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Inhaltsverzeichnis des VdS-Journals 43

BEITRAG
  4 Grundlagenwissen: Bastlerische Aufbesserung von Teleskopen (Wienstein Sven)
  4 Einleitung ins Schwerpunktthema "Mein erstes Teleskop" (Zellhuber Herbert)
  10 Pressspan Alurundstäbe und ein 110-mm-Newtonspiegel (Thiele Ralf)
  11 Vom Brillenglas zum Teleskop Teil 1 (Ries Christoph)
  13 Mein erstes Teleskop (Strnad Achim)
  14 So fing´s an - mein erstes Teleskop (Spitzer Daniel)
  15 In the beginning (Wacker Wilfried)
  17 Mein erstes Teleskop (Zellhuber Herbert)
  19 Mein erstes Teleskop (Geiss Alexander)
  20 Mein erstes Teleskop (Bohle Jens)
  22 Jupiter 1 - mein erstes Teleskop (Wenzel Klaus)
  23 Mein erstes Fernrohr (Mrotzek Manfred)
  25 Träume der Jugend (Liebig Horst)
  26 Mein allererstes Fernrohr (Viertel Andreas)
  28 Grundlagenwissen: Entscheidungskriterien zum Kauf des ersten Fernrohrs (Wienstein Sven)
  32 Neues aus der FG Astrofotografie Journal 43 (Riepe Peter)
  33 Zutritt nur für Infrarot-Photonen (Diederich H.-G.)
  37 Projekt: Atlas der 100 hellsten Kugelsternhaufen in M 31 (Hauss Michael)
  38 Gegen den Trend (Bressler Peter)
  40 Stum Schnee und gute Laune (Schmidt Elmar)
  43 Tagungsbericht zur 19. Tagung der VdS-Fachgruppe CCD-Technik (Möller Dennis)
  45 Fachgruppe Deep Sky - Neues Journal 43 (Bohle Jens, Spitzer Daniel)
  45 Kosmische Begegnung (Wenzel Klaus)
  46 Der Durchblick - NGC 100 (Spitzer Daniel)
  47 Kanarennächte (Bohle Jens)
  47 UGC 11994 (Leiter Frank)
  51 Die Deep-Sky-Liste 2012 (Pancyk Dirk)
  52 Prof. Dr. Karl Theodor Robert Luther und die Bilker Sternwarte in Düsseldorf (Korte Ansgar)
  52 Fachgruppe Geschichte der Astronomie Neues J. 43 (Steinicke Wolfgang)
  55 Kosmische Ordnung und ihre Störung (Hoffmann Susanne)
  58 Vereinsring junger wissenschaftlicher Initiativen (Opialla Tobias)
  59 Ausgewählte Lösungen der Friedmann-Gleichungen (Heimann Fabian, Hornung Luca)
  60 Neues aus der FG Kleine Planeten (Lehmann Gerhard)
  61 Geschichte(n) um Kleinplanet (433) Eros (Viertel Andreas)
  64 Kosmische Begegnungen Journal 43 (Ries Wolfgang, Hohmann Klaus)
  65 Kometenbahn mit 75 mm Brennweite (Vollmann Wolfgang)
  67 Die Bestimmung der Staub- und Gasproduktion von Kometen in der Amateurastronomie (Pilz Uwe, Achternbosch Matthias)
  70 Jupiter 2010 - 2012 (Celnik Werner E.)
  79 Eine Bestimmung der elliptischen Erdbahn durch Messung der scheinbaren Sonnengröße (Hebbeker Thomas)
  82 Beobachtung des Minimums von Zeta Aurigae 2011 (Vollmann Wolfgang, Braune Werner)
  84 BAV-Treffen in Hartha 2012 (Pagel Lienhard)
  85 Leserbrief (Bohle Jens)
  86 VdS-Vorstand aktuell Journal 43 (Melchert Sven)
  87 Ehrenmitglied Edgar Mädlow verstorben (Guthier Otto)

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  0 VdS Mitglieder neu Begrüßung Journal 43 (Beitrag)

BEITRAG
  88 So sehen Siegerbilder aus (Weis Alexander)

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  0 Astronomietag 2013 am 16 März (Beitrag)

BEITRAG
  93 Das war´n noch Zeiten Journal 43 (Völker Peter)
  96 Das Deep-Sky-Treffen 2012 (Gludau Björn, Hoppe Michael)
  99 Die Mitgliedssternwarten der VdS Teil 2 (Celnik Werner E.)

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  0 Die vhs-Sternwarte Neumünster (Beitrag)
  0 Sternwarte Ingolstadt - AAI e.V. (Beitrag)
  0 Die Astronomische Vereinigung Karlsruhe e.V. (Beitrag)
  0 Sternwarte Heilbronn (Beitrag)

BEITRAG
  102 Vor 5 Jahren verlor Sachsen das Fach Astronomie (Clausnitzer Lutz)
  105 Uuml;ber die Effizienz der Schulastronomie - eine Erwiderung (Eversberg Thomas)
  107 Der Sternhimmel Oktober-November-Dezember 2012 (Melchert Sven, Celnik Werner E., Braune Werner)
  111 Ein Gedicht für Sternfreunde (Krellenberg Manfred)
  111 Wissenschaftliches Arbeit mit Amateur-Teleskopen und Mit publizierten Daten aus dem Internet - ein Vergleich (Weiland Heinrich, Geffert Michael)
  114 Einnordung einer Montierung nach Strichspuraufnahmen (Kahlhöfer Jürgen)
  116 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen Journal 43 (Celnik Werner E.)
  117 Buchbesprechung "Das Jahrbuch an der Wand" (Melchert Sven)
  117 Buchbesprechung "CCD-Guide 2012" (Riepe Peter)

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  0 Hinweise für Autoren (Beitrag)

BEITRAG
  0 Editorial Journal 43 (Bannuscher Dietmar)

Textinhalt des Journals 43

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VdS-Journal Nr. 43

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Mein erstes Teleskop

Einleitung ins Schwerpunktthema ,,Mein erstes Teleskop"
von Herbert Zellhuber

Die Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau gestaltet nach Heft 5 und 23 wieder das Schwerpunktthema des VdS-Journals, diesmal unter dem Motto ,,Mein erstes Teleskop". Als ich die Fachgruppenmitglieder damals zu dieser Entscheidung informierte, sagten spontan einige zu und wollten etwas schreiben. Sven Wienstein war sogar dazu bereit, zwei Grundlagenberichte zur bastlerischen Aufbesserung von Teleskopen und Entscheidungskriterien zum Kauf zu verfassen. Vielen Dank nochmal an die Leute, die mit ihrem Einsatz zum Gelingen des Themenheftes beitrugen! Leider kann von den alten Teleskopen nicht immer ein Bild gezeigt werden. Auch wenn so mancher Autor intensiv danach suchte, ging im Laufe der Jahre doch einiges verloren oder blieb verschollen. Bei den beiden Grundlagenberichten war es allerdings volle Absicht, keine Bilder anzubieten. Um nämlich auch Anfängern eine genügend verständliche Anleitung zu geben, wären sehr viele Bilder nötig gewesen - und das hätte

mit Leichtigkeit den Rahmen des Möglichen gesprengt. Man könnte zu den Themen ,,Bastlerische Aufbesserung von Teleskopen" und ,,Entscheidungskriterien zum Kauf" lässig ein ganzes Buch füllen. Deshalb entschieden wir uns, bei den Grundlagen auf Bilder ganz zu verzichten. Wir hoffen trotzdem, dass möglichst viele Anregungen vom Leser aufgenommen werden.
Leider erschien das VdS-Journal Nr. 41, in dem zum Schreiben eines Artikels aufgefordert wurde, wieder mal einige Wochen zu spät. Sonst wären sicher noch mehr Berichte gekommen. Aber keine Angst! Wir werden die Artikel, die uns nach Redaktionsschluss erreichen, in einem späteren Heft abdrucken.
So mancher wird sich beim Lesen der Geschichten an seine Jugend- und Anfängerzeit erinnert fühlen. Ich wünsche gute Unterhaltung und viel Spaß beim Lesen!

Grundlagenwissen:
Bastlerische Aufbesserung von Teleskopen mit Tipps und Ideen für das erste Fernrohr
von Sven Wienstein

Ein optisches Instrument ist eine empfindliche Sache und wer eine natürliche Scheu davor empfindet, ihm mit Hammer und Schraubendreher zu Leibe zu rücken, denkt zunächst nicht falsch. Doch ob es nun das erste oder zehnte Instrument, das beim Ferienjob ersparte Schülerteleskop oder die luxuriöse Erfüllung eines langjährigen Traumes ist: Manches Detail kommt in Serie produziert zu kurz. Zu oft ertappt man sich dabei, sich das eine oder andere einfach besser zu wünschen, als es vom Hersteller umgesetzt wurde.
Die Möglichkeiten, ein Teleskop zu verbessern, sind geradezu unzählbar. Oft geht es darum, Unzulänglichkeiten nachzubessern oder auch das Fernrohr einfach zu tunen. Andere Anpassungen sind dem persönlichen Geschmack oder auch
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dem Anforderungsprofil unterworfen. Wer mit der gebotenen Sorgfalt und etwas Geschick zu Werke geht, der kann so manche Schwachstelle eines Instruments selbst beheben, die Leistungsfähigkeit des Gerätes beträchtlich steigern und so sein Beobachtungserlebnis erheblich aufbessern. Dieser Artikel soll typische Problemstellen beliebter Teleskope aufzeigen, zu Verbesserungen anregen und auch die zu erwartende Leistungssteigerung im Detail darstellen.
Risiken Alles hat seinen Preis. So auch der beherzte Griff zum Schraubendreher. Während manche Verbesserung am Teleskop gefahrlos und rein äußerlich durchzuführen ist, erfordern andere Maßnahmen Umbauten am Teleskop und in Folge

dessen die spätere Neujustage der Optik (gleich welchen Typs). Und ganz gleich, wie überlegt und sorgfältig man arbeiten mag, ein Restrisiko für Schäden lässt sich nicht in Abrede stellen. Jeder muss sich daher selbst einschätzen, ob er dieser oder jener Maßnahme gewachsen ist. Ein paar Grundregeln gibt es indes, die man möglichst in jeder Situation bedenken sollte:
Ein aufgeräumter Werkzeugkoffer macht noch keinen guten Handwerker. Aber ein sorgfältig durchdachtes Vorgehen bewahrt vor vielen Schäden. Wer mit Werkzeug am Teleskop hantiert, sollte stets vor dem Fall bedenken, dass die Schwerkraft abwärts wirkt. Wann immer es möglich ist, soll das Teleskop so geschwenkt werden, dass ein entfallenes Werkzeug keine

Mein erstes Teleskop

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optische Fläche trifft. Wann immer es möglich ist, sollte man optische Flächen sinnvoll abdecken. Wenn es staubt oder spant, ist es leichter, mit Folie oder Tüten jenen Dreck aufzufangen, der sich sonst im ganzen Gerät verteilt.
Vor dem Ausbau von optischen Elementen sollte man sich stets die Frage stellen, wie man diese korrekt wieder eingebaut bekommt. Hier kann das Internet wertvolle Informationen zum verwendeten Teleskopmodell geben. Wird die Optik ausgebaut, so liegt sie am besten staubgeschützt weit weg vom Arbeitsplatz. Ein frischer Müllbeutel ist praktisch staubfrei und schützt die Optik zunächst vor Staub. Spiegel liegen mit dem Rücken auf einem guten Polster, zum Beispiel aus Zellstoff oder Watte. Linsenoptiken, die man allenfalls in der Fassung als Ganzes ausbauen darf, ruhen möglichst so auf dem Rand der Fassung, dass die weiche Unterlage oder Umhüllung beim Transport nicht den Müllbeutel über die Linsen reibt. Der Lagerplatz ist nicht im Zugriff von Kindern, nicht auf wackeliger Unterlage und weder zu hoch über Kopf, noch in Trittgefahr auf dem Boden. Und passiert trotz aller Vorsicht beim Projekt doch ein Malheur, so ist es besser, die Ruhe zu bewahren und um Rat zu fragen, statt zum Beispiel mit überstürzter und falscher Reinigung der Optik den Rest zu geben.
Montierungen: Kampf dem Wackeldackel Eine Faustregel in Amateurkreisen besagt: Die kleinste zu einem Teleskop erhältliche Montierung ist um mindestens eine Tragkraftklasse zu schwach. Was aber kann man tun, um seine Montierung zu verbessern?
Grundsätzlich unterscheiden muss man zwischen Montierungen auf Stativ und den ebenfalls geläufigen Rockerboxen der Dobson-Teleskope. Rockerboxen sind für gewöhnlich recht stabil und tragen das passende Teleskop im Vergleich zu üblicherweise im Paket verkauften Montierungen sehr gut. Sie sind aber meist zu schwer ausgeführt und können einer selbst gebauten Rockerbox oder mancher käuflicher Alternative aus Holz statt Spanplatte sowie ordentlichen Höhenrädern und vielen durchdachten Details nicht das Wasser reichen.

Der Dobson-Beobachter wird in erster Linie den Slip-Stick-Effekt als störend empfinden. Gemeint ist das Anrucken bei jedweder Teleskopbewegung, wenn Haftin Gleitreibung übergeht. Das betrifft sowohl Höhenräder als auch das zwischen den Bodenplatten liegende Azimutlager. In manchen Fällen ist die Bohrung zu groß für den Führungsbolzen des Azimutlagers. So kommt es zu einem Ruck, weil beim Andrehen zunächst die Platten gegeneinander verschoben werden. Hier hilft es schon, den Bolzen mit Klebeband zu umwickeln, um das Spiel zu beseitigen. Natürlich ist auch eine passende Plastikhülse denkbar - falls man ein passendes Teil findet.
Ein Sonderfall beim Azimutlager sind Rollenlager, die - zumindest für manchen Geschmack - zu leichtgängig und daher anfällig gegen Wind oder einen leicht schiefen Boden sind. Das leichtgängige Rollenlager lässt sich durch Erhöhen des Anpressdrucks zwischen den beiden Platten schwergängiger machen. Aber auch ein bremsendes Fett an der Lagerung der Rollen kann schon einen ausreichenden Effekt erzielen. Es sollte aber keines gewählt werden, das auch bei starken Minusgraden nicht hart wird. Man sollte also beim Kauf des Fettes unbedingt den angegebenen Temperaturbereich beachten.
Gleitlager mit Slip-Stick-Effekt werden mit Teflonpads, die auf einer Ebony-Auflage gleiten, sehr feinfühlig verstellbar. Wer das Material nicht selbst beschaffen kann, findet für wenig Geld beim Händler oder für noch weniger Geld auf AstroMessen Nachrüst-Sets.
Hat man die Rockerbox ohnehin in Bearbeitung, so lohnt sich der Blick auf die Verarbeitung. Sind unversiegelte Holzflächen oder gar die Kanten von Spanplatten dem nächtlichen Tau zugänglich? Wird gegebenenfalls noch eine Ablage für Filter oder Okulare benötigt? Wer mit dem Lötkolben umgehen kann, der kann mit roten LEDs auch für eine beleuchtete Okularablage sorgen.
Stative, insbesondere wenn sie leicht gebaut sind, lassen sich durch ein paar erstaunlich einfache Tricks stabilisieren. Zunächst sollte ein Stativ nie weiter als nötig ausgezogen werden. Weiter emp-

fiehlt es sich, die Schrauben an sämtlichen Übergängen zwischen Metallteilen sorgfältig fest zu ziehen. Besonders kritisch ist der Übergang zwischen Stativbeinen und Stativkopf. Wer Kunststoffteile als Übergang vorfindet, darf diese natürlich nicht überstrapazieren und auch Metallteile sind gegen rohe Gewalt nicht gefeit - man montiert hier keine Radmuttern!
Eine erstaunliche Schwingungsdämpfung erzielt man, indem man unter dem Stativkopf ein pendelndes Gewicht anbringt. Das Vorbild solcher Pendel sind die Schwingungsdämpfer in den obersten Stockwerken von Hochhäusern. Wer ohnehin einen Akku zur Versorgung seiner Teleskopsteuerung dabei hat, kann dessen Gewicht hier sinnvoll einbringen. Eine selbst gebaute Ablageplatte mit ,,Schlingerleisten" zwischen den Stativbeinen ist nicht nur praktisch, sondern bei manchen Stativen auch stabiler als die vorgesehenen, dünnen und klapprigen Dreiecksstreben. Sorgfältig in mehreren Gängen aufgebrachter Bootslack sorgt dafür, dass die Platte auch nach einigen hundert Taunächten eben ist. Alternativ gibt es auch fertig beschichtetes Plattenmaterial im Baumarkt.
Was für die Übergänge am Stativ gilt, lässt sich auch auf das Achsenkreuz und die Teleskopaufnahme anwenden. Schwache Übergänge, ein Teleskop dessen Gewicht nicht in beiden Achsen ausbalanciert ist, aber auch Lager mit Spiel können für Schwingungen verantwortlich sein. Ausreichend lange biegsame Wellen, eine leichtgängige Untersetzung des Okularauszugs oder eben die Motorisierung von Fokussiertrieb und Montierung können quasi passiv das Wackeln reduzieren, helfen aber nicht bei Wind.
Typische Schwachstellen eines Teleskops So manche guten Ratschläge für Teleskopbauer sind beim Teleskop von der Stange im günstigen Bereich durch den Preisdruck unter die Räder gekommen. Nur wenige Teleskope haben noch den wirklich ratsamen, ausreichend großen Tubusdurchmesser. Die Folge ist nicht nur mehr Streulicht, sondern auch die Luftzirkulation beim Wärmeaustausch zwischen Teleskop und Umgebung beeinflusst vermehrt den Strahlengang.
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Mein erstes Teleskop

Teleskope sind anfällig für Tubus-Seeing, gleich ob Refraktor, geschlossenes oder offenes Spiegelteleskop. Streulicht und Tubus-Seeing gilt es auf jeden Fall zu Leibe zu rücken.
Der effektivste Weg, um dem Tubus-Seeing zu begegnen ist ein Lüfter. Ob sich dessen Einbau lohnt, hängt von der Größe des Teleskops und der Tubus-Art ab. Bei einem geschlossenen Tubus kann der Umbau sehr aufwändig sein, da Ein- und Austrittsöffnungen für einen sinnvollen Luftstrom im Tubus geschaffen und durch Filter gegen das Eindringen von Staub geschützt werden müssen. Bei Refraktoren wird daher sehr oft auf einen solchen Umbau verzichtet. Da das Objektiv mit der größten abkühlenden Masse am oberen Ende sitzt, kann erwärmte Luft leicht aus der Taukappe abströmen und die Optik erreicht nach einer gewissen Auskühlzeit ein gutes thermisches Gleichgewicht. Cassegrain-Systeme wie Mak oder SC sind komplexer. Hier bewirkt der unten im Tubus liegende Hauptspiegel ungünstige Strömungen, die von einem Lüfter verwirbelt oder gar abgesaugt werden können. Nebenbei beschleunigt sich die Temperaturangleichung des Spiegels. Schon mit fünf Zoll Öffnung ist die Auskühlzeit spürbar. Spiegelteleskope mit offenem Tubus zeigen bei einer relativ kurzen Auskühlphase oft sehr heftiges Tubus-Seeing. Ab etwa acht Zoll Öffnung dauert die Auskühlphase unangenehm lang und ein schnelles Absinken der Nachttemperatur kann einen guten Ausgleich verhindern. Hier hilft der meist sehr einfach saugend hinter dem Spiegel montierte Lüfter. Das Teleskop erhält eine neue Rückwand, auf der ein eher langsam drehender PCLüfter montiert ist. Vorzugsweise wählt man 80 Millimeter Lüfterdurchmesser bei Geräten bis 150 Millimeter Öffnung und mindestens 120 Millimeter Durchmesser bei größerem Optikdurchmesser. Der Lüfter saugt durch die vordere Teleskopöffnung Luft ein und führt sie um den Hauptspiegel herum, worauf sie bei aufrechter Tubusposition zum Boden hin ausgeblasen wird. Beim Achtzöller kann ein passend abgeschnittener Boden eines Putz- oder Mülleimers der ideale doppelte Boden sein. Vor allem bei Dobsons muss der Anbau flach genug sein, um beim Schwenk nicht in der Rockerbox anzustoßen. Löcher für den Zugang zu
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den Justageschrauben sind sinnvoll. Sie können mit passenden Verschlussstopfen aus dem Baumarkt versehen werden.
Auch die Abschirmung gegen den störenden Lichteinfall ist oft verbesserungswürdig. Während die meisten Linsenteleskope mit einer passablen Taukappe ausgestattet sind, ist dies bei Spiegelteleskopen leider eher ein selten anzutreffendes Sonderzubehör. Umso einfacher ist es, selbst Abhilfe zu schaffen. Moosgummi ist ein hervorragendes Material, um eine eigene, mattschwarze Streulichtblende zu basteln. Die raue, feinporige Oberfläche des schwarzen Materials wirkt als Lichtfalle für Störlicht. Die Kappe selbst, die am besten eine Trichterform entsprechend des maximalen Himmelsausschnitts des Teleskopes erhält, schirmt nicht nur unerwünschtes Störlicht ab, sondern beim Newton-Teleskop auch die warme Atemluft des Beobachters, das ,,Beobachter-Seeing".
Auch im Innern eines Teleskops ist es um die Streulichtabschirmung nicht immer gut bestellt. Fehlt ein Blendensystem im Tubus, hellt Streulicht aus dem Teleskoptubus den Himmelshintergrund im Okular unerwünscht auf - das Bild hat weniger Kontrast, vor allem bei sich kaum vom Hintergrund abhebenden Objekten oder solchen, die schwache Strukturen zeigen. Eine Tubusauskleidung mit selbstklebender Schwarz-Velours-Folie hat so manchem betroffenen Teleskop zu deutlich spürbarer Mehrleistung verholfen. Natürlich muss der Teleskoptubus zum Verkleben von allen Anbauteilen befreit werden. Nachdem sie mit einem (abwaschbaren) Fusselroller staubfrei gemacht wurde, kann die Folie im gesamten Tubus oder auch nur an den wichtigen Stellen, nahe an Linse oder Spiegel und beim Newton auch gegenüber des Okularauszugs, verklebt werden. Wer mit Blitzlicht ein Vorher-/Nachher-Foto macht, um mattschwarzen Lack und Velours-Folie zu vergleichen, wird am Ende eher vom grauen Mattlack sprechen wollen. Eine leicht isolierende Wirkung hilft auch gegen Tubus-Seeing im geschlossenen Tubus (Konvektionsströmungen). Das lässt sich durch zusätzliche Isolation noch verbessern. Meist lässt der ohnehin zu enge Tubusdurchmesser wenig Spielraum, um unter der Folie isolierende Schichten aus Isoliertapete anzubringen.

Diese kann eher außen am Tubus angebracht werden. Man findet Lösungen aus Heizkörper-Isolierung, mit nach außen gekehrter Aluminiumschicht, biegsame Schaummaterialien oder auch Kork.
Blenden gegen Störlicht sind in niedrigpreisigen Serienteleskopen meist weniger zahlreich platziert. Umso unangenehmer, wenn sie auch noch falsch berechnet wurden. Von einigen Optiken ist bekannt, dass falsch dimensionierte oder positionierte Blenden dafür sorgen, dass nicht die volle Objektivöffnung am Bild im Okular beteiligt ist. Häufige Schwachpunkte sind Blenden am inneren Ende des Okularauszugs. Diese wurden vielleicht für eine bestimmte Position des Okularauszuges berechnet, die in der Praxis aber nur selten erreicht wird. Beim Spiegelteleskop, besonders beim Newton, kann auch ein zu enger Tubus dafür sorgen, dass die zu geringe Tubusöffnung die genutzte Spiegelfläche verkleinert. Zwar ist die einzige Abhilfe, das Hindernis aus dem (optischen) Weg zu räumen, - aber so leicht es sich schreibt, so aufwändig oder gar praktisch unmöglich kann sich diese Maßnahme in der Realität darstellen. Mancher Bastler ist erst zufrieden, wenn die Optik in einem komplett neuen Tubus mit passenden Maßen umgebaut wurde.
Eine Optik, die belüftet, thermisch im Gleichgewicht und vor Störlicht geschützt ist, klingt ideal. Doch was, wenn die Optik zutaut? Anfällig sind besonders Refraktoren und Spiegeloptiken mit vorn liegender Korrektorplatte, aber auch Fang- und Gegenspiegel können zutauen, besonders die heute modernen Fangspiegel, deren Rückseite ohne den Schutz einer umhüllenden Fassung ihre Wärme leicht in den kalten Nachthimmel abstrahlen können.
So kann es je nach Feuchte und Wetterlage am Standort notwendig werden, den Fangspiegel oder die Taukappe zu beheizen. Hier gilt stets das Motto weniger ist mehr, denn es geht darum, nur gerade die Taubildung zu verhindern und nicht durch abstrahlende Wärme wieder Warmluftschlieren im Tubus zu erzeugen. Der Fangspiegel darf nur gerade etwas wärmer sein als die Umgebung. Tau oder Reif setzen sich dann wenig störend am Tubus ab. So können schon 0,5 Watt

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Copyright (C) 2012 by WEINGARTEN
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Mein erstes Teleskop

elektrische Heizleistung für einen großen Fangspiegel mit 80 Millimetern Durchmesser genügen. Diese 0,5 Watt lassen sich an einer 12-Volt-Stromquelle (Autoakku, Powerstation, Modellbauakku) sehr leicht erzielen, indem man vier Widerstände 1/4 Watt mit 75 Ohm aneinander lötet und sie mit den Batteriepolen verbindet. Es fließt bei 12 Volt ein Strom von 40 Milliampere, so dass jeder Widerstand mit 0,12 Watt heizt. Bei 13,8 Volt einer vollen Autobatterie erhöht sich die Leistung auf 0,63 Watt bei 46 Milliampere Strom, was etwa dem Verbrauch zweier Leuchtdioden entspricht. Wer eine 6-Volt-Stromversorgung benutzt, verwendet für eine fast gleiche Leistung vier Stück 18-Ohm-Widerstände, ebenfalls mit 1/4 Watt. Kohleschichtwiderstände reichen völlig aus und sind mit zehn Cent pro Stück nur wegen der kleinen Menge teuer bezahlt - wer im Versandhandel zehn Stück abnimmt, kann diese für zusammen gerade 35 Cent erhalten.
Eine Taukappenheizung wird wegen der größeren Fläche mehr Leistung benötigen. Wer ein Heizsystem nicht kaufen möchte, kann mit Konstantan-Widerstandsdraht, aber auch mit Außenspiegel-Heizfolie aus dem Kfz-Zubehör arbeiten. Die Heizleistung sollte nicht zu hoch gewählt werden, da die Taukappe sonst Tubus-Seeing erzeugt. Sie und die geschützte Optik müssen nur eben taufrei bleiben.
Entspannte Optik - entspannter Beobachter Ein nicht seltener Fehler bei Serienteleskopen ist eine verspannte Optik. Wird eine Optik durch ihre Fassung oder andere Umstände unter Druck gesetzt, so verliert sie ihre runde Form. Die Folge sind dreieckige Sterne oder Sterne mit Lichtausbrüchen und ein generell schlechtes, unscharfes Bild. So manche Optik ist ganz passabel gefertigt, kann das aber nicht zeigen, weil sie schlicht zu fest eingeklemmt wurde.
Wer sein Spiegelteleskop auseinander nimmt, um beispielsweise den Tubus mit Velours auszukleiden, der kann vorsichtig erfühlen, ob der Spiegel seitlich ein minimales Spiel hat. Dazu sollte nur die Spiegelrückseite berührt und der Spiegel sanft geschoben werden. Wenn sich der Spiegel nicht bewegt, dann sollte man
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sich die Halteklemmen und - wenn vorhanden - die seitlichen Zentrierschrauben anschauen. Wird der Spiegel hier gequetscht? Kann man die Schrauben lockerer einstellen, ohne dass sie sich dann ganz lösen?
Manche Spiegelteleskope leiden auch unter einem verspannten Gegen- bzw. Fangspiegel. Einige Geräte haben um den Fangspiegel herum eine ringförmige Kunststofffassung. Diese schrumpft bei Kälte weit stärker als der Glaskörper des Spiegels und so wird bei einer zu engen Passung der Spiegel gequetscht und die Bildqualität leidet (oft durch Astigmatismus). Bei Linsenteleskopen kann eine zu stramm aufgepresste Taukappe Druck auf Objektiv und Linsen ausüben mit ganz ähnlichen Auswirkungen wie beim Spiegelteleskop. Hier ist ein Vergleich bei ausgekühltem Teleskop mit und ohne Taukappe aussagekräftig. Ist die Taukappe zu stramm, kann man nach entfernbaren Filzstreifen suchen, oder man muss die Kappe oder deren Sitz abschmirgeln.
Gute Justage Unweigerlich wird man schon bei der gründlichen Kaufvorbereitung auf das Thema Justage stoßen. Die Meinungen dazu mögen unterschiedlich sein. Fakt ist aber: Es ist ein großer Vorteil, ein dejustiertes Teleskop überhaupt justieren zu können. Ein dejustiertes Teleskop bleibt sehr weit hinter seinen Möglichkeiten zurück, was sich vor allem im Bereich der maximal sinnvollen Vergrößerung des jeweiligen Gerätes zeigt. Schwere Dejustage aber kann sogar Nachteile bei schwacher Vergrößerung haben, wenn beispielsweise nicht die volle Teleskopöffnung ihr Licht ins Okular bringt.
Beim Refraktor muss dabei unterschieden werden, ob man das Objektiv zum Tubus und Okularauszug justieren kann, oder ob nur das Objektiv in sich, also die Linsenzentrierung zueinander beeinflusst werden kann. Letzteres sollte für die meisten Sternfreunde eher ein Tabu bleiben. Gibt es bei einem Zweilinser noch Chancen, mit dem Sterntest oder einem Interferometer zurechtzukommen, gehören zur Justage eines Triplett-Objektivs genaue Kenntnisse der Vorgehensweise, um überhaupt Aussicht auf Erfolg zu haben. Somit sollte beim Refraktor eher das Objektiv zum restlichen Teleskopaufbau

justiert werden, wenn denn diese Möglichkeit überhaupt vom Hersteller vorgesehen ist. Es wird dann die ganze Optikfassung mitsamt Taukappenaufnahme zum Rest des Tubus verkippt. Spiegelteleskope sind hingegen meist grundsätzlich so aufgebaut, dass ihre Komponenten justiert werden können. Wesentlich ist dabei die Justage von Haupt- und Gegen- bzw. Fangspiegel zu Tubus und Okularauszug. Aber auch bei Spiegelteleskopen gibt es Konstruktionen, die nicht auf eine Justage durch den Besitzer ausgelegt sind. Diese Situation liegt bei einigen Maksutov-Cassegrains vor, die zwar bezüglich leichter Dejustage ähnlich gutmütig sind wie mancher Refraktor, deren Leistung sich aber steigern lässt, wenn ein Sternfreund sich mit einem guten Konzept an die Aufgabe heranwagt. Ein Kinderspiel ist aber auch das nicht.
Da schon die einfache Newton-Justage einen eigenen Artikel füllt, kann hier nur der Hinweis stehen, sich mit anderen Sternfreunden über die Justagemöglichkeiten des eigenen Teleskopes auseinanderzusetzen. Hier hilft der Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten enorm weiter und auch eine durchdachte Anleitung zur Justage und wenn nötig auch zur Demontage ist hier sehr wertvoll.
Je nach Teleskoptyp unterscheiden sich auch die nötigen oder sinnvollen Justagewerkzeuge. Cheshire und Justierokular, aber auch Justierlaser, optional mit Barlow, sind bekannte und bewährte Hilfsmittel. Jedes hat aber seinen Zweck und keines ist ein Allheilmittel. Deshalb noch einmal der generelle Hinweis: Linsengruppen und Refraktorobjektive lässt man besser, wie sie sind. Gibt es damit Probleme, sollte man sich im Rahmen der Gewährleistung um eine professionelle Nachbesserung durch den Händler bemühen. Am Ende entscheidend ist die Sternabbildung, so dass zumindest bei den meisten Spiegeloptiken auch die Feinjustage am Stern erfolgen sollte.
Sonne Die Sonnenbeobachtung stellt in vielerlei Hinsicht eine besondere Herausforderung dar. Niemals darf man die Sonnenbeobachtung ohne einen richtigen und ordentlich montierten Sonnenfilter wagen - schwere Augenschäden drohen - bis hin zur Erblindung. So gilt es, egal ob ein

Mein erstes Teleskop

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Sonnenfilter in selbstgebauter Halterung zum Einsatz kommt oder ein gekaufter Filter samt Fassung, dessen Sitz auf dem Teleskop narren- und sturmsicher zu machen. Wer die Filterfassung selbst baut, verwendet allermeist eine visuell ausgelegte Sonnenfilterfolie mit ND 5. Fotografische Folie ist eher selten in Gebrauch, was auch den Fortschritt der digitalen Fototechnik dokumentiert. Die Folie soll zwar faltenfrei, aber nicht gespannt oder gar gestreckt in der Fassung liegen. Eine gespannte Folie zeigt ein schlechteres Sonnenbild als wellig liegende Folie ohne Spannung. Auch hier sei auf die vielen verfügbaren Anleitungen verwiesen, die den Bau genauestens erläutern.
Wichtig ist es, das Teleskop und die Filterfassung lichtdicht zu machen. Da der Sonnenfilter nur ein Hunderttausendstel des Sonnenlichts ins Innere des Teleskopes passieren lässt, sind die 90 Prozent Reflexion einer hellen Hauswand im Vergleich dazu hell wie ein Strahler. Es gilt also, den gesamten Teleskopaufbau auf Licht-Schlupflöcher zu überprüfen. Das kann auch eine freiliegende Spiegelrückseite sein. Selbst wenn ein Teleskopspiegel mit 99-prozentiger Reflexion nur ein Prozent Licht durchlässt, ist dieses eine Prozent eben 1000-Mal mehr Licht, als jenes, das durch den Sonnenfilter geht. Weil es durch den Spiegel nicht fokussiert wird, sorgt es ,,nur" für einen mächtigen Grauschleier im gesamten Bild.

Der Sonnenfilter, der zusätzlich eine eigene Streulichtblende erhalten kann, sollte außerdem nicht auf der Taukappe sitzen, sondern besser anstelle der Taukappe auf das Objektiv aufgesetzt werden. So wird verhindert, dass zwischen Sonnenfilter und Objektiv eine große Menge Luft eingeschlossen wird, die sich nach und nach erwärmt und so im erweiterten Sinne für Tubus-Seeing sorgt. Eine robuste Konstruktion sowie ein sicherer Sitz des Sonnenfilters haben aber stets Vorrang vor solchen Optimierungen.
Alternativ zum Folien-Sonnenfilter nutzt man oft am Refraktor einen Herschelkeil (mit einem zusätzlichen Dämpfungsfilter). Da hier das meiste Sonnenlicht erst in Okularnähe aus dem Strahlengang des Teleskops gespiegelt wird, muss nur der Bereich hinter dem Herschelkeil lichtdicht aufgebaut sein. Zwar ein sehr überschaubarer Bereich, aber doch nicht ohne Schlupflöcher. Zu weite Okular-Klemmfassungen lassen sich durch Einkleben von schwarzen Samt- oder VeloursStreifen lichtdicht machen.
Ein weiteres Thema bei der Sonnenbeobachtung ist die Wärme. Eine Sonnenfilterfassung, die den Tubus etwas überragt, sorgt durch die Ausrichtung auf die Sonne dafür, dass das gesamte Teleskop im Schatten liegt und sich nicht unnötig in der Sonne aufheizt. Tubus-Seeing, also unterschiedlich warme Luftströmun-

gen im Tubus, wären die im Bild sehr störende Folge.
Ein nützliches Hilfsmittel ist der Sonnensucher. Dies ist einfach eine kleine Peileinrichtung, die anstelle des optischen Suchers, durch den man ohne Sonnenfilter genauso wenig blicken darf, angebracht wird. Man konstruiert sich z.B. auf einem kleinen Holzklotz, der in die Sucher-Halterung passt, eine kleine ,,Zielscheibe" und gegenüber einen Schattenwerfer mit Loch. Das Ganze wird so angebracht, dass die Sonne durch das Loch im Schattenwerfer einen kleinen Punkt auf die Zielscheibe wirft. Am einfachsten markiert man sich auf der Zielscheibe, wo dieser Lichtpunkt hinfällt, wenn man die Sonne im Okular sieht. Bastlerische Kür ist es, den Sucher justierbar einzurichten.
Literatur und Internethinweise: - www.astrotreff.de - www.astronomie.de - www.zellix.de/selbstbau - William j. Cook: ,,The best of
Amateur Telescope Making Journal", Willmann-Bell, 2003
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Mein erstes Teleskop

Pressspan, Alurundstäbe und ein 110-mm-Newtonspiegel: Mein erstes Selbstbaufernrohr
von Ralf Thiele

Rückblickend ruft mir die Erinnerung an mein erstes Selbstbaufernrohr ein Lächeln auf die Lippen. Wie einfach und kompromissbehaftet dieses Erstlingswerk doch war. Mehr aus der Not heraus geboren. Handwerklich geschludert und es hätte keinem fachmännischem Urteil standgehalten. Und dennoch war dieser erste Eigenbau so wichtig für mich. Denn aus den Schwächen des eigenen Könnens und den Unzulänglichkeiten von Montierung und Fernrohr konnte ich nur lernen. Erfahrung um Erfahrung und viel Geduld und Zeit mündeten schließlich in einer Ausrüstung, die mir heute präzise nachgeführte Astrofotos ermöglicht. Und noch heute würde ich mir lieber ein Teleskop sowie eine Montierung selber bauen als eine zu kaufen.
Begonnen hatte alles im Jahr 1982 mit einem Geschenk meiner Patentante zum Geburtstag. Ein Buch von Werner Büde-

ler: ,,Faszinierendes Weltall". In diesem Buch wurden nämlich auch käufliche Teleskope vorgestellt und besprochen. Leider auch die Preise. Die waren für mich als Schüler genauso astronomisch wie mein Hobby. Glücklicherweise wies das Buch aber auch eine Alternative auf: den Fernrohrselbstbau. Viele Bilder von Eigenentwicklungen machten mir den Mund wässrig. Mangels Geld und Maschinen würde ich zwar vor allem die mechanischen Teile gerade auch einer Montierung nicht selbst hinbekommen. Aber Not macht bekanntlich erfinderisch und so schaute ich mal im Keller nach, was da noch so alles an Holzplatten und anderem verwendbaren Material herumlag.
Es fanden sich zunächst keinerlei Maschinen, wie z.B. eine Standbohrmaschine oder Band- bzw. eine Stichsäge. Nichts. Lediglich ein Sammelsurium aus

irgendwelchen Holzschrauben mit denen Regale an die Wand gedübelt wurden. Eine Handbohrmaschine (wirklich ,,Hand-", denn die war zum Kurbeln) und eine Laubsäge fanden sich noch. Werkstatttische oder ähnlich exklusive Ausrüstungsgegenstände waren leider nicht vorhanden. Einiges musste also angeschafft werden, die Krönung war eine Schlagbohrmaschine (nun wirklich mit Motor ...) und viel später eine Stichsäge. An Baumaterial waren diverse Regalbretter aus Pressspan vorhanden. Mit diesen primitiven Mitteln ,,gut gewappnet" ging es an das erste Selbstbauprojekt. Es sollte ein 110-mm-Newtonteleskop auf einer Gabelmontierung werden. An eine Deutsche Montierung war wegen des hohen Aufwandes nicht zu denken.
Zunächst wurde die Optik besorgt. Sie stammte von der damals wohlbekannten Firma AGA Westerholt mit dem um-

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Mein erstes Teleskop

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triebigen Inhaber Klaus Schwemin. Der Spiegel hatte ein Öffnungsverhältnis von f/8,8 und der planelliptische Fangspiegel 25 Millimeter Durchmesser (kleine Achse).
Das Teleskop selber war relativ schnell und unkompliziert vollendet. Die Optik fand in einem 130-mm-Kanalrohr aus dem Baumarkt Platz. Der Hauptspiegel wurde einfach auf einem rund ausgesägten Sperrholz mit drei seitlichen Halteklammern aus dünnem Stahlblech befestigt. Die Fangspiegelauflage bildete ein im Winkel von 45 Grad abgesägter Besenstiel. Einen Okularauszug konnte ich mir nicht leisten. Also wurde auch der selbst angefertigt. Und zwar aus einem Rundholz geeigneten Durchmessers. Dieses wurde der Länge nach von zwei Seiten mit einer Lochsäge ausgebohrt. Darin konnte dann ein eigens besorgtes 31-mm-Messingrohr über eine Schrägzahnstange hin und her bewegt werden. Dies war bereits Luxus, denn vor der Lösung mit dem Messingrohr dienten ein dünnwandiges, verchromtes Staubsaugerrohr und eine aufgeklebte Plastikzahnstange von Fischertechnik als Okularauszugsrohr ...
Das Schwierigste war die Montierung. Vor allem: Woher sollte ich denn die Achsen nehmen und wie die Lagerung

anfertigen? Mangels Wissen hatte ich ein großes Beschaffungsproblem. Dieses wurde ,,elegant" durch Improvisation umschifft. Die Achsen sollten möglichst massiv sein. Das massivste, was ich auftreiben konnte, waren 12 Millimeter (!) eloxierte Alurundstäbe aus dem Baumarkt. In einem Eisenwarenfachgeschäft bestellte ich vier offene Kugellager. Aus Sperr- und Pressspanplatten stellte ich das ,,Lagergehäuse" her. In diese wurden dann die Kugellager mit ihren Achsen mehr oder weniger hineingepresst.
Sehr schwierig war für mich, das Deklinationsachsgehäuse an die Rektaszensionsachse zu montieren. Eine Art Flansch musste her. Er wurde in der metallenen Abdeckung eines Lautsprechermagneten gefunden, den ich auf dem Sperrmüll fand. Man kann sich vorstellen, welche hanebüchene Konstruktion dieses Erstlingswerk war. Dennoch stellte sich nachdem die ,,Montierung" auf ein ebenfalls aus Latten gebasteltes Stativ gestellt wurde - großer Pioniergeist ein und das Gefühl, trotz aller Schwierigkeiten beim Bau etwas EIGENES bedienen zu können. Und trotz der für mich finanziell unerreichbaren Industrie-Geräte dennoch ein eigenes Teleskop zu besitzen. Die Beobachtungen damit waren sozusagen ein Quantensprung. Denn das erste

Fernrohr, das ich sehr lange hatte, war ein japanisches 40-mm-Linsenfernrohr mit aufrechtem Bild auf einem kleinen Aluguss-Tischdreibein. Selbst den Großen Orionnebel konnte ich damit kaum erkennen. Mit meinem neuen, ,,großen" Spiegelteleskop dagegen sah ich viele Dinge sozusagen zum ersten Mal. Die Anblicke mit diesem Teleskop waren auch der weitere Ansporn, mehr und mehr in den Selbstbau einzusteigen und auch größere sowie bessere Teleskope zu bauen.
Nach dieser ersten Selbstbauerfahrung reifte schnell der Plan nach einem noch größeren Teleskop. Tatsächlich baute ich anschließend einen 8-Zoll-f/6-Newton, der nach und nach verbessert wurde und schließlich auf einer ,,Ronny-Montierung" nach Plänen von Anton Staus auf einem Balkon astrofotografisch betrieben wurde. Beim Bau der Montierung half mir damals die Werkstatt einer nahegelegenen Sternwarte. Selbst vor der Entwicklung und dem Zusammenlöten einer elektronischen Synchronmotorsteuerung schreckte ich nicht zurück. Noch heute bin ich froh, diesen Weg gegangen zu sein. Für mich stellt Astronomie und Instrumentenselbstbau eine wunderbare Symbiose dar.

Vom Brillenglas zum Teleskop - Teil 1
von Christoph Ries

Fernrohrbau und Spechteln haben bei mir eine fast vierzigjährige Tradition. Wie ein roter Faden zog sich die Notwendigkeit, mit äußerst bescheidenen Geldmitteln ein funktionierendes Spechtelequipment zu fabrizieren, über mehrere Jahrzehnte durch mein Leben. Dazu gehörte natürlich auch, dass als Option nur der Selbstbau übrig blieb. Das Erlebnis, Planeten und Galaxien selbst durch ein Teleskop zu erblicken, war mir damals, zu Beginn der 1970er-Jahre so fern, dass ich glaubte, dies sei nur den Profis in großen Sternwarten möglich. Bis ich lernte, dass das dem Teleskop zugrundeliegende Prinzip eigentlich ganz einfach war und sich auch mit einigen Linsen bereits praktisch umsetzen ließ. Die ersten Versuche waren mehr als abenteuerlich.

Alles begann mit zwei alten, zerkratzten Lupen und ich erlebte, dass diese Linsen tatsächlich ein vergrößertes Bild erzeugen! Nachdem ich bei der Gelegenheit erstmals auch Bekanntschaft mit chromatischer Aberration gemacht hatte, probierte ich mal, eine Art Newton-Teleskop zu fabrizieren und zwar aus einem Rasierspiegel als Hauptspiegel und einem kleinen Spiegel, wie er in einen Vogelkäfig gehängt wurde, als Sekundärspiegel. Oh je, die Abbildung war schon extrem dürftig. Dennoch gelang es erstmals, einige Krater auf dem Mond zu erhaschen. Ich fühlte mich dennoch ein bisserl wie Galileo, bastelte aus dem Ständer für einen Föhn ein Standmodell, wie es in Friseurläden zu finden war, ein primitives Stativ. Das war vielleicht eine wacklige Angelegenheit. Es war schon naiv, wie

ich mit diesem klapprigen Gestell neben der Straßenlampe stand und den Mond anguckte. Das war nichts Gescheites. Aber man lernt ja nie aus. Mir war klar, dass eine bessere Optik her musste. Einerseits hatte ich keinerlei Ahnung, wo man ein Teleskopobjektiv kaufen konnte, zum anderen dämmerte mir damals schon, dass das wohl mit dem knappen Taschengeld nicht zu machen sein dürfte. Bei einem Optiker kaufte ich mir ein Brillenglas mit einer Dioptrie, also mit einem Meter Brennweite. Gepaart mit einer Lupe und einem Abflussrohr näherte ich mich einem funktionierenden Fernrohr an. Außen weiß und innen schwarz angepinselt - gut. Einen Fokussierer brauchte es auch noch. Dank Sperrholzbrettchen und Laubsäge entstand ein primitiver Okularauszug, der
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Mein erstes Teleskop

1-3 Stadien meines Schiefspieglers in den Jahren 1978 und 1979 mit Papptubus und einfacher Montierung auf Säule. Bereits 1979 wurde
die Säule mit Abspannstreben verbessert, was das Wackeln stark reduzierte.

aus einer Klorolle hergestellt wurde. Die Papprollen von Küchentüchern stellten schon ein nützliches Halbzeug dar. Natürlich musste für den frischgebauten Einfachrefraktor wieder das Föhnstativ herhalten. So richtig prickelnd war das Spechtelerlebnis aber immer noch nicht. Mit der Wahl des Brillenglases hatte ich ja nur eine, meinem Taschengeldetat angepasste Notlösung gefunden, die ich mit deftigen Farbsäumen um die Sterne herum bezahlen durfte. Dann war die Brennweite der Okularlupe auch noch ziemlich kurz gewesen, die resultierende relativ hohe Vergrößerung war der Bildqualität nicht gerade förderlich. So wurden nur wenige Nächte mit dem primitiven Refraktor gespechtelt. Außer einigen hellen Sternen, mit quietschbunten Farbsäumen garniert, habe ich nicht viel damit gesehen. Auch das Abblenden auf etwa 45 Millimeter hat nicht wirklich was gebracht. Es gab keine Alternative: Eine richtige Optik musste her!
1978 hatte ich dann genug gespart, etwa 100 Mark, dass es für ein Objektiv reichen konnte. Aber woher die Optik nehmen? Der Optiker, der mir das Brillenglas verkauft hatte, kannte sich ein wenig aus und nannte mir zwei Bezugsquellen, die ich sogleich anschrieb. Internet oder gar Online-Shop waren ja damals noch kein Thema. So wartete ich sehnsüchtig auf Post. Als jugendlicher, künftiger Fernrohrbauer übrigens eine gute Übung, eine der Fundamentaltugenden des Fernrohrbaus zu lernen: Geduld! Die war auch später oft gefordert. Von einer Firma bekam ich einen kleinen Prospekt. Wenn man dort fünf Mark einschickte, sollte man einen umfangreichen Katalog erhalten. Klang vielversprechend, schade nur, dass ich nie einen Katalog
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erhielt. Die zweite Firma, Lichtenknecker, schickte mir einen dicken Brief, der Lesestoff für mehrere Tage versprach, darunter praktischerweise auch gleich Zeichnungen mit genauen Abmessungen, um die angepriesenen Optiken fachgerecht verbauen zu können. Zwei Optiken passten in meinen Etat, ich entschied mich für den 60 Millimeter durchmessenden Schiefspiegler mit 1320 Millimetern Brennweite, weil der die meiste Öffnung fürs Geld bot. Sogar ein 30er Mittenzwey-Okular war noch mit drin!
Im Buch ,,Refraktor Selbstbau" wurde unter anderem der Bau eines SchaerRefraktors beschrieben. Da ich keine Ahnung hatte, wie ich einen Schiefspiegler bauen sollte, hielt ich mich einfach an diese Vorlage. So kam es, dass der Schiefspiegler, von dem ich ja nur die Maße für die Optikkomponenten im Lichtenknecker-Heftlein hatte, das Aussehen eines Schaer-Refraktors bekam. Wie üblich griff ich auf bereits benutzte Komponenten zurück. Das dicke Papprohr, mit dem ich die lächerlichen Newton-Versuche unternommen hatte, musste wieder herhalten. Kurzerhand wurde das Rohr für den schief verlaufenden Strahlengang längs aufgesägt, aus Sperrholzbrettchen entstand der Seitentubus, in dem der Sekundärspiegel und der Fokussierer untergebracht waren. Erstmals baute ich einen richtigen Fokussierer aus Metall. Ich fand eine kleine Dreherei, die mir für kleines Geld nicht nur passende Aluröhren zukommen ließ, sondern auch zwei Teile passend ausdrehte, damit ein einfacher Schiebefokussierer entstand, der mit einer Schraube geklemmt werden konnte und eine Klemmhülse für das Okular enthielt. Die Halterungen für die Spiegel sollten natürlich justierbar sein. Diese wurden

in gewohnter Weise aus Sperrholzbrettchen mit der Laubsäge oder wahlweise der Puksäge gesägt. Zum Verschrauben kamen Rundkopf-Holzschrauben zum Einsatz, weil ich eine größere Menge davon geschenkt bekommen hatte. Dieser Schiefspiegler sollte selbstverständlich eine parallaktische Montierung erhalten. Für mich war es ganz sonnenklar, dass man damit auch fotografieren können sollte. Welche Hürden da lauerten, höher noch als heutzutage, davon hatte ich ja noch gar keine Ahnung. Dafür sollte die Montierung natürlich auch einen Antrieb haben, am besten motorisch. Doch wie ein solch engagiertes Projekt in die Tat umsetzen?
Mittlerweile hatte ich mir noch ein weiteres Buch, ebenfalls herausgegeben vom Verlag Uni Druck, beschafft: ,,Fernrohrmontierungen und ihre Schutzbauten für Sternfreunde". Dort war neben Geräten, die mich später zum Bau des BismarckTeleskopes inspirieren sollten, auch eine Rolldachhütte und eine einfache, kleine Montierung beschrieben, die sogenannte Flori-Montierung mit 20-mm-Achsen. Damals war ein Arbeitskollege meines Vaters Schreiner und sägte mir die Brettchen für eine sauber auf das Papprohr passende Fernrohrwiege zu. Vor allem die runden Aussägungen hätte ich mit der Laubsäge wohl nicht so schön hingekriegt. Ich besaß ja nur einen historischen, winzigen Minischraubstock und zwei verschiedene Handbohrer und eben eine Laubsäge und eine Puksäge und eine ziemlich stumpfe Halbrundfeile. Recht dürftige Ausstattung, um eine parallaktische Montierung zu bauen. Immer schwallweise, je nach Taschengeld, wurden mal Holzbrettchen, dann wieder der Balken für die Säule der Montierung

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beschafft. Ein großes Problem stellten die Achsen dar. Woher sollte man diese besorgen? Die kleine Dreherei, die mir später beim Okularauszug half, kannte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Da ich damals in der Münchner Innenstadt zur Schule ging, arbeitete ich mich von der Stadtmitte aus per Durchfragen, zuerst in Kaufhäusern, dann in verschiedenen Fachgeschäften für Handwerkerbedarf, Schrauben etc. voran und wurde im Glockenbachviertel fündig. In einem Hinterhof gab es eine Schlosserei, wo man mir für einige Groschen in die Kaffeekasse zwei 20-mm-Stahlachsen gab und einer der Mitarbeiter schnitt sogar das passende Gewinde für das Gegengewicht auf die Achse und sogar eine Stahlscheibe, die als Flansch dienlich war, wurde mir in die Hand gedrückt. Bei dieser Expedition bin ich damals, noch ohne Stadtplan und erst recht ohne Google, auch auf den bei so manchem Münchner Handwerker

legendären ,,Schrauben Preisinger" gestoßen. Eine Quelle, die selbst heutzutage noch wertvoll und in seiner Vielfalt dem Internet durchaus ebenbürtig ist, dabei auch jetzt noch den angestaubten Charme der Fachgeschäfte der siebziger Jahre verströmt. Die kleine Schlosserei im Hinterhof nannte mir noch eine Bezugsquelle für einen größeren Stahlrundling, der als Gegengewicht fungieren würde, da dort kein passendes Material zur Hand war.
Jetzt war fast alles komplett, sogar ein Kugellager vermochte ich aufzutreiben. Diese ganzen Beschaffungsexpeditionen, immer nach Schulschluss in der Stadt, dann wieder warten, bis erneut einige Mark beisammen waren, um Material zu besorgen - da wurde wieder die Tugend der Geduld gefordert. Das Herstellen der Holzklötze der Lagerböcke in Rektaszension und Deklination war relativ

schwierig, vor allem das Anfertigen der Bohrungen für die Achsen. Mit Hilfe der Feile konnte ich die Achse einigermaßen einpassen, so dass es relativ wenig wackelte. Die kleinen Flansche wurden natürlich wieder mit den überall verwendeten Halbrundkopf-Schlitzschrauben verschraubt - nicht gerade stabil das Ganze. Schon beim Bau wurde ich ob der Stabilität skeptisch und verkleidete die Lagerböcke vollflächig mit Sperrholzbrettchen. Unter die Flanschplatte wurden Verstärkungsbrettchen montiert, damit ich längere Schrauben für die Flansche verwenden konnte. Für die Polhöhe half mir wieder der Schreinerkollege meines Vaters, den Winkel sauber abzusägen. Ein anderer Kollege hatte mir auf der Drehmaschine, die es in dem Betrieb ebenfalls gab, das Gegengewicht plan gedreht und auch für das zur Achse passende Gewinde gesorgt. Fortsetzung im nächsten Heft ...

Mein erstes Teleskop - oder wie bei mir
die Astronomie wieder aktiv wurde
von Achim Strnad

Sicherlich findet sich in meinen Beschreibungen der eine oder andere geneigte Leser selbst wieder. Schon als kleiner Junge war ich astronomisch interessiert. Mein Vater besaß damals ein 30x25-,,Piratenfernglas", mit dem ich den Mond beobachten durfte. Auf meine neugierigen Fragen hatte ich - soweit möglich - immer Antworten erhalten. Ein Quell, um meine Neugierde zu stillen, war damals die Innenseite meines Schulatlas (Diercke Weltatlas), in welchem unsere Planeten mit Zusatzinformationen wie Größe, Dichte, Umlaufzeiten, Anzahl Monde etc. abgebildet waren. Alles wurde aufgesogen, noch heute kenne ich die Daten auswendig. Geld für ein Teleskop war jedoch nicht vorhanden. Es blieb dabei, sehnsüchtig die entsprechenden Seiten des Quelle-Katalogs durchzublättern. Mit einsetzender Pubertät wurden andere Themen wichtig - die Astronomie verlor ich aus den Augen.
Im Januar 2001 - nun selbst Familienvater mit zwei damals acht und fünf Jahre alten Kindern - sollte sich dies wieder ändern. Ich kam auf die Idee, in den Weih-

nachtsferien das Nürnberger Planetarium zu besuchen. Vor allem meine achtjährige Tochter Lisa war von dem Besuch völlig fasziniert, mir ging es ehrlich gesagt ganz ähnlich. Da ich vom Arbeitgeber einen kleinen finanziellen Bonus erhalten hatte, reifte die Idee, ein Teleskop zu kaufen. In Zeiten der elektronischen Medien habe ich vor allem auf das Internet als Informationsquelle gebaut, mich im größten deutschsprachigen Forum angemeldet und angefangen zu lesen, dann auch Fragen zu stellen. Was ich denn mit dem Teleskop alles machen wollte? Nach zwei Wochen Recherche war ich mehr und mehr verunsichert. Ich hatte gelernt, dass es DAS Teleskop nicht gibt, je nach Einsatzzweck haben alle Vor- und Nachteile. An einem Samstagmorgen bin ich dann in die Nähe von München zu einem Astronomiehändler gefahren, wollte endlich Fakten schaffen. Der freundliche Geschäftsinhaber hat damals meine Unsicherheit erkannt, mit wenigen Fragen herausgefunden wohin ich tendiere und mich darin bestärkt. Nach zwei Stunden habe ich ein TAL2-Teleskop in mein Auto geladen. Es war also ein 6-Zoll-f/8-

Newtonteleskop russischer Produktion geworden, welches jedoch nicht auf der originalen Säulenmontierung mit 220-VNachführmotor, sondern auf einer VixenGPE mit Hartholzstativ montiert wurde. Die Kombination war ungewöhnlich, hat sich aber bewährt. Nach anfänglichen Verunsicherungen in den ersten Beobachtungsnächten - ich wusste ja nicht wirklich, was wie zu sehen ist - habe ich mich mit ,,NaTALia" angefreundet (jedes meiner Teleskope hat auch einen Namen) und dann jede potenzielle Beobachtungsmöglichkeit ausgenutzt. 35 Beobachtungsberichte sind im ersten Jahr verfasst worden. Beim ITV-2001 hatte ich den ersten Kontakt mit der ATMSzene und wurde vom Teleskopbau- und Spiegelschleifvirus infiziert. So kam es, dass ,,NaTALia" nach ca. 18 Monaten intensiven Einsatzes in einer Holzkiste verschwand und dem ersten Selbstbau/schliff weichen musste. Dort ruht sie heute immer noch - von der ersten Geliebten kann man sich eben einfach nicht trennen, auch wenn dies streng genommen unsinnig ist.
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Mein erstes Teleskop

So fing's an - mein erstes Teleskop
von Daniel Spitzer

Die Geschichte beginnt schon vor dem Teleskopkauf: Kurz vor Weihnachten 1999 war ich aus irgendeinem Grund in Dortmund. Aus irgendeinem anderen Grund verschlug es mich in eines der großen Kaufhäuser, in dem ich eher zufällig an der Fotoabteilung vorbei kam. Auf einem Podest stand dort eine ganze Horde von schwarzen Teleskopen der Marke Bresser. Die Marke kam mir damals schon bekannt vor und ich dachte ,,Dann sind die bestimmt gut!" Beim Blick auf die Preisschilder war mir sofort klar, was ich mit dem Geld, das ich zu Weihnachten bekam, machen würde...
Am 3.1.2000, dem ersten Geschäftstag des neuen Jahrtausends fuhr ich erneut mit dem Zug nach Dortmund. Der Tag, an dem ganz Deutschland Angst vorm Computer-Crash hatte. Ich sah mir das Teleskop - das Bresser ,,Sirius" - nochmal genau an. Es besitzt 70 mm Öffnung, 900 mm Brennweite und bis zu 625-facher Vergrößerung, wow (heute muss ich schon etwas über den Wert der Vergrößerung schmunzeln ...). Ich fragte den Verkäufer, was er mir über das Teleskop meiner Wahl sagen könnte. Naja, die Beratung lief denkbar schlecht: Mit den Worten ,,Können Sie alles hier nachlesen" knallte er mir den Bresser-Katalog auf den Tresen. Ich blätterte also die entsprechende Seite auf, wurde aber nicht wirklich schlauer. Alles, was auf dem Infoschild am Teleskop stand, wurde im Katalog durch Symbole vermittelt. Egal, ich wollte das Ding!
Mit meinen Worten ,,Ok, das nehm` ich" war der Kauf besiegelt. Plötzlich wurde der Verkäufer massiv freundlicher, wahrscheinlich hat er nicht gedacht, dass das kleine Kerlchen mit den dicken Wangen (ich habe damals eine größere Menge Cortison genommen) wirklich etwas kaufen würde. Er bastelte mir mit Paketklebeband sogar noch einen Tragegriff an den Karton, da ich ja noch mit Zug und Bus nach Hause kommen musste. Endlich angekommen, wurde das große Paket geöffnet. Nach und nach kamen ein Sucher 5x24, die Stativbeine, die Montierungsgabel, Barlowlinse und drei
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1,25-Zoll-Okulare zum Vorschein. Alles wurde zusammengebaut und bestaunt. Umso schwerer fiel es mir, bis zum First Light noch zwei Tage wegen schlechtem Wetter zu warten. Am 5.1.2000 war Jupiter mein erstes Objekt. Sofort waren die vier Galileischen Monde und die zwei prägnanten Wolkenstreifen erkennbar. Mangels eines Himmelsatlanten wurden zunächst nahezu ausschließlich Mond und Planeten beobachtet.

Meine ersten Gehver-

suche auf dem Weg

zum Deep-Sky-Beob-

achter bestanden darin,

M 42, M 45 und einige

Doppelsterne zu beob-

achten. Deep Sky war

ohne Himmelsatlas oh-

nehin schwierig - der

kam erst ein paar Mo-

nate später in Form des

,,Atlas für Himmels-

beobachter" von Erich Karkoschka dazu. Den

1 Mein erstes Teleskop: das Bresser ,,Sirius" mit 70 mm

benutze ich heute mit

Öffnung und 900 mm Brennweite auf azimutaler

deutlich größerer Optik

Montierung

übrigens immer noch

gerne. Damals habe ich

irgendwo gelesen, dass man das Gesehe- Spaß damit. Trotzdem habe ich aus der

ne nach Möglichkeit auch zeichnen sol- damaligen Zeit und Beobachtungspra-

le. Als Hobbymaler war mir sofort klar, xis viel mitgenommen. Immer wenn der

dass ich das auch mache! Die schriftliche Himmel klar ist, aber der Mond scheint,

Dokumentation liegt mir bis heute nicht wird er auch beobachtet. Ich beobachte

so 100-prozentig. Bilder sagen ohnehin einfach lieber den Mond, als gar nicht

mehr als tausend Worte.

zu beobachten! Und Doppelsterne sind

seit zirka einem Jahr auch wieder auf

In der Zwischenzeit hat mich der Öff- meinem Beobachtungsprogramm. Wenn

nungswahn gepackt - wie viele andere es noch zu hell für Deep-Sky-Objekte

Deep-Sky-Beobachter auch. Das ist einer ist, aber schon so dunkel, dass man vie-

der Gründe, warum der kleine Refrak- le Sterne sieht, nutze ich Doppelsterne,

tor heute so gut wie nicht mehr genutzt um mich warmzubeobachten und auf die

wird. Der andere ist der defekte Sucher. Nacht einzustimmen. Wer weiß, wie es

Eigentlich schade, ich hatte früher viel ohne den Refraktor gekommen wäre ...

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In the beginning (1967-87)
von Wilfried Wacker

Ich weiß noch gut, als ich so 11 oder 12 Jahre alt war (1967/68), schenkte mir mein Schwager ein kleines, ausziehbares Taschenfernrohr, ein sogenanntes Robinsonfernrohr mit ca. 30 Millimetern Öffnung und 6-facher Verkleinerung/ Vergrößerung. Man sieht es auf Abbildung 1 noch als Sucher. Da stand ich nun einige Male im Winter draußen im Hof, dicken Mantel an, Mutters ,,mannsgroßen" Bast-Blumenhocker rausgeholt, darauf mit einem einfachen Taschenstativ mein kleines Fernrohr und betrachtete voller Ehrfurcht den Orionnebel, die Plejaden und was man alles so mit bloßem Auge sonst noch fand (Nachbars Töchterlein?). Als Ausrüstung hatte ich die Hallwag-Sternkarte (an mehr erinnere ich mich nicht) und mein allererstes Astrobuch: ,,Leben auf anderen Sternen?" von Joachim Herrmann (steht immer noch im Regal). Da waren so schöne Oberflächenzeichnungen ferner Planeten drin, die lösten bei mir ein wahres ,,Astro-Fernweh" aus. Diese Empfindungen überfallen mich heute immer noch, wenn ich mal am Teleskop spazieren sehe - und am besten noch sphärische Musik dabei höre. Dieses ,,Himmelsfernweh" gehört heute nach wie vor für mich mit ans Teleskop, auch dem Philosophieren über den Kosmos und über unser Sein gilt meine tiefe Zuneigung.
Nebenbei: Was hat des Bauern Gülle mit Astronomie zu tun? Nun, für mich viel! Wenn man mal an so einem billigen Fernglas oder Taschenfernrohr riecht, die Plastik(?)-Ummantelung hat so einen merkwürdigen Geruch - ja, es riecht irgendwie genauso! Vielleicht hat der eine oder andere das auch schon mal festgestellt?
Nun gab es nach meiner Astro-Anfangszeit eine lange Pause, aber im Jahr 1981 fing das Interesse wieder an aufzukeimen. Ich hatte tatsächlich mal wieder in Joachim Herrmanns Buch gelesen (und die Bauern waren am Gülle fahren ...). Und siehe da: Ein Teleskop musste her! Ein Refraktor 60/710 von Eschenbach für 250 Märker durfte es werden. Mittlerweile hatte ich etliche Fachbücher hoch-

rangiger Amateur- und Vollastronomen gelesen, viele aus der Leihbücherei. Nun, diese hochgradigen Autoren-Leutchen sagten einem ganz genau, was der junge Sternfreund haben MUSS und was er erwarten KANN! Ein 6- bis 9-cm-Refraktor ist der Stolz eines jeden Knaben - oder sogar ein Spiegelteleskop mit 114 mm Öffnung! Parallaktisch musste ein Teleskop sein, ohne dem ist am Himmel nix zu finden und wenn ich mal groß bin, darf ich mir eines dieser unsinnig teuren Celestrons mit sagenhaften 20 Zentimetern Öffnung kaufen. Ja, so war unsere kleine Astrowelt damals - besser: So wurde sie uns beigebracht! Einen besseren Weg, sofort nach der Astro-Eingewöhnung voller Frust alles wieder hin zu werfen, gab es nicht wirklich. Frustriert haben mich aber die damaligen Bastelkönner, ich erinnere da gerne an ,,Kutter & Staus: Fernrohrschutzbauten und ihre Montierungen für Sternfreunde". Was die Herrschaften damals schon gebaut haben, blieb mir verwehrt, das konnte ich einfach nicht! Heute besorgt man sich gedruckte Schaltungen aus dem Internet und fertig, damals wurde das noch alles selbst gebaut. Aber das hielt mich ja nicht zurück, auch mit einfachen Mitteln kann man was bewerkstelligen! Also wurde eine parallaktische Montierung gebaut. Es gab damals eine Berliner Firma, Witte & Nels, die stellten eine traumhafte Montierung her, ich habe heute noch den Original-Prospekt davon und ein Sternfreund aus Rheine fährt damit heute noch ein traumhaftes (orangenes) C 8 - leider für mich damals unerschwinglich. Dafür setzte ich mir aus einem alten Mikrofon-Galgenstativ, etwas Holz und einer Kienzle-Tachoscheibe eine parallaktische Montierung zusammen, wie es die Abbildung 2 zeigt.
Beobachtet? Tja, beobachtet hab ich damit auch was: Mond, ein paar Planeten, hier mal M 57, da mal M 42, naja, eben das Übliche. Aber man kann sich vorstellen, dass es nicht lange dauerte (zumal die Stundenachse, die durch das Holz geführt wurde - ohne Buchse (!) - immer mehr schlackerte, speziell, als mir das ganze Ding im Haus mal umgefallen

1 Eschenbach-Refraktor 60/710 auf
parallaktischer Selbstbau-Montierung
2 Die ausgefeilte Montierung (im
wahrsten Sinne des Wortes). So eine Tacho-Schreibscheibe eignet sich hervorragend für die Rektaszension-Einstellung, hat sie ja auch ein 24-Stunden-Format.
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Mein erstes Teleskop

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Uhrwerksantrieb am Polaris-Refraktor

war), bis sich der Wunsch nach etwas Größerem breit machte: Ein 90/1300Polaris-Refraktor von Vixen für ca. 1500 Mark durfte es diesmal sein. Ich brauche den hier jetzt nicht abbilden, kennt man ja. Aber den Antrieb, den ich schon bald nach Erhalt des Teleskops dafür aus alten Uhrwerksteilen konstruierte, den möchte ich schon mal zeigen (Abb. 3).
Wie gut der lief, möchte ich anhand eines später damit gemachten Fotos des Kometen Halley (Abb. 4) demonstrieren: Am 2.12.1985 mit Teilkreisen eingestellt, visuell war der Komet nicht zu sehen an diesem recht diesigem Abend.

43 (!) Minuten belichtet auf Fujicolor 1600, nachgeführt mit dem aufgesattelten 60/710 auf Kugelkopf und mit Nachführeinheit GA-2. Und das mit UhrwerkTeilen! Zur Zeit der Aufnahme hatte ich aber schon mein damals größtes Ziel verwirklicht: Nach einem Hausumbau blieb genügend Baumaterial über, um mir eine komfortable fünf Quadratmeter große Klappdachhütte nach Kutter/Staus zu bauen. Die Abbildung 5 zeigt das Equipment, mit dem der Komet Halley aufgenommen wurde. Die große ,,Schalttafel" am oberen Ende der Säule ist trotz real funktionierender Potis doch mehr nur Show. Der Eimer hinten in der Ecke ist

allerdings keine Show, ich hatte viel mit Tau und Regenwasser zu kämpfen!
Aber aus gewissen privaten Umständen, die das Leben so ab und zu für einen über hat, war Ende 1987 zunächst mal Feierabend mit der Astronomie. Ich verkaufte meinen ganzen Kram (ging alles nach Hamburg, das hat derjenige alles mit einem VW-Käfer abgeholt - Fernrohr, Montierung, Säule - alles) und schloss mein Beobachtungsbuch mit der Bemerkung: ,,Aus-Vorbei-Das-wars!" Aber: Es sollte anders kommen, aber das ist eine andere Geschichte.

4 Komet Halley am 2.12.1985
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5 Polaris-Refraktor 90/1300 mit Eigenbauantrieb in der
5-Quadratmeter-Klappdachhütte

Mein erstes Teleskop

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Mein erstes Fernrohr
von Herbert Zellhuber

Astronomie und Naturwissenschaften interessierten mich eigentlich schon als Kind. Auch so manches Buch habe ich darüber gelesen. Als ich Anfang der 1990er-Jahre ein Buch über astronomische Navigation las, musste ich feststellen, dass ich mehr Grundkenntnisse in Astronomie brauchte, um das Buch verstehen zu können. Also besorgte ich mir aus der Leihbücherei ,,Welcher Stern ist das?" und prägte mir mit dessen Hilfe die wichtigsten Sterne und Sternbilder ein. Um mein Wissen zu vertiefen, las ich noch weitere Astronomiebücher und besuchte danach die damals neu aufgebaute Astronomieabteilung im Deutschen Museum. Mein autodidaktischer Astrokurs sollte somit abgeschlossen werden. So dachte ich jedenfalls. Im Museumsladen entdeckte ich dann das ,,Himmelsjahr" mit vielen interessanten Beobachtungshinweisen. Als ich dann mein Fernglas erstmals auf den Andromedanebel richtete, schlug es bei mir ein! Da sah ich tatsächlich eine Galaxie in zirka zwei Millionen Lichtjahren Entfernung mit mehr als 200 Milliarden Einzelsternen! Der Beschluss war schnell gefasst: Ein Fernrohr musste her! Allerdings sollte das Budget von 1000 Mark nicht wesentlich überschritten werden.
Schon bald stand fest, dass es ein 114/900-Newtonteleskop mit einer parallaktischen Montierung sein sollte. Ich ging zu einem Astronomiehändler in München, dessen Inserat ich im ,,Himmelsjahr" fand. Als weiteres nahm ich einen Sternatlas mit. Beim Fernrohr war nur ein orthoskopisches 20-mm-Okular dabei, deshalb kaufte ich noch ein 12,4er dazu. Mit dieser Ausrüstung begannen meine ersten astronomischen Beobachtungen. Von Anfang an befolgte ich den Ratschlag aus einem Buch, alle Beobachtungen in einem Notizblock aufzuzeichnen.
Nachdem ich die hellen Objekte Mond, Venus, Orionnebel, Andromedanebel und Jupiter sah, wollte ich auch andere Nebel, Sternhaufen, Planetarische Nebel und Galaxien beobachten. Allerdings war mir schon bald klar, dass das Aufsuchen dieser Objekte gar nicht so einfach

ist. Es ging schon damit los, das Fernrohr auf einen hellen Stern auszurichten. Es war zwar ein kleiner Sucher vorhanden, trotzdem war ein schnelles und exaktes Peilen nicht möglich. Ich stellte mir ernsthaft die Frage, wie das wohl andere Leute machten. Leider hatte ich in meinem Bekanntenkreis keinen astronomiebegeisterten Fernrohrbesitzer, der mir hierzu Tipps geben konnte. Also musste ich mir selbst helfen.
Schon bald hatte ich eine Lösung. Da ich mich seit einigen Jahren mit Elektronik befasste, kannte ich Leuchtdioden. Ich brachte eine rote 3-mm-LED mit einer kleinen Batterie und einem Schalter vorne am Tubus an. Am hinteren Ende schraubte ich eine einstellbare V-Kimme an. Damit war schon mal eine sichere Peilung möglich und ich konnte auch etliche hellere Messier-Objekte finden. Auch Galaxien wie M 81 und M 82 fand ich damit. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich zum ersten Mal Saturn sah, den ich mehr oder weniger zufällig fand. Ich war einfach nur begeistert! Mit der Zeit holte ich mir immer mehr Beobachtungspraxis, doch schwache Galaxien blieben mir noch immer verborgen. Allein mit dem Peiler kam ich nicht weiter. Wieder musste ich mir etwas einfallen lassen.
Nach einigen Wochen kam ich dann auf die Idee, über das Aufsuchen mit Teilkreisen nachzudenken. Der Sky Atlas hat eine bedruckte Klarsichtfolie, mit der man die Koordinaten ablesen kann. Also zeichnete ich mir Aufsuchkarten und brachte an den Treibrädern der Montierung entsprechende Skalen an. Die Montierung richtete ich einigermaßen genau am Pol aus, wobei ich durch die hohlgebohrte Polachse den Polarstern anpeilte. Mit etwas Übung konnte ich die begehrten Objekte - von einem hellen Stern ausgehend, den ich auch frei Auge sah - recht schnell einstellen. Erst jetzt kam so richtig Spaß mit dem Fernrohr auf. Es gab die nächste Zeit vieles für mich zu entdecken. Jedes erfolgreiche Aufsuchen war auch mit einem Erfolgserlebnis verbunden. Diese Art der Naturbeobachtung

1 Mein erstes Fernrohr, ein Newton
114/900 auf der New-Polaris-Montierung von Vixen
begeisterte mich restlos. Nachts alleine mit dem Fernrohr auf einem Feldweg die Sterne über mir - die kühle Luft - der würzige Duft von frisch geschnittenem Gras im Sommer - die Stille - der nächtliche Ruf eines Käuzchens oder anderer Wildtiere. Gelegentlich hört man von weitem den Stundenschlag einer Kirchturmglocke. Alles ist anders als bei Tage. Mit dem Fernrohr blicke ich weit in den Himmel. Das Licht hat viele Jahre gebraucht, um bis zu mir zu gelangen. Oft empfinde ich Ehrfurcht vor der Natur. Aber kaum jemand erlebt sie noch, die Faszination des Nachthimmels - schade eigentlich.
Als ich einmal in der hiesigen Zeitung blätterte, sah ich eine Anzeige von der
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Mein erstes Teleskop

,,Astronomischen Arbeitsgemeinschaft Pfaffenwinkel". Sie boten einen Vortrag über Astronomie an, außerdem trafen sich die Sternfreunde jeden Monat einmal in der Nachbarstadt Weilheim. Endlich konnte ich mich über das Thema Astronomie mit Gleichgesinnten austauschen. So kam es, dass ich mich über die Nachführung eines Fernrohres etwas schlauer machen konnte. Ich kramte aus meiner ,,Schatzkiste" (so mancher würde dazu vielleicht geringschätzig Schrottkiste sagen) einen Elektromotor mit Getriebeuntersetzung hervor, daraus baute ich eine recht gut laufende Nachführung (Abb. 2). Fotografiert habe ich damit allerdings nicht. Ich fand es aber recht praktisch, wenn das Fernrohr dem eingestellten Objekt nachgeführt wird.
Mittlerweile hatte ich das Teleskop fast ein Jahr und dachte schon über ein größeres Instrument nach. Das nächste Highlight war der Besuch des Internationalen Teleskoptreffens (ITT) in Kärnten. Dort gab es viele Fernrohre zu sehen, die ich schon aus Werbeanzeigen kannte. Da die Nächte einigermaßen klar waren, wurde natürlich viel beobachtet. Auch ich baute mein Fernrohr auf, beobachtete aber nur kurz damit. Die Fernrohre der anderen Besucher waren viel interessanter. Besonders durch die großen Dobsons mit einem halben Meter und mehr Spiegeldurchmesser wollte ich unbedingt hindurchschauen, auch wenn ich dabei Wartezeiten von zehn Minuten in Kauf nehmen musste. Die Leute standen reihenweise vor so manchem großen Fernrohr an. Es war ein tolles Erlebnis, als ich den Zentralstern im Ringnebel sah. Beeindruckend auch, dabei zwei Meter über dem Boden auf einer wackligen Leiter zu stehen.
Am Tag waren für mich besonders die Selbstbau-Fernrohre interessant. Stundenlang unterhielt ich mich mit den Erbauern und konnte dabei viel Neues in Erfahrung bringen. Es wäre unmöglich und viel zu mühsam gewesen, sich das alles aus irgendwelchen Büchern zusammen zu lesen. Das erfährt man eben nur bei einem Teleskoptreffen. Ich fotografierte und machte auch viele Notizen. Gut, dass ich die Schieblehre und das Maßband dabei hatte. So mancher schaute etwas skeptisch, als ich mir Einzelheiten eines Okularauszugs mit Friktionstrieb und
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2 Die selbstgebaute Nachführung aus
einem Gleichstrom-Elektromotor mit Untersetzungsgetriebe
etliche andere Einzelheiten abzeichnete. Nach dem Besuch des Teleskoptreffens war klar, dass ich mir ein 20-cm-Newton selbst bauen werde. Allerdings wollte ich keine Dobsonmontierung, sondern eine parallaktische. Auch als der Achtzöller fertig war, beobachtete ich noch oft mit dem 114er. Interessant war auch, wie die Objekte im direkten Vergleich beider Teleskope zu sehen waren.
Dann fuhr ich zum Internationalen Teleskoptreffen am Vogelsberg (ITV) und nahm den Achtzöller mit. Das 114er musste derweil zu Hause bleiben. Dort traf ich einige Leute, die ich schon das letzte Mal in Kärnten kennenlernte. Unter anderem auch den Herrn, der mir damals noch mit den Augen zuzwinkerte, als ich mit Schieblehre, Maßband und Notizblock rumlief. Von meiner Edelstahlmontierung war er so verblüfft, dass er mich noch heute ,,Nirosta" nennt.
Beim Besuch des nächsten ITT konnte ich ein Zeiss-Objektiv 80/500 erwerben. Auch für dieses Instrument baute ich alles selbst. Als der Refraktor fertig war, verglich ich oft die Leistungen der drei Geräte miteinander. Mittlerweile hatte ich auch mehr Erfahrung bei der Beurteilung von Amateurteleskopen gesammelt. Das 114er-Newton war zwar nicht schlecht, aber ein paar Sachen hielt ich für verbesserungswürdig. Weshalb der Fokus so weit außerhalb des Tubus plat-

ziert ist, weiß ich bis heute nicht. Vielleicht wollte man einen kürzeren Tubus haben? Ich jedenfalls hätte lieber einen niedrigen Schraubfokussierer verwendet, auch wenn der Tubus etwas länger geworden wäre. Vor allem hätte ich ins Tubusinnere Velours-Folie geklebt, um besseren Kontrast zu haben. Die Montierung und das Dreibein waren ausreichend dimensioniert, man hätte sogar ein größeres Fernrohr aufsatteln können.
Nach zweieinhalb Jahren verkaufte ich das 114/900-Newtonteleskop an einen Jungen in Weilheim. Was wohl inzwischen aus dem Fernrohr geworden ist?

Inserentenverzeichnis

APM Telescopes, Rehlingen

73

astronomie.de, Neunkirchen

9

Astro-Shop, Hamburg

U2

Astroshop.de nimax GmbH,

27

Landsberg

Baader Planetarium,

U4

Mammendorf

Deep-Sky-Treffen

44

Kosmos Verlag, Stuttgart

31

Meade Instruments Europe,

115

Rhede

Gerd Neumann jr.

69

Optische Geräte Wolfgang Lille, 83 Heinbockel

Sahara Sky, Koring, Marocco 110

Spektrum der Wissenschaft Ver- 7 lagsgesellschaft mbH, Heidelberg 63

Vereinigung der Sternfreunde e.V., 29 Heppenheim

Mein erstes Teleskop

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Mein erstes Teleskop
von Alex Geiss
Mein Jugendtraum hatte sich erfüllt! Als Kind stand ich im Kaufhaus zwischen den Teleskopen mit Öffnungen, die größer waren als ich mit einer Hand anzeigen konnte. Sie waren für mich unerreichbar teuer. Doch nun im Frühjahr 2006 war ich im Besitz genau eines solchen Traumteleskops: 150 Millimeter Öffnung, Vergrößerung 225-fach und 1400 Millimeter Brennweite, parallaktisch montiert. Ein - wie die Anzeige es nannte - ,,Big Boss", nebst 25- und 6,5-mm-Okularen und Schraubfiltern für Mond und Sonne.

Bald fand ich M 57 und meinen ersten Planeten: Jupiter mit seinen Galileischen Monden, die ich als 14-jähriger in Spanien mit dem Fernglas meines Vaters entdeckt hatte. Schwierig war es, neue Objekte am Nachthimmel zu finden, aber diese Montierung war eine angenehme Sache. Durch Zufall sah ich im folgenden Jahr in einem 1960er-Jahre VW-Bus ein Kärtchen mit einer Galaxie, schrieb auf die Rückseite eines Einkaufszettels: ,,Habe 1970er-Käfer und Teleskop, suche Kontakt, Telefonnummer" und warf ihn auf gut Glück durchs offene Fenster. Am gleichen Abend besuchte mich noch der junge Fahrer mit seinem Veteran und Teleskop und nach einem angenehmen Grillabend mit meiner Familie schauten Peter M. aus G. und ich mit unseren Teleskopen von meiner lichtarmen Einfahrt aus in den Nachthimmel. Natürlich war der 14-Zöller, den er mitgebracht hatte, besser. Aber ich fand ihn etwas unhandlich und er bestätigte, dass - so oft wie ich meinen 6-Zöller benutze - für mich ein handliches Gerät unschlagbar wäre. Außerdem fand er meine Suchertaukappe aus der Pappe einer Küchenrolle gut. Nur meinen Sonnenfilter sollte ich dringend gegen einen Folienfilter an der Öffnung tauschen und den alten mit dem Hammer entsorgen.
Irgendwann einmal sagte meine Frau, mein Teleskop sei im Weg. ,,Wieso? Es steht oben im Flur am Rand." - ,,Nein es liegt mitten im Weg!" Ich musste feststellen, dass nicht nur die Montierung etwas wackelig war, sondern auch die Füße ein Eigenleben hatten. Also zerlegen und den Tubus über einem Rohr wieder ge-

1 Der Alex mit seiner neuen, noch ungeschwärzten Fangspiegelhalterung - jetzt werden
auch Wolken auf Mars und die Cassinische Teilung sichtbar.

rade dengeln - ich hatte jegliche Hemmung meinem Teleskop gegenüber verloren. Jetzt lernte ich sogar das Justieren meiner Optik. Und mein Teleskop erhielt von mir eingelegte Holzteile in den Teleskopfüßen.
Auf Peters Rat hin kaufte ich eine drehbare Sternkarte und den ,,Karkoschka" und wir kamen öfter mit unseren ,,Veteranen" nach Pfünz auf den Osterberg, teleskopierten und sahen auch einmal einen Boliden. Meine Heimfahrt ins nahe Ochsenfeld war meistens nicht zu schwierig um drei Uhr Nachts. Aber dass mein Teleskop nicht mehr als 56-fach hergab, wurmte mich schon - ich gebe zu: ernüchtert war ich schon längst.
Der Peter hatte etwas von Selbstbau erwähnt und dass es Literatur gab, die erklärte, wie man einen Spiegel selbst schleift. Nachdem ich schon meinen Käfermotor selbst zerlegt und optimiert zusammengestellt und zum Laufen gebracht hatte, dachte ich, das kann so schwierig auch nicht sein. Da wird mein Teleskop mir auch richtig Spaß machen. Also ließ ich das Buch kommen und holte mir Infos. Ein rücksitzbanktauglicher

f/7 sollte es werden - mit ,,echter" Brennweite und kein katadioptrischer Stummel mit 55-mm-Fangspiegelaufhängung.
Zu Weihnachten 2008 schenkte meine Frau mir ein Paket mit der 6"-Self-MadeAusrüstung. Die vielen Päckchen und Tütchen von der Materialzentrale Thomas Heising wurden sauber weggepackt und in den folgenden Tagen begann ich mit dem Kauf und Bau der nötigen Werkzeuge: kippbare Messerschneide, punktförmige Lichtquelle (das Gehäuse sollte für ein etwaiges Nachfolgeprojekt nicht zu breit sein), Spiegelauflage usw. Und weil ich ja auch noch ein anderes Leben führe, dauerte es eben ein Dreivierteljahr, bis ich schließlich zum ersten Mal das Carborundum kratzen ließ. Die Nächte wurden nun lang und ich unaufmerksam. Ohje, wenn doch nur nicht das Pech Rohling und Schleifschale zusammengeklebt hätte. Beim Versuch, sie zu trennen, handelte ich mir auch noch einen gigantischen Muschelbruch ein! Also wurde die Schleifschale mein Rohling, ich begann nochmal und bestellte einige Tütchen nach. Die Bewegungen beim Läppen hatten durchaus etwas Meditatives! Irgendwann fiel auch der Satz,
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Mein erstes Teleskop

der kommen musste: ,,Herr Geiss, Sie müssten doch schon längst fertig sein!" Wirklich: Vielen Dank auch an dieser Stelle an die Materialzentrale und Herrn Heising. Er hatte viel Verständnis und er bot an, sich meine Arbeit anzusehen. Ich hatte schon gemerkt, dass er Perfektionist ist und das wurde mir von anderer Seite bestätigt. Und so war ich dankbar zu hören: ,,Das nicht - und hier - aber für ein Erstlingswerk doch ganz gut".
Aber es brauchte noch etwas Bauarbeiten. Ich hatte es nicht so eilig, waren doch jetzt ohnehin schon über zwei Jahre seit jenem Weihnachten vergangen. Ich zählte schon lange keine Wochen mehr. Während dieser Zeit konnte ich die letzten Sonnenflecken im Juni 2007, keine Flecken 2008 und 2009 sehen. Was ich beachtlich fand, waren die immer flacher erscheinenden Saturnringe, die im Mai 2009 nur noch als Strich erschienen und am 01.07.2009 kaum noch sichtbar waren. Auch die anderen Planeten bis zum mir nicht lohnenswert erscheinenden Uranus, Praesepe, M 42, M 65 und M 66, NGC 2264 - ich benutzte praktisch ausschließlich mein 25-mm-Okular. Alles andere machte ein frustrierendes flaues Bild, aber 56-fach war brauchbar. Eigentlich kein Wunder: Der Originalspiegel war auf meiner Prüfeinrichtung eine Kugelsphäre - von Parabolisierung keine Spur!
Dann zersägte ich mein Teleskop. Der Auszug war zu lang, der Tubus zu kurz. Ich ließ aus Alublech in unserer Landmaschinenwerkstatt einen passenden rollen. Nieten konnte ich selbst. Der ,,Neue" soll-

te einen sehr kurzen Auszug zulassen, um die Obstruktion bei 20 Prozent zu halten. Für den Prototypen verwendete ich beide Seiten des verdengelten alten Tubus. Der Neue sollte schließlich kein Schweizer Käse werden! Die dreiarmige Fangspiegelhalterung ersetzte ich durch einen Eigenentwurf, den ich in einer Lehrwerkstatt anfertigen ließ. Fangspiegeljustage über vier außermittige M3-Schrauben, aufgehängt an zwei durchgehenden M3Gewindestangen. Den in drei Teile abgedrehten und verkürzten Auszug klebte ich mit Epoxidharz zusammen und musste dennoch mit der Feile auf beiden Seiten nacharbeiten, um die Bauhöhe weiter zu reduzieren und die Bildfeldausleuchtung zu verbessern. Das Ergebnis war trotzdem ansehnlich. Insbesondere der Zusammenbau des Teleskops.
Und zu Weihnachten 2011 schließlich: First Light! Doch das Ergebnis überzeugte nicht. Herr Fraunhofer hatte Recht! Es dauerte eine ganze Weile, bis ich begriff, dass ich weiter optimieren musste. Justage, Justage, Justage. Zwischendurch drehte ich morgens bei -22 Grad C auf meiner Terrasse durch zu kaltes Fett in der Montierung das Nachführrad ab. Kleinigkeit! Und doch noch mal im Tubus bohren, die Fangspiegelspinne neu platzieren und mit Aluklebeband Löcher kaschieren. Dann begriff ich bei der Sonnenbeobachtung, dass ich eine schwarze Veloursauskleidung versuchen musste. Nachdem ich endlich die entsprechenden Rollen fand und sogar ordentlich verkleben konnte, war die Verbesserung deutlich: Natürlich - jetzt hoben sich die Kontraste ab!

Mein erstes Teleskop
von Jens Bohle

Das Fieber der Amateurastronomie hat mich schon recht früh erwischt. Zunächst ganz ohne Teleskop. Da war ich neun Jahre alt und die Beobachtung von Himmelsobjekten beschränkte sich auf die binokularen Mondbeobachtungen und einige ,,ziellose Schwenks" durch die Milchstraße mit dem 7x50-Feldstecher meines Vaters. Die Faszination für die Astronomie war also schon recht früh präsent, dennoch sollten bis zum Erwerb des ersten Teleskops noch zwei Jahre vergehen.
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Zunächst interessierte ich mich mehr für den Mikrokosmos. Im Alter von zehn Jahren wünschte ich mir nichts sehnlicher als ein Mikroskop - dies bekam ich dann auch. Allerdings zog mich der Mikrokosmos nicht längerfristig in seinen Bann (außer bei mikroskopischen Untersuchungen im Berufsalltag heute). Danach folgte das Interesse an Mineralien und Fossilien, welches sich in einer kleinen Sammlung in den Regalen meines Kinderzimmers manifestierte. Doch schien die Himmelsbeobachtung lang-

Ein Kollege wies mich auf eine Veranstaltung am 24.03. hin. Und ich fuhr in der nautischen Dämmerung los. Durch prasselnden Regen nach Pfaffenhofen. 10 Kilometer vor den Ziel klarte langsam der Nachthimmel auf. Das Schönste an diesem Abend war eine Bemerkung: ,,Gute Optik, scharf bis zum Rand." Mein Kollege und ich wurden die Letzten, die einpackten. Und bald danach bestätigte mir Jupiters Geist meine beiden Spiegelbeschichtungen. Schalenstruktur! Ich war auch begeistert worden!
Die Vergrößerungen sind jetzt zwar immer noch nicht bei den im Karkoschka erwähnten 350-fach so scharf, wie ich mir erhofft hatte. Außer bei meinen Mondüberflügen, aber 120-fach ist gut für Planeten. Von Mars glaubte ich schon Struktur zu sehen, aber bislang sah ich noch keinen Schatten auf Jupiter. Doch die ISS konnte ich beim Überflug am 17.04., 21.04 Uhr, fangen und auflösen - das nimmt mir hoffentlich keiner übel. Zwar erzeugen helle Sterne nicht nur vier Strahlen, sondern auch ein schwaches Quadrat, aber das wird demnächst entweder mit schwarzer Wassermalfarbe erstickt oder ich ersetze die Gewindestangen tatsächlich gegen Trapeze aus Stahlblech. Und so bin ich jetzt wieder auf Karte E11, werde mein Teleskop umhertragen und weiter Gelegenheiten nutzen, den Himmel mit dem Teleskop zu sehen (siehe SONNE, Nr.130). Die Zeit vergeht dabei jedes Mal viel zu schnell! Und vielleicht gibt es später doch noch ein weiteres Projekt!? Mit zwei Augen sieht man eben besser...
fristig den höchsten Stellenwert zu haben. Zum Weihnachtsfest 1979 fand ich einen länglichen, schmalen Karton unter dem Weihnachtsbaum - darin wartete mein erstes Teleskop: Ein Tasco-4VTERefraktor mit 40 Millimeter Öffnung und fest montiertem Zoomokular für eine 25-, 30-, 35-, 40-, 45- und 50-fache Vergrößerung. Mit einem Öffnungsverhältnis von 1:13 entspricht es einem klassischen Fraunhofer-Refraktor. Das 4VTE war das kleinste Teleskop im Tasco-Sortiment (es gab noch Spektive ähnlicher Größe).

Mein erstes Teleskop

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Größere Refraktoren waren mit 50, 60, 73 sowie 108 Millimeter Öffnung erhältlich. Spiegelteleskope gab es mit 76 und 114 Millimeter Öffnung (ein 114-mm-Teleskop war mein zweites Teleskop, welches ich im Alter von 14 Jahren bekam). Diese Geräte konnten durch ein umfangreiches Zubehörprogramm ergänzt werden: Verschiedene Okulare, Sonnenprojektionsschirm, die heute nicht mehr erhältlichen Okularsonnenfilter, ein Okularprogramm von 4 bis 40 Millimeter Brennweite und andere nützliche Dinge [1]. Zum Lieferumfang des kleinen 4VTE gehörte ein kleines Poster, welches unser Sonnensystem zeigt, eine Mondkarte sowie eine kleine Broschüre mit dem Titel ,,Ferne Welten" [2].
Als Manko und für astronomische Beobachtungen unbrauchbar erwies sich sehr schnell das kleine Tischstativ mit Gabel, welches das Teleskop azimutal ,,montierte". Die Befestigung aus Grauguss, welche Teleskop und Stativ verband, ging schon wenige Tage nach dem Erwerb zu Bruch. Es folgte die Montage auf dem Fotostativ meines Vaters, der sein Stativ fortan selten in die Hände bekam. Dies war sozusagen mein erster Optimierungsversuch an einem Teleskop. Nun konnten die ersten ,,richtigen" Beobachtungen folgen. Zunächst natürlich der Mond - das war schon ein echtes Erlebnis. Hier konnte die 50-fache Vergrößerung dann auch mal ausgereizt werden und in Anbetracht der kleinen Öffnung zeigte das Gerät recht viele Details - deutlich mehr als das helle Bild des Fernglases mit sieben Millimeter Austrittspupille. Die erste Sternkarte war eine drehbare Kosmos-Sternkarte. Da ich diese im Dunklen schlecht lesen konnte, stellte ich mich bei den ersten Spaziergängen am Himmel in die Nähe einer Straßenlaterne - von einem Rotlicht hat-

te ich damals noch nichts gehört. Das Ganze mit dem Erfolg, das ich nun die Karte lesen konnte aber von den Sternen unter dem hellen Licht der Straßenlaterne nichts mehr sah ... So wurde der Beobachtungsplatz in die dunkelste Ecke des Gartens bzw. auf den Dachboden mit Blick durch die Dachluke verlegt. Mein erster Blick auf den Orionnebel ist mir noch gut in Erinnerung. Da der Nebel selbst für unerfahrene Sternfreunde recht leicht zu lokalisieren ist, gehörte M 42 zu den ersten Deep-SkyZielen (18 Jahre später, am frisch erworbenen 50-Zentimeter-Newton übrigens auch mein erstes Ziel). Sehr beeindruckt hat mich damals der Saturn, dessen Ringe ich bei ,,Höchstvergrößerung" 50-fach als kleine Ansätze links und rechts der Planetenscheibe erkennen konnte. Dies dürfte auch die Minimalvergrößerung
2 Der Refraktor und sein Besitzer

1
In der Tasco-Prospektseite von 1968 findet sich der Refraktor 4VTE mit stolzen 40 Millimeter Öffnung (Mitte). Mit so kleinem Equipment fängt heute kaum noch jemand an ... zur Sichtung der Ansätze des Ringes sein. Als ich voller Freude meinen Eltern diesen sensationellen Anblick offerieren wollte, konnten sie dem damals nicht allzu viel abgewinnen - für mich war es jedoch ein Blick ins Universum, auf eine fremde Welt und ich habe es noch gut in Erinnerung. Das Teleskop habe ich noch heute, auch wenn es schon deutliche Gebrauchsspuren besitzt und die Linse einen Teil ihrer Vergütung verloren hat - so was gibt man ja auch nicht weg ... Internet- und Literaturhinweise: [1] http://geogdata.csun.edu/~voltaire/ classics/tasco/tasco1968.pdf [2] Arthur P. Smith, Jr., Ferne Welten, Tasco sales 1969 [3] Webseite des Autors: www.jensbohle.de
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Mein erstes Teleskop

Jupiter 1 - mein erstes Teleskop
von Klaus Wenzel

Als am 21. Juli 1969 um 3 Uhr 56 (MEZ) Neil Armstrong seinen ,,kleinen Schritt" auf dem Mond machte, war dies für mich der erste Schritt zu den Sternen. Als kleiner Junge von acht Jahren war ich am Fernseher live dabei. Die Begeisterung für dieses Ereignis war so groß, dass ich in einem Schulheft Bilder und Berichte aus der Zeitung über dieses historische Ereignis sammelte. Meine Neugierde für die Sterne war geweckt. Doch bis zu meinen ersten richtigen, eigenen Beobachtungen sollten noch etwas mehr als sechs Jahre vergehen.

Am 15. Dezember 1975 hatte ich dann sozusagen ,,First Light" - Mars stand an diesem Tag in Opposition zur Sonne. Nachmittags kaufte ich von meinem ersten selbst verdienten Geld, zusammen mit meiner Mutter in einem Optikgeschäft in Aschaffenburg, einen kleinen azimutal montierten Refraktor 60/710 mm mit der Bezeichnung ,,Jupiter 1".

1 Der kleine Refraktor ,,Jupiter 1" in meiner ersten Dachsternwarte in der Aschaffstraße
in Aschaffenburg-Damm.

Bei der Jupiterserie handelte es sich um eine kleine japanische Fernrohrserie, die von der damals bekannten Firma Manfred Wachter in Bodelshausen vertrieben wurde. Der Wettergott war mir an diesem Tag gnädig und so konnte ich gleich bei Einbruch der Dunkelheit das

kleine Teleskop, das ich in meinem Zimmer unter dem Dach aufstellte, auf einen hellen Stern richten, der sich schließlich als der Planet Jupiter entpuppte. Ich sah erstmals seine Monde sowie die beiden dunklen Äquatorbänder. Weitere Objekte dieser ersten Nacht waren der Planet

Mars und schließlich eine kleine markante, mit freiem Auge sichtbare Sterngruppe - die Plejaden - mein erstes visuell beobachtetes Deep-Sky-Objekt.
Meine erste ,,große Entdeckung" gelang mir dann im Februar 1976, als ich zufällig Saturn in der südlichen Verlängerung von Pollux und Castor entdeckte. Bei einer relativ weit geöffneten Ringstellung war dies für mich ein äußerst überraschender und spektakulärer Anblick, den ich nie vergessen werde.

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Skizze von Jupiter und seinen Monden am 16.12.1977 um 21:35 MEZ. Gezeichnet am Refraktor 60/710 bei 118-facher Vergrößerung. Wenn man heute diese Beobachtung mit einem Planetariumsprogramm nachvollzieht, erkennt man, dass ich die Monde Ganymed und Europa vertauscht hatte. Die Bestimmung der Monde erfolgte damals nach einfachen Grafiken aus dem Kosmos Himmelsjahr.

Mein erstes Teleskop

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Am 29. April 1976 konnte ich dann auch erstmals, eine partielle (zirka 40 Prozent Verfinsterung) Sonnenfinsternis mit meinem kleinen Teleskop aus meiner Dachsternwarte in Aschaffenburg-Damm beobachten. Schließlich begann ich, kleine Skizzen von meinen Beobachtungen anzufertigen. Und heute - nach über 35 Jahren, ist dieses kleine Teleskop noch immer im Einsatz und dient mir zu gelegentlichen Beobachtungen der Sonne, um die Relativzahl zu ermitteln. Mittlerweile ist ,,Jupiter 1" gemeinsam mit einem etwas größeren Unitron-Refraktor (75/1200 mm - ebenfalls von Manfred Wachter) auf einer parallaktischen Montierung befestigt und steht in meiner Dachsternwarte in Wenigumstadt.

3
Der kleine Refraktor heute, huckepack auf seinem ,,großen" Bruder, dem 3-Zoll-Unitron-Refraktor, in der Dachsternwarte in Wenigumstadt

Mein erstes Fernrohr
von Manfred Mrotzek

Mein erstes optisches Hilfsmittel war nach der Brille ein 10x50-Feldstecher, den ich mir als Schüler kaufte. Dieser ermöglichte mir die ersten Wow-Erlebnisse, wenn ich ihn in die Milchstraße hielt und diese in unzählige Sterne aufgelöst wurde. Der Wunsch nach mehr, nach einem Teleskop, war geboren. Mein erstes Teleskop kaufte ich mir aber erst als Student Ende der 1970er-Jahre. Das genaue Jahr weiß ich nicht mehr.
Teleskope waren damals sündhaft teuer. Preisgünstige China-Importe gab es noch nicht. Die Billigimporte kamen aus Japan! Es gab einerseits die Kaufhausteleskope z.B. bei Quelle und dann edlere und viel teurere Geräte von Unitron und Celestron. Gerade Letztere waren allein wegen ihrer Öffnung ein Traum, aber leider für mich unbezahlbar. Daneben gab es auch noch heimische Angebote von Manfred Wachter oder Eckhard Alt. Aber auch die waren für mich finanziell unerreichbar. Also beschloss ich, dass es das Vernünftigste sei, mir eine kleine, preiswerte, aber einigermaßen gute Optik zu kaufen und auf eine kostspielige Montierung zunächst zu verzichten. Später, nach dem Studium, wenn ich dann im Berufsleben stünde, würde ich mir sowieso ein größeres Teleskop kaufen und das kleine Teleskop als Leitrohr benutzen können. Damit fiel meine Wahl auf einen

60-mm-Refraktor von Quelle auf einer primitiven azimutalen Montierung nebst Sucherfernrohr, Zenitspiegel und drei Okularen für 279 Mark.
Der Refraktor war komplett aus Metall gefertigt, nur die Abdeckkappe der Frontlinse bestand aus Plastik. Das zweilinsige achromatische Objektiv hatte einen Durchmesser von 60 Millimetern und eine Brennweite von 700 Millimetern, somit ein Öffnungsverhältnis von f/11,7. Der Okularauszug war ein einfacher Zahnstangentrieb, der über einen Schiebeauszug grob vorfokussiert werden musste. Der Okularauszug war für das damals übliche Zubehör mit 24,5 Millimeter Hülsendurchmesser ausgelegt. Die drei Okulare hatten 22, zwölf und sechs Millimeter Brennweite. Das 22-mm-Okular war vom Typ Kellner, die beiden anderen vom Typ Huygens. Das Kellner-Okular hatte eine recht gute Bildqualität, aber ein sehr eingeschränktes Gesichtsfeld. Die beiden HuygensOkulare waren von minderer Qualität und produzierten Sterne mit farbigen Rändern. Der Zenitspiegel war für die bequeme Beobachtung sämtlicher Objekte am Himmel unabdingbar.
Genial fand und finde ich das Sucherfernrohr. Ein Klappspiegel kann in den Strahlengang gekippt und das Licht in

das Sucherfernrohr gelenkt werden, in das man etwas schräg von oben blickt. Auch hier ist das Gesichtsfeld nicht sonderlich groß und das Fadenkreuz recht dick ausgeführt, aber jegliche Justierung und Ausrichtung des Sucherfernrohrs entfällt. Lediglich das Okular muss in einer Schiebehülse auf das Fadenkreuz fokussiert werden. Hatte ich gehofft, dass das ganze Licht des Objektivs ins Sucherfernrohr geleitet wird, so hatte ich mich in diesem Punkt getäuscht, da der Klappspiegel wegen seiner Größe und der Eintrittsblende des Sucherfernrohrs nur einen Teil des Lichts ins Fadenkreuzokular brachte. Allerdings verhieß die Spezifikation auch nicht mehr als 10x30.
Mit diesem Teleskop beobachtete ich den Mond, die Sonne (in Okularprojektion), die Planeten und helle Milchstraßenobjekte. Der Mond war immer wieder ein schöner Anblick, wenn auch die höheren Vergrößerungen wegen der schlechten Qualität der Okulare nur mäßig viel Freude brachten. Die auf ein Blatt weißes Papier projizierten Sonnenflecken, ihre täglichen Veränderungen und ihre Wanderung über die Sonnenscheibe konnten sogar relativ leicht abfotografiert und dokumentiert werden.
Jupiter mit seinen Streifen und den vier Galileischen Monden und erst recht Sa-
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Mein erstes Teleskop

1 Mein erstes Teleskop. Es steht immer noch griffbereit in meinem Arbeitszimmer, um
schnell mal für eine Sonnenbeobachtung auf die Fensterbank gestellt werden zu können.

turn mit seinem Ring boten wunderschöne Anblicke. Allein bei den Deep-SkyObjekten kam nicht so recht Freude auf. Helle offene Sternhaufen waren ja noch ein netter Anblick, aber die meisten Objekte blieben diffus, wenn ich sie denn überhaupt gefunden habe. Dafür konnte ich etliche Doppelsterne mit dem Gerät trennen und mich teilweise auch an deren Farbunterschieden erfreuen.
Schon bald kam der Wunsch nach besseren Okularen auf. Ich war dann richtig glücklich, als ich ein paar alte Okulare aus Mikroskopen und optischen Messgeräten ergattern konnte. Deren Hülsendurchmesser war zwar etwas kleiner als 24,5 Millimeter, aber mit Hilfe von Pappund Aluminiumhülsen konnten die Okulare adaptiert werden. Ihre optische Qualität und Gesichtsfelder waren wesentlich besser als die Huygens-Okulare. Gerade das Messokular war offenbar von sehr guter Qualität und wurde bald zu meinem Lieblingsokular für etwas höhere Vergrößerungen. Mit diesen Okularen gelang es mir dann auch, die Einschlagswolke vom Fragment G des Kometen ShoemakerLevy 9 auf Jupiter im Juli 1994 zu beobachten. Die Doppelsterne Epsilon 1 und 2 in der Leier konnte ich leider nicht ganz
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trennen, aber im korrekten Positionswinkel deutlich elongiert sehen. Später hatte ich mir aus der Baader-Sonnenfilterfolie einen Objektivsonnenfilter gebastelt und konnte das Teleskop mit einem Handgriff auf die Fensterbank stellen und selbst in kleinsten Wolkenlücken die Sonne beobachten.
Trotz der doch sehr wackeligen azimutalen Montierung hatte ich mal Fotografien mit einer auf das Teleskop aufgesattelten Kleinbildkamera mit Weitwinkelobjektiv erstellt. Das Teleskop wurde dabei mit möglichst ruhiger Hand am Zenitspiegel nachgeführt, während ich versuchte, fünf Minuten lang einen hellen Stern genau auf dem Fadenkreuz eines selbstgebauten beleuchteten Fadenkreuzokulars zu halten. Was war ich stolz, als nicht nur viele Sterne des Sternbilds Schwan, sondern auch ein roter Fleck östlich von Deneb zu sehen war: der Nordamerikanebel!
Letztendlich musste jedoch eine parallaktische Montierung her. Selbstbauprojekte mit Holz verwarf ich recht schnell, da mir die nötigen Werkzeuge und wohl auch das notwendige handwerkliche Geschick und die Erfahrung fehlten. Aber ich hatte

elektrische Motoren mit Getrieben gesehen, die mir passend erschienen. Also bestellte ich bei der Firma Erwin Müller ein Multur-Getriebe mit einer Umdrehungsgeschwindigkeit von einer Umdrehung pro Tag. Für dieses Getriebe konstruierte ich dann einen Käfig, der auf einem nicht verstellbaren Polhöhenblock ruhte. Auf dem Käfig wurde die azimutale Montierung befestigt. Das Ganze ließ ich mir bauen und hatte jetzt ein elektrisch nachgeführtes Teleskop auf einer parallaktischen Montierung. Es funktionierte - eingestellte Objekte blieben über lange Zeit im Gesichtsfeld des Okulars. Das Getriebespiel hatte ich mangels Erfahrung unterschätzt. Es betrug immerhin einige Grad. Aber wenn das Teleskop nicht gerade durch den Zenit fuhr bzw. ich nicht versuchte, Objekte um den Zenit herum zu beobachten, dann lag das Gewicht doch immer an einer der Zahnflanken an, und das Getriebespiel war nicht mehr so sehr ein Problem. Die Klemmung in Elevation (jetzt Deklination) war dagegen eher ein Problem. Die Feineinstellung der Elevation über eine Gewindestange war jetzt obsolet, aber die Feststellschraube für die Höhenachse konnte nicht fest genug geklemmt werden. Zur Abhilfe besorgte ich mir stärkere Schrauben und vor allem ein griffigeres Rad. Es stammte von einem alten Absperrhahn aus dem Sanitärbereich.
Einige Jahre später bekam ich noch eine kleine transportable Säule geschenkt. Nun hatte der Refraktor sogar einen soliden Unterbau. Mit der Nachführung war ich wegen des Netzanschlusses zwar immer noch auf die häusliche Umgebung beschränkt, aber das war nicht wirklich eine Einschränkung. Ein Guiding war mit der Nachführung sowieso nicht möglich, und so fotografierte ich weiterhin mit lichtstarken Objektiven auf empfindlichem Film vom Stativ aus.
Jahre später, viel mehr Jahre später als ich ursprünglich dachte, bekam ich dann 1996 ein neues, größeres Teleskop, ein C9.25 auf einer Losmandy-G9-Montierung. Das war natürlich ein gewaltiger Sprung, sowohl was die Öffnung als auch die Qualität der Montierung anbetraf. Der kleine Refraktor ist übrigens nie ein Leitfernrohr geworden.

Mein erstes Teleskop

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Träume der Jugend ...
von Horst Liebig

Träume der Jugend wurden wahr, als ich zu Weihnachten 1960 den Astro-Teleskopbausatz 60/800 mm von der Firma Georg Butenschön, Feinmechanik und Optik in Hamburg-Bahrenfeld, unter dem Tannenbaum vorfand. Der Druck auf meinen Vater, über die Weihnachtsfeiertage aus den Einzelteilen, Schmirgelpapier und ausdauernder Muskelkraft, ein beobachtungsfertiges Teleskop zu machen, muss enorm gewesen sein. Aber zum Ende der Feiertage war das Fernröhrchen fertig und ich wagte erste zaghafte Blicke vom zugigen Treppenhausfenster in Richtung einiger Hochspannungsmasten am fernen, bewaldeten Stadtrand ...
Doch springen wir einige Jahre zurück. Wie kommt man zur Leidenschaft Astronomie? Ganz einfach: Man steht als 8-jähriger Knirps mit dem Pappi wegen einiger Regenschauer und stürmischer Böen auf dem Nachhauseweg am überhängenden Dach einer Drogerie unter. Durch größere Wolkenlücken ist ein pechschwarzer Nachthimmel mit funkelnden Sternen in einer merkwürdigen Zickzackform zu sehen.

chen ,,Das Himmelsjahr" vom KOSMOSVerlag, neben ,,Tarzan" und ,,Nick dem Weltraumfahrer", Letztere zumindest als 20-Pfennig-Piccoloheftchen. Das alles konnte ich im Buchladen mit dem gesammelten Taschengeld von Mammi und Oma erwerben.
Irgendwann habe ich dann beobachtet, dass mein Vater in dicken Büchern - Deutscher Industrieanzeiger - oder so ähnlich, etwas suchte. Oben am Seitenanfang stand ,,Optik, Hersteller ...", damit wuchs die Spannung, denn in ein paar Monaten würde Weihnachten sein.
Ein Tag im Dezember 1960: Ich war krank, alleine zu Hause und entdeckte im Schlafzimmerschrank meiner Eltern ein längliches Packpapierbündel. Sekunden später hielt ich mehrere seltsam riechende, hellbraune, glänzende Rohrteile in meinen Händen. Mein Herz schien bis zum Hals zu schlagen, als ich etwas schweres, rundes, gut in weißes Papier eingeschlagenes, entdeckte. Um mich nicht zu verraten, habe ich es nicht aus-

Mein Vater hatte wohl meine Blicke gen Himmel bemerkt und sagte nur: ,,Das ist die Kassiopeia". Welch merkwürdiger Name und dann diese funkelnden Sterne ... Damit war ich gefangen und habe die Beschäftigung mit dem Sternhimmel und seinen Geheimnissen bis heute nie bereut.

Der Wunsch nach einem kleinen Fernrohr, mit dessen Hilfe ich den Dingen da oben näher sein wollte, wurde immer eindringlicher. Man stelle sich die Zeit Ende der 1950er-Jahre vor. Fernrohre? Einführende Literatur über astronomische Themen für einen kleinen Jungen? Das Einzige, das ich bei meinen Streifzügen in der Heimatstadt finden konnte waren graue, in Hammerschlageffekt lackierte Kleinstfernrohre mit schwarzer Taukappe im Optikgeschäft und richtig teure Bücher über komplizierte astronomische Themen wie ,,Meyers Handbuch Weltall", gerade neu erschienen. Aber ja, ich darf es nicht vergessen: dünne Bänd-

1 Erste Rechnung von Georg Buten-
schön, Hamburg-Bahrenfeld, Bausatz 60/800 auf der Montierung ASTRONOM-0 und erste Projektionsfotografie vom Mond mit 10-mmOkular ohne Nachführung

gepackt, ich hätte das nie mehr so gut verpacken können. Aber ich dachte mir, das könnte eine größere Linse sein und zusammen mit den Rohrteilen ein Fernrohr ergeben. Den Okularauszug habe ich damals zunächst nicht als solchen erkannt: Ein massiver Zylinder aus Pertinax (in Phenolharz gewickeltes, heißpressgehärtetes Paketpapier) mit einer Bohrung, darin ein dünneres PertinaxRohr an einem Ende mit einer eingeschraubten, geschlitzten Messinghülse, Durchmesser 31 Millimeter.
An jenem 2. Weihnachtsfeiertag 1960 zielte ich mit dem fertigen Pertinax-Teleskop bereits in Richtung der Hochspannungsmasten und war sofort einigermaßen enttäuscht. Das 25er-Huygens-Okular zeigte ein mit dem verschiebbaren Okularrohr nicht ganz scharf einstellbares, wie mit einem bläulichen Hauch überzogenes, flaues Bild der Strommasten und Baumwipfel. Dass das Bild kopfstehend war, überraschte mich nicht, das wusste ich aus einigen Angaben der Literatur. Aber dass das einfache Huygens-Okular und erst recht der Blick mit dem Teleskop durch ein offenes, zugiges Fenster hinaus, die Ursachen waren, das war mir nicht klar und das konnte mir auch niemand erklären.
Mühsam waren die ersten ausgiebigen Beobachtungen des Sternhimmels und des Mondes ohne entsprechende Montage auf einem Stativ und ohne Zenitprisma. Ich hatte das kleine Teleskop zwischen schweren Kissen auf der Fensterbank eingeklemmt und kniete vor oder lag unter dem Okularauszug. Aber das, was ich im Laufe der nächsten Monate mit dem KOSMOS Himmelsjahr als Vorschau am Himmel zu sehen bekam, zog und zieht mich bis heute in seinen Bann. Wer zum allerersten Mal bei pechschwarzem Himmel und schwacher Vergrößerung den offenen Sternhaufen Praesepe, M 44 oder auch Bienenstock, in seiner ganzen Pracht sieht, der vergisst diesen Eindruck nie. Wie funkelnde Diamanten auf schwarzem Samt hatte ich später irgendwo gelesen ... und genau so erschien mir das damals auch.
VdS-Journal Nr. 43

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Mein erstes Teleskop

Meine Begeisterung für die Dinge am Himmel veranlassten Eltern und Oma nach nicht allzu langer Zeit zum Kauf der zum Bausatz 60/800 passenden astronomischen Montierung ,,Astronom-0", ebenfalls von Butenschön in HamburgBahrenfeld. 286 Mark kosteten Achsenkreuz und Stativ, eine Menge Geld für die damalige Zeit und für einen Jungen wie mich.
Für eine höhere Vergrößerung (80-fach) wurde bei Butenschön ein orthoskopisches 10-Millimeter-Okular bestellt. Nun kannte das Entdeckerherz an Mond und Planeten keine Grenzen mehr. Aber auch

hierzu mussten 76,50 Mark aufgebracht werden, viel Geld für meine Eltern und für ein kleines Teil aus Messing und Glas. Mit dem monatlichen Bezug der Zeitschrift ,,Sterne & Weltraum", um die meine Eltern nach einer Fernsehsendung mit Prof. Dr. Haber über das Projekt ,,OZMA" und seinem Verweis auf die kommende Neuerscheinung einer Monatszeitschrift für Astronomie nicht mehr herumkamen, begann für mich der Einstieg in die Amateurastronomie. Im Vergleich zu heute waren die Amateurbeiträge geradezu lachhaft spärlich, aber für mich war jeder Artikel, den ich nachvollziehen konnte, fast wie eine Offenbarung ...

Heute, 52 Jahre und viele Erfahrungen - und auch Fernrohre - später, denke ich oft an diese Zeiten zurück. Da ich seit fast 40 Jahren mein Hobby vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit einbringe (Volkshochschulkurse, viele Einzelvorträge in unserem Astro-Arbeitskreis, in Schulen und der Kinderakademie), konnte ich einen der Träume meiner Jugend verwirklichen: 2009, im Internationalen Jahr der Astronomie, bot ich an der Volkshochschule einen Kurs zum Thema Selbstbau eines Astro-Teleskops 65/650 mm an. Der Bausatz bestand aus fast den gleichen Pertinax-Rohrteilen wie damals der Butenschön´sche 60/800-mm-Refraktor.

Mein allererstes Fernrohr
von Andreas Viertel

Mit 15 Jahren erwachte vor nun schon 47 Jahren mein Interesse für die Lichtpunkte am abendlichen Himmel. Da sollte es Sternbilder geben und man könne sich an einem sogenannten Polarstern orientieren ... Hochinteressant war das alles für mich. Da sollte es auch Fernrohre zur Beobachtung geben, also habe ich Prospekte beschafft. Mein Vater brachte welche von Zeiss Jena von der Leipziger Messe mit, dabei auch eine Preisliste. Oh mein Gott! Das kleinste davon (63/840 mm) kostete bereits das 50-fache meines monatlichen Taschengeldes! Unter dem Bastelsatz 50/540 konnte ich mir nichts vorstellen, aber ,,Bastel" klang äußerst unprofessionell und kam für mich nicht in Frage!
Mein Großvater hatte ein Fernglas 8x23, das wurde getestet. Wenn man die ZeissOkularfilter zur Sonnenbeobachtung auf die Objektive (!) steckte, war eine gefahrlose Sonnenbeobachtung möglich und man sah 1966 schon viele Fleckengruppen. Aber für nächtliche Beobachtungen reichte die kleine Öffnung natürlich nicht aus. Also wurde gespart und ein Zeiss-Fernglas 7x50 angeschafft. So eines zu kriegen war schon ein Abenteuer und bleibt unvergesslich! Mit diesem habe ich den Sternhimmel quasi in mich aufgesogen. Es wurde dann später an einen Jäger weiter verkauft und durch ein Zeiss 15x50 ersetzt. Damit öffnete sich mir ein neues Fenster zum Himmel! Viele
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Beobachtungsobjekte wurden damit erreichbar. Das Trapez im Orionnebel, der Merkurtransit im Mai 1970, (433) Eros bei seiner Jahrhundert-Opposition im Januar 1975, alles habe ich damit beobachtet.
Etwas später reichte mir das Gerät nicht mehr. Ich wollte zu stärkeren Vergrößerungen. Die selbstgebauten Zusatzfernrohre zum Fernglas waren zwar nicht schlecht, aber so richtig ging das alles nicht. Mittlerweile hatte ich auch in der Fotografie und Dunkelkammerarbeit Fuß gefasst und wollte beide Hobbys miteinander verbinden. Aber 1200 Mark für einen Telementor? Undenkbar, das der jungen Familie anzutun, das waren fast zwei Monatslöhne! Aber da gab es doch einen Bastelsatz für 125 Mark! Na ja, dann eben den für den Anfang.
Ein kleines dickwandiges PVC-Rohr vom Müll war schnell gefunden und mittels originaler, gekaufter Zeiss-Teile (die waren damals noch preiswert) wurde das kleine Fernrohr zusammengebaut, das Tubusinnere mit Blenden und Schwärzung versehen sowie eine Taukappe aufgesetzt. Das Objektiv war vom Typ E, d.h., beide Linsen wurden durch drei kleine Stanniolplättchen auf Abstand gehalten, ein optisches Kleinod! Durch entsprechendes Zubehör wurde es auch für die Sonnenbeobachtung tauglich gemacht und im September 1978 begann

damit meine Beobachtungsreihe zur Sonnenfleckenstatistik, die bis heute andauert und jetzt ca. 5.600 Beobachtungstage mit entsprechenden Zeichnungen umfasst. Damals wurde es auch für alle anderen möglichen Beobachtungen eingesetzt (Venus, Mars, Jupiter mit EB und GRF, Jupitermonderscheinungen, Mondbeobachtungen, Finsternisse, Sternbedeckungen durch den Mond). Es hatte sich für mich wieder ein neues Fenster geöffnet!
In den folgenden Jahren wuchs mein Instrumentenpark immer weiter an, so dass heute fast für jeden Verwendungszweck das optimale Teleskop vorhanden ist. Das schöne aber ist, dass mein allererstes Teleskop weder verschrottet, verkauft oder ins Museum gestellt worden ist, sondern es mir noch heute als Fast-Rentner jeden sonnigen Tag zum Fleckenzählen dient. Damit hat sich eine kolossale homogene Beobachtungsreihe angesammelt. Mein erstes und kleinstes Fernrohr ist das meist benutzte und mir ideell das wertvollste! Heute im Zeitalter der 20-cm-Einstiegsfernrohre sollte man nicht vergessen, dass nicht unbedingt die Teleskopgröße wichtig ist, sondern das Vermögen des Beobachters, aus seinem Fernrohr dessen Eignung entsprechend das maximal Mögliche herauszuholen!

NEU Omegon Super LE Okular Serie
Starten Sie in eine Welt der scharfen Beobachtung: Die neuen Super LE Okulare sind da!
68 Grad Gesichtsfeld, 20 mm Augenabstand und eine neu konstruierte Optik: Die Super LE Okulare bieten Ihnen einen imposanten Blick in den Himmel. Sie zeigen Ihnen eine außerordentliche Brillanz und Schärfe. Im Vergleich zu anderen hochwertigen Okularen, profitieren Sie von einer vergleichbaren oder besseren Abbildung zum günstigeren Preis.
Die 68 Grad Super LE Generation bieten wir Ihnen in verschiedenen Brennweiten von 18/14,5/12/9/5 und 3,5mm an.
Artikel-Nr.: 23563-23565, Preis: je 198,- 23727-23730

AstroDreamTech Morning Calm
PRÄZISE, STABIL UND TRANSPORTABEL
Die neuen Morning Calm Montierungen von AstroDreamTech sind das passende Equipment für Amateurastronomen und Privat- und Volkssternwarten. Eine hohe Laufgenauigkeit und präzise mechanische Verarbeitung zeichnen diese Serie aus. Die vier verschiedenen Modelle GE200, GE300, GE500, GE700 besitzen jeweils eine fotografische Traglast von max. 30, 50, 70 oder 100 kg. Der HUBO-i Handcontroller bietet Ihnen ein adaptiertes GoTo-System, für dessen Eichung ein Multistar-Alignment verwendet wird. Ein Anschluss an den PC ist über einen USBAnschluss möglich.
Alle Vorteile auf einen Blick:
- neue stabile Montierungen aus Südkorea - GE500 und GE700 sind teilbar - präzise mechanische Fertigung - geeignet für hohe astrofotografische Ansprüche - HUBO-i Goto System mit Servomotoren bereits enthalten - USB-Anschluss und ST-4 Autoguider Schnittstelle

200GE 300GE 500GE 700GE

Artikel-Nr. 24716 24717 24718 24719

Preis 4.450,- 6.650,- 9.300,- 13.700,-

NEU Canon EOS 60Da
Die EOS 60Da wurde speziell für Astrofotografen entwickelt. Im Gegensatz zu den normalen Modellen besitzt dieses einen astrofotografischen Tiefpass-Filter. Damit ist die 60Da im roten und infraroten Bereich wesentlich empfindlicher. Bei 656nm hat sie eine dreifach höhere Sensibilität als bei der handelsüblichen D60.
Artikel-Nr.: 24839

Preis: 1.379,-

NEU Omegon Titania Stative
EIN STATIV NACH IHREN WÜNSCHEN!
Die neuen Omegon Titania Stative bieten Ihnen eine solide Basis für Ferngläser, Kameras oder kleine Teleskope. Die Stative bestehen aus einer Alu-Rohr Bauweise, die eine hohe Stabilität erlaubt. Wählen Sie aus drei verschiedenen Dreibeinstativen, einem Einbeinstativ und diversen Stativköpfen. Kombinieren Sie!

Artikel-Nr.: 23836-23843

Preis: ab 59,90

Omegon pro Carbon APOs
Neues für die Himmelsbühne
Die neuen Omegon Aporefraktoren lassen jedes Astrofotografen-Herz höherschlagen. ED-Apo Objektiv im Doublet oder Triplet Design, leichte und stabile Carbon Tuben und herausziehbare Taukappen sind die wichtigsten Features. Okularauszüge der neuen Generation: sehr tragkräftig, 1:11 Untersetzung und mit 2", 2,7" oder 3"groß dimensioniert. Damit tritt selbst bei großen Chips keine Vignettierung auf. Die neuen Omegon Carbon-Apos bieten High-End Qualität für Astrofotografen und Amateurastronomen, die Wert auf ein exzellentes Teleskop legen.

Die Leistung dieser vier ED-Aporefraktoren wird Sie garantiert überzeugen.
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80/500 ED-APO 100/600 ED-APO 126/880 ED-Triplet 150/1000 ED-Triplet

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Preis 790,- 1.290,- 2.290,- 5.890,-

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Mein erstes Teleskop

Grundlagenwissen: Entscheidungskriterien zum Kauf des ersten Fernrohrs

von Sven Wienstein

Wer plant, ein Teleskop zu kaufen, besonders, wenn es das erste ist, steht zunächst vor einer großen Auswahl an Produkten. Um hier ein passendes Gerät zu finden, braucht man Entscheidungskriterien. Um diese zu bekommen, sollte man sich selbst oder seinem Berater ein paar grundsätzliche Fragen beantworten.
Die wichtigste Frage ist: Wer will beobachten? Die Antwort beinhaltet eine ganze Menge an Informationen. Beobachtet ein Kind, ein Schüler, muss also auf Einblickhöhe und sichere Handhabung geachtet werden? Für Kinder empfehlen sich entweder kleine Geräte, die auf dem Boden stehend nicht sehr hoch sind, oder eben Geräte, deren Einblick am unteren Ende liegt - also Linsenteleskope (Refraktoren) oder Varianten von CassegrainSpiegelteleskopen wie Maksutov-Cassegrain (,,Mak") oder Schmidt-Cassegrain (,,SC"). Wünscht man hingegen eine möglichst wenig veränderliche Einblickhöhe, so dass man stets ein und dieselbe Sitzhöhe einhalten kann, so muss das Teleskop kompakt sein, damit die Schwenks über den Himmel die Einblickposition nur wenig verändern. Besonders kompakt sind hier die genannten CassegrainVarianten ,,Mak" und ,,SC". Nur wenige Refraktoren kommen in Frage, und zwar jene, die nicht mehr als 500 bis 600 Millimeter Brennweite haben.
Kauft man das Teleskop für sich selbst oder will man es verschenken? Wichtige Frage hier: Wie gut kann man den Beschenkten einschätzen? Ist ein möglichst vielseitiges Gerät anzustreben? Mit dieser Frage klärt sich schon ein Teil des Umfelds. Auch das Budget ergibt sich daraus. Man sollte sich überlegen, ob man das Teleskop als eine fertige Anschaffung ohne besondere Folgekosten anstrebt, oder ob man es als Grundlage einer Ausrüstung sieht, die mit der Zeit erweitert wird, wobei das Teleskop auch beizeiten ausgetauscht oder durch andere Teleskope ergänzt werden kann. Will man eine abgeschlossene Lösung, so gilt es, ein Komplettpaket zu suchen oder eine komplette Ausrüstung zusammenzustellen.
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Damit ergibt sich auch gleich eine weitere Abgrenzung. Komplettpakete sollen meist ein breites Einsatzgebiet abdecken, während selbst zusammengestellte Ausrüstungen natürlich auf den Beobachter abgestimmt, ja, maßgeschneidert sein können. Die Folge ist, dass ein Komplettpaket eher auf einfache, aber vielseitige Komponenten ausgelegt ist, während das selbst zusammengestellte Paket meist hochwertiger und auf spezielle Vorlieben optimiert sein kann. Geht man einen Schritt weiter, so muss man zugeben, dass Komplettpakete bis 200 Euro eher für den Einstieg von Kindern und Jugendlichen gedacht sind und entsprechend auch gewisse Qualitätseinschränkungen mit sich bringen. Trotzdem findet man auch unter diesen Paketen einige, die durchaus langfristig Freude bereiten können. Zumindest wenn man bereit ist, etwas nachzubessern und nach einiger Zeit auch das eine oder andere Zubehörteil hinzuzukaufen oder durch etwas Besseres zu ersetzen. Dabei sollte in erster Linie auf eine den eigenen Ansprüchen genügende Ausstattung mit Okularen geachtet werden.
Natürlich stellt sich auch die Frage, was denn beobachtet werden soll. Und daran anschließend, ob denn ausschließlich mit dem Auge oder auch mit einer Kamera durch das Teleskop geschaut wird.
Besonders der Anfänger sollte sich nicht von schönen bunten Farbfotos von Nebeln und Planeten auf Werbeprospekten in der Verpackung von niederpreisigen Einsteigerpaketen blenden lassen. Solche Fotos entstehen mit enormem Aufwand und Einsatz des Astrofotografen und ganz sicher mit Geräten einer ganz anderen Preisklasse. Zwar sieht man die Planeten des Sonnensystems auch in Farbe, aber das satte Rot einer Marsfotografie wird beim ersten Blick durchs Teleskop eher grell rosa erscheinen. Die detailreichen Ocker- und Brauntöne neben weißen Bändern der Jupiteratmosphäre sehen im Teleskop eher wie cremeweiße Streifen zwischen grellweißen Bändern aus. Das Beobachten will gelernt sein,

man muss lernen, sich auf das Bild zu konzentrieren. Fotos können durch entsprechende Bearbeitung die enthaltenen Details viel besser herausarbeiten. Beobachtet man allerdings Objekte außerhalb unseres Sonnensystems, also leuchtende Gaswolken zwischen den Sternen oder Galaxien und Sternhaufen, so wird man sich von den bunten Farbfotos verabschieden müssen. Nur bei den wenigsten Objekten sehen manche Beobachter und bei weitem nicht alle einen Farbeindruck. Meist eher Grün, wenn Fotos eine knallrote Farbenpracht zeigen. Und wer keinen guten Himmel vor der Tür oder hinterm Haus hat, sondern mit dem Störlicht einer nahen Stadt leben muss, dem wird auch der Hauch von Farbe verwehrt bleiben.
Diese Sätze grenzen schon die beiden wesentlichen Haupt-Beobachtungsgebiete ab, nämlich einerseits die Planeten- und Mondbeobachtung und andererseits die Beobachtung von Deep-Sky-Objekten. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Betätigungsfelder, die man hier kaum alle aufzählen kann. Die Beobachtung Veränderlicher Sterne, die Trennung von Doppelsternen oder das Beobachten von Sternbedeckungen durch Objekte im Sonnensystem können hier noch genannt werden.
Grundsätzlich gilt, dass man mit jedem Teleskop in jeder Disziplin seine Beobachtungen machen kann. Erst wenn man sich speziell für eine Disziplin entscheidet, stellt sich die Frage, welches Teleskop hierfür am besten geeignet ist. Beobachtet man beispielsweise Planeten, so sind hohe Vergrößerungen notwendig, die nur eine gut funktionierende Optik liefern kann. Eine solche Optik erkennt man allerdings nicht einfach am Preis, sondern man muss sich damit auseinandersetzen, ob die Optik gute Eigenschaften hat. Beispielsweise sind Farbfehler, wie sie viele Linsenteleskope aufweisen, sehr störend. Ist die Optik eines Teleskops schlecht justiert, wird die Abbildung für die Planetenbeobachtung nachteilig beeinflusst. Beobachtet man hingegen

Mein erstes Teleskop

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Deep-Sky-Objekte, so möchte man für einige besonders ausgedehnte Objekte gerne schwache Vergrößerungen einsetzen können und dabei ein weites Himmelsareal überblicken. Diese schwachen Vergrößerungen bedeuten gleichzeitig auch ein helles Bild - und besonders schwache Objekte erfordern einen Standort mit geradezu biblischer Finsternis.
Dies mag uns gleich zur nächsten Frage leiten: Wo wird beobachtet und wie gelangt das Teleskop samt Beobachter dort hin?
Der Hintergrund dieser Frage ist die Himmelsqualität. Städte und Straßenverkehr stören, da sie den Himmel aufhellen. Da nützt es nichts, in den Schatten eines Schrebergartens zu fliehen, denn der Himmel an sich wird aufgehellt. Auch der Mond ist ein erheblicher Störfaktor, so dass die Flucht vor dem Stadtlicht auch nur zur passenden Mondphase Sinn macht - wenn nämlich einige Stunden Dunkelheit vor Mondaufgang bzw. nach Monduntergang nutzbar sind. In Mitteleuropa sind dunkelste Bedingungen nicht mehr zu finden. Zu stark ist hierzulande

die Lichtverschmutzung geworden, vor allem durch den ungeschickten Leuchtmitteleinsatz. Die dunkelsten Bedingungen findet man noch in wenigen Regionen der Alpen und in dünn besiedelten Gebieten, zum Beispiel in Deutschland in Bereichen Mecklenburg-Vorpommerns oder Schleswig-Holsteins. Berge allerdings haben durch die Höhe immer den Vorteil einer klareren Luft. Denn Dunst, der die Lichtverschmutzung gleichsam widerspiegelt, wird oberhalb von 1000 Metern Höhe drastisch geringer.
Im Prinzip gibt es vier Stufen der Mobilität: 1. Das Teleskop nebst Ausrüstung passt
in einen Rucksack. 2. Teleskop und Ausrüstung können auf
eine Flugreise mitgenommen werden. 3. Teleskop und Ausrüstung werden mit
dem Pkw befördert. 4. Das Teleskop steht fest oder wird nur
aus z.B. einem Geräteschuppen geholt. Was man noch per Rucksack befördern kann, muss sich jeder selbst überlegen. Hier kommt es meist auch auf eigene Lösungen an, so dass gebastelt oder umgebaut werden muss.

Für die Flugreise gibt es derweil etliche Anbieter von Reiseteleskopen. Die Geräte werden nach Möglichkeit derart zerlegt, dass die Optik in einer Kiste mit Tragegriff verschwindet, die im Flugzeug als Handgepäck befördert wird. Zerlegbare Stangen und Okulare können zum Beispiel im Koffer transportiert werden, müssen aber vor der am Flughafen üblichen Gewaltbehandlung durch Kofferpressen und automatische Verladung ausreichend geschützt sein.
Der Pkw bietet die größte Flexibilität. Selbst in einem Kleinwagen können noch große Volltubus-Dobsons bis hin zu 1500 Millimetern Brennweite und beispielsweise 320 Millimetern Spiegeldurchmesser transportiert werden. Vorausgesetzt, man kann die Rückbank umlegen und den Beifahrersitz weit nach vorn stellen. Quer auf die Rückbank passen in die meisten Fahrzeuge Teleskope bis 1250 Millimeter Brennweite. Zerlegt können damit auch noch weit größere Optiken, zum Beispiel mit teilbarem Tubus oder Stangenkonstruktionen transportiert werden.
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Mein erstes Teleskop

Ähnlich gelagert ist die Betrachtung des Balkons als Beobachtungsort. Soll ein Teleskop hier häufiger aufgestellt werden, so muss nicht nur das Teleskop nebst Montierung Platz finden, sondern der Beobachter soll auch in den wünschenswerten Beobachtungsrichtungen noch neben oder hinter das Teleskop passen - und zwar möglichst mit Sitzgelegenheit. Nicht jeder Sternfreund darf eine Säule mit dem Balkonboden verschrauben, aber selbst wenn die Säule nur aufgestellt ist, kann sie deutlich Platz einsparen. Je nach Abmessungen und Ausrichtung des Balkons kann es mal gut und mal schlecht sein, ein Teleskop mit seitlichem oder rückwärtigem Einblick zu haben. Hauptbeobachtungsrichtung ist meist Süden. Man sollte sich also am besten auf dem eigenen Balkon stehend und mit einem Zollstock in der Hand die Platzverhältnisse klar machen. Ist der Platz sehr beengt, wird man am ehesten mit einem Maksutov- oder Schmidt-Cassegrain die gewünschte Teleskopöffnung platzsparend unterbringen. Da ein Balkon meist durch Wärmeabstrahlung des Hauses benachteiligt ist, kann man auch die Entscheidung treffen, für diesen Beobachtungsort ein kompaktes Zweitteleskop mit kleinerer Öffnung anzuschaffen. Planetenbeobachter werden vom Balkon aus selten mehr als 150 Millimeter Teleskopöffnung ausreizen können. Für Deep-Sky-Beobachtungen allerdings ist eine solche Begrenzung nicht zutreffend, denn passt ein Zwölfzöller auf den Balkon, so zeigt der trotz Störlicht mehr als ein Sechszöller, wenn man keine zu niedrige Vergrößerung wählt und je nach Objekt auf Nebelfilter zurückgreift.
Eine wichtige Frage ist natürlich die nach dem eigenen Anspruch: Erwartet man ein eher luxuriöses Teleskop, welches automatisch jedes Objekt am Himmel anfährt? Wie viel Zittern erträgt man bei der Berührung des Fokussierknopfes? Kann ein Teleskop überhaupt erfüllen, was man an Erwartung an den Blick ins Universum hegt? Oder erwartet man eher eine einfache Handhabung? Besonders Linsenteleskope sind bei pfleglichem Umgang praktisch wartungsfrei - eine Reinigung der Optik sollte man erst durchführen, wenn man sich genau informiert hat. Spiegelteleskope, besonders Newtons wollen nach jedem Transport oft nachjustiert werden - eine Frage
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des Lernwillens, ob man diesen Arbeitsschritt als Problem empfindet. Bei der Handhabung spielt auch die Montierung eine große Rolle. Ein Dobson, den es inzwischen auch mit Motoren und Computersteuerung gibt, ist schnell in Betrieb genommen. Montierungen auf Stativ werden meist in drei Schritten aufgebaut und verschraubt: Stativ - Montierung - Teleskop.
Mit dem Wort Computersteuerung ist schon das Thema Goto angeschnitten. Goto-Steuerungen können das Teleskop automatisch auf ein beliebiges Objekt in der enthaltenen Datenbank richten. Voraussetzung dafür ist das ,,Eichen" der Steuerung anhand so genannter ,,Alignment-Sterne". Dies geschieht zu Beginn der Beobachtung mit mehr oder weniger viel Unterstützung durch GPS und eingebaute Kompass-Systeme. Oft muss der Beobachter das Teleskop in eine Grundstellung bringen, zum Beispiel waagerecht nach Norden schauend. Danach werden die von der Steuerung benötigten Sterne grob angefahren und der Beobachter macht dann eine Feineinstellung. Schlecht, wenn der Balkonbeobachter nur einen kleinen Himmelsausschnitt sieht, denn die Zielsterne müssen einiges an Abstand voneinander haben. Da zuweilen helle Sterne nah beieinander stehen, muss der Beobachter auch wissen, welcher Stern im Großen Wagen beispielsweise Mizar ist.
Das bedeutet, dass Goto sich nicht für jedermann eignet und auch nicht bei völliger Unkenntnis des Himmels ein Rundum-Sorglos-Paket darstellt. Und daher ist es vermutlich eine wichtige Information, dass man Goto für manche Beobachtungen kaum benötigt: So wird man wohl keine Probleme haben, bei gutem Wetter den Mond auszumachen. Er ist unübersehbar auffällig. Wer darüber hinaus gerne Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn beobachten will, braucht eigentlich nur in einem astronomischen Jahrbuch nachzuschauen, in welcher Himmelsrichtung sich beispielsweise abends der gewünschte Planet aufhält - richtet man das Teleskop dann auf das hellste Pünktchen in dieser Himmelsrichtung, hat man eigentlich schon über 50% Trefferchance, denn nur wenige Sterne erreichen annähernd die Helligkeit eines Planeten. Für Uranus und Neptun gilt das nicht

mehr, aber hier ist mit Teleskopen unter 300 Millimetern Durchmesser kaum mehr zu beobachten, als dass hier ein runder Körper mit einer grünlichen oder bläulichen Farbe und eben eindeutig kein Stern im All zu sehen ist. Das heißt, nicht die Beobachtung, sondern der Erfolg, den Planeten selbst aufgefunden zu haben, dürfte das Ziel der Beobachtung sein. Pluto übrigens ist visuell praktisch unerreichbar für die meisten Amateurteleskope. Den Himmel kennenzulernen, hat einen ganz eigenen Reiz und es ist ein Trugschluss, dass Goto-Teleskope dies vermitteln oder unterstützen. Es ist eine Annehmlichkeit, ein gewisser Luxus. Somit sollte Goto in Frage gestellt werden, vor allem wenn die Kosten dafür wesentliche Teile der Ausrüstung, nämlich eine stabile Montierung, das Wunschteleskop selbst oder auch eine solide Okularausstattung, in finanzielle Ferne wandern lassen.
Ein ähnlicher Luxus ist die Fotografie. Während man praktisch jedes Teleskop auf die eine oder andere Art fotografisch nutzen kann, kommt hier der Montierung eine entscheidende Bedeutung zu. Versuche lassen sich zwar immer machen, aber zufriedenstellende Ergebnisse sind an Bedingungen geknüpft. So sollte man zur Fotografie von Planeten wenigstens eine motorische Nachführung haben. Ob dies der motorisierte Dobson ist oder eine ausgewachsene parallaktische Montierung, ist in diesem Falle durch die Einzelbelichtungen von wenigen Sekundenbruchteilen und das etwa drei Minuten lange Zeitfenster für eine Serienaufnahme unwesentlich. Experimentieren kann man auch, wenn man mit biegsamen Wellen das Teleskop von Hand der scheinbaren Himmelsdrehung nachführt.
Will man hingegen schwache Nebel und Sternhaufen aufnehmen, so muss man länger belichten. Hier sind Einzelbelichtungen von wenigstens 30 Sekunden die Untergrenze und man wird eher fünf Minuten und mehr Einzelbelichtungszeit in Serien mit einer Gesamtdauer von wenigstens 30 Minuten bis zu einigen Stunden anstreben. Experimente sind auch hier erlaubt, aber eine parallaktische Montierung mit einer Nachführkontrolle durch ein Leitfernrohr oder einen Off-Axis-Guider ist die wirkliche

Die neuen Jahrbücher sind da
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Hans-Ulrich Keller Kosmos Himmelsjahr 2013 288 Seiten, 260 Abb., /D 16,99

Für Himmelsbeobachter Aktuelle Himmelsschauspiele, zuverlässige kalendarische Angaben und die beliebten Monatsthemen. So erfährt man zum Beispiel, wann die Sonne aufgeht, welche Mondphase gerade herrscht und wo die Planeten zu finden sind. Die Monatsthemen erläutern astronomische Phänomene und gehen auch auf aktuell diskutierte Fragen ein. Extra: Mit Kalendervorschau bis zum Jahr 2020!

Spannende Welten entdecken Mit über 3.000 Himmelsereignissen bietet ,,Der Sternenhimmel" besonders detaillierte Informationen. Ausführliche Jahres- und Monatsübersichten sowie der tägliche Astrokalender liefern alle Angaben zu Sonne, Mond und Planeten. Ab diesem Jahr mit Transitzeiten des Großen Roten Flecks auf Jupiter. Das Himmels-Highlight 2013: Komet C/2011 L4 Panstarrs kann im März mit bloßem Auge sichtbar werden!

Hans Roth Der Sternenhimmel 2013 336 Seiten, 110 Abb., /D 29,99
kosmos.de/astronomie

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Grundlage. Das führt letztendlich dazu, dass man beim Einstieg ins Hobby den Fotografie-Wunsch zunächst einmal auf reine Experimente beschränken sollte, da der Einstieg ansonsten recht teuer wird und mangels Erfahrung dann auch sehr leicht trotz all der Kosten sehr unbefriedigend sein kann.
Der wesentliche Rat ist hier, im Vorfeld schon Anschluss an aktive Beobachter oder Beobachtergruppen zu finden, um sich zusammen mit Gleichgesinnten ein Bild von den Möglichkeiten sowie Notwendigkeiten zu machen.
Bleiben abschließend nur noch ein paar Worte zum Markt an sich. Mit der Jahrtausendwende hat sich auch der Markt für astronomische Hobby-Geräte gewandelt. Sehr marktbestimmend, vor allem im Einsteigerbereich, sind heute Produkte, die aus Fernost importiert werden und insbesondere dadurch auffallen, dass an sich baugleiche Geräte und Zubehörteile je nach Importeur unter unterschiedlichen Marken, also ,,Labels", verkauft werden. Die Marktvielfalt, die sich dem Käufer präsentiert, ist also vielfach nur ein schöner Schein, denn auch wenn

zwei Okulare äußerlich unterschiedlich aussehen, können Sie dieselben Linsengruppen beinhalten. Oft sind dann zur Verschleierung auch die Eckdaten wie Brennweite und Gesichtsfelddurchmesser leicht anders, und zwar praktisch im Toleranzbereich. So wird man in der Praxis kaum bemerken, ob ein 9-MillimeterOkular nicht doch nur 8,8 Millimeter Brennweite hat wie seine Verkleidung unter anderem Label. Eine unangenehme Erscheinung des heutigen Markts, denn es mag nicht selten vorkommen, dass ein Sternfreund unzufrieden mit einem Zubehörteil dieses ersetzt, aber mit dem Ersatz dieselbe Konstruktion mit derselben Leistung nur in anderem Gewand kauft. Die erhoffte Verbesserung wird dann natürlich ausbleiben.
Eine weitere Änderung des Marktes hat sich auch bezüglich der verfügbaren Optiken ergeben. Besonders die Vielfalt der Linsenteleskope mit ED-Gläsern hat den Markt stark erweitert, so dass eine bewusste Entscheidung für einen achromatischen Refraktor (FH-Objektiv) nur unter ganz bestimmten Bedingungen erfolgen wird. Meist wird man entweder einen ED-Refraktor oder ein Spiegelteleskop

vorziehen. So manches Buch müsste ob dieser Möglichkeiten umgeschrieben werden und was noch im Jahr 1995 oder auch 2000 allgemein anerkannte Empfehlung war, ist heute nicht mehr aktuell. Es gilt also, als Fazit, sich auf den Teleskopkauf vorzubereiten. Wer sich die genannten Fragen stellt und seine Prioritäten kennt, kann sich sowohl auf eigene Faust als auch im Austausch mit anderen Sternfreunden viel besser vorstellen, ob ein angebotenes Teleskop zu ihm passt. Je mehr man sich informiert, desto eher durchschaut man auch geschönte Angaben durch Hersteller oder Händler - man kann sich ja leicht vorstellen, dass die Werbung jedes Teleskop als kontrastreich und überragend scharf abbildend beschreiben will.
In die Preisüberlegungen einschließen sollte man unbedingt das weitere Zubehör wie Sitzgelegenheit, Sternatlas, drehbare Sternkarte, Rotlichtlampe oder Justier- und Reinigungsmittel. Nicht vergessen werden sollte außerdem jenes Zubehör, was bei den wenigsten Händlern unter Zubehör geführt wird: Warme Kleidung, die Thermoskanne oder ein Klapptisch.
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Astrofotografie

Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie: Zu Besuch beim Gahberg-Workshop 2012
von Peter Riepe

Am 28. April 2012 fand wieder der jährliche astrofotografische Workshop am Attersee statt. Dort betreibt der Astronomische Arbeitskreis Salzkammergut (AAS) am 863 m hohen Gahberg eine wunderschöne Sternwarte. Verschiedene Gäste waren bereits am Vorabend angereist und hatten das klare Wetter mit Beobachtungen an den Teleskopen der Sternwarte nutzen können.

In den bisherigen Jahren hatte man den Workshop stets im Alpengasthof Kogler neben der Sternwarte durchgeführt. Diesmal fand der gesamte Ablauf im Hotel Bramosen statt, dazu war die Terrasse mit Blick auf den Attersee vorreserviert. Der Tagungsraum bot den angereisten 78 Besuchern genügend Sitzplätze. Außerdem informierten zwei bekannte Teleskophersteller in einer Ausstellung über ihre Produkte. Um 10 Uhr begrüßte Erwin Filimon die Gäste und stellte anschließend vor, was es beim AAS Neues gibt. Bernhard Hubl, Mitglied der Gahberger, aber auch VdS-Mitglied und Aktivist der VdS-Fachgruppe Astrofotografie, fungierte als resoluter Chairman.

1 Blick auf das Tagungshotel
Mit einer großen Glocke beendete er unmissverständlich und pünktlich Pausen und dirigierte die Workshop-Besucher zurück in den Vortragsraum. Er stellte auch das ,,CCD-Guide-Projekt 2012" vor (Anm. d. Red.: s. S. 108) Die Besucher des Deep-Sky-Treffens in Bebra werden diesen Vortrag, der sich um eine neue

Datenbank zu fotografischen Ergebnissen drehte, in guter Erinnerung behalten haben. Christian Frieber behandelte das Thema ,,Erstellung von Mosaikbildern bei Sonne und Mond", allein basierend auf Anwendungen mit Photoshop. Die Mittagspause verbrachte man bei sonnigem und sehr warmem Wetter in Gesprächen auf der Terrasse. Währenddessen bestand auch die Gelegenheit eines Sternwartenbesuchs.

2 Alois Ortner (links), bekannt durch
seine Optikprüfungen, erhielt vom Vorsitzenden Erwin Filimon einen Preis und wurde Ehrenmitglied der Sternwarte Gahberg.
3 Man kennt sich: Gerald Rhemann
(rechts) und Sebastian Voltmer
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Das Nachmittagsprogramm setzte Horst Ziegler fort. ,,Start in ein neues Hobby, Rückblick eines Amateurastronomen" - so sein Thema, bei dem das Mitglied der Gahberger und der VdS seine teleskopische Ausrüstung und Ergebnisse vorstellte. Mit unglaublich informativen Animationen von Abläufen auf der Sonne versetzte der bekannte österreichische Astrofotograf Michael Karrer die Anwesenden ins Staunen. Protuberanzen, Fackeln und Flares entwickelten ein Eigenleben. Richard Gierlinger, den mitteleuropäischen Amateuren bestens bekannt, präsentierte seinen Entwicklungsgang als Teleskopbauer. Sein aktuelles Projekt, die Inbetriebnahme der Sternwarte Gaisberg bei Schärding, gipfelte in einem selbst konstruierten und

Astrofotografie

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4 Die Teilnehmer des diesjährigen
Gahberg-Workshops

5 Im Gespräch hier (von links): Günter Kerschhuber, Bernhard Hubl, Harald Strauß
und Robert Schulz

gebauten 70-cm-Teleskop auf schwerer Gabelmontierung. In der Nachmittagspause entstand auch das Gruppenfoto.
Johannes Schedler ist einer der führenden Astrofotografen Österreichs. Er trug über ,,Spezielle Bildbearbeitungstechniken bei der Galaxienfotografie" vor und machte deutlich, warum seine Aufnahmen so abgehoben gut sind. Manfred Wasshuber berichtete über ,,Falschfarben, aber richtig!" Die Deep-Sky-Objekte treten in der Hubble-(Farb-)Palette bei

der Anwendung einiger Bildbearbeitungstricks noch knackiger hervor. Dieter Retzl brachte den Besuchern ,,Lucky Imaging bei Planeten und Deep-Sky" nahe. Unglaublich, was ein Sechszöller leisten kann! Ähnliche Themen sind ja momentan auch in der VdS-Fachgruppe Astrofotografie in Arbeit.
Auch das Abendessen wurde auf der Terrasse eingenommen. Mittlerweile waren die Temperaturen auf angenehme 27 Grad C gefallen. Im abschließenden Vortrags-

block stellte Silvia Kowollik von der Sternwarte Zollernalb ihre ausführlichen Untersuchungen zur ,,Entwicklung großräumiger Veränderungen in der Jupiteratmosphäre in den letzten 3 Jahren" vor. Es war schon beeindruckend, was man als Amateur in dieser Sparte an Ergebnissen erzielen kann! Danach berichtete Sebastian Voltmer über ,,Das neue Celestron C11 EdgeHD und der fotografische Einsatz mit dem HyperStar-System." Wer Sebastian kennt, ahnt, dass das Mitglied der VdS-Fachgruppe Astrofotografie viele herrliche Astroaufnahmen zu den Themen Planeten und Deep-Sky präsentierte. Nachdem ich selbst dann auch noch über ,,Die Farbe der Planetarischen Nebel" berichtet hatte und dabei dem willkürlichen Schieben an Farbreglern entgegentrat, begann ein gemütliches Beisammensein. Alles in allem war es wieder eine wunderschöne Veranstaltung, die auch weiterhin im VdS-Besuchskalender ihren Platz finden muss. Damit schließt sich ein Kreis: Einmal im Jahr kommen die Gahberger zum Deep-Sky-Treffen nach Bebra, umgekehrt nimmt die VdS-Fachgruppe Astrofotografie regelmäßig am Gahberg-Workshop teil.

Zutritt nur für Infrarot-Photonen
- Die Exotik der Amateur-Infrarot-Astronomie

von Hans-Günter Diederich

Auf vielen Gebieten macht sich die Amateur-Astronomie die Fortschritte der Fachastronomie bei Hard- und Software zunutze. Im immer stärkeren Umfang lassen wir uns zudem durch Presseveröffentlichungen und Vorabdrucke bei der Objektwahl inspirieren. Interessanterweise haben sich aber auch ,,weiße Flecken" herausgebildet, z. B. Objekte, welche von fast allen Sternfreunden gemieden werden, obwohl auch hier eigene Beobachtungen möglich wären. Ebenso scheint

die Lust abzunehmen, Beobachtungen zu wagen, für die noch keine Beispiele von anderen Amateuren vorliegen.
Ein solcher ,,weißer Fleck" ist die Infrarot-Astronomie. Neugieriges Experimentieren mit vorhandenen Komponenten hätte bei vielen von uns z. B. zur Amateur-Infrarot-Astronomie führen können, beginnend mit einfachen Objekten und Optiken und mit CCD-Kameras. Bis auf ein einzelnes Infrarot-Filter hätte

nichts dazu gekauft werden müssen. Der ,,Hauch von Exotik" wäre dann schnell verflogen und einem spannenden neuen Kapitel unserer Amateur-Astronomie gewichen. Stattdessen scheint eine ,,innere Blockade" dafür zu sorgen, sich keinesfalls mit Infrarot zu befassen und alles zu tun, Infrarot-Photonen vom Betreten unserer CCD-Kameras abzuhalten.
In Text und Bild soll zunächst versucht werden, mögliche Gründe für diese ,,An-
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Astrofotografie

Klarglasfilter einschrauben, um parfokal beobachten zu können), machen wir mit beiden Kameras Aufnahmen in beiden Wellenlängenbereichen - zur selben Zeit - und speichern diese auch noch gemeinsam in einer einzigen Datei.

1 Ein nur im Infraroten sichtbarer Kugelsternhaufen: UKS 1 (rechts),
Credit: ESO/D. Minniti/VVV Team

Damit sind nun bereits zwei Gründe widerlegt, warum unsere Astrofotografen so selten Infrarot-Aufnahmen machen: Infrarot-Objekte sind interessant, und

ti-Infrarot"-Haltung der Astrofotografen zu identifizieren. Danach werden eigene Infrarot-Aufnahmen gezeigt um zu belegen, dass Infrarot-Astronomie für uns Amateure durchaus möglich ist.

Infrarot-Objekte sind interessant Es könnte die Meinung bestehen, Infrarot-Objekte seien strukturarm, sähen nicht so schön aus, wie wir es von vielen ,,klassischen" Deep-Sky-Objekten gewohnt sind. Auch ihre sonstigen Eigenschaften wären nicht interessant genug, um ein Belegbild zu versuchen. Aber all dies trifft keineswegs zu. Und jeder weiß das.

Fast täglich erscheinen neue Arbeiten als Vorabdruck auf ,,astro-ph" [1], von denen viele auf Beobachtungen im Infraroten beruhen. Wöchentlich erreichen uns Pressemitteilungen (Abb. 1) der großen Forschungseinrichtungen mit wunderbaren Infrarot-Aufnahmen (viele sogar in Farbe), die es häufig in populärwissenschaftliche Zeitschriften und gelegentlich sogar in Tagesschau und Tageszeitung schaffen. Eigentlich würde man so etwas mit der eigenen CCD-Kamera schon gerne aufnehmen, wäre sie nur im Infraroten nicht so unempfindlich.
Die CCD-Kamera ist hochempfindlich, auch für Infrarot-Photonen Stimmt das aber? Die Empfindlichkeit einer CCD-Kamera lässt sich am besten im Diagramm ihrer Quanteneffizienz (über der Wellenlänge aufgetragen) beurteilen. Die Abbildung 2 gibt die Verhältnisse der STL-1001E wieder (aus dem Handbuch, nachgezeichnet und ergänzt). Die Empfindlichkeit reicht von 300 nm bis 1.100 nm. Die Achse der Wellenlänge und die Kurve der Quanteneffizienz spannen eine Fläche auf, deren Größe der Empfindlichkeit von 100 % entspricht. Eine schwarze Senkrechte bei 780 nm (der Grenzwellen-
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2 Die Quanteneffizienz einer CCD-Kamera für Amateure

länge eines speziellen Infrarotfilters) teilt diese 100 % in zwei Bereiche auf: einen Bereich des sichtbaren Lichts mit einem Anteil an der Gesamtempfindlichkeit von 75 % und einen Bereich des unsichtbaren Infrarot-Lichts mit einem Empfindlichkeitsanteil von 25 %. Ein Viertel der gesamten Empfindlichkeit einer marktgängigen CCD-Kamera liegt also im Infraroten. Das ist deutlich mehr, als man mit dem Begriff ,,Restempfindlichkeit" assoziieren würde.
Es ist so, als befänden sich im Gehäuse unserer CCD-Kamera zwei Kameras: eine erste für sichtbares Licht und eine zweite für Infrarot-Licht. Und zwischen beiden schalten wir um, indem wir unserer Kamera eine passende ,,Brille" aufsetzen: ein Infrarot-Sperrfilter macht sie zu einer Kamera für sichtbares Licht, mit einem Sperrfilter für sichtbares Licht erhalten wir eine Infrarot-Kamera. Und wenn wir auf jegliches Filter verzichten (bzw. ein

unsere CCD-Kameras können Infrarot. Warum Infrarot-Aufnahmen so exotisch erscheinen, muss andere Ursachen haben.
Warum ,,schützen" wir unsere Kameras vor Infrarot-Photonen? Farbaufnahmen werden häufig nach der LRGB-Methode erstellt. Dabei steht ,,RGB" für Rot-, Grün- und Blaufilter. ,,L" bedeutet Helligkeitsfilter (,,Luminanz"). Wenn ich LRGB-Farbaufnahmen erstelle, nutze ich als Helligkeitsfilter immer ein Klarglasfilter (,,clear filter"). Es trägt diese Bezeichnung, weil es voll transparent für alles Licht ist, sowohl für das sichtbare Licht als auch für das unsichtbare Infrarot-Licht. Die meisten Astrofotografen nutzen als Helligkeitsfilter allerdings ein Infrarot-Sperrfilter. Warum?
Wird als Optik ein Refraktor genutzt, z. B. ein Kleinbildobjektiv, muss ein Infrarot-Sperrfilter verwendet werden. Aber dennoch sind Infrarot-Aufnahmen

3
NGC 2024 (Zweifarben-Überlagerung aus V- und I-Bild), Instrumentierung: C14, AP-6E, 1.200 s (Bessel-V-Filter), 3.900 s (Bessel-I-Filter)

4 IRS2b im Flammennebel (Montage mit Hilfslinien zur Identi-
fizierung), Instrumentierung: C14, STL-1001E, Bessel-I-Filter, 20.400 s

möglich. Die Objektive sind nicht nur IRdurchlässig, sondern werden sogar für IR-Aufnahmen konstruiert. Warum sollten sie sonst am Entfernungsring neben einer weißen Skala für sichtbares Licht auch noch eine rote für Infrarot-Licht besitzen? Die Fragestellung verschiebt sich damit: Warum werden keine IRAufnahmen gemacht, obwohl dies möglich wäre?
Schauen wir uns die Verhältnisse bei Schwarzweißaufnahmen an. Hier ist es das Ziel, alles Licht, ungeachtet seiner Wellenlänge, in die Kamera hinein zu lassen, damit möglichst alle vom Objekt ausgesandten Photonen zum Entstehen des Bildes beitragen können. Aber auch hier scheint es häufig so zu sein, dass Astrofotografen ohne Not ein InfrarotSperrfilter verwenden, nämlich das sog. L-Filter.
Viele Sternfreunde scheinen ein Vorurteil bezüglich Infrarot-Photonen zu hegen. Sie empfinden sie offenbar als ,,Störenfriede", die vom Betreten der Kamera abgehalten werden müssen, als würden sie die Aufnahmen kontaminieren. Mit einer solchen Grundhaltung macht man eben keine Infrarot-Aufnahmen. Und so lange sich an dieser Einstellung nichts ändert, bleibt die Infrarot-Astronomie für uns Amateure ,,exotisch", so lange verharren wir in einer ungerechtfertigten ,,AntiInfrarot-Haltung".

Erstmals ,,klassisches" Deep-Sky im Infraroten Aufnahmen von Veränderlichen mit IRFilter, Kleinbildobjektiven und Teleskop standen am Beginn meiner InfrarotAstronomie. Ließen sich damit auch ,,klassische" Deep-Sky-Objekte aufnehmen? Waren in solchen Aufnahmen vielleicht auch Objekte zu sehen, die uns im ,,normalen" Licht auf immer verborgen bleiben? Mangels Vorbildern in der Amateur-Szene ließen sich diese Fragen nur durch einen Selbstversuch klären. Ich wählte hierfür den Flammennebel (NGC 2024) aus, durch den sich mittig ein dunkler Streifen zieht. Ließen sich hier mit IR-Filter ansonsten unsichtbare Sterne nachweisen?
Im März 2003 glückte dieser Versuch mit 12-Zoll-SCT, ST-9 und 600 s Integrationszeit. Mehrere stellare Objekte mit dem Prefix ,,IRS" (infrared source) waren im IR-Bild sichtbar, fehlten aber in der Vergleichsaufnahme mit V-Filter. NGC 2024 ist allerdings ein schwieriges Objekt. Der sehr helle und nahe Zeta Orionis führt zu massiver Überstrahlung. Dagegen hilft bereits ein IR-Filter, ein Klarglasfilter reicht keinesfalls.
Wie sich die Nähe zur zentralen Dunkelwolke auswirkt, kann der Abbildung 3 entnommen werden. Das Teilbild links oben entstand als Zweifarben-Überlagerung von zwei Aufnahmen mit Bessel-

V- und Bessel-I-Filter. Je näher ein Stern zur Dunkelwolke liegt, umso größer ist seine farbabhängige Extinktion. Und so überrascht es nicht, dass im I-Bild deutlich mehr und deutlich hellere Sterne zu sehen sind.
Richtig extrem wurde es beim dritten Versuch. In der Literatur fand sich der Hinweis auf einen ~O8V-Stern im Zentrum des Flammennebels, der von dessen UV-Strahlung ionisiert wird. Nur steht er leider hinter der zentralen Dunkelwolke und erfährt eine visuelle Extinktion von ca. 32 mag (eine 6,3-billionenfache Abschwächung)! Eine Beobachtung im Visuellen ist unmöglich. Mit einer Integrationszeit von 5,7 Stunden gelang der Nachweis dagegen mit I-Filter (sogar getrennt von seinem Nachbarn IRS2). Die Bezeichnung des heißen Sterns: IRS2b.
Bei nur im Infraroten sichtbaren Objekten versagen die üblichen Sternkartenprogramme. Die Tiefe optischer Hintergrundbilder in Aladin [3] reicht für solche ,,Tieftauchversuche" ebenfalls nicht aus. Die Navigation zur Position des Objekts und seine abschließende Identifizierung sind ohne Literatur undenkbar. Diese gibt oftmals erst den Anstoß für ein solches Projekt. Ohne die Abbildung Nr. 1 aus [4] wäre die Identifizierung von IRS2b unmöglich gewesen. Die eigene tiefe Aufnahme muss an einer solchen ,,fremden" Aufnahme, Fotokarte

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Astrofotografie

5 Der zentrale Sterncluster im Zentrum
der Milchstraße, Instrumentierung: C14, ST-1001E, Bessel-I-Filter, 4.500 s
6 Liller 1, ein nur im Infraroten sicht-
barer Kugelsternhaufen, Instrumentierung: IAS-Sternwarte Hakos, 50-cm-Cassegrain, STL-1001E

bzw. Skizze ausgerichtet werden, beide sind zu überlagern und zu blinken. Und manchmal geht es nicht ohne geometrische Hilfskonstruktionen, die am Display mit einem Papierlineal aus der ,,fremden" Aufnahme gewonnen und fixiert werden. Unter diese schiebt man dann den eigenen Bildausschnitt und zeichnet den Verlauf der Linealkante auch in den eigenen Bildausschnitt ein, so geschehen bei IRS2b (Abb. 4).
Zum Zentrum der Milchstraße Das Zentrum der Milchstraße lässt keinen Anfänger unberührt. Bereits mit seinem ersten Fernrohr schaut er dorthin, verschlingt Texte und Bilder vom Sgr A*, dem übermassereichen Schwarzen Loch. Aber weder lässt sich die Radioquelle Sgr A* sehen, noch der zentrale Sterncluster der Milchstraße beobachten. Der Staub in der Ebene unserer Galaxis verhindert dies. Vielleicht gelingt es aber im Infraroten. Und wieder war ein Projekt geboren: der Nachweis des zentralen Sternclusters mit IR-Filter.
Die Navigation erfolgte hier mit Aladin und einem hinterlegten J-Bild aus dem 2MASS [2] (links in Abb. 5). Ein ,,nebeliger" Fleck (im gelben Rahmen) zeigt den zentralen Sterncluster in der eigenen Infrarot-Aufnahme. Dieses Objekt ließe sich mit deutlich längerer Integrationszeit noch besser abbilden.
Braune Zwerge Braune Zwerge gehören ebenfalls zum Repertoire der Infrarot-Astronomie für Sternfreunde [5]. Sogar Objekte vom Spektral-
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typ T8 mit einer Temperatur von nur 410 Grad C lassen sich noch beobachten [6].
Liller 1 - einer der metallreichsten KH der Milchstraße Den Aufsatz möchte ich mit zwei nichtextremen Objekten beenden. Zunächst mit einem nur im Infraroten sichtbaren Kugelsternhaufen: Liller 1. An ihm lässt sich zeigen, dass einige im Infraroten

gut sichtbare Objekte vollkommen unentdeckt bleiben, wenn wir weder mit IR- noch (ersatzweise) mit Klarglasfilter beobachten (Abb. 6).
M 16 - mit welchem Filter am besten aufzunehmen? Zur Beantwortung wurde ein Versuch mit Rot-, Infrarot- und Klarglasfilter durchgeführt (Abb. 7). Der Vergleich von Rot-

7
M 16 - über den Nutzen eines Klarglasfilters, Instrumentierung: IAS-Sternwarte Hakos, 50-cm-Cassegrain, STL-1001E; alle drei Aufnahmen mit 2x2-Binning, Rotaufnahme: 30 x 5 s, IR-Aufnahme: 29 x 5 s, Klarglasaufnahme: 19 x 5 s

Astrofotografie

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bild mit Infrarotbild zeigt im Infraroten viele stellare Objekte, die im Roten nicht oder nur äußerst schwach zu erkennen sind. Dafür sind im Rotbild die in H emittierenden Strukturen erheblich besser zu sehen. Die nur im Infraroten gut sichtbaren stellaren Objekte wurden im Klarglasbild gelb ,,eingekastelt". Aber in diesem Bild sind auch die H emittierenden Strukturen gut erkennbar. Das Klarglasfilter weist also die Vorteile von Rotbild und Infrarotbild auf. Wer also wenig Zeit hat und auf Nummer sicher gehen möchte, sollte zunächst mit einem Klarglasfilter aufnehmen. Auch als erster Schritt in die Infrarot-Astronomie eignet sich dieses Filter. Wenn unsere Optik es erlaubt, können wir sogar jegliches Filter weglassen. Das Potenzial der ,,gemischten" Astrofotografie im Bereich des sichtbaren plus des unsichtbaren infraroten Lichts bei Verwendung einer

CCD-Kamera wird mit dieser Montage ausreichend dokumentiert. Weitere Anregungen für stellare und nicht-stellare Deep-Sky-Objekte können [7] entnommen werden. Der Amateur-Infrarot-Astronomie steht also nichts mehr im Wege.
Schlussfolgerung Im vorangegangenen Kapitel wurde bereits alles Technische gesagt. Etwas emotionaler wiederholt: Habt keine Angst vor Infrarot-Photonen, lasst einfach mal ein paar von ihnen in Eure Kamera hinein. Und macht auch einmal eine exklusive Infrarot-Aufnahme: ,,Zutritt nur für Infrarot-Photonen". Wer diesem Appell folgt, für den wird die InfrarotAstrofotografie von einer ,,exotischen" Beschäftigung zu einem neuen, spannenden Erlebnis.

Literaturhinweise: [1] astro-ph: http://xxx.uni-augsburg.
de/archive/astro-ph (24.11.2011) [2] 2MASS (Two Mikron All Sky
Survey): http://www.ipac.caltech. edu/2mass/gallery/index.html (21.11.2011) [3] Aladin: http://aladin.u-strasbg.fr/ aladin.gml (25.11.2011) [4] A. Bik, 2003: "Identification of the ionizing source of NGC 2024", Astron. Astrophys. 404, 249 [5] H.-G. Diederich, 2004: ,,Braune Zwerge von M7 bis T6", VdS-Journal für Astronomie 13, 98 [6] H.-G. Diederich, 2004: ,,410 Grad C - 19 Lichtjahre entfernt", VdSJournal für Astronomie 14, 42 [7] H.-G. Diederich, 2004: ,,Sterne, Protosterne, galaktische Nebel und Galaxien im Infraroten", VdS-Journal für Astronomie 15, 33

Projekt: Atlas der 100 hellsten Kugelsternhaufen im M 31
von Michael Hauss

Natürlich ist der Andromedanebel eines der bekanntesten Beobachtungsobjekte am Nordhimmel überhaupt, aber auch dieses Paradeobjekt lässt sich neu entdecken!

Motiviert durch die Vorstellung des Kugelsternhaufens G 78 als ,,Objekt der Saison" in [1] richtete ich mein Teleskop auf ihn. Schnell wurde mir klar, dass mir nicht nur ein oder zwei der hellsten Kugelsternhaufen dieses nahen Spiralnebels zugänglich sind, sondern dass es eine Unmenge von Kugelsternhaufen im Andromedanebel gibt, die in der Reichweite eines Hobby-Astronomen liegen. So bekam ich die Idee, mit Amateurmitteln einen fotografischen Katalog der 100 hellsten Kugelsternhaufen im Andromedanebel-Komplex zu erstellen. Da die 100 hellsten Kugelhaufen alle heller als 16,3 mag (visuell) sind, lassen sie sich bei guten Bedingungen selbst unter Vorstadtverhältnissen mit einem 8-Zoll-Schmidt-Cassegrain-Teleskop in Verbindung mit einer Digitalkamera (Canon EOS 500D) fotografieren.

Also begann ich mit meiner Recherche über derartige Detailobjekte im Andromedanebel. In [2] wird eine Liste

1 Der Andromedanebel als Überlagerung von 144 Einzelfo-
tos à 25 Sekunden mit einer Canon EOS 5D Mark II bei ISO 4.000 und einem Canon-Telezoom bei f = 400 mm am 10.02.2012 (Blende 5,6).

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Astrofotografie

2 In der Bildmitte der 14,2 mag helle Kugelsternhaufen G 78 (Bol 23, H42). Links:
Foto mit einem 8-Zoll-SCT bei f = 1.260 mm und einer Canon EOS 500D am 10.10.2010 mit 8 x 50 Sekunden bei ISO 3.200, rechts der entsprechende Himmelsauschnitt aus dem DSS-2 red mit einer Kantenlänge von 8 Bogenminuten.

von 355 Kugelsternhaufen in M 31 angegeben. Die Einträge dieser Liste werden üblicherweise als ,,G <Nummer>" angegeben. G 1 ist (zufälligerweise) der hellste Kugelsternhaufen in dieser Liste, die aber grundsätzlich der Rektaszension nach sortiert ist. In [3] wird eine Liste von 288 Kugelsternhaufen angegeben. Die Einträge dieser Liste werden üblicherweise als ,,B <Nummer>" oder ,,Bol <Nummer>" angegeben. Aus diesen Informationen und denen aus [4] stellte ich einen Atlas der 100 hellsten Kugelsternhaufen im Andromedanebel-Komplex zusammen, in dem ich meine eigenen Fotos den Himmelsausschnitten des ESO Online Digitized Sky Survey (DSS-2 red) gegenüberstellte [5]. Dieser Atlas enthält

alle als sicher klassifizierten Kugelsternhaufen des Andromedanebels, die heller als 16,3 mag sind. Als Beispiel für diese Gegenüberstellung ist in der Abbildung 2 der Kugelsternhaufen G 78 gegeben. Aber auch in der Übersichtsaufnahme des Andromedanebels (Abb. 1) lassen sich einzelne Kugelsternhaufen identifizieren.
Vielleicht wird diese Zusammenstellung den ein oder anderen Leser zu Beobachtungen von Einzelobjekten in M 31 inspirieren. Für weitere konkrete Ideen zu Projekten rund um den Andromedanebel siehe [6]. Und möglicherweise können wir im VdS-Journal für Astronomie bald einen Bericht über die Offenen Sternhaufen und HII-Regionen in M 31 lesen ...

Literaturhinweise: [1] R.C. Stoyan, 1997: ,,Objekte der
Saison: G 78", Interstellarum 12, 66 [2] W.L. Sargent et al., 1997: ,,Search
for globular clusters in M31. I. The disk and the minor axis", Astron. J. 82, 947; Link: http://adsabs.harvard.edu/full/1977AJ.....82..947S [3] P. Battistini et al., 1980: "Search for (globular) clusters in M31. I: Candidates in a 70` square field centered on M31", Astron. Astrophys. Suppl. Ser. 42, 357; Link: http://adsabs.harvard.edu/ full/1980A%26AS...42..357B [4] S. Galleti et al., 2009: "M31 Globular Clusters. Revised Bologna Catalogue of M31 globular clusters and candidates: RBC (V.5)"; Link: http://www.bo.astro.it/M31/ [5] M. Hauss, 2011: ,,Fotografischer Atlas der 100 hellsten Kugelsternhaufen im Andromeda-Nebel mit einem 8``-Schmidt-Cassegrain-Teleskop (Version 1.0)"; Link: http:// www.doktus.de/dok/60639/katalogder-100-hellsten-kugelsternhaufenim-andromedanebel.html. [6] H.-G. Diederich, 2009: ,,Viel dran an M 31 - Eine Liste von möglichen und unmöglichen Projekten"; VdSJournal für Astronomie 31, 57

Gegen den Trend - Größe ist nicht alles ...
von Peter Bresseler

Meine Astroaktivitäten reduzierten sich in den letzten Jahren bis auf ein Minimum. Das sollte sich wieder ändern mit angepasster Ausrüstung und Wiederausrichtung auf die langbrennweitige Deep-Sky-Astrofotografie. Als Aufnahmegerät stand mir ein 10-Zoll-RitcheyChretien mit 1.854 mm Brennweite in meiner Gartensternwarte zur Verfügung, eine passende CCD-Kamera zur Bildgewinnung musste noch beschafft werden - nur welche? In der Vergangenheit hatte ich mich gerne dem Trend hingegeben, aktuelle Kameras mit großen CCD-Sensoren mein Eigen zu nennen, um bestmögliche Ergebnisse zu gewinnen. Nach einigen Überlegungen und rückblickend
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auf meine Erfahrungen mit dem Umgang von CCD-Kameras kam ich nun zu einem anderen Entschluss.
Gängige Vollformat-Kameras mit CCDKleinbild-Sensoren wie dem Kodak KAF11000 [1] von 36 mm x 24,7 mm mit 9 µm Pixelgröße bilden bei einer kurzen Brennweite von z. B. 500 mm riesige Himmelsareale von 4,1 Grad x 2,8 Grad ab. Ausgedehnte Objekte wie M 31, der Nordamerikanebel, ausgedehnte SupernovaÜberreste oder Emissionsnebel werden entsprechend gut und Format füllend erfasst. Eine eher kleine Galaxie von vielleicht 10' Ausdehnung hingegen wird bei 500 mm Brennweite nur ca. 160

Pixel groß und geht förmlich auf der abbildbaren Fläche unter. Bezogen auf eine Pixelanzahl von 4.008 x 2.672 des KAF-11000 nimmt das Objekt weniger als 0,2 % der Chipfläche ein.
Um Detail abzubilden, ist Brennweite erforderlich. Steigert sich die Brennweite um den Faktor 4 auf 2.000 mm, wird ein Feld unter Berücksichtigung der obigen Daten von 62 x 43 Bogenminuten abgebildet und das kleine Objekt schon auf gut 650 Pixel Durchmesser verteilt. Um die Galaxie bzw. Details gut herauszuarbeiten, kann man nun das Objekt als Ausschnitt herauskopieren und ohne Auflösungsverlust gebührend in Szene

Astrofotografie

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setzen, oder der Einfachhalt halber eine CCD-Kamera verwenden, die einen kleinen Sensor besitzt, um dann das kleine Objekt groß abzubilden. Damit war der Gedanke geboren: die Beschaffung einer leistungsfähigen CCD-Kamera mit kleinem Chip für lange Brennweiten.
Die Anzahl großer Deep-Sky-Objekte mit Ausdehnungen von einigen Grad und mehr ist eher begrenzt, die überwiegende Anzahl der Objekte bewegt sich im Bereich von unter 15', viele sind deutlich kleiner. Daraus ergibt sich für die Astrofotografie, dass die Anzahl der abbildbaren Objekte mit der Brennweite steigt. Um dann detailreiche und hoch aufgelöste Deep-Sky-Aufnahmen zu gewinnen, sollte die Kamera über eine Pixelgröße von unter 10 µm verfügen. Mit einer Näherungsformel [2] ergibt sich:
Winkelausdehnung des Pixels in Bogensekunden = 206 x Pixelgröße (µm) / Brennweite (mm).
Danach wird bei meinem RC mit 1.854 mm Brennweite gut 1 Bogensekunde in einem Pixel abgebildet. Bei einem Seeing von 2 Bogensekunden werden danach durchschnittlich 2 Pixel vom Seeing-

scheibchen erfasst, eine Differenzierung in der Aufnahme von kleinen Details ist somit theoretisch gegeben. Verringert sich die Pixelgröße auf z. B. 5 µm, werden bei einem Seeing von 2 Bogensekunden durchschnittlich 4 Pixel vom Seeingscheibchen überdeckt. Das wäre meines Erachtens durchaus tolerierbar, da kleinere Pixel das Potenzial bei der anschließenden Bildverarbeitung verbessern.
Das populäre 2x2-Binning, d. h. den Zusammenschluss von 4 zu einem doppelt so großen Pixel mit der Halbierung der Auflösung, wollte ich auf gar keinen Fall. Die Objekte sollten hoch aufgelöst und detailliert dargestellt werden, daher setzte ich als Obergrenze für die Chipgröße die maximale PC-Monitorauflösung an, und die betrug 1.920 x 1.024 Pixel. Der Sensor durfte auch gerne rauscharm sein, eine hohe Quanteneffizienz besitzen und sich preislich in einem überschaubaren Rahmen bewegen. Spontan fand sich aber kein CCD-System, welches genau diesen Anforderungen entsprach. Heiße Kandidaten waren Kameras mit den sogenannten Megapixelsensoren wie dem KAI-4022 mit einem 2.048-Pixel-Array oder dem KAF-8300 mit einem Array von 3.326 x 2.504 Pixeln. Kameras mit

2 NGC 891, L: 6 x 600 s, R: 5 x 600 s, G: 4 x 600 s, B: 4 x 600 s

1 DSI RC10C bei einer Blende von
f/7,3 und 1.854 mm Brennweite, Atik 314L+, Filter: Baader LRGBFiltersatz
dem KAI-4022 fielen aus dem preislichen Rahmen, Kameras mit dem KAF-8300 hätten eventuell 2-fach gebinnt betrieben werden und dennoch den Auflösungskriterien entsprechen können, aber insgesamt hat mich die Quanteneffizienz nicht wirklich begeistert.
Eine Annäherung ergab sich für mich bei Kameras mit dem Sony ICX-285AL [3], einem heute eher als klein bezeichneten CCD-Sensor. Der Sony ICX-285AL besitzt eine Sensordiagonale von 11 mm und eine Pixelgröße von 6,45 µm bei 1.348 x 1.040 Pixeln. Dies ergibt in Verbindung mit der langen Brennweite des RC10C eine Winkelauflösung von 0,72'' pro Pixel bei einem Feld von 16,2' x 12,5'. Diese Kombination ermöglicht bei entsprechenden Integrationszeiten gut durchbelichtete und vor allem hoch aufgelöste und detailreiche Deep-Sky-Aufnahmen. Der Sonychip ist ein sog. 2/3-Zoll-Sensor mit einer Quanteneffizienz von über 65 % bei 520 nm, 56 % bei H, d. h., mehr als jedes zweite eingehende Photon wird als Signal registriert. Die Chipfläche beträgt zwar nur 6,5 % bezogen auf das KB-Format, aber genau dieser Sachverhalt lässt kleine Objekte groß erscheinen. Bezogen auf Preis, Service und Verfügbarkeit hat mir summa summarum die Atik 314L+ am besten gefallen.
Nach nunmehr einigen Monaten Praxiserfahrungen hat sich mein Konzept bewährt, eine detailreiche Wiedergabe von Objekten des Nachthimmels konnte ich zwischenzeitig mit meinem RC gewinnen. Das ebene und ausgeleuchtete Feld von 50 mm Durchmesser lässt zwar eine weitaus größere CCD-Kamera zu, auch ist meine PC-Monitorauflösung nicht ganz
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Atmosphärische Erscheinungen

erreicht, aber Details und gut definierte Strukturen werden hoch aufgelöst am PC-Monitor wiedergegeben. Davon kann sich der geneigte Leser überzeugen. Auf meiner Homepage [4] sind entsprechende Aufnahmen abgelegt.
Größe ist nicht alles, insbesondere nicht die Größe von CCD-Kameras ...

3 Das Herbig-Haro-Objekt 555 liegt im Kopf des Pelikan-Nebels, 12 x 600 s, H-Filter

Quellenhinweise: [1] http://www.pco.de/fileadmin/user_
upload/db/download/KAI-11000CMLongSpec.pdf [2] P. Bresseler, 2001: ,,Die SBIG ST9E - Eine CCD-Kamera für lange Brennweiten", Sterne u. Weltraum 8/2001, 676 [3] http://www.datasheetcatalog.net/de/ datasheets_pdf/I/C/X/2/ICX285AL. shtml [4] P. Bresseler: Homepage, http://www. starlightfriend.de

Sturm, Schnee und gute Laune
- Das 10. Treffen der Beobachter atmosphärischer Erscheinungen
von Elmar Schmidt

1 Schneereiche Anreise
(Foto: A. Haußmann)
Während die ersten acht Treffen der Beobachter des Arbeitskreises Meteore e.V. und der Fachgruppe der Vereinigung der Sternfreunde e.V. [1] fast alle in der VdS-Sternwarte in Kirchheim bei Erfurt stattfanden, kam man seit 2010 in der Jugendherberge am Sudelfeld über Bay-
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rischzell zusammen. Die dritte Tagung in Oberbayern vom 5. bis 8.1.2012 hätte auch gut und gern ,,Stormchaser-Meeting" heißen können, waren doch die aus dem Westen der Republik anreisenden Teilnehmer fast während ihrer gesamten Anfahrt auf Höhe des Sturmtiefs ,,Andrea". In meiner Mitfahrgelegenheit hatte es dem Fahrer bei Augsburg den Deckel der Dachbox aufgerissen, der dann bei Windböen über Stärke 9 zum Glück mit Spanngurten gesichert werden konnte. Bei der Umfahrung von München nach Osten bewegten wir uns über viele Minuten mit gut 100 km/h nur gerade so schnell, dass die Wolkenfetzen ihre Lage scheinbar nicht veränderten.
Die erst abends Eintreffenden hatten zwar die Ruhe hinterm Sturm, es dann aber in Bayern mit der ersten von mehreren Schneeabladungen des Wochenendes zu tun (Abb. 1). Nach diesen Fährnissen stellte sich jedoch beim ersten Bier wieder die bayrische Gemütlichkeit ein, in

der sich insgesamt 17 Teilnehmer über Halos und andere Phänomene der Atmosphärenoptik austauschten (Abb. 2).
Mit großem Hallo begrüßt wurde Bertram Radelow, dessen ,,Halos aus Davos" [2] im AKM schon lange stark beachtet werden, obwohl er bis dato nur relativ wenigen seiner ,,Fans" persönlich bekannt war. Er konnte in den letzten Jahren die häufigsten und ausgeprägtesten Sichtungen des Moilanen-Bogens außerhalb von Finnland verzeichnen [3]. Die ständige Wiederkehr des Bogens in seiner Bilderrückschau führte dazu, ihn auf dem Treffen als den ,,Unaussprechlichen" zu titulieren. Der Bogen wurde 1975 visuell von H. Gäbler auf dem Fichtelberg in Sachsen entdeckt und erst 20 Jahre später von Jarmo Moilanen in Finnland fotografiert. Es handelt sich um eine oberhalb von Sonne oder Mond auftretende, gelegentlich auf einer Lichtsäule sitzende V-förmige Gabelung. Der Abstand der V-Spitze liegt nach der

Atmosphärische Erscheinungen

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2
Die Teilnehmer des 10. Halotreffens (Foto: B. Radelow). Stehend von links: Reinhard Nitze, Elmar Schmidt, Bertram Radelow, Georg Dittie, Michael Großmann, Wolfgang Hinz, Roland Winkler, Rainer Schmidt, Eik Beier, Udo Hennig, Frank Dietel, Alexander Haußmann, Günther Busch; vorne kauernd: Raimund Pourvoyeur, Sven Aulenberg, Andreas Zeiske; mittenmang: Claudia Hinz

Vermessung von sechs guten Fotos von Bertram bei (12,4 +- 0,6) Grad, und soll nach Simulationen für größere Sonnenhöhen bis auf 15 Grad und mehr nach außen rücken und dabei verblassen [4]. Das Zustandekommen dieses häufig im Schneekanonen-Eisnebel beobachteten Halos ist im Detail noch ungeklärt, Zwillingskristalle könnten eine Rolle spielen. Übrigens hat Bertram bei sich zu Hause auch schon Eisnebel-Lichtsäulen in finnischer Qualität dokumentiert (Abb. 3).
Obwohl 2011 bei den Eiskristall-Halos kein großes Jahr gewesen ist, wie auch in dem Tagungsbeitrag von Wolfgang Hinz über 33 Jahre systematischer Halobeobachtungen des AKM deutlich wurde [5], fand sich in der Summe der Bildbeiträge aller Teilnehmer doch die eine oder andere Delikatesse. Durch seine Geschäftsflüge hat Andreas Zeiske häufig die Chance, Unterhorizont-Halos in Cirren zu fotografieren, von denen er schöne Exemplare zeigte (Abb. 4). Eindrucksvoll wieder die bebilderten Jahresrückblicke von Claudia Hinz und Michael Großmann, denen Michael noch einprägsam illustrierte physikalische Erläuterungen für die verschiedenen Phänomene hinzufügte. Elmar Schmidt sprach in ähnlicher Systematik über Dämmerungsphänomene. Von viel Sprachwitz getragen war die abwesenheitsbedingt selbstablaufende Bilderschau von Christoph Gerber aus Heidelberg. Ein zweiter Beitrag von ihm, der darlegte, wie sich Sonnenlichtreflexe an Spinnennetzen zu elliptischen Ringen zusammenschließen (,,Spinnwebenhalos") [6], motivierte alle Teilnehmer dazu, sich vorzunehmen, selber danach Ausschau zu halten.
Die Deutung mancher atmosphärenoptischer Erscheinungen erfordert eine sicher beherrschte Fototechnik und aufwendige Simulationen. Georg Dittie stellte die

3
Lichtsäulen über Davos/Schweiz am 15.12.2009 (Foto B. Radelow)

4
Halophänomen (22-Grad-Ring mit unterem Berührungsbogen (und evtl. Parry-Bogen), Untersonne, Lichtsäule und Unternebensonne, links) während eines Flugs von Frankfurt (Main) nach Berlin am 14.6.2011, 18:18 UTC (Foto: A. Zeiske)

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Atmosphärische Erscheinungen

5 Die schönste Flocke vom Sudelfeld
(Makrofoto: R. Nitze)

Zusammensetzung von Mehrfachaufnahmen zu Rundum- und Kugelpanoramen vor, was schon bei der richtigen Aufnahmeposition beginnt und dann den beherzten Einsatz eines Stitchingwerkzeugs wie PTGUI erfordert [7]. Alexander Haußmann zeigte Vielstrahlsimulationen von Lampenhalos an fallenden Eiskristallen. Die hier meist vorliegenden divergenten Strahlen führen zu komplizierten geometrischen Orten der jeweils aufleuchtenden Kristalle wie der sog. Minnaert-Zigarre für den 22-Grad-Ring, von denen erst die stereoskopische Darstellung eine gute Vorstellung vermittelt [8].
Reinhard Nitze berichtete über die fieselige Aufgabe, das Auswerteprogramm für die langjährigen Halo-Statistiken von einer DOS- in eine Windows-Version zu überführen. Entspannung davon findet er bei seiner Schneeflockenfotografie, deren Resultate sich trotz der vergleichsweise einfachen Mittel hinter denen der Profis [9] nicht zu verstecken brauchen (Abb. 5). Während der drei Tage des Treffens fiel ja ein halber Meter Schnee, leider war es deshalb zu warm, um die ersehnten Eisnebelhalos des 2010er-Treffens zu produzieren. An dichtem Schneefall und in der Feuchte übersättigten Luft gelang es aber nachts wieder einige Sudelfeldmonster [10] zu stellen (Abb. 6), und für kurze Momente zeigten sich sogar Nebelbögen und Glorien.
Einen großen Teil der Veranstaltung nahmen schließlich wie schon im Vorjahr die praktischen Demonstrationen zur Atmosphärenoptik von Michael Großmann ein, wozu er kistenweise selbstgebaute Vorrichtungen und Hilfsmittel herangeschafft hatte. Michael ist der fotografische Entdecker des tertiären Regenbogens um die Sonne, was im Herbst 2011 als Sensation durch die Fachwelt und viele Medien ging [11]. Weil diese einmalige Leistung auch durch das 2011er-Treffen auf dem
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6 Sudelfeldmonster in Blau dank LED-Taschenlampe (Foto: B. Radelow)
7 Der OBB zeigt sich im Halomator 2 als Hüllkurve für lauter kleine V-Bögen
(Foto: B. Radelow)
8 Der kleine Ring in M. Großmanns Halomator 2 (Foto: Eik Beier)

CCD-Technik

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Sudelfeld mit beflügelt wurde, war es Ehrensache, dass seine Weißlicht-Regenbogenversuche mit dem sog. ,,Spektrodrom" dort erstmals vorgeführt wurden, zusammen mit Nebelbögen, Quetelet-Ringen, Rayleigh-Streuung u.a.m. Passend zum Hauptthema des Treffens führte Michael auch seinen ,,Halomator 2" vor. In diesem sind Säulenkristalle (aus Plexiglas) kardanisch gelagert und können dreiachsig schnell rotiert werden. Nur mit solchem Aufwand gelingt es, den einfachsten aller Halos, den 22-Grad-Ring (der mit Plexiglas etwas kleiner ist) zu simulieren (Abb. 7). Das Festklemmen der Rotation um die Strahlrichtung erzeugt den oberen Berührungsbogen zum kleinen Ring. Auf Kurzzeitbelichtungen ist schön zu sehen, dass dieser sich als Hüllkurve zu lauter kleineren und steileren V-förmigen Bögen (nach Art von ParryBögen) ausbildet, was im Grunde zwar theoretisch bekannt ist [12], aber doch erst durch die Praxisvorführung greifbar wird (Abb. 8).
In der Vorausplanung des 11. Halotreffens wurde berücksichtigt, dass die Kapazitäten der Jugendherberge am Sudelfeld keine Erweiterung über ca. 15 Teilnehmer hinaus mehr zulassen. Deshalb wurde ein Vorschlag von Bertram dankbar aufgegriffen, sich in der Gruppenunterkunft

9 Claudia überwacht die Abfahrt; Allrad half auf den 500 m zur Herberge, nur nicht
dem Fotografen, der kurz vorher rücklings abgefahren war ... (Foto: E. Schmidt).

http://vonsprecherhaus.ch/ in Davos/ Schweiz zu treffen, und zwar bereits vom 22.-25.11.2012, weil dann dort mit ersten Eisnebel- und Schneekanonenhalos zu rechnen ist, die Skifahrer aber noch nicht den Ort überfüllen. Interessenten schreiben an: halotreffen@meteoros.de
Quellenangaben: [1] http://www.meteoros.de/php/
viewtopic.php?t=9105 [2] http://www.radelow.ch/halo/index.
htm [3] http://www.atoptics.co.uk/fz547.
htm [4] M. Riikonen, 2011: ,,Halot [Halos,
im Orig., nur finnisch] URSA", Helsinki

[5] W. Hinz, 2012: Meteoros 15, 64 [6] http://blog.meteoros.de/2012/01/19/
spiderweb-halos/ [7] http://www.ptgui.com/ und http://
www.dffe.at/ [8] http://www.ursa.fi/blogit/ice_crys-
tal_halos/index.php?title=an _animated_stereo_simulation_of_ streetl&more=1&c=1&tb=1&pb=1 [9] http://www.its.caltech.edu/~atomic/ snowcrystals/ [10] http://wort.yakohl.com/pop.php? pid=621 [11] http://www.osa.org/About_Osa/ Newsroom/News_Releases/Releases/ 10.2011/Photos-Prove-TripleRainbows-Exist.aspx [12] G. Können, 2012: persönliche Mitteilung

Tagungsbericht zur 19. Tagung der VdS-Fachgruppe CCD-Technik
von Dennis Möller

Die 19. Tagung der VdS-Fachgruppe CCD-Technik fand wie gewohnt in den Räumen der VdS-Sternwarte in Kirchheim/Thüringen statt. Über das Wochenende vom 27. bis 29. April versammelten sich rund ein Dutzend Amateurastronomen, um das Neueste zum Thema CCD zu erfahren. In lockerer und gemütlicher Atmosphäre wurde den Vorträgen gelauscht und über die präsentierten Themengebiete diskutiert.
Wie in den Vorjahren zeichnete sich auch dieses Jahr in interessanter Weise ab, dass die CCD-Technik als solches verstanden ist und es hauptsächlich um

das Anwenden, das Abstecken und Ausweiten von Tätigkeitsfeldern geht. So ging Bernd Gährken in seinem Vortrag ,,Beobachtung eines Mondimpaktes" auf die Videobeobachtung eines Meteoriteneinschlags ein, der von unabhängiger Seite ebenfalls mit einer Videobeobachtung bestätigt wurde. Beide Beobachter nutzten hierbei die Tatsache aus, dass die Wahrscheinlichkeit, Augenzeuge eines Impaktes auf der unbeleuchteten Seite des Mondes zu werden, während eines Sternschnuppenstroms am größten ist. Interessant ist, dass es dabei keiner großen Optiken bedarf, sondern dass durchaus schon mit Vier-Zoll-Teleskopen die

hellsten Erscheinungen bei voller Bildrate (50 Halbbilder/s) detektiert werden können. In der darauf folgenden Diskussion wurde schnell deutlich, dass das Aufnehmen und die dazu notwendigen einfachen technischen Möglichkeiten das Eine ist, es aber etwas ganz anderes ist, die teilweise stundenlang aufgenommenen Videodaten nach Lichtblitzen und Leuchterscheinungen zu sichten. Die Betonung liegt auf ,,sichten"! Denn es gibt zwar eine ganze Reihe von Programmen, die Videosequenzen addieren, mitteln, filtern und auf vielfältige Weise bearbeiten können, aber keiner der Anwesenden kannte ein Programm, das in Zehntau-
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CCD-Technik

senden von Bildern nach Lichtblitzen suchen kann. Und so bleibt bislang nur das sehr ermüdende Sichten mit dem Auge. Bernd Gährken führte im Anschluss das Video einer streifenden Sternbedeckung von Zeta Tauri vor. Auch hier benutzte er im Wesentlichen dieselbe Ausrüstung wie für die lunare Impaktbeobachtung. Er führte aus, dass bei Beobachtungen dieser Art die exakte Zeitmessung der Bedeckungen des Sterns von zentraler Bedeutung ist. Dabei muss nach wie vor auf einen analogen Zeit-Inserter gesetzt werden, der in das analoge Videosignal das Zeitsignal einblendet, noch bevor beides digitalisiert wird. So ganz sind wir also doch noch nicht in der digitalen Welt angelangt. Das vorgeführte Video ist ein Paradebeispiel für eine streifende Sternbedeckung. Es dokumentiert ein rundes Dutzend von kurzzeitigen Bedeckungen unterschiedlicher Stärke.
Weiter ging es im Programm mit dem Vortrag von Uwe Trulson: ,,Erfahrungen mit der adaptiven Optik von StarlightExpress". Der Hersteller von CCD-Kameras bietet seit neuestem ein Modul an, das in den Strahlengang des Telekops und vor die CCD-Kamera eingehängt werden kann und mit hoher Präzision Restfehler der mechanischen Nachführung kompensiert. Der Vortrag ging auf die notwendigen Kalibrierungen ein, um das System einwandfrei anlernen zu können. Diese Routinen laufen zwar weitestgehend automatisiert ab - entbinden den Anwender aber nicht davon, das System grundlegend zu verstehen. Während der nachfolgenden Diskussion wurde festgehalten, dass die zwei Korrektursysteme ergänzend arbeiten müssen: die mechanische, herkömmliche Nachführung zusammen mit der adaptiven Optik. Diese Feststellung beeindruckt auf den ersten Blick wenig und doch ist sie so zentral. Denn es muss ein Optimum gefunden werden zwischen zu starker Entkopplung und einer zu hohen Rückkopplung beider Systeme.
Dennis Möller referierte in seinem Vortrag ,,Schwarzweiß ist schön" über die Vorteile und Möglichkeiten, bestimmte bzw. andere Objektdetails durch Darstellung in Schwarzweiß (auch in Negativdarstellung) besser zur Geltung bringen zu können als in Farbe. Dazu gibt es zwei sehr einfache Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit beschränkt sich darauf,
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Objekte natürlich erst gar nicht in Farbe aufzunehmen. Unabhängig von der ganz eigenen und unangefochtenen Ästhetik von Farbaufnahmen wird dem Auge damit von vornherein die Möglichkeit genommen, sich in Farbinformation ,,zu verlieren". Die Aufmerksamkeit wird ganz von selbst auf Kontrastunterschiede und Details gelenkt. Dieser Zugang zum Bild kann eine ganz andere und durchaus ergänzende Qualität herstellen. Die zweite Möglichkeit ist, ein bereits gewonnenes Farbbild nicht nur allein in Farbe wirken zu lassen, sondern dieses einfach mal in Schwarzweiß zu konvertieren oder einen geeigneten der drei Farbauszüge in Schwarzweiß wirken zu lassen. Beispiele zu beiden Verfahren wurden anhand mehrerer Objekte gezeigt und dargelegt, wie erstaunlich verschieden Bilder ein und desselben Objektes wirken, wenn sie unterschiedlich dargestellt werden.
In seinem zweiten Vortrag stellte Dennis Möller in ,,Professionelles Versionsmanagement von CCD-Bildern unter Tortoise SVN" das Freeware-Programm selbigen Namens vor, das zur Verwaltung von Versionen von Dateien und Verzeichnissen herangezogen wird. Im Bereich der Astrofotografie würde dieses Programm also speziell für Bilder und ihre Bildverarbeitungsstufen verwendet werden können. Der Referent führte aus, dass eine Versionsverwaltung dann Sinn macht, wenn Dateien und Verzeichnisse bzw. der

Inhalt von Verzeichnissen einer fortwährenden oder vorübergehenden Änderung unterliegen und 1. Wert darauf gelegt wird, in der Lage
zu sein, einen beliebigen Versionsstand auf einfache und reproduzierbare Weise wiederherstellen zu können (z. B. einen Ursprungszustand!) und 2. man wissen möchte, was diesen Versionsstand auszeichnet.
Jede neue Datei/Verzeichnis-Version kann mit einem Kommentar versehen werden, so dass die Historie der Bearbeitung Schritt für Schritt festgehalten wird und dadurch ein nachträgliches Verfolgen und auch Vergleichen möglich ist. Wie gewohnt ließen die Anwesenden den Tag mit herzhaft zubereiteten original Thüringer Grillwürstchen und bei einem zünftigen Glas Bier noch einmal Revue passieren.
An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei allen Mitwirkenden, die zum Gelingen dieser Tagung beigetragen haben, zu bedanken.
Die nächste CCD-Tagung stellt ein kleines Jubiläum dar. Denn sie jährt sich im kommenden Jahr zum zwanzigsten Male! Die VdS-Fachgruppe CCD-Technik möchte deshalb schon jetzt alle CCDInteressierten ganz herzlich nach Kirchheim/Thüringen einladen. Die Tagung findet in der Zeit vom 12. bis 14. April 2013 statt.

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DDeepS-Sky-TTre en

vom 22.03. bis zum 24.03.2013 in Bebra/Hessen
Infos unter: www.fachgruppe-deepsky.de

Deep-Sky

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Neues aus der Fachgruppe ,,Visuelle Deep-Sky-Beobachtung"

In diesem Heft können wir unsere neuen Rubriken erfolgreich fortführen:

Von neuesten Beobachtungen auf La Palma berichtet Jens Bohle in seinem Artikel ,,Kanarennächte".

In der ,,Deep-Sky-Galerie" präsentiert uns, wie bereits im letzten Heft, eine Amateurastronomin eine Zeichnung. Anne Ebeling stellt die drei Sternhaufen NGC 7790, NGC 7788 und den weniger bekannten Berkeley 58 vor. Das Zeichnen von Offenen Sternhaufen und den umgebenden Sternfeldern erfordert viel Geduld und Geschick, und mit eben diesen Tugenden kommt so ein Ergebnis zustande.
Frank Leiter fand in älteren Beobachtungsaufzeichnungen aus dem Jahr 2008 die wenig bekannte Galaxie UGC 11994, die er uns in ,,kurz beobachtet" vorstellt.

Im ,,Durchblick" stellt uns Daniel Spitzer die Galaxie NGC 100 vor.
Klaus Wenzel präsentiert uns eine ,,kosmische Begegnung", die nicht alltäglich ist: zwei Kleinplaneten und eine Galaxie zur selben Zeit im Okulargesichtsfeld.
Dirk Pancyk informiert über das älteste Projekt der Fachgruppe; die neunte und letzte Ausgabe der ,,Deep-SkyListe". Viel Spaß auf den nachfolgenden Seiten wünschen Daniel Spitzer und Jens Bohle

Kosmische Begegnung:
NGC 821 - Ganymed (1036) und Genoveva (680)
von Klaus Wenzel

Am Abend des 31.10.2011 bot sich die seltene Gelegenheit den 8,5 mag hellen Amor-Asteroiden Ganymed (1036), der von Walter Baade am 23. Oktober 1924 an der Hamburg-Bergedorfer Sternwarte entdeckt wurde, in unmittelbarer Nachbarschaft der hellen Galaxie NGC 821 zu beobachten. Bei der Erstellung einer passenden Aufsuchkarte bemerkte ich dann, dass an diesem Abend noch ein weiterer Kleinplanet in diesem Sternfeld zu beobachten war. Hierbei handelte es sich um Genoveva (680), einem Hauptgürtelobjekt, das am 22. April 1909 von Karl Reinmuth mit dem Bruce-Teleskop an der Heidelberger Landessternwarte entdeckt wurde. Die Helligkeit von Genoveva betrug zum Zeitpunkt der Beobachtung etwa 13,8 mag, was für meinen 406-mm-Newton kein Problem darstellen sollte. Alle drei Objekte waren innerhalb eines Sternfeldes von nur 15 Bogenminuten Durchmesser postiert. Schon mit schwacher Aufsuchvergrößerung (70-fach) brachte dann der 8,5 mag helle Ganymed die Sternkarte ordentlich durcheinander. Bei 207-facher Vergrößerung waren dann im Weitwinkelokular alle drei Objekte einfach erkennbar. 12 Bogenminuten östlich von Ganymed konnte ich die Galaxie NGC 821 als hel-

len runden Nebel mit deutlich hellerem Zentrum, unmittelbar südlich eines etwa 10 mag hellen Vordergrundsterns, beobachten. Genoveva (680) befand sich etwa 12 Bogenminuten nordöstlich von Ganymed, etwa 1,5 Bogenminuten südöstlich des etwa 8 mag hellen Sterns SAO 92804. Bereits nach 10 Minuten Beobachtungs-

zeit war bei Ganymed deutlich eine Bewegung nach Süden erkennbar.
Solche kosmischen Begegnungen sind immer reizvoll visuell am Okular direkt zu verfolgen und eventuell mit einer kleinen Skizze zu dokumentieren.

1 Zeichnung der Region um NGC 821 mit den Kleinplaneten Ganymed (1036) und
Genoveva (680) am 406mm/1.829mm-Newton bei 207-facher Vergrößerung. Beobachtungszeit: 31.10.2011 um 20:30 UT.
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Deep-Sky

Der Durchblick - NGC 100
von Daniel Spitzer
Edge-on-Galaxien bieten immer einen ganz besonderen Anblick. Vor allem, wenn sie noch eine so markante Katalognummer besitzen, wie NGC 100.

Derhblick Durc

Die Galaxie in Kantenlage befindet sich am Westrand des Sternbildes Fische. Mit einer scheinbaren Größe von 0,6' x 5,7' berechnet man einen Inklinationswinkel von ca. 84 Grad und eine Streckung von 9,5. Sie ist damit eine der ganz schmalen Galaxien! Von ihrer Natur als Galaxie vom Typ Sc ist - auch aus diesem Grund nichts zu erkennen. Leider ist sie nicht ganz einfach zu beobachten. Während die Gesamthelligkeit von NGC 100 noch 13,3 mag beträgt, verlangt ihre Flächenhelligkeit von lediglich 14,4 mag/arcmin2 für eine erfolgreiche Beobachtung nach einem dunklen Himmel.
Die Suche von NGC 100 kann am schnellsten über den 6-mag-Stern 48 Psc erfolgen. Hat man diesen zentriert, braucht man das Teleskop nur noch 1,5 Grad nach Westen zu schwenken. Wer sich noch etwas in der Gegend des Himmels

aufhalten möchte, dem sei die in der Nähe gelegene Galaxie NGC 99 empfohlen, die sich ca. 1,3 Grad südlich von NGC 100 befindet. Sie ist ebenfalls in der Karte verzeichnet.

1 Aufsuchkarte für die Edge-on-Galaxie NGC 100
im Sternbild Fische. Der Stern rechts im Bild ist g Pegasi. Ebenfalls verzeichnet ist
NGC 99. Die Karte wurde mit Cartes du Ciel
erstellt.

NGC 7790, NGC 7788 und Berkeley 58

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Die kyep-S rie De ale G
NGC 7790, NGC 7788 und Berkeley 58 in einer Zeichnung von Anne Ebeling nach Beobachtungen an einem 10-Zoll-Dobsonteleskop bei 63-facher Vergrößerung am 25.10.2009

Deep-Sky

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UGC 11994
von Frank Leiter

Die Galaxie ist bei 93-fach und 145fach leicht zu sehen,

Kurzchtet beoba

für den 16-Zöller ein

einfaches Objekt. Extrem

schmal, mit leichter Verdickung in der Mitte.

Ein schwacher Stern (etwa 13. Größe) steht

in den östlichen Ausläufern. Die Länge lag

unter den gegebenen Bedingungen und mit

dem o.g. Teleskop etwas jenseits der 1,5'.

Daten: 16 Zoll Öffnung, f/5, mittlerer Land-

himmel mit etwa 6,3 mag, Beobachtung am

26.09.2008.

Kanarennächte
von Jens Bohle

Nach der Verlegung meines Hauptteleskops auf die Kanareninsel La Palma statte ich meinem Teleskop natürlich, so oft es geht, einen Besuch ab. Es sollte wieder ein reiner Astrourlaub werden, nachdem ich mich bei vorherigen Besuchen nebenbei auch der Naturfotografie gewidmet habe (dies ist auf La Palma ja auch sehr reizvoll). Beides ist nach meiner Erfahrung allerdings kaum möglich, da die Kondition nach Aktivitäten tagsüber (Wanderungen mit prall gefülltem Fotorucksack) dann in den Nachtstunden schnell nachlässt. Der Begriff ,,reiner Astrourlaub" ist allerdings dann doch nicht so ganz korrekt, da ich den Urlaub wieder gemeinsam mit meiner Freundin verbrachte.
Wie immer hatte ich ein kleines Beobachtungsprogramm ausgearbeitet, obgleich ich auf La Palma schon einen dicken Ordner mit diversen Beobachtungsideen deponiert habe. Da die atmosphärischen Bedingungen bei wolkenlosem Himmel auf La Palma sehr unterschiedlich sein können, sind Objekte von hoher bis niedriger Flächenhelligkeit im Repertoire. Je nach Seeing sollte also immer was dabei sein.
Am Ankunftstag regnete es am Flughafen von Santa Cruz - das hatte ich bislang noch nicht erlebt, und ich bin schließlich nun schon öfter auf der Ka-

nareninsel gewesen. So beschloss ich, mein Teleskop erst am zweiten Tag bei meinem Bekannten Joan von Astropalma [1] abzuholen und es anschließend auf dem großzügigen Gelände der gemieteten Finca aufzubauen. Bereits am zweiten Tag wechselte das Wetter - es wurde zunehmend sonniger und wärmer.
Leider zeigte sich der Himmel während des gesamten Zeitraums von der dunstigen Seite - im Gegenzug wurde ich mit gutem Seeing entschädigt. Gerade in den Höhenlagen um 700 - 800 Meter, in denen ich fast ausschließlich beobachtete, ist das Seeing insbesondere in der ersten Nachthälfte oft schlecht bis mittelmäßig. Hier ein paar Impressionen aus dem Beobachtungstagebuch: Die Außenbereiche (,,Halos") Planetarischer Nebel wie jene von M 27, M 57 und NGC 6543 sind ja versierten Beobachtern keine unbekannten Ziele und mit größeren Teleskopen direkt beobachtbar. Aber auch viele andere Planetarische Nebel besitzen diese aus der Spätphase des Sternenlebens entstandenen Strukturen, die einst als Sternenwind des Roten Riesen intermittierend ins All ,,geblasen" wurden. Bei meiner Recherche zu diesen schwächeren Strukturen las ich in [2], dass der Begriff ,,Halo" bei Planetarischen Nebeln allerdings relativ genau definiert ist. In der Amateurastronomieszene hingegen wird

der Begriff oft falsch verwandt, da Hülle und Halo verwechselt werden. Nach [2] wird bei Planetarischen Nebeln zwischen den Kernbereichen (,,Cores"), der den Kern umgebenden Hülle (,,Shells") und den sehr lichtschwachen Außenbereichen (,,Halos") unterschieden. Die Halos haben mitunter deutlich geringere Flächenhelligkeit als der Kernbereich des Nebels (1/1.000 oder schwächer) und unterscheiden sich somit deutlich. Sichtbar werden die Halos erst, wenn die Strahlung des Zentralsterns die Hülle durchdringen kann, diese also ,,optisch dünner" geworden ist. Ein kurzer Temperaturanstieg in den Halostrukturen geht mit der Sichtbarkeit einher. Oft zeigen sich in diesen Außenbereichen ähnlich wie bei sehr alten Planetarischen Nebeln charakteristische Filamente unterschiedlicher Helligkeit, die aus der Wechselwirkung mit interstellarer Materie hervorgehen. Für Astronomen ist die Wechselwirkung des Halos mit der galaktischen Umgebung interessant, da sich so Rückschlüsse auf die Verteilung interstellarer Materie ziehen lassen. Für die Forscher, welche die Materie des ursprünglichen Sternenwindes untersuchen wollen, ist dieses Stadium dann schon ein Problem, so dass diese Untersuchungen mit anderen Mitteln und zu einem früheren Zeitpunkt erfolgen müssen [3]. Doch zurück zur Amateurastronomie.
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Deep-Sky

1 NGC 40 (POSS 2 rot, invertiert und gestreckt)

2 NGC 40 (POSS 2 blau, invertiert und gestreckt)

3 NGC 7662 (POSS 2 rot, invertiert und gestreckt)
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4 NGC 7662 (POSS 2 blau, invertiert und gestreckt)
NGC 40 Der PN NGC 40 in der Cassiopeia war einer der beiden Nebel, welche ich gezielt beobachtete, um herauszufinden, ob ein Teil des PN-Halos ansatzweise zu beobachten wäre. Fotografien zeigen den leicht ovalen PN-Körper, welcher von einem diffusen Bereich unterschiedlicher Helligkeiten umgeben wird. Im nordöstlichen Bereich findet sich ein langes Filament, welches den hellsten Teil darstellt. Die südlichen Bereiche, welche auf lang belichteten Linienaufnahmen zu sehen sind, haben nur etwa 0,03 % der Helligkeit des Kernbereiches des PN. Hier war mir klar, dass diese für visuelle Beobachter unzugänglich sind. Doch auch den helleren nordöstlichen Bereich konnte ich trotz Vergrößerungen zwischen 214- bis 642-fach nicht erkennen, obwohl er auf den blauen Aufnahmen des POSS sichtbar ist.
5 IC 10 mit dem durch einen Pfeil markierten Sternhaufen
IC 10 4-1 (POSS 2 blau, invertiert)

Auf den roten Aufnahmen ist dieser Bereich dann sehr deutlich (Abb. 1 u. 2) und wird wohl eher für Astrofotografen interessant sein.
NGC 7662 Nach diesem Misserfolg wandte ich mich einem weiteren PN zu: NGC 7662, besser bekannt als der ,,Blaue Schneeball". Aufgrund seiner hohen Flächenhelligkeit und der daraus resultierenden intensiven Färbung ist dieser PN im Sternbild Andromeda vielen Sternfreunden bekannt. Planetarische Nebel mit hohen Flächenhelligkeiten laden geradezu dazu ein mit sehr hohen Vergrößerungen zu arbeiten.

6
Ausschnitt aus dem Atlas der Andromeda-Galaxie von Paul W. Hodge [5] mit dem beobachteten Feld um C 410 und der beobachteten Emissionsregion

Deep-Sky

49

lichen PN) eine

mehrfach indirekt

wahrnehmbare

schwache, läng-

liche Aufhellung.

Somit war hier

eine deutliche

Separation zum

übrigen Teil des

Nebels erkenn-

bar. Der Rest des

Halos war aber

aufgrund leich-

ten Dunstes in

der Atmosphäre

7 NGC 185 mit der beschriebenen Dunkelwolke auf einer roten

nicht erkennbar. Für mich war es

invertierten POSS-2-Aufnahme

das erste Mal, dass

ich dieses Halo-

Detail von NGC

Doch neben dem hellen und viel beach- 7662 erkennen konnte. Nach meinem

teten Zentralbereich zeigt der Schnee- Beobachtungsaufruf auf der Deep-Sky-

ball insbesondere auf den blauen POSS- Mailinglsite der VdS-Fachgruppe ,,Visu-

Aufnahmen einen deutlich sichtbaren elle Deep-Sky-Beobachtung" stellte sich

Außenbereich. Dieser lässt die Größe des heraus, dass der Halo unter sehr guten

,,Schneeballs" auf etwa 140 Bogensekun- Bedingungen schon mit einem 13-Zoll-

den steigen, also fast das Vierfache des Teleskop sichtbar ist!

bekannten, hellen PN-Körpers (Abb. 4).

Die schwächsten Bereiche sind um den Sternhaufen in IC 10

Faktor 20.000 schwächer als der Kernbe- Auf meiner Liste befanden sich auch

reich [2]. Meine Beobachtung zeigte bei wieder recht exotische Objekte. Beim

hohen Vergrößerungen, ab 562-facher letzten La-Palma-Urlaub beobachtete ich

Vergrößerung, zunächst recht deutli- erstmals Sternhaufen in der irregulären

che innere Strukturen, und direkt nord- Zwerggalaxie IC 1613 und konnte so

westlich des Hauptkörpers erschien im meine Liste von beobachteten extraga-

Teleskop (ohne Verbindung zum rest- laktischen Sternhaufen nochmals erwei-

tern. In diesem Jahr hatte ich es auf den hellsten Sternhaufen bzw. OB-Assoziation der irregulären Zwerggalaxie IC 10 in der Cassiopeia abgesehen. OB-Assoziationen stellen sozusagen die masseärmeren Vertreter der sog. jungen Supersternhaufen (,,Super Star Cluster") dar, welche sich später zu klassischen Kugelsternhaufen entwickeln können, sofern ihre Masse ausreicht und die Drift der einzelnen Haufenmitglieder in den Raum verhindert. In der Literatur findet man auch häufig die Bezeichnung ,,Young Massive Cluster" (YMC) oder ,,Massive Young Cluster" (MYC). Gemeint sind immer junge Sternhaufen, die teilweise noch im Entstehungsmedium eingebettet sind. Beispiele für diese Gattung in unserer Galaxie sind ,,Arches Cluster", NGC 3603, ,,Quintuplet Cluster", Trümpler 14, W49A, Westerlund 1 und Westerlund 2. Auch die hellen Sternansammlungen in NGC 604, der hellsten HII-Region in M 33, zählen zu dieser Gattung und sind mit Teleskopen ab etwa 14 Zoll Öffnung beobachtbar. Doch zurück zu IC 10. Die Galaxie selbst war unter leicht dunstigen Bedingungen erstaunlich schwer auszumachen. Dies hatte ich anders in Erinnerung. Die relativ niedrige Flächenhelligkeit der Galaxie lässt sie bei leichtem Dunst schnell verschwinden. Hier zählt Transparenz des Himmels mehr als Teleskopöffnung. Um die etwa 3-4 Millionen Jahre alte OB-Assoziation IC 10 4-1 (Abb. 5) zu sehen bedarf es allerdings großer
VdS-Journal Nr. 43

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Deep-Sky

8 Das Teleskop am Einsatzort. Im Hintergrund in nördlicher Richtung die Stadt Los Llanos

Teleskopöffnung und gutem Seeing, denn mit 17,36 mag in V [4] ist es eine absolute Herausforderung für einen Beobachter mit einem 50-cm-Teleskop. Leider wird die Beobachtung durch einen direkt angrenzenden Vordergrundstern stark beeinträchtigt, so dass mir selbst bei hohen Vergrößerungen bis 1.100-fach keine eindeutige Sichtung gelang. Allerdings konnte ein auf fotografischen Aufnahmen etwa gleich hell wirkender Stern etwa 20 Bogensekunden südwestlich des Sternhaufens sicher erkannt werden.
HII-Regionen in M 31 Nach vielen Jahren kehrte ich auch in bereits bekannte Gefilde zurück und wagte mich wieder an die Beobachtung von HII-Regionen in der Andromeda-Galaxie heran. Nach Beobachtungsversuchen mit nicht ganz eindeutigem Ergebnis Ende der 90er-Jahre unter heimischen Bedingungen am Oldendorfer Berg bei Melle / Niedersachsen wollte ich es nun auch einmal auf La Palma unter deutlich besseren Bedingungen probieren. Als Beispiel, und vielleicht am ehesten nachzuvollziehen, ist die Beobachtung von der mit dem Sternhaufen C 410 assoziierten HII-Region. Zu finden ist diese Region auf Karte 9 bzw. 11 im ,,Hodge-Atlas" [5] (Abb. 6). Erst ab 321-facher Vergrößerung wurde der flächige Charakter des Sternhaufens deutlich. Mithilfe eines UHC-Filters versuchte ich nun wie damals die Emissionsregion vom Sternhaufen zu unterscheiden, was mir diesmal
VdS-Journal Nr. 43

recht eindeutig gelang. Auch mit Filter war dieser kleine verwaschene Fleck zu erkennen. Dies verleitet mich zur Aussage: Gesehen!
NGC 185 Ebenfalls seit einigen Jahren befindet sich ein Foto von NGC 185 in meinem Ordner. Die kleine Galaxie, welche zusammen mit NGC 147 zu den helleren Begleitern von M 31 gehört, zeigt auf vielen fotografischen Aufnahmen eine charakteristische Dunkelwolke von etwa 10 Bogensekunden Länge im nordwestlichen Teil der Galaxie (Abb. 7). Auch hier versuchte ich es immer wieder in den letzten Jahren diese auch mal visuell zu ,,knacken". Leider stellte sich auch bei diversen Vergrößerungen und 30 Minuten Beobachtungszeit kein Erfolg ein - vermutlich sind die Sterne um diese Dunkelwolke zu schwach, so dass kein Kontrast zur ,,Umgebungshelligkeit" möglich ist. Ein Beobachtungserfolg anderer Beobachter würde mich sehr interessieren!
Weitere Highlights waren der Saturnnebel, welcher mit enormer Detailfülle und einem ,,einfach schönen Anblick" verwöhnte, und ein bis dato nicht erlebter Anblick des Orionnebels. Ferner gelang es mir erstmals den ,,zweiten Zentralstern" in M 57 zu erkennen. Gemeint ist der wenige Bogensekunden vom Zentralstern nordwestlich gelegene, nicht mit M 57 assoziierte Stern innerhalb des Zentrums des PN.

Dieser leuchtet noch etwas schwächer als der Zentralstern.
In der durchweg mit klaren Nächten gesegneten Woche stieß ich nach einigen Nächten dann an die Grenzen meiner körperlichen Leistungsfähigkeit, zumal ich selten länger als 4 Stunden am Stück schlief (wofür meine ,,bessere Hälfte" sorgte ...). So fiel es mir auch gar nicht schwer, mein Teleskop nach einer Beobachtungssession bei Joan auf Astropalma wieder abzustellen.
Bis bald, mein kleiner Dobson!
Literaturhinweise: [1] www.astropalma.com [2] B. Balick, G. Gonzales, A. Frank,
G. Jacoby: "Stellar Wind Paleontology II: Faint Halos and Historical Mass Ejection in Planetary Nebulae" [3] C. Sandin, D. Schönberner, M. M. Roth, M. Steffen, Böhm, A. Monreal-Ibero: "Spatially resolved spectroscopy of planetary nebulae and their halos", http://arxiv.org/ pdf/0802.3813.pdf [4] D.A. Hunter: "The Stellar Population and Star Clusters in the Unusual Local Group Galaxy IC 10", Astrophys. J. 559, 225 [5] P.W. Hodge, 1981: "Atlas of the Andromeda Galaxy", University of Washington Press

Die Deep-Sky-Liste 2012
von Dirk Pancyk

Die neueste, 9. Auflage der Deep-SkyListe steht seit März 2012 als PDF-Datei auf www.deepskyliste.de zum kostenlosen Download bereit. Dieses Anfang der 1990er-Jahre von einem Nürnberger Beobachterkreis begonnene und später von der VdS-Fachgruppe Deep-Sky weitergeführte Buchprojekt gibt Antwort auf die spannende Frage: ,,Welche Objekte sind im eigenen Fernrohr zu sehen, und wie gut sind sie unter bestimmten Bedingungen (Grenzgröße) sichtbar?".

Hierzu werden die Beobachtungen tabellarisch aufgeführt und mit einer Art Schulnote, der sog. ,,Sichtbarkeit" bewertet. In der aktuellen Ausgabe sind auf 250 Seiten knapp 18.000 Beobachtungen von über 5.000 Deep-Sky-Objekten aufgeführt. 57 Beobachter haben mitgewirkt.

Neben den Beobachtungen ist auch ein ausführlicher Einführungsteil enthalten, der viele nützliche Informationen für jeden Deep-Sky-Freund enthält.

Es handelt sich um die 9. und leider letzte Ausgabe der Deep-Sky-Liste. In unserer modernen Zeit mit internetgestützten, interaktiven Online-Datenbanken ist die Sammlung von Deep-Sky-Beobachtungen und die zentrale Erfassung durch die Redaktion in der bisherigen Form einfach nicht mehr zeitgemäß und auch nicht mehr praktikabel. In diesem Zusammenhang haben wir beschlossen, die DSL in der jetzigen Form nicht weiterzuführen und den letzten Stand auf Dauer ,,einzufrieren".

Es werden mit Erscheinen dieser 9. Auflage somit keine weiteren Beobachtungen mehr entgegengenommen, wofür wir um Verständnis bitten. Ggf. notwendige Korrekturen, z.B. aufgrund von Tippfehlern oder fehlerhaften Objekt- oder Beobachtungsdaten, werden selbstverständlich vorgenommen und in einer korrigierten Auflage zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.
Die Informationen in der Deep-Sky-Liste sind natürlich absolut zeitlos. Die PDF-

Datei wird somit auch in Zukunft zum Download bereit stehen.
Wir bedanken uns bei allen teilnehmenden Beobachtern für ihr Verständnis für diese Vorgehensweise, die langjährige Treue und die Einsendung ihrer Beobachtungen. Ohne diese wäre die DSL nicht das, was sie ist: ein einzigartiges Nachschlagewerk für den aktiven DeepSky-Beobachter!

Deep-Sky

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VdS-Journal Nr. 43

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Geschichte

Prof. Dr. Karl Theodor Robert Luther und die Bilker Sternwarte in Düsseldorf

von Ansgar Korte

Dass es früher einmal eine Sternwarte in Düsseldorf-Bilk gegeben hatte, war mir bekannt, von einem ungewöhnlichen Denkmal in der Nachbarschaft wusste ich jedoch nichts. Erst im September 2010 fiel mir beim Besuch der Tagung der ,,Astronomie-Geschichte" in Bonn ein Foto dieses Denkmals auf. Ich stellte fest, dass es sich bei der ,,Bilker Sternwarte" nicht um eine Volkssternwarte handelte, sondern um eine astronomische Forschungseinrichtung.
Noch im Oktober 2010 suchte und fand ich dieses Denkmal. Es steht direkt neben der romanischen Kirche ,,Alt St. Martin", ca. 150 Meter von seinem ehemaligen Standort entfernt. Auf einer bronzenen Gedenktafel war zu lesen, dass Johann Friedrich Benzenberg (1777-1846) diese Sternwarte im Jahre 1843 privat gegründet hatte. Das Hauptinstrument war ein 6-füßiger Refraktor (d. h. Brennweite 1,80 Meter) mit einer Öffnung von 15 cm, welches mit einem Ringmikrometer (auch Kreismikrometer genannt) ausgestattet war. Benzenberg war Professor für Physik und Astronomie an einem Düsseldorfer Lyzeum (Abb. 1). Er nannte die Sternwarte nach dem Vornamen seiner Ehefrau ,,Charlottenruhe". Heute spricht

1 Johann Friedrich Benzenberg
(1777-1846)
man allgemein von der ,,Bilker Sternwarte", obwohl der Vorort schon im 14. Jahrhundert nach Düsseldorf eingemeindet worden war (Abb. 2).
Benzenberg war ein vielseitiger Naturwissenschaftler. Weltberühmt sind seine im Jahr 1802 durchgeführten Fallversuche im Inneren des Turms der Michae-

Neues aus der Fachgruppe ,,Geschichte der Astronomie"

liskirche in Hamburg, dem ,,Hamburger Michel". Benzenberg ließ Bleikugeln im Innern des Turmes fallen. Diese Kugeln fielen nicht senkrecht, sondern behielten die Winkelgeschwindigkeit der Erde in Höhe des Startpunktes bei. Der Aufschlagspunkt ergab eine Differenz zur Lotrechten von 9 Millimetern in Drehrichtung der Erde. Carl Friedrich Gauß (1777-1855) hatte für diesen Versuch bei 76,3 m Fallhöhe eine Abweichung mit 8,7 Millimetern errechnet, was durch Benzenbergs Ergebnisse als richtig bestätigt wurde.
Erst viel später, im Jahre 1852, hatte Leon Foucault durch seine Pendelversuche im Pariser Pantheon die Erddrehung nachgewiesen. Der Hamburger Michel ist das Wahrzeichen der alten Hansestadt, die von St. Ansgar (800-865) gegründet wurde).
Benzenberg verfügte, dass die Sternwarte nach seinem Tode in das Eigentum der Stadt Düsseldorf übergehen sollte, mit der Verpflichtung, die Stadt Düsseldorf müsse Fachastronomen für die Leitung der Sternwarte anstellen. Das wurde akzeptiert. Nur drei Jahre verblieben Benzenberg, in seiner Sternwarte zu arbeiten. Der Nachfolger von Benzenberg war Dr. Franz Brünnow (1821-1891). Er leitete die Sternwarte nur vier Jahre, von 1847 bis 1851. Danach ging Brünnow an die Berliner Sternwarte und 1854 an die Sternwarte von Ann Arbor in Michigan/ USA.

Die Vorbereitungen für unsere 9. Tagung ,,Geschichte der Astronomie" sind abgeschlossen. Sie findet vom 2. bis 4. November in Jena statt. Geboten werden Vorträge und Exkursionen. Informationen dazu finden Sie auf unserer Webseite http://geschichte.fg-vds.de.
In diesem Heft lesen Sie zwei Beiträge. Ansgar Korte berichtet über ,,Prof. Dr. Karl Theodor Robert Luther und die Bilker Sternwarte in Düsseldorf" und Susanne Hoffmann befasst sich in ,,Kosmische Ordnung und ihre Störung" mit dem alten Ägypten. Viel Spaß beim Lesen und versorgen Sie mich auch weiterhin mit interessanten Artikeln!
Ihr Wolfgang Steinicke
VdS-Journal Nr. 43

Nun stand ich, im 10. Jahr des 21sten Jahrhunderts vor diesem Denkmal unweit des Stadtzentrums in dem dicht besiedelten südlichen Stadtteil Düsseldorf-Bilk und überlegte, wie man von hier aus den Sternhimmel beobachten konnte. Schließlich hatte ich selbst Ende der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts ein Grundstück im Landschaftsschutzgebiet im Süden meiner Heimatstadt Essen ausgesucht, um dort die WalterHohmann-Sternwarte zu errichten. Essen liegt mitten im Ruhrgebiet in Deutsch-

Geschichte

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land. Unsere astronomisch interessierten Besucher sollten ungestört von den Lichtern der Großstadt den Sternhimmel beobachten können. Hauptaufgabe der als Volkssternwarte erbauten Einrichtung ist es, astronomisches Wissen auf allgemeinverständliche Weise den interessierten Menschen in Essen und Umgebung zu vermitteln. Die erste deutsche Volkssternwarte in Deutschland war um 1890 in Berlin errichtet worden. Ein Dr. Max Wilhelm Meyer war damals Mitbegründer dieser volkstümlichen Bildungseinrichtung.
Im 19. Jahrhundert allerdings muss es in Düsseldorf-Bilk erheblich anders ausgesehen haben. Es gab nur wenige Häuser, keine elektrische Beleuchtung, vielleicht nur wenige Gaslaternen oder mit Öl befeuerte Lampen. Hier hatte der zweite Nachfolger von Benzenberg, Herr Dr. Karl Theodor Robert Luther (1822-1900), zwischen 1851 und 1890 vierundzwanzig Kleinplaneten entdeckt (Abb. 3). Hierbei ist zu bedenken: Die Himmelsfotografie befand sich damals noch in den Anfängen und erst recht gab es keine CCDKameras. Die gab es erst über 100 Jahre später. 1891 fand Max Wolf (1863-1932) auf seiner Privatsternwarte in Heidelberg als erster Astronom einen Kleinplaneten mit fotografischen Methoden. Luther hat also die Kleinplaneten mit dem Auge mittels Fernrohr entdeckt und musste sie mehrere Nächte in größeren Tagesabständen hintereinander verfolgen, um

3 Karl Theodor Robert Luther
(1822-1900)
aus einzelnen Mikrometermessungen die Koordinaten abzuleiten, um anschließend eine Bahnbestimmung zu machen.
Diese Messungen bewerkstelligte er mit einem Ringmikrometer. Ein Ringmikro-

2 Die Bilker Sternwarte
meter ist ein kurzbrennweitiges Okular, in dessen Brennebene eine planparallele Glasscheibe mit einem zentrisch eingelassenen Metallring sitzt. Der innere Ring muss hochgenau rund sein, ohne Glas und sein Innendurchmesser auf mindestens ein 1/100 Millimeter genau bekannt sein. Luther stoppte nun die Laufzeit des entdeckten Objektes vom Auftauchen bis zum Verschwinden am inneren Rand des Ringes bei still stehendem Fernrohr, und zwar mit einer Genauigkeit von weniger als eine Sekunde. Anschließend stoppte er den Durchlauf eines nahegelegenen Sterns, dessen Koordinaten bekannt waren, welcher oberhalb oder unterhalb des entdeckten Objektes durch den Ring laufen musste. Das Fernrohr durfte bei den Messungen nicht bewegt werden und musste sehr fest stehen. Aus diesen Laufzeitdifferenzen konnte Luther die Koordinaten des entdeckten Objektes bestimmen. Um Mittelwerte zu bekommen, mussten die Messungen mehrmals über längere Zeiträume wiederholt werden. Auch die genauen Daten mit Uhrzeiten der Messungen mussten sekundengenau

4 Das Teleskop der Bilker Sternwarte

5 Bronzetafel zur Bilker Sternwarte
VdS-Journal Nr. 43

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Geschichte

oder besser notiert werden. Erst nach mindestens drei, besser vier Ortsbestimmungen konnte er eine Bahn des Kleinplaneten errechnen. Diese Bahnbestimmung liefert die nötigen Bahnelemente, mit denen man eine Bahnberechnung durchführen kann.
Robert Luther wurde am 16. April 1822 in Schweidnitz in Schlesien (heute Polen) geboren. Seine Mutter und seine spätere Ehefrau sind, wie auch ich, in Essen geboren. Er studierte ab 1841 in Leipzig und Berlin Philosophie, Mathematik und Astronomie und wechselte 1851 als Direktor an die Düsseldorfer Sternwarte im Stadtteil Bilk. Trotz mehrfacher verlockender Angebote blieb er in Düsseldorf-Bilk. Dort entdeckte er nicht nur die 24 Kleinplaneten, sondern führte auch Positionsbestimmungen von Planeten und anderen Kleinplaneten durch. Auch überarbeitete er Sternkataloge für die Berliner Königliche Akademie der Wissenschaften. Die neu gewonnenen Messwerte stellte er auch anderen Sternwarten, darunter auch Pulkovo, zwecks Bahnbestimmungen zur Verfügung. Er berechnete die Barker'schen Hilfstafeln neu, beobachtete auch Kometen und berechnete deren Bahnen nach der Methode von Wilhelm Olbers aus Bremen. Die Kleinplaneten (6) Hebe, (11) Parthenope, (56) Melete, (61) Danaë und (288) Glauke wurden zur dauernden Vermessung und Berechnung ausgewählt. Ihre Bahnen können Dank der Arbeit Luthers derzeit zu den sichersten bekannten Bahnen gezählt werden. Beim Zeichnen der akademischen Sternkarte ,,hora O" entdeckte er den veränderlichen Stern T Piscium im Sternbild Fische. Um 1877 tauschte er das 6-füßige Teleskop gegen ein 7-füßiges mit 175 mm Durchmesser aus, mit dem er dann die letzten 4 Kleinplaneten entdeckte. Das Objektiv wurde höchstwahrscheinlich auf 15 bis 14 cm abgeblendet. Das Öffnungsverhältnis 1:15 hatte somit geringere Farbfehler.
Die Universität Bonn verlieh ihm 1855 den Titel ,,Dr. phil. honoris causa". 1882 wurde er Mitglied der Leopoldina, der Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturwissenschaften. 1886 wurde er von Kaiser Wilhelm I. zum Professor und 1897 zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Auf der Pariser Gedenkmünze aus dem Jah-
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6 Erste in Stein geschlagene Inschrift
7 Zweite in Stein geschlagene Inschrift
re 1868, anlässlich der Entdeckung des hundertsten Kleinplaneten, sind die Entdecker Hermann Goldschmidt, John Russell Hind und Robert Luther abgebildet. Die Pariser Akademie verlieh ihm siebenmal den Lalande'schen astronomischen Preis für die Entdeckung von Kleinplaneten. Der 1928 von Schwassmann entdeckte Kleinplanet 1303 wurde nach Luther benannt. Ein Krater auf dem Mond trägt ebenfalls heute seinen Namen. Nach der 4. Entdeckung zahlte ihm die Stadt Düsseldorf das doppelte Gehalt. Ab 1892 gab Luther die Beobachtungen auf, weil er, wie zu lesen ist, an einer Sehschwäche litt. Viktor Knorre (18401919), ein Sohn aus zweiter Ehe von Karl Knorre (1801-1883), der die Sternwarte in Nikolajew in der Ukraine gründete, schrieb in einem Nekrolog über Robert

Luther, dass er nicht an einer Sehschwäche litt, sondern dass sich bei ihm eine Schwerhörigkeit ausgebildet hatte und er den Takt der astronomischen Uhr nicht mehr hören konnte. Die Stadt Düsseldorf stellte daraufhin Wilhelm Luther, den Sohn von Robert Luther, als Mitarbeiter ein. Robert machte von da an die Rechenarbeiten, während Sohn Wilhelm die Beobachtungen durchführte.
Wilhelm Luther, der als Astronom an den Sternwarten in Bonn und Hamburg gearbeitet hatte, führte nach dem Tode des Vaters bis 1937 offiziell die Bilker Sternwarte weiter. Nach seinem Tode 1937 wurden die Baulichkeiten der Sternwarte und das Wohnhaus Luthers im Jahre 1938 durch den eingesetzten nationalsozialistischen Oberbürgermeister aus vorgeschobenen ,,unwirtschaftlichen" Gründen

Geschichte

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verkauft. Fünf Jahre später, während des 2. Weltkrieges, in der Nacht vom 11. zum 12. Juni 1943, ging die Sternwarte bei einem Bombenangriff in Flammen auf und wurde dabei vollkommen zerstört.
Zur Erinnerung an die ehemalige Sternwarte und zu Ehren der dort tätig gewesenen Astronomen finden sich heute in der Nähe der historischen Stätte die Straßennamen: Benzenbergstraße, Robert-Luther-Straße, Merkurstraße, Neptunstraße, Planetenstraße und Sternwartstraße. Ebenfalls wurde der 1967 entdeckte Asteroid 4425 ,,Bilk" genannt. 1952 errichtete man in ca.150 m Entfer-

nung, an der Kirche Alt St. Martin, ein Denkmal für diese vernichtete Sternwarte. Das ausgeglühte Teleskop, das man aus den Trümmern gezogen hatte, ziert heute den wieder aufgebauten Sockel, auf dem es einmal gestanden hatte (Abb. 4). Eine bronzene Gedenkplatte und zwei in den steinernen Sockel geschlagene Inschriften berichten über die Geschichte der Bilker Sternwarte (Abb. 5 bis 7).
Der Verein ,,Bilker Heimatfreunde e.V." hat sich mit der Errichtung des Denkmals bleibende Verdienste und Ehren erworben. Auch hat sein Archiv an der Himmelgeister Straße sehr viele Dokumente

und Instrumente der einstigen Bilker Sternwarte, die nicht unter die Trümmer gelangt sind, gesammelt. Ihre Informationsschrift heißt: ,,Die Bilker Sternwarte". Neben diesen Dokumenten besitzt das Archiv eine umfangreiche Schriftensammlung des Dichters Ferdinand Freiligrath.
Nach dem Kriege im Jahre 1964 wurde im Düsseldorf-Benrather Schlossgarten eine neue, nach Benzenberg benannte Sternwarte für das Schlossgymnasium errichtet, die im Jahre 2000 beim Umzug des Gymnasiums in ein neues Schulgebäude mit verlegt wurde.

Kosmische Ordnung und ihre Störung
- Sonnenfinsternisse in einer sonnenkultgeprägten Hochkultur
von Susanne M. Hoffmann

Wer kennt es nicht: das Erlebnis des herannahenden Mondschattens, Beobachtung der näherkommenden Dunkelheit und dann - plötzlich - eine schwarze Sonne, deren Strahlen in Form eines weißen Hofes die dunkle Mondscheibe umspielen. Künden die koronalen Strahlen vom erbitterten Überlebenskampf der Sonne? Während der Minuten dauernden Dunkelheit dieser geheimnisvoll leuchtende Himmelssaum, eine 360 Grad -Morgenröte - furchteinflößend! Was ist, wenn die Sonne es nicht schafft, wenn sie den Kampf gegen das sie verschlingende Monster verliert?

So oder so ähnlich haben vielleicht die alten Naturvölker empfunden, die sich der Leben spendenden Wirkung der Sonne sehr wohl bewusst waren. Bei den Naturvölkern Zentralsibiriens war es ein Elch, der sich vor die Sonne stellt. Bei den Chinesen war es ein Drache, der die Sonne verschlingen will. Ob sich das berühmte chinesische Fabelwesen möglicherweise von Krokodilberichten aus dem alten Ägypten ableitet, fragen manche Ägyptologen an der Freien Universität Berlin. Doch wie dachte dieses Volk am Nil über Sonnenfinsternisse?
Die alte ägyptische Kultur war durch einen Polytheismus geprägt, der überall in der Natur beseelte Wesen, Dämonen und

1 SoFi-Stimmung im Mondschatten, Türkei 2006 (Foto: Sören van der Werth, 2006)

Götter sah. Die kosmische Ordnung wird durch Götterfiguren allegorisiert. Die Erde ist der liegende Gott Geb, über den sich die Himmelsgöttin Nut beugt, als wollte sie sich auf ihn legen. Jedoch berührt das Paar einander lediglich an den Händen und Füßen, da der Körper der Nut vom Luftgott Schu empor gehalten wird. Die Sonne Re, der Mond Chons und die Sterne sind Kinder der Nut. Selbst-

verständlich erkannten die Ägypter zeitig die Leben spendende Kraft der Sonne und huldigten ihr daher besonders. Der wahrscheinlich um 1350 bis um 1330 v. Chr. regierende Pharao Amenhotep nannte sich in Echnaton (,,der dem Aton wohl gefällt", Aton ist die S(onnens)cheibe) um und versuchte, um die Sonne einen monotheistischen Kult des einzigen Lichtgottes zu entwickeln - was ihm al-
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Geschichte

2 Korona der SoFi 2008 in Sibirien (Foto: Falko Eggert, nachbearbeitet)

lerdings den Zorn der Priesterschaft einbrachte und politische Unruhen mit sich brachte.
Die große Bedeutung der Sonne als Schöpfer (Gott Amun) des Lebens war den Ägyptern frühzeitig bewusst. Die Wichtigkeit des Taggestirns kommt auch im umfangreichen Vokabular zum Ausdruck, denn das Ägyptische unterschiedet zwischen mindestens fünf Sonnenbegriffen: Die untergehende und aufgehende (Chepri) Sonne, die Sonnenscheibe (statisch, als Gestirn: Aton), die über den Himmel fahrende Metagestalt (Re), das Sonnenlicht, haben jeweils andere Worte und werden unterschieden vom Schöpfergott, der später zum Götterkönig (Amun-Re) avanciert. Mitunter

werden auch Sonne und Mond als Augen des Horus (falkenköpfiger Sohn des Osiris) aufgefasst.
In der mythologischen Kosmologie der Ägypter wird die Sonne (Re) morgens von ihrer Mutter Nut geboren, wandert über ihren Leib zum Mund der Himmelsgöttin, welcher sie abends wieder verschluckt. Nachts fährt Re auf der Sonnenbarke durch die Unterwelt, den Körper der Nut, um am kommenden Morgen wiedergeboren zu werden. Da diese nächtliche Fahrt sehr gefährlich ist, wird der große Gott von neun Göttern (der Neunheit) und einem Heer von Dämonen begleitet und gegen das Böse verteidigt. Der Erzfeind des Re ist die Kreatur Apep (grch.: Apophis), die den Sonnenlauf zu

beeinträchtigen sucht. Allnächtlich greift sie die Sonnenbarke an, doch wird das größte denkbare Übel (das Nichtaufgehen der Sonne) typischerweise vereitelt. [Textbeispiel aus den Unterweltsbüchern in der Übersetzung von E. Hornung, Pfortenbuch, 12. Stunde, mittleres Register, 89. Szene: Darstellung der Neunheit (neun Götter, davon vier schakalköpfig) mit Messern und Krummstäben, Apophis mit fünf Krummstäben der Horuskinder gefesselt. Folgende Textinschriften: Bei der Neunheit: ,,(...) sie empfangen ihre Messer, damit sie den Apep strafen. Sie sind, die seine Niedermetzelung vornehmen. (...)" Bei den Horuskindern: ,,(...) Sie schlingen seine Fesseln (...)" und 11. Stunde, oberes Register, bei den Göttern am fesselnden Seil: ,,... Fahre dahin, Re! Eile dahin, Achti! Siehe, die Messer sind in das Schreckgesicht gepflanzt, Apophis ist in seinen Banden!"]. Jeden Morgen verblutet Apep in der letzten (11. & 12.) Stunde der Nacht und der Sonnengott Chepri steigt empor.
Was ist Apep? In der Literatur findet man häufig die griechische Bezeichnung Apophis (oder korrekter: Apopis) für dieses Wesen. Im ägyptischen Kult verkörpert Apep den Inbegriff der größten Schrecken: Er wird mit Unwetter, Wirbelstürmen, Finsternis (engl.: darkness) in Verbindung gebracht und mit allem, das sonst noch gute Ernten verhindert. Das Schlimmste ist jedoch sein allnächtliches Trachten, die Welt aus ihren Fugen zu reißen. In der ikonografischen Sprache der Ägypter wird er meist als Schlange, seltener als Schildkröte dargestellt. Aufgrund der älteren

3 Allegorische Kosmologie der Ägypter: Der Erdgott Geb liegt zu
Füßen des Luftgottes Schu, der seine Mutter Nut stützt.
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4 Apep (Apophis) als Schlange, gefesselt an fünf Krummstäbe -
vermutlich der Horuskinder (aus E. Hornung: Unterweltsbücher)

Geschichte

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Schlangendarstellung manifestierte sich neuerdings die Idee, dass das Kultwesen aus einer tatsächlichen, womöglich für Menschen gefährlichen Riesenschlangenart hervorging. So könnte der Name ein libysches Lehnwort sein, das dieses Tier - eine Riesenpython? - benennt.
Die Interpretation als Schildkröte erfolgt erst in späteren Epochen, im Neuen Reich - wie z. B. im Totenbuch [,,Es lebe Re, es stirbt die Schildkröte", Spruch 161]. Das gepanzerte Reptil wird am Nil (wie auch bei den Griechen) als garstiges, böses Tier verstanden und so auch die Apep-Gottheit. Denkbar ist einerseits, die Schlange als Euphemismus zu sehen, um den Gott nicht zu verärgern. Vielleicht hat sich auch lediglich die Allegorie des Bösen im Laufe der Jahrtausende oder unter (griechischem?) Fremdeinfluss gewandelt.
Die schlimmste Tat des Apep Nur an einer Stelle wird im Totenbuch berichtet, dass Apep mit seinem Angriff dereinst Erfolg gehabt haben soll, jedoch kurioserweise nicht in der Nacht, sondern ,,mitten" am Tag. War die Götterneunheit unvorsichtig? Der größte Schrecken der Ägypter, der Erzfeind, dessen Name nur selten genannt werden darf, soll (kurzzeitig) triumphiert haben? - Über ein derart schreckliches Ereignis darf nach ägyptischem Glauben prinzipiell nicht berichtet werden. In dem einzigen (erhaltenen) Bericht darüber wird von dem Todeskampf des Re berichtet und wie ,,Flammen aus der Höhle des Rebellen (schlagen)" [Totenbuch]. Durch die verteidigenden Götter wird Apophis enthauptet, mit Messern traktiert, zerstückelt und verbrannt, auf dass er den Sonnengott wieder freigebe. Übrigens verhütet natürlich diese Befreiung nicht den erneuten nächtlichen Angriff.
Ist dies die Beschreibung einer Sonnenfinsternis? Es behaupten zwar bedeutende Ägyptologen wie Borchert, dass während des ägyptischen Reiches keinerlei Finsternisse beobachtet worden seien. Neugebauer verweist in seinem Buch Astronomy and History, Selected Essays, Springer Verlag, New York, 1964, lediglich auf Borchert und scheint diese These nicht zu hinterfragen. Dass dies jedoch astronomisch ausgeschlossen ist, beweisen die sehr zuverlässigen Tabellen von historischen und aktuellen Sonnenfin-

5 Sonnensicheln in Lochkamera-ähnlicher Projektion unter einem Strauch
(Foto: Tobias Opialla, 2006)

sternissen des ehemaligen NASA-Mitarbeiters F. Espenak, im Internet unter der URL http://sunearth.gsfc.nasa.gov/eclipse/ eclipse.html.
Beobachtungen fanden also definitiv statt. Überliefert ist allerdings nur eine einzige Beobachtung im Berliner demotischen Papyrus 13588. Laut der Übersetzung von E. Hornung von 1965 wird von einem Priester berichtet, der davon hört, dass ,,der Himmel die Scheibe verschluckt hatte", während der tote Pharao Psammetich mumifiziert wurde. Man ordnet dieser Schilderung die Finsternis vom 30.09.610 v.Chr. zu.
Falls es weitere Beschreibungen von Finsternissen gab, sind sie schlimmstenfalls verloren. Möglicherweise waren solche aber aus Gottesfurcht nie vorhanden. Vielleicht sind sie aber auch nur mythologisch verkleidet, denn, wie eingangs erwähnt, schrieben die Ägypter im Gegensatz zu Griechen und Römern niemals wissenschaftlichen Klartext. Die Mythologie enthält diverse astronomische Kenntnisse von Sonnenlauf, Mondfinsternissen (Deutung der Schilderungen vom ,,Blutmond" als Schlachtszenario) und Stundenzählung bis hin zur Entdeckung der Präzession.
Invers betrachtend können wir fragen, wie ein Ägypter mit dem lokal seltenen

Phänomen einer totalen Sonnenfinsternis umginge. Nach unserer Kenntnis der Kultur müsste er das unvorhergesehene Schauspiel als Angriff auf den höchsten Gott interpretieren. In frühen Epochen würde dieses himmlische Drama aus Gottesfurcht und Angst vor dem Lebendigwerden gemalter Bilder totgeschwiegen. Ein solcher Schreckmoment von 4 bis 7,5 min Dauer dürfte nicht aufgeschrieben werden, weil er für die Re schützenden Götter und den Sonnengott selbst blamabel wäre. Außerdem gewönne Apep dadurch an Macht, wenn man seinen kurzzeitigen Sieg erwähnte.
In Esna (Tempel aus griechisch-römischer Zeit) wird Apep als Bruder des Re bezeichnet. Die Feindschaft der beiden impliziert, dass hier keine freundliche Verwandschaftsbeziehung oder Bündnispartnerschaft gemeint sein kann. Meinten die Ägypter vielleicht eine Ähnlichkeit in Gestalt? Das Wort Aton oder Iton (Schilfblatt, Brotlaib, Wasserwellen) wird im Ägyptischen für jegliche ,,Scheiben" am Himmel (also auch Mond, Sterne) verwendet. Wie Aton, die zum metaphysischen Re korrespondierende Sonnenscheibe, erscheint auch der Panzer einer Schildkröte von oben rund. Haben die Nilanwohner den sich allmählich vor die Sonne schiebenden Mond mit einer gemächlich fressenden Schildkröte assoziiert? - Die partielle Phase einer Son-
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Jugendarbeit

nenfinsternis ist zwar mit dem bloßen Auge noch nicht als Helligkeitsabfall bemerkbar. Allerdings ist von dem Griechen Thales von Milet (625 - 545 v. Chr.) bekannt, dass er so etwas anhand der sichelförmigen Sonnenbildchen unter einem Baum beobachtet und nachgewiesen habe. Aufgrund des regen Austausches der Mittelmeeranrainer ist davon auszugehen, dass diese Erkenntnis des Griechen auch nach Ägypten kam. Insbesondere Thales selbst reiste viel, u.a. nach Ägypten. Er soll sogar sein Wissen zur Sonnenfinsternisprognose dort erworben haben.
Abschluss Die Hypothese, Apep sei die mythologische Ursache für Sonnenfinsternisse, erscheint sehr plausibel für jeden, der einmal eine SoFi erlebt hat und sich in die ägyptische Kultur hineindenkt. Sie ist aber unter Ägyptologen sehr umstritten - vielleicht auch wegen der Gratwanderung dieser Disziplin zwischen Altphilologie und Wissenschaftsgeschichte. Durch die Omnipräsenz des Internets in

unserem Alltag werden mitunter Gedankengüter verbreitet, die in der Forschung brisant sind - Sonnenfinsternisse im alten Ägypten sind wohl eins davon. Auch durch den Tourismus wird sehr viel publiziert - Ägypten ist mystisch, kultig und daher ,,in". Sogar mancher gediegener Hobbyastronom unterliegt vielleicht der Versuchung zu einer wenig recherchierten Zusammenschrift. Doch sei der aufgeklärte Wissenschaftler des 21. Jahrhunderts gewarnt, gerade in dieser uralten Kultur nicht die tiefe Religiosität und Gottesfurcht dieses Volkes zu ignorieren - im Gegenteil ist gerade dieser Glaube das Essenzielle der Naturbeobachtung. Auf keinen Fall dürfen Maßstäbe und Methoden der Wissenschaft des 20./21. Jahrhunderts angelegt werden. Der vorliegende Artikel bemüht sich daher um eine Zusammenstellung ägyptologischer Kenntnisse nach intensivem Studium mit den Methoden der Historikerin. Für ausführliche Konsultationen zum Thema danke ich vor allem Ägyptologen an der FU Berlin.

Literaturhinweise: [1] E. Hornung (Übers.), 1998: ,,Das
Totenbuch der Ägypter", Artemis Verlag [2] E. Hornung (Übers.), 1992: ,,Die Unterweltsbücher der Ägypter", Patmos Verlag [3] O. Neugebauer, 1964: ,,Astronomy and History, Selected Essays", Springer Verlag, New York [4] S.A. Gardiner, 1999: "Egyptian Grammar", University Press Cambridge, Oxford [5] F. Espenak, 1974: "Explanatory Supplement to the Astronomical Ephemeris and the American Ephemeris and Nautical Almanac", Her Majesty`s Nautical Almanac Office, London [6] Die Große Bertelsmann Lexikothek, Verlagsgruppe Bertelsmann, 1993 [7] D. Arnold, 2000: ,,Lexikon der Ägyptischen Baukunst", Albatros Verlag [8] R. Krauss: Vorlesungsskript: ,,Ägyptische Wissenschaften (ohne Medizin)", HU Berlin, WS 02/03

Vereinsring junger wissenschaftlicher Initiativen
- oder: Zusammen ist man weniger allein
von Tobias Opialla

Wir hatten ja schon vor einiger Zeit einen Zusammenschluss verschiedener Vereine für (naturwissenschaftliche) Jugendarbeit angekündigt. In diesem Bereich hat sich in den letzten Monaten einiges bewegt. Darum hier ein kleiner Bericht über unsere Aktivitäten.
Kontakte schaden bekanntlich nur dem, der sie nicht hat. Daher gibt es schon seit einigen Jahren immer mal wieder ein lockeres Treffen von Vereinen, die Jugendarbeit machen. Mit dabei sind einige relativ große Vereine, wie die Jugend der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (jDPG) und viele kleine, wie die VEGA. Vertreten sind dabei grundsätzlich alle Fachrichtungen: natürlich die Astronomie, aber eben auch Chemie, Physik, Mathematik sowie Ingenieurs- und Lebenswissenschaften.
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Bei diesen Treffen stellte sich heraus, dass eigentlich alle Vereine relativ ähnliche Probleme und Schwierigkeiten haben: seien es die Aufsichtspflicht und der Versicherungsschutz bei Veranstaltungen, die Akquise von Fördergeldern oder einfach die Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn man zwischen Hamburg und München ein Treffen organisiert. Ziel soll es nun sein, sich über erfolgreiche Lösungsstrategien für diese und andere Probleme auszutauschen.
Außerdem möchten wir, dass die einzelnen Vereinsmitglieder von den Veranstaltungen aller Vereine erfahren. Dadurch wird einerseits der potenzielle Teilnehmerkreis erheblich erweitert und andererseits bekommt man so z.B. als Astronom die Gelegenheit, sich auch mit

völlig anderen Themen zu beschäftigen. Dabei sollen auch Ähnlichkeiten und mögliche Synergien zwischen den einzelnen Vereinen gefunden werden, um neue Projekte ins Leben zu rufen.
Ein erstes solches Projekt wird es diesen Herbst im wunderbaren Haus der Astronomie in Heidelberg geben. Die VEGA organisiert zusammen mit juFORUM ein Wochenende mit Workshops und Vorträgen, um Menschen, die bisher eher wenig mit Astronomie zu tun hatten, einen Einstieg in das Thema zu geben. Des Weiteren wird es Regionaltreffen geben, bei denen sich die Mitglieder der einzelnen Vereine vor Ort kennenlernen können. Auch dadurch hoffen wir den naturwissenschaftlichen Horizont Aller erweitern zu können.

Jugendarbeit

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Um das alles etwas zu institutionalisieren, entschieden wir uns, einen Dachverband zu gründen, der nicht nur dafür sorgen soll, dass regelmäßige Treffen stattfinden, sondern vor allem auch die Sichtbarkeit der studentischen Initiativen erhöhen soll und der auch die Mitglieder der jeweiligen Vereine untereinander vernetzt. Dankenswerterweise fand sich in den Vereinen auch ein Jurist, der sich

der entsprechenden Fallstricke bei einem solchen Vorhaben annahm, so dass wir bereits eine vorläufige Satzung vorweisen können. Besagter Dachverband soll einmal den Namen JuWin (Junge Wissenschaftliche Initiativen) tragen.
Beim letzten Treffen im März, organisiert von den Alumnis des Heidelberger LifeScience Lab, waren immerhin schon

Ausgewählte Lösungen der Friedmann-Gleichungen

von Fabian Heimann und Luca Hornung

Im Rahmen des Astronomischen Sommerlagers 2011 haben wir uns in der AG Kosmologie von Patrick Mangat unter anderem mit den Friedmann-Gleichungen auseinandergesetzt. Im Folgenden werden wir einige einfache Lösungen dieser grundlegenden Gleichungen der Kosmologie diskutieren.

Mit Hilfe der Newtonschen Mechanik und dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik kann man dabei durch elementare Differentialrechnung die beiden Friedmann-Gleichungen herleiten.
(3)

1. Friedmann-Gleichungen Der dimensionslose Skalenfaktor sei definiert durch:
(1) Anschaulich bedeutet beispielsweise a = 2 eine Verdopplung der Größe des Universums bezüglich eines beliebigen, aber fest gewählten Referenzzeitpunktes. Der Hubble-Parameter H ist im Weiteren gegeben durch:
(2)

(4)
Hier sind K der Krümmungsparameter, die kosmologische Konstante und Ro die Ausdehnung des Universums zum Referenzzeitpunkt.
2. Die kritische Dichte und der Dichteparameter Die kritische Dichte ist die Materiedichte für = 0, bei der das Universum gerade nicht zusammenfällt. Dieser Fall ist gerade dann erreicht, wenn Ekin + Epot = 0.

12 Vereine vertreten. Hoffentlich werden wir noch sehr viel mehr. Die Resonanz war jedenfalls durchweg positiv. Im Herbst treffen wir uns bei der jDPG in Bonn.
Man darf gespannt sein, welche neuen tollen Ideen diesmal entstehen. Aktuelle Infos findet man unter www.juwin.org.
Daraus resultiert nach einigen Umformungen folgender Zusammenhang für die kritische Dichte (der Index 0 beim Hubble-Parameter gibt an, dass der heute gemessene Wert von H verwendet wird):
(5) Mit Hilfe der kritischen Dichte kann man den Krümmungsparameter und damit auch das zukünftige Verhalten des zugehörigen Modell-Universums angeben. Einen Überblick gibt die Tabelle 1.
Unter Verwendung des Dichteparameters Omega lassen sich die FriedmannGleichungen übersichtlicher darstellen. Er ist definiert für Materie WM, Strahlung WR und Vakuumenergie W und gegeben durch:
(6) Wtotal soll im Folgenden die Summe der Dichteparameter sein. Damit ergibt sich

Tabelle 1: Zusammenhang zwischen Dichte, Krümmungsparameter und
Verhalten des Universums

Das Verhalten des Universums bei = 0 wird durch seine Dichte bestimmt.

1 Das Universum expandiert und kontrahiert wieder.
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Kleine Planeten

2 Das Universum expandiert kontinuierlich.

3 Eine realistischere Lösung für die Expansion des Universums.

für die vereinfachte Friedmann-Gleichung:
(7)
3. Spezielle Lösungen von (4) für = 0: Fall 1: Wtotal > 1 Es ergibt sich eine elliptische Lösung mit anfänglicher Expansion und späterer Kontraktion des Universums. In den Nullstellen divergiert dabei die Masseund die Energiedichte (Abb. 1).
Fall 2: Wtotal = 1 In diesem Falle ergibt sich eine parabolische Lösung mit kontinuierlicher

Expansion des Universums (Abb. 2). Im Folgenden werden wir nun beispielhaft das Einstein-de Sitter-Universum ohne Strahlung (WR = 0, W = 0, WM= 1) mit dem zugehörigen Anfangswertproblem (4) und a(to) = 1 (wobei to dem heutigen Zeitpunkt entspricht) betrachten. Nach dem Satz von Picard-Lindelöf ist dabei a(t) = (2,5 · H0 · t)3/2 eine eindeutige Lösung. Das Alter eines solchen Universums wäre T = 2 / (3 · H0).
4. Spezielle Lösungen von (4) unter Berücksichtigung der kosmologischen Konstante In diesem Fall erhält man ein realistischeres Modell. Wir betrachten nun die

Ausbreitung des Universums für WM = 0,3 und W = 0,7. Dabei erkennt man, dass es eine Stelle gibt, an der die Expansionsbeschleunigung zu Null wird und die Größe des Universums für große Zeiten divergiert.
Insgesamt ist es also mit dem Standardmodell der Kosmologie gut möglich, sinnvolle Modelle für die Entwicklung des Universums auf großen Skalen zu erstellen, die auch experimentell bestätigt sind (Abb. 3).

Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten
von Gerhard Lehmann

Auf die Frage nach der Anzahl der Kleinplaneten, auch Asteroiden oder Planetoiden genannt, eine Antwort zu geben, ist gar nicht so einfach. Die Schulzeit ist lange her, aber ich glaube mich zu erinnern, dass der Astronomielehrer von wenigen tausend Objekten, aber sicherlich nicht mehr als 50.000 im Sonnensystem sprach, die noch auf ihre Entdeckung warten. Schaut man heute auf den Internetseiten des Minor Planet Center [1] nach, kommt Erstaunliches zu Tage. Mit dem Stand 6. April 2012 waren 583.767 bekannt, davon sind 326.266 nummeriert und 17.055 tragen einen Namen. Die Suche nach diesen Kleinkörpern im Sonnensystem hat reiche Früchte getragen.
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1 Verteilung von ca. 243.000 Kleinplanetenpositionen auf die Jahre 1994 bis 2011.

Kleine Planeten

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Auch in der FG Kleine Planeten der VdS werden immer wieder Kleinplaneten entdeckt. Erzwingen kann keiner solche Entdeckungen, aber sie sind wie das ,,Salz in der Suppe" und erhöhen den Spaß an der Beobachtung. Von den vielen Neuentdeckungen in der FG sind mit dem 6. April 2012 insgesamt 735 nummeriert und 251 tragen einen Namen (Abb. 1) [2]. Der glückliche Entdecker hat erst am Tag der Nummerierung das Recht dem ,,Committee on Small Body Nomen-

clature" [3] einen Namensvorschlag einzureichen. Natürlich ist die Freude groß, wenn der eingereichte Name für die eigene Entdeckung akzeptiert und auf den Internetseiten des Minor Planet Centers auch veröffentlicht wurde.
Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, vielleicht auch einmal Kleinplaneten zu entdecken, dann sind Sie dazu herzlich eingeladen. Als Mitglied in der FG Kleine Planeten werden Sie Gleichgesinnte tref-

fen und von den Erfahrungen der anderen profitieren.
Informationen im Web: [1] http://www.minorplanetcenter.net/
iau/lists/ArchiveStatistics.html [2] http://www.kleinplanetenseite.de/
Entdeckg/amateure.htm [3] http://www.ss.astro.umd.edu/IAU/
csbn/

Geschichte(n) um Kleinplanet (433) Eros
von Andreas Viertel

In den späten Abendstunden des 13.8.1898 belichtete der deutsche Reichstags-Stenograph und damalige Amateurastronom Gustav WITT (1866-1946) am 104mm/ 1.600mm-Refraktor der Berliner UraniaSternwarte auf der Suche nach neuen Kleinplaneten eine Fotoplatte. Unterstützung erhielt er von seinem damals 19-jährigen Gehilfen Felix LINKE (1879-1959). Noch in der Nacht wurde die Fotoplatte entwickelt, fixiert und zeigte im Sterngewimmel die ziemlich helle Strichspur eines Kleinplaneten.
Am gleichen Abend fotografierte auch der französische Astronom Auguste CHARLOIS (1864 -1910) an der Sternwarte Nizza das gleiche Himmelsareal. Der nächste Tag, ein Sonntag, war ein Feiertag und er verschob das Entwickeln und Auswerten der Platte um einen Tag. Das kostete ihn den Ruhm einer besonderen Entdeckung, verschaffte ihm aber den Zugang zum Heer der kuriosen Entdeckungsgeschichten. Außerdem wies seine Fotoplatte Nachführfehler auf, die das Unterscheiden der Strichspur des Kleinplaneten von den ebenfalls zu Strichen verzerrten, sonst punktförmigen Sternen erschwerte. Für die Bahnberechnung bedeutete sie allerdings einen Gewinn.
Die Berechnung jenes in Berlin zuerst beobachteten und veröffentlichten Bahnbogens des neu entdeckten Kleinplaneten 1898 DQ brachte Erstaunliches zutage. Die Bahn des später in (433) Eros umbenannten Objektes war die bis dahin erdnächste mit einem möglichen Minimalabstand von nur 22 Mio. km!

Von der Vermessung seiner perspektivischen Bewegung vor dem Sternhimmel versprach man sich eine Verbesserung der Werte des mittleren Erdabstandes von der Sonne, der Fundamentalkonstanten ,,Astronomische Einheit". Verschiedene Astronomen (u. a. HINKS im Jahre 1900 und Autorenteams um STRACKE 1930 und 1941) befassten sich damit und erreichten eine Steigerung der bisher bekannten Genauigkeit um knapp den Faktor 10. Einen vergleichbaren Sprung in der Genauigkeitsverbesserung gab es erst wieder in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit radioastronomischen Messmethoden. Heute würde man sagen, (433) Eros war ein ,,Leuchtturm" im Planetensystem.
Nach 1930 wurden noch weitere, der Erde nahe kommende Kleinplaneten entdeckt, darunter auch solche, die die Erdbahn kreuzen und sich damit der Sonne enger nähern können als die Erde. Einen derartigen Kleinplaneten (2002 EL6) entdeckte 2002 auch Andre KNÖFEL mit dem 50-cm-Spiegelteleskop der Sternwarte Drebach.
Aber den Anfang machte WITT mit der Entdeckung von (433) Eros. Es setzte sich langsam die Erkenntnis durch, dass es nicht nur den bekannten Planetoidengürtel gibt, sondern viele Kleinplaneten mit abweichenden und teilweise exotischen Bahnen. (433) Eros selbst gehört der so genannten Amor-Gruppe an.
Einen riesigen Schritt nach vorn brachte die Astronomie unseres Sonnensystems,

als es gelang, Raumsonden in den Planetoidengürtel zu entsenden und Kleinplaneten direkt vor Ort näher zu untersuchen.
Die durch die Raumsonde NEAR-Shoemaker im Jahr 2000 gewonnenen Bilder von (433) Eros zeigten einen unregelmäßig geformten rundlichen Körper von etwa 56 km x 15 km x 13 km Ausdehnung, der mit Einschlagskratern übersät ist. Einige von ihnen hätten ihn zerstört, wären die einschlagenden Körper nur ein wenig größer gewesen. In einigen Kratern sind Hangabrutschungen und sogar hangabwärts gerollte Felsblöcke zu sehen. Für die Physik der Entstehung unseres Sonnensystems ergaben sich daraus interessante Ansatzpunkte. Bemerkenswert ist auch der weitere Lebensweg der Entdecker.
WITT (1866-1946) promovierte 1905 nach einem Astronomie-Studium an der Berliner Universität, habilitierte 1909 und betätigte sich als Privatdozent an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität. Er arbeitete aber nebenbei von 1892 bis zu seiner Pensionierung 1931 weiter als Stenograph bzw. stellv. Leiter der Stenographengruppe im Deutschen Reichstag. LINKE (1879-1959) blieb der Amateurastronomie treu und betätigte sich auch als astronomischer Buchautor. CHARLOIS (1864-1910) wurde als 46-jähriger vom Bruder seiner Ehefrau nach beider Trennung erschossen, da der Bruder die angebliche Schande der Trennung nicht ertrug. Er büßte dafür mit lebenslänglicher Zwangsarbeit auf Neukaledonien (das ist bei Neuseeland!).
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Kleine Planeten

Am 13. Januar 1975 stand Eros zum ersten Mal seit seiner Entdeckung weniger als 23 Mio. km von der Erde entfernt in günstiger Opposition und war mit einer Helligkeit von ca. 8 mag ein leichtes Fernglas-Objekt. In dieser Zeit war mein fast schon zehn Jahre andauerndes astronomisches Interesse hinter mein fotografisches abgefallen. Meine neu gegründete Familie stand zeitweise im Vordergrund. Aber die Eros-Opposition hatte es mir angetan. Er war der erste Kleinplanet, den ich beobachtete. Ich schulterte am 14.1.1975 abends mein Zeiss-Fernglas 15x50 mitsamt Holzstativ und begab mich in Ermangelung eines Fahrzeuges zu Fuß zu einer ca. 1 km entfernten lichtgeschützten Kleingartenanlage im südöstlichen Chemnitz. Dort skizzierte ich das Sternfeld, in dem sich Eros aufhalten sollte. Am nächsten Abend wurde alles wiederholt und der sich weiterbewegende Kleinplanet war sicher zu identifizieren (Abb. 1). Aufgrund einer Schönwetterperiode konnte er noch einige Abende verfolgt werden, so auch am 20. und 21.1.1975, als er Gem in einer Distanz von ca. 0,3 Grad passierte.

Anlässlich eines mehrwöchigen beruflichen Aufenthaltes im Winter 1987 in Berlin suchte ich in meiner Freizeit nach astronomischer Betätigung und setzte mich mit der Treptower ArchenholdSternwarte in Verbindung. Am Abend des 3.2.1987 beobachtete ich gemeinsam mit Konrad GUHL und Nikolai WÜNSCHE drei Sternbedeckungen durch den Mond.
K. GUHL nutzte dazu lichtelektrisch den 500-mm-Cassegrain, N. WÜNSCHE visuell einen 200-mm-Refraktor und ich ebenfalls visuell den 104mm/1.600 mm-Refraktor der alten Berliner UraniaSternwarte - das Teleskop, mit dem WITT 89 Jahre vorher (433) Eros entdeckt hatte. Er stellte sich als ein optisch hervorragend abbildendes Gerät heraus, obwohl die Objektiv-Vorderseite mindestens einmal starkem Regen oder sogar einer Überschwemmung ausgesetzt gewesen sein musste. Das war für mich auch das erste Mal ein Lehrstück zum Thema ,,unnötige Objektivreinigung".

37 Jahre nach der Opposition von 1975, am 1.3.2012, stand (433) Eros wieder in einer allerdings nicht ganz so günstigen Opposition bei -26 Grad Deklination im Sternbild Hydra. Seine Helligkeit lag bei ca. 9 mag. Seine größte Erdnähe erreichte er bereits Ende Januar mit knapp 27 Mio. km. In Ermangelung des nicht mehr zur Verfügung stehenden Zeiss-15x50Feldstechers wurde zur Beobachtung des Kleinplaneten ein TS 15x70 benutzt, um die Tradition zumindest etwas zu wahren. Es brauchten auch keine Vergleichsskizzen mehr angefertigt werden, denn eine aus GUIDE ausgedruckte Umgebungskarte erlaubte die sofortige und sichere Identifizierung von (433) Eros als zusätzliches Lichtpünktchen im Sternfeld. Und was sich hinter diesem Lichtpünktchen konkret verbirgt, weiß man seit den Raumfahrtmissionen jetzt auch.
Alles in allem ein erlebtes Stück Astronomiegeschichte ...

1 Beobachtung von Eros während der Opposition von 1975

VdS-Journal Nr. 43

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Kleine Planeten

Kosmische Begegnungen
von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf seiner Bahn um die Sonne weiter bewegt hat. Für viele Astrofotografen sind solche zufälligen kosmischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war.

Die Schicksalsgöttin Fortuna meinte es im Oktober 2009 mit unserem Gastfotografen Peter Knappert gut. Er stellte das aktuelle Bild zur Verfügung und schrieb dazu folgende Zeilen: ,,Als ich die Aufnahmeserie zum Krebsnebel am 23.10.2009 gegen 1:00 MESZ startete, ahnte ich noch nicht, was sich neben dem Nebel befand. Ein erstes Summenbild, welches ich am Abend darauf bearbeitete, zeigte unterhalb des Krebsnebels eine helle Spur. Zuerst dachte ich, es ist ein Stackingfehler. Aber dann sah ich, dass sich von Aufnahme zu Aufnahme ein kleines Pünktchen weiter bewegte. Mir kam der Film ,,Deep Impact" in den Sinn. Zuerst dachte ich an eine Kometenentdeckung und war total aufgeregt. Das Programm ,,Cartes du Ciel" verzeichnete keine Asteroiden in der Nähe vom Krebsnebel. Ich kontaktierte meinen Astrokollegen P. Wölfle vom AVR Rottweil, und eine Recherche mit den Harvard-Ephemeriden ergab dann aber schnell, dass es der Asteroid (19) Fortuna war. Fortuna wurde am 22. August 1852 von John R. Hind als 19. Asteroid überhaupt entdeckt. Da die größeren Asteroiden nach der griechischen Mythologie benannt wurden, bekam dieser Asteroid den Namen der Schicksalsgöttin Fortuna. Der Asteroid hat einen Durchmesser von ca. 250 km und läuft in 1.394 Tagen einmal um die Sonne."
Diese ,,persönliche" Entdeckung zeigt, wie aufregend unser Hobby sein kann. Zu sehen, wie sich ein kleiner Punkt unter den Fixsternen und neben einem Deep-Sky-Objekt weiterbewegt, übt eine große Faszination aus und beflügelt die
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1 Krebsnebel M 1 und der Asteroid (19) Fortuna, aufgenommen von Peter Knappert mit
einem 105-mm-Refraktor (f/6,2) von TMB und einer modifizierten Kamera Canon 30D. Durch einen zusätzlichen 1,4-fach-Konverter von Canon betrug die effektive Brennweite ca. 910 mm.

Fantasie. Auch wenn es keine echte Entdeckung war, so bleibt die scheinbare Begegnung von (19) Fortuna mit dem Krebsnebel doch ein höchst seltenes Ereignis.

Kosmische Begegnungen finden täglich statt. Die nachfolgende Tabelle enthält eine kleine Auswahl interessanter Begegnungen zwischen Kleinplaneten und Deep-Sky-Objekten, die von uns erstellt wurde. Damit soll Ihnen Ihr Weg zum

Interessante ,,kosmische Begegnungen" im kommenden Quartal

Datum Uhrzeit Kleinplanet

mag Objekt Art mag Abstand

12.10.2012 24:00 (1483) Hakoila

15,7 NGC 676 Gx 10,4 4'

18.10.2012 24:00 (20623) Davidyoung 16,2 NGC 1058 Gx 11,9 4'

16.11.2012 24:00 (98709) 2000 XQ38 15,7 M 35

OC 5,1 15'

18.11.2012 23:00 (2099) Opik

15,8 NGC 1090 Gx 12,6 5'

10.12.2012 22:00 (24101) Cassini

15,4 NGC 1140 Gx 12,8 1'

11.12.2012 24:00 (218) Bianca

12,9 NGC 2282 GN 10,6 4'

Abkürzungen: Gx = Galaxie, GN = Galaktischer Nebel, OC = Offener Sternhaufen.

Kometen

65

persönlichen Bild einer kosmischen Begegnung erleichtert werden.
Eine seit Januar 2012 verbesserte Möglichkeit, sich täglich über aktuelle kosmische Begegnungen zu informieren, finden Sie auf der Homepage von Klaus Hohmann unter http://astrofotografie. hohmann-edv.de/aufnahmen/kosmische. begegnungen.php. Dort kann sich der interessierte Astrofotograf in dem von Klaus geschriebenen Tool kosmische Be-

gegnungen anzeigen lassen. Interaktiv hat man die Möglichkeit, verschiedene Parameter wie die Helligkeit des DeepSky-Objektes oder die Helligkeit des Kleinplaneten selbst auszuwählen, um eine passende Konjunktion für sich zu finden.
Wir möchten Sie im Namen der Fachgruppe Kleine Planeten der VdS auffordern, Ihre kosmische Begegnung einzusenden, um zukünftige Ausgaben des

VdS-Journals für Astronomie mit Ihren Bildern zu bereichern. Schicken Sie die Bilder per Mail mit dem Betreff ,,Kosmische Begegnung" an diriesw@aon.at. Bitte vergessen Sie nicht, das Aufnahmedatum, die fotografierten Objekte und die Daten des Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen. Der Autor eines ausgewählten Bildes wird anschließend aufgefordert, eine unkomprimierte Version des Bildes für den Druck zur Verfügung zu stellen.

Kometenbahn mit 75 mm Brennweite
von Wolfgang Vollmann

Vom Kometen C/2009 P1 (Garradd) machte ich zwischen dem 21.2. und 25.3.2012 an 5 Abenden mehrere Aufnahmen mit Tele-Objektiv 1:2,8, f = 75 mm. Die Digitalkamera Canon 450D belichtete 10 Sekunden bei ISO 1600 ohne Nachführung. Die im RAW-Format gespeicherten Aufnahmen habe ich astrometrisch vermessen mit dem Programm ,,Astrometrica" von Herbert Raab [1]. Daraus erhalte ich mit dem Programm ,,Findorb" von Bill Gray [2] eine Bahn, die ziemlich nahe an der des MPC (Minor Planet Center [3]) ist.
Ergebnis des Experiments: Mit dem 75-mm-Objektiv und der Digitalkamera lassen sich Kometenörter durchaus auf wenige Bogensekunden genau bestimmen. Durch die hohe Deklination von Garradd zur Beobachtungszeit konnte

ich auch ohne Nachführung 10 Sekunden belichten. Die aus den Aufnahmen erhaltene Bahn ist sehr nahe an der aus vielen Beobachtungen über einen viel längeren Zeitraum gewonnenen.
Tipps zu ,,Astrometrica": Astrometrica kann Aufnahmen im FITS-Format verarbeiten. Die Aufnahmen der Digitalkamera liegen aber im Canon-RAW-Format CR2 vor. Daher erzeugte ich aus den Originalaufnahmen einen Bildausschnitt von 1.200 px x 1.200 px um den Kometen und speicherte die Bilder im FITS-Format ab. Dazu benutzte ich das Programm ,,AIP4WIN" [4], das klappt aber auch mit kostenlosen Programmen wie ,,Fitswork"
1 Kamera mit Objektiv 28-75 mm
auf dem Fotostativ

Tabelle 1: Gemessene Örter mit ,,Astrometrica" und dem UCAC3-Katalog

CK09P010 CK09P010 CK09P010 CK09P010 CK09P010 CK09P010 CK09P010 CK09P010 CK09P010 CK09P010

Datum UT KC2012 02 21,14950 KC2012 02 21,15002 KC2012 02 27,14818 KC2012 02 27,14933 KC2012 03 05,11865 KC2012 03 05,11877 KC2012 03 15,83822 KC2012 03 15,84038 KC2012 03 25,80002 KC2012 03 25,81948

Rektasz. 16h27m11,64s 16 27 11,49 15 49 16,09 15 49 14,36 14 35 26,43 14 35 28,02 11 51 30,66 11 51 30,39 10 07 44,09 10h07m37,13s

Dekl. +58 Grad 01'40,1'' +58 01 48,6 +63 34 27,4 +63 34 33,7 +68 49 20,8 +68 49 19,1 +69 46 50,1 +69 47 07,8 +63 10 40,8 +63 Grad 09'46,2''

Kernhelligkeit

10,4 N

A97

10,3 N

A97

10,5 N

A97

10,2 N

A97

10,3 N

A97

10,3 N

A97

10,4 N

A97

10,5 N

A97

10,4 N

A97

11,0 N

A97

Abkürzungen: Rektasz. = Rektaszension, Dekl. = Deklination, jeweils zum Äquinoktium 2000.0, A97 ist mein Beobachtungsort in Wien-Stammersdorf.
VdS-Journal Nr. 43

66

Kometen

Tab. 2: Die selbst errechneten Bahnparameter

Bahnlage zum Äquinoktium 2000.0:

Peri.

= Argument des Perihels,

Node

= Länge des aufsteigenden Knotens,

Incl.

= Bahnneigung

Bahnform:

q

= Periheldistanz in Astronomischen

Einheiten [AE],

e

= numerische Bahnexzentrizität

(1 = Parabelbahn)

Ort des Kometen auf der Bahn ist bestimmt durch:

Perihelion = Perihelzeitpunkt (TT = Ephemeridenzeit)

weitere Angaben:

RMS error = root mean square error = mittlerer Fehler der Einzelmessungen

Orbital elements: C/2009 P1

Perihelion: Constraint: Epoch:

2011 Dec 23.646359 TT e = 1 2011 Dec 25.0 TT = JDT 2455920.5

Find_Orb: q M(N) K e
Peri. Node Incl.

1.55046979 7.2 10.0 1.0
90.73971 326.01201 106.16575

(2000.0)
P -0.16633199 -0.58717970 0.79218284

Q -0.82707639 0.52051387 0.21215545

From 10 observations 2012 Feb. 21-Mar. 25 RMS error 9.779 arcseconds

Tabelle 3: MPC-Bahnparameter

C/2009 P1 (Garradd)

Epoch 2011 Dec. 25.0 TT = JDT 2455920.5

T

2011 Dec. 23.67725 TT

MPC: Q Z E
Peri. Node Incl.

1.5505356 (2000.0) -0.0006403 1.0009929
P 90.74707 -0.16660285 325.99765 -0.58720012 106.17736 +0.79211079

Q -0.82691267 +0.52078109 +0.21213789

From 5815 observations 2009 Aug. 13-2012 Mar. 5 mean residual 0.4'' Nongravitational parameters A1 = +1.55, A2 = -0.7925.

[5]. Für ,,Astrometrica" ist kein Download eines Sternkatalogs erforderlich - die Software kann den aktuellen UCAC3-Katalog direkt aus dem Internet benutzen. Für eine Einzelmessung wurden jeweils 3 Einzelaufnahmen addiert (,,gestackt"). Tipps zu ,,Findorb": Bei den Einstellungen (Settings) verwendete ich als einschränkenden Bahnparameter e = 1, also eine parabolische Bahn.
In der Tabelle 1 stehen meine gemessenen Örter mit ,,Astrometrica" und dem UCAC3-Katalog (das Datenformat wird von Astrometrica geschrieben und ist direkt in Findorb verwendbar). Meine Bahn aus 10 Einzelbeobachtungen an 5 Abenden

Tabelle 4: Residuen (Fehler) meiner Beobachtungen zu meiner Bahn, Station data: (A97) Stammersdorf (N48,3027 E16,4219)

Datum

12 02 21,14950

A97

12 02 21,15002

A97

12 02 27,14818

A97

12 02 27,14933

A97

12 03 05,11865

A97

12 03 05,11877

A97

12 03 15,83822

A97

12 03 15,84038

A97

12 03 25,80002

A97

12 03 25,81948

A97

Rektasz. 16 27 11,64 16 27 11,49 15 49 16,09 15 49 14,36 14 35 26,43 14 35 28,02 11 51 30,66 11 51 30,39 10 07 44,09 10 07 37,13

Dekl. +58 01 40,1 +58 01 48,6 +63 34 27,4 +63 34 33,7 +68 49 20,8 +68 49 19,1 +69 46 50,1 +69 47 07,8 +63 10 40,8 +63 09 46,2

dRektasz. dDekl

4,0-

8,0-

4,0-

1,2-

3,3+ 2,5-

4,5-

,13+

1,2-

8,2+

8,0+ 6,2+

7,4-

,79-

,81+

20,0+

,25+ 9,3-

8,0+ 6,9-

d 1,3200 1,3200 1,2822 1,2822 1,2658 1,2658 1,3072 1,3073 1,4179 1,4181

r 1,7507 1,7507 1,7893 1,7893 1,8372 1,8372 1,9165 1,9165 1,9953 1,9955

dRektasz. = Rektaszension Beobachtung minus Rechnung (B-R) in Bogensekunden, dDekl. = Deklination Beobachtung minus Rechnung (B-R) in Bogensekunden, d = Entfernung des Kometen von der Erde in AE, r = Entfernung des Kometen von der Sonne in AE

VdS-Journal Nr. 43

Kometen

67

mit ,,Findorb" ist in der Tabelle 2 beschrieben, die Bahn des MPC aus http:// www.minorplanetcenter.net/mpec/K12/ K12E37.html in der Tabelle 3. ,,Findorb" liefert auch die Residuen (Fehler) meiner Beobachtungen zu meiner Bahn (Tab. 4).

Quellenhinweise: [1] H. Raab: "Astrometrica", http://
www.astrometrica.at/ [2] B. Gray: "Findorb", http://www.
projectpluto.com/find_orb.htm [3] IAU Minor Planet Center: http://
www.minorplanetcenter.org/iau/ mpc.html [4] R. Berry, J. Burnell, 2006: "The Handbook of Astronomical Image Processing", Willmann-Bell, Richmond; mit Programm AIP4WIN: http://www.willbell.com/aip/index. htm [5] J. Dierks: "Fitswork", http://www. fitswork.de

2 Komet C/2009 P1 (Garradd) am 25.3.2012 um 19:12 UT, 3 Aufnahmen mit je
10 Sekunden Belichtungszeit addiert, Norden ist oben, Bildfeld 5 Grad x 5 Grad , Aufnahme: Wolfgang Vollmann

Die Bestimmung der Staub- und Gasproduktion von Kometen in der Amateurastronomie
von Uwe Pilz und Matthias Achternbosch

Das von aktiven Kometen ausgesandte Licht setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Zum Einen besteht es aus Sonnenlicht, das vom Staub der Kometenatmosphäre gestreut wird (Kontinuum), zum anderen enthält es Emissionen des angeregten Gases. Im sichtbaren Teil des elektromagnetischen Spektrums sind hauptsächlich die Kohlenstofflinien (C2Linien) beteiligt, die so genannten SwanBänder. Die visuell bestimmten Helligkeiten enthalten somit beide Komponenten. Um aus ihnen die Gasproduktionsrate abzuleiten, ist dieser Sachverhalt zu berücksichtigen.
Laurent Jorda [1] ging diesbezüglich einen empirischen Weg. Ihm standen spektroskopische Messungen von 37 Kometen zur Verfügung, aus denen sich die Wasserproduktion ableiten lässt [1]. Diese Produktionsraten wurde mit visuellen Helligkeiten der internationalen Beobachtungssammlung ICQ verglichen [2]. Durch eine im gewählten Koordina-

tensystem lineare Korrelation lässt sich eine gute Übereinstimmung der Gasentwicklung mit der heliozentrischen Helligkeit erzielen (Abb. 1). Die heliozentrische Helligkeit ist die Helligkeit eines Kometen, mit welcher er bei einem heliozentrischen Abstand von 1 AE zu sehen wäre. Aus der heliozentrischen Helligkeit des Kometen ist also die Wasserproduktionsrate ermittelbar.
Aber eine solche Berechnung impliziert zwei Annahmen: 1. Der Zusammenhang zwischen helio-
zentrischer Helligkeit und Wasserproduktion ist nicht vom Sonnenabstand r abhängig. 2. Die Wasserproduktion korreliert mit der Emission bestimmter Linien. Damit diese Emission genügend gut mit der Gesamthelligkeit korreliert, muss einerseits ein direkter Zusammenhang zwischen der OH-Emission (die auf Wasser hinweist) mit den C2-Linien (die visuell aus dem Kontinuum des

Spektrums hervortreten) gegeben sein. Andererseits, und das ist viel kritischer, muss der Anteil der Emission an der Gesamthelligkeit wenig variabel sein, d. h. alle Kometen werden in erster Näherung als gleich staubreich angenommen.
Der erste Punkt scheint nicht auf den ersten Blick einsichtig zu sein. Gasentwicklung erzeugt eine entsprechend große Koma, und diese wird von der Sonne beleuchtet/angeregt. Eine geringere Sonnenentfernung entspricht einer helleren Lichtquelle, so dass eine gleichgroße Gasentwicklung in Sonnennähe auch zu einer größeren Helligkeit führen müsste. Es gibt aber einen zweiten Effekt - der Einfluss des Strahlungsdrucks und des Sonnenwindes auf den Komadurchmesser. Bei gleicher Produktionsrate entstehen bei sonnennahen Kometen kleinere Komas. Es kann gezeigt werden, dass sich beide Effekte ausgleichen: Im selben Maß, wie die Beleuchtungsstärke wächst,

VdS-Journal Nr. 43

68

Kometen

1 Zusammenhang von heliozentrischer Helligkeit und
Gasproduktionsrate in Molekülen je Sekunde nach [2].

2 Gas- und Staubproduktion des Kometen 78P/Gehrels während
des Perihels 2011/2012

wird der Komadurchmesser geringer. Aus diesem Grund ist es überhaupt möglich, heliozentrische Helligkeiten direkt mit der Wasserproduktion zu verknüpfen.
Der zweite Punkt hingegen ist eine Annahme, die weniger eng mit realen Verhältnissen verknüpft ist. Sie nimmt eine uniforme Zusammensetzung aller Kometenkerne an.
Ray Newburn hat herausgefunden, dass die C2-Emission tatsächlich proportional zur Wasserdampferzeugung ist [2]. Bei einem Kometen fester Zusammensetzung lässt sich der Anteil des Staubes in Sonnennähe durch eine quadratische, in Sonnenferne durch eine kubische Funktion über dem Sonnenabstand beschreiben. Damit wird eine Korrektur der Gasproduktion um den im Bahnverlauf wechselnden Staubanteil möglich. Das Problem wechselnder Zusammensetzung bleibt erst einmal bestehen. Es ist jedoch zu bemerken, dass dieser Fehler nicht in voller Höhe eingeht, da Schätzungen über die Staubproduktion an dieser Stelle zur Korrektur der Gasproduktion benötigt werden und nicht für sich selbst stehen.
Elisabeth Roettger [3] hat die Newburnschen Erkenntnisse dazu benutzt, eine verbesserte Formel zur Gasproduktion anzugeben. Diese beruht z. T. auf phy-
VdS-Journal Nr. 43

sikalischen Modell-Annahmen, enthält allerdings einige empirische Konstanten. Damit ähnelt ihr Ansatz de facto dem von Jorda, jedoch wird die Staubproduktion besser berücksichtigt. Mit diesen Gleichungen im Kasten 1 lässt sich rechnen. Dies wurde des Weiteren an vier Kometen mit gutem Ergebnis erprobt.
Bestimmung der Staubproduktion An der Oberfläche des Kometenkerns werden Gas und Staub gemeinsam er-
Kasten 1

zeugt. Beide Bestandteile bewegen sich nach außen, getrieben durch die Bewegungsenergie (kinetische Energie) der Gasteilchen, die auf die Staubkörner Druck ausüben. Die Geschwindigkeit der Gasmoleküle wird durch die Sublimationstemperatur (Verdampfungstemperatur) bestimmt. Staubteilchen hingegen werden erst durch Zusammenstöße mit Gasteilchen beschleunigt. Dies führt dazu, dass die Kometenatmosphäre in der Nähe des Kerns besonders staubreich ist. Der Staub

Kometen

69

bewegt sich langsamer. Der Parameter Af ist deshalb ein gutes Maß für die Staubproduktion [4]. Er beruht auf photoelektronischen Helligkeitsmessungen im inneren, staubreichen Teil der Koma.
Philippe Rousselot [5] hat sich darum bemüht, aus Af eine Obergrenze für die tatsächliche Staubentwicklung abzuleiten. Dazu musste er Annahmen zu drei unbekannten Parametern treffen: - die Größe der Staubkörnchen - ihre Albedo - und die radiale Geschwindigkeit des
Staubes Rousselot sah es als realistisch an, dass die Staubkörner einen Durchmesser vom 1 µm haben. Diese Annahme ist plausibel - das Licht der Kometenatmosphäre wird hauptsächlich von den kleinsten verfügbaren Teilchen erzeugt, weil nur diese eine genügend große Geschwindigkeit erreichen können, um erheblich zur Koma beizutragen. Die Korngrößenverteilung (kleine neben größeren Staubteilchen) wird dabei ignoriert. Die Albedo (das Licht-Reflexionsvermögen) wird auf 5 % geschätzt, was ebenfalls ein realistischer Wert sein dürfte. Die radiale Geschwindigkeit des Staubes weg vom Kern steigt mit der Entfernung zum Kern und erreicht schnell 75 % der Geschwindigkeit des abströmenden Gases. Armand Delsemme [6] hat in seinem Buchbeitrag die Erkenntnisse zur Radialgeschwindigkeit von Gas und Staub zusammengefasst. Die Geschwindigkeit ist gemäß den Simulationen zur Gasdynamik abhängig von der Sublimationsrate, und damit in erster Näherung vom Sonnenabstand (s. Kasten 2).

Kasten 2
Berechnung des Gas-StaubVerhältnisses Einige Autoren verwenden das Verhältnis zwischen der Produktionsrate von Wasser (in Molekülen pro Sekunde) und dem Parameter Af als ein Maß für das Gas-Staub-Verhältnis. Dies mag berechtigt sein, führt aber zu unanschaulichen Größen. Mit Hilfe der Rousselotschen Formel kann man das Verhältnis der Produktionsraten für Gas und Staub direkt angeben. Dazu wird die Gaserzeugungsrate von Molekülen pro Sekunde mit Hilfe der molaren Masse in Kilogramm pro Sekunde umgerechnet. Sowohl die Bestimmung der Gas- als auch die der Staubproduktion enthalten Unsicherheiten. Diese beziehen sich weitgehend auf die unbekannte Zusammensetzung des jeweiligen Kometen. Das Gas-Staub-Verhältnis wird durch diese Unsicherheiten zwar beeinflusst, dennoch wird die Änderung des Verhältnisses im Bahnverlauf ziemlich gut wiedergegeben, da sich die Zusammensetzung des verdampfenden Materials nur wenig ändert.

Literaturhinweise: [1] I. Jorda, J. Crovisier, D.W.E. Green,
2008: "The correlation between visual magnitudes and water production rates", ACM 2008, 8046 [2] R.L. Newburn, 1983: "Modeling the neutral gas environment of comets with special application to P/ Halley", Adv. Space Res. 4, 185 [3] E.E. Roettger, P.D. Feldman, M.F. A`Hearn, M.C. Festou, 1990: "Comparison of water production rates from UV spectroscopy and visual magnitudes for some recent comets", Icarus 86, 110 [4] U. Pilz, B. Häusler, 2012: ,,Der Parameter Af", VdS-Journal für Astronomie 42 [5] P. Rousselot, 2008: "147P/Echeclus: A strange case of outburst", Astron. Astrophys. 480, 543 [6] Delsemme, 1982: in: L.L. Wilkening (Hrsg.), "Comets", University of Arizona Press, 85
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70

Planeten

Jupiter 2010 - 2012
- Auswertung von Beobachtungen der atmosphärischen Objekte ,,GRF" und ,,Oval BA"
von Werner E. Celnik, Bernd Gährken, Wolfgang Bischof, Torsten Hansen, Jens Leich, Thomas und Claudia Winterer, Michael Kunze, Bernd Eser, Ralf Burkart, Manfred Wolf, Bernd Koch und Peter M. Oden

Was für den markanten Sturm auf dem Ringplaneten Saturn im ersten Halbjahr 2011 gelungen war, nämlich das ,,Zusammentrommeln" vieler Bildautoren, die zu einer Auswertung dieser seltenen atmosphärischen Erscheinung beitrugen [1], sollte diesmal bei Jupiter wiederholt werden. Der geneigte Leser und interessierte Sternfreund möge anhand des Folgenden selbst urteilen, ob es sich wieder gelohnt hat.
Die Zielsetzung Das Projektziel konnte von vornherein eben NICHT sein, eine umfassende Auswertung aller erkennbaren Strukturen nach allen möglichen Aspekten vorzunehmen. Dazu ist die Vielfalt der Objekte auf Jupiter einfach zu groß und die dafür persönlich zur Verfügung stehende Zeit zu kurz. Zu Beginn war auch noch unklar, was das noch gar nicht vorhandene Bildmaterial an Auswertung zulassen würde. Die Auswertung wurde daher auf zwei Objekte beschränkt: Position und Ausmaße des GRF (Großer Roter Fleck) und von Oval BA und deren zeitliche Variationen.

Die Instrumente und das Seeing Diesmal sind sogar 12 Beobachter mit 14 verschiedenen Instrumenten beteiligt (Tab. 1). Die Instrumentengröße reicht von 80 mm bis zu 800 mm Öffnung. Als Bauarten sind Refraktoren, Maksutov-, Schmidt-Cassegrain-, Newton- und Cassegrain-Teleskope vertreten, also sämtliche heute gängigen Typen. Das theoretische Auflösungsvermögen liegt zwischen 0,16 und 1,6 Bogensekunden. Alle beteiligten Instrumente konnten für die Zielsetzung dieser Kampagne brauchbare Beobachtungen liefern, nur der 80-mm-Refraktor besaß doch eine etwas zu geringe Bildauflösung. Diese sollte für Auswertungen dieser Art besser als eine Bogensekunde sein.
Im Laufe der Auswertung hat sich herausgestellt, dass auch die kleineren Instrumente ab 130 mm Öffnung brauchbare Ergebnisse liefern können, wenn ihr Auflösungsvermögen denn auch ausgereizt wird. Alle Beobachter haben schnelle Astro-Videokameras eingesetzt (meist DMK- und DBK-Kameras von TIS) und haben die aufgenommenen Bildsequen-

Tab. 1: Am Projekt beteiligte Beobachter und ihre Teleskope

Beobachter
Bernd Gährken Bernd Gährken Wolfgang Bischof Thorsten Hansen Werner E. Celnik Jens Leich Thomas und Claudia Winterer Michael Kunze Bernd Eser Ralf Burkart Manfred Wolf Bernd Gährken Bernd Koch Peter Oden

Teleskoptyp
Schmidt-Cassegrain Cassegrain Newton Schmidt-Cassegrain Apo-Refraktor Apo-Refraktor

Öffnung in mm
280 800 200 280 150 130

Anzahl eingereichte Beobachtungen
52 48 21 18 17 15

theoretische Auflösung in arcsec
0,46 0,16 0,64 0,46 0,86 0,99

Newton

500

8

0,26

Newton

254

8

0,51

Schmidt-Cassegrain 360

5

0,36

Newton

254

5

0,51

Schmidt-Cassegrain 280

2

0,46

Refraktor

80

2

1,60

ACF Schmidt-Cassegrain 304

1

0,42

Maksutov

180

1

0,71

1-12
Abb. 1: Jupiter am 21.09.2011 um 03:22 UT, aufgenommen von Bernd Gährken mit einem 800-mm-Newton-Teleskop.
Abb. 2: Jupiter am 26.09.2011 um 00:40:18 UT, aufgenommen von Thomas und Claudia Winterer mit einem 500-mm-Newton-Teleskop.
Abb. 3: Jupiter am 16.09.2011 um 01:06:39 UT, aufgenommen von Bernd Eser mit einem 360-mm-Schmidt-Cassegrain-Teleskop.
Abb. 4: Jupiter am 28.11.2011 um 19:29:24 UT, aufgenommen von Bernd Koch mit einem 304-mm-ACF-Schmidt-CassegrainTeleskop.
Abb. 5: Jupiter am 02.10.2011 um 01:09:00 UT, aufgenommen von Thorsten Hansen mit einem 280-mm-Schmidt-Cassegrain-Teleskop.
Abb. 6: Jupiter am 02.10.2011, aufgenommen von Manfred Wolf mit einem 280-mmSchmidt-Cassegrain-Teleskop.
Abb. 7: Jupiter am 24.08.2011, aufgenommen von Ralf Burkart mit einem 254-mmNewton-Teleskop.
Abb. 8: Jupiter am 02.10.2011 um 23:20 UT, aufgenommen von Michael Kunze mit einem 254-mm-Newton-Teleskop.
Abb. 9: Jupiter am 03.10.2011 um 02:05 UT, aufgenommen von Wolfgang Bischof mit einem 200-mm-Newton-Teleskop.
Abb. 10: Jupiter am 08.02.2012 um 18:20:25 UT, aufgenommen von Peter Oden mit einem 180-mm-Maksutov-Teleskop.
Abb. 11: Jupiter am 15.01.2012 um 19:24:44 UT, aufgenommen von Werner E. Celnik mit einem 150-mm-Apo-Refraktor.
Abb. 12: Jupiter am 03.10.2011 um 02:32:34 UT, aufgenommen von Jens Leich mit einem 130-mm-Apo-Refraktor.

VdS-Journal Nr. 43

72

Planeten

zen mit gängiger Software wie GIOTTO, Registax, AviStack oder AutoStakkert reduziert und damit ein Summenbild erstellt, das meist das Maximum an erzielbarer Winkelauflösung darstellte. Während also bei den kleineren Instrumenten meist die Technik das Schärfelimit setzte, begrenzte bei den größeren Instrumenten (wie bekannt) die Erdatmosphäre die Bildschärfe.
Der Fehler des Mittelwertes der gemessenen Ausdehnung des GRF in jovigraphischer Breite beträgt ca. +-700 km, wenn man nur die 19 höchstaufgelösten zur Verfügung stehenden Aufnahmen verwendet (vgl. Tab. 2). Diese Fehlerbreite entspricht +-0,22 Bogensekunden auf Jupiter. Dies ist etwa doppelt so viel wie das theoretische Auflösungsvermögen der größten zum Einsatz gekommenen Teleskope, sollte also dem besten SeeingWert (ca. 0,4 Bogensekunden) entsprechen. Doch gibt es eben in der Natur immer wieder Ausreißer, die eine außergewöhnlich gute Beobachtung ermöglichen (vgl. Abb. 2 oder unser Titelbild von Thomas und Claudia Winterer).
Jupiter rotiert schnell: in nur 9 Stunden, 55 Minuten und 40,6 Sekunden (System II). Bei einem scheinbaren Durchmesser von 46,8 Bogensekunden (Mittelwert der hier verwendeten Aufnahmen) verschieben sich die am Zentralmeridian gelegenen Strukturen in 168 Sekunden um 0,44 Bogensekunden. Aufnahmen sollten demnach über einen nicht längeren Zeitraum als ca. 84 Sekunden laufen, will man Strukturen in der Ausdehnung des Seeing-Scheibchens noch nachweisen. Belichtet man länger bzw. mittelt man Videosequenzen von längerer Dauer, kann es zu Bewegungsunschärfen kommen.
Daher ist es für eine spätere Auswertung auch von großer Wichtigkeit, die Zeitangabe für ein Jupiterbild MINDESTENS auf 1 Minute genau, eher besser, anzugeben. Eine Ungenauigkeit hier bewirkt bei der Vermessung eine fehlerhafte Position in Länge. Aufnahmen nur mit Datumsund ohne Zeitangabe sind natürlich für eine Auswertung absolut unbrauchbar.
Das Vorgehen bei der Auswertung Von den zur Verfügung stehenden 203 Aufnahmen waren nur 196 auswertbar: 2 Aufnahmen hatten eine zu geringe
VdS-Journal Nr. 43

Bildschärfe, 5 Aufnahmen wiesen fehlerhafte, nicht verifizierbare Zeitangaben auf. Etwa ein Viertel der Aufnahmen war unrichtig orientiert, z.B. seitenverkehrt. Diese Überprüfung und Korrektur erforderte viel Zeit, die für die eigentliche Auswertung verlorenging. Bei allen hier gezeigten Aufnahmen ist Norden oben und Osten links.
49 Aufnahmen zeigten den GRF. Bei 10 davon befand sich der GRF außerhalb des Längenintervalls von +-45 Grad um den Zentralmeridian (ZM) herum, diese Aufnahmen wurden nicht berücksichtigt. Von den verbleibenden 39 wurden die schärfsten 19 Aufnahmen nochmals separat ausgewertet, dadurch konnte der Fehler gebildeter Mittelwerte etwas gesenkt werden (Tab. 2).
Von den auswertbaren Aufnahmen zeigten 31 das Oval BA. 7 davon wurden ausgeschlossen, weil das Oval hier zu weit vom ZM entfernt war. So blieben 24 übrig, die 10 schärfsten Aufnahmen wurden noch einmal separat ausgewertet.
Um einen Eindruck von den verschiedenen Bildqualitäten und den zeitlichen Veränderungen zu bekommen, wurden alle Aufnahmen auf gleiche Größe skaliert und je nach Orientierung zum ZM zusammengestellt (Abb. 13).
Zur eigentlichen Vermessung der Aufnahmen kam die Freeware WinJUPOS [2] von Grischa Hahn zum Einsatz. Dieses Programm liefert neben Oberflächenkoordinaten von Strukturen u. a. auch Oberflächenkarten, ein Beispiel zeigt die Abbildung 14, in der Aufnahmen verschiedener Autoren zusammengesetzt wurden, die in derselben Nacht gewonnen wurden.
In WinJUPOS wird nach Laden des Bildes und der Eingabe von Datum, Zeit und Beobachtungsort automatisch ein evtl. Drehwinkel und die Größe des Bildes ermittelt. Mit einem Fadenkreuz können Positionen angefahren werden (Abb. 15), deren Werte für Länge und Breite dann sofort angezeigt werden. Diese Werte wurden für jedes Objekt und für jede Aufnahme in eine Excel-Tabelle eingetragen und hier weiter ausgewertet.

Langfristige Variationen in Bändern und GRF In der Abbildung 16 sind Oberflächenkarten (mit WinJUPOS erzeugt) für den Zeitraum Oktober 2010 bis Februar 2012 zusammengestellt. Reihenfolge: 1. Spalte links von oben nach unten, dann weiter in der 2. Spalte. Man erkennt: - Das nördliche Äquatorband (NEB) wird
immer schmaler, wird es im Sommer 2012 verschwunden sein? - Das südliche, 2010 noch fast nicht vorhandene Äquatorband ist 2011 wieder voll entwickelt. Interessant sind die ab Dezember immer stärker werdenden Farbunterschiede zwischen (auf den GRF bezogen) östlicher und westlicher Seite des Bandes: westlich ist es deutlich röter. - Der GRF besaß 2010 keinen dunklen Rand. Dieser kehrte erst mit Wiedererscheinen des SEB zurück. Die Farbe des GRF ist bei so vielen verschiedenen Beobachtern und damit auch Bildbearbeitern natürlich schwierig zu beurteilen (kein Bild ist farbkalibriert). Doch scheint die Farbe im Zeitraum August 2010 bis Februar 2012 von Orange nach Gelb zu tendieren und dabei blasser zu werden.
GRF - Positionen und Driftraten In der Auswertetabelle, in die die gemessenen Positionen eingetragen wurden, lassen sich aus den Positionen der Ränder oben, unten, links und rechts verschiedene Ergebnisse ableiten: Die Mitte des GRF in Länge (System II) und Breite sowie der Durchmesser in Länge und Breite, daraus folgend die Fläche. In der Abbildung 17 ist die Veränderung der Position des GRF in jovigraphischer Länge dargestellt, also die Längendrift. Die dargestellte Ausgleichsgerade bedeutet, dass der GRF in 100 Tagen um 3,53 Grad in Richtung wachsende Länge driftet (vgl. Tab. 2).
Eine Drift in jovigraphischer Breite ist im Rahmen der Streuung der Messwerte nicht nachweisbar signifikant, scheint jedoch leicht zuzunehmen. Der GRF befindet sich im Beobachtungszeitraum im Mittel bei einer Breite von (-21,6 +- 0,4) Grad.
GRF - Durchmesser und Fläche Die Ausdehnung des GRF in Länge und Breite (Abb. 18) beträgt im Beobachtungszeitraum im Mittel 17,0 Grad +- 1,9 Grad

74

Planeten

Tabelle 2: Zusammenfassung der Ergebnisse

(Breite = Iovianische Breite; Länge = Iovianische Länge System II) Erste Beobachtung in 2010 Erste Beobachtung Saison 2011-12 Letzte Beobachtung Saison 2011-12 kleinste Teleskopöffnung größte Teleskopöffnung Anzahl Beobachter gesamt Anzahl auswertbare Aufnahmen gesamt Anzahl auswertbare Aufnahmen je Objekt davon Objekt innerhalb ZM II +- 45 Grad (im Folgenden ausgewertet) davon Anteil ,,beste" Aufnahmen nach Schärfe
entspr.

GRF 22.08.10 27.06.11 08.02.12
49 39 19 49

Oval BA 22.08.10 03.08.11 08.02.12
31 24 10 42

130 mm 800 mm 12 196
%

Längenvariation Saison 2010-12 (Fleck-Mitte) Trend
Driftrate in Länge im Zeitraum 2010 - 2012 daraus berechnete letzte Längengleichheit von GRF / Oval BA
daraus berechnete nächste Längengleichheit von GRF / Oval BA Driftrate in Länge im Zeitraum 2011 - 2012
daraus berechnete nächste Längengleichheit von GRF / Oval BA Breitenvariation Saison 2010-2012 (Fleck-Mitte)
Trend Breitenvariation Saison 2011-2012 (Fleck-Mitte)
Trend Mittelwert Breite (Fleck-Mitte)
Fehler des Mittelwertes Mittelwert Breite (Fleck-Mitte), nur ,,beste" Aufnahmen
Fehler des Mittelwertes

155,1 - 174,0 zunehmend 3,53 19.08.10 17.07.12 3,53 12.09.12 nicht signifikant zunehmend nicht signifikant zunehmend -21,6 +- 0,4 2,1 -

153,0 - 267,0 abnehmend -48,0

Grad
Grad / 100 Tage (vgl. Aufn. 22.8.10; Abb.19)

-39,2

Grad / 100 Tage

nicht signifikant zunehmend nicht signifikant zunehmend -32,8 +- 0,5 1,5 -33,0 +- 0,3 1,0

Grad % Grad %

Mittelwert Durchmesser in Länge Fehler des Mittelwertes entspr.
Mittelwert Durchmesser in Länge nur beste Aufnahmen Fehler des Mittelwertes
Durchmesservariation in Länge in Saison 2010-2012 Trend

17,0 +- 1,9 11 19.700 +- 2.200 18.900 +- 1.600 8,3 nicht signifikant kein

9,2 +- 1,6 17 9.600 +- 1.700 9.100 +- 1.200 13 nicht signifikant kein

Grad % km km %

Mittelwert Durchmesser in Breite Fehler des Mittelwertes entspr.
Mittelwert Durchmesser in Breite nur beste Aufnahmen Fehler des Mittelwertes
Durchmesservariation in Breite in Saison 2010-12 Trend

11,0 +- 0,7 6,2 12.800 +- 800 12.600 +- 700 5,4 nicht signifikant kein

6,3 +- 0,8 13 7.400 +- 1.000 7.300 +- 700 10 5.100 - 8.400 +6,4

Grad % km km % km km/Tag

Mittelwert Fläche (elliptisch), nur beste Aufnahmen Fehler des Mittelwertes
Variation der Fläche (elliptisch) Trend

187 +- 21 11 nicht signifikant kein

47 +- 13 28 nicht signifikant zunehmend

Mio. km2 %

VdS-Journal Nr. 43

Planeten

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13
Der Große Rote Fleck im Vergleich, mit verschiedenen Instrumenten spaltenweise von oben nach unten in zeitlicher Abfolge.

14 Das Programm WinJUPOS liefert neben Positionsmessergebnissen auch Oberflächen-
karten, hier vom 26.9.2011.

bzw. 11,0 Grad +- 0,7 Grad . Das entspricht 19.700 km +- 2.200 km in Längengraden und 12.800 km +- 800 km in Breitengraden. Verwendet man nur die besten 48 % der Aufnahmen, so verringert sich der Fehler des Mittelwertes auf 18.900 km +- 1.600 km in Länge und 12.600 km +- 700 km in Breite. Eine Variation des Durchmessers

des GRF ist nicht signifikant, was auch der im Diagramm angegebene niedrige RKoeffizient belegt (Abb. 18). Die in Länge und Breite unterschiedliche Fehlerbreite belegt, dass der Durchmesser des GRF in Längengraden schwieriger festzustellen ist als in Breitengraden: Der GRF besitzt in Länge viel diffusere Ränder.

Unter der Annahme einer elliptischen Geometrie des GRF lässt sich seine Fläche nun leicht berechnen. Ihr Mittelwert aus den schärfsten Aufnahmen im Beobachtungszeitraum beträgt (187 +- 21) Mio. km2. Eine Veränderung im Beobachtungszeitraum ist hier ebenfalls nicht feststellbar.
Das Oval BA Das Oval BA befindet sich im ,,Südlichen Temperierten Band" (STB). Es entwickelte sich im März 2000 aus 3 weißen (!) langlebigen Stürmen, die seit 1930/39 bekannt waren [5]. 2005/2006 erfuhr es eine Farbänderung von weiß nach rot, besitzt seitdem eine ähnliche Farbe wie der GRF und wird deshalb auch oft ,,GRF Junior" (Red Spot Junior) genannt. Die Farbänderung könnte durch einen Aufstieg der Gasmassen in größere Höhe verursacht worden sein.
Die Driftrate des Ovals BA im System II unterscheidet sich erheblich von der des GRF. An folgenden Daten zog das Oval südlich am GRF vorbei, ohne augenscheinliche Einflussnahme auf diesen: 2002, 2004, am 4.7.2006, im Juli 2008 und im August 2010. So zeigt eine Aufnahme des Jupiter am 22.8.2010 das Oval in der unmittelbaren Nähe des GRF (Abb. 19).
Dass das Oval BA und der GRF vermutlich ähnliche physikalische Eigenschaften besitzen, zeigt ein Vergleich der Erscheinung beider Objekte im visuellen Licht und durch einen Methan-Filter (Abb. 20).
Oval BA - Positionen und Driftraten Das Oval bewegte sich im Beobachtungszeitraum (22.8.2010 - 8.2.2012) in Länge System II zwischen 153 Grad abnehmend über 360 Grad /0 Grad hinweg bis 267 Grad (Ausgleichsgerade in Abb. 21). Das entspricht einer Driftrate von -48,0 Grad in 100 Tagen. Von der Ausgleichsgeraden ausgehend muss der letzte Vorübergang am GRF am 19.8.2010 stattgefunden haben (das passt zur Situation in der Abb. 19). Der nächste sollte am 17.7.2012 zu beobachten sein, entsprechend einer Periode von 2,05 Jahren.
Wie in der Abbildung 21 angedeutet, scheint die Driftrate in der Saison 20112012 etwas geringer zu sein als zwischen 2010 und 2011. Sie scheint sich
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76

Planeten

15 Die Oberfläche der Mess-Routine von WinJUPOS

verlangsamt zu haben. Daher ist in der Abbildung 22 die Längenvariation für die Saison 2011-2012 noch einmal separat dargestellt. Hier beträgt die Drift nur noch 39,2 Grad in 100 Tagen. Danach sollte der nächste Vorübergang des Ovals BA am GRF erst am 12.9.2012 stattfinden, wenn nicht noch eine weitere Verlangsamung der Drift eintritt.
Eine Variation in der Breitenposition ist nicht signifikant, scheint jedoch leicht zuzunehmen. Das Oval BA liegt im Beobachtungszeitraum im Mittel bei einer Breite von -32,8 Grad +- 0,5 Grad . Verwendet man für die Mittelung nur die 10 besten Aufnahmen, so verbessert sich der Mittelwert auf -33,0 Grad +- 0,3 Grad . Ein Hinweis darauf, was eine höhere seeingbegrenzte Bildschärfe mit größeren Instrumenten bringt.
Die Abbildung 23 belegt, wie das Oval BA im STB an den Objekten in benachbarten Bändern vorbeizieht.

16 Wolkenbänder und GRF im Zeitraum Oktober 2010 bis Februar 2012. Screenshot einer Zusammenstellung von Oberflächenkarten (WinJUPOS).
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Planeten

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17 GRF-Drift in Länge im Zeitraum 2010-2012

18 GRF-Durchmesser-Variation im Zeitraum 2010-2012

19 Oval BA beim GRF, Aufnahme am
22.8.2010 von W.E. Celnik mit 150-mm-Refraktor
20 rechts: B. Gährken stellt in einem
Vergleich Oval BA und GRF gegenüber, im visuellen Bereich (links) und im Methan-Band (rechts), oben der GRF am 18.11.2011, unten das Oval BA am 24.9.2011, nach [4].

21 Oval BA: Drift in Länge im Zeitraum 2010-2012

22 Oval BA: Drift in Länge im Zeitraum 2011-2012: Die Drift ist
2011-2012 deutlich langsamer als zwischen 2010 und 2011.
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Planeten

23 So schnell driftete das Oval BA am GRF vorbei: links 22.8.2010 um 00:57 UT,
rechts 8.10.2010 um 22:39:52 UT (Aufnahmen: W.E. Celnik mit 150-mm-Refraktor)

Oval BA - Durchmesser und Fläche Das Oval ist mit einer Ausdehnung von etwa 9,2 Grad x 6,3 Grad deutlich kleiner als der GRF mit 17,0 Grad x 11,0 Grad . Dabei beträgt der Fehler des Mittelwertes +-1,6 Grad in Länge und +-0,8 Grad in Breitengraden.
Das Oval ist damit (9.600 +- 1.700) km x (7.400 +- 1.000) km groß. Verwendet man nur die etwas höher aufgelösten besten Aufnahmen so verringert sich der Wert auf (9.100 +- 1.200) km x (7.300 +- 700) km.
Eine Variation des Durchmessers in Längengraden über den Beobachtungszeitraum ist nicht feststellbar. Eine langfristige Veränderung der Ausdehnung in Breitengraden könnte real sein (Abb. 24). Nimmt man die Ausgleichsgerade als Maßstab, so ist im Beobachtungszeitraum der Durchmesser des Ovals in Breitengraden von 5.100 auf 8.400 km gewachsen - es wurde kreisförmiger.
Dabei nahmen die Farbintensität und der Kontrast zur Umgebung deutlich ab. 2010 war die Farbe deutlich orange, Anfang 2012 dagegen extrem blass. Auch scheint der dunkle Rand um das Oval aus 2010 und 2011 völlig verschwunden zu sein. Verliert das Oval an Höhe und wird es von anderen Wolken überdeckt? Hier helfen nur weitere Beobachtungen, um diesen Trend zu bestätigen oder zu widerlegen.
Ein Fazit Um Strukturen auf Planetenoberflächen/ -atmosphären untersuchen zu können, werden nicht unbedingt Teleskope der Halbmeterklasse oder größere benötigt. Auch kleinere Instrumente bringen brauchbare Ergebnisse, dank der modernen Videotechnik und Bildauswertungsmethoden.
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Das zur Verfügung stehende Bildmaterial lässt natürlich noch weitaus mehr zu als die hier dargestellten Auswertungsansätze. So könnte man z. B. weitere langlebige markante Strukturen vermessen, wie die dunklen zigarrenförmigen Wolkenstrukturen in der nördlichen oder die weißen kreisförmigen kleinen Wirbel in der südlichen Hemisphäre. Driftkarten [3][8], oder Zeitraffer-Animationen der Umgebung des GRF lassen sich erstellen. Zeitraffer-Animationen von Jupiter sind z. B. bei [6] oder [7] zu finden.
Wir werden versuchen, die vorliegende Auswertung in die Beobachtungssaison 2012-2013 fortzusetzen. Spannend ist z. B., wie sich das NEB weiter entwickelt - wird es ganz verschwinden? Weiter, ob das Oval BA überleben wird und ob es zum berechneten Zeitpunkt tatsächlich den GRF überholen wird.
Literatur- und Quellenhinweise: [1] W.E. Celnik et al., 2012: ,,Stürme
auf Saturn", VdS-Journal für Astronomie 39, 105 [2] G. Hahn, 2012: "WinJUPOS - Database for object positions on planets and the Sun", http://www.grischahahn.homepage.t-online.de/astro/ winjupos/
24
Das Oval BA im STB und die südlicheren weißen Wirbel driften aneinander vorbei. Daten von oben nach unten: 03.08.2011 - 02:49 UT - B. Gährken, 03.09.2011 - 01:59:30 UT - T. Hansen, 10.09.2011 - 02:46:56 UT - Th. Winterer, 22.09.2011 - 03:30:00 UT - T. Hansen, 02.10.2011 - 01:09:00 UT - T. Hansen, 28.10.2011 - 21:15:21 UT - Th. Winterer

Sonne 79

[3] D.C. Parker, T. Yoshida, 2011: "Global velocity in longitude interval 110 Grad ...240 Grad (System 2)", in: http://www.grischahahn. homepage.t-online.de/astro/winjupos/LongDrifts/
[4] B. Gährken, 2011: http://www.astrode.de/jupiter2011b1.htm [5] Wikipedia, 2012: ,,Atmosphere of Jupiter", http://
en.wikipedia.org/wiki/Atmosphere_of_Jupiter#cite_note1976Vasavada-9 [6] VdS-Fachgruppe Astrofotografie, 2012: http://astrofotografie.fg-vds.de/ [7] B. Gährken, 2011: http://www.astrode.de/jupiter2011b2. htm [8] Wikipedia, 2012: ,,Wind Speeds on Jupiter", http:// en.wikipedia.org/wiki/File:Wind_speeds_on_Jupiter.png

25 Oval BA: Variation des Durchmessers im Zeitraum 2010-2012

Eine Bestimmung der elliptischen Erdbahn durch Messung der scheinbaren Sonnengröße
von Thomas Hebbeker

Eine der ältesten und fundamentalsten astronomischen Fragen ist die nach der Relativbewegung von Erde und Sonne. Seit Johannes Kepler wissen wir, dass wir diese durch eine elliptische Bahnkurve beschreiben können, die die Erde um die Sonne beschreibt, wobei die Sonne in einem Brennpunkt der Ellipse steht (Abb. 1). Wir kennen also seit langem die Form der Bahn, und auch deren Parameter sind heute sehr genau vermessen. Trotzdem ist es interessant und befriedigend, mit einfachen Methoden die Bahnparameter einmal selbst zu ermitteln.
Das Jahr und die Astronomische Einheit Eine wichtige Größe des Systems Erde- Sonne ist natürlich die Umlaufdauer, die 365,24 Tage dauernde Jahreslänge T, die seit vielen Jahrhunderten bekannt ist.
Eine zweite grundlegende und die bei weitem am schwierigsten zu messende Größe ist der mittlere Abstand r zwischen Erde und Sonne, bzw. die große Halbachse a der Ellipse. Dieser Abstand r entspricht in etwa der Astronomischen Einheit AE, welche eine häufig verwendete Maßeinheit für absolute Abstände in unserem Sonnensystem ist. Die relativen Abstände der Planeten bestimmt man mit

1 Elliptische Bahn der Erde um die
Sonne. Die Exzentrizität einer Ellipse ist eine Maßzahl für ihre Abweichung von der Kreisform und nimmt Zahlenwerte zwischen 0 (Kreis) und 1 (für den Grenzfall der unendlich in die Länge gezogenen Ellipse: die Parabel) ein.
Hilfe des dritten Keplerschen Gesetzes (a³ ~ T2) aus den beobachteten Umlaufzeiten um die Sonne. Die Astronomische Einheit beträgt bekanntlich etwa 150 Millionen km; sie kann bestimmt werden durch Radarabstandsmessungen VenusErde, mit Hilfe von Venustransits oder aus der gleichzeitigen Beobachtung eines Asteroiden von verschiedenen Punkten der Erde aus. Letztere Methode wurde Anfang 2012 von weltweit agierenden Amateurastronomen angewandt: Sie haben die Position des Asteroiden Eros ver-

messen, woraus man die Astronomische Einheit auf besser als ein Prozent genau bestimmen kann [1].

Abweichungen von der Kreisbahn:

Ellipsenparameter

Hier geht es um die Messung der nume-

rischen Exzentrizität der Ellipse und

um die Lage der großen Halbachse a,

siehe Abb. 1. Der Ellipsenparameter be-

stimmt, wie stark der Abstand Erde-Son-

ne im Jahresverlauf variiert. Maximaler

und minimaler Abstand d von der Sonne

können durch

bzw.

dAphel = (1 + ) · r (1a) dPerihel = (1 - ) · r (1b)

angenähert werden, wobei bei kleiner Exzentrizität der mittlere Abstand der Bahnpunkte zur Sonne durch r = a gegeben ist (Abb. 1).

Die zeitliche Variation des Abstandes d kann man durch die Änderung der scheinbaren Sonnengröße s messen - allerdings muss man diese recht genau bestimmen, denn die Exzentrizität ist klein. Für den Winkeldurchmesser s der Sonne gilt näherungsweise bei kleinen Werten von :

s(t) = so · ( 1 + · sin (2 p t/T + )) (2) VdS-Journal Nr. 43

80 Sonne

2 Der Vergleich des Sonnendurchmessers, aufgenommen am 4.1.2011 und am
25.7.2010, zeigt deutlich die jahreszeitliche Veränderung der scheinbaren Sonnengröße.

wobei so der mittlere Winkeldurchmesser der Sonne (etwa 0,5o), t die Zeit und T die Jahreslänge ist. Die Phase bestimmt, an welchem Tag P des Jahres der kleinste Abstand zwischen Erde und Sonne erreicht wird (Perihel) und wann die Entfernung maximal wird (Aphel).
Messungen des Sonnendurchmessers Zwischen Juli 2009 und März 2012 habe ich mit durchgehend identischer und einfacher Ausrüstung an insgesamt 71 Tagen die Sonne fotografiert, meist um die Mittagszeit - immer dann, wenn ich zu Hause war, Zeit und Lust hatte, und wenn die Sonne schien! Diese Aufnahmen können u. a. zur Bestimmung der Sonnenfleckenzahl genutzt werden - aber eben auch zur Messung der Winkelgröße s der Sonne.
Das Teleskop, ein 6-Zoll-Newton mit 762 mm Brennweite, war über einen Koma-Korrektor und einen Telekonverter (1,4-fach) mit einer digitalen Spiegelreflexkamera verbunden. Zur Reduktion der Sonnenstrahlung habe ich eine Filterfolie mit einem Abschwächungsfaktor von 1/10.000 vor das Teleskop gespannt. Die Aufnahmen wurden bei einer Empfindlichkeit von ISO 100 mit einer Belichtungszeit von 1/4.000 s gemacht. Das
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Teleskop habe ich für die Sonnenaufnahmen auf meiner Terrasse aufgestellt. Die Fotos habe ich erst nach einer etwa halbstündigen Wartephase aufgenommen, um einen Temperaturausgleich zu ermöglichen.
Die Abbildung 2 zeigt den Vergleich zweier auf diese Weise entstandenen (halbierten) Fotos; das linke ist nicht ganz typisch - es wurde während der partiellen Sonnenfinsternis am 4. Januar 2011 gemacht, das rechte entstand am 25. Juli 2010. Der kleine Unterschied des scheinbaren Sonnendurchmessers ist deutlich zu sehen: Anfang Januar ist die Sonnenscheibe etwa 3 % größer als im Juli. Die Bewohner der Nordhalbkugel der Erde sind also im Winter der Sonne am nächsten! Das ist natürlich für Astronomen keine Überraschung, denn wir wissen, dass die Jahreszeiten in erster Linie durch die Neigung der Erdachse von 23,5 Grad gegenüber der Ekliptik bestimmt werden. Aber konfrontieren Sie mal Ihre Bekannten mit der Aussage der Abbildung 2!
Die quantitative Auswertung der Daten habe ich folgendermaßen durchgeführt: - Der scheinbare Sonnendurchmesser
s, ausgedrückt in Kamerapixel, wurde auf verschiedene Weisen aus den Fo-

tos bestimmt: Zum einen habe ich in einem Bildbearbeitungsprogramm die Sonnenscheibe genau in ein Rechteck eingepasst; der Mittelwert der beiden Seitenlängen ist der Sonnendurchmesser. Alternativ habe ich das Programm IRIS [2] eingesetzt, das einen Kreis an das Bild der Sonne anfitten kann. Anschließend habe ich den Mittelwert aus Rechteck- und Kreismethode gebildet. - Um aus der Pixelzahl die Winkelgröße der Sonne zu bestimmen, habe ich anhand von Sternaufnahmen (mit bekannten Koordinaten) die Optik kalibriert: Einer Bogensekunde entsprechen (1,092 +- 0,002) Kamerapixel. Nötig ist diese Umrechnung für die Bestimmung der Ellipsenparameter nicht; es kommt ja nur auf die zeitliche Modulation an, aber Winkel sind universeller und vertrauter. - Schließlich habe ich eine kleine Refraktionskorrektur angebracht: Im Winter steht an meinem Beobachtungsort bei 50o nördlicher Breite die Sonne maximal 17 Grad über dem Horizont, und die Sonne erscheint durch die Lichtbrechung in der Atmosphäre in vertikaler Richtung um etwa 7'' komprimiert. Bei hohem Sonnenstand im Sommer ist der Refraktionseffekt kleiner als 1''.
Die Abbildung 3 zeigt die so gemessene Winkelgröße der Sonne als Funktion der Zeit. Hier wurden alle im Verlauf der Messperiode von fast drei Jahren bestimmten Werte als Funktion des Datums eingetragen. Wegen der Periodizität des Vorganges reicht es, nur einen Zeitraum von einem Jahr darzustellen. Zum Beispiel werden Messungen am 20. Februar 2010 und am 20. Februar 2011 bei der gleichen horizontalen Koordinate (etwa 50 Tage) in die Abbildung 3 eingetragen. Die Zeitachse beginnt bei 0, das ist der 1. Januar. Als Sonnendurchmesser wurde der Mittelwert der oben skizzierten Rechteck- und Kreismethoden angenommen. Einige wenige Fotos, bei denen diese Methoden deutlich unterschiedliche Ergebnisse liefern, wurden nicht berücksichtigt. Der eingezeichnete Fehler der einzelnen Messungen der Sonnengröße, etwa 3'', wurde durch Vergleich mehrerer Fotos abgeschätzt, die am gleichen Tag aufgenommen wurden.

Sonne 81

3 Graph der zeitlichen Variation des scheinbaren Sonnendurchmessers in Bogen-
minuten, aufgetragen über die Tage t seit Jahresanfang.

Bestimmung der Ellipsenparameter Die Abbildung 3 zeigt deutlich die erwartete sinusförmige Modulation der scheinbaren Sonnengröße als Funktion der Jahreszeit. Der selbstkritische Umgang mit den eigenen Resultaten ist stets ein extrem wichtiger Aspekt. Konkret stellt sich hier die Frage: Ist diese Beobachtung wirklich auf den sich ändernden Abstand der Erde zur Sonne zurückzuführen?
Meine Beobachtungen können nicht ausschließen, dass sich die Sonnengröße absolut ändert - allerdings wäre es sehr überraschend, wenn dies mit der gleichen Periode von einem Jahr erfolgen würde, mit der die Erde um die Sonne läuft. Deshalb verwerfe ich diese Hypothese und gehe von einem konstanten absoluten Sonnendurchmesser aus. Könnte es einen apparativen Effekt geben, der eine zeitliche Variation vortäuscht? Das ist eine berechtigte Frage, denn eine mögliche Temperaturabhängigkeit der optischen Eigenschaften von Teleskop und Kamera könnte dazu führen, dass bei den niedrigen Temperaturen im Winter systematisch größere oder kleinere Sonnendurchmesser erhalten werden als in den warmen Sommermonaten. Ein solcher Temperatureffekt ist erfreulicherweise vernachlässigbar klein, wie Vergleichsaufnahmen mit meinem Teleskop von Sternbildern und irdischen Motiven bei verschiedenen Temperaturen zeigen.
Nachdem diese Fragen geklärt sind, können die in Abb. 3 gezeigten Daten quantitativ ausgewertet werden. Dazu wird

mit dem Analyseprogramm ROOT [3] die erwartete Zeitabhängigkeit s(t) nach Gleichung (2) an die Messdaten angepasst und so die Exzentrizität und der Tag P des Periheldurchgangs bestimmt, an dem der Sonnendurchmesser seine maximale Größe annimmt. Ein weiterer Fitparameter ist die mittlere Winkelgröße sO der Sonne. Die erhaltene Sinuslinie ist in der Abbildung 3 eingezeichnet. Sie beschreibt die Messpunkte offenbar gut. Die durch den Fit bestimmten Größen werden in der folgenden Tabelle mit den genauen Literaturwerten [4, 5] (ganz rechts) verglichen. Die Genauigkeit ist recht hoch und meine Messergebnisse stimmen im Rahmen der Messfehler mit den genauen Zahlen überein.

sO
P/Tage

32,06' 0,0166 1,6

+- 0,06' +- 0,0008
+- 0,9

32,05' 0,0167 1,2 - 4,1

Die Messfehler wurden folgendermaßen abgeschätzt: Die Bestimmung des Sonnendurchmessers sO ist durch die Genauigkeit der Kalibrierung der Optik (Übersetzung Pixel - Bogensekunden) limitiert. Die Unsicherheit auf die numerische Exzentrizität ist insbesondere gegeben durch eine mögliche geringe, nicht entdeckte Temperaturabhängigkeit der Abbildungseigenschaften des Teleskops und die Refraktionskorrektur. Ich habe damit die Exzentrizität auf relativ 5 % genau bestimmt, ein durchaus zufriedenstellendes Ergebnis. Bei der Bestimmung des Tages P (nach Jahresanfang) des Periheldurchgangs ist der statistische

Fehler dominant. Der Apheldurchgang erfolgt ein halbes Jahr später als der Periheldurchgang, also Anfang Juli.
Interessanterweise variiert der theoretische Wert P von Jahr zu Jahr um wenige Tage [6], so dass der Periheldurchgang am 2., 3., 4. oder am 5. Januar stattfinden kann. Hauptgrund hierfür ist der Mond: Nicht die Erde beschreibt eine elliptische Umlaufbahn um die Sonne, sondern der Schwerpunkt des Erde-Mond-Systems. Durch die Mondbewegung ,,wackelt" daher die Erdposition etwas. Ferner gibt es eine langjährige Verschiebung des Periheldatums mit einer Periode von mehr als 20.000 Jahren. Hauptverursacher ist die Präzession der Erdachse und die damit verbundene Bewegung des Frühlingspunktes. Diese Änderung des Periheldatums ist in erster Linie eine zeitliche Verschiebung relativ zu den Jahreszeiten. Eine absolute Drehung der großen Halbachse in der Erdbahnebene, relativ zu den Fixsternen, gibt es aber auch. Diese kommt vor allem durch Störungen der anderen Planeten zustande; die zugehörige Periode beträgt 110.000 Jahre [6]. Auch die numerische Exzentrizität der Erdbahn schwankt im Laufe von Jahrtausenden, sie kann bis auf 0,0034 absinken [5], so dass die Bahn dann nahezu kreisförmig ist.
Fazit Auch das Nachmessen der scheinbar simplen und bestens bekannten Bewegungen im Sonnensystem ist für den Amateurastronomen herausfordernd und lehrreich - und damit lohnend. Es geht in der Astronomie ja nicht nur um die Jagd nach den entferntesten Objekten und den Wettlauf um die schönsten Fotos ...
Referenzen: (Weblinks: Stand März 2012) [1] http://transitofvenus.nl/wp/getting-
involved/eros-and-the-solarparallax/ [2] http://astrosurf.com/buil/us/iris/iris. htm [3] http://root.cern.ch [4] H.H. Voigt: ,,Abriß der Astronomie", BI-Wissenschaftsverlag [5] http://en.wikipedia.org/wiki/ Orbital_eccentricity [6] http://en.wikipedia.org/wiki/ Apsidal_precession
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Veränderliche

Beobachtung des Minimums von
Zeta Aurigae Oktober-Dezember 2011
von Wolfgang Vollmann und Werner Braune

Die BAV startete ein Beobachtungsprojekt für das günstig beobachtbare Hauptminimum im Herbst 2011 [1]. Zeta Aurigae (Abb. 1) ist demnach ein besonders interessanter Bedeckungsveränderlicher: ,,Der größere Stern von Aur ist ein Überriese mit dem Spektrum K4, der kleinere ein Hauptreihenstern der Spektralklasse B7. Massen- und Radienverhältnis des Systems sind außergewöhnlich. Aur wurde deshalb zum Namensgeber einer besonderen Klasse der Bedeckungsveränderlichen."

Nähere Angaben zum Helligkeitsverlauf liefert der GCVS 1985 [4] (vgl. Tab. 1).

Daraus ergibt sich neben der geringen Helligkeitsamplitude ein sehr schneller Ab- und Anstieg der Helligkeit von jeweils knapp einem Tag (0,973 d). Diese Bereiche zielgenau zu beobachten, ist nicht nur vom Wetterglück abhängig, sondern auch vom hierfür passenden Sternstand Aurigaes am Nachthimmel. Es ist erstaunlich, dass in der Literatur zum GCVS derartig genaue Angaben erzielt wurden.
Beobachtungen Wolfgang Vollmann beobachtete mit einer Digitalkamera (DSLR). Helligkeiten wurden aus dem Grünkanal gewonnen und auf Johnson V transformiert [2]. Ebenso wurden Helligkeiten aus dem Blaukanal gewonnen und mit den B-Helligkeiten der Vergleichssterne gemessen.

1 Eine Aufnahme von Zeta Aurigae vom 15.1.2012 mit DSLR, Objektiv 1:2,8/50mm,
ISO 400, 13 s belichtet, etwas unscharf eingestellt für die Photometrie, um durch Stacken von mehr Aufnahmen noch schöner und rauschärmer sowie größer in besserer Auflösung auswerten zu können (Wolfgang Vollmann)

In der Abbildung 2 sind diese Beobachtungen als Quadrate (Vollmann) und Rauten (Braune) hervor gehoben. Die Abbildung 3 zeigt allein die Blauhelligkeiten von Wolfgang Vollmanns Kamera.
Analyse der Beobachtungen und Ableitung eines Minimumtermins Im Normallicht leuchtete Aurigae mit einer Helligkeit von (3,79 +- 0,04) mag

in V. Während der totalen Phase wurde die Helligkeit mit (3,96 +- 0,04) mag in V gemessen. Die Amplitude in V beträgt damit 0,17 mag.
Der Helligkeitsabstieg vom Normallicht zur totalen Phase im Minimum erfolgt sehr rasch und dauert nur 0,72 Tage. Der Wiederanstieg konnte durch Beobachtungen nicht so gut eingegrenzt werden.

Werner Braune beobachtete visuell mit einem 7x50-Fernglas. Seine Beobachtung des Wiederanstiegs der Helligkeit ist besonders wertvoll, da sie den Termin des Endes der Bedeckung eingrenzen konnte.

2 Gemeinschaftslichtkurve von Zeta
Aurigae Okt.-Dez. 2011. Beobachtungen mit Digitalkamera (V-Helligkeiten, Wolfgang Vollmann), visuell (Werner Braune) und V-Helligkeiten aus der AAVSO International Database während des Helligkeitsabstiegs bzw. -anstiegs
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Veränderliche

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Tabelle 1: Nähere Angaben zum Helligkeitsverlauf aus dem GCVS 1985 [4]

Magnitude:

3,70 - 3,97 mag in V

Vorhersage-Elemente:

JD 2427692,825 + 972,160 d

Dauer der Bedeckung ,,D": 0,041 der Periode oder 39,859 d

Dauer der totalen Phase ,,d": 0,039 der Periode oder

37,914 d

(Hinweis: var 37,58 - 38,07 d)

Weniger als 1,30 Tage stehen zur Auswahl für einen entsprechend schnellen Anstieg (vgl. Tab. 2).
Aus den Elementen im GCVS [5] (Min = JD 2452968,7941 + 972,150912 · E ) folgt der Minimumstermin JD 2455885,25 und ein (B-R) von +0,31 d. Die Dauer des Minimums D ergibt sich zu weniger als 39,9 Tagen, die Totalität d zu 37,9 Tagen.
Besonders wertvoll waren die visuellen und internationalen Beobachtungen während des raschen Helligkeitsab- und -anstiegs, um das Minimum besser einzugrenzen.
Nächste Minima Das nächste Hauptminimum von Aurigae findet nach den neueren GCVS-Elementen am JD 2456857,40 statt (18.07.2014). Der Eintritt vom 28.-29.06.2014 wird sehr schwierig, der Austritt vom 07.-08.08.2014 etwas leichter am Morgenhimmel beobachtbar sein.
Das übernächste Minimum vom 17. März 2017 wird günstiger beobachtbar sein.

The GCVS Catalog (Vol. I-III, version 2012-April). Erhältlich über http://vizier.u-strasbg.fr/viz-bin/ VizieR-S?V*%20zet%20Aur

3
Lichtkurve mit der Digitalkamera: Blaukanal mit B-Vergleichssternhelligkeiten

Tabelle 2: Daten des Helligkeitsab- und -anstiegs von Aurigae

Phase Beginn des Abstiegs vom Normallicht (1. Kontakt) T1: Beginn der Totalität (2. Kontakt) T2: Ende der Totalität (3. Kontakt) T3: Wiedererreichen des Normallichts (4. Kontakt) T4:

Termin JD 2455000+ Anmerkung

865,76 866,48 904,34

oder wenig später?

905,64

oder wenig früher?

Daraus lässt sich folgender Minimumszeitpunkt ableiten:

Mittelwert aus T1+T4:

JD 2455885,70

Mittelwert aus T2+T3:

JD 2455885,41

Mittelwert aus den beiden Mittelwerten = Minimumstermin: JD (2455885,56 +- 0,21) d

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Literatur und Weblinks: [1] BAV-Projekt: http://www.bav-astro.
de/BAV-news.php?kennung=zetaaur [2] Beobachtung Veränderlicher Sterne mit der Digitalkamera: http:// members.aon.at/wolfgang.vollmann/ var_digital/var_digital.htm [3] AAVSO International Database VStar: http://www.aavso.org/ vstar-overview [4] GCVS 1985, gedruckte Ausgabe [5] GCVS: General Catalogue of Variable Stars (Samus+ 2007-2012).

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Veränderliche

BAV-Treffen in Hartha 2012
von Lienhard Pagel

Das jährliche Regionaltreffen der BAV in Hartha fand am 4. und 5. Mai in der Bruno-Bürgel-Sternwarte und im Hotel Flemmingener Hof statt. Es nahmen 29 Mitglieder und Gäste teil.

Erstmalig wurde das Programm bereits am Freitagabend mit einer SoftwareVorführung begonnen. Nach dem sich die meisten Besucher in den frühen Abendstunden im Biergarten versammelt hatten, sind alle Teilnehmer in den Konferenzraum umgezogen und haben vor und nach dem Abendessen an der Vorführung von Software teilgenommen.
Erik Wischnewski hat einige Sternfelddateien mit MUNIWIN photometriert, während die interessierten Sternfreunde an der Leinwand zusehen konnten. Anschließend hat er das Programm ,,Fitswork" vorgestellt und dessen Bedienung erläutert. Frank Walter hat uns anschließend die Photometrie an Hand einer kleinen Bilderserie mit AIP4WIN demonstriert. Zum Schluss hat Lienhard Pagel mit seinem Programm ,,Starmeter" etwa 100 Dateien einer Serie von RR GEM photometriert und die Auswertung der Lichtkurve gezeigt.
Die Vorführung der Software war von regen Diskussionen begleitet. Am Sonnabend war man sich einig, dass dieser neue Programmpunkt nützlich gewesen sei und bei weiteren BAV-Veranstaltungen fortgesetzt werden könne.
Das Vortragsprogramm begann am Samstag um 9:30 Uhr mit der Begrüßung durch Lienhard Pagel. Im anschließenden Vortrag wurden Vorhaben der BAV und deren Bearbeitungsstand erläutert. Das Vorhaben der Aufstellung eines RemoteTeleskops wurde ausführlich besprochen. Eine Test-Vorrichtung mit einer Canon EOS 1100D und einem 80-mm-Spiegelobjektiv auf einer MEADE-Montierung LXD55 wurde live per Remote vorgeführt und die Bedienung der Software erläutert.
Im zweiten Vortrag hat Joachim Hübscher über den Stand der Einführung der
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1 Die Teilnehmer am Hartha-Treffen 2012. Hintere Reihe stehend von links nach rechts:
Peter B. Lehmann, Klaus Häußler, Dietmar Böhme, Thomas Berthold, Frank Vohla, Peter Frank, Andreas Barchfeld, Rainer Gröbel, Franz Agerer, Erik Wischnewski, Ulrich Schmidt, Thilo Bauer, Frank Walter, Thorsten Lange, Rudolf Obertrifter, Klaus Bernhard, Wolfgang Grimm, Hans Jungbluth. Vordere Reihe sitzend von links nach rechts: Max-Johann Pagel, Klaus Retzlaff, Sylvia Gerlach, Doris Jungbluth, Joachim Hübscher, Lienhard Pagel, Eyck Rudolph, Jörg Neumann, Kerstin Rätz, Manfred Rätz, Stefanie Rätz

neuen Datenstrukturen gesprochen. Die zukünftig zu sammelnden Daten wurden festgelegt und alle inhaltlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen geschaffen. Die Regelungen sind in den BAV-Blättern Nr. 16 beschrieben, die jeweils in aktuellster Version auf unserer Website zu finden sind. Alle Teilnehmer äußerten ihre Bereitschaft, die CCD-Bilder für den zentralen BAV-Server bereitzustellen, über 780.000 CCD-Bilder sind dort bereits gespeichert.
Anschließend hat Frank Walter über das Thema: ,,Beobachtung von Bedeckungsveränderlichen: Eine Lichtkurve ist mehr als die Senke um das Minimum herum" referiert. Es sollen zukünftig neben den Haupt- und Nebenminima bei ausgewählten Sternen auch komplette Helligkeitsverläufe beobachtet werden.
Im Nachmittagsprogramm hat Manfred Rätz über BD And, ein Bedeckungssystem mit interessantem (B-R)-Verlauf, referiert. Thilo Bauer sprach über ,,Super-Resolution: Die Photometrie von Veränderlichen in Kugelsternhaufen und Galaxien". Dieses Thema wird im vorliegenden BAV-Rundbrief ausführlich behandelt. Anschließend stellte Frank Voh-

la vernachlässigte Mira-Sterne vor und Stefanie Rätz hat Ergebnisse des Satelliten Kepler in einem Überblick vorgestellt. Ein Vortrag von Lienhard Pagel zur Ermittlung der Genauigkeit der Zeitpunkte für Maxima und Minima in Lichtkurven schloss das Vortragprogramm ab.
In der anschließenden Diskussion über Tutorials wurde eine Einführung in das Programm ,,VarEphem" von Jörg Hanisch vorgeführt. Die Einführung wurde als vertonter Film im flv-Format präsentiert. Der Film ist von Jörg Hanisch erstellt worden. Die Qualität von Ton und Bild sind gut. Die Dateigröße ist beachtlich klein. Für ca. 10 Minuten Präsentation werden etwa 30 MB benötigt. Nach Diskussion wurde das flv-Format als geeignet befunden und zum Standard für die BAV erklärt. Als Plattform für die Präsentation wurde Facebook als geeignet angesehen. Thematische Einführungen, Beobachtungsanleitungen und Auswertemethoden sollten in diesem Format erstellt und auf der Plattform Facebook angeboten werden.
Am Samstagabend wurden in lockerer Runde astronomische Themen und Naheliegendes diskutiert.

Leserbriefe

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Leserbrief 1

Sehr geehrter Herr Guthier,
ich möchte es nicht versäumen, mich für den netten Willkommensgruß in Form des großen kleinen Präsents zu bedanken.
Mir als Frischling in diesem höchst spannenden und interessanten Metier haben Sie damit eine sehr große Freude und Überraschung beschert. Leider verfüge ich noch nicht über das notwendige Fachwissen und die Erfahrung, über welche die meisten doch verfügen. Meine erste Grundausstattung in Form eines Geburtstagesgeschenks meiner Familie (FirstScope 76) verhalf mir nun mit etwas Mühe und noch mehr Geduld zu ersten

Spaziergängen in der nächsten Umgebung unseres Planeten. Mit Hilfe einer Sternenkarte und eines Kosmos-Führers gelang mir in den letzten klaren Nächten schon so Manches, was ich vorher nicht zu träumen wagte, und ich merkte darüber nicht, wie die Zeit verstrich.
Mit Hilfe Ihres Magazins und der tollen Internetplattform bin ich natürlich jetzt noch neugieriger und erwarte die nächste Möglichkeit, den Himmel weiter zu erkunden und meine bisherigen Beobachtungen zu vertiefen.
Bis ich mich mit dem Sternenatlas am Himmel auskennen werden, werden si-

cherlich noch etliche Abende und Nächte verstreichen, und das ist auch gut so. Seit meiner Zeit der Seefahrt bin ich magisch mit dem Virus Astronomie infiziert. Gab es doch nichts Schöneres, als in klaren Nächten die Seele bei einem Blick zum Himmel so richtig baumeln zu lassen. Seitdem lässt mich die Lust am Beobachten des Himmels nicht mehr los. Ich spiele schon mit dem Gedanken, mir etwas Besseres zur Beobachtung anzuschaffen. Werde mich demnächst auch kundig machen.

Nochmals, in diesem herzlichen Dank. Andreas Holzmann

Sinne,

meinen

Leserbrief 2

Liebes Redaktionsteam,
dies ist mein erster Leserbrief im VdS-Journal, oder besser: mein erster Leserbrief überhaupt. Was treibt mich dazu, ein paar Zeilen an das Redaktionsteam zu senden? Nun, ich möchte mich zu einem im Journal für Astronomie Nr. 42 veröffentlichten Artikel im Beobachterforum kurz äußern (S. 138 bis 140 in der Rubrik ,,Beobachterforum"). Johannes Schilling veröffentlicht dort einen Artikel zur visuellen Beobachtung, den ich nicht unkommentiert lassen möchte. Über die Theorien zur visuellen Beobachtung bzw. der Wahrnehmung des menschlichen Auges ist schon mehrfach veröffentlicht und diskutiert - und leider auch philosophiert worden (siehe Literaturhinweise im Artikel). Eine abschließende eindeutige Erkenntnis ist nicht ergangen.
Anders die Fakten, welche durch das Nachbeobachten diverser Objekte entstanden sind. Dies ist nachprüfbar und beliebig wiederholbar. Dies habe ich persönlich auch getan, um an die Sache ganz praktisch heranzugehen. In Heft 40 des VdS-J. beschrieb ich den Versuch, eine Beobachtung von Johannes Schilling direkt am Teleskop mit eigenen Augen nachzuvollziehen. Beobachtungsobjekt war der Planetarische Nebel NGC 6818 im Schützen. Jedoch konnte ich die von Johannes Schilling dargestellte Detailfülle nicht sehen - sogar nicht mal im Ansatz. Dies war mein Fazit nach zwei Stunden Beobachtungszeit, Vergrößerungen mit bis zu über 1000-fach am 50-cm-Teleskop! Dies verwunderte mich sehr, zumal ich ein deutlich größeres Teleskop, bessere Beobachtungsbedingungen in südlichen Milchstraßenregionen (La Palma vs. Gartenstandort in Deutschland) und höhere Vergrößerungen nutzte. Zum gleichen Ergebnis, konkret auch bei NGC 6818, kommen auch andere Stern-

freunde (Beobachtungen mit 27- und 30- Zoll-Öffnung in den Alpen).
Viele erfahrene Beobachter, wie z.B. Ronald Stoyan oder Uwe Glahn und nicht zuletzt Wolfgang Steinicke und die in seinem Artikel zitierten bekannten amerikanischen Beobachter, können die Beobachtungsschilderungen nicht nachvollziehen. Sie alle können trotz Nutzung deutlich größerer Teleskope an drastisch besseren Standorten (alpine Standorte, Namibia, Arizona) viele der geschilderten Eindrücke nicht mal ansatzweise bestätigen. Und dies nicht nur bei einem flüchtigen Blick. Ich denke, all diese Beobachter sind mit den ,,Tricks" der Beobachtungstechnik vertraut.
Die Fraktion der zitierten Beobachter ist sich einig, dass die Beobachtungen von Johannes Schilling nicht nachvollziehbar sind. Die Relation zwischen eigenen Beobachtungen und den Schilderungen von Johannes Schilling lässt diesen Schluss zu. Doch wie sieht es mit den unzähligen anderen Beobachtern aus? Was denken Ein- und Aufsteiger? Nun, dies ist der eigentliche Grund, warum ich hier schreibe. Ich möchte den visuellen Beobachtern unter den Lesern ganz klar folgendes Signal senden: Orientiert Euch an anderen Beobachtungsergebnissen! Das Internet bietet genug Möglichkeiten, um eigene Beobachtungsergebnisse zu vergleichen. Sicher variieren Beobachtungsergebnisse im Detail. Doch niemals in dem Umfang wie im Artikel dargelegt.
Sternfreundliche Grüße Jens Bohle

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VdS-Nachrichten

VdS-Vorstand aktuell
von Sven Melchert

Auch das Wochenende am 11./12. August war der VdS gewidmet. Diesmal stand zuerst die Vorstandssitzung und am Tag darauf gleich das Treffen der Endredaktion zum Journal für Astronomie Ausgabe 44 auf dem Programm. Treffpunkt war nahe der schönen Stadt Lüneburg, so dass unser Schatzmeister wenigstens einmal im Jahr Heimvorteil genießen konnte und auch der Insulaner Jost Jahn die Anreise auf sich nahm. Nach einem schier endlosen Kampf mit den zur Küste rollenden Blechlawinen konnte die Vorstandssitzung am Samstagnachmittag um 15:20 Uhr beginnen. Folgende Themen wurden u.a. besprochen:

Mitgliederentwicklung Die Zahl der Mitglieder verläuft weiterhin auf einem erfreulich hohen Niveau, bis Ende Juli 2012 zählte die VdS 4090 Mitglieder. Weniger erfreulich sind dagegen die noch ausstehenden Mitgliedsbeiträge von über 250 Mitgliedern. Der Vorstand hat daher beschlossen, die noch offenen Mitgliedsbeiträge und Abo-Kosten für ,,Sterne und Weltraum" einem Inkasso-Unternehmen zu übergeben.
Kooperation mit der Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft (SAG) Seit über einem Jahr arbeitet die SAG mit der VdS intensiv zusammen. Um Bankspesen einzusparen, ist es VdSMitgliedern in der Schweiz möglich, den VdS-Mitgliedsbeitrag bei der SAG einzuzahlen. Umgekehrt übernimmt die VdS Versand und Inkasso der SAG-Zeitschrift ,,Orion". Die Kooperation ist für beide Vereine von Vorteil und soll fortgeführt werden.
Journal für Astronomie Als Leser werden Sie es nicht bemerkt haben, aber seit der letzten Ausgabe (Heft 42) arbeitet die VdS mit einem neuen Dienstleister, der die Produktion des Journal für Astronomie übernommen hat. Durch diesen neuen Weg konnten einige Vorteile im Arbeitsprozess verbessert werden und die Kosten der Herstellung sind bei gleicher Qualität gesunken.

1 Der VdS-Vorstand während seiner dritten Vorstandssitzung 2012.

Fotowettbewerb ,,Mein Bild vom Himmel" / Tag der Luft- und Raumfahrt Zum Tag der Luft- und Raumfahrt im September 2011 beim DLR in Köln wurde die von Alexander Weis hergestellte CD-ROM ,,Mein Bild vom Himmel" an die Besucher des VdS-Stands verteilt. Teil davon war ein Fotowettbewerb für jedermann, um mit einfachen Mitteln schöne Bilder des nächtlichen Firmaments zu erlangen. Lesen Sie dazu auch den Artikel auf Seite 4. Zum nächsten Tag der Luft- und Raumfahrt im September 2013 wird die VdS wieder mit einem Stand vertreten sein und den Wettbewerb wiederholen.
Zusammenarbeit mit Volkssternwarten Die im VdS-Journal 42 gestartete Rubrik ,,Ein Podium für Sternwarten" wird auch in diesem und den kommenden Heft(en) fortgesetzt. In jedem Heft werden sich bis zu vier Sternwarten vorstellen. Ab Herbst 2012 wird die VdS-Website zudem eine Deutschlandkarte bieten, auf der die VdS-Mitgliedssternwarten verzeichnet sind.

Service für Mitglieder Ebenfalls im Herbst 2012 startet das Projekt, den VdS-Mitgliedern über das Internet weitere Funktionen und Inhalte zu bieten. So wird mit dem kommenden Mitgliedsausweis jedes Mitglied ein Kennwort für den persönlichen Zugang zur VdS-Mitgliederwebsite erhalten.
Astronomietag 2013 Wie bereits angekündigt wird der Astronomietag im kommenden Jahr am 16. März stattfinden. Die VdS wird wieder ein Plakat sowie die Broschüre ,,Astronomie 2013" für alle interessierten Veranstalter zur Verfügung stellen. Entsprechende Hinweise finden sich im Herbst 2012 auf der VdS-Homepage.
Die Perseiden Zufällig fiel das diesjährige Maximum des Sternschnuppenstroms der Perseiden auf dieses VdS-Wochenende. Und wenige Schritte genügten, um von Tagungshotel den dunklen Ortsrand zu erreichen. Immerhin 21 Meteore, darunter einige sehr helle, konnten in knapp einer halben Stunde von der Vorstandsrunde gezählt werden. Über die dabei formulierten Wünsche ist allerdings nichts bekannt.

VdS-Journal Nr. 43

VdS-Nachrichten

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Wir begrüßen neue Mitglieder
von Eva Garbe

17370 Schünecke 20095 Walter

Ronald Herbert

20097 20098 20113 20123 20124 20125 20126 20127 20128 20129 20130 20131 20132 20133 20134 20135 20136 20137 20140 20142 20143 20144 20145 20146

Kaltenböck Obst Hess Busse Gunkel Singer Dr. Kronjäger Botros Preuß Finke Müh Strümper Bördlein Sonnemann Heinrich Bode Krzoska Katt Wagner Schmidt Berger Lewandowska Köhler Egner

Reinhard Volker Rochus Horst Rainer Georg Andreas Demian Christian Michael Katharina Rudolf Christoph Harald Jochen Dietmar Sven Christian Bernd Axel Klaus Natalia Florian Walter

59590 Geseke

20147 Martin

Sascha

01809 Heidenau

A 4565 Inzersdorf im

20148 Leinung

Norbert

54568 Gerolstein

Kremstal

20149 Abrahamczik Christian

49080 Osnabrück

46446 Emmerich am Rhein 20150 Gontermann Jörg

57537 Wissen

53359 Rheinbach

20151 Abendroth Falk

99085 Erfurt

A 5204 Strasswalchen

20152 Kiesswetter Ralf

50667 Köln

12437 Berlin

20153 Heinicke

Hans-Heinrich 28832 Achim

36208 Wildeck

20154 Maus

Uwe

33378 Rheda-Wiedenbrück

93466 Chamerau

20155 Peter

Jens-Uwe

07745 Jena

31675 Bückeburg

20156 Werda

Wolfgang

61231 Bad Neuheim

35039 Marburg

20157 Pfeiffer

Karsten

37077 Göttingen

53604 Bad Honnef

20158 Stöhr

Michael

91227 Leinburg

27801 Dötlingen

20159 Ruppert

Hans-Joachim 38108 Braunschweig

40125 Düsseldorf

20160 De Vries

Frank

NL 7065-AT Sinderen

50678 Köln

20161 Arnold

Thomas

92280 Kastl-Pfaffenhofen

53113 Bonn

20162 Nolte

Michael

48149 Münster

64342 Seeheim-Jugenheim 20163 Markard

Rüdiger

72636 Frickenhausen

50389 Wesseling

20164 Schwöbel Philipp

61352 Bad Homburg

65520 Bad Camberg

20165 Heuer

Peter

48145 Münster

38464 Groß Twülpstedt 20166 Meyer-Hamme Olaf

73650 Winterbach

27432 Bevern

20167 Etti

Maximilian

74638 Waldenburg

53757 Sankt Augustin 20168 Dr. Leutschacher Thomas

90768 Fürth

51580 Reichshof

20169 Kempe

Heinz

74847 Obrigheim

21698 Harsefeld

20170 Blauensteiner Markus

A 4800 Attnang-Puchheim

97074 Würzburg

20171 Kathemann Karl-Heinz

90431 Nürnberg

97523 Schwanfeld

20175 Pfeiffer

Gerd

54329 Konz

64521 Groß-Gerau

Ehrenmitglied Edgar Mädlow verstorben

Am 16. Februar verstarb unser Ehrenmitglied der Vereinigung der Sternfreunde, Herr Edgar Mädlow, im Alter von 90 Jahren in Berlin.

1957 war er als Geschäftsführer in unserer Vereinigung tätig. Vielen Sternfreunden hat Edgar Mädlow den Weg zur Astronomie und zu den Sternen gewiesen.

Am 16. Juni 1921 in Berlin geboren, durfte er, da seine Mutter Jüdin war und er in der Zeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft aufwuchs, nicht studieren. Er erlernte den Beruf eines Fischereinetzmachers und arbeitete im Betrieb seines Vaters. Schon früh interessierte er sich für den gestirnten Himmel und engagierte sich in der astronomischen Arbeitsgemeinschaft in Treptow. Dort, an der bekannten Treptower Sternwarte, beobachtete und zeichnete er intensiv die Planeten.
Nach dem Krieg erhielt Edgar Mädlow 1957 ein Wiedergutmachungsangebot für sein Leid und entschloss sich, damit ein Studium zu finanzieren. Da das Fach Astronomie nicht gelehrt wurde, entschloss er sich Meteorologie zu studieren.
Der Faszination Astronomie erlegen, führte er immer wieder Reisen zu totalen Sonnenfinsternissen durch, so im Jahre 1954 nach Schweden (siehe auch seinen Bericht im Journal für Astronomie, Heft Nr. 38, Seite 28 ff.). In diese Zeit fiel auch sein Engagement für die VdS. Im Jahre 1953 trat Edgar Mädlow als Gründungsmitglied mit der Mitglieds-Nr. 16 der VdS bei und engagierte sich im Vorstand. Von 1953 bis

Im Jahre 1955 heiratete er die Astrophysikerin Marlene Schubert, die er an der Sternwarte kennengelernt hatte. Das junge Paar siedelte nach Berlin West über und engagierte sich an der Wilhelm-Foerster-Sternwarte. Im Jahre 1975 entdeckte Edgar Mädlow eine Nova und zeitlebens widmete er sich der Astronomie.
1986 trat Edgar Mädlow in den Ruhestand. Auf vielen Tagungen der VdS war er zu Gast und begeisterte das Publikum durch seine frei gehaltenen Reden und Anekdoten. Edgar Mädlow war Ehrenmitglied in der Vereinigung der Sternfreunde.
Mit Edgar Mädlow verlieren wir einen liebenswerten Menschen, der sich zeitlebens für die Astronomie, insbesondere die Amateur-Astronomie in Deutschland eingesetzt hat. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Marlene und der gesamten Familie.
Wir werden Edgar Mädlow ein ehrendes Andenken bewahren.

Otto Guthier, Vorstand

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VdS-Nachrichten

So sehen Siegerbilder aus!
Die Preisträger beim VdS-Fotowettbewerb ,,Mein Bild vom Himmel"
von Alexander Weis

1 Platz 1
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2 Platz 2

,,Mein Bild vom Himmel", so lautet nicht nur der Titel einer CD, welche die VdS aus Anlass des Tages der Luft- und Raumfahrt beim DLR in Köln 2011 her-

ausgegeben hatte, es war auch das Motto eines Fotowettbewerbs. Startschuss war die Kölner Veranstaltung beim DLR mit über 100.000 Besuchern, auf der die VdS zusammen mit lokal aktiven Sternfreunden der Volkssternwarte Bonn und des Köln-Bonner-Astrotreffs mit attraktiven Angeboten für die Besucher vertreten war. Das DLR hatte die Angebote vor Ort großzügig unterstützt. Der Fotowettbewerb richtete sich in erster Linie an Einsteiger, denn die heutige Kameratechnik erlaubt schon mit ,,haushaltsüblichen" Mitteln reizvolle Bildergebnisse. Der Wettbewerb sollte Anlass bieten, einfach einmal selbst einen Versuch zu unternehmen, den Himmel abzulichten. Die Regel, keine Nachführung für die Aufnahmen zu verwenden, sorgte dafür, dass der Spaß am eigenen Bild nicht durch die vorhandene Ausrüstung begrenzt wurde. Damit die Teilnahme noch attraktiver wurde, konnte die VdS auf die großzügige Unterstützung von Sponsoren zählen, die Sachpreise für die zehn besten Bilder stifteten.
Die Resonanz auf den Aufruf, die eigene Kamera doch einfach mal auf Motive am Himmel zu richten und ein persönliches Bild vom Himmel anzufertigen, war erfreulich hoch. So warteten Sternfreunde und solche, die auf dem besten Weg dazu sind, gebannt auf die Bekanntgabe der Gewinner am Astronomietag 2012. Die VdS-Jury hatte alle Bilder gesichtet, be-

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3 Platz 3
wertet und am Ende aus den Einsendungen die zehn Gewinner bestimmt. Nachfolgend wollen wir Ihnen gerne die prämierten Bilder vorstellen. Einen herzlichen Glückwunsch an alle Sieger auch noch einmal auf diesem Weg. Den anderen Teilnehmern am Wettbewerb außerdem ein herzliches Dankeschön für die vielen spannenden Einsendungen und die zahlreichen netten Entstehungsgeschichten, welche so manche Bildeinsendung begleitet hatten. Und allen, die nur auf unserer Seite zum Wettbewerb im Internet vorbeigeschaut haben, aber am Ende kein Bild eingesendet hatten, sei für die nächste Gelegenheit gesagt: Ran ans Motiv!
Platz 1: Anja Worringer-Bommert nutzte eine schöne Konstellation von Mond und Venus und hat diese bei der Bildgestaltung in einen irdischen Rahmen eingebettet. Preis: Ein Teleskop BRESSER R-90 Messier Refraktor 90/900 EXOS 1 im Wert von 379 Euro, gestiftet von Meade Europe.
4 Platz 4

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Amateurteleskope/Selbstbau

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5 Oben: Platz 5
6 Links: Platz 6
Platz 2: Mit seinem stimmungsvollen Dämmerungsbild konnte sich Johannes Heuckeroth den zweiten Platz erobern. Preis: Ein Omegon Fernglas Nightstar 20x80 im Wert von 129 Euro, gestiftet von Astroshop.de (Nimax).
Platz 3: Der Leuchtturm im dänischen Bovbjerg scheint auf dieser Langzeitbelichtung von Andreas Mark den Sternhimmel projizieren zu wollen. Preis: Ein Celestron Firstscope im Wert von 59 Euro, gestiftet von Baader Planetarium.
Platz 4: Rolando Dölling kombinierte mehrere Einzelaufnahmen zu einem Strichspurbild und arrangierte sein Motiv mit der Burg Hohenzollern. Preis: Ein Bildband ,,Hubble: Die schönsten Bilder aus dem All" im Wert von 49,95 Euro, gestiftet vom Kosmos-Verlag
Platz 5: Daniel Haaf kombinierte mehrere Einzelbelichtungen zu einem Bild des Orion, in dem einige bekannte Deep-SkyObjekte gut zu erkennen sind. Preis: Das Buch ,,Digitale Astrofotografie: Grundla-
7 Platz 7

8 Platz 8

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9 Platz 9

10 Platz 10

gen und Praxis der CCD- und Digitalkameratechnik" im Wert von 49,90 Euro, gestiftet vom Oculum-Verlag.
Die Plätze 6 - 10 erhielten jeweils ein Exemplar ,,Kosmos Himmelsjahr 2012 professional" im Wert von 26,95 Euro, gestiftet vom Kosmos-Verlag: Platz 6: Christof Kästel Platz 7: Marian Schrader Platz 8: Hans Hopf Platz 9: Alexander Auner Platz 10: Jürgen Kahlhöfer

Die Gewinner

Name Worringer-Bommert Heuckeroth Mark Dölling Haaf Kästel Schrader Hopf Auner Kahlhöfer

Vorname Anja Johannes Andreas Rolando Daniel Christof Marian Hans Alexander Jürgen

Straße Königstraße 43 Heinrich-Heine-Str.15 Kantstr.17 Friedrich-Wolf-Weg 23 Hungener Straße 37 Schützenstr. 81 Orleansstr. 63 Am Rothenbühl 17
Menzelstraße 13

PLZ 42929 90587 58636 72379 35410 49084 31135 97334

Ort Wermelskirchen Veitsbronn Iserlohn Hechingen Hungen Osnabrück Hildesheim Sommerach

24539 Neumünster

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VdS-Nachrichten

Astronomietag 2013 am 16. März
Komet steht im Mittelpunkt - Arbeitskreis soll zentrale Unterstützung erweitern

Und jährlich grüßt der Astronomietag? Alles schon gezeigt am Himmel? Glas halbleer? Der Astronomietag 2012 war der zehnte Astronomietag und damit zugleich ein kleines Jubiläum. Aus diesem Anlass soll in diesem Rahmen einmal zurückgeblickt und zugleich Anlauf für den Astronomietag 2013 am Samstag, den 16. März genommen werden. Den Astronomietag gemeinsam mit den Veranstaltern vor Ort weiterzuentwickeln und zentrale Dienstleistungen am Bedarf orientiert auszubauen und zu aktualisieren, diesem Ziel sieht sich die VdS als Initiator des Astronomietags hierzulande verpflichtet. Dazu suchen wir auch Mitstreiter, die sich im neu eingerichteten Arbeitskreis Astronomietag mit einbringen wollen.
Aber der Reihe nach. Die im Rahmen des Astronomietags angebotenen Veranstaltungen haben auch im Jahr 2012 wieder knapp 30.000 Besucher zu den Veranstaltungsangeboten von Sternfreunden in ganz Deutschland und der Schweiz locken können. Allein 200 Veranstaltungen waren bei der zentralen Website www.astronomietag.de angemeldet worden und konnten dort von Interessenten dann über eine regional orientierte Suchfunktion gefunden werden. Leider hatte man dieses Mal nicht an allen Veranstaltungsorten das Glück, dass die bis dahin über mehrere Tage stabile Wetterlage noch durchhielt, besonders im Süden tauchten just am Nachmittag des Astronomietags Wolken auf. Auf der anderen Seite hatte die schöne Konstellation von Venus und Jupiter, die lange Tage auch dem Laien am Abendhimmel zur besten ,,Sendezeit" aufgefallen war, sicher auch noch den ein oder anderen zusätzlichen Interessenten aufmerksam gemacht. Gemessen an der Zahl der Zugriffe auf die zentralen Veranstaltungsseiten der VdS zum Astronomietag im Internet war das Interesse in jedem Fall so hoch wie in wenigen Fällen zuvor. Auf diesem Potenzial gilt es aufzubauen.
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Für wen ist der Astronomietag gedacht? Nach zehn Jahren sei es erlaubt, sich noch einmal die Idee hinter dem Astronomietag in Erinnerung zu rufen. Durch das zeitgleiche Ausrichten von Aktionen lokaler Sternfreunde soll ein Kristallisationspunkt entstehen, um Interessenten für das Thema Astronomie zu gewinnen und zugleich auf die Angebote vor Ort und die heute offen stehenden Möglichkeiten aufmerksam zu machen. Durch den gemeinsamen Termin kann sich jede einzelne Veranstaltung in einen überregionalen Kontext stellen, auch wenn die Veranstaltungen für den einzelnen Besucher eine lokale Veranstaltung bleiben. Der Astronomietag ist kein Selbstläufer und Aktionstage nach dem Motto ,,Tag der ..." gibt es eine Menge. Haben Sie schon mal im November den Tag der Philosophen oder am 21. Juni den Tag des Schlafes wahrgenommen? Viele Verbände setzen in gleicher Weise darauf, durch zeitgleiche Angebote mehr Aufmerksamkeit zu erregen, als eine einzelne Veranstaltung das vermag. Im Buhlen um die Aufmerksamkeit steht der Astronomietag bei Weitem nicht allein da, und so ist es erforderlich, im Zusammenspiel zwischen lokalen Veranstaltern und zentralen Dienstleistungen die Aufmerksamkeit immer wieder neu zu beleben.
Wie kann (man) die VdS unterstützen? Die VdS sieht sich beim Astonomietag in der Rolle, für Veranstalter wie für das Publikum zentrale Dienstleistungen bereitzustellen, die einen Anlaufpunkt bilden, der auf die lokalen Veranstaltungen abstrahlt. Gleichzeitig werden die lokalen Veranstaltungen durch kostenlos oder kostengünstig bereit gestellte Materialien unterstützt und der Austausch der Veranstalter untereinander gefördert. Zum aktuellen Angebot der VdS für Veranstalter gehören die Broschüre Astronomie 2012, das Werbeposter zum Astronomietag, dessen Rückseite auch darüber hinaus verwendet werden kann, die Website

astronomietag.de mit der Möglichkeit, Veranstaltungen zentral zu registrieren und zu suchen sowie Textbausteine für die Öffentlichkeitsarbeit sowie - erstmals 2012 - ein Skript für die Planetariumssoftware Stellarium, das selbst ablaufend die Objekte am Abend des Astronomietags kurz vorstellt. Zudem wird von der VdS eine zentrale Pressemeldung zum Astronomietag herausgegeben.
Neue Ideen, das Angebot zu ergänzen, sind willkommen, weitere Ideen suchen Mitstreiter, die bereit sind, ihr Wissen bei der Umsetzung mit einzubringen. Daher wird seitens der VdS in diesem Jahr ein Arbeitskreis eingerichtet, um die Institution Astronomietag weiter zu fördern. Wer Interesse hat mitzuwirken - der Zeitaufwand soll ausdrücklich im Rahmen bleiben und eine Mitwirkung ist nicht notwendig mit Reisen verbunden - oder einfach nur einen Vorschlag, Anregung oder Kritik beisteuern möchte, soll sich bitte an die Adresse astronomietag@vdsastro.de wenden.
Quo Vadis Astronomietag? Astronomie an sich hat einen grundsätzlich positiven Stellenwert, wenn auch das allgemeine Interesse am Thema eher rückläufig ist. Ob Medienüberflutung oder Lichtverschmutzung den größeren Beitrag dabei leisten, mag jeder für sich

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ausmachen. Ein Marsrover, ein Komet oder auch die Perseiden reichen aber, um das Thema hoch in die Medienrotation zu bringen.
Astronomie basiert auch auf Neugier und da ist kaum jemand, der nicht mal die Gelegenheit wahrnehmen möchte, selbst durch ein Teleskop zu blicken, um einen Planeten zu sehen. Kaum einer, der sagt, dass der Kosmos ihn gar nicht interessiert. Auf der anderen Seite steht aber die Angst der Besucher, etwas ,,nicht zu verstehen". Erinnern Sie sich noch, als Sie das erste Mal einen Computer kaufen wollten und hinter der Theke diese Freaks lauerten, die ihrem inneren Gefühl zufolge nur darauf aus waren, Ihr Nichtwissen durch Detailfragen zu entlarven? Diese Berührungsangst gibt es auch beim Betreten einer Sternwarte, und es gilt diese Angst zu nehmen und den ersten Besuch ,,bei den Sternguckern" zu einem besonderen Erlebnis zu machen, bei

dem nicht belehrt wird, sondern etwas von der Begeisterung transportiert wird, die jeden Sternfreund früher oder später dazu gebracht hat, sich näher mit dem Thema auseinanderzusetzen. Der Astronomietag schafft Anlass zu dieser ersten Begegnung und hat auch in Zeiten von Google Sky etwas Einmaliges zu bieten: Gucken in echt!
Komet im Blickpunkt Nach einigen Jahren ohne Motto gab es 2012 mit ,,Die lange Nacht der Planeten" wieder einen griffigen Slogan. Das wurde der Resonanz und einer Umfrage unter Veranstaltern zufolge positiv aufgenommen. Headliner beim Astronomietag 2013 soll der Komet Panstarrs (C/2011 L4) werden. Nach aktuellen Vorhersagen könnte dieser Komet in den Tagen um den Astronomietag mit bloßem Auge sichtbar sein, gleichwohl würde er sich wegen der Nähe zur Sonne nur am Dämmerungshimmel zeigen. Entwickelt er

sich auch nur annähernd zu so einem spektakulären Objekt, wird in den Medien ohne großes Zutun eine Welle der Berichterstattung losgetreten werden, auf der der Astronomietag 2013 zum rechten Zeitpunkt ein Angebot unterbreitet, selbst mit eigenen Augen einen Blick auf den Kometen und andere Objekte zu werfen und Fragen abklären zu können. Das ist der Plan.
In der Arbeitsgemeinschaft zum Astronomietag sind daher natürlich auch Mitstreiter willkommen, die den Kometen zuverlässig hell aufscheinen lassen können, am 16. März 2013 für einen klaren Himmel sorgen und möglichst noch eine spektakuläre Supernova am Vorabend organisieren. Das Team der VdS freut sich auf den Astronomietag 2013 und die Zusammenarbeit mit den vielen Veranstaltern vor Ort, die den Astronomietag in den vergangenen Jahren durch Ideen und Engagement mit aufgebaut haben!

ausgewählt und zusammengestellt von Peter Völker - Folge 17
Naturwissenschaft und Theologie - zwei Disziplinen menschlichen Denkens, die unterschiedlicher nicht sein können, auf der Suche nach den Naturgesetzen und dem Sinn des Lebens. Dennoch helfen beide zu erkennen, dass und wo der Mensch an seine Grenzen stößt.
Im Oktober 1962 setzten sich die Vertreter beider Richtungen zusammen. Ein Vorbild, welches wiederholt werden sollte. Denn in der heutigen hochtechnisierten Welt klaffen beide Anschauungen weit auseinander, werden höchstens - und meist abfällig - am Stammtisch diskutiert, oft fernab profunder Sachkenntnis.

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VdS vor Ort / Tagungsbericht

Das Deep-Sky-Treffen 2012
von Björn Gludau und Michael Hoppe

1 Das Tagungshotel Sonnenblick

Vom 30.03. - 01.04.2012 trafen sich etwa 60 Sternfreunde zum diesjährigen ,,Deep-Sky-Treffen" (DST). Das Treffen fand nunmehr zum achten Mal im Haus Sonnenblick in Bebra/ Hessen statt. Die Veranstaltung wird von den beiden VdSFachgruppen ,,Visuelle Deep-Sky-Beobachtung" und ,,Astrofotografie" durchgeführt, also von Amateuren für Amateure. Das Ziel ist, visuelle Beobachter und Astrofotografen zusammenzuführen. Was steht dabei im gemeinsamen Mittelpunkt der Aktiven? Es sind die Objekte des ,,tiefen Himmels" (Deep Sky) und alles, was damit zusammenhängt.
Um eines vorwegzunehmen: Es wird wohl kaum eine andere ähnlich familiäre und freundschaftliche Astro-Veranstaltung geben, die sich mit dem praktischen und auch theoretischen Hintergrund der Beobachtung und Fotografie der DeepSky-Objekte gleichzeitig befasst. Wer es ermöglichen kann, reist gleich für das komplette Wochenende an. Das Tagungshotel verfügt nicht nur über gut ausgestattete Zimmer und Einrichtungen bis hin zur Wellness-Oase, sondern auch über eine vorzügliche Küche. Nach der Anreise am Freitag und nach dem gemeinsamen Abendessen beginnt direkt
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der persönliche Kontakt in gemütlicher Runde. Neue Sternfreunde treffen auf ,,alte Hasen", man tauscht Erfahrungen aus, fachsimpelt bei leckerer (G)astronomie über praktische und theoretische Fragen zu visuellen und astrofotografischen Themen. Persönliche Erfahrungen werden intensiv ausgetauscht. Viele DST-Teilnehmer/-innen kennen sich bereits seit langer Zeit und freuen sich jedes Jahr aufs Neue auf die gemeinsamen Gespräche. Was die Freunde von Facebook und Twitter niemals miterleben, ist die ungezwungene, nette Atmosphäre, der direkte Kontakt jedes Einzelnen zu gleich gesinnten Amateuren beim Gerstensaft seiner Wahl. Sehr erfreulich ist auch, dass die Zahl der weiblichen DSTTeilnehmer in diesem Jahr etwas höher war als sonst. Das bestätigt, dass es sich bei unserem schönen Hobby nicht um eine reine Männerdomäne handelt.
Schon am Freitagabend gaben Fachgruppenleiter Peter Riepe (Astrofotografie) und Fachgruppenredakteur Jens Bohle (Visuelle Deep-Sky-Beobachtung) nach der Begrüßung ihre Berichte zur Fachgruppensituation ab. So blieb dann der Samstag den Objekten vorbehalten, bei denen es zwei Schwerpunkte gab: die

Galaxien und die Planetarischen Nebel. Um diese beiden Themen rankten sich vielseitige Vorträge und die anschließende Diskussion.
Nach der Eröffnung stellte Hans-Günter Diederich ,,Die Pavo-Galaxiengruppe und ihre Galaxien" vor. In dieser südlichen Gruppe finden wir NGC 6876, die ,,hollow core galaxy" sowie die wechselwirkende Riesengalaxie NGC 6872. Wer den Aktivisten kennt, kann sich auch ein Bild davon machen, mit welchem Detailwissen die Hörer konfrontiert wurden. Ausführlich wurde auf die eigenen Möglichkeiten der Bildauswertung eingegangen. Viele Sternfreunde geben sich damit zufrieden, ein schönes Foto (pretty picture) des Objekts ihrer Wahl zu erstellen und verkennen völlig die Informationen, die in den Aufnahmen verborgen sind. Im Vortrag wurde deshalb dringend und nachvollziehbar ermutigt, sich tiefer mit den eigenen Ergebnissen zu befassen.
Ein völlig neues Gesicht in der Szene ist Anne Ebeling. Sie stellte ,,Herschel 400" vor, ein langfristiges Beobachtungsprojekt. Doch die 21-jährige Hobby-Astronomin gab sich nicht mit der ,,Abarbeitung" der Beobachtungen zufrieden. Vielmehr hat sie sich auch näher mit dem Entdecker der Objekte befasst. Die Zuhörer nahm sie mit auf eine Reise durch das Leben und Wirken William Herschels und seiner Schwester Caroline. Unter Anderem wurde ausführlicher auf bahnbrechende Entdeckungen des vielseitigen Astronomen und Musikers eingegangen, z.B. die zufällige Entdeckung des Planeten Uranus.
Rainer Sparenberg berichtete über die vielfältigen Aktivitäten an der Sternwarte Melle. Sehr anschaulich zeigte er dabei, aufgelockert durch kleine Videosequenzen des nächtlichen Himmels, worauf sich die Arbeit der dort aktiven Sternfreunde erstreckt. Seine in Melle entstandenen langbrennweitigen astrofotografischen Ergebnisse griff Peter Riepe auf. Er berichtete mit viel Detailwissen über die Galaxie IC 2574, ein Mitglied der M 81/M 82-Gruppe. Was den meisten Anwesenden neu gewesen sein dürfte:

VdS vor Ort / Tagungsbericht

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Die ausgedehnten H-II-Regionen dieses Objekts leuchten nicht rot, sondern blau!
Nach dem Mittagessen stellte Andreas Hänel ein Thema vor, das uns alle (be-) drückt - die Beeinträchtigung des Nachthimmels durch die zunehmende irdische Beleuchtung. In seinem Thema ,,Auf der Suche nach den dunkelsten Beobachtungsplätzen" dokumentierte er nicht nur die Aktivitäten der Fachgruppe Dark Sky, sondern richtete auch einen Appell an die Beobachter, ihren Kampf mit Streulicht und Behörden nicht aufzugeben. Immerhin gibt es in Deutschland ,,Nationalparks" mit sehr dunklem Himmel, wo die Lichtzunahme unterbunden ist und Himmelshelligkeiten um 21,7 mag pro Quadratbogensekunde vorliegen können. Aber auch überraschende und positive Ergebnisse kamen bei der Suche nach geeigneten Plätzen zum Vorschein. So sind im Einzelfall in Deutschland auch sehr gute dunkle Beobachtungsplätze außerhalb der Nationalparks zu finden, obwohl die bekannten Streulichtkarten hier nicht so gute Bedingungen erwarten lassen.
Oliver Schneider konnte sich mit dem Thema ,,LED-Beleuchtung, ein negatives Beispiel" direkt anschließen. Sein Bericht zeigte den Stand der neuen Lichttechnik, drehte sich aber auch um die Erfahrungen mit der regionalen Verwaltung. Auf Grund der aktuellen EU-Richtlinie sind alle Kommunen gezwungen, ihre städtische Beleuchtung auf LED umzustellen. Da hierbei oftmals erneut wenig Wert auf die sich bietende Möglichkeit einer Verbesserung der Beleuchtungssysteme gelegt wird, entsteht hier verbreitet Konfliktpotenzial. Der Referent berichtete anschaulich über seine Bestrebungen, in seinem Heimatort die ,,Entscheider" bei der Auswahl der neuen Lampen in die richtige Richtung zu bewegen. Sein Bestreben war, auch auf Grund seiner Hartnäckigkeit, schon mit Erfolgen verbunden. Wir drücken die Daumen für die weiteren Aktivitäten!
Im Anschluss stellte Gerald Willems seine umfangreichen Untersuchungen an nahegelegenen Galaxiengruppen und -haufen vor. Oftmals zeigen die gemessenen Radialgeschwindigkeiten der Haufenmitglieder, dass die Haufen nicht uniform von uns streben, sondern dass sich in einem Haufen der eine Teil stärker, der

2 Gespannt lauscht man den Vorträgen
andere weitaus langsamer von uns weg bewegt. Es scheint, als könne man auch von einer Rotation der Haufen reden. Jedenfalls stellte er mögliche Bewegungsachsen vor, die nicht ganz unplausibel erschienen. Die anschließende Kaffeepause wurde auch für das obligatorische Gruppenbild genutzt.
Bernhard Hubl, einer der diesmal wieder angereisten österreichischen DST-Freunde, berichtete über das ,,Projekt CCD-Guide 2012". Die Mitglieder des Astronomischen Arbeitskreises Salzkammergut haben ihre jährlich herausgegebene DVD zu Tausenden von Astro-Objekten nun ,,getunt". So sind programmierte Suchroutinen und Objektzusammenstellungen enthalten, die das Arbeiten in Form einer Datenbank ermöglichen (die DVD wird hier im VdSJournal auf der Seite 117 vorgestellt).
Dann referierte Peter Bresseler über das ,,Bicolor-Verfahren". Er stellte anhand einiger sehr schöner Beispiele von Emissionsnebeln vor, wie mit Hilfe allein von H- und [O III]-gefilterten Schmalbandaufnahmen ansehnliche Ergebnisse zu erzielen sind. Allerdings handelt es sich nach wie vor um Falschfarbenbilder und ohne den Anspruch, mit RGB-Bildern oder mit der ,,Hubble-Palette" vergleichbar zu sein. Jedenfalls ein interessanter Ansatz, um aus nur zwei Aufnahmen ein ,,Farbbild" zu erhalten, zumal die Schmalbandaufnahmen für sich gesehen schon sehr interessant sind und dies sozusagen eine ,,Zugabe" darstellt.
Uwe Glahn präsentierte in seinem Thema ,,Rosse-Spirals" Zeichnungen von Objekten, die mit dem 72-zölligen Leviathan von Lord Rosse und seinen Assistenten entstanden. Neu war für die Anwesenden, dass neben den Galaxien auch in

3
Alt und Jung beim DST 2012
einigen Sternhaufen und Planetarischen Nebeln ,,spiralige Strukturen" gesehen wurden. Anhand moderner Aufnahmen und Zeichnungen einiger Amateure aus der Deep-Sky-Szene wurde dies durchaus nachvollziehbar. Man vermutete damals, dass es sich bei den Spiralnebeln lediglich um sehr weit entfernte Ansammlungen von Sternen handelt, die nur bei sehr hohen Vergrößerungen und perfektem Seeing auflösbar seien. Dass dieses Ansinnen leider aussichtslos war, stellte sich erst mit der Entdeckung der wahren Natur der Objekte heraus. Daneben wurde auch die damalige Teleskopund Beobachtungstechnik vorgestellt, was dem Zuhörer die hervorragenden Leistungen von damals noch besser vor Augen führte.
Nach dem gemeinsamen Abendessen folgte das gemütliche Beisammensein, bei dem bis spät nach Mitternacht Ge-
VdS-Journal Nr. 43

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VdS vor Ort / Tagungsbericht

4 In gemütlicher Runde am Abend
sprächsthemen aller Art auf den Tisch kamen. Dazu wurden die Notebooks aufgeklappt, Bilder gezeigt, Verfahren diskutiert - kurzum: es war extrem kurzweilig! Die Fachgruppe Astrofotografie traf sich zu einer internen Sitzung.
Am Sonntagmorgen wurden die Vorträge fortgesetzt. Jens Bohle gab einen sehr interessanten Überblick zu dem Thema ,,Verhüllte Strukturen - die Halos Planetarischer Nebel". Beobachter und Fotografen erfuhren Neues über die schwachen Strukturen, die bei vielen PN außerhalb des Nebelscheibchens existieren. Was ist beobachtbar? Was kann fotografiert werden? Dabei wurden sowohl bekanntere PN als auch Objekte jenseits von NGC- und IC-Katalog vorgestellt. Die humoristische Art des Vortrags machte dabei das Zuhören besonders leicht.
Die Farben der Planetarischen Nebel brachte Peter Riepe mit seinem Beitrag zur Sprache. Oft herrscht Unkenntnis über

die Emissionslinien der Objekte, so dass die Bildbearbeitung nicht immer objektiv vorgenommen wird, sondern mehr nach dem persönlichen Geschmack. Er führte mit dem gewohnten Sachverstand einige Beispiele an und erläuterte dabei, warum nach den physikalischen Gegebenheiten eine bestimmte farbliche Darstellung richtiger sei als eine andere. Dazu stellte er ein einfaches Modell zur Prüfung der PN-Farben vor (siehe auch die Homepage der Fachgruppe Astrofotografie).
Andreas Rörig stellte tiefe Farbaufnahmen selten gezeigter PN vor und setzte sich auch ein wenig mit der Sternentwicklung auseinander, die derartige Objekte erzeugt. Interessant war die Gegenüberstellung tiefer H- und [O III]Aufnahmen, die teilweise erhebliche morphologische Unterschiede offenbarte. Auch die Vorstellung seiner Aufnahmetechnik kam dabei nicht zu kurz, wobei er auch immer die visuellen Beobachter mit einbezog.

Zum guten Schluss berichtete Oliver Schneider über den gelungenen Bau seiner Flatfieldbox. Sie basiert auf LEDLeuchten, die eine recht homogene Lichtverteilung mit stufenweiser Helligkeitsregulierung ermöglichen. Ein gutes Flatfield - darin sind sich alle ernsthaften Astrofotografen einig - ist unbedingte Voraussetzung für die korrekte Wiedergabe schwächster Deep-Sky-Objekte wie PN-Halos oder Wechselwirkungsphänomen in Galaxien. Abgerundet wurde der Beitrag durch die praktische Demonstration der Flatfieldbox - ein gelungener Selbstbau!
Bei der Abschlussbesprechung wurden alle Redner mit einem Präsent überrascht - eine Flasche Wein zur Schärfung der Beobachtungssinne.
Die DST-Organisatoren dankten für die Beteiligung, gaben einen Ausblick auf den DST-Termin 2013 und baten für das kommende Jahr um die rechtzeitige Anmeldung von Referaten. Es müssen übrigens nicht immer tiefgehende Vorträge sein, nein - auch Kurzbeiträge zur Praxis aus Beobachtung und Fotografie sind hoch willkommen!
Alle waren sich hinterher einig, ein Wiedersehen gibt's vom 22.03.-24.03.2013 in Bebra!
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Dank an die Referenten

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VdS vor Ort / Portrait

PLZ
32107 32108 33041 33699 34128 35039 35274 35606 36325 37083 39100 40699 41069 42705 42831 44231 45133 45657 46535 47408 47574 47723 48161 49401 50937 53111 55116 55283 57537 58001 58256 58706 60325 64380 64646 65366 65428 65719 66740 68753 69207 70173 70174 71093 72458 72764 73072 73430 73447 74072 75334 76228 76448 76744 77654 77833 78244 78573 81671 82110 82335 82538 83671 85077 86420 86672 87509 87724 88045 88471 90491 92224 92318
93047 94577 95032 96450 97082 97230 97877 97980 98504 99441

Die Mitgliedssternwarten der VdS
- Teil 2 -

Ort
Bad Salzuflen Bad Salzuflen Paderborn Bielefeld Kassel Marburg Kirchhain Solms Feldatal Göttingen Bozen Erkrath-Hochdahl Mönchengladbach Solingen Remscheid Dortmund Essen Recklinghausen Dinslaken Moers Goch/Nierswalde Krefeld Münster Damme Köln Bonn Mainz Nierstein Wissen Hagen Ennepetal Menden Frankfurt Roßdorf Heppenheim Geisenheim Rüsselsheim Hofheim Saarlouis Waghäusel Sandhausen Stuttgart Stuttgart Weil im Schönbuch Albstadt Reutlingen Donzdorf Aalen Oberkochen Heilbronn Straubenhardt Karlsruhe Durmersheim Wörth Offenburg Ottersweier Randegg Wurmlingen München Germering Berg Geretsried Benediktbeuren Manching Diedorf b. Augsburg Thierhaupten Immenstadt Ottobeuren Friedrichshafen Laupheim Nürnberg Amberg Neumarkt/OPf.
Regensburg Winzer Hof Coburg Würzburg Estenfeld Wertheim Bad Mergentheim Suhl Kromsdorf

Name der Sternwarte
Sternfreunde Bad Salzuflen e.V. Städt. Sternwarte Schulzentrum Lohfeld Volkssternwarte Paderborn e.V. Naturwiss. Verein AG Astronomie Astron. Arbeitskreis Kassel e.V. Astronomie-Gruppe Lahn/Eder e.V. Volkssternwarte Marburg e.V. Astron. Arbeitskreis Wetzlar Sternenwelt Vogelsberg e.V. Verein. Gandersheimer Sternfreunde Amateurastronomen ,,Max Valier" Sternwarte Neanderhöhe Hochdahl e.V. Astron. Arbeitskr. Mönchengladbach e.V. Walter-Horn-Gesellschaft e.V. Astron. Verein Remscheid e.V. Astron. Verein Dortmund e.V. Walter-Hohmann-Sternwarte Essen e.V. Westf. Volkssternwarte / Planetarium ND-Jugendzentrum e.V. Moerser Astron. Organisation e.V. Volkssternwarte Goch/Kleve e.V. Verein. Krefelder Sternfreunde e.V. Sternfreunde Münster e.V. Club der Sternfreunde Damme e.V. Volkssternwarte / VdS Köln e.V. Volkssternwarte Bonn e.V. Astron. Arbeitsgem. Mainz e.V. Sternwarte Bad Kreuznach e.V. Astro-AG Kopernikus-Gymnasium Arbeitsgem. Volkssternwarte Hagen Volkssternwarte Ennepetal e.V. Vereinigung der Sternfreunde Menden e.V. VSTW Frankfurt / Physikalischer Verein Gesellschaft z.w.U. Parawiss. Starkenburg-Sternwarte e.V. Astron. Arbeitsgemeinschaft Rheingau e.V. Rüsselsheimer Sternfreunde e.V. Arbkr. Vstw. im VBW Hofheim-M. Cassiopeia Saarlouis e.V. Astronomiefreunde 2000 Waghäusel e.V. Arbgem. Vstw. Schriesheim e.V. Observatory & Planetarium Stuttgart Schwäbische Sternwarte e.V. Astron. Vereinigung Tübingen Sternwarte Zollern Alb Sternwarte Reutlingen Sternfreunde Donzdorf e.V. Volkssternwarte Aalen c/o Stadt Aalen Astron. Arbeitsgemeinschft Aalen e.V. Robert-Mayer-Volkssternwarte e.V. Astron. Arbeitskr. Pforzheim 1982 e.V. Astron. Vereinigung Karlsruhe e.V. Sternfreunde Durmersheim und Umgebung e.V. Europa-Gymnasium / Astro-AG Astron. Verein Ortenau (AVO) Bühler Sterngucker e.V. Volkssternwarte Singen e.V. Astron. Vereinigung Rottweil e.V. Bayer. Volkssternw. München e.V. Max-Born-Gymnasium Germering e.V. Oberbayer. Volkssternwarte Berg e.V. Isartalsternwarte e.V. Sternwarte Penzberg e. V. Sternwarte Ingolstadt - AAI e.V. Astron. Vereinig. Augsburg e.V. Interessengem. Astronomie Wertingen Sternwarte Oberallgäu e.V. Volkssternwarte Ottobeuren e.V. Astron. Vereinigung Bodensee e.V. Volkssternwarte Laupheim e.V. Regiomontanus-Sternwarte Förderverein Volkssternw. Amberg e.V. ,,Bayerische Vstw. Neumarkt i.d. Opf.e.V., Fritz-Weithas-Sternwarte" Verein d.Fr.d. Stw Regensburg e.V. Volkssternw. Bayer. Wald e.V. Volkssternwarte Hof Volkssternwarte Coburg (VHS) Naturwiss. Labor f. Schüler am FKG e.V. Volkssternwarte Würzburg e.V. Johann-Kern-Sternwarte Wertheim e.V. Astron. Vereinigung Weikersheim Schul- u. Vstw. ,,K.E. Ziolkowski" Sterngucker e.V.

Mitglieds-Nr.
17049 12260 14542 15561 12539 18351 11906 11057 19311 12942 16309 13843 12851 10747 17243 10228 12342 10748 13735 13268 16705 15218 19624 13949 12036 12161 14898 20034 15992 12282 12378 12326 10930 15995 12474 18195 18119 13962 18445 18151 13971 11772 10163 18611 16065 12506 14168 12615 18140 15800 16115 12477 19613 14981 19443 19172 13886 18332 11866 12016 18108 16835 18566 16609 12866 18075 15973 12893 18134 12861 15236 17615
12751 13477 13511 12993 12924 19893 13892 12912 13503 15514 15311

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VdS vor Ort / Portrait

Mitglieds-Nr. 20115
Die vhs-Sternwarte Neumünster

Die vhs-Sternwarte ist eine Institution der Volkshochschule und besteht bereits seit 1971. Seitdem finden hier Himmelsbeobachtungen, Volkshochschulkurse, Tagungen und viele andere Aktivitäten rund um das Thema Astronomie statt.
Betreut wird die vhs-Sternwarte durch die Astronomie AG der vhs, deren Mitglieder sich ,,Sternkieker" nennen. In ihrer Freizeit kümmern sie sich um den Erhalt der wertvollen Instrumente, den Ausbau der Sternwarte und gestalten Führungen und Vorträge für Schulklassen und andere Besuchergruppen.
Die Mitglieder nutzen für die Beobachtung verschiedenster Objekte am nächtlichen Sternenhimmel eine Vielzahl optischer Instrumente. Seit 2011 befindet sich unter der Kuppel das ehemalige Hauptteleskop der Sternwarte Lübeck mit 19 Zoll Spiegeldurchmesser und f/4. Für Feldbeobachtungen nutzen die Astronomen sogar ein Dobson-Spiegelteleskop mit 16 Zoll Durchmesser und f/5.
Für Schulungszwecke stehen den Mitgliedern und auch den Kursteilnehmern der Volkshochschule zahlreiche Kleingeräte zur Verfügung, die auch ausgeliehen werden können.
An unserer Sternwarte wird natürlich nicht nur der Himmel beobachtet. Seit der Gründung ist die Astrofotografie ein wichtiger Schwerpunkt in Neumünster. Neben der regelmäßigen

Fortbildung der Sternkieker liegt uns aber auch die praxisnahe Ausbildung neuer Amateurastronomen am Herzen. Neu eingerichtet haben wir gerade die Jugendsternwarte. Hier lernen Kinder im Alter von 10-14 Jahren die Grundlagen der Himmelsbeobachtung und sammeln erste Erfahrungen mit dem Teleskop.
Kontakt: vhs-Sternwarte Neumünster, Hahnknüll 58, 24537 Neumünster, Tel.: 01 62 - 213 70 65, Sternwartenleitung: Marco Ludwig, leitung@sternwarte-nms.de, www.sternwarte-nms.de

Mitglieds-Nr. 11057
Sternwarte Ingolstadt - AAI e.V.

,,Wer auf offener See fährt, richtet sich nach den Sternen" (W. Busch). In Ingolstadt fährt man allenfalls auf der Donau, trotzdem hat hier die Sternenkunde einen festen Platz. Unweit der Fußgängerzone präsentiert der Verein ,,Sternwarte Ingolstadt AAI e.V." in einem Astronomiepark unser Sonnensystem. Besonderer Anziehungspunkt ist eine äquatoriale Ringkugel-Sonnenuhr mit knapp 11/2 Meter Durchmesser. Sie zeigt die wahre Ortszeit, die jahreszeitlichen Veränderungen und die Mittagszeiten bedeutender Städte.
Ein Fraunhofer-Schaer-Refraktor 200 mm/4.000 mm auf der Sternwarte des Apian-Gymnasiums öffnet das Fenster in die Tiefen des Universums. An der Volkshochschule werden zu jährlichen Astronomietagen Vorträge zu aktuellen Himmelsereignissen angeboten. Mit einer Wanderausstellung fördert der Verein nicht nur an Schulen das Interesse an der Astronomie. Das öffentliche Engagement repräsentiert das ,,AAI" im Vereinsnamen ,,Astronomischer Arbeitskreis Ingolstadt" aus der Gründerzeit des Vereins vor gut 30 Jahren.
Die tragende Säule des Vereins sind 70 Mitglieder aus Ingolstadt und dem näheren Einzugsbereich. Etwa 30% davon sind Frauen. Der Altersdurchschnitt beträgt etwa 50 Jahre. Junge und ,,alte" Beobachter finden genauso ihren Platz wie bildungshungrige

Jährliches Teleskoptreffen der Sternwarte Ingolstadt-AAI e.V. (Foto, privat)

Himmelsforscher, Freunde der Astrofotografie und wissbegierige der Geschichte der Astronomie. Sie können anknüpfen an berühmte Ingolstädter wie Peter Apian (1495-1552) und Christoph Scheiner (1575-1650).

Kontakt:

Franz Zitzelsberger, Sternwarte Ingolstadt-AAI e.V.,

Kilian-Leib-Straße 93, 85072 Eichstätt,

stewa.ing@gmx.de,

www.aai-ingolstadt.de

www.astronomiepark.de

VdS-Journal Nr. 43

VdS vor Ort / Portrait

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Mitglieds-Nr. 13839
Sternwarte Heilbronn

Bereits 1914 wurde die Heilbronner Sternwarte als Volks- und Schulsternwarte ins Leben gerufen. Sie war nicht als Forschungseinrichtung geplant, sondern sollte sowohl der Öffentlichkeit als auch den Schülern im Rahmen des Unterrichts die Astronomie näher bringen. Finanziert wurde die Einrichtung auf dem damals neu errichteten Mönchseeflügel des heutigen Robert-Mayer-Gymnasiums durch Spenden. Bis zur fast vollständigen Zerstörung Heilbronns im zweiten Weltkrieg wurde die Sternwarte von Lehrern betrieben. In den Nachkriegswirren wurden die Teleskope zerschlagen, und erst in den späten 1970ern kam wieder Leben in die Sternwarte. Dies führte 1987 zur Gründung des Trägervereins Robert-Mayer-Volks- und Schulsternwarte Heilbronn e.V., der im nunmehr 25sten Jahr die städtische Sternwarte sowohl für die Schulen im Stadt- und Landkreis als auch für die interessierte Öffentlichkeit betreut. Mit der Mischung aus öffentlichen Veranstaltungen, Sonderführungen, Gastvorträgen und Schulführungen werden jedes Jahr weit über 4.000 Gäste auf die Sternwarte gelockt. Neben einem 150-mm-Coude-Refraktor von Zeiss Jena, der alles für die Sonnenbeobachtung bietet, einem C14 und einigen mobilen

Geräten stehen zahlreiche Modelle und moderne MultimediaAusrüstung zur Verfügung. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist der Hohlglobus: Die 2,20 m große, drehbare Stahlkugel ist ein Vorläufer moderner Projektionsplanetarien. Durch Löcher scheint die Sonne in das Innere und ergibt einen sehr realistischen Eindruck des Himmels.
Kontakt: Robert-Mayer-Volks- und Schulsternwarte Heilbronn e.V., Bismarkstr. 10, 74072 Heilbronn, kerste@sternwarte.org, http://www.sternwarte.org

Mitglieds-Nr. 18069
Die Astronomische Vereinigung Karlsruhe e.V. (AVKa)
Die AVKa wurde 1974 als Zusammenschluss von Sternfreunden aus der Region Karlsruhe gegründet. Sie betreut seitdem die Volkssternwarte Karlsruhe und führt dort regelmäßige öffentliche Beobachtungsabende sowie Sonderführungen für Gruppen und Schulklassen durch. Die auf einem Schulgebäude untergebrachte Fünf-Meter-Kuppel beherbergt als Hauptinstrument einen historischen Refraktor von 15 cm Objektivdurchmesser auf der originalen Montierung von 1885. Weitere Instrumente werden bei Bedarf auf der Terrasse aufgestellt. Die monatlichen Vereinsabende sind mit einem öffentlichen Vortrag aus dem Mitgliederkreis oder von auswärtigen Referenten verbunden und finden im Naturkundemuseum Karlsruhe statt. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
Der Verein hat derzeit etwa 80 Mitglieder. Die astronomischen Aktivitäten des Vereins finden insbesondere auf der vereinseigenen Sternwarte im nahen Schwarzwald statt, die vollständig in Eigenleistung mit hoher Spendenbereitschaft errichtet wurde. Zwei Newton-Teleskope mit 60 cm und 35 cm Öffnung stehen den Mitgliedern zur visuellen und fotografischen Beobachtung unter einem dunklen Himmel offen.
Weitere Informationen wie Öffnungszeiten der Sternwarte und Veranstaltungen sind auf der Webseite der AVKa unter www.avka.de zu finden.

Liebe Leser, werte Ansprechpartner in unseren Mitgliedssternwarten,
dies ist nun schon die zweite Ausgabe unseres Sternwarten-Podiums. Hier können sich unsere Mitgliedssternwarten in der Form, so wie hier zu sehen, auf einer halben Druckseite darstellen. Wir hoffen, dass diese neue Rubrik gefällt.
Damit das Sternwarten-Podium immer bestückt ist, sind wir auf Ihre Mitarbeit angewiesen: Senden Sie uns ein kurzes Portrait Ihrer Sternwarte mit einem Bild ein, nur sollte die Einrichtung auch Mitglied der VdS sein. Ihnen als Vertreter Ihrer Sternwarte bieten wir hiermit die Möglichkeit Ihre Einrichtung vorzustellen und damit den Grad der Bekanntheit noch weiter zu erhöhen. Sicher findet auch der eine oder andere neue Besucher den Weg zu Ihnen, wenn er an dieser Stelle darauf aufmerksam gemacht wird. Nutzen Sie die Gelegenheit! Weiterhin viel Erfolg, Ihre VdS-Redaktion

102

Zum Nachdenken

Vor fünf Jahren verlor Sachsen das Fach Astronomie

Hintergründe und Einschätzung der neuen Situation
von Lutz Clausnitzer

Dr. Volker Witt aus 82178 Puchheim schrieb in einem Leserbrief zu [1]: ,,Als es noch die DDR gab, haben ,wir im Westen` die ostdeutschen Schulen aufrichtig um ihr Unterrichtsfach Astronomie beneidet, und wir haben es nach der Wende erst recht getan". Warum der eigenständige Astronomieunterricht in Sachsen trotzdem 2007 abgeschafft wurde, wird bundesweit nach wie vor oft hinterfragt. Die durch Landtagsprotokolle, Kleine Anfragen und Petitionen gut dokumentierten Vorgänge der Jahre 2001 bis 2007 seien hier vor allem deshalb beschrieben, weil sie eine Reihe interessanter Gutachten, Studien und Erfahrungsberichte über astronomische Bildung hervorbrachten, die es dringend wert sind, in die Bildungsplanung der Länder einzufließen.
Aufschlussreich ist bereits ein Blick in die Nachkriegszeit 1948 tagte in der Treptower Sternwarte der erste Nachkriegskongress deutscher Volkssternwarten. Daran nahmen etwa 100 Delegierte aus den damaligen vier Besatzungszonen teil. Fach- und Amateurastronomen, Sternfreunde und Lehrer waren nach Berlin gekommen, um über das Leitmotiv der Tagung zu beraten, welches lautete: ,,Stärkere Berücksichtigung der Himmelskunde in der Schule und Einführung eines Unterrichtsfaches Astronomie an den allgemein bildenden Schulen" [2], so der sächsische Astronomiedidaktiker, Dr. Helmut Bernhard (1925-2010), der damals dabei war und 1964 die Zeitschrift ,,Astronomie in der Schule" ins Leben rufen sollte. Dass man in der 1949 gegründeten DDR den Naturwissenschaften einen hohen Stellenwert einräumte, war eine gute Voraussetzung und der Beginn der Weltraumfahrt 1957 ein förderlicher Anlass, im Schuljahr 1958/59 in den Geografieunterricht der Klasse 10 ein halbes Jahr Astronomie einzubauen. Daraus wurde ab 1959 das Unterrichtsfach Astronomie in Klasse 10 mit einem Umfang von 30 Unterrichtsstunden für alle Schüler. Die ersten Lehrer waren as-
VdS-Journal Nr. 43

tronomisch interessierte Geografie-, Physik- und Mathematiklehrer, die sich zunächst autodidaktisch und durch Fortbildungen qualifizierten. In den 1960er- bis 1980er-Jahren erwarben 2000 Lehrkräfte die Lehrbefähigung für Astronomie, meist als Drittfach. Das erfolgte berufsbegleitend über zwei Jahre mit drei 14-tägigen Ferienlehrgängen, das Bearbeiten von Selbststudien- und Beobachtungsaufgaben und schloss mit einer Prüfung ab (Abb. 1).
Die Jugendlichen konnten sich fortan eine bescheidene, aber doch systematische astronomische Basisbildung aneignen und dabei in anderen Disziplinen Gelerntes einbringen. Gegenüber der Einordnung in andere Fächer hat das eigenständige Fach Astronomie auch einen entscheidenden organisatorischen Vorteil: Alle Schüler können vom astronomisch versiertesten Lehrer der Schule unterrichtet werden (Abb. 2 und 3). Das ist für die Schüler hochwertiger, für die Lehrer ökonomischer und die Länder wirtschaftlicher, als z.B. alle Physiklehrer in der Astronomie und deren Geschichte sowie in der Astronomiedidaktik und der Beobachtungspraxis ausbilden zu wollen [3]. Dass sich diese Arbeitsteilung zwischen Physikund Astronomielehrern sehr bewährt hat, zeigt sich schon allein darin, dass das Fach in den meisten neuen Bundesländern sogar die Wende überstand und in Mecklenburg-Vorpommern, SachsenAnhalt und Thüringen bis heute so beibehalten wurde.
Nach Aussagen von Mitgliedern der für das sächsische Kultusministerium zuständigen Regierungsfraktion soll es vor allem ein aus Baden-Württemberg stammender Staatssekretär gewesen sein, der Sachsen nun auch in der astronomischen

1
Der Abschluss ,,Lehrbefähigung für das Fach Astronomie" ist in Sachsen erst einmal passe.
Bildung den westlichen Bundesländern angleichen wollte. Das Ministerium beauftragte das damalige Comenius-Institut (CI), heute Sächsisches Bildungsinstitut (SBI), die ,,Rolle und Bedeutung des Faches Astronomie an den allgemein bildenden Schulen" zu untersuchen. In seinem Gutachten vom 22.10.2001 empfiehlt dieses abschließend ,,die Beibehaltung und weitere Qualifizierung eines eigenständigen Unterrichtsfaches Astronomie im zehnten Schuljahr" [4]. Mit kleinen Anfragen fanden Abgeordnete heraus, dass im Ministerium bis zum April 2002 fünf weitere für den Erhalt des Faches plädierende Schreiben, aber keine gegenteiligen eingegangen waren [11, Liste].

Zum Nachdenken

103

Trotz allem beschloss das Ministerium am 31.05.2002 im Zuge einer Lehrplanreform, das Fach 2007 aufzulösen. Ein Teil seiner Inhalte sollte vor allem im Physikund Geografieunterricht untergebracht werden. Der Sächsische Lehrerverband, der Landesschülerrat und mehrere Kreiselternräte baten den Kultusminister, den ,,Dresdner Astrobeschluss" zu überdenken. Der Tenor war, gerade dieses Fach käme bei den Schülern gut an, könne einen Blick über den Tellerrand anregen und das Denken in größeren Zusammenhängen schulen. Bedeutende, bundesweite Organisationen schrieben in ähnlicher Weise nach Dresden [11, Liste]. Sieben von acht in dieser Angelegenheit angesprochenen Abgeordneten der zuständigen Fraktion äußerten sich 2003/04 gegenüber dem Landesverband ProAstro-Sachsen auch so. Mitglieder aller demokratischen Parteien wandten sich mit 18 Kleinen Anfragen und Anträgen an den Präsidenten des Sächsischen Landtages [5]. Am 16.02.2004 mahnte in Berlin auch die CDU-Landesgruppe des Deutschen Bundestages Kultusminister Karl Mannsfeld zur Umkehr. Ohne Erfolg.
Gutachter, die den inzwischen entstandenen Entwurf des neuen Physiklehrplanes zu analysieren hatten, kritisierten zurückblickend, ,,dass in der Vergangenheit die Funktion des überfachlichen Aspekts durch das selbstständige Fach Astronomie in optimaler Weise erfüllt worden ist. Die Astronomie fasst gegen Ende der Mittelschule die erworbenen Kenntnisse in den naturwissenschaftlichen Fächern [...] unter starker Beteiligung von Mathematik und Informatik, aber auch in den geisteswissenschaftlichen Fächern [...] zusammen und leistet somit zur Entwicklung eines komplexen wissenschaftlichen Weltbildes bei den Schülern einen wesentlichen Beitrag. [...] Der Gutachter empfiehlt dringend, von der Streichung des selbstständigen Faches Astronomie in der Mittelschule abzusehen" [6]. Doch man ließ nichts gelten.
Als im vierten Quartal 2004 mit Steffen Flath ein neuer Kultusminister ins Amt gekommen war, hofften Eltern und Schüler erneut. Es bildeten sich Bürgerinitiativen. Schüler sammelten über 30.000 Unterschriften. 2.500 Lehrerunterschriften aus 100 Gymnasien belegten die breite Wertschätzung des Faches bei

2 Die Himmelsbeobachtung ist in der Astronomie das, was in den anderen Naturwissen-
schaften das Experiment ist: Forschungsmethode und Lernmotivation - von anderen Fächern kaum zu leisten. Foto: Toni Kögler

Lehrern der verschiedensten Fächer. Mathematik-, Physik- und Informatikfachberater - für Astronomie wurde nach der Wende keiner mehr berufen - erläuterten dem neuen Minister in einem gemeinsamen Brief, warum die Auflösung des Faches Astronomie ,,in mehreren Punkten dem Anliegen der Lehrplanreform widerspricht" [11, Fachberater]. Doch auch dieser Minister lenkte nicht ein.
Da die Proteste nicht verstummten, setzte der Sächsische Landtag für den 28.04.2006 eine öffentliche Anhörung an. Dort betonten alle neun geladenen Sachverständigen die Wichtigkeit astronomischer Bildung. Zwei argumentierten gegen, sieben vehement für die Astronomie als eigenständiges Fach [11, Protokoll]. Damit war nun auch in einem offiziellen überparteilichen Untersuchungsverfahren bestätigt worden, dass die Vermittlung astronomischer Inhalte mit einem eigenständigen Fach Astronomie wirksamer und effizienter ist, als allein über andere Fächer. Doch dem Kultusminister war etwas anderes wichtig: ,,Was vor vier Jahren beschlossen wurde, muss nun auch durchgesetzt werden" [7]. Der Bitte der Opposition, bei der namentlichen Abstimmung am 24.01.2007 ,,den Fraktionszwang in diesem Punkt einfach einmal aufzuheben" [8, S. 5780], folgte er nicht [8, S. 5789].
Wie ProAstro-Sachsen am 1. März 2005 im Kultusministerium erfuhr, hatten die Proteste allerdings die nachträgliche Aufnahme von Wahlpflicht-Themen zur

Astronomie und Raumfahrt in den Profilunterricht der Gymnasien und in die Neigungskurse der Mittelschulen bewirkt. In Schulen mit entsprechenden personellen Voraussetzungen haben manche Schüler dadurch sogar mehr Stunden in Astronomie (und Raumfahrt) als vorher. Auf eine didaktisch sinnvolle Reihenfolge der vermittelten Inhalte müssen aber auch sie verzichten, wie folgendes Beispiel zeigt: Weil sie im 21-stündigen Lernbereich ,,Raumfahrt für die Erde" (Wahlpflicht) des naturwissenschaftlichen Profils (Gymnasien, Klasse 8) weder auf Gesetze der Kreisbewegung und Gravitation aus dem Physikunterricht noch auf grundlegende astronomische Zusammenhänge zurückgreifen können, bleibt dieser Unterricht viel zu sehr an der Oberfläche. Bei Einbindung in ein zweistündiges Fach Astronomie in Klasse 10, das der ,,Offenen Brief an Bund und Länder" [9] mit großer Reputation empfiehlt, ergeben sich attraktive Möglichkeiten, die Anwendung mathematischer und physikalischer Methoden zu üben. Zudem verstehen die Schüler im Kontext, dass Raumfahrt einerseits astronomisches Wissen voraussetzt (heliozentrischer Aufbau des Sonnensystems, Kenntnis des Sternhimmels für Orientierung mit Sternsensoren) und andererseits die astronomische Forschung wesentlich unterstützt (Beobachtung in allen Spektralbereichen, Naherkundung von Himmelskörpern des Sonnensystems).
Die für alle Schüler (eigentlich verpflichtend) zu behandelnden astronomischen
VdS-Journal Nr. 43

104

Zum Nachdenken

Inhalte liegen seit 2007 im Fach Physik. Damit ist jeder Physiklehrer der Klassenstufe 10 in der Mittelschule für die verbliebenen 14 und im Gymnasium 18 Stunden Astronomie zuständig. Die Praxis zeigt aber, dass einem Physiklehrer die physikalischen Inhalte erst einmal wichtiger sind und der Astronomieteil oft gekürzt wird. Auch Himmelsbeobachtungen und Planetariumsbesuche werden von Physiklehrern seltener angeboten als von Astronomielehrern. Wie die Physiklehrer zu der ihnen übergestülpten Aufgabe stehen, zeigt deren Teilnahme an den für sie eingerichteten zentralen Astronomie-Fortbildungen. Von den 18 Veranstaltungen, die in den zwei Schuljahren von 2010 bis 2012 landesweit angeboten wurden, fielen zwölf mangels Beteiligung aus. Die Motivationslage der Lehrer hängt auch damit zusammen, dass sie einst eine sehr viel effizientere Organisationsform aufgebaut hatten, die ohne Not und unter Missachtung jeglicher Sachkompetenz zerstört wurde [11, Protokoll, S. 4]. Die Annahme der Verantwortlichen, man könne Astronomie so nebenbei unterrichten oder die Mehrzahl der Physiklehrer mit Fortbildungsangeboten zu Astronomielehrern machen, hat sich nicht im Entferntesten bestätigt. Die Ausbildung von Astronomielehrern an der PH bzw. TU Dresden wurde nach der Wende nicht mehr konsequent fortgeführt und 2007 eingestellt.
Fünf Jahre nach der Abschaffung des Pflichtfaches Astronomie in Sachsen schätzen Schulpraktiker, dass der Anspruch, die Mehrheit der Schüler unter kompetenter Anleitung zu einer systematischen astronomischen Grundbildung zu führen, mit den neuen Organisationsformen nicht mehr erfüllt werden kann. ,,Oft kapitulieren sogar astronomisch interessierte Lehrer vor den objektiven Gegebenheiten", meint Uwe Kopte, Fachkonferenzleiter Physik des GeschwisterScholl-Gymnasiums Löbau. In der Hoffnung, diesen Teil der Allgemeinbildung dann doch noch erwerben zu können, wählen viele Gymnasiasten in der Oberstufe den Grundkurs Astronomie. Doch manche Gymnasien können auch diesen Wunsch ihrer Schüler nicht (mehr) erfüllen, denn die Zahl der Astronomielehrer wird immer kleiner. Mittelschüler haben diesen Ausweg ohnehin nicht.
VdS-Journal Nr. 43

Gab es für das Kultusministerium sachliche Gründe, das Fach Astronomie abzuschaffen? Aus berufenem Munde heißt es dazu: ,,Eine Begründung dafür, warum das selbstständige Fach Astronomie in Klasse 10 gestrichen worden ist, fehlt in allen Dokumenten des Lehrplanwerkes vollständig" [6]. Gründe wurden erst im Nachhinein entwickelt, um Beschwerden und Petitionen beantworten zu können:
1. Das Fach Astronomie in Klasse 10 stelle eine Bildungsungerechtigkeit gegenüber den Hauptschülern dar, weil diese nicht davon profitieren können. Anmerkung des Autors: Man kann für Hauptschüler in Klasse 9 eine Wochenstunde Astronomie einrichten, ohne den anderen Schülern in Klasse 10 das Fach zu nehmen.
2. Für astronomische Bildung seien 30 Unterrichtsstunden zu wenig. Anmerkung des Autors: Das ist unstrittig. Auch wenn man jeweils die in anderen Fächern verpflichtend verankerten astronomischen Inhalte mit berücksichtigt, haben nach der neuen Regelung die meisten Schüler aber nicht nur quantitativ weniger Astronomie als vorher, sondern es fehlen vor allem Zusammenhänge.
3. Man wolle ,,die Ziele und Inhalte des bislang nur einstündig und nur in Klasse 10 unterrichteten Faches in andere Fächer integrieren und damit schon in früheren Jahrgangsstufen unterrichten" [8, S. 5783]. Anmerkung des Autors: Ausgewählte, astronomische Inhalte werden schon seit Jahrzehnten in früheren Jahrgangsstufen unterrichtet, vor der Klassenstufe 5 in

3
Auch die kulturhistorische Bedeutung der Astronomie, die Orientierung am Sternhimmel und die Behandlung des Planetensystems können in anderen Fächern schwer abgedeckt werden. Selbst die Astrophysik gehört meist nicht zum Repertoire eines Physiklehrers. Hier: Aristarch mit dem ersten heliozentrischen Weltmodell. Bildquelle: http://library.thinkquest.org
Heimatkunde/Sachkunde und später im Physik- und Geografieunterricht.
4. Man wolle mit der Auflösung des Faches fachübergreifendes Unterrichten verbessern. Anmerkung des Autors: Das widerspricht allen anderen Einschätzungen. ,,Die Zerschlagung des Faches Astronomie und dessen Aufteilung auf andere Fächer ist das genaue Gegenteil von fächerübergreifendem Unterricht" [10].
Wie der Leser leicht feststellen wird, enthält keiner dieser Punkte einen zwingenden Grund für die Streichung des Faches Astronomie. Das Fehlen schlüssiger Begründungen bestätigt erneut, dass der Beschluss von vornherein ,,gegen die Vernunft getroffen worden ist", wie es die Vorsitzende des Sächsischen Lehrerverbandes, Ingrid Schwaar, vor dem Sächsischen Landtag einschätzte [11, Protokoll, S. 21]. Auch mit einer Überlastung der Schüler sei er nicht zu rechtfertigen, belegte sie anhand einer Statistik, nach der die Zahl der Unterrichtsstunden pro Schüler und Woche in Sachsen im Bundesdurchschnitt liegt. Wie das Ministerium selbst betonte, seien finanzielle Erwägungen ebenfalls nicht für die Entscheidung verantwortlich gewesen.
Von der Streichung unberührt sind die fakultativen Oberstufenkurse Astronomie mit je zwei Wochenstunden in den Klassen 11 und 12. Inwieweit hier die Proteste katalysierend mitgewirkt haben, entzieht sich der Kenntnis des Autors. Nicht betroffen ist ebenso die Behandlung ausgewählter astronomischer Inhalte im Physik- und Geografieunterricht mittle-

Zum Nachdenken

105

rer Jahrgangsstufen. In der Grundschule gab es sogar eine Aufstockung, indem sich die Lehrkräfte im Sachkundeunterricht über die Sonne als Licht- und Wärmespender und den Tagbogen der Sonne hinaus noch dem Wahlpflichtthema ,,Der Himmelsraum" zuwenden können. Darin sind sechs Unterrichtsstunden für Sonne, Mond, die Erde als Planet sowie Sterne und Sternbilder vorgesehen.
Im Zusammenhang mit dem standhaften Kampf gegen die Abschaffung des Pflichtfaches Astronomie in Sachsen ist auch eine Studie des Instituts für neue soziale Antworten (INSA) von 2011 interessant. Danach wünschen sich in Deutschland die meisten Menschen Astronomieunterricht in der Schule. ,,Wenn die Befragten mehrere Alternativen wählen dürfen (Mehrfachnennungen), plädieren 61,7 % für Astronomie als verbindliches Unterrichtsfach. 63,2 % sind dafür, dass Astronomie in der Schule als freiwillige Arbeitsgruppe angeboten wird. [...] Mit überraschender Deutlichkeit besteht das Interesse an Astronomie unabhängig von Alter, Religion und Geschlecht, über alle Bildungs- und Einkommensschichten hinweg" [12].
Es ist an der Zeit, in Sachsen wieder allen Schülern eine systematische astronomische Basisbildung zuzugestehen und

dadurch eine zukunftsorientierte und fächerverbindende Bildung zu fördern. An kompetenten Vorschlägen mangelt es dem Ministerium nicht. Man denke an das selbst in Aufrag gegebene Gutachten, das die ,,weitere Qualifizierung eines eigenständigen Unterrichtsfaches Astronomie im zehnten Schuljahr" [3] empfiehlt, und den ,,Offenen Brief an Bund und Länder" [11], in welchem große Gesellschaften und exponierte Wissenschaftler und Lehrer darlegen, wie sie sich eine solche Qualifizierung vorstellen. Noch gibt es eine Reihe kompetenter Astronomielehrer, die eine universitäre Ausbildung weiterer Fachlehrer maßgeblich unterstützen können.
Internet- und Literaturangaben: [1] Staude, Jakob. Astronomie in der
Schule - Europaweit auf dem Vormarsch, aber nicht in Sachsen, Sterne und Weltraum 12/2006 oder in: http://www.sterne-und-weltraum. de/alias/dachzeile//858932 [2] Bernhard, Helmut. Zur astronomischen Schulbildung in Deutschland. In [11] [3] Clausnitzer, Lutz. Astronomie für alle Schüler! - Was jeder über Astronomie wissen sollte. interstellarum Nr. 84, in [11]

[4] Comenius-Institut Radebeul (heute Sächsisches Bildungsinstitut). Gutachten ,,Rolle und Bedeutung des Faches Astronomie an den allgemein bildenden Schulen", Radebeul 2001, [11]
[5] http://edas.landtag.sachsen.de, Schlagwortverzeichnis, 4. Wahlperiode, Astronomieunterricht
[6] Steinert, Klaus-Günter. Gutachten zum Lehrplanentwurf Physik Mittelschulen für das Sächsische Bildungsinstitut, Februar 2004
[7] Flath, Steffen. Rede zum Sächsischen Philologentag am 8. April 2006 in Burgstädt
[8] Sächsischer Landtag. Plenarprotokoll PlPr 4/70 vom 24.07.2007, S. 5779, (http://edas.landtag.sachsen. de/viewer.aspx?dok_nr=70&dok_ art=PlPr&leg_per=4&pos_dok=201)
[9] Autoren-Team. Offener Brief an Bund und Länder 2009, [11]
[10] Zastrow, Holger. Brief an die Initiative ,,ProAstro 10" vom 09.11.2004
[11] www.ProAstro-Sachsen.de [12] Weickart, Constantin. Studie:
Mehrheit wünscht sich Astronomie an der Schule, Sterne und Weltraum 6/2012, S.96f, bzw. http://www. sterne-und-weltraum.de/alias/ astronomie-und-praxis-astroszene/ studie-mehrheit-wuenscht-sichastronomie-an-der-schule/1151641

Über die Effizienz der Schulastronomie - eine Erwiderung
von Thomas Eversberg

Mit großem Interesse habe ich den ersten Teil des Beitrages von Lutz Clausnitzer zum Thema Schulastronomie im letzten VdS-Journal gelesen. Als Initiator eines Schulnetzwerks rund um das ,,Schnörringen Telescope Science Institute" im Oberbergischen Land betrifft dieses Thema auch mich, obwohl ich kein Pädagoge, sondern Physiker bin und auch nicht hauptberuflich unterrichte. Unser Netzwerk besteht bis heute aus mehreren Astronomie-AGs an regionalen Schulen (Haupt-, Real-, Gesamtschule sowie Gymnasien). Insofern habe auch ich in der letzten Zeit erste Bekanntschaft mit

dem Problem der astronomisch-physikalischen Lehre an Schulen gemacht.
Auch ich sehe die Notwendigkeit eines öffentlichen Diskurses zu diesem Thema, dies insbesondere, da aus meiner Sicht a) hier angesichts einer belegten defizitären Schul- und Länderpolitik dringender Handlungsbedarf besteht, b) Lehrpläne eingehalten werden sollten und c) technisches Grundwissen und naturwissenschaftliche Aufklärung Grundlagen für unsere Gesellschaft sind. Auch ich sehe astronomische Vereinigungen und einzelne Amateurastronomen im Sinne ei-

ner bürgerschaftlichen Verantwortung in der Pflicht: ,,Wissen ist Eigentum und Eigentum verpflichtet" (Deutsches Grundgesetz Artikel 14, Absatz 2: ,,Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen."). Insofern greift Lutz Clausnitzer das Thema völlig richtig auf.
Clausnitzer fordert m.E. zu Recht mehr Astronomie in den Schulen und erwähnt völlig richtig die besondere Verantwortung der Amateurastronomen. Viele Amateurastronomen und VdS-Mitglieder tun das natürlich schon lange. Dabei
VdS-Journal Nr. 43

106

Zum Nachdenken

kann es jedoch zum einen nur um inhaltliche Anstöße gehen, und zum anderen muss die pädagogische Umsetzung von Experten, also Lehrern definiert werden (Carolin Liefke hat das richtig erkannt). Die Kombination dieser beiden Punkte ist m.E. die wahre Herausforderung, denn nur mehr Schulastronomie zu fordern, ohne einen praktikablen Weg dorthin anzubieten, ist wenig hilfreich.
Ich bin nicht der Ansicht, dass die Astronomie neben der Physik ein eigenständiges Fachgebiet ist (das entspricht weder der geschichtlichen Entwicklung noch den Inhalten). Astronomie ist Physik! Insofern ist es zwar nachvollziehbar, dass man in Zeiten der Personalnot auf Amateure oder ,,Englischlehrer, die an der Schule als Amateurastronomen bekannt sind" zurückzugreifen bereit ist. Doch aus zwei Gründen sehe ich hier ernste Probleme:
Astronomie/Physik folgt gewissen Inhalten/Lehrplänen. Sich damit neben dem eigenen Fachgebiet (hier z.B. Englisch) auseinanderzusetzen, bedarf wiederum zusätzlicher Arbeitsstunden. Dann sollte man besser sofort auf einen Fachmann (und ebenfalls Pädagogen) zurückgreifen.
Solche Überlegungen sind Flickwerk! Als Beispiel: Im Physiklehrplan verschiedener Bundesländer sind astronomische Inhalte (von den Planeten bis zur Kosmologie!) schon lange enthalten. Im Physiklehrplan NRW für die unteren Jahrgangsstufen finden sich explizit so bemerkenswerte Punkte wie ,,SonneTemperatur-Jahreszeiten" (Jahrgangsstufen 5/6) und ,,Teleskope und Spektrometer" (Jahrgangsstufen 7/9). Und in den Sekundarstufen II vieler Bundesländer findet sich die verpflichtende Vermittlung von Weltbildern und Weltmodellen ebenso, wie die zumindest fakultative Einbindung der Astrophysik in das jeweilige Curriculum der gymnasialen Oberstufe. Nur: Das wird nicht umgesetzt! Engagierte Bürger können bildungspolitische Ziele nicht retten, wenn die inhaltlichen, personellen und zeitlichen Voraussetzungen nicht einmal im Ansatz erfüllt werden.
Da die Lehrpläne also schon längst vorliegen und aus verschiedenen Gründen (Lehrer- und Zeitmangel, fehlende In-
VdS-Journal Nr. 43

strumente) nur nicht umgesetzt werden (können), ist eine erneute Definition dieser Inhalte seitens der Profis und Amateure unnötig. Die dahingehende Stellungnahme von Lutz Clausnitzer und vieler Institutionen inkl. der VdS (http:// www.lutz-clausnitzer.de/as/ProAstroSachsen/Offener_Brief_an_Bund_und_ Laender.pdf) hat dies meines Erachtens nicht berücksichtigt. Sie hantiert zum einen mit durchaus diskussionswürdigen Argumenten. So wird der Raumfahrt einer aus meiner beruflichen Erfahrung beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt unangemessene Stellung eingeräumt (die Astronomie ist kein Fundament für die Raumfahrt). Und zum anderen geht sie an den wahren und tieferliegenden strukturellen Problemen vorbei. Diese sind u.a. eine zu geringe Wertschätzung des Lehrerberufs, eine zu große Belastung der Pädagogen, laien- und daher mangelhafte politische Unterstützung, eine nichtharmonisierte chaotische Schulpolitik, eine zugunsten der Wirtschaft verkürzte Ausbildung sowie eine noch immer skandalöse soziale Selektion im dreigliedrigen Schulsystem (PISA lässt grüßen).
Als Naturwissenschaftler und ausgebildeter Astronom kann ich durchaus verstehen, dass ein ,,Recht auf eine astronomische Grundbildung" gewünscht wird, dies besonders, da es höchst schmerzhaft ist zu sehen, wie eine sehr gute schulastronomische Infrastruktur in der früheren DDR zugrunde gerichtet wurde (Lutz Clausnitzer wird das an seiner Schule in Löbau schmerzhaft erlebt haben). Ich rate jedoch angesichts des aktuellen Status quo zu einer gewissen Bescheidenheit und Vorsicht. Genauso, wie die Raumfahrt nur ein (wenn überhaupt) minimaler Nebenaspekt der Astronomie ist, ist letztere ein Nebenaspekt der Physik.
Ich möchte betonen, dass auch ich durchaus den Idealfall eines ,,Studium Generale" schon in der Schule begrüßen würde, den Schülern mehr Zeit geben und sozial Schwache mehr fördern möchte. Ich glaube aber nicht, dass die Astronomie als eigenständiges Schulfach dies leisten kann. Es kann m.E. nicht darum gehen, neue (zusätzliche?) Schulstunden in Astronomie zu erwarten (andere Disziplinen wollen das auch), sondern zunächst um die Einhaltung der Lehrpläne, um

den gesamten naturwissenschaftlichen Unterricht in diesem Sinne zu stärken. Wenn schon die Grundlagen nicht befolgt werden, helfen zusätzliche Schulstunden gar nichts. Es ist dabei wenig hilfreich, anderen Disziplinen (in obiger Stellungnahme werden sie gelistet) diesen Anspruch mit dem Verweis auf die vermeintliche Überlegenheit und Eigenständigkeit der Astronomie abzusprechen. Ich halte dies für unredlich!
Wenn die Lehrpläne endlich einmal erfüllt werden, gehören über diese Pläne hinausgehende astronomische Inhalte in die Schul-AG und schärfen dort das jeweilige schulische Profil. Nur die AGs zeichnen Schulen besonders aus (der Lehrplan sollte ja überall identisch sein) und machen neue und gute Lehrer auf die jeweilige Einrichtung aufmerksam. Dort sollten sich Amateurastronomen (oder auch ein amateurastronomisch versierter Englischlehrer) einbringen und ihr Wissen weitergeben. Der reguläre Unterricht ist dafür nicht die erste Adresse.

Castor Pollux

Capella

KASSIOPEIA

KEPHEUS

Deneb

Wega

LEIER

EIDECHSE

ZWILLINGE

FUHRMANN

Beteigeuze ORION

Jupiter Aldebaran

Rigel

STIER

PERSEUS Plejaden

Algol
DREIECK WIDDER

ANDRO MEDA

FISCHE

Uranus Mira
WALFISCH

SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. Oktober 1 Uhr MESZ

ERIDANUS

BILDHAUER

SÜD
Mondphasen im Oktober 2012

PEGASUS

SCHWAN

Albireo

FÜCHSCHEN PFEIL

DELFIN FÜLLEN

Atair ADLER

WASSERMANN Neptun

FomalhautSÜDL. FISCH

STEINBOCK SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, für 10 Grad östl. Länge/50 Grad nördl. Breite.

Letztes Viertel 8.10.
Planeten im Oktober
Merkur erreicht am 26. seine größte östliche Elongation von der Sonne (24 Grad ). Er ist aber nur von Südeuropa aus zu sehen.
Venus ist Morgenstern und zieht am 3.10. in nur 7' Distanz an Regulus vorbei. Ihr Scheibchen wird immer kleiner, die Helligkeit sinkt auf -4,0 mag.
Mars zieht seine Bahn durch Skorpion und Schlangenträger; er ist nur kurz am Abend zu sehen. Treffen mit dem Mond am 18.10.
Jupiter im Stier dominiert den Nachthimmel; in zwei Monaten erreicht er seine Opposition. Am 5.10. zieht der Mond an ihm vorbei (2 Grad ).
Saturn erreicht am 25.10. seine Konjunktion mit der Sonne; am Nachthimmel wird man ihn nicht finden.
Uranus in den Fischen stand Ende September in Opposition. Noch ist er gut zu sehen. Helligkeit: 5,7 mag.
Neptun im Wassermann ist Planet der ersten Nachthälfte. Aufsuchhilfe: Stern 38 Aqr (5,5 mag); Neptun: 7,9 mag.

Neumond 15.10.

Erstes Viertel 22.10.

Vollmond 29.10.

Ereignisse im Oktober

01. 19:29
02. 21:53
03. 06:30 05. 2h 05. 22h 05.-09.
06. ab 00:00
06. 21:10
07. ab 03:57
08. 08:33 10. 20:26
11. ab 04:38
11. 12. 6h

Veränderlicher RZ Cassiopeiae im Minimum (7,7 mag, Abstieg von 6,2 mag in 2h) Veränderlicher RR Lyrae im Maximum (7,1 mag, Anstieg von 8,1 mag) Venus (-4,1 mag) 9' SW Regulus ( Leonis, 1,4 mag) Mond erdfern, Winkeldurchmesser 29,5' Mond 1,6 Grad S Jupiter (-2,6 mag) Sternschnuppenstrom der Delta-Draconiden, Intensität schwankend
Mond bedeckt 106 Tauri (5,3 mag) Veränderlicher RR Lyrae im Maximum (7,1 mag, Anstieg von 8,1 mag)
Mond bedeckt 2 Orionis (4,6 mag) Letztes Viertel Veränderlicher RR Lyrae im Maximum (7,1 mag, Anstieg von 8,1 mag)
Mond bedeckt Leonis (5,5 mag) max. Libration im Mond-NW, 9,4 Grad Mond 7,7 Grad SW Venus (-4,1 mag)

12. 22:05
15. 13:03 15. 19:00
15. (ca.)21h 17. 2h 18. 18h 20. 0-5h 20. 22:36
22. 04:32 24. 26. ab
18:52 26. 21:53
28. 02:00
28. 23:35
29. 20:49 31. 21:53

Veränderlicher Persei (Algol) im Minimum (3,4 mag, Abstieg von 2,1 mag in 3h) Neumond Veränderlicher Persei (Algol) im Minimum (3,4 mag, Abstieg von 2,1 mag in 3h) Neptun (7,9 mag) dicht bei 38 Aquarii (5,5 mag) Mond erdnah, Winkeldurchmesser 33,1' Mond 2,1 Grad N Mars (1,2 mag) Sternschnuppenstrom der Orioniden, 20 - 40/h, 65 km/s Veränderlicher RZ Cassiopeiae im Minimum (7,7 mag, Abstieg von 6,2 mag in 2h) Erstes Viertel max. Libration im Mond-SO, 9,5 Grad
Mond bedeckt 22 Piscis (5,6 mag) Veränderlicher RZ Cassiopeiae im Minimum (7,7 mag, Abstieg von 6,2 mag in 2h) Ende der Sommerzeit, Uhr von MESZ auf MEZ um 1 Std. zurückstellen Veränderlicher X Trianguli im Minimum (11,3 mag, Abstieg von 8,6 mag in 1,5h) Vollmond Veränderlicher X Trianguli im Minimum (11,3 mag, Abstieg von 8,6 mag in 1,5h)

LUCHS

KREBS

Pollux Castor ZWILLINGE

KLEINER HUND
Procyon

Beteigeuze

GIRAFFE Capella

KASSIOPEIA

FUHRMANN
Jupiter STIER Aldebaran ORION

Algol PERSEUS

ANDROMEDA DREIECK

Plejaden

WIDDER

FISCHE

Uranus

E EIDECHS

SCHWAN PEGASUS

EINHORN
GROSSER HUND Sirius
SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. November 0 Uhr MEZ

Rigel HASE

Mira

WALFISCH

ERIDANUS
CHEMISCHER OFEN

SÜD
Mondphasen im November 2012

WASSERMANN
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, für 10 Grad östl. Länge/50 Grad nördl. Breite.

Letztes Viertel 7.11.
Planeten im November
Merkur gibt Ende November/Anfang Dezember seine Abschiedsvorstellung für dieses Jahr. Man findet ihn dann am östlichen Morgenhimmel gegen 7 Uhr.
Venus in der Jungfrau ist weiterhin am Morgenhimmel zu sehen. Am 27.11. passiert sie in weniger als 30' den Saturn.
Mars wandert durch den Schützen und ist abends noch tief im Südwesten mit dem Fernglas zu erhaschen.
Jupiter zieht seine rückläufige Bahn im Stier, seine Helligkeit steigt auf -2,8 mag. Anfang Dezember steht er in Opposition.
Saturn macht sich ab der Monatsmitte wieder am Morgenhimmel bemerkbar. Ende November zieht Venus an ihm vorbei.
Uranus in den Fischen zieht sich aus der zweiten Nachthälfte zurück. Noch ist er abends gut zu beobachten (5,8 mag).
Neptun bewegt sich im Wassermann kaum. Auch er ist wie Uranus Objekt der ersten Nachthälfte (7,9 mag).

Neumond 13.11.

Erstes Viertel 20.11.

Vollmond 28.11.

Ereignisse im November

01. 16h Mond erdfern, Winkeldurch-

messer 29,4'

01.

Veränderlicher R Andromedae

im Anstieg zum Maximum

(5,8 mag, 20.12.)

01. 21:24 Veränderlicher RZ Cassiopaiae

im Minimum (7,7 mag, Ab-

stieg von 6,2 mag in 2h)

01. 23:45 Veränderlicher Persei (Algol)

im Minimum (3,4 mag, Ab-

stieg von 2,1 mag in 3h)

02. 2h

Mond 1,3 Grad S Jupiter

05. 01:12 Zwergplanet 1-Ceres (7,9 mag)

2,8' NO Eta Geminorum (3,2

- 3,8 mag), vor dem Nebel

IC 443

06. 8h Venus 1,1 Grad S g Virginis (3,4 mag)

07. 01:36 Letztes Viertel

07. ab 03:25 Mond bedeckt Kappa Cancri

(5,2 mag)

07. 19:41 Veränderlicher RZ Cassiopaiae

im Minimum (7,7 mag, Ab-

stieg von 6,2 mag in 2h)

08.

max. Libration im Mond-NW,

10,0 Grad

13. 23:08 Neumond

13./14.

Totale Sonnenfinsternis,

sichtbar in Australien und

im Südpazifik

14. 11h Mond erdnah, Winkeldurch-

messer 33,4'

16. ab 17:13 Mond bedeckt µ Sagittarii

(3,9 mag), Dämmerung!

16. ab 18:15 Mond bedeckt 15 Sagittarii

(5,4 mag), Dämmerung!

17. 08:30 Venus 3,8 Grad NO Spica ( Virginis,

1,1 mag), Dämmerung

17. ab 18:14 Mond bedeckt 43 Sagittarii

(4,9 mag), Dämmerung

18. ca. 3h Sternschnuppenstrom der

Leoniden, 70 km/s, 50/h

19. ab 18:31 Mond bedeckt Aquarii

(4,5 mag), südlich einer Linie

Görlitz-Schaffhausen

20. 15:31 Erstes Viertel

21. 12:12 Winteranfang

21.

max. Libration im Mond-SO,

10,2 Grad (!)

23. 20h Zwergplanet 1-Ceres (7,6 mag)

47' S Sternhaufen M 35

23. 21:53 Veränderlicher RW Tauri im

Minimum (11,6 mag, Abstieg

von 8,0 mag in 2h)

23. ab 22:58 Mond bedeckt 51 Piscis

(5,7 mag)

24. 22:20 Veränderlicher Persei (Algol)

im Minimum (3,4 mag, Ab-

stieg von 2,1 mag in 3h)

26. ca. 6:45 ab 26. Merkursichtbarkeit,

Morgenhimmel

26. ab 19:21 Mond bedeckt 106 Tauri (5,3 mag)

27. 6h

Venus (-4,0 mag) 33' S

Saturn (0,6 mag), Osten

27. 19:14 Veränderlicher Persei (Algol)

im Minimum (3,4 mag, Ab-

stieg von 2,1 mag in 3h)

27. ab 22:21 Mond bedeckt 2 Orionis (4,6 mag), streifend

in Norddänemark, Südschweden

28. 15:46 Vollmond

28. 21h Mond erdfern, Winkeldurch-

messer 29,4'

29. 3h

Mond 1,1 Grad S Jupiter (-2,8 mag)

GROSSER BÄR

GIRAFFE

KASSIOPEIA

LÖKLE W IN E ER

LUCHS

Capella

LÖWE Regulus

KREBS

Castor Pollux

FUHRMANN ZWILLINGE

Jupiter

WASSERSCHLANGE
Alphard

KLEINER HUND
Procyon

Beteigeuze

EINHORN Sirius

Aldebaran ORION
Rigel

SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. Dezember 0 Uhr MEZ

GROSSER HUND

HASE

Algol PERSEUS
Plejaden STIER
ERIDANUS

ANDROMEDA DREIECK

WIDDER

FISCHE

Mira WALFISCH

SÜDWEST

PEGASUS Uranus

SÜD
Mondphasen im Dezember 2012

Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, für 10 Grad östl. Länge/50 Grad nördl. Breite.

Letztes Viertel 6.12.
Planeten im Dezember
Merkur im Skorpion ist Anfang Dezember gut am Morgenhimmel zu sehen. Größte Elongation (20 Grad ) am 5.12. mit -0,5 mag.
Venus ist Morgenstern und zieht immer südlicher durch Waage und Skorpion. Im Teleskop erscheint sie klein und rund.
Mars klebt förmlich am Abendhimmel, aber er ist im Bereich Schütze/Steinbock nur noch schwer zu finden.
Jupiter erreicht am 3.12. seine Opposition im Stier. Das Glanzlicht der ganzen Nacht leuchtet dann mit -2,8 mag und ist im Teleskop 48'' groß.
Saturn wird am Morgenhimmel zunehmend besser sichtbar. Er bewegt sich von der Jungfrau in die Waage. Ringneigung: 19 Grad .
Uranus kommt am 13.12. in den Fischen zum Stillstand und beendet damit seine Oppositionsschleife. Der grünliche Planet ist ein Objekt am Abendhimmel.
Neptun ist abermals beim Stern 38 Aqr (Wassermann) am Abendhimmel aufzufinden. Die Sonne holt ihn langsam ein.

Neumond 13.12.

Erstes Viertel 20.12.

Vollmond 28.12.

Ereignisse im Dezember

01. 22:36 Veränderlicher CD Tauri im

Minimum (7,3 mag, Abstieg

von 6,8 mag in 2h)

02. 23:05 Veränderlicher X Trianguli im

Minimum (11,3 mag, Abstieg

von 8,6 mag in 1,5h). Weitere

Minima täglich 45 min früher.

03. 3h

Jupiter (-2,8 mag, 48,5'') in

Opposition zur Sonne

04. 06:30 Venus (-4,0 mag) 1,3 Grad N

Librae (2,6 mag)

05. 06:45 Merkur (-0,4 mag) in größter

Elongation West (21 Grad ), 5 Grad

hoch im SO, Morgensichtbar-

keit bis ca. 20.12.

06. 16:31 Letztes Viertel

06.

max. Libration im Mond-NW,

9,9 Grad

09. 06:30 Mond 3,4 Grad W Spica ( Virgi-

nis, 1,1 mag)

09. 9h

Kleinplanet 4-Vesta (6,4 mag)

in Opposition zur Sonne,

Sternbild Stier

10. 6h

Mond 5,3 Grad S Saturn (0,7 mag)

11. 06:30 Mond 4,4 Grad SW Venus (-4,0

mag)

12. 19:30 Jupiter (-2,8 mag) 4,7 Grad N

Aldebaran ( Tauri, 1,0 mag),

Osthimmel

12. 2-6h Sternschnuppenstrom der

Geminiden, bis 120/h,

35 km/s

13. 0h Mond erdnah, Winkeldurch-

messer 33,5'

13. 7h

Merkur (-0,5 mag) 38' N

Scorpii (2,4 mag)

13. 23:08 Neumond

17. 20:55 Veränderlicher Persei (Algol)

im Minimum (3,4 mag,

Abstieg von 2,1 mag in 3h)

18. 19:58 Veränderlicher RW Tauri im

Minimum (11,6 mag, Abstieg

von 8,0 mag in 2h)

18. 10h Zwergplanet 1-Ceres (6,7 mag)

in Opposition zur Sonne,

Sternbild Stier

19. 7h Venus (-3,9 mag) 29' O

Scorpii (2,4 mag)

19.

max. Libration im Mond-SO,

10,1 Grad

20. 06:19 Erstes Viertel

20.

Veränderlicher R Andromedae

im Maximum (5,8 mag)

21. 12:12 Wintersonnenwende

21. 24h Sternschnuppenstrom der

Ursiden, bis 20/h, 35 km/s

25. 22h Mond erdfern, Winkeldurch-

messer 29,4'

25. 23:48 Veränderlicher CD Tauri im

Minimum (7,3 mag, Abstieg

von 6,8 mag in 2h)

26. 02:05 Mond 40' S Jupiter (-2,8 mag)

28. 11:21 Vollmond

110

Beobachterforum

Konstellation Mond, Venus und Jupiter
von Rudolf Plohberger Am 25./26.03.2012 fotografierte ich folgende beide Ansichten der Konstellation Mond, Venus und Jupiter.

1 Oben: Datum: 25.3.2012, 20:07 Uhr MESZ,
Sternwarte Pelmberg, A-4202 Hellmonsödt. Panasonic Lumix TZ8, 1 s, 1600 ISO, leichte Nachbearbeitung in Photoshop
2 Oben rechts: Datum: 26.3.2012, 20.04 Uhr MESZ.
Ansonsten Daten wie am 25.3.2012

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Ein Gedicht für Sternfreunde
von Manfred Krellenberg
Was gibt es Schöneres, als Wirklichkeit und unserer Herzen Sehnsucht miteinander verbinden zu können. In den Sternen liegt unsere Vergangenheit, in ihnen liegt unsere Zukunft. Und in der Gegenwart sind wir verfallen ihrer Liebe, die sich in ihrem Licht widerspiegelt. Vielleicht gefällt Ihnen das beigefügte und von mir verfasste Gedicht.
Komm und gib mir Deine Hand, lass uns gemeinsam in den Sternenhimmel schauen
Stehen unsere Füße auch auf sicherem Land, schenkt unseren Herzen nur das Licht Vertrauen
Mit offenen Augen fangen wir an zu träumen von Dingen, die wir noch nicht verstehen Aber die Liebe wird es nicht versäumen, uns mit zu sich nach Hause zu nehmen
Er ist so heilend, der Blick auf das Sternenzelt; alle dunklen Mächte schrumpfen zu Bedeutungslosigkeit
Wertlos ist alles Geld der Welt jenseits von Erde Raum und Zeit Komm und gib mir Deine Hand, lass uns erfreuen an diesem wunderschönen Licht-Gewand, das uns Menschen ist leider viel zu unbekannt

Wissenschaftliches Arbeiten mit Amateur-Teleskopen und mit publizierten Daten aus dem Internet - ein Vergleich
von Heinrich Weiland und Michael Geffert

Sterne und Sternhaufen entstehen in den Spiralarmen von Galaxien und nehmen an der galaktischen Rotation teil. Die Kenntnis ihrer Eigenbewegungen trägt damit zum Verständnis der Entwicklung des Aufbaus und der Kinematik unserer Milchstraße bei. Wegen der großen Entfernungen und der langsamen jährlichen Bewegungen der Sterne muss man sehr kleine Winkelgrößen messen. Da sich auch kleine Bewegungen im Laufe der Zeit zu gut messbaren Größen addieren, bestimmt man die Stern-Positionen zu weit auseinander liegenden Zeitpunkten. Je größer diese Epochendifferenz ist, umso genauer lässt sich die jährliche Bewegung aus der Positionsdifferenz der Sterne ableiten.

Ziel dieses Artikels ist es, zu untersuchen, ob die mit kleinen Geräten erzielten Ergebnisse mit den im Internet frei zugänglichen Daten, die im Rahmen professioneller Durchmusterungen entstanden sind, in der Qualität vergleichbar sind. Der technische Fortschritt, sowohl auf der Teleskop- als auch der Detektor- bzw. Empfängerseite, ermöglicht heutzutage mit wesentlich kleineren Geräten als vor 100 Jahren Sternpositionen mit hoher Genauigkeit zu messen. Zum Einsatz für die aktuellen Messungen kamen dabei Teleskope der Größenordnung, wie sie heute auch bei gut ausgerüsteten Amateuren anzutreffen sind: 150/1500-mmRefraktor mit HA-Objektiv sowie ein 600/4800-mm-RC-Spiegelteleskop. Die

Ergebnisse werden denjenigen, die mit dem 1,3-m-Spiegel des 2MASS-Projekts gewonnen wurden und im Internet für Interessierte frei verfügbar sind, gegenübergestellt.
Für unsere Untersuchung wurde handelsübliche Hardware und Software eingesetzt, teilweise kamen auch eigene Auswerteprogramme zum Einsatz. Damit ist die hier beschriebene Auswertung prinzipiell für jeden interessierten Amateur nachvollziehbar.
Die Aufnahmen Im Plattenarchiv des Argelander-Instituts für Astronomie der Universität Bonn liegen u.a. Aufnahmen des Offenen Stern-
VdS-Journal Nr. 43

1 Doppelrefraktor des Observatoriums
Hoher List - photographisches Objektiv mit D = 30 cm/f = 510 cm

2 Lichtenknecker-HA-Objektiv mit D =15 cm/
f = 150 cm als Leitrohr am Schmidt-Spiegel des Observatoriums Hoher List

3 RC-Teleskop mit D = 60 cm/
f = 480 cm des Observatoriums Hoher List

haufens NGC 7086 aus den Jahren 1914 und 1916 vor, die F.W. Küstner [1] mit dem 1899 in Bonn in Betrieb genommenen Doppelrefraktor (fotografisches Objektiv mit D = 30 cm, f = 510 cm) gewonnen hat (Abb.1). Die Belichtungszeiten betrugen 60 bzw. 120 Minuten (Tab. 1). In der Nacht vom 9./10.10.2010 wurden mit dem 150-mm-Refraktor (Abb. 2) mehrere ungefilterte Aufnahmen mit einer SBIG-ST9 (Pixelgröße 20 µm) und ohne Nachführkorrektur aufgenommen. Der optische Aufbau führt zu einer Auf-
4 Alte NGC-7086-Aufnahme (Küstner).
Scan der Platte Nr. 270 von NGC 7086. Aufgenommen am 25.9.1916 von F.W. Küstner mit dem Doppelrefraktor der Universität Bonn, Belichtungszeit: 120 Minuten VdS-Journal Nr. 43

lösung von ca. 2,6" je Pixel. Die Belichtungszeiten betrugen jeweils 30 Sekunden. Es wurden insgesamt 100 Bilder mit Dark-Abzug gewonnen, von denen wetterbedingt ca. 50 ausgewertet werden konnten.
Die Aufnahmen mit dem RC-Teleskop (Abb. 3) wurden in den Nächten vom 31.8.2011 (mit V-Filter) und 1.9.2011 (mit R-Filter) gewonnen. Da das Feld des RC-Teleskopes nur ca. acht Bogenminuten beträgt, mussten mehrere, teilweise überlappende Aufnahmen angefertigt werden. Auch hier kam wieder die ST9 mit 20 Mikrometer Pixelgröße zum Einsatz. Insgesamt konnten 15 Aufnahmen mit je 30 Sekunden Belichtungszeit plus Dark-Abzug für die weitere Auswertung verwendet werden (Tab. 2).
Messung der Platten Die im Archiv gefundenen Platten wurden mit einem handelsüblichen Scanner vom Typ Epson 4990 ausgemessen (Abb. 4). Die Auflösung wurde auf höchste Qualität und 1200 dpi eingestellt.
Das Scannen erfolgt, wie bei Scannern üblich, mittels einer CCD-Leiste, die gleichmäßig über die Platte gefahren wird. Das Wort ,,gleichmäßig" ist allerdings mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten: Es zeigte sich, dass die Messungen nicht in beiden Richtungen mit gleicher Genauigkeit reproduzierbar

sind. Ortsungenauigkeiten in y-Richtung (also in der Richtung der Bewegung der CCD-Leiste) erwiesen sich als fast doppelt so hoch wie in x-Richtung. Man kann aber die Eigenschaft nutzen, dass die CCD-Pixel innerhalb der Scan-Leiste fest zueinander angeordnet sind. Ungleichmäßigkeiten in der Scan-Geschwindigkeit haben daher keinen Einfluss auf die Messwerte in dieser Richtung. Durch eine Drehung um jeweils 90 Grad nach jeder Messung wird jede Platte zweimal in jeder Richtung bewegungsunabhängig gemessen. Damit lagen vier Messungen je Platte vor (4 x 90 Grad weitergedreht). Mit anderen Worten: Sowohl für die xals auch die y-Richtung liegen je Platte zwei unabhängig auswertbare Messungen vor. Nur diese werden für die weitere Analyse verwendet.
Auswertung von Platten und CCDMessungen Die Identifizierung der zu vermessenden Sterne erfolgte sowohl auf den Platten, als auch auf den CCDs mit Hilfe des Programmes ,,Astro-Art 3.0". Vorteilhaft ist, dass der Schwerpunkt eines Sternabbildes mit Subpixel-Genauigkeit angegeben werden kann und die einzelnen Aufnahmen als statistisch unabhängig angesehen werden können. Durch Mittelung konnte daher eine weitere Genauigkeitssteigerung erreicht werden. Die gemessenen x-y-Positionen der Platten bzw. CCDs wurden dann anhand der

Beobachterforum

113

5 Vektor-Point-Plot-Diagramme, links erstellt aus Daten der Küstner`schen Platten und der 2MASS-Durchmusterung, Mitte erstellt aus
Daten der Küstner`schen Platten und den Aufnahmen, die mit dem 150-mm-Refraktor gewonnen wurden, und rechts erstellt aus Daten der Küstner`schen Platten und Daten des 60-cm-RC-Teleskops

,-Koordinaten der Referenzsterne im UCAC2-Katalog in äquatoriale Koordinaten umgerechnet. Aus den nun vorliegenden ,-Positionen der Haufensterne konnten somit die Koordinatenänderungen zwischen der Erst-Epoche (1914 bzw. 1916) und der Zweit-Epoche (2010 bzw. 2011) errechnet werden.
Ergebnis und mögliche Erklärung Es wurden nur Sterne untersucht, die sowohl auf den Küstner-Platten als auch auf den CCD-Aufnahmen identifiziert werden konnten.
Zum besseren Verständnis sind in Abb. 5 die Eigenbewegungen in einem sogenannten Vektor-Point-Plot eingetragen. Jeder Punkt in diesem Diagramm entspricht der Eigenbewegung eines Sterns. Da die inneren Bewegungen der Sterne im Haufen zu vernachlässigen sind, sollten sich alle Sterne mit der gleichen Geschwindigkeit bewegen. In diesem Falle müssten sich die Messwerte um einen Schwerpunkt herum konzentrieren. Der Grad der Konzentration ist dann ein Maß für die Qualität der Messungen: Streuen diese sehr stark, sind die Messungen ungenau. Aus der Abbildung 5 kann man entnehmen, dass nur ein geringer Unterschied zwischen der Genauigkeit der Messungen mit dem RC-Teleskop und derjenigen der 2MASS-Durchmusterung besteht.
Obwohl der 2MASS-Spiegel mit 1,3 Metern gut zweimal größer als derjenige des RC-Teleskops ist und damit die bessere Auflösung liefert, kann das RC dennoch mithalten. Bei den Eigenbewegungen, die mit dem RC-Teleskop gemessen wurden macht sich die Vielzahl der Aufnahmen

(ca. 20) bemerkbar. Diese vermindern den statistischen Fehler. Der höhere Fehler der Einzelmessungen mit dem RC wird damit kompensiert.
Die Kombination 150-mm-Refraktor und ST9 erwies sich im Gegensatz dazu als nicht so genau. Trotz Messung mit Subpixel-Genauigkeit sind die Pixel der ST9 mit 20 Mikrometern zu groß, um das Auflösungsvermögen der Optik optimal auszunutzen. Zum Zeitpunkt der Tests stand uns jedoch keine andere Kamera zur Verfügung. Demnächst werden wir eine Kamera mit 5,4 Mikrometern großen Pixeln einsetzen können. Es ist zu erwarten, dass man dann schon mit Fernrohren mit einer Brennweite ab ca. 120 Zentimetern vergleichbare Genauigkeiten wie mit der Kombination RC-60cm/ ST-9 erreichen kann. Damit liegt man schon im Bereich von Optiken, wie sie bei Amateuren weit verbreitet sind.

Da immer mehr Institute ihre Plattenarchive digitalisieren und im Netz verfügbar machen (z.B. Hamburg [2]), ergeben sich damit auch für Amateure mit kleinen und mittleren Teleskopen Möglichkeiten, wissenschaftlich relevante Ergebnisse zu erhalten. Andererseits sind auch didaktische Projekte möglich, bei denen z.B. Schüler für reizvolle Objekte wie etwa die Plejaden mit wissenschaftlichen Ergebnissen vergleichbare Messwerte selbst ausmessen können.
Internet- und Literaturhinweise: [1] Geffert, M., ,,Bewegungen von
Sternhaufen in der Galaxis", SuW 1995, S.112 [2] http://www.hs.uni-hamburg.de/DE/ Oef/Plattenarchiv/Plattendaten_GS_ table.html

Datum 18.08.1914 12.10.1914 25.09.1916 17.11.1916

Tabelle 1: Platten-Aufnahmen

Gerät (D/f) 30/510 30/510 30/510 30/510

Empfänger Platte Platte Platte Platte

Belichtungszeit 1 x 3600 s 1 x 7200 s 1 x 7200 s 1 x 3600 s

Tabelle 2: CCD-Aufnahmen

Datum 08.10.2010 09.10.2010 31.08.2011 01.09.2011

Gerät (D/f) 15/150 15/150 60/480 60/480

Empfänger ST9 ST9 ST9 ST9

Belichtungszeit 40 x 30 s 12 (von 60) x 30 s 15 x 30 s 15 x 30 s

Filter
V R

Bemerkung
teilweise Wolken je 4 Positionen je 4 Positionen

VdS-Journal Nr. 43

114

Beobachterforum

Einnordung einer Montierung nach Strichspuraufnahmen
- Auswertung mit einem Tabellenkalkulationsprogramm
von Jürgen Kahlhöfer

Die Methode der Einnordung einer parallaktischen Teleskopmontierung nach Strichspuraufnahmen, die mit Drehung der Kamera aufgenommen wurden, wurde von Hartwig Lüthen beschrieben. [1, 2] Das Prinzip der Methode ist, auf der Strichspuraufnahme die Lage des Drehzentrums (Stundenachse der Montierung) mit der Lage des Himmelspols zu vergleichen und daraus die Abweichung der Achse vom Pol zu bestimmen.
Zu dieser Methode wird hier ein Verfahren zur mathematischen Auswertung mit einem Tabellenkalkulationsprogramm vorgestellt. Die Anwendung ist einfach. Es müssen nur die Koordinaten von drei Sternen jeweils an beiden Enden der Strichspur auf der Aufnahme ausgemessen und in die Tabelle eingetragen werden. Dazu noch der Zeitpunkt der Aufnahme und die Koordinaten des Beobachtungsortes. Eine Genauigkeit von etwa einer Bogenminute ist erreichbar. Die Methode ist auch am Südhimmel anwendbar. Entsprechende Vorzeichenänderungen sind in der Kalkulationstabelle berücksichtigt.
Erforderliche Software Ein Tabellenkalkulationsprogramm (Excel oder Open Office) ist unbedingt erforderlich. Ein Planetariumsprogramm (z. B. Stellarium) hilft bei der Identifizierung der Sterne und dient als Fundgrube für Rektaszension und Deklination. Ein Bildbearbeitungsprogramm (z. B. Photoshop Elements), mit dem auch die Koordinaten von Bildpunkten ausgemessen werden können, ist empfehlenswert.
Aufnahmetechnik Eine digitale Kamera mit Normalobjektiv wird vorne am Teleskop-Tubus oder direkt an der Montierung sicher befestigt und auf den Himmelspol gerichtet. Es empfiehlt sich, zuerst eine statische Aufnahme zu machen. (Belichtung z. B. 15 Sekunden bei Blende 4 und ISO 1600.) Damit ist es leichter, die Sterne zu iden-
VdS-Journal Nr. 43

tifizieren. Anschließend wird die Strichspuraufnahme mit Drehung der Kamera gemacht. Belichtungszeit auf B (Bulb) einstellen. Anfang und Ende der Strichspuren werden mit ein paar Sekunden statischer Belichtung deutlich markiert. Also: Belichtung beginnen, ein paar Sekunden warten, dann mit der Drehung um die Stundenachse der Montierung beginnen, einmal langsam um mindestens 30 Grad drehen, (nicht hin und her drehen), die Drehung beenden und noch ein paar Sekunden weiter belichten.
Auswertung Für die Auswertung brauchen wir die Koordinaten von drei Sternen auf der Aufnahme jeweils an beiden Enden der Strichspur, dazu die Rektaszension und die Deklination der drei Sterne.
Außerdem brauchen wir die Koordinaten des Beobachtungsortes und den Zeitpunkt der Aufnahme.
Für die Berechnung wurde eine Kalkulationstabelle im Programm ,,Open Office" angelegt. Die Mathematik soll hier nur kurz angerissen werden. Wir stellen uns ein rechtwinkliges x-y-Koordinatensystem am Himmel vor, Koordinatenursprung ist der Himmelspol. Die aktuelle Position der drei Sterne in diesem Koordinatensystem wird aus ihrer Deklination und ihrem aktuellen Stundenwinkel berechnet. Die Umrechnung der RA der Sterne in ihren aktuellen Stundenwinkel erfolgt über einen Vergleich mit der RA und dem Stundenwinkel eines beliebigen Referenzsternes zu einem beliebigen Referenzzeitpunkt.
Ein zweites x-y-Koordinatensystem denken wir uns über die Aufnahme gelegt. Die Orientierung des Bildes, die Lage des Koordinatenursprungs und die Maßeinheit sind beliebig. Nachdem die Koordinaten der drei Sterne hierauf ausgemessen wurden, wird für jeden Stern die Position auf der Mitte der Bogen-

sehne berechnet. Die Position des Drehzentrums wird aus den Schnittpunkten der drei Mittelsenkrechten der Sehnen ermittelt. Außerdem wird zur Verbesserung der Genauigkeit der Lage des Drehzentrums noch berücksichtigt, dass der Quotient aus Radius und Sehnenlänge für alle Sterne gleich sein muss, da alle Strichspuren den gleichen Winkel überstreichen.
Durch eine Koordinatentransformation wird das Sterndreieck auf dem Bild quasi mit dem berechneten Sterndreieck am Himmel überlagert. Daraus ergibt sich die Abweichung des Drehzentrums vom Pol.
Die Abweichung der Achse vom Pol in Nord-Süd-Richtung ist der Fehler der Polhöhe. Aber Achtung, die Abweichung in Ost-West-Richtung darf nicht als Azimutfehler missverstanden werden. Um den Azimutfehler zu berechnen, wird die Abweichung in Ost-West-Richtung noch durch den Kosinus der geografischen Breite dividiert.
Die Kalkulationstabelle ist im Open-Office-Format (.ods) und im Excel-Format (.xls) auf Anfrage beim Autor erhältlich: juergen.kahlhoefer@sternwarte-nms.de oder per Download unter: http://Sternwarte-NMS.de/Download/ Einnorden_mit_Excel.zip
Internet- und Literaturhinweise: [1] H. Lüthen. Scheinern war gestern.
Sternkieker 43: 109-110, (2006) (Vereins-Zeitschrift der GvA Hamburg) [2] H. Lüthen. http://www.gvahamburg.de/scheinernistout.htm

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