Direkt zum Inhalt Inhaltsverzeichnis des VdS-Journals 14
NACH REDAKTIONSSCHLUSS
4 Astronomietag 18.9.2004 Lange Nacht der Sterne (Guthier Otto, Jahn Jost)
5 VdS Medaille 2004 (VdS-Vorstand)
5 Aufruf zur Marsjagd 2003: Noch einmal (Lichtblau Christoph)
SPT/KOMETEN
6 Schwerpunktthema Kometen (Kerner Heinz)
7 Wie es Euch gefällt (Kometen) (Meyer Maik)
9 Fachgruppe Kometen - Vorstellung und Uuml;berblick (Fachgruppe Kometen)
10 Fachgruppe Kometen - ausgewählte Informationsquellen (Fachgruppe Kometen)
12 Die visuelle Kometenbeobachtung (Kerner Heinz)
16 Astrometrie von Kometen (Hasubick Werner)
19 Kometenbeobachtung am südlichen Sternenhimmel (Beck Stefan)
20 Kometenfotografie (Beck Stefan)
22 Kometenjagd (Hönig Sebastian)
26 Die hellsten und schönsten Kometen von 1976 bis 2003 (Schubert Dieter)
ASTROFOTOGRAFIE
31 Großflächige H II - Nebelkomplexe unter -45 Grad (Hoppe Michael)
35 Protoplanetare Scheiben in M 42 (Gährken Bernd)
36 Mars bedeckt TYC 0025-00636-1 (Gährken Bernd)
36 Projekt Draco Dwarf Teil 2 (Riepe Peter, Häusler Bernhard, Mündlein Ralf)
AMATEURTELESKOPE/SELBSTBAU
42 Steuerung des Celestron NexStar Teleskops mit dem Palm Handheld Organizer (Bopp Matthias)
ASTROFOTOGRAFIE
42 410 Grad C - 19 Lichtjahre entfernt (Diederich H.-G.)
AMATEURTELESKOPE/SELBSTBAU
44 Der INTES Micro Alter M 500 (Schäfer Frank)
47 Meyers erster Selbstbau-Dobson (Meyer Armin)
50 Bi-Tubus-Refraktor aus zwei Aldi-60/700 (Müller Matthias)
ATMOSPHäRISCHE ERSCHEINUNGEN
52 Chronologie einer Polarlichtsichtung im Oktober 2003 (Bretschneider Hartmut)
56 Die perfekten Stürme? (Rieth Ulrich)
SPEKTROSKOPIE
59 Spektroskopische Beobachtungen der totalen SoFi vom 21.6.2001 (Draeger Joachim)
61 Sonnenbeobachtung mit einem Spektrohelioskop (Zaunik Hans-Georg)
64 Uuml;ber die Variabilität des H-alpha-Emissionslinienprofils von Zeta Tau (Pollmann Ernst)
JUGENDARBEIT
66 Bericht des Jugendreferats: Das ASL (Hoffmann Susanne)
CCD-TECHNIK
67 Knackig und scharf mit CCD´s (Möller Dennis)
COMPUTERASTRONOMIE
68 "Projekt ""XML-Datenstandard""" (Pfleger Thomas)
DEEP SKY
71 Neues aus der Fachgruppe Visuelle Deep-Sky-Beobachtung (Steinicke Wolfgang)
71 Zwickys kompakte Galaxien Teil 2 (Wenzel Klaus)
74 Helle Planetarische Nebel detailliert beobachten Teil 3 (Töpler Rainer)
GESCHICHTE
77 Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie (Steinicke Wolfgang)
78 Der richtige Umgang mit historischen Quellen (Holl Manfred)
79 Die Sonnenfinsternis vom 17. April 1912 (Gera Hans-Dieter)
KLEINE PLANETEN
82 Ein Roboter-Teleskop auf Mallorca (Stoss R., Nomen J., Sanchez S.)
85 Der exotische Kleinplanet 2003 WT153 (Meyer Erich)
86 Kleinplanetenastrometrie - Profiarbeit durch Amateure (Lehmann Gerhard)
87 8 Kleinplaneten auf einem Streich (Hormuth Felix)
METEORE
88 Der Meteorit von Sikhote-Alin (Gera Hans-Dieter)
SONNE
91 Kleiner Rückblick zur Sonnenaktivität im Herbst 2003 (Hörenz Martin)
92 Sonnenflecken-Beobachtung auf dem Gornergrat (Celnik Werner E.)
95 Sonne in H-Alpha (Bialas Peter)
95 Sonnenflecken am 28. Oktober 2003 (Suter Erich, Klein Kar-Hermann)
STERNBEDECKUNGEN
97 "Die ""fast"" streifende Sternbedeckung von Kappa Tau" (Grunwald C., Ridder M., Maucksch M.)
VERäNDERLICHE
99 Eine einführende Veränderlichen-Beobachtungswoche (Braune Werner)
100 Der Mirastern U Cyg (Bannuscher Dietmar)
SERVICE
101 M wie Messier Journal 14: M 95, M 96, M 105 (Güths Torsten)
ZUM SCHMUNZELN
104 VdS-Eilmeldung (VdS-Redaktion)
ZUM NACHDENKEN
105 Fühle ich mich als Astronomie-Einsteiger in der VdS gut aufgehoben? (Klausmann Steffen)
107 Leserbriefe zu Neueinsteiger in der Astronomie (Meske Hartmut)
108 "Einsteiger und ""Alte Hasen""" (Deutschmann Manfred)
108 Leserbriefe zu Neueinsteiger in der Astronomie (Reimann Wolfgang)
109 Anfängerförderung ist jedermanns Sache! (Herzog Gerhard)
109 Astronomie für Einsteiger und die Rolle der VdS (Leiter Frank)
BEOBACHTERFORUM
110 Leserbrief (Klüven Marko)
111 Starparty am Grand Canyon (Beck Stefan)
112 2003 CP 20 und (50000) Quaoar (Diederich H.-G.)
113 Polarlicht über der VdS-Sternwarte Kirchheim (Holl Manfred)
VDS-NACHRICHTEN
115 Wir begrüßen neue Mitglieder (VdS-Geschäftsstelle)
116 Die Mitgliederentwicklung der VdS (Guthier Otto)
116 Leserbriefe an die Redaktion/GS Journal 14 (VdS-Redaktion)
117 Astronomietag in Deutschland (Guthier Otto)
VDS VOR ORT
119 Astronomietag 2003 in Aachen (Bendt Günther)
119 Astronomietag 2003 in Heppenheim (Busch Matthias)
119 Astronomietag 2003 in Laupheim (Clausen Robert)
119 Astronomietag 2003 im Allgäu (Forth Wolfgang)
119 Astronomietag 2003 in Berlin Archenhold (Hoffmann Susanne)
119 Astronomietag 2003 in Radeberg (Hörenz Martin)
119 Astronomietag 2003 in Munster (Kerner Heinz)
119 Astronomietag 2003 in Berlin WFS (Meyer Wolfgang)
119 Astronomietag 2003 in Neumarkt (Neumann Hans-Peter)
120 Astronomietag 2003 in Luzern/Schweiz (Burch Markus)
120 Astronomietag 2003 in Seedorf (Deutschmann M.)
120 Astronomietag 2003 im Saarland (Dillschneider Uwe)
120 Astronomietag 2003 in Comthurey (Guhl Konrad)
120 Astronomietag 2003 in Buchloe (Hasubick Werner)
120 Astronomietag 2003 in Halderstadt (Huch Klaus)
120 Astronomietag 2003 in Frankfurt (Lichtblau Christoph)
120 Astronomietag 2003 in Usingen (Schabacker Günther)
120 Astronomietag 2003 in Freiburg (Steinicke Wolfgang)
120 Astronomietag 2003 in Aalen (Wichard Ralf)
14
0 Astronomietag 2003 in Mainz (VdS vor Ort)
0 Astronomietag 2003 Pressestimmen (VdS vor Ort)
VDS VOR ORT
123 Astronomietag 2003 in Nienburg/Weser (Wagner Frank)
124 Astronomietag 2003 in Simmerath-Imgenbroich (Paulus Rolf)
124 Astronomietag 2003 in Frankenberg (Schneider T., Geiger C., Schmitt G.)
125 Astronomietag 2003 in Weikersheim (Schröder Joachim)
126 Astronomietag 2003 in Munster (Dehning Andreas)
129 Astronomietag 2003 in Norderney (Ulrichs Ralf)
BEITRAG
130 Astronomietag 2003 im Isarwinkel (Kohlhauf Franz Xaver et al.)
BEOBACHTERFORUM
131 Ein Fußballfeld fürs Sonnensystem zum Geburtstag (Bredel Hans)
VDS VOR ORT
132 22. Bochumer Herbsttagung (Ueberschaer Stefan)
REZENSION
140 "Buchbesprechung ""Johann Elert Bode""" (Steinicke Wolfgang)
VORSCHAU
141 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen Journal 14 (Celnik Werner E.)
142 Vorschau auf astronomische Ereignisse Journal 14 (Celnik Werner E.)
EDITORIAL
1 Editorial Journal 14 (Guthier Otto, Celnik Werner E.)
Textinhalt des Journals 14
Der Textinhalt dient zum Durchsuchen, zum Ausschneiden vorn Text und für internetgestützte Übersetzungs-Software.
Der Text ist nicht formatiert, Bildunterschriften sind irgendwo im Text eingefügt.
Nach seiten suchen: str-f, dann für gerade Seitennummer z.B. 24 | , für ungerade | 79
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144
- Impressum
61
- Inserenten-Verzeichnis
6
Wechselwirkendes Galaxienpaar NGC 5394/5 Seite 72
Sonnenflecken am 28. Oktober 2003 Seite 95
1. bundesweiter Astronomietag Seite 131
Polarlichter über Deutschland Seite 135
Totale Mondfinsternis am 8./9. November 2003 Seite 137
4 NACH REDAKTIONSSCHLUSS
Zweiter bundesweiter ASTRONOMIETAG 18. September 2004
LANGE NACHT DER STERNE Kooperation mit der Zeitschrift STERN
Der zweite deutsche Astronomietag findet am 18. September 2004 statt, zu dem die VdS zu einer bundesweiten Aktion aufruft. Zeitgleich plant die Zeitschrift STERN eine Lange Nacht der Ster ne mit verschiedenen Aktionen in Planetarien, Volkssternwarten, Museen und astronomischen Einrichtungen. Diese vom STERN geplante Veranstaltung sorgte für Verwirrung bei den Teilnehmern und Interessenten des Astronomietages.
Seit Anfang des Jahres führ t die Vereinigung der Sternfreunde e.V. Gespräche mit dem STERN, um eine K ooperation zu bilden. Der STERN und die VdS haben sich am 27. März auf der Vorstandssitzung der VdS in Lüneb urg auf eine par tnerschaftliche Kooperation verständigt. Weder der STERN , noch die VdS sehen eine Konkurrenz zwischen beiden Veranstaltungen und r ufen unter dem Motto ,,Astronomietag - Lange Nacht der Sterne" zu einer bundes weiten Aktion auf um die Astronomie in Deutschland zu popularisieren.
Die VdS wird gleichberechtigter, vollwertiger Partner sein und einen inhaltlichen Teil an der gemeinsamen Aktion übernehmen. Weitere Kooperationspartner sind die DLR, die ESO, die ESA und das ZDF, die sich alle unter dem gemeinsamen ,,Dach" einfinden. Die VdS wird auf dem Plakat des STERN, im STERN und auf allen Veranstaltungen neben den anderen P artnern genannt. Der STERN übernimmt die Kommunikationsarbeit und star tet eine breit angele gte Pressekampagne. Mit der Teilnahme an der STERN-Aktion haben die Teilnehmer die
VdS-Journal Nr. 14
weite Verbreitung durch die Medienpräsenz des STERN . Die VdS wird im Rahmen ihrer Möglichk eiten die Mitglieder und astronomische Einrichtungen informieren und mobilisieren. Vereine und Amateure, die an der Beobachtung des Himmels und an w eiterer astronomischer Arbeit interessiert sind, sollten den Astronomietag hervorheben und sich mit der VdS in Verbindung setzen. Unter dem Motto ,,Astronomietag - Lange Nacht der Sterne" rufen wir alle Ster nfreunde und Mitglieder auf, sich an dieser g roß angelegten Aktion zu beteiligen.
Beiliegend erhalten Sie ein Infor mationsblatt der VdS zum zw eiten bundesweiten Astronomietag, das unsere Mitglieder ab
sofort an der Geschäftsstelle bis Ende Mai bestellen können. Die Auslieferung der Bestellungen erfolgt im Juni und soll Ihnen bei der Vorbereitung dienlich sein.
Lesen Sie auf Seite 117 mehr zu diesem Thema. Sie f inden auch einen interessanten Rückblick auf die Aktivitäten des ersten bundesweiten Astronomietages, der am 23. August 2003 unter g roßer Beteiligung von unserer Mitglieder und weiteren annähernd 200 astronomischen Einrichtungen stattfand.
Machen Sie mit und sind Sie am 18. September 2004 dabei!
Otto Guthier, Jost Jahn
Abb. 1: 1. bundesweiter Astronomietag am 23. August 2003
NACH REDAKTIONSSCHLUSS 5
VdS-Medaille 2004
Im Jahre 1999 hat die VdS erstmals eine VdS-Medaille für besondere Verdienste im Bereich der Amateur-Astronomie oder in der astronomischen Volksbildung vergeben. Bisher wurden die VdS-Medaillen mit Urkunden und einem für unsere Vereinigung nicht unbedeutenden Geldbetrag an folgende Sternfreunde verliehen:
1999 Michael Jäger, A-Weiskirchen 2000 Walter Kutschera, Stumpertenrod 2001 Wolfgang Lille, Stade 2002 Bernd Flach-Wilken, Wirges 2003 Martin Mayer, Violau
Bis Ende Mai 2004 haben unser Mitglieder noch die Möglichkeit, Vorschläge für den VdS-Medaillenträger 2004 zu unterbreiten. Aus den eingereichten Vorschlägen wird der Vorstand den/die KandidatIn auswählen. Vorschläge erbitten wir schriftlich an die Geschäftsstelle der VdS, Am Tonwerk 6, D-64646 Heppenheim. Achten Sie bitte auf eine Begründung Ihres Vorschlages.
Der Vorstand
Noch einmal: Aufruf zur Marsjagd 2003
Im der Ausgabe 11 unseres Jour nals (Seite 75) haben wir zu einem Marsfotowettbewerb aufger ufen! Erstaunlicher weise war die Anzahl der dazu eingesendeten Beiträge bislang recht gering. Wir möchten Sie also nochmals auffordern, Ihren besten Schuss zu uns zu schicken und am Wettbewerb teilzunehmen. Gerade auch die Anfänger sollten teilnehmen, denn sie sind es, die
Anderen den Mut machen es einmal selber zu probieren! Zeichnungen v om Mars sind bis jetzt noch gar nicht bei uns eingetroffen! Nur Mut, machen Sie noch mit, die Teilnahmebedingungen entnehmen Sie bitte aus oben genanntem Heft. Wir warten auf Ihre Bilder!
Christoph Lichtblau (Red.)
VdS-Mitgliederwerbung
Helfen Sie mit Neumitglieder für die VdS zu werben und Sternfreunde
von den Vorteilen einer Mitgliedschaft in unserer Vereinigung zu
überzeugen! Mit dem Motto ,,Mitglieder werben Mitglieder" haben wir für die Monate Mai
und Juni eine Aktion geplant: Das Neumitglied erhält 2 aktuelle VdS-Journale und das werbende Mitglied gratis eine VdS-Kappe.
Anträge finden Sie auf der Webseite der VdS!
6 SCHWERPUNKTTHEMA
Schwerpunktthema Kometen
von Heinz Kerner
Teleskopische Kometen gibt es w eit mehr als man meinen könnte. Nicht selten befinden sich 2 oder 3 von ihnen gleichzeitig in der visuellen Reichw eite von AmateurTeleskopen. Schon seltener sind da solche, die mit dem bloßen Auge gesehen werden können, einer in 3 oder 4 Jahren vielleicht. Helle, spektakuläre Kometen, die das allgemeine Interesse der Öf fentlichkeit erregen, sind bekanntlich sehr selten. Im statistischen Mittel ist mit einer Erscheinung pro Jahrzehnt zu rechnen, w obei die tatsächliche Verteilung sehr unterschiedlich ist. Nach der g roßen Zahl heller Kometen im 19. Jahrhundert, mussten z.B. die Bewohner der Nordhalbkugel der Erde nach Komet Halley 1910 über 40 Jahre auf den nächsten, v ergleichbar hellen K ometen, C/1956 R1 (Arend-Roland), w arten. Solche Kometenerscheinungen sind dann oft der Auslöser, sich näher mit diesen Himmelskörpern zu befassen.
Der Leiter der Fachgruppe Kometen, Maik Meyer, gibt in seinem Beitrag einen
Überblick über das breite Spektr um der Beschäftigungsmöglichkeiten. Die CCDPhotometrie von Kometen ist sicher ein Thema der Zukunft, bisher gibt es aber noch kein international anerkanntes Verfahren. Entdecker Sebastian Hönig beleuchtet die Aussichten für Amateure, einen neuen Kometen zu f inden. Er selbst plant ein remote controlled obser vatory in Chile, um am Südhimmel ohne die Konkurrenz der professionellen Überw achungseinrichtungen nach K ometen zu suchen, unter dem Motto: Wer einen Kometen entdeckt hat, der f indet auch noch einen zweiten. Und Dieter Schuber t, der das Bilderarchi v der Fachgruppe verwaltet, hat mit Aufnahmen aus den vergangenen Jahren einen Querschnitt v on Kometenerscheinungen zusammen gestellt.
Die Fachgruppe Kometen hofft, mit den nachfolgenden Artikeln Interesse an den Kometen und ihrer Beobachtung w ecken zu können. Neue, akti ve Mitstreiter sind
herzlich willkommen. Etwa zeitgleich mit dem Erscheinen dieses Heftes wird Komet C/2001 Q4 (NEAT) am Abendhimmel auftauchen und sollte nach den aktuellen Helligkeitsprognosen für das b loße Auge sichtbar sein. Wird er tatsächlich so hell? Kometen sind unberechenbar, aber gerade darin besteht auch ihr Reiz.
Die nächsten Schwerpunktthemen
Liebe Sternfreunde, liebe Leser,
die Schwerpunktthemen für die kommenden Ausgaben unseres Journals sind · für die Ausgabe 15 (III / 2004): ,,Videoastronomie", und · für die Ausgabe 16 (I / 2005): ,,Geschichte der Astronomie".
Bitte senden Sie Ihren Beitrag zu diesen Themen an die zuständigen Fachgruppen, die Sie dabei betreuen werden. Es sind dies
· für Videoastronomie die Fachgruppen ,,Astrofotografie", ,,CCDTechnik" und ,,Planeten", je nachdem, zu welchem Bereich Ihr Thema am ehesten gehört, und
· für Geschichte der Astronomie die Fachgruppe ,,Geschichte".
Die Adressen finden Sie in einem Kasten in dieser Ausgabe. Bitte denken Sie an den Redaktionsschluss. Sie sollten Ihren Beitrag nach Möglichk eit bereits einige Wochen vor dem Redaktionsschluss einreichen, damit die Fachgruppen ausreichend Zeit haben, die Themen aufzubereiten. Der Redaktionsschluss
· für die Ausgabe 15 ist der 28. Mai 2004 und · für die Ausgabe 16 der 18. September 2004.
Vielen Dank. Wir freuen uns auf Ihren Beitrag!
Werner E. Celnik (Red.)
VdS-Journal Nr. 14
INSERENTENVERZEICHNIS
APM Teleskopes, Saarbrücken
25
Astrocom, Gräfelfing
45
Astro-Shop, Hamburg
U2
99
Baader Planetarium
U4
Fujinon Europe GmbH
67
Intercon Spacetec GmbH,
107
Augsburg
Kosmos, Stuttgart
11
Meade Instruments Europe,
41
Borken
Namyslo
55
Gerd Neumann jr., Hamburg
5
127
O.S.D.V. Göttker/Pietsch GmbH, U3 Münster
Spektrum der Wissenschaft
13
Verlagsgesellschaft mbH,
15
Heidelberg
Teleskop-Service Wolfgang
133
Ransburg, Putzbrunn
SCHWERPUNKTTHEMA 7
,,Wie es Euch gefällt"
von Maik Meyer
Auf kaum ein anderes Gebiet der Astronomie trifft William Shakespeares' Titel so zu wie auf die k ometare Astronomie. Zugänglich dem Laien, der einen hellen Kometen mit dem b loßen Auge sehen kann, über den allgemein interessierten Amateur bis zum semi-professionellen Beobachter, der Neuentdeckungen bestätigt, astrometriert und v erfolgt - für jeden ist etw as geboten. Doch auch der Theoretiker kommt nicht zu kurz, der Historiker ebenso w enig und letztendlich mag man in den K ometen ebenso einen künstlerischen Aspekt finden. Nicht umsonst haben die K ometen seit frühester Zeit in der Kultur des Menschen eine wichtige Rolle gespielt. Im Folgenden sollen für den interessierten Beobachter Anregungen für die weiter gehende Beschäftigung mit Kometen gegeben werden.
Photometrie - visuell oder CCD? Eines der Hauptgebiete der k ometaren Astronomie ist die Photometrie oder Helligkeitsbestimmung von Kometen. Interessanterweise ist die systematische Bestimmung von Kometenhelligkeiten erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts begonnen worden, und es dauerte bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts bis die Gr undlagen der Helligkeitsschätzung sich allgemein durchgesetzt hatten. Namen wie Holetschek, van Biesbroeck, Bobro vnikoff, Vsekhsvijatskii oder Be yer sind hier zu nennen. Die grundsätzlich für die visuelle Helligkeitsbestimmung verwendeten Vorgehensweisen sind noch heute gültig und beruhen darauf, dass Sterne bekannter Helligkeit defokussiert werden, um ein Abbild des zu schätzenden K ometen zu erhalten. Anhand mehrerer Vergleichssterne kann dann z. B. mit der Argelanderoder auch der P ogson-Methode die Kometenhelligkeit bestimmt werden.
Als Instrument zur Helligk eitsschätzung wird heute das mit der kleinsten Öf fnung empfohlen, welches den K ometen noch ohne Mühe zeigt. (Will man die Helligkeit des so genannten false nucleus, der zentralen Kondensation, bestimmen, sollte jedoch mit größeren Instrumenten gearbeitet werden.) Dies zeigt, dass auch mit kleinen Feldstechern bereits eine große Anzahl von Kometen systematisch beobachtet werden können. Größere Teleskope erwei-
tern die Anzahl der Objekte enor m, und man kann davon ausgehen, dass ein 20-cmTeleskop immer einen beobachtbaren Kometen findet.
Die Helligkeitsschätzungen dienen zum Erstellen der Lichtkurve, der Ableitung der Helligkeitsparameter und dem Erk ennen von Ausbrüchen oder Periodizitäten. Diese Kurven sind Gemeinschaftslichtkur ven vieler Beobachter, die natürlich eine gewisse Streuung aufweisen. Aufgrund der besonderen Spezifika der K ometen weist die geschätzte Helligk eit eine g rößere Unsicherheit auf, als z. B . die eines Veränderlichen Sternes. Es gibt Erscheinungsformen von Kometen, bei denen die geschätzte Helligkeit beobachterabhängig um bis zu 3 Größenklassen streuen kann! Damit stellt sich natürlich die F rage, inwiefern die visuelle Schätzung überhaupt sinnvoll ist und wissenschaftlichen Nutzen besitzt.
D. W. E. Green, Betreiber der w eltweiten Sammelstelle für K ometenphotometrie, dem International Comet Quarterly (ICQ), argumentiert dahingehend, dass allein zur Herstellung der Vergleichbarkeit zu früheren Kometenerscheinungen visuelle Schätzungen weiter von Nutzen sind. Zusätzlich verwenden Beobachter, die Photometrie mittels CCD betreiben, noch nicht durchgehend standardisier te Filter und Prozeduren, so dass die Vergleichbarkeit innerhalb dieser Beobachter ähnlich oder schlechter ist. Helle und ausgedehnte Kometen werden sogar auf längere Sicht eine Domäne der visuellen Beobachter bleiben. Doch es gibt w eitere Gründe, die es sinnvoll machen, weiterhin Kometen visuell zu schätzen. Die Zahl der Beobachter, die per CCD Lichtkurven aufnehmen, ist vergleichsweise (noch) gering und garantiert somit k eine dicht besetzte Lichtkurve. Ein w eiteres wichtiges Argument ist die g rößere Mobilität und Flexibilität, welche visuelle Beobachter aufweisen, die w eniger Instrumentarium transportieren und aufbauen müssen. Dass die Ergebnisse der visuellen Beobachter immer wieder v on Profis verwendet wurden, zeigte sich in vielen Veröffentlichungen der letzten Jahre. Das bisher Gesagte bedeutet jedoch k einesfalls, dass die CCD-Photometrie k ein-
erlei Bedeutung hat. Im Ge genteil, auf lange Sicht wird sie sicherlich ebensolche Wichtigkeit haben. Voraussetzung dafür sind jedoch einheitliche Standards, die eine Vergleichbarkeit zulassen und die Unsicherheit der Er gebnisse minimieren. Allerdings ist es bereits jetzt der F all, dass die meisten K ometen schwächer als etw a 13 bis 14 Größenklassen nur mit CCD beobachtet werden, und hier f indet der ernsthafte Amateur ein reiches Betätigungsfeld. Die Photometrie solch schw acher Kometen ist ein bisher vernachlässigtes Gebiet, dessen Ergebnisse auch für die Profis von großem Interesse sind. Zum Thema der Standardisier ung werden von Seiten des ICQ, aber auch durch einige nationale Kometensektionen Vorschläge unterbreitet, die im Juni 2004 auf dem International Workshop for Cometar y Astronomy diskutiert werden sollen. Es ist zu hoffen, dass sich in der F olge sehr bald auf einheitliche Standards geeinigt werden kann.
Nimmt man sich der K ometenphotometrie - sei es nun visuell oder mit CCD - an, so findet man sich in einer illustren w eltweiten Gemeinde engagier ter Amateure wieder, die auf einem speziellen Gebiet erstaunliche Leistungen vollbringt.
Astrometrie (Positionsbestimmung) Damit ein Komet beobachtet werden kann, muss seine Bahn bekannt sein. Dies ist insbesondere nach der Entdeckung wichtig, um das neu entdeckte Objekt nicht wieder zu verlieren. Schaut man sich die Entdeckungs- und Aktualisierungszirkulare von Kometen an, stellt man fest, dass dieses so genannte follo w-up im wesentlichen von Amateuren geleistet wird. In der Tat betätigt sich ein Teil der Amateurbeobachter auf dem Gebiet der Astrometrie von Kleinkörpern des Sonnensystems, den Asteroiden und Kometen.
Die Anforderungen an die Ausrüstung sind hier sicherlich höher: Neben einem g rößeren Teleskop mit Nachführ ung ist eine CCD-Kamera und Auswertesoftware notwendig - all dies macht in den meisten Fällen eine per manente Aufstellung zwingend, was nicht für jeden möglich ist.Auch die Anforderungen an die Aufnahmen und nachfolgenden Analysen sind höher; im
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8 SCHWERPUNKTTHEMA
Vergleich dazu wirkt die visuelle Helligkeitsschätzung archaisch. Allerdings hat der auf diesem Gebiet tätige Beobachter die Sicherheit, nützliche Arbeit zu verrichten und wird gleichzeitig immer die Chance haben, einen Kleinplaneten oder Kometen als ,,Nebenprodukt" der beobachterischen Tätigkeit zu entdecken. Von Zeit zu Zeit w erden durch die Prof is Beobachtungsaufrufe gestartet, die aktuelle Astrometrie von Kometen zum Ziel hat, um z. B . Raumsonden v or einem Besuch eines Kometen korrekter an ihr Ziel heran zu führen.
Es sollte nicht unerwähnt b leiben, dass sich hierbei auch w eitere Beobachtungsprogramme anbieten, die v on großer Wichtigkeit sind. Es e xistieren eine Vielzahl als Asteroiden klassifizierte Objekte, von denen sich einige erst spät als Komet zu erk ennen gegeben haben. Die intensive Überwachung - photo- und astrometrisch - ist v on großer Bedeutung, um weitere solcher Objekte zu erkennen. Auch die den Kometen verwandte Population der KBO's oder TNO's (Kuiper Belt Objekte, Trans-Neptunische Objekte) stellt hierbei ein lohnendes Ziel dar.
Himmelsmechanik Eng verwandt mit dem Gebiet der Astrometrie ist die Himmelsmechanik, die deren Ergebnisse verarbeitet. Ausgehend von Bahnberechnungen von Kometen oder anderen Kleinkörpern, können diese in der Zeit vor oder zurück gerechnet werden, um die Störungen der Bahn durch die Planeten zu verfolgen und Sichtbarkeiten vorhersagen zu können. Selbst Identif ikationen mit früheren oder ,,v erlorenen" Objekten sind hierbei möglich.
Geschichte Kometen sind neben Planeten, No vae und Supernovae die am längsten geschichtlich überlieferten Himmelsobjekte. Helle Kometen haben seit jeher die Phantasie und die Vorstellungen der Menschen beeinflusst und haben somit Eingang in viele kulturelle Zeugnisse gefunden. Alle geschichtlich bekannten Kometen wurden aus Überlieferungen auf der ganzen Welt entnommen. Für viele ist es nie möglich gewesen, Bahnen zu berechnen. Für einige, die hell genug w aren bzw. die v on Gelehrten jener Zeit in Himmelskar ten eingetragen wurden, k onnte eine Bahn bestimmt werden. Allerdings sind bisher bei weitem nicht alle geschichtlichen Aufzeichnungen gesichtet w orden.
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Insbesondere die Or tschroniken, die in großer Zahl existieren, sind hier ein reicher Fundus an Infor mation, deren Deutung allerdings reichlich kompliziert sein kann. Auch alte Stiche, Radierungen oder andere bildliche Darstellungen von Kometen können wichtige Informationen in sich bergen, so sie denn noch nicht bekannt sind. Ein offenes Auge in Antiquariaten und auf Flohmärkten sei hier angeraten.
Viele weitere Aspekte der geschichtlichen Seite der k ometaren Astronomie sind denkbar und interessant. Neben kleinen Entdeckungen beherbergt diese Beschäftigung einen g roßen Zuwachs an Wissen über und Verständnis für unsere Vorfahren.
Fotografie, CCD-Aufnahmen, Zeichnungen, Spektroskopie ... All dies war bisher eine Auswahl aus den Hauptgebieten, der kometaren Astronomie für Amateure, die allerdings bei w eitem nicht vollständig ist. Nicht erwähnt wurde die Fotografie bzw. CCD-Aufnahme v on Kometen, die für mor phologische Untersuchungen sinnvoll ist. Schw eifabrisse, Schweifdynamik, Filteraufnahmen, Zerfälle oder Ausbrüche können damit dokumentiert und überwacht werden. Auch hier wird durch die Prof is die Hilfe v on Amateuren immer wieder ger n in Anspruch genommen, w as in di versen Beobachtungsaufrufen zu erkennen ist. Oft steht hierbei die Beobachtungsunterstützung der di versen (Weltraum)Teleskope im Vordergrund. Es sei bemerkt, dass die klassische F otografie durch die CCD-Kamera keinesfalls ihre Berechtigung verloren hat.
Sehr vernachlässigt ist das klassische Gebiet der Kometenzeichnung. Der Vorteil der Zeichnung eines Kometen bzw. dessen inneren Komabereiches liegt in der Erfassung von Details, die mit anderen Methoden durch längere Integrationszeiten bzw. unterschiedliche spektrale Empf indlichkeiten verloren gehen. So konnte beim Kometen C/1995 O1 (Hale-Bopp) mittels Zeichnungen von kernnahen Jets die Rotationszeit ermittelt werden! Auch erwähnt w erden sollte die Spektroskopie von Kometen. An hellen K ometen kann dies bereits mit einem einf achen Prisma visuell durchgeführ t werden, was allerdings keine Dokumentation der Ergebnisse zulässt. Die Spektroskopie von Kometen ist allerdings kaum v erbreitet, so dass hier viel Selbststudium bezüglich der Kometen notwendig ist.
Fast hätte ich sie vergessen ... die Kometenjagd. Der Traum fast jedes Amateurastronomen ist die Entdeckung eines eigenen Himmelskör pers. Kometen sind dahingehend immer das klassische Beispiel gewesen. Allerdings sind die Chancen in Mitteleuropa aufg rund zunehmender Lichtverschmutzung, dem durchwachsenen Wetter und seit einigen Jahren durch die K onkurrenz der automatischen Suchprogramme auf ein Minimum gesunken. Trotzdem gelangen in den letzten Jahren Kometenentdeckungen von Österreich und Deutschland aus. Ausdauer und Glück sind bei dieser Beschäftigung notwendig, um die automatischen Suchpro gramme und die letzten v erbliebenen Kometenjäger auf der Welt zu schlagen.
Nur für Profis? Es mag der Eindruck entstanden sein, dass die Kometenbeobachtung nur für for tgeschrittene Amateure geeignet ist. Dem möchte ich energisch widersprechen, denn Kometen bieten selbst dem interessier ten Laien besonders bei hellen K ometen unvergessliche Eindrücke und simple Möglichkeiten der Beobachtung. Ob man nun Kometen nur ab und zu beobachtet oder diese sich zum Hauptgebiet ge wählt hat, kann man sich dem Gefühl nicht entziehen, welches beim Anblick eines großen, hellen K ometen zu v erspüren ist und Lew N. Tolstoi in ,,Krieg und Frieden" am Großen K ometen C/1811 F1 so treffend beschrieb: ,,...mit tränenfeuchten Augen blickte er freudig zu diesem hellen Gestirn empor, das in unsagbarer Geschwindigkeit den unermeßlichen Raum in parabolischer Linie durchflogen hatte, plötzlich wie ein in die Erde gebohrter Pfeil auf diesem von ihm selbst gewählten Platz am dunklen Himmel stehengeblieben war, sich mit energisch erhobenem Schweif dort aufgepflanzt hatte und nun zwischen den unzähligen anderen funkelnden Sternen mit seinem weißen Licht glitzerte und spielte. Und Pierre schien es, als spiegle dieses Gestirn all die Gefühle wider, die seine weichgestimmte Seele erstarken und zu neuem Leben erblühen ließen."
(Übers. M. Kegel, Patmos Verlag 2002)
SCHWERPUNKTTHEMA 9
Die Fachgruppe Kometen der VdS - Vorstellung und Überblick
Die VdS-Fachgruppe Kometen wurde 1984 ge gründet und hat derzeit 64 Mitglieder , die sich mit allen Aspekten der Kometenbeobachtung beschäftigen. Grundsätzlich sind uns alle interessierten Amateure willkommen, unabhängig von Erfahrungsstand und Ausrüstung. Durch die Vielfalt der Kometenerscheinungen ist ein lohnendes Betätigungsfeld für viele Instrumente gegeben; zusätzlich spannt sich der Bogen von der Erfahrung der Ästhetik eines hellen Kometen bis zu wissenschaftlich nützlichen Beiträgen durch den Beobachter. Bevor nachfolgend die Ziele und Leistungen dieser VdS-Fachgruppe kurz erläutert werden, sei jedoch darauf hingewiesen, dass der Erfolg auch dieser Fachgruppe zu einem großen Teil von der aktiven Mitarbeit ihrer Mitglieder abhängig ist!
Folgende Ziele hat sich Die FG Kometen gesetzt:
- Die Koordination der Amateurbeobachtungen. Dies soll über das FG-Mitteilungsblatt ,,Schweifstern", mit Hilfe von Artikeln und Mitteilungen in Amateurpublikationen und über die WWW-Seiten der FG Kometen erreicht werden.
- Die Sammlung und Archivierung der Kometenbeobachtungen aller Mitglieder. Damit ist gesichert, dass Institute, interessierte Amateure und andere Interessensg ruppen die Beobachtungen zw ecks spezieller Untersuchungen zentral anforder n können. Selbstverständlich kann jeder Beobachter, unabhängig von einer Zusendung seiner Beobachtungen an uns, diese parallel auch an andere Institutionen bzw. Publikationen einsenden.
- Da das Sammeln und Archivieren von Beobachtungen alleine wenig zur wissenschaftlichen Erforschung der K ometen beiträgt, ist die Auswertung der Daten ein wichtiges Anliegen der Fachgruppe Kometen. Die visuellen Beobachtungen und Zeichnungen sowie die aus Fotografien und CCD-Aufnahmen ermittelten Werte der von den FG-Beobachtern verfolgten Kometen werden ausgewertet und zu einem separaten Abschlussbericht zusammengestellt oder im FG-Jahresbericht zusammengef asst. In unregelmäßiger Folge werden diese Berichte dann in ,,Ster ne und Weltraum", dem ,,VdS-Jour nal für Astronomie" oder in ,,Ahner ts Astronomischem Jahrbuch" veröffentlicht. Vorläufige, aber stets aktuelle Auswertungen finden sich im ,,Schweifstern" bzw. können auf den WWW-Seiten der FG Kometen jederzeit abgerufen werden.
An Leistungen bietet die FG Kometen ihren Mitgliedern die folgenden:
- Fünfmal pro Jahr erscheint der ,, Schweifstern", das Mitteilungsblatt der VdS-Fachgruppe Kometen. Dieses umfasst neben den neuesten Informationen über aktuelle Kometen (Entdeckung, Bahnelemente, Beobachtungstabellen bzw. -berichte, Ephemeriden, Diagramme, Schätzkarten) einen Foto- und CCD-Teil, FG-Interna, sowie Leserbriefe und Beiträge v on FG-Mitgliedern. Ein Probeheft kann gegen 2,20 - am besten in Briefmarken - angefordert werden.
- Die aktuellsten Meldungen, Beobachtungen, Auswertungen, Fotos, Aufsuchkarten, Sichtbarkeitsdiagramme, Bahnelemente usw., eine aktuelle Mitgliederliste sowie PDF-Ausgaben des Mitteilungsblattes (in etwas geringerer Auflösung als die Papierausgabe) können den Internet-Seiten der FG Kometen entnommen werden. Die URL lautet: http://www.fg-kometen.de.
- Die FG Kometen hat zwei Beobachtungsanleitungen erstellt: ,,Einstieg in die visuelle Kometenbeobachtung" (16 Seiten) und für Fortgeschrittene - ,,Anleitung zur Kometenbeobachtung" (20 Seiten).
- Die FG Kometen ist Mitorganisator der jährlich stattf indenden ,,Planeten- und K ometentagung". Spezielle Kometentagungen werden in unregelmäßigen Abständen zusätzlich veranstaltet.
- Über Hartwig Lüthen können - elektronisch oder gedr uckt - Schnellmitteilungen bezogen werden.
Die Aufteilung in spezielle Fachbereiche bzw. Aufgabenfelder innerhalb der Fachgruppe Kometen existiert derzeit wie folgt:
- Die Fachgruppenleitung und die Betreuung der WWW-Seiten der FG Kometen ist die Aufgabe von Maik Meyer (Johann-StraußStr. 26, 65779 Kelkheim, E-Mail: maik@comethunter.de). Zudem ist er Anlaufstelle für alle Kometen betreffenden Fragen. Über ihn können zudem die beiden oben genannten Beobachtungsanleitungen angeforder t werden.
- Das Teilgebiet ,,Visuelle Beobachtungen und Auswertungen" betreut Andreas Kammerer (Johann-Gregor-Breuer-Str. 28, 76275 Ettlingen, E-Mail: andreas.kammerer@lfuka.lfu.bwl.de. Er ist auch v erantwortlich für die Herausgabe des ,,Schweifsterns" (ein Probeheft kann über ihn angeforder t werden). Visuelle Beobachtungen sind gemäß den inter national anerkannten Standards durchzuführen und sollten ihm - unter Beachtung der entsprechenden Anmerkungen - mittels des FG-Bo gens bzw. per E-Mail im erweiterten ICQ-Format (siehe ,,Vorgaben und ICQ-Codes" auf den WWW-Seiten der FG Kometen) monatlich zugesandt werden.
- Das Teilgebiet ,,Fotografische Kometenbeobachtung" sowie das Schw eifstern-Kapitel ,,Fotografische und CCDBeobachtungen" betreut Dieter Schubert (Schwalbenweg 12, 73655 Plüderhausen, E-Mail-Adresse: Dieterschuber t@aol.com.) Kometenfotografien - bitte unbedingt mit den v ollständigen Daten, sowie Nordrichtung und Maßstab auf der Rückseite - und daraus ermittelte Werte sowie entsprechende CCD-Beobachtungen/Aufnahmen sind an ihn einzusenden.
- Wer technische Fragen zur ,,CCD-Kometenbeobachtung" bzw. zum wichtigen Teilgebiet ,,Kometen-Photometrie" hat, nehme Kontakt mit Matthias Achternbosch (Am Rittweg 6, 77654 Offenburg, E-Mail: Achternbosch@itas.fzk.de) auf.
VdS-Journal Nr. 14
10 S C H W E R P U N K T T H E M A
- Kometenzeichnungen (bitte die FG-Schablone verwenden) und Anfragen zu diesem etw as vernachlässigten Beobachtungsgebiet richte man an Otto Guthier (Am Tonwerk 6, 64646 Heppenheim).
- Heinz Kerner (Gerdehaus 11, 29328 Faßberg, E-Mail: h.kerner@t-online.de) ist FG-Redakteur für dasVdS-Journal. Entsprechende Beiträge sind ihm zuzusenden.
- Michael Möller (Steiluferallee 7, 23669 Timmendorfer Strand, E-Mail: michael_moeller@t-online.de) erstellt den FGJahresbericht und ist für die SuW-Kometenecke bezüglich aktuell sichtbarer Kometen verantwortlich.
- Friedrich Wilhelm Gerber (Alte Mainzer Straße 163, 55129 Mainz) hat das Sachgebiet Visuelle Spektroskopie übernommen.
- Jürgen Lamprecht (Nür nberg) hat dank enswerterweise die Produktion des Mitteilungsb latts übernommen und Heinz K erner (Faßberg) die Produktion der FG-Broschüren.
- Christof Plicht (Sibbesse) und Silvia Otto (W aldsee) unterstützen die FG K ometen bei der Erstellung des englischen Teils der WWW-Seiten.
Für diese oder zusätzliche Sachgebiete sowie für die Übernahme bislang aus Kapazitätsgründen eher vernachlässigter Aufgaben sind weitere Mitarbeiter jederzeit gerne willkommen.
Sollten Sie an einer Mitgliedschaft in der VdS-Fachgruppe Kometen interessiert sein, so k ontaktieren Sie bitte Maik Me yer unter Beilegung von 1,53 in Briefmarken oder laden sich das Anmeldeformular unter http://www.fg-kometen.de/fgvorst.htm herunter.
Ausgewählte Informationsquellen
Die folgenden Infor mationsquellen stellen nur eine be grenzte subjektive Auswahl dar. Insbesondere die englischsprachige Literatur und das Internet bieten eine Vielzahl weiterer Informationsquellen. Hier wird auf die einschlägigen Suchmaschinen bzw. Linklisten verwiesen.
Literatur / Informationsmaterial ,,Schweifstern" (Mitteilungsblatt der FG K ometen): 5x jährlich bei Mitgliedschaft, Probeheft ge gen 2,20 - am besten in Briefmarken - bei Andreas Kammerer, Johann-Gregor-Breuer-Str. 28, 76275 Ettlingen. ,,Einstieg in die visuelle K ometenbeobachtung": Beobachtungsanleitung für Be ginner (16 Seiten) und ,,Anleitung zur Kometenbeobachtung": Beobachtungsanleitung für Fortgeschrittene (20 Seiten). Die Broschüren können zu je 3 (Nicht-VdSMitglieder: 4 ) bzw. beide zusammen zu 5 (Nicht-VdS-Mitglieder: 7 ) - am besten in Briefmarken zu 1 - bei Maik Meyer, Johann-Strauß-Str. 26, 65779 Kelkheim, angefordert werden. ,,Schnellmitteilungen": Zirkulare zu K ometenentdeckungen. Diese können elektronisch (über seine E-Mail-Adresse) oder als Brief (Zusendung von mind. 10 selbstadressierten und frankierten DIN-C6-Kuverts; pro Kuvert zusätzlich 0,20 in Briefmarken beilegen) bei Hartwig Lüthen, Behnstr. 13, 22767 Hamburg, E-Mail: h.luthen@botanik.uni-hamburg.de, angefordert werden. ,,Kometen beobachten": Praktische Anleitung für Amateurbeobachter von Andreas Kammerer und Mike Kretlow (Hrsg.) in der Reihe ,,Astro Praxis", 320 Seiten, ca. 100 Abb., ISBN: 3827413095, ca. 25 . ,,Anleitung für Kometenbeobachter": von Hartwig Lüthen, GvA Hamburg, 3 über den Autor. ,,ICQ Guide to Obser ving Comets": Englische Anleitung zur K ometenbeobachtung des Inter national Comet Quar terly, Erstauflage 1997. Derzeit nicht mehr erhältlich, eine überarbeitete Neuauflage ist für Ende 2004 v orgesehen. Informationen über D. W. E. Green (icq@cfa.harvard.edu) ,,Observing Guide to Comets" : Englische Beobachtungsanleitung der K ometensektion der Britisch Astronomical Association. 3,50 Pfund über The Assistant Secretary, The British Astronomical Association, Burlington House, Piccadilly, London W1J 0DU oder http://www.britastro.org/sales/sales.html . ,,The Comet's Tale": Englischer Ne wsletter der B AA Comet Section. 5,00 Pfund für zw ei Jahre über Jon Shanklin, jds@ast.cam.ac.uk .
Kometen im Internet http://www.fg-kometen.de http://cfa-www.harvard.edu/icq/icq.html Http://cfa-www.harvard.edu/iau/mpc.html http://www.ast.cam.ac.uk:80/~jds/ http://www.astrostudio.at http://www.ki.tng.de/~winnie/kometen/einstieg.html http://encke.jpl.nasa.gov/ http://aerith.net/ http://groups.yahoo.com/group/comets-ml/ http://groups.yahoo.com/group/CometObs/
VdS-Fachgruppe Kometen International Comet Quarterly Minor Planet Center BAA Comet Section Michael Jäger und Gerald Rhemann Michael Hahn Charles S. Morris Seiichi Yoshida Comets Mailing List Comet Observation List
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a1
Erlebnis Weltraum
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Januar 2004: Raumsonden landen auf dem Mars und fahnden nach Leben. April 2004: Das erste Buch mit topaktuellen Informationen erscheint! Grandiose Bilder unseres Nachbarplaneten, konkrete Ergebnisse der Wissenschaftsmissionen und - vielleicht sogar die Antwort auf die wichtigste Frage: ,,Gibt es Leben auf dem Mars?"
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Ob man Sternhaufen mit bloßem Auge, Gasnebel mit dem Fernglas oder Galaxien mit dem Teleskop beobachtet - dieses Praxishandbuch der Vereinigung der Sternfreunde ist die perfekte Anleitung. Mit den Grenzgrößenkarten zur Bestimmung der Himmelsqualität sowie kopierfähigen Zeichenschablonen kann jeder sein individuelles Beobachtungsprogramm starten.
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Wolfgang Steinicke Praxishandbuch Deep Sky 208 Seiten, ca. 180 Abbildungen gebunden isbn 3-440-09779-X
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Die visuelle Kometenbeobachtung
von Heinz Kerner
So manch ein Sternfreund, der einen neuen Kometen selbst erfolg reich am Himmel aufgesucht hat, wird sich dann gefragt haben: ,,Objekt gefunden, und w as nun? Was kann man da beobachten?" Die Größen, die bei der visuellen K ometenbeobachtung zu bestimmen sind , können dem Beobachtungsbogen entnommen werden. Es sind dies die Helligk eit, Komagröße, Grad der K ondensation und, sofern vorhanden, Schweiflänge und P ositionswinkel. Natürlich gehört zu einer vollständigen Beobachtung die Beobachtungszeit, die anzugeben ist nach Jahr , Monat, Tag, mit der Uhrzeit in UT als dezimaler Tagesbruchteil. Für die spätere Auswertung werden einige Angaben zum Instrument benötigt: Die Öf fnung in cm, Öffnungsverhältnis, Vergrößerung und Art des Instruments gemäß dem Schlüssel auf der Bogenrückseite. Eine letzte Angabe, die noch nichts mit dem K ometen zu tun hat, ist die Grenzg röße als Maß für die Güte des Himmels. Gemeint ist die Helligkeit des schwächsten, mit dem bloßen Auge sichtbaren Sterns in der Nähe des Kometen.
Instrumente Im Vergleich zu anderen Bereichen der Amateur-Astronomie sind die instr umentellen Anforderungen bei der visuellen Kometenbeobachtung gering. Eine parallaktische Montierung ist nicht erforderlich und schon mit einem kleinen Gerät sind verwertbare Beobachtungen möglich. Refraktoren und Reflektoren sind dabei gleichermaßen geeignet. Für Kometen heller 8 mag reicht bereits ein F eldstecher. Welche Öffnung bzw. welches Instrument für welchen Helligkeitsbereich eingesetzt werden sollte, zeigt die Tabelle 1. Für die Helligk eitsschätzung sind ein großes Gesichtsfeld und eine kleine Vergrößerung förderlich (Vergrößerung =
doppelter Objektivdurchmesser in cm). Der Komet erscheint dann nicht zu g roß, was die Schätzung erleichter t, und ein großes Gesichtsfeld zeigt mehr Vergleichssterne. Hervorragend geeignet für diesen Zweck sind Weitwinkelokulare.
Helligkeitsschätzung Um die Helligkeit eines Kometen zu schätzen, liegt es nahe, wie bei der Beobachtung von veränderlichen Sternen Vergleichssterne bekannter Helligkeit heranzuziehen. Doch wie kann man ein flächenhaftes Objekt (Komet) mit punktför migen Lichtquellen vergleichen? Der Trick ist, das Instrument zu defokussieren. Bei einer gut kondensierten Koma (DC 5) kommt die Bobrovnikoff-Methode zum Einsatz (Abb . 1). Es wird dabei so weit defokussiert bis die Sternscheibchen und der Komet gleich groß erscheinen. Dann sucht man ein Sternscheibchen (Stern A), das geringfügig aber eindeutig heller ist als der Komet, und ein zweites Sternscheibchen (Stern B), das geringfügig aber eindeutig schwächer ist. Gedanklich teilt man die Helligk eitsdifferenz der Vergleichssterne in 10 gleiche Teile und passt den K ometen an die richtige Stelle ein. Wird ein Komet z. B. 3 Einheiten schwächer als Stern A und damit 7 Einheiten heller als Ster n B gesehen, so notiert man: ,,A3K7B". Sind die Ster ne A und B 7,2 mag bzw . 7,9 mag hell, so beträgt die Helligk eitsdifferenz 0,7 mag. 0,7 mag mal 3/10 sind 0,21 mag. Der Komet ist damit 7,2 mag + 0,21 mag = 7,41 mag 7,4 mag hell. Bei einer gering k ondensierten Koma versagt dieses Verfahren. Der K omet ist bereits im Himmelshinter grund ertrunken bevor die Ster nscheibchen die nötige Größe erreicht haben. In diesem F all wird nach der Sidgwick-Methode geschätzt (Abb. 2). Dabei prägt man sich zunächst Größe und Flächenhelligkeit der Koma bei
Abb. 1: Nach der Bobrovnikoff-Methode werden bei defokussierem Bild Komet und Sternscheibchen verglichen.
scharf gestelltem (fokussier tem) Bild ein. Dann wird so weit defokussiert, bis die Sternscheibchen die Größe der fokussierten Koma haben, und w eiter vorgegangen wie oben bereits beschrieben. Bei der Sidgwick-Methode wird also ein reales Bild mit einem Gedächtnisbild verglichen, was zunächst schwierig erscheint, nach einiger Übung aber k ein Problem ist. Damit das Gedächtnisbild frisch b leibt, sollte man öfters zum fokussier ten Bild zurückkehren. Um die Genauigk eit beider Schätzmethoden zu erhöhen, sollte man 2 oder 3 Vergleichssternpaare verwenden und aus den Einzelschätzungen das Mittel bilden. Bei Helligkeitsschätzungen mit dem b loßen Auge kann man mit Hilfe einer Lesebrille von geringer Dioptrienzahl die Vergleichssterne defokussieren.
Helligkeitsbereich
Öffnung/Instrument
heller als 3 mag 4 - 8 mag 8 - 10 mag
10 - 12 mag 12 - 14 mag
bloßes Auge 8 x 40 - 20 x 80 15 cm - 20 cm 25 cm - 30 cm 35 cm - 50 cm
Feldstecher Teleskop Teleskop Teleskop
Tabelle 1: Welche Öffnung bzw. welches Instrument sollte für welchen Helligkeitsbereich eingesetzt werden?
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Abb. 2: Bei der Sidgwick-Methode werden die defokussierten Sterne mit dem fokussierten Kometen verglichen.
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Vergleichshelligkeiten Bis vor einigen Jahren war es nicht leicht, geeignete Vergleichssterne zu f inden, und häufig musste das Vergleichssternfeld eines Veränderlichen in der Nähe des Kometen herangezogen werden. Das Hinund Herschwenken zwischen K omet und Vergleichsfeld war der Genauigk eit der Helligkeitsschätzung sicher nicht zuträglich. Heute stehen mit den Daten der Hipparcos- und Tycho- Kataloge Vergleichssterne bis etwa 10,5 mag über den ganzen Himmel v erteilt zur Verfügung (siehe Bogenrückseite). Man muss sich heute vor einer K ometenbeobachtung keine Gedanken mehr über Vergleichssterne machen, zumindest nicht bis zu dieser Helligkeit. Die visuellen Ster nhelligkeiten der Kataloge sind im PC-Programm GUIDE ab der Version 6.0 enthalten.
Komadurchmesser Darunter ist die sichtbare Größe der Koma im Winkelmaß zu verstehen, angegeben in Bogenminuten, bei entsprechend genauer Ermittlung mit Zehntelstelle. Man achte darauf, auch den äußeren, meist schw achen und schwer begrenzbaren Bereich der Koma zu erfassen (indirektes Sehen). Die einfachste Methode zur Bestimmung des Komadurchmessers ist die folgende: Man wählt ein, besser 2 Ster npaare, die zusammen mit dem K ometen sichtbar sind, und schätzt die Größe der K oma anhand der Abstände der Ster npaare. Z. B . Komadurchmesser gleich 1,5f acher Abstand Sternpaar A/B und gleich Abstand Sternpaar C/D. Später w erden auf der Sternkarte oder am PC die Abstände der Sternpaare ausgemessen und daraus der Durchmesser bestimmt.
Grad der Kondensation (DC) Der Wert des K ondensationsgrads der Koma DC (engl. ,,de gree of condensation") ist eine K urzbeschreibung des Aussehens der Kometenkoma, die angibt, wie das Helligkeitsprofil entlang eines gedachten zentralen Schnitts durch die K oma beschaffen ist. Es bedeuten dabei (Abb. 4) DC = 0: Komet sichtbar als sehr diffuses
und flächenschwaches Glimmen. Keine Helligkeitszunahme zur
Abb. 3: Auf diese Weise ermittelt man zeichnerisch den Positionswinkel eines Schweifs. In diesem Beispiel ist er 38 Gr ad.
Mitte hin erkennbar. DC = 3: Eine Helligkeitszunahme zur
Mitte hin ist erkennbar. DC = 5: Eine Helligkeitszunahme zur
Mitte hin ist sehr deutlich, aber man erkennt keine zentrale Verdichtung. DC = 6: Zentrale Verdichtung erkennbar. DC = 7: Zentrale Verdichtung sehr hell. DC = 8: Sehr helle zentrale Verdichtung, Koma als solche viel schwächer. DC = 9: Koma ist eine einzige zentrale Verdichtung, also punktförmig oder hell und scharf begrenzt wie ein Planetenscheibchen.
Der DC-Wert ist eine recht subjekti ve Größe und abhängig v on verschiedenen Einflüssen wie Instr umentenöffnung, Vergrößerung und Qualität des Himmels.
Schweif Wird ein Schweif beobachtet, so sind seine Länge (in Grad mit Dezimalstelle) so wie der Positionswinkel PW (die Richtung, in die der Schw eif zeigt) anzugeben. Man zeichnet dazu den Schw eif in eine geeignete Umgebungskarte ein und misst diese später aus. Der PW (Abb . 3) wird gezählt von Norden (0º) über Osten (90º), Süden (180º) nach Westen (270º). Mit Hilfe des Positionswinkels kann auch der Öf fnungswinkel eines fächerför migen Schweifs beschrieben werden. Sind Staub- und Gasschweif zu unterscheiden, sind deren Länge und PW natürlich getrennt anzugeben.
Schluss In Tabelle 2 nun drei Beispiele: für eine Beobachtung mit dem bloßen Auge, einem Feldstecher und einem Teleskop, die der Leser inzwischen und zusammen mit den Erläuterungen auf der Rückseite des Beobachtungsbogens verstehen sollte. Besonderheiten, die nicht in diesen Schlüssel passen, wie etw a Länge und PW eines zweiten Schweifs, eine unge wöhnliche Komaform oder Str ukturen im Schw eif, gehören als Klar text unter die Beobachtungszeile. Mit Hilfe eines PCProgramms wie GUIDE sind visuelle Kometenbeobachtungen inzwischen leicht geworden, können doch damit die Beobachtungsvorbereitungen, das Erstellen von Umgebungskarten, sowie die Auswertung einer Beobachtung schnell und problemlos durchgeführt werden. Wer seine Beobachtungen elektronisch weitergeben möchte, findet auf der Homepage der FGKometen (www.fg-kometen.de) das dafür vorgesehene Dateiformat.
Abb. 4: So in etwa kann man sich die verschiedenen Kondensationsgrade einer Kometenkoma vorstellen.
Datum (UT) MM Hell. Ref Instr. 1/f
V
Koma DC
Schweif PW
FST Beobachter
02.03.27.799 I
3,0
TT 0,8 E -
1
10
8
4,5
25
4,5
M.Meyer
02.04.08.83 B
4,2
TJ 5,0 B -
10
7,0
6
3,0
350
3,5
Möller
02.08.29.854 S
9,3
HV 25,4 T 10
78
3,4
3
-
-
6,0
Klausnitzer
Tabelle 2: Beispiele für die Aufzeichnung von Beobachtungen mit dem bloßen Auge, dem Feldstecher und dem Teleskop.
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Astrometrie von Kometen
von Werner Hasubick
Die Kometenastrometrie, d. h. die P ositionsbestimmung von Kometen, war früher schon eher ein Arbeitsgebiet für professionelle Astronomen [1]. Die foto grafische Abbildung der sich oft rasch be wegenden und ausgedehnten Schweifsterne erforderte doch größere Teleskope. Danach musste der Film oder die Platte auch noch mit einem Messmikroskop vermessen, die Vergleichssterne mühsam in Katalo gen gesucht und die Position berechnet werden. Der Einsatz von gekühlten CCD-Kameras, geeigneter Auswertesoftware und die Verfügbarkeit von umfassenden Sternkatalogen haben heutzutage dieses Beobachtungsgebiet auch für den Amateur erreichbar gemacht. Wenn man aktuelle MPEC's mit Kometenpositionen betrachtet, werden schon heute f ast die meisten P ositionen von Amateuren geliefert. Im nachfolgenden werden daher die Technik und die Geräte für die K ometenastrometrie beschrieben und Hinweise für den sinnvollen Einsatz oder interessante Beobachtungsgebiete gegeben.
Technik und Geräte Für heutige K ometenastrometrie hat sich folgendes Instrumentatrium etabliert: Spiegelteleskop ab ca. 20 cm Öf fnung mit nicht zu g roßem Öffnungsverhältnis, wobei auch Teleskope ab 15 cm Öf fnung oder Refraktoren zum Einsatz k ommen können, die Brennw eite sollte bei etw a einem Meter be ginnen und nicht zu g roß sein, um nicht zu kleine Gesichtfelder zu bekommen. Wegen der meist kürzeren Belichtungszeiten muss die parallaktische Montierung nicht unbedingt mit Guider n korrigiert werden, falls sie genau genug läuft. Lange Belichtungszeiten für schwächere Kometen sollten lieber mit der ,,track + stack"-Funktion v on ,,Astrometrica" realisiert werden, um Be wegungsunschärfen zu v ermeiden. Dabei w erden Aufnahmeserien belichtet und die einzelnen Aufnahmen um die Eigenbe wegung des Kometen verschoben aufaddiert (Abb. 1). Um die oft kleinen Gesichtsfelder der CCD-Kameras sicher und schnell zu f in-
den, sind gute Aufsuchekarten und digitale Teilkreise fast nicht zu ersetzen, oder man benutzt gleichzeitig ein Planetariumsprogramm. Als nächstes gilt es die passende CCDKamera auszuwählen. Je nach Geldbeutel, Brennweite und Haupteinsatzzweck gilt es hier eine Auswahl zu treffen. Wer sich die Kamera speziell für die Astrometrie und ein bestimmtes Teleskop anschaffen will, dem mögen die nachfolgenden Empfehlungen helfen. Da die Programme subpixelgenau die P osition bestimmen können, sind größere und daher empfindliche Pixel (z. B. 20 bis 24 µm) k eine schlechte Auswahl. Die Brennweite sollte so gewählt werden, dass 1 bis 2' '/Pixel erreicht werden, wobei etwa 2 bis 3 Pix el/Halbwertsbreite angestrebt w erden sollten. Die Halbwertsbreite ist die Breite der P oint Spread Function in halber Höhe des Maximalwertes. Rückseitenbeleuchtete CCD's sind noch empfindlicher als normale, aber auch teurer . Chips mit Antibloominggate sind für die Astrometrie eher
Abb. 1: 6 Aufnahmen mit 20 Sek. von C/2002 CE10 LINEAR mit der ,,tr ack + stack"-Funktion von ,,Astrometrica", Eigenbewegung des Kometen 3,1''/Sek.
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Abb. 2: Aufnahme des Kometen P/2003 O2 LINEAR, Stack aus 6 x 20 Sek.
weniger geeignet. Die hauptsächlich v on den verfügbaren Finanzmitteln begrenzte Chipgröße sollte auch in Hinsicht auf den Teleskoptyp betrachtet w erden. Newtonoder Schmidt-Cassegrain-Teleskope sind wahrscheinlich nicht die beste Wahl für kleinbildgroße CCD-Chips. Hier sollten Teleskoptypen mit g rößerem nutzbaren Gesichtsfeld wie Ritchey-Chretien, Deltaoder Hypergraphen eingesetzt werden oder für geeignete Bildfeldebnung und -korrektur gesorgt werden. Die Belichtungszeiten sollten so ausgelegt werden, dass mindestens 10 Vergleichssterne abgebildet w erden und der K omet ein Signal/Rausch-Verhältnis von mindestens 5 aufw eist. Bei helleren K ometen sollte die Belichtungszeit so kurz sein, dass die innere K oma ohne Sättigung des Chips abgebildet wird. Während der Belichtung sollte sich der K omet nicht mehr als zwei Halbwertsbreiten bewegen. Zur astrometrischen Auswertung der Aufnahmen muss der Belichtungszeitpunkt auf eine Sekunde genau festgehalten
werden. Da die meisten CCD-Kameras von einem PC gesteuer t werden und die internen PC-Uhren sehr leicht Gangabweichungen zeigen, muss diese PC-Uhr zu Beginn jeder Beobachtungsperiode mittels Funkuhr oder geeigneter anderer Methoden gestellt werden, am besten auf UT, um die berüchtigten ,,ein-Stunden-Fehler" bei der Meldung an das MPC zu v ermeiden. Alle zwei bis drei Stunden sollte die PCUhr mittels Funkuhr kontrolliert und wenn nötig nachgestellt w erden. Nach meinen Erfahrungen geht eine PC-Uhr in drei Stunden weniger als eine Sekunde falsch. Die vorgesehenen Beobachtungsobjekte sollten pro Nacht am besten dreimal beobachtet werden, wobei zwischen den Beobachtungen einige Minuten lie gen sollte. Bei Aufnahmeserien sollten die Einzelaufnahmen zu mindestens zw ei Stacks zusammengefasst werden. Mehr als fünf Beobachtungen pro Nacht sind v ollkommen überflüssig. Wichtiger ist bei selten beobachteten K ometen die Beobachtung in zwei Nächten.
Nun müssen die Aufnahmen mit einem geeigneten Programm ausgewertet werden. Es gibt eine ganze Reihe mehr oder weniger komfortabler Programme für diesen Zweck, wie z. B . Pinpoint (z. B . in Verbindung mit EasySky), Charon, CAA, The Sky oder CCDSoft, die ich hier nicht alle vorstellen möchte. Ich werde die Auswertung hier am Beispiel von ,,Astrometrica" beschreiben, einem sehr ausgereiften und w eit verbreiteten Programm von Herbert Raab [2]. Dieses Programm bringt bei der Zentrier ung der ausgedehnten Kometenbilder nicht nur aus meiner Sicht sehr gute Ergebnisse, und das ist für die Astrometrie von Kometen wirklich wichtig. Die Bilder w erden im FITSFormat (16 bit inte ger) eingelesen, nach Mitteilung des gewünschten Kometen oder der Koordinaten erkennt ,,Astrometrica" je nach Katalog die Referenzster ne und bietet eventuell schon den K ometen zum Vermessen an. Bei schwächeren K ometen muss meistens erst ein Objekt zum Vermessen angegeben werden. Hier bietet
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,,Astrometrica" eine Hilfestellung an, da es die erwartete Position des K ometen anzeigt. Bei ganz schw achen Kometen ist aber auch die Konsultation des Digital Sky Survey im Inter net notwendig, am besten in der DSS-2-red-Version, der alle Ster ne bis zur 20. Größe zeigt [3] (s. Abb. 2). Sind die Bilder dann ausge wertet, hat ,,Astrometrica" schon den Entwurf eines Report an das Minor Planet Center (MPC) [4] erstellt, der Sammelstelle für solche Kometenpositionen. Zum Einsenden solcher Beobachtungen muss man zuv or einen Observatory Code haben oder beantragen (s. a. [5]). Das geforder te Format hat das Pro gramm schon erstellt. In der Betreffzeile sollte das Wort ,,comet" auftauchen und die E-Mail sollte nur Kometenpositionen enthalten, damit sie beim MPC schneller bearbeitet w erden kann. Damit ,,Astrometrica" optimal arbeiten kann, braucht es zw ei Dinge: aktuelle Bahnelemente und einen guten Ster nkatalog. Die Datei ,,comet.dat" mit den aktuellsten Bahnelementen v on Kometen kann man sich v on [6] laden. Bei den Sternkatalogen gibt es drei, die man bevorzugen sollte. Der bisher am meisten v erbreitete USNO-A2.0 (526 Mio Ster ne, 5,5 GB, 11 CD's) ist der älteste der drei. Seine Sternpositionen haben mittlere F ehler von ca. 0,3'' und er überdeckt den gesamten Himmel. Sein Nachfolger, der USNO-B1.0 (über 1 Mrd Ster ne bis 21. Größe, 80 GB , bisher nur im Inter net verfügbar!) hat Fehler von ca. 0,2'' und Eigenbewegungen. Der UCAC 2 (48 Mio Ster ne, 2 CD' s, Sterne zwischen 8 und 16 mag v on -90 Grad bis +45 Grad im Augenblick) ist im Augenblick der genaueste mit 0,07'' Fehler (0,02'' bei hellen Sternen). Er wird im Jahr 2005 vollständig bis zum Himmelsnordpol v orliegen. Seine Helligkeiten sind etwa 0,5 mag schwächer als die R-Helligkeiten des A2.0. Der veraltete Hubble Guide Star Katalo g kann nicht mehr benutzt werden. Sind die Positionen im MPC angekommen und haben die Über prüfung überstanden, werden sie in einem MPEC (Minor Planet Electronic Circular), einem wöchenlichen ,,Observations of comets"-MPEC oder monatlich in den MPC's publiziert. Genauso wichtig für den Beobachter ist die Publizierung von Residuen, d. h. der Abweichungen der eigenen Beobachtungen von der berechneten Bahn. Solche Residuen werden immer öfter v on Brian Marsden direkt in den MPEC's angegeben, weitere Quellen sind auch die Nakano Notes [7] oder die Webseite von Sebastian
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Hönig [8]. Sollten diese Residuen z. B . dauerhaft über 1'' liegen, sollte die eigene Beobachtungs- und Auswertetechnik überprüft und v erbessert werden. Erste Hinweise auf mögliche Abweichungen zeigt auch ,,Astrometrica" schon an. Bei den vom Programm angezeigten Helligkeiten ist zu beachten, dass sie meist nur für den Bereich v on 5 Pix eln gemessen werden und daher bis auf w eit entfernte kleine Kometen eher den K ern- (N = nucleus) und nicht Totalhelligkeiten (T) entsprechen. Zur besseren Messung der Helligkeit kann die Messblende vergrößert werden. Bei der ungef ilterten ST-9E entsprechen die Helligk eiten in etw a den RHelligkeiten. Wer die Astrometrie von Kometen erst mit etw as einfacheren Objekten üben will, dem empfehle ich mittelhelle Kleinplaneten (14 bis 16 mag). Näheres über deren Beobachtung und auch viele allgemeine Infor mationen zur Astrometrie finden sich in [9]. Überhaupt ist die Fachgruppe Kleinplaneten des VdS ein wichtiger Treffpunkt für alle, die sich mit der Astrometrie befassen. Die Astrometrie mit CCD-Kameras ist bei weitem nicht auf K ometen und Kleinplaneten beschränkt, auch die P ositionen von neu entdeckten Veränderlichen oder Supernovae können gut bestimmt w erden und sogar die P arallaxe sonnennaher Sterne ist kein allzu großes Problem. Als Beispiel stelle ich hier das in ,,215 Buchloe" verwendete Instrumentarium vor [10]. Verwendet wird das Hauptinstrument der Volkssternwarte der Astronomischen Gesellschaft Buchloe, ein 44-cm-Ne wton mit 2.000 mm Brennw eite (f/4,6). Das Instrument wird mit einer Sideres-85Montierung meist ohne Korrektur nachgeführt. Mit Hilfe v on Bahnelementen des MPC und des Pro gramms ,,Guide 8.0" werden für jeden K ometen 1 Grad -Aufsuchekarten mit Eigenbe wegungen des Kometen und eingeb lendeten CCDGesichtsfeld erstellt und der Komet mittels digitaler Teilkreise ins Gesichtsfeld gebracht. Standardbelichtungszeit sind 20 Sekunden, damit er reicht die v erwendete SBIG ST-9E (512 x 512 Pix el mit 20 µm) etwa 18,5 mag im Roten. Bei sehr hellen oder sich schnell be wegenden Kometen wird auch nur eine Sekunde belichtet (Rekord sind 0,11 Sek. bei C/2001 A2 LINEAR), für schwächere K ometen wird oft die ,,track + stack"-Funktion v on ,,Astrometrica" verwendet (der schwächste astrometrierte Komet hatte bei 5 Min. Gesamtbelichtungszeit 19,5 mag in R). Trotz 2''/Pixel werden z. T. Residuen von
0,1 bis 0,3' ' erreicht. ,,Astrometrica" wurde bisher mit dem USNO-A2.0Katalog verwendet, seit Dezember 2003 kommt der UCA C-2 zum Einsatz, der höhere Genauigkeit bietet, allerdings bisher nur bis ca. +45 Grad Deklination reicht. Zur Identifizierung schwacher Kometen (18 19 mag) wird immer der DSS-2-red v erwendet. Bisher wurde v om MPC noch keine der 462 P ositionen von fast 100 Kometen wegen Fehlidentifizierung zurückgewiesen.
Beobachtungsstrategie und weitere Hinweise Durch die Empf indlichkeit der heutigen CCD-Kameras stehen manchmal bis zu 40 Kometen gleichzeitig für die Beobachtung zur Verfügung [11], so dass eine Auswahl getroffen werden muss. Man sollte nicht nur die hellsten Objekte v ersuchen, die täglich von mehreren Beobachtern verfolgt werden, sondern kann z. B . in [12] nach Objekten suchen, die längere Zeit nicht beobachtet wurden. Solche Objekte sollten mindestens in zw ei Nächten beobachtet werden, sonst erscheint die Beobachtung nicht im wöchentlichen ,,Obser vations of comets"-MPEC, sondern erst im monatlichen MPC. Auch die Listen v on Yoshida [13] können zur Auswahl verwendet werden. Da es heute v on den helleren K ometen eher zu viel Positionen gibt, sollte nicht so sehr nach Erhöhung der Quantität, sondern nach Erhöhen der Qualität gestrebt w erden. Das kann durch Verwendung eines besseren Sternkataloges (z. B . UCAC-2) oder durch Erhöhen des Signal-RauschVerhältnisses geschehen. Bei Aufnahmeserien sollten lieber mehr Einzelbilder gestackt werden, um das SNR zu erhöhen, als unbedingt möglichst viele P ositionen mit geringem SNR eingesendet w erden. Pro Nacht reichen zwei bis drei Positionen. Durch die weit entwickelte Beobachtungstechnik stehen Amateuren heute auch Arbeitsfelder offen, die früher nur v on Profis bearbeitet wurden oder die es noch gar nicht gab . Heutzutage kann man als Amateur recht leicht der letzte Beobachter sein, wenn Kometen am Abendhimmel ihre Sichtbarkeit beenden, w eil die g roßen Surveys bei diesen Elongationen kaum suchen (z. B . 90P/Gehrels durch 215 am 19.2.2003). Auch zur Erk ennung von Kometen aus der Vielzahl von scheinbar asteroidalen Objekten v on LINEAR auf der NEOCP [14] haben Amateure schon des öfteren beigetragen. Auch die Recovery von periodischen K ometen ist
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heutzutage kein so g roßes Problem mehr (z. B. bei 154P/2003 Q4 Brewington [15]). Sogar die Suche mit CCD' s ist möglich (C/2002 Y1 Juels-Holvorcem, 157P/2003 T1 Tritton, C72003 T3 Tabur [16, 17, 18]). Sogar die Preco very von neu entdeckten periodischen Kometen auf im Internet verfügbaren Scans v on Aufnahmen der großen Surveys rückt in den Bereich des Möglichen, wie das Auffinden von 159P/ 2003 UD16 LONEOS auf Aufnahmen in den Jahren 1989 und 1991 durch Maik Meyer zeigt [19].
Fazit Mit der heute v erfügbaren Technik ist es auch für Amateure möglich, qualitati v hochwertige Astrometrie von Kometen zu
betreiben, wie die vielen pub lizierten Positionen und Residuen zeigen. Damit ist es ein w eiteres Gebiet, auf dem die Zusammenarbeit von Amateuren und professionellen Astronomen wertvolle Ergebnisse liefert. Für die Erstellung des Manuskriptes danke ich Bernd Brinkmann für einige wichtige Hinweise.
Literaturhinweise [1] Cometary Astrometry, JPL Publication 84-82, 1984 [2] http://www.astrometrica.at [3] http://archive.eso.org/dss/dss [4] http://cfa-www.harvard.edu/iau/mpc.html [5] http://cfa-www.harvard.edu/iau/info/ Astrometry.html [6] http://www.astro.cz/mpcorb/
[7] http://www.oaa.gr.jp/~oaacs/nk.htm [8] http://www.sungrazer.org/ [9] http:// www.kleinplanetenseite.de [10] http://www.astronomie-buchloe.de [11] http://cfa-www.harvard.edu/iau/
Ephemerides/Comets/index.html [12] http://cfa-www.harvard.edu/iau/lists/
LastCometObs.html [13] http://www.aerith.net/ [14] http://cfa-www.harvard.edu/iau/
NEO/ToConfirm.html [15] IAUC 7961, 28.8.2002 [16] IAUC 8039, 29.12.2002 [17] IAUC 8215, 7.10.2003 [18] IAUC 8223, 15.10.2003 [19] IAUC 8263, 7.1.2004; MPEC 2004-A18,
3.1.2004
Kometenbeobachtung am südlichen Sternenhimmel
von Stefan Beck
Im Gegensatz zu Deep-Sk y Objekten, Planeten oder Asteroiden können Kometen urplötzlich überall am Himmel auftauchen, jedoch auch über Jahre hinaus im voraus berechnet w erden, wo sie zu w elchem Zeitpunkt ihren sonnennächsten Bahnpunkt durchlaufen und zu w elchem Tag, zu w elcher Stunde stehen. Der Hauptgrund für mich lie gt im plötzlichen Auftauchen neuer Kometen, ihrer zeitlich begrenzten Sichtbarkeit, ihrer Be wegung
durch die Ster nbilder und ihres un vorhersehbaren Helligkeitsverhaltens. Und trotz der genauen Berechnungen kann sich ihre Helligkeit und Aussehen täglich, ja stündlich v erändern. Besonders die neuen, durch K ometensucher oder durch die automatischen Suchprogramme LINEAR, NEAT oder Space watch entdeckten Kometen, sind das Salz in der Suppe, überraschen sie doch öfters die Kometenbeobachter auf der Welt. Sei es
durch spontane Helligk eitsausbrüche
(29P/Schwassmann-Wachmann
1),
Schweifabrisse oder durch v ollständiges
Auflösen vor unseren Augen bzw.
Teleskopen, geschehen mit C/1999 S4
(LINEAR) oder C/2002 O4 (Hönig).
Daher sind die Tage kurz nach Vollmond
besondere Tage, werden doch neue
Kometen genau in diesen Tagen entdeckt.
Der 10. August 1998 war ein solch beson-
derer Tag. Der australische Amateur Peter
Abb. 1: C/1998 P1 (Williams) am 24.8.1998, 21:32 - 21:42 Ortszeit, 5,5"- Schmidtkamera auf Kodak Ektachrome 200, Farm Tivoli, Namibia.
Abb. 2: C/1995 O1 (Hale-Bopp) am 29.8.1998, 03:14 - 03:24 Ortszeit, 5,5"- Schmidtkamera auf Kodak TP 2415 hyp., Farm Tivoli, Namibia.
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diese geschah um
die Mittagszeit,
wenige Stunden v or
dem Abflug, der
zum Glück erst in
den späten Abend-
stunden angesetzt
war.
Da während der
ersten Tage die
Beobachtungsbe-
dingungen durch
Wolken behindert
wurden, konnte ich
den Kometen C/
Abb. 3:
1998 P1 (W illiams)
C/2001 A2 (LINEAR) am 22.7.2001, 00:16 - 00:26 Ortszeit,
am 19.8.1998 erst-
5,5- Schmidtkamera auf Kodak TP 2415 hyp., Farm Tivoli, mals beobachten.
Namibia.
Unter dem dunklen
namibischen Him-
mel war C/1998 P1
Williams entdeckte beim Beobachten v on (Williams) bereits im 7x50-Feldstecher ein
Veränderlichen zufällig einen neuen
leichtes Objekt, mitten in der Milchstraße
Kometen.
platziert. Farbaufnahmen mit Nor mal-
Just in diesen Tagen bereitete ich die letz- objektiv bzw. 5,5''-Schmidtkamera zeigten
ten Dinge für meinen Abflug nach einen schönen ca. 8 - 9 mag hellen K ome-
Namibia vor. Bereits 1- 2 Tage nach der ten mit seiner typischen b laugrünen Farbe
Entdeckung gibt es Beobachtungen und
(s. a. Abb. 1).
Positionsmessungen eines neuen Kometen. Mit meinem 6''-f/5-Newton versuchte ich
Eine korrekte Bahn gibt es oft noch nicht. mich allerdings nicht an den schw achen
Der Tag meines Abflugs rückte näher und Kometen und auch meine kurzbrennw eiti-
es gab noch immer k eine Bahnelemente. ge 5,5''-Schmidtkamera ist für schw ache
Am Tage des Abflugs konnte ich dann end- Kometen aufgrund der Brennweite nicht so
lich die ersten Bahnelemente aus dem
gut geeignet. So b lieb nur ein alter
Internet abrufen und mittels GUIDE
Bekannter. C/1995 O1 (Hale-Bopp) w ar
genaue Aufsuchkarten ausdrucken. All das Ziel. Zum Zeitpunkt meines Aufent-
halts war Hale-Bopp bereits 15 Monate von seinem Perihel entfernt und doch sollte es möglich sein, ihn zu beobachten. Ausgestattet mit Kar ten konnte ich den Kometen dann bei ca. 10,5 mag visuell beobachten. Trotz seiner geringen Helligkeit konnte man aber eine zentrale Kondensation gut erkennen. Immerhin war Hale-Bopp zu diesem Zeitpunkt bereits wieder 6,3 AE oder ca. 955 Millionen Kilometer von der Erde entfer nt (Abb. 2). In ähnlicher Distanz wurde er 1995 entdeckt. Im Juli 2001 ging es er neut nach Namibia auf die Farm Tivoli und wieder konnte ich einen hellen Kometen beobachten. C/2001 A2 (LINEAR) wurde über raschend hell und so konnte ich diesen Kometen ab Mitte Juli in Namibia beobachten, w as für ein Zufall (Abb. 3). Mit ca. 5 mag w ar der Komet sehr hell am namibischen Himmel zu sehen, und doch bemerkte ich während der 2-wöchigen Beobachtungszeit einen deutlichen Helligkeitsabfall. Ende Juli war der Komet dann auch nur noch sehr schwer visuell zu beobachten. Auch der Schw eif verschwand, der zuv or doch recht schön sichtbar war bzw. auf Fotos immer wieder sein Aussehen änderte. Nicht nur die hellen K ometen wie C/1995 O1 (Hale-Bopp), C/1996 B2 (Hyakutak e) oder zuletzt C/2002 C1 (Ikeya-Zhang) sind interessant, sondern auch die schwächeren Kometen bieten manche Über raschung für den Beobachter.
Kometenfotografie - von der Schmidtkamera zum CCD-Chip
von Stefan Beck
In den letzten Jahrzehnten w ar die Kometenfotografie im Amateurbereich geprägt vom Einsatz der Schmidtkamera in Verbindung mit Kodak Technical Pan Film. Der hoch auflösende K odak-Film in Verbindung mit dem g roßen Gesichtsfeld einer Schmidtkamera er möglicht die Aufnahme von hellen Kometen mit langen Schweifen, Veränderungen im Schw eif, aber auch schwächste Kometen bis 15 - 16 mag. Obwohl die CCD-T echnologie auch im Amateurbereich schon über 10 Jahre im Einsatz ist, war der Einsatz in der K ometenfotografie zumeist auf die schwächeren Kometen beschränkt. Die hellen K ometen mit spektakulären Schw eifstrukturen sind
nun einmal die Domäne des F ilms insbesondere beim Einsatz von Schmidtkameras. Im professionellen Einsatz von Schmidtkameras wurde der Film auch erst in den letzten Jahren v on den CCD-Chips ersetzt. Wird doch das große Gesichtsfeld einer Schmidtkamera durch den Einsatz von CCD's erheblich eingeschränkt. Erfreu-
Abb. 1: Platinum XL K402ME am Vixen 200/800mm-Newton.
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Abb. 2: Komet 2P/Encke mit 200/800mm-Newton und Platinum K402ME. 2003 Nov. 26, 718 UT, 1x1 bin und 1x1 Minute.
Abb. 3: Komet C/2001 HT50 (LINEARNEAT) mit 200/ 800mm-Newton und Platinum K402ME. 2003 Okt. 27,867 UT, 1x1 bin und 2x3 Minuten.
licherweise werden die g roßen Schmidtkameras der Prof is inzwischen mit CCDArrays ausgerüstet und w eiterhin eingesetzt. In den letzten 2 Jahren er gab sich in der Kometenfotografie ebenfalls ein Wandel. Die bekannten Kometenfotografen Michael Jäger und Gerald Rhemann setzten nun ebenfalls CCD-Kameras ein, die Zahl der Kometenaufnahmen mit herkömmlicher Technik (Schmidtkamera + Kodak Technical Pan Film) wurde geringer, dementsprechend wuchs die Zahl der aufgenommenen schwachen Kometen mittels CCDTechnik. Auch ich bef asste mich im August/ September 2002 damit, meine Aufnahmetechnik zu änder n. Meine Instr umente, eine 5,5''-Schmidtkamera und ein 8''-f/4Newton, sind ausgelegt für die Fotografie, besonders die Schmidtkamera für die Kometen. Allerdings ergeben sich folgende Probleme. Die lichtstark e Schmidtkamera benötigt einen dunklen Himmel,
insbesondere in Horizontnähe, da sich dort im allgemeinen auch die helleren Kometen befinden. Für mich bedeutet dies eine 45minütige Fahrt zu meinen Beobachtungsstandort, dementsprechend bedarf es einer sicheren Wetterlage und genauer Vorhersage. Die kurze Brennw eite meiner Schmidtkamera lässt allerdings nur Aufnahmen hellerer K ometen zu. Alle Kometen schwächer als 11 mag sind oftmals nicht mehr sicher zu identif izieren, zumal der Aufnahmemaßstab kaum Details erkennen lässt. Mein 8' '-Newton lässt sich natürlich auch für K ometen einsetzen, bedingt durch die Eigenbe wegung der Kometen muss das Teleskop allerdings auf den K ometen nachgeführt werden. Diese Aufnahmetechnik wollte ich aber nicht einsetzen, zumal eine sichere Fokussierung nicht immer ge währleistet ist und dementsprechend die Erfolgsaussichten. Zwei Möglichkeiten fasste ich ins Auge, zum einen eine g rößere Schmidtkamera
mit den Nachteilen in Bezug auf Anfahrt zum Standort und Wettersicherheit. Gleichzeitig würde ein g rößeres Gerät sogleich meine Montier ung ans Limit bringen. Meine Bedenk en zur CCDTechnik waren zum einen die kleinen Gesichtsfelder, der Preis, die Stromv ersorgung im F elde und das Auffinden der Kometen bei relativ kleinem Gesichtsfeld. Ich begann daher mich mit der CCDTechnik näher zu bef assen und die Meinungen verschiedenster Kometenbeobachter einzuholen. Gleichzeitig schaute ich mich auf dem Markt der CCDKameras um. Im März 2003 fällte ich die Entscheidung, nun doch in die CCD-T echnik einzusteigen, trotz meiner Vorbehalte und Bedenken. Besonders die Tatsache, auch schwache Kometen ohne lange Anfahrt zu einem entfernten Standort aufnehmen zu können, und die geringen Erfolge meiner Beobachtungen mittelheller K ometen bestärkten meinen Entschluss. In der Zeit zwischen Bestellung und Lieferdatum galt es Softw are und Stromversorgung für den mobilen Einsatz im Felde vorzubereiten. Zur Steuerung der Audine-kompatiblen CCD-Kamera wählte ich Astroart 3.0 aus, die neben der Steuerung der CCD-Kamera auch noch die Verarbeitung der Bilder er möglicht. Die Stromversorgung eines Laptops, der Kamera und der Kühlung musste entsprechend dimensioniert werden und für den mobilen Einsatz geeignet sein. Ebenso galt es für das Laptopdisplay eine Abdunklung zur Vermeidung von Streulicht und Blendung zu erreichen. Dies realisierte ich durch den Einsatz v on Software (Niteview) und 2 Lagen roter bzw. grüner Folie. Mitte Juli musste noch ein Adapter zu Befestigung der CCD-Kamera an meinen kurzbrennweitigen Newton gemacht w erden. Anfang August erfolgte in einer der wärmsten Nächte des Jahres ,,First Light". Als allererstes Objekt suchte ich M 57 auf, um erste Erf ahrungen bezüglich Belichtungszeit, Fokussierung und Tiefe der Aufnahmen zu sammeln. Die ersten nahm ich mit ca. 10 Sekunden Belichtungszeit auf, die ich dann bis auf 60 Sekunden steigerte. Bereits nach 30 Sekunden konnte ich den Zentralstern von M 57 sehen (15,7 mag), der Ringnebel war völlig überbelichtet. Nach w eiteren Aufnahmen von M 51, M 101, M 27 musste ich die Be geisterung meines Mitbeobachters zügeln. Anstatt weiterer Deep-Sky-Objekte wollte ich nun erst mal
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einen Kometen aufnehmen. Da Anfang August kein wirklich heller K omet zu sehen war, suchte ich einen K ometen, der möglichst leicht zu f inden war. Die Wahl fiel auf den Kometen LINEAR C/2001 K5, laut GUIDE ca. 15 mag hell. Da LINEAR recht hoch am Himmel stand, sollte ich den Kometen schnell f inden. Allerdings fand sich kein hellerer Stern (8 - 9 mag), den ich in meinem Sucher f inden konnte. So positionierte ich ein w enig auf gut Glück und machte die ersten Bilder. Im Vergleich mit GUIDE konnte ich anhand der Sternmuster das Aufnahmefeld identifizieren. Bereits auf kurz belichteten Bilder n fand sich etwas Nebliges. Zur sicheren Identif ikation belichtete ich 60 Sekunden ... Ich war begeistert, LINEAR C/2001 K5 war leicht zu sehen, ebenso zeigte sich ein schöner Schweif und all das bei ca. 15 - 16 mag Helligkeit. Die schwächsten Ster ne waren bei ca. 17 - 18 mag. Nach einigen Aufnahmen von LINEAR C/2001 K5 suchte ich ein neues Objekt. Meine Wahl fiel auf den besonders interessanten Kometen P/Schwassmann-Wachmann 1,
der in unre gelmäßigen Abständen Helligkeitsausbrüche zeigt. Das Aufsuchen gestaltete sich etwas schwierig, da wiederum keine helleren Ster ne in der Nähe waren. Aber auch da positionierte ich mein Fernrohr in die Nähe und suchte mittels Testaufnahmen die genaue P osition von P/Schwassmann-Wachmann 1 auf. Da der letzte Helligkeitsausbruch nur ca. 2 Wochen zurücklag, hof fte ich noch etw as vom Kometen zu sehen be vor er auf seine normale Helligkeit von 17 - 18 mag zurück ging. Nach 60 Sekunden zeigte sich auch Schwassmann-Wachmann auf meinem Bildschirm, einfach anhand der K oma zu identifizieren. Die Bilder zeigten die Möglichk eiten, die sich mit der CCD-T echnik erreichen lassen, besonders da ich nur sehr w enig Bildverarbeitung mache und eher das zeige, was ohne aufw endiges Nachbearbeiten zu sehen ist. Meine Bedenken gegenüber der CCDTechnik wurden durch die Ergebnisse ausgeräumt, der Spaß an der Beobachtung steigerte sich, da das Objekt sofor t nach
der Aufnahme sichtbar ist. Das Gesichtsfeld der Kamera reicht allerdings bei meinem kurzbrennweitigen Gerät aus, die Objekte relativ leicht zu f inden. Gerade in der Zeit vom August bis November waren nur schwache Kometen zu beobachten. Doch durch die CCD-T echnik konnte ich während dieser Zeit durchgängig beobachten, obwohl die Kometen nur ca. 11 - 16 mag Helligkeit hatten. Für die Zukunft hoffe ich das Aufsuchen durch Ansteuerung meiner Montierung mittels GUIDE zu beschleunigen. Die kalten Winternächte werden noch zeigen, wie gut die Technik im freien Felde funktioniert, besonders die Stromversorgung für Laptop, CCDKamera und ihre Kühlung stehen auf dem Prüfstand. Trotz der bisher er reichten Ergebnisse habe ich dem Umstie g auf die CCDTechnik nicht bereut, ich freue mich aber auch auf den nächsten hellen Kometen, der wieder mit Film und Schmidtkamera aufgenommen werden kann.
Kometenjagd
von Sebastian F. Hönig
Es ist sicherlich der Traum eines jeden Amateur-Astronomen, einen K ometen zu entdecken und somit den eigenen Namen am Himmel v erewigt zu wissen. Zunehmende Lichtverschmutzung und immer besser werdende professionelle Suchprogramme machen dem Amateur heutzutage das Leben schw er. Dennoch gibt es immer noch Möglichk eiten, Kometen zu entdecken.
Surveys Zur Zeit ist das erfolg reichste Suchprogramm sicherlich der Lincoln Near Earth Asteroid Research Sur vey (LINEAR). Mehr als 130 K ometenentdeckungen gehen auf das K onto des Projekts v on Air Force und Massachusetts Institute of Technology, das auf der White Sands Missile Range in Ne w Mexico stationiert ist. Wie NEAT und andere Surveys sind sie darauf aus, erdnahe Kleinplaneten aufzuspüren, wobei ihnen eben auch K ometen ins Netz gehen. Technisch lassen sich die v erschiedenen Surveys grob in zwei Kategorien einteilen: Widefield und Deepf ield Surveys, wobei sich herausgestellt hat, dass erstere für gewöhnlich erfolgreicher sind. Widefield
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Surveys arbeiten mit einem oder mehreren Teleskopen im Bereich um 1 m Öf fnung und sehr schnellem Öffnungsverhältnis (z. B. LINEAR: 2 Teleskope mit f/1,7). Dabei kann in einer Minute Belichtungszeit ein relativ großes Gesichtsfeld bis ca. 20 bis 20,5 mag R-Helligk eit abgedeckt werden. Ähnlich arbeitet auch das Near -Earth Asteroid Tracking Projekt (NEA T) mit einem 1,2-m-Teleskop in New Mexico und einem weiteren auf Ha waii. Deepfield Surveys arbeiten mit g rößeren Teleskopen und kleinerem Gesichtsfeld. Sie deck en zwar weniger Himmel ab, kommen jedoch in gleicher Zeit deutlich tiefer. Ein Beispiel hierfür ist das Space watch Projekt der University of Arizona, das unter anderem ein 1,9-m-Teleskop betreibt und es damit unter 21 mag schafft. Das Hauptarbeitsgebiet der Sur veys liegt in Ekliptiknähe, da sich dor t die meisten Asteroiden aufhalten, jedoch vor allem um Vollmond herum gehen sie auch in g rößere ekliptikale Breiten. Egal auf w elche Weise man K ometen suchen will: Die großen Surveys sind immer das Maß aller Dinge und man muss sich nach ihnen richten!
Visuelle Kometensuche Als klassisches Feld der Kometensuche ist für den Amateur sicherlich die visuelle Suche mit dem b loßen Auge, Ferngläsern oder Teleskopen zu nennen. Man liest des öfteren in Artikeln oder Anzeigen, bestimmte Teleskope seien ,,K ometensucher". Meist w erden so kleinere Teleskope oder Ferngläser bezeichnet, die eine schnelle Öffnung haben, also nur kleine Vergrößerungen bedienen, w as ein großes Gesichtsfeld v on 3 - 4 Grad Durchmesser bietet. Als Grenzgröße für die Kometensuche erhält man so etw a 10 mag. Für die Entdeckung ist diese Klassifizierung bestimmter Instr umente jedoch längst hinfällig. Aufgrund der Surveys und g roßer Konkurrenz in den verbleibenden surveyfreien Lücken sind Kometen meist schon entdeckt, bevor diese in den Helligk eitsbereich eines solchen Instruments kommen. Deshalb sind heutzutage eher größere Teleskope ab 8 Zoll zu empfehlen, die entweder von Haus aus ein kleines Öffnungsverhältnis besitzen oder mit einem F ocal Reducer dazu gebracht werden; anzustreben ist etw a f/4 bis f/6. Als Gesichtfeld erhält man somit ca. 1 Grad bei deutlich verbesserter Grenzgröße,
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Abb. 1: Eines der beiden LINEAR-Teleskope auf der White Sands Missile Range in New Mexico. Während einer Nacht registriert das automatische Suchprotokoll mehrere tausend bewegte Objekte - Kometen und Kleinplaneten ((C)MIT Lincoln Laboratory).
so dass auch 12-mag-K ometen leicht beobachtet werden können. Voraussetzung für die Suche ist natürlich immer ein dunkler Himmel. Dadurch ist Mitteleuropa und im speziellen Deutschland im weltweiten Vergleich stark benachteiligt. Genügend gute Verhältnisse bieten noch Mittelgebir ge, einige Regionen in Ostdeutschland oder etwa die Alpen. Einen weiteren Nachteil in unseren Breiten ist das Wetter, welches häufig zu unbeständig für eine längerfristig angelegte systematische Suche ist. Die systematische Suchstrate gie für Kometen ist relati v klar v orgegeben. Nachdem der Großteil des Himmels v on den Surveys besetzt ist, v erbleiben lediglich die Re gionen kleiner solarer Elongation - also Mor gen- oder Abendhimmel - so wie das Gebiet in P olnähe. Generell ist zu sagen, dass Mor gen- oder Abendhimmel Erfolg versprechender sind. Hierzu wählt man sich eine Re gion in möglichst kleiner Elongation aus (etw a zwischen 50 und 90 Grad). Nach Dämmerungsende abends fähr t man dann Bildfeld für Bildfeld den Bereich ab, immer parallel zum Horizont. Die sich so ergebenden Streifen sollten allmählich zu
immer größeren Elongationen hin führen (Prinzip ist also ,,rechts - hoch - links - hoch - ..."). Dasselbe Verfahren eignet sich natürlich auch für den Morgenhimmel vor Dämmerungsbeginn, wobei man hier von großen zu kleinen Sonnenabständen fährt. Allgemein sind azimutale Montierungen natürlich be vorzugt, eine Nachführung ist nicht unbedingt nötig. Mit etwas Übung sollte es so möglich sein, in einer Stunde mindestens 10º x 10º abzusuchen. Während einer Neumondphase kann so nach und nach ein Großteil des Morgen- und Abendhimmels abgedeckt werden. Für die restliche Nacht bieten sich dann die polnahen Regionen an. Hierbei eignet sich eine systematische Suche entlang der Rektaszensionsgroßkreise, wobei nun parallaktische Montierungen im Vorteil sind. Als Hilfsmittel v or Ort empfehlen sich aktuelle Sternkarten mit K ometen und Deep Sky Objekten, Zeichenbrett und Bleistift, um die P osition möglicher Kometen festzuhalten und zugleich zu merken, wenn man über ein bekanntes Objekt gestolpert ist. Ein ganz wichtiger Punkt bei der Kometensuche ist die Erf ahrung. Jemand,
der keine oder nur w enig Erfahrung mit Kometen hat, hat in der Re gel auch so gut wie keine Chance auf eine erfolg reiche Suche. Wichtig ist, möglichst viele Kometen zu beobachten um zu lernen, wie Kometen aussehen, wie sie sich v erhalten, wie man Helligkeiten bestimmt und auch, um das eigene Instr umentarium im Bezug auf Kometen besser k ennen zu ler nen. Doch auch für den erf ahrensten Beobachter sind die Chancen auf eine Entdeckung äußerst gering und häufig tritt nach vielen dutzend oder gar hunder ten Suchstunden eine gewisse Resignation ein. Durchhaltevermögen ist deshalb äußerst gefragt. Einer der erfolg reichsten Amateurkometenjäger, Don Machholz (USA), benötigte in den 1980er n und 90ern im Schnitt etw a 200 Suchstunden für jede seiner 9 K ometenentdeckungen. Seit Mitte der 90er b lieb jedoch auch er erfolglos und hat seit seiner letzten Entdeckung viele tausend Suchstunden ohne Sichtung verbracht.
Fotografische Suche Eine ähnliche Tradition wie die visuelle Kometensuche hat auch die Suche nach diffusen Objekten auf Fotoplatten und -filmen. Legendär auf diesem Gebiet ist das Ehepaar Carolyn und Eugene Shoemak er (USA), die insgesamt 32 K ometen mit Hilfe einer 1-m-Schmidtkamera auf Mt. Palomar entdeckt haben. Ebenf alls eine Schmidtkamera - wenn auch etwas kleiner - benutzte VdS-Mitglied Michael Jäger (Österreich) für die Entdeckung seines Kometen P/1998 U3 (Jäger). Schmidtkameras bieten den Vorteil, dass sie üb licherweise ein schnelles Öf fnungsverhältnis bei v ergleichsweise großer Öffnung haben, was es erlaubt v ernünftig große Himmelsausschnitte bis zu einer Grenzgröße von ca. 15 mag zu überw achen. Als Suchgebiete bieten sich die gleichen Regionen wie für die visuelle Suche an, wobei auch die Suchstrategie übernommen werden kann. Eine Alternative zu Schmidtkameras sind mittelgroße Fotoobjektive im Bereich v on 135 mm bis 400 mm Brennw eite. Diese bieten im Vergleich meist ein noch g rößeres Gesichtsfeld, so dass in kurzer Zeit der Himmel sehr g roßflächig abgedeckt w erden kann. Aufgrund der kleineren Öffnung ist man hierbei jedoch in der Grenzg röße deutlich eingeschränkt und k ommt selten unter 13 mag. Somit bewegt man sich wieder im Bereich der visuellen Suche. Bei der fotografischen Suche erkauft man sich für ein w enig mehr Grenzg röße und
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eventuell etwas größere Himmelsflächen jedoch einige Nachteile. So müssen bei einer effizienten Suche die F ilme noch in derselben Nacht entwickelt und analysiert werden, was Kenntnisse in diesen Bereichen und ein kleines Fotolabor erfordert. Um möglichst tiefe Aufnahmen zu erhalten sind hochempf indliche, wenn möglich hypersensibilisierte Filme erforderlich, die in g rößerer Menge verbraucht werden, was wiederum sehr kostspielig ist. Als Beispiel arbeitete der Japaner K. Takamizawa in den Jahren 1994 bis 1999 mit Kodak TMAX-Filmen, wobei er in 70 Nächten pro Jahr etwa 3.000 Bilder schoss. Auf gut 16.000 Bilder n gingen ihm dabei zwei Kometen ins Netz.
CCD-Suche CCD-Kameras haben nicht nur im Bereich der ästhetischen Astrofotografie chemische Filme und F otoplatten weitgehend verdrängt, auch bei der Suche nach Kleinplaneten und Kometen sind sie inzwischen unerlässlich. Vorteile sind neben hoher, über die Belichtungszeit andauer nder Empfindlichkeit vor allem die schnelle Verfügbarkeit der Daten so wie die Möglichkeit einer elektronischen, ssoftware-gestützten Analyse. Waren die Chips vor einigen Jahren noch relati v klein, so sind sie inzwischen bis zur KleinbildGröße erhältlich. Es ist für eine erfolg reiche Suche auch hier von oberster Priorität, möglichst viel Himmelsfläche pro Aufnahme zu bekommen. Praktisch gibt es hierfür zw ei Ansätze: kleinere ,,Kometensucher" oder g rößere Teleskope, die ähnlich wie die Sur veys arbeiten. Die erste Alternative ist sicherlich die preisgünstigste. Dazu verwendet man kleinere, schnelle Refraktoren oder Reflektoren im Bereich v on 6 - 8 Zoll, die noch ein vergleichsweise großes Gesichtsfeld bieten und mit CCD-Kameras 15,5 - 16 mag in kurzer Zeit er reichen. Als Suchstrategie bietet sich wieder dieselbe an, wie bei visueller oder foto grafischer Suche mit dem Vorteil deutlich tieferer Aufnahmen. Das Prinzip dieser ,,Kometensucher" genannten Systeme wird inzwischen von mehreren K ometenjägern weltweit verfolgt. Erste Erfolge w aren dabei die Entdeckung des Kometen C/2002 Y1 (Juels-Holvorcem) und die Wiederent deckung des v erlorenen Kometen 158P/ 1978 C1 = 2003 T1 (Tritton) durch Charles Juels (USA) und P aulo Holvorcem (Brasilien). Sie v erwenden für ihre Suche einen 5''-f/5-Refraktor mit CCD-Kamera,
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Was tun bei einer Kometenentdeckung?
Hat man einen Kandidaten für einen unbekannten K ometen erspäht, so müssen zunächst Position, Helligkeit, Größe und Erscheinung festgehalten werden. Danach ist unbedingt zu über prüfen, ob sich das Objekt be wegt und w enn ja, in w elche Richtung (möglichst genau Geschwindigk eit und Positionswinkel). Wie allgemein üblich sollte danach die Beobachtung nochmals auf bekannte Objekte über prüft, wenn möglich eine unabhängige Bestätigung v on einem v ertrauenswürdigen Beobachter eingeholt werden. Die Entdeckungsmeldung schickt man dann per EMail am besten direkt an das Central Bureau for Astronomical Telegrams (CBAT) (cbat@cfa.harvard.edu).
was ihnen beachtliche 2,3 Grad x 2,3 Grad pro Bild ermöglicht. Ähnliche Projekte laufen auch auf den deutschen MPC-Stationen A19 in Köln und A23 auf der Stark enburgSternwarte in Heppenheim. Die zweite Möglichkeit der CCD-Suche ist äußerst kostenintensiv. Sie basier t im Wesentlichen auf der Methode ,,Lear n from the best". Hierzu benötigt man qualitativ gute und schnelle Teleskope ab etwa 30 cm Öf fnung, sehr lichtempf indliche CCD-Chips und einen Computer , der die Beobachtungen und e ventuell auch Auswertung automatisiert übernimmt. Mit einem solchen Instr umentarium sollte es nun möglich sein, unter dunklem Himmel mindestens 19 mag oder tiefer in etwa 60 80 Sekunden zu er reichen. Gleichzeitig sollte das Gesichtsfeld mindestens 20' x 20' betragen, um in einer Nacht auch ein vernünftiges Stück Himmel zu überstreichen (einige 10 Quadratg rad). Gelingt dies, so kann man die Strate gie der Surveys übernehmen und es steht einem zur Kometensuche praktisch der ganze Himmel zur Verfügung. Für ein solches System muss man bei der Anschaffung mit mindestens 15 - 20.000 Euro rechnen und diese Investition lohnt sich natürlich nur ,
wenn auch das Wetter relativ konstant ist, so dass man 180 oder mehr klare Nächte im Jahr hat, w as in Mitteleuropa nur schwer zu finden sein wird.
Ausblick Die nächsten Jahre werden wohl weiter von den großen Profiteleskopen dominiert. Dennoch scheint sich nach einer Zeit der Resignation Mitte der 90er Jahre in der Amateurszene eine ge wisse Aufbruchstimmung breit zu machen. Weltweit wird technisch hochgerüstet, um entw eder die verbleibenden Nischen zu besetzen oder den Surveys auf die P elle zu rücken. Eine weitere Herausforderung stellen dabei die sich in Planung bef indlichen ,,Next Generation Surveys" PanSTARRS und LSST dar, die die P erformance ihrer Vorgänger nochmals w eit übertreffen sollen. Aufgrund technischer und f inanzieller Fragezeichen ist es allerdings noch lange nicht sicher, ob und in welcher Form sie an den Start gehen werden. Des weiteren sind die heutigen Suchpro gramme nicht auf unbestimmte Zeit angelegt, sondern laufen um 2010 aus. Somit kann auch in den nächsten Jahren mit Amateurentdeckungen gerechnet werden.
Hydraulik-Probleme ,,Hallo... Kos und Mos... gut, dass ihr so früh vorbei kommt. Ich sitze schon die halbe Nacht hier oben. Mit der Hydraulik meines Beobachterstuhles stimmt etwas nicht.
Ihr müsst mich runter holen!!!"
26 S C H W E R P U N K T T H E M A
Die hellsten und schönsten Kometen von 1976 bis 2003
- Fotogalerie mit Bildern aus dem Archiv der FG Kometen
von Dieter Schubert
Abb. 1 (oben): Komet West am 4.3.1976, belichtet von Jürgen Linder auf Farbfilm.
Abb. 2 (links): 1P/Halley mit Schweifabriss am 10.1.1986 um 17:34 UT, 2¥ Min. belichtet von Michael Jäger auf Schwarzweiß-Negativfilm
Abb. 3 (oben): Okazaki-Levy-Rudenko (1989r) am 10.11.1989 um 4:36 UT, 2 Min. belichtet von Gerhard Gramm mit einer Schmidt-Kamera 170/257 mm (f/1,5) auf Schwarzweiß-Negativfilm.
Abb. 4 (rechts): 122P/de Vico am 5.10.1995 um 3:35 UT, 14 Min. belichtet von Michael Jäger mit einer Schmidt-Kamera 200/300 mm (f/1,5) auf Kodalith (ortho).
S C H W E R P U N K T T H E M A 27
Abb. 5
Abb. 6
Abb. 7
Abb. 8
28 S C H W E R P U N K T T H E M A
Abb. 9
Abb. 10
Abb. 11
Abb. 12
S C H W E R P U N K T T H E M A 29
Abb. 13
Abb. 14
Abb. 15
Abb. 16
30 S C H W E R P U N K T T H E M A
Abb. 5 (Seite 27): C/1996 B2 (Hyakutake) am 25.3.1996 um 3:18 UT, Details im Komabereich und Schweifverwirbelungen, 9 Min. belichtet von Michael Jäger mit einer Schmidt-Kamera 200/300 mm (f/1,5) auf Technical Pan Negativfilm (hyp.).
Abb. 6 (Seite 27): C/1996 Q1 (Tabur) bei der Galaxie M 108 und dem Eulennebel M 97 am 13.10.1996 um 0:35 UT , 7 Min. belichtet von Gerald Rhemann mit einer Schmidt-Kamera 255/435 mm (f/1,7) auf Kodak Pro Gold 400 Farbfilm.
Abb. 7 (Seite 27): Komet Hale-Bopp (1995 o1) am 12.3.1997 um 2:29 UT v on Otto Guthier 4 Minuten belichtet mit einer Schmidt-Kamera 2,3/495mm auf Pro Gold 400 Farbnegativfilm auf dem Gornergrat (3135m). Der Komet steht dicht am Nordost-Horizont zwischen zwei Alpengipfeln.
Abb. 8 (Seite 27): 55P/Tempel-Tuttle bei der Galaxie M 33 am 30.1.1998 um 19:04 UT , 5 Min. belichtet von Gerald Rhemann mit einer SchmidtKamera 255/435 mm (f/1,7) auf Kodak Pro Gold 400/120 Farbfilm.
Abb. 9 (Seite 28): P/1998 U3 (Jäger) am 6.1.1999 um 18:46 UT, 11 Min. belichtet von Michael Jäger (der ihn 1998 fotografisch entdeckte) mit einer Schmidt-Kamera 250/450 mm (f/1,8) auf Technical Pan Negativfilm (hyp.).
Abb. 10 (Seite 28): C/1999 H1 (Lee) mit Gegenschweif am 14.8.1999 um 1:00 UT, 6 Min. belichtet von Gerald Rhemann mit einer Schmidt-Kamera 255/435 mm (f/1,7) auf Technical Pan Negativfilm (hyp.).
Abb. 11 (Seite 28): 73P/Schwassmann-Wachmann 3 am 22.7.2001 um 3:38 UT, 2x11 Min. belichtet in Namibia von Michael Jäger mit einer Schmidt-Kamera 200/300 mm (f/1,5) auf Technical Pan Negativfilm (hyp.).
Abb. 12 (Seite 28): C/2001 A2 (LINEAR) am 28.7.2001 um 0:41 UT, 10 Min. belichtet von Uwe Wohlrab und Marcus Richert mit einem Deltagraph 250/830 mm (f/3,3) auf Fuji NHG II 800 F arbfilm.
Abb. 13 (Seite 29): C/2002 F1 (Utsunomiya) am 1.5.2002 um 19:49 UT, 2x1 Min. belichtet von Michael Jäger mit einer Schmidt-Kamera 250/450 mm (f/1,8) auf Ektachrome 100S Farbfilm.
Abb. 14 (Seite 29): C/2002 O4 (Hönig) am 11.9.2002 um 21:04 UT, 8 Min. belichtet von Stefan Beck mit einer Schmidt-Kamera 140/225 mm (f/1,8) auf Technical Pan Negativfilm (hyp.). Dieser Komet wurde am 22.7.2002 von Sebastian Hönig (Dossenheim, Deutschland), visuell mit einem 10-Zoll-Schmidt-Cassegrain-Teleskop entdeckt.
Abb. 15 (Seite 29): C/2002 V1 (NEAT) am 10.2.2003 um 18:08 UT, 2x1 Min belichtet von Norbert Mrozek mit einer Schmidt-Kamera 170/300 mm (f/1,8) auf Ektachrome 100 S Farbfilm.
Abb. 16 (Seite 29): 2P/Encke am 25.11.2003 um 17:02 UT, belichtet von Michael Jäger und Gerald Rhemann mit einem Teleobjektiv der Brennweite 135 mm (f/3,3) und einer Starlight SXV CCD-Kamera.
VdS-Journal Nr. 14
Kometen-Fotos ,,Das ist ein Foto von dem Shoemaker - Levi!" ,,Beg your pardon... Sir... Levi is a JEANSMAKER, not a SHOEMAKER!!!"
A S T R O F O T O G R A F I E 31
Großflächige H II-Nebelkomplexe unter -45 Grad
- Astrofotosafari am Südhimmel
von Michael Hoppe
Abb. 1: Die HII-Region NGC 3324 mit dem Offenen Ster nhaufen NGC 3293. Aufnahme mit Refraktor Vixen ED 114 SS (Apochromat 114 mm / 600 mm), 25 Minuten belichtet auf Kodak Ektachrome 200 professional. Aufnahmeort: Farm Tivoli/Namibia.
Neben den Magellanschen Wolken und den größten Kugelsternhaufen des Himmels sind u. a. auch viele der interessantesten und g rößten HII-Regionen (Emissionsnebel) am Südhimmel zu f inden. Südlich v on -45 Grad Deklination sind dann die Deep-Sky-Objekte zu finden, die von Mitteleuropa aus nicht beobachtbar sind.
Um diese Objekte des Südhimmels in ausreichender Höhe über dem Horizont beobachten zu können, muss der Beobachtungsstandort auf der Südhalbkugel sein. In Namibia, einem beliebten Reiseziel für Amateurastronomen, sind z. B . viele Farmen auf Astrogäste eingestellt. Aufgrund der flächenhaften Ausdehnung dieser Objekte sind für F ormat füllende Aufnahmen oft nur kleine bis mittlere Brennweiten erforderlich. Damit sind gute Aufnahmen von großen Nebelstrukturen möglich. Für eine Gesamtansicht des
Gum-Nebels, der g rößten HII-Region des gesamten Himmels, ist so gar ein Weitwinkelobjektiv erforderlich [1]. Ein kurzbrennweitiger Refraktor ist ein ideales Instrument, um die g roßen HIINebelkomplexe zu foto grafieren. Mein handlicher ED-Apochromat, ein Refraktor Vixen ED 114 SS (114 mm / 600 mm), war daher auch mein Be gleiter bei der Namibia-Exkursion zur F arm Tivoli im Jahre 2002 [2]. Südlich des interessanten und schönen Sternbilds Skorpion - das alleine eine ausführliche Safari rechtfertigt [4, 5] - bef indet sich das unscheinbare Ster nbild Ara (Altar). Die g rößte HII-Region in diesem Bereich ist der Nebelkomplex NGC 6188, der auch den of fenen Sternhaufen NGC 6193 enthält. Diese Nebelre gion zeigt visuell mit einem UHC- oder OIII-F ilter viele Details, eine beeindr uckende Nebellandschaft. Bei einer Brennw eite von 600 mm ist es schon f ast unvermeidlich, dass
der westlich von NGC 6188 gele gene Bipolare Nebel NGC 6164/5 mit auf den Aufnahmen zu f inden ist. Auch visuell ist NGC 6164/5 ein interessantes Objekt, das sich eindeutig mit einer w estlichen und östlichen Nebelschale präsentiert. Noch weiter südlich befindet sich IC 2944 - ein Emissionsnebel, der die Phantasie amerikanischer Beobachter zu dem Namen ,,Running Chicken Nebula" angeregt hat. Visuell eine ,,harte Nuss", ist der Nebel fotografisch ein leichtes Objekt. Besonders interessant sind auch die w estlich von dem Hauptnebel gelegenen rundlichen Nebelbereiche mit den Bezeichnungen GUM 39 und IC 2872. Aber auch südlich ist ein r undliches Objekt mit einer eigenen Bezeichnung zu finden - GUM 41 [6]. Bei den ,,GUM-Nebeln" handelt es sich um Objekte aus dem Nebelkatalo g von Colin Gum (97 Objekte), die jedoch nichts mit der bekannten g rößten HIIRegion des gesamten Himmels, dem
VdS-Journal Nr. 14
formatfotografie, die bei gleicher Brennw eite eine Darstellung sowohl der Details als auch des gesamten Komplexes ermöglicht. Nebenbei bemerkt, ist NGC 3372 bereits mit b loßem Auge sichtbar und schon in der Dämmerung als kleines Nebelfleckchen zu erkennen. Astrofotografen sollten auch einen der reichsten Sternhaufen des Himmels, NGC 3532, bei der Ausschnittswahl berücksichtigen. Eine Brennw eite von 135 bzw. 200 mm ist für den Eta-Carinae-Nebel und NGC 3532 empfehlenswert, wenn beide Objekte zusammen auf einer Aufnahme abgelichtet w erden sollen. Aber um das Feld von NGC 3372 schließen sich noch viele weitere Emissionsbereiche an. Nordw estlich, etwa auf halber Streck e zwischen dem of fenen Sternhaufen NGC 3293 und NGC 3372, befindet sich die halbmondförmige HII-Region NGC 3324 bzw . MRSL 178 nach dem Katalo g von Marsalkova [7]. Aber auch der Ster nhaufen NGC 3293 selbst ist umhüllt von dem Emissions- bzw . Reflexionsnebel GN 10.32.1.01 [7]. Noch w eiter nordwestlich befindet sich ein weiterer offener Sternhaufen, IC 2581, in dessen Nähe wiederum eine HII-Region zu finden ist. Dieses Nebelgebiet trägt die Bezeichnung NGC 3247 (RCW 49).
Abb. 2: Die HII-Region NGC 3247 mit dem Offenen Sternhaufen IC 2581. Optik, Film und Ort wie in Abb. 1, jedoch 30 Minuten belichtet.
,,Gum-Nebel", zu tun haben. Für die meisten dieser GUM-Nebel soll zur visuellen Beobachtung einen HBeta-Nebelfilter am besten geeignet sein [1]. Zur Zentrierung der HII-Re gion ist der Ster n Lambda Centauri sehr hilfreich. Eines der bekanntesten HII-Emissionsgebiete ist der Nebelkomplex um den Stern Eta Carinae. Der Nebel, der die Bezeichnung NGC 3372 trägt, hat eine Größe von rund 180' x 120' [3]. Damit ist zur Erfassung des gesamten Nebelkomplexes ein 300-mm-Objekti v bestens geeignet. Trotzdem macht auch eine längere Brennweite Sinn, um z. B . die eingelager ten Dunkelnebel und weitere Details besser sichtbar zu machen. Im Vorteil ist da natürlich die Mittel-
Abb. 3: Die HII-Region RCW 57 mit dem Offenen Sternhaufen NGC 3572. Optik, Film, Ort und
Belichtungszeit wie in Abb. 2.
VdS-Journal Nr. 14
A S T R O F O T O G R A F I E 33
Abb. 4: Die HII-Region NGC 6188 mit dem Offenen Ster nhaufen NGC 6193 und dem Bipolaren Nebel NGC 6164/5. Optik, Film, Ort und Belichtungszeit wie in Abb. 2.
Abb. 5: Sternstrichspuren mit Windrad. Objektiv 2,8/24 mm, auf 5,6-8 abgeblendet, Belichtungszeit 3,5 Stunden, Film und Ort wie zuvor.
VdS-Journal Nr. 14
Abb. 6: Sternstrichspuren mit Teleskopen. Objektiv 2,8/28 mm, auf 5,6 abgeblendet, Belichtungszeit 20 Minuten, Film und Ort wie zuvor.
Südlich vom bereits erwähnten prachtv ollen offenen Sternhaufen NGC 3532 ist Y Carina der nächste Haltepunkt. Hier befindet sich der of fene Sternhaufen NGC 3572. Ein w eiteres Grad südlich wird es wieder nebelig. Die g roße HII-Region RCW 57 W + O (MRSL 197, 200) ist ein prachtvolles Objekt. Noch weiter südwestlich trifft man auf die Ausläufer des bereits erwähnten IC 2944. Weitere Deep-Sky-Aufnahmen - insbesondere auch v on Objekten des Südhimmels - sind auf meiner Homepage unter www.astrohoppe.de zu finden.
[6] Tirion, W., Rappaport, B., Lovi, G., 1996: Uranometria 2000.0 und Deep-Sky Field Guide, Willmann-Bell, Inc., Richmond, Virginia
[7] Neckel, T., Vehrenberg, H., 1985: Atlas Galaktischer Nebel, Treugesell-Verlag Düsseldorf
Literaturhinweise [1] Stoyan, R., Binnewies, S., 2003: Gum-
Nebel und Vela SNR; interstellarum 27, 36 [2] Hoppe, M., 2003: Mit Premium-
Refraktoren von Vixen unter dem Kreuz des Südens; SuW 42, 81 (3/2003) [3] Acker, A., 1991: Praxis der Astronomie, Birkhäuser/Springer Verlag [4] Stoyan, R., 2000: Deep Sky Reiseführer, Oculum Verlag [5] Hoppe, M., 2001: Nebeljagd im südlichen Skorpion, SuW 40, S. 586 (7/2001)
VdS-Journal Nr. 14
Plejaden??? ,,Weißt du, Mos... manche Sternfreunde übertreiben ihr Hobby ein bisschen. Er hat seine Kinder Atlas, Alcyone, Merope, Electra, Celaeno, Maia und Taygeta genannt und
Pleione und Sterope seien gerade unterwegs!!!"
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Protoplanetare Scheiben in M 42
von Bernd Gährken
Der Orionnebel ist die von der Erde aus am
besten beobachtbare Ster nentstehungs-
region. Mit 1.400 Lichtjahren steht er rela-
tiv nah. Deswegen war er eines der ersten
Objekte, bei denen mit dem Weltraum-
teleskop Hubble versucht wurde, protopla-
netare Scheiben nachzuweisen. Einige der
helleren Exemplare können auch mit
Amateurmitteln fotografiert werden. Sie
messen nur wenige Bogensekunden. Doch
da der Orionnebel e xtrem hell ist, wird
trotzdem kein großes Teleskop benötigt.
Für die Abbildung 1 reichte ein 6-Zoll-
Newton (f/10) mit Barlo wlinse. Als
Kamera wurde eine Mintron v erwendet.
Sie kann lediglich Einzelbilder mit 2,56
Abb. 1:
Sekunden belichten. Doch durch die
Das Zentralgebiet des Orionnebels (links), aufgenommen am 20.2.2003. Verwendet
Mittelung mehrerer Einzelbilder lässt sich wurden 50 % von 736 Mintronaufnahmen, jeweils 2,56 s belichtet mit 6-Zoll-
trotzdem ein brauchbares Signal-zu-
Newton (f/10). Eine HST-Aufnahme desselben Aufnahmefeldes (Mitte) dient zum
Rausch-Verhältnis erzeugen.
Vergleich. Zur besseren Erkennbarkeit wurden die protoplanetaren Scheiben mar-
Für die Qualität der Aufnahme ist das kiert (rechts).
Seeing der entscheidende P arameter.
Darum waren mehrere Versuche nötig, bis Einzelbildern gemittelt. Zum Vergleich cher abgebildet.
ein Bild mit ausreichender Qualität erzeugt dient eine HST-Aufnahme, die als Mosaik Der erstaunliche Helligk eitsunterschied
werden konnte. Erst in der sechsten klaren aus mehreren Einzelbilder n zusammenge- nährte den Verdacht, dass es sich eventuell
Nacht passte alles zusammen. Für die
setzt wurde. Die Lage der drei protoplane- um einen v eränderlichen Stern handeln
Abbildung 1 wurden 50 Prozent v on 736 taren Scheiben ist im Ge wimmel der könnte. Bei Inter netrecherchen fand sich
Strukturen schwierig im Astronomical Journal von 2001 eine
zu
erkennen. Arbeit von John M. Car penter und
Deswegen sind sie Kollegen, in der die Variabilität der Sterne
im rechten Bild deut- in dieser Re gion genauer untersucht
lich markiert, die wurde. Der zentrale Ster n der mittleren
mittlere ist am hell- protoplanetaren Scheibe, der als Ster n
sten. Bei einigen
Nummer 9307 geführ t wird, zeigte eine
älteren Aufnahmen unperiodische IR-Variabilität von etwa
ist an der Stelle
+-0,1 mag. Carpenter und sein Team haben
zuweilen sogar ein den Stern etwa einen Monat lang re gel-
Stern zu sehen.
mäßig überwacht. Ein langperiodischer
Vermutlich handelt Bedeckungsveränderlicher ähnlich dem
es sich um den zen- Trapezstern V1016 Ori könnte dabei
tralen Stern, der sich durchs Raster gefallen sein. Es wäre auch
z. Zt. in der protopla- denkbar, dass die Veränderungen im
netaren Scheibe bil- Visuellen etwas stärker ausgeprägt sind.
det. Je nach Infrarot- Um sicherzustellen, dass die unterschiedli-
empfindlichkeit des che Helligkeit nicht nur auf unterschiedli-
Aufnahmemediums che Optiken, Seeing oder Kamerasysteme
ist der Ster n unter- zurückzuführen ist, wäre es interessant,
schiedlich deutlich diese protoplanetare Scheibe in Zukunft im
zu erkennen. Die Auge zu behalten.
Abbildung 2 zeigt
einen Vergleich der Literaturhinweise
eigenen Aufnahme [1] Carpenter, J. M. et al., 2001: ,,Near-
mit einem F oto von
Infrared Photometric Variability of Stars
Abb. 2:
Bernd Flach-Wilken.
toward the Orion A Molecular Cloud",
Detailvergrößerung des Gebietes um die mittlere protoplane- Unten ist die mittlere
Astron. J. 121, 3160 (6/2001)
tare Scheibe. Die untere Aufnahme stammt aus dem Archiv protoplanetare Schei-
von Bernd Flach-Wilken.
be wesentlich deutli-
VdS-Journal Nr. 14
36 A S T R O F O T O G R A F I E
Mars bedeckt TYC 0025-00636-1
von Bernd Gährken
Am 14. Januar 2004 kam es zu einer seltenen Sternbedeckung durch den Planeten Mars. Leider zogen schon am Nachmittag dichte Zirren auf, die sich zum Abend so stark verdichteten, dass der 0,5 mag helle Mars mit freien Auge kaum zu erk ennen war. Im 10-Zöller der Volkssternwarte München war 30 Minuten v or der Bedeckung der Stern nur knapp zu sehen, mit der Mintron w ar es etw as deutlicher.
Abb. 1 (links): Jedes Teilbild wurde aus 100 bis 200 Mintron-Einzelaufnahmen zu jeweils 0,32 s Belichtungszeit gemittelt. Uhrzeitenangabe in MEZ.
Wegen der Wolken musste die Belichtungszeit auf 0,32 s erhöht w erden, so dass Mars und Ster n durch Wolken und Seeing zu dif fusen Flecken verschmiert wurden. Der Stern war bis etwa 2 Minuten vor der Bedeckung auf dem Li vebild zu erkennen. Die geplante Messung der Marsatmosphäre war leider nicht möglich. Angesichts der widrigen Umstände darf man mit den F otos trotzdem zufrieden sein. Bei klarem Himmel wäre die Grenzgröße um mindestens 4 mag besser gewesen. In diesem Fall hätte der 8,8 mag helle Stern bei 1/25 s Belichtungszeit v ermutlich bis unmittelbar an die Phasenkante beobachtet werden können.
VdS-Journal Nr. 14
Das Projekt Draco Dwarf Amateure untersuchen eine dSph-Galaxie
von Peter Riepe, Bernd Häusler und Ralf Mündlein
- Teil 2 -
Nachdem wir im ersten Teil über die Projektentstehung berichtet haben und Grundlagen zu den RR-Lyrae-Sternen vorgestellt haben, geht es im v orliegenden zweiten Teil um die Entfer nungsbestimmung der dSph-Galaxie Draco Dwarf.
Die Teleskop-Technik Die verwendeten Fernrohre sind ein Refraktor APQ 130 mm / 1.000 mm- und ein Ritchey-Chretien-Teleskop (RCT) 353 mm / 3.655 mm. Bei den Aufnahmen mit dem RCT fehlen aufg rund einer Planscheibe im Tubus die spie geltypischen Beugungs-Spikes um hellere Sterne. Beide Fernrohre sitzen zusammen mit einem weiteren 100 mm-Refraktor auf einer parallaktischen Montierung Alt 7 AD (Abb. 1). Das RCT alleine bringt ca. 60 kg auf die Waage; insgesamt sind es 80 kg Last, w elche von der Alt 7 klaglos bewältigt werden. Die geschützte Aufstellung wird durch eine 4,3 m-Kuppel (Abb. 2) gewährleistet. Die Aufstellungshöhe der F ernrohre von ca. 6 m über der Umgebung er gibt Seeingvorteile.
Die Beobachtungsnacht be ginnt mit der Dämmerung, in der Flatf ields aufgenommen werden. Anschließend wird die Kamera entfernt und ein Nachführokular eingesetzt. Es gilt bei einem geeigneten Stern den Wert für die Korrektur des periodischen Fehlers so genau wie möglich in die Steuerung FS-2 einzugeben. Leider verliert die Steuer ung den Wert mit dem Ausschalten, so dass er jedes Mal neu eingegeben werden muss. Die K orrektur des periodischen Fehlers halten wir trotz dualer Kamera zur Nachführ ung für wichtig. Es folgt die Auswahl eines Zielster nes in der Nähe des F oto-Objekts. Anschließend wird das Objekt per Maus mittels des Programms ,,The Sky" angefahren.
Zur komfortablen CCD-Fotografie werden Montierung sowie Kamera v om Untergeschoss per Rechner gesteuer t. Der Kuppelraum muss nur zur F okussierung und Kuppeldrehung betreten w erden. Trotzdem werden sicherheitshalber alle teleskopischen Bewegungen überwacht, damit ein Anschlagen an die Guss-Säule verhindert werden kann. In der Re gel sitzt Bernd vor seinem Laptop am Schreibtisch,
A S T R O F O T O G R A F I E 37
Abb. 1: Die im Text beschriebene Instrumentierung.
ren visuellen Helligkeit von 21,6752 mag angegeben [2]. Der Nachw eis eines so schwachen Sternes auf einer einzelnen 15minütigen Aufnahme stimmte uns hof fnungsfroh, vernünftige Lichtkurven erhalten zu können. Für die Beobachtung der RR Lyrae-Sterne wurde beschlossen, das oben beschriebene RCT einzusetzen, da wir es nur auf das Zentrum der Galaxie abgesehen hatten. Bei der Brennw eite von 3.655 mm entspricht der Chip einem Feld von 14' x 9,5'. Das ergibt im 3x3-Binningmodus pro gebinntem Pixel eine Kantenlänge v on 1,15 arcsec. Dieser Wert ist für Ster nabbildungen in Verbindung mit einem Seeing von 3 arcsec bestens geeignet. Schwache Sterne sind auf unseren Aufnahmen meist über drei Pix el verteilt, so dass das ,,Nyquist-Kriterium" für die Kombination aus Teleskop und Chip gut erfüllt ist.
während Ralf im K uppelraum seine Anweisungen umsetzt, fokussier t oder auch die Kamera positionier t. Die Verständigung erfolgt mit einer Gegensprechanlage. Läuft alles, besteht Gele genheit zur Unterhaltung oder für einen Imbiss.
CCD-Technik Als Kamera wurde eine ST -10 XME v on SBIG verwendet, die mit einem KAF 3200 ohne Bloomingschutz ausgestattet ist. Dieser Chip besitzt auf einer Fläche v on 14,9 mm x 10,0 mm insgesamt 2184 x 1472 quadratische Pix el von 6,8 µm Kantenlänge. Ein Pix el kann 77.000 Elektronen aufnehmen und in einem Sättigungsbereich von 0 bis 65.535 speichern. Die maximale Quantenef fizienz beträgt im Wellenlängenbereich von 550 nm bis 650 nm über 85 %. Bei der HaLinie (656 nm) erreicht die Kamera 86 %, im Grünen bei 525 nm 78 % und im Blauen bei 430 nm 60 %. Um bei den erforderlichen kurzen Belichtungszeiten Sterngrenzgrößen von 21 mag und schwächer zu er reichen, wurde lediglich ein CLEAR-Filter verwendet. Außerdem entstanden die RCT-Aufnahmen im 3x3Binningmodus, um eine höhere Lichtquantenausbeute pro Pixel und Zeiteinheit zu erzielen und dadurch mit kurzen Belichtungszeiten möglichst tiefe Aufnahmen zu erlangen.
Zunächst stand die F orderung nach einer sinnvollen Belichtungszeit im Raum. Zum einen wurde bei jeder einzelnen Aufnahme genügend ,,Tiefe" benötigt, um ein ausrei-
chendes Signal/Rausch-Verhältnis (SRV) Photometrie
zu gewinnen. Grundsätzlich gilt: Je länger Baade und Sw ope hatten 1961 aus den
die Belichtungszeit, desto g rößer ist das Aufnahmen mit dem 5-m-Spie gel 137
SRV. Dem steht jedoch die F orderung Veränderliche in Draco Dw arf untersucht,
gegenüber, die steilen Helligk eitsanstiege markiert und photometriert [1]. In dem uns
der RR-Lyrae-Sterne in möglichst vielen zur Verfügung stehenden Gesichtsfeld
Phasen zu erfassen. Und dazu müssen die photometrierten wir insgesamt 50 dieser
Belichtungszeiten möglichst kurz sein.
RR Lyrae-Sterne und leiteten Lichtkur ven
Wir entschieden uns nach einigem
ab. Drei von ihnen - V8, V37 und V124 -
Probieren für eine Inte grationszeit von 15 zeigten markante Helligkeitsanstiege zum
Minuten. Kürzere
Belichtungszeiten
von etwa 5 Minuten
wären für die zeitli-
che Auflösung bes-
ser gewesen. Diese
führten jedoch zu
einem SRV, das zum
Messen von 21-
mag-Sternen zu
klein und damit
ungeeignet war.
Wir konnten mit
unseren Mitteln
zweifelsfrei den
zweitschwächsten
Kalibrierungsstern b
aus der Arbeit von
Baade und Sw ope
[1] mit einer schein-
baren Blauhelligkeit
von 22,07 mag
nachweisen. In
neueren Messungen
von Piatek et al. aus Abb. 2:
dem Jahre 2001 wird Die Sternwartenkuppel von Ralf Mündlein ist hoch gebaut,
dieser Draco-Stern so befindet sich das Teleskop über den Luftschichten mit
mit einer scheinba- schlechtem Seeing in Bodennähe.
VdS-Journal Nr. 14
38 A S T R O F O T O G R A F I E
Abb. 4: Die zehn gemessenen V-Helligkeiten des RR-Lyrae-Sterns V8 (oben). Zum Zeitpunkt der ersten Messung am 12.9.2002 um 20:14:31 Uhr UT wur de die Zeitskala zu 0 h def iniert. Zunächst sinkt die Helligkeit sachte ab, überaus deutlich der rasante Helligkeitsanstieg etwa 24 Stunden später, am 13.9.2003 zwischen 19:24 und 21:57 Uhr UT. V8 muss daher eindeutig dem Bailey-Typ RR(ab) zugeordnet werden. Unten: Eine provisorisch überlagerte Lichtkurve zeigt qualitativ, wie die Helligkeit im gesamten Zeitraum verlaufen sein muss (siehe Text).
Abb. 3: Deutlicher Helligkeitsanstieg des RRLyrae-Sterns V37 in vier aufeinander folgenden Aufnahmen von jeweils 15 Minuten Belichtung (hohe Ausschnittsvergrößerung).
Zeitpunkt der Aufnahmen am 12./13. September 2002. Die Abbildung 3 vermittelt einen Eindr uck über diese Helligkeitsentwicklung.
Als Grundlage für die v ergleichende Photometrie können nur Standardster ne mit konstanter Helligkeit verwendet werden. Wir haben zwei solche Sterne aus der Tabelle von Baade/Swope verwendet, die schon 1961 als Referenzster ne für die damalige fotografische Photometrie gedient hatten: die Ster ne H und M mit VHelligkeiten von 18,17 bzw . 18,67 mag.
VdS-Journal Nr. 14
Um eine Vergleichbarkeit mit den Messergebnissen von Baade/Swope zu erhalten, wurden kurzerhand die damals angewendeten V-Helligkeiten als Referenz gewählt. Als Alternative standen noch andere Draco-Sterne zur Verfügung, deren V-Helligkeiten Baade/Swope anhand bereits vermessener Transfer-Sterne aus M 13 hatten festle gen können. Für einige Sterne lagen auch CCD-V-Helligkeiten aus [2] vor.
Auf das Er gebnis haben die kleinen Unterschiede nur geringen Einfluss, da das Photometrieprogramm die Helligk eiten neu ermittelt. Daher arbeiteten wir mit durchschnittlichen scheinbaren V-Helligkeiten von 18,05 mag beim Ster n H und 18,76 mag bei M. Wenn man die Photometrie mit den neusten CCD-V Helligkeiten von Piatek kalibriert, vermindern sich die V-Helligkeiten der RR LyraeSterne um ca. 0,06 mag bei jeder Aufnahme. Zur Photometrie diente das Programm MaxIm DL in der Version 3,
welches eine v ergleichende Photometrie durchführt. Die Photometrie wird auf Rohbilder im FITS-F ormat angewendet, die durch Dunkel- und Flatbilder korrigiert sind.
Auswertung der Messwerte Welche Folgerungen ergaben sich aus den Helligkeitsmessungen? Das Helligk eitsZeit-Verhalten ließ sofor t erkennen, dass es sich bei den drei untersuchten RR Lyrae-Sternen V8, V37 und V124 eindeutig um den Typ RR(ab) handelt. Insbesondere V8 wies einen recht krassen Helligkeitsanstieg zum Maximum auf (Tab. 1). Bleiben wir bei diesem Ster n, um unser Verfahren zu erklären.
Aus der Abbildung 4 folgt: 1) Die Messwerte des 12. September liegen auf dem Abstieg der Lichtkur ve vom Maximum zum anschließenden Minimum. Offenbar hatte das Maximum kurz vor dem Beginn der Messreihe stattgefunden, etw a ein bis zwei Stunden früher.
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Abb. 5: Aus den Lichtkurven verschiedener RR Lyrae-Sterne (oben) mit unterschiedlichen Perioden und Amplituden [1] wurde eine ,,Phasen-Lichtkurve" angefertigt (unten, siehe Text).
2) Die Messwerte des 13. September dokumentieren zweifellos den steilen Anstieg unmittelbar zum Maximum. 3) Unter der Voraussetzung, dass die gesuchten Perioden zwischen 0,4 und 0,8 Tagen liegen, musste ein w eiteres Maximum in der Zeit zwischen den beiden Messreihen durchlaufen worden sein, und
zwar am 13. September etw a gegen 8 Uhr morgens.
Der nächste Schritt w ar die Anlage einer ,,Phasen-Lichtkurve". Zu dem Zweck wurden aus den v on Baade/Swope untersuchten Lichtkurven verschiedene für den Typ RR(ab) herausgesucht (Abb. 5, oben) und
mit ihren unterschiedlichen Amplituden und Perioden jeweils gleich normiert. Das erfolgte durch simple Streckungen bzw . Stauchungen. Die Addition dieser v eränderten Einzelkurven ergab eine neue Lichtkurve mit g rößerer Punktbelegung, die den zeitlichen Helligk eitsverlauf eines ,,Musterveränderlichen" vom Typ RR(ab) in Draco Dwarf recht gut definiert (Abb. 5, unten). Schließlich wurden die gemessenen zeitabhängigen Helligk eiten der drei RR Lyrae-Sterne in diese PhasenLichtkurve eingepasst, ebenf alls durch geeignete Streckungen bzw. Stauchungen in beiden Achsen sowie einer Translation auf der Zeitachse, bis die bestmögliche Übereinstimmung erzielt w ar (Abb. 6). Danach war das Ablesen von Periode, Amplitude und mittlerer Helligk eit der drei untersuchten RR L yrae-Sterne kein Problem mehr. Aus unseren Messungen (T ab. 2) er gibt sich für die drei RR L yrae-Sterne eine mittlere Periode von 0,55 Tagen. Das führt gemäß der P erioden-Leuchtkraft-Beziehung (Abb. 7 und Teil 1 unseres Berichts) zu einer mittleren visuellen Absoluthelligkeit von 0,60 Mag. Wie bereits gesagt, setzten wir mutig v oraus, dass sowohl die RR Lyrae-Sterne von Leo II als auch die v on Draco Dwarf der gleichen Perioden-Leuchtkraft-Beziehung gehorchen.
Grundlagen zur
Entfernungsbestimmung
Hat man die scheinbare Helligkeit m eines
Sterns gemessen und k ennt z.B. aus spek-
tralen Untersuchungen oder wie hier aus
der Perioden-Leuchtkraft-Beziehung seine
Absoluthelligkeit M, so kann man den
Entfernungsmodul E des Ster ns als
Differenz aus scheinbarer und absoluter
Helligkeit bestimmen:
E = m - M
Datum 12.09.2002 12.09.2002 12.09.2002 12.09.2002 12.09.2002 12.09.2002 13.09.2002 13.09.2002 13.09.2002 13.09.2002
UT (mittel) 20:14:31 20:29:59 20:45:27 21:00:55 21:32:24 21:47:51 19:24:24 20:26:22 20:41:49 21:57:16
Ref.-Stern H (mV/mag) 18,0292 18,0448 18,0561 18,0021 18,0342 18,0786 18,0804 18,0657 18,0783 18,0696
Ref.-Stern M (mV/mag) 18,7808 18,7652 18,7539 18,8079 18,7758 18,7314 18,7296 18,7443 18,7317 18,7404
RR Lyr V8 (mV/mag) 19,9206 19,8461 19,9809 19,9516 20,0753 20,1436 20,5860 20,1244 19,7048 19,3794
Tab.1: Helligkeitsmessungen des Veränderlichen V8 und der beiden Referenzsterne H und M im Verlauf des 12. und 13. September 2002.
VdS-Journal Nr. 14
40 A S T R O F O T O G R A F I E
Abb. 6: Das Einpassen der Messwerte (gelbrote Punkte mit Pfeil) ermöglichte die Bestimmung von Periode und Amplitude des untersuchten RR Lyrae-Sterns V8 (siehe Text).
Dies gilt für alle photometrischen Bereiche, wobei wir uns auf den visuellen beschränken. Der Entfer nungsmodul wiederum liefert die w ahre Distanz D des Sterns in Parsec (1 pc = 3,262 Lj):
D = 100,2 (E + 5) pc Beispiel: Ein Ster n mit der scheinbaren Helligkeit mV = 5,5 mag habe eine Absoluthelligkeit von MV = -1,5 Mag. Der Entfernungsmodul beträgt E = m - M = 5,5 mag -(-1,5 mag) = 7 mag. Damit er gibt sich eine Distanz: D = 100,2 (7 + 5) pc = 102,4 pc = 251 pc = 819 Lj
Die Entfernung von Draco Dwarf Die vermessenen RR L yrae-Sterne V8, V37 und V124 haben im Durchschnitt eine scheinbare Helligkeit von mV = 20,13 mag. Bei einer absoluten Helligk eit MV = 0,60 Mag käme der Entfer nungsmodul daher auf m - M = 20,13 mag - 0,60 mag = 19,53 mag. Das v on Draco Dw arf kommende Licht wird aber auch leicht abgeschwächt, Ursache ist die galaktische Extinktion. Unsere Milchstraße schluckt je nach Beobachtungsrichtung mehr oder weniger von dem Ster nenlicht, das aus extragalaktischen Gebieten zu uns dringt. Messungen der visuellen Extinktion er gaben in Richtung Draco Dw arf 0,09 mag [3]. Folglich ist unser Entfer nungsmodul auf 19,44 mag zu k orrigieren. Damit schließlich kann für die Zwerggalaxie eine
Abb. 7: Die gemessene mittlere Periode der drei Veränderlichen von 0,55 Tagen ergibt im Perioden-Leuchtkraft-Diagramm eine mittlere visuelle Absoluthelligkeit MV = 0,6 Mag.
wahre heliozentrische Distanz v on D = 100,2 * 24,44 pc = 77,2 kpc bzw . 252.000 Lj berechnet werden.
Diskussion Der Vergleich mit dem im ersten Teil genannten Literaturwert von (80 +- 7) kpc [4] zeigt, dass wir recht nahe an die Prof iMesswerte herangekommen sind. Welche Fehler traten bei unseren Auswertungen auf? Die mittleren F ehler der Einzelmessungen liegen für die drei RR L yraeSterne, die ein SR V von etwa 10 zeigen, bei +-0,1 mag. Im Vergleich dazu war ihre graphisch bestimmte mittlere scheinbare
Veränderlicher
Amplitude (mag) V8 V37 V124
Periode (Tage) 1,1 1,0 1,4
Periode (Baade/Swope) 0,571 0,542 0,538
mittlere mV (mag) 0,5696 20,1 0,5545 20,0 0,5567 20,3
Tab. 2: Aus unserer Photometrie abgeleitete Ergebnisse für die drei Draco-Veränderlichen.
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Helligkeit mit +-0,2 mag noch ungenauer . Die Helligkeitsschwankung der Referenzsterne während des Beobachtungszeitraums bewegte sich um +-0,04 mag. Damit läge der v on uns bestimmte Entfer nungsmodul im w esentlichen bei E = (19,44 +- 0,34) mag, so dass die Entfernung letztlich zu (77,3 +13/-11) kpc bzw . (252.000 +42.000/-36.000) Lj berechnet w erden kann. Die Bestimmung der P eriode und daraus der Absoluthelligkeit der RR Lyrae-Sterne ist in ihrer Auswirkung auf den Entfernungsmodul relativ unempfindlich, selbst wenn wir das Perioden-LeuchtkraftDiagramm über die Entfer nung der Zwerggalaxie Leo II geeicht haben. Auch die Zahl der insgesamt v ermessenen Veränderlichen (ob drei oder hunder t) hat keine wesentliche Änderung der scheinbaren mittleren Helligk eit zur F olge. Was man noch kritisch hinterfragen sollte: Sind die Helligkeiten der Standardster ne genau genug? Ein Ge winn von 0,1 mag an Genauigkeit bedeutet eine Entfer nungskorrektur in der Größenordnung v on 5 %. In diesem Punkt gilt es für uns noch Erfahrungen zu sammeln. Skeptische Leute mögen auf unsere etw as lockere Art der P eriodenbestimmung hinweisen. In der Tat setzt eine e xakte Periodenermittlung eine längere Überw achung mit sehr vielen Messpunkten v oraus. Erst dann ist durch Anwendung der Fouriertransformation eine v erlässliche Herleitung der Periode möglich. Wir denken aber, dass es uns auch ohne k omplizierte Mathematik gelungen ist, die Grundprinzipien der Entfer nungsbestimmung anhand der F otometrie von RR Lyrae-Sternen zufriedenstellend auf Draco Dwarf anzuwenden.
Literaturhinweise [1] Baade, W., Swope, H.H., 1961: ,,The Draco
system, a dwarf galaxy", Astron. J. 66, 300 (9/1961) [2] Piatek S. et al., 2001: ,,Stars of the Draco Dwarf Spheroidal Galaxy Beyond Its Measured Tidal Boundary", Astron. J. 121, 841 (2/2001) [3] Schlegel, D.J. et al., 1998: ,,Maps of Dust Infrared Emission for Use in Estimation of Reddening and Cosmic Microwave Background Radiation Foregrounds", Astrophys. J. 500, 525 (6/1998) [4] Aparicio A., Carrera R., Martinez-Delgado D., 2001: ,,The star formation history and morphological evolution of the Draco dwarf spheroidal galaxy", Astron. J. 122, 2524 (11/2001)
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42 A S T R O F O T O G R A F I E + A M A T E U R T E L E S K O P E
410 Grad C - 19 Lichtjahre entfernt
von Hans G. Diederich
In [1] w ar bereits über die Beobachtung von Braunen Zwergen berichtet worden. In S&T 4/2003 las ich über die Entdeckung von 2MASS 0415-0935, einem Braunen Zwerg des Spektraltyps T8, der sich in 19 Lj Entfernung in Eridanus bef indet und eine Temperatur von nur 410 Grad C aufw eist. Er ist der bisher kälteste entdeckte Braune Zwerg. Seine Masse dürfte in den Bereich fallen, dessen Mitglieder üblicherweise als Riesenplaneten bezeichnet w erden. Allerdings steht 2MASS 0415-0935 isoliert, er umkreist k ein anderes Objekt. Da er fast ausschließlich im Infraroten emittiert, stellte sich mir sofor t die F rage, ob eine Amateurbeobachtung dieses extremen Objekts möglich ist. Aus der Beobachtung eines viel wär meren L-Zwerges ließ sich eine erforderliche Belichtungszeit von mindestens 12 Stunden ableiten. Um aber den Unterschied in der spektralen Helligk eitsverteilung zu berücksichtigen und auf jeden F all auf der sicheren Seite zu sein, wurden im November 2003 während dreier Nächte 149 Einzelbilder a 300 s mit C14, AP6E und Bessel-I-Filter aufgenommen. Die Kombination der Einzelbilder zuhause ergab ein Summenbild mit einer Integrationszeit von 12,4 Stunden. Hierin konnte 2MASS 0415-0935 eindeutig erkannt werden (Abb. 1).
Abb. 1: T8-Zwerg 2MASS 0415-0935 - Der kälteste bisher beobachtete Br aune Zwerg.
Rekt. 04h 15m
(2000.0) 19.5s
Dekl. -09 Grad 35' 06''
Spektraltyp T8 V
Helligkeit J 15,71 mag
H 15,57 mag
Ks 15,45 mag
Tab. 1: Daten von 2MASS 0415-0935
Rekordhalter unter astronomischen Objekten stellen gele gentlich eine besondere Herausforderung dar. Voraussetzung für den Erfolg ist neben der K enntnis der Existenz eines solchen Objektes eine Vorbereitung mit Originalliteratur und Auffindekarten in v erschiedenen Wellenlängen. Diese Infor mationen lassen sich
alle aus dem Inter net beschaffen. So v orbereitet wären auch andere Sternfreunde in der Lage, die vorliegende Beobachtung zu wiederholen.
Literaturhinweis [1] Diederich, H. G., 2004: ,,Braune Zwerge von
M7 bis T6", VdS-Journal 13 (I / 2004), 98
Steuerung des Celestron NexStar Teleskops mit dem Palm Handheld Organizer
von Matthias Bopp
Viele moderne Goto-Teleskope wie die NexStars von Celestron besitzen eine serielle Schnittstelle für den Goto-Controller . Diese ist dafür gedacht, um einen Computer anzuschließen der dann das Teleskop steuern kann. Die g raphische Visualisierung des Himmels auf dem Computerdisplay vereinfacht das Beobachten gerade für Ne wcomer wie mich ganz wesentlich. Damit wird das Auffinden und Bestimmen v on Objekten vereinfacht und beschleunigt. Nun gibt es eine äußerst por table Möglichkeit, diese Vorteile zu nutzen: einen Or ganizer (unter PalmOS) zusammen mit der Softw are ,,Planetarium". Die heutigen Or ganizer sind äußerst handlich und dennoch lei-
stungsstark und bieten die Möglichk eit, zusätzliche Software zu installieren. Standardmäßig sind die meisten dieser Geräte mit einer seriellen Schnittstelle ausgestattet oder können nachgerüstet werden. Was liegt also näher, als dieses Gerät mit Astronomie-Software zu fütter n und mit dem Teleskop zu v erbinden? Dazu wird lediglich ein Modem-Kabel (separat erhältliches Zubehör oder im Eigenbau recht leicht zu erstellen) benötigt, w elches man mit dem Standard Ne xStar-PC-Kabel verbinden kann. Nachdem das Teleskop aufgestellt und justiert ist und der Or ganizer angeschlossen ist, kann es bereits losgehen. Ne xStar, Organizer und Planetarium bilden zusam-
men ein ideales Team, um den Ster nenhimmel zu beobachten. Planetarium hilft, sich am Nachthimmel zurecht zu f inden. Wenn ein Objekt interessant erscheint, einfach anklicken und das Teleskop fährt hin! Auf diese Weise können insbesondere Deep-Sky-Objekte äußerst einf ach aufgefunden werden. Mit Hilfe des Or ganizers kann man sich sehr viele Objekte in kurzer Zeit ansehen, auch w enn sie an sehr v erschiedenen Stellen des Himmels stehen. Damit sollte auch für ungeübte Beobachter ein Messier-Marathon möglich sein. Umgekehrt kann man auch die aktuelle Position des Teleskops zurücklesen. Wenn man beim Durchsuchen des Himmels im Teleskop etwas Interessantes entdeckt hat,
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A M A T E U R T E L E S K O P E 43
Abb. 1: Palm am Celestron NexStar N5
Abb. 2: Verbindungskabel Palm zu Nexstar
der Homepage des Autors: http://www. aho.ch Sonstige Informationen zu meiner Ausrüstung auf http://dd1us.gmxhome.de. Ich hoffe ich k onnte damit einige Anregungen geben und freue mich über Antworten. E-Mail: matthias.bopp@gmx.de
Abb. 3: Himmelsansicht auf einem Palm mit monochromem Display
Abb. 4: Himmelsansicht auf einem Palm mit Farbdisplay
Abb. 5: Himmelsansicht auf einem Palm mit Farbdisplay im Nachtmodus
zeigt der Befehl ,,Get P osition" auf dem Display den entsprechenden Ausschnitt des Sternenhimmels an sowie ein Symbol, wo das Teleskop hinzeigt. Dann kann man mit Hilfe des Stifts das entsprechende Objekt antippen und erhält sofor t dessen Namen. Mit dem Info-Knopf können noch weitere detailliertere Informationen abgerufen werden. Auch dies ist zum Ler nen der Objekte des Himmels sehr hilfreich. Insbesondere auf den f arbigen Geräten sind die Objekte auch bei Dunk elheit gut aufzufinden und dank dem Nachtmodus (rot-schwarz) werden die Augen geschont. Auch von anderen begeisterten Benutzern habe ich schon gehör t: Die Ster nkarte kann man getrost zu Hause lassen. Mit etwas Geschick im Basteln kann man den Organizer ans Teleskop-Stativ montieren
und hat so wieder beide Hände frei. Hier zum Beispiel wurde eine Filmdose an eine Handy-Halterung montiert, in welche der Organizer gerade hineinpasst. Die Filmdose kann in die Okularhalter ung am Stativ gesteckt und der Or ganizer bequem in die optimale Richtung gedreht werden. Mittlerweile gibt es einen K ombitreiber, der alle Ne xStar-Teleskope automatisch erkennt und unterstützt. Auch für die Goto-Teleskope anderer Hersteller werden von ,,Planetarium" entsprechende Treiber bereitgestellt. Getestet habe ich diejenigen für diverse NexStar Teleskope. Weitere Informationen und eine Demo version der Shareware ,,Planetarium" f inden Sie auf
Abb. 6: Palm im Handyhalter
VdS-Journal Nr. 14
44 A M A T E U R T E L E S K O P E
Der INTES MICRO ALTER M 500 - Ein Erfahrungsbericht
von Frank Schäfer
In den letzten Jahren habe ich eineVorliebe für kleine und k ompakte Teleskope entwickelt. Das ist auch einem gewissen Grad an Bequemlichkeit geschuldet, welche sich mit zunehmendem Alter einstellt. Muss man sein Teleskop jedes Mal v om dritten Stock ins Auto schleppen um zum Beobachtungsplatz zu gelangen, so schaut man, dass die Reisester nwarte möglichst schnell einsatzbereit ist. Die Vorteile einer kleinen, leistungsfähigen Optik lie gen da auf der Hand. So habe ich mir v or etwa einem Jahr einen Refraktor v on Tele Vue mit 76 mm Öf fnung zugelegt, der genau diese Bedingungen erfüllt. Hin und wieder sitzt man dann unter der Ster nenpracht der sommerlichen Milchstraße, und so ganz im geheimen wünscht man sich ein klein wenig mehr Öf fnung. Nun steht nir gends geschrieben, dass ein kleines und kompaktes Teleskop nicht auch etw as größer sein kann. Einen Dobson in den dritten Stock zu schleppen und in der heimischen Wohnstube zu park en scheidet aus. So habe ich mich nach einem tragfähigen Kompromiss umgesehen und bin dabei auf ein interessantes Teleskop aus Russland gestoßen.
Der Testkandidat im Detail Unter der Bezeichnung ALTER M 500 wird von INTES MICR O ein Maksuto vCassegrain mit 127 mm Öf fnung und 1.270 mm Brennw eite angeboten. Die Kombination aus einem k ompakten und leichten Tubus mit guter Optik aus Russland war so verlockend, dass ich mir den Mak zum Test besorgte. Der Tubus wiegt 3,3 kg, ist nur 370 mm lang und misst ca. 160 mm im Durchmesser . Somit halten sich auch die Anforderungen an die Montierung in Grenzen. Ich habe den ALTER M 500 auf eine alte Zeiss TMontierung gesetzt (Abb . 1) und k onnte über die Stabilität nicht klagen. Zur Montage hat der Tubus eine Anschlussplatte mit einem großen und zweimal kleinem Standard-Fotogewinde. Hier kann man beispielsweise eine Schiene für die GP-Montierung von Vixen anschrauben. Zum Lieferumfang gehören eine gepolsterte Tragetasche (Abb. 2), ein 2' 'Zenitspiegel mit SC-Anschraubge winde und 1,25''-Adapter, ein F okalreducer
VdS-Journal Nr. 14
Abb. 1: Der INTES MICRO ALTER M 500 auf einer kleinen par allaktischen Montierung.
0,55x, ein Weitwinkelokular mit 19 oder 13,7 mm Brennweite sowie Objektiv- und rückseitiger Abschlussdeckel. Am Tubus sind ein Sucherhalter (in Standardausführung ohne Sucher!), ein Tragegriff und ein Kamerahalter angebracht. Der Hauptspiegel ist laut Hersteller aus Pyre x und wird mit 95% Refle xionsvermögen angegeben. Unklar b leibt hierbei, ob die 95% einen Mindestwert über den gesamten Bereich des visuellen Spektr ums oder den Maximalwert darstellen. Hier wäre es gut, wenn ein Messprotok oll für das Reflexionsvermögen in Abhängigkeit von der Wellenlänge zur Verfügung stünde. Die Abschattung durch den Sekundärspie gel (42 mm Durchmesser) liegt bei 33 %. Die Verarbeitung des Teleskops ist auf sehr hohem Niveau, die Lackier ung des Tubus ist sauber und ohne Mak el. Die Maksutovlinse ist MC-v ergütet und zur Unterdrückung von Streulicht sind im Tubus drei Blenden inte griert (Abb. 3).
Auch das Innere des Blendrohrs ist mit einem Antireflex-Profil versehen. Man merkt dem kleinen Maksuto v deutlich an, dass sich der Hersteller bei der K onstruktion wirklich Gedanken gemacht hat (w as im Zeitalter möglichst preiswerter Optik ja nicht immer selbstverständlich ist).
Erste Erfahrungen Dieser Bericht soll k ein ausführlicher Testbericht sondern nur ein Erf ahrungsbericht sein. Da ich k ein eingefleischter Beobachter von Teststernen bin, werde ich mich auch hüten, ein Ur teil über den Korrekturzustand der Optik abzugeben. An einem hellen Ster n bei 140f acher Vergrößerung zeigen sich intra- und e xtrafokal kreisrunde Beugungsbilder, so dass keine Notwendigkeit zu einer Justage bestand. Haupt- und Ge genspiegel sind natürlich über eine Dreipunktlager ung justierbar. Bezüglich der Größe des Fangspiegelschattens konnte ich eine
A M A T E U R T E L E S K O P E 45
Abb. 2: Das Teleskop wird mit einer gepolsterten Tragetasche geliefert, hier finden auch Zenitspiegel und einige Okulare Platz.
Abb. 3: Der Blick auf die Vorderseite zeigt die Maksutov-Linse, den justierbaren Gegenspiegel und die Blenden im Tubus.
leichte Asymmetrie zwischen intra- und extrafokalem Beugungsbild erkennen. Wie schon gesagt, auf dem Gebiet der Betrachtung und Deutung v on Teststernen
bin ich k ein Experte. Auch habe ich mir sagen lassen, dass eine schlüssige Bewertung der Beugungsbilder bei Maksutov-Systemen nicht so einf ach ist und
neben fundierten Kenntnissen der Optik auch einiges an Erf ahrung verlangt. Ich halte mich daher an Roland Christen und beobachte die Sterne lieber im Fokus. Und
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hier gibt es keinen Grund zu klagen ... Der Vorteil des kleinen Maksuto v ist das moderate Öffnungsverhältnis von nominell f/10. Neben Sonne, Mond und Planeten kann man den Mak auch zu Deep-Sk yBeobachtungen mit recht großem Seh-feld und Austrittspupillen um 4 mm überreden. Da die Hersteller bei Teleskopen mit Hauptspiegelfokussierung meist eine nominelle Brennweite angeben und dabei dem lieben Kunden verschweigen, für welche Konfiguration diese gilt, habe ich die Brennweite für visuelle Beobachtungen nachgemessen. Wegen der Verschiebung des Hauptspiegels relativ zum Ge genspiegel kann die ef fektive Brennweite je nach optischem Weg des Zubehörs erheblich vom nominellen Wert abweichen. Mit der Sterndurchlaufmethode und dem Ausmessen des Mondbildes im Fokus kann man die Brennw eite recht genau bestimmen. Mit dem 2''-Zenitspiegel ergibt sich eine Brennweite von 1.380 mm. Mit einem 30-mm-BW-Optik- Okular (45 mm F eldblende) erzielt man ein reales Sehfeld v on immerhin 1,9 Grad. Der Anblick von h und chi im P erseus oder den Plejaden ist mit dem 2''-Okular einfach ein Gedicht! Leider ist die Randschärfe nicht berauschend. Ich habe zum Vergleich mal ein 27-mm-Panoptic in den Okularauszug gestöpselt, da tut sich doch gleich eine andere Welt auf. Der Anblick von h und chi, M 35 oder den offenen Sternhaufen im Fuhrmann mit bis zum Sehfeldrand nadelpunktscharfen Sternen ist einf ach ein Genuss! Auch bei Öf fnungsverhältnissen um f/10 lohnt es sich, etw as mehr Geld in Okulare mit einer v ernünftigen Randkorrektur zu in vestieren. Bei der Gelegenheit konnte ich auch eins der neuen Wide-Scan-Okulare vom Typ III ausprobieren. Das 20-mm-Okular zeigt bei 69facher Vergrößerung und 1,8 mm Austrittspupille ein reales Sehfeld v on 1,2 Grad Durchmesser mit nur noch geringer Randunschärfe. Also genau richtig, um sich in aller Ruhe den Orionnebel for matfüllend einzuziehen. Man kann selbigen hundertmal und mehr beobachtet haben, der Anblick fasziniert immer wieder aufs Neue. Es ist schon erstaunlich, wie viele Details sich dem Orionnebel mit nur 5' ' Öffnung unter einem richtig dunklen Himmel entlocken lassen! Man ist leider all zu oft in der Versuchung, solch kleine Optiken zu unterschätzen. Dabei ist ein dunkler Himmel immer noch wichtiger wie eine möglichst g roße Öffnung. Anfangs dachte ich, was bringt mir eigentlich der 5-Zoll-Mak im Vergleich zu den
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100 mm Öf fnung meiner Russentonne? Die ist doch als Reisegerät auch nicht übel. Das sind nur 27 mm mehr Öffnung, bringts das? Ja! 60% mehr lichtsammelnde Spiegelfläche in einer für INTES MICR O Teleskope typischen Qualität sind eben doch eine andere Welt. Das Öffnungsverhältnis von f/10 stellt natürlich einen K ompromiss dar. Der ALTER M 500 ist nicht unbedingt ein Gerät für engagier te Planetenbeobachter. Mit dem g roßen Gegenspiegel kann der Mak mit einem 4-Zoll-Apochromaten im Kontrast nicht mithalten. Satur n zeigt bei 140- und 200f acher Vergrößerung trotzdem einen grandiosen Anblick. Die Ringe des Planeten erscheinen messerscharf wie ausgestanzt und die Cassini-T eilung springt regelrecht ins Auge. Bei Jupiter erinnert mich das Bild an meinen früheren Tele-Vue-Genesis. Der hatte trotz Fluoritelement einen Farbfehler und der Kontrast war nicht optimal. Der 5-Zoll-Maksuto v zeigt in etwa dieselben Details wie der alte Genesis. Mehrere Wolkenbänder und der Große Rote Fleck sind ohne g roße Anstrengungen zu erkennen. Natürlich hat der Mak k einen Farbfehler, aber der Kontrast ist eben nicht so gut wie in einem echten 4-Zoll-Apochromaten. Bei hohen Vergrößerungen stößt auch die Hauptspiegelfokussierung an ihre Grenzen. Die Fokussierung zeigt übrigens k einerlei Neigung zum gefürchteten Spie gelShifting, dafür ist sie für meine Be griffe etwas zu schw ergängig. Bei 160- oder 200fach macht die Fokussierung nur noch wenig Freude.
Fazit Der kleine Mak ist ein gelungenes Teleskop mit einer sehr guten Optik in
einem leichten und k ompakten Tubus. Mit einem Öffnungsverhältnis von f/10 ist er weder ein Spezialist für Deep-Sky noch ein ausgesprochenes Planetengerät. Ähnlich einem Schmidt-Cassegrain ist der MiniMak ein Uni versalgerät mit Eignung für alle Gebiete der visuellen Beobachtung und Dank seiner k ompakten Bauweise ist er ein schönes Fernrohr für astronomische Beobachtungen auf Reisen. Nun könnte man fragen, w o liegt der Vorteil im Vergleich zu einem Schmidt-Casse grain? Da ich hier keinen direkten Vergleich habe, kann ich die F rage nicht mit Sicherheit beantworten. Aus meiner Sicht würde ich vor allem die anerkannt gute Qualität r ussischer Optik als einen Vorteil für den ALTER M 500 v erbuchen. Mit einem Gerät von INTES MICR O macht man sicher keinen Fehler. Wo liegen die Mängel? Die Schw ergängigkeit der Hauptspiegelfokussierung ist aus meiner Sicht der einzige Kritikpunkt, w o der Hersteller noch einmal ansetzen könnte. Auch wäre es schön, w enn der Verkäufer dem Standardpaket einen Sucher spendieren würde. Bei einem Teleskop mit über einem Meter Brennw eite gehört ein Sucher einfach dazu. Wer sich für den Mak interessiert, sollte gleich die Variante mit Lüfter wählen. Ohne Lüfter muss man in kalten Nächten mit ein bis eineinhalb Stunden Auskühlzeit rechnen. Man sollte auch nicht v ergessen, der Mak benötigt unbedingt eine wirksame Taukappe. Im Lieferumfang ist keine dabei, so dass man entweder das Original vom Hersteller kaufen oder sich mit Selbstbau w ei-terhelfen muss. An der Stelle möchte ich mich noch bei ,,APM Telescopes" für die Überlassung des Testgerätes bedanken.
Ansichtssache ,,Spektrum... Spektrum... ihr mit eierm Spektrum. Dös hier is a SPECKDRUM!!!"
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Meyers erster Selbstbau-Dobson
von Armin Meyer
Abb. 1: Spiegelzellen
Es war im September 2002. Zu zw eit machten wir uns auf den Weg zur Emberger Alm, zum ITT. Beladen w aren wir mit zw ei Refraktoren, Montier ungen, Stativen usw. und zw ei Newton-Teleskopen. Die Newtons waren ein 10-Zöller, parallaktisch montiert, und ein 14,5''-ICS. Bisher war ich mit meinem 14,5-Zöller sehr zufrieden. Aber wenn ich an den Transport, den Aufbau und das ganze ,,Geschleppe" denke, werde ich nachdenklich. Bei Beobachtungen außerhalb meines Grundstückes war ich immer auf einen Mitbeobachter mit Kombi angewiesen. Ich will aber nicht auf einen g roßen Dobson verzichten. Schon in der dritten Nacht traf ich die Entscheidung: Ein Eigenbau mit 12,5 Zoll musste her!
Abb. 2: Blocan Profil
Abb. 3: Spiegelzelle mit Fangband
Abb. 4: Spiegelzelle eingebaut von unten
Abb. 5: fertige Spiegelbox
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Abb. 6: Oberteil, der ,,Hut"
Abb. 7: Okularauszug
Auf jeden Fall ein Gitter rohr-Dobson und nicht mehr als 35 kg schw er - k omplett, versteht sich. Ich w ollte aber k ein HighTech-Dobson bauen, sondern ein robustes, gut transportables Teleskop, welches mit normalen Materialien gebaut werden kann - nix Carbon us w. Ich w ollte soviel wie möglich selber machen. Die einzigen Teile, die ich kaufen w ollte, waren die beiden Spiegel und der Okularauszug. Alles andere sollte ,,selfmade" sein. Eine Werkstatt
aber zum K onstruieren verwenden, wenn man einige Tricks anwendet. Ich k onnte alle Details damit lösen und den Zusammenbau beginnen. Die Dimensionierung der Konstruktion erfolgte mit dem Programm von Dale A. Keller. Bei der Holzaus wahl ging ich da von aus, überall dort, wo Stabilität benötigt wird , Multiplex-Sperrholz zu v erwenden und sonst auf das viel leichtere und deutlich billigere Pappelsperrholz zurück zu g rei-
Abb. 8: Fangspiegelhalter
Zelle war mir zu aufwändig, ich k onstruierte daher eine T-förmige Zelle (Abb. 1). Diese Form realisierte ich mit ,,Blocan Profil" aus Alu. Dieses Prof il wird v er-
Abb. 9: Stangenhalter unten
Abb. 11: Ebony Star auf Teflon
mit vielen Möglichk eiten habe ich zur Verfügung und die Holzarbeiten waren für mich kein Problem, da ich schon seit meiner frühesten Jugend ein be geisterter Modellflieger und Modellbauer bin. Eine gute Fügung w ar noch, dass mein Tischnachbar auf dem ITT ein bekannter Astro-Dealer war, und er sofort bereit war, mir einen guten Spiegel zu besorgen. Schon zwei Wochen später kam ein P aket mit einem Hauptspie gel von Discovery und einem Noname-F angspiegel bei mir an. Die Daten des Spie gels: Pyrex, 12,5'', f/5. Das waren also die Vorgaben, die ich als Techniker natürlich auf einem Reißbrett zu realisieren v ersuchte. Mit P ower Point kenne ich mich relativ gut aus, da ich täglich damit umgehe. Nun ist P ower Point allerdings kein Konstruktionsprogramm sondern ein ,,Malprogramm". Man kann es
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Abb. 10: Stangenhalter oben
fen. Mit P appelsperrholz habe ich schon viele Flugmodelle gebaut, denn diese müssen leicht und auch stabil sein, also ideale Voraussetzungen für ein Dobson. Die v erwendeten Wandstärken sind 15 mm für die Spiegelbox, 10 mm Multiplex für den Hut und 20 mm Multiplex für die Rockerbox. Das erste, w as ich mir v ornahm, war die Spiegelzelle. Ausgehend von der Spie geldicke von 4,5 cm ist eine 9-Punkt-Lagerung ausreichend. Die Auflagepunkte berechnete ich, wie es Martin Trittelvitz in seinem Buch ,,Spie gelfernrohre selbst gebaut" sehr gut beschreibt. Dieses Buch war übrigens die Gr undlage für mein Dobson, ich kann es nur weiter empfehlen. Zurück zur Spie gelzelle: Eine H-för mige
wendet, um ganze Laboraufbauten in der Forschung aufzubauen (Abb . 2). Man benötigt nur eine präzise Säge zum Ablängen. Die Verbindung selbst wird über Einlegemuttern verschraubt. Die drei Spiegeljustierschrauben sind aus Messing und laufen in einem Ge winde. Mit etw as Fett geht das wie ,,geschmier t", und das Justieren ist eine Freude. Der Spiegel liegt auf dreieckigen 5 mm dick en Alu-Platten, wobei dazwischen, zur Dämpfung, an jeder Ecke der Platte eine r unde Scheibe aus Silikongummi liegt. Die Platten sind auf den Justierschrauben be weglich befestigt, so dass sie sich der Spie gelunterseite anpassen können (Abb . 3). Der Spie gelträger wird mit den Seitenwänden v erschraubt (Abb. 4). Das Verrutschen des Spiegels beim Neigen nach vorne wird mit einem Fangband verhindert. Die Spiegelbox ist aus 15 mm Pappelsperrholz
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gefertigt (Abb. 5). Für die Rockerbox nahm ich allerdings 20 mm Birke Multiplex, damit ich eine große Stabilität erhalte. Das Ge wicht reduzierte ich, indem ich rechts und links zwei kreisrunde Löcher aussägte. Diese Löcher dienen auch zum Tragen der Rockerbox. Alle Kanten, sowohl der Spie gelbox als auch der Rockerbox, wurden mit einer Oberfräse gerundet. Die Arbeit mit der Oberfräse macht richtig Spaß und ist ganz einfach, aber nicht ungefährlich. Das Oberteil, den Hut, habe ich aus 10 mm dicken Ringen aus Buche-Multiple x hergestellt und beide mit vier rechteckigen Platten verdübelt (Abb. 6). Diese Einheit ist sehr stabil aber auch leicht. Den Okularauszug, einen ,,F eather Touch Focusser", habe ich auf einem quadratischen Block aus Birk en-Multiplex befestigt (Abb. 7). Dieser Okularauszug ist das Feinste, was mir je unter die F inger gekommen ist. Damit kann man f ast das Seeing ausgleichen wie eine ,,adapti ve Optik". Das ist sicher etw as übertrieben, aber kommt der Wirklichkeit sehr nahe. Der Fangspiegel ist auf einem Aludrehteil mit drei Silicon-Plobs befestigt (Abb . 8). Die Spinne bef indet sich genau zentrisch im Hut. Den notwendigen Offset habe ich beim Kleben des Fangspiegels berücksichtigt. Die Justage erfolgt ohne Werkzeug mit verlängerten Rändelschrauben. Die Verbindung Spiegelbox mit dem Hut übernehmen Alurohre der Abmessung 20 x 1 mm. Jedoch wurden unten k eine Klemmböcke verwendet, sondern AluVierkantprofile (Abb. 9). Die obere Verbindung mit dem Hut wurde ebenf alls mit Aluteilen vorgenommen. Der Hut kann so mit vier Knebelschrauben einf ach befestigt werden (Abb. 10). Die Stangen w erden unten angeschraubt, und der Hut kann einfach aufgelegt werden, fremde Hilfe wird nicht benötigt. Anfangs waren die Alustangen schwarz lackiert, aber nach etwa einem halben Jahr sahen sie ganz schrecklich aus, weil kein Lack auf Alu gut haftet. Im Winter bleibt man auch dauernd an den eiskalten Stäben hängen, w eil die Hände durch die Körperwärme festfrieren. Ich habe das dann anders gemacht, nämlich indem ich die Alustangen ganz mit schwarzem Schrumpfschlauch überzogen habe. Der ist mattschw arz und schön ,,handsympatisch". Als kleiner Nebeneffekt klappern die Stangen auch nicht so im Auto. Die Höhenräder habe ich aus har tem Multiplex gesägt und mit ,,Ebon y Star" belegt, welches auf Teflon läuft (Abb. 11).
Abb. 12: ,,Stuhlgangmontierung" Pat.# 01042003
Diese Kombination ist hinlänglich bekannt und bewährt. Genau dasselbe habe ich beim Drehteller und der Rock erbox verwendet. Einen besonderen Tipp bekam ich von Martin Birkmeier, und zw ar die Ebony-Star-Oberfläche mit Autopolitur zu behandeln, dann läuft der Dobson ,,wie auf Butter". Er selber v erwendet ,,Dobson Wachs". Das eigentliche Prob lem war die Anbringung der Räder in der richtigen Höhe, damit das Teleskop auch genau im Schwerpunkt hängt. Ich habe zw ar etwas gerechnet, aber in meinem K eller wurde ich dann fündig: Ein Stuhl mit Metallgestell hatte die richtige Abmessung, um den Dobson zwischen seinen Beinen aufzunehmen. Die Höhenräder wurden zu diesem Zweck solange verschoben bis der Gittertubus im Gleichgewicht war. Zum 1. April dieses Jahres hatte ich diese Montierung als ,,Stuhlgangmontier ung" (Abb. 12) auf einer bekannten Webseite vorgestellt, mit der P atent Nr. 01042003 Spaß muss sein. Da ich unterschiedliche Holzarten verwendete, hatte jedes Teil aber einen anderen Farbton. Also musste eine Holzlasur her . Im Baumarkt f and ich eine im F arbton Buche. Das Ergebnis war verblüffend, alle Holzteile hatten nun den gleichen F arbton und mein ,,Dobser" wirkte wie aus einem Guss. ,,First Light" erfolgte dann im F ebruar 2003. Laut Messprotokoll war der Spiegel
Abb. 13: Okularhalter
Abb. 14: Filterschieber
ein Meisterwerk, aber es w ar nicht möglich ein scharfes Bild zu bek ommen. Auf www.astrotreff.de suchte ich v erzweifelt um Hilfe. Fast alle Antworten deuteten auf einen fehlerhaften Hauptspie gel hin. Erst Wolfgang Rohr gab mir den Tipp, den Fangspiegel zu w echseln. Probehalber baute ich einen kleinen Rechteckspie gel mit makelloser Oberfläche ein, und siehe da: Wahnsinn - ein knackscharfes Bild. Der Fangspiegel war also eindeutig der Verursacher. Mein Lieferant tauschte natürlich den Spie gel sofort gegen einen 63-mm-Fangspiegel der höchsten Qualitätsstufe um. Montier t wurde er mit drei Silicon-Plops und fer tig war mein Eigenbau-Dobson (Abb. 15). Einige Kleinigkeiten kamen im Laufe der Zeit noch dazu, z. B . ein Okularhalter auf dem Höhenrad (Abb . 13) und ein Filterschieber (Abb. 14) für die UHC- und OIII-Filter. Damit entfällt das lästige Einund Ausschrauben derselben. Natürlich sollte das Kind auch einen Namen haben, und der w ar schnell gefunden: Me yDobser-I. Und er bekam noch einen schönen schwarzen Rock als Blendschutz und eine Blende ge genüber vom Okularauszug. Jetzt begann das Beobachten im DeepSky-Bereich. Auf dem ITT 2003 k onnte ich meinen Eigenbau dann nach Herzenslust testen. Erst unter diesem Superhimmel zeigt so ein Newton was am
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Himmel alles zu sehen ist. Meinen Refraktor - ich hof fe, er nimmt es mir nicht übel - baute ich nur eine einzige Nacht auf, und das nur , um mal nach Saturn zu schauen. Das w ar aber auch ein schöner Anblick. Dafür entschädigte er mich am Tag mit schönen Bilder n der Sonne. Jetzt frage ich mich: F ehlen mir die zw ei Zoll Öffnung gegenüber meinem 14,5Zöller? Nein, der Unterschied ist marginal. Dafür habe ich eine erheb lich größere Mobilität und weniger Gewicht zu schleppen, mein Kreuz wird es mir dank en. Allen Sternfreunden möchte ich empfehlen sich auch an so einen Eigenbau zu w agen, es ist nicht schw er, und Hilfe bek ommt man überall bei Ster nfreunden. Man muss es nur v ersuchen. Ich bin ger ne bereit Detailfragen sowie meine Zeichnungen zur Verfügung zu stellen.
Internet-Links [1] von Dale Keller:
http://home.att.net/ ~dale.keller/atm/ newtonians/newtsoft/newtsoft.htm [2] Blocan Profile: http://www.rk-online.de/deut/bloc.php
Abb. 15: Mey-Dobser-I
Bi-Tubus-Refraktor aus zwei Aldi-60/700
- Baubericht, First-Light und Ausblick
von Matthias Müller
Als ich v om Angebot und dem Preis für den Aldi-Refraktor Anfang Oktober 2003 gelesen hatte, ist mir schlagar tig die BiTube-Idee gekommen. Der Gedank e, für vergleichsweise wenig Geld ein Doppelteleskop selbst zu bauen, hat mich geradezu gefangen genommen. Lässt sich das machen? Würde ich das hinkrie gen? Und vor allem: Wie würde damit der Himmel aussehen? Also einiges an Grübelei am Schreibtisch und Stöbern im Inter net, dann zum Discounter. Hauptproblem der an sich nahe liegenden Idee war in erster Linie der Augenabstand. Schnell wurde klar , dass aufwendige und k ostspielige variable Augabstandsanpassungen mit Spie geln oder Prismen nicht in F rage kommen. Mit dem Kompromiss, das Gerät nur für mich persönlich auszulegen, konnte ich mich aber schnell anfreunden. Mit Hilfe eines Feldstechers und einer Schieb lehre maß ich den Augabstands-Bereich, den ich
sinnvoll und anstrengungslos binokular nutzen kann. Danach bestimmte ich das Außenmaß des Aldi-Tubus. Es wurde eng. Ich k ontrollierte nach. In ,,Tuchfühlung" sollte es gehen. Also erst mal die Plastik-Showkappen (als Taukappe materialtechnisch unsinnig) ab . Dann der nächste Schreck: Das zweilinsige Objektiv wird außen v on einer Plastikhülse gehalten. Noch einmal über 3 mm mehr - pro Tubus also insgesamt 6 mm zuviel. Noch einmal den Feldstecher geholt, 6 mm mehr eingestellt: keine Chance - nur Doppelbilder. Die Objekti vhalte-Plastikhülse muss im Berühr ungsbereich der Rohre also weg. Alles oben abgebaut, und unten auch die originalen Angelpunkte der Höhenverstellung, die Linsen in Stof fhandschuhen begutachtet. Erste Über raschung: das eine Objekti v hat am Rand geschliffene, will sagen milchglasar tig mikrofeinrauhe Struktur, das andere ist fast durchsichtig/glatt. Sind wohl nicht aus
derselben Scherbenschmiede - jedenf alls mindestens aus unterschiedlichen Chargen. Der Vergleich der Brennweiten beruhigt mich dann aber. Ich schwärze schon mal sor gsam die Linsenkanten. Aus den Plastikhülsen schneide ich einen ,,Sektor" heraus und klebe sie mit Sekundenkleber an die angerauten Tubusenden, so dass der je weilige ,,Tuchfühlungsbereich" in der späteren Mitte des Geräts frei b leibt. Nach der Aushärtung lege ich die Linsen wieder ein und will gerade den F ixierring einschrauben, da sehe ich: der hat auch eine überstehende Kante. Eine Sache für die F eile. Danach passt es zwar, jetzt lassen sich die Gewinde aber nicht mehr wirklich brauchen. Sie lassen sich einsteck en, zur Fixierung der Linsen sind aber je zw ei kleine Schräubchen nötig (V orbohren etc.). Endlich hält alles und ein Durchguck-Test mit Okular zeigt, dass ich nichts vermurkst habe.
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Ein Okularauszug wird abgebaut und um 180 Grad gedreht wieder angeschraubt. Die Fokusräder am Okularauszug reichen für meine ,,T uchfühlungs"-Konstruktion zu weit in die spätere Gerätemitte; sie würden sich ohne Modif ikation überschneiden. Ich löse das jeweilig mittige Handrad ab, und nach Ausbau flexe ich die Riffelung ab und entg rate. Eventuell kann ich später mal die Wellen über einen Wellenverbinder koppeln (meine Augenfehler sind beidseits gleich und nur Refraktion), dann hätte ich sogar binokularen Fokustrieb. Die mechanische Verbindung der Rohre gelingt mit vier gummierten Rohrschellenhälften und Maschinenschrauben dazwischen. Auf der Unterseite v erschraube ich noch zwei Alu-Profilwinkel mit, die zusätzlich mittig Löcher im Schw erpunktbereich des ganzen Teils haben, zur Montierung. Das Ganze lässt sich einigermaßen problemlos justieren und ist erst mal provisorisch alt-az-montiert auf der Gabel meines gut 20 Jahre alten KaufhausZoom-Refraktors, weil dessen Stati v aus Massivholz steifer als das Aldi-Teil ist (wenn auch noch lange nicht wünschenswert). Zum First-Light auf dem Balk on hat mir Petrus ein wenig Dunst geschickt, auch der fette gelbe K eks ist leider nicht im Blickfeld. Überhaupt er trinkt mal wieder alles besonders stark im Großstadthimmel. Dennoch: Polaris ist recht schnell beidseits scharf eingestellt und der binokulare Blick durch die 20er -Aldi-Kellner gelingt nach kurzer Feinjustage. Ich schw enke Richtung Milchstraße und bin beeindr uckt. Wenn ich auch nicht direkt sagen kann, dass die binokulare Grenzgröße besser ist, so muss ich doch sagen, dass das Schauen viel entspannter und irgendwie räumlicher (vom Eindruck her meine ich), g roßfeldiger wirkend ist. Auch das indirekte Sehen fällt mir als Unroutinier tem leichter. Ich muss auch nicht das andere Auge zukneifen oder die Hand vor Störlicht halten (ich steh hier leider nicht auf dunklem, freiem Feld). Sogar die beigelegten 12,5er Kellner lassen sich nutzen, w enn auch das Gesichtsfeld arg zu tunneln beginnt. Einige Tage später war der Wettergott gnädig und bescherte mir ein voll brauchbares Seeing bei guter Durchsicht. Am Mond konnte ich Kratereinzelheiten erk ennen, die ich noch nie zuv or gesehen hatte. Sternabbildungen überzeugen ebenf alls. Die Plejaden funk eln diamanten wunderschön in ihrem zar t aber w ahrnehmbaren nebligen Etwas. Beidäugig wirkt es, als
Abb. 1: Matthias Müller und sein Bino aus zwei Billigrefraktoren 60 mm / 700 mm.
schwebe man im All vor ihnen. Fürs erste F eintuning entferne ich die Lochblenden in den Okularauszügen und kleide diese wie auch die Tuben mit Schwarzvelours vom Baumarkt aus. Ich meine zu bemerken, dass das die Kontrastempfindung schon etw as gesteigert hat. Zwei 25er Plössls sind angedacht, um die doch recht be grenzte Leistungsfähigkeit der Okulare des Discounters zu er gänzen. Die Tests mit einem dieser Okulare, das mir ein Ster nfreund günstig überlassen hat, sind viel v ersprechend. Einblick, Gesichtsfeld und auch die Abbildungsqualität dieses Designs ist dem einf achen Kellner klar überlegen. Außerdem wird es bei 25mm (28x) noch etwas richfieldiger. Zum Sucher: Der beigefügte 6x25 ,,Scherzartikel" geht an den sechsjährigen Nachbarssohn (einschließlich der deutlichen Warnung vor der Sonne). Direkt unter den oben liegenden SchellenhälftenVerbindungsschrauben entlang der TubenBerührung lässt es sich ganz gut peilen, allerdings muss ich dazu immer wieder meine Brille aufsetzen. Ein älteres, mechanisch defektes aber optisch brauchbares 8x40-Fernglas (bei meinen Elter n aufgestöbert und ger n zur Verfügung gestellt) werde ich ausschlachten, umbauen und anbringen. Das dürfte w ohl ein feiner Bino-Finder werden. Augenblicklich ergrüble und plane ich den Selbstbau einer parallaktischen Montierung mit Nachführ ung für das Gerät - bloß ist das mit Bi-Tuben nicht so einfach: entweder dreh ich den K opf mit beiden Augen mit (hänge sozusagen ir gendwann
seitlich über dem Ganzen?!) oder das
Ganze muss in ein Innenrohr -Außenrohr-
System, so dass ich es unabhängig noch
um die eigene Längsachse (= Blicklinie)
drehen kann. Mal sehen. Mit parallakti-
scher Nachführung bestünde so gar die
Möglichkeit, einen Tubus für die Webcam
und den anderen gleichzeitig für die
Digicam zu nutzen, bei Bedarf mit unter-
schiedlicher Vergrößerung und beim
Luxus binokularer F einnachführung über
den Bino-Finder.
Eine andere Option besteht darin, das
Gerät per Rahmen mit einer
Art
,,Schaukelstuhl" zu v erbinden; so könnte
ich bequem lie gend zenitnah beobachten,
ohne den gewissen Qualitätsverlust durch
Zenitspiegel. Ein sehr bekannter skandina-
vischer Möbeldiscounter bietet günstig
eine geeignete ,,Sitzbanane" an.
Insgesamt bin ich aber schon jetzt v oll
zufrieden. Wo kriegt man sonst für den
Preis einen feinen f/11,7-Bi-T ubus-
Refraktor einschließlich all der geistigen
und handwerklichen Erfahrung? Ich finde,
ich hab ne Menge nachgedacht, ne Menge
gelernt, ne Menge gebastelt, ne Menge
Spaß dabei gehabt, ein schönes Er gebnis
erzielt und seither schon viel F reude beim
Beobachten damit gehabt. Über w eitere
Entwicklungen werde ich w eiterhin gern
im wohl größten und bekanntesten
deutschsprachigen Forum für Amateur-
astronomie www.astronomie.de berichten.
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Chronologie einer Polarlichtsichtung im Oktober 2003
von Hartmut Bretschneider
Eigentlich nichts los auf der Sonne. Schon fast gelangweilt und v erwöhnt von einer monatelang moderat bis merklich anhaltenden Aktivität beobachte ich Anfang Oktober 2003, wie die Relati vzahlen auf ein niedrigeres Niveau sinken. Vorwiegend kleine Gruppen, ohne Glieder ung in Penumbra und Umbra be völkern das Zentralgestirn. Am 6. und 14. Oktober ist die Nordhemisphäre und am 15. die südliche sogar fleckenfrei.
Vom 16. bis 20. Oktober gönnen wir uns ein paar Tage Urlaub auf der Schwäbischen Alb. Das Fernrohr haben wir nicht dabei. Bei dem schönen Wetter wird aber immer durch ein F ilter kontrolliert, ob g rößere Flecken da sind (sog. A-Netz Beobachtung des Arbeitskreises ,,Sonne"). Nichts tut sich. Am Tag der Heimfahrt regnet es. Der Himmel wird auch an den nächsten beiden Tage bedeckt bleiben.
Freitag, 24.10. An diesem Tag ist der Anblick prächtig. Selbst auf der Südhalbkugel tut sich etwas. An deren Ostrand sind erste Andeutungen einer weiteren Gruppe zu entdeck en, in welcher Entwicklungspotential zu steck en scheint?!
Sonnabend, 25.10. Die Nordhalbkugeldominante näher t sich dem Westrand. Die Vermutung des Vortages ist richtig. Jene auf der anderen Äquatorseite ist innerhalb der w enigen Stunden ins Ge waltige gewachsen. Schon jetzt zähle ich an die knapp 50 Umbren. Und natürlich sind ab sofor t zwei Fleckengruppen mit der F insternisbrille auszumachen.
Sonntag, 26.10. Schlechtwetter drangsaliert den neugierigen Sonnengucker. Leider nichts zu machen.
Abb. 1: Die Entwicklung der Sonnenfleckenfläche im Oktober 2003.
Donnerstag, 23.10. Es gibt Beobachtungs wetter. Großes Erstaunen setzt ein, w eil da auf der Nordhalbkugel eine k omplex gegliederte Fleckengruppe da ist. Schon an die knapp 70 Umbren lassen sich dor t auszählen. Und sie ist so ausgedehnt, dass man beim Blick durch die Sonnenf insternisbrille auf sie aufmerksam wird.
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Montag, 27.10. Es ist den ganzen Tag über bedeckt. Nur kurz gibt es eine Auflockerung. Gegen 15 Uhr, von der Arbeit kommend, deutet sich ein kleines Stück klaren Himmels an. Mit dem verwendeten Instrument (Refraktor Zeiss AS 63/840 auf Montier ung TM) bin ich schnell einsatzbereit. Beim ersten Blick durch das Okular bin ich
sprachlos... Seit Sonnabend hat die Fleckenaktivität unbeschreiblich zugenommen. Die bekannte g roße Nordhalbkugelgruppe ist durch die Sonnenrotation f ast über den Westrand rotiert. Die Gr uppe im Süden nimmt mit ca. 80 Umbren eine Riesenfläche in Besitz. In ihr tut sich Gewaltiges. Diese Veränderungen im Habitus! Es ist k ein Problem sie mit bloßem Auge, d. h. durch die F insternisbrille sogar flächig zu erkennen. Ihr entgegengesetzt, im Norden, ist ein Pendant entstanden. Dort ist die Anordnung der Umbren fast ideal kreisför mig um eine leere Fläche. Das sieht erst eigenar tig aus! Auch diese Gruppierung ist riesengroß und dem bloßem Auge zugänglich. Das Herz des aufmerksamen Beobachters schlägt ob solcher Entwicklungen schneller.
Dienstag, 28.10. Ein wolkenloses Firmament breitet sich aus. Zur Mittagspause auf Arbeit (11:30 MEZ) hält mich nichts mehr . Zuerst wird A-Netz, also Sonnenbeobachtung mit bloßem Auge, mittels eines Schweißglases geguckt. Zwei Riesenflecken springen regelrecht ins Auge. Mein Meister, der mit Amateurfunkern in Kontakt steht fragt: ,,Es ist wohl viel los, habe da etw as gehört?" Ich bejahe und schnell ist ein 10x46 Fernglas zur Hand genommen, um in Projektion den erstaunten Arbeitskollegen das Geschaute zu erklären. Die Fleck en sehen damit schon einf ach grandios aus. Die Erläuterung schließe ich mit dem Hinweis, dass bei solcher Aktivität zu 100% mit Polarlicht gerechnet werden kann. Keine 10 Minuten nach der P ause erreicht mich über das betrieb liche Handynetz ein weitervermittelter Anruf: ,,Hartmut, die Sonne bricht auseinander" - so infor miert mich, sichtlich aufgere gt, der Techniker der Schneeberger Sternwarte, Jürgen Huber, über das eben am dor tigen 150mm-Coude-Refraktor in H-Alpha geschaute. Und dann berichtet er mir über den eben stattfindenden gigantischen Flare über den großen Flecken. Außerdem seien Protuberanzen ebensolcher Ausmaße sichtbar. All das lässt mich aufgere gt auf die eigenen Beobachtungen hoffen. Und der Blick ins F ernrohr lässt neuerlich die Sprache v erstummen. Derartige
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Ansichten sind nicht in Worte zu kleiden. Die ermittelte Relativzahl steigt auf Maximumswerte. Nördlich des Äquators schafft es die markante Fleckengruppe auf über 70 Umbren, die im Süden auf über 100. Im Fernsehen wird erstaunlicherweise weder in den Nachrichten, noch im Videotext darauf hingewiesen.
Mittwoch, 29.10. Der Blick ins Okular ist wieder so fesselnd. Nun ist im Süden noch eine w eitere kleinere Fleckengruppe entstanden. Ihr Standort befindet sich östlich des Riesenexemplares. Merkliche Luftunr uhe und aufkommende Bewölkung beeinträchtigen leider die Zahl der erk ennbaren Details. Die beiden Hauptakteure lassen erkennen, wie machtv oll dort Entwicklungen ablaufen. Heute ist erstmalig im TV zu hören, dass mit P olarlicht zu rechnen sei. Im Kachelmannschen Wetterbericht werden erste Sichtungen erwähnt, unter anderem auch bei Radebeul. Aber bei uns zieht ausgerechnet heute der Wolkenvorhang zu. Schade! Gegen 23:00 Uhr setzt Re gen ein, der bis zum Morgen anhält.
Donnerstag, 30.10. Nur zögernd will sich das Wetter bessern. Abends werden bei verschiedenen Sendern Bilder der ,,Aurora Borealis" der letzten Nacht gezeigt. Ein w eiterer, großer Flare mit der Möglichk eit zu w eiteren Polarlichtern wird im Videotext und bei ,,Kachelmann" erwähnt. In Sachsen sei in der zweiten Nachthälfte mit klarem Himmel zu rechnen. Unser Entschluss steht fest: Der Wecker wird gestellt.
Freitag 31.10., 0:30 MEZ Aufdringlich meldet sich der Wecker das erste Mal. Draußen ist es wirklich klar: Keine Wolke und alles voller Sterne. Aber im Norden tut sich nichts. Also schlafen wir weiter. 1:30 MEZ. Wecker und Telefon klingeln gleichzeitig Sturm. Also nichts wie raus. Am Telefon meldet sich Holger Schröder , ehemaliges Mitglied einer der v on mir früher an der Ster nwarte geleiteten Schüler-Arbeitsgemeinschaften. Er w ohnt nur ein paar Häuser entfer nt: ,,Hartmut, draußen gibts P olarlichter ohne Ende", lautet seine Mitteilung. Ich schaue zum Wohnzimmerfenster hinaus. Richtig, der Himmel Richtung NW ist voller purpurner Tönungen. Daneben fallen aber auch grünliche Banden auf. Wie mir Holger am Nachmittag des selben Tages berichtet,
begann alles plötzlich ge gen 1:15 MEZ mit dem Auftauchen eines roten, zum Horizont spitz v erlaufenden Kegels, über einer rundlichen Aufwölbung. Im Nu sind wir im Freien, laufen ca. 10 Minuten um die Lichter des Wohngebietes hinter uns zu bringen. Direkt im Norden sind zwischen den Häusern mehrere flache, grüne Bögen zu erkennen. Im Gebiet des Großen Bären steht noch die pur purne, detaillose Fläche in wechselnder Intensität. Die er reichte Wiese ist bei +3 Grad C Lufttemperatur überreift. Schnell wird die mitgebrachte Digitalvideokamera auf dem Stati v in
Stellung gebracht. Aber, oh Schreck, auch im ,,Night-Shot-Modus" ist nichts zu erkennen. Das schmerzt. Nach w eiteren vergeblichen Versuchen entschließe ich mich zu kleineren Skizzen und zum ,,Genießen" des Schauspiels. Und das erfordert von Beate, meiner Frau, und mir volle Konzentration. Die Veränderungen erfolgen oft innerhalb w eniger Augenblicke und fesseln uns. Im NW beginnt das Pegasus-Viereck (Peg) zum Horizont zu sink en. Ziemlich im N steht der obere Teil des Schw anes (Cyg) über den Wald. Rechts schließt sich UMa
Abb. 2: 31.10.2003, 1:57 MEZ, Zeichnung H. Bretschneider.
Abb. 3: 31.10.1003, 2:10 MEZ, Zeichnung H. Bretschneider.
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an. Und dazwischen, bis zum Zenit, entfaltet die Aurora Borealis ihre ganze Pracht. 1:50 MEZ. Links des UMa, zwischen ,,Deichsel" und dem Ende der ,,Tatzen" ist, ca. 40 Grad hoch, noch die rote Fläche da. Der rechte Teil des P eg enthält sie ebenf alls. Dort kann sie bequem 50 Grad hoch gesehen werden. Parallel zum Horizont gibt es unterhalb des Cyg-Kreuzes einen g rünlicher Bogen. 1:57 MEZ. Die Dynamik nimmt zu. Helle Knötchen entstehen im Bogen. Die purpurne Komponente verlischt langsam in den nächsten Minuten. In Peg entstehen weitere, kurze Bögen. 2:04 MEZ. Der Bo gen in Cyg hat sich geteilt. Rechts von ihm verlaufen zwei parallel des Horizontes zum UMa. In P eg krümmt sich ein kleineres Filament. 2:05 MEZ. Der Bogen in Peg hat rasch an Erhebung und Ausdehnung gewonnen. Er endet in 45 Grad Höhe direkt über Deneb. 2:10 MEZ. Nun erreicht der Peg-Bogen die Mitte des UMa-Kastens. Sein unteres Ende beginnt sich mehrf ach einzukringeln, ein weiteres Bogenstück entsteht tiefer und reicht von der Mitte des Cyg-Kreuzes bis zur UMa-Deichsel. 2:12 MEZ. Ein fast geradlinig verlaufender Strahl, ebenfalls grünlich, reckt sich aus dem Peg-Viereck bis zum Siebengestirn. 2:15 MEZ. Die vorhandenen Bögen beginnen Richtung Zenit zu w andern. Dabei lässt sich mehrmals das Hellerwerden einzelner Segmente beobachten. Im P erseus entstehen drei parallele Segmente. 2:20 MEZ. In kürzester Zeit lösen sich alle Erscheinungen auf. Ein dünner Strahl entsteht am Nordhorizont und v erläuft leicht nach Osten geneigt. Dann ist mit einem Mal Schluss. Wir können es gar nicht gleich fassen, so w aren wir im Bann des Schauspiels. Für alle Fälle warten wir noch eine reichliche halbe Stunde. Leider flammt das Nordlicht nicht wieder auf. Ziemlich aufgeregt geht es zurück nach Hause.
Abb. 4: 31.10.2003, 1:35 MEZ, Claudia Hinz, aufgenommen an der Wetterstation Chemnitz, Fuji Provia 400F, 8-mm-fish-eye, Belichtung 60 s, Blickrichtung Norden. Sehr schön zu sehen sind neben den rötlichen Str ahlen und Flächen auch die Aufhellungen im grün/weißen Bogen im Norden.
An den Folgetagen wird trotz häuf iger Nachthimmel-Kontrolle nichts mehr gesehen. Leider! Dafür entschädigen die g roßen, strukturreichen Flecken auf der Sonne. Auch sie sind jede weitere Beobachtung wert. Für uns w ar es die zw eite Polarlichtbeobachtung, seit uns das Geschehen am Himmel fasziniert. Und es steht zw eifelsohne fest: Diese raschen, v erschlungenen Bewegungen und Intensitätsänder ungen haben uns sprachlos werden lassen.
Abb. 5: 31.10.2003, 2:02 MEZ, Claudia Hinz, Daten wie bei Abb. 4, Zenit in der Bildmitte, Norden links unten. Das Bild zeigt sehr schön die weite Ausdehnung des Polarlichtes nach Süden bis in den Orion.
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Die perfekten Stürme?
- Außergewöhnliche solare und geomagnetische Aktivität im Oktober und November 2003!
von Ulrich Rieth
- Teil 1 -
Als die N ASA am 23.Oktober 2003 mit einer Pressemitteilung auf eine Arbeit von B. T. Tsurutani et al. [1] hinwies, die die Auswirkungen einer Serie von Ausbrüchen auf der Sonne am 1. und 2. September 1859 näher beleuchtet, zeigte die Sonne, dass sie auch heute noch zu solchen Extremereignissen fähig ist. Damals befand sich die Sonne gerade im Maximum des Sonnenfleck enzyklus 10 und so w ar es nicht v erwunderlich das mehrere große Sonnenfleckengruppen Ausbrüche hervorbrachten, die auch mit damaligen Mitteln visuell zu beobachten waren. Die Auswirkungen des Ausbruches vom 1. September 1859 bilden aber auch heute noch das Maximum der Intensitätsskala der geomagnetischen Stürme. Die Plasmawolke des historischen Ausbruchs benötigte für die 150 Millionen Kilometer lange Strecke von der Sonne zur Erde nur 17 Stunden und 40 Minuten und im damals beginnenden Technikzeitalter zeigten sich erstmals gravierende Auswirkungen auf technische Einrichtungen.
Mit diesen Daten und einer g roßen Fleckengruppe auf der Sonne be gann am 24.10.2003 ein gewaltiger Medienrummel, bei dem die aktuellen Fakten mit den historischen Daten vielf ach vermischt wurden. Dies gipfelte darin, dass ein schw acher Ausbruch zum ,,P erfekten Sturm" aufgewertet wurde, der sichtbare Polarlichter bis zum Äquator bringen sollte. Dieses angekündigte Ereignis b lieb natürlich aus und so fanden die signifikanten Ereignisse von Ende Oktober und Mitte No vember in der Presse zunächst kaum Beachtung. Sie sollen daher im Folgenden detaillierter dargestellt werden. Rund drei Jahre nach dem Maximum des Sonnenfleckenzyklus 23 war die Sonne im Jahr 2003 sehr r uhig gewesen. Ende Mai flammte die Aktivität für einige Tage nochmals kurz auf und so k onnten auch schöne Polarlichter in Deutschland beobachtet werden. Nach dieser kurzen Episode ging es aber ruhig weiter. Als am 18.10. am Ostrand der Sonne die große Fleckengruppe 10484 (kurz 484) auftauchte, nahmen zunächst auch nur die Polarlicht- und Sonnenbeobachter da von
Notiz. Die Gr uppe war bereits v or ihrem Erscheinen durch zahlreiche Ausbrüche aufgefallen, die v om ,,Large Angle and Spectrometric Coronagraph" (LASCO) an Bord des ESA Sonnenobser vatoriums SOHO (Solar and Heliospheric Observatory) [2] dokumentier t wurden. Am 19.10. konnte dann aus 484 ein e xtremer Strahlungsausbruch im Röntgenbereich (Flare) der Stärke X11 beobachtet werden. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde international auf die Möglichk eit hingewiesen, dass weitere extreme Ausbrüche wahrscheinlich sind, und dass im Zusammenhang mit diesen Ausbrüchen auch so genannte Weißlichtflares auftreten könnten. Nur 4 Tage später tauchte dann eine weitere große Fleckengruppe 486 am Ostrand der Sonne auf. Sie hatte ebenf alls bereits vorher durch stark e coronale Massenauswürfe (CME = coronal mass ejection) von der Sonnenrückseite auf sich aufmerksam gemacht. Bis zum 27.10. gab es aus den Fleckengruppen zahlreiche sehr stark e Röntgenausbrüche, die auch v on Massen-
Abb. 1: SOHO/EIT Aufnahme des X17 Flares vom 28.10.2003 im extremen UV Licht bei 19,5 nm.
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Abb. 2: SOHO/LASCO C2 Aufnahme des haloförmigen Massenauswurfs vom 28.10.2003. Die Sonne ist maßstabgerecht aus einer SOHO/EIT Aufnahme bei 30,4 nm einkopiert.
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auswürfen begleitet waren. So k onnte in der Folge eines streifenden Einschlags einer solaren Plasmawolke am Abend des 24.10. in Norddeutschland ein erstes Polarlicht beobachtet werden. Als am 27.10. innerhalb v on nur 14 Stunden eine w eitere riesige Fleck engruppe vor den Augen der Beobachter entstand, waren 3 g roße Gruppen auf der sichtbaren Sonnenscheibe, die alle mit dem bloßen Auge sichtbar waren. Die Hauptaktivität beschränkte sich auf die Fleckengruppe 486, die inzwischen zur größten Fleckengruppe des Zyklus 23 angewachsen war. Am Morgen des 28.10. wurde v om kanadischen Solar Terrestrial Dispatch (STD) [3] eine Warnung veröffentlicht, dass 486 in den nächsten Stunden aufg rund ihrer extremen magnetischen Komplexität einen extremen Röntgenausbruch hervorbringen könnte. Gegen 10:51 Uhr MEZ v erzeichnete der Röntgendetektor am Satelliten GOES 12 einen k ontinuierlichen Anstieg im Röntgenfluss, der im Maximum um 12:10 Uhr eine Stärk e von X17.2 erreichte. Hiermit liegt dieser Ausbruch auf der Liste der stärksten Ausbrüche auf Platz 3 seit Messbeginn im Jahre 1976. Im FlareMaximum wurde dann im P olarlichtForum des AKM [4] v on einem Aufleuchten der Fleck engruppe 486 im Weißlicht berichtet. Nach einer sofor tigen Alarmierung über die Polarlicht-Warnliste [5] konnte dieser Weißlichtflare auch von weiteren Beobachtern in Europa bestätigt werden. Ebenfalls im Maximum des Ausbruchs verzeichneten die Magnetometer auf der Tagseite der Erde ein so genanntes magnetisches Crochet. Hierbei wird durch die ionisierende Wirkung der Röntgen- und UV -Strahlung in der Ionosphäre eine Vielzahl von Ladungsträgern freigesetzt, die zur Veränderung in den Ringströmen der Erde und damit zu einer messbaren Veränderung im magnetischen Fluss führen. Bereits wenige Minuten nach dem FlareMaximum, zeichnete das LASCO Instr ument einen haloför migen, extrem schnellen CME auf. Die Analyse der SOHO Wissenschaftler gaben eine Geschwindigkeit der Plasma wolke von 2.125 km/s an [6]. Schon zu diesem Zeitpunkt w ar klar, dass es innerhalb v on 24 Stunden auf der Erde zu einem schweren geomagnetischen Sturm kommen würde, der auch zu Polarlichtsichtungen in mittleren und niedrigen geomagnetischen Breiten, also z. B . Deutschland, Österreich und der Schw eiz führen würde.
Abb. 3: Diagramm der Gesamtstärke (Bt) und der Stärke der Nord-Süd-Komponente (Bz) des interplanetaren Magnetfeldes aus den Daten des ACE Satelliten vom 29.31.10.2003.
Am frühen Morgen des 29.10. gegen 6:59 Uhr erreichte die Schockfront des Massenauswurfs nach nur 19 Stunden den Satelliten ,,Advanced Composition Explorer" (ACE) [7] am Lag range-Punkt L1 [8] etwa 1,5 Millionen Kilometer v or der Erde. Nur 15 Minuten später schlug der Schock mit mehr als 2.000 km/s in das Erdmagnetfeld ein. Hier löste er aufg rund seines immensen Dr ucks auf die Magnetosphäre sofort einem geomagnetischen Sturm der höchsten Kate gorie G5 (Skala von 1-5) aus. Auf dem Erdboden konnten extreme Veränderungen im Magnetfeld in sehr kurzen Zeiträumen aufgezeichnet werden. So änderte sich die Deklinationskomponente des Magnetfeldes, die die K ompassmissweisung an-
gibt, innerhalb von nur 15 Minuten um bis zu 3 Grad. Man k onnte die Kompassnadel ohne spezielle Hilfsmittel wandern sehen! In nackten Zahlen zeigte sich dies als 1.000-nT-Ausschlag in der Y-Komponente (Ost-West-Richtung) der Magnetometer . Hierzu muss angemerkt w erden, dass an ruhigen Tagen die Schwankungsbreite des Magnetfeldes über einen ganzen Tag unter 100 nT lie gt. Dass nicht nur die Prof iMagnetometer zur Aufzeichnung solcher Aktivitäten genutzt werden können, zeigen eindrucksvoll die Archivdaten des Europäischen Amateur Magnetometer Projektes SAM (Simple Aurora Monitor) [9]. Leider war die Ankunftszeit des CME an der Erde für europäische Beobachter äußerst ungünstig. Der g rößte Teil des
Abb. 4: Das Polarlicht vom 29./30.Oktober 2003 fotografiert um 0:43 Uhr in Wellingholzhausen bei Melle von Lutz Schenk mit einer Nikon F90x und Sigma 24mm-Objektiv bei Blende 1,8. Die Aufnahme wurde 20 s auf Fuji Provia 400F Farbdiafilm belichtet.
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abstoßender Stabmag- fast in ganz Mitteleuropa den Blick auf ein
neten. Im v orliegen- spektakuläres Polarlicht.
den Fall wurden diese Der Westen erwischte die Wolkenlücke
ungünstigen Verhält- vom Beginn des Schauspiels in der
nisse scheinbar durch Dämmerung bis zum Zeitpunkt des inten-
die gewaltige Ge- sivsten Teilsturms. Während gegen 22 Uhr
schwindigkeit des ein flammend roter Vorhang Schatten warf
CME von über 2.000 und die Ster ne des g roßen Wagens in
km/s mehr als ausge- einem Meer aus Licht v erblassen lies,
glichen.
konnten die Magnetometer wieder die
Noch während das extreme Intensität des Ereignisses auf-
Polarlicht am 29.10. zeichnen. Die Magnetfeld-K omponenten
sichtbar war ereignete in Nord-Süd- und Ost-Westrichtung oszil-
sich um 21:49 Uhr ein lierten in dieser Zeit je weils mit 300 bis
weiterer extremer 400 nT um ihren Ruhewert.
Röntgenausbruch der Als die Wolkenlücke den Osten er reichte
Stärke X10 in Gr uppe sah man dor t zunächst nur das Nach-
486. Auch diesmal leuchten der ersten Phase, be vor gegen
zeichnete das LASCO 1:30 Uhr die pulsierende Aurora in Formen
Instrument einen auftrat, wie man sie nur aus den polaren
extrem schnellen Regionen der Erde gewohnt ist.
Massenauswurf auf, Die Polarlichtnacht endete mit einem
der mit einer Anfangs- glühenden Himmel, der noch lange auf das
geschwindigkeit von große Spektakel hinwies.
1.948 km/s nur unw e- In Teil 2 dieses Berichts im nächsten Heft
sentlich langsamer als wird das über raschend starke Polarlicht
derjenige vom Vortag vom 20. November aus solar-terrestrischer
Abb. 5:
[10] war.
Sicht näher beleuchtet.
Das Polarlicht vom 30./31.Oktober 2003 fotografiert um
Somit war wieder
22:07 Uhr in Wolfsheim bei Mainz von Ulrich Rieth mit
klar, dass in w eniger
einer Canon EOS 50E und Sigma 28-mm-Objekti v bei
als 24 Stunden ein
Literaturhinweise und Internet-Links
Blende 1,8. Die Aufnahme wurde 15 s auf Fuji Provia 400F weiterer geomagneti- [1] Tsurutani, B. T., Gonzalez, W. D., Lakhina,
Farbdiafilm belichtet.
scher Sturm auf der
G. S., Alex, S., 2003: ,,The extreme
Erde eintreten würde.
magnetic storm of 1-2 September 1859",
Die erwartete Schock-
J. Geophys. Res., 108 (A7), 1268
Polarlichtsturms tobte sich über Nord-
front traf am frühen Abend des 30.10.
[2] Schwenn, R., Wilhelm, K., 1999: ,,SOHO
amerika und Australien aus. Außerdem war gegen 17:19 Uhr am ACE Satelliten ein,
- Der ungetrübte Blick auf die Sonne",
die Bewölkungssituation in Mitteleuropa wurde aber aufg rund der nach wie v or
SuW Special 4 (,,Sonne"), 38, Juli 1999
auch nicht sehr förderlich für eine
extremen Sonnenwindgeschwindigkeit [3] http://www.spacew.com
Polarlichtbeobachtung. Dennoch wurden von nahe 2.000 km/s zunächst nicht ein-
[4] AKM Polarlicht-Forum:
am Abend des 29.10. in w olkenfreien deutig erkannt. Da sich aber innerhalb von
http://www.meteoros.de/forum.htm
Gebieten Nord- und Westdeutschlands kurzer Zeit der geo-
Polarlichter in F orm eines g rünen Polar- magnetische Sturm
lichtbogens und teil weise auch rote wieder verstärkte,
Strahlen und Vorhänge beobachtet. Auch war klar, dass es
im Allgäu, der Nord- und Südschweiz und sich um die zw eite
in Österreich waren noch rote Strahlen und Plasmawolke han-
Flächen sichtbar.
delte.
Das überraschende an diesem Ereignis Diesmal war der
war, dass der geomagnetische Stur m Beginn des Stur mes
extrem stark w ar, obwohl die sonst so für europäische
wichtige Ausrichtung des inter planetaren Beobachter ideal
Magnetfeldes (IMF) innerhalb der Plasma- und auch die Wetter-
wolke eher ungünstig w ar. Fast während situation zeigte sich
des gesamten Tages wies die Z-K ompo- von einer besseren
nente des IMF positi ve Werte auf, w as Seite. Während der Abb. 6:
einer nördlichen Ausrichtung entspricht. Nacht zog eine wol- Das Polarlicht vom 30./31. Oktober 2003 fotografiert um
Bei einer solchen Anordnung wird die kenlose Zone v on 22:29 Uhr in Wolfsheim bei Mainz von Ulrich Rieth mit einer
Kopplung des inter planetaren mit dem Südwesten nach Canon EOS 50E und Zenitar 16-mm-Objektiv bei Blende 2,8.
irdischen Magnetfeld stark behinder t, es Nordosten und Die Aufnahme wurde 20 s auf Fuji Provia 400F Farbdiafilm
entspricht in etwa der Situation zweier sich ermöglichte somit belichtet.
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[5] Polarlicht-Warnliste: http://www.meteoros.de/polar/warnliste.htm und http://de.groups.yahoo.com/group/ polarlicht/
[6] http://lasco-www.nrl.navy.mil/mail/ halo_mail/213.html
[7] http://www.srl.caltech.edu/ACE/ [8] Wiss, D., 2003: ,,Die Lagrange-Punkte",
SuW 7/2003, 30 [9] http://www.sam-europe.de [10] http://lasco-www.nrl.navy.mil/mail/
halo_mail/214.html
Abb. 7: Das Polarlicht am 20. November 2003 über der schwäbi-
schen Alb, Claus Mühle aus Stuttgart belichtete
30 s auf Kodak E200.
Spektroskopische Beobachtungen der totalen Sonnenfinsternis vom 21.6.2001
von Joachim Draeger
Die Sonne ist der einzige räumlich auflösbare Stern. Leider wird die intensi ve Strahlung ihrer Photosphäre in der Erdatmosphäre so stark gestreut, dass die eher lichtschwachen Strukturen von Chromosphäre und K orona im visuellen Bereich des Spektrums gewöhnlich unbeobachtbar bleiben. Während einer totalen Sonnenfinsternis ist die Photosphäre durch den vorüber wandernden Mond jedoch v erdeckt und so das Streulicht auf ein Minimum reduziert. Es er gibt sich eine einzigartige Gelegenheit zum Studium der Sonnenatmosphäre. Der Artikel präsentiert einige spektroskopische Beobachtungen, die der Autor zusammen mit M. Rudolf und A. Jakoblich während der totalen Sonnenfinsternis 2001 in Lusaka durchführte.
Instrument Sowohl die Chromosphäre als auch die
Abb. 1: Beginn der Linienumkehr und Auftreten erster Emission kurz vor dem zweiten Kontakt, hier gezeigt am Beispiel der H-gamma-Linie bei 434,0 nm
(L-)Korona der Sonne besitzen ein Emissionsspektrum [4]. Die Beobachtungen konnten daher mit Hilfe eines spaltlosen Spektrographen erfolgen, der jede Emissionslinie als monochromatisches Bild des Beobachtungsobjekts re gistriert. Das verwendete Gerät bestand aus einem 500-mm-f/8-Teleobjektiv und einer fotografischen Kamera Canon T-70 als Detektor. Als dispersive Elemente dienten drei Reflektionsgitter mit je weils 600 Linien/mm, die unmittelbar v or das Teleobjektiv montiert waren. Sie er möglichten die gleichzeitige Erf assung von drei Teilbereichen des Spektr ums. Ein Leitfernrohr erleichterte das Ausrichten des Spektrographen auf die Sonne. Das beschriebene Instr ument besaß aufgrund seines einf achen Aufbaus eine gewisse Robustheit und ein niedriges Gewicht. Beides sind entscheidende Vorteile, da man zur Beobachtung totaler
Abb. 2: Spektrum kurz vor dem dritten Kontakt. Wieder sind viele Emissionen chromosphärischen Ursprungs zu sehen. Die Protuberanzen am Sonnenrand sind jetzt allerdings besser erkennbar als beim zweiten Kontakt. Man beachte auch, dass die Chromosphärenbögen nun die Seite gewechselt haben.
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Sonnenfinsternisse auf eine transpor table Ausrüstung angewiesen ist [2]. Die Nutzung einer foto grafischen Kamera an Stelle einer CCD w ar für die beabsichtigten Beobachtungen angesichts der g roßen Detektorfläche, der abhängig vom verwendeten Film möglichen hohen Auflösung sowie der relativ hohen Frame-Rate (wichtig für Belichtungsserien und Zeitreihen) nahe liegend. Um auch noch im roten Teilbereich des Spektr ums ausreichend sensitiv zu sein und etwa die H-alpha-Linie bei 656,3 nm re gistrieren zu können, wurde der Schw arzweiß-Film SFX 200 verwendet. Während der Beobachtungen wurden die Gitter des Spektro graphen jeweils so gedreht, dass die chromosphärischen Sicheln mit ihren Schmalseiten entlang der Dispersionsrichtung angeordnet w aren. Abweichungen von dieser K onfiguration hätten zu einer mehr oder w eniger starken Neigung der Sicheln und so schlimmstenfalls zu einer ge genseitigen Überlappung der einzelnen Linienbilder geführ t. Eine entsprechende Drehung der fotografischen Kamera ordnete die Spektren entlang der Längsseiten bzw. Diagonalen der Bilder an. Dies ermöglichte es, so breite Wellenlängenintervalle wie möglich auf einmal aufzunehmen. Die Neigung der Gitter schließlich war so ge wählt, dass die zentralen Wellenlängen der zu beobachtenden Spektralbereiche auf der optische Achse der Abbildungsoptik lagen. Zur Festlegung geeigneter Belichtungszeiten diente die Faustregel, dass die Chromosphäre ungefähr die Helligkeit des Mondes besitzt, während die Korona um etw a den Faktor 10 lichtschwächer ist. Sowohl
Abb. 3: (Roh-) Spektrum der Sonnenatmosphäre, aufgenommen während der Totalität. Man sieht deutlich, dass die stärksten chromosphärischen Linien die ganze Zeit der Verfinsterung über sichtbar bleiben. Die koronalen Linien sind dagegen relativ schwach und nur schwer auszumachen.
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die erdatmosphärische Extinktion in Horizontnähe als auch das Vorliegen unterschiedlicher Spektrenarten verkomplizieren den Vergleich jedoch etw as. Tendenziell empfehlen sich umso längere Belichtungszeiten, je näher der Aufnahmezeitpunkt dem Maximum der Totalität ist.
Beobachtungen Nahe des zweiten und des dritten Kontakts wurden 8 bzw . 4 Bilder mit k onstanter Belichtungszeit aufgenommen, um das Spektrum der Chromosphäre zu re gistrieren. Gestartet mit dem Auftreten der Bailey's Beads hielt die erste Serie auch die frühen Phasen der Linienumkehr fest. Diese sind durch eine zunehmende Abschwächung der photosphärischen Absorptionslinien in Verbindung mit dem Auftreten erster Emissionen (siehe Abb. 1)
gekennzeichnet. Der Linienreichtum nimmt bereits kurz nach dem zweiten Kontakt rasch wieder ab. Selbst starke Linien, die während der ganzen F insternis über zu sehen sind, werden mit Annäherung an das Maximum der Totalität merklich schwächer . Beim dritten K ontakt (siehe Abb. 2) wiederholen sich die Ereignisse in umgekehrter Reihenfolge. Während der Totalität wurden w eitere 16 Bilder zur Re gistration koronaler Linien aufgenommen. Die erste Serie v on 8 Bildern mit ansteigender Belichtungszeit entstand vor dem Maximum der Totalität, die zweite Serie v on ebenfalls 8 Bilder n mit fallenden Belichtungszeiten nach dem Maximum. Die Beschränkung der langen Belichtungszeiten auf den Höhepunkt der Totalität minimierte den Einfluss des chromosphärischen und photosphärischen Streulichts. Dennoch be wirkte die atmosphärische Rayleigh-Streuung einen derar t starken Beitrag im b lauen Teilbereich des Spektrums, dass sich dor t schwächere Linien bei langen Belichtungszeiten kaum vom Hintergrund abheben (siehe Abb. 3). Die gut erkennbaren koronalen Linien liegen daher in anderen Bereichen des Spektrums (siehe Abb. 4). Sie sind durch
ihre mehr oder weniger ringförmige Gestalt charakterisiert, welche sich deutlich
von den sichelförmigen Linien der Chromosphäre unterscheidet.
Ausblick Dieser Artikel kann naturgemäß nur einen g roben Überblick vermitteln, wie sich die Chromosphäre und K orona der Sonne auf spektrosk opischen Wege beobachten und die dabei erhaltenen Resultate aus werten lassen. Trotzdem hofft der Autor, dass die Leser hier einige nützliche Tipps finden und darüber hinaus zu eigenen Beobachtungen angeregt werden.
Danksagung Herrn M. Rudolf und Her rn A. Jakoblich danke ich für die angenehme Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Ausführung der Beobachtungen. Her rn M. Rudolf bin ich darüber hinaus für das Entwick eln und Einscannen der Bilder dankbar.
Literaturhinweise [1] W. Diehl, 1999: ,,Kleine praktische
Einführung in die Solarspektroskopie", Preprint [2] J. Draeger, 2000: ,,Die koordinierte Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis am 11.8.99, Teil II: Technische und organisatorische Aspekte", Mitteilungsblatt der FG Sonne 24, 44 [3] M. Rudolf, 2002: ,,Das Flashspektrum der Sonnenfinsternis am 11. August 1999", SuW 1/2002, 72 [4] J. B. Zirker, 1995: ,,Total eclipses of the sun", Princeton
Abb. 4: Die stärkste und damit wohl auch bekannteste koronale Emission von Fe XIV bei 530,3 nm.
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Sonnenbeobachtung mit einem Spektrohelioskop
von Hans-Georg Zaunick
In diesem Artikel wird über Sonnenbeobachtungen mit einem Spektroheliosk op berichtet. Bei diesem Gerät handelt es sich um einen Gitterspektrographen nach dem Prinzip von Littrow mit der Möglichk eit der Beobachtung des Sonnenbildes im streng monochromatischen Licht beliebiger Wellenlänge. Das Spektroheliosk op wurde 1975 v om heutigen Leiter der Radebeuler Sternwarte, Achim Grünberg, nach Vorlagen des Amerikaners F. N. Veio (Übersetzung der entsprechenden Publikationen durch Ulrich Fritz) gebaut.
Abb. 1: Oben: Schematischer Strahlengang der Anlage. Unten: Außenansicht des Spektrographen; vorn Coelostatenspiegel, dahinter Hauptobjektiv, Schutzhütte und Strahlenkanal.
Die Apparatur (Abb. 1) besteht zunächst aus den beiden Coelostatenspie geln, die das Licht der Sonne in eine feste Richtung zum Spektrographen lenken. Der Hauptspiegel rotiert dabei einmal in 48 Stunden um die P olachse und reflektier t das Sonnenlicht auf den festen Deklinationsspiegel. Dieser sor gt für die Umlenkung des Strahlenganges in N-SRichtung. Hinter dem Coelostaten sitzt das Hauptobjektiv (136 mm / 3.400 mm), welches die Sonne in einer Größe v on ca. 32 mm auf einen Mikrometerspalt abbildet. Das durchgehende, aber di vergente Licht wird durch eine Kollimatorlinse (90 mm / 3.800 mm) parallelisier t und auf das Reflexionsgitter projiziert. Das hier v erwendete Gitter hat eine freie Fläche v on
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Abb. 2: Grüner Spektralbereich des Sonnenspektrums mit zahlreichen Metallabsorptionen.
Abb. 3: Oben: Molekülbande des atmosphärischen Sauerstoffs. Unten: Natrium Doppellinie bei unterschiedlichem Sonnenstand.
58 x 68 mm2 und 651 Striche pro mm. Das Licht des Spektrums durchläuft wiederum die Kollimatorlinse (das nennt man auch Autokollimation) und wird durch diese im Abstand ihrer Brennw eite in der F okalebene abgebildet. Das Öf fnungsverhältnis des Kollimators bestimmt die Gesamtlichtstärke der Anordnung, hier also 1:42. Zur Vermeidung des schon in geringen Intensitäten extrem störenden Streulichtes müssen beim Bau eines Spektro graphen dementsprechende Maßnahmen getrof fen werden. So ist die K ollimatorlinse leicht geneigt, um deren Refle xionen zu eliminieren. Im Strahlengang befinden sich weiterhin zahlreiche, unterschiedlich geformte Blenden, die die F resnelschen Reflexe abfangen. Der Kollimatorfokus ist infolge der Dispersion des Linsenglases wellenlängenabhängig. Mit Hilfe eines Getriebemotors lässt sich daher die Lage der F okalebene durch Verschieben des K ollimators variieren. Da der im Austrittsfenster beobachtbare Ausschnitt des Spektr ums sehr klein
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ist, kann das Spektr um nach oben bzw . unten verschoben werden. Dies wird durch eine ebenfalls motorgesteuerte Neigung des Gitters realisiert. Mit dem Sonnenspektro graphen ist es möglich, im hochaufgelösten Spektr um schwache Absorptionslinien seltener Elemente nachzuweisen (Abb. 2). In solchen Spektren zeichnen sich nicht nur die solaren Absorptionslinien ab, sonder n auch Absorptionen der Gase der irdischen Atmosphäre (tellurische Linien). In Abb. 3a sind das Absorptionen des Wassers. Die beiden gelben Na-D-Linien sind zu v erschiedenen Tageszeiten in Abb. 3b dar gestellt. Während die solaren Linien um die
Abb. 4: Spektrum eines Sonnenflecks. Die leichten Verdickungen an den Schnittpunkten mit den Linien weisen auf Magnetfelder hin.
Mittagszeit noch deutlich her vortreten, wird das Spektr um 10 Minuten v or Sonnenuntergang von den tellurischen Absorptionen dominiert. Eine sehr interessante Anwendung eröffnet sich bei genügend g roßer spektraler Auflösung. Dann sollte die ,,Beobachtung" der Magnetfelder von Sonnenflecken aufgrund des Zeeman-Effektes möglich sein. Dieses Phänomen hat eine Aufspaltung von Spektrallinien zur F olge, welche proportional zur Magnetfeldstärk e ist. Die absolute Größe ist sehr gering, bei mittleren Magnetfeldern werden nur Br uchteile eines Ångströms erw artet. Zum praktischen Nachweis eignen sich schmale, scharf begrenzte solare Metalllinien v or allem im langwelligen Bereich. Unser derzeitiges Equipment w eist nicht die geforderte Auflösung auf. Die foto grafische Aufnahme (Abb. 4) zeigt deshalb entlang des Sonnenflecks (dunkler , horizontaler Streifen) nur eine leichte Verdickung der Absorptionslinien. Die Möglichkeiten eines solch hochdispergierenden Gerätes reichen über die reine Spektralanalyse hinaus. Untersucht man nämlich die Sonnenoberfläche in einem engen, aber festen Spektralbereich, so spricht man v om Prinzip des Spektroheliographen, das ge gen Ende des 19. Jahrhunderts unabhängig voneinander von G. E. Hale und H. Deslandres entwick elt wurde. Zunächst ein Blick auf die Physik des solaren Absorptionsspektrums: Das v on der Photosphäre emittierte Kontinuum entfernt sich in radialer Richtung v on der Oberfläche und trifft in der höher gele genen Chromosphäre auf kühle Gasatome, welche elektronisch angeregt werden. Die darauf folgende Re-Emission v on Photonen geschieht nun aber gleich v erteilt in allen Richtungen. Da dies nur bei diskreten Wellenlängen passiert, erscheint uns das Spektrum an den Stellen der atomaren Anregungen dunkler (Absor ptionslinien). Da solche Linien ge wissermaßen monochromatische Abbildungen des Eintrittsspaltes des Spektrographen sind, sehen wir immer nur einen sehr schmalen Streifen des zu beobachtenden Objektes. Entnimmt
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Abb. 5: von links nach rechts: Protuberanz am Sonnenrand (H). Sonne im H-Licht. Sonne im Licht der CaII-K-Linie. Detail einer aktiven Gruppe.
man nun dieses Licht, z. B . das der H Linie, aus dem Spektr um und lässt dann das Sonnenbild langsam über den Eintrittsspalt des Spektro graphen laufen, so erscheinen am Austrittsfenster hintereinander monochromatische Spaltbilder unterschiedlicher Stellen der Sonne, die zusammengesetzt ein Gesamtbild im Licht der entsprechenden Absorptionslinie repräsentieren. Der Vorteil zum herkömmlichen Interferenzfilter liegt in der freien Wahl der Beobachtungswellenlänge. Konventionelle Methoden der Rek onstruktion des Sonnenbildes aus den einzelnen Spaltbildaufnahmen arbeiten mechanisch. Häufig werden zwei synchron v or Ein- und Austrittsspalt rotierende Anderson-Prismen (quadratischer Gr undriss) verwendet. Andere Varianten arbeiten mit speziell geschlitzten, rotierenden Scheiben oder oszillierenden Schlitzen. Eine modernere Möglichkeit der spektroheliographischen Erfassung ist die Verwendung einer elektronischen CCDZeilenkamera, die exakt auf eine Absorptionslinie positioniert wird und so die schnelle Aufnahme des monochromatischen Spaltbildes ge währleistet. Am Austrittsfenster müssen somit k eine mechanischen Teile mehr bewegt werden, um das Sonnenbild zusammenzusetzen. Durch ausreichend schnelles Auslesen der Kamera können die Einzelzeilen im Computer einfach zu einem Gesamtbild kombiniert werden. In unserem momentanen Aufbau wird die CCD ILX 703 v on SONY benutzt. Dieser Chip besteht aus 2.048 Pixeln (jeweils 14 x 14 µm 2). Der Detektor wird so angesteuer t, dass etw a alle 300 Millisekunden eine k omplette Zeile ausgelesen und mittels eines A/DWandlers an einen PC transferiert wird. Um die gesamte Sonnenoberfläche abzutasten, muss das Sonnenbild senkrecht über den Eintrittsspalt be wegt werden. Dazu nutzt man am Besten die scheinbare Bewegung der Sonne. Aufgrund der Coelostatengeometrie liegt aber der
Himmelsäquator in seiner Projektion parallel zum Spalt, so dass die Eigenbewegung nur eine Verschiebung des Bildes in Spaltrichtung be wirken würde. Abhilfe schafft hier ein sog. Dove-Prisma, welches in unserem Fall eine Bilddrehung um 90 Grad realisiert. Einige spektroheliographische Aufnahmen sind in Abb. 5 dargestellt. Deutlich treten die relativ kontrastreichen Protuberanzen am Sonnenrand her vor. Das Bild im HaLicht zeigt chromosphärische Str ukturen: Helle Flächen sind ausgedehnte F ackelgebiete hauptsächlich in der Nähe v on Sonnenflecken. Protuberanzen v or der Sonnenoberfläche (Filamente) erscheinen dunkel. Außerdem ist das chromosphärische Netzwerk auszumachen. Auch in der Aufnahme der violetten Kalziumlinie (CaII-K) zeichnen sich helle Gebiete im Bereich aktiver Zonen der Sonnenoberfläche ab (Kalzium-Flocculi). Hier sind aber deutlich tiefere Schichten der Chromosphäre als in der H -Aufnahme sichtbar. Auf der ungestör ten Oberfläche fällt, ähnlich wie im Wasserstofflicht, die Supergranulation bzw. das KalziumNetzwerk auf. Die senkrechten Streifen in den Bilder n werden durch mikrometer große Staubpartikel auf dem Eintrittsspalt her vorgerufen, deren k omplette Beseitigung f ast unmöglich ist. In Planung ist daher ein Ventilationssystem, welches einen leichten Überdruck im Strahlenkanal zwischen Spalt und Gitter erzeugt, um Staub fernzuhalten. Zur Qualität dieser Bilder muss außerdem gesagt w erden, dass der Spektralapparat noch zum g roßen Teil aus provisorischen Aufbauten besteht. Eine solidere Konstruktion ist geplant. Die Breite des monochromatischen Spektralbereiches, in dem die Beobachtung geschieht, wird in erster Linie durch das spektrale Auflösungsvermögen festgelegt. Für das beschriebene Gerät ergibt sich ein Wert von ca. 44.000. Das bedeutet, dass im g rünen Spektralbereich
Wellenlängen, welche 0,01 nm v oneinander entfernt sind, gerade noch mit Sicherheit getrennt werden können. In der Praxis wird die spektrale Auflösung jedoch durch eine Reihe von konstruktiven Merkmalen begrenzt. Ein maßgeb licher Faktor ist der Winkel, unter dem der Eintrittsspalt am Ort des Gitters erscheint. Folglich lässt sich durch einen möglichst großen Abstand Spalt-Gitter die tatsächliche Auflösung an die theoretische annähern. Die CCD-Zeile am Spektralaustritt registriert demzufolge monochromatisches Licht innerhalb einer Bandbreite von etwa 0,02 nm. Realistisch gesehen ist dies wieder um ein theoretischer Wert, tragen doch auch optische F ehler, Schwingungen, thermische Effekte etc. zur Degradation des Gesamtsystems bei. Der Neubau des Spektrohelioskopes durch den an der Ster nwarte ansässigen Astroclub ist mit folgenden Modif ikationen in naher Zukunft geplant: - Einsatz eines Gitters mit 1200
Linien/mm - Ausrüstung aller mechanisch bewegten
Teile mit Präzisionsantrieben - Bau einer größeren Schutzhütte Damit sollte sich nicht nur die re gelmäßige Überwachung der Sonne in verschiedenen Spektralbereichen realisieren lassen, sondern auch die Messung v on Dopplerverschiebung und Magnetfeldstärken. Die spektrographische Beobachtung der Planeten und der hellsten ekliptiknahen Sterne ist ebenfalls angedacht.
Literaturhinweise [1] Ingalls, A. G. , Hale, G. E. et al., 1970: ,,Amateur Telescope Making - Book One", Scient. Amer. Inc., N.Y. [2] Veio, F. N.: ,,Die Sonne im H-Alpha-Licht mit einem Spektrohelioskop" [3] Veio, F. N.: ,,The Spectrohelioscope" [4] Datenblatt SONY CCD ILX 703, SONY Semiconductors [5] Kaler, J. B., 1993: ,,Sterne und ihre Spektren", Spektrum-Verlag, Heidelberg [6] Graff, K., 1928: ,,Grundriß der Astrophysik", B.G. Teubner, Leipzig/Berlin [7] Strömgren, B., 1937: ,,Astrophysik", AVG, Leipzig [8] Saidel, Prokofjew, Raiski, 1955: ,,Spektraltabellen", VEB Verlag Technik, Berlin [9] Mitton, J., 1975: ,,The Stronger Absorption Lines In The Solar Spectrum", J. British Astro. Soc.
[10] VdS-Fachgruppe SONNE: ,,Handbuch für Sonnenbeobachter"
VdS-Journal Nr. 14
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Über die Variabilität des H-Emissionslinienprofils von Tau
von Ernst Pollmann
Die Ergebnisse aus der spektrosk opischen Überwachungstätigkeit am Be-Stern Tau werden im folgenden Artikel zusammengefasst. Zum einen handelt es sich um periodische Änderungen des Intensitätsv erhältnisses des Violetten zum Roten Gipfel (IV:IR, kurz V/R-Verhältnis) im Doppelpeak der Wasserstoffemissionslinie H (vgl. Abb. 1), zum anderen um die Umkehrung dieses Verhältnisses von V/R>1 nach V/R<1 während der Sichtbarkeitsperiode ab Oktober 2001.
Die Literatur über Tau, als einem der wohl bekanntesten Be-Sterne des nördlichen Himmels, gibt sehr erschöpfend über alle inzwischen bekannt ge wordenen spektralen Merkmale Auskunft. Nahezu jede Veröffentlichung befasst sich dabei mit den Fragen der äquatorialen Gasscheibe, die der Zentralstern aufgrund seiner hohen
geometrische Modell enthält k eine Dynamik. Daher ist es schwierig zu verstehen, weshalb sich die Apsidendrehung der Scheibe über mehrere Dekaden for tsetzte. Diesen Fragen ist Okazaki 1991 [1] nachgegangen, indem er ein dynamisches Scheibenmodell vorschlug. Die Vorstellung geht da von aus, dass die Variabilität des V/R-Verhältnisses primär durch globale Schwingungen in einer kühlen äquatorialen Scheibe v erursacht wird. Dieses sog. einarmige Schwingungsmodell basiert auf Schwingungen v on nicht selbst g ravitativer, geometrisch dünner Kepler-Scheiben, welche instabil für radiale Störungen sind. Dabei kann eine einarmige Schwingungsmode angere gt werden, die sich als w ellenförmige Dichtestörung über die gesamte Scheibe erstrecken kann. Diese Dichte welle kann man sich wie einen Autobahnstau vorstel-
Radialgeschwindigkeit der Emissionslinien der Gasscheibe als auch Phasen zyklischer Erscheinungsformen. Bei Mon [3] findet man beispiels weise erste Hinweise auf ein quasiperiodisches Verhalten des V/R-Verhältnisses im Zeitraum 1970 - 1986. Diese sind allerdings mit großen Beobachtungslücken von mehreren Monaten bis zu 5 Jahren behaftet. Eine Überw achungsarbeit mit einer geringfügig höheren Beobachtungsdichte des Zeitraums 1990 - 1994 v eröffentlichte Guo in [4]. Auch hier ist die Beobachtungsfrequenz mit 1 - 2 Spektren/Jahr zu gering, um P eriodizitäten des V/RVerhältnisses im Bereich v on Wochen nachweisen zu können. Erst die Überw achungsarbeit von Guo et al. im Zeitraum 1974 - 1995 [5] so wie die Arbeiten von Hanuschik et al. [6] aus den Jahren 1982 1993 liefern erste Hinweise auf Änder un-
Abb. 1: Normiertes Spektrum von Tau im Bereich der HEmissionslinie. Deutlich sichtbar ist die Doppelpeakstruktur. Bei 6678 Å ist eine HeI-Absorptionslinie sichtbar.
Abb. 2: Zeitabhängige Veränderung des V/R-Verhältnisses der HEmissionslinie.
Rotationsgeschwindigkeit in den Orbit schleudert. Besonders die Kinematik ihrer Eigenbewegung wie auch F ragen ihrer Dichtestruktur und Stabilität sind auch heute noch Ge genstand aktueller astronomischer Forschung. Seit den frühen 60iger Jahren des v ergangenen Jahrhunderts hat es nicht an Bemühungen gefehlt, mit unterschiedlichen Modellen die zirkumstellaren Hüllen der Be-Sterne aufzuklären. Aus der Vielzahl der Vorschläge hatte sich dabei die eines länglichen (elliptischen) Scheibenmodells mit einer Apsidendrehung als wahrscheinlichste herausgebildet. Dieses
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len. Autos fahren von hinten auf, arbeiten sich durch den Stau und gelangen schließlich vorn aus dem Stau heraus [2]. Der Stau ist der Bereich g rößter Dichte, w elcher bei entsprechenden Voraussetzungen sogar stationär sein kann. Erschwerend für ein umf assendes Verständnis des Ster nsystems ist auch heute noch die Tatsache, dass der Massentransfer von der Photosphäre des Zentralsterns in die ihn umgebende Gashülle keineswegs als stabiler oder konstanter Prozess angesehen werden kann. So gab es in der Vergangenheit sowohl Phasen relativer Konstanz in der Intensität und
gen der Intensitätsverhältnisse im Bereich von Wochen und Tagen. Eine aktuelle Untersuchung von Miroshnichenko [7], einer meiner Gesprächspar tner in Sachen Be-Sternen, findet kein periodisches Verhalten des V/R-Verhältnisses. Die Abbildung 2 zeigt das Er gebnis eigener Beobachtungen v on November 2000 bis April 2001. Die einzelnen Messpunkte sind einem Sinus angepasst. Daraus lässt sich eine P eriode des V/R-Verhältnisses von ca. 71 Tagen ablesen. Bedauerlich ist, dass dieser Vorgang erst nach dem ersten Einsatz meines Gitterspektro graphen verfolgt werden konnte.
S P E K T R O S K O P I E 65
Zusätzlich wurde die Umkehrung des V/RVerhältnisses durch die Beobachtungen zweifelsfrei belegt. In einigen der oben zitierten Arbeiten wird der Zyklus der V/R-Umkehrung mit r und 7 Jahren angegeben. Delplace [8] untersuchte die einzelnen Phasen der Umwandlung von 1960 bis 1967. Dabei wurden 2 - 3 Spektren in einem Jahr angefer tigt. Die eigenen Beobachtungen in Abbildung 3 zeigen jedoch die Notw endigkeit einer höheren Beobachtungsdichte von ca. 20 Spektren/Jahr. Nur dadurch kann der genaue Zeitpunkt der Umkehrung erfasst werden. Der Profilverlauf im Spektr um vom 2.4.2001 in Abbildung 3 gibt in F orm der Schulteranhebung den Be ginn der stärk eren Ausprägung des V-Gipfels zu erk ennen. Leider war dies das letzte Spektr um der Frühjahrssichtbarkeit 2001. Im Spektrum bei Be ginn der Herbstsichtbarkeit vom 16.10.2001 ist die Gipfelausprägung deutlich w eiter fortgeschritten und im Spektr um vom 23.10.2001 vollzogen (V/R<1). Mon et al. zeigten in ihrer Arbeit [3], dass die zyklischen V/R-Variationen ab etw a 1982 für einige Jahre zum Stillstandes kamen. Guo [4] beobachtete ab 1990 den Beginn eines neuen Zyklus mit einer Dauer von nur etwa 3,5 Jahren. Es hat den
Abb. 3: Zeitliche Veränderung des Profils der HEmissionslinie.
Anschein, dass die zyklischen V/RVariationen von Tau sehr k ompliziert sind. Insbesondere sind die Dauer und die Amplituden eines jeden Zyklus v erschieden. Manchmal verschwindet die Zykluserscheinung selbst nahezu völlig. Allein schon aus diesem Grunde ist es notwendig, Tau mit höchst möglicher Beobachtungskontinuität weiterhin zu überwachen.
Literaturhinweise [1] A. T. Okazaki, 1991: Publ. Astron. Soc.
Japan 43, 75 [2] M. Winkhaus, 1997: Diplomarbeit, Ruhr-
Universität Bochum [3] M. Mon, T. Kogure, M. Suzuki, und M.
Singh, 1992: Publ. Astron. Soc. Japan 44, 73 [4] Y. Guo, Info. Bull. Var. Stars 4112 [5] Y. Guo, L. Huang, J. Hao, H. Coa, Z. Guo,
und X. Guo, 1995: Astron. Astrophys. Suppl. Ser. 112, 201 [6] R. W. Hanuschik, W. Hummel, E. Satorius, O. Dietle, und G. Thimm, 1996: Astron. Astrophys. Suppl. Ser. 116, 309 [7] A. Miroshnichenko, K. Bjorkman, und V. D. Krugov, 2000 : Amer. Astron. Soc. Meeting 196 [8] A. M. Delplace, 1970: Astron. Astrophys. 7, 68
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Bericht des Jugendreferats: Das Astronomisches Sommerlager (ASL)
von Susanne Hoffmann
Man nehme - etwa 60 junge Leute (sie sollten jeweils
zwischen 14 und 24 Erdumläufen erlebt haben und können durchaus unterschiedlichster Vorbildung sein) - einige Amateurastronomen mit langjähriger Praxis-Erfahrung - einige professionelle Wissenschaftler
Man versammle die 60 Leute an einem Or t unter dunklem Himmel und for miere aus ihnen Gr uppen von etwa fünf bis sieben Menschen. Man wird beobachten, dass diese Gr uppen sich durchaus individuell und sehr v erschieden verhalten. Fügt man einen oder mehrere Amateurastronomen hinzu, wird die bisherige Struktur teilweise aufbrechen, da sich einige Individuen um ihn scharen w erden. Ein professioneller Wissenschaftler hingegen, der unter die Menge gebracht wird , wirkt bindend: plötzlich werden sich sämtliche Individuen in einem großen Saal versammeln und sich interessier t (natürlich nur verbal) von ihm fesseln lassen.
Das Ergebnis von alledem nennt man dann Astronomisches Sommerlager (ASL). Die Motivation und treibende Kraft ist zwar die Astronomie, aber eigentlich ist das Spektr um der Themen viel g rößer. Die Astronomie ist vielleicht auch deshalb v on solch enormer Faszination und Bedeutung für die Entwicklung (sowohl einerseits in der Historie, als auch andererseits auch für einzelne Menschen), weil sie sämtliche anderen Wissenschaften beinhaltet: Physik liegt auf der Hand , aber auch mit Chemie, Biologie, Philosophie kann man sich unter himmlischem Aspekt beschäftigen. Den einen interessiert mehr die Messtechnik oder der Geräteselbstbau, den nächsten eher theoretische, nichtlineare oder relativistische Physik, den dritten die Laborarbeit. Die Astronomie schließt alles ein. Im vergangenen Jahr f and das ASL im Spessart im Schullandheim Hobbach statt. Der Ort hat durchaus v on großen Städten eine hinreichende Entfer nung, dass der Himmel recht dunkel ist. Nach dem dritten Jahr in diesem schönen, g roßen Haus, ist nun allerdings mal wieder ein Tapetenwechsel fällig: Das ASL'04 wird in der
VdS-Journal Nr. 14
BU
Jugendherberge Gorenzen stattf inden. Sie
liegt im Wetterschatten des Harzes, etw a
40 km w estlich von Halle. Wie in jedem
Jahr bisher werden wir wieder Professoren
und bekannte Amateure, die uns als Gäste
ihr Wissen vermitteln - entweder zur prak-
tischen Beobachtung des Himmels bis hin
zur abstrakten Naturwissenschaft.
Zwischen dem 24.7. und dem 7.8. wird das
Dorf Gorenzen zu einem kleinen Zentr um
für Astronomie. Ein Tagesausflug wird uns
auf historische Spuren führen: Erst werden
wir zur Fundstelle der berühmt ge worde-
nen Himmelsscheibe v on Nebra w andern
und anschließend weiter nach Halle fahren,
wo die Scheibe im Museum besichtigt wer-
den kann.
BU
Sondermodell ,,Ich finde die Formen einfach bestechend... nur die Farbe stört mich... PINK!!!"
,,Aber das ist doch nur das Bustier!!!" ,,Waaas... wovon sprichst du???"
Knackig und scharf mit CCDs
Kennen Sie eigentlich das fotografische Auflösungsvermögen
von CCD-Kameras? In der Literatur f indet man viel über das
Auflösungsvermögen von Filmemulsionen, das oft mit 25 µm
(40 Linien/mm) ange geben wird. Dieser Wert wurde mir
schon vor rund 15 Jahren während meines Studiums v ermit-
telt und kursiert auch heute noch, obwohl sich seitdem ja viel
in Sachen Feinkörnigkeit getan hat! Aber ganz so f alsch sind
die 25 µm trotzdem nicht, die Größenordnung stimmt und die
25 µm können als g rober Orientierungswert ohne w eiteres
verwendet werden. Vor Jahren sind viele Hobb yastro-
fotografen vom Kodak 103a-E auf den w esentlich feinkörni-
geren TP2415 umgestiegen. Ich kann mich noch gut erinnern:
Damals hieß es oft in einer
Vielzahl von positiven
Einschätzungen, dass der TP nichts verzeihe, er zeige jeden
noch so kleinen Abbildungsfehler einer Optik und jeden noch
so kleinen Nachführfehler. Die TP-Astrobilder waren knacki-
ger und schärfer als alles zuvor da gewesene!
Hat sich gegenüber Filmmaterial bei CCD-Kameras nochmals etwas am Auflösungsvermögen verbessert? Dies ist eine gar nicht so einfach zu beantwortende Frage, da die Physik beider Detektorarten unterschiedlich ist und das Auflösungsvermögen vom jeweiligen Film/CCD abhängt. Bei CCDs hängt das Auflösungsvermögen im w esentlichen von der Pixelgröße ab. Die recht w eit verbreiteten CCD-Chips v on Kodak besitzen beispielsweise Pixelgrößen von 9 µm x 9 µm. CCDs zeichnen sich als Detektoren aus, die - bedingt durch ihren Aufbau - eine periodische Empf indlichkeitsverteilung besitzen. Deshalb g reift bei ihnen zur Beschreibung des Auflösungsvermögens das Sampling-Theorem. Dieses besagt, dass das Auflösungsvermögen durch den doppelten Pixelabstand des CCDs ge geben ist. CCDs besitzen im übrigen ein richtungsabhängiges Auflösungsvermögen: Bei einem CCD mit quadratischen 9 µm-Pix eln ist das Auflösungsvermögen entlang der Zeilen und Spalten 18 µm, entlang der Pixeldiagonalen aber Wurzel(2)*18 µm = 25 µm!Aber egal ob 18 oder 25 µm, in Sachen Auflösung hat sich bei CCDs nichts verbessert. Dass man trotzdem einen knackigeren und schärferen Eindruck von CCD-Aufnahmen hat, hängt von anderen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem einfachen Finden des optimalen Fokus, der g rößeren Empfindlichkeit von CCDs, der einfachen und optimalen Anpassung von Fernrohrbrennweite und Pixelgröße (je nach Anforderung) und dem geringeren Rauschen, um nur einige zu nennen.
Ihr Dennis Möller
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Das Projekt ,,XML-Datenstandard"
von Thomas Pfleger
Der Computer ist für Ster nfreunde in vielen Bereichen zu einem un verzichtbaren Hilfsmittel geworden. Heute existiert eine Vielzahl von Programmen zur Bildaufnahme und -v erarbeitung, zum Ster nkartendruck, für die Ephemeridenrechnung, zur Beobachtungsplanung u. v . m. Entsprechend vielfältig und leider überwiegend inkompatibel zueinander sind die Datenformate solcher Pro gramme. Das liegt einerseits an der Bedeutung der Inhalte, andererseits an technischen Belangen. Die Fachgruppe Computerastronomie [1] hat mit der Erarbeitung eines Datenformats begonnen, mit dem sich zunächst Objektdaten (wie sie in zahlreichen Katalogen zu f inden sind) und Beobachtungen
Abb. 1: Datenstruktur für Beobachtungen
VdS-Journal Nr. 14
in einer inhaltlich und technisch standardisierten Form darstellen lassen. Hauptziel unseres Projekts ist somit die Verbesserung der Austauschbarkeit von Beobachtungsdaten. Dabei ist der technische Aspekt nicht Selbstzweck, sondern eröffnet verbesserte Kommunikationsmöglichkeiten für Beobachter. Neben der Def inition und Dokumentation des Datenfor mats sollen frei verfügbare Programme entstehen, die der Erfassung und Sichtung v on Beobachtungen dienen (,,Editor"), bestehende Daten in das neue F ormat konvertieren (,,Konverter") und eine Ablage und Recherche von Beobachtungen im Internet ermöglichen (,,Web-Datenbank"). Die Ursprünge unseres Projekts ,,XMLDatenformat" liegen im Bereich der visu-
ellen Deep-SkyBeobachtung, jedoch ist die gewählte und nachfolgend beschriebene Grundstruktur sehr wohl auch für einen Einsatz in anderen Bereichen bzw. Fachgruppen geeignet. Eine erste Kontaktaufnahme zu weiteren Fachgruppen hat bereits stattgefunden. Das Datenformat ist bereits ausreichend dokumentiert [2], um seine Eignung zur Erweiterung für Anwendungsbereiche anderer Fachgruppen beurteilen zu können. Nachfolgend wird der schon er reichte Stand [3] v ereinfacht beschrieben. Die Beschreibung fokussiert zunächst die inhaltlichen Strukturen und v erlagert sich dann mehr auf die technische Ebene.
Beobachtungen Zur Aufzeichnung einer Beobachtung gehören stets folgende Elemente: · beobachtetes Objekt · Angaben zum Beobachter (Name und
Kontaktinformationen nach Bedarf) · Beobachtungsort (Koordinaten,
Zeitzone, IAU-Stationscode) · Zeitpunkt bzw. Zeitraum der
Beobachtung Zusätzlich sollten folgende (optionale, aber erwünschte) Elemente ange geben werden: · geschätzte Grenzgröße · Angaben zum Seeing · Angaben zur verwendeten Optik
(Modellbezeichnung, Typ, Hersteller, Öffnung, Brennweite bzw. Vergrößerung, Lichtsammelvermögen und Bildorientierung) · Angaben zum verwendeten Okular (Modellbezeichnung, Hersteller, Brennweite und scheinbares Gesichtsfeld) · Angaben zu Kameras (derzeit noch nicht detailliert ausgearbeitet)
Abschließend folgt das Wichtigste: die Beschreibung der Beobachtungsbefunde. Diese ist abhängig v om Typ des Beobachtungsobjektes und umf asst wenigstens einen beschreibenden Text. Zusätzlich werden typabhängige Elemente er gänzt. Für Deep-Sky-Beobachtungen sind dies die Beurteilung der Wahrnehmbarkeit gemäß der in der Deep-Sk y-Liste [10] angegebenen Skala und optionale Angaben zum geschätzten Durchmesser des Objektes. Für Beobachtungen v on Doppelsternen oder Objekten des Sonnensystems wären naturgemäß andere Angaben sinnvoll bzw. erforderlich. Hier wird deutlich, dass die Erweiterung des Datenfor mats nur unter Einbindung der F achgruppen und mit deren Know-How erfolgen kann, um den praktischen Bedarf zu bedienen. Häufig finden während einer Beobachtungssitzung mehrere Beobachtungen statt, für die gemeinsame Angaben etwa zum Wetter oder zur Ausrüstung dokumentiert werden sollen. Das Datenfor mat erlaubt hierzu die Zuordnung solcher Sitzungen zu Beobachtungen. Die Struktur der Beobachtungen wird in der Abbildung 1 dargestellt. Optionale Elemente sind gestrichelt umrandet. Wegen
C O M P U T E R A S T R O N O M I E 69
Abb. 2: Struktur für Deep-Sky-Objektdaten
der angestrebten inter nationalen Nutzung werden englische Bezeichnungen v erwendet.
Objektdaten Die Problematik der eindeutigen Identifizierung von Objekten rühr t von deren Erfassung mit unterschiedlichen Bezeichnungen in v erschiedenen Katalogen her. Weil diese Katalo gisierung historisch gewachsen ist, e xistieren z. B . keine Festlegungen für den Gebrauch v on Abkürzungen der Katalognamen. Bei Messier und NGC ist das zwar noch kein Problem, aber bei den zahlreichen Katalo gen Offener Sternhaufen (und natürlich auch anderer Objekttypen) e xistieren unterschiedliche Abkürzungen wie z.B. ,,Coll" oder ,,Clr" für den Collinder-Katalog. Unser Projekt wird daher Empfehlungen für bevorzugt zu gebrauchende Abkürzungen erarbeiten und Hilfsmittel zu einer maschinellen Umsetzung bereitstellen. Weitere Empfehlungen w erden u. a. den Umgang mit widersprüchlichen Daten ansprechen.
Datenstruktur Zunächst wird ein Hinw eis auf den Ursprung der Daten ge geben. Hier kann entweder die Bezeichnung eines Kataloges oder auch eine Referenz auf den Beobachter bzw. Erfasser angegeben werden, wenn es sich um ein (noch) nicht
katalogisiertes Objekt handelt. Allen Objekttypen gemeinsam sind identifizierende Elemente: die Bezeichnung(en) und die P osition. Die Positionsangabe ist optional gehalten, denn für manche praktische Anwendung (z. B . Sonnen- oder Planetenbeobachtung) wäre eine zwingende Angabe unnötiger Ballast. Die Angabe des ger ne als Ordnungsmerkmal benutzten Sternbildes ist optional, kann aber von Anwendungen aus der P osition abgeleitet werden. Die genannten Elemente werden in einer Basisstruktur für alle Objekttypen zusammengefasst. Die typabhängigen Elemente beschreiben beobachtungsrelevante oder physikalische Eigenschaften. Sie werden als Erweiterung der Basisstruktur formuliert, wodurch sich eine Art Vererbungshierarchie ergibt. Wir betrachten ein Beispiel aus dem Anwendungsbereich Deep Sk y: ,,Eine Galaxie ist ein spezieller Typ eines DeepSky-Objektes, das wiederum ein spezieller Typ eines Beobachtungsobjektes ist". Für Deep-Sky-Objekte kommen optionale Angaben zur scheinbaren Ausdehnung, Helligkeit und Flächenhelligk eit zur Basisstruktur hinzu. Für den k onkreten Objekttyp ,,Galaxie" werden wiederum die optionalen Angaben von Hubble-Typ und Positionswinkel ergänzt. Dies veranschaulicht die Abbildung 2.
Zwischenbilanz Mit den v orgestellten Datenstrukturen können wir Objektdaten und Beobachtungen zu Archivierungs-, Kommunikations- und Auswertungszwecken inhaltlich eindeutig inter pretieren. Zahlreiche Elemente sind bewusst optional gehalten. Die Menge der v erbindlich anzugebenden Elemente ermöglicht sinnvolle Anwendungen. Nun wollen wir uns der technischen Darstellung dieser Datenstrukturen zuwenden, müssen es dabei aber bei einem moderaten
Detaillierungsgrad belassen. Für tiefer gehende Informationen möchten wir auf die angegebenen Literaturempfehlungen [6, 7] und Links verweisen [8].
Warum XML? Die beschriebenen Inhaltsstr ukturen können in relationalen Datenbank en abgebildet werden, was für Anwendungen mit entsprechender Funktionalität auch oft sinnvoll ist. Für den anw endungsübergreifenden Austausch der Daten ist jedoch eine herstellerneutrale, plattformübergreifende, kostengünstige und zukunftssichere Lösung anzustreben. Spezielle Datenbankfor mate genügen für Austauschzwecke nicht diesen Anforderungen. Ein für uns ideales Datenfor mat sollte textbasiert sein, damit die Daten auch ohne spezielle Software eingesehen und bei Bedarf sogar im Texteditor bearbeitet werden können. Weiterhin sollten Anwendungsentwickler leicht damit umgehen können. Wer Importfunktionen entwickelt, kennt die lästige Aufgaben ,,Validierung und K onsistenzprüfung" zu Genüge. Hierzu sollte im Idealfall maschinelle Unterstützung verfügbar sein. Die Extensible Markup Language (XML) bietet alle diese Möglichkeiten. Sie wurde vom W3C (World Wide Web Consortium) zur Beseitigung der genannten Prob leme entwickelt. Nun wollen wir XML und die projektrelevanten ergänzenden Technologien kurz kennenlernen.
Charakteristik von XML Aus HTML sind die P aare spitzer Klammern bekannt, die Elemente umschließen. Diese ,,T ags" signalisieren einem Browser, wie die Inhalte darzustellen sind. HTML k ennt jedoch nicht die inhaltliche Bedeutung oder Str uktur der Dokumente. Die Menge der HTML-T ags ist standardisiert und kann von Anwendern nicht selbst erweitert werden. XML ist dazu komplementär: Aspekte der Darstellung sind nachrangig, wogegen die inhaltliche Bedeutung und Str uktur der Informationen im Vordergrund steht. Statt einem binären Format wird für Menschen lesbarer ASCII-Text verwendet. In XML repräsentieren die Tags Elemente mit inhaltlicher Bedeutung für einen Anwendungszweck. Die Tags werden vom Anwender nach Bedarf selbst def iniert und müssen nur einer Anforderung genügen: Sie dürfen nicht mit den wenigen vorgegebenen Tags der XML-Sprachdefinition kollidieren. Ansonsten ist alles
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Abb. 3: Objektdaten in XML anhand des Beispiels NGC 383
erlaubt, was gefällt. Mit der oben beschriebenen Struktur sehen die Daten der Galaxie NGC 383 wie in der Abbildung 3 dargestellt aus. Man erkennt, dass die ,,Nutzdaten" in den Tags eingeklammert sind. Der Sinn dieses Fragments erschließt sich beim Lesen sofort. Wesentlich dafür ist aber die Kenntnis der (oben beschriebenen) Datenstruktur zusammen mit der dokumentierten Bedeutung der Tags. Unerwartet sind vielleicht die Angaben innerhalb des öf fnenden <target>-Tags, die technischen Zwecken dienen. Mit diesen Attributen wird der Objekttyp identif iziert bzw. eine Verlinkung ermöglicht. Die Typinformation wird benutzt, w enn die Daten gegen ein so g. XML Schema geprüft werden, das die zulässige Menge, Verknüpfung und Schachtelung der Tags festlegt. Dieses Schema ist selbst in XML formuliert und stellt das erste und wichtigste Ergebnis unseres Projekts dar.
XML Schema XML Schema dient der Def inition von Sollvorgaben für den Aufbau von XMLDokumenten [4]. Dies betrif ft sowohl die möglichen Datentypen als auch die zulässigen Reihenfolgen, Wiederholungen, Alternativen und Verschachtelungen von Elementen. Für jedes gängige Betriebssystem e xistiert kostenfreie Software, die v orliegende XML-Daten gegen das dafür v orgesehene Schema prüfen kann. Bei Erfolg dieser sog. Validierung kann man da von ausge-
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hen, dass die über prüften Daten sinn voll inhaltlich interpretiert werden können. Eigene Routinen zur Inhaltsprüfung brauchen dann nicht mehr entwickelt werden.
Präsentation der Daten Um die Inhalte v on XML-Dokumenten angemessen präsentieren zu können, steht mit der XML Stylesheet Language (XSL) eine Technologie bereit, mit der sich die fachlichen Inhalte v on Dokumenten unter Anwendung von Passmustern für Inhaltsstrukturen regelbasiert in praktisch jedes gewünschte Datenformat umwandeln lassen. Die Erzeugung v on HTML-Seiten, PDF-Dateien oder so gar von Datenbankskripten ist damit v ergleichsweise aufwandsarm und sehr flexibel möglich. Mit XSL lassen sich aus ein und demselben XML-Datenbestand unterschiedliche Ausgaben (wie z. B . interaktiv generierte Webseiten) erstellen [5].
Literaturhinweise [1] Homepage der FG COMAST: http://www.hobby-astronomie.net/coma/ [2] Dokumentation des Schemas: http:// prdownloads.sourceforge.net/observation/ htmlDoc.zip?download [3] COMAST XML Schema: http:/ prdownloads.sourceforge.net/observation/ xmlSchema-V0.5.zip?download [4] W3C zu XML Schema: http://www.w3c.org/XML/Schema#dev [5] Spec zu XSLT (dt.): http://xml.klutethiemann.de/w3c-de/REC-xslt-20020318/
[6] Vonhoegen, H., 2002: Einstieg in XML, Bonn, Galileo Press, ISBN 3-89842-137-6
[7] Skonnard, A., Gudgin, M., 2002: Essential XML Quick Reference, Addison Wesley, ISBN 0-201-74095-8
[8] Allgemeine Infos zu XML: http://www.xml.com/
[9] Vortrag BoHeTa: http://www.hobbyastronomie.net/coma/uploads/pfleger/ BoHeTa/XML-Vortrag.zip
[10] Deep-Sky-Liste:http://www.naa.net/ deepsky/projekte-dsl-download.htm
Objektiv ,,Guck mal, Kos... ein 150er Triplet... ein
Traumobjektiv!!!" ,,Was ist das? Ein Objektiv? Auf welche
Kamera soll das denn passen???"
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Neues aus der Fachgruppe ,,Visuelle Deep-Sky-Beobachtung"
Wenn diese Zeilen erscheinen, ist das 1. Deep-Sky-Treffen (vormals ,,Deep-SkyTagung") auf dem Eisenber g bereits Geschichte. Im nächsten Jour nal wird es dazu einen ausführlichen Bericht geben. Die DST2004 war eine Plattform für wichtige Ereignisse. Allen voran die Premiere für das neue ,,Praxishandbuch Deep-Sk y" (Kosmos-Verlag) - endlich geschafft, nach fast 5 Jahren Vorbereitung! Das Buch ist ein Gemeinschaftsprodukt der Fachgruppe und wir hoffen, dass es zum Standardwerk für die Gr undlagen der visuellen DeepSky-Beobachtung wird. Jedenf alls gibt es derzeit nichts vergleichbares, weder national noch international. Ebenfalls seit 5 Jahren bin ich nun Leiter der Fachgruppe. Eine passende Gele genheit also, die Führ ung abzugeben. Mein Entschluss basiert keineswegs auf Amtsmüdigkeit. Es ist nur einfach so, dass
ich sehr viele Pflichten übernommen habe, z. B. auch die Leitung der FG ,,Geschichte", und eine Verteilung der Aufgaben stets vernünftig ist - falls geeignete Personen zur Verfügung stehen. Die DST2004 hat - davon gehe ich zum jetzigen Zeitpunkt aus - einen Nachfolger bestimmt, dessen Qualif ikation außer Frage steht: Jens Bohle. Wir alle wünschen ihm viel Erfolg in seinem neuen Amt! Ich werde allerdings ,,F achgruppenredakteur" bleiben, was in meiner Eigenschaft als Mitglied der Endredaktion des Jour nals auch Sinn macht. Was das Inter net angeht, so hat die Fachgruppe nun ein eigenes P ortal bei astronomie.de (s. Menüpunkt ,,F achbereiche"). Hier f indet man allgemeine Infos zur Fachgruppe und einen Link auf unsere Webseite www.fachgruppe-deepsky.de. Noch der Hinw eis auf empfehlens werte
Tagungen und Treffen: Würzburger Frühjahrstagung 24.4., ATT (mit Präsentation des Praxishandbuchs) 8.5., ITV 20.-23.5., ITT 17.-19.9., Astronomietag 18.9., BoHeTa 20.11. Auf den folgenden Seiten f inden Sie zwei Artikel zum Thema ,,Deep-Sky". Klaus Wenzel setzt seinen Bericht über ,,ZwickyGalaxien" aus dem VdS-Journal Nr. 9 fort. Rainer Töpler beschließt seine kleine Reihe über die visuelle PN-Beobachtung mit dem Thema ,,Filter". Für das nächste Journal ergeht an alle die Aufforderung Artikel einzusenden. Insbesondere an die Einsteiger: Wenn Ihr entsprechende Beiträge lesen wollt, müsst Ihr sie schreiben! Die Prof is werden davon die F inger lassen, es könnte vielleicht nach ,,Belehrung" aussehen.
Euer Wolfgang Steinicke
Zwickys kompakte Galaxien
von Klaus Wenzel
- Teil 2 -
Nachdem ich im VdS-Journal Nr. 9 bereits einige Objekte aus F ritz Zwickys Katalog über kompakte und pekuliäre Galaxien [1] vorgestellt habe, bei denen es sich hauptsächlich um e xtrem kompakte Objekte oder Sterne handelt, die v on Zwicky irrtümlich als Galaxien angesehen wurden, möchte ich hier einige w eitere, vornehmlich exotische Objekte aus diesem außergewöhnlichen Galaxienkatalog behandeln. Alle Objekte habe ich mit meinem 12,5' 'Newton-Teleskop in meiner Dachster nwarte in Wenigumstadt visuell beobachtet. Die CCD-Aufnahmen stammen wie immer von Wolfgang Düskau (W aldkraiburg).
4Zw 35 (NGC 326) - eine Radiogalaxie in den Fischen NGC 326 (Abb. 1), wurde bereits am 24. August 1865 v on H. L. d'Ar rest visuell (,,faint, little extended, stars 9 und 10 mag south following") mit dem 11' '-Refraktor der Sternwarte Kopenhagen entdeckt. Bei dieser Galaxie handelt es sich um eine
Radiogalaxie [2], die in v erschiedenen neutral compacts, separation 10'', red halo Radiokatalogen zu finden ist, u. a. als PKS 90'', total mp = 14,9." Auf tief belichteten 0055+26 [3] und 4C 26.3 [4]. Die Ursache Aufnahmen sind im Umfeld von NGC 326 für die intensi ve Radiostrahlung liegt vermutlich in der Kollision bzw. Verschmelzung (,,merging") von zwei kompakten Galaxien, ähnlich wie NGC 1275 im P erseushaufen Abell 426. Diese Doppelstruktur, die nur in kurz belichteten Aufnahmen zu erkennen ist, hat Zwicky bereits Ende der 60er Jahre bei der Erstellung seiner 4. Liste über kompakte Galaxien erkannt. Zwickys Kommentar hierzu: Abb. 1: ,,NGC 326, inter- Umgebung von 4Zw 35 (NGC 326). W. Düskau, 5''-Refraktor connected pair of + ST-7, 15 Min.
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ein schöner, leicht zu trennender Doppelstern.
5Zw 229 (Arp 145)
- eine Ringgalaxie
in Andromeda
5Zw 229, ist eine
Ringgalaxie [5], die
sich in den südlichen
Randbereichen des
reichen Galaxien-
haufens Abell 347
befindet (Abb. 2).
Hier handelt es sich
um zwei kompakte
Abb. 2:
Galaxien (UGC 1840
Der Ring von 5Zw 229 mit dem extrem schwachen
+ PGC 9060), die
,,Arp's Shred" (Kreis). Daten s.
bedingt
durch
Wechselwirkung, von
einem diffusen, auf-
viele schwache Galaxien zu erk ennen, die fälligen Ring umgeben sind. Halton Arp
entweder einem entfernten Galaxienhaufen nahm diese Galaxie 1966 als Nr . 145 in
im Hintergrund angehören oder mit NGC seinen berühmten Atlas auf [6]. Wenige
326 assoziiert sind. In diesem F all, wäre Bogenminuten nordöstlich, bef indet sich
NGC 326 die dominierende Galaxie, ähn- noch ein extrem schwaches diffuses Objekt
lich wie M 87 im Virgohaufen.
mit der Bezeichnung ,,Ar p's Shred" [7].
Visuell ist diese Galaxie im 12,5-Zöller bei Fritz Zwicky beschreibt die Galaxien wie
170facher Vergrößerung, direkt, als runder folgt: ,,Post-eruptive distorted neutral Sc
diffuser Nebel, ohne bemerk enswerten with compact core, mp = 14,1, inter-
Helligkeitsanstieg zum Zentr um, relativ connected with spherical compact (mp =
einfach in einer markanten Ster nkonstella- 17,8), 40'' W of Sc core". Das System
tion zu erkennen. Als Zugabe befindet sich wurde ebenfalls von W. Sargent 1970
wenige Bogenminuten nordwestlich noch beschrieben [8]. Im Dezember 1999,
wurde die Galaxie v on N. Miller und F . Owen, im Rahmen eines Beobachtungsprogramms zur Er mittlung der Rotverschiebung von Radiogalaxien in AbellHaufen, mit dem 2,1-m-T eleskop des Kitt Peak Observatoriums spektroskopisch untersucht und eine Rotverschiebung von z = 0,0171 ermittelt [9]. Visuell, ist dieses Objekt, unmittelbar östlich von 2 etw a 13 mag hellen Vordergrundsternen indirekt, schwach als kleiner, runder, deutlich diffuser Nebelfleck (~14,5 - 15 mag) w ahrzunehmen. Die schw ache Galaxie (PGC 9060) unmittelbar w estlich (NO der zw ei Vordergrundsterne) konnte lediglich als dif fuser Schimmer erahnt werden. Der diffuse Ring ist mit dem 12,5Zöller, wie auch der ,,Shred", def initiv nicht sichtbar.
5Zw 319 - von Lewis Swift übersehen Bei 5Zw 319 handelt es sich um eine kugelförmige, sehr k ompakte Galaxie im südwestlichen Halo v on IC 284, einer Spiralgalaxie mit relativ geringer Flächenhelligkeit (Abb. 3). IC 284 wurde bereits am 27. Oktober 1888 v on Lewis Swift, visuell mit einem 16' '-Refraktor in Rochester (USA) entdeckt. In seiner Beschreibung (Objekt Nr. 13: ,,most extremely faint, pretty lar ge, little e xtended, double star nor th preceeding, betw een 2 stars"), die er im Mai 1889 v eröffentlichte [10], findet sich jedoch k ein Hinweis auf
Abb. 3: IC 284 mit dem runden Objekt 5Zw 319 (Mar kierung). Daten s. Abb. 1.
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Abb. 4: Das wechselwirkende Galaxienpaar NGC 5394/5 (1Zw 77); links oben IC 4356. Daten s. Abb. 1.
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Abb. 5: Zeichnung von NGC 5394/5 (J. Stoney)
sind bei IC 284 nicht zu erkennen. Die von
Zwicky angegebene Helligkeit ist jedoch
eindeutig zu schwach, und dürfte etwa bei
15 mag liegen.
Bei guten Beobachtungsbedingungen ist
IC 284 visuell, bereits bei relati v schwa-
cher Vergrößerung (170x), noch direkt, als
deutlich ovaler diffuser Nebel mit einem
eindeutigen Helligkeitsanstieg zum
Zentrum sichtbar. Am südwestlichen diffu-
sen Randbereich von IC 284 ist 5Zw 319,
dann bei 312x, indirekt, schw ach, aber
den kompakten Begleiter, es geht jedoch deutlich, als kleiner , runder, kompakter
eindeutig hervor, dass wir mit IC 284 ein Lichtknoten wahrzunehmen; geschätzte
Objekt mit einer relativ geringen Flächen- visuelle Helligkeit etwa 15 mag.
helligkeit vor uns haben. Bei dem v on Nordwestlich von IC 284 befindet sich der
Swift beschriebenen Doppelster n handelt von Swift beschriebene, relati v weite
es sich um 2 Sterne von ~11 mag (Abstand Doppelstern.
ca. 16'', PW ~16 Grad ), etwa 2,5' nordwestlich
vom Zentrum von IC 284. Die k ompakte 1Zw 77 (NGC 5394/5)
Galaxie 5Zw 319 wurde v ermutlich erst - eine Doppelgalaxie
1966 von Zwicky bei der Inspektion des Das wechselwirkende Galaxienpaar 1Zw
POSS entdeckt. In seiner 5. Liste über
77 (Abb. 4), wurde bereits am 16. Mai
kompakte Galaxien schreibt er: ,,red sphe- 1786 von Wilhelm Herschel (I 190/1) mit
rical compact surrounded by circular halo seinem 18-Zöller in Slough, nahe London
with bar, 40'' SW of IC 284, mp = 17,5' '. visuell entdeckt und wie folgt beschrieben:
Ob die beiden Galaxien miteinander asso- ,,Two. The south considerably bright, con-
ziiert sind oder nur zufällig in unserer
siderably large. The north pretty bright. "
Blickrichtung stehen, ist unklar . Ein- [11]. Am 24. April 1854, standen die bei-
deutige Anzeichen von Wechselwirkung den Galaxien dann auf dem Beob-
achtungsprogramm
des 72-Zöllers v on
Lord Rosse in Bir r
Castle [12]. Doch
hier scheint sich ein
kleiner Fehler einge-
schlichen zu haben.
Denn Lord Rosse
bezeichnete die
Galaxie nach John
Herschels Katalog
als h1713, doch diese
Nummer ist identisch
mit der benachbarten
Galaxie NGC 5378.
Die Beschreibung
dieser
ersten
Beobachtung von
Lord Rosse (,,Centre
pretty bright; o val,
north south, among
several stars. I thought
Abb. 6:
the north end the bro-
Detailaufnahme des Doppelstern von 5Zw 398. W. Düskau, ader and suspected a
11''-SCT, f/6,3, ST-7, 5 Min.
dark space preceding
Nuclei. A pretty
bright patch of nebu-
losity north preceding.") weist jedoch eindeutig auf das wechselwirkende Galaxienpaar NGC 5394/5 hin. Der beschriebene ,,bright patch nor th" ist der Galaxie NGC 5394 zuzuordnen. Letzte Klarheit bringt dann die Zeichnung v om 17. April 1855, die Lord Rosses Assistent J. Stoney anfertigte (Abb. 5). 1964 wurde das Doppelsystem von Fritz Zwicky in seiner ersten Liste über k ompakte und er uptive Galaxien beschrieben. Wobei die Bezeichnung 1Zw 77 nur für das g rößere Objekt NGC 5395 (,,distrupted blue Sc") v ergeben wurde, NGC 5394 (,,open Sc with compact blue core") und eine w eitere, nordöstlich benachbarte Galaxie IC 4356 (,,fuzzy neutral spherical compact"), die v ermutlich auch diesem System angehört, erhielten in seinem Katalog von 1971 jeweils nur eine Koordinatenbezeichnung. 1966 wurde das wechselwirkende Galaxienpaar von Arp in seinen Atlas der pekuliären Galaxien (Ar p 84) aufgenommen [6]. Trotz nicht optimalen Beobachtungsbedingungen (Dunst, dünne Wolkenfelder), konnte ich im Frühjahr 2002 NGC 5395 direkt, als relati v großen, diffusen länglichen Nebel, mit deutlich hellerem Zentrum mit dem 12,5-Zöller sehen. An der Südspitze des Nebels bef indet sich ein etwa 13 mag heller F eldstern. NGC 5394, war nördlich, noch direkt als kleiner k ompakter, deutlich diffuser Nebelfleck wahrzunehmen. IC 4356 k onnte bei diesen Bedingungen jedoch nicht gesehen w erden. Weitere Beobachtungen sind für die kommende Beobachtungsperiode geplant. Eine visuelle Beobachtung der Galaxie in einem 18-Zöller wurde bereits v on M. Kleisa veröffentlicht [13]. Eine schöne Amateuraufnahme des Objekts v on E. Heiser findet man in [14].
5Zw 398 - Doppelstern vor einer Spiralgalaxie? Das etwas mysteriöse Objekt wurde etw a 1967 von Zwicky auf dem POSS I entdeckt, wobei er sich of fensichtlich nicht sicher war, ob er hier ein enges Galaxienpaar vor sich hatte oder ob sich hier zw ei Sterne (bzw. Doppelstern) genau vor dem Zentrum einer Hinter grundgalaxie befinden (Abb. 6). Zwickys Originalkommentar aus seiner 5. Liste: ,,osculating pair of blue spherical compacts (or stars) in lar ge uniform halo, mp 13,8". Aufgrund der Erscheinung auf dem w esentlich besser aufgelösten POSS II, w o im nordw estlichen Bereich deutlich zw ei Spiralarme zu erkennen sind, die jedoch k eine Wechselwirkungsanzeichen aufweisen, wie sie
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Zwicky
4Zw 35 5Zw 229 5Zw 319 1Zw 77 5Zw 398
Name
NGC 326 Arp 145 PGC 11646 NGC 5395 UGC 12389
Rekt
00 58 22.6 02 23 08.4 03 06 06.5 13 58 37.9 23 08 23.7
Dekl
+26 51 57 +41 22 20 +42 21 57 +37 25 28 +46 54 29
Sternbild
Fische Andromeda Perseus Jagdhunde Andromeda
Helligkeit (mag)
14,3 14,0 15,0 vis 12,5 14,0 (*)
Größe (')
1,5 x 1,5 1,8 x 1,7 1,0 x 1,0 2,7 x 1,3
Tab. 1: Daten der Objekte. (*) Helligkeit bezieht sich auf den Doppelstern.
eigentlich bei einer Galaxienkollision oder Verschmelzung zu erw arten währen, scheint es jedoch wahrscheinlicher zu sein, dass hier ein enger Doppelster n genau auf das Zentrum einer f ace-on Spirale projiziert ist. Unmittelbar westlich des Objektes befindet sich ein etw a 12,5 mag heller Stern. Bei meiner ersten visuellen Beobachtung sind sofort, zwei nahezu stellare Objekte sichtbar. Das westliche Objekt ist der 12,5mag-Stern. Die östliche Komponente wirkt jedoch leicht dif fus und flächig im Vergleich mit dem w estlichen Stern; geschätzte visuelle Helligk eit etwa 14 mag. Es ist jedoch nicht eindeutig klar , ob der leicht dif fuse flächige Eindr uck von dem unaufgelösten Doppelster n herrührt oder von der Galaxie im Hintergrund.
Literaturhinweise [1] Zwicky, F., 1971: ,,Catalogue of Selected Compact Galaxies and of Post-eruptive Galaxies" [2] NGC 326: eine präzedierende Radiogalaxie, SuW 6-7/1979, 205 [3] J. K. Merkelijn, J. K., 1968: ,,Accurate Positions and Identifications of 75 Radio Sources between Dec. +20 Grad - +27 Grad ", Austr. J. Phys. 21, 903 [4] Olsen, E. T., 1970: ,,Optical Identification of Radio Sources Selected From the 4C Catalogue", Astron. J. 75, 764 [5] Feitzinger, J., 1978: ,,Ringgalaxien", SuW 9/1978, 287 [6] Arp, H., 1966: ,,Atlas of Peculiar Galaxies", Astrophys. J. Suppl. 14, 1 [7] Weselowski, G., Steinicke, W., 2001: ,,Entdeckung einer Nachbargalaxie im Cepheus", VdS-Journal 1/2001, 91 [8] Sargent, W., 1970: ,,A Spectroscopic
Survey of Compact and Peculiar Galaxies", Astrophys. J. 160, 405 [9] Miller, N., Owen, F. N., 2001: ,,The Radio Galaxy Populations of Nearby Northern Abell Clusters", Astrophys. J. Suppl. 134, 355 [10] Swift, L., 1889: ,,Catalogue No. 8 of Nebulae Discovered at the Warner Observatory", Astron. Nachr. 122, Nr. 2918 [11] Dreyer, J. L. E., 1912: ,,The Scientific Papers of Sir Willliam Herschel" [12] Observations of Nebulae and Clusters of Stars at Birr Castle (1848-1878), Scientific Transactions of the Royal Dublin Society [13] Kleisa, M., 2002: ,,Gravitativ wechselwirkende Galaxienpaare - visuell", VdSJournal 1/2002, 77 [14] Heiser, E., 2000: ,,Ein Blick auf einige wechselwirkende Galaxien", SuW 6/2000, 479
Helle Planetarische Nebel detailliert beobachten
von Rainer Töpler
- Teil 3: Filter -
Nachdem in den ersten beiden Teilen (VdS-Journal Nr. 12 und 13) die Beobachtungstechnik heller, konzentrierter
Planetarischer Nebel beschrieben wurde, soll es hier um eine zusätzliche F orschungsmöglichkeit gehen, mit der man noch tiefer in das physikalische Geschehen dieser Objekte eindringen kann.
Beobachtungen mit Farb-, Schmalband-, O[III]-, H- und Polarisationsfilter Vorausschicken sollte man, dass v ermutlich die spektrale Empfindlichkeit menschlicher Augen auch im S/W -Bereich unter-
Abb. 1: NGC 7662: (a) ohne Filter, (b) mit O[III]-Filter (alle Zeichnungen mit Newton 360 mm / 1600 mm, 400-550x)
VdS-Journal Nr. 14
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Abb. 2: IC 2149: (a) ohne Filter, (b) mit H-Filter, (c) mit O[III]-Filter
schiedlich ist, weswegen auch die Detailwahrnehmung einzelner Beobachter etwas unterschiedlich sein kann.
a) SB (Schmalband), O[III] und H Mit diesen F iltern stehen uns Amateurastronomen echte wissenschaftliche Geräte zur Verfügung, die wir allerdings meistens entweder nur zum Auffinden oder zur Kontrastverstärkung unserer Ziele verwenden. Dabei gibt jedes dieser F ilter ein anderes Bild des PN wieder , welches für sich lohnt untersucht zu werden. Leider schwächen gerade die Linienf ilter O[III] und H das einfallende Licht stark ab, denn sie lassen nur einen eng be grenzten Lichtwellenlängenbereich passieren. Deswegen braucht man meistens mehr als 150 bis 200 mm Öf fnung, um sie gewinnbringend zu verwenden.
Der O[III]-Filter ist sicher der beliebteste Filter für PNs, gibt er doch genau die normalerweise hellsten Emissionslinien des Sauerstoffs wieder. Diese lie gen glücklicherweise (wie auch H ) genau in dem Spektralbereich, in dem unsere Augen nachts am empfindlichsten sind. Wir sehen hier also das Sauerstof fbild des Nebels. Durch den optimalen K ontrast, der zum Himmelshintergrund entsteht, zeigen sich mit diesem Filter auch schwache PN bzw. schwache Außenbereiche, die sonst nicht sichtbar wären (Abb. 1). Der H-Filter wird zw ar normalerweise nicht für Planetarische Nebel v erwendet, schwächt er doch das einf allende Licht eher ab, er zeigt aber die Verteilung des angeregten Wasserstoffes im Objekt und damit ein anderes Bild als der O[III]-Filter. Er kann z. B . Wasserstoffknoten an den
spitzen Ringenden mancher PN her vorheben (IC 2149). Es lohnt sich also unbedingt ein Vergleich der beiden Filter (Abb. 2). SB-Filter, die nor malerweise unter der Bezeichnung UHC v erkauft werden. geben die Emissionslinien v on O[III] und H, welche im Spektrum eng nebeneinander liegen, gemeinsam wieder. So ist die Trennung der Elemente zw ar nicht mehr möglich, wir erhalten aber einen hohen Kontrast zum Himmelshinter grund, was beim Erkennen schwacher Außenbereiche und allgemein schwacher PN sehr hilfreich sein kann. Der SB-F ilter ähnelt damit in der normalen Verwendung dem O[III]Filter, welcher aber einen g rößeren Kontrast erzeugt. Dafür ist die Verwendung des SB auch in kleineren Teleskopen unter 200 mm Durchmesser sehr empfeh-
Abb. 3: NGC 40: (a) ohne Filter, (b) mit SB-Filter
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Abb. 4: Der protoplanetarische ,,Egg-Nebel" (GN 21.00.3): (a) ohne Filter, (b) mit SB-Filter
Abb. 5: NGC 3242 mit verschiedenen Farbfiltern: (a) orange, (b) gelb, (c) grün, (d) blau, (e) violett
lenswert (Abb. 3 und 4). Manche Objekte w erden schwächer, verwischen mehr oder v erschwinden fast ganz. Dies ist auch ein Detail! Der Nebel besitzt weniger angeregte Atome. Deswegen lohnt Zeichnen auch hier!
VdS-Journal Nr. 14
b) Farbfilter Auch wenn uns F arbfilter einen breiten Ausschnitt aus dem visuellen Spektr um zeigen, ist der Vergleich der einzelnen Filterbilder hochinteressant (Abb. 5).
Orangefilter Nur bei wenigen PN ist überhaupt etwas zu sehen, aber nicht unbedingt bei den hellsten. M 57 und M 27 v erschwinden fast völlig. PN mit Reflektionsnebelanteil bleiben etwas. Der PN zeigt hier ein völlig anderes Erscheinungsbild. Interessant ist der Filter auch, um Zentralsterne heller PN zu sehen, die sonst unsichtbar sind (z. B. in NGC 6572, Ophiuchus). Meistens wird der sichtbare Bereich wesentlich kleiner.
Gelbfilter Etliche PN sind hier sehr hell und zeigen viele Details. H und O[III] treten zurück, zugunsten von Bereichen mit g rößerer Wellenlänge. Emissionsknoten im Nebel
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erscheinen weniger deutlich, während die Zwischenräume, die sonst dunk el erscheinen, oft mit Nebel angefüllt werden.
Grünfilter Meist ähnliches Erscheinungsbild wie beim SB-Filter Manchmal höhere K ontraste.
Blaufilter Oft ähnliches Erscheinungsbild wie beim SB-Filter aber auch oft bessere K ontrastwahrnehmung. Vergleich mit Grünf ilter lohnt oft, denn beide sind etw as unterschiedlich in der Wirkung (,,SB-Filter des kleinen Mannes").
Violettfilter Masochistische Beobachter können es versuchen auch hier mit noch ein paar Photonen aus ihrem Teleskop herauszuquetschen.
c) Polarisationsfilter Hierfür braucht man in der Regel ein wirklich großes Teleskop. Meine bisherigen Versuche haben er geben, dass es sehr schwierig ist, hier Er gebnisse zu erzielen. Manchmal aber reagieren entw eder der ganze Nebel (z. B . ,,Egg-Nebel", Abb. 6) oder Teile (z. B . M 57, ohne Zeichnung) auf die Drehung des F ilters. Das P olari-
Abb. 6: Der ,,Egg-Nebel" mit (unten) und ohne Polarisationsfilter (oben)
sationsfilter zeigt die Richtung eines Magnetfeldes im Beobachtungsobjekt an, welches die Teilchen im F eld in eine bestimmte Ordnung zwingt. Tipp: Normalerweise bekommt man bei handelsüblichen Polarisationsfiltern keine Angaben zur Richtung der P olarisation. Diese kann an tiefgezo genen Plastikgefäßen wie Quarkbecher n o. ä. festgestellt werden. Vertiefen könnte man die Beobachtungen
noch mit einem Spektrosk op. Vielleicht gibt es dazu noch einen entsprechenden Teil IV oder gar V in dieser Serie. Versuchen Sie die Techniken auf jeden Fall auch an anderen Objekten. Nicht alle, wie etwa solche, die sehr hohe Vergrößerungen erfordern, werden immer Erfolge bringen, aber einige werden auf jeden F all helfen, tiefer in die Welt des Deep-Sky einzudringen, auch wenn die Objekte nicht Hickson oder Shakhbazian heißen.
Neues aus der Fachgruppe ,,Geschichte der Astronomie"
Die Fachgruppe wächst stetig; derzeit zählt sie 43 Mitglieder . Eine ,,kritische Masse" um über eine erste, eigene FGTagung nachzudenken. Doch dies braucht einiges an Vorbereitung. Aufgrund der Diskussion auf unserer Mailingliste wird eine 2tägige Veranstaltung mit festem Vortragsprogramm im Oktober in Göttingen favorisiert. Genauere Infor mationen demnächst auf unserer Webseite www.vdsastro.de/fg-geschichte bzw. im Terminkalender der VdS-Seite. Für Unterstützung wären wir sehr dankbar. Die FG ist mit einem eigenen P ortal auf astronomie.de präsent (s. Menüpunkt ,,Fachbereiche"). Dort kann jeder seine Artikel und Beiträge präsentieren. Hier findet man allgemeine Infos zur F achgruppe und einen Link auf unsere Webseite.
Im Folgenden finden Sie einen Beitrag von Manfred Holl über den richtigen Umgang mit historischen Quellen. Hans-Dieter Gera beschäftigt sich mit der Sonnenfinsternis von 1912, die in Deutschland ringförmig-total verlaufen ist. Für das nächste Journal ergeht an alle die Aufforderung Artikel einzusenden. Hinweisen möchte ich noch auf die Neuauflage der ,,Vorstellung der Gestir ne auf XXXIV Tafeln" von Johann Eler t Bode (s. Rezensionen).
Ihr Wolfgang Steinicke
Superschlau? ,,Ich konnte das ja anfänglich auch nicht verstehen... wo er doch so einen extrem lichtstarken Refraktor hat. Das Bild: vollkommen dunkel... bis ich merkte, dass er alle Filter hintereinander geschraubt hat...
Er meinte, dass er dann auf alle Eventualitäten vorbereitet sei!!!"
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Der richtige Umgang mit historischen Quellen
von Manfred Holl
Welcher Astronomiehistoriker und Freund der Geschichte der Astronomie kennt diese Situation nicht: Da liest man in einem Buch eine K urzbiographie eines Astronomen und will sich w eiter mit ihm beschäftigen. Bei den Recherchen fällt dann auf, dass in mehreren Quellen unterschiedliche Geburtsangaben stehen. Oder man stößt auf eine Quelle, die in einer , einem selbst fremden Sprache abgef asst ist. Wie geht man damit um, v or allem, wenn man plant, seine ,,F orschungsergebnisse" auch zu pub lizieren oder in einem Vortrag vorzustellen? Ein anderes Szenario: Man beschäftigt sich mit der F rage nach dem Ster n von Bethlehem. Welche Quellen für eine Untersuchung stehen einem zur Verfügung? Zum einen sicher die Bibel und die begleitenden Texte, die aber schon mehrfach übersetzt wurden und dadurch in einigen Teilen nicht mehr dem Original entsprechen. Die Bibel selbst ist eine Schriftensammlung, deren Herkunft teilweise bis heute im Dunk el der Geschichte verborgen geblieben ist. Originale Texte, wie die viel zitier ten Schriftrollen aus Qumran (die aber für den Ster n von Bethlehem kaum eine Rele vanz haben), sind Sternfreunden und Amateuren im allgemeinen nicht zugänglich, selbst für anerkannte Forscher ist es schwierig, diese einzusehen. Hinzu k ommt, dass die Texte in einer Sprache abgefasst sind, die nur selten ein Amateurastronom spricht. Natürlich könnte man in diesem F all Publikationen über Qumran heranziehen, doch dann haben wir das Problem, dass wir ergründen müssten, w elche religiöse Einstellung der Autor hat, ob er Christ oder Nichtchrist ist. Je nach Sichtw eise wird er die Texte anders inter pretieren. Auch der generelle Forschungsansatz in den einzelnen Disziplinen ist höchst unterschiedlich und wechselt auch mehr oder minder stetig, je nach Geldgeber. Selbst wenn man ein neutrales Buch oder einen entsprechenden Artikel finden würde, stehen einem diese Quellen meist nicht zur Verfügung, da man sie nur über Institutsbibliotheken einsehen kann. Geschweige denn, dass einem die Schriften überhaupt bekannt sind. Und sollte einem Interessierten doch diese Möglichkeit geboten w erden, wird man damit konfrontiert, dass es bei alten Texten
manchmal mehr oder w eniger gelungene Übersetzungen gibt, aber diese am Ende einer ganzen Kette von Übertragungen von einer Sprache in die andere stehen und derart mit versehentlich oder auch absichtlich herbeigeführten Fehlern behaftet sind, dass der ursprüngliche Text vollkommen verfremdet wurde. Selbst w enn man k eine bösen Absichten unterstellt, gibt es genügend Schriften, die so oft übersetzt wurden, das sich beinahe schon zw angsläufig Fehler eingeschlichen haben, die sich aufsummierten oder neue entstanden, die dazu führen, dass die Absicht, die ein Autor mit seiner Schrift v erband, gar nicht mehr erkennbar ist. Man müsste im Prinzip ergründen, was der Autor für ein Mensch w ar, um seine Aussagen besser beur teilen zu können. Man braucht sich nur anguck en, wie heutzutage ein Sachv erhalt aus v erschiedenen Blickwinkeln unterschiedliche Aussagen hervorruft. In historischer Zeit w ar das nicht anders. Außerdem hat man, gerade bei der Beschäftigung mit antiker, vorantiker, altägyptischer oder bab ylonischer Astronomie, nicht nur die Schwierigk eit, sich mit Gebieten wie Mathematik, P olitik jener Zeit, oder der Religion auseinander zu setzen, um ein insgesamt stimmiges Bild zu erhalten. Die Quellensituation ist oft unvollständig, d. h. Schriften, die Wichtiges zu einem Thema enthalten können, sind schlicht v erschollen, oder deren Inhalt ist nur aus der Interpretation anderer Autoren bekannt, w obei wir dann wieder vor der oben genannten F rage der Einstellung des inter pretierenden Autors stehen. Ein weiteres Faktum sind bewusst herbeigeführte Geschichtsfälschungen, die es immer dann ge geben hat, wenn beispielsweise Herrscher eine militärische Niederlage nicht eingestehen k onnten. Bekanntes Beispiel hierfür ist die Schlacht bei Kadesh im Jahr 1258/59 v or unserer Zeitrechnung (v.u.Z.), bei der der ägyptische König Ramses II eine empf indliche Niederlage gegen das Hethiter reich und seinen König Muw atallis erlitt, die mit dem ersten geschichtlich überliefer ten Friedensvertrag endete, auf ägyptischen Inschriften, Stelen und Reliefs und in religiösen Gedichten und Gesängen aber als grandioser Sieg dargestellt wurde. Ein Problem ganz anderer Art begegnete
mir vor ein paar Jahren, als mir ein ausgebildeter Archäologe einen Artikel für die Vereinszeitschrift der Gesellschaft für volkstümliche Astronomie (GvA) in Hamburg, den Ster nkieker, einreichte. Darin befasste er sich mit der Darstellung von Kometen in römischer Zeit und bezo g die Sichtung eines Schw eifsterns auf den Halleyschen Kometen, der auch auf Münzen geprägt wurde. Eine g robe Rechnung ergab jedoch, dass er zu dem Zeitpunkt nahe an seinem Aphel stehen musste. Zur Sicherheit übergab ich damals den Artikel zur Prüfung Har twig Lüthen und Jost Jahn und beide bestätigten, dass zu der fraglichen Zeit nie und nimmer der Halleysche Komet beobachtet worden sein kann. Das stellte natürlich zunächst nicht die Sichtung an sich in Frage, sondern nur, dass es sich nicht um Halley handelte. Das Ergebnis der Prüfungen er gab weiterhin, dass keiner der bekannten K ometen zur angegebenen Zeit sichtbar war. Auf diesen Umstand hingewiesen, antwortete der Autor sinngemäß, dass man das Ereignis, die Sichtung des K ometen, auch durchaus ein paar Jahre v or- oder zurückdatieren könne. In der Archäologie sei das ein durchaus übliches Verfahren, damit man überhaupt eine Zuordnung hinbek ommt. Somit war natürlich die Beobachtung eines Kometen im fraglichen Jahr wieder mehr als unsicher. Genauso verhält es aber sich mit vielen Listen zur Chronolo gie geschichtlicher Ereignisse, die parallel existieren, aber nur schwer mit anderen, angeb lich gleichaltrigen Listen, in Einklang zu bringen sind. Man stelle sich nur mal v or, wie viele Königslisten es für die Zeit des alten Ägyptens gibt, die allesamt nur schw er, oder nur teilweise in Übereinstimmung zu bringen sind, da in der Zeit der Pharaonen die Jahreszählung mit einem neuen König stets wieder v on vorne anfing. Dieser Sachverhalt ist es übrigens, der zu der absurden Theorie führte, dass Mittelalter habe nicht stattgefunden oder die ägyptische Geschichte sei viel kürzer als angenommen, da mehrere Her rscher nicht nacheinander, sondern zur gleichen Zeit regierten. Sie ist allerdings v on der Ägyptologie schon mehrf ach eindeutig widerlegt worden, was aber die Anhänger nicht daran hindert, gesicherte Erkenntnisse, die nicht zu der Theorie passen, einf ach zu
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ignorieren. Leider sind manchmal auch Astronomen so v orgegangen oder haben aus purer Geltungssucht Beobachtungen erfunden, oder absichtlich f alsch interpretiert. Zu guter letzt ein aktuelles Beispiel: Die Sternscheibe von Nebra. Sie ist ein klassisches Beispiel dafür , wie man ein Fundstück aus unterschiedlicher Sicht betrachten kann. Die Archäoastronomie sieht hierin natürlich einen astronomischen Gegenstand, der im K ontext zur Umgebung der Fundstelle in SachsenAnhalt und darüber hinaus auch mit Stonehenge und anderen Me galithbauten gebracht wird. Astroarchäologen hingegen sind der Auffassung, dass die Scheibe lediglich ein K ultgegenstand war, der nichts mit einer prähistorischen Sternwarte zu tun hatte. Schließlich müsste eine Sternwarte in den kulturhistorischen Kontext passen. Anders ausgedrückt: Wir können heute nur deshalb Obser vatorien mit großen Spiegeln bauen, w eil in den letzten Jahrhunderten die Glasbautechnik und die Spie gelschleiferei immer w eiter verbessert wurden. Ein Römer zu Zeiten Kaiser Neros hätte das nie können. Genau
so muss auch das Umfeld in Nebra betrachtet und nicht heutiges Wissen in alte Zeit transferiert werden. Ein Fehler, der auch häuf ig in Zusammenhang mit den zahllosen Untersuchungen von Stonehenge immer wieder gemacht wurde, w obei dann häuf ig auch noch die Präzession der Erdachse außer Acht gelassen wurde, so dass man heute (!) mögliche Visuren mit der Ausrichtung des ganzen Bauw erks in v orgeschichtlicher Zeit in Verbindung bringt. Auf diese Art und Weise sind einige Autoren bei der Vermessung von Megalithbauten vorgegangen und sie schreckten nicht da vor zurück, so lange her umzurechnen und irrwitzige Winkel für die Ausrichtung der Bauwerke anzunehmen, bis ein Ster n in heutiger Zeit passte. Wenn auch das alles nicht ging, hat man doch mal die Präzession berücksichtigt. Das hier angesprochenen g roße Thema heißt kurz und knapp Quellenkritik. Jede Quelle im astronomie geschichtlichen Zusammenhang muss auf ihre Verlässlichkeit hin geprüft werden, sofern das möglich ist. Heißt das aber nun, dass man als Amateur keine Chance hat, sich mit
geschichtlichen Themen auseinander zu setzen und es lieber lassen sollte? Mitnichten. Mit diesem Artikel soll v or allen der Versuch einer Sensibilisierung im Umgang mit historischen Quellen gemacht werden. Das Stichw ort heißt hier Interaktion, d. h. man muss den Kontakt zu anderen Astronomiehistorikern suchen, die einem w eiterhelfen können und dies auch wollen. Wer in seiner näheren Umgebung nach astronomischen Spuren suchen möchte, ist gut beraten, sich mit örtlichen Archivaren zu tref fen, oder bei Museen vorbeizuschauen. Auch das Internet kann per Stichwortsuche über eine Suchmaschine weiterhelfen, und w enn es nur darum geht, K ontakt zu den entsprechenden Leuten aufzunehmen, die sich im Rahmen der VdS-Fachgruppe ,,Geschichte der Astronomie" oder im ,,Arbeitskreis Astronomiegeschichte" der Astronomischen Gesellschaft organisiert haben Nur durch den kritischen Umgang mit Quellenmaterial kommt man zu einem insgesamt schlüssigen Ergebnis und die VdSFachgruppe ,,Geschichte der Astronomie" steht dem Interessier ten hierbei jederzeit gerne hilfreich zur Seite.
Die Sonnenfinsternis vom 17. April 1912
- in Deutschland hart an der Grenze zur Totalität?
von Hans-Dieter Gera
Am 17. April 1912 ereignete sich eine ringförmig-totale Sonnenfinsternis, die im Norden Südamerikas be gann und in Sibirien endete. Die Abbildung 1 zeigt den globalen Verlauf der Sonnenfinsternis. Sie begann partiell um 10:00 UT bei Sonnenaufgang nahezu genau am Dreiländereck Venezuela/ Guyana/ Brasilien mit einer Größe von 0,991. Erstmals ringför mig wurde die Finsternis etwa 1.000 km weiter östlich bereits über dem Atlantik um 10:05 UT, wo die ringförmige Phase 40 s dauerte. Der Streifen, innerhalb dessen die Finsternis ringförmig war, hatte eine Breite von etwa 65 km. Die Größe der Finsternis betrug hier 0,995 bei einer Sonnenhöhe von 14 Grad über dem Osthorizont. Dann ging es w eiter in nordöstlicher Richtung auf den europäischen K ontinent zu, wobei die Zone der ringför migen Phase immer schmaler wurde, w eil der Monddurchmesser stetig wuchs. Knapp südlich der Inselg ruppe Madeira w ar die Breite der zentralen Zone auf 2 km zusam-
men geschrumpft, gleichzeitig erfolgte in diesem Bereich in etwa der Übergang von der ringförmigen zur totalen F insternis, wenngleich die Totalität dort auch nur von minimaler Dauer war. Die größte Finsternis wurde schließlich etwa 200 km westlich der portugiesischen Hauptstadt Lissabon im Atlantik um 11:35 UT erreicht (Abb. 2). Die Totalität währte hier gerade 2 s bei einer Breite der zentralen Zone von 2 km und einer Sonnenhöhe von 58 Grad . Weiter ging die Reise des Mondschattens dann über die nordw estlichen Bereiche Portugals und Spaniens, wo sich die Be wohner auch noch über eine Totalität freuen durften, die kaum so lang war wie ein Atemzug. Mitten im Golf von Biskaya erfolgte dann wieder der Übergang von der totalen zur ringför migen Finsternis. Die zentrale Zone blieb weiterhin schmal: Nachdem der Mondschatten Nordfrankreich und Belgien hinter sich hatte, war sie bei Über tritt der deutschen Grenze im nieder rheinischen Raum erst
auf etwa 5 km Breite angewachsen. Weiter ging es Richtung Nordost über das Ruhrgebiet hinweg. Knapp südlich der Ostseeinsel Rügen v erließ der Mondschatten deutsches F estland, überquerte die Ostsee und überstrich die baltischen Länder Lettland und Estland, ehe die russische Grenze überschritten wurde. Etw a 200 km nördlich der am Ural gele genen Stadt Serov berührte der Mondschatten die europäisch-asiatische Grenze. 1.500 km östlich dieses Punktes, unw eit der Stadt Surgut, war die Sonnenfinsternis letztmals ringförmig zu sehen. Die Breite der zentralen Zone war inzwischen wieder auf 58 km angewachsen, die ringför mige Phase dauerte bei einer Größe v on 0,993 41 s und einer Sonnenhöhe v on 7 Grad über dem Westhorizont. Etwa 1.400 km w eiter südöstlich endete die F insternis in der Nähe der sibirischen Stadt Krasnojarsk um 13:06 UT partiell bei Sonnenuntergang bei einer Größe von 0,993. Innerhalb von drei Stunden hatte der Mondschatten drei
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Abb. 1: Globaler Verlauf der ringförmig-totalen Sonnenfinsternis vom 17. April 1912.
Abb. 2: Verlauf der Sonnenfinsternis vom 17. April 1912 in Europa.
Kontinente überquert und dabei eine Strecke von über 13.000 km zurückgelegt. Was soll das Ganze nun, könnte der eine oder andere fragen. Ringför mig-totale Sonnenfinsternisse sind nicht so selten, pro Jahrhundert kommt man durchschnittlich auf ein Dutzend. Jedoch sor gte sie im
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Ruhrgebiet für einen spektakulären Anblick, weil diese Region nicht allzu weit vom Übergangspunkt von der totalen zur ringförmigen Finsternis entfernt war. Die Abbildung 3 zeigt den rheinisch-w estfälischen Raum mit dem schmalen Pf ad der ringförmigen Phase. Dieser hatte einen
Durchmesser von 5 km. Die Städte Krefeld, Duisburg und Oberhausen lagen innerhalb dessen. Die maximale Finsternis wurde hier ge gen 12:20 UT bei einer Sonnenhöhe von knapp 50 Grad erreicht. Die ringförmige Phase dauerte hier nur etwa 5 s (Größe der F insternis 0,999). Der Durchmesser der Sonne betr ug 31' 51'', der des Mondes 31' 50''! Das ist ein Unterschied von lediglich einer Bogensekunde, was auf der Zentrallinie einer ,,Ringdick e" von einer halben Sekunde entspricht. Das ist ein Winkel, den erst ein g rößeres Fernrohr sichtbar machen kann. Aber aufgrund ihres Lichts sehen wir auch die noch kleineren, praktisch punktförmigen Fixsterne. Mit anderen Worten: Es muss damals ein haarfeiner Ring zu sehen ge wesen sein - aber hatte er ausgereicht, die Chromosphäre und die innere K orona zu überstrahlen? Wenn man zusätzlich noch die Randverdunklung unseres Tagesgestirns und das zackige Mondrandprof il ins Kalkül zieht, fragt man sich zu Recht, ob es nicht vielleicht doch zumindest zu einem Perlschnureffekt gereicht hat, w as dann einen absoluten Grenzf all zwischen einer ringförmigen und einer totalen Finsternis dargestellt hätte. Hier lässt sich
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Abb. 3: Weg der Sonnenfinsternis im rheinisch-westfälischen Raum.
Abb. 4: Fotos der Sonnenfinsternis aus dem Buch von Felix Erber [3] aus dem Jahre 1912.
natürlich trefflich
spekulieren, was den
Anblick dieser Son-
nenfinsternis betrifft.
Aber das kann, darf
und will ich an dieser
Stelle nicht tun. Ich
weiß wohl, dass
Chromosphäre sowie
innere Korona bei
ringförmigen Finster-
nissen schon gesehen
wurden, kann aber
keine Beispiele nen-
nen. Hinzu k ommt
noch, dass es viel-
leicht mehr oder
weniger Auffassungs-
sache ist, ob die
Perlschnur bereits der
Totalität zuzurechnen
ist.
So musste ich einen
anderen Weg be-
schreiten. Vielleicht
hatte ja die Tages-
presse damals über
die Finsternis berich-
tet. So er munterte
mich mein Br uder,
doch einmal im
Archiv
meiner
Heimatstadt Bochum
herumzustöbern.
Große Hoffnung machte ich mir allerdings nicht, doch das Schicksal w ar mir gnädig gesonnen - führ te es mich doch auf dem Weg zum Archiv zunächst in ein Antiquariat, wo ich zufällig auf ein Buch v on Felix Erber aus dem Jahre 1912 stieß [3]. Dieses Buch behandelte die F insternis vom 17. April etwas ausführlicher und brachte auch einige F otos (Abb. 4). Auch im Archiv wurde ich fündig: So berichtete die Zeitung ,,Märkischer Sprecher" am 16., 17. und 18. April 1912 über diese Finsternis, wenn auch der Medienr ummel nicht ganz so extrem ausgefallen sein dürfte wie bei der F insternis des Jahres 1999. Zumal in diesen Tagen ein anderes Thema die Schlagzeilen beherrschte - nämlich der hinlänglich bekannte Unter gang des Passagierschiffs ,,Titanic" am 15. April. So fanden sich in dieser Zeitung allgemeine Informationen zur Finsternis, aber auch einige Abbildungen, die z. B . auch den Verlauf der Zentrallinie zeigten. Nur waren die aufg rund des hohen Alters der Zeitung so unansehnlich ge worden, dass sie sich für foto grafische Reproduktionen nicht mehr eigneten, w eil auf ihnen kaum noch etwas zu erk ennen war. Immerhin kann ich hier in Auszügen den Bericht eines Augenzeugen präsentieren, der in der Ausgabe vom 18. April erschien. Dieser Mann, bei dem es sich w ahrscheinlich um ein Redaktionsmitglied der Zeitung handelte, beobachtete im Bochumer Stadtpark. Zuvor muss allerdings gesagt werden, dass sich Bochum etw a 13 km südlich der Zentrallinie bef and und die Finsternis deshalb ,,nur" par tiell war, wenngleich auch mit einer Größe v on 0,996:
,,Die leuchtende Sonnenscheibe aber ward kleiner und kleiner , bald w ar´s nur noch wie eine feine Mondsichel, die mehr und mehr an Fläche abnahm, je w eiter der Uhrzeiger gegen 1 Uhr vorrückte, da dann die Hauptphase der Verfinsterung eintreten sollte. Noch hatte die Sichel die ge waltige brennende Leuchtkraft des Sonnengestirns, dann aber , als um Viertel nach 1 Uhr nur noch ein schwächlicher Streif von der gelblichen Scheibe links oben übrig geblieben war, anzuschauen wie ein gebrochen Ringlein, da le gte sich geisterhafte Dämmerung über Stadt und Land , Windesrauschen hub an und finster ward´s rings umher. Die bängliche, geheimnisvolle Stimmung hielt nicht lange an, schon nach drei, vier Minuten w ard es wieder heller, wieder wär mer. Der flache Streif am indigo-dunklen Himmel w ar an der
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schwarzen Scheibe nach unten ger utscht, und eine helle Sichel erschien mit w achsender Leuchtkraft. Sie stie g empor, sieghaft und strahlend. Wohlige Wärme sandte der Himmel wieder her nieder, seine Bläue wurde leuchtender, glänzender das Licht der weiter und weiter sich zum Kreisr und dehnenden Sonnenscheibe."
Eine höchst eindrucksvolle Darstellung, in der einige Erscheinungen, die für Sonnenfinsternisse großer Phase charakteristisch sind, Erwähnung f inden. Nun kann man sich einigermaßen gut vorstellen, wie sich die Finsternis auf der Zentrallinie manifestiert haben mag, so dass w ohl doch mit gewisser Berechtigung v on dem w eiter vorn erwähnten Grenzfall gesprochen werden darf: Der Bochumer Beobachter
erwähnte immerhin einen ge wissen Brillantringeffekt, und auch der F insterniswind entging ihm nicht. Und dass bei einer Finsternis dieser Größe eine merkbare Verdunklung der Umgebung stattf inden muss, bedarf keiner weiteren Diskussion. So kann bei diesem Ereignis von der zweiten großen Finsternis der Sonne im 20. Jahrhundert für Deutschland gesprochen werden - wobei ich allerdings den Wert der Finsternis vom 11. August 1999 auf keinen Fall schmälern will. Eines jedoch hatte die Finsternis von 1912 der v on 1999 voraus: Das Wetter war seinerzeit wesentlich besser. Nach Fred Espenak gehör te diese Finsternis zum Saroszyklus 137 und hatte einen Gammawert von 1,000. Die übrigen in diesem Bericht enthaltenen Daten wur-
den mit der Software Guide 8, SkyMapPro 8, Redshift 4 so wie StarryNight Backyard ermittelt. Für das Ruhr gebiet und den gesamten westfälischen Raum heißt es bis zur nächsten dor t sichtbaren totalen Sonnenfinsternis lange warten: Erst am 25. Mai 2142 wird sich die Sonne kurz v or 11 Uhr in Essen, Bochum und Dor tmund für gut zweieinhalb Minuten total verfinstern.
Literaturhinweise [1] Keller, H.-U., 1989: ,,Das Himmelsjahr
1990", Stuttgart, 112 [2] Gerstenberger, M., 1960: ,,Das
Himmelsjahr 1961", Stuttgart, 29 [3] Erber, F., 1912: ,,Illustrierte
Himmelskunde", Berlin, 43
Ein Roboter-Teleskop auf Mallorca
von Reiner Stoss, Jaime Nomen und Salvador Sanchez
Es wird nicht viele Deutsche geben, die noch nie auf Mallorca w aren. Während jedoch die meisten in den Touristenzentren entlang der Küste die schönste Zeit des Jahres verbringen, werden nur wenige die traumhafte Schönheit dieser Insel im Landesinneren erkundschaftet haben. Genau dort, in der Mitte der Sonneninsel, auf halber Streck e zwischen P alma im Südwesten und Alcudia im Nordosten liegt das Dörfchen Costitx und nur drei Kilometer südöstlich da von das Observatorio Astronomico de Mallorca (OAM) [1].
Die Sternwarte Gegründet im Jahre 1988 und zw ei Jahre später in Betrieb genommen, ist das O AM heute eine sehr akti ve Sternwarte, an der sowohl wissenschaftliche Arbeiten durchgeführt als auch die Astronomie der breiten Öffentlichkeit näher gebracht werden. Um diesen Forschungs- und Bildungsauftrag erfüllen zu können, gibt es für beide Zwecke die nötige Ausrüstung - drei große Kuppeln, in denen sich Teleskope für die wissenschaftlichen Arbeiten der Mitarbeiter befinden, ein dazugehöriger Kontrollraum, sieben Kuppeln mit kleineren Geräten für die Schüler und Studenten, ein Unterrichtsraum und seit letztem Jahr das große Planetarium [2] samt dazugehöriger Astrobar, welche für das leib liche Wohl der Gäste und Besucher sorgt.
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Abb. 1: Luftansicht des Observatorio Astronomico de Mallorca.
Ein Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit am OAM liegt schon seit Jahren auf dem Gebiet der Asteroiden- und Kometenbeobachtungen. Dazu wurde das Projekt Unicorn [3] ins Leben ger ufen, eine Kooperation des O AM mit zw ei privaten spanischen Amateur-Observatorien, dem Piera Observatorium etwa 50 km w estlich von Barcelona und dem Ametlla-de-MarObservatorium etwa 150 km südw estlich der katalanischen Hauptstadt. Ausgerüstet mit drei selbstgebauten 40-cm-f/2Schmidtkameras und CCDs wurden so in
den letzten Jahren zahlreiche Asteroiden entdeckt und katalo gisiert. Diese Teleskope erwiesen sich jedoch als nicht sehr vorteilhaft für die Asteroidenbeobachtung. Zum einen kam durch die schnelle f-Zahl der Himmelshinter grund rasch durch, w as eine Detektier ung lichtschwacher Objekte unmöglich machte, und zum anderen fehlte einf ach genügend Licht sammelnde Fläche. Um dies zu ändern, wurden drei neue Teleskope gebaut, welche die nächste Generation des Projekts Unicorn einleiten sollen. Es han-
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Abb. 2: WWW-Interface zur Steuerung des Teleskops per Internetbrowser.
delt sich dabei um 60-cm-f/4-Optik en im Klevtsov-Design. Neben der Herstellung dieser Teleskope wird gleichzeitig die Entwicklung der Steuersoftw are forciert, um die Teleskope nach Fertigstellung möglichst effektiv einsetzen zu können. Die Software muss sowohl alle Komponenten des Systems steuern können, als auch verschiedene Umweltsensoren überwachen und gegebenenfalls notwendige Aktionen einleiten, beispielsweise die K uppel schließen, falls es zu re gnen beginnt. Zudem soll die Bedienung der Softw are wahlweise durch einen Beobachter vor Ort oder durch einen Beobachter v on jedem Punkt unserer Erde aus möglich sein, Internetzugang vorausgesetzt. Als provisorisches Teleskop zum Entwick eln und Testen der selbst geschriebenen Softw are wurde eigens ein 30-cm-Meade-LX200 in einem eigenen Schutzbau aufgestellt.
Ein Roboter-Teleskop Zum Teleskop gehört ein PC, auf welchem die komplette Software läuft. Dieser
Computer steuert sämtliche Komponenten des Systems: Schutzbo x, Teleskop, Fokussierer, CCD-Kamera, Heizlüfter , Taukappenheizung und eine Webcam mit einer Lampe. Diese dient dem über Internet verbundenen Beobachter zur Übersicht. Er kann nachts ein gedimmtes Licht zuschalten, um auf der Webcam das Teleskop und seine unmittelbare Umgebung sehen zu können. Auch ein FTPProgramm ist auf diesem Rechner ständig gestartet, womit der Beobachter aus der Ferne die Bilder der CCD-Kamera her unterladen kann, um sie anschließend auszuwerten. Anfänglich hatte das Beobachten mit diesem System eher interakti ven Charakter. Man war aus der Ferne mittels Internet und normalem Internetbrowser mit der Software auf dem Teleskop-PC verbunden und konnte nun mit Mausklicks auf die diversen Buttons das k omplette System steuern. Als dies zur v ollen Zufriedenheit funktionierte, war es an der Zeit vom ferngesteuerten Betrieb (remote) zum automa-
tischen Betrieb (robotic) überzugehen. Das Ziel war und ist eine Software, welche bei klarem Wetter automatisch das Teleskop und alle K omponenten für die Beobachtung vorbereitet, vorher programmierte Objekte abarbeitet oder selbstständig neue Beobachtungsobjekte heraussucht und am Ende der Nacht das System wieder parkt und dem Beobachter eine Nachricht schickt, dass dieser seine Bilder auf FTP abholen kann, um sie auszuw erten. Der Übergang von ,,remote" zu ,,robotic" wird jedoch schrittweise angegangen und ist nur iterativ und mit gründlichen Tests möglich.
Erste Ergebnisse Mit Beginn des Jahres 2004 ist das Teleskop ein Jahr im Einsatz. Gedacht als Testsystem zur Entwicklung und Erprobung von Hard- und Software für die zukünftigen Projekte am O AM erwies es sich als zuv erlässiges Werkzeug bei der Beobachtung von Asteroiden und Kometen. Aber auch die Photometrie v on veränderlichen Sternen und die Astro-
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Abb. 3: Kleinplanet 2003 QA am 23. August 2003 um 23:03 UT, 10 Aufnahmen zu 90 s.
metrie von astronomischen Satelliten (WMAP, IMP-8), so wie von Weltraumschrott, stand im Mittelpunkt. So wurde das mysteriöse Objekt 2002E3 in mehreren Nächten beobachtet. Es wurde v on dem Asteroidenjäger Bill Yeung im September 2002 in Arizona entdeckt und zunächst als ein potentielles Near Ear th Object (NEO) eingestuft. Erst nach mehreren Tagen zeigte die Bahn, dass es sich nicht auf einer heliozentrischen Bahn bewegt, sondern auf einer chaotischen Bahn um Erde und Mond herum. Nach mehreren Monaten weltweiter Anstrengungen gelang es, die Natur dieses ,,Asteroiden" eindeutig zu klären. Es handelte sich dabei um die Oberstufe der Satur n IV Trägerrakete der Apollo-12-Mondmission aus dem Jahre 1969 [4]. Diese war nach Ende der Mission noch für etwa 15 Monate im System ErdeMond gefangen und gelangte dann bei einem Durchgang durch den L1-LagrangePunkt in einen heliozentrischen Orbit, w o sie die Sonne auf einem erdbahnähnlichen Orbit über 30 Jahre lang umkreiste, bis sie im April 2002 bei einem er neuten Durchgang durch L1 v on der Erde und dem Mond eingef angen wurde. Im Juni 2003, nach 6 Erd-/Mondumr undungen, entwischte sie durch den gleichen Lagrange-Punkt wieder auf eine Bahn um die Sonne. Dies w ar der erste beobachtete Einfang eines Objektes von einer heliozentrischen in eine geozentrische Bahn. Die wohl wichtigste Entdeckung wurde aber im August 2003 getätigt. Der Autor befand sich für zw ei Wochen auf Istrien (Kroatien) am dor tigen Visnjan Obser-
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vatorium, um im Rahmen der jährlich stattfindenden Visnjan Summer School of Astronomy (VSA) [5] die NEO-Gruppe zu leiten. Das Thema der VSA2003 war ,,Small Bodies of the Solar System" und so kam der NEO-Gruppe in diesem Jahr eine besondere Bedeutung zu. Die Schüler sollten in den knapp zw ei Wochen alles über die astrometrische Beobachtung v on Asteroiden und K ometen lernen. Viel Theorie, denn ohne geht es nicht, aber noch mehr spannende Praxis. Es stand in Visnjan das dor tige 41-cm-Teleskop zur
Abb. 4: Zwei Roboterteleskope auf OAM.
Verfügung. Doch w eil es kleinere und größere Probleme gab, z. B . Feuchtigkeit in der CCD-Kamera, ein durchgebrannten Mainboard des Steuer rechners und viel Rauch wegen zwei nahe gele genen Waldbränden, wurde spontan das 30-cmTeleskop auf Mallorca als Ersatz herangezogen, gesteuert über das Inter net. Kurz vor Ende der VSA dann in der v orletzten Nacht geschah es: Wir entdeckten NEO mit der provisorischen Bezeichnung 2003 QA [6], einen Erdbahnkreuzer mit etw a einem Kilometer Durchmesser , der aus Richtung Sonne k ommend in 27 Mio. Kilometern über der Erde hinw eg flog. Diese Entdeckung ist sicherlich einzigartig und faszinierend zugleich. Schüler aus Kroatien, Jugoslawien und Ungar n entdeckten mit ihrem deutschen Teamleiter und einem spanischen Teleskop einen NEO, und dies ohne in Spanien gewesen zu sein. Man war lediglich von Kroatien aus, getrennt durch viel ,,Wasser" über Tausend Kilometern Entfernung, mittels Inter net mit dem Teleskop verbunden.
Ausblick Aus einem Test-Teleskop für die Entwicklung und Erprobung von Software war ein neues Teleskop-System entstanden, welches auch in Zukunft für wissenschaftliche Arbeiten und die Ausbildung von Schülern und Studenten eingesetzt wird. Dafür wird dieses System k opiert und an verschiedenen Standorten eingesetzt. Um die Entwicklungsarbeit v oranzutreiben,
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wurde ein zweites baugleiches Teleskop in der gleichen Schutzbo x untergebracht. Beide Teleskope können unabhängig v oneinander operieren. Zwar genießt Mallorca gute astronomische Bedingungen, doch für den Einsatz in der Bildung hätte man die Teleskope gern auf der anderen Seite der Erde, so dass die Schüler tagsüber während des Unter richts die Teleskope nutzen können. Dazu wird es Partnerschaften zwischen Schulen und Observatorien geben, die auf anderen Kontinenten liegen. Wie auch immer, ob in der Bildung oder in der wissenschaftlichen Arbeit, die Teleskope werden an klimatisch günstigen Standor ten aufgebaut und ferngesteuert bzw. automatisch betrieben.
Wir Amateurastronomen haben also spannende Zeiten v or uns. Und der eine oder andere, der dabei die ,,Romantik" v ermisst, also den direkten Kontakt zum Teleskop und das Erlebnis draußen in der Natur unter dem Sternenhimmel, dem sei gesagt, diese Systeme lassen sich auch von vor Ort steuern. Astro-Reisen in südliche Gef ilde sind also weiterhin eine angenehme Sache, vielleicht sogar angenehmer als in der Vergangenheit. Muss man doch nicht mehr so viel teures Gepäck mitnehmen und v or Ort kann man mit dem F eldstecher im Liegestuhl den Ster nenhimmel genießen, während der Roboter die RoutineBeobachtungen erledigt.
Literaturhinweise [1] Observatorio Astronomico de Mallorca:
http://www.oam.es/ [2] Mallorca Planetarium: http://www.mallor-
caplanetarium.com [3] Project Unicorn:
http://www.oam.es/oam/unicorn/ [4] J002E3:
http://planetary.org/html/news/articlearchive/ headlines/2003/apollo12-debris.html [5] Visnjan Summer School of Astronomy: http://www.astro.hr/vsa2003/ [6] 2003 QA: http://www.oam.es/asteroides/2003QA.htm
Der exotische Kleinplanet 2003 WT153
von Erich Meyer
Am 29.11.2003 entdeckte das LPLSpacewatch-Observatory [1] in den USA mit dem 1,8-m-Spie gelteleskop ein sehr rasch über den Nachthimmel ziehendes Objekt, das v om Minor Planet Center / Cambridge-USA mit 2003WT153 [2] provisorisch bezeichnet wurde. Die erste of fizielle Bahnrechnung er gab eine Annäherung an die Erde mit nur 0,0045AE am 30.11.2003. Das entspricht dem 1,75fachen Abstand Erde und es sind nur 673.000 km. In Öster reich war es in der Nacht auf den 1.12.2003 w olkenlos, somit war für mich klar, dieses Objekt zum Zwecke der Astrometrie, also der Positionsbestimmung, in unserer Pri vatsternwarte in Davidschlag zu beobachten. Eine schwierige Angelegenheit, weil die Ephemeridenrechnung eine Eigenbewegung des Objekts v on fast 1,5 Bo genminuten / Zeitminute aus wies, bei einer vorausberechneten Helligkeit von nur 18,7 mag. Mir gelangen in dieser Nacht insgesamt 7 gute Positionen. Belichtet hatte ich jeweils 60 s, selbstv erständlich das Teleskop die Objekteigenbe wegung kompensierend. In der darauf folgenden Nacht hatte das Objekt eine Helligkeit von nur mehr 19,5 mag bei einer Eigenbe wegung von 70 Bogensekunden / Minute. Extrem erschwerend kam hinzu, dass der Mond nur 12 Grad vom Objekt entfernt stand. Dennoch gelangen mir 5 Positionen von den jeweils 120 s belichteten Aufnahmen. In dieser Nacht war ich w eltweit der einzige und damit auch letzte Beobachter dieses sehr exotischen Objekts [3].
Abb. 1: 2003 WT153 am 30. November 2003 um 19:30:59 UT, 180 s belichtet.
Literaturhinweise [1] The Spacewatch Project:
ftp://spacewatch.lpl.arizona.edu/ [2] MPEC 2003-W75: 2003 WT153: http://cfa-
www.harvard.edu/mpec/K03/K03W75.html [3] MPEC 2003-X05: DOU : http://cfa-
www.harvard.edu/mpec/K03/K03X05.html
BEAGLE antwortet nicht ,,Warum weint denn die hübsche
Frau Müller so???" ,,Tja... der geht's wie der ESA: ihr Beagle ist verschwunden!!!"
VdS-Journal Nr. 14
86 K L E I N E P L A N E T E N
Kleinplanetenastrometrie - Profiarbeit durch Amateure
von Gerhard Lehmann
Abb. 1: Positionen pro Beobachtungsjahr für den Zeitraum 1992-2003.
Abb. 2: Verteilung der scheinbaren Helligkeiten.
Das Interesse an den Kleinplaneten im Sonnensystem ist, auch unter den Amateurastronomen, in den v ergangenen Jahren spürbar gestie gen. Noch im VdSJournal vom Frühjahr 2002 konnte von 19 Amateursternwarten berichtet werden, die solche Himmelsobjekte beobachteten. Am Beginn diesen Jahres, also 2004, hat sich ihre Zahl mehr als v erdoppelt. Dies ist
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Grund genug für ein kleines Resümee.
Seit 1998 führ t der Autor eine kleine
Statistik über die von den Amateuren beob-
achteten kleinen Planeten In einem
Zeitraum von 12 Jahren, konkret von 1992
bis 2003, sind daran 49
Amateur-
sternwarten aus Deutschland , Österreich,
Schweiz und F rankreich beteiligt, v on
denen 57 % Mitglied in der FG ,,Kleine Planeten" der VdS sind. Von allen werden die astrometrisch erhaltenen P ositionen, aber auch die Neuentdeckungen statistisch erfasst. Im Jahr 2003 w aren 37, da von allein 12 Neuzugänge, an der Beobachtung beteiligt. Bedingt durch eine Verschiebung der Interessen, aber auch ber ufs- oder altersbedingt, kommt es zu einer natürlichen Schwankung der an der Beobachtung beteiligten Sternwarten. Insgesamt kann von ca. 73.000 P ositionen berichtet w erden. Darüber gibt die Abbildung der ,,Positionen pro Beobachtungsjahr" einen Überblick (Abb. 1). Es wird deutlich, dass es neben einem anteiligen Anstieg der Positionen um 5 % im Jahr 2003 gegenüber dem Vorjahr einen deutlichen Schub in den Jahren 1994 und 1997 gab. Vielleicht hat auch die Neuorganisation der FG ,,Kleine Planeten" der VdS für einen deutlichen Anstieg der Positionen ab 1997 gesor gt. Seit dem Jahr 1998 treffen sich die Mitglieder dieser FG und an der Beobachtung der Kleinkör per Interessierte einmal jährlich. Hier k ommt es zu einem breiten Erf ahrungsaustausch, es wird gefachsimpelt und man spornt sich gegenseitig zu neuen Beobachtungserfolgen an. Mehrere Sternwarten, so z. B. Bergisch Gladbach mit dem v om Minor Planet Center [2] (MPC) v ergebenen Stationscode 621, aber auch 151 Winterthur, 113 Drebach, 185 Vicques, 636 Essen und 198 Wildberg melden re gelmäßig in die USA mehr als 1.000 P ositionen pro Beobachtungsjahr. Amateuren steht heute in vielen Fällen eine Technik zur Verfügung, von der die alt gedienten Profiastronomen nichts ahnen konnten. Eine Re volution gegenüber der Fotografie war hier die CCD-Kamera in der Hand des engagier ten Amateurastronomen. Durch sie k onnte die erreichte Reichweite, die durch die scheinbare Helligkeit, aber auch durch die Geschwindigkeit des Kleinplaneten be grenzt war, enorm gesteigert werden. Darüber gibt die Abbildung der ,,V erteilung der scheinbaren Helligkeiten" Auskunft (Abb. 2). Auch wenn die Auswahl der beobachteten Kleinplaneten subjektiv ist, zeigt sich bei einem Maximum von der 17. Größenklasse
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ein Streben nach mehr . Sternfreunde, die über die notw endige Technik und einem reichen Erfahrungsschatz verfügen, beobachten heute auch schwächere Kleinplaneten. Auf der Sternwarte 621 Bergisch Gladbach sind ca. 16 % und in 540 Linz ca. 7,5 % aller gemessenen P ositionen schwächer als die 20. Größenklasse. Ein besonderes Bonbon bei der regelmäßigen Beobachtung stellt das Entdeck en neuer Kleinplaneten [3] dar . Man kann diese Entdeckungen nicht erzwingen, aber im Zeitalter automatisch arbeitender Suchteleskope stimulieren sie nicht unw esentlich. Im Zeitraum v on 1993-2003 gelangen an 13 Amateursternwarten ca. 750 Entdeckungen. Da von sind v on 10
Stationen mittlerweile 182 Neuentdeckungen nummeriert. Wenn dies der Fall ist, kann der Entdeck er dem MPC einen Namen vorschlagen. Es wurden 55 Vorschläge (Stand: Nov. 2003) akzeptiert. Vielleicht haben Sie nun Lust bek ommen, ebenfalls die Kleinplaneten oder die Kometen zum Zw eck der Astrometrie zu beobachten. Im Inter net [4] f inden Sie dazu Hinweise und Beobachtungsanregungen. Wenn Sie sich v orher noch mit Gleichgesinnten zu diesem Thema austauschen wollen, sind Sie recht herzlich zur 7. Kleinplanetentagung in Folge, diesmal am 5./6. Juni 2004 in Essen [5], eingeladen.
Literaturhinweise
[1] Lehmann, G., 2002: ,,Kleinplanetenpositionen im deutschsprachigen Raum", VdS-Journal I/2002, 67
[2] Minor Planet Center: http://cfa-www. harvard.edu/iau/info/Astrometry.html
[3] Amateurentdeckungen: http://www. kleinplanetenseite.de/Entdeckg/amateure.ht m
[4] Kleinplanetenseite: http://www.kleinplanetenseite.de
[5] Einladung 2004 Essen: http://www. sternwarte-essen.de/kleinplanetentagung 2004/
8 Kleinplaneten auf einem Streich
von Felix Hormuth
Wer kennt das nicht: Wenn man es am
wenigsten erwartet und beabsichtigt, erge-
ben sich manchmal die spannendsten
Neuentdeckungen. Was als simple Follow-
Up-Aufnahme für einen am Obser vatorio
Astronomico de Mallorca (OAM) neu ent-
deckten Kleinplaneten mit einem
Bahnbogen von nur einer Nacht gedacht
war, artete in harte Arbeit aus. Neben dem
eigentlich anvisierten Kleinplaneten 2003
RN14, der leider nur knapp zuv or eine
Identifizierung bekam und somit nicht
dem OAM zugesprochen wurde, so wie
einem bereits bekannten Kleinplaneten mit
der Bezeichnung 2001 AY10 fanden sich
auf den Aufnahmen gleich sechs w eitere
kleine Planeten! Diese k onnten weder mit
der Datei MPCORB [1], w elche die aktu-
ellen Bahnelemente v on Kleinplaneten
enthält, noch per Minor Planet Checker [2]
des Minor Planet Centers identifiziert wer-
den (Abb. 1).
Die Aufnahme mit den Abmessungen von
21 x 21 Bogenminuten ist ein Resultat aus
50 einminütigen Einzelbildern, die mit der
CCD-Kamera AP7 der Firma Apogee am
45-cm-Newton-Spiegelteleskop
der
Starkenburg-Sternwarte Heppenheim
ungefiltert gewonnen wurden. Klein-
planeten der Hauptg ruppe, sogenannte
Mainbelter, bewegen sich am Sternhimmel
mit einer scheinbaren Geschwindigk eit
von ca. 0,55' ' / min in Richtung des
Positionswinkels von ca. 245 Grad . Mit diesen
typischen Parametern für Mainbelter wur-
den alle Aufnahmen aufaddiert. Deshalb
werden die Ster ne zu Strichen und die
Kleinplaneten bleiben Punkte. Die da-
Abb. 1: 8 Kleinplaneten auf einer AP7-CCD-Aufnahme!
durch erreichte Grenzgröße liegt für v ernünftige Astrometrie bei ca. 20,6 mag im V-Bereich. In der F olgenacht konnten alle sechs ,,Neuen" wieder gefunden und astrometriert werden. Allerdings war über den
Minor Planet Check er schon am Nachmittag klar, dass drei bereits eine pro visorische Bezeichnung bek ommen hatten: 2003 ST4, 2003 SN16 und 2003 SO16. Dies ist nicht allzu v erwunderlich, war doch in diesem F eld erst zwei Tage zuvor
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88 K L E I N E P L A N E T E N + M E T E O R E
ein Objekt v on der ,,NEO Conf irmation Page" [3] entdeckt worden. Umso erfreulicher war es für mich, dass die Kleinplaneten 2003 SM15, 2003 SN15, 2003 SO15 als Heppenheimer Neuentdeckungen übrig b lieben. Einziger Wermutstropfen: die Helligk eiten lagen zwi-
schen 19,6 mag und 20,2 mag im Visuellen mit abnehmender Tendenz. Da aber seit kurzem in Heppenheim die Möglichk eit zum Autoguiden besteht, lässt sich unsere Grenzgröße sicher noch um ein paar zehntel Größenklassen verbessern.
Literaturhinweise [1] Minor Planet Center, MPCORB :
ftp://www.astro.cz./mpcorb/ [2] Minor Planet Checker : http://scully.
harvard.edu/~cgi/CheckMP [3] The NEO Confirmation Page : http://cfa-
www.harvard.edu/iau/NEO/ToConfirm.html
Der Meteorit von Sikhote-Alin
von Hans-Dieter Gera
Klar und kalt be gann der Mor gen am Mittwoch, dem 12. F ebruar 1947 in der dünn besiedelten sibirischen Gebir gsprovinz Sikhote-Alin. Etw a 450 km nordöstlich von Wladiwostok gingen die Menschen wie jeden Tag ihren üb lichen Verrichtungen nach, als sie um 10:38 Uhr Ortszeit jäh aufgeschreckt wurden: Augenzeugen berichteten v on einem gleißenden Feuerball, der, heller als die Sonne, plötzlich in etw a 15 Grad Höhe in nordöstlicher Richtung auftauchte, eine lange Rauchspur hinter sich her ziehend nach Norden lief und nach einer zurückgelegten Strecke von etwa 41 Grad unter lauten Zisch- und Knallgeräuschen in mehrere Teile zerbarst, bevor er erlosch (Abb . 1). Die Rauchspur verflüchtigte sich erst nach mehreren Stunden. Die Licht- und Schallef fekte waren noch in einer Entfer nung von über 300 Kilometern zu sehen und zu hören. Einer der Augenzeugen, der russische Künstler P. I. Medvedev, zeichnete das Ereignis. Seine Zeichnung erschien zum zehnten Jahrestag des Ereignisses auf einer r ussischen Briefmarke (Abb. 2). Die Menschen dor t waren soeben Zeugen eines der bedeutendsten Meteoritenfälle des letzten Jahrhunderts geworden. Einige von ihnen mochten sich noch an den 30. Juni 1908 erinnert haben, als gleichfalls in Sibirien, allerdings etw a 3.000 Kilometer westlich, ebenfalls ein kosmischer Körper ein riesiges Waldgebiet verwüstete (Abb. 3) und auch zw ei Dörfer und eine Rentierherde auslöschte [1]. Diesmal allerdings gab es keine Toten oder Verletzten zu beklagen. Was nun genau w ar an diesem Wintermorgen geschehen? Ein Schauer von Eisenmeteoriten w ar in einem recht scharf abgegrenzten Gebiet von etwa 2x4,5 Quadratkilometern in den schneebedeckten Boden der sibirischen Pro vinz eingeschlagen - das klassische Beispiel einer Streuellipse [2], die sich bei derar tigen Ereignissen aufgrund des schrägen Einfallswinkels der Objekte er gibt (Abb. 4).
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Abb. 1: Das Gebiet des Einschlages
Den Fall von Sikhote-Alin macht die Tatsache bemerkenswert, dass er einer der wenigen beobachteten Fälle v on Eisenmeteoriten ist: Von beobachteten Fällen sind etwa 90 % Steinmeteoriten. Dennoch konnten bisher mehr Eisen- als Steinmeteoriten gefunden w erden. Dies lässt sich leicht erklären: Steinmeteoriten v erwittern im Laufe der Jahre und sind somit irgendwann kaum mehr als Meteoriten zu erkennen, zumal deren Zusammensetzung der irdischer Gesteine sehr ähnlich ist. Eisenmeteoriten lassen sich aber auch nach sehr langer Zeit noch eindeutig identifizieren. Eines allerdings v erwischt den Vergleich der Häuf igkeit von Stein- und Eisenmeteoriten ein wenig: Im Mittelalter, als man noch nicht um die Natur der
Meteoriten wusste, wurden viele Eisenmeteoriten zu Waffen oder Werkzeug verarbeitet. Nach dem Ereignis vom 30. Juni 1908 ließ man die Sache sehr lange auf sich beruhen. Erst 1927 be gab sich eine Expedition in des Gebiet des vermuteten Impakts, wobei es allerdings bei den Wissenschaftlern, die mit einem großen Einschlagskrater gerechnet hatten, lange Gesichter gab: Es wurde lediglich ein etwa 1.200 Quadratkilometer großes verwüstetes bzw. verbranntes Waldgebiet mit einigen flachen Seen in der Mitte des Areals gefunden. Meteoritisches Material oder Impaktkrater wurden praktisch nicht gefunden. So geht man heute davon aus, dass ein relati v locker gestalteter kosmischer Körper kurz v or dem
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Kilometern pro Sekunde durchs All. Die Erde bewegt sich ebenf alls mit 30 Kilometern pro Sekunde auf ihrer Bahn. Wie ist dies nun zu erklären? Im Prinzip erlitt die Erde im F ebruar 1947 eine Art ,,Auffahrunfall: Der Meteorit, nur w enig schneller als die Erde, be wegte sich in die gleiche Richtung wie diese und traf sie praktisch von hinten, so dass sich die Geschwindigkeiten der beiden Himmelskörper gleichsam subtrahier ten. Im anderen F all allerdings, w enn der Meteorit von vorn, also entge gengesetzt zur Bewegungsrichtung der Erde, diese getroffen hätte, wären die Geschwindigkeiten der beiden Himmelskör per addiert worden, so dass die Eintrittsgeschwindigkeit erheblich höher ausgef allen wäre.
Zwei Meteoritentypen wurden gefunden: Schrapnells (Sprengstücke) und Rohstücke (Individuals). Die Schrapnells wurden beim Aufprall von den g roßen Fragmenten, die auch die Einschlaglöcher verursachten, abgesprengt. Charakteristisch sind an diesen Stück en die scharfen Kanten, die an Granatsplitter erinner n (Abb. 5). Bei den Rohstück en handelt es sich um unbeschädigte Einzelmeteoriten. Hier fallen napfartige Vertiefungen auf, die man Schmelzg ruben oder Re gmaglypte nennt (Abb . 6). Diese sind bei Schrapnells weit weniger auffällig. Wie nun entstehen diese Schmelzg ruben? Während des Fluges durch die Erdatmosphäre wird die Oberfläche des Meteoriten durch die entstehende Reibungshitze auf-
Abb. 2: Das Ereignis von Sikhote-Alin auf einer russischen Briefmarke von 1957.
Aufprall auf den Boden detonier te, ohne auch die geringste Spur übrig zu lassen. Die Folge war verbrannter bzw. flach gelegter Wald durch eine Dr uckwelle, die noch in über 500 Kilometer n Entfernung zu spüren war. Im Falle von Sikhote-Alin w ar die Sache allerdings anders gestaltet. Schon kurz nach dem Impakt star tete eine Expedition in das betreffende Gebiet. Sie f and innerhalb der bereits erwähnten Streuellipse Einschlaglöcher von 5 bis 28 Meter n Durchmesser. Im g rößten Loch lag ein Meteorit von 1,7 Tonnen Gewicht - das größte Stück des Falls überhaupt, welches heute in einem Moskauer Museum bewundert werden kann. Diese Löcher - sechs an der Zahl - fanden sich im südlichen Teil der Streuellipse. In deren Mitte waren etwa ein Dutzend kleinerer Löcher unter einem Durchmesser von 5 Metern, während im nördlichen Teil der Ellipse unzählige Meteoriten v on wenigen Gramm bis 100 Kilo gramm Gewicht ohne nennens werte Einschlaglöcher gefunden wurden. Bis heute wurden etwa 23 Tonnen Material gefunden, das Gesamtgewicht der ursprünglich in die Erdatmosphäre eingedrungenen Masse dürfte etwa 70 Tonnen betragen haben, was einem Durchmesser v on vielleicht 10 Metern entspricht. Bemerk enswert ist die geringe relative Geschwindigkeit, mit der dieser Meteorit in die Erdatmosphäre eintrat: 15 Kilometer pro Sekunde. Normalerweise schwirren Meteoriten mit Geschwindigkeiten von 30 bis 72
Abb. 3: Ein Teil des verwüsteten Waldgebietes nach dem Ereignis von 1908.
Der Meteorit, der in einem Winkel von etwa 40 Grad zur Erdoberfläche geflogen kam, zerbarst bereits in einer Höhe v on etwa 300 Kilometern in mehrere Teile, die sich dann während des Fluges durch die Erdatmosphäre noch w eiter fragmentierten. Dies lässt den Schluss zu, dass der Meteorit aus mehreren, relati v locker zusammen gebackenen Einzelstücken bestand, die den thermischen Spannungen, die beim Eintritt in die Atmosphäre entstehen, nicht lange standhalten k onnte. Dies ist auch schlüssig, w eil die meisten Meteoriten aus dem Planetoidengür tel zwischen Mars und Jupiter stammen, w o sich aufgrund gravitativer Einflüsse unter Umständen mehrere kleine Himmelskörper vereinigen können.
geschmolzen, was zum Entstehen einer Schmelzkruste führt. Da sich ein Eisenmeteorit aus Mineralien unterschiedlicher Dichte zusammensetzt, halten einige, weniger dichte Mineralien die Hitze nicht so gut aus wie solche höherer Dichte, so dass gleichsam Löcher in den Meteoriten eingebrannt werden. Ganz tri vial ausge-
Falldatum Ortszeit Ort Typ Nickelanteil
12. Februar 1947 10:38 Uhr, 46,2 Grad Nord, 134,6 Grad Ost Gröbster Oktaedrit IIB 5,9 % (relativ gering)
Tab. 1: Allgemeine Daten zum Meteoriten
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Abb. 4: Die Streuellipse des Einschlages.
Individuals z. T. recht bizarre Formen aufweisen: So gibt es Exemplare mit Löchern oder einem Hor n, wie es auch in der Abbildung 6 zu sehen ist. Zumal hat er aufgrund seines geringen Impaktalters kaum Rostprobleme. Die in diesem Bericht gezeigten Meteoriten entstammen meiner Sammlung. Die Preise lie gen gegenwärtig bei etwa 1 pro Gramm für Rohstück e, Schrapnells sind mit 70 oder 80 Cent etwas preiswerter. Der größte Teil der Masse des Meteoriten verteilt sich heute auf Museen oder private Sammlungen. Dieser Tage ist das Gebiet des Einschlages, w o noch immer etliches Material lie gt, abgesperrt und bewacht - wer allerdings eine Flasche Wodka dabei hat, kann den Wachposten gnädig stimmen und Zugang zu dem Gebiet erhalten...
Literaturhinweise [1] Keller, H.-U., 1987: Das Himmelsjahr
1988, Franckh`sche Verlagshandlung, Stuttgart, 85 [2] Bühler, R. W., 1988: Meteorite, BirkhäuserVerlag, Basel, 92 [3] von Retyi, A., Aumann, G., 1996: Meteorite - Boten aus dem Weltall, Schriftenreihe des Naturkunde-Museums Coburg, Heft 22, 35
Abb. 5: Zwei Schrapnells von Sikhote-Alin mit einem Gewicht von 63 bzw. 252 Gramm.
drückt besteht der Meteorit aus vielen Eisenplatten. Die Widmannstättenschen Figuren, parallele Linien, die auf geschnittenen und geätzten Stücken zum Vorschein kommen und sich unter v erschiedenen Winkeln schneiden, stellen nichts anderes dar als die Über gänge zwischen den einzelnen Eisenplatten. Das Gefüge dieser Linien folgt der Geometrie eines Oktaeders (Achtflächners), w eshalb diese Meteoriten auch als Oktaedrite bezeichnet werden. Im F alle von Sikhote-Alin sind diese Linien besonders breit, so dass hier vom gröbsten Oktaedriten Typ IIB gesprochen wird [3]. Sikhote-Alin ist zw eifellos der schönste Eisenmeteorit überhaupt und das Schmuckstück jeder Sammlung, w eil die
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Abb. 6: Zwei Rohstücke von Sikhote-Alin mit einem Gewicht von 157 bzw. 331 Gramm.
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Ein kleiner Rückblick zur Sonnenaktivität im Herbst 2003
von Martin Hörenz (Text) und Frank Wächter (Bilder)
Nachdem 2002 für den Sonnenbeobachter nochmals sehr spannend w ar, sank die Sonnenaktivität im vergangenen Jahr dann deutlich ab. Einzelne interessante Gruppen konnten zwar verfolgt werden, jedoch blieb die Gesamtaktivität meist gering. Eine größere Gruppe zierte zum Monatswechsel September/Oktober die sichtbare Sonnenhemisphäre, verschwand dann aber aufgrund der Sonnenrotation. Am 14. Oktober war es dann so weit - bei meiner täglichen Beobachtung k onnte ich zum
Abb. 1: Sonnenfleckengruppe 484, aufgenommen am 31.10.2003 um 12:25 MEZ mit einer PHILIPS ToUCam 740K am Refraktor 102/1000mm unter Verwendung einer 1,3x Barlowlinse.
am Ostrand die Fleck engruppe 486 (siehe Abb. 1) auf die der Erde zugewandte Seite der Sonne. In den F olgetagen entwickelte sich nördlich dieser die Gr uppe 488, welche ebenfalls ohne optische Hilfsmittel (aber mit Sonnenf insternisbrille!) beobachtet werden konnte. Meine Aufzeichnung von 28. Oktober stellte damit bisherige Rekorde ein: · die höchste Relativzahl (Re = 354) · die fleckenreichste Gruppe (AR 486 mit
115 Einzelflecken) · drei gleichzeitig sichtbare Penumbral-
gruppen, d. h. Gruppen die von einer großen Penumbra umgeben sind (AR 484, 486 und 488). Alle drei Fleck engruppen machten dabei mit Flares auf sich aufmerksam, welche in H-Alpha gut zu erk ennen waren (siehe auch Beitrag von P. Bialas). Eines k onnte sogar im Weißlicht verfolgt werden [1].
Abb. 2: Polarlichtkorona, aufgenommen am 20.11.2003 um 21:05 MEZ mit einer Nikon FM2 und einem FisheyeObjektiv 2,8/16mm, 6 s auf Kodak E200 Professional belichtet.
ersten Mal seit 1997 eine fleck enfreie Sonne vermerken. Doch zu diesem Zeitpunkt tat sich auf der Rückseite so einiges. Die bereits genannte Gr uppe vom Monatswechsel, welche in der F olge mit AR 484 bezeichnet wurde, zeigte sich am 18. Oktober wieder in alter F rische am Ostrand. Als die Re gion am 23. f ast den Zentralmeridian erreicht hatte, w aren in dieser schon mit kleinen F ernrohren, wie meinem 60/700-mm-Teleskop, etwa 50 Flecken zu sehen. Am selben Tag rotierte
Abb. 3: Relativzahlen-Monatsmittel 1996 bis 2003 (nach Beobachtungen des Autors mit einem Refraktor 60/700mm).
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Die damit v erbundenen Massenauswürfe führten teilweise zu Polarlichtsichtungen in Deutschland und den ang renzenden Ländern. Berichte dazu f inden Sie in der Rubrik ,,Atmosphärische Erscheinungen" in diesem Heft. Am 4. November waren die Gr uppen 486 und 488 zum letzten Mal zu sehen und bereits einige Tage später gab es nur noch unscheinbare A- und B-Gruppen. Alle drei Regionen überstanden aber die zw ei Wochen auf der Rückseite und k onnten - wenn auch in deutlich geringerer Größe -
noch einmal gesehen w erden. Meine Relativzahl erreichte zwar kurzzeitig noch einmal fast 200, lag damit aber deutlich unter den Werten vom Oktober. Jedoch machte die vorher als AR 484 bezeichnete Gruppe mit eigentlich unscheinbaren Flares noch einmal auf sich aufmerksam, da diese aufg rund einiger günstiger Umstände in der Folge ein weiteres Mal zu Polarlichtern über Deutschland führ ten (siehe Abb. 2). Betrachtet man nun aber nur die Monatsmittelwerte der Relati vzahl oder
die anderer Indizes, zeigt sich, dass trotz der doch unge wöhnlich hohen Aktivität Ende Oktober k eine Abweichungen vom Trend zum nächsten Minimum zu erk ennen sind (siehe Abb. 3). So berichten Sonnenbeobachter oft, dass g rößere Fleckengruppen auch in den v ergangenen Zyklen häufig nach dem Maximum aufgetreten sind.
Literaturhinweis [1] AKM-Polarlichtforum:
http://www.meteoros.de/forum.htm
Sonnenflecken-Beobachtung auf dem Gornergrat
von Werner E. Celnik
Eigentlich fahre ich immer nur zur DeepSky-Fotografie auf den 3.135 m hohen Gornergrat. Es lohnt sich, denn der Himmel ist dunkel, das Wetter sehr oft fantastisch klar und die Luftruhe vor allem im Winter sehr ordentlich. Ende Oktober 2003 hielt ich mit Otto Guthier wieder ein ,,Seminar zur Einführung in die astronomische Beobachtungspraxis" im K ulm-Hotel auf dem Gornergrat ab. Das nächtliche Beobachtungswetter ließ diesmal einige Wünsche offen. Dafür waren alle Beteiligten hellauf begeistert von der Show, die unsere Sonne lieferte: tagsüber Super -Sonnenflecken, von denen einige Tage lang so gar drei Gruppen nebeneinander mit b loßem Auge erkennbar waren! Und in einer Nacht, am 29.10.2003, erlebten wir tolle P olarlichter
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Abb. 1: Entwicklung der Sonnenflecken im Weißlicht: a) am 25.10.2003 um 10:04 UT, b) am 27.10. um 12:08 UT, c) am 28.10. um 7:43 UT, d) am 28.10. um 12:40 UT, e) am 30.10. um 12:05 UT, und f) am 2.11.2003 um 10:56 UT (durch Wolken). Alle Aufnahmen von Werner E. Celnik mit einem 220/1.880mm-Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit Sonnenfilterfolie Dichte 3,8. 1/60 bis 1/1.000 Sekunde belichtet mit Telekonverter 2x (Effektivbrennweite 3,76 m) auf Fujichrome ISO 50 bis 100 Farbdiafilm (6x6-Format). Aufnahmeort für a) bis e) war der 3.135 m hohe Gornergrat / Zermatt / Schweiz, für Bild f) Rheinberg / Niederrhein.
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Abb. 2 (links): Sonnenfleckengruppe am 28.10.2003 um ca. 12:50 UT. Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit 220 mm Öffnung und 1880 mm Brennweite mit Sonnenfilterfolie Dichte 3,8. Summenbild aus 10 % der Bilder einer Aufnahmeserie aufgenommen mit einer ToUCam 740K Webcam. Bearbeitet mit GIOTTO 1.3 und unscharf maskiert. Aufnahme von Werner E. Celnik und Bernd Flach-Wilken, Aufnahmeort: Gornergrat.
vom Nordhimmel bis in den Zenit hinein und noch darüber hinaus! Und das auf der geografischen Breite der Südschw eiz (46 Grad ). Der zur Mittagszeit aufgeheizte Südhang des Gornergrats verursacht durch aufsteigende Warmluft natürlich Beeinträchtigungen der Luftr uhe. An hohe Vergrößerungen oder gar eine Sichtbarkeit der Granulation war deshalb nicht zu denk en. Dennoch: Diese ge waltigen Fleckengruppen im 2-Zoll-W eitwinkelokular des 220-mm-Schmidt-Cassegrains zu beobachten, war ein Erlebnis für sich. In kurzen ruhigen Momenten w ar eine Fülle v on Details zu erk ennen. Alle waren hellauf begeistert. Im Abstand von 30 Minuten waren bereits Veränderungen in den Flecken leicht zu verfolgen. So schob sich langsam eine Lichtbrücke über die Umbra eines großen Flecks. Einige Teilnehmer versuchten die Flecken
an ihren eigenen
Instrumenten mit
Bleistift auf P apier
festzuhalten. Andere
kamen mit ihrer
Kamera und fragten:
Darf ich auch mal...?
Aufnahmen mit der
Digitalkamera waren
so im nach der
Mittagspause weiter
gehenden Seminar
schnell in den
Notebook eingelesen
und über den Beamer
allen Anwesenden
gezeigt.
Seit kurzer Zeit bin
auch ich stolzer
Besitzer
einer
WebCam, die ich bei
Exkursionen stets
Abb. 3: Entwicklung der Sonnenfleckengruppe NOAA 10484 im Weißlicht: a) am 25.10.2003 um 10:04 UT, b) am 27.10.2003 um 12:08 UT, c) am 28.10.2003 um 7:43 UT und d) um 12:40 UT, aufgenommen von Werner E. Celnik mit einem 220/1.880mm-Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit Sonnenfilterfolie Dichte 3,8. 1/250 bis 1/1.000 Sekunde belichtet mit Telekonverter 2x (Effektivbrennweite 3,76 m) auf Fujichrome ISO 50 (ISO100) Farbdiafilm (6x6-Format). Aufnahmeort war der 3.135 m hohe Gornergrat / Zermatt / Schweiz.
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Abb. 5 (rechts): Das verwendete Teleskop: Ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop
mit 220 mm Öffnung und 1.880 mm Brennweite diente mit vorgesetzter Sonnenfilterfolie und einem 2-Zoll-Weitwinkel-
okular mit 25 mm Brennweite zur visuellen Beobachtung. Ohne Okular, jedoch bestückt mit einem Mittelformat-
Telekonverter und einem 56-mm-Distanzring konnten fotografisch Brennweiten bis zu 4,77 m auf Mittelformat-Film erzielt
werden, wobei eine Aufnahme die Sonne noch vollständig zeigt. Mit einer Kleinbildkamera und zwei Telekonvertern sogar 7,5 m Brennweite, allerdings dann nur mit Details der Sonnenoberfläche. Parallel dazu zeigte ein 80-mm-Refraktor
die ganze Sonne auf einem Projektionsschirm. Das aus Gewichtsgründen mit montierte Teleobjektiv blieb abgedeckt.
Es diente nur zur Deep-Sky-Fotografie. (Aufnahme W. E. Celnik)
mitführe. Natürlich kam diese nun ebenfalls zum Einsatz. Das w ar aber ohne größeren Aufwand nicht realisierbar . Während in der Nacht der Bildschir m des benötigten Notebooks meist viel zu hell leuchtet, ist er in der lichtüberfluteten Umgebung des schneebedeckten Gor nergrats zur Mittagszeit kaum erkennbar: Der Beobachter muss wie v or 100 Jahren Bildschirm und Lichtw eg zum Auge mit einem großen schwarzen Tuch vor Umgebungslicht schützen. Eine lustige Art der Beobachtung, meinten aber nur die Umstehenden. Für den Beobachtenden eher eine schweißtreibende... Die meisten Sonnenbilder nahm ich dagegen auf klassische, photochemische Weise mit einer Mittelfor matkamera im 6x6Format und einer Kleinbildkamera auf Farbdiafilm auf. Diese Resultate k onnte ich erst am Tag nach der Rückk ehr nach Hause im heimischen Labor entwick eln lassen und bestaunen. Einige dieser zu Entwicklungssequenzen zusammen gefügten fotografischen Ergebnisse stelle ich dem geneigten Leser hier vor.
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Abb. 4 (links): Sonnenfleckengruppen NOAA 10486 und 10488 im Weißlicht am 30.10.2003 um 12:41 UT. Aufnahme von Werner E. Celnik mit einem 220/1.880-mmSchmidt-Cassegrain-Teleskop mit Sonnenfilterfolie Dichte 3,8. 1/125 Sekunde belichtet mit 2 Telekonvertern 2x (Effektivbrennweite 7,5 m) auf Fujichrome ISO 50 Farbdiafilm (KleinbildFormat). Aufnahmeort war der 3.135 m hohe Gornergrat / Zermatt / Schweiz.
Linsentrübung ,,Das ist der Orion - Nebel,
Frau Bickelhaupt...!" ,,Heert mer uff, des issen
Flecke uff eure Lins... mein Karl butzt jedenfalls sei Fernglas bevor er mich
dorschgucke lässt !!!"
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Sonnenflecken am 28. Oktober 2003
- ein Vergleich zwischen Fotografie und Zeichnung
mit Bildern von Erich Suter und Karl-Hermann Klein
Hier bot sich der Redaktion einmal die Gelegenheit, Fotografie und Zeichnung derselben Sonnenfleckengruppen, etwa zur selben Zeit jedoch an völlig v erschiedenen Orten angefertigt, gegenüber zu stellen: Am 28.10. um 13:20 MEZ eine
Zeichnung von Erich Suter auf dem Gornergrat an einem Refraktor FL 102/ 900mm bei 36- und 56-f acher Ver größerung, die mit Hilfe eines TV 24-8mm Okulars gewonnen wurde (Abb. 1). Dazu eine Fotografie von Karl-Hermann Klein
an einem 7-Zoll-TMB-Apochromaten in Kerpen (Abb. 2). Die Fotografie ist seiten verkehrt dargestellt, zum Vergleich mit der gespie gelten Zeichnung. WEC / Red.
Sonne in H-Alpha
von Peter Bialas
Seit einiger Zeit habe ich mich mit dem Gedanken getragen, mir einen CoronadoFilter anzuschaffen. Im August bekam ich das Maxscope 40 und ich bin v on diesem sehr begeistert. Erst einmal mit dem F ilter vertraut gemacht, begann ich gleich einige Aufnahmen in Okular projektion mit der Digitalkamera zu machen (s. Abb. 1 und 2). Um die Str ukturen der Chromosphäre besser deutlich zu machen, kann man in ,,Adobe Photoshop" den F ilter ,,Solarisation" anwenden (s. Abb. 3).
Abb. 1: Die Sonne in H-Alpha am 1.8.2003 um 13:00 Uhr (MESZ), Okularprojektion 12-mm-Nagler am Coronado Maxscope 40 und Leica Digilux1, Belichtungszeit 1/180 s.
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Die Bilder zeigen eindr ucksvoll, dass man mit einer Öffnung von 40 mm schon recht imposante Bilder erhalten kann. Die Beobachtung der Sonne im H-Alpha-Licht wird bestimmt jeden Sonnenbeobachter beflügeln.
Leider ist bei den ersten dar gestellten Bildern im Original k eine viel bessere Auflösung gelungen. Alles steckt noch sehr in den Anfängen. Vor kurzem ist mir jedoch ein deutlich besseres Foto von dem Superausbruch auf der Sonne gelungen, der ja die bekannten P olarlichter auslöste. Dieses war der tollste Anblick, den ich je von der Sonne hatte. Die Abbildung 4 zeigt den Vergleich zwischen unbearbeitetem Rohbild und dem Bild nach Anpassung von Schärfe und Kontrast.
Abb. 2: Die Sonne in H-Alpha am 20.8.2003 um 10:00 Uhr (MESZ), Okularprojektion 12mm-Nagler am Coronado Maxscope 40 und Leica Digiluxl, Belichtungszeit: 1/180 s, durch Zoom wurde die Protuberanz vergrößert.
Abb. 4: Die Sonne in H-Alpha am 28.10.2003 um 12:23 Uhr (MEZ) Okularprojektion 12-mm-Nagler am Coronado Maxscope 40 und Leica Digilux1, Belichtungszeit: 1/250 s, a) unbearbeitetes Rohbild, b) nach Anpassung von Schärfe und Kontrast.
Abb. 3: Die Sonne in H-Alpha am 5.8.2003 um 12:20 Uhr (MESZ), Okularprojektion 12mm-Nagler am Coronado Maxscope 40 und Leica Digiluxl, Belichtungszeit: 1/180 s, Bearbeitung mit dem Filter "Solarisation" in Adobe Photoshop.
VdS-Journal Nr. 14
S T E R N B E D E C K U N G E N 97
Die ,,fast" streifende Sternbedeckung von Tau
von Christian Grunwald, Markus Ridder und Michael Maucksch
Rundumsicht, aber sind wir noch auf der
Linie? Gut ausgerüstet mit K ompass und
GPS-Handempfänger prüften wir unsere
Position und siehe da, wir w aren weniger
als 2 km v on der perfekten P osition ent-
fernt. Glaubten wir ...
Nun ging es daran unsere Teleskope aufzu-
bauen. Da beide K omponenten von k Tau
recht hell sind (4,2 und 5,3 mag) reichten
uns kleinere Öf fnungen völlig aus. Wir
installierten also 2 Fraunhofer Refraktoren
mit je 80 mm Öffnung und einen 102-mm-
Maksutov-Cassegrain, der bei dieser
Gelegenheit sein ,,richtiges" f irst light
erlebte. Zusätzlich stellten wir ein 7x50-
Fernglas auf ein Stati v, um damit Wolken
und Dunst identif izieren zu können und
warteten auf die Dämmerung.
Gegen 22:00 MESZ ging der Mars auf.
Schon bei einer Höhe v on nur 2 Grad konnten
Abb. 1:
wir die südliche P olkappe identifizieren.
Scheinbare Bahn der beiden Sternkomponenten von Tau während der
Da das Seeing ausgezeichnet w ar, ver-
Bedeckungsereignisse.
brachten wir die nächsten Stunden
hauptsächlich mit der Beobachtung des
Mars, der ja nahe seiner Jahrhunder t-
Am 21. August 2003 sollte sich gegen 1:30 Koordinaten ausgestattet einen idealen
Opposition war. Endlich hatten wir Zeit
MESZ eine streifende Sternbedeckung des Platz zu f inden. Eine Radarschüssel ganz und Gelegenheit neue F ilter auszuprobie-
Doppelsterns Tau ereignen. Diesen in der Nähe v ersprach gute Rundumsicht. ren und zu be werten. Gegen Mitternacht
Hinweis fanden wir in SuW 5/03. Wir Wir packten also das Astromobil und fuh- wurden wir aber langsam ungeduldig und
wollten diese seltene Gele genheit nicht ren zur Radarstation, die auf der K uppe sehnten uns danach, den Mond aufgehen
ungenutzt lassen, zumal diese Bedeckung eines kleinen Hügels lie gt. Perfekte zu sehen.
wirklich spektakulär w erden würde:
Während die schwächere Komponente des
weiten Doppelsterns (Abstand 5' 41'')
total verdeckt werden würde, sollte die
hellere Komponente bei Wahl eines geeig-
neten Beobachtungsplatzes nur streifend
am Mond-Nordpol v erdeckt werden.
Durch das unregelmäßige Mondrandprofil
sollte es zu zahlreichen Verfinsterungen
und Wiederauftauchen des Ster nes kom-
men.
Kritisch für die Beobachtung dieses Er-
eignisses ist die Wahl des Beobachtungs-
platzes. Laut Karte in SuW 5/03 verlief die
Finsterniszone von Aachen über Osna-
brück bis über Hambur g hinaus. Zu unse-
rer großen Überraschung lag unser üb li-
cher Treffpunkt, die Volkssternwarte
Hattingen, fast genau auf dieser nur 6 km
breiten Linie. Das Ereignis sollte im
Nordosten stattfinden bei einer Höhe des
Mondes von nur 12 Grad über dem Horizont.
Genau dort befindet sich aber an der
Abb. 2:
Sternwarte ein Ber g. Nun, wir trafen uns Position des Mondes über dem Nord-Ost-Horizont kurz vor dem ersten Kontakt
dort, um mit Kar te und genauen
mit Tau. Das Ereignis findet nördlich der Hyaden statt.
VdS-Journal Nr. 14
98 S T E R N B E D E C K U N G E N
beobachten war, davon. Anschließend
packten wir unsere Teleskope ein und
machten uns müde, aber begeistert von den
Ereignissen, auf den Heimweg.
Eine spätere Analyse unserer Beobacht-
ungen mit Hilfe des Pro
grammes
OCCULT 3.0.0 ergab, dass wir den ,,richti-
gen" Standort um ca. 900 m v erfehlt
haben. Was lernen wir daraus? Beim näch-
sten mal nehmen wir einen Laptop mit und
schauen uns vorher genauer an, was wir zu
sehen bekommen werden.
Abb. 3: Verlauf der Bedeckung laut OCCULT 3.0.0.
MESZ zu v er-
schwinden. Jetzt
waren es noch ca. 20
Minuten bis zur
streifenden Be-
deckung von 1 Tau.
Es stellte sich die
Frage, was erwarten
wir denn? Noch nie-
mand von uns hatte
bisher eine streifen-
de Sternbedeckung
beobachten können.
Sind wir an der rich-
tigen Position? Wir
machten uns Mut
Abb. 4:
und unsere Augen
Sind wir an einem günstigen Beobachtungsort? Markus
hingen an den Oku-
Ridder (lks.) und Christian Grunwald (re.) bei der
laren. Schnell näher-
Lagebesprechung auf freiem Feld.
te sich 1 Tau dem
Mond-Nordpol. Es
Um 0:30 MESZ erspähten wir endlich den sah zunächst so aus, als würde er den P ol
Mond. Seine v om Dunst gefärbte Sichel weit verfehlen, doch als der Abstand dah-
schimmerte malerisch rot über einem fer- inschmolz, waren wir sicher, das geht haar-
nen Hügel. Schnell richteten wir unsere
scharf aus. Ge gen 1:30 MESZ w ar der
Teleskope aus und versuchten den Doppel- Abstand minimal, doch eine Verfinsterung
stern zu f inden. Doch der Horizontdunst haben wir nicht gesehen! Wir waren etwas
war so dicht, dass es uns zunächst nicht
enttäuscht, gleichzeitig aber beeindr uckt
gelang. Mut machte uns aber der Anblick von der Dynamik des Ereignisses. Aber es
der Plejaden im 7x50: Bei 12 Grad Höhe waren blieb die F rage, warum wir k eine Ver-
dort immerhin mehr als 12 Ster ne auszu- finsterungen gesehen haben? Waren wir
machen.
doch am falschen Ort? Ja, natürlich! Aber
Endlich um 1:00 MESZ sahen wir beide
warum? Wir hatten die K oordinaten doch
Komponenten von Tau. Nun warteten wir genau gecheckt.
auf die Bedeckung v on 2 Tau am hellen Egal, wir w arteten noch auf den Austritt
Mondrand. Wir waren beeindruckt von der von 2 Tau am dunklen Mondrand, der um
Dynamik dieses Ereignisses. Die letzten
1:54:15 MESZ geschah. Plopp, da war der
Bogenminuten flog der Ster n dem Mond Stern zu sehen und flo g von der
förmlich entgegen, um dann um 1:10:18 Mondoberfläche, die nun leicht erhellt zu
VdS-Journal Nr. 14
Abb. 5: Der 102-mm-Mak erlebte in dieser Nacht sein ,,First Light".
Messier - Marathon ,,Wir wollen heute Nacht versuchen, den Messier-Marathon zu machen !!!" ,,Meßjee??? ...Nie gehört. Aber eines sage ich euch gleich: Mit den Klamotten und den Schuhen... und auch noch nachts...
das könnt ihr vergessen!!!"
V E R Ä N D E R L I C H E 99
Eine einführende VeränderlichenBeobachtungswoche
- vom 28.8. bis 5.9.2004 an der VdS-Sternwarte in Kirchheim (Thüringen)
von Werner Braune
Unser Bemühen um Veränderlichenbeobachter ist immanente Aufgabe der B AV. Die Gestaltung einer beobachterischen Urlaubswoche an der thüringischen VdSFerien-Sternwarte in Kirchheim, rd. 15 km von Erfurt entfernt, ist neu und geglückt. Beobachterische Anfänger können durch geübte Beobachter den Einstie g am Himmel in die eigene Beobachtungserfahrung machen und dabei Urlaub und Geselligkeit genießen. Eine ganze Woche in schöner Urlaubsumgebung sollte auch klaren Himmel bieten. Weitere Teilnehmer können sich anschließen. Es sind noch Plätze frei! Termin: Vom 28. August (Sa) bis
5. September (So) 2004 Zu diesem Termin sind in Bayern, BadenWürttemberg und NRW noch Schulferien!
Was wird geboten? · Visuelle Beobachtung, gern auch mit den
eigenen transportablen Instrumenten, sowie CCD-Beobachtung mit der CCDKamera der Sternwarte. · Praktischer Umgang mit B AV-Vorhersagen und B AV-Karten, Dia-Übung der Stufenschätzung, Umgang mit AAVSO-Karten, Auswertung von Beobachtungen, Ausflug ins Internet, Stardial, CCD-Auswertung, etc. Mit dabei sind Lösungen individueller Fragen. · Zudem Tagesausflüge nach Erfur t und Weimar sowie Luther-Stadt Eisenach und Wartburg. Automitfahrgelegenheiten und ortskundige Leitung wird es geben. Die Sternwarten-Ausstattung ist über www.vds-astro.de einzusehen. Bei Übernachtung auf der Ster nwarte kostet der Aufenthaltstag 20 Euro für VdSMitglieder und B AVer, andere zahlen 25
Euro. Das F rühstück organisieren die Teilnehmer mit Hilfe der Gestalter grundsätzlich selbst. Es gibt eine Küche. Sonstige Verköstigung im Or t bzw. nach Lage der Ausflüge. Interessenten, ggfs. mit F reunden, melden sich bitte mit eigenen Angaben zum Umfeld (Feldstecher, CCD, Mirasterne, Stardial im Internet etc.). Drei Mitwirkende stehen für die Gestaltung des Ev ents und Weitergabe ihres Wissens zur Verfügung: Werner Braune, Gerd-Uwe Flechsig und Manfred Rätz.
Meldungen bitte an Werner Braune Münchener Str. 26 / 10825 Berlin Telefon: 0 30 - 7 84 84 53 E-Mail: braune.bav@t-online.de oder zentrale@bav-astro.de
Filter für die Astronomie
Astronomik Filter sind eine Gemeinschaftsentwicklung des astro-shop und der Firma Gerd Neumann jr. Mit diesen Filtern gibt es erstmals hochwertige und dennoch günstige Interferenzfilter für die CCD-Astronomie und die visuelle Beobachtung. Bei der Entwicklung der Astronomik Filter haben wir unser Wissen und unsere Erfahrung genutzt, um neue Filter zu entwickeln, die optimal für den Einsatz in der Astronomie sind. Die Astronomik Filter werden nach einem neuen Verfahren hergestellt und sind nicht mit den bekannten Filtern aus Japan oder den USA vergleichbar. Die Transmissionskurven werden fast mit mathematischer Genauigkeit eingehalten und es sind reale Transmissionen bis zu 99,5% möglich. Die Schichten sind vollkommen dicht und feuchtigkeitsunempfindlich. Astronomik Filter verändern sich nicht im Laufe der Jahre, sondern behalten ihre Transmissionseigenschaften fast ewig. Die Schichten sind so hart, daß kein versehentliches Verkratzen möglich ist. Da die Astronomik Filter diese außerordentlichen Eigenschaften haben, gewähren wir 5 Jahre Garantie. Die Herstellung der Filter in Europa führt dazu, daß die Filter unabhängig von US$ und Yen, einen sehr günstigen Preis haben. Wir bieten Ihnen ein umfangreiches Sortiment an Filtern: UHC, OIII und H-beta Filter für die visuelle Beobachtung, und den LRGB Typ 2 Filtersatz, H-alpha, OIII-CCD, SII-CCD, IR-Sperr und CLS für die CCD-Astronomie. Für die CCD-Fotografie besonders interessant: Die Filter haben alle dieselbe optische Dicke, dadurch entfällt bei den meisten Fernrohren das Nachfokussieren, selbst bei einem Wechsel zwischen LRGB und anderen Filtern.
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100 V E R Ä N D E R L I C H E
Mirastern U Cyg - eine nicht alljährliche Beobachtung
Rektasz. 20h 19m 36s, Dekl. +47 Grad 53,7'
von Dietmar Bannuscher
Der Veränderliche U Cyg bef indet sich unmittelbar neben den augenfälligen und farbenprächtigen Mehrfachsternen 30, 31 und 32 Cygni, welche sich mittig oberhalb der Verbindung Gamma und Delta Cygni befinden. U Cyg besitzt eine mehr als 463 Tage währende Periode, so dass nicht jedes Jahr ein Maximum zu sehen ist. Gleichwohl kann er durch seine Helligkeit
VdS-Journal Nr. 14
im Minimum eigentlich schon in kleineren Teleskopen gesehen werden. Er schwankt im Durchschnitt zwischen 7,8 und 11,1 mag, kann allerdings auch heller und schwächer werden (5,9 bis 12,1 mag). Eine weitere Besonderheit zeigt er in seinem Spektrum: U Cyg zählt zu den Kohlenstoffsternen. Aus diesem Gr und leuchtet seine Oberfläche auch tiefrot, was
Abb. 1: Aufsuchekarte für den veränderlichen Kohlenstoff-Stern U Cygni.
sich im Maximum neben den schönen hellen Nachbarsternen sicherlich gut ausmacht. Das Maximum soll Mitte Dezember 2004 eintreten, vielleicht wird U Cyg ein schönes Feldstecherobjekt. Fragen und Beobachtungen können gerne an den Autor, die BAV, Munsterdamm 90, 12169 Berlin, oder zentrale@bav-astro.de gerichtet werden.
S E R V I C E 101
M wie Messier
von Torsten Güths
Der französische Astronom Charles Messier lebte in den Jahren 1730 bis 1817. Er stellte ab 1758 die w ohl heute noch bekannteste Auflistung von nichtstellar erscheinenden Himmelsobjekten zusammen. Sein Katalo g diente ihm als echte Arbeitsunterlage, um bei der Suche nach Kometen nicht ir rtümlich einen der f ixen Nebel mit einem neuen K omet zu v erwechseln. Nicht alle Objekte hat er selbst entdeckt, er über nahm sie auch v on Kollegen. Die heutige Messierliste umf asst 110 Objekte, von denen einige bereits dem unbewaffneten Auge zugänglich sind. Mit einem guten F ernglas werden immerhin schon mindestens die Hälfte sichtbar . Somit eignen sie sich besonders für Astronomieeinsteiger und Anwender klei-
nerer Fernrohre, für die einige Messierobjekte bereits eine Fülle v on Details aufweisen können. Die Daten und historischen Objektbeschreibungen wurden aus Bur nhams Celestial Handbook, K epple / Sanners ,,Nightsky Observing Guide" und dem Internet (Paris Observatorium http://www. obspm.fr/) entnommen. Im VdS-Journal wollen wir Sie mit dieser Rubrik anregen, ihre eigenen Objektbeschreibungen einzureichen! In der Ihnen vorliegenden zehnten Folge unserer ,,M"Serie sind Berichte v on Gerd Kohler und Gerhard Scheerle enthalten. Vielen Dank den Zusendern! Die nächsten in den nächsten Ausgaben an
gleicher Stelle besprochenen Objekte f inden Sie in der Tabelle. Bitte schicken Sie Ihre Beobachtungseindrücke zu diesen Objekten direkt an den Verfasser dieser Rubrik, Stichwort ,,Messierobjekte"! Vergessen Sie bitte nicht, die Beobachtungsumstände anzugeben: zumindest die Grenzgröße mit bloßem Auge, die Öffnung Ihrer benutzten Instr umente und die eingesetzten Vergrößerungen. Eine Dateiform wie (W ord97 oder älter (doc, txt, wpd) wäre gut.
Torsten Güths, Am Pfahlgraben 45, D-61239 Ober Mörlen-Langenhain Oder: torstengueths@ipfb.net (möglichst maximal 300 KB Dateigröße)
VdSJ Heft 3/2004 (15) 1/2005 (16) 2/2005 (17) 3/2005 (18)
Benötigte Objekte M 4 Sco, M 62 Sco, M 80 Sco M 46 Pup, M 47Pup, M 93 Pup M 61 Vir, M 99 Com, M 100 Com M 27 Vul, M 71 Sge
Einsendeschluss Mitte Mai 2004 Mitte September 2004 Januar 2005 Mitte Mai 2005
M 95, Löwe (Leo)
Objekttyp:
Balkenspiral-
galaxie, SBb
Entfernung:
31 Millionen
Lichtjahre
Reale Ausdehnung: 70.000 Lichtjahre
Scheinbare Helligkeit: 9,7 mag
Winkelausdehnung: 7,8' x 4,6'
Koordinaten:
Rektasz.: 10h 44m
Dekl.: 11 Grad 42'
Historisches
Der französische Astronom Pierre Me-
chain entdeckte diesen Nebel im März des
Jahres 1781. Er beschrieb ihn als schw ach
leuchtenden Nebel ohne Ster n. William
Henry Smyth (Admiral Smyth), einer der
ersten Amateurastronomen die Deep-Sky-
Objekte beobachteten, sah ihn als hellen
weißlichen und runden Nebel in seinem 6-
Zoll-Refraktor. M 95 ist die größte Galaxie
einer kleinen Gruppe, bestehend aus M 96,
M 105 und w eiteren kleineren Ex empla-
ren. Die Abmessungen der Gruppe werden
auf 1,3 x 0,65 Millionen Lichtjahre ange-
geben.
Objektbeschreibungen unter guten Bedingungen (Grenzgröße ungefähr 6 mag):
Auge: Nicht sichtbar, unbeobachtbar. (Gerhard Scheerle)
6 x 30 Sucher: Konnte die Galaxie nicht erkennen. (Torsten Güths)
8 x 56 Fernglas: Zu schwach, um beobachtet werden zu können. (Gerhard Scheerle)
11 cm Öffnung:
Bei 22x sieht man
beim Schwenken
des Teleskops eine
sehr schwache Auf-
hellung. Die Gala-
xie kann man gera-
de noch w ahrneh-
men. Bei 50x kann
man von der Galaxie Abb. 1:
nichts mehr erk en- M 95 im Löwen, aufgenommen durch einen 15-cm-f/6-
nen. Es her rschte Newton mit Starlightxpress mx7c CCD-Kamera. Mittelung
Horizontdunst und von 6 Aufnahmen zu je 5 Minuten Belichtungsdauer.
der Himmel war auf- (Bildautor: T. Güths)
gehellt.
(Gerd Kohler)
25 cm Öffnung:
Diese Galaxie erschien mir lichtschwächer
Ein heller, runder und 4' großer Nebel- als erwartet. Ein hellerer Kern ist von einer
fleck der Helligk eit 10,2 mag. Gut zu
lichtschwachen Halo umgeben. K ein Hin-
sehen. (Gerhard Scheerle)
weis auf seinen Balk en, der auf F otogra-
fien schön herauskommt. (Torsten Güths)
VdS-Journal Nr. 14
102 S E R V I C E
40 cm Öffnung: Eine sehr helle, 3,5' große und r unde Nebelfläche mit der Gesamthelligkeit 10,4 mag. Der 0,5' große Kern erscheint sehr kompakt, das Halo dage gen relativ lichtschwach. Der Balken 1,5' x 0,5' hebt sich gerade mal schw ach als elliptische Aufhellung über dem Halo ab und ist nur zu erkennen, wenn man davon weiß. Von den Spiralarmen habe ich nichts gesehen. (Gerhard Scheerle)
Fotografie: Die Fotografie von M 95 ist heik el. Bei normalkörnigem Film (ISO 200 bis 400) benötigen wir Brennw eiten ab 750 mm, um die Balk enspirale einigermaßen zu erfassen. Die Belichtungszeit sollte auch so lange wie möglich sein, damit die lichtschwache Halo abgebildet wird. Unter Bedingungen von 6 mag Grenzg röße sind bei Blende 5 somit Zeiten v on 20 bis 30 Minuten nötig. Hierbei wird der helle Kern
allerdings meistens überbelichtet. Eine längere Brennweite lässt die K ernregion mit Spiralarmen besser in Erscheinung treten. Hilfreich ist eine Aufnahmeserie mit unterschiedlichen Belichtungszeiten, die dann digital übereinander gele gt werden können, um diese Helligk eitsdynamik zu mindern. Die gesamte Gruppe M 95 / 96 / 105 passt formatfüllend bei 750 mm Brennw eite auf 35-mm-Film.
M 96, Löwe (Leo)
Objekttyp:
Elliptische
Galaxie, SAB
Entfernung:
31 Millionen
Lichtjahre
Reale Ausdehnung: 62.000 Lichtjahre
Scheinbare Helligkeit: 9,2 mag
Winkelausdehnung: 6,9' x 4,6'
Koordinaten:
Rektasz.: 10h 47m
Dekl.: 11 Grad 49'
Historisches
Der französische Astronom Pierre
Mechain entdeckte diesen Nebel am 20.
März des Jahres 1781 zugleich mit M 95.
Er beschrieb ihn wie M 95 als Nebel ohne
Stern. Admiral Smyth erkannte ihn als
blassen weißlichen und g roßen Nebel.
Beide nahmen ihn als weniger auffällig als
M 95 w ahr. M 96 ist die zw eitgrößte
Galaxie einer kleinen Gr uppe, bestehend
aus M 95, M 105 und w eiteren kleineren
Exemplaren. Die Abmessungen der
Gruppe werden auf 1,3 x 0,65 Millionen
Lichtjahre angegeben.
Objektbeschreibungen unter guten Bedingungen (Grenzgröße ungefähr 6 mag):
Auge: Nicht sichtbar. Unbeobachtbar. (Gerhard Scheerle)
6 x 30 Sucher: Konnte die Galaxie nicht erkennen. (Torsten Güths)
8 x 56 Fernglas: Als kleines Nebelfleckchen auszumachen, wenn man die genaue Position kennt. (Gerhard Scheerle)
11 cm Öffnung: Bei 22x sieht man ein sehr schwaches rundes Nebelfleckchen. Bei 50x ist die Galaxie hart an der Wahrnehmungsgrenze.
VdS-Journal Nr. 14
Es sind keine weiteren Details zu erkennen. Es her rschte Horizontdunst und der Himmel war aufgehellt. (Gerd Kohler)
Eine helle, 5' x 3' große Nebelfläche mit der Gesamthelligkeit 9,4 mag. (Gerhard Scheerle)
25 cm Öffnung: Lichtschwach, doch heller als M 95. Ein hellerer Kern ist von einer lichtschwachen Halo umgeben. Kein Hinweis auf seinen Balken, der auf Fotografien schön herauskommt. (Torsten Güths)
Abb. 2: M 96 im Löwen, aufgenommen durch einen 15-cm-f/6Newton mit Starlightxpress mx7c CCD-Kamera. Mittelung von 4 Aufnahmen zu je 5 Minuten Belichtungsdauer. (Bildautor: T. Güths)
40 cm Öffnung: Eine helle, 5' x 3' große Nebelfläche mit der Gesamthelligkeit 9,2 mag. Der K ern erscheint sehr hell und zeigt schw ache aber undeutliche Str ukturen. Das Halo ist nicht lichtschwach und gut erk ennbar. (Gerhard Scheerle)
Fotografie: Die Fotografie von M 96 ist heik el. Bei normalkörnigem Film (ISO 200 bis 400) benötigen wir Brennw eiten ab 750 mm, um die Balk enspirale in den Ansätzen zu erfassen. Die Belichtungszeit sollte auch so lange wie möglich sein, damit die lichtschwache Halo abgebildet wird. Unter Bedingungen von 6 mag Grenzg röße sind bei Blende 5 somit Zeiten v on 20 bis 30 Minuten nötig. Hierbei wird der helle Kern
allerdings meistens überbelichtet. Dieser Effekt ist stärker, als bei M 95, da der Kern heller und die Arme schwächer sind. Eine längere Brennweite lässt die K ernregion mit Spiralarmen besser in Erscheinung treten. Hilfreich ist eine Aufnahmeserie mit unterschiedlichen Belichtungszeiten, die dann digital übereinander gele gt werden können, um diese Helligk eitsdynamik zu mindern. Die gesamte Gruppe M 95 / 96 / 105 passt bei 750 mm Brennweite formatfüllend auf ein 35-mm-Filmnegativ.
S E R V I C E 103
M 105, Löwe (Leo)
Objekttyp:
Elliptische
Galaxie, E1
Entfernung:
31 Millionen
Lichtjahre
Reale Ausdehnung: 35.000 Lichtjahre
Scheinbare Helligkeit: 9,3 mag
Winkelausdehnung: 3,9' x 3,9'
Koordinaten:
Rektasz.: 10h 48m
Dekl.: 12 Grad 35'
Historisches
Pierre Mechain entdeckte diesen Nebel
einige Tage nach M 95 / 96 im Jahre 1781
und beschreibt ihn in seinem Brief an
Bernoulli als helleres Objekt als die beiden
benachbarten Exemplare. Er for mt mit M
95 und M 96 den westlichen Abschluss der
Leo I Galaxienwolke.
Objektbeschreibungen unter guten Bedingungen (Grenzgröße ungefähr 6 mag):
Auge: Nicht sichtbar. Unbeobachtbar. (Gerhard Scheerle)
6 x 30 Sucher: Konnte die Galaxie nicht erk (Torsten Güths)
ennen.
8 x 56 Fernglas: Als kleines Nebelfleckchen auszumachen, wenn man die genaue P osition kennt. Knapp neben M 105 ist so gar die Nachbargalaxie NGC 3384 zu erk ennen. (Gerhard Scheerle)
11 cm Öffnung: Im Feld stehen noch die Galaxien NGC 3384 und NGC 3389. Alle drei Galaxien stehen in einem Gesichtsfeld. Die Galaxien sind sehr lichtschw ach. Bei 22x sind sie als r undliche Aufhellungen zu erkennen. Sie heben sich sehr schw ach vom Hintergrund ab. Bei 50x ist die Galaxie NGC 3389 nicht mehr zu erk ennen, auch nicht mehr im indirekten Sehen. Die anderen Galaxien sind jetzt hart an der Wahrnehmungsgrenze, sie sehen immer noch rund aus. Es herrschte Horizontdunst und der Himmel w ar aufgehellt. (Gerd Kohler) Ein heller, runder und 4' großer Nebelfleck der Helligkeit 9,2 mag. Gut zu sehen. M 105 bildet mit zw ei weiteren Galaxien ein interessantes Terzett: NGC 3384 (10,2 mag, 3') sehr heller Nebelfleck, NGC 3389 (11,8 mag, 2') sehr
schwach, aber noch zweifelsfrei wahrnehmbar. (Gerhard Scheerle)
25 cm Öffnung:
Ein sehr auf fälliges
Objekt. Es erscheint
rundlich und mit
deutlich zunehmen-
der Helligkeit zur
Kernregion hin. Er
stellt das Haupt-
objekt einer schö-
nen rechtwinkligen
Dreiergruppe von Abb. 3:
Galaxien dar. Nach- Die Galaxien M 105 (rechts), NGC 3384 (links oben) und
bar NGC 3384 ist NGC 3389 (links unten) im Löwen, aufgenommen am
von ovaler Form mit 23.11.2000 um 3:40 UT mit einem Newton 222 mm / 1.620
helleren Kernregion mm mit FocalReducer, Effektivbrennweite 1.090 mm, CCD-
und lichtschwächer, Kamera ungekühlt, Mittelung von 53 Aufnahmen zu je 60
während NGC 3389 Sekunden. Bildautor: Jürgen Liesmann)
nur als strukturloses
schwaches Glim-
men erscheint. (Torsten Güths)
Fotografie:
M 105 wird als elliptische Galaxie auch
40 cm Öffnung:
bei höchsten Brennw eiten keine Struk-
Eine sehr helle, 3' große und runde Nebel- turen zeigen. Ebenso wie sein Nachbar
fläche mit der Gesamthelligk eit 9,4 mag. NGC 3384. NGC 3389 entwick elt eine
Der 0,5' große Kern erscheint sehr k om- lockere, knotige Str uktur. Doch hierfür
pakt, das Halo dage gen nur sehr licht-
sind bei feinkör nigem Film (TP 2415)
schwach. M 105 bildet mit zw ei weiteren mindestens 1.000 mm Brennw eite nötig
Galaxien ein interessantes Terzett: NGC und auch eine lange Belichtung, die an die
3384 (10,0 mag, 2,5') r und mit k ompak- Grenzen des Nachthimmels geht.
tem Kern 0,5' und sehr schwachem Halo, Die gesamte Gruppe M 95 / 96 / 105 passt
NGC 3389 (12,0 mag, 4' x 2') recht formatfüllend bei 750-mm Brennweite auf
flächenschwach, ohne K ern. (Gerhard 35-mm- Film.
Scheerle)
Veranstaltungshinweis:
2. Amateur-TeleskoptreffenBurgwald (ATB) 2004
vom 11.08. bis 15.08.2004
Ort: Veranstalter: Info und Anmeldung:
Hertingshausen Landkr. Marburg/Biedenkopf Astronomiegruppe Lahn/Eder e. V. Manfred Velte www.astronomie-lahn-eder.de E-Mail: astronomie@onlinehome.de
VdS-Journal Nr. 14
104 Z U M S C H M U N Z E L N
VdS-Eilmeldung
,,Very Large Binocular Dobson" (VLBD) - ein neues astronomisches Großprojekt für Hamburg
Weltweit entstehen ge waltige Teleskope, wie z. B . das LBT (,,Lar ge Binocular Telescope") auf dem Mt. Graham in Arizona, mit seinen beiden 8,4-mSpiegeln. Derweil stagniert hierzulande die beobachtende Astronomie, insbesondere in Hamburg. So wurden bedeutende Instr umente der Sternwarte Bergedorf an andere Standorte verfrachtet oder lie gen schlicht brach. Parallel kämpfen die Hambur ger Amateure gegen die Mächte der P opularisierung. Keine rosigen Aussichten für die astronomische Zukunft der Hansestadt. Wer diesem ne gativen Trend begegnen will, muss als erstes über K ostenreduktion nachdenken. Was dabei herausk ommen kann, hat etw a der amerikanische Hobbyastronom John Dobson gezeigt. Seine genial einf ache Konstruktion, der ,,Dobson", ist heute aus der Astroszene nicht mehr wegzudenken! Warum nicht in der Fachastronomie ähnliche Wege gehen? Auf Antrag der Schill-Partei hat noch kurz vor der Wahl der Hambur ger Senat einstimmig eine richtungs weisende Entscheidung getroffen: Die Hansestadt soll wieder eine ,,astronomische Macht" w erden - ein neues Großteleskop wird gebaut! Ein internationales Gremium aus Prof is und Amateuren (!) hat bereits ein re volutionäres - und vor allem kostengünstiges - Teleskopdesign entwickelt: das VLBD. Zwei parallele Dobsonteleskope in Gitterrohrbauweise mit je weils 15 m Spie geldurchmesser und 50 m Brennw eite sollen weithin sichtbar in den Himmel ragen (s. Abb. 1). Es handelt sich um klassische ,,Zenitteleskope", d.h. auf eine Montierung wird gänzlich v erzichtet. Ist damit nicht die Forschung auf einen kleinen Himmelsausschnitt eingeschränkt? Ja, aber diesem Nachteil stehen viele Vorteile gegenüber. So ist etw a durch die Erddrehung ein wesentlich größerer Bereich beobachtbar; ferner ist das Seeing im Zenit stets optimal. Ein Standort ist auch schon gefunden: die Speicherstadt. Hier her rscht die nötige Aufbruchstimmung um ein solch'innovatives Projekt zu realisieren. Aus Gründen des Denkmalschutzes werden alle Gebäude im ortstypischen Baustil er richtet. Die Gelder sollen übrigens durch das geplante U-Boot-Mautsystem in der Elbmündung
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Abb. 1: Computergrafik des geplanten ,,Very Large Binocular Dobson" in der Hamburger Speicherstadt.
(,,Tide-Collect") aufgebracht werden. Hier stecken erfahrungsgemäß noch Risiken. Mit modernsten Detektoren erhof fen sich die Forscher tiefe Einb licke in den Hamburger Nachthimmel. Eingesetzt wird z. B. ein neues, scherzhaft ,,ReeperbahnFilter" genanntes Instr ument: eine K ombination aus CCD-Kamera und Rotf ilter. Dazu werden auf St. P auli eigens neue Hochdruck-Rotlichtlampen installiert - mit hervorragenden Synergieeffekten für die Attraktivitätssteigerung dieses Stadtteils! Ein weiterer Pluspunkt: Die doppelte Gitterohrkonstruktion dient gleichzeitig als
Interferometer für Mikro wellen, die Hamburgs ,,Schmuddelwetter" problemlos durchdringen können. Das garantier t eine optimale Auslastung des Instr uments. Erste Aufgabe des VLBD, das of fiziell ,,Barnabas-Teleskop" heißen soll, wird die Durchmusterung des Himmels nach extrem schwachen Nordlichtern sein. Vielleicht gelingt so gar erstmals der Nachweis von terrestrischem Äthanol bei einer Wellenlänge von 0,01 Seemeilen.
WS
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Fühle ich mich als Astronomie-Einsteiger in der VdS e.V. gut aufgehoben?
von Steffen Klausmann
Diese plakative Frage stellt
digen Gebiet eigentlich
sich der Autor dieses
gehen sollte. Mond, Plane-
Beitrags einerseits selbst
ten, die mit meiner Optik
nach einem Rückb lick auf
erreichbaren Objekte,
das erste Astrojahr und
alles wollte ich natürlich
andererseits resultiert sie
sehen und dokumentieren,
aus den Beiträgen, Leser-
vielleicht zeichnen und
briefen und Diskussionen,
nach Möglichkeit fotogra-
welche in den letzten Aus-
fieren...
gaben des VdS-Journals zu
Wie u. a. im VdS-Journal
lesen waren [1].
zu lesen ist, gibt es jedoch
Ich möchte bewusst an die-
weit mehr Betätigungs-
ser Stelle nicht in die o. g.
felder wie z. B . die
Diskussion detailliert ein-
Spektroskopie, Kometen,
haken, sondern mein erstes
Meteore, Sonnenbeob-
Astrojahr einfach grob
achtung, veränderliche
schildern und dann für
Sterne usw., alles schöne
mich ganz persönlich diese
Themengebiete, welchen
Frage beantworten. Viel-
ich mich vielleicht einmal
leicht fühlen sich einige
widmen werde. Und damit
Leserinnen und Leser
wäre ich bei der Überlei-
ermutigt, bestätigt oder
tung zum Thema dieses
veranlasst, dieses durchaus
Beitrags.
wichtige Thema ,,Neuein-
Als bekennender Auto-
steiger" mit eigenen
didakt ist es natürlich kein
Bemerkungen oder Vor-
Problem, sich allgemeines
schlägen weiter voranzu-
Fachwissen durch Bücher,
treiben.
Fachzeitschriften und
Software anzueignen.
Zu meiner Person:
Doch der Weg ist zeitrau-
Seit Mitte 2002 befasse ich Abb. 1:
bend und mühsam, bereits
mich mit der Astronomie, Mare Serenitatis und Umgebung, Canon PowerShot A40 afokal an MC die elementarsten Erf ahr-
wobei anfangs das Lesen 127 mm / 1.500 mm mit 25-mm-Plösselokular (60¥, Zoomobjektiv 5,4 ungen müssen durchw an-
von Fachliteratur im Vor- mm, Blenden- und Zeitautomatik, Rohbild ohne Nachbearbeitung.
dert werden - nicht gerade
dergrund stand. Anfang
begeisternd, denn die Zeit
2003 habe ich mir dann ein
ist rar und ich gehöre nicht
kleines Teleskop (Sky-Watcher MC 127 Handhabung der Ausrüstung, um bei zu der Sorte Mensch, welche das Rad stän-
mm / 1.500 mm, f/12) mit parallaktischer Nacht und Kälte alle notw endigen Hand- dig neu erfinden muss.
Montierung und 2-Achsen-Motor nach- griffe sozusagen blind und f ast im Schlaf Hier hilft mir das VdS-Journal immens,
führung zugelegt, und ein halbes Jahr spä- ausführen zu können. Hierbei habe ich
unabhängig vom Schwierigkeitsgrad der
ter wurde ich Mitglied der Vereinigung der dann auch schon die ersten Schwachstellen Beiträge. Daher war meine erste Tätigkeit
Sternfreunde e.V. Als Planungsingenieur am Teleskop und der Montier ung erkannt nach Eintritt in die VdS die Nach-
mit nicht gerade viel Freizeit gesegnet und und glücklicherweise auch meist beheben bestellung aller seither erschienenen VdS-
seit September 2003 stolzer Vater eines können. Teilweise habe ich bereits mit dem Journal-Ausgaben. Denn im Prinzip geht
dynamischen und recht nachtakti ven Selbstbau von Zusatzkomponenten begon- es zumindest mir um das Sammeln v on
Jungen betreibe ich die Astronomie derzeit nen, um die mir zur Verfügung stehenden Informationen und (F remd-) Erfahrungen
fast ausschließlich v on den beiden
Kameras sowie ein Fernglas besser am und sowie deren Anwendung auf die eigene
Balkonen (Ost und Süd) unserer Wohnung mit dem Teleskop nutzen zu können.
Ausrüstung.
mitten in Backnang (nahe Stuttgart).
Vielleicht wird daraus ja ein weiterer klei-
Als Einsteiger ohne Vorkenntnisse bin ich ner Beitrag zum Thema Selbstbau...
Beispiel Astrofotografie
hauptsächlich damit beschäftigt, Gr und-
Bevor ich die ersten Astrofotos geschossen
lagen zu erlernen, was angesichts des heu- Welche Themen?
habe, war zuerst einmal das Sammeln und
tigen Angebots an F achliteratur kein Nach kurzer Zeit stellte sich mir dann die Durcharbeiten der entsprechenden F ach-
Problem darstellt. Nebenbei übe ich die
Frage, wohin die Reise in diesem breitban- beiträge angesagt. Da wurden freundli-
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cherweise bereits Dia- und Farbfilme getestet, auf das Seeing und andere Prob leme hingewiesen und v on Pixelzahl bis Öf fnungsverhältnis analoge und digitale Fotografie einschl. CCD erör tert. Vielfältige Anregungen und auch tri viale Erfahrungen, z. B. wie die Kamera am besten montiert werden sollte, fehlten hierbei nicht. lnnerhalb kürzester Zeit k onnte ich abschätzen, welcher Film mit w elcher Empfindlichkeit für mich sinn voll sein dürfte, was ich von meiner kleinen Digitalkamera mit 2,0 Mega-Pixel erwarten kann, und warum ich v on meinen beiden Balkonen mitten in Backnang k eine Langzeitfotos in Angriff nehmen brauche. Wenn ich dann meine Bildchen betrachte, weiß ich mittlerw eile aufgrund der Beiträge recht gut, ob noch mehr herauszuholen ist, wo das Problem vielleicht liegen könnte oder ob dies das derzeitige Maximum mit der zur Verfügung stehenden Technik am Standor t darstellt. Das motiviert, das gibt Mut und lässt das AstroKlausmännchen viel lock erer mit der Materie umgehen, ohne gleich zu verzweifeln - wäre ja auch schade um das schöne Hobby.
Meine derzeitige Arbeitsweise möchte ich kurz erläuter n und mit den Abbildungen 1 und 2 abr unden. Auf den Balkonen ist das Teleskop nicht exakt ausgerichtet, da der P olarstern generell nicht sichtbar ist und ich das Teleskop nicht permanent draußen aufgestellt habe. Nord wurde einmal für jeden Balk on anhand eines Kompasses ermittelt, dann die Abweichung des P olarsterns vom angezeigten Nordpol des Kompasses untersucht und das ganze dann ungefähr auf die Stellung des Teleskops auf den Balk onen übertragen. Nicht gerade die ,,Scheiner-Methode", das ist mir klar . Oppositionsstellungen und Zenit, so steht es geschrieben, sind hervorragend zum F otografieren geeignet. Das astronomische Klausmännchen hat jedoch nur einen ge wissen Sichtwinkel vom Balkon, welcher natürlich bzgl. des Seeings - so steht es ebenfalls geschrieben - eine mittlere Katastrophe darstellt. Derzeit zieht es mich aber noch nicht in die nahe gelegenen Weinberge oder auf die Felder, also wird das Bild w ohl oder übel etwas unscharf w erden oder eben etw as dunkel, weil kurz belichtet (T eleskop mit f/12, und das Objekti v der Digitalkamera ist auch nicht gerade ein Lichtwunder) - aber für den Anfang reicht es!
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Die Digitalkamera
selbst klemme ich in
die Augenmuschel
des Okulars, welche
erfreulicherweise
den selben Durch-
messer wie das nicht
abnehmbare Ob-
jektiv der Kamera
besitzt. Das Zenit-
prisma und der ein-
geschränkte Blick-
winkel der Balk one
erlauben so stets ein
einigermaßen waa-
gerechtes Auflegen
der Kamera - höchst
professionell das
Ganze und beson-
ders preiswert, denn
ein schwäbischer
Ingenieur gibt erst
recht ungern mehr
Geld aus als unbe-
dingt notwendig!
Außerdem macht es
Spaß, denn es geht
nicht in erster Linie Abb. 2:
um das Bild und das Monddetail Aristoteles, Eudoxus und Umgebung, Daten wie
perfekte Endpro- Abbildung 1, jedoch Zoomobjektiv 16,2 mm.
dukt, sondern um
die Astronomie als
solche, um das auf finden und beobachten Abläufe gehen so fast nebenbei in die eige-
des Objekts, dessen Licht einzuf angen, ne Arbeitsweise mit ein. So achte ich neu-
welches sehr lange unterwegs war um dann erdings auf die Grenzhelligk eit, Luftun-
ausgerechnet die Pix el meiner kleinen ruhe, Temperatur, Uhrzeit und Dokumen-
Digitalkamera zu kitzeln, welche dabei fast tation der nächtlichen Aktionen.
aus der Augenmuschel des Okulars fällt. Wenn ein ,,alter Hase" - selbstverständlich
Hier gebe ich Her rn Wolfgang Kriebel [2] und gerne auch w eiblich - dann seine
völlig Recht, w elcher genau dieses Kommentare und Anregungen weitergibt,
Staunen, diese romantischen und philoso- ist dies nicht immer leichte K ost für den
phischen Sternstunden in seinem
Einsteiger. Doch Diskussionen sind ja
Leserbrief gut beschreibt. Auch ich beende durchaus erwünscht!
gerne solche Stunden mit einem Single-
Und dann kann sich der Neueinsteiger ja
Malt-Whisky - slainge, Herr Kollege.
auch aktiv wie z. B . mit Beiträgen betäti-
gen. Kommentare und Anregungen anderer
Weitere Objekte
Mitglieder scheinen nicht immer den
Sehr nützlich sind auch Beschreibungen
Zuspruch des Autors zu erhalten, doch
von Objekten wie z. B . unter M wie welche Reaktionen erw artet der Autor
Messier. Die Erläuter ungen und visuellen eigentlich?
Beschreibungen der Objekte bei Einsatz
Keine Reaktion? Das könnte so ausgele gt
eines Fernglases oder v erschiedenen werden, als ob der Beitrag des Einsteigers
Optiken vermitteln sehr gut den Eindr uck, nicht weiter von Interesse wäre - nicht
was ich mit meinem Teleskop erwarten gerade motivierend.
darf und ob es sinnvoll ist, den Fotoapparat Wohlwollende Anmerkungen? Das ist
zu bemühen.
immer schön, doch w as ist w ohlwollend?
Die Wenigsten möchten v ernichtende
Fazit
Kritik üben, die Anmerkungen sind wahr-
Jeder neue Beitrag der K olleginnen und scheinlich immer gut gemeint, werden aber
Kollegen erweitert das Wissen auf be- nicht immer so aufgefasst - aber immerhin
stimmte Art und Weise. Rituale und ...
Wohlwollende Anregungen und Ratschläge? Dies driftet offensichtlich bei vielen Neueinsteiger n in die Kate gorie Besserwisserei ab. So wie es sich mir momentan darstellt, haben es beide Lager (alte Hasen und Neueinsteiger) nicht leicht, die richtige Reaktion und Richtung zueinander zu f inden, doch zumindest ich für meine Person kann die eingangs gestellte F rage für mich persönlich mit einem klaren ,,Ja, ich fühle mich gut aufgehoben" beantworten. Ich bin neugierig, wie sich das Thema ,,Neueinsteiger" weiter entwickeln wird und wie die Reaktionen auf meinen Beitrag aussehen werden. Das Sammeln v on Informationen, das Staunen und Sich-Erfreuen-am-nächtlichen-Ster nenhimmel und natürlich das Stöber n im VdS-Journal wird mich zwischenzeitlich weiter beschäftigen und faszinieren.
Literaturhinweise [1] VdS-Journal 12 und 13, speziell Nr. 12: ,,Neueinsteiger in der
Astronomie - oder Ansichten eines Anfängers" [2] VdS-Journal 13: ,,ZUM SCHMUNZELN ODER NACHDEN-
KEN", Seite 94
Leserbrief
Liebe Sternfreunde, liebe Sternfreundinnen!
Liebe VdS!
Sehr gut f and ich den Artikel im Jour nal Nr. 12 v on Herrn Edthaler. Herr Edthaler regt dort eine Diskussion an, die mir schon länger auf dem Herzen lie gt. Anregen möchte ich eine Sparte in der Vereinszeitschrift, die Bilder v on weniger gut ausgestatteten Sternfreunden zeigen. Die Bilder und Berichte in der Zeitschrift sind allesamt eindrucksvoll. Immer wieder entsteht allerdings bei mir beim Ansehen der Bilder ein Gefühl v on Enttäuschung. Die meisten Bilder sind derart perfekt, dass ich mich frage, wie solche Bilder entstehen. Gleichermaßen muss ich feststellen, dass ich solche Bilder wohl nie er reichen werde. Umso mehr würde ich mich freuen, wenn Aufnahmen auch von weniger gut ausgestatteten Hobbyastronomen regelmäßig in einer ,,Eck e" im Journal Platz finden würden. Wenn so eine Spar te in Ihrem Heft möglich w erden würde, dann wünsche ich mir , dass die Bilder nicht nur Daten über die verwendete Optik haben sollten, sonder n auch Infos über die Montierung sowie die Aufnahmetechnik (konventionell oder per Autoguider). Schön wäre es auch, wenn die Standorte der Aufnahmen, wie z. B. Landhimmel, Stadtrand oder gar Gebir gshimmel mitgeteilt würden. Ich glaube, dass es viele Ster nfreunde und Ster nfreundinnen gibt, die eben nicht über eine perfekte vollautomatische Nachführung verfügen, sondern per Auge und mit viel Ausdauer eine fotografisch schöne Aufnahme von unserem Nachthimmel erreichen wollen. Mich freut es immer wieder , wenn auch mal nicht ganz so perfekte Bilder v eröffentlicht werden. Hartmut Meske, Kassel
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Leserbriefe
,,Einsteiger" und ,,Alte Hasen"
,,Ich kriege den Helixnebel einfach nicht zu fassen", ärgert sich der eine mit seinem Teleskop und/oder Fernglas. ,,Zwar ein ganz winziger, sehr lichtschwacher Punkt im Gewimmel, doch ich habe ihn (den Veränderlichen, den Weißen Zwerg, den Kometen, den kleinen Asteroiden), werde ihn v ermessen und seine Daten bearbeiten", freut sich der andere mit seiner reichhaltigen astronomischen Ausstattung. So etwa fallen laufend gemachte Erf ahrungen unter uns aus. Die Zusendungen zu diesem Thema in Nr . 13 unseres Jour nals machen deutlich, dass sich zwischen den beiden Gr uppierungen, die in der Überschrift benannt sind , ein Spalt auftut. Erfreulicherweise wird daran gearbeitet, und es w erden auch k onstruktive Vorschläge gemacht. Gemeinsam dürfte den widerstreitenden Parteien die Einsicht sein, dass die VdS einer belastenden Dauerstörung ausgesetzt ist. In der ersten Reaktion auf diese Ge gebenheiten hatte ich vor, den vorhandenen Vorschlägen den einen oder anderen Vorschlag hinzuzufügen. Doch bald wurde mir klar , dass es hier um mehr geht. Es geht um ein grundlegendes Problem, das zudem mehrschichtig ist. Eine Problemschicht betrifft die Tatsache, dass es die technologische Entwicklung er möglicht hat, Amateur-Astronomen mit technischen Geräten auszustatten, v on denen wir noch v or relativ wenigen Jahren keine Vorstellung hatten. Es ist sehr anerkennenswert, dass sich so mancher ,,Alte Hase" den damit v erbundenen neuen Herausforderungen stellt. In w elcher Weise? Mit ihren Apparaturen machen sie Beobachtungen, die sie in Messreihen festhalten. Die Daten werden häufig digital verarbeitet. Mit ausgezeichneten Ergebnissen! Nur: ,,Einsteiger" können das schwerlich nachvollziehen. In Analogie zur ,,Apparate-Medizin" erleben sie eine Art ,,Apparate-Astronomie". Die letzte Ausgabe enthielt zahlreiche Beiträge mit technikbetonten, apparategestützten Analysen. Es würde mich nicht wunder n, wenn so mancher Leser den Eindr uck hatte, dass ihr Ge wicht am Gesamtinhalt hoch war und die F rage stellt, inwieweit ihr Anteil im Verhältnis zum Anteil der erlebnisbezogenen, ästhetisch motivierten Himmelsobjekt-Beobachtungen ausge wogen war. Die Redaktion wird hier berechtigterweise einwenden: Wir können nur veröffentlichen, was bei uns an Zuschriften eingeht. Doch damit wird gleichzeitig die spezif ische Problemlage beleuchtet. Auf der emotionalen Seite fehlt den ,,Einsteigern", und vermutlich nicht nur ihnen, das ,,Mystische, Romantische, Philosophische, das Staunen" (W olfgang Kriebel). Ich betone, dass ich diese Sichtweise und ein solches Fühlen sehr verstehe und ausdrücklich
anerkenne. ,,Einsteiger" erleben nicht selten ,,Besserwisser" und
sich ,,von oben herab" behandelt (Helmut Edthaler). Auch das
kann ich gut nachv ollziehen und nehme es er nst. Ebenso die
Tatsache, dass sich so mancher Be
ginner mit seinen
Schwierigkeiten am Teleskop und mit den vielen Prob lemen einer
sinnvollen Beobachtung alleine gelassen fühlt.
Denke ich an Werner E. Celnik, so kann ich nur dessen her vorra-
gende Arbeit in der Einsteigerförderung voll anerkennen und mich
dafür bedanken. Celnik gibt das Stichw ort: Wir brauchen ein
,,schlüssiges Konzept für die Einsteiger -Arbeit". Richtig! Das ist
die vor uns liegende Aufgabe!
Wie bewältigen wir sie? Meine Anregungen haben einen
Erfahrungshintergrund. Vorschläge machen ist die eine Seite, sie
zu akzeptieren und im eigenen Handeln umzusetzen die ganz
andere. Deswegen rege ich an, ein Problembearbeitungsforum aus
Repräsentanten der widerstreitenden Gruppen zu bilden. Es sollte
sich daran machen, das mehrschichtige Problem klar zu umreißen
und dann gemeinsam Handlungsalter nativen erarbeiten, denen
beide Seiten voll zustimmen können. Sodann gilt es, Tätigkeiten
zu vereinbaren und durchzuführen, mit denen der eingangs
erwähnte Spalt nicht nur überbrückt, sonder n möglichst geschlos-
sen werden kann. Bei diesem Tun darf es w eder Verlierer noch
Gewinner geben. Beide Seiten müssen ge winnen, und mit ihnen
die Vereinigung, deren Tätigkeit mehr als sinnvoll ist.
Damit dies auch so zustande k ommt, empfiehlt es sich, das
Tätigsein des Prob lembearbeitungsforums moderieren zu lassen.
Dazu dürften zwei Moderatoren erforderlich sein, v on denen sich
je einer auch einer der beiden P arteien zugehörig fühlt. Ihnen
obliegt es, gleich zu Anfang faire Diskussionsregeln mit dem
Forum zu v ereinbaren, deren Einhaltung laufend zu garantieren
und die Gespräche Schritt für Schritt auf die ge
wünschten
Ergebnisse, die eingangs schriftlich zu formulieren sind, hinzulen-
ken. Tragbare Ergebnisse könnten dann der Mitglieder ver-
sammlung vorgetragen werden und ihre K onsequenzen ggfs.
Eingang in die Vereinssatzung finden.
Ich erwähne, dass sich diese Verfahrensweise seit vielen Jahren
bewährt hat, um Prob leme zwischen Gr uppen zur beiderseitigen
Zufriedenheit zu lösen. Wir können die anlaufende Diskussion als
Chance nutzen, um die Gegebenheiten in der VdS und im Journal
ausgewogen zu gestalten.
Dr. Manfred Deutschmann, Seedorf
Zum Beitrag von Helmut Edthaler im Journal Nr. 12:
... RUMMS, da war sie wieder diese f achwissende Überheblichkeit! Ihre (Red.: gemeint ist die Anmerkung von W.E. Celnik im Anschluss an o.g. Beitrag) Reaktion auf den oben genannten Beitrag war genau so, wie es Her r Edthaler in seinem Beitrag beschrieben und offensichtlich vorausgesehen hat. Sie regen keine Diskussion über die angedeuteten Pro-b leme an, sonder n zielen sofort auf semi-professionelle Er gebnisse. Es geht hier um Anfänger.
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Diese Spezies hat ganz andere Prob leme, als von Anfang an brillante Astro-Fotos abzuliefern. Anfänger kommt von Anfang, also sollte sich die Diskussion auch mit den Anfangsproblemen befassen. Übrigens: Was haben Sie ge gen die gezeigten F otos? Für den Anfang doch wunderbar! In erster Linie geht es bei der AmateurAstronomie um F reude und ums Staunen, ganz zum Schluss irgendwann mal, auch um Perfektion! Wolfgang Reimann, Lindau
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Astronomie für Einsteiger und die Rolle der VdS
Aus meiner Sicht ist die im VdS-Journal I / 2004 (Red.: d. i. Ausgabe Nr. 13) begonnene Diskussion wichtig und richtig. Umso verwunderlicher ist da die Überschrift auf Seite 94, denn ,,Zum Nachdenken" ist sie mit Sicherheit. ,,Zum Schmunzeln" aber wahrlich nicht! Ich möchte einige Gedankengänge vorstellen: 1) Wie kann der Werdegang eines Hobb y-Astronomen aussehen
und was kann ein Verein leisten? 2) Was kann ein Einsteiger leisten? 3) Welche Rolle kann die VdS spielen?
Zu (1): Hier kann ich natürlich nur aus meiner eigenen Sicht berichten. Wichtig erscheint mir rückblickend der direkte persönliche Kontakt zu erfahrenen Beobachtern bzw. Hobbyastronomen. Durch ihn ergibt sich die Möglichk eit, Motivation und Erfahrung ,,abzugreifen". Allerdings hängt das noch v on der Vereinsstruktur ab: · Gut ist, wenn Freiräume da sind, die anreizen, besetzt zu werden.
Eng damit verbunden: Experimentiermöglichkeiten. · Gut ist, wenn eine Begegnung auf gleicher Augenhöhe stattfin-
det. Damit meine ich, dass ein Neuling oder ein Einsteiger im Verein genauso viel wert sein sollte wie langjährige Mitglieder. · Gut ist, wenn man den unterschiedlichen Ansatz der verschiedenen Vereinsmitglieder in Sachen Astronomie respektiert. · Gut ist, wenn die Vereinsmitglieder Zeit für einander haben. Dies ist in manchen Volkssternwarten schlicht deshalb nicht mehr gegeben, weil durch ein Vortragsprogramm und Führungen Geld zum Unterhalt der Gebäude und Instrumente aufgebracht werden muss. (Die Reihenfolge dieser Punkte soll i. Ü. k eine Wertung sein)
Zu (2): Nicht nur die anderen sind in der Pflicht.
Auch die
Einsteiger müssen etw as tun. Niemand kann ihnen v ollständig
abnehmen, Erfahrungen zu sammeln. Beispiels weise bleibt es
auch im GoTo-Zeitalter hilfreich, die Ster nbilder zu kennen. Das
geht aber nur, indem man eigenen Antrieb entwickelt, diese zu ler-
nen. Das gilt genauso für Beobachtungstechnik en, Theorie, etc.
Ein Verein und/oder eine K ontaktperson ist ein Moti vator,
Katalysator, Helfer und mehr, kann aber den eigenen Antrieb und
das eigene Weiterbilden nicht ersetzen. Wie weit da der Einzelne gehen will, steht auf einem anderen Blatt. Wenn jemand 50 Jahre lang Spaß daran hat, sich die Messierobjekte im 50-mm-Refraktor anzuschauen, dann geht das v ollkommen in Ordnung! Wenn jemand mit erheblichem Aufwand bis an die Grenzen geht (z. B . Astrofotografie) und damit Spaß hat, muss das ebenf alls in Ordnung sein.
Zu (3): Ein über regionaler Verein wie die VdS kann sinn volle Dinge leisten, die weit über die Möglichkeiten regionaler Vereine hinausgehen: · bundesweite Pressearbeit · Ausrichtung von Jugendlagern · ,,Lobby"-Arbeit im Zusammenhang mit nicht-astronomischen
Verbänden und der Politik · Anlaufstelle zum Erfahrungsaustausch für ,,Betreuer" (d. h. hier
bekomme ich Hilfestellung in F ragen wie: Wie mache ich Nachwuchsförderung?) Inwieweit die VdS obige Funktionen wahrnimmt, steht auf einem Blatt für sich und mag jeder Leser selbst be werten. Aus meiner Sicht wird die meiste Kraft und erheb liche finanzielle Mittel der VdS durch das Jour nal gebunden und steht für die anderen Aufgaben nicht mehr zur Verfügung.
Eine Anmerkung zu Hr. Kriebels Leserbrief: ,, ,Studier te' schreiben keimfreie und staub-trock ene wissenschaftliche Artikel frei von jeder Emotion." Das Problem an diesen Artikeln ist nicht, dass es sie gibt. Das Prob lem ist aus meiner Sicht, dass einige Redaktionen diesen Stil noch immer für den einzigen halten und damit etwas hinter der Zeit b leiben. Hier ist der angloamerikanische Raum etwas weiter und aufgeschlossener. Ich selbst schreibe (obwohl promovierter Physiker) auch gerne etwas lockerer (weil's Hobby ist und ich den Er nst im Beruf ausreichend pflegen muss), möchte aber für ein Nebeneinander der Stile w erben! Frank Leiter
Anm. der Red.: Wie im ersten Absatz zu Recht bemängelt, haben wir die Rubriken ,,Zum Schmunzeln" und ,,Zum Nachdenken" nun getrennt.
Anfängerförderung ist jedermanns Sache!
von Gerhard Herzog
Es mag wohl sein, dass diese Überschrift ein klein w enig provokant klingen mag. Das soll sie allerdings auch! Mir wird in unserer inter nen Diskussion über die Möglichk eiten einer Anfängerförderung oder -betreuung etw as zuviel nach einer eigenen F achgruppe gerufen. Diese mag zw ar auch nützlich sein, aber ich bin eben der entschiedenen Auffassung, dass man das ,,Pferd nicht v on hinten aufzäumen" sollte.
Betrachten wir es doch einmal so Jeder von Uns, der schon einige Erfahrung
auf dem Gebiet der Astronomie besitzt, selbst wenn er k eine ambitionierten Projekte in ir gendeiner anderen F achgruppe bearbeitet, könnte, ja ich meine sogar müsste, als ,,Multiplikator" seines eigenen Wissens (und das anderer!) wirken. Wir hätten dann erheb lich weniger Probleme mit den Beschw erden über Defizite in dem angesprochenen Gebiet. Dazu ist es allerdings notw endig, dass viele von uns den - teil weise selbst gewählten - "Elfenbeintur m" verlassen und sich in der Öf fentlichkeit nicht nur mit ihren Spitzenleistungen präsentieren. Ist
man den Menschen erst einmal als Astronom, wenngleich als Amateur, bekannt und gilt zudem noch als umgänglich und für (uns auch scheinbar) einf ache Fragen offen, ergeben sich K ontakte zu Interessierten und ,,Einsteiger n" meist v on ganz alleine.
Ich erlebe es ja selbst immer wieder Begonnen habe ich nunmehr v or über dreißig Jahren als Gymnasiast, w ar - und bin immer noch - ein be geisterter ,,Spazierenseher" und habe in den letzten Jahren an einer kleinen Volkssternwarte
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mitgearbeitet. Ich biete außerdem in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt meiner Heimatgemeinde mindestens eine astronomische Veranstaltung (meist in den Sommerferien) an, die z. B . bei wichtigen astronomischen Anlässen, wie dem Merkurdurchgang im Jahr 2003, noch um w eitere Termine ergänzt wird. Man glaubt nicht, w elche Fragen da gestellt werden! Von theoretischen Themen einmal abgesehen, taucht da eben auch einmal ein Jugendlicher mit einem mehr oder minder großen Fernrohr auf, der mit der Bedienung des Gerätes nicht zurechtkommt, oder der (w as ich auch schon erlebte) ein Instr ument besitzt, dass aufgrund seines Zusammenbaus (schiefer Einbau eines Fraunhofer-Objektives in den Refraktor) einfach nicht ordnungsgemäß funktionieren kann! Erwähnt man, natürlich besonders dann, w enn man helfen kann, noch, dass man Mitglied unseres Vereins ist, wird der so Beratene ,bei einem eventuellen Beitritt zu unserer Vereinigung nicht so schnell das ,,Lied" von der ,,Vernachlässigung" der Anfänger ,,singen".
Diese Form der Arbeit bedeutet bei w eitem noch nicht, dass man auf die stillen, konzentrierten - oder einf ach ,,nur" schönen - Nächte, in denen man mit sich und dem Weltall alleine ist, verzichten müsste. Es verlangt ja niemand , nun gleich als astronomischer ,,Volksbildner" rastlose Aktivitäten zu entfalten, aber wenn jeder in seinem Umkreis ein bisschen tut, so kann in der Summe, so will mir scheinen, auch Größeres wachsen. Finden sich mehr solche ,,Kleinarbeiter", sollte sich auch die Gründung einer Fachgruppe ,,Einsteigerarbeit" lohnen. Diese könnte dann v or allem die Aufgabe übernehmen, schon (z. B . in anderen Fachgruppen) vorhandenes Material zu sichten, es in eine anfänger gerechte Form zu bringen und - bei Bedarf - auch eigene Hilfen zur Arbeit mit Anfängern zu entwickeln und anzubieten. Es gibt bestimmt in den meisten F achgruppen ,,Hilfen" für Anfänger. Im Extremfall wäre da vielleicht an eine Stof fsammlung zu denk en, die nicht nur einzelne F achgebiete umfasst, sondern eine breiträumige Einführ ung in die Astronomie darstellt. Ansätze hierzu finden sich ja schon in Veröffentlichun-
gen, in der einzelne F achgruppen schon einfache Beobachtungsprojekte anbieten. Vielleicht wäre es dann auch günstig, die Schaffung regionaler Beratungsgruppen (z. B. für 2 - 3 Bundesländer, bei größeren ev. auch nur für eines) ins Auge zu fassen, deren Mitglieder dann über die F achgruppe jeweils mit dem neuesten Material versorgt werden und einiger maßen ,,kundennah" ihren Aufgaben nachgehen könnten.
Zum Abschluss Ich wehre mich eigentlich immer ge gen eine zu stark e Zentralisierung von Aufgaben, da diese v or allem bei den - seien wir ehrlich - meist recht wenigen, wirklich ,,arbeitenden" Mitgliedern, wie die Erfahrung lehrt, häufig eine kaum zu be wältigende Flut v on Aufgaben hervorruft. Daher nochmals mein Aufruf (um mit unserem Dichterfürsten J. W. v. Goethe zu sprechen): ,,Ein jeder k ehre vor seiner eigenen Tür und rein wird jedes Stadtquartier"
Leserbrief
Liebe Redaktion, auf dieser CD bef inden sich Bilder eines Meteors, der durch das Sternbild Orion sauste. Ich habe das F oto in Abbildung 1 im November 2002 während des Leonidenschauers auf Teneriffa gemacht: · Objektiv 16 mm · Blende 4 · Fuji Sensia Chrom 400 · Belichtung 3 Min. · ohne Nachführung · Teneriffa - Höhe 2.100 m - Vollmond · nachbearbeitet am PC Ich bin sehr froh über dieses F oto, denn w enn ich es betrachte, entlockt es mir ein Schmunzeln in Anbetracht dieser turbulenten Nacht. Denn wie ja jeder v on dem Ereignis auf Teneriffa weiß: Zur Maximumszeit kein Schauer weit und breit. Und haste nicht gesehen, ist doch noch was geschehen.
LeonidenMarko fährt auf den Berg.
Alles ist gut: - bestes Wetter - Stativ mit 4 Kameras aufgebaut: 2 Minoltas - 1 Ricoh - 1
Voigtländer - nette Astrofreunde um mich herum - super Stimmung
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- schon einige Male auf den Auslöser gedrückt - noch 2 Std. bis zum Maximum und b litzblanker Himmel
Nix ist gut: - neuen Film in die Ricoh-Kamera mit Motorwinder eingele gt,
Gehäusedeckel geschlossen, wusch hat die den Film in die Dose zurückgespult. Schönes Ding! - nächsten Film reingelegt und wusch... - Kamera gestreichelt und nett zugeredet. Funktionstest ohne Film. - dritten Film eingelegt und??? Wusch!!! Hab Dich schon. - zur Ricoh gute Nacht gesagt und v ersucht, im Hotelzimmer unter der Wolldecke nach alter Fotografenmanier die Filme wieder aus der Dose zu bekommen. War natürlich bei der maschinell
gepressten Dose witzlos, die wieder zusammen zu drück en. 30 Minuten verplempert. Macht nichts, habe ich halt nur noch 7 Filme - grrr. - zurück ins Freie, Wolkenbank von Westen - bohh. Einer von uns war wohl nicht artig. - mit dem Auto herumgefahren, um freien Himmel zu schinden, aber Pustekuchen. - nach dem Maximum noch Restposten gesehen.
Heute ist mir das alles eine schöne Erinner ung, wenn ich mir die wenigen Fotos anschaue, die dann doch so manchen Meteor zeigen. Das F oto vom Meteor im Orion stammt übrigens v on der Ricoh-Kamera J. Beste Grüße, Marko Klüven
Starparty am Grand Canyon
von Stefan Beck
Amateurastronomen der Tucson Amateur Astronomy Association veranstalten jährlich eine einwöchige Star party am Grand Canyon in Zusammenarbeit mit dem National Park Service. Vom 21. - 28. Juni 2003 fand die Veranstaltung statt. Während meines Urlaubs besuchte ich den Grand Canyon und nahm am 27. Juni an einem Beobachtungsabend teil. Nur wenige Meter entfer nt vom Südrand des Grand Canyon fand jeden Abend kurz nach Sonnenuntergang auf einem P arkplatz (Yavapi Point) die Party statt. Auf der Nordseite des Can yons sind ebenf alls Teilnehmer der Star party nur ca. 20 Kilometer Luftlinie entfer nt. Per Auto dauert ein Besuch allerdings mehrere Stunden, da ca. 350 Kilometer zurückzule gen sind. Tagsüber waren leider k eine Teleskope aufgebaut da der P arkplatz für die Besucher des Nationalparks benötigt wird.
Abb. 1: Starparty am Grand Canyon: Sonnenbeobachtung auf dem Parkplatz.
Zuerst fand ein öf fentlicher Vortrag statt, der von den Amateuren und den Ranger n des Parks durchgeführt wurde. Bei meinem Besuch zeigte Derald Ny e zuerst Bilder seiner v erschiedensten Finsternisbeobachtungen. Später wurde noch eine kurze Sternbildkunde der k ommenden Nacht durchgeführt. Nach einem tollen Sonnenuntergang konnte an den v erschiedensten Teleskopen die Himmelsobjekte
beobachten. Immer schön in einer langen Schlange voller begeisterter Besucher. Im 60-cm-Selbstbaudobson, C11 und 5 Zoll Starfire konnte ich verschiedene Messierobjekte beobachten. Ebenso w ar der gesamten Skorpion über dem Südhorizont beobachten. Alles in allem eine schöne Starparty für die Besucher des Grand Canyon. http://www.tucsonastronomy.org
Abb. 2: Starparty am Grand Canyon: Es ist richtig was los...
Abb. 3: Starparty am Grand Canyon: Auch größere Selbstbau-Teleskope werden aufgestellt.
VdS-Journal Nr. 14
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2003 CP20 und (50000) Quaoar - zwei gegensätzliche Kleinplaneten
von Hans G. Diederich
2003 CP 20 und (50000) Quaoar gehören nicht gerade zu den Standardobjekten der CCDler, die be ginnen, sich für Kleinplaneten zu interessieren. Am Beispiel dieser beiden Objekte werden zwei Methoden zum Nachweis von Planetoiden vorgestellt, die auch bei anderen Objekten helfen können. Und w er wünscht sich nicht insgeheim, einmal bis ,,ans Ende" des Sonnensystems vorzustoßen und dabei selbst Pluto weit hinter sich zu lassen ... Aber beginnen wir bei dem zw ar nahen, aber dennoch unge wöhnlichen Kleinplaneten 2003 CP 20. Seine Bahn lie gt vollkommen innerhalb der Erdbahn. Im 600Sekunden-Summenbild fällt er aufg rund seiner Eigenbewegung als kurze Strichspur auf (Abb.1). Die K oordinaten wurden für den Zeitraum der geplanten Aufnahme vom MPC (Minor Planet Center) beschafft. Dessen URL befindet sich mit vielen anderen interessanten Links auf der Homepage der VdS-Fachgruppe Kleine Planeten [1]. 2003 CP 20 ist der erste Planetoid, der mit einer solchen Bahn ,,dauerhaft" entdeckt wurde. Sein Durchmesser wird auf 1 bis 2 Kilometer geschätzt. Der Erde näher t er sich nur bis auf 28 Millionen Kilometer n. Alle anderen Planetoiden bef inden sich zumindest im Aphel außerhalb der Erdbahn. Anregung und Daten zu diesem Objekt stammen aus [2]. Die eben gezeigte ,,Strichspur methode" setzt voraus, dass es die Empf indlichkeit der Kamera-Teleskop-Konfiguration erlaubt, vom Kleinplaneten überhaupt ein Bild zu erzeugen. Die Steiger ung der Integrationszeit führt bei einem sehr schwachen Objekt nicht zum Erfolg, da die Photonen bedingt durch die Eigenbewegung des Objekts nicht in ein einziges Pixel auf dem Chip fallen, sondern sich auf mehrere benachbarte Pixel aufteilen. Als einzige Möglichkeit bietet sich dann das ,,blinde" Nachführen auf den Kleinplaneten an. Dann zeigen alle Ster ne Strichspuren, und nur das Zielobjekt ist punktförmig. Dies ist aber etw as für Spezialisten, und ich habe es noch nicht probier t. Das zweite hier v orzustellende Objekt heißt (50000) Quaoar (2002 LM 60). Die ,,runde" Zahl ist k ein Zufall, sondern gibt einen ersten Hinw eis darauf, dass es sich
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Abb. 1: Planetoid 2003 CP 20 als Strichspur auf einer 600 s lang belichteten Aufnahme, 30 Einzelbilder zu je 20 s, Binning 2, 12-Zoll-SCT, ST-9E CCD-Kamera.
Abb. 2: Das Kuiper-Belt-Objekt (50000) Quaoar am 30.3.2003 und 3.4.2003. Nur das Blinken der beiden Aufnahmen ermöglichte in dem dichten Sternfeld seine Identifizierung. Die Integrationszeit betrug 2.400 s bzw. 2.700 s, 16-Zoll-SCT, AP7, Binning 1.
bei ihm um etwas Besonderes handelt. Mit 6,5 Milliarden Kilometer n (43 AE) Entfernung zur Sonne bef indet er sich noch ein gehöriges Stückchen w eiter ,,draußen" als Pluto, der die Sonne im
Abstand von ,,nur" 31 AE (Astronomische Einheit) umkreist. Wie Pluto gehör t (50000) Quaoar dem K uiper-Belt an und wird daher als KBO (K uiper-Belt-Objekt) bezeichnet. Mit einem Durchmesser v on
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ca. 1.300 Kilometern erreicht er die halbe Größe von Pluto. Die Helligkeit beträgt ca. 19 mag. Frühere Versuche, ein KBO aufzunehmen, waren trotz ausreichend langer Integrationszeit alle gescheiter t. Auch dieses Projekt schien wieder zu misslingen: Auf der Aufnahme war (50000) Quaoar im Gewimmel Hunderter von Sternen selbst mit einer Inte grationszeit von 2.700 Sekunden und trotz der vom MPC besorg-
ten Koordinaten nicht auszumachen. DSSAufnahmen und Ster nkartenprogramme konnten daher auch nicht w eiter helfen. Ich folgte nun erstmals einem Tipp aus der VdS-Fachgruppe Kleine Planeten und wiederholte die Aufnahme 4 Tage später an derselben Stelle (mit diesmal 2.400 Sekunden Integrationszeit). Und wiederum konnte ich 50000) Quaoar nicht entdecken. Erst das ,,Blink en" der beiden Aufnahmen ließ ein schwaches Pünktchen
erkennen, das hin- und herhüpfte. Ich w ar glücklich: (50000) Quaoar , mein erstes KBO und gleichzeitig ,,the deepest near sky object", war gesichtet (Abb. 2).
Literaturhinweise [1] http://www.kleinplanetenseite.de/
(4.10.2003) [2] 2003CP20 - ein Kleinplanet innerhalb der
Erdbahn, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.2.2003
Polarlicht über der VdS-Sternwarte Kirchheim
von Manfred Holl
Abb. 1: Eine meiner ersten Polarlichtsichtungen am Abend des 30. Oktober 2003 (ca. 23.30 Uhr), aufgenommen mit Kyocera Finecam S5R auf Fotostativ, Blende 1:2,8, belichtet 8s bei ISO 400.
Abb. 2: Auffällige Polarlichtstruktur am Abend des 30. Oktober 2003 (ca. 23.40 Uhr), aufgenommen mit Kyocera Finecam S5R auf Fotostativ, Blende 1:2,8, belichtet 8s bei ISO 400.
Die Sonnenaktivität, in den letzten Monaten eher auf dem absteigenden Ast, ist Ende Oktober 2003, nur w enige Wochen nachdem sie sich schon mal f ast fleckenfrei zeigte, enor m angestiegen. In der Folge wanderten Aktivitätszentren über ihre Oberfläche, die prob lemlos mit einer Sonnenfinsternisbrille, einem Okularsonnenfilter oder w enn die Sonne dicht am Horizont stand, mit bloßem Auge zu beobachten war.
Je höher die erreichte Waldmeierklasse bei den Sonnenflecken ist, desto g rößer wird auch die Wahrscheinlichkeit für sogenann-
te CMEs, Coronal Mass Ejections. Das sind Eruptionen auf der Sonne, bei der enorme Energien freigesetzt w erden, die dann in F orm eines mehr oder w eniger dichten Teilchenstroms ins All hinaus geschleudert werden. Wenn diese auch Flare genannte Erscheinung richtig positioniert ist, d. h. möglichst in oder nahe der Sonnenscheibenmitte, dann kann der Teilchenschauer die Erde tref fen und hier Polarlichter auslösen. So geschehen am 28. Oktober 2003 um 11:10 UT, als ein X17.2-Flare in der Region 10486 aufstie g und sich in Richtung Erde in Be wegung setzte. Den
Flare konnten wir, das sind Christian Harder, Andre Wulff und der Autor, live mit einem Coronado-F ilter am 80/1200Refraktor der VdS-Sternwarte Kirchheim, wo wir zufälligerw eise gerade einen einwöchigen Astrourlaub verbrachten, beobachten, fotografieren und f ilmen. Das auf diese Eruption folgende Polarlicht konnten wir allerdings aufg rund der Wolkenlage über Thüringen nicht beobachten. Doch einen Tag später, am 29. Oktober, kam ein X11-Flare hochgeschossen. Das k onnten wir dieses Mal nicht v erfolgen, wohl aber das Polarlicht in der Nacht v om 30. auf dem 31. Oktober 2003.
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Auf den bekannten Inter netseiten [1] und [2] informierten wir uns darüber , ob der geomagnetische Sturm rechtzeitig eintreffen und auch das Wetter mitspielen würde. Zunächst sah es gar nicht gut aus, denn der erste Impakt wurde für 18 Uhr v orhergesagt und die Wettermodelle zeigten zw ar Wolkenlücken, doch wann diese eintreffen würden, war fraglich. Also beschlossen Andre Wulff und Christian Harder , nach der ARD-Tagesschau aufzubrechen und sich einen dunklen Platz zu suchen, den sie in der Nähe v on Gotha fanden. Ich hingegen war eher sk eptisch und b lieb auf der Sternwarte, machte aber meine Digitalkamera, eine Kyocera Finecam S5R bereit, um im F all der Fälle schnell ein paar Polarlichtphotonen einfangen zu können. Das Wetter über Kirchheim w ar zunächst wenig durchschaubar oder einf ach nur
ersten Aufnahmen entstanden um 23:23 Uhr, bei Blende 2.8, ISO 800 und 8 Sekunden Belichtungszeit. Dabei zeigte sich, dass die Bilder viel zu hell wurden, also drehte ich die Empf indlichkeit auf ISO 400 zurück. Bald zeigten sich auch im Nordosten grüne und rote Schleier, unterbrochen von durchziehenden Wolkenschichten. In zwischen war auch Dr . Jürgen Schulz, der
Abb. 3: Heftiges Polarlicht um Mitternacht, im Vordergrund die Kirchheimer Kuppel, aufgenommen mit Kyocera Finecam S5R auf Fotostativ, Blende 1:2,8, belichtet 8s bei ISO 400.
zu fotografieren, die sich als rotes oder grünes Wallen und als sich be wegende Vorhänge am Nordhimmel of fenbarten. Etwa zu diesem Zeitpunkt meldete die Kamera, dass der Akku leer sei, und der Ersatzakku hatte schon in den letzten Tagen Probleme bereitet und stand nicht zur Verfügung. Nun wurde guter Rat teuer, denn ich w ollte die w eitere Entwicklung auf keinen Fall versäumen und kam auf die Idee, meine 30-m-Kabeltrommel aufzurollen, so dass ich mittels Hausstrom schnell wieder einsatzbereit w ar. Ich k onnte also weiter fotografieren und auch das Polarlicht war noch nicht zu Ende. Im
Abb. 4: Nochmaliges kräftiges Polarlicht in den ersten Morgenstunden des 31. Oktober 2003, aufgenommen mit Kyocera Finecam S5R auf Fotostativ, Blende 1:2,8, belichtet 8s bei ISO 400.
schlecht: Keine einzige Wolkenlücke zeigte sich. Erst so ge gen 23:20 Uhr , als ich einen meiner K ontrollgänge unternahm, bemerkte ich plötzlich, dass der Himmel stellenweise aufgerissen w ar und sich im Nordwesten ein dunkelrotes Leuchten und Wallen zeigte. Ich w arf mir w arme Kleidung über, nahm die Kamera und suchte mir auf dem Ster nwartengelände ein dunkles Plätzchen, v on dem aus ich Aufnahmen mit der Kuppel oder den anderen Gebäuden ein interessantes Vordergrundmotiv im Bild platzieren konnte. Die
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Leiter der Sternwarte, eingetroffen und so beobachteten wir gemeinsam das atemberaubende Naturschauspiel über unseren Köpfen. Der Himmel in Richtung Erfur t im Norden der Ster nwarte war aufgehellt und es w ar schwer zu unterscheiden, ob hellere Bereiche dort von der Stadt kamen oder mit dem Polarlicht zusammenhingen. Es konnte sich schließlich auch um dünne, tiefliegende Wolkenfelder handeln, die vom Licht der Stadt angestrahlt wurden. Ich schwenkte das F otostativ mehrmals herum, um möglichst viele der Polarlichter
Abb. 5: Polarlicht über Kirchheim mit der Kuppel im Vordergrund, 31. Oktober 2003, aufgenommen mit Kyocera Finecam S5R auf Fotostativ, Blende 1:2,8, belichtet 8s bei ISO 400.
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Wolken.
Dann wurde es ein-
deutig: Im Nord-
osten bildete sich
ein starker roter
Klecks, der immer
größer wurde und
aus dem bald darauf
ein gigantischer
natürlicher Sky-
beamer hervor-
schoss, der fast über
den halben Himmel
hinaus reichte. Wir
waren begeistert
Abb. 6:
und ich fotografierte
Aufnahme eines winziges Teils eines fast den gesamten Zenit auch diese Erschei-
umfassenden Polarlichtvorhanges, 31. Oktober 2003, aufge-
nungsform.
nommen mit Kyocera Finecam S5R auf Fotostativ, Blende
Etwas später dann
1:2,8, belichtet 8s bei ISO 400.
beruhigte sich das
Geschehen wieder.
Zenit meinten wir schon einige Zeit eine
Jürgen fuhr wieder nach Hause und auch
diffuse Aufhellung zu sehen, die deutlich ich gedachte, ins Bett zu gehen, w ollte
heller war als die Milchstraße. Helle
aber vorher noch die aufgenommenen
Flecken und Zonen f anden wir auch an Bilder sehen. Ich lud sie mir auf den
manchen Stellen über der thüringischen
Rechner, schrieb einige E-Mails und rief
Landeshauptstadt. Allerdings waren wir die letzten Meldungen anderer Ster n-
uns nicht schlüssig, w as wir da wirklich freunde zum P olarlicht von der N AA-
sahen: Polarlichter oder nur angeleuchtete Mailingliste ab. Danach warf ich noch mal
einen letzten K ontrollblick nach draußen und traute meinen Augen nicht: Der ganze Himmel war hellrot erleuchtet. Erst dachte ich an eine Über reizung der Augen vom hellen Bildschirm, aber dann wurde mir klar, dass die Polarlichtshow noch nicht zu Ende war. Also nahm ich die Kamera und fotografierte, was der inzwischen teilweise wieder aufgeladene Akku hergab. Das rote Leuchten wechselte sich mit g rünem oder grauem Wallen ab. Und zur Krönung des Ganzen konnte ich genau über mir im Zenit sozusagen die Unterseite eines gigantischen Polarlichtvorhanges sehen. Der war aber nicht mehr v ollständig zu fotografieren, da er über mehr als den halben Himmel reichte. Also versuchte ich, einen Teil zu erf assen, was mir auch gelang. Das w ar der Abschluss eines gelungenen Polarlichtabends, denn schon bald kamen wieder dichtere Wolken und verhinderten jeden weiteren Blick auf den Himmel.
Literaturhinweise / Weblinks [1] http://www.spaceweather.com [2] http://www.meteoros.de/polar/polwarn.htm
Wir begrüßen neue Mitglieder von Charlotte Wehking
Nach Postleitzahlen sortiert: (8602) Denis Wallian, F-57500 Saint-Avold, (8575) Francois Scheffen, L-4974 Dippach, (8624) Mag. Jör g Hotter, A-2162 Falkenstein, (8635) Tahir Saban, A-2500 Baden bei Wien, (8559) Andreas Schuart, A-4451 Garsten, (8631) Erich Suter, CH-2563 Ipsach, (8555) Frank Berger, 01665 Klipphausen, (8541) Rainer Woytaszek, 01705 F reital, (8562) Dietrich Strauch, 03099 K olkwitz, (8556) Christian Wolfram, 07589 Bocka, (8583) Dr . Kurt Heinze, 07743 Jena, (8537) Dietmar Voerkel, 07749 Jena, (8528) Ster nwarte Schneeberg, 08289 Schneeberg, (8544) Olaf Zimmer mann, 10623 Berlin, (8530) Nik olai Wünsche, 16359 Biesenthal, (8499) Michael Kießling, 21406 Melbeck, (8598) Dr. Christian Münter, 22297 Hamburg, (8642) Dieter Scholze, 24568 Kaltenkirchen, (8620) Wolfgang Reichelt, 26826 Weener, (8612) Torsten Damme, 28755 Bremen, (8571) Ger t Rosendahl, 30629 Hannover, (8637) Melanie Gola, 31141 Hildesheim, (8613) Ralf Inho ven, 32312 Lübbeck e, (8641) Dipl.-Ing. F rank Bewermeyer, 33104 P aderborn, (8643) Alexander Boos, 33175 Bad Lippspringe, (8644) Dr . Martin Otte, 34414 Warburg, (8557) Jochen F ischer, 35581 Wetzlar, (8614) Roland Rink e, 35794 Mengerskirchen, (8599) Rainer Miltner, 37235 Hess. Lichtenau, (8560) Karin Müller , 38350 Helmstedt, (8604) Heiko Langhans, 38462 Grafhorst, (8579) W. Fabian Holzapfl, 40479 Düsseldorf, (8503) Dirk Otto, 41366 Schw almtal, (8563) Klaus Bo y, 42109 Wuppertal, (8632) Steven Mueller, 44623 Herne, (8596) Dorothea Herberg, 44795 Bochum, (8577) Christoph Löser, 44809 Bochum, (8585) Dr. Peter M. Spangenberg, 44892 Bochum, (8546) Gerd Müller , 45891 Gelsenkrichen, (8593) Roland Plaschk e, 45896 Gelsenkrichen, (8645) Klaus Kalus, 46414 Rhede, (8548) Rita Dönges, 47809 Krefeld, (8595) Werner Bauschmann, 48157 Münster, (8623) Lars Wiefel, 48157 Münster, (8591) Christian Brinkmöller, 48249 Dülmen, (8619) Erwin Kielas, 48329 Havixbeck, (8607) Bernd Ahmann, 48565 Steinfurt, (8587) Alfred Götting, 49393 Lohne, (8629) Jens Wöhlert, 50127 Bergheim, (8564) Alexander Held, 50259 Pulheim, (8565) Hans-Jör g Held, 50259 Pulheim, (8647) Gerhard Fingerhuth, 50389 Wesseling, (8636) Dr. Günther Spohr, 50767 Köln, (8572) Wilfried Kohtz, 50829 Köln, (8568) Dr . Wolf Stelzner, 50935 Köln, (8584) Stef an König, 51105 Köln, (8576) F ranz Jürgen Mörsheim, 51469 Ber gischGladbach, (8588) Roger Neumann, 52072 Aachen, (8652) Mario Diedrich, 52152 Simmerath, (8633) Werner Schmitz, 52382 Niederzier, (8547) Stefan Molitor, 53534 Wiesemscheid, (8640) OStR Karl-Heinz Eck endorf, 53562 St. Katharinen, (8531) Daniel F ischer, 53639 Königswinter, (8590) Harald Ka vel, 53721 Siegburg, (8582) Marc Schrabback, 56130 Bad Ems, (8538) F ranz Pöpperl, 56754 Brohl, (8592) Harald Bill, 57078 Siegen, (8550) Reiner vom Bruch, 57548 Kirchen, (8540) Hans-Werner Wiekhusen, 58119 Hagen, (8574) Peter Köchling, 59590 Gesecke, (8615) Oliver Lubenow, 61250 Usingen, (8628) Steffen Behnke, 61276 Weilrod, (8616) Klaus Sperling, 63263 Neu-Isenburg, (8471) Markus Pfeifer , 63776 Mömbris, (8529) Jennifer Suppes, 65203 Wiesbaden, (8542) Manfred Schlapbach, 65817 Eppstein-Ot., (8630) Joachim K eller, 68775 K etsch, (8567) Dr. Reinhard K emper, 69123 Heidelber g, (8618) Jür gen Schmidt, 69514 Laudenbach, (8551) Elke Schulz, 70329 Stuttgart, (8580) Dipl.-Ing. Christof Schur r, 71336 Waiblingen, (8594) Dr. Martin Bässgen.
VdS-Journal Nr. 14
116 V d S - N A C H R I C H T E N
Leserbriefe
,,(...) Ausgetreten bin ich nie, nur habe ich von den Jahren (bis 1955) k einen Beleg mehr über die Mitgliedszahlung. Ich müsste aber m. E. als ,,Nr. 21" geführt worden sein (...) Heute möchte ich Ihnen - schon beim Erhalt des Journals Nr. 11 wollte ich es tun - meine g roße Anerkennung und meine Begeisterung mitteilen über Ihr wieder so w ohl gelungenes Jour nal! Die Aufsätze und die phantastischen Bilder.... Alles ist einmalig gut, her vorragend! Besonderen Dank für die Beilage des Buches ,,Himmelspraxis 2004". Ich als alter Hase (Häsin) freute mich riesig und werde da oft hinein schauen. Weiterhin gutes Gelingen in allem!" Ingeburg Falkenstein
,,(...) Wie langweilig muss es doch (...) sein, in der Leserbrief-Rubrik ständig nur Lobeshymnen über das Jour nal und die VdS abdrucken zu müssen. Ich suche ja nach etwaigen Kritikpunkten, kann aber absolut keine finden. Aber Spaß beiseite: Das neue Jour nal bestätigt wieder einmal mehr, dass vor nunmehr sechs Jahren mit dem ersten Journal der richtige Weg eingeschlagen wurde. (...) Überhaupt haben sich das Erscheinungsbild und die Aktivitäten der VdS in den letzten fünfzehn Jahren deutlich zum P ositiven gewandelt (...) Und die Beigabe in F orm von Dr. Celniks Himmelspraxis 2004 ist mehr als nur ein Präsent zum 50-jährigen Jubiläum der VdS: Ein astronomisches Jahrbuch,
das sich mit Beobachtungstipps speziell an den Anfänger wendet, hatte bisher gefehlt. (...) Hans-Dieter Gera
,,B. Flach-Wilken und V. Wendel - ,,Im Bann des südlichen Wendekreises" im VdS-Journal Nr. 12: Der Artikel war einfach hervorragend, gespickt mit Fotos vom Feinsten. Aber dennoch ist zu Abbildung 3 anzumerken: NGC 2948 ist k ein roter Nebel des Südhimmels im Sk orpion, sondern eine SB-Galaxie des Nordhimmels. Der bezeichnete rote Nebel ist IC 4628. (...) Peter Riepe
Die Mitgliederentwicklung der VdS
von Otto Guthier, Vorstand
Die Entwicklung der VdS-Mitgliederzahlen wurde zuletzt im VdS-Journal Nr. 8 (I / 2002) [1] für die zurückliegenden Jahre vorgestellt. Hiermit geben wir einen Überblick über die w eitere Entwicklung bis zum 31.12.2003. Im Jahr 2002 k onnte die VdS exakt 189 (Vorjahr 305) Neumitglieder be grüßen. Zusammen mit den Wiedereintritten betrug der Nettozuwachs 206 (Vorjahr 313) Mitglieder, was einem Wachstum von 5,3 % entspricht. Damit hat sich das Tempo der letzten Jahre deutlich v erlangsamt. Leider ist das Netto wachstum nach Abzug der Aufkündigungen, Tod und durch Aus-
schlüsse wegen Ausfall der Zahlungsbereitschaft oder fehlender Angabe der neuen Adresse mit 205 ähnlich hoch wie im Vorjahr (206). Dadurch betr ug der Nettozuwachs nur noch ein Mitglied , das heißt am Jahresende hatte die VdS nach Bereinigung fast den gleichen Mitgliederstand (3.865) wie zu Beginn des Jahres. Im Jahr 2003 fanden 274 Neumitglieder (+ 85 zum Vorjahr) den Weg zur VdS. Nach Berücksichtigung der Wiedereintritte betrug das Wachstum 286 Mitglieder, entsprechend 7,4 %. Die Zahl der Austritte reduzierte sich auch im Jahr 2003, so dass wir auf ein Nettowachstum von 2,8 Prozent
verweisen können. Dieses liegt in gleicher Höhe wie im Jahr 2001 und hat sich wieder beschleunigt. Erfreulich ist auch, dass die Zahl der Austrittserklärungen mit 127 deutlich abgenommen hat. Die Austrittsgründe, die v on vielen Mitglieder n genannt wurden, haben sehr oft mit der wir tschaftlichen Situation zu tun. Oder es kommt nicht selten auch zu einer Aufgabe des Hobbys. Als wichtigstes Er gebnis des im Sommer 2002 durchgeführten Brainstormings stand die Mitglieder- und Einsteigerbetreuung ganz oben auf der Themenliste. Zu diesem Komplex werden wir in den nächsten
Jahr Mitgliederstand per 1. Januar Neueintritte Wiedereintritte Eintritte (gesamt) Austritte Davon - durch Tod - unbekannt verzogen - keine Beiträge gezahlt - Austrittserklärung
1997 2918
367 23 390 (13,3 %) 91 (3,1 %)
8 11 20 52
1998 3217
1999 3414
2000 3583
2001 3757
2002 3864
2003 3865
2004 3973
312
317
354
305
189
274
33
33
19
8
17
12
345 (10,7 %) 350 (10,3 %) 373 (10,4%) 313 (8,3%) 206 (5,3%) 286 (7,4%)
148 (4,6 %) 181 (5,3 %) 199 (5,5%) 206 (5,4%) 205 (5,3%) 178 (4,6%)
16
14
13
20
5
16
9
28
35
12
34
35
31
47
40
24
29
0
92
92
111
150
137
127
Nettozuwachs
299 (10,2 %) 197 (6,1 %) 169 (4,9 %) 174 (4,9%) 107 (2,9%) 1 (0,0%) 108 (2,8%)
Tab.1: VdS-Mitgliederbewegung 1997-2004
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Abb. 1: Entwicklung der Mitgliederzahlen seit Bestehen der VdS, jeweils zum Jahresanfang.
Monaten konkretere Vorschläge machen und werben hier an dieser Stelle um Ihre aktive Unterstützung. Wenden Sie sich an uns, wenn Sie durch Ihre Aktivitäten zu einer Mitgliederbetreuung beitragen möchten. In Zukunft ist auf der VdSWebseite eine Rubrik ,,Einsteigerbetreuung" vorgesehen, die v on Uwe Rei-
mann eingerichtet wird und an der jeder mitarbeiten kann.
Literaturhinweise [1] VdS-Journal Nr. 8
(I / 2002), 127
Helfen Sie mit, Neumitglieder für die VdS zu werben und Sternfreunde von den Vorteilen einer Mitgliedschaft
in unserer Vereinigung zu überzeugen!Mit dem Motto ,,Mitglieder werben Mitglieder" haben wir für die Monate Mai und Juni eine Aktion geplant: Das Neumitglied erhält 2 aktuelle VdS-Journale und das werbende Mitglied gratis eine VdS-Kappe. Anträge finden Sie auf der Webseite der VdS!
Astronomietag in Deutschland!
von Otto Guthier, Heppenheim
Am 23. August 2003 fand auf Initiative der Vereinigung der Sternfreunde e.V. der erste deutsche Astronomietag (AT) statt. Die VdS hatte zu dieser bundes weiten Aktion aufgerufen und die außer gewöhnliche Marsopposition zum Anlass genommen, um Menschen mit der Astronomie bekannt zu machen.
Der vorliegende Bericht f asst eine Vielzahl von Informationen und Beiträgen, die uns erreichten, zusammen. Der Beitrag stellt quasi eine Bestandsaufnahme dar, um damit auf den zweiten deutschen Astronomietag, der am 18. September 2004 stattfinden soll, hinzuweisen und Ihnen Ideen für die eigene Durchführung zu liefern. Vorab möchte ich allen akti ven Sternfreunden und astronomiebe geisterten Personen herzlich für ihre Aktivitäten und Veranstaltungen rund um das Thema danken. Durch diese Mitarbeit und Beteiligung wurde der erste deutsche Astronomietag zu einem g roßartigen Erfolg. Nach
den vorliegenden Berichten dürften zehntausende Besucher zu den Ster nwarten, Volkssternwarten, Planetarien und anderen astronomischen Einrichtungen geströmt sein. Helfen Sie mit, dass auch der nächste Astronomietag, in Deutschland wie im angrenzenden Ausland, zu einem Erfolg wird.
Wie alles anfing - ein Rückblick Am Anfang stand die Idee, einen ,,SternTag 2003 - Astronomie für alle" durchzuführen. Dieser Gedank e stammte von VdS-Mitglied Stefan Korth, der dem Vorstand diese Idee unterbreitete und auf die Aktivitäten in F rankreich hinwies [1]. Diese Anregung wurde vom Vorstand aufgegriffen und in die Tat umgesetzt.
Dem Aufruf in unserer Mitgliederzeitschrift, im VdS-Journal Nr. 10, folgte am 13. F ebruar 2003 ein Anschreiben an 243 astronomische Einrichtungen in Deutschland. Parallel dazu wurde eine
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Homepage www.astronomietag.de von Uwe Reimann und Oli ver Jahreis eingerichtet und betreut. Ende April 2003 konnte der Vorstand einen speziellen Fl yer (Abb. 1) präsentieren, der den astronomischen Einrichtungen als Werbemittel dienen sollte. Auch ein Plakat stand für die eigene Werbekampagne schließlich zur Verfügung. Regelmäßige Presseinformationen der VdS versorgten die Nachrichtenagenturen und Redaktionen mit Informationen.
Ein zweites Mailing Anfang Juni 2003 sollte den Bedarf an Fl yern und Plakaten seitens der Ster nwarten eruieren. Ein beiliegendes Rückantwortschreiben diente den astronomischen Einrichtungen zur Weiterleitung ihrer geplanten Aktivitäten an die VdS, die diese Termine und Veranstaltungshinweise wieder online auf www.astronomietag.de präsentierte. Bis Mitte August 2003 nutzten 107 Aktivisten diese Möglichkeit. Rund 21.000 Flyer und ca. 300 Plakate wurden in den Wochen vor dem Astronomietag verschickt und dienten den örtlichen Vereinigungen zur eigenen Werbekampagne.
In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass die Arbeit vor Ort für den eigentlichen Erfolg dieser Veranstaltung bestimmend war; die VdS wollte und sollte in k einer Weise in die eigene freie Gestaltungsmöglichkeiten der astronomischen Einrichtungen ,,hinein dirigieren". Dieser Ansatz ist ganz wesentlich und verständlich, denn unsere über regionale Vereinigung kann unmöglich an mehreren Orten gleichzeitig Präsenz zeigen.
Dieser organisatorische Ansatz ist auch grundlegende Voraussetzung für den zw eiten Astronomietag am 18. September 2004.
Ausblick - was kann ich tun? Jeder kann mitmachen. Stellen Sie Ihr Teleskop auf die Straße, geben Sie eine Gartenfete, laden Sie Ihre Nachbarschaft, Arbeitskollegen und F reunde zu einem Beobachtungsabend ein.
Volkssternwarten, Planetarien und wissenschaftliche Institute informieren die Presse vor Ort und öf fnen an diesem Tag ihre Türen, um einen Einb lick in die Astronomie zu gewähren.
Unser gemeinsames Ziel: Nutzen wir diesen Tag, die Nacht, um unseren Mitbürgern die Objekte am Nachthimmel als
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großes Naturschauspiel näher zu bringen. Berichten Sie v on der Schönheit der v erborgenen Objekte. Wenn es draußen re gnen sollte, sind Dias und andere F ormen der Präsentationen ebenso nützlich und sinnvoll.
Astronomie ist keine Geheimwissenschaft, sie tut nicht weh und mehr darüber zu wissen, öffnet und erw eitert uns Menschen den Horizont. Helfen Sie mit, dass auch der zweite Astronomietag in unserem Land die Menschen anzieht, damit diese Kontakt mit den Objekten am gestir nten Himmel erhalten. Nutzen Sie die nachfolgenden Berichte und Infor mationen als Planungsgrundlage für Ihre eigenen Aktivitäten.
Was übernimmt Ihre Vereinigung, die VdS? Wie im Vorjahr haben wir wieder die uns bekannten und vorliegenden Adressen von astronomischen Einrichtungen angeschrieben und um Mitarbeit gebeten. Auch beim zweiten deutschen Astronomietag besteht für Sie die Möglichk eit, Ihre geplanten Aktivitäten in K urzform unter Angabe Ihrer Adresse an die VdS weiter zu leiten. Damit wird flächendeck end ein Netz v on astronomischen Standorten präsentiert, es werden Kontakte geknüpft und Termine vereinbart. So manche Ster nwarte erhält dadurch - nach einem gelungenen Beobachtungsabend - vielleicht auch willk ommene und nützliche Spenden! Unter www.astronomietag.de stellen wir Ihre Aktivitäten kostenlos online!
Schließlich steht den Interessenten auch in diesem Jahr einen Fl yer zum Thema zur Verfügung. Er enthält, neben einem allgemeinen Einstieg in die f aszinierende Welt der Astronomie, Hinweise auf einige lohnenswerte Beobachtungsobjekte am Nachthimmel. Angefangen beim r und 4 Tage ,,alten" Mond, der r und eine Stunde nach Dämmerungsende verschwindet, wenden wir uns den P aradeobjekten der Sommermilchstrasse zu. Und w er bis in die frühen Mor genstunden am F ernrohr verharrt, hat die Chance den Ringplaneten Saturn und früh morgens die hell leuchtende Venus zu erspähen. Dieses einf ache Faltblatt im Format DIN-A5-lang kann an der Geschäftsstelle ab Ende Juni angefordert werden. Das Blatt bietet Ihnen auch die Möglichkeit Ihrer Adressangabe. Ein Plakat im F ormat A1 nutzen Sie kostenlos (nur ge gen Einsendung der Versandkosten), um auf Ihre Aktivitäten
hinzuweisen.
Die überregionale Pressearbeit übernimmt die VdS, indem Sie alle wichtigen Nachrichtenagenturen mit den notw endigen Details und Infor mationen versorgt. Die VdS erstellt zudem einen kurzen Pressetext, den Sie für Ihre eigenen Zwecke abrufen können, um so die Presse bei Ihnen vor Ort über Ihre Aktivitäten zu unterrichten. Außerdem informieren wir Fernsehen und dem Rundfunk. Gespräche mit einer g roßen deutschen Wochenzeitschrift werden seitens der VdS derzeit geführt. Die bekannte F achpresse und astronomische Zeitschriften wurden bereits im Januar über den geplanten zweiten deutschen Astronomietag informiert.
Mitmachen! Machen auch Sie mit und beteiligen Sie sich am 2. Astronomietag, dem 18. September 2004! Anfragen richten Sie bitte an die Vereinigung der Sternfreunde e.V. Geschäftsstelle Am Tonwerk 6 D-64646 Heppenheim. Infos unter: www.astronomietag.de
Literaturhinweise: [1] Stefan Korth, 2003: ,,SternTag 2003 Astro-
nomie für alle", VdS-Journal Nr. 10 (I-2003)
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Der 1. bundesweite Astronomietag -
Teilnehmer und Sternfreunde berichten über ihre Erfahrungen!
Sternwarte Aachen ,,Der erste Tag der Astronomie war aus Sicht der Ster nwarte ein g roßartiger Erfolg. Wir waren zwar vorab darauf gefasst, einige Hundert Besucher zu haben. Aber von drei Uhr nachmittags bis halb vier am Sonntagmor gen wurden es w eit über 500. Wir hatten hunder t belegte Brötchen vorbereitet, Kuchen, warme und kalte Getränke. Schon um halb neun w ar alles weggeputzt. Ab dann w ar das Sternwartengelände voll mit geduldig wartenden, aufmerksamen und interessier ten Besuchern, so dass die Betreuer an unseren drei Teleskopen nun über fünf Stunden lang am Stück beschäftigt waren, den neugierigen und f aszinierten Besuchern den Mars zu zeigen und ihre viele F ragen zu beantworten. Es w ar eine angenehme Stimmung, und eine milde, unge wöhnlich klare Sommernacht. Die Besucher kamen mit Oma, Opa, Kind und Pudel .... An diesem Tag verzeichnete die Homepage unserer Sternwarte über 5.000 Besucher , an normalen Tagen haben wir 400." Günther Bendt
Volkssternwarte Laupheim e.V. mit ZEISS-Planetarium ,,... ich möchte Ihnen hier mit vorab einige Informationen zu unserer Beteiligung am Astronomietag der VdS zukommen lassen: Wir hatten am 23. August bei klarem Himmel und fast optimalen Beobachtungsbedingungen insgesamt 1.523 Besucher . Vor den Ster nwarten bildeten sich lange Schlangen; die Wartezeit für die Besucher betrug bis zu einer Stunde, in denen jedoch auf die P arallel-Veranstaltungen ausgewichen werden konnte. Mit besten Grüßen aus Laupheim" Robert Clausen, Vorsitzender
Bayrische Volkssternwarte Neumarkt e.V. ,,Die Bayrische Volkssternwarte Neumarkt beteiligte sich an dem bundes weiten Astronomietag. Wir möchten Ihnen mitteilen, dass diese Veranstaltung zu einem vollen Erfolg wurde. Am Samstag Vormittag bauten wir am Rathausv orplatz unserer Stadt Teleskope zur Sonnenbeob-
achtung und einen Astronomie-Informationsstand auf. Etw a 350 Interessier te unterbrachen ihren Einkaufsbummel und schauten bei strahlendem Sonnenschein durch unsere Teleskope. Bei uns w aren stets viel mehr Besucher als am daneben aufgebauten Info-Stand einer sehr g roßen bayrischen Partei, so dass die Wahlwerber bald genervt ihre Zelte einpackten .... Um 21:30 Uhr belager ten etwa 200 Wissbegierige und durch die entsprechenden Presseinformationen motivierten Besucher aus nah und fer n unsere sechs Teleskope .... Bedenkt man, dass Neumarkt eine Stadt mit 39.000 Einwohnern ist, so ist die Resonanz auf den Astronomietag mit einer Gesamtzahl von etwa 550 Besucher n erstaunlich hoch. Es wäre sehr zu wünschen, wenn auch in den k ommenden Jahren keine Kosten und Mühen Ihrerseits gescheut und wieder b undesweite Astrotage durchgeführt werden .... Entscheidend für uns Amateur- und Ber ufsastronomen ist doch, die Menschen für diese etw as elitäre, aber f aszinierende Thematik zu begeistern." Hans-Peter Neumann, 1. Vorsitzender
Wilhelm-Foerster-Sternwarte, Berlin ,,Bei uns auf der Wilhelm-Foerster-Sternwarte waren bis 1 Uhr mor gens rund 450 Besucher ." Gruß Wolfgang Meyer
Archenhold-Sternwarte, Berlin ,,... war in der Archenhold-Sternwarte auch so. Das Telefon steht keine 5 Minuten still zwischen zwei Anrufen, und die Massen strömen immer: An jedem Abend, gestern und auch schon letzte Woche, war der Saal (zum Vortrag) voll - wir mussten so gar Leute wegschicken. - Unglaublich! - hoffentlich bleibt das so. In den ersten Tagen konnten wir bereits über 1.000 Besucher verzeichnen!" Susanne Hoffmann
Volkssternwarte Radeberg ,,... Vorher gab es in der Lokalzeitung eine verhältnismäßig ausführliche Ankündigung zu unserem Beobachtungsabend zum
Astronomietag. Radeberg ist ja nur eine Kleinstadt, aber für unsere Verhältnisse war schon echt w as los. Bis 2 Uhr sind ständig Leute zum Beobachten gekommen, die man auch richtig be geistern konnte. Wäre Klasse, wenn man das im k ommenden Jahr wiederholen könnte!" Martin Hörenz
Sternfreunde Munster ,,Die Sternfreunde Munster hatten zum Astro-Tag hier, in einem sehr ländlichen Raum in der Lünebur ger Heide (Munster hat 15.000 Einwohner), eine Veranstaltung organisiert (Poster mit eigenen Beobachtungsergebnissen, Fernrohrausstellung, Beobachtung der Sonne...). Wir hatten natürlich keine Ahnung was uns erwarten würde. Die Reaktion w ar überwältigend, riesengroßes Interesse, Menschentrauben an den F ernrohren, das Zählen der Besucher haben wir ir gendwann aufgegeben, weil es einf ach nicht mehr möglich war. Bis auf einen kleinen Einbr uch am Nachmittag zur Kaf feezeit ging das über den ganzen Tag von 10 bis 18 Uhr! Und es wird wohl einige neue VdS-Mitglieder geben; das VdS-Journal war sehr gefragt." Heinz Kerner
Allgäuer Volkssternwarte e.V. ,,Der Astronomietag war bei uns ein voller Erfolg. Wir hatten am Samstag über 550 Besucher, die ein sehr umf angreiches Programm von 14 bis 2 Uhr geboten bekommen haben. In Zukunft würden wir uns wünschen, dass die VdS entsprechend ihrer Möglichkeiten stärker in den bundesweiten Medien auftreten würde. Nur durch unsere eigenen Werbeaktionen konnten wir so viele Menschen erreichen." Wolfgang Forth, Ottobeuren
Starkenburg-Sternwarte Heppenheim ,,... Bereits am F reitag Abend war unsere Sternwarte schon sehr gut besucht. Am Samstag und Sonntag erfolgte re gelrecht ein Ansturm, den wir bisher noch nie v erzeichnet haben. Insgesamt dürften über 1.000 Besucher zur Stark enburg-Sternwarte gekommen sein, um einen Blick
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durch die Fernrohre zu werfen." Matthias Busch, 1. Vorsitzender
Volkssternwarte Mainz ,,Hallo, hier ein Lebenszeichen aus Mainz .... Wir haben an unseren fünf Standor ten starken Andrang gehabt. Für Mainz haben wir rund 1.000 Besucher geschätzt. Mars macht uns noch völlig fer tig. Beim VHSKurs heute Abend waren mit 44 P ersonen alle verfügbaren Plätze belegt."
Schauinsland-Sternwarte der Sternfreunde Breisgau e.V. ,,Hier in Freiburg (...) gab es eine riesige Star-Party mit über 200 Besucher n bei extrem gutem Himmel und angenehmen Temperaturen. Fast 10 Teleskope konnten den Andrang kaum be wältigen. Zum Einstimmen gab es eine Open-Air -PowerPoint-Präsentation über die Astronomie mit Schwerpunkt Mars. Presse und Rundfunk waren präsent." Wolfgang Steinicke
Usingen ,,... vielen Dank für Ihre Unterstützung und prompte Zusendung des Infor mationsmaterials. Die hiesige Presse hatte von dem Astronomietag keine Ahnung. Ich bin sehr gespannt, wie der Tag der Astronomie 2003 in Usingen angenommen wird." Dr. Günter Schabacker
Luzern, Schweiz ,,Habe im Moment g roßen Stress mit dem Mars. Haben uns letzten Samstag euch mit dem Astronomietag angeschlossen und am Quai des Vierwaldstättersees in Luzer n etwa 300 P ersonen gehabt, die Mars schauen wollten. Zusätzlich noch 60 Personen in der Sternwarte ...." Markus Burch
Astronomische Arbeitsgemeinschaft Aalen e.V. ,,Vielen Dank für den Anstoß zum Astronomietag. Zur ,,Star party" in Aalen kamen über 150 Besucher und k onnten durch 15 v erschiedene Teleskope viele Deep-Sky-Objekte und ab 23 Uhr auch den Mars in einer traumhaft klaren Nacht beobachten. Bei Himmelsführ ungen, einem Planetenweg sowie Vorträgen und DVD-Filmen zum Mars k onnte jeder
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Besucher etwas von der Amateur-Astronomie mitnehmen. Gerne wiederholen wir eine derartige Aktion." Ralf Wichard
Sternwarte Comthurey ,,Hallo, auf der Ster nwarte Comthurey wurden 60 Besucher be grüßt, das NDRFernsehen berichtete im Re gionalprogramm Mecklenburg-Vorpommerns. Der örtliche Nordkurier mit der Lokalausgabe Strelitzer Zeitung hatte v orab mit einem Bildbeitrag auf die Beobachtung aufmerksam gemacht." Konrad Guhl
Verein der Amateurastronomen des Saarlandes e.V. / Sternwarte Peterberg ,,Anlässlich des ersten bundesweiten Tages der Astronomie am 23. August 2003 wurde das traditionelle Ster nwartenfest des Vereins der Amateur-Astronomen des Saarlandes e.V. auf diesen Tag verschoben. Zwar konnte die neue Südkuppel der Sternwarte aufgrund des derzeitigen Baufortschrittes nicht der Öf fentlichkeit vorgestellt werden, aber dies tat dem astronomischen Treiben keinen Abbruch. Fast 300 Besucher konnten in 10 Vorträgen, der letzte wurde gegen Mitternacht begonnen, in die F aszination Astronomie eingeführt werden. Nach dem Motto des AstronomieTages ,,Im Blickpunkt Mars" war natürlich unser rostfarbener Nachbar das Hauptthema, aber auch andere Themengebiete der Astronomie wurden in den Vorträgen behandelt .... Den Abschluss dieser Beobachtungsnacht machte dann kurz v or Sonnenaufgang der Orionnebel ...." Uwe Dillschneider
Physikalischer Verein Frankfurt ,,Am 1. bundes weiten Astronomietag konnten wir an der Ster nwarte des Physikalischen Vereins Frankfurt zwischen 21 und 4 Uhr mor gens fast 1.200 Besucher begrüßen, die alle einen Blick auf Mars werfen wollten ...." Christoph Lichtblau, Volkssternwarte Frankfurt
Planetarium Halderstadt ,,... berichtete von ca. 200 Besucher n, die zu drei Vorträgen im Planetarium und zwei Vorträgen an der Ster nwarte begrüßt werden konnten." Klaus Huch, Planetariumsleiter
Seedorf ,,Entsprechende Hinweise im letzten Journal veranlassen mich, Ihnen einen Kurzbericht zu meiner ,,Veranstaltung" zu geben: Von den geladenen Gästen erschienen ein Kind und zwölf Erw achsene, zumeist aus der Nachbarschaft .... Nach einigen Ausführungen zum Astronomietag und ganz allgemein zur Astronomie haben wir uns zunächst einen Überblick über den aktuellen Himmel v erschafft. M39, M13, M31, M15, Mizar und Alkor, Doppelsternhaufen h und chi im Perseus, M2. Als sich der Mars dem Meridian genäher t hatte, studierten wir ihn mit dem Teleskop (C-11). Mars war naturgemäß der ,,Star" des Abends und das Hauptobjekt unserer Beobachtungen .... Meine Gäste waren von dem, was das Himmelszelt an Schätzen darbot, sehr angetan .... Meines Erachtens ist der Astronomietag ein sehr guter Weg, ansprechbare Menschen an die Bedeutung und Ästhetik der Astronomie heranzuführen." Dr. M. Deutschmann
Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V. ,,Ich und die Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V. waren sehr erfreut, dass endlich einmal solch ein Astronomietag angegangen wurde. Auch wir haben uns daran beteiligt und mussten mit 250 Besucher n in unserer Volkssternwarte fertig werden .... Für uns war der Astronomietag ein voller Erfolg, was uns etwas verwundert hatte, war die Nichtpräsenz der VdS in den Printmedien. In der Süddeutschen Zeitung stand gerade mal eine Minimalmitteilung der Volkssternwarte München v on fünf Zeilen, in anderen auflagenstark en Zeitungen war es ähnlich. Gab es zum Astronomietag keine Pressemitteilungen der VdS mehr, wurde diese nicht aufgegriffen, kam sie zu spät oder w as war da los?..." Werner Hasubick
Anm. der Redaktion: Die VdS gab insgesamt drei Pressemitteilungen an die Nachrichtenagenturen und wichtige Pressestellen heraus ...
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Pressestimmen zum ersten bundesweiten Astronomietag 2003
Abb. 1: Siegener Zeitung, 27.8.2003 Abb. 2 (rechts oben): BA Mannheimer Morgen, 26.8.2003
Abb. 3: tv-today, 16.8.2003
Abb. 4: Westmittelfranken, 16.8.2003
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Abb. 5: Weltspiegel, 19.8.2003
Abb. 6: Isarwinkel, 22.8.2003
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Abb. 7: Supo, 23.8.2003
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Eine Zusammenfassung des Astronomietages vom 23.8.2003 in Nienburg/Weser
von Frank Wagner
Am Nachmittag des 23.8. her rschte bei mir Kaiserwetter (blauer Himmel, k eine Wolken, einfach ideal). Ge gen 18:30 Uhr holte ich meine F reundin ab und sah die Bescherung: Es zo gen von Westen her Wolken auf. Um 19:30 Uhr wurde die Wolkendecke immer dichter, und ich immer unruhiger. Ich befürchtete schon einen Verlauf wie bei der Sonnenf insternis 1999, bei der ich buchstäb lich im Re gen stand. Gegen 20:30 Uhr fuhren wir dann zum Beobachtungsplatz, die Optik (ein 102 / 1000-mm-Refraktor von Vixen mit Skysensor 2000 PC) wurde aufgebaut und grob eingenordet [der Polsucher wäre sinnlos, falls jemand ge gen das Stati v läuft, wäre die Justage hinüber (ist auch prompt passiert)]. Der Sk ysensor arbeitet ja auch ohne exakte Poljustierung!! Um 21:00 Uhr kamen die ersten neugierigen Besucher. Der Himmel bot nur v ereinzelt Wolkenlücken, also wurden zuerst ein paar Referenzster ne angefahren. Gegen 21:45 Uhr w ar es dann soweit, Mars b linkte uns über einem Waldrand an. In der nächsten Viertelstunde konnte sehr schön beobachtet w erden, wie der Planet an Höhe gewann. Zunächst wählte ich eine kleine Vergrößerung, steigerte dann aber auf maximale Vergrößerung (200x am 4-Zöller). Die Polkappe und einige Dunkelgebiet waren sehr deutlich zu sehen. Von ca. 22:30 Uhr bis 1:15 Uhr w ar der Himmel sauber , wir k onnten so auch andere Objekte angefahren (M 31, +, M 27, M 57, M 13, Albireo im Schwan). Der Mars wurde aber nicht aus denAugen gelassen, da ständig neue Besucher kamen. Meine vorbereiteten Informationen zum Mars und einige VdS-Journale, die ich noch von meinen Volkshochschulkursen hatte, gingen weg wie w arme Semmeln. Mit einem anderem Ster nfreund (Dobsonaut) schauten wir ge gen ca. 0:45 in Richtung Sommerdreieck. Ich wies gerade auf einen Satelliten hin, da passier te es: Der Satellit ,,explodierte". Ein Iridium-Flare, ein wahres Prachtexemplar, geschätzte Helligk eit ca. -7 bis -8 mag. Als sich dann, wie schon erwähnt, gegen 1:15 der Himmel wieder zu zog, endete der Beobachtungsteil. Nach dem Verstauen der Optik kamen gegen 1:30 noch 6 Nachzügler , die auf einer Familienfeier waren - dumm gelaufen, der Himmel hatte sich mittlerw eile vollständig bezogen. Nach ein paar Worten zur Optik
Abb. 1: Frank Wagner konnte als Einzelkämpfer am Astronomietag die Presse und viele Teilnehmer mobilisieren...
und dem Anlass des Astronomietages habe ich an die ,,Nachzügler" noch einige Informationen über den Mars v erteilt. So endete der Astronomietag mit einer durchweg positiven Resonanz. Leider hat sich der Bürgermeister von Nienburg, trotz persönlicher Einladung, nicht sehen lassen. Ich hätte
bei dieser Gele genheit den Sk ybeamer angesprochen, der auch an diesem Abend über den Nienbur ger Himmel strich. Bei gutem Wetter kann ich ihn so gar von meinen 15 km entfer nten Wohnort aus sehen. Vielleicht bietet sich ja die Gele genheit beim Astronomietag 2004?
Besuchen Sie die Vereinigung der Sternfreunde!
Den Informationsstand der Vereinigung der Sternfreunde können Sie bei den folgenden Veranstaltungen besuchen:
8. Mai 2004 20. November 2004 27. November 2004
ATT Essen Bochumer Herbsttagung (BoHeTa) Hattinger Astronomische Trödel-Tag (HATT)
Informationen zur Vereinigung der Sternfreunde werden Sie bei den folgenden Veranstaltungen von Vertretern des Vorstandes erhalten:
24. April 2004 20. - 23. Mai 2004 28. Mai - 1. Juni 2004 24. Juli - 7. August 2004 17. - 19. September 2004 17. - 19. September 2004 17. - 19. September 2004
Oktober 2004
Silvia Otto, VdS-Vorstand
Würzburger Frühjahrstagung Internationales Teleskoptreffen Vogelsberg Planeten- und Kometentagung Violau Astronomisches Sommerlager (ASL) Schwäbisches Amateur- und Fernrohrtreffen 20. ITT 6. Magdeburger Weltraumtage Schneeberger Astro-Tage
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Verlauf des Astronomietages am 23. August in Simmerath-Imgenbroich in der Eifel!
von Rolf Paulus
In der Nähe des Bistros ,,Galileo" auf dem angrenzenden Edeka-Parkplatz in Simmerath-Imgenbroich haben die Eifelamateurastronomen (EAA) den Astronomietag veranstaltet. Dazu wurde ein INFO-Stand eingerichtet. Auf dem Tisch hatten wir Infor mationsmaterial ausgelegt und Teleskope unterschiedlichster Bauart aufgestellt. Es w ar ständig eine f achkundige Person anwesend, um dem interessier ten Publikum Fragen zu beantworten. In der Dämmer ung wurden dann die Teleskope auf dem P arkplatz installiert.
Die Beleuchtung des P arkplatzes wurde schon vorher abgeschaltet. Ab 21:45 Uhr konnten wir dann den Planeten Mars beobachten. Durch eine Webcam, die an einem Refraktor montiert war, haben wir das Rohbild des Mars über eine Funkv erbindung auf einen Monitor ins Bistro Galileo übertragen. Das anwesende Publikum zeigte re ges Interesse bei der Beobachtung, besonders vom Mars war es fasziniert. Zwischendurch und anschließend bis etwa 2:30 Uhr wurde dann Deep-Sk y-Beobachtung an mehreren Objekten (M 11, M
13, M 31, M 57, M 81 / M 82, Zirrusnebel, h und Doppelsternhaufen) durchgeführt und etliche Doppelster ne aufgesucht und erfolgreich getrennt. Alles in allem w ar es ein gelungener Astronomietag bzw. Astronacht. Im nächsten Jahr würden wir Eifelamateurastronomen einen Astronomietag auf jeden F all befürworten. Clear Skies!
Erfahrungen der ,,Sterngucker Frankenberg" zum ersten bundesweiten Astronomietag am Samstag, dem 23.8.2003
von den ,,Sternguckern Frankenberg" (Thomas Schneider, Christian Geiger, Gerhard Schmitt)
Anlässlich des ersten bundes weiten Astronomietages haben wir ,,Ster ngucker Frankenberg" in der F rankenberger Fußgängerzone einen Infostand r und um das Thema Astronomie mit dem Schwerpunkt Mars aufgebaut. Zusätzlich boten wir die Möglichkeit der direkten sowie indirekten Sonnenbeobachtung mittels zweier aufgestellten Teleskope. Alle Interessierten hatten dann am Abend die Gelegenheit Mars live zu sehen. Dazu haben wir 5 Teleskope am Stadtrand v on Frankenberg postiert und wären eigentlich schon mit 15-20 Besuchern zufrieden ge wesen. Doch zu unserer freudigen Über raschung kamen über 100 !!! Menschen, um sich Mars, aber auch Sternbilder, Doppelsterne und Sternhaufen erklären zu lassen. Es w aren alle Altersklassen von 6-70 Jahren v ertreten, und erst ge gen 2:00 Uhr am Sonntag Morgen packten wir unsere Ausrüstung wieder ein. Insgesamt lässt sich sagen, dass der Astronomietag zumindest in F rankenberg ein toller Erfolg w ar. Die Resonanz am Infostand in der Fußgängerzone und beim nächtlichen Sternegucken hat uns das auf
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eindrucksvolle Art bestätigt. Das Interesse in der Be völkerung rund um astronomische Themen ist g rößer als wir denk en. Das haben uns die vielen F ragen von Kindern, Eltern und Großelter n immer wieder gezeigt. Wir finden, dass man den
bundesweiten Astronomietag als feste Größe im Kalender aufnehmen sollte - bei uns hat es auf jeden F all eine Welle der Begeisterung ausgelöst. Mit astronomischen Grüßen!
Abb. 1: Die Sterngucker Frankenberg", v.l.n.r.: Thomas Schneider, Christian Geiger, Gerhard Schmitt.
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First Light Night am Tag der Astronomie 2003 in Weikersheim
von Joachim Schröder, Astronomische Vereinigung Weikersheim e.V.
Abb. 1: Das neue 500er Cassegrain-Teleskop der Sternwarte Weikersheim am Karlsberg
Das ,,Erlebnis Astronomie" mit dem MarsSpektakel im Mittelpunkt wurde v on der Astronomischen Vereinigung Weikersheim e.V. mit einem besonderen Sahnehäuptchen gekrönt. Gerade noch rechtzeitig konnten die engagier ten Weikersheimer Hobbyastronomen, deren Mitgliederzahl langsam auf die magische Zahl 100 heranrückt, ihr neues Casse grain-Teleskop aus dem Hause Phillip K eller, Astrooptik in Regensburg, in Himmelsposition bringen. Mit einem Hauptspie geldurchmesser von 500 mm und einer Brennweite von 5 m hat sich das ,,W eikersheimer Fenster zum Weltall" auf dem idyllischen Karlsberg vor allem für den stetig wachsenden Besucherstrom noch weiter geöffnet und wird auch zukünftig für jeden ,,Fernseher" weit offen stehen. Das neue 500er -Spiegelteleskop
löst damit das aus der Schw eiz vor 22 Jahren gebraucht gekaufte Casse grainTeleskop mit einem Hauptspie geldurchmesser von 300 mm und einer Brennweite von 5,2 m ab. Die offizielle Einweihung - die ,,F irst Light Night" - erfolgte im Rahmen einer dem ersten deutschlandw eiten Astronomietag vorgeschalteten kleinen F eierstunde. Zahlreiche Vereinsmitglieder, Gönner und Gäste lauschten gespannt den Grußworten der Redner , die das nach außen offene Engagement und das v or allem für die Jugend interessante, erlebbare Bildungsangebot lobten. Mit vielfältigen Aktionen vermitteln die Weikersheimer Hobbyastronomen nicht nur ihrem Mitgliedern, sondern vor allem der interessierten Öffentlichkeit astronomische
Grundkenntnisse und naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten über die Grenzen der Region Hohenlohe-Franken hinaus - und das wie immer k ostenlos! Am Ende der kurzw eiligen Zeremonie enthüllten Ehrengäste und Vorstand bei einem Gläschen Sekt gemeinsam das neue Fernrohr im Brennpunkt der Sternwarte und wünschten dem neuen Cassegrain-Teleskop und deren Beobachtern viele klare Nächte. Eine sternenklare Nacht und getreu dem Motto ,,carpe noctem" bzw. ,,astronomers do it at night" folgten viele Besucher , ob jung und alt, aus Nah und F ern dem Aufruf aus SWR 4 F rankenradio und Antenne 1 sowie den Lokalzeitungen, das neue Teleskop am Astronomietag 2003 gebührend einzuweihen. Doch solch ein Besucheransturm übertraf selbst die optimistischsten Prognosen. So mussten sich über 600 Besucher bis zu zwei Stunden in die Warteschlange einreihen, um u. a. durch das neue 500er einen kurzen Blick auf den Mars zu erhaschen. Mittels einer selbst erbauten Planetenabdeckung, die zur Lichtreduktion bei hellen Objekten, wie beispielsweise dem Mars, dem Hauptspiegel aufgesetzt wird , konnte man bei hervorragendem Seeing interessante Details auf der Marsoberfläche beobachten.
Selbst der Weikersheimer Planetenweg, der mit seinen sechs Kilometer Länge zu den ältesten Europas zählt, wurde in der Samstagnacht zum längsten P arkplatz der Umgebung umfunktioniert. Vom Modell der Sonne, dem Star tpunkt auch für geführte Planetenwegwanderungen im Taubertal, über die ehemaligen Weinbergshänge, an der sich die Planetenmodelle bis zum Jupiter im Maßstab 1: 1 Milliarde aufreihen, bis zum Ster nwartenareal auf der Anhöhe des Karlsbergs standen die Autos der Besucher in dieser Nacht dicht an dicht. Obwohl der Mars seinen Glanz am Himmel schon etw as verloren hat, ist er nach dem überwältigen Besucher rekord am ersten deutschlandweiten Astronomietag 2003 nach wie v or ein magischer Anziehungspunkt für Gäste und Besuchergruppen auf der Sternwarte Weikersheim.
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Abb. 2 (links): Feierliche Enthüllung des neuen 500er Cassegrain-Teleskops im Rahmen einer kleinen Feierstunde am deutschlandweiten Astronomietag 2003 durch den Bürgermeister der Stadt Weikersheim, Vertreter des Landkreises und Hartmut Schneeweiß, erster Vorsitzender der Astronomischen Vereinigung Weikersheim e.V.
Wir Weikersheimer Amateurastronomen wollen mit Sonder - und Gr uppenführungen, öffentlichen Beobachtungsnächten, Aktionsnächten (z. B. ,,Wein und Sterne") und unseren allmonatlichen Mitgliederversammlungen mit spannenden K urzreferaten jedem Interessier ten die Möglichk eit geben noch tiefer in die unendlichen Weiten des K osmos mit unserem neuen Cassegrain-Teleskop zu blicken.
Abb. 3 (unten): Besucheransturm zur ,,First Light Night" am 23. August 2003. Über 600 Besucher fanden sich zur Marsbeobachtung auf dem Sternwartengelände auf dem Weikersheimer Karlsberg ein, um ,,live" einen Blick auf den Nachbarplaneten durch das neue 500er Cassegrain-Teleskop zu werfen. Bis zu zwei Stunden mussten die Besucher dafür anstehen.
Ein Tag der Astronomie in Munster
von Andreas Dehning
Anfang des Jahres kam in unserer astronomischen Gemeinschaft die Idee auf, im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der VdS einen Tag der Astronomie zu v eranstalten. Diese Idee wurde v on allen begeistert aufgenommen, und so gleich wurde mit der Planung begonnen. Zunächst stand eine Themensammlung auf dem Programm: Was wollen wir zeigen, in welchen Umfang und w as wollen wir er reichen... Schnell wurde uns klar, dass wir nicht nur Deep-Sky-Aufnahmen vom Hubble- oder anderen Großteleskopen zeigen dürfen, denn dies würde nur f alsche Erwartungen wecken. Es w ar uns ein g roßes Anliegen
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unsere Arbeit und unsere Möglichk eiten einen interessierten Publikum zu präsentieren. Die Amateurastronomie erreicht heutzutage auch mit geringen f inanziellen Mitteln und mit dem nötigen persönlichen Einsatz beeindruckende Ergebnisse. Recht schnell standen der Fahrplan und die Themenauswahl fest. Jeder aus unserer Gruppe trug etwas aus seinem Spezialbereich zum Gesamtk onzept bei. Wir konnten auch eine g roße Anzahl von Instrumenten ausstellen, um die Vielfalt und Möglichkeiten der heutigen Geräte zu demonstrieren. Wenn es das Wetter zulassen würde, w ollten wir auch praktische
Vorführungen anbieten.
Am 23.8. war es dann soweit. Es war alles
aufgebaut, und wir har rten der Dinge, die
da kommen mochten. Wir mussten nicht
lange warten, und es tr udelten zunächst
vereinzelt, dann immer mehr die Besucher
ein. Dieser Zustrom sollte erst am späten
Nachmittag abflauen.
Auf dem Außengelände konnten die
Besucher den ,,Mars" und die Sonne beob-
achten, dazu hatten wir di
verse
Instrumente aufgebaut, ein C-8 und drei
Refraktoren unterschiedlicher Größe. Das
C-8 und zw ei Refraktoren wurden zu
Sonnenbeobachtung eingesetzt. Beim C-8
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Abb. 1 und 2: Auf dem Außengelände konnten die Gäste die Sonne und den ,,Mar s" beobachten.
Abb. 3 und 4: Ein kleine Auswahl der ausgestellten Instrumente
wurde zur Sonnenbeobachtung eine visuelle Folie und bei den Refraktoren Herschelkeile verwendet. Der letzte Refraktor diente dazu eine Abbildung vom Mars, die wir an einem Baum in maßstabsgerechter Entfernung und Größe anbrachten, zu beobachten (Abb. 1 und 2).
Im Gebäude wurden die anderen Instr umente aufgestellt und mit kleinen Datenblättern versehen. Insgesamt hatten wir am diesem Tag 13 Teleskope, vom C-8 über Refraktoren bis hin zum Dobson, ausgestellt. Die Teleskope wurden in lock erer Aufstellung um die Präsentationsflächen
angeordnet (Abb. 3 und 4). An vielen Instr umenten wurde selbst Hand angelegt und diese verbessert bzw. den Anforderungen angepasst. Es waren auch einige Eigenbauten unter den Ausstellungsobjekten. So wurde eine ,,gläserne" Österreich-Montierung mit einer Russentonne als Instr ument ausgestellt (Abb. 5). Diese durchsichtige Montier ung war ein Publikumsmagnet, viele Besucher ließen sich die Funktions weise erläutern und konnten dies auch anhand der durchsichtigen Montierung direkt nachvollziehen. Auch ein Selbstbau-Dobson gehör te zu
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Abb. 5: Die ,,gläserne" Österreich-Montierung
Abb. 7: 200-mm-Spiegelrohling mit Schleifpulver
An einer anderen Stelle wurde die Möglichkeit des Spie gelschleifens praktisch anhand eines 200-mm-Rohlings dargestellt (Abb. 7). Verschiedene Beutel Schleifpulver mit unterschiedlichen Körnungen zeigten die Materialien, die zum Schleifen nötig sind. Immer wieder tauchte die F rage auf: Welches Instrument ist empfehlens wert? Dabei fiel mir persönlich auf, dass diese Frage gar nicht pauschal zu beantworten ist und erheblich vom Umfeld abhängt. So bat mich ein Besucher um eine Empfehlung. Einschränkend erwähnte er, dass er ausschließlich von seinem Balkon aus beobachten möchte. Große sper rige Instrumente, die vielleicht optisch besser wären, schieden in
Deep-Sky ausgestellt, so wie sehr eindrucksvolle Zeichnungen des Mondes und einiger Deep-Sky-Objekte. Auf einer anderen Tafel wurde versucht die Beobachtungsmöglichkeiten der Planeten zu erläutern: Wann kann ich diese am besten beobachten? Und: Was kann ich ohne technische Hilfsmittel sehen? Welche Beobachtungen können an den Planeten unseres Sonnensystems, unter Zuhilfenahme technischer Hilfsmittel wie Fernglas oder Teleskop, gemacht werden? Auf dem Bildschirm eines Computers lief eine selbstständig ablaufende Präsentation einiger Fotos (Abb. 10). Die Fotos zeigten eine Auswahl von Deep-Sky-Aufnahmen, die von einem Mitglied unserer Gr uppe
Abb. 6: Ralf Pisareks wassergekühlte CCD Kamera
Abb. 8: Mondzeichnungen von Peter Simmen
den Ausstellungsobjekten. Für viele erstaunlich war die geometrische F orm dieses Teleskops, es war quadratisch, nicht rund, wie die meisten erw artet hatten. Einmal mehr zeigte sich, was alles möglich ist, und verblüffte die Besucher. Einige Selbstbauprojekte waren sehr speziell aber dennoch sehr gefragt, so z. B. eine selbstgebaute CCD Kamera mit Wasserkühlung (Abb. 6).
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diesem Fall aus, da der Platz auf dem Balkon sicherlich nicht besonders g roß war. Aber bei den kleineren Instr umenten, im Bereich v on 90 bis 150 mm Durchmesser, ging der Trend doch eindeutig zu den Refraktoren. Auf den Schautafeln wurden die Arbeiten und Ergebnisse präsentiert. So wurden unter anderem ein breites Spektr um an Astrofotografien über Sonne, Mond und
gemacht worden sind.
Einige Erläuterungen waren zum ausge-
stellten Dobson und zum
Thema
,,Orientierung am Himmel mit einem
Dobson - w as ist Starhopping" nötig.
Anhand einer Ster nkarte, die zuv or am
Computer erstellt wurde, wurde die
Möglichkeit dargestellt, mit Hilfe des
Telrad-Finders sich einem Objekt anzu-
nähern und das gesuchte Objekt so weit
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Abb. 9: Fotoarbeiten von Uwe Streubel
Abb. 10: Interessierte Besucher sehen sich die Computerpräsentation an.
einzukreisen, dass es im Sucher des Teleskops oder im langbrennw eitigen Okular zu erk ennen ist. Auf den ausgedruckten Sternkarten waren die Teilkreise, die der Telrad in den Sternenhimmel projiziert, eingezeichnet. Ein praktischer Versuch zeigte den Besucher n wie die Teilkreise des Telrads in den Himmel projiziert werden, dazu wurde das Dobson in einer dunklen Ecke aufgebaut, so dass die blinkenden Teilkreise gut zu sehen waren. Wir waren von der Resonanz am diesen Tag sehr überrascht und nehmen dies zum Anlass über eine Wiederholung im nächsten Jahr nach zu denk en. Wir - das sind die Sternfreunde aus Munster - möchten uns bei allen Besucher n an dieser Stelle noch mal recht herzlich bedank en. Es hat
uns sehr viel Spaß gemacht! Zu guter Letzt noch ein bisschen Eigenwerbung: Wer möchte und Interesse hat bei uns mitzumachen ist dazu herzlichst eingeladen. Wir treffen uns jeden
letzten Mittwoch im Monat in Munster um 19 Uhr im Gasthaus ,,Cafe zur Wassermühle". Nähere Informationen erhaltet ihr auch auf der Website www.desastro.de.
Astronomietag 2003 in der Sternwarte Norderney
von Ralf Ulrichs
Der erste b undesweite Astronomietag war für die Inselster nwarte ein v oller Erfolg. Schon die Vorbereitungen zum Tag der offenen Tür waren mit viel Freude verbunden. Es wurden T-Shirts entworfen, Bilder vom Mars gemacht, Plakate gedr uckt, etc. Diverse Plakate wurden aufgehängt und 1.000 Flyer der VdS verteilt. Die Norderneyer Sternfreunde verteilten die meisten Fl yer, indem Gäste und Einheimische direkt angesprochen wurden. Viele interessante Gespräche er gaben sich. Es kam v or, das gut die Hälfte der Gäste einer Lokalität in das Infomaterial vertieft war - welch ein Bild! Der Astronomietag lief bei uns über zw ei Tage, mit g roßer Resonanz. Am 23. und 24. August kamen 1.000 Besucher aus dem gesamten Bundesgebiet zur Ster nwarte. Lange Schlangen gab es am Eingang zur Sternwartenkuppel, in der je weils 10
Abb. 1: Buntes Treiben vor der Sternwarte, man beachte das Dach des Getränkewagens (wo ist der Dobson?)
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Abb. 2: Lange Schlangen zur Kuppel
Personen anschaulich unterrichtet wurden. Weitere 10 Personen konnten sich jeweils einen Vortrag über das Uni versum anhören. 50 Vorträge hielt Ralf Ulrichs an diesen beiden Tagen. Die Teleskope waren stets dicht umlager t und die Besucher erfreuten sich der Be wirtung unter freien Himmel bei her rlichem Sonnenschein. Viele langjährige Gäste ler nten die Ster nwarte zum ersten Mal k ennen, andere gehörten zu den Stammbesucher n. Die Insel zählte zu der Zeit ca. 30.000 Gäste. Der Verlag ,,Spektrum der Wissenschaft" stiftete viele Fachzeitschriften, somit konnten alle Besucher hochw ertiges Infomaterial in Form von ,,SuW" bzw. ,,Astronomie Heute" mitnehmen. Leider war der Himmel abends bedeckt. Es konnten aber viele Videosequenzen und Bilder des Mars gezeigt w erden, welche eigens zu diesem Zw eck in den Wochen zuvor gemacht wurden. Im Juli und August war an Schlaf nicht zu denken. Um 1:30 Uhr w ar jeweils die Nacht vorbei und es wurde bis 4:00 Uhr
der Mars foto grafiert. Tolle Aufnahmen sind entstanden. Es w ar ein Tag der Superlative, es gibt w ohl keine bessere
Möglichkeit, der Be völkerung die v olkstümliche Astronomie näher zu bringen. Auch die Ster nfreunde untereinander f anden zueinander. So meldeten sich die ,,Bassumer Sternfreunde" an, und w eitere Treffen wurden geplant. Auch in den letzten Wochen waren jeden Abend Führungen und viele Anfragen zur Marsbeobachtung. Viele Sternfreunde und Gäste wurden mobilisier t! Es wäre wünschenswert, diese Veranstaltung als feste, bundesweite Einrichtung zu behalten. Die VdS hat mit ihrem Infomaterial sehr zum Gelingen beigetragen, weiter so!
Abb. 3: ,,Bassumer Sternfreunde" mit eigens von den Norderneyern kreierten T-Shirts ,,Marsday 2003"
Der Astronomietag im Isarwinkel
von Franz Xaver Kohlhauf, Franz Apfel, Rene Bock, Robert Bradish, Ulrich Paul und Mirko Taubenberger
So eine deutschlandw eite Aktion mit Medienunterstützung war seit Jahren überfällig. Schon im Vorfeld zeigte sich re ges Interesse, als ich in meinem F otogeschäft den attraktiven Flyer an Kunden verteilte. Als Veranstaltungsort hatte ich die Ausflugsgaststätte Waldherralm bei Bad Tölz im Auge, wegen der v orhandenen Parkplätze, der vielen bekannten und zudem ausgeschilderten Lage unter dunklem Himmel, sowie all der anderen Annehmlichkeiten einer Gaststätte. Der Wirt, Georg Längst, w ar sofort begeistert und
erklärte sich auch bereit die Parkplatz- und Wegbeleuchtung auszuschalten. Nachdem der Ort feststand schrieb ich noch eine lokale Einladung, die ich den Fl yern beilegte. Auch die ör tliche Presse zeigte großes Interesse, und so erschien die Ankündigung des Astronomietages nicht nur im Tölzer Kurier, sondern auch im Bayernteil des Münchner Merkurs. Fünf weitere Sternfreunde aus dem Isarwinkel waren gerne bereit mit ihren Ausrüstungen bei dieser ,,Astrosho w" mit zu machen. So k onnten wir Geräte v om
Großfeldstecher, einem historischen 6-cmRefraktor, zwei C-8, einem 30-cm-Dobson bis hin zum C-14 dem Publikum bieten.
Selbst der größte Sorgenfaktor, das Wetter, zeigte sich wieder einmal v on seiner besten Seite. Wie schon beim Merkurdurchgang, zur Mond- und Sonnenfinsternis, so w ar es auch zum Astronomietag wunderbar klar! Für unsere ge wohnten Verhältnisse eigentlich schon beängstigend.
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Am Veranstaltungsabend bauten wir ab 19 Uhr geruhsam unsere Geräte auf der Terrasse der Waldherralm auf. Wie es sich herausstellen sollte, in der Ruhe v or dem (An-)Sturm. Als dann Arcturus als erster Stern gesichtet wurde, gab es k ein Halten mehr: An die geplante genauere Ausrichtung der Montier ung auf den Himmelspol war gar nicht mehr zu denken. Ein w ortwörtlich sternenhungriges Publikum umlagerte die sechs Beobachtungsgeräte und jeder w ollte unbedingt einen Blick auf die ersten hellen Ster ne werfen. Nach Einbr uch der Dunk elheit zeigte sich die Milchstraße, und in den Teleskopen waren die schönsten Objekte des Sommerhimmels zu be wundern, immer begleitet von Fragen und Antworten.
Und dann kam er ... der Mars, über den Horizont! Und wieder gab es k ein Halten, alle wollten sofort ,,zum" Mars! Allein diejenigen, die M 13 nur von den begeisterten Beschreibungen der Vorgänger am C-14 kannten, wollten noch unbedingt den Kugelhaufen sehen. Dann aber schnell der Schwenk zum roten Planeten. Dicht über dem Horizont, eine w abernde Orange. Aber nichtsdestotrotz, alle Hinw eise auf die später bessere Beobachtungsposition des Planeten halfen nichts, Marsmania hatte zugeschlagen. Alle wollten nur noch den Mars für sich selber im F ernrohr sehen. Dessen Anblick verbesserte sich minütlich und bald waren die Südpolkappe und die Schattierungen der Wüstengebiete deutlich auszumachen. Gegen 1 Uhr lichteten sich die Reihen der mehreren hundert
Beobachter, von denen manche so gar ein eigenes Instrument mitgebracht hatten. Aber das Gefühl der Dankbarkeit blieb bei uns zurück! Der har te Kern der Sternenfans machte dann noch mal eine extragalaktische Rundtour über M 31 hinaus zu NGC 7331 und wieder zurück, w o dann ab 2 Uhr mit dem Abbau unserer ,,Raumschiffe" begonnen wurde. Unser alle Erw artungen sprengender Astronomietag wurde am folgenden Montag noch abger undet durch einen erneuten Zeitungsartikel mit dem darin enthaltenen Versprechen, dass wir am nächsten Astronomietag, so die VdS will, natürlich wieder mit dabei sein w erden. Denn das ist selbstv erständlich Ehrensache!
Ein Fußballfeld fürs Sonnensystem zum Geburtstag - Die öffentliche Astronomietagung ,,Sonne-sun-soleil"
am 27. und 28. September 2003 in Lahr/ Hugsweier
von Hans Bredel
Wie bringt man 260 Leute in einer Festhalle zum Thema Astronomie zusammen, an einem Wochenende, wo drei große Teleskop-Treffen angesagt sind? Immerhin hatte der Astrono-mische Verein Ortenau 25. Gründungsjahr. Das wäre eigentlich mit einem Bank ett und honorigen Reden rasch abgehandelt. Doch in einem astronomisch so ereignisreichen Jahr w ollte der AVO die Öf fentlichkeit zum Gebur tstag einladen. Und sie kam, nach und nach...
Samstag, 28. September Das Fußballfeld lie gt in milder Septembersonne, und statt einem Ball sind acht größere und kleinere (W etter-)Ballons zu sehen, um eine winzige symbolische Sonne exakt winkelgetreu dem heutigen Tag entsprechend v erteilt. Die Abstände sind wie die Größen je weils - aber unterschiedlich - maßstäblich, und weit draußen im Maisfeld ist ein Pluto ... Nebenan ein Beobachtungsstand mit
Sonnenteleskop und H -Filter. Die Besucher kommen aus dem Staunen nicht heraus, und abends hat der Betreuer einen Sonnenbrand im Gesicht. Dann ziehen Wolken auf, das w ar dann die Ster nennacht. In der F esthalle sind Teleskope aller Größen ,,zum Anfassen", eine vereinseigene Fotoschau, ein Flohmarkt, ein Bücherstand und viele Leute im Gespräch.An langen Tischen wird geba-stelt, und im
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Auditorium versammelt sich die Regionalkonferenz der süddeutschen Vereine, die termingemäß nur w enige Besucher hat. Doch die Vorträge über die Milchstraße müssen wir oft wiederholen.
Sonntag, 29. September So ist auch dieser v erregnete Sonntag ein voller Erfolg: draußen die Führ ungen durch das Sonnensystem unter Re genschirmen und drinnen erlebnishung rige Besucher in er nsten und heiteren Gesprächen. Heute kein Sonnenbrand...
Trotz und wegen des Jubiläums: Der AVO ist keineswegs in die Jahre gek ommen. Fast jede Woche kommt ein neuer Interessent, der die Webseite www.AVOrtenau.de besucht hat und mal das echte Leben kennenlernen will. Die Vereinsternwarte bleibt auf lange Zeit ein schöner Traum. Den erfüllen sich die akti ven Mitglieder schon lange - jeder für sich. Und genau das hält den AVO zusammen und jung wie seit 25 Jahren.
Abb. 1: Jung und alt beim AVO-Geburtstag.
22. Bochumer Herbsttagung der Amateurastronomen
von Stefan Ueberschaer
Mitte November trafen sich über 250 Amateurastronomen zur 22. Bochumer Herbsttagung, die von Peter Riepe und seinem Team veranstaltet wurde. In einem bunten Vortragsprogramm gaben Ster nfreunde Einblicke in Ihr Hobb y und deckten damit ein breites Themenspektrum ab.
Zu Beginn begrüßten Peter Riepe und Prof. Dr. Wolfhard Schlosser die Teilnehmer und freuten sich über die hohe Besucherzahl. In dem ersten Vortrag berichtete Jens Bohle über die visuelle Beobachtung v on extragalaktischen Regionen wie Ster nhaufen und Nebel außerhalb unserer Milchstraße. Neben einigen sehr lichtschwachen Objekten, die eher Besitzer n größerer Fernrohre vorbehalten sind, präsentierte er auch einige Highlights, die bereits mit einem mittelgroßen Teleskop (ab 20 cm Öffnung) beobachtbar sind. Daniel F ischer beschäftigte sich mit den Kometen Neat und Linear, die sich 2004 der Sonne näher n und möglicherweise mit b loßem Auge sichtbar sein könnten. Allerdings befinden sich v on Mitteleuropa aus beide K ometen beim Helligkeitsmaximum in Horizontnähe,
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weshalb der interessierte Astronom in südlichere Gefilde reisen muss. F riedhelm Dorst zeigte seine Aufnahmen von dem Polarlicht Ende Oktober 2003, gefolgt v on Bernd Koch, der den Selbstbau seiner Sternwarte beschrieb. Dazu erw arb er einen Selbstbausatz eines Blockhaus und modifizierte vor allem die Dachk onstruktion für seine Belange. Auf zwei Schienen kann nun das k omplette Dach zur Seite geschoben werden. Als Abschluss des Vormittagsprogramms berichtete P eter Bresseler über die CCD-F otografie von HII-Regionen und Emissionsnebeln mit kurzen bis mittleren Brennweiten. Nach der Mittagspause eröffnete Werner E. Celnik das Nachmittagsprogramm mit seinen unterhaltsamen Reiseberichten zur Sierra Nevada und zum Gor nergrat, wo er mit Teleobjektiv und F ernrohr Zwerggalaxien fotografierte. Durch intensi ve Bildverarbeitung versuchte er auch schwächste Objekte aus den Bilder n herauszukitzeln. Interessant w ar dabei, wie leistungsstark bereits ein Teleobjektiv unter einem dunklen Himmel ist. Im Rahmen einer Projektarbeit in der Schule
entwickelte Achim Mester einen Spektralapparat zur Beobachtung und anschließenden Auswertung von Sternspektren. Er berichtete über die Planung, den anschließenden Eigenbau des Spektrosk ops und die ersten Aufnahmen in Verbindung mit einer CCD-Kamera. Jör g Zborowska präsentierte anschließend die in einer Kleinserie gebaute und 11 kg (!) schw ere CCDKamera ,,MegaTek". Die Leistungsfähigkeit demonstrierte er mit ästhetischen Farbaufnahmen und einigen Langzeitbelichtungen äußerst lichtschwacher DeepSky-Objekte. Passend zum Projekt ,,Zwerggalaxien" der VdS-Fachgruppen Astrofotografie und Visuelle Deep-SkyBeobachtung referierte Dr. Susanne Hüttemeister im Fachvortrag über ,,Zwerggalaxien als Bausteine v on Strukturen im Universum". Otto Guthier und Wolfgang Steinicke vom VdS-Vorstand berichteten als Or ganisatoren über den 1. Tag der Astronomie. Nach einer Abstimmung im Plenum wurde für den 2. Tag der Astronomie der 8. Juni 2004 anlässlich der Venuspassage angedacht (dabei ist es später aber nicht geblie-
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Abb. 1: Blick in den Hörsaal
Abb. 2: Eigenbauspektroskop von Achim Mester
ben). Ralf Brinks und Thomas Pfleger stellten anschließend die neu ge gründete ,,VdS-Fachgruppe Computer-Astronomie" vor und erläuter ten deren Tätigkeitsbereich. In einem Beispielprojekt soll ein Konzept zur Normierung und anschließenden Archivierung von Beobachtungen in einer Datenbank erarbeitet w erden. Georg Dittie präsentierte teilweise in rheinischer Mundart die digitale Spie gelreflexkamera Canon D10, die sich vor allem durch einen sehr rauscharmen CMOS-Sensor und die
Möglichkeit der freien Objekti vwahl auszeichnet. Lediglich die mangelnde Rotempfindlichkeit trübte ein w enig das Gesamtbild. Im Abschlussvortrag zeigte Uwe Reimann die Ausbeute seiner Videobeobachtung der Leoniden 2002, die er mit der Mintron-V ideokamera und einem Weitwinkelobjektiv in Südfrankreich aufzeichnete. Nach Ende der Tagung luden die Veranstalter noch zum gemütlichen Ausklang in ein nahe gelegenes Restaurant ein, wo der
Erfahrungsaustausch noch bis in den späten Abend andauerte. Die nächste Bochumer Herbsttagung f indet voraussichtlich im No vember 2004 statt, der genaue Termin und das Vortragsprogramm werden rechtzeitig unter http://www . boheta.de bekannt gegeben.
Abb. 1: Polarlicht am 29.10.2003, aufgenommen von Jost Jahn um 22:30 UT in Norddeutschland. Abb. 2: Rote Polarlicht-Strahlen und diffuses grünes PolarlichtLeuchten am 29.10.2003 um 19:32 UT in Richtung NNW im Sternbild Großer Bär. Aufnahmeort war der 3.135 m hohe Gornergrat / Zermatt / Schweiz (n. Br. 46 Grad ). Werner E. Celnik belichtete 5 Minuten (!) mit einem 50-mm-Objektiv bei Blende 4,0 an stehender Kamera auf Ektachrome 200 Farbdiafilm (6x6-Format). Das Polarlicht ist immerhin so hell, dass sein Licht von den Wolken im Tal reflektiert wird. Abb. 3: Am 29. und 30.10.2003 nahm Jürgen Behler das Polarlicht in Geseke auf. Er beschreibt das Ereignis als "eine super Show am Himmel", die er über zwei Stunden lang beobachtete.
Abb. 4: Rainer Sparenberg schreibt zu diesem Bild: "Am 30.10.2003 war ja "die" Polarlichtnacht in Deutschland. Als ich am Abend nach Hause kam und die fantastischen Polarlichter sah, wollte ich auch ein paar Fotos schießen. An meinem Beobachtungsplatz in Dülmen-Merfeld angekommen, war schon alles vorbei. Aber gegen Mitternacht kamen neue Lichter am Himmel auf. Ich hatte zwar den Eindruck, dass sie nicht ganz so fantastisch waren, wie die vom Abend. Dennoch löste ich die Kameras aus. Ich hatte neben einer Pentacon Six mit 50 mm Brennweite auch noch eine Pentax 67 mit einem Superweitwinkel von 30 mm mit. Anbei ein Foto aus der Serie. Es waren übrigens die ersten Polarlichter, die ich ,live' gesehen habe." Das Bild nahm er gegen 22:50 UT auf Kodak Ektachrome 200 im Format 6x7 mit 45 Sekunden Belichtung mit einem 30-mm-Objektiv bei Blende 3,5 auf.
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Abb. 5: Das Polarlicht am 30.10.2003 nahm Thomas Payer auf einer Bergehalde im Essener Norden auf. Er belichtete um 21:30 UT 20 Sekunden lang mit Objektiv 1:3,5 / 28 mm kombiniert mit einem Weitwinkelvorsatz auf Farbdiafilm Fujichrome Provia 400F.
Abb. 6: Andre Wulff nahm dieses Bild eines hellen Polarlichtes während seines Urlaubes auf der VdS-Sternwarte Volkssternwarte Kirchheim am 31.10.2003 auf. Er belichtete die Situation 16 Sekunden lang auf ISO400-Farbfilm.
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Abb. 7: Am 20.11.2003 gab es wieder ein Polarlicht, das Stephan Beck in Schönaich bewundern konnte. Er belichtete 2 Minuten lang ab 18:15 UT mit einem 28-mm-Weitwinkelobjektiv bei Blende 2,8 auf Kodak Ektachrome 200 Farbdiafilm.
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Abb. 8: Polarlicht am 20.11.2003 mit auffallend hellen, runden Flecken in der Atmosphäre. Franz Xaver Kohlhauf nahm dieses Bild bei Wackersberg (47,7 Grad n. Br.) auf. Er belichtete 20 Sekunden lang mit einem 28-mm-Objektiv bei Blende 2,8 auf Konica Centuria 800 Farbfilm.
Abb. 9: Otto Guthier konnte diese beeindruckende Polarlichtkrone am 20.11.2003 im Odenwald beobachten. Er verwendete ein 30-mm-Superweitwinkel (6x6-Format) bei Blende 3,5 und belichtete auf Fuji NPH 400 Farbnegativfilm.
Abb. 10: Grüner Polarlicht-Vohang am 20.11.2003, Michael Hensel nahm ihn um 20:39 UT an der Volkssternwarte Kirchheim in Nordrichtung auf. Er belichtete 5 Sekunden lang mit einer Sony-Cybershot bei ISO 100 mit einer Auflösung von 2.560x1.920 Pixeln mit 16 Mio. Farben.
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Abb. 1: In der Nacht vom 8. zum 9. November 2003 beobachtete Thomas Payer auf der Essener Walter-Hohmann-Sternwarte die totale Mondfinsternis. Um 23:17 UT entstand diese Aufnahme kurz nach Beginn der par tiellen Kernschattenverfinsterung. Thomas Payer belichtete 1/500 s bei ISO-100Einstellung seiner Digitalkamera Nikon Coolpix 885, die hinter einem 6-Zoll- Refraktor (f/9) montiert war.
Abb. 2: Wie bei Abbildung 1 ist auch Thomas Payer der Autor dieses Bildes. Es entstand jedoch um 0:09 UT und wur de 1/125 s belichtet. Die anderen Daten entsprechen denen der Abbildung 1.
Abb. 3: Dieses Bild zeigt die Kombination zweier Aufnahmen der totalen Mondfinsternis am 8./9.11.2003 um 0:00 bzw. 0:15 UT. Bei Aufnahmen der partiellen Kernschattenverfinsterung ist normalerweise entweder nur der helle oder der verfinsterte Teil des Mondes zu erkennen. Die beiden kombinierten Aufnahmen wurden 1/30 bzw. 5 Sekunden belichtet auf Fujichrome ISO-400-Farbdiafilm (6x6-Format). Aufnahmegerät war ein SchmidtCassegrain-Teleskop 220/1880mm mit 2x-Telekonverter, Effektivbrennweite 3,76 m. Bildbearbeitung durch Kontrastanpassung, unscharfe Maskierung und Überlagerung. Aufnahme und Bildbearbeitung von Werner E. Celnik in Rheinberg.
Abb. 4: Mondfinsternis am 8./9.11.2003 um 1:18 UT, Mitte der totalen Kernschattenverfinsterung. Aufnahme am Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220/1880mm mit 2x-Telekonverter, Effektiv-brennweite 3,76 m, 20 Sekunden belichtet auf Fujichrome ISO-400-Farbdiafilm. Die Nachführung auf die Mondbewegung während der Belichtung erfolgte durch ,,blindes Tasten" der Stundenbewegung der Teleskopsteuerung. Bildbearbeitung durch Kontrastanpassung und unscharfe Maskierung. Aufnahme und Bildbearbeitung von Werner E. Celnik in Rheinberg.
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Abb. 5 : Rolf Girßmann erwischte in Boostedt/ Schleswig-Holstein die Mondfinsternis vom 8./9.11.2003 nur in Wolkenlücken. Trotzdem gelang ihm um 1:20 UT diese auf Fuji S-400Farbfilm automatisch belichtete Aufnahme an einem Refraktor FL 102S mit der Okularprojektionsmethode an einem 30-mm-Okular.
Abb. 6: Stefan Weindl in Aglasterhausen belichtete den am 9. November 2003 total verfinsterten Mond recht lang. Er arbeitete mit einer Canon EOS-1 Ds Kamera mit 1,4x-Telekonverter an einem 203-mm-Newton-Teleskop (f/6), Effektivbrennweite war 1,7 m. Die Belichtungszeit betrug 6 s bei der Einstellung ISO 200.
Abb. 7 (rechts): Karl-Hermann Klein fotografierte bei der Mondfinsternis vom 8./9.11.2003 die Austrittsphase aus dem Kernschatten in Kerpen. Die Aufnahmedaten sind leider unbekannt.
Abb. 8 (links): Helmut Gröll schreibt zu seinen eingesandten Bildern: ,,In der Nacht vom 8./9.11.03 trafen sich einige Sternfreunde der Moerser Astronomischen Organisation auf dem Oermterberg, um die Mondfinsternis zu beobachten. Ein sternklarer Himmel stimmte uns auf das bevorstehende Ereignis ein. Ungewöhnlich war der Aufbau der Instrumente bei hellem Vollmondlicht. Normalerweise arbeitet man hier in völliger Dunkelheit. Die Finsternis konnte in ihrem gesamten Verlauf verfolgt werden. Beeindruckend war die Totalität, weil um den tiefroten Mond herum eine wahre Sternenpracht erschien. Ich nahm die Gelegenheit war, den gesamten Verlauf mit meiner DigiCam aufzunehmen. Die Fotos belegen einzelne Phasen der Finsternis. Benutzt wurde die Casio QV5700, eine exzellente Kamera für astronomische Anwendungen, an meinem 8''-SCT von Meade. Mit einer moderaten Signalverstärkung der Kamera wurden Belichtungszeiten von 1/200 s bei voll beleuchtetem Mond bis hin zu 5 s während der Totalität verwendet. Die Kamera wurde bei Blende 4 in Okularprojektion eingesetzt." S. a.: www.groell.org
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Abb. 9
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Abb. 9: Auch mit kleinen Geräten kann man eine Mondfinsternis im Bild festhalten: Karlheinz Seeger in Nagold nahm die Austrittsphase der totalen Mondfinsternis vom 8./9.11.2003 mit einem 400-mm-Teleobjektiv auf. Er belichtete 6 s auf Farbfilm Allcop ISO 200.
Abb. 10: Andreas Dumm in Köln schreibt zu seiner Bildzusammenstellung: ,,In der Nacht vom 8./9. November (2003) fand mal wieder eine totale Mondf insternis statt ... Ein tolles Himmelsschauspiel, das ich gemeinsam mit ein paar Leuten vom Köln-Bonner-Astrotreff beobachten wollte. Leider, wie so oft, wollte an vielen Orten das Wetter aber nicht so recht mitspielen und so wurde schweren Herzens am Abend das gemeinsame Spechteln abgesagt. Doch wie zum Trotz klarte der Himmel dann doch
rechtzeitig auf und so konnte ich ganz alleine die MoFi von meinem Balkon aus beobachten. Das Teleskop wollte ich nicht aufstellen, da mein Rücken seit Tagen Probleme machte. Aber dieses tolle Ereignis, wo man deutlich die Bewegung des Mondes am Himmel verfolgen kann, wollte ich mir einfach nicht entgehen lassen. So kam mein 20x80-Fernglas mal wieder auf das Fotostativ. Als besonderes Highlight war während der Verfinsterung noch eine Sternbedeckung durch den Mond zu sehen. Der Stern hatte eine Helligkeit von 7,5 mag. Im Fernglas konnte man dieses Schauspiel genau betrachten. So macht Astronomie doch immer noch am meisten Spaß! Einfach und unkompliziert den Himmel im Liegestuhl genießen und von Zeit zu Zeit einen Blick durch das Fernglas auf den Mond riskieren. Und dann immer wieder mit der Digicam durch den
Feldstecher, die immer schmaler werdende Sichel des Mondes fotografieren. Einen Preis werde ich für die Fotos wohl nicht bekommen, aber ich hatte Spaß dabei und mir gefallen die Bilder. Die MoFi habe ich dann mit allen Phasen auf einem einzigen Bild zusammengestellt."
Abb. 11: Helmut Gröll aus Moers montierte drei seiner zahlreichen Aufnahmen der totalen Mondfinsternis vom 8./9.11.2003 um die Totalität herum zusammen. Der Verlauf des Kernschattens der Erde ist so recht gut erkennbar. (Aufnahmedaten s. Abb. 8).
Abb. 12: Dieses Bild zeigt als Montage den Verlauf der Mondfinsternis vom 8./9. 11.2003, wie sie Helmut Gröll aus Moers erlebte. (Aufnahmedaten s. Abb. 8).
Johann Elert Bode, Vorstellung der Gestirne auf XXXIV Tafeln
Bearbeitet von Th. Rivinius und H. Mandel, Astaria Verlag, Heidelberg 2003, 128 S., 79,-
Wir erinnern uns, früher gab es Jäger und Sammler. Die älteren unter uns können sich sicher noch an einen besonderen ,,verlorenen Schatz" erinner n: die f arbigen Sternkarten aus dem Atlas von Johann Elert Bode, herausge geben von Hans Vehrenberg. Ab Mitte 1972 w aren sie der Zeitschrift ,,Sterne und Weltraum" zum Sammeln beigelegt (vgl. SuW 5/1972, S. 119). So häufte sich mit der Zeit ein Stapel historischer Karten mit wunderschönen Sternbilddarstellungen an. Es gab sie später auch in gebundener Form. Wer sich daran erinnert, den wird die Ende 2003 erschienene Neuauflage der Bode' schen Tafeln von 1782 besonders freuen. Der Einband ist in edlem Dunk elblau gehalten - das war es in punkto Farbe aber auch schon: die f arbenfrohe Darstellung der SuW-Beilage ist nüchternen Grautönen gewichen. Das hat aber seinen guten, historischen Grund. Die Originalv orlage, ursprünglich im Besitz der g roßherzoglichen Mannheimer Ster nwarte und heute ein wohl gehüteter Schatz der Landes-
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sternwarte Heidelberg, ist eben nicht f arbig. Die Kar ten wurden erst später handkoloriert - und dabei ist einiges an Bildinformation auf der Streck e geblieben. Wer mehr über die interessante Geschichte dieses Werkes erfahren möchte, sei auf die Internetseite der Landesster nwarte www. lsw.uni-heidelberg.de/bode verwiesen. Herausgeber und Verlag haben es mit großer Sorgfalt und aufwändiger Technik geschafft, dieses klassische Werk der Himmelskartographie möglichst originalgetreu zu reproduzieren. Ist es demnach nur etwas für Astronomiehistoriker? Eines ist sicher klar: In K onkurrenz mit modernen Sternatlanten schneiden Bodes Tafeln, was den Nutzen für die praktische Beobachtung betrifft, natürlich schlecht ab: zu wenig Sterne (überdies ,,zackig"), kaum Deep-Sky-Objekte, störende Ster nbildfiguren und vieles mehr . Überflüssiger Schnickschnack ist heute ,,out", nur die reine Sachinformation zählt und hier muss, was die Quantität angeht, geklotzt werden. Wo bleibt aber angesichts der heu-
tigen Objektinflation die Phantasie? Natürlich auf der Strecke! Zum Glück gibt es Bücher wie dieses, das vergangenes, oftmals allzu gut konserviertes Wissen vor dem Vergessen rettet. Für chronische Nostalgiker ein Muss, und für gestresste Deep-Sky-Beobachter ein Quell der Ruhe und Entspannung. Wer sich die Zeit nimmt, für den sind die 34 Tafeln eine wahre Fundgrube: verlorene Sternbilder, Uranus (als 34 Tau an der P osition von 1690 eingetragen), K ometen, veränderliche Sterne, Doppelsterne, Supernovae, Sternhaufen, rätselhafte Nebelflecken und vieles mehr. Der Preis des Buches ist recht hoch, aber die Leistung stimmt. Außerdem kommt ein Teil des Erlöses dem ,,Förder verein Landessternwarte Heidelberg e.V." zu Gute, der nicht nur dafür sor gt, dass die Bibliothek erhalten b leibt, sondern auch die vielen historischen Instr umente an der einstigen Wirkungsstätte von Max Wolf.
Wolfgang Steinicke
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Veranstaltungstermine 2004
von Werner E. Celnik
Fr., 30.4. - So, 2.5.2004
11. CCD-Tagung in Kirchheim / Thüringen
Ort:
VdS-Sternwarte Volkssternwarte Kirchheim
Veranstalter: VdS-Fachgruppe CCD-Technik
Info und
Dennis Möller, Sonnenstieg 3, 37085 Göttingen
Anmeldung: Tel. 05 51 / 7 97 47 42
E-Mail: dennismoeller@t-online.de oder
Jürgen Schulz
E-Mail: juergen.schulz.kirchheim@t-online.de
http://ccd.istcool.de
Anmeldung:
E-Mail: secretary@iota-es.de um Beiträge wird gebeten
Fr., 28.5. - Di., 1.6.2004
23. Planeten- und Kometentagung
Vorträge und Workshops zur Planeten- und Kometenbeobachtung
Ort:
Violau bei Augsburg, Bruder-Klaus-Heim
Veranstalter: VdS-Fachgruppen Planeten und Kometen
Info und
Wolfgang Meyer, Martinstr. 1, 12167 Berlin
Anmeldung: http://violau.istcool.de
Sa., 8.5.2004
20. Astronomischer Tausch- und Trödeltreff (ATT)
Ort:
45143 Essen, Gesamtschule Bocksmühle,
Ohmstr. 32
Veranstalter: Verein für volkstümliche Astronomie
Info und
Verein für volkstümliche Astronomie, Weberplatz 1
Anmeldung: 45127 Essen, Tel./Fax: 02 01 / 51 04 01
E-Mail: vva.essen@astronomie.de
VdS-Mitglieder erhalten reduzierten Eintrittspreis
Fr., 14. - So., 16.5.2004
Jahrestagung der VdS-Fachgruppe Spektroskopie
Vorträge und Workshops
Ort:
Starkenburg-Sternwarte Heppenheim
Veranstalter: VdS-Fachgruppe Spektroskopie
Info und
Ernst Pollmann, Charlottenburger Str. 26c,
Anmeldung: 51377 Leverkusen, Tel. 02 14 / 9 18 29, Fax: 0 40 /
36 03 03 89 49, E-Mail: pollmann@aol.com
Mi., 19. - So., 23.5.2004
Internationales Teleskoptreffen Vogelsberg (ITV)
Ort:
Vogelsberg bei Fulda
Veranstalter: Walter Kutschera
Info und
Walter Kutschera, Ulrichsteiner Str. 24
Anmeldung: 36325 Feldatal, Tel. 0 66 45 / 87 54, Fax: 0 66 45 /
87 56, E-Mail: walter@teleskoptreffen.de
Do., 20. - Sa., 22.5.2004
28. SONNE-Tagung
Vorträge und astronomische Exkursion
Ort:
Hotel Weingut Goger, Bamberger Str. 22,
97437 Hassfurt (Franken)
Veranstalter: VdS-Fachgruppe SONNE
Info und
Heiko Bromme, Geißbergstr. 24,
Anmeldung: 97877 Wertheim-Reicholzheim,
E-Mail: info@sonnetagung.de, bitte Rückporto
für Infos beilegen, anmelden bis 10.5.2004
Fr., 21. - Sa, 22.5.2004
Video- und Webcam-Workshop der VdS-Fachgruppe
Sternbedeckungen
Ort:
voraussichtlich in Regensburg
(aktuelle Infos unter www.vds-astro.de)
Veranstalter: VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen
Info- und
www.iota-es.de
Fr., 4. - So., 6.6.2004
7. Kleinplanetentagung der VdS-Fachgruppe Kleine Planeten
Ort:
Walter-Hohmann-Sternwarte, Wallneyer Str. 159,
45133 Essen
Veranstalter: VdS-Fachgruppe Kleine Planeten
Info und
VdS-Fachgruppe Kleine Planeten und
Anmeldung: Walter-Hohmann-Sternwarte, http://www.
sternwarte-essen.de/kleinplanetentagung2004/
Fr., 16. - So., 18.7.2004
Einführungskurs in die Sonnenbeobachtung
Ort:
Sternwarte Kirchheim/Thür., Arnstädter Str. 49,
99334 Kirchheim
Veranstalter: VdS-Fachgruppe SONNE
Info und
Michael Delfs, Waldsassener Str.23,
Anmeldung: 12279 Berlin, E-Mail: info@sonnetagung.de
(bitte Rückporto für Infos)
Sa., 24.7. - Sa., 7.8.2004
Astronomisches Sommerlager (ASL)
Das astronomische Jugendlager der VdS, für Jugendliche von
14-24. Vorträge, Workshops, Beobachtungen
Ort:
Gorenzen (bei Leipzig/Halle)
Veranstalter: VdS-Fachgruppe Jugendarbeit
Info und
Susanne Hoffmann, Geschwister-Scholl-Str. 7,
Anmeldung: 14471 Potsdam, Tel. 0331 / 9791033,
E-Mail: infoheft@vds-astro-jugend.de
So., 1. - Sa., 21.8.2004
40. International Youth Camp (IAYC)
Campsprache ist Englisch
Ort:
Sayda, Sachsen
Veranstalter: IAYC Workshop Astronomy e.V.
Info und
Jörg Dietrich, Netzestr. 6, 53127 Bonn,
Anmeldung: Tel. 02 28 / 9 02 41 81, E-Mail: info@iayc.org
Fr., 27. - So., 29.8.2004
European Symposium in Occultation Projects
Ort:
Observatoire de Paris, 77 Avenue Denfert-
Rochereau, F-75014 Paris
Veranstalter: IOTA/ES / VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen,
IMCCE (Institut de Mecanique Celeste et de
Calcul d Ephemerides), LESIA (Laboratoire d
Etudes Spatiales et Instrumentales en
Astrophysique)
VdS-Journal Nr. 14
142 V O R S C H A U
Info und Anmeldung:
E-Mail: thomas.widemann@obspm.fr, secretary@iota-es.de, http://calys.obspm.fr/~ESOP2004, www.iota-es.de
Fr., 10. - So., 12.9.2004
4. AIP e.V. - Teleskopmeeting
Ort:
Gasthof ,,Alpe" (1.122 m über NN),
Mitterfirmiansreut, 94158 Phillipsreut / Bay. Wald
Veranstalter: Astronomische Interessengemeinschaft Passau e.V.
Info und
www.aip-passau.de, Andreas Hattinger,
Anmeldung: Tel. 01 71 / 8 80 20 39
Fr., 24. - So., 26.9.2004
BAV-Tagung und Mitgliederversammlung
Fach- und Amateurvorträge über Veränderliche Sterne und CCD-
Beobachtung
Ort:
VHS Göttingen
Veranstalter: Bundesdeutsche Arbeitsgemeinschaft für
Veränderliche Sterne e.V. (BAV)
Info und
BAV, Gerd-Uwe Flechsig, Malchiner Str. 3,
Anmeldung: D-17166 Teterow, Tel./Fax 0 39 96 / 17 47 82,
E-Mail: gerd-uwe.flechsig@chemie.uni-rostok.de,
www.bav-astro.de
Vorschau auf astronomische Ereignisse
von Werner E. Celnik
Zeitangaben für Ort bei 10 Grad ö.L. und 50 Grad n.Br., Farbcode: Mondphasen, Finsternisse, Konjunktionen, andere Ereignisse
Mai 2004 3. 4:00 MESZ 23:00 MESZ 4. 19:50 MESZ 22:33 MESZ 7. 1:00 MESZ 22:30 MESZ
11. 13:04 MESZ 23:30 MESZ
15. 23:45 MESZ
18. 2 Uhr MESZ
19. 6:52 MESZ 21. 13:14 MESZ
23:00 MESZ 22. 23:30 MESZ 23. 0:13 MESZ
24:00 MESZ 24. 23:30 MESZ 26. 24:00 MESZ 27. 9:57 MESZ
24:00 MESZ
Mond 6 Grad nordwestl. Spica in der Jungfrau, vgl. auch um 23 Uhr Venus (-4,5 mag) 49' südl. beta Tauri (1,7 mag), Sternbild Stier totale Mondfinsternis, Größe 1,309, bis 1:09 MESZ Vollmond Mond 6,6 Grad östl. Antares im Skorpion Dämmerung, Komet C/2001 Q4 (NEAT) (3,5 mag), Sternbild Puppis, Höhe 3 Grad ; Untergang 22:55 MESZ Letztes Viertel Dämmerung, Komet C/2001 Q4 (NEAT) (3,7 mag), Sternbild Kleiner Hund, Höhe 12 Grad , Untergang 0:48 MESZ Komet C/2001 Q4 (NEAT) (4,1 mag), Sternbild Krebs, Höhe 22 Grad , 1,4 Grad nordwestl, des offenen Sternhaufens M44 = Praesaepe), Untergang 2:15 MESZ Pluto (14,0 mag) zieht 35'' nördl. an GSC 5670 256 (10,6 mag) vorbei, Sternbild Schlange (Instrumente ab 22 cm Öffnung). Neumond Mond bedeckt Venus, Mondalter 2,3 Tage, Venus zu 10 % beleuchtet Mond 3,6 Grad östl. Venus (Sternbild Stier) Mond 3,1 Grad nordöstl. Mars und 4,1 Grad nördl. Saturn (Sternbild Zwillinge) Komet C/2001 Q4 (NEAT) (4,8 mag), Sternbild Luchs, Höhe 29 Grad , Untergang 4:28 MESZ Mond 2,4 Grad südl. Pollux in den Zwillingen Dämmerung, Mars (1,7 mag) zieht 1,6 Grad nördl. an Saturn (0,1 mag) vorbei Mond 3,6 Grad nordöstl. Regulus im Löwen Erstes Viertel Mond 4,3 Grad östl. Jupiter (Sternbild Löwe)
30. 24:00 MESZ Mond 2,5 Grad nordöstl. Spica in der Jungfrau
Juni 2004 2 1:20 MESZ
3. 1:34 MESZ 6:20 MESZ
8. 7:20 MESZ
10:22 MESZ
9. 22:02 MESZ 11. ganze Nacht
16. 1:20 MESZ
17. 22:27 MESZ 21. 2:57 MESZ
22. 23:30 MESZ 23. 23:30 MESZ
25. 21:08 MESZ 27. 0:30 MESZ 30. 0:30 MESZ
Dämmerung, Komet C/2001 Q4 (NEAT) (5,7 mag), Sternbild Großer Bär, Höhe 25 Grad , zirkumpolar Mond 48' nördl. Antares im Skorpion Vollmond Venusdurchgang vor der Sonne, scheinbarer Venusdurchmesser 57,8'', bis 13:23 MESZ Venus (-3,6 mag) in unterer Konjunktion zur Sonne Letztes Viertel Pluto (14,0 mag) in Opposition zur Sonne, scheinbarer Durchmesser 0,1'', Sternbild Schlange (Instrumente ab 22 cm Öffnung) Dämmerung, Komet C/2001 Q4 (NEAT) (6,8 mag), Sternbild Großer Bär, Höhe 27 Grad , zirkumpolar Neumond Sonne erreicht höchsten Punkt der Ekliptik, Sommeranfang Mond 4,3 Grad nördl. Regulus im Löwen Mond 3.3 Grad nordwestl. Jupiter (Sternbild Löwe) Erstes Viertel Mond 5 Grad nordwestl. Spica in der Jungfrau Mond 7,3 Grad nordwestl. Antares im Skorpion, vgl. auch um 23:30
Juli 2004 ganzer Monat
2. 1:20 MESZ
13:09 MESZ 5. 13:00 MESZ 9. 9:34 MESZ 15. 0:45 MESZ
17. 13:24 MESZ
Mira-Stern T Herculi im Maximum 6,8 mag Dämmerung, Komet C/2001 Q4 (NEAT) (7,7 mag), Sternbild Großer Bär, Höhe 26 Grad , zirkumpolar Vollmond Erde in Sonnenferne (Aphel) Letztes Viertel Dämmerung, Komet C/2001 Q4 (NEAT) (8,4 mag), Sternbild Großer Bär, Höhe 28 Grad , zirkumpolar Neumond
VdS-Journal Nr. 14
V O R S C H A U 143
22. 0:15 MESZ Komet C/2001 Q4 (NEAT) (8,7 mag) zieht zwischen den beiden Sternen alpha (2,0 mag) und beta (2,3 mag) Ursae Majoris hindurch
24. 23:00 MESZ Mond 4,9 Grad östl. Spica in der Jungfrau 25. 5:37 MESZ Erstes Viertel 26. 24:00 MESZ Kleinplanet 3-Juno (9,7 mag) zieht durch
den off. Sternhaufen M 11 (Sternbild Schild, 5,8 mag, Durchmesser 14'), Abstand vom Zentrum 3,8' (Instrumente ab 10 cm Öffnung) 27. 23:30 MESZ Mond 1,3 Grad nordöstl. Antares im Skorpion 31. 20:05 MESZ Vollmond
August 2004 1. 3:30 MESZ
23:30 MESZ 4. 3:00 MESZ
6. ganze Nacht
Kleinplanet 4-Vesta (6,7 mag) zieht 6,8' westl. an SAO 128 604 (Walfisch, 6,0 mag) vorbei, s. auch am 31.7. und am 2.8. Komet C/2001 Q4 (NEAT) (9,1 mag), Sternbild Großer Bär, Höhe 32 Grad , zirkumpolar Neptun (7,8 mag) weniger als 60'' Abstand nördl. HD 358 858 (Steinbock, 9,9 mag) vorbei, s. auch am 5.8. (Instr umente ab 12 cm Öffnung) Neptun (7,8 mag) in Opposition zur Sonne, scheinbarer Durchmesser 2,4'', Sternbild
Steinbock 8. 0:01 MESZ Letztes Viertel 10. 3:00 MESZ Mond 7,7 Grad nördl. Aldebaran im Stier 12. 4:00 MESZ Mond 7,3 Grad nördl. Venus (Sternbild
Zwillinge) 13. 4 Uhr MESZ Maximum Perseiden-Meteorschauer,
Radiant im Perseus 16. 3:24 MESZ Neumond 17. 2.Nachthälfte Kleinplanet 4-Vesta (6,5 mag) ist an 3 Ceti
(4,3 mag) vorbeigezogen, Abstand um 1:15 MESZ ca. 1,3' nach Westen, Sternbild Walfisch Morgenhimmel Venus (-4,3 mag) max. westl. Elongation (46 Grad ), scheinb. Durchm. 23,8'' 18. 22:30 MESZ Kleinplanet 4-Vesta (6,4 mag) zieht durch die Galaxiengruppe NGC 7808 (14,1 mag) und NGC 219 (14,9 mag), Sternbild Walfisch, bis 4 Uhr (Instrumente ab 25 cm Öffnung) 23. 12:12 MESZ Erstes Viertel 22:00 MESZ Mond 3,6 Grad westl. Antares im Skorpion 27. ganze Nacht Uranus (5,7 mag) in Opposition zur Sonne, scheinbarer Durchmesser 3,7'', Sternbild Wassermann 30. 4:22 MESZ Vollmond
Einladung zur 23. Planeten- und Kometentagung in Violau
Die 23. Planeten- und K ometentagung findet vom 28. Mai 2004 bis zum 1. Juni 2004 im Bruder-Klaus-Heim in Violau bei Augsburg statt. Geboten werden Workshops zu fast allen Bereichen der Planeten- und Kometenbeobachtung, Referate von Amateuren sowie voraussichtlich zwei fachspezifische Vorträge. Da bei dieser Tagung alle Teilnehmer unter einem Dach untergebracht werden, gibt es somit vielfältige Möglichk eiten zum ge genseitigen Kennenlernen, zum Erf ahrungsaustausch und zum gemeinsamen Beobachten auf der dem Heim angeschlossenen Ster nwarte. Der Gesamtpreis inklusi ve Vollverpflegung und Unterbringung in Mehrbettzimmern liegt bei etwa 130,- Euro (Einzelzimmer sind ca. 30,- Euro teurer). Ihre Anmeldung senden Sie bitte bis zum 30. April 2004 an Wolfgang Meyer, Martinstr. 1, 12167 Berlin. Anmeldungen können nur nach einer Anzahlung von 50,- Euro auf das K onto des Arbeitskreises Planetenbeobachter (Postbank NL Berlin, K onto 481488-109, BLZ 100 100 10, K ontoinhaber W. Meyer) berücksichtigt werden. Wegen des zu erwartenden großen Interesses sind wir leider gezwungen, die Teilnehmerzahl zu begrenzen. Anmeldungen, die nach Er reichen der Kapazität des Br uder-Klaus-Heimes eintreffen, können dann leider nicht mehr berücksichtigt werden. Vorschläge zu Referenten sind ebenf alls willkommen. Bitte richten Sie auch diese an die oben genannte Adresse. Anmeldeformulare können unter o. g. Adresse angefordert werden oder unter http://violau.istcool.de her unter geladen w erden. Unter letztgenannter Adresse sind ebenso aktuelle Infor mationen und das Tagungsprogramm, soweit vorhanden, abrufbar. Wolfgang Meyer
Jahrestagung der VdSFachgruppe Spektroskopie
vom 14. bis 16. Mai 2004 in der Starkenburg-Sternwarte Heppenheim.
Das Tagungsprogramm ist mit folgenden Themen ausgestattet: · Stern- und Sonnenspektren aufnehmen/
auswerten · Auswertesoftware anwenden/demonstrieren · Workshop ,,Sternatmosphärenphysik"
Freitagabend werden bei klarem Himmel Sternspektren, am Samstag Sonnenspektren aufgenommen, die mit den Programmen MIDAS u. SKYSPEC bearbeitet und ausgewertet werden. Außerdem spricht in einem F achvortrag Dr. Thomas Eversberg (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumf ahrt) zum Thema: ,,Spektroskopischdiagnostische Relevanz von Sternwindphänomenen" Darüber hinaus: P osterausstellung, Diskussionen und gemütl. Beisammensein.
Anmeldungen bei: Ernst Pollmann Charlottenburgerstraße 26c 51377 Leverkusen E-Mail: pollmann@aol.com Telefon: 02 14 - 9 18 29
Unterkunftsverzeichnis wird auf Wunsch nach Anmeldung zugestellt. Tagungsbeitrag: 5,-
VdS-Journal Nr. 14
144 H I N W E I S
Name Apfel Bannuscher Beck Behler Bialas Bock Bopp Bradish Braune Bredel Bretschneider Celnik Dehning Diederich Draeger Flach-Wilken Gährken Geiger Gera Girßmann Gramm Gröll Grunwald Guthier Güths Hasubick Häusler Hensel Herzog Hinz Hoffmann Holl Hönig Hoppe Hörenz Hormuth Jäger Kerner Klausmann Klein Kohlhauf Lehmann Linder Maucksch Meyer Meyer Meyer Möller Mrozek Müller Mündlein Nomen Paul Paulus Payer Pfleger Pollmann Rhemann Richert Ridder Riepe Rieth Sanchez Schäfer Schenk Schmitt Schneider Schröder Schubert c/o Astron.Verein Sparenberg Steinicke Stoss Streubel Suter Taubenberger Töpler Ueberschaer Ulrichs Wächter Wagner Weindl Wenzel Wohlrab Wulff Zaunick
Vorname Franz Dietmar Stefan Jürgen Peter Rene Matthias Robert Werner Hans Hartmut Werner E. Andreas Hans Günter Joachim Bernd Bernd Christian Hans-Dieter Rolf Gerhard Helmut Christian Otto Torsten Werner Bernhard Michael Gerhard Claudia Susanne Manfred Sebastian Michael Martin Felix Michael Heinz Steffen Karl-Hermann Franz Xaver Gerhard Jürgen Michael Armin Erich Maik Dennis Norbert Matthias Ralf Jaime Ulrich Rolf Thomas Thomas Ernst Gerald Marcus Markus Peter Ulrich Salvador Frank Lutz Gerhard Thomas Joachim Dieter Hoyerswerda e. V. Rainer Wolfgang Reiner Uwe Erich Mirko Rainer Stefan Ralf Frank Frank Stefan Klaus Uwe Andre Hans-Georg
VdS-Journal Nr. 14
Straße
PLZ
Ort
Burgstr. 10 Rilkeweg 4 Aloys Feldmann Str. 7 Otto-Reuter-Str. 22
56249 71101 59590 37327
Herschbach Schönaich Gesecke Breitenbach
Kirchstr. 8
74243
Langenbrettach
Münchener Str. 26 Kapellenweg 10 Friedensring 21 Graudenzer Weg 5 Ahornweg 2 Inselstr. 16 Lindenstr. 16 Bahnhofstr. 55 Am Holzbach 41 Tylestr. 9 a Wattenscheider Str. 78 Heisterbarg 9 Alte Bargener Str. 23 Bergstr. 21 e Victor-Halstrick-Str. 12 Am Tonwerk 6 Am Pfahlgraben 45 Fischerweg 24 Frankenstr. 20 Hattwichstr. 33 Propsteiweg 3 Bräuhausgasse 10 Geschwister-Scholl-Str. 7 Friedrich-Ebert-Damm 12a Jahnstr. 38 Im Mittenweld 14 Hermsdorfer Str. 15 Albert Schweitzer Str. 1 Seibererstr. 225 Gerdehaus 11 Panoramaweg 2 Regengasse 37 Max-Höfler-Platz 3 Persterstr. 6h Im Eck 1/19 Rauendahlstr. 20 A Unterer Waldweg 9 Ferd.-Markl-Str. 1/62 Johann-Strauß-Str. 26 Sonnenstieg 3 Rodersiepen 11 Beisingstr. 3 Oberer Bux 9 Cami de l'Observatori, s/n
10825 77640 08289 47495 29565 64287 83317 56422 33378 35066 44793 24598 74928 47443 44625 64646 61239 86807 97222 16548 79189 83098 14471 22049 69221 42859 01159 64658 A-3610 29328 71522 50171 83646 09430 76448 45529 67281 A-4040 65779 37085 58135 44807 97236 E-07144
Berlin Offenburg Schneeberg Rheinberg Wriedel Darmstadt Teisendorf/Ufering Wirges Rheda-Wiedenbrück Frankenberg Bochum Boosted Hüffenhardt-Kälbertshsn. Moers Herne Heppenheim Ober-Mörlen/Langenhain Buchloe Rimpar Glienecke Bad Krozingen Brannenburg Potsdam Hamburg Dossenheim Remscheid Dresden Fürth/Odw. Weisenkirchen/Wachau Fassberg Backnang Kerpen Bad Tölz Drebach Durmersheim Hattingen Kirchheim/Wstr. Linz Kelkheim Göttingen Hagen Bochum Lindelbach Costitx-Mallorca
Dompfaffenweg 41
50389
Heimstättenweg 40
45139
Schützenstr. 25
53773
Charlottenburgerstr. 26 c 51377
Linzerstr. 372/1/6
A-1140
Westernplan 9
39108
Birkenstr. 15
58664
Lortzingstr. 5
44789
Marienborner Str. 37a, App. 47 55128
Cami de l'Observatori, s/n E-07144
Röderstr. 23
01454
Wesseling Essen Hennef Leverkusen Wien Magdeburg Iserlohn Bochum Mainz Costitx-Mallorca Radeberg
Am Spielplatz 11 Rotenackerstr. 4/1 Bahnhofstr. 7 Schwalbenweg 12
35066 73732 97996 73655
Frankenberg Esslingen Niederstetten Plüderhausen
Humbusch 60 Gottenheimerstr. 18 Am Kanal 6 Landsberger Str. 4 Tannenweg 13
45721 79224 67227 29633 CH-2563
Haltern-Sythen Umkirch Frankenthal Munster Ipsach
Zaisenweg 6 Ruhrstr. 21 Birkenweg 22 Mittlere Bergstr. 37 Bramwinkel 258 Höhenweg 11 Hamoirstr. 8 Calbesche-Str. 4 Gluckstr. 18a
73614 40699 26548 01445 31613 74858 63762 39218 22081
Schorndorf Erkrath-Hochdahl Norderney Radebeul Wietzen Aglasterhausen Großostheim Schönebeck Hamburg
e-mail Dietmar.Bannuscher@t-online.de stefan_beck@cometchaser.de
matthias.bopp@gmx.de zentrale@bav-astro.de hans.bredel@studio-clavis.de werner.e.celnik@astrographic.de astro@HansGuenterDiederich.de draeger@iabg.de
Prometheus9263@aol.com
Mcgrun@aol.com vds-astro@t-online.de torstengueths@ipfb.net
hinz@glorie.de susanne@vds-astro-jugend.de m.holl@t-online.de astrohoppe@aol.com martin-hoerenz@gmx.de felix.hormuth@urz.uni-heidelberg.de h.kerner@t-online.de
g.lehmann@abo.freiepresse.de mmaucksch@aol.com Armin.Meyer@t-online.de erich.meyer@ooenet.at maik@comethunter.de moeller-d@gmx.de tiasmylar@web.de
ernstpollmann@aol.com
markus.ridder@gmx.de pri@bfw-dortmund.de Rieth@mail.kernchemie.uni-mainz.de f.schaefer@canaletto.net
joachim.schroeder@12move.de dieterschubert@aol.com
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