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BEITRAG
1 Editorial (Melchert Sven)
4 Mitgliedsbeiträge und Bezugskosten von "Sterne und Weltraum" (Otto Guthier)
4 Hinweise zur Beitragsrechnung für das Kalenderjahr 2014 (Thomas Kessler)
5 Der Astronomietag am 5. April 2014 (Melchert Sven)
7 Datamining in öffentlich zugänglichen Sky Surveys (Stefan Hümmerich, Klaus Bernhard)
12 Bestimmung von vier astrophysikalischen Grundparametern in offenen Sternhaufen (Bernd Böhmer)
16 Software zur Berechnung von Astro-Kennzahlen zu aktuellen Kombinationen aus Teleskop, Okular und Kamera (Horst Ziegler)
22 Die Auswertung von Kometenbeobachtungen (Pilz Uwe)
24 Neues aus der Fachgruppe "Amateurteleskope/Selbstbau" (Herbert Zellhuber)
24 Neues aus der Fachgruppe "Astrofotografie" - Der Tag der Astrofotografen 2013 (Peter Riepe)
26 M 83, eine Galaxie des Südhimmels (Jörg Henkel)
27 "Roberts Bogen" und die Röntgenquelle Cyg X-1 (Peter Riepe, Thorsten Zilch, Robert Pölzl)
30 Aktivitätsausbruch im Spätwinter - Pyramidalhalos und mehr vom 23. bis 28. März 2013 (Alexander Haußmann)
34 La-Palma-Report 2013 (Bohle Jens)
34 Neues aus der Fachgruppe "Visuelle Deep-Sky-Beobachtung" (Bohle Jens, Spitzer Daniel)
37 Der Fornax-Galaxienhaufen (Michael Fritz)
41 DS-Galerie: NGC 6992/5 - östlicher Teil (Evelyn Petkow)
42 Astronomische Beobachtungen in Rostock (Teil 1) - Johann Moritz Poltzius (Elvira Pfi tzner)
42 Neues aus der Fachgruppe "Geschichte der Astronomie" (Steinicke Wolfgang)
48 Heliozentrisches Weltbild in Afrika? (Susanne M. Hoffmann)
51 Neues aus der Fachgruppe "Kleine Planeten" (Gerhard Lehmann)
52 Die 16. Kleinplanetentagung erstmals in der Schweiz - von kleinen und von großen Steinen (Markus Griesser)
57 Kosmische Begegnungen (Klaus Hohmann, Wolfgang Ries)
58 Der Periheldurchgang des Kometen 63P/Wild im April 2013 (Pilz Uwe)
60 Schwarze Sonne über Australien (Kerstin Rätz)
63 Die ringförmige Sonnenfinsternis am 10. Mai 2013 in Australien (Karl Benz)
67 (9) Metis und (2934) Aristophanes bedecken helle Sterne im Frühjahr 2014 (Oliver Klös)
70 ESOP in Barcelona - Tagung der VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen (Eberhard H. R. Bredner)
73 Die bemerkenswerte Nova Delphini 2013 (Bannuscher Dietmar)
76 VdS-Tagung und Mitgliederversammlung 2013 (Alexander Weis)
78 Das war’n noch Zeiten (Völker Peter)
80 Astronomie-Workshop am 4. Mai 2013 (Riepe Peter)
84 Tag der Astronomie in Lilienthal (Riepe Peter)
85 Der Astronomietag 2013 im Isarwinkel (Franz Xaver Kohlhauf)
87 Der Astronomietag 2013 in Jena (Peter Rucks)
89 Der Astronomietag 2013 in Osnabrück (Hänel Andreas)
90 Der Astronomietag 2013 an der Sternwarte Riesa e. V. (Stefan Schwager)
92 Der Astronomietag an der Sternwarte Stuttgart (Andreas Eberle, Otto Farago)
94 Tag der Astronomie 2013 mit öffentlicher Beobachtung in Quedlinburg (Wilfried Lassak)
95 Das Deep-Sky-Treffen 2013 (Manfred Holl)
99 Wir begrüßen neue Mitglieder (Vorstand)
100 Kometen-, Planeten- und Sonnetagung 2013 (Gährken Bernd)
101 Unsere Gästesternwarte Gahberg: Ein Projekt des Astronomischen Arbeitskreises Salzkammergut (Erwin Filimon)
103 Sternwarte Melle: Die Ferienpass-Aktion 2013 (Riepe Peter)
106 Christian-Jutz-Volkssternwarte Berg e. V. (Podium)
106 Sternwarte Oberallgäu (Podium)
107 Die Sternwarte Solingen - über 90 Jahre Astronomie im Bergischen Land (Podium)
107 Verein der Freunde der Sternwarte Regensburg e. V. (Podium)
108 Himmelsvorschau Januar - März 2014 (Melchert Sven)
111 Namibia Juni 2012, Natur - Landschaft - Sterne, ein Reisebericht (Werner Schmidt)
115 Triangulation eines "UFOs" (Jürgen Kahlhöfer)
116 Himmelskalender 2014 (Celnik Werner E.)
117 Lehrbuch und Nachschlagewerk (Pilz Uwe)
118 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen (Celnik Werner E.)
Textinhalt des Journals 48
Der Textinhalt dient zum Durchsuchen, zum Ausschneiden vorn Text und für internetgestützte Übersetzungs-Software.
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Zum Lesen ist das Journal als pdf vorgesehen.
für Astronomie!
114 Impressum 66 Inserentenverzeichnis 119 VdS-Fachgruppen-Referenten 119 VdS-Fachgruppen-Redakteure 120 Autorenverzeichnis
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Nach Redaktionsschluss
Hinweise zur Beitragsrechnung
für das Kalenderjahr 2014
von Thomas Kessler, VdS-Vorstand
Dieser Ausgabe des Journals ist wieder eine Beitragsrechnung beigefügt. Da der Versand des Journals Nr. 48 in einer Fensterversandtasche erfolgt, dient das Adressfeld auf der Beitragsrechnung gleichzeitig dem Versand. Wer also dieses Journal in den Händen hält, hat auch eine Beitragsrechnung bekommen. Sollte die Beitragsrechnung nicht mehr vorliegen, wurde sie vermutlich mit dem Umschlag ,,entsorgt". Bitte setzen sie sich in diesem Fall möglichst bald mit mir in Verbindung.
Gegen das Vergessen hilft im Fall der Beitragsrechnung ein möglichst umgehender Zahlungsausgleich, denn eine beiseite gelegte Beitragsrechnung ist schnell vergessen!
Um die Beiträge in der Steuererklärung geltend zu machen, bedarf es keiner gesonderten Zuwendungsbestätigung. Bis zu einem Betrag (Beitrag/Spende) von nicht mehr als 200,00 EUR reicht der Zahlungsnachweis in Verbindung mit der auf der Beitragsrechnung abgedruckten Bestätigung.
Die Mitgliedsnummer bestand früher aus vier Ziffern. Da in der Vereinsbuchhaltung aber fünfstellige Kontonummern geführt werden, wurde die Mitgliedsnummer um eine Zahl erweitert. Den bisherigen Mitgliedsnummern wurde eine 1 vorangestellt (so wird aus der alten Mitgliedsnummer ,,6821" die neue Nummer ,,16821") und Mitgliedsnummern größer als 9999 beginnen mit einer 2.
Sofern sie für ihre Zahlung nicht den vorbereiteten Überweisungsbeleg benutzen, achten sie bitte unbedingt darauf, die Mitgliedsnummer anzugeben. Hinweise auf den Bezug einer Zeitschrift o.ä. sind nicht notwendig, da die Zahlungszuordnung ausschließlich über die Mitgliedsnummer erfolgt.
VdS durch eine eventuelle Rückgabe der Lastschrift in Rechnung gestellt werden, weiterberechnet werden müssen.
Wegen des hohen Verwaltungsaufwands bei Schecks und wegen der hohen Kosten bei Auslandsschecks werden Schecks, wie in der Beitragsordnung bestimmt, grundsätzlich nicht angenommen.
Bei SEPA-Überweisungen sind folgende Angaben notwendig: Sparkasse Starkenburg BIC/SWIFT-Code = HELADEF1HEP IBAN = DE79509514690000011745
Mitglieder in der Schweiz können, wie in den Vorjahren, direkt auf das Konto der SAG (Schweizerische Astronomische Gesellschaft) einzahlen. Ein entsprechender Hinweis ist den betreffenden Beitragsrechnungen beigefügt.
Helfen sie bitte der Geschäftsstelle und ihrem Schatzmeister durch eine rechtzeitige Zahlung des Beitrages bei der Bewältigung der nicht unerheblichen Arbeiten im Zusammenhang mit dem Jahreswechsel!
Denken sie bitte daran, dass meine Tätigkeit als Schatzmeister - wie auch die Tätigkeit aller Vorstandsmitglieder - ausschließlich ehrenamtlich und damit unentgeltlich erfolgt. Für den Einsatz meiner Freizeit hoffe ich daher als ,,Gegenleistung" auf ihre Zahlungsdisziplin!
Bei Fragen im Zusammenhang mit der Beitragszahlung können sie sich direkt an mich wenden, entweder per E-Mail unter thomas.kessler@vds-astro.de oder schriftlich an Thomas Kessler, Postfach 1930, 21309 Lüneburg. Bitte geben sie dabei möglichst eine Telefonnummer an, da sich viele Fragen telefonisch schneller klären lassen.
Mitgliedsbeiträge und Bezugskosten von
,,Sterne und Weltraum"
von Otto Guthier, VdS-Vorstand
Auf der Mitgliederversammlung am 19. Oktober 2013 in Osnabrück wurde von den Mitgliedern beschlossen, dass die Mitgliedsbeiträge für 2014 unverändert bleiben. Im Mitgliedsbeitrag ist auch der Bezug der Vereinszeitschrift ,,VdS-Journal für Astronomie" enthalten.
Die Mitgliedsbeiträge für 2014 betragen:
Normalbeitrag Inland und EU
EUR 35,00
für Schüler, Studenten und Auszubildende EUR 25,00
für Sternfreunde außerhalb der EU
EUR 40,00
einmalige Aufnahmegebühr
EUR 7,00
Allgemeine Hinweise wie eine Änderung der Adresse o.ä. gehören nicht auf die Überweisung. Durch die Vielzahl der zu verbuchenden Zahlungen können solche Hinweise von mir nicht ausgewertet werden. Bitte wenden sie sich mit allgemeinen Hinweisen direkt an die Geschäftsstelle oder nutzen Sie den Servicebereich auf der VdS-Homepage.
Die Beiträge können auch mit Banklastschrift eingezogen werden. Soweit sie am Banklastschriftverfahren teilnehmen wollen und bisher noch keine Bankeinzugsermächtigung erteilt haben, setzen sie sich bitte mit der Geschäftsstelle in Verbindung. Bitte beachten sie, dass Bankspesen, die der
VdS-Mitglieder können die monatlich erscheinende Zeitschrift ,,Sterne und Weltraum" zu deutlich ermäßigten Bezugskosten über die VdS abonnieren. Für 2014 erfolgt durch den Spektrum-Verlag eine leichte Erhöhung der Bezugskosten.
Die Bezugskosten für ,,Sterne und Weltraum" betragen 2014:
Abo Inland:
EUR 89,00; für VdS-Mitglieder EUR 69,40
Abo Inland ermäßigt: EUR 67,80; für VdS-Mitglieder EUR 57,00
Abo Ausland:
EUR 97,40; für VdS-Mitglieder EUR 77,80
Abo Ausland ermäßigt: EUR 76,20; für VdS-Mitglieder EUR 65,40
VdS-Mitglieder in Deutschland können auch den ,,Orion", die offizielle Mitteilungsschrift der SAG (Schweizerische Astronomische Gesellschaft) zum Betrag von EUR 51,00 über die VdS abonnieren.
VdS-Journal Nr. 48
Nach Redaktionsschluss
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Am Samstag, dem 5. April 2014 findet der 12. Astronomietag in Deutschland statt. Die VdS hat dazu wieder Plakate drucken lassen, die sowohl dieser Ausgabe des ,,Journal für Astronomie" als auch dem Januar-Heft von ,,Sterne und Weltraum" beiliegen. Auch die Broschüre ,,Astronomie 2014" liegt diesem Journal bei und berichtet über die schönsten Himmelsereignisse des Jahres. Alle Veranstalter können sich unter www.astronomietag.de anmelden und dort auch die erwähnten Plakate und Broschüren bei der VdS-Geschäftsstelle bestellen.
Ein Fern-Seh-Programm zum Astronomietag Das Thema für diesen Astronomietag lautet ,,Weltraumwüsten". Gemeint sind damit alle Körper des Sonnensystems, von denen man ,,wüste" Oberflächen kennt. Prominente Beispiele sind unser Mond oder der Mars, aber auch die Jupitermonde von der Schwefelhölle Io bis zur Eiskruste von Europa zählen dazu, oder die ,,Zebrastreifen" des Saturnmondes Enceladus. Uns bisher unbekannt ist die Oberfläche des Kometen 67P Churyumov-Gerasimenko, den ab Mai 2014 die Raumsonde Rosetta erforschen wird. Bis auf Mond und Mars wird man diese Wüsten nicht im Fernrohr sehen können. Doch das Thema eignet sich für Vorträge zur Einstimmung auf den Beobachtungsabend, und wer dort zum Beispiel etwas über den Jupitermond Europa gehört hat und ihn anschließend mit eigenen Augen durch das Teleskop sieht, der wird eine bleibende Erinnerung von diesem Astronomietag mit nach Hause nehmen.
Beobachtungen am Taghimmel Neben der üblichen Sonnenbeobachtung kann man tagsüber auch den Mond oder
Der Astronomietag am 5. April 2014
von Sven Melchert
die Venus den Besuchern zeigen. Venus steht westlich der Sonne und ist rund 46 Grad von ihr entfernt. Sie kulminiert bereits gegen 10:30 Uhr und geht vor 16 Uhr unter. Im Teleskop erscheint sie sehr klein, nur 21'' groß und fast als ,,Halbvenus".
Ein heller ,,Stern" in der Dämmerung Ab 20:30 Uhr wird es dunkel genug sein, um Jupiter zu erkennen. Er steht mitten in den Zwillingen und wird erst weit nach Mitternacht untergehen. Die vier Jupitermonde sind im Teleskop auf den ersten Blick zu sehen. Gegen 0:30 Uhr (MESZ) tritt Kallisto in den Jupiterschatten ein, und um 0:50 Uhr (MESZ) verschwindet Europa hinter der Jupiterscheibe. Der Große Rote Fleck wird allerdings erst nach 1:30 Uhr am Planetenrand auftauchen.
Anblick der Venus im Teleskop am Astronomietag.
Weniger Mühe wird man mit dem Mond haben, der vormittags gegen 10:30 aufgeht, nach 18 Uhr kulminiert und auch in der Nacht noch zu sehen sein wird. Zwei Tage vor dem ersten Viertel zeigt sich die Mondsichel auch mit bloßem Auge am Taghimmel und steht dank der nördlichen Deklination (nahe Tauri) in großer Höhe. Für verblüffte Besucher, die den Mond noch nie tagsüber bemerkt haben, ist das eine willkommene Gelegenheit, ihnen etwas über die Neigung der Ekliptik und die Entstehung der Jahreszeiten zu berichten.
Jupiter und seine Monde am Abend des Astronomietags. Gegen 0:30 Uhr tritt Kallisto in den Jupiterschatten ein.
Mars kurz vor der Opposition Planet Mars nimmt am 8. April seine Oppositionsstellung zur Sonne ein. Damit ist er auch am Astronomietag die ganze Nacht über zu sehen. Der Durchmesser von Mars ist mit 15'' bei dieser Opposition nicht besonders groß, aber man wird im Teleskop die Planetenscheibe mit groben Einzelheiten gut erkennen können. Um 20 Uhr geht der rote Planet auf, man findet ihn in der Jungfrau. Die Kulmination findet zur späten Stunde am 6. April gegen 1:45 Uhr statt. Bis zur nächsten ,,Perihel-Opposition" mit maximal großer Marsscheibe müssen wir übrigens noch bis zum Sommer 2018 warten.
Der Mond lädt am Astronomietag zu einer Wanderung über seine ,,wüste" Oberfläche ein.
Mars mit groben Oberflächendetails; rechts die Zeichnung von Giovanni Schiaparelli aus dem 19. Jahrhundert mit dem scheinbaren ,,Mars-Kanälen".
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Nach Redaktionsschluss
Abwechslung durch Kleinplaneten Zugegeben, Kleinplaneten sind im Teleskop keine wirklich attraktiven Objekte, denn mehr als ein sternförmiges Objekt ist nicht zu erkennen. Als ,,Wüsten im Weltraum" haben sie aber doch ihren ganz eigenen Reiz. Mitte April stehen sowohl Ceres als auch Vesta in Oppsition (Vesta am 13. mit 5,8 mag und Ceres am 15.4 mit 7,1 mag). Wie Mars ziehen sie ihre Bahnen in der Jungfrau, etwa zehn Grad nördlich des roten Planeten, bei Virginis (4,2 mag). Nach 20 Uhr treten beide zusammen über den östlichen Horizont. Der Abstand der beiden Kleinplaneten (genau genommen gilt Ceres natürlich als ,,Zwergplanet") beträgt rund 2,5 Grad - man wird daher beide im kleinen Teleskop bei niedriger Vergrößerung gemeinsam im Gesichtsfeld haben. Vesta
wurde bereits von der Raumsonde Dawn vor Ort besucht und Aufnahmen für Vorträge sind unter [1] erhältlich. Derzeit ist Dawn auf dem Weg zu Ceres; die Ankunft ist für das Frühjahr 2015 geplant.
Positionen der Kleinplaneten Ceres und Vesta in der Jungfrau.
Hinweis
Nachdem wir unser Schwerpunktthema für das Journal 49 ,,Videoastronomie (mit CD/DVD)" abgeschlossen haben, möchten wir gerne auf unsere zukünftigen Schwerpunktthemen hinweisen:
,,Geschichte der Astronomie" in Journal 50 Redaktionsschluss: 01.02.2014 Redakteur: Wolfgang Steinicke, redaktion-geschichte@vds-astro.de
,,Der Jahrhundertkomet ISON" in Journal 51 Redaktionsschluss: 01.05.2014 Redakteur: Uwe Pilz, fg-kometen@vds-astro.de
,,Planetarische Nebel" in Journal 52 Redaktionsschluss: 01.08.2014 Redakteure: Peter Riepe, redaktion-astrofotografie@vds-astro.de und Daniel Spitzer, fg-deepsky@vds-astro.de
Zur Gestaltung unserer Journale benötigen wir Beiträge der Mitglieder. Dies kann sowohl ein wissenschaftlich fundierter Artikel als auch ein einfaches Beobachtungserlebnis sein. Außerdem soll es möglichst regelmäßig eine Galerie von Fotografien und Zeichnungen geben. Wer nicht gerne schreibt, kann also auch auf diese Weise vertreten sein! Wir freuen uns über alle Einsendungen!
Beiträge sollen an die zuständigen Redakteure (siehe auch Liste der VdS-Fachgruppen-Redakteure) oder an die VdS-Geschäftsstelle (Mail/Postadresse) geschickt werden.
Mit dem Einsenden gibt jeder Autor gleichzeitig sein Einverständnis zum Abdruck im ,,VdS-Journal für Astronomie". Es besteht jedoch keine Veröffentlichungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter Form abzudrucken. Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die Texte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
VdS-Journal Nr. 48
Wüster geht es kaum: der Kleinplanet Vesta, aufgenommen aus 2700 Kilometer Entfernung von der Raumsonde Dawn.
Beringter Abschluss des Astronomietags Für ganz besonders hartnäckige Besucher und entsprechend engagierte ,,Sternführer" wird der Astronomietag ab 1 Uhr seinen Abschluss finden: dann steht Saturn gut 15 Grad hoch über dem Südosthimmel (in der Waage) und sorgt für einen gleichermaßen beringten wie krönenden Abschluss der Veranstaltung. Die Saturn-Opposition ist in diesem Jahr auf den 10. Mai terminiert; am Astronomietag beträgt der Planetendurchmesser inklusive Ring knapp 40''. An Saturnmonden bieten sich Titan (8,5 mag), Rhea (9,9 mag), Tethys (10,4 mag) und Dione (10,6 mag) an. Eine wahre Wunderwelt an neuen Weltraumwüsten, die dann auch den letzten Interessenten, reichlich mit Informationen beschenkt, nach Hause geleiten wird.
Saturn mit seinen Monden.
Impressionen zum Astronomietag 2013 finden Sie in diesem Heft übrigens ab Seite 84. Die VdS wünscht einen klaren Himmel, viele Besucher und auch sonst reichlich Erfolg mit dem Astronomietag 2014!
Die Abbildungen in diesem Beitrag wurden mit Hilfe der Software ,,Guide 9" erstellt.
Internethinweise: [1] dawn.jpl.nasa.gov
Astronomie am Schreibtisch
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Datamining in öffentlich zugänglichen Sky Surveys - Von der Entdeckung eines Kandidaten
bis zur Veröffentlichung als veränderlicher Stern
von Stefan Hümmerich und Klaus Bernhard
Die Beobachtung veränderlicher Sterne führt in der Astrophysik zu sehr wertvollen Erkenntnissen über den Aufbau einzelner Sterne sowie zur Frage der Entwicklung der Milchstraße und des Universums insgesamt. Die Möglichkeiten für Amateure haben sich diesbezüglich in den letzten Jahrzehnten grundlegend erweitert: Von Helligkeitsschätzungen mit dem freien Auge über fotografische Filme und CCD-Kameras hat sich ein weiterer Zweig der Veränderlichenastronomie etabliert - das ,,Datamining" in den öffentlich zugänglichen Datenbanken der Himmelsüberwachungsprogramme. Unter Datamining versteht man dabei das Auffinden bisher unbekannter Zusammenhänge oder Muster in sehr großen Datenbanken [1] - in diesem Falle das Auffinden neuer veränderlicher Sterne.
Roboteraugen beobachten das Weltall Seit einigen Jahren überwachen Profiobservatorien von der Erde und vom Weltall aus große Himmelsfelder und machen die Messwerte der breiten Öffentlichkeit im Internet zugänglich. Dabei kommen Millionen von Helligkeitsmessungen zusammen - ein Eldorado für Amateurforscher, die sich dem Datamining widmen.
Einige erdgebundene Teleskopsysteme überwachen sehr große Bereiche des Himmels, wie z.B. der ,,All Sky Automa-
1 Die ASAS-Teleskope am Las-Campanas-Observatorium in Chile (Quelle: ASAS-Homepage)
ted Survey" (gesamter Südhimmel bis zu einer Deklination von +28 Grad ) und der ,,Catalina Sky Survey" (große Teile des Nord- und Südhimmels). Andere Projekte beobachten kleinere Himmelsfelder, dafür aber mit größerer Genauigkeit. Beispiele hierfür sind bodengestützte Missionen wie OGLE und MACHO, die Bereiche des galaktischen Zentrums und der Magellanschen Wolken observieren, der Astrometriesatellit Hipparcos sowie das Weltraumteleskop Kepler, dessen Hauptaufgabe die Entdeckung extrasolarer Planeten ist. Eine Auswahl gängiger Projekte, die Daten im Internet zur Ver-
fügung stellen, findet sich in der Tabelle 1.
Insgesamt verbergen sich in diesen umfangreichen Datenbanken viele tausend veränderliche Sterne, die noch niemand erkannt und klassifiziert hat, so dass sich hier viele Möglichkeiten für Amateurforscher auftun. Im Folgenden soll die Vorgehensweise anhand von zwei Himmelsüberwachungsprogrammen gezeigt werden, die in jeder Nacht große Teile des Himmels beobachten und somit wahre Paradiese für Datensuchende darstellen.
Tab. 1: Datenbanken automatischer Teleskope im Internet (Auswahl)
Projekt The All Sky Automated Survey (ASAS) Robotic Optical Transient Search Experiment (ROTSE); umfasst NSVS und LINEAR Surveys
Catalina Sky Survey (CSS) Optical Gravitational Lensing Experiment (OGLE) MACHO Project Hipparcos Corot NASA Exoplanet Archive (Kepler)
Internetadresse http://www.astrouw.edu.pl/asas/ http://skydot.lanl.gov/
http://nesssi.cacr.caltech.edu/DataRelease/ http://ogle.astrouw.edu.pl/ http://wwwmacho.anu.edu.au/ http://archive.ast.cam.ac.uk/hipp/hipparcos.html http://idoc-corot.ias.u-psud.fr/index.jsp http://archive.stsci.edu/kepler/data_search/search.php
VdS-Journal Nr. 48
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Astronomie am Schreibtisch
The All Sky Automated Survey (ASAS) Aufgabe des ASAS-Projektes ist die ständige Überwachung großer Teile des Himmels zur Feststellung und Dokumentation fotometrischer Veränderlichkeit jeglicher Art. Die derzeit öffentlich zugänglichen Daten umfassen einen Zeitraum von neun Jahren und stammen von einem Observatorium in Chile, welches in jeder klaren Nacht den südlichen Sternenhimmel sowie Teile des Nordhimmels bis zur 14. Größenklasse aufnimmt (AP-10-CCD-Kameras in Verbindung mit 200/2,8-Objektiven).
Auf der ASAS-Homepage (siehe Tabelle 1) wählt man unter dem Menüpunkt ,,AASC/ photometry" den ,,ASAS All Sky Catalogue" aus, der Zugriff auf sämtliche Helligkeitsmessungen ermöglicht. Hier sind zunächst die Koordinaten und der Radius des Suchfeldes einzugeben. Dabei können entweder mit einem kleinen Suchradius (z.B. 15 Bogensekunden) spezielle Objekte oder mit einem größeren Suchradius viele Sterne direkt überprüft werden.
Beispiel: Suche nach möglichen Veränderlichen in einem größeren Himmelsfeld Zunächst wird ein willkürliches Himmelsfeld ausgesucht. Im vorliegenden Beispiel fiel die Wahl auf ein Areal zentriert auf die Koordinaten RA = 10h 00m 00s und Dek = +20 Grad 00' 00'', welches durch das Eintragen von ,,10:00:00 +20:00:00" in das entsprechende Eingabefeld erreicht wird (siehe Abbildung 2). Um eine größere Anzahl an Sternen zu erhalten, ist ein Suchradius von 6000 Bogensekunden günstig. Mit ,,Search" wird die Suche gestartet.
Nach ein paar Sekunden ,,Bedenkzeit" wirft ASAS eine lange Liste von über 14.000 Sternen aus. Bei einer solch großen Anzahl ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass sich veränderliche Sterne darunter befinden - vielleicht sogar noch unbekannte. Da die Durchsicht aller einzelnen Lichtkurven zu mühsam wäre, sollte die Liste in eine Tabellenkalkulation kopiert und anschließend nach zunehmender Helligkeit sortiert werden. Um die qualitativ besseren Lichtkurven zu erhalten, wählt man nur jene aus, die im Durchschnitt heller als 12,5 mag sind. Auch Sterne, die heller als 6 mag sind,
VdS-Journal Nr. 48
2 Das User-Interface des ,,ASAS-3 All Star Catalogue"
3 Lichtkurve des Mirasterns ASAS J100002+2115.7 (V Leonis)
sollten entfernt werden, da sie in den ASAS-Daten überbelichtet sind.
Im nächsten Schritt sind die verbliebenen Sterne nach der Anzahl der Beobachtungen (,,Nobs.") zu ordnen. Nun werden alle Einträge mit weniger als 100 Einzelbeobachtungen entfernt, da für die Typ- und Periodenbestimmung eine größere Anzahl an Beobachtungen empfehlenswert ist. Die verbliebenen Objekte werden nun nach der Abweichung von der Durchschnittshelligkeit (,,mag err") sortiert, da ein hoher Wert dieses Parameters auf Veränderlichkeit hinweisen kann. Die Lichtkurven mit den höchsten Streuungen können dann in ASAS im Detail durchgesehen werden. So stößt man etwa bei ASAS J100002+2115.7 auf folgende schöne Lichtkurve, die auf einen Mirastern - einen langperiodischen, roten Riesenstern - hindeutet (siehe Abb. 3). Eine kurze Recherche in der Literatur ergibt, dass es sich bei dem Objekt um
den bereits bekannten Mirastern V Leonis handelt.
Catalina Sky Survey (CSS) Analog zur Datensuche in ASAS kann auch beim ,,Catalina Sky Survey" vorgegangen werden, der auch deutlich schwächere Sterne erreicht, wenngleich sich die Eingabemasken ein wenig unterscheiden.
Hauptaufgabe des CSS ist die Erfassung sogenannter ,,Near Earth Objects" (NEOs) - Asteroiden, Kometen und Meteoroiden, welche bei ihrem Umlauf um die Sonne der Erde nahe kommen und eine potenzielle Kollisionsgefahr bergen. Hierbei kommen drei Großteleskope in den USA und Australien zum Einsatz, wodurch der CSS große Teile des Himmels abdeckt. Beobachtungen aus mittlerweile sieben Jahren haben zum Anwachsen eines riesigen Datenberges geführt: Derzeit bietet das Online-Interface des CSS Zugriff auf
Astronomie am Schreibtisch
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etwa 40 Milliarden Helligkeitsmessungen von 500 Millionen Objekten im Helligkeitsbereich zwischen 12. und 21. Größenklasse. Da erstaunt es nicht, dass sich hier noch allerlei interessante Objekte entdecken lassen!
Beispiel: Abgleich von Katalogen als Ausgangspunkt für eigene Recherchen Für die Suche nach neuen Veränderlichen bietet sich in besonderer Weise das Katalogsystem VizieR an [2], welches den Zugriff auf über 11.000 astronomische Kataloge ermöglicht und in unserer Suche im CSS zum Einsatz kommen soll. Zunächst muss jedoch ein passender Katalog für die eigenen Recherchen ausgesucht werden. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Wenn Sie beispielsweise langperiodische rote Riesensterne finden möchten, bietet sich die Verwendung von Spektralkatalogen als Grundlage für eine Koordinateneingabe an. Für eine Suche nach neuen RR-Lyrae-Veränderlichen empfiehlt sich hingegen die Auswahl eines Katalogs mit potenziellen Horizontalaststernen, wie im Folgenden gezeigt wird. Als von den Autoren konkret durchgeführte Projekte sind beispielsweise die Suche nach Mirasternen in der MACHO-Datenbank [3] oder die Entdeckung neuer Sterne mit großen Flecken in der ASAS-Datenbank [4] zu nennen. Tabelle 2 enthält eine Auswahl interessanter VizieR-Kataloge, die als Ausgangspunkt für eigene Recherchen dienen können.
RR-Lyrae-Sterne sind alte, weit entwickelte Sterne, die in ihrem Kern Helium zu Kohlenstoff fusionieren und einen charakteristischen, durch Pulsation verursachten Lichtwechsel zeigen.
4 Kuppel des ,,Uppsala"-50-Zentimeter-Schmidt-Spiegels des Siding-Spring-Observa-
toriums, Australien - eines der Teleskope, die am CSS beteiligt sind (Bildquelle: Siding Spring Survey Homepage; mit freundlicher Genehmigung von Robert McNaught)
RR-Lyrae-Sterne besetzen im Hertzsprung-Russell-Diagramm, welches die Entwicklungsstadien der Sterne dokumentiert, einen gut definierten Abschnitt, den sogenannten Horizontalast. Hier kann die eigene Suche ansetzen, denn es gibt diverse Kataloge mit potenziellen Horizontalaststernen, die mit den photometrischen Messungen des CSS abgeglichen werden können. Das vorliegende Beispiel basiert auf dem in der Tabelle vermerkten Katalog von N. Christlieb und Kollegen.
Nach der Auswahl des entsprechenden Katalogs im VizieR-System (z.B. über den Namen des Hauptautors) sollte ein entsprechendes Himmelsfeld spezifiziert werden, welches innerhalb der Grenzen des CSS liegt. Im vorliegenden Beispiel fiel die Wahl willkürlich auf ein Areal zentriert auf die Koordinaten RA = 15h 00m 00s und Dek = -45 Grad 00' 00''; um entsprechend viele Kandidaten zu erhalten, wurde ein Suchradius von 30 Grad gewählt. Nach der Eingabe der entsprechenden Werte in die Felder ,,Target
Position" bzw. ,,Target Dimension" wird die Suche mit ,,Submit" gestartet (siehe Abb. 5).
Man erhält eine lange Liste von Katalogeinträgen, die neben Helligkeitsmessungen im B-Band und verschiedenen Farbindizes die Koordinaten der potenziellen Horizontalaststerne enthalten. Es empfiehlt sich nun, die Spalten mit den Koordinaten in ein Textfile oder eine Tabellenkalkulation zu übernehmen. Dann wechselt man auf die Internetseite des CSS (siehe Tabelle 1) und wählt unter dem Menüpunkt ,,Data Services" die Option ,,Single Source". Die Koordinaten der potenziellen Horizontalaststerne können nun bequem per ,,Copy & Paste" in die Felder ,,Right Ascension" und ,,Declination" übernommen und die Suche mit ,,Submit" gestartet werden, woraufhin die entsprechende Lichtkurve des ausgewählten Objektes angezeigt wird. Sollte man kein Objekt angezeigt bekommen, empfiehlt sich die schrittweise Anhebung des Suchradius (Voreinstellung 0,1 Bogenminute). Unter der Option ,,Multiple
Tab. 2: Einige interessante VizieR-Kataloge, die als Ausgangspunkt für eigene Recherchen dienen können
Katalogbezeichnung (Autor, Erscheinungsjahr) Catalogue of Stellar Spectral Classifications (B. Skiff, 2009-2013) Field Horizontal-Branch Stars in the Galaxy (N. Christlieb et al., 2005)
ROSAT All-Sky Bright Source Catalogue (W. Voges et al., 1999) General Catalog of Galactic Carbon Stars
Kommentar enthält Spektraltypen für über 600.000 Sterne
bildet mit über 8.000 potenziellen Horizontalaststernen einen guten Ausgangspunkt für die Suche nach neuen RR-Lyrae-Veränderlichen Röntgenquellenkatalog
umfasst Daten für etwa 7.000 Kohlenstoffsterne
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Astronomie am Schreibtisch
5 Das User-Interface des Katalogsystems VizieR
Sources" ist es i.Ü. auch möglich, CSSDaten für mehrere Objekte auf einmal herunterzuladen. Hierzu wird einfach ein Textfile mit den entsprechenden Koordinaten hochgeladen; eine Anleitung findet sich auf der CSS-Homepage.
Schneller Erfolg: In 30 Minuten zum neuen Veränderlichen! Die hier beschriebene Arbeit erfordert Ausdauer, denn nicht jeder Kandidat ist ein Horizontalaststern, und nicht jeder Horizontalaststern auch ein RR-LyraeVeränderlicher. Darum wird man in den meisten Fällen auf unveränderliche Sterne treffen, die nur eine geringfügige Streuung um einen gleichbleibenden Mittelwert zeigen. Hat man jedoch einen potenziellen Veränderlichen entlarvt, lässt sich mit der Option ,,Period - Search" in der Lichtkurven-Anzeige eine automatische Periodensuche durchführen, die teilweise schon recht brauchbare Ergebnisse liefert und eine grobe Einordnung des Sterns erlaubt. Bei dem hier vorgestellten Suchprogramm stießen die Autoren nach etwa einer halben Stunde Arbeit (und einigen bereits bekannten RR-LyraeSternen) an der Position RA = 13h 53m 11s und Dek = -23 Grad 14' 02'' auf ein offensichtlich veränderliches Objekt, welches in der automatischen Periodensuche die typische, ,,sägezahnähnliche" Lichtkurve eines RR-Lyrae-Sterns (Typ ,,RRab") zeigte (siehe Abb. 6). Weitere Recherchen ergaben, dass es sich hierbei um ein noch
VdS-Journal Nr. 48
unbekanntes Exemplar handelt - voilà, eine neuer Veränderlicher war gefunden!
Ein veränderliches Objekt beobachtet - was nun? Unabhängig davon, ob man neue Veränderliche entdecken oder bereits bekannte Sterne hinsichtlich Typ und Periode untersuchen bzw. klassifizieren möchte, ist es wichtig, herauszufinden, ob bzw. welche Einträge in der Literatur zu diesem Objekt existieren. Ob es sich um einen bereits bekannten Veränderlichen handelt, lässt sich meist schnell per Knopfdruck durch Eingabe der Koordinaten im ,,General Catalogue of Variable Stars (GCVS)" [5] und dem ,,International Variable Star Index" der AAVSO [6] klären.
Für eine genauere Einordnung eines Veränderlichen werden zudem weitere Daten benötigt. Auch hier kann das Katalogsystem VizieR weiterhelfen, denn es bietet umfangreiche Informationen wie Mehrfarbphotometrie, Spektraltyp oder allfällige Gegenstücke im Röntgenbereich. Für bereits geführte, aber nicht näher untersuchte ASAS-Veränderliche werden zudem mittlerweile sogar automatisierte Vorschläge zur Veränderlichenklassifikation gegeben [7], die auf Plausibilität geprüft werden können.
Die weitere Vorgehensweise soll hier nur skizziert werden, da Details den Rahmen dieses Artikels sprengen würden. Zu-
nächst sollte die Periode und somit die reduzierte Lichtkurve des Veränderlichen mit Programmen wie z.B. Period04 [8] exakt bestimmt werden. Die Lichtkurve und weitere Daten wie Spektraltyp oder Farbinformationen ermöglichen oft eine genaue Klassifizierung und eine anschließende Publikation in einem Fachjournal. Dabei unterstützt Sie gerne die Bundesdeutsche Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche Sterne (BAV) [9].
Abschließend sei noch ein Wort der Warnung zum Umgang mit den Daten angefügt: Nicht jedes Objekt, das veränderlich aussieht, ist es auch, denn neben intrinsischer Veränderlichkeit trifft man auch immer wieder auf Datenartefakte verschiedener Art, die Veränderlichkeit vortäuschen können und gar nicht einfach als solche zu entlarven sind. Hier hilft nur Erfahrung und - im Zweifelsfalle - der Ratschlag eines Experten.
Fazit In umfangreichen und öffentlich zugänglichen Datenbanken verbergen sich viele interessante Himmelsobjekte. Vielleicht beobachten Sie bald Ihren ersten Veränderlichen online?
Internet- und Literaturhinweise (Alle Internetseiten Stand: 05.06.2013): [1] http://wwwai.wu-wien.ac.at/~koch/
courses/wuw/archive/inf-sem-ws-00/ nentwich/index.htm
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6 CSS-Lichtkurve des Objekts SSS_J135311.0-231401 - ein neuer RR-Lyrae-Stern (Typ RRab)
[2] http://vizier.u-strasbg.fr/viz-bin/ VizieR
[3] S. Hümmerich, K. Bernhard: OEJV 149, 2012 http://astro.sci.muni.cz/variables/ oejv/issues/oejv0149.pdf
[4] K. Bernhard, S. Hümmerich: OEJV 143, 2012 http://astro.sci.muni.cz/variables/ oejv/issues/oejv0143.pdf
[5] http://www.sai.msu.su/gcvs/gcvs/ nsv/
[6] http://www.aavso.org/vsx/ [7] http://www.bigmacc.info/ [8] http://www.univie.ac.at/tops/
period04/ [9] http://www.bav-astro.de/
7 Einer der Autoren (SH) bei der Arbeit
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Astronomie am Schreibtisch
Bestimmung von vier astrophysikalischen Grundparametern in Offenen Sternhaufen
von Bernd Böhmer
Einleitung Es sollen Leuchtkraft, Masse, Radius und Temperatur von Mitgliedern in NGC 6811 aufgrund eigener Beobachtungen ohne Zuhilfenahme von Daten aus Literatur und Internet ermittelt werden, abgesehen von den benötigten Zahlen der Sonne und der bolometrischen Korrektur.
Das Objekt NGC 6811 ist ein Offener Sternhaufen im Sternbild Schwan. Seine Rektaszension (2000.0) lautet 19h 38m 20s, die Deklination beträgt +46 Grad 35´. NGC 6811 hat eine scheinbare visuelle Helligkeit mv = 6,80 mag.
Ausrüstung Abbildung 1 zeigt die Fernrohranlage, mit welcher der Offene Sternhaufen aufgenommen wurde. Es wurde ein Schmidt-Cassegrain-Reflektor 203/2032 Millimeter verwendet. Als Bilddetektor diente eine Schwarz-Weiß-Kamera Atik CCD-16 IC-s mit 782 x 582 Bildpunkten. Ein fotometrisch visueller (V) und ein fotometrisch blauer Filter (B) mit einer Steckgröße von 31,5 Millimetern kamen ebenfalls zum Einsatz. Sie befinden sich im Filterrevolver der Abbildung 2.
Vorgehensweise Abbildung 3 zeigt eine mit dem V-Filter gemachte, 30 Sekunden belichtete Aufnahme des Sternhaufens NGC 6811. Bei dieser Negativdarstellung werden die 40 gemessenen Haufenmitglieder deutlich erkennbar. Eine Annahme habe ich allerdings für die Durchführung des Experiments gemacht. Alle 40 gemessenen Haufenmitglieder sollen Hauptreihensterne der Leuchtkraftklasse V sein. Weil 85 bis 90 Prozent aller Sterne diese Eigenschaften besitzen, kann man diese Überlegung tätigen.
1 Oben rechts: Die teleskopische
Ausrüstung
2 Unten rechts: CCD-Kamera
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Für jeden einzelnen Stern müssen jetzt die nachfolgend beschriebenen Rechenschritte durchgeführt werden. Um die Leuchtkraft der Sterne zu erhalten, gilt es, zuerst die absolute visuelle Helligkeit (Mv) zu bestimmen: (1)
Hierbei erhält man die scheinbare Helligkeit (mv) aus der fotometrischen Messung der Aufnahme. Die Entfernung R habe ich selbst mit 1433,5 Parsec und die interstellare visuelle Absorption Av mit 0,43 mag bestimmt [1]. Dies geschah über meine B- und V-Messungen, wobei das Hertzsprung-Russell-Diagramm zugrunde gelegt wurde. Da man in einem Offenen Sternhaufen davon ausgehen kann, dass alle Mitglieder den gleichen Abstand zur Erde besitzen, können wir für alle 40 gemessenen Sterne eine konstante Distanz zu Grunde legen. Um weitere Berechnungen anstellen zu können, benötigt man die absolute bolometrische Helligkeit (Mbol). Sie ist ein Maß für die gesamte Energieerzeugung eines Sterns. Sie lautet:
(2)
Mv haben wir aus Gleichung (1) ermittelt, die bolometrische Korrektur (BC) kann man aus Tabellen entnehmen [2, 3]. Da man nicht immer die gleichen Mbol-Werte in Tabellen findet, die man selbst erhält, ist es möglich, die BC auch selber zu bestimmen und zu berechnen. Die Beziehung lautet: (3)
Hier ist x die Eigenfarbe des Sterns. Im Falle von B- und V-Aufnahmen nimmt man für x den Farbindex B-V. In diesem Zusammenhang verweise ich besonders auf die Literaturquelle [2]. Hat man über die bolometrische Korrektur nach Gleichung (2) die absoluten visuellen Helligkeiten der Sterne (MV,St) in absolute bolometrische Helligkeiten (Mbol,St) umgewandelt, folgt der nächste Schritt: Die Leuchtkraft der Mitglieder von NGC 6811 zu berechnen. Dazu wird die absolute bolometrische Helligkeit der Sonne (Mbol,So) benötigt, sie liegt bei +4,72 mag [2]. Die Berechnung ergibt sich aus:
(4)
3 Invertierte Aufnahme von NGC 6811. Die Zahlen beziehen sich auf die in der
Tab. 1 behandelten Sterne.
die Leuchtkraft jedes Sterns in Sonnenleuchtkräften. Der nächste Schritt ist die Ermittlung der Massen der Sterne. Da die Leuchtkraft bekannt ist, kann man über die Masse-Leuchtkraft-Beziehung die weiteren Daten bestimmen. Für unseren Fall lautet sie:
(5)
ergibt sich also in Sonnenmassen. Nun gehen wir nach gleichem Muster für die Berechnung des Radius der Sterne in Sonnenradien vor. Dies geht über die Masse-Radius-Beziehung. Da die Massen bekannt sind, lässt sich der Radius wie folgt bestimmen:
(6)
Dabei bedeuten: LSt = Leuchtkraft Stern, LSo = Leuchtkraft Sonne. Man erhält also
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Dabei bedeuten: mSt = Masse Stern, mSo = Masse Sonne. Die Masse jedes Sterns
Hier bedeuten: RSt = Radius Stern, RSo = Radius Sonne, wobei der Exponent ne-
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Stern Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40
mV (mag) 11,98 12,25 11,1 11,55 12,56 12,77 11,78 13,9 13,21 12,66 11,35 13,32 12,04 13,04 12,65 12,36 12,25 11,55 12,9 11,47 12,48 12,04 12,97 10,78 12,89 12,1 12,52 12,52 13,56 12,49 14,78 14,18 14,1 14,61 13,96 13,67 13,99 13,36 12,07 13,03
LSt/LSo 52,96 41,3 119,12 78,7 31,04 25,58 63,67
9,56 17,09 28,31 94,62 15,41 50,11 19,95 28,57 37,32 31,33 78,7 22,69 84,72 33,41 50,11 21,28 159,95 22,9 47,42 32,21 32,21 12,35 33,11
4,02 6,98 7,51 4,69 8,55 11,16 8,31 14,85 48,75 20,13
mSt/mSo 2,84 2,66 3,5 3,15 2,46 2,34 2,98 1,81 2,11 2,41 3,31 2,05 2,8 2,19 2,41 2,59 2,47 3,15 2,27 3,21 2,51 2,8 2,23 3,8 2,27 2,76 2,49 2,49 1,93 2,51 1,44 1,66 1,7 1,5 1,75 1,88 1,74 2,03 2,78 2,2
RSt/RSo 1,87 1,79 2,1 1,99 1,72 1,66 1,92 1,42 1,56 1,69 2,05 1,54 1,85 1,6 1,69 1,77 1,72 1,99 1,63 2,01 1,74 1,85 1,62 2,22 1,63 1,83 1,73 1,73 1,48 1,73 1,24 1,35 1,37 1,27 1,4 1,46 1,39 1,53 1,84 1,6
T/K 11394 10948 13000 12192 10398 10060 11758 8501 9389 10236 11851 9224 11286 9641 10252 10731 10412 12192 9877 12347 10530 11286 11704 13765 9871 11180 10465 10465 8881 10514 7331 8551 8157 7525 8340 8729 8299 9166 11233 9656
Tabelle 1: Mit den in Spalte 2 gemessenen Werten der scheinbaren visuellen Sternhelligkeiten wurden für die 40 Haufensterne der Abb. 3 Leuchtkräfte, Massen und Radien im Verhältnis zur Sonne bestimmt, dazu ihre Oberflächentemperatur. So hat der Stern 3 beispielsweise die 119-fache Sonnenleuchtkraft, die 3,5-fache Sonnenmasse, den 2,1-fachen Sonnenradius und eine Oberfächentemperatur von 13.000 Kelvin.
ben der Klammer 0,7 nur bei Massenverhältnissen mSt / mSo < 1,2 gilt und Exponent 0,6 bei mSt / mSo > 1,2 [2]. So bleibt nur noch die Berechnung der Temperatur übrig. Sie ergibt sich nach [4] aus:
(7)
wobei TSt = Oberflächentemperatur Stern
und TSo = Oberflächentemperatur Sonne bedeuten. Die Temperatur der Sonne wurde mit 5778 Kelvin angesetzt. Die so für jeden Stern aus Abbildung 3 berechneten Gesamtergebnisse lassen sich aus Tabelle 1 ersehen.
Fehler Zu jeder astronomischen Messung gehört auch eine Fehlerangabe. Diese Fehler können aus den verschiedensten Quellen stammen. Zum Beispiel aus der verwendeten Ausrüstung. Die verschiedenen CCD-Chips haben unterschiedliche Quantenausbeuten für die angewendete Fotometrie, die Filter können nicht genau für die Empfindlichkeit des CCDChips hergestellt werden usw. Aus diesem Grunde habe ich laut Literatur 200 Parsec zuviel für die Entfernung ermittelt, aber mit meinem persönlichen Wert von 1433,5 Parsec weiter gerechnet. Solche Unterschiede sind in der Astrophysik keine Seltenheit. Persönliche Fehler wie Ablese- und Rechenfehler können ebenfalls auftreten. Das alles sind Dinge, mit denen man leben muss, ohne sie vermeiden zu können.
Fazit Es ist erstaunlich, dass der Amateurastronom mit Hilfe der CCD-Technik solche Auswertungen mit wenigen Aufnahmen durchführen kann. Ja, er ist sogar dazu in der Lage, in einem gewissen Rahmen wissenschaftlich zu arbeiten, auch wenn die Ergebnisse Abweichungen von der Literatur und anderen Quellen vorweisen. Dies ist ganz normal für solche astronomischen Beobachtungen. Der Amateurastronom wird weiter mithalten können, weil das Preisniveau für diese Technik relativ niedrig ist. Das lässt für die Zukunft noch weitere ,,große Sprünge" erhoffen. Vielleicht ist ja nun beim einen oder anderen Leser das Interesse an fotometrischen Auswertungen seiner Aufnahmen geweckt. Leute, macht mehr aus Euren Astroaufnahmen!
Literaturhinweise: [1] B. Böhmer, 2005: ,,Distanzbe-
stimmungen mit Amateurmitteln", interstellarum 38, 48 [2] E. Wischnewski, 2011: ,,Astronomie in Theorie und Praxis", Eigenverlag [3] W. Götz, 1989: ,,Die offenen Sternhaufen unserer Galaxis", Johann Ambrosius Barth [4] O. Struve, 1967: Astronomie, Walter de Gruyter & Co.
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Astronomie am Schreibtisch
Software zur Berechnung von Astro-Kennzahlen zu aktuellen Kombinationen aus Teleskop, Okular und Kamera
- Visualisierung des Bildfeldes an ausgewählten Astrofotos aus meiner Galerie
von Horst Ziegler
Bei der Vorbereitung eines neuen Projektes für meine Astro-Galerie stellen sich viele Fragen, die für ein zufriedenstellendes Ergebnis unter den Rahmenbedingungen meines Sternwartenstandortes sowie der Teleskop-, Kamera-, und FilterAusrüstung von Bedeutung sind. Dies sind z.B.: - die Auswahl eines Objekts (Nebel oder Galaxie) unter Berücksichtigung einer möglichst langen Aufnahme-Sequenz pro Nacht anhand z.B. von Stellarium (Sichtbegrenzung durch umliegende Häuser, möglichst kein Umschlagen der Montierung)
- die Auswahl der Filter (RGB plus evtl. H oder nur Schmalband), je nach Seeing-Verhältnissen (z.B. Einfluss durch Mondposition und -phase)
- die Auswahl der geeigneten TeleskopKamera-Kombination für das gewünschte Objekt (Weitwinkel oder möglichst kleines Bildfeld für Detail-Aufnahmen)
Gerade bei der letzten Fragestellung ist es hilfreich, wenn man durch aussagefähige Kennzahlen die notwendigen Informationen hierzu erhält und das zu erwartende Bildfeld der ausgewählten
Teleskop-Kamera-Kombination anhand einer Visualisierung an verschiedenen Objekten dargestellt bekommt.
Bei den Recherchen zu den relevanten Kennzahlen findet man in der Literatur, den Internet-Foren, den Webseiten von Astro-Kollegen oder den Webseiten von Händlern für Astronomie-Utensilien viele Beiträge mit Formeln und den technischen Zusammenhängen. Um eine Zusammenstellung der wichtigsten Da-
1 Initial-Werte von AstroVis [1]
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ten mit schnellem Zugriff zu realisieren, wurde für den Eigenbedarf eine mit JavaScript entwickelte selbsterstellte Software in meine Webseite integriert (Abb. 1, [1]).
Sie ist aber auch öffentlich zugänglich und erlaubt interessierten Astrofotografen jederzeit einen webbasierten Zugriff auf diese Informationen. Bei Bedarf werden diese Formelsammlung und auch die Auswahllisten der Instrumente erweitert und an neue Anforderungen angepasst.
Programm-Parameter Teleskop-Auswahl In der Teleskop-Auswahlbox sind zurzeit
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2
Astro-Foto auswählen
3
Beispiel IC 434, aufgenommen mit Lomo APO 80/480 und Moravian G2-8300, ohne Korrektor
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4 Beispiel NGC 2246, Simulation mit TEC APO 140/980 und ATIK 4000 ohne Korrektor
35 der gängigsten Teleskope mit ihren Brennweiten und Öffnungen hinterlegt. Diese Werte werden zur Information auch angezeigt. Der Initialwert ist Teleskop Nr. 27: TEC APO 140/980 mm.
Kamera-Auswahl In der Kamera-Auswahlbox sind zurzeit 44 der gängigsten Kameras mit ihren Pixelwerten (Anzahl Pixel x, Anzahl Pixel y, Pixelbreite, Pixelhöhe) hinterlegt. Diese Werte werden zur Information auch angezeigt. Der Initialwert ist Kamera Nr. 21: Moravian G2-8300, 3358 x 2536 Pixel, 5,4 µm Pixelgröße.
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Okular-Auswahl In der Okular-Auswahl-Box sind zurzeit vier exemplarische Okulare mit ihren Brennweiten hinterlegt. Diese Werte werden zur Information auch angezeigt. Der Initialwert ist Okular Nr. 3: Hyperion 24 mm.
Binning (Initialwert = 1) Binning [2] bezeichnet die Technik, über die Software Einzelpixel zu Pixelblöcken zusammenzufassen und dadurch die Empfindlichkeit der neuen, größeren Pixel zu erhöhen. Das Binning erlaubt es, eine CCD-Kamera optimal an die Teles-
kopbrennweite und/oder an das gerade lokal vorherrschende Seeing anzupassen. Das Bildfeld ändert sich nicht, da die Chipgröße unverändert bleibt.
Korrektor-Werte für Barlow-Linsen oder Reducer (Initialwert = 1) Über diesen Wert kann man die TeleskopBrennweite reduzieren und das Bildfeld vergrößern (z.B. mit einem 0,8-fachen Reducer) oder die Teleskop-Brennweite verlängern und das Bildfeld verkleinern (z.B. mit einer 2-fachen Barlow-Linse).
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Beispiel M101, Simulation mit Celestron C9.25 und Korrektor 0,8-fach, f/8, 1880 mm und ATIK 4000
Die Eingabefelder sind an schwarzer Schrift vor weißem Hintergrund erkenntlich. Nach der Parameter-Eingabe werden die technischen Daten der ausgewählten Objekte zur Kontrolle eingeblendet. Dies sind für Teleskope Öffnung und Brennweite, für Kameras Anzahl der Pixel des Chips in x und y sowie die Pixelgröße in µm für x und y. Für Okulare wird die Okularbrennweite in schwarzer Schrift vor grauem Hintergrund angezeigt.
Aus den obigen Eingabewerten ermittelt das Programm eine Reihe von Kennzahlen.
Teleskop-Daten Effektive Brennweite in Millimeter Teleskopbrennweite multipliziert mit dem Korrektorwert (Barlow-Linse oder Reducer, Standard = 1). Das Celestron C9.25 hat z.B. eine Brennweite von 2350 mm, mit einem 0,8-fachen Reducer effektiv 1880 mm.
Effektives Öffnungsverhältnis Das Öffnungsverhältnis ist nicht definiert als f/5, f/8 oder f/10, sondern als Öffnung geteilt durch Brennweite, also Öffnung/ Brennweite. Das Celestron C9.25 z.B. hat ein Öffnungsverhältnis von 235/2350 = 1/10 und mit dem 0,8-fachen Reducer
ein effektives Öffnungsverhältnis von 235/1880 = 1/8 und ist damit effektiv lichtstärker.
Optimale Brennweite und optimales Öffnungsverhältnis bei Planetenaufnahmen Bei der hochauflösenden Planetenfotografie und den dazu erforderlichen, langen Brennweiten kann es durchaus sinnvoll sein, die Aufnahmen zu ,,oversampeln" [3], d.h., das Licht auf mehr Pixel zu verteilen, als es nach dem Nyquist-Kriterium zum Erreichen der Bildauflösung erforderlich ist. Für die
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6 Beispiel IC 1805, Simulation mit TEC APO 110 und Korrektor 0,8-fach, 493 mm, 1/4,5 und SBIG STL-11000M
(roter Rahmen und Fehlermeldung)
Berechnung eines optimalen Öffnungsverhältnisses verwendet man folgende Formel:
N = Dpixel / (0,51 x )
Dabei bedeuten N: Blende für eine beugungsbegrenzte Abbildung, 1/N: Öffnungsverhältnis, Dpixel: Kantenlänge eines Pixels, : Wellenlänge des Lichts (550 nm für ,,weißes" Licht).
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Beispiel Kamera DMK21AU03, Pixelbreite 5,6 µm. Hierfür ergibt die Formel eine optimale Blende 19,96 (sprich: 20) und damit ein optimales Öffnungsverhältnis von 1/20 bzw. 1:20 (sprich: 1 zu 20).
Anwendung auf ein Teleskop: TEC APO 140, Brennweite 980 mm, Öffnung 140 mm, Öffnungsverhältnis 1/7. Das bedeutet für die 140 Millimeter Öffnung eine optimale Brennweite von 19,96 x 140
mm = 2794 mm. Daher sollte die Teleskopbrennweite von 980 auf 2794 Millimeter (um den Faktor 2,85) verlängert werden, z.B. mit einem geeigneten Konverter.
Teleskop-Öffnung in Zoll Dzoll = Teleskop-Öffnung in mm/25,4
Teleskop-Auflösung in Bogensekunden Aarcsec = 116``/Teleskopöffnung in mm (nach [4])
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Visuelle Grenzgröße in mag [5] mgrenz = 7,5 mag + 5 mag x log (Teleskopöffnung in cm)
Bildfeldbreite in Bogenminuten Barcmin = 2 x atan (Chipbreite in mm/ (2 x Brennweite)) x 60
Bildfeldhöhe in Bogenminuten Harcmin = 2 x atan (Chiphöhe in mm/ (2 x Brennweite)) x 60
Kamera-Daten Effektive Anzahl der Pixel in x und y für die ausgewählte Kamera Original-Pixelanzahl des Chips dividiert durch den Binning-Wert (Standard = 1)
Effektive Größe der Pixel in x und y für die ausgewählte Kamera Original-Pixelgröße des Chips multipliziert mit dem Binning-Wert (Standard = 1)
Breite und Höhe des Chips in mm Anzahl Pixel x Pixelgröße
Chip-Diagonale in mm
D = (Chip-Breite2 + Chip-Höhe2)
Bildwinkel diagonal in Grad = 2 x atan (Chip-Diagonale/ (2 x Brennweite))
Image Scale oder Abbildungsmaßstab Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der geeigneten Kamera ist neben der Chipgröße vor allem bei Berücksichtigung des lokalen Seeings die passende Pixelgröße, aus der sich der Abbildungsmaßstab (AM) errechnen lässt. Für den Deep-Sky-Bereich gilt als Faustregel, bei der gewählten Telekop-Kamera-Kombination einen Abbildungsmaßstab von ca. 1" bis 2,5" pro Pixel zu erreichen. Je nach vorhandenem Seeing kann man aber auch von einem größeren Bereich von ca. 0,7 - 3 Bogensekunden pro Pixel ausgehen
AMarcsec/Pixel = 2 x atan (Pixelgröße x Binning/(2 x Brennweite)) x 3600
Beispiel: Für die Moravian G2-8300 mit 5,4 µm Pixelgröße (= 0,0054 mm) und den TEC APO mit 980 mm Brennweite ergibt sich ein Abbildungsmaßstab von 1,14"/Pixel. Er liegt damit im richtigen Bereich. Bei einer Brennweitenverlängerung z.B.
durch eine Barlow-Linse um den Faktor 2 erhöht sich die Brennweite auf effektive 1960 mm, dadurch wird der Abbildungsmaßstab nur 0,57"/Pixel. Dieser Wert, d.h. die Pixelgröße der Kamera, ist für diese Kombination bei gewöhnlichem Seeing eigentlich zu klein. Mit einer ATIK 4000 erhöht sich der Wert auf 0,78"/Pixel. Alternativ zu einer Kamera mit größeren Pixeln kann auch mit einem Binning bei der Aufnahme gearbeitet werden. Bei einem 2x2-Binning ergibt sich wieder der obige Wert von 1,14"/Pixel.
Pixelzahl des Chips (Megapixel) Anzahl effektiver Pixel x x y (Berücksichtigung des Binning-Wertes, beim 2x2-Binning reduziert sich die Zahl der Pixel auf ein Viertel).
Okulardaten Okularvergrößerung Teleskopbrennweite/Okularbrennweite
Minimal sinnvolle Vergrößerung Teleskop-Öffnung (in mm)/7
Maximal sinnvolle Vergrößerung Teleskop-Öffnung (in mm) x 2
Minimal sinnvolles Weitwinkelokular in Millimeter Teleskop-Brennweite/kleinste sinnvolle Vergrößerung
Maximal sinnvolles Tele-Okular in Millimeter Teleskop-Brennweite/größte sinnvolle Vergrößerung
Berechnen und Bild auswählen Berechnen-Taste Diese Taste (s. Abb. 1) startet eine Neuberechnung der Parameter nach der Eingabe von Korrektor- oder Binning-Werten.
Initial-Taste Diese Taste (Abb. 1) setzt die Parameter auf die Initial-Werte zurück. Dies sind TEC APO 140/980, Moravian G2-8300 und Hyperion 24 mm.
Hilfe-Taste Anzeige des Hilfe-Dokumentes
Astrofoto-Auswahl-Taste Mit dieser Taste (Abb. 2) wird eine Aufnahme aus der AstroVis-Galerie ausgewählt und das Bildfeld anhand der Para-
meter durch einen Farbrahmen grafisch dargestellt.
Die Bilder sind entweder auf das Teleskop Lomo APO mit 80/480 mm oder Takahashi Baby-Q mit 85/450 mm sowie jeweils auf die Kamera Moravian G2-8300 mit 3358 x 2536 Pixel und der Pixelgröße von 5,4 µm normiert. Bei diesen Daten erscheint der gelbe Farbrahmen komplett um den Bildausschnitt.
Mit der Parameter-Taste (Abb. 3) können dann die Teleskop-, Kamera- und die Korrektor- oder Binning-Werte verändert werden. Danach kann dann noch einmal das gleiche oder ein anderes Bild ausgewählt werden und der Rahmen wird neu gezeichnet. Wird nur ein neues Bild ausgewählt, so bleiben die Parameter-Daten erhalten und das Bild wird neu dargestellt. Ist das Bildfeld größer als darstellbar, so wird eine Fehlernachricht ausgegeben und ein roter Rahmen gezeichnet. Die Parameter- und die Objektdaten werden zusätzlich zum ausgewählten Bild eingeblendet (Abb. 3-6).
Internet- und Literaturhinweise: [1] www.astrovis.at/kennzahlen.php [2] Axel Martin, Bernd Koch: Digitale
Astrofotografie, Oculum-Verlag, 1. Auflage 2009 [3] Stefan Seip, 2003: ,,Der Begriff sampling,-under- und good sampling", Baader Planetarium, Glossar www.sbig.de/universitaet/glossarhtm/sampling.htm [4] Urs Flükiger: http://www. ursusmajor.ch/tipps-tricks-hinweise/ [5] Teleskop-Service Ransburg; 2009: www.teleskop-service.de/ Astropraxis/grundlagen. vergroesserung.php
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Die Auswertung von Kometenbeobachtungen
von Uwe Pilz
Kometen sind Bewahrer von Materie, die aus der Frühzeit unseres Sonnensystems stammt. Die Bestimmung der Zusammensetzung und Charakteristik von Schweifsternen gibt Hinweise auf die Frühgeschichte unserer heimischen Umgebung. Die Auswertung von Kometenhelligkeiten ist eine einfach durchzuführende Methode, welche diesem Ziel dient.
Die Beobachtungsdaten Grundlage für die Auswertung sind die so genannten ,,visuellen Helligkeiten", welche seit über 100 Jahren in einer vergleichbaren Systematik erhoben werden. Die Kometenastronomie ist einer der wenigen Bereiche, in welchem visuell erhobene Daten noch von wissenschaftlichem Wert sind. Elektronisch bestimmte Helligkeiten weichen oft erheblich von den in sich homogenen visuellen Bestimmungen ab. Erst in den letzten Jahren wurde mit Methoden experimentiert, welche die elektronischen Messungen den visuellen Erhebungen gleichstellen. Viele Jahrzehnte lang wurden Helligkeitswerte vom Smith-Observatorium in Massachusetts gesammelt und als Journal veröffentlicht. Das ,,International Comet Quarterly" (ICQ) war die international anerkannte Sammelstelle [1]. Leider hat sich die Situation in den letzten Jahren verschlechtert. Die Daten werden zwar nach wie vor entgegengenommen und sporadisch auf einer Internetseite publiziert. Ein gedrucktes Journal oder eine elektronische Veröffentlichung der geprüften und bereinigten Daten erfolgte seit mehreren Jahren nicht mehr.
Ich bemühe mich darum, der Allgemeinheit eine aktuelle, inhaltlich hochwertige und leicht benutzbare Datenbasis für Auswertungen zur Verfügung zu stellen. Im Archiv der Fachgruppenseiten liegen Zip-Dateien, welche die Beobachtungen der Fachgruppe und die ICQ-Einsendungen enthalten [4]. Als Format wurde dasjenige des ICQ-Journals gewählt. Die allerneuesten Ergebnisse fehlen zumeist, weil sie noch nicht auf der ICQ-Seite publiziert wurden. Hier hilft nur die manuelle Dateneingabe nach Sichtung der Yahoo-Mailingliste.
Wie wird ausgewertet? Die Helligkeitsentwicklung von Kometen wird in der Regel nicht über einer Zeitachse, sondern über den Sonnenabstand analysiert. Wenn man die visuellen Magnituden gegen den Logarithmus der Sonnendistanz aufträgt, dann ergibt sich meist ein annähernd linearer Verlauf. Die ,,bestmögliche" Gerade durch diese Punktwolke wird als für den Kometen charakteristisch angenommen. ,,Bestmöglich" heißt in diesem Falle: mit der von Carl Friedrich Gauß entwickelten Methode der kleinsten Fehlerquadrate bestimmt. Diese Methode hat zur Grundlage, dass die Abweichung einer
Einzelmessung von der Geraden auf der Wirkung einer Vielzahl von kleinen zufälligen Abweichungen angesehen wird. Falls jemand das selbst programmieren möchte, die Vorgehensweise ist in beiden deutschsprachigen Kometenbüchern erläutert: Im SuW-Buch von 2002 [5] und in der Oculum-Publikation von 2013 [6]. Die Ausgleichsrechnung ist jedoch schon in besseren Taschenrechnern enthalten, so dass der Aufwand meist nicht lohnt.
Eine Gerade wird durch zwei Werte eindeutig beschrieben. Im Fall der Kometenauswertung lautet die Geradengleichung mH = m0 + 2,5 · n · lg (r). Hierbei ist mH die heliozentrische Helligkeit für den Sonnenabstand r. Die absolute Helligkeit des Kometen m0 und der so genannte Aktivitätsparameter n beschreiben die Gerade vollständig.
Wenn man mit Hilfe eines besseren Taschenrechners solche Berechnungen ausführen will, ist Folgendes zu beachten: - Als x-Wert eines Datenpaares muss
der Logarithmus des Sonnenabstandes eingegeben werden. Der Abstand selbst muss für das Beobachtungsdatum in einer Tabelle nachgesehen werden.
Die heutzutage aktuellste Quelle von Messungen ist eine Mailing-Liste [2]. Allerdings durchlaufen die Teilnehmer keinen Evaluierungsprozess wie beim ICQ - jeder kann dort schreiben. Der Teilnehmerkreis ist recht stabil und setzt sich aus erfahrenen Beobachtern zusammen. Die meisten senden ihre Ergebnisse parallel an das ICQ-Team, wo sie etwas verzögert auf deren Webseite erscheinen. Die Beobachtungen unserer Fachgruppe werden natürlich auch gesammelt [3]. Unsere Archive reichen bis in die 80er- Jahre zurück.
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1 Auswertung des Kometen C/1995 O1 (Hale-Bopp) mit dem Programm ,,Comet for Windows".
Dargestellt ist die heliozentrische Helligkeit über dem Logarithmus der Sonnendistanz. Die Simulation aufgrund der mitgelieferten Daten ergab m0 = -0,64 mag und n = 3,18.
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- Als y-Wert geht die heliozentrische Helligkeit ein, welche den Einfluss einer wechselnden Erdentfernung eliminiert. Sie muss mit Hilfe des Erdabstandes aus der gemessenen geozentrischen Helligkeit m1 berechnet werden: mH = m1 - 5 · lg (). Der Erdabstand entstammt wieder einer Datentabelle. Als Geradenparameter werden Schnittpunkt mit der y-Achse und Anstieg ausgegeben. Es gilt:
- Der Schnittpunkt mit der y-Achse ist die absolute Helligkeit m0.
- Der Aktivitätsparameter n ergibt sich aus dem Anstieg der Gerade, multipliziert mit 0,4.
Bedeutung der ermittelten Parameter Die absolute Helligkeit ist ein Maß für die Größe der aktiven Oberfläche und damit ein Maß für die Größe des Kometenkerns selbst. Je ausgedehnter die aktiven Gebiete sind, desto mehr Wasser wird bei 1 AE Sonnenabstand sublimiert und desto heller ist der Komet als Ganzes.
Der Aktivitätsparameter gibt an, wie stark sich die Helligkeit bei Annäherung an die Sonne verändert. Für Asteroiden, welche dem Reflexionsgesetz unterliegen, gilt n = 2. Kometen mit einer leicht aktivierbaren Oberfläche gasen schon bei einer großen Sonnentfernung in beachtlichem Maße aus. Bei Annäherung an die Sonne erhöht sich dies nur mäßig: Es resultiert ein Aktivitätsparameter von etwa n = 4. Ältere Kometen, welche schon mehrere Male das Perihel durchliefen, sind meist von einer Staubschicht bedeckt, die die Gasentwicklung verzögern. Um ein gut produktives Aktivitätszentrum zu schaffen, muss die Staubschicht durchbrochen werden. Dies gelingt erst in großer Sonnennähe. Die Aktivität erhöht sich dann stark, was sich im Aktivitätsparameter widerspiegelt. Werte um n = 10 sind keine Seltenheit.
Die Auswertung der Kometenhelligkeit führt also zu zwei fundamentalen Größen, einem Wert für die aktive Oberfläche und einem für das dynamische Alter.
Software-Unterstützung Zahlreiche Kometenfreunde werten die Helligkeitsentwicklung aus und publizieren ihre Ergebnisse. Es ist erstaunlich, dass es eine nur geringe Softwareunterstützung auf diesem Gebiet gibt. Als
2 Auswertung des Kometen C/1995 O1 (Hale-Bopp) mit meinem Programm ,,Lightcurve".
Dargestellt ist die Helligkeitsentwicklung über der Zeit, die roten Kurven geben die Vertrauensbereiche an. Die Simulation auf Grund der Archivdaten der Fachgruppe Kometen ergab m0 = -0,52 mag und n = 3,24.
öffentlich verfügbar ist mir nur das Programm ,,Comet for Windows" von Seiichi Yohsida aus Japan bekannt [7]. Ich empfinde es als schwer benutzbar und habe mir deshalb meine eigene Anwendung ,,Lightcurve" geschrieben. Sie ist zuerst an meine eigenen Bedürfnisse angepasst. Ich bin aber gern bereit, sie Interessenten zur Verfügung zu stellen und Hinweise zur Benutzung zu geben.
Praktische Anleitung für Amateurbeobachter", Verlag Sterne und Weltraum [6] U. Pilz, B. Leitner, 2013: ,,Kometen, Eine Einführung für Hobby-Astronomen", Oculum-Verlag [7] Comet for Windows: aerith.net/project/comet.html
Literatur- und Internethinweise: [1] International Comet Quarterly -
Recent Comet Brightness Estimates: www.icq.eps.harvard.edu/ CometMags.html [2] Yahoo-Mailingliste der Kometenbeobachtungen: tech.groups.yahoo. com/group/CometObs [3] Jüngste Beobachtungsergebnisse der Fachgruppe Kometen: kometen.fg-vds.de/obsaktinh.htm [4] Archiv der Fachgruppe Kometen: kometen.fg-vds.de/archiv.htm, die Messwerte liegen unter ,,Beobachtungen" [5] A. Kammerer, M. Kretlow, M. Achternbosch, O. Guthier, J. Jahn, 2002: ,,Kometen beobachten.
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Amateurteleskope / Selbstbau
Neues aus der Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau
Leider steht Frank Schäfer aus beruflichen Gründen und den damit verbundenen Auslandsaufenthalten als Redakteur für die Rubrik Amateurteleskope nicht mehr zur Verfügung. Ich danke ihm für seine bisherige Mitarbeit und im Namen der Fachgruppe wünsche ich ihm für seinen weiteren Lebensweg alles Gute.
Die Rubrik Amateurteleskope habe ich übernommen und sie ist mittlerweile zur Rubrik Amateurteleskope/Selbstbau zusammengefasst. Da nun auch in diesem Heft - wie schon im letzten - kein Artikel zum Thema Amateurteleskope/Selbstbau zu lesen ist, möchte ich auf diesem Weg einen Aufruf senden. Gesucht werden Berichte von Selbstbauten jeder Art und Erfahrungsberichte von Teleskopen, Montierungen, Zubehör und Ferngläsern. Es bleibt zu hoffen, dass es in den nächsten Ausgaben auch wieder mehr zu diesen Themen zu lesen gibt.
Schon längere Zeit trage ich den Gedanken, ein Schwerpunkthema zu ,,Sternwarten und Schutzbauten" im VdS-Journal für Astronomie zu bringen. Beim Treffen der Fachgruppenleiter und Redakteure im Juni 2013 in Kirchheim machte ich deshalb diesen Vorschlag. Im Heft 55 soll diese Idee dann umgesetzt werden. Sie können mir aber schon jetzt Berichte zu diesem Thema zusenden. Egal, ob es ein kleiner abfahrbarer Fernrohrschutzbau, eine Dachsternwarte, ein Schutzbau mit abklappbarem Dach, eine Rolldachhütte oder ein privates High-End-Observatorium ist. Ich freue mich auf Ihre Teilnahme und hoffe, dass genug Artikel eingehen, um auch ein Schwerpunktthema damit füllen zu können.
Ihr Herbert Zellhuber
Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie
- Der Tag der Astrofotografen 2013
von Peter Riepe
Nach 2010 gab es am 6. Juli 2013 endlich wieder einen ,,Tag der Astrofotografen" (TdA). Inzwischen ist dieser Workshop der VdS-Fachgruppe Astrofotografie fest mit dem Namen der Westfälischen Volkssternwarte und Planetarium Reck-
linghausen verbunden. Die Räumlichkeiten, die uns Sternwartenleiter Dr. Burkhard Steinrücken netterweise wieder zur Verfügung stellte, haben die nötige Infrastruktur für Veranstaltungen bis zu 40 Personen. Außer dem komplett ausge-
statteten Vortragsraum gibt es eine eingerichtete Küche mit netten Sitzgruppen, im Erdgeschoss die sanitären Einrichtungen. Bei schönem Wetter bietet sich der umgebende Park auf der Cäcilienhöhe für einen Pausenspaziergang an.
1 Die Teilnehmer vor der Westfälischen Volkssternwarte Recklinghausen
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Astrofotografie
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2 Der Vormittagsreferent Harald Tomsik
3 Blick in den Vortragsraum
4 Es schmeckt ...
5 Sie sorgten für die Beköstigung: Claudia Henkel und Angelika Hoppe
30 Teilnehmer hatten sich um 10 Uhr zusammengefunden (Abb. 1), um einen interessanten Tag zu verbringen. Astrofotografen erfuhren im ersten Workshop-Block, wie die korrekte Farbkalibrierung mit Hilfe der Fotometrie abläuft. Ausgangspunkt ist eine gestackte, mit Flat- und Darkfield korrigierte Astroaufnahme. Dr. Harald Tomsik (Abb. 2) stellte zunächst die Farbindizes der Sterne vor, basierend auf dem Filtersystem B, V und R von Johnson. Mit guter Näherung kann der Astrofotograf aber auch das fotografisch verbreitete RGB-System hierfür nutzen. Ziel einer korrekten Farbkalibrierung ist, dass ein im Bildfeld enthaltener Hauptreihenstern des Spektraltyps G2 (Farbindex B-V = 0,64 mag und Farbindex V-R = 0,53 mag ohne Verfärbung durch interstellaren Staub) weiß erscheint. Nun sind G2-Sterne aber gar nicht so häufig. Was mache ich als Astrofotograf, wenn kein G2-Stern zur Kalibrierung vorhanden ist? Die Zuhörer (Abb. 3) bekamen sofort eine neue, überraschende Lösung präsentiert: Die G2Kalibrierung funktioniert problemlos mit Hilfe von Feldsternen beliebiger Farben, wenn deren scheinbare Helligkeiten in B,
V und R bekannt sind. Diese Werte kann man aus Internet-Datenbanken erhalten, z. B. mit Hilfe des NOMAD1-Katalogs. Der Referent - bekannt durch zahlreiche Publikationen - hatte sich zum Ziel gesetzt, dass die Anwesenden am Workshop-Ende eine Excel-Tabelle zu ihrer Astroaufnahme erstellen können, die letztlich korrekte Korrekturparameter für die Astroaufnahme liefert. Die Bezugsquelle dieser Tabelle lautet: www.sternwarte-melle.de/ index_html_files/Farbkalibrierung_howto. xls, und die Quelle für die Erläuterung der Hintergrundüberlegungen: www. astrofotografie.fg-vds.de/artikel/pdf/ Feldstern-Farbkalibrierung.pdf.
Im Anschluss wurde ein sensibles Thema angesprochen: Was geschieht bei den beliebten nicht linearen Bearbeitungen von Deep-Sky-Aufnahmen? In der Regel macht sich der Einsteiger in die Astrofotografie keine Gedanken darüber, was eine mehr oder weniger starke Kontrastanhebung oder gar eine gesteigerte Farbsättigung bei den Feldsternen bewirkt. Man muss aber bedenken: Die Sternfarben blau, weiß, gelb oder orange sind letztlich durch die Oberflächentem-
peratur der jeweiligen Sterne definiert, sie unterliegen nicht dem Geschmack des Astrofotografen! Gezeigt wurde, wie mit Hilfe des in REGIM eingebauten ,,Tomsik-Algorithmus" NOLIGCRA das Farbverhältnis bei nicht linearen Bearbeitungsprozessen konstant gehalten wird, so dass Farbstiche verhindert werden. Eine kurze Anwendungsbeschreibung kann unter: www.sternwarte-melle.de/ index_html_files/Noligcra-howto.pdf gelesen werden und die Erläuterung der Hintergrundüberlegungen bei: www.astrofotografie.fg-vds.de/artikel/pdf/Noligcra_FG-Astrophotographie.pdf.
Zur Mittagspause gab es Kartoffelsalat mit Würstchen, Brötchen und Frikadellen, serviert von unserem reizenden ,,Damen-Duo" (Abb. 4 bis 6). Dazu standen den ganzen Tag über Kaffee, Sprudel und Säfte zur Verfügung. Den Nachmittag gestalteten dann Oliver Schneider und Karsten Möller (Abb. 7), aufgelockert durch eine Kaffeepause mit Plätzchen. Sie knüpften an ihren Workshop zum DST 2013 in Bebra an und stellten das Bildbearbeitungsprogramm PixInsight vor. Es bietet eine Fülle von Werkzeugen,
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Astrofotografie
6 Zufriedene Gesichter
7
Die Nachmittagsreferenten Oliver Schneider und Karsten Möller
mit denen Astroaufnahmen qualitativ enorm verbessert werden können.
Der Hauptvorteil der Bildbearbeitungssoftware liegt in der Möglichkeit, die Daten linear zu bearbeiten, d. h., ohne dass das Histogramm manipuliert wird. Darüber hinaus verfügt PixInsight über zahlreiche wirkungsvolle Algorithmen zur Rauschunterdrückung, die anderen Programmen überlegen erscheinen. Ein weiterer Pluspunkt besteht darin, sehr
detailliert Masken zu erstellen und genau die Bereiche zu schützen, die man nicht bearbeiten möchte. Als Highlight von PixInsight kann man durchaus die DBE-Funktion verstehen, die sehr wirksam sowohl Himmelsgradienten als auch ausrüstungsbedingte Gradienten entfernen kann. Skeptisch äußerten sich die Workshop-Teilnehmer wegen der völlig anderen Benutzerumgebung und der gewöhnungsbedürftigen Handhabung. Bei all den tollen Funktionen des Programms
wurde aber auch deutlich, dass PixInsight mit seinem Potenzial vorsichtig in Benutzerverantwortung angewandt werden sollte.
Der TdA klang dann am Abend bei Speis` und Trank in ,,Sally´s Corner" aus. Es gab noch viele Dinge aus dem Workshop zu diskutieren. Und man äußerte bei allem Lob für die gelungene Veranstaltung die Hoffnung auf eine Fortsetzung des TdA im Jahre 2014.
M 83, eine Galaxie des Südhimmels
von Jörg Henkel
Das dachte ich mir zunächst auch. Immerhin lauten ihre 2000-er Koordinaten Rektasz. = 13h 37,0m, Dekl. = -29 Grad 52'. Aber in der geografischen Breite des Ruhrgebiets (ca. 51,5 Grad n. Br.) kommt die Galaxie bei Kulmination doch ein gutes Stück über den Südhorizont, nämlich 90 Grad - 51,5 Grad - 29,9 Grad = 8,6 Grad . Warum also nicht einen Versuch wagen?
Es klappte am 4. Mai 2010. Gegen 23:30 Uhr MEZ baute ich auf meinem Balkon in Oberhausen das Celestron 8 auf. Die Brennweite wurde auf 700 mm reduziert. Mit einer Canon 350D belichtete ich dann 3 x 180 s bei ISO 1600. Mein Bild ist zwar nicht supertoll, aber es zeigt doch schon die wesentlichen Merkmale der Galaxie: den prominenten Balken und die daran ansetzenden zwei Spiralarme. Norden ist oben.
Das Ergebnis beweist aber gleichzeitig, dass man bei guten Bedingungen auch in geringer Horizonthöhe Aufnahmen riskieren kann, wenn das Ziel interessant ist (z. B. ein heller Komet, eine Supernova etc.).
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1 Die Galaxie M 83 am 04.05.2010 um 22:30 UT, C8 bei 700 mm Brennweite,
belichtet 3 x 180 ås bei ISO 1600. Beobachtungsort: Oberhausen.
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,,Roberts Bogen" und die Röntgenquelle Cyg X-1
von Peter Riepe, Thorsten Zilch und Robert Pölzl
1
Sh2-101, aufgenommen von Robert Pölzl. Daten im Text.
Im März 2013 stellte Robert Pölzl innerhalb der Mailingliste der Fachgruppe Astrofotografie eine tiefe Aufnahme des Emissionsnebels Sh2-101 vor (Abb. 1). Das Bild datiert vom 27. Juli 2012 und entstand in Salzstiegl in den österreichischen Tauern mit einem Newton 350 mm/1.333 mm und einer CCD-Kamera FLI ML 8300. Die [S II]-Filterung wurde dem Rotkanal zugeordnet, H dem Grünkanal und [O III] dem Blaukanal. Je Farbkanal wurde 4 x 20 min belichtet. Nach den üblichen Rückmeldungen zum gelungenen Bild stellte der Bildautor dann die interessante Frage in die Runde: ,,Könnte der bläuliche Fleck rechts oben in der Ecke wohl real sein?" Ein blauer Fleck? Wo? Einige wenige Astrofotografen wurden stutzig. Ihre Vermutungen reichten von ,,Reflex eines hellen Sterns" bis hin zu ,,eventuell ein unbekannter Nebel". Leider erstarb der Gedankenaustausch auf unserer Mailingliste wenige Tage später. Niemand interessierte sich mehr für diesen lichtschwachen Bogen. Niemand? Wir drei Autoren dieses Artikels waren davon überzeugt, dass es
sich nicht um einen Reflex des nahegelegenen Sterns Eta Cygni handeln könne. Also verfolgten wir ,,Roberts Bogen" weiter. Trennt man das Originalbild in die einzelnen Farbkanäle, so erscheint im blau dargestellten [O III]-Kanal und im grün dargestellten H-Kanal ein schwacher, leicht strukturierter Bogen von 9,5' Ausdehnung. Nach Süden hin ist dieser Bogen offen, der westliche Teil ist heller (Abb. 2). Die Form gleicht einer nach Norden gerichteten Parabel. Genau wegen dieser symmetrischen Form schied eine H-II-Region aus. Da [O III] sehr stark ist, kam zunächst die Vermutung auf, es könne sich um einen großen PN bei Rektasz. = 19h 58m und Dekl. = +35 Grad 15' (J 2000.0) handeln. Doch die Durchsicht des Strasbourg-ESO Catalogue of Galactic Planetary Nebulae [1] verlief ergebnislos.
Sollte der PN schon in der Fachwelt bekannt sein, dann müsste es dazu auch publizierte Artikel geben. Wir fanden aber nichts. Daher suchte Peter Riepe Rat bei Matthias Kronberger, Mitglied der
bekannten ,,Deep Sky Hunters". Zu ihm besteht seit dem Deep-Sky-Treffen 2005 Kontakt. Er entdeckte neben etlichen anderen Deep-Sky-Objekten 2010 den PN ,,Kronberger 61" [2], den wir 2012 in unserer Fachgruppen-Mailingliste besprochen hatten. Matthias antwortete:
Hallo Peter, zum Objekt - ich nehme an Du meinst die parabolische Struktur nahe der oberen rechten Ecke. Für mich sieht das wie ein Bow Shock aus, der von einem schnellen, heißen Stern herrührt, der hier durchs interstellare Gemüse (i. e. Gas + Staub) pflügt. Ich habe versucht, einen Kandidaten über Vergleich der blauen, roten und infraroten DSS-Aufnahmen zu finden, bin aber gescheitert - etwas extrem Blaues ist nicht dabei. Leider hat GALEX dieses Feld noch nicht aufgenommen, weswegen auch noch keine tiefen UVAufnahmen des Feldes verfügbar sind.
Ob es sich um einen PN handelt kann ich ad hoc entsprechend nicht sagen. H scheint vorhanden zu sein (das Objekt ist
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Astrofotografie
bandfilteraufnahme des Objekts? :-) Cooles Teil. Beste Grüße aus Wien, Matthias
Was wissen wir über Cygnus X-1? Von der Namensgebung her handelt es sich um die erste im Sternbild Schwan entdeckte Röntgenquelle. Von ihr waren bereits einige Ausbrüche bekannt. 1971 wurden Ausbrüche mit Hilfe des Röntgensatelliten Uhuru detektiert. Die Position der Quelle konnte grob zwischen Sh2-101 und Eta Cygni festgelegt werden [3], jedoch 280'' zu weit westlich. Bis dahin war noch kein optisches Gegenstück gefunden worden. Im selben Jahr zeigten Radiobeobachtungen, dass im Gebiet der Röntgenquelle auch eine veränderliche Radioquelle liegt [4]. Für sie wurde 1972 ein optisches Objekt identifiziert [5], der Veränderliche V1357 Cygni, der auch als HD 226868 katalogisiert ist.
2 Schwarzweißdarstellung der Summe aus Blau- und Grünkanal von Abb. 1, invertiert
und kontrastverstärkt. Die Nordrichtung ist angezeigt und die Röntgenquelle Cygnus X-1 markiert.
recht gut definiert auf dem roten DSS), ob [O III] ebenfalls emittiert ist, kann ich aus den verfügbaren Aufnahmen aber nicht sagen. Am besten wäre es in jedem Fall, eine tiefe H- und eine tiefe [O III]Aufnahme (eventuell in Kombination mit einer tiefen Blauaufnahme) des Feldes zu machen, dann ließe sich leichter eine Aussage treffen. Im Falle eines PNs sollte die Schale im Inneren in jedem Fall ,,[O III]-hell" sein. Liebe Grüße, Matthias
die bestätigende Antwort von Matthias Kronberger:
Hallo Peter, des Rätsels Lösung: Leider kein neues Objekt, aber ein Jet von Cygnus X-1. Wie wäre es mit der ersten Amateur-Schmal-
Im selben Jahr wurde zeitgleich mit einem Anstieg des Radioflusses auch ein Wechsel in der Röntgenintensität beobachtet. Dies legte nahe, dass es sich bei Cgynus X-1 und der Radioquelle um ein und dasselbe Objekt handelt [6]. Der Veränderliche V1357 Cygni bzw. HD 226868 ist also der eigentliche Ursprung der Radio- und Röntgenausbrüche. Hier also versteckt sich Cygnus X-1. Kurios ist, dass sich die Spektrallinien des Sterns in 5,6 Tagen periodisch verschieben, einmal zu längeren, dann zu kürzeren Wellenlängen. Offenbar bewegt sich HD 226868 in diesem Zeitraum radial einmal
Das hörte sich spannend an, eine Neuentdeckung war nicht auszuschließen. An wen wendet man sich in einem solchen Fall? Wie setzt man eine mögliche Neuentdeckung ,,in Szene"? Das war noch unklar. Unabhängig davon hatte Thorsten Zilch bei Recherchen inzwischen entdeckt, dass die Position der Nebelschale nahe an der Position der Röntgenquelle Cygnus X-1 liegt. Zudem zeigte sich in einer extrem kontrastverstärkten Aufnahme aus dem POSS II, dass der Nebel schwach, aber deutlich auf den Rotplatten zu sehen ist. Dies konnte kein Zufall sein. Wenige Tage später folgte dann
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3 Radiobeobachtung der H-II-Region Sh2-101 (links). Westlich davon (rechts) liegt eine
,,Radioblase", hervorgerufen durch die Röntgenquelle Cygnus X-1 (gelbes Kreuz). Die Radio-Intensitäten nehmen von Blau über Grün und Gelb nach Rot hin zu. Entnommen [10].
Astrofotografie
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von uns weg, dann wieder auf uns zu. Eine solche Bewegung kann nur so verstanden werden, dass ein weiterer Stern vorhanden ist, der mit HD 226868 ein gemeinsames Zentrum umkreist. Dieser Begleiter bleibt jedoch unsichtbar. Wäre er sichtbar, so würde man im Spektrum Linienverdoppelungen anstelle von Verschiebungen feststellen.
Der Veränderliche V1357 Cygni ist demnach ein spektroskopischer Doppelstern, von dem man nur die Komponente HD 226868 sieht. Die unsichtbare zweite Komponente ist identisch mit der Röntgenquelle Cygnus X-1. Der 8,9 mag helle HD 226868 ist ein Überriese des Spektraltyps O bis B und hat eine Oberflächentemperatur um 30.000 K. Seine Masse wurde zu 25 bis 40 Sonnenmassen berechnet. Über seine Periode und Masse ließ sich die Masse des unsichtbaren Begleiters Cygnus X-1 zu 7,3 bis 17 Sonnenmassen abschätzen [7].
Wie entsteht in diesem Doppelsternsystem die Röntgenstrahlung? Der unsichtbare Begleiter von HD 226868, also Cygnus X-1, ist nach heutiger Vorstellung ein Schwarzes Loch. Beide bewegen sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt. Aus gefundenen Emissionslinien des ionisierten Heliums He II leiten die Astronomen ab, dass das Schwarze Loch Materie vom sichtbaren Begleiter absaugt und eine Akkretionsscheibe bildet. Hierbei entstehen Magnetfelder und Temperaturen von mehreren Millionen Grad, die letztlich zu den unregelmäßigen Röntgen-Ausbrüchen führen. Die Gravitation von Cygnus X-1 ist so gewaltig, dass das Schwarze Loch den sichtbaren Begleiter elliptisch verformt. Betrachtet man das Doppelsternsystem von der Kante, so ist HD 226868 in der oberen und unteren Konjunktion kreisrund. Beim Umlauf sollte er in den Elongationspunkten dann seine ovale Verformung zeigen. Bestätigt wird diese theoretische Überlegung durch eine geringe Helligkeitsschwankung im Blauen um 0,07 mag und im Visuellen um 0,04 mag mit einer Periodizität von zwei Maxima in 5,6 Tagen [8]. Die Entfernung von Cyg X-1 wurde mit dem Very Long Baseline Array (VLBA) des National Radio Astronomy Observatory (NRAO) bestimmt. Das geschah über die Messung der trigonometrischen Parallaxe, bezogen auf den Erdbahndurchmesser. Wäh-
4 Von Cygnus X-1 wird ein Radiojet
in nordnordwestliche Richtung ausgestoßen [10]. Der winzige Jet hat eine Längsausdehnung von nur etwa 0,015" [11]. Teilstrichabstand: 1 mas = 0,001''.
rend frühere Werte etwas größer waren, ergeben sich nun (1,86 +- 0,12) kpc [9], was etwa 6.000 Lj entspricht.
Einer Astronomengruppe um Elena Gallo gelang 2005 mit dem Radio Synthesis Telescope in Westerbork/Holland bei einer Frequenz von 1,4 GHz eine 60-stündige Beobachtung der Region um Cygnus X-1 [10]. Dabei wurde direkt westlich des Emissionsnebels Sh2-101 etwas Neues gefunden: eine runde Struktur knapp nördlich des Röntgendoppelsterns (Abb. 3). Wie ist diese Bogenstruktur zu erklären? Mittels hoch aufgelöster Radio-Untersuchungen wurde bereits im Jahr 2001 entdeckt, dass vom Schwarzen Loch ein Radiojet ausgeht [11]. Dieser Jet (Abb. 4)
5 Am Nordic Optical Telescope entstand diese erste
H-Aufnahme der Radioblase. Die Belichtungszeit betrug 20 Minuten, die Radiokonturen sind überlagert. Entnommen [10].
6 Links: H-Aufnahme, Mitte: [O III]-Aufnahme, beide 40 min mit dem Nordic Optical
Telescope belichtet (2,5 m Öffnung), entnommen [12]. Rechts: Aufnahme von Robert Pölzl mit 35 cm Öffnung, Daten im Text.
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Atmosphärische Erscheinungen
schleudert seine Energie in den Raum. Die Energie breitet sich kugelförmig aus und kollidiert dabei mit der umgebenden interstellaren Materie. Ähnlich wie bei einem Supernovarest entsteht eine leuchtende Stoßfront (die Amerikaner reden gern von einer ,,Schockfront"). Nach außen hin ist diese Stoßfront als runde, expandierende Radioblase erkennbar. Auch erste H-Aufnahmen wurden von diesem Gebiet angefertigt. Demnach ist die Radioblase auch im Licht des ionisierten Wasserstoffs zu sehen, d. h., sie besitzt in dem H-Bogen ein optisches Gegenstück (Abb. 5).
Zwei Jahre später wurden weitere Untersuchungen der Region um Cygnus X-1 in H und [O III] publiziert [12]. Man fand mit Hilfe des Nordic Optical Telescope auf La Palma heraus, dass die vom Radiojet erzeugte Blasenstruktur direkt an der Stoßfront im [O III]-Licht bis zu 60 % stärker als in H leuchtet. Ein Vergleich zeigt, dass die tiefe Aufnahme von Robert Pölzl den optischen Gegenpart des
Radiobogens von Cygnus X-1 genauso gut bestätigt, wie es den Profis wenige Jahre zuvor gelungen ist (Abb. 6).
Inzwischen wurde die Belichtungsserie um ,,Roberts Bogen" wiederholt und dabei Cyg X-1 ins Bildzentrum gesetzt. Ergebnis: Ein riesiger Reflex von Eta Cygni kam ins Bild ...
Literaturhinweise: [1] A. Acker et al., 1992: "Strasbourg-
ESO Catalogue of Galactic Planetary Nebulae, I+II" [2] www.gemini.edu/node/11656 (Stand April 2013) [3] H. Tananbaum et al., 1971: "Measurement of the location of the x-ray sources Cygnus X-1 and Cygnus X-2 from Uhuru", Astrophys. J. 165, L37 [4] R. M. Hjellming, C. M. Wade, 1971: Astrophys. J. Letters 168, L21 [5] B. L. Webster, P. Murdin, 1972: Nature 235, 37
[6] H. Tananbaum et al., 1972: "Observations of a correlated x-ray radio transition in Cygnus X-1", Astrophys. J. 177, L5
[7] E. M. Kellogg, 1975: "X-ray astronomy in the UHURU epoch and beyond", Astrophys. J. 197, 689
[8] M. Beech, 1975: "The Ellipsoidal Variables", Astrophys. & Space Sc. 117, 69
[9] M. J. Reid et al., 2011: "The Trigonometric Parallax of Cygnus X-1", arXiv:1106.3688v2 [astro-ph.HE]
[10] E. Gallo et al., 2005: "A dark jet dominates the power output of the stellar black hole Cygnus X-1", Nature 436, 819
[11] A. M. Stirling et al., 2001: "A relativistic jet from Cygnus X-1 in the low/hard X-ray state", Monthly Not. Roy. Astron. Soc. 327, 1273
[12] D. M. Russell et al., 2007: "The jetpowered optical nebula of Cygnus X-1", Monthly Not. Roy. Astron. Soc. 376, 1341
Aktivitätsausbruch im Spätwinter
- Pyramidalhalos und mehr vom 23. bis 28. März 2013
von Alexander Haußmann
Eine der vielen bisherigen meteorologischen Besonderheiten des Jahres 2013 war zweifelsohne der lange und schneereiche Winter bis in den April. Pünktlich zum astronomischen Frühlingsanfang setzte im Norden und Osten Deutsch-
lands nochmals eine Dauerfrostperiode ein, dazu schneidender Ostwind und ein bis dato rarer Gast: Sonnenschein. All das wurde durch das Kältehoch Jill über dem Nordmeer verursacht, doch zusätzlich bescherten uns Tiefdruckwirbel über
dem Atlantik und dem Mittelmeer in den darauffolgenden Tagen Cirren am Himmel. Diese hatten eine der besten Serien seltener Haloerscheinungen der letzten Jahre im Gepäck. Der folgende Bericht basiert auf meinen eigenen Beobachtungen, die ich wegen meines vorösterlichen Urlaubs recht umfangreich durchführen konnte. Dennoch decken diese nicht den ganzen Umfang der Haloserie ab, so dass auch weiteres Material anderer Beobachter mit eingebracht wurde.
Sonnabend, 23. März Seit Mittag waren der 22 Grad -Ring und der obere Teil des umschriebenen Halos bzw. später der obere Berührungsbogen (OBB) in Hörlitz/Niederlausitz (51 Grad 31' Nord, 13 Grad
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1 Aufspaltung zwischen Supralateral-
bogen/Zirkumzenitalbogen und 46 Grad -Ring bei 8,6 Grad Sonnenhöhe, 25.03.2013, 17:27 Uhr MEZ, Dresden (unscharf maskiert)
Atmosphärische Erscheinungen
31
57' Ost) sichtbar. Gegen 15:00 Uhr MEZ gesellte sich für einige Minuten auch der konkave Parrybogen dazu, wie auch die rechte 22 Grad -Nebensonne mit einem deutlichen Blauanteil. Von 16:00 bis16:45 Uhr war der Zirkumzenitalbogen (ZZB) sichtbar. Abends erschienen der 22 Grad -Ring, der umschriebene Halo, beide 22 Grad -Nebensonnen sowie der Horizontalkreis am Mond. Ein schwacher 9 Grad -Ring war gegen 21:00 Uhr fotografisch mittels Unscharfmaskierung (USM) nachweisbar.
Sonntag, 24. März Seit Mittag waren wieder Sonnenhalos präsent, die sich durch den schnellen Zug der Cirren aber laufend veränderten. Hin und wieder zogen sehr ,,haloaktive" Wolkenfetzen im richtigen Sonnenabstand vorbei, um z. B. Ausschnitte des OBB sichtbar zu machen.
Montag, 25. März und Dienstag 26. März (nach Mitternacht) Am Montagnachmittag setzte ich meine Beobachtungen in Dresden (51 Grad 03' Nord, 13 Grad 46' Ost) fort. Wie ich später erfuhr, hatte ich da bereits ein Horizontalkreissegment zur Mittagszeit verpasst. Gegen 16:00 Uhr MEZ schienen sich die Halos wieder wie aus dem Nichts neu aufzubauen, zunächst als Arrangement der häufigen Arten (22 Grad -Ring, OBB, 22 Grad -Nebensonnen, ZZB). Ab 17:15 Uhr war auch der Supralateralbogen (SLB) fotografisch nachweisbar. Dessen linker Flügel wurde auch mit bloßem Auge ab 17:35 Uhr deutlich. Interessanterweise zeigt ein kurz zuvor aufgenommenes Foto in der USM-Bearbeitung zusätzlich noch den ,,echten" 46 Grad -Ring, der sich vom SLB abspaltet und unterhalb des ZZB verläuft (SLB und ZZB berühren sich stets über der Sonne). Wahrscheinlich war der später visuell beobachtbare Teil schräg links (auf ,,10 Uhr") daher auch kein reiner SLB, sondern eine Überlagerung mit dem 46 Grad -Ring, die beide an dieser Position zusammenfließen und ihre Intensitäten addieren (Abb. 1).
Bis 18:10 Uhr verschwanden nach und nach alle visuell beobachtbaren Halos, bis auf einen hellen OBB auf einem schwachen 22 Grad -Ring. Wiederum hielt die USM-Bearbeitung eine Überraschung parat, nämlich einen konvexen Parrybogen, der wie ein verschobener Zwilling des OBBs erschien (Abb. 2).
2 22 Grad -Ring, oberer Berührungsbogen und konvexer Parrybogen bei 2,0 Grad Sonnenhöhe,
25.03.2013, 18:10 Uhr MEZ, Dresden (unscharf maskiert)
3
Pyramidalhalophänomen bei 35,1 Grad Mondhöhe, 26.03.2013, 00:33 Uhr MEZ, Dresden, Komposit aus zwei Aufnahmen zu je 20 s Belichtungszeit (unscharf maskiert)
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Atmosphärische Erscheinungen
4
Halophänomen am Vormittag des 27.03.2013, Schlägl, Zeichnung: Karl Kaiser
Der eigentliche Höhepunkt der Haloaktivität sollte allerdings erst in der kommenden Nacht erreicht werden. Seit 21:00 Uhr war ein schwacher 22 Grad -Ring am Mond vorhanden. Ab 21:50 Uhr war zusätzlich ein 9 Grad -Ring fotografisch nachweisbar. Gegen 23:30 Uhr war dieser dann ohne Probleme mit bloßem Auge sichtbar, dazu eine Aufhellung am unteren Rand, d.h., der 9 Grad -Plättchenbogen (zur Nomenklatur siehe [1]). Dadurch ermutigt, richtete ich meine Kamera auf der Balkonbrüstung für eine Zeitrafferaufnahme ein, die die nächsten knapp 4 Stunden (von 23:49 bis 03:42 Uhr) abdeckte. Gelegentliche visuelle Beobachtungen erfolgten allerdings aus dem Hellen kommend ohne vollständige Dunkeladaption. Der 9 Grad -Ring war bis 03:00 Uhr sehr deutlich, zusätzlich schienen auch die Seitenbereiche aufgehellt (ein Hinweis auf die 9 Grad -Säulenbögen). Der 22 Grad -Ring erschien eigenartig diffus, bedingt durch die Anwesenheit der anderen Pyramidalhalos. An dessen oberem Rand war eine diffuse Kombination aus umschriebenem Halo/OBB und 23 Grad -Plättchenbogen oder Parrybogen sichtbar. Letztere zwei Arten sind nur schwer zu unterscheiden, da aber keine weiteren Effekte von ,,parryartig" ausgerichteten Kristallen (z. B. Mondbogen) nachweisbar waren, hingegen andere Pyramidal-Plättchenbögen, ist ein Parrybogen wahrscheinlich auszuschließen.
Erwartungsgemäß brachte die Auswertung der Fotos noch deutlich mehr Haloarten zutage, bedingt durch die längere Belichtungszeit (20 s) und die Ausmittelung von Wolkenbewegungen (Abb. 3).
Die Aufhellung am unteren Rand des 22 Grad -Rings kann entweder auf den unteren Teil des umschriebenen Halos zurückgehen oder auf einen 20 Grad -Plättchenbogen. Der 23 Grad -Ring konnte auch mittels
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USM nicht nachgewiesen werden, eventuell wird er durch den Intensitätsabfall des 22 Grad -Rings nach außen einfach nur verdeckt. Andererseits ist er der einzige der kleineren Ringe, dessen Strahlengang die prismatischen Deckflächen der Eiskristalle benötigt, und kann daher bei spitzen doppelpyramidenförmigen Kristallen nicht auftreten. Gegen diese Deutung spricht allerdings die Anwesenheit des 46 Grad -Rings (zumindest eine Stunde später), welcher ebenfalls die Deckflächen erfordert.
Später aufgenommene Fotos zeigen die bereits erwähnten 9 Grad -Säulenbögen gegen 01:30 Uhr, sowie einen sehr schwachen 35 Grad -Ring, der durch starke USM-Bearbeitung sichtbar gemacht werden kann. Zu dieser Zeit war ebenfalls der 46 Grad -Ring anwesend, welcher durch sein ungeknicktes Durchdringen des Horizontalkreises klar von einer SLB/Infralateralbogen-Kombination unterscheidbar ist. Die letzten Bilder der Zeitreihe, aufgenommen ca. 2 Stunden später, zeigen allerdings einen eindeutigen SLB ohne 46 Grad -Ring.
Dienstag, 26. März und Mittwoch, 27. März (nach Mitternacht) Während des Nachmittags stieg die ,,Haloaktivität" wieder an, bis gegen 14:00 Uhr MEZ erneut der vollständige 22 Grad - und 9 Grad -Ring in recht strukturiertem Cirrostratus sichtbar waren. Während der nächsten Stunde wurden die Wolken gleichmäßiger, aber auch dichter. Die USM-Analyse zeigte auch den 35 Grad - und 46 Grad -Ring, die aber visuell nicht beobachtbar waren. Wie in der vorange-
5 9 Grad -Ring, 22 Grad -Ring, schwache 22 Grad -Nebensonnen, oberer Berührungsbogen und
Supralateralbogen (Pfeil), 27.03.2013, ca. 10:45 MEZ, Berlin (unscharf maskiert), Foto: Andreas Möller
gangenen Nacht verschwanden die Pyramidalhalos im Laufe der Zeit, bis gegen 16:35 Uhr nur noch ein Arrangement aus Prismenhalos verblieb. Infolge dieser dichten Wolken schienen Mondhalos unwahrscheinlich, dennoch zeigte sich nach Mitternacht ein weiteres Mal die 22 Grad /9 Grad -Ring-Kombination, wenn auch diffus und wenig farbig. Ein SLB erschien zusätzlich gegen 02:00 Uhr. In derselben Nacht gelang es auch Andreas Möller aus Berlin, den 9 Grad -Ring zu beobachten und als Zeitraffer zu fotografieren.
Mittwoch, 27. März und Donnerstag, 28. März (nach Mitternacht) Bereits um 07:45 Uhr MEZ sichtete Karl Kaiser in Schlägl/Österreich eine obere Lichtsäule und ein Stück des 22 Grad -Ringes. Gegen 09:00 Uhr kamen die 22 Grad -Nebensonnen dazu, dann die Berührungsbögen bzw. Teile des umschriebenen Halos. Anhand der dabei aufgenommenen Bilder konnte auch der vollständige 9 Grad -Ring nachgewiesen werden. Hinzu kamen noch visuell beobachtbare Segmente des 46 Grad -Rings und große Teile des Horizontalkreises, sowie ein fotografisch detektiertes Stück des Infralateralbogens, der Parrybogen und ein Stück des 24 Grad -Rings (Abb. 4).
Andreas Möller sah in Berlin gegen 10:45 Uhr ebenfalls den 9 Grad -Ring, 22 Grad -Ring, OBB und die 22 Grad -Nebensonnen. Fotografisch zeigte sich außerdem noch der Supralateralbogen und bis zum Mittag entwickelte sich ein Horizontalkreis (Abb. 5).
Leider kam ich selbst an diesem Tag erst am frühen Nachmittag zum Beobachten, und kann daher nichts genaues über die seltenen Halos in Dresden aussagen. Immerhin habe ich von Bekannten erfahren, dass am Mittag in der Dresdner Region ein vollständiger Horizontalkreis zusammen mit dem 22 Grad -Ring, dem umschriebenen Halo und beiden 22 Grad -Nebensonnen sichtbar war. Gegen 13:30 Uhr hatte der Horizontalkreis in Dresden bereits viel von seiner Helligkeit eingebüßt, war aber immer noch problemlos auf der sonnenzugewandten Himmelsseite nachweisbar. Keinerlei Pyramidalhalos waren mehr vorhanden, allerdings zeigte sich noch ein kleiner Lowitzbogen von der rechten Nebensonne zum 22 Grad -Ring. Durch die anwesenden Kondensstreifen war die Identifikation allerdings nicht völlig eindeutig, zumal an der linken Nebensonne kein Lowitzbogen vorhanden war. Die Rotkanal-Blaukanal-Subtraktionstechnik lieferte zu dieser Frage keine weitere Klärung, machte aber noch zusätzlich einen schwachen 46 Grad -Ring sichtbar.
Wie schon am Vortag verdichteten sich die Wolken in Dresden, doch dieses Mal setzte vor Mitternacht schwacher Schneefall ein. Die Haloserie schien damit für mich definitiv beendet - jedoch erschien wie zum Ausklang gegen 02:00 Uhr nochmal der obere Bereich des 22 Grad -Rings am Mond. Alles in allem waren das fünf sehr außergewöhnliche Tage und Nächte, die den gefühlt wochenlangen Halorückstand mehr als wettgemacht haben und auch in der Rückschau auf alle meine bisherigen Halobeobachtungen sehr gut abschneiden: Meine letzte vergleichbare Pyramidalhalobeobachtung lag fast auf den Tag genau 15 Jahre zurück (03.04.1998).
Weitere Bilder und Zeitraffersequenzen sind unter [2] sowie im Meteoros-Forum [3 bis 5] zu finden. Wenn nicht anders genannt ist der Bildautor in diesem Artikel Alexander Haußmann.
Literatur- und Internethinweise: [1] W. Tape, J. Moilanen, 2006: "Atmospheric halos and the search for angle
X", American Geophysical Union, Washington, D.C. [2] https://www.dropbox.com/sh/jkovesf5s88wo9e/l5sCqardho [3] http://forum.meteoros.de/viewtopic.php?t=10274 [4] http://forum.meteoros.de/viewtopic.php?t=10282 [5] http://forum.meteoros.de/viewtopic.php?t=10284
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Deep Sky
Neues aus der Fachgruppe
Visuelle Deep-Sky-Beobachtung
in diesem Heft haben wir zwei längere Artikel aus südlichen Gefilden für Sie/Euch im Heft abgedruckt und da der Platz im Journal für Astronomie begrenzt ist, haben wir auf die Rubrik ,,Kurz beobachtet" in diesem Heft verzichtet. Beide Artikel beschäftigen sich mit Beobachtungen, welche von der Kanareninsel La Palma aus durchgeführt wurden. Ein Artikel von Jens Bohle beschreibt Erlebnisse und Beobachtungen diverser Objekte, darunter auch eine Beobachtung des bekannten Sternhaufens Omega Centauri mit 20 Zoll Öffnung. Michael Fritz lebt während der Wintermonate auf La Palma und hat so in den letzten Jahren ein prall geführtes Beobachtungsbuch und eine großartige Zeichenmappe erstellen können. In diesem Heft berichtet Michael über den FornaxGalaxienhaufen und gibt auch viele Hintergrundinforma-
tionen. In unserer Galerie zeigt uns Evelyn Petkow, was eine geübte Beobachterin mit 18 Zoll Öffnung zeichnerisch umsetzten kann. Ein komplexes Objekt wie der hier gezeigte NGC 6992 bedarf einiges an Geschick und Ausdauer zur zeichnerischen Erfassung. Vielleicht können wir beide Autoren auch beim diesjährigen Deep-Sky-Treffen begrüßen. Vom 11. bis 13.04.2014 veranstalten wir wieder zusammen mit den Astrofotografen das jährliche Treffen in Bebra. Wir hoffen, an die Rekordteilnehmerzahl von 2013 anknüpfen zu können. Alle Informationen sind ab Februar/März auf unserer Webseite www.fachgruppe-deepsky.de zu finden.
Viel Spaß auf den nächsten Seiten, Daniel Spitzer und Jens Bohle
La-Palma-Report 2013
von Jens Bohle
- Teil 1 -
In den letzten Jahren haben sich meine Urlaubsreisen vorwiegend auf die Kanareninsel La Palma konzentriert und so auch im Mai 2013. Nach diversen Standorten hat sich die Gegend um El Paso südlich Los Llanos bei Tacande/ Las Manchas als durchaus brauchbar für astronomische Beobachtungen erwiesen. Nach anstrengender Reise mit Auto, Bahn
und Flieger sind wir im Mai 2013 schon gegen Mittag in unserer Finca angekommen. Die Unterkunft liegt auf knapp 800 m Höhe und befindet sich nur 200 m von unserer letzten Unterkunft entfernt. So waren mir die Umgebungsbedingungen in punkto Astrotauglichkeit bekannt. Mein Teleskop holte ich wenige Stunden nach Ankunft bei meinem Bekannten Joan von Astropalma ab. Den Aufbau des Dobson
1 Der Mond am 11.5.2013 in Begleitung von Jupiter und Venus
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verschob ich allerdings auf den nächsten Tag, da mir die Hitze von über 30 Grad Celsius zu schaffen machte und ich mich nicht sonderlich wohl fühlte. So genossen wir die Stimmung beim Abendessen auf der Terrasse, wo uns auch an den folgenden Tagen immer wieder ein schönes Schauspiel geboten wurde (Abb. 1).
Die Tage zwei und drei warteten gleich mit bestem Himmel auf, so dass das Frühstück auf der Terrasse eingenommen wurde. Während es meine bessere Hälfte wieder zum Strand zog, blieb ich ,,zu Haus" und bereitete mich auf die abendlichen Himmelsspaziergänge vor. Doch vorher musste noch das Teleskop aufgebaut werden, welches sich noch im Fahrzeug befand. Leider stellte sich heraus, dass der Spiegel mal wieder eine Reinigung benötigte. So schleppte ich den 30 kg schweren Glasbrocken ins Bad und verpasste der guten alten ,,Lomo-Scherbe" vor dem Aufbau ein Vollbad (Abb. 2).
,,Jupiters Geist" Nach dem Aufbau begann ich mit der Sichtung meiner La-Palma-Astromappe, in der sich seit der Verlegung meines Teleskops vor einigen Jahren viel Material angesammelt hat. Neu hinzugekommen war eine Aufsuchkarte, die den Bereich
Deep Sky
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2 Der verschmutzte Spiegel wurde
kurzerhand im Bad der Finca gereinigt.
um NGC 3242, dem bekannten ,,Jupiters Geist" zeigte. Der PN ist sicher vielen Sternfreunden gut bekannt und schon viele Male beobachtet worden. Weniger bekannt sind die äußeren Strukturen, die den PN als Halo umgeben. In meinem Vortrag beim Deep-Sky-Treffen 2012 berichtete ich über Halos und Shells diverser PN. Dazu gehörte auch der Halo um NGC 3242, der vermutlich den meisten Sternfreunden unbekannt war. Während der PN nur 30 Bogensekunden misst, sind auf den blauen POSS-Aufnahmen etwa 500 Bogensekunden südwestlich ausgedehnte Nebelgebiete zu erkennen, welche nach [1] als Halo des PN angesehen werden. Die Sichtbarkeit auf den blauen POSS-Aufnahmen könnte auch auf eine visuelle Sichtbarkeit am Teleskop hindeuten. Ähnliche Erfahrungen machte ich mit dem Halo von NGC 7662, dem ,,Blue Snowball" [2]. So versuchte ich am ersten Beobachtungsabend diese Strukturen visuell zu erfassen. NGC 3242 war schnell aufgefunden, zumal er mit 50 cm Öffnung nicht zu übersehen ist. Auffällig ist die bei 5 mm Austrittspupille extrem grünliche Färbung und der weniger intensive Kernbereich, der den Zentralstern schon bei 107-facher Vergrößerung klar zeigte. Ein schöner Anblick, bei dem ich fast vergaß, das eigentliche Gebiet südwestlich des PN zu beobachten. Bei 6 mm und 5 mm Austrittspupille unter Zuhilfenahme eines [OIII]-Filters wurde der entsprechende Bereich ca. 25 Minu-
ten beobachtet - leider ohne Erfolg. Vom schwachen Halo war nichts zu sehen, dazu bedarf es wohl besserer Durchsicht. Die Abbildung 3 zeigt eine Zeichnung des PN, in der die ungefähre Position des Halos markiert ist. Die Nacht war mit 21,55 mag/arcsec2 durchschnittlich dunkel, doch die Luftfeuchte schien mir recht hoch, was den SQM-Wert relativiert.
Omega Centauri Nach dem Misserfolg und der ,,Augenverrenkerei" folgte wie immer eine Augendusche - diesmal der Kugelsternhaufen schlechthin: Omega Centauri. Dieser ist bereits schon mit bloßem Auge sichtbar und lässt sich auch ohne große Mühe fotografisch erfassen (Abb. 4). Ein beeindruckendes Seherlebnis bot das Objekt im Teleskop schon bei geringster Vergrößerung von 64-fach. Auffällig ist die blaue Farbe des Haufens bei maximaler Austrittspupille. Eine leichte Steigerung auf 83-fache Vergrößerung bot wiederum einen gigantischen Anblick. Ich schwenkte kurz danach direkt zu M 13, um einen Vergleich zu erhalten. Auffällig erschienen mir die geringere Sterndichte
und die bei weitem geringere Helligkeit des Haufens im Herkules. Mich erinnerte Omega Centauri stark an hoch aufgelöste fotografische Aufnahmen unserer nahen Zwerggalaxien, wenn diese auch eine geringere Sternenzahl zeigen. In der Tat rätseln die Profis seit Jahren über die wahre Natur des Kugelsternhaufens [3]. Gleiches gilt auch für den bekannten Mayall II (G 1), den hellsten Sternhaufen in der Andromedagalaxie [4]. Die Grenzen zwischen Kugelhaufen und Zwerggalaxie scheinen fließend zu sein.
CTSS 3 Danach versuchte ich mich an einem Objekt aus meinem Projekt der großen PN. Ich hatte aus meiner Liste den PN CTSS 3 im Adler herausgesucht. CTSS 3 steht für die Forscher E. Capellaro, M. Turatto, L. Salvadori und F. Sabbadin, die das Objekt 1990 als PN klassifiziert haben. CTSS 3 ist schon 1959 als Sh 2-78 im Sharpless-Katalog der Emissionsregionen geführt. Das Spektrum ist am stärksten in der [NII]-Linie bei 658,4 nm. Die HLinie ist halb so stark wie die [NII]-Linie. Also dürften Astrofotografen unter Ver-
3 Zeichnung von NGC 3242 bei 83-facher Vergrößerung am 50-cm-Teleskop,
Norden ist oben.
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4 Im rechten Bilddrittel ist Omega Centauri als diffuser Fleck zu erkennen.
Bilddaten: Nikon D 200 bei 30 s Belichtungszeit, Blende 2,8 und ISO 1600, ruhende Kamera, kamerainterner Dunkelbildabzug
wendung eines ,,H-Filters", welcher die beiden benachbarten [NII]-Linien ebenfalls passieren lässt, Glück haben. CTSS 3 ist ca. 1,4 kpc von uns entfernt und misst etwa zwei Parsec im Durchmesser. Einen Hinweis auf dessen räumliche Nähe gab der sehr blaue Zentralstern (V = 17,8 mag), der den Forschern schon auf den POSS-Aufnahmen auffiel. Die geringe Rötung durch interstellares Medium war ein erster Hinweis auf seine relative Nähe. Auf den POSS-Aufnahmen erkennt man die unregelmäßige Form des PN. CTSS 3 ist dort nicht rund, sondern besteht aus einem länglichen, von West nach Ost verlaufenden Gebiet, welches dann im nördlichen Bereich von einer etwas stärker gezeichneten Aufhellung berührt wird. Dies gilt nur für die roten POSS-Aufnahmen. Im blauen Bereich ist von dem PN nichts mehr zu erkennen. In den drei dominierenden Emissionslinien zeigt CTSS 3 in der [OIII]-Linie zwar die schwächste Emission, jedoch steht sie den roten Linien kaum nach.
Exkurs: Das ist heikel ... Generell ist die Beobachtung dieser lichtschwachen Objekte meines Erachtens eine heikle Sache. Bei Verwendung eines Linienfilters, welcher bei der Beobachtung dieser Objektgruppe unerlässlich ist, können gerade in sternreichen Gebieten durch Sternketten Nebelfilamente vorgetäuscht werden - hier gilt es sehr kritisch zu sein! Ein gutes Beispiel für derartige Täuschungen sind die ,,visuellen Sichtungen" des Supernovarestes Simeis 147 (Sharpless 240) im Sternbild Stier, die mit
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sehr kleinen Teleskopen (und großem Gesichtsfeld) entstanden sein sollen. Eigene Erfahrungen (auch anderer Sternfreunde) lassen vermuten, dass dies Täuschungen sind. Selbst mit 50 cm Öffnung (und auch größeren Öffnungen) unter alpinen Bedingungen konnten diese Beobachtungen nicht nachvollzogen werden.
(Anmerkung der Red.: W. E. Celnik zeigte in Sterne und Weltraum 22 (1983), Seite 599: ,,Betrachtungen zur visuellen Beobachtung schwacher Nebel am Beispiel S 147", dass eine visuelle Beobachtung mit den hier erwähnten kleinen ,,RichField-Teleskopen" rechnerisch nicht ausgeschlossen werden kann.)
Zurück zu CTSS 3 Trotz sehr einfacher Lokalisierung zwischen zwei etwa sieben Bogenminuten entfernten 9-mag-Sternen kann ich einen Beobachtungserfolg nicht melden. Trotz intensiver Suche mit Vergrößerungen zwischen 64-fach bis 218-fach und Einsatz des [OIII]-Filters war keine Nebelstruktur zu erkennen, welche sich nicht durch das Sternfeld und den ,,Filamenteffekt" des Linienfilters erklären ließe.
Die Nacht Nummer drei Die Beobachtungsnacht Nummer drei werde ich wohl so schnell nicht vergessen. Manchmal muss man sich schon sehr disziplinieren, und um es vorweg zu sagen: Zu Hause hätte ich niemals unter solchen Bedingungen beobachtet. Aber da es ja nun kostbare La-Palma-
Beobachtungszeit war, versuchte ich auch diesen widrigen Umständen etwas abzugewinnen. Aufgrund des sehr schlechten Seeings durch heftige Fallwinde aus den Bereichen oberhalb meines Beobachtungsplatzes waren die Beobachtungsmöglichkeiten sehr begrenzt. In einigen Zeitabschnitten war sogar eine 64-fache Vergrößerung schon zu viel (dies ist allerdings die Minimalvergrößerung an meinem Teleskop). Durchschnittlich waren die Vergrößerungsmöglichkeiten auf maximal 160-fach begrenzt, ab und zu versuchte ich auf 214-fache Vergrößerung zu steigern. Ferner war es sehr problematisch, die auf dem Tisch befindlichen Sternkarten zu fixieren. Hier halfen diverse Klammern, welche sich in meinem Beobachtungsequipment befinden. Auch das Dobson-Teleskop entwickelte aufgrund der Windböen ein ,,Eigenleben". Durchziehende Wolkenfelder rundeten diese außergewöhnlichen Beobachtungsbedingungen ab. Ich entschied mich an diesem Abend für Beobachtungen von Kugelsternhaufen im Sternbild Skorpion. An das Zeichnen von Objekten war nicht zu denken, dafür war es zu windig, vermutlich hätte der Wind die Blätter bis nach El Paso geblasen. Ich entschied mich für die Dokumentation der Eindrücke per Sprachaufzeichnung und nutzte mein Mobiltelefon. Wie sich am folgenden Tag herausstellte, waren die starken Windgeräusche ein großes Problem, so dass Teile der Sprachaufzeichnung nicht verständlich waren. Die folgenden Beobachtungen entstanden zum Teil unter haarsträubenden Bedingungen und sind nur ein Teil der etwa 20 beobachteten Kugelsternhaufen im Gebiet Skorpion/Schütze:
M 4 Sehr hell und auffällig in unmittelbarer Nähe zu Antares. Etwa 70' westlich. Visuell etwa 12' im Durchmesser. ,,Balken" aus helleren Sternen in OstwestRichtung. Gleiche Sternfarben. Konzentration eher mittelmäßig. Vergrößerung 160-fach.
NGC 6144 In direkter Nachbarschaft zu M 4 nordöstlich gelegen, etwa 45' entfernt. Fast nur ein Drittel der Größe von M 4, etwa 5'. Insgesamt rundlich. Etwa eine Handvoll Sterne lassen sich in Einzelsterne auflösen. Vergrößerung 160-fach.
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M 80 Sehr hohe Flächenhelligkeit. Eingerahmt in ein Dreieck aus ~ 9-mag-Sternen. Die Größe etwa 5-6', Einzelsterne leicht aufzulösen. Kernbereich nicht auflösbar bei dieser Vergrößerung. 2/3 des Haufens sind bei 160-fach auflösbar.
M 62 Auffällig hohe Flächenhelligkeit bei 67-facher Vergrößerung, insbesondere der Kernbereich. Indirekte Beobachtung hilft beim Auflösen einiger Sterne im Randbereich. Auffällig eine Einbuchtung an der Ost-Seite. Bei 160-fach deutlich. Bei 214-fach scheint diese Einbuchtung sich in abschwächender Form fast bis zum Zentrum fortzusetzen.
Das Wetter - endlich besser ... Die folgenden Nächte erwiesen sich als durchweg windstill und mit besserem
Seeing. So konnte ich noch viele weitere Objekte wie etwa Centaurus A, M 57, den ,,Little Ghost" NGC 6369 im Fokus des Okulars bewundern, zu denen ich noch separate Artikel hier im Journal für Astronomie veröffentlichen werde. Fazit: In einer Woche waren vier Nächte nutzbar, das Wetter war tagsüber recht durchwachsen, was mich allerdings wenig störte, da ich ja wie im letzten Urlaub fast nur nachts aktiv war. Im Oktober 2013 findet der zweite Besuch im Jahr 2013 statt, davon berichte ich in Teil 2.
Literaturhinweise: [1] J. Meaburn, J. A. Lopez, A. Norie-
ga-Crespo, 2000: "The Complex Environment of the High-Excitation Planetary Nebula NGC 3242", Astrophys. J. Suppl. Ser. 128, 321 [2] B. Balick, G. Gonzales, A. Frank,
Der Fornax-Galaxienhaufen
von Michael Fritz
Der rund 60 Millionen Lj entfernte Galaxienhaufen im Sternbild Fornax (lat. Ofen) kann als einer der unbesungenen Schätze des Südhimmels angesehen werden. Seine Galaxien verteilen sich über 16 Grad am Himmel, wobei der Durchmesser des dicht besiedelten Kernbereichs, um den es im Folgenden gehen soll, nur 1,5 Grad beträgt. Auf dieser Fläche drängen sich 14 Galaxien heller als V = 13,0 mag - das bietet kein anderes vergleichbar großes Feld am Himmel! Deshalb ist dies der schönste Galaxienhaufen überhaupt für kleine Teleskope. Zwar ist der VirgoHaufen weitaus reicher, aber selbst in seinem Zentrum erreicht er nicht die Galaxiendichte des Fornax-Haufens. AbellHaufen in größeren Entfernungen, wie z. B. Coma (Abell 1656) oder Centaurus (Abell 3526) bieten zwar zahlenmäßig mehr Galaxien auf noch kleineren Flächen, aber aufgrund der Entfernung erscheinen die einzelnen Objekte erheblich kleiner und lichtschwächer (und deshalb in kleinen Instrumenten weniger eindrucksvoll).
Der Fornax-Galaxienhaufen besitzt keine allgemein benutzte Bezeichnung und ist nicht im Abell-Katalog enthalten. Das dynamische Haufenzentrum wird
durch die elliptische Galaxie NGC 1399 - gleichzeitig das hellste und größte Mitglied - markiert, die gerne mit M 87 im Virgo-Haufen verglichen wird. Die prominentesten Haufenmitglieder außerhalb der zentralen 1,5 Grad sind NGC 1316, NGC 1326, NGC 1350 und die prächtige Balkenspirale NGC 1365. Vom deutschen Sprachraum aus ist der Fornax-Haufen nicht sinnvoll beobachtbar, da er sich in der südöstlichsten Ecke des Sternbildes Fornax befindet (die südlichsten Objekte gehören ,,offiziell" bereits zum benachbarten Sternbild Eridanus, so NGC 1386, NGC 1389, NGC 1427A; die zweithellste Galaxie NGC 1404 liegt genau auf der Grenze). Ich habe den Galaxienhaufen auf La Palma (Kanarische Inseln) beobachtet, wo er etwa 25 Grad über dem Horizont kulminiert, Rektasz. = 03h 38m, Dekl. = -35 Grad 30' (2000.0), konnte aber meiner Zeichnung in Namibia noch zwei schwache Galaxien hinzufügen (und somit die Zahl von 14 auf 16 Objekte erhöhen): NGC 1396 (13,5 mag), 4,4' westlich von NGC 1399, und MCG -6-9-8 (13,8 mag) 7,8' nördlich von NGC 1387.
Mit einer Entfernung von 60 Millionen Lj ist der Fornax-Haufen etwa gleich weit entfernt wie das Zentrum des Virgo-
G. H. Jacoby, 1992: "Stellar wind Paleontology II: Faint Halos and historical Mass Ejection in Planetary Nebulae", Astrophys. J. 392, 582 [3] S. R. Majewski, R. J. Patterson, D. I. Dinescu, W. Y. Johnson, J. C. Ostheimer, W. E. Kunkel, C. Palma: "Omega Centauri: Nucleus of a Milky Way Dwarf Spheroidal?", http://arxiv.org/abs/ astro-ph/9910278 [4] J. Bohle, 2003: ,,Mayall II, der Außenseiter in M 31", VdS-Journal für Astronomie 10, 71
Haufens. Sein Zentrum (die 1,5 Grad entsprechen 1,6 Millionen Lj) wird von E- und S0-Galaxien dominiert und enthält mit Ausnahme von NGC 1427A keine späten Galaxientypen (sprich Spiral- oder Irreguläre Galaxien). Der Fornax Cluster Catalogue [1] von Henry Ferguson enthält 340 Mitglieder und basiert auf einer fotografischen Durchmusterung von 2.700 Galaxien auf 40 Quadratgrad, die mit dem 2,5-m-Reflektor des Las-CampanasObservatoriums in Chile durchgeführt wurde. Die Gesamtmasse des Galaxienhaufens wird von Dunn & Jerjen [2] mit 230+-30 Billionen (2,3 x 1014) Sonnenmassen angegeben. Offenbar befindet sich der Haufen noch in einem frühen Stadium: Zwar sind die frühen Galaxien im dynamischen Gleichgewicht, aber die späten Galaxien stellen eine ,,einfallende" Population dar, wie deren deutlich höhere Fluchtgeschwindigkeiten beweisen - sie liegen bis zu 500-600 km/s über der mittleren Fluchtgeschwindigkeit des Haufens von ~1.300 km/s.
Das beste Beispiel für diesen Fall ist die Galaxie NGC 1427A. Sie wird von jungen bläulichen Sternen dominiert, besitzt viele H-II-Regionen und wird als Starburst-Galaxie klassifiziert. Die massive
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1 Beobachtung des Fornax-Galaxienhaufens, Zeichnung von Michael Fritz, Details s. Text.
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Sternentstehung in dieser den Magellanschen Wolken ähnelnden Galaxie wurde durch deren schnelle Bewegung durch das intergalaktische Haufengas und möglicherweise auch durch Wechselwirkung mit anderen Haufengalaxien ausgelöst. Deshalb finden sich in den Zentralgebieten von entwickelten Galaxienhaufen meist ausschließlich gasarme Galaxien vom Typ E und S0: Der so genannte ,,ram pressure"-Effekt komprimiert das Gas in der Galaxie bei deren Bewegung durch das Haufenzentrum, treibt es aber auch z. T. aus ihr heraus. Dadurch, und natürlich auch durch den gravitativen Einfluss anderer Galaxien, ist das Reservoir an interstellarer Materie schnell erschöpft. In den Außenbereichen von Galaxienhaufen ist das intergalaktische Gas weniger dicht und Begegnungen mit anderen Haufenmitgliedern sind seltener, so dass die Galaxien ihre interstellare Materie weniger schnell verlieren.
Die visuellen Eckdaten der dominierenden Galaxie NGC 1399 sind nahezu identisch mit M 87. NGC 1399 hat einen tatsächlichen Durchmesser von 140.000 Lj und eine sehr hohe absolute Helligkeit von -22,5 Mag. Eine weitere Gemeinsamkeit mit M 87 ist die hohe Anzahl von Kugelsternhaufen: Fast 7.000 Objekte sind bekannt, die hellsten erreichen aber nur die 22. Größenklasse. Die KugelsternhaufenPopulation und der Halo aus Dunkler Materie erstrecken sich bis zu einer Entfernung von 800.000 Lj von NGC 1399 - das entspricht 45', also der Ausdehnung des gesamten Haufenzentrums! Man nimmt auch für NGC 1399 an, dass Halo und Kugelsternhaufen-Population im Laufe der Zeit durch Einverleibung kleinerer FornaxGalaxien auf die gewaltigen Ausmaße gewachsen sind. Aufgrund der kleinen Gesichtsfelder der damaligen Teleskope wurde der Fornax-Galaxienhaufen nicht als Einheit entdeckt [3]. Die ersten zwei Galaxien (NGC 1399 und NGC 1380) wurden 1826 von James Dunlop gefunden [4], dann folgten 6 weitere Entdeckungen von John Herschel [5] in den Jahren 1835 und 1837 (NGC 1373, 1374, 1375, 1379, 1387 und 1404) und schließlich NGC 1381, 1382, 1386 und 1389, gefunden von Julius Schmidt im Jahr 1865 [6].
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Die Zeichnung (Abb. 1) sowie die visuellen Beschreibungen entstanden an meinem 130-mm-f/6-Starfire-Refraktor. Mit Ausnahme von NGC 1427A sollten bei bestmöglichen Bedingungen alle Objekte der Tabelle (s. S. 38) dank ihrer hohen Flächenhelligkeit mit 3 Zoll Öffnung erreichbar sein. NGC 1399 und NGC 1380 sind einwandfrei im 7x50-Fernglas zu sehen, NGC 1404 ist nicht sicher von dem 8 mag hellen Stern 2,9' SSO zu trennen, NGC 1389 verschwimmt mit den benachbarten Sternen 9. bis 11. Größe zu einem recht großen und auffälligen ,,Nebel". (Andere Fornax-Galaxien in der Reichweite von kleineren Ferngläsern sind NGC 1316, NGC 1350 und NGC 1365). Im 130-mm-Refraktor bietet sich bei 20-facher Vergrößerung und 3 Grad Gesichtsfeld ein fantastisches Panorama. Mit großer Anstrengung ist es möglich, alle 14 Galaxien zu sehen, wobei NGC 1373, 1380A, 1382 und 1427A schon hart an der Grenze liegen und zuvor mit höheren Vergrößerungen in dem sternarmen Feld identifiziert wurden. Der Fornax-Haufen lässt sich am besten bei 55-fach und 89-fach genießen: Der Himmelshintergrund ist schwärzer, die individuellen Charakteristika der Galaxien treten besser hervor und es sind immer noch mehrere Objekte gleichzeitig im Gesichtsfeld sichtbar (90 Bogenminuten bei 55-fach, 56 Bogenminuten bei 89-fach).
Beschreibungen der einzelnen Galaxien NGC 1373 Die Position kann dank der zwei 12-mag-Sterne 2,8' westlich sehr gut fixiert werden; 20'' Durchmesser, rund, ein ,,geschwollener Stern" bei 89-fach, nicht schwierig aufgrund der hohen Flächenhelligkeit.
NGC 1374 Weist das für E und S0 Galaxien typische Helligkeitsprofil auf, rund, etwas größer als 1', nicht in Kontakt mit NGC 1375.
NGC 1375 2,4' südlich von NGC 1374, ~ 1' x 0,4' O-W, deutlich lichtschwächer als NGC 1374, aber die Ausdehnung der langen Achse fast genauso groß.
NGC 1379 Fast ein Zwilling von NGC 1387, ~ 1,5' Durchmesser, ich sehe eine leichte OstWest-Elongation. Ist die größte Galaxie des Dreiecks mit NGC 1381 und NGC 1387, besitzt den größten aber am wenigsten konzentrierten Kern (die anderen beiden Galaxien haben mehr sternähnliche Zentralregionen).
NGC 1380 Die nach NGC 1399 größte und hellste Galaxie, 3' x 1' N-S, mit großem, konzentriertem Kern. Geduldiges Beobachten bestätigt NGC 1380 als die interessanteste und detailreichste Galaxie: Ein schmaler Balken erstreckt sich entlang der langen Achse, und am Rand der Kernregion befindet sich jeweils ein heller Knoten. Außerhalb der Knoten folgen zuerst deutlich dunklere Bereiche, dann wieder je eine helle Verdichtung (die nördliche heller als die südliche). Diese äußeren Knoten erinnern etwas an FLIERs in einem Planetarischen Nebel. Obwohl NGC 1380 als SB0 klassifiziert ist, zeigen Fotografien eine massive Spiralstruktur, ebenso wie einen 14,5 mag hellen Stern 45'' SW des Nukleus (diesen habe ich bei meiner Beobachtung nicht bemerkt). Dunlop beschrieb NGC 1380 als "rather faint, pretty well-defined elliptical nebula, about 1' long, and 50'' broad, a little brighter to the centre".
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NGC 1380A Schwach, aber nicht schwierig, 0,5' N-S und halb so breit.
NGC 1381
Etwas kleiner als NGC 1379 und NGC 1387, aber ansonsten sehr ähnlich. Elon-
giert 2:1 NW-SO, Zentrum gut konzentriert, ein 14-mag-Stern liegt 1,8' OSO. RZ_Astronomie-de.indd 1
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NGC 1382 Vergleichbar mit NGC 1380A.
NGC 1386 2' x 0,6' NNO-SSW, ich sehe einen deutlichen hellen Balken entlang der langen Achse.
NGC 1387 Fast so groß wie NGC 1379, rund, der Kern aber stärker konzentriert, stellares Zentrum.
NGC 1389 50'' x 30'' NO-SW, die Anordnung mit den drei Sternen 9. bis 11. Größe (siehe Zeichnung) erinnert an NGC 5813 in Virgo. Die Galaxie besitzt eine hohe, gleichförmige Flächenhelligkeit und sieht aus wie ein typischer Planetarischer Nebel bei mittleren Vergrößerungen.
NGC 1399 Die klar dominierende Galaxie. Rund, mit dem für elliptische Galaxien typischen stark verdichteten Kern. Der ausgedehnte aber flächenschwache Halo kann sicher bis zu 3,5', vielleicht sogar bis 4,5' Ausdehnung erfasst werden. Mit Ausnahme eines 14-mag-Sterns nur 15'' nördlich des Nukleus (eine echte Herausforderung!) zeigt sich NGC 1399 bei allen Vergrößerungen strukturlos.
NGC 1404 Steht 9,7' SSO von NGC 1399 und nur 2,9' NNW eines gelblichen Sterns 8. Größe. NGC 1404 ist kleiner und etwas schwächer als NGC 1399, aber die Kernregionen erscheinen sehr ähnlich, und der stellare Nukleus von NGC 1404 ist sogar etwas auffallender! 2' x 1,7' NNWSSO; ein 13-mag-Stern liegt am südöstlichen Rande des Halos, etwa 45'' vom Zentrum entfernt.
NGC 1427A Sehr schwach, die schwierigste Galaxie der Liste mit der niedrigsten Flächenhelligkeit. Ein diffuser Fleck 1' x 0,5' O-W, ohne Helligkeitszunahme zur Mitte und ohne die Spur eines Kernbereichs.
Die Fornax-Galaxien
1
2
3
1373
143
13,0
1374
147
11,0
1375
148
12,0
1379
161
11,0
1380
167
10,0
1380A
177
12,3
1381
170
11,5
1382
190
12,8
1386
179
11,2
1387
184
10,8
1389
176
11,4
1399
213
8,8
1404
219
9,7
1427A
235
12,9
4
5
1,1 x 0,9
12,8
2,6 x 2,4
12,8
2,2 x 1,0
12,7
2,6 x 2,5
12,9
4,8 x 2,8
12,7
2,6 x 0,7
12,8
2,6 x 1,0
12,4
1,3 x 1,2
13,1
3,2 x 1,2
12,5
3,1 x 2,8
13,0
2,5 x 1,5
12,7
8,1 x 7,6
13,1
4,8 x 3,9
12,7
2,3 x 1,3
13,9
6 S0: SA0: SAB0: E0: SB0 S0:sp S0:sp SAB0 S0 SAB0 SAB0 E1 E1: IBm
Die Tabelle enthält alle Galaxien heller als V = 13,5 mag in den zentralen 1,5 Grad des Galaxienhaufens. Spalte 1 gibt die NGC-Nr., Spalte 2 die Nummer im Fornax Cluster Catalogue von Henry Ferguson [1] an, Spalte 3 die V-Helligkeit in mag, Spalte 4 die fotografischen Abmessungen in Bogenminuten, Spalte 5 die Flächenhelligkeit in mag pro Quadratbogenminute und Spalte 6 den Galaxientyp (ein ,,:" bedeutet eine gewisse Unsicherheit in der Klassifikation).
[3] W. Steinicke, 2008: "Historic
astronomical Observations made
NGCIC", www.klima-luft.de/
during the year 1834, 5, 6, 7, 8
steinicke/
at the Cape of Good Hope", Smith,
[4] J. Dunlop, 1828: "A catalogue of
Elder & Co., London
nebulae and clusters of stars in the [6] J. Schmidt, 1865: ,,Beobachtun-
southern hemisphere observed at
gen der Nebelgestirne und des
Paramatta in New South Wales",
Faye`schen Cometen", Astron.
Phil. Trans. 118, 113
SAHARANaScKhrY. 1553, 261
[5] J. Herschel, 1847: "ResulAtsSoYf · 10/01/2011 · 4C · 1/9 V
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Literaturhinweise: [1] H. Ferguson, 1989: Astron. J. 98,
367F [2] L. Dunn, H. Jerjen, 2006: Astron.
J. 132, 1384
VdS-Journal Nr. 48
Die kyeep-Srie DGale
Deep Sky
41
NGC 6992/5
- östlicher Teil
Zeichnung von Evelyn Petkow am 18-Zoll-Dobson bei 112-facher Vergrößerung und [OIII]-Filter. Luftbedingungen: Seeing 3, Bortle 3
42
Geschichte
Astronomische Beobachtungen in Rostock (Teil 1) - Johann Moritz Poltzius
,,Nun wolan! Du liebes Rostock/ ..."
von Elvira Pfitzner
... so schrieb Johann Moritz Poltz (Poltzius, 1638-1708) in einer seiner kleinen Schriften, die er im 17. Jahrhundert verfasste. Der Sohn des Exulanten Johann Poltzius aus Karlsbad/Böhmen wurde am 4. Mai 1638 in Berlin geboren, besuchte das dortige Gymnasium, wechselte nach Wismar und Hamburg, bevor er an der Rostocker Universität 1658 sein Studium begann. Hofmeisterstellen in Dänemark und Schweden sowie weitere Studien in Uppsala folgten. Ab 1666 war J. M. Poltzius wieder in Rostock, erwarb 1667 den Magistertitel und hielt mathematische Vorlesungen an der Universität. Neben der Mathematik galt der Astronomie sein besonderes Interesse (für seine Biografie, seine Werke und eine Untersuchung seiner Kalender vgl. [5]).
Im Jahr 1668 wurde J. M. Poltzius zusätz-
1 Rostock im 17. Jahrhundert, wie es das Modell im Foyer des Rostocker Rathauses zeigt.
lich Substitut an der Johanniskirche und
versah hier seinen Dienst mit viel Einfüh-
lungsvermögen. Zu dieser Zeit hatte die Schulen hatte Fortschritte gemacht. Tief- die Astronomie unterrichtenden Lehrkräf-
Stadt an der Warnow etwa 11.000 Ein- gläubig waren die Menschen, sie vertrau- te und Studenten hatte der Stadtrat 1662
wohner, wurde im Dreißigjährigen Krieg ten dem, was ihnen gesagt wurde und eine ehemalige Wasserkunst der Univer-
weitgehend verschont, hatte eine angese- was geschrieben stand. Hier hatten Pro- sität zur Einrichtung einer kleinen Stern-
hene Universität, sechs Kirchen, einen flo- fessoren und Geistliche noch einen gro- warte überlassen und der Landesvater un-
rierenden Handel und ein leistungsstarkes ßen Einfluss, auch weil der Aberglaube terstützte das Vorhaben.
Gewerbe. Auch die Bildungsarbeit in den noch weit verbreitet war. Zur Freude der
Das 17. Jahrhundert war besonders reich
an hellen Kometen, die am noch recht
Neues aus der Fachgruppe
dunklen Stadthimmel sofort auffielen. Wer sich mit den Sternen beschäftigt,
,,Geschichte der Astronomie"
schaut fast automatisch an den Himmel, wenn er das Haus verlässt. Nicht anders erging es J. M. Poltzius, wie er in sei-
von Wolfgang Steinicke
ner Schrift: ,,Himmlischer Denck=Zettel
geschrieben und gestellet von dem All-
Wenn diese Zeilen erscheinen, ist die nomische Beobachtungen in Rostock"
mächtigen und Heiligen Gott", Rostock
10. Tagung ,,Geschichte der Astrono- und die den meisten eher unbekannte
1680, mitteilt. Es war Sonnabend, der 18.
mie" in München bereits Vergangen- Person Johann Moritz Poltzius. Viel
Dezember 1680 am Abend, als Poltzius
heit. Einen Bericht dazu lesen Sie im Spaß beim Lesen und versorgen Sie
noch schnell etwas für die Predigt in ei-
nächsten Heft. Diesmal gibt es zwei mich auch weiterhin mit interessan-
nem Buch, das in der Kirche lag, nachse-
Beiträge. Susanne M. Hoffmann fragt, ten Artikeln! Informationen zur Fach-
hen wollte. Aber:
ob es bereits ein ,,Heliozentrisches gruppe finden Sie auf unserer Webseite
,,Denn als ich die Augen auffhub gen
Weltbild in Afrika?" gab. Im Artikel http://geschichte.fg-vds.de.
Himmel/ ward ich gewahr in der Ge-
von Elvira Pfitzner geht es um ,,Astro-
gend West Südwest/ einer auffsteigen-
den schmalen bundten Strale/ die sich
VdS-Journal Nr. 48
Geschichte
43
2
Kupferstich mit den beobachteten Positionen des Kometen von 1680 (Abb. 2-5 mit freundlicher Genehmigung der Universitätsbibliothek Rostock, Abt. Sondersammlungen)
so bald erbreitete nach gestalt eines Regenbogens. Weil aber keine Ründe dabey war/ sondern sie nur nach gerader Linie in die Höhe zielete/ suchte ich weiter/ und fand ein klein feuriges Sternlein unter der Strale. Lieff nach meinem Globo und wenigen Instrumenten, in des kamen die Hernn Studiosi, welche sich meiner einfältigen Anweisung in Sphaericis bedieneten/ auch herzu. Nachdem wir nun das bemerckte Revier auff der Himmels=Kugel beobachtet/ eileten wir mit den wenigen Instrumenten, so etwa zur Hand waren/ als ein paar Radiorum, Quadranten, Perspicillis und Astrolabio, umb zeit zugewinnen/ nur auff den Kuhberg. Da präsentirete sich dieser frömbde Gast/ bey jedermans erstaunen." ([1], S. 34, 35)
J. M. Poltzius hat den Großen Kometen 1680 (T = 7.12.1680, q = 0,006 AE, i = 60 Grad 40`), am Morgenhimmel vor der Perihelpassage nicht gesehen, wusste aber davon und vermutete gleich, dass es derselbe sei, den er nun am Abendhimmel bewundern konnte.
Die Himmelsbeobachter eilten nur auf den Kuhberg, nicht bis zur Sternwarte, zur ,,Specula", welche das Stadtmodell links oben vor der Stadtmauer zeigt (Abb. 1). Rechts daneben die Anhöhe ist der Kuhberg, weiter rechts das Steintor und davor der Zwinger. Welch ein Anblick muss das gewesen sein, freie Sicht nach Südwesten, die Steintor-Vorstadt gab es noch nicht. Da stand der Komet, hell strahlend mit einem ungeheuren glänzenden Schweif still am dunklen Himmel. Die Beobachter hatten wenig Zeit, das Prachtgestirn würde bald untergehen. Jetzt an die Arbeit! Mit ihren Instrumenten ermittelten J. M. Poltzius und seine Studenten die Abstände des Kometenkopfes von Vergleichssternen, deren Positionen und Helligkeiten bekannt waren.
,,Ferner schrieben wir mit Kreide die Länge und Breite des Cometen=Schwantzes auff dem Globo, nach der gesehenen
Grösse: maassen ihn so wol mit dem Circkel/ als mit dem Quadrante Altitudinis, und funden die Länge 72. gr. gleichwie wir sie draussen mit dem Baculo Jacobi auch also bemercket hatten. Ohn den kleinen weissen heraußschiessenden Linien." ([1], S. 39)
Mitten in der Arbeit schob sich plötzlich eine zarte Wolke unbemerkt vor den Kometen und ließ schlagartig alle Farben verblassen. Der Schreck mag groß gewesen sein. Es war wohl auch dieser Eindruck, der den Geistlichen J. M. Poltzius veranlasste, in seiner ersten Schrift über diesen Kometen Folgendes zu schreiben: ,,Nun wolan! Du liebes Rostock/ gehe heraus/ und schaue deinen Auffforderer. Siehe, die liebe Sonne ist schon zu Gnaden gangen/ dieser trauriger Bote aber/ stehet noch allda/ vor deinen Augen.
Den lieben gantzen Tag über/ ist er mit der Sonne über diesem Horizont spatziren gegangen/ anzudeuten; daß dich/ dich und dieses Land auch angehe sein Gewerbe. Ach! schicke dich Rostock/ schicke dich Mecklenburg/ schicke dich Teutschland/ schicke dich Europa/ und begegne deinem Gott." ([1], S. 38)
Dreizehn Observationen gelangen in der Zeit vom 18. Dezember 1680 bis zum 28. Januar 1681. Bei jeder wurden Messungen des Durchmessers des Kometenkopfes und der Schweiflänge durchgeführt und die scheinbare Bahn am Himmel dokumentiert (vgl. Abb. 2). Anschließend berechnete J. M. Poltzius die Örter des Kometen aus den gefundenen Positionen der scheinbaren Bewegung des Gestirns vor den Sternen. Aus den Abständen des Gestirns von der Sonne wurde die Entfer-
VdS-Journal Nr. 48
44
Geschichte
3 Darstellung der Kometenbahn nach J. M. Poltzius
nung zur Erde errechnet. Der Astronom J. M. Poltzius zeichnete die Bahn des Kometen, wie er sie im Weltbild des Tycho Brahe (1546-1601) oder jenem des Nicolaus Copernicus (1473-1543) vermutete (Abb. 3, [1], S. 61).
Bei der Erforschung der Kometen im 17. Jahrhundert standen auch das Problem der Kometenbahnen und deren Einordnung in ein System im Vordergrund. Hiervon zeugen zahlreiche kleinere Schriften über diese grazilen Himmelskörper. Zuerst gelang dies dem Plauener Gelehrten Georg Samuel Dörffel (16431688), noch bevor Isaac Newton (16431727) den mathematischen Beweis darlegte ([2], S. 6-10).
In seiner umfangreichen Schrift hat J. M. Poltzius auch die Geschichte der astronomischen Forschung dargestellt und alle bedeutenden Gelehrten sowie deren Werke bis zur Gegenwart des Autoren genannt und kurz beschrieben.
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In dieser barocken Schrift eines Geistlichen nimmt der religiöse Teil mit dem Hinweis, sich Gott zuzuwenden einen breiteren Raum ein: ,,Christliche Gedächtnis=Seule mit Acht Denck=Taffeln", Rostock 1680, eine weitere kleine Arbeit ist ebenfalls diesem Kometen gewidmet. Es ist eine Kometenpredigt, die allzu beunruhigte Gemüter besänftigen sollte.
Typisch für die Zeit ist die Darstellung einer Kometensäule. Acht kleine ,,Denktafeln" hängen daran, die recht anschaulich zeigen sollen, wie man mit dieser Himmelserscheinung umgehen sollte und was sie bedeuten könnte. Einem Bildspruch aus der theologischen Literatur ist je eine Szene zugeordnet. Es werden in den Szenen Sterne, Sonne, Komet, Erde, Mond, Menschen wohl verschiedener Epochen, Sternglobus, Astrolabium, Jakobstab und Quadrant in Aktion dargestellt. Auch Schrecken und das Lebensende sind zur Warnung und Besinnung
auf den christlichen Glauben enthalten ([3], S. 16).
Die Aufregung um den Kometen 1680/81 hatte sich noch nicht gelegt, als die Schildwache auf den Wällen einen neuen Kometen meldete. Am Morgenhimmel stand Komet 1P/Halley 1682 (T = 4.9.1682, q = 0,582, i = 17 Grad 44`, U = 77,5 Jahre), der aber erst später diesen Namen nach dem ersten Berechner seiner Bahn, Edmund Halley (1656-1724), erhielt. Beobachter J. M. Poltzius schreibt dazu in seiner ,,Neuen grossen Himmels=Lampe": ,,Am 17.(27.) Augusti aber ward derselbe nicht allein angemeldet/ sondern auch von mir und vielen andern/ Abends umb halb 9 Uhr/ im Mittel=Strich zwischen Nord und West/ und Nord Nordwest am Himmel stehend beschauet/ unter den Förder=Füssen Ursae majoris." [4]
Die Helligkeit wurde am 19. August mit jener des Planeten Jupiter (-2 mag) verglichen. Eifrig wurden Sternabstände genommen, daraus Positionen berechnet und die Schweiflängen gemessen, welche am 20. August 11 Grad betrug. Die tägliche Eigenbewegung wurde mit 6 Grad 15' angegeben. Am 24. August beschrieben die Beobachter eine hübsche Konstellation des Kometen mit Venus und dem Mond, die gleichzeitig am Abendhimmel sichtbar waren. Auch in dieser kleinen Schrift mahnt der Geistliche zur Besinnung.
Aus allen drei Kometenschriften sind die Freude sowie die ernsthafte wissenschaftliche Arbeit des Astronomen J. M. Poltzius herauszulesen. Ganz deutlich lehnt der Verfasser abergläubische Weissagungen ab und weist darauf hin, dass die großen Astronomen vergangener Jahrhunderte in ihren Werken diese schönen Himmelserscheinungen auch als Gegenstand der Forschung sahen.
Der Gelehrte Poltzius war als Geistlicher und Wissenschaftler, als Astronom mit seiner kritischen Haltung zur Astrologie hoch geachtet. Da blieb es nicht aus, dass Herzog Gustav Adolf von MecklenburgGüstrow (1633-1695) ihn beauftragte, Kalender eines neuen Typs zu verfertigen. Dieser neue Typ bedeutete, der Astrologie keinen Raum mehr in den Kalendern zu geben, wie es einer Forderung des Herzogs von 1682 entsprach.
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Geschichte
4 J. M. Poltz, Kalendarium für den Januar 1685
Die Kalender von Poltzius sind von 1685 (vgl. Abb. 4) bis 1696 bekannt, doch sind nicht alle Jahrgänge erhalten (möglicherweise auch nicht alle erschienen). Z. B. ,,Alter und Neuer Mecklenburgischer Calender auff das Jahr M DC XCVI. Jahr Nach der heilsamen Geburt unsers Hochverdienten Herrn/ Welches ist das 435ste Julianische Schalt=Jahr Auff gnädigste Hoch=Fürstl. Vergönstigung nach Mecklenburgischen Horizont, Zustandt und Begebenheiten eingerichtet.", gedruckt in Rostock.
Vorangestellt ist eine Widmung für die Witwe Magdalena Sybilla des verstorbenen Herzogs Gustav Adolph. Daran schließen sich allgemeine Daten zur Kennzeichnung des Jahres an, wie ,,Von der Geburt Christi 1696 Jahre", Kennzeichen dieses Jahres, Daten in julianisch und gregorianisch, Erklärung der Zeichen u. a.
Das umfangreiche Kalendarium mit der Angabe der Sonnen-, Mond- und Plane-
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tenpositionen, denen je ein Bibelspruch beigefügt ist, bildet den Hauptteil des Kalenders. Auch Platz für persönliche Eintragungen des Nutzers ist auf der rechten Seite der Monatstafel reichlich vorhanden. Anschließend werden besondere Ereignisse wie Finsternisse ausführlich und sehr gut beschrieben, mit genauer Uhrzeit des Ein- und Austritts des Mondes für Rostock. Die beiden Sonnenfinsternisse waren in Norddeutschland unsichtbar.
Ein kleinerer Teil gibt umfangreiche Informationen über die Beförderung von Post im ganzen Römischen Reich, und welche Post für welche Bereiche, wie a) Königlich Schwedische und Hamburgische Post, b) Hoch=Fürstl. Güstrowische Post für Rostock und Güstrow, ganz Preußen, Polen, Litauen. Jeweils werden die Zeiten für die Abfahrt und Ankunft angegeben. Am Schluss folgen die Zeiten und Orte, an denen Jahrmärkte abgehalten werden. Neu und auffallend ist, dass keine astrologischen Zeichen, wie
Akzente und Deutungen mehr enthalten sind, und natürlich keine Kapitel zur astrologischen Vorhersage von Krieg und Frieden, die Aussichten für Handel und Wandel, für einzelne Städte und Regionen usw. [5]
Bemerkenswert sind die literarischen Anhänge zu den Kalendern von J. M. Poltzius, die später teilweise als separate Drucke erschienen. Neben umfangreichen theologischen Schriften sind es vor allem seine historischen und geografischen Arbeiten. Einige Titel seien hier kurz genannt: ,,Kurtze abgeeilete Beschreibung des fürtrefflichen Königreichs Ungarn nach seinem Ursprung, und Wachsthumb, Land und Städten" (1685), Beschreibung und Kurtzes Chronicon Der löblichen Ansee=Stadt [Hansestadt] Rostock/ Auffs kürtzeste abgefasset wird" (1695), eine Gedenkschrift zum Tod von Herzog Gustav Adolf von MecklenburgGüstrow (1696), ,,Project einer kurtzen Kirchen=Geschicht vom Anfang und Fortgang des Lutherthumbs im Herzogthumb Mecklenburg" [bis 1533] (1697).
Mit dem gesamten Aufbau der Kalender nimmt Poltzius die Forderung der evangelischen Reichsstände in ihrem Beschluss zur Kalenderreform von 1699 vorweg, den ,,abusus astrologiae" aus den Kalendern auszuschließen. Seine Kalender bringen sachliche Informationen und stehen damit in der Tradition der Frühaufklärung.
Im Zusammenhang mit astronomischen Vorlesungen an der Rostocker Universität steht seine posthum erschienene Schrift ,,Compendium sphaerographicum", die 1708 oder später von seinem Sohn Heinrich Christoph Poltzius in Rostock herausgegeben wurde.
Interessant ist die von J. M. Poltzius beschriebene, seit 1522 bestehende Einteilung des Römischen Reiches in 10 große Reichslandschaften: 1. Österreich 2. Burgund 3. Niederrhein 4. Obersächsische 5. Fränkische 6. Bayrische 7. Schwäbische 8. Oberrheinische 9. Westphälische 10. Niedersächsische. - Pommern zu Obersachsen unter schwedischer Krone - Mecklenburg und Lübeck zu Niedersächsischem Kreis [6]. Die einzelnen Gebiete des Reiches werden mit ihren Städten und Regierenden anschaulich vorgestellt.
Geschichte
47
Im Jahre 1686 wurde Poltzius Pastor der Heiligen Geistkirche in Rostock, 1696 wurde er zum Dr. theol. promoviert. Noch 1695 wurde er vom Herzog zum Professor der Poesie ernannt, doch wurde die Berufung infolge des Todes des Herzogs nicht vollzogen. Das schaffensreiche Leben des Rostocker Gelehrten endete am 21. November 1708.
Johann Moritz Poltzius war einer jener Gelehrten, die im 17. Jahrhundert dabei mitgeholfen haben, dass sich die neue Naturerkenntnis durchsetzen konnte, und die den Weg für weitere wissenschaftliche Erkenntnisse frei machten.
5
Darstellung einer Nebensonne nach J. M. Poltzius, am 4. April 1686
Literaturhinweise: [1] J.M. Poltzius, 1680/81: ,,Himmli-
scher Denck=Zettel geschrieben und gestellet von dem Allmächtigen und Heiligen Gott, an die Ohnmächtige und uneilige Menschen Kinder. Da der wundersahme Schöpffer aller Dinge ein grausames Spectacul, nemlich einen neuen Cometen, mit einem ungewohnlichen grossen Schwantze, Damit er die Helffte des sichtbaren Himmels einnahm", Rostock: Jakob Richel, o. J. [1680/ 1681]. 4 Grad , 80 S., 1 Bl., 1 Faltbl. [2] E. Pfitzner, 1998: ,,Die astronomischen Beobachtungen des Geistlichen Georg Samuel Dörffel 16431688", Weissbach [3] J. M. Poltzius, 1680/81: ,,Christliche Gedächtniss=Seule, mit acht Denck=Taffeln behangen, Oder, Treuhertzige Denck= und Auffmunterungs=Predigt, zu ... einem blassen Cometen",
Rostock: Jakob Richel, o.J. [1680/1681]. 4 Grad , 136 S. [4] J. M. Poltzius, 1682: ,,Eine neue grosse Himmels=Lampe/...; Ist der Neue Comet, so im August=Monaht dieses lauffenden 1682sten Jahres allhie zu Rostock und an vielen andern Orten/ erschienen; welcher mit Fleiß observiret/ umbständlich beschrieben/ in Kupffer abgebildet/ und der Nach=Welt auff inständiges Begehren/ durch öffentlichen Druck/ hiermit kund machen wollen", Rostock: Friedrich Keilenbergs Witwe, o.J. [1682]. 4 Grad , 16 S., 1 Faltbl. [5] J. Hamel, 2011: ,,Johann Moritz Poltz und die Verbannung der Astrologie aus den Mecklenburgischen Kalendern", in: Mecklenburgischer Schreib-Calender für das Jahr 1685
verfaßt von Johann Moritz Poltz. Hrsg. von Klaus-Dieter Herbst, Reprint 2009. Jena (Acta Calendariographica; 3,1), S. 27-40; Ders.: Johann Moritz Poltz, die norddeutschen Schreibkalender um 1700 und das Kalenderedikt des Herzogs von Mecklenburg-Güstrow von 1682. In: Jahrbuch für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 126, 111 [6] J. M. Poltzius: ,,Das jetzige Römische Reich Teutscher Nation nach Dessen Kraysen und Regierenden Hohen Häuptern [...] Aus denen neuesten Uhrkunden und Tracktaten colligiret und kürzlich angemercket", Rostock: Jakob Richel, o. J. 4 Grad , 14 S.
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48
Geschichte
Heliozentrisches Weltbild in Afrika?
von Susanne M. Hoffmann
Es wäre eine Sensation: ein heliozentrisches Weltbild in der südwestlichen Sahara (Abb. 1), vor Kopernikus! Das Astronomiebuch von Chinguetti von 1435 (J) soll angeblich die Sphären der Planeten um die Sonne zeigen. Solche Gerüchte kursierten zumindest noch bis vor kurzem, vermutlich gedankenlos notiert und daher wollte ich dieser Sache auf den Grund gehen. Wäre es wahr, dann würde es viele Fragen beantworten und jedenfalls noch mehr weitere spannende Fragen aufwerfen, wie die Frage, nach dem Wissenstransfer quer durch die Sahara im ,,Mittelalter" und könnte interessante neue Forschungsprojekte generieren.
Das Astronomiebuch von Chinguetti (korrekte Transliteration: SinqIt, Mauretanien) (Abb. 2) ist berühmt. Es gehört zu einer der größten Bibliotheken Mauretaniens und ist natürlich im privaten Besitz einer Familie. Man muss also zu der Familie Kontakt aufnehmen, um es lesen zu dürfen. Nun leben die Mauretanier vom Tourismus und wenn da eine europäische Astronomin herumspringt, nur um ein Buch abzufotografieren, dann ist das nicht so finanziell einträglich wie viele zahlende Touris, die nur kurz gucken und staunen über die fremde Kultur. Darum hatte ich leider bei meinen Besuchen nicht die Gelegenheit, stundenlang das Buch zu lesen oder zu fotografieren. Ein paar Fotos durfte ich machen, aber leider nicht genug, denn es war leider viel zu wenig Zeit dafür.
Inhaltlich enthält das Buch alles, was damals ,,state of the art" war: Entstehung der Mondphasen, von Sonnen- und Mondfinsternissen und so weiter. Daher ist es auch nicht überraschend, dass in dem Buch ein kosmologisches System abgebildet ist. Planetensphären waren im Islam ebenso angesagt, denn auch die islamische Wissenschaft steht in der gleichen antiken Tradition wie die christliche. Man kopierte und kommentierte die gleichen antiken Autoren und vor allem den islamischen Gelehrten ist es ja zu verdanken, dass das antike Wissen nach Mitteleuropa in der Renaissance zurückkehren konnte.
1 Mauretanien ist ein großflächiges Land zwischen Marokko
im Norden und Senegal sowie Mali im Süden und Osten. Der kriegerische Konflikt mit Marokko um die Provinz ,,Westsahara" führte zu deren Unabhängigkeit als eigener Staat. Die Flagge der Islamischen Republik Mauretanien ist grün (Farbe des Islam) mit zentralem Stern und Mond. In diesem islamischen Land gilt natürlich die islamische Zeitrechnung (hier im Text gekennzeichnet durch den Buchstaben (H) für Hedschra, dem Starttermin des Kalenders). Analog habe ich umgerechnete Jahreszahlen in christlicher Jahreszählung durch ein (J) für Jesu Geburt (als fingierter Starttermin der christlichen Jahreszählung) gekennzeichnet.
Insofern wäre es auch gar nicht abwegig, dass im SinqIt alle antiken Kosmologien kursiert haben können: die heliozentrischen von Aristarch von Samos, Herakleides Pontikus u. a. und auch die populäreren geozentrischen Weltbilder der Antike. Sie müssten dann über die Karawanenstraße gen Osten direkt nach Mauretanien gelangt sein. Möglich wäre das, denn die Stadt Chinguetti (Abb. 4) ist als siebtheiligste Stadt des Islam bis heute ein Sammlungspunkt für die religiös vorgeschriebene Hadsch, die Pilgerfahrt nach Mekka und sie war im Mittelalter ein sehr wichtiger Kreuzungspunkt von mehreren Karawanenrouten: der Nord-Süd-Route von Marokko in den Senegal und der westliche Endpunkt der Ostroute der Tuareq quer durch die Sahara. Man handelte vor allem Gold und Salz, also elementar wichtige Güter. Chinguetti hatte also eine sehr große Bedeutung - sie war so wichtig, dass in alten Karten mitunter das ganze Umland nach der Stadt (Land von Chinguetti) benannt war.
2 Mondphasen, dargestellt im Astronomiebuch von Chinguetti
VdS-Journal Nr. 48
49
3 Mein Kollege (ein studierter Geograph) zeigt, wie die Kinder
in Chinguetti (noch heute) auf Holztafeln schreiben lernen
4 Blick über die Stadt auf die Moschee von Chinguetti (typisch
mauretanischer Stil)
5 Ruinen der ehemals zweiten Bibliotheksstadt in Zentralmau-
retanien, Ouadane
6 Regale in der Bibliothek Ouanane in Chinguetti, exemplarisch
Die Bibliothek der Familie Khabut in SinqIt enthält also ein Buch über Astronomie aus dem 10./15. Jahrhundert, in der das Sonnensystem [,,le système solaire et ses mouvements de rotation"] abgebildet sein soll. Nun könnte man noch annehmen, dass die wenig geschulten Touristenführer diese Vokabel einfach flapsig anwendeten und nicht ,,Sonnen"system in unserem heutigen Sinn meinten, sondern eigentlich Planetensphären. Allerdings heißt es auf einem anderen Blatt: die Planeten ,,et sa rotation autour du soleil" (und ihre Rotation um die Sonne: also, das ist nun sehr eindeutig und weckt unbedingt den Forscherdrang).
Die Abbildung 5 zeigt die benachbarte Ruinenstadt Ouadane, in der es ebenfalls berühmte Bibliotheken in Privatbesitz gibt. Und so sehen ,,Bibliotheken" aus (Abb. 6): Das ist einfach ein Raum in einem privaten Wohnhaus, in dem in Lehmregalen die einzelnen Bücher liegen
- moderne Paperback-gebundene Schulbücher genauso wie die alten, in bemaltes Ziegenleder eingeschlagenen Manuskripte aus dem 13., 14., 15. ... Jahrhundert christlicher Zeitzählung.
Die Familie Khabut ist seit 660 (H) / 1262 (J) in SinqIt wohnhaft und hat also seit der Blütezeit dieser Karawanenstadt als großer Umschlagplatz im 14. Jahrhundert über 1.400 Manuskripte angehäuft; sie gilt als eine der bedeutendsten Bibliotheken Mauretaniens.
Das Astronomiebuch cIlm al-falak wa al-tabIc yat ist 22 x 15 cm2 groß und umfasst 258 Seiten mit jeweils 21 Zeilen. Informationsblätter aus der Bibliothek für den Tourismus behaupten, es handele sich um eine Handschrift, die entweder auf Varici (persisch) oder Machreq verfasst ist (Abb. 8).
Es handelt sich laut Informationen vor Ort um eine Kopie aus der Feder von ,Ib-
rahim Khusdal des Sultans al-Ahsanbadi, der es im Jahre 838 (H)/1435 (J) niederschrieb. Kommentiert wurde es angeblich von Sharh Hakma, während - falls ich das hassanyya-französisch richtig verstehe - die Quelle das Buch cIlm al-falak (wörtlich: Kunde vom Weltkreis, also Astronomie) von einem Autor namens Hakim Shah al-Qazuini ist, der allerdings erst 928 (H)/1522 (J) gestorben sein soll. Sollte der Autor tatsächlich seinen Kopisten überlebt haben? Das erscheint doch sehr fraglich.
Und wenn es so wäre, wenn die Mauretanier heliozentrische Weltbilder gekannt hätten: Woher hatten sie sie? Was war das ursprüngliche Buch, das dem hier genannten zugrunde lag? Irgendwer muss doch die Idee ins Spiel gebracht haben, dass die Sonne im Zentrum der Planetenbewegung steht?
Von Copernicus können die Mauretanier diese Lehrmeinung nicht gehabt haben:
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Geschichte
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Mauretanische Minarette sind mit Straußeneiern verziert, die man im Wüstensand findet und die früher heidnische Kultobjekte bei Gebeten für Fruchtbarkeit und Kindersegen waren.
Sein Buch erschien in Europa übrigens 1543 (J), also 108 Jahre nach der Niederschrift des Buchs von Chinguetti durch ,Ibrahim Khusdal.
Die Mauretanier können aber nicht einmal dieselben Quellen gelesen haben wie Copernicus (von dem man weiß, dass er die Idee zum Heliozentrismus von Aristarch hatte), denn zum Zeitpunkt der datierten Niederschrift des Manuskripts im 14./15. (J) Jahrhundert war Spanien bereits nicht mehr maurisch, sondern durch die christliche Reconquista zurückgewonnen worden. Der Nordweg nach Europa war also ,,versperrt", d. h., es gab keine direkte Verbindung mehr nach Europa.
Aber Merkwürdig an den hier vorliegenden Angaben ist auch, dass: 1. die Abschrift durch ,Ibrahim Khusdal
neunzig Jahre vor dem Tod des angeblichen Autors (Hakim) datiert ist - was auf dessen stolze Lebensdauer von mindestens 105 bis 120 Jahren schließen ließe. Zur damaligen Zeit ist das noch unwahrscheinlicher als heute. 2. zwei verschiedene Datenblätter unterschiedliche Aussagen über die Sprache treffen (Varici oder Machreq?)
Die Touri-Info rückt dann noch ein Foto raus. Leider sehr schlecht, so dass man nur grob die Schrift erkennt und es schwer fällt, dies zu lesen. Dennoch denke ich, und damit bin ich offensichtlich
VdS-Journal Nr. 48
8 Das fragliche Bild der Planetensphären
nicht allein, dass die Schrift in der Abbildung arabisch ist: In der Mitte steht ,,Zentrum der Welt", aber ich kann nicht erkennen, dass da auch stehen würde, dass die Sonne dieses Zentrum sei. Möglicherweise steht das im Text des Buches, aber wenn nicht einmal die Sprache zuverlässig angegeben wird, wie soll ich mich da auf Inhaltsangaben verlassen?
Wir lernen: Lieber alles kritisch hinterfragen, was die Leute erzählen und was im Tourismus gesagt und geschrieben wird. Ich war auch nie sicher, wie glaubwürdig die Aussagen der befragten Personen sind, denn der alte Herr Khabut spricht nur gebrochen Französisch, was die Kommunikation mit ihm sehr schwer machte. Der junge Herr Khabut ist ein
sehr verschlossener Mensch, auch in Bezug auf den Inhalt des Buches: Er scheint sich mehr auf den Tourismus zu verstehen als auf seine alten Buchschätze - und wie gut wenigstens der Ältere sich auf die Sternkunde im Speziellen versteht, entzieht sich meiner Kenntnis.
Die Antwort auf die Eingangsfrage genauer zu ergründen, dazu sind wohl weitere Besuche nötig - vielleicht auch von Sprachkundigeren als mir. Vielleicht wird man dann herausfinden, was es tatsächlich mit diesem Buch auf sich hat?
Danke an meine Projektpartner Jerôme Blößer und Mahmoud M`Beiry (Fa. Wüstenwandern.de).
Kleine Planeten
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Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten
von Gerhard Lehmann
Im wunderschönen Bergdorf Falera in der Schweiz fand die 16. Kleinplanetentagung statt. Einem außerordentlichen Team an ehrenamtlichen Geistern, ohne die keine Tagung stattfinden könnte, standen die Organisatoren Jose de Queiroz und Hansjörg Wälchli vor. Wenige Tage danach veröffentlichte Hansjörg auf der Kleinplanetenmailingliste [1] folgende Zeilen, die ich mit seiner Genehmigung zitieren darf. Er schrieb:
,,Schon ist die Kleinplanetentagung 2013 Geschichte. Wie bei allem, was Anstrengung kostet, scheint der Moment, auf den hin man sich abgemüht hat, in Nullzeit an einem vorbeigeflutscht zu sein und weg ist all das, was man erhofft, erwünscht - ja - ersehnt hat. Wären da nicht die vielen Eindrücke die aus dem Gedächtnis hochsteigen, haufenweise neue Gesichter, in meiner Erinnerung oft schwerlich einem Namen aus der Teilnehmerliste zuzuordnen (eine meiner großen Schwächen), ich wüsste nicht, ob die Tagung bereits vorüber ist oder ob ich morgen nach Falera zu reisen habe, um Mitorganisator zu spielen. Geht es eigentlich nur mir so?
Und ob der vielen netten Dankesworte, welche ich bisher habe entgegennehmen dürfen, will auch ich danken. Danken für das Gefühl, plötzlich Teil einer Gemeinschaft geworden zu sein, welche ich bis vorher nur am Rande gekannt habe; ehrlich - Astrometrie und Kleinplaneten sind eigentlich nicht mein Ding - nein ich bin ein Freund der viel (zu oft und zu unrecht?) etwas belächelten PrettyPicture-Astrofotografie. Viele Male habe ich mit Jose de Queiroz das Eine gegen das Andere abgewogen: 27x den Ringnebel gegen das Wühlen im Kieshaufen zwischen Mars und Jupiter; ,,Schaut die tollen Filamente!" gegen ,,Eh - ich habe einen neuen Kieselstein gefunden!". Wir haben es - trotz dieser Differenzen - bisher auf der schönen Sternwarte Mirasteilas gut nebeneinander ausgehalten und wenn keiner den (zweifelhaften) Anspruch zur Rettung der Welt durch sein
1 Das Haus der Astronomie in Heidelberg (Foto: ESA)
Tun ins Feld führt, sind beide Disziplinen aus Sicht der Befriedigung ebenbürtig."
In diesem Sinne möchte die FG Kleine Planeten ganz herzlich zur 17. Kleinplanetagung am 14./15. Juni 2014 in das Haus der Astronomie in Heidelberg [2] einladen. Wenn Sie dieses VdS-Journal für Astronomie in Ihren Händen halten, wird es eine Tagungswebseite mit weiteren Informationen geben. Schauen Sie dazu bitte auf die Internetseite www. kleinplanetenseite.de.
Internetlinks: [1] Mailingliste: http://groups.yahoo.
com/group/kleinplaneten/ [2] Haus der Astronomie:
www.haus-der-astronomie.de/
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Kleine Planeten
Die 16. Kleinplanetentagung erstmals in der Schweiz
- von kleinen und von großen Steinen
von Markus Griesser
Falera, die kleine Berggemeinde im romanisch-sprachigen Oberland des Schweizer Kantons Graubünden bot ideale Voraussetzungen für die 16. Kleinplanetentagung. Das hübsche und auch sehr gastfreundlich eingestellte Dorf ist vor allem auch bekannt für seine prähistorischen Megalithen mit klar nachweisbaren astronomischen Bezügen.
Die beiden Organisatoren Jose de Queiroz und Hansjörg Wälchli hatten mit ihrer sehr ausgeprägten Gastfreundschaft und einer herausragenden Organisation einen Rahmen gesetzt, der die Teilnehmenden schon vor der Tagung erwartungsfreudig stimmte. Das Tagungszentrum ,,La Fermata" mit seinem geräumigen Saal und der einfach perfekten Kongress-Infrastruktur bot dazu Möglichkeiten, wie man sie sich normalerweise nur erträumt. Und auch die großzügig ausgestattete Sternwarte ,,Mirasteilas" begeisterte die über 50 Teilnehmenden aus fünf verschiedenen Nationen.
Zahlen - Daten - Fakten Die Tagung startete mit einem statistischen Überblick, zusammengestellt und präsentiert von FG-Obmann Gerhard Lehmann. Der Fachgruppe Kleine Planeten gehören aktuell 93 Sternfreunde an - aber nur 60 davon sind Mitglied in der VdS. Die Fachgruppe gibt sich ganz bewusst sehr offen, um eben auch eher introvertierte Gemüter, die sich bei ,,Vereinsmeiereien" eher unwohl fühlen, zu integrieren. Alle diese Sternfreunde wirken in aktuell 68 Sternwarten - einige davon gleich in mehreren: Der über das Internet betriebenen Remote-Technik sei Dank. Die FG-Mitglieder haben bis heute rund stattliche 275.000 Positionsmessungen ans MPC übermittelt, wobei im vergangenen und wohl auch im laufenden Jahr wetterbedingt größere Einbrüche zu beklagen sind. Die FG führt aktuell 849 nummerierte Brocken in ihren Listen - 275 davon tragen inzwischen auch einen Namen, wobei die erste Be-
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nennung meistens die Standortgemeinde berücksichtigt.
Schattenspiele Stefano Sposetti, der Sternfreund aus dem Schweizer Kanton Tessin, Physiklehrer an einem Gymnasium, zeigte mit anschaulichen Beispielen, wie jeweils mehrere Beobachter anhand von Sternbedeckungen die Silhouette von Asteroiden ermitteln. Vor allem die fotografischen und videografischen Aufzeichnungen, gekoppelt mit genauer Zeiterfassung, sind erstaunlich aussagekräftig. Und manchmal gibt es auch deftige Überraschungen: So ist beispielsweise der Asteroid (90) Antiope ein klar erkennbarer Doppelkörper mit erstaunlich weitem Abstand. Und der Asteroid (911) Agamemnon, ein JupiterTrojaner, dürfte - ähnlich wie der Asteroid (243) Ida - von einem Mini-Möndchen begleitet sein.
Stefano Sposetti empfahl den Zuhörenden, sich doch auch mit Sternbedeckungen zu befassen, denn sie seien einfach durchzuführen, benötigten nur wenig Zeit und sie machten außerdem Spaß.
Wer ist der Entdecker? Erwin Schwab war sich in seinem Referat, das sich mit den neuen Entdeckungsregeln befasst, sehr bewusst, dass er mit seinen Ausführungen und den statistischen Erhebungen Salz in die offenen Wunden vieler Beobachter streute. Aber eben: Am 19. Oktober 2010 ist jenes berüchtigte Minor Planet Circular erschienen, das die Prioritäten bei den Entdeckungen neu regelte. Tröstlich blieb bis dahin einzig, dass die bis dahin bereits gefundenen Asteroiden den glücklichen Entdeckern mit dem längeren Bogen verblieben.
Dies hat sich mit den neuen Regeln sehr zu Ungunsten der Amateure verschoben. Erwin Schwab wies dies mit einer eindrücklichen Statistik nach. Von den bis März 2013 vergebenen 6.600 Credits
für Erstsichtungen wären nach der alten Regel 4,5 % an Amateure vergeben worden. Nach der neuen Regel sind es gerade noch 1,5 %. Gewinner sind diesem Entdeckungs-Wettbewerb also klar die Surveys, Verlierer hingegen all jene, die mit der Follow-up-Strategie arbeiten. Und das sind wohl die meisten Amateure. Sie haben also, um es etwas drastisch und im Wortlaut von Jugendlichen auszudrücken, die ,,Arschkarte" gezogen. Noch ist aktuell unklar, wie die Entwicklung weiter läuft. Aber, es ist zu vermuten, dass sich manche Amateure in diesem ungleichen Wettbewerb anderen Aufgaben zuwenden, was gerade bei den Follow-upBeobachtungen an erdnahen Asteroiden sehr, sehr schade ist ...
The T3 Project Mit seinem Referat in englischer Sprache stellte der Kollege Luca Buzzi aus Italien ein von Profis und Amateuren gemeinsam betriebenes, interessantes Such-Projekt vor, mit dem mit einer speziellen Software Kometen unter Jupiter-assozierten-Hauptgürtel-Asteroiden gesucht werden. Für die eigentliche Identifizierung und das Erkennen von Koma und Schweif(-ansätzen) kommen dann große Teleskope zum Einsatz, darunter die beiden Faulkes-Teleskope, große Instrumente der US-Remote-Station H21 sowie ein 1,3-m-Teleskop auf Kitt Peak. Künftig soll auch das 2-Meter-LiverpoolTeleskop auf La Palma dazu stoßen. Der Erfolg ist beachtlich: Seit 2010 sind im Rahmen dieses Projektes immerhin sieben Asteroiden als Kometen erkannt worden.
20 Jahre KleinplanetenBeobachtungen in Drebach Mit Jens Kandler, der heute im Hauptberuf das Planetarium und die Sternwarte in Drebach leitet, kam dann ein sehr erfahrener Kleinplaneten-Freund zum Zug. In Drebach wurden erste KleinplanetenBeobachtungen in den achtziger Jahren noch visuell und mit Handskizzen durch-
Kleine Planeten
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1 Teilnehmer der 16. Kleinplanetentagung, zu Gast in Falera in der Schweiz (Foto: Gerhard Dangl)
geführt. Erste Fotos, vermessen auf einer mechanischen Koordinaten-Maschine von Zeiss, verhalfen dann der Sternwarte Drebach 1993 zum Station Code 113 mit dem unrichtigen Orts-Zusatz ,,Schönbrunn", das einige Kilometer von Drebach entfernt liegt. Doch so richtig los ging es dann bei der Kleinplaneten-Jagd im Erzgebirge mit der ersten CCD-Kamera, einer SBIG ST-6 mit einem Chip von gerade mal 8,6 mm x 6,5 mm Kantenlänge, die an einem Refraktor mit einer Öffnung von 18 cm angeschlossen wurde.
Der 1995 geschlossene Kontakt zum Berufsastronomen Dr. Freimut Börngen in Jena führte dazu, dass vermehrt so genannte Tautenburger Objekte ins Visier genommen wurden. Diese damals noch nicht nummerierten Asteroiden, die Freimut Börngen nach seiner eben erfolgten Pensionierung nicht mehr selber weiter verfolgen konnte, wurden alle mit dem 2-Meter-Teleskop der Sternwarte Tautenburg noch mit konventionellen Methoden entdeckt, viele davon in enger Zusammenarbeit mit Dr. Lutz Schmadel aus Heidelberg, mit dem Freimut Börngen nach der Wende eine Zeit lang eine Arbeitsgemeinschaft bildete.
Mit dem 1997 angeschafften 0,5-m-Teleskop gelang dann auch sehr bald die erste Entdeckung: Der damals gefundene 1997 UA4 trägt heute den Namen (31147) Miriquidi, was ein mittelalterliches Synonym zum Wort Erzgebirge, eben der Heimat der Sternwarte Drebach ist.
Einer der Höhepunkte im Beobachtungsjournal der Drebacher Sternwarte realisierte der regelmäßige ,,Gastbeobachter" und Freund Andre Knöfel im Frühjahr 2006 mit der Entdeckung des 2006 EL6, der sich als ,,Potentially Hazardous Asteroid" (PHA) entpuppte. Eine kleine Sensation, die auch in den Medien gebührend widerhallte.
In den Namensgebungen bewiesen die Sternfreunde aus dem Erzgebirge hauptsächlich Verbundenheit mit der Region. So erinnert der Namen ,,Rebentrost" an den Vater der heute weltberühmten Krokus-Wiesen in Drebach. Doch auch Siegmund Jähn, der erste deutsche Kosmonaut, oder die ostdeutsche RadsportLegende Täve kamen so unverhofft zu himmlischem Ruhm, der umgekehrt bei den Übergabefeiern natürlich jedes Mal auch auf die Sternwarte Drebach zu-
rückfiel. Drebach ist heute einer der führenden Namen, nicht nur als Stätte vorbildlicher populärastronomischer Vermittlungstätigkeit, sondern eben auch ein Leuchtturm in den Kleinplanetenbeobachtungen durch Amateure.
Ein Hansdampf in vielen Gassen Jürgen Lindner betreibt zwar auch eine eigene Sternwarte, die noch bis November 2013 umgebaut wird, ist aber sonst bei verschiedenen weiteren Stationen und Projekten sehr aktiv und bringt dort mit Freude und Engagement sein Können und seine Freizeit ein. So arbeitet er im Auswerte-Team des ESA-Projektes TOTAS (Teide Observatory Tenerife Asteroid Survey) mit, das auf Teneriffa mit einem sehr leistungsfähigen 1-MeterTeleskop einige Nächte im Monat nach NEOs sucht. Ein größere Zahl Amateure hauptsächlich aus dem Umfeld der Sternwarte Heppenheim wertet die großflächigen Aufnahmen segmentweise aus - mit schönen Erfolgen: So liegen bis heute rund 1.500 Designations aus diesem Suchprogramm vor. Jürgen Lindner macht aber auch beim Projekt T3 mit und interessiert sich mit seinem fundierten Know-how generell auch für Kometen.
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Kleine Planeten
Wetter für Astronomen Mit Dr. Karl Gutbrod, CEO von Meteoblue, kam dann ein Thema zur Sprache, das alle Beobachter/-innen immer wieder brennend interessiert: Eben - das Wetter. Meteoblue ist ein Spin-Off der Universität Basel und bietet heute einen teilweise kostenpflichtigen, aber immer sehr geschätzten Wetter-Service gerade auch für Amateurastronomen. Der Referent zeigte, wie Wettermodelle entstehen und wie schwierig bei gewissen Wetterbedingungen die Modellierungen und die Prognosen sein können. Während auf ein bis drei Tage hinaus die heutigen Voraussagen in der Regel sehr zuverlässig sind, nehmen die Eintrittswahrscheinlichkeiten für weitere Zeiträume deutlich ab. Meteoblue bietet auch Hinweise auf das voraussichtliche, astronomisch nicht unwichtige Seeing, was gerade aktive Beobachter in ihren Planungen sehr schätzen dürften.
In Zukunft remote? Ranga Yogeshwar, der TV-Star aus der deutschen Wissenschaftsszene, machte in seinem Referat, völlig losgelöst von seinem Beruf als Moderator, einen interessanten Vergleich: Für ein 12-ZollTeleskop mit einem Kuppelbau muss ein Amateurastronom oder eine astronomische Vereinigung aktuell so schätzungsweise 46.000 Euro an Investitionskosten aufbringen. Nutzt man Beobachtungszeit mit einem Remote-Teleskop an einem guten Standort - und Ranga bot hier persönliche Erfahrungen aus einem eigenen Projekt in Südfrankreich, das er gemeinsam mit Freunden realisiert hat - so schneidet die Remote-Lösung, rein wirtschaftlich betrachtet, erstaunlich gut ab: Für eine Beobachtungsstunde auf dem professionellen 820-mm-Teleskop in Südfrankreich werden 240 Euro fällig. Eine Stunde auf einem 305-mm-Teleskop kostet lediglich 60 Euro. Dabei stehen die beiden Remote-Teleskope an einem wirklich dunklen Beobachtungsort mit sehr guten Luftverhältnissen.
So betrachtet ist die Nutzung eines Internet-Teleskops tatsächlich die klar vorteilhaftere Alternative, auch wenn dem Beobachter natürlich das sinnliche Erlebnis der selbst erlebten Beobachtungsnacht fehlt. Und offen gesagt: Das ist für Amateure nicht zu unterschätzen, auch wenn dann die Ergebnisse nicht unbe-
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dingt gleich zielführend sind wie eben mit einer Remote-Lösung!
Kometenjäger Werner Hasubick aus dem süddeutschen Buchloe hat es mit den Haaren, zumindest mit jenen, die an den Sternen kleben, also mit den ,,Haarsternen". Seine uneingeschränkte Liebe gehört nämlich den Kometen. Er sucht und inventarisiert sie, wie andere leidenschaftliche Sammler ihre Briefmarken oder Bierdeckel. Es gibt so manchen Kometen, den der erfahrene Sternfreund mit dem 44-cm-Teleskop der Sternwarte Buchloe nicht schon aufgestöbert und vermessen hat. Und er will weiter dranbleiben. Anhand seiner akribisch geführten Beobachtungsstatistik dokumentierte Werner einen Fleiß, den wohl nur wenige Sternfreunde an den Tag (oder besser: an die Nacht) legen.
Nachdem er 2008 seinen 500. Kometen beobachtet hat, dürfte der 1.000ste etwa 2018 fällig sein. Unseren Freund betrübt einzig, dass er nicht wirklich alle bis dahin bekannten Kometen nachstellen kann. Einige sind verschollen und andere der Sonne zu nachgekommen und dabei ins Nirwana verdampft. Also ist sich unser Sternfreund hier klar bewusst, dass er sein akribisch geführtes Kometen-Album nie zu 100 % wird füllen können. Ihn tröstet hingegen, dass ihn die Kometen weiterhin auf Trab halten werden, denn es werden ja glücklicherweise immer wieder neue entdeckt.
Intermezzo In einem eingeschobenen Kurzreferat wurde das Projekt ROTAT vorgestellt, das Remote Observatory Theoretical Astrophysics Tuebingen. Diese Institution, die auf dem Gelände des Haute Provence Observatory in Südfrankreich untergebracht ist, bietet vor allem Schulen und ernsthaften Amateuren Beobachtungsmöglichkeiten über das Internet. So wurde hier auch der Asteroid 2012 DA14 verfolgt. Und Jost Jahn, ein auch in unseren Kreisen gut bekannter Sternfreund, entdeckte mit dieser Einrichtung, zu der als Flaggschiff ein 60-cm-Newton/Cassegrain gehört, den erdnahen Kleinplaneten 2013 KN6, ein PHA.
Geschätzte Amateure Detlef Koschny ist Kopf des Near-Earth Object Segments der ESA, das zum Space
Situational Awareness gehört. Er befasst sich im Rahmen dieses Programms hauptsächlich mit Risikoabschätzungen im Zusammenhang mit erdnahen Kleinplaneten. Er war für diese KP-Tagung extra aus Holland nach Falera gereist, was nicht nur die Organisatoren sehr schätzten. Detlev konnte mit einer erfreulichen Nachricht aufwarten. Am 22. Mai ist in Italien ein neues Zentrum für erdnahe Kleinkörper eröffnet worden. Es geht hier hauptsächlich um Datenerfassungen und Risikoberechnungen, bei denen sowohl zur Uni Pisa (NeoDyn) als auch zum DLR in Berlin enge Kontakte gepflegt werden. Man überlässt also das Feld nicht einfach nur den US-Amerikanern und deren NASA. Dies ist zwar gut so, doch finanziell kämpfen die Europäer mit ungleich kürzeren Spießen.
Doch auch im Hinblick auf die Beobachtungen hat sich einiges getan: So wird neuestens der bekannte und semi-professionelle Survey ,,La Sagra" in Südspanien mit Mitteln der ESA gefördert. Wie schön: Denn dort wurde bekanntlich der Asteroid 2012 DA14 entdeckt. Und auch das Programm TOTAS mit dem 1-m-ESATeleskop auf Teneriffa, an dem ja auch zahlreiche Amateure aus Deutschland so erfolgreich mitarbeiten, erweist sich längst als eine solide Erfolgsgeschichte. Es bestehen weitere Pläne der ESA zum Einsatz von kleineren Teleskopen der Klasse 16 bis 20 Zoll in Australien und Spanien, die durch die Firma APM gebaut und geliefert würden.
Detlev Koschny bezeichnete die Followup-Beobachtungen durch Amateure an NEOs ausdrücklich als nach wie vor als nötig und sinnvoll. Er ermunterte so die anwesenden Sternfreunde, trotz der so zahlreichen Surveys weiter zu machen Balsam für manche wunde Seele.
Anspruchsvolle technische Basteleien Gerhard Dangl, der im österreichischen Waldviertel eine sehr hübsch eingerichtete Sternwarte betreibt (C47), stellte in seinem technisch sehr anspruchsvollen Referat mit DASCO, EXTA und VEXA drei selbstgebaute Geräte für PräzisionsMessungen an Kamerasystemen vor. Die Abkürzungen stehen für ,,Digital Artifical Star Control", ,,Exposure Time Analyser" und ,,Video Exposure Time Analyser". Es
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Kleine Planeten
geht also im Wesentlichen darum, systembedingte Zeitfehler bei den Belichtungen mit CCD- und Video-Kameras im Detail zu ermitteln und sie dann bei den Beobachtungsresultaten korrigierend mit einzubeziehen. Wie nötig das ist, zeigt sich wieder bei sehr schnellen Objekten, bei denen sich diese Systemfehler entsprechend massiv auch auf die ermittelten Positionen auswirken.
Ein gutes Glas Wein zum guten Schluss des ersten Tages Zum Abschluss des ersten, inhaltsreichen Tages offerierte die Gemeinde Falera den Sternfreunden und Sternfreundinnen, die zum Teil von sehr weit angereist waren, einen Willkommens-Apero. Diese sympathische Form einer Begrüßung wird in der Schweiz bei sehr vielen öffentlichen und auch privaten Anlässen immer wieder zelebriert. Der ,,Apero" - auch in der Deutschschweiz ganz bewusst mit französischen Akzent geschrieben - ist ein wesentlicher Teil der Begrüßungskultur der Eidgenossen: Schön, wie die Sternfreunde an der KP-Tagung dieses sehr schweizerische Ritual nicht nur über sich ergehen ließen, sondern es auch sichtlich genossen.
Anschließend bestand Gelegenheit, die sehr hübsch eingerichtete Sternwarte ,,Mirasteilas" zu besichtigen. Kernstück des Observatoriums ist ein azimutal montiertes 90-cm-Teleskop von Keller. Einige Unentwegte versuchten sich dann später trotz des Vollmondes und vorüberziehender Bewölkung an einigen Beobachtungen. Aber eben: Die voll beleuchtete Nachtfunzel mag ja für Romantiker und Verliebte eine geeignete Leuchte sein, aber sicher nicht für Astronomen.
Angewandte Mathematik Der sonntägliche Vortragsreigen startete mit dem spannenden Referat von Caroline Liefke. Die junge, promovierte Astrophysikerin ist am ,,Haus der Astronomie" in Heidelberg tätig und berichtete über ein interessantes Projekt, das sie mit einer Schulklasse am berühmten Asteroiden ,,Apophis" durchgeführt hat.
Anhand von Beobachtungen, die am 12. Dezember 2012 und 9. Januar 2013 synchron mit den beiden Faulkes-Teleskopen auf Hawaii (F65) und in Australien (E10) durchgeführt wurden, ging
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es darum, über die Parallaxe die genaue Erdentfernung zu ermitteln. Was sich da so leicht anhört, ist in der Praxis ganz schön anforderungsreich - besonders für Schüler. Die Erde ist ja bekanntlich keine Kugel, doch war dies bei weitem nicht das einzige Problem bei dieser Aufgabe. Immerhin lag nach Abschluss der ganzen Rechnerei ein schönes Ergebnis vor: Bei der ermittelten Parallaxe von 1,81 Bogenminuten betrug die aktuelle Distanz 14,471 Millionen Kilometer! Manchem Jugendlichen sollte also mit diesem schönen Beispiel klar geworden sein, dass Mathematik nicht einfach nur graue Theorie ist. Mathe kann nicht nur spannend sein, sondern führt eben auch sinnvoll und zielführend in sehr praktischen Wissensfragen weiter.
Wie man aus Licht Körper formt Raoul Behrend, ebenfalls ein Profi-Astronom, der an der Universität Genf arbeitet, trug sein Referat auf Englisch vor. Er ist ein weltweit anerkannter Fachmann für fotometrische Beobachtungen an Kleinplaneten, aus denen dann dreidimensionale Modelle sowie die Lage von Rotationsachsen abgeleitet werden können. Der Referent zeigte einige eindrückliche Bespiele, darunter eine Lichtkurve des Asteroiden (1139) Atami. Ein scharfer Peak im Plot dieses Brockens deutet auf eine Doppelnatur hin - im Reich der Asteroiden offenbar keine Seltenheit.
Wenn Lichtkurven mit weiteren Beobachtungen aus Sternbedeckungen und Radar-Abtastungen kombiniert werden, sind auch ohne Fotos von Raumsonden erstaunlich genaue Angaben zur Form und Rotation des jeweiligen Kleinplaneten möglich. Dies hat sich sehr deutlich beim Asteroiden (21) Lutetia gezeigt, der inzwischen Besuch von der Raumsonde Rosetta erhalten hat. Die dabei erhaltenen, wirklich tollen Fotos bestätigen und verfeinern weitgehend die schon bis dahin ermittelten Erkenntnisse.
Ein kleines Hubble Telescope Heiko Wilkens stellte in seiner Präsentation ,,Public Telescope" ein Projekt vor, von dem auch Amateure und Bildungseinrichtungen profitieren sollen. Mit einem geschätzten Kostenaufwand von 90 Millionen Euro soll innerhalb dreier Jahre ein öffentlich zugängliches Weltraumteleskop im Orbit sein. Mit 80 cm Öff-
nung, einer Brennweite von etwas über zehn Metern und einem Gesichtsfeld von 0,35 x 0,35 Grad dürfte dieses Instrument auch den Kleinplaneten-Freunden den Mund wässrig machen. Doch ob sich dieses reichlich anspruchsvolle Konzept auch in die Wirklichkeit umsetzen lässt? Bei geschätzten Betriebskosten von 60.000 Euro am Tag müssten doch reichlich potente Sponsoren gefunden werden, um dieses Instrument dann wirklich zu einigermaßen tragbaren Preisen auch Amateuren und Bildungseinrichtungen zugänglich zu machen - toll wär`s ja.
Und nochmals 2012 DA14 Zum Tagungsabschluss servierte Bernd Gährken - außer Programm - noch ein hübsches Video von der Passage dieses Kleinplaneten. Die meisten Sternfreunde in Mittel- und Nordeuropa blieb dieses Schauspiel ja - wetterbedingt - verborgen. Doch reiste der Referent anhand seiner kurzfristigen Wetter-Analyse nach Südtirol, wo er dann trotz der beißenden Kälte von minus sechs Grad das Schauspiel sowohl mit dem 20x80-Fernglas, als auch mit der Video-Kamera mitverfolgen und dokumentieren konnte.
Dank Mit einem herzlich Dank an die in jeder Hinsicht perfekte Organisation und mit einer kleinen Stärkung für alle Anwesende ging dann diese 16. Kleinplanetentagung zu Ende. Bereits freuen dürfen sich die Sternfreunde auf die nächstjährige Tagung: Caroline Liefke lud alle zur 17. Kleinplanetentagung am 14./15. Juni 2014 in ihr ,,Haus der Astronomie" nach Heidelberg ein. An dieser auch historischen Stätte der Kleinplanetenforschung auf dem Königsstuhl mit der Landessternwarte, wo einst Max Wolf neue Wege in der Asteroidenforschung beschritt, dürfte sich voraussichtlich eine Rekordzahl von Sternfreunden und Sternfreundinnen einfinden.
Kleine Planeten
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Kosmische Begegnungen
von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries
Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf seiner Bahn um die Sonne weiter bewegt hat. Für viele Astrofotografen sind solche zufälligen kosmischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war.
Unser heutiges Bild wurde uns von Torben Simm zur Verfügung gestellt. Er ist Mitglied in der Volkssternwarte Buchlo-
he, die anscheinend ein guter Boden für kosmische Begegnungen ist. So wurde Torben auch im Verein auf die kleine Strichspur auf seiner Aufnahme von NGC 2903 aufmerksam gemacht. Diese konnte nach kurzer Recherche (331) Etheridgea zugeordnet werden.
Bei (331) Etheridgea handelt es sich um einen ca. 75 km großen Hauptgürtelasterioden, der am 1. April 1892 vom französischen Astronom Auguste Charlois entdeckt wurde. Er braucht ca. 5 Jahre und 3 Monate für einen Umlauf um die Sonne. Der Kleinplanet (331) Etheridgea vollendete nach seiner Entdeckung nicht mal
den vierten Umlauf, als Auguste Charlois 1910 von seinem ehemaligen Schwager ermordet wurde, der es nicht verwinden konnte, dass der Astronom wieder heiratete. So blieb es bei 99 Entdeckungen von Charlois, dem zu Ehren der Asteroid (1510) Charlois benannt wurde [1].
Gänzlich unbeeindruckt von den menschlichen Tragödien bleibt natürlich die wunderschöne Spiralgalaxie NGC 2903. Sie war am 22. März das eigentliche Ziel von Torben Simm. Die im Löwen gelegene Galaxie war schon öfter das Motiv für kosmische Begegnungen. Daher habe ich auch in den Vorschlägen in
1 Der Kleinplanet (331) Etheridgea neben der Galaxie NGC 2903. Belichtet mit einem 8-zölligen Newton f/4 und einer Canon EOS 350Da.
(Foto: Torben Simm)
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Kometen
der Tabelle eine Begegnung rausgesucht. Vielleicht klappt es ja bei dem einen oder anderen, sie zu fotografieren.
Kosmische Begegnungen finden täglich statt. Die Tabelle rechts enthält eine kleine Auswahl interessanter Begegnungen zwischen Kleinplaneten und Deep-SkyObjekten, die von uns erstellt wurde. Damit soll Ihnen Ihr Weg zum persönlichen Bild einer kosmischen Begegnung erleichtert werden.
Eine Möglichkeit, sich täglich über aktuelle kosmische Begegnungen zu informieren, finden Sie auf der Homepage von Klaus Hohmann unter http://astrofotografie.hohmann-edv.de/aufnahmen/ kosmische.begegnungen.php. Dort kann sich der interessierte Astrofotograf in dem von Klaus geschriebenen Tool kosmische Begegnungen anzeigen lassen. Interaktiv hat man die Möglichkeit, verschiedene Parameter wie die Helligkeit des Deep-Sky-Objektes oder die Hellig-
Auswahl interessanter Begegnungen zwischen Kleinplaneten und Deep-Sky-Objekten im 1. Quartal 2014
Datum Uhrzeit Kleinplanet mag
14.01.2014 22:00 (711) Marmulla 15,6
25.01.2014 22:00 (506) Marion 12,7
08.02.2014 24:00 (141) Lumen 12,4
22.02.2014 22:00 (197) Arete 13,8
02.03.2014 22:00 (616) Elly
13,9
22.03.2014 21:00 (4362) Carliste 16,0
Objekt M 37 NGC 2888/94 NGC 2577 NGC 3301 NGC 3226/7 NGC 2903
Art mag OC 5,6 Gx 14,0-15,2 Gx 13,5 Gx 12,3 Gx 12,4/11,3 Gx 9,3
Abstand 3' 8' 4' 7' 7' 4'
Abkürzungen: OC = Offener Sternhaufen, Gx = Galaxie
keit des Kleinplaneten selbst auszuwählen, um eine passende Konjunktion für sich zu finden.
Wir möchten Sie im Namen der Fachgruppe Kleine Planeten der VdS bitten, Ihre kosmische Begegnung einzusenden, um zukünftige Ausgaben des VdS-Journals für Astronomie mit Ihren Bildern zu bereichern. Schicken Sie die Bilder per Mail mit dem Betreff ,,Kosmische Begegnung" an diriesw@aon.at. Bitte verges-
sen Sie nicht das Aufnahmedatum, die fotografierten Objekte und die Daten des Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen. Der Autor eines ausgewählten Bildes wird anschließend aufgefordert, eine unkomprimierte Version des Bildes für den Druck zur Verfügung zu stellen.
Internethinweise: [1] http://de.wikipedia.org/
wiki/%28331%29_Etheridgea
Der Periheldurchgang des Kometen
63P/Wild im April 2013
von Uwe Pilz
Der Komet wurde im März 1960 von Paul Wild am Astronomischen Institut Bern fotografisch entdeckt. Der Schweifstern stand seinerzeit im Löwen und war etwas schwächer als 14 mag. Die Beobachtungsperiode endete im Juni, als der Komet sich der 20. Größenklasse näherte. Brian Marsden berechnete die Bahn und erkannte, dass es sich um einen periodischen Kometen mit etwas mehr als 13 Jahren Umlaufzeit handelte. 1973 wurde der Komet trotz des ungünstigen Perihels aufgefunden, seine Helligkeit überstieg 19 mag nicht. Die Bahn konnte jedoch verbessert werden. Zum 1986er-Perihel wurde 63P nicht aufgefunden.
63P durchlief am 10. April 2013 das jüngste Perihel. Er stand zu dieser Zeit in einer günstigen Beobachtungsposition im Löwen. Die Helligkeit wurde um 12 mag prognostiziert - also gut erreichbar
für mittelgroße Instrumente. Dennoch wurde der Komet international nicht allzu oft beobachtet. Unsere Fachgruppe hat mit sechs Messungen dreier Beobachter einen deutlichen Anteil an den insgesamt
Im Dezember 1999 kam der Komet wiederum der Sonne nahe. Dieses Perihel wurde von der Fachgruppe beobachtet: Maik Meyer konnte dreimal die Helligkeit messen, sie lag seinerzeit bei 12,5 mag. Michael Jäger gelangen zwei fotografische Aufnahmen, seinerzeit noch auf chemischem Weg (Abb. 1).
VdS-Journal Nr. 48
1 Komet 63P/Wild am 29. Februar 2000 um 02:32 UT. 12-Zoll-Deltagraph, 1:3,3.
(Aufnahme: Michael Jäger)
Kometen
59
2 Gas- und Staubentwicklung des
Kometen 63P/Wild in der Nähe des Perihels. (Grafik: Uwe Pilz)
nur 18 visuellen Beurteilungen. Mit diesem kleinen Messwertumfang lässt sich der Komet nicht sinnvoll auswerten. Um das Perihel herum erreichte der Komet etwa 11 mag und war tatsächlich kein schwieriges Objekt. Sehr wahrscheinlich stand er aber im Schatten des Kometen PANSTARRS und wurde deshalb von den Beobachtern vernachlässigt.
Die visuellen Beobachter der Fachgruppe bemühten sich darum, morphologische Details zu enthüllen. Da der Komet zumindest visuell sehr diffus, wenig kondensiert erschien, war dies keine leichte Aufgabe. Während Christian Harder Mitte März einen runden, sehr diffusen Nebelflecken beobachtete, erkannte Walter Kutschera am 4. Mai den Kometen in einem Instrument der Halbmeterklasse als länglich, was auf einen Schweifansatz hindeutete. Einen Tag vorher ging ich mit etwas weniger Öffnung an eine Beobachtung heran und konnte keinen Schweif entdecken. Obwohl der Komet auch mir äußerst diffus erschien, reagierte er doch gut auf einen Swan-Band-Filter. Dies weist stets auf einen hohen Gasanteil hin. Die Auswertung der Gas- und Staubproduktion bestätigt dies: Ein Helligkeitsausbruch kurz nach dem Perihel mit starker Gasfreisetzung (Abb. 2). Wegen der geringen Zahl visueller Messungen sind diese Ergebnisse cum grano salis zu nehmen.
Im Bilderarchiv der Fachgruppe finden sich zehn Aufnahmen von sieben Bildautoren, der Komet ist damit gut dokumentiert. Das Foto von Michael Hauss dokumentiert die diffuse Erscheinung, welche der Komet Anfang April zeigte (Abb. 3). Einen Monat später zeigte sich 63P auf dem Foto von Leszek Przybysz (Abb. 4) viel stärker kondensiert, mit einer brillanten zentralen Kondensation. Diese Aufnahme stützt die Theorie des Ausbruchs um den Monatswechsel April/Mai.
4 Komet 63P/Wild am 5. Mai 2013 um
21:45 UT. 10-Zoll-Newton, 1:4,8, und ATIK314L- CCD-Kamera. Belichtungszeit 180 s. (Aufnahme: Leszek Przybysz)
3 Komet 63P/Wild am 7. April 2013 um 20:45 UT. 8-Zoll-SCT mit Fokal-Reducer und
Canon EOS 5D Mark II, Belichtungszeit 1.325 s. (Aufnahme: Michael Hauss)
VdS-Journal Nr. 48
60 Sonne
Schwarze Sonne über Australien
von Kerstin Rätz
Für den 14. November 2012 war wieder einmal eine totale Sonnenfinsternis angesagt. Diese zu beobachten, erforderte allerdings eine größere Reise, denn die Totalitätszone verlief durch den Pazifischen Ozean über den nordöstlichen Zipfel von Australien (Abb. 1). Acht Personen vom Verein Sternwarte Kirchheim e.V. ließen sich davon nicht abschrecken - schließlich wurde die Reise doch nicht ausschließlich für die totale Sonnenfinsternis - sondern auch zum Kennenlernen von Land und Leuten - in Angriff genommen. Dies auch für den Fall, dass Wolken den Blick auf das große Ereignis verhindern würden - Australien ist immer eine Reise wert, und wenn sie noch so lang ist! So machten wir uns nun am 31. Oktober auf den Weg. Nach ca. 24 Stunden Flug hatten wir Sydney erreicht. Von dort reisten wir drei Tage später per Flugzeug zum Uluru (auch als Ayers Rock bekannt) weiter, danach ging es mit Mietwagen nach Kings Canyon, Alice Springs und schließlich vier Tage vor der Sonnenfinsternis mit dem Flugzeug an den Beobachtungsort - nach Cairns.
Viele unvergessliche Eindrücke aus dem faszinierenden Australien konnten wir mitnehmen - doch der Höhepunkt sollte noch folgen: die totale Sonnenfinsternis am 14. November 2012 (Ortszeit; nach UT und MEZ war es noch der 13. November).
1 Totalitätszone der Sonnenfinsternis am 14.11.2012 (Quelle: J. Anderson,
F. Espenak: http://eclipse.gsfc.nasa.gov, NASA/Goddard Space Flight Center)
Dann war es soweit. Um 2:45 Uhr war für uns die Nacht zu Ende. Sorgenvolle Blicke gingen zum Himmel: Anstatt jetzt schön über dem Ost-Horizont das Kreuz des Südens leuchten zu sehen, endete unser Blick in den Wolken; ja - es regnete sogar! Was sollte nun aus der Sonnenfinsternis werden?
Trotz allem begaben wir uns unbeirrt an den auserwählten Beobachtungsort: Holloways Beach, ca. 14 km von Cairns entfernt, und bauten die Beobachtungstechnik auf. Viele andere Sonnenfins-
ternis-Interessierte harrten da schon der Dinge, die da kommen sollten, einige hatten ein Lagerfeuer entzündet.
1. Kontakt Bald - um 5:35 Uhr - sollte die Sonne aufgehen und kurz danach - um 5:44 Uhr - der 1. Kontakt. Zum Glück konnte man trotz der Wolken die Venus sichten - diese diente uns zur Einstellung der Kameras.
Wir hatten eine kleine Reisemontierung mitgebracht, die mithilfe eines Akkus
2 Uluru (auch als Ayers Rock bekannt)
VdS-Journal Nr. 48
3 Kings Canyon
Sonne 61
4 Unsere Beobachtungstechnik zur
totalen Sonnenfinsternis: Zwei digitale Canon-Spiegelreflexkameras jeweils mit 500-mm-Teleobjektiv und Sonnenfilter und eine digitale Videokamera auf einer Reisemontierung, der Laptop (links, unter dem Regenschirm) steuerte die Kamera links oben.
elektrisch nachgeführt werden konnte. Dabei musste natürlich der entgegen unserer Erfahrung in der Heimat jetzt auf der Südhalbkugel der Erde andersherum laufende Weg der Sonne über den Himmel berücksichtigt werden. Schließlich geht hier in Australien die Sonne auch im Osten auf, steigt aber zu ihrer Kulmination nach Norden empor, um sich dann wieder dem Westhorizont zuzubewegen. (Deshalb gehen auch hier die Sonnenuhren ,,verkehrt herum"!)
An der Montierung wurden zwei digitale Canon-EOS-Spiegelreflexkameras sowie ein Canon-Camcorder angebracht - zunächst noch versehen mit Sonnenfiltern (Abb. 4). Eine Fotokamera wurde über einen ersten Laptop gesteuert, die zweite konnte per Hand ausgelöst werden. Ein zweiter Laptop sollte derweil Daten über Helligkeit und Temperatur über einen entsprechenden Sensor aufnehmen.
Den Sonnenaufgang konnten wir hinter Wolken nur erahnen. Nur ab und zu gab die Wolkendecke einen kleinen Blick zur Sonne frei, sodass wir nach dem 1. Kontakt verfolgen konnten, wie die Sonne vom Mond ,,angeknabbert" wurde. Doch immer wieder gab es Regenschauer - Kameras und Laptops im Regen waren auch eine neue Erfahrung - die Technik musste mit Regenschirmen, Jacken und Plastiktüten vor Nässe geschützt werden. Eine dicke Wolke hielt sich scheinbar permanent - bis dann ein Hoffnungsfunken in Gestalt einer Wolkenlücke erglühte - und je näher die Totalität kam, desto mehr blauen Himmel gaben die Wolken frei und frei wurde bald auch der Blick zur verfinsterten Sonne. Über der Landschaft lag ein bläulich-fahler Schein.
2. Kontakt 6:38 Uhr - der Mond bedeckte die Sonne vollständig! Filter ab!
5 Der Diamantring kurz vor der Totalität (14.11.2012, 6:38 Uhr Ortszeit), Manfred
Rätz, Canon EOS 600D mit 500-mm-Teleobjektiv, 1/200 s
6 Die Korona (14.11.2012, 6:39 Uhr Ortszeit), Manfred Rätz, Canon EOS 600D mit
500-mm-Teleobjektiv, 1/13 s
62 Sonne
7 Blick über die Landschaft während der Totalität.
8 Sensor für Helligkeit und Temperatur;
der zugehörige Laptop ist gut eingepackt gegen die Nässe von oben.
Kurz schien ein Diamantring am Himmel zu prangen - ein Mond-Tal ließ ein paar letzte Sonnenstrahlen durch - dann stand am Himmel eine schwarze ,,Scheibe" (so was von schwarz!!), umrahmt vom strahlenden Kranz der Sonnenkorona (Abb. 5 + 6)! Ohne technische Hilfsmittel kann man diese äußerste Schicht der Sonne nur bei einer totalen Sonnenfinsternis sehen.
Die Vögel waren weitgehend verstummt. Es war dunkel ringsum, allerdings nicht ganz, sondern so wie in der Dämmerung. Nur am Horizont sah man einen hellen Schein, hier ging der Blick aus der Totalitätszone hinaus.
Ca. zwei Minuten konnte man diesen überwältigenden Anblick genießen, dann erstrahlte wieder der Diamantring!
3. Kontakt 6:40 Uhr und gleich ergoss sich das Sonnenlicht über die australische Landschaft. Ein Jubel ging durch die Reihen der Beobachter, und in diesem typischen kühlen fahlen Licht dieses 3. Kontaktes - Ende der Totalität - lag Holloways Beach.
Nun gab der Mond die Sonne immer mehr frei, und dann kamen wieder Wolken und auch ein paar Regentropfen - doch halb so schlimm - die ,,Wolkenlücke vom Dienst" hatte doch funktioniert! Wir begannen die Technik abzubauen.
Der Sensor für Helligkeit und Temperatur hatte während der Sonnenfinsternis seinen Dienst getan (Abb. 8). Zu Anfang der Messungen sieht man die Helligkeitskurve erst noch ansteigen - von der Morgendämmerung zum Sonnenaufgang -
und die Temperaturkurve noch absinken zum Tagestiefpunkt kurz vor Sonnenaufgang. Später folgt sehr deutlich der Helligkeitsabfall während der Finsternis, v. a. zur Totalität. Das Temperaturminimum ist in Bezug auf das Helligkeitsminimum zeitlich verschoben (Abb. 9 + 10). Zunächst überrascht die Tatsache, dass während der Totalität die Temperatur nur um 1 Grad abgesunken ist. Das haben wir bei unserer ersten totalen Sonnenfinsternis 1981 in Bratsk/Sibirien ganz anders erlebt. Damals sank die Temperatur bei ebenfalls zweiminütiger Totalitätsdauer um 9 Grad!
Diesmal befanden wir uns jedoch in tropischem Klima bei Tagestemperaturen von etwa 25-30 Grad C direkt am 27 Grad C warmen Meer. Die sinkende Lufttemperatur wurde kompensiert durch die Umgebung (Boden, Meer, Bäume), diese gab thermi-
9 Verlauf von Helligkeit und Temperatur von
5:05 - 7:10 Uhr Ortszeit
VdS-Journal Nr. 48
10 Ausschnitt aus dem Helligkeits- und Temperaturdiagramm
(6:30 - 7:00 Uhr Ortszeit)
Sonne 63
sche Energie an die Luft ab, die dadurch kaum zum Abkühlen kam; und dies dann natürlich aus demselben Grund auch zeitlich verzögert.
4. Kontakt 7:40 Uhr, das Ende der Finsternis, den 4. Kontakt, konnten wir dann doch wieder bei klarer Sicht erleben, und letzte Aufnahmen wurden per Hand geschossen. Und die australische Landschaft lag im Sonnenschein, so als wäre nichts gewesen.
11 Unser Expeditionsteam vom Verein Sternwarte Kirchheim e.V.: v.l.n.r. Manfred Rätz,
Kerstin Rätz, Annette Förster, Jürgen Schulz, Liane Schulz, Carolin Schulz, Stefanie Rätz, Thomas Förster
Die ringförmige Sonnenfinsternis am 10. Mai 2013 in Australien
von Karl Benz
Die ringförmige Sonnenfinsternis am 10. Mai 2012 sollte der astronomische Höhepunkt unserer Australien-Reise werden - 8.000 km in neun Wochen von Melbourne bis Darwin. Es war unsere sechste Australienreise, beim ersten Mal 1963 vor genau 50 Jahren waren wir gar 12.000 km unterwegs - dies war also auch ein Nostalgie-Trip. Am 10. Mai wollte ich, Mitglied der Rüsselsheimer Sternfreunde e.V., mit meiner Frau genau auf der Zentrallinie unsere erste ringförmige Sonnenfinsternis erleben und fotografieren. Bereits zuhause hatte ich mir die Finsternis mit TheSky und im Internet vorab angesehen und die Reisedaten darauf abgestimmt.
Wir waren gut im Zeitplan und konnten es recht geruhsam angehen lassen, das heißt, den einen oder anderen zusätzlichen Besichtigungstag bzw. Ruhetag einlegen, insbesondere wenn der Campingplatz einen Swimmingpool hatte und es in der Gegend nicht allzuviele Fliegen gab. Bis zur Grenze ins Northern Territory hielten wir uns strikt an die im ganzen übrigen Australien geltende Geschwindigkeitsbegrenzung von 110 km/h. Das ergibt ein entspanntes Fahren, die Australier halten sich konsequent daran, auch die Lastwagenfahrer. So vermeidet man die wirklich deftigen Strafen und Unfälle. Alle fahren zwar stets am Limit, dadurch gibt es aber kaum Überholvorgänge. Das ist nachah-
1 Sonnenaufgang bei Tennant Creek
menswert, denn die vielen Tausend Kilometer Fernstraßen sind keineswegs wie bei unseren Autobahnen mehrspurig. So
2 Osthorizont bei Banka Banka
3 Churchills Head, eine Felsformation nahe dem alten
Stuart Highway
VdS-Journal Nr. 48
64 Sonne
etwas gibt es nur in der Umgebung der Großstädte. Aber die Fernstraßen sind alle in sehr gutem Zustand, so dass man im Northern Territory durchaus die dort zulässigen 130 km/h fahren kann - wenn einem allerdings ein bis zu 53 m langer Roadtrain mit Rindern oder Erz begegnet, dann sollte man das Steuer besonders fest in der Hand halten!
Unser Ziel war zunächst Tennant Creek - eine Gemeinde mit ca. 2.000 Einwohnern, etwa einem Drittel Aborigines, einem Supermarkt, einem Metzger mit integriertem Bäckerladen, drei Tankstellen und drei Alkoholläden, die allerdings nur von 14 bis 18 Uhr geöffnet sind. Entscheidend aber war für uns der herrliche, knapp einen Kilometer außerhalb liegende Campingplatz mit einem kleinen Laden und einem herrlichen Swimmingpool.
Das sollte das Basislager sein! Als Vordergrund für die SoFi-Aufnahmen hielten wir bereits Ausschau nach einer der Windmühlen zum Wasserschöpfen - würde wohl passen! Aber es sollte schließlich doch ganz anders kommen.
Den ersten Sonnenaufgang erlebten wir auf einem steilen und steinigen Hügel, dem Aussichtspunkt von Tennant Creek. Mit einem riesigen Wassertank, Bänken und Gedenktafeln, mit freiem Blick zum Osthorizont und nur 1 km vom Ort entfernt - aber dort würden wir am 10. Mai wohl kaum alleine sein! Also suchten wir uns einen anderen Beobachtungsplatz etwas abseits, aber noch gut er-
reichbar - Teleskop, Kameras etc., alles musste ja dorthin im Dunkeln getragen werden. Und die Zentrallinie verlief ca. 70 km weiter nördlich! Da es noch früh am Morgen war (Abb. 1) und wir uns ohnehin die alte Telegrafenstation 20 km nördlich anschauen wollten, fuhren wir zunächst dorthin und waren angenehm überrascht, was man aus den Ruinen und Trümmern in den letzten 50 Jahren gemacht hat: ein richtiges kleines Museum, in dem man die Mühsal der Pioniere, die die Telegrafenleitungen aus London kommend hier im Outback vor über 100 Jahren bis nach Melbourne weiter verlegten, nachvollziehen kann. Der Himmel wolkenlos und überall die Termitenbauten - unter der Erde ist die Hitze wohl besser auszuhalten.
4
Die einarmige CelestronMontierung trägt einen Selbstbau-Refraktor (63 mm/ 840 mm, Zeiss-Objektiv) mit einem Glasfilter (Dichte 5). Die 5-Mega-Pixel-Casio-Kamera QV-5700 hat einen Fernauslöser und wird durch den Schattenwerfer geschützt. In Okularprojektion mit einem 40-mm-Okular wird die Sonne bei maximalem Zoom bildfüllend abgebildet. Man erkennt ferner die Monitorlupe, die Teleskop-Steuerung und das Batterie-Paket.
Wir fuhren weiter nach Norden und erreichten um die Mittagszeit Banka Banka Entrance - eine Verladestation für die Rindertransporte direkt am Stuart Highway, nur ca. 15 km nördlich der Zentrallinie. Und man hatte dort einen ordentlichen Campingplatz mit ausreichend Wasser - Strom lieferte allerdings nur der Dieselgenerator. Aber von dem kleinen Geröllhügel im Westen der Anlage hatte man einen herrlich freien Blick zum Osthorizont! (Abb. 2)
Obwohl der Hügel nicht einmal 100 m hoch ist, war der Aufstieg nicht nur der Hitze wegen recht mühsam - und das im Dunkeln mit Ausrüstung?! Meine Frau blieb unten und schaute sich in der Anlage um - nein, nicht unser Standard! Nach der Mittagspause machten wir uns
5 Vor Sonnenaufgang bei Banka Banka Entrance
VdS-Journal Nr. 48
6 Wir waren zwar rechtzeitig fertig, aber die Wolken
verdeckten die Sonne
Sonne 65
7
Die SoFi quasi im Zeitraffer als Bildgeschichte
deshalb auf den Rückweg und nutzten nach ca. 10 km die Abzweigung nach rechts zu ,,Churchills Head", einer Felsformation am alten Stuart Highway, die uns schon vor 50 Jahren aufgefallen war (Abb. 3).
Nach 20 km war man dann wieder auf dem neuen Highway, doch der Sendemast (in der rechten unteren Ecke, siehe Abb. 3) schien mir bemerkenswert - in der endlosen Ebene war hier anscheinend nahe der Straße, sicher auf einem Hügel,
ein Sendemast gebaut worden und der musste zumindest mit dem Auto erreichbar sein!
Aber nein, wir hatten uns ja für Tennant Creek entschieden, mit dem schönen
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66 Sonne
Swimmingpool! Dort erfuhren wir allerdings, dass im Ort inzwischen alle Quartiere ausgebucht seien: 50 Japaner seien wegen der Sonnenfinsternis angereist! Und wenn die nun alle zum Aussichtspunkt kämen? Am nächsten Morgen in der Frühe suchten wir uns einen neuen Beobachtungsort, von dem die andern wohl kaum etwas wussten, einen Tag vor der SoFi - wir kannten uns inzwischen ja in der Gegend schon recht gut aus!
Weniger schön fanden wir allerdings die vereinzelten Wolken, die sich gegen Abend zu einer dünnen Wolkendecke verbanden. Gegen 4 Uhr in der Nacht sah ich dann die Katastrophe: Der Himmel war komplett zu! Nur im Norden schien es noch etwas offen zu sein und so beschlossen wir, es eben doch in Richtung Banka Banka zu versuchen.
Gepackt war ja schon alles und für Morgentoilette war nun mal keine Zeit. Am Ortsausgang, an der letzten der drei Tankstellen, fuhr ein Auto vor uns auf den Highway - Frust: Wie sollte ich den im Dunkeln überholen? Dann kam das nächste und das nächste. Genau fünf Fahrzeuge vor mir - die konnte ich unmöglich im Dunkeln überholen. Und tatsächlich: Es war unmöglich zu überholen - die fuhren wie die Teufel in die Dunkelheit hinein - ich hatte Mühe zu folgen und die Rücklichter nicht zu verlieren. Nach 30 km war uns klar: Die wollten auch dorthin, wo wir hinwollten! Nach knapp 70 km wurden sie langsamer und bogen nach links in eine Schotterpiste ein. Es war immer noch stockdunkel, aber wir fuhren hinterher und erkannten dann, dass es der Platz an dem Funkmast war. Etliche Autos und Geländewagen, Zelte und Biwaks und dazwischen fand ich eine Parklücke für unser Wohnmobil - hier waren wir genau richtig!
Schon einige Tage vor dem Event wurde die Ausrüstung überprüft, ob auch alles den Flug und den Transport überstanden hatte und richtig funktionierte. Mit der feststehenden Canon 450D sollte die gesamte Sonnenfinsternis im 5-MinutenAbstand festgehalten werden (Abb. 4).
Noch eine gute halbe Stunde bis Sonnenaufgang (Abb. 5) und alle hatten schon aufgebaut! Während ich noch nach einem geeigneten Platz suchte, räumte
VdS-Journal Nr. 48
8 Unser Beobachtungsplatz
meine Frau die benötigte Gerätschaft aus dem Wohnmobil. Es musste schnell gehen - auf den Aufbau der Canon für die Serienaufnahmen musste ich verzichten (Abb. 6). Unten am Highway in knapp einem Kilometer Entfernung donnerten unbeeindruckt gelegentlich die Roadtrains vorbei.
Aus der Erfahrung früherer Finsternisse wurde bei ISO 100 mit 1/100 s belichtet (Abb. 7). Im Laufe der folgenden Stunde besserten sich mit aufsteigender Sonne die Beobachtungsbedingungen.
Die relativ lange Pause in der Aufnahmenreihe nach 8:14 Uhr ist auf den Umstand zurückzuführen, dass die Speicherkarte in der Kamera gewechselt werden musste; dabei habe ich dann die Kamera etwas verdreht gegenüber vorher wieder auf das Zenitprisma gesetzt - sei es drum: Wir hatten wie erhofft, die Finsternis exakt auf der Zentrallinie erlebt! Nicht ganz wie geplant, aber so ist nun mal das Leben! Man unterhielt sich mit den Nachbarn auf dem Hügel, Amateurastronomen aus Australien (Brisbane) sowie dem Fernsehteam eines Lokalsenders und tauschte Erfahrungen und auch Adressen aus (Abb. 8).
Gegen Mittag war dann alles wieder verstaut, wir holten das versäumte Frühstück nach und waren dann schon wieder auf dem Weg - letztmals vorbei an Banka Banka Entrance - in Richtung Darwin. Von dort aus traten wir die Rückreise an mit zwei Erholungstagen in Singapur.
Fazit: Die zweimonatige Reise war zwar wieder anstrengend, aber äußerst interes-
sant. Und als wir uns dann ein paar Tage später via YouTube die SoFi in Tennant Creek anschauten, dann konnten wir uns im Nachhinein nur selbst gratulieren, dass wir uns für das wilde Rennen in der Nacht Richtung Banka Banka entschieden hatten.
Inserentenverzeichnis
Albireo Verlag, Köln
45
APM Telescopes, Rehlingen
13
astronomie.de, Neunkirchen
39
Astro-Shop, Hamburg
U2
Astroshop.de nimax GmbH,
69
Landsberg
Baader Planetarium,
U4
Mammendorf
Bresser GmbH, Rhede
75
Gerd Neumann jr.
47
Hofheim Instruments
65
Koring, Marocco
40
Kosmos Verlag, Stuttgart
79
Optical Visions Ltd., UK
U3
Optische Geräte Wolfgang Lille, 51 Heinbockel
Spektrum der Wissenschaft Ver- 55 lagsgesellschaft mbH, Heidelberg 105
Verein zur Förderung der
33
Raumfahrt VFR e.V., München
Sternbedeckungen
67
(9) Metis und (2934) Aristophanes bedecken helle Sterne im Frühjahr 2014
von Oliver Klös
Jeweils zum Anfang der Monate März und April 2014 werden zwei relativ helle Sterne von Asteroiden über dem deutschsprachigen Raum bedeckt. Steve Preston aus den USA hat für beide Bedeckungen bereits im Jahr 2013 erste Vorhersagen für den Pfadverlauf berechnet.
(9) Metis Am 7. März 2014 bedeckt der Asteroid (9) Metis den Stern HIP 78193 im Sternbild Libra. Der Stern hat eine visuelle Magnitude von 7,9 mag, die Bedeckung wird maximal 24,5 Sekunden dauern. Dabei nimmt die kombinierte Helligkeit von Stern und Asteroid um 3,2 mag auf 11,1 mag ab.
Der Zeitpunkt des Ereignisses ist leider nicht so ideal. Es findet gegen 03:09 UT, also in den frühen Morgenstunden des Freitags, statt. Der Stern befindet sich zum Bedeckungszeitpunkt ca. 24 Grad über dem Horizont in südöstlicher Richtung.
Neben der langen Bedeckungszeit ist die große Sicherheit der Vorhersage des fast 350 km breiten Pfades erfreulich. Der Schatten von (9) Metis berührt im deutschsprachigen Raum den Südwesten Deutschlands, die Schweiz und den Westen Österreichs. Er wandert von Nordwest nach Südost (Abb. 1).
Sternbedeckungen durch (9) Metis wurden bereits 11-mal beobachtet, erstmals 1979. Besonders erfolgreich waren dabei die Beobachter in Deutschland und Dänemark im Februar 1984, hier konnten neun positive Messungen verarbeitet werden. Im August 1989 zeigten die fünf positiven Messungen in Australien und Neuseeland eine ovale Form des Asteroiden, während die erfolgreichste Beobachtungskampagne im September 2008 in den USA ein fast kreisrundes Profil ergab. Hier meldeten 20 Beobachter eine Bedeckung. Im Dezember 2008 maßen fünf Beobachter in den Niederlanden und Deutschland eine Bedeckung durch (9) Metis. Letztmalig beobachteten 2 Beobachtungsstationen in den USA im
1 Der berechnete Pfad von (9) Metis hat nur eine geringe Unsicherheit. Die Pfadmitte
ist hellgrün dargestellt, die errechneten Pfadgrenzen dunkelgrün. Mit 68 % Wahrscheinlichkeit findet die Bedeckung zwischen den blauen gestrichelten Linien statt (1-Sigma-Grenze). Zwischen den rot gestrichelten Linien (2-Sigma-Grenze) liegt die Wahrscheinlichkeit bereits bei 95 %.
Oktober 2012 eine Bedeckung durch den Kleinplaneten. (Stand: Juli 2013)
Im September 2008 betrugen die gemessenen Dimensionen des Asteroiden 176 km x 161 km und im Dezember des gleichen Jahres 236 km x 166 km [1]. Eine unregelmäßige Form des Asteroiden (9) Metis ist damit sehr wahrscheinlich.
In der ,,Database of Asteroid Models from Inversion Techniques" (DAMIT) befindet sich ein 3D-Modell von (9) Metis [2]. Es basiert auf Messungen von Lichtkurven des Asteroiden und stellt den Himmelskörper in einer Tropfenform dar (Abb. 2). Vielleicht können Messungen der Bedeckung im März 2014 hier weitere Hinweise geben.
(2934) Aristophanes Nicht mal einen Monat nach (9) Metis wird der kleine, erst 1960 entdeckte Asteroid (2934) Aristophanes (Durchmesser ca. 24 km) den Stern HIP 51451 (7,1 mag in V) im Sternbild Sextans bedecken. Bei der zu erwartenden maximalen Bedeckungsdauer von nur ca. 2,4 Sekunden wird die kombinierte Helligkeit von Asteroid und Stern um 9,6 mag auf 16,7 mag abfallen.
Die Genauigkeit der Vorhersage des nur 29 km breiten Pfades ist viel geringer als bei (9) Metis (Abb. 3). Es ist daher sehr wichtig, dass viele Beobachtungsstationen auch weit außerhalb des vorhergesagten Pfades beobachten. Erleichtert wird die Entscheidung zu einer Beobach-
VdS-Journal Nr. 48
68
2 Ein 3D-Modell von (9) Metis, es zeigt die Tropfenform des Kleinplaneten. (Quelle: ,,Database of Asteroid Models from Inversion
Techniques" (DAMIT), Astronomical Institute of the Charles University, Prag, Tschechische Republik)
tung dadurch, dass das Ereignis in den Abendstunden des 2. April 2014 gegen 21:35 UT stattfindet. Der Stern befindet sich zum Bedeckungszeitpunkt ca. 43 Grad über dem südwestlichen Horizont. Der zunehmende Mond stört die Beobachtung nicht. Das sind recht gute Bedingungen für eine Beobachtung.
Der Schattenpfad durchquert den Westen Österreichs und den Südwesten und Westen Deutschlands. Weite Teile der Schweiz liegen in den Sigma-Zonen. Der Schatten wandert von Südost nach Nordwest.
Eine Sternbedeckung durch (2934) Aristophanes wurde bisher nur ein einziges Mal erfolgreich beobachtet. Rene Bourtembourg aus Belgien konnte im Dezember 2006 eine positive Messung einreichen. Leider waren drei weitere Beobachter außerhalb des Pfades.
Weitere Informationen Die neuesten Berechnungen der Vorhersagen finden Sie wie gewohnt auf der Webseite von Steve Preston [3].
Weitere ausgewählte Sternbedeckungen mit guten Vorhersagebedingungen (Sterne heller als 9 mag oder mit hoher Pfadsicherheit) über dem europäischen Raum finden Sie auf der Webseite der IOTA-ES unter der Rubrik ,,Call for Observations" [4].
Nützliche Hinweise zu Methoden der Beobachtung und Messung sind in zwei englischsprachigen Leitfäden zusammengetragen [5], [6]. Beide können als pdf-Dokument heruntergeladen werden.
[2] urech et al., 2010: "DAMIT: a database of asteroid models", Astron. Astrophys. 513, A46; http://astro.troja.mff.cuni.cz/ projects/asteroids3D/web.php; http://astro.troja.mff.cuni.cz/ projects/asteroids3D/download/ durech_et_at_damit_preprint.pdf
[3] Steve Prestons Vorhersagen: http://asteroidoccultation.com
[4] Highlights of Asteroid Occultations in Europe: http://call4obs.iota-es.de/
[5] "Chasing the Shadow": The IOTA Occultation Observer's Manual, 1994-2010, International Occultation Timing Association (IOTA): www.poyntsource.com/ IOTAmanual/index.htm
[6] "Observing Occultations Using Video: A Beginner's Guide", 2013, Occultation Section of the Royal Astronomical Society of New Zealand: www.occultations.org.nz/ videotime/manual.htm
Literatur- und Internethinweise: [1] Daten aus Dave Heralds Software
OCCULT4: www.lunar-occultations. com/iota/occult4.htm
VdS-Journal Nr. 48
3 Die Berechnung des Pfades von (2934) Aristophanes hat eine viel größere Unsicher-
heit als die von (9) Metis. Daher wird es sehr wichtig sein, möglichst viele Beobachter auch innerhalb der Sigma-Grenzen zu haben.
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Sternbedeckungen
ESOP in Barcelona
- Tagung der VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen
von Eberhard H. R. Bredner
Europa wird kleiner? Natürlich nicht -Amateure werden mobiler! Dieses Mal betraf es die VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen, die von dem gemeinnützigen, wissenschaftlichen Verein IOTA/ES getragen wird. Wir organisieren Beobachtungen in ganz Europa, oft darüber hinaus, der Kontakt unter den Beobachtern über E-Mail oder bei gemeinsamen Beobachtungen ist sehr intensiv.
ESOP (etwa Europäisches Symposium über Bedeckungsprojekte) fand zum 32. Mal statt - dieses Jahr in Spanien, letztes Jahr in Italien - nächstes Jahr in Tschechien. In dem jeweiligen Lande wird so den Beobachtern von Bedeckungen der persönliche Gedankenaustausch erleichtert.
Carles Schnabel von den Sabadell-Astronomen und das Team der BarcelonaAstronomen erreichten, dass das Wissenschaftsmuseum ,,Cosmos Caixa" uns als Tagungsort zur Verfügung stand; die Abbildung 1 zeigt das stattliche Gebäude. Schon im Eingangsbereich überraschten uns an der Rezeption Albert Einstein und Charles Darwin (Abb. 2). Alles war perfekt ausgeschildert (Abb. 3). Alle audiovisuellen Hilfsmittel standen uns für die Vorträge zur Verfügung. Als Tüpfelchen auf dem ,,i" wurde bei Diskussionen ein drahtloses Mikrofon von einer freundlichen Dame durch die Reihen gereicht (Abb. 4), so perfekt hatten wir das noch nie erlebt.
Wie immer hatten wir uns am letzten Wochenende im August getroffen. Am Freitag wurden wir von dem Organisations-Komitee begrüßt und zu einem ,,Welcome Dinner" eingeladen, auch zur Stärkung für die nächtliche Aktion: Stadtrundfahrt in Barcelona (leider ohne mich, mein Flugzeug hatte Barcelona mit zu großer Verspätung erreicht).
Der harte Konferenz-Alltag begann am Samstag um 09:00 Uhr. Wir bearbeiteten eine Vielfalt von Themen in den zwei Tagen in Vorträgen - immer mit ausführlichen Diskussionen - darunter zum Bei-
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spiel folgende: - Sternbedeckungen durch TNOs
(Trans-Neptunian Objects) - Sternbedeckung durch Jupiter - streifende Bedeckungen am ver-
besserten Mondrandprofil - VLT-Beobachtungen und Resultate
daraus - historische Sonnenfinsternisse - Entdeckung von Doppelsternen - Video-Beobachtungen und deren
Auswertung - Driftscan-Techniken bei Bedeckungen - Organisation von selbstständigen,
voreingestellten Beobachtungssystemen - neue Kameras für video-unterstützte Beobachtungen - und endlich die Einladung für 2014 nach Prag
Nur zu zwei Themen möchte ich etwas ausführlicher berichten.
TNOs Seit 400 Jahren werden Sternbedeckungen am Mondrand beobachtet, später auch zur deutlicheren Darstellung der Mondrandgebirge an Nord- und Südpol streifende Sternbedeckungen. Der MondSatellit Kaguya hat das Randprofil jetzt aber so genau vermessen, dass es selbst als ,,Messlatte" genutzt werden kann. Mit den von uns entwickelten Video-Techniken verschob sich der Arbeitsschwerpunkt der Fachgruppe zunehmend auf die Beobachtung von Kleinplaneten und
1
Das Wissenschaftsmuseum Cosmos Caixa in Barcelona
2
Albert Einstein und Charles Darwin an der Rezeption
3 Der Autor folgt der perfekten Aus-
schilderung der Tagung
4
Die Mikrofon-Lady verteilte freundlich das Mikrofon durch die Reihen ...
Sternbedeckungen
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5
Liste der in den letzten Jahren beobachteten TNOs
seit einigen Jahren auch auf TNOs. Während die Beobachtung von Kleinplaneten schon als Standard beschrieben werden kann, sind wir bei den TNOs noch ganz am Anfang. Deshalb können Amateure dort in einem wissenschaftsnahen Bereich mit wertvollen Beobachtungen beitragen. Aber die Anforderungen sind hoch. Beobachtet wurden in den letzten Jahren die TNOs in der Liste in der Abbildung 5. Beinahe immer werden ,,größere" Amateur-Teleskope (möglichst ab 30 cm Öffnung) und hochempfindliche Kameras (s. u.) für diese Beobachtungen ein ,,MUSS" sein, die beobachteten Sterne sind oft schwächer als 15 mag und bei der gewünschten hohen zeitlichen Auflösung der Bedeckung ist ,,mehr Öffnung" von Vorteil. Noch nicht zufrieden sein können wir auch mit den noch mit großen Toleranzen behafteten Vorhersagen der Bedeckungszonen. Die Abbildung 6 zeigt als Beispiel eine nicht ungewöhnliche Verschiebung um viele tausend Kilometer.
Aber die Astrometrie leidet hier unter Basisdaten mit zu hohen Fehlern. Im Augenblick steht der Rekord bei der Beobachtung einer TNO-Bedeckung in einer Entfernung von 97 AE (also dem 97-fachen Abstand Sonne - Erde). Sehr bemerkbar machen sich dabei natürlich kleinste Toleranzen bei dem geringen Durchmesser und den wenig genauen Bahnparametern der TNOs, dazu mangelhafte Sternkoordinaten, bedingt durch eine nur grob bekannte Eigenbe-
wegung. Von der neuen Vermessung der Sternpositionen (und deren Eigenbewegung) durch das Projekt GAIA erwarten wir (ungeduldig) einen deutlichen Fortschritt.
Im Augenblick - und das wird wohl noch für einige Jahre so sein - versuchen wir Teilnehmer mit ,,großen Öffnungen" für diese Beobachtungen zu gewinnen.
Unser Wunsch ist es, passende Kooperationen einzugehen. Mitglieder der IOTA/ ES (Fachgruppe Sternbedeckungen) würden mit ihren empfindlichen Kameras zu einer mitarbeitenden Sternwarte reisen. Gelingt es uns so, eine Kette von Fernrohren quer zur Bedeckungszone zu aktivieren, werden wir mehr positive Ergebnisse sammeln können - und ein positiver Nachweis ist immer ein deutlicher Gewinn für einen Standort. Die
6 Eine Verschiebung der Beobachtungszone
VdS-Journal Nr. 48
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Sternbedeckungen
7 Die kettenförmige Aufstellung von Beobachtern zur Vermessung einer
Kleinplaneten-Sternbedeckung
Abbildung 7 zeigt eine entsprechende Aufstellung der Beobachter quer zu einer Beobachtungszone bei einer Kleinplaneten-Bedeckung.
Genauso ist es auch schon geschehen. Weltweit gibt es drei Teams von BerufsAstronomen. Deren Berechnungen führten zu einem Aufruf/Hinweis an japanische Amateure. Und wirklich gelang so eine positive Beobachtung!
Dieser Bericht könnte Sie, lieber Leser, auch gewinnen, sich am Projekt TNO zu beteiligen - eine E-Mail an den Autor genügt zu einem ersten Kontakt.
Videokameras mit hoher Empfindlichkeit Stellare Bedeckungen erklären sich aus den Bewegungen der Himmelskörper - die uns in der Regel nicht bewusst sind (Fixsterne sind ja auch nicht FIX, und wer von uns hat schon mal gemerkt, dass er sich mit etwa 250 Kilometer pro Sekunde (!!) um das Zentrum der Milchstraße bewegt?). Unsere Bedeckungen liegen alle im Zeitraum von Sekunden bis höchstens Minuten, eine Gastbeobachtung an einem Kooperationsfernrohr unterbricht das normale Programm dort also nur wenig.
Im Laufe der letzten Jahre hat es bei den Bedeckungskameras eine steile Entwicklung gegeben. Konnte ein normaler Be-
VdS-Journal Nr. 48
obachter 1996 an seinem Fernrohr noch mehr Sterne als seine Kamera sehen, so hat sich die Situation drastisch umgekehrt. Schon bei einer Belichtungszeit von 20 Millisekunden Dauer zeigt der Kamera-Monitor mehr Sterne als visuell beobachtbar.
Dabei bezieht sich diese Angabe auf Kameras im Preisbereich von um die 500 Euro, hier bestimmen die ,,WATECs" und ,,Mintrons" das Feld. Deutlich empfindlichere Kameras - schon im Profi-Bereich - kosten mindestens den 10-fachen Preis und weit darüber hinaus. Als neueste Entwicklung wurde uns die WATEC 910HX/RC vorgestellt - mit einer nochmals erhöhten Empfindlichkeit (Abb. 8). Allerdings wird diese mit einer kleinen, kabelverbundenen Steuerbox per OSD eingestellt (OSD - On Screen Display).
8
Die WATEC 910HX/RC: Kamera und Steuereinheit
Alle Kameraparameter müssen nun also über den Bildschirm eingestellt werden. Die Erfahrungen der nächsten Zeit werden zeigen, ob der Gewinn der Empfindlichkeit die aufwendige Einstellung per OSD aufwiegt. Auf eine verringerte Helligkeit z. B. bei aufziehenden Wolken lässt sich - nach derzeitiger Erfahrung - weniger schnell reagieren.
Unsere Tagung endete traditionell mit einem stimmungsvollen Abendessen (candle light dinner) auf dem Dach des Historischen Museums von Katalonien, direkt am alten Hafen von Barcelona. Ein für alle unvergessliches ,,Event".
Ich musste am nächsten Tag zurück nach Deutschland. Für Teilnehmer mit etwas mehr Zeit war von den Veranstaltern noch ein astronomischer 3-Tages-Ausflug mit Ziel Pyrenäen zur weltberühmten Sternwarte Pic du Midi organisiert worden. Inzwischen erreichte mich die Information, dass die Gruppe auf dem ,,Pic" im Nebel stand, so ungünstige Wetterverhältnisse sind dort selten. Aber damit sind wir dann auch bei dem immer im Hintergrund mitlaufenden Thema: den Wetterbedingungen.
Wohl mehr als alle anderen VdS-Fachgruppen leiden wir oft unter dem Wetter, unsere Beobachtungen sind zeitlich festgelegt, kommen dann Wolken, sind alle noch so sorgfältigen Vorbereitungen vergebens.
Warten wir ab, womit wir während der kommenden Beobachtungsperiode überrascht werden - vielleicht treffen wir uns nächstes Jahr in Prag und berichten dort von vielen geglückten Beobachtungen bei angenehmen Wetterbedingungen.
Veränderliche
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Die bemerkenswerte Nova Delphini 2013
von Dietmar Bannuscher
In der Nacht vom 14. auf den 15. August 2013 entdeckte der Japaner Koichi Itagak eine sehr helle Nova bei 6,5 mag mittels eines 18-cm-Spielgelteleskops und einer CCD-Kamera im Sternbild Delfin, nahe an der Grenze zum Pfeil.
Es stellte sich durch die Aufnahme und Auswertung von Spektren heraus (u. a. durch Amateure wurde weltweit die Nova permanent mit Spektren überwacht), dass sich die Nova noch im Stadium vor dem Maximum befand, also in der Helligkeit noch deutlich zunehmen würde. Mittlerweile und im Verlauf befassten sich weltweit und auch in Deutschland zahlreiche Sternfreunde mit der zum Teil freisichtigen Nova, die in einem wunderschönen Sternfeld liegt (Abb. 1). Die Entdeckung von Novae vor dem Maximum ist nicht so ungewöhnlich, da viele aktive ,,Novajäger" regelmäßig den Himmel durchmustern und die zahlreichen Himmelsüberwachungen ,,neue Sterne" zügig auffinden.
1 Sternfeldaufnahme vom 20.8.2013, 20:31 UT, mit der Nova Delphini 2013 zwischen
Delfin und Pfeil, Aufnahme von Dietmar Bannuscher mit DSLR Canon 1100D auf Stativ ohne (!) Nachführung, 8 s belichtet bei ISO 800
Am 17. August wurde eine vorläufige Maximalhelligkeit von 4,3 mag erreicht, um dann auf einem zwei Tage anhaltendem Plateau bei 5,0 mag zu verharren. Spektren (vgl. Abb. 2) zeigten immer noch ein Stadium vor dem Maximum an, es hätte durchaus sein können, dass erst jetzt der wirkliche Helligkeitshöhepunkt eintreten würde. Allerdings sind die Verläufe von Novae unterschiedlich und die
Nova Delphini 2013 begann einen langsamen Abstieg auf etwa 7,3 mag bis zum Ende der ersten Septemberwoche.
Wenn man nun dem normalen Schemaablauf einer Nova folgt, geht der Abstieg langsam und regelmäßig weiter. Während des Abstiegs (in einigen Tagen oder Wochen) kommt es dann zu so genannten Wiederaufhellungen, die eine zeit-
lang die Weiterbeobachtung spannend machen.
Überhaupt ist die Beobachtung absinkender oder schon längst beendeter Novaausbrüche sinnvoll und interessant, viele Novae schwanken in ihrer Minimalhelligkeit durchaus um 1-2 mag. Es gibt auch wiederkehrende Novae (rekurrierend), ein Paradebeispiel dafür ist
2 Schematischer Ablauf eines Novaausbruchs mit Angaben
zu den unterschiedlich sichtbaren Spektren (Grafik: Dietmar Bannuscher)
3 Modellhafte Darstellung eines Doppelsternsystems mit
Weißem Zwerg und Massentransfer (Grafik: Dietmar Bannuscher)
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Veränderliche
4
Lichtkurve der Nova Delphini 2013 vom 14.8. bis 7.9.2013, mit freundlicher Genehmigung der AAVSO
RS Ophiuchi, welcher schon sechs helle Ausbrüche gezeigt hat, zuletzt in 2006. Er schwankt in seiner Ruhehelligkeit immer zwischen 13 und 11 mag.
Bei einer Nova laufen grundsätzlich immer die gleichen Mechanismen ab (hier in einer sehr vereinfachten Darstellung aufgezeigt, Verläufe sind für die verschiedenen Novatypen unterschiedlich): In einem Doppelsternsystem mit einem Weißen Zwerg und einem entwickelten (älteren) Stern findet ein Massentransfer zum kompakteren Partner (zum Weißen Zwerg also) statt (Abb. 3). Die Materie sammelt sich meist über eine Akkretionsscheibe auf diesem Stern an, bei starken Magnetfeldern fällt sie sogar direkt auf die Pole des Weißen Zwerges ein.
Hat die aufgesammelte Materie eine kritische Menge und Temperatur erreicht, zündet sie auf der gesamten Oberfläche des Weißen Zwerges und steigert dadurch die Helligkeit des Sternsystems innerhalb von wenigen Tagen bis zu 9 mag oder stärker.
Es entsteht ein ,,Feuerball", der sich ausbreitet und dadurch die verschiedenen Spektrenarten im Verlauf eines Novaausbruchs zeigt (Abb. 2). Der Materiestrom des Begleitsterns versiegt im Normalfall, da der Strahlungsdruck des Ausbruchs die beiden engen Doppelsternpartner etwas weiter voneinander entfernt und diese sich erst wieder nach längerer Zeit annähern, wo es dann möglicherweise wieder zu Materieüberflüssen des Begleiters zum Weißen Zwerg kommt.
Die Nova war ein Glücksfall für alle Sternfreunde, zur besten ,,Sendezeit" im Bereich der Sommermilchstraße gelegen, wieder ein Highlight in unserem schönen Hobby.
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5 Nova Delphini 2013, 16.8.2013, 20:05 UT, Canon EOS 500D mit
VMC-200-Reducer, 1 min belichtet bei ISO 800 (Aufnahme: Volker Wickert)
6 Nova Delphini 2013, 5.9.2013, 21:55 UT, Digitalkamera Lumix DMC-TZ7,
mit Nachführung 1 min belichtet, geschätzte V-Helligkeit 6,8 mag. (Aufnahme: Eberhard Schmidt)
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VdS-Nachrichten
VdS-Tagung und Mitgliederversammlung 2013
von Alexander Weis
Turnusgemäß traf sich am 19. Oktober 2013 die VdS zu ihrer Mitgliederversammlung, eingerahmt durch ein Tagungsprogramm. Zu Gast war man diesmal in Osnabrück in den Räumen des Museums am Schölerberg, dessen Planetariumsleiter Andreas Hänel vielen als Leiter der VdS-Fachruppe Dark Sky bekannt sein wird. Und so bildete das Thema Lichtverschmutzung auch einen thematischen Schwerpunkt.
Der neue VdS-Vorstand Auf der Tagesordnung des formalen Teils der Mitgliederversammlung standen auch die Neuwahlen des Vorstandes. Als Vorsitzender im Amt bestätigt wur-
de Otto Guthier. Schatzmeister Thomas Kessler wurde ebenfalls wiedergewählt. Einen Wechsel gab es beim Amt des Schriftführers. Hier übernahm Siegfried Bergthal das Amt von Sven Melchert, der dem Vorstand weiterhin als Beisitzer angehören wird. Als Beisitzer bestätigt wurden Astrid Gallus und Alexander Weis. Neu in den Reihen der Beisitzer ist Torsten Güths.
Nicht mehr im Vorstand sind Dietmar Bannuscher und Jost Jahn, beide werden sich aber weiterhin in die Arbeit der VdS einbringen. Von der Möglichkeit der Kooptierung von Mitgliedern für besondere Aufgabenbereiche plant der Vorstand
Auszeichnung für Amateurastronomen Samuel Thomas von Soemmering-Preis 2014
Für hervorragende amateurastronomische Arbeiten, insbesondere aus Schulen, verleiht der Physikalische Verein für das Jahr 2014 wieder den
Samuel Thomas von Soemmering-Preis
Der Einsendeschluss ist der 12. April 2014. Später eingereichte Arbeiten können nicht berücksichtigt werden. Die Teilnahme steht jedem offen, Bewerber aus dem Rhein/Main-Gebiet werden bevorzugt. Die Arbeiten können sowohl allein als auch von einer Gruppe angefertigt werden.
wieder Gebrauch zu machen und wird hierzu entsprechende Beschlüsse fassen. Nicht mehr für eine Kooptierung zur Verfügung stehen wird Christoph Prall, der lange Jahre die Website der VdS als Webmaster betreut hat und nun aus beruflichen Gründen aus dem Team ausscheidet, das deshalb neu um Alexander Weis aufgestellt werden wird.
Dem neuen Vorstand mit ins Buch geschrieben hat die Mitgliederversammlung den Auftrag zum Verfassen einer Petition gegen Lichtverschmutzung, Teil einer thematisch vielfältigen Diskussion im Rahmen der Versammlung. Die formalen Punkte wie die Berichte, der Wirtschaftsplan und die Kassenprüfung waren im Vorfeld vorgetragen und von der Versammlung, wo erforderlich, genehmigt worden, sodass die Entlastung des bisherigen Vorstandes am Ende einstimmig erfolgen konnte.
Preis für Astronomie an Prof. Hanns Ruder Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde der ,,Deutsche Preis für Astronomie" von der VdS an den Tübinger Astronomen und Physiker Professor Dr. Hanns Ruder verliehen. Der Preisträger, der leider den Preis nicht persönlich entgegennehmen konnte, wird damit für seine Verdienste um die Popularisierung der Astronomie und der Relativitätstheorie geehrt.
Wir bitten um eine digitale Fassung der Arbeit in zweifacher Ausfertigung auf zwei CDs oder Memory-Sticks. Auf dem Deckblatt sollen a) der Titel der Arbeit, b) der Name und die Adresse des Autors bzw. der Autoren, c) eine Zusammenfassung des Inhalts vermerkt sein.
Weitere Auskünfte erteilt Prof. Dr. Rene Reifarth, Institut für Angewandte Physik, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Max-von-Laue-Str. 1, 60438 Frankfurt, Tel. 0 69 / 79 84 74 42, Fax 0 69 / 79 84 74 44, E-Mail: reifarth@physik.unifrankfurt.de.
Der Soemmering-Preis wird in diesem Jahr zum 15. Mal ausgeschrieben. In jedem Jahr wird er bis zu drei Mal verliehen und ist jeweils mit 750 Euro dotiert. Die Auszeichnungen werden in einer öffentlichen Festveranstaltung im Hörsaal des Physikalischen Vereins im Sommer 2014 überreicht.
Preisgekrönte Arbeiten 2013: - ,,Wenn Jupiter errötet", von J. Brandt, R. Kassert und C. Wesner - ,,Beobachtung und Untersuchung von Pegasi 51", von D. Kuna
Physikalischer Verein, Universität Frankfurt, Poststelle, Senckenberganlage 31, 60325 Frankfurt am Main, Tel. 0 69 / 70 46 30, Fax 0 69 / 97 98 13 42, E-Mail: info@physikalischer-verein.de, www.physikalischer-verein.de
Lichtverschmutzung zentrales Thema Im Vorfeld der Mitgliederversammlung wurde auch in diesem Jahr ein vielseitiges Tagungsprogramm angeboten. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Otto Guthier rückte Andreas Hänel die Lichtverschmutzung in den Mittelpunkt seines Vortrages. Fakten sind Grundlage für eine gute Argumentation, und so stellte er die Ergebnisse der Himmelshelligkeit vor und stellte Orte in Deutschland und andernorts heraus, an denen es messbar noch wirklich dunkel ist. Diese Orte zu erfassen und zu schützen ist eines der Anliegen der Fachgruppe. Wie vielseitig die Aktivitäten der Fachgruppe sind wurde ebenfalls klar, und die anschließende Diskussion zeigte, dass das Thema fast alle bewegt.
Torsten Güths griff nach der Mittagspause das Thema Lichtverschmutzung noch einmal auf und gab Einblick in Aktivi-
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VdS-Nachrichten
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täten und Argumentationen, die jedem Sternfreund als gute Grundlage dienen können, selbst tätig zu werden. So gab es nicht nur Bilder schwerwiegender Fälle von Lichtverschmutzung zu sehen, sondern anhand anschaulicher Vergleichsbilder auch Beispiele, wie mit auf dem Markt erhältlichen, abgeschirmten Leuchten deutliche Verringerungen der unerwünschten Abstrahlung nach oben zu erzielen sind.
Komet ISON Der Komet C/2012 S1 (ISON) ist das astronomische Thema zum Jahresabschluss. Daniel Fischer wagte sich an die aktuelle Prognosen zur Erscheinung, denn einzig sicher sei die Bahn - nicht ohne Seitenhiebe auf einige Meldungen in den Medien, die völlig falsche Erwartungen wecken. Die Faktenlage sieht den Kometen in der erwarteten Entwicklung, das hoffentlich spektakuläre, wenn auch wohl sehr spitze Maximum der Erscheinung wird aber nur von kurzer Dauer rund um das Perihel am 28. November sein. Fischer ist Mitautor zu einer im Oculum-Verlag erschienenen Publikation zum Kometen, deren Inhalte auch online unter [1] einzusehen sind. Die VdS bietet auf einer Sonderseite zum Kometen unter [2] ebenfalls laufend aktuelle Informationen und Hintergründe an.
Gute Aussichten für das Observatorium Hoher List Viel Diskussion und Bewegung gab es in der vergangenen Zeit um die Zukunft des Observatoriums auf dem Hohen List in der Vulkaneifel. Michael Geffert gab einen Abriss über die Geschichte der Einrichtung und einige ihrer prominenten Nutzer. Zwar ist die Einrichtung nun offiziell geschlossen worden, weil die Bonner Universität keine weitere Verwendungsmöglichkeit sah. Das Observatorium ist aber im September 2013 unter Denkmalschutz gestellt worden, was dem befürchteten Ausverkauf und Abriss nun einen Riegel vorgeschoben hat und einer Konzeption für die zukünftige Nutzung von Einrichtung und Instrumenten die noch notwendige Zeit verschafft. Auch die VdS hat Interesse angemeldet, zumindest für einen Teil der Einrichtung eine sinnvolle Nutzung beizusteuern.
Ein 24-Zöller im Eigenbau Daniel Spitzer berichtete vom Selbstbau seines 60-cm-Dobson-Teleskops, eine komplett individuelle Fertigung, vom Spiegelschleifen über die Spiegelhalterung und die sonstige TeleskopHardware. Bilder von den Konstruktionsschritten und Software zur Berechnung
1 Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der VdS-Tagung am 19. Oktober 2013
vor dem Museum am Schölerberg in Osnabrück. (Foto: Michael Schomann)
und Prüfung veranschaulichten die beschriebenen Schritte. Vom zwischenzeitlichen Frust bei Problemen wusste der Referent aber ebenso zu berichten. Hier war der Austausch mit Gleichgesinnten über einschlägige Foren wichtig, denn der Erfahrungsaustausch ist bei solchen Vorhaben ebenso notwendig wie der eigene Antrieb und das Weiterentwickeln durch eigene Ideen. Zeichnungen, welche die ersten Beobachtungen dokumentieren, offenbarten das Potenzial des im Rahmen dieses Selbstbauprojekts entstandenen Instruments.
Zur Wahrnehmung von Finsternissen Die Halbschatten-Mondfinsternis am Vorabend gab einen aktuellen Anlass für den Vortrag von Walter Oberschelp. Mit dem Weber-Fechner-Gesetz, das im Grund besagt, dass der Mensch optische Reize logarithmisch wahrnimmt, erklärte er anschaulich die Tatsache, warum etwa eine Halbschatten-Mondfinsternis mit dem Auge kaum wahrzunehmen ist. Auch der visuelle Eindruck des Helligkeitsverlaufs bei einer totalen Mondoder Sonnenfinsternis will so gar nicht zu Fotografien oder Messungen passen. Fotografien dieser Ereignisse zeigen Dinge, die der visuelle Beobachter so nicht gesehen hat. Sehr versiert gelang es dem Referenten, Messungen und Eindrücke zu verbinden und der zugrunde liegenden Logarithmus-Funktion durch konsequent praktische Betrachtung den schulischen Schrecken zu nehmen.
Einblick in die Spektroskopie Daniel Sablowski hat sein Hobby Spektroskopie zum Beruf gemacht. Der Mitarbeiter des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) stellte spektroskopische Techniken und Methoden vor: vom einfachen Gitter bis zum raumgroßen Gerät zur Auswertung des Lichts ferner Sterne und Galaxien. Je nach Aufwand und zur Verfügung stehender Auflösung der
Spektren können etwa auch Sonnenflecken auf fernen Sternen erfasst und studiert werden. Ganz nebenbei war auf den Folien immer mal wieder das ein oder andere Gerät zu sehen, bei dem der Referent die Nebenbemerkung fallen ließ, dass er das selbst gebaut habe. Die tiefe Verbundenheit mit dem Thema war dem fundierten und umfassenden Vortrag des Referenten anzumerken.
Faszinierendes Finale Von Fakten und Geräten zu Ergebnissen, die durch ihre pure Ästhetik beeindrucken, ist es nur in der Astronomie kein Bruch. ,,Sternstunden - Landschaften im Rhythmus des Kosmos" hatte Bernd Pröschold aus Köln [3] seinen Vortrag überschrieben. Der TWAN-Fotograf beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Erstellung von Zeitraffer-Videos des Sternenhimmels und hat dabei eine Meisterschaft erreicht, die einen stimmungsvollen und faszinierenden Abschluss des Vortragsteils vor dem Übergang zur Mitgliederversammlung bot.
Zum Abschluss des Tages ging der Dank an das Team um Andreas Hänel, die mit einer hervorragenden Organisation zum Gelingen der Tagung beigetragen haben. Die Möglichkeit, den Kometen ISON zu beobachten, nutzen dann noch viele Gäste im Rahmen des gemütlichen Beisammenseins - wenn auch ,,nur" in den Räumen des Planetariums Osnabrück, das dem Museum angegliedert ist.
Internethinweise: [1] www.oculum.de/sites/kometison/
index.asp [2] www.vds-astro.de/beobachten/
kometen-2013-panstarrs-und-ison. html [3] www.sternstunden.net
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VdS-Nostalgie
Ausgewählt und zusammengestellt von Peter Völker - Folge 20
Dieser Beitrag ist besonders für alte und junge Fernrohrfreaks interessant. Astronomische Messen wie ATT oder AME gab es noch nicht. Man musste zur photokina nach Köln reisen, um überhaupt einmal ein Fernrohr vor dem Kauf sehen zu können. Man beachte die Preise deutscher Hersteller!! Zu dieser Zeit begann die ,,japanische Invasion". Endlich waren preiswerte Instrumente zu bekommen. Deren
Vertrieb hatten außer einigen Optikern große Versandhäuser übernommen (Quelle, Neckermann). Die Beurteilung der Qualität dieser Fernrohre fiel sehr verhalten und unsicher aus. Man konnte sich außerhalb
,,deutscher Wertarbeit" nichts Vernünftiges vorstellen ... Ein drucktechnisches Kuriosum: Diese VdS-Nachrichten wurden als 11. Jahrgang / Mai 1962 versandt.
Der Empfänger hat das gemerkt und mit Bleistift korrigiert: 12. Jahrgang / Mai 1963.
VdS-Journal Nr. 48
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VdS-Journal Nr. 48
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VdS vor Ort / Tagungsberichte
Astronomie-Workshop am 4. Mai 2013
von Peter Riepe
Vielen war der ,,Gahberg-Workshop" über lange Jahre ein Begriff. Auf dem 860 Meter hohen Gahberg am Attersee betreibt der Astronomische Arbeitskreis Salzkammergut (AAS) seine Sternwarte. In unmittelbarer Nähe trafen sich die Amateurastronomen Anfang Mai im Alpengasthof Kogler. Inzwischen fand die Veranstaltung zum zweiten Mal im Hotel Bramosen in Weyregg, direkt am Ufer des Attersees statt (Abb. 1). Mit dem Ort hat sich auch der Name in ,,AstronomieWorkshop" geändert.
Um 9 Uhr begrüßte Erwin Filimon die Teilnehmer (Abb. 2) und startete mit seinem Eröffnungsbeitrag ,,Was ist neu beim AAS?". Vorgestellt wurden Erweiterungen der Sternwarte, gefolgt von der Ankündigung eines besonderen Glanzpunktes am Abend: der Eröffnung der neuen Gästesternwarte. Hartmut Bornemann (VdS-Fachgruppe Astrofotografie) stellte danach seine selbst entwickelte Software vor, mit der jeder Schritt im Aufnahmeprozess und um die Bildgewinnung herum automatisiert und kontrollierbar wird. Eine für jeden bedeutsame Frage schnitt Dieter Retzl an: ,,Was ist Seeing und wie ist es messbar?". Klar, dass auch der Begriff FWHM (full width at half maximum) zur Sprache kam.
Mit dem FWHM-Wert kann der Astrofotograf die Güte der Sternscheibchen in seiner Aufnahme quantifizieren. Thomas Henne berichtete über seine ,,Erfahrungen mit der DSLR". Er begründete, warum er seine Aufnahmen bei niedriger Empfindlichkeit von ISO 200 anfertigt,
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1 Das Hotel Bramosen am Ortsausgang von Weyregg am Attersee
2 Erwin Filimon, Vorsitzender des AAS, mit Bernhard Hubl und Harald Strauß (von links)
dafür aber entsprechend länger belichtet. Verblüffend, wie dann aus unscheinbaren Rohbildern farbkräftige Endergebnisse werden. Hannes Schedler, ein nicht nur in Österreich sehr bekannter Astrofotograf, stellte das Projekt ,,CHART32" vor und schilderte erste Erfahrungen mit Planung, Bau und Inbetriebnahme eines 32-Remote-Teleskops in Chile. Das Bauprojekt konnte auf dem Gelände des Cerro Tololo Inter-American Observatory realisiert werden. Neben Johannes Schedler und dem Konstrukteur Philipp Keller sind noch drei weitere Astrofotografen aus Deutschland beteiligt. Bereits nach kurzer Zeit konnte Bildmaterial hoher Auflösung
gewonnen werden, das das Auditorium sehr beeindruckte (Abb. 3).
Die Sonne meinte es gut mit den Veranstaltern und Besuchern. So konnte die Mittagspause im Freien auf der Hotelterrasse verbracht werden (Abb. 4).
Hannes Schachtner hielt einen Vortrag zum Thema ,,Von der GPDX zum leistungsfähigen Remote-Teleskop". Als Mitglied des AAS hat er sich immer schon für technische Verbesserungen interessiert und diese auch beeindruckend umgesetzt. Gerald Rhemann berichtete ausführlich über Kometen und deren Fo-
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tografie. Er fasste alles - wie man es von ihm gewohnt ist - in einen Rahmen wunderschöner Aufnahmen zusammen. Peter Riepe (VdS-Fachgruppe Astrofotografie) stellte ,,Die verpassten Entdeckungen der Astrofotografen" vor und warb um mehr Beschäftigung mit den Objekten und der wissenschaftlichen Literatur dazu.
Die Kaffeepause fand wieder auf der Hausterrasse statt. Danach folgte ein Bericht von Robert Pölzl (VdS-Fachgruppe Astrofotografie), wie er das ,,Analemma 2012" vorbereitet und fotografisch inszeniert hat (Abb. 5). Und noch ein VdS-Astrofotograf folgte: Oliver Schneider stellte in zahlreichen erheiternden Bildern ,,Teneriffa - Astrofotografie mit Hindernissen" vor. Den Abschluss bildete ein Vortrag des Gastredners Babak Tafreshi aus dem Iran, der zurzeit in Deutschland lebt. Sein in Englisch gehaltener Vortrag ,,The Spirit of Stargazing" befasste sich mit Amateurastronomen und ihrem Wirken in verschiedenen Ländern der Erde (Abb. 6).
Das Vortragsprogramm wurde aufgelockert durch eine Teleskopausstellung mit Verkauf. Drei Firmen hatten sich eingefunden. Zudem bot Alois Ortner nach Voranmeldung Optikprüfungen an - ein Service, der immer wieder gern genutzt wird. Nach der Abendpause verlagerte
3 Der Wolf-Rayet-Nebel NGC 2359, populär als ,,Thors Helm" bekannt. Teleskop war ein
80-cm-Hypergraph (Keller) mit 5,6 m Brennweite, CCD-Kamera eine FLI Proline 16803 sowie Baader-Filter. Die Belichtung betrug in RGB je 80 min, in H und [O III] je 180 min. Das Luminanzbild wurde aus R, G und B gewonnen. Während der Aufnahmen lag das Seeing zwischen 0,7 und 1,0. Der FWHM-Wert dürfte ebenfalls bei 1 liegen. Aufnahmeort war der Berg Cerro Tololo in Chile. Bildautoren: Philipp Keller, Johannes Schedler, Volker Wendel und Konstantin Buchhold.
4 Gemeinsames Mittagessen auf der Terrasse.
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5 Linke Seite: Analemma 2012 -
bei fester Blickrichtung der Kamera bildet der Sonnenstand zum wahren Ortsmittag im Jahresverlauf diese typische Figur (Bildautor: Robert Pölzl).
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sich das Geschehen auf den Gahberg. Hier hat der AAS für seine Gäste eine sehr schöne neue Sternwarte errichtet, die an diesem Tag um 20 Uhr in Betrieb genommen wurde. Erwin Filimon berichtet in diesem Journal auf Seite 101 mehr über die Gästesternwarte und ihre Besuchsmöglichkeiten (Abb. 7).
Nach der kurzen Eröffnung (der erste Gastmieter war übrigens schon mit dabei) gab es für die Besucher Chili con Carne, dazu Kaffee und verschiedene
6 Babak Tafreshi bei seinem Vortrag zur Amateurastronomie.
Sorten Kuchen. Auch wenn es dann heftig zu regnen begann und die geplanten astronomischen Beobachtungen ausfallen mussten - in der Sternwarte ging es beim zünftigen Bier mit Fachsimpeln und Erfahrungsaustausch weiter.
Fazit: Mit 97 angereisten Besuchern hat der Workshop 2013 eine Rekordbeteiligung erreicht, auch dank intensiver Vor-
bereitungen und Programmgestaltung durch Harald Strauß und Bernhard Hubl. Und jetzt mein Votum: Wer als Besucher einmal dort war und die nette Atmosphäre kennengelernt hat, wird auch für 2014 wieder eine Reise in das Salzkammergut einplanen.
7 Blick auf den Gahberg, ganz links
die neue Gästesternwarte.
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Tag der Astronomie in Lilienthal
von Peter Riepe
Lilienthal, der Name bürgt für astronomische Tradition. Hier, in der fachwerklich geprägten Kleinstadt nahe Bremen, bestand im ausgehenden 18. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert hinein ein Zentrum der Astronomie. Kein geringerer als Johann Hieronymus Schroeter (17451816) - Oberamtmann und Astronom - war der entscheidende ,,Macher", der in Lilienthal für die damals größte Sternwarte des europäischen Kontinents verantwortlich war. Der Wiederaufbau des historischen 27-füßigen Spiegelteleskops ist daher erklärtes Ziel der ,,Astronomischen Vereinigung Lilienthal" (AVL). In Lilienthal hatte Karl Ludwig Harding den Kleinplaneten JUNO entdeckt. Und Friedrich Wilhelm Bessel (1784-1846), der anhand von Parallaxen erstmals die Entfernung eines Fixsterns bestimmte, verbrachte hier seine astronomischen ,,Lehrjahre" als Inspektor der Sternwarte. In Bremen war es dann Wilhelm Olbers, der Verbindungen zu Lilienthal pflegte.
Zum Tag der Astronomie am 16. März 2013 war alles gründlich vorbereitet worden. Geplant waren teleskopische
1 In Murkens Gasthof fand das Vortragsprogramm statt.
Beobachtungen für die interessierte Bevölkerung. Über die lokale Presse hatten Vorsitzender Gerald Willems und seine Kollegen vom Vorstand des AVL eine intensive Mobilisierungskampagne gestar-
tet. Ein Radiointerview krönte die vorbereitenden Aktivitäten.
Nun - es kam doch anders. Der Wettergott hatte kein Verständnis für Fernrohre
2 Eröffnung des Vortragsprogramms durch Gerald Willems
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und ,,public viewing". Aber das tat den Lilienthaler Astronomen keinen Abbruch! Vorsorglich hatten sie im alten ,,Murkens Gasthof" als Ersatz eine astronomische Vortragsveranstaltung geplant, bei der Jens Bohle (Fachgruppe Visuelle Deep-Sky-Beobachtung) und Peter Riepe (Fachgruppe Astrofotografie) die Gelegenheit erhielten, die zusammengekommenen Astro-Fans über das zu informieren, was hinter den Wolken stattfand.
Zunächst eröffnete Gerald Willems vor etwa 75 Besuchern das Vortragsprogramm mit dem Beitrag ,,Kometen - Vagabunden des Sonnensystems". Pan-
STARRS und ISON waren schließlich als Highlights für 2013 prognostiziert. Danach stellte Peter Riepe die VdS, ihre Zielsetzungen und Arbeit vor. Jens Bohle berichtete im Anschluss über die Fachgruppe Visuelle Deep-Sky-Beobachtung und über das, was der Beobachter mit Teleskopen unterschiedlicher Größen am Himmel sehen kann. Danach zeigte Peter Riepe mit vielen farbigen Bildern, was die Fachgruppe Astrofotografie in ihren Projekten mit CCD-Kameras, Objektiven und Teleskopen am Himmel aufspürt und im Bild festhält. Beide Referenten merkten kaum, wie schnell die Zeit verging. Michael Anton von den Planetenbeob-
achtern berichtete schließlich noch vom letzten Venustransit. Im Anschluss an die Vorträge gab es in einem benachbarten, gemütlichen Restaurant einen angemessenen Ausklang. Zahlreiche interessierte Sternfreunde nutzten die Gelegenheit zum Gespräch und zur Information über Astronomie.
Der Tag der Astronomie war in Lilienthal ein großer Erfolg. Dank an dieser Stelle noch einmal an alle Mitarbeiter des AVL, die alles so sorgfältig und mit Liebe initiiert und organisiert hatten.
Der Astronomietag 2013 im Isarwinkel
von Franz Xaver Kohlhauf
Komet PanSTARRS war als ,,Stargast" des Astronomietages angekündigt und zur Einstimmung darauf gab es vorab am 8.3. einen Vortrag mit dem Titel ,,Kometen - himmlische Besucher aus den Tiefen des Alls" im Marionettentheater Bad Tölz.
Jawohl, im Marionettentheater, denn gleich eine Tür weiter wird ab Herbst diesen Jahres ein kleines, aber feines Planetarium dem Publikum den gestirn-
1 Auch zu leichtes Schuhwerk konnte den Blick zum Himmel auf der Schneewiese
nicht verhindern. Bildautor Bilder 1-5: F. X. Kohlhauf
ten Himmel, gerade auch bei schlechtem Wetter näherbringen. Und schon ist es wieder gefallen, das W-Wort! Mittlerweile wird bei uns die Himmelsbeobachtung immer mehr von der Wetterbeobachtung verdrängt. Seit November können wir die klaren Nächte hier im Isarwinkel an den Fingern beider Hände abzählen.
Aber zurück zum Astronomietag - tat sich in den Wetterberichten doch tatsächlich ein Hoffnungsschimmer auf! Der Morgen des 16. März bescherte uns einen stahlblauen Himmel - einfach zu schön, um wahr zu sein. Der misstrauische Blick auf das Wettersatellitenbild bestätigte den großen Wermutstropfen,
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Ausschau nach verborgenen Welten.
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Unten: Blicke über den Horizont.
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Rechts: Ein Apostel Uranias bei seiner ,,Mission".
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Sieht sie was, siehst Du was, was siehst Du denn?
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Links: Planet Jupiter am Taghimmel - kann das denn wirklich sein?
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So funktioniert ein Komet; Bildautor Bilder 6+7: U. Niehoegen
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der uns, wie bereits im letzten Jahr, den Astronomietag verderben sollte: Dichte Schleierbewölkung hatte es richtig eilig, sich auf den Weg von Frankreich in Richtung Isarwinkel zu machen. Zu Beginn unserer ,,Fernseh-Schau" gegen 16 Uhr hatten sich schon einige Besucher eingefunden und sahen staunend zum ersten Mal Sonnenflecken und Protuberanzen auf unserem Heimatstern. Richtig ungläubig reagierten manche in der sich immer vergrößernden Besucherschar auf den Anblick des Jupiters am Tageshimmel. Dank des überraschend guten Seeings waren auch die Wolkenbänder auf dem Planeten vor dem blauen Himmelshintergrund wunderbar und sogar in leichten Farbschattierungen zu erkennen. Ab 17 Uhr hatten wir die Jagd auf Komet PanSTARRS geplant. Das konn-
ten wir aber wegen der sich immer mehr verdichtenden Schleierbewölkung vergessen. Gegen diesen Wolkenbrei hatte auch unser ,,Stargast" keine Chance. So rückte vorzeitig der Mond in den Mittelpunkt der Beobachtungen und konnte von den erfreulich vielen Kindern unter den rund 50 Besuchern bestaunt werden. Es zeigte sich wieder einmal: Wenn wir Sternfreunde mit den Wetterbedingungen bereits unzufrieden sind, dann sind es die meisten Besucher noch lange nicht. Sie freuen sich über jede Gelegenheit, irgendetwas im Fernrohr zu sehen. Andererseits möchten wir den Besuchern natürlich beeindruckende Bilder in unseren Teleskopen bieten.
Unser Astronomietag fand heuer das erste Mal an der Grundschule in Wackers-
berg bei Bad Tölz statt, wo auch für alle Fälle ein Schlechtwetterprogramm geplant war. Dort konnte man sich auch ein Modell eines Kometen im inneren Sonnensystem, eingesetzt in ein Kleinplanetarium, anschauen und sich mit kostenlosen Leseproben der Zeitschrift Sterne und Weltraum versorgen. Aus der Schule kamen auch die köstlichen Stärkungen, die unsere Frauen für uns mitgebracht hatten.
An dieser Stelle möchten wir uns bei der Schulleiterin Frau Kohl herzlich für ihre überaus freundliche Unterstützung und beim Heiglbauern Alois März für den Teleskopstellplatz und das Schneeräumangebot bedanken!
Der Astronomietag 2013 in Jena
von Peter Rucks
Unsere Veranstaltungen waren auf der Astronomietags-Internetseite und über die lokale Presse in Jena angekündigt worden. Wir hatten tagsüber perfektes Wetter, leider zog am frühen Abend hochnebelartige Bewölkung auf. Trotzdem konnten alle geplanten Veranstaltungen stattfinden. Am Abend mussten
wir allerdings kurz nach 22 Uhr die Beobachtungen abbrechen, weil nichts mehr zu sehen war. Wir schätzen, dass insgesamt etwa 155 Besucher zu uns in die Sternwarten gekommen sind. Bei dem nicht optimalen Wetter und im Vergleich mit anderen Astronomietagen ist das ein gutes Ergebnis. Beobachtet wur-
de nachmittags die Sonne im weißen und im H-alpha-Licht. Abends standen Mond und Jupiter im Vordergrund. Von den lichtschwächeren Objekten konnten nur einige Doppelsterne und Sternhaufen beobachtet werden. Neben unseren beiden Sternwarten nutzen wir den Astronomietag auch, um transportable Telesko-
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pe in der Jenaer Innenstadt aufzubauen und interessierten Menschen einen Blick durchs Fernrohr zu ermöglichen (siehe Abb. 1-3).
Diese für die meisten Passanten überraschende Gelegenheit haben dieses Jahr ca. 200 Leute genutzt. In diesem Zusammenhang gibt es in Jena etwas wahrscheinlich Einzigartiges - die Stadt unterstützt den Astronomietag seit 2009 regelmäßig mit einer ,,Licht-Aus-Aktion". An dem Abend wird in weiten Bereichen
der Jenaer Innenstadt die Straßenbeleuchtung erst ab Mitternacht eingeschaltet. Auch wenn es immer noch genug leuchtende Reklame von Geschäften usw. gibt, ist es jedes Jahr aufs Neue sehr beeindruckend und macht die Beobachtung aus der Stadt heraus zum besonderen Erlebnis. Es wäre ganz toll, wenn unser Beispiel auch in anderen Städten Schule machen würde.
Noch ein paar prinzipielle Anmerkungen zum Termin: Uns gefällt es gut, dass die
letzten beiden Astronomietage bereits vor der Umstellung auf Sommerzeit stattfanden. Insbesondere für Kinder können wir so bessere Startzeiten zu den abendlichen Beobachtungen anbieten. Schade ist es, dass nun bereits zum zweiten Mal der Astronomietag und das Harzer Sternfreundetreffen in Todtenrode am gleichen Wochenende stattgefunden haben. Wir wünschen uns hier eine bessere Abstimmung und werden das ebenfalls an die Organisatoren des Sternfreundetreffens schreiben. Durch die inzwischen regelmäßige ,,Licht-Aus-Aktion" in Jena kommt die Sprache dabei auch auf den internationalen ,,Earth Day", der meistens zu einer ähnlichen Zeit stattfindet und wo zum ,,Lichtausschalten" aufgerufen wird. Vielleicht kann jemand von der VdS, der sich gegen Lichtverschmutzung engagiert, mal hier Kontakt aufnehmen. Gut möglich, dass gemeinsam etwas gegen Lichtverschmutzung und für Energieeinsparung getan werden kann.
Abschließend möchte ich mich beim Vorstand und dem Büro der VdS für die Vorbereitung und Unterstützung bedanken. Aus unserer Sicht habt Ihr das wieder richtig gut gemacht. Sogar die gewünschten Flyer haben wir trotz verspäteter Anmeldung noch bekommen. Vielen Dank!
1-3 ,,Public viewing" am Astronomie-
tag 2013 in der Jenaer Innenstadt; Bildautor: Gunter Helmer
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Der Astronomietag 2013 in Osnabrück
von Andreas Hänel
Das Planetarium und die astronomische Arbeitsgemeinschaft des Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück hatten für den Astronomietag ein umfangreiches Programm vorbereitet.
Ab 10 Uhr stellte Werner Wöhrmann sein Teleskop mit Sonnenfilter und H-alphaTeleskop neben seinem Gemüsestand auf dem Wochenmarkt vor dem Osnabrücker Dom auf. Nach einiger Zeit klarte es etwas auf und die Sonne zeigte ihr fleckiges Gesicht. Mindestens 20 Flecken waren auf Anhieb zu erkennen. Zahlreiche Besucher des Marktes warfen einen Blick durch das Fernrohr, manche konnten sogar eine Protuberanz im PST erkennen. Leider zog es sich gegen 12 Uhr aber wieder zu, so dass kaum noch etwas zu sehen war. Trotzdem blieben immer wieder Besucher interessiert am Fernrohr stehen und es entwickelten sich teils interessante Gespräche.
Am Nachmittag wurden dann mehrere Teleskope auf dem Vorplatz des Museums aufgebaut - vor allem die Zoobesucher versuchten einen Blick durch die Rohre, doch leider zeigte sich nachmittags die Sonne kaum noch. Die Planetariumsvorführungen waren allerdings gut besucht und vor dem Planetarium waren Kometenbohrer - Testmodelle für den Lander Philae der Rosetta-Mission - ausgestellt (s. Abb. 1).
1 Einer der beiden Kometenbohrer für den Kometenlander Philae der Rosetta-Mission,
deren Testversionen vor dem Planetarium ausgestellt sind.
Auch am Abend blieb der Himmel auf der Sternwarte bedeckt, es waren keine Blicke auf Mond, Jupiter oder den Kometen möglich. Trotz des ungünstigen Wetters dürften an dem Tag aber über hundert Interessierte (neben weiteren 200 Planetariumsbesuchern) vor Ort gewesen sein. Und immerhin berichtete die lokale Presse am Montag ausführlich über den Auftritt am Markt.
2 Wo ist denn nun die Sonne? Leider blieb sie am Nachmittag des Tages der
Astronomie in Osnabrück meist hinter Wolken verborgen.
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Der Astronomietag 2013 an der
Sternwarte Riesa e.V.
von Stefan Schwager
Am Samstag, dem 16. März 2013 rief die ,,VdS - Vereinigung der Sternfreunde e.V." bereits zum 11. Mal zu Veranstaltungen des bundesweiten Astronomietages auf. An diesem Tag sollen die Beobachtung des Sternenhimmels und die Wissenschaft um Sonne, Mond und Sterne in den öffentlichen Mittelpunkt rücken. Jeder sollte diesen Aktionstag nutzen, um einmal durch ein Teleskop zu blicken und sich von Sternenfreunden im gesamten Bundesgebiet verzaubern zu lassen.
Dazu war dieser kalte Wintersamstag einfach bestens geeignet. Bei exzellentem sonnigen und klaren Wetter begann der Astronomietag pünktlich um 14 Uhr mit der ausgiebigen Beobachtung von Sonne, Mond und dem Aufbau aller Instrumente. Bereits ab 13 Uhr waren die Riesaer Sternenfreunde zahlreich vor Ort und bereiteten alles sorgfältig für die kommenden Stunden vor. Jeder brachte seine Teleskope oder Ferngläser mit. Einige kümmerten sich um den Aufbau einer wärmenden Grill- und Feuerstelle und von Beginn an waren neugierige Gäste mit vor Ort, um den ersten Blick durch eines der Teleskope zu ergattern. Die Sonne konnte mit zahlreichen Aktivitäten wie Sonnenflecken, Fackeln, Flares und wunderschönen Protuberanzen beobachtet werden. Dazu wurden ausschließlich sichere Energieschutzfiltersysteme zur Beobachtung verwendet. Die Sonne ist eine gefährliche Strahlungsquelle und das hellste Objekt im Sonnensystem. Einen Blick zur Sonne ohne geeigneten Schutzfilter zu wagen kann das Augenlicht kosten! Bitte keine Selbstversuche!
1 Aufbau des größten öffentlichen, mobilen Spiegelteleskops Sachsens am
Astronomietag 2013 in Riesa
2 Mond- und Sonnenbeobachtung am 11. Astronomietag in Riesa
Vor allem Familien und interessierte Bürger aus nah und fern nutzten die Chance, bei besten Beobachtungsbedingungen bei den Sternenfreunden Riesa einen Blick in den Himmel zu werfen. Auch Fragen rund um Astronomie und Raumfahrt wurden gestellt und beantwortet. Selbst kleine Kinder waren begeistert und löcherten Eltern und Sternenfreunde gleichermaßen, um die Geheimnisse des
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Himmels zu lüften. Als dann das große Spiegelteleskop zusammengesetzt wurde, blickten alle neugierig auf den optischen Lichtgiganten. Mit satten 50 Zentimetern optischer Spiegelfläche und dank der Mobilität des Instrumentes, ist dies das ,,Größte, öffentlich zugängliche, mobile Spiegelteleskop Sachsens". Während an-
dere Teleskope dieser Größe fest installiert vor allem für die Fotografie genutzt werden, ist dieses Teleskop einzig und allein für die visuelle Beobachtung mit der interessierten Öffentlichkeit angeschafft worden. Das Lichtsammelvermögen ist einfach sagenhaft, so dass bereits am
3
Mond- und Sonnenbeobachtung am 11. Astronomietag in Riesa
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Auch die Kleinsten wollten mit dem größten mobilen Spiegelteleskop Sachsens beobachten
Tage eine Fülle von Details z.B. auf dem Mond zu sehen sind. Und des nachts gibt es bei den unwahrscheinlich beeindruckenden Bildern kosmischer und schwacher Objekte kein Halten mehr. Das, was das Auge nicht sehen kann, wird durch dieses Teleskop sichtbar gemacht - hier wird astronomische Beobachtung für Jeden wieder erlebbar!
Auch zahlreiche prominente Besucher waren im Laufe des gesamten Aktionstages zu Besuch. So kamen z.B. Ehrenmitglieder des Vereins vorbei, ein Professor aus Mexiko, ein polnischer Autor und Fotograf, ein bekannter Radiomoderator samt Familie, Vertreter der örtlichen Presse und langjährige Freunde des Vereins. Selbst Spaziergänger waren neugierig und wollten unbedingt durch eines der Teleskope schauen. Mit über 50 Besuchern auf freiem Feld ist dies einfach eine gigantische Resonanz angesichts der Kälte und dem abgeschiedenen Beobachtungsplatz auf dem Segelflugplatz Canitz bei Riesa.
Mit Einbruch der Dunkelheit stieg die Spannung, denn der Star des Abends wurde nach Sonnenuntergang aufgeregt am Westhorizont gesucht: der Komet ,,PanSTARRS". Und nach gut 15 Minuten kam auch die Erfolgsmeldung ,,Da ist er! Ich hab ihn!" und alle Instrumente richteten sich synchron auf den Kometen. Etliche Gäste waren tief beeindruckt vom Anblick des Kometen, welcher einen hellen Kometenkern, eine ausgeprägte Koma und auch einen deutlichen Schweif zeigte. Mit bloßem Auge sehr schwierig zu finden, zeigte PanSTARRS im Teleskop beachtliche Details. Nur knapp eine
Stunde blieb, um dem Kometen zu folgen, dann ging er bereits wieder unter. Es wurden ein paar Fotos gemacht, auf denen der Komet noch mehr von seiner eigentlichen Schönheit zeigte. Die Gäste waren begeistert, denn auch wenn man schon einiges über Kometen und auch diesen Kometen gehört hatte: Mit eigenen Augen hatten ihn bisher wohl nur die wenigsten gesehen. Parallel dazu wurden die Teleskope aber auch auf den wundervollen Mond mit seinen kraterübersäten Ebenen und den Gasriesen Jupiter mit seinen vier großen Monden und den prächtigen Wolkenbändern gerichtet. Vor allem die Beobachtungschance am Riesendobson-Teleskop wollte sich keiner entgehen lassen. Die volle Leistung des 50-Zentimeter-Teleskops wurde erst bei völliger Dunkelheit sichtbar;
Objekte wie der Große Orionnebel M 42, der prächtige Kugelsternhaufen M 13, die Andromedagalaxie M 31 oder auch weit entfernte Galaxien wie M 51, M 82 oder M 66 präsentierten sich dem Beobachter in königlicher Brillanz.
Ein kleiner wärmender Feuerkorb ermöglichte immer wieder kleine Pausen und frisches Grillgut für die Mägen der hungrigen Astronomen. Gegen Mitternacht zog dann aber der Himmel immer weiter zu, so dass die Sternenfreunde nach gut einem halben Tag der Beobachtung in eisiger Kälte das Astrocamp wieder abbauten. Die letzten Gäste blieben noch bis zum Schluss und waren beeindruckt vom Astronomietag 2013 in Riesa.
5 Komet PanSTARRS am 16. März 2013, aufgenommen eine Stunde nach
Sonnenuntergang mit einem Teleobjektiv mit 220 mm Brennweite.
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Der Astronomietag an der Sternwarte Stuttgart
von Andreas Eberle und Otto Farago
Am 16. März 2013 wurde auf der Sternwarte Stuttgart nicht nur der Astronomietag gefeiert, sondern zusätzlich mit der ,,Langen Nacht der Museen" gleich zwei Großveranstaltungen durchgeführt. Von 15 Uhr am Nachmittag bis 2 Uhr morgens waren die ehrenamtlichen Mitarbeiter rund um die Uhr im Einsatz, um die Aktivitäten der Sternwarte einem breiten Publikum zu präsentieren.
Erstmals wurde dabei der Öffentlichkeit das frisch gestartete Kooperationsprojekt mit dem DLR zum Thema Weltraumschrott in der eigens dafür errichteten neuen Kuppel vorgestellt. Belohnt wurde dieses Engagement mit rund 800 interessierten Besuchern, deren guter Stimmung auch der größtenteils bedeckte Himmel nichts anhaben konnte.
1-2
Am 11. bundesweiten Astronomietag, der in Stuttgart zeitgleich mit der Langen Nacht der Museen stattfand, öffnete die Sternwarte mit einem Tag der Offenen Tür von 15 bis 18 Uhr. Ausstellungstafeln, Prospekte und Flyer informierten die Besucher über die Sternwarte, die astronomischen Beobachtungsmöglichkeiten in Stuttgart sowie benachbarte astronomische Einrichtungen und Vereine.
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Von 19 bis 2 Uhr nachts war ganz Stuttgart unterwegs, um interessante Einrichtungen aus einer anderen Sicht kennen zu lernen. Die Fernrohranlage auf der Uhlandshöhe, am historischen Wasserhochbehälter der Landeshauptstadt, präsentierte sich den Besuchern in einem ganz anderen Licht. Ein Blick hinter die Kulissen, wie in einer üblichen Führung kaum möglich, wurde aufgrund der Beteiligung vieler ehrenamtlichen Mitarbeiter möglich.
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Tag der Astronomie 2013 mit öffentlicher Beobachtung in Quedlinburg
von Wilfried Lassak
Der 11. Astronomietag wurde von uns in zwei Teilen gestaltet. Einmal waren wir bei strahlendem Sonnenschein auf dem Marktplatz, um mit einem Telementor mit Projektionsschirm die Sonne und deren Flecken zu betrachten. Es waren drei Fleckengruppen zu sehen. Da wir unseren kleinen Stand direkt neben dem Rathaus aufgebaut hatten, wurden die Passanten schnell auf uns und das Gerät aufmerksam. Insgesamt schauten etwa 100 Personen auf die Sonnenscheibe und stellten dabei die unterschiedlichsten Fragen zur Sonne und deren Flecken. Es ist immer wieder interessant zu erfahren, welche Vorstellungen bei Groß und Klein zu astronomischen Dingen vorhanden sind.
Pünktlich zum Sonnenuntergang waren wir dann mit einem Teleskop auf dem Gelände, auf dem mal unsere Sternwarte stehen wird. Der angebliche ,,Star" des Jahres entzog sich leider unseren Blicken, da eine dichte Wolkenwand über dem Horizont lag. Zu sehen waren aber durch eine leichte Dunstschicht die schmale Sichel des zunehmenden Mondes und Jupiter mit zweien seiner Monde. Für die etwa 30 Besucher waren das lohnenswerte Beobachtungsobjekte. Als Trostpflaster für die Nichtsichtbarkeit des Kometen PanStarrs zeigte ein Mitglied unserer Arbeitsgemeinschaft das Bild des Kometen auf seiner Kamera. Er hatte ihn am Vortag ,,erwischt" und aufgenommen.
Über die große Resonanz auf unser Angebot waren wir sehr erfreut.
1+2 Öffentliche Sonnenbeobachtung auf dem Marktplatz von Quedlinburg mit einem Telementor samt Projektionsschirm.
VdS-Journal Nr. 48
Das Deep-Sky-Treffen 2013
von Manfred Holl
Vom 22. bis 24. März 2013 fand im hessischen Bebra das 10. Deep-Sky-Treffen (DST) der VdS-Fachgruppen Astrofotografie und Visuelle Deep-Sky-Beobachtung statt. Nachdem ich im letzten Jahr meine Teilnahme aus persönlichen Gründen kurzfristig absagen musste, konnte ich dieses Mal das Treffen genießen.
Freitag Zusammen mit Andre Wulff hatte ich mich schon recht frühzeitig dafür entschieden, nach Bebra zu fahren. Sobald es möglich war, buchten wir unsere Zimmer und auch die Bahnfahrkarte. Im Ho-
tel ,,Sonnenblick" angekommen, checkten wir kurz ein, begaben uns auf unsere Einzelzimmer und genossen die freie Zeit bis zum Beginn der Veranstaltung um 18:30 Uhr. In gemütlichem Beisammensein nahmen wir die erste Mahlzeit zu uns. Im Anschluss daran führten uns Peter Riepe für die VdS-Fachgruppe Astrofotografie und Daniel Spitzer für die VdS-Fachgruppe Visuelle Deep-Sky-Beobachtung in den Seminarraum des Hotels, wo uns einige Neuigkeiten aus den Fachgruppen serviert wurden: Ein kurzer Bericht über die Fachgruppen wurde abgelöst von der Vorstellung eines neuen
1 Gruppenfoto vor dem Hotel
Logos der visuellen Beobachter, dem Hinweis auf das Schwerpunktheft ,,Planetarische Nebel" (VdS-Journal Nr. 51, Redaktionsschluss: Mai 2014) sowie einer Übersicht über Publikationen der beiden Fachgruppen. Danach wurde das gemütliche Beisammensein fortgesetzt oder man zog sich auf die Zimmer zurück.
Samstag Das Wochenende begann mit Fachsimpeleien beim Frühstück, bis die Veranstaltung um 9:30 Uhr fortgesetzt wurde. Peter Riepe und Jens Bohle eröffneten das Treffen mit ein paar Anekdoten von den
2 Gespannte Aufmerksamkeit während der Vorträge
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3 Am Mittagsbüffet
ersten ,,Deep-Sky-Tagungen" - damals noch auf dem hessischen Eisenberg - und lobten die gute Zusammenarbeit der beiden Fachgruppen. Mit berechtigtem Stolz wurde verkündet, dass das diesjährige DST - das 10. in diesem Rahmen - zwei neue Rekorde eingefahren hat: Mit mehr als 70 Sternfreundinnen und Sternfreunden wurde die bislang höchste Teilnehmerzahl erreicht. Bedauerlicherweise konnten deshalb auch einige Anmeldungen nicht mehr berücksichtigt werden. Einen Rekord gab es auch bei der Zahl der Vorträge, die gleich nach der Begrüßung begannen.
Oliver Schneider berichtete zu Anfang seines Vortrags von einer Erfolgsstory: Er konnte seine heimische Gemeinde nach zähem Ringen davon überzeugen, eine störende Straßenlampe direkt vor einem Haus durch andere, effizientere Leuchtmittel (LEDs statt Natriumdampflampen) zu ersetzen. Weniger erfolgreich war hingegen sein Familien- und Astrourlaub 2012 auf Teneriffa. Um sich möglichst ungestört der Astrofotografie widmen zu können, hatte er sich zwischendurch für zwei Tage im bekannten Hotel Parador eingemietet. Problematisch waren jedoch die Brände rund um den Teide, die die Sicht behinderten. Und dann schlug auch noch der Calima-Effekt zu: Starker heißer Ostwind trieb den Saharasand über den Atlantik hinaus und trübte für mehrere Tage die Sicht auf die Sterne. Überdies gab es eine ganze Reihe technischer Probleme mit den Säulen und der Stromversorgung auf der Außenplattform des Hotels. Kurz vor der Abreise war der Himmel wieder klar und der Referent nutzte diese letzte, sich bietende Gelegenheit. In Bebra präsentierte er Aufnahmen vom Untergang der Milchstraße auf Teneriffa.
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Einen ,,Rückblick auf sechs Jahre Gletscherwelt" gab danach Anne Ebeling aus Österreich. Sie berichtete amüsant über ihre Aktivitäten der letzten Jahre bei astronomischen Exkursionen in die Nähe von Sölden. Mit einer Gruppe von Sternfreunden verbrachte sie seit 2006 regelmäßig Astrourlaube in der Ötztal-Region auf dem Alpenhauptkamm - entweder am Fuß des Tiefenbachgletschers oder auf einem 2900 Meter hoch gelegenen Beobachtungsplatz beim Rettenbachgletscher. Beide Orte sind durch den Rosi-Mittermeier-Tunnel miteinander verbunden und gut mit dem Auto erreichbar. Unterkünfte gibt es in den benachbarten Orten. Der Himmel bietet visuell schwächste Sterne um 7 mag. Die Referentin schilderte eindrucksvoll und amüsant die umgebende Landschaft der österreichischen Alpen, die Anreise dorthin und zeigte Aufnahmen vom Milchstraßenpanorama, vom Katzenpfotennebel (NGC 6334), der Schützenregion, der Begegnung des Kometen C/2009 P1 Garradd mit Collinder 399 (,,Kleiderbügel"), dem Airglow und dem Zodiakallicht samt Gegenschein.
Den dritten Reisebericht brachte Uwe Glahn mit, der Anfang des Jahres einen Astrourlaub im Kasbah-Hotel Sahara Sky in Marokko verbrachte. Besonders im Januar und Februar lohnt sich eine Reise dorthin, da zu diesem Zeitpunkt nicht so hohe Temperaturen herrschen. Die Anreise - man kann auch über Agadir anreisen - führte ihn von Marrakesch aus über den Hohen Atlas und den Gegenatlas über Hochgebirgsstraßen und -pässe zum 30 Kilometer von Tamegroute enfernten, in einem Talkessel gelegenen Hotel. Dort zeigte sich bereits das erste Problem: Am Horizont zeigt sich ständig Dunst, dazu kommt der von der nahe gelegenen Hauptstraße stetig aufgewirbelte
Sand. Dennoch gehört dieser Standort derzeit zu den weltweit besten, die noch einen sehr dunklen Himmel versprechen. Großer Vorteil des Hotels: Man braucht keine eigenen Instrumente mitzubringen, da man sie vor Ort mieten kann. Nachteile: Am Rande der Plattform für die Teleskope befinden sich die Auslassöffnungen für die hauseigene Klimaanlage. Überdies war keines der Teleskope richtig eingenordet, was wohl auch damit zu tun hat, dass die Betonsäulen auf dem Dach eines überwiegend aus Lehm errichteten Gebäudes stehen. Es ist unmöglich, dort mit langbrennweitigen Optiken zu arbeiten, da der Boden bei der kleinsten Bewegung so stark schwingt, dass das selbst durch Autoguiding nicht mehr auszugleichen ist. Für die visuelle Beobachtung ist der Standort hingegen bestens geeignet, fotografisch leider (derzeit) nicht. Dennoch gelang Uwe Glahn eine ganze Reihe beeindruckender Bilder bei kleinen Brennweiten vom Pferdekopfnebel, vom Hexenkopfnebel IC 2118, vom Kugelsternhaufen Omega Centauri und vom Rosettennebel im Einhorn. Außerdem steuerte er einige interessante Zeichnungen vom PN Sanduleak 2-21, den Galaxien NGC 908, NGC 922, NGC 1385, NGC 3981, der Galaxiengruppe ESO 575-32/33/34 und dem Rosettennebel bei. Interessant war hier besonders der Vergleich zwischen Zeichnung und Fotografie.
Nach der Mittagspause sprach Daniel Spitzer über den Teleskopeigenbau und die Gründe, warum man größere Instrumente, wie einen 24-Zöller, selber baut. Neben den exorbitant hohen Kosten beim Kauf eines Komplettgeräts spielen hier die Konzeption, das Aussehen und die Spezifikation eine entscheidende Rolle. Nach den Erfahrungen, die er beim Bau des Instruments gewinnen konnte, zeigte er als erste Ergebnisse Zeichnungen von M 42 und M 51/NGC 5195.
Jana Kruse schilderte unter dem Motto ,,Kamera, Stativ und nun???" ihre ersten astrofotografischen Erfahrungen, die viele der Teilnehmer an ihre eigenen Anfänge erinnerten. Sehr humorvoll schilderte sie Pleiten, Pech und Pannen - etwa als sie den iPod- statt den Kameraakku aufgeladen hatte - und die Überwindung
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4 Gemütlicher Abend
erster Schwierigkeiten. Nach dem ersten Mondfoto entstanden einfache Strichspuraufnahmen, später das erste Bild von M 31. Als Mitglied der Astronomischen Vereinigung Lilienthal stellte sie ihren Verein und dessen verschiedene Arbeitsgruppen vor.
Im Beitrag von Gerald Willems ging es dann unter dem Titel ,,Pacman und Co. - Besonderheiten großer H-II-Regionen" um die physikalischen Eigenschaften von NGC 281 in der Cassiopeia als exemplarisches Beispiel für diese Objektklasse. Er konnte zeigen, dass verschiedene Optiken unterschiedliche Details verraten - was auch zu erwarten ist. Sie erlauben aber auch Rückschlüsse auf die physikalischen Vorgänge in H-II-Regionen und Sternentstehungsgebieten. Hierbei sind auch die Verteilung der interstellaren Materie und insbesondere die Aktivität junger Sterne in Molekülwolken zu nennen. Bei genauerer Betrachtung des 9500 Lichtjahre entfernten Emissionsnebels findet man IC 1590, den darin eingebetteten Offenen Sternhaufen. Infrarotaufnahmen offenbaren aber noch etwas anderes: Mehrere sogenannte BokGlobulen weisen auf Protosterne hin, die sich hier in einer Molekülwolke bilden. Ratsam ist bei solchen Objekten der Einsatz von Schmalbandfiltern wie H oder [O III] oder eine Kombination beider Aufnahmen, die neue Einblicke in die Materieverteilung der Region möglich machen.
Nach der Kaffeepause stellten Frank Richardsen und Jens Bohle die provokante Frage: ,,Sammeln Sie Punkte? Vom Spaß an der Beobachtung unscheinbarer DS-Objekte". Es geht hier um extrem schwache Objekte am Himmel, die aber oftmals mehr als nur ein zartes Pünktchen knapp über dem Himmelshintergrund sind. Neben dem sportlichen Gedanken und dem Ehrgeiz verbinden beide mit der Beobachtung nicht nur das Hinschauen, sondern auch die Recherche zu den ,,Schwachen der Schwächsten" am Firmament. Einige davon sind 1 Zw 18, eine blaue Zwerggalaxie im Großen Bären mit 17 scheinbarem Durchmesser, Arp 105 als Teil der Galaxiengruppe Abell 1185, IC 4677 A-F (im Halo des
Katzenaugennebels NGC 6543), der Ursa Minor Dwarf (DDO 199) und der Draco Dwarf (DDO 208). Letzterer wurde übrigens im Hochgebirge unter Zuhilfenahme medizinischen Sauerstoffs visuell beobachtet. In der Zwerggalaxie IC 1613 (UGC 8058) wurden ab 20 Zoll Öffnung Sternhaufen und H-II-Regionen beobachtet. Dazu wurde dann noch Markarian 231 vorgestellt, eine weitere, extrem schwache Seyfert-Galaxie.
Peter Riepe stellte Neues zum Fachgruppenprojekt ,,Tief belichtete Galaxien" vor. Dieses von der VdS-FG Astrofotografie und dem Astronomischen Institut der Ruhr-Universität Bochum initiierte Programm sieht vor, bestimmte Galaxien extrem lange zu belichten und dadurch neue Strukturen zu entdecken. Später können solche Aufnahmen auch noch addiert werden. Ziel ist die Untersuchung und mögliche Entdeckung von Sternströmen bei nahen Galaxien. Das sind Sternenreste, die etwa bei Galaxienkollisionen oder dem bekannten Galaxienkannibalismus übrig bleiben. Ferner
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geht es um das Auffinden bislang unbekannter Halos und Halostrukturen, die weitere Aufschlüsse auf Vorgänge beim Verschmelzungsprozess ermöglichen. Beispiele für aufzunehmende Objekte wären M 101, NGC 5485 bei M 101, M 63, NGC 5907, das Feld um UGC 10043, NGC 7497 oder NGC 4449. Das Projekt hat auch eine eigene Webseite. In einer weiteren kleinen Pause, die üblicherweise auch dazu genutzt wurde, um nach E-Mails zu sehen, kam die Bestätigung der Entdeckung einer Supernova des Typs II in M 65, die bis zu 12 mag hell werden sollte und die offizielle Bezeichnung SN 2013am bekam. Drei Japaner entdeckten sie mit einem 35-Zentimeter-Spiegelteleskop. Harald Strauß führte vor dem Abendessen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer virtuell über die im österreichischen Salzkammergut gelegene Gahberg-Sternwarte, die dem größten österreichischen Astronomieverein mit 400 Mitgliedern gehört und stellte danach seinen eigenen
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VdS vor Ort / Tagungsberichte
6 Ein Präsent für die Referenten
Beobachtungsstandort vor. Er präsentierte seine vor vielen Jahren entstandenen ersten langbelichteten Aufnahmen und verglich diese mit neuen Bildern. Dabei konnte er deutliche Veränderungen in den Sternfeldern um zahlreiche Deep-SkyObjekte nachweisen, getreu dem Motto: ,,Fix is nix"! Die Motivation für diesen Vergleich war das auch in Österreich in diesem Winter extrem schlechte Wetter mit nur sehr wenigen klaren Nächten. Zum reinen Vergleich der Aufnahmen kam noch eine intensive Webrecherche, die oft interessante Eigenschaften und Parameter der Objekte zu Tage förderte und viele Parallelen zum vorher erwähnten Projekt ,,Tief belichtete Galaxien" aufwies.
Nach dem wieder üppigen Abendessen und vor den Arbeitsgruppensitzungen gab es von Harald Strauß einen wunderbaren Bilderreigen, der von Markus Blauensteiner vorbereitet worden war. Die am Gahberg entstandenen Aufnahmen stammten von Harald Strauß, Günter Kerschhuber, Bernhard Hubl und Markus Blauensteiner. Es folgten viele gelungene Bilder prominenter, aber auch weniger bekannter Deep-Sky-Objekte wie Abell 2390, IC 10, NGC 1342, Sh2-261 oder auch LBN 718. Interessant war der galaktische Zirrus. Bei den Objekten ist eine Internetrecherche in diversen, frei verfügbaren Datenbanken dringend anzuraten.
Der letzte Programmpunkt des Tages befasste sich mit den Schwerpunkten: Wie seriös ist die visuelle Beobachtung - die Diskussionsrunde wurde in einem Nebenraum geführt - und einem PixInsightWorkshop im Tagungsraum. Dazu Näheres im Fachgruppenteil dieses Heftes.
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Sonntag Der Beginn der letzten drei Vorträge war auf 10 Uhr am Sonntag terminiert. So war ausreichend Zeit für ein reichhaltiges Frühstück vorhanden. Bis 11 Uhr musste man die Zimmer räumen und auschecken, dann ging es an die letzten Beiträge. Peter Riepe beschrieb den irregulären Veränderlichen T Tauri im Stier als Prototyp einer ganzen Klasse von Vor-Hauptreihensternen mit ganz besonderen Eigenschaften, die mit einem Nebel oder einer Dunkelwolke assoziiert sind. T Tauri selber ist ein gelber Stern (B [11 mag] - V [9,9 mag] = 1,1 mag) und ähnelt ein wenig FU Orionis. Detailaufnahmen mit einem 10-zölligen Remote-Teleskop und dem 60-cm-Teleskop Ganymed konnten hier eine bogenförmige Stoßfront nachweisen, die von dem jungen Stern mit seinen starken Sternwinden
und einem Jet in das umgebende Medium hineingeblasen wird. T Tauri ist ein Mehrfachsystem, das in 0,7 Distanz von einer zweiten Komponente umrundet wird, die wiederum aus zwei Einzelsternen besteht. Bisher konnten diese 1982 per SpeckleInterferometrie entdeckten Sterne aber nur im Infraroten beobachtet werden. Jens Leich stellte danach McNeil´s Nebel bei M 78 vor. Dieses Nebelchen liegt innerhalb einer Dunkelwolke im Orion und wird durch einen jungen T-Tauri-Stern getriggert. Dies nutzte der Referent für einen kurzen geschichtlichen Überblick und für eine kurze Einführung in die Theorie der Entstehung eines Protosterns aus einer Molekülwolke. Was passiert, wenn der Stern langsam daraus erwächst?
Jörg Henkel schloss die Vorträge des diesjährigen DST mit einem Beitrag über ,,Bicolor, aber schnell" ab. Ähnlich wie schon beim Vortrag von Gerald Willems fasste er Einzelaufnahmen aus H und [O III] zusammen und zeigte seine Ergebnisse von M 42 und NGC 6888.
Damit war das DST 2013 beendet. Nach dem Essen hatten wir noch ein wenig Zeit, weil unser Zug erst um 14:57 Uhr vom Bahnhof in Bebra abfuhr. So saßen wir noch mit ein paar Sternfreunden zusammen, ließen das Treffen gemütlich ausklingen und waren gegen 19:30 Uhr wieder zu Hause.
7 Zufriedene Veranstalter des DST: Jens Bohle und Peter Riepe
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Wir begrüßen neue Mitglieder
20277 20256 20283 20287 20286 20282 20284 20285 20288 20295 20289 20291 20293 20294 20292 20290 20275 20281 18926 20301 20296 20302 20308 20299 20303 20300 20305 20304 20297 20315 20327 20309 20311 20326 20323 20325 20316 20307 20322 20321 20324 20310 20320 20318 20332 20329 20330 20328 20314 20306 20334 20331 20336 20333 20319
Brock Borchmann Sorocean Dr. Schmitt Diessner Schmidt Horn Hellmann Leitz Mickelfield Detken Kuelkens Balzer Weissörtel Ehlers Zappe Kamrad Wenck Obermanns Pomowski Rausch Taube Braun Weidenbusch Rieck Beckhoff Messner Reichmann Isenberg Schneckenburger Schwab Mitzkewitz Schwenk Wandler Weiland Scharner Dr. Zell Probst Schnur Holzhäuser Kuch Hess Dettling Erb Eiting Eggers Fetten Neumann Bösch Volkssternwarte Darmstadt Schmalhofer Bär Boese Poggemeier Fahrner
Christian Rainer Michael Michael Herwig Nancy Tim Florian Marc Bruno George Kai-Oliver Gert-Joachim Thomas Frank Ingo Claudia Heiner Jürgen Klaus-Friedrich Uwe Christian Stefan Mathias Frank Oliver Jens Andreas Norbert Carsten Gerhard Wolfgang Gunther Karl-Heinz Josef Michael Sebastian Lothar Werner Michael Thomas Harald Kurt Josef Marianne Roel Uwe Hermann Martin Gerhard Geschäftsstelle Christoph Elke Sascha Ralf Ralf
01277 45326 85737 65193 71292 56651 10405 72108 CH-PLZ 8280 48161 28879 47803 71296 81545 24768 69123 38820 21481 36093 17033 85221 86343 36179 65549 65611 32825 A-PLZ 8324 A-PLZ 9231 93053 78647 69118 71083 77855 83022 78467 82299 76275 A-PLZ 9342 55425 71263 75217 CH-PLZ 8600 72290 78661 49232 26506 50829 53332 72213 64347 70569 64625 25548 32549 79865
Dresden Essen Ismaning Wiesbaden Friolzheim Niederdürenbach Berlin Rottenburg/Neckar Kreuzlingen Münster Grasberg Krefeld Heimsheim München Rendsburg Heidelberg Halberstadt Lauenburg Künzell Neubrandenburg Dachau Königsbrunn Bebra-Solz Limburg Brechen Blomberg Kirchberg/Raab Köstenberg Regensburg Trossingen Heidelberg Herrenberg Achern Rosenheim Konstanz Türkenfeld Ettlingen Gurk Waldalgesheim Weil der Stadt Birkenfeld Dübendorf Lossburg-Unterbrändi Dietingen Freren Norden Köln Bornheim Altensteig Griesheim Stuttgart Bensheim Kellinghusen Bad Oeynhausen Grafenhausen
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VdS vor Ort / Tagungsberichte
Kometen-, Planeten- und Sonnetagung 2013
von Bernd Gährken
Im Jahr 2013 wurde die 32. Kometen- und Planetentagung vom süddeutschen Violau in das mitteldeutsche St. Andreasberg verlagert. Mit dem neuen Standort sollten mehr Besucher aus dem Norden angezogen werden. Tatsächlich waren bei der Tagung neben vielen altbekannten Persönlichkeiten auch einige neue Gesichter zu sehen. Tagungsort war das Schullandheim ,,Mindener Hütte".
St. Andreasberg ist nur ein kleiner Ort. Das Schullandheim liegt auf einem Berg, einige hundert Meter über der Stadt. Der Himmel ist relativ dunkel, vergleichbar mit anderen Standorten im Ostharz. Neben dem Besuch des Tagungsprogramms ist dort auch die Himmelsbeobachtung möglich. Während einer Nacht klarte der Himmel auf und es konnte unter guten Bedingungen der Komet PANSTARRS mit einem zwei Grad langen Schweif gesichtet werden. Tagsüber war Sonnenbeobachtung möglich.
Das Programm war diesmal mit mehr als 20 Beiträgen sehr umfangreich. Dies lag auch daran, dass die diesjährige Planetentagung mit der 36. Sonnetagung kombiniert wurde. Fachgruppenleiter Michael Delfs berichtete über Solare Fackeln und Martin Hörenz erklärte die Entwicklung der H-Alpha-Relativzahlen in den letzten fünf Jahren. Beim Vortrag
1
Der Vortragsraum
von Marc Wiekhorst wurden erste Fundstücke des Meteors von Tscheljabinsk präsentiert, der am 15. Februar auf die Erde stürzte. Bernd Gährken berichtete von dem am gleichen Tag sichtbaren Near-Earth-Asteroiden 2012DA14. Sein Beobachtungsplatz in Südtirol war vermutlich das einzige Gebiet im deutschen Sprachraum mit exzellenten Bedingungen. Sehr lehrreich war Silvia Kowolliks Demonstration des Programms Fantamorph, mit dem aus wenigen Jupiterbildern flüssige Rotationsanimationen erstellt werden können.
Der Spitzenreiter unter den Vortragsthemen war diesmal der Venustransit. Die Tagungsteilnehmer hatten sich über die gesamte Welt verstreut. Doch nicht jeder hatte Glück. Silvia Kowollik war in den USA, konnte aber dafür von einer ringförmigen Sonnenfinsternis berichten. Es gab gleich zwei Transitbeiträge aus Australien und auch in Europa hatten einige Beobachter einen klaren Himmel. Bernd Gährken zeigte Bilder vom Eintritt am Nordkap und Uwe Schmidtmann sowie Michael Anton vom Austritt in Deutsch-
land. Ein gern gesehener Teilnehmer war der Leiter der Fachgruppe Kometen, Uwe Pilz, der über die Gas- und Staubproduktion von Kometen referierte. Er konnte danach ausgiebig zu den Prognosen für den Kometen ISON befragt werden.
Der Tagungsausflug ging diesmal zur historischen Sternwarte der Göttinger Universität, die heute von einem Amateurverein weitergeführt wird. In einem vorbereitenden Vortrag stellte Kai Bröking die Gebäude und Instrumente vor. Interessant ist der Sonnenturm, der über ein 45-Zentimeter-Cassegrain-Teleskop verfügt. Er wurde in den 1940erJahren gebaut, um den Einfluss der Sonne auf den Funkverkehr näher zu untersuchen. Für den Nachthimmel gibt es einen 34-Zentimeter-Astrografen, der im UV optimiert wurde, um die damaligen blauempfindlichen Fotoplatten besser belichten zu können. Als Leitrohr diente ein 10-Zoll-Refraktor vom Typ Fraunhofer. Beide Geräte haben eine identische Brennweite von etwa vier Metern. Eine Besonderheit ist die historische Schmidtkamera. Es ist vermutlich das erste kom-
2 Gemeinsames Essen
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3 Der Vortrag von Uwe Pilz
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merziell gefertigte Schmidtsystem, das je gebaut wurde! In der von Daniel Fischer souverän geleiteten Abschlussbesprechung waren sich alle Teilnehmer einig, dass es auch eine 33. Kometen- und Planetentagung geben wird. Falls sich die Prognosen für ISON erfüllen, dürfte der Jahrhundertkomet im nächsten Jahr ein großes Thema sein.
Weitere Infos und das komplette Tagungsprogramm gibt es im Internet unter www.planetentagung.de
4 Sonnenbeobachtungen
Unsere Gästesternwarte Gahberg:
Ein Projekt des Astronomischen Arbeitskreises Salzkammergut
von Erwin Filimon
Als wir im Jahr 2010 eine gebrauchte Sternwartenkuppel von Hans Plasser aus Hörsching gekauft haben, war dies für eine unbestimmte Verwendung. Wir lagerten die Kuppel auf dem Gelände unserer Sternwartenanlage am Gahberg. In der Diskussion über die künftige Verwendung wurde uns bewusst, dass wir sehr viele Mitglieder haben, die in Ballungszentren leben, wo durch die Lichtverschmutzung sinnvolle Astrofotografie oder visuelle Beobachtungen erschwert
oder gar nicht mehr möglich sind. Wir hatten dann die Idee, diesen Mitgliedern mit der Errichtung der Gästesternwarte einen Aufstellort auf Zeit zu bieten.
Das Besondere daran ist, dass die Sternwarte ,,leer" ist, d.h., ohne Säule und ohne Gerät. Wir bieten die Infrastruktur mit Strom, Internetanschluss, Aufenthaltsraum und Beobachtungsplatz in der 3,5-Meter-Kuppel sowie einen Parkplatz direkt vor der Tür der Gästesternwarte.
Viele Astrofotografen arbeiten lieber mit dem eigenen Gerät und Zubehör, als sich den Problemen eines unbekannten Gerätes zu stellen. Es spart viel Zeit während eines Urlaubs, das Gerät nur einmal aufbauen zu müssen und es aufgebaut stehen lassen zu können.
Vielleicht ist dies auch eine gute Chance, ,,Urlaubsastronomen" auf den Gahberg zu holen, die hier mit ihrer Familie Urlaub machen und ihre eigene Urlaubss-
1 Die Baupläne für die Gästesternwarte
VdS-Journal Nr. 48
102
Amateurteleskope / Selbstbau
ternwarte mit den eigenen Geräten nutzen können. Die Nähe zu den Fotografen der Sternwarte Gahberg sollte auch den gegenseitigen Erfahrungsaustausch fördern und neue Kontakte ermöglichen.
Bedingung für die Nutzung ist die Mitgliedschaft im Astronomischen Arbeitskreis Salzkammergut (AAS, Jahresbeitrag 19 Euro). Dies ist notwendig, damit die Gerätschaft in die Gruppenversicherung der Sternwarte Gahberg fällt und somit abgesichert ist. Der Mietpreis von 50 pro Woche + 6 für jeden weiteren Tag beinhaltet Strom und Internetanschluss. Ab Juli 2013 sollte eine automatische Reservierung über unsere Homepage www. astronomie.at möglich sein.
Im Juni 2012 wurde mit dem Bau der Gästesternwarte begonnen. In hunderten Arbeitsstunden hat das aktive Team des AAS die Sternwarte aufgebaut. Der Bau erfolgte in Ziegelbauweise, mit massiver Betondecke. Im Untergeschoss liegt der im Winter heizbare Aufenthaltsraum mit Arbeitstisch, Internetanschluss, im Obergeschoss der Beobachtungsraum. Rund 12.000 Euro hat der Bau gekostet, den wir zur Gänze aus Eigenmitteln ohne Förderungen oder Subventionen errichtet haben. Der Kuppelspalt wird durch eine Eigenkonstruktion mit einem Markisengetriebe und einem Stahllochblech geöffnet.
Die Eröffnung der Gästesternwarte erfolgte im Rahmen unseres jährlichen Astronomieworkshops am Samstag, dem 4. Mai 2013. Mit 97 Teilnehmern war heuer ein Rekord an Teilnehmern beim Work-
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shop zu verzeichnen. Babak Tafreshi - der bekannte iranische Astrofotograf (TWAN - ,,The World At Night") wurde von uns bewusst als Ehrengast für die Eröffnung der Gästesternwarte ausgewählt, um auf die starke Gemeinschaft der Astronomen weltweit hinzuweisen, die über alle Ländergrenzen, Kulturen und Religionen hinweg durch das gemeinsame Hobby in besonderer Weise freundschaftlich verbunden sind. Besonders gefreut hat uns bei der Eröffnungsrede von Babak der Hinweis auf den besonderen ,,Spirit", der hier am Gahberg im aktiven Team des AAS zu finden ist.
Trotz strömenden Regens bei der Eröffnung hat auch schon unser erster Gast
2 Bei der Eröffnung der Gästestern-
warte auf dem Gahberg (Kuppelgebäude links) herrschte großer Besucherandrang (Bildautor: P. Riepe).
- ein neues Mitglied aus München - für mehrere Tage die Gästesternwarte mit seinem Instrumentarium bezogen. Wir freuen uns auf viele Sternwartengäste bei uns hier am Gahberg. Ein Außenfundament neben der Gästesternwarte ist noch in Arbeit, um auch außerhalb der Sternwarte einen weiteren Aufstellplatz bereitstellen zu können. Wir wünschen allen unseren Gästen einen möglichst sternklaren Himmel und freuen uns über viele Besucher.
3 Kaffee und Kuchen bei der Eröffungsveranstaltung (Bildautor: P. Riepe).
VdS vor Ort / Tagungsberichte
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Sternwarte Melle:
Die Ferienpass-Aktion 2013
von Peter Riepe
Jedes Jahr in den Sommerferien führen wir gemeinsam mit der Stadt Melle die ,,Ferienpass-Aktion" durch. Am 3. August war es wieder soweit: Schülerinnen und Schüler konnten in Begleitung ihrer Eltern bei verbilligtem Eintritt die EXPO-Sternwarte (Abb. 1) in Oberholsten besuchen, um mit der Astronomie in Kontakt zu kommen. Das Programm sah im Vortragsraum des Erdgeschosses verschiedene Videofilme zu Astronomie und Raumfahrt vor (Abb. 2), sozusagen als Einstieg, um das All näher zu bringen.
Im Anschluss lernten die Besucher auf der ersten Etage die Steuerung und Montierung des 1,12-Meter-Teleskops kennen. Da das Wetter gut war, wurde ab ca. 22 Uhr im Obergeschoss der 4-MeterSpalt der 9-Meter-Kuppel geöffnet (Abb. 3). Auf der freien Beobachtungsplattform ging es zunächst um den aktuellen Sternenhimmel mit Erläuterung der astronomischen Hintergründe (Abb. 4), was zu lebhaften Fragen und Antworten führte. Nahtlos ging dann alles in die Beobachtungspraxis über. Mit dem 1,12-MeterNewton konnten die schönsten Objekte des Sommerhimmels betrachtet werden - für viele eine völlig neue Erfahrung, insbesondere für die Kinder (Abb. 5).
In der Phase der einsetzenden Dämmerung wurden zuerst Fixsterne anvisiert: Der rötliche Arktur, die bläuliche Wega, dazu das Vierfachsystem Epsilon Lyrae.
Als es dunkel genug war, bot der Ringnebel M 57 mit seinem Zentralstern einen prächtigen Anblick. Nicht weit davon steht M 56, ein weniger beachteter Kugelsternhaufen. Er war bis ins Zentrum in Einzelsterne aufgelöst. Dann ein Schwenk zum Planetarischen Nebel NGC 6543 im Drachen, der eindeutig grünlich erschien. Zum Schluss kam der dicht ge-
1 Die Sternwarte Melle. Durch den
geöffneten Kuppelspalt ist das 1,12-Meter-Newton-Teleskop zu sehen.
2 Der Vortragsbereich im Erdgeschoss
VdS-Journal Nr. 48
3 Durch den geöffneten Kuppelspalt sieht man die
Dämmerung.
4 Erläuterungen am Teleskop
drängte Offene Sternhaufen M 11 im Schild an die Reihe - ein Highlight für alle. Zwischen den einzelnen Beobachtungsgängen konnten dann - für einige zum ersten Mal - Satelliten beobachtet werden, die durch die Sternbilder zogen. Außerdem tauchten hin und wieder Sternschnuppen auf. So etwas hatte noch nicht jedes Kind gesehen. Die Sternwarte war bis auf den letzten Platz gefüllt - alle waren zufrieden. Und im nächsten Sommer auf ein Neues in Melle!
5 Für die Kleinsten: Auf einer Fußbank zum Okular
VdS-Journal Nr. 48
BILDKALENDER »HIMMEL UND ERDE 2014« Sterne und Weltraum präsentiert 13 überragende astronomische Motive von Wissenschaftlern und Amateurastronomen: Vom Polarlicht über die ISS und den Asteroiden Vesta geht es zu Gasnebeln, dem Milchstraßenband, einem Kugelsternhaufen bis hin zu fernen Galaxien.
Zusätzlich bietet der Kalender wichtige Hinweise auf die herausragenden Himmelsereignisse 2014 und erläutert ausführlich alle abgebildeten Objekte. 14 Seiten; 13 farbige Großfotos; Spiralbindung; Format: 55 x 45,5 cm. Blättern Sie im Internet schon jetzt durch die Seiten.
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106 VdS vor Ort / Podium podium@vds-astro.de
Mitglieds-Nr. 18108
Christian-Jutz-Volkssternwarte Berg e.V.
Seit 1992 existiert auf einer Anhöhe über dem Ostufer des Starnberger Sees eine kleine Sternwarte. Auf einem Grundstück der Gemeinde Berg, abseits von störenden Lichtquellen, steht eine 3-Meter-Kuppel mit einem 14-Zoll-SchmidtCassegrain-Spiegelteleskop sowie zwei Rolldachhütten, die einen 5-Zoll-Refraktor und weitere Teleskope beherbergen. Mittlerweile zählt der Verein mehr als 75 Mitglieder aus allen Altersgruppen.
Jeden Dienstag und Freitag werden bei klarem Himmel öffentliche Beobachtungsabende angeboten. Gruppen, wie zum Beispiel Schulklassen, Kindergärten oder Firmen, können auch Sonderführungen vereinbaren. Für Veranstaltungen am Tage stehen verschiedene Instrumente für die Sonnenbeobachtung zur Verfügung.
Auf dem Gelände der Sternwarte haben Mitglieder auch die Möglichkeit, private Teleskope aufzubauen. Dazu können vorhandene Einrichtungen (Stromanschlüsse, Montierungen, etc.) genutzt werden.
Monatlich finden Vereinsabende in einer der umliegenden Gaststätten statt. Auch interessierte Nicht-Mitglieder sind dabei immer willkommen.
1 Startrails über der Christian-Jutz-Volkssternwarte Berg
Kontakt: Christian-Jutz-Volkssternwarte Berg e.V. Kempfenhauser Str. 13d 82335 Berg www.sternwarte-berg.de info@sternwarte-berg.de
Mitglieds-Nr. 15973
Sternwarte Oberallgäu
Die Sternwarte Oberallgäu steht in dem kleinen Ort Knottenried auf einer Anhöhe oberhalb von Immenstadt im Allgäu. Sie wurde 1998/1999 von dem bereits einige Jahre zuvor gegründeten Verein ,,Sternwarte Oberallgäu e.V." gebaut, dessen Mitglieder bis dahin ihre Instrumente behelfsmäßig auf Parkplätzen und in Vorgärten aufstellen mussten. Die Sternwarte wurde schließlich in Eigenleistung der Mitglieder als Schiebedach-Konstruktion errichtet und im Juni 1999 feierlich eingeweiht.
Seit 2000 beherbergt die Sternwarte ein vereinseigenes, computergesteuertes Meade-12-Zoll-Spiegelteleskop mit Schmidt-Cassegrain-Optik, seit 2009 außerdem eine Montierung für die verschiedenen privaten Teleskope der Mitglieder.
Der Verein hat heute (2013) 25 Mitglieder. Das Schwergewicht der Vereinsaktivität liegt auf der Planeten- und DeepSky-Beobachtung sowie der Astrofotografie. Der Verein sieht jedoch seine Aufgabe auch darin, die Astronomie der Öffentlichkeit nahezubringen. Die Sternwarte ist daher ganzjährig an jedem Freitagabend für Jedermann geöffnet. Zusätzlich gibt es, meist einmal im Monat an einem Sonntagnachmittag, öffentliche Sonnenbeobachtungen. Einmal
1 Die Sternwarte Oberallgäu am Astronomietag der VdS
im Jahr wird ein Messier-Marathon durchgeführt, außerdem beteiligt sich die Sternwarte am Astronomietag der VdS. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
Kontakt: Sternwarte Oberallgäu Vorstand Martin Beetz Telefon: 0 83 23 / 60 98 05 www.sternwarte-oberallgaeu.de info@sternwarte-oberallgaeu.de
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VdS vor Ort / Podium podium@vds-astro.de 107
Mitglieds-Nr. 10747
Die Sternwarte Solingen - über 90 Jahre Astronomie im Bergischen Land
Die Anfänge der Sternwarte Solingen reichen zurück bis ins Jahr 1921, als der Solinger Lehrer Walter Horn zusammen mit anderen Amateurastronomen den astronomischen Verein Ohligs-Wald (zwei Stadtteile der heutigen Stadt Solingen) gründete. Ziel des Vereins war schon damals einerseits die Öffentlichkeitsarbeit sowie andererseits ganz bewusst die Heranführung und Begeisterung Jugendlicher für die Astronomie und die Naturwissenschaften.
Die am 5. Oktober 1924 eröffnete Sternwarte besteht zwar im Kern noch heute, wurde aber im Laufe der Zeit mehrfach erweitert. Im Jahr1993 eröffnete die Walter-Horn-Gesellschaft e.V., so der heutige Name des Trägervereins der Sternwarte, einen kompletten Neubau am bisherigen Standort. Seitdem verfügt die Sternwarte neben der erforderlichen Infrastruktur über einen modernen Vortragsraum für multimediale Präsentationen, eine Bibliothek, Werkstatt und Nebenräume.
Das aktuelle Angebot für die breite Öffentlichkeit spricht mit individuellen Programmen Kinder ebenso an wie Erwachsene mit Multimediaprogrammen und Fachvorträgen. Zu den jährlich weit über 200 Veranstaltungen gehören aber neben dem öffentlichen Angebot zahlreiche Vormittagstermine für Schulklassen genauso wie Gruppentermine zur Himmelsbeobachtung.
1 Die Gebäude der Sternwarte Solingen
Hierzu sind zahlreiche Teleskope vom kleinsten 110-Millimeter-Newton (f/8) über ein C8 und ein Meade LX 200 (250mm, f/10) bis zum 300-Millimeter-f/20-Schiefspiegler im Einsatz. Für die Sonnenbeobachtung wird u.a. ein Coronado-H-Alpha-Filter an einem 70-Millimeter-f/10-Refraktor eingesetzt.
Kontakt: Sternwarte Solingen | Walter-Horn-Gesellschaft e.V. Sternstraße 5 | 42719 Solingen Telefon: 0 212 / 23 24 25 www.sternwarte-solingen.de www.facebook.com/SternwarteSolingen
Mitglieds-Nr. 13477
Verein der Freunde der Sternwarte Regensburg e.V.
Die Sternwarte am Ägidienplatz wurde 1905 nach dreijähriger Bauzeit vollendet. Sie stand zuerst nur Studierenden zur Verfügung. Prof. Dr. Karl Stöckl machte sie 1919 auch der Öffentlichkeit zugänglich.
Die älteste Volkssternwarte Süddeutschlands steht heute unter Denkmalschutz. Im Jahr 1976 wurde der Verein der Freunde der Sternwarte Regensburg e.V. gegründet, dessen Mitglieder sich ehrenamtlich engagieren, für die Erhaltung sorgen und Führungen und Vorträge organisieren. Die Volkssternwarte übernimmt die Schnittstelle zwischen astronomischer Forschung und Vermittlung wissenschaftlicher Fakten, wozu auch eine entsprechende Ausrüstung vorhanden ist. Die Besucher haben die Wahl zwischen einem Lichtenknecker-Refraktor (6, f/15), einem Cassegrain (12,5, f/15), einem Meade (12, f/10) und einem C11 (11, f/10). Den Mitgliedern steht
außerdem eine Außensternwarte mit einem 16-Zoll-, einem 22-Zoll- und einem 25-Zoll-Newton-Teleskop zur Verfügung.
Alle Interessierten, die unter qualifizierter Anleitung einen Blick auf den Regensburger Sternenhimmel werfen möchten, sind jederzeit am Freitagabend willkommen. Gerne werden auf Anfrage auch Sonderführungen während der Woche für Schulen, Vereine, Firmen, Jugendliche und alle Wissbegierigen organisiert. Daneben öffnet die Sternwarte bei besonderen astronomischen Ereignissen wie einer Mondfinsternis oder einer Marsopposition. Informationen dazu sind in der Tagespresse und auf unserer Website zu finden. Ferner werden durch die VHS Regensburg Astronomiekurse angeboten, die vom Grundkurs ohne besondere Vorkenntnisse bis zur Einführung in die Kosmologie reichen.
1 Die Kuppel der ältesten Volks-
sternwarte Süddeutschlands
Kontakt: astronomie@sternwarte-regensburg.de www.sternwarte-regensburg.de
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JAGDHUNDE
GROSSER BÄR
GIRAFFE Capella
HAAR DER BERENIKE
JUNGFRAU
KLEINER LÖWE
LÖWE
Regulus
LUCHS
FUHRMANN
Castor Pollux
KREBS
ZWILLINGE Jupiter
Aldebaran
Procyon
KLEINER HUND
Beteigeuze
ORION
SEXTANT
BECHER
SÜDOST Sternkarte exakt gültig für 15. Januar 0 Uhr MEZ
Alphard
RSCHLANGE WASSE
KOMPASS
EINHORN Sirius
HINTERDECK
GROSSER HUND
Rigel HASE
SÜD
Mondphasen im Januar 2014
PERSEUS Algol
ANDROMEDA DREIECK
STIER
WIDDER FISCHE
WALFISCH
ERIDANUS
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de
Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, für 10 Grad östl. Länge/50 Grad nördl. Breite.
Neumond 1.1.
Erstes Viertel 8.1.
Planeten im Januar
Merkur zeigt sich Ende Januar bis Anfang Februar am Abendhimmel. Etwa ab 18 Uhr kann man ihn dann über dem Westhorizont für eine halbe Stunde sehen.
Venus ist Anfang Januar noch abends zu sehen, erreicht am 11.1. die untere Konjunktion (Abstand zur Sonne: 5 Grad nördlich) und taucht nach der Monatsmitte am Morgenhimmel auf.
Mars zieht seine Bahn in der Jungfrau und ist in der zweiten Nachthälfte zu sehen. Am 23.1. begegnet ihm der Mond.
Jupiter steht am 5.1. in Opposition - hoch oben in den Zwillingen: beste Bedingungen.
Saturn folgt im Lauf der Nacht auf Mars, man findet den Ringplaneten in der Waage.
Uranus kann weiterhin noch am Abendhimmel in den Fischen beobachtet werden - zumindest mit einem Fernglas.
Neptun verabschiedet sich vom Abendhimmel, man kann ihn streichen.
Vollmond 16.1.
Ereignisse im Januar
01. 12:14 Neumond
01. 21:00 Mond erdnah, Winkeldurchm.
33,05'
02.
Libration im Mond-S 6,3 Grad
04. 13h Erde im Perihel (Sonnendistanz
0,983 AE)
04.
Maximum Sternschnuppen-
schauer Quadrantiden, max.
120/h, Radiant im Sternbild
Bootes
05.
Jupiter (-2,7 mag) in Opposition
zur Sonne, scheinb. Durchm.
46,82'', Sternbild Zwillinge
06.
max. Libration im Mond-SO, 8,4 Grad
08. 04:39 Erstes Viertel
09.
Libration im Mond-O 7,5 Grad
12. 2h Mond 4,9 Grad W Aldebaran
( Tauri, 1,0 mag)
15. 05:50 Mond 5,6 Grad S Jupiter (-2,7 mag)
16.
Libration im Mond-N 6,4 Grad
16. 01:52 Mond erdfern, Winkeldurchm.
29,73'
16. 05:52 Vollmond, kleinster Vollmond
des Jahres
19. 00:55 Mond 5,5 Grad S Regulus ( Leonis,
1,4 mag)
Letztes Viertel 24.1.
Neumond 30.1.
23.
03:19 Mond 4,2 Grad S Mars
(0,4 mag)
23. 06:45 Mond 2,5 Grad NW Spica
( Virginis, 1,1 mag)
23. 12:06 südl. Mondrand 11' N Spica
( Virginis, 1,1 mag), Taghimmel
24. 06:20 Letztes Viertel
25.
max. Libration im Mond-W, 7,7 Grad
25. 7h Mond 4,4 Grad W Saturn (0,5 mag)
28.
Kleinplanet (18) Melpomene
(9,3 mag) in Opposition zur
Sonne, Sternbild Krebs
29. 7h Mond 3,8 Grad SW Venus
(-4,5 mag), SO-Horizont
30.
Libration im Mond-S 6,5 Grad
30. 09:57 Mond erdnah, Winkeldurchm.
33,73', größter Mond des Jahres
30. 22:38 Neumond
31.
Merkur (-0,5 mag) Abendsicht-
barkeit, Sonnenabstand 18,4 Grad ,
SW-Horizont
31. 21:40 Algol (Beta Persei) Minimum
3,4 mag, Abstieg v. 2,1 mag
in rd. 3 Std.
NÖRDL. KRONE
Gemma
BOOTES
JAGDHUNDE
GROSSER BÄR
LUCHS
Capella FUHRMANN
Algol PERSEUS
Plejaden
Arctur
HAAR DER BERENIKE
KLEINER LÖWE
Castor Pollux
ZWILLINGE Jupiter
Aldebaran
STIER
JUNGFRAU
Mars Spica
SÜDOST
RABE
Sternkarte exakt gültig für 15. Februar 0 Uhr MEZ
BECHER
LÖWE
Regulus
KREBS
KLEINER HUND Procyon
SEXTANT
Alphard
RSCHLANGE WASSE
KOMPASS HINTERDECK
Beteigeuze
ORION
EINHORN
Rigel
Sirius
HASE
GROSSER D HUN
SÜDWEST
ANUS ERID
Vereinigung der Sternfreunde e.V.
SÜD
www.sternfreunde.de
Mondphasen im Februar 2014
Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, für 10 Grad östl. Länge/50 Grad nördl. Breite.
Neumond 30.1.
Erstes Viertel 6.2.
Planeten im Februar
Merkur ist noch in den ersten Tagen abends über dem Westhorizont zu sehen. Seine Helligkeit nimmt aber von Tag zu Tag ab.
Venus strahlt als Morgenstern; Mitte Februar mit -4,9 mag im größten Glanz. Noch sieht man sie als deutliche Sichel. Am 26. begegnet ihr die schmale Mondsichel.
Mars ist Planet der zweiten Nachthälfte. Er wird langsamer und heller. Am 19.2. sieht man den Mond neben Mars und Spica.
Jupiter hat seine Opposition hinter sich, ist aber weiterhin ein auffälliges Gestirn in den Zwillingen.
Saturn steht weiterhin in der Waage und geht zunehmend früher auf, aber immer noch nach Mitternacht. Am 22.2. begegnet ihm der abnehmende Mond.
Uranus ist noch ein Objekt am Abendhimmel - ein Ziel für Spezialisten.
Neptun steht am 23.2. in Konjunktion und ist daher im Februar nachts unsichtbar.
Vollmond 15.2.
Ereignisse im Februar
01. 21:38 CD Tauri Minimum 7,3 mag,
Abstieg v. 6,8 mag in rd. 2 Std.
03. 19:30 Komet 154P/Brewington
(10,6 mag) 31' NW Ypsilon Psc
(4,8 mag)
03. 20:55 RZ Cassiopeiae Minimum
7,7 mag, Abstieg v. 6,2 mag in
rd. 2 Std.
05.
max. Libration im Mond-O, 7,6 Grad
06. 20:22 Erstes Viertel
08. 18:30 Mond 2,3 Grad NO Aldebaran
( Tauri, 1,0 mag)
08. 21:10 R Canis Majoris Minimum
6,3 mag, Abstieg v. 5,7 mag in
rd. 1,5 Std.
09. 19:30 Komet 154P/Brewington
(10,9 mag) 1,6 Grad S M 33
(Galaxie, 5,5 mag)
09. 20:12 RZ Cassiopeiae Minimum
7,7 mag, Abstieg v. 6,2 mag in
rd. 2 Std.
09. 22:07 RW Tauri Minimum 11,6 mag,
Abstieg v. 8,0 mag in rd. 2 Std.
auf Minimum v. 1,3 Std. Dauer
11. 4h
Mond 5,9 Grad S Jupiter (-2,6 mag)
11. ca. 21:23 Mond bedeckt Lambda Gem
(3,6 mag), genaue Zeit abh. v.
Beobachtungsort
Letztes Viertel 22.2.
Neumond 1.3.
12. 05:08
13. 15. 00:53 15. 4h
15. 19:30
19. 23h 20. 20. 24h
22.
22. 2h 22. 18:15 23. 04:30
24.
26. 05:32
27. 19:50
28.
Mond erdfern, Winkeldurchm. 29,37' Libration im Mond-N 6,6 Grad Vollmond Mond 6,3 Grad SW Regulus ( Leonis, 1,4 mag) Komet 154P/Brewington (11,2 mag) 32' N Alpha Tri (3,4 mag) Mond 3,6 Grad S Mars (-0,2 mag) Libration im Mond-W 6,6 Grad Mond 4,5 Grad O Spica ( Virginis, 1,1 mag) Kleinplanet (2) Pallas (7,0 mag) in Opposition zur Sonne, Sternbild Hydra Mond 2,4 Grad O Saturn (0,5 mag) Letztes Viertel Mond 7 Grad N Antares ( Scorpii, 1,1 mag) max. Libration im Mond-SW, 7,6 Grad Mond 0,6 Grad S Venus (-4,6 mag), SO-Horizont Mond erdnah, Winkeldurchm. 32,74' Libration im Mond-S 6,2 Grad
VdS-Journal Nr. 48
HERKULES
NÖRDL. KRONE
Gemma
SCHLANGE (KOPF)
BOOTES
JAGDHUNDE
Arktur
HAAR DER BERENIKE
JUNGFRAU
GROSSER BÄR
KLEINER LÖWE
LÖWE
Regulus
Capella FUHRMANN
LUCHS
Castor Pollux
ZWILLINGE Jupiter
STIER
KREBS
ORION Beteigeuze
Procyon
KLEINER HUND
WAAGE Saturn
SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. März 0 Uhr MEZ
Mars Spica RABE
BECHER
SEXTANT RSCHLANGE
WASSE
SÜD
Mondphasen im März 2014
Alphard
EINHORN
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de
Neumond 1.3.
Erstes Viertel 8.3.
Planeten im März
Merkur erreicht am 14.3. eine größte westliche Elongation, taucht aber nur in südlichen Breiten am Morgenhimmel auf.
Venus ist weiterhin der Morgenstern und erreicht am 22.3. ihre größte westliche Elongation. Am 27.3. steht die schmale Sichel des abnehmenden Mondes bei ihr.
Mars wird Anfang April seine Opposition erreichen und ist daher bereits im März ein Objekt (fast) der gesamten Nacht.
Jupiter wird am 6.3 in den Zwillingen stationär und beendet damit seine Oppositionsschleife in den Zwillingen.
Saturn wird auch stationär, am 3.3., beginnt damit aber seine Oppositionsschleife (in der Waage). Am 21. steht der Mond bei ihm.
Uranus wird Anfang April seine Konjunktion mit der Sonne einnehmen und ist in den dunklen Nachtstunden daher nicht sichtbar.
Neptun hat seine Konjunktion Ende Februar hinter sich; er ist nachts unbeobachtbar.
VdS-Journal Nr. 48
Vollmond 16.3.
Ereignisse im März
01. 09:00 Neumond
05.
Libration im Mond-O 6,7 Grad
05. 04:27 Komet C/2012 K1 PANSTARRS
(10,9 mag) 51' O Beta Her
(2,8 mag)
06. 20:12 RW Tauri Minimum 11,6 mag,
Abstieg v. 8,0 mag in rd. 2 Std.
auf Minimum v. 1,3 Std. Dauer
07. 04:09 Kleinplanet (9) Metis (11,1 mag)
bedeckt den Stern HIP 78193
(7,9 mag, Sternbild Libra),
Dauer max. 24,5 s, (s. VdS-J 48)
08.
max. Libration im Mond-NO,
7,1 Grad
08. 00:41 Mond 1,4 Grad N Aldebaran
( Tauri, 1,0 mag)
08. 14:27 Erstes Viertel
09. 19:30 Mond 9,6 Grad SW Jupiter
(-2,4 mag)
11. 19:46 Mond erdfern, Winkeldurchm.
29,87'
13.
Libration im Mond-N 6,6 Grad
14. 19:30 Mond 5,9 Grad S Regulus ( Leonis,
1,4 mag)
16. 18:08 Vollmond
18. 21:43 Mond 1,1 Grad NO Spica ( Virginis,
Letztes Viertel 24.3.
Neumond 30.3.
1,1 mag)
19.
Libration im Mond-W 5,4 Grad
19. 01:02 Mond 3,9 Grad S Mars (-1,0 mag)
20. 17:57 Frühlingsanfang, Tag-und-
Nacht-Gleiche
21. 03:49 Mond 1,1 Grad S Saturn (0,3 mag)
22. 5h
Mond 7,5 Grad N Antares ( Scorpii,
1,1 mag)
23. 18h Venus (-4,4 mag) in Halbphase
50%, scheinb. Durchm. 46,6'',
Abendhimmel
24.
max. Libration im Mond-SW,
7,3 Grad
24. 02:46 Letztes Viertel
25. ca. 05:34 Mond bedeckt Rho1 Sgr (3,9
mag), genaue Zeit abh. v. Beob-
achtungsort
27. 5h
Mond 3,2 Grad NW Venus
(-4,4 mag), O-Horizont
27.
Libration im Mond-S 6,5 Grad
27. 18:33 Mond erdnah, Winkeldurchm.
32,29'
30. 02:00 Umstellung auf MESZ =
MEZ+1h
30. 19:45 Neumond
Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, für 10 Grad östl. Länge/50 Grad nördl. Breite.
Beobachterforum
111
Namibia Juni 2012,
Natur - Landschaft - Sterne, ein Reisebericht
von Werner Schmidt
Am 10.06.2012 startete der Airbus A330200 fast pünktlich um 20:20 Uhr ab Berlin und erreichte nach zehn Stunden Flug um 5:20 Uhr Ortszeit Windhoek. Die Zeitverschiebung beträgt nur -1 Stunde. Nach der Passkontrolle nahmen wir unseren Mietwagen entgegen. Sternkollege Jürgen aus Aachen fuhr dann im Linksverkehr erst einmal 40 Kilometer zur Innenstadt von Windhoek. Der Internationale Flughafen liegt östlich weit außerhalb. Besonders überraschte uns der dunkelblaue, wolkenlose Himmel und
1 Die Hakos-Farm vor den Hakosbergen, links die IAS-Kuppeln, Aufnahme mit 70 mm
Brennweite, Blende 8
die weite, karge Landschaft sowie die oft schnurgerade schmale Straße. In Windhoek tauschten wir Namibdollar und kauften ein. Es ging weiter in Richtung Hakos-Farm. Bereits zehn Kilometer hinter der Stadt endete die Asphaltstraße und verlief von nun an als Schotterpiste weiter. Gleich hinter der Polizeistation an der Stadtgrenze sahen wir die ersten Paviane mitten auf der Straße, sie ver-
schwanden aber gleich, wenn ein Auto kam. Während der zweistündigen Fahrt begegneten uns ca. 10-15 Fahrzeuge, überwiegend waren es Allrad-Pkw.
Gegen Mittag kamen wir auf der Farm Hakos an (Abbildung 1) und richteten uns in unseren Zimmern ein. Sie sind direkt unterhalb des Haupthauses. Von Waltraud Straube, der Tochter des Be-
2
Hakos-Milchstraße, Aufnahme mit 14 mm Brennweite, Blende 4, Belichtungszeit: 35 s
VdS-Journal Nr. 48
112
Beobachterforum
sitzers Walter Straube, wurden wir kurz mit den Örtlichkeiten und dem Ablauf vertraut gemacht. Um 14 Uhr gibt es immer Kaffee und Kuchen und schon um 17 Uhr Abendessen. Und um 19 Uhr war es schon stockdunkel - fast - denn ein leuchtendes Band verlief quer über den Himmel: die hell schimmernde Milchstraße (Abbildung 2).
Für die ersten vier Nächte hatten wir ein ,,kleines" 10-Dobson-Teleskop sowie unsere mitgebrachten Ferngläser. Bis gegen 22 Uhr schauten wir und ich hatte Probleme, denn am Südhimmel war der Löwe im Norden und lag auf dem ,,Rücken"...
Frühstück gab es meist um 8:30 Uhr, danach lasen wir oder erkundeten die nähere Umgebung. Nach der Mittagsruhe gab es um 14 Uhr Kaffee, um 17 Uhr Abendessen und ab 19 Uhr stand der Sternenhimmel wieder im Fokus. Auf Hakos waren neben uns noch neun Österreicher, darunter die einzige Frau, sowie fünf Ungarn mit eigenen Teleskopen sowie ein Schweizer und zwei Belgier, die zur ,,Internationalen Amateursternwarte" (IAS) gehörten. Dienstag konnten wir deren Teleskope mit 50- und 60-Zentimeter-Spiegel besichtigen, die in etwa 250 Meter Entfernung in Kuppeln aufge-
VdS-Journal Nr. 48
3 Hess-Teleskope, Aufnahme mit 50 mm Brennweite, Blende 8
stellt sind. Am Mittwoch gab es nachmittags einen etwa dreistündigen Ausflug zum ca. 20 Kilometer entfernten ,,HESSProjekt" - das sind vier große Spiegelteleskope zur Erforschung der kosmischen Strahlung (Abb. 3). Ein weiteres, dreimal so großes - Höhe 40 Meter - ist im Bau.
Am Freitagmittag ging es über Windhoek und Okahandja zur ,,Otjiwa-GameLodge", die wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit gegen 18 Uhr erreichten. Hier lernten wir einige Südsternfreunde beim Abendessen kennen. Vor dem Frühstück sah ich fünf Giraffen, danach war das Treffen der Südsternfreunde mit Berichten zu Infrarot-Teleskopen und zum Venustransit. Nach dem Mittagessen bestand die Möglichkeit zur Sonnenbeobachtung. Abends war dann auf einer kleinen Anhöhe Beobachtung mit den mitgebrachten Teleskopen. Sonntag ging es zurück nach Hakos.
Am Sonntag- und Montagabend hatten wir die neue Sternwarte gemietet. Sie hat zwei stabile Säulen und auf einer hatten wir einen 11-Celestron-CPC mit GotoSteuerung im Einsatz.
Der darauf folgende Dienstag war der einzige Tag (und Nacht) mit Wolken. Einige der IAS-ler wollten auf den Gamsberg, wo weitere Teleskope zum Beobachten und Fotografieren stehen (71 cm). Um 10 Uhr begann die Fahrt mit dem Landrover. Über die Farm Weener (Buren), wo ,,Benutzungsgebühr" bezahlt wurde, ging es auf sehr steinigen Pads zum Beginn des Aufstiegs. Über 13 Serpentinen ging es auf 2350 Meter Höhe. Oben besichtigten wir die Unterkünfte, ehemalige Holzhütten des Max-PlanckInstituts, dem auch noch das Plateau gehört. Leider wurde die wunderbare Aussicht in Richtung Namibwüste durch einige Wolken getrübt. Ab diesem Abend bis einschließlich Freitag hatten wir zum Beobachten den 24-Dobson, der traumhafte Ansichten von Omega Centauri, Eta Carinae (Abb. 4), dem Tarantelnebel und den beiden Magellanschen Wolken bot.
Am Montag, den 25.06., hieß es dann mittags Abschied nehmen von Hakos. Über den Gamsberg- und Kuiseb-Pass ging es über sehr weite Schotter- und Sandpisten anfangs durch immer kargeres Buschund Grasland zur Namibwüste. Auf den
letzten 80 Kilometern gab es nur noch Sand und ab und zu einen Raubvogel. Kurz vor Walvisbay folgt ein Abzweig zur Mine ,,Langer Heinrich". Später erfuhren wir, dass hier Uran abgebaut wird. Von Walvisbay sahen wir nur die etwas schlichten Siedlungen der Hafenarbeiter. Nun folgten noch 40 Kilometer entlang des Atlantiks bis Swakopmund. Eine große Hotelanlage bei ,,Langstrand" war allerdings ziemlich verlassen. Das Wasser des kalten Benguelastroms erreicht meist nie mehr als 15 Grad und lädt kaum zum Baden ein.
Dienstag, den 26.06., und Mittwoch verbrachten wir in Swakopmund mit zwei Übernachtungen im gemütlichen Hotel ,,à la Mer" direkt am Atlantik. Deutsches Abendessen und Bier gab es in der Fußgängerzone im ,,Brauhaus". Der weitere Weg führte uns erst wieder die 80 km zurück durch die Namibwüste. Beim Kuiseb-Pass ging es diesmal aber nach Süden weiter über den Gaub-Pass nach Solitair. Auf dem Weg beobachteten wir neben
4 Eta Carinae, Aufnahme mit 135 mm Brennweite, Blende 2,8, Belichtungszeit: 5 s
Raubvögeln auch einige Strauße, Oryxund andere Antilopen. Auch den südlichen Wendekreis des Steinbocks ,,Tropic of Capricorn" passierten wir (Abb. 5).
Solitair besteht neben dem Campingplatz nur aus einer Bar mit kleinem Laden, Kirche, Tankstelle und dem Dessertbäcker Moose. Um 18 Uhr erreichten wir dann die ,,Büllsport-Farm" am Rande des Naturparks Naukluft. Kleine Teile des drittgrößten Naturparks der Erde durchwan-
derten wir in den nächsten zwei Tagen. Auch eine Farmrundfahrt war eingeschlossen und ein Allradfahrzeug brachte uns zum Ausgangspunkt des Wanderweges durch die ,,Köcherbaumschlucht". Die Fahrt dauerte schon fast drei Stunden und wir hielten öfter wegen Zebras, Springböcken, Klippspringern und anderen Tieren. Durch die Schlucht wandert man dann nochmals drei Stunden bergab und man wird nach Bewundern von sagenhaften Pflanzen wieder abgeholt.
5 Wendekreis des Steinbocks, Auf-
nahme mit 24 mm Brennweite, Blende 8, alle Aufnahmen Nikon D300
VdS-Journal Nr. 48
114
Beobachterforum
Der Nachthimmel ist genauso dunkel mit Milchstraße wie auf Hakos - es fehlten nur die Teleskope.
Die letzen zwei Nächte verbrachten wir auf der ,,Ondekaremba Lodge", acht Kilometer vom Flughafen entfernt. Nach etwa vierstündiger Fahrt über die Kleinstadt Rehoboth erreichten wir diese Farm. Hier konnten wir uns erholen und viele Vögel beobachten. Es gab sogar einen 10-Dobson und nach Justierung konnte man ihn auch gut nutzen. Allerdings ist der Himmel in südwestlicher Richtung durch Windhoek stark aufgehellt.
Am 2. Juli frühmorgens checkten wir zu unserem Rückflug ein und waren nach 10 Stunden Flug wieder in Berlin. Nach drei Wochen Superwetter, tagsüber 2025 Grad Grad und trockenem Klima erwartete uns ein Schock mit schwüler Wärme und Regen in Nürnberg.
Fazit: Von 22 Tagen und Nächten war nur eine Nacht wolkig und eine weitere teilweise mit Schleierwolken durchzogen. Unterkunft und Landschaft empfanden wir in Büllsport am besten, die anderen Unterkünfte waren nicht ganz so gut. Doch die Reise - eine Mischung aus Astronomie mit extrem guten Beobachtungsbedingungen und tollen Wandertouren - ist sehr zu empfehlen.
Stichpunkte zu Namibia:
Fläche: 825.000 qkm (Deutschland 365.000), Einwohner: 2,1 Mio (D.: 82,5 Mio) Davon Windhoek ca 350.000 (D: 80 Großstädte über 100.000) Ureinwohner: 80%, Europäer 6 %, davon Deutsche 25 % (ca 25.000) Lebenserwartung: 43 Jahre (D: 80 Jahre), Kindersterblichkeit 47/1000 Geburten (D: 4,1) Amtssprache: Englisch, Alphabetisierung: 85% (D: 99%) BNP: 3.000 US$/ Einw. (D: 34.900 US$) Stand 2009 Dienstleistung 58% , Industrie 30%, Landwirtschaft 12% (50% der Arbeiter sind Bauern), Bergbau 20% des BSP, u.a. Uran, Blei, Diamanten, Kupfer, Gold Klima: überwiegend trocken, Regenzeit Dezember-März, Mai-Sept. durchschnittlich nur ein Regentag/Monat Westküste Wüste Namib, Mitte Gras- und Buschsavanne, östl. Kalahariwüste 1884-1914 Deutsche Kolonie, seit 1917 Südafrika, ab 1966 Befreiungskrieg, seit 1990 unabhängig
Stichpunkte zu unserer Reise:
Geflogene Kilometer ca. 18.000; Kosten Flug: 700 Gefahrene Kilometer mit Mietwagen (VW-Bus): 1.800; Kosten inkl. Benzin ca. 900 Unterkünfte, 21 Übernachtungen: 1.600 Teleskope: Miete 500 ; Gesamtkosten pro Person ca. 3.000
IMPRESSUM
VdS-Journal für Astronomie · Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Hier schreiben Mitglieder für Sternfreunde.
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Redaktion: Mitarbeit:
Dr. Werner E. Celnik, Stephan Fichtner, Otto Guthier, Dietmar Bannuscher, Sven Melchert, Peter Riepe. Redaktionelle Mitarbeit der VdS-Fachgruppen-Redakteure und VdS-Mitglieder
Eva Garbe, Elke Lawrenz
Vertrieb: Bezug:
Teutsch, Laudenbach
,,VdS-Journal für Astronomie" erscheint viermal pro Jahr und ist im Mitgliedsbeitrag von 35,- (Europa) und 40,(außereurop. Länder), bzw. ermäßigt 25,- pro Jahr enthalten
Beiträge werden erbeten an: VdS-Geschäftsstelle, Postfach 1169, D-64629 Heppenheim und an die Redakteure der VdS-Fachgruppen (siehe Redaktionsliste).
VdS-Journal Nr. 48
Triangulation
eines ,,UFOs"
von Jürgen Kahlhöfer
Im März und April 2013 waren viele Kameras auf den Kometen C/2011 L4 PanSTARRS gerichtet. Besonders reizvoll war das Rendezvous des Kometen mit dem Andromedanebel M 31 Anfang April. Auch mein Kollege Marco Ludwig von der Sternwarte der Volkshochschule Neumünster hatte es auf diese Konstellation abgesehen. Auf einem seiner Bilder fand er bei dem Kometen und M 31 auch noch eine Leuchtspur von einem bewegten Objekt. Auf Facebook stieß er dann auf ein sehr ähnliches Bild von Jost Jahn, der in Nebel auf Amrum fotografiert hatte - bei klarem Himmel, Nebel ist der Ortsname. Die Richtung der Lichtspur war auf beiden Bildern ähnlich. Sollte es etwa das gleiche Objekt sein? Die beiden nahmen Kontakt auf. Ein Vergleich der mit den Bildern gespeicherten Uhrzeit ergab dann, dass die Aufnahmen tatsächlich gleichzeitig am 1.4.2013 um 20h26 UT aufgenommen wurden und das gleiche Objekt zeigen mussten. Zufall?
Was für ein Objekt konnte es sein? Jost hatte schon im Internet nach einem Satelliten gesucht, aber keinen gefunden, der zu diesem Zeitpunkt und Ort passte. Er vermutete daher einen Meteor. Der symmetrisch an- und abschwellende Helligkeitsverlauf in beiden Spuren passte aber sehr gut zu einem Iridium-Flare. Auf www.heavens-above.com war kein Iridium-Flare angezeigt, aber auch andere Satelliten können ebene, blanke Flächen haben, die gelegentlich einen Flare, ähnlich einem Iridium-Flare erzeugen können. Für uns war es jedenfalls ein unbekanntes fliegendes Objekt - nennen wir es einfach UFO.
Marco fragte mich, ob ich Lust hätte, die Position des Objekts durch Triangulation zu bestimmen. Warum nicht? Aber, ist die Triangulation bei einem Flare überhaupt sachlich zulässig? Das Helligkeitsmaximum eines Flares erscheint, abgesehen vom Einfluss der Entfernung, wenn das Zentrum des Lichtkegels am nächsten beim Ort des Beobachters ist. Es ist also ortsabhängig. Man kann nicht erwarten, dass Beobachter an verschiedenen Orten
1+2
Komet C/2011 L4 PanSTARRS, Andromedanebel M 31 und ein Satelliten-Flare. Aufnahmen von Jost Jahn, Amrum, und Marco Ludwig, Neumünster (nächste Seite).
das Maximum gleichzeitig sehen. Die Helligkeitsmaxima auf den beiden Aufnahmen entsprechen also verschiedenen Punkten auf der Bahn des Objekts. Für eine Triangulation braucht man aber einen eindeutigen Zielpunkt.
Generell gibt es bei der Triangulation das Problem, dass man immer kleine Ungenauigkeiten hat, so dass die beiden Visierlinien sich nicht im Zielpunkt schneiden, sondern aneinander vorbei gehen. Man kann dann versuchen, durch kleine Änderungen der Deklinations- oder Rektaszensionswerte die Visierlinien zueinander und zu einem gemeinsamen Schnittpunkt zu bringen. Das ist und bleibt aber eine willkürliche Manipulation und führt möglicherweise zu einer Verfälschung des Ergebnisses. Bei einem Flare kann man dieses Vorgehen aber rechtfertigen. Da die Helligkeitsmaxima auf den beiden Aufnahmen sowieso zu
zwei verschiedenen Zielpunkten gehören, kann man zum Maximum auf der einen Aufnahme einen Punkt auf der Lichtspur der anderen Aufnahme suchen, bei dem sich die Visierlinien schneiden.
Ich habe zunächst für die Helligkeitsmaxima der Lichtspuren auf beiden Aufnahmen durch Vergleich mit Hintergrundsternen die Rektaszension und Deklination bestimmt, außerdem aus zwei weiteren Punkten auf jeder Lichtspur den Quotienten delta RA / delta DE. Damit kann ich, ausgehend von den Maxima, die Eingabedaten entlang der Lichtspuren variieren. So habe ich zwei Punkte auf der Bahn des Objekts bestimmt, die den Helligkeitsmaxima der beiden Aufnahmen entsprechen.
Beide Punkte haben etwa die gleiche Höhe, 533 Kilometer über der Erdoberfläche. Das ist schon mal gut - es dürfte
VdS-Journal Nr. 48
sich also um einen Satelliten im Orbit handeln, nicht um ein außerirdisches UFO im Landeanflug. Sternschnuppen glühen in einer Höhe von ca. 100 bis 80 Kilometern.
Die Entfernung zwischen den beiden Punkten beträgt etwa vier Kilometer. Man kann bei Messungen in der Astronomie manchmal zufrieden sein, wenn wenigstens die Größenordnung des Ergebnisses stimmt: ,,Zehn gleich eins, ungefähr" (Harald Lesch). Für die genannten vier Kilometer ist nicht sicher, ob dieses Kriterium erfüllt ist. Wenn der Wert aber stimmt, dann hat ein Satellit in 533 Kilometern Höhe diese Strecke in einer halben Sekunde zurückgelegt.
Die Entfernung des Flares von Amrum betrug etwa 1800 Kilometer, von Neumünster 1900 Kilometer. Fragt jetzt jemand, wozu diese Ergebnisse gut sein sollen? Nur zum Spaß, und um einmal zu sehen, was man mit solchen Aufnahmen anfangen kann.
Stefan Seip und Hermann-Michael Hahn:
Himmelskalender 2014
Wandkalender, durchgehend farbig, Format (aufgehängt) Breite x Höhe 48 x 69 cm, Photon Verlag/Wolfegg, 19,95 EUR, ISBN 978-3-942804-52-3.
Er ist wieder da: der großformatige astronomische Foto-Wandkalender des Duos Seip/ Hahn. Beide Autoren sind bekannt: Der herausragende Astrofotograf Stefan Seip lieferte die beeindruckenden Astrofotografien, 12 an der Zahl, für jeden Monat eine. Der Wissenschaftsjournalist, Physiker und Buchautor Hermann-Michael Hahn steuerte für jeden Monat die 22 cm durchmessende aktuelle Sternkarte des sichtbaren Himmels, den Kalender mit jeweils aktuellen astronomischen Ereignissen, sowie Kommentare zum monatlichen Astrofoto und dem aktuellen Himmel bei. Die wichtigsten Himmelsereignisse sind so auf einen Blick sichtbar, gekrönt von einem wunderbaren Astrofoto. Die Motive sind (von Januar bis Dezember): das Sternbild Orion, der Vollmond über einem Bergschatten in der Atmosphäre, der Eta-Carinae-Nebel, der Kugelsternhaufen NGC 104 im Tucan, Sternstrichspuren über einer von Mondlicht beschienenen Landschaft, der Omeganebel, die ISS und Sternspuren über einem Schloss, ein heller Meteor über der Landschaft mit dem Vulkan Teide, eine Sonnenfleckengruppe im Detail, die Mondsichel mit aschgrauem Licht in der Abenddämmerung über Beobachter und Baum, Dämmerung über den Kuppeln der Sternwarte auf dem Mauna Kea, der Vorübergang des fast vollen Mondes an Jupiter mit seinem Monden.
Eine schöne, monatlich wechselnde Bildersammlung mit Kalender und astronomischen Informationen. Zum Überallhinhängen und Draufschauen - nicht nur für Sternfreunde. Ich werde mir dieses Prachtstück ins Wohnzimmer hängen. Werner E. Celnik
VdS-Journal Nr. 48
Rezension
117
Lehrbuch und Nachschlagewerk
von Uwe Pilz
Bibliografische Daten: Erik Wischnewski: Astronomie in Theorie und Praxis Erschienen im Eigenverlag 2013; 1072 Seiten ISBN 978-3-00-040524-2; 79,95
Erik Wischnewski veröffentlicht jetzt bereits die sechste Auflage seiner ,,Astronomie in Theorie und Praxis". Nach Angaben des Autors wendet sich das Buch an ambitionierte Amateure, Studenten und Lehrer. Die forschende, messende Astronomie wird deshalb im Buch besonders gewürdigt.
Vor dem Leser liegt ein beeindruckendes Werk: 25 mal 18 Zentimeter groß, mehr als fünf Zentimeter stark, drei Kilogramm schwer und über 1000 Seiten dick. Dennoch lässt sich das Buch am Schreibtisch gut benutzen: Es klappt an keiner Stelle von selbst zu, zwei Lesebändchen erleichtern die Benutzung und an der Papier- und Druckqualität gibt es nichts auszusetzen.
,,Astronomie in Theorie und Praxis" gliedert sich in sechs so genannte ,,Teile", welche die insgesamt 49 Kapitel tragen. Diese Teile sind an der oberen Buch-Ecke farblich markiert. Der erste und umfangreichste Teil beschäftigt sich mit den Beobachtungsinstrumenten. Dies sind nicht nur Fernrohre und Montierungen, sondern auch Geräte wie Spektroskope, Photometer oder die eher den Fachastronomen vorbehaltenen Verfahren der IR- und Gamma-Astronomie. Für Gerätetypen, welche für Amateure erreichbar sind, werden Kaufempfehlungen ausgesprochen. Der zweite Teil umfasst die astronomischen Grundlagen, also jene Bereiche der Physik und Mathematik, welche für die Astronomie von Bedeutung sind. Die Helligkeitssysteme der Sterne kommen hier ebenso zur Sprache wie Himmelskoordinaten, das Kalenderwesen oder die Physik des Lichts.
schen Kosmos. Die Fülle an Material, welches hier geboten wurde, ist unglaublich. Selbst eine überblickartige Erwähnung sprengt den Rahmen einer Rezension. Ich gebe deshalb aus jedem Teil zwei Beispiele: - Sonnensystem - Planeten und
ihre Monde; Exoplaneten und Astrobiologie - Sterne - Zustandsdiagramme; Schwarze Löcher - Milchstraße - Interstellare Materie; Veränderliche Sterne - Extragalaktischer Kosmos - Aktive Galaxien; Kosmologie
Das hier versammelte Wissen ist jedem Lehrenden und Lernendem von Nutzen. Aber auch Praktiker sollen Gewinn vom Buch haben. Dies zu illustrieren habe ich aus jedem Teil ein Beispiel einer praktischen Anwendung herausgesucht: - Instrumente - Glätten des Himmels-
hintergrundes fotografischer Aufnahmen - Grundlagen - Bestimmung des geografischen Ortes aus gemessenen Sternörtern - Sonnensystem - Vergleich von geometrischer und beobachteter Venusphase - Milchstraßensystem - Bestimmung des Alters von Sternhaufen aus den B- und V-Helligkeiten der Mitglieder - Extragalaktischer Kosmos - Nachweis der Expansion des Kosmos mittels Helligkeits- und Entfernungsbestimmung von Supernovae Typ II. Für die Entfernungsbestimmung wird die Methode der expandierenden Photosphäre vorgeschlagen.
Die Teile drei bis sechs widmen sich schließlich den Beobachtungszielen: dem Sonnensystem, den Sternen, dem Milchstraßensystem und dem extragalakti-
Im Text sind mehr als 60 Aufgaben eingestreut, die für Unterrichtende und Lernende zur Überprüfung des vermittelten Verständnisses dienen können. Abge-
schlossen wird das Buch mit einem Anhang von mehr als 120 Seiten Umfang. Er geht weit über das hinaus, was man an solchen Stellen in Büchern findet. Einige Beispiele: - Formelsätze für die Ausgleichs-
rechnung - Parameter des Freeware-Programms
DRRAW zur Formatumwandlung von Himmelsaufnahmen - ein Register von fast 5000 Stichworten
Erik Wischnewskis Buch wird dem Anspruch, Astronomie in Theorie und Praxis zu vermitteln, beispielhaft gerecht. Zusammenhänge, Prinzipien und Methoden werden in einer Breite erläutert, die ich so noch nirgends vereint fand. Es werden Anregungen von Mess- und Beobachtungsaufgaben gegeben, auch hier in der Breite ohne Beispiel. Die Publikationen der VdS-Fachgruppen bieten eventuell Vergleichbares - jeweils für ihr Fachgebiet. Zur Vertiefung der dargestellten Inhalte gibt der Autor etwa 200 Literaturquellen an, geordnet nach vergriffen und beschaffbar. Hinweise auf mehrere Sternkataloge, Jahrbücher, Zeitschriften, die VdS-Fachgruppen und Internetadressen vervollständigen diese Quellenangabe. Das Buch verdient einen festen Platz im Bücherschrank jedes ernsthaft arbeitenden Astronomen.
VdS-Journal Nr. 48
118 Vorschau