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Inhaltsverzeichnis des VdS-Journals 47

BEITRAG
  1 Editorial (Melchert Sven)
  4 Ein Uuml;berraschungsei aus Gas und Staub: der Komet C/2012 S1 ISON (Melchert Sven)
  6 Einleitung ins Schwerpunktthema: "Himmelsbeobachtung - ein Hobby nur für Betuchte?" (Güths Torsten)
  7 Sonnenbeobachtung mit bloßem Auge - das A-Netz (Steffen Fritsche)
  10 Kometenbeobachtung mit dem Fernglas (Pilz Uwe)
  11 Das Skywatcher 80/400 - ein vielseitiges Kleinteleskop (Güths Torsten)
  14 Effektvolle Astrofotografi e mit einfachstem Equipment (Güths Torsten)
  22 Astrofotografie mit Kamera und ohne Nachführung (Michael Hauss)
  24 Totgesagte leben länger - Ein altes Teleobjektiv mit "digitaler Daseinsberechtigung" (Güths Torsten)
  29 Messung und Uuml;berwachung der Himmelshelligkeit mit DSLR und Digitaler Kompaktkamera (Güths Torsten)
  33 Astronomie mit dem Fernglas (Güths Torsten)
  34 Einmal Astronomie für einen Euro zum Mitnehmen bitte (Christian Weis)
  37 Sternlandschaften (Ralf Burkart)
  42 Zwei Objektive - fünf Verwendungen (Herbert Zellhuber)
  45 Schon wieder ein Adapter mehr … (Thorsten Zilch)
  48 Schöne Konstellationen von Sonne, Mond, Planeten und Sternbildern (Bannuscher Dietmar)
  49 Ganz einfach veränderliche Sterne beobachten (Bannuscher Dietmar)

MARK SCHOCKE"
  0 Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie ("Peter Riepe)

MARK ELVOV"
  0 Arizona Dreams ("Vladimir Elvov)

BEITRAG
  57 Versuche zur spektroskopischen Mehrkanal-Fotometrie (Thomas Kaffka)
  60 Die Entwicklung von "astronomic workbench" für die spektroskopische Fotometrie (Thomas Kaffka)
  63 Objektorientierte astronomische Datenmodelle (Teil 2) (Helmut Jahns)
  66 Neues aus der Fachgruppe Deep Sky (Bohle Jens, Spitzer Daniel)
  67 Kurz beobachtet: NGC 7331 (Evelyn Petkow)

DANIEL SPITZER"
  0 Die Deep-Sky-Galerie IC 1805 und M 1 ("Michael Fritz)

BEITRAG
  69 Deep Sky in Kirchheim (Manfred Holl)
  71 Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie (Steinicke Wolfgang)
  71 Douglas S. Hall 1940 - 2013 (Wolfgang Quester)
  72 Physik für Schülerinnen - oder: Sonnenbeobachtung und Spektrometer Marke Eigenbau (Caroline Reinert)

JULIA WOLFF"
  0 AG Relativitätstheorie im ASL 2012 ("Robin Riesner)

BEITRAG
  74 Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten (Gerhard Lehmann)

WOLFGANG RIES"
  0 Kosmische Begegnungen ("Klaus Hohmann)

BEITRAG
  76 Auf der Jagd nach NEAs mit der DSLR (Manfred Simon)
  80 Bickel überholt Börngen - die erfolgreichsten deutschen Kleinplanetenentdecker (Erwin Schwab)
  83 Strukturelle Besonderheiten des Kometen C/2011 L4 (PanSTARRS) (Pilz Uwe)
  86 C/2011 L4 PanSTARRS visuell beobachtet aus Südfrankreich (Seppe Canonaco)
  87 Schwierige Kometenbeobachtung (Karlheinz Seeger)
  88 C/2011 L4 PanSTARRS - Die VdS-Bildergalerie (Werner E. Celnik (Zusamenstellung))

SIRKO MOLAU"
  0 Bericht vom 32. AKM-Seminar ("Roland Winkler)

BEITRAG
  103 Anmerkung der Redaktion (Celnik Werner E.)
  103 Der "Glücks-Saturn" vom 07.05.2013 (Jens Leich)
  104 Saturn im Juni 2013 (Michael Kunze)
  104 Die Welt zu Gast in Lüneburg: ASpekt 13 - Jahrestagung der FG Spektroskopie (Thomas Hunger)
  106 Jahrestagung der FG Sternbedeckungen (Eberhard H. R. Bredner)
  108 Spica streift den Mond (Eberhard H. R. Bredner)
  109 Beteigeuze (Alpha Orionis) und Mintaka (Delta Orionis) (Wolfgang Vollmann)
  111 Weitere Exoplaneten-Transits in Kirchheim (Gerd-Uwe Flechsig)
  112 VdS-Vorstand aktuell (Melchert Sven)
  114 Constantin Weickart erhielt Dominikus-Preis (Wolfgang Fiedler)

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  0 Wir begrüßen neue Mitglieder (Beitrag)

BEITRAG
  116 Das war’n noch Zeiten (Völker Peter)

47
  0 Bayerische Volkssternwarte Neumarkt in der Oberpfalz e. V. (Beitrag)
  0 Sternwarte Borken e. V. (Beitrag)
  0 Astronomie Stiftung Trebur (Beitrag)
  0 Die astronomische Vereinigung Augsburg e. V. (AVA) (Beitrag)
  0 Himmelsvorschau Oktober-Dezember 2013 (Beitrag)

THILO BAUER
  47 Mondfinsternis und weitere Ansichten ("Frank Vohla)

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  0 LESERBRIEFE (Beitrag)
  0 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen (Beitrag)

Textinhalt des Journals 47

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Nachdem wir unser Schwerpunktthema für das Journal 48 ,,Astronomie am Schreibtisch" abgeschlossen haben, möchten wir gerne auf unsere zukünftigen Schwerpunktthemen hinweisen:
,,Videoastronomie (mit CD/DVD)" in Journal 49 Redaktionsschluss: 01.11.2013; Redakteur: Peter Riepe, fg-astrofotografie@vds-astro.de
,,Geschichte der Astronomie" in Journal 50 Redaktionsschluss: 01.02.2014; Redakteur: Wolfgang Steinicke, redaktion-geschichte@vds-astro.de
,,Jahrhundertkomet ISON" in Journal 51 Redaktionsschluss: 01.05.2014; Redakteur: Uwe Pilz, fg-kometen@vds-astro.de
Zur Gestaltung unserer Journale benötigen wir Beiträge der Mitglieder. Dies kann sowohl ein wissenschaftlich fundierter Artikel als auch ein einfaches Beobachtungserlebnis sein. Außerdem soll es möglichst regelmäßig eine Galerie von Fotografien und Zeichnungen geben. Wer nicht gerne schreibt, kann also auch auf diese Weise vertreten sein! Wir freuen uns über alle Einsendungen!
Beiträge sollen an die zuständigen Redakteure (siehe auch Liste der VdS-Fachgruppen-Redakteure oder an die VdS-Geschäftsstelle (Mail/Postadresse) geschickt werden.
Mit dem Einsenden gibt jeder Autor gleichzeitig sein Einverständnis zum Abdruck im ,,VdS-Journal für Astronomie". Es besteht jedoch keine Veröffentlichungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter Form abzudrucken. Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die Texte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion
VdS-Journal Nr. 47

beklagen muss: Seine aufgelistete Erstausrüstung übersteigt den Wert von geschätzten 22.000 Euro!
Die frohe Botschaft für einen Astronomieeinsteiger lautet demnach leicht verändert: ,,Ab einem Instrumenteneinsatz von 20.000 Euro werden Sie sich Frust und Demotivation ersparen können."
Nun, im Jahre 2010 betrug das durchschnittliche Haushaltsbruttoeinkommen in Deutschland fast 3.800 Euro [2]. Bedenkt man, dass ein großer Teil für Steuern, Haushaltsführung, Vermögensaufbau und Altersvorsorge verbraucht wird und nähme man an, 100 Euro pro Monat verblieben für die Rücklage für die Hobbyastronomie, müsste der Einsteiger nur gute 16 Jahre lang sparen, um endlich das ,,richtige" Einstiegsinstrumentarium erwerben zu können. Das Hobby der Astronomie ist also nichts für Ungeduldige. Da kann man sich als Einsteiger gleich dran gewöhnen.
Startete man bereits im Alter von 16 Jahren, kann man als 32-jähriger seiner Gattin mit dem Nachwuchs auf dem Schoß freudig erklären, dass man nun 20.000 Euro an Fernrohrausrüstung ausgeben möchte.
Decken wir den Mantel der Nächstenliebe über die darauf folgende Reaktion der Gattin ...
Spaß beiseite. Der Spruch von Anton Staus, ,,Jedes Fernrohr findet seinen Himmel", zielt darauf ab, dass die Ausübung oder einfach der Spaß an der Astronomie nicht nur von der Instrumentengröße und den Kosten der Ausrüstung abhängt. Nein, es ist sogar so, dass man mit einem Fernglas ganz andere Strukturen erfassen kann als mit einem 20-Zöller!
Jedoch habe ich schon mehrmals auf Teleskoptreffen oder Volkssternwarten vernommen, dass man doch lieber gleich

Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

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ein ,,richtiges" (und teures) Teleskop zum Einstieg kaufen solle. Solche Aussagen halte ich eher für abschreckend denn geeignet, Begeisterung für das Hobby Astronomie zu wecken! Denn es wird dem Interessenten suggeriert: Astronomie = aufwändig, groß und teuer!
Sicherlich ist der Anspruch an Größe und Güte der Ausrüstung und den Preis, den man zu bezahlen bereit oder fähig ist, sehr persönlich und individuell unterschiedlich. Vermutlich sind die meisten auch stolz darauf, was sie sich (finanziell) geleistet haben bzw. auch leisten können. Das ist menschlich und ich nehme mich hier nicht aus.
Doch geht es mit dem Thema ,,Budgetastronomie" auch um das Heranziehen von Nachwuchs und dessen Förderung! Und liegt nicht dem (kostengünstigen) Einstieg auch ein natürliches Prinzip des Klein-Anfangens und einer dann folgenden Evolution zu Grunde? Für einen Schüler oder Einsteiger mit ,,normalen" oder nur geringen finanziellen Mitteln stellt sich die Frage gar nicht: Er kann nur klein oder gar nicht anfangen!
Interessanterweise beschreibt das Hauptthema ,,Mein erstes Teleskop" im VdS-

Journal Nr. 43 ausnahmslos nur relativ kleine, nicht perfekte Instrumente. Diese armen Sternfreunde, sie haben von der obigen Botschaft zu spät erfahren. Warum aber waren sie so begeistert von ihrem kleinen Fernrohr mit all seinen Schwächen?
Eigentlich könnte man sich das Hauptthema sparen, wenn man an die heutigen Möglichkeiten denkt. Mit der zunehmenden Digitalisierung und dem Internet wird den Nichtinstrumentenbesitzern für ein nur geringes Budget ermöglicht, über einen Remoteaccess ein Fernrohr zu steuern, an globalen Projekten (z.B. Seti) mitzuarbeiten oder bei der Suche nach Objekten auf professionell angefertigten Aufnahmen (z.B. SOHO) mitzuhelfen. Das setzt sogar die Bequemlichkeitsschwelle herab: Man muss nicht mehr raus ins ,,Kalte" und ,,Dunkle".
Bei all diesen neuen Möglichkeiten bleibt jedoch die Faszination des Anblicks eines gestirnten Himmels außen vor. Das Naturerleben der stillen, dunklen und mit Sternen übersäten Nacht, das seit Jahrtausenden das menschliche Bewusstsein prägt, fehlt. Diese sich mit dem bloßem Auge, Fernglas, Fernrohr und Kamera selbst zu erschließen ist ein Erlebnis von

ganz besonderem Wert! Auch deshalb werden Volkssternwarten von Menschen aufgesucht, die selbst einmal direkt durch ein Teleskop schauen wollen.
Und hier schließt sich der Kreis: Mitarbeiter von Volkssternwarten, Teilnehmer von öffentlichen Fernrohrtreffen und auch einzelne (Hobby-) Astronomen müssen sich darüber im Klaren sein, dass es in ihrer Hand liegt, den Nachwuchs zu fördern und ihm zu vermitteln, dass die Kostenschwelle für die Astronomie nicht hoch liegen muss.
Die frohe Kunde dieser Journalausgabe lautet daher: ,,Astronomie muss nicht teuer sein. Das Erlebnis ist das Ziel!"
Internet- und Literaturhinweise: [1] Ziegler, 2013: Start in ein neues
Hobby, VdS-Journal für Astronomie, Nr. 44, S.68 [2] Statistisches Bundesamt, Laufende Wirtschaftsrechnungen (LWR) 2010, Internet: https://www.destatis.de/ DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/ EinkommenKonsumLebensbedingungen/ EinkommenEinnahmenAusgaben/ Aktuell_Bruttoeinkommen.html

Sonnenbeobachtung mit bloßem Auge - das A-Netz
von Steffen Fritsche

Die Sonne lässt sich auf vielfältige Weise beobachten. Die Sonnenaktivität wird üblicherweise mit Hilfe der Sonnenfleckenrelativzahl beschrieben. Dazu wird die Anzahl der Gruppen und Flecken bestimmt und daraus die Wolfsche Relativzahl berechnet [1]. Zur Beobachtung sind ein Fernrohr und ein geeignetes Mittel zur Lichtdämpfung nötig (Objektivsonnenfilter, Sonnenprojektionsschirm oder Herschelprisma). Auch ich beobachte seit etwa 25 Jahren mit einem 63/840-Millimeter-Refraktor und einem Herschelprisma regelmäßig die Sonne.
Aber eigentlich braucht es gar kein Teleskop! Ein geeigneter Filter, um die Sonnenstrahlung abzuschwächen, reicht dazu völlig aus! Man kann die bekann-

ten Sonnenfinsternis-Brillen verwenden oder einen vorhandenen Sonnenfilter für das Objektiv. Auch wer Okularsonnenfilter für ein Fernglas besitzt, die man am Fernglas selbst nicht einsetzen sollte, kann diese einfach ohne Fernglas vor die Augen halten. Weitere Hilfsmittel werden nicht eingesetzt! Seit 1984 arbeiten Beobachter in einem Netz zusammen, das weniger Aufwand nicht erfordern könnte: das A-Netz der FG Sonne der VdS.
Ich habe meine Sonnenfilter gut verteilt zu Hause, im Auto, am Arbeitsplatz und in der Fototasche. Auch wenn ich es nicht schaffe, die Sonne mit meinem Fernrohr zu beobachten - ein Blick nur mit Filter geht immer!

Bereits im Jahr 2011 wurde im Journal für Astronomie vom A-Netz berichtet [2]. Mehr als 20 Beobachter arbeiten zusammen und ermöglichen eine meist lückenlose Beobachtung der Sonne mit bloßem Auge. Dabei gibt jeder Beobachter für jeden Tag an, wie viele Flecken er (unter Zuhilfenahme des Filters) erkennen konnte. Diese Zahl wird ,,A" genannt. Wichtig sind nicht nur die Tage, an denen Flecken erkannt werden konnten, sondern auch die fleckenfreien Tage. Zum einen spielen sie eine wichtige Rolle bei der Ermittlung des Mittelwertes der A-Zahl für jeden Tag eines Jahres, zum anderen lässt sich die Sonnenaktivität auch über die Zahl der fleckenfreien Tage verfolgen.
VdS-Journal Nr. 47

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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

Unter günstigen Bedingungen wie Lichtschwächung durch Nebel oder tiefem Sonnenstand sind auch Beobachtungen der Sonne ganz ohne Filterhilfe möglich. Diese werden als ,,A*" bezeichnet. Solche Beobachtungen sind eigentlich recht selten, aber manchmal so eindrucksvoll, dass sie Autofahrern aufgefallen sind. Die erste A*-Beobachtung im aktuellen Zyklus stammt vom 18.04.2011. Nachdem im Jahr 2011 neun Flecken ohne Filterhilfe beobachtet wurden, gab es 2012 nur eine einzige Beobachtung. Zum Vergleich: Beim letzten Maximum gab es im Jahr 2002 immerhin 37 A*-Beobachtungen. Die Beobachter senden ihre Ergebnisse zur Auswertung an Steffen Fritsche am besten per Email oder per Post (Adresse siehe unten).
Beobachtungsergebnisse Für jeden Tag wird ein Mittelwert aus allen Beobachtungen gebildet und daraus wiederum ein Monatsmittel. Diese unterliegen aber noch so großen Schwankun-

gen, dass eine weitere spezielle Mittelung über 17 aufeinanderfolgende Monate erforderlich ist. Dieser Mittelwert wird P17-Mittel genannt [1]. Welchen Verlauf zeigt nun die Sonnenaktivität, wenn man sie mit bloßem Auge registriert?
In der Abbildung 1 sind die deutlichen Schwankungen der Monatsmittel sichtbar und die Glättung durch das P17-Mittel. Die beiden vergangenen Sonnenfleckenzyklen zeigen jeweils ein deutliches Doppelmaximum. Die Monatsmittel lagen zum Teil weit über 1. Das letzte Minimum war allerdings sehr lang und tief. In den Jahren 2008 und 2009 konnte kaum ein Fleck mit bloßem Auge erkannt werden.
Gibt es deutliche Abweichungen von dem Verlauf, den man mit der ,,herkömmlichen" Wolfschen Relativzahl erhält? Diese Frage ist insbesondere wichtig, um die vorteleskopischen Fleckenbeobachtungen, z.B. aus China, besser einordnen zu können.

In Abbildung 2 wurde das A-Zahl-Mittel mit 100 multipliziert, um einen besseren Vergleich zu ermöglichen. Dabei zeigt sich, dass die Sonnenaktivität durch die Beobachtung mit bloßem Auge ebenso gut verfolgt werden kann, wie mit dem Fernrohr. Auch kleinere Schwankungen werden gut erfasst. Die Zeitpunkte von Minimum und Maximum stimmen sehr gut überein! Das deutlich niedrigere Niveau der Relativzahlen des aktuellen Zyklus zeigt sich auch beim A-Netz. Momentan geht die Aktivität schon wieder zurück. War es das schon oder folgt wieder ein zweites Maximum?
Um die vom A-Netz erfassten Zyklen zu vergleichen habe ich sie in ein gemeinsames Diagramm eingetragen (Abbildung 3). Auf der Zeitachse wird die Anzahl der Jahre angegeben, die seit Beginn des Zyklus vergangen sind. Der Zyklus beginnt zum Zeitpunkt des Minimums. Nimmt man das P17-Mittel des A-Netzes als Maßstab, begann der Zyklus 22 im

1
Die Sonnenaktivität von 1984 bis 2012; Monatsmittel und P17-Mittel des A-Netzes

2
Die Sonnenaktivität 1985 - 2012; Vergleich A-Netz (bloßes Auge) mit dem SONNE-Relativzahlnetz (teleskopische Beobachtungen); P17-Mittelung

VdS-Journal Nr. 47

Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

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3 Die letzten Zyklen der
Sonnenaktivität im Vergleich; P17-Mittel des A-Netzes jeweils nach Beginn des neuen Zyklus

4 Häufigkeit der flecken-
freien Tage eines Jahres und Jahresmittel des A-Netzes

September 1986, der Zyklus 23 im März 1996 und der aktuelle Zyklus 24 im Januar 2009. Auch diese Zeitpunkte stimmen sehr gut mit den Ergebnissen des SONNE-Relativzahlnetzes überein [1].
Der aktuelle Zyklus 24 begann eigentlich ähnlich wie sein Vorgänger. Inzwischen hat sich das P17-Mittel allerdings deutlich und anhaltend verringert. Es bleibt die Hoffnung, dass es zu einem neuerlichen Anstieg der Aktivität kommt. Immerhin waren die letzten beiden Zyklen auch von einem Doppelmaximum geprägt. Nach Waldmeier sollte die Anstiegsfläche auch fast unabhängig von der Höhe des Maximums sein [1]. Um diese Bedingung zu erfüllen, müsste das Maximum des aktuellen Zyklus noch in der Zukunft liegen.
Die Zahl der fleckenfreien Tage ist genau gegenläufig zur A-Zahl. ,,Fleckenfrei" bedeutet dabei, dass das Mittel für einen bestimmten Tag gleich null ist. Das Mittel wird dabei auf eine Dezimale gerundet. Erkennt also ein Beobachter einen

Fleck, müssen 20 andere Beobachter keinen sehen, um einen fleckenfreien Tag zu erhalten. Auch diese Festlegung ist rein willkürlich!
Man erkennt den höchsten Anteil fleckenfreier Tage 1986, 1996 und 2008/09, was gut zu den Minima der A-Zahlen passt. Umgekehrt ist der geringste Anteil fleckenfreier Tage 1989 bis 1992 und 2000 bis 2002 jeweils zum Maximum der A-Zahl zu verzeichnen (Abb. 4).
Bei den Maxima der vergangenen Zyklen lag der Anteil der fleckenfreien Tage jeweils um die 20%. Momentan stagniert dieser Anteil bei über 50%. Spricht auch das dafür, dass das Maximum noch vor uns liegt? Die Beobachtung bleibt auf jeden Fall spannend.
Neugierig geworden? Na dann los! Mitmachen kann jeder, der einen geeigneten Filter zur Lichtabschwächung besitzt und Spaß daran hat, jeden Tag nach kleinen schwarzen Flecken Ausschau zu halten. Und gebraucht werden die Beobachtun-

gen immer. Je mehr mitmachen, desto genauer lässt sich die Sonnenaktivität verfolgen. Es lohnt sich! Vorkenntnisse, Zeit und großes technisches Equipment sind nicht erforderlich, dafür Ausdauer und Spaß an der kleinen Beobachtung ,,zwischendurch".
Bei Interesse oder wenn Sie Fragen haben, so wenden Sie sich an den Autor, am besten per Email: a-netz@vds-sonne. de. Weitere Informationen findet man im Internet unter www.vds-sonne.de.
Literaturhinweise: [1] Reinsch, K.; Beck, R.; Hilbrecht, H.;
Völker, P.: Die SONNE beobachten, Verlag Sterne und Weltraum, Heidelberg, 1999 [2] Fritsche, S.: Sonnenbeobachtung ohne großen Aufwand - das ANetz, VdS-Journal für Astronomie Nr. 39, 2011
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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

Kometenbeobachtung mit dem Fernglas
von Uwe Pilz

Einsteigern in die Astronomie wird häufig zum Fernglas als erstem Beobachtungsinstrument geraten. Diese Empfehlung ist berechtigt: Ferngläser sind relativ preisgünstig, leicht benutzbar und sie erweitern die Wahrnehmungsfähigkeit gegenüber dem freien Auge erheblich. Außerdem sind Feldstecher auch außerhalb der Astronomie nutzbar.
Aber kann ein Fernglas als einziges Instrument den Astronomen für lange Zeit begleiten? Es fällt schwer, diese Frage vollmundig zu bejahen. Die recht einfach erreichbaren Objekte des Sonnensystems sind keine bevorzugten Beobachtungsziele, da die Vergrößerung von Standardgläsern zur gering ist. Eine Ausnahme bildet vielleicht die Verfolgung von Sonnenflecken.
Wer über einen dunklen Himmel verfügt, dem stehen darüber hinaus die Deep-Sky-Objekte offen. Die ausgedehnten von ihnen bieten im Fernglas einen prachtvollen Anblick. Es ist jedoch mit dem Fernglas möglich, alles wirklich Sehenswerte im Laufe von einem oder zwei Jahren einmal zu beobachten. Doch wie

dann weiter? Wenn man das Augenmerk auf die Kometenbeobachtung legt, dann kann man viele Jahre oder gar Jahrzehnte mit einem Fernglas als einzigem Instrument auskommen. Dies gilt insbesondere für die größeren Instrumente mit sieben bis acht Zentimetern Öffnung, welche bei brauchbarer Qualität recht preiswert zu haben sind. Aber auch Geräte der 4-5-Zentimeter-Klasse bieten genügend Leistung für viele Kometen.
Neben reinen Beobachtungen können Kometen damit auch vermessen werden, z.B. deren Helligkeit und Größe. Für diejenigen Schweifsterne, welche das Instrument zeigt, sind die besonders wichtigen Helligkeitsbestimmungen sogar genauer als solche mit einem Teleskop: Kometen sollten mit dem kleinsten Instrument bestimmt werden, welches den Himmelskörper sicher zeigt. Diese Messungen werden an die Auswertezentren einge-

sandt und für Auswertungen mit benutzt. Mit einem Fernglas ist also sogar ein Beitrag zur Wissenschaft möglich!
Ich habe einmal untersucht, wie eine Beobachtung von Kometen nur mit dem Fernglas aussähe. Dazu habe ich mir die Beobachtungsberichte angeschaut, welche wir als Fachgruppe sammeln (s. Tabelle 1). Es zeigt sich, dass meist wenigstens ein Komet für Ferngläser am Himmel steht: In durchschnittlich neun Monaten war das der Fall. Im Durchschnitt können in jedem Jahr etwas mehr als sieben unterschiedliche Kometen gesehen werden - für eine entsprechende Vielfalt ist also auch gesorgt. Es gibt zwar gelegentlich einmal magere Jahre wie 2012, aber dies wird durch eine große Fülle in anderen Jahren wieder ausgeglichen.
Was dann zum Beobachtungserlebnis noch fehlt, ist ein dunkler Himmel. Für

1 Die Fragmente C und B des Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann in der Nördlichen
Krone, beobachtet am 22. April 2006 gegen 20:30 UT im 20x80-Fernglas. Die Zeichnung entstand durch Abschwenken des Beobachtungsgebietes. Es war faszinierend, diese beiden Schweifsterne nebeneinander im Sternfeld zu sehen!

VdS-Journal Nr. 47

Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

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Zehn-Jahres-Überblick der mit dem Fernglas beobachteten Kometen

Jahr

Anzahl Fernglaskometen

2012

2

2011

7

2010

8

2009

10

2008

13

2007

9

2006

10

2005

3

2004

4

2003

5

Durchschnitt:

7,1

Monate mit Fernglaskometen 5 8 8
12 12 10 12
8 9 6
9

Tab. 1: Beobachtungsarchive der Fachgruppe Kometen und der ICQ. Es wurden Ferngläser bis acht Zentimeter Öffnung berücksichtigt.

Stadtbewohner bietet die Benutzung eines Feldstechers auch diesbezüglich Vorteile. Diese Instrumente sind so klein und leicht, dass sie bequem in einem Rucksack transportiert werden können. Auch ein Stativ und ein paar Karten finden noch bequem Platz. Es ist dann ohne Schwierigkeiten möglich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder gar mit einem Fahrrad den Beobachtungsplatz zu erreichen. Die Kometenbeobachtung mit dem Fernglas ist meines Erachtens ein Paradebeispiel für eine vielfältige, erfüllende und nützliche Amateurbeobachtung mit kleinem Budget.

Das Skywatcher 80/400 - ein vielseitiges Kleinteleskop
von Torsten Güths

Nach einigen Astrourlauben auf La Palma stand im Herbst 2012 ein Urlaub auf Lanzarote mit meiner Lebensgefährtin an. Doch ganz ohne Astronomie sollte es auch hier nicht sein. So war immerhin ,,Schmalspurastronomie" mit geringem Aufwand vorgesehen. Das Teleskop für die Reise sollte günstig, klein, leicht und lichtstark sein. Die Wahl fiel auf einen 80-Millimeter-Skywatcher-StartravelRefraktor mit 400 Millimeter Brennweite für rund 100 Euro vom Teleskopservice. Im Lieferumfang ist nur der Tubus mit Fotostativadapter und einem Zenitspiegel. Ein T2-Gewinde befindet sich am Okularauszug, so dass das Gerät mit einem Adapter direkt als Teleobjektiv verwendet werden kann.

Decke, über das Teleskop gelegt, dämpfte die Schwingungen. Bei Beobachtungen habe ich nur Vergrößerungen bis knapp 60-fach verwendet.
Visuelle Eindrücke Als ich als Vierzehnjähriger 1977 mit einem ,,BOB"-Spiegelteleskop von 75 Millimeter Öffnung in einer Kleinstadt Himmelsobjekte zu beobachten begann, war es für mich schwierig, die nebelhaften Objekte aufzuspüren und zu erkennen. Meine geringe Erfahrung, der helle Stadthimmel und die Okulare mit ,,Tunnelblick" erschwerten die Beobachtungen. Heute bin ich überrascht, wie viel man mit nur 80 Millimeter Öffnung erkennen kann, befinde ich mich im dunkleren

Taunus mit besseren Okularen. Mit solch einem kleinen Fernrohr wird dabei bereits eine Fülle von Deep-Sky-Objekten erkennbar. Ein paar meiner Eindrücke möchte ich im Folgenden knapp wiedergeben. Es war eine klare, aber feuchte Nacht im Taunus am 12. November 2012. Die SQM-L-Messungen ergaben Werte von 20,6 bis 20,9 mag/arcsec2.
M 81 + M 82 + NGC 3077, Ursa Major, Höhe ca. 35 Grad über dem Horizont: Vergrößerung 13-fach: Die beiden Galaxien sind gut erkennbar. M 82 erscheint länglich ohne weitere Strukturen. M 81 oval und heller. Das dritte Objekt, NGC 3077, ist nicht sichtbar.

Der Skywatcher sollte mir als Optik für Weitfeldbeobachtungen und Landschaftsaufnahmen im Urlaub dienen und später auch als Teleobjektiv für Astrofotos. Da unser Urlaubsdomizil an der Ostküste mit freiem Blick zum Meer lag, war ich besonders an der Fotografie von stimmungsvollen Sonnenaufgängen interessiert!

Montiert war das Ganze auf einem leichten Fotostativ. Gleich vorab: Es war nur eine behelfsmäßige Konstruktion, denn das Teleskop war doch zu schwer für das Stativ. Doch es funktionierte: Eine kleine

1 Das Skywatcher-80-Millimeter-
Teleskop im Lieferumfang

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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

Vergrößerung 40-fach: M 82 zeigt ein helleres Zentrum und NGC 3077 erscheint als kleines Nebelchen. Eine schöne Dreiergruppe von Galaxien. Sterne mit einer Helligkeit bis knapp 12 mag blinken mir bereits schwach entgegen.
Vergrößerung 57-fach: Das Zentrum von M 82 wird ,,unruhig", jedoch kann ich noch nicht das Dunkelband erkennen.
M 35 + NGC 2158, Gemini, Höhe ca. 35 Grad über dem Horizont: Vergrößerung 13-fach: M 35 ist mit bloßem Auge als Nebelchen sichtbar. Bei 13fach zeigt sich die Natur dieses Nebels: Die einzelnen Sterne des Sternhaufens treten hervor. Ein nebliger Hintergrund aus schwachen Sternen bleibt.
Vergrößerung 40-fach: Viele Sterne sind sichtbar und auch der Nachbar NGC 2158 wird als Nebelchen erkennbar.
M 15, Pegasus, Höhe ca. 35 Grad über dem Horizont: Vergrößerung 13-fach: M 15 erscheint als ,,Knödelchen" mit hellerem Kern. Sterne von gut 10 mag Helligkeit werden sichtbar.
Vergrößerung 40-fach: M 15 zeigt ein Zentrum. Sterne von bereits gut 12 mag sind erkennbar, doch eher blinkend und nicht dauerhaft.
Vergrößerung 57-fach: Das Zentrum von M 15 erschien leicht flockig/unruhig, doch kann ich keine Einzelsterne erkennen. Der Radius des Halos von M 15 erstreckt sich gut bis zum halben Abstand zu seinem hellen Nachbarstern, was bedeutet, dass rund sechs Bogenminuten des über zwölf Bogenminuten messenden Objekts erkannt werden.
Im Folgenden möchte ich weitere Beispiele von Deep-Sky-Beobachtungseindrücken knapp schildern. Es wird wiederum deutlich, dass durch die Wahl der Vergrößerung und geduldigem Beobach-

ten mehr herauskommt, als die geringe Instrumentengröße suggerieren mag. Die Beobachtungen entstanden unter nicht idealen Vorstadtbedingungen aus einem Dorf heraus (SQM-L ca. 20,3 mag/ arcsec2).
M 57 (Ringnebel) erscheint als kleines, relativ scharf umrissenes Nebelwölkchen. Immerhin habe ich den Eindruck einer zentralen Verdunklung bei 40-fach und indirektem Sehen.
M 56 (Kugelsternhaufen) ist relativ gut als Nebelfleckchen erkennbar.
M 13 (Kugelsternhaufen) wirkte bei 40fach körnig.
Der Doppelstern Albireo im Schwan zeigt sehr schön seine Farbpracht bereits bei 16-fach.
M 27 (Hantelnebel) konnte ich mit einer Einschnürung als Hantelnebel erkennen. Eines der beiden Zentren erscheint heller als das andere.
M 29 (Offener Sternhaufen) ist zwar eine spärliche Erscheinung, doch wirkt er sehr nett anzuschauen mit seinen beiden Sternreihen.
M 31 (Galaxie): Bei 16-fach war der Ansatz eines Dunkelbands als schärfere Abgrenzung sichtbar, bei 40-fach ggf. sogar das

ganze Band. Die beiden Begleitgalaxien waren bei 40-fach ebenfalls erkennbar.
M 33 (Galaxie) war bei 16-fach als eine gut sichtbare neblige Fläche erkennbar.
NGC 404 (Galaxie) war ab 40-fach sichtbar. Diese Galaxie steht als kleines Wölkchen am Rande des Lichthofs von Beta Andromedae und stellt die Spitze eines gleichschenkligen Dreiecks dar.
Verwendung als Deep-Sky-Teleobjektiv Auch ein paar fotografische Tests habe ich bislang durchgeführt. Bei dem 80-Millimeter-Skywatcher handelt es sich um einen einfachen FH-Achromat mit einem großen Öffnungsverhältnis von f/5. Dementsprechend weist das Bildfeld eine deutliche Krümmung auf und die Sterne sind von farbigen Säumen umgeben. Es fällt auch eine asymmetrische Unschärfe auf, die ich auf das Spiel im Okularauszug zurückführe. Er ist mit dem Kameragewicht doch arg beansprucht.
Dennoch behaupte ich, dass die Aufnahmen gelingen und ein Vergleich mit 20 Jahre alten Aufnahmen auf 400er Farbfilm zeigen, dass mir damals mit einer 25-Zentimeter-f/5-Optik kaum schärfere Aufnahmen gelangen. Sicherlich liegt das auch an der DSLR-Technik von heute, die kürzere Belichtungszeiten pro Aufnahme und eine sichere Fokussierung erlaubt.

2 Eine drei Minuten belichtete Einzel-
aufnahme von M 13, nur leicht bearbeitet. 2/3 Ausschnitt vom Gesamtformat. Kamera war eine Canon EOS 450Da bei ISO 1600. Keine Reduktion der Farbsäume per Software.
VdS-Journal Nr. 47

Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

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Verwendung als Teleobjektiv für Landschaftsaufnahmen Es macht einen großen Spaß, dieses Teleskop als Teleobjektiv für Landschaftsaufnahmen zu verwenden. Sonnen- und Mondaufgänge stellen ebenfalls dankbare Motive dar. Aufgrund des fehlenden Autofokus benötigt man eine Kamera, die eine ,,Liveviewfokussierung" ermöglicht. Der Objektivdeckel des Fernrohrs hat eine weitere kleinere Öffnung von 40 Millimetern Durchmesser, womit man unter hellen Umgebungsbedingungen das Fernrohr auf das Öffnungsverhältnis 10 abblenden kann, was noch einen Schärfegewinn bringen kann.
Resümee Der 80-Millimeter-f/5-Skywatcher-Refraktor ist klein, leicht, preisgünstig und sehr gut für die Deep-Sky-Beobachtung geeignet. Der Farbsaum bei hellen Objekten ist gering und auch für Mond und Landschaftsbeobachtung bis 60-fach ist er gut geeignet. Ein Kritikpunkt ist der Okularauszug, der deutliches Spiel aufweist. Eventuell kann man dieses Spiel mit Teflonband oder anderen Klebestreifen verringern.
Für den Einstieg oder als leichtes Instrument für Fernreisen ist er sehr gut geeignet und bringt dem Sternfreund viel Beobachtungsspaß. Ein Einsteiger sollte das Fernrohr als Komplettpaket mit Montierung, Sucher und Okularen erwerben. Die Kosten dafür betragen rund 150 Euro.

3 Sonnenaufgang, aufgenommen mit einer Canon EOS 450Da bei ISO 100 und einer
Belichtungszeit von 1/250 s. Das Teleskop wurde auf 40 Millimeter abgeblendet.
4 Containerschiff, aufgenommen mit einer Canon EOS 450Da bei ISO 100 und einer
Belichtungszeit von 1/500 s. Die Pflanzen befanden sich in nur drei Metern Entfernung. Im Originalbild kann man fast die Beschriftung der Container lesen.

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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

Effektvolle Astrofotografie mit einfachstem Equipment
von Torsten Güths

1 Komet Hyakutake, aufgenom-
men mit einer Olympus-OM-10Kamera und Beroflex-135-mm f/2,8-Teleobjektiv auf Fujifilm mit 400 ASA (1995)

Im Zeitalter der Goto-Montierungen mit automatischer Nachführung sowie PCgebundener CCD-Kameras erscheint es archaisch, mit anderen Mitteln zu fotografieren. Nur benötigt dieser technische Aufwand einen erhöhten Geldeinsatz und so haben die im Folgenden dargestellten Methoden dennoch ihre Berechtigung. Denn möglicherweise steht ein Sternfreund, der bislang nur visuell beobachtet hat, vor der Frage, ob er nicht doch Spaß an der Fotografie haben könnte, jedoch nicht viel Geld für Experimente ausgeben kann oder will. Oder man hat auf einer Flugreise nicht viel Platz für zusätzliches Gepäck, bzw. müsste entsprechendes Übergepäck teuer bezahlen.
Wie bereits M. Hauss [1] und R. Burkart [2] in ihren Artikeln eindrucksvoll schildern, gelingt es bereits mit einer ruhen-
VdS-Journal Nr. 47

den Kamera, eindrucksvolle Aufnahmen zu erzielen.
Sollten Sie jedoch auf einer Reise einen dunklen Himmel durch tiefere Aufnahmen ausnutzen oder etwas längere Brennweiten bis z.B. 200 Millimeter verwenden wollen, kommen Sie am Ausgleich der Erdrotation kaum vorbei. Sicher, der AstroTrac, der neue Vixen Polarie oder der iOptron SkyTracker sind eine tolle Sache, kosten jedoch gute 400 Euro. Mit optionalem Polsucher über 600 Euro (Vixen).
Es schadet auch nicht, im Falle eines technischen Versagens der elektronischen Nachführung auf Handbetrieb umschalten zu können. So ist es dem Verfasser ergangen, der eine plötzliche Wetterbesserung für die Beobachtung

des Überraschungskometen Hyakutake ausnutzen wollte (Abb. 1). Hier war Eile geboten und der Stromanschluss der transportablen Montierung war defekt. So war es gut, dass die Aufnahmen manuell nachgeführt werden konnten.
Weitwinkelaufnahmen mit einer digitalen Kompaktkamera Auf den ersten Blick erscheinen diese Kameras ungeeignet für die Astronomie. Kleine Objektive, Bildsensoren und eine oftmals fehlende, manuelle Belichtungssteuerung versprechen keine glanzvollen Ergebnisse. Das ist richtig. Versuche zeigen jedoch eine bedingte Tauglichkeit einiger Modelle.
Die Kamera sollte eine manuell einstellbare ISO-Zahl und Belichtungszeiten von mindestens fünf, besser 15 bis

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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

30 Sekunden ermöglichen (z.B. Canon, Sony). Vorgegebene Motivprogramme sind möglicherweise nicht geeignet. So ermöglicht zwar die Lumix DMC-FS35 von Panasonic im Sternenhimmelmodus (!) Belichtungen von 15, 30 und gar 60 Sekunden Dauer, doch verwendet die Kamera hierbei automatisch nur ISO100! Das Ergebnis ist entsprechend dürftig.
Digitale Kompaktkameras haben im Allgemeinen im Weitwinkelmodus die größte Lichtstärke und ermöglichen durchaus stimmungsvolle Sternfeldaufnahmen, wenn man noch ein geeignetes Vordergrundmotiv hat.
Afokale Projektion mit einer digitalen Kompaktkamera Die Anbringung einer Kompaktkamera hinter ein Okular ist auch möglich. Mit etwas Geschick kann man sich selbst einen kleinen Halter bauen. Wichtig ist dabei, dass die optische Achse der Kamera mit der des Okulars übereinstimmt.
VdS-Journal Nr. 47

Außerdem muss auf genügend Abstand zwischen Kamera und Okular geachtet werden, damit das Objektiv der Kamera beim Zoomen nicht gegen das Okular stößt! Für die Projektion von Mond und Planeten sind langbrennweitige Okulare sinnvoll, denn um die Vignettierung zu verringern, muss man mit der Kamera hineinzoomen. Das vergrößert das Bild ohnehin.
Der Autofokus muss ausgeschaltet und die Schärfe über das Kameradisplay und den Fokussierknopf geregelt werden.
Da die Kompaktdigitalkameras in der Regel keine Fernauslöseeinrichtung besitzen, sollte man bei hochauflösenden Planetenbildern den Selbstauslöser betätigen, um Schwingungen zu vermeiden, die das Bild verwackeln.
Die Beispielbilder wurden mit einer älteren Kompaktkamera aufgenommen. Heutige Exemplare dürften dank moder-

2 Nächtliche Szenerie vom Balkon mit
dem Großen Wagen. Kamera war eine Sony DSC-S90 bei ISO 400 und 30 Sekunden Belichtungsdauer. Die Einzelaufnahme zeigt Sterne bis hinab zur 7. Größe.
nerer Chips und höherer Empfindlichkeit tiefere Bilder erzeugen.
Selbstbaudrahtauslöser für die DSLR-Kamera Die modernen, digitalen Spiegelreflexkameras (DSLRs) sind bereits gebraucht ab 200 Euro erhältlich. Bei Canon sind die Modelle ab der EOS 350D oder besser der EOS 1000D/450D mit Liveviewfokussierung bestens für die Astrofotografie geeignet. Einzig eine geringere Empfindlichkeit im roten H-Bereich lässt sich kritisieren. Das Standard-Zoomobjektiv 18-55 Millimeter ist zwar als ,,Scherbe" verschrien, meines Erachtens jedoch zu Unrecht. Besonders, wenn ein knappes Budget zur Verfügung steht.

Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

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3 Der Orionnebel M42 afokal mit
Sony DSC-S90 bei ISO 400 und 30 Sekunden Belichtungsdauer. 13 Einzelbelichtungen wurden gemittelt. Als Aufnahmeinstrument diente ein 15-cm-Newton mit einem 32-mm-1 1/4-Zoll-Erfle-Okular.
Ein Fernauslöser kostet ab 20 Euro bis über 100 Euro mit Timerautomatik. Die serienmäßig, maximal einstellbare Belichtungszeit beträgt bei den Canon- und Nikonkameras 30 Sekunden. Das reicht bereits für viele Aufnahmen aus. Wollen wir dennoch kostengünstig länger belichten, können wir uns auch selbst mit einem Fernauslöser behelfen und die ,,Bulb"-Belichtunsgzeit nutzen. Dann müssen wir allerdings die Zeit selbst stoppen.
4 Mond, afokal aufgenommen mit
einer Sony DSC-S90. Als Teleskop diente ein 7-Zoll-Starfire-Refraktor mit einem 18-mm-Plössl-Okular.

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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

5a Einfachster Selbstbaufernauslöser

5b Verlötung des Schalters

Für den Selbstbau eines Fernauslösers besorgt man sich einen Kippschalter (drei Euro) und einen Draht mit 3,5-mm-Klinkenstecker (z.B. von einem alten Kopfhörer). Wir verlöten die Kontakte gemäß Abbildung 5 und fertig ist der Fernauslöser für beliebig lange Belichtungszeiten. Vorher müssen Sie im Test noch ermitteln, welcher Draht den Autofokus

steuert. Denn diesen benötigen wir nicht. Im Foto ist es der rote Draht. Achtung: Sie müssen erst prüfen, ob der Timeranschluss Ihrer Kamera auch das 3,5-mmKlinkensystem hat. Das ist bei den EOS 350D/450D/1000D der Fall.

Selbst, wenn man später mit einem gekauften Timer aktiv ist, können Defekte oder einfach leere Batterien auftreten. Hat man dann den Selbstbautimer bei der Hand, ist die klare Nacht durchaus noch ,,zu retten".

6 Die Milchstraße, aufgenommen in Mallorca mit einer Barndoor-Montierung

VdS-Journal Nr. 47

Himmel und Erde

2014
Copyright (C) 2012 by WEINGARTEN

UNSER UNIVERSUM - BILDSCHÖN.
Sterne und Weltraum präsentiert im Bildkalender Himmel und Erde 2014 13 herausragende astronomische Motive aus der Wissenschaft und von Amateurastronomen: Vom Polarlicht über die ISS und den Asteroiden Vesta geht es zu Gasnebeln, dem Milchstraßenband, einem Kugelsternhaufen bis hin zu fernen Galaxien. Zusätzlich bietet er wichtige Hinweise auf die herausragenden Himmelsereignisse 2014 und erläutert ausführlich auf einer Extraseite alle auf den Monatsblättern des Kalenders abgebildeten Objekte. 14 Seiten; 13 farbige Großfotos; Spiralbindung; Format: 55 x 45,5 cm; ISBN 978-3-8400-5868-4; 29,95 zzgl. Porto; als Standing Order 27,- inkl. Inlandsversand

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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

7 Die Montierung EQ-1 mit einer Canon DSLR für die Reise
8 Milchstraßenzentrum in Mallorca. Aufgenommen mit der Ausrüstung aus Abb. 7.
Kamera war eine Canon EOS 350D mit Objektiv Tokina 28 mm, f/2,8, 90 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 800.

Barndoor-Montierung Die wohl kostengünstigste Nachführmethode ermöglicht die sog. Barndoor(Scheunentor-) Montierung. Aus einem Brett als Basis, versehen mit einem großen Scharnierbeschlag und einer längeren Schraube mit einer Flügelmutter bestehend, kann man eine Kamera nachführen. Die verwendete Brennweite sollte aber 50 Millimeter nicht überschreiten.
Für die Berechnung der nötigen Umdrehungen müssen wir berücksichtigen:
Hebellänge = 400 mm (Scharnierbeschlag)
Gewindesteigung M6 = 1 mm
arctan (1 mm / 400 mm) = 0,143 Grad (= 8,6 arcmin)
Das bedeutet, mit jeder Umdrehung der Flügelmutter wird um einen Winkel von 8,6 Bogenminuten nachgeführt. Am Himmelsäquator legen die Sterne pro Minute 15 Bogenminuten zurück. Wollen wir mit einem 50-mm-Objektiv eine Genauigkeit von zwei Bogenminuten erzielen, müssen wir folglich alle 15 Sekunden eine Viertelumdrehung durchführen. Abgesehen von der Konzentration setzt die nur angenäherte Polausrichtung durch die

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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

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entstehende Bildfeldrotation der Belichtungszeit ihre Grenzen. Mit modernen DSLRs erzielt man ohnehin bereits nach zwei Minuten bei ISO1600 und Blende 5 auch unter dunklem Himmel eine leichte Himmelsaufhellung, die das nahende Ende der Belichtungszeit ankündigt.
Leider liegt mir weder meine damalige Barndoormontierung vor, noch habe ich sie fotografiert. Zwei Beispiele für fortschrittlichere Exemplare finden Sie unter [3].
Einfachste parallaktische Montierung mit manuellem Nachführen ohne Guiding Eine ,,Kaufhausmontierung" vom Typ EQ-1 ohne Motoren und Gegengewichte kostet neu rund 40 Euro. Diese kann man bereits für die nachgeführte Fotografie verwenden, auch ohne Leitrohr und Gegengewichte.
Die Abbildung 7 zeigt, dass die Kamera mit einem Winkelblech so angebracht wird, dass ihr Schwerpunkt über der Polachse liegt. Das spart das Gegengewicht, was im Falle einer Flugreise sinnvoll ist. Gewiss, man muss aufpassen, dass sie nicht umfällt. Eine breitere Basis mittels kurzer angeschraubter Holzleisten, kleinem Selbstbaustativ oder Ähnlichem würde die Kippgefahr verhindern.
Im Artikel von Michael Hauss [1] werden die Nachführgenauigkeiten in Abhängigkeit der Objektivbrennweite angegeben. Davon kann man ableiten, wie die manuellen Nachführschritte sein sollen. Im Falle der EQ-1 mit 144 Zähnen in Rektaszension müssen wir bei 50 Millimeter Brennweite jeweils nach sechs Sekunden einen kleinen Ruck an der Stellschraube um 36 Grad durchführen.
Das entspricht am Himmelsäquator einer Bewegung von 1,5 Bogenminuten und macht sich auf dem Bild kaum bemerkbar. Nach fünf bis zehn solcher Ruckler (30 bis 60 Sekunden Zeit) können wir die Belichtung beenden. Bei ISO 800 bis 1600 ist da bereits der Himmel beeindruckend auf den Bildsensor gebannt.
Manuelles Nachführen mit Leitrohr ohne Fadenkreuzokular Haben wir ein parallaktisch montiertes Fernrohr und wollen es als Leitrohr für Deep-Sky mit aufgesattelter Kamera und

9 Nachführen ohne Fadenkreuzokular. Es wird defokussiert und zwei helle Sterne
werden so an den Okularrand gebracht, dass ihr Verschwinden die zu korrigierende Abdrift zeigt.

nicht allzu langen Brennweiten bis 100 Millimeter verwenden, können wir auch ohne Fadenkreuzokular nachführen: Man sucht sich mit höherer Vergrößerung in der Nähe des Aufnahmeobjekts zwei Sterne, die man derart im Okular platziert, dass sich der eine Stern am Nord-Süd-Rand (Deklination), der andere am Ost-West-Rand (Rektaszension) befindet. Ein scharfer Gesichtsfeldrand des Okulars ist notwendig. Die Wahl von hellen Sternen auch. Man kann sie sich leicht unscharf einstellen, dann erkennt man die Abdrift früher.

Literatur- und Internethinweise: [1] Hauss, M., 2013: Astrofotografie
mit Kamera und ohne Nachführung, VdS-Journal für Astronomie Nr. 47 [2] Burkart, R., 2013: Sternlandschaften, VdS-Journal für Astronomie Nr. 47 [3] Fortschrittliche Exemplare von Barndoor-Montierungen finden Sie hier: http://astunit.com/atm. php?topic=scotch und www.tfrank.de/astro.htm
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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

Astrofotografie mit Kamera und ohne Nachführung
von Michael Hauss

Urlaubsreisen führen nicht selten in Gegenden mit exzellenten astronomischen Beobachtungsbedingungen, jedoch muss die astronomische Ausrüstung meist zu Hause bleiben. Was bleibt, ist ein perfekter Himmel und eine handelsübliche Kamera. Mit dieser Minimalausrüstung lässt sich aber trotzdem mehr erreichen, als man auf den ersten Blick glauben könnte! Hier geht es nicht unbedingt um das perfekte Astrofoto, sondern vielmehr um den Spaß am Hobby Astrofotografie und an der Möglichkeit, besondere Erlebnisse - wie etwa die Beobachtung einer atemberaubenden Milchstraße hoch in den Alpen - bildlich festhalten zu können.
Die einfachste Methode der Astrofotografie ohne Nachführung ist, die Kamera auf ein Stativ zu schrauben und ein Langzeitfoto des Sternenhimmels anzufertigen. Aufgrund der Erddrehung werden die Sterne dabei zu Strichen verzogen, so dass man bei ,,zu langer" Belichtungszeit Strichspuraufnahmen erhält. Will man aber genau das vermeiden, dann ist die Belichtungszeit - abhängig von der Brennweite der Kamera-Optik - so kurz zu halten, dass die Sterne noch gerade punktförmig erscheinen.

rechnen lässt:

(2) fKB [mm] = f [mm] x Crop-Faktor

Kennt man nun die Abmaße des Aufnahmechips in Pixeln, wobei die lange Seite des Aufnahmechips als k [px] in Pixeln angegeben sei, dann lässt sich Formel (1) umschreiben in: (3)

tmax [s] = 493.683,84 x u [px] k [px] x fKB [s x mm] x cos

Als konkretes Beispiel sei die Canon EOS

500D mit einem Crop-Faktor von 1,6

genannt. Erlaubt man hier etwa einen

Driftfehler u [px] von fünf Pixeln, dann

ergibt sich für Objekte am Himmelsäqua-

tor die folgende Gleichung, die in Abb. 1

grafisch dargestellt ist:

(4)

519,45

324,66

tmax [s] =

=

fKB [s x mm] f [s x mm]

Die einfachste Anwendung dieser Überlegungen ist es also, ein Foto aufzunehmen, das die maximale Belichtungszeit

für punktförmige Sterne nicht oder nur unwesentlich überschreitet, wobei die ISO-Empfindlichkeit - leider unter dem Nachteil von zusätzlichem Rauschen - hoch eingestellt wird. Abb. 2 zeigt ein typisches Beispiel dazu aus der Zeit der chemischen Fotografie.
Bei hellen Objekten wie z.B. sehr hellen Kometen und perfekten Bedingungen funktioniert das schon ganz gut, lässt sich aber mit den heute üblichen Aufnahmetechniken noch wesentlich verbessern. Im Zeitalter der digitalen Aufnahmetechniken werden dazu viele kurz belichtete Einzelaufnahmen gemacht, die dann mittels Software überlagert werden (,,Stacking"), wodurch das Rauschen erheblich reduziert wird. Eine sehr beliebte Software, die das ermöglicht, ist der DeepSkyStacker [1]. Dazu werden im einfachsten Fall die guten, aber kurz belichteten Rohbilder als ,,Lightframes" geöffnet, alle Bilder ausgewählt und unter der Option ,,Ausgewählte Bilder registrieren" registriert, wobei die Option ,,Nach der Registrierung stacken" ausgewählt wird. Das Resultat kann dann noch in

Kennt man beim Einsatz digitaler Kameras die Anzahl der Pixel pro Millimeter, p [px/mm], und definiert man die erlaubte ,,Unschärfe" u [px] als die maximale Anzahl an Pixeln oder den ,,Driftfehler" auf dem Aufnahmechip, die eine entstehende Strichspur eines Fixsterns maximal lang sein darf, dann ergibt sich mit der tatsächlichen Brennweite der Kamera-Optik f [mm] für Himmelsobjekte der Deklination die maximale Belichtungszeit in Sekunden wie folgt: (1)
tmax [s] = 13.713,44 x u [px] p [px/mm] x f [mm] x cos
Häufig wird die Brennweite von Objektiven von den Kameraherstellern auch im KB-Äquivalent fKB [mm] angegeben, wobei diese sich unter Kenntnis des kameraspezifischen Crop-Faktors (auch Brennweitenverlängerung) wie folgt er-
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1
Maximale Belichtungszeit ohne Nachführung in Sekunden in Abhängigkeit von der tatsächlichen Brennweite f [mm] am Beispiel der Canon EOS 500D für Objekte am Himmelsäquator mit einem Driftfehler von 5 Pixel.

Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

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2 Komet Hale-Bopp am Abend des 30.3.1997 mit einer Minolta Dynax 7xi und einem 50-mm-Objektiv bei Blende 1,7 und einer Belich-
tungszeit von etwa 25 Sekunden. Aufnahmeort war der Echo Lake bei Denver (Colorado) in 3.300 Meter Höhe. (Film: Kodak Ektar 1000).

gängigen Bildbearbeitungsprogrammen final überarbeitet werden. Ein Beispiel dieser Technik ist in Abb. 3 gegeben.
Bei langen Brennweiten, wie sie etwa bei der Fotografie des Mondes erforderlich sind, sollte man die Belichtungszeiten entsprechend kurz wählen. Bei der Fotografie einer Mondfinsternis bietet es sich auch an, mehrere Aufnahmen, die kurz hintereinander belichtet wurden, zur Rauschminimierung zu überlagern. Dazu eignet sich das Programm Giotto [2] besonders gut. Das erste Bild der Aufnahmeserie wird in Giotto geladen, mit der Option ,,Überlagere Bilder automatisch ..." im Menü ,,Bildüberlagern" werden alle Bilder des Ordners, in dem die Aufnahmeserie abgespeichert ist, ausgewählt und mit der Zentriermethode ,,Planetenscheibe zentrieren" gemittelt. Dabei kann die zweifache Auflösung (halbe Pixel) gewählt werden. Ein Beispiel ist in Abb. 4 gegeben.
Mit diesen einfachen Techniken lassen sich nicht nur perfekte Urlaubsnächte in fernen Ländern nutzen. Auch für ,,Neulinge" im Bereich der Astrofotografie,

die vielleicht nur mal in das Hobby hineinschnuppern wollen, lassen sich so die ersten wichtigen Erfahrungen in der

Astrofotografie sammeln. Alles im Prinzip ohne Zusatzkosten und direkt vor der eigenen Haustür. So wäre es doch

3 Die Milchstraße am Abend des 30.9.2011 in Pfronten/Allgäu mit einer Canon
EOS 500D bei einer Brennweite von f [mm] = 12 mm. Überlagerung von 30 Aufnahmen mit je ca. 19 Sekunden Belichtungszeit und Blende 4,0 (ISO 6400).

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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

ein wunderbares Einsteigerprojekt, mit dieser Technik einen Sternbild-Atlas zu erstellen und diesen etwa über die Dokumentenplattform doctus.de der Astrogemeinde zur Verfügung zu stellen. Auch im VdS-Journal ließe sich dann darüber berichten. Die Details der Berechnung der Formeln und die Screenshots der verwendeten Einstellungen von DeepSkyStacker und Giotto können gerne beim Autor angefragt werden.

Internethinweise: [1] DeepSkyStacker inkl. Anleitung:
http://deepskystacker.free.fr/ german/index.html [2] Massenbildverarbeitungsprogramm Giotto, Version 2.21/Win32: www.giotto-software.de/(Juni 2012).

4 Die Mondfinsternis am 9.11.2003,
aufgenommen mit der Digitalkamera FinePix S602 Zoom und Aufsatz bei einer Brennweite von f = 315 mm im KB-Äquivalent. Überlagerung von acht Einzelaufnahmen von jeweils 1/10 Sekunde Belichtungszeit und ISO 400 bei Blende 2,8.

Totgesagte leben länger -
Ein altes Teleobjektiv mit ,,digitaler Daseinsberechtigung"

von Torsten Güths

Wer träumt nicht davon: Auf einem Dachboden stöbern und dabei eine Kiste finden mit optischen Bauteilen, Fernrohren oder Objektiven. Oder dass ein Freund/Bekannter auf einen zukommt und sagt: ,,Ich habe hier noch meine alte Fotoausrüstung, die ich nicht mehr benötige. Kannst Du was davon gebrauchen?" Meine Antwort: ,,Und ob!"

So kam ich zu ein paar Hanimex-Objektiven, die mit M42-Gewinde ausgerüstet sind. Gespannt machte ich mich bei der ersten klaren Nacht gleich ans Testen. Natürlich ließ diese auf sich warten, ganz so, wie es sich gehört, wenn man neue Ausrüstungsgegenstände testen möchte.

Beim Durchtesten der Objektive stieg in mir eine alte Erinnerung auf: In den 1980er- und 1990er-Jahren verwendete ich ein 135-mm-f/2,8-Beroflex-Teleobjektiv, mit dessen Abbildungsleistung ich zufrieden war. Bis ich eines Tages anstelle des 400-ASA- oder grobkörnigen 1000-ASA-Farbfilms einen hypersensibilisierten Kodak TP2415, einen hochauflösenden Monochromfilm, ausprobierte. Nicht bekannte Verzeichnungen und pilz-
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1
Das 200-mm-f/4,5-HanimexTeleobjektiv an einer Canon EOS 450D adaptiert.

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förmige Sterne erschienen plötzlich auf dem Foto. Dieser Film zeigte mir damals gnadenlos die Grenzen des Objektivs auf. Als Student war meine Schlussfolgerung, lieber auf diesen Film zu verzichten als auf ein neues Objektiv zu sparen.
Heutzutage verwenden wir Bildsensoren, die den TP2415 in der Schärfe sogar übertreffen! Und sogar noch lichtempfindlicher sind - und alles in Farbe! Folglich sind die Qualitätsansprüche in den letzten Jahren enorm gestiegen und so fielen zahlreiche alte Objektive durch meine Tests durch. Doch ein paar blieben übrig. Das 200-mm-f/4,5 möchte ich hier beschreiben.
Mein Eindruck ist, dass das 200-mm-Hanimex-Objektiv in Kombination mit dem APS-C-Chip einer Canon EOS 350/450 gleichmäßig scharf zeichnet (Abb. 3) und die Vignettierung sich in Grenzen hält (Abb. 4). Auch kann man es getrost mit Blende f/4,5 offen verwenden. Das Abblenden auf f/5,6 bringt nur einen geringen Schärfegewinn. Die Form der Sternscheibchen ist über die gesamte Bildfläche gleichmäßig rund.
2 NGC 7000, aufgenommen durch ein
200-mm-f/4,5-Hanimex-Objektiv mit einer Canon EOS 450Da. Sieben Bilder zu je drei Minuten Belichtungsdauer bei ISO 1600.

3 Vergleich der Abbildungsleistung des 200-mm-Hanimex in den Ecken und in der Mitte
an einer Einzelaufnahme. Die Blende war offen.

4 Aufnahme des Flatfields des Objektivs mit dem APS-C-Format einer Canon EOS.
Die Blende war offen und die Abbildung ist kontrastgesteigert.

Reduktion der Farbsäume durch Bildbearbeitung Einzig störend wirken sich meines Erachtens die roten Farbsäume aus, die das Objektiv erzeugt. Befinden sich viele Sterne im Gesichtsfeld, wie im Fall der Milchstraßenwolken im Sternbild Schwan, wirkt das Bild im Gesamteindruck manchmal rotstichig. Dadurch wirkt die Abbildung weniger brillant.

Glücklicherweise gibt es Methoden der Bildbearbeitung, die es ermöglichen, diesen Effekt zu mindern. Die gratis erhältliche Software Fitsworks [1] erledigt dies mit der Funktion ,,Farbfunktionen/ Farbhöfe um Sterne verringern" auf recht komfortable Weise. Doch Vorsicht: Die Regler für Gain und Offset müssen so variiert werden, dass eventuell vorhandene Nebel nicht in ihrer Farbigkeit
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Die roten Farbsäume reduzieren sich nach der im Text beschriebenen Bildbearbeitung erheblich. Das linke Bild zeigt M 35 nach der Bearbeitung durch Fitswork.
6 Ein heller Perseidenmeteor. Aufgenommen am 10. August 2012 mit einer EOS 350D und dem Tokina-28-mm-Objektiv mit 0,42-fachem
Bower-Weitwinkelvorsatz. Belichtungszeit 30 Sekunden bei ISO 1600.

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beeinträchtigt werden. Die Abbildung 5 zeigt das korrigierte und das unbearbeitete Ergebnis im Vergleich.
Einsatz alter Objektive Auf diese Weise habe ich noch einige alte Objektive im Gebrauch: Tokina 28 mm f/2,8: Durch die hohe Lichtstärke ist es hervorragend für Standaufnahmen geeignet. Die auftretende Randverzeichnung kann man durch die Wahl eines etwas kleineren Bildausschnitts mildern. So wirkt eine Aufnahme, die im 1080p-HD-Format ausgeschnitten ist (Seitenverhältnis quer zu hoch beträgt 1,777) immer noch sehr beeindruckend und ästhetisch auf einem HD-Fernseher.

Tokina-Objektiv ein Sichtfeld von fast 150 Grad und ist gut geeignet für Lichtverschmutzungspanoramen, Meteorbeobachtungen und andere weitwinklige Aufnahmen, bei denen es nicht zu stark auf die Randschärfe ankommt oder ein Ausschnitt ausreichend sein kann.
Heutzutage sind bezüglich der Abbildungsleistung Objektive von geradezu erstaunlicher Schärfe käuflich und angesichts des Auflösungsvermögens der Sensoren auch nötig! Doch hat optische Qualität seinen Preis: Ein Canon EF 200 f/2,8 kostet neu durchaus 600 bis 800 Euro. Für astronomische Aufnahmen benötigen wir aber keine Bildstabilisierung, Blendenautomatik oder Autofokus.

grafie durchaus auch ältere, gebrauchte Objektive in Betracht ziehen. Damit man nicht, um ein taugliches Objektiv zu finden, 10 Stück auf einem Flohmarkt kaufen muss, kann man sich in seinem Bekanntenkreis einmal umhören, ob dort vielleicht nicht noch ein paar Schätze schlummern, die nicht mehr benutzt werden und daher ausprobiert werden können. Einzig Adapterringe sind dann vonnöten.
Internethinweis: [1] Jens Dierks, Webinfo und Download
von Fitswork: www.fitswork.de/ software/index.php

Bower 0,42x Fisheyevorsatz: Ergibt in Kombination mit dem 28-mm-

Wer nur über ein geringeres Budget für die Astronomie verfügt, sollte zur Foto-

Messung und Überwachung der Himmelshelligkeit mit DSLR und Digitaler Kompaktkamera
von Torsten Güths
Die Lichtverschmutzung ist seit der Einführung der elektrischen Außenbeleuchtung ein zunehmendes Problem für Natur und Umwelt und natürlich auch für die Astronomie.

Viele neue Sternfreunde, die mit der praktischen Ausübung der Astronomie beginnen, sind sich nicht im Klaren über die zerstörerische Auswirkung von künstlichem Licht auf den Anblick des Sternenhimmels. So bemerken Städter erst auf dem Land, dass der Himmel viel prachtvoller ist, als sie ihn von der Stadt her kennen. Das liegt nicht an der sauberen Luft allein, sondern überwiegend an der Lichtverschmutzung.

Wenn man sich einen Standort aussucht, kommt man um das Vergleichen unterschiedlicher Faktoren nicht herum. Für die Aktivitäten der Deep-Sky-Beobachtung und -Fotografie ist die Dunkelheit des Himmels von herausragender Bedeutung.
Im Folgenden werden zwei Methoden vorgestellt, wie man die Dunkelheit ei-

1 Standard-Himmelspanorama mit dem Maskenoverlay der Zonen, deren durchschnittli-
che Graustufen gemessen werden soll. Die Ausrichtung ist stets ,,Norden = rechts" mit dem Polarstern im Ausrichtungsviereck (in diesem Beispiel liegt er etwas außerhalb). Die Messbereiche sind Zenit, 60 Grad und 30 Grad Höhe. Kamera: Canon EOS 350D mit 28-mm-Tokina-Objektiv + 0,42-fach Bower-Weitwinkelvorsatz. Belichtungszeit 30 Sekunden. ISO 800, Weißabgleich = sonnig.
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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

2 Vergleich Vorort Bad Nauheims (SQM: 20,7 mag/arcsec2) mit einem Ort im Taunus (SQM: 21,1 mag/arcsec2), Montage der Bilder.
Die Graustufenmessungen müssen am unbearbeiteten Bild erfolgen.

nes Beobachtungsorts ermitteln oder die Entwicklung der Lichtverschmutzung an seinem Ort überwachen kann.
Als Mitglied der VdS-Fachgruppe ,,Initiative DarkSky" empfehle ich den Einsatz eines SQM-L-Himmelshelligkeitsmessers. Man erhält damit sofort und sehr bequem den Helligkeitswert des Himmels. Doch kostet dieses Instrument rund 120 Euro.
Für den Einstieg in die Materie sind die folgenden Methoden bestens geeignet. Ferner besitzen sie den Vorteil, dass man mit einer Aufnahme auch den Helligkeitsgradienten in Höhe und Azimut anschaulich vergleichen kann. Ich verwende daher trotz des bequemen SQM-L die anschließend vorgestellten fotografischen Methoden häufig parallel.
Digitale Kompaktkamera Eine für die Lichtverschmutzungsmessung geeignete Kamera muss in der Lage sein, auch bei dunklem Himmel noch eine signifikante Aufhellung des Bildes zu erzielen. Sie muss eine manuell einstellbare Belichtungszeit von mind. fünf Sekunden und eine Empfindlichkeit von mindestens ISO 400 zulassen.
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Man belichtet die maximale Zeit bei einem gewählten Weißabgleich. Ich nahm stets ,,sonnig" aufgrund der Annahme, dass das weiße Sonnenlicht die beste Referenz zu den Sternen ist. Meine alte Sony DSC-90S ermöglicht eine Aufnahmedauer von 30 Sekunden bei ISO 400. Diese Parameter lasse ich konstant für jede Messung, um die Vergleichbarkeit nicht zu gefährden.
Aufgrund des recht beschränkten Himmelsausschnitts belasse ich es meist bei der einfachen Ermittlung der Graustufen aus einem Areal im Zenit. Dazu wähle ich per Bildbearbeitungssoftware (in meinem Fall: Micrografix Picture Publisher) die Durchschnittswerte aus einem beliebigen, möglichst sternarmen Bereich des unbearbeiteten Bildes.
Rasch sind so, wo immer man sich aufhält, Aufnahmen möglich, welche die Lichtverschmutzungssituation zeigen. Am PC kann dann später ausgewertet werden, wie dunkel der Himmel im Vergleich ist.
Digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) Die Vorgangsweise mit einer DSLR ent-

spricht prinzipiell der mit einer digitalen Kompaktkamera. Eine DSLR ermöglicht aber den Einsatz von Fisheyeobjektiven, einen größeren Dynamikumfang und auch bessere Ergebnisse an dunklen Standorten. Die Adaption eines alten Objektivs, 28 mm, f/2,8, Tokina, kombiniert mit einem 0,42-fach Bower-Weitwinkelvorsatz ergeben knapp 150 Grad an Sichtfeld, ausreichend für eine OneShot-Panoramaaufnahme zur Beurteilung der Dunkelheit des Himmels. Meine Standardparameter für die Orientierung der Kamera in Richtung des Zenits sind: EOS 350D, 30 Sekunden Belichtung bei ISO 800 und Sonnenlichteinstellung.
Auf der Abbildung 3, die von der Sternwarte Bad Nauheim aus gewonnen wurde, sind der Himmel und die Lichtquellen vorhanden. Somit wurde es möglich, direkt den Einfluss von größeren Beleuchtungsanlagen auf die Himmelshelligkeit aufzuzeigen. Es ergaben sich eindrucksvolle zeitbezogene Kurven, welche die Abnahme der Helligkeit im Laufe der ersten Nachthälfte darstellten (Abb. 5). Für eine Aufnahme mit dem Bildzentrum in ca. 30 Grad Höhe und den Stadtlichtern im Vordergrund blende ich auf f/4

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Das Panorama von der Sternwarte Bad Nauheim mit dem Maskenoverlay der Zonen, deren Graustufen gemessen werden sollen. Kamera: Canon EOS 350D mit 28 mm-Tokina-Objektiv + 0,42-fach Bower-Weitwinkelvorsatz. Abgeblendet auf f/4, Belichtungszeit 15 Sekunden, ISO 800, Weißabgleich = sonnig

ab und nehme eine Belichtungszeit von 15 Sekunden.
Datensammlung und Auswertung Für den Vergleich von Orten und die Feststellung einer zeitlichen Entwicklung der Himmelshelligkeiten werden die Daten am besten in einem Tabellenkalkulationsprogramm (z.B. MS-Excel) gesammelt. In einer Tabelle sollten die folgenden Datenfelder als Spalten erstellt werden: Aufnahmedatum und Uhrzeit, Bildnummer, Schätzung der atmosphärischen Transparenz, Richtung (Azimut

und Höhe), R/G/B-Graustufenwerte, SQM-L-Vergleichswert (in dieser Richtung!), Anmerkungen zu den Umständen.
Mit dem vorher beschriebenen Verfahren ermitteln wir Graustufenwerte. In der astronomischen Praxis werden jedoch Angaben zur Helligkeit (mag) pro Quadratbogensekunde im visuellen Spektralbereich (Grün) angegeben. Man kann die Graustufen in dieses Bezugsystem mag/ arcsec2 umrechnen. Idealerweise benötigt man hierfür mehrere unabhängige Vergleichsmessungen mit einem SQM-L in

die Richtung, in die man fotografiert und später die Graustufen entnimmt. Am PC entnimmt man dem Bild in dieser Richtung aus einer Fläche von rund 20 bis 30 Grad Durchmesser den durchschnittlichen Graustufenwert. Das SQM-L bezieht aus diesem Bereich seine Helligkeitsmessung.
Im Beispiel (Abb. 4) ergab sich als Basiswert (gelb unterlegt), dass 24 Graustufen vom Bild 21,5 mag/arcsec2 entsprechen. Alle weiteren Graustufenwerte lassen sich davon ableiten. Die Excelformel

4 Ausschnitt der Exceltabelle als Beispiel für eine Messdatentabelle.

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5 Die Helligkeitskurve in Graustufen der Nacht vom 9. März 2010 an der Volks-
sternwarte Bad Nauheim. Deutlich ist der Einfluss des drei Kilometer entfernten Sportplatzes von Friedberg erkennbar (20:50 Uhr) sowie die Halbschaltung vieler Straßenleuchten (22:23 bis 22:56 Uhr).

sichtigt nicht den Einfluss der atmosphärischen Transparenz. Auch ist die Datenreduktion nicht exakt. Flatfields und Darkframes sowie die Temperatur der Kamera müssten noch berücksichtigt werden und Messreihen pro Helligkeitswert erstellt werden. Doch ist meine Erfahrung die, dass durch die Wahl von konstanten Aufnahmeparametern der Kamera eine gute Vergleichbarkeit innerhalb des eigens gewählten Systems gegeben ist und eine Kalibrierung mit einigen SQML-Vergleichsmessungen eine brauchbare Übertragung in das mag/arcsec2-System ermöglicht. Eine Streuung von +/- 0,1 mag/arcsec2 liegt im akzeptablen Bereich. Der Hersteller der SQM-L selbst gibt ähnliche Genauigkeiten an [1]. Auf Anfrage an meine Email-Adresse solaris 1000@gmx.de schicke ich Ihnen gerne eine Exceltabellenvorlage per Email zu.

zur Näherungsberechnung der Himmelshelligkeit in mag/arcsec2 lautet: =$R$5 LOG(L12/$S$5;2,512) wobei das Feld ,,$R$5" dem ,,Basiswert" [mag/arcsec2], das Feld ,,$S$5" dem entsprechenden ,,Basiswert" für den Graustufenwert im Grün-Bereich und das Feld ,,L12" dem jeweiligen Graustufenmesswert, den wir umrechnen wollen, entsprechen. Auch wenn kein SQM-L zur Verfügung steht,

kann man zuerst näherungsweise den Basiswert Graustufen/Helligkeit anhand von pauschalen Erfahrungswerten der Literatur [2] schätzen. Es ist jederzeit möglich, durch das Ausleihen oder den Kauf eines SQM-L nachträglich diese Werte zu kalibrieren.
Wissenschaftlich sind diese Methoden streng genommen nicht. Man berück-

Literatur- und Internethinweise: [1] Unihedron Website - Instruction
Manual SQM-L: http://unihedron. com/projects/sqm-l/Instruction_ sheet.pdf [2] Cinzano et al.: Total night sky brightness in Europe accounting for altitude (in V mag/arcsec^2), www.lightpollution.it/dmsp/totbri.html

IMPRESSUM

VdS-Journal für Astronomie · Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Hier schreiben Mitglieder für Sternfreunde.

Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V.
Geschäftsstelle: Postfach 1169, D-64629 Heppenheim Tel: 0 62 52 / 78 71 54 Fax: 0 62 52 / 78 72 20 E-Mail: service@vds-astro.de www.vds-astro.de

Grafiken u. Bildbearbeitung: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren

Layout:

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Otto Guthier c/o VdS-Geschäftsstelle

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Redaktion: Mitarbeit:

Dr. Werner E. Celnik, Stephan Fichtner, Otto Guthier, Dietmar Bannuscher, Sven Melchert, Peter Riepe. Redaktionelle Mitarbeit der VdS-Fachgruppen-Redakteure und VdS-Mitglieder
Eva Garbe, Elke Lawrenz

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Teutsch, Laudenbach
,,VdS-Journal für Astronomie" erscheint viermal pro Jahr und ist im Mitgliedsbeitrag von 35,- (Europa) und 40,(außereurop. Länder), bzw. ermäßigt 25,- pro Jahr enthalten

Beiträge werden erbeten an: VdS-Geschäftsstelle, Postfach 1169, D-64629 Heppenheim und an die Redakteure der VdS-Fachgruppen (siehe Redaktionsliste).

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Astronomie mit dem Fernglas
von Torsten Güths

Bibliografische Daten: Alexander Kerste: Astronomie mit dem Fernglas, Edition Schwarz-Weiß Erste Auflage, Leipzig, 2012, 130 Seiten, Softcover; Amazon Distribution GmbH; ISBN 978-1-480132-62-7; Preis: 12,95 EUR

Einleitung Ein Binokular steht fast jedem Haushalt zur Verfügung und wird als (Einstiegs-) Instrument für die astronomische Himmelsbeobachtung oft vernachlässigt. Vermutlich aufgrund von Nicht- oder Falschwissen. Mit dem vorliegenden Werk sollte das nicht mehr passieren. Eine Besonderheit bei diesem Buch: Es ist vom Autor als Experiment gedacht. Sie können es sich im Internet unter http:// freebook.fernglasastronomie.de/ frei ansehen! Bei Gefallen kann es bei Amazon erworben werden. Es dient auch als Appetitanreger auf das käufliche Hauptwerk ,,Astronomie mit Fernglas und RichField-Teleskopen".
Somit wird der Einstieg zum Nulltarif über das Internet ermöglicht und passt bestens zum Hauptthema dieser VdSJournalausgabe.
Das proklamierte Ziel des Buches ,,Nach Jahreszeiten sortiert führt dieses Buch Sie zu vielen Himmelsobjekten für das Fernglas."
,,Falls Sie noch kein Fernglas haben, finden Sie Tipps zum Kaufen und Testen. Einsteiger finden außerdem Beschreibungen der verschiedenen Himmelsobjekte. Sie brauchen also keine großen Vorkenntnisse, um mit diesem Buch den Himmel zu erkunden."
Systematik und Inhalt Das Buch hat 130 Seiten im Softcover, Hochformat 23x15 Zentimeter mit schwarzweißen Abbildungen. Der Inhalt ist in 16 Kapitel gegliedert, die sich einteilen lassen in: - Einführung und Grundlagen (Warum
ein Fernglas?; Ferngläser testen und pflegen; Erfolgreiches Beobachten) - Beobachtungsobjekte und Methoden (Sonnenbeobachtung; Mondbeobachtung; Die Planeten; Sterne und Deep-Sky-Objekte)

- Der Himmel der Jahreszeiten (Die schönsten Ziele; Der Frühlingshimmel; Der Sommerhimmel; Der Herbsthimmel; Der Winterhimmel; Der Nordhimmel)
- Anhang (Beobachtungsbuch nur in der Druckversion; Sternkarten; Links und Literatur)
Die Kapitel werden jeweils oben rechts genannt und erleichtern das Aufsuchen von Informationen auch ohne Index.
Einführung und Grundlagen: Alexander Kerste klärt die Frage nach dem Einstiegsteleskop eindeutig zu Gunsten des Fernglases. Die Summe der Vorteile spricht dafür: Preis, leicht transportierbar, leichte Bedienbarkeit, beidäugiges Sehen und ein großes Sichtfeld zur Objektsuche sind nur einige der Vorzüge des Fernglases, die der Autor herausarbeitet. So vereinfacht es nicht nur den Einstieg, sondern ermöglicht überhaupt erst die Beobachtung von großflächigen Strukturen. Dass man nicht einfach ein Fernglas kauft, sondern auf geeignete Bauweisen und Größen achten soll, erfährt der Leser auf den folgenden Seiten. Die Einsatzgebiete der unterschiedlichen Fernglasgrößen werden in einer Übersicht dargestellt.
Wichtige Hinweise für die Unterscheidung von guten und schlechten Optiken helfen, die größten Fehler bei der Anschaffung zu vermeiden. Hinweise für die Pflege, eine Testtafel und die Checkliste für den Fernglaskauf runden den instrumentellen Einstieg ab.
Der Erfolg hängt von den Methoden ab. Wie man die Beobachtungsnacht plant, welche Objekte man wählt und von welchem Ort, und wie man sie am besten beobachtet wird abschließend beschrieben.
Beobachtungsobjekte und Methoden: Beginnend mit der Sonne und dem Mond

führt der Autor den Leser im zweiten Hauptbereich in die Beobachtung der verschiedenen Objekttypen ein. Die obligatorische Warnung vor dem direkten Anblick der Sonne wird gegeben wie auch ein paar Hinweise zur Natur der Objekte. Der Mond wird mit seinen unterschiedlichen Phasen vorgestellt und auch eine Mondkarte, welche fast 40 erkennbare Strukturen bei kleiner Vergrößerung zeigen soll. Leider ist die Abbildung sehr kontrastschwach. Die acht Planeten, Pluto und Asteroiden werden knapp beschrieben. Hier stößt das Fernglas naturgemäß an seine Grenzen. Einzig die Spektive zeigen durch ihre höheren Vergrößerungen etwas mehr Details bei den großen Planeten. In die Tiefe des Weltalls entführt Kerste dann den Leser: Sterne, Doppelsterne, Veränderliche Sterne, Assoziationen, Sternhaufen, Gasnebel, Planetarische Nebel und Galaxien, um nur die Wesentlichen zu nennen, werden kurz inklusive der Beobachtungsmöglichkeiten umrissen.
Der Himmel der Jahreszeiten: Über 300 Deep-Sky-Objekte sind im Fernglas erkennbar. Um den Überblick zu behalten, empfiehlt Alexander Kerste die Verwendung von Katalogen und die Führung eines Beobachtungsbuches. Dann geht es los in den Nachthimmel: Sortiert nach den vier Jahreszeiten und den jeweils gut beobachtbaren Sternbildern taucht der Leser in das Universum ein. Neben der großen Bedeutung von großflächigen Strukturen wie z.B. Mel 111, Mel 20, M 44, die aufgrund ihrer Größe nur mittels einem Binokular komplett erfassbar sind, werden auch Objekte von recht geringer Ausdehnung vorgestellt. Der Autor weist jeweils darauf hin,
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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

dass einige nur mit größeren Ferngläsern gut erkennbar sind.
Anhang: Anschließend erleichtert der Autor den Lesern das Anlegen eines Beobachtungsbuches. Er listet die vorgestellten Objekte nach Sternbildern sortiert auf - mit ein paar Leerzeilen zum Eintragen der Beobachtungen. Fünf Übersichtskarten zeigen die Positionen der beschriebenen Objekte.
Layout und Bildmaterial Die Abbildungen sind durchgehend schwarzweiß und von einfacher Qualität. Kerste verfolgt auch den Ansatz, dass die Bilder eine möglichst zum Fernglaseindruck passende Visualisierung darstellen sollen. Das kann man als gelun-

gen ansehen. Einige Abbildungen von Objekten, wie z.B. Planeten, Ringnebel, M 13 sind jedoch so wie im Fernrohr. Er weist korrekterweise drauf hin, jedoch passt es meines Erachtens nicht zum Buchtitel und könnte Enttäuschungen bringen. Weitere Kritikpunkte sind, dass die einfache Drucktechnik auch die schwachen Ausläufer einiger Nebel verschwinden lässt und dass es letztlich Fotografien sind, die wiederum Strukturdetails zeigen, die so nicht im Fernglas erscheinen. Auch die Übersichtssternkarten im Anhang sollten schärfer sein. Sie erinnern mich an alte Taschenbücher, in denen die Objekte zwar verzeichnet waren, es jedoch nicht möglich war, sie am Himmel auch verwechslungssicher aufzufinden.

Resümee Für ein geringes Geld erhält der Käufer alles notwendige Wissen, um erfolgreiche Beobachtungen durchzuführen. Ein Kritikpunkt stellen die Abbildungen dar. Sie sollten den Eindruck im Fernglas besser darstellen. Interessant finde ich, dass Alexander Kerste einen neuen und sicherlich zeitgemäßen Weg der Verbreitung geht.
In der Summe stellt dieses Werk eine sehr gute Einführung in die praktische Beobachtung mit dem Fernglas dar und kann für einen Einstieg bedenkenlos empfohlen werden.

Einmal Astronomie für einen Euro zum
Mitnehmen bitte
von Christian Weis

Wer Astronomie betreiben will, kommt ohne optische Hilfsmittel nicht aus. Es muss mindestens ein Fernglas - besser jedoch gleich ein Teleskop - sein. So zumindest ist der allgemeine Tenor. Dass das nicht zwingend sein muss, soll dieser Artikel verdeutlichen.
Heutzutage wird man durch die Informationsflut vor allem im Internet, aber auch in den Geschäften als Einsteiger förmlich erschlagen. Kaufe ich nun dieses tolle 100-Millimeter-Geh-Zu-Teleskop mit zwei Fantastillionen Objekten in der Datenbank oder doch lieber den natürlich knackscharf abbildenden Refraktor mit 60 Millimeter Öffnung und 2500-facher Vergrößerung für unschlagbare 39,95 Euro ...?
Nun, diese Entscheidung werde ich Ihnen hier nicht abnehmen können. Was allerdings meines Erachtens mehr und mehr in den Hintergrund rückt, ist, dass für die Beobachtung eben nicht (nur) ein optisches Hilfsmittel (ob Fernglas oder Fernrohr sei dahingestellt) benötigt wird, sondern vor allem ein äußerst weit entwickeltes Organ: das menschliche Auge. Ohne dieses bringt Ihnen das beste Teleskop nichts!
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Das Beobachten, und das auch gleich noch binokular (!), fängt bei einer Vergrößerung von 1-fach und mit einer Öffnung von ca. sechs Millimetern an. Astronomie ist kostenlos! Solange das Wetter mitspielt und es dunkel ist, kann man sich unter den Sternenhimmel begeben und das kosmische Schauspiel betrachten, welches zu Recht unzählige Menschen fasziniert.
Schon mit dem bloßen Auge lassen sich schöne Beobachtungen machen, die ihren Reiz haben. Möchte man das Gesehene zudem zeichnerisch dokumentieren (nicht dokumentierte Beobachtungen sind verlorene Beobachtungen!), so benötigt man Utensilien, die sich überall mit Leichtigkeit mitführen lassen: Bleistift, Papier und eine kleine Rotlichtlampe reichen für den Anfang vollkommen aus. Ein Aufstellen und Justieren der Optik etc. entfallen vollständig. Falls nicht ohnehin schon im Haushalt vorhanden, sind die erwähnten Hilfsmittel im Handel für weniger als einen Euro erhältlich: Als Berechnungsgrundlage für das Rot-
1 Um astronomische Zeichnungen zu
erstellen, reichen diese Utensilien für den Anfang vollkommen aus.

licht habe ich einen Schlüsselanhänger mit einer roten LED genommen, die bei einem großen Elektronikhändler für 0,40 Euro zu haben ist; ein Bleistift kostet 0,23 Euro, ein DIN-A4-Heft ohne Linien schlägt noch einmal mit 0,29 Euro zu Buche, beides lässt sich in einer bun-

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desweit agierenden Handelskette zu diesem Preis erwerben. Zusammen sind das knapp ein Euro - und schon kann der Spaß beginnen!

Taghimmel und Mond Es gibt viele Objekte, die sich für die visuelle Beobachtung ohne optische Hilfsmittel eignen. Dazu muss man nicht einmal zwangsläufig in der Nacht aufstehen. Auch am Tage kann man Astronomie mit dem bloßen Auge betreiben. So gibt es beispielsweise das sog. A-Netz (siehe den Beitrag von Steffen Fritsche), hier wird die Anzahl der mit bloßem Auge sichtbaren Sonnenflecken dokumentiert (ein geeigneter Augenschutz, z.B. eine SoFiBrille, ist hier zwingend notwendig, gibt es für etwa zweieinhalb weitere Euro bei diversen Anbietern!) [1, 2]. Gelegentlich steht die Venus so günstig, dass man sie am Tage mit bloßem Auge sehen kann und selbst Kometen kann man - wenn auch selten - mitunter am Taghimmel bzw. kurz nach Sonnenuntergang sehen, zuletzt geschehen bei Komet C/2006 P1 (McNaught) [3].
Unser nächster kosmischer Nachbar, der Erdmond, ist ebenfalls eine (oder mehrere) Zeichnungen wert. Schauen Sie einmal, wie er sich am Himmel zwischen den Sternbildern bewegt. Viele astronomisch nicht gebildete Menschen wissen nicht, dass sich der Mond von West nach Ost durch die Sternbilder bewegt - zu offensichtlich scheint wohl die Bewegung des Mondes von Ost nach West infolge der Erdrotation zu sein. Mit einfachen Beobachtungen kann man sich hier Wissen aneignen. Wie verhält es sich mit den Mondphasen? Lassen Sie doch mal Ihre Kinder an mehreren aufeinander folgenden Abenden die Mondphase zeichnen. Sie werden sehen, wie erfüllend und auch nachhaltig das ist.
Auch die Mondscheibe selbst lohnt sich natürlich. Welche Maria können Sie erkennen? Sehen Sie den Mann im Mond oder doch eher einen Hasen? Es gibt noch mehr Figuren zu sehen, besonders auf der anderen Seite des Atlantiks sind beispielsweise die Frau im Mond und die Kuh, die über den Mond springt, bekannt [4]. Um Vollmond lässt sich auf der Südhalbkugel des Mondes eine leichte Aufhellung ausmachen. Dies ist das Strah-

2 Zeichnung des Mondes, beobachtet am 1.12.2012 gegen 4 Uhr MEZ mit bloßem Auge.
Um die richtigen Größenverhältnisse abzuschätzen, betrachte man diese Zeichnung aus einer Distanz. von welcher aus man den Mond mit dem kleinen Finger abdecken kann.

lensystem des Kraters Tycho. Der Krater selbst mit einem Durchmesser von 85 Kilometern [5] lässt sich freilich nicht erkennen.
Nachthimmel So richtig interessant wird es aber erst nachts, wenn der Mond den Himmel nicht aufhellt. Wie viele Sterne können Sie in den Plejaden mit bloßen Augen ausmachen? Zeichnen Sie das Gesehene, damit beschäftigen Sie sich automatisch mehr mit dem Objekt und werden auch mehr erkennen. Die Umgebung des Himmelsnordpols kann für interessante Übersichtsbilder verwendet werden, nicht nur fotografisch [6]. Über die Jahre könnte man auch alle Sternbilder zeichnen und zu einem Komposit zusammenfügen. Fotografisch gibt es das, visuell kenne ich nichts Vergleichbares. Nebenbei lernt man als Einsteiger in das schöne Hobby Astronomie auch gleich noch den Himmel kennen - Wissen, das Sie mit Go-To nur schwer erlangen können.

Auch die Milchstraße ist ein vorzügliches Objekt. Eine Übersichtskarte des Sommerdreiecks mit dem Great Rift (die Aufspaltung der Milchstraße im Sternbild Schwan) ist ein schmuckes Andenken an eine Sommernacht. Auch die Cassiopeia und Perseus mit h+chi Per sind lohnenswert - nicht nur im Teleskop. Man denke auch an das Himmelsareal um Andromeda und Dreieck. Entdecken Sie dort noch andere milchige Aufhellungen? Es macht Spaß, diese Objekte nach der Beobachtung zu identifizieren. In Quelle [7] sind 82 Deep-Sky-Objekte aufgelistet, die sich mit bloßem Auge beobachten lassen. Als weitere Quelle der Anregung sehr zu empfehlen.
Eine weitere Idee wäre, die Planetenbahnen visuell zu verfolgen. Dazu können Sie in Wochenabständen beispielsweise die Position des Mars in einer von Ihnen gezeichneten Sternkarte eintragen und die Oppositionsschleife nachvollziehen. Dies könnte als Basis für weitergehen-
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de astrophysikalische Überlegungen à la Kepler dienen.
Die Möglichkeiten, die sich Ihnen bieten, sind genauso unbegrenzt wie das Weltall selbst. Als Beispiel möchte ich eine Zeichnung des Sternbildes Orion zeigen, die ich 2010 in Arizona angefertigt habe. Für mich erstaunlich war die deutliche Sichtbarkeit der Wintermilchstraße und die physische Ausdehnung des Orionnebels, die ich dort zum ersten Mal bewusst gesehen habe.

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Zeichnung des Sternbildes Orion, wie es mit bloßem Auge am 3.11.2010 nördlich von Tucson, AZ/USA, gesehen wurde.

Literatur- und Internethinweise: [1] Fritsche S.: Sonnenfleckenbeob-
achtung mit bloßem Auge - das A-Netz. Magellan Jan-Mrz 2000, S. 36 ff. [2] Delfs, M.: Die Sonnenaktivität im Jahr 2009. SuW 6/2010, S. 86ff [3] Kammerer, A. und Möller, M.: Die Kometen des Jahres 2007. SuW 10/2008, S. 86 ff.

[4] http://www.astroleague.org/al/obsclubs/lunar/lunar3.html
[5] Rükl; A.: Mondatlas. Verlag Werner Dausien, 2. Auflage, 1999
[6] Raschke, S.: Polarbeobachtung. Magellan 2/2002, S. 22
[7] Juchert, M.: Deep-Sky mit 1x Vergrößerung. Interstellarum 25, S. 40 ff.

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Sternlandschaften
von Ralf Burkart/Kreuels

Der Weltraum, unendliche Weiten Wir schreiben das Jahr 2013. Viele Jahre lang war ich unterwegs, um Sterne zu fotografieren, Planeten, Gasnebel, Sternhaufen und Galaxien. Viele Lichtjahre vom Ursprung meines Hobbys entfernt drang ich dabei zu Galaxien vor, die ich nie zuvor gesehen hatte ... ... und dann kommt meine Frau herein und sagt, das hätte alles nichts mit dem Sternenhimmel zu tun. Objekte seien das, schön und spannend, aber mit dem Sternenhimmel, so wie sie ihn sieht, hätte das nichts zu tun.
Das erinnerte mich an einen Besuch bei einer Bildagentur vor vielen Jahren. Ster-

ne fotografieren Sie? Machen Sie doch kleine Löcher in eine Pappe und fotografieren diese ab, die echten Sternenfotos sehen immer so unecht aus.
Nun, die Welt dreht sich weiter, manche Bildagentur machte pleite, und ich stellte mir die Aufgabe, den Sternenhimmel möglichst so zu fotografieren, wie wir ihn auch sehen. Kosten durfte das Ganze nichts, denn der Wunschzettel für die Objektfotografie war lang (und wird immer länger).

Im Folgenden beschreibe ich nun eine Vorgehensweise, wie es mit einfachen Mitteln möglich ist, diesem Ziel recht nahe zu kommen. Wir brauchen eine Kamera, ein Stativ, einen Fernauslöser, viele kurze Einzelbelichtungen und einen schönen, dunklen Himmel.
Die Idee Kurz belichtete Einzelbilder zeigen die Sterne jeweils noch punktförmig (Rechenbeispiele im 2. Teil). Belichten wir nun eine ganze Serie, so können die Bil-

1 Region im Schwan: 1072 x 5 s. EOS 400D, unmod., ISO 1600, Objektiv 50 mm, f/1,4;
abgeblendet auf f/2,8; kein tiefer Himmel, Niederrhein, z.T. Mondschein

2 Großglockner; 89 x 10 s. EOS 5D Mark2, unmod., ISO 6400, Objektiv 20 mm, f/2,8 3 Großglockner; 42 x 10 s . EOS 5D Mark2, unmod., ISO 6400, 24-105 mm Zoomobjektiv bei f/5,6
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4 La Palma - Westküste (Tijarafe); Ausschnitt aus einer Zeitraffer-Serie; 16 x 30 s, EOS 7Da, modifiziert, ISO 3200,
Objektiv 20 mm, f/2,8
5 La Palma - Westküste (Tijarafe); Ausschnitt aus einer Zeitraffer-Serie; 16 x 30 s, EOS 7Da, modifiziert, ISO 3200,
Objektiv 20 mm, f/2,8

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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

der ausgerichtet und addiert werden. Wir erhalten also scharfe Sterne, während der Horizont verwischt dargestellt wird.
Das ist Schritt 1. In einem 2. Durchgang stellen wir dann die Ausrichtungsautomatik aus. Das alleine reicht aber noch nicht, denn in diesem Bild hätten wir ja nun lauter kleine Strichspuren. Eine weitere Option beim Stacken lautet ,,Kappa Sigma Clipping". Mit dieser Berechnung werden Ausreißer entfernt. Angenommen, wir belichten zehn Bilder und durch eines fliegt ein Flugzeug. Auf seiner Spur gibt es nun jeweils neun dunkle und ein sehr helles Pixel. Die Software definiert das helle Pixel als Ausreißer und ignoriert dieses. Auf diese Weise lassen sich wunderbar Satelliten und Flugzeugspuren entfernen. Aber auch die Sterne bewegen sich in unserem zweiten Bild ja durch das Bildfeld. Wir können diese im zweiten Durchgang nun hervorragend entfernen.
Als Ergebnis haben wir ein Bild ganz ohne Sterne, dafür aber mit einem schön scharfen Vordergrund und ein Bild mit scharfen Sternen, aber unscharfem Horizont. Was liegt näher, als diese beiden Bilder miteinander zu verheiraten und von jedem nur das Beste nehmen.
Die Dame in der Bildagentur hätte sicher zur Nagelschere gegriffen, wir aber haben Bildbearbeitungsprogramme, die diese Aufgabe viel eleganter lösen.
Photoshop CS2 wird seit Anfang 2013 kostenlos von Adobe zur Verfügung gestellt. Sowohl Photoshop als auch das ebenfalls kostenlose Bildbearbeitungsprogramm GIMP unterstützen die Ebenenfunktionen. Man kann zwei Bilder übereinanderlegen und die Deckkraft des oberen mit einem Regler einstellen. Hier kann man aber auch die Funktion einstellen, mit der die Überlagerung geschehen soll. Wir wählen hier ,,aufhellen". Das bedeutet, dass alles, was im oberen Bild heller ist als auf dem unteren Bild ins Summenbild übernommen wird. So bekommen wir nun ganz einfach die hellen Sterne des einen Bildes in den sternlosen Himmel des anderen. ,,Theoretisch" - zu den Problemen, die dabei auftreten, komme ich weiter unten. Zunächst aber noch ein anderer Punkt.
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Als Fotografen sind wir Gestalter und das sollten wir auch ernst nehmen, denn jenseits aller Technik entscheidet sich hier, ob ein brauchbares Foto zu einem richtig guten Bild wird. Leider stochern wir im wahrsten Sinne des Wortes etwas im Dunklen herum, denn schließlich zeigen unsere Augen weit weniger Details und Farben als unser Kamerachip. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als Testbelichtungen zu machen. Aus ästhetischen Gründen, aber auch im Sinne einer leichteren Verarbeitung ist es ratsam, einen möglichst dunklen Vordergrund zu wählen. Das ist nicht immer einfach, auch nicht zwingend notwendig, aber eine beleuchtete Sehenswürdigkeit im Vordergrund ist definitiv zu hell. Gerne werden knorrige Bäume oder andere markante Dinge als Vordergrund genutzt. Hier sollten wir aber sehr zurückhaltend sein, denn schließlich ist unser Motiv der Sternenhimmel. Ein knorriger Baum drängt sich visuell auf, der ästhetische Reiz des Sternenhimmels verhält sich dagegen wie ein scheues Reh. Wolken unterstreichen oft die Schönheit des Himmels, indem sie uns eine räumliche Vorstellung geben. Ganz besonders interessant sind solche Bilder, wenn die Wolken von keinem Streulicht erreicht werden und dunkler erscheinen als der Himmelshintergrund selber. Bleiben diese Wolken stationär, z.B. an Berghängen, dann bekommt das Bild eine unglaubliche Tiefenwirkung. Meistens allerdings erscheinen sie in einem warmen Orangeton, angeleuchtet von fernen Straßenlaternen. Sowohl hier als auch bei Lichtern im Vordergrund können wir später die Farbsättigung verringern, um unserem visuellen Eindruck näher zu kommen.
Als ich neulich die so entstandenen Bilder meiner Frau zeigte, schneite meine Tochter herein. ,,Cooler Sternenhimmel Papa, kann ich den als Hintergrund für mein Handy haben?"
Captain Kirk an Brücke: ,,Mission erfüllt!"
Gut zu wissen und Probleme Anders als bei der chemischen Fotografie ist die Einstellung des ISO-Wertes bei der digitalen Fotografie von untergeordneter Bedeutung. Man vergegenwärtige sich, dass der Kamerasensor ja nicht wirklich seine Empfindlichkeit ändert. Um bei Testbelichtungen aber überhaupt

etwas zu erkennen, ist es dennoch sinnvoll, einen hohen ISO-Wert einzustellen. Ein einzelnes Foto mit z.B. 3200 ASA fotografiert zeigt nach wenigen Sekunden schon viele Sterne und einige Details im Vordergrund. Das Rauschen ist allerdings so stark, dass man dies kaum als ein gelungenes Foto betrachten kann. Mittelt man nun zwei Bilder, so reduziert sich bereits das Rauschen deutlich.
Die Frage, wie viele Bilder wir nun benötigen, hängt von unseren eigenen Wünschen ab. Nach acht Bildern ist das Rauschen schon erträglich, nach 32 Bildern kaum mehr vorhanden. Addiert man noch mehr Bilder, so kann man in der weiteren Bildverarbeitung den Kontrast erhöhen und die Aufnahme wird tiefer, natürlich wieder auf Kosten des Rauschens. Eine Grenze gibt es hier nicht.
Selbstverständlich ist ein lichtstarkes Objektiv mit fester Brennweite besser geeignet als ein Allround-Zoomobjektiv - verdammen braucht man diese aber nicht. Die beste Abbildungsqualität erhält man, wenn das Objektiv um ca. zwei Blenden abgeblendet wird, bei einer Optik, die von vorneherein bei f/5,6 arbeitet, sollte man darauf aber verzichten.
Ein 28-mm-Objektiv (in Verbindung mit einem APS-C-Sensor) entspricht in etwa unseren normalen Sehgewohnheiten bei Nacht, wir sollten also grundsätzlich mit Weitwinkelobjektiven arbeiten.
Viele Kameras bieten Funktionen an, wie ,,Rauschunterdrückung bei Langzeitbelichtung". Ist diese Funktion aktiv, dann belichtet die Kamera nach einem Foto mit den gleichen Einstellungen ein zweites, allerdings ohne, dass dabei der Verschluss geöffnet wird. Dieses Korrekturbild (Dark) enthält also nur Störungen, die dann, von uns unbemerkt, vom eigentlichen Bild abgerechnet werden. Das Ergebnis ist oft rauschärmer und qualitativ besser, allerdings benötigt man für eine Aufnahme die doppelte Zeit. Für die ,,Kappa-Sigma-Funktion" ist diese Funktion aber günstig, da die Sterne zweier Belichtungen sich nicht überschneiden. Selbstverständlich kann man auch externe Darks erstellen. Diese werden in den Stackingprogrammen dann ebenso verarbeitet. Auch ist es sinnvoll, die Kamera auf ,,Serienbelichtung" einzustellen, wir

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brauchen dann nur unseren Fernauslöser gedrückt zu halten bzw. arretieren diesen. Die Kamera belichtet nun automatisch ein Bild nach dem anderen. Auf diese Weise lassen sich auch Zeitraffer-Filme erstellen. Die maximale Belichtungszeit beträgt 30 Sekunden. Für unsere Zwecke ist das mehr als genug.
Nichts ist perfekt, und auch bei dieser Bildgewinnung und Bearbeitung gibt es viele Stolpersteine: Der Autofokus funktioniert bei Sternen leider nicht. Glücklich darf sich derjenige schätzen, der noch an einer schmalen Mondsichel die Automatik arbeiten lassen kann. Eine entfernte Straßenlaterne würde uns den gleichen Dienst erweisen, danach müssen wir aber unbedingt (ganz vorsichtig) den Autofokus wieder ausschalten, da das Objektiv ansonsten auf der Suche nach scharfen Elementen ziellos vor und zurück fährt. Das Thema ist wichtiger, als es zunächst scheint, denn es ist gar nicht so einfach, per Hand und kurzen Testbelichtungen den Fokus exakt zu treffen. Das Objektiv bis zum Anschlag auf unendlich zu stellen, ist in jedem Falle falsch. Die ,,Live-Bild-Funktion" der neueren DSLRs hilft allerdings sehr.

Die Sterne durchlaufen bei langen Gesamtbelichtungszeiten verschiedene Bereiche des Bildfeldes. Dieses ist aber - besonders bei Weitwinkel- und Zoom-Objektiven - häufig verzerrt. Die Sterne passen also nach einer gewissen Zeit nicht mehr ganz exakt aufeinander. Abhilfe kann hier die kamerainterne RAW-Verarbeitungs-Software schaffen. Diese erkennt in der Regel die (eigenen) Objektive und kann die Verzerrungen ausgleichen. Hierzu ist es aber nötig, die RAW-Fotos erst in Tiffs zu konvertieren und diese dann zu stacken. Der Aufwand ist hoch - einen leichten Ausschnitt zu wählen, ist einfacher.
Manchmal verwechselt die Software die Lichter im Vordergrund mit hellen Sternen. Oft hilft es hier, beim Stacken eine andere Ausrichtungsmethode zu wählen, oder auch mehr oder weniger Sterne für die Berechnung verwenden zu lassen.
DSS speichert das fertige Summenbild als 32-Bit- oder 16-Bit-Bild ab. Photoshop CS2 kann 32-Bit-Bilder lesen, mit 16-Bit-Bildern kann jedes Astroprogramm etwas anfangen.

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Allerdings sieht das fertige Bild oft sehr unscheinbar und grau aus. Hier müssen wir zunächst eine Kontrastanhebung durchführen.
Hat man nun endlich zwei brauchbare Bilder zum Überlagern (und Aufhellen), so ergeben sich weitere Probleme. In dem Bild mit den Sternen gibt es auch einen Horizont, und in diesem gibt es vielleicht auch Lichter. Diese (unscharfen) Lichter werden nun aber auch ins fertige Bild übernommen. Hier hilft nur ausradieren oder den Bereich dunkler zu machen, als er im unteren Bild ist. Die Horizontkante ist leider auch manchmal ein Problem. Das Sternenfoto muss hier entweder dunkler gemacht werden (dann verschwinden aber die schwächsten Sterne), oder die Kante muss ebenfalls ausradiert werden. Ich halte dies gerade noch für vertretbar, denn wir greifen hier ja nicht wirklich ins Motiv ein.
Alles in allem ist das schon ein bisschen Arbeit, aber wenn´s einfach wäre, dann könnte es ja jeder.
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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

Zwei Objektive - fünf Verwendungen
von Herbert Zellhuber

Start als Fernrohr und Teleobjektiv Mitte der 1990er-Jahre erwarb ich für 350 Mark ein Objektiv 80/500 von Zeiss, um mir daraus einen Refraktor zu bauen. Mit meiner recht gut sortierten Hobbywerkstatt nebst Drehmaschine und Fräsaufsatz [1] war das kein besonderes Problem. Das Instrument wurde so ausgelegt, dass ich es als Spektiv für die Tagbeobachtung und für astronomische Beobachtungen verwenden konnte. Deshalb bevorzugte ich den 90-Grad-Einblick. Ein 2-Zoll-Okularauszug war obligatorisch, denn ich wollte ein möglichst großes Gesichtsfeld haben. Ein entsprechend großes Dachkantprisma sorgte für seitenrichtige und aufrechte Bilder. Nach ein paar Monaten war das Instrument fertig. Mit diversen Adaptern und einer Verlängerungshülse kann ich den Refraktor auch als Teleobjektiv verwenden (Abb. 2).

Die Leichtbauvariante Eigentlich war geplant, den Refraktor auch auf mehrtägigen Bergwanderungen mitzunehmen. Leider war er doch etwas zu schwer geraten und ich baute noch eine Leichtgewichts-Version für 1,25"-Okulare (Abb. 3). Es ist ja ganz einfach, das Objektiv an das andere Instrument zu schrauben. Die leichten Teleskop-Wanderstöcke wurden dabei zu einem Stativ zusammengebaut. Damit unternahm ich einige erlebnisreiche Bergtouren und genoss den herrlichen Alpenhimmel [2].
Erweiterung zum Groß-Bino Bei einem anderen Teleskoptreffen konnte ich ein weiteres Objektiv 80/500 sogar für nur 300 Mark erwerben. Nach einiger Zeit war klar, dass ich mir ein Astrobino bauen werde. Um eine möglichst gute Abbildungsqualität zu erreichen, wurden Spiegel verbaut [3]. Allerdings ist das Bild dabei seitenverkehrt. Das stört mich wenig, da ich mir entsprechende Auf-

1 Der Selbstbau-Refraktor mit dem 80/500-Objektiv von Zeiss

2 Mit einem Adapter und einer
Verlängerungshülse kann schnell die digitale Spiegelreflexkamera angebaut werden und man hat ein Teleobjektiv.
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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

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3 Das Rucksackteleskop in Leichtbau-
weise mit demselben Objektiv
suchkarten aus einem Planetariumsprogramm ausdruckte, um auch schwierige Objekte zu finden. Vom Beobachten mit zwei Augen war ich sofort begeistert und ich möchte das Bino nicht mehr missen (Abb. 4). Ich nahm das Instrument zu mehreren Teleskoptreffen mit und verglich die Abbildungsqualität auch mit teuren kommerziell hergestellten Großferngläsern ähnlicher Öffnung. Ein Vorteil meines Instruments ist, dass man durch Tausch der Okulare eine Vergrößerung von 12,5-fach bis 80-fach erreichen kann. Mit der Abbildungsqualität bin ich zufrieden und ich bereue es nicht, dieses Instrument gebaut zu haben.
Das Bino als fotovisuelle Maschine Als ich mich mit der Astrofotografie befasste, brauchte ich wieder die beiden 80/500-Objektive. Den Refraktor nahm ich als Leitrohr, für das andere Objektiv baute ich die Astrokamera. Es ist auch noch das 250er-Tessar mit aufgesattelt, das ich bei einem Teleskoptreffen günstig für 100 Mark erstand (Abb. 5). Die selbstgebaute Montierung musste noch etwas umgebaut werden, bevor ich mit der Langzeitbelichtung beginnen konnte. Auch diverses Zubehör wurde benötigt, das meiste - außer dem Fadenkreuzokular - entstand wieder im Selbstbau. Den hochwertigen 2-Zoll-Zenitspiegel konnte ich übrigens aus einem alten Printer entnehmen, das nur so nebenbei [4]. Ich habe mit dieser Ausrüstung bisher einige hundert Astrofotografien, die Mehrzahl in schwarzweiß gemacht. Viele wurden sogar für das Buch ,,Deep Sky Reiseführer" verwendet. Darauf bin ich besonders stolz.
Fazit Insgesamt kann ich mit der ,,Ausbeute" der beiden Objektive zufrieden sein. Die Optiken kann ich für fünf verschiedene Aufgaben verwenden. Auch der Kostenfaktor war erfreulich gering, da viel gesammeltes Material aus dem Schrott
4
Mit einem zweiten Objektiv 80/500 entstand das Astrobino. Es sind hier zwei Umlenkspiegel eingebaut und es entsteht ein spiegelverkehrtes Bild.

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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

genommen wurde. Aber völlig zum Nulltarif geht das Ganze natürlich nicht. Für die Planung und die Fertigung musste doch etliches an Zeit investiert werden. Außerdem musste ich mir entsprechendes Fachwissen aneignen. Die Stunden dafür wurden aber nicht gezählt, das fiel ganz einfach unter die Sparte ,,Hobby". Seit jeher macht es mir Spaß, etwas selbst zu konstruieren und anzufertigen. Werkzeugmaschinen und Werkzeuge waren schon vorhanden und werden auch für andere Hobbys genutzt. Unter anderem gehört die Reparatur und Pflege meines alten Motorrades dazu. Auch für den Autobereich mache ich viel, ebenso für Heim und Garten. Werden da die meisten Reparaturen und Pflegemaßnahmen selbst durchgeführt, kann doch etliches gespart werden, was sonst für den Handwerker ausgegeben werden müsste. Ich habe mir also im Laufe der Zeit eine Lebensphilosophie angeeignet, durch Eigenbau vieles einzusparen. Natürlich war
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5 Der Refraktor dient hier als Leitrohr und das andere Objektiv wird an die Astrokamera
geschraubt. Die zweite Kamera trägt ein Zeiss Tessar mit 250 Millimeter Brennweite.
bei mir auch eine gewisse handwerkliche Fähigkeit vorhanden, berufliche Erfahrungen als Mechaniker waren sicher auch nicht hinderlich. Und noch heute macht es mir großen Spaß, aus weggeworfenen Dingen mit möglichst wenig Kosten wieder etwas Brauchbares herzustellen [1].
Literatur- und Internethinweise: [1] Webseite des Autors: www.zellix.de [2] Herbert Zellhuber: ,,Eine herbstliche
Beobachtungsnacht im Hochgebirge", interstellarum 8 (1996) [3] Herbert Zellhuber: ,,Das MUMAstrobino", Sterne und Weltraum 10/99 [4] Herbert Zellhuber: ,,Astrofotografie mit Selbstbaugeräten", Magellan 4/99

Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

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Schon wieder ein Adapter mehr ...
von Thorsten Zilch

Das Thema des vorliegenden Heftes lautet ,,Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln". Auch wenn ich in diesem Artikel inhaltlich mit CCD-Kameras und Mittelformatobjektiven hantiere, die meiner Ansicht nach keinesfalls einfache Mittel für den Amateurastronomen darstellen, so möchte ich trotzdem anhand dieses Beispiels zeigen, dass man manchmal querdenken und sich einfache Mittel eben selbst bauen muss. Das sollte vor allem für die Anfänger unter uns besonders interessant sein.
Auch wenn man dieses Hobby so wie ich seit fast 25 Jahren betreibt, stellt man doch immer wieder fest: ,,Es fehlt noch ein Adapter!" Als Adapter braucht man sich unter Amateurastronomen keine existenziellen Sorgen zu machen. Adaptiert werden muss schließlich immer etwas. So auch im vorliegenden Fall.
Ich hatte schon lange die Idee, meine alten Mittelformat-Objektive für die CCD-Fotografie zu nutzen. Die qualitativ sehr hochwertige Ausleuchtung dieser Objektive ist eigentlich für viel größere Flächen ausgelegt als beispielsweise bloß für den Vollformat-Chip. Da ich bereits einen Adapter für Carl-Zeiss-Jena-Objektive (Pentacon-Six-Bajonett auf M42-

Außengewinde) besitze, wollte ich in einem weiteren Schritt vorhandene Mamiya-Objektive für die Astrofotografie einsetzen. Gesucht wurde also ein ,,Mamiya-Bajonett auf M42-Außengewinde". Eigentlich ganz einfach, dachte ich.
Eine Recherche im Internet bot leider nur Möglichkeiten jenseits der 200 Euro. Der Höchstbetrag lag bei 349 Euro und wurde von diversen Fotohändlern ,,mit vollem Ernst" angeboten. Da kam der Geiz in mir hoch und sagte: ,,Bau es doch einfach selbst!"
Aufbau eines klassischen T2-Kameraadapters Der gewöhnliche T2-Kameraadapter besteht in der Regel aus zwei ineinander gefügten Ringen. Der innere teleskopseitige Ring stellt dabei das M42-Innengewinde für Projektionsadapter oder sonstiges Zubehör bereit. Der äußere Ring stellt den kameraspezifischen Bajonettanschluss zur Verfügung. Die Verbindung beider Ringe erfolgt meist über drei kleine - zu 120 Grad radialsymmetrisch angeordnete - Madenschrauben, die in eine umlaufende Nut des Innenrings greifen. Hierdurch ist es möglich, individuelle Bajonettanschlüsse - oder wie in meinem Fall benötigt - den Ring mit

dem M42-Außengewinde auf den Innenring des T2-Kameraadapters zu montieren (Bild 1).
Die Idee Durch meinen Pentacon-Six-Adapter lag der Ring mit dem kameraseitigen M42-Außengewinde für die CCD-Kamera bereits vor. Die Adaption zum Mittelformatobjektiv war durch den spezifischen Bajonettverschluss vorgegeben, der mechanisch schon anspruchsvoll ist und kein einfaches Drehteil mehr darstellt. Hinterschnitte und andere Gemeinheiten hätten hier eine Fräse erfordert, zu der ich aber keinen Zugang gehabt hätte. Während ich über die notwendige Kontur des Bajonetts und Umsetzung des ganzen Themas nachdachte, lag die Lösung eigentlich schon die ganze Zeit vor mir (Danke, Bob!). Es war der kameraseitige Objektivdeckel meines MamiyaObjektivs, da die ganze Kontur des spezifischen Bajonetts ja praktisch schon im Spritzgussteil des Schutzdeckels hinterlegt ist! Jetzt wurde plötzlich alles ganz einfach.
Die Umsetzung Es wurde ein Aluminiumring angefertigt, der kameraseitig wie der T2-Kameraadapter den Vorsprung mit der notwen-

1 Zwei Teilringe des T2-Kameraadapters

2 Herstellung der umlaufenden Nut zur Aufnahme des
M42-Außengewinderings
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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

3
Einfassung des MamiyaDeckels in den Aluminiumring

4 Der fertiggestellte Adapter

5
Mamiya-Sekor 80 mm, f/2,8, adaptiert auf M42-Außengewinde

digen umlaufenden Nut besitzt, um meinen bereits vorhandenen Ring mit dem M42-Außengewinde aufnehmen zu können (Bild 2).
Nun bestellte ich mir einen passenden Kunststoffdeckel für die Mamiya-Serie. Dieser Deckel wurde als Einsatz in den Aluminiumring eingesetzt und durch drei kleine Madenschrauben seitlich fixiert (Bild 3). Nach erfolgter Zusammenführung der beiden Einzelteile wurde abschließend der vom Aluminiumring eingefasste Kunststoffdeckel auf der Drehbank für das ,,first light" axialsym-

metrisch ausgedreht. Die fertige Anordnung zeigen Bild 4 und Bild 5.
Nachteile Die Nachteile dieser Konstruktion sollen nicht unerwähnt bleiben: Der Deckeleinsatz besitzt einerseits keine Arretierung, um ein Lösen des Objektivs vom Adapter zu verhindern. Er sitzt aber fest genug am Objektiv. Auch durch das Fokussieren löst sich das Objektiv nicht aus dem Adapter, da der Fokustrieb der Objektive leichtgängig genug ist. Ist der Anschlag des Fokustriebes erreicht, ist natürlich Vorsicht geboten, dass das Objektiv nicht

unabsichtlich herausgedreht wird. Weiterhin ist dieser Einsatz aus Kunststoff. Bei tieferen Temperaturen besteht die Gefahr, dass dieser brechen bzw. dass sich die Verbindung aus Aluminiumring und Kunststoffdeckel lösen kann. Hier liegen allerdings noch keine Erfahrungen vor.
Vorteile Der mechanische Aufwand ist absolut gering. Lediglich eine Drehbank wird benötigt oder zumindest ein Freund oder Bekannter, der eine solche im Keller hat.
Kosten Die Kosten belaufen sich einerseits auf den Objektivdeckel. Diesen habe ich bei eBay für portofreie 7,49 Euro bei einem Fotohändler gekauft. Andererseits wären als weitere Kosten noch die Anschaffung von Rohmaterial zu nennen, wenn man es nicht schon im Keller liegen hat. Weiterhin muss der Mann an der Drehbank auch leben, es sei denn, man kann die Dreharbeiten selbst durchführen. Auch wenn man großzügig rundet, sollte der Preis für den Adapter am Ende die 20 Euro nicht überschreiten. Eigene Arbeitszeit sollte man beim Hobby natürlich nicht berechnen, sonst vergeht der Spaß. Dass man mindestens einen Faktor 10 eingespart hat, sollte man jedoch unbe-

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6 45-mm-f/2,8-Mamiya-Sekor an
einer ATIK-16HR-CCD-Kamera im Einsatz

Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

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7 NGC 7000 - der Nordamerikanebel, 03.08.2012, 22:18-00:51 UT, 13 x 600 s, 45 mm, f/2,8, Mamiya-Sekor mit ATIK 16HR + H-alpha-
Filter, Dortmund, Thorsten Zilch
dingt dem ,,familiären Finanzausschuss" mitteilen. Das bleibt in positiver Erinnerung, wenn es zukünftig mal um andere astronomische Anschaffungen geht.
Ergebnis Die für das Testbild eingesetzte Gerätekombination (Abb. 6) war ein 45-mmf/2,8-Mamiya-Sekor mit geöffneter Blende, verbunden mit einer ATIK-16HRCCD-Kamera. Als Motiv wurde NGC 7000 gewählt (Bild 7). Das Gesichtsfeld beträgt 8,3 Grad x 11 Grad und zeigt selbst bei 200 % Vergrößerung (Bild 8) sowohl im Zentrum als auch in den Bildecken zufriedenstellende Sternabbildungen.

8 Ausschnittsvergrößerungen (200 %)
der Ränder und des Zentrums von Abb. 7

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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

Schöne Konstellationen von Sonne, Mond, Planeten und Sternbildern
von Dietmar Bannuscher

An vielen wunderbaren Abenden mit und ohne Dämmerung lassen sich oftmals schöne Begegnungen zwischen Mond, Planeten und Sternbildern beobachten. Weiter sind auch Mondbzw. Sonnenuntergänge immer wieder spektakulär, teilweise gerade wegen nicht alltäglicher (aus Sicht des Betrachters) Horizontansichten.

Informationen und Hinweise zu solchen Stellungen der ,,Sonnensystembewohner" findet der geneigte Beobachter u.a. in der nunmehr schon jährlichen Broschüre der VdS ,,Astronomie 2013 - Himmelsschauspiele", auf der VdS-Website und in den Vorhersagen des VdS-Journals (sowie natürlich in allen Jahrbüchern).

Die einfachste Methode ist, sich diese Stellungen anzuschauen, vielleicht sogar über einige Zeit hinweg, so dass die weiteren Bewegungen der Planeten und/oder des Mondes zueinander sichtbar werden.

1 Jupiter im ,,Goldenen Tor" zwischen Hyaden und Plejaden zum Jahreswechsel 2012/ 2013

Schon mit einfachen Kameras können diese Situationen festgehalten werden, sei es mit einem normalen Fotoapparat, der Digicam oder einer digitalen Spiegelreflexkamera.

Zu besonderen Tagen kann man auch versuchen, den Aufgangs- und Untergangspunkt der Sonne am Horizont für sich zu markieren (Tag- undNachtgleiche, Sonnenwendtage). Dies haben schon unsere Vorfahren in der Steinzeit betrieben; ein schönes Projekt, nicht nur für Schulklassen.

Einige Beispiele für schon vergangene Stellungen im Sonnensystem seien hier vorgestellt. Jedes Jahr beinhaltet viele weitere schöne Sichtbarkeiten von Vorübergängen und Begegnungen der unterschiedlichsten Art.

2 Jupiter beim ,,Goldenen Tor" im März 2013, Mond etwas überbelichtet
oberhalb der Bildmitte

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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

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Ganz einfach veränderliche Sterne beobachten
von Dietmar Bannuscher

Die einfachste Art, Astronomie zu betreiben, geschieht mit dem freien Auge. Eine schöne Sternennacht finden viele Menschen schön, nicht nur die astronomisch Interessierten unter ihnen.

Die Sternbilder herauszulesen und zu bestimmen, kann eine Steigerung der bloßen Betrachtung sein; wenn man ihre Mythen und Geschichten kennt, ist es noch spannender.

Nicht nur der einfache Genuss kann mit dem bloßen Auge wahrgenommen werden, auch echtes Erleben von Sternveränderungen bzw. astrophysikalischen Vorgängen ermöglichen helle veränderliche Sterne. Diese ändern ihr Licht durchaus in wenigen Tagen oder Stunden, wobei das Wissen um diese Vorgänge das Seherlebnis noch schöner und interessanter gestaltet.

Hier stellen wir zwei helle Veränderliche vor, deren Lichtwechsel der Beobachter oft in vielen Nächten ohne jegliche Sehhilfe erleben kann.

Einstieg mit der Cassiopeia Das Sternbild der Cassiopeia im Gedenken an die mythische Königin von Äthiopien findet sich immer sichtbar nahe dem Nordstern, es steht also zirkumpolar am Himmel. Die Helligkeiten ihrer prominentesten fünf Mitglieder umfassen so ziemlich eine Größenklasse. Dem aufmerksamen Betrachter fällt sicherlich auf, dass sich die Helligkeiten dieser fünf Sterne untereinander unterscheiden und nach dieser Schätzübung kann sofort mit der Beobachtung von Veränderlichen begonnen werden.

Delta Cephei Dieser typische Vertreter der Sternklasse der Cepheiden befindet sich immer sichtbar (zirkumpolar) am Nordhimmel im Sternbild Kepheus und bildet dort mit zwei weiteren Sternen das ,,rechte Knie" des dargestellten mythischen Königs von Äthiopien (und Ehegatte der Cassiopeia). Diese drei Sterne lassen sich miteinander

1 Delta Cephei und seine Nachbarsterne

vergleichen, wobei dann auffällt, dass der Stern Delta seine Helligkeit gegenüber seinen beiden Nachbarn ändert. Er

ist mal so hell wie der hellere und dann wieder so dunkel wie der schwächere Nachbarstern. Sein regelmäßiger Licht-
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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

wechsel dauert 5 Tage und gute 8,5 Stunden. Man beobachtet diesen Stern einmal kurz in jeder möglichen Nacht.
Was geschieht in Wirklichkeit? Die Oberflächenschichten des Sterns pulsieren, d.h., sie dehnen sich aus und ziehen sich wieder zusammen. Der Helligkeitsanstieg kommt durch das Aufblähen zustande, der langsamere Helligkeitsabfall durch den Rückgang der Oberfläche auf ihre normale Größe.
Wenn man das Glück hat, ihn sechs Nächte hintereinander kurz beobachten zu können, kann man über diese Zeit den gesamten Lichtwechsel (und in Gedanken die Pulsation) erleben und aufzeichnen. Dafür sei die beigelegte Karte (Abb. 1) hilfreich, darin sind auch die Helligkeiten der beiden Nachbarsterne benannt, so dass der Betrachter sich die jeweiligen Helligkeitswerte ausrechnen kann.
Oftmals ist wetterbedingt eine lückenlose Beobachtungsfolge nicht möglich. Da kann man sich aber ins Gedächtnis rufen, wie hell er bei der letzten Betrachtung war und mit der erneuten Beobachtung vergleichen.
Algol Ebenfalls mit bloßem Auge lässt sich das gegenseitige Verdecken eines Sternpaares beobachten, es ist Beta Persei, auch Algol genannt. Dieser Stern spielt auch in der Mythologie eine Rolle. Er stellt den Kopf der Medusa dar, welcher durch den Held Perseus (ebenfalls ein Sternbild) zur Errettung von Andromeda (Tochter von Cassiopeia und Kepheus, Sternbild in nächster Nachbarschaft) benutzt wurde.
Dieser Stern bzw. das Sternpaar ändert seine Helligkeit fast alle drei Tage (innerhalb von zwei Tagen, 20 Stunden und 48 Minuten) merklich für das freie Auge um mehr als eine Größenklasse (von 2,1 auf 3,4 mag), wobei diese Bedeckung insgesamt neun Stunden und 36 Minuten dauert.
Interessant für diese Beobachtungen sind die zentralen zwei Stunden vor und nach den Bedeckungszeitpunkten, die u. a. in Jahrbüchern, im VdS-Journal und auf der BAV- bzw. VdS-Website angegeben werden, der Beobachter sollte insgesamt 3-4 Stunden Zeit einplanen. Dafür be-
VdS-Journal Nr. 47

2 Algol und seine Nachbarschaft am Himmel

kommt er ein schönes Himmelsschauspiel eines hellen und markanten Sternpaares zu sehen, welches sich seit Ewigkeiten umeinander dreht.
Da man nur etwa jede Viertelstunde kurz hinschaut, um Veränderungen festzustellen, kann man sich in der Zwischenzeit anderen Anblicken am gestirnten Himmel zuwenden und die doch recht lange investierte Zeit zusätzlich sinnvoll nutzen.

Auch hierfür ist mit Abb. 2 eine Karte mit Sternhelligkeiten und als Aufsuchhilfe abgebildet.

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Astrofotografie

Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie

a) Veranstaltungen 2013 von Peter Riepe Das Deep-Sky-Treffen (DST) im März war die gewohnt gute Gemeinschaftsveranstaltung der beiden FG Visuelle DeepSky-Beobachtung und Astrofotografie. Der Zuspruch war sehr gut, offenbar war das Programm für viele Sternfreunde attraktiv genug (siehe Bericht von Manfred Holl in dieser Journalausgabe). Das DST ist natürlich niemals nur für VdSMitglieder geplant, jeder Amateur-Astronom ist willkommen. Dennoch hat sich das DST auch so entwickelt, dass hier generell am Samstagabend ein Treffen der Mitglieder der FG Astrofotografie stattfindet. Mehr dazu berichtet anschließend Mark Schocke.
Ein weiteres Highlight 2013 war der Astronomie-Workshop, der jährlich zu Anfang Mai vom Astronomischen Arbeitskreis Salzkammergut veranstaltet wird. Dieser vormalige ,,Gahberg-Workshop" ist mittlerweile mehr als ein regionales österreichisches Sternfreundetreffen! Kein Wunder, dass im Mai 2013 auch etliche Mitglieder der FG Astrofotografie hier zusammenkamen (einschließlich der ,,Gahberger" selbst), um Erfahrungen auszutauschen und Neues zu erfahren. Einen Extrabericht gibt es in dieser Journalausgabe. In der Woche nach dem Workshop konnte ich selbst meine Urlaubszeit nutzen, um mich mit einigen österreichischen FG-Kollegen (Horst Ziegler am Mondsee, Bernhard Hubl im Kremstal und Robert Pölzl in der Steiermark) einmal persönlich zu treffen.
Am 6. Juli veranstaltete unsere FG endlich wieder einen ,,Tag der Astrofotografen" in der Westfälischen Volkssternwarte Recklinghausen. Erstes Thema war die fotometrische Kalibrierung von Astroaufnahmen sowie die Farberhaltung, vorgestellt von Harald Tomsik. Ferner wurde die Bildbearbeitung mit PixInsight von Karsten Möller und Oliver Schneider vorgestellt. Mehr dazu im nächsten Journal.
Im November findet die diesjährige Bochumer Herbsttagung der Amateurastronomen (BoHeTa) mit Verleihung des
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1 PixInsight-Workshop am Abend des Deep-Sky-Treffens

Reiff-Preises und Reiff-Fachvortrag statt. Bitte den Termin merken (siehe JournalKalender) und die Infos auf unserer Webseite anschauen: www.boheta.de. Wenn Sie einen Vortrag zur aktiven AmateurAstronomie halten möchten - sehr gern! Dann bitte melden bei Peter Riepe.
b) PixInsight-Workshop von Mark Schocke Im Rahmen des DST 2013 stand am Samstagabend für das Treffen der FG Astrofotografie ein kleiner Workshop zum Thema Bildbearbeitung mit PixInsight (PI) auf dem Programm (Abb. 1), den Oliver Schneider und Karsten Möller dankenswerterweise vorbereitet und moderiert haben. Die hohe Beteiligung unterstrich das vorhandene Interesse und die Aktualität des Themas, bei dem es vor allem um eine wertneutrale Darstellung der wesentlichen Programmfunktionen ging.
Zunächst erläuterte Oliver das Grundkonzept von PI, das durch eine prozessorientierte Arbeitsweise auffällt und sich damit nennenswert von anderen Programmen unterscheidet. Die praktische Datenverwaltung erlaubt das einfache Speichern von Prozessen und somit reproduzierbaren Ergebnissen. Die meis-

ten Werkzeuge können dabei vollautomatisch oder auch manuell aufwändig mittels vieler Parameter angewendet werden, was den Zugang zum Programm erleichtern, aber auch die Nachvollziehbarkeit mancher Bearbeitungsschritte in Frage stellen kann.
Im Anschluss führte Karsten eine komplette Bearbeitung einer M45-Aufnahme vom Stacken bis zum fertigen Bild durch, um den Einsatz der verschiedenen Werkzeuge zu veranschaulichen. Einige nützliche Funktionen, die deutlich in die Bildinformation eingreifen, wie beispielsweise die Glättung des Hintergrunds oder die Farbkalibrierung, wurden intensiv diskutiert. Der verantwortungsvolle Umgang des Anwenders mit den teils mächtigen Werkzeugen wurde als essenziell im Sinne seriöser Astrofotografie herausgestellt, war doch PI unlängst auch als bevorzugtes Mittel ,,intensiver Bildbearbeitung" aufgefallen.
Fazit: PI bietet insbesondere für Einund Umsteiger eine äußerst interessante Alternative bzw. Ergänzung zu den etablierten Programmen wie Photoshop, Astroart, MaxIm DL etc. mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Erfahrene Bildbearbeiter mit bewährtem Arbeitsab-

Astrofotografie

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lauf stellen aber auch fest, dass es sich bei PI letztlich auch nur um ein weiteres, wenn auch umfangreiches Bildbearbeitungsprogramm handelt, dessen Werkzeuge prinzipiell auch in anderen Programmen zur Verfügung stehen. Letztlich obliegt es dem Anwender und seinen persönlichen Vorlieben, welche Möglichkeiten er aus dem vorhandenen Programmangebot nutzen möchte.

c) Neue Webseiten für Astrofotografen von Peter Riepe Astrofotografen haben auf ihren tief belichteten Aufnahmen oft mehr Details als zunächst vermutet. Das Erzeugen hochwertiger Bilder ist eine Sache. Aber es wäre zu wenig, wenn es allein bei der Entwicklung der Aufnahme- und Bildbearbeitungstechnik bliebe. Genauso wichtig ist die Untersuchung der Bilder nach darin enthaltenen Objekten. Hat man auf seinen Bildern etwas Unbekanntes oder gar Neues entdeckt, so entsteht die Frage: Wie kann ich darüber mit Kollegen zur Diskussion kommen? Am Abend des

2 Ohne Daten nur zum Vergleich: Galaxie NGC 4643, rechts Aufnahme aus dem Palomar
Sky Survey (F-Platte), links Aufnahme von Mark Elvov, 20 Stunden belichtet mit 10-Zöller und CCD-Kamera. Es zeigen sich zusätzliche, extrem schwache Strukturen im Außenraum.

Astronomie-Workshops wurde daher an der Sternwarte Gahberg unter den Astrofotografen überlegt, wie man dieses Thema anpacken kann. Die Antwort wird demnächst sehr einfach sein: Für den Gedankenaustausch zu ,,neu entdeckten Objekten" (nicht zu allgemeinen astrofotografischen Fragen!) ist eine neue Webseite in Planung. Mehr dazu im folgenden Journal.

Das Projekt ,,Tief belichtete Galaxien" (siehe dazu auch den Bericht von Dominik Bomans in der vorherigen Journalausgabe 46) wird in Kürze eine eigene Webseite im VdS-Rahmen erhalten. Was die Amateure an lang belichteten Ergebnissen erzielen, birgt viel Neues (Abb. 2). Dies erstreckt sich auch über die Sternströme hinaus.

Arizona Dreams
von Vladimir und Mark Elvov

Besondere an diesem Ort ist, dass es sich um einen der dunkelsten Orte in ganz Nordamerika mit sehr guter Himmelsqualität handelt.

Um die dortige Remote-Sternwarte benutzen zu können, schließt man einen Vertrag mit dem dortigen Betreiber [1]

1 Außenansicht der Sternwarte
Angefangen hat alles zu Hause in München: Mit einem ganz gewöhnlichen Teleskop und aller anderen Ausstattung, die man für die Astrofotografie braucht. Doch die Wetterlage dort ist oft sehr schlecht, da es sehr oft Niederschläge und einen von Wolken stark bedeckten Himmel gibt. Darüber hinaus ist die Lichtverschmutzung gravierend, was aber nichts Ungewöhnliches für eine Großstadt ist.

2 Rechts: Blick ins Innere der
Sternwarte mit 10-Zoll-Teleskop
Deswegen haben wir uns nach Alternativen umgeschaut, vor allem im Internet. Viele Remote-Sternwarten liegen zum Beispiel in Australien oder im US-Bundesstaat New Mexico, wobei die meisten sehr kostspielig sind. Durch Zufall stießen wir auf eine vergleichsweise günstige Alternative im Bundesstaat Arizona in der Nähe der Stadt Benson: Das San Pedro Valley Observatory (Abb. 1). Das

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54

Astrofotografie

3 NGC 1977, ein heller Reflexionsnebel direkt beim Orionnebel M 42. Astro-Physics CCDT67 zur Brennweitenreduzierung,
Datum: 06.01.2013, Gesamtbelichtung: 70 x 300 s
und mietet damit eine kleine Sternwarte. Diese sieht wie eine Art Gartenhaus mit Schiebedach aus (Abb. 2). Dort werden später auch die von einem selbst gewünschten und gekauften Teleskope mit der zugehörigen Ausrüstung aufgestellt. Unser benutztes Teleskop ist ein 10-ZollRitchey-Chretien (GSO) auf einer Montierung AP 1200. Belichtet wird mit einer CCD-Kamera QSI 683 wsg, nachgeführt wird über einen Lodestar. Die Auto-Fokussierung geschieht mit Strizona MicroTouch. Die Steuerung der Sternwarte ist dabei sehr einfach, da sie über das Internet mit Hilfe der Software ,,gotomypc" und ,,CCDCommander" abgewickelt wird. CCDCommander stellt dabei alles automatisch ein, was man eigentlich zu Hause manuell macht: beispielsweise die
4 Offener Sternhaufen NGC 225
mit Reflexionsnebel vdB 4, Datum: 12.01.2013, Gesamtbelichtung: 144 x 300 s
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Astrofotografie

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5 Sh2-155 in der Assoziation CepOB3, Datum: 04.10.2012,
Gesamtbelichtung: 13,3 Stunden

7 Unten: Die Galaxie NGC 3718 im Großen Bären ist auch als Arp
214 bekannt, links die Begleitgalaxie NGC 3729, Belichtung: 75 x 5 min in Luminanz, in den Farben je 24 x 5 min

6 GN 05.28.8, ein Reflexionsnebel am Rande der-H-II-
Region Sh2-264 um Orionis, Belichtung: 20 x 15 min in Luminanz und je 12 x 10 min in den Farben

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Astrofotografie

Einen Teil unserer erzielten Ergebnisse stellen wir in den Abbildungen 3 bis 9 vor. Die Aufnahmen wurden mit dem 10-Zoll-Reflektor GSO RC10 gemacht. Als CCD-Kamera war die QSI 683 wsg im Einsatz, kombiniert mit Astrodon-Filtern. Alles befindet sich auf einer Montierung vom Typ Astro-Physics AP 1200. Als Software verwenden wir Photoshop und PixInsight. Man kann selbst bei Vollmond Aufnahmen machen, wie das Bild von Sh2-155 zeigt. Weitere Bilder können auf unserer Internetseite eingesehen werden [2]. Zusätzliche Informationen gibt es auf der Internetseite der Sternwarte selbst [1].

8 Der Nebel vdB 94, direkt westlich
davon die dichte Dunkelwolke LDN 1657A, Belichtung: 20 x 15 min in H, 20 x 15 min in Luminanz, je 12 x 10 min in den Farben

Durchführung der Fokussierung, Festlegung des Objekts, welches man fotografieren will, Besorgung der Einstellungen für die Aufnahmen und auch die Aufnahmen über die Kamera selbst.

9 Die ,,Sonnenblumengalaxie" M 63 mit ihrem äußeren Sternstrom,
Gesamtbelichtung: 77 x 15 min

Hinweise auf Internetlinks: [1] http://arizona-observatory.com/
observatory/remote-telescopehosting-space-for-lease (Stand: Mai 2013) [2] www.astrobin.com/users/Mark/ (Stand: Mai 2013)

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Computerastronomie

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Versuche zur spektroskopischen MehrkanalFotometrie
von Thomas Kaffka

Ich stellte mir Ende 2010 die Frage, ob man nicht fotometrische Messungen mit Hilfe eines Spektrogramms erhalten kann. Ermutigt von Herrn Ernst Pollmann, Leverkusen, habe ich diesen Ansatz weiter verfolgt und möchte ihn hier vorstellen. Ziel ist es herauszuarbeiten, dass man unter Verwendung von Spektrogrammen sowie eines ,,Software-Filters" Messungen durchführen kann, welche in der Fotometrie standardmäßig mit verschiedenfarbigen Glasfiltern gemacht werden.
Einführung In der Fotometrie existieren FarbfilterSysteme, mit denen die Messungen von (variablen) Sternen durchgeführt werden. Das gebräuchlichste ist das UBVRISystem von Johnson und Morgan (1953 und später). Die Buchstaben bezeichnen fotometrische Wellenlängen, die die Spezialfilter passieren lassen. Diese Wellenlängen sind, wie in der Tabelle 1 gezeigt, definiert [1].
In der Fotometrie wird mit jedem Spektralfilter sowie einer CCD-Kamera eine Belichtung (Frame) des Sterns durchgeführt, welche später mit einer Spezialsoftware (etwa AIP4WIN) ausgewertet wird. Dazu wird die Pixelhelligkeit eines Sternes ermittelt. In aller Regel werden zusätzlich Aufnahmen von Referenzsternen angefertigt. Wenn mehrere zeitlich versetzte Frames vorliegen, kann eine Helligkeitsänderung des (veränderlichen) Sterns nachgewiesen werden.

Wellenlängen des UBVRI-Systems

Spektralband
0 / Å / Å

U 3600 700

B 4400 1000

V 5500 900

R 7000 2200

I 9000 2400

Tab. 1: 0 bedeutet den Schwerpunkt des Filterdurchlasses, die spektrale Breite des Filters.

,,Software-Filters" braucht nur eine CCDMessung durchgeführt zu werden und man erhält das Ergebnis für alle Farben gleichzeitig.
Technische Ausstattung und Aufnahmeprozedur Für mein Vorhaben verwende ich ein SkyWatcher-Maksutow-Teleskop mit 102 mm Öffnung und 1.300 mm Brennweite. Eine CCD-Kamera ATIK 16-IC (Pixelgröße 7,4 µm, 659 x 494 Pixel) dient als Empfänger. Zur Lichtzerlegung wird ein optisches Blaze-Transmissionsgitter (Star-Analyser 100 von Patson Hawkley Ltd.) eingesetzt [2]. Damit werden Spektren wie in der Abbildung 1 gezeigt aufgenommen. Dabei ist es wichtig, immer die ,,0. Ordnung" (enspricht dem direkten Abbild des Sterns) mit aufzunehmen, um die Wellenlänge im eigentlichen Spektrum 1. Ordnung kalibrieren zu können.
Idealerweise werden die Spektren so aufgenommen, dass sich links das Abbild

des Sterns befindet und rechts waagerecht das Spektrum. Um das zu erreichen, hat die Filterfassung eine Markierung. Man muss den Filter so in das Kameragewinde einschrauben, dass bei der späteren Aufnahme die oben beschriebene Orientierung des Spektrogramms realisiert wird [3].
Zunächst gewinnt man unter Einsatz des Blaze-Gitters ein Frame eines geeigneten Referenzsterns. Danach folgen die Aufnahmen des eigentlichen Zielsternes. Flatfieldaufnahmen und Darkframes werden durch mein Programm erzeugt und verwaltet. Diese werden dann mit AIP4WIN auf die Frames angewendet.
Auswertung Die Herausforderung meines Ansatzes ist, dass es für meine Zwecke keine geeignete Software auf dem Markt gibt, die eine Messung der fotometrischen Farben eines Spektrums komfortabel gestattet. Daher habe ich ein solches Programm

Meine Idee ist es, ein niedrigdispersives Spektrogramm im kompletten spektralen Empfindlichkeitsbereich des CCD-Chips an den Stellen der UBVRI-Wellenlängen auszuwerten und damit fotometrische Messdaten zu generieren. Bei der Verwendung von Farbfiltern muss eine Messung für jeden Filter wiederholt werden. Das macht eine Menge Arbeit und führt zu Ungenauigkeiten, da mit dem Filterwechsel beispielsweise ein Einfluss der Extinktion nicht vermieden werden kann. Mit meinem Ansatz eines

1
Spektrum von Algol, rechts oben ist die Sternabbildung als 0. Ordnung sichtbar.

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Computerastronomie

2 Screenshot des Programms ,,astronomic workbench" mit Wellenlängenkalibration.
Details im Text.
3 Kalibriertes Spektrum mit Johnson-B-, V-, R-Filterkurven.
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(,,astronomic workbench") selbst entwickelt, welches mich bei der Anwendung meiner Methode unterstützt.
Da ich in aller Regel ein Filterrad verwende, muss ich das Gitter ganz in das Gewinde hineinschrauben, da es sonst das Filterrad blockiert. Dies führt dazu, dass das Spektrum nicht mehr ideal auf dem CCD-Chip ausgerichtet ist. Daher habe ich in meinem Programm eine Möglichkeit implementiert, ein Frame zu rotieren [4]. Diese Funktion rotiert nicht die Pixel sondern die Information des Frames. Kurz abgerissen: Mit Hilfe von trigonometrischen Funktionen werden die zu rotierenden Pixel auf jeweils vier Zielpixel abgebildet. Dabei wird der Helligkeitsanteil ermittelt, der sich für die vier Pixel im Einzelnen ergibt.
In einem nächsten Schritt müssen die Positionen der Wellenlängen des UBVRISystems im Spektrogramm identifiziert werden. Da die Abbildung der Wellenlängen im Bereich des Spektrogramms etwa linear ist [3], muss ich nur über zwei Referenzwellenlängen verfügen. Ich verwende H bei 4861 Å sowie das atmosphärische Sauerstoffband (A-Band) bei 7594 Å. Ich ermittele dann den PixelAbstand des Sternabbilds (0. Ordnung) zu beiden Referenzwellenlängen. Auf dieser Basis kann ich die Positionen jeder beliebigen Wellenlängen im Spektrum bestimmen. Die gelbe Linie in der Abbildung 2 liegt bei 7594 Å. Die Schwerpunkte der Filter UBVRI sind durch entsprechende Farben gekennzeichnet.
Die dafür nötige Mathematik ist sehr einfach: 1. Identifizierung des Pixelwertes des
Stern-Schwerpunkts (SSw) im Frame (rotes Kreuz, Abb. 2), 2. Wahl von zwei Linien (1, 2) im Spektrum (H und das A-Band), 3. Bestimmung des Abstandes der zwei Linien in Pixel (PC1, PC2) von SSw (rot) und Messpunkt (gelb), PC1 = 249, PC2 = 377 4. Dispersion D des Blaze-Gitters, = 2 - 1 = 2.733 Å p = PC2 - PC1 = 128 Pixel D = p/ = 0,04683 Å/Pixel und 5. Position in Pixel Bpx für die Fotometriefarbe B (4400 Å) im Spektrum: Bpx = PC1 - D(B- 1) + SSw

Computerastronomie

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Erste Messungen an einem bekannten Veränderlichen - Algol Für den Anfang habe ich mir den Veränderlichen Algol ( Per) herausgesucht. Algol hat für mich den Vorteil, dass er gut untersucht ist. Weiterhin zeigt er einen Lichtwechsel in kurzen Abständen, so dass sich während der Messung in einer Nacht seine Helligkeit deutlich verändert.
Zunächst ist es notwendig, zwei Referenzsterne zu identifizieren, deren Helligkeiten sich nicht ändern. Bei Messungen mit Filtern ist es in der Fotometrie üblich, diese möglichst auf einem Frame mit dem Veränderlichen abzubilden, um so die Himmelsverhältnisse vergleichbar zu haben. Bei Algol kann ich so nicht vorgehen, da dieser eine relativ große Helligkeit (Magnitude 3,4) besitzt. Da es wegen der einfachen Vergleichbarkeit nötig ist, die Belichtungszeit aller Sterne möglichst gleich zu halten, muss ich für Algol helle Referenzsterne finden. Ich habe mich für BSC879 (4,68 mag) sowie BSC991 (4,84 mag) entschieden.
Ich gehe nun so vor, dass zunächst Algol, dann BSC879 sowie BSC991 aufgenommen werden. Ich mache dazu jeweils 10 Bilder mit einer Belichtungszeit von 3 Sekunden. Die Aufnahmen werden zu einem Frame addiert, um den Rauschanteil zu verringern.
Für die Auswertung der Messungen habe ich eine entsprechende Funktion in mein Programm implementiert. Diese verwendet die oben beschriebene Kalibrierung und sieht dann für Algol wie in der Abbildung 3 gezeigt aus.
Ich ermittle mit dieser Programmfunktion die Integrale der mit den Filterkurven des UBVRI-Systems gewichteten Spektren und speichere diese Werte (gemessen in ADU, Analog-Digital-Unit) ab. Auf dieser Basis kann ich dann eine Lichtkurve errechnen (Abb. 4).
Hier wird deutlich, warum ich Vergleichssterne benötige. In der Abbildung werden Differenzhelligkeiten in ADU zwischen den Sternen Algol und BSC879 gezeigt. Diese errechnen sich durch die Subtraktion der Messwerte voneinander. Durch diese Relativbetrachtung wird der Einfluss der in den Daten vorhandenen Extinktion und anderer Einflüsse mini-

4 Lichtkurve von Algol im V-Band während der Zeit eines Nebenminimums.
Differenzhelligkeiten in ADU: Blaue Rechtecke: Algol - BSC879. Violette Kreise: Referenzen untereinander. Die Algol-Messpunkte sind mittels einer polynomischen Anpassung verbunden, um die Lichtkurve besser zu visualisieren.

miert. Weiterhin sind die Messwerte der beiden Referenzsterne dargestellt. Diese Werte streuen nur gering.
Zusammenfassung/Ausblick Fotometrische Daten aus Spektrogrammen abzuleiten ist ein vielversprechender Ansatz und gelingt mit dem Einsatz eines ,,Softwarefilters". Vorteilhaft ist es, dass für jede Messung nur eine Aufnahme erstellt werden muss und man damit die Information für jede ,,Farbe" gleichzeitig erhält. Eine Erweiterung für verschiedene Farbsysteme kann realisiert werden.
Es gibt auf dem Markt keine geeignete Software, um die notwendigen Auswertungen durchzuführen. Deshalb wurde ein entsprechendes Programm erstellt. Allerdings beabsichtige ich nicht, meine Software zu veröffentlichen. Tests haben gezeigt, dass ich das Programm für jede Kamera anpassen muss, da sich die FITSDateien zwischen den Kameraprogrammen sehr unterscheiden.
Ich hoffe, dass mein Ansatz trotzdem von anderen (Hobby-)Astronomen aufgegriffen wird, so dass dieser weiter verfeinert werden kann. Mir hat die Entwicklung der vorgestellten Methode jedenfalls viel Freude bereitet, da ich so meine beiden Hobbys, die Astronomie und die EDV, gemeinsam verfolgen konnte.
Literaturhinweise: [1] E. Geyer et al., 2009: ,,BAV Einfüh-
rung in die Beobachtung Veränder-

licher Sterne", 4. Auflage, Berlin [2] R. Leadbeater, 2008: ,,Spektroko-
pische Abenteuer", VdS-Journal für Astronomie 27, 108 [3] Shelyak Instruments, Star Analyser 100 User Manual [4] R. Berry et al., 2001: "Astronomical Image Processing", 2. Auflage, Richmond

Inserentenverzeichnis

APM Telescopes, Rehlingen

15

astronomie.de, Neunkirchen

65

Astro-Shop, Hamburg

U2

Astroshop.de nimax GmbH,

25

Landsberg

Baader Planetarium,

U4

Mammendorf

Koring, Marocco

105

Kosmos Verlag, Stuttgart

41

Meade Instruments Europe,

51

Rhede

Gerd Neumann jr., Hamburg

67

Optical Vision Ltd., UK

U3

Optische Geräte Wolfgang Lille, 21 Heinbockel

Spektrum der Wissenschaft Ver- 19 lagsgesellschaft mbH, Heidelberg 113

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Computerastronomie

Die Entwicklung von ,,astronomic workbench" für die spektroskopische Fotometrie
von Thomas Kaffka

Für die spektroskopische Fotometrie (siehe Seite 57) habe ich ein Computerprogramm mit dem Namen ,,astronomic workbench" entwickelt, welches mich bei meinen Arbeiten auf diesem Gebiet unterstützen soll. Im Einzelnen soll das Programm Unterstützung in den folgenden Bereichen bieten: · Planung eines Beobachtungsabends · Dokumentation eines Beobachtungs-
abends · Einsatz der CCD-Kamera · Analyse eines Fotos (Frame) · Erzeugung von Dark Frames, Bias
Frames und Flatfields für die spätere Korrektur von aufgenommenen Frames · Kalibrierung der spektroskopischen Messfunktionen · Fotometrische Messfunktionen
Design der Programmoberfläche Das Fenster des Programms ist quadratisch aufgebaut. Es gibt darin vier Berei-

che, welche die oben genannten Funktionen zusammenfassen: · Beobachten · Fotografieren · Spektroskopie · Fotometrie
Die Funktionen eines Bereiches werden in Form eines Laschendialogs dargestellt. Wenn eine Funktion aus mehreren Anzeigen besteht, so werden diese innerhalb einer Lasche durch Buttons aktiviert.
Programmiersprache und Programmierumgebung Als Programmiersprache wurde Java gewählt, da sie verschiedene Vorteile aufweist: Erstens sind für Java Laufzeitumgebungen (Runtime Environment, RTE) für praktisch alle Betriebssysteme verfügbar, so dass astronomic workbench auf praktisch allen Computern lauffähig ist. Zweitens gibt es für Java umfangreiche Funktionsbibliotheken und letztlich

lassen sich Programme, die in Java erstellt wurden, sehr gut warten und erweitern.
Als Programmierumgebung (vielfach auch als Integrated Development Environment - IDE bezeichnet) wurde ,,Eclipse" verwendet. Eclipse ist frei verfügbar und wird auch in der professionellen Programmierung eingesetzt.
Bei der Entwicklung von astronomic workbench wurde ein objekt- und ereignisorientierter Ansatz gewählt. Diese beiden Techniken sind heutzutage essenziell für die Entwicklung von PC-Software mit grafischer Benutzeroberfläche mit ihren Eingabefeldern, Kontrollelementen (z. B. Buttons) und ihrer Mausunterstützung. Viele heutige Hochsprachen unterstützen beide Programmierparadigmen. So auch Java.
Beim eigentlichen Programmieren wurde das Prinzip der inkrementellen Programmierung angewandt. Hierbei werden so weit wie möglich nur einige wenige Programmzeilen editiert, bevor das Programm direkt getestet wird. Dieses Vorgehen hat sich bei der Erstellung größerer Programmierprojekte bewährt und erspart später eine langwierige Fehlersuche.

Objektorientierter Ansatz Ein wesentliches Merkmal der objektorientierten Programmierung sind Klassen. Hierbei handelt es sich um abgeschlossene Einheiten von Programmquelltext, die eine wohl definierte Aufgabe übernehmen. Ein weiteres wichtiges Prinzip der objektorientierten Programmierung ist die Vererbung. Sie bietet eine vorteilhafte Wiederverwendung von Programmquelltext: Klassen mit Programmcode, der eher für allgemeine Zwecke vorgesehen ist (Vaterklassen), können ihren Code an andere Klassen (Kindklassen) für speziellere Zwecken weitervererben, wobei

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1 Anzeige verschiedener Beobachtungs-
sessions (Beobachtungsabende)

Computerastronomie

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letztere den geerbten Code übernehmen, ergänzen oder auch teilweise ersetzen.
Als Beispiel kann eine Klasse für Fenster dienen, die von einer Programmierumgebung bereitgestellt werden kann. Sie nimmt die Rolle einer Vaterklasse ein und behandelt das Öffnen, das Schließen, die Mausereignisse, die Tastatureingaben und einige weitere nützliche Dinge. Eine Applikation hingegen hat eine sehr spezifische Gestaltung von Fenstern, die sich in eigene Klassen niederschlägt. Um die vorangehend beschriebenen Merkmale in eigenen Klassen nutzen zu können, ohne den Code neu programmieren zu müssen, können die applikationseigenen Fensterklassen diesen Code von den Vaterklassen einfach erben.
Die Anwendung astronomic workbench nutzt dieses Prinzip ebenfalls. Die Funktionalität, welche das gesamte Programm steuert, wird von einer allgemein verwendbaren Vaterklasse namens MainDialog (sie implementiert u. a. das Fensterzentrieren und das Erzeugen von Menüs) per Vererbung abgeleitet. Dies sieht in Java etwa wie folgt aus:
public class AstronomicWork bench extends MainDialog implements ... {
Jede dargestellte Anzeige (hier Site genannt) wird durch eine eigene Klasse repräsentiert. Es gibt eine Vaterklasse (DataSite; sie enthält beispielsweise Programmcode zur Behandlung von Tabellenereignissen), von welcher eine Site abgeleitet wird und die allgemein verwendbare Methoden zur Verfügung stellt. Sie ist deklariert als
public class ObsSessionControl Site extends DataSite {
Diese beiden Klassen sind mit weiteren nützlichen Funktionen zu einer CodeBibliothek (Library syscoredialoglib. jar) zusammengefasst, welche sich auf Dialog-Applikationen bezieht. Weiterhin verwende ich eine selbst erstellte Library (systemcorelib.jar), welche sowohl von Web-Applikationen als auch von DialogApplikationen verwendet werden kann.

Sie stellt einige nützliche Hilfsfunktionen bereit. Alle sich auf die Datenbank beziehenden Grundfunktionen wurden in einer separaten Library (systemcoredblib. jar) organisiert.
Datenbank Die Daten werden in einer SQL-Datenbank (HyperSQL) gehalten, auf die mittels JDBC (Java Database Connectivity, eine standardisierte Schnittstelle für Datenbanken) zugegriffen wird. Diese Datenbank wurde ebenfalls in Java entwickelt und hat sich zum Speichern von Daten lokaler Applikationen bewährt.

2 Ausschnitt aus dem Datenmodell
von astronomic workbench. Die Tabelle ,,Session" bildet einen Beobachtungsabend ab, während die Tabelle ,,Observation" die Beobachtungsdaten für ein Beobachtungsobjekt beinhaltet.
Für den Zugriff auf die Datenbank wurde eine Zugriffsschicht zwischen die Dialogfunktionen und die Datenbank eingezogen. Das Prinzip soll sein, SQL-Befehle (SQL steht für Structured Query Language und ist eine weitverbreitete Sprache für die Datenabfrage) in ausdrücklich dafür vorgesehenen Klassen auszulagern, um in der sonstigen Applikation keine solchen Befehle gebrauchen zu müssen. Dieses Vorgehen ist Standard; so werden sämtliche Abhängigkeiten von Funktionen dieser speziellen Datenbank innerhalb dieser Zugriffsschicht gebündelt. Falls dann ggf. die Datenanbindung ausgetauscht werden soll, muss der Programmcode an nur wenigen Stellen geändert werden (Prinzip der Zentralisierung), anstatt über den gesamten Programmcode verteilt Änderungen anbringen zu müssen.

3 Funktion zur Verwaltung eines
Beobachtungsabends

VdS-Journal Nr. 47

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Computerastronomie

Eine jede Zugriffsklasse bezieht sich stets auf genau eine Datenbanktabelle. Die Zugriffsklassen werden ebenfalls von Vaterklassen abgeleitet.
Es wurden folgende Zugriffsarten vorgesehen: · DbAccess.java:
Lesezugriffe auf Daten sowie Einfügeund Änderungsoperationen auf die jeweilige Tabelle. · DbAccessRead.java: Reiner Lesezugriff auf eine Tabelle. Diese Klasse wurde vorgesehen, damit beim Programmablauf Speicherplatz gespart werden kann, wenn klar ist, dass nur lesend auf eine Tabelle zugegriffen werden soll. · DbCheck.java: Plausibilitätsprüfungen der Daten für die Datenfelder einer Tabelle. Diese Klasse wird von DbAccess.java verwendet, kann aber auch separat verwendet werden.
Des Weiteren wurden Trigger-Klassen eingeführt. Sie gestatten es, Funktionalität abhängig von Datenbankereignissen zu implementieren. Es werden bewusst keine datenbankeigenen Trigger verwendet, um die Applikation datenbanktransparent implementieren zu können. Einzelne SQL-Befehle, die von den oben genannten Klassen nicht abgebildet werden können, werden von einer einzigen Hilfsklasse (Tool4Database.java) bereitgestellt. Ein Beispiel hierfür ist die Berechnung des maximalen Wertes eines Datenbankfeldes.
Datenmodell Das Modell, welches die Datenbank von astronomic workbench beschreibt, ist relational. Relationale Datenbanken sind in der Informationstechnologie sehr weit verbreitet; die meisten Datenbanken sind von diesem Typ. In ihnen werden die Daten auf mehrere Tabellen verteilt, die zueinander in Beziehung stehen (Relationen). Dies kann am besten an einem Beispiel erläutert werden: In astronomic workbench gibt es eine Tabelle mit Beobachtungen (,,Observation") sowie eine Tabelle mit Beobachtungsplätzen (,,Location"). Jeder Einzelbeobachtung ist selbstverständlich genau ein Beobachtungsplatz zugeordnet, während einem Beobachtungsplatz beliebig viele Beobachtungen zugeordnet sein können. Um
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4 Allgemeines Beispiel für Relationalität in Datenbanken. Anstatt die kompletten Daten
für einen Beobachtungsplatz (hier werden der Einfachheit halber nur ID und Bezeichnung dargestellt) für jede Beobachtung zu wiederholen, werden die Datentypen in zwei verschiedenen Tabellen gehalten. Von einer Beobachtung wird lediglich über die Platz-ID auf den Beobachtungsplatz verwiesen (rote Hervorhebung für Platz-ID 1).

die Daten der Beobachtungsplätze nicht für jede Einzelbeobachtungen zu wiederholen, werden sie in einer separaten Tabelle (Tabelle ,,Location") ausgelagert. Die Tabelle der Beobachtungen verweist dann auf die Beobachtungsplätze aus der anderen Tabelle, indem sie den fortlaufenden Index des Beobachtungsplatzes enthält.
Insgesamt wurden 32 Tabellen sowie 102 Indizes angelegt. Der Ausschnitt des Datenmodells, welcher einen Beobachtungsabend beschreibt, geht aus der Abbildung 2 hervor.
Externe Codebibliotheken Zur Erstellung von astronomic workbench wurden verschiedene externe Funktionsbibliotheken verwendet. · hsqldb.jar
liefert den Datenbanktreiber für HyperSQL. · fits1.3.jar enthält Funktionen für die Darstellung sowie Handhabung von FITS-Dateien, die aus der Kamera ausgelesen werden. Diese Funktionsbibliothek musste um verschiedene Funktionen erweitert werden (s. u.). · fop.jar enthält Tools zur Erzeugung von PDF-Dateien aus XML-Code (XML: Extensible Markup Language; eine Sprache zur Beschreibung strukturierter Daten). · avalon-framework-cvs-20020806. jar, batik.jar und xercesImpl2.0.1.jar

sind diverse Codebibliotheken zur Verarbeitung von XML-Dateien.
Die PDF-Dateien werden anstelle von Ausdrucken erzeugt. Dies hat den Vorteil, dass man einen Ausdruck nicht digitalisieren muss, wenn man ihn auf dem Computer speichern oder per Mail versenden will. Wenn man einen Ausdruck auf Papier haben möchte, kann man die PDF-Datei ausdrucken. Für eine PDF-Datei wird zunächst dynamisch eine spezielle XML-Datei (.fo) erstellt, die die spätere PDF-Datei definiert und mit dem Tool ,,fop" in eine PDF-Datei umgewandelt wird. XML-Dateien werden weiterhin für den Import und Export von Daten verwendet.
astronomic workbench in der Praxis Für den Test von astronomic workbench konnten zwei Hobbyastronomen gewonnen werden. Dabei stellte sich heraus, dass sich Inhalt und Aufbau von FITSDateien von Kamera zu Kamera stark unterscheiden. Für jede Kamera musste die Library fits1.3.jar angepasst werden. Der mit den jeweiligen Anpassungen verbundene Aufwand macht es unmöglich, die Software für den allgemeinen Gebrauch verwendbar zu gestalten.
Erfahrungen Die schwierigste Aufgabe bei der Entwicklung von astronomic workbench war die Erweiterung der Funktionsbibliothek fits1.3.jar. Diese beinhaltet das von Edward A. Pier entwickelte Teilpaket eap.fits [1].

Computerastronomie

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Ursprünglich beinhaltete das eap.fits Funktionen zum Laden, Speichern und Anzeigen von FITS-Dateien. Die Bilddaten wurden nur als eindimensionales Byte-Array angeboten. Für meine Anforderungen benötigte ich diese jedoch als zweidimensionales Array mit dem jeweils geforderten Datentyp, z. B.: short und integer für Ganzzahlen sowie float und double für Fließkommazahlen. Ich musste also die Funktionen, die mir die Bilddaten entsprechend aufbereiteten, selbst schreiben.
Bedauerlicherweise kam es bei längerem Arbeiten mit astronomic workbench zu Out-Of-Memory-Errors. Das sind Fehler, die dadurch entstehen, dass das Programm nicht genügend Speicherplatz hat. In Verdacht stand eap.fits, da die FITS-Dateien sehr viel Speicherplatz benötigen. Und so war es dann auch. Eap. fits führt einen HashSet (eine Art dyna-

mischer Datencontainer), welches jedesmal, wenn ich eine Bilddatei entgegennahm, diese als einen kompletten View verwaltete. Das HashSet wuchs dadurch immer mehr an. Da ich diese so implementierte Historie nicht benötigte, löschte ich die Daten im HashSet jedesmal, wenn ich eine Bild-Datei abgerufen habe. Das Problem war damit gelöst.
Fazit Ich habe etwa 1,5 Jahre intensiv an astronomic workbench gearbeitet. Dabei entstanden 89 Sites und 140 sonstige Klassen. Die Arbeit hat sich für mich gelohnt, denn ich habe nun eine integrierte Software zur Verfügung, die verschiedene Leistungen für meine Zwecke erbringt. Zunächst kann ich so meine Beobachtungsabende planen und dokumentieren. Ich kann von einem Beobachtungsabend eine PDF-Datei erstellen, diese ausdrucken und so während der Beobachtung

nutzen. Ich kann aufgenommene Fotos oder Frames einem Beobachtungsabend zuordnen und dann von den gesamten Informationen eine Webseite erstellen, die ich in meine Homepage integrieren kann.
Ich habe fotometrische Messmethoden integriert, die die bereits erfassten Frames nutzen können. Und nicht zuletzt kann ich fotometrische Daten aus Spektrogrammen ableiten. Die Entwicklung von astronomic workbench hat mir sehr viel Spaß gemacht und das Ergebnis kann sich meines Erachtens wirklich sehen lassen.
Hinweise auf Internetlinks: [1] http://swift.gsfc.nasa.gov/docs/
swift/sdc/software/java/

Objektorientierte astronomische Datenmodelle
von Helmut Jahns

- Teil 2 -
Im ersten Teil dieses Artikels (VdSJournal für Astronomie 46, 75) wurden einige Prinzipien der Objektorientierten Programmierung eingeführt und ihre Verwendungsmöglichkeiten für die Programmierung von Astrosoftware anhand von Fallbeispielen vorgestellt. Am Beispiel einer Klasse für ein flexibel verwendbares astronomisches Datum (kalendarisch und julianisch) wurde skizziert, wie eine zweckmäßige Datenmodellierung ausgestaltet werden könnte, um Fallstricke in der Programmierung von vornherein zu vermeiden. Mit der vorliegenden Fortsetzung soll dieser rote Faden wieder aufgenommen und programmierenden Sternfreunden sowie Interessierten Anregungen gegeben werden, wie Software geradliniger und fehlerärmer gestaltet werden kann.
Ein Datenmodell für Bahnelemente Wir werden im Folgenden ein Beispiel aus der Himmelsmechanik angeben: ein Datenmodell für die Bahnelemente von Körpern in unserem Sonnensystem. Bahnelemente sind eine Grundlage für

die Positionsberechnung; ein kurzer Abriss hierzu findet sich im Kasten auf S. 66.
Bahnelemente sind ein ergiebiges Betätigungsfeld für die Datenmodellierung, da sie gleich mehreren Abhängigkeiten unterliegen: · Es gibt für manche Bahnelemente verschiedene Darstellungsformen, z. B. repräsentieren für geschlossene Bahnen die Mittlere Anomalie M und der Zeitpunkt des Periheldurchgangs T ein und dieselbe Bahneigenschaft: die Position des Körpers auf der Ellipse. Beide Größen sind gleichwertig und können ineinander umgerechnet werden. Eine Astrosoftware, die einen Datenimport aus mehreren Quellen zu leisten vermag, kann sich nicht darauf verlassen, eine bestimmtes Format vorzufinden; sie muss auf das Eingabeformat flexibel reagieren können und das Element für eine interne Weiterverarbeitung ggf. umrechnen. Wenn im Programmcode zwei Variablen für M und T existieren, muss intern geregelt werden, welche der beiden Variablen den gerade gültigen Wert enthält, z. B. über einen boolschen Ausdruck (Variablen, die entweder die

Werte true oder false annehmen; sie werden oft auch Flags genannt). Ein weiteres Beispiel sind die Bahnelemente a, q und der Bahnparameter p.
· Anstelle der Bahnelemente können auch die Kartesischen Koordinaten r und v für den Ort und die Geschwindigkeit des Himmelskörpers angegeben werden. Beide Darstellungen sind ebenfalls gleichwertig.
· Für Planeten werden oftmals mittlere Bahnelemente in Form einer Reihenentwicklung über die Zeit verwendet, die eine Genauigkeit über viele Jahre bieten. Für die Kleinkörper unseres Sonnensystems sind hingegen nur oskulierende Bahnelemente verfügbar, die zwar zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt (Epoche genannt) exakt sind, jedoch ansonsten nur über ein Zeitintervall von etwa zwei Jahren, mit der Epoche in der Mitte, eine zufriedenstellende Genauigkeit liefern.
Diese Abhängigkeiten sind Fehlerquellen. Um sie von vornherein zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Behandlung der

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Computerastronomie

1 Vereinfachtes Codesegment einer Klasse zur Behandlung von Bahnelementen. Die
Klasse enthält die Eigenschaften für die Bahnelemente a, q und p (m_a, ...) sowie die zugehörigen Validitätsflags (z.B. m_a_valid). Es gilt das Prinzip der Datenkapselung, d.h., auf die Eigenschaften selbst kann von außen nur über Getter- und Setter-Methoden (z.B. get_a) zugegriffen werden. Die Getter-Methode veranlasst die Umrechnung der Bahnelemente durch den Aufruf der Funktion calculate_a. Die Setter-Methode für das Bahnelement hingegen schreibt den neuen Wert in die Variable und setzt das entsprechende Gültigkeits-Flag. Die Methode calculate_a enthält den Code zur Auflösung aller Abhängigkeiten der betreffenden Bahnelemente.

Bahnelemente in einer eigenen Klasse zu separieren und zu zentralisieren, die neben den Variablen für die Bahnelemente selbst auch die Flags für ihre Gültigkeit sowie die Methoden zur Umrechnung bereitstellt. Die Abbildung 1 zeigt ein einfaches Codegerüst einer solchen Klasse. Wenn diese Klasse erstmal implementiert und getestet ist (Modultest, s. Tipp aus Teil 1), bekommt man im weiteren Verlauf der Programmierung die Gewissheit, kaum noch auf Probleme aus dem Bereich Bahnelemente zu stoßen.
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Statische Berechnungen Es gibt Berechnungen, die an konkreten Objekten vollzogen werden, aber auch solche, die komplett für sich allein stehen, sich also nicht auf ein konkretes Objekt beziehen. Es ist von der Programmierung her sauberer, Letztere als statische Klasse oder Methode zu implementieren. Der Vorteil ist, dass man sich die Erzeugung einer Instanz der Klasse erspart. Der Aufruf von CalculationClass myCalc
Object = new Calculation

Class(); myCalcObject.doCal culation(...); verkürzt sich damit zu CalculationClass.doCalcula tion(...);
Im ersten Codebeispiel wurde ein Objekt angelegt, welches im weiteren Verlauf nicht weiter benötigt wird, während das zweite Codebeispiel den direkten Weg geht. Eine Deklaration einer statischen Methode könnte in der Programmiersprache C# wie folgt aussehen static void doCalculation ...) { /* further commands to execute ...*/ }
Eine derart deklarierte Methode kann wie oben gezeigt einfach unter Verwendung des Klassennamens aufgerufen werden.
Vererbung Eines der wichtigsten Verfahren wurde bislang noch vorenthalten: das der Vererbung. Sie kommt genau dann ins Spiel, wenn eine oder mehrere Klassen als Spezialisierung einer Klasse allgemeinen Typs, der Basisklasse, aufgefasst werden können.
Dies wird erneut anhand eines Beispiels illustriert: Angenommen, in einem Programmierprojekt existieren die vier Klassen CelestialBody (Himmelskörper), Planet, Comet und Asteroid, wobei alle vier Klassen Himmelskörper repräsentieren. Die Klasse Celestial Body nimmt hierbei eine Sonderstellung ein: Ein Komet beispielsweise ist ganz sicher ein Himmelskörper, aber ein Himmelskörper nicht notwendigerweise ein Komet! CelestialBody stellt eine Verallgemeinerung dar und kann daher die Funktion einer Basisklasse einnehmen; die Klassen Planet, Comet und Asteroid können dann von dieser Basisklasse abgeleitet werden.
Was bedeutet das nun? Nehmen wir mal an, wir benötigen eine Funktion (Methode) zur Berechnung der Position im Sonnensystem. Da die Art und Weise der Berechnung für alle Typen von Himmelskörpern gleich ist, kann diese Funktion in der Basisklasse implementiert werden. Die drei abgeleiteten Klassen ,,erben" die-

Computerastronomie

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se Funktion, d. h., sie können diese Basisklassenmethoden ohne Neuimplementierung mitbenutzen (Wiederverwendung von Code).
Anders sieht es beispielsweise für eine Funktion zur Helligkeitsberechnung aus, denn der Rechenweg unterscheidet sich sehr wohl für die verschiedenen Typen von Himmelskörpern, weshalb diese Rechenmethode in jeder abgeleiteten Klasse (Planet, Comet, Asteroid) separat programmiert werden muss.
Vererbung bietet für die Programmierung einige interessante Möglichkeiten, wie der Code unten demonstriert: CelestialBody myBody1 = new Planet(); CelestialBody myBody2 = new Comet(); myBody1.setPosition(...); myBody2.setPosition(...); // do some further opera tions ...
In diesen Codezeilen steckt ein besonderer Clou! Einem Objekt, welches als Typ der Basisklasse (CelestialBody) angelegt wurde, können auch Objekte der abgeleiteten Klassen (Planet, Comet, ...) zugewiesen werden. Auf diesem Wege gewinnt man ein hohes Maß an Flexibilität: dort, wo das Objekt myBody1 bzw. myBody2 benutzt wird, muss man sich nicht mehr darum kümmern, wel-

2 Prinzip der Vererbung in der Softwareentwicklung. Eine Klasse CelestialBody
repräsentiert Himmelskörper im Allgemeinen, während die abgeleiteten Klassen Planet, Comet und Asteroid speziellen Typen von Himmelskörpern entsprechen. Die allgemein gehaltene Basisklasse CelestialBody enthält sämtlichen Code, der für alle Himmelskörper gleich ist; dieser Code kann von den abgeleiteten (,,erbenden") Klassen mitbenutzt werden (z.B. die Funktion calculatePosition). Die typischen Merkmale der spezielleren Himmelskörper hingegen werden in den eigenen Klassen behandelt, z.B. die Methoden zur Berechnung der Helligkeit (calculateMagnitude).

chen Typ Himmelskörper man eigentlich vor sich hat! Erst innerhalb des Objekts entscheidet sich die konkrete Ausführung des Typs. Wenn im Programm die Objekte durch den Anwender dynamisch angelegt werden, kann dies sogar erst zur Laufzeit des Programms geschehen (späte Bindung).
Die Vererbung ist zusammengefasst ein hervorragendes Mittel, um die Beziehungen zwischen den Objekten der

realen Welt auch im Programmcode wiederzugeben sowie Quellcode in den abgeleiteten Klassen wiederzuverwenden. Allerdings ist Vorsicht angebracht: Vererbung ist nur dann ratsam, wenn zwischen den Objekten auch tatsächlich eine Beziehung im Sinne von Basisklasse-Spezialisierungsklasse besteht. Von einer reinen Implementierungsvererbung zwecks Wiederverwendung von Code ist abzusehen.
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Deep Sky

Fazit Wir sind nun am Ende unseres kleinen Rundgangs angelangt. Wir haben anhand einiger Beispiele etwas über die Grundlagen der Objektorientierten Programmierung, ihre Anwendung in der astronomischen Programmierung und eine sinnvolle Modellierung von astronomischen Daten im Programmquelltext erfahren. Es sei an dieser Stelle noch einmal angemerkt, dass es nicht darum geht, einen neuen Formalismus überzustülpen; und selbstverständlich ist nicht davon auszugehen, dass programmierende Sternfreunde exakt die hier skizzierten Aufgabenstellungen vorfinden. Es war vielmehr die Absicht, mit den Beispielen Anregungen zu geben, um über den eigenen Programmcode zu reflektieren und zu überlegen, wie dieser systematisch verbessert werden kann.
Literaturhinweise: [1] O. Montenbruck/Th. Pfleger:
,,Astronomie mit dem PC", Springer Verlag, Berlin [2] A. Guthmann: ,,Einführung in die Himmelsmechanik und Ephemeridenrechnung", Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg

Kurzes Repetitorium der Bahnelemente
Für die Positionsberechnung von Himmelskörpern unseres Planetensystems sind Standardalgorithmen verfügbar ([1 und 2]). Es sind stets sechs Zahlenwerte notwendig, um die Bahn eines Himmelskörpers eindeutig zu beschreiben. Dies kann entweder durch Angabe des Ortes r und der Geschwindigkeit v mit ihren jeweils drei Koordinaten (für x, y und z) oder durch Angabe der Bahnelemente, die ebenfalls sechs Zahlenwerte (ein so genanntes 6-Tupel) umfassen, geschehen. Bahnelemente sind für praktisch alle Himmelskörper vorhanden. Typische Bahnelemente sind:
a: die große Halbachse der Bahn [AE] e: die Exzentrizität der Bahnellipse i: die Bahnneigung zur Ekliptik [ Grad ] : die Länge des aufsteigenden Knotens [ Grad ] : der Perihelabstand [ Grad ] M: die Mittlere Anomalie [ Grad ] Für die genauere Bedeutung dieser Bahnelemente sei auf die Literatur verwiesen. Es gibt jedoch auch andere Sätze von Bahnelementen, die äquivalent zu diesen sind. Zum einen hat dies historische Gründe oder ist einfach nur Usus der herausgebenden Institute; zum anderen aber auch schiere Notwendigkeit: Für die nichtperiodischen Kometen auf parabolischen oder hyperbolischen Bahnen beispielsweise kann man zwar die Angabe der Exzentrizität e beibehalten (e 1), aber die Angabe von M für die Mittlere Anomalie und a für die große Halbachse ist dann nicht mehr sinnvoll. Stattdessen werden dann q: Abstand des Körpers im Perihel und T: Zeitpunkt der Perihelpassage angegeben. Auch der Rechenweg unterscheidet sich in diesen Fällen (KeplerGleichung). Es empfiehlt sich beim Programmieren, die korrekte Auflösung dieser Abhängigkeiten zu zentralisieren anstatt sie über den gesamten Programmcode zu verteilen.

Neues aus der Fachgruppe Deep Sky

Wie immer an dieser Stelle ein paar Gedanken zur Fachgruppe. In diesem Heft haben wir wieder ein paar Astrozeichnungen in unserer Rubrik Deep-SkyGalerie. Auch wenn die Fotografie sicher öfter praktiziert wird als das Zeichnen von Himmelsobjekten, so gibt es immer noch viele Sternfreunde, die gerne und oft das Gesehene nicht nur in Form von Worten oder Beschreibungen festhalten möchten, sondern zum Zeichenstift greifen. In diesem Heft haben wir mit Daniel Spitzer und Michael Fritz gleich zwei Sternfreunde in unserer Galerie, welche diese Art der Dokumentation beherrschen.
Gleiches gilt für Evelyn Petkow, die unsere Rubrik ,,Kurz Beobachtet" in diesem Heft gestaltet. Evelyn hat der Redaktion viele weitere Zeichnungen und Berichte eingesandt, so dass wir uns auf weitere Veröffentlichungen freuen dürfen.

Zum ersten Mal publiziert Manfred Holl auf unseren Seiten. Ihn werden sicher viele Leser als langjähriges Mitglied der Gesellschaft für volkstümliche Astronomie e.V. Hamburg (GvA) und als Mitglied der Fachgruppe Geschichte der VdS kennen.
Mit diesem Heft möchten wir schon mal auf unser Deep-Sky-Treffen 2014 hinweisen. Nach einem sehr erfolgreichen DST 2013 mit Rekordteilnehmerzahl, wollen wir auch 2014 wieder möglichst viele Sternfreunde mit einem interessanten Programm zum DST einladen. Vom 11.04. bis 13.04.2014 veranstalten wir unser Treffen wie gewohnt im hessischen Bebra.
Noch ein paar Informationen aus Sicht der Fachgruppenleitung und des Redakteurs. In vergangenen Heften erschienen auch außerhalb unseres Fachgruppen-

bereiches Berichte zum Thema visuelle Deep-Sky-Beobachtung, die unsere Redaktion nicht durchlaufen haben und so sicher nicht publiziert worden wären. Nach einer Diskussion mit Endredaktion und dem VdS-Vorstand wird dies zukünftig nicht mehr möglich sein. Alle eingesandten Artikel mit eindeutig zuzuordnendem Inhalt sollen den jeweiligen Fachgruppen vorgelegt werden, auch wenn diese ursprünglich an die Geschäftstelle oder an andere VdS-Stellen gesandt wurden. Dies gilt auch für Bildbeiträge für das Beobachterforum mit ,,kritischen" Inhalten. Auch hier sollen die Fachgruppen generell stärker eingebunden werden. So sollen unglaubwürdige Publikationen vermieden werden.
Viel Spaß beim Lesen wünschen Daniel Spitzer und Jens Bohle

VdS-Journal Nr. 47

Deep Sky

Kurzchtet beoba

NGC 7331
von Evelyn Petkow

NGC 7331 im Sternbild Pegasus ist eine beeindruckende Spiralgalaxie in annähernder Kantenlage. Sie ist hell mit weiten Ausläufern in Nord-Süd-Richtung. Ihre Helligkeit steigt zum Zentrum hin kontinuierlich an. Der Kern wirkt stellar. Beim Betrachten scheinen zwei weitere Galaxien im Gesichtsfeld auf: die ca. vier Bogenminuten nordöstlich gelegene Galaxie NGC 7335 sowie NGC 7337, die ca. fünf Bogenminuten südöstlich von NGC 7331 liegt. NGC 7335 erscheint bei 112-facher Vergrößerung als kleines, strukturloses Oval. Ihre scheinbare Gesamthelligkeit beträgt ca. 13 mag. NGC 7337 ist ein winziges, schwach glimmendes Nebelbällchen - bei nicht optimalen Beobachtungsbedingungen eine kleine Herausforderung. Die Abbildung 1 zeigt die erwähnten Galaxien bei 112-facher Vergrößerung im 18-Zoll-Teleskop. Beobachtungsbedingungen, Landhimmel bei Anzing: Bortleskala 4, Seeing 4, Norden ist oben.

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Deep Sky

Die kyeep-Srie DGale

IC 1805
von Michael Fritz
130-mm-Starfire-Refraktor (f/6), Vergrößerungen von 20- bis 89-fach, UHC-Filter, Gesichtsfeld 3 Grad , N oben, W rechts.

VdS-Journal Nr. 47

M 1
von Daniel Spitzer
12-Zoll-Newton, 79-fache Vergrößerung, [OIII]-Filter und UHC-Filter, N oben.

Deep Sky

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Deep Sky in Kirchheim
von Manfred Holl

Für den Oktober 2012 stand mal wieder ein kleiner Astrourlaub auf dem Reiseplan und nach einem astronomisch nicht erfolgreichen Jahr - ich hatte nur wenige klare Nächte wirklich nutzen können - war die Hoffnung auf klare Nächte und viele Astrofotos natürlich sehr groß.

Dass Murphy trotz sorgfältiger Planung immer irgendwie seine Hand im Spiel hat, bemerkte ich gleich nach der Ankunft auf der Sternwarte Kirchheim. Ich musste feststellen, dass ich eines der wichtigen ,,Utensilien" zu Hause vergessen hatte, meinen Laptop für die Bildbearbeitung, denn dieser Astrourlaub sollte auch im Zeichen der Astrofotografie stehen. Aber daraus wurde zumindest am ersten Abend nichts, denn der thüringische Himmel war bedeckt und es regnete leicht. Für die kommenden Tage wurde jedoch eine deutliche Wetterbesserung angekündigt - aus der Erfahrung in Hamburg und in Thüringen heraus musste das aber nicht viel heißen.
Mein Ziel für diesen Astrourlaub war, Aufnahmen durch meinen QuadrupletRefraktor mit 80 mm/520 mm (f/6,5) zu machen. Einige Aufnahmen mit diesem Instrument hatte ich im letzten Jahr einmal bei einem Norddeutschen Astrofotografentreffen gesehen und war begeistert von der Schärfe des Instrumentes. Erste eigene Aufnahmen konnte ich im Mai auf der Außensternwarte der GvA in Handeloh machen, aber durch eine nicht richtig funktionierende Klemme, waren die Sterne leider ,,vereiert". Nun hoffte ich auf bessere Ergebnisse.
Dabei wollte ich aber nicht die ganze Nacht durch den Himmel hetzen und viele nur mäßig belichtete Bilder bekommen, sondern nur maximal drei Gegenden fotografieren, die dafür aber entsprechend lang belichtet wären. Mit Andre Wulff, wir waren gemeinsam verreist, stimmte ich mich da ab, so dass wir mit zwei Teleskopen die gleiche Himmelsgegend fotografieren wollten.
Vor kurzem hatte ich dann noch einen H-Alpha-Filter für die fotografische Deep-Sky-Beobachtung erworben, den

1 Die Sternwarte Kirchheim im strahlenden Sonnenschein

ich hier ebenfalls einzusetzen gedachte. Dazu musste ,,nur" noch das Wetter mitspielen. Die Wolken aber verhinderten genau das, zumindest in der ersten, vor uns liegenden Nacht. Spätestens ab Dienstag - wir waren am Sonntag, den 14. Oktober, hier angekommen - sollte es aber besser werden. Doch je näher die vorhergesagte klare Nacht kam, desto mehr verschob sie sich. Tagsüber war es sehr sonnig und warm, doch sobald sich unser Tagesgestirn dem Horizont näherte, tauchten wieder Wolken aus Richtung des Thüringer Waldes auf und vereitelten alle Beobachtungsbemühungen.
Spärliche Beobachtungen Erst am Donnerstag, den 17. Oktober, riss die Bewölkung dann doch mal auf und ich stellte erst einmal meinem 8-ZollDobson zum Auskühlen raus. Aus Richtung Süden schob sich die übliche ,,Siffschicht" heran, doch ein Bereich rund um Fuhrmann, Stier, Perseus und Cassiopeia blieb frei.
Also richtete ich mich erst einmal darauf ein, Deep-Sky-Objekte vorwiegend in dieser Himmelsgegend zu beobachten. Da der Jupiter zu Beginn der Beobachtung um ca. 23 Uhr schon recht hoch stand, schwenkte ich das Teleskop erst einmal auf den größten Planeten des Sonnensystems. Das Seeing war nicht berauschend, doch deutlich besser als noch einen Tag zuvor. Neben dem immer sichtbaren nördlichen und südlichen

Band konnte ich mit meinem 9-mm-TSPlanetary-Okular bei 133-fach Strukturen im SEB und die südpolare Wolkenzone sehen. Beeindruckend war auch die gerade stattfindende Konjunktion zwischen den Monden II (Europa) und IV (Kallisto). Gleichzeitig warf I (Io) seinen Schatten auf die Jupiteratmosphäre.
Von Westen her näherte sich bedrohlich die ,,Siffschicht", doch sie schien mit einem Mal abzustoppen und leicht zurückzuweichen. Daher konzentrierte ich mich erst einmal auf die Deep-Sky-Beobachtung. Hierzu nahm ich mein 36-mmzwei-Zoll-Okular und beobachtete erst einmal bekannte Showpieces wie die Offenen Sternhaufen M 36, M 37 und M 38. Den 4.500 Lichtjahre entfernten und etwa 30 Mitglieder enthaltenden Offenen Sternhaufen NGC 1907 nahm ich dann auch gleich noch mit. Im Stier visierte ich M 1 an, den berühmten Supernovaüberrest, der für den Achtzöller schon eine etwas härtere Nuss war. Leicht zu finden, blieb er auch bei indirektem Sehen nur ein schwacher Schemen am Nachthimmel. Ein wohl eher selten beobachteter Sternhaufen ist NGC 1647 im Stier. Obwohl 6,40 mag hell, wischt man beim Suchen eher über diese lockere, rd. 1.800 Lichtjahre von der Erde entfernte Sternanhäufung hinweg. Schuld daran ist seine völlig regellos erscheinende Sortierung der Sterne. Erst im zweiten Anlauf fand ich zu ihm. Der in der Nähe stehende Sternhaufen NGC 1746 war
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Deep Sky

2 So war es fast jeden Tag: Abends rückte aus Richtung Westen Gewölk heran und
verhinderte Astrofotos und -beobachtungen.

noch schwerer zu finden. Hier muss aber beachtet werden, dass die Sterne von NGC 1746 nach heutigen Erkenntnissen physikalisch nicht zusammen gehören, sondern eine zufällige Ansammlung, einen so genannten Asterismus, darstellen. Andre meinte noch, ich sollte mal M 76, den 10 mag hellen ,,Kleinen Hantelnebel", im Perseus probieren, einen kleinen, aber feinen Planetarischen Nebel. Doch seine sehr zenitnahe Stellung und eine unmögliche Körperhaltung - über Kopf durchs Telrad anvisieren und dann den Dobson in aufrechte Position schwenken - führten dazu, dass ich ihn nicht zu Gesicht bekam. Dann doch lieber noch mal auf Jupiter und das Okular gewechselt. Das Seeing hatte sich leicht verbessert, aber bei 133-fach konnten nicht mehr Details herausgearbeitet werden.
Nun näherte sich die ,,Siffschicht" doch wieder und ich schwenkte noch mal auf den nur wenige Grad über dem Horizont stehenden M 42 im Orion. Nach einem ersten Eindruck sah ich, wie die filigranen und nur mit indirektem Sehen zu beobachtenden Strukturen verschwanden und sich nur noch der Kernbereich zeigte. Die Cirrusschicht hatte den Himmel endgültig geschlossen und die Beobachtung um kurz nach 1 Uhr beendet.
Was seit Tagen versprochen, aber nie eingehalten wurde, traf am Abend des 19. Oktober ein. Nach einem sonnigen Tag war es am Abend endlich mal richtig klar. Andre und ich wollten in der großen Kuppel neben dem aktuellen Kometen
VdS-Journal Nr. 47

P168/Hergenrother, den wir aber nicht auf Anhieb finden konnten, einige DeepSky-Objekte länger belichten. Schon am Nachmittag hatten wir mein Quadruplet per Klemme angebracht, die Kamera daran befestigt und schon mal alle Kabel für Kameras und Rechner verlegt. Als es dann am Abend dunkel wurde, begann Andre, die Teleskope am Mond scharf zu stellen. Später schwenkten wir dann um, damit wir an Alpha Andromedae auf einen Stern scharf stellen konnten. Und da offenbarte sich bei mir wieder mal das Astrofotografie-Dilemma, das mich seit Ewigkeiten verfolgt: Wir bekamen das Bild partout nicht scharf, weil der Kameraadapter zu lang war und ich den kürzeren auf dem Wohnzimmertisch vergessen hatte. Damit schied - mal wieder jegliche Möglichkeit der Astrofotografie für mich aus. Gescheitert an einem nicht vorhandenen kurzen Adapter ... wie fast immer. Deshalb beschloss ich, die Fotografie sein zu lassen und mit meinem Dobson visuell zu beobachten.
Auf der Agenda standen zunächst zwei Objekte, die im interstellarum-Heft Nr. 85 als Objekte der Saison ausgewiesen wurden: IC 1848 und NGC 1245. Ersterer wird zusammen mit IC 1805 auch als ,,Heart and Soul Nebulae" bezeichnet und ist ein heller Emissionsnebel in der Cassiopeia (Entfernung: 7.500 Lichtjahre). Mein erster Versuch, den Nebel ohne Filter zu finden, scheiterte. Also schwenkte ich zu NGC 1245 in den Perseus. Vor ein paar Jahren war hier der helle periodische Komet P17/Holmes vorbeigezogen.

NGC 1245 ist ein zehn Bogenminuten großer Offener Sternhaufen, der mitten in einem Dreieck heller Sterne liegt und daher leicht übersehen werden kann, weil die Sterne des Haufens deutlich lichtschwächer sind. Für den Achtzöller ist er schon ein harter Brocken. In der Stadt wird man ihn garantiert übersehen, doch hier auf der Sternwarte Kirchheim gelang die Beobachtung trotz des an diesem Abend eher mäßigen Himmels mit deutlich geringerer Transparenz (SQM-L: 20,66 mag/arcsec2). Im 36-mm-ZweiZoll-Okular bei 33-facher Vergrößerung war es nicht einfach, den Sternhaufen in Einzelsterne aufzulösen, selbst bei indirektem Sehen konnte ich keine Strukturen ausmachen, das Ganze blieb ,,nebulös". Danach schwenkte ich erneut in Richtung auf NGC 1848 und bin auch der Meinung, die Gegend erwischt zu haben, es gibt hier einige auffällige Doppelsterne, dennoch ist mir ohne Filter keine Beobachtung gelungen.
Nach so viel Frust ging es dann erst mal auf den Doppelsternhaufen h und chi im Perseus, der hier problemlos mit bloßem Auge zu sehen war und einen schönen Anblick im Okular bot. Zwischendurch beobachtete ich dann auch wieder Jupiter mit meinem 9-mm-Okular (Vergrößerung 133-fach). Das Seeing war während der Beobachtung ganz ordentlich und ich sah neben den beiden Hauptbändern auch wieder Strukturen im südlichen Band und eine Abdunkelung der Südpolregion.
Insgesamt waren die Beobachtungsbedingungen an diesem Abend jedoch eher durchschnittlich, die Milchstraße war mit bloßem Auge nicht annähernd so gut zu sehen, wie vor ein paar Tagen in einer kurzen Wolkenlücke, und von Westen schob sich auch wieder eine Wolkenschicht heran. Irgendwie schien der Himmelshintergrund auch generell heller zu sein als beim letzten Mal, was besonders an der Nähe der Städte Erfurt, Rudisleben und Arnstadt liegt, die quasi nur noch nach Osten und Süden einen ausreichend dunklen Himmel ermöglichen. Gegen zwei Uhr beendete dann zunehmende Feuchtigkeit die Beobachtung.
Mein Schlussobjekt war wieder M 42, der große Orionnebel. Dieses Mal war nicht nur der Kernbereich mit einigen zarten

Geschichte

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Nebelspuren zu sehen, sondern der ganze Bogen mit Struktur in seinem inneren Bereich. Ein Anblick, von dem ich mich erst losreißen konnte, als die filigranen Strukturen mit einem Mal schwächer wurden ...
Die Abende auf der Sternwarte Kirchheim begannen in den letzten Tagen oft vielversprechend, doch zog es spätestens bei Sonnenuntergang wieder zu und

es taten sich nur noch wenige Lücken auf, durch die ich mit Feldstecher oder Dobson hätte hindurchspähen können. Noch bevor es überhaupt Sinn machte, mit dem Aufbau des Teleskops zu beginnen, sah man nur noch vereinzelt Sterne wie die hellsten Vertreter des Sommerdreiecks. Am letzten Abend hoffte ich, noch mal Jupiter beobachten zu können, doch als ich so weit war, war wieder alles dicht, und das, obwohl der Wetterbericht

seit Tagen jeweils eine wolkenlose Nacht versprochen hatte. Da galt wohl eher die Regel: Je näher das gute Wetter kommen sollte, desto mehr verschob es sich nach hinten. Eine weitere sternklare Nacht blieb uns leider verwehrt und so kehrten wir am 21. Oktober gut erholt, aber ein wenig enttäuscht ob der geringen Zahl an Beobachtungen wieder nach Hamburg zurück.

Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie
von Wolfgang Steinicke
Die 10. Tagung ,,Geschichte der Astronomie" wird vom 1. bis 3. November 2013 in München stattfinden. Tagungsort ist die Universitätssternwarte in Bogenhausen. Dort befindet sich auch die historische Sternwarte mit ihrem 28,5-cm-FraunhoferRefraktor. Für den Sonntag ist ein Besuch der Astronomieausstellung im Deutschen Museum geplant. Aktuelle Informationen zur Tagung finden Sie auf unserer Webseite http://geschichte.fg-vds.de.
Im nachfolgenden Beitrag von Wolfgang Quester geht es um einen kürzlich verstorbenen Beobachter Veränderlicher Sterne: Douglas S. Hall. Viel Spaß beim Lesen und versorgen Sie mich auch weiterhin mit interessanten Artikeln!

1 Historische Sternwarte in
München-Bogenhausen

Douglas S. Hall 1940 - 2013
von Wolfgang Quester

Im Alter von 72 Jahren starb am 16. März 2013 Douglas S. Hall nach kurzer Krankheit. Geboren wurde er 1940 in Lexington, Kentucky. Nach seinem Ph. D. im Jahr 1967 ging er an die Vanderbilt University in Nashville, Tennessee. Dort wurde er Professor für Astronomie und Physik und Direktor des Dyer Observatory.
Sein Interesse galt den Algolsternen und hier besonders dem Massenaustausch zwischen den Komponenten sowie Sternen mit Flecken. Bedeutend sind seine Arbeiten über den Lichtwechsel der RSCVn-Sterne.
Schon 1969 begann er mit Amateuren zusammenzuarbeiten und sie zu lichtelektrischer Beobachtung Veränderlicher Sterne anzuregen. Sein 1982 zusammen mit Russ Genet verfasstes Buch ,,Photo-

electric Photometry of Variable Stars" beschrieb für Amateure die Grundlagen der Fotometrie einschließlich der Schaltpläne für Multiplier und ihrer Verstärker. Mit Russ Genet und Lou Boyd betrieb er auch die Einrichtung automatischer Teleskope zur Überwachung von Veränderlichen. Um die Zusammenarbeit von Amateuren mit Fachastronomen zu fördern, gründete er die Gemeinschaft ,,International Amateur-Professional Photoelectric Photometry (IAPPP)", deren West Coast Wing sich später zur heutigen Society for Astronomical Sciences formierte.
1971 lernte ich ihn in Bamberg kennen und hörte damals mit Staunen seinen Bericht über einen doughnut-förmigen Begleiter von BM Ori. Heute nennen wir so etwas eine Akkretionsscheibe. 1990 nahm er an der ersten AAVSO-Tagung in

1 Douglas S. Hall, 1940 - 2013
Europa zu Brüssel teil. Dort entstand das abgebildete Foto. Ich traf auch danach noch mit ihm zusammen und erinnere mich an anregende und unterhaltsame Gespräche.
Er wird den Veränderlichenbeobachtern unvergessen bleiben.
VdS-Journal Nr. 47

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Jugendarbeit

Physik für Schülerinnen
oder: Sonnenbeobachtung und Spektrometer Marke Eigenbau
von Caroline Reinert

Das Projekt ,,Physik für Schülerinnen" der Physikalisch-Astronomischen Fakultät an der Universität Jena lockte auch in diesem Jahr wieder 20 Schülerinnen aus der Umgebung an, die sich in den Osterferien ein paar Tage ganz mit Physik beschäftigen wollten.

Neben einigen Einblicken in Jenaer Firmen und ersten Versuchen im Grundpraktikum der Fakultät bestand das Programm vor allem aus kleineren Projektgruppen. Eine davon wurde vom Astronomischen Institut der Universität betreut und dort haben wir uns mit der Sonne und mit Spektroskopie beschäftigt.
Zu Anfang musste aber natürlich erstmal das Institutsgebäude erkundet werden. Das hieß einen Blick in die Kuppel auf dem Dach werfen und auch mal selber die Kuppel drehen. Da das Wetter sich von seiner besten Seite zeigte, konnten wir mit einem Telementor auch mal einen Blick auf das Objekt werfen, mit dem wir uns in nächster Zeit etwas mehr beschäftigen wollten: die Sonne. Wir konnten feststellen, dass es aktuell recht wenige Sonnenflecken gibt. Gerade einmal einen einzigen Fleck konnten wir erspähen, obwohl wir uns eigentlich in einem Fleckenmaximum befinden sollten. Wo-

1 Das Gebäude der Universitätssternwarte mit der Teleskopkuppel (Foto: Torsten Löhne)

ran das liegt, wissen selbst Astrophysiker, die sich mit der Sonne beschäftigen, nicht ganz genau.
Im Anschluss ging es ins Staublabor des Instituts. Dort interessiert die Forscher vor allem die Materialzusammensetzung von bestimmten Gebieten im Weltraum. Sie wollen zum Beispiel herausfinden, woraus Staubscheiben um Sterne oder das Medium zwischen den Sternen bestehen. Das machen sie mit Hilfe von drei Spektrometern, die einen sehr großen Wellenlängenbereich, von harter UVStrahlung bis hin zum fernen Infrarot, abdecken. Mit der Spektroskopie lassen sich nämlich bespielsweise Informationen über sehr weit entfernte Objekte gewinnen, die man nicht einmal mit Teleskopen gut auflösen kann. Mit einem Spektrometer lassen sich aber trotzdem Aussagen über die Physik solcher Objekte machen oder eben über ihre Zusammensetzung. Vor allem Letzteres interessiert nun die Astronomen im Staublabor.
Abgeschlossen wurde der Rundgang durch das Institut mit der Vorstellung der Theorie-Gruppe und ihrer Arbeit. Hier ging es um so genannte Trümmerscheiben, Staubscheiben um Sterne, die nach der Planetenentstehung übrig geblieben sind, und deren Simulation am Computer.

Danach tauchten wir tiefer ins eigentliche Thema der Projektgruppe ein. In einem Vortrag über die Sonne haben wir erfahren, wie eigentlich die Energie erzeugt wird, die unsere Erde wärmt, wie man die Oberfläche der Sonne definiert und wie eigentlich die schon beobachteten Sonnenflecken entstehen. Aber auch bei der Erforschung der Sonne spielt wieder Spektroskopie eine große Rolle. So wurde das Element Helium über die Absorptionslinien im Sonnenlicht erstmals entdeckt.
Also ging es am nächsten Tag daran, ein eigenes Spektrometer zu bauen. Verwendet wurde ein Bausatz der Firma Astromedia. Nach einer Stunde, viel Geduld und Klebeband waren die Spektrometer alle einsatzbereit. Mit ihnen konnte man dann verschiedene Lichtquellen untersuchen. Was den Unterschied zwischen einer Natriumdampflampe und einer Glühbirne ausmacht war damit schnell klar. Interessant war außerdem wie Schwarzlicht oder der LCD-Monitor des eigenen Handys im Spektrometer aussehen. Aber auch Elemente konnten wir mit unseren selbst gebastelten Spektrometern identifizieren, z. B. das schon erwähnte Natrium oder auch das Strontium in einer Schmucklampe oder Quecksilber in Energiesparlampen.

VdS-Journal Nr. 47

2 Auf dem Dach des Instituts werfen
wir einen Blick auf die Sonne. (Foto: Caroline Reinert)

So beeindruckend die Leistung des kleinen Papp-Spektrometers aber auch war, jedes Geheimnis konnte es nicht lüften. So blieben die Absorptionslinien

Jugendarbeit

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der Sonne, die uns Auskunft über ihre Zusammensetzung geben, vorerst verborgen. Mit Hilfe eines professionellen Handspektrometers konnten aber auch diese beobachtet werden. Damit war dann auch klar, dass die Sonne eben nicht nur eine riesige Glühbirne ist.

3
Der Weg zum eigenen Spektroskop führte über viel Geduld und Klebeband. (Foto: Caroline Reinert)

Am dritten und letzten Tag bestand die Aufgabe darin, das gewonnene Wissen der letzten Tage für die anderen Teilnehmerinnen ein bisschen zusammenzufas-

sen. Die spannendsten Themen wurden also für einen kurzen Vortrag ausgewählt und in einer Präsentation verarbeitet. So erhielten am Ende alle einen kleinen Ein-

blick in die Physik der Sonne und konnten natürlich auch einen Blick durch eines der gebastelten Spektrometer werfen.

AG Relativitätstheorie im ASL 2012
von Robin Riesner und Julia Wolff

In der Relativitäts-AG haben wir uns zu Beginn mit den Grundsätzen der Newtonschen Mechanik beschäftigt, um eine Basis zu schaffen für das Verständnis der Speziellen und der Allgemeinen Relativitätstheorie, mit denen wir uns später auseinandersetzten.

Zentral für die Kinematik in der klassi-

schen Mechanik ist der Zusammenhang

zwischen Kraft, Masse und Beschleuni-

gung:

F = m · a

Aus den Definitionen der gleichförmigen Bewegung und dem Trägheitsgesetz ergab sich die Frage, inwieweit die Betrachtungsweise einer Bewegung eine Rolle spielt. Die Relevanz der Betrachtungsweise verdeutlichten wir anhand von verschiedenen Beispielen und prägten so den Begriff des Inertialsystems. Im Zuge der klassischen Mechanik leiteten wir auch die so genannte Galilei-Transformation her.

Bevor wir uns jedoch der Relativitätstheorie zuwenden konnten, galt es zunächst noch die grundlegenden Eigenschaften von Licht zu besprechen. Als Zugang wählten wir hier die Maxwellgleichungen und leiteten damit her, warum sich elektromagnetische Wellen im Vakuum immer mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen. Die Frage, ob Licht, ähnlich wie Wasserwellen ein Medium zur Ausbreitung braucht, führte uns zur Äthertheorie. Dass diese allerdings falsch ist, zeigte uns das Michelson-Morley-Experiment aus den Jahren 1881 und 1887. Nach dieser Vorbereitungsphase konnten wir uns endlich mit der Speziellen Relati-

vitätstheorie (SRT) auseinandersetzen. Den Einstieg machten Albert Einsteins Postulate, welche uns treu bis zum Ende der AG begleiteten. Im Weiteren wurden viele Gedankenexperimente genutzt, um uns die verschiedenen Effekte der SRT zu verdeutlichen. Gemeinsam leiteten wir dann die Gleichungen der Zeitdilatation und Längenkontraktion her und lösten verschiedene Aufgaben, bei denen wir feststellten, dass jene Galilei-Transformation der ersten AG-Tage unzureichend ist, eben aufgrund der Zeitdilatation und der Längenkontraktion. Zwischen zwei Systemen lässt sich dann nämlich nicht mehr äquivalent umrechnen.
Als Höhepunkt zum Thema SRT leiteten wir zum Schluss noch Einsteins berühmte Formel E = m · c2
her. Diese sagt aus, dass man Masse direkt in Energie umwandeln kann. Das klingt erstmal merkwürdig, aber nur so lässt sich erklären, wie zum Beispiel die Sonne seit Milliarden Jahren riesige Mengen Energie produzieren kann.

1 Ein Experiment zum Äquivalenzprinzip
Als letzten Themenblock behandelten wir die Allgemeine Relativitätstheorie. Das schwache Äquivalenzprinzip wollten wir dabei selbst durch ein kleines Experiment nachweisen. Leider hatten wir aber eine Abweichung von mehr als 60 %, was vermutlich mit dem suboptimalen Aufbau des Experimentes zusammenhing. So glaubten wir aber am Ende doch den Büchern.
Zu Beginn der AG war die Frage aufgekommen, ob Uhren, die sich in unterschiedlichen Höhen um die Erde bewegen, unterschiedliche Zeiten anzeigen. Diese Frage konnten wir abschießend sogar selbst beantworten - je schneller sich ein Objekt sich bewegt, desto langsamer vergeht für es die Zeit. Mit diesem Erfolgserlebnis schlossen wir die AG nach fünf Tagen ab.
Eine Frage, die aber bleibt: Können wir jemals wieder normal Zug fahren, ohne daran zu denken, dass es keine absolute Gleichzeitigkeit geben kann?
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Kleine Planeten

Kosmische Begegnungen
von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf seiner Bahn um die Sonne weiterbewegt hat. Für viele Astrofotografen sind solche zufälligen kosmischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war.
Derzeit sind wir etwas knapp an Bildern von kosmischen Begegnungen unserer Leser. Wir würden uns über Zusendungen, wie weiter unten beschrieben, sehr

freuen. So stammt unser heutiges Bild [1] aus unserem Archiv. Es zeigt den Kugelsternhaufen Palomar 13 und die beiden Kleinplaneten (26629) Zahller und (74079) 1998 NS. Die beiden Kleinplaneten flankierten am 28. September 2006 unser heutiges Deep-Sky-Objekt. Der Palomar-Kugelsternhaufenkatalog umfasst 15 Objekte. Sie wurden in den 1950ern von verschiedenen Astronomen auf den Platten des Mount Palomar Observatory Sky Survey entdeckt. Palomar 13 ist einer der kleinsten und lichtschwächsten Kugelsternhaufen der Milchstraße. Seine exzentrische Bahn führt ihn alle 1 bis 2 Mrd. Jahre nahe am Zentrum durch die Ebene der Milchstraße. Dabei verliert er

Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten
von Gerhard Lehmann

Wenn Sie diese Zeilen lesen, dann ist die 16. Kleinplanetentagung der FG Kleine Planeten in Falera in der Schweiz schon wieder Geschichte. Das Bemerkenswerte ist aber, dass es 16 Zusammenkünfte der Kleinplanetenfreunde in jährlicher Folge gegeben hat und noch weitere folgen werden. Schauen Sie bitte auf die Internetseite www.kleinplanetenseite.de, denn dort wird der Ort der 17. Kleinplanetentagung genannt.
Zum Zeitpunkt der Abfassung dieser Zeilen hat die FG 93 Mitglieder aus insgesamt 6 europäischen Staaten. Davon sind 59 Mitglied der VdS. Positionen von Kleinplaneten können dem Minor Planet Center (MPC) in den USA nur dann regelmäßig gemeldet werden, wenn die Sternwarte einen Observatory Code besitzt. In der FG sind insgesamt 68 solcher Sternwarten vertreten.
Im letzten VdS-Journal für Astronomie hat Herr Manfred Simon, auch VdS-Mitglied, ein sehr schönes Foto

vom Apollo-Asteroiden (153958) 2002 AM31 im Sternbild Cepheus veröffentlicht. In diesem aktuellen Journal lesen Sie nun einen kompletten Artikel von ihm, in welchem er seine Beobachtungsmethode beschreibt. Wie er selbst schreibt, steht bei ihm der Nachweis des Kleinplaneten und nicht die Astrometrie im Vordergrund. Aber was nicht ist, kann noch werden. Jede Beobachtung am Sternenhimmel ist wertvoll, denn sie bringt uns auf andere Gedanken und lässt uns abschalten vom Arbeitsalltag und schafft uns so eine dringende Erholung.
Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, vielleicht auch einmal Kleinplaneten zu beobachten, dann sind Sie dazu herzlich eingeladen. Als Mitglied in der FG Kleine Planeten werden Sie Gleichgesinnte treffen und von den Erfahrungen der anderen profitieren.

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Sterne und es ist wahrscheinlich, dass er nicht mehr viele Umläufe schafft. Derzeit ist Palomar 13 ca. 85.000 Lichtjahre von uns entfernt und ist im Sternbild Pegasus zu finden [2].
Die Strichspur des Asteroiden (26629) Zahller befindet sich rechts neben dem unscheinbaren Haufen, während die von (74079) 1998 NS links oberhalb zu sehen ist. Beide Kleinplaneten wurden erst Jahrzehnte nach Palomar 13 entdeckt. So wurde (74079) 1998 NS im Jahr 1998 und (26629) Zahller erst im Jahr 2000 entdeckt. Manche fragen sich nun vielleicht, warum der später entdeckte (26629) Zahller eine niedrigere Nummer hat, als der früher entdeckte (74079) 1998 NS. Das liegt daran, dass man (26692) Zahller nachträglich Bahndaten bis ins Jahr 1991 zuordnen konnte. Daher erreichte er früher seine geforderte Anzahl an Beobachtungen aus 4 Oppositionen und wurde nummeriert. Die beiden sind Hauptgürtelasteroiden und waren um den Zeitpunkt der Aufnahme ca. 18 mag hell.
Kosmische Begegnungen finden täglich statt. Die nachfolgende Tabelle enthält eine kleine Auswahl interessanter Begegnungen zwischen Kleinplaneten und DeepSky-Objekten, die von uns erstellt wurde. Damit soll Ihnen Ihr Weg zum persönlichen Bild einer kosmischen Begegnung erleichtert werden. Ein besonderer Tipp ist (612) Veronika. Er begegnet am 25. Dezember 2013 dem Pferdekopfnebel!
Eine Möglichkeit, sich täglich über aktuelle kosmische Begegnungen zu informieren, finden Sie auf der Homepage von Klaus Hohmann unter http://astrofotografie.hohmann-edv.de/aufnahmen/ kosmische.begegnungen.php. Dort kann sich der interessierte Astrofotograf in dem von Klaus geschriebenen Tool kosmische Begegnungen anzeigen lassen. Interaktiv hat man die Möglichkeit, verschiedene Parameter wie die Helligkeit des Deep-Sky-Objektes oder die Helligkeit des Kleinplaneten selbst auszuwählen, um eine passende Konjunktion für sich zu finden.

Kleine Planeten

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1 Der Kleinplanet (26629) Zahller rechts neben dem Kugelsternhaufen Palomar 13 und links oberhalb davon der Kleinplanet (74079)
1998 NS. Belichtet mit einem 18-zölligen Newton, f/3,7, und einer Atik-16IC-HS-CCD-Kamera.

Wir möchten Sie im Namen der Fachgruppe Kleine Planeten der VdS auffordern, Ihre kosmische Begegnung einzusenden, um zukünftige Ausgaben des VdS-Journals für Astronomie mit Ihren Bildern zu bereichern. Schicken Sie die Bilder per Mail mit dem Betreff ,,Kosmische Begegnung" an diriesw@aon.at.

Bitte vergessen Sie nicht das Aufnahmedatum, die fotografierten Objekte und die Daten des Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen. Der Autor eines ausgewählten Bildes wird anschließend aufgefordert, eine unkomprimierte Version des Bildes für den Druck zur Verfügung zu stellen.

Hinweise auf Internetlinks: [1] http://astro-kooperation.
com/?attachment_id=1012 [2] www.deep-sky.co.uk/observing/
palglobs/palglobs.htm

Datum 05.10.2013 06.10.2013 11.11.2013 12.11.2013 03.12.2013 25.12.2013

Eine Auswahl interessanter Begegnungen von Kleinplaneten mit Deep-Sky-Objekten im 4. Quartal 2013

Uhrzeit 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00

Kleinplanet

mag

(993) Moultona

15,1

(174) Phaedra

13,3

(1364) Safara

15,2

(5648) 1990 VU1

16,1

(2766) Leeuwenhoek 15,2

(612) Veronika

16,0

Objekt

Art

NGC 125/28

Gx

NGC 784

Gx

NGC 864

Gx

M 77

Gx

IC 405

GN

IC 434

GN

mag 13,3/12,8 12,1 11,7 9,7 10 11

Abstand 2' 3' 6' 4' 2' 6'

Tabelle 1: Abkürzungen: Gx = Galaxie, GN = Gasnebel.

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Kleine Planeten

Auf der Jagd nach NEAs mit der DSLR
von Manfred Simon

Ich habe bisher nicht versucht, neue Asteroiden aufzuspüren. Mein nachfolgend beschriebenes Jagdfieber bezieht sich auf bekannte erdnahe Asteroiden, welche als NEAs (Near Earth Asteroids) bezeichnet werden. Angespornt wurde ich hierzu, als im SuW-Heft 01/2008 vom etwa 250 m großen Asteroiden 2007 TU24 zu lesen war. Bis dahin hatte ich schon fast alles fotografiert, was der Himmel so hergibt, sei es mit Kurzzeit- und Langzeit-WebCams (Philips 740K), oder mit meiner DSLR (Canon EOS 300D). Sonne und Mond, Planeten und Kometen, Sternhaufen und Nebel, Dunkelnebel und Galaxien, ISS bei Nacht und vor der Sonne, um nur einiges zu nennen. Denn mein 8-Zoll-Schmidt-Newton ist mit f/4 wirklich ein Allround-Gerät. Doch Gesteinsbrocken, die quasi durch den Vorgarten unseres Heimatplaneten fliegen, hatte ich bisher noch nicht anvisiert. Da sie sich aufgrund der Erdnähe recht schnell über den Himmel bewegen, hinterlassen sie auf Fotos Strichspuren. Nachstehend schreibe ich deshalb etwas über meine bisherigen Erfahrungen, solche Strichspuren zu dokumentieren.
Aller Anfang ist schwer - der Asteroid 2007 TU24 Der erst am 11.10.2007 entdeckte Asteroid 2007 TU24 sollte sich der Erde Ende Januar 2008 bis auf etwa 0,0037 AE nähern, das entspricht nur der 1,5-fachen Mondentfernung, und dabei 10,2 mag hell werden. Mit den vorläufigen Ephemeriden im SuW-Heft 01/2008 verschaffte ich mir einen ersten Überblick

1
Der Asteroid 2007 TU24 und die Dreiecks-Galaxie M 33
über die voraussichtlichen Bahnverläufe in den 3 Nächten der Annäherung. Als ich feststellte, dass er am 28.01.2008 auch an der Dreiecks-Galaxie M 33 vorbeikommen wird, war mein Jagdfieber endgültig ausgebrochen. 2007 TU24 ist ein so genannter Apollo-Asteroid, der die Sonne auf einer stark exzentrischen Bahn mit einer numerischen Exzentrizität von 0,53 und einer um 5,6 Grad gegen die Erdbahnebene geneigten Bahn einmal in 2,8 Jahren umrundet. Im Minimum (Perihel) ist er 0,95 AE von der Sonne entfernt und im Maximum (Aphel) beträgt seine Entfernung 3,13 AE.
Am 28.01.2008 meinte es der Himmel ausgesprochen gut. Schon am frühen Abend baute ich meinen Schmidt-New-

ton im Garten auf, damals noch auf der Montierung LXD55 ohne die Möglichkeit einer Nachführkorrektur. Als Aufnahmekamera verwendete ich meine Canon EOS 300D, mit der ich ein Himmelsareal von 64 x 96 Bogenminuten abdecken konnte. Danach lud ich mir von CalSky [1] noch die aktuellsten Ephemeriden mit einer Schrittweite von 15 min herunter. Da er sich mit einer Geschwindigkeit von einigen Bogenminuten in der Minute über den Himmel bewegte, musste ich beim Anpeilen meines Aufnahmefeldes aber immer ein Stück voraus sein. So machte ich die ersten Aufnahmen mit einer Belichtungszeit von 30 s in kurzen Abständen mit dem Selbstauslöser. War ich an der richtigen Stelle? Damals besaß ich noch keinen Laptop, und mein PC

2 Der Asteroid 2007 TU24 und die Galaxien M 81 und M 82
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3 Die Bahn des Asteroiden 2011 MD

4 Der Asteroid (162421) 2000 ET70 im Februar 2012

stand im 1. Stock! Sofort nahm ich die Chip-Karte aus der Kamera und eilte zum PC, um nachzuschauen, ob ich ihn auch erwischt hatte. Siehe da, auf den ersten Bildern waren Strichspuren zu erkennen, aber nur 2 Stück ganz oben am Bildrand. Somit musste ich künftig mehr Vorlaufzeit einplanen! Dann wechselte ich zu M 33, den ich in die linke untere Ecke des Suchers platzierte, und machte die nächste Aufnahmeserie ab 23:14 MEZ, da sollte er M 33 passieren. Tatsächlich konnte ich beim Auswerten das um diese Zeit 670.000 km entfernte Objekt - aber wieder nur am oberen Rand - auf den ersten 3 Aufnahmen entdecken. Leider waren meine ersten Ergebnisse nicht optimal (vgl. Abb. 1), denn die lichtschwache Galaxie M 33 stand dabei nur 28 Grad im leichten Dunst über dem Westhorizont.
Doch auch am nächsten Tag, am 29.01.2008, war wieder klarer Himmel. Im Radio wurde über den Erdkreuzer berichtet, denn vormittags gegen 09:33 MEZ kam er mit 537.500 km Entfernung der Erde am nächsten. Am Abend stand der Große Wagen mit der Deichsel senkrecht nach unten am Nordosthimmel, und nahe der oberen Kastensterne sollte er sich an den Galaxien M 81 und M 82 vorbeibewegen. Diesmal benutzte ich wegen des erforderlichen größeren Gesichtsfeldes aber ein 135-mm-Teleobjektiv, um diese Begegnung einfangen zu können. Doch welcher Schreck: Die Mon-

tierung stand zu nah am Haus für diesen Himmelsausschnitt! Schnell stellte ich sie einfach 5 m südlicher auf den dort recht weichen Rasen. Zeit zum genauen Einnorden hatte ich nicht mehr. Das war ein Fehler, wie sich später herausstellte. So konnte ich von 22:22 bis 22:45 MEZ seinen Weg im Sternbild Großer Bär sicher auf meinen Chip bannen (9 Aufnahmen, je 120 s mit 30 s Abstand, ISO 1600). Diesmal war er rund 703.000 km weit weg, und er entfernte sich von uns schon wieder mit 33.000 km/h.
Wäre dieser Gesteinsbrocken auf die Erde gekracht, hätte er schwere Schäden angerichtet, denn er zählt nicht gerade zu den kleinsten seiner Gattung. Es war die kleinste Annäherung eines bekannten Asteroiden dieser Größe bis zum Jahr 2027. Doch wie viele Unbekannte schwirren da noch herum? Er kam der Erde so nahe, dass Radarabtastungen mit Radioteleskopen und Spektraluntersuchungen seiner Oberfläche möglich wurden. Am 29.01.2008 zog übrigens ein weiterer, ähnlicher Asteroid an der Erde vorbei, es war 2006 JY25, allerdings in mehr als 42-facher Mondentfernung. Somit müssen wir immer wieder mit solchen Annäherungen von meist neu entdeckten NEAs rechnen.
Doch nach dem Auswerten dieser Bilder bemerkte ich, dass als Ergebnis keine geradlinige gestrichelte Spur herauskam.

Die ungenau aufgestellte Montierung hatte eine solch starke Bildfelddrehung zur Folge, dass sich beim ,,Addieren auf Sterne" die Striche als leicht schräg liegende Einzelstriche aneinanderreihten, wie es auf meinem Bild unschwer zu erkennen ist (vgl. Abb. 2). Sei's drum, er war zu sehen, und die Galaxien M 81 und M 82 auch. Und ich hatte bei diesen ersten beiden Versuchen viel dazugelernt. Und diese Erlebnisse weckten in mir den Wunsch, solche Ereignisse auch künftig zu dokumentieren.
Der Asteroid 2011 MD im Juni 2011 Die nächste Gelegenheit ergab sich für mich aber erst im Juni 2011, als der Asteroid 2011 MD angekündigt war. Die Jagd konnte erneut beginnen. Inzwischen setzte ich meinen Schmidt-Newton auf eine EQ-6-Montierung, besaß eine Canon 1000D, einen Laptop, und nutzte die Möglichkeit der Nachführkorrektur. Erst 5 Tage vorher, am 22. Juni 2011, war er auf Aufnahmen des Lincoln Near Earth Asteroid Research (LINEAR) in Socorro, New Mexico, entdeckt worden. Dieser Asteroid war natürlich eine besondere Herausforderung. Denn dabei handelte es sich um einen Gesteinsbrocken, dessen Größe nur auf 18 Meter geschätzt wurde und der der Erde am 27.06.2011 gegen 18 Uhr MEZ über dem Pazifik bis auf 12.280 km (!) nahekommen sollte. Astronomisch gesehen, einen Fingerbreit von unserer Haustüre entfernt!
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Kleine Planeten

5 Der Asteroid (153958) 2002 AM31

6 Der Asteroid (4179) Toutatis im Dezember 2012

In der Nacht zum 27.06.2011 war gutes Wetter. Anhand der Daten von CalSky stellte ich fest, dass er gegen 00:15 MEZ den 7,7 mag hellen Stern SAO 84205 im Sternbild Nördliche Krone passieren und dabei von uns 188.000 km entfernt sein würde. Dorthin richtete ich rechtzeitig mein Teleskop und machte Probeaufnahmen, um sicherzustellen, dass ich an der richtigen Stelle war. Diesmal verwendete ich zur Aufnahmesteuerung der Canon 1000D meinen Laptop und machte Aufnahmen mit einer Belichtungszeit von
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90 s bei ISO 800. In Abständen von 30 s wurden die Bilder auf den Laptop heruntergeladen.
Als es soweit war und ich mit den Aufnahmen begann, schaute ich vor dem Bildschirm sitzend gespannt jede heruntergeladene Aufnahme an. War da etwas? Oder doch nicht? Tatsächlich, da war oft ein kaum wahrnehmbarer dünner Strich zu sehen, der sich von Bild zu Bild weiterbewegte. Auf meinem Bildschirm einen Brocken zu verfolgen, nur so groß

wie ein Haus, nur 16 mag hell, dazu noch in 188.000 km Entfernung, das war wieder Spannung pur! Dazwischen richtete ich meinen Blick auch nach oben zum Himmelszelt und suchte das Sternbild Nördliche Krone. Irgendwie prickelte es auf meinem Rücken!
Am Tag darauf beim Auswerten machte sich jedoch erneut Ernüchterung breit: Die Striche von 2011 MD waren zu schwach und kaum zu sehen. Zwischen 00:25 und 00:30 MEZ waren nur drei kurze Spuren zum Auswerten geeignet. Das war kein Wunder, da er, wie ich später las, eine Rotationszeit von 23 Minuten mit einer Helligkeitsänderung um eine ganze Größenklasse hatte. Und natürlich war das Ergebnis stark verrauscht, egal, ob ich beim Auswerten Fitswork, DeepSkyStacker oder sogar Giotto verwendete. Je mehr Bilder ich addierte, desto schwächer wurden die Striche. Das war für eine Bildveröffentlichung einfach zu schwach. Aber am PC-Bildschirm waren sie noch erkennbar, und ich hatte ihn in meiner Sammlung.
Sein Bahnverlauf ist aus der Grafik (Abb. 3) ersichtlich. Wie ich später gelesen hatte, bestand zu keiner Zeit die Gefahr, dass er auf die Erde stürzte. Und selbst wenn, wäre er wohl in der Atmosphäre zerborsten. Doch denken wir an den 17 Meter großen Meteoriten, der am 15.02.2013 mit 18 km/s in die Erdatmosphäre eintrat und nahe der russischen Stadt Tscheljabinsk in großer Höhe zerplatzte. Dort hatte er wegen der Druckwelle großen Schaden angerichtet und durch die herumfliegenden Glassplitter viele Verletzte gefordert. Im Jahr 2012 hatte ich dann die Gelegenheit, gleich drei erdnahe Asteroiden aufs Korn zu nehmen.
Der Asteroid (162421) 2000 ET70 im Februar 2012 Im SuW-Heft 2/2012 erschien ein Artikel über diesen Aten-Asteroiden, der in der Nacht vom 19. auf den 20.02.2012 mit nur 0,045 AE unserer Erde recht nahekommen sollte. Leider spielte das Wetter erst am 20./21.02.2012 soweit mit, dass ich den Versuch wagen konnte, ihn vom Balkon aus zu erwischen. Denn er bewegte sich nur rund 19 Grad über dem Horizont, zudem in der störenden Lichtglocke unseres Ortes und beeinträchtigt durch verzerrend wirkende Schlieren aus

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benachbarten Kaminen. Die genauen Ephemeriden seiner Bahn holte ich mir wieder von CalSky, und so konnte ich seine Strichspur am 21.02.2012 ab 01:08 MEZ tatsächlich aufnehmen. Ich verwendete die gleiche Ausrüstung wie das letzte Mal, diesmal allerdings mit einer Nachführkorrektur. Ich machte 30 Aufnahmen von je 3 Minuten mit Zwischenräumen von 25 s bei ISO 800. Bei jedem, neu auf den Laptop heruntergeladenem Bild konnte ich dabei verfolgen, wie ein feiner Strich weiterwanderte, der aber durch aufziehenden Dunst leider immer schwächer wurde. Zum Auswerten für das Strichspurbild waren deshalb nur die ersten 5 Aufnahmen geeignet (Abb. 4). Mein Bildausschnitt (Norden ist oben) zeigt auf dem 36 x 48 Bogenminuten großen Himmelsareal die 17-minütige Bahn des Asteroiden zwischen 01:08 und 01:25 MEZ im Sternbild Rabe, etwa bei der Rektaszension 12h 10m und der Deklination -21 Grad 07´. Der helle Stern rechts daneben ist PPM 259935 mit 8,3 mag.
Der rund 700 m große Erdbahnkreuzer (162421) 2000 ET70 wurde bereits am 08.03.2000 von LINEAR entdeckt, hält sich überwiegend innerhalb der Erdbahn auf und umrundet die Sonne in 336,6 Tagen. Zum Zeitpunkt meiner Aufnahmen befand er sich jedoch mit 1,0232 AE etwas außerhalb der Erdbahn, war 13,2 mag hell und 0,0461 AE (ca. 6,9 Mio. km) von uns entfernt.
Zweimal der Asteroid (153958) 2002 AM31 Diesen am 14.01.2002 ebenfalls von LINEAR entdeckten Erdbahnkreuzer konnte ich im Juli 2012 gleich zweimal fotografieren, wieder von meinem Beobachtungsplatz im Garten aus. Das erste Mal am 18.07.2012 von 23:34 bis 23:57 MEZ im Sternbild Schwan. Gleiche Ausrüstung wie zuletzt, Aufnahmen von 120 s mit Nachführkorrektur bei ISO 800, mit 20 s Zwischenräumen. Der hellste Stern unterhalb der Strichspur ist SAO 48224 mit 6,9 mag (Abb. 5). Zum Zeitpunkt der Aufnahmen war der Apollo-Asteroid 14,4 mag hell, befand sich mit 1,0312 AE leicht außerhalb der Erdbahn und war von uns ca. 6,22 Mio. km entfernt. Sein Perihel beträgt 0,935 und sein Aphel 2,475 AE; seine Größe wird auf 340 m geschätzt und um die Sonne braucht er 2,24 Jahre.

7 Der Beobachtungsplatz auf der Terrasse im Garten

Doch bereits am 23.07.2012 konnte ich ihn das zweite Mal fotografieren. Und zwar von 00:17 bis 02:14 MEZ im Sternbild Cepheus nahe dem 5,1 mag hellen Stern SAO 10425. Dabei befand er sich mit ca. 1,0126 AE immer noch außerhalb der Erdbahn und war von uns 5,27 Mio. km entfernt. Die mit gleichen Aufnahmedaten wie am 19.07.2012 erzielten 50 Bilder wertete ich jedoch unterschiedlich aus, da auf der Gesamtaufnahme 4 Satellitenspuren das Bildfeld zierten und seine Strichspuren langsam immer schwächer wurden, denn meine Schmidtplatte war zunehmend angelaufen. Siehe mein Bild im VdS-Journal für Astronomie 46, S. 88.
Der Asteroid (4179) Toutatis im Dezember 2012 Entdeckt wurde der nach dem keltischen Gott Teutates benannte Himmelskörper bereits am 04.01.1989 vom französischen Astronomen Christian Pollas. Am 12.12.2012 kam uns dieser Apollo-Asteroid bis auf 0,046 AE nahe. Fotografieren konnte ich ihn an diesem Tag zwischen 18:47 und 20:10 MEZ nahe dem 6,9 mag hellen Stern SAO 110024 im Sternbild Fische (25 Aufnahmen, je 3 Minuten im Abstand von 20 s (Abb. 6)). Dabei war er rund 6,96 Mio. km entfernt, 10,8 mag hell und befand sich mit 1,0105 AE Entfernung zur Sonne schon wieder außerhalb unserer Erdbahn. Nur 14 Stunden später flog die chinesische Raumsonde Chang'e-2 in 38 km Entfernung an ihm vorbei und machte dabei eine sehr schöne Aufnahmenserie (siehe SuW-Heft 3/2012, Seite 18). Toutatis umrundet die Sonne in 4 Jahren mit einem Perihel von

0,9212 AE und einem Aphel von 4,1238 AE. Aufgrund seiner Größe (4,5 x 2,4 x 1,9 km) ist es gut, wenn er uns nicht zu nahe auf den Pelz rückt.
Meine Erfahrungen und Arbeitsabläufe Welche Verfahren und Abläufe haben sich bei mir inzwischen bewährt? Nun, zuerst muss überhaupt in Erfahrung gebracht werden, wann uns potenzielle Erdbahnkreuzer nahe genug kommen. Bei bekannten Objekten hatte ich dies aus SuW-Heften entnommen. Für unversehens auftauchende Objekte braucht man natürlich andere Quellen. Hier verweise ich neben CalSky [1] u. a. auf die Homepages von ,,spaceweather" [2] und des ,,Minor Planet Center" [3]. Dabei ist es wichtig, die in den Homepages ausgewiesenen Uhrzeiten zuzuordnen (MEZ, MESZ, UTC), sonst gibt es einen ,,Fehlschuss". Als nächstes ermittle ich für die betreffenden Nächte das Sternbild, um festzustellen, ob die Objekte von meinen zwei Beobachtungsplätzen aus überhaupt zu erreichen sind. Meist beobachte ich vom südlich der Terrasse gelegenen Garten aus (Abb. 7), wo ich in die Grasnarbe drei Eishockey-Pucks eingearbeitet habe, in die ich mit einem Zentrumsbohrer 1 cm tiefe und 1 cm breite Löcher gebohrt hatte. So ist das Aufstellen und Einnorden der Montierung ein Kinderspiel. Wenn ich tiefer in Richtung Horizont schauen möchte, stelle ich meine Montierung auf den Balkon, der nach SSW ausgerichtet ist. Auch dort habe ich den Aufstellplatz für das Stativ schon gekennzeichnet.
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Nun hofft man auf gutes Wetter. Die genauen Ephemeriden entnehme ich erst kurz vor der Beobachtungsnacht dem CalSky-Programm [1], wobei ich mir zusätzlich auch die dazugehörige Sternkarte in invertierter Form ausdrucke. Darin vermerke ich handschriftlich neben der eingezeichneten Bahn noch die entsprechenden genauen Uhrzeiten.
Dann ist es wichtig, rechtzeitig vom ausgesuchten Sternfeld Probeaufnahmen zu machen. Diese Aufnahmen vergleiche ich mit der Karte im HNSKY-Programm [4], das ich auf meinem Laptop installiert habe, und in die ich auch den Messrahmen meiner Kamera einblenden kann (bei der Canon 1000D bei mir 93 x 62 Bogenminuten). Falls erforderlich, korrigiere ich noch das Aufnahmefeld. Die Belichtungszeiten sind unterschiedlich, je nach Objekt maximal 2 bis 3 Minuten bei ISO 800, dann jedoch mit Nachführkorrektur. Für das Herunterladen der Bilder (RAW+JPG) auf meinen Laptop muss ich 20 s Zwischenräume einplanen. Bei kurz belichteten Aufnahmeserien bis 30 s kann ich auch einen feststellbaren Fernauslöser anschließen und die Bilder auf die Chipkarte der Kamera abspeichern. Die Zwischenräume zwischen den Bildern betragen dann nur 2,5 s, man hat somit fast eine durchgehende Linie. Allerdings vermisse ich dann den

,,Kick", den Weg des Asteroiden von Bild zu Bild live zu verfolgen, denn das ist das eigentlich Spannende daran. Vorteile kann es auch bringen, vom betreffenden Himmelsareal zusätzliche Aufnahmen zu machen, wenn das Objekt noch nicht oder nicht mehr durchzieht. Damit kann beim Addieren meist das Bildrauschen im Summenbild reduziert werden. Wenn NEAs etwas weiter entfernt an interessanten Himmelsobjekten vorbeiziehen (an Galaxien oder Sternhaufen) und beide hell genug sind, kann man auch mit kürzeren Brennweiten (z. B. mit Fotoobjektiven) arbeiten. Dies gilt auch bei sehr nahen und damit schnellen Objekten, wie z. B. dem Apollo-Asteroiden 2012 DA 14 am 15.02.2013; leider war der Himmel in dieser Nacht voller Wolken, so dass meine Vorbereitungen mit einem 200-mmObjektiv hierzu umsonst waren.
Auswertungen erstelle ich in der Regel mit dem Programm ,,DeepSkyStacker" [5], wobei beim Stacking-Modus die Auswertung ,,Maximum" eingestellt werden muss. Manchmal verwende ich auch das Programm ,,Fitswork" [6], wobei hier beim Addieren ebenfalls die MaximumAuswertung anzuwenden ist. Dunkelbilder (,,Darks") mache ich dabei nur selten, vorbereitete ,,Flats" verwende ich wegen der Vignettierung jedoch immer. Die im Fits-Format abgespeicherten Summen-

bilder bearbeite ich zuerst mit Fitswork, danach bei Bedarf auch noch mit Photoshop Elements. Gelegentlich erstelle ich auch kleine Animationen, sei es als avi-Datei mit dem Programm ,,Startrails" [7] oder als gif-Datei mit dem Programm ,,Animake" [8]. Dann können solche nahen Vorbeiflüge auch einem interessierten Publikum veranschaulicht werden.
Der Titel meines Beitrages lautet ,,Jagd auf NEAs". Dabei versuche ich aber nicht, selbst neue zu entdecken, ich erfreue mich einfach an den Ergebnissen. Und ich mache auch keine astrometrischen Auswertungen, z. B. mit der Software ,,Astrometrica" von Herbert Raab [9]. Aber was nicht ist, das kann ja noch werden!
Hinweise auf Internetlinks: [1] www.calsky.com/cs.cgi/ Asteroids [2] www.spaceweather.com [3] www.minorplanetcenter.net/iau/
mpc.html [4] www.hnsky.org/software.htm [5] http://deepskystacker.free.fr/
german/index.html [6] www.fitswork.de/software [7] www.startrails.de/html/softwared.
html [8] www.animake.de/ [9] www.astrometrica.at

Bickel überholt Börngen - die erfolgreichsten
deutschen Kleinplanetenentdecker
von Erwin Schwab

Nach 150 Jahren steht wieder ein Amateurastronom an der Spitze der erfolgreichsten deutschen Kleinplanetenjäger. Mit 539 nummerierten und ihm somit endgültig anerkannten Funden hat Wolf Bickel den bisher führenden Profiastronomen Freimut Börngen im April 2013 vom Spitzenplatz der deutschen Rangliste verdrängt. Vor rund 150 Jahren war es Hermann Goldschmidt, der mit seinen Entdeckungen damals sogar an der Weltspitze lag.
Die deutsche Rangliste im Wandel der Zeit Der Amateurastronom Hermann Goldschmidt (1802-1866), geboren in Frank-
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furt am Main, war der Sohn eines jüdischen Kaufmanns. Er arbeitete zunächst im Unternehmen seines Vaters, wandte sich aber dann der Malerei zu, die er in Paris studierte und ausübte. Erst 1847, im Alter von 45 Jahren, begann er nebenbei sich mit der Astronomie zu beschäftigen [1]. Er nutzte als Beobachtungsstandort nicht das Pariser Observatorium, sondern sein bescheidenes kleines Atelier im sechsten Stockwerk oberhalb des Cafe Procope im Stadtteil Quartier Latin, später eine Dachgeschoss-Wohnung in der Rue de Seine Nr. 12 für seine letzten zwei Entdeckungen [2 bis 5]. Sein Himmelsareal war durch die vorhandenen Fenster begrenzt. Im Alter von 50 Jahren ent-

deckte er 1852 seinen ersten Kleinplaneten (21) Lutetia mit einem Instrument, dessen Objektivdurchmesser nicht größer war als 5 cm [6].
Goldschmidt löste im Jahr 1858 den britischen Astronomen John Russel Hind ab, der 10 Entdeckungen im Zeitraum von 1847-1854 verbuchen konnte, und wurde somit vor 150 Jahren nicht nur der erfolgreichste deutsche Kleinplanetenjäger, sondern auch der ,,Weltrekordhalter". Bei Goldschmidts 14. und letztem Fund (70) Panopaea im Jahr 1861 gingen 20 % aller bis dahin entdeckten Kleinplaneten auf sein Konto. In einem Nachruf, aus britischer Sichtweise formuliert, ist

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zu lesen: "... was one of a type of men common enough, we are glad to say, in England, but necessarily rare on the Continent - namely, enthusiastic amateurs." - Er war ein begeisterter Amateur, welche zum Glück in England häufig verbreitet sind, aber selten auf dem Kontinent [7].
1866 übernahm der Profiastronom Robert Luther (1822-1900) mit seiner 15. Entdeckung, dem Kleinplaneten (90) Antiope, die deutsche und weltweite Führung. Luther war der Direktor der Sternwarte Düsseldorf-Bilk, die im 2. Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde [8]. Dort machte er seine insgesamt 24 Entdeckungen visuell. Er wurde schließlich von Max Wolf (1863-1932) vom Spitzenplatz verdrängt, der als Erster Kleinplaneten fotografisch suchte und im Jahr 1896 seinen 25. Kleinplaneten fand. Die fotografische Suche steigerte die Entdeckungsrate enorm und bescherte Wolf schließlich 248 Neufunde bis zum Jahr 1932. Es sollten dann immerhin noch rund 25 Jahre vergehen bis diese Leistung von Karl Reinmuth (1892-1979), der sein Handwerk von Max Wolf gelernt hatte und ebenso alle seine Entdeckungen von Heidelberg aus machte, übertroffen wurde.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde im Jahr 2002 der Profiastronom Freimut Börngen aus der ehemaligen DDR Spitzenreiter der deutschen Kleinplaneten-Entdecker, bis er nun vom Amateurastronomen Wolf Bickel eingeholt wurde.
Ein mittels moderner Digitaltechnologie arbeitender Amateur überholt den Profi, der noch auf Zelluloid belichtete. Das Zeitalter der Fotografie mittels Filmemulsion ist letztendlich auch in dieser Statistik von der Digitaltechnik eingeholt worden. Rund 150 Jahre nach Hermann Goldschmidts Leistungen steht wieder ein Amateurastronom an der Spitze der erfolgreichsten deutschen Kleinplanetenjäger.
Die Tabelle der erfolgreichsten deutschen Kleinplaneten-Entdecker aller Zeiten berücksichtigt in einer Rangliste alle nummerierten Kleinplaneten-Entdeckungen, die vom Minor Planet Center als individuelle Entdeckungen eingestuft wurden

1 Freimut Börngen am Blinkkomparator, im Vergleich zu heute eine sehr zeitaufwändige
Auswertung. Bildautor: Wolfgang Högner, Tautenburg

(keine Team-Entdeckungen). Aufgelistet sind die deutschen Entdecker, die bis 25. April 2013 (Minor Planet Circular MPC 83227- 83586) mindestens 10 Funde anerkannt bekamen. Daten vom MPC [9], [10]. Freimut Börngen Freimut Börngen wurde am 17. Oktober 1930 in Halle geboren und besuchte dort die Oberschule, wo er 1951 sein Abitur absolvierte. Er studierte Physik an der
2 Wolf Bickel an seinem 60-cm-Tele-
skop, alles Marke Eigenbau. Bildautor: Wolf Bickel, Bergisch Gladbach

Martin-Luther-Universität. Börngen war zunächst Assistent an der Sternwarte in Sonneberg. Es wurde ihm aber nach 14 Monaten aus politischen Gründen gekündigt. Zur Überbrückung war er im Bereich der Medizin tätig und wurde dann nach Tautenburg als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Karl-Schwarzschild-Observatoriums (heute: Thüringer Landessternwarte) gerufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1995 tätig war. Die Kinder des seit 2010 Verwitweten sind beide Berufsmusiker. Seine Tochter ist Cellistin und sein Sohn Kirchenmusiker. Am Karl-Schwarzschild-Observatorium gelangen ihm 537 Kleinplaneten-Entdeckungen (Stand April 2013) in den Jahren von 1961-1995. Spitzenreiter in der deutschen Rangliste wurde Börngen aber erst im Jahr 2002, was daran liegt, dass es vom eigentlichen Entdeckungszeitpunkt bis zur Nummerierung des Kleinplaneten und der damit verbundenen endgültigen Anerkennung der Entdeckung damals im Mittel 10 Jahre gedauert hat. Seine Funde machte er nicht digital, sondern auf großformatigen Fotoplatten, belichtet am bis heute größten Schmidt-Teleskop der Welt mit 2 Metern Spiegeldurchmesser. Die im Vergleich zur Digitaltechnik sehr zeitaufwändige Auswertung der Fotoplatten geschah mittels Blinkkomparator und anschließender Vermessung der Objekte an einem Koordinatenmessgerät. Viele seiner Entdeckungen machte er zusammen mit Lutz Schmadel vom Astronomischen Recheninstitut Heidelberg.
Wolf Bickel Wolf Bickel wurde am 6. Juli 1942 in Bensberg geboren und ist verheiratet.
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Kleine Planeten

Tabelle der erfolgreichsten deutschen Kleinplaneten-Entdecker aller Zeiten

Entdecker 1. Bickel, Wolf 2. Börngen, Freimut 3. Hönig, Sebastian F. 4. Reinmuth, Karl 5. Wolf, Max F. 6. Schmadel, Lutz D. 7. Kopff, August 8. Schwab, Erwin 9. Apitzsch, Rolf 10. Kling, Rainer 11. Hormuth, Felix 12. Scholl, Hans 13. Karge, Stefan 14. Schuster, Hans-Emil 15. Luther, Robert 16. Kandler, Jens 17. Schwassmann, Arnold 18. Lehmann, Gerhard 18. Kaiser, Franz 20. Götz, Paul 21. Goldschmidt, Hermann 22. Helffrich, Josef 22. Knöfel, Andre 22. Meyer, Maik 25. Zimmer, Ute 26. Baade, Walter

Anzahl 539 537 494 395 248 241 68 57 55 52 45 42 36 25 24 23 22 21 21 20 14 13 13 13 11 10

Status Amateur Profi Amateur Profi Profi Profi Profi Amateur Amateur Amateur Profi Profi Amateur Profi Profi Amateur Profi Amateur Profi Profi Amateur Profi Amateur Amateur Amateur Profi

Zeitraum 1995-2010 1961-1995 2002-2008 1914-1957 1891-1932 1960-1993 1904-1909 2006-2010 2004-2010 2006-2010 2003-2009 2003-2005 2007-2010 1976-1982 1852-1890 1997-2005 1898-1932 1998-2004 1911-1914 1903-1905 1852-1861 1909-1911 1998-2007 2002 2007-2009 1920-1949

Entdeckungsstandorte Bergisch Gladbach (Deutschl.) Tautenburg (Deutschl.) Palomar (USA), Punaauia (Polynesien) Heidelberg (Deutschl.) Heidelberg (Deutschl.) Tautenburg (Deutschl.), La Silla (Chile), Palomar (USA) Heidelberg (Deutschl.) Taunus (Deutschl.), Mayhill (USA), Moorook (Australien) Wildberg (Deutschl.) Taunus (Deutschl.) Calar Alto (Spanien), Heppenheim und Heidelberg (Deutschl.) La Silla (Chile) Taunus (Deutschl.), Mayhill (USA) La Silla (Chile) Düsseldorf-Bilk (Deutschl.) Drebach (Deutschl.) Heidelberg und Bergedorf (Deutschl.) Drebach (Deutschl.) Heidelberg (Deutschl.) Heidelberg (Deutschl.) Paris (Frankreich) Heidelberg (Deutschl.) Drebach (Deutschl.) Palomar (USA) Taunus (Deutschl.) Bergedorf (Deutschl.), Palomar und Mount Wilson (USA)

Sein Studium der Elektrotechnik an der technischen Hochschule in Aachen schloss er 1969 mit Diplom ab. Seine Begeisterung für die Astronomie wurde entflammt, als er im Alter von 16 Jahren von seiner Großmutter ein galileisches Fernglas und zeitgleich eine Sternkarte von einer Bekannten geschenkt bekam. Er begann, Teleskope selbst zu bauen und Parabolspiegel zu schleifen. Sein bisheriges Meisterwerk der Schleifkunst mit einem sagenhaften Spiegeldurchmesser von 0,6 Metern hat er 1995 fertiggestellt und damit im gleichen Jahr seinen ersten Kleinplaneten entdeckt. Dieses Teleskop benutzt er bis heute.
Für seine Jagd nach Kleinplaneten hat er zudem eine Astro-Digitalkamera im Einsatz, welche er mittels Verwendung eines gekauften Kodak KAF-4301E-Chips natürlich auch selbst zusammenbastelte. Diese betreibt er an seinem Newton, ohne Fangspiegel, direkt vor der Teleskopöffnung.
Bei seiner ersten schriftlichen, nicht elektronischen Kommunikation mit dem Minor Planet Center (MPC) im Jahre 1996 wurde er darauf hingewiesen, dass man bevorzuge, E-Mails zu bekommen an-
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statt Briefe. Aufgrund dieser anfänglich holprigen Verständigung gab es Missverständnisse bezüglich des Standort-Namens der Sternwarte. Dies führte dazu, dass bis heute im MPC-Register Bickels Wohnort Bergisch-Gladbach eingetragen wurde und nicht der eigentliche Standort der Sternwarte, welcher sich rund 30 km entfernt befindet. Im April 2013 übernahm er mit 539 anerkannten Funden die Erstplatzierung der erfolgreichsten deutschen Kleinplaneten-Entdecker.
Individuelle oder TeamEntdeckungen Als Grundlage der hier gezeigten Rangliste der deutschen Kleinplanetenjäger diente die offizielle Statistik des für Kleinplaneten-Entdeckungen weltweit zuständigen Minor Planet Centers (MPC) [9 und 10]. Der Autor hat daraus die deutschen Entdecker extrahiert. Sogenannte TeamEntdeckungen sind in der individuellen Rangliste nicht berücksichtigt.
Das Minor Planet Center (MPC) ordnet die Funde entweder in individuelle Entdeckungen oder in Team- bzw. StandortEntdeckungen ein, wodurch statistische Betrachtungen nicht unbedingt einfacher werden. Der Unterschied zwischen die-

sen beiden Kategorien besteht in der Anzahl der beteiligten Beobachter. Liegt die Anzahl der in der Entdeckungsmeldung genannten Personen über zwei, dann definiert das MPC diesen Fund automatisch als eine Team-Entdeckung. Als ,,Discoverer" wird dann entweder der Name des Teams oder, wenn es keinen offiziellen Team-Namen gibt, der Name der Sternwarte aufgeführt.
Da in der hier gezeigten Rangliste nur die individuellen Entdeckungen aufgelistet sind, soll an dieser Stelle die Starkenburg-Sternwarte Heppenheim explizit erwähnt werden, welche zwar nicht generell die meisten Entdeckungen auf deutschem Boden innehat, aber die meisten als Team-Entdeckungen definierten Funde vorweist. Von den bisherigen 51 Heppenheimer Kleinplanetenfunden konnten in der dargestellten Rangliste nur drei berücksichtigt werden, da alle anderen als Team-Entdeckungen definiert sind.
Außerdem gibt es erfolgreiche deutsche Kleinplanetenjäger, die ihre Entdeckungen fast ausschließlich im Team gemacht haben und deshalb gar nicht oder viel seltener (und dann ausschließlich mit

Kometen

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ihren individuellen Entdeckungen, wenn vorhanden) namentlich in der Statistik des Minor Planet Centers erscheinen. Ganz besonders möchte ich deshalb den deutschen Amateurastronomen Reiner M. Stoss, der im Team des spanischen Observatorio de La Sagra aktiv war, hervorheben. Denn das La-Sagra-Team ist mit über 1.370 anerkannten Kleinplaneten-Entdeckungen inzwischen weltweit das erfolgreichste Amateurteam! Reiner M. Stoss taucht mangels individueller Entdeckungen gar nicht in der hier gezeigten Rangliste auf.
Des Weiteren gibt es Kleinplanetenjäger, die Entdeckungen in Fotoarchiven machen. Da diese Fotos aber meist nicht von den Entdeckern selbst stammen, werden diese Funde in der Regel auch als TeamEntdeckungen in der Statistik des Minor Planet Centers geführt.
Manchmal passiert es dem MPC aber auch, dass Entdeckungen, selbst wenn sie von einer einzigen Person stammen, nicht als individuelle, sondern versehentlich als Team-Entdeckungen defi-

niert werden. Das ist insbesondere mit 5 Entdeckungen von Wolf Bickel geschehen, welche deshalb auch nicht in der hier gezeigten Statistik berücksichtigt wurden.
Die Zukunft der individuellen Entdeckungen Aufgrund der immer lichtschwächer werdenden Neuentdeckungen von Kleinplaneten müssen die nötigen Spiegeldurchmesser natürlich immer größer werden, um erfolgreich zu sein. An Großteleskopen beobachten in der Regel keine Einzelpersonen, sondern meistens Teams. Dies könnte dazu führen, dass sich in Zukunft keine dramatischen Veränderungen in der Rangliste der individuellen Entdeckungen zeigen werden.
Literaturhinweise: [1] Geringswald - Gruber, 1879:
,,Allgemeine deutsche Biographie", Leipzig, Bd. 9, 338 [2] C. Flammarion, 1869: "Études et lectures sur l`astronomie", Tome 2, p. 274, Bibliothèque nationale de

France, 8-V-697 (2) [3] Gaal - Grasmann, 1964: ,,Neue
deutsche Biographie", Berlin, Bd. 6, 610 [4] Printed by F. Jefferies, 1867: "Hermann Goldschmidt, Artist and Astronomer", p. 335, The Gentleman`s magazine 223 [5] J. C., 1866-1868: "The late Hermann Goldschmidt", The Jewish Messenger, New York [6] Priestley and Weale, 1867: "Hermann Goldschmidt", Monthly Not. Roy. Astron. Soc. 27, 115 [7] Astronomical register, 1866: "Notes and Gleanings", vol. 4, 256 [8] A. Korte, 2012: ,,Prof. Dr. Karl Theodor Robert Luther und die Bilker Sternwarte in Düsseldorf", VdS-Journal für Astronomie 43, 52 [9] www.minorplanetcenter.net/iau/ lists/MPDiscsNum.html [10] www.minorplanetcenter.net/iau/ lists/NumberedMPs.html [11] F. Börngen, persönliche Kommunikation [12] W. Bickel, persönliche Kommunikation

Strukturelle Besonderheiten des Kometen C/2011 L4 (PanSTARRS)
von Uwe Pilz
Prognose und Realität C/2011 L4 war die erste Kometenentdeckung eines seinerzeit neuen Himmelsüberwachungsprogramms ,,Panoramic Survey Telescope And Rapid Response System" (PanSTARRS). Im September 2011, acht Wochen nach der Entdeckung, lagen die ersten einigermaßen verlässlichen Bahnanalysen vor. Der Komet schien eine herausragende, helle Erscheinung zu versprechen. Die berechnete Periheldistanz lag bei etwa 0,3 AE. Seriöse Prognosen gingen von einer Perihelhelligkeit von etwa 1 mag aus. Als sich der Komet zwei Jahre später der Erde nä-

1 Helligkeitsentwicklung des Kome-
ten C/2011 L4 (PanSTARRS) auf Basis von 58 Beobachtungen der Fachgruppe und 238 internationalen Beobachtungen

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2 Komet C/2011 L4 (PanSTARRS) am 10. März 2013
um 19:51 UT, 200-mm-Teleobjektiv bei Blende 6,3 und 1,6 s Belichtungszeit mit einer Canon EOS 650D, Aufnahme: Winfried Kräling

3 Komet C/2011 L4 (PanSTARRS) am 14. März 2013 um 18:47 UT,
88 mm/498 mm-Refraktor und Canon EOS 6D, 20 x 4 s Belichtung, Aufnahme: Norbert Mrozek

herte, wurden diese frühen Voraussagen fast erfüllt. Die Maximalhelligkeit lag bei etwa 1,5 mag (Abb. 1).
Die Beobachtungsbedingungen auf der Nordhalbkugel waren nicht besonders günstig, ein Ergebnis der Bahngeometrie. Der Komet löste sich nach dem Perihel am 10. März 2013 nur langsam von der Sonne. Dennoch konnte die Fachgruppe die erste Sichtung am 12. März vermelden. Volker Kasten beobachtete mit einem Großfernglas und bestimmte die Helligkeit zu 1,5 mag. Einen Tag später konnte ich bei außergewöhnlich sauberem Himmel PanSTARRS mit dem freien Auge erspähen und bestimmte denselben Helligkeitswert. Auffallend war der kräftige Schweif, ein Ergebnis des großen Staubreichtums.
Von unseren Fotografen liegen Ergebnisse direkt zum Perihelzeitpunkt vor, Winfried Kräling gelang von Teneriffa aus die Aufnahme mit einer Digitalkamera und einem Teleobjektiv (Abb. 2). Die erste Detailaufnahme gelang Norbert Mrozek am Abend des 14. März. Er fotografierte den Schweifstern mit einem Refraktor mit knapp einem halben Meter Brennweite (Abb. 3). Bereits mit dieser Brennweite sind einige Besonderheiten des Kometen zu sehen: - die sehr helle, stark kondensierte
Koma - der weit aufgefächerte Schweif, ein
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Hinweis auf das breite Spektrum an Staubteilchen - die insgesamt gelbliche Erscheinung des Kometen, hervorgerufen durch den hohen Staubanteil - die Strukturen im Schweif, hervorgerufen durch einen Überschuss bestimmter Teilchengrößen

Beobachtete Phänomene Die Bestimmung von Af-Werten zeigte schon recht zeitig, dass PanSTARRS ein sehr staubreicher Komet ist. Dies hat sich in der Folge bestätigt. Die Staubproduktion stieg auf bis zu 100 Tonnen je Sekunde, das ist 10-100-mal so viel wie bei anderen gut beobachtbaren Kometen (Abb. 4). Diese hohe Produktionsrate

4 Gas- und Staubproduktion des Kometen C/2011 L4 (PanSTARRS), Grafik: Uwe Pilz

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6 Zeichnungen des Kometen C/2011 L4 (PanSTARRS) am
13. März 2013 um 18:00 UT, rechts im 7x50-Fernglas, links im 8-cm-Refraktor bei 32x von Uwe Pilz

5 Komet C/2011 L4 (PanSTARRS) am 15. März 2013 um
18:50 UT, 300-mm-Teleobjektiv bei Blende 4 und SBIG-ST8300-CCD-Kamera, 30 x 10 s Belichtung, Aufnahme: Sven Melchert
7 Komet C/2011 L4 (PanSTARRS) am 22. März 2013 um
18:40 UT, 4-Zoll-Newton, 1:2,9 und Sigma-6303-CCDKamera, 900 s Belichtungszeit, Aufnahme: Michael Jäger

8 Komet C/2011s L4 (PanSTARRS) am 21. März 2013 um 18:50
UT, 140-mm-Refraktor und SBIG-STL-11000-CCD-Kamera, 14 Minuten Belichtungszeit, Aufnahme: Lorenzo Comolli

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wird einerseits durch den hohen Staubanteil des Kometen hervorgerufen, ist aber andererseits eine Folge der großen Sonnennähe. Insbesondere nach dem Perihel bildete sich ein sehr ausgedehnter und strukturreicher Staubschweif heraus, wenngleich dieser nicht auffallend hell war. An diesem Schweif zeigten sich einige Phänomene mit Deutlichkeit, welche an anderen Kometen nur ansatzweise erkennbar sind.
Die Aufnahme von Sven Melchert (Abb. 5) zeigt das Erscheinungsbild von Komet und Koma, welches - bei nachlassender Helligkeit - bis in den April hinein sichtbar war. Der sehr helle Kernbereich erweckt zunächst den Anschein eines schmalen Schweifs, wie ihn vor allem die durch die Dämmerung beeinflussten visuellen Beobachter sahen. Eine lang belichtete Aufnahme zeigt hingegen einen außergewöhnlich weit aufgefächerten Schweif. Dieser wird dadurch hervorgerufen, dass das Teilchenspektrum sehr groß ist, dass also die unterschiedlichen

im Schweif vertretenen Teilchen in ihrer Größe stark variieren. Numerische Simulationen ergaben, dass der Schweif Teilchen zwischen 0,2 µm Durchmesser und 10 µm Durchmesser enthält. Normalerweise sind in Schweifen Teilchen zwischen 0,5 µm und 2,5 µm Größe vertreten. Das Bild zeigt zudem deutlich Schweifstrahlen, so genannte Syndynen. Diese werden durch einen Überschuss bei bestimmten Teilchengrößen hervorgerufen. Simulationen ergaben, dass sowohl sehr kleine Teilchen unter 0,5 µm Durchmesser als auch sehr große Teilchen von fast 10 µm im Überschuss enthalten sind. Letztere sind für den südlichen (nach unten links gerichteten) Schweifstrahl verantwortlich. Diese auffallende Erscheinung war für viele Wochen auf Fotos präsent.
Auch visuell zeigten sich Syndynen, vor allem im helleren Schweifteil. Der Überschuss an sehr kleinen Teilchen war somit visuell nachweisbar (Abb. 6). Ab dem 21. März zeigten sich für einige Tage feine

gleichmäßige Streifen, sog. Synchronen, wie im Bild von Michael Jäger (Abb. 7). Synchronen werden durch periodische Schwankungen der Stauberzeugungsrate hervorgerufen, üblicherweise durch ein Aktivitätsgebiet, welches durch Rotation periodisch der Sonne zugewandt ist. Lorenzo Comolli hat diese Erscheinung durch ein spezielles digitales Filter hervorgehoben. Überlagert ist eine Simulation von mir, welche eine Rotationsdauer des Kometenkerns von 0,6 Tagen nahelegt (Abb. 8).
Fazit Hellere Kometen können eine Reihe von Schweifphänomenen zeigen, nach denen es sich Ausschau zu halten lohnt. C/2011 L4 war außerordentlich staubreich und zeigte viele Erscheinungen in großer Deutlichkeit. Es lohnt sich aber, bei allen helleren Kometen danach zu suchen, sowohl fotografisch als auch visuell. In Kombination mit Simulationsrechnungen lassen sich daraus Rückschlüsse über den Aufbau des Kometen ziehen.

C/2011 L4 PanSTARRS visuell beobachtet aus Südfrankreich
von Seppe Canonaco

Den Kometen C/2011 L4 PanSTARRS konnte ich zum ersten Mal am 14. März 2013 auf der eingeschneiten Heide nördlich von Genk/Belgien beobachten. Nach kurzer Suche in der orangefarbenen Abenddämmerung sah ich ihn um 18:30 UT mit meinem 10x50-Feldstecher niedrig am westlichen Horizont. Der Schweif hatte eine scheinbare Länge von einem Viertelgrad und hatte durch die niedrige Höhe und Abenddämmerung eine gelbe Farbe. Die Helligkeit war nicht so groß wie vorauskalkuliert, der Komet war gerade nicht mit dem bloßen Auge zu sehen. Ich schätzte ihn auf +4 mag. Einige Zeit später, am 1. April, sah ich den Kometen um 19:30 UT und schätzte die Helligkeit auf +4,6 mag. Am nächsten Abend um 20:10 UT stand er nur 4 Grad vom Andromedanebel entfernt.

1 C/2011 L4 PanSTARRS am 10.05.2013
um 23:17 UT, Zeichnung von Seppe Canonaco.
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Kometen

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Mit einem 12,5-cm-Teleskop f/6 und bei 35-facher Vergrößerung schätzte ich eine Schweiflänge von 8 Bogenminuten. Die Helligkeit mit dem 10x50 war +5,3 mag. Anfang Mai war ich beruflich für das Planetarium Genk beim ,,Observatoire d'Haute Provence" (OHP) in Südfrankreich. Meine nächste Kometenbeobachtung machte ich am ,,Centre d'Astronomie" des St-Michel-

l'Observatoire. Am klaren und dunklen Abend des 10. Mai befand sich PanSTARRS etwas südlich von Gamma Cephei. Mit einem 20-cm-Spiegelteleskop waren Gas- und Staubschweif sofort leicht zu sehen. Beide farblosen Schweife waren jeder ungefähr ein halbes Grad lang. Die Südseite des Staubschweifs war etwas heller. Ebenso war der diffuse Kern (,,false nucleus") zu erkennen und ich

schätzte ihn +9 mag. Am 11. Mai hatte ich nochmals die Gelegenkeit, den Kometen mit einen 76-cm-Spiegelteleskop f/4 zu beobachten. Im gesamten Okularblickfeld sah ich nur ,,Kometenstaub". An diesem Abend war es leider nicht möglich, subtile Details zu sehen, weil ein leichter Mistral für eine unruhige Atmosphäre sorgte. Die Zeichnung wurde am 10. Mai um 23:17 UT gemacht.

Schwierige Kometenbeobachtung
von Karlheinz Seeger

Ich habe als Hobbyastronom neben vielem anderem seit Jahrzehnten natürlich auch Kometen beobachtet und fotografiert. Den Anfang machte 1970 im März/ April der helle Komet Bennett (aber noch nicht fotografiert).
Mit Freude las ich dann in unserer Partnerzeitschrift Sterne und Weltraum, dass im Jahr 2013 offenbar zwei spektakuläre Kometenereignisse bevorstehen sollten. Vor allem soll hauptsächlich in der Weihnachtszeit 2013 der Komet C/2012 S1 ISON sogar vorübergehend am Taghimmel mit bloßem Auge sichtbar werden. Zuvor sollte dann aber ein Komet zur Vorübung für alle Interessierten im März und April in der hellen Abenddämmerung mit ca. 1 mag zu beobachten sein, nämlich der Komet C/2011 L4 PanSTARRS. Ich habe daher intensiv hauptsächlich im Februar im Internet die Entwicklung des vom Südhimmel langsam heraufkommenden Kometen verfolgt. Gespannt war ich dann auf die Beobachtungsmöglichkeit ab dem 10. März. Da war dann zuerst bis zum 14.3. das Wetter schlecht (Bewölkung).
Dann am 14. ist der Himmel klar! Heute Abend müsste ich den Kometen zu Gesicht bekommen. Da von meinem Wohnhaus aus gesehen mir der so genannte Schlossberg abends die Sicht auf PanSTARRS versperrt, fahre ich mit dem Auto zum 10 km entfernten Hügel ,,Egenhäuser Kapf", westlich von Nagold. Nach Ankunft dort baue ich meinen 8x56Feldstecher und meine alte Spiegelreflexkamera mit 56-mm-Normalobjektiv - beide jeweils auf Stativ - auf. Dann suche ich bis zur späten Dämmerung den ganzen westlichen Himmel unterhalb des

Mondes ab. Den Kometen kann ich nicht finden - und ich verstehe nicht, warum nicht.
Am darauf folgenden Tag, am 15.3., ist auch schönes Wetter, und ich mache in der Abenddämmerung in gleicher Weise einen zweiten Anlauf! Mit dem Feldstecher suche ich wieder den Westhimmel - tief im Hellen - ab. Da! Jetzt sehe ich ihn! Er steht trotz anfänglicher Dämmerung schon tief Richtung Horizont. Ich kann ihn jetzt noch gut eine halbe Stunde beobachten und fotografieren. Die Fotografie ohne Nachführung mit Belichtungszeiten zwischen 12 und 32 s. Die Helligkeit des Kometen schätze ich auf knapp 1 mag.
Die nächsten Tage herrscht dann wieder ,,milchbedeckter" Himmel mit wenig Niederschlag. Am 19. März wird es abends wieder fast klar. Tiefe Horizontbewölkung lagert jedoch im Bereich des Kometenstandortes. Ich sehe ihn noch kurz in einer freien Wolkenöffnung.

Danach bleibt das Wetter wieder bis zum 1. April schlecht. Den Kometen kann ich an diesem Abend etwas höher am dunkleren Himmel nochmal beobachten. Die Helligkeit ist jetzt etwa so wie die des in der Nähe stehenden Andromedanebels. Danach bleibt es dann fast ausschließlich bei schlechtem Wetter und ich beobachte den Kometen nicht mehr.
Fazit: Auch die Kometenbeobachtung wird, trotz mehr oder weniger langer Beobachtungszeit wetterbedingt offenbar immer schwieriger.
1 Komet PanSTARRS am 15. März um
ca. 19:45 (s. Pfeilmarkierung), nur noch schemenhaft sichtbar kurz vor dem Verschwinden in den Horizontdunst. Beobachtungsort: Egenhäuser Kapf, 625 m, westlich von Nagold. Belichtung: 18 s, Kamera: Nikon Fe mit 56-mm-Objektiv (auf Stativ), Film: Fujicolor superia x-TRA 400
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Kometen

C/2011 L4 PanSTARRS - Die VdS-Bildergalerie
zusammengestellt von Werner E. Celnik

So hatte ich mir das wahrhaftig nicht vorgestellt: ein kleiner Aufruf in den Mailinglisten der VdS-Fachgruppen Astrofotografie und Kometen - und an die 100 Aufnahmen von PanSTARRS gingen ein, von insgesamt 40 Bildautoren!
Das Motto: ,,Von jedem einsendenden Bildautor kommt mindestens 1 Bild rein" hatte dann logischerweise zur Folge, dass diese Bildergalerie recht umfangreich wurde. Und: Es sind sowohl Aufnahmen von eher selten in Erscheinung tretenden Autoren vertreten, die mit wenig aufwändiger Technik gewonnen wurden, als auch Aufnahmen von internationaler Spitzenqualität von bekannten Fotografen, so z. B. auch unser Titelbild.
So soll es auch Einsteiger und Anfänger in der Astro- und Kometenfotografie dazu verführen, diese wunderbaren Vertreter der Objektklasse ,,Kometen" zu beobachten und zu fotografieren, und dies auch anderen Sternfreunden durch Veröffentlichung vorzustellen!
Die Abdeckung unserer Galerie reicht vom Tag des Periheldurchgangs am 10.03.2013 bis kurz vor dem Satz dieser

Ausgabe unseres VdS-Journals für Astronomie, dem 18.06.2013.
Zu sehen sind Bilder, die mit ganz unterschiedlicher Technik gewonnen wurden: mit dem Normalobjektiv auf dem Fotostativ bis hin zum Einsatz von CCDKameras an Teleskopen bis 600 mm Öffnung. Und jede Aufnahme hat ihren eigenen Reiz, was durch den zu Anfang tief stehenden Kometen und den damit verbunden mit abgelichteten irdischen Horizontobjekten und später durch das Vorbeiziehen des Kometen an Deep-SkyObjekten wie M 31, NGC 281 oder NGC 7822, Sternhaufen und hellen Sternen gefördert wurde.
Direkt nach dem Periheldurchgang war der Kometenschweif wegen des tiefen Standes in der hellen Abenddämmerung nur in seinen hellsten Partien dicht am Kometenkopf erkennbar. Ab Mitte März (vgl. Abb. 12 oder 15) traten dann schwächere Schweifpartien in Erscheinung, als der Komet zunehmend höher stieg. Dann wurde neben dem übermächtig wirkenden, extrem weit aufgefächerten Staubschweif auch ein bläulicher Gasschweif beobachtbar, aber nur mit CCD-Kameras

(vgl. Abb. 16 und 19). Interessant wurde dann der Vorübergang an der Galaxie M 31, die vom Schweif z. T. bedeckt wurde (s. Abb. 22, 24, 26, 28, aber vor allem die Abb. 25). In Staubschweif und Koma zeigten sich die typischen Strukturen: Schweifstrahlen, eine grünliche Koma mit Strukturen mit angedeuteten Enveloppen (Abb. 19 und 29). Ab Anfang Mai näherte sich die Erde der Bahnebene des Kometen und schickte sich an, diese zu durchqueren. Das äußerte sich in einem immer flacher erscheinenden Staubschweiffächer und in der Ausbildung eines immer markanter werdenden sehr schmalen Gegenschweifes (ab Abb. 33). Der Winkel zwischen diffusem und schmalem Schweif betrug zunächst etwa 120 Grad und öffnete sich immer weiter, bis er 180 Grad erreichte, als die Erde die Bahnebene des Kometen kreuzte (Abb. 43). Die Abbildungen 42 bis 44 zeigen den Ablauf ganz deutlich. Auch als der Komet im Juni die 10-mag-Grenze erreichte, blieb er noch immer hoch interessant. Doch hatten es Teleobjektive (Abb. 47) nun recht schwer, Strukturen abzubilden, der Komet wurde zu einem teleskopischen Objekt.

Viel Spaß beim Betrachten der Galerie!

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1
10.3.2013, 20:53 UT, Otto Farago, 55 mm, f/5,7, ISO 800, 11 s, 17 Stunden nach dem Perihel

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2 12.3.2013, 18:44 UT, Werner E. Celnik, 400 mm, f/5,6,
ISO 100, 25x8 s, ohne Nachführung, Ort: Noordwijk/NL
3 12.3.2013, 19:58, Patricio Calderari, 300 mm, f/8,
ISO 320, 3 s, Ort: Teneriffa 2.080 m
4 13.3.2013, 07:38 UT, Michael Kunze, 175 mm, f/5, 2 s,
Ort: Hawaii
5 12.3.2013, Stefan Binnewies und Rainer Sparenberg,
Untergangssequenz mit 22,5 Std. alter Mondsichel, 200 mm, f/4, 1/3 s bis 6 s, Ort: Emsland

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Kometen

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6
13.3.2013, Bartzsch, Sternwarte Riesa
7
13.3.2013, Detlef Koschny, 210 mm, Ort: Autobahntankstelle ,,De Heuvel"/ NL
8 14.3.2013, 18:45 UT, Werner E.
Celnik, 400 mm, f/9,5, ISO 3200, 16x1,5 s, ohne Nachführung, Ort: Rheinberg, Dachfenster
9 14.3.2013, 18:46 UT,
Jörg Henkel, 400 mm, f/5,6, ISO 1600, Ort: Oberhausen, Flurfenster
10 15.3.2013, 19:43 UT, Manfred
Holl, 800-mm-Apo-Refraktor f/6,5, ISO 800, Ort: HamburgNeu-Allermöhe

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11 15.3.2013, 19:32, Stefan Weindl,
560 mm, f/4,5, ISO 1600, 6 s, ohne Nachführung, Ort: Obrigheim, Asbacher Höhe
12 15.3.2013, 19:33, Bernd Eser,
420 mm, f/5,6, ISO 5000, 15x1,6 s
13 15.3.2013, 19:46 UT, Thomas
Knoblauch, 80 mm, f/2,8, 10 s, Ort: Nähe Zürich/CH, Blick auf den Ueteliberg
14 16.3.2013, 19:01 UT, Peter M. Oden,
21 mm, f/2,8, ISO 800, 8 s, Ort: an Bord eines ,,Kometenfluges"
15 18.3.2013, Axel Thomas (Bild-
bearbeitung Bernd Flach-Wilken), 300 mm, f/4,5, ISO 1.600, 8x2 s, Ort: rheinhessisches Tiefland

16 19.3.2013, 18:45 UT, Michael Jäger,
180 mm, f/4, CCD-Kamera Sigma 6303, 4x90 s
17 19.3.2013, 20:00 UT, Torsten Güths,
55 mm, ISO 1600, 2x5 s, ohne Nachführung, Ort: Bad Nauheim
18 21.3.2013, 19:08 UT, Robert Pölzl,
70 mm, ISO 1.600, 4,5 s, Ort: Graz/ AU
19 19.3.2013, 18:45 UT, Michael Jäger,
Newton-Teleskop 115 mm/330 mm, CCD-Kamera FLI 8300, 10x70 s
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20 24.3.2013, Andreas Hänel, 200 mm,
f/5,6, 4 s, Ort: Osnabrück
21 1.4.2013, 19:21 UT, Bernd Koch,
Refraktor 127 mm/665 mm, f/5,2, ISO 1000, 20 s, Ort: Sörth
22 1.4.2013, 21:00 UT, Kai-Oliver
Detken, 50 mm, f/4, ISO 1600, 9x60 s, Ort: Grasberg
23 2.4.2013, 19:27 UT, Werner E.
Celnik, Refraktor 150 mm/1100 mm, ISO 1600, 21x10 s, Ort: Rheinberg
24 3.4.2013, Uwe Freitag, Komet mit Milchstraße und Zodiakallicht,
10 mm, f/3,5, Ort: Insel Fehmarn

93

25 3.4.2013, Uwe Freitag, Tele, Komet bei M 31, 300 mm, f/4, ISO 2000, 80x30 s, Ort: Insel Fehmarn 26 6.4.2013, 20:23 UT, Werner E. Celnik, 100 mm, f/5,6, ISO 3200, 24x8 s, ohne Nachführung, Ort: bei Lüneburg
VdS-Journal Nr. 47

27 8.4.2013, 02:45 UT, Michael Jäger, 180 mm, f/4, CCD-Kamera
Sigma 6303, L: 2x270 s, R/G/B: 160/180/180 s
28 7.4.2013, 23:00 UT, Stefan Schwager/Sternw. Riesa 29 15.4.2013, Bernd Gährken, Schmidt-Newton-Teleskop
200 mm/800 mm, 133x15 s
30 19.4.2013, 23:45 UT, Kai-Oliver Detken, Refraktor
70 mm/420 mm, ISO 1600, 84x32 s, Ort: Grasberg
31 15.4.2013, 01:30 UT, Michael Jäger, Komet mit NGC 281
(Mosaikbild), 180 mm, f/4, CCD-Kamera Sigma 6303, Komet mit L: 2x300 s, R/G/B: 240/240/240 s
VdS-Journal Nr. 47

96

Kometen

VdS-Journal Nr. 47

32 24.4.2013, 20:47 UT, Michael Hauss, 8-Zoll-SCT, Focal-Redu-
cer, ISO 2000, 77x40 s, Vollmond, Ort: Liederbach/Taunus
33 3.5.2013, 21:40 UT, Uwe Pilz, Zeichnung an einem 320-mm-
Newton bei 48x
34 4.5.2013, 23:06 UT, Ulrich Teschke, Refraktor 75 mm/
500 mm, ISO 800, 30x120 s, Ort: Rheinberg
35 5.5.2013, 20:30 UT, Jens Mueller, 200 mm, f/2,8, ISO 1600,
35x30 s, Ort: Hofbieber
36 5.5.2013, Andreas Schnabel, Komet bei NGC 7822
37 5.5.2013, 00:10 UT, Torsten Güths, Newton 250 mm/
1250 mm, ISO 1600, 5x180 s, Ort: Bad Nauheim

38 8.5.2013, 22:00 UT, Oliver Schneider,
500 mm, f/3,5, Sternwarte Gahberg/AU
39 14.5.2013, 22:07 UT, Torsten Hansen,
Refraktor 90 mm/407 mm, ISO 800, 11x102 s
40 10.5.2013, 00:01 UT, Reinhard Kalten-
böck, Refraktor 120 mm/600 mm, ISO 1600, 30 s, Ort: Emmerich

41 22.5.2013, 01:00 UT, Wolfgang Vollmann, ohne Nachführung, Ort: Wien/AU
42
18.5.2013, 21:08 UT, Torsten Zilch, Refraktor 80 mm/560 mm, CCDKamera Atik 16HR, 15x180 s, Ort: Wellinghofen
43 27.5.2013, Frank Niebling, Refraktor
140 mm/780 mm, 20x60 s, Ort: Stadt Ulm
44 28.5.2013, 22:18 UT, Michael Jäger,
180 mm, f/4, CCD-Kamera Sigma 6303, L: 2x450 s, RGB jeweils 240 s
VdS-Journal Nr. 47

Kometen

99

45 3.6.2013, 23:21 UT, Jens Leich, Refraktor
130 mm/440 mm, CCD-Kamera SBIG ST2000XM, 160 min

46 4.6.2013, 23:38 UT, Josef Müller, Newton 300 mm/1440 mm,
CCD-Kamera SBIG ST-10XME, 30x30 s

47 7.6.2013, 22:23 UT, Werner E. Celnik, 200 mm,
f/4,5, ISO 2000, 35x60 s, Ort: Rheinberg

48 13.6.2013, 22:45 UT, Jens Leich, Refraktor
60 mm/370 mm, CCD-Kamera SBIG ST2000XM, 25x90 s, Ort: Wiehl-Marienhagen

VdS-Journal Nr. 47

49 12.6.2013, 21:15 UT, Stefan Binnewies und Josef Pöpsel,
Newton 600 mm/1.900 mm, CCD-Kamera SBIG STL11000M, Remote-Belichtung, L: 5x120 s, R: 4x120 s, G+B je 3x120 s, Ort: Obs. Haute Provence/F
50 18.6.2013, 00:10, Helmut Herbel, SCT 270 mm/2.700 mm,
CCD-Kamera AlCCD6cpro, 480 s (Bildarchiv VdS-FG Kometen)

Meteore 101

Bericht vom 32. AKM-Seminar
vom 22. bis 24.03.2013 in Hannover

von Roland Winkler und Sirko Molau

Das diesjährige Treffen des Arbeitskreises Meteore (AKM e. V., Betreuer der VdS-Fachgruppen ,,Atmosphärische Erscheinungen" und ,,Meteore" ) führte 26 Teilnehmer nach Hannover, wo in angenehmer Atmosphäre bei ,,arktischen" Außentemperaturen interessante Vorträge zu den jeweiligen Schwerpunktthemen stattfanden. Normalerweise fand am Anreisetag in den Jahren davor ein Fachvortrag am Abend statt, aber aufgrund der noch immer sehr winterlichen Bedingungen in der Republik lag das Augenmerk auf ein gutes Ankommen aller Teilnehmer, so dass ein gemütliches Beisammensein dann den Freitag ausklingen ließ.

Am Samstag begann das interessante Vortragsprogramm mit Schwerpunkt Atmosphärische Erscheinungen. Elmar Schmidt referierte anschaulich über das Auge als Optik eines jeden Beobachters, darin kamen einige hilfreiche Details zutage, die man in der Beobachtungspraxis sicher auch praktisch anwenden kann. Frank Killich stellte seine Polarisationsmessungen an Regenbögen und Halos vor. Mit einer Software lässt sich die Polarisation an Himmelsobjekten auswerten, die an einigen Beispielen demonstriert wurde. Eindrucksvoll waren die 3D-Bilder, welche mit einer Brille betrachtet werden konnten.
Nach einer Kaffeepause, wo man einige Themen eingehender besprechen konnte, berichtete Bernd Gährken eindrucksvoll über Polarlichter am Nordkap. Während eines Trips mit mehreren Mitstreitern in dieser Region konnte man in einigen Nächten spektakuläre Erscheinungen beobachten. Danach präsentierte Daniel Fischer Polarlichtbeobachtungen auf der Hurtigrute vor Norwegen. Wenn man so eine Reise bucht, bekommt man am Himmel immer was geboten ...
Die Mittagspause gestaltete sich sehr vegetarisch, aber im Naturfreundehaus überwog die angenehme Atmosphäre. Danach wurde von einigen Mutigen eine kurze Rundwanderung in die nähere Um-

1 Teilnehmer vorm Naturfreundehaus (Foto: Bernd Brinkmann)

gebung gemacht. Trotz Bewegung wurde es nicht viel wärmer, aber da war man schon wieder zur Mitgliederversammlung zurückgekehrt.
Schwerpunkt war ein Rückblick auf die Aktivitäten im letzten Jahr. Daneben gab es eine Abstimmung über den Mitgliedsbeitrag im nächsten Jahr, der trotz der Kostensteigerungen bei einigen Posten konstant bleibt. Danach stellten Anke Hamann und Manfred Heinrich einen Jahresrückblick der beobachteten Erscheinungen und Polarlichter vor. Dieser war sehr eindrucksvoll und zeigte die vielfältigen Facetten, die man am Himmel beobachten kann, wenn man sich die Zeit nimmt und danach schaut.
Bernd Gährken zeigte in seinem Vortrag über Mondimpakte die Schwierigkeit, so ein Ereignis nachzuweisen. Wenn man die nötige Zeit und Geduld aufbringt, sind hier interessante Ergebnisse zu erwarten. Sirko Molau gab dann einen Rückblick über die Videobeobachtung von Meteoren im letzten Jahr. Es gab natürlich wieder einen signifikanten Anstieg der beobachteten Meteore und das

Netz wurde kontinuierlich weiter ausgebaut.
Der Sonnabend klang dann mit zwei Vorträgen aus: ,,Jahresrückblick atmosphärische Erscheinungen 2012" von Claudia und Wolfgang Hinz in bewährter umfangreicher Form sowie ,,Jahresrückblick 2012" von Christoph Gerber, der leider nicht teilnehmen konnte und dessen Vortrag von Reinhard Nitze gehalten wurde. Danach gab es genügend Gelegenheit, den Tag Revue passieren zu lassen.
Am Sonntag lag der Schwerpunkt der Präsentationen bei den Meteoren. Bernd Brinkmann zeigte anhand eines Tools zur Kontrolle der Log-Files von MetRec, wie eine Fehleranalyse in den Videodaten erfolgen kann. Dies erleichtert aufgrund der Fülle der Daten pro Nacht die Auswertung. Sirko Molau zeigte danach wie aus den Videodaten potenziell neue Meteorströme aufgespürt werden können. Dies konnte man anhand einiger interessanter Beispiele nachvollziehen. Natürlich sind dann weiterhin kontinuierliche Beobachtungen in den Zeiträumen not-
VdS-Journal Nr. 47

102 Meteore

2 Gemütliches Beisammensein (Foto: Sirko Molau)

3 Während der 3D-Präsentation von Frank Killich
(Foto: Sirko Molau)

wendig, um neue Ströme zweifelsfrei als solche zu identifizieren.
Den letzten Vortragsteil nach der Kaffeepause brachte das Thema Meteorite schon aufgrund des Ereignisses von Tscheljabinsk in den Vordergrund. Frank Killich zeigte, wie sogenannte Infraschallbeobachtungen durchgeführt werden. Als Beispiel wurde die Schallaufzeichnung vom Tscheljabinsk-Meteoriten vorgestellt, aber es werden nebenbei auch andere ,,Geräusche" auf der Erde damit aufgezeichnet, wie z. B. Erdbeben, Überschallknall vom Eurofighter usw. Ulrich Sperberg fasste in seinem Vortrag den Ablauf dieses Ereignisses aus der Sicht der Medien mit dem Ergebnis zusammen, dass die seriösen Berichte eindeutig in der Minderheit waren. Zu guter Letzt gab es einen Reisebericht von Ina Rendtel zum Manicouagan-Meteoritenkrater in Kanada. Es gab schöne Fotos zu sehen und man sah wieder, dass man in seinem Urlaub auch ganz nebenbei eine astronomische Komponente einbauen kann.
Nach dem anschließenden vegetarischen Mittagessen ging dieses schöne Treffen wieder zu Ende. Jeder nahm wieder Anregungen für sein Hobby mit und nebenbei verabschiedete sich Hannover mit einem Sonnenhalo. Freuen wir uns auf nächstes Jahr im März in Dessau bei dann vielleicht angenehmeren Temperaturen.
Zum Abschluss noch ein paar Anmerkungen von Sirko Molau zum Thema ,,AKM-Seminar online":
Als Novum in der Geschichte der AKMSeminare haben wir in diesem Jahr die Möglichkeit der ,,online-Teilnahme" geschaffen. Zum Einsatz kam vor Ort eine
VdS-Journal Nr. 47

Round-Table-Kamera von Microsoft, die ein wenig wie ein UFO aussieht, aber dafür gleich zwei Videofunktionen liefert: Ein 360 Grad -Panoramabild vom Tagungsraum und ein Live-Bild vom aktuellen Sprecher.
Dazu analysiert die Kamera, in welcher Richtung gerade gesprochen wird, und schaltet das Hauptbild automatisch in die entsprechende Richtung.
Darüber hinaus ist das System mit hochwertigen Mikrofonen ausgestattet, so dass man einen Sprecher auch dann noch gut verstehen kann, wenn er am anderen Ende des Tagungsraumes sitzt. Als Software kam das Product Lync von Microsoft zum Einsatz, weil nur hier die Funktionen der Kamera (Panoramabild, automatische Umschaltung) voll ausgenutzt werden können. An den teilnehmenden Computern konnte man entweder mit einem Webbrowser sowie Audio über Telefon, oder über das kostenlose Programm ,,Lync Attendee" mit integrierter Audioübertragung (VoIP) arbeiten. Voraussetzung sind hier ein Headset und optional eine Webcam.
Die meiste Zeit über waren etwa zwei bis drei AKM-Mitglieder ,,online". Zum Teil waren sie nicht nur passiv dabei, sondern griffen aktiv in die Diskussion zu den Vorträgen ein. Effektiv hatten wir damit nicht 26, sondern 29 Seminarteilnehmer.
Insgesamt war das Feedback auf den Versuch sehr positiv - einige Dinge haben wir jedoch gelernt.
· Voraussetzung ist ein stabiles WLAN (war vor Ort gegeben), so dass der Audio- & Videodatenstrom problemlos in

das Internet übertragen werden kann. Die Zahl der online-Teilnehmer ist dann egal, weil die sich ja direkt mit dem Lync Server verbinden.
· Lync selber ist eine Enterprisesoftware, die man nur in größeren Unternehmen und Forschungseinrichtungen finden wird. Auch die Kamera ist von professioneller Qualität und preislich deutlich im vierstelligen Bereich angesiedelt. Um also die entsprechende Übertragungsqualität sicherstellen zu können, wird man Zugriff auf die Ressourcen einer Firma oder Forschungseinrichtung haben müssen.
· Am besten waren die Vorträge zu verfolgen, wenn auch der Bildschirminhalt übertragen wurde. Dazu ist es aber fast zwingend erforderlich, dass alle Präsentationen auf einem Rechner gehalten werden und nicht jeder Vortragende seinen eigenen Rechner an den Beamer anstöpselt. Prinzipiell nicht zu übertragen sind laufende Videos.
· Last but not least braucht die Technik etwas Aufmerksamkeit, so dass sich der Betreiber nicht im vollem Umfang auf die Vorträge konzentrieren kann. Im Idealfall hat man jemanden, den das Programm weniger interessiert und der sich stattdessen nur um die Technik kümmert.
Alles in allem war das Experiment sehr ermutigend, so dass wir es im nächsten Jahr sicherlich wiederholen werden. Es gibt auch Personen die Möglichkeit der Teilnahme, die aus irgendeinem Grund nicht zum Seminar kommen können. Das gemütliche Beisammensein am Abend kann aber natürlich keine noch so gute Videokonferenz ersetzen.

Planeten 103

Der ,,Glücks-Saturn" vom 07.05.2013
von Jens Leich

Der Himmel riss nach dem Regen am Abend ein wenig auf, die Luft war sehr feucht und es war diesig. Eigentlich wollte ich nur ein wenig ,,spechteln", nachdem ich ein paar Tage zuvor meine neue Montierung ,,Mach 1" von Astro-Physics eingescheinert hatte.

Saturn steht tief, verdammt tief. Und außerdem nur knapp über meiner Sternwartenwand und ab ca. 23:40 MESZ hinter unserem Dachgiebel, dafür aber für mein kurzes Saturn-Sichtfenster in der Nähe der ,,Kulmination". Hilfreich ist auch die Tatsache, dass meine neue Montierung etwas höher auf den Beinen steht und ich damit etwas Deklination gewinne. Nachdem ich das Einscheinern nochmals überprüft und feinjustiert hatte, fiel mir die relative Ruhe der beobachteten Sterne auf und ich musste an das ,,Super-Seeing" im Oktober 2011 denken. Der heutige Abend konnte da zwar nicht ganz mithalten, aber Saturn war für diese niedrige Deklination (ca. -11,5 Grad ) visuell bei 130-facher Vergrößerung erstaunlich ruhig und die Cassini-Teilung war im 5-Zöller nicht zu übersehen. Also nichts wie raus mit dem Laptop und die Videokamera angeklemmt. So ein Glück nahe der Opposition werde ich wohl so schnell von Saturn nicht mehr bekommen!

Die Mach 1 - perfekt eingescheinert - läuft sehr genau und ohne Ausreißer, Saturn war auch nach über einer Stunde fast noch mittig auf dem Chip der DMK 21AU618.AS.

lichtung 54,2 ms Grün: Mitte 21,1331 UT, 1.008 Bilder = 134 s, Gamma 100, Verstärkung 850, Belichtung 100,1 ms Blau: Mitte 21,1718 UT, 549 Bilder =

146 s, Gamma 100, Verstärkung 850, Belichtung 179,3 ms IR-Pass: Mitte 21,2329 UT, 3.000 Bilder = 199 s, Gamma 100, Verstärkung 850, Belichtung 63,0 ms

Die vollständigen Aufnahmedaten:

Saturn 9,5 Tage nach seiner Opposition

Rektaszension: 14h 24m

Deklination:

-11 Grad 27'

Helligkeit:

+0,2 mag

scheinbarer Durch-

messer (Äquator): 18,74'

Ort: SOL-Sternwarte Wiehl-Marienhagen,

Oberbergischer Kreis, 07 Grad 35` E, 50 Grad 59` N,

280 m ü NN, Aufnahmedatum: 07.05.13,

Instrument: 5-Zoll-Starfire-Apochromat

von Astro-Physics, Brennweite: fokal

838 mm verlängert mit dem Baader-Flat-

field-Converter (FFC) auf ca. 4.500 mm.

Montierung: Mach 1 von Astro-Physics,

Kamera: DMK 21AU618.AS von The

Imaging Source. Filter: RGB + IR-Pass

von Baader, manuelles Filterschubladen-

system von Teleskop-Service Ransburg.

Aufgenommen mit FireCapture 2.2, ge-

stackt mit AutoStakkert 2.105, IR-RGB-

Komposit mit Fitswork 4. Die Endbear-

beitung erfolgte mit Photoshop 6.

Integrationszeiten: Rot: Mitte 21,1059 UT, 1.000 Bilder = 66 s, Gamma 100, Verstärkung 850, Be-

Anmerkung der Redaktion
zu den Beiträgen von J. Leich und M. Kunze
Planetenaufnahmen im Web gibt es viele, in unserem Journal sind sie schon seltener, jedenfalls seltener als z. B. Deep-Sky- oder Kometenaufnahmen. Doch es muss nicht immer eine große Auswertung von Ausnahmeserien sein, um einen Planetenbeitrag fürs Journal einzureichen. Trauen Sie sich, liebe Beobachter und WebCam-Enthusiasten!
Die beiden Bildbeispiele unserer Autoren Jens Leich und Michael Kunze zeigen, was mit Instrumenten dieser Größen möglich ist: ein Apochromat mit 130 mm und ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit mehr als der doppelten Öffnung: 270 mm.
Klar, dass das C11 den ,,kleinen" Refraktor in der Schärfe übertrumpft, das besagt schon die Theorie. Aber schauen Sie doch mal, was mit dem kleinen Instrument möglich ist! Vergleichen Sie! Die Redaktion ist jedenfalls beeindruckt, was beide Autoren mit ihrem Instrument erreicht haben.
Wie man sieht, beherrschen jedenfalls beide Bildautoren ihr Instrumentarium. Und das ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass jedes Instrument auch seinen Himmel ausschöpfen kann. W. E. Celnik
VdS-Journal Nr. 47

104

Spektroskopie

Saturn im Juni 2013
von Michael Kunze
Eigentlich hatte ich mein Teleskop aufgebaut, um einige Tests meiner neuen Newton-Kollimation zu machen. Von diesem Standort konnte ich Saturn jedoch nur 10 Minuten in einer Lücke zwischen Baum und Haus sehen. Der visuelle Eindruck war derart, dass das Seeing beeindruckend gut aussah.
Also schleppte ich mein C11 samt Montierung, Akku und Zubehör 60 Meter Richtung Querstraße und errichtete alles nahe daran neu. So konnte ich Saturn ca. 1,5 Stunden lang beobachten. Der visuelle Eindruck war richtig und das Seeing sehr gut. Ich begann, meine Aufnahmen mit der ASI120MM und meinem Baader-RGB-Filtersatz zu machen.
Die wenigen vorbeifahrenden Autos führten nicht zu Erschütterungen, da die Fahrer alle abrupt abbremsten, da man mich ganz offensichtlich für eine Geschwindigkeitskontrolle hielt!
So entstand dieses Bild von Saturn am 03.06.2013 um 23:43 Uhr UT.

Die Welt zu Gast in Lüneburg:
ASpekt13 - Jahrestagung der Fachgruppe Spektroskopie
von Thomas Hunger

Die Einladung zur diesjährigen Jahreskonferenz der Fachgruppe Spektroskopie führte uns ins norddeutsche Reinstorf bei Lüneburg. Damit sollte vor allem auch interessierten Sternfreunden aus Dänemark, den Niederlanden und Polen die Gelegenheit gegeben werden, mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen, da die Fachgruppe zunehmend international wahrgenommen wird. In diesem Jahr gab es Neuerungen, um die Welt in den Tagungsraum zu holen. Doch dazu später mehr ...
Die lokalen Organisatoren Thomas Keßler und Wolfgang Mahlmann hatten für die Teilnehmer einen angenehmen Tagungsort in der Lüneburger Heide bei schönstem Frühlingswetter ausgesucht. Die meisten der angemeldeten Teilnehmer reisten bereits bis zum Freitagabend an, so dass schon am Vorabend der Konferenz im hoteleigenen Restaurant viele Diskussionen und Gespräche stattfanden. Neben bekannten Gesichtern waren auch einige neue Sternfreunde zugegen, die herzlich aufgenommen wurden.
VdS-Journal Nr. 47

Die eigentliche Tagung begann am Samstagvormittag mit der Begrüßung durch die Organisatoren und dem Fachgruppensprecher. Pünktlich konnte ins Vortragsprogramm eingestiegen werden, das mit einem Beitrag von Lothar Schanne speziell für Einsteiger zum Thema ,,Welche Informationen sind im Sternlicht enthalten und wie können wir sie messen?" startete. Schnell wurde deutlich, dass die Spektroskopie ein sehr umfängliches Thema ist. Günter Gebhard übernahm den Staffelstab und demonstrierte die Anwendung der Profi-Software ESO-MIDAS zur Auswertung von Spektren. Seine MIDAS-Skripte OPA und SMS sind in der Fachgruppe bestens bekannt. Die Live-Demonstration ließ die Mächtigkeit des Software-Werkzeuges erahnen.
Nach der Kaffeepause kam es zur ersten Premiere der Tagung: eine Live-Schaltung via Internet mit WebEx nach Tianjin, China, zu Dong Li, einem jungen aktiven Spektroskopiker, der aus dem

Fachgruppenforum bekannt ist und die diesjährige Wolf-Rayet-Stern-Kampagne der Fachgruppe mit eigenen Messungen unterstützen wird. Trotz intensiver Vorbereitung hatte die LTE-Internetverbindung doch ihre praktischen Tücken, die allerdings ausgeräumt werden konnten. Deshalb wurde der Beitrag von Helmut Jahns über sein Windows-Programm SpecRaVE, welches er zusammen mit Roland Bücke erstellt hat, vorgezogen. Die Auswertung von Spektren zur Radialgeschwindigkeitsmessung und Bestimmung von Bahnparametern von Doppelsternen erfolgt damit sehr komfortabel. Nachdem alle Schwierigkeiten ausgeräumt waren, stellte Dong Li seinen Beobachtungsplatz, der mitten in der 10-Millionen-Metropole liegt, und seine Sternwarte vor. Er zeigte uns eindrucksvoll anhand seiner spektroskopischen Ergebnisse, was an einem solchen urbanen Ort möglich ist.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen startete die Nachmittagssitzung mit einem Beitrag von Manfred Woche zu Vo-

Spektroskopie

105

1 Die Teilnehmer der ASpekt13
lume Phase Holographic Gratings. Diese Durchlichtgitter zeichnen sich durch mechanische Robustheit bei einer hohen Lichtausbeute bis zu 90 % aus, haben aber den Nachteil, nur in einem beschränkten Wellenlängenbereich hocheffizient zu sein. Kleine 11/4-Zoll-Gitter sind mittlerweile aber auch für Amateure bei den einschlägigen Quellen erhältlich.
Im Anschluss daran erfolgte die zweite Live-Schaltung in die Welt: diesmal nach Riad, Saudi-Arabien, zu Prof. Nabil Ben Nessib von der dortigen King Saud University. Er berichtete uns begeistert von seinem Arbeitsgebiet, den Linieneigenschaften von hochionisierten Atomen in Plasmen wie z. B. den Atmosphären Weißer Zwerge. Dieser Beitrag war für die Fachleute unter den ASpekt-Teilnehmern interessant, aber fordernd, für Einsteiger aber zu anspruchsvoll.
Den ersten Vortrag nach der nachmittäglichen Kaffeepause bestritt Daniel Sablowski über seine Arbeiten mit Glasfasern und der Vorstellung eines einfachen Image Slicers. Image Slicer zur Erhöhung des spektralen Auflösungsvermögens waren für Amateure wegen der Kosten bisher kaum nutzbar. Nun zeigt sich mit Daniels Arbeiten, dass sich die Situation offenbar ändert.
Die abschließende Internet-Schaltung führte uns zu Prof. Anthony Moffat, Universite de Montreal. Er ist der Prin-

cipal Investigator unserer diesjährigen Teide-Kampagne und berichtete aus seiner Sicht zu Profi-Amateur-Kollaborationen der Zukunft. Er wies auf das Satellitenprojekt BRITE hin, wo Amateure aufgerufen sind, unterstützende spektroskopische Beobachtungen durchzuführen (www.brite-constellation.at). Die Zielobjekte von BRITE sind die scheinbar hellsten Sterne und damit bestens für Amateure geeignet. Außerdem hob er langfristige Messreihen als die größte Möglichkeit hervor, professionelle Un-

tersuchungen zu unterstützen. Thomas Hunger und Lothar Schanne stellten im Anschluss das Projekt Schwerpunktthema ,,Spektroskopie" im VdS-Journal für Astronomie vor, welches Mitte 2014 realisiert wird. Mitstreiter der Fachgruppe werden dazu eine Reihe Artikel erstellen, die diesen Bereich der Amateurastronomie, die Arbeitsgebiete und aktuelle Entwicklungen vorstellen.
Abschließend gab es eine weitere Premiere: Zum ersten Mal wurden der Sprecher

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VdS-Journal Nr. 47

106

Sternbedeckungen

und seine Vertreter von den anwesenden Mitgliedern der Fachgruppe direkt gewählt. Als Sprecher wurde Rainer Borchmann gewählt, als Vertreter wurden Lothar Schanne und Tobias Feger bestätigt und Thomas Hunger hinzugewählt. Alle Kandidaten erhielten volle Zustimmung des Plenums und sind für die kommenden vier Jahre für die Belange der Fachgruppe zuständig. Die Fachredaktion für das VdS-Journal geht von Thomas Hunger an Lothar Schanne und Daniel Sablowski über, das Fachgruppenjournal ,,Spektrum" wird nach wie vor von Thomas Hunger herausgegeben. Die Webpräsenz wird nunmehr von Gerrit Grutzeck betreut. Vielen Dank an dieser Stelle an Thomas Eversberg, der während der letzten Jahre für den Internetauftritt verantwortlich zeichnete. Das Forum bleibt in den Händen von Jürgen Neubert. Pünktlich wurde der Veranstaltungstag beendet und zum gemeinsamen Abendessen übergegangen. Die Zeit wurde für einen intensiven Austausch mit vielen Diskussionen auch zu nichtspektroskopischen Themen genutzt.

Der Sonntag begann mit einem Vortrag von Bernd Hanisch zu ,,hüllenabwerfenden Sternen". Er berichtete von seinen langjährigen Arbeiten an Be-Sternen, hier insbesondere an 66 Oph, dessen HAktivität gerade zum Erliegen kommt. Christian Netzel führte in seinem Vortrag zu Modifikationen am kommerziell erhältlichen Spektrografen LiHres III aus, wie eine Wellenlängenkalibrierung über den gesamten sichtbaren Spektralbereich möglich wird. Dazu wird über einen Zwischenring und eine Spiegelanordnung eine externe Kalibrierlichtquelle über Lichtleiter eingeblendet, die eine hinreichende Linienanzahl liefert.
Nach der Kaffeepause berichtete Ulrich Waldschläger von seinen Versuchen, einen altgedienten Laborgitterspektrografen mittels Lichtleiter an ein 10-Zoll-SCT zu adaptieren. Die ersten Ergebnisse sind sehr vielversprechend und reichten aus, einen Buchpreis auf einem Teleskoptreffen zu gewinnen! Gratulation dazu! Daniel Sablowski referierte abschließend über ,,Optical Design and Ray Tracing Fundamentals". Er demonstrierte das De-

sign mittels WinLens von QiOptics am Beispiel klassischer Spektrografen.
Zum Tagungsausklang wurden die Örtlichkeiten für die Veranstaltungen 2014 und 2015 besprochen. Die ASpekt14 wird in Köln stattfinden und von Rainer Borchmann sowie Frank Zobel organisiert. Die ASpekt15 findet in Freiburg/ Breisgau statt und wird dankenswerterweise von den Sternfreunden Breisgau um Martin Federspiel organisiert.
Damit war die ASpekt13 schon Geschichte. Die Teilnehmer wurden vom neuen Sprecher Rainer Borchmann verabschiedet und ein herzliches Dankeschön an Thomas Keßler und Wolfgang Mahlmann für ihren engagierte Tagungsorganisation und die spannenden neuen Anstöße für unsere internationale Arbeit gegeben. Trotz WebEx und Online-Vorträgen: Auf Wiedersehen bis 2014 in Köln.
Danksagung T. H. dankt Lothar Schanne und Thomas Eversberg für die kritische Durchsicht des Manuskriptes.

Jahrestagung der Fachgruppe Sternbedeckungen
von Eberhard H. R. Bredner

Sternbedeckungen werden seit 400 Jahren - seit der Erfindung des Fernrohres - beobachtet, ganz so alt ist die VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen nicht, aber diese FG gehört doch zu den ersten im Rahmen der VdS. Von Anfang an wurde die FG von der IOTA/ES getragen (,,International Occultation Timing Association/ European Section", etwa ,,Internationale Bedeckungszeiterfassungsgesellschaft/ Europäische Abteilung").

Die IOTA/ES ist seit über 25 Jahren als wissenschaftlicher (!), gemeinnütziger Verein anerkannt und eingetragen. Gerade in den letzten Jahren hat sich der Schwerpunkt der Beobachtungen verlagert. Bildeten früher die traditionellen totalen und streifenden Sternbedeckungen die Basis unserer Tätigkeit, so ist seit der genauen Vermessung des Mond-
VdS-Journal Nr. 47

1 Der erneuerte Vorstand der ,,Sternebedecker", von links: Michael Busse,
Hans-Joachim Bode, Brigitte Bode-Thome, Dr. Wolfgang Beisker, Konrad Guhl

Sternbedeckungen

107

Höhenprofils durch die japanische Sonde Kaguya dieser Bereich zurückgegangen. Nur die Beobachtung von totalen Doppelstern-Bedeckungen am Mondrand wird in Zukunft ,,wissenschaftlich" noch eine gewisse Bedeutung haben.
Aber - um hier kein falsches Bild zu zeichnen - die Verfolgung einer totalen oder noch besser einer streifenden Bedeckung am dunklen Mondrand vermittelt noch immer einen atemberaubenden und ästhetisch ungemein überwältigenden Eindruck. Wer als Amateur-Astronom das nie beobachtet hat, dem fehlt ein wichtiger Teil der Astronomie! Man siehe dazu auch den Hinweis zur Spica-Streifung am Mondrand auf Seite 110 in dieser Ausgabe.
Nirgendwo wird die Dynamik von Abläufen am Himmel deutlicher, außer vielleicht bei einer Sonnenfinsternis - aber das ist ja ,,auch nur eine Bedeckung".
Jeder ordentliche deutsche Verein hat eine Jahreshauptversammlung, so auch die IOTA/ES in diesem Jahr am Hauptsitz des Vereins, hier als Gast der Sternwarte Hannover am 20. April 2013.
Es begann mit einem Bericht des Vorstandes mit den letztjährigen Erfolgen und Misserfolgen und möglichen Beobachtungsvorhaben in Zukunft. Zunächst gedachten wir aber unserem polnischen Koordinator, Pawel Maksym, den ein früher Tod mit 29 Jahren aus unseren Reihen gerissen hatte.
Es standen turnusgemäß Vorstandswahlen an, nach über 20 Jahren ,,im Amt" traten der Sekretär (Dr. Eberhard Bredner) und das Vorstandsmitglied ,,Öffentlichkeitsarbeit" (Dr. Eberhard Riedel) nicht mehr zur Wahl an, an ihrer Stelle wurden Konrad Guhl (Öffentlichkeit) und Michael Busse (Sekretär) gewählt. Die Abbildung 1 zeigt den aktuellen Vorstand.
Als hervorgehobener Tagesordnungspunkt ist noch die Diskussion um den neuen mobilen 50-cm-Spiegel in Dobson-Montierung zu nennen. Wie schon oben angesprochen, hat sich der Schwerpunkt der Fachgruppe von ,,Sternbedeckungen" etwas verschoben. Seit einiger Zeit tritt die Beobachtung von PlanetenAtmosphären und die Beobachtung von

TNOs (Trans Neptun Objects) in den Vordergrund. Dafür sind in der Regel Fernrohre mit größeren Öffnungen erforderlich, die Objekte sind oft sehr lichtschwach. Meist versuchen wir bei einer dieser Beobachtungen auf schon existierende Sternwarten mit ihrer Ausrüstung zurückzugreifen, die wir dann nur mit unserer elektronischen Ausrüstung (empfindliche Video-Kameras, Zeiterfassungsgeräte) ergänzen.
Die Vorhersagen für diese Ereignisse haben in der Regel noch nicht die sonst gewohnte Qualität (Genauigkeit) und eine Beobachtung fällt oft auch in eine Region, in der es keine Sternwarte gibt. Besonders um diese Fälle auch zu beobachten, hat sich der Verein entschlossen, einen Goto-Dobson mit einem 50-cmSpiegel anzuschaffen. Die Abbildung 2 gibt dazu einen Eindruck.
Der Umbau für unseren Einsatz war nicht einfach, es gab gravierende Probleme mit dem Antrieb, so dass im letzten Augenblick der Tubus (wie im Bild) abgebaut werden musste und durch eine Halterung der Kamera ,,im Fokus" ersetzt wurde.
Ein letzter Punkt: Als Verein auf Europäischer Ebene organisieren wir jedes Jahr eine Tagung in einem Mitgliedsland, ESOP (European Symposium on Occultation Projects) - letztes Jahr in Pescara/Italien, 2013 in Barcelona/ Spanien, 2014 voraussichtlich in Prag/ Tschechien. Diese Tagung ist als Kontakt zu unseren Mitgliedern sehr wichtig und soll im Veranstaltungsland auch neue Beobachter ansprechen - wobei in erster Linie nicht totale Neu-Beobachter angesprochen werden sollen, sondern es soll

2
Der neue 50-cmSpiegel der IOTA/ES in Dobson-Montierung, flankiert von Michael Busse als verantwortlichem Konstrukteur und Konrad Guhl als erstem Anwender
gut ausgerüsteten Amateuren (natürlich auch Berufsastronomen) ein zusätzliches Arbeitsgebiet angeboten/nähergebracht werden. ,,Bedeckungen" stellen uns ja nicht unter ,,Dauerstress", oft vergehen Wochen zwischen beobachtbaren Ereignissen - dazwischen wäre dann ausreichend Zeit für andere Bereiche der Astronomie - ÜBEN ist in der Zwischenzeit erste Pflicht. Und natürlich eignen sich dazu wieder totale Sternbedeckungen.
Was sich im Spektrum der IOTA/ES so tut, kann man sehr gut an wissenschaftlichen Veröffentlichungen ablesen, an denen wir mitgearbeitet haben. Es geht immer um Bedeckungen - von z. B. Doppelsternen, Planeten-Atmosphären oder TNOs.
Ein Nachsatz: Konrad Guhl war unterwegs mit dem 50-cm-Spiegel - demontiert für den Transport in einem mittelgroßen PKW. Unter anderen begleitet vom Autor als Wetter-Basisstation mit Dauerinformationen über das vorhergesagte Wetter im Beobachtungsgebiet Süditalien. Anfänglich hoffnungsvolle Wetteraussichten verschlechterten sich während der 2-tägigen Anreise so sehr, dass die Exkursion dann in den Alpen abgebrochen werden musste. Auch die Beobachter auf Kreta (auch IOTA/ES) und in Athen (Sternwarte Paris) waren ,,clouded out" - durch Wolken an einer Beobachtung gehindert.
Das ist unser Problem bei den ,,Bedeckungen" - der Termin lässt sich auch mit bester Vorplanung nicht verschieben. Aber vielleicht können wir bei der Jahrestagung 2014 von anderen, gelungenen Beobachtungen mit dem neuen IOTA/ES-Schatz berichten.
VdS-Journal Nr. 47

108

Sternbedeckungen

Spica streift den Mond
von Eberhard H. R. Bredner

Hier soll noch einmal auf die mögliche Beobachtung der streifenden Spica-Bedeckung am 2. November 2013 hingewiesen werden (siehe auch VdS-Journal für Astronomie 46, 110). Wer der Dynamik des Himmelsgeschehens näherkommen möchte, der hätte hier eine herausragende Möglichkeit zur Beobachtung! Sonnenfinsternis-Beobachter wissen es schon immer, besonderen Ereignissen muss man hinterherreisen. So auch hier - die berechnete Grenzlinie, auf der diese Beobachtung möglich ist, zieht sich von Nordfrankreich bis Norditalien. Aber die Beobachtung will sorgfältig geplant werden.
Am Anfang der Grenzlinie steht Spica sehr tief am Horizont, die Sonne weit unter dem Horizont - am Ende steht Spica deutlich höher, aber dann geht gerade die Sonne auf.

Es gilt also zwischen den beiden Extremen zu entscheiden. Nach reiflicher Überlegung haben wir unter Einbeziehung der topografischen Situation die Region südlich des Ortes Lons-le-Saunier gewählt. Wir beobachten die Wetterentwicklung sorgfältig, 24 Stunden vor dem Ereignis wird die Durchführung entschieden - gehen oder bleiben!?
Beobachter sollten also auf jeden Fall Kontakt halten (Eberhard@Bredner.eu). Wir treffen uns am Vorabend zu einer gemeinsamen Besprechung und Verteilung der Beobachtungspunkte. Die Grafik zeigt drei ausgeprägte Mondberge, Spica sollte also innerhalb kurzer Zeit dreimal durch einen Mondberg verdeckt werden, aber nur - wenn Sie sich richtig aufgestellt haben.

Entschließen Sie sich, es wird großartig! Topografie, Mondberge und Täler zeichnen sich so am Rande ab.
1 Die Grafik zeigt die Situation für die
streifende Bedeckung, oben ist der Mond. Gepunktet ist eine ,,perfekte, idealisierte" Mondoberfläche. Die skizzierten Abweichungen erklären sich aus der Topografie, Mondberge und Täler zeichnen sich so am Rande ab.

VdS-Journal Nr. 47

Veränderliche

109

Beteigeuze (Alpha Orionis) und
Mintaka (Delta Orionis)
von Wolfgang Vollmann
Beteigeuze (Alpha Orionis) Beteigeuze ist der hellste Stern, der für das freie Auge deutlich seine Helligkeit ändert. Der GCVS [1] gibt eine Amplitude von 0,0 bis 1,3 mag an. Als Typ wird SRc (halbregelmäßig) mit einer Periode von 2.335 Tagen angegeben. Der Stern ist nicht leicht zu beobachten: Die rote Farbe und Vergleichssterne in größerem Winkelabstand machen visuelle Schätzungen schwierig. Die Lichtkurve der letzten Jahre hat Sebastian Otero zusammengestellt [4]. Eine gute Übersicht zum Stand der Forschung bietet [6].

1
Beispiel eines Einzelfotos. Aus dem RAW-Bild wird das Grünbild gewonnen und gemessen.

Seit Anfang 2012 beobachte ich Beteigeuze mit der digitalen Spiegelreflexkamera Canon 450D. Mit einem Zoom-Objektiv bei 1:2,8, f=28 mm (Weitwinkelstellung) stelle ich ziemlich unscharf auf eine Entfernung von 2,5 Meter ein. Die Belichtungszeit beträgt 13 Sekunden bei ISO 400, eine Nachführung ist dabei nicht nötig und die Kamera am Fotostativ montiert. Durch die unscharfe Einstellung werden die Sterne zu Lichtscheiben und auch so helle Sterne wie Beteigeuze sind nicht überbelichtet. Die Messung der instrumentellen Helligkeiten erfolgt wie immer mit dem Programm AIP4WIN [3] auf den Grünbildern (Abb. 1 und 2).

Den Transformationskoeffizienten k bestimmte ich durch viele Beobachtungen zu -0,118 +- 0,024 für meine Kamera. Für Alpha Orionis nehme ich einen mittleren Farbindex B-V = +1,50 mag an. Pro Beobachtung werden mindestens 10 Einzelbilder gemessen und das Ergebnis

gemittelt. Natürlich ist es nötig, die unterschiedliche Extinktion durch unterschiedliche Sternhöhen zu berücksichtigen. Dazu verwende ich eine genäherte mittlere Extinktion von 0,20 mag pro Luftmasse. Beobachtungen durch mehr als 2 Luftmassen (unter 30 Grad Stern-

Im verwendeten Helligkeitsbereich sind die instrumentellen Helligkeiten linear proportional zu den Johnson-V-Helligkeiten (bei gleichfarbigen Sternen). Als Vergleichsstern benutze ich Gamma Orionis (V = 1,64 mag, B-V = -0,22 mag) und als Prüfstern (Check star) Zeta Orionis (V = 1,74 mag, B-V = -0,20 mag). Die gemessenen instrumentellen Grünhelligkeiten G werden auf Johnson-V transformiert:
V = G + k · (B - V)

2 Beispiel einer Messung von Alpha
Orionis. Durch die unscharfe Abbildung bilden die Sterne Ringe mit dunklerem Zentrum und sind nicht überbelichtet.

VdS-Journal Nr. 47

110

Veränderliche

3 Lichtkurve von Alpha Orionis Ende Dez. 2012 bis Mitte Apr. 2013. Jeder Messpunkt
wurde aus mindestens 10 Einzelbildern ermittelt. Der Helligkeitsanstieg (obere Lichtkurve) von 0,65 mag bis zu einem Maximum mit 0,40 mag zum JD 2456350 ist gut sichtbar. Ein zweites Maximum JD 2456370 ist angedeutet. Danach sank die Helligkeit wieder ab. Die untere Linie mit den streuenden Punkten ist die gemessene Helligkeit des Prüfsterns Zeta Ori, verschoben um 0,9 mag in Richtung der Helligkeit von Alpha Ori. Die Streuung kann zur Beurteilung der Beobachtungsgenauigkeit dienen.

Gürtelstern des Orion, Delta Orionis. Der GCVS [1] gibt für diesen Bedeckungsveränderlichen vom Typ EA/DM eine Amplitude von nur 2,14 bis 2,26 mag V und eine Periode von 5,732476 Tagen an.
Ich habe daher Delta Orionis auf den Aufnahmen ebenfalls gemessen. Eine Lichtkurve wurde mit den neueren Elementen aus [2] gefaltet und zeigt neben dem Hauptminimum nahe der Phase 0,00 auch eindeutig das Nebenminimum nahe der Phase 0,50. Für eine genauere Minimumsbestimmung sind die Beobachtungen noch zu wenig zahlreich (Abb. 4).
Die Genauigkeit der DSLR-Messungen ist also ausreichend, um den Bedeckungslichtwechsel von Delta Orionis nachzuweisen. Die Lichtkurve ist offenbar zeitlich veränderlich [7 und 8]. Grund dafür dürften weitere Sterne des Systems sein [8].

4 Lichtkurve von Delta Orionis aus Beobachtungen 2012-2013. Das Hauptminimum
mit der Amplitude 0,12 mag ist nahe der Phase 0,00 sichtbar. Das Nebenminimum mit einer Amplitude von etwa 0,05 mag ist nahe der Phase 0,50 erkennbar. Elemente aus VSX [2]: Min I = JD 2448172,066 + 5,73249 E. Die untere Linie und die streuenden Punkte sind wieder die Helligkeit des Prüfsterns um 0,7 mag verschoben, um das Diagramm besser lesbar darzustellen.

höhe) bringen wenig genaue Ergebnisse. Die Genauigkeit ist zufriedenstellend: Durch die großen Winkeldistanzen der Sterne von mehreren Grad machen sich zeitlich veränderliche Extinktionskoeffizienten, abziehende praktisch unsichtbare Wolken wie Kondensstreifen von Flugzeugen usw. stark bemerkbar. Schließlich
VdS-Journal Nr. 47

erfolgt die Beobachtung nicht auf einer Bergsternwarte, sondern am Rand der Millionenstadt Wien in einer Seehöhe von 170 Meter.
Mintaka (Delta Orionis) Der Beobachtungsaufruf der AAVSO [5] lenkte mein Interesse auf den westlichen

Literaturhinweise und Internetlinks: [1] General Catalogue of Variable Stars
(Samus+ 2007-2012), abgerufen über http://vizier.u-strasbg.fr [2] International Variable Star Index: www.aavso.org/vsx [3] R. Berry, J. Burnell, 2006: Software "Astronomical Image Processing for Windows", Beilage zum Buch "The Handbook of Astronomical Image Processing", Willmann-Bell, Richmond [4] S. Otero: ,,Betelgeuse", http://varsao.com.ar/Curva_Alp_Ori.htm [5] AAVSO Alert Notice 474: "Multiwavelength campaign on delta Ori (Mintaka)", www.aavso.org/aavsoalert-notice-474 [6] J. Th. van Loon: "Betelgeuse and the red supergiants", http://arxiv. org/abs/1303.0321 [7] C. E. Worley: "The Eclipsing Binary Delta Orionis", 1955PASP...67..330W, http:// articles.adsabs.harvard.edu//full/ 1955PASP...67..330W/0000330. 000.html [8] J. A. Harvin et al: "Tomographic Separation of Composite Spectra. VIII. The Physical Properties of the Massive Compact Binary in the Triple Star System HD 36486 (delta Orionis A)", http://arxiv.org/abs/ astro-ph/0110683

Veränderliche

111

Weitere Exoplaneten-Transits in Kirchheim
- die 9. Veränderlichen-Beobachtungswoche der BAV
von Gerd-Uwe Flechsig

Vom 14. bis 21.9. 2012 fand die offizielle 9. Veränderlichen-Beobachtungswoche der BAV an der VdS-Sternwarte in Kirchheim statt. Wie immer waren sowohl theoretische als auch praktische Einführungsveranstaltungen für neue/unerfahrene Beobachter geplant. Daneben bestand auch für geübte Interessenten mit ansonsten zeitlich bzw. instrumentell beschränkten Beobachtungsmöglichkeiten die Gelegenheit für vertiefte Arbeiten an Veränderlichen. Obgleich sich die Tagung der BAV in Jena zeitlich unmittelbar anschloss, kam die beabsichtigte gegenseitige Förderung der beiden Veranstaltungen nicht zustande. Eyck Rudolph als langjähriger Teilnehmer in Kirchheim war außerdem mit der Vorbereitung der Tagung in Jena vollauf beschäftigt und konnte diesmal an der BAV-Woche nicht teilnehmen.

1 Lichtkurve von DY Peg

Dennoch fanden sich zwei Besucher ein, die in unterschiedlichen Bereichen unterrichtet wurden. Andreas Rauschert ließ sich von mir mittels der X-TriÜbungsbilder in die visuelle Schätzung einführen. Gerald Brettel war schon am ersten Wochenende mit dabei, und wir nahmen an der Sonnenbeobachtung teil (die Kirchheimer Volkssternwarte macht sonntagvormittags öffentliche Sonnenführungen). Es waren nach dem ungewöhnlich langen Sonnenfleckenminimum der letzten Jahre wieder mehrere Sonnenflecken zu sehen, dazu boten auch einige große Protuberanzen im HLicht einen sehr schönen Anblick. Herr Brettel ließ sich auch die Verwendung der Programme Muniwin und Peranso genauestens erklären und konnte im Anschluss einige eigene Aufnahmeserien seiner DSLR-Kamera auswerten.

2 Transit des Exoplaneten TrES-3b

Ich selber konnte in der offiziellen wie auch in der privaten Vorwoche erstmals den 130 mm/1.000 mm-Takahashi-Refraktor in der Schiebedachhütte zusammen mit meiner SIGMA 402 und einem Starlight-Xpress-Lodestar-Autoguider einsetzen. Diese Konstellation hat sich als höchst bedienungsfreundlich und

auch als sehr leistungsfähig erwiesen. Unter anderem konnten zwei Transits der Exoplaneten TrES-3b und HD189733-b verfolgt werden. Die Lichtkurven finden sich in den Abbildungen 2 und 3. Zuvor hatte ich diesen Aufbau bereits an dem ,,gewöhnlichen" Veränderlichen DY Peg (einem Delta-Scuti-Stern, Abb. 1) erfolg-

reich ausprobiert. Darüber hinaus konnten in der privaten Vorwoche noch zwei weitere Ergebnisse erhalten werden.
Durch eine fast pixelgenaue Nachführung wird ein Fehler verringert, der ansonsten durch die halbwegs periodische Benutzung unterschiedlicher Pixelregi-
VdS-Journal Nr. 47

112

VdS-Nachrichten

onen auf dem Chip hervorgerufen wird. Dieser entsteht durch Schneckenfehler der Montierung und kann sich im Extermfall in sägezahnartigen Mustern äußern, welche die Lichtkurven überlagern. Weiterhin wurde durch das Autoguiding eine recht lange Belichtungszeit von 1 bis 2 Minuten möglich, ohne dass ei- oder strichförmige Sternabbildungen auftraten. Schließlich wurden so viele Einzelaufnahmen wie möglich aufgenommen und das über einen Zeitraum von bis zu 4,5 Stunden, denn bei HD189733-b dauerte der Transit 113 min. Bei diesem Stern musste (und konnte) auch ein VFilter eingesetzt werden, um lange Belichtungszeiten zu ermöglichen. Beim weniger hellen TrES-3b verwendete ich lediglich einen Skyglow-NeodyniumFilter, um IR, UV und auch das Stadtlicht (von Arnstadt) selektiv abzudämpfen. Auf die Weise konnte das Signal/RauschVerhältnis der Lichtkurven so deutlich verbessert werden, dass die Transit-Effekte der Exoplaneten im unteren MillimagBereich messbar wurden. Zur Auswertung der fotometrischen Daten aus Muniwin setzte ich die TRESCA-Tools der Website http://var2.astro.cz/ETD/ ein. Die Muniwin-Ergebnistabelle kann hier

3 Transit des Exoplaneten HD189733-b
einfach hochgeladen werden. Die statistische Auswertung der Lichtkurve mittels Schablonen erfolgt automatisch. Die Minimumsdaten landen gleich in der zugehörigen Datenbank.
Die Bedienung des lediglich okulargroßen Lodestar-Autoguiders könnte nicht einfacher sein: Mittels der Software ,,PHDGuiding" (steht für ,,press here dummy")

wird die Nachführung zum Kinderspiel. Es stand ein 80 mm/1.200 mm-ASRefraktor als Leitrohr zur Verfügung. Spezielle Leitrohrschellen zur Leitsternsuche waren nicht erforderlich, da die Bildfelder groß genug waren. Nach Wahl eines Leitsterns startet PHD-Guiding tatsächlich auf Knopfdruck die Kalibrierung der Schrittmotoren und anschließend die automatische Nachführung.

VdS-Vorstand aktuell
von Sven Melchert

Die dritte Vorstandssitzung im Jahr 2013 hat am 13. Juli in Köln stattgefunden.

Mitgliederentwicklung Zum 30. Juni zählte die VdS 4.065 Mitglieder; zum gleichen Termin im Vorjahr betrug die Mitgliederzahl 4.078. Den vorliegenden Anträgen auf Neumitgliedschaft wurde zugestimmt.
31. VdS-Tagung und Mitgliederversammlung Die Veranstaltung findet am 19./20. Oktober 2013 in Osnabrück statt. Der Vorstand hat die Tagesordnung beschlossen. Zusätzliche Anträge seitens der Mitglieder müssen bis zum 14. September bei der Geschäftsstelle eingegangen sein.
Deutscher Preis der Astronomie Der Vorstand hat aus den vorliegenden Bewerbungen den Preisträger bestimmt.
VdS-Journal Nr. 47

Die Preisverleihung wird im Rahmen der Mitgliederversammlung stattfinden.
Mitarbeiter für VdS-Homepage Nach dem Ausscheiden von Christoph Prall wird ein neuer Mitarbeiter zum Ausbau und zur Pflege der VdS-Homepage gesucht. Interessenten mit entsprechenden Kenntnissen wenden sich bitte an die Geschäftsstelle.
Tag der Luft- und Raumfahrt Die Veranstaltung findet am 22. September auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln-Porz statt. Die VdS wird wieder mit einem Stand vertreten sein. Zur Standbetreuung vor Ort werden noch Helfer gesucht; Kontakt über die Geschäftsstelle.

Mitgliederbereich auf der VdS-Homepage Die Vorbereitungen dazu sind weitgehend abgeschlossen. Im Herbst 2013 werden zusätzliche Inhalte ausschließlich für VdS-Mitglieder verfügbar sein, darunter auch eine Artikelsuche für das Journal für Astronomie.
Projekt Partnersternwarten Der Vorstand plant ein Diskussionsforum für die VdS-Mitgliedssternwarten auf der VdS-Homepage. Weiterhin wird ein für Sternwarten zuständiger Beirat in Betracht gezogen. Die genaue Vorgehensweise zu beschreiben wird Aufgabe des neu gewählten Vorstands sein.

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114

VdS-Nachrichten

Constantin Weickart erhielt Dominikus-Preis
von Wolfgang Fiedler

In Sterne und Weltraum

namigen Orden und gilt als

6/2012, 96, und interstellarum

Schutzpatron der Astronomen

84, 17, wurde über eine Studie

und fälschlich Angeklagten. Im

des Erfurter Instituts für neue

Rahmen des Studiums der Sieben

soziale Antworten (INSA) be-

Freien Künste wurde er als Ju-

richtet, in der nachgewiesen

gendlicher auch in Astronomie

wird: ,,61,7 % der Deutschen

unterrichtet. ,,Wenn Dominikus

sprechen sich dafür aus, dass

erführe", so der Laudator, ,,dass

Astronomie an der Schule als

sich die Jugendlichen des 21.

eigenständiges, verbindliches Unterrichtsfach gelehrt wer-

1 INSA-Leiter Hermann Binkert (rechts) überreicht Constantin

Jahrhunderts in der Schule weniger mit dem Kosmos auseinan-

den sollte, und 63,2 % wollen,

Weickart aus Zürich (Mitte) den Dominikus-Preis. Laudator dersetzen, als er es im 12. Jahr-

dass Astronomie als freiwilli-

Lutz Clausnitzer (links) von ProAstro würdigte besonders

hundert selbst erlebte, würde er

ge Arbeitsgruppe an Schulen

Weickarts repräsentative Befragung, dank derer wir heute

jedes Engagement für einen ver-

angeboten wird" (is Nr. 84).

wissen, dass sich in Deutschland die Bevölkerungsmehrheit bindlichen Astronomieunterricht

Diese Untersuchung war Be-

die Astronomie als verbindliches Schulfach wünscht.

begrüßen. Wenn er wüsste, dass

standteil der Studie ,,50plus".

Bildquelle: obs/Institut für neue soziale Antworten (INSA)

wir heute mit großen Instrumen-

Das Institut weist aber darauf

ten Milliarden von Lichtjahren

hin, dass dazu nicht nur ältere Menschen wecken und vor allem auch Mädchen in die unbegrenzten Weiten des Weltalls

befragt wurden. Der Autor, Constantin den Zugang zu den MINT-Fächern er- hinausschauen, die Entwicklung des Uni-

Weickart, ist für diese Meinungsumfra- leichtern kann.

versums erforschen, den Mond betraten

ge und weitere Initiativen im Bereich der

und bereits die Lebensbedingungen auf

astronomischen Bildung am 19. Septem- Der Preisträger setzt sich auch gegen extrasolaren Planeten untersuchen, wür-

ber 2012 in Erfurt mit dem Dominikus- Lichtverschmutzung ein, um den Men- de er sich wünschen, dass wir auch die

Preis geehrt worden.

schen die Faszination Sternhimmel zu Jugend an diesem grandiosen Abenteuer

erhalten. Außerdem möchte er benach- teilhaben lassen." Astronomieunterricht

Das INSA verleiht diesen Preis von nun teiligten Gruppen einen Zugang zur ist lernmotivierend und sehr geeignet,

an alle zwei Jahre für innovative Ide- Himmelskunde ermöglichen. So hatte er Studienwünsche in jene Richtungen zu

en und gesellschaftliches Engagement. eine Weimarer Schulklasse für Sehbehin- lenken, in denen die Hörsäle heute un-

Hermann Binkert leitet es und initiierte derte in Astronomie unterrichtet und mit terbesetzt sind.

diesen Preis. In seiner Begrüßungsan- selbst gebastelten Modellen den Kosmos

sprache sagte er, wer politisch tätig ist für sie im wahrsten Sinne des Wortes be- Clausnitzer vermittelte anschaulich, dass

oder konkrete Konzepte entwickeln und greifbar gemacht.

Herr Weickart diese Auszeichnung ganz

umsetzen will, darf nicht an der Mutlo-

in Dominikus' Sinne und hochverdient

sigkeit anderer verzweifeln. Insofern sei Die größte Anerkennung fand aber Con- erhält. Passend sei es auch, dass ihm der

es ein Preis für die Mutmacher unserer stantins repräsentative Befragung von Dominikus-Preis in einem jener Bun-

Zeit. 2012 ging die mit 10.000 Euro do- über 3.000 Personen nach ihrem Interesse desländer überreicht wird, die das Fach

tierte Auszeichnung zu gleichen Teilen an der Astronomie im Allgemeinen und Astronomie seit Jahrzehnten kennen und

an die bayerische Sozialministerin Chris- an einem schulischen Astronomieunter- dessen Potenzen für eine vernetzte All-

tine Haderthauer für ihr Engagement zur richt im Speziellen. Das himmelskundli- gemeinbildung zu nutzen wissen.

Stärkung der Familie, an Tobias Merckle che Interesse sei in jenen Bundesländern,

als Geschäftsführer des Seehaus e. V. für welche ,,Astronomie als verpflichtendes

sein Engagement für Jugendhilfe und Lehrfach" haben, deutlich höher als in Weiterführende Informationen:

Kriminalprävention und an den Gymna- den anderen.

http://www.insa-online.de/de/

siasten Constantin Weickart.

dominikus-preis

In seiner Laudatio spannte Lutz Claus-

Constantin besucht den altsprachlichen nitzer den Bogen von Dominikus zu

Zweig eines Züricher Gymnasiums und den Jugendlichen von heute. Dominikus Anm. der Redaktion:

fand über die Astronomie zu den Na- studierte im heimatlichen Spanien die Wolfgang Fiedler ist Lehrer für Physik

turwissenschaften. So ist er aus eigenem Sieben Freien Künste, Philosophie und und Astronomie am Henfling-Gymna-

Erleben überzeugt, dass man mit dem Theologie und wirkte später in Frank- sium in Meiningen und Fachberater für

Astronomieunterricht Bildungsinteresse reich und Italien. Er gründete den gleich- Astronomie in Thüringen.

VdS-Journal Nr. 47

VdS-Nachrichten

115

Wir begrüßen neue Mitglieder

20216 20222 20218 20223 20214 20221 20215 20225 20220 20219 20217 20231 20233 20227 20235 20234 20226 20241 20239 20238 20236 20240 20237 20244 20229 16945 20245 20242 20232 20243 20224 20248 20250 20253 20246 20228 20099 20249 20251 20247 20254 20252 20255 20266 20257 20269 20273 20263 20267 20271 20259 20258 20270 20264 20260 15910
20268 20272 20274 20262
20261 20278 20279 20276 19297 20280

Wedershoven

Rainer

Hamacher

Christian

Beser

Markus

Moderegger

Peter

Calderari

Patricio

Fuchs

Rudolf

Asmus

Reimer

Sternfreunde Borken e. V.

Moeller

Karsten

Reinhardt

Günter

Küttner

Ingo

Hort

Hans-Dietrich

Stoinski

Robert

Przybysz

Leszek

Hensel

Dirk

Nacken

Dominik

Gorgs

Dirk

Binkowski

Marcel

Schnell

Bodo

Bonn

Frank

Scherze

Karlheinz

Ruschin

Rudolf

Buchbender

Christian

Störmer

Roland

Schrutka

Friedrich

Rybaczyk

Dennis

Gehre

Daniel

Förster

Alfredo

Jansen

Mike

Sternfreunde Dieterskirchen e.V.

Fischer

Heinz

Van der Meyden Thomas

Kistenbrügger

Jens

Linnepe

Thomas

Meyer

Jörg

Schreier

Viktor

Wans

Norbert

Schultheiss

Uwe

Rosenbaum

Hans-Dieter

Dr. Görs

Alexander

von Söhnen

Ulrich

Eisfeld

Magdalene

Meinhart

Martin

Elsässer

Dominik

Walter

Petra

Heigenger

Rene

Groetschel

Volkmar

Müller

Jörg

Wenski

Rüdiger

Jelsen

Christoph

Kellermann

Fritz

Dr. Neser

Stephan

Fiebig

Wolfgang

Arnold

Claudia

Kim

In-Se

Miszer

Attila

c/o Hungarian Astron. Assoc.

Hunger

Gerhard

Budesheim

Knut

Brants

Marina

Astronomie Verein ,,Pegasus" c/o Herrn Bernd Nagel

Lukas

Peter

Mölders

Horst

Blaa

Helmut

Börger

Tom

Knapp

Bernhard

Stürck

Joachim

Schumannweg 4 Große Oelbruchstr. 33 Rakel-Straus-Weg 4 Krennstraße 6 Casella Postale 95 Spalter Str. 12 Rappers Kölke 6 Van-Coeverden-Weg-4a Am Hasenkoeppel 16 Hauptstraße 79 Elsterweg 1 F.-L.-Jahn-Weg 14 Bergstraße 18 b Im Grasgarten 62 Am Stutenanger 3 a Glaserfleck 2 Lion-Feuchtwanger-Str. 53 Ahornweg 3 Provinzialstraße 33 In den Hecken 17 a Königsberger Str. 79 Heistraße 85 Am Lichtweg 40 Dorotheenstraße 44 Amaliastraße 8 Zürichstraße 81 Hauptstraße 32 Am Alten Gutshof 68 Kölnstraße 443 Dachelhofer Str. 111 Carl-Schwemmerstr. 55 Herbergstraße 2 Moltkestraße 26 Am Weiten Blick 11 Stuttgarter Straße 76/2 Gärtnerstraße 12 Marienstraße 72 Beethovenstraße 14 Markt 7 Wigmodstraße 38 Auf den Bergen 21 Buchenring 31 Berlheimstraße 37 Großkahler Straße 26 Schillerstraße 6 Hammergasse 25 a Hasenstieg 4 e An der Wardtpumpe 1 Am Heidenwald 24 Kreuzstraße 4 Neuhäuserstraße 10 Jenaer Str. 32 Habergartenstraße 16 a Artusstraße 1 Schorwsheimer Weg 38 P.O. Box 219

46325 50354 81673 83471 CH-6850 91183 46325 46325 36341 71229 08066 17379 88138 53804 85764 93476 18435 41836 41836 53840 86167 45891 41470 59425 86609 CH-6004 01471 14772 53117 92421 90427 28832 78166 58507 73230 42655 47638 97950 15938 28779 27726 91341 80686 63828 35423 98574 22043 46562 33332 55120 86343 64372 67146 40470 55270 H-1461

Oppelner Str.11 Württemberger Str. 17 Muehltalerstraße 74 Nordring 56 c

40880 63110 40221 38304

Am Sportplatz 7 Pohlstraße 37 Buchsteinstraße 4 Akkerwinde 5 Waldstraße 36 Beethovenweg 8

54456 10785 81673 NL-7242 74821 31552

Borken Hürth München Schönau a. Königssee Mendriso Abenberg Rhedebügge Borken Lauterbach Leonberg Zwickau Ferdinandshof Weißenberg Much Oberschleißheim Blaibach Stralsund Hückelhoven Hückelhoven Troisdorf Augsburg Gelsenkirchen Neuss Unna Donauwörth Luzern Großdittmansdorf Brandenburg an der Havel Bonn Schwandorf Nürnberg Achim Donaueschingen Lüdenscheid Kirchheim Solingen Straelen Grossrinderfeld Golssen Bremen-Blumenthal Worpswede Röttenbach München Kleinkahl Lich Schmalkalden Hamburg Voerde Gütersloh Mainz Koenigsbrunn Ober-Ramstadt Deidesheim Düsseldorf Sörgenloch Budapest
Ratingen Rodgau-Hainhausen Düsseldorf Wolfenbüttel
Tawern Berlin München Mx/Lochem Mosbach Rodenberg
VdS-Journal Nr. 47

116

VdS-Nostalgie

Ausgewählt und zusammengestellt von Peter Völker - Folge 19
In der Folge 16 / Heft Nr. 45, Seite 98 f. wurde über die Gründungen der Volkssternwarte Köln und der Hamburger Sternfreunde 1962 berichtet.
1963 folgte die Wilhelm-Foerster-Sternwarte in Berlin, über deren Neubau Joachim Herrmann in den VdS-Nachrichten/Februar 1963 vorab berichtete. Herrmann war Wissenschaftlicher Leiter der WFS gewesen und gerade frisch nach Recklinghausen gewechselt. Das Aprilheft 1963 präsentierte die Berliner Ereignisse unter der Überschrift ,,Die neue Volkssternwarte von Berlin" als Titelstory. Bemerkenswert ist die liebevolle Beschreibung des Deckenplanetariums mit ,,der ultraviolett leuchtenden Birne als Sonne". Wie bescheiden man doch damals noch war! Dies ist ein Faksimile-Abdruck, die Abbildung ist stark verkleinert.
Vorabbericht aus den VdS-Nachrichten, Heft 2 / Februar 1963, Seite 31

VdS-Journal Nr. 47

VdS-Nostalgie

117

VdS-Journal Nr. 47

118 VdS vor Ort / Podium podium@vds-astro.de

Mitglieds-Nr. 20225
Sternfreunde Borken e.V.

Die kosmische Heimat der Sternfreunde Borken ist das westliche Münsterland. Aus einem lockeren Kreis von Sternguckern gründete sich im Jahr 2002 der als gemeinnützig eingetragene Verein, dem derzeit 30 Mitglieder/innen angehören.
Ihr astronomisches Domizil durften die Amateurastronomen ein Jahr später feierlich eröffnen, die Josef-Bresser-Sternwarte. In Erinnerung an seinen Vater und Firmengründer ergriff Rolf Bresser die Initiative zum Bau des Observatoriums. Wöchentlich Donnerstagsabend kann die Sternwarte besucht werden. In den Sommerferien wird sonntags die Sonne im Weißlicht und H-alpha gezeigt. Sonderveranstaltungen gibt es zum Tag der Astronomie und bei besonderen Himmelsereignissen. Zudem sind Schulklassen und interessierte Gruppen regelmäßig Gäste in der Sternwarte.
Auf dem Borkener Umweltmarkt wird jährlich die Lichtverschmutzung thematisiert. Dazu haben die Sterngucker eine ,,Lichtverschmutzungsbox" gebastelt, mit der man dem Laien die Problematik der zunehmenden Aufhellung der Nacht anschaulich verdeutlich kann. Über Pressearbeit und Kontakt zu Firmen und der Stadt Borken versuchen die Sternfreunde, Einfluss auf die Reduzierung von Lichtver-

1 Die Josef-Bresser-Sternwarte
schmutzung zu nehmen. Das astronomische Bildungsangebot konnte im Jahr der Astronomie 2009 durch einen Planetenwanderweg ergänzt werden. Die Mitglieder treffen sich monatlich am ersten Mittwoch in ihrem Vereinslokal zum Erfahrungsaustausch.
Kontakt: www.josef-bresser-sternwarte.de www.sternfreunde-borken.de www.planetenweg-borken.de

Mitglieds-Nr. 12751
Bayerische Volkssternwarte Neumarkt in der Oberpfalz e.V.

Idyllisch zwischen Nürnberg und Regensburg liegt die Stadt Neumarkt in der Oberpfalz. Am 12. Juni 1969 trafen sich dort 20 astronomiebegeisterte Neumarkter Bürger und gründeten den Verein Bayerische Volkssternwarte Neumarkt e. V. Fritz Weithas, nach dem die Sternwarte in der Zwischenzeit benannt ist, wurde damals zum 1. Vorsitzenden gewählt. Durch sein großes Engagement entstanden bis 1974 ein Turm mit einer Kuppel sowie ein Vortragsraum, der ca. 60 Besucher fasst, ein Büro, Sanitäranlagen und ein als Empfangsraum dienender Verbindungstrakt zum Turm. Über dem Vortragsraum lässt sich auf einer 100 Quadratmeter großen Besucherplattform mit einem C 8, C 11 und einem 45-cm-Dobson Astronomie unter freiem Himmel betreiben. In der Kuppel wurde vor wenigen Jahren ein Meade RCX 200 mit 16 Zoll auf einer stabilen Liebscher-Montierung angeschafft. So stehen den 200 Mitgliedern des Vereins genügend Teleskope zur Verfügung, um den Himmel zu beobachten, Astrofotografie oder Spektroskopie zu betreiben. Schon immer wurde eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Verein und den Neumarkter Schulen gepflegt. Viele Schulklassen und die früheren Astronomie-Grundkurse der Gymnasien besuchten in all den Jahren regelmäßig die Sternwarte. Während des ganzen Jahres wird an jedem Frei-

1 Das Gebäude der Volkssternwarte Neumarkt
tagabend ein interessantes Vortrags- und Beobachtungsprogramm angeboten. Renommierte Wissenschaftler, z. B. von der ESO oder den Universitäten München, Erlangen oder Heidelberg, haben in der Sternwarte Vorträge über ihre Spezialgebiete gehalten. Jedoch kommt auch die Himmelsbeobachtung nicht zu kurz. Jeder Besucher ist begeistert, wenn in einer klaren Herbstnacht die Andromedagalaxie live ins Teleskop leuchtet.
Kontakt: http://sternwarte-neumarkt.de

VdS-Journal Nr. 47

VdS vor Ort / Podium podium@vds-astro.de 119

Mitglieds-Nr. 12866
Die Astronomische Vereinigung Augsburg e.V. (AVA)

Die im Jahr 1965 gegründete Astronomische Vereinigung Augsburg e.V. hat derzeit ca. 140 Mitglieder und betreibt seit 1975 ihre Sternwarte in Diedorf, ca. zehn Kilometer südwestlich von Augsburg. Auf dem Gebäude der Grundund Mittelschule Diedorf ist das gesamte obere Stockwerk für die Astronomie reserviert. Neben einem Aufenthaltsund einem Bibliotheksraum befinden sich hier die beiden Herzstücke der Sternwarte: die Beobachtungsplattform und das Planetarium.
Auf der 100 Quadratmeter großen Beobachtungsplattform mit Schiebedach stehen drei Hauptinstrumente zur Verfügung: ein 45-cm-Newton-Selbstbau in Gabelmontierung, ein 30-cm-Meade-LX200-Schmidt-Cassegrain und ein 15-cm-Wachter-Coude-Refraktor mit 2,7 Meter Brennweite. Die Geräte werden sowohl während der regulären Öffnungszeiten jeden Freitag ab 20 Uhr, als auch von den Vereinsmitgliedern, insbesondere der aktiven Astrofotogruppe, ausgiebig genutzt.
Das Planetarium ist eine Besonderheit: Da dem Verein die Mittel für einen Planetariumsprojektor nicht zur Verfügung standen, entstanden in den Jahren 1981/82 in der Kuppel mit acht Metern Durchmesser in aufwändiger Handarbeit zwei Sternhimmel (Winter und Sommer) aus einzelnen

1 Die Beobachtungsplattform der Astronomischen
Vereinigung Augsburg (AVA)
Leuchtdioden (insgesamt ca. 2000 Stück), die den Sternhimmel genau vermessen und sehr naturgetreu darstellen, da auch die hellsten Sterne punktförmig sind. Die Führungen werden immer live und nicht vom Band gehalten, um bestmöglichst auf die Besucher und ihre Fragen eingehen zu können.
Kontakt: Astronomische Vereinigung Augsburg, Pestalozzistr. 17a, 86420 Diedorf, Tel.: 08238-7344 (nur freitags ab 20 Uhr), Email: info@sternwarte-diedorf.de http://www.sternwarte-diedorf.de

Mitglieds-Nr. 16461
Astronomie Stiftung Trebur

In Trebur im Rhein-Main-Gebiet erhebt sich über einem viergeschossigen Gebäude die Kuppel des Michael-AdrianObservatoriums, das von der Astronomie Stiftung Trebur betrieben wird. Im Mai 1997 ging das T1T, das Treburer 1-Meter-Teleskop in Betrieb. Mit seinem 1,2-m-Spiegel ist es eines der größten Teleskope in Deutschland, mit dem jeder mit eigenen Augen den Himmel beobachten kann. Es wird sowohl für wissenschaftliche Arbeiten als auch für die Öffentlichkeit eingesetzt. Jeden Mittwoch ist die Sternwarte geöffnet, zu anderen Terminen auch für Führungen von Gruppen. Ziel ist dabei, vor allem junge Menschen für die Astronomie zu interessieren und somit wissenschaftlichen Nachwuchs zu gewinnen.
In Zusammenarbeit mit der FH Mainz konzipierte die Stiftung mehrere spannende Ausstellungen, die auf Grund ihres Zuspruchs an weitere Orte in Deutschland wanderten. Geplant und durchgeführt werden die Führungen und Projekte von zehn ehrenamtlichen Mitgliedern. Zu den Attraktionen zählt ein Planetenweg, der sich am Ortsrand entlang einer geraden Landstraße erstreckt. Wissenschaftlich kooperiert die Stiftung insbesondere mit dem Astrophysikalischen Institut der Universität Jena und der Nicolaus-Copernicus-Uni-

1 Das 1-Meter-Teleskop des Michael-Adrian-Observatoriums
in Trebur
versität in Torun/Polen (siehe u.a. A&A, 551, A108(2013)). Auch werden Lehrveranstaltungen für Studierende benachbarter Hochschulen durchgeführt.
Kontakt: Astronomie Stiftung Trebur, Fichtenstrasse 7, 65468 Trebur Tel.: 06147-50000, Email: t1t@gmx.de, www.t1t-trebur.de oder http://homepages-fb.thm.de/jomo/t1t.htm

VdS-Journal Nr. 47

Castor Pollux

Amateurteleskope / Selbstbau
Capella

KASSIOPEIA

KEPHEUS

Deneb

Wega

LEIER

EIDECHSE

ZWILLINGE Jupiter
Beteigeuze ORION

FUHRMANN Aldebaran

STIER

PERSEUS Plejaden

Algol
DREIECK WIDDER

ANDRO MEDA

FISCHE

Uranus

PEGASUS

SCHWAN

Albireo

FÜCHSCHEN PFEIL

DELFIN FÜLLEN

Atair ADLER

Rigel
SÜDOST Sternkarte exakt gültig für 15. Oktober 1 Uhr MESZ

ERIDANUS

Mira WALFISCH BILDHAUER

SÜD
Mondphasen im Oktober 2013

WASSERMANN Neptun

FomalhautSÜDL. FISCH

STEINBOCK SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Halbschattennsternis

Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, für 10 Grad östl. Länge/50 Grad nördl. Breite.

Neumond 5.10.
Planeten im Oktober
Merkur erreicht am 9. 10. eine größte östliche Elongation, taucht aber nicht am Abendhimmel auf.
Venus kann ihre Position als Abendstern kaum ausbauen. Am 16. Oktober zieht sie knapp an Antares im Skorpion vorbei.
Mars ist ein Objekt der zweiten Nachthälfte. Er bewegt sich durch den Löwen und passiert am 16. Oktober Regulus.
Jupiter in den Zwillingen wird zum Star des Nachthimmels. Er geht am späteren Abend auf.
Saturn hat sich vom Abendhimmel verabschiedet und steuert auf sein Treffen mit der Sonne zu.
Uranus kommt am 3. Oktober in Opposition. Er geht dann bei Sonnenuntergang im Osten auf, steht um Mitternacht im Süden geht morgens unter.
Neptun ist im Wassermann zu finden, nahe am südwestlichen Horizont. Er geht jetzt wieder früher unter.

Erstes Viertel 12.10.

Ereignisse im Oktober

01.

max. Libration im Mond-NW,

7,4 Grad

03. 15h Uranus (5,7 mag) in Opposition

zur Sonne, Winkeldurchm. 3,70''

05. 01:35 Neumond

06. 20h Kleinplanet (42) Isis (10,0 mag)

8' N 63 Ceti (5,9 mag)

09. 03h Kleinplanet (3) Juno (9,7 mag)

4' S 8 Capricorni (4,8 mag)

11. 0h

Mond erdnah, Winkeldurchm.

32,10'

11. ca. 20:04 streifende Sternbedeckung d.d.

Mond an HIP93887 (6,3 mag),

entlang einer Linie Beuren,

Allendorf, Berkatal, Magdeburg,

Prenzlau, Löcknitz

12. 00:03 Erstes Viertel

14.

max. Libration im Mond-SO,

7,2 Grad

14. ca. 00:07 Mond bedeckt 13 Aquarii

(4,5 mag), genaue Zeit abh. v.

Beobachtungsort

15. 4h

Mars (1,6 mag) bei Regulus

( Leonis, 1,4 mag), Farbver-

gleich zwischen Mars und Regu-

lus: Mars rot, Regulus blau

16. 4h

Komet C/2012 S1 (ISON),

8 mag(?), 2 Grad NO Regulus

( Leonis, 1,4 mag) und 1 Grad N

Mars (1,6 mag)

18. 03:54 Komet C/2012 S1 (ISON),

8 mag(?), 56' NO Mars (1,6 mag)

Vollmond 19.10.

Letztes Viertel 27.10.

18. 22:51 19. 00:38 21. ab 22h 22. 25.
25. 15h 26. 27. 00:41 27. 2h 27. 5h 29. 29.
30. 5h
31.

Halbschatten-Mondfinsternis, Ende 02:50
Vollmond Maximum Sternschnuppenschauer Orioniden, ca. 23/h Mond in den Hyaden, Sternbild Taurus, Morgenhimmel Komet 2P/Encke (8 mag) wird Feldstecherobjekt, Sternbild Leo, Morgenhimmel Mond erdfern, Winkeldurchm. 29,40' Mond bei Jupiter (-2,3 mag), Morgenhimmel
Letztes Viertel Umstellung auf MEZ = MESZ 1h Komet 2P/Encke (8 mag) 3,6 Grad NO Beta Leonis (2,1 mag), Osthimmel max. Libration im Mond-NW, 7,8 Grad Mond bei Regulus ( Leonis, 1,4 mag) und Mars (1,5 mag), Morgenhimmel Komet C/2012 S1 (ISON), 6 mag(?), 25' NW Chi Leonis (4,6 mag) Kleinplanet (20) Massalia (8,9 mag) in Opposition zur Sonne, Sternbild Aries

LUCHS

KREBS

Pollux Castor ZWILLINGE
Jupiter

KLEINER HUND
Procyon

Beteigeuze

GIRAFFE Capella

E EIDECHS

Amateurteleskope

/

SCHWAN
Selbstbau

KASSIOPEIA

121

FUHRMANN
STIER Aldebaran ORION

Algol PERSEUS

ANDROMEDA DREIECK

Plejaden

WIDDER

FISCHE

Uranus

PEGASUS

EINHORN
GROSSER HUND Sirius
SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. November 0 Uhr MEZ

Rigel HASE

Mira

WALFISCH

ERIDANUS
CHEMISCHER OFEN

SÜD
Mondphasen im November 2013

WASSERMANN
SÜDWEST Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, für 10 Grad östl. Länge/50 Grad nördl. Breite.

Neumond 3.11.

Erstes Viertel 10.11.

Vollmond 17.11.

Planeten im November
Merkur macht sich Mitte November mit einer Morgensichtbarkeit bemerkbar. Beste Zeit gegen 6:15 Uhr.
Venus zieht durch das Sternbild Schütze und ist für uns als Abendstern in südwestlicher Richtung zu sehen.
Mars bleibt ein Objekt der zweiten Nachthälfte. Er wechselt vom Löwen in die Jungfrau.
Jupiter in den Zwillingen beherrscht das nächtliche Firmament. Jetzt beginnt die ,,Jupitersaison".
Saturn taucht Mitte November wieder am Morgenhimmel auf (Sternbild Waage). Am Morgen des 26. November kommt es zu einer sehr engen Begegnung mit Merkur, Abstand 0,4 Grad.
Uranus ist Objekt der ersten Nachthälfte. Er zieht seine Bahn in den Fischen.
Neptun geht noch vor Uranus unter, denn er befindet sich im Sternbild Wassermann.

Ereignisse im November

01.

Venus (-4,4 mag) in größter

Elongation Ost (47,1 Grad ), SW-Hori-

zont, Abenddämmerung

02. ca. 06:29 Mond bedeckt Spica ( Virginis,

1,1 mag), genaue Zeit abh. v.

Beobachtungsort, bis ca. 07:07

03. 13:51 Neumond, Hybrid-Sonnenfinster-

nis, Karibik, Atlantik, Zentral-

afrika, Äthiopien, in Süd-EU

partiell

05. 06h

Kleinplanet (324) Bamberga

(9,5 mag) 2' N 50 Pegasi

(4,9 mag)

06. 10h

Mond erdnah, Winkeldurchm.

32,66'

06. 18:30 Mond 8 Grad N Venus (-4,5 mag),

SW-Horizont

08. ca. 17:49 streifende Sternbedeckung d.d.

Mond an HIP97351 (6,9 mag),

entlang einer Linie Leer, Hesel,

Friedeburg, Cuxhaven, Friedrichs-

koog, Tellingstedt, Damp (nördl.

Grenze D/DK)

10. 06:58 Erstes Viertel

11.

max. Libration im Mond-SO, 7,9 Grad

16.

Kleinplanet (216) Kleopatra

(9,5 mag) in Opposition zur Sonne,

Sternbild Taurus

17. 16:16 Vollmond

17. ab 23h Maximum Meteorstrom Leoniden

18. 05:45 Komet C/2012 S1 (ISON),

3 mag(?), 25' NO Spica ( Virginis,

Letztes Viertel 25.11.

1,1 mag), O-Horizont, Höhe 6 Grad

18. 06h

Merkur (-0,5 mag) in größter

Elongation West, Morgendämme-

rung, OSO-Horizont

18.

Mond in den Hyaden, Sternbild

Taurus, Abendhimmel

22. ca. 01:37 Mond bedeckt 54 Geminorum

(3,6 mag), genaue Zeit abh. v.

Beobachtungsort, bis ca. 02:22

22. 03:40 Mond 5,5 Grad S Jupiter (-2,5 mag),

S-Himmel

22. 11h

Mond erdfern, Winkeldurchm.

29,48'

24. 06:50 Komet C/2012 S1 (ISON),

0 mag(?), bildet ein 5 Grad großes

Viereck mit Merkur (-0,7 mag),

Saturn (0,6 mag) und dem Kome-

ten 2P/Encke (5 mag), in der

Mitte Librae (2,7 mag), SO-

Horizont, Höhe 4 Grad , Morgen-

dämmerung!

25. 20:28 Letztes Viertel

26.

max. Libration im Mond-NW,

8,0 Grad

28. bis 30. Komet C/2012 S1 (ISON)

mögliches Taghimmel-

Objekt. Vorsicht bei der

Beobachtung in Sonnennähe!

29. 16:30 Komet C/2012 S1 (ISON),

-5 mag(?), kurz nach Sonnen-

untergang über dem WSW-

Horizont, Abenddämmerung!

VdS-Journal Nr. 47

GROSSER
AmateuBrÄtReleskope / Selbstbau

GIRAFFE

KASSIOPEIA

LÖKLE W IN E ER

LUCHS

Capella

LÖWE Regulus

KREBS

Castor Pollux

Jupiter

FUHRMANN ZWILLINGE

WASSERSCHLANGE
Alphard

KLEINER HUND
Procyon

Beteigeuze

EINHORN Sirius

Aldebaran ORION
Rigel

SÜDOST
Sternkarte exakt gültig für 15. Dezember 0 Uhr MEZ

GROSSER HUND

HASE

SÜD
Mondphasen im Dezember 2013

Algol PERSEUS

ANDROMEDA DREIECK

Plejaden STIER

WIDDER

FISCHE

PEGASUS

Uranus

Mira WALFISCH

ERIDANUS

SÜDWEST
Vereinigung der Sternfreunde e.V. www.sternfreunde.de

Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, für 10 Grad östl. Länge/50 Grad nördl. Breite.

Neumond 3.12.
Planeten im Dezember
Merkur zieht am Taghimmel seine Bahn.
Venus kann sich im Dezember deutlich über den abendlichen Westhorizont erheben. Maximale Helligkeit am 6. Dezember.
Mars in der Jungfrau taucht in der zweiten Nachthälfte am Osthimmel auf.
Jupiter strahlt weiterhin in den Zwillingen. Seine Opposition erreicht er am 5. Januar 2014.
Saturn steht in der Waage. Man kann den Ringplaneten am Morgenhimmel aufsuchen. Am 29. Dezember begegnet ihm die schmale Sichel des abnehmenden Mondes.
Uranus kann noch am Abendhimmel in den Fischen beobachtet werden - zumindest mit einem Fernglas.
Neptun ist im Dezember das abendliche Appetithäppchen des Planetenbeobachters. Sobald es genügend dunkel geworden ist, sollte man ihn mit einem Teleskop aufsuchen.

Erstes Viertel 9.12.

Vollmond 17.12.

Letztes Viertel 25.12.

Ereignisse im Dezember

01. 06:15 Mond bei Saturn (0,6 mag) und

19' S Librae (2,2 mag), OSO-

Horizont, Morgendämmerung

03. 01:23 Neumond

04. 11h

Mond erdnah, Winkeldurchm.

33,30'

05. 17h

Mond 7,6 Grad NW Venus (-4,7 mag),

SW-Horizont, Abenddämmerung!

09.

max. Libration im Mond-SO, 8,4 Grad

09. 16:12 Erstes Viertel

11. ca. 23:28 Mond bedeckt 71 Pisces

(4,3 mag), genaue Zeit abh. v.

Beobachtungsort

13. 2-6 h Maximum Meteorstrom Gemi-

niden, ca. 120/h

15. 19h

Mond in den Hyaden, Sternbild

Taurus, O-Himmel.

17. 10:29 Vollmond

19. 02h

Kleinplanet (532) Herculina

(9,5 mag) 5' S 72 Orionis

(5,3 mag)

19. 6h

Mond 5,4 Grad S Jupiter (-2,7 mag),

W-Himmel

19. 20h

Zwergplanet (1) Ceres (8,7 mag)

7' O SAO119899 (5,7 mag)

20. 01h

Mond erdfern, Winkeldurchm.

29,77'

20. ca. 21:48 streifende Sternbedeckung d.

d. Mond

an HIP42010 (6,2 mag), entlang

einer Linie Bollendorf, Traben-

21. 18:11 23. 24.
25. 25. 14:48 26. 27.
29. 06:15

Trarbach, Wiesbaden, Steinau, Schönau, Zeulenroda, Zwickau, Bad-Schandau, Großhennersdorf Wintersonnenwende, Winteranfang Mond bei Regulus ( Leonis, 1,4 mag), Morgenhimmel Kleinplanet (532) Herculina (9,4 mag) in Opposition zur Sonne, Sternbild Orion max. Libration im Mond-NW, 7,9 Grad Letztes Viertel Mond bei Mars (0,9 mag), Morgenhimmel Mond bei Spica ( Virginis, 1,1 mag), Morgenhimmel Mond bei Saturn (0,6 mag), SO-Horizont

Beobachterforum

123

Mondfinsternis und weitere Ansichten
von Frank Vohla, Thilo Bauer, Martin Steinbeißer
Die Mondfinsternis am 25.04.2013 konnten einige Leser unseres Journals einfangen. Auch weitere Mondfoto-Schmankerln befinden sich mit dabei.

1
Mondfinsternis vom 25. April 2013 in Leipzig, Frank Vohla fotografierte mit Smartphone am Okular eines 113/450-mm-Orion-Refraktors.
VdS-Journal Nr. 47

124

Amateurteleskope / Selbstbau Amateurteleskope / Selbstbau

Beobachterforum
2
Mondfinsternis vom 25. April 2013 im Rheinland, Thilo Bauer fotografierte mit einer DSLR Canon EOS 60D und einem Maksutov-Teleskop 1000 mm f/11, er belichtete 1/320 s bzw. 1/160 s bei ISO 400.

124

3
Mondfinsternis vom 25. April 2013 in Osnabrück, Martin Steinbeißer fotografierte mit einer DSLR Canon 450D.

4
Der ,,goldene Henkel" des Mondes am 20. April 2013 (Juragebirge um Sinus Iridum), Martin Steinbeißer fotografierte mit einer DSLR Canon 450D und 100/600-mm-Refraktor, 1/320 s bei Blende 5,6 und ISO 1600.
VdS-Journal Nr. 47

Leserbriefe

125

Leserbrief 1

Sehr geehrte Damen und Herren,
im VdS-Journal Nr. 45, S. 107 veröffentlichten Sie einen Leserbrief von Herrn Gottfried Beyvers aus Landshut. Darauf möchte ich gerne antworten:
Es bedürfte, wenn man dem Begriff ,,weltanschaulich neutral" einen so hohen Stellenwert zumisst, einer genauen Definition, was ,,weltanschaulich neutral" eigentlich ist und ob es so etwas überhaupt gibt.
Selbst ein Standpunkt wie der, den Herr Beyvers vertritt, würde dem Sinn, dem er diesem Begriff zueignet, nicht entsprechen, er ist selbst die Folge einer quasi dogmatischen Setzung, derjenigen nämlich, dass nur die Naturwissenschaft gültige Erkenntnisse erzielen kann. Diese Vorentscheidung ist mit den Mitteln der Naturwissenschaft selbst aber nicht begründbar, sondern ,,gesetzt", und damit dogmatischer, als das, was an theologischen Fakultäten (evangelische zumindest) gelehrt wird.
Die naturwissenschaftliche Methodik ist erfolgreich und das ist auch gut so. Aber sie ist selbst die Folge einer Entscheidung, nämlich der für eine bestimmte empirische Methodik.
Und diese Entscheidung wird nicht durch die Wissenschaft getroffen, sondern weil man sich von ihr einen richtigen Zugang zur Erkenntnis der Naturphänomene erhoffte.
Wer das nicht sieht, ist selbst im Begriff ,,dogmatisch" zu werden. Oder anders ausgedrückt: Wer nur die Naturwissenschaft

alleine als einzig sinnvolle und Erkenntnis bringende Methode ansieht, blendet diejenigen Untersuchungen aus, die versuchen, nicht nur die Frage nach dem ,,Wie?" zu beantworten. Aber selbst die Astrophysik hat es auch schon bei dem ,,Wie?", z. B. bei der Stringtheorie, oft mit Modellen zu tun, die sich der Beobachtung oder der stringenten Beweisführung entziehen.
Trotzdem ist es für viele Physiker gewinnbringend, sich damit zu befassen. Warum sollte es nicht auch zu einem fruchtbaren Dialog zwischen den Naturwissenschaften und der Theologie kommen? Von daher möchte ich Peter Völker zustimmen, der das unterbrochene Gespräch zwischen diesen Disziplinen bedauert.
Übrigens meint ,,Dogmatik" in der Theologie etwas völlig anderes als nicht zu hinterfragende Glaubenssätze.
Ich finde es erstaunlich, wie naiv überzogen die Ansprüche einiger Naturwissenschaftler auf die Totalerklärung der Welt heute noch geglaubt werden. Zu dieser Naivität zählt für mich auch eine klischeehafte Geschichtsbeurteilung, die die Vertreterinnen und Vertreter der Theologie von vorneherein moralisch disqualifizieren. Dogmen kommen nicht nur in der Theologie vor ...
Mit freundlichen (nicht weltanschaulich neutralen) Grüßen Horst Schoch
(VdS-Mitgliedsnummer: 15150)

Leserbrief 2
Antwort auf den Leserbrief von Gottfried Beyvers (in Heft 45, Seite 107) auf meine Vorbemerkung zur Rubrik ,,Das war'n noch Zeiten" / Heft 43. Darin formulierte ich unter Bezug auf einen Dialog zwischen Astronomen und Theologen im Jahre 1962: ,, Ein Vorbild, welches wiederholt werden sollte."
Der Mensch muss seinen Wahrnehmungskreis erweitern, um zu einer Erkenntnis zu gelangen. Die Schöpfung/die Natur ist durch Naturwissenschaften gut zu beschreiben, ihr Wesen zu erklären vermögen sie jedoch nicht. Der Mensch selbst ist Teil der Natur, somit in sie eingebettet. Er ist jedoch in der Lage, durch unterschiedliche Denkansätze sich ihrem Wesen anzunähern. Das sind die Naturwissenschaften, die Philosophie, die Kunst und die Theologie. Die Philosophie denkt darüber nach, wieweit das menschliche Denken -- wiederum Teil der Natur und daher begrenzt -- Zusammenhänge erkennen kann. Die Kunst ist gefühlte Natur. Manch einem läuft bei einer Beethoven-Symphonie ein Schauer über den Rücken, einem anderen bei Jimi Hendrix -- ein nicht zu erklärendes Phänomen. Werner Heisenberg definiert in ,,Der Teil und das Ganze" (dtv, 1985, S. 101): ,,Die Naturwissenschaft handelt von der objektiven materiellen Welt ... sie ist Grundlage technisch zweckmäßigen Handelns. Die Religion aber handelt von der Welt der Werte ... es geht um gut oder böse ... sie ist Grundlage der Ethik." Die gesamte Theologie auf die Gräueltaten der katholischen Kirche zu reduzieren, ist mir zu undifferenziert. Die Bibel lehrt nicht Kreuzzüge und Inquisition, sondern sagt (1. Joh, Kap. 4 Vers 16): ,,Gott ist Liebe." Und dagegen kann niemand etwas sagen. Also sollten alle, die um Erkenntnis ringen, miteinander reden. Peter Völker
VdS-Journal Nr. 47

126 Vorschau