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Inhaltsverzeichnis des VdS-Journals 29

BEITRAG
  4 Die Volkssternwarte Urania Jena e.V. (Karnapp Alfred, Rucks Peter)

29
  0 29. VdS-Tagung und Mitgliederversammlung (Beitrag)

BEITRAG
  6 Neues Redaktionsteam für das "VdS-Journal für Astronomie" gebildet (Guthier Otto)
  6 Das Jahr der Astronomie (Melchert Sven)
  8 Der Mond - schon immer begeistert er die Menschen (Bannuscher Dietmar)
  10 Optische Erscheinungen inder Atmosphäre durch den Mond verursacht (Nitze Reinhard, Hinz Claudia)
  16 Gibt es Halbschatten auf dem Mond (Tost Wilfried)
  18 Das Miyamori-Tal (Tost Wilfried)
  21 TLPs - Phänomene auf dem Mond (Tost Wilfried)
  22 Helligkeitsverlauf der partiellen Mondfinsternis 16./17.8.08 (Müller Michael, Schmidt Elmar)
  25 Der Krimi für den Mond-Fan (Tost Wilfried)
  25 Die Suche nach den Kordylewskischen Wolken (Tost Wilfried)
  29 Die Gruppe "Berliner Mondbeobachter" (Tost Wilfried)
  30 Der Mond in Öl (van Heek Karl-Heinz)
  32 Das Lebenswerk von Philipp Fauth (Guthier Otto)
  36 Licht (Celnik Werner E.)
  38 Mondfotos mit einem Maksutow (Lille Wolfgang)
  41 Neue Mondausblicke (Wolf Manfred)
  43 Der Mond über Österreich (Riepe Peter)
  46 10 Years After - der Stein rollt weiter (Flach-Wilken Bernd)
  52 Mond-Impressionen (Celnik Werner E.)
  56 Steckenpferd Astronomie: einfach (und) schön (Worringer Friedhelm)
  56 Tätigkeitsbericht der FG Amateurteleskope 2008 (Zellhuber Herbert)
  59 Auf dem BTM 2008 (Zellhuber Herbert)
  63 Astrofotografie mit ISO 6400 am Beispiel der DSLR Sony Alpha700 (Hauss Michael)
  67 Ein Blick in den Skorpion (Riepe Peter)
  73 Mosaik vom Trifid- und Lagunennebel (Knappert Peter)
  74 10 Tipps für den Webcam-Anfänger Teil 2 (Gährken Bernd)
  77 Beobachtung und Simulation des Glasperlenbogens in divergentem Licht (Haußmann Alexander)
  81 Schutz des Nachthimmels zum Internationalen Jahr der Astronomie (Hänel Andreas)
  82 Perspektiven für die FG Visuelle Deep Sky Beobachtung (Schilling Johannes)
  87 5. Tagung der FG "Geschichte der Astronomie" (Steinicke Wolfgang)
  87 Fachgruppe Geschichte der Astronomie Neues J. 29 (Steinicke Wolfgang)
  90 Cuno Hoffmeister und die Förderung der wissenschaftlichen Beiträge von Amateuren (Schröder Wilfried)
  93 Die Universitätssternwarte Bützow (Hamel Jürgen)
  96 VEGA-aktuell (Hoffmann Susanne)
  97 Reise zu einer totalen Sofi ins russische Novosibirsk (Runkel Ute)
  99 Die Schokoladenseite der Mikrowelle (Matsarskaja Olga)
  100 Einladung zur 12. Kleinplanetentagung 2009 Frankfurt (Schwab Erwin, Kling Rainer)
  101 Eine kurze Geschichte von Kleinplanetenentdeckungen (Melchert Sven)
  104 Ein weiterer Blick auf (216) Kleopatra (Schirmer Jörg)
  105 Kosmische Begegnungen Journal 29 (Ries Wolfgang, Hohmann Klaus)
  106 Der Kleinplanet (16960) 1998 QS52 und drei Galaxien (Vollmann Wolfgang)
  108 2008 TC3: Erd-Impaktor erfolgreich beobachtet (Busch Matthias)
  112 Erdimpaktor 2008 TC3 - Feuerkugel mit Ansage (Knöfel Andre)
  113 Sonnenfleckengruppen zeichnen (Bannuscher Dietmar)
  115 Neues aus der FG Veränderliche Journal 29 (Bannuscher Dietmar)

29
  0 Spenden an die VdS (Beitrag)
  0 Jubiläen 2009 (Beitrag)
  0 VdS Mitglieder neu Begrüßung (Beitrag)

BEITRAG
  119 Ehre wem Ehre gebührt (Guthier Otto)

29
  0 Messen auch Sie die Himmelshintergrundhelligkeit (Beitrag)

BEITRAG
  126 VdS Mitgliederentwicklung 2009 (Guthier Otto)

29
  0 Leserbriefe an die GS (Beitrag)
  0 VdS Mitglieder verstorben 2008 (Beitrag)

BEITRAG
  128 Die 27. Bochumer Herbsttagung (Celnik Werner E.)
  129 Besuch bei Frau Sonja Itting-Enke - VdS-Medaille 2008 (Guthier Otto)
  131 Das war´n noch Zeiten Journal 29 (Völker Peter)
  132 Der Sternhimmel April-Mai-Juni 2009 (Melchert Sven, Celnik Werner E.)
  135 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen Journal 29 (Celnik Werner E.)
  0 Editorial Journal 29 (Guthier Otto, Melchert Sven)

Textinhalt des Journals 29

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132 133 134
135
24 65 136

27. BoHeTa Seite 128

SCHWAN LUCHS

LEIER Albireo

Wega HERKULES

GROSSER BÄR

SCHLANGENTRÄGER

NÖRDL. KRONE
Gemma

BOOTES

SCHLANGE (KOPF)

Arktur JUNGFRAU

JAGDHUNDE
HAAR DER BERENIKE

INER LÖWE KLE

LÖWE Saturn

Regulus

SEXTANT

SÜDOST SKORPION
Sternkarte exakt gültig für 15. April 1 Uhr MESZ

WAAGE

Spica RABE

BECHER

SCHLANGE ASSER W
SÜDWEST

Castor ZWILLINGE Pollux
KREBS KLEINER HUND
Procyon
Alphard

SÜD

Der Sternhimmel im April Seite 132

VdS-Journal Nr. 29

4 NACH REDAKTIONSSCHLUSS

29. VdS-Tagung und Mitgliederversammlung
in Jena vom 2. - 4. Oktober 2009

Die ungeraden Jahre sind ,,VdS-Jahre", das heißt im Jahr 2009 findet wieder die nächste VdS-Tagung und 29. ordentliche Mitgliederversammlung statt.

D-64629 Heppenheim) oder per E-Mail: service@vds-astro.de Für Samstag ist außerdem ein weiterer Fachvortrag, ein optischer Leckerbissen, von Gernot Meiser vorgesehen.

Die VdS ruft somit alle Mitglieder und Interessierte zur 29. Tagung, die vom 2. bis 4. Oktober 2009 in Jena stattfindet, auf. Nach 1993 (Schneeberg) und 2003 (Archenhold Sternwarte, Berlin) sind wir seit der ,,Wende" zum dritten Mal zu Gast in den neuen Bundesländern. Die Urania-Sternwarte Jena, die im Jahr 2009 auf ihre 100jährige Geschichte zurück blickt, lädt alle Amateur-Astronomen herzlich in die ,,optische" Stadt Jena ein. Wir sind sicher, dass die ,,Carl-Zeiss-Stadt" Jena ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tagung bietet. Nicht weniger als fünf Sternwarten sind in Jena und Umgebung zu besichtigen. Als Tagungsstätte stehen die Räumlichkeiten der Universität und des optischen Museums Jena zur Verfügung, in Stadtmitte gelegen und nur wenige Hundert Meter vom Bahnhof entfernt. Die VdS-Tagung soll am Freitag Abend mit einem öffentlichen Vortrag starten. Für Samstag ist eine Reihe von Amateur-Vorträgen vorgesehen, ebenso wie die 29. ordentliche Mitgliederversammlung. Wenn Sie einen Vortrag halten möchten, wenden Sie sich bitte möglichst umgehend an den Vorsitzenden, Otto Guthier, per Post an die Adresse der VdS-Geschäftsstelle (Postfach 1169,

Für Sonntag steht die Besichtigung und Demonstration des großen Carl-Zeiss-Planetariums in Jena (mit einer speziellen Laser-Show) ebenso auf dem Programm, wie die Besichtigung des größten Teleskops auf deutschen Boden: Der ,,Big-Schmidt" an der Landessternwarte Thüringen in Tautenburg.
Für Freitag und Samstag Abend lädt der Vorstand zu einem gemütlichen Beisammensein ein, das in einer historischen Umgebung zum Fachsimpeln und Gedankenaustausch anregen soll. Derzeit sind wir damit beschäftigt, das gesamte Programm zu erstellen. In unserer nächsten Ausgabe Ende Juni/ Anfang Juli erhalten Sie ausführliche Informationen zum Ablauf der Veranstaltung.
Schon heute möchten wir Sie herzlich zu dieser besonderen Tagung einladen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und sind absolut sicher, dass Sie mit der 29. VdS-Tagung etwas Besonderes geboten bekommen.
Vereinigung der Sternfreunde e.V. Der Vorstand

Der Volkssternwarte Urania Jena e.V. an der Schwelle zu seinem zweiten Jahrhundert -
Gastgeber für die VdS-Jahrestagung 2009
von Alfred Karnapp und Peter Rucks

Abb. 1: Die Forst-Sternwarte des Volkssternwarte Urania Jena e.V. im Jenaer Forst um 1933
VdS-Journal Nr. 29

Im März 1909 von engagierten Zeiss-Mitarbeitern gegründet, blickt der ,,Volkssternwarte Urania Jena e.V." im Internationalen Jahr der Astronomie auf ein ganzes Jahrhundert Vereinsgeschichte zurück. In Deutschland ist unsere Volkssternwarte (Abb. 1) nach der 1896 gegründeten ArchenholdSternwarte in Berlin-Treptow die zweitälteste, s. [1] und [2].
Diese vergangenen 100 Jahre sind in astronomischen Dimensionen gesehen ein winziger Zeitraum, für uns Menschen jedoch sind sie ein historischer Zeitabschnitt. Unser Verein hat in dieser Zeit vier grundlegende Änderungen

der Staatsform erlebt und überstanden, einige Male die organisatorische Gesellschaftsform gewechselt, es gab gute und weniger gute Zeiten, und tausende Menschen haben unsere Sternwarten besucht.
Heute ist die Situation eine ganz andere als vor hundert Jahren, trotzdem steht die praktische astronomische Beobachtung für Vereinsmitglieder und die Öffentlichkeitsarbeit gemäß der Satzung weiter im Vordergrund. Begünstigend war immer die unmittelbare Beziehung zum ZeissWerk als bedeutendem Hersteller u. a. von Geräten für die professionelle Astronomie

NACH REDAKTIONSSCHLUSS 5

und die Amateurastronomen sowie die enge Nachbarschaft zum Astrophysikalischen Institut und der Sternwarte der FriedrichSchiller-Universität. Zu unserem Glück wurde der Verein seit seinem Bestehen bis 1990 durch die CarlZeiss-Stiftung und ab 1990 durch die Ernst-Abbe-Stiftung gefördert sowie durch viele ,,Zeissianer" unterstützt, die selbst Mitglied unseres Vereins waren. Detaillierte Veröffentlichungen zur Vereinsgeschichte finden Sie in den Literaturangaben [1] bis [9] ([4] und [9] können über den Verein bezogen werden).
Frühere Tagungen Bereits vor dem 2. Weltkrieg fanden in Jena zwei Tagungen der Sternfreunde Deutschlands statt. Im Rückblick nicht ohne Bedeutung für die Geschichte der VdS ist eine Tagung vom 30. Juli bis 2. August 1959 in Jena (Abb. 2). Es war die letzte vor dem Mauerbau und der dadurch vollzogenen räumlichen Abschottung beider Teile Deutschlands. Damit wurde dieses gesamtdeutsche Zusammentreffen von etwa 250 Amateurastronomen für lange Zeit das letzte seiner Art. Anlass für diese Tagung war das 50jährige Bestehen der Urania-Volkssternwarte [2]. Es ist beeindruckend, welche namhaften Astronomen und Spezialisten des astronomischen Gerätebaus damals auf der Liste der Referenten standen. Neben den Vorträgen waren die Besichtigung des 2-m-Spiegelteleskops (nunmehr nach Alfred Jensch benannt) in der Montagehalle des Zeiss-

Abb. 2: Die VdS-Tagung 1959 in Jena. Dr. W. Stein, Vorsitzender der VdS, am Rednerpult. Im Präsidium (v. l.:) Dr. H. Schrade, Zeiss-Werkleiter; N. N.; A. Jensch, Leiter der Urania-Sternwarte und Chefkonstrukteur der Astro-Abteilung Zeiss; N. N.; Prof. W. Lamprecht, Universitäts-Sternwarte
Werkes und die Exkursion zur Baustelle der 20-m-Kuppel des Observatoriums Tautenburg zwei Höhepunkte der Tagung.
Anm. d. Red.: Lesen Sie bitte weiter in den VdS-Nachrichten in dieser Ausgabe auf Seite 120.

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VdS-Journal Nr. 29

6 NACH REDAKTIONSSCHLUSS
Neues Redaktionsteam für das ,,VdS-Journal für Astronomie" gebildet
Otto Guthier, VdS-Vorstand

Otto Guthier

Dietmar Bannuscher

Sven Melchert

Werner E. Celnik

Stephan Fichtner

Das VdS-Journal für Astronomie ist unsere Mitteilungsschrift, die in diesem Jahr im 13. Jahrgang erscheint. Über die Entwicklung und Entstehung ist mehrfach in unserem Journal berichtet worden, zuletzt in [1]. Seit Ausgabe Nummer 4 kümmert sich ein sogenanntes ,,Endredaktionsteam" um die Inhalte jeder Ausgabe. Diese ,,Endredaktion" ordnet und wählt die von den FG-Redakteuren, den Mitgliedern und Sternfreunden eingereichten Beiträge aus und legt die Reihenfolge und den Inhalt der Ausgabe fest. Das Journal ist seit erscheinen der ersten Ausgabe im September 1997 von einer Ausgabe pro Jahr auf nunmehr vier Hefte pro Jahr gewachsen. Die Gesamtzahl der Seiten liegt zwischen 420 und über 500 Seiten pro Jahr, die von dem ehrenamtlich arbeitenden Team redaktionell betreut werden. Diese Arbeit überfordert zuweilen die Redaktion und die Arbeit im Vorstand, Defizite und Fehler sind dadurch aufgetreten und leider nicht vermeidbar. Um die Qualität der Ausgaben zu verbes-

sern, ist es sinnvoll und notwendig, in der ,,Endredaktion" professioneller zu arbeiten. Außerdem soll die Arbeit in Zukunft auf mehreren Schultern verteilt werden. Nun ist mit der Rückkehr von Herrn Dr. Werner E. Celnik in die praktische Redaktionsarbeit ein erheblicher Fortschritt geglückt. Zur weiteren Unterstützung konnten wir Herrn Stephan Fichtner, sicherlich einigen Lesern als Redakteur von ,,Astronomie Heute" bekannt, gewinnen, am Journal mitzuarbeiten und professionelle Ideen und Gedanken zu verwirklichen. Herr Celnik wird sich in Zukunft um die FG-Beiträge und VdS-Themen kümmern, während Herr Fichtner die anderen Rubriken betreut und gestalterische Akzente setzt. Beide Herren werden nach wie vor von dem Redaktionsteam der Herren Sven Melchert, Dietmar Bannuscher und dem Vorsitzenden unterstützt. Für die Gesamtgestaltung zeichnet weiterhin Frau Dipl. Designerin Bettina Gessinger verantwortlich, die in Zukunft in enger Absprache mit den Redakteuren arbeiten

und auch Autorenwünsche berücksichtigen wird. Nach wie vor obliegt dem ehrenamtlich tätigen VdS-Vorstand die Gesamtverantwortung. Die Mitteilungszeitschrift ist gegenüber den Mitgliedern und den VdS-Fachgruppen verantwortlich und verfolgt keine profitablen Ziele. Die Redaktion wird auch in Zukunft bemüht sein, den vielen interessanten und lesenswerten Beiträgen der Fachgruppen, Sternfreunden und Autoren weiterhin ein geeignetes Forum zu bieten.
Literaturhinweis: [1] W.E. Celnik, 2003: ,,Ein Blick hinter die
Kulissen - wie entsteht das VdS-Journal?", VdS-Journal für Astronomie 12, 19
Liebe Mitglieder, liebe Leserinnen und Leser, wir bitten um Ihre Unterstützung, damit das Werk auch in Zukunft gelingen kann. Senden Sie uns Ihre Beiträge, Fotos und Berichte an die Fachgruppen-Redakteure oder an die Geschäftsstelle - wir danken Ihnen.

Das Jahr der Astronomie - 100 Stunden Astronomie - 7. Astronomietag
von Sven Melchert

Das Jahr der Astronomie (IYA) läuft rund und immer schneller. Wenn es so weiter geht, wird es demnächst den Schleudergang ansteuern. Was tut sich im Jahr der Astronomie? Eine sehr detaillierte und aktuelle Quelle ist Daniel Fischers Blog [1]. Aus dieser Quelle und anderen ein frisches Update zu den vielfältigen Aktivitäten, Stand 10. Februar 2009:
VdS-Journal Nr. 29

Offizielle Eröffnungsfeiern Auf Neudeutsch spricht man vom ,,KickOff", die gute alte ,,Auftaktveranstaltung" tut es als Beschreibung aber auch. Sicher
Abb. 1: Am 15. Januar in Paris: Das ,,Jahr der Astronomie" wird eröffnet. Im Bild Catherine Cesarsky, Präsidentin der Internationalen Astronomischen Union. (Quelle: www.astronomy2009.org)

NACH REDAKTIONSSCHLUSS 7

100 Stunden Astronomie und der 7. Astronomietag Vom 2. bis 5. April findet die weltweite Aktion ,,100 Stunden Astronomie" statt - sozusagen vier Tage ,,Stars around the clock". Wird das Wetter mitspielen? Ganz sicher am 4. April, einem Samstag. Denn dann veranstaltet die VdS den 7. Astronomietag [5]. Mehrere Hundert Sternfreunde und Sternwarten haben bereits ihre Teilnahme bestätigt, über 15.000 Flyer und viele Hundert Plakate wurden verschickt. Wir wünschen viel Erfolg und sind gespannt auf Ihre Berichte!

Abb. 2: Berlin am 20. Januar, Museum für Kommunikation, die Stimmung stimmt: Blick ins Publikum zur IYA-Eröffnungsfeier für Deutschland. Am Gang vorne rechts: Dr. Gabriele Schönherr, die zusammen mit Dr. Michael Geffert (am Gang vorne links) diesen wunderbaren Abend organisiert hat. (Foto: Dr. Rainer Arlt, AIP)

ist, dass das IYA an vielen Stellen der Welt einen gehörigen Tritt bekommen hat. Am 15. und 16. Januar fand in Paris die internationale Eröffnungsfeier zum IYA statt. Von der VdS war Eberhard Bredner vor Ort, ein ausführlicher Artikel wird im nächsten VdS-Journal folgen. Wenige Tage später, am 20. Januar, folgte die Eröffnungsveranstaltung für Deutschland. Im prächtigen Museum für Kommunikation kamen einige Hundert Besucher (darunter mindestens vier VdS-Mitglieder) zusammen, um gemeinsam dem IYA-Start in Deutschland beizuwohnen. Auch zu dieser Veranstaltung folgt ein ausführlicher Bericht im kommenden VdS-Journal. Wer sich die deutsche Eröffnungsfeier online anschauen möchte, dem sei www. sternstunde-online.de empfohlen.
Pool für Vortragende Planen Sie eine Veranstaltung und suchen Sie noch einen prominenten Referenten? Unter [2] hat die LMU München ein OnlineAngebot mit mehreren Dutzend Vorträgen zusammengestellt. Wer sich selbst als Referent anbieten möchte, kann sich dort in die Datenbank aufnehmen lassen.
Das Weltraumteleskop für jedermann Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, sein ,,eigenes" Weltraumteleskop zu benutzen? Das Hubble-Teleskop (HST) macht es möglich: Bis zu den ,,100 Stunden Astronomie" Anfang April kann unter [3] abgestimmt werden, welches kosmische Schmuckstück das HST aufs Korn nehmen soll.

Schreiben über Sterne Die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift ,,Sternzeit" veranstaltet einen Autorenwettbewerb. Die Redaktion der Sternzeit lädt alle Leser anlässlich des Internationalen Jahres der Astronomie zu einem Schreibwettbewerb einer Science-FictionGeschichte ein. Wer die Feder zücken und teilnehmen möchte, dem sei [4] empfohlen. Aber vergessen Sie darüber bitte nicht, uns Ihre Beiträge für das VdS-Journal zukommen zu lassen!
Europa im All Noch wird an den einzelnen Modulen gearbeitet, aber Anfang 2010 soll es so weit sein. Dann startet der zweite europäische Weltraumtransporter ATV (Automated Transfer Vehicle). Das erste ATV trug den Namen ,,Jules Verne" - sein Nachfolger wird zum Anlass des IYA der Name ,,Johannes Kepler" zuteil.
Amateure im Astrofieber In Bonn fand bereits die erste Veranstaltung zur ,,sidewalk-Astronomie" statt (deutsch: ,,Bürgersteig-Astronomie"). Der Ansatz ist so simpel wie genial: Wenn die Menschen nicht zu den Teleskopen kommen wollen, dann kommen die Teleskope zu den Menschen. In Bonn ließ das Wetter zwar nur gelegentliche Blicke auf den Mond zu, trotzdem schauten über 100 Passanten vorbei und informierten sich über (das Jahr der) Astronomie. Noch einmal Bonn: Ein Mitglied des Köln-Bonner-Astrotreffs hat seinen roten Flitzer zur fahrenden Werbebühne für das IYA umgestaltet (Abb. 4).

Abb. 3: Viele sind nicht sitzen geblieben: Zum Ende der deutschen Auftaktveranstaltung wurden alle IYA-Aktiven auf die Bühne gebeten. (Foto: Dr. Rainer Arlt, AIP)
Weblinks [1] http://astrojahr.blogspot.com [2] http://www.universe-cluster.de/schools/
vortrags-pool [3] http://youdecide.hubblesite.org [4] http://www.sternzeit-online.de [5] http://www.astronomietag.de
Abb. 4: Hoffentlich kein Kandidat für die Abwrackprämie: Ein Sternfreund des KölnBonner-Astrotreffs macht mit seinem Auto beste Werbung für das IYA.
VdS-Journal Nr. 29

8 MOND
Der Mond - schon immer begeistert er die Menschen
von Dietmar Bannuscher
Besonders stimmungsvolle Anblicke ergeben sich, wenn die schmale Mondsichel mit dem Erdlicht zusammen mit einem oder mehreren hellen Planeten in der Dämmerung zu beobachten sind.

Unser Schwerpunktthema ,,Mond" würde das ganze VdS-Journal füllen, wollten wir alle Facetten dieses Himmelskörpers beleuchten. So können wir nur eine kleine, aber hochinteressante Auswahl an Artikeln und Bildern zum Erdtrabanten veröffentlichen. Wir sehen Finsternisse, Wechselwirkungen mit der Erde und geheimnisvolle Erscheinungen.
Der Mond begeisterte schon immer die Menschen. Zeitmessungen, Landwirtschaft und Gartenbau/ Kräuterkunde richteten sich nach ihm. Er wurde als Gott verehrt und man sagte ihm geheimnisvolle (und starke) Kräfte nach. Vor 200 bis 250 Jahren war die Hochzeit der berühmten Mondkartenzeichner, sie hatten ihre Blüte im 19. Jahrhundert. Nur langsam löste die Fotografie das Zeichnen ab, um heute mit den modernsten Raumfahrtsonden viel detailreichere Bilder unseres Trabanten zu liefern; sie sind vielfach sogar im Internet abrufbar.
Vor 40 Jahren betraten erstmals Menschen den Mond und fanden dort wie erwartet Staub, Steine, Krater, Berge und andere Oberflächenmerkmale. Früher glaubten Wissenschaftler, dass es Mondbewohner gäbe,

die in Städten wohnten, teilweise von der Erde aus sichtbar. Die Geschichte der Mondforschung liest sich wie ein Kriminalroman, die Irrtümer und Vorstellungen von einst und die Erkenntnisse von Heute bilden ein spannendes und weites Feld.
Ich denke, jeder Amateurastronom hat seine Augen (und sein Fernrohr) schon einmal und immer wieder begeistert zum Mond gerichtet. Wir sehen schon in kleinen Geräten vielfältige Geländeformen. Außerdem bildet der Mond wieder und wieder neue schöne Konstellationen mit anderen Himmelkörpern und der Landschaft auf der Erde. Er verfinstert die Sonne, wird selber verdunkelt und bedeckt jedes Jahr mehrmals helle Sterne und Planeten.
Der Mond beschäftigt die Menschen noch heute, auch jenseits des astronomisch-wissenschaftlichen Bereiches. So tauchen wir ein in die Welt des Mondes - es ist wie das Eintauchen in einen Ozean: Der Mond birgt noch viele Schätze und Geheimnisse.

VdS-Journal Nr. 29

MOND 9
Abb. 1 - Hintergrundbild: Das doppelseitige Bild zeigt Mond, Mars (rechts oben) und Venus (rechts unten) am 15.2.1983 um 18:30 MEZ. Heinz Kerner belichtete drei Sekunden lang auf Farbdiafilm Kodak Ektachrome 400 (Format 66) mit einem Objektiv von 360 mm Brennweite.
Abb. 2: Mond und Venus am 20.2.1988 um 18:27 MEZ. Heinz Kerner belichtete zwei Sekunden lang auf Farbdiafilm Kodak Ektachrome 400 (Format 66) mit einem Objektiv von 360 mm Brennweite.
VdS-Journal Nr. 29

10 M o n d
Die meisten optischen Lichterscheinungen in der Natur basieren auf Streuung (z.B. Wolken- und Dämmerungsstrahlen), Refraktion (z.B. Regenbögen), Reflexion (z.B. Halos) oder Beugung/Interferenz (z.B. Koronen und irisierende Wolken). Fast jeder hat schon einmal einen Regenbogen oder andere farbige Erscheinungen im Sonnenlicht beobachtet. Dass viele davon auch im Mondlicht entstehen können, ist dagegen weniger bekannt, denn oftmals sind diese Erscheinungen so schwach, dass sie mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind. Hinzu kommt, dass die Stäbchen unserer Augen, welche bei Dunkelheit überwiegend als Photorezeptoren dienen, alle dieselbe spektrale Absorption aufweisen und deshalb kaum eine Farbwahrnehmung möglich machen. Häufig können deshalb Monderscheinungen erst auf Fotografien sichtbar gemacht werden. Einige Beispiele werden hier vorgestellt und sollen zur eigenen Beobachtung anregen.
Abb. 3: Mondpollenkorona (Lichtbeugung
an Kiefernpollen), aufgenommen am 11.05.08 um 22:50 MEZ
in Barsinghausen/Egestorf, Niedersachsen. Kamera: Minolta Dimage Z1, Blende: 4, Belichtung: 13 s, Empfindlichkeit: ISO 400. (Aufnahme:
Reinhard Nitze)
VdS-Journal Nr. 29

Optische Erscheinungen in der Atmosphäre durch den Mond verursacht
von Reinhard Nitze und Claudia Hinz
Abb. 1 und Abb. 2: Multipler Mondkranz (Lichtbeugung an Wassertröpfchen), aufgenommen am 14.02.08 um 22:20 Uhr auf dem Wendelstein in Bayern. Kamera: Canon EOS 400D, Blende, 4,5, Belichtung: 20 s, Empfindlichkeit: ISO 400. (Aufnahme: Claudia Hinz)

M o n d 11
Abb. 4 und Abb. 5: Irisierende Wolke (Lichtbeugung), aufgenommen am 05.12.06 um 20:39 MEZ in Barsinghausen/Egestorf, Niedersachsen. Durch starken Wind erscheinen die tieferen Wolken als Strichspuren. Kamera: Minolta Dimage Z1, Blende: 3,5, Belichtung: 8 s, Empfindlichkeit: ISO 50. (Aufnahme: Reinhard Nitze)
VdS-Journal Nr. 29

12 M o n d

Abb. 6: Irisierende Wolken, in Kranz übergehend (Lichtbeugung) mit oberer Lichtsäule (Reflektionshalo). Kamera: Canon EOS 300D, Brennweite: 200 mm, Blende: 5,6, Belichtung: 6 s, Empfindlichkeit: ISO 800. (Aufnahme: Harald Wochner)

Abb. 7: 22 Grad -Ring (Refraktionshalo, Lichtbrechung an Eiskristallen). Kamera: Canon EOS 300D, Brennweite: 18 mm, Blende: 3,5,
Belichtung: 15 s, Empfindlichkeit: ISO 200. (Aufnahme: Harald Wochner)
VdS-Journal Nr. 29

M o n d 13

Abb. 10: Mondhalo, bestehend aus Zirkumzenitalbogen, angedeuteten Supralateralbogen, 22 Grad -Ring und angedeuteten Nebenmonden (Refraktionshalos, Lichtbrechung an Eiskristallen). Kamera: Canon EOS 350D, Brennweite: 8 mm, Blende: 1,8,
Belichtung: 96 s, Empfindlichkeit: ISO 200. (Aufnahme: Wolfgang Hinz)

Abb. 8 (oben): Nebenmonde (Refraktionshalo, Lichtbrechung an Eiskristallen). Kamera: Canon EOS 350D, Brennweite: 22mm, Blende: 3,5, Belichtung: 20 s, Empfindlichkeit: ISO 400. (Aufnahme: Wolfgang Hinz)
Abb. 9 (links): Linker Nebenmond, Detail aus Abbildung 8. Beide Aufnahmen vom 09.10.06.
VdS-Journal Nr. 29

14 M o n d

Abb. 11 (oben): Mondregenbogen, aufgenommen an einem nächtlichen Regenschauer am 19.07.08 um 01.47 Uhr (Lichtbrechung an Wassertröpfchen). Kamera: Fujifilm S6500fd, Brennweite: 28 mm, Blende: 2,8, Belichtung: 13 s, Empfindlichkeit: ISO 200. (Aufnahme: Martin Mc Kenna, Maghera/Irland)

Abb. 12 (unten): Mondregenbogen, die Venus überspannend (Lichtbrechung an Wassertröpfchen). Fotografiert am 04.05. 04. Kamera: Nikon D100, Brennweite: 16 mm, Blende: 3,5, Belichtung: 25 s, Empfindlichkeit: ISO 200 (Aufnahme: Rob Ratkowski, Insel Maui/Hawaii)

VdS-Journal Nr. 29

M o n d 15

Abb. 13: Mondnebelbogen (Lichtbrechung an sehr kleinen Wassertröpfchen), aufgenommen am 1.10.01 um 02.00 Uhr morgens bei Eggenfelden. Kamera und Film: analog. (Aufnahme: Mark Vornhusen,
Schweiz)

Abb. 14: Verformung der Mondscheibe durch unterschiedlich warme Luftschichten. Zusätzlich angedeutet ist am oberen Mondrand das ,,Grüner-Strahl-Phänomen" zu erkennen (atmosphärische Refraktion). Kamera: Canon EOS 300D, Brennweite: 1000 mm, Belichtung: 1/40 s, Empfindlichkeit: ISO 400. (Aufnahme: Harald Wochner)

Abb. 15: ,,Segmentablösung" am unteren Mondrand mit angedeutetem ,,Roter-Strahl-Phänomen", ausgelöst durch eine Inversion (atmosphärische Refraktion/Spiegelung). Kamera: Canon EOS 300D, Brennweite: 1000mm, Belichtung: 1/50 s, Empfindlichkeit: ISO 400. (Aufnahme: Harald Wochner)

VdS-Journal Nr. 29

16 M O N D

Gibt es Halbschatten auf dem Mond - und kann man sie sehen?
von Wilfried Tost

Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Im Prinzip ja, aber nur unter besonderen Bedingungen. Da die Sonne als Lichtquelle auf dem Mond eine Ausdehnung von 1/2 Grad am Himmel ausmacht, gibt es für jeden Berg oder höher liegenden Kraterrand eine Stelle, an der die Sonne noch vollständig oberhalb des Berges zu sehen ist und die daher noch voll im Licht liegt. Gehen wir näher an den Berg heran, so erreichen wir schließlich eine Stelle, an der die Sonne vollständig hinter dem Berg verschwunden

Abb. 1: Skizze zur Geometrie der Halbschatten auf dem Mond.

Abb. 2: Das Ringgebirge Albategnius mit einem Durchmesser von 114 bis 136 km (je nach Quelle). Der Zentralberg ist 3000 m hoch, die Schattenlänge beträgt ca. 30 km, der Halbschatten nimmt davon ca. 9 km ein. Norden ist oben. Aufnahme von Martin Dentel/ WFS, 75-cm-Spiegelteleskop der WFS, Brennweite 6 m, Watec-Kamera, 25.09.2005, 03:00 UT.

Abb. 3: Ausschnitt aus dem Aristarchus-Plateau. Aufnahme von Apollo 15/NASA.

Abb. 4: Ein sehr gut erkennbares Beispiel findet sich im LPOD vom 3. März 2008. Das Bild von Stefan Lammel zeigt südlich des Kraters Hyginus H einen steilen Berg von 1180 m Höhe, der einen sehr schmalen Schatten von ca. 30 km Länge wirft, mit ebenfalls ca. 5 km Halbschatten. (http://the-moon.wikispaces.com, dort unter ,,LPOD index" den 3. März 2008 suchen.)
VdS-Journal Nr. 29

18 M O N D

ist und befinden uns im (Kern)-Schatten. Zwischen diesen beiden Stellen nimmt die Lichteinstrahlung kontinuierlich von 100 % auf 0 % ab. Der Boden ist in diesem Bereich nur zu seinem bestimmten Betrag beleuchtet, was letztendlich die Definition für einen Halbschatten ist. Prinzipiell sollten wir Halbschatten auf dem Mond von der Erde aus sehen können, aber wir müssen vorsichtig sein mit dem, was wir glauben zu sehen. Halbschatten können nur in einem sehr schmalen Streifen bis maximal 100 km vom Terminator entfernt beobachten werden. Nur wenn die Sonne lokal auf dem Mond niedriger als etwa zwei Grad über dem Horizont steht, ist der Schatten lang genug, um einen genügend langen Halbschatten zu enthalten, der von der Erde aus sichtbar wäre. In der nachfolgenden Tabelle ist zu sehen, dass bei zwei Grad Sonnenhöhe der Schatten eines 1000 m hohen Berges 29 km lang ist, wovon der Halbschattenbereich gerade einmal 6 km beträgt. Solche kleinen Distanzen erfordern bereits ein sehr gutes Instrument. Bei der beliebten Art der digitalen Nachbearbeitung wird für gewöhnlich derart stark an den Parametern gedreht, dass Ränder von Kratern und von

Berghöhe (konstant)
1000 m 1000 m 1000 m 1000 m 1000 m

Sonnenhöhe (Grad)
3,0 2,5 2,0 1,5 1,0

Gesamtlänge des Schattens
19 km 23 km 29 km 38 km 57 km

Anteil des Kernschattens
16 km 19 km 23 km 29 km 38 km

Anteil des Halbschattens
3 km 4 km 6 km 9 km 19 km

Tabelle: Unterhalb von 1/2 Grad Sonnenhöhe reicht der Schatten immer bis hinter den Terminator. Bei einem Berg von 1000 m Höhe wird der Halbschatten erst ab einer Sonnenhöhe von 1,5 Grad länger als 10 km; dies erfordert ein sehr gutes Teleskop und eine gute Aufnahmetechnik.

Schatten mit Artefakten versehen sind, die keine eindeutige Aussage mehr zulassen: Ist der Bergschatten wirklich weniger dunkel an der Spitze oder hat hier nur der benutzte Filteralgorithmus zugeschlagen? Es gibt aber einige Beispiele, die echte Halbschatten zeigen könnten.

Das Miyamori-Tal
von Wilfried Tost

Der inoffizielle Name ,,Miyamori-Tal" bezeichnet ein wenig bekanntes Objekt auf dem Mond, das sich nur für kurze Zeit etwa einen Tag vor Vollmond am westlichen Mondrand beobachten lässt. Es befindet sich unmittelbar nördlich von Grimaldi und verläuft dort zwischen den Kratern Riccioli und Lohrmann. Riccioli im Nordwesten hat mit 146 km etwa denselben Durchmesser wie Grimaldi, liegt aber zum Zeitpunkt der besten Sichtbarkeit des Tales fast ganz auf der dunklen Seite des Terminators. Der kleinere Krater Lohrmann (31 km) liegt genau östlich von Riccioli in Richtung Mondmitte. Das Miyamori-Tal ist der dunkle schmale Streifen, der diese beiden Krater verbindet und wird nur durch die Schatten der umliegenden Erhebungen sichtbar. Auf den meisten alten Mondkarten ist es nicht erfasst, aber interessanterweise ausgerechnet auf der Mondkarte von Lohrmann (1838), wo die südliche Begrenzung durch zwei einander fast berührende Erhebungen angedeutet ist. Einige wenige Zufallsbilder
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Abb. 1: Zeichnung des Miyamori-Tals aus dem BAA-Journal 1965/5; Mondphase unbekannt.

Abb. 2: Zeichnung aus dem Mondprotokoll 119
vom 05.01.1966; Mondalter 12,9 Tage.
aus fotografischen Mondatlanten wurden im Alter zwischen 12,8 und 13,6 Tagen aufgenommen. Da sich das Tal dicht am westlichen Mondrand befindet, spielt die Libration eine wesentliche Rolle und beeinflusst die Zeiten seiner Sichtbarkeit.
Das Miyamori-Tal soll nach einem japanischen Amateurastronomen benannt sein, der es um 1960 herum beobachtet hat, allerdings lässt sich nichts über ihn finden. Die älteste Zeichnung und Erwähnung steht im BAA-Journal Nr. 5 von 1965 auf S. 314ff. Noch im selben Jahr wird es von der Gruppe Berliner Mondbeobachter aufgegriffen (Protokoll 106 vom November 1965). Eine erste Zeichnung wird am 05.01.1966 von W. Beyer angefertigt und im Protokoll 119 vom Februar 1967 abgedruckt. Der Name Miyamori-Tal ist also
Abb. 3 (unten): Zeichnung aus dem Mondprotokoll 121 vom 25.03.1967; Mondalter 12,9 Tage.

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Abb. 4: Zeichnung aus dem Mondprotokoll 132 vom 11.04.1968; Mondalter 12,8 Tage.
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schon über 40 Jahre alt, aber er ist nie offiziell von der IAU vergeben worden. Eine erste Erwähnung findet das Tal in einem Bericht des Beobachters Hermann J. Klein, der in seinem ,,Führer am Sternenhimmel" von 1914 auf S. 390 schreibt: ,,Wenn die Morgenlichtgrenze über Cardanus und den Ostwall des Schickard zieht, sieht man nördlich von Grimaldi gegen das Ringgebirge Lohrmann hin eine breite Schlucht senkrecht zur Lichtgrenze in die Mondnacht hineinziehen. Kommt dann der Westwall des Riccioli aus der Nacht, so erkennt man, dass das mächtige rillenartige Tal den Wall dieses Ringgebirges durchbrochen hat und sich in das Innere desselben noch verfolgen lässt."
Abb. 5: Foto von Loewy & Puisseux, Plate LXII, vom 13.11.1902;
Mondalter 12,7 Tage.

Abb. 6: Foto von Kuiper und Yerkes, C796, vom 04.02.1966; Mondalter 13,1 Tage
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Abb. 7: Foto aus dem Hatfield-Atlas, Plate 11e, vom 25.12.1966; Mondalter 12,9 Tage.

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TLPs - Phänomene auf dem Mond
von Wilfried Tost

Die Untersuchung von TLPs ist meist nicht das primäre Ziel für einen Mondbeobachter, aber immer wieder eine Gelegenheit, sich einmal mit älteren Beobachtungen zu befassen.
TLP (oder auch LTP) ist die Abkürzung für ,,Transient Lunar Phenomena", im Deutschen gibt es dafür nur den etwas sperrigen Begriff ,,Vorübergehendes Phänomen auf dem Mond". Damit wird charakterisiert, dass für eine kurze Zeitspanne, die von wenigen Minuten bis zu einigen Stunden reichen kann, ein spezielles Objekt oder eine Region auf dem Mond anders erscheint als üblich. In einer Datenbank sind Tausende Berichte aus den letzten 400 Jahren zusammengetragen, in denen von hellen Leuchterscheinungen, Verdunkelungen oder Farbveränderungen (z.B. rötlichem Leuchten) die Rede ist. Während viele dieser Berichte auf das Instrumentarium oder Ermüdungserscheinungen der Beobachter zurückzuführen sein dürften, gibt es genügend Beispiele, denen man genauer nachgehen sollte.
Drei Ansätze Es ist prinzipiell schwierig, ein zufällig auftretendes Ereignis gezielt zu beobachten, zumal, wenn es sehr selten eintritt. Die einzige verlässliche Möglichkeit besteht in einer permanenten Videoaufnahme der gesamten Mondoberfläche, was bei zunehmender Detailauflösung und den irdischen Witterungsbedingungen kaum machbar ist. Dennoch hat sich die Suche nach TLPs im letzten Jahrzehnt auf drei mögliche Szenarien eingestellt: Die Suche nach kurzzeitigen Ereignissen von weniger als einer Sekunde Dauer (Impakt-Flashes bzw. Blitze) sowie die Prüfung, ob es sich bei TLPs um reproduzierbare Ereignisse aufgrund von nahezu identischen Beleuchtungs- und Librationssituationen handelt. Die zufällige Beobachtung eines TLPs gehört zu den seltenen Ereignissen, weshalb man für diesen Fall vorher geeignete Vorkehrungen treffen muss, um unverzüglich weitere Kontrollbeobachter zu alarmieren.
Impakt-Flashes Dieser Spezialfall handelt von einmaligen Ereignissen, die sich nicht wiederholen

können. Es sind kurzzeitige Lichtblitze von weniger als einer Sekunde Dauer, die man erstmals 1999 während der Leoniden nachgewiesen hat. Der hierbei auftretende helle Lichtpunkt, der auf den Aufschlag eines Meteoroiden auf der Mondoberfläche zurückgeht, kann auf der nicht beleuchteten Mondseite im Video nachgewiesen werden, auch wenn das Ereignis auf nur wenigen Video-Frames abgebildet ist. Mit

deren Beleuchtungsbedingungen erklären lassen, die sich deshalb wiederholen müssen, wenn sich Sonne, Erde und Mond wieder in derselben Anordnung befinden. Die Abweichung darf dabei einige Bogengrad betragen, wodurch es pro Jahr mehrere Möglichkeiten einer Wiederholung geben könnte, die jedoch nur an bestimmten Beobachtungsorten auf der Erde auftreten können. Für derartige Vorhersagen gibt es

Abb. 1: Der ,,Alphonsus-TLP". Ein aufgeklärtes Phänomen im Krater Alphonsus, das ursprünglich als ,,...eine diffuse Wolke über dem Zentralberg..." beschrieben wurde. Quelle: M. Cicognani und K. C. Pau

mehreren unabhängig voneinander entwickelten Programmen können diese Blitze automatisch in einer Videoaufzeichnung erkannt werden. Bis Ende 2008 wurden mit dieser Methode bereits weit über Hundert Einschlagblitze auf Stunden von Videomaterial gefunden. Die Software ist im Internet verfügbar und kann von interessierten Mondbeobachtern genutzt werden. Ein wichtiges Forschungsziel in diesem Zusammenhang ist die Bestimmung der heutigen Rate und Größenverteilung von kleinen Körpern im Sonnensystem. Zudem soll daraus die Gefährdung von größeren Mondhabitaten über lange Zeiträume abgeleitet werden.
Wiederholung von Beleuchtungsbedingungen Ein anderer Ansatz von TLP-Beobachtungen versucht, bereits vorhandene Berichte zu verifizieren und als natürliches Phänomen nachzuweisen. Die Idee besteht darin, dass sich TLPs aufgrund von beson-

eine Webseite, die für mehrere vorgegebene Orte diese Daten enthält (siehe Linkliste). Sie wird betrieben von Dr. Tony Cook (Universität Aberystwyth, Wales), der seit Jahren eine ausgewiesene Koryphäe auf diesem Gebiet ist. So ist es ihm zusammen mit Beobachtern der Geological Lunar Research Group aus Italien gelungen, einen alten TLP-Bericht als wiederkehrendes Beleuchtungsphänomen zu identifizieren. Ein Bericht aus dem Jahr 1958 über den Krater Alphonsus bei lokalem Sonnenaufgang beschreibt ,,eine diffuse Wolke über dem Zentralberg, wie eine Rauchfahne, sehr groß, verglichen mit dem Zentralberg". Am 26.01.2001 gelang dem italienischen Astronomen M. Cicognani unter fast identischen Bedingungen eine Aufnahme, die exakt dieser Erscheinung entspricht. Das Sonnenlicht wird vom Zentralkegel und dem westlichen Kraterrand reflektiert und streut für ca. eine halbe Stunde auf den Kraterboden, was den Anschein erweckt, dort sei eine ,,Wolke"
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zu sehen. Am Ende der halben Stunde liegt der Kraterboden jedoch vollständig im Licht und der Wolkeneffekt verschwindet.
Diese Beobachtungen sind spannend, weil ihr Ausgang ungewiss ist und im Erfolgsfall eine echte wissenschaftliche Neuigkeit bedeutet. Auch die Meldung, dass ein Ereignis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht eingetreten ist, ist von Interesse.
TLP-Alarmnetzwerk Für den Fall, das ein ungewöhnliches Ereignis auf dem Mond wahrgenommen wird, das länger als wenige Sekunden dauert, ist unbedingt eine Bilderserie oder ein Video angeraten. Unabhängig davon, ob dieses verfügbar ist, sollte man weitere

Beobachter benachrichtigen, die mit unabhängiger Ausrüstung an einem anderen Ort die Beobachtung bestätigen können. Wenn man erst in diesem Moment nachdenkt, wen man zu dieser Zeit aus dem Bett klingeln kann, dann ist die halbe Stunde, die durchschnittlich als Zeitdauer für TLPs berichtet wird, längst vorbei. Deshalb haben die britischen Amateurastronomen ein Telefon-Alarmnetzwerk aufgebaut, um sich gegenseitig zu informieren, sollten sie zufällig Zeuge eines aktuellen TLPs werden. Für den deutschen Raum ist kein solches Benachrichtigungssystem vorhanden. Ich selbst habe mich an das britische System angeschlossen, allerdings sei erwähnt, dass es in den letzten drei Jahren nur einen Alarm gab.

Internetlinks - Dr. Tony Cook, Beobachtungsdaten
für TLPs aufgrund der Beleuchtungsgeometrie: http://users.aber.ac.uk/atc/tlp/ltp.htm - Erfahrungsbericht zur Kampagne ,,Torricelli B" vom Februar 2002. Erster Versuch, ein TLP wegen eines Beleuchtungseffekts nachzuweisen: Mondprotokoll 437 der Gruppe Berliner Mondbeobachter http://www.wfs.be.schule.de/pages/ Mondbeobachter http://www.wfs.be.schule.de/pages/ torricelli/Ergebnisse02.html

Helligkeitsverlauf der partiellen Mondfinsternis vom 16. / 17.8.2008
von K. Michael Müller und Elmar Schmidt

Die um 21:10 UT ca. 81-prozentige partielle Mondfinsternis vom 16.8.2008 war die letzte in Mitteleuropa sichtbare tiefe Mondfinsternis vor dem Jahr 2011. An unserem Standort in Halle (Westfalen) herrschten akzeptable Wetterbedingungen, um eine Lichtkurve zu bestimmen. Bei wolkenlosem Himmel war die Durchsicht, vermutlich bedingt durch atmosphärisches Aerosol, zwar nur befriedigend, sie blieb jedoch über die erste Nachthälfte konstant, so dass die Finsternis von 21:45 bis 01:55 MESZ fast ganz gemessen werden konnte.
Schätzung der Minimumshelligkeit Nur wenn man den Mond um bekannte Faktoren abschwächt und gleichzeitig verkleinert, ist ein Vergleich mit Sternen und Planeten möglich. Hierfür werden Konvexkugelspiegel (etwa silberne Christbaumkugeln) [1] und umgedrehte Ferngläser eingesetzt [2]. Für das von uns verwendete 1025 Leica Trinovid ergibt sich gemäß dem flächenhaft um den Faktor 102 = 100 in die Austrittspupille verkleinerten Mond eine Abschwächung um genau fünf astronomische Größenklassen (= mv= mag); die Absorption im Glas kann hierbei im Vergleich zu anderen Fehlereinflüssen vernachlässigt werden. Als Vergleichsobjekt am Finsternisabend
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Abb. 1: Leuchtdichteverlauf der Mondfinsternis vom 16.8.2008 (näheres s. Text)

bot sich der nominell -2,6 mag helle Jupiter an. Gegen 21:32 UT, also ca. 20 min nach der tiefsten Phase, erschienen der im umgekehrten Fernglas verkleinerte Mond und Jupiter genau gleich hell. Ihre Höhen zu diesem Zeitpunkt betrugen 14,1 Grad und 19,4 Grad , wozu nach Literaturformeln [3] zum Vergleichszeitpunkt Extinktionen von 0,33 mag und 0,22 mag gehörten; d.h., der niedriger stehende Jupiter war um mind. 0,11 mag stärker abgeschwächt. Aus der

Fernglasschätzung resultiert somit eine Mondhelligkeit von (-2,6 + 0,1 - 5,0) mag = -7,5 mag (um 21:32 UT). Sowohl der Mond als auch Jupiter waren der Messung mit einem Fotometer zugänglich. Da es sich dabei um Absolutmessungen handelte, war allerdings noch eine heuristische Korrektur der über die Rayleigh-Atmosphäre hinausgehenden Zusatzextinktion des Aerosols erforderlich. Die hiernach erhaltene Mondhelligkeit

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von -7,6 mag (ebenfalls um 21:32 UT)

stimmt mit der Fernglasschätzung sehr

gut überein. Entlang des ebenfalls vom

Fotometer abgeleiteten Helligkeitsverlaufs

kann schließlich die Rückverfolgung der

Helligkeit zur Finsternismitte hin vorge-

nommen werden, wobei sich der Wert

-7,06 mag ergab; wir gehen dabei von

einem Fehler von +- 0,3 mag aus. Der

gemessene Wert ist auf jeden Fall heller

als der in einer umfangreichen Prognose

vieler Mondfinsternisse von A. Mallama

für den 16.8.2008 vorhergesagte Wert von

-6,0 mag [4].

Planetariumsprogrammen wie EasySky [5]

ist zu entnehmen, dass die Helligkeit -7 mag

im Phasenverlauf des Mondes ebenfalls

bei einem linearen Beleuchtungsanteil von

ca. 7-8 % erreicht wird. Ausgehend von

einer hypothetisch nur vom Kernschatten

geschmälerten

Vollmondscheibe

(Helligkeit nicht -12,7 mag, sondern eher

-12,9 mag wegen des Oppositionseffekts,

s. u.) müssten die flächenmäßig außer-

halb liegenden 5,2 % des Mondes bei der

aktuellen Finsternis (Berechnung mit [6])

indessen erheblich heller sein, nämlich

schätzungsweise -9,7 mag. Tatsächlich

sind sie jedoch durch den inneren Teil des

Halbschattens der Erde noch stark abge-

dunkelt, weil über diesen Mondgebieten die

Sonnenscheibe großteils verdeckt ist. (Für

totale Mondfinsternisse kann nicht so ein-

fach argumentiert werden, weil das hierbei

sichtbare Restlicht im Kernschatten emp-

findlich von den optischen Eigenschaften

der Erdatmosphäre abhängt [7].)

Einsatz eines Leuchtdichtemessgeräts Zur objektiven Helligkeitsmessung stand uns ein industrielles Leuchtdichtemessgerät Minolta LS-110 zur Verfügung, mit dem alle 5-10 Minuten Datenpunkte gewonnen wurden. Das Messfeld dieses Geräts unterfüllt mit 1/3 Grad den Mond, so dass es jeweils auf dessen Zentrum ausgerichtet wurde. Das somit über gut 40 % der lunaren Topographie gemittelte Signal ist nach früheren Untersuchungen geeignet, eine adäquate Helligkeitsbestimmung auszuführen [8]. Die Leuchtdichte wird in Candela pro Quadratmeter (cd/m2) gemessen und ist für einen Flächenstrahler vom Abstand des Detektors unabhängig, da sich dessen Lichtstrom im gleichen Maß auf immer größere Flächen verteilt wie der Raumwinkel kleiner wird. Allerdings hängt die Leuchtdichte von Nichtselbstleuchtern noch umgekehrt quadratisch vom Abstand der Beleuchtung ab. Beim Mond ist das die Sonne, welche zum Finsterniszeitpunkt

Abb. 2: Helligkeitsverlauf über Finsternismagnitude (Definition im Text)

etwa 1,015 AE von ihm entfernt war, was eine Umrechnung der Leuchtdichten auf den Abstand 1,0 AE um +3 % nach sich zieht, womit solche Messungen für verschiedene Mondfinsternisse untereinander vergleichbar werden. Die Abildung 1 zeigt diesen standardisierten Leuchtdichteverlauf der Mondfinsternis vom 16.8.2008. Die Striche mit Fehlerbalken sind die auf eine Luftmasse 1,0 (d. h. den Zenit in Meereshöhe) einer i. w. nur durch Rayleigh-Streuung abschwächenden Atmosphäre korrigierten Daten. Die Vollmondwerte direkt nach der Finsternis am 17.8.2008 liegen trotzdem nur bei 3.300 cd/m2. Das ist im Vergleich zu Messungen bei besserer Durchsicht um 30 % zu niedrig und auf das eingangs erwähnte Aerosol zurückzuführen. Ohne dessen unabhängige Bestimmung ist eine universelle Korrektur nicht möglich. Deshalb haben wir uns für einen heuristischen Faktor dahingehend entschieden, dass an alle korrigierten Leuchtdichten noch eine Potenz der Luftmasse z, und zwar der Faktor z0,3 anmultipliziert wird, womit man zu den Punkten in Abb. 1 gelangt. Erst hierdurch wird der Leuchtdichteverlauf der Mondfinsternis in etwa symmetrisch. Ein nicht von Absorption beeinträchtigter Vollmond leuchte übrigens mit bis zu 4.300 cd/m2 mehr als zehnmal so hell wie die meisten Bildschirme und Beamer und liegt damit auch nicht mehr weit weg von der Direktblendungsleuchtdichte bei ca. 10.000 cd/m2 [9]. Die Leuchtdichtewerte im Finsternisminimum sind im Linearmaßstab von Abb. 1 nicht gut ablesbar und werden

daher berichtet. Die mittlere Leuchtdichte des maximal verfinsterten Mondes lag bei 20 bis 25 cd/m2. Der Leuchtdichteumfang zum Vollmond betrug also ca. 200. Zu einigen Zeitpunkten um die Finsternismitte wurde der Mond längs des Schattenhelligkeitsgradienten abgetastet, um die maximale und minimale Leuchtdichte des Mondes in der 1/3 Grad Blende zu bestimmen. Diese lag nahe seinem hellen Rand bei 50 cd/m2, im äußeren Kernschattenbereich dagegen nur noch bei 5 bis 8 cd/m2, wozu beim ganzen Mond eine Helligkeit von -5,9 mag gehören würde. Diese entspricht auch der Extrapolation der im nächsten Abschnitt gegebenen Größenklassenangaben auf eine gerade total werdende Finsternis.
Normierter Helligkeitsverlauf und Oppositionseffekt Um der Leuchtdichte des Mondes dessen scheinbare astronomische Helligkeit zuzuordnen, haben wir den Weg über die dazu eigentlich lichttechnisch vorgesehenen Integrationen abgekürzt, indem wir uns auf das (damit natürlich konsistente) Ergebnis einer früheren Untersuchung [8] stützen, wonach der Fast-Vollmond in Standardentfernung (384.400 km) bei der Leuchtdichte 3.670 cd/m2 die astronomische Textbuchhelligkeit -12,73 mag aufweist [10]. Die bereits auf den Sonnenabstand 1 AE standardisierten Leuchtdichtewerte müssen also für Helligkeitsangaben, mit denen verschiedene Mondfinsternisse vergleichbar sein sollen, noch ein weiteres Mal quadratisch korrigiert werden, nämlich
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auf den Standardabstand des Mondes. Konkret belief sich diese Korrektur für den 16.8.2008 jedoch nur auf -0,05 mag, weil der Mond mit ca. 389.000 km nur unwesentlich weiter entfernt war als der Standardwert. Die Abbildung 2 zeigt den so erhaltenen, normierten Helligkeitsverlauf für die partielle Mondfinsternis am 16.8.2008 auf Basis der heuristisch vom Aerosoleinfluss befreiten Leuchtdichten. Abb. 2 zeigt i. w. also die zweite Hälfte der Finsternis ab ca. 21:05 UT. Für die Auftragung wurde nicht die Zeitskala verwendet, sondern die sog. Kernschattenmagnitude U der Finsternis. Der Vorteil dabei ist, dass damit verschiedene Mondfinsternisse geometrieunabhängig direkt vergleichbar sind. Man erhält U, indem man die Winkeleindringtiefe des dem Kernschattenzentrum nächst kommenden Mondrandes durch den scheinbaren Winkeldurchmesser des Mondes teilt. Eine partielle Mondfinsternis beginnt folglich bei der Magnitude 0,0; ab dem Wert 1,0 liegt eine totale Mondfinsternis vor (was am 16.8.2008 nicht der Fall war). Die Halbschattenverfinsterung am 16.8.2008 fand bei negativen Werten bis -1,05 statt, für noch größere negative U-Werte war der Mond unverfinstert. Es fällt auf, dass der Vollmond ausgehend von einer Helligkeit von -12,85 mag unmittelbar außerhalb des Halbschattens sein Helligkeitsmaximum mit -12,90 mag erst innerhalb desselben annimmt. Zu diesem

Zeitpunkt waren am 16.8.08 aber noch 40 % des Mondes vom Halbschatten bedeckt. Dieses scheinbar paradoxe Resultat wurde bereits früher bei Mondfinsternissen beobachtet [11] und ist eine Folge des sog. Oppositionseffekts. Nach Messungen der Mondsonde Clementine [12] nimmt das Reflexionsvermögen des Mondes ausgehend von 11 % beim Phasenwinkel 5 Grad bis auf 16 % unter senkrechtem Lichtein- und -ausfall (d. h. Phasenwinkel 0 Grad ) zu. Der Effekt ist aber von der Erde aus nicht nachweisbar, da dann ja eine zentrale Mondfinsternis vorliegt, er ist aber auch bei Phasenwinkeln von 2 Grad noch so steil, dass die Wirkung einer Halbschattenfinsternis noch eine Weile überkompensiert wird. Weiterhin zeigt Abb. 2, dass der Mond bis zum Beginn der partiellen Phase im Halbschatten um etwa 0,85 mag dunkler wird, also um den Faktor 2,2. Dieser und der weitere Helligkeitsverlauf werden (auf logarithmischer Skala) mit guter Korrelation durch eine kubische Funktion als Trendlinie angepasst. Da sich darin i. w. die geometrische Natur einer partiellen Sonnenfinsternis in den zur Helligkeit maximal beitragenden Mondgebieten ausdrückt, dürfte dieser Verlauf bis zur Magnitude von 0,8 evtl. Universalität beanspruchen. Für tiefere partielle und totale Finsternisse kommt es dagegen mehr und mehr auf die Beiträge des von der Erdatmosphäre in den Kernschatten hinein gebrochenen und gestreuten Lichts

an, so dass es selbst zwischen geometrisch ähnlichen Finsternissen zu deutlichen Unterschieden kommen kann [13].
Danksagung Wir danken Nina Hernitschek (http://www. techfreaq.de) für technische Hilfe bei den Publikationsgrafiken.
Literaturhinweise [1] G.D. Roth (Hrsg.), 1989: Handbuch für Sternfreunde, Springer Verlag [2] http://www.xs4all.nl/~carlkop/maaneclips2008/leclips2008.html (Sep. 2008) [3] M. Vollmer, S.D. Gedzelman, 2006: Eur. J. Phys. 27, 299 [4] http://www.amsmeteors.org/mallama/ lunarecl/mags.html (Sep. 2008) [5] http://www.easysky.de/ (Sep. 2008) [6] http://formularium.org/de/6.html CircleCircle-Intersection (Sep. 2008) [7] M. Vollmer, S.D. Gedzelman, 2008: Appl. Optics, 47, 52 [8] N. Hernitschek, E. Schmidt, M. Vollmer, 2008: Appl. Optics, 47, 62 [9] http://www.rollo-laden.de/sonnenschutza-z/leuchtdichte-l.html (Sep. 2008)
[10] C.W. Allen, 1976: Astrophysical Quantities, Athlone Press
[11] R.W. Schmude, jr., 2004: Ga. J. Sci. 62, 188
[12] B.J. Buratti, J.K. Hillier, and M. Wang, 1996: Icarus 124, 490
[13] R.A. Keen, 1983: Science 22, 1011

IMPRESSUM

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Redaktionsliste). Redaktionsschluss für die Ausgabe Nr. 31 ist der 15.05.2009, für die Ausgabe 32 der 30.07.2009.

Die Endredaktion erlaubt sich einen Hinweis auf die Schwerpunktthemen der zukünftigen Journale.

VdS-J 30: Spektroskopie, VdS-J 31: Veränderliche, VdS-J 32: Sonnenfinsternisse.

Mit dem Einsenden gibt der Autor sein Einverständnis zum Abdruck im ,,VdS-Journal für Astronomie". Es besteht keine

Veröffentlichungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter Form zu veröffentlichen.

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Der Krimi für den Mond-Fan
Rezension von Wilfried Tost

Eine unbedingte Empfehlung! Die Mondstation Artemis, zeitlich gesetzt in unser Jahrzehnt und ausgestattet mit der heute möglichen Technik, ist der Schauplatz einer Morduntersuchung. Das Besondere ist die Verknüpfung von vielen korrekten und gut recherchierten Wissensschnipseln über den Mond und die Raumfahrt mit dem typischen Handlungsstrang in einem Kriminalroman. Einerseits: Wie kommt man auf den Mond und wie lebt man dort? Andererseits: Wer hat ein Motiv für den mysteriösen Todesfall und wer profitiert davon? Geht es um Geld, Eifersucht oder Eitelkeit? Sind es private Motive oder nationale Interessen? Raumfahrtkenner kommen hier voll auf ihre Kosten, und die Krimi-Experten erfahren nebenbei, wie schwierig es ist, sich einen Raumanzug anzuziehen. Geht das ohne fremde Hilfe? Wichtig für die Handlung sind ethischmoralische Fragen, z.B. ob es legitim ist, permanent die vitalen Daten von Astronauten aufzuzeichnen. Einerseits notwendig, um lebensgefährliche Situationen zu erkennen, andererseits gibt es keine

Privatsphäre mehr. Wie konnte es dann trotzdem geschehen, dass ein Astronaut allein die Station verlässt, sein Anzug aufgerissen wird und niemand merkt es rechtzeitig? Alle Informationen werden nacheinander von einer neugierigen Journalistin aufgespürt. Ihr größtes Problem ist, dass sie nicht weiß, wie sie eigentlich auf den Mond gekommen ist. Die begrenzte Gedächtnislücke ist verzeihlich, um die Hauptfigur gegen ihren Willen auf den Mond zu bekommen, aber gleichzeitig wird uns dabei vermittelt, dass schon ein normaler, sportlicher Mensch fit genug für eine Reise zum Mond ist. Ich hatte beim Lesen mehrfach das paranoide Gefühl, die Autorin müsse bei meinen diversen Mondvorträgen anwesend gewesen sein. In der Danksagung am Ende des Buches zeigt sich dann, dass Christine Lehmann sich bei den deutschen Kennern der Materie (vor allem an der Universität Stuttgart) sachkundig gemacht hat, wozu ihr ein besonderes Lob gebührt, denn wissenschaftliche Korrektheit gehört sonst nicht zu den Tugenden eines Krimis.

,,Nachtkrater" von Christine Lehmann; ariadne krimi, 12,90 Euro
Besonders gefreut hat mich natürlich, dass sogar explizit aus einem Protokoll der Gruppe Berliner Mondbeobachter zitiert wird. So ein Buch kann gar nicht schlecht sein.

Die Suche nach den Kordylewskischen Wolken
Ein Beobachtungsprojekt für den engagierten Amateurastronomen

von Wilfried Tost

Trotz moderner Technik gibt es immer noch Objekte, die sich der Beobachtung seit langer Zeit entziehen. Obwohl bereits vor über 50 Jahren erstmals fotografiert, gibt es trotz weiterer Sichtungen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft immer noch Zweifel an der Existenz der sogenannten ,,Kordylewskischen" Wolken, alias Librationswolken, alias LLC (Lunar Libration Clouds), alias ,,Zweiter Mond der Erde". Der (wiederholte) Nachweis der Wolken ist nicht ganz einfach, aber prinzipiell mit einfachen Mitteln möglich, die jedem Amateurastronomen zugänglich sind. Als wichtige Voraussetzung sind in diesem Artikel die günstigsten Beobachtungszeiten angegeben. Das Ziel besteht darin, die Existenz der Librationswolken zu bestätigen oder zu widerlegen.

Abb. 1: Skizze zur relativen Position der Lagrange-Punkte

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Was sind die Kordylewskischen Wolken? Die Wolken befinden sich in den sogenannten Lagrange-Punkten (L4 und L5), die sich 60 Grad vor und hinter dem Mond auf dessen Umlaufbahn um die Erde befinden. Auf der Jupiter-Bahn befinden sich an diesen Stellen mehrere Tausend Asteroiden, die als Trojaner bezeichnet werden. Kleine Objekte, die sich in den L4/ L5-Punkten befinden, können diese Region ohne äußere Störungen nicht mehr verlassen. Unser Wissen über die physikalischen Eigenschaften und die Orbitparameter der Librationswolken sind sehr gering, wenn man bedenkt, dass sie bereits vor über 50 Jahren entdeckt wurden. Der polnische Astronom Kazimier Kordylewski beobachtete die Wolken erstmals im Oktober 1956. Im März und April 1961 gelangen ihm fotografische Aufnahmen, die er in ,,Acta Astronomica" veröffentlichte. Seither haben mehrere Beobachter mit unterschiedlichem Instrumentarium die Wolken nachgewiesen, jedoch ist die Existenz der sehr lichtschwachen Objekte immer noch umstritten. Andererseits wird geplant, den L4/ L5-Punkt mit Raumsonden zu durchqueren und an diesen Stellen sogar Raumschiffe (zum Mars) zu bauen. Bevor man solche Wagnisse unternimmt, sollte man jedoch die Eigenschaften dieser Punkte gründlich untersuchen.
Beobachtung: Schwierig, aber nicht hoffnungslos Kordylewski hat bereits 1961 bei 10 Minuten Belichtungszeit mit und ohne Nachführung eine Aufnahme gewinnen können. An diesen Werten sollte man sich orientieren. Bei der Beobachtung sollte man an Folgendes denken: Die Wolken haben einen Durchmesser von etwa 6 Grad, das ist der 12-fache Monddurchmesser! Zu allem Unglück bewegen sie sich in einem sogenannten Halo-Orbit um den L4/ L5-Punkt, wodurch sie weitere 2-6 Grad von der exakten Position abweichen können. Die Verbesserung der Orbitparameter ist daher ein wichtiges Forschungsziel für die Librationswolken. Für die Aufnahmen ist ein Weitwinkelobjektiv angeraten. Die Wolken haben etwa die halbe Helligkeit des Gegenscheins, die Farbe soll etwas rötlicher sein. Die Wolken sind jedoch nur zu ausgewählten Zeiten zu beobachten. Selbst wenn sie gerade am nächtlichen Himmel stehen, werden sie überstrahlt, sofern sich Sonne und Mond nicht weit genug unterhalb des Horizontes befinden. Die
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Abb. 2: Die Position der Wolken. Aus: Simpson, J. W. (1967), Dust-Cloud Moons of the Earth, Physics Today, Feb.1967, p. 39ff

Abb. 3: Jahresüberblick zur Sichtbarkeit der Kordylewskischen Wolken 2009

Sichtbarkeitsperioden schwanken je nach Tag zwischen wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden. Eine Tabelle der Sichtbarkeiten für 2009 ist hier angegeben, aktuelle Werte für spätere Jahre finden sich auf der Webseite der Gruppe Berliner Mondbeobachter.
Warum sind die Beobachtungszeiten für Stuttgart angegeben? Die am Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) der Universität Stuttgart geplante ,,Lunar Mission BW1" mit einem würfelförmigen Kleinsatelliten von 1 m Kantenlänge will als erste Raumsonde gezielt die Kordylewskischen Wolken beobachten. Nach dem Start (2012+) sollen die Kameras der Sonde auf ihrem 12-24 Monate dauernden Flug zum Mond die Wolken unter

allen möglichen Phasenwinkeln aufnehmen, um über diese Messwerte Rückschlüsse auf die Größe und Zusammensetzung der Teilchen schließen zu können. Als primäre Adresse sind die Daten daher zunächst für den Standort des Instituts gerechnet. Auf Wunsch können die Daten auch für andere Orte erstellt werden.
Internetlinks - Beobachtungsdaten zu den
Kordylewskischen Wolken, Gruppe Berliner Mondbeobachter, Datenseite: http://www.wfs.be.schule.de/pages/ Mondbeobachter/Daten/ - Lunar Mission BW1, Institut für Raumfahrtsysteme, Universität Stuttgart: http://www.irs.uni-stuttgart.de/

Datum
01.03.2009 02.03.2009 03.03.2009 04.03.2009 05.03.2009 06.03.2009 07.03.2009

L5-UTC L5-UTC L5-deg Anfang Ende RA

L5-deg Dec

L4-UTC L4-UTC L4-deg Anfang Ende RA 22:49 3:45 102,17
0:09 4:17 118,03 1:24 4:15 132,66 2:30 4:13 146,67 3:23 4:11 160,23 4:02 4:09 173,62

L4-deg Dec 25,40
22,12 17,53 11,85 5,44 -1,32

12.03.2009 13.03.2009 14.03.2009 15.03.2009 16.03.2009 17.03.2009 18.03.2009 19.03.2009 20.03.2009 21.03.2009 22.03.2009 23.03.2009 24.03.2009 25.03.2009 26.03.2009 27.03.2009 28.03.2009 29.03.2009 30.03.2009 31.03.2009 01.04.2009 02.04.2009 03.04.2009 04.04.2009 05.04.2009

19:09 19:11 19:13 19:14 19:16 19:33 20:41 21:50 22:58
0:03 1:02 1:52 2:33 3:04

19:31 20:47 22:01 23:13 0:19 1:16 2:04 2:42 3:11
3:35 3:33 3:31 3:28 3:26

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16,04 10,76 5,16 -0,49 -5,99 -11,18 -16,08 -20,30 -23,64

244,79 258,96 272,90 287,46 301,75

-25,95 -26,86 -26,36 -24,38 -20,98

19:28 19:30 19:32 19:34 19:36 20:34 21:55 23:14

0:23 1:19 2:02 2:34 2:59

20:11 21:24 22:38 23:49 0:51 1:42 2:22 2:52
3:11 3:09 3:06 3:04 3:01

25,41 37,95 51,45 65,87 80,96 96,94 112,64 128,29

15,95 20,28 23,74 26,00 26,80 25,90 23,25 18,88

142,57 156,19 169,44 182,08 194,94

13,49 7,32 0,76 -5,56 -11,58

11.04.2009 12.04.2009 13.04.2009 14.04.2009 15.04.2009 16.04.2009 17.04.2009 18.04.2009 19.04.2009 20.04.2009 21.04.2009 22.04.2009 23.04.2009 24.04.2009 25.04.2009 26.04.2009 27.04.2009 28.04.2009 29.04.2009 30.04.2009 01.05.2009 02.05.2009 03.05.2009

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2:19 2:16 2:14 2:11

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1,29 -4,29 -9,61 -14,49 -18,77 -22,28 -24,95 -26,42 -26,53

281,07 295,40 308,90 322,09

-25,20 -22,43 -18,50 -13,52

20:30 20:32 20:34 20:37 20:56 22:11 23:13

0:01 0:36 1:03 1:25

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165,36 178,14 191,48 204,56

2,63 -3,75 -10,10 -15,60

11.05.2009 12.05.2009 13.05.2009 14.05.2009 15.05.2009 16.05.2009 17.05.2009 18.05.2009 19.05.2009 20.05.2009 21.05.2009 22.05.2009 23.05.2009 24.05.2009 25.05.2009 26.05.2009 27.05.2009 28.05.2009 29.05.2009 30.05.2009 31.05.2009

21:19 21:22 21:24 21:27 21:30 21:33 22:19 22:57 23:27 23:52
0:13 0:32

21:47 22:33 23:09 23:37 0:00 0:19 0:36 0:52 0:57 0:54
0:51 0:49

198,59 210,13 222,10 234,57 247,54 260,89 275,00 288,55 302,48 315,61

-13,23 -17,66 -21,36 -24,17 -25,92 -26,50 -25,75 -23,71 -20,28 -15,84

329,08 341,93

-10,22 -4,14

21:51 21:55 21:58 22:01 22:04 22:35 23:06 23:29 23:49

22:07 22:47 23:18 23:43 0:04 0:23 0:31 0:28 0:25

101,21 116,61 131,50 146,33 159,98 173,25 186,94 200,21 213,79

24,93 21,84 17,29 11,38 5,03 -1,54 -8,18 -14,00 -18,96

eteiligung der VDS e.V. Mit B

AME2009
26. September 2009

4. Internationale Astronomie-Messe
Kommen Sie zur AME2009
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Freuen Sie sich wieder auf ein attraktives Rahmenprogramm mit Stefan Seip, Siegfried Haberer, Prof. Dr. Hans-Ulrich Keller, Dr. Geffert und Gernot Meiser.

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Ansprechpartner: Siegfried Bergthal · Walburga Küchler Tel.: 0741 270 62 10 · Email: info@astro-messe.de
www.astro-messe.de

28 M O N D

Datum
01.06.2009 25.06.2009 26.06.2009 27.06.2009 28.06.2009 29.06.2009 30.06.2009 01.07.2009 02.07.2009

L5-UTC L5-UTC L5-deg Anfang Ende RA

L5-deg Dec

L4-UTC L4-UTC L4-deg Anfang Ende RA 0:07 0:22 228,35

23:24 23:15 23:10 23:06 23:08 23:31 23:59

23:29 23:38 23:43 23:48 23:52 23:56 0:00

209,60 223,87 238,41 253,03 267,43 281,32 294,51

L4-deg Dec -22,93
-17,67 -21,95 -24,87 -26,30 -26,25 -24,84 -22,24

16.07.2009 17.07.2009 18.07.2009 19.07.2009 20.07.2009 21.07.2009 22.07.2009 23.07.2009 24.07.2009 25.07.2009 26.07.2009 27.07.2009 28.07.2009 29.07.2009 30.07.2009 31.07.2009 01.08.2009 02.08.2009 03.08.2009

22:12 22:09 22:06 22:03 22:25 23:04 23:55
1:01

22:39 23:15 0:03 0:57 1:00 1:03 1:06
1:09

343,41 355,90 8,94 22,81 37,72 54,34 71,02

-3,12 3,09 9,33 15,22 20,32 24,23 26,21

89,14 26,16

21:49 21:46 21:43 21:40 21:37 22:01 22:35 23:16
0:06 1:05

21:57 22:31 23:15 0:10 1:14 1:26 1:29 1:32
1:34 1:37

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-20,18 -23,83 -25,93 -26,45 -25,48 -23,11 -19,79 -15,51

327,57 -10,62 338,86 -5,35

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1:10

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2:24

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0,64 6,70 12,59 17,95 22,33 25,36 26,42 25,39

113,99 22,32

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-25,12 -26,34 -25,95 -24,12 -21,12 -17,07 -12,35 -7,41 -2,01

357,22 3,67 8,48 9,01

10.09.2009 11.09.2009 12.09.2009 13.09.2009 14.09.2009 15.09.2009 16.09.2009 17.09.2009 18.09.2009 19.09.2009 20.09.2009 21.09.2009 22.09.2009 23.09.2009 24.09.2009 25.09.2009 26.09.2009 27.09.2009 28.09.2009 29.09.2009 30.09.2009 01.10.2009 02.10.2009

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19:53 20:42 21:45 23:01 0:24 1:49 3:13 3:16
3:18 3:20 3:21

359,80 12,35 25,62 39,82 55,02 71,72 88,75 105,44

4,90 10,73 16,12 20,73 24,14 26,04 25,98 23,97

121,83 20,11 136,43 15,17 149,94 9,50

19:15 19:13 19:10 19:08 19:09 19:54 20:48 21:48 22:53
0:00 1:08 2:16 3:24

19:43 20:41 21:49 23:02 0:14 1:25 2:33 3:31 3:33
3:35 3:36 3:38 3:39

248,90 264,35 279,25 293,25 306,27 318,37 330,21 341,53 352,63

-25,80 -26,13 -24,88 -22,30 -18,70 -14,36 -9,34 -4,02 1,41

4,23 15,72 27,81 40,67

7,00 12,13 16,82 20,83

08.10.2009 18:32 09.10.2009 18:30 10.10.2009 18:28 11.10.2009 18:26

18:40 19:39 20:50 22:09

8,99 22,04 35,83 50,46

9,18 14,66 19,42 23,11

Datum
12.10.2009 13.10.2009 14.10.2009 15.10.2009 16.10.2009 17.10.2009 18.10.2009 19.10.2009 20.10.2009 21.10.2009 22.10.2009 23.10.2009 24.10.2009 25.10.2009 26.10.2009 27.10.2009 28.10.2009 29.10.2009 30.10.2009 31.10.2009

L5-UTC Anfang 18:24 19:13 20:23 21:40 23:01

L5-UTC Ende 23:31 0:53 2:14 3:33 4:02

L5-deg RA 65,84 82,31 98,69 114,48 129,92

0:20 4:03 143,78 1:36 4:05 156,81 2:50 4:06 169,25 4:02 4:08 181,83

L5-deg Dec 25,39 26,02 24,78 21,84 17,32
12,01 6,17 0,17 -5,91

L4-UTC L4-UTC L4-deg Anfang Ende RA

18:15 18:13 18:11 18:09 18:08 18:38 19:36 20:40 21:46 22:53

18:26 19:30 20:41 21:55 23:07 0:17 1:24 2:30 3:35 4:16

257,67 272,79 287,26 300,83 313,46 325,26 336,90 348,14 359,27 10,56

0:00 4:18 22,77 1:07 4:19 35,22 2:16 4:20 48,53 3:26 4:22 62,75

L4-deg Dec
-25,97 -25,37 -23,32 -20,09 -15,99 -11,30 -6,05 -0,65 4,74 9,93
14,95 19,20 22,62 24,94

06.11.2009 07.11.2009 08.11.2009 09.11.2009 10.11.2009 11.11.2009 12.11.2009 13.11.2009 14.11.2009 15.11.2009 16.11.2009 17.11.2009 18.11.2009 19.11.2009 20.11.2009 21.11.2009 22.11.2009 23.11.2009 24.11.2009 25.11.2009 26.11.2009 27.11.2009 28.11.2009 29.11.2009 30.11.2009

17:43 17:42 17:41 17:40 18:13 19:27 20:45 22:02 23:18
0:32 1:44 2:54 4:04

18:41 19:59 21:20 22:42 0:01 1:19 2:35 3:52 4:42
4:43 4:45 4:46 4:47

31,91 46,51 61,76 77,38 93,58 109,24 124,05 138,49 151,56
164,05 176,21 188,26 200,92

18,16 22,17 24,80 25,84 25,15 22,76 18,96 13,90 8,35
2,48 -3,39 -9,00 -14,30

17:33 17:32 17:32 17:31 17:30 18:26 19:32 20:39 21:45 22:51 23:58

1:06 2:16 3:30 4:47

18:24 19:36 20:49 22:00 23:09 0:16 1:21 2:26 3:32 4:39 4:56
4:57 4:58 4:59 5:00

281,71 295,51 308,46 320,60 332,07 343,52 354,72 5,93 17,41 29,41 42,13

-24,07 -21,27 -17,48 -12,98 -8,04 -2,66 2,75 8,02 12,96 17,41 21,15

56,27 70,73 85,86 101,29

24,03 25,56 25,62 24,06

04.12.2009 05.12.2009 06.12.2009 07.12.2009 08.12.2009 09.12.2009 10.12.2009 11.12.2009 12.12.2009 13.12.2009 14.12.2009 15.12.2009 16.12.2009 17.12.2009 18.12.2009 19.12.2009 20.12.2009 21.12.2009 22.12.2009 23.12.2009 24.12.2009 25.12.2009 26.12.2009 27.12.2009 28.12.2009 29.12.2009

17:23 17:23 17:22 17:22 17:22 18:35 19:52 21:07 22:20 23:31
0:41 1:50 3:00 4:08 5:14

17:42 19:05 20:29 21:50 23:09 0:26 1:41 2:56 4:10 5:13
5:14 5:15 5:15 5:16 5:16

41,89 57,47 73,45 89,35 104,68 119,72 133,74 147,37 159,80 171,84
183,75 195,76 208,56 221,27 234,40

21,10 24,21 25,68 25,40 23,49 20,05 15,50 10,00 4,31 -1,48
-7,12 -12,38 -17,19 -20,98 -23,75

17:23 17:23 17:23 17:24 17:24 17:24 18:26 19:33 20:39 21:44 22:50 23:58

1:08 2:21 3:38 4:54

17:23 18:35 19:46 20:56 22:03 23:09 0:14 1:20 2:26 3:32 4:38 5:19
5:20 5:20 5:20 5:21

291,66 304,65 316,89 328,48 339,59 350,42 1,62 12,98 24,72 37,02 50,04 63,83

-22,06 -18,56 -14,28 -9,47 -4,36 0,85 6,19 11,26 15,88 19,86 22,99 25,04

78,89 93,85 108,96 123,94

25,78 24,99 22,63 18,75

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Die Gruppe ,,Berliner Mondbeobachter"
von Wilfried Tost

Die Gruppe ,,Berliner Mondbeobachter" wurde am 31. März 1956 gegründet, also bereits vor dem ersten Satellitenstart und mehr als ein Jahrzehnt vor der ersten Mondlandung. Das Ziel der Gruppe besteht nach wie vor darin, die Beschäftigung mit Themen um den Mond zu bündeln und voran zu bringen. Bis heute finden monatliche Treffen statt, in denen die an der Mondbeobachtung und Mondforschung interessierten Amateure einander Beobachtungen und Informationen austauschen und diese auch an die interessierte Öffentlichkeit weitergeben. Dies geschieht durch Berichte, Vorträge, Diskussionen und Beobachtungen zu gegebenem Anlass. Die Gruppe ist aufgrund ihrer langen Tradition und Akzeptanz auch ein Ort, an dem Amateure und Profis zusammen arbeiten können.
In den letzten 20 Jahren war die Gruppe ,,Berliner Mondbeobachter" eine der wenigen Bollwerke weltweit, die sich beständig mit dem Mond und seiner Erforschung beschäftigte. Heute ist der Mond endlich wieder in den Brennpunkt der wissenschaftlichen Forschung gerückt, und auch in der Amateurastronomie hat das Interesse an unserem Erdtrabanten deutlich zugenommen. An den Treffen der Gruppe ,,Berliner Mondbeobachter" nehmen regelmäßig 20 Personen teil; entsprechend breit sind die Interessengebiete und die Beiträge gefächert. Es gibt jeden Monat etwas Neues zu erfahren und zu lernen.
Der typische Ablauf einer Sitzung Die Sitzungen enthalten meist eine Videosequenz von vier bis fünf Minuten Dauer, in der die aktuelle Mondphase gezeigt wird. Durch die Kommentierung werden die Teilnehmer im Laufe der Jahre immer mehr mit dem Aussehen und den Formationen auf dem Mond vertraut. Kurzberichte vermitteln in komprimierter Form Informationen zu neuen Forschungen oder technologischen Entwicklungen. Beliebt und wichtig sind Präsentationen von eigenen Mondaufnahmen der Teilnehmer, in denen sowohl die Technik und die Aufnahmesituation diskutiert, als auch eine Beschreibung des jeweiligen Beobachtungsobjekts erarbeitet wird. Ein Schwerpunktthema wird in Form eines Vortrages präsentiert, wobei

Abb. 1: Die Teilnehmer der Jubiläumssitzung 500 vom 08.10.2007

Fragen und Kommentare der Teilnehmer in der Diskussion geklärt werden. Die Themen reichen von der Mondentstehung über Kraterformen, Rillen, Mare oder Strahlenkrater bis hin zu Raumsonden und Mondstationen. Historische Themen oder die Nomenklatur des Mondes sind ebenfalls Bestandteil der Sitzungen. Immer wieder wird auch das Grundlagenwissen wie Größe, Phase und Libration behandelt und eine Vorschau auf günstige Beobachtungsmöglichkeiten gegeben. Dies können Mondfinsternisse sein, aber auch seltene Librationsobjekte, Bedeckungen von Planeten und Sternen oder der Durchzug von geostationären Satelliten vor dem Mond. Zu jeder Sitzung der Gruppe ,,Berliner Mondbeobachter" wird ein Protokoll

erstellt und verteilt. Im Oktober 2007 wurde zur Sitzung Nr. 500 eine CD-ROM herausgegeben, die alle Protokolle seit der Gründung der Gruppe als durchsuchbare PDF-Dateien enthält. Dies sind inzwischen mehr als 500 Protokolle mit mehr als 2500 Seiten, deshalb ist ein von Hand erstellter Index als Excel-Datei enthalten, der bei der Suche nach Stichworten hilft. Die PDF-Dateien können zudem ebenfalls nach Textstellen durchsucht werden.
Termine und Protokolle Die Teilnahme an der Gruppe ist frei und ausdrücklich erwünscht, auch und besonders für Gäste. Die Protokolle der Sitzungen können von jedem Interessierten als PDF-Datei von den Webseiten der Gruppe Berliner Mondbeobachter geladen werden. Auf Wunsch erfolgt eine Mitteilung per E-Mail. Auf der Webseite der Gruppe werden die Termine und Themen der jeweils nächsten Sitzungen angekündigt. Der generelle Treffpunkt ist an jedem zweiten Montag im Monat um 20:00 Uhr.

Abb. 2: Die CD mit allen Protokollen seit 1956 im PDF-Format

Kontaktdaten der Gruppe ,,Berliner Mondbeobachter" Treffen: Jeder zweite Montag im
Monat, 20:00 Uhr Treffpunkt:Seminarraum im Planetarium
am Insulaner, Wilhelm-Foerster-Sternwarte Berlin e.V. Homepage: www.wfs.be.schule.de/pages/ Mondbeobachter
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Der Mond in Öl
von Karl-Heinz van Heek

Abb. 1: Ölbild des Mondes mit seitlichem Lichteinfall
Bei einem Besuch unseres Arbeitskreises der Sternwarte Aachen im April 2007 wurde ein schöner Beitrag über Zeichnungen des Mondes vor Erfindung der Fotografie gebracht. Während des Vortrages kam mir (ich male schon seit Jahren in Öl) der Gedanke: Das könntest Du auch mal machen. Von nun an ließ es mir keine Ruhe mehr, den Mond mit all seinen Details in Öl auf die Leinwand zu bringen. Es wurde Leinwand und Keilrahmen besorgt, aufgespannt, grundiert und dann ging es los. Bewaffnet mit Atlanten, Karten, Fotos und, wenn es das Wetter zuließ, auch am Teleskop zum Vergleich stehend, ging es Stück für Stück voran. Die höchsten Formationen wurden mit einer speziellen
Abb. 2: Detail aus dem Mondbild in Öl

Masse plastisch aufgelegt, interessant hierbei war für mich, mich intensiv mit jedem einzelnen Krater auseinander zu setzten. Die höchste Formation auf der Vorderseite, welche ich je malte, betrug 5160 m am Krater Gemma Frisius. So habe ich dann die erhabensten Krater nach Gefühl, entsprechend der Angaben in Atlanten und Karten, modelliert. Diese Arbeit kommt besonders schön bei seitlich einfallendem Licht zur Geltung (Abb. 1). Die Bilder 2 und 3 zeigen Ausschnitte aus dem gesamten Bild. Nun ist mein Ölbild des Mondes nach fast einem Jahr fertig (Abb. 4); es wird noch mit Firnis überzogen und dann mit einem schönen silbern Schattenrahmen versehen.
Abb. 3: Ausschnitt aus dem Mondbild in Öl

M O N D 31

Abb. 4: Gesamtbild des Mondes in Öl gemalt

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32 M O N D

Abb. 5: Der Autor bei der Arbeit am Mondbild in Öl

Abb. 6: Eine weitere Arbeit des Malers: der Pferdekopf-Nebel

Das Lebenswerk von Philipp Fauth und seine große Mondkarte
von Otto Guthier

Bei den Vorbereitungen zu unserem Schwerpunktthema dieser Ausgabe tauchte die Frage auf, ob nicht auch ein Beitrag zur visuellen Mondbeobachtung Sinn machen würde. Einer der berühmtesten deutschen Mondbeobachter war Philipp Fauth, der eine große Mondkarte mit einem Maßstab von 1:1.000.000 und einem Durchmesser von 3,5 Meter zeichnete. Diese Mondkarte wurde im Oktober 1964 von der Olbers-Gesellschaft in Bremen in einer Auflage von 500 Exemplaren erstmals veröffentlicht - 23 Jahre nach dem Tod von Philipp Fauth. Bei unserem Gespräch in der Redaktion erinnerte ich mich daran, dass ich als junger Sternfreund Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zwei Sonderhefte ,,Mondkarten von Philipp Fauth" erstanden hatte, die sich heute noch in meinem Besitz befinden. Nach einer kurzen ,,Schatzsuche" wurde ich fündig ... Nach einem intensiven Literaturstudium entstand der vorliegende Beitrag, der auch dazu dienen soll, an den begnadeten visuellen Beobachter, Zeichner und Schriftsteller Philipp Fauth zu erinnern. Außerdem möchten wir damit

Abb. 1: Philipp Fauth im Jahr 1930
seine ungewöhnliche wie beispiellose Beobachtungstätigkeit in einem Beitrag würdigen. Die nachfolgenden biographischen Angaben stammen von seinem Sohn, Hermann Fauth, die aus dem Sonderheft ,,Mondkarten" der OlbersGesellschaft entnommen wurden [1].

Philipp Fauth (1867 - 1941) Als Sohn einer Töpferfamilie erblickte Philipp Fauth am 19. März 1867 in Bad Dürkheim das Licht der Welt. Vom Vater erbte er offenbar das zeichnerische Talent, von der Mutter die Begeisterung für die Musik, der er zeitlebens als begeisterter Violinspieler treu blieb. Sein erstes astronomisches Erlebnis soll Philipp Fauth im Jahr 1874 mit der eindrucksvollen Erscheinung des Kometen Coggio erhalten haben. Im Alter von 15 Jahren betrat er das Lehrerseminar in Kaiserslautern und führte dort im Jahr 1885 die ersten Mondund Sonnenbeobachtungen durch. Im Jahr 1887 erwarb er sein erstes Fernrohr mit einem Durchmesser von 72 mm, mit dem er seine ersten intensiven Beobachtungen durchführte und sich autodidaktisch weiter bildete. Anregungen und Hinweise suchte er in astronomischen Büchern, die seine leidenschaftliche Liebe zur Astronomie vertieften. Kontakte zu den damaligen Sternwarten in Speyer, Mannheim oder Heidelberg hatte er damals noch nicht. Mit 23 Jahren gründete er als junger Volksschullehrer im Süden von

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Kaiserslautern auf dem Lämmchesberg seine erste Sternwarte, die mit einem 162-mm-Refraktor, damals einem großen Instrument, bestückt war. Zwei Jahre später, im Jahre 1892, versetzte ihn das Schulamt in ein kleines westpfälzisches Dorf in Oberarnbach bei Landstuhl. Seine Sternwarte und astronomischen Beobachtungen am Mond und den Planeten wollte er nicht aufgeben, und so legte er jeden klaren Abend zunächst fünf Kilometer zu Fuß zum Bahnhof, dann eine 16 Kilometer lange Bahnfahrt nach Kaiserslautern und anschließend einen Fußweg zur Sternwarte auf den Lämmchesberg zurück. Oft ging er erst morgens nach durchbeobachteter Nacht zurück zum Schuldienst. In dieser Zeit entstanden die ersten Publikationen (1893 und 1895), die ihm die Anerkennung und den Respekt von verschiedenen Fachastronomen einbrachte. Kontakte zu dem Heidelberger Astronomen Max Wolf und später zu Prof. Dr. Wilhelm Foerster von der Berliner Sternwarte beflügelten seine Arbeiten am Fernrohr. Im Jahre 1894 publizierte er seinen ersten Mondatlas mit ,,25 topographischen Spezialkarten des Mondes." Bis 1899 entdeckte Fauth 2.522 neue Krater und Rillen auf dem Mond, und bis 1903 waren auf der Mondkarte 5.594 neue Objekte verzeichnet. Sein Ruf als Mondspezialist trug ihm das Angebot von Wilhelm Foerster ein, eine Stelle als Observator an der neuen Sternwarte in Mexiko-City anzunehmen. Doch Fauth lehnte ab. In diese Zeit fallen auch die Publikationen ,,Beobachtungen der Planeten Jupiter und Mars aus den Beobachtungen 1896-97", in der er fast 3.000 Jupiterzeichnungen zusammentrug. Im Jahre 1906 erschien das erste ,,Mondbuch" und zwei Jahre später die ,,Einfache Himmelskunde". Im Kriegsjahr 1916 erschien als vierte Publikation ,,25 Jahre Planetenforschung". Der Zufall wollte es, dass eine reiche Dame aus dem Rheinland, Frau Ellen Waldthausen, die sein Mondbuch gelesen hatte, ihm durch eine großzügige Spende eine neue Sternwarte mit einem noch größeren Teleskop ermöglichte. So entstand 1911 einige hundert Meter südlich der alten

Abb. 3: Die zweite Sternwarte auf dem Kirchberg bei Landstuhl 1895-1911

Abb. 5: Die vierte Sternwarte im Süden
von München, in Grünwald. Daneben die Hütte mit dem Sonnenfernrohr 1930-1941

Abb. 2: Fauths erste Sternwarte auf dem Lämmchesberg im Süden von Kaiserslautern 1889-1895
Abb. 4: Die dritte Sternwarte auf dem Kirchberg bei Landstuhl mit dem berühmten Schupmann-Medial 19111930
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Abb. 6 (links): Verkleinertes Detail aus dem Blatt 9 der großen Mondkarte - Fracastor, Beaumont und Theophilus.

Abb. 7 (oben): Krater Copernicus. Zeichnung von Philipp Fauth aus dem Jahr 1932 im Original-Maßstab 1:200.000. Untn im Bild Doppelkrater Fauth.
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Sternwarte auf dem Kirchberg eine weitere, die ein von Prof. Schupmann aus Aachen neu konstruiertes Fernrohr - das ,,Schupmann-Medial" - mit 385 mm Öffnung und einer Brennweite von 3.850 mm (Öffnungsverhältnis 1:10) aufnahm. Fauth bezeichnete dieses Fernrohr als das beste, das er jemals zur Beobachtung benutzen konnte. Eine ausführliche Abhandlung zu diesem Instrument findet sich in [2], einem Beitrag von Anton Kutter aus Biberach/Riss. Fauth war in der Fachwelt angekommen und mit einem leistungsstarken, großen Instrument ausgestattet, das seine Beobachtungstätigkeit enorm anspornte und inspirierte. Im Jahr 1923 wurden seine intensiven Beobachtungen des Mondes und der Planeten jäh unterbrochen: Von den Franzosen nach dem ersten Weltkrieg ausgewiesen, musste er eine Stelle als Lehrer in München annehmen. Dort konnte er den Zeiss-Refraktor des deutschen Museums nutzen, um seine Beobachtungen fortzuführen.
Erst 1930 holte er seinen ,,SchupmannMedial" in den Süden von München und errichtete in Grünwald seine vierte Sternwarte. Dort entstand auch das 600 Seiten umfassende Werk ,,Unser Mond" mit den Mondatlanten von 1895 und 1932 (ein Mondatlas mit 16 Sonderseiten), die als ,,Gipfelleistungen" moderner Selenographie galten. In Grünwald entstand auch die Idee für eine große Mondkarte im Maßstab 1:1.000.000, die als Ergebnis von tausenden von Beobachtungsstunden, Zeichnungen und Skizzen am Fernrohr zu einer detaillierten Karte zusammen fließen sollten. Im Jahre 1926 fertigte Fauth innerhalb weniger Wochen auf 22 Blättern als Bleistiftentwurf die Zeichnungen an, aber erst 1935 befasste er sich mit den endgültigen Reinzeichnungen auf Transparentpapier. Die Blätter Nummer 1, 2, 3, 5 und 6 zeichnete er selbst, setzte aber seine Arbeiten nicht mehr fort. Offenbar wurden seine Leistungen in der Fachwelt in teilweise beschämender Weise unwürdig dargestellt [3], oder die aufkommende Mondfotografie (1932 erschien der erste Mondatlas im Maßstab 1:1.000.000) ließen ihn davon ab. ,,Das Drängen auf meine große Mondkarte ist geradezu lächerlich... Vielleicht überlasse ich das einmal meinen Kindern." wird Fauth zitiert [3]. Jedenfalls befasste er sich nicht mehr selbst mit den Reinzeichnungen zur großen Mondkarte. Am 4. Januar 1941 schloss Philipp Fauth
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im Alter von 73 Jahren im kleinen Ort Grünwald bei München für immer seine Augen. In den Wirren des Krieges verschwanden auch die 22 Blätter zur großen Mondkarte. Erst glückliche Umstände führten dazu, dass sie sein Sohn Hermann Fauth in den fünfziger Jahren wieder in die Hände bekam. Er hatte 1935 die Arbeiten seines Vaters mitverfolgt und entschloss sich nun, die Reinzeichnungen der letzten 17 Karten selbst an Hand der Originale auszuführen. Diese Arbeiten erledigte er von Juni 1957 bis Mai 1959 - 75 Jahre nach Philipp Fauths ersten Mondbeobachtungen. Aus Anlass der 40-Jahr-Feier der Bremer Olbers-Gesellschaft legte diese den ,,Großen Mondatlas von Philipp Fauth" in einer einmaligen Auflage von 500 Exemplaren auf. Walter Stein, damaliger Vorsitzender der Olbers-Gesellschaft und von 1957 bis 1967 Vorsitzender der VdS, schrieb: ,,Philipp Fauths Werk ist eine so einmalige Leistung eines einzelnen Beobachters, dass es nicht verloren gehen darf, sondern der Nachwelt als Dokument und Anreiz zu intensivem eigenen Streben erhalten bleiben muss. Es stellt, wie ein Gutachter schrieb, das letzte Dokument dessen dar, was mit einem guten Auge, einem vorzüglichen Fernrohr und größter beobachterischer Erfahrung auf dem Mond dazu finden ist." [4]
Wenige Monate vor Erscheinen der Karten, im Juli 1964, gelangen der ersten Mondsonde Ranger VII die ersten Aufnahmen der Mondoberfläche mit einer damals nicht gekannten Auflösung. Ein neues Zeitalter der Mondforschung hatte begonnen. Fünf Jahre später betrat mit Neil Armstrong der erste Mensch den Mond ... Mit Philipp Fauths Beobachtungen und Zeichnungen endete eine fast 450 Jahre dauernde Geschichte der visuellen Mondkartierung. An diese denkwürdige, einmalige Leistung eines Beobachters - eines Amateur-Astronomen - wollen wir mit diesem Beitrag zu unserem Schwerpunktthema ,,Mond" exakt 50 Jahre nach Vollendung der 3,5 Meter großen Mondkarte im Maßstab 1:1.000.000 erinnern. Wir zollen dem letzten großen Mondbeobachter Philipp Fauth Respekt und Anerkennung für seine wahrlich einmalige Leistung. Nachzutragen bleibt, dass sein geliebtes Instrument, das geniale ,,SchupmannMedial" auch nach dem Kriege verschollen blieb.

Literaturhinweise: [1] Nachrichten der Olbers-Gesellschaft 60, 11 [2] Nachrichten der Olbers-Gesellschaft 63, 11 [3] Zitat: Hermann Fauth, Nachrichten der
Olbers-Gesellschaft 60, 18 [4] Zitat: Walter Stein, Nachrichten der Olbers-
Gesellschaft 60, 9
LICHT
Licht in der Nacht Licht für die Liebenden
romantisches Licht erleuchtet und erleuchtend
Bedeckung verfolgend Verfinsterung erleidend Elliptisch umlaufend Pure Dynamik
Himmelskörper Trabant Rußigdunkel Klein und doch groß Kalt und doch heiß
Der Sonne Freund Der Erde Sohn Vater von Gezeiten Pendelnder Phasengestalten Vertrauter von Liebhabern Der Nacht
Meerüberspannt Gebirgsdurchzogen Berggetupfert Rillenverspannt Kraterzerfurcht
Heimgesucht Von Anderen Streunern Maschinenbestückten Menschen
In die Ferne gerückt Sehnsuchtsvolle Reserve
Schöner Störenfried
MOND
W.E. Celnik, im Januar 2009

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Abb. 2: Ausschnitt aus Abb. 1.
Abb. 1: Herschelbucht, Plato, Alpental. 17.02.08, 20:14:28 MEZ, Sigma D14, 0,5 s, 100 ISO.
Mondfotos mit einem Maksutow
von Wolfgang Lille
Aus dem Nachlass eines verstorbenen Sternfreundes aus Hamburg habe ich u.a. ein 180/1800-mm-Spiegelfernrohr Meniscas Zeiss/Jena erworben. Aus alten Unterlagen war nachzulesen, dass der Hauptspiegel aus Zerodur oder Astro Sital besteht. Über die optische Qualität, war leider nichts Genaueres nachzulesen. Aber das überprüfe ich lieber selbst, z.B. am Stern. Intra- und extrafokal waren unterschiedlich kontrastreiche Ringe zu sehen, und damit ist wohl leider keine maximale Optik vorhanden! Im Vergleich zu Optiken mit bekannten Messdaten kann man wohl trotzdem mit 1/4 Lambda rechnen. Die ersten Deep-Sky-Fotos sahen doch recht gut aus. Da ein Leitrohr nicht stabil genug am Meniscas montiert werden konnte, habe ich einen Easyguider anmontiert. Aber ohne Shapleylinse, da ,,mit" der Fokus nicht erreicht werden konnte. Bei Mondaufnahmen musste natürlich noch nachvergrößert werden. Da eignet sich z. B. eine Tele Vue 2" Power Mate 1:4 Barlowlinse oder meine altbewährte Okularprojektion. Ich verwendete eine Pentax-Projektionslinse f = 24 mm, die eine sechsfache Nachvergrößerung erzeugt. Außerdem dann das Sigma D14 Digitalgehäuse.
Abb. 3: Copernikus, Eratosthenes, Apenninen. 16.02.08, 23:39:35 MEZ,
Sigma D14, 1 s, 100 ISO.
VdS-Journal Nr. 29

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Früher machte ich meine besten Mondaufnahmen mit einem 150/3000-mmSchiefspiegler. Mit einer dreifachen Barlowlinse von Lichtenknecker erreichte ich neun Meter Äquivalentbrennweite. Ein zusätzlicher Zweifach-Konverter ergab aber Reflexe, und die ca. viermal längere Belichtungszeit brachte auch keine besseren Ergebnisse. Also war ich gespannt, ob das auch mit dem Meniscas zu erreichen ist.
Die ersten besseren Mondaufnahmen mit dem Meniscas erreichten dann doch knapp die früheren analogen SchiefspieglerErgebnisse. Im Februar 2008 war wieder einmal der Mond zu sehen. Halbmond mit hoher Deklination! Fotografiert habe ich am 15.02.08, 16.02.08 und am 17.02.08. Wenn man am PC-Monitor mit entsprechender Nachvergrößerung die Fotos miteinander vergleicht, waren die Fotos vom 15.02.08 schon recht gut, aber die Fotos vom 16. und 17. 02.08 haben mich doch positiv überrascht. Da sieht man wieder einmal, dass ein gutes Seeing wichtiger ist, als die ,,Jagd" nach einer extrem hohen Spiegelgenauigkeit, obwohl diese natürlich nicht hinderlich wäre.

Wenn man jahrzehntelang u.a. Mondfotos gemacht hat, achtet man zur Kontrolle der Bildgüte auf bestimmte Details, zum Beispiel:
1. Sieht man auf den Fotos die kleinen Krater in Plato, oder wie aufgelöst ist die kleine Gebirgskette ,,Straight Range"? Heute mit der Webcam-Technik geht es aber noch weiter ... Stichwort: Rille im Alpental! (Abb. 2 und 3)
2. Copernikus, zum Beispiel direkt am Terminator. Wie sieht die ,,Perlschnurkette" Stadius craterlets zwischen Copernikus und Eratosthenes aus? Mein Blick fällt dann aber auch auf den ,,versunkenen" Krater Stadius. Wie viele Kleinkrater sind zu sehen? (Abb. 4 und 5)
3. Die Dreifachkratergruppe Ptolemaeus - Alphonsus - Arzachel und die lange Wand. Wie viel Feinstrukturen sind in den drei Kratern zu sehen? Und ist die feine Rille am Krater ,,Birt" sichtbar? (Abb. 6 und 7)
4. Clavius am Terminator, aber schon voll beleuchtet. Wie viel Feinstrukturen sind am südlichen Kraterboden zu sehen? (Abb. 8)

13.01.2009 10:08:41 Uhr
Die guten Ergebnisse veranlassen mich jetzt, das Meniscas auch für Sonnenfotos auszurüsten. Ein 180-mm-Glasfilter für die Weißlichtsonne und ein 200-mm-Rotfilter IR/AR von meinem 200/3000-mmRefraktor für die H-alpha Sonne sind schon montierbar. Und an der hinteren Ringschwalbe kommt dann mein Lille30/30-H-alpha-System (einschließlich einer 1:3 Telezentrik). Es bleibt abzuwarten, was mein Meniscas an der Sonne bringt ...
Abb. 4: Stadius, Stadius craterlets. Ausschnitt aus Abb. 3.
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Abb. 6: Lange Wand, Krater Birt mit Rille. Ausschnitt aus Abb. 5.
Abb. 7: Clavius, Tycho. 16.02.08, 23:40:22 MEZ, Sigma D14, 0,6 s, 100 ISO.
Abb. 5: Ptolemaeus - Alphonsus - Arzachel, Deslandres. 16.02.08, 23:41:10 MEZ, Sigma D14, 0,6 s, 100 ISO.
Abb. 8: Clavius Ausschnitt aus Abb. 7.
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Neue Mondausblicke
von Manfred Wolf

Lange hat´s gedauert, bis das Wetter und die Himmelsqualität wieder etwas mehr Detail herauslocken ließen von unserem guten alten Mond! Im Oktober und November 2008 war es dann soweit, zwar nicht ganz so hervorragend wie im Frühjahr, aber dennoch lohnend. Die Mosaike entstanden alle an meinem C11, das auf der Terrasse meines Wohnhauses in Köngetried aufgestellt ist. Die Primärbrennweite des Teleskops verlängere ich mittels eines Flatfield-Korrektors von Baader auf etwa zehn Meter. Als Aufnahmekamera dient eine ToUCam 840k von Philips. Bis vor kurzem benutzte ich einen vorgeschraubten Gelbfilter zur Verbesserung der Bildqualität, aber seit November setze ich einen IR-Passfilter ein. Mit diesem Filter bin ich eigentlich hochzufrieden, auch wenn er schon erheblich mehr Licht als der Gelbfilter schluckt. Aber er reduziert die Luftunruhe doch deutlich. Am 19.10.2008 entstandAbb. 1.Aufnahmezeit war von 3:30 bis 4:23 Uhr MESZ. Das Mosaik besteht aus elf Einzelansichten und zeigt die Umgebung der Landestelle von Apollo 11 im Mare Tranquillitatis. Zu sehen sind (von ganz oben) die Krater Arago, Manners, Ritter und Sabine bis Hypatia im Bergland ganz unten. Im Mare Tranquillitatis erkennt man noch einige Falten des Lamont-Berglandes. Am südlichen ,,Gestade" des Mare Tranquillitatis sind zwei Rillen zu sehen, die längere ist die Hypatia-Rille. Für diese Aufnahme wurde noch der Gelbfilter benutzt. Die Einzelbilder wurden aussortiert und gestackt mit RegiStax3, zusammengesetzt mit I-Merge und bearbeitet mit Photoshop 6. Sehr erfolgreich war die Nacht vom 15. auf den 16.11.2008. Zunächst nahm ich zwischen 23:25 und 23:58 Uhr MEZ das sechsteilige Mosaik des Gebietes Atlas - Herkules auf (Abb. 2). Das Ringgebirge Atlas hat im Inneren ein Netz von Bruchrillen, Rima Atlas I - V. Alle technischen Details sind wie oben, nur dass hier der bereits erwähnte IR-Passfilter zum Einsatz kam. Anschließend entstand von 0:10 bis 0:57 Uhr MEZ, ebenfalls mit vorgeschraubtem IR-Passfilter, das Mosaik um Taruntius (Abb. 3). Es setzt sich ebenfalls aus sechs Teilansichten zusammen. Taruntius selbst ist innen von

Abb. 1: Landeplatz von Apollo 11 und Umgebung

M O N D 41
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Abb. 2: Region Atlas - Herkules

Abb. 3: Ringgebirge Taruntius

Abb. 4: Kraterruine Fracastorius

Abb. 5: Goclenius und Gutenberg

Abb. 6: Umgebung des Landegebietes von Apollo 17

konzentrischen Bergringen erfüllt. Der Bildausschnitt erstreckt sich hoch nach Norden bis da Vinci (dem zerklüfteten Krater) und Cauchy D (oben links). Die Cauchy-Rille kommt noch nicht heraus, da ist eine noch bessere Auflösung nötig. Abb. 4 entstand kurz nach Abb. 3 mit derselben Instrumentierung, und zwar zwischen 01:12 und 01:40 Uhr MEZ. Das Mosaik besteht aus fünf Einzelansichten und zeigt die 120 km weite Wallebene Fracastorius, deren Ring vor langen Zeiten vom Magma des Mare Nectaris teilweise überflutet wurde. Der Boden ist von zahlreichen kleinen Kratern bedeckt, eine Rille ist ebenfalls vorhanden. In der Zeit von 1:55 bis 2:30 Uhr MEZ folgte noch das vierfache Mosaik von Goclenius und Gutenberg. Die beiden etwa 70 km
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großen Ringgebirge werden nördlich von Rima Goclenius I und II begleitet. Rima Goclenius II setzt sich über den Rand von Goclenius in sein Inneres fort. Diesmal setzte ich zur Aufnahme wieder den vorgeschraubten Gelbfilter ein (Abb. 5). Dieser war zwar nicht so effektiv wie der IR-Filter, der Einsatz dieses helleren Filters war aber nötig, da das Mare Foecunditatis schon recht dunkel war für zehn Meter Brennweite. Der Terminator rückte nämlich schon nahe heran. Das letzte Mosaik dieser Nacht aus zehn zusammengesetzten Einzelansichten entstand von 2:37 bis 3:45 Uhr MEZ (Abb. 6). Oben in der Mitte liegt der Krater Römer mit einem auffälligen Zentralberg, unten in der Mitte Maraldi mit flachem Innenbereich. Links erkennt man eine

Bucht im Mare Serenitatis, knapp bildeinwärts liegt der flache Krater Littrow. Bei den Littrow-Bergen befindet sich die Landegegend von Apollo 17, links unten befinden sich höhere Berge mit Mons Argaeus. Danach war leider Schluss, weil Hochnebel aufzog. Von Vorteil war, dass der Mond in dieser abnehmenden Phase sehr hoch stand, was das Seeing ebenso verbesserte wie der IR-Passfilter.
Hinweis zu guten Mondkarten: http://www.lpi.usra.edu/resources/ mapcatalog/

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Der Mond über Österreich
von Peter Riepe
Chip hat 640 x 480 quadratische Pixel von 7,4 m Kantenlänge. Die Kamera wurde ohne Binning eingesetzt, und die Aufnahme zeigt das beherrschende Ringgebirge Bullialdus mit einem ausgeprägten Zentralberg. Es misst 60 km im Durchmesser und ist von einem radialen Kranz von Fließstrukturen umgeben. Links schon sehr dicht an der Licht-SchattenGrenze das Ringgebirge Hippalus mit dem Hippalus-Rillensystem. Links unten Campanus und Mercator. In derselben Nacht nahm Robert Schulz mit der gerade beschriebenen Ausrüstung auch den südlichen Rand des Mare Nubium auf. Hier sticht das eingefallene
Abb. 2: Pitatus am Südrand des Mare Nubium

Abb. 1: Umgebung des Ringgebirges Bullialdus
Seitens der Fachgruppe Astrofotografie bestehen seit längerem gute Beziehungen zu unseren Freunden an der österreichischen Gahberg-Sternwarte (VdSJournal Nr. 27, III/2008, S. 49). Der dort beheimatete Astronomische Arbeitskreis Salzkammergut gibt eine regelmäßig aktualisierte CD heraus, die viele, teilweise hervorragende Ergebnisse aus eigenen Amateur-Reihen enthält. Ich erhielt die freundliche Genehmigung, aus dieser CD passendes Bildmaterial für VdS-Zwecke heraussuchen, einen Artikel zusammenstellen und im Journal veröffentlichen zu dürfen.
Aufnahmen von Robert Schulz Robert Schulz gelang am 9. Januar 2006 von Wien aus dieses Mosaik aus dem Mare Nubium (Abb. 1). Teleskop war ein 12,5-Zöller mit 4000 mm Brennweite. Als Kamera diente eine Lumenera LU075M mit IR742-Sperrfilter (Astronomik). Ihr

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Abb. 3: Ptolemäus (oben), Alphonsus (Mitte) und Arzachel (unten) Ringgebirge Pitatus ins Auge (Abb. 2). Im flachen Innenraum gibt es konzentrische Rillen parallel zum Kraterwall. Man hat den Eindruck, als sei das aus dem Mare Nubium ins Kraterinnere hineingelaufene Magma beim Erkalten geschrumpft und habe dabei diese Rillen erzeugt. Links oberhalb schmiegt sich der Krater Hesiodus an den Wall von Pitatus. An seiner Seite sitzt Hesiodus A, der eine Doppelstruktur besitzt. Aufnahmen von Michael Karrer Michael Karrer ist einer der aktivsten österreichischen Mondfotografen. Seine Privatsternwarte steht in Rinnegg auf 700 m Höhe. Alle nachfolgend beschriebenen Aufnahmen stammen von ihm. Das ,,Trio" Ptolemäus, Alphonsus und Arzachel zeichnete er mit einer Philips ToUCam und einem 7-zölligen Meade-EDRefraktor bei f = 5600 mm auf (Abb. 3). Ptolemäus misst 150 km im Durchmesser.
Abb. 4 (oben): Mondapenninen und Archimedes
Abb. 5 (Mitte): Ringgebirge Taruntius
Abb. 6 (unten): Theophilus (oben Mitte), darunter
Cyrillus und Catharina
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Abb. 7: Rupes Recta und Rima Birt

Abb. 8: Wallebene Schickard
Sein Boden ist mit zahllosen Kleinkratern bedeckt. Der größte von ihnen ist Ptolemäus A mit 9 km Durchmesser, rechts oberhalb der Kratermitte. Direkt nördlich an ihm schließt der extrem flache, etwas größere Ptolemäus B an. Alphonsus und Arzachel sind von inneren Rillen durchzogen, sie besitzen - im Gegensatz zu Ptolemäus - klare Zentralberge. Der Kraterwall von Arzachel ist terrassiert, im südlichen Bereich erkennt man Spuren eines Hangabrutsches. Zwischen Alphonsus und Arzachel (links) liegt Alpetragius mit einem kräftigen Zentralberg. Die kleinsten im Bild nachweisbaren Details messen etwa 800 m. Von St. Radegund aus visierte Michael Karrer am 14.09.2006 die Mondapenninen an (Abb. 4). Dieses Gebirge mit Höhen von bis zu 5500 m trennt das Mare Imbrium vom Mare Serenitatis. Oben rechts beginnt der Mondkaukasus. Für dieses Bild kam der 7-zöllige Refraktor mit 4000 mm Brennweite zum Einsatz sowie eine CCD-Kamera Starlight SXV-H9 ohne Binning. Archimedes ist das 75 km große Ringgebirge (oben Mitte) mit dem völlig glatten Innenbereich. Autolycus und Aristillus schließen sich an. Abb. 5 zeigt das Ringgebirge Taruntius

Abb. 9: Wallebene Clavius
zwischen Mare Tranquillitatis und Mare Foecunditatis. Der Boden weist innen Bergringe auf, die konzentrisch zum Wall verlaufen. Oben links kommen hier die beiden Cauchy-Rillen am Krater Cauchy heraus, man vergleiche mit Abb. 3 im Bericht von Manfred Wolf. Zum Einsatz kam eine Philips modified ToUCam am 7"-Refraktor (f = 5000 mm). Mit nahezu den gleichen technischen Daten (jedoch f = 4800 mm) entstand das schon ,,klassische" Motiv der Mondoberfläche, die Gruppe der drei Ringgebirge Theophilus, Cyrillus und Catharina (Abb. 6.). Theophilus weist einen markanten Zentralberg auf. Von den Abmessungen her ist es schon eher ein Zentralgebirge, denn die Ausdehnung liegt immerhin knapp unter 30 km. Der Wall von Theophilus ist hoch und setzt sich nach außen hin noch wulstartig fort. Cyrillus und Catharina hingegen wirken abgeflachter und älter. Alle drei kommen auf einen Durchmesser um 90 km. Am mittleren Bildrand rechts ist am Nordrand des Mare Nectaris der überflutete Krater Daguerre sichtbar. Am östlichen Rand des Mare Nubium kann man bei gutem Seeing Rupes Recta, die ,,Lange Wand" entdecken (Abb. 7). Die Sonne scheint im Bild von rechts nach links, die Lange Wand verrät sich also durch ihren Schattenwurf nach links als eine Bruchstufe im Gelände. Links ist die Rima Birt zu sehen, benannt nach dem 20 km messenden Krater Birt zwischen Rima Birt und Langer Wand. Diese Rille ist etwa 2 km breit. Unten links zeigt sich im Mare

Nubium ein Faltenzug, der die Bewegung der Mondkruste bezeugt. Ganz rechts ragt das Ringgebirge Thebit ins Gesichtsfeld, sein Wall wird von Thebit A durchdrungen, an ihm wiederum schließt sich noch Thebit L an. Am 07.04.2006 war ein 17"-Newton f/5,2 mit einer Philips ToUCam bei 6000 mm Brennweite im Einsatz, kombiniert mit einem IR-Passfilter (807 nm). Schickard liegt auf der lunaren Südhalbkugel und ist mit 180 km Durchmesser eine riesige Wallebene ohne Zentralberg (Abb. 8). Das Bild entstand am 20.12.2007. Aufnahmeteleskop war wieder der 17"-Newton bei 6100 mm effektiver Brennweite, als Kamera diente eine Lumenera SKYnyx 2-1m ohne Binning. Ihr CCD-Chip verfügt über 1392 x 1040 Pixel von 9 m Kantenlänge. Zur Bildverbesserung verwendete Michael Karrer einen IR-Passfilter (742 nm). In diesem Bild liegt die Auflösung bei 500 m. Bleiben wir auf der Südhalbkugel. Die dort alles beherrschende Wallebene ist zweifellos Clavius mit 240 km Durchmesser (Abb. 9). Im rechten, östlichen Wallbereich sitzen zwei etwa gleichgroße Ringgebirge: Rutherford im Süden wirkt ,,frisch" entstanden, Clavius B im Norden dagegen scheint älter und erodierter. Die Sohle von Clavius ist von zahlreichen Kleinund Kleinstkratern übersät, auch kleine Kraterketten treten auf. Links unten im Bild liegt Blancanus. Für diese Aufnahme vom 20.12.2007 wurde ebenfalls der 17-Zöller bei 6100 mm Brennweite verwendet. Die Lumenera SKYnyx 2-1m wurde ohne Binning, aber mit IR-Passfilter (685 nm)
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Abb. 10: Das Ringgebirge Gassendi

eingesetzt. Das letzte Bild zeigt am Nordrand des Mare Humorum eine tektonisch höchst interessante Formation, das 110 km große Ringgebirge Gassendi. Sein südlichster Teil wurde offenbar durch Magma des Mare Humorum geflutet. Der restliche Boden wird von Rillen und Grabenbrüchen durchsetzt, die das gegliederte Zentralmassiv umgeben. Niemand wird bezweifeln, dass sich hier Schrumpfungsprozesse beim Erkalten der Kruste abgespielt haben. Schaut man sich den linken, westlichen Randbereich des Mare Humorum genauer an, so scheint dieser Bereich nicht vom flüssigen Magma während der MareEntstehung überflutet worden zu sein. Hier ist vermutlich noch die ursprüngliche Bodenbeschaffenheit einer ehemaligen Wallebene zu sehen. Dieses schöne Foto wurde in derselben Nacht wie Abb. 9 aufgenommen, mit exakt derselben Instrumentierung.

10 Years After ... der Stein rollt weiter
von Bernd Flach-Wilken

In der ersten Ausgabe des VdS-Journals aus dem Jahre 1997 hatte ich einen Artikel mit dem Titel ,,Der lunare Sisyphos" veröffentlicht, in welchem ich auf meine damals 25-jährige Tätigkeit als Amateurmondfotograf zurückblickte und die technische Entwicklung während dieser Zeit beleuchtete.Wie der klassische Sisyphos aus der griechischen Sage strebt der Mondfotograf immer die höchstaufgelöste Aufnahme, den Jahrhundertschuss an, wissend dass dieses Unterfangen ein unmögliches ist, da die Aufnahmetechnik und auch die Instrumentenentwicklung immerwährend fortschreitet und somit heute erreichtes morgen schon wieder ,,Schnee vom letzten Jahr" sein wird. Ein heute noch respektables Kraterportrait wird morgen nur noch ein anerkennendes Lächeln hervorrufen und übermorgen gar zu Unverständnis führen, wieso denn dies ein so tolles Bild gewesen sein soll. Seit dieser Veröffentlichung sind inzwischen wieder elf Jahre ins Land gezogen, und die schon im letzten Satz des damaligen Artikeln geäußerte Vermutung, dass der Stein weiter rollen wird, ist eingetreten. Er rollte nicht nur weiter, nein er überrollte fast die gesamte Szene in einer damals nicht für möglich gehaltenen Intensität. Galt 1997 noch der kurz belichtete
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Schuss mit der CCD-Kamera als die beste Möglichkeit das immerwährende, bildverschlechternde Seeing zu überlisten, so erschien bald eine alte, aber auch wiederum neue Technik auf der Szene: die Videotechnik. In kurzer Reihenfolge (bis zu 30 Bilder pro Sekunde) werden mit einer Videokamera, in der Regel in Form einer preiswerten Webcam (z.B. Philips ToUCam), Hunderte von Bildern aufgenommen und mit Hilfe geeigneter Software bearbeitet. Diese filtert die schärfsten Bilder je nach Parametervorgabe heraus und addiert diese dann zu einem recht rauscharmen Masterframe, welches meistens ordentliche Schärfungsalgorithmen verträgt, ohne gleich unansehnlich zu werden. Ich selbst verwende aus Loyalitätsgründen nahezu ausschließlich das Programm ,,Giotto", welches Georg Dittie kostenlos zu Verfügung stellt (www.videoastronomy.org). Ein ganz großes Dankeschön an Georg an dieser Stelle, der Hunderte von Stunden Programmierarbeit in dieses Projekt gesteckt hat - und das alles für Freeware! Ebenfalls geeignet ist die Software ,,Registax" von Cor Berrevoets, welche auch als Freeware im Internet verfügbar ist (www.astronomie.be/registax). Welches Programm geeigneter ist, ist und

bleibt in der Diskussion vieler Anwender. Ich selbst finde die Anwendung von ,,Giotto" wesentlich einfacher, was allerdings nicht auf Kosten des Ergebnisses geht. ,,Registax" verlangt eine differenziertere Parametereinstellung, was für den geübten Anwender vorteilhaft sein kann. Multipointregistrierung kann für großflächige Mondportraits vorteilhaft sein, ist aber in seiner Wirksamkeit umstritten. Hier helfen nur eigene Versuche. Ich selbst bevorzuge die maximale Schärfe auf einen Bildpunkt, andere finden eine etwas geringe Endschärfe über ein größeres Bildfeld ästhetischer. Hatte die Philips ToUCam noch den für Mondbilder entscheidenden Nachteil des allzu kleinen Sensors (640 x 480 Pixel), so hat sich diese Situation mit dem Aufkommen der Imaging-Source-Kameras entscheidend geändert. (www.theimagingsource.com/de/products/cameras). Ich selbst benutze für den Mond eine monochrome Firewire-Kamera mit 1280x960 Pixeln (DMK 41AF02), welche zwar nicht die höchstmöglichste QE besitzt, aber für den Zweck der Mondfotografie durchaus geeignet ist. Je nach Brennweite, Aufnahmefilter und Verstärkungsgrad der Kamera ergeben sich Belichtungszeiten pro File von1/10-1/2 s.

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Abb. 1: Stadius im Vergleich
Abb. 2: Kopernikus im Vergleich

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Abb. 4: Plato im Vergleich
Rot gefilterte Aufnahmen haben insgesamt zwei Vorteile: Erstens ist das Seeing im langwelligen Bereich oft nur halb so groß wie im kurzwelligen blauen Licht, und zweitens haben die handelsüblichen CCDDetektoren im Rot- bis Infrarotbereich ihr Empfindlichkeitsmaximum.
Beste Erfahrungen habe ich mit RG610und RG645-Gläsern von Schott hin bis zu Infrarotpassfiltern wie dem Astronomik IR742 gemacht. Letzterer verlangt schon gut die doppelte Belichtungszeit wie ein RG610-Filter, kann aber möglicherweise trotzdem die besseren Ergebnisse liefern. Die Luftruhe nimmt hin zum Langwelligen immer deutlicher zu.
Als Instrument benutze ich weiter meinen bekannten 300-mm-Schiefspiegler, allerdings ergänzt und immer häufiger für Mond- und Planetenaufnahmen ,,missbraucht" meinen 400-mm-Keller-Hyper-
Abb. 3: Die Alpen im Vergleich

graph, welcher trotz 45%er Obstruktion bei gutem Seeing erstklassige Detailbilder liefert. Alle hier gezeigten HypergraphBilder entstanden aber auf der Farm Tivoli/ Namibia am dortigen Schwesterinstrument von Bernd Schröter. Der Mond fast im Zenit zu Zeiten, als kein Deep-Sky mehr möglich war, habe ich es als angenehmen Zeitvertreib empfunden, so en passant einige Mondportraits aufzunehmen. Nächte mit exquisitem Seeing sind dort unten aber ebenso selten wie hier in Deutschland. Man braucht Geduld, Geduld und nochmals Geduld.
Dass für Optimalergebnisse die bekannte Kette Instrument, Beobachter, Bedingungen in Höchstform agieren muss, habe ich bereits 1997 erwähnt, und dies gilt natürlich immer noch.
Ich habe hier beispielhaft vier bekannte Mondgebiete (Alpen, Plato, Kopernikus,

Stadius) im Vergleich herausgestellt: Die Schiefspiegleraufnahmen mit TP2415 aus den 1980er Jahren zeigen den Stand der Technik zur damaligen Zeit. Besonders die Kopernikus-/Stadius-Aufnahme vom August 1984 fand große Beachtung (hier der Anschaulichkeit wegen aber ,,zerpflückt").
But the times, they are changing: Geradezu frappierend besser dazu im direkten Vergleich gelungen sind die 2007er Hypergraphaufnahmen mit meiner DMK 41AF02. Diese Bilder entstanden bei rund 9 m Effektivbrennweite mit RG610-Filter. Jeweils 250 Rohbilder wurden via ,,Giotto" bei 50% Sortierrate bearbeitet und mit gängigen Bildbearbeitungsprogrammen gefinisht.
Inzwischen hat sich mein Hauptinteressensgebiet von der Mondfotografie zur DeepSky-Fotografie wegbewegt. Der Sisyphos

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ist sozusagen müde geworden und in den Langzeitbereich abgedriftet. Er rollt den Stein zwar immer noch, aber immer seltener.
Ob es in zehn Jahren eine weitere Fortsetzung dieser kleinen Artikelreihe geben wird, sei dahingestellt. Aperturmäßig ist für uns Amateure noch einiges machbar (siehe das 1-m-Teleskop in Melle), was bei bestem Seeing natürlich eine noch höhere Auflösung ermöglichen sollte. Von der QE her betrachtet, sind Webcams noch nicht am Ende angelangt, sodass auch hier noch Verbesserungen in Form kürzerer Integrationszeiten möglich werden könnten. Hinzu kommt, dass neuere CCD- oder CMOS-Detektoren immer rauschärmer werden, was prinzipiell der Belichtungszeit zu Gute kommen kann. Das Haupthindernis exzeptioneller Auflösungen allerdings, nämlich das irdische Seeing, wird sicherlich für uns Amateure noch auf lange Zeit unüberwindbar bleiben. Aktive Optiken könnten helfen, aber bis uns solche zu vertretbaren Preisen zur Verfügung stehen werden, hat es den armen Sisyphos sicherlich dahingerafft ...
Erläuterungen zu den Abbildungen 1- 4 Diese bekannten Mondgebiete (Stadius, Kopernikus, Alpen und Plato) in jeweils guten Aufnahmen aus den Jahren 1984 und 2007 zeigen deutlich den Fortschritt in der Fotografie des Mondes. Die jeweils linken Fotoabzüge entstanden aus TP2415-Filmnegativen, belichtet mit meinem 300-mm-Schiefspiegeler bei rund 15m Effektivbrennweite und mit Belichtungszeiten von 3-5 Sekunden. Bei allen Aufnahmen herrschte sehr gutes Seeing, ein Filter wurde nicht verwendet, um die Belichtungszeiten nicht noch mehr zu verlängern.
Die rechten Bilder hingegen entstanden alle am mit 45% Obstruktion gesegneten 400-mm-Hypergraphen in Namibia, ebenfalls bei sehr gutem Seeing. Durch einen RG610-Filter bei rund 9 m Effektivbrennweite wurden je 250 Bilder mit einer DMK 41AF02 gewonnen, welche in Giotto sortiert und addiert wurden. Die Einzelintegrationen betrugen rund 1/10 s. Zwar scheint die Kombination Namibia mit 400-mm-Hypergraph auf den ersten

Blick von vorneherein im Vorteil zu sein, was sich aber bei näherem Hinschauen als nicht stichhaltig herausstellt. Auch in Namibia herrscht z.T. besonders übles Seeing, und gute Luftruhe ist hier wie in Mitteleuropa nur sehr selten anzutreffen. Das gilt zumindest aus Beobachtungen auf der Farm Tivoli über jetzt insgesamt sieben Jahre hinweg. Andererseits ist ein stark silouhettierender 400-mm-Hypergraph in der Detailwiedergabe einem unsilouhettierenden 300-mm-Schiespiegler zumindest visuell deutlich unterlegen. Hier entscheidet natürlich die Kontrastwiedergabe des Kuttersystems die Partie für sich. Durch Bildbearbeitung lässt sich dies aber erfahrungsgemäß gut kompensieren. Die von Giotto ausgegeben 16-bit-Dateien lassen eine Nachbearbeitung dahingehend problemlos zu. Erläuterungen zu den Abbildungen 5 -7 Dass auch hier im wetterbenachteiligten Mitteleuropa gute Mondportraits möglich

sind, zeigen diese beiden Aufnahmen. Während der Krater Theophilus mit meinem 300-mm-Schiefspiegler aufgenommen wurde, entstand das AlphonsusBild mit meinem 400-mm-Hypergraph, ebenfalls im Westerwald. Die technischen Daten entsprechen denen der DMK41AF02-Bilder der Bildvergleiche 1-4. Zum Vergleich des Alphonsus-Portraits möge auch eine Lunar-Orbiter-Aufnahme dienen (Abb. 7; Quelle: http://www.lpi. usra.edu/resources/lunar_orbiter/images/ img/iv_108_h2.jpg).

Abb. 5: Alphonsus

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Abb. 6: Theophilus
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Abb. 7: Eine Lunar-Orbiter-Aufnahme zum Vergleich des Alphonsus-Portraits (Abb. 5)

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Mond-Impressionen
von Werner E. Celnik
So tolle Bilder unseres Nachbarn im Weltraum haben wir auf den vorhergehenden Seiten dieser Ausgabe gesehen. An dieser Stelle ist es mir ein Anliegen, ergänzend auf verschiedene nette, schöne und anschauliche Situationen hinzuweisen, bei denen sich ein näherer Blick auf den Mond lohnt. Gleich ob mit einem kleinem oder großem Teleskop oder mit dem bloßen Auge. Schauen Sie mal hin.

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Abb. 1 (Hintergrund): Schmale Mondsichel in der Abenddämmerung des 9.8.1983 um 20:30 UT, Aufnahme mit einem Kleinbild-Objektiv 1:2,8 / 85mm auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 100, Beobachtungsort: Sierra Nevada/Spanien, Bildautoren: Ulrich Bartelt, Werner E. Celnik, Helwig Fülling, Peter Riepe, Dieter Sporenberg, Hans Gerhard Weber.
Abb. 2 (Oben): Schmale Mondsichel am 8.4.1997 um 19:06 UT, Aufnahme von Werner E. Celnik an einem Bresser Mizar Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220mm / 1880mm, 1 s belichtet auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 400, Beobachtungsort: Gornergrat/Zermatt/ Schweiz.
Abb. 3 (Mitte): Schmale Mondsichel mit hellem aschgrauem Mondlicht, Aufnahmen mit einer FlatField-Camera 1:4 / 760mm, Beobachtungsort: Sierra Nevada/Spanien, Bildautoren: Werner E. Celnik, Helwig Fülling, Stefan Binnewies. Links: durch atmosphärische Refraktion deformierte Mondsichel dicht über dem östlichen Horizont, am 24.7.1987 um 03:40 UT, Belichtung 20 s auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 100. Rechts: am 23.7.1987 um 03:30 UT, Belichtung 10 s auf Farbdiafilm Ektachrome ISO 400.
Abb. 4 (Unten): Strichspuraufnahme der untergehenden schmalen Mondsichel in der Abenddämmerung des 4.2.1984 um 01:04 UT, Aufnahme mit einem KleinbildObjektiv 1:4 / 300mm mit 2-fach Telekonverter, 20 min belichtet auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 100, Beobachtungsort: La Silla / Chile, Bildautor: Werner E. Celnik.

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Abb. 5: Der zunehmende Mond in irisierenden Wolken mit Venus und Mars vor dem Hintergrund des Sternbildes Stier am 26.3.2004 um 20:37 UT, Aufnahme von Werner E. Celnik mit einem Objektiv 1:2,8 / 80mm, 30 s ohne Nachführung belichtet auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 400 (6x6), Beobachtungsort: Rheinberg.
Abb. 7: Der in der Morgendämmerung untergehende Vollmond über der Serir-Wüste in der Zentralsahara / Libyen am 26.10.2007 um 5:27 UT, Aufnahme von Werner E. Celnik mit einem Objektiv 1:4 / 350mm mit 2-fach Telekonverter, 1/10 s belichtet auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 100 (6x6).

Abb. 6: Sehr lang belichtete Strichspuraufnahme des untergehenden, 15 Tage alten Mondes am 24.3.1986, Aufnahmebeginn 6:50 UT, Belichtungsdauer 235 min auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 100, Werner E. Celnik verwendete ein Kleinbild-Normalobjektiv mit 50 mm Brennweite bei Arbeitsblende 22, Beobachtungsort: La Silla / Chile. Sehr schön zu sehen ist die zum Horizont hin zunehmende atmosphärische Extinktion.
Abb. 8: Der total verfinsterte Vollmond vor dem Sternenhintergrund am 3.3.2007 um 23:27 UT, Aufnahme von Werner E. Celnik mit einem Objektiv 1:4 / 350mm mit 2-fach Telekonverter, 60 s belichtet auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 200 (6x6), Beobachtungsort: Rheinberg. Der schwächste noch abgebildete Stern hat eine Helligkeit von 10,1 mag.

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Abb. 9 (Oben): Links im Bild der Vollmond zu Beginn der Mondfinsternis am 8.11.2003 um 22:40 UT, Aufnahme von Werner E. Celnik an einem Bresser Mizar Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220mm / 1880mm mit 2-fach Telekonverter, 1/250 s belichtet auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 400 (6x6), Beobachtungsort: Rheinberg. Rechts der echte Neumond, aufgenommen von Werner E. Celnik und Otto Guthier während der totalen Sonnenfinsternis am 29.3.2006 um 10:15 UT in der libyschen Wüste, verwendet wurde ein Objektiv 1:4 / 350mm mit 2-fach Telekonverter, belichtet wurde 8 s auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 100 (6x6).
Abb. 10 (Links): Das gebirgige Mondrandprofil während der ringförmigen Sonnenfinsternis am 3.10.2005, innen das Originalbild, außen das daraus gewonnene mehrfach überhöhte fotografische Randprofil, als Linie darüber gelegt das vorherberechnete Mondrandprofil der NASA. Aufnahme von Werner E. Celnik an einem Bresser Mizar Schmidt-CassegrainTeleskop 220mm / 1880mm bei 5000 mm effektiver Brennweite, 1/250 s belichtet durch eine Sonnenfilterfolie Dichte 3,8 auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 200 (6x6), Beobachtungsort bei Javea / Spanien.

Abb. 11: Das Perlschnurphänomen während der totalen Sonnenfinsternis am 26.2.1998 am 2. Kontakt zeigt an welchen Stellen die Berge am Mondhorizont die Photosphäre der Sonne abdecken, Aufnahme von Werner E. Celnik mit einer ,,Russentonne" 102mm / 1100mm, ohne Filter 1/1000 s belichtet auf Farbdiafilm Kodachrome 25, Beobachtungsort bei Maracaibo / Venezuela.
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Abb. 12: Die Mondberge kann man auch direkt am Mondrand beobachten, was man sich z.B. bei streifenden Sternbedeckungen zunutze macht, wobei der Stern zeitweilig hinter den Bergen verschwindet und wieder auftaucht. Hier eine Aufnahme der Südpolregion des Mondes am 19.1.1981 mit einem Cassegrain-Teleskop 610mm / 9200mm bei einer effektiven Brennweite von 36000 mm, Werner E. Celnik belichtete 1/4 s auf Farbdiafilm Ektachrome ISO 400. Beobachtungsort war La Silla / Chile.

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Abb. 13 (Oben links): Mond und Planeten zusammen macht sich immer gut: Am 22.2.1084 um 8:08 UT bedeckte der Mond den Planten Saturn, der hier hinter dem Mondhorizont unterzugehen scheint, aufgenommen mit einem Cassegrain-Teleskop 610mm / 9200mm bei einer effektiven Brennweite von 36000 mm, Werner E. Celnik belichtete 2 s auf Farbdiafilm Ektachrome ISO 400. Beobachtungsort war La Silla / Chile.
Abb. 14 (Oben rechts): Mond und Planeten zusammen macht sich immer gut: Am 22.2.1984 um 8:08 UT bedeckte der Mond den Planeten Saturn, der hier hinter dem Mondhorizont unterzugehen scheint, aufgenommen mit einem Cassegrain-Teleskop 610mm / 9200mm bei einer effektiven Brennweite von 36000 mm, Werner E. Celnik belichtete 2 s auf Farbdiafilm Ektachrome ISO 400. Beobachtungsort war La Silla / Chile.
Abb. 15 (Links): Nicht nur bei totalen, auch bei ringförmigen Sonnenfinsternissen lassen sich die Berge am Mond-Horizont erkennen, hier eine Zusammenstellung dicht aufeinander folgender Aufnahmen des 3. Kontaktes der ringförmigen Finsternis am 3.10.2005. Werner E. Celnik verwendete ein Bresser Mizar Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220mm / 1880mm bei 5000 mm effektiver Brennweite, belichtete jeweils 1/250 s durch eine Sonnenfilterfolie Dichte 3,8 auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 200 (6x6), Beobachtungsort bei Javea / Spanien.

Abb. 16: Der Unterschied in der Libration des Mondes in Ost-WestRichtung ist auf diesen beiden Aufnahmen des abnehmenden Mondes anhand des Kraters Grimaldi gut erkennbar. Ältere Aufnahmen von Werner E. Celnik mit Refraktoren von 100 mm und 125 mm Öffnung auf Farbdiafilmen.

Abb. 17: Der Unterschied in der Libration des Mondes in Nord-Süd-Richtung ist auf diesen beiden Aufnahmen der Südhälfte des abnehmenden Mondes anhand des Kraters Clavius gut erkennbar. Ältere Aufnahmen von Werner E. Celnik auf Farbdiafilmen an verschieden großen Instrumenten. Zur Information: Die Skala auf dem linken Bild hat einen Strichabstand von 22,4 Bogensekunden.

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Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau für 2008
von Herbert Zellhuber

Die Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau hat derzeit 40 eingetragene Mitglieder, diese sind auf der Fachgruppen-Webseite in der Mitgliederliste geführt. Am 21.6.2008 nahm ich am Fachgruppenleiter- und Redaktionstreffen in Kirchheim teil. Dort gab es wieder etliche Neuigkeiten zu erfahren. Ich nahm auch wieder einige Kartons mit VdS-Journalen mit. Das Lagern von älteren VdS-Journalen ist problemlos möglich, derzeit (Dez. 2008) habe ich ca. 75 Hefte bei mir. Beim BTM (26.-28. September 2008) machte ich einen kleinen VdS-Stand, um die FG Amateurteleskope/Selbstbau zu präsentieren und VdS-Journale zum Verkauf anzubieten. Es wäre schön, wenn dadurch auch gelegentlich neue Vereinsmitglieder gewonnen werden könnten. Das FG-Poster heftete ich mit Magnete an die Motorhaube meines Kastenwagens. Es fand Beachtung und auch die neuen Fachgruppen-Flyer wurden gerne angenommen. Bei dieser Aktion wurden 52 VdS-Journale verkauft, das Geld wurde an das Vereinskonto überwiesen. Von einem Verlag kam eine Anfrage, ob ich Interesse zum Schreiben eines Buches hätte; das Thema wäre der Fernrohrselbstbau. Ich überlegte mir das eini-

Abb. 1: Der kleine VdS-Stand damals beim CHAT 2006

ge Wochen, lehnte dann aber ab. Der Arbeitsaufwand wäre enorm und so recht traue ich mir das Schreiben eines Buches (noch) nicht zu. Zur Zeit wird die Fachgruppen-Webseite erweitert, bis Ende des Jahres wird das abgeschlossen sein. Mittlerweile sind über 500 Bilder über den Selbstbau von amateurastronomischen Instrumenten zu

sehen. Die Fachgruppenseite wird zum ,,Astronomischen Jahr 2009" also gerüstet sein. Anfragen per Post oder Telefon nehmen weiter ab. Es geht aber auch der Trend dahin, dass Anfragen per E-Mail abnehmen. Warum das so ist, kann ich allerdings auch nicht zweifelsfrei beantworten.

Steckenpferd Astronomie: einfach (und) schön
von Friedhelm Worringer

Wahrscheinlich zu Beginn der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts betrachtete ich zum ersten Mal den Sternenhimmel durch das 8x40-Binokular meines Vaters (damals noch Feldstecher genannt). Ich kann mich noch gut an die Begeisterung erinnern, die der Anblick der vielen Sterne in mir hervorrief. Damals wurde der Grundstein für ein lebenslanges Hobby gelegt. 1964 folgte der für Leute meines Alters unvermeidliche Quelle-Refraktor mit 60
Abb. 1: Selbstbau-Nachführung nach der Idee von Alexander Niklitschek, Ausführung von Friedhelm Worringer, im Bild die Nachführung einer Pentax K2.

mm Öffnung und 700 mm Brennweite. Das Himmelsjahr ab 1967 und ein Buch von Werner Büdeler (,,Den Sternen auf der Spur") vertieften mein Interesse sehr. Ende der sechziger Jahre traf dann der Bausatz des heute legendären KosmosSchiefspieglers (110mm / 2.720mm) ein. Viele unvergessliche Beobachtungen, besonders an Mond und Planeten, haben sich mir eingeprägt. Beide Teleskope besitze ich immer noch. In den Jahren bis heute habe ich noch andere Geräte besessen und Erfahrungen gesammelt (visuell und fotografisch). Meine Lieblingsoptiken heute sind ein 2077 Myauchi und der kleine PentaxRefraktor mit 75 mm Öffnung. Beide weisen eine enorme Leistungsfähigkeit auf und sind besonders transportabel.

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Astronomie als Hobby Was bedeutet das? Für die Ausgestaltung eines Hobbys gibt es keine allgemeingültigen Richtlinien. Astronomie muss aber auf jeden Fall Spaß machen. So haben sich für mich einige Kernsätze für mein Steckenpferd entwickelt: · Vermeide jede Spezialisierung!
DeepSky nur am Wochenende und nur bei Neumond führt erfahrungsgemäß zu maximal drei bis fünf Beobachtungen im Jahr. Schnell verliert man bei den Wetterbedingungen in Mitteleuropa die Lust an dieser Freizeitbeschäftigung. Jedes eintretende astronomische Ereignis sollte aber beobachtet werden. · Arbeite mit kleinen aber hochwertigen Geräten! Sie sind schneller einsatzbereit und unter Stadthimmelbedingungen sinnvoller. Wenn dann ein Pentax-Refraktor auch noch fotografisch im Mittelformat einsetzbar ist, eröffnen sich vielseitige Möglichkeiten. · Halte den technischen Aufwand in Grenzen! Wenn einmal ein Buch über den Grund für meine grauen Haare geschrieben wird, dann steht der Ausfall meiner GP-DX-Montierung in Namibia an erster Stelle. Astronomie kann nicht darin bestehen, bei idealen Wettervoraussetzungen neben dem

Abb. 2: Polsternaufnahme am 27.9.2008, Kamera: Zenza Bronica ETRSI mit Objektiv 1:2,8 / 75 mm, Arbeitsblende 5,6. Friedhelm Worringer belichtete 30 min auf Farbdiafilm Kodak Ektachrome 200. Beobachtungsort war Daun in der Vulkaneifel.

Fernrohr zu stehen und den reibungslosen Verlauf der computergesteuerten Nachführung zu überwachen. · Teleskope müssen transportabel sein! Pentax oder Myauchi passen in jedes Handgepäck. Beide lassen z. B. im griechischen Bergland, auf den Kanarischen Inseln oder in Namibia das C 8 daheim einfach vergessen.
Die Sternwarte für jedermann Vor einiger Zeit fiel mir wieder das Buch von Büdeler in die Hände. Darin wird ein Titel erwähnt, der viele praktische Hinweise enthält. Es ist das Werk von Alexander Niklitschek ,,Die Sternwarte für Jedermann". Es erschien 1937, ist vergriffen, aber über die Fernausleihe schnell erhältlich. Es beinhaltet u. a. die Bauanleitung für eine manuelle Nachführung für astrofotografische Zwecke. Nach eifrigem Studium war das Gerät mit Teilen aus der Restekiste bald gebaut. Die Konstruktion ist aus den Abbildungen ersichtlich. Eine Holzscheibe ist fest auf einem parallaktischen Block befestigt. Auf ihr ist eine weitere Scheibe drehbar in einer gemeinsamen zentralen Bohrung gelagert.

Mit der eingebauten Dosenlibelle ist die Konstruktion horizontal auszurichten. Mit dem Sucherfernrohr wird der Himmelspol möglichst genau angepeilt. Zwei Stangen sind so an den Scheiben angebracht, dass sie durch eine M6-Schraube in einem genau zu ermittelnden Abstand von der zentralen Achse voneinander gespreizt werden können. Der genaue Abstand und die Drehgeschwindigkeit können wie folgt einfach berechnet werden: Da eine M 6 Schraube eine Steigung von 1 mm pro Umdrehung hat, ist es günstig, wenn jede Umdrehung der Schraube genau einer Minute der scheinbaren Sternbewegung entspricht. Da eine komplette Drehung in 23 Stunden und 56 Minuten erfolgt, wäre dann der Kreisumfang 1.436 Minuten bzw. 1.436 mm. Der Radius dieses Kreises wird dann zu 228,564 mm ermittelt. Die M6-Schraube dreht dann also in rund 228,5 mm Abstand von der zentralen Achse ihre Runden. Wir haben also gewissermaßen das Universum im Kleinformat bzw. auf das Stativ geholt. Erste Ergebnisse zeigen, dass mit einem 75 mm-Objektiv im Filmformat 6,0 cm x 4,5 cm Sterne nach zwölf Minuten
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Abb. 3: Strichspuraufnahme des Sternbildes Schwan am 27.9.2008, Kamera: Zenza Bronica ETRSI mit Objektiv 1:2,8 / 75 mm. Friedhelm Worringer belichtete 20 min auf Farbdiafilm Kodak Ektachrome 200. Beobachtungsort war Daun in der Vulkaneifel.

Abb. 4: Nachgeführte Aufnahme des Sternbildes Schwan am 27.9.2008, Nachführung von Hand mit dem im Text beschriebenen Selbstbaugerät. Kamera: Zenza Bronica ETRSI mit Objektiv 1:2,8 / 75 mm, Arbeitsblende 2,8. Friedhelm Worringer belichtete 12 min auf Farbdiafilm Kodak Ektachrome 200. Beobachtungsort war Daun in der Vulkaneifel.

Belichtungszeit nur wenig oval verformt sind. Bei den ersten Versuchen wurde aber nur grob auf den Himmelspol ausgerichtet und die Zeit ohne Uhr gezählt sowie nur alle 15 Sekunden eine Vierteldrehung weitergedreht. Letzteres empfiehlt A. Niklitschek. Bei genauer Aufstellung scheinen bei 50 mm Brennweite im Kleinbildformat Belichtungszeiten bis 20 Minuten realistisch. Bei den neuen Filmgenerationen einiger Hersteller (auch hier geht ja die Entwicklung weiter) und unter optimalem Himmel einfach traumhafte Aussichten. Geplant ist eine Reiseversion, die zerlegt in den Reisekoffer passt. Die Nachführung ist natürlich auch auf der Südhalbkugel der Erde verwendbar. Ein Stativ ist nicht unbedingt erforderlich, denn die Konstruktion kann auf jeder stabilen Unterlage eingesetzt werden.
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Über Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen: friedhelm.worringer@googlemail. com
Literaturhinweise [1] Torsten Frank: Astrofotografie mit
einfachen Mitteln, www.tfrank.de, Traumflieger.de, Himmelueberbecheln.de [2] A. Niklitschek: Die Sternwarte für jedermann [3] W. Büdeler: Den Sternen auf der Spur

Vorschau
3. Ravensburger Teleskoptreffen
- RATT -
18. -20. September 2009 bei 88263 Horgenzell
(Nähe 88214 Ravensburg)
Information: Carsten Przygoda
Finkenweg 25 88339 Bad Waldsee carsten@ratt-rv.de
www.ratt-rv.de

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Auf dem BTM 2008 - Selbstbauteleskope und technische Innovationen
von Herbert Zellhuber

Abb. 1: Newton-Klappsucher

Abb. 2 (rechts): Newton-Klappsucher, andere Ansicht

Das BTM 2008 fand relativ spät statt - vom 25. bis 28. September. Da zu dieser Zeit eine Ostströmung vorherrschte, war es für die Jahreszeit etwas zu kühl. Trotzdem war der Platz gut gefüllt, denn vor allem samstags war sonniges Wetter angesagt. Auch bei diesem Teleskoptreffen gab es wieder viel Neues aus der Selbstbauszene zu sehen. Interessant fand ich einen 4 Zoll f/5 Newton-Klappsucher. Bei Gebrauch werden Hauptspiegel und Fangspiegeleinheit samt Okular einfach aufgeklappt. Ein Schnäpper hält das Ganze dann in der richtigen Position (Abb. 1 und 2). Nachdem das gewünschte Objekt gefunden ist, werden die Einheiten einfach wieder zugeklappt und sind so vor Tau geschützt. Gleich daneben war ein Fernglas 20x80 aufgebaut (Abb. 3). Der Erbauer dieser azimutalen Montierung hat offensichtlich schon die unangenehme Erfahrung gemacht, dass das Fernglas einfach nach hinten kippte. Um dies zu verhindern, wurde im höhenverstellbaren Rohr ein Gummizug an einem Gewebeband eingebaut. Dann sah ich ein parallaktisch montiertes Newton-Teleskop, das ganz unkonventionell mit einer Fahrradkette angetrieben wurde (Abb. 4). So mancher war beim Anblick dieser Konstruktion etwas skep-

tisch, was die Nachführgenauigkeit betreffen könnte. Der Erbauer versicherte jedoch, dass diese für die visuelle Beobachtung - auch bei hoher Vergrößerung - völlig ausreichend ist. Der Antrieb stammt übrigens aus einer nicht mehr gebrauchten Rührschüssel. Was andere Leute auf den Müll werfen, kann für Fernrohrbauer
Abb. 3: Fernglasmontierung mit Gummizug

durchaus noch Verwendung finden. Gleich daneben stand ein gefälliges Newton-Teleskop (Abb. 5). Der achteckige Tubus ist aus Aluminiumblech gebogen und kann zum Transport zusammengeschoben werden. Beide Tubushälften sind durch vier Alurohre stabilisiert. Durch das Lösen von acht Schrauben können diese
Abb. 4: parallaktische Gabelmontierung mit Fahrradkettenantrieb
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Abb. 5: Der achteckige Tubus aus Aluminiumblech ...

Abb. 6: ... kann zum Transport zusammengeschoben werden.

Abb. 7: parallaktische Plattform
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Abb. 8: Reiseteleskop mit ,,Stangen"
aus einem Zollstock

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Abb. 9: 8-Zoll-Leichtbau mit nur 3.640 Gramm

Abb. 10: Leichtbau - Detailansicht

ineinander verschoben werden und passen so quer in den Kofferraum (Abb. 6). Außerdem stand das Instrument auf einer parallaktischen Plattform (Abb. 7). An dieser fiel mir auf, dass das Blech der vorderen Führung senkrecht und nicht wie üblich schräg in Richtung Äquator steht. Also muss die Führung eine andere Form haben. Nach Auskunft des Erbauers wurden schon etliche andere Plattformen so gebaut, aller-

dings muss man die Umrechnungsformel für die genaue Kurve kennen und auch richtig verwenden können. Immer öfter kann man den leichten Reiseteleskopen begegnen, die ein geringes Packmaß aufweisen und deren ,,Stangen" aus Zollstöcken bestehen (Abb. 8). Einen sehr innovativen Weg für einen extrem leicht gebauten Achtzöller (Abb. 9 und 10) ging ein oberpfälzer Sternfreund. Mit

seiner Bauweise erreichte er ein Gewicht von sage und schreibe nur 3.640 Gramm - samt Okular und Peiler! Als Stangen verwendete er sechs dünne Kohlefaserrohre, die gegenseitig verspannt werden. Das ist steif genug, dass man sogar die Ösen am oberen Tubus im Prinzip nur einhängen bräuchte. Der Erbauer führte uns das überzeugend vor, ohne die drei Rändelmuttern zu verwenden. Für das Fernrohr wurde

Abb. 11: Parallelogramm-Montierung

Abb. 12: Für die Aussparungen am oberen Tubus eines 20-Zöllers diente offensichtlich ein Bügeleisen.
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Abb. 13: ein Beobachtungsstuhl in Leichtbauweise - betriebsfertig
hauptsächlich Pappelsperrholz verwendet. Der obere Tubusring wurde von Hand gebogen und der Drehfokussierer ist ebenfalls absoluter Leichtbau. Die Basis ist nur eine Kunststoffbuchse mit einer Polyamidschraube. Innen läuft die dünne Alubuchse, in welcher mit einem Radiusdrehmeißel eine Steigung von 4 mm eingebracht wurde. Die Polyamidschraube wird leicht geklemmt und dient als Führung - es funktioniert für die leichten

Abb. 14: ein Beobachtungsstuhl in Leichtbauweise - transportfertig

1,25''-Okulare wunderbar, wie ich mich überzeugen konnte. Erwähnenswert wäre noch eine Parallelogramm-Montierung, die einen Refraktor trägt (Abb. 11). Der Erbauer ist übrigens von Beruf Geigenbauer. An einem handwerklich sauber gearbeiteten 20-Zöller fiel auf, dass für die Form der Aussparungen am oberen Tubus offensichtlich ein Bügeleisen als Vorbild herhielt (Abb. 12). Auch ein sehr leichter Beobachtungsstuhl erweckte

meine Aufmerksamkeit (Abb. 13 und 14). Mit ein paar Handgriffen ist dieser zerlegt bzw. aufgebaut. Zu guter Letzt möchte ich noch einen 20-Zöller vorstellen, dessen Okularauszug schräg nach unten zeigt (ein sog. Lowrider). Damit ist es sogar für Leute mit 1,70 m möglich, auch ohne Schemel durchs Okular zu blicken, wenn der Tubus gen Zenit gerichtet ist (Abb. 15). Von Interesse war ebenfalls der Filterschieber (Abb. 16).

Abb. 15: ein 20 Zoll ,,Lowrider"
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Abb. 16: schräger Okularauszug mit Filterschieber am 20''-Lowrider

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Astrofotografie mit ISO 6400 am Beispiel der DSLR Sony 700
von Michael Hauss

Das HST und die vielen Großteleskope dieser Welt liefern atemberaubende Fotos, die nicht nur in jeder Ausgabe der einschlägigen Astronomiezeitschriften zu bestaunen sind, und deren Anblick das Herz eines Amateurastronomen höher schlagen lässt! Auch die Hochglanzprospekte der Teleskophersteller vermitteln den Eindruck, es sei einfach, perfekte Astrofotos von schwachen Galaxien und Nebeln auch mit kleineren Teleskopen selbst aufzunehmen. Die Realität, wie sie sich einem Amateurastronomen darstellt, sieht dagegen häufig etwas anders aus. Die für perfekte Aufnahmen zwingend erforderlichen optimalen Aufnahmebedingungen sind meist nicht oder nur zum Teil gegeben:
· Ein perfekter dunkler Himmel ist wegen der allgegenwärtigen

Lichtverschmutzung kaum zu finden. Häufig ist die nächste Straßenlaterne nicht weit vom Beobachtungsstandort entfernt! · Eine perfekte Nachführung für lange Belichtungszeiten bleibt meist ein Traum, da die Mechanik der preiswerteren Teleskope beim Einsatz langer Brennweiten an ihre Grenzen kommt. · Eine perfekte punkförmige Abbildung von Sternen lässt sich meist nicht realisieren, da neben kleinen Ungenauigkeiten beim Scharfstellen auch die Luftunruhe dafür sorgt, dass Sterne meist als mehr oder weniger kleine Scheibchen abgebildet werden. Zudem sind die Auswirkungen der Bildfeldrotation bei unzureichender Ausrichtung der parallaktischen Montierung nicht zu unterschätzen (bei

azimutal aufgestellten Montierungen sowieso). · Eine perfekte Lichtquantenausbeute ist für viele digitale Spiegelreflexkameras meist nicht möglich, da ihre ISOEmpfindlichkeit begrenzt ist. Folglich muss der Amateurastronom Kompromisse eingehen. Aber vielleicht gerade deshalb stellt sich die Astronomie als stets sehr spannendes und äußerst abwechslungsreiches Betätigungsfeld dar, welches vom Beobachter in hohem Maße Kreativität und Beharrlichkeit verlangt. Eine Vielzahl astronomischer Geräte in Verbindung mit unzähligen Kameramodellen führt letztlich dazu, dass jeder einzelne Amateurastronom im Rahmen seiner Möglichkeiten und mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln ein Optimum herausarbeiten muss und kann. In der

Abb. 1: Bildrauschen der Originalbilder der Sony 700 in Abhängigkeit von der Empfindlichkeit

Abb. 2: Bildrauschen der 4-fach überlagerten Bilder in Abhängigkeit von der Empfindlichkeit
Abb. 3: Bildrauschen der 8-fach überlagerten Bilder in Abhängigkeit von der Empfindlichkeit

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Abb. 4: NGC 2158 als Überlagerung von 8 Einzelaufnahmen mit ISO 1600

Abb. 5: NGC 2158 als Überlagerung von 8 Einzelaufnahmen mit ISO 6400

Folge sind die fotografischen Ergebnisse eines jeden einzelnen Amateurs individuell, und nicht selten führt dies so weit, dass am einzelnen Foto erkennbar ist, wer es gemacht hat. Besonders hilfreich ist es dabei, von den Erfahrungen anderer Amateurastronomen zu profitieren und daraus für die eigene Arbeit neue Ideen zu entwickeln und weitere Optimierungsmöglichkeiten abzuleiten. Dank Zeitschriften wie des ,,Journals
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für Astronomie" werden Ideen und Erfahrungen gerade auch von Amateuren veröffentlicht, so dass diese Erfahrungen gezielt weitergegeben werden können. Vom Grundsatz her dürfte es den meisten Amateuren ähnlich gehen. Will man nicht für jede Beobachtung in die Berge fahren, dann wird man an den ortsgebundenen Beobachtungsbedingungen nicht viel ändern können. Die Einschränkungen in der Nachführgenauigkeit haben zur Folge,

dass die für gute Astrofotos noch sinnvolle Belichtungszeit nach oben begrenzt ist. Will man dazu noch erreichen, dass ein Großteil der eigenen Aufnahmen brauchbar ist, dann sind die Belichtungszeiten schnell auf 30 bis 60 Sekunden eingeschränkt. Der einzig gegenläufige Effekt, nämlich die Maximierung des Einsammelns der einfallenden Lichtquanten der meist extrem lichtschwachen astronomischen Objekte, ist durch den Einsatz von hohen Lichtempfindlichkeiten, d. h. von hohen ISO-Werten bei der verwendeten DSLR gegeben. Auch diese grundsätzlich sehr gute Nachricht muss mit einem Kompromiss bezahlt werden, denn sehr hohe ISO-Empfindlichkeiten erhöhen auch das Bildrauschen erheblich. Nach dem Kauf der DSLR Sony 700 stellte sich die Frage, ob der Einsatz der extremen ISO-Empfindlichkeiten von ISO 3200 oder ISO 6400 überhaupt sinnvoll ist, oder ob das damit verbundene Ziel des Lichtsammelns zu sehr mit hohem Bildrauschen bestraft wird. Ein erster Erfolg konnte durch ein Update der Firmware auf die Version 2 erreicht werden, denn damit wurde das Bildrauschen merklich reduziert. Um die o. g. Grundsatzfrage zu beantworten, fertigte ich Serienaufnahmen bei unterschiedlichen ISO-Werten an, bei denen die Aufnahmebedingungen ansonsten identisch waren. Dazu setzte ich das 8 Zoll Schmidt-Cassegrain-Teleskop Meade LX90 in Verbindung mit einem Fokalreduktor ein, so dass ich mit der DSLR Sony 700 eine effektive Brennweite von 1.260 mm erreichte. Als Objekt suchte ich den hübschen offenen Sternhaufen NGC 2158 nahe M 35 aus, der sehr viele Sterne besitzt, die für ein 8 Zoll SCT in einem guten Helligkeitsbereich liegen. Die Originalbilder weisen naturgemäß ein deutliches Rauschen auf, das erwartungsgemäß bei ISO 6400 mit Abstand am höchsten ausfällt. Ein kleiner Ausschnitt der jeweiligen Originalbilder mit den Abmaßen von etwa 4,5' 3,0' veranschaulicht dies (Abb. 1). Um bessere und kontrastreichere Resultate zu erhalten, werden bei der Astrofotografie meist mehrere gleichartige Fotos überlagert. Ein besonders angenehmer Nebeneffekt des Überlagerns von Fotos (z. B. mit Fitswork) ist es, dass dabei auch das Bildrauschen wesentlich reduziert werden kann. Bei den von mir angefertigten Testreihen für ISO 800, ISO 1600, ISO 3200 und ISO 6400 rechne-

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te ich zunächst die Hintergrundhelligkeit des Himmels heraus, indem ich jedes Einzelbild durch ein selbst erstelltes, sternloses Hellbild dividierte, was im übrigen keinen Einfluss auf die Größe der Körnung, aber sehr wohl auf den Kontrast hatte. Jeweils 4 bzw. 8 derart bearbeiteter Fotos einer Testreihe wurden dann jeweils paarweise addiert und letztlich zu einem Foto mittels Rauschunterdrückung und leichten Gaußschen Glättens bearbeitet. Die Ergebnisse überraschten, denn selbst bei ISO 6400 war das resultierende Foto bei ansonsten größtem Kontrast und größter Grenzgröße der Sterne durchaus noch ansehnlich! Das galt sowohl bei der Überlagerung von lediglich 4 Fotos (Abb. 2), als vor allem auch bei der Überlagerung von 8 Fotos (Abb. 3), wie die kleinen Ausschnitte von etwa 4,5' 3,0' dokumentieren. Die so erhaltenen Resultate können sich sehen lassen, wie die hier abgebildeten Gesamtfotos mit ISO 1600 (Abb. 4) bzw. ISO 6400 (Abb. 5) zeigen. NGC 2158 lässt sich trotz aller Randbedingungen, die mein Beobachtungsort und meine Ausrüstung mit sich bringen, mit einer Grenzhelligkeit

von geschätzten 15,6 mag bei ISO 6400 und 15,2 mag bei ISO 1600 ablichten. Die beiden Fotos zeigen dabei einen Himmelsauschnitt von etwa 20'x13'. Nach der Auswertung der Serienaufnahmen setze ich die DSLR Sony 700 meist bei ISO 3200 ein und addiere jeweils 4 Aufnahmen. Bei besonders lichtschwachen Objekten, wie z. B. dem kürzlich entdeckten Kometen Chen-Gao, stelle ich die Empfindlichkeit auf ISO 6400 ein, wobei das Bildrauschen nur wenig stärker wird. Der als Testobjekt verwendete offene Sternhaufen NGC 2158 ist als TrumplerTyp II 3 r klassifiziert und mit einer Gesamthelligkeit von 8,6 mag und einem Durchmesser von ca. 5' ein reizvolles Objekt. Die Entfernung wird mit 3,6 kpc +- 0,4 kpc angegeben [1]. Der etwa 2 Milliarden Jahre alte Sternhaufen enthält etwa 85 Sterne, die heller als 15 mag sind.
Literaturhinweis: [1] Carraro et al., 2002: "The intermediate-
age open cluster NGC 2158"; Mon. Not. Roy. Astron. Soc. 332, 705

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Abb. 1: Milchstraße von Carina bis Lyra; Bildautor Bernd Koch. Daten siehe Text.

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Abb. 2: Milchstraße zwischen Schild und Norma; Bildautor Bernd Koch. Daten siehe Text.

Ein Blick in den Skorpion
von Peter Riepe

Eines der abwechslungsreichsten Sternbilder ist der Skorpion. Er liegt westlich der hellen Milchstraßenwolken des galaktischen Zentrums, knapp jenseits der auffälligen E-förmigen Dunkelwolke im Schlangenträger, deren südlichster Teil auch als ,,Pipe Nebula" bekannt ist. In dieser interessanten Milchstraßenregion beheimatet birgt der Skorpion eine Fülle schöner und farbiger Deep-Sky-Objekte. Eindrucksvoll wird dies in den beiden Aufnahmen von Bernd Koch deutlich, die auf Farm Tivoli in Namibia entstanden. Die Abbildung 1 zeigt eine Superweitwinkelaufnahme, entstanden am 1. Juni 2008. Mit einer modifizierten Canon EOS 20D wurde zehn Minuten bei ISO 800/30 Grad belichtet. Verwendet wurde ein ,,Billigobjektiv", ein Fisheye Peleng mit f = 8 mm, stark abgeblendet auf f/8. Und trotzdem ist die Abbildung in den Ecken nicht optimal, was aber in diesem großen Bildfeld nicht so deutlich wird. Schön, dass der Bildautor den Horizont mit einigen Palmen mit im Bild gelassen hat. So ist der visuelle Eindruck dieser Szenerie gut nachvollziehbar. Die Abbildung 2 zeigt eine Übersichtsaufnahme der zentralen Region unserer

Milchstraße vom 5. Juni 2008, sie stammt ebenfalls von der Farm Tivoli. Diesmal wurde mit der modifizierten Canon EOS 20D bei der doppelten Brennweite gearbeitet, mit einem Zenitar f = 16mm, das auf f/8 abgeblendet war. Die Belichtungszeit betrug wieder 10 Minuten bei ISO 800/30 Grad . Jetzt kommen die zahlreichen roten Gasnebel als kleine Fleckchen zur Geltung, ebenso die schon erwähnten Dunkelwolken. Wem ist schon einmal der riesige dunkle Staubbogen aufgefallen, der sich vom südlichen Adler ausgehend über den Schlangenträger und den Skorpion bis hin zur Norma zieht, wo er wieder in das Milchstraßenband einmündet? Wie sich der gesamte Skorpion mit all seinen hellen Sternen in die Sommermilchstraße einfügt, wird an der Abbildung 3 deutlich. Oben, etwas südwestlich des hellen Jupiters, liegt Antares mit dem kleinen Oval aus fünf Sternchen, die den Körper des Skorpions bilden. Nordwestlich davon sind die hellen Scherensterne zu sehen. Südlich von Antares beginnt mit Tau Scorpii eine Kette hellerer Sterne, die weiter südlich beim Stern Zeta Scorpii nach Osten abknickt und in den Skorpionstachel übergeht. Etwas nördlich von Lambda

Scorpii liegen die beiden bekannten HIIRegionen NGC 6357 und 6334, die aber oft genug vorgestellt werden und deshalb hier fehlen dürfen. Claus Mühle war im Juli 2007 auf der Gästefarm Hakos in Namibia. Dort setzte er eine Spiegelreflexkamera Olympus OM-1 mit 50 mm Objektiv ein, die mit Farbdiafilm Ektachrome 200 bestückt war. Bei Blende 4 wurde 45 min belichtet, wobei zum Teil auch ein Diffusor zum Tragen kam. Prächtig ist der Anblick, den uns Björn Gludau und Kurt Fischer liefern. Ihre Aufnahme der Zentralregion (Abb. 4) dürfte schwerlich zu überbieten sein! Sie wurde im Juni 2007 in Namibia mit einem Canon L-Objektiv 1:2,8 / 200 mm 20 x 6 Minuten belichtet. Das Objektiv war dabei auf Blende 3,2 abgeblendet. Kamera war die mit Baader-Filter versehene Canon 350d bei ISO 800/30 Grad . Die Nordsüdrichtung verläuft in etwa diagonal von unten links nach oben rechts. Die differenzierten Farben im Bild sind erstaunlich und in wohl kaum einer anderen Himmelsgegend so vielseitig und ausgeprägt. Die interstellare Materie um den 0,9 mag hellen, kühlen Überriesen Antares wird durch dessen orangefarbenes Licht

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Abb. 3 (links): Das gesamte Sternbild Skorpion; Bildautor Claus Mühle. Daten siehe Text.
Abb. 4 (unten): Zentralteil des Skorpions; Bildautoren Björn Gludau und Kurt Fischer. Daten siehe Text.

HII-Region Sh2-9, die sich direkt westlich davon erstreckt. Die Abbildung 5 zeigt ein ähnliches Bild des zentralen Bereichs im Skorpion. Das Aufnahmefeld ist jedoch etwas anders gelagert (Osten links), so dass man mehr von den langen Dunkelwolken erblickt, die zum Ophiuchus laufen. Südlich von Antares bemerkt man noch die schwach rötlich leuchtende Außenzone der großen runden HII-Region um den 2,8 mag hellen B0-Stern Tau Scorpii. Er liegt aber hier gerade nicht mehr im Bild. Dieter Willasch, über dessen Sternwarte in Südafrika wir schon in den Ausgaben Nr. 24 und 25 berichteten, hat das Bild am 9. März 2008 aufgenommen. Er setzte eine QHY8/ALccd 6c ein, dazu ein Objektiv Asahi Takumar 1:3,5 / 135 mm bei Blende

erleuchtet und verläuft wolkig gestuft nach Norden. Es gibt also auch orangefarbene Reflexionsnebel! Auffällig ist, dass die im Norden anschließenden markanten Dunkelwolken in ihren Außenbereichen immer noch von Antares erhellt werden. Sie ziehen sich wie dichte Rauchfahnen in das Sternbild Schlangenträger hinein. Was ist noch in diesem Bild zu sehen? Etwa 2,5 Grad nördlich von Antares finden wir inmitten der orangefarbenen Nebelzone den blauen Reflexionsnebel IC 4605, der den 4,8 mag hellen B2-Stern 22 Scorpii umgibt - ein sehr schöner Farbkontrast. Langbrennweitige Aufnahmen zeigen eine schalenförmige Struktur. Sehr blau kommt auch der großflächige Reflexionsnebel IC 4604 heraus (rechts oben im Bild). Er wird durch den 4,6 mag hellen B2-Doppelstern Rho Ophiuchi angestrahlt. Der südliche Rand dieser Nebelzone trägt mit IC 4603 eine eigene Bezeichnung, was durch die weißlichere Farbe auch gerechtfertigt sein mag.
Wir bleiben in der Abbildung 4. Etwa 2,5 Grad westlich von Antares liegt der Kugelsternhaufen M 4. Von dort aus 2 Grad nach Nordwesten fällt der 2,9 mag helle B1-Stern Sigma Scorpii ins Auge. Er verursacht die rote H-Alpha-Emission der
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4,5. Belichtet wurde 12 x 10 Minuten unter Benutzung eines IDAS LPS-Filters, zur Aufnahmesteuerung diente MaxIm DL. Die Nachführung erfolgte über ein Meade LX 200 f/5 als Leitrohr auf einer Montierung Astrophysics 900 GTO mit Meade Deep Sky Imager Pro II und wiederum MaxIm DL als Nachführ-Software. Für die abschließende Bildbearbeitung wurden ImagesPlus und Photoshop verwendet. Man muss aber nicht unbedingt auf die irdische Südhalbkugel, um den Skorpion fotografisch zu ,,erhaschen". Beim Anblick der Abbildung 6 wird man es kaum für möglich halten: Das Bild von Christoph Otawa entstand auf dem 896 m hohen Taubenberg ca. 30 km südlich von München. Als Kamera diente eine Canon 400d in Verbindung mit einem Canon-Objektiv EF 200/2.8L, belichtet wurde 5 x 5 Minuten bei ISO 800/30 Grad und 7 x 5 Minuten bei ISO 1600/33 Grad (letztere mit CLS-Klemmfilter). Alles lief auf einer Montierung EQ6 ohne Nachführkontrolle. Man sieht: Auch von Deutschland aus kann der Skorpion im Frühjahr bei günstiger Wetterlagen sehr schön fotografiert werden. Die wesentlichen Details sind in Übereinstimmung mit den Abbildungen 4 und 5. Dass in unseren Breiten die Nebel der Skorpionregion nicht so ,,knallbunt" kommen, liegt an der Horizontnähe. Gerade hier, wo die Luftschichten sehr dicht sind, wird das blaue Licht sehr stark absorbiert. M 4 ist mit 7.200 Lj Entfernung einer der am nächsten gelegenen Kugelsternhaufen. Bei 26 Bogenminuten scheinbarem Durchmesser käme M 4 damit lediglich auf knapp über 50 Lj wahren Durchmesser. Das ist in der Tat wenig, wird aber durch die geringe Absoluthelligkeit von -7,2 Mag bestätigt. M 4 wird durch die interstellare Materie im Skorpion ziemlich stark gerötet, so dass sein Farbindex trotz der Nähe auf B-V = 1,03 mag kommt. Dies entspricht der Durchschnittsfarbe gelb. Die Auflösung in Einzelsterne gelingt wegen der Nähe recht gut. Werner E. Celnik und Jürgen Kozok nahmen M 4 mit einem Keller-Hypergraphen von 400 mm Öffnung und 3.200 mm Brennweite auf (Abb. 7). Dies geschah am 29. Juli 2008 von Farm Tivoli aus. Es kam ein 66-Farbdiafilm Fujichrome 400 zum Einsatz, der zwei Stunden belichtet wurde, gepusht auf ISO

Abb. 5: Zentralteil des Skorpions; Bildautor Dieter Willasch. Daten siehe Text.

Abb. 6: Zentralteil des Skorpions; Bildautor Christoph Otawa. Daten siehe Text.

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Abb. 7: Kugelsternhaufen M 4 im Skorpion; Bildautoren Werner E. Celnik und Jürgen Kozok. Daten siehe Text.

1600/33 Grad bei der Entwicklung. Nach dem Einscannen erfolgte die Bildbearbeitung mit Photoshop. Schwenken wir vom Zentralgebiet nach Nordwesten zu den Scheren des Skorpions (Abb. 8). Der 4 mag helle B2-Stern 14 Scorpii sitzt inmitten des 2,5 Grad langen Reflexionsnebels IC 4592. Warum ist dieser Nebel eigentlich nicht rot? Ganz einfach: Während ein B1-Stern wie der oben genannte Sigma Scorpii gerade noch den Wasserstoff ionisieren kann, hat ein B2-Stern schon nicht mehr genügend UV-Energie, um eine solche Ionisation zu bewirken. Die umgebende Materie (Gas und Staub) wird also nur angeleuchtet und reflektiert das Sternenlicht. Nach Süden
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hin zeigt der blaue Nebel um 14 Scorpii eine relativ scharf begrenzte Kante. Wo die Streuung des blauen Lichtes nicht mehr ausreicht, in den Außenbereichen des Nebels, ist IC 4592 klar bräunlich. Selbst bis hierher wirft Antares sein Licht! Josch Hambsch nahm diesen selten fotografierten zweifarbigen Reflexionsnebel am 18. August 2004 von der Farm Hakos in Namibia auf. Mit einem 106 mm Refraktor f/5 (Takahashi FSQ) und einer SBIG STL11000M ABG wurde das LRGB-Bild ohne Binning je 3 x 10 Minuten belichtet. Dabei kam der LRGB-Filtersatz von Astronomik zur Verwendung. Von den Scheren in den Schwanz des Skorpions. Etwa zwischen den Sternen

My und Zeta Scorpii liegt eine helle HIIRegion, IC 4628 (Abb. 9). Die Fülle lockerer Sterne in der unteren rechten Bildecke repräsentiert den offenen Sternhaufen H12. Rechts oben ist NGC 6242 zu sehen, auch ein offener Sternhaufen. Stephan Küppers fotografierte das Gebiet am 2. Juli 2008, wieder einmal war die Farm Tivoli der Aufnahmeort. Als Aufnahmeoptik diente ein Refraktor Pentax 75SDHF mit f = 500 mm, d. h. Blende 6,7. Mit einer Canon EOS 300D Astro wurde 8 x 480 s bei ISO 800/30 Grad belichtet. Die Nachführung geschah manuell mit Hilfe eines C11 auf Vixen Atlux mit Boxdörfer MTS-3 SDI. Das Bild ist ein 80%-Ausschnitt aus dem Original.

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Abb. 8: IC 4592 im Skorpion; Bildautor Josch Hambsch. Daten siehe Text.
Abb. 9: IC 4628 im Skorpion; Bildautor Stephan Küppers. Daten siehe Text.
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72 As t r o f o t o g r a f i e

VdS-Journal Nr. 29

Abb. 1: Mosaikaufnahme der galaktischen Nebel Lagunennebel (M 8) und Trifidnebel (M 20). Aufnahme von Peter Knappert, Wie es zu diesem Ergebnis kam: siehe Text.

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Mosaik vom Trifid- und Lagunennebel
von Peter Knappert

Ich wohne am östlichen Rand des Schwarzwaldes bei Villingen-Schwenningen. Mein Wohnort liegt auf dem 48. Breitengrad. Schon immer faszinierten mich die südlichen Himmelobjekte im Sternbild Sagittarius. Ich bewunderte die Aufnahmen der Astrokollegen, die diese Himmelobjekte von weit südlicheren Gefilden, wie etwa Namibia, mit nach Hause brachten. Da ich 20 Jahre lang die konventionelle Astrofotografie mit einem C8 betrieben habe, stellte ich schon frühere Versuche an, beispielsweise M 8 zu fotografieren. Diese Aufnahmen waren aber mehr als schlecht. Vor zwei Jahren schaffte ich mir dann einen apochromatischen Refraktor und eine DSLR von Canon an. Damit gelangen mir auf Anhieb gute Aufnahmen. Parallel dazu stellte ich immer wieder meine Astrobilder in der Fotocommunity zur Diskussion und erhielt oft konstruktive Anmerkungen. Das Bild eines Astrokollegen von M 8 brachte mich dann auf die Idee, mit meiner Ausrüstung auch einmal den Trifidnebel digital zu fotografieren. Wie der Zufall es wollte, herrschte um den 3./4. Juli 2008 erstklassiges Astrowetter im Schwarzwald. Nicht weit von meinem Wohnort entfernt befindet sich eine Schwarzwaldhochebene, die von 900 m bis auf 700 m in Südrichtung abfällt. Links und rechts sind Täler bzw. Berge, so dass keinerlei Streulicht zu erwarten war.
Aufnahmen und Bildbearbeitung Hier oben baute ich meine voll transportable Ausrüstung auf und belichtete am 4. Juli 14 Aufnahmen des Trifidnebels. Tags darauf ,,stackte" ich die Einzelbilder zusammen und stellte fest, dass dieses Summenbild schon eine sehr gute Qualität hatte. Jetzt war ich nicht mehr zu bremsen. Da sich diese Schönwetterperiode dann bis zu 12. Juli hielt, konnte ich am 10./11. Juli noch den Lagunennebel fotografieren. Es entstanden wieder 14 Bilder, die ich aber auf dem Chip schon so platzierte, dass ich später ein Mosaik von beiden Objekten erstellen konnte. Danach nahm ich noch sechs Bilder der ,,Restumgebung" auf, als so genannte Anschlussbilder. Wieder hatte das Summenbild eine sehr gute Qualität. Kurz danach sah ich dann eine Aufnahme von M 8, die in Namibia mit dem 45 cm Spiegelteleskop der IAS fotografiert worden war und ich stellte fest, dass

diese Aufnahme nicht mehr Details zeigte als meine. Mit meinen ,,Schwarzwälder" Rohbildern machte ich mich nun an die Arbeit ein Mosaik zu erstellen. Die Schritte hierzu möchte ich im Einzelnen kurz erläutern. Ausgangspunkt waren zwei aus jeweils 14 Einzelbildern gemittelte Summenbilder (DeepSkyStacker) und ein Anschlussbild gemittelt aus 6 Einzelbildern (DeepSky Stacker)
Schritt für Schritt zum Ergebnis 1. Das Summenbild des Lagunennebels
zeigte eine leichte Überbelichtung des Zentrums von M 8. Hier hatte ich noch zum Glück drei kurz belichtete Aufnahmen, die ich normalerweise immer mache, um den Fokus und die Bildlage zu kontrollieren. Jetzt erzeugte ich aus den drei kurzbelichteten Bildern und dem Summenbild von M 8 mittels Photoshop CS2 ein DRIBild (DynamicRangeIncrease). Das fertige Summenbild hatte dann sehr feine Strukturen im Zentrum von M8. Allerdings sollte man immer bedenken, dass durch die DRI-Anwendung auch Farben von hellen Punkten, sprich Sternfarben, was die Farbdarstellung angeht gedeckt werden können. 2. Jetzt verglich ich die Summenbilder auf eventuelle Himmelshintergrundunterschiede. Um sie mit Photoshop im ,,Merging-Verfahren" zusammenfügen zu können, mussten die Helligkeiten der Summenbilder zueinander kalibriert sein. Hierbei hob ich die Helligkeit des M 20 Bildes um etwa 5 % an. 3. Jetzt wurden die Summenbilder mit CS2 im Merging-Verfahren zusammengefügt. Dabei entstand dann ein Bild, das die 1,6-fache Größe des Ursprungsbildes hatte. Wenn man bedenkt, dass die Canon 30d 3.500 x 2.300 Bildpunkte hat, ergibt sich ein Mosaik mit etwa 5.600 x 3.680 Bildpunkten. Dieses Bild ist dann 2,5mal so groß wie das Orginal, was den PC speichertechnisch sehr stark belasten kann. 4. Der nächste Schritt war die Herstellung der Farbbalance und das Einstellen der Sättigung. 5. Zum Schluss musste ich die Sternradien mit Fitswork noch etwas verkleinern, da die unzähligen Sterne die Nebel-

objekte zu stark abgedeckt hätten. 6. Der letzte Schritt bestand in der
Erstellung des vorliegenden Ausschnittes und fertig war das Mosaik.
Die Aufnahmedaten M 20 wurde am 4. Juli 2008 aufgenommen und 14 x 6 Minuten bei ISO 800 belichtet; 14 automatische Darks. M 8 wurde am 10. Juli 2008 aufgenommen, Belichtungszeit 14 x 6 Minuten bei ISO 800, 14 automatische Darks sowie drei Kurzbelichtungen von je einer Minute bei ISO 1600 ohne Darks (Testaufnahmen). Am 11. Juli 2008 folgten noch 6 Anschlussaufnahmen nördlich von M 8, ebenfalls sechs Minuten bei ISO 800 belichtet und mit automatischen Darks.
Die Ausrüstung TMB-APO 105/650 mm mit TMBFlattener und Vixen 60-mm-Guidescope. Kamera: Canon 30d (H-Alpha Modifizierung/Baader), selbst entwickelte Timersoftware. Montierung: GP-D2 mit selbst entwickelter Motor- und Steuerungssoftware. Nachführung mit WebCam und Guidemaster 2.25 beta.
Die Voraussetzungen Um mit einem Teleskop von Mitteleuropa aus solche südlichen Objekte aufnehmen zu können, ist folgendes zu bedenken:
1. Durch die sehr tiefe Deklination benötigt man einen Beobachtungsstandort, der folgende Kriterien aufweisen sollte: Die Beobachtungsrichtung sollte nach Süden hin vollkommen frei sein. Noch wichtiger ist aber, dass der Ort auf über 800 m Höhe liegen sollte, und die Luft eine gute Transparenz ohne Dunst aufweisen muss. Der Punkt Streulicht ist ebenso wichtig: Es sollten keine künstlichen Lichtquellen in Aufnahmerichtung vorhanden sein. Hier ist der Hochschwarzwald eine der wenigen Gegenden Deutschlands, in denen noch richtig gute Dark-SkyBedingungen vorherrschen.
2. Instrumentarium: Generell sollte man versuchen, solche Objekte mit kleineren Teleskopen (sprich Refraktoren) zu fotografieren. Die Luftturbulenzen haben es nämlich auf große Spiegelteleskope abgesehen. Außerdem sorgt die atmosphärische

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Refraktion selbst innerhalb ein- und derselben Aufnahme für unterschiedliche Sternpositionen. Dann hat das Stackingprogramm alle Hände voll zu tun. Ebenso sollten die Brennweiten unterhalb von 1.000 mm liegen. 3. Um den idealen Aufnahmeort zu finden, ist es unerlässlich eine kleinere vollkommen transportable Ausrüstung zu besitzen und mit dieser dann an einem geeigneten Ort zu fotografieren. Eine feste Sternwarte ist immer auch ein Kompromiss und ein Abwägen zwischen Bequemlichkeit oder wirklich gutem Nachthimmel. 4. Ganz wichtig ist, dass man solch ein Objekt innerhalb von einer Stunde vor bis eine Stunde nach der Kulmination fotografiert, um die beste Durchsicht

ausnutzen zu können. 5. Noch eine Anmerkung zu Filterauf-
nahmen solcher Objekte: Die Belichtungszeiten sollten pro Bild sieben Minuten nicht überschreiten, wegen der atmosphärischen Effekte, die in diesem nur etwa 20 Grad breiten Horizontstreifen über Süden auftreten. Beim Einsatz eines LPR-Filters verlängern sich diese Belichtungszeiten meist um den Faktor 2, das sind dann bei 1:6,2 mit einer DSLR immerhin zwölf Minuten Belichtungszeit. Sinnvoll wäre das nur mit sehr großen Öffnungsverhältnissen, also 1:2,8 oder ähnlichem. 6. Ende Mai bis Mitte August ist vom Zeitraum her die beste Jahreszeit für gute Ergebnisse. 7. Hat man bereits mehrere Objekte

fotografiert, kann man sich an die Erstellung eines solchen Mosaiks heranwagen.
Fazit Es ist prinzipiell möglich Objekte aus dem Bereich Sagittarius und Scorpius von Mitteleuropa aus zu fotografieren. Klar ist aber auch, dass hier nicht jede Aufnahmeserie etwas wird und dass nicht jeder die Möglichkeit hat, dies vom Schwarzwald oder den Alpen aus zu machen. Aber ein Versuch ist es allemal wert, und ich denke, ein Astroausflug auf einen Berg oder Anhöhe in der näheren Umgebung ist um vieles billiger als zwei Wochen Namibia-Aufenthalt.

10 Tipps für den WebCam-Anfänger - Teil 2: Tipps 6 bis 10
von Bernd Gährken

Im letzten Heft wurden Tipps zur Hardund Software gegeben, die ,,richtige" Brennweite angesprochen und erste Tipps zur Sonnenfotografie vorgestellt. Am Ende gab es noch Tipps zur Reinigung der WebCam. Jetzt folgt die Fortsetzung mit fünf weiteren Tipps. Aber lesen Sie selbst.
Tipp 6 - Das Bildformat
Die große Stärke der WebCam liegt darin, dass innerhalb von wenigen Minuten Tausende von Rohbildern aufgenommen werden können. Per Software können Sie die wenigen Bilder aus dem datenstrom herauspicken, bei denen das Seeing perfekt ist. Durch Addition dieser Bilder lässt sich das Signal-zu-RauschVerhältnis soweit optimieren, dass auf dem Summenbild eine Bildverarbeitung mit intensiver Schärfung aufgesetzt werden kann. Leider gibt es keine Garantie, dass innerhalb der Aufnahmezeit das Seeing mitspielt. Zudem ist die Scharfstellung oft ein Problem. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, mehrere Bildserien mit unterschiedlicher Scharfstellung hintereinander aufzunehmen. Dabei kann der Platz auf der Festplatte im Laufe der Nacht sehr eng werden. Einen Ausweg bietet ein kleineres Bildformat. Statt 640 x 480 Pixel kann man auch 355 x 288 Pixel einstellen. Das Gesichtsfeld ist für Planeten immer noch
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groß genug und es werden fast 2/3 des Speicherplatzes gespart. Zudem wird später die Bildverarbeitung schneller. Leider wird das kleinere Format bei der neueren Philips-Software zur SPC900 nicht mehr unterstützt. Es kann sich lohnen, mit der alten Software zur ToUCam 840 zu experimentieren oder gleich auf FreewareProgramme wie WcRmac, Giotto oder Virtual-Dub umzusteigen.
Tipp 7 - Das Finden des Zielobjekts
Der Chip der Philips-WebCams ist mit 3,6 mm 2,7 mm sehr klein. Bei 1:30 ist es schwierig, die winzigen Planetenscheibchen und den winzigen Chip zur Deckung zu bringen. Dies ist besonders bei einfachen Teleskopen mit wackeliger Montierung ein Problem. Allein schon der Wechsel zwischen Zentrierokular und Kamera führt zu so großen Erschütterungen, dass der Planet verschwunden ist. Bei ausreichend Fokusweg am SchmidtCassegrain oder Refraktor kann der Einsatz eines Okularrevolvers oder eines Flip Mirrors sehr hilfreich sein. Falls ausreichend Licht zur Verfügung steht, wären auch Experimente mit einem Binokularansatz interessant. Oft ist bei Geräten mit Hauptspiegelfokussierung das Spiegelshifting ein ständiges Ärgernis. Mittlerweile werden dazu nachrüstbare

externe Feinfokussierer angeboten, die das Arbeiten wesentlich erleichtern. Wer über handwerkliches Geschick verfügt, kann versuchen, sich einen externen Drehfokussierer aus einem ausgedienten Fotoobjektiv zu basteln. Dazu werden die Linsen entfernt und an beiden Seiten passende Stutzen mit 2 Zoll Außen- und 1,25 Zoll Innendurchmesser montiert.
Tipp 8 - Der Weißabgleich und das
,,Entrauschen" Das Farbsignal der WebCam ist stark von äußeren Einflüssen abhängig. Schon leichter Dunst erschwert selbst bei gleichen Einstellungen reproduzierbare Ergebnisse. Meist ist die Farbe der Planeten zu violett oder zu gelb und sieht irgendwie unrealistisch aus. Die beiden Schieberegler auf der Registerkarte ,Kameraregler' im Menüpunkt ,Optionen Videoeigenschaften' bieten nur wenig Hilfe. Die Lösung ist ein externer Weißabgleich. Die Aufnahme erfolgt weiterhin, indem bei den Videoeigenschaften ,Auto' oder ,FL' angekreuzt wird. Die endgültige Justierung wird dann mit dem Programm Photoshop vorgenommen. Dazu ist es wichtig, dass das fertige Summenbild nach der Schärfung und der RGB-Korrektur im 16-Bit-Tiff-Format gespeichert wird. Nur mit der Dateiendung

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Abb. 1: Menü-Führung in Photoshop beim externen Weißabgleich

,tif' ist ein weitgehend verlustfreier Export nach Photoshop möglich. Nach dem Laden des Bildes in Photoshop geht man dort in den Menüpunkt ,Bild Einstellen Tonwertkorrektur'. Unter dem Pull-DownMenue ,Kanal' lassen sich die Kurven der

einzelnen Farbkanäle selektieren (Abb.1). Die dreieckigen Schieberegler werden so versetzt, dass sie sich von links und rechts der Histogrammkurve nähern ohne sie zu berühren. Dies wird für Rot, Grün und Blau einzeln durchgeführt. Das fertige

Bild wird im Menüpunkt ,Bild Modus' in 8 Bit umgewandelt und kann in einem beliebigen Format gespeichert werden. Oft wirkt die Planetenoberfläche nach der Schärfung in Registax oder Giotto etwas verrauscht. Diese Artefakte können mit

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der Shareware ,Neat-Image' beseitigt werden. Die Software ist einfach zu bedienen. Nach dem Laden des Bildes wird unter der Registerkarte ,Device-Noise-Profile' der Planet mit einem Kasten markiert und der Button ,Rough Noise Analyser' angeklickt. Unter der Registerkarte ,Noise Filter Settings' wird erneut der Planet eingekastelt und mit den Schiebereglern das Bild passend eingestellt. Unter der Registerkarte ,Output Image' wird dann mit dem Button ,Apply' das Bild ausgegeben. Die Sharewareversion von NeatImage ist zeitlich unbegrenzt verwendbar, erlaubt jedoch nur eine Speicherung im JPG-Format. Diese Beschränkung lässt sich umgehen, indem man mit der Tastenkombination ,Alt und Druck' einen Screenshot anfertigt und die Aufnahme in ein anderes Programm exportiert. Nach den ersten Erfolgen mit Neat-Image lohnt es sich unbedingt unter dem Menuepunkt ,Tools' den ,Advanced Mode' einzustellen, der weitere Regelungsmöglichkeiten eröffnet.
Tipp 9 - die WebCam-Optimierung
Die besten Ergebnisse lassen sich bei hoher Brennweite, kurzer Belichtungszeit und geringem Rauschen erzielen. Leider besitzt die WebCam nur eine begrenzte Empfindlichkeit, so dass sich die Brennweite nicht beliebig erhöhen und zugleich die Belichtungszeit beliebig verkürzen lässt. Über den Gain-Regler lässt sich die Helligkeit der Rohbilder zwar etwas nachregeln, doch wird dies mit stärkeren Artefakten erkauft. Dieses Rauschen ist oft das kleinere Übel, da es sich durch die Addition der Rohbilder kompensieren lässt. Einen Ausweg aus dem Teufelsdreieck bieten verschiedene Ansätze die WebCam zu optimieren. Dies ist softwaremäßig oder hardwaremäßig möglich. Das freie Programm WcRmac ermöglicht es, die Kamera in einen ,Optimized Color-Mode' zu versetzen, der die internen Parameter für astronomische Zwecke justiert und eine intelligentere Komprimierung ermöglicht. Die Kamera kann danach wie gewohnt weiter verwendet werden. Die hardwaremäßige Optimierung erfolgt durch Auswechseln des CCD-Chips. Der normal eingebaute Farbchip hat den Nachteil, dass er durch die auf den Pixeln liegenden Farbfilter nur 1/3 der Empfindlichkeit besitzt und zudem in der Auflösung beschränkt wird. Der alternativ verwendbare ICX098BL ist identisch mit dem Chip der wesentlich
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hochwertigeren DMK-FirewireWebCams. In der Praxis ist die umgebaute PhilipsWebCam der DMK trotzdem unterlegen, da wegen des USB-Anschlusses nur fünf Bilder je Sekunde verlustfrei übertragen werden können. Mit der DMK sind 6-fach höhere Bildraten möglich. Bei bereits vorhandener Philips-WebCam kann der Umbau trotzdem interessant sein. Die DMK ist wesentlich teurer; zudem kann bereits bekannte Software weiter verwendet werden und die Umstellung auf Firewire entfällt. Der Einbau des empfindlicheren Schwarzweißchips erlaubt erste Experimente mit einem Rot- oder IR-Pass-Filter. Im roten und infraroten Spektralbereich ist die Luft deutlich ruhiger und besonders Jupiter und Mars zeigen härtere Kontraste. Mit dem Schwarzweißchip werden im Roten alle Pixel angesprochen, während beim Farbchip nur ein Viertel der Pixel ein Signal erhält. Daher wäre der Umbau auch für Sonnenfotografen mit H-Alpha-Filter ein Gewinn.
Tipp 10 - Nicht entmutigen lassen!
Auf den ersten Blick sieht alles komplizierter aus als es ist. Die Erfahrung zeigt, dass selbst Neulinge schon nach wenigen Wochen Resultate zustande bringen, von denen sie zuvor nicht zu träumen gewagt hätten. Wer über ein gut justiertes Teleskop mit guter Optik verfügt, hat schon 90 % des Weges geschafft. Für den Rest gilt oft der Satz ,,Probieren geht über Studieren". So lohnt es sich immer wieder an den verschiedenen Softwareparametern herumzuspielen und neue Lösungen zu suchen. Auch das Seeing spielt im WebCamZeitalter immer noch eine Rolle. Bei einem Horizontabstand von weniger als 40 Grad sinkt die Chance auf ruhige Luft. Saturn und Mars sind darum während der kommenden Jahre die leichteren Zielobjekte, während bei Jupiteraufnahmen mehr Geduld benötigt wird.
Weiterführende Hinweise: Literatur: [1] Steffen Brückner: Praxisbuch der
Astronomie mit dem PC, Data-BeckerVerlag, ISBN 3815825555 [2] Stefan Seip: Astrofotografie digital, Kosmos-Verlag, ISBN 3440104265
Links zu GIOTTO: [3] http://www.videoastronomy.org/ [4] http://silvia-kowollik.de/astro/WebCam/
giotto.htm [5] http://www.quickastro.de/

Link zu Registax: [6] http://www.ccdastro.de/index. php?page=registax
Link zu Virtual-Dub: [7] http://virtualdub.sourceforge.net/
Links zur WebCam-Optimierung und WcRmac: [8] http://astrofotografie.ilo.de/aufnahmetechniken/toucam.optimieren.php [9] http://astrosurf.com/astrobond/ebrawe. htm
[10] http://www.burri-web.org/bm98/soft/wcrmac/
Sonstiges: [11] Ersatzchips für die Philips-WebCam:
http://www.framos.de/www.dir/de/login_ de.html [12] Photoshop 6 gibt es bei Ebay für etwa 30 Euro: http://www.ebay.de/ [13] Neat-Image: http://www.neatimage.com/ [14] Homepage des Autors: http://www.astrode.de/WebCamtipps.htm
Einladung
zum 4. Sächsischen Sommernachtsteleskoptreffen
26. - 28. Juni 2009 Ort: Lindenhof Peritz Hauptstraße 18 l 01609 Peritz
Wir laden hierzu herzlich ein!
Wir wollen an diesem Wochenende auf dem Gelände zelten, es besteht auch die Möglichkeit - sehr preisgünstig - im Lindenhof zu übernachten. Es soll beobachtet, gefachsimpelt und im allgemeinen ein gemütliches Wochenende werden.
Es kommt auch noch ein hochkarätiger Überraschungsreferent zu uns.
Für alle menschlichen Erfordernisse ist bestens gesorgt.
Veranstalter sind Sternfreunde Riesa, Sternwarte Riesa und der Lindenhof Peritz.
Infos und Anmeldung: Stefan Schwager Telefon: 0173 / 807 68 41 SternwarteRiesa@web.de www.Sternfreunde-Riesa.de
Zimmerreservierung: Ulrich Priebe Telefon: 03 52 / 655 61 80

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Beobachtung und Simulation des Glasperlenbogens in divergentem Licht
von Alexander Haußmann

Im Mai 2008 konnte ich durch Zufall vom Fahrrad aus eine verdächtige Leuchterscheinung auf der Asphaltoberfläche ausmachen, wobei mir relativ schnell klar wurde, dass es sich um einen durch das Sonnenlicht verursachten ,,Glasperlenbogen" handelt. Dieser stellt das auf Glaskugeln basierende Gegenstück zum gewöhnlichen Hauptregenbogen dar, hat allerdings wegen des höheren Brechungsindex von Glas nur etwa den halben Radius bezüglich des Sonnengegenpunktes [1]. Die Glasperlen erhöhen als Bestandteil der Fahrbahnmarkierung deren Nachtsichtbarkeit (aufgrund des Heiligenscheineffektes), der farbige Bogen jedoch ist nur an frisch markierten Stellen neben der Farbe sichtbar. Nur dort ist der Kontrast zum Untergrund groß genug, und die nach dem ,,Abstreuen" neben der Farbe zu liegen gekommenen Glasperlen sind noch nicht durch den Straßenverkehr fort getragen worden. Beim späteren Nachdenken über die Erscheinung drängten sich mir zwei Fragen auf: Gibt es auch einen Nebenglasperlenbogen, und wie sähe das Bogenensemble im Licht einer Punktquelle (z. B. Straßenlaterne) aus?
Leider kam ich erst wieder am Ort der ersten Beobachtung vorbei, als es schon keine sichtbaren Effekte mehr gab. Innerlich hatte ich das Projekt bereits abgeschrieben, als mir erneut der Zufall zur Hilfe kam: Ich erfuhr nebenbei in einer Kaffeepause, dass zur Oberflächenbehandlung von Metallen neben Sandstrahlen auch das Glasperlenstrahlen zum Einsatz kommt. Daraufhin bat ich den erstaunten Feinmechaniker, mir doch eine ,,Handvoll" Glasperlen ,,für optische Versuche" zu organisieren - und bereits die ersten Tests mit einer Taschenlampe in einem abgedunkelten Raum lieferten ein beeindruckendes Ergebnis! Das bedeutet, dass auch solche industriellen Schleifperlen eine hinreichend glatte Oberfläche und Transparenz aufweisen. Eine Messung unter dem Mikroskop ergab für die mir vorliegende Sorte einen mittleren Radius von ca. 50 µm bei einer Standardabweichung von ca. 15 µm. An dieser Stelle lohnt nun ein Blick auf die zugrunde liegende Theorie. Die Descartes-

Winkel (Extremalablenkungswinkel bzw. Regenbogenwinkel) für Haupt- und Nebenbogenstrahlengang in Abhängigkeit vom Brechungsindex der Kugeln lassen sich mit dem Formelwerk aus [2] berechnen, das Ergebnis zeigt daraus zeigt die Abbildung 1. Für Wasser erhält man dabei die bekannten Werte von 42 Grad und 51 Grad (n = 1,334) sowie für Glas 21,5 Grad und 89,5 Grad (n = 1,515). Im Falle einer Punktquellenbeleuchtung (hier einfach ,,divergentes Licht" genannt) legt jeder dieser Winkel den möglichen Aufenthaltsort für die Kugeln, deren Streulicht den Beobachter erreichen soll, auf der Hülle eines so genannten Minnaert-Körpers fest. Beobachter und Lichtquelle befinden sich je an einer der ,,Spitzen" dieses Körpers, der darüber hinaus bezüglich ihrer Verbindungsachse Rotationssymmetrie aufweist. Die sich aus den obigen Winkeln ergebenden Formen zeigt (für jeweils gleichen Abstand Lichtquelle-Beobachter) die Abbildung 2. Man erkennt die deutlich verschiedenen Größen sowie die annähernde Kugelform des Minnaert-Körpers für die Ablenkung nahe 90 Grad . Der Hauptbogen in Glas besitzt den größten dieser Rotationskörper, was besagt, dass man auch aus relativ weit von Beobachter und Lichtquelle entfernten

Glaskugeln Hauptbogenlicht empfangen kann. Bei gleichmäßig im Raum verteilten Kugeln und einer (mehr oder weniger) idealen Punktlichtquelle führen perspektivische Häufungseffekte lediglich zu der vom parallelen Licht her bekannten Beobachtung - ein Ring um den Gegenpunkt, hier nur etwas diffuser. Die wirklich interessanten Phänomene ergeben sich, wenn entweder der Aufenthaltsort der Kugeln oder die Beleuchtung auf eine Ebene beschränkt werden, worauf auch schon früher hingewiesen wurde [3, 4]. Den ersten Fall möchte ich ,,Taubogen-", den zweiten ,,Leuchtturmgeometrie" nennen, da sowohl von mit Tau bedeckten Wiesen als auch von Leuchttürmen im Nebel praktische Beobachtungen vorliegen, die auf den genannten Voraussetzungen basieren. In beiden Fällen wird nur die Schnittkurve der Ebene mit dem Minnaert-Körper sichtbar, bei der Leuchtturmgeometrie beinhaltet diese Ebene zwangsläufig auch die Lichtquelle. Dadurch wird die Vielfalt der möglichen Bogenformen etwas eingeschränkt. Zur Erzeugung eines Glasperlenbogens ,,unter Laborbedingungen" in der Taubogengeometrie werden die Kugeln z. B.

Abb. 1: Descartes-Winkel für Haupt- und Nebenbogenstrahlengang in Abhängigkeit vom Brechungsindex der Kugeln

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Abb. 2: Minnaert-Körper für die Descartes-Winkel 42 Grad und 51 Grad (Haupt- und Nebenbogen in Wasser) sowie 21,5 Grad und 89,5 Grad (Haupt- und Nebenbogen in Glas) bei jeweils gleichem Abstand Beobachter-Lichtquelle

mit einem Salzstreuer möglichst gleichmäßig auf einem dunklen Untergrund verstreut, ich habe dafür ein schwarz eloxiertes Aluminiumblech verwendet. Eine Fahrradbirne ohne Reflektor habe ich als brauchbare Näherung für eine ideale Punktquelle verwendet, wobei die Halterung gleichzeitig als Blendschutz für den Beobachter dient. Am einfachsten lassen sich die Bereiche des Bogens hinter der Lichtquelle beobachten (von Christian Fenn als ,,Reverser Bogen" bezeichnet), da dort der Minnaert-Körper des Hauptbogens zusammenläuft und man so auch auf einer relativ kleinen bestreuten Fläche große Segmente des Bogens sehen kann. Außerdem lassen sich Blech und Lampe fest auf einem Tisch positionieren. In der ,,Standardgeometrie" (Kugeln hinter dem Kopf des Beobachters) stört der Schatten des Kopfes ziemlich stark, so dass nur kleine Ausschnitte des Bogens sichtbar gemacht werden können. Praktisch hat sich gezeigt, dass die Beobachtung des Nebenglasperlenbogens deutlich schwieriger ist. Dafür ist die Vorwärtsstreuung verantwortlich, also das Licht, welches ohne interne Reflexion (und damit ohne Häufungseffekt) die Kugel wieder verlässt. In ähnlicher Weise wird auch die Sichtbarkeit des tertiären Regenbogens um die Sonne unterdrückt, nur ist dort die Hintergrundaufhellung derartig stark, dass unter normalen Verhältnissen keine Beobachtungsmöglichkeit der an sich schon schwachen Erscheinung mehr besteht. Der Nebenglasperlenbogen ist immerhin nachweisbar, obwohl Vorwissen über den Ort der Erscheinung nötig ist. Im divergenten Licht sieht man ihn in der ,,Schneedeckenhalogeometrie", also zwischen Beobachter und Lichtquelle. Die Schnittkurve ist dabei interessanterweise immer beinahe kreisförmig, da der betreffende Minnaert-Körper einer Kugel sehr nahe
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kommt. Aus der Beobachterperspektive erscheint die Kreisform natürlich verzerrt. Im Sonnenlicht erscheint der Nebenbogen wie ein gerades Band, da der ,,Regenbogenkegel" hier annähernd zu einer Ebene entartet. Aufgrund der Undeutlichkeit des Phänomens habe ich den Nebenbogen allerdings nicht weiter untersucht. Nachdem ich eine Fotoserie des Hauptglasperlenbogens mit meinem Laboraufbau aufgenommen hatte, wollte ich auch eine Simulation dazu durchführen. Da ich von vorherigen Rechnungen [5] noch den Quelltext für Echtfarbendarstellungen im Rahmen der Airy-Theorie vorliegen hatte, brauchte dieser lediglich mit dem mathematischen Apparat der Schneedeckenhalosimulationen von 1997/98 [6] kombiniert werden. Ein wesentlicher Unterschied zur damaligen Herangehensweise besteht darin, dass nicht mehr einzelne Punkte der Schnittkurve direkt berechnet werden. Anstelle dessen werden an den Punkten eines quadratischen Gitters auf der Glasperlenebene (um eine gleichmäßige Flächendichte der Kugeln nachzubilden) die Ablenkwinkel berechnet und diesen der entsprechende Teil des Airy-Spektrums zugeordnet. Die geometrischen Parameter (hB = Augenhöhe über der Glasperlenebene, hL = Lampenhöhe über der Glasperlenebene, e = Entfernung von Beobachter- und Lampenfußpunkt auf der Glasperlenebene) wurden nachträglich geschätzt, da ich diese bei der Durchführung der Aufnahmen nicht vermessen hatte. Es ist ohnehin schwierig, bei einem Objektiv die genaue Position des ,,Augenpunktes" (auf Zentimeter oder gar Millimeter genau) zu ermitteln. Analog zum gewöhnlichen Regenbogen kommt es auch hier durch die relativ kleinen Glasperlen zu einem breiten Farbband mit wenig reinem Rot und großem Abstand

zum ersten Interferenzbogen. Die Gegenüberstellung der Fotoserie mit den Simulationen zeigt die Abbildung 3. In der rechten Spalte ist die (fiktive) Draufsicht auf die Schnittkurve in der Glasperlenebene dargestellt. Hier fällt besonders die stark variierende Breite des Farbbandes auf. In bisherigen Konstruktionen und Berechnungen wurde dieser Effekt oft nicht berücksichtigt, da von einem festen Ablenkwinkel und damit scharf definiertem Minnaert-Körper ausgegangen wurde. Im Rahmen der Wellenoptik und unter Berücksichtigung der Dispersion ist der Minnaert-Körper des Hauptbogens jedoch bezüglich seines Volumens nach innen leidlich scharf, nach außen unscharf abgegrenzt und daran anschließend im Rhythmus der Interferenzbögen periodisch wiederkehrend gefärbt. Dabei bleiben die Spitzen allerdings fest, so dass sich die Breite der Unschärfe und der Interferenzstruktur zu Beobachter und Lichtquelle hin auf Null zusammenzieht. Außerdem wird das Farbband an denjenigen Stellen stark aufgeweitet, an denen der Minnaert-Körper annähernd tangential geschnitten wird. Besonders auffällig wird dies, wenn man beginnend bei der Beobachtungsposition direkt über der Lichtquelle (e = 0, siehe erstes und zweites Bild) mit zwei getrennten, konzentrischen Bögen zu immer ,,schrägeren" Positionen übergeht. Dabei wird der Punkt der ,,Verschmelzung" des inneren mit
Abb. 3 (rechte Seite): Fotos (Scans von Kleinbildnegativen), perspektivische Simulationen und simulierte Draufsichten des Hauptglasperlenbogens für verschiedene Positionen von Beobachter und Lichtquelle (weiß gekennzeichnet) bezüglich der Glasperlenebene

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hB = 13,2 cm; hL = 5,0 cm; e = 0,0 cm; f = 29 mm (gnomonische Projektion); Draufsichtbreite 50 cm

hB = 8,7 cm; hL = 4,0 cm; e = 0,0 cm; f = 16 mm (Lambert-Projektion); Draufsichtbreite 40 cm
hB = 10,5 cm; hL = 3,5 cm; e = 4,2 cm; f = 29 mm (gnomonische Projektion); Draufsichtbreite 60 cm
hB = 13,5 cm; hL = 3,5 cm; e = 19,5 cm; f = 50 mm (gnomonische Projektion); Draufsichtbreite 160 cm

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Abb. 4: Konstruktion zur Erklärung des stereoskopischen Eindrucks eines schwebenden Rings
dem äußeren Bogen durchlaufen (man könnte auch von einem ,,Aufbrechen des Rings" sprechen), bei welchem im Verschmelzungsbereich weite Farbflächen zu beobachten sind, die in einem eigenartigen Kontrast zum scharf abgegrenzten, dünnen Farbband der unteren Schleife stehen (siehe drittes Bild). Im Einklang mit den Berechungen ist der Glasperlenbogen stark azimutal polarisiert,

fast ebenso stark wie der Hauptbogen in Wasser. Mit einem Polfilter ist es möglich, gewisse Segmente des Bogens auszublenden. Dies ist besonders im symmetrischen Fall (e = 0) recht eindrucksvoll, da zwei gegenüberliegende Bereiche des kreisförmigen Bogens verschwinden und diese Ausblendungszonen durch Drehen des Polfilters um den Kreis herum wandern. Dies ist im Vergleich zum normalen Regenbogen eigentlich nichts Neues, wirkt hier aber dennoch ungewohnt, da der Winkelradius des Bogens viel geringer ist und die gesamte Erscheinung ohne Blickrichtungsänderung überschaut werden kann. Durch Konstruktion oder im Experiment kann man sich davon überzeugen, dass beim inneren Bogen in der Reversgeometrie beliebig kleine Winkelradien möglich sind (hL= 0), man ist also im Gegensatz zum Fall hB =0 nicht auf den Extremalablenkungswinkel von 21,5 Grad limitiert. Abschließend möchte ich noch eine Besonderheit diskutieren, die bisher jeden Beobachter des Experiments fasziniert hat, allerdings lediglich eine optische Täuschung darstellt: Befindet sich der Beobachter mehr oder weniger senkrecht über der Lichtquelle, scheint der Ring des inneren Reversen Bogens frei im Raum zu schweben. Diesen Effekt können die Fotos naturgemäß nicht wiedergeben. Eine Erklärung für den symmetrischen Spezialfall liefert die in der Abbildung 4 wiedergegebene Konstruktion: Die zwei Augen des Beobachters mögen sich bei B1 und B2 befinden, die Lichtquelle bei L, die

Zeichenebene wird durch diese drei Punkte definiert. Die Schnitte der Zeichenebene durch die individuellen Minnaert-Körper für jedes Auge sind schwarz gestrichelt (B1) sowie durchgezogen (B2) dargestellt. Die Schnittpunkte mit der Glasperlenebene (horizontale Line) sind die Schnittpunkte der (fast) kreisförmigen Bögen für jedes Auge mit der Zeichenebene. Die grauen Linien stellen die Lichtwege von diesen Punkten zum jeweiligen Auge dar. Wie ersichtlich, schneiden sich die zu verschiedenen Augen gehörenden Lichtwege auf einem Niveau zwischen Augen- und Lampenhöhe (durch Pfeile gekennzeichnet) und dort wird entsprechend der Gewöhnung des Gehirns an ,,greifbare" Objekte der farbige Ring vermutet. Bei flacheren Beobachtungsgeometrien und damit komplizierteren Bogenformen gelingt es für gewöhnlich aber nicht mehr, beide Sinneseindrücke ,,unter einen Hut" zu bekommen, und man sieht Doppelbilder. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass es sich beim Glasperlenbogen um eine einfach zu realisierende und dennoch eindrucksvolle Variante der Lichtbrechungsphänomene in divergentem Licht handelt, die sich damit auch für Demonstrationsexperimente anbietet. Ein Nachteil ist, dass wegen der verschiedenen Brechungsindizes von Wasser und Glas keine völlige Übereinstimmung mit natürlichen Phänomenen in Wassertropfen gegeben ist. Verglichen mit dem Laserstrahl/Drehspiegelexperiment von Christian Fenn hat man hier allerdings die Möglichkeit, durch die Benutzung ,,wei-

Abb. 5 Foto ((C) Richard Löwenherz, aus [6]) und perspektivische Simulation einer Schneedeckenhalo-Erscheinung (hB = 0,6 m; hL = 2,7 m; e = 17,6 m; f 55 mm), dargestellt sind der 22 Grad -Ring und ein Teil des 46 Grad -Rings (im Foto nicht sichtbar)
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ßer" Lichtquellen farbige Bögen zu erzeugen und verfügt über mehr geometrische Freiheiten, da die Lichtquelle nicht in der Ebene der lichtbrechenden Kugeln liegen muss. Eine Simulation der Erscheinung ist im Rahmen der unter gewöhnlichen Beobachtungsbedingungen hinreichenden Airy-Theorie sowohl für Wasser- als auch für Glaskugeln möglich, wobei sich im Einklang mit den Beobachtungen unterschiedliche Breiten des Farbbandes ergeben. Ersetzt man im Quelltext den AiryRegenbogen durch einen sinnvollen Ansatz

für den Intensitätsverlauf des 22 Grad - und 46 Grad Halos in Abhängigkeit vom Ablenkwinkel, können sogar Echtfarb-Simulationen von Schneedeckenhalos erstellt werden (siehe Abb. 5). Diese weisen im Gegensatz zur üblichen Strahlverfolgungssimulation einen kontinuierlichen Intensitätsverlauf auf (was jedoch dem ,,körnigen" Beobachtungseindruck nicht unbedingt entspricht) und können Beugungseffekte (zunehmende Unschärfe der Innenränder mit abnehmender Kristallgröße) berücksichtigen.

Literaturhinweise: [1] http://www.atoptics.co.uk/rainbows/
beadbow.htm (2008) [2] J. A. Adams, 2002: Phys. Rep. 356, 229 [3] J. O. Mattson et al., 1971: Lund Studies
in Geography No. 11 [4] C. Fenn, 2006: Meteoros 9, 58 [5] A. Haußmann, 2008: Meteoros 11, 113 [6] http://www.meteoros.de/halschn/schnee1.
htm (2008) und http://www.meteoros.de/ halschn/schnee2.htm (2008)

Schutz des Nachthimmels zum Internationalen Jahr der Astronomie
von Andreas Hänel

Der Schutz des nächtlichen Himmels ist eines der Hauptprojekte zum Internationalen Jahr der Astronomie 2009. Damit soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass durch die Zunahme der Weltbevölkerung und die Verstädterung die Aufhellung des Himmels weiter voranschreitet und Schutzmaßnahmen immer notwendiger werden. Am Europäischen Symposium zum Schutz des nächtlichen Himmels im August in Wien nahm auch die internationale Koordinatorin Connie Walker von den amerikanischen Nationalsternwarten (NOAO) teil und berichtete über die international geplanten Aktivitäten, wobei auch gemeinsame Projekte besprochen wurden. Um möglichst viele Personen erreichen zu können, wird die Fachgruppe Dark Sky versuchen, den Mitgliedern der Vereinigung der Sternfreunde, aber auch den Volkssternwarten und anderen

Abb. 1: Connie Walker von den amerikanischen optischen Nationalobservatorien (NOAO), die internationale Koordinatorin der Dark Skies Awareness-Gruppe, demonstriert beim Wiener Dark Sky-Symposium den Gebrauch des Sky Quality Meters.

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astronomischen oder naturkundlichen Vereinigungen verschiedene Informationsmaterialien an die Hand zu geben.
Infoflyer Der Infoflyer der Fachgruppe ist gestalterisch überarbeitet und in einer ersten Auflage gedruckt worden. Er kann bei der Geschäftsstelle der VdS angefordert werden. Es bleibt zu hoffen, dass noch Finanzmittel für eine weitere höhere Auflage zum Jahr der Astronomie zur Verfügung stehen werden.
Powerpoint-Präsentation 2006 hat die französische Astronomieorganisation AFA als Schwerpunktthema für ihre jährliche Veranstaltung Nuits des Étoiles (Sternennächte) den Schutz des nächtlichen Himmels benannt und dafür neben einem Plakat auch eine selbst ablaufende Powerpoint-Präsentation zur Verfügung gestellt. Auf mehrfache Nachfrage wird auch die Fachgruppe nach diesem Vorbild 2009 eine eigene Präsentation zur Verfügung stellen, die dann bei Veranstaltungen gezeigt werden kann. Sie kann über das Internet herunter geladen werden, oder wird auf Wunsch auch auf CD versandt.
Poster ,,Rettet den Sternhimmel" Basierend auf einem Poster, das die Fachgruppe vor einigen Jahren erstellt hatte, soll das Thema Lichtverschmutzung

Abb. 2: Das Logo des Projektes zum Schutz des nächtlichen Himmels im Internationalen Jahr der Astronomie
auf mehreren Postern angesprochen werden. Solange die Finanzmittel für den Druck fehlen, werden die Poster im DIN A1 Format als PDF-Dateien über das Internet bereitgestellt, auf Wunsch auch auf CD. Sie können dann in einem Copyshop ausgedruckt werden, die Preise für solche Ausdrucke variieren je nach Papierqualität und sollten nicht höher als 30 Euro/Plakat sein.
Messung der Himmelsqualität Mehrere Beobachtungsaktionen sollen zur Beobachtung des Sternhimmels anregen und auf das Problem der Lichtverschmutzung hinweisen. Das amerikanische Projekt ,,Globe at Night" ist in das internationale Umweltprogramm GLOBE eingebunden, in dem

vor allem Schüler angeregt werden sollen, mit verschiedenen Messkampagnen den Zustand der Erde zu erforschen. In der Zeit vom 16. bis 28. März soll im Sternbild Orion die Grenzhelligkeit bestimmt werden und zusammen mit Beobachtungsort und -zeit im Internet (http://www.globe. gov/GaN/) gemeldet werden, wobei aber auch Familien angesprochen sind. Die Internetseite ist bislang nur in Englisch, es soll aber versucht werden, eine deutsche Anleitung zur Verfügung zu stellen, wobei die Fachgruppe Kontakt mit dem deutschen GLOBE-Projekt aufgenommen hat. Im Rahmen der Kampagne können auch Messungen mit dem Sky Quality Meter vorgenommen werden. Zeitlich unbefristet können und sollten solche Beobachtungen aber auch an die Fachgruppe gemeldet werden! Für die Wissenschaftswoche 2001 wurde in Österreich dazu aufgerufen, die Anzahl der Sterne im Sternbild Kleiner Bär zu bestimmen. Diese Aktion wird zeitlich unbegrenzt fortgeführt und auch im Jahr der Astronomie können weiterhin Beobachtungen unter www.sternhell.at gemeldet werden. Über den Fortgang der Projekte und wann die Materialien zur Verfügung stehen werden, wird auf der Internetseite der Fachgruppe www.lichtverschmutzung.de berichtet. Unterstützung ist herzlich willkommen: Dr. Andreas Hänel, ahaenel@uos.de

Perspektiven für die Fachgruppe Visuelle Deep Sky Beobachtung
von Johannes Schilling

Im Herbst 2008 entschloss ich mich meine Mitarbeit in der Fachgruppe als Redakteur anzubieten. Begleitet wurde dieser Entschluss durch eine Diskussion mit anderen Fachgruppenmitgliedern. Als Neuling in der Szene der nach außen hin aktiven Amateurastronomen versuchte ich mich in den Strukturen der Fachgruppe und der Vereinigung der Sternfreunde zu orientieren. Diese Orientierung ist für mich auch gegenwärtig (Dezember 2008) noch nicht abgeschlossen. Wie vermutlich die Mehrzahl der Mitglieder der Vereinigung der Sternfreunde war ich bislang ein eher passives Mitglied, das meist einsam beobachtete und zeichnete und mit Interesse das Journal las.
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Versuch einer Bestandsaufnahme Wie steht es gegenwärtig um die visuelle Deep Sky Beobachtung, vor allem im deutschsprachigen Raum? Wie stellt sie sich nach außen hin dar? Wie hat sie sich in der Arbeit einer Fachgruppe Visuelle Deep Sky Beobachtung niedergeschlagen? Ich denke, an erster Stelle müssen hier die Aktivitäten der Sternfreunde im Internet genannt werden. In den Foren hat sich in den letzten Jahren eine neue Form von visueller Deep Sky Fachgruppe gebildet, die auf ihre Art und Weise sehr aktiv ist. Hier geschieht nicht nur ein reger Austausch von aktuellen Beobachtungsberichten und Zeichnungen, sondern es wird auch ein Forum geboten für Fragen von Fortgeschrittenen und auch

von Einsteigern. Mitunter werden auch gezielt Probleme verfolgt und diskutiert. Schon das bloße Mitlesen ist für sehr viele Sternfreunde interessant und anregend, das belegen deutlich die ,,Gelesen"-Zahlen, die sich häufig zwischen 1.000 und 2.000 bewegen. Eine zweite Art der Präsenz visueller Deep Sky Beobachtung im Internet sind die oft mit den Forenbeiträgen verknüpften Homepages vieler engagierter visueller Beobachter und Zeichner, die ihre Ergebnisse und Projekte präsentieren. Diese Internetseiten finden regen Zuspruch, die Zahl ihrer Leser schwillt innerhalb weniger Jahre leicht auf über 10.000 an. Kein Wunder: Sie geben Anregungen,

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Abb. 1: Ein Beispiel für nicht sehr bekannte, kaum beobachtete und fotografierte NGCGalaxien, die der visuellen Beobachtung schon mit mittleren Öffnungen einen Reichtum interessanter und unterschiedlicher Strukturen eröffnen können: Die 70 bis 75 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxiengruppe NGC 5775 (lang, edgeon) und NGC 5774 (rund, schwach) und IC 1070 (klein) im Sternbild Jungfrau. Zeichnung mit einem 10 Zoll Newton bei 133-facher und 188-facher Vergrößerung. Man beachte den Spiralarm von NGC 5774, der sich auf die hellere Edge-OnGalaxie zu zu winden und mit ihr zu verschmelzen erscheint. Erst nach der für mich überraschenden Beobachtung entdeckte ich dieses Detail auch auf lang belichteten Fotos.

Informationen und Vergleichsmöglichkeiten für alle an visueller Beobachtung interessierten Amateure. Der Austausch und die persönliche Begegnung auf den jährlich stattfindenden Deep-Sky-Treffen, aber auch auf anderen Tagungen, sind für die teilnehmenden Sternfreunde gewiss eine große Bereicherung. Zahlenmäßig betreffen diese Veranstaltungen aber vermutlich doch nur
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eine Minderheit der an visueller Deep Sky Beobachtung interessierten Sternfreunde. Die Fachgruppe hat schließlich in den letzten Jahren mit dem Praxishandbuch ,,Deep Sky" [1] und mit ihren Webauftritten bei der VdS und bei Astronomie.de und den vielen dort vorhandenen großartigen Projekten, den Texten und Listen eine solide Basis zur Orientierung für alle Einsteiger und Fortgeschrittene geschaffen. Auch weitere

praxisorientierte Bücher aus den letzten Jahren zum Thema Deep Sky bieten Hilfe und Horizonterweiterung.
Was oder wer ist die Fachgruppe Visuelle Deep Sky Beobachtung? Diese Frage ist für mich bis jetzt nicht leicht zu beantworten. Jens Bohle, der bisherige Fachgruppenleiter, sprach im VdS-Journal Nr. 27 zuletzt von einem bloßen ,,Fachduo" [2], was nicht mehr zur Vorstellung einer existierenden Fachgruppe passt. Was ist also diese Fachgruppe? Gab es sie nur früher und hat sie nun aufgehört zu existieren? Aus der Internetseite der Fachgruppe geht hervor, dass jeder sich zu dieser Gruppe zählen kann, der in irgendeiner Form ,,mitmacht", d. h. tätig nach außen tritt, eine Mitgliedschaft bei der VdS ist keine Voraussetzung [3]. Für dieses Mitmachen gibt es viele Möglichkeiten: Beiträge für das Journal, aktive Teilnahme auf Treffen durch Vorträge und Diskussionen, Internetbeiträge. Es gibt also keine festen oder registrierten Mitglieder [3], wie man zunächst beim Begriff ,,Fachgruppe" zu denken versucht ist. Zu einer Fachgruppe gehört eigentlich die Kommunikation von Gruppenmitgliedern untereinander, etwa um Aufgaben und Perspektiven der Fachgruppenarbeit zu besprechen. Aber auch eine solche Kommunikation als Fachgruppe scheint nach dem Bericht von Jens Bohle auf dem Deep-Sky-Treffen 2008 nicht mehr stattgefunden zu haben [2]. Haben sich dort also nur Deep Sky Individualisten getroffen? Gibt es diese Fachgruppe überhaupt noch, oder hat sie sich auseinander gelaufen in viele Einzelaktivitäten? Sollte man einfach die Zahl der Sternfreunde, die aktiv und regelmäßig in den astronomischen Internetforen teilnehmen und sich dort austauschen, als die neue Fachgruppe bezeichnen? Oder liegt die Schwierigkeit eine existierende Fachgruppe wahrzunehmen nur daran, dass es einfach keine Aufgaben und keinen Bedarf für eine solche Fachgruppe mehr gibt bzw. diese Aufgaben in den letzten Jahren von den Foren und Homepages komplett übernommen wurden? Braucht es also innerhalb der VdS gar keine solche Fachgruppe mehr? In diesen Fragen liegt für mich der Anstoß zu einer Neubesinnung. Beim Wort ,,Fachgruppe" denken vielleicht viele Mitglieder der VdS an fortgeschrittene Spezialisten, zu deren (elitären?) Zirkel sie sich vielleicht noch lange nicht zählen dürfen. Und das ist dann ein Grund, sich zurückzuhalten und zu warten, was

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einem dann die ,,Fachleute" so alles präsentieren werden. Ich denke aber, dass es unbedingt nötig ist, den Begriff ,,Fachgruppe" zunächst mal bloß im Sinne einer Interessengruppe zu definieren. Zur Fachgruppe gehört also die Zahl aller Sternfreunde, die an visueller Deep Sky Beobachtung dauerhaft interessiert sind. Diese Gruppe wäre dann unterteilt in die große Zahl der (im Moment) nicht aktiv ans Tageslicht tretenden Amateure und in die kleinere Zahl derer, die nach außen sichtbar aktiv werden. Denkt man so über den Begriff ,,Fachgruppe" nach, sieht man, wie riesig sie eigentlich sein müsste: Nach einer Auswertung der VdSMitgliederbefragung im VdS-Journal Nr. 10, Winter 2003, sind die bevorzugten Objekte von über der Hälfte der Umfrageteilnehmer die Objekte des Deep Sky, und für etwa 25% der Befragten sind gar die Lieblingsobjekte Galaxien [4]. Wenn man von über 4.000 Mitgliedern der VdS ausgeht und die damals gegebenen Antworten auch heute noch repräsentativ sind, dann wäre die Fachgruppe im Sinne einer Interessengruppe auch nach pessimistischer Einschätzung weit mehr als tausend Sternfreunde stark. Die Frage ist nun, wie diese schätzungsweise große ,,Fachgruppe" von der VdS erreicht wird und wie einzelne Sternfreunde zur aktiven Mitarbeit animiert werden können.
Welche Aufgaben bleiben der Vereinigung der Sternfreunde und einer Fachgruppe? Nachdem in den letzten Jahren für jeden Interessierten durch die Fachgruppe eine solide Basis geschaffen wurde, insbesondere durch das Praxishandbuch und den Internetauftritt der Fachgruppe, nachdem in den letzten Jahren überdies im Internet sich eine Art neuer Fachgruppe formiert hat, stellt sich die Frage, was da der VdS und einer an die VdS gebundenen Fachgruppe noch für eine eigentümliche Aufgabe bleibt? Nun, ich denke da zuallererst an das VdS-Journal. Wir sollten seine besonderen Möglichkeiten und Stärken deutlich wahrnehmen und schätzen: Sowohl die Beiträge in den Internetforen als auch die Beschreibungen und Zeichnungen in Homepages entgehen wohl meist nicht dem Internetschicksal, nur einmal angeklickt und kurz gelesen, schnell betrachtet und vielleicht beantwortet zu werden, dann aber bald wieder unterzugehen in der Flut der Beiträge. Und das,

obwohl in den Beobachtungsberichten und Zeichnungen oft eine enorme Mühe steckt. Spätere gezielte Rückgriffe, v. a. auf eine Homepage, geschehen vielleicht bedächtiger, aber immer noch sehr schnell, denn die Schnelligkeit am Bildschirm hat sich wohl die Mehrheit aller langjährigen PC- und Internetnutzer von selber angewöhnt. Hinzu kommt, dass die Beiträge im Internet bekanntlich von unterschiedlichster Qualität sind. Eine Zeitschrift dagegen, die nicht allzu oft erscheint, lädt auch heute noch mehr zum Verweilen und mehrmaligen Zurückkehren ein als ein Internetbeitrag. Sie ist dauerhafter und überschaubarer als das Internet. Man kann sich mit ihr entspannt hinlegen, die Zeichnungen etwa sind meist in besserer Qualität wiedergegeben als im Internet, das bedruckte Papier hat eine höhere Realitätssättigung als das virtuelle Bild. Für die Vereinigung der Sternfreunde und ihre Interessengruppe Visuelle Deep Sky Beobachtung wird ein gemeinschaftliches Bewusstsein m. E. auch heute noch eher durch eine solch bunte und schöne Zeitschrift gestiftet und gefördert als durch das Internet. Ich denke, den meisten Mitgliedern der VdS geht es so wie mir: Sie freuen sich über die Ankunft des Journals und blättern und lesen aufmerksam darin, selbst über solche Dinge, die nicht zu ihren hauptsächlichen Interessengebieten gehören. Auch frühere Jahrgänge sich wieder vorzunehmen hat sicher für viele einen Reiz. Es gibt einen weiteren Grund für eine Präsenz der visuellen Deep Sky Beobachtung in einem Journal für Astronomie: In einer Zeit, in der sich jedes Deep Sky Objekt mühelos und scheinbar perfekt sofort per Mausklick auf den Bildschirm zaubern lässt, in welcher Bildschirm und Foto sich mit übergroßer Autorität an die Stelle der eigenen Begegnung mit der Realität setzen, sehe ich in der Ermutigung und Stärkung des visuellen Beobachtens eine ganz dringende Aufgabe. Die Aufmerksamkeit auf Technik und die Gewöhnung an virtuelle Bilder, die ohnehin schon im Leben vieler Zeitgenossen einen riesigen Raum einnehmen, droht die lebendige, authentische Begegnung mit anderen Menschen, mit der Natur und den Phänomenen im Kosmos stark zu verkümmern und zuletzt vergessen zu machen und auszulöschen. Somit ergibt sich in meinen Augen für die Arbeit im VdS-Journal als ein Hauptanliegen, das Bewusstsein von der Eigenart und dem Wert des visuellen Beobachtens und Erlebens von Deep Sky

Objekten zu wecken und zu fördern. Auch Aktivitäten von Sternfreunden außerhalb der Zeitschrift könnten gezielt dieser Aufgabe dienen. Das übergreifende Motto für die Arbeit einer Fachgruppe müsste also lauten: Zur Freude am Beobachten mit eigenen Augen anregen!
Perspektiven für eine weitere Arbeit der Fachgruppe, insbesondere im VdSJournal Die folgenden Punkte könnte ich mir als Perspektiven für eine weitere Präsenz der Fachgruppe im VdS-Journal und für eine künftige Arbeit der Fachgruppe denken:
Die Beiträge im Journal müssten auf eine breite Basis gestellt werden: Sie sollten nicht bloß für Extremsportler und weit Fortgeschrittene oder Spezialisten, sondern auch für die dauernd neuen Einsteiger und Gelegenheitsbeobachter geschrieben sein. Es sollte jedem Leser klar werden können: Zur Fachgruppe gehört eigentlich jeder Sternfreund, der dauerhaft an visueller Deep Sky Beobachtung interessiert ist, egal ob er Anfänger, Gelegenheitsbeobachter oder ein Profi ist. So könnte manchem Sternfreund auch die Scheu genommen werden, selber einen Beitrag im Journal oder auf einer Tagung zu liefern. Die Freude an der Schönheit und Vielfalt der Formen und Gestalten im Kosmos sollte nicht verschwinden hinter sportlichem oder wissenschaftlichem Ehrgeiz.
Entgegen der weit verbreiteten Tendenz, Objektlisten schnell abzuhaken oder vor allem Extremobjekte mit größeren Öffnungen abzuschießen müsste gezeigt werden, dass sich die Reize und Möglichkeiten der visuellen Deep Sky Beobachtung erst dann erschließen, wenn man längere Zeit bei einem Objekt verweilt. Dieses Verweilen erreichen wir vor allem durch genaues Beschreiben und Zeichnen. Warum soll es eine große Galaxie wie M 101 oder M 83 nicht verdienen, ihr mehrere Stunden, eventuell über mehrere Abende hinweg, zu widmen, um ihren Reichtum zu erfassen? Warum von Objekt zu Objekt huschen um sie wie Trophäen zu sammeln? Sich Zeit lassen, Muße haben, sich sammeln, sich freuen über die Fülle einer kosmischen Gestalt, sie in einer Zeichnung (oder Beschreibung) schrittweise und geduldig nachzubilden, das sind die Einstellungen und Aktivitäten, in welchen sich die Deep Sky Objekte in ihrer visuellen Eigenart erst erschließen können. Man denke dabei an einen Museumsbesuch: Die Erfahrung zeigt, dass man unvergleichlich mehr von
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einem solchen Besuch hat, wenn man pro Besuch nur ganz wenige Bilder (oder gar nur eines) genau anschaut, statt eine Flut von hundert Bildern zu mustern.
Die Unterschiede und vor allem auch die Vorzüge im Vergleich zur Fotografie müssten deutlich gemacht werden, ohne dabei die Vorteile und den Wert von Fotos zu schmälern. Dem statischen, technisch vermittelten Abbild eines Objekts steht das eigene, direkte Sehen und Begegnen in einem lebendigen Werde- und Erfahrungsprozess gegenüber. Darin werden die Natur eines Deep Sky Objektes und dessen gestalthafte Aspekte ungleich intensiver und deutlicher erfahren als über das meist schnelle Mustern eines Fotos, das sowieso nur schwer oder gar nicht mit visuellen Eindrücken vergleichbar ist.
Ich fände es konsequent und für das eigene Profil der Fachgruppe auch notwendig, auf den Seiten im Journal zur visuellen Beobachtung wirklich auf jedes Foto zu verzichten und sich - im Bewusstsein der Eigenart beider Bereicheauf Beschreibungen und Zeichnungen zu beschränken. Ausnahmen wären in meinen Augen Artikel, in welchen Foto und visuelle Beobachtung bzw. Zeichnung ausdrücklich miteinander verglichen werden, um die Eigenarten beider - und letztlich ihre Unvergleichbarkeit - in wichtigen Punkten zu zeigen.
Gemäß dem Motto ,,Zum Beobachten mit eigenen Augen anregen!" ist geplant, im Journal ein Beobachtungsprojekt zu starten. Im Unterschied zu bisherigen ähnlichen Projekten in Zeitschriften sollen hier nur Beschreibungen und Zeichnungen gebracht werden. Das Projekt soll in zwei Bereiche eingeteilt werden, einen für Anfänger und einen für Fortgeschrittene. Die Objekte sollen über den Messier-Katalog hinaus vor allem Objekte aus dem NGC Katalog umfassen. Hier verbergen sich viele relativ unbekannte Schätze, unbekannt sowohl im Foto wie in Zeichnungen. Man denke z. B. an relativ große und helle NGC-Galaxien im Sternbild Großer Bär oder im Sternbild Jungfrau. Ziel eines solchen Projektes wäre weder das vollständige Abhaken einer Liste noch ein Wettrennen unter Sternfreunden, sondern ein rein visuelles Erschließen der Vielfalt und Fülle eines Objektes durch die Vielfalt von Beobachtern mit ihren verschiedenen Bedingungen. Hinsichtlich der Beschreibungen und Zeichnungen würde sich die Redaktion jeder inhaltlichen ,,Zensur" enthalten, im Vertrauen auf die subjektive Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit der Sternfreunde. Die
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eigene Beobachtung abgedruckt zu sehen und sie mit andern direkt vergleichen zu können, das, denke ich, könnte für viele Sternfreunde sowohl ein Ansporn zum eigenen gezielten Beobachten wie auch zum Veröffentlichen im Journal sein. Dieses Beobachtungsprojekt, dessen Objektwahl jahreszeitlich ausgerichtet sein wird, könnte ergänzt werden durch Hinweise auf weitere interessante Objekte der entsprechenden Jahreszeit. Mit passenden Aufsuchkarten würde das Journal dann auch für Einsteiger direkt praktisch nutzbar werden. Weitere Projekte und Möglichkeiten stehen noch in der Phase der Diskussion. Über Anregungen und Beiträge zur Frage, wie es mit der Arbeit und dem Profil einer Fachgruppe ,,Visuelle Deep Sky Beobachtung" weitergehen soll, würde ich mich sehr freuen.
Zum Schluss möchte ich mich noch kurz vorstellen: Als Schüler schon nahm ich teil an der Astronomie-AG des Gymnasiums in Ravensburg, das auf seinem altehrwürdigen Gebäude eine Sternwarten-Kuppel hoch über der Stadt besitzt. Vor gut zehn Jahren erfüllte ich mir den Traum von einem eigenen Teleskop, ein 114 mm Newton.

Ein Jahr später baute ich mir ein zehn Zoll Dobson. Seit dieser Zeit beobachte ich fast nur mit dem Zeichenstift in der Hand. Vor zwei Jahren folgte mein zweiter Teleskopbau, ein 16 Zoll Dobson. Ich beobachte im eigenen ländlichen Garten auf der Höhe der Schwäbischen Alb. Im letzten Jahr hielt ich auf der Regionaltagung Südwest in Backnang einen Vortrag über das Zeichnen am Teleskop. Beruflich arbeite ich als Lehrer an einem Gymnasium und unterrichte u. a. auch Astronomie als Arbeitsgemeinschaft. Sowohl der Beruf als auch die Familie setzen zusätzlichen Aktivitäten zurzeit enge Grenzen.
Literaturhinweise [1] Praxishandbuch Deep Sky, Beobachtung
von Sternen, Nebeln und Galaxien, Kosmos, Stuttgart (2004) [2] VdS-Journal für Astronomie 27 (2008), 6 [3] http://www.fachgruppe-deepsky.de/ ueberuns.htm (Dez. 2008) [4] VdS-Journal für Astronomie 10 (2003), 126

Liebe Mitglieder,
,,Für eine Neubestimmung und den Neueinstieg als FG-Redakteur und vorübergehend FG-Referent war es mir wichtig, wesentliche Punkte ausführlicher anzusprechen", so schreibt Dr. Johannes Schilling in einer begleitenden E-Mail zu dem Ihnen vorliegenden Beitrag über die Perspektiven für die Fachgruppe ,,Visuelle-Deep-Sky Beobachtung" an den Vorsitzenden. Weiterhin bittet er um eine Mitteilung im Namen des Vorstandes. Dieser Bitte komme ich gerne nach, denn diese analytische Bestandsaufnahme und Reflexion über die Aufgaben und Perspektiven der Fachgruppenarbeit ist absolut richtig und wichtig, weil sie auf einige VdSFachgruppen übertragbar ist und die Situation treffend schildert. Dabei kommt Herr Schilling sehr detailliert auf die Situation vieler Amateur-Astronomen und die Funktion unseres VdSJournals zu sprechen. Schließlich gibt Herr Schilling in seinem lesenswerten Beitrag wichtige Anregungen und Perspektiven für die Arbeit im Bereich der Fachgruppe ,,Visuelle Deep-SkyBeobachtung". Doch lesen Sie selbst! Vorab sei kurzer Rückblick gestattet: Im VdS-Journal Nr. 27 teilte Jens Bohle, bisheriger FG-Referent mit, dass er sein Amt niederlegen wird. Von einer Auflösung war sogar die Rede. Der Vorstand startete einen Aufruf, in dem er Mitstreiter/innen suchte, die diese Fachgruppenarbeit weiterführen oder neu beleben würden. Im Sommer meldete sich VdSMitglied Daniel Spitzer und wenige Wochen später Dr. Johannes Schilling, der sich als FG-Redakteur und zuständiger Redakteur für die Journal-Rubrik ,,Visuelle Deep-Sky" empfahl. Beide Herren möchte ich herzlich für ihre Zusage danken und wir freuen uns auf eine gute und interessante Zusammenarbeit, zum Wohl der großen Fan-Gemeinde von DeepSky-Beobachtern. Helfen auch Sie mit und unterstützen Sie die beiden Herren mit Ihren Ergebnissen wie Zeichnungen, Beiträgen und interessanten Informationen. Doch lesen Sie selbst, welche Gedanken sich Herr Dr. Schilling zur Fachgruppe, dem VdSJournal und zu unserem Hobby gemacht hat! Otto Guthier Vorsitzender

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Neues aus der Fachgruppe ,,Geschichte der Astronomie"
von Wolfgang Steinicke

Am 1. und 2. November 2008 fand die 5. Tagung der Fachgruppe ,,Geschichte" in Kassel statt (Abb. 1). Es war wieder eine gelungene Veranstaltung. Lesen Sie dazu meinen Bericht und besuchen Sie auch unsere Webseite http://geschichte. fg-vds.de. Die Fachgruppe wächst langsam weiter, momentan haben wir knapp 70 Mitglieder. Über unsere Mailingliste werden Themen der Astronomiegeschichte diskutiert. In diesem Heft finden Sie zwei weitere Artikel. Wilfried Schröder berichtet über ein interessantes Thema im Grenzbereich von Fach- und Hobby-Astronomie: ,,Cuno Hoffmeister und die Förderung der wissenschaftlichen Beiträge von Amateuren". Der zweite Beitrag stammt aus der Feder von Jürgen Hamel. Er hat sich eingehend mit der Geschichte der Universitätssternwarte Bützow befasst. Viel Spaß beim Lesen - und versorgen Sie mich weiter mit interessanten Beiträgen!

Abb. 1: Die Kasseler Orangerie, Standort des berühmten Astronomisch-Physikalischen Kabinetts (Bild: W. Steinicke).

Die 5. Tagung der Fachgruppe ,,Geschichte der Astronomie" in Kassel
von Wolfgang Steinicke

Am 1. und 2. November 2008 fand unsere 5. Fachtagung statt - bereits ein kleines Jubiläum. Grund zur Freude gab es auch inhaltlich. Die Veranstaltung wurde von Vielen als die bislang beste angesehen. Das Niveau der Vorträge war erstaunlich - und trotzdem nicht abgehoben. Es gab viel Zeit für Diskussionen und die wurde von den 35 Teilnehmern ausgiebig genutzt (Abb. 1). Passend war auch das Ambiente im Hessischen Landesmuseum, hier wurde uns ein wunderschöner, ,,historischer" Hörsaal geboten (Abb. 2). Wie immer war die Atmosphäre ungezwungen, ja fast familiär. Neben den Vorträgen gab es ein interessantes Rahmenprogramm mit dem Höhepunkt am Sonntagmorgen: eine Führung im berühmten AstronomischPhysikalischen Kabinett in der Kasseler Orangerie. Traditionell begann die Tagung bereits am Freitagabend mit einem gemütlichen Beisammensein in einer Kasseler Trattoria.

Abb. 1: Gruppenaufnahme vor dem Landesmuseum (alle Bilder: W. Steinicke)
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Abb. 2: Der schöne Hörsaal kurz vor dem Ansturm; derweil prüft Museumsleiter Karsten Gaulke die Technik.

Bei sehr gutem Essen und Wein trafen sich fast 20 ,,Historiker". Bis Mitternacht wurde über Fachliches und Persönliches - man kennt sich mittlerweile - diskutiert. Der Rest traf am Samstagmorgen ein. Pünktlich um 9:45 begann die Tagung

mit Grußworten von Wolfgang Steinicke und Karsten Gaulke, dem Leiter des Astronomisch-Physikalischen Kabinetts. Das anschließende Vortragsprogramm mit insgesamt acht Referenten war in drei Blöcke eingeteilt. Der Zeitplan wurde,

Abb. 3: Blick ins Astronomisch-Physikalische Kabinett

wie gewohnt, exakt eingehalten (ein Dank auch an die Referenten). Ein wichtiges Detail, denn nur so kann ausreichend Diskussionszeit gewährleistet werden. Den Anfang machte Arnold Oberschelp, der über ,,Kopernikus, Kepler und die relativen Abstände im Sonnensystem" berichtete. Dabei wurde deutlich, dass keineswegs Johannes Kepler der erste war, der das Sonnensystem vermessen hat (mit dem ,,dritten Keplerschen Gesetz" von 1618), sondern bereits Nikolaus Kopernikus. Bereits um 1510 im Comementariolus, also lange vor dem Erscheinen seines bekannten Hauptwerks (1543), konnte er die Frage beantworten, wie weit Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn von der Sonne im Vergleich zur Erde entfernt sind. Seine Werte sind erstaunlich genau (ca. 1%). Kopernikus' Werk beeindruckte und beeinflusste insbesondere Kepler. ,,Ein ,Pfauenschwantz` am Himmel?" lautete das Thema des Vortrags von Bernd Pfeiffer. Angeregt durch eine unbeachtet gebliebene Sichtung des großen Kometen von 1577 durch Ingelheimer Bürger ging er der Frage nach, welchen Einfluss die ersten präzisen Messungen der Position von Kometen um 1600 auf unser Verständnis der Natur von Kometen

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und den bis dahin alles beherrschenden Lehren des Aristoteles hatten. Den nachfolgenden Hauptvortrag hielt der Gastgeber, Karsten Gaulke. Es ging natürlich um die Geschichte des Tagungsortes und seines bedeutendsten Astronomen: ,,Der Ptolemäus von Kassel: Landgraf Wilhelm IV. und die Astronomie". Er gilt neben Tycho Brahe als wichtigster Vertreter der messenden Astronomie des 16. Jahrhunderts. Neben einer ausführlichen Darstellung des alten Kasseler Observatoriums auf dem Balkon seines Schlosses (1560-97), ging es auch darum, welche politischen Vorteile die Beschäftigung mit der Astronomie für Wilhelm IV. und seine Landgrafschaft hatte. Die einstündige Darbietung war sicherlich der Höhepunkt des Tages. Das anschließende Mittagessen wurde in der Stadt eingenommen. Das Lokal war schnell erreicht und so blieb Zeit für viele Gespräche. Das Nachmittagsprogramm eröffnete Olaf Kretzer mit einem Erfahrungsbericht über ,,Astronomie in alten Chroniken". Er zeigte eindrucksvoll, dass es noch astronomische Schätze zu heben gibt, an Stellen die man kaum vermutet: in alten Chroniken von Orten, Regionen oder Herrscherhäusern. Kometen, Finsternisse, Haloerscheinungen und vieles mehr wurden nachgewiesen. Die Möglichkeiten aber auch Grenzen dieser astronomischen Archivarbeit wurden aufgezeigt - zur Nachahmung empfohlen! Es folgte die ,,Geschichte der Bergsternwarten" von Stefan Binnewies. Schon Newton hatte vorgeschlagen, von hohen Bergen aus zu beobachten. Der Referent zeigte, wie die Idee nach ersten Versuchen auf Teneriffa (Teide 1856) und Sizilien (Ätna 1881) schließlich im späten 19. Jahrhundert realisiert wurde. Als erste echte Bergsternwarte muss das Lick Observatory (1881) auf dem kalifornischen Mt. Hamilton angesehen werden. Mittlerweile zieht es die Astronomen in Höhen über 5.000 m - das Beobachten wird so zum Hochleistungssport! Joachim Ekrutt stellte anschließend die interessante Frage ,,Woher kommt das 13. Tierkreissternbild?". Bekanntlich gibt es zwölf Tierkreiszeichen (Astrologie) aber 13 Tierkreissternbilder (Astronomie), denn zwischen Skorpion und Schütze steht noch der Schlangenträger (Ophiuchus), in dem die Sonne auf der Ekliptik sogar länger verweilt als im Skorpion. Der Referent zeigte frühe Darstellungen in Himmelsatlanten. Spannend war die Frage, ob es eine ,,Verschwörung" der Astronomen gab, den

Schlangenträger gegen die Sterndeuter zu etablieren. Darüber wurde intensiv diskutiert - bis in die anschließende Kaffeepause hinein. Entsprechend gestärkt ging es weiter mit Walter Oberschelp, der über ,,Mittelalterliche Darstellungen des Himmels" berichtete, insbesondere aus Zeit Karls des Großen. Er zeigte, dass es zwar eine ganze Reihe mittelalterlicher Himmelsdarstellungen (Planispherien, Astrolabien, Planetendiagramme) gibt, über die auch ausgezeichnete kunsthistorische Untersuchungen vorliegen, dass aber die Analyse der jeweils dargestellten astronomischen Details nach wie vor lücken- oder gar fehlerhaft ist. Der Vortrag schilderte einige Deutungsansätze und skizzierte Aufgaben, die heute - unter Einbeziehung alternativer zeitgenössischer Textquellen - mit astronomischer Software in Angriff genommen werden können. Am Ende des Programms stand - passend zum kommenden Jubiläum des Fernrohrs - die provokante Frage ,,400 Jahre Teleskop - warum erst dann?". Daniel Fischer hat untersucht, warum es von der Erfindung funktionsfähiger Brillen Ende des 13. Jh. bis zum Fernrohr (Lipperhey 1608) über dreihundert Jahre gedauert hatte, wo man doch ,,nur" zwei Linsen hintereinander stellen musste. Er hatte sich dazu auch auf die Spuren von Lipperhey & Co. ins niederländische Middelburg begeben. Im abschließenden Tagungsrückblick wurden nochmals das hervorragende Niveau der Beiträge, die perfekte Organisation und das harmonische Miteinander gelobt. Eine große Herausforderung für die Zukunft! Wichtigste Frage war natürlich: Wo soll es 2009 hingehen? Favorisiert wird derzeit Bonn, denn dort wird im kommenden

Abb. 4: Eines der Prunkstücke: die Wilhelmsuhr von 1560-61 Herbst eine Ausstellung zu Argelander eröffnet. Abends traf man sich stilvoll im Restaurant der Kasseler Orangerie. Das schöne historische Gebäude in der Fulda-Aue war auch Ziel am Sonntagmorgen, denn hier befindet sich das berühmte Astronomisch-Physikalische Kabinett (Abb. 3). Dessen Leiter Karsten Gaulke, dem wir die perfekte Vor-OrtOrganisation der Tagung verdanken, führte etwa 25 Teilnehmer durch die beeindruckende Ausstellung. Es gab Uhren, Himmelsgloben und viele astronomische Instrumente und Teleskope zu bestaunen (Abb. 4). Ein würdiger Ausklang einer gelungenen Tagung!
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Cuno Hoffmeister und die Förderung der wissenschaftlichen Beiträge von Amateuren
von Wilfried Schröder

Abb. 1: Cuno Hoffmeister (1892 - 1968)
Wohl keine andere Disziplin wie die Astronomie war und ist in gewissem Umfange geeignet, dem Amateur eine wissenschaftliche Mitarbeit zu ermöglichen. In früheren Jahrhunderten waren es vor allem Amateure, die die Astronomie voran gebracht haben. Mit der Etablierung des Berufsbildes ,,Astronom" sowie den wissenschaftlichen Arbeiten wurden die Beiträge der Amateure indes zurückgedrängt. Arbeitsgebiete, die früher von Amateuren beherrscht wurden, wie die Mond- und Planetenbeobachtung, die Sonnenfleckenzählung, Kometen u. a. sind inzwischen derart in ihrer Thematik und Ausrichtung verändert, dass Amateure keinen nennenswerten wissenschaftlichen Beitrag mehr liefern können. Für die Geschichte ist es jedoch interessant, einmal zu sehen, wie die Amateurastronomie von Fachgelehrten gefördert wurde. Das hatte im letzten Jahrhundert besonders der Sonneberger Astronom und Akademiemitglied Cuno Hoffmeister (Abb. 1) demonstriert. Dazu sollen einige Überlegungen vorgelegt werden.
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Kurzbiographie Cuno Hoffmeister (1892-1968) hat bereits als junger Mensch astronomische Beobachtungen angestellt. Besonders interessierten ihn die Meteore, die Kometen und die Veränderlichen Sterne, Gebiete, in denen damals die Mitarbeit der Amateure auch wissenschaftlich sehr erwünscht war. Ab 1913 veröffentlichte er bereits zahlreiche Arbeiten, die ihn rasch bekannt werden ließen. Da er auch gute Beziehungen zu Berufsastronomen entwickelte, war seine allgemeine Anerkennung kein Problem. Hoffmeister betrieb eine eigene ,,Dachsternwarte", die er später verlegte, um eine eigene, größere Sternwarte zu begründen. Auf Grund der Lebensumstände war Hoffmeister zeitweilig im elterlichen Betrieb tätig, bevor er sich ganz der Astronomie widmete. Vorher hatte er als Hilfsassistent an der Bamberger Sternwarte gearbeitet und konnte dort weitere praktische Erfahrungen bei der Beobachtung der Veränderlichen Sterne erwerben. Nachdem er nachträglich die Reifeprüfung abgelegt hatte, studierte er in Jena. Dort war er von 1920-1921 Assistent. Der Aufbau der Sonneberger Sternwarte zu einem leistungsfähigen Institut war einzig und allein Hoffmeisters Werk. 1931 wurde die Sternwarte als Zweigstelle der Babelsberger Sternwarte geführt, womit für Hoffmeister eine gewisse materielle Sicherheit eintrat. 1936 wurde er zum Observator, 1941 zum Professor ernannt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Sternwarte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin zugeordnet, wobei Hoffmeister Direktor blieb. Auch seine Beziehung zur Amateurastronomie war zeit seines lebens eine besondere. Hoffmeister hatte nie ein Hehl daraus gemacht, dass er als Amateur begann. Er hat stets und von Anfang alle ernsthaften Sternfreunde in deren Bemühungen unterstützt, dies sowohl in der ,,Vereinigung der Freunde der Astronomie und kosmischen Physik (VAP)" als auch später. In den Zeitschriften ,,Himmelswelt" und ,,Die Sterne" finden sich zahlreiche Beobachtungen von ihm und im ,,Handbuch für Sternfreunde" hat er einen umfassenden Artikel veröffent-

licht, der Amateuren Anleitung und Rat zur eigenen wissenschaftlichen Arbeit sein konnte. Hoffmeister war sehr daran gelegen, ernsthafte Amateure zur Mitarbeit zu gewinnen, auch als die Sternwarte zum Bereich der DAW gehörte. Immer wieder waren Amateure dort zu Gast, um zu beobachten oder ihre Kenntnisse theoretisch zu vertiefen. Hoffmeister wurde für sein Lebenswerk mehrfach ausgezeichnet. Er starb 1968.
Die Forschungsgebiete der Amateure In den früheren Jahren war die visuelle Beobachtung von Himmelsobjekten das bevorzugte Anliegen der Amateure. Die Fotografie hatte erst Einzug gehalten, so dass manche Themen auch mit einfachen Hilfsmitteln bearbeitet werden konnte. Dies den Amateuren zu verdeutlichen, war Hoffmeisters Anliegen bereits in der VAP. Dafür boten sich folgende Objekte an: · Meteore · Veränderliche Sterne · Leuchtende Nachtwolken und
das verstärkte Nachthimmelslicht · Polarlichter Den Meteoren von Anfang verbunden, lud Hoffmeister immer wieder ein, sowohl Feuerkugeln, sporadische Meteore als auch Meteorströme zu beobachten. Ziel war es dabei, genauere Auskünfte zum Verhalten dieser kosmischen Himmelskörper zu erlangen. Auch galt es, vorhandene Kataloge auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen. Lohnend war stets das Feld der Veränderlichen Sterne. Hier bot sich dem Amateur eine besondere Gelegenheit der Mitarbeit, da die Fachastronomen unmöglich die Vielzahl der Objekte untersuchen konnten. So wundert es nicht, dass Veränderliche Sterne stets ein Hauptarbeitsgebiet der Sonneberger Sternwarte waren. Weitere Themen waren die Leuchtenden Nachtwolken, eine besondere atmosphärische Erscheinung, die nur im Sommer auf der Nordhalbkugel auftritt, das Nachthimmelsleuchten sowie die Polarlichter (vgl. Hoffmeister, 1957). Alle drei Themen spielten auch im Internationalen Geophysikalischen Jahr 1957 eine wichtige Rolle. Hoffmeister ver-

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suchte, Amateure dafür zu begeistern und zu gewinnen, da damit ein durchaus wissenschaftlicher Beitrag geliefert werden konnte. Soberichtete z. B. W. Löbering regelmäßig über seine Jupiterbeobachtungen (Löbering, 1957). Übrigens wurde er für diese Beobachtungstätigkeit von der Deutschen Akademie der Wissenschaften mit der Leibniz-Medaille ausgezeichnet. W. Sandner, in den fünfziger und sechziger Jahren ein recht erfolgreicher Beobachter, hat vielfach über seine verschiedenen Planetenbeobachtungen, so u. a. Jupiter und Saturn, berichtet (z. B. Sandner, 1957). Die Beobachtungen hochatmosphärischer Erscheinungen wurden einerseits von Hoffmeister in seinen Reihen, andererseits in der Zeitschrift ,,Die Sterne" veröffentlicht. Jedoch scheint es so zu sein, dass nur wenige Amateure eine nachhaltige Mitarbeit in diesem Arbeitsgebiet leisten konnte.
Popularisierung und Mitarbeit der Amateure 1948 konnte die Zeitschrift ,,Die Sterne" nach dem Krieg erstmals nach fünf Jahren wieder erscheinen, damals schon im 23. Jahr. Im Jahrgang 1948 hat sich Hoffmeister sowohl zur Aufgabenstellung der Zeitschrift als auch zum Thema ,,Popularisierung" geäußert. Dieses Thema gehörte in großem Maße zu den Bereichen der Amateurastronomie, da z. B. in den Volkssternwarten eine entsprechende Arbeit und Vermittlung des wissenschaftlichen Gedankengutes betrieben wurde. Allerdings machte Hoffmeister auch die Grenzen für den Amateur klar, wenn er schreibt: ,,Euch ihr zahlreichen Amateure gebe ich den Rat: Habt Verständnis für die Aufgaben und die Stellung des Fachmannes, und denkt nicht etwa, daß ihre perfekte Astronomen seid, wenn ihr einige Bücher gelesen habt und ein Spezialgebiet beherrscht!" (Hoffmeister, 1948, S. 6-7) Das ist eben der Bogen zwischen Fachwissenschaft und Beteiligung der Amateure, den Hoffmeister hier anspricht, Zu oft überschätzen Amateure ihre eigenen Möglichkeiten und greifen Fragen auf, die sie im Prinzip gar nicht lösen können, gleichwohl aber glauben, sie seien gerade dazu berufen. Die vielen tragischen Versuche, die Einsteinsche Theorie und anderes neu zu gewichten, sind ein treffliches Beispiel für diese vergebliche Mühe. Hier wollte Hoffmeister die richtige Richtung vorgeben, um Enttäuschungen zu
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verhindern. Ihm ging es um die ernsthafte Mitarbeit der Amateure an jenen Fragen, wo es eine realistische Möglichkeit der wissenschaftlichen Betätigung gab. Das waren die genannten Gebiete, denn z. B. das von den Amateuren bevorzugte Gebiet der Sonnenbeobachtung trat schon damals zurück und wurde später bei der kompletten solaren Überwachung für den Amateur unerreichbar. Seinerzeit hatte sich der Zürcher Astronom Max Waldmeier große Verdienste erworben, um die Daten auch von Amateuren zu sammeln und in die wissenschaftlichen Reihen einzubauen. Auch die frühere ,,Deutsche Arbeitsgemeinschaft für die Sonne, DARGESO" hatte gute Dienste geleistet. Aber dieses Forschungsbiet verlagerte seine Möglichkeiten, so dass der Amateur nur bedingt noch mitarbeiten konnte. Ein Beispiel der guten Förderung der Amateurarbeit bietet ein Brief des früheren Direktors der Zürcher Sternwarte, Prof. Max Waldmeier, an Herrn Gerhard Stemmler, einem auch in Fachkreisen sehr anerkannten Amateur. Er mag stellvertretend, ähnlich hatte sich auch stets für Hoffmeister geäußert, hier wiedergegeben werden: ,,Sie waren so freundlich, uns am 12. Juni eine erste Liste von Sonnenfleckenbeobachtungen zukommen zu lassen. ich heiße Sie unter den neuen Sonnenfleckenbeobachtern herzlich willkommen und werde mich freuen, wenn aus Ihrer Mitarbeit eine langjährige erfreuliche Zusammenarbeit entstehen würde. Bezüglich der Beobachtungen möchte ich Ihnen den Vorschlag machen, eine stärkere Vergrößerung zu verwenden, etwa 60-fach, was ja bei Ihrem 62-mm Fernrohr ohne weiteres möglich ist. Bei nur 24-facher Vergrösserung müssten Ihnen zwangsläufig die kleineren Flecken entgehen, so dass Sie die Sonne in den kommenden Jahren sehr oft fleckenfrei sehen würden. Ueberdies ist eine Reduktion der auswärtigen Beobachtungen auf die Zürcher Skala nur möglich, wenn sich die instrumentellen Verhältnisse einigermassen entsprechen. Wir verwenden für die Bestimmung der Relativzahlen ein Fernrohr von 8 cm Öffnung, bei 64-facher Vergrösserung. Wichtig ist, dass die Methode, nachdem einmal die zweckmässigste Vergrösserung gefunden worden ist, nicht mehr geändert wird. Homogenität ist das Haupterfordernis bei der Sonnenfleckenstatistik. Mit besten Grüssen, gez. M. Waldmeier" Dieser Brief mag stellvertretend für die Beratung von Amateuren durch Wissenschaftler stehen.

Hoffmeister tat dasselbe wie Waldmeier, auch er schrieb in vielen Briefen Hinweise zur Beobachtung der Veränderlichen Sterne, der Kometen usw. Vor allem aber öffnete er die renommierte Zeitschrift ,,Die Sterne" für Amateure. Dort konnten sie aus dem Bereich Volkssternwarten, aber auch von den Beobachtungen ausführlich berichten. Mancher Amateur hat diese Chance erkannt und wahrgenommen, so dass ,,Die Sterne" jahrelang eine Quelle von Beobachtungen waren, die die Vielfalt der Amateur-Arbeit widerspiegelten. Während bei den Sonnenbeobachtungen noch eine Zeitlang eine Chance der Mitarbeit bestand, war dies für viele andere astronomische Arbeitsgebiete nicht mehr gegeben. Der Fortschritt in der Forschung machte die Mitarbeit der Amateure überflüssig, obwohl sich viele an Planetenbeobachtungen u. a. klammerten. Wirklich wichtige Aufgaben wie die Beobachtung der Veränderlichen Sterne, die hochatmosphärischen Leuchterscheinungen (s. Hoffmeister,1957) blieben unbesetzt, denn nur wenige waren offenbar bereit, diese harte Beobachtungsarbeit zu übernehmen. Hoffmeister hat sich nun besonders bemüht, Amateure für diese Aufgaben zu motivieren und ihnen - über den Reiz der bloßen Beobachtung hinaus - einen Eintritt in die wissenschaftliche Arbeit zu geben. Mancher Amateur ging diesen Weg bei den Veränderlichen Sternen, aber es waren sehr wenige. Auch die Durchführung des Internationalen Geophysikalischen Jahres mit den Beobachtungen der Leuchterscheinungen motivierte zumindest in Deutschland nicht sehr viele Beobachter. Das ist umso bedauerlicher, als gerade hier ein Bedarf an Daten bestand, zumindest von visuellen, den die professionellen Beobachter schon wegen Inanspruchnahme durch andere Aufgaben nicht liefern konnten. Die im IGJ gesammelten Daten wurden nur teilweise veröffentlicht, sie befinden sich in den Weltdaten-Zentren u. a. in Edinburgh und Moskau. Hoffmeister hat seine langjährigen Beobachtungen nochmals 1959 veröffentlicht (Hoffmeister, 1959). Auch das wichtige Gebiet der visuellen Polarlicht-Beobachtungen konnte nur bedingt abgedeckt werden. Gerade hier bestand im IGJ ein großer Bedarf an Beobachtern, jedoch war die Motivation bei vielen Amateuren nicht gegeben. Hoffmeister hatte dies ja schon in seinem Aufsatz aus dem Jahre 1948 zum Ausdruck gebracht, dass es keinen Sinn macht, unzulängliche Beobachtungen

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anzustellen. Die Sonneberger Sternwarte als Anlaufstelle für viele Beobachter gab jedenfalls den ernsthaften Jüngern der Wissenschaft eine realistische Chance zur Mitarbeit. Hoffmeister selbst ließ es sich nicht nehmen, immer wieder amateurastronomische Bildungsstätten aufzusuchen, Vorträge zu halten, Briefwechsel zu führen, um diesen und jenen Interessierten zu motivieren. Wie bemerkt, einige Jahr lang war die Zeitschrift ,,Die Sterne" ein gutes Spiegelbild dieser Bemühungen.
Ausblick In den englischsprachigen Ländern sowie in der früheren UdSSR gab es verschiedene Vereinigungen, die eng auch mit der Fachwissenschaft zusammenarbeiteten. Es wurden auch erheblich umfangreichere Beobachtungs-Leistungen als in Deutschland erbracht, so auf dem Gebiet der Veränderlichen Sterne, der hochatmosphärischen Leuchterscheinungen usw. Die Zusammenarbeit war gut und intensiv und ein aufgeschlossener Stamm an Beobachtern stand den Fachwissenschaftlern zur Seite. Dadurch konnten z. B. im IGJ wertvolle Beobachtungen an Leuchtenden Nachtwolken und Polarlichtern gewonnen werden Es sei nur an die bedeutenden Leistungen auf dem Gebiet der leuchtenden Nachtwolken in der früheren UdSSR erinnert. Aber auch die Halobeobachtungen sollen erwähnt werden (vgl. Stemmler, 1985). Das waren Meilensteine der Amateur-Arbeit, die den Rang wertvoller wissenschaftlicher Mitarbeit hatten. Diese Verknüpfung von Popularisierung und aktueller Wissenschaft, die Hoffmeister in Sonneberg durchführte, ermögli-

chte Amateuren, sofern sie es ernsthaft wollten, eine angemessene Chance der Mitarbeit. Mitarbeiter von Hoffmeister, wie z. B. der Diplom-Optiker Rudolf Brandt und Dr. Paul Ahnert taten ein Übriges. Interessant ist, dass Paul Ahnert früher Amateur war, der später dann an die Sonneberger Sternwarte kam. Für seine jahrelangen Beobachtungen, die ihn als international anerkannten Fachmann für Veränderliche Sterne auszeichneten, erhielt er den Ehrendoktor-Grad der Universität Jena. Auch ein anderer Amateur hatte den Weg zur Sonneberger Sternwarte gefunden und wurde zum aktiven Mitarbeiter Hoffmeisters: Artur Teichgraeber. Er hat u. a. ein Büchlein ,,ABC der Sterne, Ein kleines astronomisches Wörterbuch" (1940) herausgegeben, das vielen Sternfreunden eine große Hilfe war. Außerdem beriet er viele Beobachter und veröffentlichte selbst zahllose Beiträge u. a. in der Zeitschrift ,,Himmelswelt". Dies erinnert auch an einen anderen Sternfreund: Max Beyer, der an der Hamburger Sternwarte Veränderliche Sterne und Kometen beobachtete. Er wurde für seine Beobachtungen mit einem Ehrendoktor-Grad ausgezeichnet von der Hamburger Universität. Man erkennt, dass gute Amateur-Arbeit auch von fachwissenschaftlicher Seite durchaus höchste Anerkennung fand. Der ,,Kalender für Sternfreunde", jahrelang von Paul Ahnert herausgegeben, bot den Amateuren überdies eine Vielfalt an Informationen Auch dies konnte zur weiteren wissenschaftlichen Mitarbeit anregen. Die Zeitschrift ,,Die Sterne" tat ein Übriges. So gesehen hatte die Sonneberger Sternwarte

über Jahrzehnte hinweg der wissenschaftlichen Mitarbeit von Amateur-Astronomen eine Richtung gegeben und gleichzeitig der Popularisierung der Astronomie gedient. Das ist ein unvergängliches Verdienst von Cuno Hoffmeister.
Danksagung Für Hinweise bin ich Herrn G. Stemmler sehr zu Dank verpflichtet, ebenso dem Archiv der BBAdW.
Literaturhinweise [1] Bestand Akademieleitung, Personalia Nr.
184, Cuno Hoffmeister, Archiv BBAdW [2] Briefwechsel G. Stemmler mit M.
Waldmeier (privat) [3] C. Hoffmeister, 1948: ,,Zur Frage der
Popularisierung der Astronomie", Die Sterne 24, 4 [4] C. Hoffmeister, 1957: ,,Die Beobachtungen hochatmosphärischer Erscheinungen während des Internationalen Geophysikalischen Jahres", Die Sterne 33, 51 [5] C. Hoffmeister, 1959: ,,Beobachtungen des verstärkten Nachthimmelleuchtens in den Jahren 1946 bis 1957", Veröff. Sternwarte Sonneberg Band 4, Heft 4, Berlin: Akademie-Verlag [6] W. Löbering, 1957: ,,Jupiterbeobachtungen 1956", Die Sterne 33, 49 [7] W. Sandner, 1957: ,,Der Rückgang der S-Polarkappe auf Mars 1956", Die Sterne 33, 28 [8] G. Stemmler, 1986: ,,32 Jahre Halobeobachtungen in Oelsnitz (Erzgebirge) aus häufigkeitsstatistischer Sicht", Z. für Meteorologie 36, 26

Die Universitätssternwarte Bützow
- Geschichte, Baulichkeit, Instrumente und Personal
von Jürgen Hamel

Schon mit einer ,,Universität Bützow" werden wohl nur wenige Leser etwas anfangen müssen - und nun gleich eine Universitätssternwarte? Zu diesem Thema müssen wir zunächst nach Rostock. Die dortige, 1419 gegründete Universität, wurde in gemeinsamer Verantwortung des Herzogs von Mecklenburg-Schwerin und dem Rat der Freien und Hansestadt Rostock betrieben. Um 1758 betrieb Herzog Friedrich II. von Mecklenburg, ausgelöst durch einen Streit um die Ausrichtung der theologischen Fakultät

die Errichtung einer eigenen Universität, die am 4. Oktober 1760 feierlich eröffnet wurde.
Die Instrumente der Sternwarte In den Privilegien der Fridericiana wurde sofort die Einrichtung eines ,,astronomischen Observatoriums" bestimmt. Durch herzogliche Anordnung sollten aus dem Bestand der Rostocker Universität einige ,,mathematische" Instrumente übergeben werden. Unter den insgesamt 50 Positionen waren: ,,Ein Astrolabium mit

dem Compas", ,,Ein hölzernes Lineal mit Dioptern", ,,Ein Tubus von 20 Schuh nebst dem Gestell", ,,Ein Tubus von 10 Schuh nebst dem Gestell", ,,Ein holländischer Tubus terrestris von 2 Fuß", ,,Ein eisernes Gestell zum Tubo bey Beobachtung der Sonnenfinsternisse im verfinsterten Zimmer", ,,Eine Stern-Uhr in Meßing".
Von besonderem Interesse sind: · ,,Ein Instrument de passage":
,,Ein Instrument de passage zur Astronomischen Beobachtung von der

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Abb. 1: Das Passageinstrument von Lemonnier (Lemonnier, Pierre Charles: Histoire celeste, ou recueil de toutes les observations astronomiques. Paris 1741, S. LXXV-LXXXIV, 2 Tafeln)

Abb. 2: Das Passageinstrument im Staatlichen MathematischPhysikalischen Salon Dresden

Einrichtung, wie es Herr le Monnier in seiner Histoire coeleste beschreibt. Das Fernrohr an dem Instrument ist mit einem de la Hirische Micrometer versehen. Auf der Specula, die der Professor Karsten auf seinem Hause hat bauen lassen, ist dies Instrument an der Mittagsseite gehörig befestigt. Die Specula selbst ist im Achteck gebauet, jede Seitenwand ist von der gegenüberstehenden 12 Fus weit entfernt, und die Höhe beträgt 14 Fus. Die achteckige Gestalt des Zimmers giebt den Vortheil, daß man durch Hülfe des Instruments, ob es gleich an der Südseite befestiget ist, dennoch auch Gegenstände an der Ost= und West=Seite am Himmel beobachten kan." · ,,Ein Fernrohr von 4 Schuh mit einem doppelten Objectiv=Glase nach der neuesten Dollondschen Verbesserung, vom Herrn Dollond in London selbst verfertiget." Vom ,,Instrument de passage", 1737 von Pierre Charles Lemonnier (Le Monnier, 1715-1799) entworfen, können wir uns
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eine gute Vorstellung machen. Es wurde erstmals von Lemonnier selbst (Abb. 1) beschrieben und noch 1764 gibt Lalande eine erneute Beschreibung des Instruments in seiner bedeutenden ,,Astronomie". Der Hersteller des Bützower Instruments wird in den Quellen leider nicht bezeichnet. Ein mit dem Bützower wenigstens allgemein baugleiches Instrument wurde auf der Sternwarte des MathematischPhysikalischen Salons in Dresden um 1750 für die Bestimmung der wahren Ortszeit für die sächsische Metropole durch Messungen von Sonnen- und Sternkulminationen verwendet und blieb in den dortigen Sammlungen erhalten (Abb. 2) Aus der unten folgenden Beschreibung der Bützower Sonnenuhr wissen wir, dass auch Karsten Arbeiten wie die für Dresden geschilderten ausführte. Das Dresdener Instrument aus der Werkstatt wurde von John Bird (1709-1776) in London um 1750 hergestellt, dürfte im wesentlichen dem Bützower Instrument entsprechen und hat folgenden Aufbau und Dimensionen: Das Beobachtungsfernrohr

ist von Messing mit einer Länge von ca. 105 cm mit einem 2-linsigen achromatischen Objektiv mit der freien Öffnung von 3,7 cm und der Brennweite von ca. 82,5 cm. Das Okular war mit einem Fadenmikrometer ausgestattet. Die horizontale Achse ist nach außen hin verjüngt mit der Länge von 63 cm, am Tubus befindet sich ein Höhenhalbkreis (Durchmesser 38,2 cm) mit Gradteilung 0 Grad - 90 Grad (Überteilung bis 95 Grad ) und Noniusablesung (Angabe 1/10 Grad ), zur Justierung hat es eine Hängelibelle, die vertikale Achse ist aus Stahl mit einem Spitzenlager und einer Einrichtung zur Feinkorrektur der Azimuteinstellung. Um auch im Zenit Beobachtungen zu ermöglichen, wurden die Träger für die Achsen schräg angesetzt. Die Signatur befindet sich am okularseitigen Ende des Tubus mit ,,J. Bird London". Hinsichtlich des genannten Mikrometers von de La Hire (Philippe de La Hire, 1640 - 1718) darf man mit einiger Sicherheit annehmen, dass es sich um ein Fadenmikrometer derart handelt, wie es La Hire 1702 beschrieb.

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Wie aus der Abbildung zu ersehen ist, wurde das Instrument mit der Lagerkonstruktion an einem massiven Mauerwerk befestigt, in Nord-Süd-Richtung justiert, so dass es nur im Meridian in der Höhe verstellbar war. In der Kombination des Durchgangsinstruments mit einem Mikrometer war in Bützow ein für die Ausführung von Präzisionsmessungen geeignetes Instrument vorhanden. Für einfache Himmelsbeobachtungen war das genannte Dollondsche Fernrohr, natürlich achromatisch, geeignet. Es hatte eine Brennweite von 4 Fuß, etwa 1,22 Meter, der Objektivdurchmesser könnte demnach etwa 3 bis 3,5, vielleicht 4 cm betragen und wird einen Messingtubus gehabt haben. Von einer Uhr des Observatoriums wissen wir aus der kurzen Erwähnung einer ,,Pendul=Uhr auf dem Observatorium" im Zusammenhang mit Karstens Beschreibung der Bützower Sonnenuhr, sowie aus dem 1778 ausgefertigten Inventar der Sternwarte (s. u.). Weitere Informationen über die Instrumente und die Sternwarte der Bützower Universität bekommen wir aus Anlass des Wechsels von Karsten nach Halle/Saale im Jahre 1778, als ein Inventar aufgenommen wurde. Darin werden genannt: ,,1.) Ein astronomisches Transit=Instrument, welches auf dem Observatorio befestiget ist, und außer dem ein hölzernes Stativ zum Fernrohre; auch ein grün angestrichenes Schrank, das zugleich als Tisch dienet. 2.) eine Pendul=Uhr, die Secunden zeigt, ebenfalls auf dem Observatorio befestiget. 3.) ein achromatisches Fernrohr von Dollond in London. 4.) ein Paar Globi, der Globus coelestis und Terrestris, in einem hölzernen Kasten."
Das Beobachtungslokal Die Bützower Sternwarte spielte auch im Rahmen der Vorlesungen eine Rolle. Wie oben schon angedeutet, wurde sie als achteckiger Dachausbau des Privathauses von Karsten in der Pfaffenstraße 3 errichtet (Abb. 3). Die Breite betrug nach den gegebenen Maßen etwa 3,50 Meter, die Höhe etwa 4,20 Meter. Es handelt sich im strengen Sinne um einen Sternwartenbau, um eine ausschließlich zum Zweck der Himmelsbeobachtung errichtete Baulichkeit. Genauere Angaben sind nicht überliefert und nach einem neueren Baugutachten wird ausdrücklich betont, dass keine Einrichtungen für ein Observatorium gefunden werden konnten. Der Turmbau wird wenigstens zum Süden ein großes Fenster gehabt haben,

zu den anderen Richtungen, vielleicht an jeder Achteck-Seite weitere Fenster. Anzunehmen ist ferner, dass in südlicher Richtung das Dach aufklappbar war, um bis zum Zenit einen freien Himmel zu haben. Eine kurze Erwähnung der Sternwarte gibt es im Rahmen des Reiseberichtes des Engländers Thomas Nugent, der für den 15. September 1766 über ein Essen im Kreise der Bützower Professoren schrieb: ,,Hier fanden wir eine ziemlich zahlreiche Gesellschaft vor, unter andern auch Herrn Karsten, Professor der Mathematik. Er ist von mittelmäßiger Statur, mager und von etwas finsterm Ansehen, welches vermutlich von seiner schwächlichen Leibes=Konstitution herrührt. ... Nachmittags gingen wir nach Professor Karstens Wohnung und besahen sein Observatorium. Mir schien die Anlage desselben sehr gut, und überdies war es auch mit Telescopen und anderen mathematischen Instrumenten sehr gut versehen. ... Man hält diesen Mann für einen der grössten Mathematiker in ganz Deutschland." An wissenschaftlichen Arbeiten auf der Sternwarte ist nur wenig bekannt. Karsten spricht selbst von seiner Beobachtung der Sonnenfinsternis vom 1. April 1764, deren Kontaktbeobachtungen er mit den Sonnentafeln der Wiener Ephemeriden von Maximilian Hell (1720 - 1794) und den von Hell veröffentlichten Daten der Sonnenfinsternis verglich, um damit die Längendifferenz zwischen Bützow und Wien zu erhalten. Diese Arbeit steht im Zusammenhang mit der Herstellung der sehr genau gearbeiteten und mit vielfältigen Indikationen versehenen Sonnenuhr an der Bützower Stiftskirche, die Karsten wissenschaftlich begleitete. Zu diesen Arbeiten schreibt er unter Erwähnung des Durchgangsinstrumentes und einer Pendeluhr auf der Sternwarte: ,,Bevor aber die Uhr noch völlig befestiget ward, prüfte ich ihren Gang aufs genaueste einige Tage nach einander vermittelst unsers Akademischen Transit=Instruments durch correspondirende Sonnen=Höhen, welches mit vieler Bequemlichkeit geschehen konte, da meine Wohnung nahe bey der Kirche liegt, und ich also leicht den Gang der Sonnen=Uhr mit meiner Pendul=Uhr auf dem Observatorio vergleichen konte."
Der akademische Astronom Wenzeslaus Johann Gustav Karsten Genannt wurde bereits Wenzeslaus Johann Gustav Karsten (Abb. 4). Er stammte aus

Abb. 3: Karstens Wohnhaus in Bützow (Pfaffenstr. 3), Aufnahme D. Menter (Bützow)
Neubrandenburg, besuchte die Domschule in Güstrow, wo er bereits verschiedentlich Neigungen zur Astronomie zeigte und studierte 1750 - 1754 in Rostock und Jena Theologie und Philosophie, beschäftigte sich daneben viel mit Mathematik. 1758 wurde er in Rostock Professor für Logik. Karsten gehörte 1760 an der Philosophischen Fakultät als Professor für Mathematik zum ersten Bützower Professorenkollegium, 1764 und 1768/69 im Amt des Rektors. Er war ganz sicher eine Zierde der Bützower Universität, mit zahlreichen bedeutenden Gelehrten im Briefwechsel, Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften. Er veröffentlichte eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten, unter denen natürlich sein viel beachtetes, 8-bändiges Lehrbuch der Mathematik von 1767 bis 1777 an erster Stelle zu nennen ist, das eigentlich als Lehrbegriff der Physik heißen müsste, mit Statik, Mechanik, Hydraulik, Pneumatik, Optik und Fotometrie. Im Jahre 1778 folgte er einem Ruf an die Universität Halle/Saale. Dort starb Karsten 1787. In Bützow kam Karsten in jedem Semester seiner Zugehörigkeit zur dortigen Universität seinen Vorlesungspflichten nach. Er las über Astronomie und Geographie, Mathematik, Anfangsgründe der angewandten Mathematik und
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Gnomonik sowie Optik. Für das Semester 1762/63 kündigte er Vorlesungen zur Astronomie an, einschl. praktischer Übungen in der Kunst der Beobachtung ,,in Specula domestica". Astronomische Vorlesungen kündigte Karsten in weiteren Semestern an, meistens jedoch in Verbindung mit der Geographie oder als angewandte Mathematik, zur Erläuterung von Himmels- und Erdgloben, für die er mit Sicherheit die auf der Sternwarte vorhandenen Globen nutzte. Daneben las Karsten auch über Optik, Trigonometrie, Feldmesskunst, ,,Kriegs-Baukunst", Anfangsgründe der Artillerie u. a. Nach Karstens Berufung an die Universität Halle/Saale wurden dessen Vorlesungen von den Professoren Peter Johann Hecker und Dietrich Ludwig Gustav Karsten, den Bruder von Wenzeslaus Johann Gustav, der auch die Astronomie, vor allem Astronomie und Optik, auch Astrognosie, übernommen. Die Bützower Universität hatte sich nicht zu großer Blüte entfaltet, obwohl hier ,,durchaus Ansätze eines neuen wissenschaftlichen Geistes zu erkennen" waren. Als ihr Stifter 1785 verstarb, war ihre Schließung nur noch eine Frage der Zeit. Der Thronfolger, Friedrich Franz I., musste

Abb. 4: Porträt W. J. G. Karsten, Kupferstich von Daniel Beyl (1760 - 1823)
einsehen, dass sich der weitere Betrieb der Universität nicht aufrecht erhalten ließ und verfügte ihre Schließung, die am 27. April 1789 öffentlich verkündet wurde. Friedrich

Franz hatte die Verlegung nach Rostock und das Aufgehen in die dortige Universität vertraglich geregelt. An Einrichtungen der Bützower Universität werden speziell genannt ,,Bibliothek, Naturalien-Kabinett und sonstige Verleihungen". Unter letzteren könnte auch die Sammlung mathematisch-physikalischer Instrumente und mit dieser die astronomischen Instrumente gemeint sein. Von den Instrumenten gibt es keinerlei weitere Nachrichten, sie sind verloren gegangen.
Epilog Damit endet die Geschichte der Universitätssternwarte Bützow. Gab es an ihr auch keine nachweisbaren und nachwirkenden Forschungen, zeigt sie doch das Interesse an der Astronomie, die feste Verankerung der Astronomie in den akademischen Studiengang des 18. Jahrhunderts und ist für die Astronomiegeschichte, wie für die Lokalgeschichte Bützows von Bedeutung. Weit ab der internationalen Forschungszentren bildeten auch solche Einrichtungen den gesellschaftlichen Unterbau für den Betrieb der großen Forschungssternwarten, von denen es damals in deutschen Landen aber auch nicht viele gab.

VEGA-aktuell
von Susanne M. Hoffmann, Tabellen zusammengestellt von Caroline Reinert

Die VEGA hatte in diesem Sommer mehrere wunderbare Projekte, die nur dadurch realisiert wurden, dass sich zahlreiche junge Menschen engagierten. All den im Folgenden Genannten möchten wir an dieser Stelle herzlich danken:
Das ASL 2008: Diese Menschen haben es lebendig gemacht! Die Hauptorganisation oblag Tobias Opialla, Berlin, und Antonia Ratajski, Berlin. Die Leitung der Arbeitsgruppen (AG) wurde dankenswerterweise von den in Tabelle 1 genannten Personen übernommen. Unseren Gastreferenten gilt ebenso herzlicher Dank! Sie sind in Tabelle 2 aufgeführt.
Sponsoren Neben der VdS, mit deren Vorstand die Zusammenarbeit prima funktioniert, danken wir besonders Fr. Evelyn Petkow (München) für eine kleine Geldspende an
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die VdS-Jugendarbeit, die wir für unser Sommerlager verwendeten. Herzlicher Dank auch an Uwe Reimann, der sogar in privat schwerster Zeit unserer Jugendarbeit half!

Darüber hinaus danken wir der "interplanar" Hörbuchproduktion für kleine Geschenkartikel an unsere engagiertesten Teilnehmenden, dem Spektrum-Verlag für Zeitschriften und

Vorname
Sonja Raphaël Lena Steffen Klaus Andreas Tobias Antonia Caroline Tobias

Name
Burgemeister Errani Kaderhandt Kaiser Kröncke Langbein Opialla Ratajski Reinert Schmidt

Stadt
Berlin Neuenkirchen Jena Bad Nauheim Wien Ulm Berlin Berlin Jena Bonn

AG
Kosmologie Computersimulationen in der Astronomie Kosmologie Astrofotografie Erde / Raumfahrt Einführung in die Astronomie / Deep Sky Kosmochemie / Raumfahrt Kulturgeschichte der Astronomie Exoplaneten und -biologie Sternphysik

Tab. 1: Organisatoren der Arbeitsgruppen

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Name

Stadt / Uni / Institut

H.-M. Fischer P. Gerke D. Hansen S. M. Hoffmann D.-E. Liebscher

EADS TU Braunschweig FSU Jena Berlin AIP Potsdam

K.-H. Lotze FSU Jena

K. Menten I. von Borstel

MPI f. Radioastron. Bonn TU Braunschweig

Tab. 2: Unsere Gastredner

Vortragsthema / Workshop (WS)
Die Ariane-Raketen Vorstellung des Parabelfliegers Gravitationswellen SoFi-Reise der VEGA nach Sibirien Die Mercator-Karte des Universums Argumente gegen Astrologie WS "Vom Regenschirm zur Relativitätstheorie" Dunkle Materie und dunkle Energie WS Gravitationswellen Einführung in die Radioastronomie WS Spektroskopie

Sunwatch astromedia für die Versorgung mit Bastelbögen!
Weiteres Die erfolgreiche Russlandreise wird ein Folgeprojekt nach sich ziehen, das wir gerade dabei sind in Berlin zu entwickeln: Die Initiatorin der Sonnenfinsternisreise, Nina Mut (Hamburg), ist ein wertvolles und engagiertes Mitglied unseres Organisationsteams geworden. Wir danken außerdem Fa. Baader Planetarium für die Spende von Sonnenfilterfolie zur Realisierung dieses PrestigeProjektes!

Auf der Reise zu einer totalen Sonnenfinsternis ins russische Novosibirsk/Sibirien mit der Eisenbahn
von Ute Runkel

Vom 24.7. bis 4.8.2008 war ich mit VEGA e.V. im Rahmen eines deutsch-russischen Jugendaustauschs in Novosibirsk, um eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten. Die Fahrt ging von Berlin zunächst mit dem Moskau-Express nach Moskau und von dort mit der Transsibirischen Eisenbahn weiter nach Novosibirsk. Die Zugfahrt im Moskau-Express führte in zwei Tagen über Polen und Weißrussland nach Moskau. Moskau - die größte Stadt Europas mit ca. 10,5 Millionen offiziell eingetragenen Einwohnern. Ganz klar, Kreml und Roten Platz schauten wir uns natürlich an; zum Lenin-Mausoleum hatten wir aber leider aus volksfesttechnischen Gründen keinen Zutritt. Im Anschluss folgte noch eine riesige Pressekonferenz am Bahnhof, weil dieses Sonnenfinsternisprojekt erstmalig und einzigartig war. Wir gaben Interviews für die deutsche und russische Presse. Gegen 16 Uhr begaben wir uns dann zum Gleis 4, wo wir nun Auge in Auge der Transsibirischen Eisenbahn (Transsib) gegenüber standen. Um Novosibirsk zu erreichen, reisten wir drei weitere Tage durchs Land, vorbei an vielen Erlen-Birken bzw. Fichten-KiefernWäldern, versetzt mit Weidenröschen, Riesenbärenklau und Reinfarn, Sumpf- und Graslandschaften mit süßen Holzhäuschen geschmückt, hinein in die russische Taiga. Wir fuhren durch Perm im Ural und über-

Abb. 1: Impression von der sibirischen SoFi
querten unbemerkt die Eurasische Grenze mit der Eisenbahn. In den drei Tagen guckten wir immer wieder aus dem Zugfenster, aber innerhalb des Astronomie-Vereins VEGA waren wir nebenbei auch fleißig und hielten einander in unserem Vierer-Abteil mit allen fünfzehn VEGA-Teilnehmern ein SonnenfinsternisVorbereitungsseminar ab. Es war recht

eng, aber gemütlich. Wir besprachen den Aufbau der Sonne, fassten noch mal zusammen, was eine Sonnenfinsternis überhaupt ist und welche Phänomene zu erwarten sind und befassten uns mit vergangenen Sonnenfinsternissen in der Wissenschaftsgeschichte. Zwischendurch gaben wir wieder Fernseh-, Radio- und Zeitungsreportern Interviews, die über
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Abb. 2: Ute und Anne haben die Sonne im Blick.
die von uns erwarteten Phänomene einer totalen Sonnenfinsternis Bescheid wissen wollten. Am dritten Tage hatten wir bei strömendem Regen einen dreißigminütigen Stopp in der Nachbarstadt Omsk, auch zwischendurch waren wir schon des Öfteren durch Regenund Nebelfelder gefahren. Langsam machten wir uns Sorgen, ob wir unsere 5.000 km zur SoFi gerade umsonst zurücklegten. Am dritten Tag, gegen Nachmittag, erreichten wir endlich Novosibirsk und dort würdevoll mit Empfangsmusik, Reden und anderen Zeremonien Willkommen geheißen. Untergebracht wurden wir in einem 60er Jahre Camp aus der Sowjetunion und bekamen im Laufe unseres Aufenthalts in Novosibirsk nahezu alles Wichtige gezeigt, was man in Novosibirsk gesehen haben sollte: u. a. das einzigartige Sonnenmuseum, den größten Zoo Russlands, das wissenschaftliches Zentrum Sibiriens ,,Akademgorodok", das aerokosmische Lyzeum, in dem junge Astronomen ausgebildet werden, Musikdarbietungen von russischen Wettbewerbspreisträgern und natürlich allgemeine Eindrücke zur Entstehung von Novosibirsk (Novosibirsk ist erst 115 Jahre alt). Nun näherte sich der 1. August, das Datum, an dem die totale Sonnenfinsternis stattfinden sollte. Wieder einmal, bei einem Fernseh-Interview, erzählten uns die Reporter, dass Regen für die Zeit der Sonnenfinsternis vorausgesagt sei und sie stellten die Frage, was wir denn jetzt denken würden. Noch zwei Tage vorher war durch ein Gewitter sogar die Stromversorgung im Camp zeitweise unterbrochen worden und
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auch am Vorabend öffnete der Himmel seine Schleusen. Na toll!!! Was jetzt? - Unser Optimismus hat geholfen, das Warten sich gelohnt: an unserem Tag der Tage hatten wir schönes Wetter: Über Nacht verschwanden alle Wolken und ließen einen strahlend blauen Himmel zurück. Wir boten vorher noch einen SonnenfilterBastel-Workshop an, für den die VEGA Baader-Folie gesponsert bekommen hatte. Dann machte sich eine lange Schlange von SoFi-Pilgern mit Teleskopen und Ferngläsern ausgerüstet auf den Weg zum Beobachtungsstandort. Ein Blick durchs Teleskop zeigte es deutlich: Schon bald wurde die Sonne ,,angeknabbert". Es dauerte aber eine ganze Weile bis auch unsere Sinne angesprochen wurden und sich der Himmel plötzlich recht schnell verdunkelte. Überwältigt hörte man aus allen Richtungen viele Aaaahhhs und Oooohhhs und kurz danach eine andächtige Stille. Unglaublich, konnte ich meinen Augen trauen? Inzwischen schaute ich mit bloßem Auge und sah einen riesigen schwarzen Mond am Himmel, der die Sonne komplett abgedeckt hatte. Ihr Lichtkranz, die

Korona, wurde sichtbar; ihre Form ist jedes Mal anders, denn sie wird vom aktuellen Magnetfeld der Sonne bestimmt. Nahezu unterbewusst machte ich ein Foto. Sterne sowie Merkur, Venus Mars und Jupiter waren mit bloßem Auge zu sehen. Sogar eine unerwartete Protuberanz zeigte sich. Ich drehte mich einmal um die eigene Achse, fühlte mich aufgrund des seltsamen Lichtes etwas beduselt, oder wie in einem Traum, und wendete mich dann wieder der Sonnenfinsternis zu. Sie war immer noch da, die Zeit schien still zu stehen. Dann zeigte sich die Diamantring-Phase, die ich zu Beginn gar nicht wahrgenommen hatte und nach 2,2 Minuten war die ganze Welt wieder in normales Tageslicht gehüllt. Bei einem weiteren Blick ins Teleskop zeigte sich jedoch Gegensätzliches: Bestimmt 80% der Sonne waren immer noch durch den Mond verdeckt. Ich begab mich schleunigst in den Wald, um auf den Boden projizierte partielle Sonnenfinsternisse zu sichten, die durch den Lochkamera-Effekt der Blätter bzw. Äste entstehen. Auf einem umgelegten Zecken-Warnschild waren diese Sonnen-Sicheln besonders gut zu erkennen. Vor der Totalität hatte ich dafür keine Zeit gehabt, weil ich ein Teleskop betreut hatte und entweder kleine Kinder ans Okular heran hob oder das Teleskop der Sonne nachführte. Das war ein einzigartiges Erlebnis und ich wünsche jedem dass er das auch einmal erleben darf. Auch der Gedanke des Völkeraustausches wurde umgesetzt - wir haben mit russischen Menschen zusammen einer Sonnenfinsternis beigewohnt. Jetzt haben

Abb. 3: Die VEGA-Teilnehmer mit den russischen Freunden vorm Theater

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wir viele nette russische Freunde, mit denen wir Kontakt halten werden. Ganz ehrlich, ein wenig von der Kultur überfordert fühlten sich die einen oder anderen deutschen Teilnehmer allerdings schon, weil wir während unseres Camp-Aufenthaltes täglich Gruppenspiele und allabendlich als Gruppe eine klei-

ne Aufführung vorbereiten sollten. Da wir in Deutschland in unserem jungen Erwachsenenalter das nicht in der gleichen Häufigkeit wie unsere russischen Freunde machen, sind letztendlich aus der Improvisationsnot heraus teilweise sehr witzige Theater-, Gesangs-, oder Tanzdarbietungen entstanden.

Alles in allem war die Sonnenfinsternisreise ein gelungenes erfolgreiches und spannendes Projekt, das allen Beteiligten mit wohltuenden Gefühlen in unvergesslicher Erinnerung bleiben wird.

AG Kosmochemie: Die Schokoladenseite der Mikrowelle
von Olga Matsarskaja

Was braucht man heutzutage, um die Frequenz eines handelsüblichen Mikrowellenofens zu ermitteln? Im Jahrhundert der Nanotechnik und der zunehmend moderneren Laborausstattungen ist es ein leichtes sich zurückzulehnen, die Komplexität einiger wissenschaftlicher Prozesse als Ausrede zu benutzen und das ganze den hochkarätigen Wissenschaftlern zu überlassen. Die Teilnehmer der Kosmochemie-AG des Astronomischen Sommerlagers 2008 jedoch gaben sich nicht mit Ausreden zufrieden, sondern unternahmen auf eigene Faust und unter fachkundiger Anleitung von Tobias Opialla einen Ausflug in die unsichtbare Wellenwelt. Zunächst einmal musste geklärt werden, welche Rolle Wellen bei wissenschaftlichen Messungen spielen. Hierfür wurde das Beispiel der Spektroskopie verwendet, welche in verschiedensten Naturwissenschaften zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt wird, zum Beispiel zur Bestimmung der chemischen Zusammensetzung von Substanzen. Somit können beispielsweise im Weltraum vorkommende Stoffe durch Spektroskopie auf ihre Bestandteile untersucht und unterschiedliche Moleküle nachgewiesen werden. Zu diesem Zweck wird insbesondere die Infrarot(IR)-Spektroskopie eingesetzt. Diese Methode stützt sich auf das infrarote Licht des mittleren Bereiches, das eine Wellenlänge von ca. 2,5 bis 25 µm aufweist. Wird ein Stoff generell mit elektromagnetischen Wellen bestrahlt, dann absorbiert er bestimmte Frequenzen der Strahlung. Infrarotstrahlung bewirkt eine Schwingungsanregung der Bindungen in den Molekülen des bestrahlten Stoffes, welche in Form von Ausschlägen in einem Diagramm (dem so genannten Spektrum)

sichtbar werden. Jede Bindung weist ein charakteristisches IR-Absorptionsspektrum auf, sodass anhand der Spektroskopie die im Molekül vorhandenen funktionellen Gruppen eindeutig identifiziert werden können.

Die AG beschäftigte sich verständlicherweise jedoch nur theoretisch mit der IR-Spektroskopie. Der praktische Teil kam später mit dem Thema ,,Mikrowellenstrahlung" hinzu. Hier hatten die Teilnehmer eine gute Möglichkeit,

Abb. 1: Die Zeichnung illustriert den genauen Ablauf des Versuchs

Abb. 2: IR-Spektrum des im Weltraum äußerst selten anzutreffenden und wertvollen Stoffs Dihydrogenmonoxid (www.ansyco.de/CMS/frontend/index.php?idcatsid)
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ihr erworbenes Wissen über Wellen und ihre Eigenschaften auf das allseits beliebte Küchengerät anzuwenden. Zunächst wurde die Funktionsweise der so genannten ,,Mikrowelle" (eigentlich des ,,Mikrowellenherds") erarbeitet, die übrigens (wie viele geniale Entdeckungen der Wissenschaft) durch puren Zufall enthüllt wurde. Dies geschah während der Herstellung von Radargeräten zur Zeit des 2. Weltkrieges. Seitdem gibt es verschiedene Legenden über die Art und Weise der Entdeckung der Mikrowellenwirkung - die breite Palette der Berichte reicht von geschmolzenen Schokoladenriegeln in der Tasche der Entdecker bis hin zu Maiskörnern, welche sich unter dem Einfluss der bis dahin unentdeckten Strahlung in eine beliebte amerikanische Süßigkeit verwandelten. Die KOCH-AG befasste sich insbesondere mit den Wellen, aus denen die wärmenden Effekte des Gerätes resultieren. So machten sich die Teilnehmer der AG zunächst damit vertraut, dass Wasser in der Mikrowelle durch bestimmte elektromagnetische Schwingungen angeregt

wird, die Rotationsschwingungen der Wassermoleküle größer werden und somit Wärme entsteht. Nun sollte mithilfe eines auf den ersten Blick etwas seltsam anmutenden Experiments die Frequenz der einzigen verfügbaren Mikrowelle auf dem Gelände des Schullandheims Bauersberg in Bischofsheim ermittelt werden. Wichtig ist, dass die Tafel Schokolade sich in der Mikrowelle nicht drehen darf; der Mechanismus, der normalerweise dafür sorgt, dass das Essen gleichmäßig erwärmt wird, muss also (reversibel! sonst könnte es Schwierigkeiten mit dem Besitzer geben) herausmontiert werden. Nun passiert Folgendes mit der Tafel: Die Mikrowellen treffen in regelmäßigen Abständen auf die Schokolade und bringen sie an den Punkten, an denen sie sie durchdringen, zum Schmelzen. Die Schmelzpunkte werden schon nach wenigen Sekunden sichtbar, sodass schnell mit der Auswertung des Versuchs und der Berechnung der Mikrowellenfrequenz begonnen werden kann. Diese sieht folgendermaßen aus:

Die Schmelzpunkte sind 6 cm voneinander

entfernt - dies ist die halbe Wellenlänge,

wie aus der Zeichnung ersichtlich wird.

Eine Wellenlänge (, Lambda) beträgt

somit 12 cm (12 · 10 -2 m). Eingesetzt in

die Formel zur Berechnung der Frequenz

( = c / ; c = Lichtgeschwindigkeit ergibt

sich: c 3 · 108 m/s

= - =

-2 = 2,5 GHz

12 · 10 m

Die berechnete Zahl stimmt übrigens ziemlich genau mit der Angabe auf der Mikrowelle überein, sodass die Teilnehmer sich stolz auf die Schulter klopfen und, um zur Chemie zurückzukehren, ihre Mitochondrien mit der wissenschaftlich verwendeten Schokolade versorgen durften. Auch das Gehirn, das sich nun so lange mit Chemie, Physik und physikalischer Chemie befasst hatte, brauchte einen Glukosenachschub, um sich anschließend mit Fragen zu beschäftigen wie zum Beispiel: ,,... und unter welchem Winkel wäre die Mikrowelle geflogen, wenn wir die Schokolade mit Silberfolie in die Mikrowelle gelegt hätten?"

Einladung zur 12. Kleinplanetentagung vom 5. - 7. Juni 2009 in Frankfurt
von Erwin Schwab und Rainer Kling

Die VdS-Fachgruppe Kleine Planeten und der Physikalische Verein Frankfurt laden vom 5. bis 7. Juni 2009 zur 12. Kleinplanetentagung in die Räume des Physikalischen Vereins in der RobertMayer-Straße 2-4 nach Frankfurt/Main ein. Die Tagung findet im gleichen ehrwürdigen Gebäude statt, in dem sich von 1913 bis 1939 das vom Physikalischen Verein gegründete Planeteninstitut befunden hatte - eine der historischen Wurzeln der Bahnberechnung von Kleinplaneten. Zum Auftakt am Freitagabend um 20:00 Uhr ist bereits die Möglichkeit gegeben den öffentlichen Vortrag von Prof. Frank Brenker von der Universität Frankfurt über die Ergebnisse der Stardust Mission zu besuchen. Anschließend trifft man sich in der Gaststätte. Ein genaues Tagungsprogramm mit dem Ablauf der Vorträge und Workshops, die traditionell im Laufe des Samstags und Sonntagvormittags stattfinden, wird kurz vor der Tagung erstellt. Als weitere Punkte sind die Besichtigung des 21-cm-Refraktors aus dem Jahr
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1897 mit der Originallinse von Max Pauly in der Kuppel des Vereinsgebäudes und ein Blick auf die mechanische Rechenmaschine geplant, mit deren Hilfe zu Zeiten des Planeteninstituts rund 600 Bahnen von Kleinplaneten berechnet wurden. Am Sonntagnachmittag wird die Möglichkeit gegeben sein, die Außensternwarte im Taunus mit dem Observatory Code B01 zu besichtigen, auf der im Jahre 2006

Abb. 1: Historisches Gebäude des Physikalischen Vereins in Frankfurt/ Main. Bildautor: Klaus Krefft

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die erste Entdeckung eines Kleinplaneten in der über 180-jährigen Geschichte des Physikalischen Vereins gelang. Auf dem gleichen Gelände befindet sich die historische Erdbebenwarte des meteorologischen Instituts mit angegliederter Ausstellung, zu der wir ebenso Zugang haben werden. Wer am SonntagnachmittagProgramm teilnehmen möchte und mit öffentlichen Verkehrsmitteln am gleichen Tag seine Rückreise antreten muss, sollte deshalb seine Abfahrtszeit von Frankfurt/ Main Hauptbahnhof nicht vor 17:00 Uhr legen. Mitfahrgelegenheiten in privaten Fahrzeugen zwischen Frankfurt und Taunus werden vor Ort organisiert. Für die Übernachtung wurden mit dem Hotel IBIS Frankfurt City West Abrufkontingente vereinbart. Zu beachten ist jedoch, dass diese Zimmer nur bis zum 5. April 2009 zum Abruf bereit stehen! Die endgültige Buchung erfolgt durch den Tagungsteilnehmer selbst, direkt beim

Weitere aktuelle Informationen finden Sie auf der folgenden Internet-Seite: http://home.arcor.de/erwinschwab/ Kleinplaneten-Tagung2009.htm. Bitte melden Sie sich online mit dem dort platzierten Anmeldeformular zur 12. Kleinplanetentagung an. Vorträge sind jederzeit herzlich willkommen.
Hotel unter dem Stichwort ,,Physikalischer Verein". Da Frankfurt eine Messestadt ist und das Gebäude des Physikalischen Vereins sich unweit von der Messe befindet, ist es äußerst ratsam, sich sehr frühzeitig um eine Unterbringung zu bemühen! Das Einzelzimmer gibt es für 69 Euro, das Doppelzimmer für 79 Euro pro Nacht inklusive Frühstück. Das Parken auf dem Hotelparkplatz kostet 6 Euro pro Nacht extra. Von diesem Hotel gelangt

man ziemlich schnell mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Vereinsgebäude: Mit der U-Bahn-Linie U7 oder U6 von der Haltestelle ,,Industriehof" bis zur ,,Bockenheimer Warte" bei einer Fahrtzeit von ca. 3 Minuten und danach weiter zu Fuß für ca. 3 Minuten zur RobertMayer-Straße 2-4. Für diejenigen, die im eigenen Fahrzeug anreisen möchten, sei darauf hingewiesen, dass für Frankfurt eine Feinstaubplakette benötigt wird.
Die Adresse des Hotels IBIS Frankfurt City West lautet:
IBIS Frankfurt City West Breitenbachstraße 7 60478 Frankfurt Tel.: 069 / 247070 Fax: 069 / 24707132
http://www.ibishotel.com/ibis/fichehotel/ de/ibi/1589/fiche_hotel.shtml

Zwei auf drei Streiche - Eine kurze Geschichte von Kleinplanetenentdeckungen
von Sven Melchert

Ganz Gallien ist von den Römern besetzt ... Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zur leisten." Mit diesen Worten beginnen die Abenteuer in den Asterix-Comics. Und uns geht es ähnlich - alle Welt scheint Kleinplaneten zu entdecken, nur wir nicht. Unbeugsam fotografieren wir in klaren Nächten Kleinplaneten, messen deren Positionen und wehren uns seit fünf Jahren standhaft dagegen, selbst auch mal einen neuen Kleinplaneten zu entdecken. Dabei sind wir - das sind Mark Emmerich und Sven Melchert von der Kleinplanetenstation ,,A17" - technisch eigentlich gar nicht so schlecht ausgestattet. Ein C14 auf stabiler GoTo - Montierung, CCDKamera ST8, eigene kleine Sternwarte, in Ostrichtung einigermaßen dunkler Himmel - was will man mehr? ,,Kleinplaneten beobachten" hört sich auf den ersten Blick ziemlich langweilig an. Was soll man bei Ceres, Pallas & Co. schon entdecken können? Bis vor fünf Jahren habe ich in zwanzig Jahren vielleicht einmal (oder waren es sogar zweimal?) einen Kleinplaneten angeschaut. Sogar einmal

Abb. 1: Entdeckungsaufnahme von 2008 QX19 vom 30. August 2008. Aus 40 Aufnahmen zu je 30 s Belichtungszeit konnten zum Glück drei Positionen des 19,2 mag hellen Objekts gemessen werden. Teleskop: Celestron 14 mit Reducer Optec 0,5x und CCD SBIG ST8.

Pluto fotografiert! Lichtpunkte wie Sterne, die dort am Himmel stehen, wo sie hingehören. Weiter nichts zu erkennen. Schnell umgeschwenkt zur nächsten Galaxie. Was auch immer uns geritten hat: Im

Jahr 2003 kam Beobachtungskollege Mark Emmerich auf die Idee, Kleinplaneten aufzunehmen und deren Positionen an das ,,Minor Planet Center" zu schicken. Große Skepsis meinerseits, Widerwille
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Abb. 2: Entdeckungsaufnahme von 2008 RZ77 vom 8. September 2008. Dieser Kleinplanet befand sich zufällig im Gesichtsfeld als wir unsere erste Neuentdeckung 2008 QX19 beobachtet haben. Diesmal wurden 180 Aufnahmen à 30 s gemacht. Teleskop: Celestron 14 mit Reducer Optec 0,5x und CCD SBIG ST8.

baute sich auf. Was sollte das werden, statt hübscher Nebel, Sternhaufen und Galaxien zu fotografieren jetzt die Positionen unscheinbarer Punkte zu protokollieren und deren Positionen in den großen Datenschlund der Kleinplaneten beobachtenden Weltgemeinschaft zu werfen? Können wir das überhaupt? Werden Kleinplanetenpositionen nicht ausreichend von den professionellen ,,Surveys" gemeldet? Aber ich wollte kein Spielverderber sein. Wir haben's ausprobiert ... ... Und dann hat uns beide der Kleinplaneten-Virus gepackt! Um überhaupt im Club der astrometrierenden Kleinplanetenbeobachter mitspielen zu dürfen, muss man sich zuerst um einen ,,Observatory-Code" bemühen. Voraussetzung dafür sind ein fester Beobachtungsort sowie einige hinreichend genaue Positionsmessungen bekannter Kleinplaneten. Mit ,,hinreichend genau" sind Positionen mit einer Messgenauigkeit von unter einer Bogensekunde gemeint. Unter einer Bogensekunde! Wie soll das funktionieren, wenn das Seeing durchschnittlich 2-3 Bogensekunden beträgt? Es funktioniert aber, und trotz eines Zeitangabenfehlers von einer Stunde (ganz großer Ratschlag: den Rechner immer auf UT laufen lassen) wurde uns der Observatory-Code ,,A17" zugeteilt. Wir konnten mit unserer damaligen Ausrüstung (Vixen VC200L und CCD ST2000) tatsächlich Positionen von Kleinplaneten genau genug messen, um einen sinnvollen Beitrag zur Bahnbestimmung neu ent-
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deckter Kleinplaneten zu liefern. Neu entdeckte Kleinplaneten. Damit kommen wir zum Kern der Geschichte. Es gibt unter den 400.000 bekannten Objekten ,,beliebig viele" Kleinplaneten, die man beobachten müsste, um ihre Bahnen genauer zu bestimmen. Wir haben uns den gerade entdeckten, erdnahen Objekten verschrieben, die das MPC unter [1] auflistet. Wer nach einem arbeitsreichen Berufsalltag nachts den ,,schnellen Kick" sucht und ganz vorne bei Neuentdeckungen möglicherweise für die Erde gefährlicher Objekte dabei sein möchte, für den sind diese NEOCP-Objekte genau die richtigen. Was bietet das Kleinplanetenprogramm heute Nacht? Aha, Objekt ,,7Y1275" mit 19,2 mag und 4,7 Bogensekunden pro Minute, wahrscheinlich in einem Feld von 10' x 10' zu finden. Sofort draufhalten, aufnehmen, ausmessen, wegschicken. Am nächsten Tag: Wenn es gut geht, wird man in der Meldung zur Neuentdeckung (nein, nicht von einem selbst) als Datenlieferant zitiert: Objekt ,,7Y1275" ist jetzt offiziell 2008 XY95 und wurde von den Stationen B99, 696, A17 und vier weiteren beobachtet. Hurra, wir waren dabei! Kleiner Nachteil: Auf dieses Objekt und damit in diese Himmelsregion haben in jener Nacht ein halbes Dutzend anderer Beobachter geschaut, und so wird es höchst unwahrscheinlich, dass man auch mal selbst eine echte ,,eigene" Neuentdeckung macht. Trotzdem: In fünf Jahren mit über 1.500 Positionsmessungen hatte sich hin und wieder ein scheinbar unbekanntes Objekt ein-

geschlichen. Jedes Mal große Aufregung: Kann das ein neuer Kleinplanet sein, oder hat ihn schon vorher jemand beobachtet? Hier hilft der so genannte ,,MPChecker" [2] des MPC: Er nennt alle bekannten Objekte dieser Himmelsregion. Mehrmals durchfuhr uns der Blitz, Hoffnung keimte auf, endlich auch einen neuen Kleinplaneten entdeckt zu haben. Warum sollte uns das nicht gelingen, schließlich finden Kollegen mit ähnlich großem Teleskop fast reihenweise neue Kleinplaneten. Aber jedes Mal die Ernüchterung: Irgendeine andere Station, zumeist ein professioneller Survey, hatte den Burschen kurz vorher entdeckt. Doch dann kam die Nacht vom 29. auf 30. August 2008. Wir nahmen in dieser Nacht das Objekt ,,2008 QA1" auf. Ein relativ neuer Kleinplanet, dem zur genauen Bahnbestimmung weitere Positionen fehlten. Noch in der Nacht zeigte sich auf den ersten beiden Aufnahmen in diesem Feld ein scheinbar neues Objekt, links oben am Bildfeldrand. Am Tag darauf Ernüchterung: die dritte Aufnahme zeigte dort kein Objekt mehr. Dafür aber (wie gut, dass Wochenende war und man ausschlafen konnte) an anderer Stelle ein neues Objekt. Und diesmal auf allen drei Aufnahmen! Kurze Überprüfung im MPChecker [2]: Es gibt bisher kein bekanntes Objekt nahe dieser Position. Die kommende Nacht war wieder klar, also wurde das neue Objekt aufs Korn genommen und zur Sicherheit 180 Aufnahmen à 30 Sekunden gemacht. Damit kann man drei ,,Pakete" zu je 60 Aufnahmen und damit 30 Minuten Belichtungszeit machen. Bingo: An der Soll-Position findet sich wieder ein Objekt, so dass jetzt sechs Positionen vorhanden sind. So weit uns bekannt ist, muss man einen neuen Kleinplaneten in mindestens zwei Nächten beobachten. Aber wird das auch genügen, um uns die Entdeckung zuzusprechen? Zur Sicherheit wurde eine dritte Nacht (schon wieder klar, kaum zu glauben!) genutzt und das neue Objekt wiederholt vermessen. Dann banges Warten und am nächsten Morgen die Erlösung: Unser Objekt war tatsächlich ein neuer Kleinplanet! Die karge Zeile in der E-Mail des MPC: ,,EM8KI K08Q19X". Das bedeutet: Unsere Beobachtungen mit der Bezeichnung ,,EM8KI" wurden mit der offiziellen Bezeichnung ,,K08Q19X" versehen. Ausgeschrieben lautet die Bezeichnung ,,2008 QX19". ... Wir hatten unseren ersten eigenen Kleinplaneten entdeckt! Bei 2008 QX19 handelt es sich um ein Mitglied der Hauptgürtel-Kleinplaneten.

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Das kann man gut erkennen, wenn man Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit dieses Objekts mit anderen Kleinplaneten in der Nähe vergleicht. (Indem man sich zum Beispiel mit der Software Guide [3] alle derzeit bekannten Kleinplaneten anzeigen lässt und sich deren Bewegungsparameter anschaut.) Keine große Sache, dieser Kleinplanet ist sicher kein Kandidat, um der Erde irgendwann einmal gefährlich zu werden. Er zieht seine Bahn fernab der Erdbahn zwischen Mars und Jupiter. Aber auch solche Kleinplaneten verlangen danach, ihre Bahnen genau zu bestimmen. Und ein Objekt stand jetzt natürlich an erster Stelle auf unserer Beobachtungsliste: 2008 QX19. Eine gute Woche nach der Bestätigungsmeldung ergab sich eine weitere Nacht, in der wir ,,unseren" Kleinplaneten wiederholt aufs Korn nahmen, um seine Bahn zu verbessern. Zwischenzeitlich hatte ihn auch einer der Surveys aufgegabelt und den Bahnbogen etwas verlängert. Es war Dienstag, der 9. September 2008, und Beobachtungsnächte während der Arbeitswoche machen erwartungsgemäß wenig Spaß. Man ist abends nicht richtig fit, wird es während der Nacht auch nicht, und vom nächsten Tag wollen wir besser gar nicht erst sprechen. Gemäß dem Motto ,,was sein muss, muss sein" wurde 2008 QX19 wieder mit 180 Aufnahmen à 30 Sekunden belichtet (eigentlich zu lange für 19,5 mag, aber man geht dann doch lieber auf Nummer Sicher), damit drei Positionen bestimmt und ans MPC geschickt. Der unterhaltsame Teil der Kleinplanetenbeobachtung beginnt (für mich), wenn das Objekt gefunden, vermessen, die Arbeit also erledigt ist, und man noch einmal ganz entspannt die Aufnahmen miteinander ,,blinkt". Um zu blinken, werden von z. B. 180 Aufnahmen drei Additionen zu je 60 Aufnahmen gemacht, abgespeichert und anschließend in der Auswertungs-Software Astrometrica [4] gegeneinander geblinkt; man kann sich das wie ein wechselndes Werbebanner im Internet vorstellen, nur dass auf allen drei Bannern eigentlich das Gleiche zu sehen ist. An den Sternen ändert sich nichts, Kleinplaneten verraten sich aber durch ihre kleine Positionsbewegung und hüpfen so von Aufnahme zu Aufnahme. Dieses Verfahren mutet im Zeitalter von Software etwas archaisch und umständlich an, ist dem (in der Software eingebauten) Erkennungsalgorithmus aber überlegen. Vorausgesetzt, der Betrachter bringt die nötige Konzentration auf ...

In jener Nacht war es

bereits nach 2 Uhr mor-

gens, das Klingeln des

Weckers gegen 6 Uhr

drang durch eine imagi-

näre Zeitschleife schon

ans Ohr, aber dadurch

ließ ich mir den Spaß

nicht verderben und

blinkte mit leicht zufal-

lenden Augen die in der

letzten Nacht gewon-

nenen Aufnahmen noch

einmal schnell durch.

Die geringe Chance,

genau in der Nähe eines

gerade neu entdeckten

Objekts, das noch dazu

wenige Tage vorher

von einem Survey mit

größerem Bildfeld beo-

bachtet wurde, noch

einen neuen Klein-

planeten zu finden, för-

dert nicht gerade die Abb. 3:

Aufmerksamkeit. Oder Das Teleskop von ,,A17" ruht vor dem Beginn der Nacht

etwa doch?

noch in seiner ,,Parkposition". Rechts oben ist ein selbst-

Zumindest geschah das gebauter Rahmen mit Elektrolumineszenz - Folie zu

scheinbar Unmögliche sehen, womit wir auch nachts Flatfield-Bilder machen

und es zeigte sich können.

tatsächlich ein wei-

teres, offenbar bisher nicht registriertes Trotz Survey hatten wir als erster zwei

Objekt. Ein schneller Abgleich mit dem Beobachtungsnächte mit Positionen und

MPChecker [2] - nein, an dieser Stelle ist sind somit der offizielle Entdecker!

noch nichts bekannt. Sie ahnen es sicher Nach Jahren des Pechs fanden wir so in

schon: Auf diese Nacht folgte eine weitere rund 10 Tagen unsere ersten beiden Klein-

mit einigermaßen klarem Himmel (der planeten. Zeitlich parallel entspann sich

Mond rief bereits Stirnrunzeln hervor), wir auf der ,,Minor Planet Mailing List" [6]

jagten dem neuen Objekt hinterher, das eine Diskussion darüber, ob man heutzuta-

sich auch prompt zeigte. Doch die nach- ge als Amateur noch Kleinplaneten entde-

folgende Nacht, in der wir zur Sicherheit cken kann. Reiner Stoss fasste die Fakten

gerne eine weitere Position gemessen hät- prägnant zusammen und schloss mit der

ten, war bewölkt, und wir schickten mit Bemerkung: ,,Wenn jemand Kleinplaneten

etwas Bauchweh die Positionsangaben der entdecken möchte, dann scheint jetzt die

vergangenen Nächte an das MPC.

beste Zeit dafür zu sein". Da hat er wohl

Der kommende Tag war gar nicht ange- sehr Recht gehabt, der Herr Stoss!

nehm. Zwei kurze Nächte, im Büro zu viel

Arbeit - und vor allem keine Antwort vom (Alle Abbildungen von Sven Melchert)

MPC. Auch am dritten Tag nicht. Tagsüber

wurden (Hinweis an meinen Arbeitgeber:

selbstverständlich in der Mittagspause)

die im ,,Daily Orbit Update" [5] des Hinweise im Internet

MPC aufgeführten neuen Objekte auf [1] http://www.cfa.harvard.edu/iau/NEO/

ihre Positionsmessungen hin überprüft.

ToConfirmRA.html

Am ersten Tag: wir sind nicht dabei. [2] http://scully.cfa.harvard.edu/~cgi/

Am zweiten Tag: Hurra, wir sind dabei!

CheckMP

Aber, oje, kurz vorher hatte dieses Objekt [3] http://www.projectpluto.com

ein Survey beobachtet. Erst beim zweiten [4] http://www.astrometrica.at

Blick fiel auf, dass neben unserer ersten [5] http://www.cfa.harvard.edu/mpec/

Positionsmessung ein Stern (*) stand, der

RecentMPECs.html

als Zeichen für die Entdeckung gilt. Ha!!

[6] http://tech.groups.yahoo.com/group/mpml

VdS-Journal Nr. 29

104 K L E I N P L A N E T E N

Ein weiterer Blick auf (216) Kleopatra
von Jörg Schirmer

Bereits im VdS-Journal II/2006 habe ich im Rahmen meines Artikels zur Fotometrie von Kleinplaneten über meine ersten Messungen an dem Kleinplaneten (216) Kleopatra berichtet. Zwischenzeitlich hatte ich dieses interessante Objekt ein wenig aus den Augen verloren. Doch in diesem Jahr fiel er mir bei der Beobachtungsvorbereitung für einen Veränderlichen wieder auf. Ich reservierte einen Platz im Beobachtungsprogramm. Am 27.9.2008 konnte ich (216) Kleopatra über mehrere Stunden hinweg aufnehmen. Dafür verwendete ich ein Celestron C9 1/4 mit einem ,,focal reducer" (f = 1.233 mm) und die bewährte AlphaMaxi-CCDKamera von OES mit KAF401e-Chip im Binning-Modus 2 (18 µm x 18 µm). Wegen der großen Helligkeitsamplitude lagen die Belichtungszeiten im Bereich von 12 s bis 20 s. Gleich in der nächsten Nacht, am 28.9.2008, konnte ich den Kleinplaneten erneut während mehrerer Stunden aufnehmen, dieses Mal durch einen 4''-Refraktor bei ähnlichen Belichtungszeiten. Die Fotometrie der beiden Aufnahmeserien führte ich mit dem kameraeigenen Programm durch. Dieses arbeitet mit konzentrischen, quadratischen Blenden. Die Visualisierung der so gewonnenen Daten erfolgte mit Excel. Beide Teilkurven zeigten eine Amplitude von rund 0,85 mag. Zur Vorbereitung der Erstellung der Phasenlichtkurve aus den Daten mehrerer Nächte musste zunächst die Lichtlaufzeit (LLZ) korrigiert werden, um die durch die Bahnbewegung der Erde und des Kleinplaneten veränderliche Signallaufzeit auszugleichen. Dieser Arbeitsschritt darf auf keinen Fall ausgelassen werden, wenn man Daten aus verschiedenen Nächten vergleichen will. Bezugspunkt ist dabei der Zeitpunkt, zu dem das Licht von der Oberfläche des Asteroiden abgestrahlt wird. Hierzu muss die Entfernung des Kleinplaneten von der Erde zum Beobachtungszeitpunkt bekannt sein. Mit Hilfe eines Planetariumsprogramms ist das schnell festgestellt. Aus diesem Wert und der Lichtgeschwindigkeit errechnet sich die Lichtlaufzeitkorrektur, die dann vom geozentrischen Julianischen Datum des Beobachtungszeitpunktes abgezogen wird. Zusätzlich wurden die Helligkeitswerte vom 28.9.2008 um 0,03 mag angehoben, um die Daten besser miteinander kombinieren zu können. Mit den so behan-

delten Daten habe ich mittels Excel eine Phasenlichtkurve erzeugt. Zunächst fällt auf, dass die Rotationslichtkurve zwei Maxima und zwei Minima zeigt. Weiterhin kann man sehen, dass die Maximumsphasen fast doppelt so lange dauern wie die Minimumsphasen. Der Kleinplanet zeigt also jeweils wesentlich länger helleres Licht als schwaches Licht. Was kann man daraus schließen? Aus den bisher erhaltenen Aufnahmen von Kleinplaneten durch Raumsonden ist deutlich geworden, dass die Farbgebung der Oberfläche eines Kleinplaneten im allgemeinen ziemlich gleichförmig ist. Sein Rückstrahlvermögen für eingestrahltes Sonnenlicht (Albedo) variiert demnach über den gesamten Körper nur minimal und ist mit meinem Messaufbau kaum nachweisbar. Somit ist die Ursache für die Helligkeitsschwankungen eher in der äußeren Gestalt des Asteroiden zu suchen. Ein kugelförmiger Körper kommt in diesem Fall nicht in Frage, weil die zugehörige Lichtkurve aus dem eben angeführten Grund außerordentlich flach sein müsste. Bleibt demnach nur eine ellipsoidische Form übrig, die uns bei einer kompletten Rotation zwei Mal ihre große Breitseite und ebenso zwei Mal ihre schmale Stirnseite zeigt. Mit der passenden Mathematik könnte man sicher auch einen ersten Ansatz hinsichtlich der Größenverhältnisse der Achsen machen. Dazu fehlt mir aber das Handwerkszeug. Ganz trivial konnte ich aber vermuten,

dass es sich um einen recht länglichen Asteroiden handelt. Ebenso geben die beiden Lichtkurvenabschnitte noch keine Informationen über die Lage der Rotationsachse im Raum sowie Details zur wirklichen Gestalt her. Aus zwei Lichtkurven, die zeitlich so dicht beieinander liegen, kann man eben noch nicht auf die genaue Gestalt eines Asteroiden schließen. Dazu bedarf es längerer Beobachtungsreihen unter verschiedenen Phasenwinkeln und Beleuchtungssituationen, am besten über mehrere Jahre hinweg. Während man in den achtziger Jahren mit Tonmodellen unterschiedlichster Gestalt und Oberflächenstruktur arbeitete, von denen man dann Lichtkurven erzeugte und mit Lichtkurven von Asteroiden verglich, kommt heutzutage Modellierungssoftware zum Einsatz. Zusammenfassend ergibt sich für (216) Kleopatra der nachfolgend beschriebene Kenntnisstand. Dieser bemerkenswerte Kleinplanet macht durch seine kurze Rotationsperiode von 5,385 h und eine beachtliche Helligkeitsamplitude von maximal 1,18 mag auf sich aufmerksam. Ebenso auffällig ist auch seine Gestalt, die an einen kräftigen Rinderschinkenknochen erinnert. Die dafür notwendigen Radarbeobachtungen wurden von Dr. Steven Ostro und seinem Team mit der 305-m-Antenne in Arecibo durchgeführt, als sich der Planetoid der Erde bis auf 171 Millionen Kilometer näherte [1]. Seine Gestalt erklärt man sich derart, dass

Abb. 1: Phasenlichtkurve des Kleinplaneten (216) Kleopatra aus eigenen Beobachtungsdaten vom 27. und 28.9.2008. Der Phasenwinkel (PhW) ist der Winkel zwischen der Sonne und dem Beobachter, gemessen am Objekt.

VdS-Journal Nr. 29

K L E I N P L A N E T E N 105

Abb. 2: Modell des Kleinplaneten (216) Kleopatra
in Rotation nach Radar-Daten von Dr. Steven Ostro und seinem Team mit
der 305-m-Antenne in Arecibo.
(216) Kleopatra das Produkt einer äußerst heftigen Kollision zweier Asteroiden ist, die durch vorherige Zusammenstöße bereits große Trümmerhaufen waren. Unter dem Einfluss der Gravitation bildeten sie anschließend diesen 217 km langen und an der mächtigsten Stelle 94 km durchmessenden Körper. Eine andere Theorie geht davon aus, dass der Kleinplanet ursprünglich aus zwei Körpern bestand, die sich umkreisten. Durch Kollisionen wurden sie mehr und mehr zerrüttet. Die dabei entstandenen Trümmer fielen auf sie zurück und füllten nach und nach den Zwischenraum auf. In jedem Fall zeigen die Radarechos ganz klar, dass (216) Kleopatra kein durchgehend fester Körper sein kann.
Informationshinweise: [1] Asteroid 216 Kleopatra: http://echo.jpl.
nasa.gov/~ostro/kle/
Kosmische Begegnungen
von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries
Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen von Deep Sky Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf seiner Bahn um die Sonne weiter bewegt hat. Für viele Astrofotografen sind solche zufälligen kosmischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war. Diesmal drang Coautor Klaus Hohmann [1] in die unendlichen Weiten des Weltalls vor, um eine für SF-Fans besondere kosmische Begegnung auf dem Chip zu bannen. Die Spindelgalaxie NGC 7600 ist mit der fast 11/2-fachen Ausdehnung unserer Milchstraße ein recht großes Exemplar und trotzdem eine wenig beachtete Galaxie. So scheint abgesehen von ihrer Fluchtgeschwindigkeit von 3.436 km/s und ihrer Rotverschiebung von 0,011461 nichts weiteres bekannt zu sein. Nicht ganz so weit von uns entfernt ist der am 16.8.1971 entdeckte Asteroid (2309) Mr. Spock, ein 21 km großer Brocken

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Abb. 1: NGC 7600 und (2309) Mr. Spock, aufgenommen von Klaus Hohmann mit einem 10'' Schmidt-Cassegrain-Teleskop bei Blende 4,1.
VdS-Journal Nr. 29

106 K L E I N P L A N E T E N

Datum

Uhrzeit

Kleinplanet

mag

Objekt

Art

mag

Abstand

21.04.09 27.04.09 22.05.09 26.05.09 18.06.09 30.06.09

22:00 22:00 22:00 23:00 24:00 23:00

(5961) 1989 YH1

16,0

NGC 4780

Gx

13,2

4'

(169) Zelia

13,2

NGC 4760

Gx

12,6

6'

(103) Hera

11,7

NGC 5634

GC

9,5

0'

(5293) Bentengahama

15,7

NGC 5846/50 Gx

11,1/11,6 9'

(1771) Makover

14,9

M 8

N/OC

5

1'

(2241) Alcathous

15,7

M 4

GC

5,6

2'

Tab. 1: Kleine Liste zukünftiger ,,Kosmischer Begegnungen", zusammengestellt von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries. Abkürzungen: PN = Planetarischer Nebel, GC = Kugelsternhaufen, Gx = Galaxie, OC = Offener Sternhaufen, N = Diffuser Nebel

im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, der unsere Sonne einmal in 5,24 Jahren umkreist. Sein Abstand zu ihr variiert dabei von 2,7523 AE bis 3,2782 AE. Zum Aufnahmezeitpunkt näherte sich Mr. Spock mit 2,947 AE dem Perihel seiner Bahn und hatte von der Erde einen Abstand von 1,9414 AE. Mr. Spock ist ein recht finsterer Geselle, denn seine Albedo beträgt nur ca. 0,1177, daher die geringe scheinbare Helligkeit von nur 15,25 mag. Mit einer scheinbaren Eigenbewegung von 32,8''/h verfehlte er den Kern von NGC 7600 nur um 20'' - faszinierend ... Kosmische Begegnungen finden täglich statt. Die Tabelle 1 enthält eine kleine Auswahl interessanter Begegnungen zwischen Kleinplaneten und Deep Sky Objekten, die von uns erstellt wurde.

Damit soll Ihnen ihr Weg zum persönlichen Bild einer kosmischen Begegnung erleichtert werden. Eine einfache und bequeme Möglichkeit sich täglich über aktuelle kosmische Begegnungen zu informieren finden sie auf der Homepage von Co-Autor Klaus Hohmann unter http://astrofotografie. hohmann-edv.de/aufnahmen/kosmische. begegnungen.php Dort kann sich der interessierte Astrofotograf in dem von Klaus geschriebenen Tool bis zu 20 kosmische Begegnungen anzeigen lassen. Interaktiv hat man die Möglichkeit verschiedene Parameter wie Helligkeit des Deep-Sky-Objektes oder die Helligkeit des Kleinplaneten selber auszuwählen, um eine passende Konjunktion für sich zu finden.

Wir möchten sie im Namen der Fachgruppe Kleine Planeten der VdS auffordern, ihre kosmische Begegnung einzusenden, um zukünftige Ausgaben des VdS-Journals mit Ihren Bildern zu bereichern. Schicken Sie die maximal 200 KB großen Bilder per Mail mit dem Betreff ,,Kosmische Begegnung" an diriesw@aon.at. Bitte vergessen Sie nicht das Aufnahmedatum, die fotografierten Objekte und die Daten des Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen. Der Autor eines ausgewählten Bildes wird anschließend aufgefordert, eine unkomprimierte Version des Bildes für den Druck zur Verfügung zu stellen.
Informationshinweise: [1] http://astrofotografie.hohmann-edv.de/
grundlagen/

Der Kleinplanet (16960) 1998QS52

und drei Galaxien
von Wolfgang Vollmann

Der Kleinplanet (16960) ist einer von derzeit 990 bekannten PHAs (potentiell gefährliche Asteroiden) [1]. Sie kommen der Erde nahe genug, um auf sie genauer aufzupassen! Der von mir beobachtete Brocken hat etwa vier Kilometer Durchmesser [2]. Der Kleinplanet bewegte sich während der Beobachtung mit sieben Bogensekunden pro Zeitminute vor dem Hintergrund von Sternen im Sternbild Drache und wird auf dem mehr als eine halbe Stunde dauernden Serienbild als eine schwache Strichspur abgebildet. Für dieses Bild wurden 100 Einzelaufnahmen zu je 10 Sekunden benutzt, um den Kleinplaneten sternförmig abzubilden und seinen Ort mit Astrometrica vermessen zu können. Ergebnisse im MPEC [3] K08U03 und auf der NEODys-Seite [4] unter dem Beobachtercode A97 Stammersdorf [5].

Auf meiner Aufnahme lassen sich mit Simbad [6], Aladin [7] und NED [8] drei Galaxien identifizieren. Es sind Milchstraßensysteme wie unseres in vielen Millionen Lichtjahren Entfernung. Der Kleinplanet gehört zu unserem Sonnensystem und war zum Aufnahmezeitpunkt nur 42 Millionen Kilometer (zwei Lichtminuten) von der Erde entfernt. Klaus Hohmann hat auf seiner Webseite eine praktische Liste der ,,kosmischen Begegnungen" zwischen helleren Kleinplaneten und helleren Deep-SkyObjekten wie Galaxien und Sternhaufen [9]. Sie kann als Anregung für eigene Beobachtungen und Aufnahmen dienen. Ein wenig lässt sich auf diese Art die Entfernungsskala im Weltall nacherleben.

Hinweise zu weiteren Informationen: [1] NEO Seite vom JPL: http://neo.jpl.nasa.
gov/neo/groups.html [2] Physische Parameter des Kleinplaneten
(16960): http://earn.dlr.de/nea/016960. htm [3] MPEC K08U03: http://www.cfa.harvard. edu/mpec/K08/K08U03.html [4] NEODys Seite zu (16960) 1998 QS52: http://newton.dm.unipi.it/cgi-bin/neodys/ neoibo?objects:1998QS52;main [5] Homepage des Autors: http://home.pages. at/vollmann/kpk.htm [6] Simbad: http://simbad.u-strasbg.fr/simbad/ [7] Aladin: http://aladin.u-strasbg.fr/aladin. gml [8] NED: http://nedwww.ipac.caltech.edu/ [9] Kosmische Begegnungen: http://astrofotografie.hohmann-edv.de/aufnahmen/kosmische.begegnungen.php

VdS-Journal Nr. 29

K L E I N P L A N E T E N 107

Abb. 1: Der Kleinplanet (16960) 1998 QS52 am 17. Oktober 2008 von 18:36-19:09 UT. Beobachtet mit einer SBIG-CCD-Kamera ST237A an einem 130-mm-Refraktor der Brennweite 484 mm. (Aufnahme von Wolfgang Vollmann)

Kennz. Galaxie Name

Rektasz. (2000.0)

Dekl. (2000.0)

a

2MASX J19185833+5951146

19h 18m 58,33s

+59 Grad 51' 14,6''

b

2MASX J19190091+5942156

19h 19m 00,90s

+59 Grad 42' 15,9''

c

Anscheinend namenlose Galaxie, denn sie ist auf den POSS-Aufnahmen als Spiralgalaxie in Draufsicht erkennbar.

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VdS-Journal Nr. 29

108 K L E I N P L A N E T E N

2008 TC3: Erd-Impaktor erfolgreich beobachtet
von Matthias Busch

bekam damit eine offi-

zielle Designation:

2008 TC3. Als Zeit für

die Kollision wurde

7. Oktober 2008 4:46

MESZ errechnet, also

noch in der gleichen

Nacht! Auch der Ort auf

der Erde wurde immer

genauer bestimmt:

im nördlichen Sudan,

mitten in der Wüste.

Fraglich blieb natür-

lich, ob und wie es

große Einzelteile letzt-

lich bis auf den Boden

schaffen würden ohne

zu verglühen.

Ein Blick nach draußen

verhieß nichts Gutes

- fast geschlossene

Wolkendecke, ledig-

lich am Horizont zwei

Sternchen zu sehen. Es

Abb. 1:

half nichts - bei einem

Der Kleinplanet 2008 TC3 wurde von Matthias Busch

solchen Event muss

mit einer Ap-7 CCD-Kamera und dem 45-cm-Newton der man es zumindest ver-

Starkenburg-Sternwarte e.V. Heppenheim am 7. Oktober suchen! So fuhr ich

2008 um 00:52:18 UT aufgenommen. Die Belichtungszeit

noch nach Mitternacht

betrug 5 Sekunden.

auf die Starkenburg-

Sternwarte

e.V.

Es war am späten Montagabend, den 6. Heppenheim [4] und machte schnell

Oktober 2008, als ich nach 23 Uhr noch ein- die Kuppel auf und beobachtungsbereit.

mal meine E-Mails abrief. Ich dachte mir Immer hin war es das erste Mal überhaupt,

nichts weiter dabei und wollte anschließend dass ein Asteroidentreffer vorhergesagt

ins Bett gehen. Daraus wurde aber nichts! wurde und das Objekt vor dem Einschlag

Ich bemerkte, dass auf der Minor Planet entdeckt wurde!

Mailing List (MPML) [1] helle Aufregung Ich habe 2008 TC3 an unseren 45-cm-

herrschte. Um 15:54 Uhr MESZ hatte Bill Newton mit CCD drei Stunden verfolgt

Gray hier gemeldet, dass ein Objekt, was und ständig Dauerfeuer gegeben. Auf nur

unter der Bezeichnung ,,8TA9D69" auf 8 Aufnahmen waren Sterne zu sehen - die

der NEO Confirmation Page [2] des Minor wurden natürlich gleich abgespeichert. Auf

Planet Center (MPC) gelistet war, mit sehr einer einzigen Aufnahme war 2008 TC3

großer Wahrscheinlichkeit (ca. 90%) auf mit einer Helligkeit von 15 mag deutlich

die Erde treffen würde! Aufgrund seiner abgebildet. Das war um 2:52 MESZ -

geringen Größe sollte der Mini-Asteroid weniger als 2 Stunden vor dem Impakt

aber nur einen spektakulären Feuerball um 4:46 MESZ! Zu diesem Zeitpunkt

verursachen.

hatte er bereits eine Geschwindigkeit von

Schnell war klar, dass der ca. 2 bis 3 180''/min, was extrem schnell ist - einen

Meter große Brocken auf jeden Fall ein- schnelleren Asteroiden haben wir noch nie

schlagen würde. Nachdem der Asteroid beobachtet. Immerhin von 4:30 bis 7 Uhr

- während hier Tag war - von Australien habe ich dann noch geschlafen, um 3:30

aus weiter verfolgt wurde, erschien das die Sternwarte zugeschlossen ...

[3] Entdeckungs-MPEC und der Asteroid Ganz Europa war am Beobachten und

VdS-Journal Nr. 29

steuerte Astrometrie (Positionsmessungen) im Minutentakt bei. Das Minor Planet Center machte dabei einen sehr guten Job bei der zeitnahen Verteilung - es erschienen sage und schreibe 25 MPEC's. Meine einzige hart erkämpfte Messposition ist im MPEC 2008-T72 [5] enthalten. Ich glaube ich habe mich noch über keine Positionsmessung eines Asteroiden so gefreut wie über diese. Bei klarem Wetter wäre es ein leichtes gewesen. Ich war einer von zwei Beobachtern in Deutschland, die 2008 TC3 astrometrierten. Rolf Apitzsch von der Sternwarte Wildberg [6] im Schwarzwald erwischte ihn auch. Ich habe inzwischen einmal alle 566 in den MPEC's veröffentlichten Positionsmessungen von allen Sternwarten zusammengesammelt und am Himmel darstellen lassen, um einen Eindruck vom Parallaxeneffekt von 2008 TC3 in den letzten Stunden seines Kamikazefluges zu bekommen. Das Ergebnis ist umwerfend man sieht sehr schön, wie die Positionen sehr schnell auseinanderdriften, während er näher kam. Meine einzige kleine Position ist die südlichste im halblinken Bereich, da ich einer der nördlichsten Beobachter war. Peter Birtwhistle war in England auf seiner Sternwarte Great Shefford (J95) zugange - zu ihm gehört die komplette untere Reihe. Die oberste gehört zum südlichsten Beobachter - Nazaret (J47)auf den Kanaren. Inzwischen habe ich die Bilder nochmals angeschaut und den Asteroiden auch auf drei weiteren Aufnahmen finden und vermessen können. Gustavo Muler aus Nazaret (J47) hat einen schönen Film [7] von 2008 TC3 auf seiner Seite, auf dem man einen deutlichen Lichtwechsel erkennt. Inzwischen weiß man wohl, dass 2008 TC3 ,,taumelte", also um mindestens zwei Achsen rotierte. Reiner Stoss und das Team des erfolgreichen Amateur-Surveys von La Sagra (J75) in Spanien haben den Asteroiden aufgenommen, als er eine Stunde vor dem Impakt in den Erdschatten eintauchte [8] und danach natürlich nicht mehr beobachtbar war. Pasquale Tricarico erstellte eine sehenswerte Animation der letzten Stunden [9] vor dem Einschlag aus Sicht des Asteroiden und der Wettersatellit Meteosat-9 erwi-

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Artikel-Nr.: 12461

Omegon LE-Okulare - leistungsfähige Okulare für attraktive Himmelsausflüge
Diese Okulare bieten eine außerordentliche Vereinigung von Eleganz und hoher optischer Leistung, die Ihre Beobachtungen künftig bereichern wird. Die LE-Okulare von Omegon wurden auf extrem hohe Schärfe- und Kontrastleistung abgestimmt, die man in dieser Okularklasse sonst vergeblich sucht. Damit bieten die Omegon LE-Okulare ein hervorragendes optisches Design, denn die Okulare gehen genau auf die Bedingungen ein, die von Beobachtern gefordert werden. Selbst bei sehr lichtstarken Newton-Teleskopen bieten die LE-Okulare ein absolut verzeichnungsfreies Bild bis zum äußeren Gesichtsfeldrand. Diese 1,25" Okulare sind in den Brennweiten 3mm, 5mm, 6mm, 9mm, 12.5mm, 14.5mm und 18mm erhältlich.
Das innere Design setzt sich aus sieben Linsenelementen in vier Gruppen (bei 18mm fünf Elemente zu drei Gruppen) zusammen. Die Glas-/Luft-Flächen sind mit einer hochwirksamen Antireflexwirkung aus mehreren Schichten bedampft. Ein großer Unterschied zu herkömmlichen Okularen ist der lange Augenabstand von 20mm, welcher ein sehr angenehmes Einblicksverhalten bietet. Sogar Brillenträger können bei vollem Gesichtsfeld beobachten. Das Eigengesichtsfeld beträgt 55 Grad .
In Tests zeigten sich im Vergleich zu ähnlichen Okularen auch eine höhere Tranparenz sowie brillante Bilder mit dunklem Himmelshintergrund ohne lästiges Streulicht. Das innere Blendensystem trägt entschieden zur Streulichtreduzierung bei. Alle Brennweiten verfügen über Augenlinsen mit 21mm Durchmesser. Omegon LE-Okulare vergrößern nicht künstlich das Gesichtsfeld am Rand, sondern zeigen ein reelles Feld ohne eine große Verzeichnung des Randbereiches auszuführen.
Bei den LE-Okularen muss nicht exakt die optische Achse bei der Beobachtung eingehalten werden. Ein Schwanken beim Einblick ist der Beobachtung nicht abträglich, da keine Abschattung sichtbar wird, die oftmals als Kidney Bean Effekt bezeichnet wird.

Die neuen ED-Apochromaten für hohe Ansprüche! Mit den Omegon 127ED und 102ED Apochromaten wurden zwei Teleskope auf den Markt gebracht, die man bis vor kurzem nur zu einem wesentlich höheren Preis erhalten konnte. In ersten Tests zeigte sich schnell, wie überlegen das dreilinsige System gegenüber den zweilinsigen ED-Teleskopen ist. Fotografisch bestechen der Omegon 127ED und 102ED durch ihre kurzen Brennweiten und das - für Refraktoren schnelle Öffnungsverhälltnis von f/7,5 (127ED) bzw. f/7 (102ED), wobei die Schärfe und der Kontrast den meisten Spiegelsystemen weit überlegen ist. So wurden u.a. mit einer Canon EOS 400D Aufnahmen gewonnen, die anschaulich zeigen, wie gut die Optik ist. Auch visuell konnten beide Omegon ED's überzeugen, so wurden z.B. Saturn und der Mond bei maximalen Vergrößerungen beobachtet. Es wurde dabei auf die Abbildung, Kontrast und evtl. Farbsäume geachtet. Die Optiken zeigten eine hervorragende Schärfe und einen Kontrast, wie es nur ein Refraktor bieten kann. Auch bei den relativ hohen Vergrößerungen konnten noch keine Farbsäume am Planetenrand sowie an den Planetenringen oder an einem Mondkrater wahrgenommen werden. Mit dem Omegon 127ED und dem Omegon 102ED stehen nun Geräte zur Verfügung, die vielen Einsteigern als auch bereits ambitionierten Hobby-Astronomen viel Freude bereiten werden.
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110 K L E I N P L A N E T E N

Abb. 2: Der Kleinplanet 2008 TC3 wurde von Rolf Apitzsch mit einer StarlightXpress SXVF-H16 CCD-Kamera und dem 35-cm-Newton seines Observatoriums Wildberg am 7. Oktober 2008 in seinen letzten Stunden während des Durchzugs dichter Wolken vor dem Eintritt in die Erdatmosphäre aufgenommen. Es wurden 80 Einzelaufnahmen zu je 5 Sekunden zwischen 20:45:45 UT und 20:54:42 UT angefertigt und anschließend aufsummiert.

schte den Eintritt des Asteroiden 2008 TC3 in der Atmosphäre. Das Bild einer ägyptischen Webcam [10] am Roten Meer wurde durch den verglühenden Asteroiden hell erleuchtet.
Informationshinweise: [1] Minor Planet Mailing List: http:// de.groups.yahoo.com/group/mpml [2] NEO Confirmation Page: http://cfa-www. harvard.edu/iau/NEO/ToConfirm.html [3] Entdeckungs - MPEC: http://cfa-www. harvard.edu/mpec/K08/K08T50.html [4] Starkenburg-Sternwarte e.V. Heppenheim: http://www.starkenburg-sternwarte.de/ [5] MPEC 2008-T72: http://cfa-www.harvard. edu/mpec/K08/K08T72.html [6] Homepage der Sternwarte Wildberg: http://www.astro-wildberg.de/ [7] Film von 2008 TC3: http://www.astrosurf. com/nazaret/asteroides.htm [8] Strichspur von 2008 TC3: http://www. minorplanets.org/OLS/2008_TC3/ [9] Animation von 2008 TC3: http://orbit.psi. edu/?q=node/22
[10] Webcam: http://home.pages.at/thie/ asteroid_2008_tc3/

Abb. 2: Parallaxeneffekt von 2008 TC3. Erstellt von Matthias Busch mit seinem Programm EasySky.
VdS-Journal Nr. 29

112 M E T E O R E

Erdimpaktor 2008 TC3 - Feuerkugel mit Ansage über dem Nord-Sudan
von Andre Knöfel

Abb. 1: Entdeckungsaufnahme des Asteroiden 2008 TC3 am 6. Oktober 2008 um 06:40 UTC, (C) Mt. Lemmon Observatory (Arizona/USA)
Jede Nacht versuchen verschiedene Observatorien weltweit Asteroiden zu entdecken, die der Erde sehr nahe kommen können (NEO's - near earth objects). Schon einige ,Mini'-Asteroiden wurden entdeckt, die bei ihrem Vorbeiflug ihre Bahn zwischen Erde und Mond zogen. Jetzt wurde erstmalig ein kleiner Brocken entdeckt, der direkt auf die Erde stürzen sollte. Rund 20 Stunden vor dem Eintritt in die

Erdatmosphäre wurde der Mini-Asteroid 2008 TC3 am Mt. Lemmon Observatory in Arizona bei Routinebeobachtungen zur Entdeckung von Erdnahen Asteroiden als 19 mag helles Pünktchen aufgefunden. Zu diesem Zeitpunkt befand sich 2008 TC3 in ca. 1,3-facher Mondentfernung. Allerdings war es zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, ob dieses mit zwei bis fünf Meter doch recht kleine Objekt mit der internen kryptischen Bezeichnung ,,8TA9D69" die Erde treffen würde. Erst als weitere Beobachtungen von amerikanischen und australischen Observatorien dazukamen, war es sicher, dass dieses Objekt die Erde treffen würde. Damit war dies das erste Objekt, das vor dem Eintritt in die Erdatmosphäre von Teleskopen beobachtet werden konnte. Hier schlug nun die Stunde der europäischen Beobachter, die den Staffelstab

Abb. 2: Berechneter Ort des Aufschlages eventueller Überreste von 2008 TC3 im nördlichen Sudan, (C) GoogleMaps
VdS-Journal Nr. 29

M E T E O R E + S O N N E 113

übernommen hatten. Durch ihre Beobachtungsergebnisse konnte sowohl der Zeitpunkt als auch der Ort des Eintritts von 2008 TC3 in die Erdatmosphäre konkretisiert werden. Dies sollte am 7. Oktober gegen 4:46 MESZ (02:46 UTC) über dem nördlichen Teil des Sudan bei 33,3 Grad Ost und 20,3 Grad Nord geschehen. Verständlich deshalb die Aufregung bei den Kleinplanetenbeobachtern weltweit. Es wurde versucht, möglichst Beobachter in der Absturzregion zu finden, die den Eintritt aufzeichnen würden. Es gibt allerdings nur Berichte von sehr weit entfernten Beobachtern in einem Hotel in Ägypten, von einer KLM-Flugzeugbesatzung über dem Tschad und einer indirekten Beobachtung am Roten Meer (Aufhellung eines Strandhauses einer Hotelanlage in El Gouna auf Webcam-Bildern). Ein Infrasound-Array in Kenia konnte die Druckwelle der Explosion in der Atmosphäre aufzeichnen. Auch Satelliten beobachteten die Explosion des kosmischen Geschosses in der Atmosphäre. So konnte der europäische meteorologische Satellit METEOSAT 8 im rapid scan modus (alle 5 min wird die Erde abgetastet) das Infrarot-Signal des Impaktors registrieren. Ein Überwachungssatellit des US-Verteidigungsministeriums beobachtete diesen Boliden in einem Höhenbereich von 65 bis 37 km, bevor er dann um 02:45:40 UTC detonierte. Noch ist unklar

Abb. 3: Aufnahme von Meteosat-8 im IR3.9-Kanal (Rapid-Scan-Service ) vom 7. Oktober 2008 um 02:45:47 UTC über dem Nord-Sudan. Sie zeigt das Infrarot-Signal der Explosion des Mini-Asteroiden 2008 TC3, (C) 2008 EUMETSAT

ob Material bis auf die Erdoberfläche gelangt ist, wobei die Fachleute durchaus mit einigen Meteoriten rechnen. Allerdings machen die politischen Verhältnisse im

nördlichen Sudan eine Suche von ausländischen Expeditionen nach den eventuell gefallenen Meteoriten nahezu aussichtslos.

Sonnenfleckengruppen zeichnen und Entwicklungen verfolgen
von Dietmar Bannuscher

Unsere Sonne ist der einzige Stern, dessen Oberfläche auch in kleinen Teleskopen Einzelheiten zeigt. Die wichtigste Bedingung ist ein geeigneter Filter (Objektivfilter aus Glas oder Spezialfolie benutzen, Okularfilter sind zu gefährlich) und schon kann die Betrachtung der Sonne vorgenommen werden. Früh schon begann ich als ,,Visueller" die beobachteten Gesamt-Sonnenbilder zu zeichnen. Mit der Zeit kamen so schon etliche Bilder zusammen, unwiederholbare
Abb. 1: Sonne am 20.8.2002 um 7:10 UT, Übersichtszeichnung mit der in den folgenden Zeichnungen näher betrachteten Sonnenfleckengruppe Nr. AR 10069.

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Abb. 2: Strukturelle Entwicklung der Sonnenfleckengruppe Nr. AR 10069 vom 12. bis 20. 8.2002.
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Abb. 3: Die außergewöhnliche Wagenrad-Struktur
der Sonnenfleckengruppe AR 10087 am 31.8.2002 um 11:50 UT.
Ansichten, da sich die Sonne täglich (stündlich) verändert (Abb. 1). Nach einer Zeit des reinen Zählens und Registrierens (Sonnenflecken, Fackelgebiete und Lichtbrücken) ging ich dazu über, einzelne Sonnenfleckengruppen zu verfolgen, deren Entwicklung möglichst täglich in Zeichnungen festzuhalten und deren Formenveränderungen zu bestaunen. Selbst kleine Fleckengruppen (oder Einzelflecken) sehen jeden Tag anders aus. Lichtbrücken kommen und gehen, Vorhöfe bilden sich, teilen sich und sind manchmal auch ,,ohne" Sonnenfleck sichtbar. Die Zeichnungen haben sich mit der Zeit verändert (verbessert), sie sind trotz der Detailfülle schnell angefertigt (siehe Abb. 8). Wie zuvor auch, zeichne ich zuerst die GesamtSonne, danach eine oder mehrere Gruppen mit Einzelheiten. Das am Teleskop erstellte RohBild wird meist zügig in eine etwas schönere Rein-Zeichnung verwandelt. Dies dauert dann schon etwas länger, aber man kann die RohBilder auch liegen lassen und sich irgendwann später wieder vornehmen, an Regentagen oder zu anderen Gelegenheiten. Die Abbildung 9 zeigt eine Besonderheit (eine von vielen), die ich im Laufe der Jahre zu sehen bekommen habe. Am Schreibtisch kann auch die Sonnenfleckengruppennummer über das Internet herausgefunden, die Klassifikation der Lichtbrücken eingefügt und die Zeichnungen mit Bildern anderer Sternfreunde verglichen werden oder man bestaunt einfach nur jeden Tag die Veränderungen in den Sonnenfleckengruppen (siehe Abb. 2 bis 8). Mit kleinem Aufwand kann man eines der Wunder des Himmels erleben, festhalten und immer wieder anschauen. ... Die Sonne beginnt sich nun wieder zu regen, ich spitze schon mal die Bleistifte!

V E R Ä N D E R L I C H E / V d S - N A C H R I C H T E N 115

Neues aus der Fachgruppe Veränderliche
von Dietmar Bannuscher

Veranstaltungen Im Jahr 2008 konnte die BAV mit drei größeren Veranstaltungen aufwarten. Das jährlich stattfindende Hartha-Treffen im Mai, die schon seit Jahren bestehende Urlaubsund Veränderlichenbeobachtungswoche August/September in Kirchheim und die zweijährlich ausgerichtete BAV-Tagung waren die Höhepunkte in der Veränderlichenarbeit 2008. Ein ganz besonderes Ereignis war der Besuch von Arne Henden, Direktor der AAVSO (America Association of Variable Star Observers), auf der BAV-Tagung. Dort wurde die gute Zusammenarbeit noch einmal verbessert.
Publikationen Der BAV Rundbrief, das Mitgliederorgan der BAV, umfasst 2008 mehr als 300 Seiten, der bisher höchste Stand in unserer Geschichte. Auch die Zahl der BAV Mitteilungen, dies sind wissenschaftlich verwertete Amateurergebnisse, erhöhte sich dank der engagierten Arbeit unserer Beobachter in den Jahren 2006 - 2008. Die meisten davon wurden in den IBVS, den offizi-

ellen Mitteilungen der Profi-Veränderlichenbeobachter, veröffentlicht. Die ,,BAV-Einführung in die Beobachtung Veränderlicher Sterne" konnte, wie bereits im VdS-Journal berichtet, 2008 neu herausgegeben werden und wird bald eine noch verbesserte Neuauflage erfahren.
Für die Wissenschaft Für die Fachastronomen wurde der Zugriff auf die Daten und Veröffentlichungen der BAV wesentlich vereinfacht: Die Onlineversion der ,,LichtenkneckerDatabase of the BAV" wurde erweitert und die Datenausgabe verbessert. Diese ursprünglich nur in Papierversion vorhandene Datenbank zu Bedeckungssternen wurde seinerzeit von Dieter Lichtenknecker begründet und von der BAV in veränderter Form immer weitergeführt. Als ,,Sercives for Scientists" wurde eine englischsprachige Rubrik auf der BAV Homepage bereitgestellt. Sie enthält neben der ,,Lichtenknecker-Database of the BAV" sämtliche BAV-Mitteilungen und auch die Rundbriefe ab 2006 als PDF-Versionen.

Beobachter Was ein wenig nachgelassen hat sind die Beobachtungen von visuell arbeitenden Beobachtern. Sie leisten bei den langperiodisch veränderlichen Sternen eine nicht zu ersetzende Arbeit und sind auch gerne gesehen bei den sogenannten Kurzperiodischen (Bedeckungssterne und RR-Lyrae-Sterne). Die Beobachtung visuell ist einfach und je nach Sternenart ohne Zeitaufwand durchzuführen.
IYA 2009 Für das Internationale Astronomische Jahr 2009 wurde das Projekt ,,Epsilon Aurigae" ins Leben gerufen. Dieser Stern wird nur alle 27 Jahre bedeckt, und dabei für längere Zeit. Ab Sommer 2009 sollte Epsilon Aur langsam schwächer werden, durch seine Helligkeitsschwankungen von 3 auf 4.7 mag ist er für Amateure selbst ohne Fernglas gut verfolgbar. Nähere Informationen stehen im Beitrag von Wolfgang Quester im VdS-Journal 28.
So gibt es also auch besonders in 2009 schöne Dinge in der Veränderlichen-Welt zu erleben, mitmachen und teilhaben!

Spenden an die Vereinigung der Sternfreunde e.V.
von Thomas Kessler Im Jahr 2008 erhielt unsere Vereinigung wieder zahlreiche Spenden von Mitgliedern. Der Vorstand bedankt sich bei allen Spendern ganz herzlich, auch bei den vielen ungenannten Mitgliedern, die bei der Überweisung der Jahresrechnung den Beitrag aufrundeten.

Mitglied-Nr.
759 1459 1480 1998 2335 2451 2980 3046 3211 3419 3448 3546 3631 3921 4253 4279 4829 5127

Name
Dr. Lohsen Dorst Wiese Glitscher Bürger Dipl.-Phys. Quester Dr. Hambsch Kuhlmann Hosters Fritz Stück Dipl.-Ing. Wildinann Renner Küppers Piepkors Wirz Eppler Quaas

Nachname
Eckmar Friedhelm Willi Gunnar Eric Wolfgang Franz-Josef Werner Peter Hans Michael Günter Wolfgang Adam Stephan Horst Jörg Hans-Peter Eberhard

Mitglied-Nr.
5254 6146 6505 6790 6914 7028 7193 7271 7898 7994 7998 8057 8175 8465 8638 8904 9259 9545

Name

Nachname

Dr. Zilessen

Volker

Przewozny

David

Dipl.-Ing. Schick

Horst

Walter

Alexander

Banik

Grundbert

Uhlig

Joachim

Zellhuber

Herbert

Siebensohn

Monika

Dipl. W. Spindler

Rolf

Henze

Werner

Dipl.-Soz.Päd. Böttcher Peter

Seeger

Gordon

Reim

Thomas

Meyer

Klaus

Petkow

Evelyn

Van der Lip

Jan

Seybold

Eckart

Rubi

Claus

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116 V d S - N A C H R I C H T E N

Jubiläen
Der Vorstand der Vereinigung der Sternfreunde e. V. gratuliert folgenden Mitgliedern zu der jetzt 20jährigen, 30jährigen, 40jährigen und 50jährigen Mitgliedschaft in der VdS sehr herzlich und bedankt sich für Ihre Treue!

20jährige Mitgliedschaft

(4233) Wolfgang Greulich (4236) Jürgen Liggesmeier (4239) Bernd Betzler (4240) Jens Haun (4249) Jörg Niebel (4250) Dipl.-Ing. Gerd Gothan (4252) Peter Opitz (4253) Horst Piekors (4254) Karl Kohlert (4255) Manfred Mendl (4256) Dr. Heinz Hilbrecht (4257) Heinrich Esser (4259) Nikita Edenhofer (4266) Johann Hayen (4270) Manfred Köppl (4273) Franz Steiger (4274) Stephan Maxeiner (4275) Niels Jan Nelson (4277) Johann Kohler (4278) Ralph Staiger (4279) Jörg Wirz (4280) Volker Gerhardt (4281) Michael Gürtler (4282) Richard Schloderer (4286) Karl-Heinz Stukemeier (4287) Dipl.-Phys. Bernhard Hager (4289) Dipl.-Chem. Peter Finke (4290) Benedikt Franze (4294) Dipl.-Ing. Günter Hippler (4295) Dr. med. Bernhard Schröck (4298) Michael Schürle (4299) Bernhard Deufel (4301) Dipl.-Ing. Günter Miller (4302) Hubert Link (jun.) (4304) Dr. Dirk Haesloop (4306) Dietbert Sens (4307) Horst Schmitt (4312) Dipl.-Ing. Heinz Gerd Determann (4314) Michael Schäfer, (4317) Paul Roggemans (4322) Kai Neuhaus (4324) Jochen Wagner (4325) Otto Bonhage (4330) Horst Frömel (4332) Dr. Peter Sütterlin (4333) Enno Cornelßen (4337) Harald Reichl (4338) Werner Keerl (4339) Dr. Karl-Heinz Kilian (4340) Hans-Dieter Bätzel (4345) Martin Bauer (4347) Udo Buchner-Eysell

97225 Zellingen 32676 Lügde Hummersen 73447 Oberkochen 44801 Bochum 71384 Weinstadt-Beutelsbach 85107 Baar-Ebenhausen 84347 Pfarrkirchen 74821 Mosbach/Baden 86926 Greifenberg 85567 Grafing 79725 Laufenburg-Binzgen 50169 Kerpen-Brüggen 52080 Aachen 26532 Großheide 40699 Erkrath-Hochdahl 54439 Saarburg 55546 Hackenheim 5241 XH Rosmalen 89561 Demmingen 52152 Simmerath 58135 Hagen 83714 Miesbach 2203 Berlin 80687 München 33334 Gütersloh 80807 München 30559 Hannover 24616 Brokstedt 92275 Hirschbach 65239 Hochheim 73430 Aalen 93326 Abensberg 82234 Wessling 89407 Dillingen/Donau 37075 Göttingen 12277 Berlin 67259 Kleinniedesheim 53332 Bornheim 12103 Berlin 800 Mechelen 52066 Aachen 87757 Kirchheim 20099 Hamburg 73061 Ebersbach 38712 Brena Baja/La Palma 28219 Bremen 97215 Uffenheim 96271 Grub am Forst 56626 Andernach 57258 Freudenberg 97464 Niederwerrn 86833 Ettringen

VdS-Journal Nr. 29

(4350) Winfried Helsper (4351) Peter Haverkamp (4353) Feroly Desenfants (4354) Giuseppe Canonaco (4356) Rainer Baule (4360) Dr. Andreas Alzner (4363) Dorothee Mester (4365) Wilfried Tost (4369) Josef Schrödl (4370) Dieter Appel (4375) Dr. Hans-Hellmuth Cuno (4378) Peter Richter (4379) Helmut Starzynski (4383) Christian Schuchter (4386) Dipl.-Ing. Rolf Volz (4390) Gunnar von Garssen (4392) Siegfried Neubert (4395) Reinhard Ziese (4411) Dipl.-Ing. Manfred Wichmann (4413) Jörg R. Jannek (4418) Christian Schillinger (4420) Otto Klein (4433) Gernot Peppler (4434) Dr. Hans-Werner Böttcher (4450) Knud Strandbaek
c/o Stella Nova Observatory (4451) Helmut Michels (4477) Josef Kotalla (4479) Benjamin Kraft (4487) Roland Kabuß (4521) Karl-Friedrich Lendermann (4532) Claude Fink (4398) Rainer Metternich (4399) Manfred Renner (4401) Thomas Roedern (4402) Rudolf Stolte (4405) Helmut Schwab (4407) Klaus Kosbi (4408) Harald Vielhaber (4425) Lothar Körner (4429) Dieter Vornholz (4431) Roland Rode (4437) Hans Kirch (4440) Dr. Dr. R.E. Schönhardt (4441) Dr.Roger von Hentig (4442) Alfred Förner (4443) Dr. Rainer Klein (4444) Heinrich Spahr (4452) Johannes Martens (4454) Norbert Mrozek (4458) Jens Moser (4459) Thomas Stingl

55127 Mainz-Marienborn 38704 Liebenburg 4750 Elsenborn 3600 Genk 37077 Göttingen 91334 Hemhofen 50859 Köln 13589 Berlin 93354 Siegenbur 71540 Murrhardt 93164 Laaber 91083 Baiersdorf-Igelsdorf 12167 Berlin 78462 Konstanz 76297 Stutensee 25421 Pinneberg 83416 Saaldorf-Surheim 28203 Bremen 99086 Erfurt 46236 Bottrop 73430 Aalen 95659 Arzberg Dr. 34131 Kassel 66424 Homburg 6091 Bjert
71083 Herrenberg 50968 Köln 30179 Hannover 30161 Hannover 57537 Selbach 7661 Medernach 53894 Mechernich-Harzheim 90408 Nürnberg 80686 München 86199 Augsburg 82234 Weßling 72827 Wannweil 41460 Neuss 44801 Bochum 28203 Bremen 45772 Marl 52156 Monschau 54568 Gerolstein 83646 Bad Tölz 96215 Lichtenfels 65817 Eppstein 72336 Balingen 31675 Bückeburg 58135 Hagen 0789 Monheim am Rhein 76185 Karlsruhe

V d S - N A C H R I C H T E N 117

(4463) Dipl.-Ing. Wolfgang Kretz (4464) Siegfried Hägerich (4465) Dr. Volker Witt (4466) AV Volkssternw. Papenburg eV (4467) Helmut Hüsam (4468) Andreas Engelhardt (4469) Dipl.-Ing. Hans Jürgen Stein
(4470) Rainer Bruckhoff (4481) Gerhard Schulz (4486) Rolf Preuschmann (4489) Dr. Herbert Haupt (4500) Dr. Alexander Krimmel (4523) Dr.Jasmin Mende-Schiffer (4534) Frank Schiewack (4536) Georg Ulrich (4538) Alexander Zeitz (4542) Volkssternwarte Paderborn e.V. (4543) Dr.Wolfgang Arns

76337 Waldbronn 34560 Fritzlar-Ungedanken 82178 Puchheim 26871 Papenburg 77716 Haslach 91541 Rothenburg/T. 87656 Ketterschwang/
GM Germaringen 79110 Freiburg/Br. 21629 Neu-Wulmstorf 12349 Berlin 78056 VS-Schwenningen 86438 Kissing 67483 Großfischlingen 34225 Baunatal 44867 Bochum 47229 Duisburg 33041 Paderborn 40764 Langenfeld-Wiescheid

30jährige Mitgliedschaft

(2906) Emil Pallos (2908) c/o Fachhochschule Kiel
Kieler Planetarium e.V., (2910) Dr. Ernst-Dieter Schmitter (2912) Dr. Rolf Weidelt
c/o Johann-Kern-Sternwarte e.V. (2913) Elmar Junker (2914) Bernd Kappes (2919) Karl Genz (2920) Matthias Spies (2924) Volkssternwarte Coburg (VHS) (2929) Margit Jakob (2931) Walter Conrad (2933) Peter Matzik (2934) Dr. Axel Thomas (2941) Heinz Fuhr

55291 Saulheim 24149 Kiel
32139 Spenge 97877 Wertheim
83026 Rosenheim 67316 Carlsberg/Pfalz 41836 Hückelhoven-Baal 63607 Wächtersbach 96450 Coburg 73230 Kirchheim 83395 Freilassing 51399 Burscheid 55268 Nieder-Olm 66119 Saarbrücken

40jährige Mitgliedschaft

(1590) Gerhard Eller

61130 Nidderau

(1608) Gunter Otto

48165 Münster

(1623) Max Strauß

13467 Berlin

(1633) Peter Markworth

65529 Waldems

(1636) Bernfried Hanke

73230 Kirchheim/Teck

Ludwig-Uhland-Gymnasium Kirchheim

50jährige Mitgliedschaft

(577) Dr. med. Franz Kimberger (578) Dr. Otto Zimmermann (605) Fried.-Wilhelm Neuhaus (610) Dr. Marlene Mädlow

90768 Fürth 73230 Kirchheim/Teck 59494 Soest 13595 Berlin

Ehrenmitglieder
(14) Dipl.-Kfm. Günter Dietmar Roth (16) Edgar Mädlow

Icking/Isartal Berlin

(4586) Prof. Hermann Zeuner (4628) Ilse-Dore Brodmann-Schmidt (4496) Ralph Bergmann (4503) Karen Schulze-Koops (4504) Michael Hoppe (4520) Uwe Eikmeier (4526) Hans-Joachim Solmecke (4507) Manfred Braun (4515) Michael Schneider (4516) Bernd Bleiziffer (4527) Ulrich Förste (4528) Marina Nobiling (4529) Ralf Pacholke (4530) Jürgen Herm Stapelberg (4544) Dipl.-Ing. Peter Strzelczyk (4546) Andreas Hörstemeier (4599) Peter Diettrich (4531) Anton Malina (4644) Robert Handschuh

73430 Aalen 45527 Hattingen 76275 Ettlingen 21521 Wohltorf 42859 Remscheid 32052 Herford 59872 Meschede 38350 Helmstedt 68542 Heddesheim 42657 Solingen 38124 Braunschweig 2103 Berlin 12351 Berlin 59348 Lüdinghause 65606 Villmar 58675 Hemer 24955 Harrislee 50169 Kerpen 93049 Regensburg

(2942) Stefan Schwarzer 37083 Göttingen

c/o Verein. Gandersheimer Sternfreunde

(2944) Hans-Dieter Gera

44894 Bochum

(2948) Wolfgang Klaue

40589 Düsseldorf

(2949) Klaus Esser

53783 Eitorf

(2962) Bibliothek HS Mannheim

68163 Mannheim

(2965) Andreas Philipp

78595 Hausen ob Verena

(2966) Dr. Matthias Broschag

12305 Berlin

(2968) Dipl.-Ing. Rainer Steines

54317 Osburg

(2983) Dr. Wolfgang Strickling

45721 Haltern

(2993) Volkssternwarte Hof

95032 Hof

(3000) Hans Ophey

47623 Kevelaer

(3001) OStR. Francesco Presenti

79111 Freiburg im Brsg.

(2980) Dr. Franz-Josef Hambsch

2400 Mol

(2981) Dr. Klaus Sokolowski-Tinten

46147 Oberhausen

(2986) Peter Stättmayer

82211 Herrsching

(1638) Dipl.-Chem. Erich Schmidt (1664) StR. Benno Schlereth (1667) Reinhard Sitter (1669) Lothar Klaffke (1673) Wolfgang Moschner (1680) Meinulf Göckeler

84489 Burghausen 97437 Haßfurt 94013 Passau 74074 Heilbronn 57368 Lennestadt 93049 Regensburg

(624) Peter Frank (642) Heinrich Treutner (664) Dietrich Zucht

84149 Velden/Vils 96472 Rödental 14059 Berlin

(994) Dr. Karl Schaifers (8535) Hildegard Plötz

Heidelberg Haar
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118 V d S - N A C H R I C H T E N

Wir begrüßen neue Mitglieder

(9278) Tobias Reutter

35039 Marburg/Lahn

(9426) Mario Trettin

15566 Schöneiche

(9433) Wolfgang Fleischer

09619 Mulda

(9434) Michael Gritz

35282 Rauschemberg

(9435) Joachim Kirschsieper

58135 Hagen

(9443) Hans Bredel (AVO)

77654 Offenburg

Astronomischer Verein Ortenau

(9444) Dr. Uwe-Michael Gerlinger 75365 Calw-Heumaden

(9445) Gisela Selig

04207 Leipzig

(9449) Peter Salomon

63607 Wächtersbach

(9450) Tobias Jahn

01454 Wachau

(9451) Roland Leser

98553 St. Kilian

(9452) Markus Liebl

92655 Grafenwöhr

(9453) Michael Rippstein

CH-3063 Ittigen

(9454) Franz Dengler

85084 Reichertshofen

(9455) Andreas Gruttmann

44369, Dortmund

(9456) Robin Hagenbarth

63543 Neuberg

(9457) Dipl.-Ing .Franz Hoja

A-9500 Villach

(9458) Torsten Kramer

40237 Düsseldorf

(9459) Stephen Langefeld

30982 Pattensen

(9460) Werner Müller

59302 Oelde-Stromberg

(9461) Andreas Priebe

32312 Lübecke

(9462) Ing. Peter Pichler

A-6284 Ramsau/Zillertal

(9463) Dr. Rainer Anton

24161 Altenholz

(9464) Lars Klaus Aßhauer

81371 München

(9465) Uwe Reichert

68723 Schwetzingen

(9466) Thomas Rockenschuh

51377 Leverkusen

(9467) Michael-Josef Sommer

81737 München

(9468) Johann Thellmann

85221 Dachau

(9469) Helmut Treuz

69509 Mörlenbach/

Ober-Mumbach

(9470) Klaus von Salzen

28215 Bremen

(9471) Johannes Merz

75397 Simmozheim

(9472) Sternwarte Riesa e.V.

01619 Zeithain OT Röderau

c/o Stefan Schwager

Bobersen

(9473) Dr. Armin Götte

49124 Georgsmarienhütte

(9474) Max Hubmann

CH-3072 Ostermundigen

(9476) Olaf Jakubzik Reinartz

41066 Mönchengladbach

(9477) Dr. Jochem Berlemann

32657 Lemgo

(9478) Reinhard Kindermann

32479 Hille

(9479) Rolf Külzer

25355 Barmstedt

(9480) Fernando Mujica

42103 Wuppertal

(9481) Thomas Nitsche

45711 Datteln

(9482) Thomas Hebbeker

B-4721 Neu-Moresnet

(9483) Manfred Huppertz

51709 Marienheide

(9484) Andreas Seitz

50354 Hürth

(9486) Ute Gerhardt

44287 Dortmund

(9487) Gerrit Hammersen

49078 Osnabrück

(9488) Ulf Oeser

30989 Gehrden

(9489) Thorsten Böckel

82216 Germerswang

(9490) Reinhold Hiller

82024 Taufkirchen

(9491) Günter Kerschhuber

A-4632 Pichl/Wels

(9492) Nadine Schäfer

37120 Bovenden

(9493) AVL Astronom.

28832 Achim

Vereinigung Lilienthal e.V.

(9494) Friedrich Düsberg

51643 Gummersbach

(9495) Thomas Eggenstein

89275 Elchingen

(9496) Stefan Graichen

93466 Chamerau

VdS-Journal Nr. 29

(9497) Matthew Heitkamp (9498) Armin Hubertus (9499) Michael Kniepkamp (9500) Detlef Koschny
(9501) Thomas Koschny
(9502) Dr. Winfrid Meusel (9503) Matthias Prall (9504) Stefan Wegling (9505) Dr. Wolfgang Wuthe (9506) Sabine Zarske (9507) Roland Zintel (9508) Norbert Hauck (9509) Heinz Schiffer (9510) Carsten Strübig (9511) Berthold Bickel (9512) Markus Kempf (9513) Hermann Pieper (9514) Marta Wozniak (9515) Ranga Yogeshwar (9516) Werner Schlack (9517) Georg Stürzer (9518) Tobias Müller (9519) Michael Geffert (9520) Philipp Lüning (9521) Dr. Georg Mittermeier (9522) Hans-Hermann Müller (9523) Markus Schulz (9524) Dr. med. Federico Cardona (9526) Stefan Kolb (9527) Helmut Koranda (9528) Frank Möller (9529) Siegfried Herleb (9530) Gerhard Aigner (9531) Jürgen Groß (9532) Doris Klann (9533) Dr. Hans-Rudolf Baier (9534) Dr. Eva-Katharina Förster (9535) Günter Glaubitt (9536) Matthias Graner (9537) Jürgen Gunter (9538) Mark Hellweg (9539) Stefan Kächele (9540) Helmut Kleiner (9541) Jürgen Linder (9542) Daniel Meier (9543) Ralf Mittelstaedt (9544) Reinhard Perle (9545) Claus Rubi (9546) Hans Schmid (9547) Roland Scherbaum (9548) Roland Schneider (9550) Horst-Günther Anders (9551) Volker Wickert (9552) Matthias Appel (9553) Georg Brandes (9554) Jan Kruse

51399 Burscheid 55126 Mainz 44319 Dortmund NL-2211 XH Noordwijkerhout 99310 Wachsenburggemeinde Holzhausen 33335 Gütersloh 48161 Münster 42549 Velbert 45772 Marl 47447 Moers 48488 Emsbüren 58093 Hagen 41462 Neuss 97218 Gerbrunn 36179 Bebra 71120 Grafenau 61462 Königstein 53804 Much 53773 Hennef 45661 Recklinghausen 82234 Hochstadt-Wessling 30974 Wennigsen 54550 Daun 33378 Rheda-Wiedenbrück 76131 Karlsruhe 35683 Dillenburg 65479 Raunheim 88697 Bermatingen 91126 Schwabach 68775 Ketsch 22767 Hamburg 91154 Roth 84378 Dietersburg 10965 Berlin 52223 Stolberg 76359 Marxzel 79117 Freiburg 22113 Oststeinbek 39291 Möser 71277 Rutesheim 52159 Roetgen 79725 Laufenburg 65936 Frankfurt 76448 Durmersheim CH-5330 Bad Zurzac 78628 Rottweil CH-9215 Buhwil 77652 Offenburg CH-5330 Bad Zurzach 86504 Merching CH 3920 Zermatt 75045 Walzbachtal 45131 Essen 29614 Soltau 81375 München 48268 Greven

V d S - N A C H R I C H T E N 119

(9555) Michael Scheßl (9556) Dr. Kresimir Delinic (9557) Christian Erlebach (9558) Joachim Hochheim (9559) Philip Jürgensen (9560) Dr. Christian Kramer (9561) Volker Kuhlmann (9562) Michael Rastetter (9563) Robert Wagner (9564) Dieter Wolf (9565) Jens Sander (9566) Walter Karsten (9567) Stefan Krause (9568) Dr. Oliver Marquardt (9569) Thomas Rolfes

87600 Kaufbeuren 91058 Erlangen 99894 Leinatal 06295 Lutherstadt/Eisleben 29456 Hitzacker 97222 Rimpar 41542 Dormagen 76137 Karlsruhe 90530 Wendelstein 76337 Waldbronn 25436 Tornesch 83536 Gars 53111 Bonn 33106 Paderborn 49208 Hasbergen

(9570) Steffen Thunert (9571) Urs Flükiger (9572) Heiko Hillenbrand (9573) Herbert Himmen (9574) Dr. Walter Huchtmeier (9575) Jürgen Kuhn (9576) Oliver Lindner (9577) Udo Tschimmel (9578) Wolfhard Merten (9580) Richard Parniewicz (9581) Tobias Schöller (9582) Ralf Kreuels (9584) Ulrich Borchert (9585) Herbert Dressler

37308 Heilbad Heiligenstadt CH 5330 Ersigen 97702 Münnerstadt 58256 Ennepetal 53919 Weilerswist 67166 Otterstadt 32584 Löhne 82157 Gräfelfing 41844 Wegberg 40882 Ratingen 72393 Burladingen-Killer 47906 Kempen 12161 Berlin 67454 Hassloch

,,Ehre, wem Ehre gebührt...
von Otto Guthier, VdS-Vorstand

Entdeckern von Kleinplaneten gebührt das Recht, einen neuen Asteroiden, dessen Bahn durch mehrere Umläufe hinreichend gesichert ist, Namen für die endgültige Benennung des Himmelskörpers vorschlagen zu dürfen.

mer. He served as president of the German Vereinigung der Sternfreunde. As an astronomy writer and lecturer he always keeps the interests of beginning amateur astronomers in mind. He is also an experienced astrophotographer."

Der weithin bekannte Astrofotograf Bernd Koch aus Solingen entdeckte von seiner Sternwarte aus am 30. Oktober 1997 einen Kleinplaneten mit einer Helligkeit von 18,3 mag. Aufnahmeinstrument war ein Celestron 14 mit einer Brennweite von 2,3 Meter und CCD-Kamera. Dieser neue Asteroid mit der vorläufigen Bezeichnung (1997 URAS) umkreist die Sonne auf einer stark exzentrischen Bahn mit einer Periode von 3,78 Jahren. Im Perihel kommt er der Sonne auf 1,93 AE nahe.

Die VdS gratuliert ihrem ehemaligen Vorsitzenden und heutigen Redakteur unseres VdS-Journals ganz herzlich zu dieser großartigen Auszeichnung und großen Ehre.
Werner E. Celnik auf dem Solinger Astrostammtisch

Bis zum 1. Juni 2008 wurden 140 Positionsbestimmungen durchgeführt, die die Bahn des Himmelkörpers exakt definierten. Sternfreund Bernd Koch konnte im Oktober 2008 einen Namensvorschlag für diesen von ihm entdeckten Kleinplaneten an das Jet Propulsion Laboratory in USA einreichen. Soweit nichts Ungewöhnliches und ein ganz normaler Vorgang. Am 12. Dezember erfolgte mit dem Bulletin Ref. 20081212/MPCPages die Mitteilung, dass dieser Kleinplanet die endgültige Bezeichnung
erhält. 85511 Celnik
Das JPL führt aus: ,,Werner E. Celnik (b. 1953) studied astrophysics and is a longtime German astrono-

Entdeckungsfoto von 85511 Celnik von Bernd Koch am 30.10.1997. Instrument: Celestron 14, Brennweite 2,3 Meter, aufgenommen mit ST-8 CCD-Kamera. Belichtungszeit 3x600 Sekunden. Aufnahmeort: Solingen-Aufderhöhe
VdS-Journal Nr. 29

120 V d S - N A C H R I C H T E N

Der Volkssternwarte Urania Jena e.V. an der Schwelle zu seinem zweiten Jahrhundert -
Gastgeber für die VdS-Jahrestagung 2009 in Jena
von Alfred Karnapp und Peter Rucks

Teilnehmerzahl und Wetterbedingungen unternehmen wir gemeinsam mit Dr. Schielicke ([10] und [11]) einen virtuellen oder realen Spaziergang durch die Stadt. Bei gutem Wetter besteht abends dann noch die Möglichkeit die UraniaSternwarte (Abb. 3 und 4) in der Innenstadt und nach Absprache die Forst-Sternwarte (Abb. 5 und 6) etwas außerhalb zu besuchen (www.urania-sternwarte.de). Wer sich besonders für die Geschichte des optischen Glases und des optischen Gerätebaus in Jena interessiert, dem empfehlen wir schon früher anzureisen. Am Freitagnachmittag ist Gelegenheit, das Schott-Glas-Museum (Abb. 7, http://www.schott.com/museum/ deutsch/index.htm) und das Optische Museum (Abb. 8 und 9, http://www. optischesmuseum.de/) zu besichtigen.

Sonntagsprogramm Am Sonntag, dem 4. Oktober wollen wir Ihnen einige der astronomischen Einrichtungen in und um Jena zeigen. Geplant ist zuerst eine Sondervorführung im Zeiss-Planetarium (http://www.planetarium-jena.de/planetarium/index.php). Wenngleich wir in Jena das älteste existierende Zeiss-Planetarium (Abb. 11) der Welt haben, so wurde es doch durch die Firma Zeiss immer wieder mit der neuesten Gerätetechnik ausgestattet. Neben Peking hat nur Jena die hochmoderne ADLIP-Laser-Ganzkuppelprojektion in

Abb. 3: Die Urania-Sternwarte in der Jenaer Innenstadt
Fortsetzung von Seite 5: Jetzt, 50 Jahre nach der letzten VdS-Tagung in Jena, laden wir die Amateurastronomen zur 29. VdS-Jahrestagung ein. Die Stadt Jena hat lange und sehr vielseitige Traditionen und Beziehungen zur Astronomie. Bereits seit 450 Jahren ist diese Wissenschaft ein Arbeitsgebiet an der Jenaer Universität, seit 1897 gibt es den astronomischen Gerätebau bei Zeiss, 1909 wurde unser Verein gegründet und 1926 das Planetarium eingeweiht, 1960 nahm das Observatorium Tautenburg mit dem größten Teleskop auf deutschem Boden seine Arbeit auf. Schaut man sich mit offenen Augen in der Stadt um, so sieht man immer wieder astronomische Kuppeln oder Stätten der optischen Industrie. Es reicht aus für eine
astronomische Stadtführung Und genau das bieten wir Ihnen am Freitagabend, dem 2. Oktober zum Beginn der VdS-Jahrestagung. Je nach
VdS-Journal Nr. 29

Tagungsprogramm Das Astrophysikalische Institut der Jenaer Universität (AIU) sowie die Thüringer Landessternwarte Tautenburg sind heute Zentren der Exo-Planetenforschung. Deshalb haben wir für Samstag, den 3. Oktober als Gastreferenten Dr. Markus Mugrauer vom AIU eingeladen, der uns aus der Exo-Planetenforschung berichten wird. Wir tagen in den Räumen der FriedrichSchiller-Universität im Stadtzentrum Jenas. In gewohnter Weise werden am Samstag Kurzvorträge von Amateurastronomen stattfinden und außerdem soll ein öffentlicher Vortrag von Gernot Meiser (http:// www.mobile-sternwarte.de/) ein besonderes Highlight der Tagung werden.
Rahmenprogramm In der Mittagspause besteht die Möglichkeit die Urania-Sternwarte und das Astrophysikalische Institut der Jenaer Universität (Abb. 10) in der Innenstadt zu besuchen. Am späten Nachmittag ist für Interessenten ein Besuch des Optischen Museums und im historischen Hörsaal des Museums die VdS-Mitgliederversammlung geplant. Zum Tagesausklang soll ein VdS-Mitgliederabend mit gemütlichem Beisammensein stattfinden. Unabhängig von diesem Programm kann individuell das Zeiss-Planetarium Jena besucht werden.

Abb. 4: Der 150/2250 Zeiss-Coude-Refraktor in der Urania-Sternwarte

V d S - N A C H R I C H T E N 121

Abb. 5: Das Gebäude der Forst-
Sternwarte heute

Kombination mit dem UNIVESARIUM-

Projektor

(http://www.zeiss.de/

C12567B00038651B?Open). Damit ist

es möglich, bewegte Bilder mit hohem

Kontrast und brillanten Farben an die

gesamte Planetariumskuppel zu projizie-

ren.

Danach machen wir eine Exkursion zur

Thüringer Landessternwarte Tautenburg ca.

18 km nordöstlich von Jena (http://www.

tls-tautenburg.de/). Das Observatorium

wurde 1960 gegründet und damals mit

dem 2m-Universal-Spiegelteleskop (Abb.

12 und 13) von der Firma Carl Zeiss

Jena ausgerüstet. Dieses Teleskop kann

wahlweise mit Korrektionsplatte und frei-

em Durchmesser 1,34 m als Schmidt-

Kamera oder mit 2 m als größtes Teleskop

Vorläufiges Programm zur VdS-Tagung 2009 in Jena

Freitag, 2.10.2009 - Anreisetag

P Nachmittags

individueller Besuch des Optischen Museums und des

Schott-Glas-Museums

P 18:30

,,450 Jahre Astronomie in Jena", Vortrag von Dr. Schielicke

(virtuelle Stadtführung)

P ab 20:30

Besuch der Volkssternwarten möglich

Samstag, 3.10.2009 - Tagung in den Räumen der Universität

P 09:45

Tagungseröffnung

P 10:00 - 12:30

Kurzvorträge von Amateurastronomen und Fachvortrag

von Dr. Mugrauer (AIU) zur Exoplanetenforschung

P 12:30 - 14:00

Mittagspause und Gelegenheit zur Besichtigung der Urania-

Sternwarte und des Astrophysikalischen Instituts der

Universität

P 14:00 - 17:00

Kurzvorträge von Amateurastronomen

P 16:00 - 17:00

Öffentlicher Vortrag von G. Meiser

P 17:00 - 18:00

Nicht öffentlicher Besuch im Optischen Museum (geplant)

P 18:00 - 20:00

VdS-Mitgliederversammlung

P ab 20:00

VdS-Mitgliederabend und gemütliches Beisammensein

Sonntag, 4.10.2009 - Exkursionstag

P 09:30 - 10:30

Sondervorführung im Zeiss-Planetarium

P 11:00 - 13:00

Besuch der Thüringer Landessternwarte Tautenburg

P 13:00

individuelle Mittagspause

P 14:00 - 15:00

Besuch beim AIU im Observatorium Großschwabhausen

P 14:30 - 17:00

Besuch der VdS-Sternwarte Kirchheim

Abb. 6: Das 500 mm / 10.000 mm Cassegrain-Teleskop auch heute noch mit klassischen Gewichtsantrieb in der Forst-Sternwarte

auf deutschem Boden im Nasmyth- bzw. Coude-Fokus genutzt werden. Seit es damals in Betrieb ging, leistet es den Astronomen unermüdlich gute Dienste. Inzwischen ist die alte Antriebstechnik erneuert worden und statt der großen Fotoplatten wird mit modernen elektronischen Detektoren gearbeitet. Zurzeit befindet sich auf dem Sternwartengelände ein LOFAR Antennenfeld im Aufbau. LOFAR (LOw Frequency ARray) ist ein Radioteleskop, bei dem Antennenfelder

über ganz Europa verteilt werden (http:// www.lofar.org/). Es wird bei sehr niedrigen Frequenzen im Bereich von 20 bis 240 MHz arbeiten. Durch Zusammenschalten der Antennenfelder in verschiedenen Ländern soll eine Auflösung im Bereich von Bogensekunden erreicht werden. Wir werden das Observatorium besichtigen und Vorträge über die Arbeitsgebiete hören. Nach einer individuellen Mittagspause werden Sie an der Universitäts-Sternwarte Jena erwartet (http://www.astro.uni-jena.
VdS-Journal Nr. 29

122 V d S - N A C H R I C H T E N
Abb. 7: Die Ausstellung im Schott-Glas-Museum
Abb. 8: Historische Fernrohre im Optischen Museum
Abb. 9: Die Ausstellung zur Planetariumstechnik im Optischen Museum
VdS-Journal Nr. 29

de). Seit 1962 betreibt das AIU dieses Observatorium mit dem 90cm-Spiegelteleskop (Abb. 14 und 15) in der Nähe des kleinen Ortes Grossschwabhausen ca. 10 km westlich von Jena. Auch hier sind in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Modernisierungsmaßnahmen erfolgt. So kann die Sternwarte ihren Aufgaben gerecht werden, einerseits Studenten und Doktoranden an moderne astronomische Beobachtungstechniken heranzuführen und gleichzeitig eine Basis für wissenschaftliche Arbeiten am AIU zu bieten. Parallel oder auch im Anschluss besteht noch die Möglichkeit der VdS-Sternwarte Kirchheim (Abb. 16) ca. 60 km westlich von Jena einen Besuch abzustatten. Dort können Sie sich persönlich ein Bild von der gut eingerichteten Feriensternwarte machen und über die Möglichkeiten für Gastaufenthalte informieren (http://sternwarte-kirchheim.de/).
Kurzurlaub gefällig? Wer noch mehr Zeit mitbringt und die VdS-Jahrestagung mit einem Kurzurlaub in Thüringen verbinden möchte, hat eine Vielzahl anderer Möglichkeiten. So kann zum Beispiel die Sternwarte Sonneberg ein weiteres Highlight werden. Unabhängig von den astronomischen Sehenswürdigkeiten bietet Thüringen selbst eine ganze Menge. Jena liegt im landschaftlich sehr schönen Saaletal, es ist nicht weit bis nach Weimar und Erfurt oder in den Thüringer Wald, so kann das auch sehr interessant für mitreisende Partner werden.
Anmeldung Zur Vorbereitung und Planung bitten wir Sie um eine rechtzeitige Anmeldung. Wir laden Sie herzlich nach Jena ein und würden uns sehr über eine gut besuchte Tagung freuen. Volkssternwarte Urania Jena e.V.
Anm. d. Redaktion: Lesen Sie dazu bitte auch den ersten Teil des Beitrages in der Rubrik ,,Nach Redaktionsschluss" in dieser Ausgabe
Literaturhinweise [1] A. v. Fehr, 1934: ,,25 Jahre
Volkssternwarte ,Urania' Jena", Festschrift, Eigenverlag, gedruckt bei Bernhard Vopelius, Jena [2] H. Wolf, 1960: ,,50-Jahrfeier der UraniaVolkssternwarte Jena", Die Sterne 36, 43 [3] H. Wolf, 1979: ,,70 Jahre UraniaVolkssternwarte Jena", Die Sterne 55, 218

V d S - N A C H R I C H T E N 123

Abb. 10: Das Astrophysikalische Institut der Jenaer Universität in der Innenstadt direkt neben der Urania-Sternwarte

[4] H. Wolf, 1984, in: ,,75 Jahre UraniaVolkssternwarte Jena", S. 2-11, Jena 1984, Hrsg. Zentrales Kulturhaus Volkshaus des Kombinats VEB Carl Zeiss JENA, Astronomische Arbeitsgemeinschaft, Broschüre, 28 Seiten (kann vom Verein bezogen werden).
[5] W. Weise, 1989: ,,80 Jahre UraniaVolkssternwarte Jena", Die Sterne 65, 172
[6] J. Schneidereit, 1990: ,,Hobby und Leidenschaft", Sterne und Weltraum 29, 181
[7] J. Dorschner, 1998, in: ,,Astronomie in Thüringen", Jenzig-Verlag Gabriele Köhler, Jena, S. 57-59, 93, 96
[8] W. Weise u. J. Dorschner, 1999: ,,Die Volkssternwarte Urania Jena e.V. Aus dem bewegten Leben einer vitalen Neunzigjährigen", Sterne und Weltraum 38, 954
[9] Vorstand des Vereins Volkssternwarte Urania Jena e.V. (Hrsg.), 2009: ,,Kosmische Lichtblicke - Sternstunden der Wissenschaft. 100 Jahre Volkssternwarte Urania Jena", ctwgesellschaft für kommunikationsdesign mbH Jena (kann vom Verein bezogen werden)
[10] R.E. Schielicke, 1988: ,,Astronomie in Jena", Jena-Information
[11] R.E. Schielicke, 2007: ,,Von Sonnenuhren,

Abb. 11: Das Zeiss-Planetarium Jena
Sternwarten und Exoplaneten: Astronomie in Jena", Verlag Dr. Bussert & Stadler, Jena

VdS-Journal Nr. 29

124 V d S - N A C H R I C H T E N
Abb. 12: Das Kuppelgebäude der Thüringer
Landessternwarte Tautenburg
Abb. 13 (links): Das 2-m-Universal-Teleskop der Thüringer Landessternwarte Abb. 14 (unten): Die Universitäts-Sternwarte Jena des AIU in Großschwabhausen
Abb. 15: Das 90-cm-Teleskop der UniversitätsSternwarte Jena
VdS-Journal Nr. 29

V d S - N A C H R I C H T E N 125

Abb. 16: Die VdS-Sternwarte Kirchheim

Messen auch Sie die Himmelshintergrundhelligkeit des Nachthimmels.

Liebe Mitglieder,
astronomische Beobachtungen werden in unseren Breiten zunehmend durch die Aufhellung des Nachthimmels, hervorgerufen durch die Lichtverschmutzung urbaner Siedlungen, sehr stark negativ beeinflusst. Bislang konnten Sternfreunde das Maß dieser Aufhellungen nicht exakt bestimmen. Mittels empirisch bestimmter Klassen versuchte man bislang die Transparenz und ,,Güte" des Himmels zu erfassen und zu dokumentieren.
Seit geraumer Zeit sind kleine, handliche Geräte ,,Sky-QualityMeter" (SQL) auf dem Markt, die es erlauben, eine Hintergrundhelligkeit relativ exakt zu bestimmen - ein Maß für die ,,Güte" des Nachhimmels.
Wir haben im VdS-Journal Nr. 26 (II/2008) auf Seite 150 über diese Geräte berichtet. Dank einer weiteren Spende verfügt die VdS nun über insgesamt vier dieser Sky-Quality-Meter (SQM), die wir gerne an Mitglieder - für etwa vier Wochen - ausleihen. Allerdings besteht hierbei die Bedingung, dass die gemessenen Werte pro Standort an Herrn Dr. Andreas Hänel (FG-Leiter Fachgruppe ,,Dark-Sky-Initiative gegen Lichtverschmutzung") weitergeleitet werden. Die Fachgruppe möchte so für verschiedene Standorte in Deutschland Messungen auswerten und

Karten der Lichtverschmutzung erstellen. Die Handhabung dieser Geräte sind sehr einfach und leicht zu bedienen. Die gemessenen Werte sollten in eine Tabelle eingetragen werden und nachfolgende Angaben enthalten:

- Datum - Zeit [MEZ] - Ort - Länge - Breite - Messung SQM - Beobachter - Bemerkungen

Inzwischen liegen die ersten Daten vor. Doch bis es zu einer Erstellung einer gesamten Karte kommt, sind noch viele Messungen notwendig. Helfen auch Sie bitte mit und beteiligen Sie sich an diesem Programm der FG ,,Dark Sky-Iinitiative gegen Lichtverschmutzung".

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an:

Dr. Andreas Hänel Am Sportplatz 7 D-49124, Georgsmarienhütte haenel@osnabrueck.de

Geschäftsstelle der VdS Postfach 1169 D-64629 Heppenheim service@vds-astro.de

VdS-Vorstand

VdS-Journal Nr. 29

126 V d S - N A C H R I C H T E N

Die Mitgliederentwicklung der VdS seit 1998
von Otto Guthier, VdS-Vorstand

Zuletzt wurde über die Mitgliederentwicklung in unserer Vereinigung im Herbst 2006 berichtet [1]. Im vorliegenden Artikel werden wir über die Entwicklung in den letzten zehn Jahren, seit 1998, berichten. Die abgebildete Tabelle veranschaulicht die Entwicklung der Mitgliederzahlen in diesem Zeitraum und verdeutlicht, dass die stürmische Aufwärtsbewegung und Zustrom von Neumitgliedern bis in das Jahr 2001 andauerte. In diesen Jahren gab es ein Nettowachstum von 100 bis 200 Neumitgliedern, entsprechend einem Wachstum von drei bis sechs Prozent pro Jahr. Im Jahr 1998 konnten wir das 3.000. und drei Jahre später das 4.000. Mitglied begrüßen. Seit dem Jahr 2001 ist es ruhiger geworden, nur im Jahr 2003 lag der NettoZuwachs mit 108 bei knapp drei Prozent. Das rasante Wachstum Ende der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts könnte mit dem in der Öffentlichkeit angekommenen astronomischen Themen der Kometen Hyakutake und Hale-Bopp sowie der in Deutschland zu beobachtenden totalen Sonnenfinsternis im Jahr 1999 in Verbindung stehen. Einen großen Schub brachte auch der erste Astronomietag und die Marsopposition - der rote Planet war Medienstar. Festzustellen bleibt, dass seit dem Jahr 2004 eine Stagnation bei den Mitgliederzahlen eingetreten ist. Die Gründe dafür lie-

Abb. 1: Die Entwicklung der Mitgliederzahlen der VdS von 1998 bis 2009, jeweils am Jahresanfang.

gen in den zurückgehenden Zahlen der Neueintritte bei gleichzeitig steigender Zahl an Ausschlüssen wegen ausbleibender Mitgliedsbeiträge oder durch fehlende Angaben nach erfolgtem Umzug. Die eigentlichen Aufkündigungen sind in den letzten zehn Jahren relativ konstant geblieben und sind seit 2006 wieder rückläufig. Der dadurch bedingte Mitgliederschwund liegt zwischen drei und vier Prozent pro Jahr.

Die Mitgliedsbeiträge können in den vergangenen zehn Jahren für die Stagnation nicht verantwortlich gemacht werden. Im Jahr 1997 betrug der Beitrag 30 DM bei der Herausgabe einer Ausgabe des ,,VdSJournals für Astronomie" pro Jahr. Ab dem 01.01.2000 erhöhte sich der Beitrag auf 42 DM, die Mitglieder erhielten zwei Ausgaben des ,,VdS-Journals für Astronomie" pro Jahr. Auf Beschluss der Mitgliederversammlung im Oktober 2001

Jahr
Mitgliederstand per 1. Januar des Jahres

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 3217 3414 3583 3757 3864 3865 3973 4000 3943 3962 3958 3953

Neueintritte im Jahr Wiedereintritte im Jahr

312 317 354 305 189 274 227 181 209 200 137

33

33

19

8

17

12 9

9

5

7

0

Eintritte im Jahr (gesamt)

345 350 373 313 10,7% 10,3% 10,4% 8,3%

206 5,3%

286 7,4%

236 190 5,9% 4,8%

214 5,4%

207 137 5,2% 3,5%

Austritte im Jahr
Davon -durch Tod -unbekannt verzogen -keine Beiträge gezahlt -Austrittserklärungen

148 181 -4,6% -5,3%

199 -5,6%

206 -5,5%

205 -5,3%

178 209 247 195 211 141 -4,6% -5,3% -6,2% -4,9% -5,3% -3,6%

16

14

13

20

5

16

13 18

14

20 13

9

28

35

12

34

35

22 26

19

14 7

31

47

40

24

29

0

28 58 1

37 0

92

92

111 150 137 127 146 145 161 140 121

Nettozuwachs im Jahr

197 6,1%

169 5,0%

174 4,9%

107 2,8%

1 0,0%

108 2,8%

27 -57 19 0,7% -1,4% 0,5%

-4

-4

-0,1% -0,1%

Tab. 1: VdS-Mitgliederbewegung 1998 bis 2009, Mitgliederstand jeweils am 1. Januar jedes Jahres
VdS-Journal Nr. 29

V d S - N A C H R I C H T E N 127

wurde der Beitrag auf 25 (entsprechend 48,60 DM), der ermäßigte Beitrag auf 18 ab dem 01.01.2002 angehoben. Die Mitglieder beschlossen die dritte Ausgabe pro Jahr. Im Jahr 2005 wurden letztmalig die Beiträge auf 30 (und 20 für die Ermäßigten) angehoben, das bedeutet, dass in den letzten fünf Jahren die Beiträge gleich geblieben sind. Als häufige Gründe für Austritte werden persönliche Umstände wie Beruf, Familie, Arbeitslosigkeit und Aufgabe des Hobbys genannt. Sehr selten wird die VdS oder unser ,,Journal für Astronomie" als Grund für den Austritt genannt (Hinweis: Die Befragungen werden anonym durchgeführt). Die von Jost Jahn erstellte VdS-Mitgliederstatistik belegt, dass 94 % der Mitglieder männlich sind, der Anteil der Frauen liegt leider nur bei 4 %, 2 % der Mitglieder sind Vereine. Exakt 188 Mitglieder (4,6 %) leben im Ausland, ein Zahl, die in den letzten Jahren zugenommen hat. Spitzenreiter unter den ausländischen Mitgliedern bilden Österreich (57) und die Schweiz (53), gefolgt von den Niederlanden (15), Belgien (10), Frankreich (9) und Großbritannien (6), Italien (6) und Spanien (6). Das Journal wird auch an Mitglieder in Australien, Hong-Kong, Malta, Marokko, Namibia, Norwegen, Portugal, Irland, Thailand und Ungarn verschickt. Somit wird unser VdSJournal rund um den Globus gelesen! Es ist müßig, über die seit 2004 bestehende Stagnation bei den Mitgliederzahlen zu spekulieren. Der Vorstand hat bereits im Jahr 2006 über diese Entwicklung beraten und versucht, mit der dauerhaften Einrichtung des Astronomietages und zusätzlichen Serviceleistungen das Angebot unserer Vereinigung attraktiver zu gestalten. In Zukunft sollen verstärkt Werbemittel wie Infoschriften (FG-Flyer), VdS-Faltblatt

In memoriam: Verstorbene Mitglieder 2008

(13) (602) (2232) (3864) (4024) (4476) (4612) (5099) (5390) (5896) (6150) (7229) (8196) (8370) (8996) (9374)

Prof. Dr. Peter v.d. Osten-Sacken Alfons Rubins Walter Tornau Helmut Conrad Dr. Detlef Schollmeyer Dr. Heinz Steinbach Adolf Voigt Dr. Norbert Breu Günther Mieth Michael Hensel Brigitte Peglow Dipl.-Ing. Lothar Dominke Eckart Fuchs Willi Sandlus Axel Hoffmann Heinz Adner

23568 Lübeck 67659 Kaiserslautern 52428 Jülich 24589 Nortorf 81249 München 53501 Grafschaft/Bölingen 14193 Berlin 93426 Roding 81373 München 16548 Glienecke 61476 Kronberg 31036 Eime/Deinsen 5430 Bremnes, Norwegen 45219 Essen-Kettwig 42117 Wuppertal 09114 Chemnitz

und die Infobroschüre, Plakate und die 4. Ausgabe des VdS-Journals zu einer größeren Attraktivität beitragen. Auch die Serviceleistungen der Fachgruppen und der VdS-Geschäftsstelle sollen intensiviert und ausgebaut werden. Ganz wichtig ist die Präsenz vor Ort auf Tagungen, Treffen und astronomischen Veranstaltungen. Deshalb werden wir das Jahr der Astronomie IYA 2009 nutzen, um möglichst viele Menschen an die Astronomie und auch an die VdS heranzuführen. Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung bildet die Kooperation mit ,,Sterne und Weltraum" (SuW). Gemeinsam mit dem Spektrum-Verlag werden wir in Zukunft mit dem Argument werben, dass VdSMitglieder die Zeitschrift ,,Sterne und Weltraum" zu deutlich günstigeren Bezugspreisen abonnieren können. Der VdS-Stand wird ab sofort auch SuW mit

anbieten. Außerdem räumt die Redaktion von SuW der VdS wieder die Möglichkeit ein, regelmäßig über unsere Aktivitäten zu berichten. Eine ähnliche Kooperation ist mit der SAG (Schweizerische Astronomische Gesellschaft) und dem ,,Orion" vorgesehen. Helfen auch Sie mit und werben Sie Mitglieder für unsere VdS. Neumitglieder erhalten ein großzügiges Überraschungspaket, Mitglieder, die andere Sternfreunde werben, erhalten dieses Paket gratis zugeschickt. Also: machen Sie mit und sind auch Sie dabei - eine Mitgliedschaft in Deutschlands größter Vereinigung von Sternfreunden sollte für viele HobbyAstronomen selbstverständlich sein.
Literaturhinweis: [1] O. Guthier, 2006: ,,Die Mitgliederent-
wicklung der VdS", VdS-Journal für Astronomie Nr. 21, 139

Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren der VdS, ich möchte nach nunmehr (ich glaube) neun Jahren Mitgliedschaft meinen Dank an Sie und an das ganze VdS-Team aussprechen. Sie machen eine tolle Arbeit und ich freue mich jedesmal aufs Neue, das VdS-Journal in Händen zu halten und altbekannte Gesichter auf den Tagungen und Messen wiederzusehen. Nicht zuletzt der VdS habe ich zu verdanken, dass ich mich traue, auch ab und zu ein paar Zeilen zu veröffentlichen.

Vielen Dank und weiterhin alles Gute! Freundliche Grüße aus der Schweiz, Ihr Christian Weis (Mitgl.Nr. 7327)
Hallo, Herr Weis, gerne geben wir auf diesem Wege Ihr Lob an das ,,ganze VdS-Team" weiter. Ernst gemeinte Vereinsarbeit und insbesondere die Arbeit an unserem Journal für Astronomie erfordert stets den Einsatz vieler leistungswilliger, offen eingestellter Mitglieder. Ohne diese, und dazu sind

sicherlich auch Sie zu zählen, geht es einfach nicht. So geht auch der Dank des Redaktionsteams an alle, die das VdSJournal für Astronomie durch ihre Beiträge mit gestalten. Sie sind ja meist nicht nur in der Zeitschrift aktiv, sondern auch auf den zahlreichen, ganz verschieden gearteten Sternfreunde-Treffen zu finden. So füllen Sie, liebe Mitglieder, unsere Vereinigung mit Leben, ob als alter Hase oder als Anfänger. Danke! Das Redaktionsteam
VdS-Journal Nr. 29

128 V d S V O R O R T > T A G U N G S B E R I C H T E

Die 27. Bochumer Herbsttagung
der Amateurastronomen am 15.11.2008
von Werner E. Celnik

Peter Riepe rief und 170 kamen - nach Bochum in die Ruhr-Universität zur BoHeTa! Wie schon oft übernahm nach der Begrüßung durch die Bochumer ,,Honoratioren" von der VdSFachgruppe Astrofotografie (Peter Riepe), Astronomischem Institut der Universität (Prof. Dettmar) und von der Sternwarte Bochum (Prof. Hüttemeister) Herr Dr. Eberhard H.R. Bredner aus Ahlen-Dolberg übernahm die meist schwierige Aufgabe, das Publikum ,,anzuheizen". Eine Aufgabe heute so schwer gar nicht, denn das Bochumer Publikum ist bekanntermaßen entweder kompetent oder wissbegierig (oder beides) und fährt von Anfang an auf die Referenten ab. Dr. Bredner referierte über das spannende Thema ,,TNO`s: Die Herausforderung". Warum nicht mal ein Objekt des Sonnensystems jenseits von Neptun beobachten? Ernst Pollmann aus Leverkusen berichtete ausführlich über seine ,,H-AlphaBeobachtungen am Bedeckungssternsystem VV Cephei", wie gut sich diese in die Beobachtungen der professionellen Astronomen einfügen und diese ergänzen. Er stellte Ergebnisse von Modellrechnungen dieses Sternsystems vor. Alfred Knülle-Wenzel aus Bochum stellte das Schulprojekt ,,Sudden Ionospheric Disturbance (SID)-Monitor" seiner Schule vor. Die Märkische Schule beteiligt sich als eine der ersten in Deutschland an diesem US-amerikanischen Projekt, in dem

Jugendliche und Schüler lernen besondere Ereignisse in der Ionosphäre mit einfachen Mitteln messtechnisch wahrzunehmen und einzuordnen. Dr. Wolfgang Strickling aus Marl berichtete über seine Reise zu den ,,Eisbären im Kernschatten - Die Sonnenfinsternis im Polarmeer". Packende Reiseaufnahmen! Die VdS-Medaille 2008 ging an Frau Sonja Itting-Enke, die wegen eines Überfalls auf ihr Haus in Namibia leider nicht an der Tagung teilnehmen konnte. Dr. Bredner verlas die von H.-J. Bode verfasste Laudatio. S.a. den Bericht an anderer Stelle in diesem VdS-Journal. In der Mittagspause gab es Führungen in der Fakultät für Physik und Astronomie der Ruhr-Universität. Bernd Gährken aus Rheda-Wiedenbrück stellte seine beeindruckenden Beobachtungen des flinken Planeten vor: ,,Merkur im Visier der Amateure". Er verglich seine Aufnahmen der Albedostrukturen mit den neuesten Raumsonden-Bildern. Hans-Günter Diederich aus Darmstadt berichtete über seine (für Amateure) grenznahen Beobachtungen an ,,GLSB-Galaxien, klassische Ringgalaxien und ,Durchflüge` im All". Wenn man nur gut hinsieht, kann man auf seinen Astro-Aufnahmen oft Unbekanntes oder Kaum-Bekanntes entdecken. Daniel Fischer aus Königswinter und Dr. Susanne Hüttemeister aus Bochum machten auf ,,Das Internationale Astronomische

Jahr IYA 2009" aufmerksam. Im traditionellen Fachvortrag sprach Prof. Dr. Philipp Richter von der Universität Potsdam über ,,Die gasförmige Komponente des Universums". Ein wertvoller Überblick, zu dem das Bochumer Publikum gescheite Fragen stellte. Dr. Stefan Binnewies aus Much stellte ,,Das Reiseland Chile" in wunderschönen Reisebildern aus astronomischer Sicht vor. Nachahmenswert. Sehnsuchtsweckend. Rainer Sparenberg aus Haltern-Sythen machte die Zuschauer mit den Ergebnissen seiner Arbeiten zur ,,Virtuellen Realität in der Astrofotografie" sprachlos. Mit Digitalkamera, Panoramasoftware und einer Software zur Animationserstellung ist es praktisch möglich, sich sein eigenes 3D-Planetarium zu bauen, und jeden Punkt darin anzusteuern. Toll! Ein wohl überwältigender Höhepunkt dieser BoHeTa war der professionell gestaltete HDTV-Videofilm von Volker Robering aus Recklinghausen, Rainer Sparenberg und Stefan Binnewies: ,,Chile via Panamericana", in dem vor allem astronomische Aspekte den Schwerpunkt bildeten: Zeitraffer-Sequenzen des Sternhimmels und Besuche bei den großen, exotischen und weitab gelegenen Sternwarten Chiles. Den schönen Abschluss der Tagung gab es wie stets beim Fachsimpeln am ,,Gemütlichen Abend", diesmal in der Pizzeria ,,Chianti", nahe dem Unicenter in Bochum.

Abb. 1: Die Bochumer Herbsttagung findet seit vielen Jahren im Medizinischen Hörsaalzentrum der Ruhr-Universität Bochum statt. (Aufn. Ulrich Bartelt)

VdS-Journal Nr. 29

V d S V O R O R T > P O R T R A I T 129
Abb. 2: Das BoHeTa-Team am 15.11.08 (v.l.n.r.): Peter Riepe, Rainer Sparenberg, Werner E. Celnik, Hans Gerhard Weber, Dieter Sporenberg, Harald Tomsik, Ulrich Bartelt, Ralf-Jürgen Dettmar. Uwe Reimann ist hier nicht mit auf dem Bild. (Aufn. U. Bartelt)

So war Bochum auch diesmal wieder eine Reise wert, und dies sage ich nicht nur als Bochumer ,,Urgestein". Peter Riepe versteht es eben immer wieder, interessante Beiträge zusammenzutragen, ob für die

,,Alten Hasen" oder den ,,Neuling". Man schaue sich einmal um unter www.boheta.de

Abb. 3: Eisig war die Atmosphäre im Hörsaal gar nicht. Dieses Bild schoss W. Strickling auf seiner SoFi-Expedition im eisigen Norden Europas.

Besuch bei Frau Sonja Itting-Enke, Trägerin der VdS-Medaille 2008
von Otto Guthier, VdS-Vorstand

In der letzten Ausgabe unseres VdSJournal für Astronomie hatten wir darüber berichtet, dass die VdS-Medaille 2008 an Frau Sonja Itting-Enke verliehen wurde. Dies geschah auf Vorschlag von Herrn Hans-Joachim Bode, Hannover, der auch die von Dr. Eberhard H.R. Bredner verlesene Laudatio auf Frau Itting-Enke bei der Verleihung auf der Bochumer Herbsttagung verfasste. Die seit vielen Jahren in Windhoek/Namibia lebende Amateur-Astronomin Frau Sonja Itting-Enke erhielt diese Auszeichnung für

ihr astronomisches Lebenswerk und ihre oft selbstlose Unterstützung von vielen Hobby-Astronomen, die nach Namibia reisten und auf ihre Hilfe zurückgreifen konnten. Während eines Namibia-Aufenthaltes im Frühjahr 2008 stand auch ein Besuch bei Frau Itting-Enke an, die nach einem kurzen Telefonat spontan bereit war, die ganze Familie zu empfangen.
Ihre Sternwarte nebst Wohnhaus liegen ca. 20 Kilometer außerhalb von Windhoek, auf

Abb. 1: Die Trägerin der VdS-Medaille 2009 ist Frau Sonja Itting-Enke. (Aufnahme Otto Guthier)

VdS-Journal Nr. 29

130 V d S V O R O R T > P O R T R A I T

Abb. 2: Die ,,Farm" von Sonja Itting-Enke liegt abseits von Windhoek in Namibia. (Aufnahme Otto Guthier)

einer leichtenAnhöhe mit Blickkontakt zum ca. 120 Kilometer entfernten Gamsberg. Nach einer herzlichen Begrüßung stellte sie ihre Sternwarte vor, die sich als geräumige Dachsternwarte entpuppte. Auf einer stabilen Sideres-Montierung ruht ein C14, an dem ein weiteres Instrument angebracht ist. In den darunter befindlichen privaten Räumen nutzt Frau Itting-Enke ihr Wohnzimmer als astronomisches Büro,
VdS-Journal Nr. 29

das oft auch als

Vortragsraum für

,,Sternenführun-

gen" dient. Dort

hält die heute

78jährige astro-

nomische Kurse

für Gästeführer in

Namibia ab, die

in Rahmen ihrer

Ausbildung auch

einen Kurs über die Abb. 3:

Himmelskunde und Der Arbeitsplatz in der Sternwarte von Sonja Itting-Enke.

zur Orientierung (Aufnahme Otto Guthier)

am Sternenhimmel

ablegen müssen. In über 300 Kursen hat dem Jahr 1986, die von Herrn Bernd

sie in den letzten Jahrzehnten astrono- Flach-Wilken und mir stammte. Damals

mische Volksbildung betrieben.

waren wir zum ersten Mal unter dem

Und da dieses Projekt weiter entwickelt Kreuz des Südens und Frau Itting-Enke

werden soll, baute sie im Jahr 2008 einen war uns liebevoll behilflich Gästefarmen

separaten Vortragsraum an, der 20 Personen ausfindig zu machen. Frau Itting-Enke

reichlich Platz bieten dürfte. Auch an die verhalf damals 45 Amateur-Astronomen

Aufstellung eines 450mm-Teleskopes, zu Unterkunftsmöglichkeiten auf Gäste-

welches von der Rössing-Mine gestiftet farmen, die im Rahmen einer von Hans-

wurde, denkt die stets quirlige und leben- Joachim Bode und dem Autor organisier-

dige Frau Itting-Enke.

ten ,,Halley-Watch-Kampagne" im Land

waren. Untergebracht waren wir auf ins-

Unzählige Astroaufnahmen und Bilder gesamt sieben verschiedenen Farmen, die

von vielen bekannten deutschen Amateur- damals - außer der Farm Hohenheim von

Astronomen schmücken die Wände Ihrer Walter Straube - noch keinen ,,Astro-

Wohnung - einem Stück Zeitgeschichte Luxus" boten.

gleich! Darunter entdeckte ich auch So wie uns hat Frau Itting-Enke vielen

eine Aufnahme des Kometen Halley aus Sternfreunden geholfen und ihnen den

Blick auf den südlichen Himmel oft erst

Abb. 4:

ermöglicht.

Der VdS-Vorsitzende Otto Guthier

Auch wir durften Ihre große Gastfreund-

neben Sonja Itting-Enke in der

schaft im März 2008 genießen und gra-

Sternwarte der VdS-Medaillenträgerin. tulieren Frau Itting-Enke zu dieser Aus-

(Aufnahme Dagmar Guthier)

zeichnung.

V d S N O S T A L G I E 131
VdS-Journal Nr. 29

132 D E R S T E R N E N H I M M E L I M A P R I L

SCHWAN LUCHS

LEIER Albireo

Wega HERKULES

GROSSER BÄR

SCHLANGENTRÄGER

NÖRDL. KRONE
Gemma

BOOTES

SCHLANGE (KOPF)

Arktur JUNGFRAU

JAGDHUNDE
HAAR DER BERENIKE

INER LÖWE KLE

LÖWE Saturn

Regulus

SEXTANT

SÜDOST SKORPION
Sternkarte exakt gültig für 15. April 1 Uhr MESZ

WAAGE

Spica RABE

BECHER

SCHLANGE ASSER W
SÜDWEST

Castor ZWILLINGE Pollux
KREBS KLEINER HUND
Procyon
Alphard

SÜD
Mondphasen im April

Erstes Viertel 2.4.

Vollmond 9.4.

Letztes Viertel 17.4.

Neumond 25.4.

Planeten im April
Merkur ist von ca. 12.4. bis 6.5. am Abendhimmel zu sehen. Die größte Elongation findet am 26.4. statt.
Venus taucht langsam wieder am Morgenhimmel auf. Die Sichel ist schmal und nimmt immer mehr zu.
Mars bewegt sich vom Wassermann in die Fische und ist nachts nicht zu sehen.
Jupiter wird morgens besser sichtbar. Am 19. zieht der Mond an ihm vorbei.
Saturn ist die ganze Nacht zu sehen; sein Ring ist weiterhin sehr schmal.
Uranus ist im April nicht zu sehen. Am 15. trifft er auf Mars.
Neptun verbirgt sich ebenfalls am Taghimmel.
VdS-Journal Nr. 29

Ereignisse im April
02. 04h Mond erdnah, Winkeldurchmesser 32' 11''
02. 15:34 Erstes Viertel 05. 22:34 Mond 2,9 Grad SW Leo
(Regulus, 1,4 mag), S-Himmel 07. 03:32 Mond 6,2 Grad S Saturn (0,6
mag, Ringbreite ca. 2,5''), W-Himmel 09. 15:56 Vollmond 09. 20:59 Mond 3,2 Grad S Vir (Spica,
1,1 mag), SO-Himmel 11. Mond-Libration maximal 8,0 Grad im
Mond-NO 11. 03:30 Komet 22P/Kopff (10,9 mag)
1,2 Grad S 55 Sgr (5,1 mag), SO-Himmel 13. 22:58 (ca.) streifende Sternbedeckung
durch den Mond, Stern Sco (2,9 mag), Bedeckung nördlich der Grenzlinie Bremervörde, Magdeburg, Leipzig, Chemnitz, Prag, Wien, südlich der Linie keine Bedeckung 14. 01:00 Mond 5,7 Grad O Sco (Antares, 1,1 mag), SO-Himmel

16. 10h Mond erdfern, Winkeldurch-

messer 29' 31''

17. 03:15 Komet 22P/Kopff (10,7 mag)

1,3 Grad S 61 Sgr (5,0 mag), SO-Himmel

17. 14:36 Letztes Viertel

19. 04:00 Mond 5,6 Grad W Jupiter (-2,1

mag), SO-Horizont

20. 04:00 Mond 6,4 Grad O Jupiter (-2,1

mag), SO-Horizont

22. 02:00 Meteorstrom-Maximum

Lyriden, 18 Meteore/Std., ab 21:30

24.

Mond-Libration maximal 8,4 Grad

im Mond-SW

25. 03:00 Komet 22P/Kopff (10,6 mag)

1,0 Grad S Cap (3,1 mag), SO-Himmel

25. 04:23 Neumond

26.

Merkur in größter östl. Elonga-

tion, 20,4 Grad , Abendsichtbarkeit gegen

20:50, Sternbild Stier, WNW-Horizont

26. 20:50 Mond 1,7 Grad NO Merkur (0,3

mag) und 0,5 Grad W Plejaden, WNW-

Horizont

28. 07h Mond erdnah,

Winkeldurchmesser 32' 39''

Deneb SCHWAN

DER STERNENHIMMEL
DRACHE
GROSSER BÄR

FÜCHSC HEN
DELFIN PFEIL
Atair

Albireo

Wega LEIER

HERKULES

NÖRDL. KRONE

BOOTES

Gemma

Arktur

JAGDHUNDE
HAAR DER BERENIKE

ADLER
SCHLANGE (SCHWANZ)

SCHLANGE (KOPF)
SCHLANGENTRÄGER

JUNGFRAU

IM MAI
LÖWE INER KLE
LÖWE Saturn

LUCHS

133
Regulus

SCHILD
SÜDOST Sternkarte exakt gültig für 15. Mai 1 Uhr MESZ

SKORPION Antares

Mondphasen im Mai

WAAGE
WOLF SÜD

Spica RABE

BECHER

WASSERSCHLANGE

SÜDWEST

Erstes Viertel 1.5.

Vollmond 9.5.

Letztes Viertel 17.5.

Neumond 24.5.

Erstes Viertel 31.5.

Planeten im Mai
Merkur ist in den ersten Tagen des Monats am Abendhimmel sichtbar.
Venus wird zum auffälligen Morgenstern. Am 2.5. erreicht sie mit -4,5 mag ihre größte Helligkeit.
Mars zieht seine Bahn durch das Sternbild Fische und ist nachts weiterhin unsichtbar.
Jupiter kann nach Mitternacht beobachtet werden. Am 17. zieht der abnehmende Mond an ihm vorbei.
Saturn wird zum Planet der ersten Nachthälfte. Die Oppositionsperiode ist beendet, er geht immer früher unter.
Uranus ist auch im Mai nicht zu sehen.
Neptun taucht langsam am Morgenhimmel auf; er steht nahe bei Jupiter.

Ereignisse im Mai

01. 21:44 Erstes Viertel

02. 02:30 Komet 22P/Kopff (10,4 mag)

3,9' O 2 Cap (5,3 mag), SO-Himmel

03. 01:30 Mond 4,0 Grad SW Leo

(Regulus, 1,4 mag), W-Himmel

04. 01:30 Mond 7,2 Grad SW Saturn (0,7

mag, Ringbreite ca. 2,7''), W-Himmel

05.

Meteorstrom-Maximum Eta-

Aquariden, 60 Meteore/Std., beobach-

ten 2:00-2:30

07. 02:30 Mond 4,3 Grad SW Vir (Spica,

1,1 mag), SW-Himmel

08.

Mond-Libration maximal 8,1 Grad

im Mond-NO

09. 05:01 Vollmond

10. 22:30 Mond 30' SO Sco (Antares,

1,1 mag), SO-Himmel

14. 04h Mond erdfern,

Winkeldurchmesser 29' 38''

17. 02:30 Mond 2,4 Grad NW Jupiter (-2,3

mag), SO-Himmel

17. 08:26 Letztes Viertel

21.

Mond-Libration maximal 9,3 Grad

im Mond-SW

21. 03:15 Mond 5,0 Grad N Venus (-4,4

mag), tief am O-Horizont, Dämmerung

24. 13:11 Neumond

26. 05h Mond erdnah,

Winkeldurchmesser 33' 02''

27. 02:00 Jupiter (-2,4 mag) 23,4' S

Neptun (7,8 mag),

SO-Horizont, Dämmerung

28. 01:00 Mond 7,0 Grad S Gem (Pollux,

1,2 mag), NW-Himmel

30. 23:30 Mond 7,8 Grad SO Leo

(Regulus, 1,4 mag), W-Himmel

31. 04:22 Erstes Viertel

VdS-Journal Nr. 29

134

DER

STERNENHIMMEL
Deneb

IM JUNI
DRACHE

SCHWAN

Wega

PEGASUS

FÜCHSC HEN

DELFIN

PFEIL

FÜLLEN Atair

WASSE RMAN N

LEIER Albireo
ADLER SCHLANGE (SCHWANZ)

HERKULES

NÖRDL. KRONE
Gemma

SCHLANGE (KOPF)
SCHLANGENTRÄGER

GROSSER BÄR JAGDHUNDE

BOOTES Arktur

HAAR DER BERENIKE

LÖWE

JUNGFRAU

KLEINER LÖWE

SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. Juni 1 Uhr MESZ

STEINBOCK

SCHILD SCHÜTZE

SKORPION Antares

WAAGE WOLF

Spica SÜDWEST

SÜD
Mondphasen im Juni

Vollmond 7.6.

Letztes Viertel 15.6.

Neumond 22.6.

Erstes Viertel 29.6.

Planeten im Juni
Merkur erreicht am 13.6. seine größte westliche Elongation, bleibt aber trotzdem unsichtbar.
Venus ist Morgenstern. Am 5.6. ist ihr Winkelabstand zur Sonne am größten, am 6.6. ist ,,Halbvenus".
Mars kann ab der zweiten Monatshälfte morgens gesehen werden. Am 19. begegnet er Venus und dem Mond.
Jupiter nähert sich seiner Opposition und wird daher heller und größer.
Saturn ist noch abends am Südwesthimmel zu sehen.
Uranus taucht langsam am Morgenhimmel auf.
Neptun geht jetzt vor Mitternacht auf. Er steht weiterhin nahe bei Jupiter.
VdS-Journal Nr. 29

Ereignisse im Juni

01. 0:35 Mond 8,9 Grad SO Saturn (0,9

mag), W-Horizont

02. 24:00 Mond 7,6 Grad W Vir (Spica, 1,1

mag), SW-Himmel

03. 24:00 Mond 7,0 Grad SO Vir (Spica,

1,1 mag), SW-Himmel

04.

Mond-Libration maximal 8,8 Grad

im Mond-NO

05. 21h Venus (-4,3 mag) in größter

westl. Elongation, 45,8 Grad , am 6. gegen

3h am O-Horizont

06. 03:00 Mars (1,1 mag) 4,3 Grad NO

Venus (-4,3 mag), Sternbild Fische,

O-Horizont

07. 00:30 Mond 2,0 Grad W Sco (Antares,

1,1 mag), S-Himmel

07. 19:12 Vollmond

10. 17h Mond erdfern,

Winkeldurchmesser 29' 05''

13. 00:30 Komet 22P/Kopf (9,8 mag)

5,2 Grad NO Jupiter (-2,5 mag), Sternbild

Steinbock, O-Horizont

14. 00:30 Mond 4,8 Grad NO Jupiter (-2,5 mag), SO-Himmel
15. 23:15 Letztes Viertel 18. Mond-Libration maximal
10,0 Grad im Mond-SW 19. 02:20 Mond 9,0 Grad NW Venus (-4,2
mag) und 8,3 Grad NW Mars (1,1 mag), ONO-Horizont, Dämmerung 19. 02:30 Venus (-4,2 mag) 2,1 Grad S Mars (1,1 mag), Sternbild Widder, NO-Horizont 20./21. kürzeste Nacht des Jahres, 7 Std. 38 Min. 21. 06:45 Sommersonnenwende 22. 20:35 Neumond 23. Pluto in Opposition zur Sonne, Hell. 14,1 mag, Durchm. 0,11'', Sternbild Schütze 23. 12h Mond erdnah, Winkeldurchmesser 33' 54'' 29. 12:28 Erstes Viertel 29. 24:00 Kleinplanet 7-Iris (8,8 mag) 1,2 Grad N 1 Sgr (5,1 mag), S-Himmel 30. 23:00 Mond 4,6 Grad S Vir (Spica, 1,1 mag), SW-Himmel

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