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Inhaltsverzeichnis des VdS-Journals 93

Inhaltsverzeichnis VdS-Journal Nr. 93
 
 
  1 Editorial

Nach Redaktionsschluss
  4 Hinweise zur Beitragsrechnung für das Kalenderjahr 2025
  4 Man kann wieder die Drehbare VdS-Sternkarte bestellen!
  4 Ehrung für Mechthild Meinike

Schwerpunktthema: Bildliche Darstellung in der Astronomie
  6 Einführung zum Schwerpunktthema Bildliche Darstellung in der Astronomie
  7 Leitartikel - Von Lascaux bis Las Vegas
  10 Mehr als ein schönes Spielzeug
  14 "Astronomisches Kalenderblatt 1734"
  18 Vom Astrofoto der Woche zum Astrofoto des Monats
  20 Internationale Konferenz der Astrofotografen im März 2024: Central European Deepsky Imaging Conference (CEDIC)
  24 AstroBin: Prinzipien, Tiefe und Vision
  28 Mikrometeorite - kleine Teilchen auf großen Bühnen
  31 Astrofotos in Zeiten des Internets
  34 Zeichnen astronomischer Objekte

Fachgruppenbeiträge

Amateurteleskope/Selbstbau
  37 Untersuchung zur Schwingungsdämpfung einer Teleskopsäule durch eine Sandfüllung

Astrofotografie
  40 "Wiederentdeckung" des PN G228.0-00.4 bei NGC 235946
  44 Astrofotografie in Namibia - Mit dem Teleskop unterwegs
  50 Entdeckung des Herbig-Haro-Objektes Bres 1 - Erstbeobachtung und Spektroskopie
  56 Bilderstrecke: Neue Astrofotos

Astronomische Vereinigungen
  60 5. Regionaltreffen der Süddeutschen Sternwarten vom 28. bis 30. Juni 2024 in Heilbronn
  62 Sonderausstellung Astrofotografie "Nächtliche Welten" im Deutschen Museum
  64 Hofer Sternfreundetreffen 2024

Astrophysik & Algorithmen
  66 Quasimonde
  69 Berechnungen der Positionen von Himmelskörpern mit der Python-Bibliothek Skyfield

Atmosphärische Erscheinungen
  73 Polarlichtshow in Skandinavien - Anfang/Mitte September 2024
  80 Meeting "Light and Colour in Nature and Art” in Leiden/NL

Deep Sky
  85 Dejà-vu: Der neue alte FG-Leiter
  85 Die Wiederauferstehung des Deep-Sky-Treffens

Geschichte
  86 Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie
  86 18. Tagung der Fachgruppe Geschichte der Astronomie in Gotha

Kleine Planeten
  92 Kosmische Begegnungen

Kometen
  97 Bedeutende Kometen des 3. Quartals 2024

Mond
  98 Mein Weg zum Mond

Radioastronomie
  101 Radioastronomie der Milchstraße mit einer modifizierten Satellitenschüssel

Remote-Sternwarten
  107 Aktuelle Ergebnisse der VdS-Remote-Sternwarte
 

Sternbedeckungen
  107 Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im 2. Quartal 2025

VdS-Nachrichten
  110 Bericht aus dem Vorstand
  110 Wir begrüßen neue Mitglieder
  111 Spenden
  112 Jubiläen

Nachrufe
  114 Joachim Herrmann
  115 Wir trauern um Joachim Herrmann
  116 Sonja Itting-Enke

VdS vor Ort/Tagungsberichte
  118 Der Astronomie-Workshop 2024 des Astronomischen Arbeitskreises Salzkammergut (AAS)

Service
  120 Himmelsvorschau Mai 2025 -Juli 2025

Empfehlungen der Redaktion
  122 Videokurs Polarlicht
  114 PixInsight lieb gewinnen

Beobachterforum
  124 Ein 22 Grad -Mondhalo
  124 Goldener Henkel "reverse"

Vorschau
  126 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen April bis Juli 2025

Hinweise
  117 VdS-Fachgruppenredakteure, VdS-Fachgruppenverantwortliche
  128 Autorenverzeichnis
  128 Impressum
  128 Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie

Textinhalt des Journals 93

Der Textinhalt dient zum Durchsuchen, zum Ausschneiden vorn Text und für internetgestützte Übersetzungs-Software. Der Text ist nicht formatiert, Bildunterschriften sind irgendwo im Text eingefügt.
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Zum Lesen ist das Journal als pdf vorgesehen.



Journal für Astronomie Nr. 93 | 3

Nach Redaktionsschluss
Man kann wieder die Drehbare VdS-Sternkarte bestellen!
von Astrid Gallus Die Nachfrage war groß und dem wurde Rechnung getragen: Die VdS hat wieder ihre eigenen Drehbaren Sternkarten im Angebot. Sie waren ein begehrtes Objekt auf Astro-Messen und ein gern gesehenes Willkommensgeschenk für unsere neuen Mitglieder. Und dann war der Bestand von 2000 Stück plötzlich aufgebraucht. Nun sind sie wieder erhältlich, jetzt mit neuem Logo und neuer Anschrift, zu bestellen bei service@sternfreunde.de.
Der Preis für Mitglieder: 6,50 Euro, sonst 8,50 Euro, zusätzlich Versandkosten oder direkt am Messestand der VdS.
Ehrung für Mechthild Meinike
von Torsten Eisenschmidt
Am 30.09.2010 wurde der Verein ,,Sternfreunde Planetarium Merseburg e.V." gegründet. Schon davor hat sich die heutige Vorsitzende Mechthild Meinike für die Rettung des 1969 eröffneten Planetariums eingesetzt. Ihr ist es immer wieder gelungen, Finanzmittel zu beschaffen, Mitstreiter zu begeistern und die Stadt von der überregionalen Bedeutung dieser Bildungseinrichtung zu überzeugen.
Heute beinhaltet das vollklimatisierte Planetarium in der 8-m-Kuppel nicht nur den fernsteuerbaren Projektor ZKP1, sondern auch zwei Fulldome-Projektoren, die unter Mechthilds Führung vom Verein eingebaut wurden. Tolle Visualisierungsideen und Durchsetzungsvermögen, vor allem in Zeiten klammer Stadtkassen - das zeichnet Mechthild aus.
Das Planetarium wird durch die Stadt Merseburg und den Verein betrieben und für Veranstaltungen der Volkshochschule, den Unterricht und für Familien im Sinne der Astronomie genutzt: www.planetarium-merseburg.de.
Wir gratulieren Mechthild herzlich zum Empfang der Bürgermedaille der Stadt Merseburg am 06.02.2025. Diese ist hoch verdient!
Im Namen aller Merseburger Sternfreunde, der VdS-Fachgruppen Geschichte der Astronomie und Astronomische Vereinigungen Artur Zeising, Hubertus Steinki, Torsten Eisenschmidt und Astrid Gallus
4 | Journal für Astronomie Nr. 93

Nach Redaktionsschluss

Wir gratulieren der Kreativ-Fee zum Jubiläum!

Liebe Sternfreunde,

unser Journal erfüllt im Verein wichtige Aufgaben. Es enthält vor allem die Ergebnisse der Arbeit in den Fachgruppen und erfüllt damit unser Satzungsziel der Verbreitung von Amateurastronomie. Außerdem ist es unser Informationsblatt: Tagungen, neue Mitglieder, Jubiläen und auch die Todesfälle - das alles erfährt man hier. Zudem verbindet die Zeitschrift die Mitglieder. Wir lesen, was die anderen Fachgruppen so treiben, und überlegen, ob wir dazu beitragen oder uns gar ihnen anschließen können. Die Adressliste gestattet es, mit Autoren in Verbindung zu treten. Und zumindest bei mir macht sich ein Gemeinschaftsgefühl breit, wenn ich ein neues, stets hervorragend gestaltetes Heft durchblättere.
Seit 25 Jahren wird das Layout von unserer ,,Kreativ-Fee" Bettina Gessinger ausgeführt. Sie ist Diplom-Designerin und arbeitet selbständig in ihrem Büro für Gestaltung. Jetzt ist es an der Zeit, diese Arbeit zu würdigen.

Liebe Frau Gessinger: Im Namen unserer Mitglieder und insbesondere unseres Redaktionsteams sage ich herzlichen Dank für die wundervolle, tadellose und nunmehr jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Ihnen.
Uwe Pilz, Vorsitzender der VdS, und das ganze Endredaktionsteam des VdS-Journals

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Erratum
Im Artikel von Daniel Spitzer ,,Visuelle Polarisationsbeobachtungen an DeepSky-Objekten" in Heft 92 auf Seite 56 wurde von der Druckerei aus ungeklärten Gründen eine Formel mit der Unterschrift von Sven Melchert vertauscht.
Die Formel für die Bestimmung des Winkels der maximalen Polarisation lautet:

1 Am 6. Februar 2025 wurde Mechthild Meinike von Oberbürgermeister Sebastian
Müller-Bahr (rechts) die Bürgermedaille der Stadt Merseburg verliehen. Bild: Danny Pockrandt (www.miografico.de).

Journal für Astronomie Nr. 93 | 5

Bildliche Darstellung in der Astronomie

Einführung zum Schwerpunktthema Bildliche Darstellung in der Astronomie

Liebe Sternfreunde,

beim Schwerpunktthema ,,Bildliche Darstellung in der Astronomie" liegt der Fokus auf der Präsentation von astronomischen Motiven. Zu selten wird die Frage gestellt, wie eigentlich astronomische Inhalte gezeigt werden. Häufig endet dies mit einer PowerPoint- oder einer Bildserie im Internet. Doch da ist mehr möglich, je nach den eigenen Themen. Es geht um die Darstellung von Zeichnungen, Fotos, Filmen, Grafiken oder auch Modellen.

Der Schwerpunkt liegt primär auf der Darstellung und Präsentation von astronomischen Inhalten und sekundär auf der Erstellung von Aufnahmen. Es gibt bereits sehr viele Artikel zu Teleskopen, Kameras, Software oder den Resultaten. Doch wie wird welches Medium zur Verbreitung der Inhalte verwendet? Dazu zeigt eine Reihe von Fachautoren auf Einladung ihre Sicht der Dinge und darüber hinaus haben auch Sternfreunde aus der Mitte des Vereins Artikel eingereicht.
Das beginnt bei Zeichnungen und Fotos, die mit Monitor und Beamer präsentiert werden. Dies kann im Rahmen von Vorträgen passieren oder über Webseiten. Was muss beachtet werden, wenn man zum Beispiel bei ,,AstroBin" Bilder einstellt, oder welcher Aufwand steckt hinter dem ,,AdW" bzw. ,,AdM" bildlich und textlich? Fotos vom Smartphone sind heute überraschend gut und haben die beste Wirkung, wenn sie auf den kleinen scharfen Displays gezeigt werden. Die Spitze der Darstellung erlebt man im Kino, Planetarium (Abb. 1) oder noch größeren Eventplätzen.
Doch manchmal ist die richtige Präsentation auch einfach eine Tabelle oder Grafik, wie das bekannte Hertzsprung-RussellDiagramm. Bei Printmedien wie unse

1 Teilnehmer ,,Astrofotografie in 360 Grad " im Planetarium Wolfsburg 2019. Das All-Sky-Foto
mit den leuchtenden Nachtwolken über dem Planetarium wurde nachträglich eingefügt.
rem ,,Journal für Astronomie" stellen sich Fragen, wie ein satter schwarzer Sternenhimmel mit feinen Sternabbildungen am besten gedruckt wird. Oder die Interaktion von Ton und Bild bei YouTube. Vielfältig sind die Möglichkeiten und hoffentlich bekommen die Leser auf den folgenden Seiten neue Ideen, um ihre Resultate zu präsentieren.
Viel Vergnügen dabei! Michael Schomann

6 | Journal für Astronomie Nr. 93

Bildliche Darstellung in der Astronomie

Leitartikel - Von Lascaux bis Las Vegas
von Michael Schomann

Vor rund 25.000 Jahren zeichneten unsere Vorfahren in der Höhle von Lascaux neben einem Stierkopf sechs kleine Punkte, die unschwer als die Plejaden zu erkennen sind (Abb. 1). Diese erste bildliche Darstellung des nächtlichen Himmels verewigte die Plejaden sogar korrekt nicht als ,,Sieben"Gestirn. Mit drei Farben malten die urzeitlichen Künstler Hunderte teils überlebensgroße Tiere auf den hellen Kalkstein.

Alle nachfolgenden Kulturen erforschten seitdem den Sternenhimmel und fanden Wege, ihn auf die Erde zu holen, beginnend mit Zeichnungen und Legenden. Werkzeuge wurden erfunden, um den gestirnten Himmel zu vermessen, denn Messen heißt Wissen. Richtig Fahrt nahm diese Bewegung ab 1610 auf mit der Entwicklung des Teleskops. Der Buchdruck war bereits erfunden, und so verbreitete sich die Wissenschaft der Astronomie um den Erdball.

1 Lascaux IV im Studio mit einem Ausschnitt aus der Halle der Stiere
(Bild: Michael Schomann)

Im neunzehnten Jahrhundert wurde die Fotografie geboren und damit die Möglichkeit, einen zweidimensionalen Abdruck der Realität zu erzeugen. Diese analoge Form der Reproduktion wurde im letzten Jahrhundert digital und damit sofort verfügbar. Digitale Endgeräte wie das Smartphone und, als Raum der Entfaltung, das Internet stehen heute einem Großteil der Menschheit zur Verfügung.

Das erste Projektionsplanetarium ging als Wunder von Jena vor 100 Jahren in die Geschichte ein. Erstmals war es möglich, unter einer Kuppel eine natürliche Darstellung des Himmels zu erleben. Dafür war im Inneren einer Kugel eine helle Bogenlampe installiert, die ihr Licht über exakte kleine Öffnungen mit Linsen an die Decke als Sterne projizierte. Zusatzprojektoren zeigten neben dem hellen Band der Milchstraße auch die Bewegung der Planeten.

2 Künstlerische Darstellung und Fotografie einer Akkretionsscheibe. Links ALMA-Auf-
nahme der protoplanetaren Scheibe um HL Tau (ALMA [ESO/NAOJ/NRAO] 2014. Rechts unten eine Montage des ALMA-Bildes und eines Bildes mit dem NASA/ESA Hubble Space Telescope (ALMA [ESO/NAOJ/NRAO]/NASA/ESA). Rechts oben künstlerische Darstellung der protoplanetaren Scheibe 2014 (ESO/Luis Calada). (Bildzusammenstellung: Michael Schomann)

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Bildliche Darstellung in der Astronomie
1 D

3 The Sphere in Las Vegas. Moment-
aufnahme von The Sphere, als es gerade den Mond imitiert. (Quelle: Wikimedia Commons)
4 Unten: Entwicklung der Bildformate
in Pixel und in Frames (Bild: Michael Schomann)

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Bildliche Darstellung in der Astronomie

Heute ist es möglich, mit Videoprojektoren oder sogar einer Kuppel aus vielen Millionen LED-Leuchten einen immersiven Eindruck der Realität zu zeigen. Auf die Spitze getrieben hat dies die 2,3 Milliarden Dollar teure ,,Sphere" in Las Vegas (Abb. 3). Von außen eine 157 Meter durchmessende Dreiviertelkugel mit einem groben LED-Kleid. Innen ein 16K-LED-Display für 18.600 Sitzplätze mit mehr als 160.000 Lautsprechern. Eigene Studios produzieren den gezeigten Content und präsentieren neben Konzerten die Show ,,Postcard from Earth".

5 Astrofotografie in 360 Grad , Beispiele div. Bildgeber (Fotos v. li. ob. n. re. un.: Andreas Zirke,
Michael Schomann, Michael Schomann, Laura Kranich)

Die Möglichkeiten der bildlichen Darstellung in der Astronomie sind heutzutage so vielfältig, dass die Vorstellung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Daher greife ich als Autor ein Beispiel heraus, bei dem ich Ansprechpartner und inhaltlicher Organisator bin. ,,Astrofotografie in 360 Grad" wurde am 16. März 2024 zum sechsten Mal im Planetarium Wolfsburg aufgeführt. Neben dem traditionellen Sternen

projektor sowie zwei Rechteck-Beamern verfügt das Sternentheater seit 2010 über eine hochauflösende Videoprojektionsanlage, die Fulldome-Inhalte realistisch zeigen kann.
Im ersten Block konnten Astrofotografen in 10-minütigen Referaten ihr spezielles Objekt am Sternenhimmel sowohl klassisch als PowerPoint sowie auch kuppelfüllend

Journal für Astronomie Nr. 93 | 9

Bildliche Darstellung in der Astronomie

vorstellen. Unterstützend wurden zusätzliche weitere Aufnahmen anderer Fotografen gezeigt. Im zweiten Teil gab es einen spannenden Vortrag von Katja Seidel zu Polarlichtern und final im letzten Block eine Bildauswahl mit dem Titel ,,Juwelen am Sternenhimmel". Zur Übersicht einmal die Themen in den ersten zweieinhalb Stunden des ersten Blocks.
1. Nebel - Interstellare Wolken aus Staub und Gas (Andreas Zirke)
2. Kometen - Kosmische Besucher im Sonnensystem (Oliver Schneider)
3. Planeten - Unsere nächsten Nachbarn in 3D (Bernd Gährken)
4. Nightscape - Sternenhimmel und Erde in einem Bild (Laura Kranich)
5. Mikrometeoriten - Schätze aus dem Weltall (Peter Gärtner)

6. Sonne - Sonnenflecken bis Protuberanzen (Mehmet Ergün und Johannes Hildebrandt)
7. Mond - Der Begleiter unserer Erde in Farbe (Wolfgang Bischof)
8. Sterne, Milchstraße und Galaxien - Ganz weit draußen (Sebastian Voltmer und Kai-Oliver Detken)
9. Regionale Spezialitäten - Sternfreunde Live (Thiemo Clausen, Thomas Stahr, Thorsten Schipmann)
Es war eine große Freude, die hochwertigen Fotos von himmlischen Objekten in der 15 Meter großen Kuppel zu erleben. Selbst die kleinen Mikrometeoriten - siehe Bericht von Peter Gärtner - kamen ganz groß raus. Die Bildqualität von Nightscape bis Deepsky war fantastisch. Eine maximale Darstellung in 4K (4.096 x 4.096 Pixel2) mit den

sechs Velvet-Projektoren reichte für einen starken immersiven Eindruck. Neben AllSky-Bildern wurden auch Zeitraffer in Fulldome gezeigt, zu denen die Musikanlage von MorrowSound den richtigen Ton gab. Alle drei Themenblöcke waren sehr gut besucht bis komplett ausverkauft, bei maximal 144 Sitzplätzen. Frühestens im März 2026 wird es eine Fortsetzung geben.
Schlusswort Dieser Einführungsartikel ,,Von Lascaux bis Las Vegas" basiert auf meinem gleichnamigen Vortrag bei der 47. Würzburger Frühjahrstagung am 24. Februar 2024. Alle Abbildungen stammen vom Verfasser, soweit nicht anders angegeben.

Mehr als ein schönes Spielzeug
von Jan Kertzscher

Manchmal bekommt man einen doppelten Impuls, der einen dazu bringt, einen Artikel beitragen zu wollen. Im vorliegenden Falle war der erste ein Aufenthalt im australischen Outback, welcher die Experimentierfreude mit dem Google-Smartphone Pixel 6 als Astrokamera weckte und mit minimalem Aufwand erstaunlich gute Resultate lieferte. Sicher kein High-End-Material, aber vom Verhältnis ,,Aufwand zu Ergebnis" her mindestens so bemerkenswert wie vieles andere, was man so sieht, und dazu für mich in dieser Form vollkommen unerwartet. Der zweite Zündfunke war die Aussage in einem von mir ansonsten als äußerst fachkundig wahrgenommenen Test- und Ratgeberkanal auf YouTube. Darin sagte der (ansonsten mit allen Wassern der Weitwinkel-Astrofotografie gewaschene) Autor allen Ernstes, er habe noch auf keinem Smartphone-Bild die Milchstraße sehen können. Wie gesagt: das war mehr als ausreichend, den Ehrgeiz anzustacheln.

1 Komet 12P/Pons-Brooks droht in der Zodiakallichtpyramide abzusaufen, war aber auf
halber Höhe des Kitt Peak Anfang April 2024 per Kontrastanpassung noch herauszuarbeiten.

10 | Journal für Astronomie Nr. 93

Bildliche Darstellung in der Astronomie

2 Wenn die Sterne schon keine Striche sind,
dann wenigstens die vorbeifahrenden Autos auf der Roosevelt Lake Bridge östlich von Phoenix, AZ.

3 Der Highway zum VLA beleuchtet in
Magdalena, New Mexico, eine Hausfassade, die gegen Überstrahlung abgedunkelt werden muss.

4 Ein falscher Heiligenschein
,,ziert" die Kuppel des McDonald Observatory im sehr ländlichen Westtexas gegen Ende der Abenddämmerung.

Neben dem genannten Gerät selbst ist zunächst einmal nur die darauf ja ohnehin standardmäßig vorhandene Google-Foto-App, ein handelsübliches, dazu passendes Smartphone-Fotostativ, möglichst dunkler Himmel sowie etwas Experimentierfreude bezüglich möglicher Vordergründe und Szenerien notwendig (Abb. 1). Gegen Windböen kann es nicht schaden, einen GorillaPod für verwacklungssichere Montage auf einem Geländer dabei zu haben. Was nicht erforderlich ist, und das ist eigentlich der Clou der ganzen Angelegenheit: eine irgendwie geartete Nachführung wie die gute alte Purus mit integrier

tem Uhrwerk oder die im amerikanischen Raum besonders beliebte vollmechanische Barndoor.
Zeitauslöser nach drei bzw. zehn Sekunden sowie ein verlustfreies Dateiformat stehen optional zur Verfügung, aber nach Anwahl der Nightview-Funktion im Menü und bewegungsloser Aufstellung weiß das Gerät schon, was von ihm verlangt wird: eine Dauerbelichtung von bis zu vier Minuten Gesamtzeit bei automatischer Wahl von Blendenstufe und ISO-Zahl sowie selbstständiges, internes Autostacking der einzelnen, kürzeren Himmelsaufnahmen, aus

denen sich die finale Belichtung nach Einbindung eines Vordergrundes zusammensetzt. Was dabei auch dem Neuling schonmal richtig Spaß macht, ist die Tatsache, dass die ersten ca. 30 Sekunden dazu genutzt werden, die Landschaft aufzunehmen und man anschließend während der restlichen Belichtungszeit quasi live am Monitor mitverfolgen kann, wie die Himmelsobjekte sich dazu immer deutlicher aus dem Hintergrund herausschälen (Abb. 2). Nach der Aufnahme ist die Sequenz auch als kurze Zeitrafferaufnahme auf dem Display abspielbar, wobei man sich immer wieder wundert, wie deutlich sich der Himmel in

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Bildliche Darstellung in der Astronomie

5 Wenn kein Streulicht stört, kann bedenkenlos auch mit Vergrößerung im Raw-Modus gearbeitet werden,
um zur späteren Weiterverarbeitung am PC dieses Rohbild des texanischen Nachthimmels zu erhalten.

dieser kurzen Zeit bei kleinen Deklinationen weiterdreht und dass die Software diesen Verschub trotzdem zu einer Aufnahme vereinigt bekommt.
Das resultierende Foto-Rohbild nach dem internen Übereinanderlegen sieht in vielen Fällen schon recht vielversprechend aus und kann entweder als JPEG gleich mit den geräteintern vorhandenen Mitteln weiterverarbeitet werden, oder es kann dies, wie gewohnt, später am Rechner mit allen gängigen professionellen Bearbeitungsprogrammen vorgenommen werden. Im Folgenden soll es dem Low-End-Ansatz folgend hauptsächlich um den erstgenannten Fall gehen und auf Tricks wie selektive Helligkeitsmanipulation von Sternen oder Milchstraße bewusst verzichtet werden.

zudecken, d. h. unten den Horizont und oben zenitnahe Bereiche auf einem Bild zu haben. Dabei sind dann natürlich gewisse Abstriche durch Bildfeldverzerrung und Randverdunklung nicht ganz zu vermeiden, Bildrauschen ist zweifellos vorhanden, hält sich aber erstaunlich im Rahmen (Bild 3). Bei Verzicht auf den Vordergrund ist gelegentlich auch die große Vergrößerung anwendbar, wenn ein mittelgroßes Sternbild formatfüllend abgebildet werden soll. Zu berücksichtigen ist bei Vordergrundobjekten auch, dass auftreffendes Umgebungslicht sehr gut hilft, Einzelheiten erkennbar

zu machen. Hier kann ggf. auch mit einer zusätzlichen Taschenlampe wirkungsvoll nachgeholfen werden, Akzente zu setzen, von denen man will, dass sie später nicht extra aufgehellt werden müssen. Wie der Effekt bei Vollmondlicht anspricht, müsste einmal extra getestet werden. Dies ist vielleicht noch ein lohnendes Projekt für die Zukunft.
Je nachdem, auf welcher Art Stativ die Aufnahme gewonnen werden soll, lohnt es sich schon im Vorweg, sich Gedanken über die Auslösung zu machen. Es stehen verschie

Die Motivauswahl beginnt natürlich mit der grundsätzlichen Entscheidung, ob hochkant oder im Querformat aufgenommen werden soll. Bei geplanter Einbeziehung von Architektur- oder Landschaftselementen in den Bildaufbau wird man fast immer im Querformat landen, in diesem Fall gilt es dann nur noch, die Brennweite festzulegen. Dabei hat man die Wahl zwischen Vergrößerungen von 0,7x, 1x sowie 2x, und in den meisten Fällen läuft es bei dieser Art von Aufnahmen auf den goldenen Mittelweg hinaus. Im Porträtformat kann es bei Verwendung der kleinsten Vergrößerung reizvoll sein, die ganze Himmelshöhe ab

6 Vorher wird in der Kamera mit wenigen Klicks aus derselben Aufnahme aber schon ein
durchaus vorzeigbares Zwischenresultat.

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Der MARS -- zum Greifen nah
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dene Zeitverzögerungen (3, 5 oder 10 s) zur Verfügung und bei Positionierung direkt auf der Erde kann es schwierig sein, die noch verbleibende Restzeit vom Handydisplay abzulesen, da das Gerät ja immer mehr oder weniger stark ,,aus dem Boden heraus" geneigt ist.
Als ersten Schritt bei der Bildverarbeitung macht es Sinn, den Bildausschnitt festzulegen, um z. B. die bei solch einer Optik zwangsläufig vorhandene Eckenverdunklung etwas wegzuschneiden und unbeabsichtigte Horizontverkippung auszugleichen. Hat man den Astromodus genutzt, bietet die Software noch ein zusätzliches Preset an, welches besonders auf die Belichtungsbedürfnisse abgestimmt ist. Meistens stimmt es auch, dass sich allein dadurch ein erster ,,Aha"-Effekt einstellt, aber nicht immer. Wenn sich ein leichter Farbstich eingeschlichen hat, kann dieser jetzt mit dem ,,Filter" angegangen werden, wo einige häufig passende Beispiele zur Benutzung abgelegt sind. Von den etwas seltsam an

mutenden Namen wie ,,Clay" sollte man sich aber nicht abschrecken lassen. Sollte keiner davon optimale Ergebnisse liefern, kann man sich den richtigen Ton individuell selbst basteln. Danach steht der Wechsel in die umfangreiche Sammlung von Hilfsmitteln zum Anpassen bevor: hier bietet es sich an, mit einem milden Nachschärfen zu beginnen, am besten nicht mehr als dem Wert +10. Bis dahin kommt man eigentlich immer ohne anschließende Rauschminderung aus. Als nächstes können Helligkeit und Kontrast mit etlichen Reglern individuell eingestellt werden. Besonders hinzuweisen ist auf die Funktion ,,Schatten", denn mit ihr ist der Himmelshintergrund so justierbar, dass schwache Ausläufer der Milchstraße gerade noch erkennbar sind. Extrem vorsichtig sollte man mit den beiden Funktionen Sättigung und Pop umgehen, da die Resultate leicht ins Unrealistische abgleiten können (Abb. 4). Den Abschluss bildet ein Besuch der Sektion ,,Tools", wo sich z. B. der magische Radierer versteckt, falls ein Flugzeug einmal gerade störend im Eck das

Sichtfeld angekratzt hat (Abb. 5). Bereits jetzt sind für die nächsten Monate einige möglicherweise interessante Neuerungen angekündigt. So sollen erstmals manuelle Kontrollmöglichkeiten hinzugefügt werden, mit denen sich der Belichtungswert und damit die maximale Dauer der Aufnahme anpassen lassen. Ab PixelKamera 9.5 kann man zudem den Modus für Astrofotografie (Sternenhimmel) manuell aktivieren, anstatt ihn nur dann aktiviert zu bekommen, wenn das Smartphone still auf einem Stativ in den Himmel blickt.

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Bildliche Darstellung in der Astronomie

,,Astronomisches Kalenderblatt 1734"
von Franz Zitzelsberger

Gibt es eine Wahrheit hinter den Sternen? - Ein erklärendes Zeitdokument. ,,MELIUS EST MINUS EGERE, QUAM PLUS HABERE - Besser ist es, weniger zu benötigen als mehr zu haben."
Freunde der Nacht, tauchen wir ein in eine Zeit, da man das Wort Lichtverschmutzung noch nicht kannte und sich der Sternenhimmel in all seiner Pracht zeigen konnte. Es muss faszinierend gewesen sein, vor das Haus zu gehen und den Himmel zu betrachten.
Es war im frühen 18. Jahrhundert. Cassini entdeckte die Teilung des Saturnringes, Halley sagte den nach ihm benannten Ko

meten voraus. In der Kirche des ehemaligen Augustiner-Chorherrnstifts in RebdorfEichstätt entwirft der Abt Johann Baptist Mayr das Emblem unserer Aufmerksamkeit (Abb. 1).
Während eine Engelsfigur mit Eifer ein Fernrohr gen Himmel richtet, hält die zweite, scheinbar in sich selbst ruhend, einen senkrecht hängenden gerade angeschlagenen Triangel. Mittig zwischen beiden steht erhöht ein abnehmender Mond.
In dieser ,,Hochzeit" der Kunstepoche der Emblematik geht es um verborgene Inhalte in Texten und Bildern. Zwischen den Zeilen lesen zu können, war Voraussetzung.

Ein emblematisches Bild ist nicht nur eine Abbildung, sondern eine Kurzgeschichte! Es besteht aus einem Motto, dem Bild und einem Untertitel. Die Kunst bestand darin, die eigentliche Geschichte so zu verbergen, dass sie gerade noch entdeckt werden konnte.
Die astronomische Kurzgeschichte wollen wir jetzt herausfinden. Da wir ein kirchliches Emblem vor uns haben, dürfen wir uns ruhig von den Worten des Hl. Augustinus motivieren lassen: ,,Nicht vergebens und nutzlos soll man die Schönheit des Himmels betrachten, die Ordnung der Gestirne, den Glanz des Lichtes, den Wechsel von Tag und Nacht, den

1 Emblem in der Kirche Rebdorf (Foto: Franz Zitzelsberger)
14 | Journal für Astronomie Nr. 93

Bildliche Darstellung in der Astronomie

Monatslauf des Mondes, die vierfach geordneten Jahreszeiten mit den ebenfalls vierfachen Elementen ..."

Suchen wir nach einem ,,ordnenden" Beobachtungsobjekt, das beide Engelsfiguren gemeinsam bewerten!
Licht und Schatten Schützend hält der linke Engel seine flach gespreizte Hand in die Visierlinie des Handfernrohrs (Abb. 2). Die Innenseite der Handfläche ist zum Betrachter hin deutlich dunkel gehalten. Offensichtlich Schatten einer Lichtquelle, die ihn von hinten anzuleuchten scheint. Im Rücken der Engel geht die Sonne auf!
Dies zeigt auch: Licht und der Schatten sind nicht nur Maltechnik, sondern Stilmittel, Bildinhalte, hier indirekt die Zeit der Morgendämmerung, wiederzugeben. Die Schatten weisen auf die imaginär vorhandene Sonne. Folgerung: Die Szene handelt in der Zeit des Sonnenaufgangs!
Mond Genau genommen handelt es sich um einen schwarz gehaltenen Vollmond mit heller linksbauchiger Sichel. Die nach rechts zeigenden Mondhörner bedeuten, der Mond ist abnehmend. Gleichzeitig ist er aber bereits als dunkler Vollmond, als nahender Neumond, dargestellt.
Folgerung: Der Mond bestätigt und ergänzt, es ist ein Morgen am Monatsende. Mit dem Sonnenaufgang im Osten beginnt demnächst eine ,,Monderneuerung". Ein neuer Monat!
Die Instrumente des rechten Engels Die Abbildung 3 ist ein perspektivischer ,,Kunstgriff ", mehrere Attribute zu geometrischen Formen neuer Bedeutung zusammenzufassen.

Lot und Mittagskreis Im Kontext mit Mond und Fernrohr repräsentiert die Senkrechte die ,,Mittagslinie", seinerzeit auch Mittagskreis genannt. Sie ist Referenzlinie für die Bestimmung von Auf- und Untergangszeiten und die Kulmination der Gestirne. Wegen der scheinbaren Drehung des Sternenhimmels quert im Laufe eines Jahres jeder Stern den Mittagskreis. Folgerung: Das gesuchte Objekt befindet sich im Süden und quert vermutlich den Mittagskreis!
Lot und Triangel Der Triangel als Klanginstrument wurde im späten Mittelalter auch als Engelsinstrument bezeichnet (Wikipedia, 2024). Für die Klangbildung war es wichtig, das Instrument, wie in der Abbildung, freischwingend zu halten. Dazu passen am oberen Ende die vier Infuln (Stoffstreifen) als Zierbänder. Die rechte Hand fasst den angeschlagenen Triangel, um den Klang zur richtigen Zeit anzuhalten, ,,... es ist besser, weniger zu benötigen als mehr zu haben".
In der Astronomie war / ist Triangel die Benennung für einen Asterismus von auffälligen Gestirnen, deren Verbindungslinien ein Dreieck ergeben. Folgerung: Das vermutete Objekt auf der Mittagslinie bildet zusammen mit zwei anderen Gestirnen ein Dreieck! Da aber mit beginnendem Morgenlicht die Sterne zunehmend verblassen,

2 Licht und Schatten
3 Die Instrumente des rechten Engels
könnte als letztes sichtbares Objekt der Stern Sirius gemeint sein. In der Morgendämmerung der Herbst-Tagundnachtgleiche bildet er mit Prokyon und Beteigeuze ein auffälliges Dreieck und quert die Mittagslinie. Suchen wir einen weiteren Hinweis, der diese Annahme bestätigt.
Der Hund In Höhe des Instrumentariums zieht sich quer über die Schultern des rechten Engels die Schattenfigur eines nach links oben strebenden Hundes. Im Kontext unserer bisherigen Analyse als eine Metapher für das Sternbild Großer Hund (Canis Major) zu interpretieren.
Ergebnis Mit den abgebildeten Attributen ist eine Beobachtung der Oriongruppe am Morgenhimmel der Herbst-Tagundnachtgleiche des Jahres 1734 dokumentiert. Die Zeitbestimmung ergibt sich aus der festgehaltenen Beziehung von Sonne und Mond und der Stellung der Sternbilder Orion, Großer und Kleiner Hund. Als sichtbare Referenzsterne werden Sirius, Prokyon und Beteigeuze in Querung der Mittagslinie beobachtet.
Die christlichen Kirchengemeinden haben den Ernteschluss mit dem Festtag des Erzengels Michael personifiziert und im Kalender mit dem ,,Michaelistag" fixiert. Dieser wird regelmäßig am 29. September

Journal für Astronomie Nr. 93 | 15

Bildliche Darstellung in der Astronomie

begangen. Nach dem Begriffsverständnis der damaligen Zeit ein bedeutender Tag.
Es ist Gerichtstag, Stichtag für kirchliche und weltliche Abgaben und Verträge. Ein bedeutender Lostag im alten Bauernkalender. Der ,,Michaelizins" war ein fester Begriff und am 29. September eines jeden Jahres in Geld oder Naturalien zu entrichten.
Mit diesem astronomisch orientierten Blickfang des Emblems hatte der neue Prior Johann Baptist Mayr dem Augustiner-Chorherrnstift für aufmerksame Betrachter ein bleibendes Zeitdokument hinterlassen. Der Kontext der ,,Engel" und ihrer offenbarenden ,,Erzählung hinter den Sternen" sind ein Einstieg in regionale Ereignisse des Jahres 1734. Auf diese Weise hat er das Stift, seine Amtsübernahme und ,,seine" Kirchenerneuerung ,,für immer"

mit den Sternbildern der Oriongruppe verbunden! Sie wurden dem Betrachter zu ,,seinen ewigen Zeitzeugen" benannt.
Nachtrag für uns Sternkundige ,,MODICO CONTENTA REDUNDANT - was mit Wenigem zufrieden ist, hat Überfluss", so die Bildunterschrift. In diesem Sinne will ich die Klärung vieler weiterer Attribute den kundigen Sternfreunden unter uns offenhalten. Ja, es gibt noch viele Bildelemente zu entdecken, die die astronomische Einordnung weiter untermauern.
Sie enthalten auch viele Hinweise zu den astronomischen Kenntnissen der Zeit. Aus der Stellung von Sternen des Orion zu denen des angrenzenden Sternbildes Stier lässt sich die für eine astronomische Beobachtung wichtige Mittagslinie bestimmen. Diese ist immer eine ortszeitgebundene

Linie. Das bedeutet, die Schlüsse aus der Beobachtung zu folgenden Zeiten - insbesondere Morgendämmerung bzw. Sonnenaufgang - gelten ausschließlich für die Horizontbedingungen des Klosters.
Mit einer weitergehenden Analyse der Abbildung öffnet sich dem interessierten Sternfreund das Bild einer örtlichen jahreszeitlichen Sternkarte mit den Besonderheiten der regionalen Geografie. Je umfassender das astronomische Wissen des Betrachters, desto zielgenauer und detailreicher. Der schwierigste Teil der Einordnung: In der Abbildung ist der Zeitraum zwischen dem 24. September und Weihnachten und dem Osterfest des Jahres angegeben. Da aber Ostern ein veränderliches Datum hat, bleibt 1734. Viel Freude beim Studium.

Eine Aufsuchhilfe
1. Wie sieht der Hund des Sternbildes aus? Da wir uns im 18. Jahrhundert bewegen, betrachten wir dazu das Buch ,,Vorstellung der Gestirne" von J. E. Bode, Verlag August Lange, 1782. In seiner Vorrede stellt der Verfasser klar, dass er sich in den Sternkarten auf den 1729 von Flamsteed herausgegebenen Himmelsatlas bezieht. Wir haben dort das Bild eines Hundes vor Augen, der 1734 (= Emblem) für die Darstellung des Großen Hundes üblich war. Da in den Klöstern die Astronomie zuhause war, hatten sie in ihrer Bibliothek sicher auch Flamsteeds Sternatlas. Man beachte das Halsband in Bezug zum Kleinen Hund. Wir dürfen unterstellen, dieses Profil des Hundes war Vorbild für unser Emblem.

Zur Veranschaulichung ist das entsprechende Blatt aus dem Bode-Atlas (entspricht der Sternkarte von Flamsteed sowie der Fokussierung aus dem Emblem) unter [1] zu finden, es kann aus Copyright-Gründen hier leider nicht gezeigt werden.

2. Analogie des Hundeprofils im Emblem Wenn wir jetzt versuchen, die Profillinie des Hundes von hinten nach vorne zu betrachten sind wir bei der Darstellung im Emblem (Abb. 4). Er hängt dem Orion im Nacken und weist den Weg zur Sonne... und quert dabei die Mittagslinie. Die Geschichte ist bekannt.
In der Verlängerung der Mittagslinie nach unten folgen Dreieck mit Angelhaken = Tri-Angel. Wenn wir das Ganze in den Kontext bringen und in die beobachtende Astronomie übertragen, sind wir wieder in unserem Aufsatz!

4 Eine Aufsuchhilfe
[1] J. E. Bode, 1782: ,,Vorstellung der Gestirne" (Tafel XXV), Archiv der Landessternwarte Univ. Heidelberg, www.lsw. uni-heidelberg.de/foerderkreis/bode/ D26a.html

16 | Journal für Astronomie Nr. 93

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Bildliche Darstellung in der Astronomie

Vom Astrofoto der Woche zum Astrofoto des Monats
von Peter Riepe

Provokante Frage: ,,Welchen Sinn haben bildliche Darstellungen eigentlich?" Antwort: ,,Ist doch ganz klar - ich will etwas zeigen." Genau das ist mir zu wenig.
Bildliche Darstellungen, speziell astronomische, haben nicht nur das Anschauen mit anschließendem ,,Oh ..." als Ziel, sondern auch weiterführende Informationen und damit verbundene Denkanstöße. Ein Artikel über das Hobby Astronomie wird als bebilderte Information gern von jeder Kreiszeitung angenommen. Zielgruppe des Autors ist dann der gesamte, weit gefächerte Leserkreis, auf den Text und Bilder anzupassen sind. Einen Bildbericht für ein Astro-Magazin wie unser Journal für Astronomie zu verfassen - das läuft schon anders. Da ist die Zielgruppe nämlich fachlich ganz anders aufgestellt. Bilder und Texte müssen thematisch stimmig und qualitativ gut sein. Und noch anders ist es, wenn ein Fachartikel an eine astronomische Fachzeitschrift gehen soll, deren Zielgruppe überwiegend aus Berufsastronomen besteht.
Die Fachgruppe Astrofotografie arbeitet seit 2004 mit Astronomie.de zusammen. 2004 erschien erstmals das Astrofoto der Woche (AdW) als wöchentlicher Online-Artikel. Er hatte zuerst nur das Ziel, neue Astrofotos mit Aufnahmedaten zu präsentieren und damit der Zielgruppe ,,Astrofotografen" nützliche Anregungen zum Nachmachen zu liefern. Zunehmend folgten astronomische Informationen zum Bildmotiv und qualitative Kommentare zum eingereichten AdW. Im März 2024 endete das AdW, die Fortsetzung ist seitdem das ,,Astrofoto des Monats" (AdM).
Als AdM wird nur noch ein technisch sauberes und aussagekräftiges Astrofoto akzeptiert, denn die heute im Internet kursierenden Astroaufnahmen haben in

der Menge enorm zugenommen, dank der weiten Produktpaletten im Astro-Handel. Die Qualitätsspanne der AdM-Einsendungen ist in alle Richtungen breiter geworden, aber nicht nur besser, sondern auch schlechter. Die Möglichkeiten der Bildbearbeitung sind in ihrer Vielfalt erweitert, was zunehmend auch zu überzogener Bildgestaltung führt, besonders wenn der persönliche Geschmack im Vordergrund steht: das Foto überwiegend auf Effekthascherei ausgerichtet, zu krasse Rauschreduzierung, kaum auf die astronomische Realität abgestimmte Farbgestaltung bei (L)RGB-Aufnahmen, überzogene Schärfung u. v. m. Es mangelt an Kenntnis der ,,Objektwirklichkeit" wie Eigenfarbe der Sterne gemäß ihrem Spektraltyp, Nebelfarbe als Folge der Emissionsverhältnisse. Speziell gefilterte Aufnahmen sollten immer als solche (Falschfarbenbilder) gekennzeichnet sein.
Das AdM bleibt daher - wie schon das AdW - eine ausgiebige zusätzliche Informationsquelle, aber nicht mehr nur für Astrofotografen, sondern für alle astronomisch Interessierten. Damit wird das VdSZiel eingehalten, die Astronomie als Hobby und als Wissenschaft zu verbreiten. Über das Astrofoto und die Aufnahmedaten hinaus werden weitere im Bild erkennbare Objekte besprochen. Das eigentliche AdM wird dann von Fall zu Fall durch Zusatzbilder ergänzt, die ein tieferes Leserverständnis für astronomische Zusammenhänge schaffen. So hat sich das AdM inzwischen von der ursprünglichen Idee einer reinen Bildpräsentation zu einer breiten astronomischen Informationsquelle verändert. In dieser Konzeption stellen die AdM-Texte eine hilfreiche ,,Übersetzung" recherchierter astronomischer Fachartikel in eine amateurnahe, gut verständliche Sprache dar. Ein passendes Beispiel dafür ist die nebenstehende Abbildung 1. In einem künftigen

AdM werden neben Bildbearbeitung und technischen Daten auch die senkrecht zueinander verlaufenden dunklen Filamentsysteme und ihre möglichen Ursachen diskutiert (was aber hier nicht geht). Ich sehe es als wichtig an, sich auch mit astronomischen Phänomenen zu befassen - lesen, nachdenken und lernen!
Fazit Die Aussagekraft einer Astrofotografie erfordert mehr als nur eine Auflistung der technischen Daten. Sie wächst mit einem interessant verfassten und leserbezogen gut verständlichen Text zum dargestellten Bildinhalt. Das wird im AdW/AdM durch etliche Leserzuschriften belegt.
1 Kaum bekannt: IC 5068 im Schwan,
Autor: Harald Becher, FG Astrofotografie. Der Bildausschnitt liegt in einem HII-Bogen 2 Grad südlich des Pelikannebels. Optik war ein 10-Zoll-Newton mit Carbon-Tubus (Marke TS), Komakorrektor Starizona Nexus (0,75x), f = 945 mm, Kamera: OGMA AP26mc, [SII]-, H- und [OIII]-Filter von Optolong, HWB = 7 nm, im HCG-Modus 40 x 3 min pro Kanal belichtet, Farbzuordnung: H rot, [SII] grün und [OIII] blau. Die Sterne wurden mittels Pixelmath aus den Schmalbanddaten zu ,,RGB-ähnlich" verrechnet. (Norden links)

18 | Journal für Astronomie Nr. 93

Bildliche Darstellung in der Astronomie

Internationale Konferenz der Astrofotografen im März 2024:
Central European Deepsky Imaging Conference (CEDIC)
von Kai-Oliver Detken

Die CEDIC-Konferenz [1] wurde im Jahr 2009 von den drei österreichischen HobbyAstrofotografen Christoph Kaltseis, Herbert Raab und Wolfgang Leitner ins Leben gerufen. Es war die erste internationale astronomische Imaging-Konferenz ihrer Art in ganz Europa. Seit 2009 fand sie alle zwei Jahre statt und wurde lediglich von Corona unterbrochen. Bereits die zweite Veranstaltung hatte 150 Teilnehmer aus 20 Ländern zu verzeichnen. Zu jeder Konferenz wird ein international bekannter Hauptredner eingeladen. Im März 2024 war das der Amerikaner Russell Croman [2], der spätestens durch die Entwicklung seiner KIbasierten Imaging-Tools BlurXTerminator, NoiseXTerminator und StarXTerminator Berühmtheit in der Astroszene erlangt hat. Die Konferenz bot zwei volle Tage mit Vorträgen und Workshops an, wobei der Schwerpunkt auf Deep-Sky-Imaging lag, aber auch andere interessante Themen der Astrofotografie mit einbezog, wie beispielweise TWAN-Stil-, Zeitraffer-, Planetenund Kometenfotografie. Zusätzlich gab es eine kleine Ausstellung bekannter Astroanbieter im Foyer des Ars Electronica Center (AEC), die während der Pausen besucht werden konnte. Gleich am ersten Abend bekam man einen Vorgeschmack, was der 8k-Beamer auf der 16x9-Meter-Leinwand mit 33 Millionen Pixeln Auflösung des AEC zu leisten in der Lage ist, denn erste Deep-Sky-Bilder wurden vorgestellt. Anhand des Adlernebels (Messier 16) und den Säulen der Schöpfung wurde auch ein Vergleich der Leistungsfähigkeit zwischen dem Hubble Space Teleskop (HST) und dem James Webb Space Telescope (JWST) gezogen. Diese entfalten sich auf der großen Leinwand ganz anders, als man dies normalerweise gewohnt ist (Abb. 1).

1 Die ,,Säulen der Schöpfung" im Vergleich der Weltraumteleskope HST und JWST

Den Vortragsreigen eröffnete am nächsten Tag Yuri Beletsky [3], der als Profiastronom in Chile an den großen Observatorien arbeitet. Da er gerne Nightscape-Aufnahmen angefertigt hat, musste er immer sehr weit rausfahren, um der Lichtglocke Santiago de Chiles zu entfliehen. Um den Aufwand zu verringern, begann er von seinem Standort den Mond zu fotografieren. Er wechselte daher von der Nightscape- zur MoonscapeFotografie. Dass Beletsky damit sehr erfolgreich ist, belegen 16 APOD-Aufnahmen, die mit Mondmotiven von ihm inzwischen veröffentlicht wurden.
Im Gegensatz dazu stellte Edoardo Luca Radice [4] aus Italien vor, wie man in PixInsight [5] vom Gaia-Sternkatalog profitieren kann. Die Gaia-Mission startete im Dezember 2013. Sie hatte als Ziel, zwei Milliarden Objekte der Milchstraße zu erfassen und damit von ihr ein 3D-Modell zu erstellen. Die Mission ist nun bereits 10 Jahre in Betrieb und hat ihr Ziel inzwischen vielfach übertroffen: 4,8 Millionen Galaxien und 1,8 Milliarden Sterne wurden bisher aufge

nommen. 1,46 Milliarden Sterne konnten vermessen werden. PixInsight (PI) nutzt die Gaia-Daten durch Unterprogramme wie beim Image Solver WBPP oder der Farbkalibrierung mittels SPCC. Durch beide Anwendungen wurde gezeigt, wie die Bilder zuerst in der Astrometrie ausgerichtet und dann die Farbe angepasst wurden. Ein weiterer Anwendungsfall sind MARS (Multiscale All-Sky Reference Survey) und SMGE (Spectrophotometric Multiplicative Gradient Estimator), um den Gradienten aus Bildern effektiv zu entfernen.
Jean-Franois Bax [6] vom Omicron-Team aus Frankreich, bestehend aus ihm und Serge Brunier, stellte vor, was man mit einem 1-Meter-Teleskop alles erreichen kann. Die Sternwarte steht in einer Höhe von 1.200 Metern in der Nähe der Cte d'Azur, weshalb nur eine Bortle-Klasse von 3-4 möglich ist. Als Teleskope werden ein Omicron-Deltagraph f/3,2 und EpsilonCassegrain f/12,5 verwendet. Es kann 3.297 mm Brennweite im Primärfokus beim Omicron-Deltagraphen erreicht werden.

20 | Journal für Astronomie Nr. 93

Bildliche Darstellung in der Astronomie

2 Die Galaxie NGC 5907 als LRGB-Aufnahme von Jean-Franois Bax

Als Bildbeispiel des 1-Meter-Spiegelteleskops wurde u. a. die Galaxie NGC 5907 gezeigt, die einen Sternstrom aufweist, der nur bei sehr langer Belichtung herausgearbeitet werden kann, was mit einer Gesamtbelichtungszeit von 52 Stunden auch getan wurde (Abb. 2). Um trotz der Lichtverschmutzung keinen Gradienten in das Bild zu bekommen, wurden dabei so genannte Superflats verwendet. Diese werden am Nachthimmel mit der gleichen Belichtungszeit wie die Lights aufgenommen, wobei nur Himmelsausschnitte ohne Sterne dabei Anwendung finden. Dadurch lässt sich der Hintergrund realer abbilden. Des Weiteren werden beim Multistacking nur die besten Frames verwendet und auch die kalibrierten Bilder auf den besten Hintergrund hin untersucht. Superflat und Multistacking kann man sogar miteinander kombinieren.

Der Fachvortrag von Kevin Morefield [7] aus den USA hatte hingegen das Thema Remote-Sternwarten. Da sein Wohnort Portland, Oregon, nur eine Bortle-Klasse von 7 besitzt, ging er im November 2022 zu Obstech nach Chile [8]. Als Automatisierungssoftware werden von ihm ACP [9], Voyager [10], N.I.N.A. [11] und SGP [12] verwendet. ACP, Voyager Advanced und das N.I.N.A. Target Scheduler Plugin sind auch in der Lage, über mehrere Nächte zu belichten. Es werden Skyflats genutzt, da man bei der Teleskopgröße keine Flatpanels anbringen kann, was aber gut funktioniert. Als Teleskop-Equipment sind die High-end-Teleskope PlaneWave CDK17 und DeltaRho350 auf einer Planewave-L-600-Montierung mit den Kameras QHY600M und ATIK APX60 im Einsatz. Ein NAS-Speicher wird zu Hause verwendet, um die Datenmengen sicher aufzube

wahren. Weitere wichtige Rahmenbedingungen waren: stabiles Internet, Betreuung vor Ort, einfache Erreichbarkeit, gutes Wetter und hohe Himmelsqualität. Alle diese Anforderungen wurden erreicht und konnten umgesetzt werden.
Ein weiterer interessanter Beitrag kam aus Singapur von Chua Remus. Denn er muss in der Millionenmetropole mit der größten Lichtverschmutzung weltweit leben. Deshalb fährt er mit seinem mobilen Equipment meistens sehr weit aus der Stadt heraus. Er hat dabei die besten Ergebnisse mit gekühlter Monochromkamera, qualitativ guten Schmalbandfiltern und einem Teleskop mit moderatem Öffnungsverhältnis erzielt. Dithering wurde ebenfalls empfohlen. Anschließend werden so viele Bilder wie möglich kurzbelichtet erstellt und die Daten genau kalibriert. Bei der Bildent

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Bildliche Darstellung in der Astronomie

3 Ausführliche Workflow-Prozesse von Chua Remus bei R/G/B-Bildern

wicklung hat Remus, wie andere Astrofotografen auch, seinen eigenen Workflow entwickelt, der ausführlich vorgestellt wurde. Die Abbildung 3 zeigt die Bearbeitungssequenzen bei der Verwendung von R/G/BBildern.
Am zweiten Tag ging es mit Gabriel Rodrigues Santos [13] aus Brasilien weiter, der Weitwinkelmosaike als Thema hatte. Er lebt in der Nähe von So Paulo und hat dort natürlich auch mit der Lichtverschmutzung zu kämpfen. Er sieht zwei Herausforderungen bei seinem Hobby: die Bildausrichtung und das nahtlose Zusammenfügen der Einzelbilder. Um erfolgreich ein Mosaik aufnehmen zu können, sieht Santos drei Phasen vor: die Planung, die Aufnahme und die Bearbeitung. Bei der Planung wird die Ausrichtung der Bilder bereits vorab beachtet. Danach erfolgen die Aufnahmen, die durch Plate-Solving so automatisiert wie möglich durchgeführt werden. Der größte Zeitaufwand ist dann bei der Bearbeitung einzuplanen. Dabei finden zuerst die Registrierung und Projektion für die Ausrichtung statt. Astro Pixel Processor (APP) [14] oder

PixInsight können beispielsweise dafür verwendet werden. Danach lassen sich die Einzelbilder zusammensetzen und im Detail bearbeiten.
Der Höhepunkt der Konferenz war allerdings der Vortrag von Russell Croman [2] im großen Auditorium. Er erläuterte im ersten Schritt erst einmal die Begrifflich

keiten Neuronale Netze (NN), Machine Learning und Deep Learning sowie deren Oberbegriff der Künstlichen Intelligenz (KI). Das Convolutional Neural Network (CNN) wird in der Bildverarbeitung dabei als Basis verwendet. Damit kann man die Schärfe beeinflussen bzw. verbessern. Unterscheiden muss man allerdings auch zwei KI-Arten: Generative AI und Discrimina

4 3D-Erlebnis des Jupiter-Monds Io mit 8k-Beamer auf 16x9-Meter-Leinwand

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tive AI. Die Generative AI will man in der Astrofotografie vermeiden, denn es soll nichts künstlich hinzugefügt werden. So arbeitet auch die so genannte Deconvolution: es werden keine Details addiert, sondern nur vorhandene besser herausgearbeitet. Als Gegenbeispiel zum BlurXTerminator wurde von Croman die Software Topaz Photo AI [15] erwähnt, die auf einer Generativen AI basiert und dadurch definitiv Strukturen hinzufügt, die nicht da sind. Letztendlich hat es der Bildersteller aber selbst in der Hand, wie er das vorhandene KI-Werkzeug einsetzt und ob die Natürlichkeit gewahrt bleibt.

Es gab auch noch einen ausführlichen Workshop mit ihm, bei dem er im Detail auf die Benutzung des BlurXTerminator, Under- und Oversampling und die Schmalband-Deconvolution einging. Abschließend kam dann der 8k-Beamer mit 3D zum Einsatz, um das Auditorium in die Weiten des Weltalls zu entführen (s. Abb. 4). Die Reise ging dabei von der Erde zur ISS über die Monde des Jupiters bis hin zu Schwarzen Löchern und außerhalb unserer Milchstraße in andere Galaxien sowie anschließend wieder zurück, so dass sich alle Teilnehmer zufrieden auf den Heimweg machen konnten.

Internethinweise (Stand September 2024):

[1]

[2]

[1] CEDIC-Konferenz: www.cedic.at

[2] Russell Croman: www.rc-astro.com

[3] Instagram-Account von Yuri Belets ky:

www.instagram.com/yuribeletsky/

[3]

[4]

[4] AstroBin-Seite von Edoardo Luca

Radice: www.astrobin.com/users/

astroedo/ [5] Herstellerseite von PixInsight: [5] [6]

www.pixinsight.com

[6] AstroBin-Seite von Jean-Franois Bax:

www.astrobin.com/users/jeffbax/ [7] AstroBin-Seite von Kevin Morefield: [7] [8]

www.astrobin.com/users/morefield/

[8] Anbieterseite von Obstech Observato-

rio El Sauce: www.obstech.cl [9] Herstellerseite der Remote-Control- [9] [10]

Software ACP: http://acp.dc3.com

[10] Herstellerseite der Software Voyager:

https://software.starkeeper.it [11] Herstellerseite der Sequenzer-Soft- [11] [12]

ware N.I.N.A.: https://nighttime-

imaging.eu

[12] Herstellerseite des Sequence Genera-

tor Pro (SGP):

[13]

[14]

www.sequencegeneratorpro.com

[13] AstroBin-Seite von Gabriel Rodrigues

Santos: www.astrobin.com/users/ grsotnas/ [15]

[14] Herstellerseite von Astro Pixel Pro-

cessor: www.astropixelprocessor.

com

[15] Herstellerseite von Topaz Labs:

www.topazlabs.com

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AstroBin: Prinzipien, Tiefe und Vision
Ein Blick hinter die Kulissen auf die Philosophie und die technische Komplexität, die AstroBin zu einer einzigartigen Plattform für Astrofotografen machen
von Salvatore Iovene

In diesem Jahr ist es 14 Jahre her, dass ich mit dem Aufbau von AstroBin begonnen habe, einer Plattform, die speziell für Astrofotografen entwickelt wurde. Im Jahr 2010 erkannte ich, dass unserer Community ein Ort fehlte, an dem wir unsere Arbeit mit der technischen Tiefe, die unser Hobby erfordert, speichern, anzeigen und teilen konnten. Aus diesem Bedürfnis heraus wurde AstroBin geboren - eine Plattform, die nun Astrofotografen auf der ganzen Welt dient. Ich bin Salvatore Iovene, und AstroBin war vom ersten Tag an mein Lieblingsprojekt. In den ersten zehn Jahren habe ich die Entwicklung neben einem Vollzeitjob betrieben, aber Anfang 2021 habe ich mich entschlossen, Vollzeit an dem Projekt zu arbeiten, weil ich an das langfristige Potenzial für die Gemeinschaft glaube.
Dieser Artikel ist keine typische Anleitung oder Einführung in die Funktionen von AstroBin. Stattdessen möchte ich Ihnen einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen - auf die Entscheidungen und Prozesse, die AstroBin zu der einzigartigen Plattform gemacht haben, die es heute ist.

Die AstroBin-Grundprinzipien und - Philosophie AstroBin ist auf zwei Kernideen aufgebaut: 1. Kontext ist wichtig. Astrofotografie ist eine hochtechnische Angelegenheit, und ein Bild ohne die dazugehörigen Details - wie die verwendete Ausrüstung, Belichtungszeiten und Einstellungen - verliert viel von seinem Wert. AstroBin ermutigt Fotografen dazu, jedes Bild mit den Informationen zu versehen, die ihm einen Kontext geben. 2. Unterstützung des Lernens: Für Anfänger kann sich die Astrofotografie überwältigend anfühlen. AstroBin bietet Werkzeuge, die neuen Nutzern helfen, von erfahreneren Astrofotografen zu lernen und ihnen einen Vorsprung auf ihrer Reise zu verschaffen.
AstroBin legt mehr Wert auf Vollständigkeit der Funktionen und Flexibilität als auf Einfachheit. Das macht die Plattform zwar leistungsfähiger, bedeutet aber auch, dass AstroBin komplexer ist als herkömmliche Plattformen zum Austausch von Bildern.

Ich arbeite ständig an der Verbesserung des Gleichgewichts zwischen Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit und stütze mich dabei auf das Feedback aus der Community.
Zum Beispiel können Benutzer mehrere Aufnahmesitzungen für ein Bild eingeben. Das macht die Sache komplexer, stellt aber sicher, dass die Plattform alle wichtigen technischen Details erfasst. Bei einem einfacheren Ansatz - nur die Eingabe der gesamten Belichtungsstunden - würden diese wichtigen Daten verloren gehen. Die Verwaltung dieser Tiefe erfordert fortschrittliche Datenbankstrukturen und Optimierungen, aber sie ermöglicht AstroBin, der Community aussagekräftigere Einblicke und Suchvorgänge zu bieten (Abb. 1).
Auch die Ausrüstungsdatenbank von AstroB in spiegelt diese Philosophie wider. Anstatt den Benutzern die Möglichkeit zu geben, Ausrüstungsnamen frei einzugeben - was zu Fehlern, Unstimmigkeiten und doppelten Einträgen führen könnte -, verfügt die Plattform über eine kuratierte,

1 Eingabe von detaillierten Aufnahmedaten
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Bildliche Darstellung in der Astronomie

2 Suche in der Geräte-Datenbank

standardisierte Liste von Ausrüstungsgegenständen, die vollständig von der Gemeinschaft in einem kollaborativen Prozess ähnlich dem von Wikipedia verwaltet wird. Dieses System stellt sicher, dass die Daten korrekt und durchsuchbar sind, was das Auffinden von Bildern, die mit einer bestimmten Ausrüstung aufgenommen wurden, zu einem Kinderspiel macht.
Natürlich hat dies den Preis einer gewissen zusätzlichen Komplexität, aber die Vorteile sind überwältigend. So können Sie zum Beispiel eine genaue Suche nach Ausrüstungsgegenständen durchführen, sich mit der Community verbinden, indem Sie Nutzer finden, die die gleiche Ausrüstung wie Sie besitzen, und Ihren Marktplatzangeboten eine höhere Legitimität verleihen, da sie automatisch mit Bildern verknüpft werden, die mit dem von Ihnen verkauften Gegenstand aufgenommen wurden (Abb. 2).
Die Suchmaschine von AstroBin ist eines der fortschrittlichsten Werkzeuge auf der Plattform. Sie ermöglicht es den Nutzern, komplexe, detaillierte Suchen durchzuführen, die auf die speziellen Bedürfnisse von Astrofotografen zugeschnitten sind. Ganz gleich, ob Sie nach Bildern suchen, die mit einem bestimmten Teleskop aufgenommen wurden, ob Sie bestimmte Ausrüstungsattribute erfüllen oder Bilder mit bestimmten Filtern finden möchten, die Suchmaschine liefert präzise Ergebnisse.

Dieses Maß an Genauigkeit ist nur möglich, weil AstroBin jede Information, die mit einem Bild verbunden ist, erfasst und indiziert. Jedes Mal, wenn ein Benutzer die Daten seines Bildes ändert, werden sie für die Suche optimiert. Das Ergebnis ist ein leistungsfähiges Tool, mit dem Nutzer nicht nur Bilder finden, sondern auch die dahinterliegenden Daten auf eine Weise erforschen können, die auf einer einfacheren Plattform nicht möglich wäre.
Sie können zum Beispiel nach allen Bildern des Orionnebels suchen, die mit einem apochromatischen Refraktor unter Verwendung von [SII]-, [OIII]- und HFiltern in einem Dezember mit mehr als 80% Mondbeleuchtung aufgenommen wurden, und die Ergebnisse so filtern, dass nur Bilder angezeigt werden, die als ,,Bild des Tages" ausgezeichnet wurden. Oder Sie suchen alle Bilder, die mit einem Newton zwischen 200 und 300 mm auf einer Montierung mit einer Nutzlast von weniger als 20 kg aufgenommen wurden. Diese Art der präzisen Suche macht AstroBin zu einem wertvollen Werkzeug sowohl für Gelegenheitsnutzer als auch für diejenigen, die tief in die technische Seite der Astrofotografie eintauchen wollen.
Wenn Sie Ihre Suche abgeschlossen haben, können Sie sie für eine spätere Verwendung speichern und alle Ergebnisse mit Hilfe von Endlos-Scrollern und der ,,Vorherige/

Nächste"-Navigation bequem durchsuchen (Abb. 3).
Architektur und Prozesse Die Infrastruktur von AstroBin wurde mit einem Hauptziel aufgebaut: Die Plattform soll wachsen und den Anforderungen der Community gerecht werden können, ohne die Leistung zu beeinträchtigen. AstroBin wird auf AWS (Amazon Web Services) gehostet und läuft auf einem System von virtuellen Containern. Dies ermöglicht eine automatische Skalierung je nach Bedarf. Wenn mehr Nutzer auf der Plattform aktiv sind, kann sie ihre Kapazität erhöhen, um Aufgaben wie die Generierung von Bild-Thumbnails, die Verarbeitung großer Datensätze und die Erfüllung der Bedürfnisse der Community ohne Verzögerungen zu bewältigen.
Sicherheit und Datenschutz Sicherheit ist das Herzstück aller AstroBin-Aktivitäten. Wenn Sie zum Beispiel ein Passwort festlegen, geht es nicht nur darum, genügend Zeichen oder Symbole zu haben. AstroBin gleicht Ihr Passwort mit öffentlichen Datenbanken ab, um sicherzustellen, dass es nicht anderweitig kompromittiert worden ist. Die Passwörter werden sicher verschlüsselt gespeichert, und die Zwei-Faktor-Authentifizierung bietet eine zusätzliche Sicherheitsebene für Benutzer, die dies wünschen.

Journal für Astronomie Nr. 93 | 25

Bildliche Darstellung in der Astronomie

3 Datenbank-Suche nach Bildern mit bestimmten Kriterien

AstroBin stellt auch sicher, dass keine Zahlungsdaten direkt auf der Plattform gespeichert werden. Zahlungen werden sicher über vertrauenswürdige Dienste wie Stripe und PayPal abgewickelt. Selbst wenn sich jemand Zugang zu einem Konto verschafft, ist er nicht in der Lage, sensible Finanzdaten abzurufen.
AstroBin ist außerdem durch mehrere Sicherheitsebenen geschützt, die von AWS und Cloudflare bereitgestellt werden und Denial-of-Service-Angriffe abwehren, die in der Vergangenheit bereits mehrfach aufgetreten sind. Diese Dienste helfen AstroBin, auch bei Angriffen online zu bleiben. Automatisierte Überwachungssysteme suchen ständig nach Schwachstellen und machen mich auf potenzielle Risiken aufmerksam, damit Updates und Patches schnell eingespielt werden können. Inhalte von Benutzern mit kostenlosen Konten durchlaufen eine Moderationswarteschlange, und Sie werden täglich vor Spam und unangemessenen Inhalten geschützt.
Schließlich ist AstroBin vollständig konform mit der GDPR (Datenschutz- und Cybersicherheitsverordnung).

Skalierbarkeit und Leistung AstroBin bedient täglich mehr als 10.000 Benutzer, und seine Architektur ist so konzipiert, dass sie mit der Nachfrage skaliert. Die Plattform fügt automatisch Server hinzu oder entfernt sie, basierend auf dem Datenverkehr, und skaliert Hintergrundprozesse wie das Auflösen von Platten, die Generierung von Vorschaubildern und die Suchindexierung. Das bedeutet, dass AstroBin unabhängig davon, wie viele Benutzer gleichzeitig Bilder hochladen oder suchen, seine Geschwindigkeit und Reaktionsfähigkeit beibehält.
Damit alles reibungslos abläuft, überwache ich die Leistung der Plattform kontinuierlich. AstroBin verwendet Tools, um den Zustand des Servers zu überwachen und Probleme zu erkennen, bevor sie sich auf die Benutzer auswirken. Wenn etwas schiefgeht, erhalte ich Echtzeitwarnungen und kann Probleme schnell beheben, so dass die Benutzerfreundlichkeit nicht beeinträchtigt wird (Abb. 4).
Bereitstellung und Prüfung AstroBin wird häufig aktualisiert - es gibt bis zu 2.000 Versionen pro Jahr. Diese Aktualisierungen, egal ob es sich um

neue Funktionen oder Fehlerbehebungen handelt, werden täglich eingespielt. Um die Sicherheit und Stabilität der Plattform aufrechtzuerhalten, sind Tausende von automatisierten Tests erforderlich, um zu gewährleisten, dass alles wie erwartet funktioniert, wenn die Updates in Betrieb gehen. Durch diesen kontinuierlichen Integrations- und Testprozess kann AstroBin schnell weiterentwickelt werden, ohne die Zuverlässigkeit zu beeinträchtigen. So bleibt die Plattform sicher, aktuell und bereit für neue Herausforderungen.
Langfristige Vision Von Anfang an war es mein Ziel, mit AstroBin eine Plattform zu schaffen, die die unglaubliche Arbeit der Astrofotografie-Community langfristig bewahrt. Aus diesem Grund ist AstroBin mit mehreren Redundanzschichten und automatischen Backups ausgestattet, um sicherzustellen, dass die Daten sicher sind und erhalten bleiben, egal was passiert. Ich überprüfe diese Systeme regelmäßig, um zu garantieren, dass alles ordnungsgemäß funktioniert und Ihre Daten noch jahrzehntelang zur Verfügung stehen.
AstroBin ist ohne externe Investoren oder Marketingbudgets gewachsen, und das

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Bildliche Darstellung in der Astronomie

4 Die Plattform wird technisch kontinuierlich überwacht.

ist gewollt. Da ich die gesamte technische Arbeit selbst erledige, kann ich gewährleisten, dass AstroBin stabil und seiner Kernaufgabe treu bleibt, selbst wenn die Einnahmen sinken. Es gibt keine externen Interessengruppen, die auf Kosten der Benutzerfreundlichkeit auf schnelles Wachstum oder Rentabilität drängen.
Dieser langfristige, nachhaltige Ansatz ermöglicht es AstroBin, sich auf das zu konzentrieren, was am wichtigsten ist: der Astrofotografie-Gemeinschaft zu dienen und ihre Arbeit für zukünftige Generationen zu bewahren.

Fazit AstroBin ist mehr als nur ein Ort zum Austausch von Bildern - es ist mein langfristiges Engagement für die Astrofotografie-Gemeinschaft. Jede Funktion, von der Ausrüstungsdatenbank bis zur Suchmaschine, vom Marktplatz bis zu den Benutzergalerien, von den Foren bis zu den Gruppen, wurde entwickelt, um die einzigartigen Bedürfnisse von Astrofotografen zu unterstützen und eine Plattform zu bieten, die flexibel, leistungsstark und langlebig ist.
Als alleiniger Entwickler fühle ich mich dem Wachstum und der Sicherheit von AstroBin sehr verpflichtet und arbeite ständig

an neuen Möglichkeiten zur Verbesserung der Plattform auf der Grundlage Ihres Feedbacks. Obwohl AstroBin technisch komplex ist, bemühe ich mich, es so intuitiv zu gestalten, dass jeder es benutzen kann, vom Anfänger bis zum erfahrenen Astrofotografen.
Danke, dass Sie Teil der AstroBin-Gemeinschaft sind. Gemeinsam werden wir weiterhin das Universum durch dieses unglaubliche Hobby erforschen und die Grenzen dessen, was in der Astrofotografie möglich ist, verschieben.
Übersetzt von Michael Schomann aus dem Englischen mit DeepL.com (kostenl. Version).

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Mikrometeorite - kleine Teilchen auf großen Bühnen
Walter-Hohmann-Sternwarte Essen setzt kosmischen Staub multimedial in Szene
von Peter Gärtner und Klaus Jost

Täglich rieseln ca. 100 Tonnen außerirdischen Staubes auf die Erde. Die allermeisten Teilchen sind weniger als einen halben Millimeter groß und von natürlichen oder menschengemachten Partikeln kaum zu unterscheiden. Seit 2015 steht fest: Es gibt einen Weg, den Sternenstaub auch im städtischen Umfeld aufzuspüren. Entdeckt hat ihn nach jahrelanger Kleinarbeit der Norweger Jon Larsen. Mitglieder der Fachgruppe Mikrometeorite an der Walter-Hohmann-Sternwarte (WHS) in Essen helfen mit, diese faszinierende Geschichte rund um die Welt zu tragen.
Was sind Mikrometeorite? Im Sonnensystem gibt es neben den Planeten und deren Monden eine Vielzahl weiterer Objekte: Von Zwergplaneten über Asteroiden und Kometen bis hin zu winzigen Partikeln, dem interplanetaren Staub. Dringt diese Materie in die Erdatmosphäre ein, kommt es je nach Masse zu unterschiedlichen Auswirkungen: Größere Brocken erleuchten durch Reibung an den Luftmolekülen den Himmel (Meteore), ihre Bruchstücke erreichen den Erdboden (Meteorite). Kleinere Teilchen von wenigen Millimetern verglühen vollständig in der Atmosphäre (Sternschnuppen). Und die allerkleinsten Staubteilchen rieseln nach dem Erhitzen und wieder Abkühlen auf ihrem Weg durch die Lufthülle bis auf den Erdboden - Mikrometeorite (MM)!
Mikrometeorite suchen und finden Die meisten Mikrometeorite sind rundlich bis oval und zwischen 0,1 und 0,4 Millimeter klein (Abb. 1). Beim Flug durch die Atmosphäre werden sie stark erhitzt. Beim Abkühlen bilden sich auf der Oberfläche typische Strukturen. Oft werden die Par

tikel durch die Reibung so heiß, dass das gesamte Teilchen schmilzt. Dabei trennen sich die verschiedenen Bestandteile. Nach dem Erkalten ist auf der Oberfläche gelegentlich eine sogenannte ,,Perle" aus Eisen und/oder Nickel zu sehen (Abb. 2).
Jahrzehntelang hatte man ausschließlich in Gegenden fernab jeder Zivilisation nach den winzigen Boten aus dem All gesucht,

1 Mikrometeorite sind sehr
klein, typischerweise 0,20,3 mm (Quelle: (C) Peter Gärtner / WHS, CC BY-SA 4.0)
2 Ein Mikrometeorit vom
Typ Barred Olivine (BO) mit typischer Oberflächenstruktur und Eisen-Nickel-Perle bei einem Durchmesser von 0,3 mm (Quelle: (C) Dr. Klaus Jost / WHS, CC BY-SA 4.0)
unter anderem in der Antarktis und im Weltraum. 2015 stellte der Norweger Jon Larsen eine Methode vor, Mikrometeorite auch im städtischen Umfeld zu suchen und zu finden. Seitdem sammeln Amateure rund um die Welt Staub auf Flachdächern und in Dachrinnen, filtern ihn mit Sieb und Magnet, um anschließend unter dem Mikroskop Ausschau nach den kosmischen Teilchen zu halten [1].

28 | Journal für Astronomie Nr. 93

Bildliche Darstellung in der Astronomie

Mikrometeorite fotografieren Peter Gärtner, Mitautor dieses Beitrags, hatte im Herbst 2019 am Museum für Naturkunde in Berlin den Vortrag ,,Stardust in the City" von Jon Larsen besucht. Zurück an der Essener Sternwarte fanden sich schnell Mitstreiter, die sich für das Thema interessierten. Die Idee, ein Citizen-Science-Projekt ,,Mikrometeorite" nach Berliner Vorbild zu starten, machte die aufkommende Pandemie zunichte. So fokussierte man sich in der neu formierten Fachgruppe zunächst darauf, die Internetseite www. mikrometeoriten.de [1] aufzusetzen und eine Facebook-Gruppe ,,Micrometeorites" [2] zu etablieren. Was zunächst als interne Austauschplattform gedacht war, entwickelte sich rasch zu einem digitalen ,,Place to be" für Mikrometeoriten-Jäger weltweit mit aktuell knapp 2.000 Mitgliedern.

Über diese Facebook-Gruppe stieß 2020 auch der Mitautor Klaus Jost zum WHS-Team. Neben seiner jahrelangen Erfahrung in der Mikroskop-Fotografie stellte er auch seine für die Fotografie von Mikrometeoriten notwendige Ausrüstung zu Verfügung (Abb. 3). Sie besteht im Wesentlichen aus einer spiegellosen Kamera Fuji XT3, einem Makro-Schlitten Novoflex Castel Micro, diversen Nikon-MPlan-MikroskopObjektiven (10x, 20x und 40x) mit entsprechender Tubus-Verlängerung, LED-Lichtquelle sowie der Software Helicon Focus und Photos hop.
Mikrometeorite präsentieren Die so im Laufe der Zeit entstandenen Fotos wurden und werden in unterschiedlichen Formaten und Veranstaltungen präsentiert. Die Abbildung 4 zeigt eine Kollage ausgewählter MM.

3 Foto-Equipment von Klaus Jost
(Quelle: (C) Dr. Klaus Jost / WHS, CC BY-SA 4.0)

4 Kollage ausgewählter Mikrometeorite (Quelle: (C) Dr. Klaus Jost / WHS, CC BY-SA 4.0)

Journal für Astronomie Nr. 93 | 29

Bildliche Darstellung in der Astronomie

Als einen Schwerpunkt ihrer Arbeit haben sich die Mitglieder der Fachgruppe zum Ziel gesetzt, die Öffentlichkeit über Mikrometeorite zu informieren und zur Suche nach Sternenstaub vor der eigenen Haustür anzuregen. Nachfolgend eine Auswahl herausragender Events.
MS-Wissenschaft 2023 Unter dem Motto ,,Unser Universum" fuhr die MS Wissenschaft im Jahr 2023 monatelang über Deutschlands Flüsse und Kanäle. Nach Stopps in 33 Städten hatten sich mehr als 100.000 Besucher jeden Alters die Ausstellung im Bauch des Schiffes angesehen. Mit dabei war ein interaktives Exponat der Walter-Hohmann-Sternwarte Essen, das unter dem Titel ,,Mikrometeorite - Sternenstaub für jeden" den von Jon Larsen entwickelten Suchprozess für urbane Mikrometeorite erläuterte. Das vergrößerte 3D-Modell eines Mikrometeoriten und der Blick durchs Mikroskop auf einen echten Mikrometeoriten ließen eine unmittelbare, emotionale Beziehung zwischen Milliarden Jahre altem Sternenstaub und seinem Betrachter entstehen. Ein Beitrag im Audioguide sowie Workshops vor Ort unterstützten die Texte, Fotos und Anschauungsobjekte (Abb. 5, [3]).

5 Peter Gärtner er-
läutert den Besuchern auf der MS Wissenschaft das 3D-Modell eines Mikrometeoriten (Quelle: (C) Peter Gärtner / WHS, CC BY-SA 4.0)
6 Klaus Jost präsen-
tiert seine Fotos von Mikrometeoriten im Weiterbildungsinstitut WBI GmbH in Oberhausen (Quelle: (C) Dr. Klaus Jost / WHS, CC BY-SA 4.0)
WDR-Dokumentation "Sterne über NRW" Nachdem die beiden Autoren im Rahmen des ATT 2022, Europas größter Messe für Amateurastronomie, einen Workshop zu Mikrometeoriten abgehalten hatten, meldete sich der Westdeutsche Rundfunk (WDR): Die Sendereihe ,,Heimatflimmern" suchte für die Folge ,,Sterne über NRW" noch einen spannenden Beitrag. Zwei volle Drehtage später - unter anderem auf der Zeche Zollverein in Essen - waren alle Szenen im Kasten. Die Sendung wurde im Oktober 2023 ausgestrahlt und ist nach wie vor in der ,,ARD-Mediathek" abrufbar [1].

Wolfsburg die Veranstaltung ,,Astrofotografie in 360 Grad ". Sie lädt Amateurastronomen dazu ein, anderen Sternfreunden und der Öffentlichkeit ihre schönsten astronomischen Aufnahmen in der großen Planetariumskuppel zu zeigen. Im März 2024 war Peter Gärtner eingeladen, vor rund 150 Besuchern seinen Vortrag ,,Mikrometeorite - Schätze aus dem Weltall" zu halten.
Live-Stream Astro & Co Jeden Montag um 19 Uhr besprechen Carolin Liefke und Markus Pössel vom Haus der Astronomie in Heidelberg bei ,,Astro & Co" ca. 45 Minuten lang live auf YouTube und Facebook ein aktuelles Thema aus Astronomie und Astrophysik - mit wechselnden Gästen und dem Live-Publikum. Im September 2024 präsentierte Peter Gärtner ,,Mikrometeorite - Sternenstaub für jeden" und stellte sich anschließend den Fragen der Online-Teilnehmer [1].
Die Fachgruppe ,,Mikrometeorite" der Walter-Hohmann-Sternwarte Essen wird auch weiterhin vielfältige Gelegenheiten nutzen, die faszinierende Geschichte der urbanen Mikrometeorite in die Welt zu tragen. Verstärkt soll dabei die Zielgruppe junger Menschen ins Visier genommen werden. Idealerweise entstehen daraus Schulprojekte, Wissenschaftskarrieren und/oder zukünftige Nobelpreisträger!

Ausstellung "Oberhausen City Arts" Im Mai 2023 fand in den Räumen des Weiterbildungsinstituts WBI GmbH die Ausstellung ,,Oberhausen City Arts" der Preisträger des Jahres 2021 statt. Als Drittplatzierter hatte Klaus Jost im Rahmen der Ausstellung Gelegenheit, ausgesuchte Bilder seines Schaffens als Mikro-/MakroFotograf zu präsentieren, unter anderem auch solche von Mikrometeoriten (Abb. 6).
Astrofotografie in 360 Grad Alle zwei Jahre gibt es im Planetarium

Literatur- und Internethinweise (Stand 02.12.2024): [1] WHS-Internetseite:
www.mikrometeoriten.de mit vielen weiterführenden Links [2] WHS-Facebookgruppe: www. facebook.com/groups/ mikrometeoriten [3] P. Gärtner, 2024: ,,Mikrometeorite - Sternenstaub für jeden", VdS-Journal für Astronomie 89, S. 50ff

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Bildliche Darstellung in der Astronomie

Astrofotos in Zeiten des Internets
von Frank Sackenheim

Die Astrofotografie hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte gewandelt. Lange habe ich überlegt, ob ich mit diesem Satz einen Artikel einleiten soll. Das weiß doch jedes Kind und ist wirklich nicht zu übersehen. Aber ist sich jeder Astrofotograf bewusst, was in den letzten Jahrzehnten eigentlich passiert ist? Einige Leser werden vielleicht nicht wissen, wie es war, auf Film zu fotografieren, bei Minusgraden am Teleskop zu kauern und den Leitstern mit einem beleuchteten Fadenkreuzokular nachzuführen. Dann gibt es vielleicht auch Astrofotografen, die die digitale Revolution nicht mehr mitgegangen sind und sich anderen Bereichen des Hobbys Astronomie zugewandt haben, wie etwa der visuellen Astro

nomie. Und wie immer gibt es dazwischen sehr viele Abstufungen.
Die digitale Revolution in der Astrofotografie Beinahe gleichzeitig mit der digitalen Revolution in der Astrofotografie kam das Internet auf. Das heißt, nicht nur der Vorgang der Astrofotografie wurde digital, sondern auch die Darreichungsform. Um das zu verdeutlichen, gehen wir ein paar Jahrzehnte zurück, in meine Kindheit in den 1980er und frühen 1990er Jahren.
Ungefähr 1987 oder 1988 begann ich, mich speziell für die Astrofotografie zu interessieren. Mein erstes Teleskop bekam ich mit

10 Jahren, etwas später eine Spiegelreflexkamera und einen Drahtauslöser. Erste Strichspuraufnahmen auf Film gelangen so. Mit 13 oder 14 Jahren abonnierte ich die Zeitschrift ,,Sterne und Weltraum", und da sah ich die Bilder, die mich fortan begeisterten. Viele in der VdS aktive Astrofotografen waren damals in der Zeitschrift mit ihren Aufnahmen vertreten. Bestenfalls dienten einige Bücher noch als Quellen für Astrofotos, meist jedoch nur diejenigen des Autors. Was hat man denn mit den Aufnahmen gemacht, die man sich mühsam erarbeitet hatte? Vielleicht mal beim Vereinsabend der lokalen Volkssternwarte gezeigt oder den Nachbarn beim gemütlichen Diaabend? Ich kann es nicht sagen, denn

1 Internetforen
wie das auf der Seite astronomie.de kamen Anfang der 2000er Jahre auf. Hier fand recht schnell ein reger Austausch zur Astronomie und zur Astrofotografie im Speziellen statt. Mittlerweile sind diese Foren etwas überholt. Heute wird sich stattdessen in zahlreichen Facebookgruppen oder auf der Plattform Discord ausgetauscht. (Mit freundlicher Genehmigung durch Baader Planetarium GmbH)
Journal für Astronomie Nr. 93 | 31

Bildliche Darstellung in der Astronomie

2 YouTube ist heute ein wichtiger Kanal zur Wissensvermittlung. Anfänger, aber auch Fortgeschrittene finden beinahe zu allen
Themen der Astrofotografie Videos. Auch im Deutschsprachigen findet man heute Hunderte Videos zu verschiedenen Bereichen der Astrofotografie. Leider gibt es aber bei YouTube kein Lektorat. So kann man sich nicht immer sicher sein, ob die Inhalte auch seriös recherchiert wurden. (Bild: YouTube und F. Sackenheim)

zu dieser Zeit war ich weit davon entfernt, selbst solche Astrofotos zu machen, geschweige denn, mit irgendwelchen Astrofotografen in Kontakt zu kommen.
1992 begann ich eine Ausbildung bei Agfa Gevaert in Leverkusen. Zu dieser Zeit ebbte das Interesse an der Astrofotografie ab. Jugendliche Interessen am Wochenende sowie wochentags mitten in der Nacht aufstehen, um pünktlich zur Arbeit zu kommen, vertrugen sich nicht mit langen Astronächten. Erst nach dem Studium Anfang der 2000er Jahre kehrte das Interesse zurück. Und zwischenzeitlich hatte sich die Welt radikal geändert. Das Internet war ein Tor zu Informationen und zu Gleichgesinnten - und das weltweit. Eine meiner ersten Amtshandlungen war die Anmeldung beim Online-Forum der Seite Astronomie. de. Dort konnte ich nun Fragen stellen und mich bei erfahrenen Astrofotografen darüber informieren, wie diese ihre Aufnahmen erstellten. Eine Montierung wurde angeschafft und wenig später ein Teleskop. Die ersten (erneuten) Gehversuche machte ich noch auf Film, dann kam aber schnell eine digitale Spiegelreflexkamera ins Haus. Das

Stacken der Bilder, Anfertigen von Darks, Flats und Bias-Aufnahmen und den gesamten Ablauf der Bildaufnahme sowie der anschließenden Bildbearbeitung habe ich durch Nachfragen erlernt oder durch erste Anleitungen in Form von PDF-Dokumenten oder Websites. Nach und nach ging ich meinen Weg, kaufte neue Teleskope, meine erste CCD-Kamera und machte irgendwann die Bilder, die ich immer schon machen wollte.
Das Zeitalter des Internets und der Astrofotografie Und heute? Jeder Kamerahersteller, jeder Softwarehersteller hat irgendeine Form von Support-Forum. Das Internet ist voll mit Anleitungen und hilfreichen Websites, und seit einigen Jahren haben die Astrofotografen auch YouTube für sich entdeckt. Dort gibt es zu beinahe allen Themen der Astrofotografie Videos. Ich selbst betreibe einen YouTube-Kanal, auf dem Software-Anleitungen Schritt für Schritt die Bildbearbeitung erklären, theoretische Hintergründe in Form von Lehrvideos erarbeitet werden und Geräte getestet und vorgestellt werden. Nicht selten muss ich erstaunt feststellen,

dass sich Novizen in der Astrofotografie bereits nach wenigen Monaten so gut auskennen, dass sie Fotos machen, von denen ich in meinen Anfängen nur träumen konnte. Schöne neue Welt, oder?
Kritischer Blick auf die modernen Möglichkeiten So toll die Möglichkeiten heute sind, ab und zu regt es sich in mir und ich betrachte einige Dinge kritisch. Das Internet ist nämlich nicht nur eine Informationsquelle, sondern durch soziale Medien angeheizt ein Ort, an dem der Narzissmus ausgelebt wird. Es gibt unzählige Plattformen, wie etwa Facebook oder Instagram, auf denen die eigenen Bilder gepostet werden können. Teil des Spiels ist jedoch auch, größtmögliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Zumindest wurde uns das so anerzogen, denn die Social-Media-Plattformen haben ein großes Interesse daran, dass wir möglichst viel Zeit auf diesen Seiten verbringen. Und die Konzerne hinter diesen Seiten tun alles dafür, dass das auch so bleibt. Also wird fleißig geliked und kommentiert, geliebt und gestritten - alles dient dazu, die Seite nicht mehr aus den Augen zu lassen. Auch auf kleineren Seiten

32 | Journal für Astronomie Nr. 93

Bildliche Darstellung in der Astronomie

gibt es Anreize. Die Plattform AstroBin ist tatsächlich eine wunderbare Seite, um die eigenen Bilder zu veröffentlichen. Der Autor der Seite hat sich wirklich Gedanken gemacht, wie man seine Bilder möglichst einfach hochladen und mit Informationen versehen kann. Doch auch auf AstroBin gibt es Anreize. Es gibt einen ausgeklügelten Bewertungsmechanismus, bei dem ausgewählte Juroren die eingereichten Bilder bewerten. Am Ende winkt ein sogenannter Top-Pick (auf Deutsch etwa: Tipp der Redaktion) oder das AstroBin-Bild des Tages, welches einen Tag lang auf der Startseite des Portals präsentiert wird. Andere Portale, die eigentlich der Information dienen, haben ebenso Wettbewerbscharakter, wie etwa das ,,Astronomy Picture Of The Day" (APOD) der NASA. Eine APOD-Nominierung wird in der Astroszene nicht selten wie ein Oscar oder Grammy gewertet. Auf ein Beispiel sei an dieser Stelle hingewiesen [1].
Anerkennung und die Gefahr sozialer Medien Verstehen Sie mich nicht falsch. Erstens spiele ich das Spiel mit, indem ich selbst meine Bilder bei AstroBin oder APOD einreiche. Zweitens liegt es in der Natur des Menschen, sich nach Anerkennung zu sehnen. Anerkennung sichert die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft und damit unser Überleben. Zumindest war das so, als wir noch in der Steppe unterwegs waren.
Doch manchmal geht mir das alles zu weit. Zum Beispiel dann, wenn Astrofotografen sündhaft teure Teleskope und ebenso teure Kameras kaufen, um ihre Bilder dann im Format einer Briefmarke auf Instagram zu zeigen. Meiner Meinung nach läuft da etwas grundsätzlich falsch. Auch sehe ich Gefahren in den sozialen Medien. Der Umgang mit Lob und Kritik ist ein weitaus sensibleres Thema, als allgemein angenommen wird. Zum einen glaube ich, einen Verfall der Diskussionskultur zu beobachten. So scheinen persönliche Angriffe und Diffamierungen gesellschaftlich anerkannter zu sein als noch vor einigen Jahrzehnten. Auf der anderen Seite bin ich nicht sicher,

ob jedem wirklich bewusst ist, wie sensibel einige Menschen auf Kritik reagieren können. So beobachte ich regelmäßig, wie Diskussionen im Internet völlig aus dem Ruder laufen und von der sachlichen Ebene auf eine höchst emotionale Ebene kippen. Nicht selten melden sich Astrofotografen aus Foren oder Social-Media-Plattformen ab, meistens recht lautstark, um ihren Protest zu zeigen. All das zeigt, wie emotional es für den einen oder anderen werden kann. Auch auf YouTube sind Dinge zu beobachten, die mir Sorgen bereiten. Videos werden oft nach den YouTube-Spielregeln gestaltet. Angefangen bei möglichst reißerischen Titeln und Vorschaubildern, die stark an Boulevardmedien erinnern. Unter Clickbait versteht man einen sensationslüsternen Titel eines Beitrags, dessen Inhalt sich jedoch als etwas ganz anderes herausstellt oder weit weniger sensationell ist, als der Titel verspricht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es schwer ist, sich diesen Spielregeln nicht hinzugeben und sich stattdessen auf Inhalte zu konzentrieren. Zumal YouTube auch finanziell ein interessantes Betätigungsfeld ist. Und hier gilt: Alles ist erlaubt, um Aufmerksamkeit zu erreichen. Damit sind auch Desinformation und Provokation erlaubt.

recherchierten Artikel in einem klassischen Printmedium zu lesen.
Internethinweis (Stand 24.12.2024): [1] NASA: ,,Astronomy Picture of the
Day", https://apod.nasa.gov
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Fazit: Fluch und Segen des Internets

Wir sind mit euch

Lange Rede, kurzer Sinn: Wie so oft ist eine Entwicklung Fluch und Segen zugleich.

DA DRAUßEN

Das Internet hat (nicht nur) die Astrofoto

grafie revolutioniert, davon bin ich über

zeugt. Die Gefahren liegen jedoch auf der

Hand. Angefangen bei Desinformation bis

hin zu gefährlichen, psychischen Macht

spielchen, die im Internet bewusst oder unbewusst ausgetragen werden. Was aller

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Faszination Weltall & Natur

dings aus meiner Sicht keinen Sinn ergibt,

ist, die modernen Kommunikationsformen

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gänzlich abzulehnen. Nicht nur, weil man

dann die positiven Aspekte verpasst, son

dern auch, weil man gewisse Dinge einfach

nicht ändert. Mein Umgang mit dem Medium Internet zielt daher auf Aufklärung ab, sei es durch Videobeiträge oder durch Arti

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Journal für Astronomie Nr. 93 | 33

Bildliche Darstellung in der Astronomie

Zeichnen astronomischer Objekte
von Jens Leich

Vor der Erfindung der Fotografie war das Zeichnen die einzige Möglichkeit, astronomische Objekte und deren Erscheinungsbild zu dokumentieren. Persönlich habe ich nach einigen Jahren fotografischer Dokumentation das Zeichnen in den Vordergrund gesetzt, zumal beruflich ein Bildschirm mein langjähriger Begleiter war. Im Gegensatz zur Fotografie stört beim Zeichnen auch Luftunruhe nicht so extrem. Eine Zeichnung ist das Ergebnis einer intensiven Beobachtung und trainiert das Erfassen feiner Details, die Darstellung korrekter Dimensionen und Proportionen und fördert dazu auch die Konzentration. Im Laufe der Zeit entwickelt man mit jeder weiteren

Zeichnung seine individuelle Technik, das Gesehene so nah wie möglich am Original darzustellen. So taste ich das Gesehene auf Muster und bestimmte Formen ab, dazu gehören bei offenen Sternhaufen z. B. Dreiecke und andere geometrische Figuren. Man ist auf jeden Fall beim Zeichnen näher dran am Objekt, bei der Fotografie ist es die Technik, die das Objekt erfasst.
Mittlerweile habe ich auch die für mich geeigneten Papiersorten gefunden, mit denen ich die Zeichnungen anfertige. Neben einem ,,schweren", weißen Zeichenpapier (Fabriano White 300 g/m2) und mit Bleistiften unterschiedlicher Härtegrade zeich

ne ich Objekte auch auf schwarzem Papier (Canson XL Dessin Noire 150 g/m2) und Faber-Polychromos- oder Conte-PastellStiften. Letztere Kombination eignet sich besonders bei der Darstellung von Kraterlandschaften auf dem Mond, im Übrigen eines meiner Lieblingsobjekte. Neben der Auswahl verschiedener Papiersorten stellen sich auch immer wieder neue Erfahrungen mit der Nutzung unterschiedlicher Stifte ein. So ist Bleistift nicht zwingend gleich Bleistift. Erst seit wenigen Wochen nutze ich neben Faber-Castell-Bleistiften aus Deutschland solche von PERWENT aus Großbritannien, die bei gleichen Härtegraden doch unterschiedlich auf dem Papier

1 Die Sonne im Weißlicht am 14. Mai 2024 mit ihren zahlreichen Sonnenflecken. Für diese Zeichnung benötigte
ich rund eine Viertelstunde. Sie entstand mit Bleistiften auf weißem Zeichenpapier.
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wirken. Diese Erfahrung durfte ich bei der Zeichnung von Protuberanzen und Sonnenflecken machen. Was mich beim Zeichnen auch so fasziniert, ist die Entspannung, die sich bei mir einstellt. Nach einer erfolgreichen Mondzeichnung, die mitunter schon einmal 90 Minuten dauern kann, fühle ich mich tiefenentspannt. Eine Zeichnung ist fertig, sobald ich die Stifte beim Zeichnen am Okular oder dem Fernglas zur Seite lege. Für die digitale Präsentation werden sie lediglich eingescannt und mit Masken und Texten
2 Dokumentation einer prägnanten Protuberanz im
Detail, gezeichnet an einem mittlerweile 21 Jahre alten Protuberanzenansatz. Diese Zeichnung entstand wie Abb. 1 am 14.05.2024.

Bildliche Darstellung in der Astronomie
3 Der ,,Goldene
Henkel" bei einem Mondalter von 10 Tagen am 25. Februar 2018, gezeichnet auf schwarzem Zeichenpapier mit Pastell-Stiften.

Journal für Astronomie Nr. 93 | 35

Bildliche Darstellung in der Astronomie

versehen, wie die aufgeführten Abbildungen zeigen. Aber: das Einscannen zeigt nicht die Detailfülle der originalen Papierzeichnung. Die angefertigten Zeichnungen bewahre ich in speziellen säurefreien Schutzhüllen in einem Ordner auf, der in einem Schuber meine Art ,,Festplatte" darstellt.
Einige Beispiele meiner Beobachtungen sind in den hier dargestellten Zeichnungen zu sehen. Das Zeichnen ist ein wichtiges Element in der Ausübung meines Hobbys und wird es auch bleiben. Vielleicht konnte ich eine Anregung geben, es doch auch einmal selbst zu probieren.

4 Die Zeichnung zeigt M 35 am 27. Februar 2022
und demonstriert eine etwa 35 Minuten dauernde Beobachtung. Sie erfolgte an einem Apochromat der Marke Astrophysics mit 130 mm Öffnung und 838 mm Brennweite. Zur Beobachtung wurden ein Großfeldbino und zwei Okulare der Brennweite 35 mm verwendet, welches eine Vergrößerung von 43-fach ergab.

36 | Journal für Astronomie Nr. 93

Amateurteleskope/Selbstbau

Untersuchung zur Schwingungsdämpfung einer Teleskopsäule durch eine Sandfüllung
von Hubert Hermelingmeier
Meine Sternwarte befindet sich seit fast 40 Jahren im First unseres Hauses (Abb. 1 und [1]). Neben den Nachteilen hat das auch einige wichtige Vorteile, wie die schnelle Erreichbarkeit in der Nacht. Das Büro schließt direkt an die Sternwarte an. Die Teleskope befinden sich oberhalb der Straßenlaternen, die dadurch weniger störend sind. Ich beobachte im Wesentlichen visuell.

Das Grundstück grenzt an eine vielbefahrene Kreisstraße. In den letzten Jahren hat der Schwerverkehr durch Kieslaster und schwere landwirtschaftliche Fahrzeuge deutlich zugenommen. Das macht sich auch bei der Beobachtung in Form von schwachen Vibrationen des Teleskops bemerkbar. In den vergangenen Monaten konnte ich eine Zunahme der Vibrationen erkennen, die sich besonders bei der Bestimmung der Sonnenflecken-Relativzahl negativ bemerkbar machte. Diese Zunahme hatte aber auch noch mechanische Ursachen - ich komme am Ende dieses Artikels noch einmal darauf zurück.

1 Unser Haus mit
der Sternwarte im Dach

Beim Bau der Sternwarte hatte ich die Säule mit Sand gefüllt, um so die Schwingungsdämpfung zu verbessern - das war damals die gängige Meinung. Meine Vermutung war, dass sich die Sandschüttung durch die Vibrationen stark verdichtet und die Wirkung der Sandfüllung durch die ständige Verdichtung allmählich nachlässt. Ich öffnete die Säule daher, um die Sandfüllung zu kontrollieren. Meine Vermutung bestätigte sich nicht, die Sandfüllung hatte sich nicht erkennbar verdichtet.
Um die Wirkung der Sandfüllung zu verifizieren, versuchte ich, die Schwingungen der Säule mit und ohne Sandfüllung zu messen. Den Versuchsaufbau zeigt die Abbildung 2. Der Stoß wurde mit einem Plattenverlegehammer ausgeführt, der an einem Band schwingend gegen die Säule stieß. Den

2 Der Versuchs-
aufbau: Der Plattenlegehammer H hängt am Band B, während Faden F den Hammer noch auf Abstand hält. Faden F wurde dann per Schere gekappt, der Hammer schwang los und stieß gegen die Säule. Er wurde nach einem Stoß aufgefangen. Auf der Okularablage liegt das Smartphone S zur Messung bereit.

Journal für Astronomie Nr. 93 | 37

Amateurteleskope/Selbstbau

3 Screenshot der Messergebnisse
aus der Smartphone-App
Ablauf der horizontalen Schwingungen der Säule in x- und y-Richtung sowie senkrecht in z-Richtung habe ich mit der App ,,phyphox" gemessen [2]. Dazu wählte ich die Option ,,Beschleunigung ohne g". Das bedeutet, dass der Einfluss der Erdbeschleunigung wegen der Messung in den beiden horizontalen Schwingungsrichtungen x (Hammerstoß) und y (senkrecht dazu) nicht berücksichtigt werden musste. Das Smartphone lag während der Messung im rechten Winkel zur Pendelachse des Hammers auf der Okularablage, wie im Bild zu sehen ist.
Die Abbildung 3 zeigt das Ergebnis als Screenshot des Smartphones. Die Daten sind in verschiedenen Formen exportierbar. Die in Excel exportierten Messwerte beider Achsen (Zeit und Schwingungsamplitude) sind für die x-Richtung in der Abbildung 4 ausführlich und recht hoch aufgelöst dargestellt und zwar für beide Fälle überlagert: mit und ohne Sand. Es ist erkennbar, dass die Sandfüllung (reiner Sand ohne größere Steine) keinen merklichen Einfluss auf die Schwingungsdämpfung hatte. In den in [3] beschriebenen Eigenschaften der Montierungskonstruktion wird deutlich, dass die Profile der Bauteile (Flächen

4 Grafische Darstellung des Messverlaufs in der Schwingungsrichtung x der Säule mit und ohne Sandfüllung. Die beiden überlagerten
Messkurven lassen keinen wesentlichen Unterschied erkennen.
38 | Journal für Astronomie Nr. 93

Amateurteleskope/Selbstbau

trägheitsmomente) einen wesentlichen Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften haben, nicht aber die Masse. Dies wird durch die Messung bestätigt.

Mir ist bewusst, dass die Messungen nicht ingenieurtechnisch exakt durchgeführt wurden. Es ging mir in erster Linie darum, mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln eine Einschätzung der Wirkung der Sandfüllung vornehmen zu können, weil ich dazu nirgends eine konkrete Aussage fand.

Die Ursache für die o.a. zunehmenden Vibrationen war dann schnell gefunden: Offenbar hatten sich zwei Schrauben, die die Montierungsachsen fixieren, gelöst.

Ich bedanke mich bei den Mitgliedern der Fachgruppen Amateurteleskope/Selbstbau und Astrofotografie für die unterstützenden Diskussionsbeiträge.

5 Die Säule mit Montierung und Teleskop, Schaer-Refraktor
150 mm / 2.300 mm

Literatur- und Internethinweise (Stand 11.08.2024): [1] H. Hermelingmeier: Beschreibung der Sternwar-
te des Autors, www.privatsternwarte.net
[2] Smartphone-App zum Messen der Schwingungen: https://phyphox.org/de/home-de/

Technische Angaben zu den Messungen

Masse des Plattenverlegehammers

Masse der Montierung

Säule aus Stahlrohr Außendurchmesser

Wandstärke

Säulenhöhe

insgesamt

mit Knotenblechen versteift

freistehend

Messungen mit aufgesetzter Montierung (Abb. 2)

ca. 2,5 kg ca. 20 kg 124 mm 5 mm 2,10 m untere 1,4 m obere 0,70 m (Abb. 5)

[3] G. D. Roth (Hrsg.): ,,Handbuch für Sternfreunde", Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York, 1981
[4] Schriften der Schweizerischen Astron omischen Gesellschaft (Hrsg.): ,,Astro-Amateur, FernrohrSelbstbau für Fortgeschrittene", Rascher-Verlag, Zürich-Stuttgart, 1962

Journal für Astronomie Nr. 93 | 39

Astrofotografie

,,Wiederentdeckung" des PN G228.0-00.4 bei NGC 2359
von Michael Hoppe und Marcus Wienecke

Zur Neumondzeit im Februar 2024 unternahmen wir Autoren zusammen mit Astrofreunden eine Reise auf die Kanareninsel La Palma. Die nicht vom Massentourismus überlaufene Vulkaninsel bietet wegen entsprechender gesetzlicher Regelungen (u. a. bezüglich Lichtverschmutzung) viel für Natur- und Astrofreunde und ist daher Biosphären- und Starlight-Reservat. Schwerpunkt unserer Reise war die Astrofotografie, daher verbrachten wir unseren einwöchigen Aufenthalt als Gruppe von sechs Personen im Nordwesten der Insel auf dem Athos Centro Astronmico in Las Tricias. Der Standort bietet sehr gute Möglichkeiten und liegt auf ca. 900 Metern Höhe über dem Meeresspiegel.
Aus astronomischen Gründen planten wir für die Winterzeit. Schließlich einigten wir uns auf den Monat Februar, der sich gerade für die Beobachtung und Fotografie des Winterhimmels anbietet. Aufgrund der geografischen Breite konnten dabei auch südlichere Objekte in den Beobachtungsplan aufgenommen werden.
Nach dem Abgleich unserer Beobachtungsziele stellten sich schnell Überschneidungen bei den Wunschobjekten heraus. Wir hatten eigenes Equipment dabei, welches von den Brennweiten sowie von den Kamera-Kombinationen her harmonierte und

eine spätere Zusammenführung der Aufnahmen erleichterte (s. Tab. 1).
Bei den eingesetzten Teleskopen handelt es sich durchweg um kleinere Amateurteleskope mit 100 und 130 mm Öffnung, die sich dementsprechend auch noch gut transportieren lassen. Durch die moderne Kameratechnik und die kleinen Pixel der CMOS-Farbkamera ZWO ASI2600MC Pro und der Monokamera ZWO ASI183GT (Pixelgrößen 3,76 und 2,4 m) sowie aufgrund des guten Seeings während unserer Beobachtungsphase konnten hier ansprechende Ergebnisse erzielt werden. Bei den CMOS-Farbkameras (OSC) wurden keine Filter eingesetzt, aber bei der ZWO ASI183GT (Mono) kamen Schmalbandfilter (Astronomik MaxFR H 6 nm und Baader CMOS [OIII] 6,5 nm) zum Einsatz. Gerade die Farbkameras mit dem Chip des Typs Sony IMX571 überraschen uns immer wieder mit sehr guten Bildergebnissen und einfacherer Bildgewinnung gegenüber Monokameras.
In der Wintermilchstraße war schon bald ein gemeinsames Objekt gefunden: Der Wolf-Rayet-Nebel NGC 2359 (kurz: WRNebel, nach Ch. Wolf und G. Rayet). Der Nebel trägt wegen seiner Form unter Sternfreunden auch die Bezeichnung ,,Thors Helm". NGC 2359 befindet sich auf einer

Deklination von -13 Grad 13' 38'' (2000.0) im Sternbild Canis Major und ist daher von Deutschland aus nur schlecht erreichbar. Aber auf den Kanaren auf dem 28. Breitengrad befindet er sich bei Kulmination 23 Grad höher über dem Horizont als bei uns zuhause.
NGC 2359 wurde durch den massereichen WR-Stern HD 56925 als unregelmäßige, expandierende Gaswolke im interstellaren Medium erzeugt. Im Zentrum sitzt eine runde WR-Blase mit unregelmäßig strukturierten Anhängseln. NGC 2359 besitzt eine markante Zentralstruktur, die aufgrund der hohen zentralen Anregung vor allem im Licht des zweifach ionisierten Sauerstoffs [OIII] leuchtet. Die Anregung ist dermaßen stark, dass sogar die Anhängsel noch starke Blauanteile zeigen.
Mit den einzelnen Ergebnissen waren wir schon sehr zufrieden und konnten, aufgrund des dunklen und transparenten
1 Der WR-Nebel NGC 2359 mit dem PN
G228.0-00.4 (rechts oberhalb der Mittelachse des Bildes), aufgenommen auf La Palma mit drei Teleskopen und einer Gesamtbelichtungszeit von rund 19,5 Stunden. Norden ist links. Bildautoren: M. Hoppe, M. Wienecke und J. Ortmann

Tabelle 1

Teleskope und Kameras mit Abbildungsmaßstab

Teleskope (Sky-Watcher)

Brennweite Kamera (von ZWO)

BK130PDS (Newton) mit GPU-Komakorrektor 650 mm ASI2600MC Pro (Color)

BK130PDS (Newton) mit Reducer/Komakorrektor 546 mm ASI183GT (Mono)

Esprit 100ED (Apochromat) mit Flattener

550 mm ASI2600MC Pro (Color)

Abbildungsmaßstab
1,19''/Pixel 1,08''/Pixel 1,41''/Pixel

Fotograf
Marcus Wienecke Jörg Ortmann Michael Hoppe

40 | Journal für Astronomie Nr. 93

Astrofotografie Journal für Astronomie Nr. 93 | 41

Astrofotografie

2 PN G228.0-00.4, Vergleich mit und ohne Sterne, Gesamtbelichtungszeit von fast
23 Stunden, Norden ist oben. Bildautoren: M. Hoppe, M. Wienecke, J. Ortmann und S. Messner/IAS

Himmels, bereits eine für uns erstaunliche Tiefe erreichen. Um dies zu steigern, entschieden wir uns, die Aufnahmen zusammenzuführen. Insgesamt sind fast 20 Stunden Belichtungszeit (s. Tab. 2) auf La Palma mit unseren Geräten zusammengekommen.
Bei näherer Betrachtung unserer Ergebnisse fiel uns ein längliches Objekt unterhalb von NGC 2359 auf. Dieses Objekt erschien uns wegen der Farbgebung und der Struktur möglicherweise kein Teil von NGC 2359 zu sein. Nach erster Recherche war hier aber kein Objekt verzeichnet. Die Farbgebung ließ eine Emission von H und [OIII] vermuten, daher lag für uns der Verdacht eines
Tabelle 2

Planetarischen Nebels (PN) nahe. Für Spannung war daher gesorgt.
Bei einer tiefergehenden und umfassenderen Recherche fanden wir ein bereits bekanntes Objekt an der bezeichneten Stelle. Fündig wurden wir auf der Seite der HASH database [1]. Dort ist ein Eintrag an den entsprechenden Koordinaten zu finden. Demnach handelt es sich um den möglichen PN G228.0-00.4. Er wurde als einer von vielen PN-Kandidaten 2008 von Brent Miszalski und Kollegen publiziert [3]. Nähere Informationen zu NGC 2359 und dem PN sind unter [2] und [3] zu finden. Noch ein Hinweis: Für den Zugang zu der vorgenannten Webseite ist eine Registrierung erforderlich.

Nachdem wir alle Aufnahmen - und hierzu zählten auch die Schmalbandaufnahmen mit H- und [OIII]-Filter - kombiniert und kontrastverstärkt hatten, fiel uns bei PN G228.0-00.4 eine Struktur auf, die eine Außenschale darstellen könnte. Alles in allem erinnert uns die Form damit an einen Schmetterling. So etwas kennt man z. B. auch vom Kleinen Hantelnebel. Diese äußeren Strukturen sind jedoch extrem schwach und selbst bei unserer kombinierten Aufnahme nur zu erahnen. Bereits wieder zurück in Deutschland überlegten wir, wie man die Strukturen mit weiteren Belichtungen besser herausarbeiten könnte. So kam die Idee auf, über eine RemoteSternwarte auf der Südhalbkugel weitere Aufnahmen zu gewinnen. Hier bietet sich natürlich die VdS-Remote-Sternwarte [4] an, aber auch die Remote-Sternwarte des Vereins ,,Internationale Amateursternwarte e.V." (IAS) [5].
Zufälligerweise stand nach Rücksprache bei der IAS auch NGC 2359 bereits auf deren Beobachtungsplan. Daher fiel die Wahl auf die IAS-Remote-Sternwarte. Auch konnten uns hier freundlicherweise weitere Schmalbandaufnahmen zur Verfügung gestellt werden. Das verwendete Remote-Teleskop war ein Newton-Teleskop 250 mm / 1.125 mm,

Teleskope, Kameras, Filter und Belichtungszeiten

Instrument (von Sky-Watcher)
BK130PDS (Newton) BK130PDS (Newton) BK130PDS (Newton) BK130PDS (Newton) Esprit 100 ED (Apochromat) Summe

Kamera (von ZWO)

Filter

ASI2600MC Pro

ASI183GT

RGB

ASI183GT

H

ASI183GT

[OIII]

ASI2600MC Pro-

Einzelbelichtungen
78 x 180 s 60 x 120 s (20 / Filter) 119 x 120 s 108 x 120 s 120 x 180 s

Summe
3,90 h 2,00 h 3,97 h 3,60 h 6,00 h 19,46 h

Fotograf
Marcus Wienecke Jörg Ortmann Jörg Ortmann Jörg Ortmann Michael Hoppe

42 | Journal für Astronomie Nr. 93

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das der verstorbene ehemalige Vorsitzende der IAS, Carsten Jakobs, selbst gebaut hatte. Die Kamera war eine QHY268M mit Chroma-H- und -[OIII]-Filter. Der Abbildungsmaßstab dieser Kombination beträgt 0,67''/Pixel. Vielen Dank an dieser Stelle an Stephan Messner für die Aufnahmen und an das ganze IAS-Remote-Team für die Unterstützung!
Im finalen Bild des PN G228.0-00.4 haben wir daher noch zusätzlich die mit einem H-Filter aufgenommenen Aufnahmen (40 x 300 s = 3,3 h) des Remote-Teleskops der IAS mit unseren Aufnahmen kombiniert (insgesamt damit 22,8 h). Siehe hierzu die Darstellungen von PN G228.0-00.4 mit und ohne Sterne (Abb. 2).
Für uns war das eine interessante und spannende Erfahrung, auch wenn es sich letztendlich nicht um eine Neuentdeckung gehandelt hat. Wir freuen uns auch, hier mit kleinen Amateurgeräten und der Kombination der Aufnahmen durch eine Kooperation für uns spannende Erkenntnisse gewonnen zu haben [6].

Literatur- und Internethinweise (Stand 05.12.2024): [1] Qu. Parker, et al., 2016: ,,HASH: the HongKong
University/AOO/Strasbourg H planetary ne- [1] bula database", https://ui.adsabs.harvard.edu/ abs/2016JPhCS.728c2008P/abstract [2] NGC 2359 (Aufnahme von Jürgen Beisser), in: P. Riepe, Astrofoto der Woche 16/2024 - Der [2] Wolf-Rayet-Nebel NGC 2359, www.astronomie.de/ aktuelles-und-neuigkeiten/detailseite-1/ 16-woche-der-wolf-rayet-nebel-ngc-2359 [3] B. Miszalski et al., 2008: ,,MASH-II: more planetary [4] nebulae from the AAO/UKST H survey"; Mon. Not. Roy. Astron. Soc. 384, p. 525-534 [4] Remote-Sternwarte der VdS: https://remotesternwarten.sternfreunde.de/ [5] [5] Internationale Amateursternwarte e.V. (IAS), www.ias-observatory.org/index.php/de/ [6] M. Hoppe, M. Wienecke, J. Ortmann, 2024: NGC 2359 und PN G228.0-00.4 in höherer Auflösung: [6] https://astrob.in/f20diq/C/
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Astrofotografie

Astrofotografie in Namibia
- Mit dem Teleskop unterwegs
von Frank Wiebking

Ein Himmel der Qualität Bortle 1 ist der Wunsch jedes Astrofotografen, dazu dann noch die spektakuläre Szenerie des südlichen Sternenhimmels erkunden! Animiert durch die Videos über Astrofotografie in Namibia (danke an Frank Sackenheim) und einen ersten Kontakt auf dem Essener ATT stand fest: Es geht für meine Frau Anja und mich auf die Astrofarm Kiripotib in Namibia. Der Flug war schnell gebucht und die Reservierung über das Kontaktformular problemlos.

Wir wohnen in Wunstorf am Steinhuder Meer bei Hannover und dürfen uns hier immerhin über einen Himmel der Qualität Bortle 4 mit einem SQM-Wert von 20,75 mag pro Quadratbogensekunde freuen. Außerdem haben wir auf unserer Dachterrasse eine Kuppel installiert und ich kann mein Setup komplett vom warmen Büro aus steuern. Die Limitierung des Standortes liegt eindeutig in der Anzahl der klaren Nächte pro Jahr. Eine Fotoserie über einen längeren Zeitraum ist die große Ausnahme. Das war die Motivation für unsere Astroreise.
Die rund 10.000 Hektar große Farm (Abb. 1) wird von dem Ehepaar von Hase liebevoll geführt. Das Team bereitet jedem Gast einen herzlichen Empfang. Nach der Ankunft in Windhoek wurden wir von Pinias abgeholt und in weniger als zwei Stunden Fahrzeit erreichten wir unsere Unterkunft für die nächsten 10 Nächte um die Neumondphase, fernab jeder Lichtverschmutzung. Der Transfer vom Flughafen zur Farm ist auf jeden Fall zu empfehlen, die Kosten bemessen sich nach der Anzahl der Fahrgäste.
Schnell lernten wir die Betreuer und die weiteren Astrobegeisterten kennen: Hans, Rainer, Uwe, Heinz und Viktor. Gegenseitige Sympathie beherrschte sofort die

1 Der Astropark auf Kiripotib
Stimmung unter Gleichgesinnten. Bei jeder Gelegenheit fachsimpelten wir über unser Hobby.
Nach dem Bezug unseres Gästezimmers ging es sofort an die Einrichtung des Setups. Ich hatte eine Plattform mit einer Säule und einer Skywatcher-Montierung EQ6-R gemietet. Unser Betreuer Hans drückte mir noch die benötigten 10 kg Gegengewichte in die Hand und dann war ich an der Reihe. Im Reisegepäck befand sich ein nahezu neuer Takahashi-Apochromat FSQ-106, der zusammen mit diversem Zubehör installiert wurde. Alles lief auf Anhieb einwandfrei.
Andere hatten sich Teleskope und weiteres Equipment aus dem breiten Sortiment angemietet. Man hilft sich gegenseitig aus, wenn es einmal an etwas fehlen sollte. Vom Netzteil über Datenkabel bis hin zum Support für die eingesetzte Software gibt es Unterstützung vom Betreuer oder dem Team. Dies ist sicherlich ein besonderes Merkmal dieser Astrofarm.

Das Abendessen wird um 17:00 Uhr serviert. Es gibt jeden Abend ein ausgewogenes und leckeres Menü. Nach dem Dessert werden dann alle Teilnehmer schnell unruhig, die Sonne geht gegen 18 Uhr unter und jeder bereitet sich auf die Nacht vor. Das heißt, warme Kleidung anziehen und eine erfolgreiche Aufnahmenacht sicherstellen. Im Winter ist es zwar tagsüber angenehm warm, nachts jedoch kann die Temperatur auch unter den Gefrierpunkt sinken.
Jetzt zur ersten Nacht unter diesem fantastischen Sternenhimmel: Die Milchstraße war als leuchtendes Band dramatisch gut zu sehen, doch die erste Orientierung fiel zunächst etwas schwer. Ist das die Kohlensackregion? Ist dort die Große Magellansche Wolke? Wir kamen aus dem Schauen und Staunen nicht heraus.
2 Eta-Carinae-Nebel
NGC 3372, LRGB jeweils 13 x 120 s belichtet. Norden ist oben.

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Astrofotografie Journal für Astronomie Nr. 93 | 45

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Währenddessen summten die Antriebe der Montierungen leise vor sich hin, die Kameras schickten ihre Daten an die Aufnahmesoftware, mit der entweder die Astrocomputer oder Laptops bestückt sind. Jeder hat seine Session sorgfältig vorbereitet. Es gilt, keine wertvolle Aufnahmezeit zu vergeuden. Dafür sind wir hier, Licht auf unseren Chips zu sammeln, so viel wie möglich. Es gibt auf einmal diese Verlässlichkeit, dass die ganze Nacht klar sein wird und die folgende auch wieder. Eine ganz neue Erfahrung, die wir aus Nordeuropa nicht kennen.
Wer fotografiert welches Objekt? In den ersten Nächten setzte jeder auf die Klassiker des Südhimmels: Carinanebel, Omega Centauri, die Region um Antares und Rho Ophiuchi, Centaurus A oder der Lagunennebel stehen sicherlich bei jedem auf der Liste. Wir standen im Spagat zwischen Tiefe der jeweiligen Aufnahme, sprich langer Belichtungszeit, und der Anzahl der Himmelsobjekte, die wir fotografieren wollten.
Im Laufe unseres Aufenthaltes wurden die Teleskope auf weitere wunderschöne Objekte der südlichen Hemisphäre gerichtet: Blauer Pferdekopfnebel IC 4592, Running Chicken Nebula IC 2944 und Dunkelnebel, die sich hier auf einmal spielend ablichten lassen wie LDN 43 oder der Corona-Australis-Komplex.
3 Links: Große Magellansche Wolke mit Ta-
rantelnebel und Spiralarm aus weiteren HII-Regionen, HRGB, H 9 x 300 s und RGB jeweils 15 x 120 s belichtet. Norden ist rechts.
4 Rechts: Schwache Reflexionsnebel im
Sternbild Schlangenträger mit Dunkelwolke LDN 43 (kosmische Fledermaus), LRGB, L 58 x 300 s und RGB jeweils 19 x 300 s belichtet. Norden ist links.

Astrofotografie Journal für Astronomie Nr. 93 | 47

Astrofotografie 48 | Journal für Astronomie Nr. 93

Astrofotografie

Die Zeit war viel zu kurz, die Anzahl der Nächte zu gering, um alle Wünsche erfüllen zu können. Gerade bei den Dunkelnebeln macht sich der enorme Unterschied zum heimischen Nachthimmel bemerkbar. Die Astroweisheit bestätigt sich: ,,Ein dunkler Himmel ist durch nichts zu ersetzen, außer durch einen noch dunkleren Himmel."
Und dann kam ein spontaner Hinweis. Rainer (Dr. Rainer Raupach vom Capella-Team) machte uns darauf aufmerksam, dass der Komet 12P/Pons-Brooks gut in der Dämmerung zu sehen sei, wenn auch nur für gute 30 Minuten. Diese Chance ließ sich natürlich keiner entgehen.

Die hier gezeigten Aufnahmen wurden mit dem folgenden Equipment aufgenommen:

Teleskop: Reducer: Effektivbrennweite: Öffnungsverhältnis: Kamera: Kamera-Sensor: Filterrad: Filterset: Filter-Halbwertbreite: Motorfokussierer: Montierung: Guiding: Aufnahmesoftware: Bildbearbeitungssoftware:

Takahashi FSQ-106 EDX4 0,72-fach 382 mm 1:3,6 QHY268M Sony IMX571 Mono QHY Antlia 3 nm PrimaLuceLab ESATTO 4 Zoll Skywatcher EQ6-R (angemietet) mit Leitrohr und PHD2 Sequence Generator Pro PixInsight, Photoshop

Die Nächte sind kalt, alle waren daher entsprechend angezogen. Und doch ließ uns die Kälte immer wieder in der ,,Astrovilla" zusammenkommen. In diesem Raum nahe den Beobachtungsplattformen bekamen wir in der Nacht einen heißen Kaffee oder Tee. Auch wurden wahlweise Sandwiches oder eine heiße Suppe (je nach Abstimmungsergebnis beim Abendessen) gereicht. Hiervon machten alle reichlich Gebrauch. Aber es gab noch etwas, was uns hier immer wieder zusammenführte. Der Austausch untereinander war extrem wertvoll, da wurden Erfahrungen und Tipps weitergereicht. Jeder konnte sich einbringen, unabhängig von seinem bisherigen Kenntnisstand. Irgendwann im Laufe der Nacht zogen sich die Astrofotografen in ihre Zimmer zurück, die Kameras sammelten weiter fleißig Photonen.
Wir sahen uns beim Frühstück wieder, welches für nachtaktive Menschen auch noch
5 Corona-Australis-Komplex NGC 6723,
6726, 6727, 6729, LRGB, L 50 x 300 s und RGB jeweils 20 x 300 s belichtet. Norden ist links.

spät serviert wurde. Der Tag wurde zum Ausruhen oder für kleinere Aktivitäten genutzt. Die Farm bietet E-Bike-Touren und Sundowner-Safaris an. Wer möchte, kann zum Sonnenaufgang einen kleinen Berggipfel besteigen und sich bei einer atemberaubenden Aussicht Land und Leute vom Eigentümerehepaar von Hase erklären lassen. Die Astrofarm Kiripotib liegt übrigens bereits auf rund 1.400 Meter Höhe über dem Meeresspiegel.
Am frühen Nachmittag gibt es grundsätzlich Kaffee und Kuchen, das ließ sich keiner entgehen. Danach genossen wir gesellig die Zeit bis zum frühen Abendessen in der Sonne mit den Mitreisenden und den Angestellten der Farm. Langeweile kam dabei nie auf.
Als Besucher stellt man sehr schnell fest, dass das freundliche Team der Astrofarm Kiripotib alles gut im Griff hat. So kann man sich auf das Hobby konzentrieren. In unserem Sommer, also dem Winter in Namibia, ist man auf die Astrogäste eingerichtet. Der Astropark mit seinen Beobachtungsplattformen in unmittelbarer Nähe zu den Unterkünften bietet ideale Vorausset

zungen für die Astrofotografie. Im anderen Halbjahr kommen die Segelflieger, um die Landschaft aus der Vogelperspektive zu genießen. Hierfür gibt es zwei Landebahnen, einen Hangar und weitere Einrichtungen für die Flieger.
Während alle Hobbyfotografen selbst Hand an ihre Ausrüstung legen müssen, kann Rainer auf die Remote-Sternwarte zugreifen. Eigentlich ist er nur für Wartungsarbeiten hier. Diese Sternwarte beinhaltet ebenfalls einen Takahashi FSQ-106, hat ein abfahrbares Dach und eine Vorrichtung zur Erstellung von Flats aus der Ferne. Die komplette Steuerung ist vom Tablet aus möglich.
Wir diskutierten über die Frage, welchen Stellenwert die gewonnenen Aufnahmen haben, schließlich hatte man lediglich ein paar Klicks getätigt. Unser Astrobetreuer Hans sagte dazu: ,,Für seine Fotos muss man auch ein wenig gelitten haben. Und dazu gehört die Nacht unter dem Sternenhimmel" - eine fast philosophische Aussage.
Im Laufe der Zeit gesellten sich noch zwei weitere Gruppen zu uns. Drei Amerikaner

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Astrofotografie

und Astrofreunde aus der Schweiz waren zum einen visuell und zum anderen fotografisch dabei. Wir hatten Gelegenheit, einige Highlights durch ein 24-zölliges Dobson-Teleskop zu bewundern, sicher auch eine einmalige Erfahrung unter diesem dunklen Himmel.
Nach 10 Nächten und rund 120 Gigabyte Datenmaterial auf der Festplatte mussten wir uns voneinander verabschieden. Rainer flog zuerst, dann waren Anja und ich an der Reihe. Wir wünschten uns ein Wieder

sehen, Kontaktdaten wurden ausgetauscht. Heinz und Viktor hatten für das nächste Jahr bereits wieder gebucht. Wir werden auch wiederkommen.
Zu Hause warteten die Dateien darauf, gesichtet und bearbeitet zu werden. Es macht einen Riesenspaß, weil das Ausgangsmaterial viel besser als gewohnt war. Nach dem Zusammenfügen der LRGB-Bilder und ggfs. dem Hinzufügen von Schmalbanddaten war kaum noch etwas zu tun. Die Aufnahmen hatten einen natürlichen

Look, das Bemühen der Regler in Photoshop reduzierte sich auf ein Minimum. Immerhin wurden drei der Aufnahmen zum AAPOD2 gekürt.