Direkt zum Inhalt Inhaltsverzeichnis des VdS-Journals 17
BEITRAG
4 Frau Charlotte Wehking verläßt die VdS-Geschäftsstelle (Guthier Otto)
17
0 3. Astronomietag am 10. September 2005 letzte Infos (Beitrag)
BEITRAG
5 27. VdS-Tagung und ordentliche Mitgliederversammlung am 17. und 18. September in Recklinghausen (Vorstand VdS)
6 Schwerpunktthema Astronomische Exkursionen (Riepe Peter)
6 Wieso Astro-Exkursionen (Riepe Peter)
8 Astro-Exkursionen - wie hätten Sie´s denn gern (Celnik Werner E., Riepe Peter)
10 Astro-Exkursionen - ein Blick zurück (Celnik Werner E., Riepe Peter)
16 Einsteiger-Exkursion ins Münsterland (Recker Antonius)
17 Die Alpen als Exkursionsziel (Gährken Bernd)
18 Königsleiten - Standort des höchstgelegenen Planetariums Europas (Mayer Petra)
21 Astronomie auf dem Dach Europas (Celnik Werner E., Guthier Otto)
25 Sterne über Libyen (Schulz Andre)
26 Astronomie auf Teneriffa (Mushardt Michael)
28 Starparty am Teide - Teneriffa September 2004 (Mohr Hans G.)
30 Wohin auf La Palma (Lucius Dirk)
32 Hilfe! Astrourlaub auf La Palma (Lauterbach Reinhard, Schubert Christian, Siess Norman)
36 Astrourlaub in Namibia (Gera Hans-Dieter)
40 Amateure in Namibia - die IAS (Hartmann W-P., Masche A., Rußnagel W.)
44 Astronomisches Reiseziel Hawaii (Kunze Michael)
47 Low-Cost-Digitalfotografie (Wolf Manfred)
50 Ergebnisse des Projekts Zwerggalaxien 2 (Riepe Peter)
53 Fachgruppe Deep Sky - Neues Journal 17 (Bohle Jens)
54 Ergebnisse des Projekts "Zwerggalaxien" 1 (Steinicke Wolfgang)
56 Elliptische Galaxien - alles andere als langweilig (Diederich H.-G.)
58 Exotische Kugelsternhaufen unter Alpenhimmel (Glahn Uwe)
60 Deep Sky mit kleiner Optik: Herausforderung M 11 (Herzog Gerhard)
61 Die Entdeckungen von David P. Todd 1 (Wenzel Klaus)
65 Der Miyauchi 15 x 60 - Ein Erfahrungsbericht (Schäfer Frank)
68 Kinderleichte Reise-Dobsons (Kafalis Stathis)
70 Teleskopbau in Kohlefaser (Stein Werner)
73 Taubogen (Hinz Claudia)
73 Zirkumhorizontalbogen (Hinz Claudia)
74 Nachlese zum 2. Forumstreffen des AKM-Forum für Polarlichter in Essen (Pitscheneder Ralf)
75 Kochrezept für eine automatische Meteorkamera (Molau Sirko)
77 Fachgruppe Computerastronomie Neues (Garrelts Heiko)
79 Fachgruppe Dark Sky - Aktuelles (Hänel Andreas)
82 Astronomiehistorisches in Erfurt und Gotha (Holl Manfred)
82 Fachgruppe Geschichte der Astronomie Neues J. 17 (Steinicke Wolfgang)
85 Die Mannheimer Sternwarte im 18. Jahrhundert (Mayer Petra)
88 Astronomische Betrachtungen zum fünfgliedrigen Palisadenringsystem von Quenstedt (Meinike Mechthild)
92 Komet C/2004 Q2 (Machholz) (Kerner Heinz)
101 Kometen im Sommer 2005 (Meyer Maik)
102 Der Kleinplanet (3825) Nürnberg (Sturm Christian)
105 Sedna - der fernste Kleinplanet am Großstadthimmel (Fiedler Martin)
107 Die Entdeckung von 2004 TT14 (Roclawski Heiner)
109 Beobachtungsanregungen zum Sonnenfleckenminimum (Delfs Michael, Hörenz Martin)
114 VEGA Aktivitäten (Hoffmann Susanne)
114 VEGA-Treffen an der BoHeTa (von Kerkhof Willem)
115 Experimentalraketen im ASL (Springborn Tilman, Hoffmann Susanne)
120 Der Anfang eines Selbstbau-Projekts - Spiegelschleifen im ASL (Beinert Ulrich)
121 Schülerin unterm Kreuz des Südens (Rechenberger Ines)
122 "Entdeckung" eines Veränderlichen in M 3 (Diederich H.-G.)
124 Ein Delta Cephei-Stern mit dem Namen RW Cas (Schabacher Markus)
125 Bericht über die Veränderlichenbeobachtungswoche an der VdS-Sternwarte in Kirchheim (Obertrifter Rudolf)
127 Urlaubswoche und Veränderlichenbeobachtung auch 2005 (Braune Werner)
128 KH 15D und seine protoplanetare Scheibe (Diederich H.-G.)
130 M wie Messier Journal 17: M 61, M 99, M 100 (Güths Torsten)
132 Zur Einsteigerdiskussion (Rapp Walter)
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0 Geheimnisvolle Sonne (Beitrag)
0 Leserbriefe an die GS (Beitrag)
0 VdS Mitglieder neu Begrüßung (Beitrag)
BEITRAG
136 Jubiläen 2005 (Vorstand)
137 27. VdS-Tagung und ordentliche Mitgliederversammlung Programm (Vorstand VdS)
138 Der 2. und 3. Astronomietag Teil 1 (Jahn Jost)
139 Astronomietag 2004 in Radeberg (Hörenz Martin)
139 Astronomietag 2004 in Berlin WFS (Rose Jochen)
139 Astronomietag 2004 in Jena (Rucks Peter)
139 Astronomietag 2004 in Riesa (Schwager Stefan)
139 Astronomietag 2004 in Dessau (Teichert Michael)
139 Astronomietag 2004 in Halle (Weihrauch Marc)
17
0 Astronomietag 2004 in Comthurrey (Beitrag)
0 Astronomietag 2004 in Löbau (Beitrag)
BEITRAG
140 Astronomietag 2004 in Telgte (Guse Reiner)
140 Astronomietag 2004 in Melbeck (Kießling Michael)
140 Astronomietag 2004 im Isarwinkel (Kohlhauf Franz Xaver)
140 Astronomietag 2004 in Lübeck (Liefke Carolin)
140 Astronomietag 2004 in Ilsede (Meirich Wolfgang)
140 Astronomietag 2004 in Lilienthal (Stracke Ernst-Jürgen)
140 Astronomietag 2004 in Norderney (Ulrichs Ralf)
140 Astronomietag 2004 in Bremen (Vornholz Dieter)
140 Astronomietag 2004 in Erichshagen (Wagner Frank)
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0 Astronomietag 2004 in Munster (Beitrag)
BEITRAG
141 Astronomietag 2004 in Frankenberg (Geiger Christian)
142 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen Journal 17 (Celnik Werner E.)
143 Vorschau auf astronomische Ereignisse Journal 17 (Celnik Werner E.)
0 Editorial Journal 17 (Guthier Otto)
Textinhalt des Journals 17
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144
- Inserenten-Verzeichnis
67
- Impressum
24
- Errata
72
2. Astronomietag Seite 141
4 NACH REDAKTIONSSCHLUSS
3. Astronomietag am 10. September 2005 - Letzte Informationen
Auf der Vorstandssitzung am 2. April 2005 in Lüneburg wurden weitere Details zum bevorstehenden, 3. Astronomietag, zu dem die VdS alle Sternfreunde, Institutionen und astronomische Einrichtungen einlädt, festgelegt.
Das Motto des 3. Astronomietages lautet:
,,Unsere Nachbarn im All"
Beobachtungen von Venus, Mond und Mars am Herbsthimmel
Was bietet die VdS? Mit Freude präsentieren wir unseren Mitgliedern und Lesern beiliegenden Flyer zum 3. Astronomietag, der allen Interessierten ebenso wie ein Plakat zur Verfügung stehen wird. Sollten Sie Bedarf haben, wenden Sie sich bitte direkt an die Geschäftsstelle! Gegen Einsendung von drei 1,44 EUR-Briefmarken erhalten die VdS-Mitglieder 50 Flyer und ein Plakat gratis zugeschickt. Größere Mengen können zum Selbstkostenpreis ab Juni bei der VdS bestellt werden.
Pressearbeit Die VdS wird, wie im Vorjahr, eine große angelegte Pressekampagne starten. Bei Abfassen dieses Berichtes war noch nicht entschieden, ob die Illustrierte ,,STERN" erneut zu einer ,,Langen Nacht der Sterne" einladen wird. Auch der ,,STERN" hat den 10. September favorisiert und die VdS zu einer Kooperation eingeladen. Die VdS wird mit einer Pressekonferenz in Stuttgart starten und die Nachrichtenagenturen über die Ziele und Veranstaltungen des Astronomietages informieren.
Zentrale Veranstaltung in Stuttgart Am 10. September laden die VdS und das Planetarium Stuttgart, unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Ulrich Keller, zu einer zentralen Veranstaltung ein. Die Vorarbeiten laufen derzeit an. Näheres erfahren Sie in den nächsten Wochen auf unserer Astronomietag-Webseite.
Webseite zum Astronomietag Unter www.astronomietag.de werden wir - wie im Vorjahr - ab sofort Ihre Veranstaltungen und Programme zum Astronomietag ankündigen. Wenden Sie sich hierzu bitte direkt an unser Vorstandsmitglied Jost Jahn (jost.jahn@vds-asto.de). Schauen Sie doch regelmäßig auf diese Seite, Sie finden dort alle Veranstaltungsorte und die verschiedenen Aktivitäten im Überblick. Weitere Informationen zum 3. Astronomietag finden Sie in diesem Heft ab Seite 138. Viel Spaß beim Lesen und Mitmachen!
Frau Charlotte Wehking verläßt die VdSGeschäftsstelle
Kurz vor Drucklegung dieser Ausgabe hat unsere Sekretärin und Leiterin der Geschäftsstelle, Frau Charlotte Wehking, nach siebenjähriger Tätigkeit für die VdS, aus privaten und familiären Gründen gekündigt.
Frau Wehking ist am 1. November 1998 in die Dienste der VdS eingetreten und hat in all den Jahren die Geschäftsstelle hervorragend betreut und vielen Mitgliedern
wertvolle Dienste erwiesen. Ihr oblag seit 2003 auch die gesamte Mitglieds- und Aboverwaltung und sie hat neben der Tätigkeit an der Geschäftsstelle auch an unserem Journal mitgearbeitet.
Die Kündigung bedeutet für den Vorstand einen herben Verlust, und es wird schwer sein, eine gleichwertige Mitarbeiterin in einem Teilzeitbeschäftigungsverhältnis zu gewinnen. Wir wünschen Frau Wehking an
dieser Stelle alles Gute und bedanken uns für die hervorragende Arbeit, die sie für Vereinigung geleistet hat.
Otto Guthier/Vorsitzender
VdS-Journal Nr. 17
NACH REDAKTIONSSCHLUSS 5
27. VdS-Tagung und ordentliche Mitgliederversammlung am 17. und 18. September in Recklinghausen
Eine Woche nach dem Astronomietag laden wir alle Mitglieder zu unserer, alle zwei Jahre stattfindenden VdS-Tagung und Mitgliederversammlung nach Recklinghausen ein. Die Sternfreunde der Westfälischen Volkssternwarte Recklinghausen e.V. werden diese 27. VdS-Tagung ausrichten. Bereits im Jahre 1975 war die VdS zu Gast bei den Kollegen in der altehrwürdigen Volkssternwarte Recklinghausen.
Auch zu dieser Veranstaltung laufen derzeit die Planungen an. Wir möchten unsere Mitglieder schon heute auf dieses Datum aufmerksam machen. Weitere Informationen finden Sie auf Seite 137. Dort finden Sie auch die Tagesordnung, die vom Vorstand am 2. April beschlossen wurde. Diese Ankündigung gilt als satzungsgemäße Einladung, die wir heute in unserem Journal aussprechen und an alle Mitglieder richten.
Der Vorstand
Abb. 1: Westfälische Volkssternwarte Recklinghausen
6 ASTRONOMISCHE EXKURSIONEN
Schwerpunktthema: Astronomische Beobachtungsexkursionen
Astro-Exkursionen sind und bleiben beliebte Unternehmungen. Sternfreunde begeben sich auf Reisen, oft mit ihrer gesamten Ausrüstung, um an Orten weitab der Städte ,,dem Himmel näher zu sein". Die vorliegenden Berichte haben zum Ziel, zunächst einmal die typischen Exkursionsformen anzusprechen: Welche Möglichkeiten der Astroreisen gibt es? Wo finde ich mein Interessensgebiet? Danach werden sozusagen im Rückblick einige Exkursionsziele der letzten Jahrzehnte näher unter die Lupe genommen. Der Entwicklungsgang im Amateurlager zieht sich dabei wie ein Roter Faden durch das Erzählte, denn viele heutige Sternfreunde werden die in der VdS gewachsene Exkursionshistorie vermutlich gar nicht kennen. Zum Nachschlagen dienen viele Literaturstellen. Danach folgt eine lockere Folge aktueller Beispiele für Exkursionsziele von nah bis fern, die für die heutige Zeit typisch sind und die auf den individuellen Geldbeutel abgestimmt sind. Viel Spaß beim Lesen!
Peter Riepe VdS-Fachgruppe Astrofotografie
Wieso Astro-Exkursionen?
von Peter Riepe
Die vorliegende Ausgabe des VdSJournals befasst sich mit dem Schwerpunktthema der Astro-Exkursionen. An dieser Stelle sollen Exkursionen aber weniger unter dem Aspekt einer Erlebnisreise behandelt werden. Es geht vielmehr darum, den Sinn weit angelegter und aufwändiger Fahrten in entlegene Regionen in Zahlen auszudrücken.
Die Lichtverseuchung der Ballungszentren Sowohl Astrofotografen als auch visuelle Beobachter werden durch die zunehmende Menge künstlicher Beleuchtungskörper beeinträchtigt. Ihr Licht hellt den Nachthimmel durch Streuung in der Atmosphäre immer stärker auf und verhindert den ungestörten Blick auf die Sternbilder und die Milchstraße. Verschiedene Autoren haben sich ausführlich mit dieser Problematik beschäftigt [1-3]. Besonders störend ist das Licht der zahlreichen Leuchtstoffund Quecksilberdampflampen, die bei uns - neben anderen Beleuchtungsquellen - den Löwenanteil der ,,Lichtverschmutzer" ausmachen. Sie haben abgesehen von einem schlecht quantifizierbaren Wust an kontinuierlicher Strahlung ihre Hauptemission bei Wellenlängen von 436 nm, 546 nm und 577 nm. Die grüne Emissionslinie bei 546 nm ist hiervon die weitaus hellste. Sie produziert auf Filmen und Chips einen grünen Farbstich. Auch für visuelle Beobachtungen hebt sie die Nachthimmelshelligkeit merklich an, denn das Auge besitzt bei nächtlicher Beobachtung für diese Wellenlänge fast die
höchste Empfindlichkeit. Ähnliche Auswirkungen auf Film und Chip hat das gelbe Natriumlicht von 589 nm Wellenlänge. Im Visuellen macht es sich allerdings wegen der verminderten Gelbempfindlichkeit des Auges in der Nacht nicht so stark bemerkbar. Der Einsatz von Nebelfiltern [4-6] oder von speziellen IDAS- oder TokaiFiltern [7, 8] schafft in Maßen Abhilfe, beseitigt das Übel aber nicht. Insofern sollte man sich als Astro-Amateur überlegen, wo man beobachtet. Sehr hilfreich sind Satellitenaufnahmen, die den unterschiedlichen Lichtverschmutzungsgrad in Deutschland aufdecken [9] und dadurch eine gezielte Wahl der Exkursionsorte ermöglichen.
Der erzielbare Kontrast Was nachfolgend zunächst unter astrofotografischen Gesichtspunkten behandelt wird, gilt in ähnlicher Form auch für visuelle Beobachter. Denken wir uns zwei Orte, an denen Deep-Sky-Objekte aufgenommen oder beobachtet werden sollen. Der erste Ort liege inmitten des ,,lichtverseuchten" Rhein-Ruhr-Gebiets, z. B. Dortmund, Bochum oder Essen. Als zweiten Ort denken wir uns einen hochalpinen, sehr dunklen Beobachtungsplatz wie den Gornergrat in der Schweiz. Stellen wir uns nun in einem Gedankenexperiment eine Galaxie mit homogen leuchtender Fläche vor. Von ihr sollen in jeder Sekunde 96 Photonen pro '' (= Quadratbogensekunde) aus dem visuellen Spektralbereich in unser Teleskop fallen. Der helle Himmel in Essen soll im selben
VdS-Journal Nr. 17
Spektralbereich pro Sekunde ebenfalls 96 Photonen pro '' an Streulicht erzeugen. Im Gegensatz dazu soll es am Gornergrat 24 Mal dunkler sein, also kämen hier vom Himmelshintergrund in jeder Sekunde nur 4 Photonen pro ''. Der Abbildungsmaßstab sei so gewählt, dass jedes Pixel eine Kantenlänge von 1 arcsec (= Bogensekunde) habe. Mögen die Pixel des CCDChips maximal 60.000 Elektronen aufnehmen (für die Anglophilen ,,full well capacity") und im visuellen Spektralbereich ein idealisiertes, rechteckiges Empfindlichkeitsprofil mit einer Quanteneffizienz von 50 % haben. Demnach würden 2 Photonen in jedem Pixel 1 Elektron erzeugen. 120.000 Photonen würden benötigt, um jedes Pixel mit maximal 60.000 Elektronen zu füllen.
Ort 1 Galaxie und Himmelshintergrund - jeder für sich allein - würden mit 96 Photonen pro Zeitsekunde und '' eine maximale Belichtungszeit von 120.000 Photonen : 96 Photonen/s = 1.250 s erfordern. Nach dieser Belichtung stellt der Astrofotograf jedoch fest, dass die Galaxie auf dem Himmelsuntergrund total überbelichtet ist, denn das Licht des Himmelshintergrundes überlagert das Licht der Galaxie. Beide zusammen erzeugen in Essen in jeder Sekunde 192 Photonen pro '' und hätten daher lediglich eine Maximalbelichtungszeit von 120.000 Photonen: 192 Photonen/ s = 625 s vertragen. Nach dieser Zeit wäre die vom hellen Himmelshintergrund mitbelichtete Galaxie auf dem Chip gesättigt,
ASTRONOMISCHE EXKURSIONEN 7
Niemand kann also behaupten, mit einer CCD-Kamera sei die Deep-Sky-Fotografie endlich auch an urbanen, aufgehellten Orten möglich. Gegenüber dem konventionellen Film hat sie lediglich den Vorteil, dass sie wegen der wesentlich höheren BitTiefe/Dynamik des Chips erheblich mehr Graustufen nuancierter wiedergeben kann, so dass lichtschwache Objekte durch Bildverarbeitung im Kontrast stärker angehoben werden können - was der Film nur sehr eingeschränkt leistet. Grundsätzlich jedoch sollte die Devise des Astrofotografen / des Beobachters sein: Nichts geht über einen dunklen Nachthimmel - außer ein noch dunklerer Nachthimmel!
Abb. 1: Links im Bild städtische Verhältnisse: Das Deep-Sky-Objekt ist zwar ausbelichtet, der städtische Nachthimmel wurde aber während dieser Belichtungszeit im Verhältnis zum Objekt viel zu hell aufgezeichnet. An ländlichen Orten (rechter Bildteil) produziert der dunkle Nachthimmel selbst nur ein kleines Signal, daher ist eine längere Belichtungszeit möglich, die Ausbelichtung des Objekts dauert länger. Auf diese Weise wird der Kontrast zwischen Himmel und Objekt wesentlich höher als links im Bild. Erläuterung: E = Elektronenzahl pro Pixel, x = Pixelort über Chip. Die Zahlen in der Grafik sind im Text erläutert.
der Himmelshintergrund selbst außerhalb der Galaxie aber nur zu 50 % belichtet. Demnach ist in Essen das ,,Signal" der Galaxie nur doppelt so groß wie das ,,Signal" des Himmelsuntergrundes.
Ort 2 Galaxie plus Himmel erzeugen am Gornergrat 96 + 4 = 100 Photonen pro '' und vertragen daher zusammen eine Maximalbelichtungszeit von 120.000 Photonen: 100 Photonen/s = 1.200 s. Nach dieser Belichtungszeit, die fast doppelt so lang ist wie in Essen, sind Galaxie plus Himmel auf dem Chip wieder gesättigt. Der Himmel außerhalb der Galaxie hat aber nur 4 von 100 Belichtungsanteilen, d. h. 1.200 x 4 Photonen = 4800 Photonen, die 2400 Elektronen pro Pixel entsprechen. Damit hat der Himmel 4% der Objektsättigung. Folglich ist das Galaxiensignal am Gornergrat 25 Mal höher als das des Himmelshintergrundes!
Wiedergabe schwach kontrastierter Gebiete in Nebeln und Galaxien, die ja nicht homogen leuchten, sondern Details wie Knoten, Dunkelwolken und Spiralarme aufweisen. Außerdem werden mit längerer Belichtungszeit und höherem Kontrast zum Himmelshintergrund schwächere Sterne aufgezeichnet, die bei aufgehelltem Nachthimmel im Hintergrundrauschen untergehen. Die erreichte Sterngrenzgröße ist an Orten mit dunklem Nachthimmel höher als in städtischen Gebieten - vorausgesetzt, man belichtet aus.
Literaturhinweise [1] H. Kerner, 2002: ,,Wie dunkel ist Ihr
Himmel wirklich?", VdS-Journal Nr. 8 (I/2002), 99 [2] A. Hänel, 2002.: ,,Wie viele Sterne sehen wir noch?", VdS-Journal Nr. 8 (I/2002), 98 [3] A. Hänel, 1997: ,,Rettet den Sternhimmel! Initiative gegen Lichtverschmutzung", VdS-Journal Nr. 1 (Herbst 1997), 80 [4] J. Breitung, 1997: ,,Nebelfilter und Lichtverschmutzung", interstellarum Nr. 11 (Juli-September 1997), 50 [5] D.L. Crawford, T.B. Hunter, 1990: ,,The Battle Against Light Pollution", Sky&Telescope 80, No. 1 (7/1990), 23 [6] B. Mizon, 2002: ,,Light Pollution, Responses and Remedies", Springer-Verlag [7] M. Breite, 2001: ,,Das neue IDASInterferenzfilter für die Astrofotografie", interstellarum Nr. 16 (Jan. 2001), 38 [8] B. Flach-Wilken, 2000: ,,Ektachrome 200, naturbelassen, nicht gehypert", VdS-Journal Nr. 4 (Sommer 2000), 22 [9] W. Kräling, 1995: ,,Eine Lichtverschmutzungskarte von Deutschland", Sterne und Weltraum 34 (4/1995) , 289
Praktische Bedeutung An Orten mit dunklem Nachthimmel lässt sich fotografisch ein deutlich höherer Objektkontrast erreichen als an aufgehellten Orten, allerdings ist dazu die Belichtungszeit entsprechend länger zu wählen. Das bedeutet eine bessere
NIGHTCLUB ,,Übrigens - meine Herren - der Pianist ist auch Amateurastronom!" ,,Ach so... und ich denke ein Mondexperte!" ,,Wieso?" ,,Er hat hintereinander folgende Titel gespielt: How
high the moon ...Fly me to the moon ...Moonriver ... Shine on harvestmoon ...Under the moon of love ... Moonlight Serenade und jetzt spielt er gerade: Blue moon ...!
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8 ASTRONOMISCHE EXKURSIONEN
Astro-Exkursionen - wie hätten Sie´s denn gern?
von Peter Riepe und Werner E. Celnik
Der erste Beweggrund für Astroreisen sind astronomische Ereignisse, die am Wohnort nicht oder nur schlecht beobachtbar sind. Dazu zählen beispielsweise Sonnenfinsternisse, zu denen seit jeher Exkursionen, zuweilen sogar schwierige ,,Expeditionen", stattfinden [1-7]. Sternbedeckungen durch Kleinplaneten [8] sind nur lokal beobachtbar. Sie setzen ebenso wie die Beobachtung von Sternschnuppen [9-12], Kometen [13-15] oder Polarlichtern [16, 17] Mobilität voraus. Auch astronomische Jugendlager als Gemeinschaftstreffen fern von zuhaus sind keine Neuheiten. Gut besuchte VdS-Jugendlager gibt es - damals von W. Liesmann initiiert - seit Ende der sechziger Jahre [18]. Im vergangenen Jahr veranstaltete die Moerser Astronomische Organisation in Zusammenarbeit mit der VdS das 26. Abenteuercamp [19]. Ob International Astronomical Youth Camp oder Astronomisches Sommerlager - die Beliebtheit ist ungebremst [20]. Ein zweiter Beweggrund für Exkursionen ist das Aufsuchen teilweise entlegener Gebiete auf unserer Erde [21, 22], um weitab von künstlichen Lichtquellen einen natürlichen und dunklen Nachthimmel für Beobachtungen und Astrofotografie vorzufinden (Abb. 1). Sternfreunde waren immer schon reiselustig, man sollte nicht denken, astronomische Exkursionen hätten erst in den letzten 10 Jahren Einzug in die ,,Astro-Szene" gefunden.
Mal eben ´raus aus der Stadt ... Beim Thema Astro-Exkursionen sind wir uns darüber klar, dass dieser Begriff weit zu fassen ist. Der häufigste Fall dürften die spontanen Astro-Fahrten sein, die man mit Gleichgesinnten von einem auf den anderen Tag aufs nahe gelegene Land unternimmt, um außerhalb der Großstadt vielleicht eine halbe oder eine ganze Nacht lang z. B. einen Kometen zu verfolgen (Abb. 2).
Astro-Abenteuerurlaub Wesentlich aufwändiger sind die UrlaubsExkursionen. Sternfreunde sind mit Geländefahrzeugen oder Wohnmobilen unterwegs und nehmen sowohl ihre Ausrüstung als auch Verpflegung mit. Planungstechnisch ist hier eine Menge vorzubereiten. Die Ziele sind bei solchen
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Abb. 1: Astro-Exkursionen führen die Amateure in die nähere Umgebung Mitteleuropas, aber auch nach Übersee. Diese Grafik erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit...
Exkursionen meist schon weiter weg gelegen, im Bereich der Alpen oder im Mittelmeerraum. Französische Amateure haben sogar in abenteuerlichen Fahrten die Sahara als Reiseziel erkundet [23]. Auch auf dem Mount Everest stand bereits einmal ein Amateur-Teleskop ...
Weit, weit weg ... mit dem Flieger Hoch im Kurs steht der Astro-Flugtourismus. Fernrohr, Montierung und Fotoapparate werden im Fluggepäck verstaut. Oft genug wird beim Gewicht der Grenzfall des Erlaubten überschritten. Die Flugziele sind über den gesamten Erdball verstreut - ob Kanarische Inseln, Südwestafrika, Nord- oder Südamerika oder Australien. Meist verknüpfen die Teilnehmer ihr Astro-Programm mit interessanten Erkundungsfahrten ins Landesinnere.
achter [29]. Natürlich gibt es auch im Ausland Sternwarten, die astronomischen Feriengästen zur Verfügung stehen [30].
Seminare und Studienreisen Ein wenig anders in der Zielsetzung sind die Astro-Seminare. In den letzten Jahren hat besonders das Gornergratseminar großen Zuspruch gefunden. Infos für Einsteiger am Tag - Beobachtung und Fotografie in der Nacht [31, 32]. Ähnlich verhält es sich mit den Astro-Studienreisen. Sie haben in der VdS langjährige Tradition [33] und werden heutzutage in den Sterne und Weltraum-Reisen fortgeführt [34]. Ihre Ziele reichen von Teneriffa, über Namibia und Hawaii bis Chile. Meist stellt der Besuch großer Sternwarten das eigentliche Highlight dar, ergänzt durch Ausflüge zu interessanten Orten der Umgebung.
Feriensternwarten Flug- oder Autoreisen können auch Orte zum Ziel haben, an denen bereits eine Astro-Ausrüstung vorhanden ist. So kann sich der Sternfreund stressfrei und nur mit kleinem Gepäck belastet auf die Fahrt begeben. Zunächst denken wir da an die Feriensternwarten nah und fern. Waren es früher die Reisen zu Feriensternwarten wie Calina in der Schweiz [24, 25] oder Puimichel in Südfrankreich [26-28], so bietet heute innerhalb Deutschlands die thüringische Volkssternwarte Kirchheim (Abb. 3) Möglichkeiten für Gastbeob-
Teleskoptreffen Zu den Teleskoptreffen innerhalb Europas kann man problemlos mit dem Auto anreisen. Ob beim ITV auf dem Vogelsberg, beim Bayerischen Teleskop-Meeting, auf der Elmberger Alm oder in Herzberg - hier ist man unter Gleichgesinnten und erlebt Beobachtung und Instrumententechnik pur [35, 36]. Eine in den USA sehr beliebte Variante sind die Starparties [37].
Pioniere Was die Astro-Reisen in andere Teile der Welt betrifft, haben die Exkursionen der
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frühen siebziger Jahre sicherlich Vorbildcharakter gehabt. Eckhard Alt, Ernst Brodkorb und Kurt Rihm waren unsere ,,VdS-Pioniere". Bereits in den Sommern 1972 und 1975 reisten sie in das Gebiet von Rustenburg nach Südafrika [38, 39], um mit stabil montierten Newton-Teleskopen und mitlaufenden Kleinbildkameras die Prachtobjekte des südlichen Sternenhimmels zu erfassen. Auf den frühen Würzburger VdSFrühjahrstagungen berichteten sie über ihre Ergebnisse. Eindrucksvoll und damals von ,,gewöhnlichen Sterblichen" kaum nachzuahmen war das Dreifarbenverfahren. Zunächst wurden kalibrierte Farbauszüge auf gefilterten KleinbildSchwarzweißfilmen erstellt, deren Namen so mancher junge Sternfreund von heute vermutlich noch nie gehört hat: Kodak 103 a-O, a-G und a-E. Die Auszüge wurden zum Farbkomposit zusammengesetzt [40, 41] - damals noch unter dem FotoVergrößerer in der Dunkelkammer! Zwar hat das Verfahren heute mit dem Einsatz von CCD-Kameras und entsprechenden R, G- und B-Filterungen sowie dem Hinzufügen eines Luminanzbildes und der Kompositbildung per Rechner seine verbesserte Fortsetzung gefunden. Aber - Hand aufs Herz - wer von den Lesern kennt eigentlich die hier skizzierte Vorgeschichte? Nicht zu vergessen ist Hans Vehrenberg. Der Düsseldorfer Enthusiast besaß in Falkau / Schwarzwald eine gut ausgerüstete Außensternwarte mit einer ansehnlichen Schmidtkamera. Er war außerdem als einer der Ersten in Namibia, damals noch ,,Südwestafrika", wo er das Bildmaterial für zahlreiche Bücher und Sternatlanten anfertigte. Wichtige daraus resultierende Publikationen waren u. a. sein ,,Falkauer Sternatlas" [42], der ,,Atlas Stellarum" [43] und das bekannte ,,Messier-Buch" [44].
Fazit Die beschränkten Beobachtungsmöglichkeiten innerhalb der lichtverseuchten Stadtgebiete schaffen eher Frust als astronomische ,,Aha-Erlebnisse". Daher wollten wir zeigen, dass dem engagierten Sternfreund zahlreiche Varianten offen stehen, seine astronomischen Aktivitäten nach außerhalb zu verlagern. Kann man dabei sein Steckenpferd auch noch mit seinem Urlaub kombinieren, ist das ideale Astro-Erlebnis vorprogrammiert. Daher unser Rat: Schließt Euch zusammen, plant einmal eine gemeinsame Exkursion.
Abb. 2: Hans-Günter Diederich bei der Vorbereitung einer mobilen Beobachtungsnacht im dunklen Odenwald (Aufnahme W.E. Celnik)
Sammelt Erfahrungen, welche Orte für Eure Beobachtungen am besten geeignet sind. Die mitgebrachten Ergebnisse werden für alle Mühen entschädigen!
Literaturhinweise [1] H. Heimann, 1970: ,,Bericht über den Verlauf der VdS-Sonnenfinsternis-Expedition 1970", VdS-Nachrichtenblatt 19, in: Sterne und Weltraum 9 (6/1970), 68 [2] H.-U. Keller, 1972: ,,Transsahara-Expedition zur Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis 1973 Juni 30", VdSNachrichten, in: Sterne und Weltraum 11 (7/1972), 200 [3] A. Masche, S. Voltmer, 2001: ,,Eine Weltreise zur Sonnenfinsternis", Sterne und Weltraum 40 (11/2001), 980 [4] C. Johannsen, D. Ehmann, 2002: ,,Die Reise zur totalen Sonnenfinsternis in Madagaskar", VdS-Journal Nr. 8 (I/2002), 112 [5] J. Kertzscher, 2003: ,,Schwarze Sonne Rotes Land. Planung und Verlauf einer kombinierten Deep-Sky- und SoFi-Exkursion", VdS-Journal Nr. 10 (I/2003), 119 [6] G. Meiser, P. Demy, 2003: ,,40.000 km auf dem Landweg zur Sonnenfinsternis nach Sambia und zurück", VdS-Journal Nr. 12 (III/2003) , 116 [7] C.M. Schambeck, 2001: ,,Sonnenfinsternis über Zambia", VdS-Journal Nr. 7 (II/2001), 109 [8] E.H.R. Bredner, 2003: ,,Tercidina mon amour. Völkerwanderung zum Schatten
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Abb. 3: Beispiel für eine Feriensternwarte: Die VdS-Sternwarte Volkssternwarte Kirchheim in Thüringen steht Gastbeobachtern offen. U. a. kann am hier abgebildeten 300mm-Cassegrain und an dem Schiefspiegler beobachtet und fotografiert werden (Aufnahme J. Schulz).
2003", VdS-Journal Nr. 16 (I/2005), 124 [33] K.A. Keil, 1969: ,,Die sternkundliche
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Astro-Exkursionen - ein Blick zurück
von Werner E. Celnik und Peter Riepe
Nach ersten Erkundungsfahrten heraus aus dem lichtüberfluteten Ruhrgebiet in das nahe, deutlich dunklere Sauerland begannen unsere Exkursionen mit verschiedenen Flügen nach Spanien - Costa Brava, Ibiza, Mallorca. An diesen heutigen Tourismuszentren lagen zu Beginn der siebziger Jahre noch gute Beobachtungsbedingungen vor. Die Insel Teneriffa stand im November 1977 auf dem Programm. Die
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kleine parallaktische Holz-Selbstbaumontierung stand auf einem Fotostativ, die Nachführung erfolgte per biegsamer Welle von Hand! Es war faszinierend, auf hochempfindlichem Film damals schon die Sternbilder Puppis und Vela über dem südlichen Rand der Caldera Las Cañadas aufzunehmen und im Zenit den Gegenschein des Zodiakallichtes zu entdecken.
Alpenraum Der Alpenraum war unser Exkursionsziel zwischen Ende der siebziger bis Anfang der achtziger Jahre. Fahrten mit einem VW-Bus ermöglichten die Mitnahme auch schwereren und voluminöseren Instrumentariums und führten uns mit Kameras und kleineren Teleskopen in die Südtiroler Landschaft zum 2.200 m hohen Penser Joch (Abb. 1), zum Stilfser Joch auf 2.910
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Abb. 1: Im Jahr 1981 fuhren wir mit fünf weiteren Sternfreunden in drei Fahrzeugen zum 2.650 m hohen Gaviapass in die Alpen, drei Montierungen wurden aufgestellt. (Aufnahme W. E. Celnik)
m Höhe und zum 2.650 m hohen Gaviapass (Abb. 1) [1]. Später ging es in die Westalpen zum französischen Col de la Bonette (2.820 m) und in die Schweiz auf den 3.135 m hoch gelegenen Gornergrat (Abb. 3) [2, 3], der von verschiedenen deutschen Astrofotografen bereits erkundet worden war [4]. Südlich der französischen Alpen liegt die Provence. Hier hatten die Mitglieder der Hamburger GvA lange Zeit ihre Astro-Urlaube verbracht [5,6]. Den Alpen ähnlich, aber weiter weg an der französisch-spanischen Grenze gelegen, bieten die Pyrenäen noch bessere Möglichkeiten. Auf dem 2.880 m hohen Pic du Midi befindet sich eine professionelle Sternwarte, an deren Fuß 200 m tiefer Aufstellungsmöglichkeiten für Zelte und Teleskope bestanden [7]. Vor 13 Jahren hatten wir Gelegenheit, dort Astrofotografie zu betreiben. Heute ist dieser Platz nicht mehr zugänglich, da die Anfahrtstraße für die Öffentlichkeit gesperrt ist.
Südspanien Nach dem Sammeln erster Erfahrungen mit der Rotfilterfotografie [8] setzte in den
Abb. 2: Beobachtung und Lagerleben am Straßenrand: 1977 führten wir unsere erste astrofotografische Alpen-Exkursion zum Penser Joch durch. (Aufnahme W. E. Celnik und P. Riepe)
achtziger Jahren unser ,,Run" auf Südspanien ein. Mehrfach hatten wir Gelegenheit, ausführlich über Exkursionen in die Sierra Nevada zu berichten, wo in der über 3.000 m hohen ,,Zona Alta" mit dem Pico Mulhacen und dem Pico Veleta ein ideales Exkursionsterrain vorliegt (Abb. 4) [9, 10]. Schön, dass dieses Reiseziel bis heute immer wieder von engagierten Interessenten [11] aufgesucht wird, selbst wenn die nahe gelegene Riesenstadt Granada inzwischen mit ihrer wachsenden Lichtflut deutliche Beeinträchtigungen schafft. Doch ist der Zugang zum jetzigen Naturschutzgebiet durch
behördliche Reglementierungen stark erschwert worden, wenn auch immer noch möglich.
Kanarische Inseln Gleichzeitig entwickelten sich in den achtziger Jahren die Kanarischen Inseln Teneriffa und La Palma zu Zielen deutscher Astro-Exkursionen. Dreimal besuchten wir sie [12, 13]. Wegbereiter waren aber sicherlich unsere Hamburger Freunde [14-16]. Die Hochlagen der Inseln, Standorte professioneller Sternwarten, bieten nahezu Idealbedingungen. Typisch für die Kanarischen Inseln ist, dass ober-
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halb der Passatwolken (1.600 bis 2.000 m) im Grunde fast immer klarer Himmel vorherrscht. Und so genießen Teneriffa und La Palma zurzeit immer noch höchste Priorität [17-20].
Südamerika Südamerika rief. Und so wurden Teleskope und Kameras in den Flieger nach Chile gepackt, um am 2.400 m hohen Standort ,,La Silla" der Europäischen Südsternwarte (ESO) Amateuraufnahmen des Südhimmels anzufertigen. Einige Male gestattete die ESO in den 80er Jahren Amateurastronomen den Aufenthalt auf ihrem Gelände. Ein Anlass war die Beobachtung des Kometen 1P/Halley, der 1986 eine Helligkeit von 2,3 mag und an diesem Standort fast den Zenit erreichte. Auf der Nordhalbkugel der Erde war der Komet dagegen aufgrund seiner geringen Horizonthöhe nur eingeschränkt zu beobachten. Neben der wissenschaftlichen Projektgruppe um W. E. Celnik [21, 22] war es die Interessengemeinschaft Astrofotografie Bochum (IAB) um V. Mette und S. Binnewies, die zahlreiche sehenswerte Halley-Aufnahmen gewinnen konnte [23] und auch die schönsten Südhimmelobjekte mit den damals modernen Farb- und Schwarzweißfilmen ablichtete (Abb. 5).
Ein späteres zweites von S. Binnewies u. a. an gleichem Ort durchgeführtes Projekt war die Beobachtung der Zodiakallichtstruktur mit Hilfe von Superweitwinkelaufnahmen. Auch andere Amateure hatten Zutritt zum ESOGelände [24]. Dass Südamerika aber nicht nur Chile
Abb. 8: Axel Thomas (links) und Bernd Flach-Wilken bauen im November 2001 neben dem Lager im australischen Outback die parallaktische Montierung für die Astrofotografie auf. (Aufnahme W.E. Celnik)
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ist, wurde sehr schön von bayerischen Amateuren beschrieben [25]. Nebenbei: Auch Nordamerika bietet gute Beobachtungsmöglichkeiten [26].
Namibia Obgleich die Gästefarm Etemba als erste Sternwarte im ehemaligen ,,Südwest-
afrika" bereits im Jahre 1968 in Betrieb ging [27], waren Exkursionen in diesen Teil des Erdballs doch eher selten. Zu Beginn der neunziger Jahre waren
es wenige Berichte [28, 29], die zusammen mit den Aktivitäten von Bernd Koch (damals bei der Firma Vehrenberg tätig) unsere Aufmerksamkeit auf sich zogen. Inzwischen waren wir mehrfach dort und konnten auch über die Möglichkeiten und Ergebnisse berichten [30-32]. Für astronomische Beobachtungen in Namibia ist es ratsam, eine derjenigen Gästefarmen aufzusuchen, die sich auf Astronomie spezialisiert haben: Tivoli, Niedersachsen, Okomitundu, Hakos, Rooisand - um nur fünf zu nennen [33-37]. Hier sind Teleskope vorhanden, eigene Geräte können dennoch mitgebracht werden (Abb. 6, 7). Vorteil der Gästefarmen: vor Ort werden Komfort und Service geboten! Außerdem stehen ausreichend Stromquellen für den Betrieb von Montierungen und portablen Computern zur Verfügung. In der Regel sind das
Akkuzentren, die über Dieselmotoren, Windkraft oder Sonnenenergie gespeist werden. Im Gegensatz dazu sind astronomische ,,Offroad-Exkursion" zwar abenteuerlicher, aber nur etwas für die ganz ,,Harten", und außerdem nicht ganz ungefährlich. Namibia erlebt zurzeit wohl einen astrotouristischen ,,Boom" [38-41].
Australien Eine Alternative zum südlichen Afrika bietet das australische Outback [42]. Doch ist der zu leistende Aufwand für dortige astronomische Beobachtungsprojekte ungleich größer. So dauert allein schon der Flug selbst ins nördliche Australien wesentlich länger als z. B. nach Windhoek in Namibia. An die Stelle der schon lange nicht mehr ,,günstigen" Aufenthaltskosten auf einer namibischen Astro-Farm treten die hohen Kosten für einen Outback-resistenten
Mietwagen (Abb. 8). Alles in allem wird ein Australien-Aufenthalt etwas teurer ausfallen als ein gleich langer Aufenthalt auf einer Astro-Farm in Namibia. Die längere Reisestrecke wird der abenteuerlustige Beobachter nur auf sich nehmen, wenn der Aufenthalt über längere Zeit gehen soll und auch Interesse an Land und Leuten vorhanden ist. Ein übermäßiges KomfortBedürfnis sollte zuvor abgelegt werden.
Quo vadis? Seit nunmehr über 25 Jahren sind astronomische Exkursionen ,,modern" und ,,in". Der eigentliche ,,Run" setzte ein, seit Anfang der 80er Jahre die ersten Berichte über preiswerte Exkursionen erschienen, die u. a. gute fotografische Ergebnisse auf handelsüblichen Farbfilmen präsentierten. Das war meinungsbildend: ,,Gute Ergebnisse bei geringem Aufwand und niedrigen Preisen? Das machen wir auch!" Also fuhren viele Sternfreunde hinaus aus den Städten, zum Beobachten und zur Fotografie. An sich eine gute Sache. In den letzten 10 Jahren hat sich das Bild gewandelt. CCD-Kameras und computerisierte Bildverarbeitung haben die Filme und das Fotolabor bei der Deep-SkyFotografie abgelöst. Der Sternfreund (der, von dem man liest, auf gedrucktem Papier
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Abb. 3: Winter-Beobachtungen 2000 im Schnee auf dem 3.135 m hohen Gornergrat bei Zermatt, unweit des Kulm-Hotels. Hier Blick nach Nordost. Rechts geht es 700 m abwärts zum Gornergletscher. (Aufnahme W. E. Celnik und O. Guthier)
Abb. 4: Sommer-Beobachtungen so wie hier 1983 in der Nähe des Pico Veleta in 3.208 m Höhe sind heute nicht mehr möglich: Zelte sind streng verboten.
Die Zufahrt ist reglementiert. (Aufnahme W. E. Celnik)
oder in E-Mail-Listen) verreist nicht mehr mit Kleinbildkamera und Leitfernrohr auf kleiner Montierung. Heute sind es Computer, Elektronik, große Instrumente und dicke Montierungen. Oftmals sind die Instrumente bereits so massiv geworden, dass sie fest aufgestellt, also vor Ort belassen werden. Die Ergebnisse einiger weniger herausragender Amateure, die ihr High-Tech-Equipment nicht nur benutzen sondern auch beherrschen, zählen dafür auch zu den weltbesten. So sind die astronomischen Exkursionen vielleicht wieder dort angelangt, wo sie her gekommen sind: Einige wenige außergewöhnlich erfolgreiche Amateure ,,beherrschen" die Szene mit ihren tollen Farbaufnahmen schöner Himmelsobjekte, gewonnen an exotischen Plätzen. Damals waren es 10-Zoll-Newtons und Teleobjektive, die Film im europäischen Gebirge belichteten. Heute übernehmen diese Rolle Teleskope der Halbmeter-
Abb. 5: Stefan Binnewies bei den IABTeleskopen auf dem 2.350 m hoch gelegenen ESO-Gelände ,,La Silla" in Chile 1986. (Aufnahme W. E. Celnik)
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Abb. 6 ,,Kleinere" Instrumente kann man selbst nach Übersee mitnehmen. Hier sitzt ein 200-mm-Newton-Teleskop f/4 zusammen mit einer CCD-Kamera und einigen Begleit-Optiken (u.a. ein Teleobjektiv für 6x7 Filmformat) auf einer AtluxMontierung. (Aufnahme R. Sparenberg)
Abb. 7: Ein ,,größeres" Teleskop nimmt man nur einmal mit und lässt es dann dort stehen. Dies lohnt sich jedoch nur bei regelmäßigen Exkursionen zum Zielort und bei gesicherter ,,Bewachung" des Instrumentariums. Hier der für MittelformatFotografie ausgelegte 400-mm-Hypergraph von Bernd Schröter auf Farm Tivoli in Namibia, 180 km südöstlich von Windhoek. (Aufnahme R. Sparenberg)
kategorie und CCD-Kameras der 10.000 Euro-Klasse in Übersee. Damals wie heute ging und geht der frustrierte Satz herum: ,,Da komme ich sowieso nicht heran, die sind so weit weg von mir, was soll ich da noch tun?"
Fragen und eine Antwort Muss der Amateur also heute mit einem 60-cm-Spiegelteleskop und digitaler HighTech-Ausrüstung nach Namibia fliegen, um noch ein vernünftiges Astrofoto zu erhalten? Wenn ja - wer kann das noch leisten und es sich leisten? Wenn nein - gibt es Alternativen? Immer hat es Amateurastronomen gegeben, die viel Grips und Energie in das Ziel gesteckt haben, ihre beobachtungstechnischen Grenzen hinaus zu schieben, sei es ein außergewöhnlicher Standort und/oder eine ausgefeilte technische Lösung. Das Resultat war schlussendlich immer außergewöhnlich gut. Der ,,einfache" Amateur, der vielleicht etwas neidvoll oder frustriert darauf schaut, hat zwei Möglichkeiten: Er versucht das Präsentierte nachzuahmen oder gar zu toppen, oder er erschließt daran vorbei eine ,,Marktlücke", in die er mit seinen gegebenen technischen und finanziellen Mitteln stößt. So werden wir nicht verleitet, Äpfel mit Bananen (beides ist lecker!) oder Großteleskope mit kleinen Kameras zu vergleichen. Wir kommen zu dem Schluss: So hat ein-
mal wieder jedes Teleskop seine speziellen Objekte, jede Kamera ihren Himmel und jeder Standort seine Sterne. Astronomie macht immer Spaß, gleich wo und mit welcher Ausrüstung sie betrieben wird. Und: Das Weltall erleben kann man auch ganz ohne Instrument ... [43].
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Einsteiger-Exkursion ins Münsterland
von Antonius Recker
Seit ihrer Gründung im Jahre 2003 gehöre ich der Einsteigergruppe der Fachgruppe Astrofotografie an. Am 9. Dezember 2004 war dann der große Augenblick gekommen. Auf einer Exkursion setzte ich zum ersten Mal meinen selbstgebauten 200mm-Newton f/4,5 zur fokalen Astrofotografie ein. Das Teleskop hat einen KomaKorrektor von Baader und wird auf einer Montierung EQ6 mit MCU Update und Conrad-Getrieben nachgeführt. Das geschieht manuell mit einem 114-mmNewton f/8, wobei ich ein ebenfalls selbstgebautes 10-mm-Doppelfadenkreuzokular verwende, welches mir eine 90fache Vergrößerung liefert. Vorn im Tubus hängt eine Low-Power-LED zur Feldaufhellung beim Nachführen. In die Kamera - eine Revueflex - lege ich den Kodak Ektachrome 200 als Astrofilm ein.
aber wohl noch etwas feiner justieren muss, denn es könnte mit der Schärfe noch etwas besser gehen. Die Fotos sind ein wenig herausvergrößert, um die
Vignettierung abzuschneiden, zum Glück war da nichts Interessantes mehr am Rand des Dias. Gescannt sind die Bilder mit dem Epson Perfection 2400 Photo Flachbett-
Zur Astrofotografie fahre ich von meinem Wohnort Nottuln-Appelhülsen in den Merfelder Bruch bei Dülmen. Dort ist der Himmel ziemlich dunkel. So kann ich mit der beschriebenen Ausrüstung bei guter Transparenz bis zu 15 Minuten belichten. Scharf gestellt wird mit einem selbstgebauten Messerschneidenaufbau, den ich
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Abb. 1: Plejaden (M 45), Belichtungszeit 15 Minuten auf Ektachrome 200 mit Newton 200/900 mm.
A S T R O N O M I S C H E E X K U R S I O N E N 17
scanner mit integrierter Durchlichteinheit. Die Bildbearbeitung mache ich mit Gimp, aber da bin ich noch totaler Anfänger. Aus den Bildern ist bestimmt noch etwas mehr herauszuholen. Speziell bei M 42 habe ich noch Aufnahmen mit 2,5, 5 und 15 Min. Belichtungszeit. Wenn man die aufaddiert oder mittelt und auch sonst noch richtig bearbeitet, ist da sicher noch etwas zu machen. Bei dem schlechten Wetter habe ich aber sicher jetzt genug Zeit, mich einmal in diesem Bereich etwas zu betätigen.
Abb. 2: Orionnebel (M 42), Belichtungszeit 10 Minuten auf Ektachrome 200 mit
Newton 200/900 mm.
Die Alpen als Exkursionsziel?
von Bernd Gährken
Während Mond- und Planetenbeobachtung auch problemlos in der Stadt möglich sind, wird für die Beobachtung von lichtschwachen Sternhaufen, Galaxien und Gasnebeln unbedingt ein dunkler Himmelshintergrund benötigt. Die in den letzten Jahren beständig gewachsene Zahl von Straßenlaternen, Skybeamern und Fassadenbeleuchtungen hat dazu geführt, dass es in Deutschland keine guten Standorte mehr gibt. Deshalb muss der Amateurastronom weite Wege auf sich nehmen, um noch ein akzeptables Plätzchen zu finden. Die Lichtverschmutzungskarten zeigen, dass es noch in den Hochalpen, in Mecklenburg und auf einigen Nordseeinseln halbwegs brauchbare Bedingungen gibt. Zwar hat auch in den Alpen in den letzten Jahren die Besiedlung zugenommen, doch in den Ostalpen gibt es immer noch einige große Gletschergebiete, die nahezu unbewohnt sind. Die Berge südlich von München sind etwas weniger gut geeignet. In Tirol sind die Alpen so schmal, dass sie in rund drei Stunden Autofahrt bequem
durchquert werden können. Die Lichtverschmutzung der norditalienischen Großstädte ist schon zu spüren. Entlang der Inntalautobahn gibt es ebenfalls einige größere Ortschaften mit störender Wirkung. Die besten Bedingungen herrschen noch entlang des Hauptkamms. Gut zu erreichen sind Standorte am Brenner, im Ötztal oder Zillertal. Allerdings gibt es nur wenige Straßen, die aus der Tallage auf die Berge führen und so eine freie Sicht ermöglichen. Probleme gibt es besonders im Winter. Gut geeignet sind die Passstraßen. Die großen Pässe werden so lange wie möglich frei gehalten. Gesperrte Straßen sollten nur von Ortskundigen befahren werden. Oft entwickeln sich Wege, die bei Tag noch gut passierbar sind, in der Nacht zu gefährlichen Rutschbahnen. Auf ihnen sind schon einige Astronomenautos zu Schrott gefahren worden. Die großen Skigebiete haben eine verkehrstechnisch günstige Anbindung und bieten eine gute Orientierung. Allerdings haben sich die Nachtskianlagen in der letzten Zeit zu einer wahren Pest entwickelt.
Abb. 1: Die Beobachtungsbedingungen sind in den Ostalpen (blau) noch am besten.
Das Flutlicht wird vom hellen Schnee besonders gut reflektiert, so dass über mehrere Kilometer eine Lichtglocke zu sehen ist. Durch ihre große Höhe wirken die Alpen als Wetterscheide. Während auf der Nordseite weniger als 20 % der Nächte astrotauglich sind, liegt der Anteil auf der Südseite über 30 %. Bei astronomischen Großereignissen ist die Alpensüdseite daher als Standort strategisch günstiger. Mit über 50 % Wahrscheinlichkeit ist von München aus innerhalb von 4 Stunden Autofahrt eine Wolkenlücke zu erreichen. Falls es einmal auf der Nord- und Südseite zugleich gutes Wetter geben sollte, so ist die Nordseite meist zu bevorzugen. Südlich des Hauptkamms ist die Luftfeuchtigkeit oft etwas größer und die Transparenz etwas geringer. Die Luftfeuchtigkeit ist besonders im Herbst und Winter ein Problem. In den Tallagen sowie im Voralpenland kann sich zäher Nebel oder Hochnebel bilden. Wenn es gelingt in den Bergen aus dem Nebel herauszufahren, kann man phantastische
Nächte erleben. Die Lichtverschmutzung wird von unten weitgehend abgeblockt. Dadurch sind Grenzgrößen von mehr als 7 mag durchaus möglich. Die Luft kann dabei so trocken werden, dass die Kleidung durch elektrostatische Aufladung knistert. In einer derartigen Situation
VdS-Journal Nr. 17
18 A S T R O N O M I S C H E E X K U R S I O N E N
liegt der Unterschied zu Namibia nur noch bei wenigen zehntel Magnituden. Doch leider sind solche Topnächte an einer Hand abzuzählen. Meist muss man sich mit weniger zufrieden geben und seinen Beobachtungsplan flexibel an die Bedingungen anpassen. Gute Transparenz ist nicht immer mit guter Luftruhe verbunden. Bei den häufigen Föhnwetterlagen gibt es zwar eine sehr gute Durchsicht aber ein lausiges
Seeing. Das Seeing ist allerdings auch ortsabhängig. Im Hochgebirge ist die Wirkung der Fallwinde meist stärker zu spüren. Bei seeingkritischen Objekten werden daher die Hügel des Vorlandes von vielen Amateuren bevorzugt. Dabei spielt sicher auch die Entfernung eine Rolle. Der Himmel mag am Nordkamm etwas heller sein als am Hauptkamm, doch dafür sind die Berge dort von München aus nur halb
so weit entfernt. Wo man wann am besten beobachten kann, ist oft schwierig zu entscheiden. Das Wetter in den Alpen kann sehr wechselhaft sein. Brauchbare Prognosen gibt es unter: http://www.alpenwetter.com/ und http://www.br-online.de/news/wetter/ berg-wetter.shtml
Königsleiten - Standort des höchstgelegenen Planetariums Europas
von Petra Mayer
Abb. 1: Urwüchsige Landschaft im Nationalpark Hohe Tauern
Königsleiten, bekannt durch seine grandiosen Wasserfälle und urwüchsigen Landschaften im Nationalpark Hohe Tauern in Österreich (Abb. 1 und 2) gelegen, lässt seine Besucher nicht nur die Faszination wilder Natur erleben.
Auch das Planetarium Königsleiten gehört zu den Anziehungspunkten. Mit 1.600 m Höhe ist es Europas höchstgelegenes Planetarium. Die in einer Ferienanlage mit dem schönen Namen ,,Sterngucker" gebaute Einrichtung bietet ihren Gästen eine direkte Verbindung mit der Sternwarte (Hauptinstrumente: 60-cm-Cassegrain-Reflektor, 20-cm-Zeiss-Refraktor und 25x150 Fujion-Grossfeldstecher) (Abb. 3). Die Besucher erleben so neben der Planetariumsvorstellung auch den tatsäch-
Abb. 2: Anreise nach Königsleiten
lichen Blick zum Sternenhimmel. Das Planetariumsprojektionsgerät, ein ZKP 3 von der Firma Carl Zeiss Jena, wurde im Frühjahr 1997 geliefert. Es zeigt über 7.000 Sterne des nördlichen und südlichen Sternenhimmels sowie Sonne, Mond und die fünf mit dem bloßen Auge sichtbaren Planeten. Als Projektionsfläche dient eine Kuppel mit 7 m Durchmesser, in der bis zu 50 Personen Platz finden. Diese sehr
gelungene Kuppelkonstruktion lieferte die
Baufirma Empl. Hauptsponsor des
Planetariums ist Dipl.-Ing. Ottmar Beck,
ein von der Astronomie begeisterter
Architekt, dessen Hauptwirkungsstätten in
München und Königsleiten zu finden sind.
Darüber hinaus bezuschusste das
Bundesland Salzburg den Bau. In der
Volkssternwarte München hat das
Planetarium eine sehr vielfältig unterstüt-
zende Partnersternwarte.
Schwerpunkt der Arbeit in Königsleiten ist
jedoch die Information einer breiten
Öffentlichkeit über die Himmelskunde. Im
Planetarium und an
den Fernrohren
werden interessier-
ten Besuchern all-
gemeinverständlich
die Zusammen-
hänge im Sonnen-
system, in unserer
Milchstraße und im
gesamten Univer-
sum erläutert sowie
die
schönsten
Himmelsobjekte
vorgeführt (Abb. 4).
Die Sternwarte Königsleiten arbeitet auch
als Gründungsmitglied von IPOC (Inter-
national Public Observatories Coopera-
tion) intensiv mit anderen Volksstern-
warten und astronomischen Einrichtungen
zusammen.
Kooperationspartner sind hierbei z. B.:
Salzburger Sterngucker (,,Hausverein" der
Sternwarte Königsleiten); Volkssternwarte
München; Amateurastronomen-Max-
Valier Bozen; Beobachtergruppe des
Deutschen Museums, München; Cuno-
Hoffmeister-Sternwarte, Namibia; Astro-
VdS-Journal Nr. 17
PST DIE NEUEN
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gefahrlos, wie sich auf der brodeln-
den Sonnenoberfläche neue Flecken
bilden oder Protuberanzen hundertau-
sende Kilometer in die Höhe geschleudert
werden. Das PST macht erstmals dem Beob-
achter mit begrenztem Budget die Welt unseres Zentralgestirns
zugänglich. Ausgedehnte Fackelgruppen, die Veränderungen in den
Granulen der Chromosphäre, Protuberanzen und die Wanderung der
Fleckengruppen können mit dem PST beobachtet werden. Dabei
wird jegliche gefährliche Strahlung vom Beobachter ferngehalten;
diese Art der Sonnenbeobachtung ist nicht nur spannend, sondern
vollkommen risikolos.
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20 A S T R O N O M I S C H E E X K U R S I O N E N
Abb. 3: ,,SternguckerHotel" mit der dort integrierten Sternwarte und Planetarium
Anschriften: Sternwarte und Planetarium Königsleiten Königsleiten 29 A-5742 Wald im Pinzgau Telefon: +43 / 65 64 / 2 00 14 Telefax: +43 / 65 64 / 2 00 15 E-Mail: sternwarte.kgl@aon.at
nomical Association of South Africa; Sternwarte Hotel Kairaba Beach, Gambia; und nicht zuletzt die größte und modernste Sternwarte, die Europäische Südsternwarte (ESO), Chile und Garching bei München. Mit dem Astrophysiker Dr. Heinz Tiersch ist die Sternwarte Königsleiten in internationale Forschungsarbeiten - insbesondere bezüglich der Erkundung ferner Galaxien - eingebunden. Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Untersuchungen liegt auf dem Gebiet der Wechselwirkungen von Sternsystemen. Im Rahmen dieser Untersuchungen steht die Sternwarte Königsleiten in permanenter, manchmal auch nur temporärer Zusammenarbeit mit mehreren astronomischen Instituten der Welt wie dem: Astrophysical Observatory Byurakan, Armenia; Special Astrophysical Observatory Zelenchuk, Russia; INAOE Tonantzintia, Mexiko; Observatory San Pedro Martir Ensenada, Mexiko; MPE
geworben vom Ferienclub Königsleiten MWFK des Landes Familie Obermoser Brandenburg, der A-5742 Wald/Königsleiten Deutschen For- Telefon: +43 / 65 64 / 87 70 schungsgesellschaft Telefax: +43 / 65 64 / 87 70-40 sowie dem Deut- E-Mail: sterngucker@koenigsleiten.at schen Akademischen Austauschdienst. All diese Dinge erfuhr ich bei meinen Besuchen in Königsleiten. An der Sternwarte beobachteten wir im Herbst 2004 ausgiebig Merkur (Abb. 5) bei seiner größten westlichen Elongation am Morgenhimmel. Auch entstanden faszinierende Aufnahmen am 60-cmCassegrain-Reflektor und am 20-cmZeiss-Refraktor (Abb. 6). Für astronomisch Begeisterte ist Königsleiten ein Abb. 4: attraktiver Stand- Aufnahme des Orionnebels von Petra Mayer mit
Digitalkamera Nikon Coolpix 5400, 30 s belichtet.
Abb. 5: Merkur am Morgenhimmel des 10.9.2004, Aufnahme von Petra Mayer mit Digitalkamera Nikon Coolpix 5400.
Garching, Deutschland; Astrophysikalischen Institut Potsdam, Deutschland; Royal Observatory Edinburgh, GB; Jet Propulsion Laboratory Pasadena, USA. Die Forschung in der Sternwarte Königsleiten wird vom Förderverein Sternwarte Königsleiten e. V. München finanziell getragen. Drittmittel wurden bislang ein-
VdS-Journal Nr. 17
ort, um Beobachtungen am Sternenhimmel in ausreichender Dunkelheit und guter Höhenlage zu erleben.
Abb. 6: Mondsichel am 20-cm-Zeiss-Refraktor fotografiert von Petra Mayer mit Digitalkamera Nikon Coolpix 5400.
A S T R O N O M I S C H E E X K U R S I O N E N 21
Astronomie auf dem Dach Europas - Astronomische Exkursionen zum Gornergrat
von Otto Guthier und Werner E. Celnik (Astronomische Arbeitsgemeinschaft Gornergrat - AAG)
Von vielen Sternfreunden werden hochalpine Beobachtungsplätze aufgesucht, um fernab von lichtverschmutzten Städten astronomische Beobachtungen unter günstigeren Bedingungen durchführen zu können. Mehrfach wurde der 3.150 Meter hoch gelegene Gornergrat bei Zermatt in den Walliser Alpen als Beobachtungsort beschrieben [1]. An dieser Stelle soll über die Möglichkeiten und Kosten eines einwöchigen Aufenthaltes berichtet werden.
Der Gornergrat / Zermatt Das zu den Südwestalpen zählende Wallis bietet eine für Mitteleuropa hohe Anzahl an Sonnentagen. Das rund 150 Kilometer
lang gestreckte Gebiet wird von über 30
Viertausendern umschlossen und gilt als
eine der trockensten Regionen im gesam-
ten Alpenraum. Mit über 200
sonnigen Tagen im Jahr
nimmt der Höhenzug
des Gornergrats
dabei
eine
Spitzenposi-
tion ein. Trotz (oder gerade wegen) der Höhe gestatten die Ortsverhältnisse ausgiebige Beobachtungsmöglichkeiten für Amateur-Astronomen. Der Vorteil, der diese Lage bietet, wurde auch von Profiastronomen erkannt, die zwei Sternwarten in dieser Höhe errichtet haben (Abb. 1). Der Grat verläuft in west-östlicher
Richtung und fällt steil nach beiden Seiten ab. Am westlichen Ende befindet sich in 3.089 Meter Höhe die Bergstation der Gornergrat - Monte Rosa Bahn, sowie das höchstgelegene Hotel
Abb. 1: Die beiden Teleskopkuppeln auf dem Kulmhotel am Gornergrat werden von wissenschaftlichen Instituten in Köln und Bologna betrieben. Sie bergen Instrumente für die Infrarot- und Submm-Wellen-Astronomie. (Aufnahme W.E. Celnik)
VdS-Journal Nr. 17
22 A S T R O N O M I S C H E E X K U R S I O N E N
Abb. 2: Astronomische Instrumente müssen auf festem Grund errichtet werden. Hier fällt der Gornergrat steil nach Süden zum 700 m tiefer gelegenen Gornergletscher ab. Im Hintergrund das Monte-Rosa-Massiv mit dem zweithöchsten Gipfel der Alpen. (Aufnahme W.E.Celnik)
(Abb. 2). Für die Zeit von Ende November bis April ist mit reichlich Schnee zu rechnen. Wer seine astronomischen Instrumente in dieser Höhe errichtet hat, wird durch atemberaubende Blicke auf einen alpinen Sternenhimmel entlohnt (Abb. 3 und 4). Die Temperaturen können in den
Europas, das Kulmhotel. Dieses Hotel ist per Zahnradbahn in fünfzig Minuten von Zermatt aus bequem zu erreichen. Dabei wird eine Höhe von 1.500 Meter überwunden, stets im Blickfeld befindet sich das alles überragende Matterhorn. Die bereits im Jahr 1896 erbaute Strecke und Anlage bietet dem Fahrgast ein atemberaubendes Erlebnis. Die Fahrt ist ein Genuss und noch heute gehört sie zu den kühnsten Bergbahnen der Erde. Vom Bahnhof wird das Gepäck in das rund 200 Meter entfernte Hotel befördert - dabei ist das freundliche Hotelpersonal gerne behilflich. Die Aussicht auf die Berg- und Gletscherwelt (mit insgesamt 29 Viertausendern der Alpen) ist großartig und entschädigt für die Mühen der Anreise. Die dünnere Luft in dieser Höhe veranlasst die Besucher allerdings zu gemächlichen Schritten ...
Astroexkursionen Die mitgeführten Gerätschaften und Ausrüstungsgegenstände der Sternfreunde müssen vom Hotel aus auf eine ca. 30 Meter höher gelegene Erhebung (,,Kulm") befördert werden, dem höchsten Punkt und eigentlichen Gornergratplateau. Diese letzten Höhenmeter sind im Winter bei entsprechenden Schneehöhen oft beschwerlich und nicht ganz einfach zu bewältigen. Sind alle Geräte vor Ort, gilt es im Winter ein entsprechendes Schneeloch auszuheben, um die Säule der parallaktischen Montierung auf festen Boden aufzustellen
VdS-Journal Nr. 17
Abb. 3: Der große Orionnebel M 42 ist zwar auch bei hellem Himmel erkennbar, bietet im Hochgebirgshimmel jedoch einen überwältigenden Detailreichtum an Nebelfilamenten. Hier eine aktuelle Aufnahme auf dem Gornergrat mit Bresser Mizar Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220/1880 mm, als Komposit zweier Belichtungen: a) vom 8.1.2005, 90 Minuten belichtet auf 6x6-Farbdiafilm Fujichrome ISO 400 (Push1x), b) vom 31.10.2002, 60 Minuten belichtet auf 6x6Farbdiafilm Ektachrome ISO 200. Digitale Bildbearbeitung mit Photoshop 7 und NEAT Image. (W.E. Celnik)
A S T R O N O M I S C H E E X K U R S I O N E N 23
Wintermonaten unter die -20 Grad C Marke fallen, was für ausgiebig-lange Beobachtungsnächte nicht gerade förderlich ist. Warme Kleidung und gutes, isolierendes Schuhwerk mit rau profilierten Sohlen sind absolute Voraussetzung für Beobachtungen in dieser Höhe. Für gewöhnlich liegen die Temperaturen in den Wintermonaten zwischen -5 und -15 Grad C bei einer Luftfeuchtigkeit, die oft unter der 30%-
Abb. 5: Auf dem großen Parkplatz in Täsch muss das Gepäck für den Transport bis
Zermatt vom Auto auf Caddys (Pfand: 5 SFr.) umgeladen werden.
(Aufnahme O. Guthier)
Abb. 6: Gruppenbild der Teilnehmer am 5. Astronomie-Seminar (Januar 2005) auf dem Gornergrat. (Aufnahme O. Guthier)
Abb. 4: Komet Machholz 2004 Q2 und die Plejaden (M 45) am 7.1.2005. Aufnahme auf dem Gornergrat mit einem 300/990 mm Deltagraphen auf Fujichrome ISO 400 6x7-Farbdiafilm, ab 20:36 UT 14 Minuten belichtet. (Aufnahme O. Guthier, Bildbearbeitung W.E. Celnik)
Marke zu liegen kommt. Nicht selten wer-
den aber auch Werte von unter 10%
erreicht!
Die Luftruhe (wichtig für Beobachtungen
mit höherer Auflösung) ist im Winter deut-
lich besser als im Sommer. Dies liegt am
steilen Südhang, der sich im Sommer auf-
heizt und in der ersten Nachthälfte seine
Wärme abstrahlt. Im Winter ist der Hang
schneebedeckt und die Abstrahlung und
somit die Luftunruhe sind sehr schwach.
Das Zwei-Sterne-Hotel ,,Kulm" mit den
warmen Unter-
künften und der
guten schweizeri-
schen Küche bie-
tet den Stern-
freunden Sommer
wie Winter ein
Ambiente zum
Wohlfühlen.
Allerdings wird
das Hotel von
Sommer
bis
Winter 2005 kom-
plett umgebaut,
um den Gästen
zukünftig noch
mehr Service bie-
ten zu können.
Dieser Beobacht-
ungsort kann, entsprechende Vorbereit-
ungen vorausgesetzt, Sternfreunden als
Exkursionsziel empfohlen werden. Die
relativ gute Verbindung per Bahn oder per
Auto (ca. 540 Kilometer ab Frankfurt) bie-
tet die Chance auch eine umfangreiche
Astro-Ausrüstung mitführen zu können
und auf die vertrauten Instrumente nicht
verzichten zu müssen. Auch Geräte mit
400 mm Öffnung haben bereits den Weg
zu diesem Beobachtungsplatz gefunden!
Als beste Reisezeit gelten die Monate
Oktober bis April, wenn durch die niedri-
gen Temperaturen die Atmosphäre deutlich
auskühlt und die Luftfeuchtigkeit beson-
ders niedrig ist. Bei entsprechender
Wetterlage sind auch in den Sommer-
monaten tolle, klare Nächte zu erwarten.
VdS-Journal Nr. 17
24 A S T R O N O M I S C H E E X K U R S I O N E N
Kosten Die Schweiz gilt nicht gerade als günstiges Reiseland, weshalb hier die Kosten (gültig für 2005) eines einwöchigen Aufenthaltes genannt werden sollen. Die Anreise per Bahn ist ab Frankfurt, bei entsprechend früher Reservierung, bereits für etwa 150 Euro möglich. Bei einer Anreise per PKW entstehen Kosten für die Autobahnvignette, eine mögliche Autoverladung durch den Lötschbergtunnel und für den Parkplatz in Täsch (Zermatt ist autofrei) in Höhe von 110 Euro (Abb. 5). Die Bahnfahrt Täsch-Zermatt-Gornergrat und retour kostet weitere 55 Euro. Die Kosten für den Aufenthalt im Hotel schwanken, saisonal bedingt, zwischen 75 und 95 EUR (Halbpension und EZ) pro Tag. Für einen einwöchigen Aufenthalt sind somit Kosten zwischen 700 und 850 EUR für Anreise und Unterkunft realistisch. Die astronomische Arbeitsgemeinschaft Gornergrat (AAG), eine Interessengemeinschaft von 10 Sternfreunden aus Deutschland, verfügt über eine stabile Säule und eine deutsche Montierung (WAM 650) der Firma Kohler, die sich auf dem Aussichts-Plateau des Gornergrates befinden. Die AAG ist gerne bei der Realisierung eines Beobachtungsaufenthaltes behilflich und kann den interessierten Astro-Gästen einen kleinen Rabatt auf die Hotelkosten ermöglichen. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite
der AAG [2].
Außerdem bietet
die AAG seit dem
Jahr 2000 ein-
wöchige Seminare
,,Praktische Astro-
nomie für Ein-
steiger mit Grund-
kenntnissen" an,
die von den Au-
toren durchgeführt
werden [3]. Das
fünfte Seminar mit
16 Teilnehmern
(Abb. 6) fand vom
2. bis 8. Januar
2005 im Kulm-
hotel statt. Sechs
sternklare Nächte
ermöglichten einer Abb. 7:
begeisterten Gruppe Wie hier im Januar 2005 bringen die meisten
von Sternfreunden Seminarteilnehmer ihre eigenen Instrumente mit, für Lehr-
das Beobachten und Demonstrationszwecke stehen aber auch die Teleskope
des Winterstern- der Seminarleiter zur Verfügung. Das Beobachtungsplateau
himmels an den bietet reichlich Platz für alle. (Aufnahme W.E. Celnik)
mitgeführten
Instrumenten (Abb. 7).
Literaturhinweise
[1] O. Guthier, 1999: ,,Astronomie auf dem
Astronomie auf dem Dach Europas ist ein
Dach Europas - der Gornergrat über
Erlebnis der besonderen Art! Interessierte
Zermatt", VdS-Journal Nr. 2 (1999), 90
Sternfreunde können sich gerne an die [2] Homepage der Astronomischen
Autoren zwecks eines Beobachtungs-
Arbeitsgemeinschaft Gornergrat:
aufenthaltes wenden.
www.gornergrat.de
[3] E. Suter, 2005: ,,Gornergrat-Seminar
2003", VdS-Journal Nr. 16 (I/2005), 124
IMPRESSUM
VdS-Journal für Astronomie · Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V.
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Beiträge werden erbeten an: VdS-Geschäftsstelle, Am Tonwerk 6, D-64646 Heppenheim und an die Redakteure der VdS-Fachgruppen (siehe Redaktionsliste). Redaktionsschluß für die Ausgabe Nr. 18 ist der 28.05.05, für Ausgabe Nr. 19 der 17.09.05. Mit dem Einsenden gibt der Autor sein Einverständnis zum Abdruck im ,,VdS-Journal für Astronomie". Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die abgedruckten Texte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
VdS-Journal Nr. 17
A S T R O N O M I S C H E E X K U R S I O N E N 25
Sterne über Libyen
von Andre Schultz
Im Jahre 1997 machten vier Freunde und ich eine vierwöchige Libyen-Reise. Wir waren in zwei Geländewagen unterwegs durch die Sahara, die Fahrt hatten wir selbst organisiert. Auf dem Rückweg vom Waw an Namus, dem berühmten Mückenkrater, zurück zur Küste kamen wir am 20. Oktober in die kleine Oasensiedlung Al Fogha. Als die Anwohner merkten, wer sich da in ihrer Nachbarschaft ein Nachtlager sucht, kamen ein paar Vertreter des Dorfes und brachten uns Brot vorbei. Die Verständigung erfolgte in Französisch und ein paar Brocken Arabisch. Die Libyer waren überhaupt bemerkenswert freundlich zu uns.
Nach Einbruch der Dunkelheit wurde ein Lagerfeuer unter den Palmen entfacht, die Einheimischen waren auch dabei. Ich ging dann mit meinem kleinen Fotostativ und meiner Kamera hinter einen Tamariskenstrauch, um nicht direkt vom Feuer geblendet zu werden und richtete die Kamera auf den Himmel. Mit der Spiegelreflex Revue AC 2 und Objektiv Porst 35 mm belichtete ich 25 Minuten auf Fuji Sensia 200. Einige Palmen, angestrahlt vom Lagerfeuer, sollten mit im Bild sein. Ich hätte aber nicht gedacht, dass sie in solchen Farben zur Geltung kommen. Der Himmelsausschnitt zeigt links oben die Cassiopeia. Die
Milchstraße erschi-
en in atemberau-
bender Klarheit. Es
gibt in der Gegend
Adler/Schwan
einen Milchstraßen-
arm, den ich bei uns
erst ein einziges
Mal gesehen habe.
In Libyen fällt er
einem schon bei
einem flüchtigen
Blick und nicht
ganz
klarem
Himmel auf. Einen
so klaren Sternen-
himmel wie in der
Sahara habe ich bis-
her nur in Namibia
und auf den Male-
diven erlebt.
Abb. 1: Strichspuraufnahmen kann man auch ohne Montierung machen: Andre Schultz nahm dieses schöne Stimmungsfoto am Lagerfeuer in der libyschen Sahara auf. (Aufnahmedaten im Text)
VdS-Journal Nr. 17
26 A S T R O N O M I S C H E E X K U R S I O N E N
Astronomie auf Teneriffa
von Michael Mushardt
,,Die Insel des ewigen Frühlings" hat schon Alexander von Humboldt Teneriffa genannt. Wenn man zu einem astronomischen Urlaub dorthin reist, mag es Momente geben, in denen man diese Aussage nicht unbedingt nachvollziehen kann ...
Wieso soll man eine astronomische
Urlaubsreise überhaupt unternehmen?
Dafür kann es mehrere Gründe geben.
Zum einen ist das deutsche Wetter den
Urania-Jüngern nicht immer gewogen, so
dass der begeisterte Sternfreund wolkenär-
mere Gefilde aufsuchen möchte. Weiterhin
lockt der südliche Himmel mit prachtvol-
len Objekten, die sich für die nordeuropäi-
schen Beobachter unter dem Horizont auf-
halten. Schließlich können die Interessen
eines Familienurlaubes mit denen eines
Astrourlaubes kräftig kollidieren, denn ein Abb. 1:
permanent übernächtigtes Familien- Die Teilnehmer des 2.TTC mit dem Teleskopen vor dem Gipfel des Teide.
mitglied und umfangreiches Zusatzgepäck
bieten reichlich Zündstoff.
Eine astronomische Reise, allein oder mit Völlig erschöpft kommt er wieder zu bereits mehrmals auf Teneriffa war, nutze
Gleichgesinnten, kann hier helfen. Der Hause an und findet meist kein Ver- ich diese Gelegenheit, um die Insel kurz
Sternfreund verbringt wunderschöne Tage ständnis, wenn er nun wirklich urlaubsreif vorzustellen.
mit Schlafentzug und bekommt von den ist.
Was zeichnet Teneriffa astronomisch aus?
Schönheiten eines Urlaubsgebietes oder In diesem VdS-Journal sollen astronomi- Zunächst ergeben sich durch die Lage auf
der unberührten Natur nicht viel zu sehen. sche Reiseziele vorgestellt werden. Da ich 28 Grad Nord reizvolle Möglichkeiten, südli-
che Objekte gut 20 Grad höher als von
Deutschland aus zu beobachten. Teneriffa
ist vulkanischen Ursprungs, der Pico del
Teide ist mit 3.718 Metern der höchste
Berg Spaniens. Die Vulkanlandschaft, die
Cañadas del Teide, liegt oberhalb 2.000
Metern, damit ist man meist über den dort
vorherrschenden Passatwolken. Gut ausge-
baute Straßen ermöglichen eine relativ
schnelle und problemlose Auffahrt zu
guten Beobachtungsplätzen. So kann man
aus einem preiswerten Pauschalurlaub
leicht einen Astrourlaub machen. Wer nicht
nachts Auto fahren mag, kann sich im 4-
Sterne-Hotel ,,Parador de Cañadas del
Teide" einquartieren und hinter dem Hotel
auf 2.200 Metern dicht beim Bett beobach-
ten.
Wegen dieser Voraussetzungen wurde
1986 von der VdS eine Reise zur
Beobachtung des Halleyschen Kometen
organisiert, bei der ca. 30 Sternfreunde die
astronomischen Qualitäten dieser Insel
schätzen lernten. Zum Beispiel kann man
Abb. 2:
im Frühjahr den großen Kugelsternhaufen
Fokalfoto des Lagunennebels durch den 10-Zoll-Newton mit f = 1.500 mm auf
Omega Centauri (immerhin 14 Grad über dem
Farbdiafilm Ektachrome 200 pro. (Aufnahme Klaus-Peter Schröder)
Horizont) und weitere südliche Objekte
VdS-Journal Nr. 17
A S T R O N O M I S C H E E X K U R S I O N E N 27
wie das Kreuz des Südens sehen. In den Frau und ich mit vielen anderen Meteor-
Jahren danach fuhren zunehmend beobachtern im November 2002 zu einem
Sternfreunde auf die Insel, viele übernach- Kurzurlaub auf Teneriffa, um den letzten
teten auf ca. 1.600 Meter in Vilaflor im Leonidensturm zu erleben. Hinter dem
Südwesten der Insel und mussten dann Hotel hatten wir Ruhe, denn die astrono-
nicht mehr so weit fahren. Das Hotel misch interessierten Einwohner stürmten
Parador war die alternative Anlaufstelle. zu Hunderten in die Cañadas, um das
1997 stationierten einige Amateure um Finale der Sternschnuppen zu erleben.
Klaus-Peter Schröder dort mehrere Eine Wolkenbank vereitelte leider in der
Teleskope, unter anderem einen 25-Zoll- entscheidenden Stunde die Beobachtung
Dobson [1].
dieses Schauers.
Ich war 1996 das erste Mal auf Teneriffa.
Es sollte ein ganz normaler Urlaub wer- Wie kann man Teneriffa als
den, doch der Komet Hyakutake zwang Astrourlaubsziel charakterisieren?
mich dazu, das Angebot eines · Mit 4 Stunden Flug ist die Insel relativ
Regensburger Teleskopsammlers anzuneh-
schnell zu erreichen, reine Flugpreise lie-
men, und so reisten meine Frau und ich mit
gen aktuell je nach Saison bei ca. 280
einem 6-Zoll-Maksutov und einer SP-
Euro für Hin- und Rückflug.
Montierung im Gepäck und machten · Die Kraterebene des Vulkans bietet
nachts die Cañadas unsicher. Die Leoniden
reichliche Aufstellmöglichkeiten für
führten mich 1999 zum zweiten Mal nach
Teleskope, nachts ist der Autoverkehr
Teneriffa, im Hotel Parador hatten wir
gering.
Glück mit dem Wetter und
konnten einen Meteorsturm
erleben. Bei diesem Aufenthalt
brüteten wir die Idee für ein
Teleskoptreffen auf Teneriffa
aus, das TTC, Tenerife
Telescope Convention.
Das erste TTC fand dann im
April 2002 mit 16 Teilnehmern
statt, Schwerpunkt bei den
Vorträgen war ein CCD-Work-
shop. Während der Nächte hat-
ten wir unter klarem Himmel
zeitweise mit Schneegraupel zu
kämpfen, die Graupel wehten
mit dem Wind aus den tiefer
liegenden Wolken hoch. (Wie Abb. 3:
war das mit den ,,Inseln des Webcamworkshop beim 2.TTC.
ewigen Frühlings"?) Bei mei-
nem ersten Messier-Marathon
konnte ich am 11.4. noch 106
der 110 Objekte erwischen.
Das zweite TTC folgte im
September 2003. Der Schwer-
punkt waren diesmal Webcam-
Beobachtungen der Planeten,
speziell Mars. Dieses Treffen
war Kräfte raubend, wir hatten
durchgehend klare Nächte und
wenig Schlaf. Trotzdem fand
tagsüber das Vortragspro-
gramm statt und wir unternah-
men Ausflüge auf der Insel.
Anfang April 2005 findet das
dritte TTC statt, Schwerpunkt
wird die Fotografie mit Digital-
kameras sein. Weitere Berichte
zu den Treffen unter [2].
Abb. 4:
Zwischendurch waren meine Nächtliches Einrichten für die Astrofotografie.
· Ein Pauschalurlaub ist preiswert, mit einem Mietwagen fährt man dann jede Nacht hoch in die Cañadas. Für einen Mietwagen muss man pro Tag ca. 20 Euro rechnen. Die Buchung aus Deutschland ist nicht viel teurer als vor Ort, dafür steht der Wagen am Flughafen gleich bereit.
· Der Himmel ist recht gut, Grenzgröße ist meist deutlich über 6 mag. Das Seeing schwankt je nach Standort zwischen phantastisch und nicht berauschend. Die touristischen Zentren liefern eine sichtbare Aufhellung des Himmels, trotzdem sind beeindruckende Beobachtungen möglich. Bereits mit einem kleinen Feldstecher ist der Anblick der Milchstraße unvergesslich. Der gesamte Skorpion ist zu sehen, das Milchstraßenzentrum wirft Schatten, von der Venus kann man auf hellen Flächen fliegende Schatten beobachten. Der Aufgang von Omega Centauri über den Bergen ist ein unbeschreiblicher Anblick. Mein 10-ZollReisedobson ,,Rosebud" [3] hat mich auf den meisten Touren nach Teneriffa begleitet, unter dem dortigen Himmel ermöglicht ein 10Zöller die Beobachtung extrem lichtschwacher Objekte. · Das Freigepäck der Luftfahrtlinien beschränkt die Ausrüstung. Charme kann helfen, auch mehr als 20 kg ins Flugzeug zu bekommen. Mein aktueller Rekord liegt bei etwas über 60 kg ... · Bei Übernachtung im Parador können gegen Zahlung eines Obulus von 220,- Euro für Instandhaltung die Teleskope dort benutzt werden. Dafür hat man eine Woche Zugriff auf einen 25Zoll-Dobson und einen parallaktisch montierten 10Zoll-Newton mit einer ausgezeichneten Zerodur-Optik. Mehr Informationen dazu unter [1]. Das Hotelpersonal ist sehr hilfsbereit und geht gern auf die Wünsche von Astronomen ein. Bei der Buchung der Geräte bekommt man meist den ,,Astronomentarif", aktuell beträgt er 110,- Euro für 2 Personen im Doppelzimmer mit Frühstück. Wir haben im
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Rahmen der TTC's dort eine Betonsäule (bis jetzt, geplant sind drei) errichtet, auf die mitgebrachte Montierungen aufgesetzt werden können. Die Montageplatten sind eine Spende von Gerd Neumann, der gern die Adaption für die Montierungen vornimmt [4]. Eine Koordination der Säulennutzung übernehmen Klaus-Peter Schröder oder ich.
Fazit Ich kann Teneriffa für astronomische Reisen empfehlen. Auch sonst bietet die Insel diverse Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung: Wandern in Vulkanlandschaften oder in regenwaldähnlichen Gegenden im Norden der Insel, leckeren Fisch, Badevergnügen in atlantischer Brandung, nichtastronomisches Nachtleben, für jeden ist etwas dabei. Wem der reine Astrourlaub nicht liegt, der kann hier
die Astronomie durchaus mit einem Familienurlaub verknüpfen. Wer weitere Fragen hat, kann sich gern an mich wenden. Internet-Links: [1] http://astronomy.sussex.ac.uk/
~kps/Teneriffa.html [2] http://www.ttc-astro.de [3] http://www.ttc-astro.de/eigenbau/
Eigenbau/Rosebud/rosebud.html [4] http://www.gerd.neumann.net/
Starparty am Teide - Teneriffa September 2004
von Hans G. Mohr
Für den engagierten Astronomen zeigte sich Mitte September 2004 der Nordwesten von Teneriffa von seiner problematischen Seite. Passatwolken kreisten während unseres Aufenthaltes hartnäckig in jeder Nacht von Osten kommend um den alles beherrschenden Teide, so dass in mittlerer Höhe (bis zu 800 m ü.d.M.) die Astronomie zum Lückensuchen ausartet.
Über den Wolken Mehrere Fahrten in die Cañadas - das Kratergebiet südöstlich unterhalb des Teide - zeigten glücklicherweise eine deutliche Wolkengrenze, die relativ konstant bei 1.500 m lag. Die Landschaft oberhalb der Passatwolken entschädigt mit einer traumhaften Szenerie aus farbig unterschiedlichen Lavaflächen, pittoresken Felsenformationen, einer ausgeprägten Baumgrenze mit lichten kanarischen Kiefern, die sich wie gemalt auf der schwarzen Lava abheben (Abb. 1) sowie einer Fernsicht bis zur Nachbarinsel Gomera. Als Beobachtungsort haben wir den Parkplatz unterhalb des Parador-NacionalHotels am Teide-Vulkan gewählt. Dieser Platz wird ab Mitternacht deutlich ruhiger und bietet einen traumhaften Himmel. Ich war leider mit der Stromversorgung vom Auto abhängig und hatte wegen der offenen Lage des Parkplatzes mit einigen störenden Umständen zu kämpfen. Das nächste Mal habe ich einen 13er Gabelschlüssel und einen Tragegurt für die Batterie dabei, um mich in eine geschützte Ecke zu verziehen.
Ausrüstung vor Ort Als Plattform verwendete ich eine leichte GP-D-Montierung (tauglich als Flug-
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Abb. 1: Kanarische Kiefern an der Baumgrenze Corona Forestal
gepäck!), die ich mit Escap-Motoren und einer Boxdörfer Dynostar etwas komfortabler für den GoTo-Betrieb umgerüstet hatte. Für die Astroaufnahmen setzte ich eine Canon D10 mit Akku (und Reserveakku !!!) ein, deren Speicher 1 GB betrug. Als Objektiv verwendete ich ein lichtstarkes TAMRON Zoom 1:2,8 / 28-75 mm, ein digital optimiertes Objektiv. Die Einstellparameter waren: Brennweite 28 mm, abgeblendet auf f/4, Empfindlichkeit ISO 800, Belichtungszeit 3 Minuten mit Hilfe der einstellbaren Fernauslösung. Bei 28 mm Brennweite ist bei gut eingenordeter Montierung die motorische Nachführung der Aufnahmen ausreichend genau. Alle
Aufnahmen wurden als Rohbilder im RAW-Format abgespeichert. Die Bildsequenz meines Milchstraßenpanoramas (Abb. 2) umfasste den Bereich von ca. 10 Grad SSW bis in den Zenith. Ich habe bewusst keine Addition vorgenommen, sondern eine Auswahl von 6 Einzelbildern verwendet. Nach Umwandlung der Bilder in das TIFF-Format habe ich die Bilder mit Adobe Photoshop nachbearbeitet und auch in diesem Programm zusammengefügt. Es ist sinnvoll, bei der Reihenfolge und Lage der Überlappungsebenen darauf zu achten, dass der durch das Verstärkerrauschen der Kamera etwas aufgehellte rechte Rand durch das folgende
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Abb. 2: Milchstraßenpanorama vom Cygnus bis zum Sagittarius. Technische Daten siehe Text.
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Bild abgedeckt wird. Problematisch ist auch der Helligkeitsgradient, der durch vorsichtige Kurveneinstellung minimiert wurde. Bei der Bildbearbeitung bin ich sehr restriktiv vorgegangen: Kleine Einzelschritte, keine übermäßigen Korrekturen, zwischendurch abspeichern, vergleichen und möglicht realitätsnah bleiben ist meine Devise. Das Ergebnis habe ich in den 6 Einzelbildern und dem daraus folgenden Mosaik wiederum im Adobe-PS-Format gespeichert. Auf diese Weise ist noch Spielraum für nachträgliche Korrekturen gegeben. Das Gesamtmosaik belegt stattliche 180 MB auf der Platte und kann bei einem Belichtungsservice auf ein kleines Posterformat von 40 cm x 60 cm vergrößert werden.
Eine erwähnenswerte Randerscheinung: ,,Astronomie für die ganz Harten" Zur besten astronomischen Beobachtungszeit, kurz vor 23:00 Uhr, nahte der ultimative Schocker in Form einer Karawane aus 10 voll besetzten Landrovern (,,Jurassic Park" am Teide), die mit voller Beleuchtung und langwierigen Parkmanövern unsere bescheidenen Versuche von langbelichteten Nachtaufnahmen erst einmal in den Orbit schickte. Sechzig weinselige Engländer ergossen sich über das Plateau und schwappten um den spanischen Führer, der mit mächtiger Stimme und vehementem Temperament die Gruppe ,,mit dem Weltall auf Du" brachte. Der prachtvolle Sternhimmel, seine wunderbaren Sternbilder, das schimmernde Band der Milchstraße wurde flächendeckend mit einer Xenon-Handlampe abgefahren. Mit
Wohin auf La Palma?
von Dirk Lucius
An- und Abfahrt der Gruppe und der danach erforderlichen eigenen Erholung von dem Schrecken vergingen fast zwei wertvolle Stunden. Danach hatte ich mich eigentlich mental von gelungenen Astrobildern verabschiedet, in einem bescheidenen Ansatz mein Milchstraßenbild in dem Kameraspeicher zu verewigen.
Tipp für ,,Dark-Sky-Fans" Fahren Sie nicht (oder erst weit nach Mitternacht) auf das Plateau unterhalb des Teide-Paradorhotels. Halten Sie einen Hut zum Abblenden bereit. Erst nach 24:00 Uhr verdünnt sich der Besucherstrom auf ein astronomisch verträgliches Maß. Wenn Sie eine tragbare Stromversorgung haben, sollten Sie sich auf das zweite, tiefer liegende Plateau begeben. Dieses ist auch durch Felsen vom Parkplatz abgedeckt.
Einen kompletten astronomischen Reiseführer für die bei Astronomen - sowohl Amateure als auch Profis - beliebte Kanareninsel soll dieser Bericht nicht darstellen, aber vielleicht für zukünftige Astrourlauber ein paar, möglicherweise wertvolle Hinweise geben. Meine Erfahrungen ziehe ich aus bis jetzt drei Reisen auf die besonders grüne Insel, die aber auch mit dem Roque de los Muchachos einen mit über 2.400 Metern sehr hohen und auch manchmal windigen Aussichtspunkt bietet. Dort befindet man sich aber auch in guter professioneller astronomischer Gesellschaft - weit über 10 große Teleskope erstrecken sich um den Gipfel, darunter auch bald das mit fast 11 Metern Durchmesser größte Spiegelteleskop der Welt. Der Roque ist aber nur auf einer, besonders auf den letzten Kilometern serpentinenreichen, recht steilen Straße zu erreichen. Vom bevorzugten Westteil der Insel ist mindestens eine Stunde Fahrtzeit auf den Berg zu kalkulieren.
Das Wetter auf La Palma Durch den Nordostpassatwind stauen sich die Wolken an der Nordostseite der Insel, steigen dann zum Roque auf über 2.400 Meter auf, um dann mit zunehmender Höhe ihre Feuchtigkeit zu verlieren, so dass man auf dem Roque gewissermaßen ,,über" den Wolken steht. Diese Wetterlage ist jedoch jahreszeitenabhängig! Das
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bedeutet, dass um die Winterszeit die Unterkante der Wolkendecke auch auf über 2.000 Meter steigen, im Sommer hingegen die Wolkenobergrenze bei 800 bis 1.000 Meter bleiben kann - in höheren Lagen also die Sonne scheint oder die Sterne funkeln. Abb. 1: Jedoch musste ich Schon oft gesehen - M 8 und M 20, aufgenommen mit einer im August 2004 Canon D60 und 3,5/180 mm bei ISO 1000 am 9.8.2004, ab feststellen, dass 20:25 UT, 117 s belichtet. sich der Vorgang nahezu umgekehrt hatte! War bei einem der Regel sehr gut - besonders auf der Ausflug an die Nord- bzw. Nordostseite Westseite der Insel, aber auch manchmal der Insel der schönste Sonnenschein, so für Überraschungen gut. ändert sich das Wetter fast schlagartig, als wir um die Nordwestseite La Palmas Beobachtungsplätze bogen: Innerhalb weniger Minuten wallten Aus eigener Erfahrung kann ich nur über dicke Nebelschwaden vom Gipfel in Beobachtungsplätze im Westen La Palmas Richtung Nordwestküste und hüllten die berichten. Im Oktober 2001 ging es nach Landschaft mit feuchten Wolkenmassen El Paso, in ein Ferienhaus am östlichen ein. Auch am sonst eher sonnensicheren Ortsrand. Mit dem Blick nach Süden bis Ferienhaus oberhalb Tijarafes auf ca. 800 Westen hatte man mit der orangen Metern Höhe an der Nordwestseite hielt Stadtbeleuchtung des größten Ortes der sich der Nebel zeitweise, konnte aber auch Insel, Los Llanos, zu kämpfen. Dafür war innerhalb ebenso weniger Augenblicke die Transparenz der Atmosphäre trotz der wieder verschwinden. Um es kurz zu für La Palma eher ungünstigen Lage machen: Das Wetter auf La Palma ist in beeindruckend - besonders für lichtge-
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Personen aufnehmen konnte. Dazu gibt es
zur freien Benutzung ein 10-Zoll-Schmidt-
Newton (f/4) von Meade auf einer LX-55-
Montierung mit Autostar - aufgebaut auf
einer festen Betonsäule, so dass der 10-
Zöller auf der Great Polaris ähnlichen
Montierung kaum ins Schwingen gerät.
Leider war zur Marsopposition das Haus
schon vermietet, aber Göran erlaubte uns
großzügig den 10-Zöller zu benutzen, der
auch morgens bei Mars ein schönes Bild
zeigte, aber unvergesslich wird der
Anblick von M 17 durch meinen mitge-
brachten OIII-Filter sein - so viele Details
und so kontrastreich und hell! Wie ein tief
belichtetes Schwarzweißfoto! Wer mehr
über Görans Feriensternwarte wissen will,
findet sie entweder bei Astronomie.de
Abb. 2:
oder direkt unter www.8gh.com.
Der Südhorizont am frühen Abend. Dieses Bild zeigt schön die
Auch eine andere Adresse für gute etwas
Beobachtungsbedingungen im Westen La Palmas im Sommer 2004: Los Llanos
abseits gelegene und damit ,,sternen-
bescheint von unten die Wolken (am unteren Bildrand) und nur wenige Grad darü- freundliche" Ferienhäuser ist das Turismo
ber zeigt sich die südliche Milchstraße in voller Pracht. Das Bild gibt auch
Rural, in Deutschland unter www.turis
annähernd den visuellen Anblick wieder, inclusive der von Nordwesten (rechts)
morural.de zu erreichen. Dort geht man
schnell herein ziehenden, niedrigen Wolken.
sehr gern und ebenso kompetent auf die
Wünsche des Amateurastronomen ein und
kennt sich ziemlich gut mit der Lage von
plagte Mitteleuropäer war der Anblick der die Marsopposition im August 2003 die fast jedem im Katalog angebotenen Objekt
Sommermilchstraße am Südwesthimmel beste Gelegenheit.
aus, wie ich selbst bei der Buchung für das
unvergesslich.
Zuerst sollte es natürlich ein Quartier fern- Jahr 2004 feststellen konnte. Das gemiete-
Da die infolge des gerade zurückliegenden ab von störenden Lichtquellen geben. Da te Haus auf 800 Metern Meereshöhe bot
11. Septembers 2001 die Fluggesell- bot das Internet ein neues, interessantes einen fantastischen Blick auf die umlie-
schaften ziemlich nervös waren, gab es Angebot: Göran Hosinsky bot oberhalb gende Landschaft, so dass Horizontdunst
Probleme mit der Montierung. In Ham- von Tijarafe im Nordwesten der Insel eine kein Thema ist, nur plötzlich aufziehende
burg noch problemlos eingecheckt, kam kleine umgebaute Finca an, die bis zu vier Wolken können (s. o.) ein Problem darstel-
sie auf La Palma als letztes Gepäckstück in
einem etwas verbeultem Koffer an. Dieser
war geöffnet worden und beim Schließen
war dann das Rektaszensionskabel so ein-
geklemmt und damit beschädigt worden,
dass genau beim Aufbau des Teleskops auf
dem Roque de los Muchachos die
Steuerung ausfiel. Nach einer Reparatur
im Ferienquartier war dann nicht mehr die
Zeit zum Beobachten auf den Berg zu fah-
ren, sondern am letzten (und endlich wie-
der klaren) Abend wurde dann im An-
schluss an das Abendessen in El Remo
direkt an der Meeresküste ein kurzes
Fotoshooting der untergehenden Sommer-
milchstraße veranstaltet. Da die Straße in
El Remo endet und ein riesiger Lavafelsen
Schutz vor den einzigen Lichtquellen der
Umgebung (Autoscheinwerfern) bietet,
konnten dort noch einige nette Aufnahmen
gemacht werden.
Abb. 3:
Nach diesen ersten insgesamt positiven Einige Teleskope auf dem Roque des los Muchachos: links das 2-m-Nordic-
Erfahrungen mit dem Sternenhimmel der Teleskop, dann der schwedische Sonnenturm mit 1 m Öffnung, dahinter auf Stelzen
Kanaren war leider das Fieber ausgebro- das holländische Sonnenteleskop (beide vereint auf dem Platz mit dem besten
chen unbedingt diesen Himmel wieder zu Seeing), dahinter am Horizont die Baustelle bzw. Kuppel des 11-m-GrandTecCan
sehen und bildlich festzuhalten. Dazu bot und rechts das 4,2-m-Herschelteleskop.
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len - aber so schnell wie sie kommen, können sie auch wieder gehen! Dafür hat man oft auf der Nordwestseite der Insel eine wunderbare Horizontsicht, nur im Nordosten bis Südosten verliert man durch die Calderawände des Roque de los Muchachos ca. 10 bis 30 Grad Horizont, kann aber von dem hoch gelegenen Ferienhaus auf das Meer herabblicken und gewinnt in Richtung Süden bis Nordwesten wegen der Kimmtiefe sogar etwas an Horizont. Der Helixnebel war nur fünf Grad über dem Südosthorizont im 100-mm-Reiserefraktor f/5 sofort als auffällige Scheibe zu erkennen und offenbarte mit dem OIII-Filter sogar einige Details. Durch die Höhenlage des Ferienhauses war es sogar möglich, die von Los Llanos im Süden von unten angeleuchteten Wolken
zu betrachten und nur ein Grad darüber eine dunklen Himmel zu finden. Anscheinend ist Staub oder andere Art von Horizontdunst auf La Palma eher die Ausnahme. Natürlich muss man bei diesen Ferienhäusern sein Equipment mitbringen, was gewichtsmäßig schnell die 20-kgGepäckhöchstgrenze erreicht. Bei Göran Hosinsky muss nur noch die eigene fotografische Ausrüstung mitgebracht werden. Sogar ein beleuchtetes Fadenkreuzokular steht bei ihm zur Verfügung. Seine genaue astronomische Ausrüstungsliste findet man auf der o. g. Internetadresse. Eine andere astronomische Adresse auf La Palma ist im VdS-Journal Nr. 13, auf Seite 118 zu finden. Dort bietet Albert Emlaut oberhalb von El Paso auf der nach Osten
zugeneigten Seite der Insel seine Finca mit mehreren Instrumenten (darunter ein 14Zoll-Spiegelteleskop!) zur Vermietung an. Geplant ist sogar die Aufstellung eines 45cm-Newtons. Unter www.serifone.de gibt es beim Link ,,Beobachtungen" zum Jahr 2003, August einen ausführlichen Bericht über die dortigen Beobachtungsmöglichkeiten. Die beigelegten Bilder sollen einige Impressionen der Beobachtungsplätze und der dort im Jahre 2004 erzielten Ergebnisse zeigen. Alle Deep-Sky-Aufnahmen sind in keiner Weise bearbeitet, was man auch an den länger belichteten Bilder am rechten Bildrand sieht - das typische rosarote Ausleserauschen (kann aber durch ein Darkbild ausgeglichen werden).
Hilfe! Astrourlaub auf La Palma?
von Reinhard Lauterbach, Christian Schubert und Norman Siess
Schon länger kreiste in unserer AstroGruppe der Gedanke, endlich einmal eine Astroexkursion zu unternehmen. Doch wohin? Die Alpen standen auf dem Wunschzettel ganz oben, Termin sollte im Dezember liegen, und den Mond wollten wir eigentlich nur tagsüber sehen. Somit ergab sich zumindest schon ein Zeitfenster vom 5.-15.12.2004. Unterlagen wurden gewälzt, im Internet gestöbert. Und dann kam Norman mit der Schnapsidee: ,,Warum eigentlich nicht nach La Palma?"
Ungläubiges Kopfschütteln war die erste Reaktion, doch er ließ nicht locker, und der Gedanke, in 2.400 m Höhe auf dem Vulkan neben den Teleskopen der Profis zu stehen, hatte schon etwas Reizvolles. Doch was kostet der Flug? Welche Ausrüstung kann man im Flieger transportieren? Wie und wo auf der Insel kommt man am besten an eine Unterkunft?
,,Am 7.12. startet Hapag Lloyd ab Düsseldorf für 99 Euro nach La Palma, Rückflug am 14.12. zum gleichen Preis!" Wieder ungläubiges Kopfschütteln, doch jetzt musste gehandelt werden. Kurze Zeit
Abb. 1: Chris, Norman, und Reinhard ... ein Fisheye macht doch kurze Beine!
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Abb. 2: Wasser und Wolken, zwei Meere liegen zwischen den höchsten Gipfeln der Region.
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später waren drei Plätze in dieser Maschine besetzt! Handgepäck = 6 kg, Fluggepäck = 20 kg pro Person, was bleibt da noch für die Astronomie, auch wenn man Socken und Unterhosen zu Hause lässt? So ein Koffer wiegt ja schon 5 kg, ein Fotokoffer fürs Handgepäck auch 2 kg! Doch Normans Freund in der Fliegerei, Pilot bei eben dieser Gesellschaft, kontaktierte den Passagier-Sonderservice, welcher 35 kg Übergepäck genehmigte. Dies ließ bei uns einen schweren Stein vom Herzen fallen - wieder 6 kg mehr möglich. Von dieser Stelle vielen Dank an die Fluggesellschaft! Somit stand der Umfang des Equipments fest: Neben verschiedenen Kameras (digital und konventionell) natürlich die zugehörigen Objektive mit Brennweiten zwischen 16 und 300 mm. Hinzu kamen bei Reinhard eine 500er Russentonne, ein 4-Zoll-Refraktor f/5 als Leitrohr auf einer Vixen SP-Montierung mit Alustativ, und bei Norman und Chris ein Vixen NA120S auf einer SP-DX mit dem OriginalHolzstativ. Dieser Refraktor sollte aller-
dings überwiegend als Leitrohr und zur Beobachtung dienen und stellte auf Grund seiner Zerlegbarkeit und Gewicht ein optimales Reiseinstrument dar. Beide Montierungen wurden mit verlängerten Gegengewichtstangen ausgestattet. Somit brauchten nur wenige Gegengewichte mitgeführt zu werden. Das half, unser Abfluggewicht niedrig zu halten. So, jetzt die Digitalwaage heraus, alles einzeln abgewogen, und ... man könnte vielleicht sagen, wir liegen im Toleranzbereich. Waschzeug, .... brauchen wir nicht. Winterklamotten, tja, die sind wohl notwendig. Dicke Jacke, dicke Schuhe, Skihose, Skiunterwäsche, Mütze, Handschuhe, .... Mann, was haben wir im Flieger geschwitzt! Aber egal, das Wichtigste war, alles dabei zu haben, und Umziehen kann man sich auch vor dem Flughafengebäude. Dankenswerterweise chauffierte uns Stefan Ueberschaer in aller Herrgottsfrühe zum Flughafen Düsseldorf, damit wir mindestens zwei Stunden vor Abflug einchecken konnten. Das Personal am Flughafen zeigte ein Herz für uns Astronomen und wir wurden sehr zuvorkommend behandelt. Unterkünfte sind ausreichend auf La Palma über das Internet buchbar.
Entschieden haben wir uns für die Casa Astro in Los Llanos auf der Südwestseite der Insel. Unsere Vermieter halfen uns netterweise auch bei der Vermittlung eines Leihwagens. Dieser wurde uns aus dem gleichen Ort gestellt, mit freundlichem Empfang direkt am Flughafen. Im Auto war auch gleich eine zweite Autobatterie, die der Fahrzeugvermieter uns mit anbot, damit wir am Berg ausreichend Strom hatten. Die Übernahme war bemerkenswert einfach - genau so, wie man es sich wünscht. Klasse, bis hier alles perfekt. Die gute Vorbereitung hatte sich ausgezahlt, und für unsere erste selbst geplante Exkursion dieser Art waren wir sehr zufrieden. Allerdings entwickelte sich das Wetter leider so, wie wir es auch schon von Deutschland das ganze Jahr über kannten. Die ,,schwarze Wolke" flog mit und erlaubte uns nur drei Beobachtungsnächte, die es aber in sich hatten. Am ersten Abend blieben wir am Bungalow, auch wegen der aufkommenden Müdigkeit (24 Stunden auf den Beinen!), aber bereits der erste Anblick des Nachthimmels war allein schon diese Reise wert. Komet Machholz mit bloßem Auge? Natürlich, das ist er! M 31 ebenfalls, die Ausrichtung der Galaxie
Abb. 3 (Hintergrund): Die ,,Profis" am Plateau ...
Abb. 4: ... und wir ,,Kleine" ein wenig tiefer.
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Abb. 5: Mond und Venus begrüßen den Tag.
mit bloßem Auge beobachtet werden, Galaxien wie M 31 und M 33 ebenfalls. Die Orientierung fällt am Anfang schwer, weil man vor lauter Bäumen, äh ... Sternen, die Sternbilder nicht sieht. Cassiopeia versank förmlich im Band der Milchstraße. M 31 war das geeignetste Objekt, um sich rasch am Firmament zu orientieren. Was man nur aus Sternkarten kannte, wurde plötzlich sichtbar. Südlich vom hoch über dem Horizont stehenden Orion gibt es auch Sternbilder! Hoppla, Puppis, Vela , ... bis zum Horizont hinab. Diese Eindrücke sind so nachhaltig, dass sie von uns auf der inneren Festplatte verewigt wurden. Auf anderen Festplatten schlummern mittlerweile mehr als 3 GB an Bildern, die noch alle bearbeitet werden
war klar erkennbar, toll! Aber immer wieder zogen Wolken durch, und gegen 3 Uhr zog es uns dann doch ins Bett, auch wenn Chris vorher noch mit der im Dunkeln für ihn nicht auf Anhieb sichtbaren Sonnenliege heftige Turnübungen (die eingesprungene Prinzenrolle) darbieten musste. Der nächste Tag, wie auch die folgenden, gestaltete sich wettermäßig durchwachsen. Aber La Palma hat ja auch so einiges mehr zu bieten. Die zentrale Lage von Los Llanos begünstigt die Erkundung der ganzen Insel. Man bewegt sich überwiegend auf Höhen zwischen 400 und 1.000 m, und immer am Rand der Vulkane entlang. Wir fuhren zum Teil auf sehr gut ausgebauten Straßen mit vielen engen Kurven, kräftigen Steigungen, aber auch auf recht abenteuerlichen Wegen mit rustikalen Tunneln. Lummerland lässt grüßen! Eine faszinierende Landschaft, ein Mekka für Wanderer und Mountainbiker, und natürlich für Hobbyastronomen! Der Weg zum höchsten Berg der Insel, dem Roque de Los Muchachos, führt über die Nordseite der Insel durch zum Teil dichte Wolken auf 2.400 m Höhe. Trotz zügiger Fahrt brauchten wir gute 1,5 Stunden für eine Strecke. Aber die Aussicht, auch auf die mit Profi-Teleskopen besetzte Anhöhe, entschädigte für alle Mühen. Beobachtungsplätze für ,,uns Kleine" gibt es außerhalb des Geländes. Eine mitgebrachte Zeltplane, befestigt zwischen Auto und Geländer, half enorm gegen den Wind. Die Nächte dort oben sind, Wetter natürlich vorausgesetzt, einfach fantastisch! Die Milchstraße kann in ihrer ganzen Pracht
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Abb. 6: Der Andromedanebel (M 31) auf Farbdiafilm Fujichrome Provia 400, Teleobjektiv ,,Jupiter 21M" 1:4,0/200 mm, 20 Minuten belichtet, moderate Bildverarbeitung in Fitswork.
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Abb. 7: Orionübersicht auf Farbdiafilm Fujichrome Provia 400, Zeiss Sonnar 1:2,8/200 mm, 20 Minuten bei Blende 4 belichtet, Bildverarbeitung in Fitswork und Photoshop.
Zurück in Düsseldorf
nahmen wir sofort den
Kontrast zu La Palma
wahr. Zuerst konnte
man die deutlich niedri-
gere
Temperatur
spüren, und die intensi-
ve Beleuchtung von
Straßen und Gebäuden
fiel uns jetzt besonders
störend auf. Beides ist
auf La Palma einfach anders. Die Gestaltung der Beleuchtung ist dort sogar gesetzlich geregelt. Auf jeden Fall hatten wir alle das Gefühl, als hätte man uns auf La Palma eine tiefdunkle Sonnenbrille am Nachthimmel aufgesetzt. Einzig die Dauer unseres Aufenthaltes würden wir gerne deutlich verlängern, aber da spielen mit Sicherheit Beruf und Familie natürlich auch eine bedeutende Rolle!
wollen. Ein paar haben wir hier mit eingefügt, der Rest wird so nach und nach auf unseren Homepages (skyviewer.de und astrozwerg.de) und in der Galerie des VdSJournals erscheinen. Wir werden mit Sicherheit wieder auf diese Isla Bonita fliegen, denn in einer Woche kann man nur einen Bruchteil der Schönheit sehen. Astronomisch ist sie jedenfalls immer eine Reise wert! Der gesamte Aufenthalt war nicht nur ein Highlight für das Astronomenherz, sondern in jeder Hinsicht Balsam für die stressgeplagte Seele. Auch die Ausrüstung war genau richtig ausgewählt. Sie konnte, mangels Beobachtungszeit, zwar nicht entsprechend genutzt werden, aber beim nächsten Mal werden wir die schwarze Wolke schon überlisten. Entgegen anders lautender Meinung im Internet würden wir bei entsprechender Wetterlage immer wieder auf den Roque fahren. Die Beobachtungsbedingungen sind dort optimal, weil man sich meistens über den Wolken befindet und bedingt durch die Höhenlage ein gutes Seeing hat. Jedoch sollte man auch auf einen plötzlichen Wetterumschwung gefasst sein. In unserer letzten Beobachtungsnacht schlug das Wetter innerhalb von Minuten um. Unter uns konnten wir Blitze beobachten. Es war nur wichtig, schnell alles zu sichern. Ein koordinierter Abbau war so nicht mehr möglich.
Abb. 8: Komet Macholz C/2004 Q2 mit Canon 300D, Zeiss Sonnar 1:2,8/200 mm, 5 Aufnahmen zu je 3 Minuten Belichtungszeit addiert, Bildverarbeitung in Astroart und Fitswork.
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Astrourlaub in Namibia
von Hans-Dieter Gera
Wohl jeder beobachtende Sternfreund träumt davon, wenigstens einmal in seinem Sternguckerleben den klaren, dunklen Sternhimmels des südwestafrikanischen Staates Namibia zu erleben. Im dünn besiedelten Namibia leben auf einer Fläche, die doppelt so groß ist wie Deutschland, lediglich 2 Millionen Menschen. So ist Lichtverschmutzung dort ein Fremdwort. Höchstens in den chilenischen Anden herrschen noch bessere Bedingungen, wenn man einschlägigen Berichten glauben darf.
Rolle: Hauptsächlich lebt das Land von Fischfang und Viehzucht, Fremdenverkehr rangiert erst an dritter Stelle. Ackerbau ist überhaupt kein Thema, weil das Land viel zu trocken ist. Ansonsten ist das Klima in Namibia eher ausgeglichen, da es im Bereich des südlichen Wendekreises liegt. Dort herrscht steppenähnliches Land mit Gräsern und spärlichem Baumbewuchs sowie Wüste (Namib und Kalahari) vor. Die beste Reisezeit liegt zwischen Mai und September, da die Temperaturen dann am erträglichsten sind (Südhalbkugel: Winter).
Schon seit Jahren ist Namibia das ,,Mekka" der beobachtenden Amateurastronomen, die jedes Jahr recht zahlreich dorthin strömen. Dennoch spielt Tourismus in Namibia keine herausragende
Massentourismus wird es in Namibia auch in absehbarer Zeit nicht geben. Vielmehr ist dieses Land für Individualurlauber und Reisegruppen interessant. Für diese gibt es im Landesinnern zahlreiche Gästefarmen.
Einige von ihnen haben sich speziell auf die Bedürfnisse von Amateurastronomen eingestellt und besitzen eigene kleinere Sternwarten. Aber natürlich wäre es eine grobe Unterlassungssünde, nur der Sterne wegen nach Namibia zu reisen, bietet dieses Land doch etliche Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten, wovon später noch die Rede sein wird. Ich selbst hatte im Juni 2004 erstmalig die Gelegenheit, an einer astronomischen Gruppenreise nach Namibia teilzunehmen. Ziel war die Hakosfarm, etwa 120 km südwestlich der namibischen Hauptstadt Windhoek. Reiseleiter war der erfahrene Amateurastronom Joachim Biefang. Er führt auch ständig sein mobiles Observatorium in Form eines 30-cm-Dobsons mit sich. So traf sich die zwanzigköpfige
Abb. 1 (Hintergrund): Der 2.350 m hohe Gamsberg. Rechts im Bild die internationale Amateursternwarte. Alle Aufnahmen: H.-D. Gera.
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Abb. 2: Der Sternhimmel im Bereich Zentaur - Kreuz des Südens - Schiff.
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Gruppe am Abend des 15. Juni 2004 auf dem Frankfurter Airport, von wo es dann auf einen neunstündigen Nachtflug nach Windhuk ging. Dort wurde die Gruppe von Walter Straube zur Hakosfarm, seinem Besitztum, gefahren. Die Farm liegt malerisch in 1.600 m Höhe am Fuß der Hakosberge in einer wüstenartigen Landschaft. In Sichtweite liegt der Gamsberg, zu dem auch ein Ausflug führte (Abb. 1). Dieser Tafelberg ist mit 2.350 m die dritthöchste Erhebung Namibias und ein Berg mit Geschichte: In den siebziger Jahren wollte das Max-Planck-Institut für Astronomie auf dem Plateau des Gamsberges ein großes Observatorium errichten, kaufte das Terrain und baute ein paar Hütten für kleinere Geräte zu Probebeobachtungen. Als aber dann der Bau des Observatoriums beginnen sollte, machte die UNO die Pläne zunichte: Sie verbot, dass Geld in ein Land fließt, in dem die Politik der Apartheid herrscht. Heutzutage wird das Plateau des Gamsberges von Amateurastronomen zur Beobachtung genutzt. Die Hakosfarm selbst gehört zu den Farmen, die sich speziell auf astronomisch
interessierte Besucher einrichtet. So verfügt sie über eine kleine Sternwarte mit einem 8-Zoll-Schmidt-Cassegrain. Es gibt aber auch einen Steinwurf von der Farm entfernt eine Amateursternwarte, die ebenfalls auf der Abb. 1 zu sehen ist. Walter Straube kaufte die Farm 1984 und baute sie zur Gästefarm aus, wo dann 1998 die ersten Besucher begrüßt werden konnten. Der Komfort erreicht praktisch Hotelstandard. Von der Stromversorgung her ist dort Improvisation angesagt, fehlt doch in dieser Gegend ein jeglicher Energieanbieter. Sonnenkollektoren und ein Generator, der drei Stunden täglich vernehmlich läuft, erzeugen den Strom. Natürlich kann Walter Straube die Farm nicht allein führen. Ihm stehen seine Tochter Waltraud sowie Schwiegersohn Friedhelm zur Seite. Sie fahren die Besucher auch in zwei geländegängigen Toyotas zu den Ausflugszielen. Natürlich wollten wir in den knapp zwei Wochen unseres Aufenthaltes möglichst viel Sternhimmel und vom Land sehen. Und da muss bei Letzterem unter dem Gesichtspunkt selektiert werden, was ohne allzu lange Fahrzeiten erreichbar ist. Für
einige Höhepunkte wurde ein dreitägiger Ausflug mit zwei auswärtigen Übernachtungen nötig. Diese wurde in der zweiten Aufenthaltshälfte durchgeführt, weil ab da der Mond zu stören begann. In der ersten, nahezu mondlosen Woche standen Himmelsbeobachtungen und Fahrten in der näheren Umgebung der Farm auf dem Programm, wobei man, wenn man Glück hatte, auch einiges an Getier zu sehen bekam, so z. B. Zebras, Strauße oder Pavianhorden. Dies war mein erster Aufenthalt auf der Südhalbkugel. Es war schon gewöhnungsbedürftig, wenn man sieht, dass die Sonne ihre höchste Stellung im Norden erreicht. Im Juni kulminiert sie etwa 44 Grad über dem Nordhorizont. Beim Blick nach Norden steht der Mond sogar auf dem Kopf. Die Tageslänge betrug zur Zeit des Aufenthaltes ziemlich genau 11 Stunden: Gegen 6:15 Uhr ging die Sonne auf und verschwand etwa um 17:15 Uhr. Gegen 18 Uhr war es bereits vollständig dunkel. Da wunderte ich mich über die recht starke, kegelförmige Aufhellung am Westhorizont. Da war doch keine größere Stadt in der Nähe! Dann aber wurde mir schließ-
Abb. 3: Hafenrundfahrt in Walfischbai.
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Abb. 4: Die Dünenlandschaft von Sossousvlei.
morgens auch die Venus, die sich, kaum vom Transit erholt, mittig in den Kegel des Zodiakallichts projizierte. Da ich natürlich an dieser Stelle nicht alle Eindrücke schildern kann, sei zum Thema Himmelsbeobachtungen nur noch so viel gesagt, dass meine Erwartungen gänzlich erfüllt wurden. Die touristischen Highlights erlebten wir, wie schon weiter vorn erwähnt, zum Ende der Reise. So war das Ziel des dreitägigen Ausfluges der Bereich um die Atlantikküste herum, wo das namibische Touristenzentrum Swakopmund das erste Reiseziel darstellte. Hier sind noch viele deutsche Einflüsse aus der Kolonialzeit spürbar.
lich klar, dass ich das Zodiakallicht gesehen hatte. Daheim beobachte ich im lichtverschmutzten Ruhrgebiet, wo eine Sichtung des Zodiakallichts nahezu unmöglich ist. Ich hatte es in Namibia zum ersten Mal überhaupt gesehen. Die Orientierung am Himmel machte mir anfänglich erhebliche Schwierigkeiten. So war ich es nicht gewohnt, im Juni noch den Sirius in der fortschreitenden Abenddämmerung sehen zu können. Beim Blick nach Norden stand der Adler vollständig auf dem Kopf, der Große Wagen kroch kopfüber tief am Nordhorizont entlang. Die Hauptattraktion waren natürlich die reichen Milchstraßengebiete im Bereich Skorpion - Schütze - Zentaur - Kreuz - Schiff. In den frühen Abendstunden standen sie in Paradeposition hoch über dem Südhorizont. Es war überwältigend, wie viele Details sich bereits dem bloßen Auge offenbarten. In dem verblüffend hellen Milchstraßenband zeigten sich dunkle und helle Wolken sowie Nebelflecke, die bereits im Fernglas ihren wahren Charakter offenbarten. So wurden z. B. die beiden hellen offenen Sternhaufen M 6 und M 7 im Skorpion selbst in meinem 10x50Fernglas in zahlreiche Sterne aufgelöst. Natürlich hatten auch die anderen Gruppenmitglieder ihre Instrumente mitgebracht. Auf der Wiese vor der Gästefarm wimmelte es nur so von transportablen Geräten in Gestalt von 20x70-Doppelgläsern oder ähnlichem. Und natürlich wurde auch fotografiert. Ich selbst benutzte meine Digitalkamera vom Typ NIKON COOLPIX 5000. Hier erzielte ich mit minimaler Brennweite (ca. 28 mm) die besten Ergebnisse. So konnte ich bei ein-
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minütiger
Belichtungszeit
und
einer
Einstellung von
800 ASA Sterne
und Nebel nahe
10. Größe abbil-
den (Abb. 2). Die
Grenzgröße für
das freie Auge lag
nach
meiner
Schätzung bei
etwa 7 mag.
Abb. 5:
Die Paradeobjekte Die Gibeon-Meteoriten in der Fußgängerzone von Windhuk,
des Südhimmels von denen zwei bereits gestohlen wurden.
boten in Joachim
Biefangs Dobson
natürlich einen überwältigenden Anblick. Weiter ging es zur Provinz Walfischbai, die
So erschien der Kugelhaufen Omega erst 1992 von Südafrika an Namibia über-
Centauri beinahe plastisch und bis ins geben wurde. Dort machten wir im Boot
Innerste aufgelöst bei einem grünlichen eine Hafenrundfahrt, wo sich denn auch
Schimmer. Selbst in meinem Fernglas war Robben und Pelikane an Bord einfanden,
der Kugelhaufen kein diffuser Fleck, son- um sich Fische abzuholen (Abb. 3). Etwa
dern deutlich gesprenkelt. Dieser Effekt zwei Autostunden südlich von Walfischbai
verstärkte sich noch bei der Beobachtung befinden sich die Sanddünen von
mit den extrem lichtstarken Doppel- Sossousvlei, die eine der größten
gläsern.
Attraktionen des Landes darstellen (Abb.
Recht ungünstig standen in den Abend- 4). Nirgendwo auf der Erde, nicht einmal
stunden die Magellanschen Wolken, sie in der Sahara, findet man höhere Dünen.
krochen tief am Südhorizont entlang. Die größte erreicht eine Höhe von etwa
Dennoch kamen im Tarantelnebel, der sich 300 m. So waren die Tagungsteilnehmer
in der großen Wolke befindet, bei der nach dem Erlebten natürlich etwas traurig,
Beobachtung mit dem Dobson viele als es am 27. Juni nach einer Besichtigung
Details zum Vorschein. Gleiches galt für Windhoeks wieder mit dem Flieger nach
den Kugelhaufen 47 Tucanae nahe der klei- Hause ging. Da waren die großen Gibeon-
nen Wolke. In den Morgenstunden standen Meteoriten, die in der Fußgängerzone
die Wolken erheblich höher über dem Windhoeks ausgestellt sind, nur ein schwa-
Südhorizont, wobei die Dimensionen der cher Trost (Abb. 5).
großen Wolke wirklich eindrucksvoll
waren. Einen fantastischen Anblick bot
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Amateure in Namibia - die IAS
von Wolf-Peter Hartmann, Andreas Masche und Werner Roßnagel
Abb. 1: Nacht über Europa. Erkennbar die hohe Besiedlungsdichte mit der entsprechenden Beleuchtung.
Abb. 2 (rechts): Nacht über Afrika. Insbesondere in der Zentralsahara und im südwestlichen Afrika ist die Zahl der Streulichtquellen deutlich geringer als in Europa.
Es hat sich herumgesprochen, dass Namibia ein Astro-Traumland ist: Viele klare Nächte, sehr viele sogar; kaum Streulicht (Abb. 1 und 2), außer in der Nähe größerer Orte wie Windhoek; oft ein Seeing, von dem man in Mitteleuropa nur träumen kann; kein Jet-Lag, weil es auf etwa derselben Länge wie Deutschland liegt - Hakos zum Beispiel zwar 23 Grad 14'
Dem steht ein 9 1/2-stündiger Flug gegenüber und, wesentlicher noch, die Einschränkung beim Gepäck, da Fluggepäck und vor allem Übergepäck teuer ist. Das führte Anfang 1998 zu folgender Überlegung: Könnte man nicht eine Sternwarte in Namibia errichten und betreiben, damit die schweren Brocken wie
Montierung und größere Geräte nicht jedes Mal hin und her transportiert werden müssen? Das konnte im Rahmen eines Zusammenschlusses einiger
weniger Personen mit jeweils entsprechendem finanziellem Engagement oder auch im Rahmen eines Vereins geschehen. Beide Formen sind verwirklicht worden, hier geht es aber um den Verein: die IAS. Im Spätsommer 1998 folgte eine erste Erkundungsfahrt nach Namibia, im Dezember desselben Jahres das Angebot zur Nutzung des 2.350 m hohen Gamsberges (Abb. 3), wo das Max-PlanckInstitut für Astronomie in Heidelberg (MPIA) viele Jahre zuvor und zuletzt 1995 meteorologische Untersuchungen für eine Südsternwarte vorgenommen hatte, die allerdings nicht verwirklicht wurde. Anfang 1999 erfolgte die Vereinsgründung der Internationalen Amateur-Sternwarte - und von da an ging es rund:
Abb. 3: Der Gamsberg, beleuchtet von tief stehender Sonne.
10" S, aber 16 Grad 21' 42" E. Und dann noch der Südhimmel mit seinen Attraktionen wie die Magellanschen Wolken, die überaus tollen Kugelsternhaufen Omega Centauri und 47 Tucanae, dem Milchstraßenzentrum im Zenit, dem stets vorhandenen Zodiakallicht und und und ...
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Abb. 4: AK2 mit Carsten Jacobs
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größeres Instrument ist in Planung). Weiterhin stehen zur Verfügung eine Gemini auf einer Außensäule, eine Fornax auf einer zweiten Außensäule sowie ver-
elle Beobachter. Dazu kommt Infrastruktur wie Computerraum und Fotolabor - sowie Lagerräume in ehemaligen Stallgebäuden der Farm. Als Krönung wurde zuletzt eine 4,2-m-Kuppel, Stiftung eines Mitglieds, errichtet, die nun auf ein adäquates Instrument wartet - eventuell ein vorhandenes 40-cm-Cassegrain auf einer ebenfalls vorhandenen ZeissMontierung oder vielleicht gar ein 50-cm-
Abb. 5: Gebäuderahmen mit aufgesetzter Kuppel
Zuerst wurde sozusagen eine ,,Bodenstation" auf der Farm Hakos, 1.830 m hoch gelegen und 17,2 km per Luftlinie, aber etwa 35 km auf schlechter ,,Pad" vom Gamsberg entfernt, in Angriff genommen. Sie weist nunmehr zwei Rolldachhütten auf: in der einen eine Astrokamera nach Bath (Öffnung 45 cm, f/3,5) (Abb. 4); in der anderen eine schwere Liebschermontierung mit einem C14 (zurzeit noch, ein
schiedene weitere
Instrumente, vom
Takahashi Epsilon
160 über ein 20-cm-
Maksutov-Newton
und ein C11 bis zu
einem
45-cm-
Dobson und einem
90-mm-Bino auf
einer Gabel für visu-
Abb. 6: Strichspuraufnahme des Himmelssüdpols, Pentax AF Zoom Objektiv bei 28 mm / Kodak PJ400. (Aufnahme Hermann v. Eiff)
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Das alles wurde allergrößtenteils durch Mitglieder gebaut, nur wenig, wie das Verputzen der Gebäude, wurde an örtliche Firmen ausgegeben, einiges erledigte der Farmer für uns. Somit konnten unsere knappen Mittel - außer von unseren Mitgliedern bekommen wir keinerlei Förderung durch irgendwelche Institutionen - optimal eingesetzt werden. Wer dort arbeitet, ist im Regelfall auf eigene Kosten angereist! Unsere Mittel resultieren aus der einmaligen Beitrittsgebühr für eine Vollmitgliedschaft von 600 Euro und dem jährlichen Mitgliedsbeitrag von 120 Euro, (es ist auch eine Fördermitgliedschaft ohne eigene Beobachtungsrechte für mindestens 120 Euro/Jahr möglich). Da ist auch bei mehr als 60 Mitgliedern die Decke sehr dünn, obwohl ein Spendenaufkommen, meist von Mitgliedern, in mehrfacher Höhe dieser Mitgliederbeiträge gegeben ist! Seit einigen Jahren ist der regelmäßige Beobachtungsbetrieb auf Hakos am Laufen, nunmehr wenden wir uns dem Gamsberg zu. Dieser entlegene Ort, ein Tafelberg, ist
Abb. 7 (unten): Der Katzenpfotennebel NGC 6334 im Sternbild Skorpion. 340-mmHypergraph / TP 6415 hyp. + Fuji NPH 400/120, LRGB-Verfahren. (Aufnahme Gerald Rhemann)
Abb. 8 (oben): Der Kugelsternhaufen Omega Centauri im Sternbild Zentaur, Pentax SDUF II / ST-10 XME, LRGB-Verfahren. (Aufnahme Andreas Masche)
Hypergraph. Aber zunächst muss beim nächsten Besuch einer Crew das Kuppelgebäude ergänzt und fertig gestellt werden (Abb. 5). So glatt, wie geschildert, lief es natürlich nicht. So zum Beispiel kommt der Strom aus der Steckdose - in Namibia häufig und auch auf Hakos aber nur, wenn er zuerst erzeugt wird. Also wurde eine Solaranlage zur Erzeugung projektiert und gebaut, die nur im Notfall durch Benzingeneratoren ergänzt wird. Jede Schraube muss, wie alles Material, vom rund 130 km entfernten Windhoek herangeschafft werden - da heißt es ordentlich planen!
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astronomisch gesehen noch etwas besser als Hakos, aber schwer zu erreichen und trotz der noch vom MPIA herrührenden Hütten noch nicht mit ausreichender Infrastruktur versehen. So musste zur Vorbereitung des nächsten Projektes, einem 635 mm / 3000 mm Newton in einer vom MPIA überlassenen äußerst massiven Gabelmontierung, erst einmal die Wasserversorgung auf dem wasserlosen Gamsberg sichergestellt wer-
den. Das geschah durch eine Regenwasserauffanganlage von den Dächern der vorhandenen, von uns notdürftig renovierten Hütten, mit derzeit 12.500 Litern Kapazität und nachgeschalteter Wasseraufbereitung. Die füllt sich bei 135 mm Regen im Jahr, im Jahresschnitt sind es 145 mm. Somit muss das Trinkwasser und auch das Brauchwasser nicht mehr mühsam auf den Berg geschleppt werden. Die Auffahrt auf den Gamsberg ist wegen
Abb. 9: Die Große Magellansche Wolke im Sternbild Schwertfisch. Takahashi FSQ/ STL11000 M, LRGB-Verfahren. (Aufnahme Josch Hambsch)
der extremen Situation - bis 45 % Steigung - nur konzessionierten Fahrern mit extremen Allradfahrzeugen erlaubt. Diese können bis zu 550 kg Material transportieren - dann aber ist für Passagiere kein Raum mehr. Da heißt es rund 400 Höhenmeter oder zumindest die steilsten Stücke marschieren. Wenn mal der Gamsberg genauso weit wie Hakos ist, wird allerdings nurmehr Verpflegung hinauf transportiert werden müssen, da kann man dann ruhig im Allrad-Kfz sitzen bleiben ... Zur Zeit ist auf dem Gamsberg lediglich ein 25-cm-Dobson verfügbar. Neben der großen Gabel soll noch die vorhandene Montierung für einen 50-cm-Cassegrain und eine weitere vorhandene schwere Gabelmontierung für ein C14 zum Laufen gebracht werden. Ganz schön viel ist geschehen, aber noch so viel bleibt zu tun - packen wir es an! Zum Abschluss noch eine kleinen Auszug aus der Galerie der auf IAS-Gelände entstandenen Aufnahmen, mehr ist unter http://www.ias-observatory.org zu sehen, wie auch zur IAS dort mehr in Erfahrung zu bringen ist.
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Abb. 1: Milchstraße im Gebiet Schütze/Schlangenträger, f = 135 mm bei Blende 4, Belichtung 25 Minuten auf Scotch Chrome 400.
und so konnten immer wieder neue Inseln durch den verschobenen ,,Hot Spot" entstehen. Daher sind die 8 Hauptinseln im Südosten der Inselgruppe die jüngsten und höchsten, währenddessen die alten Midway-Inseln lange Zeit der Erosion ausgesetzt waren und aufgrund dessen inzwischen sehr flach sind. Hawaii ist für viele das Paradies auf Erden. Allerdings ist es von Deutschland eine große Strapaze, diese Inseln zu erreichen. Ich war insgesamt 24 Stunden auf dem Hinflug und 28 Stunden auf dem Rückflug unterwegs. Es ist ein Zwischenstopp in San Fransisco oder Los Angeles empfehlenswert, um den Jetlag (?) nicht voll zuschlagen zu lassen. Immerhin sind es im Sommer -12 und im Winter -11 Stunden Zeitunterschied. Man sollte sich nicht nur für eine Insel entscheiden, sondern für mindestens zwei, denn jede Insel ist unterschiedlich. Alle Inseln
Abb. 2: Schwan mit Nordamerikanebel, f = 135 mm bei Blende 4, Belichtung 25 Minuten auf Scotch Chrome 400.
Astronomisches Reiseziel Hawaii
von Michael Kunze
Über 3.500 Kilometer vom nächsten Land entfernt, mitten im Pazifik, auf der anderen Seite der Erde, erstreckt sich die Inselgruppe Hawaii über rund 2.600 Kilometer von Nordwesten nach Südosten. Acht Inseln sind bewohnt und zählen zu den Hauptinseln. Doch gehören zum Archipel insgesamt bis zu 130 Inseln, die allerdings durch Erosion dermaßen abgeflacht sind, dass außer den Hauptinseln nur noch kleine, flache Korallenriffe übrig sind, die im äußersten Nordwesten kaum über den Meeresspiegel hinausragen. Die flachen Atolle im Süden hatten vor etwa 70 Millionen Jahren wahrscheinlich ein ähnliches Aussehen wie die Hauptinseln heute. Nach der ,,Hot Spot"-Theorie sind die Hawaiianischen Inseln wie folgt entstanden: In der pazifischen Platte bildete sich eine ortsfeste Magmakammer, aus der immer wieder Magma unterseeisch nach oben gelangt. So entstanden vor längerer Zeit die sog. Midway-Inseln im Nordwesten. Aufgrund der Verschiebung der Platte wandern die Inseln jährlich um 8 cm nach Nordwesten
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Abb. 3: Komplettansicht des Skorpions; f = 50 mm bei Blende 4, Belichtung 25 Minuten auf Scotch Chrome 400.
sind wunderbar per Düsenflugzeug erreichbar, so ist ein Inselhopping kein Problem. Meine Ziele im Juni 1999 waren 7 Tage Maui und 11 Tage Hawaii / Big Island. Maui, die bekannte Surferinsel, ist ein Paradies für Erholungsuchende. Wunderbare Strände und eine fantastische Landschaft schaffen eine Insel, die ihresgleichen sucht. Tauchen mit Meeresschildkröten oder wunderbaren Fischen in allen Farben machen den Urlaub zum Erlebnis. Ein besonderes Ziel ist auf Maui der Vulkankrater Haleakala, mit einer Ausdehnung von 12 Kilometern und einer Tiefe von 915 Metern. Am südwestlichen Kraterrand sieht man einige Kuppeln, die sog. ,,Science City". Es werden jedoch nicht alle astronomisch genutzt. Die meisten sind Einrichtungen der NASA, sowie der U.S. Army, die dort Satelliten verfolgt. Eine Kuppel beherbergt einen Sonnenrefraktor, der jedoch unter Geheimhaltung
liegt. Das Wieso und Warum kann wohl niemand erklären. Dann fallen noch zwei baugleiche Kuppeln auf, die direkt nebeneinander stehen. Von der einen wird ein Laser auf Satelliten oder den Mond gerichtet. So kann eine exakte Position bestimmt werden und die Entfernung zentimetergenau gemessen werden. Nachts ist der grüne Laserblitz gut zu sehen. Der gesamte Archipel trägt den Namen Hawaii. Daher wird die gleichnamige Insel auch Hawaii Big Island genannt, um Verwechslungen zu vermeiden. Der Zusatz Big Island zeigt schon, dass dies die größte Insel der Inselgruppe ist. Zudem wächst sie immer noch durch die vulkanische Aktivität des Kilauea im Süden, dem aktivsten Vulkan auf der Erde. Die höchste Erhebung Big Islands ist der 4.205 Meter hohe Schildvulkan Mauna Kea, übersetzt ,,der weiße Berg". Auf seinem Gipfel sind schon vom weiten die weißen Kuppeln der Teleskope erkennbar. Nach einer anstren-
genden Fahrt mit einem vierradgetriebenen Wagen erreicht man die Sternwarten, die von der University of Hawaii verwaltet werden. Aufgrund der großen Distanz zum amerikanischen und japanischen Festland und der sehr hohen Berge ist Big Island ein sehr guter Platz für astronomische Observatorien. Daher tummeln sich auf dem 4.205 m hohen Mauna Kea die zur Zeit größten Teleskope der Welt. Allein die Anfahrt zum Mauna Kea ist schon ein Erlebnis. Beginnend auf Null Meter über dem Meeresspiegel fährt man zwischen den beiden Vulkanriesen hinauf zum Besucherzentrum. Dort, auf immerhin 2.400 m, sollte man sich an die Höhe gewöhnen. Dies wird einem sehr leicht gemacht. In einer schönen Ausstellung wird über die Observatorien und über so manches astronomische Thema geschrieben. Zu bestimmten Uhrzeiten ist es sogar möglich, durch verschiedene Teleskope den Himmel zu beobachten. Ab dem Besucherzentrum kommt man nur noch mit Vierradantrieb hinauf zum Gipfel. Da die Straße nicht geteert ist, wird die Fahrt zu einem sehr holprigen Erlebnis. Nach etwa 40 Minuten sieht man die ersten Kuppeln. Zuerst bietet sich ein Blick auf das neue Subaru-Teleskop der Japaner. Danach kommen die mächtigen Kuppeln der beiden Keck-Teleskope ins Blickfeld, welche mit einem Spiegeldurchmesser von je 10 Metern zu den größten Teleskopen der Welt zählen. Beide
Abb. 4: Die Kuppeln der beiden Keck-Teleskope mit der Insel Maui im Hintergrund.
Abb. 5: Die Kuppel vom NASA Infrared-Telescope-Facility im Morgenlicht.
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baugleichen Spiegelsysteme können zusammengeschaltet werden und ergeben so einen äquivalenten Spiegeldurchmesser von 84 m. Nach und nach erscheinen die weißen Kuppelriesen des Canada-France-Hawaii Telescope, dem Gemini Northern 8 m Telescope, dem NASA Infrared Telescope Facility, dem 2,2 m Telescope der University of Hawaii, dem United Kingdom Infrared Telescope und dem 0,6 m Telescope der University of Hawaii. Außerdem erkennt man in einer Talsenke verschiedene Radioteleskope wie das 10,4 m Submillimeter Telescope des California Institute of Technology, das James Clark Maxwell Telescope und das Submillimeter Array. Zu bestimmten Zeiten ist es durch das Besucherzentrum möglich, sich einer Tour
Abb. 6: Vulkankrater im Haleakala-National-Park, Maui.
Abb. 7: Vulkanausbruck am Kilauea Vulkan, Big-Island.
anzuschließen, bei der man das Keck I Telescope betrachten kann und wenn man Glück hat auch das NASA Infrared Telescope. Doch auch auf eigene Faust kommt man fast problemlos in einige Kuppeln hinein. Das Keck I Telescope hat einen Besucherraum in der Kuppel, den man von außen erreichen kann. Fragen Sie am Besucherzentrum nach den Öffnungszeiten. Amateurastronomen sind auf dem Mauna Kea bestens bedient. Man hat dort überall die Chance sein Teleskop aufzustellen und eigene Himmelsbeobachtungen durchzuführen. Neben dem United Kingdom Telescope steht eine Hütte, die im Winter als Skihütte dient, mit einer Betonterrasse. Allerdings erfordert die Fahrt auf den Mauna Kea erstens eine genaue Planung
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und zweitens viel Kraft. Durch die extreme Höhe ist die Luft sehr dünn und man kommt sehr leicht außer Atem. Nach und nach kommen Kopfschmerzen hinzu und eine große Müdigkeit, die bei der Abfahrt nicht unterschätzt werden sollte. Ein Vergleich zeigt, dass man in den Alpen ohne Bergsteigen nicht in Höhen von über 4.000m gelangt. Auf den Mauna Kea dagegen fährt man gemütlich mit dem Auto. Informieren Sie sich vorher über Anzeichen von Höhenkrankheit. Bei Nichtbeachtung kann dies lebensgefährliche Konsequenzen haben! Aufgrund der südlichen Lage der Inseln Big Island liegt auf 20 Grad nördlicher Breite stehen schon viele südliche Sternbilder über dem Horizont. Der Skorpion glänzte in seiner vollen Pracht im Süden und das
Kreuz des Südens trat gerade seinen Weg zum Horizont an. Auch die Transparenz ist unglaublich. Der Vergleich zu den kanarischen Inseln ist zwar kein Riesensprung, dennoch deutlich merkbar. Morgens und abends war prächtig das Zodiakallicht sichtbar. Abends standen Venus und Merkur wunderschön am Westhimmel und strahlten im vollen Glanz. Die Hawaiianischen Inseln sind, wie Eingangs erwähnt, landschaftlich sehr reizvoll. Maui, die Surferinsel, bietet viele wunderbare Badebuchten zum Schnorcheln oder Schwimmen. Die hawaiianische Meeresschildkröte und im Winter die Buckelwale zählen zu den großen Attraktionen. Big Island ist die bekannte Vulkaninsel. Nirgendwo auf der Welt ist es so einfach und ,,sicher" einen aktiven Vulkan zu beobachten, wie auf Hawaii. Auf beiden Inseln ist die üppige Vegetation mit vielen, großen Wasserfällen besonders erwähnenswert. Ein unvergessliches Erlebnis stellen die Sonnenuntergänge dar. Mit etwas Glück lassen sich auch die seltenen grünen Blitze beobachten, die beim ,,Abtauchen" der Sonne beobachtbar sind. Dazu muss die Sonne aber direkt am Horizont, am besten auf dem Meer, untergehen und es darf nur wenig Schmutz in der Luft liegen.
Weitere Informationen und Tipps über das Traumziel Hawaii bekommen Sie bei: Michael Kunze Drinhausstr. 2 47447 Moers E-Mail: info@michaelkunze.de Webpage: www.michaelkunze.de
ASTRONOMISCHE EXKURSIONEN + ASTROFOTOGRAFIE
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Unsere nächsten Schwerpunktthemen
Liebe Leserinnen und Leser, Sie haben in dieser Ausgabe gesehen, dass sich eine ganze Reihe Autoren mit dem Thema Exkursionen auseinander gesetzt haben. Auch in den kommenden Ausgaben unseres VdS-Journals für Astronomie wollen wir jeweils ein interessantes Thema aus der Amateurastronomie genauer vorstellen. Wir laden Sie hiermit gerne ein, sich daran zu beteiligen, indem Sie Ihren Beitrag zu den Themen an die entsprechenden Fachgruppen senden. Wir bitten Sie in diesem Fall zu beachten, dass auch die Fachgruppenredakteure einige Zeit benötigen, die Beiträge zu einem Thema bis zum Redaktionsschluss zu sammeln und zu bearbeiten. Deshalb ist der Einsendeschluss für die Schwerpunktthemen gegenüber dem allgemeinen Redaktionsschluss etwas vorverlegt. Die Adressen der Fachgruppenredakteure finden Sie so weit wie möglich aktuell in der Rubrik ,,Hinweise" weiter hinten in dieser Ausgabe. Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit! Die Redaktion
Ausgabe 18 19
Schwerpunktthema CCD-Technik/Selbstbau Lichtverschmutzung
Einsendeschluss 28.5.2005 17.9.2005
erscheint 26.8.2005 27.12.2005
zuständige Fachgruppe CCD-Technik / Amateurteleskope/Selbstbau Dark Sky
Low-Cost-Digitalfotografie
von Manfred Wolf
Abb. 1: Nordteil des Mondes im Ersten Viertel am 29.3.2004 um 20:23 Uhr, 2-Zoll-WW-Okular f = 40 mm, Belichtung 1/6 s.
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Der Anblick eines prachtvollen Sternenhimmels zieht mich eigentlich schon seit meiner Jugend in seinen Bann. Erste tiefere Spaziergänge am nächtlichen Firmament mit einem simplen Feldstecher weckten alsbald den Wunsch nach einem leistungsstarken Teleskop, den ich mir vor einigen Jahren dann auch erfüllte: ein Schmidt-Cassegrain mit 11 Zoll Öffnung von Celestron.
Beeindruckendes Schon sehr bald kristallisierte sich die Astrofotografie zur Lieblingsaktivität in diesem Hobby heraus. Die überwältigende Farbenpracht unseres Universums bleibt dem menschlichen Auge trotz seiner beeindruckenden Leistung leider verborgen. Ebenso wollte ich die kurzen Momente, in denen sich ein fesselnder Detailreichtum am Mond, der Sonne und manchem Planeten offenbarte, unbedingt festhalten, sozusagen einfrieren.
Umwerfendes Doch gerade letzterer Part der Astrofotografie erwies sich trotz seiner kurzen Belichtungszeiten als der schwierigere. Mit der herkömmlichen, chemischen Fotografie wollte das nur äußerst selten gelingen. Neben den Luftturbulenzen wirkte ein kräftiger Spiegelschlag meiner Kamera dem meist vernichtend entgegen. Zu jener Zeit fasste die CCD-Technologie
immer mehr Fuß in den Reihen der Amateurastronomen, und ihre vielseitigen beeindruckenden Stärken schienen viele Probleme völlig zu eliminieren. Aufnahmen, die mit solchen Geräten entstanden, waren schlichtweg umwerfend. Ebenso umwerfend allerdings war und ist auch heute noch der damit verbundene finanzielle Aufwand. Es schien, als bliebe es noch lange nur ein Traum, schöne Anblicke unseres Sonnensystems festzuhalten.
Digitales
Glücklicherweise lag ich da falsch und
schon bald zeigte sich eine wesentlich
preiswertere und dennoch akzeptable
Alternative für diese Zwecke. Eines Tages
sah ich, dass man auch mit eigentlich für
den Normalgebrauch gedachten Digital-
kameras erstaun-
lich gute Auf-
nahmen
vom
Mond und den
Planeten erhalten
kann. Die rasant
fortschreitende
Entwicklung die-
ser Kameras und
ein nicht unerheb-
Abb. 2: Auf der Terrasse stehen Montierung und Teleskop. Alle hier gezeigten AstroAufnahmen entstanden mit Celestron 11 und Pentax Optio 330 GS (Einstellung auf 100 ASA).
licher Preisverfall führten dann vor zwei Jahren zur Anschaffung einer Pentax Optio 330 GS. Die 3,2 Megapixel sind völlig ausreichend für Posterbilder einer Größe von 20 cm x 30 cm, durchaus sogar bis 30 cm x 45 cm.
Vorteiliges Solche Digitalkameras bieten mir gegenüber meiner herkömmlichen KB-Kamera einige nicht zu verachtende Vorzüge: Ein Verwackeln durch Spiegelschlag scheidet logischerweise völlig aus. Berührungsfreies Auslösen im besten, auf einem Monitor ersichtlichen Augenblick durch eine Fernbedienung. Belichtungsreihen, welche die Chance erhöhen, einen luftruhigen Moment zu erwischen. Der kontrastförderliche Einsatz von Farbfiltern wird durch ein Ausweichen auf den SchwarzWeiß-Modus möglich. Was besonders angenehm wirkt, ist die sofortige Verfügbarkeit der Aufnahmen. Es entfällt somit das lästige Warten, das eine Filmentwicklung mit sich bringt. Weiter erspart man sich das Einscannen seiner Negative oder Dias, die ja erst digitalisiert werden müssen, bevor man diese am Computer weiterbearbeiten kann.
Nachteiliges Doch trotz vieler Vorzüge haben solche Digitalkameras leider auch ein paar Nachteile. So ist die Belichtungsdauer für jede Einzelaufnahme sehr begrenzt. Nur wenige können die Aufnahme auch im für die Bildbearbeitung vorteilhafteren TIFF-
Abb. 3: Jupiter, aufgenommen am 27.3.2004 um 23:43 Uhr, mit Baader-Flatfieldkorrektor / Barlowlinse 4x mit 26,5-mmOkular, Belichtung 1/4 s.
Abb. 4: Saturn, aufgenommen am 23.1.2004 um 20:35 Uhr, mit Baader-Flatfieldkorrektor / Barlowlinse 4x und 26,5-mmOkular, Belichtung 0,8 s.
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Abb. 5: Sonnenfleckengruppe, aufgenommen am 22.7.2004 um 18:08 Uhr, mit Sonnenfilterfolie der Dichte 3,5, Baader-Flatfieldkorrektor/Barlowlinse 4x mit 26,5mm-Okular und Orangefilter, Belichtung 1/250 s.
bei der chemischen Fotografie empfiehlt sich ein häufigeres neuerliches Fokussieren, denn nicht alles, was am Kameramonitor scharf scheint, ist es dann später auch am PC. Und wenn die Luftturbulenzen schon am Monitor nie zur Ruhe kommen, sind die Aussichten auf gute Ergebnisse eher unwahrscheinlich. Nur bei exzellentem Seeing lohnt sich der Versuch, die Abbildungsvergrößerung schrittweise hochzutreiben. Das Hervortreten feinerer Details bei höherer Vergrößerung erleichtert einem übrigens etwas die Beurteilung der Schärfe. Leider zeigt sich nun auch feinster Schmutz auf Okular und Filter immer deutlicher. Abhilfe schafft hier nur ein mit gefertigtes Flatfield, das man dann mittels Software vom eigentlichen Bild abzieht. Wer so genannte ,,Hotpixel" abziehen will, benötigt noch ein Dunkelbild. Das ,,Stacken" mehrerer guter Einzelbilder kann ebenfalls zu einer enormen Qualitätssteigerung führen.
Format abspeichern. Deren Objektive sind in der unteren und mittleren Preisklasse nicht abnehmbar oder gar wechselbar. Nur wenige können dank eines Filtergewindes am Objektiv mittels Adapter direkt am Okular befestigt werden. All dies schränkt ihre Einsatzmöglichkeiten in der Astrofotografie etwas ein und ihr Einsatz am Teleskop ist stets nur afokal möglich und erfordert somit einen entsprechenden Befestigungsadapter, der entweder käuflich ist, oder wie in meinem Fall auch durchaus selbst angefertigt werden kann.
Losgehendes Aber dann kann es endlich losgehen. Gleich zu Beginn sollte man die Empfindlichkeit auf 100 oder gar 50 ASA festlegen, um das Rauschen des Chips in Grenzen zu halten. Wegen des sog. Bull-
augeneffekts sollte man darauf achten, nicht zu nahe an das Okular zu geraten, denn das Kameraobjektiv könnte beim Ein- bzw. Ausschalten mit dem Okular kollidieren. Erscheint das gewünschte Objekt am Monitor, kommt auch schon die nächste Geduldsprobe auf einen zu, die Scharfstellung. Zu diesem Zweck setze ich gerne das Digitalzoom ein, denn ohne dieses erkennt man meist zu undeutlich Veränderungen der Schärfe am Monitor, obwohl man am Fokussierer des Teleskops gefühlvoll hin und her dreht. Zum Fotografieren ist dann allerdings nur das optische Zoom brauchbar. Ganz nebenbei merkt man auch schnell, dass die Anschaffung eines Netzadapters zur Stromversorgung durchaus lohnenswert wäre, denn der Monitoreinsatz schluckt ungemein viel Strom und der Akku ist schnell erschöpft. Wie auch
Lohnenswertes Gute Aufnahmen sind zum Glück kein Privileg der teuersten Ausrüstung mehr. Und das fängt schon bei der Wahl des Teleskops an. Selbst kleinere Geräte liefern mit einer preiswerten Digitalkamera erstaunliche Ergebnisse. Der wichtigste Faktor ist eigentlich das Seeing, und das erfordert kein Budget, sondern Geduld. Ein Jahr bietet nur wenige Nächte davon, und um die nicht zu versäumen, muss man eben oft vergeblich auf- und abbauen, ohne ein einziges brauchbares Ergebnis am Ende. Lohnenswert ist die Anschaffung einer Digitalkamera sicher allemal, sie ist ja nicht nur für die Astrofotografie alleine nutzbar. Und die gute alte KB-Kamera ist nicht eingemottet worden, sondern leistet noch lange wertvolle Dienste für DeepSky-Aufnahmen.
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Ergebnisse des Projekts Zwerggalaxien (2)
von Peter Riepe
Abb. 1: Mintron-Videobild von IC 10, aufgenommen von Bernd Gährken am 9. Oktober 2002, gemittelt aus 50 % von 580 Aufnahmen mit jeweils 2,5 s Belichtungszeit. Teleskop: 300mm-Newton f/4. Trotz des schlechten Seeings und ungenauer Fokussierung (Angabe des Autors) ist das dicke Staubband im südlichen Galaxienbereich abgebildet.
In dieser Fortsetzung über Ergebnisse des Projekts Zwerggalaxien geht es um zwei relativ helle Objekte: IC 10 und das System Wolf-Lundmark-Melotte (WLM). Beide gehören der ,,Lokalen Galaxiengruppe" an und sind dem irregulären Magellanschen Typ zuzurechnen. Da die Ergebnisse zu WLM auf Exkursionen erzielt wurden, passt dieser Artikel auch gut zum Schwerpunktthema (vgl. auch Beitrag der FG Deep-Sky S. 54).
dem
Hubble
Space Telescope
(HST) wurden 13
Sternhaufen und
Assoziationen ent-
deckt [2]. Zwei
von ihnen sind
älter als 350
Millionen Jahre,
die restlichen sind
mit 4 bis 30 Millionen Jahren recht jung.
Bisher wurde aber noch kein
Supersternhaufen entdeckt wie in den
Aktivitätszonen bekannter Starburst-
Zwerggalaxien.
Aus den Amateur-Aufnahmen dieses
Berichtes wird der nach Nordnordwest
gerichtete Hauptkörper von IC 10 erkenn-
bar. Am Südrand zieht sich ein mächtiges
Staubband entlang. Es ist bereits auf einer Aufnahme von Bernd Gährken erkennbar, der seine Mintron-Videokamera zur Aufzeichnung benutzte (Abb. 1). Das CCD-Bild von Thomas Michna zeigt, dass von der nordwestlichen Spitze eine Sternenwolke nach Süden abzweigt (Abb. 2). Hier lassen sich, wie man besonders gut an den Aufnahmen von Jürgen Roesner, Josef Müller sowie Bernd Häusler & Ralf Mündlein (Abb. 3 bis 5) sieht, einzelne helle Sterne auflösen. Da Jürgen Roesner mit seiner sehr langen Belichtung ein sehr gutes Signal/Rausch-Verhältnis erreicht hat, konnte ich ein kontrastgesteigertes Pseudofarbbild herstellen, das schwächste Außenbezirke erfasst. So wird die wahre Ausdehnung des Objekts erkennbar. Nach einer ähnlichen Bildbearbeitung zeigt die
IC 10, ein Ort der Sternentstehung IC 10 liegt im westlichen Teil des großen ,,W" der Cassiopeia (2000 = 00h 20m 23s, 2000 = +59 Grad 17' 35'', mB = 13,6 mag). Der Zwerg blieb trotz seiner Zugehörigkeit zur Lokalen Gruppe lange Zeit ein wenig erforschtes Objekt, denn die Beobachtung wird durch interstellare Wolken unserer Milchstraße behindert, die für eine Extinktion von 2 bis 3 mag sorgen. Genauer ließ sich dieser Betrag nicht festlegen, insofern schwanken auch die Entfernungsangaben. Neuere Werte tendieren zu etwa 950 kpc [1], was ca. 3 Millionen Lj entspricht. Hiervon ausgehend dürfte IC 10 bei einem scheinbaren Durchmesser von 6,8' x 5,9' etwa 6.100 Lj ausgedehnt sein. In IC 10 hat sich vor geraumer Zeit eine kräftige Sternentstehung abgespielt. Das ergibt sich einerseits aus der recht hohen Zahl von Wolf-Rayet-Sternen, die am 4-mTeleskop des Kitt Peak Observatory entdeckt wurden [1]. Aber auch die zahlreichen leuchtenden Gasnebel belegen die Sternengeburten. Bei Untersuchungen mit
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Abb. 2: Mit einem Meade LX 200 nahm Thomas Michna am 29. September 2002 IC 10 auf. Er setzte bei f/10 eine OES MegaTEK ein und belichtete 4 x 15 Minuten. Die Aufnahme erfolgte bei Mond (70 %), der 56 Grad entfernt war. Die visuelle Sterngrenzgröße betrug 5,0 mag.
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Abb. 3a: Jürgen Roesner setzte seinen 12,5-Zoll-Newton mit f = 1500mm ein und belichtete IC 10 insgesamt zwei Stunden mit einer ST-7.
Abb. 4: IC 10, am 19.7.2002 mit ST-7 Hires 3 x 15 Minuten belichtet, 12-Zoll-Newton f/5, gutes Seeing, visuelle Sterngrenzgröße 6 mag, Viertelmond. Außer dem dichten Staubband sind bei Vergleich mit Abb. 4 noch mehrere HII-Regionen zu erkennen. Bildautor: Josef Müller.
Abb. 3b: Die IC-10-Aufnahme von Jürgen Roesner eignet sich wegen ihres geringen Rauschens und des sehr guten Flat-Fieldings bestens zur Kontrastanhebung. Anschließend in Pseudofarben dargestellt, wird die weiträumige Struktur der Zwerggalaxie deutlich. Es zeigt sich ein elliptischer Halo.
meiner Ausrüstung deutlich erreicht habe. Doch gerade das ist ein interessanter Aspekt für mich und so freue ich mich auf die nächsten Zwerge." Jürgen Roesner berichtete nach einer zweistündigen Belichtung durch einen Rotfilter Wratten No. 29 (auf dem rotempfindlichen KAF 400), dass der Filtereinsatz für seine Begriffe keinen wesentlichen Gewinn gebracht hat. Schauen wir uns die ZwickAufnahme an, so wird klar, was hier verbesserungswürdig ist. Der Galaxienkörper hat - bedingt durch die enorme galaktische Extinktion - eine bräunliche Verfärbung. Dies ist auch aus Feldaufnahmen unserer Milchstraße im Gebiet Skorpion/Schütze bekannt. Also kann ein weiter Kantenfilter wie der Wratten No. 29 den Kontrast der
Aufnahme von Josef Müller die gleiche Galaxienstruktur. In einer Arbeit aus dem Jahre 1990 berichten P. Hodge und M.G. Lee über tiefe CCD-Aufnahmen von IC 10 im engbandigen H-Licht. Insgesamt konnten sie 144 HII-Regionen identifizieren [3]. Aber selbst die hellsten haben nur 10 % der Leuchtkraft des Tarantelnebels in der Großen Magellanschen Wolke. Im Zentralkörper von IC 10 sind auf den Projektaufnahmen etliche HII-Regionen erfasst, gut zu sehen auf der Farbaufnahme von Magnus Zwick (Abb. 6). Magnus
Zwick kommentierte seine ersten Farbversuchen an IC 10: ,,Insgesamt sind die Belichtungszeiten noch zu kurz, um gut durchbelichtete Aufnahmen zu bekommen. Ich denke, dass ich mit den Zwerggalaxien die Grenzen des Machbaren mit
Abb. 5: Am 9. September 2002 nahmen Bernd Häusler und Ralf Mündlein IC 10 auf, RC-Teleskop 353 mm / 3.655 mm mit SBIG ST-10 XE. Die Gesamtbelichtung betrug 85 Minuten. Im westlichen Galaxienbereich sind etliche Einzelsterne aufgelöst.
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Abb. 6: IC 10 ist hell genug für ein Farbbild. Am 30. September 2002 belichtete Magnus Zwick je 3 x 6 Minuten mit den RGB-Farbfiltern und fügte ein Luminanzbild von 10 x 6 Minuten hinzu.
HII-Regionen im Vergleich zum stellaren (2000 = 00h 01m 58s, 2000 = -15 Grad 27'
Zwerggalaxienkörper selbst nicht wesent- 50'', mB = 11,0 mag). Sie wurde 1909 von
lich steigern. Ein engbandiger H- Max Wolf in Heidelberg auf einer fotogra-
Interferenzfilter wäre hier anzuraten, um fischen Platte entdeckt, die mit einem 6-
allein den Kontrast der roten Gasnebel Zöller aufgenommen worden war. Melotte
anzuheben und das interstellar verfärbte entdeckte sie 1929 erneut, auch Lundmark
Orangerot des Zwerggalaxienkörpers hatte sie auf den selben Platten markiert.
abzutrennen. Wer wagt sich demnächst an Die Galaxie steht mit einer Deklination
diese Aufgabe?
von -15 Grad verhältnismäßig südlich für
Beobachtungen von Deutschland aus. Ihre
Das Wolf-Lundmark-Melotte-System
Entfernung bewegt sich nach HST-
Diese Zwerggalaxie, auch kurz als WLM- Photometrie um 3 bis 3,2 Millionen Lj [4,
System bezeichnet, liegt im Walfisch 5], ähnlich wie bei IC 10. Daher kann man
bei 11,5' x 4'
scheinbarem
Durchmesser auf
eine
wahre
Längsausdehnung
von etwa 10.000
Lj schließen. Der
überwiegende Teil
der Sterne ent-
stand vor etwa 12
bis 9 Milliarden
Jahren. Eine zwei-
te Sternentsteh-
ungsphase begann
vor etwa 1 bis 2,5
Milliarden Jahren
und hält im
Zentralbalken bis
heute an [4].
Ein spektakuläres
Detail ist der zur
Galaxie gehörige
große Kugelstern-
Abb. 7:
haufen ,,WLM
Hans-Günter Diederich richtete ein 16-Zoll-SCT mit einer
Globular Cluster",
ST-9E CCD-Kamera auf das WLM-System und belichtete
der leuchtkräftiger
4 Minuten ohne Filter im 3 x 3-Binningmodus.
als die hellsten
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Kugelhaufen der Kleinen Magellanschen Wolke ist [6]. Mit dem HST konnte das 16,06 mag helle Objekt in Einzelsterne aufgelöst werden. Deren Photometrie ergab ein Farbenhelligkeitsdiagramm, das typisch ist für einen alten, gewöhnlichen Kugelsternhaufen mit einem wohl definierten Riesenast und einem deutlichen Horizontalast [7]. Der Kugelhaufen steht mit 2,8 Millionen Lj Entfernung leicht vor der Zwerggalaxie selbst. Sein Alter konnte auf 14,8 Milliarden Jahre geschätzt werden, ähnlich alt wie die Kugelsternhaufen im galaktischen Halo. Dies passt gut zu der Aussage, das WLM-System stecke in einem Halo metallarmer Sterne der Population II, älter als 10 Milliarden Jahre [8]. Zwischen 1926 und 1938 suchten Hubble und Baade mit dem 60- und dem 100Zöller auf Mt. Wilson vergeblich nach Cepheiden in WLM. Erst 1985 gelang nach langjähriger Suche mit dem 5-mPalomarspiegel der Nachweis von 15 Cepheiden [9]. Dabei ging ihre Photometrie bis 22 mag - heute auch machbar für gut ausgerüstete, fortgeschrittene Amateure. Das WLM-System ist schon mit Teleobjektiven erfassbar [10]. Die Flächenhelligkeit ist im Vergleich zu der von IC 10 etwa 4 Mal größer. Auch HansGünter Diederich und Thomas Michna nahmen das WLM-System auf (Abb. 7 und 8). Die schlanke, balkenähnliche Form sowie WLM Globular Cluster als kräftiger Punkt sind gut erkennbar. Im WLMSystem wurden 21 HII-Regionen entdeckt, deren Durchmesser zwischen 65 und 330 Lj liegen [11]. Einige davon sind in Abb. 7 gut erkennbar, weil der Chip der MegaTek rotempfindlich genug ist. Bei engbandiger Filterung dürften diese HII-Regionen noch erheblich kontrastreicher hervortreten. Zwei Objekte im Hintergrund scheinen ferne Galaxien zu sein, eine Spiralgalaxie in Kantenlage links oberhalb der Bildmitte sowie eine elliptische Galaxie am mittleren rechten Bildrand.
(Wird fortgesetzt)
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Abb. 8: Thomas Michna nahm WLM am 9. Oktober 2002 mit einer MegaTEK ohne Filter auf. Instrument war ein 10-Zoll-SCT (LX 200) bei 2,5 m Brennweite. Belichtet wurde 4 x 15 Minuten. Der Pfeil zeigt auf den "WLM Globular Cluster", den einzigen Kugelsternhaufen der Galaxie. Zahlreiche Flecken im Westbereich des Hauptbalkens sind HIIRegionen, die zum Teil identifiziert werden können (Fachgruppenleitung nach [11]).
Literaturhinweise
[1] P. Massey, T.E. Armandroff, 1995: ,,The massive star content, reddening, and distance of the nearby irregular galaxy IC 10", Astron. J. 109, 2470
[2] D.A. Hunter, 2001: ,,The stellar population and star clusters in the unusual local group galaxy IC 10", Astrophys. J. 559 (September 2001), 225
[3] O. Hodge, M.G. Lee, 1990: ,,The H II Regions of IC 10", Publ. Astron. Soc. Pac. 102 (Jan. 1990), 26
[4] A.E. Dolphin, 2000: ,,Hubble Space Telescope Studies of the WLM Galaxy. II: The Star Formation History from Field Stars", Astrophys. J. 531 (3/2000), 804
[5] M. Rejkuba et al., 2000: ,,Deep Hubble space telescope STIS color-magnitude diagrams of the dwarf irregular galaxy WLM: detection of the horizontal branch", Astron. J. 120 (August 2000), 801
[6] H.D. Ables, P.G. Ables, 1977: ,,B, V photometry of the WLM galaxy", Astrophys. J. Suppl. Ser. 34 (June 1977), 245
[7] P.W. Hodge et al., 1999: ,,Hubble space Telescope Studies of the WLM galaxy. I: The age and metallicity of the globular cluster", Astrophys. J. 521 (Aug. 1999), 577
[8] D. Minniti, A.A. Zijlstra, 1996: ,,Dwarf Galaxies Also Have Stellar Halos", Astrophys. J. Lett. 467 (8/1996), L13
[9] A. Sandage, G. Carlson, 1985: ,,The brightest stars in nearby galaxies. VI: Cepheids and the brightest stars in WLM", Astron. J. 90, 1464
[10] W. E. Celnik, 2004: ,,Kleine Zwerge - hohe Berge, Zwerggalaxienjagd im Hochgebirge", VdS-Journal Nr. 15 (III/2004), 42
[11] P. Hodge, B. Miller, 1994: ,,The HII Regions of the Local Group Galaxy WLM", Am. Astron. Soc. Meeting 184, #48.02 (5/1994)
Neues aus der Fachgruppe Deep Sky
Liebe Sternfreunde,
als Höhepunkt der FG-Aktivitäten steht das jährliche Deep-Sky-Treffen unmittelbar bevor. Wir hoffen, den Erfolg des Jahres 2004 fortzusetzen, oder sogar noch zu übertrumpfen. Impressionen werden im nächsten Journal zu sehen sein. Ein Glanzpunkt des letztjährigen Treffens war die Vorstellung des ,,Praxishandbuch Deep Sky", dem bislang umfangreichsten Projekt der Fachgruppe. Es hat, wie die Rezensionen in allen großen deutschen Astronomiemagazinen zeigen, einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Innerhalb eines dreiviertel Jahres wurden bereits über 2.500 Exemplare verkauft! Wer das Buch noch nicht kennt, dem bietet sich z. B. beim diesjährigen Internationalen Teleskoptreffen am Vogelsberg (ITV) die Gelegenheit, es einmal näher zu betrachten. Wie gewohnt präsentiert sich die FG auf diesem größten deutschen Teleskoptreffen mit einem Informationsstand. Dort besteht auch wieder die Möglichkeit mit Fachgruppenmitgliedern direkt in Kontakt zu treten.
Ein Kontakt, der sich nun seit fast einem Jahr bewährt hat, ist die Zusammenarbeit mit astronomie.de, dem großen deutschen Internetportal. Unsere Präsenz, in Form der allgemeinen Informationsseiten und der vierteljährlich aktualisierten Rubrik ,,Deep Sky spezial", wird unter der Federführung von Uwe Glahn, Matthias Juchert und Martin Schoenball weiter ausgebaut und durch ,,Praxistipps" ergänzt. Ganz neu ist der Kontakt mit der Zeitschrift ,,nightsky", die in Zukunft eng mit der Fachgruppe zusammenarbeiten wird (z. B. unterstützt die FG aktiv die Rubrik ,,Zeichnen der Messierobjekte"). Es gibt also viel zu tun! Ein anderes Projekt, das zusammen mit der FG Astrofotografie durchgeführt wird, zeigt erste Ergebnisse: ,,Zwerggalaxien". Visuelle Beobachtungen bzw. Aufnahmen zweier ausgewählter Objekte (IC 10, WLM) finden Sie in diesem Heft auf den Seiten der beiden Fachgruppen.
Clear skies und viel Freude beim Lesen der Artikel wünscht Ihr/Euer Jens Bohle
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54 D E E P S K Y
Ergebnisse des Projekts ,,Zwerggalaxien" - Teil 1: IC 10 und WLM
von Wolfgang Steinicke
,,Zwerggalaxien" ist ein Gemeinschaftsprojekt der Fachgruppen ,,Visuelle Deep Sky Beobachtung" und ,,Astrofotografie". Nachdem letztere schon im VdS-Journal 16 über den ,,Coddington Nebel" IC 2574 berichtet hatte, sollen nun die Zwerggalaxien IC 10 in der Cassiopeia und das Wolf-Lundmark-Melotte-System (WLM) im Walfisch ,,visuell" vorgestellt werden. Amateuraufnahmen werden in einem parallelen Artikel in der Rubrik ,,Astrofotografie" diskutiert (siehe S. 50). Bevor jedoch die Beobachter zu Wort kommen, zunächst ein paar Anmerkungen zu den Objekten.
Entdeckung von IC 10 und WLM IC 10 wurde am 8.10.1887 von Lewis Swift [1] visuell mit dem 16-ZollRefraktor des Warner Observatory, Rochester, entdeckt. Seine Beschreibung lautet [2]: ,,F * involved in vL eeeF neb. eee diff. in line with 2 st. of = mag. which with a 3rd forms a right angled triangle", was bedeutet: ,,schwacher Stern in sehr großem, extrem schwachen, extrem diffusen Nebel; in einer Linie mit 2 gleichhellen Sternen, mit denen ein dritter ein rechtwinkliges Dreieck bildet". Dies trifft die Situation sehr gut, wenn man mit heutigen Beschreibungen vergleicht (s. u.). Die visuelle Helligkeit von IC 10 beträgt 11,2 mag, die Flächenhelligkeit 14,9 mag/ '' (= 14,9 Größenklassen pro Quadratbogensekunde).
WLM wurde im Herbst 1909 von Max Wolf auf einer Platte des 6-ZollAstrographen der Königstuhl-Sternwarte gefunden (aufgenommen hatte sie sein Assistent Lorenz) [3]. Wolf machte am 15.10.1909 noch eine zweistündige Aufnahme mit dem 72-cm-WaltzReflektor. Sie zeigte einen schwachen, ovalen Nebelfleck, der in keinem Katalog verzeichnet war. Unabhängig davon entdeckte Philibert Jacques Melotte 1914 das Objekt (zusammen mit anderen, wie z. B. dem Vela-Supernovaüberrest) bei der Suche nach Sternhaufen auf den FranklinAdams-Platten [4]. 1926 inspizierte Knut Lundmark die Platten und fand den Nebel erneut. Er müsste also eigentlich ,,WolfMelotte-Lundmark" heißen. Der englische
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Amateurastronom John Franklin-Adams hatte erster einen fotografischen Himmelsatlas erstellt. Er wurde 1914 publiziert und besteht aus 206 Aufnahmen, die in England und Süd-Afrika gemacht worden waren. Melotte verglich den Nebel mit Barnards NGC 6822. Die visuelle Helligkeit von WLM beträgt 10,6 mag, die Flächenhelligkeit 14,1 mag/ ''.
Beobachtungen Frank Richardsen beobachtete WLM mit seinem 20-ZollDobson (f/5) und fertigte eine Zeichnung an (Abb. 1). Sie zeigt neben der ovalen Galaxie auch den hellsten Kugelsternhaufen WLM-1 (16,1 mag, Durchmesser 8'').
Matthias Juchert beobachtete beide Objekte mit einem 8 Zoll f/6 Newton. Zu IC 10, bei visueller Grenzgröße (fst) 6,6 mag, schreibt er: ,,Es zeigt sich eine sehr schwache Galaxie mittlerer Größe. Bei 50x wirkt das Ganze wie ein schwacher PN mit asymmetrischem Zentralstern. Bei 98x zeichnen sich leichte Strukturen ab. Der 12,7-mag-Stern im Nebel ist besonders nach Süden, Osten und Norden von schwachem Nebel umgeben. Meine Rohskizze [hier nicht wiedergegeben] zeigt 2 hellere Stellen - eine besonders deutlich dicht südöstlich des Sterns, die andere etwa im Norden. Bei genauerer Betrachtung des DSS-Bildes stellten sich diese helleren Partien als HII-Regionen heraus."
WLM wurde bei fst 6,9 mag beobachtet: ,,Im Teleskop ist bei 50x ein extrem schwacher Nebel zu erfassen. Er ist in Nord-SüdRichtung elongiert, und erscheint im Süden etwas ,,heller". Der Nebel ist nur eindeutig bei leichter Tubusbewegung sichtbar."
Jens Bohle hat IC 10 am 29.8.2000, 1:30 MESZ, mit seinem 20-Zoll-Dobson (f/4,5) bei 64facher Vergrößerung beobachtet (fst 5,5 mag im Zenit). Zu seiner Zeichnung (Abb. 2) schreibt er: ,,Diffuse rundliche Aufhellung ohne Helligkeitsverteilung. Vordergrundstern täuscht stellares Zentrum
vor. Beste Sichtbarkeit unter diesen Bedingungen bei 7,8 mm AP."
Martin Schönball hat beide Objekte mit seinem GSO Dobson (N250) bei 139x beobachtet. Zu IC 10 (5.9.2003, fst 6,5 mag) schreibt er: ,,Mittelhelle Galaxie, recht groß, sehr flächenschwach. Im N ist ein schwächerer Stern eingebettet, zeigt keine Aufhellung in der Mitte. Im SO meine ich dagegen einen größeren Knoten zu erkennen, ziemlich schwach." Und zu WLM (25.9.2003, fst 6,6 mag): ,,Sehr schwacher Fleck, groß. Blinkt nur indirekt auf, etwa 30 % der Zeit zu halten. Ist etwas N-S elongiert. Sehr schwierig!"
Uwe Glahn konnte IC 10 beim einem Alpenaufenthalt am Großglockner/Wallackhaus (2.304 m) mit einem 16-Zoll-Newton beobachten (Durchsicht 1-2, Seeing 2-3). Er schreibt: ,,Galaxie unter Hochalpenhimmel bei 51x (AP 7,8) deutlich flächiges Objekt; Unterschied zu guten Landhimmel gering; bei 129x (AP 3,1) längliche Form, Verhältnis 3:2; etwa ein Dutzend Sterne in Galaxie zu erkennen; der hellste 12,7-magStern steht dicht am Zentrum; keine Strukturen innerhalb der Fläche; Galaxie läuft diffus aus; komplette Galaxie reagiert gut auf UHC-Filter, wird kaum schwächer; bei 257x (AP 1,6) ist Galaxie nur noch schwer zu halten; die einzelnen HIIRegionen sind sehr schwierig; Region HAL 90-45 bei 257x im UHC-Blink schwach, aber zu halten, kleiner, aber flächiger runder Fleck; OIII-Filter zu hart, kein Blink-Effekt möglich; insgesamt eine sehr interessante Galaxie."
Wolfgang Steinicke beobachtete IC 10 am 14.1.2005 (21:00) mit einem 20-Zoll-Dobson auf dem Schauinsland (1.250 m) bei fst 6,5 und 180facher Vergrößerung. Das Objekt befindet sich in einem sternreichen Gebiet. Es ist direkt sichtbar und erscheint diffus, von ovaler Form mit ,,Zentralstern". (Abb. 3).
Wolfgang Vollmann konnte beide Objekte mit einem 130/1040-
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Abb. 1: WLM, gezeichnet von Frank Richardsen. Der markierte "Stern" ist WLM-1, der hellste Kugelsternhaufen der Zwerggalaxie.
Abb. 2: IC 10, gezeichnet von Jens Bohle.
mm-Refraktor beobachten. Zu IC 10 (fst 6,5mag) schreibt er: ,,Beobachtung bei 35 und 70x. Folgend und wenig nördlich eines Sterns 12 mag bemerke ich eine sehr schwache überraschend kleine Wolke, kaum zu sehen, der Stern stört durch seine Helligkeit sehr. Geschätzter Durchmesser des Nebelchens: knapp zwei Bogenminuten! In einer weiteren Nacht scheint die Aufhellung um den Stern 12 mag bei 35x etwas größer zu sein. Sehr schwierig und kaum zu sehen."
WLM wurde bei fst 6,4 mag und sehr klarem Himmel beobachtet: ,,Bei 35x zwar sehr schwach und an der Wahrnehmungsgrenze, aber eindeutig sichtbar! Sehr blasser Nebelfleck, kaum zu definieren, möglicherweise etwas länglich in Ost-WestRichtung, längster Durchmesser vielleicht 4-5'. Bei zwei weiteren Beobachtungen mit nicht ganz so guten Bedingungen war ich mir nicht sicher, das Objekt zu sehen; es war aber angedeutet. Die Galaxie IC 1613 war übrigens viel leichter zu sehen als WLM!"
Klaus Wenzel 's Beobachtung von IC 10 datiert vom 13.10.1996. Er verwendete einen 12,5Zoll-Newton bei 170x: ,,Indirekt, einfach sichtbare großflächige diffuse Aufhellung mit ovaler Form, die im südöstlichen Bereich am hellsten erscheint. In diesen Bereich ist ein etwa 13 mag heller Vordergrundstern eingebettet. Südöstlich der Galaxie befindet sich ein markantes Dreieck, das von zwei etwa 11 mag hellen Sternen und einem schwächeren Stern gebildet wird."
Abb. 3: IC 10, gezeichnet von Wolfgang Steinicke (Feld 20').
Literaturhinweise [1] W. Steinicke, 2002: interstellarum 22, 56 [2] L. Swift, 1888: Astron. Nachr. [2859] 120,
33 [3] M. Wolf, 1909: Astron. Nachr. [4380] 183,
187 [4] P.J. Melotte, 1926: Mon. Not. Roy. Astron.
Soc. 86, 636
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Elliptische Galaxien - alles andere als langweilig!
von Hans G. Diederich
dieser Objekte zuwendet.
Abb. 1: Elliptische Galaxien von E0 bis E7
Elliptische Galaxien (E-GX) erschienen mir früher im Vergleich zu Spiralgalaxien und galaktischen Nebeln als nicht besonders spektakulär. Alles rund, nichts drin und dran, nichts zum genauen Hinschauen, kurz: langweilig. Nur der Umstand, dass sie von Hubble nach dem Grad ihrer Elliptizität geordnet in ein Entwicklungsschema der Galaxien (die ,,HubbleGabel") eingefügt worden waren, brachte mich auf die Idee, hierüber auf dem Deepsky-Treffen 2004 einen Workshop
durchzuführen. Der Schwerpunkt lag dabei auf Eigenschaften, welche sich aus eigenen Bildern ableiten lassen. Bei der Vorbereitung erlebte ich dann aber eine ,,elliptische" Überraschung. Es stellte sich heraus, dass E-GX keinesfalls langweilig sind. Stattdessen geben sie uns fotografierenden oder zeichnenden Sternfreunden die Möglichkeit zu einem Beobachtungsund Auswertungsprojekt, welches den Pfad der ,,hübschen Bilder" verlässt und sich den ,,inneren Werten" und Eigenschaften
Bildbearbeitung bei Elliptischen Galaxien Die Fehleinschätzung von E-GX rührt daher, wie wir üblicherweise eine E-GX fotografisch dargestellt sehen: In ihrem Zentrum ist alles weiß (,,ausgeblutet"), und an ihrem Außenrand hört sie abrupt wie abgeschnitten auf. Die allerwenigsten Sternfreunde untersuchen die E-GX mittels ,,Strecken" im Histogramm. Details im Innern und im Außenbereich bleiben unerkannt, aus einer interessanten E-GX wird ein ,,langweiliges" Deepsky-Objekt. Wer zum Beispiel M 87 ausschließlich mit der Standardeinstellung seines CCDBildbearbeitungsprogramms betrachtet, bringt sich um das Erlebnis, im hellen Zentrum nicht nur den sehr hellen Nukleus (in ihm befindet sich ein Schwarzes Loch) zu sehen, sondern in dessen unmittelbarer Nähe auch den vom Nukleus ausgehenden hellen Jet zu entdecken. Ähnliches trifft auf den Außenrand dieser E-GX zu: Wer den unteren Schieberegler im Histogramm nicht ganz nach unten bewegt, wird nicht sehen, wie M 87 langsam ,,wächst" (scheinbar größer wird) und plötzlich von einem Schwarm aus vielen kleinen, schwachen und diffusen Fleckchen umgeben ist, von einem System aus 10.000 bis 20.000 Kugelsternhaufen. Einige von ihnen lassen sich sogar im Internet als individuelle Objekte identifizieren und benennen. Und die Beobachtung extragalaktischer Kugelsternhaufen außerhalb der Lokalen
Abb. 2: Formel zur Bestimmung des E-Typs einer Elliptischen Galaxie
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Abb. 3: Große und Kleine Achse einer Elliptischen Galaxie (in Isophotendarstellung)
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Abb. 4 (links): Achsendrehung und Formänderung der Isophoten bei NGC 1209 (I)
Abb. 5 (rechts): Achsendrehung und Formänderung der Isophoten bei NGC 1209 (II)
Gruppe ist doch bestimmt nicht langweilig.
Elliptizität (Elongation) Für E-GX wird in Sternkarten und Katalogen neben den Abmessungen und dem Positionswinkel gelegentlich der ETyp angegeben, welcher zwischen E0 (kreisrund) und E7 (sehr stark elongiert) liegt. Dieser E-Typ lässt sich mittels einer einfachen Formel aus dem Bild der jeweiligen Galaxie ableiten. Erst sehr spät kam mir die Idee, nicht nur die Äste der Spiralgalaxien und Balkengalaxien im Hubbleschen Klassifizierungsschema mit Beispielen zu belegen, sondern auch für jeden E-Typ eine passende Galaxie aufzu-
nehmen und diese Bilder sortiert in einer Montage zu präsentieren (siehe Abb. 1). Der E-Typ wurde dabei noch nicht selbst bestimmt, sondern einem Katalog entnommen.
Bestimmung des E-Typs Die Formel zur Bestimmung des E-Typs einer E-GX (siehe Abb. 2) gehört zu den einfacheren in der Astronomie. Es reicht aus, die Länge der Großen und der Kleinen Achse mit dem Lineal zu messen und diese beiden Werte in die Formel einzusetzen. Ich führe diese Messung gerne an einem formatfüllenden Ausdruck auf einem DINA4-Blatt aus. Nicht nur um Toner oder Tinte zu sparen, bietet sich ein Ausdruck
in Isophotendarstellung an. Isophoten sind Linien, welche Punkte gleicher Helligkeit verbinden. In einer solchen Darstellung lassen sich die Messungen an mehreren Isophoten durchführen, ohne ein verändertes Bild immer wieder neu ausdrucken zu müssen. Es geht aber auch ohne Isophoten, falls im Bildbearbeitungsprogramm ein solches Leistungsmerkmal fehlt. In der Abbildung 3 sind Große Achse (blau) und Kleine Achse (rot) einer E-GX für eine einzelne Isophote eingezeichnet.
Wie sieht eine E-GX wirklich aus? Der E-Typ einer E-GX sollte doch eine Aussage über die wirkliche Form, das richtige Aussehen der E-GX machen, so wie wir es von den Spiralgalaxien gewohnt sind. Egal, ob wir eine Spiralgalaxie von oben (,,face-on") oder genau von der Seite (,,edge-on") ansehen, es ist immer klar, dass es sich um eine Spiralgalaxie handelt, welchem Typ sie angehört und aus welcher Richtung wir auf sie schauen. Ist das bei den E-GX auch so? Berücksichtigt der ETyp einer E-GX die Blickrichtung, den Projektionseffekt? Ist der E-Typ überhaupt astrophysikalisch relevant? Je nach Ausrichtung zur Blickrichtung können vollkommen gleich geformte EGX für uns eine unterschiedliche scheinbare Gestalt annehmen, und sehr unterschiedlich geformte E-GX können sich uns in vollkommen gleicher scheinbarer Gestalt zeigen. Die Erscheinungsform einer E-GX in der Himmelsebene und der diese Form beschreibende E-Typ hätten dann in den meisten Fällen keinerlei Beziehung zur wirklichen Gestalt! Von der Amateurliteratur ist bei diesem Problem keine Hilfe zu erwarten. Es wird hier noch nicht einmal erwähnt.
Prolate, oblate und triaxiale elliptische Galaxien Beim jetzt unvermeidbaren Einstieg in die Fachliteratur wurde zunächst alles noch komplizierter, denn es sind zwei Grundformen von E-GX denkbar: die eines oblaten Rotations-Ellipsoiden (oblat wie Oblate, Nürnberger Lebkuchen, niederländischer Rundkeks, deutscher Amerikaner) und dann die eines prolaten Rotations-Ellipsoiden (prolat wie ein Bagettbrötchen). Hatten die Fachastronomen zunächst angenommen, alle E-GX seien oblate Gebilde, welche langsam rotierten, gingen sie danach davon aus, dass es sich bei diesen Galaxien um prolate Rotations-Ellipsoide handelte, die entweder im Raum stillstän-
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den oder eine langsame Taumelbewegung ausführten. Etwas später sollten dann alle E-GX entweder oblat oder prolat sein, bis schließlich erkannt wurde, dass es neben diesen beiden Typen noch triaxiale E-GX gibt, die zusätzlich zu Großer und Kleiner Achse eine dritte mittlere Achse aufweisen und daher keine Rotations-Ellipsoide sein können. Das Thema scheint also auch für die Fachastronomie nicht ganz so einfach zu sein. Nie hätte ich gedacht, dass man sich an den so einfach aussehenden E-GX die Zähne ausbeißen kann. Nichts ist eindeutig. Sind diese Erkenntnisse aus der Fachliteratur für Amateurbeobachtungen überhaupt noch von Bedeutung? Dies ist überraschenderweise der Fall. Die Triaxialität von E-GX lässt sich von jedem Sternfreund in den eigenen Aufnahmen
nachweisen. Die Änderung der Ausrichtung der Großen Achse (Achsendrehung, Isophotendrehung) und die Formänderung der Isophoten (Änderung des E-Typs der Isophoten von innen nach außen) sind deutliche Hinweise hierauf.
Triaxialität beobachten In Abbildung 4 sind im Histogramm unterschiedlich gestreckte Ansichten von NGC 1209 untereinander gestellt. Der aufmerksame Betrachter wird Unterschiede in der Form der jeweils sichtbaren Hell-DunkelGrenze erkennen und ebenso eine monotone Veränderung des Positionswinkels der Großen Achse. Diese Achsendrehung und diese Formänderung sind genau die eben beschriebenen Effekte. Hierdurch wird erkennbar, dass NGC 1209 weder eine prolate noch eine oblate E-GX ist, sondern
eine triaxiale Galaxie. Die jeweils sichtbaren Teile von NGC 1209 wurden in Abbildung 5 auf gleiche Größe gebracht und die verlängerte Große Achse für jedes Teilbild eingezeichnet. Achsendrehung und Formänderung der Isophoten sind jetzt deutlicher erkennbar.
Zusammenfassung Elliptische Galaxien sind also weder langweilig noch so schwierig, als dass wir mit CCD-Aufnahmen nicht doch interessante Details an und in ihnen entdecken könnten. Außer einem Bildbearbeitungsprogramm sind als Hilfsmittel nur Lineal und Geodreieck erforderlich. Wer mit seiner Kamera mal etwas anderes machen, etwas erforschen möchte, findet bei den Elliptischen Galaxien ein reichhaltiges Betätigungsfeld.
Exotische Kugelsternhaufen unter Alpenhimmel - 9 Palomars in zwei Nächten
von Uwe Glahn
Die Palomar-Kugelsternhaufen (Pal) gelten in Amateurkreisen als exotische Objekte, sind sie doch mit ihren schwachen Flächenhelligkeiten mitsamt schwierig zu beobachten und bedürfen neben genug Öffnung einen dunklen Himmel, Geduld und gute Aufsuchkarten. Die perfekten Beobachtungsbedingungen an der Großglockner-Hochalpenstraße im September 2004 nutzte ich, um mit meinem 16-Zoll-Dobson auf Palomarjagd zu gehen und möglichst viele dieser Kugelsternhaufen (KH) zu beobachten.
Historische und physikalische Hintergründe Ich möchte hier nur sehr grob auf diese zum Teil sehr interessanten Hintergründe eingehen, da es primär um die Beobachtung diese Objekte geht. Ausführlicher behandelt Wolfgang Steinicke [1] und auch das Praxishandbuch Deep Sky [2] diese Thematik. Entdeckt wurden alle Palomar-Kugelsternhaufen auf den Platten des ,,Palomar Observatory Sky Survey" (POSS) in den Jahren 1949 bis 1959. Unterschiedliche, darunter auch sehr namhafte Astronomen entdeckten auf den 6 Grad x 6 Grad großen Platten des 48-Zoll-Schmidt-Teleskopes diese schwachen Kugelsternhaufen und klassifizierten diese. Ausnahmen bilden nur Pal 9, der schon im ,,New General Catalogue"
(NGC) unter der Nummer 6717 geführt scher Kugelsternhaufen gilt und zwischen
wurde und Pal 7, der im ,,Index Catalogue" 6 und 8 Mrd. Jahre geschätzt wird.
(IC) unter der Nummer 1276 geführt So unterschiedlich diese Kugelsternhaufen
wurde. 1959 erst setzte sich die Bezeich- auch sind, so sehr gleichen sie sich in
nung Palomar durch, um Verwechslungen einem Punkt, der schwachen Helligkeit.
zu vermeiden.
Die
Palomar-
Kugelsternhaufen
befinden sich recht
verstreut im sphäri-
schen Halo unserer
Galaxie, wobei Pal
6 mit 1,4 kpc der
nächste Kugel-
sternhaufen und
Pal 4 mit 102,2 kpc
der entfernteste
Kugelsternhaufen
ist. Auch in der
Größe unterschei-
den sich alle Mit-
glieder des Kata-
loges immens,
wobei Pal 1 der
kleinste (11 Lj
Durchmesser) und
Pal 3 der größte
(238 Lj Durch-
messer) Kugel-
sternhaufen ist.
Interessant ist das
Alter von Pal 1, der Abb. 1:
als jüngster galakti- Palomar 9 (Beschreibung im Text)
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D E E P S K Y 59
Abb. 2: Palomar 13 (Beschreibung im Text)
Abb. 3: Palomar 1 (Beschreibung im Text)
Dieser Umstand macht die Beobachtung interessant und wird von vielen Sternfreunden als Motivation für eine erfolgreiche Sichtung aller Kugelsternhaufen des Palomar-Kataloges gesehen.
Beobachtungen Wie in der Einleitung schon erwähnt fanden die Beobachtungen an der Großglockner-Hochalpenstraße statt. Während zwei Nächten wurde unter besten Bedingungen bei Grenzgrößen zwischen 7,0 mag und 7,2 mag mit einem 16-Zoll-Teleskop beobachtet. Die Durchsicht war auf den Höhen zwischen 2.304 m und 2.671 m als sehr gut zu bezeichnen. Für die erfolgreiche Beobachtung benötigt man sicher nicht einen so extrem guten Himmel, dunkle Standorte sollten jedoch schon aufgesucht werden, um eine erfolgreiche Beobachtung zu gewährleisten. Hier gilt auch bei etwas schlechteren Bedingungen ,,Probieren geht über Studieren", Überraschungen sind immer möglich, auch bei solchen Grenzbeobachtungen.
Pal 7 stand als erstes Objekt auf der Liste. Der auch mit IC 1267 bezeichnete KH fällt mit seinen 6' Durchmesser recht groß aus. In der Nähe des KH NGC 6539 fällt dieser
KH schon bei 51x als recht helles Fleckchen auf. Hier konnte dann höher vergrößert werden. Bei 257x waren 3 schwache Sterne am Rand des KH zu erkennen. In Ost-West Richtung verlief im KH ein etwas hellere Balken. Ansonsten erschien Pal 7 strukturlos.
Pal 8 war das nächste Objekt. Im Gegensatz zu Pal 7 befindet sich dieser KH in einer sehr sternreichen Gegend am Rand der Milchstraße. Um den sehr tief stehenden KH zu sehen, ist jedoch eine gute Horizontsicht von Nöten, der unter Alpenhimmel natürlich gegeben ist. Schon bei 51x leicht zu erkennen, bot sich bei 257x ein sehr interessantes Bild. Der Kugelsternhaufen ist vollkommen gemottelt und wird fast aufgelöst. 3 Sterne sind direkt zu erkennen und visuell zu halten. Ein sehr lohnenswerter Kugelsternhaufen also.
Pal 9 war das nächste Highlight auf dem Programm (Abb. 1). Der unter der NGC Nummer 6717 geführte KH erscheint schon bei 51x als kleines, rundes und helles Wölkchen nur etwa 2' südlich des 5 mag hellen Sterns 2 Sagitarii. Bei einer
Vergrößerung von 515x zerfällt der KH in verschiedene Einzelheiten. Mittig steht ein auffälliger Stern, nördlich von diesem ist ein auffälliger Sternklumpen zu erkennen. Am nordöstlichen Rand des KH ist ebenfalls ein nicht aufzulösender Sternklumpen zwischen zwei schwachen Sternen zu beobachten. Dieser Sternklumpen wird auch ,,Bigourdans Sterngruppe" oder IC 4802 genannt. Ein weiteres helles Gebiet befindet sich am südwestlichen Rand von Pal 9. Ein Stern ist daraus aufzulösen. Ein weiterer Stern steht am westlichen Rand des KH. Damit zählt Pal 9 nicht nur zu den hellsten und damit einfachsten Palomar-Kugelsternhaufen, sondern auch zu den Interessantesten.
Pal 11 hingegen wirkt im Vergleich zu seinen Vorgängern sehr schwach. Der runde diffuse Fleck wirkt am besten bei 257x. Bei dieser hohen Vergrößerung blitzen im KH drei Sterne auf. Ein vierter, etwas hellerer Stern steht am südlichen Rand des Kugelsternhaufens.
Pal 12 ist hingegen wieder etwas einfacher. Dieser wieder sehr tief stehende KH wird von einem auffälligen Dreieck 11 mag
VdS-Journal Nr. 17
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Sterne angezeigt, die südlich stehend auf die Position des KH gerichtet sind. Bei 257x ist der KH deutlich oval in Richtung Südost. Im KH sind zwei hellere Sterne zu erkennen.
Pal 13 befindet sich in prominenter Nachbarschaft zu der wunderschönen Spiralgalaxie NGC 7479 (Abb. 2). Nichts desto trotz ist Pal 13 ein sehr schweres Objekt. Ich konnte diesen KH nur bei maximaler Austrittspupille von knapp 8 mm erkennen. Er wirkt als schwacher, runder Nebelfleck etwa 40' nordöstlich von NGC 7479. Ein sehr unterschiedliches aber interessantes Paar.
Pal 10 In der zweiten Nacht ging es dann mit der Beobachtung von Palomar 10 weiter. Dieser KH, den ich schon unter mäßigen Beobachtungsbedingungen erkennen konnte, wirkte trotz des guten Himmels immer noch schwach und strukturlos. Bei 129x erschien der KH rund. Am nordöstlichen Rand konnte ich noch 3 Sterne beobachten.
Pal 1 Dann ging es zu Palomar 1, dem jüngsten und kleinsten KH des Palomar-Kataloges (Abb. 3). Zum Auffinden dieses KH benötigt man dringend einen genauen Ausdruck aus einem Sternkartenprogramm, die Uranometria ist hierfür zu ungenau. Mit Hilfe dieses Ausdruckes kann dann bei genauer Kenntnis der Position ein etwa 1' kleines Fleckchen aufgefunden werden. Bei 129x hat man den Eindruck, dass ständig mehrere Sterne aus dem kleinen und schwachen Etwas herausblitzen. Alles in allem ein schwieriges Objekt.
Pal 2 Viel dankbarer ist dann das letzte vorgestellte Objekt Pal 2. Dieser ebenfalls sehr kleine KH kann auch ohne genaue Aufsuchkarte gefunden werden und wirkt bei 129x als runder, diffus auslaufender Fleck ohne weitere Struktur. Auffällig ist die sehr symmetrische Form, was auf einen kompakten Charakter des KH schließen lässt.
Fazit Man sollte sich hier nicht von den hervorragenden Himmelsbedingungen, die so in Deutschland kaum anzutreffen sind, abschrecken lassen. Eine erfolgreiche Beobachtung ist auch bei mäßigen Himmelsbedingungen und oft auch schon mit Öffnungen von 8 Zoll möglich. Letztendlich stellen die Palomar-Kugelsternhaufen einen recht selten beobachteten Katalog dar und sichern so eine spannende Beobachtung. Mit der Anzahl von nur 15 Mitgliedern lässt der PalomarKatalog auch ein übersichtliches persönliches Beobachtungsprogramm zu. Ich wünsche allen, die sich an diesem sehr spannenden Katalog versuchen viel Spaß und Erfolg.
Literaturhinweise [1] W. Steinicke, 2001: interstellarum 16, 22
(www.klimaluft.de/steinicke/Artikel/pal/pal. htm) [2] VdS-Fachgruppe Deep-Sky, 2004: Praxishandbuch Deep Sky, Kosmos Verlag, S. 67 [3] www.angelfire.com/id/jsredshift/palglob.htm (Beobachtungen von Pal KH von Babara Wilson, Doug Snyder und Steve Gottlieb)
Deep Sky mit kleiner Optik: Herausforderung M 11
von Gerhard Herzog
,,Was um Himmelswillen ist denn das?" So lautete die erste Frage, die ich an jenem Abend einem zufällig zusammen mit mir beobachtenden Sternfreund gestellt habe. Ich war gerade beim ,,Spazierensehen" südlich des Sternbilds Adler mit meinem kleinen Refraktor auf ein recht seltsam aussehendes Gebilde gestoßen, dass ich erst später, nach einigem Stöbern in Astronomiebüchern, identifizieren konnte. Dreiecksförmig mit leuchtender ,,Spitze", erinnerte mich das Ganze an einen unaufgelösten Kugelsternhaufen, bei denen ja auch manchmal - zumindest visuell - solche Deformationen vorzukommen scheinen. Mein Bekannter, der mit einem 20 x 100-Großfernglas Posten bezogen hatte, hatte mir zunächst auch nicht weiterhelfen können. Die genaue Untersuchung des Sternfeldes zeigte mir dann aber, dass ich mich im Sternbild Schild (Scutum; Zentrum ca. Rektasz. 19h 45m, Dekl. -09 Grad 50') befand und dies ermöglichte mir dann die Identifizierung als Offenen Sternhaufen M 11 (NGC 6705). Das ganze Gebilde lag
VdS-Journal Nr. 17
am Nordrand eines besonders hellen Gebietes der Milchstraße, der so genannten ,,Schildwolke". Mit dem kleinen Gerät (60 mm, f/10) kam ich selbst bei höchstmöglicher Vergrösserung nicht weiter, das Gebilde blieb unaufgelöst. Allerdings war bei den niedrigen Vergrösserungsstufen sehr gut nachzuvollziehen, weshalb dieser Sternhaufen die volkstümliche Bezeichnung ,,Wildentenhaufen" bekommen hat. Er sah tatsächlich im Kleinfernrohr so aus, als
Abb. 1: Der Offene Sternhaufen M 11 im Sternbild Schild (Erläuterungen im Text)
D E E P S K Y 61
würde man mit bloßem Auge einen in großer Höhe dahin ziehenden Enten- oder Gänseschwarm beobachten. Also entschloss ich mich, an einem der nächsten Termine den Haufen mit einem 114 mm (feff/7,8) Newton-Reflektor unter die Lupe zu nehmen. Zu Anfang (niedere Vergrößerung) blieb es beim bekannten Bild: V-förmig mit Aufhellung zwischen den beiden Balken des ,,V" und leuchtender Spitze. Erst bei der an diesem Instrument möglichen höchsten noch sinnvollen Vergrößerung (5-mm-Okular) zeigten sich neben einem dominierenden Stern (Spitze des ,,V") einige wenige Einzelsterne und mehrere grieselig wirkende Sternketten in der Umgebung.
Die Erklärung unserer Probleme lag nach der (späteren) Lektüre auf der Hand: Die Hauptmenge der Haufenmitglieder gehört zu Größenklasse 11 und 12, nur der leicht orange-gelb (so mein Eindruck) angehauchte ,,Spitzen"-Stern zur Größenklasse 8. Bei steigender Vergrößerung ging allerdings die Geschlossenheit und die so typische V-Formation des sehr reichen Offenen Haufens immer mehr verloren. Gott sei Dank kann ich in der unmittelbaren Nähe meines Heimatortes unter guten Bedingungen mit einer visuellen Grenzgröße von deutlich besser als 5 mag rechnen, sonst wäre dieses Ergebnis nicht zu erzielen gewesen. M 11, der nach Literaturangaben etwa 5.600 Lichtjahre entfernt
ist, stellt also für kleine Instrumente eine echte Herausforderung dar, an dem man die aktuelle Leistungsfähigkeit von kleinen Geräten (insbesondere den Kollimationszustand kleiner Reflektoren) recht gut unter die Lupe nehmen kann, wenn er im Spätsommer am späteren Abend durch den Meridian wandert. Ich kann nur raten: Nachsehen - bei nächster Gelegenheit - aber nicht allzu sehr enttäuscht sein, wenn das oben gesagte nicht gleich nachvollziehbar ist. Es braucht, wie gesagt, sowohl einen optimalen Zustand des kleinen Gerätes, wie auch einen recht dunklen Himmel, um an M 11 ein so genanntes ,,befriedigendes Ergebnis" erzielen zu können.
Die Entdeckungen von David P. Todd
von Klaus Wenzel
- Teil 1 -
Anfang des Jahres 2000 bekam ich von Wolfgang Steinicke einen Hinweis auf einen Aufsatz aus den Astronomischen Nachrichten von 1885 [1]. Dabei ging es um die Entdeckung von einigen NGCObjekten, die der amerikanische Astronom D. Todd (Abb. 1), mehr zufällig auf der Suche nach einem neuen Planeten jenseits des Neptuns auffand.
Literatur Bei einem Versuch, den Aufsatz über die Fernleihe zu beziehen, bekam ich allerdings statt einiger erwarteter Kopien, lediglich einen Mikrofilm, der dann, mangels Sichtgerät, bis zum 1. Oktober 2002 auf meinem Schreibtisch vor sich hin schlummerte. An diesem Tag stattete ich der Landessternwarte in Heidelberg einen meiner Besuche zwecks Literaturre-
Abb. 1: David P. Todd (1855-1939)
cherche ab. Eine der vielen Kopien, die ich an diesem Tag aus Heidelberg mit nach Hause nahm, war eben jener Aufsatz von David Todd. Fast zeitgleich veröffentlichte
Abb. 2: links: Der 660 / 9.900 mm-Refraktor (26-Zöller) auf seiner ursprünglichen Montierung; rechts: seine Kuppel am alten USNO um 1880, zur Zeit von David P. Todd.
dann Wolfgang Steinicke in Interstellarum, im Rahmen seiner Serie über den NGC und seine historischen Beobachter, eine Biographie über David P. Todd [2]. Dies war für mich die Motivation, mich näher mit diesen Objekten zu befassen.
Software In Wolfgangs Aufsatz waren bereits 10 Objekte identifiziert. Da aber der Originalaufsatz von Todd von insgesamt 32 Objekten Koordinaten und Skizzen enthält, versuchte ich nun, sämtliche Objekte zu identifizieren. Wegen der ungenauen Koordinaten (B1877.0) von Todd keine leichte Arbeit. Aber aufgrund der hingegen sehr genauen Skizzen durchaus machbar. Mit den Programmen Guide und RealSky (DSS) verglich ich Sternfeld für Sternfeld nach den passenden Mustern aus Todds Zeichnungen und wurde fündig. Ich konnte nach einigen Tagen alle Todd-Objekte sicher identifizieren und musste feststellen, dass Todds Trefferquote wesentlich höher lag als die 8 von J.L.E. Dreyer in seinem NGC berücksichtigten Objekte. Unter den 32 Objekten waren lediglich 5 Sterne, die anderen 27 Objekte waren sämtlich Galaxien, von denen wiederum Todd mindestens 14 als erster gesehen hatte. Als ich dann auch noch 2 Markarian-Galaxien (dies ist, neben der visuellen Überwachung ausgewählter Quasare, eines meiner wichtigsten Beobachtungsprogramme) unter den 32 Objekten entdeckte, war klar, dass dies ein kleines visuelles Beobachtungsprojekt wert war.
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62 D E E P S K Y
Abb. 3: Todd 6 = NGC 3436; oben: POSS-I 20' x 6'; unten: Originalskizze von D. Todd 30.11.1877.
Abb. 4: Todd 6; links: Zeichnung nach visueller Beobachtung vom 25.2.2003, 12,5-ZollNewton, V = 170x; rechts: CCD-Aufnahme von Wolfgang Düskau (5-Zoll-Refraktor + ST 7 CCD-Kamera, 15 Minuten belichtet).
VdS-Journal Nr. 17
Beobachtung Nach der Schreibtisch- bzw. Computerastronomie ging es nun ans Teleskop, um die Beobachtungen von David Todd nachzuvollziehen. Mein Instrument hat zwar nur knapp die halbe Öffnung des großen Refraktors (660 / 9.900 mm) des U.S. Naval Observatoriums in Washington (Abb. 2) aber nach den theoretischen Angaben lagen alle Objekte durchaus im Bereich meines 12,5-Zöllers. Ich möchte nun eine kleine Auswahl der Todd Objekte vorstellen. Alle 32 Objekte würden allerdings den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen, deshalb beschränke ich mich auf einige, aus meiner Sicht besonders interessante Kostproben. Zu jedem vorgestellten Objekt ist, passend zur Skizze von Mr. Todd, das Feld aus dem POSS I, mit der Größenangabe in Bogenminuten, als Negativ dargestellt. Die Originalskizzen von Todd, die den POSSAufnahmen als direkter Vergleich gegenübergestellt sind, wurden alle um 180 Grad gedreht, so dass die Orientierung (Norden oben, Osten links) mit dem POSS identisch ist.
Todd 6 = NGC 3436 = Mrk 1266 Am 30. November 1877 schrieb Todd unter anderem in sein Beobachtungsbuch: ,,Power 400x, very faint object (a)' - it is not at all like a faint star; but has a disk of nearly uniform illumination". Dieses 6. verdächtige Objekt das Todd auffand (Abb. 3), wurde von Dreyer als Entdeckung von David Todd in den NGC aufgenommen, doch aufgrund der ungenauen Koordinaten von Todd ging die Galaxie zunächst verloren. Der Schweizer Astronom Fritz Zwicky (1898-1974) entdeckte sie dann Anfang der 1960er Jahre, bei der Durchmusterung des POSS für seinen Galaxienkatalog sozusagen neu. Mit der genauen Skizze von Todd steht jedoch die Identität der Zwicky-Galaxie mit Todd 6 bzw. NGC 3436 außer Zweifel. NGC 3436 ist außerdem identisch mit der Emissionsliniengalaxie Markarian 1266, die der armenische Astronom B.E. Markarian (1913-1985) 1979 in seinen Katalog aufnahm und folgendermaßen beschrieb: ,,Spherical, has a faint satellite in contact to the west" [3]. In der Tat, erscheint die Galaxie auf dem POSS als leicht elongiertes, sehr enges wechselwirkendes Doppelsystem. Abb. 5: Todd 7 = IC 670 oder GSC 268 113? Oben: POSS-I 16' x 9'; unten: Originalskizze von D. Todd 3.12.1877.
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64 D E E P S K Y
Abb. 6: Zeichnung von Todd 7 nach visueller Beobachtung vom 9.12.2002, 12,5-Zoll-Newton, V = 170-212x
hatte. (,,Object has moved; or at least, pointing as then indicated with the finder, I found objects in about the position of Alpha and Beta, which I suppose to be the same - though daylight prevents saying certainly. These second objects are on the same parallel, and distant 32'' +/-"). Interessant ist auch die Bemerkung vom 14. Dezember 1877 über die kleine (dreier-) Sterngruppe südlich,
extrem schwachen Sternen exakt zu identifizieren. Ob Todd nun der eigentliche Entdecker von IC 670 ist, ist etwas unklar. Aufgrund meiner eigenen visuellen Beobachtungen (9.12.02 u. 24.3.03) neige ich jedoch dazu zu behaupten, dass Todd die IC-Galaxie eigentlich nicht übersehen konnte. Die Galaxie IC 670 ist auf jeden Fall sicher identisch mit dem Objekt Spitaler 16, das Rudolf Spitaler in Wien am 7. März 1891 mit dem 27-Zoll-Refraktor visuell beobachtet hat. Spitalers Beschreibung: ,,Blasser, runder Nebel von 1/2' Durchmesser, mit zentraler Verdichtung. 11.-12. Größe Stern nordöstlich der Nova" [4]. Jedenfalls wurde erst diese Beobachtung von Dreyer in seinem IC-I berücksichtigt. In den frühen Morgenstunden des 9. Dezember 2002, konnte ich bei sehr guten Bedingungen den GSC-Stern noch direkt, eindeutig und völlig stellar erkennen. Unmittelbar nördlich war IC 670, indirekt,
Das Objekt, das am 25. Februar 2003 auf meinem Beobachtungsplan stand, war bei 170facher Vergrößerung nur indirekt, zwar schwach aber relativ deutlich als kleiner diffuser Nebel westlich von zwei schwachen Vordergrundsternen sichtbar (Abb. 4). Westlich der Galaxie ist die kleine, lichtschwache Sterngruppe aus Todds Skizze erkennbar.
Todd 7 - eine unklare Identifizierung? Die Identifizierung von Todd 7 ist etwas kurios (Abb. 5). Nach Todds Skizze und Beschreibung vom 3. Dezember 1877 (,,Object (b) not like star, though I cannot see a disk well. Object a [der helle Stern westlich] is north of b 1'") ist wohl der GSC-Stern als das verdächtige Objekt zu identifizieren. Dafür spricht auch der Hinweis, dass der westliche helle Stern (a) nördlich von Todd 7 postiert ist. Bei den folgenden Beobachtungen (11. Dezember 1877) scheint Todd auch die nördliche Galaxie, IC 670, und den der Galaxie nordöstlich vorgelagerten Stern gesehen zu haben, was bei ihm zunächst den Anschein erweckte, dass sich das Objekt (b) bewegt
die sich auch in
seiner Skizze wie-
der findet (,,The
companion to Ob-
ject (b) is visible. I
conclude that b is a
fixed star: I have
not at any time
seen the trace of a
disk on it. Curious-
ly enough, there is
a group of stars
nearly south of
this, about 10',
which have nearly
the same relative
positions and
magnitudes. I think
I must have obser-
ved this on 3rd
Dec. though I shall
not now spend
time to see."). Auf
dem POSS ist eben
diese
kleine
Gruppe aus drei
Abb. 7: Todd 8 = IC 669; oben: POSS-I 10' x 8'; unten: Skizze von D. Todd 3.12.1877
Todd Nr. 6 7 (Stern) 8
Identität NGC 3436 = Mrk 1266 GSC 268 113 IC 669
Tab. 1: Die beobachteten Todd-Objekte
VdS-Journal Nr. 17
Rektaszension 10h 52m 27s 11h 07m 27s 11h 07m 16s
Deklination +08 Grad 05' 38'' +06 Grad 40' 35'' +06 Grad 18' 09''
Helligkeit 14,8 mag 14,2 mag 14,0 mag
Größe 0,7' x 0,5'
1,6' x 0,8'
D E E P S K Y + A M A T E U R T E L E S K O P E 65
sichtbar. Der südliche, schwache Stern war ebenfalls nur indirekt und sehr schwach zuerkennen. Die IC-Galaxie erschien mir jedoch aufgrund ihrer flächigen Erscheinung etwas auffälliger.
Todd 8 = IC 669
Bei dem 8. Objekt
in Todds Liste
(Abb. 7) handelt es
sich wieder ein-
deutig um eine
Erstbeobachtung
von David Todd,
die allerdings von
Abb. 8:
J.L.E. Dreyer
Zeichnung von Todd 8 nach visueller Beobachtung vom
nicht für den NGC
9.12.2002, 12,5-Zoll-Newton, V = 314x
berücksichtigt
wurde. Erst die
sofort und relativ einfach als kleiner Beobachtung von Stephan Javelle (J 711),
Nebelfleck sichtbar. Die Erscheinung der der die Galaxie ebenfalls, allerdings deut-
Galaxie ist rund, klein und relativ kompakt lich später am 7. April 1893 mit dem 30-
ohne nennenswerten zentralen Helligkeits- Zoll-Refraktor in Nizza entdeckte, führte
anstieg (Abb. 6).
zum Eintrag in den ersten Index Katalog
Eine zweite Beobachtung dieser Region (IC-I) von 1895.
führte ich dann am 24. März 2003 bei David Todd entdeckte die Galaxie bereits
etwas schlechteren Bedingungen durch. am 3. Dezember 1877 als verdächtiges
Bei dieser Beobachtung, war die Galaxie Objekt, wobei er auch auf den schwachen
IC 670, indirekt, zwar sehr schwach aber Stern unmittelbar nordöstlich der Galaxie
eindeutig als kleine, runde Nebelscheibe (,,it has a companion") hinwies. Die
Beobachtung überprüfte er dann in den Nächten des 11. und 12. Dezember 1877 (,,Object and companion are fixed"). Da sich weder das verdächtige Objekt noch der schwache Begleiter bewegt hatten, war für Todd klar, dass es sich hier nicht um den von ihm gesuchten Planeten handeln konnte. Meine erste Beobachtung der Galaxie führte ich am 9. Dezember 2002 bei 170facher Vergrößerung durch und konnte sie indirekt, als kleinen, kompakten, deutlich ovalen (Nord/Süd) Nebelfleck, in einer kleinen markanten Minikonstellation erkennen (Abb. 8). Bei einer weiteren Beobachtung am 24. März 2003 konnte ich dann blickweise ein helleres Zentrum im Nebel erkennen. Den von Todd beschriebenen Begleiter im nordöstlichen Außenbereich der Galaxie konnte ich jedoch definitiv nicht wahrnehmen.
Literaturhinweise [1] D. P. Todd, 1885: ,,Telescopic search for
the trans-Neptunian planet", Astron. Nachrichten Nr. 2698 (113), 153 [2] W. Steinicke, 2002: ,,Der NGC und seine Beobachter - David Peck Todd", interstellarum 24, 58 [3] B. E. Markarian, 1979: ,,Galaxies with Ultraviolet Continuum XIII", Astrophysics 15, 235 [4] R. Spitaler, 1891: ,,Beobachtung von Nebelflecken", Astron. Nachrichten. Nr. 3167-68 (132), 369
Das Miyauchi 15 x 60 - Ein Erfahrungsbericht
von Frank Schäfer
Die Beobachtung des Sternhimmels mit einem guten Fernglas hat ihre eigene Faszination, welche hauptsächlich im entspannten, beidäugigen Sehen in Kombination mit einem großen Sehfeld begründet ist. Einmal dieser Faszination erlegen, kommt nicht selten der Wunsch nach einem größeren Fernglas auf. Großferngläser gibt es von verschiedenen Herstellern in unterschiedlichen Qualitätsstufen und Preisregionen. Aufgrund der meist hohen Vergrößerung benötigt man zumindest ein solides Stativ mit einem passenden Stativkopf zur Montage des Fernglases. Bei geradsichtigen Ferngläsern geht das solange gut, wie die Objekte am Sternhimmel in nicht zu großen Höhen über den Horizont wandern. Ist man in Zenitnähe unterwegs, dann ist der Einblick
ins Fernglas alles andere als bequem und auf Dauer kommt wenig Freude auf. Als Alternative bieten sich ParallelogrammMontierungen an, wo man bequem unter dem Fernglas sitzen oder stehen kann. Diese Montierungen sind aber nicht billig, sie sind größer und sperriger als ein guter Stativkopf und das Verrenken des Halses ersparen sie uns auch nicht. Das ist genau der Punkt, wo ein Fernglas mit Winkeleinblick seine Stärken ausspielen kann. Sitzt man bequem hinter so einem Fernglas, dann kann man ganz entspannt den Blick durch die Sommermilchstraße schweifen lassen, ohne sich den Kopf zu verrenken. Für derart entspanntes Beobachten habe ich mir ein Miyauchi 15x60 mit 45-Grad-Einblick zugelegt, und an dieser Stelle möchte ich über erste
Erfahrungen mit dem kleinen Großfernglas berichten.
Das Fernglas im Detail Das Fernglas wird mit zwei Vergrößerungen angeboten: als 15x60 mit 3,3 Grad Sehfeld und als 22x60 mit 3 Grad Sehfeld. Die Okulare lassen sich einfach in die Okularhülsen einstecken, werden einzeln fokussiert und können beim Beobachten jederzeit gewechselt werden. Allerdings ist ein zweites Okularpaar als Alternative nicht gerade billig. Leider ist man im wesentlichen auf die Okulare des Herstellers angewiesen, da das Steckmaß von 29 mm und die knappe Fokuslage oberhalb der letzten Prismenfläche eine Adaption von Fremdokularen nur in Ausnahmefällen gestatten. Das kann
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man das Fernglas habe ich ein 20x60 mit 3 mm Austritts-
bequem in alle pupille und kann das volle Sehfeld von 3,3
R i c h t u n g e n Grad nutzen.
schwenken und Mit 60 mm Öffnung ist das Miyauchi keine
zusätzlich die Ein- Deep-Sky Kanone. Die Stärken der Optik
blickhöhe anpas- liegen vor allem bei Objekten, welche bei
sen. Zu erwähnen Vergrößerungen von 15x bis 22x eine aus-
sind noch die ver- reichende Ausdehnung und Helligkeit
schiebbaren Tau- besitzen, um dem Beobachter auch einige
kappen und der Details zu enthüllen. Neben Parade-
3x12 Sucher, wel- objekten wie Orionnebel, Plejaden, h und
cher gleichzeitig chi oder M 31 gehören auch eine ganze
als Tragegriff Reihe hellerer Gasnebel, Galaxien und vor
dient. Der Nutzen allem offene Sternhaufen dazu. Objekte
des Suchers hält wie M 8, M 16, M 17, M 78, M 1, M 81 /
sich in Grenzen. 82, M 33, M 51 und M 101 lassen sich mit
Zumindest bei dem dem kleinen Miyauchi gut beobachten. Die
kleinen Miyauchi Wahl der Vergrößerung ist nicht immer
ist das Sehfeld einfach. Nordamerika- und Zirrusnebel
groß genug, um profitieren unter einem dunklen Himmel
sich auch ohne von der größeren Austrittspupille bei 15x.
Sucher am Stern- Bei vielen Galaxien und vor allem bei offe-
himmel orientieren nen Sternhaufen bringt die höhere
Abb. 1:
zu können. Auch Vergrößerung eine verbesserte Wahr-
Das Miyauchi 15x60 auf Gabelmontierung und Berlebach
ist es etwas um- nehmung. Offene Sternhaufen wie M 35,
Stativ
ständlich, wenn M 36 / 37 / 38, M 52 oder NGC 7789 sind
man hinter dem bei 20x oder 22x eine Augenweide! Auch
durchaus ein Nachteil sein. Das Problem Fernglas sitzt und bei höher stehenden an Doppelsternen kann man sich versu-
liegt nicht bei den erzielbaren Vergrößer- Objekten vom Sitz rutschen muß, um den chen. Da die maximale Vergrößerung 22x
ungen, hier setzt die 1:5-Optik die Grenzen Suchereinblick zu erhaschen.
beträgt, wird man keine Doppelsterne an
nach oben. Wären aber normale
der Auflösungsgrenze der 60-mm-Optik
Astrookulare mit 1,25 Zoll Steckmaß nutz- Erste Erfahrungen am Sternhimmel
beobachten können. Sehr gut zu trennen
bar, so könnte man auf Okulare mit besse- Im letzten halben Jahr hatte ich genug Zeit, sind beispielsweise der Doppelstern
rer Randkorrektur zurückgreifen. Auch die Grenzen der Optik auszuloten. Epsilon Mon mit 12,9 Bogensekunden
würden Okulare mit großem Abstand der Beobachtet wurde in etwa zu gleichen Abstand oder die Komponenten A, C und
Austrittspupille dem Brillenträger das Teilen mit beiden Okularpaaren, also mit D im Trapez des Orionnebels mit 13,4 und
Beobachten erleichtern. Und nicht zuletzt 15- und 22-facher Vergrößerung. In letzter 12,8 Bogensekunden Abstand. Bei der
könnte man gängige Filter aus der Zeit wurde mir das Wechseln der Okulare Komponente B mit 8,8 Bogensekunden
Astroszene nutzen (z. B. Nebelfilter für im Dunkeln doch etwas lästig und so habe Abstand zu A wird es schon eng. Auch
Deep-Sky oder Neutralfilter zur Mond- ich eine Alternative gesucht. Durch Zufall Beta Mon (eigentlich ein Dreifachstern)
beobachtung).
fiel mir ein Zeiss Jena 8x30 Fernglas mit mit den Komponenten A und B in 7,2
Das Miyauchi ist sehr kompakt, wiegt Einzelokularein-
gerade mal 1,8 kg und ist somit bestens für stellung (Modell
Beobachtungen auf Reisen und im Urlaub Deltrentis) in die
geeignet. Man kann das Fernglas mit dem Hände. Dessen
integrierten Adapter auf einem guten Okulare habe ich
Fotostativ mit Stativkopf befestigen. Ich kurz entschlossen
habe einen anderen Weg gewählt und das demontiert und auf
Fernglas auf den Kopf einer Panorama- das Miyauchi
Montierung von Tele Vue gesetzt (Abb. 1 Steckmaß ange-
und 2). Die Montageplatte für Teleskope passt. Die Okulare
wurde dabei komplett entfernt, die Basis haben 15 mm
der Gabel wurde etwas verbreitert und die Brennweite, ein
Messinglager zur Höhenverstellung wur- scheinbares Seh-
den in ihrer Führung gedreht. Nun hängt feld von 68 Grad
anstelle eines Teleskops das Miyauchi und bieten mir
genau im Schwerpunkt in der Gabelmon- einen
guten
tierung. Als Stativ verwende ich ein altes Kompromiss zwi-
Berlebach Report, wobei die Bewegung im schen den beiden Abb. 2:
Azimut einfach durch die dreh- und höhen- originalen Ver- Die umgebaute Tele Vue Gabelmontierung
verstellbare Mittelsäule erfolgt. So kann größerungen. Jetzt
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Bogensekunden Abstand ist nicht mehr zu knacken. Man sieht dem Stern zwar deutlich an, daß er nicht alleine ist, aber um dieses Exemplar zu trennen braucht man eine höhere Vergrößerung. Damit ist es an der Zeit, ein paar generelle Bemerkungen zur Optik des Miyauchi zu machen. Eine achromatische 1:5-Optik mit einer Menge Glasweg zwischen Objektiv und Okular ist natürlich kein Edel-Apo. Die Farbkorrektur ist so gut, daß man am Mond zwar einen leichten Farbsaum wahrnimmt, dieser die Beobachtung bis 22x aber nicht stört. Wichtig ist: man muß den Augenabstand sehr genau einstellen, um mit den Augen die Austrittspupillen genau mittig zu treffen. Leichte Kopfbewegungen führen zu verzerrten Sternabbildungen und einem stärker ausgeprägten Farbsaum am Mondrand. Das ist ein Phänomen, was man von vielen Ferngläsern kennt. Bei allen drei Vergrößerungen zeigt das Miyauchi eine sehr gute Schärfe im Zentrum des Sehfelds und bei 15x ist die Randschärfe ebenfalls sehr gut. Sowohl die originalen 22x-Okulare als auch die 20x-Okulare vom Deltrentis zeigen Schwächen bei der Randkorrektur. Will man beim Kauf mit einem Okularpaar auskommen, so muß man sich zwischen den 15x-Okularen mit komfortablem Einblick (ohne Brille), guter Randschärfe, aber nur 50 Grad scheinbarem Sehfeld und den 22x-Okularen mit Schwächen in der Randschärfe, einem etwas knappen Einblick, dafür aber mit großzügigem scheinbaren Sehfeld von 66 Grad entscheiden.
Sonnenbeobachtung Die Objektivfassungen des Miyauchi haben ein 67-mm-Filtergewinde, welches hauptsächlich dem Schutz der Objektive mit zwei einschraubbaren Deckeln aus Metall dient. Passend zum Filtergewinde habe ich mir beim Fotohändler ein paar ausgediente Filterfassungen besorgt und verschiedene Sonnenfilter integriert (Abb. 3). Die Schraubfassungen bieten den
Abb. 3: Die Sonnenfilter (links: Baader Folie, mitte: Thousand Oaks Filter, rechts: ICS Folie)
Filtern für die Sonnenbeobachtung einen sicheren Halt. Genutzt wurden die visuelle Sonnenfilterfolie von Baader, die schwarze Sonnenfolie für Ferngläser von Intercon-Spacetec und ein Glasfilter von Thousand Oaks. Die Baader Folie liefert die beste Schärfe bei gutem Kontrast und einem blau-weißen Sonnenbild. Das Glasfilter von Thousand Oaks zeigt ein gelbliches, sehr scharfes Bild der Sonne. Durch Reflexion des abgeschwächten Sonnenlichts zwischen Filterrückseite und Optik des Miyauchi entsteht etwas Streulicht, was den Hintergrund aufhellt. Auch die Baader Folie zeigt diesen Effekt. Beim Thousand-Oaks-Filter treten zusätzlich schwache Geisterbilder auf, wobei mir die Herkunft derselben nicht klar ist. Die schwarze ICS Folie hat keine Probleme mit Reflexionen von der Filterrückseite und zeigt ein Sonnenbild in gelb-orange mit sattem Kontrast zu einem wirklich dunklen Hintergrund. Wegen der nicht zu vernachlässigenden Dicke der Folie eignet sie sich am besten für Vergrößerungen bis etwa 15x. Wenn die Folie plan in ihrer Fassung liegt, kann man auch mal 20x vergrößern. Allerdings ist der Unterschied zur Baader-Folie deutlich. Zählt in erster Linie die Schärfe, dann ist die Baader-Folie die erste Wahl. Mir gefällt das gelb-orange Sonnenbild der ICS Folie mit dem satten Kontrast zum Himmelshintergrund sehr gut. Für eine Sonnenbeobachtung auf die Schnelle ist diese Folie ebenfalls eine gute Wahl.
Fazit Das Miyauchi 15x60 ist ein solide verarbeitetes, kompaktes und leichtes Fernglas mit komfortablem 45 Grad Einblick und einer wirklich guten Optik. Die 22fache Vergrößerung bringt sowohl für DeepSky- als auch für Sonnen- und Mondbeobachtungen einen Gewinn bei der Wahrnehmung von Details, so daß ich mich heute beim Kauf für die höhere Vergrößerung entscheiden würde. Leichte Schwächen in der Farbkorrektur beein-
trächtigen die Beobachtung bei diesen Vergrößerungen nicht. Als Schwachpunkte sind zu nennen: die Randunschärfe bei 22x und die Beschränkung bei der Okularwahl. Auf der Wunschliste verbleibt ein vergleichbares Fernglas mit 1,25-ZollOkularanschluss, was zwar die nutzbaren Vergrößerungen nicht wesentlich erweitern, dem Beobachter aber mehr Freiraum bei der Wahl von Okularen und Filtern einräumen würde.
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BEOBACHTUNGSPLATZ: ALMHÜTTE
,,Schön, bei euch hier oben, und es gibt sicher eine klare Nacht!"
,,Wollt's ihr wieder in die Sterne schau'n?" ,,Ja... MACHHOLZ!"
,,Nö... i moag nimmer, i hab den ganzen Mittag gehackt!"
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Kinderleichte Reise-Dobsons
von Stathis Kafalis
Es ist gar nicht schwer, die Phantasie von Kindern mit Astronomie anzuregen. Du brauchst ihnen nur den Mond oder Jupiter durch ein Teleskop zu zeigen und schon tauchen sie begeistert in eine Welt voller Sterne, Planeten und Reisen mit dem Raumschiff ein. Der nächste Schritt jedoch, sich ernsthaft mit Beobachtung und dem nötigen Hintergrundwissen zu beschäftigen, scheitert nicht zuletzt am Mangel eines Teleskops, das einfach von Kindern und Jugendlichen zu bedienen ist.
der Handhabung. Wie sollen Kinder damit zurechtkommen, wenn ich schon keinen Nerv dazu habe? Hinzu kamen noch die entsetzten Sprüche der Kumpels: ,,DU kaufst Teleskope beim Discountmarkt?" Um meine Ehre zu retten, brachte ich die krummen Gurken wieder zurück, kramte am selben Tag zwei 16,8-cm-Glasscherben heraus, die ich noch rumliegen hatte, und schwupps, hatte ich schon wieder Karbo 80 zwischen den Fingernägeln. Die Scheiben sind nur 10,6 mm dick, eigent-
Abb. 1: Katerina (12 Jahre) beim ersten Blick zum Jupiter: ,,Boa ey!"
Abb. 3: Der nur 10,6 mm dicke Spiegel im noch unverspiegeltem Zustand auf der 6Punkt-Spiegelzelle (noch unverklebt).
Abb. 2: Die eineiigen 17-cm-f/6,3-Zwillinge mit je 9,1 kg Gesamtgewicht.
Die Industrie bietet in diesem Bereich nach wie vor nur klapprigen angeblich 500fach vergrößernden Schrott an, der mehr Frust als Lust erzeugt - also ist auch hier der Selbstbau angesagt. Auf der Suche nach zwei günstigen anfängertauglichen Teleskopen für die Verwandtschaft landete ich zunächst bei den Lidl-Scopes, die aufgrund ihres unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnisses ja geradezu kultigen Status in der Szene erlangt haben [1]. Doch ich hatte Pech: Beide Geräte waren total astigmatisch. Abgesehen davon war mir aber auch diese parallaktische Montierung viel zu fummelig in
VdS-Journal Nr. 17
lich viel zu dünn für so was, aber mit den üblichen Tricks, die ich vom Schleifen der ,,Großen Dünnen" kannte, ging es. So ein Selbstbau ist natürlich viel Arbeit und kommt deutlich teurer als ein Lidl, aber dafür kann man mit 6,6 Zoll Öffnung schon eine ganze Menge anfangen und es kann nie von Nachteil sein, ein gescheites Teleskop auf meine Hausinsel Thassos zu verschenken. Ich wählte ein Öffnungsverhältnis von f/6,3, damit auch die Kinder im Sitzen beobachten können, aber andererseits auch einfachere Okulare keine Schwierigkeiten mit der Randschärfe bekommen.
Abb. 4: Der Fangspiegel mit exzentrischer Spinne vor dem Lackieren mit schwarzer Farbe.
Abb. 5: Schlüsselloch-Sitz der Stangen: Einfädeln, zuschrauben mit Inbusschlüssel - fest.
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Abb. 6: Zerlegtes Teleskop zum Transport. Alle Einzelteile außer den Stangen passen wackelfrei in die Wiege.
Das Konzept Ich habe mich weitestgehend an das zweiparallel-Stangen-Konzept von Albert Highe [2] gehalten, leimte jedoch die Rohrstücke für die Spiegelbox und Hut mit vielen kleinen Brettchen als AchteckHolztubus zusammen. Die Stangen sind aus 50x15x2 mm Alu-Rechteckprofil, das oben und unten in Führungsschienen aus Holzleisten eingelassen ist, um die Verschraubung mit je nur einer Schraube zu ermöglichen. Die Verbindung ist extrem stabil und justierkonstant. Der Vorteil dieser Konstruktion ist, dass man die Höhenräder direkt an die Stangen schrauben kann, was bei kleinen Geräten ja sehr günstig ist, da der Schwerpunkt hoch liegt. Durch den schweren 8x50-Sucher und Okularauszug kommt bei mir der Schwerpunkt fast in die Mitte zu liegen. Für den dünnen Spiegel habe ich eine 6Punkt-Lagerung vorgesehen. Er wird mit Silikon auf die Enden der drei schwimmend gelagerten Wiegen geklebt. Justiert wird die gesamte Aluplatte mit Federn und Rändelmuttern gegen den Spiegelboxboden. Die Spinne ist aus einem 30x15x2 mm Vierkantrohrstück aufgebaut, durch das die abgewinkelten Spinnenarme durchgefädelt werden. Durch den asymmetrischen Aufbau ist sie enorm verwindungssteif, das hätte auch für einen 18-Zöller gereicht. Justiert wird mittels vier Madenschrauben (finde ich besser als mit drei). Da ich der Meinung bin, dass eine gut gebaute Fangspiegelhalterung nie nachjustiert wer-
den muss, ist hier keine werkzeuglose Justierung nötig. Die Kaufteile wie Fangspiegel, 1,25-Zoll-Okularauszug, 8x50 Sucher und Okulare sind von den ICS Galaxy Dobsons.
Aufbau und Transport Es hat sich in diesem Fall als vorteilhaft erwiesen, von der Regel des werkzeuglosen Aufbaus abzuweichen und einen Inbusschlüssel zu verwenden. Die Schrauben müssen nur gelöst werden, dann kann die Alustange von oben durch den Schlüssellochschlitz eingesteckt werden. Die zweite Stange wird gleichzeitig oben und unten durch die Schlüssellochschlitze gesteckt, runtergedrückt und festgeschraubt - fertig. Zum Transport passen die gleich hohen Tubusteile durch ihre achteckige Form so wie sie sind, also mit angeschraubtem Okularauszug in die Rockerbox. In der anderen Ecke bleibt noch ein Freiraum für den Sucher. In der Spiegelbox ist im Raum zwischen Spiegeldeckel und Höhenlager genug Platz für die Okulare, den Sucherhalter, Taschenlampe, warme Socken... Der Transportdeckel wird unten in einen Schlitz geschoben und mit zwei Stiften gesichert. Auf seiner Innenseite ist etwas Knallfolie eingeklebt, sodass alles etwas zusammengedrückt wird und nichts klappern kann. Ein Umhängegurt um die Schulter und schon gehts ab mit dem knapp 10 kg schweren Reise-Dobson, wohin die Sterne stehen [3].
Die Reise-Dobsons im Einsatz Der 2-Stangen-Tubus ist enorm steif, die hohe Rockerbox wackelt jedoch trotz der Aussteifungen etwas mehr, als ich es von meinen anderen flach bauenden Dobsons gewohnt bin. Die Handhabung ist sehr einfach und mit ,,dobsonmäßiger" Intuition nachzuvollziehen. Der Tubus ist so ausbalanciert, dass er sowohl ohne Okular, als auch bis zu 280 g Okulargewicht in jeder Position stehen bleibt. Mit dem großen Sucher findet man schnell die Objekte (mit noch vertretbaren Verrenkungen im Zenit) und mit dem 1,5 Grad -Gesichtsfeld bei dem 32mm-Okular hat man gute Aussichten, dass das Objekt gleich ,,drin" ist. Kein Vergleich zu der lästigen Fummelei mit dem parallaktischen Kaufhausschrott. Von der optischen Leistung erst kann auch ein noch so guter Lidl natürlich nur vor Neid erblassen. Beide Spiegel sind trotz ihrer geringen Dicke recht gut gelungen und überzeugen durch herrlich klare und detailreiche Abbildungen. Meine Nichte Katerina hatte nach kurzer Einweisung keine Mühe, das Gerät aufzubauen, auch die Kollimation per Filmdose hatte sie gleich raus. Die ersten Blicke auf den Mond und dem Jupiter mit seinen Wolkenbändern brachten auch schon die ersten Aha-Erlebnisse. Die Zukunft wird zeigen, wie sehr die Kiddis durch das Gerät animiert werden, sich intensiver mit der Astronomie zu beschäftigen. Denn eins sollte uns allen klar sein, egal welchen Alters wir sind: Ein Teleskop ist kein Fernseher oder Game Boy, den man einfach nur einschalten muss. Praktische Astronomie macht nur dann nachhaltig Spaß, wenn man sich das entsprechende Hintergrundwissen aneignet, um zu wissen, was man da eigentlich vors Okular bekommt und wie man es zu deuten hat. Der zweite Zwilling kommt nach Griechenland. Dort kann man es mit 17 cm Öffnung bei dunklem Himmel in der Sommermilchstraße richtig krachen lassen.
Literaturhinweise: [1] T. Brüll: ,,Das LIDL-Scope",
http://www.binoviewer.at/teleskoptuning/ lidltuning.htm [2] A. Highe: ,,6 Inch f/5 Airline Transportable Dobsonian", http://pw2.netcom.com/ %7eahighe/gregory.html [3] S. Kafalis: ,,Weitere Details und Bilder", http://www.stathis-firstlight.de/atm/ 17cm_twins.htm
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Teleskopbau in Kohlefaser
von Werner Stein
Als begeisterter Modellbauer habe ich ca. 25 Jahre intensiv Erfahrung gesammelt im Umgang mit Holz, Glasfaser und Metallbau. Ich habe über Jahre sehr viele Modelle gebaut und hatte eigentlich nur positive Erlebnisse. Ein Besuch beim Flohmarkt brachte die Wende: Ein kleiner russischer Refraktor, einmal Saturn gesehen, und schon war ein neues Hobby geboren - die Astronomie.
leichtes Rohr, zuerst bestellte ich mir ein Alurohr, aber das Gewicht machte mir Sorgen, nur das Rohr wog schon 7 bis 8 kg. Etwas Leichtes musste her, Kohlefaser war das Zauberwort. Meine Selbstbauteleskope, inzwischen sind es 12 Stück, sind in Kohlefaserbauweise komplett oder teilweise hergestellt. Einige davon möchte ich hier vorstellen und ein wenig über die Herstellung berichten.
Herstellung eines Tubus Positiv oder Negativform, bei kleinen Tubendurchmessern verwende ich ein Alurohr mit entsprechendem Durchmesser. Das Rohr wird außen mit Talkum eingerieben und mit einer Folie ca. 0,2 mm umwickelt. Die Naht der Folie wird sorgfältig mit gutem Klebeband verschlossen. Im weiteren Arbeitsgang wird die Folie mit Trennwachs behandelt, um das fertige Laminat von der Folie trennen zu können. Ich selbst verwende eine speziell beschichtete Folie, bei der kein Trennwachs nötig ist. Leider ist sie nicht ohne weiteres zu bekommen. Es ist darauf zu achten, dass die Folie nicht zu stramm gewickelt ist; sie sollte sich noch leicht auf dem Rohr schieben lassen. Nun wird mit der Schaumrolle das Harz
Abb. 1: 6 Zoll f/15 FH TMB in CFK-Tubus auf Selbstbaumontierung.
aufgebracht und Lage für Lage Kohlefasergewebe (Leinwandbindung) um das Rohr gewickelt. Sehr gut lässt sich Gewebe mit ca. 200 g pro Quadratmeter verarbeiten. Wenn das Laminat die gewünschte Stärke erreicht hat, kommt nochmals die Trennfolie zum Einsatz. Ich wickle eine Lage Trennfolie mit der Beschichtung zum Laminat um das Rohr und drücke mit einer
Abb. 2: TMB 6 Zoll f/15 - mein erstes Eigenbau-Teleskop und gleich soooo groß!
Was in meinem Fall nur in Frage kam: Selbstbau - aber wie? Ich brachte mal in Erfahrung, was man so alles bauen kann. Viele Anregungen fand ich bei astronomie.de und im Astrotreff. Also ein Refraktor muss es sein, aber welche Öffnung und Brennweite? Ich entschied mich für einen Fraunhofer 6 Zoll f/15, und es wurde mein erstes selbst gebautes Teleskop. Nun brauche ich ein langes und
VdS-Journal Nr. 17
Abb. 3: Kugeldobson 8 Zoll f/6 - alles in CFK, ein klasse Gerät und sofort einsatzbereit.
Abb. 4: Kugeldobson 8 Zoll f/6 mit Kurvenspinne.
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Ultraleichte Tuben
haben nur zwei
Lagen Kohlefaser
und bekommen
Ihre Steifigkeit
durch mehrere
Blenden in Sand-
wichbauweise. Der
Tubus des 6-Zoll-
f/15-TMB ist in
Sandwichbauweise
hergestellt. Er
besteht aus drei
Teilstücken mit
einer Wandstärke
von 3 mm, Ab-
standsgewebe ist
Lantor-Coremat-
Wabenvlies der
Firma Bacuplast.
Dieses Abstands-
gewebe ist wesent-
lich schwerer als
Hartschaum oder
Nomexwabe, aber
der Vorteil liegt in
Abb. 5:
der hohen Druck-
Zeiss AS 80/1.200 komplett mit CFK-Rohrschellen und
festigkeit und es ist
Baader-Auszug.
sehr leicht zu ver-
arbeiten; auch
Gummiwalze die letzten Luftblasen und Rohre mit kleinsten Durchmesser lassen
überschüssiges Harz raus und sichere die sich gut herstellen. Ich kann hier nicht auf
Folie mit Klebeband. Nach dem Aushärten alle Probleme der Herstellung eingehen.
werden die Folie entfernt, kleine Fehl- Es gibt Bauphasen die sehr lange sind und
stellen ausbessert und bei Bedarf die intensive Vorarbeiten erfordern, wie das
Rohre überschliffen und mit Klarlack Zusammenfügen der beiden größten
lackiert. Bei Schleifarbeiten Staubmaske Teilstücke.
nicht vergessen!
Kugeldobson 8 Zoll - wie stellt man eine runde Kugel her? Es ist eigentlich einfach, wenn man mal darauf gekommen ist: Mit einen Globus 35 cm Durchmesser vom Flohmarkt. Eine Öffnung von ca. 25 cm wird kreisrund in den Globus gesägt, der Globus innen leicht verschliffen, dick mit Trennwachs beschichtet und schon geht es ans Laminieren. Ungefähr vier Quadratmeter zu 200 g Kohlefaser in Streifen schneiden und Stück für Stück mit Schaumrolle und Harz innen aufbringen. Nach dem Aushärten Globus außen weg brechen und entstandene Kugel verschleifen - fertig ist die CFK-Kugel. Der Hut des Kugeldobson ist wieder in Sandwichbauweise gefertigt, das Sandwich besteht aus je einer Lage 200 g Kohlefaser in Leinwandbindung mit einem Hartschaumkern (PVC-60-80 Bacuplast). Der 5 mm starke Kern ergibt einen sehr leichten und steifen Hut, die Stangen des Kugeldobson sind aus sehr leichten Angelruten in GFK-CFK-Gemisch hergestellt, ich bekam diese Angelruten zu je 6 Euro, macht 36 Euro für 6x5 Rohre in verschiedenen Durchmessern, die Rohre mit dem größten Durchmesser habe ich beim 12,5-Zoll-Kugeldob verbaut, die nächst kleineren beim 8-Zöller. Die große Kugel für den 12,5-Zoll-Spiegel war wesentlich komplizierter herzustellen. Es wurde zuerst eine Negativform von drei Lagen Glasfaser erstellt, ein Ergoball (53 cm Durchmesser), mit Trennwachs behandelt, diente als Form. Nach dem Aushärten Luft raus, Ballhülle entnommen, ange-
Abb. 6: Zeiss C 63/840 ,,Telementor-Leichtbau 1.000 g" - fast alles in CFK.
Abb. 7: Zeiss AS 100/1.000 - mein bis jetzt schönstes Rohr.
VdS-Journal Nr. 17
72 A M A T E U R T E L E S K O P E
Abb. 9 (oben): 12,5-Zoll-Kugeldobson - acht Löcher für die Belüftung, Spiegeljustierung mit Schlitzmuttern, Lagerung auf Teflonscheiben.
Abb. 8 (links): 12,5-Zoll-Kugeldobson mit Discovery-Spiegel, die Kugel hatte es mir angetan.
schliffen und ca. 20 Lagen 0,2 mm starke Glasfaser von innen laminiert. Nun wurde die ausgehärtete Kugel außen verschliffen, dies war letzten Sommer bei 35 Grad C im Garten - das werde ich nicht noch mal machen. Die Lagerung der Kugeldobsons ist in Teflon, beim 8-Zöller wird ein Teflonring mit über 20 cm Innendurchmesser benutzt. Beim 12,5-Zöller sind drei Aluteller in Kugeln gelagert, die Ringe haben ebenfalls zur Kugelseite Teflonringe mit ca. 10 cm Durchmesser eingesetzt.
Zeiss AS 100/1.000 Diese Optik musste einen sehr leichten und steifen Tubus erhalten. Das angestrebte Endgewicht sollte ca. 3.000 g sein, kom-
plett mit Kohlefaser-Rohrschellen, Prismenschiene und schwerem Baaderauszug. Gewicht des Tubus mit 120 mm Innendurchmesser: 440 g mit allen Blenden bei ca. 800 mm Länge. Objektivfassung und Okularanschluss aus Alu gefertigt, Okularanschluss mit Zeiss M 68x1Gewinde.
Zeiss C63/840 1.000g Dies ist ein Ultraleichtgewicht, hier wurde fast alles in CFK hergestellt auch der 2Zoll-Auszug. Sehr schön finde ich die leichten Fokusrädchen, alles eben auf Gewichtsreduzierung ausgelegt. Das Objektiv ist noch in seiner Originalfassung, hier könnten noch mal 150 g eingespart werden.
Abb. 10: 12,5-Zoll-Kugeldobson - Kugel noch im Rohzustand.
Erratum
Liebe Astro-Freunde, leider ist den Herstellern der letzten Ausgabe unseres Journals (Nr. 16, I/2005) ein Fehler unterlaufen. Die Redaktion bittet um freundliche Beachtung folgender Richtigstellung und Korrektur. Seite 24, Beitrag von Christian Weis: ,,Einnorden nach der Scheiner-Methode" Entgegen der Angabe im Aufsatz geht die Methode NICHT auf Christoph Scheiner (1575-1650) zurück, sondern vielmehr auf Julius Scheiner (1858-1913).
VdS-Journal Nr. 17
A T M O S P H Ä R I S C H E E R S C H E I N U N G E N 73
Name:
Zirkumhorizontalbogen
Kristallart: Orientierung:
Häufigkeit:
Plättchenkristalle senkrechte Hauptachse, das Licht tritt in eine senkrechte Seitenfläche ein und aus der unteren horizontalen Basisfläche wieder aus. an ca. 5 Tagen im Jahr
Beschreibung:
Der Zirkumhorizontalbogen entspricht in
seiner Farbigkeit und Helligkeit dem
Zirkumzenitalbogen. Die Sonne muss
allerdings höher als 58 Grad stehen, damit er
sichtbar wird. Insofern zeigt er sich nur in
den Sommermonaten um die Mittagszeit manchmal als ein farbiges Band auf der Sonnenseite am Horizont. Mit der Sonne steigt auch der
Zirkumhorizontalbogen und erreicht bei einem Sonnenstand von 67,9 Grad seine maximale Helligkeit. In Deutschland kommt die Sonne etwa
auf einen Höchststand von ca. 60 bis 65 Grad , daher steht er in unseren Breiten nur wenige Grade über dem Horizont.
Aufgrund des recht kleinen Zeitfensters und des erforderlichen freien Horizontes wird er in Deutschland nur recht selten beobachtet, aber
in den südlicheren Ländern steht er häufig sehr eindrucksvoll am Sommerhimmel. Damit ist dies eine der wenigen Haloerscheinungen,
die nicht überall auf der Erde entstehen kann.
Claudia Hinz
Zirkumhorizontalbogen am 22.4.2003, aufgenommen in der Türkei. (Aufnahme Jürgen Behler)
Name:
Taubogen
Typ: Medium: Häufigkeit:
Spiegelung und Brechung Tautröpfchen nicht sehr häufig
Beschreibung:
Die Erscheinung des ,,Regenbogens
beschränkt sich nicht nur auf Regen, son-
dern kann ebenso an anderen Tropfen-
ansammlungen, wie z. B. Spritzwasser von
Schiffen (Gischt), Wasserfällen - oder an
den Tautropfen auf einer Wiese beobachtet
werden. Der Taubogen ist sozusagen die
untere Fortsetzung des Regenbogens, die
auf eine horizontale Fläche projiziert wird.
Man müsste also einen Halbkreis beobach-
ten können, dessen Scheitelpunkt am Ende
des Beobachterschattens liegt und der sich
nach außen hin öffnet.
In der Praxis ist allerdings oft nur ein far-
biges Aufglitzern an den Seiten des Regenbogens wahrzunehmen, wofür in erster Linie Rückstreuung und der schwache Kontrast zum
Grün des Grases verantwortlich sind. Besser kommt der Taubogen zur Geltung, wenn sich die Tautropfen an Spinnweben befinden, die
vor allem im Herbst großflächig über einer Wiese (vor allem an Waldrändern) verteilt sein können.
Ein Taubogen lässt sich leider nicht sehr häufig beobachten. Wenn die Sonne sehr tief steht, ist der Schattenwurf zu lang um den Taubogen
ausmachen zu können. Steigt die Sonne höher, verdunstet der Tau recht schnell und ist das Schattenende dann endlich in Augenweite, ist
meist nicht mehr genügend Tau vorhanden, um einen Taubogen zu erzeugen. Am besten sind daher Waldlichtungen oder Wiesen, die am
Morgen sehr lang im Schatten liegen, für die Beobachtung geeignet.
Claudia Hinz
Heller Heiligenschein am 21.4.2004 in Görlitz mit seitlichen Fragmenten des Taubogens.
(Aufnahme A. Wünsche)
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Nachlese zum 2. Forumstreffen des AKM- Forum für Polarlichter in Essen - ein Erlebnisbericht
von Ralf Pitscheneder
Als ich im Polarlichtforum erstmals vom geplanten Polarlichttreffen in Essen [1] erfuhr, war für mich klar: Da muss ich unbedingt hin! Wollte ich als ,,PolarlichtNewbie" doch endlich einmal die Leute kennen lernen, mit denen ich seit meiner
mit den anderen Essener Gästen gespannt Thomas' Vorträgen zu Sternbedeckungen durch Kleinplaneten und Machholz. Nach einem ersten Kennenlernen in der Küche der Sternwarte und ein paar Beobachtungen durch die Geräte der Sternwarte
stellte nach und nach jeder seine fotog raf ischen Polarlicht-Dokumentationen vor, die teilweise während Urlauben im Norden entstanden. Auch Jan Lameer [3]
anzuheizen. Danach ging es zurück zur Sternwarte, bis sich im Laufe der nächsten Stunden jeder in die Unterkunft zurückzog. Am Samstag machte ich mich nach ausgiebigem Frühstück vormittags zum offiziellen Beginn des Treffens in Richtung Sternwarte auf. Peter Broich hatte die Buttons mitgebracht, die er uns kostenlos zur Verfügung stellte. Vielen Dank noch mal an dieser Stelle! Eric von der Heyden und Wolfgang Dzieran hatten ihre PSTs (Personal Solar Telescope) mitgebracht und warteten sehnsüchtig auf Lücken in der Wolkendecke. Abends zeigte Jan Lameer im Vortragsraum seine selbstgedrehten Filme und erläuterte auf dem mitgebrachten Schnitt-
ersten Polarlichtsichtung am 20.11.2003 über das Forum regelmäßig Kontakt hielt. Insbesondere war ich auf die Erfinder des SAMs [2], Karsten Hansky und Dirk Langenbach, gespannt. Der Termin vom 06. bis 07. November 2004 passte mir gut, die Anfahrt von München aus veranlasste mich aber beim Organisator Thomas Payer nachzufragen, ob nicht für die weiter entfernt wohnenden Polarlicht-Freaks schon am Freitag abends eine kleine Zusammenkunft möglich wäre. Dies ergab sich dann auch und so sattelte ich freitagmorgens mein in die Jahre gekommenes StahlPferd. Die Anfahrt sowohl zur Unterkunft als auch zur Sternwarte war dank Thomas' Beschreibung kein Problem, und so traf ich des Abends am vereinbarten Treffpunkt ein. Ein ehemaliges Schulgebäude südlich von Essen ließ nicht vermuten, dass sich dort die gemütlichen Räume der WalterHohmann-Sternwarte befinden, und so tastete ich mich verunsichert erst einmal im Dunkeln in Richtung der Teleskopanlagen vor. Nach deren schemenhafter Inaugenscheinnahme traf ich in der Sternwarte Thomas an, der mitten in der Vorbereitung zu einem Vortrag über das Erscheinen von Machholz steckte. Nach und nach trudelten weitere Forumsteilnehmer ein und wir lauschten gemeinsam
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meinte ganz bescheiden, er hätte ein paar Aufnahmen dabei. Als er diese jedoch auf dem Tisch unter der Projektionskuppel auslegte, ging ein leises Raunen durch die Reihen. Ehrfürchtige Bemerkungen wie ,,da lasse ich meine Bilder wohl besser stecken" waren zu hören, allzu beeindruckend waren Jans Aurora-Bilder, aufgenommen an Hollands Küste. Aber dann fassten die meisten Teilnehmer doch wieder Mut und reichten ihre Alben herum. Langsam stellte sich bei allen ein nicht mehr zu unterdrückendes Hungergefühl ein, und bald darauf bewegte sich ein Konvoi hungriger Polarlicht-Fans in Richtung Stadtzentrum. Nach einer anfänglichen Odyssee durch die Essener Gastronomie konnte unser zahlenmäßig überlegenes Erscheinen zum Glück einen Pizzabäcker zu später Stunde noch überzeugen, den Ofen noch einmal
computer deren aufwendige Entstehung. Peter hatte diverse PL-Dias mitgebracht und stellte sie ebenfalls einem begeisterten Publikum vor. Petrus hatte dann doch noch ein Einsehen und so war am Abend der Blick zum Firmament frei. Bei der gemeinsamen Betrachtung der Objekte des Sternenhimmels wurde auch endlich die alle bewegende Frage geklärt, warum denn der Himmel nachts dunkel sei, obwohl dort doch lauter Sonnen strahlen: Wo Licht ist, gibt es auch Schatten, und je mehr Licht die Sterne ausstrahlen, desto mehr Schatten werfen sie, ist doch logisch, dass die nächtliche Finsternis die Summe dieser Schatten ist! Wegen der weiten Heimreise war für mich zu diesem Zeitpunkt das Polarlichttreffen beendet und ich machte mich am folgen-
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den Sonntagmorgen auf den Weg zurück nach München. Leider verpasste ich damit den Anblick eines Flare durch eines der aufgestellten PST, wie ich später erfuhr. Die Sonnenaktivität hatte in diesen Tagen so stark zugenommen, dass unmittelbar nach dem Treffen vielerorts in Deutschland Polarlichter sichtbar wurden. Die Zeit war wie im Flug vergangen und es hätte sicher noch vieles zu besprechen und zu bestaunen gegeben. Eines ist deshalb
auf jeden Fall sicher: Wenn irgendwie möglich, werde ich beim nächsten Mal wieder dabei sein, und hoffentlich viele andere auch!
Literaturhinweise [1] http://www.sternwarte-essen.de/forumstref-
fen.html [2] http://www.sam-europe.de
[3] http://www.timelapse.nl Bilder vom PLT 2004: http://www.dzieran.de/plt2004 http://www.polarlichtinfo.de/plt2004 http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/ ~bdorner/ pics/sonst/plt2004/thumbnails.html http://home.arcor.de/astro.oswald/polarlichttreffen%2004%20in%20essen.htm http://home.arcor.de/eric68/PLT2004.html http://www.ags.tu-bs.de/~thorsten/ForumFotos/ plt2004/Thumbnails.html
Kochrezept für eine automatische Meteorkamera
von Sirko Molau
Wie die vergangenen Ausgaben des VdSJournals gezeigt haben, gehören eine Mintron- oder Watec-Kamera mittlerweile bei vielen Sternfreunden zur ,,Standardausrüstung". Dank ihrer hohen Empfindlichkeit, einfachen Bedienbarkeit und dem moderaten Preis haben sie in vielen Bereichen der Amateurastronomie Einzug gehalten. Sei es bei der Aufzeichnung von Sternbedeckungen durch Kleinplaneten und den Mond, bei der Planetenbeobachtung, der Videographie von DeepSky-Objekten oder der Vorführung astronomischer Objekte bei öffentlichen Veranstaltungen - überall leisten die handlichen Kameras gute Dienste. Doch wer nutzt die Kamera am intensivsten von allen? Die Meteorbeobachter! Wie im Folgenden gezeigt wird ist es nämlich mit recht geringem Aufwand möglich, aus einer Mintron-Kamera eine vollautomatische Meteorbeobachtungsstation zu machen. Vielleicht regt der Beitrag den einen oder anderen dazu an, seine Videokamera in Zukunft noch intensiver zu nutzen?
Die Zutaten · eine hochempfindliche Videokamera
(z. B. Mintron 12-V1-EX oder Watec120 N) - Preis: ca. 500 Euro · ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv (z. B. ein asphärisches f/0,8 ComputarObjektiv mit 6 oder 8 mm Brennweite) - Preis: ca. 250 Euro · ein PC mit etwa 500 MHz, 32 MB RAM, 10 GB HDD, Win98 - Preis: ca. 200 Euro bei EBAY · ein Matrox Meteor II Framegrabber - Preis: ca. 150 Euro bei EBAY · die Software MetRec - Preis: kostenlos
Abb. 1: Ein 1 mag heller Delta Cancrid im nördlichen Orion, aufgenommen am 11.1.2005 um 18:55 UT. Dieses Bild vermittelt einen Eindruck vom Bildfeld und der Grenzgröße, die man mit einer Mintron-Kamera und einem 1:0,8 / 6 mm-Objektiv erreichen kann.
bei www.metrec.org herunterzuladen · div. Videokabel - Preis: ca. 10 Euro
Addiert man die Kosten, bekommt man für gut 1.000 Euro alle Zutaten für ein komplettes Meteorbeobachtungsmenü. In vielen Fällen sind Teile der Ausrüstung (Computer, Kamera) bereits vorhanden, so dass die Kosten dann noch deutlich geringer ausfallen.
Kochanleitung Zunächst benötigt man eine hochempfindliche Videokamera mit dem 1/2-Zoll ExView HAD-Chip von Sony. Die derzeit gebräuchlichsten Modelle sind die Mintron 12-V1-EX und die Watec 120N. Vergleichstests haben ergeben, dass das
Bild der Watec-Kamera noch einen Tick besser ist als das der Mintron-Kamera (bei der softwareseitig eine Art Hochpassfilter implementiert sein muss, der die bekannten dunklen Ringe um helle Sterne erzeugt und die Photometrie verschlechtert), dafür jedoch auch etwas teurer. Die Kamera wird mit einem lichtstarken 1/2-Zoll-c-mount-Objektiv versehen. Für die Meteorbeobachtung haben sich die asphärischen c-mount-Objektive von Computar mit Motorblende bewährt. Es gibt sie mit verschiedenen Brennweiten (3,8 mm, 6 mm, 8 mm, 12 mm) bei einer Blende von f/0,8. In der Praxis setzen Meteorbeobachter meistens das 6- oder 8mm-Objektiv ein, da sie einen guten Kompromiss zwischen Bildfeldgröße (70
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76 M E T E O R E
Abb. 3: Ein automatischer Objektivdeckel schützt die Kamera tagsüber vor direkter Sonneneinstrahlung.
Abb. 2: Die Kamera wird durch den Dachvorsprung geschützt, so dass Sie auch bei Regen und Schnee trocken bleibt.
bzw. 55 Grad in der Diagonalen) und Grenzgröße (etwa 3 mag) darstellen (Abb. 1). Sowohl Kamera als auch Objektiv bekommt man z. B. bei Lechner (www. lechner-cctv.de). Will man Geld sparen, kann man auch für deutlich unter 100 Euro ein Objektiv mit manueller Blende und etwas geringerer Lichtstärke erwerben. Mintron, Watec und Co. haben die Möglichkeit, intern mehrere Videobilder aufzuaddieren. Dabei verbessert sich die Empfindlichkeit um mehrere Größenklassen, was die Kameras für den Amateurastronomen so interessant macht. Bei der Meteorbeobachtung sollte man jedoch auf diese Möglichkeit verzichten und nur 2 Frames integrieren. Die Kamera verhält sich dann wie eine progressive ScanKamera, die 25 Vollbilder mit 1/25 s Belichtungszeit liefert. Integriert man über mehr Videoframes, geht einerseits zeitliche Auflösung (und damit z. B. die Bestimmung der Meteorgeschwindigkeit) verloren, und andererseits kann die Meteorerkennungssoftware mit solchen Videodaten nichts anfangen. Das Videosignal der Kamera wird mit einem Videokabel direkt in den PC gefüttert. Der enthält einen Meteor-II-Framegrabber von Matrox, der das Videosignal digitalisiert, sowie die Meteorerkennungs-
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software MetRec, die das Signal in Echtzeit auswertet, nach Meteoren sucht, jedes erkannte Meteor automatisch vermisst (Koordinaten, Winkelgeschwindigkeit, Helligkeit, Meteorstrom) und schließlich abspeichert (Summenbild, Videosequenz, Daten). Man startet die Software am Abend und überprüft am nächsten Tag mit einem Zusatzprogramm seine Ausbeute. Die liegt mit der beschriebenen Technik zwischen etwa einem guten Dutzend Meteoren in einer mondlosen Frühlingsnacht, ca. fünfzig Meteoren im Herbst und über einhundert Meteoren während der Maxima großer Meteorströme. Dank des großen Gesichtsfeldes zeichnet man viele helle Meteore auf. Auch Feuerkugeln werden dank der hohen Dynamik der Kamera detektiert.
Mintron oder bildverstärkte Kameras? Bis vor wenigen Jahren galt, dass zur Meteorbeobachtung nur bildverstärkte Kameras eingesetzt werden können. Dieses Bild hat sich mit der Verfügbarkeit von hochempfindlichen Videokameras geändert. Zwar gibt es noch immer einen deutlichen Performanceunterschied mit und ohne Bildverstärker (im AKMVideonetzwerk zeichnet die beste bildverstärkte Kamera etwa drei bis fünf mal so viele Meteore auf wie die beste MintronKamera), aber dafür sind Mintron und Co. deutlich preiswerter und robuster, haben eine längere Lebensdauer und sind flexibler einzusetzen. Bei einer MintronKamera spielt es keine Rolle, ob der Mond durch das Gesichtsfeld läuft oder die Kamera bereits tagsüber eingeschaltet wird. Ein Bildverstärker hingegen kann bei Tageslicht oder beim Mond deutlichen
Schaden nehmen oder komplett zerstört werden. Während eine Mintron-Kamera ewig lebt, erblindet ein Bildverstärker nach einigen hundert bzw. tausend Stunden Beobachtungszeit. Schließlich lässt sich die Mintron-Kamera in der Astronomie wie beschrieben sehr vielseitig einsetzen.
Warum muss es ein (relativ teurer) Meteor-II-Framegrabber sein? Will man die Meteorerkennungssoftware MetRec (www.metrec.org) einsetzen, hat man keine Alternative bei der Wahl des Framegrabbers. Es werden lediglich die Meteor-Framegrabber der kanadischen Firma Matrox unterstützt (wobei die Koinzidenz mit dem Namen des Framegrabbers reiner Zufall ist). Am besten sind die moderneren Meteor-II-Grabber geeignet, die eine höhere Datenrate haben und damit der Software mehr Bilder zur Inspektion liefern. Der Neupreis dieser Framegrabber liegt jenseits der 500-EuroMarke. Wenn man sich jedoch eine Weile bei EBAY umsieht, bekommt man sie schon für etwa 150 Euro (ich habe auf diese Weise bereits mehr als ein Dutzend Meteor-II-Framegrabber erstanden und bin gerne bei der Beschaffung behilflich). Weiterhin läuft die Software unter DOS - auf dem PC muss also DOS oder Win95/98 installiert sein. Win NT, W2K, XP, W2K3 und Linux werden nicht unterstützt. Im Gegenzug hat man ein Programmpaket, das von der Vor- bis zur Nachbereitung der Beobachtung reicht und die Meteore nicht nur detektiert, sondern sofort automatisch vermisst und klassifiziert. MetRec ist die Basis des AKM-Videokameranetzes. Mit Hilfe des Software konnten seit 1999 über 150.000 Videometeore aufgezeichnet und vermessen werden!
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Automatische Meteorbeobachtung Bis zur automatisierten Meteorkamera ist es jetzt nur noch ein kleiner Schritt. Man muss dafür sorgen, dass Kamera und Software zu den richtigen Zeiten automatisch ein- und ausgeschaltet werden und dass die Kamera vor Sonne, Mond und Witterung geschützt ist. Softwareseitig ist das Ganze kein Problem. MetRec unterbricht die Beobachtung am Morgen bei einer bestimmten Sonnendepression und setzt sie am nächsten Abend fort. Man kann den PC auch so einrichten, dass die Software nach einem Stromausfall automatisch neu gestartet wird. Für die Kamera bietet sich eine Zeitschaltuhr an, die man je nach Jahreszeit ein- bis zweimal im Monat neu einstellt. Schutz vor der Witterung erzielt man, indem man die Kamera hinter ein beheiztes (Dachflächen-)fenster oder in einem wasserdichten Kasten unter einer Plexiglas-Halbkugel unterbringt. Bei geeigneten Baulichkeiten besteht auch die Möglichkeit, die Kamera einfach unter einem Dachvorsprung zu montieren (Abb. 2). An unserem Haus beträgt der Dachvorsprung etwa 50 cm. Da der Wind nur in seltenen Fällen aus Richtung Süden kommt, ist die Kamera in den vergangenen anderthalb Jahren auch bei heftigen Gewittern nie feucht geworden. Der Mond bereitet nur bei bildverstärkten Kameras Probleme. Hier muss man entweder dafür sorgen, dass die Kamera recht-
Abb. 4: Eine Schaltuhr von Theben steuert den Objektivdeckel und schaltet die Kamera nachts ein.
zeitig abgeschaltet wird, oder man richtet die Kamera nach Norden aus. Bei Mintron, Watec und Co. muss man sich keine Sorgen machen. Hier muss lediglich sichergestellt werden, dass die Sonne niemals das Gesichtsfeld erreicht. Will man den Objektivdeckel nicht jeden Morgen auf- und abends wieder absetzen, hilft auch der Blick nach Norden. Dann beobachtet man jedoch weitab der meisten Meteorstromradianten. Ich habe mir den mit Endabschaltern versehenen Motor
einer alten Heizungssteuerung zu einem automatischen Objektivdeckel umgebaut (Abb. 3). Der wird durch eine Schaltuhr TR 610 von Theben (Abb. 4, bei EBAY für 25 Euro gekauft) gesteuert, die an einem Kontakt im EIN- und an einem anderen im AUS-Zustand Spannung liefert. Das ist notwendig, da der Motor am Abend in die eine und am Morgen in die andere Richtung bis zum Anschlag fahren muss. Bleiben schließlich noch die Wolken, die man am besten einfach ignoriert. Die erkannten Meteore werden später sowieso überprüft, und in einer bewölkten Nacht wird selten etwas aufgezeichnet (es sein denn, man hat eine Laterne in der Nähe und es schneit)
Guten Appetit! Eine derart automatisierte MintronKamera ist bei mir seit einem halben Jahr im Dauereinsatz. Während der Perseiden gab es noch technische Probleme, aber seitdem beobachtet die Kamera ohne Unterbrechung. Auch wenn ich auf Dienstreise oder im Urlaub bin, läuft sie beständig und ermöglicht es mir, im Jahr mehr als 200 Beobachtungsnächte zu sammeln. Sollten Sie auch auf den Geschmack gekommen sein, noch Fragen haben oder Unterstützung bei der Planung und Konstruktion einer eigenen Meteorkamera benötigen, dann wenden Sie sich einfach an mich oder einen anderen Beobachter aus dem AKM-Kameranetz!
Neues aus der Computerastronomie
von Heiko Garrelts
An dieser Stelle werden wir von der Fachgruppe Computerastronomie ab jetzt regelmäßig über Neuigkeiten aus unserer Fachgruppe und der Computerastronomie im Allgemeinen berichten. Wir wollen dabei besonders auf neue Astronomieprogramme bzw. neue Versionen und weniger bekannte Tools hinweisen. Es wäre nett, wenn uns die Programmautoren per Mail (hgarrelts@web.de) über Neuerungen informieren würden.
Neue Astronomiesoftware
Update für MTS-3SDI Für die Schrittmotorsteuerung MTS-3SDI von Boxdoerfer ist die Softwareversion 3
erschienen. Damit erhält die Steuerung nun GOTO-Unterstützung mit dem LX200 Befehlssatz und einen internen Objektkatalog (www.boxdoerfer.de). Im aktuellen Update 3.10b wurden neben Fehlerkorrekturen auch Planetenkoordinaten und die Möglichkeit zur Tastenumbelegung im Nachführmodus eingebaut.
Alcyone Ephemeris Nicht unbedingt neu, aber sicherlich vielen unbekannt ist das Ephemeridenprogramm Alcyone Ephemeris von alcyone software (http://www.alcyone-ephemeris.info). Neben den vielfältigen Möglichkeiten zur Ephemeridenberechnung und der Möglichkeit, sich die erstellten Daten visualisieren zu lassen, ist besonders die enthalte-
ne Skriptsprache hervorragend. Hiermit lassen sich auch aufwändige Probleme mit geringem Programmieraufwand lösen. Einige Beispielskripte gibt es bereits auf der Homepage (z.B. Suche der nächsten Sonnenfinsternis mit zugehörigem Plot). Das Programm ist Freeware und läuft unter Windows 98/ME/2000/XP. Eine ausführliche Vorstellung der Möglichkeiten erfolgt in einer der nächsten Ausgaben des VdSJournals.
AstroWiki Vielen ist sicher die freie InternetEnzyklopädie Wikipedia (http://de.wikipe dia.org) bekannt. Jeder kann dort mitwirken und neue Beiträge hinzufügen oder bestehende erweitern. Das gleiche
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Abb. 1: Die Benutzeroberfläche von Alcyone Ephemeris.
Konzept verfolgt AstroWiki (http://www. astrowiki.org), welches sich auf astronomische Bereiche beschränkt, dafür aber deutlich detaillierter werden soll. Momentan enthält AstroWiki hauptsächlich Links sowie ein Archiv von AmSky-Artikeln.
Neues aus der Fachgruppe
XML-Datenformat Die Arbeiten am XML-basierten Dateiformat für astronomische Beobachtungsdaten schreiten voran. Vom XML Schema wurde nun die Version 1.1 fertig gestellt, und auch die Java API hat Version 1.0 erreicht (kompatibel zum aktuellen Schema). Damit kann man das Format bereits in eigenen Applikationen verwenden. Wer bei der Umsetzung Unterstützung braucht oder sich an der Weiterentwicklung beteiligen möchte, kann sich
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gern in unsere neu erstellte Mailingliste eintragen lassen (bitte eine Mail an wvk@hobby-astronomie.net). Die Software und eine ausführliche Dokumentation befindet sich auf http://observation.source forge.net Als nächstes soll nun ein Editor erstellt werden, der das Format schreiben und lesen kann. Außerdem sind Konvertierungsprogramme geplant, um vorhandene Daten weiter verwenden zu können. Daneben geht natürlich auch die Arbeit am Dateiformat selbst weiter und Probleme wie die korrekte Katalogidentifikation von Objekten müssen gelöst werden. Auch hier würden wir uns über Vorschläge und Mitarbeit sehr freuen.
Astro-CD Wir planen eine Astro-CD mit kostenloser Astronomiesoftware und Katalogen zu erstellen. Diese werden wir zum Selbst-
kostenpreis Interessenten zur Verfügung stellen und auf Messen verteilen. Wer sein selbst geschriebenes Programm auch gerne auf dieser CD sehen würde, kann sich gern an uns wenden.
Fachgruppentreffen Am 20. und 21. November 2005 fand in der Sternwarte Hagen unser drittes Fachgruppentreffen statt. Neben einigen neuen Mitgliedern, die wir hier zum ersten Mal persönlich kennen lernen durften, wurde die weitere Fachgruppenarbeit für 2005 besprochen. Für das XML-sProjekt wurden die Anforderungen an die noch zu erstellenden ,,Bausteine" Editor, Portal und Konverter festgelegt (Interessenten können sie sich auf unserer Homepage anschauen). Thomas Pfleger präsentierte den aktuellen Stand des zugehörigen Dateiformats und zeigte die daraus entstehenden Möglich-
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keiten anhand von Eye&Telescope. Einen weiteren Teil des Treffens machte die Vorstellung interessanter Programme aus, die bisher noch nicht allen bekannt waren und über die von uns demnächst im Journal berichtet wird. Dabei konnte mit Alcyone Ephemeris sogar ein Programm gefunden werden, das eine von uns ange-
Abb. 2: Treffen der Fachgruppe an der Volkssternwarte Hagen im November 2004.
dachte astronomische Skriptsprache bereits enthält und uns damit viel Arbeit erspart. Heiko Garrelts zeigte eine Vorabversion der geplanten Astro-CD, und Willem van Kerkhof präsentierte die Möglichkeiten der neuen Fachgruppenhomepage. Zum Abschluss hielt Helmut Jahns einen Vortrag über die Grundlagen
der Vergütung optischer Flächen und zeigte Möglichkeiten zur Berechnung und Optimierung. Ein besonderer Dank gebührt Ralph Brinks und der Sternwarte Hagen, die durch die tolle Organisation und die Bereitstellung der Räumlichkeiten ein erfolgreiches Treffen erst ermöglicht haben.
Neue Homepage Unsere Fachgruppe präsentiert sich seit kurzem auf www.computer-astronomie.de. Die Seite wurde mit einem Content Management System versehen, so dass Mitglieder nun selbstständig an den Inhalten arbeiten können. Neben Informationen zu unserer Fachgruppentätigkeit gibt es dort auch bereits erste von uns erstellte Programme zum Herunterladen.
Aktuelles von der Fachgruppe DARK SKY -
Initiative gegen Lichtverschmutzung
von Andreas Hänel
Ad 1: 4. Europäischer Kongress zum Schutz des nächtlichen Himmels in Paris Während 1998 das erste Europäische Treffen zum Schutz des nächtlichen Himmels in Paris im Rahmen einer astronomischen Messe stattfand, war 2004 das Treffen in der alten Pariser Sternwarte, dem Institut d'Astrophysique de Paris, angesetzt. Eingeladen hatte zum 24. und 25. September die ,,Association Nationale pour la Protection du Ciel Nocturne (ANPCN), ein Verein, dessen Mitglieder sich in Frankreich mit dem Problem der Lichtverschmutzung auseinandersetzen, und der an die Astronomische Gesellschaft Societe d'Astronomie Francaise (SAF) angeschlossen ist. Dieser 1998 gegründete Verein hat inzwischen über 200 Mitglieder, von denen viele sehr aktiv sind. Davon zeugt ihre Internet-Seite (natürlich auf Französisch) http://www.astrosurf. com/anpnc/ und der viermal jährlich erscheinende Rundbrief SOS (save our sky), in dem vor allem die Vertreter der verschiedenen Departements über Aktuelles berichten. Besonders interessant ist ein Artikel von Pierre Brunet im Rundbrief Nr. 19 vom Juli 2004 über die Beleuchtungsstärken der
Straßen in Berlin und Paris. Dazu hat Brunet in mehreren Straßen in Paris und Berlin die Beleuchtungsstärke mit einem Belichtungsmesser ausgemessen. In vielen Straßen in Paris liegt die Beleucht-
ungsstärke unter 20 Lux (zum Vergleich: der winterliche Vollmond erzeugt eine Beleuchtungsstärke von 0,3 Lux), mit der Tendenz, einige Hauptverkehrsachsen mit bis zu 80 Lux zu beleuchten. In Berlin sind
Abb. 1: Der extrem hell illuminierte Eiffelturm, aufgenommen vom Tour Haut Montparnasse. 4 Projektoren mit je 6.000 Watt sind bis zu 80 Kilometer weit zu sehen und 20.000 Lampen verschlingen 120 Kilowatt! (Aufnahme A. Hänel)
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Leuchtenindustrie
da, der über Unter-
suchungen berich-
tete, bei denen
Leuchten
so
gebaut wurden,
dass das nach oben
an den Himmel
gestreute Lichtes
minimiert wird.
westlich von Aachen liegt, Kurzentschlossene finden nähere Informationen unter: www.darksky-symposium2005.be
Ad 2: Leuchtenfirmen und Lichtverschmutzung Am 25. November 2004 fand auf Einladung der Firma Erco ein Expertengespräch zum Thema Lichtverschmutzung
Abb. 2: Die Diskussionen gehen auch während der Mittagspause vor dem Astrophysikalischen Institut in Paris weiter. (Aufnahme A. Hänel)
Abb. 3: Redakteure, Firmenvertreter, Landschafts-, Stadtund Beleuchtungsplaner diskutieren auf Einladung der Firma Erco über Lichtverschmutzung. (Aufnahme R. Meisel)
die maximalen Beleuchtungsstärken dreimal geringer und erreichen in vielen Nebenstraßen sogar gerade 1 Lux, die Gleichförmigkeit der Ausleuchtung ist zudem viel schlechter. Zu prüfen wäre nun noch, wo die nächtliche Verkehrssicherheit oder die Anzahl der Kriminaldelikte höher ist. Während die Franzosen diese Messungen nutzen, um geringere Beleuchtungsstärken in Paris zu fordern, wollen wir nicht hoffen, dass nun höhere Beleuchtungsstärken in Berlin gefordert werden ... (Abb. 1). An dem Kongress nahmen etwa 55 Personen teil, vor allem Franzosen, aber auch Vertreter aus mehreren westeuropäischen Ländern und Vertreter der International Dark Sky Association IDA aus den USA. Einige Vorträge sollen hier erwähnt werden. So stellte Christopher Baddiley aus England seine theoretischen Modelle zur Ausbreitung der Lichtverschmutzung vor und verglich sie mit der zunehmenden Aufhellung des Himmels in ländlichen Regionen Englands. Pierre Brunet hat mit eindrucksvollen digitalen Ganzhimmel-Aufnahmen die Lichtverschmutzung in Frankreich vom hellen Zentrum von Paris bis zu den dunkelsten Gegenden im Zentralmassiv dokumentiert. Wim Schmidt aus den Niederlanden stellte eine einfache Methode vor, mit einer Digitalkamera die Aufhellung des Himmelshintergrundes zu messen und zeigte in einem zweiten Vortrag die Gefahr zunehmender Lichtverschmutzung durch Beleuchtung in Gewächshäusern auf. Mit Marc Gillet war ein Vertreter der
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Florent Lamiot aus Nordfrankreich berichtete über die vielfältigen negativen Auswirkungen des künstlichen Lichtes auf Pflanzen und Tiere. Bob Mizon aus England, Philipp Heck aus der Schweiz, Andreas Hänel aus Deutschland, David Portsmouth aus Frankreich und Friedel Pas aus Belgien berichteten über aktuelle Entwicklungen in ihren Ländern. In England wurde gerade eine Landkarte gedruckt, die die Lichtverschmutzungskarten von Pierantonio Cinzano für England als Grundlage hat, und womit es möglich ist, verbliebene dunkle Beobachtungsplätze zu finden. Im Rahmen der Tagung hat die International Dark Sky Association auch zwei ihrer Auszeichnungen verliehen: Rene Kobler aus Basel (Schweiz) wurde mit der Galileo-Auszeichnung belohnt für seine Bemühungen, ein Institut aufzubauen, das sich mit Lichtverschmutzung beschäftigt. Joy Griffiths aus England erhielt eine Auszeichnung dafür, dass sie in einer Gemeinde den Einsatz abgeschirmten Leuchten in historischem Stil, die kein Licht direkt an den Himmel lenken, bewirkte. Wichtig war während der Tagung wiederum der persönliche Kontakt unter den Vertretern verschiedener Nationen und Interessenrichtungen, und der damit verbundene intensive Erfahrungs- und Gedankenaustausch (Abb. 2). Das nächste europäische Treffen findet bereits am 29. und 30. April 2005 im EuroPlanetarium im belgischen Genk (nicht Gent!) statt, das etwa 50 Kilometer nord-
in Berlin statt (Abb. 3). Neben Vertretern der Firma nahmen Beleuchtungsingenieure, Landschaftsarchitekten und Redakteure an der Diskussionsrunde teil, als Vertreter der Gegner der Lichtverschmutzung nahm der Unterzeichnende teil. Erstaunlicherweise waren sich die meisten Teilnehmer darüber einig, dass mit dem Licht im Außenraum überlegt und nicht im Übermaß umgegangen werden sollte, denn gute Beleuchtung braucht Kontrast und damit auch Dunkelräume. Einige Teilnehmer bemerkten, dass sie bei ihren bisherigen Planungen darauf viel zu wenig Rücksicht genommen hatten, und dies in Zukunft ändern müssten. Nur der Beleuchtungsplaner, der auch den Lichtmasterplan für Berlin erstellt hat, hält es nicht für notwendig, in den Städten auf den Aspekt der Lichtverschmutzung zu achten. Der Leiter der Diskussionsrunde, ein Fachredakteur, betonte zudem, dass jeder Mensch auch das Recht auf einen dunklen Himmel haben müsste, um die Faszination des Sternhimmels genießen zu können. Immerhin zeigen die Bemühungen der Firma Erco, dass auch die Leuchtenhersteller das Thema Lichtverschmutzung ernst nehmen, wie man inzwischen auch in vielen Prospekten anderer Firmen lesen kann. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch bei entsprechenden Fachkongressen das Thema Lichtverschmutzung gefragt ist. So berichtete der Biologie-Professor Gerhard Eisenbeis im Januar 2004 über seine Arbeiten zum Einfluss des Lichtes auf Insekten auf dem ETP (Energie
Training für die Praxis)-Kongress zur Straßenbeleuchtung in Frankfurt und im Januar 2005 der Unterzeichnende über das Problem der Lichtverschmutzung und Lösungsmöglichkeiten in Hamburg. Dabei zeichnet sich aber ab, dass einige Beleuchtungsingenieure noch Schwierigkeiten haben, sich mit der Problematik Lichtverschmutzung auseinanderzusetzen. Erik Allmacher vertritt die Fachgruppe in dem Arbeitskreis Licht im Freiraum der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau.
Ad 3: Lokale Aktivitäten Inzwischen gibt es auch immer mehr lokale Initiativen, die sich mit dem Problem der Lichtverschmutzung beschäftigen und teilweise beachtliche Erfolge aufweisen können, so beispielsweise Jürgen Linder in Durmersheim im Rahmen eines Agenda-Arbeitskreises, Kirsten Denner, der durch seine Aktivitäten im Februar in Kempen an einer Diskussionsrunde der Volkshochschule Viersen mit dem Thema Schattenseite der 24-Stunden-Gesellschaft - Wie hell dürfen die Nächte sein? - teilnimmt. Helmut Deschan konnte in Regensburg erreichen, dass ein Werk seine Sicherheitsbeleuchtung soweit modifizierte, dass sie nicht mehr unsinnig den Himmel anstrahlt. Immer ist es dabei wichtig, mit den Lichtverschmutzern ins Gespräch zu kommen und mit stichhaltigen Fakten zu argumentieren. Darin sieht die Fachgruppe auch eine ihrer Hauptaufgaben: Informationen zur Lichtverschmutzung zu sammeln, diese auszutauschen und natürlich über die Problematik und mögliche Lösungen zu informieren. Viele Informationen sind auf der Internetseite www.home.uni-osnabrueck.de/ahaenel/darksky/intro.htm zu finden, noch umfangreichere Quellen sind auf einer CDROM enthalten, die Interessenten beim Unterzeichnenden anfordern können. Auch ein Poster über Lichtverschmutzung, das als Ergänzung zu der Ausstellung Faszination Licht in Münster erstellt wurde, kann als Datei auf CD-ROM angefordert werden, die Kosten für den Ausdruck (DIN A1 oder DIN A0) müssten aber selbst getragen werden. Die Fachgruppe trifft sich zu ihrer jährlichen Sitzung während des ATT in Essen am Samstag, den 21. Mai, um 14 Uhr. Interessenten sind herzlich eingeladen, der Sitzungsort kann am VdS-Stand auf dem ATT erfragt werden! Andreas Hänel, ahaenel@uos.de
VORSCHLAG ,,Mein alter Herr hat mit erzählt, ihr hättet Probleme mit 'ner Straßenlaterne. Ich hätte da einen Lösungsvorschlag anzubieten!"
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Neues aus der Fachgruppe ,,Geschichte der Astronomie"
Die erste Tagung der Fachgruppe ,,Geschichte" ist nun selbst Geschichte. Am 23. Oktober trafen sich 35 Teilnehmer in Göttingen. Einen ausführlichen Bericht von Manfred Holl und Wolfgang Steinicke finden Sie in der nächsten Ausgabe des VdS-Journal für Astronomie Nr. 18. Mittlerweile erscheinen auch einzelne Vorträge, so in diesem Heft ,,Astronomische Betrachtungen zum fünfgliedrigen Palisadenringsystem von Quenstedt - Die Schalkenburg" von Mechthild Meinike. Wir hoffen auf weitere Beiträge in den nächsten Ausgaben. Die Planungen für die 2. Tagung der
Fachgruppe laufen bereits. Sie wird am 29. Oktober 2005 auf der Sternwarte Sonneberg (Thüringen) stattfinden. Infrastruktur und Verkehrsanbindung sind gut, so dass wir hoffen, wiederum viele Teilnehmer begrüßen zu können. Die Sternwarte selbst bietet auch viel ,,Historisches". Falls Sie einen Vortrag halten möchten (Dauer ca. 30 Minuten) kontaktieren Sie mich per Email oder Brief (Adressen s. die Tabelle der Fachgruppenredakteure weiter hinten in dieser Ausgabe). Näheres erfahren Sie im nächsten VdS-Journal bzw. auf unserer Webseite www.vds-astro.de/fg-geschichte. Hier finden Sie auch den Zugang zu unse-
rer Mailingliste. Falls Sie Mitglied der Fachgruppe werden möchten können Sie mir natürlich auch schreiben. Die weiteren Beiträge in diesem Heft befassen sich ebenfalls mit historisch interessanten Orten. Manfred Holl berichtet über ,,Astronomiehistorisches in Erfurt und Gotha" und Petra Mayer beschreibt die ,,Mannheimer Sternwarte im 18. Jahrhundert". Erwähnen möchte ich auch das neue Buch von Jürgen Hamel, ,,Geschichte der Astronomie - In Texten von Hesiod bis Hubble", das in der Rubrik ,,Rezensionen" vorgestellt wird. Ihr Wolfgang Steinicke
Astronomiehistorisches in Erfurt und Gotha
von Manfred Holl
Abb. 1: Hinweistafel am Geburtshaus Johann Hieronymus Schroeters in der Predigergasse Nr. 20.
Während meines Astrourlaubes im September 2004 auf der VdS-Sternwarte im thüringischen Kirchheim, besuchte ich neben dem nur 13 km Luftlinie entfernten Erfurt auch die Stadt Gotha, wo ich eher zufällig auf eine astronomiegeschichtliche Ausstellung im Schloss Friedenstein stieß.
In der thüringischen Landeshauptstadt besuchte ich zunächst das Geburtshaus von Johann Hieronymus Schroeter in der Predigergasse Nr. 20, auf das man aber nur
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durch ein Schild an der Hausmauer auf- nisse in Lilienthal bei Bremen eine
merksam gemacht wird. Am späten Abend Oberamtmannstelle, die ihm die Möglich-
des 30. August 1745 in Erfurt geboren, stu- keit eröffnete, sich in der freien Zeit als
dierte er ab Oktober 1761 an der Univer- Amateur der Astronomie widmen zu kön-
sität Erfurt Theologie und fing gleichzeitig nen. Er konnte seinen Dienstherren davon
an, sich für Astronomie zu interessieren. überzeugen, ihm die Genehmigung für den
Ab 1764 studierte er dann in Göttingen Bau einer Sternwarte im Garten vor dem
Jura und fand nebenher abermals die Amtsgebäude zu erteilen, die schon 1785
Möglichkeit, sich astronomisch zu betäti- um einen zwei Etagen hohen Turm und in
gen. In Hannover traf er, musikalisch inter- den folgenden Jahren durch zusätzliche
essiert, des Öfteren die Familie Herschel, Bauten und zahlreiche Instrumente erwei-
wobei man ihm von den Beobachtungen tert wurde. Der Grundstock wurde gelegt,
und Fernrohrkonstruktionen Friedrich als er durch die Unterstützung von F.W.
Wilhelms erzählte. 1782 übernahm Herschel, die optischen Elemente für zwei
Schroeter dank profunder Rechtskennt- Spiegelteleskope aus England erhielt.
1778, noch vor sei-
nem Umzug nach
Lilienthal bei
Bremen, hatte
Schroeter in einer
kleinen Schrift die
Mondrillen erläu-
tert und ein Jahr
später mit Venus-
beobachtungen be-
gonnen. Beim
Merkur beobachte-
te er merkwürdige
Ausbuchtungen
und Unregel-
mäßigkeiten am
Ter minator rand,
Abb. 2:
die er - fälschli-
Das Geburtshaus Johann Hieronymus Schroeters in der
cherweise - auf
Predigergasse Nr. 20 von der Hauptstraße aus gesehen.
hohe Gebirgszüge
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Abb. 3: Sonne, Venus, Zwillinge und Stier sind nur einige der astronomischen Motive in der Innenstadt Erfurts.
Abb. 4: Modell der östlich von Gotha gelegenen Seeberg-Sternwarte (um 1850)
zurückführte. Außerdem bestimmte er die Bahnneigung des Merkur zu 20 Grad und die Tageslänge zu 24 Stunden und 5 Minuten. Diese Ergebnisse wurden 1815 und 1816 in zwei Bänden unter dem Titel ,,Hermographische Fragmente zur genauen Kenntnis des Planeten Merkur" in Göttingen veröffentlicht. Es folgten Abhandlungen über den Mars (erst 1881 posthum in Leyden herausgegeben) und den Mond 1791/ 1802). 1798 meinte Schroeter auf der Venus einen 43 km hohen Berg entdeckt zu haben. Fünf Jahre später veröffentlichte er eine viel beachtete Arbeit über die Differenz zwischen berechneter und beobachteter Venusphase zum Zeitpunkt der Dichotomie, die als Schroeter-Effekt in die Geschichte der Astronomie einging und der auch heute noch Gegenstand vieler Forschungsarbeiten ist. Anfang 1793 konnte man im Lilienthaler Amtsgarten
abermals eine rege Bautätigkeit beobachten. Es entstand nach englischem Vorbild ein 6,20 m hohes Holzgestell mit einer Grundfläche von 3,3 m x 3,5 m, auf dem ein 27füßiges Spiegelteleskop mit 8,25 m Brennweite und einer freien Öffnung von 51 cm ruhte. Die gesamte Konstruktion war zudem auf einem Grundkreis von 21 m Durchmesser schwenkbar. Schließlich wurde ein bereits 1758 errichteter Bau, ,,Urania-Tempel" genannt, 1796 mit einem 10füßigen Dollond, Brennweite 3,10 m, Öffnung 100 mm ausgestattet, der 1800 sogar eine parallaktische Montierung erhielt. Damit konnte Schroeter erstmals auch Tagesbeobachtungen von Merkur, Venus, Jupiter und dem Mond durchführen. 1806 kam ein viertes Gebäude mit einem 20füßigen Spiegel mit 6,10 m Brennweite und 30,5 cm Öffnung hinzu. Im Jahre 1800 begründete Schroeter gemeinsam mit Baron Xavier von Zach
(1754-1832), Ferdinand Adolf von Ende, Johann Gildemeister, Wilhelm Olbers und Karl-Ludwig Harding die Vereinigte Astronomische Gesellschaft, deren erklärtes Ziel es war, die Suche nach einem zwischen Mars und Jupiter liegenden Planeten zu fördern. Sogar ein eigenes Siegel, das am Rande die zwölf (astrologischen) Tierkreiszeichen und in der Mitte eine bildnerische Darstellung der Göttinnen Ceres, Pallas und Juno zeigte, hatte man entwickelt. Nach Piazzi (1801) wurden in Lilienthal durch Olbers (1802, 1807) und Harding (1804) die nächsten drei Kleinplaneten gefunden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts überzog Napoleon I. das europäische Festland mit einer ganzen Reihe kriegerischer Auseinandersetzungen, die jedes Mal mit einer Niederlage endeten. Die für Schroeter und das kleine Dörfchen Lilienthal folgenschwerste war die im Russlandfeldzug. Als am 21. April 1813 sich zurückziehende, marodierende französische Truppen in diese Gegend kamen, wurde ein ganzer 600 Mann starker Infanteriezug abkommandiert, um einen gegen die französische Herrschaft gerichteten vermeintlichen Aufstand niederzuschlagen. Es blieb kaum ein Stein auf dem anderen, das Amtsgebäude, die Sternwarte und fast alle Wohnhäuser brannten bis auf die Grundmauern nieder. Nur einige wenige Schriften konnte Schroeter noch aus dem brennenden Beobachtungsturm retten, das meiste jedoch fiel den Flammen zum Opfer. Schroeter, der als 70jähriger 1815 wieder in Amt und Würden aufgenommen wurde, hatte verständlicherweise in dieser schweren Zeit nur wenig Zeit für die Astronomie übrig. Die Veröffentlichung der erwähnten Merkurschrift war denn auch nur unter
Abb. 5: Spiegelteleskop nach James Short in der Ausstellung im Schloss Friedenstein.
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Abb. 6: Einige kleinere, in Vitrinen ausgestellte Fernrohre.
Abb. 7: Kleine Weltmodelle und zeitgenössische Schriften gehörten ebenfalls zur Ausstellung.
Abb. 8: Ein schön gearbeitetes mechanisches Planetarium.
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unsäglichen Mühen möglich. Beim Wiederaufbau zog sich Schroeter einen Schlüsselbeinbruch zu, der nicht wieder ausheilen sollte. Am 29. April 1816, wenige Stunden vor seinem 71. Geburtstag, starb er an den Folgen des Unfalls. Johann Hieronymus Schroeter fand nicht nur durch die häufigen Besuche von Fachastronomen große Anerkennung, er wurde auch mehrfach ausgezeichnet. So wurden die geographischen Koordinaten der Lilienthaler Sternwarte in die Verzeichnisse von astronomischen und navigatorischen Handbüchern aufgenommen und er selbst anlässlich der 400-JahrFeier der Stadt Erfurt 1792 als Redner geladen. Bereits 1787 hatte ihn die dortige ,,Akademie der nützlichen Wissenschaften" ehrenhalber in ihre Reihen aufgenommen und dank der Initiative von Johann Elert Bode (1747-1826), Herausgeber des Berliner Astronomischen Jahrbuches, gehörte er auch der ,,Berlinerschen Gesellschaft naturforschender Freunde" an. 1808 wurde er dann, nach Veröffentlichung der Saturnschrift, Mitglied des Französischen Nationalinstituts der Wissenschaften und der schönen Künste, dem er u. a. diese Abhandlung gewidmet hatte. Auf dem weiteren Weg durch Erfurt fielen mir dann mehrere astronomische Motive an einigen Gebäuden auf, deren Herkunft und Bedeutung ich jedoch bisher nicht ergründen konnte. Ein paar Tage später fuhr ich dann nach Gotha zum Schloss Friedenstein (es sollte eigentlich eine kleine Burgen- und Schlössertour werden, aber daraus wurde nur ein einziger Schlossbesuch). Im Rundgang des Innenhofes fielen mir einige Papprohre auf, die, an der Decke hängend und Windspielen gleich, sich bewegten. Mein erster Gedanke war, das sind einfache Fernrohre (freilich ohne Linsen darin). Einer Hinweistafel war zu entnehmen, dass sie Teil eines Museumspädagogischen Ferienprojektes von Kindern und Jugendlichen aus Gotha anlässlich des 200. Todestages von Herzog Ernst II. von Sachsen Gotha-Altenburg (1772-1804) war. In den Ausstellungsräumen des Schlosses gab es zudem eine Sonderausstellung, die aus dem Leben und der Zeit des Herzogs berichtete: ,,Die Gothaer Residenz zur Zeit Herzog Ernst II. von Sachsen Gotha-Altenburg (17721804)". Ernst II., dessen Bedeutung sich in seinen Vorstellungen von Toleranz und freiem Denken widerspiegelte und der die Stadt zu einem hoch stehenden geistig-kulturellen und wissenschaftlichen Zentrum
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des thüringischen Fürstentums Gotha werden ließ (und dessen Residenz das Schloss Friedenstein war), war auch ein begeisterter Amateurastronom. Durch seine Förderung der Wissenschaft und der Kunst wurde auch der Grundstein für die spätere Bedeutung Gothas in der Geschichte der Astronomie gelegt. Daher war ein Teil der Ausstellung auch der Gothaer Astronomie gewidmet. Neben Büsten und Bildern, Lageskizzen und Hinweistafeln waren in Glasvitrinen und freistehend Uhren und Globen, zeitgenössische Schriften und Bücher, einige Fernrohre (u.a. ein ShortRefraktor) und ein Modell der SeebergSternwarte um 1790 aufgestellt. Als ich das Schloss auf der anderen Seite wieder verließ, fiel mir sofort eine Kuppel auf. Recherchen ergaben, dass es sich hier um den Rohrbachturm handelte. Der mit einer Drehkuppel ausgestattete 30 m hohe Stahlbetonturm wurde 1904/05 am Galsbergsweg 6 von Prof. Dr. Carl Rohrbach (1861-1932) errichtet, und mit einem parallaktisch montierten Vierzöller sowie einem Spiegelteleskop ausgestattet. Rohrbach, seinerzeit Mitglied der ,,Vereinigung von Freunden der Astronomie und der kosmischen Physik", war astronomischer
Publizist Gothas, zeitweise Verwalter der herzoglichen Sternwarte (1898-1906), und im Hauptberuf Lehrer und später Direktor an der Realschule zu Gotha, wo er zwischen 1911 und 1914 ein neues Schulgebäude mit selbst konstruierter Drehkuppel für astronomische Beobachtungen erbauen ließ. Seine Hauptfächer, die er mit großem Engagement ausübte, waren Mathematik und Astronomie. In dieser Funktion trieb er die Himmelskunde in Gotha voran, schrieb eigens entwickelte Logarithmentafeln, schuf einen eigenen Sternatlas, einen Selbstbauhimmelsglobus und mehrere Sternkarten, die u. a. in der 10. Auflage des ,,Stieflers Handatlas" abgedruckt wurden. 1904 regte er außerdem das Anbringen einer Gedenktafel zum 100. Todestag des Stifters der SeebergSternwarte, Ernst II. von Sachsen Gotha und Altenburg, an. Nach seinem Tode im Jahr 1932 wurden Rohrbachs Fernrohre und seine rd. 60.000 Exemplare umfassende Bibliothek von den Erben verkauft und damit in alle Winde verstreut. Das Gelände der Rohrbachsternwarte wurde zwischen 1948 und den 1960er Jahren noch einmal vom Meteorologischen und Hydrographischen Dienst
der DDR für Messungen der Staubgehalts der Hochatmosphäre genutzt, die jedoch mit Aufkommen und Fortschreiten der sowjetischen Raumfahrt eingestellt wurden. Die Rohrbachsche Sternwarte kann heute über den URANIA-Verein Gotha nach vorheriger Vereinbarung besichtigt werden. Welches Gerät sich darin befindet, war nicht eindeutig festzustellen; nach einer älteren Quelle soll sich dort ein Zeiss-Meniskas befinden (vgl. Manfred Strumpf: Gothas astronomische Epoche, Geiger-Verlag Horb am Neckar, 1998, S. 82). So wurden zwei kleine Fahrten unversehens zu astronomiegeschichtlichen Exkursionen, die vielleicht auch andere anregen, im Urlaub oder einfach auch mal in der näheren Umgebung des Heimatortes nach entsprechenden Einrichtungen oder Ausstellungen Ausschau zu halten.
Die Mannheimer Sternwarte
im 18. Jahrhundert
von Petra Mayer
Abb. 1: Gedenkmedaille Christian Mayer (1719-1783), Bronze Das Landesmuseum für Technik und Arbeit Mannheim zeigt Instrumente der Mannheimer Sternwarte in ihrer Blütezeit mit ihrem ersten Astronomen Christian Mayer (1719-1783; Abb. 1). Dem Astronomen Roger Barry (17521813) ist die Rettung der Instrumente aus Kriegswirren mit den Franzosen zu ver-
danken, soweit sie die weiteren Umzüge der Sternwarte von Mannheim nach Karlsruhe und von dort nach Heidelberg überstanden. 1983 wurden die Instrumente von der Universitätssternwarte auf den Königstuhl in Heidelberg an die Sammlung des neu gegründeten Landesmuseums für Technik und Arbeit in Mannheim übergeben. Der steinerne, achteckige 33 Meter hohe Turm der Mannheimer Sternwarte (Abb. 2) hat die beiden letzten Weltkriege überstanden und dient heute der Kunst, abseits und unerkannt hinter dem mächtigen Schiff der Jesuitenkirche in unmittelbarer
Abb. 2: Modell der Mannheimer Sternwarte um 1792. Die achteckige Sternwarte war mit ihren vier Hauptflächen genau nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet, umfasste im Inneren fünf Geschosse, darunter zwei Beobachtungssäle, in denen die großen astronomischen Instrumente standen.
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Abb. 3: Tragbarer Quadrant, 68 kg, Canivet, Paris 1758
Nähe einer Schnellstraße. Die Geschichte der kurpfälzischen Sternwarte begann im Jahr 1752, als der damalige Kurfürst Carl Theodor (1742-1799) auf Empfehlung des einflussreichen Beichtvaters Pater Seedorf, den aus Mähren stammenden Jesuitenpater Christian Mayer an den neu geschaffenen Lehrstuhl für experimentelle Physik nach Heidelberg berief. Der 33jährige Mayer richtete im alten Universitätsgebäude ein Physikalisches Kabinett ein und hielt Vorlesungen über Chemie, Mineralogie und Astronomie. Im Juli 1757 schickte man Mayer in Begleitung eines Ordensbruders und des Würzburger Edelmannes von Hesse auf eine Studienreise nach Paris, ausgestattet mit umgerechnet etwa 165 Gulden, ungefähr einem Dreiviertel seines späteren Jahresgehaltes. Der Grund für diese Reise war die miserable Wasserversorgung der Residenzstadt Mannheim. Durch die für die damalige Zeit vorbildliche Trinkwasserversorgung von Paris wollte man für Mannheim eine Lösung finden. Während dieses fünfmonatigen Aufenthaltes machte Mayer auch Bekanntschaft mit den Astronomen J.J. de Lalande (1732-1807), C.F. Cassini de Thury (1714-1784), N.L. de LaCaille (1713-1762) sowie Pierre Bouguer (16981758). Mit ihnen besuchte er wahrscheinlich die berühmte Königliche Sternwarte von Paris und die anderen mehr als ein Dutzend im Stadtgebiet verteilten, privaten oder ordenseigenen Sternwarten. Während
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des Aufenthaltes verstärkte sich Mayers Interesse an der Astronomie und der Geodäsie, so dass er beschloss, zwei wichtige astronomische Geräte zu kaufen. Wahrscheinlich auf Anraten von LaCaille bestellte er bei dem Pariser Instrumentenbauer Canivet einen beweglichen und tragbaren Quadranten (Abb. 3). Bei dem Uhrmacher Andre LePaute erwarb Mayer eine Präzisionsuhr. Schon im April des nächsten Jahres konnte Mayer eine Abhandlung über den Plan zum Bau eines Wassersystems vorlegen. Doch die Realisierung scheiterte am Veto des Hofarchitekten Nicolas de Pigage. Im gleichen Jahr lieferte von Canivet aus Paris den bestellten Quadranten, mit dem Mayer zuerst seine Beobachtungen in Heidelberg
Abb. 4: Dieser Mauerquadrant von J. Bird, London 1775, war der letzte dieser Größe. Der Mauerquadrant bildete das wichtigste Positionsmessinstrument im 18. Jh. Beinahe alle Sternwarten waren damit ausgerüstet. Mit dem Azimutalquadranten bestimmte man den Azimut (Horizontalwinkel) und die Höhe (Höhenwinkel) von Himmelsobjekten.
und ab 1760 in Schwetzingen aufnahm. Der Quadrant war im 18. Jahrhundert das wichtigste astronomische und geodätische Messgerät, da er horizontal als auch vertikal einsetzbar war. Der englische Astronom Halley hatte vorgeschlagen, die bevorstehenden Vorübergänge der Venus vor der Sonnenscheibe als Methode der indirekten Bestimmung des Erdbahndurchmessers zu nutzen. Als im Jahr 1761 der Durchgang bevorstand, konnte man infolge schlechten Wetters keine Beobachtungen machen. Mayer, der inzwischen ein Gehalt von 200
Gulden jährlich bezog und 1762 zum kurfürstlichen Hofastronomen ernannt worden war, konnte in der Folgezeit die Einrichtung einer kleinen, festen Sternwarte auf dem Dach des Schwetzinger Schlosses durchsetzen, die am 4. Januar 1764 in Betrieb genommen wurde. Sie bestand aus einem kleinen hölzernen Turm mit einem beweglichen Kupferdach, was noch heute im Dachstuhl des Schlosses teilweise zu erkennen ist. Mit Hilfe der Mondfinsternis am 17. März 1764 bestimmte Mayer die geografische Länge (26 Grad 18' 30'') und die Breite (49 Grad 23' 4,5'') der Schwetzinger Warte. Als 1769 zum zweiten Mal im Jahrhundert die Venus vor der Sonnenscheibe vorbeiziehen sollte, wurde Mayer zur St. Petersburger Sternwarte eingeladen und beobachtete am 3. Juni 1769 zusammen mit den Astronomen Lexell, Euler und Kotelnikow, sowie seinem mitgereisten Jesuitenpater Gottfried Stahl diesen Transit. Im Gepäck hatte er zwei neue, aus England erworbenen Instrumente: eine Sekundenpendeluhr von Eardley Norton und ein achromatisches Teleskop mit Mikrometeraufsatz von Peter Dollond. Veröffentlicht wurde das Ereignis noch im selben Jahr in dem Buch ,,Ad Augustissimam Russiarum omnium imperatricem Catharinam II Aliexiewam expositio de Transitu Veneris ante discum solis d. 23. Mai a. 1769" (nach dem Gregorianischen Kalender). Nach über einem Jahr Aufenthalt in St. Petersburg kehrte Mayer Ende 1770 über verschiedene Städte nach Schwetzingen
Abb. 5: Quadrant auf Stativ, Jeremias Sisson, London 1769
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zurück. Wahrscheinlich waren es der Gedankenaustausch mit den Astronomen in St. Petersburg, sowie viele Besuche verschiedener Sternwarten auf seinem Rückweg, die Mayer veranlassten dem Kurfürsten im Dezember 1771 eine Denkschrift zum Neubau einer Sternwarte vorzulegen. In dieser mehrseitigen Abhandlung setzte sich Mayer kritisch mit den räumlich beengten Verhältnissen an der Schwetzinger Sternwarte auseinander. Inzwischen war der Instrumentenbestand so stark angewachsen, dass nie alle Geräte auf der Sternwarte hätten Platz finden können. Zum Standort der neuen Sternwarte machte Mayer verschiedene Vorschläge: Umbau eines Pavillons des Mannheimer Residenzschlosses oder des bestehenden Observationsturms des Mannheimer Jesuitenkollegs bzw. den Bau eines neuen Turms. Am 21.April 1772 entsprach der Kurfürst den Wünschen Mayers und damit dem Neubau einer Sternwarte in der Nähe des Mannheimer Schlosses. Die Fassadenentwürfe und Grundrisse stammten vom Artillerie Lieutenant Johannes Lacher, das Bauunternehmen lag in den Händen Philipp Schlichterle. Am 1. Oktober 1772 erfolgte in Anwesenheit des Baron Leopold Maximilian, Freiherrn von Hohenstaufen und Präsidenten der Kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften die Grundsteinlegung. Mit dem gesamten Instrumentarium verschlang die Sternwarte die ungeheure Summe von 70.000 Gulden. Als im Spätjahr 1775 das wichtigste und größte Instrument, der Mauerquadrant von J. Bird (Abb. 4), auf der Sternwarte eintraf, war der Bau im wesentlichen fertig gestellt und schon von Mayer bewohnt. Bei gutem Wetter und weiter Fernsicht eröffnete die Plattform der Sternwarte bald ein beliebter Treffpunkt. Auch nachdem der Hof im Jahre 1778 nach München verlegt worden war, blieb die Sternwarte neben dem Nationaltheater die Besucherattraktion Mannheims. Das erhalten gebliebene Besucherbuch von 1776-1792 nennt berühmte Besucher wie W.A. Mozart (1778), den späteren Intendanten des Mannheimer Nationaltheaters W.A. Iffland (1780), die Astronomen T. Lexell (1780), F.X. Zach (1775) und H.W. Olbers (1787), den Verleger J.F. Cotta (1784) und den späteren Präsidenten der Vereinigten Staaten Jefferson (1788).
Die Instrumente der Sternwarte: von Astronomen gerühmt und von
Abb. 6: Himmelsglobus, berechnet für das Jahr 1770, von Robert de Vaugondy und Didier, Paris 1751. Der Hinweis ,,Sternhimmel für das Jahr 1770" war im 18. Jh. üblich, da man nicht wusste, ob sich der Fixsternhimmel im Zeitraum von Jahrzehnten ändern würde.
Besuchern bewundert Auf Grund eines Brandes am 31. Juli 1776 wurde von Mayer eine Bestandsliste angefertigt, die 41 Instrumente zählte, darunter auch solche, die ehemals zum physikalischen Kabinett der Heidelberger Universität gehörten, wie Barometer, Thermometer, Luftpumpe, Elektrisiermaschine, Maschinen zur Demonstration der Bewegung von Körpern. Zu den ältesten Geräten zählen der Quadrant von Canivet (1757; Abb. 3) und die Pendeluhr von LePaute (im 19. Jahrhundert leider verschollen). Neben der Präzisionsuhr (1769) aus London kam 1779 eine weitere, weitaus präziser gehende Uhr auf die Sternwarte, die im Laufe eines Jahres eine Gangabweichung von 3 bis 4 Sekunden hatte. Das größte und schwerste Instrument war ein Mauerquadrant (1775) von J. Bird gefertigt mit einem Radius von 2,50 m oder ,,Acht englischen Schuhen" (Abb. 4). Im großen Beobachtungssaal standen außerdem noch ein kleinerer Quadrant von Sisson (Abb. 5), ein nicht mehr erhaltener ,,Headley Quadrant von 9 Zoll Radius" sowie ein französisches Graphometer mit Kompass
und zwei Fernrohren von Canivet. Auch zwei Globen (1751; Abb. 6) fanden dort ihre Aufstellung, die Mayer nach dem Brand der Sternwarte 1776 vom physikalischen Kabinett Heidelberg erbat. Ein weiteres wichtiges Instrument kam zwei Jahre nach Erstellung des Inventars auf die Sternwarte: der im oberen Instrumentensaal montierte zwölf englische Fuß lange Zenitsektor von Sisson (1777). Das Gerät wurde von Mayer zur Berechnung der Nutations- und Aberrationsbewegungen der Sterne eingesetzt.
Mayers astronomische Forschungen Im September 1777 schloss Mayer seine erste Beobachtungsreihe über die ,,Fixsterntrabanten" ab, die heute als Doppelsterne bezeichnet werden. Die Ergebnisse, noch im gleichen Jahr veröffentlicht, schickte er an die wissenschaftlichen Gesellschaften von London, Paris und Philadelphia in den Vereinigten Staaten. Ausgehend von seinen Beobachtungen am Fixstern Arcturus (Bootes) hatte Mayer auf eine Eigenbewegung der Fixsterne und auf planetenartige Begleiter (Trabanten) derselben geschlossen. Mayer war Mitglied der Bayrischen Akademie der Wissenschaften und veröffentlichte auch kleinere Arbeiten über Nordlichter, den Saturnring und veränderliche Sterne in der ,,Mannheimer Zeitung" und der ,,Carlsruher Zeitung". Nach seinem Tode am 16. April 1783 erfuhr Christian Mayer eine Ehrung durch die Prägung einer Gedenkmedaille (Abb. 1), die Mayers Verdienste um die Fixsternbeobachtungen hervorhebt. Auch neben den astronomischen Forschungen hatte sich Mayer einen Namen bei der Vermessung der Kurpfalz nach dem Cassinischen System gemacht und hatte als erster in Deutschland die Koordinatengeometrie in das Vermessungswesen eingeführt.
Literaturhinweise [1] K. Budde. Heft 12/1993. ,,Geschichte der
Mannheimer Sternwarte im 18. Jh.", LTAForschung Diskussionsforum der Reihe des Landesmuseums für Technik und Arbeit in Mannheim, [2] Kai Budde. Ubstadt-Weiher. 1993. Katalog zur ständigen Ausstellung 1: Wirtschaft, Wissenschaft und Technik im Zeitalter der Aufklärung: Mannheim und die Kurpfalz unter Carl Theodor 1743-1799, Herausgegeben vom Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim. Verlag Regionalkultur.
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Astronomische Betrachtungen zum fünfgliedrigen Palisadenringsystem
von Quenstedt - Die ,,Schalkenburg"
von Mechthild Meinike
Bei dem fünfgliedrigen Palisadenringsystem von Quenstedt (Sachsen-Anhalt) handelt es sich um ein Rondell mit fünf Ringen und drei Toren ohne Umfassungsgraben. Das Areal der so genannten ,,Schalkenburg" wurde von 1967-1986 durch Mitarbeiter des damaligen Landesmuseums für Vorgeschichte Halle archäologisch ausgegraben. Im Jahr 1981 führten Mitarbeiter des Raumflug-Planetariums Halle/Saale astronomische Untersuchungen u. a. auch mit Hilfe des Planetariumsprojektors durch. Sie gingen von der Voraussetzung aus, dass die Anlage etwa um 3500 v. Chr. entstand. Beginnend ab März bis November 2004
Abb. 1: 360 Grad -Horizontprofil mit den Sonnenbahnen zu den Sonnenwenden von G. Rausche
Abb. 2: Ermittelte Azimute zu den Sonnenwenden und Visierlinien der Tore Horizontkoordinatensystem in der Orientierung S = 0 Grad , W = 90 Grad , N = 180 Grad , O = 270 Grad ; Bildquelle: [2]. Bedeutung der Farben: blau = Visierlinien der Tore, grün = Ost-Richtung, magenta = ermitteltes Azimut über Fotos der Sternfreunde Aschersleben e. V., rot = berechneter Ort für 4500 v. Chr., schwarz = 1981 ermittelter Ort, schwarz gestrichelt = Literaturwert für 4000 v. Chr. und Horizont (2 Grad ) [3]. SoUWi, SoUSo: Sonnenuntergang im Winter und Sommer zu den Solstitien; SoAWi, SoASo: Sonnenaufgang im Winter und Sommer zu den Solstitien.
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wurden diese Untersuchungen durch die Autorin wiederholt, aber unter dem Aspekt, dass die Anlage weitere mindestens 1.000-1.300 Jahre älter ist. Es wurde ein Entstehungszeitraum von 4500-4800 v. Chr. angenommen. Unterstützt wurde diese Arbeit hinsichtlich ihrer astronomischen Aussagen von Germar Rausche (Astrophysikalisches Institut Potsdam) und Burkhard Steinrücken (Planetarium Recklinghausen). Ziel der Untersuchung war die Klärung der Frage, ob das Rondell tatsächlich astronomisch orientiert gebaut wurde.
Horizontprofile und Azimute Das verwendete archäologische und topographische Kartenmaterial wurde mittels Sonnenkompass vor Ort überprüft und Abweichungen bestimmt und diese in der Beurteilung mit berücksichtigt. Da die Aufnahme eines durchgängigen Horizontprofils nicht mehr möglich ist und da keine digitalen topographischen Geländedaten zur Berechnung des Horizontes im Maßstab 1:10.000 zur Verfügung standen, wurden andere Wege versucht. Über das topographische Programm TOP50 für Sachsen-Anhalt konnte ein Horizontprofil ermittelt werden. G. Rausche berechnete die Auf- und Untergangsazimute der Sonne zu den Solstitien im Sommer und Winter unter Berücksichtigung der Refrak-
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Abb. 3: Das Foto zeigt den Sonnenuntergang hinter dem Schillingsberg zwei Tage nach der Sommersonnenwende 2001 und den berechneten Ort für 4500 v. Chr. (Fotomontage)
tion in Horizontnähe und der Änderung der Schiefe der Ekliptik. Die ermittelten Horizontdaten aus dem TOP50 wandelte er mit einem Zusatztool der Software ,,Mathematica - Scientific Astronomer - Wolfram Research" in ein 360 Grad -Horizontprofil um. Die anschauliche Methode basiert auf einer Idee von Georg Zotti (TU Wien). Das Bearbeitungsergebnis zeigt hinsichtlich der Horizontlage und Torsituation, wie problematisch der große Maßstab des TOP50 ist. Da das TOP50 nicht die gewünschte Genauigkeit aufweist, wurde eine Lösung über das Ausmessen von fotografischem Material der Sternfreunde Aschersleben e. V. versucht. Die Ergebnisse beziehen sich nur auf die Sommersonnenwende und sind der Abbildung 2 magentafarben eingetragen. Der Vergleich zu heute ist in Abbildung 3 in einer Fotomontage zu sehen. Einen weiteren Ansatz versuchte B. Steinrücken mit digitalen Geländedaten. Die Methode ist unter [1] beschrieben worden. Es ist anzumerken, dass es bei diesem Ringsystem keinen gemeinsamen mittigen Schnittpunkt der Visierlinien von Tor 1, 2 und 3 gibt. Es schneiden sich nur die Visierlinien von Tor 1 und Tor 2. Die astronomische Untersuchung ging von einer Visierlinie durch Tor 3 aus. Für den Fall, dass die beiden äußeren Ringe zeitgleich mit den drei inneren Ringen existiert haben, kann folgende Überlegung diskutiert werden: Je nachdem, wie die Visierlinie angelegt wird, ist es möglich, dass die Ringe d und e im Torbereich 3 wie eine Blendeneinrichtung wirken, da der Visierbereich dann sehr eng begrenzt ist. Die verbreitete Vorstellung, dass die Sonne
zu den Solstitien in den Toren auf und untergeht, kann nicht bestätigt werden. Diese Aussage wird in den Berechnungen und Darstellungen mit dem digitalen Geländemodell von B. Steinrücken bestätigt [4]. Die Beobachtungen des Sonnenaufgangs zur Sommersonnenwende durch das Tor 1 sowie zur Wintersonnenwende im Tor 3 waren so zu beobachten, dass die Sonne erst durch die Palisaden verdeckt und dann im oder über dem Torspalt sichtbar wurde (bei einer angenommenen Palisadenhöhe von 2,5 m). Die Sonne bei Untergang zur Sommer-
sonnenwende, also bei maximaler Sonnendeklination, erreicht das Tor 2 nicht. Unter Berücksichtigung der Refraktion und des realen Horizontes konnte festgestellt werden, dass die Visierlinie des Tores 2 und das Untergangsazimut der Sonne zur Sommersonnenwende auf den Bergsporn ,,Schillingsberg" orientiert ist (Abb. 3).
Die Mondbahnen Zwei Tore lassen sich hinsichtlich der nördlichsten und südlichsten Mondextreme interpretieren. In [4] wird gezeigt, dass der untergehende nördlichste Mond
Abb. 4: Simulierte Mondbahnen unter Verwendung des Horizontes aus SRMT-Daten in der Orientierung O = 90 Grad , S = 180 Grad , W = 270 Grad , N = 360 Grad ; Bildquelle: [4].
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das Tor 2 im Nordosten durchzieht. Es ist das Tor, was von der Sonne im Sommer nicht erreicht werden kann und welches topographisch auf den Schillingsberg zielt. Der aufgehende südlichste Mond geht hinter der Palisade auf, erscheint dann in Tor 3 und verschwindet wieder hinter der Palisade.
Azimute in Bezug zur Topographie, Geologie und Siedlungsgeschichte Als Bezugsort für den Sonnenuntergang zum Sommersolstitium kann der ,,Schillingsberg", wie in Abschnitt 2 gezeigt, in Betracht gezogen werden. Vom Bergsporn der ,,Schalkenburg" aus liegt in Richtung des Sonnenuntergangsazimuts zum Sommersolstitium ein einzelner Braunkohlenquarzit. Diese Quarzitbänke sind für diese Gegend ein typisches geologisches Merkmal und kommen häufig vor. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Quarzitbank als senkrecht stehender Menhir zur Markierung der Sonnenwendrichtung genutzt wurde. Die Bezeichnung ,,Steinberg" bezieht sich wahrscheinlich auf die geologische Formation eines sichtbaren felsigen Materials, das heute als Diabaskuppe bezeichnet wird. Der Brocken, ca. 58 km Luftlinie entfernt, ist vom Bergsporn aus nicht zu sehen. Astronomisch interessant ist dagegen die Lage der Kirche in Quenstedt. Sie liegt von der Schalkenburg aus in Richtung des Sonnenaufganges zur Sommersonnenwende. Ob hier die Ursprünge bis in die Bau- und Nutzungszeit der Schalkenburg um 4500 v. Ch. zurückreichen, kann nicht bewiesen werden. Zwei frühgeschichtliche Siedlungsstellen (Stichbandkeramik, Linienbandkeramik) wurden zu den Azimuten von Michael Stock vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt separiert. Die Fundstelle Quenstedt 23 liegt in der Nähe des Sonnenaufgangsazimuts zur Sommersonnenwende. Die Fundstelle 24 wird durch die Visierlinie des Tores 3 angeschnitten.
wurde ebenfalls berücksichtigt. Eine endgültige Aussage ist aber auf Grund des unsicheren Horizontverlaufes und der nicht mit Sicherheit feststellbaren Palisadenhöhe kritisch zu bewerten. Davon sind auch die in der verschiedensten Literatur zu findenden Aussagen zur Sichtbarkeit des ,,Kreuz des Südens" betroffen.
Fazit Die verschiedenen zusammengetragenen Daten lassen die Sichtweise zu, dass für das fünfgliedrige Palisadenringsystem von Quenstedt eine astronomische Orientierung nicht ausgeschlossen werden kann. Eine exakte Analyse wäre nur mit einem genaueren Horizontprofil im Maßstab 1:10.000 möglich. Aussagen zur Sichtbarkeit des Sonnenund Mondlaufes und von Sternen und Sternenformationen zeigen bezüglich der Tore eine Tendenz in der Ausrichtung. Wegen der unsicheren Horizontlage und der unbekannten Palisadenhöhe sind diese Aussagen kritisch zu bewerten. Im Vergleich mit anderen ähnlichen Bauwerken scheint festzustehen, dass das Rondell keine nur astronomischen Zwecken dienende Anlage war. Denkbar ist, dass es sich, wie in [5] beschrieben, um eine Kultanlage im weitesten Sinne gehandelt hat, ohne sagen zu können, welche Kulthandlungen dort vollzogen wurden. Das Rondell auf der ,,Schalkenburg" kann auch eine zentrale Funktion für ein größeres Gebiet gehabt haben [6, 7] Die verschiedenen Details der Untersuchung können im ausführlichen Abschlußbericht unter www.spitzeklam mer.de/planetarium.htm eingesehen werden. Das Material ist bis zum 22.5.2005 im
Planetarium Halle ausgestellt. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen beteiligten genannten und nicht genannten Personen bedanken, die mit ihren Informationen zum Vorangehen der Untersuchung beigetragen haben.
Literaturhinweise [1] B. Steinrücken, 2003: ,,Untersuchung des
Fundortes der Bronzeurne von Gevelinghausen auf astronomische Auffälligkeiten", www.archaeoastronomie.info/archaeoastro/ bronzeurne.pdf [2] H. Behrens, 1984: ,,Ein hohes Radiokarbondatum für ein mitteldeutsches neolithisches Woodhenge", Archäologisches Korrespondenzblatt 14, 259 [3] W. Schlosser, J. Cierny, 1997: ,,Eine praktische Astronomie der Vorzeit", Sterne und Steine, Stuttgart [4] B. Steinrücken: ,,Archäoastronomische Untersuchung des neolithischen Palisadenrondells auf der Schalkenburg", www.archaeoastronomie.info/archaeoastro/ schalkenburg.pdf [5] H. Behrens, E. Schröter, 1980: ,,Siedlungen und Gräber der Trichterbecherkultur und Schnurkeramik bei Halle (Saale)", Berlin, 98 [6] E. Schröter, 1989: ,,Die Schalkenburg bei
Quenstedt, Kreis Hettstedt, eine frühneolithische Rondellanlage", Religion und Kult, Berlin, 193 [7] D. Kaufmann, 2004: ,,Die Ausgrabungen der ,Schalkenburg' bei Quenstedt, Ldkr. Mansfelder Land (Sachsen-Anhalt), und die Palisadenanlage", Internationale Archäologie Studia honoraria Band 21, Zwischen Karpaten und Ägäis, Neolithikum und ältere Bronzezeit, Gedenkschrift für Viera Nûmejcova-Pavúkova
Sichtbarkeiten von Einzelsternen und Sternenformationen Im Verlauf der astronomischen Betrachtungen wurden verschiedene Sichtbarkeiten von Einzelsternen und Sternenformationen zu den Terminen der Äquinoktien und Solstitien in Beziehung zu den Visierlinien der Tore gesetzt. Schwerpunkt waren dabei helle Einzelsterne und Sternenformationen, die wir heute als Sternbilder bezeichnen. Das Siebengestirn (Plejaden)
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FALSCHE KOORDINATEN? ,,Das Navigationssystem soll auf den Meter genau sein. Demnach wäre unser Boot mit der
Ausrüstung etwa in der Mitte des Sees! Da kann ich nur lachen!"
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Komet C/2004 Q2 (Machholz)
von Heinz Kerner
Jetzt, Ende Januar zum Redaktionsschluss für diese Ausgabe des Journals, hat der Komet Machholz gerade erst seine größte Helligkeit überschritten und steht hoch am Abendhimmel. Es ist also noch zu früh für eine umfassende Auswertung. Man kann aber schon sagen, dass der Komet die Erwartungen bezüglich seiner Helligkeit erfüllen konnte. Die maximale Helligkeit dürfte zwischen 3,5 und 4,0 mag anzusetzen sein. An dunklen Orten war er leicht für das bloße Auge sichtbar und das sogar bei Mondlicht. Visuell und fotografisch von besonderem Interesse war der nahe Vorübergang an den Plejaden am 7./8. Januar. Just zu diesem Zeitpunkt folgte als Zugabe noch ein Schweifabriss, der aber wohl nur fotografisch nachweisbar war. Hier nun eine erste Zusammenstellung von Aufnahmen. Noch bis weit in das Frühjahr hinein wird C/2004 Q2 (Machholz) ein lohnendes Beobachtungsobjekt sein.
Abb. 1: C/2004 Q2 (Machholz) am 10.12.2004 um 22:14 UT, 105/440 mm Newton-Tel., 8x4 Min. belichtet mit Canon EOS 10D. (Norbert Mrozek)
Abb. 2: C/2004 Q2 (Machholz) am 14.12.2004 um 22:48 UT, 105/440 mm Newton-Tel., 7x3 Min. belichtet mit Canon EOS 10D. (Norbert Mrozek)
Abb. 3: C/2004 Q2 (Machholz) am 1.1.2005 um 20:40 UT, 200/300 mm Schmidt-Kamera und SXV H9 CCD-Kamera, Mosaik aus 3 Aufnahmen. (Michael Jäger und Gerald Rhemann)
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Abb. 4: C/2004 Q2 (Machholz) am 2.1.2005 um 21:25 UT, 200/300 mm SchmidtKamera und SXV H9 CCD-Kamera, Mosaik aus 6 Aufnahmen. (Michael Jäger und Gerald Rhemann)
Abb. 5: C/2004 Q2 (Machholz) am 3.1.2005 um 22:27 UT, 1:3,3/990mm Deltagraph, Farbdiafilm Fujichrome ISO 400 (6x7), 13 Min. belichtet, Ort: Gornergrat. (Otto Guthier und Werner E. Celnik) Abb. 6: C/2004 Q2 (Machholz) am 4.1.2005 um 22:11 UT, 1:3,3/990mm Deltagraph, Farbdiafilm Fujichrome ISO 400 (6x7), 14 Min. belichtet, Ort: Gornergrat. (Otto Guthier und Werner E. Celnik)
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Abb. 7: C/2004 Q2 (Machholz) am 5.1.2005 um 21:24 UT, 1:2,0/110mm, Farbdiafilm Fujichrome ISO 100 (6x6), Push 1x, 10 Min. belichtet, Ort: Gornergrat. (Werner E. Celnik) Abb. 8: C/2004 Q2 (Machholz) am 5.1.2005 um 22:25 UT, SCT 220/1880 mm, Farbdiafilm Fujichrome ISO 400 (6x6), Push 1x, 75 Min. belichtet, Ort: Gornergrat. (Werner E. Celnik) Abb. 9: C/2004 Q2 (Machholz) am 6.1.2005 um 22:22 UT, 1:3,3/990mm Deltagraph, Farbdiafilm Fujichrome ISO 400 (6x7), 14 Min. belichtet, Ort: Gornergrat. (Otto Guthier und Werner E. Celnik)
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Abb. 10: C/2004 Q2 (Machholz) am 6.1.2005 um 20:39 UT, 1:4,0/350mm, Farbdiafilm Fujichrome ISO 400 (6x6), Push 1x, 20 Min. belichtet, Ort: Gornergrat. (Werner E. Celnik)
Abb. 11: C/2004 Q2 (Machholz) am 6.1.2005 um 21:53 UT, Teleobjektiv 1:4/180 mm, 4x3 Min. belichtet. (Norbert Mrozek)
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Abb. 14: C/2004 Q2 (Machholz) am 7.1.2005, Zoom-Objektiv 1:2,8/70-200 mm, Canon EOS 10D, 32x1 Min. belichtet bei ISO 1600, Ort: Salem/Bodensee. (Hans-Georg Mohr)
Abb. 13: C/2004 Q2 (Machholz) am 7.1.2005 um 20:56 UT, Objektiv 1:3,5/200 mm, Canon EOS 20D, 4 Min. belichtet, Ort: Provence/Südfrankreich. (Waldemar Skorupa)
Abb. 12: C/2004 Q2 (Machholz) am 7.1.2005 um 19:43 UT, Teleobjektiv 1:4/180 mm, 4x3 Min. belichtet. (Norbert Mrozek)
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Abb. 17: C/2004 Q2 (Machholz) am 7.1.2005 um 22:30 UT, 200/300 mm SchmidtKamera und SXV H9 CCD-Kamera, Mosaik aus 6 Aufnahmen. (Michael Jäger und Gerald Rhemann)
Abb. 16: C/2004 Q2 (Machholz) am 7.1.2005 um 22:05 UT, 1:4,0/350 mm (Arbeitsblende 5,6), Farbdiafilm Fujichrome ISO 100 (6x6), Push 1x, 77 Min. belichtet, Ort: Gornergrat. (Werner E. Celnik)
Abb. 15: C/2004 Q2 (Machholz) am 7.1.2005 um 21:30 UT, Mittelformat-Objektiv 1:2,8/105 mm, SBIG ST10XME CCD-Kamera, LRGB-Verfahren, jeder Kanal 10x20 Sek. belichtet, Ort: Schauinsland, 1.240 m. (Stefan Binnewies und Dietmar Böcker)
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Abb. 18: C/2004 Q2 (Machholz) am 8.1.2005 um 19:43 UT, Teleobjektiv 1:4/180 mm, Canon EOS 20D, Einzelbild, 4 Min. belichtet bei ISO 1600, Ort: Sternwarte Pelmberg. (Rudolf Plohberger)
Abb. 19 (Hintergrund): C/2004 Q2 (Machholz) am 8.1.2005 um 19:23 UT, Objektiv 1:3,2/85 mm, Canon EOS 20D, 5x5 Min. belichtet, Ort: Provence/Südfrankreich. (Waldemar Skorupa) Abb. 20: C/2004 Q2 (Machholz) am 9.1.2005 um 21:45 UT, Teleobjektiv 1:3,2/85 mm, 10x3 Min. belichtet. (Norbert Mrozek)
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Abb. 21 C/2004 Q2 (Machholz) am 15.1.2005 um 23:08 UT, Teleobjektiv 1:4/180 mm, 5x3 Min. belichtet. (Norbert Mrozek)
Abb. 22: C/2004 Q2 (Machholz) am 16.1.2005, Flat-Field-Camera 1:3,2/940 mm, Pentax istDS Kamera, autodark, Einstellung ISO 800, 4x3 Min. belichtet. (Bernd Flach-Wilken)
Abb. 23: C/2004 Q2 (Machholz) am 4.2.2005 um 21:58 UT, EDFS-Refraktor 130/880 mm, Field-Flattener f/6,8, Canon EOS 10D, Einstellung ISO 800, 10 Min. belichtet, LRGB-Methode, Ort: Sörth/Westerwald. (Bernd Koch)
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Abb. 24: C/2004 Q2 (Machholz) am 5.2.2005 um 18:38 UT, 1:3,3/990mm Deltagraph, Farbdiafilm Fujichrome ISO 400 (6x7), 15 Min. belichtet, Ort: Gornergrat. (Otto Guthier, Rainer Sparenberg, Werner E. Celnik)
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Kometen im Sommer 2005 - 9P/Tempel und 161P/Hartley-IRAS
von Maik Meyer
klassen den Kometen eventuell mit dem
bloßen Auge sichtbar werden lassen könnte
- und dies innerhalb weniger Stunden nach
dem Einschlag!
Die Sonde wird den Aufprall und die dar-
auf folgenden Vorgänge genauestens beob-
achten und sich dem Kometen dabei bis
auf 500 km nähern. Nach dem geschützten
Durchflug durch den Staubschweif wird
die Sonde den Kern ebenso von der dem
Einschlag entgegen gesetzten Seite beob-
achten.
Bereits im Vorfeld und während der
Mission waren und sind Amateure aufge-
rufen, 9P/Tempel intensiv zu überwachen
- sei es nun hinsichtlich seiner Aktivität,
um die Rotationszeit zu bestimmen, oder
hinsichtlich seiner Position, um die Sonde
so genau wie möglich an den Kern heran
Abb. 1:
führen zu können. Nun wird es ein bisher
Künstlerische Darstellung des Impakts (P. Rawlings, NASA)
einmaliges Erlebnis sein, die Effekte eines
von Menschen herbei geführten eruptiven
Ereignisses vorher gesagt beobachten zu
9P/Tempel und Deep Impact
Aussagen über den Anstieg der visuellen können.
Am 12. Januar 2005 startete eine Raum- Helligkeit für erdgebundene Beobachter Allerdings sitzen wir Mitteleuropäer dies-
fahrtmission, die ihresgleichen in der sind in diesem Falle jedoch ebenfalls sehr mal nicht in der ersten Reihe. Zunächst ist
Geschichte der Weltraumforschung sucht. unsicher. Schätzungen gehen von einem die Uhrzeit des Impakts mehr als ungün-
Die Sonde ,,Deep Impact", zu Deutsch Helligkeitszuwachs von 4 bis 8 Größen- stig. Derzeitige Schätzungen gehen von ca.
etwa ,,Tiefer Einschlag", wird sich Anfang klassen aus, was bei einer erwarteten 8 Uhr MESZ aus, was bedeutet, dass der
Juli 2005 dem Kometen 9P/Tempel nähern Normalhelligkeit von 9 bis 10 Größen- Komet am Taghimmel stehen wird. Aber
und ein Projektil auf dessen Kern abfeu-
ern.
Wenn am 4. Juli 2005 das ca. 370 kg
schwere Projektil mit ca. 10 km/s auf dem
Kometenkern auftrifft, werden Wissen-
schaftler und Amateure gleichermaßen
gespannt in dem Himmel schauen. Denn
aufgrund des - trotz der letzten erfolgrei-
chen Kometenmissionen - immer noch
geringen Wissens über den inneren Aufbau
und die Zusammensetzung von Kometen-
kernen können nur Abschätzungen über
die zu erwartenden Auswirkungen gemacht
werden. Die sehr plastischen Angaben der
Missionsleitung bewegen sich für den
Durchmesser des Einschlagskraters zwi-
schen der Größe eines Hauses und der
eines Fußballstadions, wobei die Tiefe
zwischen zwei und vierzehn Stockwerken
betragen soll.
Aufgrund der beim Einschlag heraus Abb. 2:
geschleuderten Menge an frischer Kome- Eine CD-ROM mit über 625.000 Namen wird auf dem Impaktor angebracht. Im
tenmaterie ist eine erhebliche Aktivitäts- Vorfeld konnte über das Internet der eigene Name zum Mitflug auf der Sonde ein-
steigerung des Kometen zu erwarten. Die gereicht werden.
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102 K O M E T E N + K L E I N P L A N E T E N
selbst wenn die zusätzlich helle Sommernacht herein gebrochen ist, wird der Komet nie höher als ca. 10 Grad stehen. Hier sind Südhemisphärenbeobachter eindeutig bevorzugt und für die Zeit des Impakts diejenigen, die sich im Bereich des Pazifiks befinden. Der Komet wird für uns jedoch im Vorfeld abhängig von seiner Helligkeit ab April mit mittelgroßen Teleskopen bei etwa 10 oder 11 mag hoch am Nachthimmel auffindbar sein. Bis Juni sinkt er rasch tiefer, um im Juli nur eine Größenklasse heller tief am Morgenhimmel zu verschwinden. Weitere Infos finden sich auf der Deep Impact Homepage http://deepimpact.jpl. nasa.gov/ und des Small Telescope Science Programs http://deepimpact.umd.edu/stsp/
161P/Hartley-IRAS 161P/Hartley-IRAS wurde im Jahre 1983 entdeckt und konnte mit einer Umlaufszeit von 21,5 Jahren das erste Mal Ende 2004 wieder aufgefunden werden. Der Komet zeigte 1983 eine eigenartige Lichtkurve, die einen Ausbruch einige Wochen nach dem Perihel aufwies, der den Kometen auf eine Helligkeit von etwa 7,5 Größenklassen anhob. Konservativ erwartet man für den Kometen 2005 eine Helligkeit von 10 mag im Juni/Juli 2005, jedoch besteht aufgrund der Vorkommnisse von 1983 die Möglichkeit, dass der Komet wieder einen Ausbruch erleidet. Deshalb ist eine intensive Überwachung anzuraten. Die Fachgruppe Kometen hat den Kometen deshalb zum Projektkometen 2005 erkoren. Eine
spezielle Seite findet sich dazu auf der unten genannten Homepage. Der Komet wird für uns zwar erst ab Juni sichtbar, steigt dann aber rasch am Nachthimmel bis auf Höhen von 45 Grad empor. Er sollte zu diesem Zeitpunkt auch seine nominell maximale Helligkeit von ca. 10 mag erreicht haben, die allerdings sehr unsicher ist und keine Ausbrüche berücksichtigt. Im weiteren Verlauf wechselt er auf den Abendhimmel über und sollte bis in den September hinein einfach zu verfolgen sein. Ephemeriden und aktuelle Entwicklungen zu diesen und anderen Kometen sind auf der Homepage der Fachgruppe Kometen unter http://www.fg-kometen.de abrufbar.
Der Kleinplanet (3825) Nürnberg
von Christian Sturm
Zur Einweihung der renovierten Nürnberger Regiomontanus-Sternwarte im Oktober wurde zeitgleich die Benennung des Kleinplaneten mit der laufenden Nummer 3825 bekannt gegeben. Für mich, als aktivem Kleinplanetenbeobachter, Grund genug diesen Himmelskörper ausführlicher zu untersuchen.
Entdeckungsgeschichte Der Kleinplanet (3825) Nürnberg wurde nachweislich erstmals in der Nacht vom 12. auf den 13. April 1915 durch die Sternwarte in Hamburg-Bergedorf beobachtet. Anhand der in dieser Nacht im Abstand von einer halben Stunde angefer-
Abb. 1: Die renovierte Nürnberger Regiomontanus-Sternwarte, benannt nach Johannes Müller, genannt Regiomontanus (1436-1476).
Abb. 2: Stellungen von Erde, Mars und (3825) Nürnberg zu den im Text beschriebenen Beobachtungsjahren. Das Raster stellt die Ekliptik dar und hat eine Weite von 1 AE.
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Abb. 3: Neues 0,6-m-Spiegelteleskop vom Typ Cassegrain.
tigten Bilder erfolgten zwei Positionsbestimmungen. Auch einige Tage später, am 15. und 22. April 1915, wurde je eine
Position bestimmt. Es gelang damit jedoch keine Bahnrechnung, um hinreichend genaue Bahnparameter zu erhalten.
Etwa 20 Jahre später konnte in Uccle/ Belgien eine weitere (allerdings nicht besonders genaue) Position bestimmt werden. Wiederum 17 Jahre später, 1952, konnte das Observatorium in HeidelbergKönigstuhl zwei und das Mac Donald Observatorium in Fort Davis eine Positionsmessung beisteuern. Da der Zusammenhang der Beobachtungen nicht erkannt werden konnte, erhielt der Kleinplanet in diesen Jahren mehrere provisorische Bezeichnungen. Lubos Kohoutek (*1935) [1] beobachtete 15 Jahre später an der Bergedorfer Sternwarte einen Kleinplaneten, von dem er im Abstand von zwei Wochen zwei Serien mit insgesamt sieben Positionen erhielt. Dieser Kleinplanet erhielt die provisorische Bezeichnung 1967 UR. Seine Beobachtungen ermöglichten nun eine Rückrechnung der Bahn. Die in allen Jahren seit 1915 zuvor gemachten Einzelbeobachtungen konnten nun nach und nach diesem Kleinplaneten zugeordnet werden! 1973 wurde 1967 UR vom CrimeaNauchnij Observatorium/Krim, 1975 vom Arcetri Observatorium in Florenz, 1977 am Palomar Mountain Observatorium und 1983 vom Lowell Observatorium beobachtet. Weitere 14 Messungen erfolgten bis 1995. Am 31.5.1988 erhielt der Kleinplanet die endgültige laufende Nummer 3825, denn erst zu diesem Zeitpunkt galt die Umlaufbahn als derart sicher bestimmt, dass er definitiv nicht mehr verloren gehen konnte. Gleichzeitig wurde Kohoutek, dessen Beobachtungen im Jahr 1967 eine erstmalige Bahnbestimmung ermöglicht hatten, als Entdecker anerkannt. Ihm fiel damit auch das Recht auf die Namensgebung zu, von dem er allerdings keinen Gebrauch machte. Ab 1997 tauchen die ersten Beobacht-
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bergs nach dieser Stadt zu benennen. Das dafür zuständige Committee on Small Body Nomenclature (CSBN) [4], dem 11 Mitglieder aus verschiedenen Kontinenten angehören, akzeptierte diesen Vorschlag. Die so genannte Citation (engl.: lobende Erwähnung) lautet folgendermaßen:
Abb. 4: Inneres Sonnensystem mit der Bahn von (3825) Nürnberg. Das Raster stellt die Ekliptik dar und hat eine Weite von 1 AE. Striche deuten den Abstand zur Ekliptik an.
(3825) Nürnberg = 1967 UR Discovered 1967 Oct. 30 by L. Kohoutek at Bergedorf. In medieval times, the northern Bavarian city of Nürnberg was the residence of famous scholars such as Dürer, Stoss and Regiomontanus. This minor planet is being named on the occasion of the inauguration of a new 0.6-m telescope at the Nürnberg Observatory in Oct. 2004. The name was suggested by E. Wunder.
Bei Kleinplaneten existiert ein Namensvorschlagsrecht, welches der vom MPC anerkannte Entdecker innerhalb eines bestimmten Zeitraums wahrnehmen kann. Das CSBN hat dann das endgültige Entscheidungsrecht über die Benennung. Es gilt dabei alle Namensgebungsrichtlinien zu prüfen und eine Verwechslung mit anderen Kleinplanetennamen zu vermeiden.
Abb. 5: Helligkeit von (3825) Nürnberg von 2004 bis 2020.
ungen und Positionsbestimmungen auf, die von Observatorien mit vollautomatisierten Gerätschaften gewonnen wurden. Hier seien Lincoln Laboratory ETS, New Mexico, Lowell Observatory-LONEOS, Steward Observatory, Kitt Peak-Spacewatch, Palomar Mountain/NEAT und Haleakala-AMOS genannt. Sie haben bis zum September 2004 etwa 400 Positionsbestimmungen von 1967 UR gewonnen. Die Entdeckung eines Kleinplaneten findet häufig statt, wenn er sich nahe bei der Oppositionsstellung befindet und dadurch während seines Umlaufs um die Sonne einem Beobachter auf der Erde am hellsten erscheint. Untersucht man Nürnberg daraufhin, stellt man folgendes fest: 1915 erfolgte die Beobachtung nahe einer günstigen Opposition (15,3 mag). Auch bei einer Beobachtung im Jahr 1935 waren die Entfernungsbedingungen ähnlich (15,3 mag). 1952 waren die Verhältnisse besser
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als 1915 und 1935 und fast optimal. Die Opposition fand sehr nahe dem Perihel von Nürnberg statt (15,0 mag). 1967 schließlich befand sich Nürnberg überhaupt nicht nahe der Oppositionsstellung, sondern 65 Grad von der Oppositionsstellung entfernt (17,3 mag). 1973 wiederum erfolgte die Beobachtung in einer Opposition, allerdings fand diese nahe des Aphels der Bahn von Nürnberg statt (16,0 mag).
Benennung Anlässlich der Feierlichkeiten zur Einweihung der renovierten Regiomontanus-Sternwarte unterbreitete Edgar Wunder in Abstimmung mit dem Entdecker Lubos Kohoutek dem Minor Planet Center (MPC) [2] der Internationalen Astronomischen Union (IAU) [3] den Vorschlag, den noch nicht namentlich benannten (3825) 1967 UR aufgrund der historisch-kulturellen Bedeutung Nürn-
Umlaufbahn Die Bahnebene des Kleinplaneten Nürnberg um die Sonne ist um 5,14 Grad gegen die der Erde geneigt. Ihre numerische Exzentrizität beträgt 0,094 und beschreibt die Abweichung von der Kreisbahn. Die kürzeste Entfernung zur Sonne erreicht Nürnberg definitionsgemäß im Perihel mit 2,0304 Astronomischen Einheiten (AE) und die größte Entfernung im Aphel mit 2,4519 AE. Daraus ergibt sich eine Entfernung zur Erde von minimal 1,0 AE (= 150 Mio. km) und maximal 3,1 AE (= 464 Mio. km). Die Umlaufzeit beträgt 3,379 Jahre. Etwa 35 Grad vom Perihel entfernt durchläuft Nürnberg seinen höchsten Punkt oberhalb der Ekliptik. Damit haben Beobachter auf der nördlichen Hemisphäre günstigere Beobachtungsbedingungen. Seit 1915 ist die Erde 89 Mal um die Sonne gereist, während (3825) Nürnberg in dieser Zeit nur 26 Umrundungen zurückgelegt hat.
Größe, Form und Helligkeit Die Größe und die Form von Kleinplaneten sind bei den wenigsten genauer bekannt. Eine steigende Anzahl von einigen wenigen Kleinplaneten als auch Kometen wurde in den letzten Jahren
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durch relativ nahe Vorbeiflüge von Raumsonden auch visuell abgebildet. Durch diese Stichprobe kennt man das Aussehen, die Oberfläche und die Form. Wie von Sternen bekannt, gibt es auch bei den Körpern im Sonnensystem die absolute Helligkeit. Sie ist allerdings anders definiert [5]. Bestimmt man die Entfernung zum Kleinplaneten und berücksichtigt auch, das der Körper von uns aus gesehen nicht komplett angestrahlt erscheint (Phase), kann man mit der bekannten absoluten Helligkeit die scheinbare Helligkeit bestimmen. (3825) Nürnberg hat eine absolute Helligkeit von 13,0 mag. Kleinplaneten reflektieren wie auch die großen Planeten das Sonnenlicht zu einem bestimmten Prozentsatz. Dies wird durch die Albedo beschrieben. Diese ist bei Kleinplaneten üblicherweise zwischen 5 und 25%, was bei einigen Kleinplaneten mit gut bekannter Form und Größe ermittelt werden konnte. Legt man diese Kenntnis zu Grunde, lässt sich aufgrund der beobachteten Helligkeit eine Größe ermitteln. Bei Nürnberg ergibt sich so eine Größe von 16 km (also in etwa der Größe der Marsmonde entsprechend), wenn man eine Kugelform annimmt [6]. Damit ist
auch eine Größe von beispielsweise 20 km x 13 km denkbar. Tatsächlich haben nur die größeren Kleinplaneten eine Form, die der Kugelform nahe kommt. Auch die Kleinplaneten haben, wie alle Körper im All, eine Eigenrotation. Hier sind Rotationszeiten von 6 bis 20 Stunden üblich [7]. Ist der Körper nicht kugelförmig, wird während der Rotation mal mehr und mal weniger Sonnenlicht reflektiert, da sich die rückstrahlende Fläche ändert. Auch unterschiedliche Oberflächenstrukturen beeinflussen die Albedo. Bei (3825) Nürnberg lässt sich eine Helligkeitsänderung von 0,15 mag aufgrund der Rotation beobachten. Angaben zu einer Rotationsdauer konnte ich in meiner Recherche nicht finden.
Weiterführende Informationen Die Orbitalgrafiken und Helligkeiten wurden mit EasySky [9] erstellt und ermittelt; die Grafiken wurden nachbearbeitet. Die Bahndaten wurden am 10. Oktober 2004 aus [9] entnommen. Ein Erfahrungsbericht zur visuellen Beobachtung von Kleinplaneten ist in [10] nachzulesen. Sehr umfangreiche Informationen und Verweise zur Kleinplanetenbeobachtung sind bei
[11] und [12] zu finden. Reiner M. Stoss danke ich für die Zuarbeitung der kompletten Liste der Beobachtungen seit 1915.
Literaturhinweise und Internet-Links: [1] http://encyclopedia.thefreedictionary. com/Lubos%20Kohoutek [2] http://cfa-www.harvard.edu/cfa/ps/mpc. html [3] http://www.iau.org/ [4] http://www.ss.astro.umd.edu/IAU/csbn/ [5] Lexikon der Astronomie, Spektrum Akademischer Verlag, 8. überarbeitete Auflage 1995 [6] http://cfa-www.harvard.edu/iau/lists/ Sizes.html [7] http://cfa-www.harvard.edu/iau/lists/ LightcurveDat.html [8] http://www.easysky.de/ [9] http://www.astro.cz/mpcorb/MPCORB. ZIP
[10] C. Sturm, 2003: ,,71 Kleinplaneten in 3 Stunden", VdS-Journal Nr. 12 (III / 2003), 76
[11] http://www.kleinplanetenseite.de [12] http://de.wikipedia.org/wiki/Kleinplaneten
Sedna, der fernste Kleinplanet am Großstadthimmel
von Martin Fiedler
Er trägt die Nummer 90377 und wurde am 14. November 2003 von Mike Brown (California Institute of Technology), Chad Trujillo (Gemini Observatorium) und David Rabinowitz (Yale-Universität) am Mount Palomar Observatorium entdeckt [1]. Der Öffentlichkeit wurde die Entdeckung dieses neuen Kleinplaneten am 15. März 2004 mitgeteilt. Entgegen des üblichen Protokolls erhielt er neben seiner vorläufigen Bezeichnung 2003 VB12 auch schon einen Namen. Er wurde nach Sedna, der Inuit-Göttin des Meeres, benannt, die der Legende nach auf dem Grund des kalten arktischen Ozeans lebt. Sozusagen als Analogie zum sonnenfernen Orbit Sednas [2], der ihn in etwa 10.500 Jahren einmal um die Sonne kreisen lässt. Den sonnenfernsten Punkt seiner stark elliptischen Bahn erreicht er erst in einer Entfernung von 900 Astronomischen Einheiten. In der mir zur Verfügung stehenden Planetariumssoftware Guide8 [3] wird seine Helligkeit mit 21,2 mag angegeben,
was ihn für den Beobachter am Rande einer Großstadt alles andere als geeignet erscheinen lässt. Erschwerend kommt noch die niedrige Kulminationshöhe von nur 45 Grad hinzu. Dennoch erschien mir dieses Objekt als reizvolles Ziel, obwohl ich im Vorfeld Kleinplaneten nur selten fotografisch beobachtet hatte. Es ging mir aber nicht darum, durch anschließende Messungen Bahndaten für das MPC zu liefern, sondern herauszufinden, ob er unter den hiesigen Bedingungen überhaupt nachweisbar ist. Unterwegs im Sternbild Walfisch an der Grenze zum Stier, ergeben sich im Herbst und Winter eines jeden Jahres optimale Beobachtungsmöglichkeiten. Leider war der Herbst 2004 von sehr lang anhaltenden Schlechtwetter- oder Hochnebelperioden geprägt und ich musste mein Vorhaben ständig aufschieben. Im Januar 2005 ergab sich dann an einem klaren mondlosen Winterabend endlich die Gelegenheit mit der Beobachtung zu
beginnen. Um in den Bereich von 21 mag vorzustoßen, sind natürlich gewisse technische Voraussetzungen nötig. Seit dem Sommer 2004 steht dem Astroclub Radebeul ein neues 14 Zoll f/4,5 Maksutov-NewtonSpiegelteleskop zur Verfügung, und seit Herbst 2004 eine SBIG ST10XME CCDKamera. In einigen wenigen klaren Nächten hatte sich diese Kombination bereits bei diversen ,,Pretty-Picture"-Aufnahmen bewährt. Um die 21,2 Größenklassen zu erreichen, ist auch mit der genannten Ausrüstung eine ausreichend lange Belichtungszeit notwendig, sowie ein möglichst dunkler Himmel. Speziell für die Sternwarte Radebeul bedeutet das eine möglichst dunstfreie Luft (Westwind), sowie die nicht beeinflussbare Abschaltung diverser lokaler Lichtverschmutzungen [4], vor allem der neuen High-End-Flutlichtanlage des nahe gelegenen Fußballplatzes. Beides war für die angefertigten Aufnahmen
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und Luftunruhe setzte ich zusätzlich einen RG610-Filter ein. Da Sedna in vielen Quellen als relativ rotes Objekt beschrieben wird, hielt ich den Verlust an Helligkeit für tolerierbar. Am 6.1.2005 begann ich die erste Aufnahmeserie. Insgesamt entstanden vier Aufnahmen von 20:07 UTC bis 21:45 UTC (Aufnahmebeginn), allesamt im 2x2 Binning-Modus aufgenommen, um die Empfindlichkeit der Kamera zu steigern. Nachgeführt wurde über den integrierten Nachführchip der ST10XME. Die zweite Serie konnte ich vier Tage später am 10.1.2005 bei etwas ungünstigeren äußeren Bedingungen gewinnen. Leider waren nur zwei Aufnahmen (20:35 UTC und 21:40 UTC) zur Verarbeitung geeignet. Grundlage der nun folgenden Auswertungen war das Planetariumsprogramm Guide8, welches die Möglichkeit bietet, für kleine Ausschnitte die Daten des neuen B 1.0 Katalogs aus dem Internet zu laden, so dass genügend Vergleichssterne bis zur 21. Größenklasse bei der Begutachtung zur Verfügung standen. Für den Vergleich mit der Sternkarte habe ich die jeweiligen Bilderserien addiert und die Summenbilder mit den Karten vom 6. und 10.Januar verglichen. Erfreulicherweise war an den Stellen, wo sich Sedna befinden müsste, ein schwaches Lichtpünktchen erkennbar, was auf dem jeweils anderen Bild fehlte. Eine genauere Auswertung war mir aufgrund fehlender Erfahrungen mit Auswertungsprogrammen, wie z. B. Astrometrica [5], nicht möglich. Ich habe daher das Angebot von Gerhard Lehmann aus der FG Kleine Planeten der VdS dankend angenommen, dies zu übernehmen. Als schwierig erwies sich dabei vor allem der geringe Abstand von Sedna zu einem Hintergrundstern am 6.1.2005. Trotzdem gelang es ihm, mit Astrometrica die folgenden Koordinaten zu ermitteln:
Abb. 1: Der Kleinplanet (90377) Sedna in zwei verschiedenen Nächten, beobachtet an der Sternwarte Radebeul/Dresden.
glücklicherweise der Fall. Das für Kleinplaneten sonst wichtige Kriterium der Eigenbewegung konnte ich bei Sedna vernachlässigen, da diese mit 0,5 Bogensekunden pro Stunde extrem gering war. Dieser Vorteil ist aber gleichzeitig ein Nachteil, denn bei einer derart
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geringen Geschwindigkeit muss die Beobachtung über mindestens zwei Nächte erfolgen, um die Eigenbewegung des Objektes sicher nachzuweisen. Ich entschied mich letztendlich für mehrere Bilder mit je 30 Minuten Aufnahmedauer. Zur Reduzierung von Lichtverschmutzung
06. Jan 2005, 21:09:16 UT, 03h 15m 33,4s, +05 Grad 42' 55'' 10. Jan 2005, 21:22:31 UT, 03h 15m 29,0s, +05 Grad 43' 06''
Diese Positionen stimmen mit den Koordinaten überein, die Guide8 zu diesen Zeiten für Sedna angibt. Somit kann von einem erfolgreichen Nachweis des Kleinplaneten 90377 ausgegangen werden. Die Abbildung zeigt Sedna (Pfeile) an den beiden Aufnahmetagen. Er hat sich innerhalb von vier Tagen nur um etwa eine Bogenminute weiterbewegt. Im Nachhinein finde ich es erstaunlich,
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dass es geklappt hat. Um ehrlich zu sein, ich hatte mehr gehofft als geglaubt, Sedna nachzuweisen. Er befindet sich mit seiner Helligkeit sehr nahe an der Nachweisgrenze und wird in einigen Jahren wahrscheinlich endgültig der zunehmenden Lichtverschmutzung zum Opfer fallen. Bis es soweit ist, werde ich ihn sicher noch mehrmals aufsuchen, nur um zu sehen, ob er noch da ist.
Abb. 2: 354/1600 mm MaksutovNewtonSpiegelteleskop auf einer AstroPhysics AP1200 GTO mit SBIG ST10XME CCD-Kamera.
Internet-Links: [1] Wikipedia - Die freie Enzyklopädie:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sedna_%28 Objekt%29 [2] geoscience-online:http://www.go.de/index. php?cmd=focus_detail2&f_id=142&rang=1 [3] Planetariumssoftware Guide 8: http://www.projectpluto.com [4] Lichtverschmutzung in Radebeul: http://www.astroclub-radebeul.de/ analogfotos/dd_rdbl/index.html [5] Astrometrica: http://www.astrometrica.at/
Die Entdeckung von 2004 TT14
von Heiner Roclawski
Abb. 1: Entdeckungsaufnahme von 2004 TT14 am 11. Oktober 2004.
Am 11.10.2004 um 23:27:55 UT gelang mir meine erste Entdeckung eines Kleinplaneten. Nach 3jähriger Justierungs-, Optimierungs- und Übungszeit war es nun endlich soweit. Dabei war es, wie wahrscheinlich in den meisten Fällen, eher ein Zufall. Die Nächte im Norden Deutschlands waren vom 8. bis 13.10.2004 einfach klasse und optimal für die Kleinplanetenbeobachtung. Schon in den Tagen zuvor hatte ich zum ersten Mal die 20. Größen-
klasse geknackt. Für meinen Standort und mein Equipment war das schon eine tolle Leistung. In den Tagen zuvor hatte ich noch meine CCDKamera optimiert und mit einer zweistufigen Peltierkühlung versehen. Jetzt war es endlich möglich, den Chip bis auf tatsächliche -30 Grad C herunterzukühlen. Bislang lag die Temperatur bei ca. -10 Grad C. An diesem Abend hatte ich schon ein paar Messungen ans MPC geschickt. Es war schon spät, als
ich mich entschloss, einfach mal in eine Region zu fahren, in der das Sternkartenprogramm Guide keinen Kleinplanet fand. Mal schauen - vielleicht wird es ja was. Ich entschied mich für eine Stelle, die am Rande des Kleinplanetengürtels lag. Ich schaute mir die Verteilung der Kleinplaneten in diesem Bereich an und entschied mich willkürlich für eine freie Stelle, an der noch nichts verzeichnet war. Meine Aufnahmezeit betrug 3 Minuten. Die schwächsten von Astrometrica erkannten Sterne lagen bei 20,5 mag. Nach ca. 5 Minuten machte ich dann das zweite Bild und siehe da - im Blinkkomperator von Astrometrica bewegte sich am rechten Rand ein kleiner schwacher Punkt. Na ja, dachte ich, das hatten wir ja schon öfter, und dann ist es doch wieder ein Hotpixel oder ein Lichtreflex. Also kein Grund zur Freude - erst mal abwarten. Als sich nun der kleine Punkt auf der nächsten Aufnahme wieder ein Stück weiter bewegte, wurde ich doch etwas unruhig. Weitere Aufnahmen ergaben: da bewegt sich wirklich ein Kleinplanet! Im Sternkartenprogramm war nichts verzeichnet. Die neueste MPCORB-Datenbank hatte ich mir am Abend zuvor herunter geladen - also was nun? Ich musste zwar am nächsten Tag zur Arbeit, aber das war mir jetzt egal. Der
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ersten Nacht in den Ephemeridenchecker [1] des MPC einzugeben, um die jetzige Position zu ermitteln. Die Region war richtig, also irgendwo musste er sein. Oder es war kein Kleinplanet? Am rechten Bildrand fand ich einen kleinen Punkt, der sich im richtigen Winkel zu bewegen schien. Ich vermaß die Positionen, gab sie in den Ephemeridenchecker ein, um den Winkel der Bewegung bestätigen zu lassen und siehe da - es passte. Der Abend war gerettet! Es war 4:30 Uhr, Messungen abschicken und ab ins Bett!
Abb. 2: Teleskop mit angeschlossener CCD-Kamera.
Kleinplanet wanderte zum rechten Bildrand. Also entschloss ich mich, den KP neu zu zentrieren, um ihn nicht aus dem Bild zu verlieren. Nach 20 Aufnahmen zu je 3 Minuten wurde es dann Zeit, für mich aufzuhören. Feierabend für heute - hoffentlich wird es morgen wieder klar.
Die zweite Nacht Die berühmte zweite Nacht stand bevor. Ich wusste, daß das Wetter in den nächsten Tagen nicht mehr mitspielen würde. Also musste es heute Abend funktionieren. Für den nächsten Tag hatte ich mir vorsorglich den Vormittag frei genommen. Als die Dämmerung einsetzte, begann ich alles für die entscheidende Nacht vorzubereiten. Schon oft hatte ich in der Vergangenheit Probleme gehabt. Das sollte heute Abend nicht geschehen. Alles lief prima. Ich begann mit der Vermessung des ersten Kleinplaneten. Dieser lag in etwa im Bereich der Helligkeit meines neuen: 19,6 mag - kein Problem. Die Montierung lief einwandfrei. Also, was sollte noch geschehen. Dann machte ich einen Fehler, den ich noch heute bereue! Ich war zu ungeduldig. Für meinen Beobachtungsort und die örtlichen Gegebenheiten befand sich der KP in einem Gebiet, das ich erst sehr spät erreichen konnte. Zwar hätte ich das Fernrohr umschwenken können, aber das war mir zu
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zeitaufwändig. Also entschloss ich mich nicht zu schwenken, sondern das Teleskop trotzdem in die Zielposition zu bringen. Und dann geschah es. Beim Schwenk auf den Kleinplaneten in Richtung Osten kam es durch ungünstige Gewichtsverteilung zu sehr starker Reibung im Getriebe. Die Montierung blieb stehen, die Motoren drehten durch und die Initialisierung war futsch. Da sich die Schnecke festgefahren hatte, musste ich sie neu justieren. Somit war auch meine Fehlerkorrektur dahin. ,,Tja, das war's", dachte ich. Aufgeben wollte ich aber doch nicht und entschloss mich, alles neu zu justieren. Zeit hatte ich ja noch. Also neu initialisiert, erste Fehlerkurve gefahren, ein erster Test und als Ergebnis zuviel Spiel. Neu justiert, neue Fehlerkurve, aber immer noch nicht befriedigend. Es folgten noch 8 weitere Justiervorgänge. Die Zeit verstrich - komischerweise jetzt viel schneller als normal. Das Ganze wurde zu einer wirklich stressigen Angelegenheit. Schließlich gelang es mir dann doch noch, aus 10 Aufnahmen 3 halbwegs brauchbare herauszufischen. Jetzt begann die Suche. Wo ist er denn nun? Es bewegten sich viele kleine Punkte auf meinen Bildern, aber welcher von ihnen ist es denn nun. Ist er überhaupt auf dem Bild? Ich entschloss mich 10 Messungen aus der
In gespannter Erwartung Am Morgen schaute ich natürlich als erstes in meiner Mailbox nach. Gab es schon eine Bestätigung? Leider nicht. Kommt sicher noch. Ich glaube, ich habe noch nie so oft nach E-Mails geschaut, wie in den folgenden Tagen. Als am 15.10. immer noch keine Nachricht im Kasten war, wurde ich unruhig. Ich entschloss mich, Gerhard Lehmann von der Fachgruppe Kleine Planeten der VdS zu kontaktieren und ihn um einen Beobachtungsaufruf auf der Kleinplanetenseite zu bitten. An dieser Stelle möchte ich mich sehr herzlich bei ihm und bei Andre Knöfel bedanken, der dem Aufruf gefolgt war und dem es am 17.10. in der Drebacher Sternwarte gelang, den Kleinplaneten wieder zu finden.
Designation Ich habe einen Monat bis zur Designation warten müssen. Zwar hatte ich bei den Residuals im Ephemeriden-Service schon ein Sternchen vor meinem Namen gesehen, sicher war ich mir aber nicht. Am 17.11.2004 traf die Bestätigung vom Minor Planet Center ein: 2004 TT14 war mein erster von mir entdeckter Kleinplanet! Mittlerweile ist der Bahnbogen des Kleinplaneten auf 4 Jahre angewachsen und die Bahn somit gesichert. Der KP befindet sich mit seiner annähernd kreisförmigen Bahn (e = 0,036) in einem Abstand von 2,58 AE zur Sonne und gehört somit zur Hauptgruppe der Kleinplaneten im Sonnensystem. Seine Umlaufzeit beträgt 4,14 Jahre und sein Durchmesser wird auf 6,8 km geschätzt.
Internet-Links: [1] New Object Ephemeris Generator:
http://cfa-www.harvard.edu/iau/MPEph/ NewObjEphems.html
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Jetzt einsteigen! - Beobachtungsanregungen zum Sonnenfleckenminimum
von Michael Delfs und Martin Hörenz
Schon lange steht die Sonne im Blickpunkt der Astronomie. In den alten Kulturen wurde sie aufgrund ihres Lichtes und ihrer Wärme als Gottheit verehrt. Ihre Verfinsterung rief immer starke Besorgnis hervor. Bereits im alten China wurde die Sonne beobachtet, dabei konnten bei Sonnenaufgang- und Untergang manchmal dunkle Flecken bemerkt werden. Mit der Erfindung des Fernrohres begann schließlich die systematische Erforschung. Dabei rückten die Sonnenflecken, die auffälligsten Merkmale an der Sonnenoberfläche, ins Blickfeld. Ihre Beobachtung - auch mit kleinen Instrumenten - ist auch heute noch faszinierend, die Bestimmung der Relativzahl gehört immer noch zu den wichtigsten Teilgebieten der Amateursonnenbeobachtung. Die Sonne hat jedoch noch weitere Merkmale zu bieten: helle Sonnenfackeln, Protuberanzen oder sogar Energieausbrüche (Flares). Folgen der aktiven Sonne können unter Umständen auch Auswirkungen auf die Erde haben. Die Wechselwirkung des Sonnenwindes mit dem Erdmagnetfeld ist die Ursache der Polarlichter, die manchmal auch in unseren Breiten nach Gasausbrüchen (,,koronale Massenauswürfe") sichtbar werden. Zentrum dieser Ausbrüche sind sehr oft große Sonnenflecken. Diese dunklen Gebilde auf der Sonnenoberfläche (Photosphäre), die im ungestörten Zustand etwa 6.000 Grad C heiß ist, haben eine Temperatur von ,,nur" etwa 4.500 Grad C und wirken deshalb dunkler als die Umgebung. Sie sind Austrittstellen eines konzentrierten Magnetfeldes aus den äußeren Randbereichen der Sonne, auch Konvektionszone genannt. Wie bei jedem Magneten weist eine Gruppe von Flecken Bereiche mit nördlicher und südlicher Polarität auf. Die Flecken sind jedoch nicht stabil, sondern können sich auf der Oberfläche bewegen, sozusagen ,,schwimmen", und werden vom umgebenden Plasma beeinflusst. Sonnenflecken sehen oft aus wie eine Wasserfontäne, die man von oben betrachtet. Man kann einen dunklen Hauptbereich - die Umbra - erkennen, von der weniger dunkle Linien radial nach außen gehen - die Penumbra. In kleinen Fernrohren kann die Penumbra jedoch meist nur als grauer Bereich wahrgenom-
Abb. 1: Die Sonne, aufgenommen am 1.4.2001 um 9:36 UT mit einem 63/840 mm Refraktor, Verwendung eines 2x-Konverters, Filterung: Sonnenprisma und ND 3. (Martin Hörenz)
men werden. Die Umbra markiert die Austrittstelle des Magnetfeldes etwas unterhalb des Niveaus der Photosphäre. Die Penumbra stellt die auseinander laufenden Feldlinien oberhalb der Photosphäre dar. Sonnenflecken sind jedoch keine konstanten Gebilde. Nach einer Wachstumsphase zerfällt schließlich jede noch so große Fleckengruppe. Die meisten Flecken können nur wenige Tage beobachtet werden, einige wenige existieren jedoch bis zu fünf Monaten. Aufgrund der Rotation verschwinden die Flecken jedoch für zwei Wochen auf der Rückseite, so dass eine kontinuierliche Beobachtung eines Flecks nur über etwa 14 Tage möglich ist. Die Häufigkeit der Flecken ist veränderlich und unterliegt verschiedenen Perioden. Am wichtigsten ist dabei der 11jährige Zyklus. So gibt es Zeiten, wo sehr viele Sonnenflecken zu sehen sind und wiederum Zeiten, wo keine oder nur wenige zu
sehen sind. Das letzte Maximum fand 2001 statt, seitdem sinkt die Sonnenaktivität. Das nächste Minimum wird für 2006/2007 erwartet, das nächste Maximum um 2011/2012. Damit wird sich die Aktivität in den nächsten vier Jahren sicher in Grenzen halten. Dies hat aber auch Vorteile. Der Beobachter ist nicht mit einer extremen, kaum erfassbaren Detailfülle ,,überfordert". Ein Einstieg in eine regelmäßige Beobachtung fällt jetzt am leichtesten. Auch die Entwicklung kleinerer Gruppen kann interessant sein. Hier kann man erste zeichnerische Erfahrungen sammeln. Und sehr lange fleckenfreie Perioden sind auch im Minimum selten. Aktuelle Beobachtungen können helfen, den exakten Minimumszeitpunkt zu bestimmen, der Grundlage für die Vorhersage des nächsten Maximums ist. Weiterhin kann man jetzt das parallele Auftreten von Gruppen des alten und des neuen Zyklus' untersuchen. Die
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Abb. 2: Die Sonnenaktivität 1977 bis 2004 nach Beobachtungen des SONNERelativzahlnetzes.
ersten Gruppen eines neuen Zyklus' entstehen in sehr hohen Breiten, während die Gruppen des alten Zyklus' in unmittelbarer Äquatornähe zu beobachten sind. Womit sollte man nun anfangen? Das einfachste Beobachtungsprogramm ist mit Sicherheit die Bestimmung der Fleckenzahl mit bloßem Auge. Man benötigt nur eine Sonnenfinsternisbrille oder ein Schweißerglas (Nr. 13/14). Damit können große Einzelflecken (30.000 bis 40.000 km) bzw. große Fleckenherde erfasst werden. Auch wenn man über längere Zeit oft nichts sehen kann, wird es plötzlich spannend, wenn am linken (östlichen) Sonnenrand ein kleiner schwarzer Punkt auftaucht und an den folgenden Tagen über die Sonnenoberfläche wandert. Mit einem Fernrohr sind auch die kleineren Flecken zu sehen. Zur Erfassung der aktuellen Sonnenaktivität hat vor über 150 Jahren Rudolf Wolf die Sonnenfleckenrelativzahl erdacht. Man multipliziert ein-
fach die Anzahl der Gruppen mit zehn und addiert die Summe der Einzelflecken hinzu. Die lässt sich in der folgenden kleinen Formel zusammenfassen: R = 10 * g + f Hier sind R = Relativzahl, g = Gruppenzahl, f = Fleckenzahl. Achtung, auch ein einzelner freistehender Sonnenfleck wird als Gruppe mitgezählt! Befindet sich also zum Beispiel eine Gruppe mit fünf Flecken und zusätzlich noch ein einzelner freistehender Fleck auf der Sonne, erhält man R = 26 (g = 2; f = 6). Zum Abschluss werden nun noch Luftunruhe, Bildschärfe und die Qualität auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet und die Beobachtungszeit notiert. Um wetterbedingte Lücken auszugleichen, werden die Beobachtungen in der VdSFachgruppe Sonne gesammelt. Hier haben sich vor fast 30 Jahren aktive Sonnenbeobachter zusammengeschlossen. Seit 1977 existiert das fachgruppeneigene Mitteilungsblatt SONNE, für das jede(r)
etwas schreiben kann. Hier werden auch die Beobachtungsergebnisse der verschiedenen Beobachternetze veröffentlicht. So beteiligen sich etwa 100 Beobachter, vorwiegend aus Mitteleuropa, am größten Relativzahlnetz der Welt. Die Fachgruppe Sonne betreut aber auch andere Gebiete der Sonnenbeobachtung: Fackeln, Positionsmessungen, Lichtbrücken, Instrumente & H-Alpha, Fotografie und Sonnenfinsternisse. Einmal im Jahr findet über Himmelfahrt eine Fachgruppentagung mit einer Einführung in die Sonnenbeobachtung und Beobachter-Vorträgen statt, in diesem Jahr in Mühlleithen im Vogtland. Weitere Informationen dazu finden Sie unter http://www.sonnetagung.de Bei uns sind alle willkommen, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener. Wenn Sie Interesse haben, bei uns bzw. unseren Beobachternetzen mitzumachen oder Sie weitere Informationen benötigen, können Sie sich an unsere Kontaktadresse wenden: Steffen Janke c/o Sternfreunde im FEZ e.V. An der Wuhlheide 197, D-12459 Berlin Bitte legen Sie 0,56 Euro in Briefmarken für das Rückporto bei. Per E-Mail sind wir unter info@VdS-Sonne.de erreichbar. Selbstverständlich sind wir auch im Internet vertreten: http://www.VdS-Sonne.de. Dort finden Sie unsere ,,Einführung in die Sonnenbeobachtung", die in Kürze auch wieder als Heft verfügbar sein wird, aber auch Beobachtungsvordrucke und aktuelle Ergebnisse. Wir freuen uns auf Ihre Post!
VENUS
Vorsicht!
Schauen Sie auf keinen Fall ungeschützt in die Sonne ohne eine ausreichende Lichtdämpfung. Sofortige Erblindung wäre die Folge! Halten Sie Abstand von Eigenbau-Filtern wie geschwärzten Glasscheiben, diese dämpfen die sichtbare Wärmestrahlung nur unzureichend. Schutz bietet zum Beispiel ein Objektivfilter unmittelbar vor dem Fernrohr bzw. dem Fernglas, welches nur einen sehr geringen Bruchteil (1/100.000) in das optische System lässt. Eine weitere sichere Methode ist die Projektion des Sonnenbildes auf ein Blatt Papier hinter dem Fernrohr. Allerdings kann die entstehende Wärme zu Beschädigungen am Okular führen, daher sollten möglichst nur unverkittete Okulare, z. B. vom Typ Huygens, zum Einsatz kommen. Von Okularfiltern ist abzuraten, da diese nahe dem Brennpunkt sitzen und leicht zerspringen können.
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,,Sie heißt tatsächlich VENUS, taucht als Abendstern auf, strahlt heller als alle anderen, und man kann nicht zur Oberfläche durchdringen!"
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Spektroskopie als Bereicherung
der amateurastronomischen Tätigkeit
von Peter Stoffer
- Teil 1 -
Als Gymnasiast ist man in der Schweiz verpflichtet, im Jahr vor der Maturitätsprüfung eine so genannte Maturaarbeit zu schreiben. Da ich mich sehr für Astronomie interessiere, wollte ich die Maturaarbeit über ein astronomisches Thema schreiben, das eigene Beobachtungen und die Auswertung selbst gewonnener Daten beinhaltet. Im Fakultativunterricht Astronomie konnten wir einmal die Emissionslinienspektren verschiedener Gase betrachten. Fasziniert von den Möglichkeiten der Spektroskopie beschloss ich, meine Maturaarbeit der Astrospektroskopie zu widmen. (Der Einfachheit halber verzichte ich auf die Unterscheidung zwischen den Begriffen ,,Spektroskopie" und ,,Spektrografie".) Trotz ihrer Wichtigkeit in der Wissenschaft erfreut sich die Spektroskopie in der Amateurastronomie keiner grossen Beliebtheit. Dem vergleichsweise hohen Aufwand, den die Spektroskopie erfordert, und dem Fehlen eines ästhetischen Resultats in der Art normaler Astrofotos ist das Desinteresse der Amateure an diesem Zweig der Astronomie möglicherweise zuzuschreiben. Doch gerade die Spektroskopie bietet eine einzigartige Möglichkeit, das Wissen über physikalische Vorgänge im Universum zu vertiefen und die Hintergründe des eigenen Hobbys besser kennen zu lernen. In zwei Teilen präsentiere ich Ergebnisse meiner Maturaarbeit. Teil 1 behandelt meine Beobachtungstechnik und die Aufnahmen heller Sterne, in Teil 2 werde ich spezielle Objekte, den Veränderlichen Cep, Wolf-Rayet-Sterne und Planetarische Nebel, vorstellen, die ich untersuchen konnte.
Abb. 1: Das Teleskop mit Spektroskop und der Autor im Beobachtungseinsatz.
erzielt werden konnten. Das Spektroskop, basierend auf einem Blazegitter mit 207 Linien pro Millimeter und insgesamt etwa 5.400 Furchen, besitzt ein theoretisches spektrales Auflösungsvermögen von ca. 0,1 nm. Die Besonderheit des Blazegitters liegt darin, dass der Hauptteil des Lichtes in eines der beiden Bilder erster Ordnung fließt.
Nun fehlte nur noch eine geeignete Kamera. Die Verwendung einer analogen Spiegelreflexkamera erwies sich als nicht praktikabel: Die große Zeitspanne zwischen dem Fotografieren des Spektrums, dem Erhalt des entwickelten Films und einer neuen Gelegenheit, Aufnahmen anzufertigen, machte ein schnelles Reagieren auf Probleme unmöglich. Außerdem stellen Astrofotos ein automatisches Entwicklungslabor oft vor unlösbare Probleme. Daher entschied ich mich für eine Nikon D70, eine digitale Spiegelreflexkamera, die dank abnehmbarem Objektiv und Langzeitbelichtung für die Astrofotografie geeignet ist. Mein Instrumentarium ist in Abbildung 1 dargestellt.
Optischer Aufbau In der bei allen Aufnahmen verwendeten spaltlosen Anordnung wird das Spektroskop vor der Brennebene in den konvergenten Strahlengang geführt. In der Brennebene des Teleskops liegt der CCDChip der Kamera (Abb. 2). Anfängliche Versuche mit Okularprojektion schlugen fehl, da die zusätzlichen Linsen im Strahlengang und die durch ein größeres Bild hervorgerufene geringe Helligkeit des Spektrums einen sehr schlechten Kontrast zur Folge hatten und so die Sichtbarkeit von Spektrallinien verhinderten.
Beobachtungstechnik Instrumentarium Ich besitze seit einiger Zeit ein 114/900mm-Newtonteleskop, montiert auf einer GP-DX-Montierung mit elektrischer Nachführung. Um nun selbst Spektroskopie zu betreiben, musste ich ein geeignetes Spektroskop finden. Das BlazegitterSpektroskop von Baader Planetarium GmbH schien eine finanziell vertretbare Lösung zu sein, mit der sicher Resultate
Abb. 2: Schema des Aufbaus der Aufnahmeoptik.
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Abb. 3: Bildschirmfenster des Programms ,,Spektralanalyse".
Auswertung der Spektren Um ein Maximum an Informationen aus der Aufnahme herauszuholen, muss der Intensitätsverlauf des Spektrums vom Computer ausgelesen und in einer Kurve dargestellt werden. So sind auch kleine Helligkeitsschwankungen direkt ersichtlich. Um diesen Prozess schnell und effizient an jedem aufgenommenen Bild vollziehen zu können, entwickelte ich unter Mac OS X das Programm ,,Spektralanalyse" (Abb. 3). Mit dem Programm kann man die Aufnahmedaten erfassen, das Bild bearbeiten und das Spektrum schliesslich mit Hilfe der grafischen Darstellung des Helligkeitsverlaufs auswerten.
Schwachstellen Das benutzte Aufnahmesystem weist verschiedene Schwachstellen auf: · Das eher geringe Lichtsammelvermögen
des 114/900-mm-Newtons erfordert längere Belichtungszeiten, wodurch das
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Signal-Rausch-Verhältnis negativ beeinflusst wird. · Die kleine Fokustoleranz des Newtonteleskops macht das Scharfstellen sehr schwierig. · Wegen der spaltlosen Anordnung hängt die spektrale Auflösung stark vom Seeing ab. Der theoretische Wert von 0,1 nm wird nie erreicht. In der Praxis beträgt die Auflösung etwa 2 nm. · Die Auflösung einzelner Spektrallinien gelingt nur bei geringer Objektausdehnung, da in der spaltlosen Anordnung das Spektrum eine Überlagerung einzelner Bilder verschiedener Wellenlängen darstellt. · Die Abhängigkeit der Empfindlichkeit des CCD-Chips von der Wellenlänge des Lichts beeinflusst den Intensitätsverlauf des aufgenommenen Spektrums. Bei der Auswertung bestünde zwar die Möglichkeit, diesen Effekt wegzurechnen, darauf verzichtete ich aber wegen des recht hohen Aufwandes.
Im folgenden Abschnitt und weiter in Teil 2 wird gezeigt, dass trotz dieser Einschränkungen schöne und aussagekräftige Ergebnisse von verschiedenen Objekten erreicht werden können.
Helle Sterne verschiedener Spektralklassen Im Verlauf des Sommers und Herbstes 2004 konnte ich Aufnahmen von hellen Sternen der wichtigsten Spektralklassen gewinnen. Diese Spektralklassen werden hier mit Hilfe des jeweils besten Spektrums etwas näher erläutert. Die Aufnahmedaten sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Die Spektren wurden mit der Einstellung 1.600 ASA belichtet. Die Graphen in Abbildung 4 sind das Resultat der Auswertung der Spektren mit dem Programm ,,Spektralanalyse". In ihnen ist die scheinbare, durch die Erdatmosphäre und das verwendete Instrumentarium verfälschte, Intensität gegen die Wellenlänge aufgetragen.
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Spektralklasse B Als Vertreter der Klasse B wird hier der Stern Cas betrachtet. Bei der Spektralklasse B ist die Balmerserie des Wasserstoffs bereits recht deutlich. Dank der guten Qualität der Aufnahme sind alle Linien von H bis H11 sowie Linien des neutralen Heliums (He I) auszumachen. Sterne dieser Spektralklasse besitzen eine recht hohe Oberflächentemperatur (11.000 bis 25.000 Kelvin). Bei frühen B-Sternen könnten deshalb Linien des ionisierten Heliums beobachtet werden. Bei späteren B-Sternen reicht die Temperatur dagegen nicht mehr aus, um das Helium zu ionisieren. Im Bild des Spektrums fällt auf, dass der blaue Bereich im Vergleich zum roten Teil recht ausgeprägt ist, was mit der hohen Temperatur gemäss dem Wienschen Verschiebungsgesetz im Einklang steht.
Spektralklasse A Viele helle Sterne gehören zu dieser Klasse, wie zum Beispiel alle drei Mitglieder des Sommerdreiecks, Vega, Deneb und Atair. Die Aufnahme zeigt das Spektrum von Deneb. Es leuchtet sofort ein, weshalb die Sterne der Spektralklasse A auch ,,Wasserstoffsterne" genannt werden. Die Balmerserie dominiert, andere Linien konnten hingegen nicht identifiziert werden. Die Tiefe der Einbrüche im Graph zeigt die grosse Intensität der Wasserstoffabsorptionslinien. Bei keinem anderen Spektraltyp konnten so starke Linien beobachtet werden.
Spektralklassen F bis K Die Balmerserie ist schon bei der Klasse F deutlich schwächer geworden. Bei den späteren Typen verschwindet sie beinahe vollständig, im Spektrum von Cas ist nur noch die H-Linie zu erkennen. Bei der Spektralklasse F ist eine Linie bei 396,9 nm erkennbar. Es handelt sich wohl um eine Überlagerung der He-Linie und der Ca II(H)-Linie. Bei den beiden Spektren der späteren Klassen G und K erscheint ausserdem der zweite Teil der Kalzium-Doppellinie, die Ca II(K)-Linie bei 393,4 nm. Eisen taucht im Spektrum von Capella erstmals auf, auch im Spektrum von Cas ist eine Absorptionslinie des Eisens sichtbar. Die Oberflächentemperatur der Sterne sinkt im Verlauf der Klassen F bis K von 7.500 Kelvin auf 3.500 Kelvin. Da Kalzium eine relativ kleine Ionisationsenergie besitzt, sind auch noch bei diesen tiefen Temperaturen Ca II-Absorptionen
Abb. 4: Spektren heller Sterne. Die Aufnahmedaten sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Die Spektren werden im Text diskutiert.
vorhanden. Bei den späten Typen reicht die Temperatur nicht aus, um andere Elemente zu ionisieren, es sind entsprechend Linien neutraler Metalle sichtbar (Fe I).
Spektralklasse M Sterne der Spektralklasse M besitzen Oberflächentemperaturen unter 3.500 Kelvin. Ihr Strahlungsmaximum liegt gemäss dem Wienschen Verschiebungsgesetz im roten Spektralbereich. Die zwei prominentesten Vertreter dieser Spektralklasse sind die Hauptsterne der Sternbilder Skorpion und Orion, die Sterne Antares und Beteigeuze. Wegen der niedrigen Temperaturen können Moleküle in den Atmosphären dieser
Sterne existieren. Moleküle verursachen Absorptionen, die sich stark von den Linien von Atomen unterscheiden, sie erzeugen so genannte Banden. In den Aufnahmen von Antares und Beteigeuze sind diese Molekülbanden sehr schön zu erkennen. Sie werden allesamt von Titanoxid erzeugt. Ebenfalls sehr deutlich sichtbar ist die Ausgeprägtheit des roten Spektralbereiches verglichen mit dem blauen Anteil.
Zwischenfazit Die Gerätekombination, die ich verwendet habe, besitzt sicher große Einschränkungen, stellt aber wohl eine der kostengünstigsten Lösungen dar Spektroskopie zu
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betreiben. Der Neueinstieg in diesen Bereich der Amateurastronomie erfordert Durchhaltewillen. Meine von Anfang an vorhandene Begeisterung für dieses Thema half mir aber, mehrfache Misserfolge zu überwinden. Mit der Zeit erkennt man immer besser, wie bisher gemachte Fehler zu verhindern sind. Mit zunehmender Erfahrung steigen die Aussichten auf
Erfolg, immer bessere Resultate bereiten Freude und erhöhen die Faszination an diesem Thema. Die Vertiefung in die Materie der Spektroskopie führt zu einer stärkeren Verbundenheit mit dem Hobby Astronomie als Ganzes. Der betriebene Aufwand wird mit einem umfassenderen Verständnis, der Freude an den Ergebnissen und mit einer
Erweiterung des Bekanntenkreises belohnt.
Die Astrospektroskopie ist für den interessierten Amateur trotz nicht zu unterschätzendem Aufwand eine äusserst lohnenswerte Beschäftigung. Dass die Möglichkeiten vielfältiger sind, als man glaubt, wird in Teil 2 gezeigt.
VEGA Aktivitäten
von Susanne M. Hoffmann
Seit Beginn des Kalenderjahres 2005 A. D. hat die Planung des ASL'05 konkretere Gestalt angenommen. Es wird vom 30. Juli bis 13. August in der JH Klingenthal stattfinden. Auf unserer Homepage www.vega-astro. de/sommerlager/ gibt es immer aktuelle Infos zum Programm. Auch dieses Jahr wird die Jugendgruppe wieder auf dem ITV vertreten sein, wo u. a. unsere Spiegelschleifer ihre Arbeit fortsetzen wollen. Wenn Sie unsere Jugendarbeit unterstützen möchten, freuen wir uns natürlich jederzeit über Spenden - gerne auch direkt auf das
Konto der VEGA: Konto-Nr. 542 576 100, BLZ 100 100 10 (Postbank Berlin). Natürlich beschränkt sich das astronomische Engagement der Jugendlichen nicht ausschließlich auf diese Treffen. Jeder hat auch individuelle Methoden und Möglichkeiten, übers Jahr diesem Hobby zu frönen. Eine Schülerin, die Zuge eines Austauschprogramms für ein halbes Jahr in Neuseeland weilte, erlebt natürlich sehr vieles. Hier hat Ines Rechenberger einen astronomischen Erlebnisbericht zusammengestellt. Aufgrund mehrerer Artikel zur Konstruk-
tion von Experimentalraketen in vergangenen Ausgaben des VdS-Journals erhalten wir oft Anfragen, wie dies mit Kindern nachgemacht werden könne. Daher möchten wir hier ausnahmsweise nicht die Attraktion oder die Wissenschaft, sondern die umfangreichen Vorsichtsmaßnahmen und Vorbereitungen dieser Unternehmungen beleuchten: Nur ein sicherer Start ist ein erfolgreicher Start. Wir hoffen natürlich, dass dies die Leser nicht vor weiteren Anfragen zurückschreckt! Unsere kompetenten ,,Raketenpioniere" geben gerne ihre Erfahrungen weiter.
VEGA-Treffen an der BoHeTa
von Willem van Kerkhof
Am Samstag, 20.11.2004 fand die alljährlich wiederkehrende Bochumer Herbsttagung der Amateurastronomen statt. Bereits zum dritten Male nutzte die VEGA e.V. diese Gelegenheit für ein kleines Jugendtreffen am Rande. Im Gegensatz zu den Jahren zuvor fand diesmal am Freitagabend kein Planetariums- oder Sternwartenbesuch auf dem Programm, da die Ankunftszeiten der Teilnehmer recht weit über den ganzen Abend verstreut lagen. Die Zeit bis zur vollständigen Versammlung verbrachten die bereits konglomerierten Astro-Jugendlichen deshalb mit einer Translation über den Bochumer Weihnachtsmarkt und der Absorption von teils koffeinhaltigen Heißgetränken in einem Italienischen Cafe. Anschließend begab sich die Truppe in eine Pizzeria in der Bochumer Innenstadt, wo nach reichlicher Überlegung zur Tischumstellung einige Stunden mit dem Verspeisen von Pizza und reger Diskussion über Themen, die von Ideen zum nächsten Astrocamp bis hin zum Identitätsbegriff von Elementar-
VdS-Journal Nr. 17
Abb. 1: Am VEGA-Stand gab's Infomaterial und Bildern zum Astronomischen Sommerlager (und schöne Tassen). :-))
teilchen reichten, zugebracht wurden. Da die Teilnehmerzahl gerade noch keine Zimmerbuchung in einer Herberge verlangte, verteilten sich die von außerhalb kommenden auf die in Bochum und Umgebung ansässigen Teilnehmer, deren es doch auffallend viele gibt. Zu Hause angekommen wurde der restliche Abend aber nicht sinnvollerweise mit Schlafen verbracht, sondern weiterhin noch bis in die Morgenstunden mit regem Gedankenaustausch.
Am Samstagmorgen hieß es dann: Aufbruch zur Ruhr-Uni, wo überraschenderweise noch wesentlich mehr ehemalige ASL-Teilnehmer anzutreffen waren. Während der Pausen zwischen den BoHe Ta-Vorträgen akkretierte so der in der Zwischenzeit hergerichtete VEGA-Stand recht viele ASLianer. Zu den aufgezeigten Bildern zu vergangenen Camps entstand dann rasch eine angenehme Erinnerungsstimmung. Von einigen alten Bekannten
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Neuigkeiten zu hören war mindestens ebenso interessant wie die gebotenen Vorträge. Als die Tagung gegen 18:30 zu Ende war, begaben wir uns zu einem abschließenden gemeinsamen Abendessen in ein chinesisches Restaurant im UniCenter, von wo aus wir uns nach weiteren Stunden der regen Unterhaltung alsbald auch verabschiedeten. Der zu diesem Zeitpunkt durch die Wolken schimmernde Mond verlieh dem Treffen dann doch auch noch eine kleine Beobachtungserfahrung. :-) Dieses Jugend-Treffen war das erste, das offiziell unter dem Namen der VEGA e.V. nahezu ausschließlich über unser HauptMedium, das Internet organisiert wurde. In Zukunft möchten wir dieses Angebot noch weiter ausbauen, dazu existiert auf unseren
Online-Portal bereits für alle Interessierten die Möglichkeit, sich direkt elektronisch für Veranstaltungen anzumelden. Das nächste Treffen wird am ITV 2005 stattfinden, wo sich zusätzlich zur tollen Stimmung auch noch reichlich Beobachtungsgelegenheit bietet. Bis dann!
Euer VEGA-Team
Abb. 2: Dr. Dominik Bomans vom AIRUB hielt den Fachvortrag über ,,Geistergalaxien".
Experimentalraketen im ASL
von Tilman Springborn und Susanne M. Hoffmann
Raumfahrt ist ein sehr dankbares Thema: wiederholt gab es fünftägige Arbeitsgruppen, aber der größte ,,Renner" sind die Vormittagsworkshops, in denen die Teilnehmer selbst startfähige Raketen basteln können. Im Jahre 2002 besuchte der Experimentalraketenpionier Ernst Maurer aus Ingolstadt unser Sommerlager. Spätestens bei seinen Vorführungen wurde uns klar: Wir kratzen wirklich nur ganz leicht an, was von Raketenbau-Amateuren heute machbar ist. Viele seiner Treibsätze musste
er statisch auf dem Hof demonstrieren, da wir sie im Schullandheim Hobbach nahe der Einflugschneise zum Flughafen Frankfurt/ Main gar nicht fliegen lassen durften. Dennoch werden im Sommerlager zwei Raketentypen gebaut und gestartet: Wasser-Druckluft-Raketen sind leichte Plastikflaschen, mit CD-ROMs als Leitwerken und farbig verziert. (siehe z. B. Bericht von Jan M. Stielicke im VdSJournal Nr. 15). Eine solche Rakete, die
binnen zweier Vormittage hergestellt ist, wird von jedem Einsteiger gebaut. Feststoffraketen erfordern mehr Ausdauer beim Basteln (ca. 5 Vormittage) und sind etwas kniffliger: Sie verwenden kommerzielle Treibsätze, welche im Fachhandel frei erhältlich sind. Außerdem braucht man leichte Papprohre, Balsaholz, Kartonpapier, Kleber, Fallschirmmaterial (verschiedene Folien), Garn, Schnur und Knete. Selbstverständlich darf der Konstrukteur nach dem Camp seine Rakete mit
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Abb. 1: In der Werkstatt werden vormittags Raketen gebastelt. (Stefan Huskamp)
Abb. 2: Raketenbasteln "im Grünen". (Stefan Huskamp)
heim nehmen. Am Anfang der Bauaktivitäten steht in jedem Fall eine Sicherheitseinweisung durch den Workshop-Leiter. Die Ausgabe der Treibsätze, Zündern und die Erteilung einer Startfreigabe bleibt den verantwortlichen Leitern vorbehalten! Eine jede Rakete darf nur nach ausführlichen vorhergehenden Tests - vor allem der Flugstabilität - gestartet werden. Im Gegensatz zu Silvesterraketen werden die Feststoffraketen mit Hilfe eines elektrischen Zünders aus sicherer Entfernung gezündet. Die Startvorrichtung für die WasserDruckluft-Raketen ist mit einer bis zu 10 m langen Auslöseleine versehen. Der Erststart einer jeden Rakete erfolgt unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Verlässliche Teilnehmer dürfen später nach Einweisung auch einmal selber den Startknopf für ihre Rakete drücken.
einer Höhe von circa 50 m auf. Während die Feststoffraketen an einem Fallschirm langsam zur Erde zurückschweben, besitzen die Wasser-Druckluft-Raketen keinen Fallschirm und fallen ungebremst zu Boden. Auch bei den Feststofftreibsätzen sind Fehlzündungen nicht auszuschließen.
Wasserdruckraketen gebaut und die Rampe für Feststoffraketen folgte ein Jahr später. Beide Rampen können auch weiterhin verwendet werden, weshalb sie uns auch in den kommenden Sommerlagern sicher noch viele schöne Raketenstarts bescheren werden.
In der Campmitte finden die ersten Starts statt, was ein größeres Spektakel fürs gesamte ASL darstellt. Als Startplatz wird eine möglichst große Freifläche ausgesucht. Als Faustregel gilt, dass der Startplatz als Durchmesser der zu erwartenden Höhe entspricht. Dies können bei Feststoffraketen durchaus 75 m sein. Jeder Raketenstart hat natürlich seinen eigenen Countdown, welcher häufig von den Zuschauern aufgenommen und laut mitgezählt wird. Jedoch sind auch die Starts solcher Experimentalraketen nicht ohne Risiken: Die Raumfahrt-AG hat im vergangenen Jahr einmal eine WasserDruckluft-Rakete berechnet. Die Rakete beschleunigt innerhalb von nur 0,05 s auf 35 m/s. Die Rakete schlägt dann mit einer Geschwindigkeit von über 100 km/h aus
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Abb. 3: Beim Aufsetzen der Rakete auf die Startrampe ist Sorgfalt geboten. (Ulrich Beinert)
Zuschauer müssen deshalb grundsätzlich in sicherer Entfernung bleiben. Nur unmittelbar am Start beteiligte Personen dürfen sich in der Nähe der Rakete aufhalten. Zum Start einer Rakete wird eine Startrampe benötigt. Diese ist jedoch wieder verwendbar, weshalb jüngere ASL vom Fleiß der ersten Jahrgänge profitieren: Im Jahr 2000 wurde eine Startrampe für
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ITV 2004 mit der VEGA (VdS-Jugend)
von Yves Bastian
Abb. 1: Sammlung mehrerer mitgebrachter Teleskope vor dem Gruppenzelt.
Abb. 2: Zum Zeitvertreib während der Tagesstunden mit schlechtem Wetter wird aus Duct-Tape ein Kaffeefilter gebastelt. (Stefan Huskamp)
Im Jahr 2003 hatte ich das erste Mal an dem Internationalen Teleskoptreffen Vogelsberg teilgenommen. Damals beschloss ich schon, dass ich auch 2004 wieder zum ITV kommen will. Gesagt getan. Anfang Mai konnte ich meinen Urlaub für Freitag, den 21. Mai 2004 einreichen. Somit stand dem ITV 2004 und damit dem verlängerten Wochenende nichts mehr im Weg. Am Mittwoch Nachmittag (19.5.2004) fuhr mich mein Vater zum ITV nach Stumpertenrod. Schon von Weitem konnte man die Zeltstadt ,,ITV" auf dem riesigen Sportplatz erkennen. Auf dem Platz angekommen, fand ich schnell die Lagerstätte der VdS-Jugend. Am Donnerstag Abend waren wir noch nicht einmal vollzählig, aber die Mannschaft der VEGA bestand schon aus 12 Personen. Nachdem ich das Auto ausgeräumt hatte, baute ich mein Zelt auf, da die Dunkelheit langsam heran
kroch. Sofort halfen mir einige Freunde aus dem ASL wie Gerrit O., Stefan H. und Willem v. K. Mit vereinten Kräften meisterten wir alle Hürden und als die Schlafstätte endlich stand, machte ich mich daran, mein mitgebrachtes Teleskop aufzubauen. Mein Newtonsches Fernrohr (114/900 mm) sitzt auf einer Vixen GP-Montierung, die mit Schrittmotoren in beiden Achsen ausgestattet ist. Als Sucher benutze ich ein Telrad. Nachdem ich das Fernrohr mit ein paar Handgriffen aufgebaut und ausgerichtet hatte, konnte die Beobachtung beginnen. Eines der interessantesten Objekte für mich war auf dem diesjährigen ITV der Komet C/2001 Q4 (Neat). Es war mein erster Komet, und ich war also diesbezüglich Anfänger in der Beobachtung. Dennoch konnte ich den ausgeprägten Schweif von C/2001 Q4 (Neat) im 12,5-
Abb. 3: Eine Gruppe wanderlustiger Jugendliche verlässt das ITV. (Stefan Huskamp)
mm- und im 6-mm-Okular erkennen. Als ich mit dem 25-mm-Okular den Kometen betrachtete, fand ich den Schweif nicht so ausgeprägt wie bei den höheren Vergrößerungen. Die erste Beobachtungsnacht verbrachte ich also hauptsächlich mit der Beobachtung dieses Kometen, bis ich irgendwann meinen Schlafsack aufsuchte. Am nächsten Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück, bei dem natürlich viel Kaffee nicht fehlen durfte, machte ich mich zusammen mit anderen Jugendlichen der VEGA-Gruppe zu einer Platzbesichtigung auf. Wir bewunderten die auch dieses Jahr wieder in sehr großer Anzahl vertretenen selbstgebauten Teleskope. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Auch die VdS-Jugend wird 2004 eine Selbstbauer-Gruppe hervorbringen. Die Palette der Teleskopselbstbauten auf dem ITV reichte jedenfalls von Newtonteleskopen über Dobsonmontierungen bis hin zu einfachen Spiegelsystemen, die nur als Projektionsschirm gebaut wurden. Am Tag konnte man in fast jedem Teleskop die Sonne beobachten. Manch einer hatte auch einen H-alpha-Filter mitgebracht, mit welchem die Gasausbrüche der Sonne sichtbar wurden. In Teleskopen mit Sonnenfilterfolie konnte man auf der Sonne im Zeitraum des ITVs zwei Sonnenflecken erkennen. Der Donnerstag neigte sich nun seinem Ende zu und man widmete sich wieder dem Nachthimmel. Auch diese Nacht war,
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Abb. 4: Das Flüsschen ,,Ohm" nahe Stumpertenrod, das wir auf dem Weg zur Burg Ulrichstein überquerten. (Stefan Huskamp)
Abb. 5: Abendrot beim ITV. (Stefan Huskamp)
wie die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wolkenlos. Es schien als sollte dies die letzte klare Nacht des ITVs sein, denn der folgende Vormittag brachte kräftigen Regen. Am Nachmittag beendete schließlich ein heftiges Gewitter die Ruhe auf dem Platz. Wir Jugendliche der VdS saßen im Gruppenzelt zusammen und warteten darauf, dass sich die Wolken lichteten und man sich raus ins Freie setzen konnte. Als wir so beisammen saßen, kamen uns verschiedene Ideen... eine davon ist in Abbildung 2 zu sehen. Entgegen den ersten Vermutungen brachte der Abend eine Wetterbesserung, und es wurde wieder überall beobachtet. Allerdings war es sehr kalt geworden und der Nachthimmel war auch nicht mehr so perfekt wie der vorige. Am nächsten Morgen war der Andrang für warmen Kaffee natürlich enorm, aber nach dem Frühstück wollten wir uns etwas bewegen, um nicht in der
Kälte zu erstarren. Da der Himmel wolkenverhangen war, kamen wir auf die Idee zur nahe gelegenen Burgruine Ulrichstein (15 km) zu wandern. Auf dem Weg zur Burgruine machten wir noch einen Abstecher zu der Quelle des nahen Flüsschens Ohm. Gegen Nachmittag kamen wir wieder am ITV an. Da das Wetter bis jetzt nicht besser wurde, bauten einige Teilnehmer schon ihre Zelte ab und verließen das ITV Gelände. Gegen Abend hatte es schließlich aufgehört zu regnen. Doch die Wolken blieben. Die Samstagnacht konnte dann wirklich nicht zur Beobachtung genutzt werden. Da es schon am Abend sehr kalt wurde und in der Nacht sogar Frost gab, beschlossen wir, in Blechdosen ein kleines Lagerfeuer zu bauen. Mit gemütlich zusammen gekuschelter Runde klang dieses ITV in Zeltlagerromantik aus - zumindest wenn man versucht, die Temperatur von höchstens -1 Grad C zu vergessen. Wir verzogen uns
schließlich in unsere Zelte und träumten uns in unseren Schlafsäcken in wärmere Gefilde. Am Sonntagmorgen schließlich baute auch ich mein Zelt ab und packte alles zusammen. Heute sollte das ITV offiziell beendet werden. Der Platz leerte sich daher immer mehr. Schon bald konnte man das Vereinsheim von unserem Platz aus sehen. Von der VEGA reisten nun auch die ersten ab, das Gruppenzelt wird sehr sorgfältig gemeinsam verstaut.
Fazit Das ITV 2004 war ein gelungenes Teleskoptreffen mit klaren Beobachtungsnächten und bei dem nächsten werde ich auch wieder dabei sein! :-)
Internet-Links: [1] http://www.astronomie-alpha-centauri.de
Abb. 6: Gemeinsames Frühstück im Pavillon des VdS-Gruppenzelts. Bald werden wir uns auf eine Wanderung begeben, um die vor Kälte steifen Glieder zu bewegen. (Stefan Huskamp)
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Abb. 7: Am wolkenverhangenen letzten Abend klingt das ITV in Zeltlagerstimmung aus. Auf Wiedersehen nächstes Jahr! (Stefan Huskamp)
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Der Anfang eines Selbstbau-Projekts: Spiegelschleifen im ASL
von Ulrich C. Beinert
Was macht man mit einem Spiegel, der Die
einzigen
schon fertig poliert und hyperbolisiert ist, Flächen, bei denen
wenn man Teilnehmern eines Spiegel- das zutrifft, sind
schleifworkshops das Spiegelschleifen die Oberflächen
beibringen will? - Genau, man nimmt zweier Kugeln mit
einen Schleifstein, zerkratzt die Ober- gleichem Radius.
fläche ein wenig (,,oooh, wie bedauer- So entsteht eine
lich!") und beginnt, die andere Seite zu Kugelform, die
schleifen. Auf Initiative von Tobias einfachste Form
Murböck nahmen wir uns endlich des eines Teleskop-
Spiegels der VdS-Jugend an: Zuerst such- spiegels.
ten wir uns erst einen
geeigneten Arbeits-
platz und fanden ihn
draußen vor dem
Speisesaal. Auf ei-
nem großen Tisch
bauten wir das
Schleiftool und Spie-
gel auf und legten
das nötige Zubehör
bereit.
Spiegelschleifen ist
eine faszinierende
Kunst. Man erreicht
enorme Präzision
(Genauigkeiten von
50-100 Nanometern)
mit einfachsten
Techniken. Und noch
unglaublicher: Je un-
sauberer man arbei-
tet, desto besser wird Abb. 2:
das Ergebnis.
... und so wird's gemacht: Durch emsiges Schleifen wird
Manche empfehlen aus dem Klotz ganz allmählich eine Teleskopoptik.
sogar das Spiege- (Aufn. Ulrich Beinert)
schleifen mit einer
umgebundenen Kra-
watte. Man konzentriert sich dabei Damit letztendlich alle Lichtstrahlen im
hauptsächlich darauf, dass die Krawatte gleichen Brennpunkt vereinigt werden,
nicht verschmutzt, so dass man den muss zum Schluss noch aus der Kugel eine
Spiegel nicht durch zu viel Konzentration Parabel gemacht werden. Die meiste
etwas verkehrt macht [1].
Arbeit liegt aber im Erzeugen der Kugel-
Dieses Paradoxon hat seine Ursache in der form. Die Brennweite der Kugel bestimmt
Natur des Schleifvorgangs: Der Spiegel sich aus der Krümmung der Kugel-
wird auf einer geeigneten Oberfläche kon- oberfläche, die abhängig vom Radius ist.
tinuierlich gerieben. Zwischen den Einfach gesagt, die Brennweite ist die
Kontaktflächen befindet sich dabei Hälfte des Kugelradius. Wünscht man eine
Schleifmittel (Abb. 2), weshalb dort Brennweite von 2.500 mm, kann man sich
Material abgetragen wird. Wenn man den Spiegel als kleinen Teil (Kugelkappe)
lange genug schleift, entstehen automa- einer riesigen Kugel mit 10 m Durch-
tisch zwei aufeinander liegende Flächen, messer vorstellen. Doch bis man so weit
die unabhängig von ihrer Lage aufeinander kommt, muss erst mal ordentlich geschlif-
immer an jedem Punkt Berührung haben. fen werden...
VdS-Journal Nr. 17
Abb. 1: So sieht er aus, der Spiegelrohling... (Aufn. SMH)
Abb. 3: Optisches Prüfen des Rohspiegels. Aufn. SMH) Internet-Links: [1] http://www.stathis-firstlight.de/atm/index.
htm
J U G E N D A R B E I T 121
Schülerin unterm Kreuz des Südens
von Ines Rechenberger
Abb. 1: Wellington
Abb. 2: Townsend Observatory in Canterbury (Quelle: www.phys.canterbury.ac.nz)
Neuseeland, das grüne Land mit hohen Bergen und tiefen Schluchten. Wer erinnert sich nicht an die großartigen Landschaftsbilder aus dem Film ,,Herr der Ringe"? Neuseeland, Geburtsland des Nobelpreisträgers Ernest Rutherford (1871-1937, Nobelpreis 1908). Neuseeland - das klang für mich schon immer wie eine Verheißung. Deshalb war es für mich klar, dass ich nach der 10. Klasse ein halbes Jahr an einer Schule in Neuseeland verbringen würde - und nicht, wie viele andere aus meiner Schule, in den USA oder England. Nach langen Überlegungen landete ich an einer High School in Christchurch, der größten Stadt auf der Südinsel, wo ich ein Schulhalbjahr absolvierte. Einziger Vermouthstropfen meines Auslandsaufenthalts: Ich konnte nicht am ASL teilnehmen! Dafür hatte ich mir aber vorgenommen, so oft wie möglich den Südsternhimmel zu beobachten! Hier möchte ich nun ein bisschen über meine Erfahrungen berichten, vielleicht fährt ja der ein oder andere selber mal in dieses wunderschöne Land? Dass auch die Astronomen auf der ,,anderen Seite der Erde" mit Lichtverschmutzung zu kämpfen haben, bemerkte ich an meinem ersten Abend in der Sternwarte in Christchurch. Die Kuppel befindet sich in den ehemaligen Gebäuden der Universität, in denen jetzt ein Besucherzentrum errichtet wurde. Der Ort ist etwas ungünstig gewählt, denn auch in einem so bevölkerungsarmen Land wie Neuseeland ist der Himmel in einer Großstadt ziemlich rot. Dafür ist der Eintritt aber auch kostenlos,
denn betrieben wird die Sternwarte von Astronomiestudenten der berühmten Universität. Sie arbeiten dort auf freiwilliger Basis. Steigt man nun eine kleine Wendeltreppe empor, zwängt sich durch winzige Türen und schafft es, sich nicht in den abzweigenden Gängen zu verirren, erreicht man das Herzstück des Observatoriums: Einen über 100 Jahre alten Refraktor mit 15 cm Öffnung. Schon 1882 wurde er benutzt, um den Venus-Durchgang zu beobachten. So ein Ereignis zu erleben war mir hier leider nicht vergönnt und nach einer halben Stunde fuhr ich auch wieder nach Hause, denn der Himmel war zur Beobachtung zu bewölkt. Ganz anders jedoch die Situation im Landesinneren. Zusammen mit anderen internationalen Schülern der Cashmere High School verbrachte ich ein paar Tage in Hanmer Springs, einem kleinen Ort in den Bergen. Obwohl ich nur mit Sternkarte und Feldstecher ausgerüstet war, zeigte sich mir der Nachthimmel in atemberau-
bender Schönheit. Eindeutig zu erkennen waren der Kohlensack, das strahlende Kreuz des Südens und jede Menge Sternhaufen. Auch habe ich in meinem ganzen Leben die Milchstraße noch nie so klar und deutlich gesehen wie dort. Schade, dass ich kein richtiges Teleskop dabei hatte, aber die 30 Stunden dauernde Reise ans andere ,,Ende der Welt" und ein ständiges Umladen meiner 20 kg Maximalgepäck hätten ihm wohl nicht so gut getan. Ich hatte auch das Glück, zwei Deutsche kennen zu lernen, die dank eines Stipendiums der deutschen Studienstiftung an der Canterbury University in Christchurch Astronomie studieren. Überhaupt habe ich erfahren, dass Neuseeland bei deutschen Studenten relativ beliebt zu sein scheint und dass die Deutschen nach den Neuseeländern, den Chinesen und den Japanern die viertstärkste Gruppe an den Universitäten stellen. Allerdings ist so ein Aufenthalt nicht ganz billig, weil die Studiengebühren für Ausländer relativ
Abb. 3: Carter Observatorium in Wellington (Quelle: www.carterobservatory.org)
VdS-Journal Nr. 17
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fahrervolk schon früh mit der Himmelsbeobachtung. Leider ist heutzutage der Stellenwert der Astronomie in Neuseeland aber kein besonders großer. Im Physikunterricht in der Schule wird kaum darauf eingegangen. Gerade wir europäischen Hobbyastronomen werden dies bedauern,
Rugby diskutieren zu wollen, kommt man super mit ihnen klar! Eindrucksvoll ist auch die Vielfalt an Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen. An meiner Schule allein gab es über 200 Austauschschüler. Meine Gasteltern hatten außer mir auch noch zwei japanische
Abb. 4: Charles Rooking Carter
hoch sind. Allerdings sind die Ausbildungszeiten kürzer: Anders als in Deutschland kann man in Neuseeland zum Beispiel schon nach drei Jahren als ,,fertiger" Astronom die Uni verlassen! Die bekannteste Sternwarte in Neuseeland ist das Carter Observatory im Botanischen Garten von Wellington. Es ist nach Charles Rooking Carter benannt, der diese Einrichtung im Jahr 1937 dem neuseeländischen Volk stiftete. Das Observatorium ist an jedem Tag (außer Weihnachten) für aktuelle Beobachtung, Planetariumsshows und Vorträge geöffnet. Es beherbergt eine große Sammlung alter Teleskope und astronomischer Schriften. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die Pflege der Maorikultur. Diese neuseeländischen Ureinwohner beschäftigten sich als See-
Abb. 5: Südliche Milchstraße um Crux mit Alpha und Beta Centauri und Eta-CarinaeNebel. (Aufn. SMH)
wenn man die unberührte Natur Neuseelands betrachtet: Die großen, menschenleeren Gebiete der Insel böten doch eigentlich ideale Beobachtungsmöglichkeiten! Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich meinen Aufenthalt in Neuseeland sehr genossen habe, und es bestimmt nicht mein letzter Besuch dort gewesen sein wird. Die Menschen dort sind sehr offen und freundlich und sobald man sich an ihre Eigenart gewöhnt hat, ständig und überall über
Gastschüler, die mich in die Kultur des Seetangessens einführten. Im Dezember ging es für mich leider wieder zurück nach good old Germany! Dort gab es für mich erst einmal einen Temperaturschock - kam ich doch aus dem warmen neuseeländischen Frühsommer in ein kaltes, nasses Winterwetter. In meiner ersten Beobachtungsnacht zu Hause stellte ich fest, dass ich den Polarstern schon sehr vermisst hatte.
,,Entdeckung" eines Veränderlichen im Kugelsternhaufen M 3
von Hans G. Diederich
Sterne und Veränderliche sind (mit einer einzigen Ausnahme) Deepsky-Objekte. Deren Untersuchungsmethoden zählen nicht zu den Standardtechniken eines Deepsky-Beobachters. Entsprechend getrennt sind beide Lager von Sternfreunden, obwohl das nicht so bleiben muss. Im Folgenden stelle ich ein einfaches Projekt vor, welches das Beobachten von Veränderlichen in einem Deepsky-Objekt zum
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Gegenstand hat. Beim Lesen von Fachliteratur kam mir irgendwann der Gedanke, in einem Kugelsternhaufen nach Veränderlichen zu suchen. Dabei ging es nicht darum, Beobachtungen der Fachastronomie als Sternfreund nachzuvollziehen.
Abb. 1: Kugelsternhaufen M 3 im Infraroten aufgenommen.
Abb. 2: Vergleich der Aufnahmen aus zwei Nächten.
Stattdessen wollte ich mich bar jeder Kenntnis aus Literatur und Internet auf die Suche begeben. Es sollte ein kleines Abenteuer sein, eines mit offenem Ausgang. Die Wahl fiel auf den ,,klassischen" Kugelsternhaufen M 3 (Abb. 1). M 3 wurde nun in drei Nächten mit derselben Technik (Teleskop, Kamera, V-Filter und Integrationszeit) aufgenommen. Zuhause erfolgte dann der Vergleich eines jeden hellen Sterns im Zentrum einer Aufnahme mit allen Abbildungen desselben Sterns in den Aufnahmen der beiden anderen Nächte. Photometrie war wegen der gedrängten Enge nicht möglich und auch nicht vorgesehen, denn die Auswertung sollte so einfach wie möglich sein. Es ging ausschließlich darum festzustellen, ob die Helligkeit der Sterne gleich geblieben war, oder ob die Sterne heller oder dunkler geworden waren. Bei dieser Auswertung fiel einer der Sterne durch seinen besonders großen Helligkeitsunterschied auf. Die Abbildung 2 zeigt ihn markiert in den Aufnahmen aus zwei Nächten. Eine Recherche im Internet sollte diese Beobachtung nun bestätigen und auch Aufschluss über den Typ der Veränderlichkeit geben. Am einfachsten gelingt dies mit AladinSimbad, aber als sich langsam das DSSHintergrundbild aufbaut, bekomme ich einen Schreck: (1) Das Zentrum von M 3 ist lückenlos schwarz vor lauter sich überlappenden Sternen, auch dort wo ,,mein" Veränderlicher sitzt. (2) Das Zentrum von M 3 ist dicht belegt mit Tausenden von roten Simbad-Kreuzchen, wobei jedes Kreuz für ein einzelnes Objekt aus der Simbad-Datenbank steht (Abb. 3). Wie soll hier unter Tausenden von roten Kreuzchen das richtige gefunden werden?
Abb. 3: M 3 in Aladin-Simbad.
V E R Ä N D E R L I C H E 123
Der ,,entdeckte" Stern ist hell und auch im Infraroten sichtbar. Also lösche ich in Aladin das DSS-Bild aus dem Hintergrund und lade stattdessen das J-Bild aus dem 2MASS (Two Micron All Sky Survey) mittels der Schaltfläche ,,SkyView". Jetzt sind im Zentrum einzelne Sterne zu erkennen. Und die Navigation gelingt: Der Veränderliche liegt knapp außerhalb der roten Simbad-Pflasterung. Im gezoomten Aladin-Ausschnitt wird der Stern schließlich als RR-Lyrae-Stern identifiziert (Abb. 4). Seine Katalogbezeichnungen lauten NGC 5272 GYB 9024 NGC 5272 KUST 514 NGC 5272 SAW V154 CSI+28-13399 GCRV 8102 NGC 5272 803. Informationen zu RR-Lyrae-Sternen und anderen Veränderlichen können auf der Website der BAV (VdS-FG Veränderliche) nachgelesen werden. Dieses einfache Projekt zeigt, dass es auch in einem klassischen Deepsky-Objekt noch Neues zu entdecken gibt. Viele weitere Kugelsternhaufen und auch offene Sternhaufen laden zu ähnlichen Beobachtungen ein. Ich wünsche jedem Sternfreund seine eigene ,,Entdeckung" ...
Abb. 4 (unten): Der ,,entdeckte" Veränderliche in Aladin-Simbad.
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124 V E R Ä N D E R L I C H E
Ein Delta Cephei-Stern mit dem Namen: RW Cas
von Markus Schabacher
Ich dachte immer, Delta-Cephei-Sterne würden ein Muster an Genauigkeit sein. Im Prinzip sind sie das auch, was die Genauigkeit und Gleichmäßigkeit der Periode und Helligkeit betrifft. Nachdem ich einige Delta-Cephei-Sterne beobachtet hatte (z. B. Delta Cep, SV Vul und RX Aur) fühlte ich mich in dieser Erkenntnis, die ich aus diverser Literatur bekam, bestätigt. Einige Zeit später beobachtete ich keine dieser Sterne mehr und beschäftigte mich mehr mit anderen Veränderlichentypen. Das änderte sich schlagartig, als ich einen anderen Delta-Cephei-Stern zwischendurch beobachtete: RW Cas. Er befindet sich unweit südlich von Chi Cas mit einer Periode von 14,7949 d und einer Amplitude von 1,14 mag in V (8,62 bis 9,76 mag in V). Sein Spektrum liegt zwischen F6 und G5. Die Elemente von RW Cas sind laut GCVS: 2435575,227 + 14,7949*E. Die Elemente sind nach einer längeren Beobachtungszeit von großer Bedeutung, da man durch sie eine reduzierte Lichtkurve erstellen kann, ansonsten wäre es bei diversen Beobachtungslücken sehr schwer, eine geeignete Lichtkurve innerhalb einer Epoche zu erstellen. Bei einigen Vertretern dieser Sternenart wie z. B. Y Aur (P = 3,859485 d) wäre es sogar unmöglich. Als ich schließlich nach einigen Wochen eine reduzierte Lichtkurve erstellte, erlebte ich eine mächtige Überraschung!
Der berechnete B-R-Wert (beobachtetes Nun waren meine Ergebnisse bestätigt und
Maximum - berechnetes Maximum) ergab: ich erstellte zunächst eine provisorische
-2,2884d. Im Maximum hatte ich genü- Periode. Auffällig war der ,,Buckel" im
gend Plots und der Anstieg sowie Abstieg Abstieg bei zwei Lichtkurven, was bei
waren eigentlich eindeutig. Ich wunderte Delta-Cephei-Sternen der Population I mit
mich, gab das Ergebnis ab und überlegte, einer Periode von mehr als 10 Tagen völlig
ob es vielleicht Fehler durch die visuelle normal ist. Nach einigen Lichtkurven
Beobachtung gab. Ich wartete somit bis zu erstellte ich schließlich eine Langzeit-
einer weiteren Lichtkurve. Als es dann so Lichtkurve, reduziert mit der bekannten
weit war und ich wiederum eine reduzierte Periode. Nach Fertigung dieser LK, stellte
Lichtkurve von RW Cas erstellen konnte, sich heraus, dass der ,,Buckel im Abstieg"
berechnete ich wiederum einen negativen kein Resultat der Streuung war, sondern
B-R-Wert von -2,1415d.
Realität. Was ich nur bedaure ist die Lücke
Mein erster Gedanke war, dass die Ele- im mittleren Abschnitt des Abstiegs.
mente aus dem GCVS ( General Catalogue Ich forsche seitdem im Internet nach wei-
of Variable Stars) veraltet sind und suchte teren Daten über RW Cas, so auch im
im Internet (unter anderem im IBVS) nach ,,David Dunlap Observatory (Database of
aktuellen Elementen. Als ich nur auf einige Galactic Classical Cepheids)". Hier exi-
ältere Elemente stieß, gab ich meine stiert eine Menge physikalische Daten über
Erkenntnisse der BAV-Mailingliste be- Delta Cehpei-Sterne. Unter anderem bei
kannt. Dort gab es eine abwechslungsrei- RW Cas:
che Diskussion, was mich sehr erfreute!
Radius:
101,7 Sonnenradien
Und noch einmal erstellte ich aus weiteren Entfernung:
3.041 pc
Beobachtungen eine 3. LK. Es kam wie- (Stand: 18.2.1997)
derum ein negativen B-R-Wert von -2,064 Bei den oben genannten Daten ist es eine
d heraus. Die
Lichtkurve wurde wiederum mit den besagten Elementen reduziert. Die maximale Helligkeit bei allen drei Lichtkurven
Maximum 2451640,2 2451921,45 2452291,4 2452691,75 2452985,4
Helligkeit
8,64 mag
8,52 mag
8,55 mag
8,8
mag
8,8
mag
B-R -2,2884 -2,1415 -2,0640 -1,1763 -3,4243
Epoche 1086 1105 1130 1157 1177
lag zwischen 8,5 Tab. 1:
und 8,6 mag.
Diese Liste stellt alle meine Ergebnisse von RW Cas vor
Abb. 1: Beobachtete Lichtkurve von RW Cas.
VdS-Journal Nr. 17
Abb. 2: Reduzierte Phasenlichtkurve von RW Cas.
V E R Ä N D E R L I C H E 125
interessante Tatsache, das dieser Stern seinen Radius in Verbindung mit seiner Periode um 7,078 Millionen km (Typische 10 % seines Radius) ändert. Einige Zeit später wurde ich im Internet fündig. J.-Østergaard Olesen errechnete neue Elemente: 243 5575.182 + 14.7917 * E. Ich erstellte nun aber doch eine PhasenLichtkurve mit den älteren Elementen aus dem GCVS. Die Phasen in der LK sind natürlich versetzt, da sie mit den älteren GCVSElementen berechnet wurden. Trotzdem
kann man die Phasen-Differenz von 0,23 zwischen Maximum und dem Buckel ableiten. Die Differenz beträgt somit 3,42 Tage. Die nachfolgende Aufsuchkarte der AAVSO stammt aus dem Jahr 1994. Abschließend kann ich noch berichten, dass es vor einigen Jahren nur ein paar Beobachter laut AAVSO-Datenbank gab, die RW Cas beobachteten, dies hat sich geändert, nun sind es 12 Beobachter. Die meisten von ihnen berichteten negative BR-Werte.
Literaturhinweise: [1] GCVS (General Catalogue of Variable
Stars [2] AAVSO (American Association of Variable
Star Observers) [3] David Dunlap Observatory (Database of
Galactic Classical Cepheids) [4] Astrophysik von: Weigert/Wendker
Bericht über die Veränderlichenbeobachtungswoche an der VdS-Sternwarte in Kirchheim
von Rudolf Obertrifter
Wie in den letzten BAV Rundbriefen angekündigt, fand in der Zeit vom 28.8. bis 5.9.2004 eine Veränderlichenbeobachtungs- und Urlaubswoche an der VdSSternwarte in Kirchheim statt. Die Woche war vor allem als Einführung für neue/unerfahrene Beobachter gedacht. (Die Entwicklung lässt sich in den BAV Rundbriefen 4/2003 und 3/2004 nachvollziehen). So trafen sich dann am Samstag, dem 28.8. ab 15 Uhr Werner Braune, Gerd-Uwe Flechsig, Rudolf Obertrifter, Kerstin und Manfred Rätz sowie Josef Trummer, um zusammen mit Dr. Jürgen Schulz, dem Leiter der Sternwarte, die Örtlichkeiten in Augenschein zu nehmen und einige organisatorische Dinge zu besprechen. Ein angemeldeter Teilnehmer hatte kurzfristig abgesagt, ein weiterer kam nicht, war auch telefonisch nicht erreichbar. Werner Braune, Gerd-Uwe Flechsig und Rudolf Obertrifter bezogen die Zimmer auf der Sternwarte, Josef Trummer hatte sich in Kirchheim einquartiert. Kerstin und Manfred Rätz verabschiedeten sich nach einigen Terminabsprachen, die restlichen Teilnehmer gingen zum Abendessen. Hier wurde nochmals über die Vorkenntnisse und Wünsche der Teilnehmer gesprochen. Quintessenz des Ganzen war, zwei Teilnehmer (Werner Braune und GerdUwe Flechsig) mit praktischer visueller Beobachtungserfahrung, die beiden anderen ohne. Nach Rückkehr zur Sternwarte zeigte der zuvor bedeckte Himmel große Wolkenlücken, so dass Werner sein C8 aufbaute. Er stellte das Feld von OO Aql ein. Alle
Teilnehmer konn-
ten an Hand der
Karte OO Aql ein-
deutig identifizie-
ren. Schätzen
konnten wir aller-
dings nicht, da der
Himmel schnell
wieder zuzog.
Im weiteren werde
ich mich vor allem
auf den astronomi-
schen Teil be-
schränken:
Am
Sonntag Abb. 1:
Vormittag führte Werner Braune, Josef Trummer und Gerd-Uwe Flechsig beim
Werner zunächst Auswerten.
theoretisch in die
Argelandersche
Stufenschätzmethode ein. Nach einer Rolldachhütte ist neben den vereinseige-
Pause, die wir zu einem Blick auf die nen Teleskopen ein zu Testzwecken ausge-
Sonne nutzten (die Kirchheimer Volks- liehener 5-Zoll-Takahashi-Refraktor (128/
sternwarte macht Sonntagvormittags 1040 mm) montiert. Wir bauten auch ein
öffentliche Sonnenführungen) machten wir zweites C8 auf GP-DX-Montierung auf
eine erste praktische Schätzübung mit (gehört der VdS).
Hilfe der BAV-Dias von X Tri. Trotz unter- Gegen 21 Uhr wurde es klar, geplant waren
schiedlicher Vergleichssterne und deutli- Aufsuchübungen. Als erstes suchte und
cher Unterschiede im Gesamtstufen- fand Werner BR Cyg, Übungen der
umfang landeten wir alle mit unserem Teilnehmer wurden wegen durchziehender
Minimum in einem Fenster von 10 großer Wolkenfelder verhindert. So warfen
Minuten, was für mich angesichts der sehr wir nur einen Blick auf einige
unterschiedlichen Erfahrung der Teil- Doppelsterne (z. B. Albireo) und offene
nehmer doch sehr verblüffend war.
Sternhaufen (z. B. h & chi). Es zeigte sich
Nach einem ausgiebigen Rundgang durch hier, wie auch am Abend zuvor und wie an
Kirchheim unter Führung von Dr. Schulz den folgenden Abenden, dass der fast volle
zusammen mit seiner Frau erhielten wir Mond (Vollmond war in der Nacht von
eine Einweisung in die verschiedenen auf Sonntag auf Montag) doch empfindlich
der Sternwarte vorhandenen und nutzbaren störte, insbesondere bei Objekten, die in
stationären und mobilen Teleskope. In der Richtung des Mondes lagen. Möglich-
VdS-Journal Nr. 17
126 V E R Ä N D E R L I C H E
keiten der Abschattung gaben die Mitbeobachter, die sich als Schattenspender passend aufstellten. Nach einem Ausflug nach Erfurt am Montagvormittag folgte am Nachmittag durch Werner eine Einführung in die Beobachtungsplanung und die dazu zur Verfügung stehenden BAV-Hilfsmittel. Mit den Rahmenbedingungen · Beobachtung bis maximal 2 Uhr · zwei C8, ein 5-Zoll-Refraktor,
Feldstecher der Teilnehmer (10x50) · fast die ganze Nacht Mond · Bedeckungsveränderliche des BAV-
Standardprogramms ST und RR-LyraeSterne des BAV-Programms RR mit bekannteren Sternen gingen wir das BAV Circular für den Tag durch, suchten alle in Frage kommenden Veränderlichen heraus und entschieden in einem zweiten Schritt anhand von Helligkeit, Amplitude und Lage am Himmel (Mond!), welche Veränderliche wir mit welchem Instrument beobachten wollten. Die erste Nachthälfte war aber leider nicht klar, nur vereinzelte Wolkenlücken. Am Dienstag Vormittag machten wir die Beobachtungsplanung für den Abend und besprachen das weitere Wochenprogramm. Nachmittags stellte Kerstin Rätz verschiedene zur Verfügung stehende Karten der AAVSO zur Mirastern-Beobachtung vor sowie einige auf der Sternwarte vorhandene Atlanten, auf die wir im weiteren Verlauf der Woche noch öfter zurückgriffen. Wie am Vortag war die erste Nachthälfte zur Beobachtung nicht geeignet, es klarte erst nach Mitternacht auf. Am Mittwoch Vormittag besichtigten wir Weimar, einen Tag vor dem Brand in der Amalia-Bibliothek. Nachmittags stellte Manfred Rätz die Beobachtungsmöglichkeiten mit CCD-Kameras vor. Die geplante Beobachtung mit der ST8 der Sternwarte fiel den zunächst schlechten Wetterbedingungen zum Opfer, allerdings klarte es ab 22 Uhr auf. Werner stellte im C8 SW Lac ein, so dass wir zu unseren ersten Schätzungen eines Minimums kamen. Nach einem kurzen Rückblick auf den vergangenen Abend stellte Gerd-Uwe am Donnerstag am PC das Stardialsystem vor und zeigte verschiedene Möglichkeiten der Auswertung. Im Anschluss werteten wir unsere Beobachtung von SW Lac aus und erstellten den Beobachtungsplan für die kommende Nacht, die versprach klar zu werden. Am späten Nachmittag kamen noch Kerstin und Manfred Rätz. Manfred bereitete den großen Newton der Stern-
VdS-Journal Nr. 17
Abb. 2: Rudolf Obertrifter, Gerd-Uwe Flechsig und Josef Trummer beim Besuch in Weimar.
warte für CCD-Beobachtungen vor, er hatte SW Equ ausgesucht. In Laufe der Nacht stellte sich dieser Stern als ungünstige Wahl heraus, da er doch deutlich langsamer war als gedacht, so dass nur eine Lichtkurve des Abstiegs aufgenommen werden konnte. Hierbei war Josef der sehr interessierte Teilnehmer. Visuell beobachteten wir Beta Per, BR Cyg mit dem C8 und DI Peg mit dem 5-ZollTakahashi. Nebenbei liefen noch Feldstecher-Beobachtungen von Kerstin und Gerd-Uwe an AI Dra. Der noch immer sehr volle Mond störte insbesondere bei der Beobachtung von Beta Per. Für mich war die parallele Schätzung der drei Sterne vom Umfang her gerade gut zu bewältigen. Zusätzlich zu diesen Sternen schätze ich auch Beta Lyr und Delta Cep. Diese Schätzungen habe ich in den auf Kirchheim folgenden Wochen fortgeführt, allerdings seit Mitte September auf Grund schlechter Bedingungen nur noch zwei Schätzungen bekommen. Eine Auswertung steht noch aus, da man ja erst etwas sammeln muss, um eine reduzierbare Lichtkurve zu erhalten. Nach einem Ausflug nach Eisenach mit Besichtigung der Wartburg sowie der Beobachtungsplanung für die Nacht begannen wir am späten Freitagnachmittag noch mit der Auswertung der Ergebnisse der vergangenen Nacht. Für Josef war dies nichts mehr. Er hatte mit einer Erkältung zu kämpfen, die ihn ins Bett und auch zur vorzeitigen Abreise zwang. In der Nacht schätzen wir TZ Dra (C8), XZ Cyg
(Takahashi) und RZ Cas (Feldstecher). Der Samstag diente der Auswertung der Ergebnisse der letzten beiden Nächte und der Beobachtungsplanung für die letzte Nacht und einem Rückblick und Manöverkritik der gesamten Woche. In der Nacht beobachteten wir RR Lyr (Feldstecher), nochmals XZ Cyg (Takahashi) und V 548 Cyg (C8). Letzterer machte Probleme, da wir ihn einige Male und dann endgültig im C8 bei azimutaler Aufstellung und HandNachführung in einer sehr unübersichtlichen Sterngegend verloren. Später fanden wir ihn dann ohne Schwierigkeiten im Takahashi mit automatischer Ansteuerung. Das war aber nach einer über zweistündigen Lücke leider viel zu spät. Nach einem ausgiebigen Frühstück traten wir am Sonntag gegen 10 Uhr die Heimreise an. Die Verpflegung haben wir in Eigenregie organisiert. Gefrühstückt haben Werner, Gerd-Uwe und ich auf der Sternwarte, Josef kam dann später aus seiner Pension hinzu. Zum Mittagessen waren wir in verschiedenen Gaststätten, entweder bei den Ausflügen oder in der Umgebung. Zu Abend haben wir auf der Sternwarte gegessen, was sich als sehr günstig herausgestellt hat, da wir so schnell auf die Wetterlage reagieren konnten. Der Beobachtungsumfang war mit maximal drei Sternen pro Nacht für mich als unerfahrenen visuellen Beobachter in unserem Beobachtungsablauf gut zu bewältigen. Grundsätzlich wäre auch ein vierter Stern machbar, wobei dabei ein Teleskop mit automatischer Nachführung (wie das Takahashi) sicher hilfreich wäre. Die Ausbeute von neun Lichtkurvenblättern bei drei guten und einer teilweise nutzbaren Nacht ist sicher auch nicht zu verachten.
Mein ganz persönliches Fazit Die Woche hatte die richtige Mischung aus Beobachtungen und Ausflugsprogramm, sie hat meine Hemmschwelle vor der visuellen Beobachtung beseitigt (das Septemberwetter ließ bei mir nur zwei Beobachtungen zu) und sie hat Lust auf eine Wiederholung im nächsten Jahr gemacht. Zum Schluss möchte ich Werner für die viele Vorarbeit die er sich gemacht hatte danken, wodurch die Veränderlichenbeobachtungswoche ein so schöner Erfolg wurde.
V E R Ä N D E R L I C H E 127
Urlaubswoche und Veränderlichenbeobachtung auch 2005
- vom 27.8. bis 4.9.2005 an der VdS-Sternwarte in Kirchheim (Thüringen)
von Werner Braune
Unsere Urlaubs- und VeränderlichenInformations- und Beobachtungswoche 2004 an der thüringischen VdS-Feriensternwarte in Kirchheim, rd. 15 km von Erfurt entfernt, verlief so gut, dass wir sie aufgrund unserer Erfahrungen wiederholen möchten, sofern uns etwa sechs Interessenten ihre Teilnahme signalisieren.
Vor allem für Anfänger Beobachterische Anfänger können durch geübte Beobachter den Einstieg am Himmel in die eigene Beobachtungserfahrung machen und dabei Urlaub und Geselligkeit genießen. Eine ganze Woche in schöner Urlaubsumgebung sollte auch klaren Himmel bieten.
Der Termin Vom 27. August (Sa) bis 4. September (So) 2005 (Neumond am 3. 9.). Der Termin
liegt in den Schulferien von BadenWürttemberg, Bayern, Hessen, RheinlandPfalz und Saarland.
Das wird geboten Visuelle Beobachtung, gern auch mit den eigenen transportablen Instrumenten, sowie CCD-Beobachtung mit der CCDKamera der Sternwarte. Praktischer Umgang mit BAV-Vorhersagen und Karten, DIA-Übung der Stufenschätzung, Umgang mit AAVSO-Karten. Auswertung von Beobachtungen. Ausflug ins Internet, Stardial, CCD-Auswertung etc. Lösungen individueller Fragen. Zudem Tagesausflüge nach Erfurt und Weimar sowie Luther-Stadt Eisenach und Wartburg unter sachkundiger Leitung. Auto-Mitfahrgelegenheiten wird es geben. Die Sternwarten-Ausstattung ist über www.vds-astro.de einzusehen.
Kosten und Anmeldung Bei Übernachtung auf der Sternwarte kostet der Aufenthaltstag 20 Euro für VdSMitglieder und BAVer, andere zahlen 25 Euro. Frühstück und Abendbrot organisieren die Teilnehmer mit Hilfe der Gestalter selbst. Es gibt eine Küche. Sonstige Verköstigung im Ort bzw. nach Lage der Ausflüge. Interessenten, ggf. mit Freunden melden sich bitte mit einigen Angaben zum persönlichen Umfeld (Feldstecher, CCD, Mirasterne, Stardial im Internet etc.). Drei Mitwirkende an der Gestaltung und zur Weitergabe ihres Wissens stehen zur Verfügung: Werner Braune, Gerd-Uwe Flechsig und Manfred Rätz. Anmeldungen bei Werner Braune, Münchener Str. 26, 10825 Berlin, Telefon: 0 30 - 7 84 84 53, E-Mail: braune.bav@t-online.de oder zentrale@bav.astro.de
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KH 15D und seine protoplanetare Scheibe
von Hans G. Diederich
Abb. 1: Lichtwechsel von KH 15D
Am 21.6.2002 berichtete die Rheinische Post in ihrer Online-Ausgabe über KH 15D, der inzwischen die Veränderlichenbezeichnung V582 Monocerotis trägt. Noch im selben Jahr folgten die ersten Beobachtungen durch Amateure und eine Veröffentlichung auf der Website der BAV. Mit KH 15D bietet sich uns Sternfreunden erstmals die Gelegenheit, eine präzedierende protoplanetare Scheibe quasi ,,live" zu erleben. Abbildung 1 zeigt den Lichtwechsel von KH 15D in einer Montage.
Eigenschaften KH 15D ist mit rund 2 Millionen Jahren noch recht jung und hat die Hauptreihe im Hertzsprung-Russel-Diagramm noch nicht erreicht. Er befindet sich in einer Entfernung von 760 pc und wird von den Fachastronomen als ,,weak-lined" T-TauriStern (WTT) eingestuft. Entdeckt wurde er
von Kearns und Herbst im Jahre 1998. KH 15D ist der 15. Stern im Feld D ihres Katalogs. Wer ihn in Simbad sucht, sollte dort allerdings die Bezeichnung ,,NGC2264 VVO D15" oder ,,V* V582 Mon" eingeben.
Daten zu KH 15D Koordinaten: Rektasz. 06h 41m 10s, Dekl. +09 Grad 28' 35,5'' (2000.0) Helligkeiten: B = 17,4 mag, V = 16,1 mag. KH 15D weist einen mit ca. 3,5 Magnituden recht großen Unterschied zwischen Minimum und Maximum auf. Das Minimum dauert 18 Tage und wiederholt sich alle 48 Tage. In der Literatur finden sich folgende Elemente für die Mitte des Minimums: JD (mid-eclipse) = 2451626,86 + 48,34 . E
Interessant ist jetzt nicht nur das geringe Alter des Sterns und die Tiefe seines
Minimums, sondern dass dessen Länge pro Jahr um einen Tag zunimmt!
Wird nun nicht allzu lange belichtet, ist KH 15D entweder sichtbar oder eben nicht. Auf älteren eigenen sowie fremden Aufnahmen kann das jeder selbst sehen, nur ist das den meisten von uns bisher nicht aufgefallen. Dabei gehört die Umgebung von KH 15D mit dem KonusNebel zu den am häufigsten beobachteten Deepsky-Objekten.
Das relativ lange dauernde Minimum gab bei der Entdeckung sofort Anlass zum Nachdenken. Denn keine Konfiguration von kugelförmigen Körpern ist vorstellbar, die sich mit diesen Daten als enges Doppelsternsystem umkreisen und gegenseitig bedecken könnten. Das KH 15D bedeckende Objekt mußte also etwas anderes, sehr viel größeres sein. So gelangte man zur Idee einer protoplanetaren Scheibe, die KH 15D umgibt und in der sich Veränderungen (in der Lichtkurve) als Vorstufen zur Planetenbildung ,,live" interpretieren lassen.
Abb. 2: Modell von Winn et al.
VdS-Journal Nr. 17
Historische Lichtkurven Die Untersuchung alter Photoplatten ergab eine Überraschung: KH 15D zeigte in der Vergangenheit keinerlei Minimum! Die Besonderheiten der historischen Lichtkurven lassen sich wie folgt zusammenfassen (Abb. 2): 1. von 1913 bis 1950 kein Minimum 2. zwischen 1967 und 1982 Auftreten von
Minima mit geringer Dauer
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3. zwischen 1967 und 1982 Phasensprung von 180 Grad
4. stetige Zunahme der Dauer der Minima
Modelle zur Erklärung des Verhaltens Winn et al. [2] entwickelten 2003 ein Modell, dass diese Eigenschaften erklärt. KH 15D ist hiernach kein Stern, sondern ein Doppelstern, der zunehmend von der Kante einer protoplanetaren Scheibe bedeckt wird. Zunächst erfolgte nur die Bedeckung von überwiegend einer Komponente, dann die Bedeckung auch der zweiten Komponente. Hierdurch lässt sich auch der Phasensprung von 180 Grad erklären. Die protoplanetare Scheibe umgibt beide Komponenten des Doppelsterns KH 15D gemeinsam und präzediert leicht, daher auch die langsame Zunahme des Minimums.
Die Autoren schreiben ihr Modell in die Zukunft fort und sagen voraus, dass im Jahr 2012 überhaupt kein Maximum mehr auftreten wird: KH 15D würde dann überhaupt nicht mehr hell werden! In einer neuen Arbeit [3] wird die Möglichkeit angedeutet, dass demnächst die exakte Kantensicht auf die protoplanetare Scheibe erreicht sei und sich danach die Dauer des Minimums wieder verkürzen würde.
Damit ergibt sich für uns die äußerst reizvolle Möglichkeit, mit je einer Beobachtungsfolge pro Jahr diese Veränderung selber erleben und beide Modelle entweder bestätigen oder widerlegen zu können. Das ist doch toll!
Ein Gemeinschaftsprojekt Und dies ist nun der Inhalt des neuen Projekts ,,KH 15D": Nachweis der Verlängerung der Dauer des Minimums, Verfolgung seiner Entwicklung und Vergleich mit den oben genannten Modellen. Der beobachterische Aufwand ist gering. Zu den Zeiten des Übergangs vom Minimum zum Maximum (bzw. umgekehrt) wird KH 15D pro Nacht einmal aufgenommen. Die Auswertung der Aufnahmen erfolgt zentral beim Autor. Der sich beteiligende Sternfreund braucht also nur seine Aufnahme mit der Aufnahmezeit zu versehen und einzusenden. Ein Aufruf zur Beobachtung erfolgt rechtzeitig vor Beginn von Minimum und Maximum auf den Mailing-Listen der FG Veränderliche (BAV), Deepsky und CCD-Technik.
Abb. 3: Verlängerung des Minimums
Ergebnisse Erste Ergebnisse liegen bereits vor. Diese wurden insbesondere durch die Mitwirkung von Wolfgang Quester ermöglicht, dessen Beobachtungen halfen, wetterbedingte Lücken zu schließen. In Abbildung 3 sind über der Zeitachse die Zeitpunkte des Wechsels zwischen Minimum und Maximum (relativ zur Mitte des Minimums) aufgetragen. Ein rotes Symbol bedeutet ,,KH 15D nicht sichtbar", ein grünes Symbol ,,KH 15D sichtbar". Es galt nun, in dieses Diagramm eine Gerade so einzuzeichnen, dass alle ,,roten" Beobachtungen auf der einen und alle ,,grünen" Beobachtungen auf der anderen Seite zu liegen kommen. Ist das überhaupt möglich? Ja, es gelang. Durch einige Punkte im Diagramm wird die gestrichelte Gerade sehr eingeschränkt und eindeutig festgelegt. Die Gerade liegt zudem nicht parallel zur Zeitachse, sondern weist eine Steigung auf: Die Beobachtungen der am Projekt beteiligten Sternfreunde bestätigen also, dass die Dauer des Minimums zunimmt. Damit ist das erste Ziel erreicht.
Wie es weiter geht ... Das Beobachten und Auswerten wird fortgesetzt, denn es ist keineswegs sicher, wie sich KH 15D in Zukunft verhalten wird. Selten bietet sich uns Amateuren eine solche Gelegenheit, die Entwicklung eines hochaktuellen Forschungsobjekts in eigenen Aufnahmen mitverfolgen zu können. Jeder Sternfreund ist aufgerufen, sich zu beteiligen und ein weiteres ,,Abenteuer Astronomie" zu erleben.
Literaturhinweise: [1] J. Winn et al., 2004: ,,KH 15D: Gradual
Occultation of a Pre-Main-Sequence Binary", Astrophys. J. 603, L45 [2] O. Barsunova et al., 2004: ,,The Unique Eclipsing System KH15D: New Photometric Data", Astrophysics, Vorabdruck
VdS-Journal Nr. 17
130 S E R V I C E
M wie Messier
Von Torsten Güths
Der französische Astronom Charles Messier lebte in den Jahren 1730 bis 1817. Er stellte ab 1758 die wohl heute noch bekannteste Auflistung von nicht stellar erscheinenden Himmelsobjekten zusammen. Sein Katalog diente ihm als echte Arbeitsunterlage, um bei der Suche nach Kometen nicht irrtümlich einen der fixen Nebel mit einem neuen Komet zu verwechseln. Nicht alle Objekte hat er selbst entdeckt, er übernahm sie auch von Kollegen. Die heutige Messierliste umfasst 110 Objekte, von denen einige bereits dem unbewaffne-ten Auge zugänglich sind. Mit einem guten Fernglas wird immerhin schon mindestens die Hälfte von ihnen sichtbar. Somit eignen sie sich besonders für Astronomieeinsteiger und Anwender kleinerer Fernrohre, für die einige Messierobjekte bereits eine Fülle von Details aufweisen können. Die Daten und historischen Objektbeschreibungen wurden aus Burnhams Celestial Handbook, Kepple / Sanners
,,Nightsky Observing Guide" und dem Internet (Paris Observatorium http://www. obspm.fr/) entnommen. Im VdS-Journal wollen wir Sie mit dieser Rubrik anregen, ihre eigenen Objektbeschreibungen einzureichen! In der Ihnen vorliegenden zehnten Folge unserer ,,M"Serie sind Berichte von Dirk Panczyk, Gerd Kohler, Gerhard Scheerle und des Verfassers enthalten. Vielen Dank den Zusendern! Die nächsten Objekte in dieser Rubrik finden Sie in der Liste in Tabelle 1. Bitte schicken Sie Ihre Beobachtungs-
eindrücke zu diesen Objekten direkt an den Verfasser dieser Rubrik, Stichwort ,,Messierobjekte"! Vergessen Sie bitte nicht, die Beobachtungsumstände anzugeben: zumindest die Grenzgröße mit bloßem Auge, die Öffnung Ihrer benutzten Instrumente und die eingesetzten Vergrößerungen. Eine Dateiform wie Word97 oder älter (doc, txt, wpd) wäre gut.
Torsten Güths, Am Pfahlgraben 45, D-61239 Ober Mörlen-Langenhain Oder: torsten.gueths@ipfb.net (möglichst maximal 300 KB Dateigröße).
Nr. VdS-J Benötigte Objekte
Einsendeschluss
18 III/2005 M 27 (Vul) M 71 (Sag)
Mitte Mai 2005
19 I/2006 M 97 (UMa) M 108 (UMa) M 109 (UMa) Mitte September 2005
20 II/2006 M 5 (Ser) M 10 (Oph) M 12 (Oph) Mitte Januar 2006
21 III/2006 M 30 (Cap) M 77 (Cet) M 103 (Cas) Mitte Mai 2006
22 I/2007 M 88 (Com) M 90 (Vir) M 91 (Com) Mitte September 2006
Tab. 1: Die nächsten Objekte in dieser Rubrik. Bitte senden Sie Ihre Beobachtungen ein!
M 61, Jungfrau (Virgo)
Objekttyp:
Balkenspiralgalaxie,
Typ SBbc
Entfernung:
65 Millionen
Lichtjahre
Reale Ausdehnung: 110.000 Lichtjahre
Scheinbare Helligkeit:9,7 mag
Winkelausdehnung: 6 Bogenminuten
Koordinaten:
Rektasz. 12h 22m
Dekl. +04 Grad 28'
Historisches: Entdeckt wurde M 61 von dem Astronomen Oriani am 5. Mai 1779 bei einer Kometenbeobachtung. Mit diesem Kometen wurde M 61 zur gleichen Zeit von Messier verwechselt. Am 11. Mai bemerkte Messier seinen Irrtum, und dieses Objekt wurde der einundsechzigste Eintrag in seinen Katalog. Messier beschreibt ihn als sehr lichtschwach und schwierig wahrzunehmen.
Objektbeschreibungen unter guten Bedingungen (Grenzgröße ungefähr 6 mag)
Auge: Unbeobachtbar (G. Scheerle)
VdS-Journal Nr. 17
Abb. 1: M 61, aufgenommen mit einer Starlight Xpress MX7C CCD-Kamera durch ein 15 cm f/6 Newton-Teleskop. Fünf Aufnahmen zu fünf Minuten Belichtungsdauer gemittelt und bearbeitet. (Aufn. T. Güths)
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Fernglas 8x56: Als ganz kleines (3'), und nur sehr schwaches (9,2 mag) Nebelfleckchen erkennbar, wenn man die genaue Position kennt. (G. Scheerle)
11 cm Öffnung: Eine runde strukturlose Nebelfläche 9,2 mag, die wegen des großen Durchmessers von 6' insgesamt relativ flächenschwach wirkt. (G. Scheerle)
33 cm Öffnung:
Bei 100x erkennt man eine rundliche Form mit einem punktförmigen, helleren Kern. Die lichtschwächeren Außenpartien erscheinen bei indirektem Sehen schwach strukturiert. (D. Panczyk)
40 cm Öffnung: Eine 5' große runde Nebelfläche von 9,2 mag mit sehr kompaktem Kern, der ein sternähnliches Aussehen 12,6 mag aufweist. Weitere Strukturen sind nicht zu sehen. Eine wunderschöne Galaxie! (G. Scheerle)
Fotografie: Bei 400 mm Objektivbrennweite, ,,normalkörnigem" Film (ISO 200-400) und tiefer Ausbelichtung können Sie M 61 schön mit weiteren gut sichtbaren Galaxien im gleichen Feld zeigen! Für den Erhalt einer eindrucksvollen Aufnahme benötigen Sie schon mindestens 1.500 mm Brennweite. Die Belichtungszeit sollte das maximal mögliche sein, was Ihr Himmel hergibt. Für CCD-Kameras mit Pixeln kleiner 10µm reichen 900 mm völlig aus (siehe Abb. 1).
M 99, Haar der Berenike (Coma Berenices)
Objekttyp:
Spiralgalaxie, Typ
Sc
Entfernung:
65 Millionen
Lichtjahre
Reale Ausdehnung: 95.000 Lichtjahre
Scheinbare Helligkeit:9,9 mag
Winkelausdehnung: 4,6 Bogenminuten
Koordinaten:
Rektasz. 12h 19m
Dekl. +14 Grad 25'
Historisches: Eine Entdeckung von Mechain aus dem Jahre 1781, die noch im selben Jahr durch Messier bestätigt wurde. Sie ist ein Mitglied des berühmten Virgo-Galaxienhaufens. Messier beschreibt ihn als sehr lichtschwachen Nebel ohne Sterne.
Objektbeschreibungen unter guten Bedingungen (Grenzgröße ungefähr 6 mag)
Auge: Unbeobachtbar (G. Scheerle)
Fernglas 8x56: Als deutliches 4' großes rundes Nebelfleckchen von 9,2 mag erkennbar, wenn man die genaue Position kennt. (G. Scheerle)
11 cm Öffnung: Eine 5' x 4' große und damit leicht ovale Nebelfläche von 9,6 mag. Gut zu sehen. (G. Scheerle)
15 cm Öffnung: Bei durchschnittlichem Landhimmel und 53x vergrößert oval mit einem etwas helleren Kern. Gut zu sehen. (G. Kohler)
20 cm Öffnung: Bei durchschnittlichem Landhimmel und
Abb. 2: M 99, aufgenommen mit einer Starlight Xpress MX5C CCD-Kamera durch ein 15 cm f/6 Newton-Teleskop. Vier Aufnahmen zu fünf Minuten Belichtungsdauer gemittelt und bearbeitet. (Aufn. T. Güths)
57x vergrößert ein runder Nebel. Etwas hellerer Kern. Gut zu sehen. Indirekt beobachtet wirkt er etwas heller (G. Kohler)
25 cm Öffnung: Heller und komprimierter als M 98, Spiralansatz bei 180x im Zentrum erkennbar. Ein Vordergrundstern (6,5 mag) in 10 Bogenminuten Entfernung stört die Beobachtung etwas. (T. Güths)
33 cm Öffnung: Bei 100x erscheint sie relativ lichtschwach. Sie hat eine rundliche Form mit einer leichten, zentralen Aufhellung. (D. Panczyk)
40 cm Öffnung: Eine 5' x 4' große und somit leicht ovale Nebelfläche von 9,0 mag, die zum Zentrum hin eine mäßige Konzentration
aufweist. Der Kern selbst erscheint sternähnlich von 14,2 mag, womit er sich aber nur schwach von der umgebenden Scheibe abhebt. Eine schöne Galaxie! (G. Scheerle)
Fotografie: Ab 400 mm Objektivbrennweite, ,,normalkörnigem" Film (ISO 200-400) und tiefer Ausbelichtung können Sie von M 99 bereits die hellsten Spiralarme erkennen. Zusätzlich stehen einige weitere gut sichtbare Galaxien (z. B. auch M 100) im gleichen Feld! Für den Erhalt einer eindrucksvollen Aufnahme benötigen Sie schon mindestens 1.000 bis 1.500 mm Brennweite. Die Belichtungszeit sollte das maximal mögliche sein, was Ihr Himmel hergibt. Für CCD Kameras mit Pixeln kleiner 10 µm reichen 900 mm (siehe Abb. 2) völlig aus.
VdS-Journal Nr. 17
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M 100, Haar der Berenike (Coma Berenices)
Objekttyp:
Spiralgalaxie,Typ
SBbc
Entfernung:
65 Millionen
Lichtjahre
Reale Ausdehnung: 130.000 Lichtjahre
Scheinbare Helligkeit:9,3 mag
Winkelausdehnung: 6,2 Bogenminuten
Koordinaten:
Rektasz. 12h 23m
Dekl. +15 Grad 47'
Historisches: Eine Entdeckung von Mechain aus dem Jahre 1781, die noch im selben Jahr durch Messier bestätigt wurde. Sie ist ein Mitglied des berühmten Virgo Galaxienhaufens. Messier beschreibt ihn als sehr lichtschwachen Nebel ohne Sterne, der wie M 99 und M 98 nur bei Kulmination und sehr gutem Wetter erkannt werden konnte. Die Spiralstruktur wurde im Jahre 1850 erstmals durch Lord Rosse mit seinem 180cm Spiegelteleskop erkannt.
Objektbeschreibungen unter guten Bedingungen (Grenzgröße ungefähr 6 mag)
Auge: Unbeobachtbar (G. Scheerle)
Fernglas 8x56: Kann nur unter besten Bedingungen als sehr schwacher Nebelfleck von 9,4 mag zweifelsfrei gesehen werden. Erscheint wegen der Größe von 6' nicht ganz klein. (G. Scheerle)
11 cm Öffnung: Eine 6' große und genau runde strukturlose Nebelfläche von 9,6 mag, allgemein nur flächenschwach. (G. Scheerle)
25 cm Öffnung:
Abb. 3: M 100, aufgenommen mit einer Starlight Xpress MX7C CCD-Kamera durch ein 15 cm f/6 Newton-Teleskop. Sechs Aufnahmen zu fünf Minuten Belichtungsdauer gemittelt und sehr stark bearbeitet um die Spiralstruktur im Kern herauszuarbeiten. (Aufn. T. Güths)
Bei 180x Vergrößerung wirkt M 100 groß, diffus, mit einer helleren Kernregion in der ich eventuell dunkle Strukturen ausmachen konnte. (T. Güths)
33 cm Öffnung: Bei 100x erscheint sie relativ lichtschwach. Sie besitzt ein rundliche Form mit einem sternförmigen, helleren Kern. Die Außenpartien sind lichtschwächer. (D. Panczyk)
40 cm Öffnung: Eine 6' große und genau runde Nebelfläche von 9,8 mag. Der Kern ist 1' groß und hell, ansonsten erscheint die Scheibe
nur strukturlos und flächenschwach. (G. Scheerle)
Fotografie: Bei 400 mm Objektivbrennweite, ,,normalkörnigen" Film (ISO 200-400) und tiefer Ausbelichtung können Sie M 100 schön mit weiteren gut sichtbaren Galaxien (z. B. auch M 99) im gleichen Feld zeigen! Für den Erhalt einer eindrucksvollen Aufnahme benötigen Sie schon mindestens 1.500 mm Brennweite. Die Belichtungszeit sollte das maximal mögliche sein, was Ihr Himmel hergibt. Für CCD Kameras mit Pixeln kleiner 10 µm reichen 900 mm (siehe Abb. 3) völlig aus.
Zur Einsteigerdiskussion
von Walter Rapp
Ja natürlich. Es ist bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Und für mittlerweile 30 Euro Jahresbeitrag muß man auch was bieten, oder nicht? Aber zugegeben, die drei Journale pro Jahr sind auch ihr Geld wert! Wenn es nach mir ginge, bräuchten es auch nicht mehr werden. Da ich mich elektronisch noch nicht vernetzen ließ, also weder über einen PC
noch über ein Notebook verfüge, sind Sie (die Redaktion) bedauerlicherweise etwas am Rande meiner Reichweite. Im ganzen Journal werden nur E-Mail Adressen genannt. Eine andere Art der Kontaktaufnahme ist offensichtlich nicht mehr vorgesehen. Telefon und/oder Fax sind Schnee von Gestern! Nein, ich möchte nicht gehässig oder spöttisch werden.
VdS-Journal Nr. 17
Aber Sie brauchen über eine halbe Seite (S. 143) um mitzuteilen, wie und in welcher Form, Zuschriften eingereicht werden müssen. Nur mit Mühe ist erkennbar, dass auch ein normaler Brief noch Gnade findet. Sie machen mit diesem Vorgang den Zugang und Kontakt zu Ihnen und den Fachgruppen nicht gerade leicht. Doch wie kann eine Einsteigerhilfe ausse-
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hen? Es ist wohl unbestritten, dass das Hobby Astronomie keine ganz leichte Kost ist. Wer also hieran Gefallen findet, kann nicht nur auf die Hilfe Anderer bauen. Es ist nicht wie Noten lernen. Bei Interesse an der Sternenpracht kann ja wohl auch vorausgesetzt werden, dass die eigene Neugierde vorhanden ist, die Sternbilder kennen zu lernen und die jahreszeitlichen Veränderungen am nächtlichen Himmel zu sehen und im Laufe der Zeit einordnen zu können. Dazu gibt es auch vielfältige Literatur. Dieses Wissen um die Vorgänge macht dann auch Spaß und bringt Sicherheit. Man weiß, wo man hinschauen muss! Das ist meines Erachtens die Eigen- und Vorleistung, die selbst zu erbringen ist, damit Hilfe und Unterstützung von Außen überhaupt etwas bewirken kann. Viele, oft auch teure Teleskope, manche noch in der Orginalverpackung, werden innerhalb eines Jahres, wohl zumeist mit großem Verlust, wieder verkauft, weil diese Minimalvoraussetzungen fehlten. Viele solcher Spontankäufe entspringen
einem Augenblicksentscheid, weil vielleicht ein prächtiger Bildband über die Sternenwelt diese Reaktion hervor rief. Kaum in einem dieser großformatigen Bilderbücher steht drin, dass der visuelle Sternenhimmelanblick durch ein Teleskop eben schwarz/weiß und nicht farbig ist. Und vor dem Anschauen steht zuerst einmal das Suchen und Finden. Was man dann sieht, ist für unbedarfte Leute oftmals enttäuschend und frustrierend. Auch hier könnte die VdS Aufklärungsarbeit betreiben. Die Frage ist nur: Wie? Viele dieser Schnellzubegeisternden wissen vermutlich gar nicht, dass es eine Organisation wie die VdS gibt, bei der man Rat und Hilfe holen könnte. Auch unser Verein wurde in jüngster Zeit in zwei Fällen erst nach dem Kauf eines Teleskops konsultiert, weil das Aufstellen nicht funktionierte. Wenn in der Anleitung steht, dass Stativ und Montierung ungefähr auf den Polarstern ausgerichtet werden sollte, dann nützt das nur, wenn man weiß, wo dieser Stern ungefähr zu finden ist. Interesse und Kenntnis für dieses Hobby,
welches zu allem Unglück auch noch überwiegend des Nachts betrieben wird, und da auch noch oft genug infolge schlechter Witterung, Temperaturproblemen sowie Fremdlichtstörungen behindert werden kann, lassen sich nicht erzwingen. Also ist doch eher eine Hilfe zur Selbsthilfe angesagt. Schön ist es allerdings, wenn einige Begeisterte ihre nächtlichen Aktivitäten gemeinsam planen und durchführen. Doch wie die Realität zeigt, schrumpft auch hier der ansprechbare Personenkreis sehr schnell auf sehr wenige Aktive zusammen. Im angenehm temperierten Versammlungsraum über das gemeinsame Hobby zu fachsimpeln, hält ein Großteil der Mitglieder für die angenehmere Hobby-Betätigung. So ist es halt! Das ist so meine Betrachtungsweise zur Einsteigerfrage. Ich hoffe und wünsche der VdS, dass sie den richtigen Weg zur Einsteigerbetreuung findet, auch schon als Eigenwerbung für die Vereinigung.
Filter für die Astronomie
Astronomik Filter sind eine Gemeinschaftsentwicklung des astro-shop und der Firma Gerd Neumann jr. Mit diesen Filtern gibt es erstmals hochwertige und dennoch günstige Interferenzfilter für die CCD-Astronomie und die visuelle Beobachtung. Bei der Entwicklung der Astronomik Filter haben wir unser Wissen und unsere Erfahrung genutzt, um neue Filter zu entwickeln, die optimal für den Einsatz in der Astronomie sind. Die Astronomik Filter werden nach einem neuen Verfahren hergestellt und sind nicht mit den bekannten Filtern aus Japan oder den USA vergleichbar. Die Transmissionskurven werden fast mit mathematischer Genauigkeit eingehalten und es sind reale Transmissionen bis zu 99,5% möglich. Die Schichten sind vollkommen dicht und feuchtigkeitsunempfindlich. Astronomik Filter verändern sich nicht im Laufe der Jahre, sondern behalten ihre Transmissionseigenschaften fast ewig. Die Schichten sind so hart, daß kein versehentliches Verkratzen möglich ist. Da die Astronomik Filter diese außerordentlichen Eigenschaften haben, gewähren wir 5 Jahre Garantie. Die Herstellung der Filter in Europa führt dazu, daß die Filter unabhängig von US$ und Yen, einen sehr günstigen Preis haben. Wir bieten Ihnen ein umfangreiches Sortiment an Filtern: UHC, OIII und H-beta Filter für die visuelle Beobachtung, und den LRGB Typ 2 Filtersatz, H-alpha, OIII-CCD, SII-CCD, IR-Sperr und CLS für die CCD-Astronomie. Für die CCD-Fotografie besonders interessant: Die Filter haben alle dieselbe optische Dicke, dadurch entfällt bei den meisten Fernrohren das Nachfokussieren, selbst bei einem Wechsel zwischen LRGB und anderen Filtern.
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Geheimnisvolle Sonne
Eine bislang unbekannte Aufnahme der Sonnensonde SOHO, die kürzlich unter mysteriösen Umständen im gleichnamigen Londoner Vergnügungsviertel aufgetaucht ist, birgt eine Riesenüberraschung. Sie zeigt ein unbekanntes Phänomen, das die Sonnenforscher vor große Rätsel stellt. Das Ganze sieht aus wie eine gigantische Perforation! So sensationell wie das Bild sind auch die mittlerweile vorliegenden, eindeutigen Ergebnisse einer fast einjährigen Analyse. Eines ist klar, jede ,,normale" Aufnahme der Sonne zeigt eine zwar gleißend helle aber doch homogen leuchtende Sonnenoberfläche. Dieses Bild ist jedoch das erste (und bisher einzige), das im Lichte einer extrem seltenen Spektrallinie des Elements (99) Einsteinium gemacht wurde. Es schmilzt bekanntlich bei 860 Grad C und zeigt bei hoher Temperatur einen so genannten ,,verbotenen" Übergang, der einer Strahlung von 101,1 MHz entspricht. Diese Frequenz liegt im UKW-Bereich des elektromagnetischen Spektrums. Hier wurde die Sonne bislang noch nie beobachtet. Anlässlich des kommenden EinsteinJahres hatte man sich bei der NASA am 8. Juni 2004 zu einer einmaligen Beobachtung der Sonne im Lichte der (giftgrünen) Einsteinium-Linie entschlossen. Das war nur deshalb möglich, weil SOHO über einen separaten UKW-Empfänger verfügt, der normalerweise nur für Notfälle (z. B. Kometenkollision, Absturz in die Sonne, Terrorangriff) gedacht ist. Die gewonnene Aufnahme wurde nicht über die normale Antenne zur Erde gefunkt, sonst wäre sie kurz darauf im
Abb. 1: Im Licht der giftgrünen Einsteinium-Linie: eine perforierte Sonne? (Copyright: SPD)
Internet zu sehen gewesen, sondern man nutzte wieder die besagte UKW-Einheit. Absolute Geheimhaltung war angeordnet um die Sache im Einstein-Jahr 2005 präsentieren zu können. Trotzdem gelang es dem in Soho lebenden Amateurfunker Henry Maxwell-Hertz [Name von der Redaktion geändert] das geheime Signal aus der Wettervorhersage im Radio herauszufiltern. Eine graphische Darstellung (Abb. 1) tauchte jetzt in einem Londoner Fast-Food-Restaurant auf: Als Beilage zum anlässlich der erfolgreichen HuygensMission vorgestellten ,,Titan-KahnMenue". Die Verantwortlichen bei der NASA waren also gezwungen, die Karten auf den Tisch zu legen! Nach soviel Vorgeschichte nun zu den Ergebnissen. Was sind die schwarzen, nahezu gleichgroßen Flecken, die wie auf einer Perlenschnur aufgereiht sind? Beobachtungen mit dem Hubble-Teleskop (HST), das extra mit einer ultrastarken ,,Sonnenbrille" (dem so genannten ,,Fiel-
mann-Absorber") ausgestattet wurde, zeigen: Es sind keine Flecken sondern Löcher. Es handelt es sich aber nicht, wie zunächst vermutet, um ,,Schwarze Löcher", denn durch sie hindurch wurden eindeutig Hintergrundsterne nachgewiesen! Da die Löcher keine Parallaxe zeigen, d. h. sie erscheinen aus verschiedenen Richtungen gleich und ,,machen nicht zu", scheint der alte Spruch von der ,,Sonnenscheibe" wahr zu sein! Die größte Sensation ist aber: Dicht am Sonnenrand fand man ein merkwürdiges ,,Leuchtband" (in Abb. 1 markiert), das zunächst als ,,Protuberanz" (aus Einsteinium-Plasma) gedeutet wurde. Das HST brachte jetzt - wie die amerikanische Projektleiterin April Fools-Day vom ,,Solar Perforation Department" (SPD) berichtete - die ganze, unglaubliche Wahrheit ans Licht: Es handelt sich um ein fast erdgroßes ,,Banner", wie es von Flugzeugen für Werbezwecke hinterher gezogen wird, auf dem steht: ,,Bitte hier aufreißen"!!!
W. S.
Leserbriefe
Leider können wir Leserbriefe aus Platzgründen nur auszugsweise wiedergeben.
... ich habe heute ein kleines Paket mit den Heften ,,VdS-Journals..." erhalten, sozusagen als Begrüßungsgeschenk eines Neumitglieds im VdS. Das hat mich sehr positiv überrascht und ich möchte mich dafür recht herzlich bedanken. Eine sehr gute Idee! Das möchte ich einfach zum Ausdruck bringen. Ich bin zwischenzeitlich im engen Kontakt mit der Fachgruppe Spektroskopie und denke, dass ich mich
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neben dem lokalen Engagement im VAS
bei der VdS sehr beheimatet fühlen werde.
...
8869 Dr. Lothar Schanne
...Besten Dank im voraus und weiterhin gutes Gelingen bei all' Ihren Vorhaben. Nicht zuletzt hat mich die Qualität Ihres Magazins zur Rückkehr bewogen ...
8540 Hans-Werner Wiekhusen
... Das VdS-Journal ist vom Umfang und vom Inhalt eine tolle Leistung aller Beteiligten und für jedes VdS-Mitglied eine lohnende Lektüre. Herzlichen Dank
für dieses vielfältige Magazin ... 7028 Joachim Uhlig
... für Ihre gute Vereinsarbeit möchte ich
Ihnen gratulieren und mich gleichzeitig
herzlich bedanken. Insbesondere gefällt
mir Ihre Zeitschrift ,,Journal für Astro-
nomie" ausgezeichnet. Für diese Leistung
verdienen Sie große Anerkennung. Vielen
Dank! ...
6267 Thomas Gelück
... Ich möchte unbedingt ein dickes Lob anbringen, für das jedes Mal gut gelungene VdS Journal. Toll, dass es Leute gibt, die
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so viel Arbeit auf sich nehmen. Das im Umfang, Themenauswahl und Aufmachung und immer sehr gut gemachte Layout zeigen, dass alle mit viel Interesse und Sachverstand daran mitmachen. ...
5392 Magnus Zwick
...könnt ihr nicht anstatt die Frequenz der Hefte zu steigern mal die Frequenz der redaktionellen (Fehler)bearbeitung steigern?!?!? Eine ganze Seite Erratas (S 127 im Journal 16!) - das ist einfach zuviel. Und dabei ist auf einen schlimmen Fehler im Journal 15, S 141, gar nicht eingegangen: Da wird vollmundig eine ringförmigtotale Sonnenfinsternis für den 8. Januar 2005 angekündigt anstatt für den 8. April. Wer nimmt da noch andere Ankündigungen Werners ernst? Und im Zeitalter der Rechtschreibprogramme sieht im Journal 16 Ottos ,,Hinwies", Seite 1, auf den Kometen Machholz nachgerade lächerlich aus. Apropos Kometen! Das Journal will sich auch und gerade an Einsteiger wenden. Wie sollen die was anfangen können mit den Daten des Kometen auf Seite 135, die sie erst in eine Sternkarte übertragen müssen, und vor allem mit dem an dieser Stelle doofen Sichtbarkeitsdiagramm ohne Anschluß an Sterne S. 136, wenn ich als durchaus Fortgeschrittener wenig damit anfangen kann? Wo steht der Komet denn in Bezug
auf Sterne? Verwechselungen und Fehler sind auch wieder in 16 zuhauf! Könnt ihr nicht ein bisschen mehr Sorgfalt walten lassen? Es ist schade, dass euer wirklich guter Gedanke des Journals, mit soviel Schwung umgesetzt, so stark darunter leidet, dass ihr so stark ,,schlampert". Dieser Tadel soll eure im Grundsatz tolle Arbeit nicht herabsetzen, aber bei mir hat sich wie gesagt allmählich was aufgebaut, was ich nun loswerden wollte. Ich freue mich dennoch auf euer nächstes Journal - und würde mich erst recht freuen, wenn die Fehlerquote so sinken würde, dass nur ab und an was zu bemäkeln wäre. ... 2756 Wolf-Peter Hartmann (der ohne Rechtschreibprogramm hoffentlich nicht allzu viele Fehler im Text hat, was durch die fehlende Endredaktion zu erklären wäre...)
Direkt dazu: Ohne auf Details eingehen zu wollen: Die Fehlerkontrolle des Journals stellt die Redaktion in der Tat vor Probleme, die auch u. E. noch nicht befriedigend gelöst sind. Wir arbeiten jedoch intensiv an einer Verbesserung, die den Erscheinungstermin einer jeden Ausgabe nicht verzögert. Für meinen Fehler im Journal 15 in der astronomischen Vorschau muss ich mich als Autor persönlich entschuldigen. Ich schlug das neue Journal auf und der Fehler
sprang mir ins Auge: Ich hatte die Monate April und Januar beim Kopieren des Textes leider schlicht verwechselt. W.E. Celnik, Redaktionsmitglied
... seit einigen Monaten bin ich Mitglied in der VdS und bin bisher sehr positiv überrascht über die vielfältigen Aktivitäten und die entsprechenden Darstellungen im Journal. Ich ... bin insgesamt erstaunt über die Vielzahl der Fachgruppen und die differenzierte Darstellung der verschiedensten Themen aus diesen Fachgruppen und natürlich über die Vielfalt der Themen selber. Es ist wirklich als Summe überraschend zu erfahren, womit sich Amateure im Astrobereich sinnvoll beschäftigen und das aufgrund ihrer Ausrüstung auch fachlich können und welche Zeit in das Hobby investiert wird. Die Berichterstattung in den angebotenen fachlichen Zeitschriften ist sicher detaillierter, jedenfalls einzelne Themen betreffend, dafür wirken die Artikel im Journal aber persönlicher, beigeisternder und nicht so rein fachlich kühl distanziert und unbeteiligt wie eine Addition von reinen Fakten. Die Identifikation mit dem Journal ist jedenfalls bei mir sehr groß. Das ist meine Zeitung!! ...
8785 Jürgen Prahl
Wir begrüßen neue Mitglieder
(8856) Dr. Karl Kaiser, A-4160 Schlägl, (8851) Klaus Ganser, A-4184 Schönegg, (8831) Dipl. El. Ing. ETH Bernd Margotte, CH-3046 Wahlendorf, (8824) Andreas Stadlmair, CH-8049 Zürich, (8774) Silvio Hertli, CH-8240 Thayngen, (8790) Fritz Gerd Koring, Marokko 20060 Anfa Casablanca (8843) Olaf Böttcher, 01917 Kamenz, (8882) Uwe Großer, 02906 Niesky, (8827) Robert Stöwesandt, 02997 Wittichenau, (8872) Monika Kollaske, 03044 Cottbus, (8809) Falko Eggert, 03149 Forst, (8819) Dipl.-Ing. Mechthild Meinike,0 6110 Halle, (8795) Guido Wollenhaupt, 09484 Oberwiesenthal, (8832) Maciej Filip Mysik, 10627 Berlin, (8859) Roy Hengst, 12487 Berlin, (8874) Falk Jähncke, 21029 Hamburg, (8791) Henrik Feindt, 21635 Jork, (8842) Dieter Westhoff, 22455 Hamburg, (8810) Dr. Diether Schmidt, 22609 Hamburg, (8794) Dr. Erik Wischnewski, 24568 Kaltenkirchen,
(8818) Dr. Uwe Schmidt, 24943 Flensburg, (8890) Dipl.-Ing. (FH) Sven Eggert, 25436 Moorrege, (8804) KlausPeter Daub, 25469 Halstenbek, (8893) Arthur Weber, 26639 Wiesmoor, (8814) Studiendirektor Reiner Guse, 31228 Peine, (8798) Claus Geldner, 31241 Ilsede, (8875) Thomas Meyer, 31246 Lahstedt, (8811) Michael Schneider, 31303 Burgdorf, (8836) Martin Rüther, 31675 Bückeburg, (8892) Thomas Menge, 32545 Bad Oeynhausen, (8857) Michael Buk, 33449 Langenberg, (8845) Markus Leuschner, 37574 Einbeck, (8829) Alexandra Woost, 39110 Magdeburg, (8868) Michael Meyer, 39317 Ferchland, (8849) Hans-H. Schillgalies, 40227 Düsseldorf, (8848) Klaus-Dieter Schillgalies, 42109 Wuppertal, (8884) Klaus Weyer, 42653 Solingen, (8887) Friedrich Hellwig, 44309 Dortmund, (8803) Claus Winkelmann, 44388 Dortmund, (8864) Elmar von Agris, 44575
Castrop-Rauxel, (8895) Dr. Burkhard Strauß, 44575 Castrop-Rauxel, (8850) Matthias Müller, 44807 Bochum, (8808) Christian Dindas, 44866 Bochum, (8796) Manfred Schneider, 45139 Essen, (8778) Marja Kristin Seidel, 45731 Waltrop, (8847) Rüdiger Maaß, 46348 Raesfeld, (8870) Michael Bengfort, 46354 Südlohn, (8801) Ulrich Dickmann, 46562 Voerde, (8861) Joachim Biefang, 47589 Uedem, (8826) Heinz Niehus, 48249 Dülmen, (8797) Michael Wilkes, 50968 Köln, (8888) Dipl.-Ing. Wilfried Hoffend, 52036 Aachen, (8838) Hans-Peter Bartz-Kracht, 52072 Aachen, (8833) Dipl.-Ing. Jürgen Borowka, 52076 Aachen, (8852) Reinhard Horstmann, 53115 Bonn, (8844) Dr.Rainer Schalnus, 53127 Bonn, (8806) Andreas-Gerhard Maul, 53179 Bonn, (8805) Dipl.-Inf. Ralf Berger, 53639 Königswinter, (8800) Werner Stein, 56642 Kruft, (8855) Kai Märzhäuser, 57520 Kausen, (8873) Markus Wufka, 58239
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Schwerte, (8871) Jürgen Tielke, 58509 Lüdenscheid, (8879) Hermann Kellner, 58849 Herscheid, (8878) Marc-Andre Besel, 64579 Gernsheim, (8858) Dr. Thomas Gleichmann, 65428 Rüsselsheim, (8813) Alexander Scheid, 65719 Hofheim am Taunus, (8869) Dr. Dipl.-Chem. Lothar Schanne, 66333 Völklingen, (8816) Reinhard Dieterich, 67281 Bissersheim, (8846) Ralph Schröder, 69126 Heidelberg, (8881) Dr. Reinhard Knödler, 69207 Sandhausen, (8853) Prof. Dr. med. Heikki Toomes , 70192 Stuttgart, (8865) Dipl.Ing. Jürgen Georgi, 70199 Stuttgart, (8862) Dipl.-Ing. Hermann App, 70619 Stuttgart, (8715) Gerd Huissel, 71404
Korb, (8835) Ursula Mühlbayer, 71634 Ludwigsburg, (8825) Matthias Böhringer, 72296 Schopfloch, (8854) Dipl.-Ing. (BA) Frank Schneider, 72631 Aichtal, (8894) Christoph Frommen, 76297 StutenseeBlankenloch, (8840) Dr. Christian Fischer, 76307 Karlsbad, (8839) Martin Hubbuch, 76694 Forst, (8812) Gerd Weißer, 78112 St. Georgen, (8817) Prof. Dr. Eberhard Hoefer, 78120 Furtwangen, (8880) Florian Kolbe,78462 Konstanz, (8822) Fabian Groß, 79280 Au, (8867) Brigitte Loder, 80999 München, (8820) German Schmalzl, 81675 München, (8883) Ing. Jan Rost, 82327 Tutzing, (8828) Werner Ullrich, 84103 Postau, (8815) Dipl.-Phys.
Edmund Goetz, 85221 Dachau, (8885) Gerhard Wagner, 86551 Aichach, (8807) Dipl.-Ing. (FH) Florian Schober, 86554 Pöttmes, (8802) Michael Volker Hampel, 88074 Meckenbeuren, (8799) Claus Wagner, 89073 Ulm, (8823) Werner Schmidt, 90513 Zirndorf, (8860) Dr. Jens Peter Bork, 90762 Fürth, (8863) Dr.-Ing. Bernd Nedo, 91056 Erlangen, (8834) Thomas Forster, 91235 Velden, (8877) Achim Strnad, 91448 Emskirchen, (8886) Rolf Nusser, 91578 Leutershausen, (8830) Dietmar Schötz, 94379 Sankt Englmar, (8821) Sonja Muck, 97225 Zelingen, (8718) Bruno Baschista, 97999 Igersheim
Spenden an die Vereinigung der Sternfreunde e. V.
Im Jahr 2003 erhielt unsere Vereinigung wieder zahlreiche Spenden von den Mitgliedern (insgesamt EUR 3.360,91). Der Vorstand bedankt sich bei allen Spendern ganz herzlich, auch bei den vielen ungenannten Mitgliedern, die bei der Überweisung der Jahresrechnung den Beitrag aufrundeten.
(8357) Astronomische Vereinigung Kärntens, (6914) Gundbert Banik, (4896) Harald Bardenhagen, (6644) Danilo Baroni, (5278) Hans-Joachim Bensch, (6256) Reiner Boulnois, (3781) Livia Cordis, (6381) Karl Cornelius, (3091)
Günter Dass, (3659) Matthias Dietrich, (1459) Friedhelm Dorst, (3024) August Feuerstein, (3419) Hans Michael Fritz, (1324) Rainer Fuchs, (3605) Hans Gahler, (6774) Erich Gans, (2980) Franz-Josef Hambsch, (7994) Werner Henze, (3211) Peter Hosters, (7588) Harry Hübner, (4949) Jürgen Jaspert, (8117) Rüdiger Kasch, (7630) Sven Kjoesnes, (3046) Werner Kuhlmann, (3526) Jürgen Linder, (759) Eckmar Lohsen, (1803) Horst Mack, (7334) Hartmut Meske, (5734) Gerhard Miedaner, (6484) Claus D. Moeckel, (5518) Stefan Paulick, (7104) Uwe Petzl, (7462) Wolfgang Predki, (6245) Rene
Purwin, (5127) Eberhard Quaas, (3887) Holger Rendelmann, (8175) Thomas Reim, (867) Roman Schmid, (6552) Peter Schmidt, (8520) Burkhard Schmiele, (8018) Andreas Schneider, (7995) Herbert Seinwill, (5350) Rudolf Stähler, (3448) Günter Stück, (8024) Horst Tiemeyer, (7028) Joachim Uhlig, (2765) Otto Vogt, (6790) Alexander Walter, (2655) Manfred Walther, (7156) Konrad Wenning, (3920) Michael Wenzel, (3546) Wolfgang Wildmann, (4279) Jörg Wirz, (2275) Robert Wurm, (5254) Volker Zillessen Die Liste der Spender im Jahr 2004 folgt in der nächsten Ausgabe des VdS-Journals
Jubiläen
Der Vorstand der Vereinigung der Sternfreunde e. V. gratuliert folgenden Mitgliedern zu der jetzt 20jährigen, 30jährigen, 40jährigen und 50jährigen Mitgliedschaft in der VdS sehr herzlich und bedankt sich für Ihre Treue.
20jährige Mitgliedschaft (Mitgliedsnummer 3669) Bernd Nagel, Wolfenbüttel, (3671) Rudi Geppert, Staufenberg, (3676) Ralf Zerban, Ingelheim, (3679) Klaus Wenzel, Großostheim, (3680) Werner-Udo Schamp, Papenburg, (3682) Dr. Walter Potzel, Pfaffenhofen, (3683) Uwe Leins, Gärtringen, (3686) Uwe Bachmann, Babenhausen-Langstadt, (3691) Richard Graupner, Bamberg, (3692) Dipl.-Ing. Hans-Peter Lange, Fürholzen, (3694) Bernd Bitnar, Freiberg/ Halsbach, (3696) Michael Neumann, Barnstorf, (3697) Dipl.-Ing. Thomas Düring, Wetzlar, (3700) Alexander
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Zimmermann, Pliezhausen, (3701) Markus Lammert, Castrop-Rauxel, (3703) Wolfgang Freimüller, Künzelsau, (3705) Michael Weissenberger, Bermatingen, (3710) Stefan Korth, Meerbusch, (3714) Reinhold Beck, Puchheim, (3715) MarkMunir Hödtke, Ismaning, (3717) Marcus Schwertfeger, Rendsburg, (3718) Andreas Helms, Potsdam, (3724) Jürgen Schmoll, GB-Ferryhill, (3726) Martin Dillig, Simmern, (3731) Jochen Pietz, IdsteinOberrod, (3735) ND-Jugendzentrum e. V., Dinslaken, (3739) Dr. Michael Werger, Mühlheim a. d. Ruhr, (3742) Dr. Gerhard Osius, Lilienthal, (3743) Domenico Taddeo, Vechelde/Wahle, (3745) Dr. Werner E. Celnik, Rheinberg, (3747) Reinhard Becker, Ofterdingen, (3757) Franz Agerer, Zweikirchen, (3758) Dipl.Ing. Matthias Elsen, Göttingen, (3764) Hans-Dieter Haas, Nürtingen, (3770) Dr. Ralf Koppmann, Mönchengladbach,
(3773) Jürgen Bommarius, Kelsterbach, (3775) Boris Dirsch, Bonn, (3776) Dr. Jörg Dreyhsig, St. Wendel, (3777) Michael Nast, Duisburg, (3780) Klaus-Dieter Gugel, Rohr, (3781) Livia Cordis, Berlin, (3787) Christian Müller, GeretsriedGelting, (3790) Dr. Susanne Leinweber, Ebersbach/Fils, (3800) Holger Haug, Augsburg, (3804) Dieter Jonda, Marbach/N.
30jährige Mitgliedschaft (2410) Dr. Martin Miller, Höchstberg, (2425) Franz Xaver Kohlhauf, Wackersberg, (2426) Volker Gericke, Schorndorf, (2427) Dr. Wolfgang J. Duschl, Heidelberg, (2433) Prof. Dr. Helmut Sihler, A-Pörtschach, (2436) Dr. Erich Karkoschka, Stuttgart, (2441) Ilse Stein, Neuss, (2444) Heinrich Nieschulz, Egestorf, (2451) Dipl.-Phys. Wolfgang Quester, Esslingen-Zell, (2456) Dr.
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Michael Anton, Porta Westfalica, (2457) StR. Heinrich Leis, Pirmasens, (2458) Dr. Rainer Kayser, Hamburg, (2459) Walter Benischke, Mehring, (2463) Elmar Remmert, Nachrodt-Wiblingwerde, (2465) Dieter Berghofer, Stuttgart, (2467) Peter Vogt, Sörup-Dingholz, (2468) Gerhard Scheufele, Kirchheim, (2474) Starkenburg-Sternwarte e. V., Heppenheim, (2475) Gerhard Schreder, A-Altmünster, (2477) Astronomische Vereinigung Karlsruhe e. V., Karlsruhe, (2480) Siegfried Erb, Stuttgart, (2481) Dipl.-Ing. Claus Brust, Simmerath, (2485) Dipl.-Phys. Bernd Wolfram, Wedel, (2486) Burkhard Griem, Reinbek, (2496) Dr. Franz Xaver Winter, München, (2501) Wolfgang Höth, Kiel, (2505) Dr. Jürgen Blunck, Berlin, (2506) Ulrich Barth / Volkssternwarte, Reut-
lingen, (2513) Doris Jungbluth, Karlsruhe, (2515) Jürgen Zimmer, Fürstenzell, (2519) Amateur Astronomes du Luxembourg, LLuxembourg, (2520) Dr. Gerhart Raichle, Heidenheim, (2522) Dipl.-Phys. Bernd Keck, Braunschweig, (2531) Robert Strauss, München, (2534) Karl-Martin Hennemann, Heidelberg
40jährige Mitgliedschaft (1278) Otto Krist, Overath, (1282) Werner Schapfl, Friedberg, (1286) Hermann Schuberth, Müllheim, (1294) Hans W. Nitzsche, Bruchköbel, (1295) Stefan Common, Berlin, (1302) Wilfried Schmid, Grevenbroich, (1308) Erwin Heiser, Osnabrück, (1310) Prof. Dr. Rudolf Schehrer, Dortmund, (1317) Michael Lindhorst, Hamburg, (1324) Dr. Rainer
Fuchs, Bad Münstereifel, (1334) Dr. Ernst Brodkorb, Ludwigshafen, (1339) Joachim Rachstein, Bad Hersfeld, (1340) Dr. Gerhard Aulenbacher, Mainz, (1351) Planetarium Hamburg, Hamburg, (1356) Prof. Erich Hartner, Herbrechtingen, (1362) Eberhard Schültke, Dortmund
50jährige Mitgliedschaft (315) Wolfgang Tiefenbach, Reichenbach, (319) Prof. Dr. Dr. Udo Köhler, Bad Nauheim
unsere Ehrenmitglieder (14) Dipl.-Kfm. Günter Dietmar Roth, Icking/Isartal, (16) Edgar Mädlow, Berlin, (55) Hans Oberndorfer, München, (994) Dr. Karl Schaifers, Heidelberg, (8535) Hildegard Plötz, Haar
27. VdS-Tagung und ordentliche Mitgliederversammlung 2005
in Recklinghausen
Die ungeraden Jahre sind ,,VdS-Jahre", d. h. 2005 ist es wieder soweit: Wir veranstalten die 27. VdS-Tagung und ordentliche Mitgliederversammlung. Nachdem wir 2003 die altehrwürdige Berliner Archenhold-Sternwarte als Austragungsort gewählt hatten, zieht es uns diesmal wieder in den Westen, genauer: nach Recklinghausen, ins nördliche Ruhrgebiet. Wie man in der ,,VdS-Chronik" nachlesen kann (VdS-Journal Nr. 12, III/2003, S. 12), traf sich die VdS bereits 1975, also vor genau 30 Jahren, in Recklinghausen zu ihrer 12. Tagung. Ein guter Anlass für eine Wiederholung! Einen weiteren liefert der Veranstalter, die Westfälische Volkssternwarte und Planetarium ,,Freunde der Volkssternwarte Recklinghausen e.V.": Planetarium und Volkssternwarte wurden - wie die VdS selbst - im letzten Jahr 50! Die VdS-Tagung und Mitgliederversammlung wird vom Samstag, 17. bis Sonntag, 18. September 2005 stattfinden. Momentan läuft die Detailplanung. Der Vorstand wird sich demnächst vor Ort informieren und weiterhin ist im Mai eine Vorstandssitzung in Recklinghausen geplant.
Als Tagungsräume stehen das Ruhrfestspielhaus (130 Plätze), die Westfälische Volkssternwarte (50 Plätze) und das Planetarium Recklinghausen (74 Plätze) zur Verfügung. Das vorläufige Programm
beinhaltet für den Samstag Vorträge (10:00-12:00 und 13:00-15:30) und die Mitgliederversammlung (16:00) sowie ab 20:00 einen gemütlichen ,,Ausklang" in der Sternwarte. Außerdem versuchen wir im Einsteinjahr einen namhaften deutschen Astrophysiker für einen Fachvortrag zu
gewinnen. Sonntag sind weitere Vorträge geplant (10:00-12:00 und 13:00-15:30). Falls Sie einen Vortrag halten möchten (Länge max. 30 Minuten), wenden Sie sich bitte möglichst umgehend, spätestens aber bis 16. Juli 2005, an Wolfgang Steinicke:
Vereinigung der Sternfreunde e.V.
Liebe Mitglieder und Sternfreunde, hiermit laden wir Sie ganz herzlich zur diesjährigen ordentlichen Mitgliederversammlung der Vereinigung der Sternfreunde am Samstag, 17. September 2005, 16:0019:00 Uhr Ruhrfestspielhaus, Recklinghausen ein.
Tagesordnung der 27. Mitgliederversammlung
1.
Begrüßung
2.
Tätigkeitsbericht des Vorstandes für 2003 und 2004
3.
Vorstellung des Haushaltsplanes für 2006
4.
Bericht der Kassenprüfer
5.
Aussprache über die Berichte
6.
Entlastung des Vorstandes
7.
Wahl des Vorstandes
8.
Wahl der Kassenprüfer
9.
Abstimmung über Beitragssatzung
10.
Verleihung der VdS-Medaille
11.
Verschiedenes
Eingaben und Änderungen zum Punkt ,,Verschiedenes" werden schriftlich erbeten bis zum 29. Juli 2005 an die Geschäftsstelle der VdS. Wir erbitten Vorschläge für den Ort der nächsten Mitgliederversammlung im Jahr 2007.
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E-Mail: wolfgang.steinicke@vds-astro.de Brief: Wolfgang Steinicke, Gottenheimerstr. 18, 79224 Umkirch
Wir denken, dass der gewählte Tagungsort aufgrund seiner Lage, Infrastruktur und
nicht zuletzt seinem astronomischen Angebot, sehr attraktiv ist (www.sternwarterecklinghausen.de). Verpassen Sie also nicht, VdS-Mitglieder persönlich kennen zu lernen und aktiv Einfluss auf die weitere Entwicklung der VdS zu nehmen. Wir
werden im nächsten Heft ausführliche Informationen zum Ablauf der Veranstaltung geben. Schauen Sie diesbezüglich auch auf unsere Internetseite www.vdsastro.de. Der Vorstand
Der 2. und 3. Astronomietag
von Jost Jahn
- Teil 1-
Am 18. September 2004 fand der 2. Astronomietag in Deutschland statt. Die Zusammenarbeit mit der neuen Aktion ,,Lange Nacht der Sterne" (LNdS) führte zu der allgemeinen Ansicht, dass beide Aktionen identisch seien. Der 2. Astronomietag hatte insgesamt 180 gemeldete Teilnehmer, von denen auch viele die aus Mitgliedsbeiträgen finanzierten Werbemittel bestellt und erhalten haben. Leider hat ein nicht geringer Prozentsatz davon dann aber doch die von der Zeitschrift Stern verschickten Werbemittel in die Kameras der lokalen Presse und auch in die Bilder über die Berichte des ,,Astronomietages" gehalten, die dann vom ,,Lange Nacht der Sterne"-Logos geschmückt waren. Nichtsdestotrotz hat die VdS am 10. September 2005 den 3. deutschlandweiten Astronomietag ausgerufen. Die VdS hofft, dass sich vor allem die Amateurvereine am Astronomietag beteiligen. Die Zukunft der LNdS ist eher ungewiss und wendet sich auch mehr an die Planetarien. Die VdS ist aber der natürliche Ansprechpartner und Organisator eines bundesweiten Astronomietages mit dem Schwerpunkt auf die beobachtende Astronomie! Wir bitten alle Veranstalter sich bei uns auf der Webseite www.astronomietrag.de einzutragen und in der Geschäftsstelle die Flyer und Plakate anzufordern. Genaueres dazu finden Sie in den nächsten Wochen auf der Webseite www.astronomietag.de! Besonders möchten wir hier auch einzelne Amateure auffordern, in ihrer kleinen Gemeinde alleine oder mit anderen Sternfreunden ganz frei einen kleinen, aber feinen Vor-Ort-Astronomietag auf dem Marktplatz, dem Sportplatz, dem Schulgelände oder einer Wiese zu veranstalten. Es macht Spaß und fördert ungemein die Kontakte vor Ort! Neben der deutschlandweiten Karte der Teilnehmer am 2. Astronomietag finden
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Abb. 1: Übersichtskarte der Veranstaltungen zum 2. Astronomietag in Deutschland.
Sie in diesem Artikel eine Übersicht mit Ausschnitten aus der deutschen Presselandschaft, die uns von den Teilnehmern zugesandt worden sind. Die Bilderflut der Teilnehmer kann man hier gar nicht abdrucken. Dafür sollten Sie einen Blick auf die Webseite werfen. Sie finden hier jeweils ein Bild der 16 Veranstalter, die uns Bilder zugeschickt
haben. Die Berichte dagegen kann man nur auszugsweise wiedergeben, denn immerhin 79 Teilnehmer haben uns Berichte zugeschickt! Leider waren 20 Berichte nur Zeitungsausschnitte, so daß wir uns hier auf die 59 Textberichte beschränkt haben, die aber sehr stark gekürzt wurden, um allen Veranstaltern die Möglichkeit zu
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geben, hier zu erscheinen. Eingeschickte Texte und Bilder würden ohne Probleme ein ganzes VdS-Journal füllen! Wir bedanken uns recht herzlich für die vielen Berichte, Bilder und Zeitungsausschnitte. Falls wir vergessen haben sollten, jemanden zu erwähnen oder Ihrer Meinung nach zu stark oder sinnentstellend gekürzt haben, so bitte ich angesichts der Vielzahl der Einsendungen um Entschuldigung und nehme das auf meine persönliche Kappe. Und nun zur Zusammenfassung der einzelnen Berichte, regional sortiert nach Postleitzahl.
01454 Radeberg, Martin Hörenz In der Sternwarte Radeberg konnten wir etwa 130 Besucher begrüßen. Besuchermagnet war das Vortragsprogramm und eine kleine Raumfahrtausstellung. Das Wetter erlaubte Beobachtungen. Nach dem Hauptvortrag konnte auch noch die inter-
nationale Raumstation gesehen werden. Im Anschluss begeisterten dann noch viele astronomische Objekte im Fernrohr.
01591 Riesa, Stefan Schwager Der Astronomietag bei den Sternenfreunden Riesa war ein voller Erfolg. Das Wetter war super und wir haben über 150 Gäste hier gehabt, die teilweise bis früh um 4 unter uns blieben. Es waren 3 Schulklassen mit Lehrern vor Ort. Alle waren total begeistert und auch in der lokalen Presse sind wir lobend erwähnt und angekündigt worden.
02708 Löbau, Löbauer Sternfreunde Das Wetter zeigte sich von seiner freundlichen Seite, so dass die etwa 45 interessierten Gäste auf ihre Kosten kamen. Nachdem uns 21 Uhr die über den Himmel ziehende ISS begrüßt hatte, begann für die einen der Himmelsspaziergang mit bloßem
Abb. 2: Unzählige Zeitungsberichte erschienen zum Astronomietag 2004! Toll!
Auge, während sich die anderen um Fernrohre bis 11 Zoll Öffnung drängten, um sehenswerte Himmelsobjekte in Augenschein zu nehmen.
06108 Halle, Marc Weihrauch Der Astronomietag war auch in Halle ein Erfolg. Wir konnten ungewöhnlich vielen Besuchern etwas Astronomie vermitteln und konnten auch wieder auf die alltäglichen Angebote unseres Vereins aufmerksam machen, obwohl wir uns noch mehr Aufmerksamkeit für die bundesweite Aktion über die großen Agenturen gewünscht hätten.
06849 Dessau, Michael Teichert Der Astronomietag in Dessau war ein voller Erfolg! In der astronomischen Station ,,Samuel Heinrich Schwabe" fanden Vorträge statt. Die Fernrohrbeobachtungen waren sehr gut besucht. Unser Astro-Quiz wurde sehr gut angenommen. In den Räumlichkeiten des Walter-GropiusGymnasiums waren die Veranstaltungen überfüllt. Gleiches gilt für unsere Fernrohrausstellung, Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die ,,Orion-Bar".
07745 Jena, Peter Rucks Bei unseren Veranstaltungen in der Uraniasternwarte hatten wir 35 Besucher. Zur Abendveranstaltung in die Forststernwarte sind sogar 208 Besucher gekommen und die ganze Aktion ging dann fast 2 Stunden länger als geplant. Insgesamt waren das für unsere Volkssternwarte Urania Jena e.V. gelungene Veranstaltungen, die gemeinsam mit den anderen Aktionen in Jena dazu beigetragen haben, Menschen mit Astronomie und Astrophysik in Berührung zu bringen.
12169 Berlin, Jochen Rose (WFS) Planetarium: 1.087 Besucher in 7 Veranstaltungen und viele persönliche Gespräche mit Besuchern, Diskussionen und Beantwortung von verschiedensten astronomischen Fragen. Sternwarte: 878 Besucher mit ständigen Beobachtungen und Erklärungen zu Teleskop und Objekten: Alle Veranstaltungen fanden eine sehr positive Resonanz.
17237 Comthurey, Sternfreunde Comthurey Die Sternwarte Comthurey hatte 20 zufrie-
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Abb. 3: 06849 Radeberg
Abb. 4: 21406 Melbeck
Abb. 5: 28199 Bremen
dene Besucher. Es wurde drei Stunden lang beobachtet und das ist für den dünn besiedelten Raum MV sehr schön. Die Zeitung hatte die Beobachtung mit angekündigt, Aushänge in den Gemeindeinformationen halfen auch zur Werbung.
21406 Melbeck, Michael Kießling Da wir in diesem Jahr etwas mehr Zeit hatten, wurde rechtzeitig für die Melbecker Veranstaltung geworben. Die Grundschule Melbeck stellte wieder einen Klassenraum und den dunklen Hof hinter der Schule zur Verfügung. Ich erzählte etwas über die Milchstraße, garniert mit vielen schönen Bildern aus dem Beamer. Leider hatte sich aber der Himmel weiter bewölkt. Trotzdem wollten natürlich alle noch einmal schnell durch ein richtiges Fernrohr gucken, und so stellte ich Wega bei kleiner Vergrößerung ein.
23564 Lübeck, Carolin Liefke Trotz schlechter Wetterverhältnisse sind ca. 500 Besucher zum Astronomietag in die Sternwarte Lübeck gekommen, darunter viele Kinder.
28546 Norderney, R. Ulrichs Der 2. Astronomietag war auf der Nordseeinsel Norderney ein Teilerfolg. Ca. 250 Besucher kamen zur Sternwarte, leider gab es am Nachmittag Schauer und die Nacht war gänzlich bedeckt. Dennoch wurden über 5 Stunden Vorträge über die Milchstraße gehalten und die Teleskope erklärt.
28199 Bremen, Dieter Vornholz (Planetarium) Die Besucherzahlen des Olbers-Planetariums Bremen: Im Planetarium (35 Plätze): 511 Besucher in 20 Veranstaltungen. Ca. 100 weitere bei der szenischen Lesung ,,Hamlet und die Sterne", Vorträgen zur ISS, und div. Aktivitäten. Wegen des schlechten Wetters konnte der Stern(bier)garten ,,Bellavista" nicht öffnen.
28865 Lilienthal, Ernst-Jürgen Stracke Wir hatten leider den ganzen Abend bedeckten Himmel und konnten deshalb unseren Gästen nur im Vereinsraum eine multimediale Informationsveranstaltung anbieten, ,,Sie fragen, wir antworten, - was Sie schon immer über das Weltall wissen wollten". Außerdem zeigten und erklärten wir ihnen verschiedene Teleskope und unsere. Die öffentliche Veranstaltung dauerte gut drei Stunden, ca. 50 Besucher.
29633 Munster, Sternfreunde Munster Der große Erfolg am Tag der Astronomie im letzten Jahr gab uns den Mut und den Schwung auch in diesem Jahr einen ,,Tag der Astronomie" in Munster auszurichten. Es war uns aber nicht möglich, diesen Tag am eigentlichem Stichtag den 18.9. durchzuführen, sondern eine Woche später, am 25.9.
31228 Telgte, Reiner Guse Die Besucherzahl betrug insgesamt 42, davon waren einige nachmittags und
abends anwesend und verteilten sich ansonsten ca. zur Hälfte auf den Nachmittag und zur anderen Hälfte auf den Abend. Die Resonanz der Besucher war durchweg positiv. Manche Besucher verfügten über überraschend viel Kenntnisse in der Astronomie, andere haben so etwas zum ersten Mal gesehen. Insgesamt war es, eine gelungene und erfreuliche Veranstaltung.
31241 Ilsede, Wolfgang Meirich Der 2. Astronomietag kann in Ilsede vom Wetter und von den Besucherzahlen als äußerst erfolgreich bewertet werden. Das Planetenmodell im Maßstab 1:1 Milliarde, Aufstellung im Maßstab 1:200 Milliarden, wurde sehr gut angenommen, viele Fragen der Besucher ließen sich mit den Modellen eindrucksvoll erklären.
31582 Erichshagen, Frank Wagner In Nienburg/Weser, OT Erichshagen war das Wetter leider sehr schlecht. Wenn die Wolkendecke ein paar Löcher hatte, so konnte ich nur kurz die sichtbaren Sternbilder erklären, bzw. benennen; von einer Beobachtung der Objekte ganz zu Schweigen. Leider kamen nur gezählte 15 Besucher, aber auch hier hat das Wetter eine große Rolle gespielt. (wird fortgesetzt)
Der Astronomietag 2004 im Isarwinkel
von Franz Xaver Kohlhauf
Mit Spannung und Freude wurde der zweite bundesweite Astronomietag von uns erwartet. Die Flyer mit der eingelegten lokalen Einladung waren verteilt, die Plakate gehängt und im Münchner Merkur wurde der Astro-Feiertag regional wie auch überregional angekündigt. Wie schon im letzten Jahr bauten wir unsere Geräte bei bestem Wetter auf der Terrasse
der Gaststätte Waldherrenalm in Wackersberg bei Bad Tölz auf. Vom 14x100Fernglas, 102-mm-Spektiv, Russentonne, drei 8-zölligen SC's, einem C14 mit C5 bis hin zu einem 17-zölligen Dobson reichte die Palette unserer Optiken. Unser Sternenspezi Peter Schluck kam extra mit diesem wunderbaren Eigenbau-DobsonTeleskop aus Aspach bei Stuttgart ange-
reist, um uns als weiterer Apostel Uranias an diesem Abend zu unterstützen! Bei so manchem jungen Besucher fanden vor allem die ,,kleineren" Geräte großes Interesse, und so wollte ein eifriges kleines Fräulein gleich die Optik des Spektivs nachpolieren. Robert Bradish hatte denn auch alle Hände voll zu tun, um den Beobachtungsdrang der Kleinen in geord-
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nete Bahnen zu lenken. Unsere Reise in die Milchstraße begann in der Dämmerung mit einer brilliant funkelnden Wega als erstem Stern im Gesichtsfeld. Bei zunehmender Dunkelheit zeigte jedes Instrument ein anderes Objekt und die Besucher konnten sehen, dass jedes Fernrohr seinen Himmel hat. In der Waldherrenalm gabs Sternchensuppe, alle Vorhänge waren zugezogen und der Wirt, Georg Längst, ließ draußen Windlichter zur Orientierung aufstellen. Am Himmel über uns leuchtete das Band der Milchstraße... Sternfreund, was willst du mehr? Zur Veranschaulichung der Form, Länge und Erscheinung unserer Galaxis und anderer Galaxien am Himmel war ein Modell unserer Heimatgalaxie von 60 cm Durchmesser aus Isolierschaumstoff (Sternenscheibe von Tölz), geschaffen von Franz Apfel, äußerst hilfreich. Viele unserer Besucher hatten noch nie einen Sternenhimmel in dieser Pracht gesehen, und Uli Paul nutzte die Gelegenheit mit einem Infoblatt auf die stetig zunehmende Lichtverschmutzung und deren Folgen hinzuweisen.
Neben den visuellen Schönheiten des dige, ältere Dame, die da plötzlich ganz
Nachthimmels waren die Besucher von laut sagte: Nach dem, was ich hier alles
den Entfernungen zutiefst beeindruckt, die gesehen habe, kann mir keiner mehr
ihnen von Lothar Conrad sehr anschaulich erzählen, dass es keinen Herrgott gibt!
erklärt wurden. Sehr zu meiner Überra- Liebe Organisatoren, vielen Dank für die
schung fanden auch die kleinen türkisfar- erneute Durchführung des Astronomie-
benen Scheibchen von Uranus und Neptun tages und das gute Werbematerial! Wann
im C14 bei 250facher Vergrößerung große ist der nächste Termin?
Bewunderung!
Wir sind wieder dabei!
Obwohl wir heuer deutlich weniger Be-
sucher hatten (keine
Marsmania), so hat-
ten unsere Gäste dies-
mal viel mehr Zeit
zum beobachten und
zum Fragen. Zudem
war das Objektange-
bot viel größer als im
letzten Jahr, weil eben
kein Superstar die
Schau stahl.
Kurzum, wieder ein
gelungener Astrono-
mietag, der für manch
einen eine Offen- Abb. 1:
barung war. So wie z. Astronomietag im Isarwinkel (Waldherrenalm in
B. für eine bodenstän- Wackerberg bei Bad Tölz). (Aufnahme Marwin Gronegger)
Zweiter bundesweiter Astronomietag mit den ,,Sternguckern Frankenberg"
von Christian Geiger
Nach der durchweg positiven Resonanz zum ersten Astronomietag im vergangenen Jahr haben wir "Sterngucker Frankenberg" in diesem Jahr in bewährter Weise die Wunder der Sommermilchstrasse sowie das Thema Astronomie im Allgemeinen der Öffentlichkeit näher gebracht. Ein gut besuchter Infostand in der Frankenberger Fußgängerzone mit jeder Menge Informationsmaterial über Astronomie und der in der Nacht zu beobachtenden Objekte, vier Teleskope zur direkten/indirekten Sonnenbeobachtung, einen brasilianischen Kampftanz zur Musik ,,der schwarze Mond", vorgeführt vom Verein BUDOKAN, ließen die Zeit bis zur Dämmerung wie im Fluge vergehen. Die Bäckerei Müller versüßte uns den Infostand mit eigens für den zweiten Astronomietag kreierten Astro-Amerikanern. Die gegenüberliegende Buchhandlung Inge Jacobi widmete ihre gesamte Schaufensterfront dem Thema Astronomie, so das wir inkl. Wetter optimale Rahmenbedingungen hatten. Eine Bildschirmpräsentation über alle zu
Abb. 1: Die Akteure des Astronomietags 2004 von Frankenberg: (v.l.n.r.) Markus Scheschelsky, Gerhard Schmitt, Thomas Schneider, Tatjana Röhse, Christian Geiger und Matthias Jäger.
beobachtenden Objekte dieser klaren Sommernacht stimmte die zahlreichen Besucher abends am Stadtrand von
Frankenberg auf das ein, was sie anschließend durch insgesamt neun Teleskope unterschiedlichster Bauart live sehen konnten. Ein bis zwei Objekte hatten wir jedem Teleskop fest zugeordnet und am Ende des ,,Weges" lud ein Getränkestand zum Verweilen und Fachsimpeln ein. Es entstanden angeregte Diskussionen über Astronomie aber auch diverse Eigenbauten wurden fachmännisch begutachtet. Nachdem wir Saturn gerade so erkennen konnten räumten wir gegen 2:30 Uhr das Feld und fuhren müde aber zufrieden nach Hause. Nach dem ersten Astronomietag 2003 lässt sich sagen, dass unsere Erwartungen in diesem Jahr voll erfüllt wurden und wir uns auch im kommenden Jahr auf den Astronomietag freuen. Dies haben uns nicht zuletzt auch die über 400 Besucher bestätigt. Weitere Bilder und Informationen unter: www.Sterngucker-Frankenberg.de
VdS-Journal Nr. 17
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Veranstaltungstermine 2005
von Werner E. Celnik
Do, 5. - So, 8.5.2005
Internationales Teleskoptreffen ITV 2005
Veranstalter: Fachgruppe Jugendarbeit / Jugendreferat der VdS
Ort:
Vogelsberg bei Fulda
Info und
Susanne Hoffmann, Geschwister-Scholl-Str. 7,
Info:
Walter Kutschera, Ulrichsteiner Str. 24, D-36325 Anmeldung: D-14471 Potsdam, Tel. 0331-9791033,
Fuldatal (gegen frankierten Rückumschlag),
E-Mail: infoheft@vds-astro-jugend.de
Tel. 06645-8754, Fax 06645-8756,
E-Mail: kutschera@teleskoptreffen.de
Mi, 3.8. - So, 7.8.2005
3. Amateur-Teleskoptreffen Burgwald ATB 2005
Do, 5. - So, 8.5.2005
Ort:
Hertingshausen, Landkr. Marburg/Biedenkopf
SONNE-Tagung
Veranstalter: Astronomie-Gruppe Lahn/Eder e.V.
Ort:
Ferienhotel Mühlleithen / Vogtland
Info und
Manfred Velte, www.astronomie-lahn-eder.de,
Veranstalter: VdS-Fachgruppe Sonne
Anmeldung: E-Mail: astronomie@onlinehome.de
Info und
Stefan Fritsche, Steinacker 33, D-95189 Köditz,
Anmeldung: www.sonnetagung.de,
Fr, 26. - So, 28.8.2005
E-Mail: info@sonnetagung.de
ESOP Nr. 24
Ort:
House of Sciences, Kirkkokatu 6, Helsinki,
Fr, 13. - Di, 17.5.2005
Finnland
24. Violauer Planeten- und Kometentagung
Veranstalter: IOTA/ES, URSA/Finland und VdS-Fachgruppe
Ort:
Bruder-Klaus-Heim, Violau bei Augsburg
Sternbedeckungen
Veranstalter: Fachgruppen Planeten und Kometen
Info:
www.iota-es.de und www.ursa.fi
Info:
http://violau.istcool.de
Anmeldung: Wolfgang Meyer, Martinstr. 1, D-12167 Berlin
Sa, 27.8. - So, 4.9.2005
Urlaubswoche und Veränderlichenbeobachtung
Sa, 21.5.2005, 10 bis 18 Uhr
Ort:
VdS-Sternwarte Volkssternwarte
21. ATT (Astronomischer Tausch- und Trödel-Treff /
Kirchheim/Thüringen
Astronomie-Börse) Essen
Veranstalter: BAV und VdS-Fachgruppe Veränderliche Sterne
Ort:
Gesamtschule Bockmühle, Ohmstr. 32, 45127 Essen Info und
Werner Braune, Münchener Str. 26, D-10825
Veranstalter: Verein für volkstümliche Astronomie Essen e.V.
Anmeldung: Berlin, Tel. 030-7848453, E-Mail zentrale@
(VVA)
bav-astro.de, Homepage: www.bav-astro.de
Info:
ab März 2005 adressierten und als Großbrief
frankierten DIN C5 Umschalg einsenden an VVA, Fr, 2. - So, 4.9.2005
Weberplatz 1, 45127 Essen,
4. AIP Teleskopmeeting
www.astronomie.de/att-essen/,
Ort:
Gasthof ,,Alpe", 1.122 m NN, Mitterfirmansreut,
E-Mail: vva.essen@astronomie.de
D-94158 Philippsreut / Bayr. Wald
Veranstalter: Astronomische Interessengemeinschaft Passau
Fr, 27. - Sa, 28.5.2005
Info:
Andreas Hattinger, Tel. 0171-88020394,
Veränderlichenbeobachtertreffen
www.aip-passau.de
Ort:
Bruno-H.-Bürgel-Sternwarte Hartha bei
Döbeln/Sachsen
Fr, 2. - So, 4.9.2005
am 27. ab 19 Uhr im Hotel Flemminger Hof,
4. Internationales Heide-Teleskoptreffen IHT
am 28. ab 9:30 Uhr Tagung in der Sternwarte
Ort:
,,Camp Reinsehlen" nahe Reinsehlen
Veranstalter: BAV e.V. und Bruno-H.-Bürgel-Sternwarte
(Schneverdingen)
Info und
Gerd-Uwe Flechsig, Malchiner Str. 3,
Info:
Astrogarten, Nils Kloth, Eickenscheidtstr. 3,
Anmeldung: D-17166 Teterow, Tel. 03996/174-782,
D-45886 Gelsenkirchen, Tel. 0173-5178429,
E-Mail: gerd-uwe.flechsig@chemie.uni-rostock.de
E-Mail: iht@astrogarten.de
Sa, 18. - So, 19.6.2005
8. Kleinplanetentagung der VdS-FG Kleine Planeten
Ort:
Starkenburg-Sternwarte e.V.,
Niemöllerstr. 9, 64646 Heppenheim
Veranstalter: VdS-Fachgruppe Kleine Planeten
Info:
Gerhard Lehmann, Persterstr. 6h, 09430
Drehbach, www.kleinplanetenseite.de
Sa, 30.7. - Sa, 13.8.2005
Das Astronomische Sommerlager der VdS
für Jugendliche von 14-24
Ort:
JH Klingenthal
VdS-Journal Nr. 17
Fr, 9. - So, 11.9.2005
11. Schwäbisches Amateur- und Fernrohrtreffen SAFT
Ort:
Roßberg bei Reutlingen-Gönningen
Veranstalter: Sternwarten Albstadt, Reutlingen und Tübingen
Info:
Sternwarte und Planetarium, Hartmannstr. 140,
D-72458 Albstadt-Ebingen (bitte adressierten und
mit 0,55 Euro frankierten Rückumschlag beile-
gen), E-Mail: saft@sternwarte-reutlingen.de
Sa, 10.9.2005 3. Astronomietag in Deutschland ausgerufen von der Vereinigung der Sternfreunde e.V.
V O R S C H A U 143
Info:
VdS-Geschäftsstelle, Am Tonwerk 6, D-64646
Heppenheim,
E-Mail: info@vds-astro.de, Homepage: www.astronomietag.de
Sa, 17. - So, 18.9.2005
27. Tagung der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS)
und Mitgliederversammlung
Ort:
Westfälische Volkssternwarte Recklinghausen und
Ausrichter: Info:
Ruhrfestspielhaus, Stadtgarten 6, D-45657 Recklinghausen Westfälische Volkssternwarte und Planetarium / Freunde der Volkssternwarte Recklinghausen e.V. und die VdS VdS-Geschäftsstelle, Am Tonwerk 6, D-64646 Heppenheim, www.vds-astro.de, E-Mail: info@vds-astro.de
Vorschau auf astronomische Ereignisse
von Werner E. Celnik
Zeitangaben für Ort bei 10 Grad ö.L. und 50 Grad n.Br.,
25. 22:15
Farbcode: Mondphasen, Finsternisse, Konjunktionen,
andere Ereignisse
27. 22:15
Mai 2005 1. 8:24
Letztes Viertel
28. 20:23 29. 3:30
6. 3:20 8. 10:45
Jupiter 1,2 Grad südl. des Sterns g Vir (3,4 mag), Sternbild Virgo Neumond
Juli 2005 4. 23:20
9.
13. 23:40
14. 23:40
15. 4 Uhr 16. 10:56
23:45
Kleinplanet (1)Ceres (7,0 mag) in Opposition zur Sonne Mond bei Saturn und Pollux, Sternbild Gemini Saturn 8' nordöstl. des Sternhaufens NGC 2420 (8,3 mag) Mars (0,4 mag) 1,1 Grad südl. Uranus (5,8 mag) Erstes Viertel Mond 3,3 Grad nordöstl. Regulus (1,4 mag,
5. 7 Uhr 6. 14:02 13. 23:15 14. 17:20 21. 13:00 28. 3:00
5:19 30. 0:11
Sternbild Leo)
19. 23:25
Mond 1,1 Grad südl. Jupiter (-2,2 mag)
21. 3:32
23. 22:18 24. 2:20
Mond 59' nordöstl. Spica (1,1 mag, Sternbild Virgo) Vollmond Mond 4,6 Grad westl. Antares (1,1 mag, Sternbild Scorpius)
August 2005 5. 5:05 8. 16:22
28. 1 Uhr 30. 13:47
Kleinplanet (2)Pallas (8,8 mag) 13' nördl. des Sterns 5 Com (5,6 mag) Letztes Viertel
13. 4:38 14. 23:00
Juni 2005 6. 23:55
12. 23:20 14. 15. 3:22
23:20 18. 1 Uhr 21. 1 Uhr
21. 8:46 22. 6:14
Neumond Mond 3,5 Grad nördl. Regulus (1,4 mag, Sternbild Leo) Pluto (14,0 mag) in Opposition zur Sonne (Sternbild Serpens) Erstes Viertel Mond 5 Grad westl. Jupiter (-2,1 mag) Mond 6,7 Grad östl. Spica (1,1 mag, Sternbild Virgo) Mond 2,9 Grad östl. Antares (1,1 mag, Sternbild Scorpius), nahezu tiefstmöglicher Stand südl. der Ekliptik, ekliptikale Breite -4,8 Grad Sommeranfang, Sonne auf höchstem Punkt der Ekliptik Vollmond
19. 19:53 23. 5:00
25. 3:00 26. 17:18 27. 1:30
31. 4:30
September 2005 1. 4:30 20:30
2. 5:22
3. 20:45
Venus (-3,0 mag) 34' östl. Merkur (-0,1 mag) und 1,3 Grad nördl. Saturn (0,2 mag) Merkur (0,0 mag) 4,9' südl. Venus (-3,9 mag) Letztes Viertel Mond 55' nördl. Mars (0,0 mag)
Jupiter (-1,9 mag) 1,5 Grad südl. des Sterns g Vir (3,4 mag), Sternbild Virgo Erde in Sonnenferne (Aphel) Neumond Mond 2,3 Grad südöstl. Jupiter (-1,9 mag) Erstes Viertel Vollmond Mond 5,5 Grad nordöstl. Mars (-0,4 mag) Letztes Viertel Neptun (7,8 mag) zieht in 2,2' Abstand nördl. an Stern SAO 164262 (8,4 mag, Sternbild Capricornus) vorbei
Neumond Neptun (7,8 mag) in Opposition zur Sonne Pluto (14,0 mag) 37'' nordöstl. Des Sterns SAO 160548 (8,3 mag) Erstes Viertel Mond 4,4 Grad südöstl. Antares (1,1 mag, Sternbild Scorpius) Vollmond Merkur (-0,1 mag) größte westl. Elongation, Morgenhimmel Mond 4,7 Grad nördl. Mars (-0,8 mag) Letztes Viertel Mond 8,9 Grad nördl. Aldebaran (1,0 mag), Sternbild Taurus Mond 8,5 Grad nordwestl. Saturn (0,3 mag)
Mond 5,8 Grad nordöstl. Saturn (0,3 mag) Venus (-4,0 mag) 1,2 Grad nordöstl. Jupiter (-1,7 mag) Uranus (5,7 mag) in Opposition zur Sonne, Sternbild Aquarius Mond 3,5 Grad nordwestl. Merkur (-1,0 mag), Sternbild Leo Neumond
144 H I N W E I S E
Name
Vorname
Bastian
Yves
Behler
Jürgen
Beinert
Ulrich
Binnewies
Stefan
Böcker
Dietmar
Bohle
Jens
Braune
Werner
Celnik
Werner E.
Delfs
Michael
Diederich
Hans Günter
Fiedler
Martin
Flach-Wilken
Bernd
Gährken
Bernd
Garrelts
Heiko
Gera
Hans-Dieter
Glahn
Uwe
Guthier
Otto
Güths
Torsten
Hambsch
Josch
Hänel
Andreas
Hartmann
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Häusler
Bernhard
Herzog
Gerhard
Hinz
Claudia
Hoffmann
Susanne
Holl
Manfred
Hörenz
Martin
Jäger
Michael
Jahn
Jost
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Heinz
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Bernd
Kohlhauf
Franz Xaver
Kunze
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Reinhard
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Gerhard
Lucius
Dirk
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Kai
Masche
Andreas
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Meinike
Mechthild
Meyer
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Ralf
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Rudolf
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Jürgen
Rapp
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Gerald
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