Direkt zum Inhalt Inhaltsverzeichnis des VdS-Journals 63
BEITRAG
1 Editorial (Melchert Sven)
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0 Inhaltsverzeichnis (Beitrag)
BEITRAG
4 Wozu eine Endredaktion? (Riepe Peter)
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0 Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie! (Beitrag)
0 Treffen, Messen, Veranstaltungen - die Uuml;bersicht (Beitrag)
BEITRAG
7 Astronomische Tagungen: Was steckt eigentlich dahinter? (Riepe Peter)
9 CEDIC (Hubl Bernhard)
12 Astronomischer Arbeitskreis Salzkammergut: Astronomie-Workshop 2017 (Riepe Peter)
14 Der Solinger Astro-Stammtisch (Riepe Peter)
16 Falera in den Schweizer Alpen - ein Mekka der Astronomie (Cathomen Ignaz)
18 Norddeutsches Astro-Fotografen-Treffen (Glimbotzki Michaela)
19 In bester Tradition - Die "Nacht der Teleskope" in Lilienthal bei der AVL (Detken Kai-Oliver)
23 Der ATT - eine Erfolgsgeschichte (Henkel Claudia)
26 Die Astronomie-Messe AME (Bergthal Siegfried)
29 Die Würzburger Frühjahrstagung - ein Fixpunkt im Kalender (Elsässer Dominik)
30 Damals ... und heute? (Squarra Olaf)
32 Der Astro-Stammtisch Niederrhein (Celnik Werner E., Teschke Ulrich)
34 Vorlesetag unter dem Sternenhimmel (Peter Jens-Uwe)
35 20 Jahre BTM - das Bayerische Teleskopmeeting (Geiss Alexander, Maier Peter)
36 Der Astronomietag 2017 in Osnabrück (Holtkamp Gerold, Hänel Andreas)
38 Astronomietag 2017 an der Sternwarte St. Andreasberg (Schmidtko Utz)
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0 Inserentenverzeichnis (Beitrag)
BEITRAG
40 Rückblick auf den Astronomietag 2017 in Riesa (Schwager Stefan)
42 Der Astronomietag 2017 an der Schulsternwarte Zwickau (Müller Monika)
44 Der Knick in der Säule (Köchling Peter)
46 Ein Bild, vier Autoren, 120 Stunden Belichtungszeit und ein paar Bierchen (Kreuels Ralf, Küppers Stephan, Kunze Michael, Schocke Mark)
47 Deep-Sky-Astrofotografie unter urbanen Bedingungen mit Lucky Imaging - mehr als nur ein Versuch ... (Bresseler Peter)
50 Deep-Sky-Fotografie mit "kurzen" Belichtungszeiten (Dirscherl Jürgen)
54 Selbstbau einer Kamerakühlung (Köchling Peter)
57 Wo Licht ist, ist auch Schatten - Dunkelnebel als astrofotografisches Ziel (Winkler Patrick)
60 Neues aus der Fachgruppe Astronomische Vereinigungen (Zahn Roland)
61 Ein leistungsstarker Texteditor: Notepad++ (Jahns Helmut)
62 TELESKOP 4.69 (Jahns Helmut)
63 Alles unter Kontrolle: Dateien versionieren mit Tortoise (Jahns Helmut)
64 Abenteuer Weltall (Bannuscher Dietmar)
64 Rangliste der Programmiersprachen (Jahns Helmut)
65 Think Big - Beobachtungen über 2 Grad und mehr: Westerhout 80 im Schwan (Hay Christopher, Merting Rene)
67 Skyguide 2017-3 (Herbst) (Zebahl Robert, Merting Rene)
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0 Impressum (Beitrag)
BEITRAG
71 Edmond Halley (1656-1742) und sein Beitrag zur Sternenkunde (Fritz Olaf)
71 Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie (Steinicke Wolfgang)
73 Von Kometen und Katastrophen: Zur Frühgeschichte der Impakttheorien Teil II: Von der Mitte des 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (Maiwald Marc Oliver)
76 Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten (Lehmann Gerhard)
77 Kosmische Begegnungen (Hohmann Klaus, Ries Wolfgang)
80 NEOCP-Beobachtungen in Drebach (Lehmann Gerhard)
82 Meister Grimbart besuchte die Sternwarte Eschenberg (Griesser Markus)
84 Auffallende Kometen des ersten Quartals 2017 (Pilz Uwe)
86 Meine erste Fotoreihe einer aufsteigenden Protuberanz (Kaltenböck Reinhard)
87 Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im 4. Quartal 2017 (Riedel Eberhard)
90 Jupiter (Nolle Michael)
91 Spektakuläre Aktivitäten des BL-Lacertae-Objektes OJ 287 (Wenzel Klaus)
93 Die Supernova 2017dfc hinter der Galaxie M 63 (Celnik Werner E., Gährken Bernd, Wacker Wilfried)
95 Neues aus dem Vorstand (Melchert Sven)
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0 Wir begrüßen neue Mitglieder (Beitrag)
BEITRAG
96 Das war’n noch Zeiten, Folge 30 (Völker Peter)
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0 Himmelsvorschau Oktober - Dezember 2017 (Beitrag)
BEITRAG
104 Ein neues Zentrum für Hobbyastronomen auf La Palma (Güths Torsten)
108 Tiangong 1 vor der Sonne (Simon Manfred)
109 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen Oktober - Dezember 2017 (Celnik Werner E.)
110 Wichtige Informationen für unsere Mitglieder! (Garbe Eva)
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0 VdS-Fachgruppen-Redakteure (Beitrag)
0 VdS-Fachgruppen-Verantwortliche (Beitrag)
0 Autorenverzeichnis (Beitrag)
Textinhalt des Journals 63
Der Textinhalt dient zum Durchsuchen, zum Ausschneiden vorn Text und für internetgestützte Übersetzungs-Software.
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Nach seiten suchen: str-f, dann für gerade Seitennummer z.B. 24 | , für ungerade | 79
Zum Lesen ist das Journal als pdf vorgesehen.
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Nach Redaktionsschluss
Wozu eine Endredaktion?
von Peter Riepe
Das VdS-Journal für Astronomie kommt regelmäßig viermal im Jahr. Jeder freut sich, aber man sollte auch einmal darüber wissen, wie die Arbeitswege beim Zustandekommen des Journals ablaufen.
Vieles greift Hand in Hand: die Fachgruppenarbeit, das Sammeln von Beiträgen, das Layout, die drucktechnische Herstellung mit Kontrollen, der postalische Versand. Aber das alles soll hier nicht im Vordergrund stehen. Vielmehr geht es um eine ,,Etappe dazwischen", die Arbeit der Endredaktion. Deren Mitglieder sind: Dietmar Bannuscher, Werner Celnik, Stephan Fichtner, Otto Guthier, Sven Melchert und Peter Riepe.
dabei sind die von den Fachgruppen und einzelnen Einsendern vorliegenden Berichte. Was gilt es nun zu planen? Die für jeden Artikel im Deckblatt angegebene Zahl der Zeichen, aber auch der Platzbedarf für Abbildungen und Tabellen ist zu bestimmen, um zu schätzen, welche Länge der jeweilige Bericht im Journal einnimmt. Nach vorgegebenem Erfahrungswert wird damit die Seitenzahl für jeden vorliegenden Bericht ermittelt. Zu berücksichtigen sind auch regelmäßige Mitteilungen aus dem Vorstand, Vereinsnachrichten, Ankündigungen und Termine. Werbeanzeigen erfordern ebenfalls Platzbedarf. Der Leser kann sich vorstellen, dass diese Arbeit ganztägig abläuft.
gruppenredakteure in Kenntnis gesetzt und erhalten die Artikelliste zur Prüfung. In der Folgewoche wird die Planung auf einem USB-Stick an zwei Endredaktionsmitglieder geschickt, zusammen mit einem Ordner mit Planungsunterlagen: Werner Celnik bearbeitet anschließend die Fachgruppenbeiträge, Stephan Fichtner das Schwerpunktthema. Bearbeiten heißt hier: Nochmals alle Texte auf Stimmigkeit prüfen, Bilder in der Qualität beurteilen und oft noch korrigieren, dazu vom RGB-Format in das nötige Druckformat bringen. Dazu sind fehlende Inhalte nachzuverfolgen, denn meistens liegen nicht alle Beiträge bei der Endredaktionssitzung vollständig vor.
Mitte Februar, Mai, August und November treffen sich an einem Samstagvormittag in der VdS-Geschäftsstelle in Heppenheim in der Regel vier bis fünf der Genannten. Das jeweils anstehende Heft muss geplant werden. Ausgangspunkt
Die Mitglieder der Endredaktion (siehe Abbildung) haben sich in jahrelanger Arbeit gut zusammengefunden. Das Klima funktioniert ausgezeichnet, jeder kennt die Arbeitsschritte. Nachdem die Heftplanung fertig ist, werden sofort die Fach-
Anschließend wird alles eine Station weiter geschickt, an unsere Layouterin, Frau Bettina Gessinger. Aber das ist ein anderes Thema.
1 Das Endredaktionsteam in der VdS-Geschäftsstelle, v.l.: Werner Celnik, Otto Guthier, Peter Riepe, Sven Melchert, Dietmar Bannuscher.
VdS-Journal Nr. 63
Totale Sonnenfinsternis am 21. August 2017
von Markus Büchler
1 Die Aufnahme erfolgte um 10:18 Uhr
lokaler Zeit mit einer Canon EOS 550D und einem 250-mm-Objektiv, Blende 5,6, ISO 200 und 1/30 s Belichtungszeit; sie wurde nicht nachbearbeitet.
Wir haben die Sonnenfinsternis am 21. August mit etwa 2000 begeisterten Astronomiefans in Monmouth/Oregon im Zentrum des Totalitätsstreifens beobachten können. Netterweise hatte die Western Oregon University Ihr Dormitorium zur Übernachtung zur Verfügung gestellt und auch ansonsten eine perfekte Infrastruktur mit Dining Hall und Konzerten zum Event organisiert.
Es war ein Treffen von Astronomie-Interessierten aus der ganzen Welt, u.a. auch aus England, der Schweiz, einigen Deutschen, Russen, Dänen und Kanadiern.
Das Wetter am ,,Eclipse day" war perfekt, keine Wolke am Himmel, sehr klarer Himmel und keinerlei Rauch von den vielen aktuellen Waldbränden in Oregon zu spüren.
Wir sind mit einer größeren Gruppe auf den Hügel eines nahe gelegenen Friedhofs und haben dort unseren Beobachtungsplatz eingerichtet. Die Finsternis war in allen Facetten bestens zu beobachten!
Hinweis
Nachdem wir unser Schwerpunktthema für das Journal 64 ,,Feuerkugeln und Meteorite" abgeschlossen haben, möchten wir gerne auf unsere zukünftigen Schwerpunktthemen hinweisen:
,,Vorbereitung Mars-Opposition" in Journal Nr. 65 Redaktionsschluss: 01.11.2017 Redakteur: S. Kowollik, redaktion-planeten@vds-astro.de
,,Kosmische Dynamik" in Journal Nr. 66 Redaktionsschluss: 01.02.2018 Redakteur: alle Fachgruppen (siehe entsprechende E-Mails)
,,Mond" in Journal Nr. 67 Redaktionsschluss: 01.05.2018 Redakteur: P. Riepe, redaktion-astrofotografie@vds-astro.de
Zur Gestaltung unserer Journale benötigen wir Beiträge der Mitglieder. Dies kann sowohl ein wissenschaftlich fundierter Artikel als auch ein einfaches Beobachtungserlebnis sein. Außerdem soll es möglichst regelmäßig eine Galerie von Fotografien und Zeichnungen geben. Wer nicht gerne schreibt, kann also auch auf diese Weise vertreten sein! Wir freuen uns über alle Einsendungen!
Beiträge sollen an die zuständigen Redakteure (siehe auch Liste der VdS-Fachgruppen-Redakteure oder an die VdS-Geschäftsstelle (Mail/Postadresse) geschickt werden. Vorher empfehlen wir, als Hilfestellung die Autorenhinweise zu nutzen (siehe www.vds-astro.de/fuer-mitglieder/vds-journal/vds-journal-autorenhinweise. html). Dort finden Sie in der rechten Randspalte auch einen Musterartikel als Vorbild und das Artikeldeckblatt zum Eintragen der wichtigsten Daten.
Mit dem Einsenden gibt jeder Autor gleichzeitig sein Einverständnis zum Abdruck im ,,VdS-Journal für Astronomie". Es besteht jedoch keine Veröffentlichungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter Form abzudrucken. Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die Texte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion
VdS-Journal Nr. 63
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
Treffen, Messen, Tagungen
und Veranstaltungen - die Übersicht
WAS Treffen und Veranstaltungen Astronomietag in Deutschland Deep-Sky-Meeting Schwäbische Alb Sternfreundetreffen Harz Yuri's Night Bergedorfer Teleskoptreffen Hamburg Aschberg-Teleskoptreffen Astronomische Nächte Taubensuhl
Astronomieworkshop des Astronomischen Arbeitskreises Salzkammergut (A)
Südbrandenburger Treffen Frühjahrs-Teleskoptreffen Internationales Teleskoptreffen Vogelsberg AOASky-WTT (CH) Sächsisches Sommernachts-Teleskoptreffen Astronomisches Sommerlager Beobachtungswoche für Veränderliche Amateur-Teleskoptreffen Burgwald St.-Andreasberger-Teleskoptreffen Bayerisches Teleskopmeeting Mecklenburger Teleskoptreffen Schleswig-Holsteiner Teleskoptreffen Westhavelländer Astrotreff Internationales Heide-Teleskoptreffen Herzberger Teleskoptreffen Teleskoptreffen Syke Ravensburger Teleskoptreffen Internationales Teleskoptreffen Elmberger Alm Almberg-Treffen Bayerischer Wald Teleskoptreffen Mirasteilas (CH) Astronomietage Ostfriesland Praktischer astronomischer Samstag
INFORMATIONEN
www.astronomietag.de deepskymeeting.astromerk.de www.astronomie-magdeburg.de/sfth.htm www.yurisnight.de www.sternwarte-hh.de www.gva-kiel.de www.sternwarte-bellheim.de www.astronomie.at
www.suedbrandenburger-sternfreunde.de www.sternenwelt-vogelsberg.de www.teleskoptreffen.de www.aoasky.ch/wtt www.sternenfreunde-riesa.de www.vega-astro.de www.bav-astro.eu www.astronomie-lahn-eder.de www.sternwarte-sankt-andreasberg.de www.astronomie-ingolstadt.de www.astronomieverein.de www.sternwarte-nms.de www.sternenpark-westhavelland.eu/what www.astrogarten.de/IHT.htm www.herzberger-teleskoptreffen.de www.astroberg-syke.de www.myratt.de www.alpsat.at www.almberg-treffen.de www.mirasteilas.net www.astronomie-club-ostfriesland.de www.avgb.de
WANN
Ende März März März 12. April April April April April
April April/Mai Mai Mai Juli Juli/August Juli/August August August August/September August/September September September September September September September September September September Oktober Oktober
Messen Astronomie-Treff Hückelhoven Astro-Börse Berlin Astronomie-Messe ATT Astronomie-Messe AME Astronomie-Messe HATT
www.astroag.jimdo.com www.astro-boerse.berlin www.att-essen.de www.astromesse.de www.sternwarte-hattingen.de
Februar April Mai September November
Tagungen und Fachgruppentreffen FG Meteore, AKM-Treffen Würzburger Frühjahrstagung der VdS Norddeutsches Sternwartentreffen FG Dark Sky FG Veränderliche FG Spektroskopie, Tagung Aspekt FG Kleinplaneten FG Sonne, SONNE-Tagung FG Astronomische Vereinigungen FG Sternbedeckungen FG Kometen FG Geschichte der Astronomie FG Planeten VdS-Tagung und Mitgliederversammlung
FG Astrofotografie, Bochumer Herbsttagung FG Atmosphärische Erscheinungen, Halotreffen
www.meteoros.de www.sternfreunde.de astronomie-nord.de/nst Im Rahmen des www.att-essen.de www.bav-astro.eu www.spektralklasse.de www.kleinplanetenseite.de www.sonnetagung.de vds-sternwarten@googlegroups.com www.iota-es.de kometen.fg-vds.de geschichte.fg-vds.de www.planetentagung.de www.sternfreunde.de
www.boheta.de www.meteoros.de
März März/April Mai Mai Mai Juni Juni Juni September September Oktober Oktober Oktober
Alle zwei Jahre im Oktober/November; 2017 am 21. Oktober in Heidelberg
November November
VdS-Journal Nr. 63
Wann findet welche Veranstaltung genau statt? Die aktuelle Übersicht finden Sie auf www.sternfreunde.de. Bitte schicken Sie Ihre Termine an termine@vds-astro.de.
Treffen, Messen, Veranstaltungen
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Astronomische Tagungen: Was steckt eigentlich dahinter?
von Peter Riepe
Astronomie ist unser Hobby, egal ob Spektroskopie, Beobachtung von Planeten, Kleinplaneten, Sonne, visuelle DeepSky-Beobachtung oder Astrofotografie. Daher hat der Hobby-Astronom in der Regel auch ein passend für sein Interessensgebiet ausgestattetes Teleskop. Oft wird er gern als ,,Sterngucker" bezeichnet, aber das trifft den Kern überhaupt nicht. Die Beschäftigung mit astronomischen Themen ist sehr unterschiedlich, sowohl was die fachlichen Inhalte als auch den ,,Tiefgang" angeht. Man erfreut sich einfach am nächtlichen Himmel, was oft auch mit schönen Naturerlebnissen verbunden ist. Andere fahren zu Sonnenfinsternissen, befassen sich mit Berechnungen am Computer oder werten eigene Beobachtungen aus. Dabei gibt es auch ganz engagierte Amateure, die sich schon eng an wissenschaftliche Arbeitsweisen wagen.
Von irgendwoher muss aber der Input kommen. Man möchte ja weiterkommen, tiefer in die Details einsteigen, Erfahrungen anderer Sternfreunde kennenlernen. Klar, es gibt das Internet mit Wikipedia, wo man viele Informationen sammeln kann. Einen weiteren und viel gezielteren Zugang bieten astronomische Foren und Mailinglisten. Nicht vergessen werden dürfen die Astro-Zeitschriften. Alle genannten Informationsmöglichkeiten haben jedoch einen entscheidenden Nachteil: Es fehlt der direkte persönliche Kontakt, das gemeinsame Gespräch mit Fragen, Diskussionen und Austausch. Generell ist das zwar auch über Mails machbar, doch das Frage- und Antwortspiel dauert ja sehr lange, so dass Spontanität und sofortiges Reagieren fehlen. Auch entstehen beim schriftlichen Mailaustausch vielfach Missverständnisse - wer kennt das nicht?
1 Ein typischer Anblick: Die BoHeTa-Tagungsteilnehmer im Hörsaal HMA 10 der
Ruhr-Universität Bochum.
in diesem Schwerpunktthema vorgestellt. Aber bleiben wir einmal bei den Tagungen. Für VdSler sind in Deutschland zwei
große Tagungen zu nennen: die Würzburger Frühjahrstagung und die Bochumer Herbsttagung.
Astronomische Tagungen sind hier eine beliebte Möglichkeit, um in passender Umgebung mit vielen netten Menschen zusammenzukommen und sich über Astronomie zu informieren und auszutauschen. Klar, es gibt noch etliche andere Veranstaltungsarten - auch die werden
2 An den Stellwänden kann man sich über verschiedenste Ergebnisse der
Amateurastronomen informieren.
VdS-Journal Nr. 63
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
3 Lebhafte Kommunikation während der Kaffeepause
Eigentlich ist der Begriff ,,Tagung" unglücklich gewählt, um Einsteiger und neue Interessenten für die Astronomie zu gewinnen. Mit einer Tagung verbindet man eher eine steife Veranstaltung, bei der man Vorträge über sich ergehen lassen muss, Vorträge, die unter Umständen viel zu wissenschaftlich oder abgehoben sind. Daher wurden manche Tagungen umbenannt und heißen nun ,,Workshops" oder ,,Treffen". Das ändert aber nichts daran: Vorträge sind das A und O einer astronomischen Informationsveranstaltung - von Messen einmal abgesehen. Wichtig für den Besucher ist vor allem, dass die Vorträge einer Tagung attraktiv sind, sowohl vom Thema her als auch von der Darbietungsform.
Als Besucher möchte ich interessante Inhalte geboten bekommen, die mir etwas bringen. Beide oben genannten VdS-Tagungen tragen inzwischen über Jahrzehnte diesem Informationswunsch Rechnung. Die Vortragsthemen sind weit gestreut, und für jeden ist etwas dabei. Wer jetzt sagt: ,,Mein einziges Interesse ist die Astrofotografie, andere Dinge brauche ich nicht", der überschlage jetzt ganz schnell das Schwerpunktthema und suche seine Rubrik weiter hinten im Heft. Schade, denn bei den großen Tagungen geht es eigentlich immer um Amateuraktivitäten, um neue Ergebnisse, interessante Verfahren, gedankliche Anstöße und Auswertungsmöglichkeiten. Im Vor-
VdS-Journal Nr. 63
feld ist es daher ratsam, sich die Webseiten der Tagungen anzuschauen [1, 2]. Es gibt allgemeine Hinweise und Informationen, darüber hinaus steht das Vortragsprogramm üblicherweise zwei bis drei Wochen vor dem Termin fest.
Auch haben sich die Tagungen besucherorientiert entwickelt. Man trifft sich dort mit Freunden, Bekannten und astronomisch Gleichgesinnten, lernt also auch neue Menschen kennen. Mittags geht man gemeinsam zu Tisch, am Nachmittag findet meist eine Kaffeepause statt und abends gibt es immer einen gemütlichen Tagungsausklang in entspannter Atmosphäre. Hier sitzt man nach dem Abendessen bei einem Glas Bier oder Wein zusammen und kann klönen, Fragen stellen und Erfahrungen austauschen. Gibt es eine direktere oder spontanere Form der ,,geselligen Astronomie"? Wer an einer solchen Tagung teilgenommen hat, wird immer gern wiederkommen!
Hier möchte ich als einer der beiden Veranstalter für die Bochumer Herbsttagung (BoHeTa) werben. Die BoHeTa hat einen Amateurteil mit ansprechenden Beiträgen und kompetenten Referenten. Der zweite Veranstalter, Prof. Dr. Ralf-Jürgen Dettmar, ist Lehrstuhlinhaber des Astronomischen Instituts der Ruhr-Universität Bochum. Unsere gemeinsame Zielsetzung ist es seit langem, Hobby- und Berufsastronomen zusammenzubringen und den
Amateuren die Hemmschwelle vor der Wissenschaft zu nehmen. Auf jeder BoHeTa gibt es einen professionellen Fachvortrag, den ,,Reiff-Vortrag". Dieser von der Reiff-Stiftung [3] geförderte Beitrag erklärt ein interessantes astronomisches Thema verständlich für den Amateur und ist daher sehr beliebt. Zum Reiff-Vortrag passend folgt immer ein Amateurvortrag, der die direkten Berührungspunkte von Fach- und Amateurastronomie aufzeigt. So mancher Tagungsbesucher hat hier schon das berühmte ,,Aha-Erlebnis" mitgenommen: ,,So etwas kann ich doch auch einmal versuchen."
Worauf will ich hinaus? Tagungen sind alles andere als langweilig. Sie bieten ein interessantes Programm mit vielen neuen Einblicken. Tagungen machen Spaß. Zu einem Tagungsbesuch mit etwas weiterer Anfahrt kann man sich außerdem mit mehreren Leuten zusammenschließen. Also, liebe Leute: Lasst den PC an einem Wochenende getrost einmal ausgeschaltet und macht Euch stattdessen auf nach Bochum oder Würzburg!
Internethinweise (Stand: Mai 2017): [1] www.vds-astro.de/nachrichten/
datum/2017/02//programm-derwuerzburger-fruehjahrstagung-am11-maerz-2017.html [2] www.boheta.de/fset_start.htm [3] www.reiff-stiftung.de/
Treffen, Messen, Veranstaltungen
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CEDIC
von Bernhard Hubl
Seit dem Jahr 2009 organisiert eine Gruppe engagierter oberösterreichischer Astrofotografen die
,,Central European Deepsky Imaging Conference" (CEDIC), eine alle zwei Jahre in Linz stattfindende
internationale Konferenz für Astrofotografie [1].
Die Idee Christoph Kaltseis, Herbert Raab und Wolfgang Leitner initiierten die erste CEDIC im Jahr 2009 als ihren persönlichen Beitrag zum Internationalen Jahr der Astronomie. Die Idee einer internationalen Veranstaltung, welche den Informationsaustausch zwischen interessier-
ten Astrofotografen und das persönliche Kennenlernen von Menschen mit Astronomie-Begeisterung über Ländergrenzen hinweg in den Mittelpunkt stellt, wurde von Anfang an von den Teilnehmern sehr gut angenommen. Daher war sehr schnell klar, dass es Sinn machte, die CEDIC als regelmäßig stattfindende Kon-
1 Das "Ars Electronica Center"
(AEC) in Linz
ferenz zu etablieren, weiterzuentwickeln und das Organisationsteam mit Bernhard Hubl und Herbert Walter zu verstärken.
2 Gruppenfoto der CEDIC-Teilnehmer im ,,Deep Space"
VdS-Journal Nr. 63
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
Ungerade Jahre sind CEDIC-Jahre Die Entscheidung, die CEDIC nur alle zwei Jahre abzuhalten, hat sich aus zweierlei Gründen sehr gut bewährt: Zum einen kann so die nicht zu unterschätzende Arbeitsbelastung für das Organisationsteam in Grenzen gehalten werden und zum anderen vereinfacht es auch die Planung für die Teilnehmer, welche oft lange Anreisewege und Reisekosten in Kauf nehmen müssen.
Teilnehmer aus 20 Nationen Mittlerweile wurde im März 2017 bereits die fünfte CEDIC durchgeführt und der Zuspruch der Teilnehmer ist ungebrochen, was sich in kontinuierlich steigenden Besucherzahlen widerspiegelt. Die 180 Konferenzteilnehmer der CEDIC `17 kommen beispielsweise aus zwanzig verschiedenen Ländern. Dadurch ist ein Großteil der europäischen Nationen in Linz vertreten. Aber auch Besucher aus Nord- und Südamerika sowie aus Asien und Australien lassen sich immer wieder gerne vom Geist der CEDIC inspirieren. Aufgrund des hohen Anteils internationaler Gäste werden alle Vorträge und Workshops ausschließlich in englischer Sprache abgehalten. Da jedoch mehr als die Hälfte der Besucher aus dem deutsch-
VdS-Journal Nr. 63
sprachigen Raum stammt, ist die CEDIC auch für Teilnehmer mit eingerostetem Englisch ein guter Ort, um sich mit Kollegen auszutauschen. Das Ars Electronica Center in Linz Einen wesentlichen Anteil zum Ambiente der CEDIC trägt sicher auch das ,,Ars Electronica Center" (AEC) [2] bei, eine in Europa einmalige Kulturinstitution,
4 David Malin bei seinem Vortrag
3 Eröffnung der CEDIC im ,,Deep Space"
in deren Räumlichkeiten die Konferenz abgehalten wird. Dabei werden im Zuge der CEDIC natürlich auch die beeindruckenden technischen Möglichkeiten des ,,Deep Space" im AEC genutzt. Der ,,Deep Space" ermöglicht eine hochauflösende Projektion in 8K von Bildern und Videos auf einer 16 mal 9 Meter großen Wand.
Treffen, Messen, Veranstaltungen
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Auch 3D-Animationen und faszinierende 3D-Reisen durchs Universum sind möglich.
Drei Tage Astronomie pur Das CEDIC-Wochenende, welches meist auf einen Vollmondtermin im März fällt, startet Freitagnachmittag mit einem zwanglosen Treffen der angereisten Besucher. Dabei besteht bereits die Möglichkeit, die beeindruckenden Verkaufsstände der Partner der CEDIC im Foyer des AEC zu besuchen. Aussteller aus Europa und Übersee zeigen ihre neuesten Produkte. Die offizielle Eröffnung der CEDIC erfolgt danach am Abend im Rahmen einer faszinierenden Vorführung von Bildern und Filmen im ,,Deep Space". Die Eröffnung ist für die Öffentlichkeit frei zugänglich und kostenlos. Dies liegt voll und ganz im Geist der CEDIC, möglichst viele Menschen für Astronomie und Astrofotografie zu begeistern. Zum Beispiel lauschten dieses Jahr über 300 Besucher den Ausführungen von Dr. Jerry Bonnell, einem der Herausgeber des NASA-APODs bei der Präsentation ausgewählter Ergebnisse aus der aktuellen Forschung.
Der Samstag und der Sonntag bieten eine Fülle hochwertiger Vorträge und Workshops, welche in zwei parallel laufenden Sessions abgehalten werden. Die Themen sind hierbei vielfältig und decken einen breiten Interessensbereich ab. Klarerweise spielen Themen wie Aufnahmetechnik und Bildbearbeitung von CCD- und DSLR-Aufnahmen eine zentrale Rolle. Aber auch Themen wie Sternwarten-
5 Impression aus einem der beiden Vortragsräume
Fernsteuerung, TWAN-Fotografie, Zeitrafferaufnahmen oder auch Vorträge aus der Forschung kommen nicht zu kurz. Um das Programm attraktiv zu gestalten, werden regelmäßig renommierte Gastvortragende aus Übersee eingeladen wie zum Beispiel Adam Block, David Malin, Don Goldman oder Jay Gabany. Die Präsentationen stehen im ArchivBereich der CEDIC-Homepage [1] zum kostenlosen Download bereit. Dadurch können sich potentielle Interessenten einen ersten Eindruck über die Inhalte der CEDIC verschaffen. Die Vorträge und Workshops spielen natürlich eine zentrale Rolle während der CEDIC, aber auch das Treffen von Freunden und das Kennenlernen von Kollegen stellt einen besonders wichtigen Aspekt der CEDIC dar. Das ist auch der Grund, warum das traditionelle Konferenzdinner am
Samstagabend von den meisten Konferenzteilnehmern sehr gerne besucht wird.
Ausblick Wenn Sie über aktuelle Neuigkeiten rund um die CEDIC informiert werden wollen, dann ist es empfehlenswert, sich für den Newsletter auf www.cedic.at anzumelden. Der Newsletter erscheint etwa dreimal im Jahr.
Das CEDIC-Team plant bereits die nächste CEDIC, welche vom 15.-17. März 2019 in Linz stattfinden wird. Wir würden uns freuen, Sie dort begrüßen zu dürfen!
Internethinweise: [1] www.cedic.at [2] www.aec.at
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
Astronomischer Arbeitskreis Salzkammergut:
Astronomie-Workshop 2017
von Peter Riepe
1 Oben: Die Workshop-Teilnehmer im
In der Nacht zum 29. April 2017 waren an der 860 Meter hoch gelegenen Sternwarte Gahberg 20 Zentimeter Neuschnee gefallen. Sogar unten am Attersee hatte es geschneit. Dennoch ließen sich 98 überwiegend aus Österreich und Deutschland stammende Sternfreunde dadurch nicht vom Besuch des diesjährigen Astronomie-Workshops abhalten (Abb. 1). Austragungsort war wieder das Restaurant Bramosen in Weyregg. Lob an die aktiven Mitglieder des Astronomischen Arbeitskreises Salzkammergut (AAS): Der gesamte Veranstaltungsablauf war sowohl perfekt vorbereitet als auch durchgeführt (Abb. 2).
Neues an der Sternwarte Gahberg. Bernhard Hubl stellte den CCD-Guide 2017 vor, gab einen Überblick zur CEDIC 2017 im März (siehe auch Seite 9 in diesem Heft) und zeigte in einem weiteren Vor-
Restaurantgarten, Bildautor: Wolfgang Vogl
2 Blick in den gut besuchten Vortrags-
raum, Bildautor: Wolfgang Vogl
Das Programm bot viele interessante Vorträge. Erwin Filimon begrüßte um 9 Uhr die Teilnehmer und berichtete über
3 Panorama der Wintermilchstraße, Bildautor: Hannes Schachtner
VdS-Journal Nr. 63
Treffen, Messen, Veranstaltungen
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trag, wie der Amateur Sternhelligkeiten und Grenzgröße in seinen Aufnahmen mit Hilfe der Fotometrie ermitteln kann. Dieter Retzl nahm sich sehr detailliert Auflösung, Kontrast, Brennweite und Vergrößerung bei Amateurteleskopen vor. Tommy Nawratil referierte eindrucksvoll darüber, wie Optikfehler mit einfachen Mitteln gefunden werden können.
Nach dem gemeinsamen Mittagsbuffet und dem anschließenden Gruppenfoto stellte Hannes Schachtner das Thema ,,Rucksack-Astronomie" vor und berichtete über Erfahrungen mit der Reisemontierung ,,Star Adventurer". Sein zweiter Vortrag mit herrlichen Bildern drehte sich um All-Sky-Fotografie (Abb. 3). Wolfgang Krispler und Bernd Wallner stellten die Planungen für die neue Sternwarte Salzburg vor. Sie entsteht nördlich der Großstadt mit Sponsorenhilfe und wird als Hauptinstrument einen Reflektor der Meterklasse haben.
Im Anschluss an die Kaffeepause informierte Peter Riepe über die Galaxie M 33 und ging auf die Astrophysik ihrer teilweise sehr unterschiedlich farbigen HII-Regionen ein. Danach stellte Herbert Pfeiffer in einem interessanten Beitrag seine 2016er-Polarlichtexkursion nach Norwegen vor. Christian Frieber führte dieses Thema weiter aus und gab Tipps zur Fotografie von Polarlichtern, zeigte aber auch die Probleme anhand der Ergebnisse aus Island auf.
Gegen 18 Uhr war der Workshop beendet. Nach dem gemeinsamen Abendessen blieb ein Teil der Besucher zum gemütlichen Ausklang im Restaurant, andere wiederum nahmen die Gelegenheit wahr, zur Sternwarte Gahberg hochzufahren und sich dort über den aktuellen technischen Stand zu informieren. In der Sternwarte hatten die Gastgeber freundlicherweise einen Imbiss sowie Kaffee und Kuchen bereitgestellt. Am Sonntagmorgen bot Bernhard Hubl abschließend noch ein Informationstreffen für alle Nutzer des CCD-Guide an - die Österreicher nennen das ein ,,User Meeting".
Was man wieder einmal erfreut festhalten darf: Der Astronomie-Workshop ist eine runde und bewährte Veranstaltung, die sich überwiegend an die Freunde der
4 Beim Mittagsbüffet, Bildautor: Wolfgang Vogl
Astrofotografie und des Teleskopbaus richtet. Inzwischen nehmen auch regelmäßig etliche VdS-Mitglieder teil. Die Informationsfülle ist groß, jedem Teilnehmer wird reichlich Neues geboten. Im großen Nebenraum präsentieren Astro-Firmen ihre Produkte mit günstigen Kaufmöglichkeiten. Darüber hinaus ist die Workshop-Atmosphäre sehr familiär, jeder darf und wird sich hier wohlfühlen. Bei einer sehr guten Gastronomie (Abb. 4) kommt man schnell miteinander ins Gespräch (Abb. 5). Das reicht vom zwanglosen Plaudern über den ausgedehnten Erfahrungsaustausch bis hin zu neuen gemeinsamen Projektplanungen.
So durften alle Besucher bei der Heimreise feststellen: Es war ein gelungenes Treffen, so dass man den Workshop 2018 schon jetzt im persönlichen Kalender vormerken sollte. Und wer Zeit und Gelegenheit hat, der kann es so halten wie ich: Im Anschluss an den Workshop verbringe ich seit langen Jahren stets einen 14-tägigen Mai-Urlaub im schönen Salzkammergut.
Internethinweis: [1] Internetseite des AAS mit Rückblick
auf den Workshop 2017: www.astronomie.at/
5 Immer wieder Diskussionen rund ums Teleskop, Bildautor: Wolfgang Vogl
VdS-Journal Nr. 63
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
Der Solinger Astro-Stammtisch
von Peter Riepe
In der bekannten "Klingenstadt" Solingen gibt es seit nunmehr 26 Jahren den monatlichen Astro-Stammtisch in der Taverne Mykonos. Initiator ist Bernd Koch, der auch heute noch regelmäßig die Teilnehmerschar per Mail einlädt. In der Regel sind wir zwischen 10 und 25 Personen - überwiegend Astrofotografen, die regelmäßig teilnehmen und von ihren Erfahrungen und Astroexkursionen berichten. Einzugsbereich ist der gesamte Raum zwischen Rheinland, Bergischem Land und Westfalen.
Im November 1991 suchten und fanden Bernd Koch und Rolf Scheffer das vorzügliche griechische Restaurant südlich des Stadtzentrums von Solingen. Hier wurde fortgesetzt, was schon längere Zeit vorher lief: der Stammtisch um die Düsseldorfer Benzenberg-Sternwarte. Genau im Jahr 1991 eröffnete Jannis Topalidis in Solingen-Höhscheid seine Taverne Mykonos, die seitdem einen guten Ruf in Solingen genießt. Für die Einrichtung des Astro-Stammtischs war und ist das Lokal ein absoluter Glücksgriff. Im hinteren Bereich wird die gesamte Tischreihe reserviert, so dass nach gutem Essen anregende Gespräche mit Bildergucken möglich sind.
Der Solinger Astro-Stammtisch hat seinen eigenen Charakter. Bei Lust und Laune kommen alle freiwillig, keiner muss sich an- und abmelden und auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn er über längere Zeiträume hinweg nicht kommen kann oder möchte. Was Bernd Koch am Herzen liegt: Der persönliche Erfahrungs-
1 Anregende Gespräche bei guter Gastronomie zwischen den Teilnehmern
des Solinger Astro-Stammtisches
austausch ist auch in Zeiten von Facebook & Co. nicht zu ersetzen. Daher sind auch weiterhin alle Hobby-Astronomen willkommen, die an einem monatlichen astronomischen Erfahrungsaustausch
interessiert sind, aber bisher nirgendwo sonst dazu Gelegenheit fanden. Schauen Sie einfach einmal vorbei, es lohnt sich.
Kontakt: Bernd.Koch@astrofoto.de
Comic
VdS-Journal Nr. 63
2 Bernd Koch und Jannis Topalidis (v.l.)
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ISTOCK / AUF SPANNEND
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
Falera in den Schweizer Alpen
- ein Mekka der Astronomie
von Ignaz Cathomen
Schon in der mittleren Bronzezeit wurde in Falera/Graubünden (im Vorderrheintal) angewandte Astronomie betrieben. Auf der Ebene Planezzas am Fuße des Hügels Mutta südöstlich des Dorfes befindet sich eine Megalithanlage, die neben einer kultischen auch eine kalendarische und astronomische Funktion hat. Mehrere Steinreihen peilen Punkte am Horizont an, die für bestimmte Sonnenoder Mondaufgänge oder -untergänge stehen. So gibt es Peilungen für die Sommer- und Wintersonnenwende, eine Peilung für Sonnenaufgang 30 Tage vor und 30 Tage nach der Sommersonnenwende und für den 11. November und 2. Februar (Bauernwinter). Mitten in der Wiese bilden drei Steine ein rechtwinkliges Dreieck, dessen Kathete ,,a" die Nordsüdlinie bildet und die Kathete ,,b" die Ostwestlinie mit Azimut 90 Grad für Sonnenaufgang an Tagundnachtgleichen. Die Dreieckseiten stehen im Verhältnis 8:15:17 (die dritte Reihe der pythagoreischen Zahlen, 8 x 8 + 15 x 15 = 17 x 17 = 28 9). Mehr darüber erfährt der Interessierte unter [1].
Moderne Astronomie in Falera Dass Falera ein Mekka der Astronomie wurde, verdanken wir Jose Fernando De
VdS-Journal Nr. 63
Queiroz, Amateurastronom und Wirt im Restaurant Encarna in Falera. Als Mitglied der ,,Astronomischen Gesellschaft Graubünden" (AGG) konnte er seine Astron omiefreunde überzeugen, ein erstes Astronomietreffen im Jahr 2001 in Falera durchzuführen. Die Amateurastronomen Graubündens waren von den idealen Voraussetzungen begeistert, die Gestirne in Falera zu beobachten. Neben einer guten Erreichbarkeit bietet Falera eine ideale Höhe von gut 1200 Metern über dem Meer, einen weiten Himmel nach Osten und Süden und sehr wenig Lichtimmissionen. Seit 2001 werden jährlich im September Teleskoptreffen in Falera organisiert, natürlich von Jose De Queiroz. Im Jahr 2003 wurde auf dem Höhenweg von Falera nach Laax/ Larnags durch Mitglieder der AGG und mit Unterstützung der Gemeinde Falera ein Planetenweg eingerichtet.
Der Bau der Sternwarte Mirasteilas Schon beim dritten Teleskoptreffen in Falera im Jahr 2003 wurde der Wunsch laut, hier eine Volkssternwarte zu errichten, die für die Mitglieder der AGG, aber auch für Schulen und Astronomieinteressierte zur Verfügung stünde. Dieser Wunsch wurde der Gemeindepräsidentin
Silvia Casutt-Derrungs unterbreitet, die sofort bereit war, diese Idee dem Gemeindevorstand vorzulegen. Dieser erkannte, dass hier eine Möglichkeit bestand, den Sommertourismus in Falera zu fördern, was durchaus in seinem Sinne lag. Nach wenigen Wochen besuchte eine spontan zusammengesetzte Gruppe aus Mitgliedern des Gemeindevorstandes und der AGG mehrere Volkssternwarten in der Ostschweiz, um sich ein Bild zu machen, was der Bau einer Sternwarte bedeute. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Realisierung einer Sternwarte in Falera einen großen Gewinn bedeuten könnte, denn in Graubünden bestand nirgends ein solches Angebot. Also schritt man sofort zur Tat. Man suchte und fand einen geeigneten Standort in Chinginas, nordwestlich des Dorfes und in rund 15 Minuten zu Fuß zu erreichen. In diesem Gebiet lag auch die Skiwiese mit dem Kinderskilift. Der Gemeindevorstand beauftragte ein Architekturbüro mit der Planung der Sternwarte. Im Erdgeschoss sollte ein kleines Restaurant für die Besucher der Skiwiese eingerichtet werden. Im Dezember 2005 bewilligte die Gemeindeversammlung einen Kredit von 690.000 Schweizer Franken für den Bau der Anlage. Als Träger der Sternwarte wurde eine
Treffen, Messen, Veranstaltungen
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1 Die Ausstattung der Sternwarte Mirasteilas kann sich sehen lassen: links das 90-cm-Cassegrain-Teleskop, in der Mitte ein
Takahashi-Apochromat mit 152 mm Öffnung und rechts der 8-Zoll-Newton von ASA.
Stiftung gegründet. Die Stifter sind die politische Gemeinde Falera, die ,,Astronomische Gesellschaft Graubünden" und ,,Flims-Laax-Falera-Tourismus". Im Frühjahr 2006 erfolgte der erste Spatenstich, im Spätherbst war der Bau errichtet und auf den Winter 2006/2007 konnte das Restaurant in Betrieb genommen werden.
Die technische Einrichtung der Sternwarte Für die technische Einrichtung war der Stiftungsrat verantwortlich. Natürlich ließ er sich durch Fachleute beraten. Die Einrichtung inklusive Teleskope kostete rund 350.000 Franken. Diese Kosten wurden durch viele Sponsoren gedeckt (Gemeinden, Kanton Graubünden, Stiftungen, Organisationen und private
Spender). Die Lieferung des großen Teleskops, eines Cassegrain mit 90 Zentimetern Öffnung und 9 Metern Brennweite, verzögerte sich um mehrere Monate. Am 22. Juni 2007 konnte die Sternwarte unter großer Anteilnahme der Dorfbevölkerung eingeweiht werden. Neben dem großen Teleskop, das einen tiefen Blick in den Weltraum ermöglicht und auch für Astrometrie und Bahnberechnungen verwendet wird, verfügt die Sternwarte noch über ein Takahashi-Teleskop vom Typ FS-152 für die spezielle Beobachtung der Sonne, Planeten, Sternbilder und Sternhaufen sowie über ein fotografisches Teleskop des Herstellers ASA mit 200 Millimetern Öffnung und 560 Millimetern Brennweite sowie über ein großes Binokular 25 x 100 mit Stativ.
Den Betrieb der Sternwarte Mirasteilas (,,Blick zu den Sternen") hat die AGG übernommen [2]. Die Leitung liegt in den Händen von Jose De Queiroz. Rund 20 speziell ausgebildete Demonstratoren stehen den Besuchern zur Verfügung. Die Sternwarte wird rege von Schulen, Gruppen aller Art und Einzelpersonen besucht. Anmeldungen und Reservierungen können über Telefon (0041) 081 921 65 65 vereinbart werden. Weitere Auskünfte erhalten Interessierte unter [3].
Internethinweise (Stand Mai 2017): [1] www.parclamutta.falera.net [2] www.astronomie-gr.ch [3] www.sternwarte-mirasteilas.ch
2 Jährlich im Herbst findet in wunderschöner Natur ein Teleskoptreffen statt, hier eine Impression aus dem Jahr 2016.
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
Norddeutsches Astro-Fotografen-Treffen
von Michaela Glimbotzki
Anfang November 2016 fand das Norddeutsche Astro-Fotografen-Treffen (NAFT) zum zweiten Mal bei der Olbers-Gesellschaft e.V. in Bremen statt. Diese Tagung der Astrofotografen gibt es nun bereits seit 40 Jahren. Sie wird seitdem zweimal jährlich von verschiedenen Sternwarten im norddeutschen Raum ausgerichtet. Ins Leben gerufen wurde die Tagung 1977 von Sternfreunden aus Neumünster, die damals den Wunsch hatten, sich zusammenzuschließen. Im Rahmen von kurzen Vorträgen stellen die Astrofotografen seitdem regelmäßig ihre Ergebnisse vor und tauschen sich über die Entstehung ihrer Fotos aus.
Viele ehrenamtliche Helfer der OlbersGesellschaft waren am frühen Samstagmorgen bereits vor Ort, um für die Gäste alles herzurichten. Mit seiner modernen technischen Ausstattung bot der Vortragsraum neben der Sternwarte, die sich im denkmalgeschützten Gebäude der Hochschule an der Werderstraße befindet, die idealen Bedingungen für die Veranstaltung. Traditionell organisiert sich die Vortragsreihe spontan am Tagungsort. Auf einem Flipchart tragen sich die Referenten mit der ungefähren Länge ihres Vortrages ein. Was zunächst chaotisch anmutet, funktioniert seit 1977 hervorragend. Der Zeitplan wurde auch diesmal eingehalten, die Tagungsteilnehmer waren außerordentlich zufrieden und lobten die unterhaltsamen und interessanten Beiträge, die einen weiten
VdS-Journal Nr. 63
1 Das obligatorische Gruppenfoto der Tagungsteilnehmer vor der Hochschule für Nautik
auf dem Bremer Stadtwerder
Bogen spannten und vielfältige Bereiche der Astrofotografie umfassten. Etwa 40 Gäste aus ganz Norddeutschland waren nach Bremen gekommen.
Als zusätzliche Highlights wurden eine Vorführung im Olbers-Planetarium sowie Führungen in der Sternwarte angeboten.
Die Gäste waren begeistert von dem kleinen, aber gemütlichen Planetarium ebenso wie von der Bremer Sternwarte. ,,Die Tatsache, dass wir beides in einem Haus haben, ist etwas ganz Besonders und keine Selbstverständlichkeit", berichtet Michaela Glimbotzki, stellvertretende Vorsitzende der Olbers-Gesellschaft, ,,es
2 Spannende Vorträge von Referenten aus ganz Norddeutschland faszinierten die
Teilnehmer und sorgten für lebhafte Diskussionen.
Treffen, Messen, Veranstaltungen
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ist ein großes Glück für uns, das nicht alle Vereine haben und um das uns viele Amateurastronomen beneiden dürften."
Für das leibliche Wohl sorgte ein reichhaltiges Buffet mit Würstchen, Salaten und Getränken. Am Nachmittag gab es Kaffee und Tee sowie Kuchen. Das Angebot wurde von den Gästen gut angenommen, so dass sich an der Essensausgabe schnell lange Schlangen bildeten - ein
wahrer Ansturm, den die fleißigen Helfer jedoch mit Bravour meisterten. Der informelle Teil der Veranstaltung bot darüber hinaus die Gelegenheit zum Schnacken, Kennenlernen und Austauschen über das gemeinsame Hobby. Das traditionelle gemeinsame Abendessen im Anschluss an die Veranstaltung war auch in diesem Jahr wieder Abschluss einer rundum gelungenen Tagung.
Sehr viel Lob erhielten die Bremer Amateurastronomen von den Gästen, die eigens aus Osnabrück, Lübeck, Neumünster, Hannover, Oldenburg, Flensburg und Hamburg angereist waren. Unisono versicherten sie, dass es ein wunderbares NAFT war und lobten die hervorragende Organisation und die Örtlichkeiten.
In bester Tradition
- Die ,,Nacht der Teleskope" in Lilienthal bei der AVL
von Kai-Oliver Detken
Die ,,Nacht der Teleskope" gehört seit der Gründung der ,,Astronomischen Vereinigung Lilienthal" (AVL) [1] im Jahr 2000 zum festen Bestandteil des Vereins. Die AVL wurde damals ins Leben gerufen, da man sich die große astronomische Geschichte Lilienthals wieder vergegenwärtigen wollte. Denn in Lilienthal stand um die Wende zum 19. Jahrhundert die größte Sternwarte des europäischen Festlands. Johann Hieronymus Schroeter, der Amtmann des Ortes und seines Zeichens engagierter Hobbyastronom, durchmusterte mit Karl Ludwig Harding und Friedrich Wilhelm Bessel sowie Wilhelm Olbers regelmäßig den Himmel auf der Suche nach neuen Objekten. Daran wollte die AVL mit der Veranstaltung ,,Nacht der Teleskope" in bester Tradition wieder anknüpfen.
Anfang an wurde die Öffentlichkeit mit einbezogen, da man sich auf die Agenda geschrieben hatte, den Ort Lilienthal aus dem astronomischen Dornröschenschlaf aufzuwecken. Vielen Lilienthalern war bis dahin völlig unbekannt, welche astronomischen Größen hier einmal gewirkt hatten: Schroeter, Harding und Bessel waren komplett in Vergessenheit geraten, Wilhelm Olbers nur deshalb noch ein Begriff, weil es in Bremen eine OlbersGesellschaft [2] gibt. Die Veranstaltung ,,Nacht der Teleskope" besitzt also einen Aufklärungs- und Lehrauftrag.
Inzwischen besitzt die AVL zwei Sternwarten auf ihrem Vereinsgelände in
Wührden (Lilienthal), die für öffentliche Veranstaltungen auch dem Publikum zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich bringen die Vereinsmitglieder ihre eigenen portablen Geräte mit und stellen sie bei der "Nacht der Teleskope" zur Verfügung. So kann man durch verschiedene Optiken schauen, sich die Objekte des Sternenhimmels erklären lassen oder einfach nett miteinander fachsimpeln. Der Termin wird innerhalb der AVL-Vortragsreihe, die einen Astronomievortrag pro Monat außerhalb der Ferienzeiten vorsieht, bekanntgegeben. Anvisiert werden im Frühjahr der ,,Astronomietag", der jährlich von der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) [3] ausgerufen wird,
Die gemeinsame Freude am Sternenhimmel sowie das Staunen über die unerschöpflichen Wunder des Weltalls zeichnet die Mitglieder der AVL aus. Viele verspürten von Anfang an den Wunsch, Himmelsobjekte und Himmelsphänomene gemeinsam zu beobachten und zu erleben, so dass schnell der Gedanke aufkam, hierzu jährlich eine Veranstaltung durchzuführen. Gerade in der Gründungszeit der AVL, als weder eine Sternwarte noch ein Vereinsheim zur Verfügung standen, musste man sich organisieren, um gemeinsam auf einer freien Wiese den Blick auf die Sterne werfen zu können. Hinzu kam, dass die meisten Mitglieder kein eigenes Equipment besaßen und man sich die wenigen Teleskope gerne untereinander teilte. Von
1 Die "Nacht der Teleskope" auf dem Vereinsgelände der AVL mit verschiedenen Optiken
(Alle Bilder dieses Beitrages stammen von den AVL-Mitgliedern Kai-Oliver Detken und Ernst-Jürgen Stracke.)
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
2 Erläuterung der parallaktischen Montierung in der kleinen Sternwarte
und im Herbst ein Termin im Oktober, der sich nach den Mondphasen richtet. Das Einzige, was dabei allerdings nicht plan-
bar ist, bleibt natürlich das Wetter. Daher wird alternativ auch immer ein Vortrag für die Öffentlichkeit angeboten.
Am 8. Oktober 2016 war es mal wieder soweit: Die AVL lud zur ,,Nacht der Teleskope" auf das eigene Vereinsgelände in Wührden ein und man schaute gespannt nach oben, da das Wetter den ganzen Tag eigentlich bedeckt war und es unsicher war, ob es noch aufklaren würde. Das Vereinsgelände befindet sich etwas außerhalb des Stadtkerns von Lilienthal, so dass die Lichtverschmutzung sich dort noch in Grenzen hält. Der Wetterbericht sagte unbeeindruckt von der festen Wolkendecke voraus, dass es gegen 20 Uhr besser werden sollte. Daher machten sich einige AVL-Mitglieder auf den Weg, ihre Geräte aufzubauen und in Position zu bringen. Sie sollten belohnt werden: Bereits ab 19:30 Uhr wurde das Wetter freundlicher und um 20 Uhr konnte wenigstens der Halbmond in Horizontnähe gesichtet werden. Später klarte es dann noch komplett auf, so dass sogar das Milchstraßenband gegen den dunklen Nachthimmel gesehen wurde. Die Frage war nur: Hatten die erwarteten Gäste den Wechsel des Wetters überhaupt bemerkt?
Zwar trudelten nach und nach einige Besucher ein, allerdings nicht in der Menge, wie man es normalerweise gewohnt war. Das lag zum einen natürlich an der Wetterlage, da nicht jeder den ganzen Abend nach oben schaute oder eine ortsabhängige Wetter-App bemühte, um sich über den Himmelszustand zu informieren. Zum anderen fand an diesem Tag auch noch ein Qualifikationsspiel
3 Besucherstrom auf dem Weyerberg in Worpswede zur ,,Nacht der Teleskope"
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
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4 Der Einsatz verschiedenster Optiken erhöht die Beobachtungsfreude
der deutschen Fußballnationalmannschaft statt, was in unserer Planung leider nicht berücksichtigt worden war. Neben Mondphasen, Planetenständen und Ferienterminen kann also auch ,,König Fußball" eine Astronomieveranstaltung negativ beeinflussen. Trotzdem hatten die AVL-Mitglieder alle Hände voll zu tun, um alle Fragen der Teilnehmer zu beantworten. So wurde den anwesenden Jugendlichen der Sternenhimmel näher gebracht. Auch die kleine Sternwarte war stark frequentiert, vor allem um etwas über parallaktische Montierungen und Brennweiten zu erfahren (siehe Abbildung 2). Die verschiedenen Teleskope sind auch für die Vereinsmitglieder selbst immer wieder spannend, da jede Optik die Himmelsobjekte natürlich anders darstellt (siehe Abbildung 1). So konnte man durch ein Newton-Teleskop verschiedene Kugelsternhaufen bewundern, während sich mit Spektiven ausgiebige Mondspaziergänge anboten. Ich selbst hatte mein Schmidt-Cassegrain-Teleskop C11 von Celestron mitgebracht, das gerade frisch justiert und gereinigt vom Hersteller wieder zurückgekommen war. Ein Ausprobieren scheiterte allerdings im ersten Schritt daran, dass nach kurzer Anfahrt der Motoren eine Sicherung im Stromstecker ausfiel. Normalerweise hätte man jetzt wieder einpacken können,
aber es gibt bei der AVL auch sehr gut ausgerüstete Sternfreunde. So konnte mir ein anderes Vereinsmitglied helfen, da dieses für alle Gelegenheiten diverse Sicherungen mit dabei hatte - der Abend war gerettet!
Auch die Besucher waren mit der Veranstaltung sehr zufrieden. Besonders die Kinder und Jugendlichen zogen aufgeregt von Teleskop zu Teleskop. So hörte man immer wieder ,,cool" oder ,,hast du das gesehen?". Ein Mädchen beobachtete die Mondoberfläche und kam gar nicht mehr von meinem C11 los. Als ich fragte, ob denn irgendetwas nicht stimme, meinte sie: ,,Der Anblick ist so schön, ich könnte weinen." Ein schöneres Lob für den Abend hätte ich mir nicht vorstellen können. Später beobachteten wir noch die weiteren Standardobjekte wie die Andromeda-Galaxie (M 31) und die Kugelsternhaufen Messier 13 und Messier 15. Gerade Letztere boten sich für eine höhere Vergrößerung an, was ausprobiert wurde. Ein 20-Millimeter-Okular ermöglichte die 140-fache Vergrößerung der Sternhaufen, so dass beide in allen Einzelheiten bewundert werden konnten. Die Sternhaufen ließen sich komplett auflösen, was den ersten Vorsitzenden der AVL Gerald Willems zu diversen Bewunderungsrufen veranlasste. So etwas
kann passieren, wenn ein Astrofotograf bei der ,,Nacht der Teleskope" visuell beobachtet. Denn schließlich schauen sich die meisten Astrofotografen weder die Himmelsobjekte visuell an noch besitzen sie eigene Okulare.
Die ,,Nacht der Teleskope" wird bei besonderen Anlässen (oder wenn bestimmte Objekte von dort nicht beobachtet werden können) auch mal außerhalb des Vereinsgeländes veranstaltet. So fand die Veranstaltung beispielsweise am 3. Oktober 2014 im Rahmen der Festlichkeiten zum 125-jährigen Jubiläum auf dem Weyerberg des benachbarten Künstlerdorfes Worpswede statt.
Problematisch waren dabei zwei Dinge: Was sollte man bei schlechtem Wetter alternativ anbieten? Das Vereinsheim war zu weit weg und in der Nähe gab es keine öffentlichen Gebäude. Und wie bekommt man alle Teleskope, inkl. eines historischen 7-Füßers von Schrader, auf den Weyerberg? Die AVL besitzt einen funktionsfähigen Nachbau des Gerätes, das zur Zeit des Lilienthaler Fernrohrbaus gefertigt wurde, mit dem Himmelsbeobachtungen nach historischen Vorgaben durchgeführt werden können. Damit wollen wir zeigen, was die Astronomen der Vergangenheit am Himmel gesehen
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
5 Großer Andrang am historischen 7-Füßer
haben. Für den Transport der Geräte auf den Weyerberg musste eine Sondergenehmigung eingeholt werden, da man dort normalerweise nicht mit dem Auto anfahren darf. Allein die Organisation des Auf- und Abbaus des 7-Füßers war also mit einem gewissen Aufwand verbunden.
Aber dieser Aufwand schien sich zu lohnen: Das Wetter erfüllte uns den Wunsch und zeigte sich von seiner besten Seite. Zunehmend füllte sich der Platz, auf dem alle Teleskope aufgestellt worden waren, mit Menschen. Eine beachtliche Vielzahl an Geräten war zu bestaunen. So zum Beispiel ein frisch restaurierter 11-Zentimeter-Refraktor (f/14) oder ein selbst gebauter, futuristisch anmutender Schiefspiegler. Aber auch ein bewährter ED80 kam auf einer GP-Montierung zum Einsatz. Weitere Optiken waren: ein 8-Zoll-Schmidt-Cassegrain-Teleskop, ein 10-Zoll-Dobson und ein 6-Zoll-APORefraktor. So hatte man eine reiche Auswahl an unterschiedlichen Teleskoparten, Okularen und Vergrößerungen zur Verfügung. Der Platz auf dem Weyerberg
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füllte sich zunehmend mit Besuchern, die eigentlich wegen der Jubiläumsfeier teilweise von weit außerhalb gekommen waren und die nun die Gelegenheit nutzen wollten, um sich den Sternenhimmel einmal genauer erklären zu lassen (siehe Abbildung 3), denn die Veranstaltung wurde in den Zeitungsmedien vorab entsprechend kommuniziert.
Als Erstes wurde der Halbmond in der Dämmerung angesteuert, der für Astronomie-Novizen immer ein tolles Objekt darstellt. Später kam die Andromeda-Galaxie (Messier 31) dazu, die bei kleineren Optiken zuerst als schwacher, strukturloser Wattebausch erschien. Im 8-Zoll-SCTeleskop war der Anblick dann ungleich imposanter, so dass hier auch schon Einzelheiten hervortraten. Die Besucher waren jedenfalls begeistert, denn wann bekommt man schon mal als Ungeübter einen Blick auf eine andere Welteninsel geboten?
Weitere tiefere Himmelsobjekte konnten jetzt durch die fortschreitende Dunkelheit mit den verschiedenen Optiken an-
gefahren werden (siehe Abbildung 4). Bei guter Sicht in der trockenen Luft störte der Mond weniger als befürchtet, sorgte aber für eine angenehme Grundbeleuchtung. Der immer eindrucksvolle Kugelsternhaufen Messier 13, der gar nicht so einfach zu finden war, konnte den Besuchern ebenfalls gezeigt werden. Bei Mondlicht ist das Sternbild Herkules normalerweise nicht so einfach zu erkennen. Der Doppelsternhaufen h Persei (NGC 869) + chi Persei (NGC 884) im Perseus dagegen erschien schnell in jeder Optik, was speziell im 10-Zoll-Dobson ein Genuss war. Im APO-Refraktor und SC-Teleskop konnte der Planet Uranus bewundert werden. Der ferne Gasriese ist zwar strukturlos, konnte aber deutlich durch seine bläuliche Farbe identifiziert werden. Und als bevorstehende Winterboten wanderten bereits die Plejaden (Messier 45) am Horizont entlang.
Ein besonderes Highlight des Abends war aber der Nachbau des historischen Teleskops von Schrader. Zwar musste das schwere Gerät mittels eines Transporters auf den Berg gebracht und aufgebaut werden. Auch war seine Nachführung nur manuell möglich bzw. wurde durch leichtes Weiterschubsen des Teleskopfußes ausgeführt. Aber die Qualität der Teleskop-Abbildung war richtig gut und konnte an den Mondkratern ihr volles Potenzial entfalten. So versuchten einige Beobachter, nachdem sie durch das Okular den Mond bewundert hatten, Erinnerungsbilder per Handy-Kamera vom Himmelsobjekt zu schießen (siehe Abbildung 5). Daher war hier auch die größte Menschenmenge zu verzeichnen und es entstanden längere Wartezeiten. Als Nebeneffekt konnte man hierbei auf die Geschichte Lilienthals und seiner großen Astronomen der Vergangenheit eingehen, die mit sehr ähnlicher Ausrüstung damals beobachtet hatten. Sie hätten sich sicherlich gefreut, wenn sie die ,,Nacht der Teleskope" selbst miterlebt hätten.
Internethinweise (Stand Mai 2017): [1] Astronomische Vereinigung Lilien-
thal (AVL): www.avl-lilienthal.de [2] Olbers-Gesellschaft e.V. Bremen:
www.olbers-gesellschaft.de [3] Vereinigung der Sternfreunde e.V.:
www.vds-astro.de
Treffen, Messen, Veranstaltungen
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1 Der ATT ruft, die Sternfreunde strömen
Der ATT - eine Erfolgsgeschichte
von Claudia Henkel
Der ATT ist eine Messe speziell für Amateurastronomen. Er ist die größte Veranstaltung dieser Art in Europa. Hier werden sowohl die neuesten Teleskope und jegliches Zubehör als auch Gebrauchtund Selbstbauinstrumente gezeigt. Der ATT bietet eine Plattform, auf der sich Volkssternwarten und Vereine der Öffentlichkeit präsentieren können. Kurz gesagt, wer sich für die Sterne interessiert, ist hier gut aufgehoben und wird jede Menge Ideen und Anregungen für das eigene Hobby mit nach Hause nehmen. Überzeugen Sie sich selbst. Am besten beim nächsten ATT am 05. Mai 2018!
besuchten sie regelmäßig den Höhepunkt des Jahres, die Fachmesse für Amateurastronomen (FAA) in Laupheim, BadenWürttemberg. Warum nicht etwas in dieser Richtung auch in Nordrhein-West-
falen initiieren? Nach vielen Überlegungen und Gesprächen mit Hans Vehrenberg jun. konzipierten Dieter Friedrich () und Ingo Schmidt mit Unterstützung der anderen VVA-Mitglieder eine neue
Alles begann im Jahr 1981. In diesem Jahr wurde der Verein für volkstümliche Astronomie e.V. (VVA) gegründet. Anfang der 1980er-Jahre gab es kaum Erfahrungsaustausch mit anderen Sternwarten. Es gab gerade einmal die Würzburger Frühjahrstagung und die frisch gegründete Bochumer Herbsttagung BoHeTa (heute längst eine Institution). Astronomiehändler waren weit verstreut und ,,Internet" noch ein Fremdwort.
Die Mitglieder des VVA waren begeisterte Hobbyastronomen und als solche
2 Astronomie in der Aula, Teleskope ohne Ende
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
3 Durchblick beim Weitblick: Gerade ein Fernglas sollte man vor dem Kauf ,,anprobieren".
Der Astrohändler Vehrenberg hielt sein Versprechen und das Publikum belagerte die Verkaufsstände, um Schnäppchen zu ergattern.
Nach einem Jahr Pause ging es dann 1985 weiter. Der Zwei-Jahres-Rhythmus war beabsichtigt, damit die Messen in Essen und Laupheim abwechselnd stattfinden konnten. Diesmal fand der ATT im Haus der Begegnung in Essen statt, wo
Veranstaltung für das Ruhrgebiet. Die Idee war eine gemeinsame Messe für Amateurastronomen und professionelle Astrohändler, es sollte die Möglichkeit für Hobbyastronomen und Sternwarten geben, sich und ihre Arbeit der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der damalige Marktführer unter den Astrohändlern, die Firma Vehrenberg, sagte seine Teilnahme zu.
Am 13. März 1983 fand dann endlich der erste ATT im 200 Quadratmeter großen Saal des Kolpinghauses statt. Die Sternwarte Laupheim beteiligte sich mit ihrer von der damaligen Sowjetunion gespendeten Wanderausstellung über das Weltall. Die Fernrohre der Wilhelm-HerschelPreisträger wurden ebenfalls ausgestellt.
4 Teleskope und ihre Schutzbauten
5 Erst Schnäppchen jagen und dann gleich bei der VdS Mitglied werden (auch ein Schnäppchen!).
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
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ze der benachbarten Schulkantine zur Verfügung, so dass jeder Besucher einen Sitzplatz finden und in Ruhe essen kann. Zusätzlich versorgt der Förderverein des Gymnasiums Stoppenberg die Besucher für kleines Geld mit Kaffee und Unmengen von leckerem Kuchen in einem eigens eingerichteten Cafe. Die Räume sind weitläufig und hell und die früher oft bemängelte ,,schlechte Luft" gehört der Vergangenheit an.
6 Raus aus dem Getümmel: Beim ATT werden auch interessante Vorträge geboten.
sich die Messe auf viele Räume verteilte. Die Besucherzahlen waren so immens, dass es dann doch schon im Jahr darauf, 1986, den dritten ATT gab. Die Zahl der Besucher und Aussteller wuchs immer weiter und so zog der ATT in die Aula des Jugendzentrums Essen, wo der 4. und 5. ATT stattfanden.
Dann waren auch dort die Grenzen des Wachstums erreicht und man zog in die Mensa der Gesamtschule Bockmühle. In diesen Räumlichkeiten dehnte sich die Veranstaltung in den folgenden Jahren weiter aus. Erst die halbe, dann die ganze Mensa und dann auch immer mehr Gänge und Nebenräume. Der ATT wurde zur größten Astronomie-Messe Europas.
uns als Veranstaltungsort nicht mehr zur Verfügung. Mehr als freundliche Aufnahme fanden wir im Gymnasium am Stoppenberg. Die Schule ist ein staatlich anerkanntes Gymnasium in der Trägerschaft des Bistums Essen. Es wurde 1966 gegründet und ist das älteste Ganztagsgymnasium des Landes NRW mit derzeit 900 Schülern. Seit Beginn erhielten wir hier Unterstützung, die ihresgleichen sucht. Schulleitung und Lehrer engagierten sich von Anfang an für den ATT. Das Catering der Schule ist hervorragend und das günstige Speisenangebot vielfältig. Seit 2016 stehen sogar die Sitzplät-
Dies wissen sowohl Besucher als auch Aussteller zu schätzen. Ansteigende Besucherzahlen und eine stark ansteigende Nachfrage nach Ausstellungsflächen brachten den ATT 2017, trotz vermehrtem Platzangebot, an die Grenzen der Auslastung. Der Veranstaltungsort in Stoppenberg ist sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Auto gut zu erreichen. Parkplätze stehen sowohl an der Straße zur Verfügung bzw. sind auch speziell für den ATT angemietet worden. Vom Parkplatz an der Zeche Zollverein sind es ca. 650 Meter zum ATT-Gelände. Die Anfahrt zu den Parkplätzen ist mit großen P-ATT-Hinweisen ausgeschildert. Damit die Besucher schwere Einkäufe nicht weit tragen müssen, gibt es am Haupteingang spezielle Parkplätze zum Beladen der eigenen PKWs.
Was lässt sich noch sagen? Der ATT 2017 war der größte ATT aller Zeiten! Eine Erfolgsgeschichte - Fortsetzung folgt.
Im Jahr 2006 entschloss sich der VVA zum Zusammenschluss mit der Walter Hohmann Sternwarte e.V., die daraufhin zum Veranstalter des ATT wurde. Die Messe wurde immer internationaler. Bis zum heutigen Tag gab und gibt es immer mehr Aussteller, die nicht aus dem europäischen Ausland kommen. So präsentierten sich u.a. auch Firmen aus Australien, den USA, Brasilien und Marokko auf dem ATT.
2015 mussten wir uns noch einmal verändern. Bedingt durch eine neue Brandschutzordnung musste die Gesamtschule Bockmühle umgebaut werden und stand
7 Sternfreunde unter sich: Gespräche über Gebrauchtes
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
Die Astronomie-Messe AME
von Siegfried Bergthal
Von 1978 bis 1992 hat die Astronomische Arbeitsgemeinschaft der Sternwarte Laupheim, heute Volkssternwarte Laupheim e.V., in Süddeutschland die FAA (Fachmesse für Amateurastronomen) ausgerichtet. Danach gab es lange Zeit keine Astronomie-Messe in Süddeutschland mehr.
Nach langen Überlegungen und mit viel Begeisterung für die Astronomie fasste 2005 der Sternfreund Siegfried Bergthal [1] zusammen mit seiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau Walburga den Entschluss, eine AstronomieMesse [2] in Süddeutschland auszurichten. Die beiden tragen die Verantwortung für die Messe. Unterstützt werden sie zur Messezeit von den eigenen Kindern sowie Partnern und Freunden.
2005 sollte es jedoch noch ein Jahr dauern, bis alle wichtigen Entscheidungen getroffen und die passende Räumlichkeit gefunden waren: die Messehallen in Villingen-Schwenningen. Die SüdwestMesse-GmbH bietet große Messehallen und genügend kostenlose Parkplätze. Ebenso ausschlaggebend für die zukünftigen Veranstalter war der gute Service der Südwest-Messe-GmbH; somit war der ideale Ort gefunden. Aussteller kön-
1 Das Team der Astromesse. Foto: Helmut Koch
nen zum Ein- und Ausladen direkt in die Halle fahren. Für alle Besucher ist das Messegelände ebenerdig und barrierefrei zugänglich. Damit haben auch Schwerbehinderte und Eltern mit Kinderwagen die Möglichkeit, an der Messe teilzu-
nehmen. Ebenso ist genügend Platz für Catering und Treffpunkte für Gespräche vorhanden.
Der Anfang - die AME 2006 Am 16. September 2006 war es dann soweit. Die erste Astronomie-Messe in Süddeutschland seit 1992 öffnete ihre Pforten. Neben zahlreichen Ausstellern konnte schon zur ersten Messe ein umfangreiches Rahmenprogramm angeboten werden. Von Zeiss Jena kam die Ausstellung ,,100 Jahre Ernst Abbe", die Ausstellung zeigte Leben und Wirken des Wissenschaftlers, Unternehmers und Sozialreformers. Durch mehrere glückliche Umstände konnte sogar John Dobson als Referent nach Villingen-Schwenningen geholt werden. Wer diesen quicklebendigen 90-jährigen damals erlebt hat, wird dies nie mehr vergessen. Sein Vortrag steht auf der Website der Astro-Messe zum Download bereit [3].
2 John Dobson auf der Astromesse 2006 nach seinem Vortrag. Foto: Helmut Koch
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Die FESTO AG, der Automatisierungsspezialist aus Esslingen, war ebenfalls als Aussteller auf der AME 2006 vertreten. Der langjährige Entwicklungschef Prof. Dr.-Ing. Scheurenbrand entwickelte zum
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65. Geburtstag des Firmengründers ein Astrolabium (s. Abb. 6). Dieses wurde auf der AME erstmals einem breiten Publikum vorgestellt. Über das Astrolabium ist im Kosmos-Verlag das Buch ,,Festo Harmonices Mundi" erschienen.
Die folgenden Jahre In den folgenden Jahren hat sich die AME immer wieder verändert. War bei der ersten AME eine Messehalle ausreichend, so musste schon bei der zweiten Messe eine weitere Halle hinzugebucht werden. Dies war vor allem der Tatsache geschuldet, dass die Anzahl der Besucher für die Vorträge völlig unterschätzt worden war. Schon beim Eröffnungsvortrag von Stefan Seip lauschen inzwischen bis zu 200 Sternfreunde seinem Vortrag. Von der ersten Astro-Messe bis heute hat - mit einer Ausnahme - Stefan Seip jedes Jahr den Eröffnungsvortrag gehalten. Und seit 2010 veranstaltet er am Nachmittag auf der AME einen Workshop, der jedes Jahr ausgebucht ist. Auch Anderes ist inzwischen regelmäßig auf der AME vertreten: So dürfen wir seit 2007 das Einsteinmobil begrüßen.
Seit 2009 findet immer am Freitagabend ein Sternfreundetreffen an der Sternwarte Zollern-Alb statt und seit 2011 werden dort von Silvia Kowollik auch donnerstags und freitags vor der Messe Workshops zur Bild- und Videobearbeitung durchgeführt. Bis 2016 fand jedes Jahr ein Sonnenfinsternistreffen im
3 Prof. Dr. Hanns Ruder bei seinem Vortrag auf der AME 2012. Foto: Helmut Koch
Hotel Hirt Deisslingen statt, veranstaltet durch Eclipse-Reisen. Die Online-Foren Astronomie.de und Astrotreff.de nutzen sehr gerne die AME, um mit den Usern in Kontakt zu treten und fördern so das persönliche Kennenlernen untereinander.
Nicht vergessen werden darf der große Vorplatz auf dem Messegelände, der gerne für Sonnenbeobachtungen genutzt wird. Dort können Besucher Sonnenteleskope live testen. Wolfgang Grzybowski ist jedes Jahr mit seinem Interferometer auf der AME, um Teleskope vor dem Kauf zu vermessen (s. Abb. 7).
Die Vereinigung der Sternfreunde ist seit der ersten Messe ununterbrochen mit dabei. Seit 2011 gibt es das VdS-Cafe direkt am Stand, an dem sich Sternfreunde bei einer Tasse Kaffee untereinander austauschen können. Im Jahr 2011 war die Astro-Messe AME mit ihren Vorträgen das Programm der VdS-Tagung. Die alle zwei Jahre stattfindende Mitgliederversammlung fand dann im benachbarten Ort Bad Dürrheim im Kurhaus statt.
4 Das Einsteinmobil auf der AME. Foto: Helmut Koch
Zahlreiche weitere Referenten konnten in den letzten Jahren begrüßt werden, darunter Prof. Dr. Rudolf Kippenhahn, Prof. Dr. Hanns Ruder (siehe Abb. 3) zum 50. Jubiläum der Astronomie-Fachzeitschrift Sterne und Weltraum, Prof. Dr. Hans-Ulrich Keller zum 100. Jubiläum
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
5 Preisverleihung zum Fotowettbewerb von ASA und Sterne und Weltraum.
Foto: Helmut Koch
des Kosmos Himmelsjahres mit dem Vortrag ,,100 Jahre Himmelsjahr, 100 Jahre Astronomie".
Reiseberichte über Sonnenfinsternisse, Polarlichter oder andere Astroreisen ergänzen das Rahmenprogramm. Mehrmals haben hier schon Joachim Biefang und Stefan Krause Vorträge gehalten.
Ausblick:
Die Termine für die nächsten zwei Jahre sind: AME 2018: 08. September 2018 AME 2019: 14. September 2019
Ab dem Jahr 2020 findet die AME immer am zweiten Wochenende im September statt. Damit wird diese Astronomie-Messe irgendwann auch auf ein Neumondwochenende fallen und mit Teleskoptreffen konkurrieren. Das mussten die Veranstalter als Kompromiss in Kauf nehmen, da die Südwest-MesseGmbH viele andere Messen ausrichtet, die sich verständlicherweise nicht nach der Mondphase richten. Die Betreiber des Messegeländes halten zukünftig immer das zweite September-Wochenende für die AME frei.
6 Das Astrolabium der Festo AG & Co. KG. Foto: Helmut Koch
Internethinweise (Stand Mai 2017): [1] www.astro-siggi.de [2] www.astro-messe.de [3] http://astromesse.de/AME2006/
rueckblick2006.html
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7 Wolfgang Grzybowski überprüft einen Refraktor. Foto: Helmut Koch
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Die Würzburger Frühjahrstagung - ein Fixpunkt im Kalender
von Dominik Elsässer
Am 11. März 2017 fand zum 41. Mal die Würzburger Frühjahrstagung der VdS statt. Wie schon seit mehreren Jahren, so war auch dieses Jahr das Friedrich-Koenig-Gymnasium der Tagungsort. Sicherlich mag sich jedes Jahr aufs Neue manch eine/r fragen, ob der Tagungskalender der deutschsprachigen Sternfreundinnen und Sternfreunde nicht bereits übervoll ist, und ob derartige Zusammenkünfte auch heute noch genügend überregionale Strahlkraft entfalten können. Das vielfältige Vortragsprogramm der Würzburger Tagung 2017 sowie die erfreulich hohe Zahl von 140 Sternfreundinnen und Sternfreunden geben hierauf eine eindeutige Antwort: Ja, die überregionalen Tagungen sind nach wie vor für viele von uns wichtige und erfreuliche Ereignisse im Astrojahr!
In Würzburg trägt sicherlich auch die überaus angenehme und unkomplizierte Atmosphäre sowie die in jeder Hinsicht perfekte lokale Organisation durch das Team von Schülern und Lehrern um Christian Lorey und Martin Feige dazu bei.
Traditionell beginnt die Tagung nach der Begrüßung der Gäste mit einem Fachvortrag, für den in diesem Jahr Prof. Dr. Björn Malte Schäfer von der Universität Heidelberg gewonnen werden konnte. Sein Forschungsgebiet ist die Kosmolo-
gie, insbesondere auch Aspekte der Untersuchung des kosmischen Mikrowellenhintergrundes sowie der Strukturbildung im Universum. In seinem Vortrag gelang es Professor Schäfer, die Grundlagen und den aktuellen Stand der Kosmologie geschickt zu einem Gesamtbild zu verknüpfen, ohne dabei an einzelnen Stellen auf eine tiefere Betrachtung der mathematischen Zusammenhänge zu verzichten. Ein sehr gelungener Einblick in dieses hochaktuelle Forschungsfeld!
Ein Produkt der kosmischen Strukturbildung sind Galaxien und aktive Galaxienkerne, die von einem Team aus Schülern, Lehrern und Fachwissenschaftlern in Würzburg erforscht werden. Den aktuellen Stand der diesbezüglichen Arbeiten am Friedrich-Koenig-Gymnasium stellten im Anschluss an den Eröffnungsvortrag Christian Lorey, Martin Feige und Dominik Elsässer vor.
Aber auch sehr viel näher vor unserer kosmischen Haustüre, im Sonnensystem, gibt es entscheidende Beiträge zum Stand der Wissenschaft, gerade auch von amateurastronomischer Seite. Mit welcher Präzision hier bereits mit vergleichsweise einfacher Ausrüstung Beobachtungen von Sternbedeckungen gelingen können, referierte Eberhard Bredner auf sehr gelungene und motivierende Weise.
1 Gruppenfoto der Tagungsteilnehmer
2017. Foto: Dominik Elsässer
Dass auch oft beobachtete und fotografierte Objekte noch Potential für die Forschung und die wissenschaftliche Nachwuchsförderung haben, konnten die Tagungsteilnehmer sodann im Vortrag von Michael Geffert zu veränderlichen Sternen im Kugelsternhaufen Omega Centauri lernen.
Nach der Mittagspause, in der wie schon in den vergangenen Jahren eine wirklich hervorragende Verpflegung durch das lokale Organisationsteam erfolgte, konnten sich alle Zuhörer an einem auch visuellen Highlight erfreuen, nämlich einem Überblick zu neuartigen Möglichkeiten der Darstellung von Panoramaaufnahmen, kompetent vorgetragen von Rainer Sparenberg.
Silvia Kowollik gab im Anschluss eine umfassende und hochinteressante Einführung in einen auch für Amateure leicht zugänglichen Bereich der Astronomie unter Verwendung von Radiowellen, nämlich der Beobachtung von Meteoren durch Streuung von Radiowellen. Dass das Empfangsequipment hierfür bereits für wenige hundert Euro quasi an jedem Standort installiert werden kann, wird hoffentlich viele zur Nachahmung ermutigen!
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
für weiterführende Diskussionen zu den Vorträgen genutzt wurde, referierte Uwe Pilz zum spannenden Thema ,,Synchronschall von Meteoren". Roland Zahn berichtete von einem für die gesamte VdS wichtigen Schritt in die Zukunft, nämlich der Gründung der Fachgruppe ,,Astronomische Vereinigungen". Den Abschluss des Vortragsprogramms markierte Erich Meyer mit einem überaus beeindruckenden 360 Grad -Milchstraßenpanorama.
2 Gespannt verfolgt das Auditorium den Vortrag von Uwe Pilz. Foto: Dominik Elsässer
In die hohe Kunst der visuellen Beobachtung und ihrer gleichzeitig verlässlichen wie ansprechenden Dokumentation führte im anschließenden Vortrag Jens Leich
ein, bevor Michael Kunze das Publikum mit seinen beeindruckenden TimelapseSequenzen über den Atlantik entführte. Nach der Kaffeepause, die natürlich auch
Bevor es zur traditionellen Nachsitzung ging, blieb den Vertreterinnen und Vertre-tern der VdS noch die Ehre, im Namen aller Tagungsteilnehmer der Schulleitung und dem Team um Christian Lorey und Martin Feige ganz herzlich für die Gastfreundschaft und die absolut hervorragenden Bedingungen zur Durchführung der Tagung zu danken. Sehr gerne werden wir 2018 wieder in Würzburg zu Gast sein!
Damals ... und heute?
von Olaf Squarra
Dieser Beitrag zielt auf alte Erinnerungen ab, um die Historie ein wenig zu bewahren. Die eine oder andere genannte Veranstaltung ist jedoch sicher einigen Neueinsteigern ein Begriff, wenn teils auch nur regional begrenzt. Eine Erkenntnis gleich vorweg: Gemeinsames Erleben unseres Hobbys, die Begeisterung zu teilen und der praktische Austausch sind meiner Meinung nach ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Hobbys. Nur das alleinige ,,Abarbeiten" von Eindrücken bzw. das Abspulen von Beobachtungen ... nein, da fehlt etwas Wichtiges.
Nachdem ich als Jugendlicher endlich mit einem eigenen Fernrohr und Zubehör loslegen konnte, trat Mitte der 1980erJahre auch bald die astronomische Zeitschrift ,,Sterne und Weltraum" in mein Leben. ,,Endlich mal eine Zeitschrift, bei der auch die Werbung lesenswert ist ...!", dachte ich. Firmen und Geräte, von denen ich noch nie gehört hatte, und Hinweise auf die eine oder andere Veranstaltung nahm ich mit Interesse auf. In der Regel waren die Veranstaltungen so weit entfernt, dass diese für einen ,,kurzen Besuch" nicht in Betracht kamen. In der Rückschau bilde ich mir aber ein, dass es vermehrt zu weiteren, neuen Veran-
staltungen kommen sollte. Vielleicht eine Art Aufbruchstimmung?
Mit den eigenen Gerätschaften und Kenntnissen aus der Fachliteratur wurde ich mit kleinen Erfolgen und immer wieder mit technischen Herausforderungen konfrontiert. So kam es bald zum Kontakt mit anderen Astrofreunden an der Lübecker Sternwarte, beim dortigen Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck e.V. (ASL e.V.). Bei lokalen Zusammenkünften sollte es nicht bleiben, bestanden doch bereits Kontakte zu entfernter wohnenden Hobbyastronomen, Vereinen etc. Es folgten hin und wieder gemeinsame Tagesfahrten oder eigene Besuche.
Eine kleine, unvollständige Historie: Norddeutsches Treffen der Amateurastronomen in Langwedel: Langwedel liegt in Niedersachsen, etwas östlich von Bremen. Das 1. Treffen fand am 24. März 1990 statt und wurde auch von einigen Lübeckern besucht. Hierüber berichtete Uwe Freitag in [1].
Beim 2. Treffen am 23. März 1991 konnte auch ich mich von der im Vergleich zu Lübeck großzügig ausgestatteten Sternwarte auf dem Dach einer Schule über-
zeugen. Neben Vorträgen stand auch ein Ausstellungsraum bereit, der von verschiedenen norddeutschen Vereinigungen genutzt wurde, um deren astronomische Arbeiten und Fotografien einem größerem Publikum näherzubringen. Bei der Sonnenbeobachtung mit Geräten der Sternwarte konnte eine große Fleckengruppe beobachtet werden, die es noch in sich haben sollte bzw. bereits hatte! Inspiriert von der Beobachtung fotografierte ich diese Fleckengruppe am nächsten Tag von zu Hause aus (Abb. 1) und ahnte nicht, dass es am Abend des 24. März 1991 einen starken Magnetsturm geben sollte, der für spektakuläre Polarlichterscheinungen sogar in den mittleren Breiten sorgte. Einige Lübecker beobachteten dieses Ereignis, vorgewarnt durch einen Auskunftsdienst der Deutschen Bundespost mit Informationen zur Sonnenaktivität, am Abend von ihrer Beobachtungsstation in Fliegenfelde. Zwei Tage Astronomie pur in Theorie und Praxis [2], [3]!
Zum 3. Treffen am 14. März 1992 stieg unsere Teilnehmerzahl weiter an. Wir machten uns mit drei gut beladenen PKWs auf den Weg und trugen - nun ein Verein - animiert durch die vorhergehen-
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1 Sonnenfleckengruppe, vom Autor aufgenommen am 24. März 1991
den Treffen, mit einer Reihe von Bildpräsentationen auch zur Ausstellung bei. Es war ein Tag, der viel Spaß und Freude bereitete. Am Ende gab es, wie Oliver Paulien in [4] schreibt, ,,... im Kofferraum eine große Anzahl von neuen Inspirationen, Anregungen und Erkenntnissen ...".
Das 4. Treffen am ersten Märzwochenende 1993 fand mit einigen Neuerungen statt (nicht von mir selbst erlebt): Aus Kapazitätsgründen wichen die Veranstalter auf Räumlichkeiten an der Uni Bremen aus. Auch fand das Treffen nun an zwei Tagen statt. Die Beteiligung auf Lübecker Seite war personell wieder recht beachtlich. Auch die Zahl der kommerziellen Anbieter hatte zugenommen. Eher kritisch berichtet Michael Möller zusammenfassend in [5].
An dieser Stelle verliert sich meine Chronologie zu den ,,Treffen der norddeutschen Amateurastronomen". In [6] finde ich noch einen Hinweis auf das 1. Astrofest Sittensen (Lage ebenso im nördlichen Niedersachsen). Dieses fand am 21./22. Mai 1994 statt. Hier war u.a. der ASL e.V. auch mit einer Ausstellung vertreten. War das 1. Astrofest quasi eine (neue) Ersatzveranstaltung im norddeutschen Raum für Langwedel? Das 2. Astrofest Sittensen sollte schließlich am 28./29. September 1996 stattfinden. Es ist aber wegen zu geringer Beteiligung der Aussteller ausgefallen (Hinweis im
Terminkalender des ASL e.V. für das III. Quartal 1996).
Eine aus meiner Sicht wichtige ,,nordische Spezialität" ist das ,,NAFT", das ,,Norddeutsche Astro-Foto-Treffen". Der Ursprung lässt sich Ende der 1970er-Jahre finden und das Treffen wird seitdem in der Regel im Frühjahr und Herbst eines Jahres durchgeführt. Die Orte der Treffen sind freiwillig wechselnd, etwa von Kiel bis Hildesheim (Nord-Süd-Achse) und von Oldenburg bis Lübeck (WestOst-Achse). Der feste Programmablauf entsteht quasi erst vor Ort, nach dem Eintreffen der Teilnehmer. Das ist historisch so gewachsen und jeder, der einen Kurzvortrag halten möchte, bekommt dazu auch Gelegenheit. Das können einfach nur Bildergebnisse, Impressionen sein oder das Aufzeigen des technischen Ablaufs, welcher zu den Ergebnissen geführt hat. Dem fleißigen Einsatz von Jost Jahn ist es zu verdanken, dass die Historie des NAFT bis 2010 am Leben erhalten bzw. aufbereitet worden ist [7]. Die Fortschreibung der Chronologie und die Umsetzung der alten Seiten in ein neues Format hat sich das Privatprojekt astronomie-nord.de auf die Fahnen geschrieben. Das alte Archiv ist bis auf Weiteres dort unter [8] abrufbar.
Ein kleines Beispiel für die wichtige Möglichkeit des Austausches unter Amateuren, die ein solches Treffen möglich
macht, möchte ich hier kurz anführen: Am Abend des 13. September 1991 schob der Space Shuttle Discovery einen merkwürdigen Schweif seitlich versetzt vor sich her. Dieses beobachteten wir als Gruppe von Lübecker Hobbyastronomen von der Fliegenfelder Beobachtungsstation aus. Das Ganze wirkte sehr mysteriös. Beim Astro-Foto-Treffen am 2. November 1991 in Hannover hielt ich mit Oliver Paulien einen Diavortrag, wobei wir auch dieses Thema anschnitten. Und siehe da: Anstatt dass uns Ungläubigkeit oder gar Hohn und Spott wegen dieses Berichtes entgegenschlugen, kam es fast zu befreit klingenden Ausrufen: ,,Wir haben es auch gesehen!"[9]. Dieses ,,Wir" waren unter anderem Jost Jahn aus der Uelzener Gegend und einige Mitglieder der Gesellschaft für volkstümliche Astronomie Hamburg. Heutzutage mag so ein Erfahrungsaustausch zum Beispiel über Internetforen schneller vonstatten gehen. Persönliche Treffen und somit geteilte Emotionen lassen sich aber dadurch nur schwer ersetzen.
Nun verlasse ich einmal Norddeutschland und begebe mich beruflich bedingt in das Rhein-Main-Gebiet. Hier wurde Anfang der 1990er-Jahre ein lockeres Treffen von und für aktive Amateurastronomen aus dem Einzugsgebiet initiiert. Den Startschuss machte die ,,Astronomische Arbeitsgemeinschaft Mainz e.V." (AAG e.V.) mit dem ,,1. Rhein-Main-Astro-
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
Treff" (1. RMAT) an der VHS-Volkssternwarte Mainz am 8. Mai 1993 [10]. Als norddeutscher Gast erwartete ich dort im Ballungsgebiet einen großen Auflauf, wenn auch der RMAT nicht mit einer Astromesse konkurrieren wollte, sondern der persönliche Erfahrungsaustausch im Vordergrund stehen sollte. Bei meiner sehr pünktlichen Ankunft war auch schon eine Menge los! Massen an Menschen und Verkaufsstände mit Kaffee und Kuchen, dazu plötzlich laute Rockmusik und treppenstürmende Kinder - ich war beeindruckt vom astronomischen Treiben dort ... Doch schnell stellte sich heraus, dass ich beim Tag der offenen Tür der Anne-Frank-Schule gelandet war. Der Astroveranstalter hat davon erst zwei Tage vorher erfahren. So musste, etwas improvisiert, die Auftaktveranstaltung in einen beengten Seminarraum verlegt werden. Das schadete jedoch nicht, denn zum geplanten Beginn (15 Uhr) waren wir gerade einmal 8 (acht!) Personen, obwohl auch in der Zeitschrift ,,Sterne und Weltraum" auf dieses Treffen hingewiesen worden war. Insgesamt ließen sich schließlich etwa 20 bis 30 Personen vor Ort blicken, und es sollte auch nicht die letzte Veranstaltung dieser Art bleiben. Heute, aus der Ferne betrachtet, finde ich im Internet auf die Schnelle immerhin noch einen Hinweis auf einen 8. RMAT am 27. Januar 1996, zu dem der ,,Physikalische Verein Frankfurt" eingeladen hatte. Zumindest beim Erstausrichter (AAG Mainz e.V.) ist ein Astrotreff im Rahmen des Mitgliedertreffens noch aktiv [11].
Abschließend begebe ich mich noch kurz zum Astronomischen Tausch- und Trödeltreff (ATT) in Essen. Diese Veranstaltung wurde 1983 vom astronomischen Verein in Essen ins Leben gerufen und ein Bericht hierzu könnte mittlerweile ein ganzes Buch füllen. Die Börse/Mes-
se/der Flohmarkt hat sich bald etabliert, wuchs deutlich an und gewann durch die Lage (Nähe zu Benelux) auch internationalen Charakter. Ich möchte den ATT hier nur kurz anführen, da es sich für mich im Jahr 1989 oder 1990 um den ersten Besuch einer derartigen Veranstaltung handelte, und das noch fast in dessen Kinder- bzw. Jugendjahren. Nach frühmorgendlicher Bahnanreise aus München erreichte ich den Veranstaltungsort. Eindruck: ,,Uff, haste nich' gesehen ...": Amateur- und Vereinspräsentationen per Vortrag oder Stellwand, Verkaufsstände mit unterschiedlichen Gerätschaften und Zubehör zum Anfassen: 100 % Hobby! In der relativ kurzen, zur Verfügung stehenden Zeit (Bahnrückreise nach München stand ja noch an!) konnte ich natürlich gar nicht alles richtig erfassen. Aber einen bleibenden Eindruck habe ich mitgenommen. Heute, in 2017, fand der ATT bereits zum 33. Mal statt (siehe auch den Beitrag von Claudia Henkel auf Seite 23)! [12]
Die Auflistung an Veranstaltungen könnte bundesweit noch um manches fortgesetzt werden. Ein Stichwort möchte ich nicht auslassen - Teleskoptreffen: ,,Das Internationale Teleskoptreffen Vogelsberg" (ITV) begann für mich ebenso in der Zeit einer gefühlten Aufbruchstimmung und fand 2017 bereits zum 26. Mal statt. Zu dessen Beginn (1992) bot es aufgrund der relativ zentralen Lage in Deutschland eine gute Ausweichgelegenheit, wenn man nicht zum bereits etablierten Internationalen Teleskoptreffen (ITT) ins, vom Norden her betrachtet, sehr weite Kärnten reisen wollte oder konnte. Mittlerweile hat diese besondere Art von Treffen eine ganze Reihe regionaler oder lokaler Ableger im ganzen Land bekommen. Da ist bestimmt für jeden etwas dabei! [13]
Resümee: Heutzutage hat der persönliche Austausch unter den Amateurastronomen nicht abgenommen. Trotz (oder wegen?) der Möglichkeiten, die das Internet bietet. Und das ist gut so!
Internet- und Literaturhinweise: [1] Uwe Freitag (1990): ,,Erstes nord-
deutsches Amateurastronomentreffen in Langwedel" in POLARIS Nr. 18, Mai 1990 (ISSN 0930-4916) [2] Stephan Brügger, Uwe Freitag (1991): ,,2. Treffen der Norddeutschen Amateurastronomen in Langwedel" in POLARIS Nr. 21, Mai 1991 (ISSN 0930-4916) [3] Stephan Brügger, Uwe Freitag (1991): ,,Das Polarlicht vom 24. März 1991" in POLARIS Nr. 21, Mai 1991 (ISSN 0930-4916) [4] Oliver Paulien (1992): ,,Ein Reisebericht zum Norddeutschen Astronomentreffen in Langwedel 1992" in POLARIS Nr. 24, Mai 1992 (ISSN 0930-4916) [5] Michael Möller (1993): ,,Frühjahrsmüdigkeit?" in POLARIS Nr. 27, April 1993 (ISSN 0930-4916) [6] Redaktion POLARIS (1994): ,,Aus dem Verein" in POLARIS Nr. 31, August 1994 (ISSN 0930-4916) [7] ehemals www.naft.de [8] http://astronomie-nord.de/naftarchiv/ bzw. http://naft.astronomienord.de (Stand: April 2017) [9] Olaf Squarra (1992): ,,Das DiscoveryGeheimnis" in POLARIS Nr. 23, Januar 1992 (ISSN 0930-4916) [10] Olaf Squarra (1993): ,,1. RheinMain-Astro-Treff (RMAT)" in POLARIS Nr. 28, August 1993 (ISSN 0930-4916) [11] http://astronomie-mainz.de* [12] http://att-essen.de* [13] https://de.wikipedia.org/wiki/ Teleskoptreffen* *(Stand: April 2017)
Der Astro-Stammtisch Niederrhein
von Werner E. Celnik und Ulrich Teschke
Zum Ende des Jahres 2010 traf ich mich mit Ulrich (wie ich, ebenfalls VdS-Mitglied) einmal persönlich. Obwohl wir nicht weit voneinander entfernt wohnen, bestand bis dahin nur ein loser Kontakt über E-Mail. An diesem Treffen stellten wir fest, dass wir astronomisch ,,auf einer
Wellenlänge liegen" und Bedarf haben, uns mit anderen Sternfreunden auch persönlich auszutauschen.
Da wir seit vielen Jahren die AstroStammtische in Bochum und in Solingen kannten, wussten wir um die Vorteile re-
gelmäßiger persönlicher Treffen und eines lockeren Erfahrungsaustausches über astronomische Themen und auch Randgebiete. Muss man z.B. technische oder theoretische Fragen per E-Mail lange und breit ausformulieren, um verstanden zu werden, wird der Austausch bei per-
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sönlicher Kommunikation durch Mimik, Körpersprache und einem schnellen Hin und Her von Fragen und Antworten ergänzt. Der Austausch ist viel intensiver und effektiver als durch reine Nutzung des Mediums E-Mail oder eines Forums. So ist z.B. schnell mal eben eine Skizze auf ein Papier oder einen Bierdeckel hingeworfen, die einen weiterbringt.
So kamen Ulrich und ich zu dem Schluss: Am Niederrhein muss ein Stammtisch her, idealerweise bei uns am Ort in Rheinberg. Aber wie?
Vielleicht ist es nicht jedem Sternfreund bekannt, aber die VdS bietet ihren Mitgliedern eine Art ,,Kontaktservice". So stellten wir eine Anfrage (per E-Mail) an die Geschäftsstelle der VdS in Heppenheim, um uns die Kontaktdaten (PLZBereich 40000-49000, Telefon und/oder E-Mail-Adresse) von VdS-Mitgliedern in der Umgebung Rheinbergs zusenden zu lassen. Also quasi einen kleinen Auszug aus dem Mitgliederverzeichnis, wenn auch ohne komplette Anschrift ...
Damals erhielten wir 74 Kontakte mit E-Mail-Adressen. Die mailten wir an, ob nicht Interesse an einem monatlichen Astro-Stammtisch am Standort Rheinberg bestünde. Und tatsächlich: 38 Interessenten meldeten sich! Der erste Abend fand am 13. Januar 2011 im Obergeschoss einer Gaststätte am Marktplatz in Rheinberg statt. 16 Sternfreundinnen und Sternfreunde nahmen teil. Toll!
In der Vorstellungsrunde konnte jeder (ich bleibe mal bei der männlichen Form, auch wenn Sternfreundinnen beteiligt sind, ist einfacher zu schreiben) die Art seiner astronomischen Betätigung (Beobachter, Fotograf, Fachgebiet) und die von ihm eingesetzten Instrumente und Gerätschaften schildern. Auch gerne seine berufliche Tätigkeit oder weitere Interessensgebiete (z.B. Reisen). Dabei stellte sich heraus, dass die allermeisten Teilnehmer des ersten Abends sich astrofotografisch betätigten. Nur wenige dagegen konzentrierten sich ausschließlich auf visuelle Beobachtungen.
Einige waren auf beiden Feldern aktiv. So kamen am zweiten Abend nur noch 12 Teilnehmer - die Astrofotografen. Für stammtischinterne Mitteilungen zwi-
1 Eine typische Besetzung an einem Abend des Astro-Stammtisches Niederrhein
in Rheinberg. Wer genau hinschaut, wird einige bekannte Gesichter entdecken! (Bild: Peter Riepe)
schendurch wurde durch Michael eine Mailingliste eingerichtet. Danke dafür, Michael!
Dann mussten wir noch die Gaststätte wechseln, die zuerst gewählte nutzte ihr Aushängeschild als ,,Raucherclub" doch zu sehr, für unsere Belange. So taten wir dann einen ,,Glücksgriff": Die Gaststätte ,,Schwarzer Adler" in RheinbergVierbaum, überregional auch bekannt als Veranstaltungsort für hochwertige musikalische Live-Unterhaltung von Folk, Pop bis Rock, wurde unser ,,Astrostammlokal". Wir erhielten einen eigenen Raum, mehr als ausreichend für unsere Gruppengröße, ausgestattet mit WLAN und TV. So können wir sogar mit mitgebrachtem Beamer und Leinwand Astrofotos, Bildpräsentationen und Videos vorführen und darüber diskutieren. Inzwischen hat die Gaststätte uns eine hauseigene Leinwand aufgehängt.
Seitdem treffen wir uns einmal im Monat jeweils an dem Donnerstag, der dem 1. Viertel am nächsten liegt (ein astronomischer Bezug musste natürlich her). Am jeweiligen Jahresanfang erhält die Gaststätte zu ihrer eigenen Planung von uns die Liste mit den Terminen für un-
seren Stammtisch. Im Durchschnitt sind wir ca. 12 Personen, die bei guten, preiswerten Gerichten (besonders beliebt ist der ,,Adler-Burger") astronomische Themen besprechen. Manchmal in mehreren kleinen Gruppen parallel, oft hängt aber auch die ganze Gruppe an einem Thema. Man hilft sich, stellt Fragen, kommt auf neue Ideen. Es wird auch viel gelacht ... So ganz nebenbei drehen sich manche Gespräche nicht nur um Astronomie, sondern sind nach langjähriger Bekanntschaft auch schon mal privater Natur. Außerdem haben sich aus dem Stammtisch heraus auch noch weitere Gruppen gebildet, wie z. B. das Astrofototeam Niederrhein, von dem wir in dieser Ausgabe des VdS-Journals für Astronomie das Titelbild und einen Beitrag dazu bewundern dürfen. Auch verabredet man sich gerne zum gemeinsamen Besuch anderer astronomischer Veranstaltungen wie z.B. der Bochumer Herbsttagung oder der Würzburger Frühjahrstagung.
Kurz: Ein Astro-Stammtisch ist eine tolle Sache, die Spaß macht!
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Vorlesetag unter dem Sternenhimmel
von Jens-Uwe Peter
Der Weltraum fasziniert. Er lässt die Menschheit von neuen Zielen träumen und er ist wie geschaffen für Pioniere, deren Neugier immer wieder zu neuen Erkenntnissen führt. Das Gleiche erleben Kinder Tag für Tag mit ihren Büchern. Warum nicht beides zusammenführen und die kindliche Neugier auf die fernen, unentdeckten Welten des Weltraums mit denen der Bücherwelten verbinden?
Über die Faszination des Sternenhimmels, der Beschäftigung mit den Weiten des Weltraums muss hier nicht viel gesagt werden. Aber wieso Lesen oder gar Vorlesen? In einigen Sternwarten wird bereits häufig bei Kinderveranstaltungen vorgelesen und so die Gelegenheit genutzt, den Kindern und ihren Eltern die Sternwarte und das Weltall näherzubringen. Aber ich glaube, viele, vor allem kleinere Sternwarten schrecken noch davor zurück. Kam man einfach noch nicht auf die Idee? Wird darin kein Sinn gesehen? Scheint es zu aufwändig? Werden zu wenig Besucher befürchtet?
Wann könnte man in der Sternwarte vorlesen? Die Stiftung Lesen führt seit Jahren am dritten Freitag im November den bundesweiten Vorlesetag durch. Im letzten Jahr begeisterten über 130.000 Vorleserinnen und Vorleser über zwei Millionen kleine und große Zuhörer. Mit dabei waren auch die Sternwarte Hildesheim, die UraniaSternwarte Jena und das Astronomische Zentrum Gera.
Machen Vorleseveranstaltungen denn überhaupt Sinn? Für die Kinder auf jeden Fall. Vorlesestudien [1] zeigen: Vorlesen hat einen sehr positiven Einfluss auf die Entwicklung von Kindern! Wenn ihnen regelmäßig vorgelesen wird, - verfügen sie über einen deutlich
größeren Wortschatz als Gleichaltrige
ohne Vorleseerfahrung, - haben sie durchschnittlich bessere
Zensuren, - haben sie mehr Spaß am Selbstlesen
und im Umgang mit Texten.
Die Studien zeigen außerdem, dass es neun von zehn Kindern in Deutschland gut gefällt, wenn ihnen vorgelesen wird. Dabei mögen sie vor allem am Vorlesen die Nähe zu ihren Eltern und die Atmosphäre. Aber auch die Geschichte und die Hauptfiguren sind entscheidend. Somit ist auch das Vorlesen außerhalb der Familie wertvoll. Es kann das Vorlesen in der Familie nicht ersetzen, aber ergänzen. So bringen gerade Kinder, denen weniger vorgelesen wird, das Thema häufig in die Familie hinein und ermuntern so dazu.
Aber auch für eine Sternwarte ergeben sich positive Effekte, indem eine von Natur aus neugierige Besuchergruppe angesprochen wird. Mit ihren Eltern kommen auch Besucher, die sonst nicht zur Sternwarte gefunden hätten. Durch die Medienpräsenz des Vorlesetages kommt die Sternwarte wieder ins Gespräch. Und ganz ehrlich: Was gibt es Schöneres, als die strahlenden, neugierigen Blicke eines Kindes?
Wie aufwändig ist es nun? Natürlich steckt in der Vorbereitung Arbeit. Was soll vorgelesen werden? Wie wird die Veranstaltung bekannt gemacht? Was soll in der Sternwarte noch gezeigt werden? Wir haben versucht, einen zeitlichen Ablaufplan für die Vorbereitung zu erstellen [2]. Doch auch die Stiftung Lesen unterstützt bei der Vorbereitung. Auf der Seite www.vorlesetag.de gibt es unterschiedliche Materialien zum Herunterladen. Dabei sind: - Vordrucke für Aufruf- und Lesungs-
plakate - Postkarten - Vordrucke für Dankes- und Teil-
nahmeurkunden - FAQ zum bundesweiten Vorlesetag - das Logo des bundesweiten Vorlesetags - Vordrucke der Einverständniserklä-
rung der Eltern - eine Muster-Presseeinladung
Und vielleicht ist es ja auch eine gute Gelegenheit, den möglicherweise nicht so astronomiebegeisterten Partner in die Vorbereitung mit einzubeziehen. Einer kümmert sich um das Vorlesen, der andere um die Sternwarte. So bleibt der Aufwand für jeden in einem überschaubarem Rahmen. Bei weiteren Fragen zur Vorbereitung und Planung stehe ich, soweit möglich, zur Verfügung.
Wie viele Besucher sind zu erwarten? Natürlich ist das schwer abzuschätzen. Da der Vorlesetag eine bundesweite Aktion ist, ergibt sich daraus schon so eine rege Präsenz in den Medien. Diese gilt es zu nutzen. Bereits in den letzten zwei Jahren nahmen die ,,AstroZwerge" zusammen mit der Urania-Sternwarte Jena an der Aktion teil und hatten rege Beteiligung und ein volles Haus. Und jedes Mal schwankten wir im Vorfeld zwischen den Befürchtungen, dass zu wenige oder zu viele Besucher kommen würden. Ursprünglich hatten wir bereits 2016 vor, mindestens 14 weitere Sternwarten zur Teilnahme zu animieren. Heute nun wollen wir es noch einmal versuchen. Welche Sternwarte ist am 17.11.2017 mit dabei und liest vor?
Internethinweise (Stand Mai 2017): [1] Stiftung Lesen | Vorlesestudie 2016
www.vorlesetag.de/fileadmin/daten/ Materialien_2016/Praesentation_ Vorlesestudie_2016.pdf [2] https://astrozwerge.wordpress. com/2016/10/17/vorlesetag2016-wir-bereiten-uns-endlich-vor/
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20 Jahre BTM
- das Bayerische Teleskopmeeting
von Alexander Geiss und Peter Maier
Seit 1997 lockt das ,,Bayerische Teleskopmeeting" (BTM) viele hundert Sternfreunde und Astronomieinteressierte aus ganz Deutschland und teilweise auch aus den Nachbarländern zum Osterberg nach Pfünz. Dieser bietet einen attraktiven Beobachtungsplatz im oberbayerischen Altmühltal. Viele unterschiedliche Instrumente vom Fernglas bis zu großen Selbstbau-Spiegelteleskopen stehen hier beim BTM für Himmelsbeobachtungen bereit.
Das BTM besticht vor allem durch seine erhöhte, ruhige Lage auf dem von direktem Streulicht ringsum abgeschirmten Osterberg mitten in der Urlaubsregion Naturpark Altmühltal. Zur Verfügung stehen den Teilnehmern neben einer gut ausgestatteten Hütte mit großer Küche, Schlaf- und Aufenthaltsräumen und gepflegten Sanitäranlagen ein ausrei-
chend großer Platz mit Stromversorgung und Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe. Darüber hinaus bieten Eichstätt und die Umgebung auch alternative Unterkünfte für Nicht-Camper sowie zahlreiche interessante Ausflugsmöglichkeiten zu den Schwerpunkten Natur und Geschichte.
Unabhängig vom Wetter eignet sich das mehrtägige Treffen - meist an einem mondlosen Wochenende gelegen - sowohl für Einsteiger als auch erfahrene Amateurastronomen dazu, neue Kontakte zu knüpfen sowie alte Freundschaften zu pflegen. Jedes Jahr wird ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt mit Sonnenbeobachtung, Vorträgen sowie am Samstagnachmittag mit kleinem ,,Astroflohmarkt" und Auszeichnungen in verschiedenen Kategorien wie z.B. bester Selbstbau oder beste Fotografie. Vergangenes Jahr wurde erst-
mals ein mobiler Planetenweg inklusive begleitenden, zweistündigen Führungen angeboten.
Nach Einbruch der Dunkelheit finden abseits des Beobachtungsplatzes für Besucher öffentliche Sternbildführungen statt, bei denen aktuell sichtbare Sternbilder sowie andere Besonderheiten des dunklen Nachthimmels allgemeinverständlich erklärt werden. Besonders für Stadtbewohner ist der Anblick einer strukturierten Milchstraße oft eine besondere Erfahrung. Zudem kann dem Laien auf diese Weise gut vermittelt werden, wie schön ein dunkler Nachthimmel sein kann und warum Dunkelheit nicht nur für Astronomen wichtig ist. Anschließend können die Besucher den Beobachtungsplatz auch auf eigene Faust erkunden, natürlich nicht ohne vorher über die grundsätzlichen Verhal-
1 Strahlende Gesichter beim Organisationsteam des BTM 2015.
Foto: Astronomiefreunde Ingolstadt
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2 Neben Teleskopen ,,von der Stange" werden auch immer wieder originelle
Selbstbauten präsentiert. Foto: Peter Maier
tens- bzw. Lichtschutzregeln auf dem Teles koptreffen aufgeklärt zu werden. An den Teleskopen der Astronomiefreunde sowie anderen Teilnehmern, die gerne ihre Begeisterung für die Himmelsbeobachtung teilen, sind alle zur gemeinsamen Beobachtung von Planeten und Deep-Sky-Objekten eingeladen.
Erfahrungsgemäß geschieht dies immer mit einem Höchstmaß an Respekt ge-
genüber den Sternfreunden und ihren Instrumenten. So kommen durch die freundliche Hilfestellung und großartige Expertise der Teilnehmer auch ältere Menschen und Kinder - nicht selten das erste Mal in ihrem Leben - in den besonderen Genuss astronomischer Himmelsbeobachtung. Zahlreiche positive Reaktionen während und auch nach dem BTM zeugen immer wieder von dem großen Interesse des regionalen Publikums und
der Freude neuer wie alter Stammgäste, welche die (kinder-) freundliche und familiäre Atmosphäre dieses Treffens und die gute Ausstattung sehr schätzen.
Als unabhängige Interessengemeinschaft setzen sich die ,,Astronomiefreunde Ingolstadt" mit neuem und altem Veranstalter auch in Zukunft mit Freude dafür ein, die mittlerweile 20-jährige Tradition des BTM weiterzuführen. Auch wenn das unerwartete Ableben von Martin Birkmaier sowie die Übergabe der organisatorischen Hauptverantwortung von Uli Zehndbauer an die ,,Astronomiefreunde Ingolstadt" in 2016 eine Neuaufstellung des BTM-Teams notwendig machte, wird das Treffen weiter bestehen bleiben.
Bei Erscheinen dieses VdS-Journals ist das BTM 2017 bereits Vergangenheit und zur Drucklegung stand der Folgetermin noch nicht fest. Dennoch dürfen wir bereits jetzt zum BTM 2018 auf den Osterberg bei Pfünz im Landkreis Eichstätt einladen, dessen Termin voraussichtlich am zweiten Augustwochenende 2018 liegen wird.
Der Astronomietag 2017 in Osnabrück
von Gerold Holtkamp und Andreas Hänel
Kirche und Kosmos waren schon immer nah zusammen. Aber wer weiß, dass der Vatikan eine eigene Sternwarte mit eigenen Astronomen unterhält? Diese Astronomen waren zwar am diesjährigen Astronomietag (25.3.2017) nicht am Dom zu Osnabrück im Einsatz, dafür aber die Astronomie-Freunde der AstroAG des ,,Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück". Das Bistum hatte zuvor seine Genehmigung für die himmlische Beobachtung auf dem Domvorplatz gegeben. Die Astro-AG hatte einige ihrer speziellen Teleskope zur Sonnenbeobachtung
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Sonnenbeobachtung mit der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft vor dem Osnabrücker Dom. Foto: Gerold Holtkamp
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
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2 Nachmittags gehen die Beobachtungen vor dem Zoo- und Museumseingang weiter,
unterstützt mit einem großen Sonnenteleskop der Firma Bresser. Foto: Andreas Hänel
aufgebaut, um den Osnabrücker Bürgern bei ihrem Besuch auf dem Wochenmarkt die Sonne nahezubringen. Quasi als Geschenk des Himmels war diesmal auch das Wetter richtig gut: Von 10 bis 14 Uhr war freie Sicht zum Himmel und viele, sehr viele - wir schätzten 500 - Osnabrücker nutzten die Gelegenheit, um einen Blick auf die Sonne zu werfen.
Die Sonne befindet sich zwar fast im Minimum ihrer Aktivität, trotzdem war ein kleiner Fleck auf der Sonnenscheibe zu sehen. Durch Ha-Teleskope konnten die Neugierigen - darunter viele Kinder - am Sonnenrand die Protuberanzen erkennen, eine davon mehr als fünfmal so groß wie die Erde. Das wurde auch anschaulich am ausgestellten, maßstäblich verkleinerten Modell des Sonnenballs mit der winzigen Erde daneben verdeutlicht. Und etwas ganz Besonderes war die schmale Sichel der Venus, die am Astronomietag in unterer Konjunktion stand und im Teleskop gut zu sehen war. Für viele Besucher war es eine neue Erfahrung, den Abend- und Morgenstern so zu sehen!
Mittags wurden dann die Teleskope im ,,Schatten des Doms" abgebaut, um vor dem Museum am Schölerberg wieder aufgebaut zu werden und noch mit weiteren Teleskopen eines Teleskopanbieters für die dortigen Zoo- und Museumsbesucher den Blick nach oben zu vergrößern und zu erweitern. Parallel wurden vom Planetarium verschiedene Vorführungen zu astronomischen Themen angeboten. Gegen Abend kamen die ersten Zweige der Bäume ins Bild, weil die Sonne langsam ihrem Untergang entgegenlief. Hier konnten noch weitere 300 Besucher einen Blick auf die Sonne erhaschen.
Mit Einbruch der Nacht ging es dann auf der vereinseigenen Sternwarte auf dem Oldendorfer Berg bei Melle weiter, wo die vielen Autos der zahlreichen Besucher zu chaotischen Parkverhältnissen auf dem Feldweg führten. Dafür gab es für die fast 100 Besucher noch Blicke auf den Roten Planeten Mars und den Kometen 41P/Tuttle-Giacobini-Kresak durch das 60-Zentimeter-Teleskop, bis Wolken dann schließlich den Himmel verschleierten.
Anders als in den letzten Jahren war der Astronomietag in Osnabrück mit fast 1000 Besuchern diesmal ein echter Höhepunkt, vor allem dank des klaren Himmels. Das Konzept mit den drei verschiedenen Standpunkten hat sich gut bewährt.
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
Astronomietag 2017
an der Sternwarte St. Andreasberg
von Utz Schmidtko
Für unsere Sternwarte St. Andreasberg war dieser Tag sehr erfolgreich. Hier ein kleiner Bericht und einige Fotos sowie ein Artikel zum Astronomietag der Goslarer Zeitung.
Dank der vielen Ankündigungen - und auch, weil die Sternwarte St. Andreasberg inzwischen zum Magneten für die Region geworden ist - kamen am Sonnabend zwischen 200 und 300 Gäste bis nach Mitternacht in die Sternwarte zum deutschlandweiten Astronomietag.
Der Himmel war für alle Menschen ,,geöffnet", selbst die jüngsten Besucher zeigten schon großes Interesse und beobachteten die Sonne durch ein Ha-Teleskop. Die wenigsten Menschen kennen diese Bilder unseres Zentralsterns und staunen immer wieder über die Größenverhältnisse im Sonnensystem. Schon eine kleine beobachtbare Protuberanz kann die Größe unserer Erde haben.
1 Artikel über den Astronomietag an
der Sternwarte St. Andreasberg in der Goslarer Zeitung
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Impressionen vom Astronomietag 2017 an der Sternwarte St. Andreasberg
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Über 200 Gäste nutzten die Gelegenheit, Himmelsobjekte (z.B. die Venus bei Tag) zu betrachten, Vorträge über Spektroskopie zu hören, die weltweit einmalige audio-taktile Himmelsscheibe kennenzulernen, den Nachthimmel im Kleinplanetarium zu sehen oder mal einen 3D-gedruckten Kometen in die Hand zu nehmen. Schon am frühen Nachmittag ging sogar der Vorrat an Kartons zur Neige, aus denen Kinder ihre Camera Obscura bauen konnten. Mehr über unsere Sternwarte unter: www.sternwarte-sankt-andreasberg.de oder www.facebook.com/SternwarteSanktAndreasberg.
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Astronomietag 2017 an der Volkssternwarte Riesa. Foto: Sabrina Hofmann
Rückblick auf den Astronomietag 2017 in Riesa
von Stefan Schwager
Der 15. bundesweite Astronomietag fand am 25. März 2017 auch in Riesa statt und stand unter dem Motto ,,Sehenswertes an der Sonnenbahn". Bereits um 10 Uhr öffnete das Observatorium der Volkssternwarte Riesa seine Kuppeltore. Bei sehr gutem Wetter konnte tagsüber vor allem die Sonne beobachtet werden. An diesem Tag war ein kleiner Sonnenfleck auf der Oberfläche und man musste schon sehr genau hinschauen, um ihn zu entdecken. Die Sonne befindet sich gerade im Aktivitätsminimum, so dass eher sehr kleine und nur wenige Sonnenflecken sichtbar sind. Mit einem Ha-Teleskop konnten auch Sonnenprotuberanzen beobachtet werden. Dieses Teleskop lässt nur einen engen Wellenlängenbereich durch und zwar nur das Licht der Ha-Linie bei 656 Nanometern.
Die älteste und sicherste Methode, die Sonne zu beobachten, ist die Sonnenprojektion, die an diesem Tag mit einem ZEISSTelementor realisiert werden konnte. Der Telementor ist ein Linsenteleskop und am Ende des Fernrohrs ist eine weiße Projektionsfläche angebracht. Wichtig ist: Hier schaut man nicht durch, sondern nur auf die Projektionsfläche. Somit war es
2 Auch Rollstuhlfahrer können die Sternwarte besuchen und
einen Blick auf den Sternenhimmel werfen - sogar tagsüber. Foto: Stefan Schwager
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
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3 Kinder malen zum Astronomietag Außerirdische auf den Platz. Foto: Sabrina Hofmann
möglich, die Sonne zu beobachten, ohne durch das Teleskop schauen zu müssen. Am Taghimmel war auch der Merkur zu sehen. Er ist der kleinste und zugleich
sonnennächste Planet im Sonnensystem und daher nur schwierig zu beobachten. An diesem Tag befand er sich aber weit genug von der Sonne weg, so dass
er mit dem Sternwartenteleskop eingefangen werden konnte. Auch helle Sterne fanden tagsüber ihren Platz auf dem Beobachtungsplan und verzauberten die Besucher.
Zudem fand an diesem Tag auch noch eine Tombola statt. Dank zahlreicher Unterstützer konnten viele schöne Preise verlost werden. Die Kinder malten tolle Kunstwerke mit Kreide auf das Gelände der Volkssternwarte Riesa. Von 14 bis 18 Uhr gab es stündlich kleine Vorträge zu den Themen Sonnenfinsternis, TeleskopWorkshop, Meteoriten und Sternkarten.
Ein weiteres Highlight fand in der Zeit von 20:30 bis 21:30 Uhr statt: die ,,Earth Hour". Weltweit wird in dieser Zeit das Licht für 60 Minuten ausgeschaltet, um auf nachhaltige Ressourcennutzung, den Klimawandel sowie die Lichtverschmutzung aufmerksam zu machen. Jeder kann bei diesem Projekt mitmachen. Die Volkssternwarte Riesa veranstaltet die ,,Stunde der Erde" schon seit vielen
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Stimmungsvolle ,,Earth Hour 2017" an der Sternwarte Riesa - 60 Minuten lang Licht aus! Foto: Sabrina Hofmann
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Treffen, Messen, Veranstaltungen
5 Sternkarten-Workshop mit Sabrina Hofmann - Gäste erlernen deren Handhabung.
Foto: Stefan Schwager
Jahren und hilft somit dabei, das Bewusstsein für unseren Heimatplaneten zu fördern.
Bis tief in die Nacht hinein besuchten viele Gäste das Observatorium. Bei sehr gutem Wetter konnte zum Beispiel der
Orionnebel beobachtet werden. Auch der nächtliche Sternenhimmel mit den Sternbildern wurde den Besuchern gezeigt und so manch alte Sage dazu erklärt. Der Gasriese Jupiter stand auf dem Beobachtungsplan. Im großen Sternwartenteleskop konnten die Gäste viele Details auf dem größten Planeten des Sonnensystems beobachten: Stürme, riesige Wolkenbänder, die großen Jupitermonde oder auch den bekannten Großen Roten Fleck. Außerdem konnten einige DeepSky-Objekte eingefangen werden.
Kurz gesagt: Der Astronomietag in der Volkssternwarte Riesa war ein voller Erfolg!
Der Astronomietag 2017 an der Schulsternwarte Zwickau
von Monika Müller
Der Astronomietag 2017 war für den Förderverein der Schulsternwarte Zwickau ein voller Erfolg. Dank guter Sichtbarkeitsbedingungen - die mittags noch vorhandenen hohen Schleierwolken hatten sich aufgelöst - kamen in der Zeit von 17:30 Uhr bis 21:30 Uhr ca. 120 Besucher, darunter erfreulicherweise auch viele Kinder. Bei den drei Vorführungen im Planetarium zum Sternenhimmel über Zwickau waren stets alle Plätze besetzt und auch im Vortragsraum gab es bei den Sondervorträgen kaum noch einen freien Stuhl. Sowohl der besonders für Kinder gedachte Vortrag ,,Sonne, Erde, Mond, Finsternisse" - durchaus auch von vielen Älteren bewusst gewählt - als auch der Vortrag über Informations- und Beobachtungsmöglichkeiten astronomischer Phänomene am Himmel fanden großen Anklang.
man ja im Alltag ständig mit Uhr und Kalender zu tun hat. Woher aber zum Beispiel die Namen der Wochentage oder
der Drehsinn unserer Uhren kommen, darüber hatte man sich noch nie Gedanken gemacht. Dass die in Deutschland gültige
Der speziell für den Vorabend der Zeitumstellung auf Sommerzeit gehaltene Vortrag ,,astronomische Grundlagen von Zeit und Kalender" stieß auf großes Interesse. Viele Zuhörer äußerten im anschließenden Gespräch, dass ihnen eine Menge davon unbekannt war, obwohl
VdS-Journal Nr. 63
1 Ausstellungsraum: Erklärungen und Fotos zu Objekten des Sonnensystems
Treffen, Messen, Veranstaltungen
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mitteleuropäische Zeit (MEZ) der mittleren Ortszeit (MOZ) von Görlitz (15 Grad ö.L.) entspricht, war vielen Besuchern ebenso nicht klar, obwohl sowohl Zwickau als auch Görlitz sächsische Städte sind.
Der Einsatz verschiedener Teleskope machte es möglich, mehrere Himmelsobjekte gleichzeitig anzubieten bzw. ein Objekt mit unterschiedlichen Instrumenten zu betrachten. Den Anfang machten Sonne und Mars am westlichen Himmel, danach folgten Objekte des Wintersternhimmels, z.B. der Orionnebel und die Plejaden sowie das Frühlingssternbild Löwe. Den Abschluss bildete der Aufgang von Jupiter im Osten. Die Wartezeit an den Teleskopen konnte durch das Aufsuchen von vorher im Planetarium gesehenen Sternbildern gut überbrückt werden.
Leider hatte die Teilnahme von Zwickau an der ,,Earth Hour" (Licht aus für eine Stunde ab 20:30 Uhr) keinen Einfluss auf die Aufhellung des Himmels, da die Beleuchtung der beiden für die Sternwarte entscheidenden Gebäude des Ortsteils Planitz - das Schloss und die Lukaskirche - nicht abgeschaltet wurde.
Ausstellungsraum und Planetenmodell boten Gelegenheit, das Wissen über die Körper des Sonnensystems zu vertiefen. Die elf Mitglieder des Fördervereins standen dabei als Ausführende natürlich auch immer für Erklärungen und Beantwortung von Fragen bereit.
Für den nächsten Astronomietag am 24.03.18 wünschen wir uns, dass er genauso positiv verläuft wie der diesjährige.
2 Beobachtungsplattform: Mehrere Fernrohre sind aufgebaut (Telementoren, Dobson,
Spiegelteleskop)
3 Planetarium: Die Vorträge zum Sternhimmel hielt der Gründer der Sternwarte,
Herr Liebold.
4 Vortragssaal: Den Kindervortrag ,,Sonne - Erde - Mond" hielt Fördervereinsmitglied
Frau Müller. VdS-Journal Nr. 63
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Amateurteleskope / Selbstbau
Der Knick in der Säule
von Peter Köchling
Als Astrofotograf fragte ich mich im Laufe des Sommers 2016, was meine nächste Entwicklungsstufe in meinem Hobby sein könnte. So kam mir schnell die Idee, statt ein noch größeres Teleskop zu kaufen, mein bisheriges C11 durch ein weiteres Baugleiches zu ergänzen. So könnte ich mit zwei parallel fotografierenden Teleskopen in einer Nacht mehr Bilder sammeln.
Um mir als sparsamer ,,Lipper" das Geld einer weiteren Montierung für das zweite C11 zu sparen, plante ich nun, beide auf meiner EQ6-Montierung unterzubringen. Ich brachte meine Montierung mit zum Sommerfest 2016 der astronomischen Arbeitsgemeinschaft Geseke und diskutierte meine Ideen mit den anderen Sternfreunden unseres Vereins. Peter Becker bot sich hilfsbereit an, mir einen Adapter an seiner Drehbank zu fertigen. Wie von Peter Becker nicht anders gewohnt, war das Teil in Kürze fertig gestellt, passte perfekt und sah zudem noch besser aus als die Originalteile meiner Montierung.
Der nächste Schritt war die Entwicklung einer Knicksäule (Abb. 1). Denn bei einer normalen geraden Säule oder einem Stativ stößt das untere Teleskop an. Zunächst berechnete ich die Dimension und
1 Die Knicksäule mit zwei C11-
Teleskopen und einem Leitrohr
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VdS-Journal Nr. 63
2 Schrauben zur horizontalen
Ausrichtung auf der Säule
Amateurteleskope / Selbstbau
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Steifigkeit der Säule, um die Schwingungen und Verbiegungen möglichst zu kompensieren. Da die Knicksäule aber auch nicht zu groß und schwer werden sollte (maximal 40 kg), war ein gewinkelter Stahlträger (HEM-100) das Optimale. Dann zeichnete ich eine Skizze dieser Knicksäule und beauftragte einen Stahlbauer, diese für 280 Euro zu beschaffen.
Kurz vor Weihnachten bekam ich dann die Knicksäule, die auf mein bisheriges Stativ aufgeschraubt werden konnte. Es folgten einige Stunden Eigenarbeit mit Flexen, Sägen, Bohren und Gewindeschneiden, um die Montierung mit der Knicksäule zu verbinden. Den Spielraum der Polhöhenwiege legte ich so aus, dass ich den Himmelsnordpol von Südspanien bis Finnland anpeilen kann. Mir war aber klar, dass durch Materialbiegung beide Teleskop nie exakt auf dieselbe Stelle am Himmel schauen, also leicht schielen. Dieses Problem löste ich pragmatisch mit einem Spannschloss (Abb. 4) zwischen beiden. Im Nachhinein ist die Lösung sogar stabiler als ein Teleskop allein.
3 Links: Polhöhenwiege
4 Unten: Spannschloss zur Ausrichtung der Teleskope
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Adapterzeichnung: Adaption eines zweiten Teleskops an der Gegengewichtsseite einer EQ-6-Montierung (Grafik: Peter Becker, Astronomische Arbeitsgemeinschaft Geseke, 2016)
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Astrofotografie
Ein Bild, vier Autoren, 120 Stunden Belichtungszeit und ein paar Bierchen
von Ralf Kreuels, Stephan Küppers, Michael Kunze und Mark Schocke
Die Astrofotografie gilt nicht gerade als Teamsportart und die kritische Dichte an engagierten Fotografen ist in vielen Teilen des Landes auch nicht hoch genug, als dass sich solche Teams mal schnell bilden könnten. Wir, das Astrofototeam Niederrhein, haben da großes Glück gehabt, haben wir doch ähnliche Zielsetzungen, ähnliche Ausrüstungen und nach dem einen oder anderen Stammtischworkshop haben wir nun auch ähnliche Kenntnisse der Aufnahmetechniken und der Bildbearbeitung.
Nun ist der Niederrhein nicht gerade dafür bekannt, dass er gute Bedingungen für die Deep-Sky-Astrofotografie bietet. Das Streulicht vieler Städte und beleuchteter Treibhäuser wird von der oft recht feuchten Luft reflektiert und lässt unser fotografisches Signal fast im Lichtsumpf untergehen. Sicher, man kann meckern oder auswandern, wir aber haben versucht, mit Schmalbandfiltern und einer sehr, sehr langen Gesamtbelichtungszeit zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen. Für einen einzelnen Fotografen wäre ,,sehr, sehr lange" auch ,,sehr, sehr langweilig", was lag also näher als sich die Belichtungszeit zu teilen, zumal wir bei früheren Arbeiten hier schon einige Erfahrungen gesammelt hatten.
Im Sommer 2015 suchten wir nach einem Motiv. Ach nein, unser Motiv, im Sinne von Motivation, das stand ja schon fest. Wir suchten nach einem geeigneten Objekt, das wir mit unseren 200-mm-Teleobjektiven ablichten konnten. Simeis 147 oder Sh2-240 ist ein Supernova-Überrest und damit zum größten Teil ein Schmalbandstrahler, er ist groß genug, und er ist schön. Die Schönheit war uns nicht ganz unwichtig, denn an einem dieser Stammtische, mit Schnitzel und (alkoholfreiem) Weizen, wurde die Idee geboren, dass wir dieses Bild auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen wollten. Eine Explosionswolke eines Sterns, selbst fotografiert, in Teamarbeit, mit gewöhnlichen Teleobjektiven und moderater Ausrüstung - das sind doch die Zutaten, um auch unter einem breiteren Publikum
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1 Der Supernova-Überrest Simeis 147 oder Sh2-240 im Sternbild Stier,
120 Stunden belichtet mit Teleobjektiven von 200 mm Brennweite. Details s. Text.
Werbung für unser schönes Hobby zu machen.
Eine Eigenschaft des Nebels wurde bisher noch nicht genannt. Er ist sehr lichtschwach. Nach fünf Stunden Belichtung bei Blende 4 mit einer normalen (nicht modifizierten) DSLR war noch gar nichts vom Objekt zu erkennen. Im Roten, mit modifizierter Kamera, ist er schon etwas heller und da er das meiste Licht in der H-Linie emittiert, bieten sich natürlich
Mono-Kameras in Verbindung mit HFiltern an. Die meisten Fotos zeigen auch einen rein roten Nebel.
Es hat uns einige Mühe gekostet überhaupt herauszufinden, ob Simeis 147 auch im blaugrünen [OIII] strahlt. Ja, das tut er, allerdings nochmal um einen Faktor 5 oder 10 (?) schwächer. So ist es also kein Wunder, dass es sehr wenige mehrfarbige Bilder des Nebels gibt. Gut für uns, denn wenn man schon etwas so
Astrofotografie
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Aufwändiges plant, dann sollte zumindest auch ein irgendwie neuer Aspekt sichtbar werden, auch wenn es sich nur um eine zweite Farbe im Bild handelt.
Und wie lange haben wir nun geplant zu belichten? Ganz einfach, jeder so lange, wie er wollte oder konnte, eine ganze Saison lang, Vorgaben gab es nicht. Am Ende setzten wir uns zusammen und hatten fast 120 Stunden Gesamtbelichtungszeit zusammenbekommen. 43 Std. H, 32 Stunden [OIII] und ca. 44 Stunden RGB mit normaler DSLR Kamera. Fast immer war das Objektiv zur besseren Abbildung auf Blende 4 abgeblendet. Lediglich ein Teil der RGB-Bilder wurde bei Offenblende belichtet. Jedes Teammitglied bearbeitete seine Bilder mit seinen gewohnten Programmen und seinen gewohnten Routinen, denn so hatte jeder neben diesem Gemeinschaftsprojekt auch noch sein eigenes ,,Ein-Mann-Foto". Die einzige Vorgabe für das Gruppenfoto war, dass keine destruktiven Bearbeitungs-
schritte stattfinden sollten. Insbesondere auf eine Rauschreduzierung sollte bei der Bearbeitung verzichtet werden.
Das Objekt befindet sich im Sternbild Stier, einer Region mit viel interstellarem Staub. So richtig geplant war das nicht, vielleicht hatten wir es gehofft, aber nach einer so langen Belichtungszeit wurde dieser Staub plötzlich im Hintergrund sichtbar. Das war durchaus noch ein sehr willkommener neuer Aspekt in unserem Bild und der Spruch, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, kann hier getrost verwendet werden. Wie sollten wir nun die ganzen Teilbilder zusammen bekommen? Und das möglichst auch noch so, dass keine Bildinformationen verlorengehen? Dazu bekam jeder das ganze Material und wer wollte, versuchte es einfach. Trial and Error. Wobei ,,Error" durchaus auch die Reaktion der Kollegen sein konnte, denn das ist ein ganz wichtiger Aspekt bei einer solchen Gemeinschaftsarbeit. Jeder
Einzelne muss sich selber und seine Vorstellungen der Bildbearbeitung ein wenig zurücknehmen. Am Ende hatten wir viele Versionen, die zudem noch prozentual untereinander gemischt wurden und viele Male hin und her geschickt wurden. Irgendwann kristallisierte sich dann eine Version heraus, und bei einem erneuten Bierchen wurde diese dann feierlich in den Status ,,letzte und endgültige Version" erhoben. Beim Krefelder AstroStammtisch wurden wir dann gefragt, ob wir schon ein neues Objekt hätten, das wir wieder gemeinsam belichten wollten. Ein neues Objekt haben wir noch nicht, aber ein Motiv schon.
Viele Grüße aus Krefeld, Moers, Oberhausen und Kempen von Stephan, Michael, Mark und Ralf!
PS: Der Astro-Stammtisch Krefeld trifft sich jeden 1. Mittwoch im Monat in der Gaststätte ,,Am Waldsee 25" in 47829 Krefeld.
Deep-Sky-Astrofotografie unter urbanen Bedingungen mit Lucky Imaging - mehr als nur ein Versuch ...
von Peter Bresseler
Nachdem klar wurde, dass sich ein Umzug aus beruflichen Gründen nach Hamburg abzeichnete, zog ich mich langsam aus den astronomischen Aktivitäten zurück. Als Astrofotograf mit Schwerpunkt Deep Sky konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, effektiv, unter urbanen Verhältnissen, CCD-Astrofotografie sinnvoll auszuüben. Die Gartensternwarte hatte ich aufgelöst. Aber dann gab es einen magischen Augenblick, fast drei Jahre später, auf der heimischen Terrasse unter sternenklarem Himmel, der mich zum Umdenken bewog. Womit sollte ich wieder einsteigen? Nachdem wir in Hamburg gebaut hatten, standen mir weniger als 2.000 zur Verfügung. Da ist der Handlungsspielraum eher bescheiden.
Zunächst einmal wollte ich kameratechnisch dort ansetzen, wo ich vor drei Jahren mit einer CMOS-Kamera des Typs ZWO ASI120MM aufgehört hatte, um
mit kurzen Belichtungszeiten seeingbegrenzte Aufnahmen zu gewinnen. Dieses Verfahren wird als ,,Lucky Imaging" bezeichnet und ist das Maß aller Dinge in der Planetenfotografie. Dort hat sich dieses Verfahren sehr gut etabliert, im DeepSky-Bereich jedoch kaum Anwendung gefunden. Meine erste und auch letzte Aufnahme aus meiner alten Sternwarte 2013 entstand mit einer ASI120MM in Verbindung mit einem Apochromaten TEC 200MC bei ca. 2.000 mm Brennweite mit einer Belichtungszeit von 600 x 1 s. Zur Farbe kam es dann leider nicht mehr. Was ich vielleicht einem Einsteiger voraus habe - wenn die Frage im Raum steht, was will ich aufnehmen und womit - ist die langjährige Erfahrung beim Einsatz unterschiedlicher Geräte und Aufnahmetechniken. Mein Ziel ist, DeepSky-Objekte möglichst authentisch aufzunehmen, d.h. möglichst in ihrem natürlichen unverfälschten Farbspektrum
mit maximaler Detailwahrnehmung. Feine Strukturen und Objektdetails gehen bei den üblichen ,,klassischen" Belichtungszeiten von Einzelaufnahmen, die in den Minutenbereich gehen, manchmal unter und lassen sich nicht mehr aus dem gegebenen Bildmaterial verlustfrei herausarbeiten.
Um Details innerhalb großer Objekte bzw. kleine Objekte gut aufgelöst darzustellen, bedarf es des Einsatzes mittlerer bzw. langer Brennweiten. Da lag ein SchmidtCassegrain-Teleskop (SCT) wegen seines guten Preis-Leistungsverhältnisses und der kompakten Bauform als ideales Instrument genau in meiner finanziellen Reichweite. Die Montierung sollte per PC ansteuerbar sein und die ca. 12 kg schwere Ausrüstung tragen, da entschied ich mich für eine SkyWatcher HEQ5 Pro. Eigentlich ist diese Montierung fotografisch schon mit einem 8-Zoll-Gerät gut
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Astrofotografie
1 Einzelaufnahme der Galaxie M 108 am C11 bei f/6,3 und ASI224 mit einer
Belichtungszeit von 1 s, ohne weitere Bearbeitung
2 Summenbild von M 108, 300 x 1 s belichtet mit C11 bei f/6,3 und ASI224.
Dieses Bild zeigt eine in AutoStakkert (AS!2) gestackte und debayerte Farbaufnahme, ohne Darkabzug und ohne weitere Bearbeitung.
ausgelastet, im Zusammenhang mit einer Säule im Garten sollte es auch mit einem C11 SCT funktionieren. Beides beschaffte ich mir auf dem Gebrauchtmarkt. Die ZWO ASI224MC, eine Farb-CMOS-Kamera, rundete meine Ausrüstung ab.
Das klassische Lucky Imaging verfolgt das Ziel, im Idealfall seeinglimitierte und damit hoch aufgelöste Aufnahmen zu gewinnen und somit den Informationsgehalt bzw. die Detailfülle zu maximieren. Dieses Verfahren ist nicht neu und hat sich im Amateurbereich primär bei Mond- und Planetenaufnahmen sehr gut etabliert. Aber Deep-Sky ...
Beim Lucky Imaging wird zunächst einmal eine Vielzahl von Einzelbildern mit sehr kurzer Belichtungszeit aufgenommen. Danach übernimmt die Nachbearbeitung eine entsprechende Software, die eine Qualitätsanalyse und Selektion der Einzelbilder vornimmt und die besten Einzelbilder zu einem Summenbild aufaddiert. Momente sehr guter Seeingbedingungen können softwaretechnisch verwertet und zu einem Einzelbild generiert werden. Im Idealfall entspricht das Ergebnis dem theoretischen Auflösungsvermögen des Aufnahmeteleskops. Daraus abgeleitet sollten wir festhalten, dass demnach hochauflösende Astrofotografie eine reine Öffnungsfrage ist! Voraussetzung ist allerdings, die Optik ist sehr gut kollimiert und Kameraeinstellungen werden richtig angewandt. Letzteres war für mich ein Problem, da ich hier nicht auf Standardwerte zugreifen konnte und Aufnahmeparameter in Abhängigkeit vom Seeing ständig neu ausgelotet werden mussten. Zudem kam noch hinzu, mit einer relativ einfachen Montierung ohne Guiding und mit frei laufender Kamera die Deep-Sky-Aufnahmen anzufertigen.
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M 108 als Summenbild, Belichtung 15 x 300 x 1 s mit C11 bei f/6,3 und ASI224 - das finale Ergebnis. Leider basiert dieses Summenbild auf Rohbildern im 8-Bit-Modus, da mir während der Bildgewinnung die Einstellungen verlorengingen. Die Farbe kommt daher kaum zur Geltung, die Auflösung ist hingegen gut.
Astrofotografie
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Schon Mitte 2013, kurz vor meinem Umzug nach Hamburg, hatte ich erste Versuche mit einer ZWO ASI120MM durchgeführt. Besonders gut geeignete Kameras sind aktuell die ASI-Kameras der neuen Generation, die extrem schnell ausgelesen werden können und dabei ein äußerst geringes Ausleserauschen erzeugen. Diese relativ einfachen Kameras sind übrigens nicht zu verwechseln mit EMCCDKameras, deren Signal je nach Typ um den Faktor 100 verstärkt wird, allerdings auch den Preis eines Mittelklassewagens mit gehobener Ausstattung haben. Ich hatte mich für eine ASI224MC entschieden, eine Kamera mit einem Farbsensor. Die ASI224MC besitzt einen IMX224-CMOS-Farbsensor von Sony mit einer Auflösung von 1.304 x 976 Pixeln. Die Sensorgröße beträgt 4,8 mm x 3,6 mm mit einer Pixelgröße von 3,75 µm. Die Kamera wiegt nur 120 g und damit weniger als manches 11/4-Zoll-Okular. Damit sind die Anforderungen an einen stabilen Okularauszug für die Astrofotografie eher gering. Die Belichtungszeiten werden mit 32 s - 1.000 s angegeben. Die Empfindlichkeit des IMX224 beträgt
5 Das C11 hat die Montierung doch
etwas überfordert, so dass mein aktuelles Teleskop ein C9.25 ist.
4 Planetarischer Nebel NGC 3242, mit ASI224 am C9.25 bei f/6,3 aufgenommen,
Summenbild, 3 x 1.200 x 0,5 s. Das Bild ist weitestgehend unbearbeitet. NGC 3242 ist ein Winzling mit einer Winkelgröße von 16'' x 24''.
zwischen 75 - 80% Quanteneffizienz (QE), die Bitrate, d.h. die ausgelesene Digitalisierungstiefe, beträgt bis zu 12 Bit. Die ASI224 ist als Mond-/Planeten-Kamera konzipiert.
Für die Kamerasteuerung kommt bei mir FireCapture und für die Bildnachbearbeitung AutoStakkert (AS!2) zum Einsatz. Beides sind kostenlose Programme, die von engagierten Amateurastronomen für Amateure entwickelt wurden. Nachdem die Montierung ausgerichtet und das Teleskop ausgekühlt ist, gestaltet sich der Aufnahmeprozess wie folgt: 1) Fokussieren am Stern in der Nähe des
anvisierten Objektes, dabei die Belichtungszeit so kurz, dass dieser gerade noch im LiveView erkennbar ist. 2) Gain zunächst hochziehen (x 1.000), Belichtungszeit auf 2 s, um ein Objekt einzustellen und zu zentrieren. Ein gut sichtbarer Referenzstern sollte im Bildfeld erkennbar sein. 3) Gain danach zurück auf den Idealwert von 350. Dann die Belichtungszeit so einstellen, dass man die Objekte im LiveView mindestens erahnen kann. 4) Start Aufnahme und so viele Frames wie möglich schießen. 5) Die im LiveView erkannte Drift manuell korrigieren.
Die gewonnenen Aufnahmen werden als SER-Files abgespeichert, in AutoStakkert debayert und gestackt. Danach als FIT
oder TIF-Files weiterverarbeitet. Grundsätzlich lassen diese aktuellen CMOSKameramodelle, auch mit größeren Sensoren, Belichtungszeiten von mehreren Sekunden bis hin zu Minuten zu. Für den Einsatz von Teleskopen gibt es ebenso keine Voraussetzungen, auch mit kurzbrennweitigen Geräten lässt sich dieses Verfahren betreiben. Mit der Zunahme an Belichtungszeit verlässt man jedoch das Lucky Imaging und nähert sich der konventionellen Astrofotografie mit allen Vor- und Nachteilen.
Für mich persönlich ist dieses Verfahren eine gute Alternative zu der klassischen Deep-Sky-Astrofotografie, insbesondere mit Blick auf den instrumentellen Aufwand und die Kosten. Das Verfahren selbst ist stark geprägt durch die CMOS-Kameratechnologie, die ständig verbessert wird. Meine hier dargestellten Aufnahmen sind erste Ergebnisse, Testaufnahmen, ohne Nachführung, mit einfacher Kameratechnik und minimaler Bildbearbeitung. Das Verfahren hat auch seine Tücken und das Zusammenspiel der Komponenten erinnert mich an die frühen 1990er-Jahre, als die CCD-Technik die konventionelle Fotografie ablöste und Nachschlagewerke und Referenzen selten waren. Auf meiner Website http://www. pixlimit.com habe ich weitere Ergebnisse eingestellt und diese werden dort ständig erweitert, auch neue Erkenntnisse, die dieses spannende Verfahren liefern wird.
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Astrofotografie
Deep-Sky-Fotografie mit ,,kurzen" Belichtungszeiten
von Jürgen Dirscherl
Die Astrofotografie von Objekten mit geringer Flächenhelligkeit wird oft mit langen Einzelbelichtungen von deutlich über 10 min bis hin zu mehreren Stunden durchgeführt. Das Signal-zu-Rauschverhältnis (SNR) steigt dabei mit der Wurzel aus der (Gesamt-) Belichtungszeit, d.h., für das doppelte SNR muss viermal länger belichtet werden. Die Obergrenze für eine Einzelbelichtung ist dadurch gesetzt, dass helle Objekte im Bild, die für die Darstellung von Interesse sind, nicht gesättigt sein dürfen. Das Überlagern von mehreren kürzer belichteten Bildern ist für helle Objekte wohlbekannt, gilt jedoch bezüglich des SNR als nachteilig im Vergleich zu einer Einzelaufnahme mit der gleichen Gesamtbelichtungszeit. Grund dafür ist das Ausleserauschen des Bildsensors: Je weniger Auslesevorgänge, umso geringer ist das gesamte Rauschen und desto besser ist das SNR. Alle anderen Rauschbeiträge hängen allein von der Gesamtzeit ab.
In der Planetenfotografie arbeitete man dennoch mit der Überlagerung von vielen kurz belichteten Bildern. Grund dafür ist das Seeing: Die Luftunruhe verzerrt und verschiebt die Planetenbilder auf sehr kurzen Zeitskalen. Bei unter 50 ms Belichtungszeit steigen die Chancen, einzelne ,,gute" Bilder zu erhalten. Nach der Aufnahme vieler Einzelbilder (oft > 1.000) können diese nach Schärfe und Verzerrung selektiert und die guten überlagert werden. Das hohe Ausleserauschen wird durch das ,,Einfrieren" des Seeings mehr als wettgemacht. Zudem dominiert bei hellen Objekten (wie Planeten) das Photonenrauschen.
Auch in der Fotografie lichtschwächerer Objekte hätte die Aufteilung der Gesamtbelichtungszeit in kürzere Einzelbelichtungen viele Vorteile:
- unempfindlicher gegen Nachführfehler - weniger Bildausschuss durch störende Flugzeuge, Satelliten, Wolken, kosmische Strahlung, Vibrationen etc. Nach einer solchen Störung ist nur ein einzelnes
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Bild aus der Serie verdorben, nicht die gesamte Aufnahme.
Der Nachteil des höheren Ausleserauschbeitrags bei kurzen Einzelbelichtungen hat sich durch neue Astro-Kameras mit sehr geringem Ausleserauschen deutlich relativiert, wie z. B. mit der ZWO ASI 1600MM-C (ohne für diese hier werben zu wollen). Mit dieser Kamera wurden auch die später erläuterten Aufnahmen erstellt. Sie enthält einen gekühlten, monochromen CMOS-Chip mit 4.656 px x 3.520 px (Pixelgröße 3,8 m, Sensorfläche 17,5 mm x 13,2 mm). Neben dem niedrigen Ausleserauschen von 1,7 Elektronen bei Unity-Gain weist der Sensor sehr kurze Auslesezeiten auf. Dadurch kann am vollen Bild und 12-bit-Auslesung eine Live-Darstellung mit > 5 fps betrachtet werden (mit USB 3.0). Bei enger gewähltem Bildausschnitt beträgt die Bildrate bis über 100 fps. Dies erleichtert die Bildeinstellung und Fokussierung enorm und reduziert den Zeitverlust (für das Auslesen) bei Aufnahme vieler Einzelbilder. Das Ausleserauschen ist so niedrig, dass meiner Ansicht nach die Vorteile vieler kurzer Einzelbelichtungen überwiegen. Der Ansatz ist ähnlich wie beim ,,Lucky Imaging" mit EMCCD-Kameras [1], allerdings zu noch erschwinglichen Kosten und ohne ,,Blooming". Auch Kameras mit extrem rauscharmen Scientific-CMOS-Sensoren liegen nach
meinem Kenntnisstand in Preisregionen jenseits der 10.000 .
Die Belichtungszeit bei geringer Flächenhelligkeit kann nicht so kurz wie bei hellen Planeten sein, da ein ausreichendes Signal für das Abheben vom KameraUntergrund (Ausleserauschen, Rauschbeitrag vom Dunkelstrom etc.) erzeugt werden muss. Die optimale Belichtungszeit hängt von der Himmelshintergrundund der Zielobjekt-Helligkeit ab: Ist der Himmel aufgehellt oder das Objekt hell, dominiert das Photonenrauschen und kurze Belichtungszeiten sind vorteilhaft. Bei guten Bedingungen (dunkler Himmel, auch durch schmalbandige Filter) und lichtschwachen Objekten ist das Ausleserauschen dominierender und längere Einzelbelichtungen sind besser. Es genügt aber, dass der Himmelshintergrund z.B. das Dreifache des Ausleserauschens erzeugt. Bei dem typischen Landhimmel über Wertheim ergeben sich kaum über 1-2 Minuten, dafür genügt eine Nachführgenauigkeit von < 1''/min.
Die Signalinformation ist bei niedriger Flächenhelligkeit und kurzer Belichtung auf nur wenige digitale Helligkeitsstufen verteilt. Die oben erwähnte Kamera weist sogar nur eine 12-bit-Digitalisierung auf, was deutlich weniger Helligkeitsstufen (4.096) bedeutet als bei einer 16-bit-AstroKamera (mit 65.536 Helligkeitsstufen).
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Auch hier hilft die Überlagerung vieler Einzelbilder, da der gemittelte Wert mit deutlich feinerer Bit-Abstufung (meist 16 bit) berechnet werden kann, als die Einzelbilder aus der Kamera aufweisen, also auch Zwischenwerte des ursprünglichen 1:4.096-Rasters annehmen kann. Bei mehr als 16 Einzelbildern ergibt sich die gleiche digitale Bit-Abstufung wie bei einer einzelnen 16-bit-Aufnahme.
Die folgenden Aufnahmen (bis auf Abb. 7) wurden mit dem 24-zölligen NewtonTeleskop der Johann-Kern-Sternwarte Wertheim [2] erstellt. Aus der Brennweite von 3.050 mm folgt ein Bildmaßstab von 0,257''/px. Dies ist sehr klein, besser wäre 1''/px. Dafür ergeben sich wenig gerasterte Sternabbildungen (vgl. Abb. 6). Die hohe Auflösung ist vorteilhaft bei Sonne, Mond, Planeten und einigen Planetarischen Nebeln bei so kurzen Belichtungszeiten, dass die Luftunruhe eingefroren wird. Binning bringt bei CMOSSensoren nicht so viel wie bei CCDs, da die Zusammenfassung der Pixel erst nach dem Auslesen erfolgt, das Ausleserauschen also nicht reduziert wird. Das Bildfeld am Newton beträgt ca. 20' x 15'. Der Kamerasensor wurde bei -20 Grad C betrieben. Ich verwende Schmalbandfilter ([SII], H+[NII], [OIII]) mit 12 nm Bandbreite für leichteres Scharfstellen, da die Sterne im gewählten Bildausschnitt trotz des Filters hell genug zur direkten Fokussierung im Livebild sind. Es handelt sich um Einsteiger-Aufnahmen von DeepSky-Objekten, zudem müssen sie in Relation zum Aufnahmeort im Tiefland
1 Rechts oben: Hantelnebel M 27 als
Bicolor-Aufnahme mit H+[NII]- und [OIII]-Filtern, pro Kanal 100 x 30 s, Gesamtbelichtungszeit 100 min
2 Rechts Mitte: Kugelsternhaufen
M 13. RGB: je 18 x 10 s, Gesamtbelichtung 9 min
3 Rechts unten: Pferdekopfnebel B 33
vor IC 434. Aufnahmen mit [SII]-, H+[NII]- und [OIII]-Filtern sowie RGB mit Einzelbelichtungen zwischen 30 s und 120 s. Gesamtbelichtung ca. 5,3 h
Astrofotografie
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Astrofotografie
4 Planetarischer Nebel Jones-Emberson 1 (PK 164+31 Grad .1) als Bicolor-Aufnahme
mit H+[NII]- und [OIII]-Filtern, pro Kanal ca. 100 x 1 min, Gesamtbelichtung ca. 3 h
5 Quasar SDSS J010013.02+280225.8. Rot-Kanal aufgenommen mit IRpass-Filter
(> 742 nm oder > 807 nm), gesamt 164 x 30 s, G-Filter: 180 x 10 s, B-Filter: 117 x 20 s, Gesamtbelichtung ca. 2,5 h
(275 m ü. NN) und der begrenzten Gesamtbelichtungszeit (s.u.) gesehen werden. Die Abbildung 1 zeigt den Hantelnebel M 27 als Bicolor-Aufnahme mit H+[NII]- und [OIII]-Filtern. Für das Bild wurde H dem Rot-Kanal (plus 10% Blau für H) und [OIII] sowohl dem Grün- als auch Blau-Kanal zugewiesen. Dies ergibt eine relativ natürliche Farbwiedergabe.
Der Kugelsternhaufen M 13 (Abb. 2) war ursprünglich nur als Testaufnahme der Kamera gedacht. Schon 9 min Gesamtbelichtungszeit ergaben ein annehmbares Ergebnis.
Im Pferdekopfnebel B33 vor IC 434 (Abb. 3) ist auch reflektiertes Sternenlicht zu erkennen, daher erwiesen sich RGB-Filter als geeigneter als Schmalband-Filter. Die Abbildung 4 zeigt den Planetarischen Nebel Jones-Emberson 1 (PK 164+31.1) als Bicolor-Aufnahme in H+[NII] und [OIII] (wie bei M 27). Der Nebel weist mit visuellen 12,1 mag und 6,7' Durchmesser eine sehr geringe Flächenhelligkeit auf [3]. Trotz der kurzen Gesamtbelichtungszeit von gut 3 Stunden zeigt die Aufnahme noch die schwachen nördlichen Nebelausläufer.
In den extrem ,,tiefen Himmel" führt die Abbildung 5, zum Quasar SDSS J010013.02+280225.8. Der Quasar hat eine Rotverschiebung von z = 6,3, d.h., das Weltall hat sich seit der Emission um den Faktor 7,3 ausgedehnt und die Lichtwellen mit ihm. Durch diese Rotverschiebung ist die ursprünglich ultraviolette Strahlung des Quasars (Lyman bei 121 nm) bis in das NIR (> 880 nm) verschoben worden, visuell ist er mit ca. 25 mag nicht beobachtbar. Sein Licht war 12,8 Mrd. Jahre zu uns unterwegs. Das zentrale Schwarze Loch wird auf 12 Mrd. Sonnenmassen geschätzt. Nach Stand 2015 handelt es sich um das bei Weitem massereichste Schwarze Loch aus dieser Frühzeit des Universums [4]. Die Infrarothelligkeit des Quasars beträgt laut 2MASS-Katalog nur 17 mag (im J-Band
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6 Doppelquasar Q0957+561 (rechts
und Ausschnitt in Originalauflösung L-Kanal); Galaxien NGC 3079 (links oben) und NGC 3073 (links unten). L-Kanal: 187 x 30 s, RGB: je 20-30 x 60 s, Gesamtbelichtung ca. 3 h
Astrofotografie
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7 Zentraler Teil des Sternbilds Orion. Rot-Kanal: H+[NII]-Filter mit 100 x 30 s,
Grün- und Blau-Filter: je ca. 100 x 20 s. Gesamtbelichtung ca. 2 h. 50-mm-Objektiv mit Apertur f/4. Bildausschnitte: Bereiche um den Flammen- und Pferdekopf-Nebel sowie um den Orion-Nebel.
zentriert um 1.250 nm). Dies in Verbindung mit der relativ geringen Empfindlichkeit dieses CMOS-Sensors ab 850 nm macht den Quasar gerade noch detektierbar.
Die Abbildung 6 zeigt am rechten Bildrand den Quasar Q0957+561, der durch als Gravitationslinse wirkende Vordergrundgalaxien doppelt abgebildet wird [5]. Die beiden Komponenten A und B des Quasarbilds erscheinen im Abstand von 6,1''. G1 markiert die Position der als Gravitationslinse wirkenden Hauptgalaxie im Vordergrund (21,9 mag). B überstrahlt G1 völlig, da etwa 140-fach heller und nur 1'' entfernt. Die Beule im Bild von B an dieser Stelle ist wohl kein echtes Signal. Im Bild links oben ist die Galaxie NGC 3079 zu sehen, links unten NGC 3073.
Die Abbildung 7 des Orion-Zentrums wurde mit einem Objektiv mit Apertur f/4 und f = 50 mm gewonnen. Um eine zu starke Überbelichtung des Orion-Nebels zu vermeiden, wurden kurze Einzelbelichtungen von 20-30 s angewandt. Trotzdem sind die schwachen südlichen Bereiche von Barnard's Loop deutlich zu erkennen.
Quellenangaben: [1] C. Dosche, 2012: ,,Lucky Imaging", Sterne und Weltraum 03/2012, S. 82-89 [2] siehe www.sternwarte-wertheim.de [3] S. Moore, Brit. Astron. Assoc., Febr. 2016, siehe www.britastro.org/node/7191 [4] Xue-Bing Wu et al., 2015: "An ultraluminous quasar with a twelve-billion-
solar-mass black hole at redshift 6.30", Nature 518, p. 512-515 [5] D. Walsh, R. F. Carswell, R. J. Weymann, 1979: ,,0957 + 561 A, B: twin
quasistellar objects or gravitational lens?", Nature 279, p. 381-384
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Astrofotografie
Selbstbau einer Kamerakühlung
von Peter Köchling
Als langjähriger Astrofotograf frage ich mich immer wieder, wie man die Aufnahmetechnik weiter optimieren kann, um noch bessere Ergebnisse zu erreichen. Doch zunächst: Was macht überhaupt die Qualität eines guten Astrofotos aus? Eines von vielen Qualitätsmerkmalen einer Astrokamera ist die Fähigkeit, möglichst dunkle Himmelsbereiche zu detektieren. So versuchen viele Astrofotografen zum Beispiel eine dunkelbraune Dunkelwolke vom fast schwarzen Himmelshintergrund zu trennen. Die erste Hürde für dieses Ziel ist die Lichtverschmutzung, die diese Objekte trotz längerer Einzelbelichtungszeit verschluckt. Diese Einschränkung kann man durch einen dunklen Himmel fern der Städte, durch Farbfilter oder auch Addition vieler Einzelbilder gut in den Griff bekommen. Allerdings bleibt im dunklen Hintergrund weiterhin eine pixelige Grundhelligkeit, die von dem thermischen Rauschen des Kamerachips herrührt. Betrachtet man das Histogramm des Dunkelbildes (Belichtung bei geschlossener Kamera), so findet man am unteren (dunklen) Ende nahezu eine Normalverteilung von Helligkeitswerten, eben dieses thermische Rauschen (Abb. 1). Im Folgenden möchte ich dieses Rauschen mit der mathematischen Kenngröße der Standardabweichung, einem Maß für die Breite der Verteilung, quantitativ
1 Oben das Histogramm des roten Kanals von 0,00 bis 0,02 eines Dunkelbildes,
aufgenommen bei -9,9 Grad C. Unten das Dunkelbild bei 21,1 Grad C. Belichtungszeit 118 s bei ISO 6400 auf Canon EOS 60Da. Die Verteilung des thermischen Rauschens wird mit höheren Temperaturen breiter, die Standardabweichung nimmt also zu.
beschreiben. Diese Kenngröße eines Bildes ermittele ich mit der Software ,,PixInsight". Da bei diesen kurzen Belich-
tungszeiten die Verteilung des Rauschens links im Histogramm abgeschnitten wird, erscheint die berechnete Standardabweichung etwas geringer, als sie tatsächlich ist. Längere Belichtungszeiten bei so hohen ISO-Werten sind bei mir dank lichtstarker Optiken unüblich. Alternativ zur Standardabweichung kann auch die Dateigröße eines Bildes als quantitatives Maß für die Rauschleistung herangezogen werden. Die folgenden Testbilder im cr2-Format sind mit 14 bit aufgenommen worden. Um eine von der bit-Tiefe des Digitalbildes unabhängige Skalierung für die Helligkeit bzw. Standardabweichung der Pixel zu bekommen, skaliere ich meine Diagramme und Angaben von ,,Schwarz" = 0 ADU = 0 und ,,Weiß" = 16.383 ADU = 1.
2 Das Rauschen des Kamerachips in Abhängigkeit von der ISO-Empfindlichkeit
einer Canon EOS 400D und 60Da mit 298 s Belichtungszeit.
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Schaut man sich ein verrauschtes Bild an, so fällt es bei den schwächsten Sternen schwer zu sagen, ob da nun tatsächlich ein Stern ist oder nur ein paar Pixel, die zufällig gerade etwas heller rauschen.
Astrofotografie
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Durch Addition oder Vergleich vieler Einzelbilder desselben Objektes lassen sich diese schwachen Details am PC dann doch herausrechnen, was aber die Gesamtbelichtungszeit deutlich erhöht. So sind viele der aktuellen ,,Astrofotos des Jahres" nur mit vielen Stunden oder sogar Tagen an Gesamtbelichtungszeit entstanden. Bei dieser Methodik muss aber gesagt werden, dass sich durch Addition lediglich die Standardabweichung verkleinern lässt, nicht aber die mittlere Hintergrundhelligkeit. Die Verteilung wird schmaler, so dass schwache Details aus dem Rauschen heraustreten. Für qualitative Astrofotos muss es somit Ziel sein, sowohl die mittlere Hintergrundhelligkeit als auch die Standardabweichung zu verkleinern.
Die Ursache des thermischen Rauschens des Kamerachips ist die Temperatur und ihre Infrarotstrahlung, die einzelne Pixel schwach anregt. Dieses Rauschen ist somit abhängig von der eingestellten ISO-Empfindlichkeit (Abb. 2) und der Chiptemperatur. Senkt man also die Temperatur, so verringert sich das Rauschen (Abb. 3 und 4).
Im Dauerbetrieb einer Kamera erwärmt sich allerdings der Chip zunehmend um ca. 10 K gegenüber der Umgebungstemperatur, was das Rauschen zunehmen lässt. An dieser Stelle drängt sich nun die Idee auf, durch eine aktive Kühlung das Rauschen zu reduzieren. Seit Kurzem sind Spiegelreflexkameras auf dem Markt, die mittels Peltierelementen, Kühlkörper und Lüfter den Kamerachip von hinten kühlen sollen. Ich glaube durchaus, dass diese gekühlten Kameras gute Dienste leisten und der Astrofotografie in gewisser Weise einen Quantensprung bescheren werden. Für den horrenden Preis dieser Kameras habe ich jedoch kein Verständnis, führt man sich vor Augen, dass die notwendigen Bauteile einer solchen Kühlung meist Standardware des PC-Tuningbereiches sind
3 Hier sind die Standardabweichungen des roten, grünen und blauen Kanals einer
Belichtungsreihe von Dunkelbildern gezeigt. Mit zunehmender Umgebungstemperatur nimmt die Standardabweichung zu (Schwarz = 0, Weiß = 1). Jedes Einzelbild ist mit einer Canon EOS 60Da bei 118 s und ISO 6400 entstanden. Ein Weißabgleich wurde nicht durchgeführt, so dass der rote Kanal stärker rauschend erscheint.
4 Hier sind die Standardabweichung des roten, grünen und blauen Kanals (mit Weiß-
abgleich) einer Belichtungsreihe von Dunkelbildern gezeigt, aufgetragen gegen die Temperatur des Kamerachips, gemessen mit einem Infrarotthermometer kurz vor der Belichtung. Jedes Einzelbild ist mit einer Canon EOS 60Da bei 298 s und ISO 3200 entstanden.
5
Der Testaufbau: Die Canon EOS 60Da mit Peltierelement, Kühlkörper und Lüfter. Die Kühlung ist mit speziellem Wärmeleitklebeband festgeklebt und lässt sich leicht wieder entfernen.
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Astrofotografie
6 Jeder Balken zeigt die Belichtungszeit und das Rauschen im roten, blauen und grünen
Kanal, bei 298 s mit ISO 3200. Die Zunahme des Rauschens nach 60 Minuten mit Peltierkühlung der Canon EOS 60Da im vollen Betrieb beschränkt sich auf ca. 10%. Ohne Peltierkühlung verdoppelt sich das Rauschen innerhalb einer Stunde durch die Erwärmung des Kamerachips. Durch anschließendes Vorkühlen für eine halbe Stunde kann die Chiptemperatur sogar unter die Umgebungstemperatur gesenkt werden.
und für weniger als 100 Euro zu kaufen sind. So wollen wir doch einmal schauen, ob sich eine solche Kühlung nicht leicht selbst bauen lässt.
Einen Kühlkörper von 53 mm x 53 mm x 20 mm und einen kleinen Lüfter hatte ich seit vielen Jahren zu Hause, ohne zu wissen, wofür ich dies irgendwann einmal brauchen würde. Hinzu bestellte ich mir noch ein Peltierelement (TEC1-12710) für ca. 4 Euro. Dieses Peltierelement ist eine kleine, flache, quadratische Keramik, die auf der einen Seite kalt und auf der anderen Seite warm wird, wenn man sie mit Gleichstrom versorgt. So klappte ich bei meiner Canon EOS 60Da den Bildschirm zur Seite und setzte dieses Peltierelement
mit Wärmeleitkleber auf die Rückseite des Kameragehäuses, wo in etwa der Chip liegt (Abb. 5). Auf das Peltierelement kamen ein Wärmeleitklebestreifen, Kühlkörper und Lüfter, deren Funktion es ist, die Wärme der heißen Seite des Peltierelements möglichst schnell abzuführen. Die Spannung des Peltierelementes regelte ich auf 5 Volt mit ca. 1,5 Ampere, da bei dieser Spannung der Kühlkörper kaum warm war, also nicht überfordert war. Bei größeren Spannungen kann es zu einem Wärmestau kommen, so dass selbst die kalte Seite des Peltierelementes warm wird.
Ich startete eine Belichtungsreihe mit 298 Sekunden Einzelbelichtungszeit
und nur kurzen Pausen von 2 Sekunden. Gleich beim Start setzte ich die aktive Kühlung (kalte Seite des Peltierelements, ca. 2 Grad C) hinten auf die Kamera, die etwas oberhalb der Umgebungstemperatur von 17,8 Grad C vorgewärmt war. Das Ergebnis war eindeutig. Das Rauschen nahm im Vollbetrieb innerhalb von 60 Minuten um gerade mal 10% zu, bei ca. 20 Grad C Chiptemperatur (Abb. 6). Als ich jedoch die Kühlung entfernte, nahm das Rauschen rasch zu und die Chiptemperatur lag nach 60 Minuten ohne Kühlung bei ca. 28 Grad C. Abschließend pausierte die Kamera und wurde erneut für 30 Minuten gekühlt. Das Rauschen konnte nochmals gesenkt werden und der Chip nahm eine Temperatur von ca. 15 Grad C an. Auch visuell tritt eine merkliche Verbesserung des Rauschens ein (Abb. 7).
Bereits dieser einfache Aufbau zeigt eine deutliche Reduzierung des Rauschens. Ich werde den Kühlkörper und den Lüfter noch etwas vergrößern. Das eigentlich Bemerkenswerte an dieser kostengünstigen wie effektiven Lösung zur Verbesserung der Astrofotos ist, dass sich diese Idee noch nicht früher herumgesprochen und durchgesetzt hat. Ich denke, schon bald werden viele Spiegelreflexkameras in der Astrofotografie mit passiven oder aktiven Kühlsystemen ausgestattet sein. Zu Beginn werden die meisten aufgrund des erheblichen Preisunterschiedes wahrscheinlich Selbstbau-Lösungen sein. Meiner Meinung nach macht dieses Tüfteln zu einem großen Teil unser Hobby aus. Viel Spaß beim Basteln!
www.astronomie-geseke.de
7 Dunkelbilder (Ausschnittsvergrößerung, Histogramm gestreckt) der Canon EOS 60Da mit Einzelbelichtungszeit 298 s bei ISO 3200 und
Umgebungstemperatur 17,8 Grad C. Links ohne Peltierkühlung nach 60 Minuten im Dauerbetrieb, Mitte mit Peltierkühlung nach 60 Minuten im Dauerbetrieb, rechts nach 30 Minuten mit Peltierkühlung zur Vorkühlung. Die lästigen Hotpixel gehen dank Kühlung deutlich zurück.
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Astrofotografie
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Wo Licht ist, ist auch Schatten
- Dunkelnebel als astrofotografisches Ziel
von Patrick Winkler
Einer der Pioniere im Bereich der Emissions- und Dunkelnebel war E. E. Barnard (1857-1923). Er durchmusterte ab 1905 fotografisch die Milchstraße und katalogisierte eine Vielzahl von Dunkelnebeln
(349 Objekte mit Deklination nördlich von -35º). Die zu dieser Zeit vorherrschende Meinung, dass diese Objekte ,,Löcher im Band der Milchstraße" sind, konnte er ebenso revidieren. Er belegte,
1 Die Milchstraße in den Sternbildern
Schütze, Skorpion und Schlangenträger zeigt eine Vielzahl an Dunkelwolken. Zeiss Distagon T 1:2,8/15 mm und FLI ML x694, RGB je 65 min.
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Astrofotografie
2 IC 5146, Dunkelnebelband B 168 (Opazität 3) im Sternbild Schwan (N oben, O links). TeleVue NP 127fli und FLI ML
16200, LRGB 100 / 80 / 80 / 80 min.
dass es sich hierbei um teilweise gewaltig große Wolken handelt, die sowohl aus atomaren und molekularen Gasen sowie aus fester Materie - konkret: Staub - bestehen.
Dunkelnebel sind dabei dichte und sehr kalte Molekülwolken von 10 bis 30 K (-263 bis -243 ºC), die durch das Licht umliegender Sterne angestrahlt werden. Durch diese tiefen Temperaturen können jedoch die in den Nebeln vorhandenen Wasserstoffmoleküle nicht zum Leuchten angeregt werden. Lediglich an den Randbereichen herrscht eine geringere Staubdichte, wodurch der rötliche Lichtanteil der Sterne hier teilweise passieren kann (interstellare Rötung genannt). Eine weitere Einteilung dieser Dunkelnebel erfolgte später über deren Opazität = (Lichtundurchlässigkeit), die von 1 (hell) bis 6 (dunkel) skaliert wird. Basierend auf R- und B-Daten wurde visuell ein Vergleich mit umliegenden Feldern gemacht
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und so deren Dunkelheit bzw. Lichtundurchlässigkeit klassifiziert.
Fotografisch gesprochen handelt es sich also um ,,Gegenlichtaufnahmen" dunkler Regionen. Die Anforderungen an die Belichtungszeit sind dabei ganz unterschiedlich, je nachdem, ob sich das zu fotografierende Objekt inmitten der Milchstraße befindet (und somit viele umgebende Sterne die Dunkelwolke deutlich abheben) oder es sich in einer sternärmeren Gegend befindet (z.B. B 11).
Je nach Objekt zeigen sich bei steigender Belichtungszeit zusätzlich auch schwache Nebelausläufer und Staubregionen. Zur Planung des Bildausschnittes, und um einen Überblick über die zu fotografierende Region zu bekommen, hat sich der Aladin Sky Atlas (http://aladin.ustrasbg.fr) als überaus hilfreiches Tool erwiesen. Nachfolgend möchte ich zwei Objekte näher vorstellen: einerseits den
bekannten Kokonnebel (IC 5146) mit dem Dunkelwolkenband B 168 im Sternbild Schwan und den eher unbekannten und sehr selten fotografierten Dunkelnebelkomplex B 8, 9 und 11 im Sternbild Giraffe.
IC 5146 und B 168 Die in astrofotografischen Kreisen wohlbekannte Kokonnebelregion wurde von E. Barnard, der dieses Objekt bereits 1893 auf fotografischen Aufnahmen entdeckte, erstmals 1905 im Rahmen einer Publikation erwähnt. Er katalogisierte diesen Dunkelnebel mit der Nummer 168 und beschrieb ihn bzw. IC 5146 wie folgt (Übersetzung des Autors): ,,Ein kleiner Nebel am östlichen Ende des Dunkelbandes. Der Nebel ist 10' im Durchmesser mit über einem Dutzend kleiner Sterne unterschiedlicher Magnituden ... Das Dunkelband ist 1,7º lang und 9' breit."
Astrofotografie
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3 Die sehr selten fotografierten, aber reizvollen Dunkelnebel B 8, B 9 (Opazität 5) und B 11 (Opazität 3) im
Sternbild Giraffe (N oben, O links). TeleVue NP 127fli und FLI ML 16200, LRGB 280 / 84 / 84 / 84 min.
Barnard 8, 9 und 11 Bei B 8, 9 und 11 handelt es sich um eher unbekannte Objekte, die auch astrofotografisch selten gezeigt werden. Wahrscheinlich liegt dies wohl daran, dass sich in der Nähe keine Emissionsnebel oder Ähnliches befinden und es daher als weniger reizvoll erachtet wird, dafür Belichtungszeit aufzuwenden. Nichtsdestotrotz stellen diese drei Dunkelnebel ein reizvolles Ensemble dar. In der linken unteren Bildecke befindet sich B 12 (angerissen). Barnards Beschreibung dieser drei Dunkelwolken (Übersetzung des Autors):
,,B 8: Zentralteil des dunklen, irregulären Bandes, ca. 2,6 º lang und 22' +- breit, sehr ähnlich dem Dunkelband östlich von Rho Ophiuchi."
,,B 9: Dunkle, unregelmäßige Vakanz. Diese ist die Mitte einer großen Vakanz, die sich nach Osten und Westen erstreckt,
deren durchgehender Teil 2,5 Grad lang und etwa 0,5 Grad breit ist. Es erstreckt sich in einer mehr oder weniger gebrochenen Form für etwa 6 Grad . Es gibt ein breites Gebiet, das sich südlich davon für ein paar Grad erstreckt, fast bis zum Stern BD +53 Grad 750, dessen Position = 4h 6min 58s, = +53 Grad 18' ist. Im Osten brechen sie in mehr oder weniger getrennte Flecken auf, die der am östlichen Ende des großen Bandes von Rho Ophiuchi ähneln, aber im Gegensatz zu diesem entspringt sie nicht in einem größeren leeren Raum oder einem Nebel. Die Grenzen sind nicht so definitiv wie beim Rho OphiuchiBand."
,,B 11: Östliches Ende des irregulären Bandes, B 8."
Literatur- und Internethinweise (Stand 30.01.2017): [1] E. E. Barnard, 1919: ,,A photogra-
phic atlas of selected regions of the milky way", www.library.gatech. edu/barnard/index.html [2] J. Bennet, M. Donahue, N. Schneider, M. Volt, 2009: ,,Astronomie: Die kosmische Perspektive", Verlag Pearson Studium [3] A. Cooke, 2012: ,,Dark Nebulae, Dark Lanes, and Dust Belts", The Patrick Moore Practical Astronomy Series, Springer Verlag [4] W. Steinicke, 2008: ,,IC 5146", www.klima-luft.de/steinicke/Artikel/ ic5146.pdf
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Astronomische Vereinigungen
Neues aus der Fachgruppe
Astronomische Vereinigungen
von Roland Zahn
1. Treffen der Region West der Fachgruppe Astronomische Vereinigungen Am 8. April 2017 fand ein Treffen der Region West unter der Leitung von Claudia Henkel in den Vereinsräumen der Walter-Hohmann-Sternwarte Essen e.V. (WHS) Statt. Es kamen Besucher aus den verschiedenen umliegenden Mitgliedssternwarten zu diesem Treffen. Bei einem vorangehenden gemeinsamen Mittagessen machten sich die Teilnehmer untereinander bekannt. Danach wurden einzelne Punkte der Tagesordnung nacheinander besprochen.
Die Situation ... der Fachgruppe Astronomische Vereinigungen: Wie die Zusammenarbeit der Region mit der offiziellen Fachgruppenleitung funktioniert, darüber wurde eine anregende Diskussion geführt. Man war sich einig, dass hier noch Nachholbedarf besteht und dies schnellstens geändert werden muss. Eine reibungslose Kommunikation in beide Richtungen muss gewährleistet werden können.
Auch wurde der ATT 2017 angesprochen, der ideale Ort, um anderen Besuchern die Fachgruppe näherzubringen. Claudia Henkel bot an, dies in einem separaten Raum zu machen, die Teilnehmer stimmten sofort zu.
Der Internetauftritt ... der Region West: Der Web-Auftritt soll nach dem Vorbild der Region Nord gestaltet werden, die Region Nord stimmte zu und überließ der Region Mitte die Vorlage. Dafür ein Dankeschön an die Region Nord! Es wurden noch Einzelheiten diskutiert und Beatrix Woyth wird die Homepage schnellstens aufbauen.
Zum Schluss ... gab es noch rege Diskussionen über die Werbematerialien, den Astronomietag und andere Themen, um die Region West voranzubringen.
Das nächste Treffen ... der Region West findet am 18. No-
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1 Die Teilnehmer des Treffens der Region West vor dem 3-m-Radioteleskop der
Walter-Hohmann-Sternwarte Essen
vember 2017 wieder in der WHS statt. Begonnen wird wie beim letzten Mal um 13 Uhr mit einem gemeinsamen Mittagessen. Jeder, der sich dazugehörig fühlt, ist eingeladen. Allerdings ist eine kleine Voranmeldung erbeten an: vorsitzender@walter-hohmann-sternwarte.de
2. Treffen der FG Astronomische Vereinigungen auf dem ATT 2017 Auf dem ATT 2017 in Essen fand in einem separaten Raum ab 12:00 Uhr das Treffen der Fachgruppe Astronomische Vereinigungen statt. Es waren Vertreter aus drei Regionen anwesend, auch interessierte Besucher kamen, um sich über die neue FG zu informieren.
Nach einer kurzen Vorstellung plauderten die Teilnehmer in kleinen Gruppen, aber dann kam der Stein ins Rollen. Es wurde von den Regionen berichtet, wie sie verschiedene Hürden bewältigen. Man beschloss, sich auch untereinander zu helfen, damit die FG schneller wachsen kann. Es war für die Teilnehmer in-
teressant, und jeder konnte etwas mit nach Hause nehmen. Auch wünschten sich die Regionen, dass man sich einoder zweimal im Jahr trifft, um weitere Maßnahmen zu planen. Deshalb wurde beschlossen, bevor die Teilnehmer auseinandergingen: Der Stellvertreter der FG, Rolando Dölling, und der FG-Redakteur Roland Zahn organisieren ein solches Treffen.
Zum Abschluss kann man sagen, es war ein interessantes, konstruktives Treffen. Die Fachgruppenleitung lädt zum 2. Treffen der VdS FG Astronomische Vereinigungen ein. Dieses findet am 23.09.2017 statt, von 10:00 bis 17:00 Uhr in Bad Kreuznach. Adresse: Johannes-Kirchengemeinde, Gemeindezentrum, Lessingstraße 14, 55543 Bad Kreuznach. Wir würden uns über ein zahlreiches Erscheinen freuen, für das leibliche Wohl ist gesorgt.
Anmeldungen bitte an Roland Zahn, E-Mail: r.b.zahn@t-online.de
Computerastronomie
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+ + + + + + + + + + Computer-Ecke + + + + + + + + + +
Software
Ein leistungsstarker Texteditor:
Notepad++
von Helmut Jahns
Wem der Standardtexteditor von Windows zu viele Wünsche offen lässt und wer nach Alternativen sucht, könnte einen Blick auf Notepad++ werfen. Notepad++ kam im vergangenen Herbst in der Version 7 heraus und bietet für das Editieren zahlreiche komfortable Funktionen: - Syntaxhervorhebung für diverse Spra-
chen, z.B. C, Java, HTML, XML, Python
- das Aufzeichnen von Makros zum Automatisieren sich wiederholender Arbeitsschritte
- verschiedene Datenformate, z.B. Windows- oder Unix-Zeilenendungen (LF/ CR), ANSI, UTF-8, UCS2, etc.
- zahlreiche Plugins für andere Anbieter - umfangreiche Suchfunktionen
Das Schöne an diesem kostenfreien Editor ist, dass er neben seiner Leistungsfähigkeit sehr geradlinig und unkompliziert zu bedienen ist, weswegen er auch in der industriellen Programmierung einen festen Platz gefunden hat.
1 Notepad++ bietet farbliche Markierungen für verschiedene Syntaxelemente diverser Sprachen, hier am Beispiel der
Programmiersprache C. Ferner ist eine Block-Selektion (grauer Bereich) möglich, die das Verarbeiten von Zahlenkolonnen oder tabellarischen Daten vereinfacht.
VdS-Journal Nr. 63
62
Computerastronomie
TELESKOP 4.69
von Helmut Jahns
Software
Es gibt eine Teleskopsteuerung, die sicherlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Sie heißt schlicht und einfach TELESKOP. Dieses Programm kommt ursprünglich aus der Atari-Welt (ab 1987) und wurde in den letzten Jahren vom Entwickler Hans-Jürgen Goldan auf den PC portiert. TELESKOP startet unter Windows als Konsolenanwendung und präsentiert dort eine Benutzeroberfläche mit Statusinformationen zum momentanen Objekt (u.a. Typ, Position) und einem Menü zum Steuern des Programms (Objektauswahl, Positionieren, Parkposition, Auslösen einer Kamera, Nachtmodus etc.). Die Anwahl der Menüpunkte erfolgt über Tastatur oder über Handsteuerung (s. weiter unten). Alle Befehle können alternativ auch über die Kommandozeile des Programms eingegeben werden. Hinterlegt sind alle Planeten, Messier-, NGC- und IC-Objekte.
Maus oder Tastatur benutzen zu müssen, lässt sich das Programm bedienen, während man sich frei am Beobachtungsplatz bewegt.
- Es können zudem mehrere Aktionen zu so genannten Jobs zusammengefasst werden. Damit lassen sich mehrere Objekte hintereinander anfahren sowie über ein Zusatzprogramm (Click.exe) Fotografien mit einer DSLR-Kamera auslösen. Diese Jobs können auch zeitgesteuert ausgeführt werden.
- Berechnung des Aufstellungsfehlers: Durch Anfahren von max. 12 Initialisierungssternen werden alle Aufstellungsfehler und Geometriefehler berechnet.
TELESKOP bietet die Ansteuerung sämtlicher Montierungen mit LX200-Protokoll. Das Programm ist kostenfrei und kann unter www.goldan.org/juergen/ teleskop.html heruntergeladen werden. Dort finden sich einige weiterführende Infos zum Programm.
Kometen und Asteroiden werden in TELESKOP eingebunden, indem Textdateien mit Bahnelementen und Äquinoktium in ein Unterverzeichnis abgelegt werden. Mit einen zusätzlichen Modul können diese aus den üblichen Datenbanken abgeleitet werden. Das Programm TELESKOP wird mit dem Programm Sky ausgeliefert, welches den aktuellen Sternenhimmel mit Sternbildern, Messier-Objekten und Milchstraße in einem separaten Fenster darstellt und eine Positionierung zu einem Objekt ermöglicht. TELESKOP besitzt einige Merkmale, die hervorhebenswert sind: - Über die Einstellung eines irdischen Objekts im Fernrohr, z.B. einen Kirchturm, können über dessen Azimut und Höhe das Teleskop initialisiert und damit Objekte am Taghimmel wie Sterne oder Planeten angefahren werden. Ein besonderer Reiz ergibt sich, wenn man bedenkt, dass einige der besten historischen Merkurzeichnungen am Tage bei großer Höhe und unter Ausnutzung des tageszeitlichen Seeing-Fernsters entstanden!
1 Die Benutzeroberfläche von TELESKOP
- Das Programm kann über ein Gamepad bedient werden. So werden die Vorteile einer Darstellung am Monitor und einer Handsteuerung verknüpft. Anstatt direkt vorm Rechner sitzen und im Dunkeln
VdS-Journal Nr. 63
2 Gesamtdarstellung des Nachthimmels mit dem Zusatzprogramm Sky
Computerastronomie
63
Software
Alles unter Kontrolle:
Dateien versionieren mit Tortoise
von Helmut Jahns
Unter der Versionskontrolle von Dateien versteht man die Verwaltung verschiedener Stände von Dateien, z.B. von OfficeDateien oder von Quelltextdateien beim Programmieren. Mit Versionierung ist es leicht möglich, bei Dateien einen älteren Stand zurückzuholen, um. z.B. irrtümlich gelöschte Dateiabschnitte wiederzubekommen. Beim Programmieren größerer Softwareprojekte beispielsweise gibt das Versionieren sehr viel Sicherheit, um Dinge einfach ausprobieren zu können und jederzeit wieder zu einem beliebigen der vorigen Stände zurückkehren zu können.
Es sind verschiedene Tools zur Versionskontrolle sowohl kommerziell als auch frei erhältlich. Eines von ihnen ist SVN, welches ursprünglich als reines Kommandozeilentool aus der UNIX-LinuxWelt stammt, aber seit vielen Jahren auch unter Windows läuft. Für Windows gibt es zudem einen grafischen Aufsatz namens Tortoise (Schildkröte), welcher sich in den Windows-Dateiexplorer integriert. Zu Beginn der Arbeit wird ein Repository (eine Art Datenbank) angelegt, das die Änderungen aller zu versionierenden Dateien aufzeichnet. Jede abgeschlossene Änderung an einer Datei kann mit dem Kommando ,,commit" an die Datenbank übergeben werden, damit sie restaurierbar wird.
1 Mit Tortoise ist das Vergleichen von Excel-Tabellen möglich. Alle Zellen, die unter-
schiedliche Inhalte besitzen, werden farblich hervorgehoben.
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Excel-Tabellen vergleichen Ein besonderes Sahnehäubchen hält Tortoise für eifrige Nutzer von Excel bereit: den Vergleich von Excel-Tabellen. Es lassen sich z.B. ein alter und ein neuer Stand derselben Excel-Tabelle miteinander vergleichen, wobei jede unterschiedliche Zelle farblich hervorgehoben wird. Vergleichbares wird ansonsten nur von kommerziellen Tools geleistet, die nicht immer preisgünstig sind.
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Computerastronomie
Im Netz
Rangliste der Programmiersprachen
von Helmut Jahns
Welche Programmiersprachen finden die meiste Verwendung? Diese Frage versucht der TIOBE-Index zu beantworten. Ausgehend von der Trefferhäufigkeit bei der Suche nach Programmiersprachen wird jährlich eine Rangliste der am häufigsten verwendeten Sprachen erstellt. Angeführt wird die Rangliste seit Jahren von Java und C, aber auch Python und Go haben eine ansehnliche Platzierung.
Nicht ganz so leicht zu beantworten ist die Häufigkeit der Programmiersprachen im Bereich der Astronomie und der Naturwissenschaften. Die Astronomie stellt an die Programmierung speziellere Anforderungen, weshalb sich teils andere Programmiersprachen in den Vordergrund schieben. Eine Übersicht der in der Astronomie gängigen Sprachen könnte - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - etwa wie folgt aussehen:
C Der Klassiker unter den Programmiersprachen. Wird heute sehr häufig für Steuergeräte (Arduino, Raspberry Pi) verwendet. Darüber hinaus kommt es aufgrund seiner Schnelligkeit für numerische Simulationen zum Einsatz.
Fortran Ebenfalls ein Klassiker; es sind viele leistungsstarke und gut getestete Codebibliotheken zugreifbar, die in eine andere Sprache zu transferieren bislang keine Notwendigkeit bestand.
IDL (= Interactive Data Language) wird häufig für Datenaufbereitung und Bildverarbeitung verwendet und findet sich in vielen Analyse-Pipelines wieder. IDL hat allerdings seinen Zenit überschritten und ist in der Verwendung rückläufig.
Python ist stark im Kommen. Zahlreiche Naturwissenschaftler und Astronomen arbeiten an Paketen wie AstroPy, SciPy, NumPy oder MatPlotLib.
MatLab bzw. eines seiner freien Derivate findet immer noch Verwendung aufgrund der zahlreichen mathematischen Möglichkeiten.
R Eine relativ neue Programmiersprache mit ausgeprägtem statistischem Funktionsumfang.
Rezension
Abenteuer Weltall
von Dietmar Bannuscher
Bibliografische Daten: Abenteuer Weltall Autoren: Martin Jenkins, Stephen Biesty; Gerstenberg-Verlag ISBN 978-3-8369-5908-7; Preis: 16,95 Euro
In der Hand halte ich ein 25,5 x 29,5 Zentimeter großes Buch in festem schwarzem Einband, auf dem ein schwebender Raumfahrer zu sehen ist. Das Titelbild deutet an, wohin die Reise gehen soll: zur Raumfahrt. Augenscheinlich ist das Buch für ältere Kinder und interessierte Jugendliche geschrieben worden. Wie in den Innenseiten zu lesen ist, liegt hier eine Übersetzung eines englischen Buches vor.
Anhand der Reise der Raumsonde Voyager 1 entdeckt der Leser das Sonnensystem und erfährt viel über die Geschichte seiner Erkundung von der Antike an. Dies ist alles gut verständlich dargestellt, unterstützt durch schematische und detaillierte Zeichnungen. Anhand gemalter Bilder blickt der Betrachter ins Innere von Instrumenten, Raketen, Raumfahrzeugen und auch in den Aufbau von Raumanzügen sowie Gebäuden.
Der Hauptteil des Buches beschäftigt sich mit der Raumfahrt selbst, beginnend mit den ersten überlieferten Flug-Aktivitäten der Menschheit. Es folgt der Wettlauf zwischen USA und Sowjetunion bis zur Mondlandung und das Buch beschreibt zum Teil sehr detailreich, welche Hürden die Raumfahrt von der Vergangenheit bis heute zu nehmen hatte. Weitere Missionen zu Planeten und deren Monden werden beschrieben, immer den folgerichtigen Fortschritt der Technik in verständlicher Weise dargestellt. Am Ende findet sich ein Ausblick auf die Raumfahrt der Zukunft, viele Probleme dieser Visionen werden hier kritisch, aber auch nachvollziehbar aufgezeigt.
Das Buch ist aus dem Englischen übersetzt, das merkt man an den zumeist wirklich konsequent verdeutschten Begriffen. Dadurch fallen in geringem Maße aber auch nicht erklärte Fremdwörter
VdS-Journal Nr. 63
und Abkürzungen (die sich erst sehr viel später erklären) auf. Die am Ende stehenden Literaturhinweise und Weblinks, die sich rein auf die Raumfahrt konzentrieren, könnten ausführlicher sein, denn die älteren Kinder und Jugendlichen wollen weitere Fakten sicherlich vor allem im Internet nachlesen und finden.
Zunächst befremdet das gänzliche Fehlen von Fotografien, doch dieser Eindruck verschwindet beim Weiterlesen. Die wirklich tollen Detailzeichnungen lassen den jungen Leser noch neugieriger werden und mir sind spontan viele Dinge eingefallen, wie Kinder Raumfahrt ,,spielen" oder ,,nachmachen" könnten.
Mir hat das Buch als Ganzes gut gefallen und ich würde es zum Einstieg ins Thema auf jeden Fall empfehlen.
Deep Sky
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Think Big - Beobachtungen über 2 Grad und mehr: Westerhout 80 im Schwan
von Christopher Hay und Rene Merting
Großferngläser und kleine Teleskope sind Geräte mit ganz speziellen Möglichkeiten, sprich mit Gesichtsfeldern zwischen 2 und 4 Grad in Verbindung mit mehr Öffnung als Handferngläser. Für diese Öffnungsklasse gibt es kaum Beobachtungsempfehlungen für Objekte mit dieser Ausdehnung.
Eine Reihe von diesen ,,Groß-Objekten" mit einem Kaliber von 2 Grad Winkelausdehnung enthält passenderweise das Sternbild Schwan, ist das geflügelte Gestirn doch eines der Sternbilder mit der größten Flächenausdehnung am Himmel. Noch dazu beherbergt es beachtliche 35
Grad des Verlaufs der Milchstraße. Die Abbildung 1 zeigt durch die Schmalband-Filterung eindrucksvoll das gesamte Nebelgeschehen im Schwan. Wir sehen hier flach entlang der Innenkante unseres lokalen Orion-Arms der Galaxis. Durch den flachen Winkel unserer Blickrichtung im Verhältnis zum Orion-Arm liegen die Nebelbereiche links oben im Bild wesentlich näher zu uns als die Bereiche rechts unten.
Der Nordamerika-Nebel (NGC 7000) liegt in 3.700 Lichtjahren Entfernung, der Crescent-Nebel NGC 6888 ist 5.000 Lichtjahre entfernt. Am unteren Rand
des Fotos prangt der Cirrus-Nebel, der ein isoliertes Objekt im Vordergrund in 2.000 Lichtjahren Entfernung ist, das heißt ohne eigentlichen Bezug zum Nebelgeschehen dahinter.
Nachdem wir in der vorherigen Ausgabe den ,,Fisch auf dem Servierteller" vorgestellt haben, wollen wir jetzt auf ein anderes kaum bekanntes Groß-Objekt aufmerksam machen, dessen Einzelobjekte aber allen bekannt sein dürften. Westerhout 80 - das ist der Nordamerika-Nebel NGC 7000 und der PelikanNebel IC 5067, die Teile eines einzigen viel größeren Emissionsnebels sind. Die
1 Übersichtsaufnahme des Sternbilds Schwan von Dieter Willasch, www.astro-cabinet.com
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Deep Sky
2 Mosaik des Bereichs Nordamerika-Nebel und Pelikan-Nebel, 7 x 15 min Ha
durch Tak FSQ 106ed bei f/3,65, Tobias Knesch
Mitte von Westerhout 80 wird vom Dunkelnebel LDN 935 verdeckt. Hinter LDN 935, in der ,,Bucht von Mexiko", liegt die Ionisationsquelle, welche das Ganze zum Leuchten bringt.
Doch da ist mehr: Weitfeldfotos wie die Abbildung 2 zeigen recht deutlich, dass der Cygnus Arc IC 5068 der eigentliche südliche Rand des Gesamtnebels ist, mit weiteren schwachen Ausläufern, die noch darüber hinaus reichen. Der Durchmesser von Westerhout 80 beträgt also satte 4 Grad!
Die bekannte Great Wall im Nordamerika-Nebel ist ein typischer ,,bright rim" eines Emissionsnebel-Komplexes, wie er in vielen anderen solchen Nebeln auch zu sehen ist. Der auffallende hellere Bogen im Kopf des Pelikans ist auch ein Teil dieses ,,hellen Randes".
Unsere Beobachtungen zu Westerhout 80:
Christopher Hay:
Verwendetes Instrument: 5-Zoll-Doppelrefraktor bei 26-fach (2,8 Grad GF/ 4,8 mm AP) Filterung: in einem Okular UHC, im anderen [OIII] Standort: vorstädtisch, mit mäßiger Himmelsqualität
Rene Merting:
Verwendetes Instrument: 8 x 42-Fernglas Filterung: jeweils einen 2''-UHC- und -[OIII]-Filter vor die Öffnung gehalten Standort: Landhimmel
In einer mondlosen Nacht im August 2016 prangte der Pelikan in voller Größe im Okular, was auf eine sehr gute Durchsicht im Zenit an meinem vorstädtischen Standort hinwies. Dann kam die große Überraschung: Mehr als ein Grad südlich entfernt vom Pelikan glomm ein Nebelbogen über anderthalb Grad Länge, mit einem Krümmungsradius, der etwa zur Mitte von Nordamerika/Pelikan wies! Schnell blätterte ich im Interstellarum Deep Sky Atlas nach. Und tatsächlich: genau dort ist der Cygnus Arc IC 5068. Kartiert werden drei Verdichtungen im Arc. Insgesamt verschmolzen die drei zu einem Bogen.
Es ist schon eine besondere Freude, etwas zu entdecken, ohne es überhaupt gesucht oder von dessen Existenz gewusst zu haben. Mir war der Zusammenhang von Nordamerika- und Pelikan-Nebel in Westerhout 80 aus der Literatur bekannt, doch hatte ich nicht angenommen, dass an meinem Standort und mit meinen Mitteln visuell mehr als diese zwei Fragmente zugänglich seien. Mit diesem Cygnus-Bogen wurde Westerhout 80 zu einem einzigen Ganzen: LDN 935 das Trennende, der Cygnus Arc das Verbindende.
Die Ostflanke von NGC 7000 wirkt breiter und größer als sonst in Teleskopen mit nur einem Filter üblich - der Nebel ist östlich wie ein Halbkreis gezogen in Richtung des Cygnus Arc, wo 4 hellere Sterne die Stelle des Bogens markieren. IC 5067 ist ganz schwach angedeutet sichtbar, vom Cygnus Arc selbst ist leider nichts zu erkennen.
Verwendetes Instrument: 12-Zoll-Spiegel, 40-fach (8,9 mm AP) Filterung: [OIII] Standort: Landhimmel
NGC 7000 ist eine Offenbarung. Mexiko springt einen förmlich an und im Nebel selbst werden Kondensationen deutlich; die scharfe Begrenzung im Westen ist sehr markant. Florida ist richtig gut erkennbar und an der Ostküste entlang verlaufen deutlich konturierte Helligkeitsunterschiede. Die Bucht im Golf von Mexiko wirkt wie eingestanzt.
Der Pelikan IC 5067 zeigt sich als deutlich strukturierte Nebellandschaft zwischen den beiden Sternen 56 Cyg und 57 Cyg, der Pelikanschnabel ist gut erkennbar.
Vom Cygnus Arc wird der westliche Nebelteil IC 5068B sichtbar. Bei Steigerung der Vergrößerung auf 50-fach (6 mm AP) und [OIII] zeigt sich der westliche Nebel als Bogen westlich eines helleren Sterns, der mittlere Bogen ist diffus angedeutet erkennbar. Bei 70-facher Vergrößerung (4,4 mm AP) werden alle drei Nebelteile mäßig gut sichtbar.
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Deep Sky
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Skyguide 2017-3 (Herbst)
von Robert Zebahl und Rene Merting
Unser Skyguide soll in erster Linie Anregungen für eigene Beobachtungen geben und wird dabei jährlich für jede Jahreszeit 5 Objekte kurz beschreiben. Es werden dabei sowohl leichte als auch schwierige Objekte ausgewählt, welche nach Schwierigkeitsgrad sortiert sind. Wie schwer ein Objekt letztlich ist, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab, vor allem der Himmelsqualität, der Teleskop-Öffnung und der persönlichen Erfahrung.
Zu jedem Objekt werden die wichtigsten Informationen in Kurzform und gegebenenfalls ein DSS-Bild (Digitized Sky Survey) angegeben. Des Weiteren ist eine Karte, erstellt mit der freien Software Cartes du Ciel (Skychart), für die
grobe Orientierung vorhanden, welche Sterne bis zu einer Größenklasse von ca. 8,0 mag zeigt. Telradkreise (0,5 Grad ; 2 Grad ; 4 Grad ) auf der Karte markieren die Position des Objekts. Im Allgemeinen empfehlen wir aber, eigene Aufsuchkarten zu erstellen. Die visuelle Beschreibung des Objekts basiert weitestgehend auf eigenen Beobachtungen und soll lediglich als Anhaltspunkt dienen.
Übersichtskarte der Objekte für Skyguide 2017-3
Karte erstellt mit Cartes du Ciel
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Deep Sky
Melotte 20 (Collinder 39, Alpha-Persei-Gruppe)
Typ:
Offener Sternhaufen
Sternbild:
Per
Koordinaten (2000.0): 03h 27m, +49 Grad 07'
Helligkeit:
1,2 mag
Winkelausdehnung: 185' x 185'
Melotte 20 ist ein Bewegungshaufen, dessen Mitglieder also eine ähnliche Eigenbewegung haben. Sein Alter wird auf 50-70 Millionen Jahre geschätzt. Aufgrund seiner Winkelausdehnung und Helligkeit ist der Sternhaufen bereits mit bloßem Auge sichtbar und daher schon seit der Antike bekannt. Dennoch wurde er erst später von Philibert Jacques Melotte, einem britischen Astronomen, im Jahr 1915 in seinen Katalog für Offene Sternhaufen aufgenommen. Einträge in bekannten Katalogen wie Messier, NGC oder IC gibt es nicht. Für die visuelle Beobachtung benötigt man keine optischen Hilfsmittel, sofern der Himmel ausreichend dunkel ist. Es zeigen sich dann die hellsten Mitglieder. Am besten eignen sich Ferngläser mit schwacher Vergrößerung. Die Mitglieder sind recht locker verteilt und
1 Aufsuchkarte für Offenen Sternhaufen Melotte 20,
erstellt mit Cartes du Ciel
in Sternketten angeordnet. Am südwestlichen Rand fällt noch eine Gruppe von 4 Sternen auf, wobei der Stern Sigma Persei durch seine Orangefärbung besonders markant ist.
Trumpler 2 (Collinder 29)
Typ:
Offener Sternhaufen
Sternbild:
Per
Koordinaten (2000.0): 02h 36m 53s,
+55 Grad 54' 54''
Helligkeit:
5,9 mag
Winkelausdehnung: 20' x 20'
Ein recht heller Sternhaufen ist Trumpler 2 mit ca. 150 Mitgliedern. Die hellsten Sterne sind dabei in einer Kette angeordnet, was dem Sternhaufen einen länglichen Charakter verleiht. Darunter befindet sich auch ein auffallend gelber Stern. Unter städtischen Bedingungen (Bortle 7, FST ca. 4,5 mag) waren mit 8 Zoll Teleskop-Öffnung bei 37-facher Vergrößerung bereits ca. 15 Mitglieder sofort sichtbar. Unter dunklerem Himmel treten dann auch schwächere Sterne hervor.
2
Offener Sternhaufen Trumpler 2, Quelle: DSS
VdS-Journal Nr. 63
Deep Sky
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NGC 1499 (Kaliforniennebel)
Typ:
Heller Nebel
Sternbild:
Per
Koordinaten (2000.0): 04h 01m 00s,
+36 Grad 25' 00''
Helligkeit:
5,0 mag
Winkelausdehnung: 160' x 40'
Eine der am nächsten gelegenen HII-Regionen ist NGC 1499, die wegen ihrer Form auch Kaliforniennebel genannt wird. Vermutlich wird der Nebel durch den Stern Xi Persei zum Leuchten angeregt. Trotz der Gesamthelligkeit von 5 mag ist er kein leichtes Objekt für das bloße Auge aufgrund der geringen Flächenhelligkeit. Ein sehr dunkler, transparenter Himmel ist Voraussetzung. Ein vorgehaltener UHC- oder HbFilter helfen sehr. Unter ländlichen Bedingungen sollte der Nebel bei 5 Zoll Teleskop-Öffnung mit Hb-Filter keine Schwierigkeiten bereiten. Geringe Vergrößerung ist hilfreich, um den Nebel gut vom Himmelshintergrund trennen zu können. Bei vorstädtischen Bedingungen (Bortle 6, FST 4,8 mag) ist ebenfalls eine Sichtung möglich: Mit einem 5-Zoll-Refraktor bei 18-facher Vergrößerung und Hb-Filter zeigte sich der Nebel als längliche, strukturlose Aufhellung.
3 Heller Nebel NGC 1499, Quelle: DSS
NGC 1193 (H 2.608)
Typ:
Offener Sternhaufen
Sternbild:
Per
Koordinaten (2000.0): 03h 05m 56s,
+44 Grad 23' 00''
Winkelausdehnung: 1,5' x 1,5'
NGC 1193 hat mit 5 Milliarden Jahren ein beachtliches Alter, welches nicht viele Sternhaufen erreichen. Meist lösen sich Sternhaufen bereits nach einigen hundert Millionen Jahren auf, so dass sie nicht mehr als Sternhaufen erkennbar sind. Es ist wohl in der Masse des Sternhaufens begründet, welche diesen durch die Gravitation zusammenhält. Ebenso ungewöhnlich ist die Eigenbewegung. Mit hoher Geschwindigkeit bewegt er sich in das Innere unserer Galaxis. Er befindet sich in ca. 14.700 Lichtjahren Entfernung im Perseus-Arm. Um dieses Urgestein von Sternhaufen zu beobachten, ist ein dunkler Standort und mittlere Teleskop-Öffnung von Vorteil. Doch auch unter vorstädtischen Bedingungen (Bortle 6, FST 4,8 mag) lässt sich der Sternhaufen bereits mit 5 Zoll Teleskop-Öffnung beobachten, wo er recht klein, eher schwach und indirekt teils körnig erscheint. Bei 12 Zoll Teleskop-Öffnung sollte der Sternhaufen bei hoher Vergrößerung auflösbar sein.
4 Offener Sternhaufen NGC 1193, Quelle: DSS
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Deep Sky
Abell 4 (PK 144-15.1)
Typ:
Planetarischer
Nebel
Sternbild:
Per
Koordinaten (2000.0): 02h 45m 23,67s,
+42 Grad 33' 04,9''
Winkelausdehnung: 0,4' x 0,4'
Abell 4 ist relativ leicht zu finden, da er sich nur knapp 40 Bogenminuten vom Offenen Sternhaufen Messier 34 entfernt befindet. Dennoch ist eine genaue Aufsuchkarte empfehlenswert, da er im Vergleich zu anderen Planetarischen Nebeln des Abell-Katalogs recht klein ist. Seine geringe Winkelausdehnung führt jedoch zu einer vergleichsweise hohen Flächenhelligkeit. Von der Blauhelligkeit von 15,6 mag sollte man sich nicht abschrecken lassen. Der Nebel lässt sich mit etwas Erfahrung bereits bei 8 Zoll Teleskop-Öffnung mit [OIII]Filter unter einem Landhimmel (Bortle 3-4) bei mittlerer Vergrößerung indirekt problemlos beobachten. Er erscheint dann als kleines, rundes, gleichmäßiges Scheibchen.
5 Planetarischer Nebel Abell 4, Quelle: DSS
IMPRESSUM
VdS-Journal für Astronomie · Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Hier schreiben Mitglieder für Sternfreunde.
Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V.
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bearbeitung: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren
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Bezug: ,,VdS-Journal für Astronomie" erscheint
gruppen-Redakteure und VdS-Mitglieder
viermal pro Jahr und ist im Mitglieds-beitrag von 35,- E (EU) und 40,- E
Mitarbeit:
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(außerhalb der EU) bzw. ermäßigt 25,- E pro Jahr enthalten
Beiträge werden erbeten an: VdS-Geschäftsstelle, Postfach 1169, D-64629 Heppenheim und an die Redakteure der VdS-Fachgruppen (siehe Redaktionsliste).
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Geschichte
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Edmond Halley (1656-1742) und sein Beitrag zur Sternenkunde
von Olaf Fritz
Den langgezogenen, weißblauen Schweif eines Kometen am nächtlichen Sternenhimmel zu beobachten, ist ein ganz besonderes astronomisches Schauspiel. Seit Menschen ihren Blick in der Nacht zu den Sternen erhoben haben, haben Kometen stets ihre Neugier und Fantasie geweckt. Einen Beitrag zum Verständnis der Kometen lieferte unter anderen der englische Astronom und Mathematiker Edmond Halley (1656-1742). Im Rahmen dieses Beitrags werden wir uns mit dem Leben Halleys und ausgewählten Aspekten seines astronomischen Werkes beschäftigen [vgl. ausführlicher 1-10].
Leben und astronomisches Werk In Haggerston, einem Stadtteil im Osten Londons, wurde Edmond Halley am 8. November 1656 geboren. Er war das erste Kind von Anne und Edmond Halley Senior. Der Lebensunterhalt der Familie wurde unter anderem durch die Herstellung und den Vertrieb von Seife bestritten. Die erwirtschafteten Einkünfte erlaubten der Familie einen gehobenen Lebensstil. Dies offenbarte sich z.B. darin, dass der junge Halley zunächst zu Hause unterrichtet wurde. Hier zeigte sich vermutlich Halleys Interesse für die Naturwissenschaften. Dieses Interesse wurde von seinem Vater gefördert. Seine weitere schulische Ausbildung erhielt Halley an der St. Paul's School in London. Im Herbst des Jahres 1673 nahm er, mit 17 Jahren, sein Studium am Queen's College der Universität Oxford auf. Hier interessierte er sich vor allem für Astronomie, Mathematik und Physik. Neben seinem normalen Studentenleben verbrachte er unzählige Stunden damit, den nächtlichen Himmel über Oxford mit seinen eigenen Beobachtungsinstrumenten, die sein Vater finanzierte, zu beobachten. Während seiner Studienzeit in Oxford machte er die Bekanntschaft von John Flamsteed (1646-1719). Dieser war zu jener Zeit erster königlicher Astronom und Leiter der Sternwarte in Greenwich.
In diesem Zusammenhang ist mit dem Wissenschaftshistoriker Fritz Krafft an-
zumerken, dass Halley seinen ersten Beitrag zur Astronomie während seiner Studienzeit in Oxford vorlegte. Im Jahre 1676 veröffentlichte er in den ,,Philosophical Transactions", wie Krafft schreibt, ,,[...] seine Methode zur Bestim-mung [sic!] des Aphels und der Exzentrizitäten der Planetenbahnen". [1, S. 191] Die hierfür notwendigen astronomischen Beobachtungen hatte er, wie Krafft an diesem Punkt weiter ausführt, bei Flamsteed am Greenwich-Observatorium durchgeführt. Im Herbst des Jahres 1676 verließ Halley Oxford ohne Studienabschluss. Er folgte dem Ruf der Royal Society. Diese beauftragte ihn mit einer Forschungsreise. Diese Reise führte ihn in den rauen Atlantischen Ozean auf die Insel St. Helena. Hier führte er u.a. Versuche mit Pendeln durch, die einen Beitrag zur Ermittlung der Form der Erde beibringen sollten. Diese Versuche sollten zudem die Aufmerksamkeit Isaac Newtons (16431727) an Halleys Arbeit wecken [vgl. 1, S. 192]. Während seines fast 2-jährigen Aufenthalts auf der Insel St. Helena führte Halley auch eine Reihe astronomischer Beobachtungen durch. Zum einen gelang ihm, wie Krafft berichtet: ,,[...] die erste Beobachtung eines Merkurdurchganges während seiner gesamten Dauer." [1, S. 192]. Ausgehend von dieser Beobach-
tung, so erklärt Krafft weiter, habe Halley eine Arbeitsweise entwickelt, welche es bei Venusdurchgängen ermöglichen sollte, die Sonnenparallaxe zu bestimmen [ebd.]. Zum anderen beobachtete Halley insgesamt 341 Sterne und ermittelte deren Positionen am südlichen Sternenhimmel. Damit habe Halley, so erklärt Krafft an gleicher Stelle, die erste ausführliche Erfassung des Südsternenhimmels vorgenommen [ebd.]. Gegen Ende des Jahres 1678 kehrte Halley nach England zurück und legte seine Forschungsergebnisse in einem Sternenkatalog vor, mit dem Titel: ,,Catalogus stellarum australium" (1679) [vgl. dazu 2, S. 226]. Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, dass der gerade einmal 22-jährige Halley, offensichtlich für diese wissenschaftliche Leistung, in die Royal Society gewählt wurde. Ferner verlieh ihm die Universität Oxford, auf Verfügung des englischen Königs Charles II., den Magistergrad [vgl. dazu 1, S. 192 und 3, S. 172]. In den folgenden Jahren war Halley aktiv für die Royal Society tätig. Mit Krafft können wir in diesem Zusammenhang beispielhaft festhalten, dass Halley einen Streit zwischen dem englischen Astronomen Robert Hooke (1635-1703) und seinem polnischen Kollegen Johannes Hevelius (1611-1687) schlichtete. Im Jahre 1720
Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie
von Wolfgang Steinicke
Unsere nächste Tagung wird vom 27. bis 29. Oktober in Lilienthal bei Bremen stattfinden. Näheres dazu auf unserer Webseite http://geschichte.fg-vds.de. Sie enthält auch Informationen zur Fachgruppe. In diesem Heft lesen Sie zwei Beiträge. Zunächst stellt Olaf Fritz ,,Edmond Halley (1656-1742) und seinen Beitrag zur Sternenkunde" vor. Dann folgt Marc Oliver Maiwald mit seinem zweiten Teil über ,,Kometen und Katastrophen: Zur Frühgeschichte der Impakttheorien"; hier geht es um den Zeitraum von der Mitte des 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (Teil I finden Sie in Heft 59). Versorgen Sie mich auch weiterhin mit interessanten Artikeln.
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Geschichte
wurde Halley zum Nachfolger Flamsteeds berufen und somit zum zweiten königlichen Astronomen und Leiter der königlichen Sternwarte in Greenwich [vgl. 1, S. 192]. Diese Stellung bekleidete er bis zu seinem Lebensende am 25. Januar 1742 [vgl. 3, S. 178].
Halleys Komet - ein regelmäßiger Besucher Im Jahre 1687 veröffentlichte Isaac Newton (1643-1727) sein zentrales naturwissenschaftliches Werk, nämlich die: ,,Philosophiae naturalis principia mathematica". In diesem Werk legte Newton seine Gravitationstheorie vor [vgl. dazu 4, S. 87-89]. In dieser Beziehung ist zu betonen, dass es den Bemühungen Halleys zu verdanken war, dass Newtons bahnbrechendes Werk überhaupt das Licht der Öffentlichkeit erblickte [vgl. 4, S. 134]. Dieses Werk gab Halley das notwendige Instrumentarium an die Hand, um eine Antwort auf die Frage zu finden, ob Kometen Bestandteile unseres Sonnensystems sind. Er ist dabei von der Idee ausgegangen, dass sich Kometen in vergleichbarer Art und Weise um die Sonne bewegen, wie es Planeten tun [vgl. 5, S. 106]. Ausgehend von Newtons theoretischen Überlegungen wendete Halley diese praktisch an. Dies hieß konkret, dass Halley zu rechnen begann. Mit dem Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer können wir in diesem Zusammenhang festhalten, dass Halley insgesamt 24 Kometen ins Auge fasste, die in den vergangenen Jahrhunderten beobachtet wurden [vgl. 6, S. 133]. Die hiermit verknüpfte immense Rechenleistung, die Halley damit auf sich nahm, so erklärt Fischer an diesem Punkt, beanspruchte insgesamt 10 Jahre seines Lebens. ,,Im Laufe des mühsamen Multiplizierens, Dividierens und Integrierens erkannte er nach und nach, dass drei der 24 Kometen in all ihren astronomischen Bestimmungsstücken [sic] übereinstimmten - und bei ihnen handelte [sic] es sich um die Kometen, die 1531, 1607 und 1682 an unserem Himmel aufgetaucht und von vielen Sternenguckern [sic] registriert worden waren." [6, S. 133] An dieser Stelle führt Fischer aus, dass Halley, ausgehend von seinen Ergebnissen sowie von der Richtigkeit der ,,Newton'schen Gleichungen" überzeugt, in seinem Werk ,,Synopsis of Cometary Astronomy" aus dem Jahre 1705 die Annahme formulierte, dass es
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1 Edmond Halley (1656 - 1742)
sich bei den gesichteten Kometen von 1531, 1607 und 1682 um den gleichen Kometen handeln müsse [vgl. 6, S. 133]. ,,Er bewegte sich eben so, dass er nach rund 76 Jahren wiederkehrte." [ebd.] Fischer erklärt hier weiter, dass Halley die Prognose wagte, dass dieser Komet im Jahre 1758 wieder erscheinen würde [vgl. ebd., S. 133-134]. Es war am 25. Dezember 1758, so erklärt der Philosoph und Historiker Jürgen Hamel, als der deutsche Bauer und Amateurastronom Johann G. Palitzsch (1723-1788) die Wiederkehr des von Halley vorhergesagten Kometen am nächtlichen Sternenhimmel beobachtete [vgl. 2, S. 225; vgl. dazu auch 7, S. 38]. Diese Beobachtung bestätigte nicht nur die Vorhersage Halleys, sondern vielmehr auch Newtons Gravitationstheorie.
Die Entdeckung der Eigenbewegung der Sterne Der zentrale Beitrag Halleys zur Astronomie wird oft übersehen, nämlich: die Entdeckung der Eigenbewegung der Sterne, die hier kurz erwähnt werden soll. Diese Entdeckung gelang Halley dadurch, dass er einen systematischen Vergleich der Sternpositionen vornahm. Der niederländische Astronomiejournalist Govert Schilling schreibt dazu, dass ,,Halley [...] seine Bestimmung der Sternpositionen mit denen von Ptolemäus [vergleicht], die auf Messungen basieren, die gut 18 Jahrhunderte früher gemacht wurden". [7, S. 45] Dabei gelangt Halley 1718, wie Schilling an gleicher Stelle schreibt, zur Erkenntnis, dass bei drei Sternen deutliche Unterschiede in den
Geschichte
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Positionen festzustellen sind [vgl. 7, S. 45]. ,,Sirius, der hellste Stern am Himmel [sic], steht etwa ein halbes Grad südlicher als zur Zeit von Hipparchos. Arcturus, der Hauptstern des Sternbilds Bootes, ist sogar um mehr als ein Grad verschoben. Auch Aldebaran im Stier steht nicht mehr genau am selben Platz am Firmament." [7, S. 45, vgl. dazu auch 8, S. 143145] Halley widerlegte damit die bis dato nicht hinterfragte Überzeugung, dass Sterne fest am Sternenhimmel stehen.
Fazit Wir können festhalten, dass mit Halleys Namen mehr verknüpft ist als die Entdeckung, dass Kometen wiederkehrende Elemente unseres Sonnensystems sind. Er entdeckte vielmehr durch systematischen Vergleich von Sternpositionen, dass Sterne eine Eigenbewegung haben. Die vermeintlich fixe Position der Ster-
ne am nächtlichen Himmel ist demnach nichts weiter als eine Illusion.
Literaturhinweise und Weblinks: [1] F. Krafft, 2003: Eintrag ,,Halley",
in: Ders. (Hrsg.): ,,Lexikon großer Naturwissenschaftler, Vorstoß ins Unbekannte", Wiesbaden, S. 191193 [2] J. Hamel, 2002: ,,Geschichte der Astronomie", 2. Aufl., Stuttgart, S. 223-226 [3] H. Couper, N. Henbest, 2008: ,,Die Geschichte der Astronomie", München, S. 170-178 [4] J. Wickert, 2006: ,,Isaac Newton Monographie", 3. Aufl., Reinbek bei Hamburg, S. 81-92, 134 [5] P. Aughton, 2009: ,,Die Geschichte der Astronomie. Von Kopernikus bis Stephen Hawking", Hamburg, S. 105-106
[6] E. P. Fischer, 2009: ,,Die kosmische Hintertreppe. Die Erforschung des Himmels von Aristoteles bis Stephen Hawking", München, S. 128-135
[7] G. Schilling, 2009: ,,Astronomie Die größten Entdeckungen", Stuttgart, S. 38-39 sowie S. 45
[8] J. Herrmann, 2005: "Dtv-Atlas - Astronomie. Mit Sternatlas", 15. durchges. u. akt. Aufl., München, S. 143-145
[9] Wikipedia - freie Enzyklopädie, 2017: Eintrag: ,,Edmond Halley", https://en.wikipedia.org/wiki/ Edmond_Halley - Zugriff am: 23.03.2017
[10] Westminster Abbey, 2017: Eintrag: ,,Edmond Halley", www.westminster-abbey.org/ our-history/people/edmond-halley - Zugriff am: 23.03.2017
Von Kometen und Katastrophen: Zur Frühgeschichte der Impakttheorien
Teil II: Von der Mitte des 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts
von Marc Oliver Maiwald
Vorbemerkung: Es handelt sich bei dem vorliegenden Artikel um die populäre Zusammenfassung einer umfangreicheren Arbeit, deren Veröffentlichung in Vorbereitung ist. Daher wurde hier auf nahezu alle Literaturangaben verzichtet [1].
Etwa um die Mitte des 18. Jh. begannen sich die kometarischen Katastrophentheorien aus ihrer Verbindung mit der christlichen Tradition oder der Vorstellung einer planvoll zum Wohle des Menschen geordneten Welt zu lösen. Eine Ursache dafür war sicherlich die stärkere Trennung zwischen Naturwissenschaft und Religion. Statt der Physikotheologie bevorzugten viele Gelehrte jetzt den Deismus, der an einer von Gott planvoll geordneten Welt festhielt, direkte göttliche Interventionen aber ablehnte, auch im Rahmen der Naturgesetze.
Der französische Mathematiker und Philosoph Louis Moreau de Maupertuis (1698-1759) schilderte in seinem populären Kometenbuch die Folgen eines Zu-
sammentreffens der Erde mit einem Kometen in Anlehnung an Edmond Halleys Sintfluttheorie. Den physikalischen Teil von William Whistons Sintfluttheorie hielt er für akzeptabel, ließ aber Zweifel an der göttlichen Urheberschaft anklingen. Eine wichtige Rolle spielten kometarische Katastrophen (er dachte weniger an Kollisionen als an nahe Vorübergänge) als mögliche Ursache des Aussterbens von Tierarten in seiner Kritik an der Physikotheologie und der Vorstellung von der ,,Kette des Seins".
Möglicherweise wegen der Entdeckung von immer mehr Kometen im inneren Sonnensystem wuchs im 18. Jh. die Sorge vor Zusammenstößen zufälliger Natur. Begünstigt durch spektakuläre Kometenerscheinungen wurde die Kometenfurcht in den 1740ern fast schon eine Massenerscheinung und Autoren wie der Schweizer Mathematiker Leonhard Euler (1707-1783) mussten sich in ihren populären Kometenbüchern mit Besorgnissen auseinandersetzen, dass ein Komet die
Umlaufbahn der Erde ändern oder ihr die Atmosphäre entreißen könne. In diesem Zusammenhang kam es auch zu einer Rationalisierung des alten Kometenaberglaubens. Schon der englische Mathematiker und Astronom David Gregory (1661-1708) hatte die traditionell auf Kometen zurückgeführten Seuchen durch eine Verschmutzung der Erdatmosphäre durch die Gase eines Kometen erklärt.
Einige Autoren hielten an der Idee einer zum Wohle des Menschen geordneten Welt fest und erklärten die Kollision eines Kometen mit der Erde für unmöglich - kein überzeugendes Argument, schließlich hatte schon Halley darauf hingewiesen, dass auch Katastrophen in der Weltordnung ihren Platz haben könnten. Wichtiger war die Diskussion über die statistische Wahrscheinlichkeit von Kollisionen. Verschiedene Gelehrte kamen zu dem Schluss, dass diese in der Zeitdauer eines Menschenlebens oder auch der menschlichen Geschichte vernachlässigbar sei.
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Geschichte
Eine wichtige Veränderung erfuhr die Astronomie der Kometen gegen Ende des 18. Jh. Seit Newton war man davon ausgegangen, dass die Kometen Massen derselben Größenordnung wie die Planeten besäßen. Nun demonstrierte Pierre Simon Laplace (1749-1827), dass der Komet Lexell eine verschwindend geringe Masse besaß, und versuchte mit kosmogonischen Argumenten, dies für alle Kometen nachzuweisen. Entsprechend relativierte er die ansonsten von ihm in Anlehnung an Halley geschilderten Folgen eines Kometentreffers.
Auch das Bild der Erdgeschichte wurde im Laufe des 18. Jh. komplizierter. Am Anfang des 18. Jh. ging man noch von einer 6.000 Jahre alten Erde aus, deren Oberfläche im Wesentlichen durch Genesis und Sintflut gestaltet worden war. Im letzten Drittel des 18. Jh. erreichte das Erdalter einige zehn- bis hunderttausende von Jahren und am Ende die Million Jahre. Und es wurde klar, dass unmöglich nur eine große Flut die Erde gestaltet haben konnte, denn viele Gebiete waren mehrfach vom Meer überflutet worden. Zudem zeigte gegen Ende des 18. Jh. eine verbesserte Kenntnis der Gebirge, dass diese weder als Aufschwemmungen noch als Ruinen einer großen Flut gedeutet werden konnten.
Auch in den Erdwissenschaften wurden Religion und Naturwissenschaft entkoppelt. Sofern man die biblische Tradition und Chronologie nicht ganz in den Bereich des Mythos verschob, galt sie nur noch als Beschreibung des letzten Abschnittes der Erdgeschichte seit dem Erscheinen des Menschen. Und die Sintflut wurde - ohne göttliche Verursachung - als letzte einer ganzen Reihe von ,,Revolutionen" (,,Umwälzungen") der Erde interpretiert. Viele der damit in Verbindung gebrachten geologischen Phänomene interpretieren wir heute als Zeugnis der Eiszeit.
Für die kometarischen Katastrophentheorien bedeutete diese längere Erdgeschichte einerseits, dass auch Zufallstreffer von Kometen möglich waren. Andererseits bot sie genug Raum, um das Erscheinungsbild der Erde mit allmählich ablaufenden, alltäglichen Prozessen zu erklären und auf Katastrophentheorien ganz zu verzichten.
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Eine weitere wichtige Veränderung betraf die Interpretation der Fossilien. Je besser man im Rahmen der Entdeckungsreisen die Erde kennenlernte, desto mehr musste man die Hoffnung aufgeben, alle fossil aufgefundenen Tierarten auch noch lebend zu entdecken. Obendrein zeigte es sich, dass verschiedene Gesteinsschichten einen jeweils charakteristischen Fossilbestand beherbergten. Daher setzte sich eine Auffassung durch, die der Erde zeitlich wechselnde Lebenswelten zuschrieb. Die Tier- und Pflanzenarten waren dann entweder durch ,,Transformation" verwandelt worden oder starben aus und wurden durch neugeschaffene Arten ersetzt.
Auch unter diesen neuen Rahmenbedingungen gab es noch kometarische Katastrophentheorien, z.B. von dem bekannten Amateurastronomen Wilhelm Olbers (1758-1840). Er schrieb 1810 ,,Über die Gefahren, die unsere Erde von den Kometen leiden könnte". Nach einem kurzen historischen Rückblick diskutierte er die Wahrscheinlichkeit eines Kometeneinschlags und kam zu dem Schluss, dass eine solche zwar nicht im Rahmen einer Generation, aber doch auf einer Zeitskala von ,,mehreren 100 Millionen Jahren" sehr hoch sei. Die Argumente von Laplace für eine geringe Masse der Kometen betrachtete Olbers nicht als zwingend bzw. als nicht für alle Kometen zutreffend.
Olbers nahm in expliziter Anknüpfung an Halley an, dass ,,vor gar nicht vielen tausend Jahren" ein Komet die Erde getroffen habe mit der Folge einer großen Flut. Die Argumente sind uns vertraut: Die heutigen Festländer seien früher Meeresboden gewesen; das Meer habe die höchsten Berge bedeckt; und Tiere, die den heutigen Tropentieren ähnelten, fände man als Fossilien in den nördlichen Breiten. Ähnlich wie Newton - und auch Laplace - deutete er auch das geringe Zeitalter der menschlichen Zivilisation als Beweis für eine vor kurzem erfolgte Katastrophe. Olbers war jedoch weit davon entfernt, alle geologischen Erscheinungen auf einen oder mehrere Impakte zurückzuführen. So zeigte seiner Meinung nach die Erde die Spuren mehrerer zeitlich getrennter ,,Revolutionen", und es sei nicht immer einfach zu unterscheiden, was zu welcher Revoluti-
on gehöre oder gar nur auf lokale oder alltägliche Ursachen zurückzuführen sei. Nicht richtig ist es, wenn in der Literatur behauptet wird [2], Olbers habe ,,die letzte große biologische Revolution der Erde, bei der die Dinosaurier verschwanden, durch einen Zusammenprall eines Kometen mit der Erde" erklärt. Das beruht auf einer unzulässigen Gleichsetzung: Die letzte ,,Revolution" war für Olbers das Ereignis, das der Erdoberfläche ihre heutige Gestalt gab und vor 3.000 - 4.000 Jahren stattgefunden hatte. Danach begann dann, auch für Olbers, in Übereinstimmung mit der traditionellen Chronologie, die menschliche Geschichte. Wir wissen heute, dass die gegenwärtige Gestalt der Erdoberfläche nicht als Ergebnis eines einzelnen Ereignisses aufgefasst werden kann; vieles, was damals dieser letzten Revolution zugeschrieben wird, gilt heute als Rest der Eiszeiten, anderes als weit älter. Wie oben erwähnt, ist diese letzte ,,Revolution" eher ein Versuch, Reste des alten, durch die Sintflut geprägten Weltbilds mit den Befunden der zeitgenössischen Geologie in Übereinstimmung zu bringen.
Nichts zu tun hat sie mit der großen Faunenwende am Ende des Mesozoikums, zu der auch das Aussterben der Dinosaurier gehört. Diese wurde erst in der Mitte des 19. Jh. mit der Etablierung der bis heute akzeptierten geologischen Zeitskala erkannt, und schon damals war klar, dass sie sehr viel länger als einige tausend Jahre her war. Schließlich lag zwischen ihr und der Entstehung des Menschen das ganze Tertiär. Und die ersten Reste der Dinosaurier wurden ohnehin erst mehrere Jahre nach dem ersten Erscheinen von Olbers' Arbeit beschrieben.
Wie wir sahen, haben die kometarischen Katastrophentheorien eine lange Tradition. Warum wurden sie in der ersten Hälfte des 19. Jh. so weitgehend ins wissenschaftliche Abseits gedrängt? Es ist schwer, diese Frage zu beantworten, wenn eine Theorie nicht widerlegt wird, sondern einfach aus der Mode kommt. Als mögliche Gründe seien genannt:
Wie wir sahen, waren diese Theorien sehr eng mit der Vorstellung einer großen Flut verknüpft. Aber gerade deren wichtigstes Element, die geografische Verteilung der Fossilien, wurde jetzt nicht mehr durch
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Kleine Planeten
Verschwemmung erklärt: Fossilien von Meerestieren auf Berggipfeln führte man auf die Auffaltung des Meeresbodens zu Gebirgen zurück; Reste von vermeintlichen Tropentieren in nördlichen Breiten erklärte man entweder durch Klimawandel oder man sah in ihnen Vertreter verwandter, aber kälteresistenter Arten - was beispielsweise lange als Rest eines tropischen Elefanten gegolten hatte, wurde jetzt einem Mammut zugewiesen. Ein weiterer Grund lag darin, dass - etwa in der Vorstellung katastrophisch verlaufender Gebirgsbildung - andere Auslöser von Katastrophen vorgeschlagen wurden, die den Vorzug hatten, dass sie keine so geringe statistische Wahrscheinlichkeit besaßen. Denn die im 19. Jh.
vorherrschende Vorstellung einer langen, komplizierten Erdgeschichte kam nicht mehr mit der einen großen Katastrophe aus.
Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts setzte sich zunehmend der sogenannte Aktualismus durch, der zur Erklärung geologischer Ereignisse Katastrophen ablehnte und die Gestalt der Erdoberfläche nur durch die Akkumulation kleinerer, alltäglicher Ereignisse erklärte.
Von Seiten der Astronomie wurde den Kometen die große, zur Erzeugung von Katastrophen nötige Masse und feste Beschaffenheit abgesprochen. Zusammen mit der geringen Wahrscheinlichkeit ei-
nes Zusammenstoßes führte auch das zur Ablehnung kometarischer Katastrophentheorien.
Literaturhinweise: [1] Teil I des Artikels erschien in Heft
59. [2] Küssner, Martha: Carl Friedrich
Gauß und seine Welt der Bücher, Göttingen 1979, S. 127. Danach Brosche, Peter: Die Kosmogonie Anton von Zachs, Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 9, 1986, S. 89 - 93, S. 90; ders.: Der Astronom der Herzogin, Acta Historica Astronomiae 12, Frankfurt am Main 2001, S. 113f
Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten
von Gerhard Lehmann
Im kommenden Jahr führt die FG Kleine Planeten ihre 21. Kleinplanetentagung in der traditionsreichen Starkenburg-Sternwarte e.V. Heppenheim [1] durch. Nach den Jahren 1999, 2005, 2008 und 2011 ist die FG dort zum fünften Mal zu Gast. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Kasten unten.
Am 19. April 2017 näherte sich der Apollo-Kleinplanet 2014 JO25 bis auf 0,011752 AE [2] der Erde. Das waren nur
Einladung zur KLEINPLANETENTAGUNG
2018
in Heppenheim
Die Fachgruppe Kleine Planeten der VdS lädt recht herzlich
am 2. und 3. Juni 2018
zur 21. Kleinplanetentagung in die Starkenburg-Sternwarte
in Heppenheim ein.
Weitere Informationen unter www.kleinplanetenseite.de.
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1 Der Kleinplanet 2014 JO25 mit einem 10-zölligen Newton und einer Atik-314L+ S/W-
CCD-Kamera. Fotografiert von 19:13:54 UT bis 20:31:50 UT mit Einzelbelichtungen von je 5 s. Beobachtet von Gerhard Dangl auf seinem Grundstück in A-3830 Nonndorf.
1,758 Mio. km. Unser FG-Mitglied Gerhard Dangl fotografierte ihn mit seinem 10-zölligen Newton f/4,7 in den Abend-
stunden des 21. April 2017 und stellte uns sein Bild zur Verfügung (Abb.1). Im Jahr 2009 entdeckten unser FG-Mitglied
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Matthias Busch und Rainer Kresken von der ESA an der ,,Optical Ground Station" (OGS) in Teneriffa einen Kleinplaneten mit der vorläufigen provisorischen Bezeichnung 2009 RA2. Er wurde 2015 als der 379.173 Kleinplanet im Sonnensystem nummeriert. Wenig später erhielt er nach einem Namensvorschlag der Entdecker den Namen ,,Gamaovalia" (s. Kasten rechts).
(379173) Gamaovalia = 2009 RA2
Discovered 2009 Sept. 10 by M. Busch and R. Kresken at ESA OGS.
Named after the three sisters Galina (b. 1935), Mariya (b. 1940), Oktyabrina (b. 1938) and two brothers Vassiliy (b. 1944) and Lev (b. 1947) of astronomer Klim Churyumov, co-discoverer of comet 67P, the main target of the Rosetta spacecraft.
Der Namen leitet sich aus den drei Schwestern Galina (geb. 1935), Mariya (geb. 1940), Oktyabrina (geb. 1938) sowie den zwei Brüdern Vassiliy (geb. 1944) und Lev (geb. 1947) des Astronomen Klim Churyumov ab. Er ist der Mitentdecker des Kometen 67P/ChuryumovGerasimenko, welcher das Hauptziel der Rosetta-Raumsonde [3] war.
Drei wunderschöne scheinbare Begegnungen von Kleinplaneten mit dem Krebsnebel im Sternbild Stier stellt uns unser FG-Mitglied Wolfgang Ries gemeinsam mit Klaus Hohmann vor. Der Autor dieser Zeilen berichtet in die-
ser Ausgabe über so genannte NEOCPBeobachtungen in der Sternwarte Drebach. Unser FG-Mitglied Markus Griesser von der Sternwarte Eschenberg in der Schweiz, deren Leiter er ist, berichtet von einem sehr ungewöhnlichen Sternwarten-Besucher. Aber lesen Sie bitte selbst diese vergnüglichen Zeilen.
Wenn Sie Lust bekommen haben, vielleicht auch einmal Kleinplaneten zu beobachten, dann sind Sie herzlich eingeladen. Als Mitglied in der FG Kleine Planeten werden Sie Gleichgesinnte tref-
fen und von den Erfahrungen der anderen profitieren.
Weblinks: [1] Starkenburg-Sternwarte:
www.starkenburg-sternwarte.de/ [2] Close Approaches:
www.minorplanetcenter.net/iau/ lists/CloseApp.html [3] Mission Rosetta: www.dlr.de/rosetta/
Kosmische Begegnungen
von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries
Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf seiner Bahn um die Sonne weiterbewegt hat. Für viele Astrofotografen sind solche zufälligen kosmischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war.
Wenn möglich, versuchen wir Bilder von Deep-Sky-Objekten zu verwenden, die der Jahreszeit entsprechen. Daher freut es mich besonders, dass gleich drei Astrofotografen Bilder des berühmten Krebsnebels eingereicht haben. Das verwendete Equipment, die Aufnahmebedingungen und der Erfahrungsgrad der Amateurastronomen sind sehr unterschiedlich. Vielleicht können wir Ihnen damit zeigen, welche Ergebnisse Sie erwarten können, wenn Sie sich einmal an einer eigenen kosmischen Begegnung versuchen.
1 M 1 und (951) Gaspra, aufgenommen am 14. Dezember 2015 von Harald Kaiser mit
einem vierzölligen Refraktor (f/6) zusammen mit einem Astronomik-CLS-Filter und einer Sony-Digitalkamera.
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2 M 1 und (2945) Zanstra, aufgenommen an einer Remote-Sternwarte in New Mexico
am 28. November 2014 von Wolfgang Bodenmüller mit einem sechszölligen Refraktor (f/8) und einer SBIG-STF-8300c-CCD-Kamera.
Der Krebsnebel mit der Katalogbezeichnung M 1 ist der erste Eintrag in dem berühmten Katalog von Charles Messier. Er ist das Überbleibsel einer Supernovaexplosion, die im Jahre 1054 stattfand. Fast 1.000 Jahre später haben sich die Reste auf eine Größe von ca. 6 x 4 Bogenminuten am Himmel ausgedehnt und leuchten mit ca. 8,4 mag. Die tatsächliche Größe der Explosionswolke wird mit ca. 10 Lichtjahren Durchmesser angenommen und sie befindet sich in einer Entfernung von ca. 6.200 Lichtjahren. Astrofotografen können die fortschreitende Ausdehnung selbst überprüfen, indem sie ihre Aufnahmen mit älteren eigenen oder fremden Aufnahmen vergleichen. Beliebt sind Vergleiche mit POSS-Aufnahmen, aber auch nach ca. 10 Jahren ist die Ausdehnung schon erkennbar.
Harald Kaiser aus Karlsruhe ist ein ambitionierter Wiedereinsteiger. Vor über 40 Jahren begeisterte er sich zum ersten Mal für die Astronomie und begann, mit dem typischen Kaufhausteleskop den Himmel zu erkunden. Dem folgten weitere hochwertigere Fernrohre, aber durch das Leben, sprich Familie und Job, blieb keine Zeit mehr für die Astronomie. Während eines Italienurlaubs im Jahre 2014 infizierte sich Harald durch einen sternenübersäten Nachthimmel wieder mit dem Astrovirus. Er klemmte die Digitalkamera seiner Frau auf ein Stativ und versuchte, die Sternenpracht festzuhalten. Von den Ergebnissen war er so sehr fasziniert,
VdS-Journal Nr. 63
dass er den Wiedereinstieg mit einem 4-zölligen Refraktor (f/6) auf einer deutschen Montierung wagte. Der RichfieldRefraktor ist zwar ein eher visuelles Teleskop, aber es gelang ihm die kosmische Begegnung des Kleinplaneten (951) Gaspra mit M 1 zu erwischen [1]. Entstanden ist das Bild auf seinem von Stadtlicht beeinträchtigten Balkon in Karlsruhe am 14. Dezember 2015 (Abb. 1). Im Jahre 2016 trat Harald der VdS bei und fotografiert heute mit einem 8-zölligen RC.
Der Kleinplanet (951) Gaspra wurde 1916 vom ukrainischen Astronomen Grigori Nikolajewitsch Neuimin entdeckt, auf dessen Konto insgesamt 74 Asteroidenentdeckungen gehen. Benannt hatte er Gaspra nach einem Urlaubsort auf der Halbinsel Krim. Er war der erste Asteroid, der im Zuge eines Vorbeiflug-Manövers durch die Raumsonde Galileo aus der Nähe fotografiert und vermessen wurde. Der mit Einschlagskratern übersäte Brocken ist ca. 19 x 12 x 11 km groß und umrundet die Sonne in 1.200 Tagen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war Gaspra 148 Mio. km von der Erde entfernt und 13,1 mag hell.
Ebenfalls seit seiner Jugend widmet sich Wolfgang Bodenmüller der Astronomie. Seine Begeisterung für das Hobby ging so weit, dass er mit Sternfreunden die Volkssternwarte Singen e. V. [2] gründete. Dort engagierte er sich bis ins Jahr 2008 über 25 Jahre als Mitglied im Vorstand.
Da Wolfgang gern auch Neues ausprobiert, entschloss er sich im Herbst 2014, ein Remote-Teleskop in Mayhill, New Mexico, zu testen. Ihm gefiel, dass man so auf hochwertiges und teures Equipment Zugriff hat, aber auf Dauer würde er das ,,Erlebnis am Teleskop" vermissen. Ein Ergebnis dieses Ausflugs in die Welt der Remote-Sternwarten ist seine tolle Aufnahme von M 1 [3]. Ein Sternfreund machte ihn später auf die kleine Strichspur rechts vom Krebsnebel aufmerksam (Abb. 2). Wolfgang konnte nach kurzer Recherche in seinem Planetariumsprogramm den Kleinplaneten (2945) Zanstra als Verursacher ausmachen.
Der Hauptgürtelasteroid (2945) Zanstra wurde 1935 vom niederländischen Astronomen Hendrik van Gent im südafrikanischen Johannesburg entdeckt. Als Namenspatron diente van Gents Astronomenkollege Herman Zanstra, der neben diesem Kleinplaneten auch als Mondkrater verewigt ist. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war (2945) Zanstra ca. 16,1 mag hell und rund 256 Mio. km von der Erde entfernt. Der rund 21 km große Brocken benötigt 4,36 Jahre für einen Umlauf um die Sonne.
Die dritte Aufnahme kommt vom Physiker Dr. Jürgen Dirscherl, der ebenfalls seit seiner Jugend an der Astronomie interessiert ist. Nach längerer Astroabstinenz flammte das Interesse vor einigen Jahren wieder auf und Jürgen trat der Johann-Kern-Sternwarte Wertheim e.V. [4] bei. Der 1978 gegründete Verein hatte sich zum Ziel gesetzt, dem vom ,,Bauernastronomen" Johann Kern in den 60erJahren realisierten 61-cm-Newton ein neues Zuhause zu verschaffen und ihn zu reaktivieren. Im Jahre 1981 war das Ziel erreicht und das Bild von Jürgen zeigt eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des großen Newtons (Abb. 3). Begonnen hat er aber mit visuellen Beobachtungen und der Planetenfotografie, wobei er des Öfteren von seinem Sohn Adrian (14 Jahre) begleitet und unterstützt wurde, der auch schon Mitglied im Verein ist.
Für die Deep-Sky-Astrofotografie, wie hier bei diesem dritten Krebsnebel-Bild, benutzte Jürgen seine eigene Kamera, eine ZWO-ASI1600-CMOS-Kamera. Die hohe Empfindlichkeit und das geringe Rauschen der Kamera erlaubt, auch mit
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kurzen Belichtungszeiten eine gute Tiefe zu erreichen. So entstand dieses Bild [5] aus der Summe von jeweils 100 nicht nachgeführten 30-s-Aufnahmen durch die Filter RGB. Das erklärt auch die farbige Strichspur unterhalb von M 1. Sie zeigt die Bewegung des Kleinplaneten (36340) 2000 NT13 in der Nacht vom 28. auf den 29. November 2016. Auch dieser Brocken gehört zu den Hauptgürtelasteroiden und bewegt sich daher zwischen Mars und Jupiter. In der Aufnahmenacht war er rund 190 Mio. km von der Erde entfernt und seine Helligkeit betrug 17,4 mag. Er umrundet die Sonne in ca. 3,86 Jahren und ist knapp 8 km groß. Entdeckt wurde (36340) 2000 NT13 am 5. Juli 2000 vom Suchprogramm LONEOS des Lowell-Observatoriums.
An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei den drei Astrofotografen bedanken, dass sie bereit waren, ihre Bilder für diesen interessanten Vergleich zur Verfügung zu stellen.
Kosmische Begegnungen finden täglich statt. Die Tabelle 1 enthält eine kleine Auswahl interessanter Begegnungen zwischen Kleinplaneten und Deep-SkyObjekten, die von uns erstellt wurde. Damit soll Ihnen Ihr Weg zum persönlichen Bild einer kosmischen Begegnung erleichtert werden.
Eine Möglichkeit, sich täglich über aktuelle kosmische Begegnungen zu informieren, finden Sie auf der Homepage von Klaus Hohmann unter: http://astro fotografie.hohmann-edv.de/aufnahmen/ kosmische.begegnungen.php.
Dort kann sich der interessierte Astrofotograf in dem von Klaus geschriebenen
3 M 1 und (36340) 2000 NT13, aufgenommen am 28. November 2016 von Jürgen
Dirscherl mit einem 24-zölligen Newton (f/4) und einer gekühlten ZWO-ASI1600CMOS-Kamera.
Tool kosmische Begegnungen anzeigen lassen. Interaktiv hat man die Möglichkeit, verschiedene Parameter wie die Helligkeit des Deep-Sky-Objektes oder die Helligkeit des Kleinplaneten selbst auszuwählen, um eine passende Konjunktion für sich zu finden.
Wir möchten Sie im Namen der Fachgruppe Kleine Planeten der VdS bitten, Ihre kosmische Begegnung einzusenden, um zukünftige Ausgaben des VdS-Journals für Astronomie mit Ihren Bildern zu bereichern. Schicken Sie die Bilder per Mail mit dem Betreff ,,Kosmische Begegnung" an ries@sternwarte-altschwendt. at. Bitte vergessen Sie nicht, das Aufnahmedatum, die fotografierten Objekte und die Daten des Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen. Der Autor eines ausgewähl-
ten Bildes wird anschließend aufgefordert, eine unkomprimierte Version des Bildes für den Druck zur Verfügung zu stellen.
Weblinks: [1] www.sternwarte-altschwendt.at/
M1+Gaspra_Harald%20Kaiser_ Pfeil_VdS.jpg [2] www.sternwarte-singen.de/index2. php [3] www.spektrum.de/fm/1027/ M1_12x300_TOA150_SBIG8300C-mit Asteroid-2945 Zanstra-s.jpg [4] www.sternwarte-wertheim.de/ [5] www.sternwarte-wertheim.de/ Results/m1_ajd_2016.jpg
Datum
15.10.2017 17.10.2017 10.11.2017 17.11.2017 14.12.2017 23.12.2017
Uhrzeit
22:00 24:00 21:00 23:00 21:00 24:00
Tabelle 1: Ausgewählte interessante Begegnungen von Kleinplaneten mit Deep-Sky-Objekten
Kleinkörper
mag
(37287) 2000 YM101
15,9
(553) Kundry
14,3
(554) Peraga
11,6
(134) Sophrosyne
11,7
(608) Adolfine
15,0
(20) Massalia
8,6
Objekt
Art
NGC 247
Gx
NGC 450
Gx
M 74
Gx
NGC 925
Gx
NGC 1514
PN
M 1
SNR
Abkürzungen: Gx = Galaxie, PN = Planetarischer Nebel, SNR = Supernovaüberrest
mag
Abstand
8,9
3'
11,6
3'
9,1
5'
9,9
9'
10,9
6'
8,4
6'
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NEOCP-Beobachtungen in Drebach
von Gerhard Lehmann
Wir beobachten mittlerweile seit 1993 die Kleinplaneten in Drebach. Bis zum Ende des Jahres 2016 erhielten wir 25.077 anerkannte Positionen von 5.311 Kleinkörpern, bei welchen Bahnelemente veröffentlicht wurden. Anerkannt wurden diese vom Minor Planet Center (MPC) in den USA, von deren Servern die Positionen [1] auch wieder heruntergeladen werden können. Die Abbildung 1 zeigt eine Verteilung unserer Beobachtungen auf die Beobachtungsjahre.
Das Salz in der Suppe sind immer wieder die Neuentdeckungen von Kleinplaneten. In den Anfangsjahren haben wir Beobachtungsvorschläge von sogenannten Tautenburger Kleinplaneten bekommen. Wir sind Herrn Dr. Freimut Börngen für diese Vorschläge sehr dankbar. Zu jener Zeit waren in der Oppositionszeit noch helle Kleinplaneten neu entdeckbar. Wir haben nie gezielt gesucht und staunen auch heute noch über unsere Zufallsentdeckungen. Mittlerweile haben wir 136 Kleinplaneten [2] neu entdeckt, von denen aber nicht alle unserer Sternwarte zugesprochen wurden. Dies geschieht erst nach der Nummerierung durch das MPC, welche die Regeln dafür am 19. Oktober 2010 [3] drastisch verschärfte. Die Sternwarte Drebach hat aber immerhin 66 nummerierte Kleinplaneten, wovon mittlerweile 39 auch einen von uns vorgeschlagenen Namen tragen.
1 Verteilung Drebacher Beobachtungen von Kleinplaneten und Kometen zum Zweck
der Astrometrie
Die Zeit der zahlreichen Neuentdeckungen für Amateurbeobachter scheint aber definitiv vorbei zu sein. Bis vor wenigen Jahren waren viele andere von Amateuren betriebene Sternwarten erfolgreich. In der FG Kleine Planeten der VdS wird dazu eine kleine Statistik geführt. Die Abbildung 2 zeigt, dass die Sternwarte Drebach sich immerhin noch an siebenter Position befindet.
Wenn schon das eigene Entdecken von Kleinplaneten nicht mehr im Vordergrund steht, was dann beobachten? Auf der NEO Confirmation Page [4], kurz NEOCP, finden sich immer noch lohnens-
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2 Vorläufige Kleinplanetenentdeckungen in der FG Kleine Planeten der VdS
werte Objekte zur Beobachtung. Sie sind allesamt irgendwo auf der Welt in einer x-beliebigen Sterwarte vor wenigen
Stunden entdeckt worden und harren ihrer Bestätigung durch eine Folgebeobachtung in einer anderen Sternwarte.
Kleine Planeten
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Dies ist eine lohnenswerte und interessante Beobachtungsaufgabe. Die Abbildung 3 zeigt eine jährliche Verteilung unserer NEOCP-Positionen. Diese jährliche Verteilung beinhaltet 242 Objekte, aufgeteilt auf verschiedene Kleinplaneten und Kometen, wie es die Abbildung 4 zeigt. In Wirklichkeit sind es noch viel mehr, denn nur Objekte, welche ein Minor Planet Electronic Circular (MPEC) [5] erhalten, werden vom Autor statistisch erfasst.
Aber die Abbildung 4 zeigt noch viel mehr. Wie nicht anders zu erwarten, sind es in der Mehrzahl die sogenannten NEOs (englisch Near-Earth Objects). Diese unterteilen sich in die NEAs (englisch Near-Earth Asteroids) und in die NECs (englisch Near-Earth Comets).
Zu den NEOs gehören die Aten-, Apollo- und die Amor-Objekte. Mit dem Kleinplaneten (163693) Atira werden seit wenigen Jahren noch die Atira-Objekte dazu gezählt. Zum besseren Verständnis dient die Tabelle 1, worin a die große Bahnhalbachse, q die Perihelentfernung, Q die Aphelentfernung und P die Umlaufzeit ist.
3 Jährliche Verteilung von Drebacher NEOCP-Positionen, welche ein Minor Planet
Electronic Circular (MPEC) erhielten
Unter den von der NEOCP bestätigten Objekten sind es 218 NEAs, davon 117 Apollos, 82 Amors und 19 Atens. Letztere sind selten und nur schwer beobachtbar.
Es gehören aber auch vier Marskreuzer dazu. Diese haben alle numerischen Exzentrizitäten von fast 0,5 oder größer. Es sind dies die Marskreuzer 2007 GR2, 2008 VV, 2011 SD191 und 2012 UU27
4
Verteilung der in Drebach beobachteten NEOCPObjekte, welche ein Minor Planet Electronic Circular (MPEC) erhielten
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Kleine Planeten
mit nur einem Bahnbogen von 29 Tagen. Aber noch größere numerische Exzentrizitäten und vor allem große Bahnhalbachsen besitzen die drei entfernten Kleinplaneten. Es sind dies die entfernten Kleinplaneten (65407) 2002 RP120, 2009 QY6 und 2015 RK125. Immerhin begibt sich 2015 RK245 in eine Aphelentfernung von 164 AE. Das ist mehr als die 4-fache große Bahnhalbachse vom Zwergplaneten Pluto.
Doch der für uns berühmteste ApolloKleinplanet ist (455299) 2002 EL6. Vom Gastbeobachter Andre Knöfel im Jahr 2002 entdeckt [6], ist er der einzige Drebacher NEO. Im vergangenen Jahr wurde er als 455.299. Kleinplanet in unserem Sonnensystem vom MPC nummeriert.
An der Sternwarte Drebach werden auch in Zukunft die Kleinplaneten zum Zweck der Astrometrie beobachtet. Vielleicht ist auch einmal wieder ein neuer, also zuvor noch nicht beobachteter Kleinplanet dabei.
Objekt NEC NEA Atira
Aten
Apollo
Amor
Tabelle 1: NEO-Gruppe im Sonnensystem
Bezeichnung
Near-Earth Comets Near-Earth Asteroids
NEA, innerhalb der Erdbahn, z.B. (163693) Atira
Erdbahn kreuzender NEA, z.B. (2062) Aten
Erdbahn kreuzender NEA, z.B. (1862) Apollo
Erdbahn annähernder NEA, z.B. (1221) Amor
Definition q < 1,3 AE, P < 200 a q < 1,3 AE a < 1,0 AE, Q < 0,983 AE
a < 1,0 AE, Q > 0,983 AE
a > 1,0 AE, q < 1,017 AE
a > 1,0 AE, 1,017 < q < 1,3 AE
Weblinks: [1] www.minorplanetcenter.net/iau/
ECS/MPCAT-OBS/MPCAT-OBS. html [2] www.kleinplanetenseite.de/ Entdeckg/drebplan.htm [3] www.minorplanetcenter.net/mpec/ K10/K10U20.html [4] www.minorplanetcenter.net/iau/ NEO/toconfirm_tabular.html
[5] www.kleinplanetenseite.de/ Entdeckg/mpec.htm
[6] www.minorplanetcenter.org/mpec/ K02/K02E44.html
Meister Grimbart besuchte die Sternwarte Eschenberg
von Markus Griesser
Das sonst so gepflegte Vorgärtchen der Sternwarte Eschenberg sieht im Frühjahr 2017 aus wie ein Kartoffelacker. Tiefe Gräben und Löcher in unregelmäßigen Mustern durchziehen das Gelände, herausgebrochene Rasenbrocken liegen in einem wüsten Durcheinander herum - kein schöner Anblick. Offenbar hat ein Dachs aus dem nahen Wald unser gepflegtes Grundstück heimgesucht und vermutlich hat Meister Grimbart auch noch seine liebe Gattin, die Verwandten und ein paar Kumpels zum lust- und kraftvoll ausgeführten Vandalismus mitgebracht.
Als Astronom habe ich die böse Vermutung, dass dies aus Eifersucht geschehen ist. Denn am Sternenhimmel tummeln sich in Form von Sternbildern jede Menge Viecher: Bären, Hunde und Löwen sind sogar je in einer großen und in einer kleinen Variante am nächtlichen Firmament unterwegs. Dazu ein Schwan, eine Taube, ein Adler, zwei Fische, ein Krebs,
ein Skorpion, ein Stier, ein Widder, ein Walfisch, ein Rabe, eine Wasserschlange, ein Hase und sogar ein kleiner Fuchs. Nahe beim Polarstern galoppiert eine Giraffe um den Himmelspol. Unweit von ihr schleicht der Luchs durch das Himmelgewölbe, und auch zwei Jagdhunde haben den Weg an den Himmel gefunden, was Waldbewohner vermutlich weniger freuen dürfte. - Doch ein Sternbild Dachs, das sucht man vergeblich. Ob dies nun Meister Grimbart dazu veranlasst hat, die Himmelsgucker in der nahen Warte mal mit Nachdruck auf dieses Manko hinzuweisen?
Nein, nein, der Grund für den durchwühlten Garten sei ein ganz anderer, erklärt mir ein Freund, der sich tierisch gut auskennt in Wald und Flur: Dachse mögen im Frühling ganz besonders frische Regenwürmer. Dazu sind sie auch leckeren Engerlingen, die jeweils im April ihr Vollformat vor dem Schlüpfen als
Maikäfer erreichen, nicht abgeneigt. So liegt die Vermutung nahe, dass die Grimbarts nach den lang ersehnten Regenfällen über die Ostertage 2017 ganz gezielt nach diesen beiden leckeren Delikatessen in unserem Boden gegraben haben.
Auf der Suche nach möglichst schonenden Abwehrmaßnahmen stoße ich im Internet auf einen heißen Tipp: Da Dachse ein sehr empfindliches Näschen haben, wird das Austragen und Verteilen von reichlich Hundehaaren (!) empfohlen. Als Katzenfreund kenne ich mich bestens aus in Sachen Tierhaare, die besonders auf dunkler Kleidung jeweils den Einsatz eines Klebrollers erfordern. Doch ich vermute, dass bei der Größe unseres Sternwartengartens ohnehin alle Hunde in Winterthur zusammen nicht genügend Haare liefern könnten, um diesen eigentlich sehr sympathischen und betont umweltfreundlichen Tipp auch in die Praxis umzusetzen.
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Kleine Planeten
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Ein kleines Tor zum Universum
Die Sternwarte Eschenberg der Astronomischen Gesellschaft Winterthur in der Nordostschweiz wurde 1979 eröffnet und widmet sich seit 1998 neben den Aufgaben für das Publikum intensiv der Astrometrie von Kleinplaneten. Bis heute sind unter dem IAU Observatory Code 151 weit über 20.000 Positionsmessungen beim Minor Planet Center abgeliefert worden, darunter rund 15.000 allein an erdnahen Objekten. Die Erfolgsliste zieren auch zehn neu entdeckte Haupt-
1 Der Garten der Sternwarte Eschenberg
nach erfolgreicher Rekultivierung. (Bildautor Markus Griesser)
gürtelasteroiden, wovon neun inzwischen Namen tragen. Das Observatorium ist heute mit einem topmodernen 24-zölligen Astrografen f/3,8 sowie mit einem 8-zölligen Apochromaten f/7 auf zwei computergesteuerten Montierungen ausgestattet. In diesem Jahr kommt noch ein 16-zölliger RC f/8 dazu, der schwergewichtig in der Astrofotografie eingesetzt werden soll.
2 Markus Griesser, der Leiter der Sternwarte
Eschenberg, neben dem topmodernen 24-zölligen Astrografen f/3,8. (Bildautor Markus Griesser)
Gut, wir könnten ja im Hinblick auf den kürzlich beschlossenen Pächterwechsel im Jagdrevier Eschenberg für die Dachse einfach ein Schild aufstellen: ,,Achtung Jungjäger!". Aber da Dachse ja offenbar schlecht sehen und vermutlich nicht über ein sehr ausgeprägtes Lesevermögen verfügen, würde dies wohl herzlich wenig nützen.
Und so haben wir schweren Herzens zu einer schon früher bewährten Methode
gegriffen und brachten flächendeckend etwas gekörnten Rasendünger aus. Dieser soll, so verriet mir mal vor Jahren ein Jäger, die Grimbarts in ihren empfindlichen Näschen kitzeln und so vom weiteren Buddeln abhalten. Doch der Gewinn für uns ist an einem kleinen Ort: Denn jene Zeit, die wir bisher für die Reparatur der Dachsschäden investieren mussten, brauchen wir nun künftig für das Mähen der deutlich schneller wachsenden Wiese!
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Kometen
Auffallende Kometen
des ersten Quartals 2017
von Uwe Pilz
Schon seit Beginn des Jahres 2016 konnte der Komet C/2015 V2 (Johnson) beobachtet werden. Er näherte sich Anfang des Jahres weiter der Sonne und nahm an Helligkeit zu. Gegen Ende des Quartals war er im Fernglas sichtbar. Der Komet war kompakt, gut kondensiert, ein Staubschweif war leicht wahrnehmbar (Abb. 1+2).
Der Enckesche Komet hatte zum Jahreswechsel 2016/2017 eine gut beobachtbare Erscheinung. Mit Annäherung an das Perihel Anfang März stieg die Helligkeit stark an, so dass der Schweifstern zuletzt mit dem Fernglas sichtbar war. Der Komet ist gasreich, was durch die Wirksamkeit eines Swan-Band-Filters belegt wurde. Fotografisch war ein langer Gasschweif nachweisbar. 2P/Encke ist der Ursprung des Meteorstroms der Tauriden. Michael Jäger gelang es, das durch den Kometen freigesetzte grobkörnige Material zu fotografieren (Abb. 3).
45P/Honda-Mrkos-Pajdusakova durchlief das Perihel am Silvestertag. Den erdnächsten Punkt erreichte er 6 Wochen später, eine insgesamt günstige Bahngeometrie. Schon vor dem Perihel wurde der Komet beobachtet, aber die
1 Oben: C/2015 V2 (Johnson),
25. Februar 2017, 1:38 UT, Instrument: 12-Zoll-Astrograph f/5, 24 Minuten belichtet auf FLI-PL-16803-CCD-Kamera (Gerald Rhemann).
2 Mitte: C/2015 V2 (Johnson),
27. März 2017, 22:40 UT, Instrument: 16-Zoll-Astrograph, f/5, belichtet auf CDS-5D-CCD-Kamera (Roland Fichtl)
3 Unten: 2P/Encke, 14. Februar 2017,
17:50 UT, Instrument: 12-ZollNewton, f/4, 24 min belichtet auf Moravian-G3-16200FW-CCD-Kamera (Michael Jäger)
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wirklich sehenswerte Erscheinung war die riesige mondgroße Nebelscheibe, die der Komet im Perigäum bot. Das beste Beobachtungsinstrument war das Fernglas, es wurden Helligkeiten um 6,5 mag bestimmt. Da der Komet sehr diffus war (Abb. 4), gelang die Sichtung nur von dunklen Standorten aus.
Einen ähnlichen Anblick bot 41P/TuttleGiacobini-Kresak Ende März, als er einen sehr erdnahen Bahnabschnitt (0,14 AE) durchlief. Das Perihel lag nur 3 Wochen später, so dass der Komet groß, hell, aber wenig kondensiert war: Das Fernglas war das ideale Instrument, ein dunkler Himmel Voraussetzung. Wie auch bei 45P konnte kein Schweif beobachtet werden, da dieser in der Koma verborgen war (Abb. 5). Die scheinbare Bewegung am Himmel war durch diese Konstellation sehr groß und in kurzer Zeit auffallend.
Der Komet 73P/Schwassmann-Wachmann blieb hinter den Erwartungen zurück und erreichte nur ca. 12 mag Helligkeit. Der Komet neigt zur Fragmentierung. Am 13. Februar konnte eine Abspaltung von der hellsten Komponente C beobachtet werden, allerdings nur fotografisch (Abb. 6).
4 Oben: 45P/Honda-Mrkos-
Pajdusakova, 14. Februar 2017, 02:27-05:07 UT, Instrument: 8-ZollNewton, f/4, 120 min belichtet auf Canon 700Da (Werner E. Celnik)
5 Mitte: 41P/Tuttle-Giacobini-Kresak,
22. März 2017, 02:10 UT, Instrument: 8-Zoll-Newton, f/2,8, 30 min belichtet. Oben im Bild die Galaxie M 108, links am Rand der Planetarische Nebel M 97 (Norbert Mrozek)
6 Unten: 73P/Schwassmann-Wach-
mann, 24. Februar 2017, 18:48 UT, Instrument: 16-Zoll-Newton, f/3,5, 4 min belichtet auf Aspen-CG16070Kamera (Michael Hauss)
Kometen
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86 Sonne
Meine erste Fotoreihe einer aufsteigenden Protuberanz
von Reinhard Kaltenböck
Irgendwie hatte ich die Vermutung, dass noch mehr folgen könnte. So baute ich meine NEQ-3-Montierung mit dem Lunt LS 60T und dem TS-Zoom-Okular im Garten auf. Schnell war die Kamera Canon EOS 1000D mit dem Zoom-Okular verbunden und meine schwarze Baumwolljacke über den Kopf und die Canon gezogen. Dann wurde die Live-ViewFunktion eingestellt.
1 AR 2645 und AR 2644 waren auch
noch kurz vor Sonnenuntergang aufgrund ihrer Größe zu erkennen.
Die Sonne befindet sich seit 2014 in der Abstiegsphase ihres aktuellen Aktivitätszyklus. Um so erstaunter war ich, als ich am 30. März 2017 zwei große Fleckengruppen beobachten und fotografieren konnte (Abb. 1).
Die Fleckengruppe AR 2644 hatte von März bis April 2017 zahlreiche M-Flares produziert. Mein Astrofreund Josef aus der Schweiz gab mir am Sonntag, dem 02.04.2017 den Hinweis, dass laut Prognose noch weitere starke Aktivitäten von AR 2644 ausgehen könnten. Sobald die Fleckengruppe den Rand der Sonne erreicht, könnte es noch spannend werden. Das wurde es auch am Montag, dem 03.04.2017. Eine geschlossene Hochnebeldecke lag über dem Niederrhein. Würde sie sich auflösen? Mein Optimismus war gefragt.
Zum Glück klarte es nachmittags auf. Die Sonne erstrahlte am blauen Himmel. Schnell stellte ich mein Stativ mit dem Sonnenteleskop Lunt LS 60T auf und beobachtete die Sonne. Zuerst sah ich nur eine kleine Protuberanz, die sich am Sonnenrand im Bereich von AR 2644 bildete.
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Und siehe da: Die kleine Protuberanz entwickelte sich immer mehr. So konnte ich dann die gesamte Entwicklung der aufsteigenden Protuberanz auf dem Display der Canon beobachten und zwischenzeitlich aufnehmen. Es wurde noch spannender: Die Protuberanz vergrößerte sich und bildete in kurzer Zeit immer neue Details. Insgesamt war es für mich ein Erlebnis, in rund 88 Minuten die Entwicklung einer Protuberanz mit einer Fotoreihe zu dokumentieren (Abb. 2).
Die Fotoserie entstand mittels einfacher Astrofotografie. Jeweils nur ein Foto mit der Canon EOS 1000D, ISO 400, TS Zoom bei 11 mm, 1/3 s Belichtungszeit.
Meine Informationen über die Sonne entnehme ich dem Internet [1, 2] und dem Buch ,,Die Sonne" von Jürgen Banisch [3].
Literaturhinweise und Weblinks: [1] www.spaceweather.com [2] Solar Dynamics Observatory:
https://sdo.gsfc.nasa.gov/data/ [3] J. Banisch: ,,Die Sonne", Oculum
Verlag
2
Aufnahmeserie einer eruptiven Protuberanz bei der aktiven Region AR 2644, 03.04.2017, Uhrzeiten v.o.n.u. in UTC: 14:21, 14:23, 14:39, 14:55, 15:33, 15:43, 15:49, Aufnahmedaten im Text, Norden ist oben, Westen rechts.
Sternbedeckungen
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Streifende Sternbedeckungen
durch den Mond im 4. Quartal 2017
von Eberhard Riedel
Die drei sehenswertesten streifenden Bedeckungen von Sternen durch den Mond im letzten Quartal dieses Jahres sind im Folgenden dargestellt. Darunter ist die Streifung des 0,9 mag hellen Aldebaran am 6. November ein herausragendes Ereignis, obwohl sie, anders als am 5. Februar, am hellen Mondrand stattfindet (siehe Kasten Ereignis 2). Die Landkarte zeigt alle Grenzlinien dieser Ereignisse quer über Deutschland, die der mittlere Mondrand während des Vorbeizuges am Stern beschreibt. Von jedem Punkt in der Nähe dieser Linien ist zum richtigen Zeitpunkt das oft mehrfache Verschwinden und Wiederauftauchen des Sterns bereits in einem kleinen bis mittleren Fernrohr zu verfolgen.
Grundlage der hier veröffentlichten Profildaten sind Laser-Messungen des amerikanischen Lunar Reconaissance Orbiters, die vom Chemnitzer Sternfreund Dietmar Büttner in ein dichtes Netz von librationsabhängigen Profilwerten umgerechnet wurden.
Um streifende Sternbedeckungen erfolgreich beobachten zu können, werden eine ganze Reihe präziser Informationen benötigt. Die europäische Sektion der International Occultation Timing Association (IOTA/ES) stellt diese Daten zur Verfügung. Kernstück ist die Software ,GRAZPREP` des Autors, die sowohl eine komplette und stets aktualisierte Auflistung aller interessanten Ereignisse als auch für jedes Ereignis die genauen Koordinaten der Grenzlinien und viele weitere Informationen liefert. Darüber hinaus kann von jedem Standort aus das Profil des Mondes und die zu erwartende Sternbahn grafisch in verschiedensten Vergrößerungen dargestellt werden, um so den besten Beobachtungsstandort auswählen zu können. Letzterer muss auch unter Berücksichtigung der Höhe optimiert werden, weil diese einen Einfluss auf den Blickwinkel zum Mond hat. Hierzu können höhenkorrigierte Grenzlinien automatisch in eine Google-EarthKarte übertragen werden, mit der es dann
einfach ist, die besten Beobachtungsstationen festzulegen.
Die Software und bestimmte Vorhersagedateien können kostenlos unter www. grazprep.com heruntergeladen und installiert werden (Password: IOTA/ES). Zusätzlich benötigte Vorhersagedateien sind direkt vom Autor (e_riedel@msn.
com) oder über die IOTA/ES (www.iotaes.de) zu beziehen. Weiterführende Informationen, z.B. über die Meldung der Bedeckungszeiten, sind dort ebenfalls erhältlich.
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Sternbedeckungen
Ereignis 1: 15.10.2017
In den frühen Morgenstunden des 15. Oktober zieht die nur noch zu 22 % beleuchtete abnehmende Mondsichel mit ihrem unbeleuchteten Nordrand am 6,5 mag hellen Stern 23 Leonis vorbei. Zu verfolgen ist das Ereignis in BadenWürttemberg und Bayern auf einer Linie, die südlich von Straßburg beginnt und südlich von Stuttgart sowie nördlich an Regensburg vorbeiführt.
Die Abbildung 1a zeigt zudem (hier für eine Länge von 10 Grad Ost auf der vorausberechneten Grenzbreite), dass die scheinbare Sternbahn (blauweißgestrichelte Linie mit Minutenangaben) das als weiß gepunktete Linie dargestellte mittlere Mondniveau weitab vom Terminator berührt, so dass die ohnehin nicht große Mondhelligkeit bei diesem Ereignis in keiner Weise stören wird. Die Mondrandstrukturen sind hier 6-fach überhöht dargestellt, weshalb auch die Krümmung der scheinbaren Sternbahn grafisch erforderlich ist. Die Zeiten in MESZ gelten nur für die gewählte geografische Länge, die einer Position nördlich von Ulm entspricht.
Auffallend ist ferner, dass an diesem Beobachtungsort der Mond wegen der unterhalb des mittleren Mondniveaus liegenden Mondoberflächenstrukturen knapp am Stern vorbeiwandert und es daher auf der vorausberechneten mittleren Grenzbreite zu keiner Bedeckung kommen wird.
Die Abbildung 1b zeigt die durch die Mondparallaxe bedingte Verschiebung der scheinbaren Sternbahn, wenn man etwa 2.200 m südlich der mittleren Grenzbreite steht. In dieser Grafik sind die Mondstrukturen 24-fach überhöht dargestellt, da auf diese Weise besser beurteilt werden kann, wann und wie viele Bedeckungsereignisse im Einzelnen zu erwarten sind. Die Ortsverschiebung von 2.200 m senkrecht zum Verlauf der Grenzlinie ist so gewählt, dass zwischen 04:17:45 und 04:18:31 MESZ der dort flache Abhang der Mondoberfläche fast parallel am Stern vorbeizieht. In diesem Bereich ist daher mit einer Vielzahl an Ereignissen zu rechnen. Tatsächlich können von dieser Po-
1a Die scheinbare Sternbahn (blauweiß gestrichelte Linie) bei Beobachtung
genau von der vorhergesagten Grenzlinie
1b Streifungssituation von 23 Leonis bei Beobachtung ca. 2.200 m südlich
der Grenzlinie mit 24-facher Mondhöhendehnung
sition bis 04:20:04 MESZ voraussichtlich mindestens 14 Kontakte verfolgt werden (ungefähre Zeiten s. Inset).
für alle anderen Längen der Grenzlinie gilt. Lediglich die Kontaktzeiten verschieben sich.
Es ist auch erkennbar, dass es bei einer anderen Positionierung außerhalb der vorausberechneten Zentrallinie jeweils zu einer sehr unterschiedlichen Anzahl von Bedeckungen des Sterns kommen wird.
Während der gut 2 Minuten, in denen bei diesem Ereignis der Mondschatten über Süddeutschland wandert, kommt es nur zu einer geringen Verschiebung der Streifungsposition am Mondrand. Deshalb kann man davon ausgehen, dass das oben Gesagte annähernd auch
23 Leonis ist nicht als Doppelstern bekannt, weshalb sein Verschwinden am Mondrand jeweils schlagartig erfolgen müsste. Nicht selten wurden bei Sternbedeckungen durch den Mond jedoch enge Doppelsterne entdeckt. Zu beobachten wäre dann ein langsameres oder nur teilweises Verschwinden und Wiederauftauchen des Sternlichtes.
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Sternbedeckungen
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Ereignis 2: 06.11.2017
Auch die erneute Streifung des 0,9 mag hellen Aldebaran am 6. November findet in den frühen Morgenstunden statt. Der Hauptstern im Stier wird diesmal jedoch vom hellen Mondrand bei einem Beleuchtungsgrad von 95 % gestreift. Dennoch ist dieses Ereignis beobachtbar und wegen seiner Seltenheit sehenswert. In den Genuss kommt jedoch nur der äußerste Süden Deutschlands auf einer Linie, die im südwestlichsten Baden-Württemberg beginnt und dann über Lindau am Bodensee durch das südliche Allgäu knapp nördlich an Garmisch-Partenkirchen vorbei verläuft.
Die Abbildung 2a zeigt die scheinbare Bahn von Aldebaran durch das zerklüftete Mondterrain auf der vorausberechneten Zentrallinie für eine Länge von 10 Grad Ost östlich von Lindau, von wo aus der Stern bereits mehrfach verschwindet und wiedererscheint. Bei einer Beobachtungsposition nur ca. 680 m weiter nördlich vervielfachen sich diese Bedeckungsereignisse.
Die Abbildung 2b zeigt diese mindestens 12 Kontakte von der nördlicheren Position bei 24-fach gedehnten Profilhöhen des Mondes. Die Region mit den meisten Kontakten ab 04:19 MEZ zeigt vergrößert die Abbildung 2c. Die Grafiken sind grundsätzlich für Meereshöhe gerechnet. Bei deutlich höher gelegenen Beobachtungsstationen muss deren Höhe ebenfalls in die Berechnung einbezogen werden, um eine genügend genaue Vorhersage zu erhalten (zur Software s. Haupttext).
Aldebaran ist der Hauptstern eines Mehrfachsternsystems, weshalb es bei dessen Bedeckung oft nicht zu dem schlagartigen Verschwinden des Sterns kommt, wie man es am atmosphärelosen Mond gewohnt ist, sondern immer auch Helligkeitsschwankungen beobachtbar sind. Bereits das unvollständige Verschwinden und Wiederauftauchen des Hauptsterns selbst kann Grund für diese Lichtschwankungen sein. Dieses verdeutlicht ebenfalls die Abbildung 2c, in der es wegen der Profildehnung möglich ist, Aldebaran mit seinem Durchmesser darzustellen. Die schwarzen Begrenzungslinien der scheinbaren Sternbahn zeigen die Höhenausdehnung dieses roten Riesensterns, der bei einem Winkeldurchmesser von ca. 0,02 Bogensekunden am Mondrand einen Durchmesser von ca. 36 Metern hat. Die Grafik macht deutlich, dass es so auch zu partiellen Bedeckungen des Al-
2a Die scheinbare Sternbahn von Aldebaran bei 95 % beleuchtetem
Mond, 6-fache Mondhöhendehnung
2b Streifungssituation von Aldebaran ca. 680 m nördlich der Grenzlinie
mit 24-facher Mondhöhendehnung
2c Vergrößerter Ausschnitt von Abb. 2b mit dargestellter Höhenaus-
dehnung des Aldebaranscheibchens (schwarze Begrenzungslinien neben der scheinbaren Sternbahn) debaran und damit statt eines völligen Verlöschens zu Helligkeitsschwankungen kommen kann. Die Kontakte geschehen auf der Länge von 10 Grad Ost ca. zwischen 04:16:08 und 04:20:01 MEZ.
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Sternbedeckungen
Ereignis 3: 09.11.2017
Nur 3 Nächte später kommt es vom 8. auf den 9. November zu einer relativ leicht zu beobachtenden streifenden Bedeckung, obwohl der Stern SAO 97087 nur 6,8 mag hell ist. Der Mond ist dann aber nur noch zu 69 % beleuchtet und gleichzeitig der Abstand der unbeleuchteten Streifungszone zu den beleuchteten Mondstrukturen mit über 9 Grad bequem groß. Das Beobachtungsgebiet ist allerdings auf SchleswigHolstein auf einer Linie zwischen der Eidermündung und der Stadt Eckernförde beschränkt.
Der Mondrandausschnitt in der Abbildung 3a zeigt die scheinbare Sternbahn bei der geografischen Länge von 10 Grad Ost und verdeutlicht geometrisch den bequemen Abstand zum Terminator. Auf der vorausberechneten Grenzbreite werden allerdings keine Kontakte zu sehen sein.
Um ein mehrfaches Verschwinden und Wiedererscheinen des Sterns am dunklen Mondrand verfolgen zu können, muss man die berechnete Zentrallinie nach Süden verlassen. Wie sinnvoll das ist, zeigt die Abbildung 3b, in der die Profildetails 24-fach überhöht dargestellt sind (die weiß gepunktete Linie ist das mittlere Mondniveau). Etwa 620 m weiter südlich können zwischen 01:13 und 01:14 MEZ ohne Weiteres 14 Kontakte oder mehr zu beobachten sein. Auch ein kleineres Fernrohr macht eine Beobachtung möglich.
3a Die scheinbare Sternbahn von SAO 97087 bei Beobachtung genau von der
vorhergesagten Grenzlinie, 6-fache Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei +- 3.000 m
3b Die scheinbare Sternbahn von SAO 97087 bei Beobachtung ca. 620 m
südlich der Grenzlinie, 24-fache Mondhöhendehnung
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Impression
Jupiter
Michael Nolle, der auf der Mittelmeerinsel Malta lebt, nahm am 23. April 2017 um 20:31 Uhr UT den Planeten Jupiter auf. Das Seeing war an diesem Abend eher mittelmäßig. Teleskop war ein Meade 10-Zoll-ACF mit Hyperion-Barlowlinse (Baader). Als Videokamera kam eine ZWO ASI120MM mit ZWO RGBFiltern zum Einsatz. FireCapture diente als Aufnahmesoftware, ein Video pro Farbkanal von 45 s Länge genügte. Die Belichtungszeit pro Bild betrug 25 ms, Gain war 70, Gamma 50. 25% der Bilder wurden mit AutoStakkert gestackt und vorgeschärft. Die weitere Bearbeitung erfolgte in Photoshop und Noiseware Community. Es wurde nicht derotiert. Norden ist oben. Der Autor schreibt dazu: ,,In der rechten oberen Ecke ist noch Kallisto zu sehen, obgleich leider ziemlich dunkel." Wir haben Kallisto ein wenig in der Helligkeit angehoben ...
Veränderliche
91
Spektakuläre Aktivitäten des BL-Lacertae-Objektes OJ 287
von Klaus Wenzel
Im September 2016 wurde ich durch eine Alert-Meldung der AAVSO auf außergewöhnliche Aktivitäten des Blazars OJ 287 aufmerksam. Durch seine Position im Sternbild Krebs waren Mitte September nur in den frühen Morgenstunden erfolgreiche Beobachtungen des Objektes möglich. Da Mitte September auch noch der helle Mond störte, beschloss ich zunächst eine CCD-Beobachtung mit meinem 150 mm/900 mm-Newton (Wachter) in Verbindung mit einer GOTO-Montierung einer visuellen Beobachtung mit meinen größeren Dobson-Teleskopen (12,5 und 16 Zoll) vorzuziehen. Tatsächlich konnte ich OJ 287 am 15. September kurz vor Dämmerungsbeginn mit einer Helligkeit von 13,5 mag aufnehmen. Dies war die größte von mir bisher beobachtete Helligkeit dieses immerhin etwa 3,5 Milliarden Lichtjahre entfernten Objektes.
1 Der Blazar OJ 287 mit Vergleichssternen nach einer CCD-Aufnahme (05.10.2016)
mit dem 150 mm/900 mm-Newton der Dachsternwarte Wenigumstadt (Norden oben, Osten links - 18' x 15')
OJ 287 - der Tanz zweier Schwarzer Löcher OJ 287 erschien erstmals im Ohio-Katalog für Radioquellen. 1970 wurde die Radioquelle schließlich als blaues stellares Objekt mit einer Helligkeit von etwa 14,5 mag von G. M. Blake optisch auf dem POSS identifiziert. Aufgrund seines kontinuierlichen Spektrums wurde OJ 287, das absolut stellar erscheint, als BLLacertae-Objekt klassifiziert. Lediglich auf tief belichteten Aufnahmen, die nahe des Minimums gewonnen wurden, kann man im Nordwesten eine leicht diffuse Ausschweifung, vermutlich von der Muttergalaxie (Hostgalaxie) erkennen. Schon bald bemerkte man, dass OJ 287, wie auch die meisten BL-Lacertae-Objekte, in allen Bereichen, sowohl optisch als auch im Radiobereich, starke Veränderungen aufweist. Optische Veränderungen konnten bei dieser Quelle zwischen der 12. und der 17. Größe beobachtet werden.
2 Meine Gesamtlichtkurve ab 2008 dokumentiert die Heftigkeit des Ausbruchs zum
Jahreswechsel 2016/17. Die Beobachtungen basieren auf visuellen sowie CCDBeobachtungen in meiner Dachsternwarte in Wenigumstadt sowie einigen RemoteBeobachtungen am BRT in Teneriffa.
Bei Durchmusterungen von historischen Plattenarchiven, u.a. von Harvard oder der Landessternwarte Heidelberg, die bis ins Jahr 1890 zurückreichen, konnten periodische Ausbrüche mit einer Periode von 12 Jahren bei OJ 287 nachgewiesen
3 Die Beobachtungen ab September 2016 zeigen zunächst ein Niveau von etwa 13,5
mag mit einer Helligkeitsspitze von 13,2 mag. Es folgte ein Abstieg mit zwei weiteren Spitzen (13,6 mag) im Januar und Februar 2017.
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Veränderliche
4 Ausschnitte aus zwei Überwachungsaufnahmen vom 6-Zoll-Newton. OJ 287 befindet
sich jeweils in der Bildmitte. Bildausschnitt etwa 14'. Links: 19.10.2016; 13,2 mag, rechts: 18.01.2017; 14,7 mag.
werden, wobei es offensichtlich alle 60 Jahre zu besonders heftigen Ausbrüchen kommt. So konnte in Heidelberg auf Platten, die am 27. Januar 1913 mit dem 6-Zoll-Astrografen (Wolfscher 6-Zöller) belichtet wurden, OJ 287 mit einer Helligkeit von etwa 12 mag nachgewiesen werden. Ein weiterer großer, ähnlich heftiger Ausbruch erfolgte in den Jahren 1972/73.
Was ist nun die Erklärung für das Phänomen der regelmäßigen Ausbrüche? Finnische Astronomen um Dr. Mauri Valtonen stellten eine interessante These auf: Ein großes Schwarzes Loch mit einer Masse von etwa 18 Milliarden Sonnenmassen wird von einem ,,kleineren" von ca. 140 Millionen Sonnenmassen in 12 Jahren umrundet. Jedes Mal, wenn die kleinere Komponente nahe ihres Periastrons durch die Akkretionsscheibe der größeren Komponente stößt, kommt es zu den besagten Helligkeitsausbrüchen, wobei aufgrund besonderer Bahndaten (die Sekundär-Komponente hält sich länger in der Akkretionsscheibe auf) es alle 60 Jahre zu einem besonders heftigen Ausbruch kommt. Direkte Folgen dieser Durchstöße durch die Akkretionsscheibe sind weitere Ausbrüche in den folgenden Monaten dieses Ereignisses [1, 2].
Der doppelte Ausbruch 2015/16 Eine eindrucksvolle Bestätigung von Valtonens Theorie war der Ausbruch im Dezember 2015, der von ihm exakt vor-
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hergesagt wurde. Anfang Dezember kletterte die Helligkeit von OJ 287 auf 13,2 mag. Bis Mitte Dezember war die Helligkeit dann auch schon wieder auf 14,5 und bis Ende Dezember auf 15,5 mag abgefallen. Ein erster kurzer Folgeausbruch war dann Anfang März zu beobachten. Hier stieg die Helligkeit kurzfristig bis nahe der 13. Größe an, fiel aber innerhalb weniger Tage wieder unter die 14. Größe.
Diese beiden Ausbrüche konnten aber von mir aufgrund schlechter Witterungsverhältnisse nicht beobachtet werden. Lediglich am 09.12.2016, also etwa eine Woche nach dem Maximum des ersten Ausbruches (Durchstoß der Akkretionsscheibe), erhielt ich eine Beobachtung vom BRT in Teneriffa. Auf dieser Aufnahme war die Helligkeit von OJ 287 jedoch schon wieder auf 14,1 mag abgesunken. Das eigentliche Event war bereits vorbei.
Der dritte Ausbruch - September 2016 Wie eingangs bereits erwähnt, wurde ich durch eine Alert-Meldung der AAVSO auf diesen erneuten Ausbruch aufmerksam. Nach einer ersten CCD-Aufnahme vom 15.09.2016 mit 13,5 mag fiel die Helligkeit zwar zunächst auf 14,1 (26.09.) ab, stieg aber bis Ende September wieder auf 13,6 mag an. Diesen Zeitraum konnte ich aufgrund günstiger Witterungsverhältnisse gut, zum Teil mit CCD-
Aufnahmen, aber auch visuell, abdecken. Bis Mitte Oktober pendelte die Aktivität dann zwischen 13,5 und 13,6 mag. Am Morgen des 19. Oktober 2016 konnte ich dann, als es nach einer wolkigen Nacht morgens überraschend aufklarte, OJ 287 mit 13,2 mag (einer für mich erneuten Rekordhelligkeit) beobachten. Danach fiel die Helligkeit bis Mitte Dezember langsam wieder bis 14,3 mag ab, um erneut bis zum Jahreswechsel auf etwa 13,6 mag anzusteigen. Eine weitere Helligkeitsspitze mit 13,6 mag war dann Anfang Februar 2017 erreicht. Danach setzte bis zum Ende meiner Beobachtungssaison (Mitte April 2017) ein langsamer Rückgang ein. Am 09.04.2017, bei meiner letzten Beobachtung (CCD am 6-Zoll-Newton), notierte ich 14,7 mag. Man darf gespannt sein, wie sich OJ 287 im Herbst 2017 präsentieren wird.
Die Erklärung für diesen gewaltigen und lang anhaltenden Ausbruch dürfte in Teilchen bzw. Partikeln zu suchen sein, die durch den Aufschlag des kleineren Schwarzen Loches auf der Akkretionsscheibe der Hauptkomponente aus dieser herausgerissen wurden und nun, etwa ein Jahr nach diesem Ereignis, auf den Jet der größeren Komponente treffen [3, 4].
Literaturhinweise: [1] M. Valtonen et al., 2008: ,,A mas-
sive binary black-hole system in OJ 287 and a test of general relativity", Nature 452, p. 851 [2] M. Valtonen, P. Pihajoki, 2013: "A helical jet model for OJ 287", Astron. Astrophys. 557, A28 [3] P. Pihajoki et al., 2013: "Precusor flares in OJ 287", Astrophys. J. 764, p. 5 [4] M. Valtonen (priv. Mitt.)
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Die Supernova 2017dfc hinter der Galaxie M 63
von Werner E. Celnik, Bernd Gährken und Wilfried Wacker
Als Supernova wird das kurzzeitige, sehr helle Aufleuchten eines sehr massereichen Sterns am Ende seines ,,Lebens" durch eine Explosion bezeichnet. Der ursprüngliche Stern wird dabei vernichtet. Übrig bleiben eine sich in den interstel-
laren Raum ausbreitende Gaswolke (die auch die für die Bildung von Planeten notwendigen ,,schweren" Elemente enthält, die bei der Supernovaexplosion entstanden sind) und ein Sternrest, entweder ein Neutronenstern oder ein Schwarzes
Loch. So ist es bei Sternen von ursprünglich mehr als 8 Sonnenmassen, die eine ,,Kollaps-" bzw. Typ-Ib-, Typ-Ic- oder Typ-II-Supernova durchlaufen. Bei TypIa- bzw. thermonuklearen Supernovae ist der explodierende Stern kein Überriese,
1 SN 2017dfc in M 63 am 23.04.2017, Instrument: 16-Zoll-SCT,
Kamera: Atik 314L, Belichtung 349 x 20 s (1,9 h), Ort: Vstw. München, Aufnahme Bernd Gährken
2 SN 2017dfc in M 63 am 25.04.2017 um 21:22 UT, Instrument:
Newton 300 mm/1.200 mm, CCD-Kamera: Starlight SXV-H9, Belichtung 56 x 30 s (0,5 h), Ort: Steinfurt (i.W.), Aufnahme Wilfried Wacker
3 SN 2017dfc in M 63 am 08.05.2017 um 23:07 UT,
Instrumente: Newton 200 mm/800 mm und Refraktor 150 mm/1.100 mm, Kameras: Canon 700Da und 5DMkII, Belichtung 220 x 120 s (7,3 h), Ort: Rheinberg, Aufnahme Werner E. Celnik
4 SN 2017dfc in M 63 am 13.06.2017 um 23:32 UT, Instrumente:
Newton 200 mm/800 mm und Refraktor 150 mm/1.100 mm, Kameras: Canon 700Da und 5DMkII, Belichtung 42 x 240 s und 55 x 180 s, in der Summe 5,6 h, Ort: Rheinberg, Aufnahme Werner E. Celnik
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Veränderliche
sondern ein Weißer Zwerg, der von einem Begleiter zusätzliche Masse abgesaugt hat (,,akkretiert") und dadurch so viel an Masse zugelegt hat, dass er dadurch kollabiert und durch weitere Kernfusionsprozesse zerrissen wird (s. dazu auch [8]).
Supernovaexplosionen können kurzzeitig so hell wie die Gesamthelligkeit einer ganzen Galaxie erscheinen, sind daher recht spektakuläre Ereignisse.
So erschien 1987 in der ,,nur" 157.000 Lichtjahre entfernten Großen Magellanschen Wolke eine mit 3 mag Helligkeit mit dem bloßem Auge leicht erkennbare Supernova (1987A), die hellste überhaupt seit mehreren hundert Jahren. Die entstandene, sich schnell ausdehnende Gashülle konnte seither intensiv, z.B. mit dem Weltraumteleskop Hubble, aber auch mit bodengebundenen Teleskopen verfolgt werden [1]. In den letzten Jahren erschienen Supernovae in hellen Galaxien, so z.B. in M 51, M 81, M 82, NGC 5128 etc. Dies alles waren spektakuläre Ziele, auch für Amateur-Astrofotografen.
Am 09.04.2017 wurde mit einer Helligkeit von 18,99 mag [2] die Supernova 2017dfc im inneren Sternwimmel der Galaxie M 63 (NGC 5055) durch das ,,GAIA Photometric Science Alerts-Programm" entdeckt [2, 3, 4], sie erhielt auch die Bezeichnung Gaia17baw. Die Position liegt bei Rektasz. 13h 15min 43,58s und Dekl. +42 Grad 02' 13,4'' (2000.0), ca. 63,7'' westlich und 28,4'' nördlich des Galaxienzentrums. Für diese nahe Galaxie war die Supernova also gar nicht hell. Aber wieso?
Die Galaxie M 63 ist ca. 6,5 Mpc (= 21,2 Mio. Lichtjahre) von uns entfernt. Wobei nach dem Hubble-Gesetz die Distanz r sich berechnet zu
r = c z / Ho mit c = Lichtgeschwindigkeit = 299.792,458 km/s, Ho = Hubble-Konstante = 74,3
VdS-Journal Nr. 63
5 Die Entwicklung der SN 2017dfc hinter der Galaxie M 63 vom 23.04 bis zum 13.06.2017
km/s/Mpc, und z = gemessene Rotverschiebung von M 63 = 0,001614 [5]. (Zu diesem Thema gibt es eine gute Einführung von S. Putz [7].)
Die Rotverschiebung der SN 2017dfc beträgt nach spektroskopischen Messungen von Pan et al. [5] dagegen z 0,06. Sie ist also 241 Mpc (786 Mio. Lichtjahre) entfernt. Sie kann demnach nicht zu M 63 gehören, sondern steht in einer Hintergrundgalaxie weit dahinter. Stünde 2017dfc in der Entfernung von M 63, so wäre sie 8,4 mag heller, also ca. 10,6 mag, wenn man die sicherlich vorhandene Rötung durch die interstellare Materie in M 63 unberücksichtigt lässt. Pan et al. schließen aus ihren spektroskopischen Messungen auf eine absolute Helligkeit der SN von -19,3 Mag, was typisch ist für eine Supernova vom Typ Ia.
Nach ihrer Entdeckung am 09.04. nahm die Helligkeit der SN noch weiter zu, bis zum 19.04. auf 18,10 mag [5]. Am 23.04. nahm Bernd in München mit einem 16-Zoll-SC-Teleskop ein Bild von M 63 mit 2017dfc auf (Abb. 1+5) und wies in der Mailingliste der FG Astrofotografie darauf hin. Willi gewann ein Bild am 25.04. mit einem 12-Zoll-Newton (Abb. 2+5) und Werner nahm die SN am 08.05. mit einem 8-Zoll-Newton und einem 6-Zoll-Refraktor aufs Korn (Abb. 3+5). Am 08.05. hatte die SN bereits etwas an Helligkeit verloren, am 13.06. ist sie mit dem betreffenden Gerät gerade noch nachweisbar (Abb. 4+5), wie ein Vergleich der Bilder zeigt. Sie war dann sicherlich wieder schwächer als 19 mag.
Alle Aufnahmen sind bei nicht idealen Bedingungen entstanden, am 08.05. sogar bei 97 % beleuchtetem Mond am hellen Vorstadthimmel. Es sollte sich daher lohnen, auch schwächere Supernovae zu verfolgen, auch wenn sie nicht das tolle
Szenario wie bei M 63 bieten. Ein großes Teleskop ist dabei nicht unbedingt erforderlich.
Literaturhinweise und Weblinks (Stand 20.06.2017): [1] R. Hanuschik et al., 1988: ,,SN
1987A: Spectroscopy of a Oncein-a-Lifetime Event, www.eso.org/ sci/publications/messenger/archive/ no.51-mar88/messenger-no51-7-9. pdf [2] IAU Supernova Working Group, 2017: Transient Name Server, https://wis-tns.weizmann.ac.il/ object/2017dfc [3] GAIA Photometric Science AlertsProgramme, 2017: https://gaia. ac.uk/selected-gaia-science-alerts [4] Entdeckung und Beobachtungsübersicht Supernova 2017dfc, 2017: www.rochesterastronomy.org/ sn2017/sn2017dfc.html [5] Y.-C. Pan et al., 2017: ,,Spectroscopic classification of SN 2017dfc (=Gaia17baw) with the Lick Shane telescope", The Astronomer's Telegram 21. Apr 2017, www. astronomerstelegram.org/?read= 10302 [6] Hintergrundinformationen zu SN 2017dfc, 2017: www. rochesterastronomy.org/supernova. html#2017dfc [7] S. Putz, 2007: ,,Das Hubble-Gesetz und kosmologische Entfernungsbestimmung", Ausbildungsseminar zur Kosmologie, Universität Regensburg, www.physik.uni-regensburg.de/ forschung/gebhardt/gebhardt_files/ skripten/KosmologischeEntfernungen. pdf [8] Wikipedia, 2017: Tabelle Typen von Supernovae, https://de. wikipedia.org/wiki/Supernova# Supernovatypen_II-L_und_II-P
VdS-Nachrichten
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Neues aus dem Vorstand
von Sven Melchert
Am 8. Juli traf sich der VdS-Vorstand bereits zum zweiten Mal im Haus der Astronomie in Heidelberg. Letzte Vorbereitungen der VdS-Tagung und Mitgliederversammlung ab dem 20. Oktober wurden besprochen, das Veranstaltungsprogramm abgestimmt und die Einladungsschreiben fertig gestellt. Wenn dieses Heft erscheint, ist es für eine Anmeldung zur Tagung noch nicht zu spät. Kontaktieren Sie dazu bitte rasch die Geschäftsstelle oder nutzen die OnlineAnmeldung auf www.sternfreunde.de.
Neben den üblichen Pflichten des VdSVorstands zur Vereinsführung wurden folgende Themen besprochen:
FG Astronomische Vereinigungen Die Fachgruppe der Sternwarten und Vereine ist sehr aktiv, es haben sich Regionalgruppen für die Gebiete West und Mitte gegründet, Ost und Süd werden bis zum Erscheinen dieses Heftes folgen.
Astronomietag 2018 Der Astronomietag findet auf Wunsch der Veranstalter weiterhin im Frühjahr statt, im Jahr 2018 am 24. März. Die VdS wird wieder Plakate und Broschüren für die Bewerbung und Besucher anbieten. Zum Ereignis der Mars-Opposition und totalen Mondfinsternis am 27. Juli 2018 erstellt die VdS zusätzliche Plakate. Auf Twitter informiert die VdS unter @astronomietag über ihre Aktivitäten.
Forum der Sternfreunde Unter der Adresse forum.vdsastro.de bietet die VdS seit diesem Jahr ein Diskussionsforum im Internet an. Die Beteiligung der Fachgruppen ist bisher zurückhaltend, darüber wird beim Fachgruppentreffen im November gesprochen werden.
Drehbare Sternkarte Als Willkommensgeschenk für Neumitglieder und zum Verkauf auf Messen stellt die VdS eine handliche drehbare
Sternkarte her. Erste Exemplare werden auf der VdS-Tagung verfügbar sein.
Veranstaltungen mit VdS-Beteiligung: 11. November: Bochumer Herbsttagung 28. April 2018: Würzburger Frühjahrstagung 5. Mai 2018: Astromesse ATT in Essen
Die letzte Vorstandssitzung des aktuellen Vorstands findet am 20. Oktober vor der Mitgliederversammlung statt.
Wir begrüßen neue Mitglieder
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Walter
Timo
Uhlandstraße 16
74861
Maisch
Detlef
Steinbeter Weg 55
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Kuhlberg Markus
Schäftlarnstraße 48
81371
Braxator Thomas
Beeckerhof 6
NL-6071
Lebuser Leonhardt
Paul-Gerkens-Ring 16
21407
Dr. Gripp Joachim
Königsförder Dtr. 52
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Roloff
Jürgen
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41366
Henkel
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46047
Schöpgens Hamlet
Bruchmühlenweg 56
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THA-30000
Werner
Sebastian
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46535
Beerheide Achim
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Vier-Türme-GmbH c/o Christoph Gerhard Schweinfurter Str. 40
97359
Schumacher Uwe
Bahnstraße 125
46147
Gründel Klaus
Milanweg 23
73434
Tschepke Frank
Hans-Henny-Jahnn-Weg 67 22085
Langstädler Sarah
Eppendorfer Stieg 10
22299
Kuhr
Luis
Nordstraße 2
08606
Franz
Erwin
Fährstraße 2
63839
Schuller Frederic
Johannes-Niemeyer-Weg 23 A 14109
Schuller Katja
Johannes-Niemeyer-Weg 23 A 14109
Görs
Björn
Gertrudstraße 4
27751
Vertesich Markus
Kardinal-Nagl-Platz 6-7/38 A-1030
Stolze
Jürgen
Sachtlebenstr. 43 b
14165
Wagner Siegfried
Pettenkoferweg 2
85521
Ohnmacht Benjamin
Jungnauer Str. 19
70567
Ort
WERNBERG Steinfeld LUXEMBOURG Neudenau Hamburg München BX SWALMEN Deutsch Evern Lindau Schwalmtal Oberhausen Schermbeck Hua Taley Muang, Dinslaken Solingen Schwarzach Oberhausen Aalen Hamburg Hamburg Oelsnitz Kleinwallstadt Berlin Berlin Delmenhorst WIEN Berlin Ottobrunn Stuttgart
Nakhon
Ratchasima
VdS-Journal Nr. 63
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VdS-Nostalgie
ausgewählt und zusammengestellt von Peter Völker - Folge 30
Im Kopf des VdS-Nachrichtenblattes Heft 10-11 vom Oktober/November 1967 sehen wir die Zeile "Redaktion ... Joachim Herrmann ..." durchge-x-t (ein Neudruck des blauen Titelkopfes kam nicht in Frage, die noch vorhandenen Blätter mussten erst aufgebraucht werden, denn Farbdruck war damals teuer und die mit Schreibmaschine geschriebenen Artikel wurden lediglich schwarz eingedruckt!). Auf den Seiten 66 ff. des Heftes erfahren wir, dass Herrmann aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten sei und der damalige Geschäftsführer (G. D. Roth) die Redaktion vorübergehend (zusätzlich) übernommen habe.
Auf der VdS-Tagung in Landstuhl (7.-10. September 1967) habe sich ein Redaktionsteam gefunden, das diese Aufgabe "bis auf Weiteres" übernehmen werde; unterzeichnet von Adolph Kunert, Edgar Mädlow und Harro Zimmer. Auf dem Faksimile der Seiten 66-68 lesen wir das damals Ausgeführte dazu.
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VdS-Nostalgie
Das historisch interessierte VdS-Mitglied mag nun - so ihm die Unterlagen vorliegen - fragen: "Nanu? Wieder Edgar Mädlow? Der hatte doch gerade 10 Jahre zuvor die Redaktion abgegeben?!" Hierzu sehen wir uns den zweiten Teil des heutigen Beitrags an. 1957 fand die 3. VdS-Tagung vom 9.-12. August in Bochum statt (Abb. rechte Seite: die damalige Einladungskarte).
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VdS-Nostalgie
Kurz vor der Tagung, im Juli 1957, schrieb in Nr. 7/8 auf Seite 48 des VdS-Nachrichtenblattes Horst-Burkhard Brenske einen Aufruf "Neuer Redakteur des Nachrichtenblattes gesucht!". Hier wird Edgar Mädlows Rücktritt als Redakteur begründet.
Im folgenden Heft Nr. 9/19 vom Oktober 1957 lesen wir auf Seite 60, dass Joachim Herrmann sich bereiterklärt habe, die VdS-Redaktion zu übernehmen. Herrmann kam aus Reutlingen, wurde dann als Wissenschaftlicher Leiter der Wilhelm-FörsterSternwarte angestellt, führte nebenbei die VdS-Redaktion und wechselte Anfang der 1960er-Jahre nach Recklinghausen.
VdS-Journal Nr. 63
Castor Pollux
ZWILLINGE
Beteigeuze ORION
FUHRMANN Aldebaran
Capella
KASSIOPEIA
KEPHEUS
STIER
PERSEUS Plejaden
Algol
DREIECK WIDDER
ANDRO MEDA
FISCHE Uranus
EIDECHSE
Deneb PEGASUS
Wega
LEIER
SCHWAN
Albireo
FÜCHSCHEN PFEIL
DELFIN FÜLLEN
Atair ADLER
Rigel
Mira WALFISCH
WASSERMANN Neptun
SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. Oktober 1 Uhr MESZ
ERIDANUS
Mondphasen im Oktober 2017
BILDHAUER SÜD
FomalhautSÜDL. FISCH
STEINBOCK SÜDWEST
Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de
Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune (Veränderliche Sterne), Eberhard Riedel (streifende Sternbedeckungen), Oliver Klös (Sternbedeckungen durch Kleinplaneten).
Vollmond 5.10.
Letztes Viertel 12.10.
Neumond 19.10.
Erstes Viertel 27.10.
Planeten im Oktober
Merkur war Mitte September am Morgenhimmel zu sehen. Im Oktober steht er mit der Sonne am Taghimmel.
Venus ist Morgenstern, geht aber immer später auf. Am 5./6. zieht sie in nur 0,4 Grad Abstand an Mars vorbei.
Mars ist noch ein schwaches Licht am Morgenhimmel. Am 5./6. zieht Venus knapp an ihm vorbei.
Jupiter wird Ende Oktober seine Konjunktion mit der Sonne erreichen; er steht mit ihr am Taghimmel.
Saturn hat seine beste Zeit für dieses Jahr hinter sich, man kann ihn noch nach Einbruch der Dunkelheit über dem Südwesthorizont sehen.
Uranus steht am 19. Oktober in Opposition zur Sonne, wieder einmal im Sternbild Fische. Er ist dann 5,7 mag hell.
Neptun stand Anfang September in Opposition, man findet ihn 7,9 mag hell im Wassermann.
Ereignisse im Oktober
01. 22:22 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag 01. 22:36 Per (Algol) Min., 3,4 mag, Abstieg v. 2,1 mag in rd. 3 Std. 03. 03:27 Kleinplanet (186) Celuta (11,0 mag) bedeckt TYC
0018-00277-1 (9,6 mag), Dauer 4,9 s, Hell.-Abfall um 1,7 mag Sternbild Pisces, O- und N-Deutschland 05. 05h Venus (11'', -3,9 mag) 23' N Mars (3,9'', 1,8 mag), auch 4. und 6. 05. 14h Venus (11'', -3,9 mag) 13' N Mars (3,9'', 1,8 mag), Taghimmel 05. 19:40 Vollmond 05. 19:43 AI Dra Min., 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 Std.
05. 21:24 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag
06. 22:36 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
07.
max. Libration im Mond-NW, 7 Grad
08. 24h Maximum Meteorstrom der Delta-Draconiden, 21 km/s,
ganze Nacht
09. 7h Mond erdnah, 32,6'
09. 20:41 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag
09. 21h Mond 1,5 Grad O Aldebaran ( Tau, 1,0 mag)
11. 19:43 AI Dra Min., 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 Std.
12. 13:25 Letztes Viertel
12. 19:58 U Sge Min.-Mitte, 9,2 mag. Dauer gleicher Hell. 1,6 Std.
Abstieg v. 6,6 mag in rd. 5 Std., zum Schluss äußerst
schnell
12. 21:53 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
13. 19:58 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag
13. 22:22 X Tri Min., 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag
14. 05h Kleinplanet (8) Flora (9,9 mag) 6' NW off. Hfn. NGC
2304 (10 mag)
14. 21:41 X Tri Min., 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag
15. 03:17 streifende Sternbedeckung durch d. Mond an 23 Leo
(6,5 mag), N-Rand, Sternbild Leo, genaue Zeit abh. v.
Standort
15. 05h Mond 3,5 Grad W Regulus ( Leo, 1,4 mag)
15. 20:55 X Tri Min., 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag,
auch 16. um 20:12
16. 19h Saturn (0,5 mag) mit größter Ringöffnung (27 Grad ,
34'' x 15'')
17. 05:30 Mond 3,0 Grad NW Mars (1,8 mag)
17. 19:14 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag
17. 19:29 AI Dra Min., 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 Std.
17. 19:29 X Tri Min., 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag
18. 05:30 Mond 2,6 Grad O Venus (-3,9 mag)
18. 21:24 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
19. 19h Uranus (5,7 mag, 3,7'') in Opposition zur Sonne,
Entf. 2829 Mio. km
19. 20:12 Neumond
20.
max. Libration im Mond-SO, 7,5 Grad
20. 0-5h Maximum Meteorstrom der Orioniden, ca. 20/h, 65 km/s
22. 21:38 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag
23. 19:14 AI Dra Min., 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 Std.
24. 18:30 Mond 3,3 Grad NO Saturn (0,5 mag)
24. 20:41 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
24. 21:10 Per (Algol) Min., 3,4 mag, Abstieg v. 2,1 mag in rd.
3 Std.
25. 03h Mond erdfern, 29,5'
25. 06:03 Kleinplanet (410) Chloris (14,4 mag) bedeckt TYC
1405-00092-1 (9,4 mag), Dauer 4,9 s, Hell.-Abfall um
5,0 mag, Sternbild Cancer, S-Deutschland u. N-
Österreich
26. 05h Kleinplanet (8) Flora (9,7 mag) 56' S Gal. NGC 2339
(11,7 mag)
26. 20:55 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag
27. 23:22 Erstes Viertel
29. 2h Ende der Sommerzeit, Umstellung von MESZ auf MEZ,
Uhr um 3 Uhr MESZ um 1 Std. zurückstellen
29.
Kleinplanet (2) Pallas (8,2 mag) in Opposition zur
Sonne, Entf. 254 Mio. km
29. 19:14 AI Dra Min., 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 Std.
30. 19:12 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag
30. 20:12 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
30.
Kleinplanet (7) Iris (6,8 mag) in Opposition zur Sonne,
Entf. 127 Mio. km
VVddSS--JoJouurrnnaall NNr.r. 6633
LUCHS
KREBS
Pollux Castor ZWILLINGE
KLEINER HUND
Procyon
Beteigeuze
GIRAFFE Capella
KASSIOPEIA
FUHRMANN
STIER Aldebaran ORION
Algol PERSEUS
ANDROMEDA DREIECK
Plejaden
WIDDER
FISCHE Uranus
E EIDECHS
SCHWAN PEGASUS
EINHORN
GROSSER HUND Sirius
SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. November 0 Uhr MEZ
Rigel HASE
Mondphasen im November 2017
WALFISCH
ERIDANUS CHEMISCHER OFEN
SÜD
WASSERMANN Neptun
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de
Quellen: US Naval Observatory, eigene Recherchen mittels GUIDE (Project Pluto), Berechnungen der BAV, Berechnungen der IOTA (Steve Preston), Berechnungen der IOTA/ES (Eberhard Riedel [GRAZPREP]), Kosmos Himmelsjahr 2017 (H.U. Keller).
Vollmond 4.11.
Letztes Viertel 10.11.
Neumond 18.11.
Erstes Viertel 26.11.
Planeten im November
Merkur erreicht Ende November eine größte östliche Elongation, taucht aber aufgrund der südlichen Deklination nicht am Abendhimmel auf.
Venus zieht sich vom Morgenhimmel zurück und läuft am 13. in nur 0,3 Grad Entfernung an Jupiter vorbei.
Mars taucht zunehmend am Morgenhimmel auf, ist mit 1,7 mag aber weiterhin blass. Am 15. steht die schmale Mondsichel neben ihm.
Jupiter stand Ende Oktober in Konjunktion mit der Sonne, er taucht ab Monatsmitte wieder am Morgenhimmel auf. Am 13. zieht Venus an ihm vorbei.
Saturn taucht in der südwestlichen Abenddämmerung ab, nach der Monatsmitte findet man ihn nicht mehr.
Uranus stand am 19. Oktober in Opposition zur Sonne, auch im November findet man ihn in den Fischen.
Neptun beendet seine Oppositionsperiode, er wird zum Objekt des Abendhimmels.
Ereignisse im November
02.
max. Libration im Mond-NW, 7,8 Grad
03. 19:14 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg
v. 8,1 mag
04. 06:23 Vollmond
05. 19h Mond am Westrand der Hyaden
05. 19:43 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
05. 22:07 RW Tau Min.-Mitte, 11,6 mag, rd. 2 Std. schneller
Abstieg v. 8,0 mag auf ein 1,3-Std.-Min. gleichbleiben-
der Hell.
06. 01h Mond erdnah, 33,1'
06. 04:16 streifende Sternbedeckung d.d. Mond an Aldebaran
(1,0 mag), bis 04:20, auf Linie SW-Baden-Württemberg
- Lindau/Bodensee - südl. Allgäu - nördl. Garmisch-
Partenkirchen
06. 07h Mond 1,4 Grad O Aldebaran ( Tau, 1,0 mag)
07. 5h Kleinplanet (1) Ceres (8,4 mag) 31' N Cnc (5,2 mag),
auch am 8.
09. 01:13 streifende Sternbedeckung durch d. Mond an SAO
97087 (6,8 mag), bis ca. 01:15, auf Linie in Schleswig-
Holstein: Eidermündung - Eckernförde
09. 23h Kleinplanet (7) Iris (7,1 mag) 1,1 Grad SO Ari (2,6 mag)
10. 20h Maximum Meteorstrom der Tauriden, 5-10/h, bis 4h
am 11.
10. 21:36 Letztes Viertel
11. 19:00 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
13. 07h Venus (-3,9 mag) 17' N Jupiter (-1,7 mag), um 9:23
Abst. 15,6'
13. 23h Kleinplanet (7) Iris (7,2 mag) 18' SO Ari (4,5 mag),
auch am 14.
15. 05h Mond 2,9 Grad N Mars (1,8 mag)
16.
max. Libration im Mond-SO, 7,9 Grad
16. 06:30 Planetenkette Morgenhimmel: Venus, Jupiter, Mond,
Spica, Mars
16. 19:43 Per (Algol) Min., 3,4 mag, Abstieg v. 2,1 mag in rd.
3 Std.
16. 20:12 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag
17. 7h Mond 5,0 Grad NO Jupiter (-1,7 mag) und 3,2 Grad N Venus
(-3,9 mag)
17. 18:31 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
17. 18:52 Kleinplanet (1977) Shura (15,8 mag) bedeckt HIP
20588 (9,4 mag), Dauer 1,3 s, Hell.-Abfall um 6,4 mag,
Sternbild Perseus, O- u. S-Deutschland u. Schweiz
17. 20:41 HU Tau Min.-Mitte, 6,7 mag, Abstieg v. 5,9 mag. in rd.
2 Std. auf ein 1,0-Std.-Min. gleich bleibender Hell.
17. 21:38 X Tri Min., 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag
18. 3h Maximum Meteorstrom der Leoniden, ca. 20/h, 70 km/s
18. 12:42 Neumond
18. 21:10 X Tri Min., 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag,
auch 19. um 20:26
19. 21:53 HU Tau Min.-Mitte, 6,7 mag, Abstieg v. 5,9 mag. in rd.
2 Std. auf ein 1,0-Std.-Min. gleich bleibender Hell.
20. 19:29 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag
20. 19:43 X Tri Min., 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag
21. 20h Mond erdfern, 29,4'
24. 18:46 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag
26. 18:03 Erstes Viertel
27. 21h Kleinplanet (89) Julia (10,6 mag) 28' N Peg (3,4 mag)
28.
Merkur (-0,3 mag) in Halbphase (Dichotomie), Taghimmel
29. 06h Mars (1,7 mag) 3,2 Grad N Spica ( Vir, 1,1 mag), auch 28.
und 30.
30.
max. Libration im Mond-NW, 9,1 Grad
30. 05h Kleinplanet (20) Massalia (9,0 mag) 25' N off. Hfn.
Basel 11 (8,9 mag)
30. 20:12 RW Tau Min.-Mitte, 11,6 mag, rd. 2 Std. schneller
Abstieg v. 8,0 mag auf ein 1,3-Std.-Min. gleichbleiben-
der Hell.
30. 22:07 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
VdS-Journal Nr. 63
GROSSER BÄR
GIRAFFE
KASSIOPEIA
LÖWKLEIN E ER LÖWE
LUCHS
Capella
KREBS
Castor Pollux
FUHRMANN ZWILLINGE
Regulus
WASSERSCHLANGE
Alphard
KLEINER HUND
Procyon
Beteigeuze
EINHORN
SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. Dezember 0 Uhr MEZ
Sirius
GROSSER HUND
Aldebaran ORION
Rigel HASE
SÜD
Mondphasen im Dezember 2017
Algol PERSEUS
ANDROMEDA DREIECK
PEGASUS
Plejaden STIER
WIDDER
FISCHE Uranus
ERIDANUS
WALFISCH
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de
Alle Zeitangaben in MEZ, für Standort bei 10 Grad ö.L. und 50 Grad n.Br. Zum Umrechnen in MESZ im Zeitraum 26.03. 2:00 Uhr MEZ bis 29.10. 2:00 MEZ eine Stunde zu den Zeitangaben addieren.
Vollmond 3.12.
Letztes Viertel 10.12.
Neumond 18.12.
Erstes Viertel 26.12.
Planeten im Dezember
Merkur taucht Ende des Jahres am Morgenhimmel auf, tief im Südosten.
Venus ist eine Herausforderung am Morgenhimmel, im Januar 2018 wird sie ihre obere Konjunktion mit der Sonne erreichen.
Mars ist weiterhin ein unscheinbares Licht am Morgenhimmel, nur 5 Bogensekunden groß.
Jupiter baut seine Sichtbarkeit am Morgenhimmel aus. Am 7. Januar 2018 wird Mars in nur 13 Bogenminuten Abstand an Jupiter vorbeiziehen.
Saturn steuert auf seine Konjunktion mit der Sonne zu, die er am 21. erreicht; der Ringplanet steht unsichtbar am Taghimmel.
Uranus beendet seine Oppositionsperiode, er wird zum Objekt des Abendhimmels.
Neptun kann man noch in den Abendstunden aufsuchen, seine beste Zeit ist aber vorüber.
Ereignisse im Dezember
02. 19h Kleinplanet (89) Julia (10,6 mag) 36' S Peg (4,2 mag) 03. 05h Mond 6,6 Grad W Aldebaran ( Tau, 1,0 mag) 03. 16:47 Vollmond 04. 10h Mond erdnah, 33,4' 05. 05h Kleinplanet (1) Ceres (8,0 mag) 33' NW Leo (4,3 mag) 06. 21:24 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag 06. 21:24 Per (Algol) Min., 3,4 mag, Abstieg v. 2,1 mag in rd.
3 Std. 08. 22:23 Mond bedeckt Regulus ( Leo, 1,0 mag), horizontnah!
Genaue Uhrzeit abh. v. Standort 10. 08:51 Letztes Viertel 11. 21:53 RW Tau Min.-Mitte, 11,6 mag, rd. 2 Std. schneller
Abstieg v. 8,0 mag auf ein 1,3-Std.-Min. gleichbleiben-
der Hell.
12. 20:55 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
12. 21h Maximum Meteorschauer Geminiden, bis 120/h,
35 km/s, bis 6h am 13.
13.
max. Libration im Mond-SO, 8,9 Grad
13. 04h Mond 6,3 Grad NO Spica ( Vir, 1,1 mag) u. 7,8 Grad NW Mars
(1,6 mag), O-Horizont
14. 05h Mond 5,1 Grad NO Mars (1,6 mag) u. 6,7 Grad NW Jupiter
(-1,7 mag), O-Horizont
15. 20h Kleinplanet (89) Julia (10,8 mag) 15' N Gal. NGC 7479
(10,9 mag)
17.
Kleinplanet (29) Massalia (8,4 mag) in Opposition zur
Sonne, Entf. 164 Mio. km, Sternbild Taurus
18. 01h Kleinplanet (8) Flora (8,6 mag) 52' N Gal. NGC 2339
(11,7 mag)
18. 07:30 Neumond
18. 20:26 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v.
6,2 mag
18. ca. Maximum Meteorstrom der Coma-Bereniciden, 5-10/h,
65 km/s
19. 02h Mond erdfern, 29,4'
20. 18:17 HU Tau Min.-Mitte, 6,7 mag, Abstieg v. 5,9 mag. in rd.
2 Std. auf ein 1,0-Std.-Min. gleichbleibender Hell.
21. 03h Kleinplanet (20) Massalia (8,6 mag) 1,0 Grad N Tau
(3,0 mag)
21. 05:12 Jupitermond Io und Schatten Ende Vorübergang vor
Jupiter (-1,8 mag), bis 6:12
21. 17:28 Wintersonnenwende
22. 19:29 HU Tau Min.-Mitte, 6,7 mag, Abstieg v. 5,9 mag. in rd.
2 Std. auf ein 1,0-Std.-Min. gleichbleibender Hell.
22. 21:10 X Tri Min., 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag
22. 23:48 RW Tau Min.-Mitte, 11,6 mag, rd. 2 Std. schneller
Abstieg v. 8,0 mag auf ein 1,3-Std.-Min. gleichbleiben-
der Hell.
23. 06h Kleinplanet (8) Flora (8,5 mag) 28' S Gem (4,0 mag)
23. 20:26 24. 02h 24. 07h 24. 19:43 24. 19:43 24. 20h 24. 20:55
26. 10:20 27. 04:34
28. 28. 04:56 29. 19:58 30. 02:12 30. 17h 30. 18:06 31. 02h 31. 02:14 2018: 1.1. 07h 2.1. 7.1. 07h
X Tri Min., 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag Kleinplanet (20) Massalia (8,6 mag) 6' N Krabbennebel (M1, 8,4 mag) Beginn Merkur (0,1 mag) Morgensichtbarkeit, SOHorizont RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v. 6,2 mag X Tri Min., 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag Kleinplanet (7) Iris (8,3 mag) 13' S Gal. NGC 786 (13 mag) HU Tau Min.-Mitte, 6,7 mag, Abstieg v. 5,9 mag. in rd. 2 Std. auf ein 1,0-Std.-Min. gleichbleibender Hell., auch 26. um 22:22 Erstes Viertel Kleinplanet (284) Amalia (14,1 mag) bedeckt TYC 128301112-1 (9,7 mag), Dauer 4,4 s, Hell.-Abfall um 4,4 mag, Sternbild Taurus, O- u. N-Deutschland max. Libration im Mond-NW, 9,8 Grad Jupitermond Io und Schatten vor Jupiter (-1,8 mag), bis 7:06 Per (Algol) Min., 3,4 mag, Abstieg v. 2,1 mag in rd. 3 Std. BM Ori (Trapez-Stern) Min., 8,7 mag, nach langsamem Abstieg v. 7,9 mag Mond am Westrand der Hyaden Mond bedeckt Tau (3,6 mag), genaue Uhrzeit abh. v. Standort Kleinplanet (20) Massalia (8,8 mag) 6' N 114 Tau (4,9 mag) Mond bedeckt Aldebaran ( Tau, 1,0 mag), bis 03:03, genaue Uhrzeit abh. v. Standort
Merkur (-0,3 mag) in größter westl. Elongation (22,7 Grad ), Morgensichtbarkeit Kleinplanet (8) Flora (8,2 mag) in Opposition zur Sonne, Sternbild Gemini Mars (1,4 mag) 13' S Jupiter (-1,8 mag)
VVddSS--JJoouurrnnaall NNrr.. 6633
104
Beobachterforum
Ein neues Zentrum für Hobbyastronomen auf La Palma
von Torsten Güths
La-Palma-Astrourlaub hieß für mich immer wieder: Roque rauf - Roque runter, Roque rauf - Roque runter ...! Vor rund 20 Jahren bin ich das erste Mal nach La Palma gekommen und seitdem in meinen zwölf Besuchen rund 60-mal diese Tour gefahren, um über den Wolken zu sein. Eine kurvige und faszinierende Strecke am Tag, doch die 45 Minuten dauernde Fahrt zurück zur Wohnung morgens im Dunkeln war durch meine Übermüdung anstrengend und auch gefährlich!
Mit meiner Partnerin zog es mich 2013 und 2014 nach Puntagorda in eine Finca. Traumhafte Ruhe mit Blick aufs Meer. Und Sterne satt, wenn ... ja, wenn nur die lokale Bewölkung mitmachte. Leider hat La Palma für Astronomen weniger angenehme lokale Kleinklimate, die für eine sehr eigenwillige Wolkenbildung sorgen. Auch im als sonnig gelobten (Nord-) Westen der Insel zieht der Himmel gerne abends zu. Hohe Luftfeuchte kann für ein rasches Beschlagen der Instrumente sorgen. Im Laufe der Nacht verschwinden die Wolken zwar oft, doch hat man leider kostbare Zeit verloren. An einigen Ecken bleiben die Wolken sogar gänzlich hängen. Ärgerlich, wenn man bedenkt, dass 1000 Meter höher der Bär tanzt!
VdS-Journal Nr. 63
Vermutlich ist es dieser Problematik geschuldet, dass sich keine Infrastruktur für Astrotourismus ausgebildet hat wie in Namibia. Was ich bislang im Web recherchierte, sind meines Erachtens teilweise halbherzige Angebote oder Orte, die ziemlich nah bei Los Llanos liegen, dessen Lichtverschmutzung signifikant ist!
Doch seit Ende des Jahres 2016 gibt es im dunklen Nordwesten der Insel eine Astrofinca mit allem Drum und Dran: Individuelle Zweipersonenunterkünfte bestehend aus Schlafzimmer und Dusche, einen Gemeinschaftsraum mit Küche und Bibliothek, mehrere Beobachtungsplattformen und ein Observatorium mit qualitativ hervorragendem Instrumentarium [1] (Abbildung 1). Der Ort ist Las Tricias, nur 2 Kilometer ostnordöstlich von Puntagorda auf 880 Metern Höhe gelegen. Doch hat man hier wirklich einen zuverlässig klaren Himmel?
Der Betreiber der Anlage ist Kai von Schauroth, in dem sich vor gut sieben Jahren das Feuer der Astronomie ausbreitete. Im vergangenen Jahr verlegte er mit seiner Lebensgefährtin Liane seinen Hauptwohnsitz nach La Palma und baute die bis dato für Selbsterfahrungs-
1 Die Gebäude der Finca im Überblick.
Die neue Observatoriumskuppel befindet sich außerhalb des rechten Bildrands und wurde erst nach unserem Aufenthalt montiert.
seminare genutzte Finca ,,El Vuelo del Halcón" für die beobachtende Astronomie um. Allerdings gingen dieser nicht unbeträchtlichen Investition umfangreiche Nachforschungen zum Klima voraus. Und die ergaben, dass Las Tricias zu den wolkenärmsten Regionen in dieser Höhenlage zählt.
Dennoch war ich zunächst skeptisch, zumal unsere Reisezeit im feuchten palmerischen Herbst lag: Der Zeitraum unseres (nächtlichen) Aufenthalts im Centro Astronómico war der 25.10. - 1.11.2016.
Zu Beginn befand sich noch ein Tief auf dem Atlantik, was der Insel vorher einen lang ersehnten Regen brachte. Der Ankunftsabend fiel somit ,,in die Wolken". Das war aber nicht schlimm, da wir ohnehin durch Reiseverspätungen recht erschöpft ankamen. Dann ging aber die Post ab: Die Nächte vom 26.10. bis 1.11. waren durchweg nutzbar. Es gab zwar vereinzelt hohe Schleierwolken ge-
Beobachterforum
Beobachterforum
105
gen Ende der Woche, doch waren sie im Zenitbereich meistens nicht erkennbar.
Interessanterweise scheint die Zeitrafferkamera des GTC (Grante Telecopio Canarias) den Roque sogar öfters in Wolken zu zeigen, als es auf der Finca der Fall war [2]. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Wolken aus der Caldera de Taburiente oder von Norden kommend den Roque einhüllen, während es dann woanders klar ist. Ein Effekt der Kleinklimate.
Der Urlaub war mit meiner Partnerin zusammen. Es war aber kein Problem, einen Kompromiss zwischen Astronomie und ,,normaler" Urlaubsfreizeit zu finden. Ich war also nur bis max. ein Uhr nachts aktiv und zweimal habe ich gegen Ende des Urlaubs auch morgens ab 4 Uhr 30 beobachtet. Davon zog es morgens einmal zu, aber nur für eine halbe Stunde. Das war auch die einzige Situation, bei der mein Fisheyeobjektiv beschlug. Auch abends nach Sonnenuntergang war es seltene Male vorübergehend et-
was feuchter, doch immerhin war es ja Herbst. Die Temperaturen lagen um 12 bis 16 Grad C in der Nacht, die Windaktivität war gering.
Ich konnte aber immer wieder Wolken in bzw. über dem 100 bis 300 Meter tiefer gelegenen Ort Puntagorda ausmachen, die dort den Himmel bedeckten (Abbildung 4). Kai von Schauroth hat also nicht übertrieben, dass sein Standort weitgehend sicher vor lokaler Bewölkung und bestens für die Astronomie geeignet ist!
Astroaktivitäten Ursprünglich wollte ich mehr fotografieren, doch alle meine Pläne umzusetzen hätte mir zu sehr Stress verursacht. So entschloss ich mich, doch lieber das für mich seltenere Erlebnis der Beobachtung durch einen großen Dobson (20 Zoll, Abbildung 2) und meinem 20 x 80-Fernglas unter fast idealen Bedingungen durchzuführen. Der Dobson gehört zur Mietausrüstung der Finca, die an Reichhaltigkeit
nur von Sortimenten des Qualitäts-Fachhandels übertroffen wird. Fotografien habe ich nur nebenher mit einer Sony DSC-RX100 und einer astromodifizierten Canon EOS450D mit 8-mm-Fisheyeobjektiv ohne Nachführung angefertigt.
Einige visuelle Eindrücke im ATHOS 50cm Spacewalk Telescope knapp umrissen: M 42 zeigte Farbe: Das Zentrum erschien leicht blau/türkis und seine südöstliche, geradlinige Nebelgrenze zu den Schwingen erschien ,,irisierend", wenn sie in ein leichtes rötlich braunes Glimmen überging.
M 33 zerfiel förmlich in seine Spiralarme und Wolkenstrukturen! Der Helixnebel erschien kompakt und sehr hell, auch ohne Filter. Der Schleiernebel mit OIII Filter beobachtet ist schlichtweg obszön: Details wie auf Fotografien waren erkennbar! Man schwenkt vom Ost- zum Westbogen und schnappt dabei noch die lichtschwachen Wolken des Pickerings
2 Der 20-Zöller im Licht des Sonnenuntergangs, dahinter die Casa Isaac im idyllischen botanischen Garten der Finca. Die Beobachtungs-
plätze südlich der Casa Galileo wurden nach unserem Besuch noch weiter ausgebaut und befestigt.
VdS-Journal Nr. 63
Beobachterforum
4
Wolken über Puntagorda. Eine unbearbeitete 30-sAufnahme bei ISO 1600, Sony DSCRX100, 10,4 mm f/1,8
3
Milchstraße mit Gegenschein und schwachem Zodiakband. Aufgenommen mit einer ruhenden Canon EOS450D (Baader, astromodifiziert) und einem 8-mm-Samyang-Fisheyeobjektiv bei f/3,5 und 60 s Belichtungszeit pro Aufnahme. Stack von 10 Bildern
5
Die untergehende 25h alte Mondsichel (Canon EOS450Da, 200 mm f/4,5 Hanimex-Teleobjektiv)
Beobachterforum
107
6 Morgens erschien das Zodiaklicht und bildete einen gewaltigen Torbogen mit der Wintermilchstraße. Am Horizont rechts der Stern
Kanopus. (Canon EOS 450Da ruhend, 8 mm, f/3,5, ISO 1600, Stack von zehn Bildern mit je 60 s Belichtungszeit)
Triangular Whisps ohne Anstrengung auf. NGC 246 (Planetarischer Nebel in Cetus) war ohne Filter schon sehr detailliert sichtbar, doch mit OIII-Filter waren noch mehr kleine Knötchen erkennbar. NGC 1365 (offene Balkenspiralgalaxie in Fornax) stand noch tief, dennoch zeigte sie deutlich ihre weit geöffneten Spiralarme und charakteristische Balkenstruktur im Zentrum. Der Planetarische Nebel NGC 2438 erschien als deutlich sichtbarer Ringnebel im Sternengewimmel von M 46.
Sonstige Eindrücke zu den Bedingungen Das ATHOS-Observatoriumsgebäude mit einem C14 und einem 180mm-Astrophysics-Refraktor zusammen montiert auf einer 10Micron GM-3000 HPS stand kurz vor der Fertigstellung und bietet bis auf den Osten eine fast ideale Rundumsicht. Das Betondach der ,,Casa Galileo" hat ebenfalls einen großzügig freien Horizont. Die anderen Beobachtungspunkte bei den Unterkünften bieten eine freie Sicht von SO bis NW. Kanopus kam
über den Bergrücken, folglich sollten nur max. 6 Grad des Südhorizonts fehlen (Abbildung 6). Der Verkehr der einige hundert Meter entfernten Ringstraße LP1 störte kaum. Während der Woche fuhren nur sehr wenige Autos in der Nacht.
Das Seeing war überwiegend erstaunlich ruhig. Die Luftfeuchte war gering bis auf wenige, zeitlich begrenzte Ausnahmen. Die Himmelshelligkeitswerte meines SQM-L Geräts gingen bis 21,6 mag/ arcsec2. Die Messungen gestalteten sich als schwierig, weil entweder der Gegenschein oder die Milchstraße im Messkegel des SQM-L lagen. Ich schätze die Himmelsdunkelheit auf Bortle1-2. Der Gegenschein beim Widder war immer sichtbar, das Zodiakband meistens relativ schwach erkennbar (Abbildung 3).
Die Fisheyeaufnahmen zeigen, dass manchmal eine erhöhte grünliche Airglowaktivität oder eine nicht optimale Transparenz vorhanden waren. Letztere war sicherlich dem weniger guten Herbstwetter zuzuschreiben, denn ich
erlebte mehrmals direkt bei Puntagorda bereits klarere Nächte. Somit sollten ohne die besagten herbstlichen Witterungsumstände hier First-Class-Bedingungen herrschen.
Die Kombination von Unterkünften, Erreichbarkeit, milden Temperaturen, Windverhältnissen und natürlich einem dunklen Traumhimmel mit sehr gutem Seeing ist nicht nur auf La Palma einzigartig!
Ich kann nur noch hoffen, dass wir bald wieder Gelegenheit haben werden, dorthin zu reisen. Hoffentlich ist dann noch eine Casa frei!
Internethinweise: [1] www.athos.org/ [2] All-Sky-Camera from GRANTE-
CAN, www.not.iac.es/weather/ skycam.php?c=#398/305
VdS-Journal Nr. 63
108
Beobachterforum
Beobachterforum
Tiangong 1 vor der Sonne
von Manfred Simon
Bereits seit Langem hatte ich das ehrgeizige Ziel, die 10,3 x 3,3 Meter große chinesische Raumstation Tiangong 1 während eines Sonnentransits zu fotografieren. Die Besonderheit ist, dass sie nicht sehr hoch über den südlichen Horizont steigt, was ihre Beobachtung auf den Winter sowie auf die Mittagszeit beschränkt.
Am 15.02.2017 gelang es mir schließlich. Fotografiert habe ich durch meinen Schmidt-Newton (203/812 Millimeter mit Baaderfolie) mit der Canon 1000Da. Dabei verlängerte ich die Brennweite mittels Barlow auf ca. 2,5 Meter.
Tiangong 1 ist die erste chinesische Raumstation (übersetzt: Himmelspalast) und seit 29.09.2011 im All. Sie hatte 2012 und 2013 jeweils für ein paar Wochen eine Besatzung. Ihre derzeitige Flughöhe beträgt 360 Kilometer und sie wird voraussichtlich noch in diesem Jahr abstürzen bzw. in der Erdatmosphäre verglühen.
1 Collage des Transitverlaufs, berechnet mit CalSky
3
Der Beobachtungsplatz nahe Wald im Ostallgäu
2 Summenbild aus drei Aufnahmen im Abstand von 0,33 Sekunden. Der gesamte Transit
(Flugrichtung von West nach Ost) dauerte nur 0,90 Sekunden; der Winkeldurchmesser der Station betrug nur 3,2 Bogensekunden, ihre Entfernung 695,5 Kilometer und ihre Höhe 29,1 Grad über dem Horizont. Die drei Aufnahmen entstanden zwischen 11:50:01 und 11:50:02 MEZ nördlich von Wald im Ostallgäu. Der Sonnenfleck hat die Nummer 2635. Sehr hilfreich waren die Seiten von www.calsky.com.
VdS-Journal Nr. 63
Rezension
Vorschau 109