnung

der Tagung fand im beeindruckenden Vortragssaal in der 3. Etage statt, ein Raum mit Empore, Orgel und modernster Technik.
Nach der Eröffnung durch unseren Vorsitzenden Otto Guthier erlebte die Versammlung ihre erste Überraschung: Die sonst üblichen höflichen Begrüßungsworte der Repräsentanten einer Stadt oder Gemeinde bei solchen Anlässen gerieten in diesem Fall zu einer famosen Würdigung durch die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Braunschweig. Frau Annegret Ihbe betonte den Erfolg der Sternwarte, erwähnte die kontinuierlich hohe Besucherzahl und lobte die außerordentlich gute Zusammenarbeit mit den Sternfreunden - und das über viele Jahre hinweg. Man sieht, wie wertvoll sich gute Kontakte zu den örtlichen Behörden auswirken können.
Da die Sternwarte Braunschweig-Hondelage mindestens genau so gute Kontakte auch zum ,,Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt" (DLR) und zur Uni-

1 Otto Guthier, der alte und neue Vor-
sitzende der VdS (Foto: P. Riepe)
VdS-Journal Nr. 58

146

VdS vor Ort/Tagungsbericht

2 Vortrag von Prof. Dr. Block (Foto: P. Riepe)

versität Braunschweig unterhält, konnte sie Professor Joachim Block, Leiter der DLR-Standorte Braunschweig, Göttingen und Trauen als Festredner gewinnen. Diese Verbindung zum DLR existiert schon viele Jahre und man untertreibt nicht, sie als freundschaftlich zu bezeichnen. Professor Block, der selbst zu den Hauptverantwortlichen der Rosetta-Mission gehört, beschrieb in einem außerordentlich eindringlichen und empathischen Vortrag das zum Teil dramatische Kometenlandungsprojekt Rosetta. Er begann mit der Geburtsstunde der Idee und berichtete bis zum aktuellen Stand am 21. November 2015. Insgesamt ein Zeitraum von ungefähr zwanzig Jahren. Die Aufgabe seines Stabes war, das Design des Landers Philae zu entwickeln und die Landung zu steuern. Mit seinem Vortrag zog er das Publikum ganz in seinen Bann, da er gut verständlich nicht nur über die komplizierte Technik und den erhofften Nutzen (Erklärung über die Entstehung des Sonnensystems) sprach, sondern mindestens ebenso spannend über die etlichen Höhen und Tiefen dieser aufregenden Kometenlandungsmission berichtete. Die Hörer ließen sich von ihm spürbar mitreißen. Ganz großer Applaus!
Peter Riepe, Leiter der Fachgruppe Astrofotografie, berichtete über Galaxienentdeckungen durch Amateure. Eine ,,Spezialeinheit" der Fachgruppe Astrofotografie gelang es, bisher unbekannte Zwergbegleiter von nahen Scheibengalaxien zu entdecken. Diese Zwerge sind zum größten Teil völlig neu, zum Teil aber auch in automatisierten Surveys wie im Sloan Digital Sky Survey bereits erfasst. Jedoch ist ihre Natur bisher noch nicht überprüft worden, etwa durch Spektren. Die Entdeckungsaufnahmen
VdS-Journal Nr. 58

des TBG-Teams dienten russischen ProfiAstronomen in Kooperation als Vorlage, um am 6-Meter-Teleskop spektroskopisch die zugehörigen Radialgeschwindigkeiten zu ermitteln. So konnte die Zugehörigkeit zur jeweiligen Muttergalaxie geklärt werden. Eine unglaubliche Leistung der Amateurastronomie!
Ein Bericht über die Sternwarte Braunschweig-Hondelage durfte nicht fehlen: Hans Zimmermann und Rudi Michalik stellten ihre Sternwarte vor und zwar inklusive ihrer Geschichte vom Spatenstich bis zum First Light. Die Braunschweiger haben sich eine sehr schöne und ja, man kann es so sagen, liebenswerte und einladende zweistöckige Sternwarte mit einem 60-Zentimeter-Spiegelteleskop gebaut. Die beiden berichteten kurzweilig und amüsant über dieses Baugeschehen. Bilder dazu unter: www.sternfreundehondelage.de
Und dann trat Dr. Carsten Wiedemann vom Institut für Raumfahrtsysteme in Braunschweig mit viel Elan ans Rednerpult. Mit seinem rasanten Vortrag über

die Problematik Weltraummüll erlebte die Tagung einen weiteren absoluten Höhepunkt: ,,Space Debris". Seine Abteilung erfasst die Gesamtheit aller Objekte auf Erdumlaufbahnen und macht Vorhersagen über den Wiedereintritt von Risikoobjekten. Wir erfuhren viel über ,,nicht vorhandene" russische und amerikanische Spionagesatelliten, geheime Aktionen im Weltraum, die nur durch misslungene Prozesse aufflogen und die anwachsende Gefahr durch Weltraumschrott. Dem Vortragenden merkte man nicht an, dass er erst am Abend zuvor von Tokio nach Braunschweig zurückgekehrt war. Er begeisterte mit seinen schnellen, klugen und geistreichen Bemerkungen. Wow!
Michael Schomann von den Braunschweiger Sternfreunden präsentierte seine 360-Grad-Fotos. Glatter Wahnsinn. Unglaublich, wie er seine drei Kameras so montiert, dass dreimal 120 Grad erfasst werden und er damit stundenlang, wirklich ganze Nächte hindurch bis zum Sonnenaufgang belichtet. Seine Ergebnisse ließen die Zuschauer einfach nur begeistert applaudieren. Um 17 Uhr begann dann die Mitgliederversammlung (MV) der VdS. Um es kurz zu machen: Der Vorstand wurde einstimmig entlastet und in seiner alten Besetzung wiederge-
3+4
Erbsensuppe mit Würstchen - mmmhhh ... ... und Kaffeepause (Fotos: P. Riepe)

VdS vor Ort/Tagungsbericht

147

5 Fachkundige Beobachtungstipps von
Michael Schomann (Foto: P. Riepe)
wählt. Einige VdS-Mitglieder meinten später, sie hätten spüren können, wie harmonisch der Vorstand zusammen arbeite. Ein ganz wichtiges Ergebnis der 32. Mitgliederversammlung war jedoch die ebenfalls einstimmig verabschiedete Resolution gegen Lichtverschmutzung, welche die VdS zusammen mit der Astronomischen Gesellschaft, der Gesellschaft Deutschsprachiger Planetarien (GDP) sowie unter Mitwirkung der Zeitschrift Sterne und Weltraum herausbringen wird. Zuvor hatte VdS-Mitglied Dr. Andreas Hänel, Leiter der Fachgruppe Dark Sky und Mitbegründer eben dieser Resolution, den Teilnehmern die Problematik in einem Vortrag dargestellt. Eine tolle und wichtige Entscheidung für uns alle!

6 Das 60-cm-Teleskop in Braunschweig-Hondelage (Foto: P. Riepe, R. Sparenberg)

Der Vorstand lüftete danach das Geheimnis des diesmaligen Preisträgers für Astronomie in Deutschland: Ranga Yogeshwar! Er konnte leider nicht zur Preisverleihung kommen. Doch nach der telefonischen Ankündigung unseres Vorstandes über seine Auszeichnung hat er sich riesig gefreut. Wir suchen nun gemeinsam einen Termin zur Überreichung des Preises.
Der Abend endete wie immer bei der VdS mit einem gemütlichen Zusammensein in einem Restaurant. Das Wiedersehen und Neukennenlernen gehören zu den schönsten Momenten, die man bei der VdS erleben kann. Dieses Mal umgab die Teilnehmer in Braunschweig eine ganz

besonders schöne Stimmung und Heiterkeit.
Der nächste Morgen galt der Besichtigung der schönen Sternwarte unter der Führung von Hans Zimmermann und Günter Beck. Dabei fiel bereits der erste Schnee. Rudi Michalik und Michael Schomann krönten das Sonntagsprogramm mit einer Vorstellung der Show ,,Zeitreise. Vom Urknall zum Menschen" im Wolfsburger Planetarium. Im Anschluss gab es extra für die Gäste von der VdS ein Special der beiden Planetariumsführer. Sie zeigten, was man alles analog und digital im Planetarium anstellen kann. Fantastisch. Danke.

7 Gruppenfoto aller Teilnehmer an der VdS-Tagung (Foto: M. Schomann)
VdS-Journal Nr. 58

ANDROMEDA DREIECK

148

Amateurteleskope / Selbstbau
KEPHEUS

DRACHE

GROSSER BÄR JAGDHUNDE

EIDECHSE

FISCHE

PEGASUS

Deneb SCHWAN
FÜCHSCHEN

Wega HERKULES
LEIER Albireo

BOOTES

NÖRDL. KRONE
Gemma

Arktur

HAAR DER BERENIKE

DELFIN FÜLLEN

WASSERMANN Neptun

SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. Juli 1 Uhr MESZ

STEINBOCK

PFEIL Atair

ADLER
SCHLANGE (SCHWANZ)

SCHILD Pluto

SCHÜTZE

SCHLANGE (KOPF)
SCHLANGENTRÄGER

JUNGFRAU WAAGE

Saturn SKORPION
Antares

Mars SÜDWEST

SÜD
Mondphasen im Juli 2016

Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune (Veränderliche Sterne), Eberhard Riedel (streifende Sternbedeckungen), Oliver Klös (Sternbedeckungen durch Kleinplaneten).

Neumond 4.7.
Planeten im Juli
Merkur steht Ende Juli 23 Grad von der Sonne entfernt, taucht aber nicht am Abendhimmel auf. Am 16.7. begegnet er Venus in nur 0,5 Grad Abstand.
Venus entfernt sich langsam in östlicher Richtung von der Sonne, bleibt abends aber noch in der Dämmerung verborgen.
Mars ist jetzt in der ersten Nachthälfte gut zu sehen, tief am Himmel im Sternbild Waage.
Jupiter ist Objekt der ersten dunklen Abendstunden, er geht bald im Westen unter.
Saturn folgt Mars im Tierkreis, geht aber deutlich später unter und ist noch fast die ganze Nacht zu sehen.
Uranus taucht am Morgenhimmel auf, Ende Juli setzt er in den Fischen zu seiner Oppositionsschleife an.
Neptun kann jetzt nach Mitternacht im Wassermann aufgesucht werden.

Erstes Viertel 12.7.

Ereignisse im Juli

01. 8h Mond erdnah, 32,7'

02. 3h Mond 37' W Aldebaran (Alpha

Tauri, 1,0 mag), NO-Horizont, helle

Dämmerung

03. 22:07 Kleinplanet (4368) Pilmore (16,2

mag) bedeckt HIP 94423 (7,7 mag)

für 1,7 s, Sternbild Adler, Pfadver-

lauf: O- nach W-Deutschland

04. 12:01 Neumond

04. 17h Erde im Aphel, 152,1 Mio. km

05.

max. Libration im Mond-NO, 7,4 Grad

07. 23h Pluto (14,1 mag, 0,1'') in Opposi-

tion zur Sonne, Sternbild Schütze

08. 21:30 Mond 7,2 Grad W Jupiter (-1,8 mag),

W-Horizont, Dämmerung

09. 21:30 Mond 5,1 Grad SO Jupiter (-1,8 mag),

W-Horizont, Dämmerung

11. 22h Mond 7,1 Grad NW Spica (Alpha

Virginis, 1,1 mag)

12. 01:52 Erstes Viertel

12. 22h Mond 7,4 Grad NO Spica (Alpha Virgi-

nis, 1,1 mag)

13. 6h Mond erdfern, 29,6'

14. 22:07 U Oph Minimum 6,5 mag, rd. 2,5

Std. Abstieg von 5,9 mag

14. 22:30 Mond 6,6 Grad N Mars (-1,1 mag)

15. 23:30 Mond 4,5 Grad NW Saturn, 9,3 Grad N

Antares (Alpha Scorpii, 1,1 mag)

Vollmond 19.7.

Letztes Viertel 27.7.

16. 19:30 Merkur (-1,1 mag) 32' N Venus

(-3,9 mag), vor Sonnenuntergang!

17. 21:53 RR Lyr Maximum 7,1 mag, rd. 1,5

Std. schneller Anstieg von 8,1 mag

18.

max. Libration im Mond-SW, 7,7 Grad

19. 23:57Vollmond

20.

R Ser Maximum 5,2 mag

(o. schwächer)

27. 00:00Letztes Viertel

27. 13h Mond erdnah, 32,3'

29. ab Mond bedeckt Stern Gamma Tauri

04:14 (3,6 mag), Austritt ab 05:16,

genaue Zeit abh. v. Standort

29. ab Streifende Bedeckung von Alde-

13:21 baran (1,0 mag) durch den Mond,

bis ca. 13:39, Baden-Baden - Ulm

- südl. München - Salzburg, ge-

naue Zeiten abh. v. Standort,

Mond-N-Rand

29.

Maximum Meteorstrom der Alpha

Capricorniden, ganze Nacht, ca.

10/h, 23 km/s

29.

Maximum Meteorstrom der Delta

Aquariden, Morgenhimmel, ca.

20/h, 40 km/s

30. 3h Uranus (5,8 mag) wird rückläufig,

Sternbild Fische

31.

max. Libration im Mond-NO, 7,4 Grad

VdS-Journal Nr. 58

CH WALFIS

ANDROMEDA DREIECK WIDDER

PERSEUS

Algol

FISCHE Uranus

KASSIOPEIA
PEGASUS WASSERMANN Neptun

EIDECHSE

KEPHEUS

DRACHE
Amateurteleskope / Selbstbau

149
BOOTES

Deneb

SCHWAN

Wega

HERKULES

NÖRDL. KRONE

Gemma

FÜCHSCHEN

DELFIN FÜLLEN

PFEIL Atair

LEIER Albireo
ADLER SCHLANGE (SCHWANZ)

SCHLANGE (KOPF)
SCHLANGENTRÄGER

SCHILD

SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. August 1 Uhr MESZ

Fomalhaut SÜDL. FISCH

Mondphasen im August 2016

STEINBOCK

Pluto

SCHÜTZE

SÜD

SÜDWEST
Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Quellen: US Naval Observatory, eigene Recherchen mittels GUIDE (Project Pluto), Berechnungen der BAV, Berechnungen der IOTA (Steve Preston), Berechnungen der IOTA/ES (Eberhard Riedel [GRAZPREP]), Kosmos Himmelsjahr 2016 (H.U. Keller).

Neumond 2.8.

Erstes Viertel 10.8.

Vollmond 18.8.

Planeten im August
Merkur wkommt Mitte August in eine größte östliche Elongation, taucht aber nur südlich von 45 Grad nördl. Breite am Abendhimmel auf.
Venus macht sich zögernd am Abendhimmel bemerkbar. Am 27. steht sie nur 0,2 Grad von Jupiter entfernt!
Mars bewegt sich in Richtung Skorpion und zieht am 24. an Antares vorbei (Abendhimmel).
Jupiter kann man noch in der ersten Monatshälfte abends sehen, dann verblasst er in der Dämmerung.
Saturn im Schlangenträger wird am 25. von Mars überholt, am 11./12. gesellt sich der Mond dazu.
Uranus in den Fischen wird zum Objekt der zweiten Nachthälfte und immer besser sichtbar.
Neptun steht Anfang September in Opposition und ist im August schon fast die ganze (dunkle) Nacht lang im Wassermann zu sehen.

Ereignisse im August

01.

Chi Cygni im Anstieg zum Maximum

am 27.9. mit 3,3 mag (o. schwächer)

02. 21:45 Neumond

03. 21:53 RR Lyr Maximum 7,1 mag, schneller

Helligkeitsanstieg von 8,1 mag

04. 21:24 U Oph Minimum 6,5 mag, Abstieg von

5,8 mag in rd. 2 Std.

05. 17:34 Venus (-3,9 mag) 1,0 Grad N Regulus (1,4

mag), Taghimmel

07. 02:33 Kleinplanet (531) Zerlina (16,1 mag)

bedeckt TYC 2079-01847-1 (9,6 mag)

für 1,2 s, Sternbild Hercules, Pfadver-

lauf: SO- nach SW-Deutschland

08. 21h Mond 4,7 Grad NO Spica (Alpha Virginis,

1,1 mag), Dämmerung

09. 21:38 U Cep Minimum-Mitte 9,1 mag, Dauer

gleicher Helligkeit 2,3 Std., Abstieg von

6,8 mag in rd. 5 Std., zum Schluss ganz

schnell

09. 22:07 U Oph Minimum 6,5 mag, Abstieg von

5,8 mag in rd. 2 Std.

10. 1h Mond erdfern, 29,6'

10. 19:21 Erstes Viertel

09. 21:30 Mars 52' S Delta Sco (2,3 mag)

11. 21:30 Mond 7,4 Grad N Mars (-0,6 mag)

11. 22h Maximum Meteorschauer Perseiden, ca.

100/h, 60 km/s, Radiant im Sternbild

Perseus, bis 4h, in diesem Jahr beson-

ders reichhaltig und helle Meteore?

12. 21:30 Mond 4,4 Grad NO Saturn (0,4 mag), 11 Grad NO

Mars (-0,6 mag), 9,4 Grad NO Antares (1,1

mag)

13. 19h Saturn (0,4 mag) wird rechtläufig

Letztes Viertel 25.8.

14.

max. Libration im Mond-SW, 8 Grad

14. 21:24 U Cep Minimum-Mitte 9,1 mag, Dauer

gleicher Helligkeit 2,3 Std., Abstieg von

6,8 mag in rd. 5 Std., zum Schluss ganz

schnell

16. 22h Merkur in größter Elongation Ost, 27 Grad

17.

Maximum Meteorstrom der Kappa-

Cygniden, 4/h, 25 km/s

18. 10:27 Vollmond

19. 21:10 U Cep Minimum-Mitte 9,1 mag, Dauer

gleicher Helligkeit 2,3 Std., Abstieg von

6,8 mag in rd. 5 Std., zum Schluss ganz

schnell

20.

Kleinplanet (2) Pallas (9,2 mag, Distanz

2,4 AE) in Opposition zur Sonne

22. 2h Mond erdnah, 32,6'

24. 21h Mars 4,4 Grad S Saturn

24.

Mars 1,8 Grad N Antares (1,0 mag), Farbun-

terschied!

24. 21:24 RR Lyr Maximum 7,1 mag, schneller

Helligkeitsanstieg von 8,1 mag

25. 04:41 Letztes Viertel

25. 4h Mond 5,5 Grad W Hyaden

25. 20:41 U Oph Minimum 6,5 mag, Abstieg von

5,8 mag in rd. 2 Std.

26. 4h Mond 6,2 Grad O Aldebaran (Alpha Tauri,

1,0 mag)

27.

max. Libration im Mond-NO, 7,9 Grad

27. 19h Venus (-3,9 mag) 12' W Jupiter (-1,7

mag), 5,1 Grad N Merkur (0,9 mag), W-

Horizont, Taghimmel

31.

Maximum Meteorstrom der Alpha Auri-

giden, 65 km/s, ganze Nacht

VdS-Journal Nr. 58

150 FUHRMANN

Amateurteleskope / Selbstbau
KASSIOPEIA

PERSEUS Algol

Aldebaran

Plejaden STIER

EDA ANDROM
DREIECK WIDDER

FISCHE Uranus

KEPHEUS Deneb

SCHWAN

Wega

HERKULES

LEIER

EIDECHSE

PEGASUS

Albireo FÜCHSCHEN
PFEIL

DELFIN FÜLLEN

Atair

ADLER

SCHLANGENTRÄGER

CH WALFIS

ERIDANU S
SÜDOST Sternkarte exakt gültig für 15. September 1 Uhr MESZ

WASSERMANN Neptun

BILDHAUER

SÜDL. FISCH Fomalhaut

SÜD
Mondphasen im September 2016

SCHILD
STEINBOCK SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Alle Zeitangaben in MEZ, für Standort bei 10 Grad ö.L. und 50 Grad n.Br. zum Umrechnen in MESZ im Zeitraum 27.03. 2:00 Uhr MEZ bis 30.10. 2:00 MEZ eine Stunde zu den Zeitangaben addieren.

Neumond 1.9.

Erstes Viertel 9.9.

Vollmond 16.9.

Planeten im September
Merkur bietet Ende September eine Morgensichtbarkeit im Osten, ab 6 Uhr. Am 29. steht die dünne Mondsichel neben ihm.
Venus ist klein und rundlich, abends im Südwesten aber immer noch kein auffälliges Gestirn.
Mars sinkt im Skorpion abends bald unter den Horizont; rechts von ihm steht Saturn.
Jupiter macht Pause, er steht Ende September in Konjunktion mit der Sonne.
Saturn geht jetzt vor Mars unter; am Abend des 8. steht der Halbmond beim Ringplaneten.
Uranus wird Mitte Oktober in Opposition stehen, derzeit kulminiert er in den Morgenstunden.
Neptun erreicht am 2. seine diesjährige Oppositionsstellung im Wassermann: beste Beobachtungsbedingungen!

Ereignisse im September

01.10:03 Neumond, ringförmige Sonnenfinsternis,

beobachtbar in Zentralafrika, Madagascar

01.

R Cas im Anstieg zum Maximum am

7.10. mit 4,7 mag (o. schwächer)

01. 23:16 Kleinplanet (4149) Harrison (16,7 mag)

bedeckt 34 Ceti (5,9 mag) für 1,9 s,

Sternbild Walfisch, Pfadverlauf: N-

nach SO-Deutschland, Österreich

02. 18h Neptun (7,8 mag, 2,4''. Dist. 4,33 Mrd.

km) in Opposition zur Sonne, Sternbild

Wassermann

03. 11:03 Venus 18,3' südl. v. Mond-Südpol

VdVSd-JSo-uJornuarlnaNlr.N5r.858

03. 22:07 RZ Cas Minimum 7,7 mag, rd. 2 Std.

schneller Abstieg von 6,2 mag

05. ab Mond bedeckt Stern 95 Virginis (5,5

19:33 mag), genaue Zeit abh. v. Standort

06. 03:30 Kleinplanet (4) Vesta (8,4 mag) 1' NW

Galaxie NGC2342 (12,5 mag)

06. 20h Mond erdfern, 29,5'

06. 22:07 RR Lyr Maximum 7,1 mag, schneller

Helligkeitsanstieg von 8,1 mag

08. 4h Kleinplanet (18) Melpomene (8,8 mag)

47' N (1) Ceres (8,2 mag), dazwischen

Stern SAO 110542 (6,5 mag), Sternbild

Walfisch, auch am 9.9.!

08. 20:30 Mond 3,1 Grad N Saturn (0,5 mag), 8,9 Grad N

Antares (1,1 mag), 12 Grad NW Mars (-0,2

mag)

09.

Maximum Meteorstrom der Epsilon

Perseiden, ca. 10/h evtl. mehr

09. 12:49 Erstes Viertel

09. 20:30 Mond 7 Grad NO Mars (-0,2 mag)

09. 21:24 RZ Cas Minimum 7,7 mag, rd. 2 Std.

schneller Abstieg von 6,2 mag

09. 20:45 Kleinplanet (2) Pallas (9,3 mag) 49' NW

Alpha Equulei (3,9 mag)

10. 21:24 RZ Cas Minimum 7,7 mag, rd. 2 Std.

schneller Abstieg von 6,2 mag

11.

max. Libration im Mond-SW, 8,4 Grad

11. ca. Meteorstrom der Süd-Tauriden, 30 km/s

13. 02:30 Zwergplanet (1) Ceres (8,1 mag) 4,1' S

Galaxie IC225 (13,3 mag), Sternbild

Walfisch

13. 03:27 Kleinplanet (18) Melpomene 54'' NO

Galaxie IC232 (13,2 mag), Sternbild

Walfisch

14. 20:41 RZ Cas Minimum 7,7 mag, rd. 2 Std.

schneller Abstieg von 6,2 mag

16. 20:05 Vollmond, Halbschattenfinsternis, bis

21:56

Letztes Viertel 23.9.

18. 18h Mond erdnah, 33,0'

18. 19:58 RZ Cas Minimum 7,7 mag, rd. 2 Std.

schneller Abstieg von 6,2 mag

19. 04:20 Kleinplanet (4) Vesta (8,3 mag) 40' S

Plan. Neb. NGC2392 (9,1 mag), Sternbild

Zwillinge

19. ca. Maximum Meteorstrom der Pisciden,

5-10/h, 25 km/s, 22h-4h

20. 20:26 U Oph Minimum 6,6 mag, rd. 2,5 Std.

Abstieg von 5,9 mag

20. 01:46 Kleinplanet (18) Melpomene (8,4 mag)

1,5 Grad W Delta Ceti (4,1 mag)

21. 20:26 RZ Cas Minimum 7,7 mag, rd. 2 Std.

schneller Abstieg von 6,2 mag

21. 23h Aldebaran (Alpha Tauri,1,0 mag) 21,4'

nördl. v. Mond-Nordpol

22. 15:21 Herbsttag- und -nachtgleiche

23. 5h Beginn Morgensichtbarkeit Merkur (0,7

mag)

23. 10:56 Letztes Viertel

24.

max. Libration im Mond-NO, 8,7 Grad

24. ab Ende Mond bedeckt Stern 26 Geminorum

02:51 (5,2 mag), genaue Zeit abh. v. Standort

24. 23h Zwergplanet (1) Ceres (7,9 mag) 1,9' SW

69 Ceti (5,3 mag)

26.

Jupiter in Konjunktion mit der Sonne

27. 21:38 RZ Cas Minimum 7,7 mag, rd. 2 Std.

schneller Abstieg von 6,2 mag

27.

Chi Cygni im Maximum 3,3 mag (o.

schwächer)

28. 04:45 Mond 4,1 Grad SO Regulus (Alpha Leonis,

1,4 mag)

28. 05:15 Merkur (-0,3 mag, 7,1'') in größter Elon-

gation West (18 Grad ), Halbphase, Morgen-

sichtbarkeit, O-Horizont

29. 05:15 Mond 2,1 Grad W Merkur (-0,5 mag), Däm-

merung

Vorschau 151